Gemeindeentwicklungskonzept OBERSULM 2035 IMPRESSUM Gemeindeentwicklungskonzept Obersulm

Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG Stadtplanung ∙ Wirtschaftsförderung Projektentwicklung ∙ Kommunalberatung

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Projektbearbeitung Prof. Dr. Richard Reschl Steffen Niehues Philipp König Silke Mittnacht Corinna Götz

Auftraggeber Gemeindeverwaltung Obersulm Bernhardstraße 1 74182 Obersulm

Stand: 08. Oktober 2019

Alle Fotos: Reschl Stadtentwicklung INHALTSÜBERSICHT

1 Vorwort 08

2 Anlass und Prozess 10

2.1 Anlass für das Gemeindeentwicklungskonzept | OBERSULM 2035 12 2.2 Prozess 12

3 Grundlagen und Rahmenbedingungen 16

3.1 Räumliche Lage und regionalplanerische Vorgaben 18 3.2 Historische Entwicklung 21

4 Herausforderungen für Städte und Gemeinden 24

4.1 Demografischer und gesellschaftlicher Wandel 26 4.2 Wirtschaftlicher Strukturwandel 27 4.3 Ökologische Herausforderungen 28 4.4 Mobilität 29

5 Handlungsfelder der Gemeindeentwicklung | OBERSULM Obersulm 2035 30

5.1 Demografie | Gesellschaftlicher Wandel 32 5.1.1 Ausgangslage 32 5.1.2 Ergebnis der kommunalen Klausurtagung 37 5.1.3 Ergebnis der Bürgerbeteiligung 38

5.2 Landschaft | Ökologie | Klima 39 5.2.1 Ausgangslage 40 5.2.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 41 5.2.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 41 5.2.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 41

5.3 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 44 5.3.1 Ausgangslage 44 5.3.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 50 5.3.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 51 5.3.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 51

4 5.4 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 52 5.4.1 Ausgangslage 52 5.4.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 56 5.4.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 56 5.4.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 56

5.5 Soziales | Infrastruktur | Gesundheit | Kultur 58 5.5.1 Ausgangslage 58 5.5.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 59 5.5.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 64 5.5.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 64 5.5.5 Lupe Kinderbetreuung 65

5.6 Mobilität | Digitalisierung 68 5.6.1 Ausgangslage 68 5.6.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 69 5.6.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 70 5.6.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 70

5.7 Naherholung | Tourismus 72 5.7.1 Ausgangslage 72 5.7.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 72 5.7.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 73 5.7.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 73

5.8 Städtebauliche Gestalt | Identität 76 5.8.1 Ausgangslage 76 5.8.2 Ergebnisse der Bürgerbefragung 78 5.8.3 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 78 5.8.4 Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 78

6 Strategiesche Ziele | Projekte und Planungen 80

6.1 Demografie | Gesellschaftlicher Wandel 82 6.1.1 Grundsatz 82 6.1.2 Strategische Ziele 82 6.1.3 Projekte und Planungen 83

5 6.2 Landschaft | Ökologie | Klima 84 6.2.1 Grundsatz 84 6.2.2 Strategische Ziele 84 6.2.3 Projekte und Planungen 86

6.3 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 88 6.3.1 Grundsatz 88 6.3.2 Strategische Ziele 88 6.3.3 Projekte und Planungen 90

6.4 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 94 6.4.1 Grundsatz 94 6.4.2 Strategische Ziele 94 6.4.3 Projekte und Planungen 96

6.5 Soziales | Infrastruktur | Gesundheit | Kultur 100 6.5.1 Grundsatz 100 6.5.2 Strategische Ziele 100 6.5.3 Projekte und Planungen 102

6.6 Mobilität | Digitalisierung 106 6.6.1 Grundsatz 106 6.6.2 Strategische Ziele 106 6.6.3 Projekte und Planungen 108

6.7 Naherholung | Tourismus 112 6.7.1 Grundsatz 112 6.7.2 Strategische Ziele 112 6.7.3 Projekte und Planungen 113

6.8 Städtebauliche Gestalt | Identität 116 6.8.1 Grundsatz 116 6.8.2 Strategische Ziele 116 6.8.3 Projekte und Planungen 117

7 Handlungsprogramm 120

8.1 Finanzen 122 8.2 Projektplan 124 8.3 Städtebauliches Leitbild 128

6 7 VORWORT 1

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Obersulm „Fit“ für die Zukunft zu machen und mit der Bürgerschaft „Weichen“ zu stellen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Gemeindeentwicklung, war das erklärte Ziel zu Beginn dieses Projektes. Mit Stolz können wir feststellen, dass wir dieses Ziel erreicht haben.

Gemeinderat und Verwaltung ist es ein wichtiges Anliegen, die Einwohner aktiv am Entschei- dungsprozess für die Zukunft unserer schönen Gemeinde zu beteiligen. Vor allem die vielfälti- gen Interessen und Meinungen zu hören und in die jetzt festgeschriebenen Ziele der Gemeinde einfließen zu lassen gehört heute zu einer modernen Verwaltungsarbeit. Zu Beginn haben wir deshalb im Rahmen einer repräsentativen Bürgerbefragung die Meinungen schriftlich abge- fragt. Hinzu kam ein Bürgerworkshop in der Kelter Eichelberg mit zahlreichen interessierten Bürgerinnen und Bürgern mit einer Menge interessanter Ideen und Wünsche. Sowohl bei der Bürgerbefragung, als auch beim Bürgerworkshop waren wir von der regen Teilnahme über- wältigt. Mit rund 43 % Rücklaufquote bei der Befragungsaktion im Sommer 2018 haben die Obersulmer gezeigt, dass Ihnen eine gute Entwicklung ihrer Gemeinde am Herzen liegt, eine sehr hohe Zufriedenheit mit den Lebensverhältnissen in der Gemeinde und allen Ortsteilen besteht und dass sie für Verbesserungen auch ihre Ideen miteinbringen wollen.

Neben der Bürgerschaft hat sich aber auch der Gemeinderat intensiv mit der Gemein- deentwicklung befasst und im Rahmen einer Klausurtagung im Herbst 2018 und mehreren Gemeinderatssitzungen strategische Ziele erarbeitet. Das Entwicklungskonzept bietet sowohl dem Bürgermeister als auch dem Gemeinderat die Grundlage für eine strategische Steuerung der Gemeinde Obersulm. Aus den gemeinsam definierten strategischen Zielen, lassen sich Leitprojekte und konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung ableiten. Die Umsetzung werden wir dann mit unseren engagierten und motivierten Mitarbeitern, sowohl im Rathaus, als auch in den Einrichtungen, offen angehen. Das Konzept bietet hierfür einen klaren Handlungsauftrag. An dieser Stelle darf ich mich bei allen Beteiligten, den zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern und dem engagierten Gemeinderäten und Ortsvorstehern für Ihr Mitwirken bedanken. Ich freue mich, dass sich der Gemeinderat auf einen bürgerbeteiligungsorientierten Gemein- deentwicklungsprozess eingelassen hat und die Bürgerschaft dies so positiv angenommen hat. Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Professor Reschl und seinem Team für die Begleitung des Projekts in Obersulm.

Mit der Erstellung des Gemeindeentwicklungskonzepts „Obersulm 2035“ haben wir nun gemeinsam einen „Fahrplan“ und auch eine grobe Richtschnur für die kommenden Jahre erarbeitet. Spannend und eine große Herausforderung wird es sein, die vielen Ziele und Vor- stellungen für unsere Gemeinde Obersulm dann umzusetzen und unsere Zukunft aktiv und positiv zu gestalten.

Es grüßt Sie herzlich Ihr

Tilman Schmidt Bürgermeister ANLASS UND PROZESS.1 DER STADTENTWICKLUNGSPROZESS FELDKIRCH 2 ANLASS FÜR DAS GEMEINDE- ENTWICKLUNGSKONZEPT | OBERSULM 2035 2.1

Gemeindeentwicklungsprozesse werden häufig vor. Die Gemeindeverwaltung beabsichtigt nun mit durch Ereignisse angestoßen, die die Gemeinde zum der Erarbeitung des „Gemeindeentwicklungskon- Handeln auffordern oder durch einen Strukturwan- zepts | OBERSULM 2035“ zum einen bereits vorlie- del, der eine Neuausrichtung in der Kommune erfor- gende Planungen in ein Gesamtkonzept zu integ- derlich macht. Ein solcher Gemeindeentwicklungs- rieren, aber auch neue Herausforderungen und die prozess muss deshalb die Herausforderungen einer Belange aller sechs Ortsteile aufzunehmen. Zudem Gemeinde ermitteln und Entwicklungsperspektiven dient das Konzept als Grundlage für die Fortschrei- sowie Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Dabei müs- bung des Flächennutzungsplans (2019). sen Handlungsansätze für alle kommunalen Aufga- benfelder definiert werden. Dabei soll der Entwicklungsprozess in ein konkretes und umsetzungsbezogenes Handlungsprogramm Die Gemeindeverwaltung hat in den vergangenen münden, das für die Bürgerschaft, den Gemein- Jahren themenbezogen eine Reihe strategischer derat und die Verwaltung als Grundlage für das Planungen erarbeitet und auch umgesetzt. Dies kommunale Handeln dient. Dieses Handlungspro- betrifft beispielsweise die Bereiche Bildung und Be- gramm, bezeichnet als „Gemeindeentwicklungs- treuung, Sportstätten, Lärm und Verkehr, Einzel- konzept | OBERSULM 2035“, umfasst alle Lebensbe- handel sowie die städtebauliche Erneuerung. reiche der Gemeinde: Von der sozialen, kulturellen und technischen Infrastruktur, dem öffentlichen Aus dem Jahr 2016 liegt bereits ein integriertes Raum, der Wirtschaft und der Arbeitsplätze, der städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) der Nahversorgung, Baukultur und Mobilität bis hin zu LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH den Bereichen Wohnraum und Wohnumfeld.

PROZESS 2.2

Das Gemeindeentwicklungskonzept | Obersulm PHASE 1 | Zu Beginn des Gemeindeentwicklungspro- 2035 wurde in einem dialogorientierten Prozess zesses wurden eine umfangreiche Bestandsaufnah- entwickelt. Neben der Zusammenarbeit und Ab- me und Bestandsanalyse durchgeführt, um einen stimmung mit der Verwaltung wurden die Bürgerin- Eindruck von der aktuellen Ausgangslage zu erhalten. nen und Bürger in den gesamten Prozess miteinbe- Bestandteil dieser Grundlagenarbeit sind auch eine zogen. Bevölkerungsvorausrechnung mit Entwicklungspers- pektive und eine repräsentative Bürgerbefragung zu den Themenfeldern der Gemeindeentwicklung durch das Büro Reschl Stadtentwicklung.

12 Bei der in Obersulm durchgeführten Befragung al- der Hofwiesenhalle in Willsbach vorgestellt und die ler Personen, die 16 Jahre und älter sind (4.000 Be- Erwartungen ebenfalls der Bürger an die Bürgerbe- fragte), konnte ein Rücklauf von 43 Prozent erreicht teiligung aufgenommen. In der Zukunftswerkstatt werden. Damit liegen zum ersten Mal repräsentati- am 31. Januar 2019 wurden strategische Ziele und ve Aussagen darüber vor, was den Einwohnerinnen Umsetzungsschritte zu den sechs Themenfeldern, und Einwohnern wichtig ist. die auch in der Klausurtagung vom Gemeinderat diskutiert wurden, erarbeitet. Zudem haben die PHASE 2 | Am 19. und 20. Oktober 2018 fand an ei- Bürgerinnen und Bürger an diesem Abend auch nem neutralen dritten Ort, also nicht im Ratssaal, eine Einschätzung zur zukünftigen Bevölkerungs- eine Klausurtagung mit dem Gemeinderat und der entwicklung abgegeben. Zum Ende der Werkstatt Verwaltung statt. Dort wurden die Ergebnisse aus wurden die Ergebnisse dem Gemeinderat und der der Bürgerbefragung und der Bevölkerungsvoraus- Verwaltung durch Gruppensprecher vorgestellt. Im rechnung zusammenfassend dargestellt und der Frühjahr 2019 fanden zudem drei Expertengesprä- Gemeinderat um eine Einschätzung der zukünfti- che mit ausgewählten Vertretern aus dem wirt- gen demografischen Entwicklungsperspektive ge- schaftlichen und öffentlichen Leben, sogenannten beten. Die Themen Demografie | Gesellschaftlicher Multiplikatoren, statt. Wandel und Landschaft | Ökologie | Klima wurden als übergeordnete Querschnittsthemen vorgestellt, PHASE 4 | Die Ausarbeitung des Gemeindeentwick- da diese Auswirkungen auf alle Bereiche der Ge- lungskonzepts erfolgte im Frühjahr 2019. Hierbei meindeentwicklung haben. Alle weiteren Themen, wurden vom Büro Reschl Stadtentwicklung Leitbild, zu denen der Gemeinderat in Gruppenarbeiten strategische Ziele sowie Projekte und Planungen er- strategische Zielsetzungen und Umsetzungsschrit- arbeitet und diese mit einer Finanzierungsübersicht te erarbeitet hat, sind im Folgenden aufgeführt: zusammengefasst. Die erste Vorstellung des Leit- bilds, der strategischen Ziele sowie Projekten und - Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen Planungen im Gemeinderat erfolgte im April 2019. - Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Der Beschluss für das Gemeindeentwicklungskon- Einzelhandel zept | OBERSULM 2035 wurde in der Gemeinderats- - Soziales | Infrastruktur | Gesundheit | Kultur sitzung am 17.10.2019 gefasst. - Mobilität | Digitalisierung - Naherholung | Tourismus - Städtebauliche Gestalt | Identität

PHASE 3 | Die Einbindung der Bürger in den Prozess erfolgte sowohl über die repräsentative Bürger- befragung, als auch über eine Zukunftswerkstatt „Ideen | Obersulm 2035“, in deren Rahmen alle The- menfelder der Gemeindeentwicklung behandelt wurden. Die Ergebnisse der Befragung wurden den Bürgerinnen und Bürgern vorab in einer öffentli- chen Auftaktveranstaltung am 24. Januar 2019 in

13 14 Der Gemeindeentwicklungsprozes Obersulm Quelle: Reschl Stadtentwicklung

15 GRUNDLAGEN UND

RAHMENBEDINGUNGEN.1 DER STADTENTWICKLUNGSPROZESS FELDKIRCH 3 RÄUMLICHE LAGE UND REGIONAL- PLANERISCHE VORGABEN 3.1

Eine Gemeinde muss immer auch in ihrem regio- Lage an der Stadtbahn , bzw. Bahnlini- nalen Kontext betrachtet werden. Bei den Themen en von günstigen Bedingungen für eine verstärkte Individualverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Siedlungsentwicklung ausgegangen. Die Gemeinde Wohnungsbau und Arbeitsplatzentwicklung ist der ist darüber hinaus Bestandteil der Landesentwick- regionale Kontext und die Frage, was in den Nach- lungsachse von Bretten über Heilbronn, Schwäbisch barkommunen passiert, evident. Hall und Crailsheim nach Feuchtwangen.

Es bestehen Wechselwirkungen zwischen dem Ge- Als ausgewiesener Siedlungsbereich wird für die Ge- meindegebiet und den umliegenden Städten und meinde Obersulm darüber hinaus eine gezielte Zu- Gemeinden. Zwar kann kommunales Handeln in der nahme der Bevölkerung als auch eine Fortführung Regel nur auf der eigenen Gemarkung stattfinden, bisheriger gewerblicher Schwerpunktfestlegungen dennoch sind viele Entwicklungen von den umlie- bei weitgehender Orientierung am jeweiligen Ker- genden Kommunen und der Region abhängig. nort angenommen. Für die weitere Siedlungsent- wicklung im Bereich Wohnen wird der Gemeinde Die Gemeinde Obersulm liegt rund 15 Kilometer öst- vom Regionalplan dabei eine Bruttowohndichte lich von Heilbronn und 15 Kilometer südöstlich von von 50 Einwohnern je Hektar zugeordnet. in den Naturräumen Schwäbisch-Frän- kischer Wald und der Hohenloher-Haller Ebene. Dennoch ist die Gemeinde Obersulm durch regio- Die Gemeinde gehört zum Landkreis Heilbronn in nalplanerische Restriktionen (regionaler Grünzug, der Region Heilbronn-Franken und gliedert sich in Landschaftsschutzgebiet, Wasserschutzgebiet die Ortsteile Affaltrach, Eichelberg, Eschenau, Sülz- etc.) in ihrer Entwicklung eingeschränkt. bach, Weiler und Willsbach. Ebenfalls zum Gemein- degebiet gehören die Höfe Friedrichshof, Kriegshölz- le, Waldhof und Zeilhof und die Weiler Wieslensdorf und Neuhaus. Die Gemeinde Obersulm grenzt im Süden an die Gemarkungen der Stadt Löwenstein. Westlich schließen sich die Gemeinden Lehren- steinsfeld und an. Im Norden grenzen Teile der Gemarkung der Stadt an Obersulm und im Osten die Gemeinde Bretzfeld an.

Gemäß Regionalplan Heilbronn-Franken bildet die Gemeinde Obersulm ein Kleinzentrum in der Randzone um den Verdichtungsraum Heilbronn. Als Kommune mit zentralörtlicher Funktion kommt der Gemeinde die Bedeutung zu, die Grundversor- gung für ihre Einwohnerschaft zu decken. Zusätz- lich erfüllt die Gemeinde unterzentrale Funktionen. Des Weiteren wird aufgrund der verkehrsgünstigen Regionale Einordnung Obersulms Quelle: Reschl Stadtentwicklung 18 Auszug Strukturkarte Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken

Auszug Raumnutzungskarte Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken

19 Siedlungs- und Verkehrsfläche 718 ha - 23,1 %

Landwirtschaftsfläche 1476 ha - 47,5 %

Waldfläche 826 ha - 26,6 %

Wasserfläche 46 ha - 1,5 %

Sonstige Flächen Flächenaufteilung Obersulms 42 ha - 1,4 % Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

20 HISTORISCHE ENTWICKLUNG 3.2

Die Gemeinde Obersulm wurde erst am 1. Mai 1972 Der Ortsteil Willsbach stellt mit 4.050 Einwohnern in der heutigen Form und Zusammensetzung neu den zweitgrößten Anteil an der Gemeinde. Der Tei- gegründet. Sie besteht aus den Teilorten Affaltrach, lort verteilte sich im Wesentlichen auf die 3 Grund- Eichelberg, Eschenau, Weiler bei Weinsberg, Wills- besitzer: die von Weiler, die Johanniter-Kommende bach und seit dem Jahre 1975 auch der Teilort Sülz- Affaltrach und das Kloster Schöntal. Durch den bach. Aufgrund des späten Zusammenschlusses Bau der Eisenbahnlinie im Jahre 1861 und die Inbe- der Teilorte zur Gemeinde, weisen alle Ortsteile eine triebnahme der Stadtbahn ist Willsbach heute der sehr individuelle jahrhundertelange Geschichte auf. Hauptverkehrsknotenpunkt innerhalb der Gemein- de. In schriftlichen Aufzeichnungen wird der Teilort Eschenau als erstes unter dem Namen „Villa Esgi- Der nächstgrößte Teilort ist Eschenau mit 2.300 naha“ im Jahre 780 n.Chr. erwähnt. Erst etwa 250 Einwohnern. 1504 wurde die Burg von Eschenau zer- Jahre später wurden die Teilorte Weiler und Sülz- stört und etwa 60 Jahre später wurden die Herren bach erstmals erwähnt. Die weiteren Ortsteile wur- von Eschenau zum letzten Mal erwähnt. 1573 wurde den erst im Laufe des 13. Jahrhunderts namentlich das Schloss in Eschenau von den Herren von Gem- erwähnt, Willsbach als letzte Gemeinde im Jahre mingen errichtet. 1736 fällt das Schloss zusammen 1254 n.Chr. Es gibt jedoch Bodenfunde die nachwei- mit dem Dorf an die Familie Killinger. Zuvor wech- sen, dass das Gebiet bereits über 500 Jahre früher selte der Teilort bereits mehrfach den Besitzer. besiedelt worden ist. Der Teilort Sülzbach, als viertgrößter Ortsteil der Mit heute 4.400 Einwohnern ist Affaltrach der größ- Gemeinde (1700 Einwohner) wurde 1037 erstmals te Teilort, in welchem sich auch das Rathaus der erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war Sülz- Gemeinde befindet. Um 1600 verlegte der Johanni- bach die Mutterkirche der Kirche von Ellhofen. Die terorden seinen Sitz von Schwäbisch Hall nach Aff- Kirche St.Kilian galt sogar als Mutterkirche des altrach. Bereits zwischen 1278 und 1322 erwarb der gesamten Weinsberger Tal und wurde bereits 1243 Orden Teile des heutigen Gemeindegebiets. 1333 erwähnt. Mitte des 14. Jahrhunderts schenkte En- wurde Affaltrach vom Kaiser Ludwig, auf Wunsch gelhardt von Weinsberg die Kirche in Sülzbach dem von Graf Nikolaus von Löwenstein, zur Stadt er- Kloster Schöntal, welches auch den größten Grund- nannt. Das Kommenturgebäude von 1694 besteht besitz im Teilort besaß. Im Jahr 1504 wurde Sülz- bis heute, befindet sich allerdings in Privatbesitz. Ab bach württembergisch. Etwa 20 Jahre später wurde 1660 wanderten vermehrt Juden in die Gemeinde der Teilort während des Bauernkrieges zerstört. ein und machten bereits 200 Jahre später über 1/5 der Bevölkerung aus. Aus diesem Grund wurde 1851 in diesem Ortsteil eine jüdische Synagoge errichtet, die seit einigen Jahren das Museum „zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn” beherbergt. Heute ist kaum noch zu erkennen, wo der Ort an- fängt und wo er aufhört. Denn durch die Neubau- gebiete ist er sowohl mit Eschenau, als auch mit Willsbach zusammengewachsen.

21 Durch die in Europa um das Jahr 1634 wütende Pest wurde die Bevölkerung auch in Sülzbach stark de- zimiert. 2001 gewann der Teilort den Landes- und Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner wer- den“.

Weiler ist der zweitkleinste Ortsteil mit lediglich 710 Einwohnern. Seit etwas mehr als 100 Jahren nach der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1037 war die Adelsfamilie von Weiler in dem Teilort an- sässig und hatte 1588 das Schloss erbaut. Diese sehr einflussreiche Familie bestimmte das geschehen im Ort über das gesamte Mittelalter. Die ehemalige Wallfahrtskapelle war „Unser Lieben Frau“ gewid- met und stellt heute die Friedhofskapelle, mit Gruft der von Weiler, dar. Heute befindet sich das größ- te Schulmuseum Baden-Württembergs im Ortsteil Weiler.

Der kleinste (670 Einwohnern), aber gleichzeitig der am höchsten (306m) gelegene Ort ist Eichelberg. Der Ort war ab 1504 ein Lehen der Herren von und zu Weiler und viel 1806 genauso wie der Ortsteil Weiler an Württemberg.

22 23 HERAUSFORDERUNGEN FÜR

STÄDTE UND GEMEINDEN DER STADTENTWICKLUNGSPROZESS FELDKIRCH 4 Angesichts großer Herausforderungen, vor denen bundesweit alle Städte und Gemeinden stehen, müssen neue Strategien erarbeitet werden, um eine zukunftsfähige und nachhaltige Weiterentwicklung der Wohn-, Arbeits- und Lebensräume sicherzustellen. Dabei gilt es, der hohen Bedeutung der Städte und Gemeinden als Orte zum Wohnen und Arbeiten und für Bildung, Freizeit und Kultur gerecht zu werden. Ziel ist es deshalb, die Qualität aller Infrastruktureinrichtungen, des öffentlichen Raumes, der Wirtschaft und der Arbeitsplätze, der Nahversor- gung, der Baukultur und Mobilität sowie des Wohnraumes und des Wohnumfeldes zu verbessern und langfristig zu sichern.

Um diese Zielsetzung erreichen zu können, muss der „Blick über den Tellerrand“ hinaus ausgedehnt werden, so dass unterschiedlichste und richtungsweisende Einflüsse berücksichtigt werden können. Für die strategische Ausrichtung einer Gemeindeentwicklung spielen vor allem Herausforderungen, wie beispielsweise die Globali- sierung, der ökonomische Strukturwandel, der demografische Wandel, Migrationsprozesse, soziale Veränderun- gen, neue Ansprüche an städtebauliche Strukturen, veränderte Anforderungen an die Daseinsvorsorge, klimati- sche Anpassungserfordernisse und finanzielle Handlungsspielräume eine besondere Rolle.

Mehr denn je sind kommunale Handlungsprogramme, wie es das Gemeindeentwicklungskonzept | OBERSULM 2035 eines ist, eine wichtige Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Städte und Gemeinden.

DEMOGRAFISCHER UND GESELLSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL 4.1

Der demografische Wandel in der Bundesrepublik Trotz des erhöhten Zuzugs aus dem In- und Ausland, Deutschland lässt sich in besonderem Maße mit hat das seit 2007 anhaltenden Geburtendefizit und den inzwischen hinlänglich bekannten Schlagwor- die zunehmende Alterung der Gesellschaft bereits ten „älter und bunter!“ umschreiben. heute Auswirkungen auf die Gemeinde Obersulm. Zwar ist die aktuelle Geburtenrate im Landkreis Wir werden auch, zumindest aus der „natürlichen Heilbronn mit 1,67 Kindern pro Frau vergleichsweise Bevölkerungsentwicklung“ weniger, weil die Zahl höher als beispielsweise im Land Baden-Württem- der Geburten bereits seit Mitte der 1960er-Jahre berg (1,57), dessen ungeachtet werden sich zukünf- kontinuierlich sinkt. Gründe für diese Entwicklung tig jedoch trotzdem starke Veränderungen in der lassen sich einerseits im zunehmenden materiellen Obersulmer Altersstruktur ergeben. Diese führen Wohlstand, als auch in der veränderten Bedeutung wiederrum zu deutlich spürbaren Konsequenzen für der Familie sowie einer grundsätzlich gewandelten die kommunale Infrastruktur. Rolle der Frau finden. Die neuesten Vorausrechnun- gen der statistischen Ämter auf Landes- wie auch Wir werden „bunter“, da sich unser Wohlstand auch Bundesebene zeigen jedoch, dass dieses „weniger“ auf die Arbeitskraft von Zuwanderern stützt und nicht in den unmittelbar nächsten zwei Jahrzehnten die eingewanderten Menschen hier ihre Kultur le- vollzogen wird, sondern durch die sich verändern- ben. Wir werden aber auch deshalb bunter, weil sich den Wanderungsprozesse erst im Zeitraum danach die Lebensstile in unserer Gesellschaft immer weiter wirksam wird. Nach wie vor ist es allerdings so, dass ausdifferenzieren und individuelle Lebensentwürfe die Stabilisierung der Bevölkerungszahl nicht ohne in den Vordergrund rücken. Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland und innerhalb Deutschlands erreicht werden kann.

26 So positiv sich die Hintergründe der demografischen ren, die veränderte Anforderungen an das Wohnen Entwicklung grundsätzlich darstellen, so umfang- und den öffentlichen Raum stellen. Auch für die reich und vielfältig sind die Folgen auf kommunaler wachsende Zahl der Hochbetagten müssen ent- Ebene. sprechende Wohnangebote in der Pflege oder in der ambulanten Hilfe vorgehalten werden. Hinter den Stichworten der „Generationengerech- tigkeit“ und der „Barrierefreiheit“ verbergen sich In der bunten und individueller werdenden Gesell- in diesem Zusammenhang weitere Herausforde- schaft wird es schwieriger, Gemeinschaft zu schaf- rungen für die kommunale Ebene. Einerseits muss fen und zu stiften, alle Individuen einzubinden und Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Pers- zum Engagement anzuregen. Diese Entwicklung pektive geboten und auf deren höchst unterschied- spüren vor allem die Kirchen, aber auch Vereine und liche Bedürfnisse eingegangen werden. Andererseits Kultureinrichtungen. Diese Entwicklung ist eine der muss die Kommune quantitativ und qualitativ auf großen Aufgabenfelder, auch für die „Gemeindege- die wachsende Zahl älterer, aber durchaus noch sellschaft“ in der Gemeinde Obersulm. aktiver und im Leben stehender Menschen reagie-

WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL 4.2

Der Begriff „Globalisierung“ fasst einen weltweiten der Grund- und Nahversorgung in der Fläche bereits Wandel wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und heute spürbar ist. Die Gründe dafür liegen u.a. in die globale Verflechtung wirtschaftlicher Strukturen Rationalisierungsmaßnahmen auf Seiten des sta- zusammen, welche bis auf die lokalen Wirtschafts- tionären Handels, die durch verändertes Konsum- strukturen Einfluss haben und damit auch das verhalten und nicht zuletzt das massive Wachstum kommunale Handeln in der Gemeinde Obersulm des Internet-Handels bedingt werden. In vielen betreffen. Die Herausforderungen, die sich daraus Klein- und Mittelzentren sowie Nebenzentren und ergeben, sind vielfältig und deren direkte Auswir- Stadtteilen in den größeren Städten führt diese kungen bei der Beschäftigungsentwicklung und der Entwicklung zu einem „Ausbluten“ gewachsener kommunalen Finanzkraft spürbar. Einzelhandelsstandorte und zum Verlust einer fuß- läufig erreichbaren Nahversorgung. Dieses gilt es in Ein konkretes Beispiel für wirtschaftsstrukturelle der Gemeinde Obersulm nachhaltig zu verhindern. Veränderungen zeigt sich im Einzelhandel. Die- ser befindet sich in einem tiefgreifenden Struktur- Ohne eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung wandel, der von Verkaufsflächenwachstum und gibt es keine nachhaltige Gemeindeentwicklung. Zentralisierung einerseits und einer Ausdünnung Ein ausdifferenziertes Arbeitsplatzangebot und re- des Versorgungsnetzes andererseits gekennzeich- spektable Gewerbesteuereinnahmen ermöglichen net ist. Konkret sichtbar wird diese Entwicklung in Investitionsspielräume im gemeindlichen Haus- der Schaffung neuer Verkaufsflächen in Oberzen- halt. Die Gemeinde Obersulm als Kommune mit tren, etwa in den neu eröffneten Shoppingcentern einem traditionell hohen Anteil an Arbeitsplätzen in Stuttgart oder in den großen Einkaufszentren im produktiven Sektor ist Teil dieses übergeordne- vor den Toren der Städte, wie etwa das Ö-Center ten Trends und sollte deshalb auf die sich ändernde in Öhringen an der A 6 oder das „Tammer Feld“ an Wirtschaftsstruktur reagieren bzw. ihre örtlichen der A 81 bei Ludwigsburg. Andererseits ist der Ein- Rahmenbedingungen dementsprechend anpassen. zelhandel in den Klein- und Mittelzentren immer weiter auf dem Rückzug, sodass der Rückgang bei 27 ÖKOLOGISCHE HERAUSFORDERUNGEN 4.3

Extreme, für Deutschland bisher untypische Wetter- Beanspruchung für Verkehrs- und Siedlungserwei- lagen, beispielsweise Starkregenfälle mit Hochwas- terungen beinhaltet, lag dabei bei 7,9 Hektar pro ser, Trockenperioden oder sehr milde Winter sind Tag. Anzeichen eines voranschreitenden Klimawandels und das Ergebnis der vielfältigen Eingriffe des Men- Um die endliche und ökologisch wertvolle Ressource schen in das globale Ökosystem. Neben der inten- „Boden“ und die in und auf ihr lebende Artenviel- siven Wassernutzung sind es vor allem die intensive falt zu schützen, aber auch aufgrund steigender, für Bodennutzung durch industrielle Bewirtschaftung, Kommunen schwer zu bewältigender Erhaltungs- Rohstoffabbau in Verbindung mit den steigenden kosten für bestehende Infrastrukturen angesichts in Energiebedarfen und Treibhausemissionen von Ver- Teilräumen rückläufiger Bevölkerungszahlen, haben kehr, Industrie und Gewerbe, die die Umwelt belas- Bund und Länder 2002 die bundesweite Minimie- ten. Auch der Bau und Betrieb von Wohngebäuden rung des täglichen Flächenverbrauchs auf 30 Hek- durch Verbrennung fossiler Energieträger leistet ei- tar pro Tag bis im Jahr 2020 beschlossen. Für das nen erheblichen Beitrag zur Umweltbelastung. Land Baden-Württemberg bedeutet dies eine Ziel- größe von täglich 3,0 Hektar. Aus diesem Grund sind die Auswirkungen von grö- ßeren und kleineren (Bau-)Maßnahmen auf das Die Landesregierung in Baden-Württemberg be- Klima der Gemeinde zu beachten und ggf. Strate- kräftigte 2016 in ihrem Koalitionsvertrag den bereits gien zur Anpassung an die damit einhergehenden von den Vorgängerregierungen gesetzten „Netto- Klimaveränderungen zu entwickeln. Null“-Verbrauch, jedoch ohne eine zeitliche Zielan- gabe. Dies macht deutlich, dass die Reduktion des Im Jahr 2017 beanspruchte im Schnitt jeder Bun- Flächenverbrauchs einen langwierigen Prozess er- desbürger 46,5 Quadratmeter Wohnraum für sich fordert. – Tendenz steigend. Gründe liegen vor allem in der zunehmenden Zahl der Single-Haushalte und dem Zur Erfüllung dieser landespolitischen Vorgaben Anstieg der Wohnfläche mit zunehmendem Alter. müssen auf der konkreten örtlichen Ebene zielfüh- Zum 31. Dezember 2017 betrug laut „Automatisier- rende Maßnahmen, z.B. eine konsequente Inne- tem Liegenschaftsbuch“ des Statistischen Landes- nentwicklung, umgesetzt werden. Gleichzeitig ist amtes Baden-Württemberg die Siedlungs- und Ver- auch bei Innenentwicklungsmaßnahmen darauf zu kehrsfläche in Baden-Württemberg 520.301 Hektar, achten, dass die bestehende Siedlungs- und Freif- das entsprach 14,6 Prozent der Landesfläche. lächenstruktur durch Nachverdichtungen oder die Umnutzung von Flächen nicht zu sehr belastet wird. Die tägliche „Neuinanspruchnahme“ von Flächen, der sogenannte tägliche Flächenverbrauch, der in der Bundesrepublik die allgemein herrschen- de, rasante Nutzungsänderung vorwiegend land- wirtschaftlich genutzter Böden für eine intensive

28 MOBILITÄT 4.4

Mobilität ist einem enormen Veränderungsprozess immer noch einen sehr hohen Stellenwert ein. unterworfen. Vornehmlich, aber nicht ausschließ- Neben den Veränderungen bei der Verkehrsmittel- lich, in den Großstädten ist dabei ein Bewusstseins- wahl ist eine hohe Dynamik bei der Fahrzeugtech- wandel festzustellen, hin zur Nutzung unterschied- nik sowie der Vernetzung des Verkehrswesens zu licher Verkehrsmittel (Inter- bzw. Multimodalität). beobachten. Elektromobilität, autonomes Fahren, Gleichzeitig verliert das Auto an Bedeutung. Dies die Nutzung von Sharing-Angeboten oder der Aus- zeigt sich beispielsweise am sogenannten „Modal bau von (digitalen) Verkehrsleitsystemen werden in Split“, der die Verkehrsmittelwahl im Personenver- Zukunft an Bedeutung im örtlichen und überörtli- kehr angibt. Die Anzahl der Pkw-Fahrer und Mitfah- chen Verkehr gewinnen. Für die Städte und Gemein- rer ist hierbei in den Städten in den letzten Jahren den gilt es zu prüfen, welche dieser Themengebiete gesunken, wohingegen der ÖPNV und das Fahrrad durch die Planung und Realisierung von Maßnah- an Bedeutung zulegen konnten. Dennoch nimmt men aktiv gefördert werden können. das Automobil, gerade auch im ländlichen Raum,

29 HANDLUNGSFELDER DER GEMEINDEENTWICKLUNG OBERSULM 2035 5 Im Rahmen des Gemeindeentwicklungsprozesses wurden sechs Handlungsfelder und zwei Querschnittsthe- men definiert. Diese sechs Handlungsfelder dienen als Struktur für die Diskussion im Rahmen der kommunalen Klausurtagung, der Bürgerbeteiligung und in der Konkretisierung und Umsetzung des Gemeindeentwicklungs- konzepts. Die Querschnittsthemen, die sich auf alle Bereiche der Gemeindeentwicklung auswirken, sind die demografische und gesellschaftliche Entwicklung sowie die ökologischen und landschaftsbezogenen Betrach- tungsweisen.

DEMOGRAFIE | GESELLSCHAFTLICHER WANDEL 5.1

Die demografische Entwicklung einer Stadt oder Standort ansiedeln, was gleichzeitig auch einen po- Gemeinde wird durch die natürliche Bevölkerungs- sitiven Effekt auf die Verkehrssituation in einer Ge- entwicklung, bestehend aus der Geburten- und meinde durch den Rückgang der Pendlerströme ha- Sterberate sowie durch den Wanderungssaldo (Dif- ben kann. Weitere „weiche“ Standortfaktoren sind ferenz aus Zu- und Fortzügen) bestimmt. eine gute kommunale Infrastruktur, die sich beson- ders durch Bildungs- und Betreuungseinrichtungen Die Bevölkerungsentwicklung kann durch kommu- auszeichnet, wie auch ein positives Image und ein nalpolitische Maßnahmen nur beschränkt beein- vielfältiges Freizeitangebot. flusst werden. Um dennoch eine positive Bevölke- rungsentwicklung in der Gemeinde zu erreichen, Weiterhin haben externe Faktoren erheblichen Ein- können verschiedene Voraussetzungen geschaffen fluss auf die demografische Entwicklung und das werden, um die Attraktivität der Gemeinde zu stei- Wanderungsverhalten, was durch die aktuell an- gern. Zum einen kann die Schaffung von Angeboten haltende Flüchtlingsbewegung, die auch für die Zu- auf dem Wohnungs- bzw. Baulandmarkt zur Stei- kunft schwer einzuschätzen ist, verdeutlicht wird. gerung des Wanderungssaldos führen und somit Auch das kommunale bzw. regionale Angebot an der demografischen Entwicklung entgegenwirken. Arbeitsplätzen hat Auswirkungen darauf, ob Kom- Zum anderen kann die Schaffung von Arbeitsplät- munen bzw. Teilräume von Regionen von ihrer Zahl zen dazu beitragen, dass sich Arbeitnehmer am her schrumpfen oder wachsen.

Ausgangslage 5.1.1

Rückblick

Betrachtet man die langjährige Entwicklung der Obersulms auf Grund der Korrektur des Zensus im Gemeinde Obersulm, so ist die Einwohnerzahl seit Jahr 2011 nur um 1,28 Prozent gestiegen. Im Land- dem Jahr 1992, bis auf den sogenannten „Zensus- kreis Heilbronn und in der Region Heilbronn-Fran- knick“ im Jahr 2011, nahezu stetig gestiegen. Im re- ken konnte in diesem Zeitraum ein Wachstum von gionalen Vergleich ist die Bevölkerungsentwicklung 3,87 bzw. 2,24 Prozent verzeichnet werden. Zum Obersulms allerdings unterdurchschnittlich verlau- Stichtag 31.12.2017 leben laut Einwohnermeldeamt fen. Im Zeitraum von 2001 bis 2016 ist die Bevölke- insgesamt 14.019 Einwohnerinnen und Einwohner in rung der Gemeinde Obersulm.

32 Bevölkerungsentwicklung

Das zuletzt erreichte Bevölkerungs- wachstum Obersulms ist vor allem auf den positiven Wanderungssaldo zurückzuführen. Denn im Zeitraum von 2001 bis 2016 überwog die An- zahl der Zuzüge in die Gemeinde Obersulm mehrfach die Anzahl der Fortzüge über die Gemeindegrenze. Im Jahr 2016 wurde sogar ein Spit- zenwert von 1.102 Zuzügen gegen- über 969 Fortzügen erreicht, was Quelle: Ststistisches Landesamt Baden-Württemberg einem Wanderungssaldo von +133 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung Personen entspricht.

Jährliche Zu- und Fortzüge

Demgegenüber steht im Jahr 2016 ein Geburtendefizit von 21 Personen, wodurch es im Jahr 2016 zu einem effektiven Einwohnerzuwachs von 112 Personen kam. Die deutlichen Wanderungsgewinne im Jahr 2015 (+124 Personen) erklären sich zum Teil aus dem erhöhten Zuzug von Flüchtlingen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, inwieweit der Zuzug von Flüchtlingen weiteren

Einfluss auf die Wanderungen in der Quelle: Ststistisches Landesamt Baden-Württemberg Gemeinde Obersulm haben wird. 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Geburten- und Sterbefälle

Bei allen abgebildeten Zahlen bis einschließlich 2016 handelt es sich, bis auf die Einwohnerzahl Ober- sulms im Jahr 2017, um die zum Zeitpunkt der Erarbeitung verfüg- baren Zahlen des Statistischen Lan- desamtes Baden-Württemberg.

Quelle: Ststistisches Landesamt Baden-Württemberg 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 33 Vorausrechnung

Bevölkerungsvorausrechnungen sind ein wesentli- seiner eigenen Bevölkerungsvorausrechnung vier cher Bestandteil von Gemeindeentwicklungskon- Szenarien gebildet, die sich in den Wanderungssal- zepten. Sie dienen dazu, die Einwohnerentwicklung di unterscheiden. Zudem wurde die Geburtenrate in einer Kommune präziser abschätzen zu können. spezifisch für die Gemeinde Obersulm ermittelt und Aus einzelnen Szenarien lassen sich zum Beispiel bei der Berechnung angewandt. Diese beträgt 1,54 unterschiedliche Infrastruktur-, Flächen- und Woh- Geburten pro Frau. nungsbaubedarfe ableiten. Alle Szenarien sind aus Sicht des Planungsbüros re- Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg alistisch. Allerdings ergeben sich aus den Szenarien hat für die Gemeinde Obersulm in drei Varianten sehr unterschiedliche kommunalpolitische Erforder- die Bevölkerung für das Jahr 2035 vorausberechnet. nisse und Notwendigkeiten. Den angestrebten Ziel- Daraus ergibt sich ein Entwicklungskorridor zwi- korridor der Bevölkerungsentwicklung festzulegen, schen 12.800 bis 14.604 Einwohnern bis zum Jahr ist Aufgabe des Gemeinderates. Dieser ist nach § 24 2035. GemO BW das Hauptorgan der Gemeinde und legt die Grundsätze und Ziele der Gemeindeentwicklung Um eine differenziertere Aussage zu bekommen, fest. hat das Büro Reschl Stadtentwicklung ebenfalls in

Bevölkerungsvorausrechnung des Ststistischen Landesamtes Baden-Württemberg 2018 Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

34 Entwicklungsszenarien

Für die Gemeinde Obersulm wurden die folgenden Die nach Obersulm gekommenen Flüchtlinge aus vier Szenarien definiert und berechnet: dem Jahr 2015 wurden aus der Betrachtung her- ausgenommen, da zum gegenwärtigen Zeitpunkt 1. „Natürliche Entwicklung“ | Hierbei wird keine nicht abzusehen ist, inwieweit der Flüchtlingsstrom Zu- oder Abwanderung angenommen, lediglich die sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Geburten- und die Sterberate haben Einfluss auf die demografische Entwicklung. Die jährliche Wande- 4. „Trend der letzten fünf Jahre“ (ohne Flücht- rung beträgt daher +/- 0. lingszahlen aus dem Jahr 2015) Dieses Szenario stellt eine Trendfortschreibung der letzten fünf Jah- 2. „Bestandserhalt“ | Dieses Szenario stellt den re dar. Der jährliche Wanderungssaldo beträgt da- Einwohnerzuwachs dar, der benötigt würde, um im her +86,0 Personen. Jahr 2035 die gleiche Bevölkerungszahl wie im Jahr 2017 zu halten. Der jährliche Wanderungssaldo be- Die vom Büro Reschl Stadtentwicklung berechne- trägt daher +50,6 Personen. ten Szenarien ergeben für die Gemeinde Obersulm einen Entwicklungskorridor zwischen 12.984 und 3. „Trend der letzten zehn Jahre“ (ohne Flücht- 14.743 Einwohnern bis zum Zieljahr 2035. Davon lingszahlen aus dem Jahr 2015) Dieses Szenario abhängig, welche Entwicklung die Gemeinde für stellt eine Trendfortschreibung der durchschnitt- die Zukunft anstrebt, werden im Jahr 2035 entwe- lichen Wanderungsbewegungen der letzten zehn der bis zu 724 Personen mehr oder 1.035 Personen Jahre dar. Der jährliche Wanderungssaldo beträgt weniger. daher +53,0 Personen.

Kurvenverlauf der Szenarien im Vergleich | Quelle und Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

35 Wanderungsannahmen der Szenarien im Vergleich - absolute und relative Entwicklung Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Neben den aufgezeigten absoluten Werten der standards oder über das Gemeindegebiet hinaus- Einwohnerentwicklung, lässt die Bevölkerungsvor- reichende Einzugsgebiete jeweiliger Einrichtungen. ausrechnung auch Rückschlüsse auf die Verände- Diese Faktoren beeinflussen die tatsächlichen Be- rung der Altersstruktur zu. Aussagen bezüglich der darfe, unterliegen Schwankungen und sind daher erwarteten Veränderung in der Altersstruktur sind nicht exakt zu errechnen. unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklungs- planung. Durch die Zusammenfassung von Al- • Folgende Trends lassen sich bei der Bevölke- tersjahrgängen, die jeweils dieselben kommunalen rungsvorausrechnung in den Nutzergruppen Einrichtungen nachfragen, lassen sich Nutzergrup- beobachten: pen bilden, aus denen sich direkte Rückschlüsse auf Infrastrukturbedarfe herstellen lassen. Abbildung • Im Bereich der Kleinkinder ist bis auf das 7 zeigt in der Gegenüberstellung der Szenarien die Szenario “Natürliche Entwicklung“ mit ei Veränderungen einzelner Alters- beziehungsweise nem Anstieg der Zahlen zu rechnen Nutzergruppen. Hell hinterlegte Felder zeigen Ver- luste, dunkle einen Erhalt oder Gewinn innerhalb • Im Bereich der U3- und Ü3-Betreuung ist der jeweiligen Nutzergruppen. in allen Szenarien bis auf “Mittel der letz- ten 5 Jahre“ mit einem (teilweise deutli Einzelne Gruppen können nicht kumuliert werden, chen) Rückgang der Zahlen zu rechnen da sie sich in Teilen überschneiden. Die konkrete zu- künftige Nachfrage für verschiedene kommunale • Die Zahlen im Bereich der Grundschule blei Einrichtungen kann durch die dargestellte Tabel- ben bis auf das Szenario “Natürliche Ent le der Nutzergruppen nur innerhalb eines groben wicklung“ stabil bzw. steigen an Rahmens abgeschätzt werden. Grund dafür sind zahlreiche zusätzliche Faktoren wie beispielsweise • Die Zahlen der Gruppen Weiterführende sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedin- Schule, Jugendliche sowie junge Erwachse gungen, gesetzliche Festlegungen und Mindest- ne verringern sich in allen Szenarien mehr oder weniger deutlich 36 • Die Gruppe der Familiengründer bleibt le • Die Gruppe der jungen Senioren (65 bis 74 diglich bei den Szenarien 2 und 3 stabil, im Jahre) wird stark zunehmen und in allen Szenario 4 steigt die Anzahl und im Szena Szenarien um mindestens 55 Prozent an rio 1 fällt sie steigen

• Die Zahl der Erwerbstätigen nimmt in je • Die Zahl der Senioren und Hochbetagten dem Szenario mehr oder weniger deutlich steigt in allen Szenarien ebenfalls an. Die ab Steigerungsraten bewegen sich je nach Szenario zwischen ca. 13 Prozent bei den Senioren bis ca. 45 Prozent bei den Hoch betagten

Nutzergruppen der Szenarien im Vergleich - absolute und relative Entwicklung Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Ergebnis der kommunalen Klausurtagung 5.1.2

Im Rahmen der Klausurtagung am 19. und 20. Ok- punkt zu versehen. Die Klebepunkte zur demografi- tober 2018 wurden die Mitglieder des Gemeinderats schen Entwicklungsperspektive verteilen sich insge- zum einen nach der Vorstellung der Szenarien der samt auf die drei Szenarien Bestandserhalt, Mittel Bevölkerungsvorausrechnung (rot) und zum an- der letzten fünf Jahre und der letzten zehn Jahre. deren zum Ende der Klausurtagung (grün) darum Somit ergibt sich ein Zielkorridor von etwa 14.019 bis gebeten, ihr favorisiertes Szenario mit einem Klebe- ca. 15.000 Einwohnern bis zum Zieljahr 2035.

37 Zielsetzung des Gemeinderats zur weiteren Bevölkerungsentwicklung Zu Beginn der Klausur | Am Ende der Klausur

Ergebnis der Bürgerbeteiligung 5.1.3

Zielsetzung der Bürgerschaft zur weiteren Bevölkerungsentwicklung Zu Beginn der Klausur | Am Ende der Klausur

38 In der Bürgerbeteiligungsveranstaltung am 31. Ja- Bürgerinnen und Bürger setzten ihre Klebepunkten nuar 2019 wurden die Bürgerinnen und Bürger nach mehrheitlich zwischen den der Szenarien Bestand- der Vorstellung der vier Szenarien der Bevölkerungs- serhalt, Trend der letzten fünf und zehn Jahren. Da- vorausrechnung darum gebeten, ihr favorisiertes mit gleicht die Einschätzung der Bürgerinnen und Szenario mit einem Klebepunkt zu definieren (grüne Bürger annähernd der Einschätzung des Gemein- Punkte). Zum Abschluss der Veranstaltung erhielten derats. Anders als beim Abstimmungsergebnis des die Bürger die Möglichkeit, ihre Zielstellung zu kor- Gemeinderats, wurden einige Punkte auch beim rigieren bzw. zu bestätigen (hellblaue Punkte). Die Szenario „Natürliche Entwicklung“ geklebt.

LANDSCHAFT | ÖKOLOGIE | KLIMA 5.2

Der voranschreitende Klimawandel sowie die inzwi- Gestaltung von Freiflächen erfolgen. Neben einem schen sichtbaren und spürbaren Auswirkungen auf weiteren Naherholungswert für die Bevölkerung Natur und Umwelt führen zu einem Bewusstseins- tragen diese auch zu einer thermischen Entlastung wandel in der Gesellschaft: Während es vor einigen im Siedlungsbereich bei und garantieren den Was- Jahren noch galt, Wachstum um jeden Preis zu serrückhalt bei Starkregenereignissen. Ebenso sor- ermöglichen, gewinnen landschaftsräumliche und gen eine klimaangepasste Gestaltung, Ausstattung ökologische Belange in der Entwicklung vermehrt und Beschaffenheit baulicher Anlagen nicht nur für an Bedeutung. Der Umgang mit den Folgen des eine Milderung von Wärmeinseleffekten und eine Klimawandels und die Leistung eines Beitrags zur bessere Durchlüftung von Quartieren, sondern sie Begrenzung dessen stellen daher zunehmende He- steigern auch die Gesundheit und das Wohlbefin- rausforderungen der Stadt- und Gemeindeentwick- den der Einwohnerinnen und Einwohner. lung dar, auf die mit entsprechenden Maßnahmen auf kommunaler Ebene – im Rahmen der jeweiligen Als ein weiterer Beitrag zum Ressourcenschutz sind Möglichkeiten – reagiert werden muss. die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Steigerung der Energieeffizienz zu nennen. Gerade Durch einen nachhaltigen Umgang mit vorhan- im Gebäudebestand bestehen erhebliche Potenzia- denen Ressourcen, wie beispielsweise durch eine le zur Minderung des CO2-Ausstoßes, die allerdings Reduzierung der Flächeninanspruchnahme bei zu- aufgrund der geringen Mitwirkungsbereitschaft künftigen Siedlungsentwicklungen, können Städte von Privaten nur schwierig genutzt werden kön- und Gemeinden einen nicht unwesentlichen Beitrag nen. Im Bereich der kommunalen Liegenschaften zum Schutz von hochwertigen Böden für die Land- ist zu beobachten, dass Städte und Gemeinden wirtschaft und zur Minderung der Flächenversiege- ihrer Vorbildfunktion weitestgehend gerecht wer- lung beitragen - zumal die umgebende Landschaft den und ihre Gebäude sukzessive energieeffizienter schon heute ein wichtiges Identitätsmerkmal der gestalten und vermehrt mit regenerativen Energi- Bürgerschaft darstellt und vielseitige Naherho- en versorgen. Denn langfristig führt ein geringerer lungsmöglichkeiten bietet, gilt es umso mehr diese Energieverbrauch auch zu Kosteneinsparungen, die zu erhalten. Gleichzeitig kann über die Realisierung nicht nur das Klima, sondern auch den kommuna- von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawan- len Haushalt erfreuen. del eine ökologisch hochwertige und naturnahe

39 Ausgangslage 5.2.1

Die Gemeinde Obersulm liegt im Landschaftsraum onalen Grünzug umgeben. Dieser begrenzt das Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Der über- Wachstum des Siedlungskörpers, wirkt jedoch nicht wiegende Teil der Gemarkung mit insgesamt 3.108 so restriktiv wie eine Grünzäsur, wie beispielsweise Hektar besteht zu 47,5 Prozent aus landwirtschaft- zwischen Sülzbach und Ellhofen. Darüber hinaus lich genutzten Flächen. Danach folgen die Wald- sind einige Siedlungsbereiche der Gemeinde Ober- gebiete mit einem Flächenanteil von 26,6 Prozent. durch ein Gebiet für den vorbeugenden Hoch- Den dritten großen Flächenanteil stellen die Sied- wasserschutz entlang der Sulm voneinander ge- lungs- und Verkehrsflächen mit einem Wert von 23,1 trennt und können somit in diesen Bereichen nicht Prozent dar. zusammenwachsen. Das bietet der Gemeinde die Möglichkeit im Bereich der Sulmtalauen eine öko- Naturrechtliche Restriktionen logisch hochwertige Landschafts- und Naherho- lungsfläche als grünes Band zu entwickeln. Im Regionalplan Heilbronn-Franken aus dem Jahr 2006 ist die Gemeinde Obersulm von einem regi-

Naturrechtliche Restriktionen Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 40 Ergebnisse der Bürgerbefragung 5.2.2

Mit über 25 Prozent der Nennungen und über alle Der Umwelt- und Landschaftsschutz wird von über Ortsteile hinweg gefällt den Befragten an ihrer Ge- 66 Prozent der Befragten als gut bewertet und auch meinde am meisten, die gute Lage, der Wald, die die lokalen Grünflächen werden mit über 64 Prozent Natur und die Ruhe. An dritter Stelle nennen die positiv wahrgenommen. Im Bereich der erneuerba- Befragten zudem den Breitenauer See im südwest- ren Energien und der Energieeffizienz, welche einen lichen Bereich der Obersulmer Gemarkung. Dieser eher niedrigeren Stellenwert bei den Befragten ein- wird auch von 36,8 Prozent der Befragten als der- nehmen, wird mit rund 52 Prozent Zufriedenheit jenige Ort der eignen, Obersulmer Identität emp- noch Verbesserungspotential gesehen. funden.

Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 5.2.3

Das Thema Landschaft | Ökologie wurde im Rah- strategisches Ziel benannt. In diesem Zuge wurden men der Klausurtagung als übergeordnetes Quer- auch die Vorstellung des Gewässernutzungsplans schnittsthema betrachtet. In dem Zusammenhang und eine Biotopvernetzung als Umsetzungsschritte wurde beispielsweise das Thema der Wohnbauent- angedacht. Auch im Handlungsfeld Städtebauliche wicklung vor dem Hintergrund ökologischer Belan- Gestalt | Identität hat das Thema Landschaft | Öko- ge und Belange der Umwelt kontrovers diskutiert. logie Anklang gefunden. Gerade landschaftliche Im Handlungsfeld Naherholung | Tourismus wurde Merkmale, wie die Sulm und der Breitenauer See, zudem eine ökologische Entwicklung des Sulm- prägen die Obersulmer Identität und sollen daher bandes in Verbindung mit dem Hochwasserschutz erhalten bleiben, so der Gemeinderat. und einer Verbesserung des Ökopunktekontos als

Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 5.2.4

Wie auch bei der kommunalen Klausurtagung Siedlungsentwicklung | Wohnen wurden die weitere des Gemeinderats wurde das Thema Landschaft Inanspruchnahme von Außenbereichsflächen und | Ökologie bei der Bürgerbeteiligung innerhalb der sensible Umgang mit der begrenzten Ressource der unterschiedlichen Handlungsfelder als Quer- Boden thematisiert. Im Handlungsfeld Naherho- schnittsthema diskutiert und nicht als eigenstän- lung | Tourismus wurde darüber hinaus der Erhalt diger Themenbereich behandelt. Die Ergebnisse der natürlichen Gestalt des Breitenauer Sees und sind daher unter den jeweiligen Handlungsfeldern die Aufwertung der Naturräume im Vordergrund im Gemeindeentwicklungskonzept aufgeführt. Be- behandelt. sonders in den Handlungsfeldern Raumstruktur |

41

RAUMSTRUKTUR | SIEDLUNGSENTWICKLUNG | WOHNEN 5.3

Ausgangslage 5.3.1

Die Wohnbaupotentiale einer Kommune stehen in Innenentwicklung unmittelbarem Zusammenhang zu deren mögli- chen Siedlungs- bzw. Bevölkerungsentwicklung. Die Die Potentiale der Innenentwicklung sind Baulü- Wohnungsbauentwicklung der Gemeinde Obersulm cken, Leerstände und Nachverdichtungsflächen. war in den vergangenen Jahren sehr positiv, sodass Als Baulücken werden unbebaute Grundstücke ver- im Zeitraum der letzten 15 Jahre 670 Wohneinheiten standen, welche erschlossen sind und für die Bau- hinzugekommen sind. Dies entspricht einer Steige- recht besteht. Ein Nachverdichtungspotential liegt rungsrate von rund 10 Prozent. Die durchschnittlich vor, wenn kein gültiges Baurecht besteht und keine fertiggestellten Wohneinheiten im Jahr betrugen Erschließung gesichert ist, aber dennoch die Mög- im Mittel der letzten 35 Jahre rund 78 Wohneinhei- lichkeit besteht, auf einem bereits bebauten Grund- ten pro Jahr. Nachdem die Baufertigstellungsquote stück eine Erweiterung vorzunehmen. von 1997 bis 2011 stetig gesunken ist und Ende der 2010er Jahre ihren Tiefstand mit durchschnittlich Die Baulücken wurden vom Baulückenkataster der 32,4 Wohneinheiten pro Jahr erreicht hatte, ist sie Gemeinde Obersulm mit Stand von 2017 übernom- seit dem Jahr 2011 wieder steigend. So wurden in men und umfassen eine Fläche von 8,8 Hektar. Da den letzten fünf Jahren durchschnittlich rund 48 sich diese Flächen überwiegend im Privatbesitz be- Wohneinheiten pro Jahr fertiggestellt. finden, muss ein Aktivierungsfaktor herangezogen werden. Für die Baulücken in Obersulm wird ein Ak- Flächenpotentiale für eine weitere Wohnungs- tivierungsfaktor von 30 Prozent angenommen, da bauentwicklung in Obersulm nicht davon ausgegangen werden kann, dass bis zum Zieljahr 2035 alle Baulücken durch die Eigentü- Damit sich die Gemeinde Obersulm weiterentwi- mer bebaut oder verkauft werden. Somit ergibt sich ckeln kann, werden zusätzliche Flächen benötigt. aus den vorhandenen Baulücken eine aktivierbare Die Flächenpotenziale für den Wohnungsbau in Flächengröße von 2,6 Hektar. einer Kommune setzen sich dabei aus Flächen in- nerhalb des Siedlungskörpers (Innenentwicklungs- Das Büro Reschl Stadtentwicklung hat auch erst- potenziale) sowie Flächen im aktuellen Außenbe- mals für Obersulm erhoben, welche Potentiale an reich (Außenentwicklungspotenziale) zusammen. Wohnungen sich aus der Alterszusammensetzung Neben der reinen Flächenbetrachtung müssen aber der Bevölkerung ergeben. Sämtliche Wohneinheiten, auch andere Parameter berücksichtigt werden, wie in denen der jüngste Bewohner 75 oder 80 Jahre alt beispielsweise die Bedarfe aus der Bevölkerungs- ist, wurden in diesem Zusammenhang ermittelt. Die entwicklung (Geburten- und Sterberate; Wande- Anzahl dieser Wohneinheiten gibt Aufschluss darü- rungssaldo). Darüber hinaus ist zudem die künftige ber, an welcher Stelle in den kommenden Jahren ein Zusammensetzung der Bevölkerung zu beachten, Eigentümerwechsel anstehen beziehungsweise im da verschiedene Altersgruppen unterschiedliche ungünstigsten Fall ein Leerstand auftreten können. Wohnformen nachfragen.

44 Zur Wahrung der Anonymität wurde in der Darstel- Gebäudetypologie lung ein 100 mal 100 Meter Raster angewendet, wel- ches die potentiellen Leerstände in diesem Bereich Mit einem Anteil von 91,8 Prozent der Wohneinhei- zusammenfasst. Je dunkler das Quadrat eingefärbt ten dominiert in der Gemeinde Obersulm deutlich ist, desto mehr potentielle Leerstände befinden sich das Ein- (72 Prozent) bzw. Zweifamilienhaus (19,8 in diesem Bereich. Auch die Verteilung der Kacheln Prozent), wohingegen sich nur 8,2 Prozent der zeigt, welche Gemeindegebiete zukünftig beson- Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern befinden. ders betroffen sein werden. Im Vergleich zum Landkreis Heilbronn und zur Regi- Die Anzahl der potentiellen Leerstände, bei denen on Heilbronn-Franken ist der Anteil der Einfamilien die/der jüngste Bewohner/-in 75 Jahre alt ist, liegt häuser in Obersulm überdurchschnittlich hoch und in Obersulm bei 871 von insgesamt 7.464 Wohnein- der Anteil der Mehrfamilienhäuser deutlich unter- heiten. Somit ergibt sich ein Leerstandsrisiko bzw. durchschnittlich niedrig. –potential von 11,7 Prozent. Bei der Betrachtung der Werte für jene Wohneinheiten, in denen der jüngste Bewohner älter als 80 Jahre ist (Ü80-Szenario), ver- ringert sich der Leerstandsrisikofaktor auf 6,7 Pro- zent (500 Wohneinheiten).

Außenentwicklung

Die Außenentwicklungspotentiale der Gemeinde Obersulm bestehen aus mehreren Flächen, die im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche oder als Mischfläche mit dem Status „in Planung“ ausge- wiesen sind. Diese Wohnbaupotentiale werden für die weitere Wohnbauflächenentwicklung mit einem Aktivierungsfaktor von 100 Prozent, die Mischflä- chen mit einem Aktivierungsfaktor von 50 Prozent angerechnet, da in Mischgebieten zu 50 Prozent eine gewerbliche Entwicklung möglich bzw. ge- wünscht ist.

Im aktuell gültigen Flächennutzungsplan in der 2. Gebäudetypologie im Vergleich Fortschreibung vom 24.04.2016 des Verwaltungs- Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg raums Obersulm sind demzufolge noch insgesamt 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 17,1 Hektar an potentiellen Wohnbauflächen, inklu- sive des Gebiets Bernhardsbiet in Affaltrach, ent- halten.

45 Wohnbau- und Gewerbeflächenpotentiale Quelle und Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Wohnbauflächenpotentiale | Quelle und Darstellung: Reschl Stadtentwicklung *Wohnbauflächen zu 100% Wohnnutzung | Baulücken erhalten eine Aktivierungsfaktor von 30%

46 Leerstandsrisikokataster: Jüngste Bewohner älter als 75/80 Jahre Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 47 Zukünftiger und zusätzlicher Flächenbedarf nungsmethode der „Plausibilitätsprüfung der Bauf- lächenbedarfsnachweise im Rahmen des Genehmi- Auf Basis einer Bevölkerungsvorausrechnung kön- gungsverfahrens nach §§ 6 und 10 Abs. 2 BauGB“ nen zukünftige Flächenbedarfe für die jeweiligen des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur lässt Szenarien ermittelt werden. Diese sind ausschlag- sich der Ergänzungsbedarf durch den Rückgang gebend für die Fortschreibung des Flächennut- der Belegungsdichte berechnen. Im Regionalplan zungsplans. Neben einer Bevölkerungszunahme der Region Heilbronn-Franken ist eine Bruttowohn- oder -abnahme spielen auch die davon unabhängig dichte von 50 Einwohnern je Hektar festgelegt, wo- zunehmende Wohnflächeninanspruchnahme pro durch sich für die Gemeinde Obersulm ein zusätz- Einwohner und damit der Rückgang der Belegungs- licher Flächenbedarf von 15,0 Hektar bis zum Jahr dichte eine bedeutende Rolle bei der Ermittlung 2035 ergibt, selbst wenn die Einwohnerzahl nicht des zukünftigen Flächenbedarfs. Nach der Berech- ansteigt.

Berechnung des Flächenbedarfs aus dem Rückgang der Belegungsdichte gemäß Plausibilitätsprüfung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau vom 15.02.2017 | Bruttowohndichte der Gemeinde Ober- sulm: 50 EW/ha (Regionalplan Heilbronn-Franken 2006

Berechnung des Flächenbedarfs | Berechnung: Reschl Stadtentwicklung

48 49 Bei der Ermittlung des Flächenbedarfs wird die- Im Szenario „Mittel der letzten 10 Jahre“ nimmt ser Zusatzbedarf für alle berechneten Szenarien die Bevölkerung von Obersulm bis zum Jahr 2035 der Bevölkerungsvorausrechnung des Büros Reschl um 49 Personen zu. Hierdurch ergibt sich ein Mehr- Stadtentwicklung in gleichem Maße hinzugerech- bedarf von +0,98 Hektar. Nach Verrechnung des net. Flächenbedarfs für den Rückgang der Belegungs- Hinzu kommen Flächenbedarfe oder Minderbedar- dichte im Bestand (15,0 Hektar) ergibt sich ein Ge- fe an Siedlungsfläche, die sich aus der Veränderung samtergebnis von +15,98 Hektar. der Einwohnerzahl bis ins Zieljahr 2035 ergeben. Ein Faktor, der nicht in Hektar in eine Bedarfsanalyse Im Szenario „Mittel der letzten fünf Jahre“ wür- einberechnet werden kann, ist der Leerstand. de Obersulm bis zum Zieljahr 2035 weitere 724 Einwohner gewinnen. Dies bedeutet einen erhöh- Im Szenario „Natürliche Entwicklung“ geht die ten Flächenbedarf von 14,48 Hektar. Nach Hinzu- Einwohnerzahl Obersulms bis zum Jahr 2035 um rechnung des Flächenbedarfs durch Rückgang der 1.035 Personen zurück. Die Bevölkerungsverände- Belegungsdichte ergibt ein Gesamtbedarf +29,48 rung hat einen Minderbedarf von -20,7 Hektar zur Hektar. Folge. Rechnet man den Flächenbedarf durch den Rückgang der Belegungsdichte mit ein, so erhält Dem Flächenbedarf der verschiedenen Szenarien man im Ergebnis einen Minderbedarf von -5,70 steht ein Flächenpotenzial von gegenwärtig 19,7 Hektar. Hektar gegenüber. Mit Ausnahme des Szenarios „Mittel der letzten 5 Jahre“ sind demnach für Im Szenario „Bestandserhalt“ ergibt sich bis zum alle anderen Szenarien genügend Flächenpotenzial Jahr 2035 kein Bevölkerungswachstum und auch vorhanden. kein Bevölkerungsrückgang. Der daraus resultie- rende zusätzliche Flächenbedarf beläuft sich daher Für das Szenario „Mittel der letzten 5 Jahre“ wür- nur auf den Mehrbedarf aufgrund der zurückgehen- den zusätzliche Flächen in Höhe von 9,78 Hektar den Belegungsdichte im Bestand in Höhe von +15,0 bis in das Jahr 2035 benötigt werden, was für die Hektar. Fortschreibung des Flächennutzungsplans zu be- rücksichtigen wäre.

Ergebnisse der Bürgerbefragung 5.3.2

Aus der Befragung geht hervor, dass 74 Prozent der zent befürworten die Ausweisung neuer Bauflächen Befragten das Mietwohnungsangebot im Gemein- am Ortsrand und 11 Prozent sind der Meinung, dass degebiet als eher schlecht wahrnehmen. Zudem die Gemeinde Obersulm keine weiteren Bauplätze stimmen 55 Prozent der Aussage zu, dass die vor- ausweisen sollte. handenen Mietwohnungen kaum bezahlbar sind. Auch werden die Bauplätze als nicht ausreichend Die Wohnumgebung in der Gemeinde wird von der und mit 52 Prozent als zu teuer, aber dennoch at- Bevölkerung als sehr gut bewertet. Besonders zu- traktiv bezeichnet, was der Lagegunst in der wirt- frieden sind die Einwohner/innen von Affaltrach schaftlich prosperierenden Region um Heilbronn und Eichelberg (94,5 Prozent Zufriedenheit). In den und Stuttgart geschuldet ist. Gemäß der Frage, wo Ortsteilen Eschenau und Weiler liegen die Zufrie- zukünftig der Schwerpunkt des Wohnungsbaus lie- denheitswerte etwas niedriger. Potential zur Ver- gen sollte, sprechen sich 51 Prozent der Befragten besserung des Wohnumfeldes sehen vor allem die für eine verstärkte Innenentwicklung aus. 38 Pro- Bewohner/innen von Sülzbach und Willsbach.

50 Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 5.3.3

Bei der Klausurtagung sprachen sich die Gemein- und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Dabei deräte für die Entwicklung der im Flächennut- ist es wichtig, dass die Gemeinde strategisch wich- zungsplan enthaltenen Flächen aus. In diesem Zu- tige Grundstücke erwirbt und aktiv auf Eigentümer sammenhang erfolgte eine Priorisierung durch den von Grundstücken und Gebäuden zugeht, um sie Gemeinderat. Als erstes sollen die Flächen „Hütte- über die potentiellen Möglichkeiten der Grund- näcker III“ in Eichelberg sowie „Hofäcker“ in Wills- stücks- bzw. Immobilienentwicklung zu informieren. bach, anschließend die Flächen „Meisenberg-Steig- le-Erweiterung“ in Affaltrach sowie „Eschenau Die Realisierung neuer Wohnungsarten soll über- West“ in Eschenau und zuletzt das „Bernhardsbiet“ prüft und mehr gefördert werden. Gerade in Hin- in Affaltrach entwickelt werden. Das bedeutet, dass blick auf eine älter werdende Gesellschaft ist es der Fokus auf eine weitere Außenentwicklung gelegt unerlässlich, unterschiedliche Wohnangebote ins- werden soll, um damit den angestrebten Bevölke- besondere für diese Zielgruppe zu schaffen. Das zu- rungszuwachs zu ermöglichen. künftige Angebot sollte unter anderem barrierefreie Mietwohnungen, Mehrgenerationenwohnen sowie Der Gemeinderat ist sich jedoch auch einig, dass eine Kombination aus Pflegeheim und betreuten eine Außenentwicklung zukünftig mit einer gleich- Wohnformen umfassen. Als mögliche Umsetzungs- zeitigen Innenentwicklung einhergehen soll. Vor schritte sollen hierzu potentielle Standorte gesucht, allem unbebaute Grundstücke sowie leerstehen- ein Projektausschuss gebildet und Konzeptverga- de landwirtschaftliche Hofstellen sollen hierbei für ben für die Erreichung von preisgünstigerem Wohn- Maßnahmen der Innenentwicklung herangezogen raum durchgeführt werden.

Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 5.3.4

Die Bürgerinnen und Bürger in der Arbeitsgruppe stehenden Haltepunkte der S-Bahn mit sog. „mo- „Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen“ bility hubs“ (Einzelhandel, Versorgungsbereiche, sehen den Schwerpunkt der Wohnraumschaffung Infrastruktur etc.) aufgewertet werden, um eine in der Innentwicklung. Neben der baulichen Ent- bessere Kombination unterschiedlicher Mobilitäts- wicklung innerörtlicher Flächen soll der öffentliche angebote anbieten zu können und die Nutzung des Raum aufgewertet und das Wohnumfeld verbessert ÖPNV attraktiver zu gestalten, um mehr Menschen werden. Hierfür halten es die Beteiligten für not- auf die Schiene zu bekommen. wendig, dass die Gemeinde aktiv Grundstücke und leerstehende Gebäude kauft, um die freien Flächen Für eine vielfältige Wohnraumversorgung sollen zielgerichtet auf dem Markt zur Verfügung stellen angebots- und preisdifferenzierte Wohnangebote zu können. entstehen, insbesondere Mehrfamilienhäuser mit bezahlbaren Wohnungen. Auch alters- und sozi- Neben der Innentwicklung wird auch die Auswei- algerechte Wohnungen werden gefordert, um zu- sung neuer Wohnbauflächen gefordert. Bei der künftig den demografischen Herausforderungen Ausweisung neuer Wohnbaugebiete soll allerdings auch im Wohnungsbau verstärkt Rechnung zu tra- der Verkehr bzw. die verkehrliche Anbindung stär- gen und eine gesunde Durchmischung der Quartie- ker mitgedacht und keine zusätzliche Belastung der re zu erreichen. Ortsteile angestrebt werden. Zudem sollen die be- 51 Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und die Wahrung des dörflichen Charakters bei ei- plädiert für eine Stärkung von alternativen Wohnfor- ner baulichen Weiterentwicklung der Gemeinde er- men und innovativen Lösungen wie durch den Bau füllen. Dies impliziert auch einen sensiblen Umgang von Wohnungen über dem Einzelhandel in zentra- mit der Ressource Boden und der Renaturierung der ler Lage. Außerdem sollen sie die Anforderungen an Sulm und des Ausbaus der Naherholungsflächen. „gesundes Wohnen“ mit der Nähe zur Landschaft

WIRTSCHAFT | HANDWERK | LANDWIRTSCHAFT | EINZELHANDEL 5.4

Die wirtschaftliche Entwicklung einer Gemeinde ist wicklung sowie die Gewerbesteuereinnahmen. Im stark von dem zur Verfügung stehenden Arbeits- nachfolgenden Kapitel werden zunächst die bishe- platzangebot abhängig. Wichtige Indikatoren hier- rige gewerbliche Entwicklung dargestellt sowie po- für sind die Pendlerzahlen, die Beschäftigungsent- tentielle Trends aufgezeigt.

Ausgangslage 5.4.1

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf- um jeweils fünf Prozent zugenommen, wohingegen tigten ist in der Gemeinde Obersulm in den ver- der Anteil im produzierenden Gewerbe um gut zehn gangenen 15 Jahren bis auf den Zeitraum von 2003 Prozent gesunken ist. bis 2005 stetig gestiegen. Im Jahr 2017 arbeiteten 3.494 sozialversicherungspflichtig Beschäftig- Die Zahl der tatsächlich Beschäftigten am Arbeits- te in Obersulm. Im Vergleich zum Landkreis Heil- ort Obersulm liegt bei 5.824 Personen. Dies ist ein bronn, der Region Heilbronn-Franken und zum höherer Wert als bei den sozialversicherungspflich- Land Baden-Württemberg ist die Entwicklung der tigen Beschäftigten, da auch Personen, die nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigten damit der Sozialversicherungspflicht unterliegen, sowie überdurchschnittlich positiv verlaufen. Denn die Be- Auspendler, zu den Beschäftigten gezählt werden. schäftigtenzahl konnte in Obersulm in den letzten Die 3.494 Arbeitsplätze in Obersulm setzen sich 15 Jahren um ganze 46 Prozent gesteigert werden. aus 1.202 Erwerbstätigen am Arbeitsort Obersulm und rund 2.292 Einpendlern, vorwiegend aus Heil- Die Wirtschaftsstruktur Obersulms wird zu einem bronn, Bretzfeld und Weinsberg, zusammen. Dem wesentlichen Teil vom produzierenden Gewerbe ge- gegenüber verlassen täglich 4.623 Arbeitnehmer prägt. Im Jahr 2017 arbeitete rund die Hälfte aller die Gemeinde, um nach Heilbronn, Neckarsulm sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in die- oder Weinsberg zu pendeln. Daher ist die Gemeinde sem Bereich. Die Zahlen der letzten Jahre verdeutli- Obersulm eher als Wohnstandort zu sehen. Die Ar- chen jedoch, dass es wie in vielen anderen Städten beitslosenquote in Obersulm ist seit dem Jahr 2005 und Gemeinden zu einem Rückgang des Anteils an stetig zurückgegangen und befand sich im Jahr sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im pro- 2017 bei knapp 6 Prozent. duzierenden Gewerbe kommen wird. So haben in der letzten Dekade die Anteile von Verkehr, Handel Ein Großteil der Einnahmen in der Gemeinde Ober- und Gastgewerbe sowie sonstiger Dienstleistungen sulm besteht aus Steuerfinanzmitteln, von denen

52 die Gewerbesteuer den zweitgrößten Anteil aus- 48 Läden für Nahrungs- und Genussmittel, vier für macht. Nach dem Haushaltsplan wird für Obersulm Gesundheit und Körperpflege und drei für Blumen die durchschnittliche Gewerbesteuer für den Zeit- und zoologischen Bedarf vorliegen. Für den mittel- raum von 2012 bis 2021 auf etwa 4,2 Millionen Euro fristigen Bedarf gibt es neun Läden, wovon fünf auf pro Jahr taxiert. den Bedarf Bücher, Schreib- und Spielwaren und vier auf Bekleidung, Schuhe und Sport ausgerichtet Flächenpotenziale für eine weitere Gewerbe- sind. Auch für den langfristigen Bedarf bietet Ober- entwicklung sulm ein breites Angebot. Von Elektrowaren, über Möbel, Bau- und Heimwerkerbedarf zu Optik und Zur weiteren gewerblichen Entwicklung steht der Uhren, sind insgesamt 24 Läden vorhanden. Gemeinde Obersulm im aktuell gültigen Flächen- nutzungsplan kein weiteres Gewerbeflächenpoten- Das Kaufkraftpotenzial der Gemeinde Obersulm tial zur Verfügung. Zudem sind im Gemeindegebiet betrug im Jahr 2017 für den Einzelhandel insgesamt keine gewerblichen Baulücken und Baulücken auf ein Volumen von 78,2 Mio. Euro. Wie in anderen klei- gemischten Bauflächen vorhanden. Das einzige neren Kommunen im Landkreis (Löwenstein, Bretz- Potential für eine weitere gewerbliche Entwicklung feld, etc.) sind auch in Obersulm Kauftkraftabflüsse bietet die Erweiterungsfläche des bestehenden Ge- in die Mittel- und Oberzentren des Umlands zu be- werbegebiets „Dimbacher Straße“ mit einer Größe obachten. von 3 Hektar, die im Regionalplan Heilbronn-Fran- ken enthalten ist. Im Lebensmittelbereich zeigt sich dieser Trend in Obersulm jedoch nur in sehr geringem Ausmaß Landwirtschaft (Zentralitätskennziffer 84 Prozent), was auch daran liegt, das Obersulm von den Kundenzuführungsef- Die Landwirtschaft in der Region Heilbronn-Fran- fekten aus der Nachbarkommune Löwenstein pro- ken ist ein noch stark vertretener Wirtschaftszweig. fitiert, wo die Zentralitätskennziffer gerade einmal Fast die Hälfte der Flächen der Obersulmer Gemar- bei 10 Prozent liegt. Betrachtet man den Nichtle- kung werden landwirtschaftlich genutzt (47,5 Pro- bensmittelbereich, beträgt die Zentralitätskenn- zent). Das Angebot reicht von Getreide- und Gemü- ziffer in Obersulm 32 Prozent und in Löwenstein 13 seanbau über Viehwirtschaft bis hin zu Obst- und Prozent, was auf einen deutlichen Verlust an Kauf- Weinbau. Doch wie in der gesamten Bundesrepublik kraftströmen an das Umland hindeutet. Dies liegt Deutschland lässt sich auch in Obersulm der Trend insbesondere an der starken Wettbewerbssituation erkennen, dass die Anzahl der Erwerbsbetriebe in in der Region mit der Nähe zum Oberzentrum Heil- der Landwirtschaft abnimmt. Im Jahr 2010 werden bronn sowie dem einzelhandelsstarken Mittelzen- laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg trum Öhringen. Für den gesamten Einzelhandel in nur noch 22 Betriebe in Obersulm im Haupterwerb der vVG Obersulm-Löwenstein beträgt die Zentrali- und 39 Betriebe im Nebenerwerb geführt. tätskennziffer ca. 43 Prozent.

Nahversorgung und Einzelhandelsstruktur Die Grundversorgung im Einzelhandel ist für die Ge- meindegröße Obersulms als sehr gut zu bewerten. Betrachten wir die Grundversorgung im Einzelhan- Neben mehreren Vollsortimentern und Discoun- del in Obersulm, finden wir umfangreiche Infor- tern am Hauptort und in Willsbach, sowie einem mationen im Interkommunalen Einzelhandelskon- Lebensmittelgeschäft in Sülzbach und Eschenau zept für die vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft sind mehrere Bäckereien, Metzgereien und Banken (vVG) Obersulm-Löwenstein aus dem Jahr 2018 der in den Ortsteilen vorhanden. Als zentrale Versor- Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH gungsbereiche werden die Ortsteile Willsbach und (GMA). Der Einzelhandelsbestand in Obersulm ent- Affaltrach benannt. hält 55 Läden für den kurzfristigen Bedarf, wovon 53 Pendlerzahlen Obersulm | Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2018 Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Karte Nahversorgung | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

54 55 Ergebnisse der Bürgerbefragung 5.4.2

58 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass bewertet. Vermisst werden insbesondere ein Schuh- weitere Gewerbeflächen auch für sich neu ansie- laden und ein Bekleidungsgeschäft. delnde Betriebe angeboten und nicht nur für Be- standsbetriebe Erweiterungsmöglichkeiten einge- Ziele zur Sicherung der Versorgungsfunktion, zum räumt werden sollen. Schutz und zur Stärkung der Ortskerne und zur Si- cherung und Weiterentwicklung der wohnortnahen Die Einkaufsmöglichkeiten für den kurzfristigen Be- Versorgung sollen verfolgt werden. darf werden mit 86 Prozent überaus positiv bewer- tet, was mit dem guten Einzelhandelsbesatz in der Ortsmitte Affaltrach und Willsbach zu begründen ist. Die Einkaufsmöglichkeiten für den mittelfristi- gen Bedarf werden dagegen mit 83 Prozent negativ

Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung 5.4.3

Die Mitglieder des Gemeinderats zielen auf eine Ansiedlung von kleinen und mittleren Unternehmen bedarfsorientierte Weiterentwicklung der Gewer- des Handwerks und des Mittelstands als Zielgruppe beflächen ab. Priorisiert wird „Dimbacher Straße“ ermöglicht werden. Des Weiteren sollen die Mög- mit 3 ha als erste Erweiterungsfläche, die eine Er- lichkeiten der Entwicklung des Areals der Firma JSP weiterung nördlich, bzw. nordwestlich des beste- geprüft werden. Dabei ist auch zu klären, ob es als henden Gebiets bedeutet. Als weitere Entwicklung Standort für das örtliche Handwerk oder als Ge- wurde die Fläche an der Umgehungsstraße mit werbehof für kleinere und mittlere Unternehmen in einer Größe von 5 ha als strategische Zielsetzung Frage kommt. formuliert. Hier soll eine langfristige Entwicklung in Bezug auf eine mögliche Umgehungsstraße und die

Ergebnisse der Bürgerbeteiligung 5.4.4

Ähnlich wie der Gemeinderat sieht auch die Bürger- sentwicklung aus, die ihrer Ansicht nach durch eine schaft die Notwendigkeit, den Wirtschaftsstandort stärkere Steuerung erreicht werden könnte. Die Obersulm maßvoll auszubauen und zu stärken, um Stärkung der Breitbandinfrastruktur ist ein immer wohnortnahe Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. wichtigerer Wirtschaftsfaktor für die Ansiedlung Der Entwicklung des bestehenden Gewerbegebie- von neuen Unternehmen sowie den Erhalt der an- tes kommt in diesem Zusammenhang eine erhöh- sässigen Betriebe. te Bedeutung zu. Darüber hinaus sprechen sich die Bürgerinnen und Bürger für eine stärkere Durch- mischung und Vielfalt bei der zukünftigen Gebiet-

56 Im Bereich Einzelhandel wird ein Ausbau des An- geeigneten Standorts beantwortet werden müsste. gebots für regionale Produkte in den Ortsmitten Zudem sollten die Ortsmitten grundsätzlich stärker angestrebt und sich gegen weitere Vollsortimenter in den Fokus der Nahversorgung gerückt werden. ausgesprochen. Die Einführung und Etablierung ei- nes Wochenmarkts würde eine geeignete Ange- botsform darstellen, wobei zunächst die Frage des

57 SOZIALES | INFRASTRUKTUR | GESUNDHEIT | KULTUR 5.5

Zu einem wesentlichen Qualitätsmerkmal von Städ- die Bedingungen für das Gemeinwesen sowie die ten und Gemeinden gehört die Ausstattung mit Wohn- und Lebensqualität erhalten und perspekti- sozialen Infrastruktureinrichtungen. Sie sind ein be- visch verbessert werden. Vor dem Hintergrund der deutender Teil der Daseinsvorsorge für Bürgerinnen demografischen und siedlungsstrukturellen Verän- und Bürger. Neben klassischen Einrichtungen wie derungen steht die Planung der sozialen Infrastruk- Schulen und Kindergärten etablieren sich zuneh- tur vor großen Herausforderungen. Insbesondere im mend Treffpunkte oder Gemeinschaftseinrichtun- Bereich der Kinderbetreuung und der schulischen gen für Bürgerinnen und Bürger und insbesondere für Bildung besteht ein erhöhter Handlungsbedarf. Seniorinnen und Senioren. Auf diese Weise können

Ausgangslage 5.5.1

Kinderbetreuung drei Grundschulen. Die Kinder werden dort in den Klassen 1 bis 4 und zudem in zwei Vorbereitungs- In der Gemeinde Obersulm befinden sich insgesamt klassen unterrichtet. Neben der Grundschule Aff- 12 Kindergärten. Davon sind 11 in kommunaler Trä- altrach wird ab dem Schuljahr 2019/2020 auch an gerschaft und einer in kirchlicher. Ein Krippenan- den beiden anderen Grundschulstandorten eine gebot für unter Dreijährige ist in 3 Einrichtungen Halb- sowie Ganztagsbetreuung angeboten. Nach vorhanden. Zusätzlich werden derzeit etwa zehn den drei priorisierten Szenarien der Bevölkerungsvo- U-3-Plätze in altersgemischten Kindergartengrup- rausrechnung wird die Anzahl der Grundschüler zu- pen angeboten. In 10 der 12 Einrichtungen sind bis- künftig ansteigen, was einen erhöhten Handlungs- lang noch ausreichend Plätze vorhanden. Anhand bedarf in diesem Bereich auslösen wird. der drei favorisierten Szenarien der Bevölkerungs- vorausrechnung kann zukünftig sowohl mit einem Neben den Grundschulen befinden sich in Ober- leichten Rückgang (Bestandserhalt und Mittel der sulm noch eine Förderschule mit den Klassen 1 bis letzten 10 Jahre) als auch mit einem Anstieg der 9 und drei weiterführende Schulen: die Michael-Be- Kinderzahlen (Mittel der letzten 5 Jahre) gerech- heim-Gemeinschaftsschule, die Realschule Ober- net werden. Um eine exaktere Aussage über den sulm und das Ev. Paul-Distelbarth-Gymnasium. zukünftigen Bedarf zu erhalten, hat die Verwaltung parallel zum Gemeindeentwicklungskonzept eine Seniorenangebote Bedarfsplanung (Lupe Kinderbetreuung) in Auftrag gegeben. Eine Pflegeeinrichtung stellt das Haus Pro Senioren Schöntaler Klosterhof dar. Das Angebot besteht aus Bildung 92 Dauerpflegeplätzen und mehreren Plätzen zur Kurzeitpflege. Des Weiteren gibt es das Senioren- Die Gemeinde Obersulm verfügt mit der Grund- und Pflegeheim Rosengarten mit neun Wohngrup- schule Affaltrach, der Grundschule Eschenau und pen und zehn Plätzen zur ambulanten Pflege sowie der Michael-Beheim-Grundschule über insgesamt die KolibriService GmbH mit betreutem Wohnen.

58 Das Angebot wird ergänzt durch die Diakoniesta- sich auf die Ortsteile verteilen, und 15 weitere Verei- tion Obersulm–Löwenstein–Wüstenrot und diverse ne, die keinen direkten Sitz in Obersulm haben. Den Seniorentreffs, wie beispielsweise der Offene Treff Sportvereinen stehen für ihre Aktivitäten zahlreiche 3000. Sportplätze, Tennisplätze und Sporthallen zur Ver- fügung. Für Kinder und Jugendliche gibt es neben Jugendarbeit den Vereinsangeboten insgesamt 32 Spielplätze in der Gemeinde und einen Trendsportpark im Ortsteil Seit Mai 2003 befindet sich das Jugendhaus Ober- Affaltrach. sulm im Willsbacher Bahnhofsgebäude in kom- munaler Trägerschaft. Dort wird neben der Frei- Gesundheit zeitgestaltung auch die Betreuung persönlicher Angelegenheiten angeboten. Darüber hinaus ko- Die medizinische Versorgung wird in Obersulm über ordiniert und plant das Jugendreferat Obersulm sieben Fachärzte, die auf die Bereiche Innere Me- übergreifend die kommunale Jugendarbeit und un- dizin, Allgemeinmedizin, hausärztliche Versorgung, terstützt die Vernetzung und Initiierung neuer An- Frauenheilkunde und Geburtshilfe spezialisiert sind, gebote und Maßnahmen. gewährleistet. Darüber hinaus gibt es fünf Zahn- ärzte und zwei Tierärzte. Ergänzt wird das Angebot Freizeit- und Sport durch zwei Apotheken und eine Fachklinik für Re- habilitation Drogenabhängiger sowie eine Zweig- In Obersulm nehmen eine Vielzahl der Bürgerinnen stelle der Behinderteneinrichtung Lichtenstern. Die und Bürger am Vereinsleben aktiv teil. Insgesamt nächstgelegenen Krankenhäuser befinden sich in zählt das Obersulmer Vereinsregister 80 Vereine, die Heilbronn und Löwenstein.

Ergebnisse aus der Bürgerbefragung 5.5.2

Insgesamt sind die Befragten mit der Kinderbetreu- mit Behinderung sowie die Beratungsangebote und ung sehr zufrieden. Auch werden die Grundschulen Begegnungsmöglichkeiten für Ältere werden eben- mit 90 Prozent und die weiterführenden Schulen mit falls sehr positiv bewertet. 82 Prozent als sehr gut bewertet. Ebenfalls werden Des Weiteren haben die kulturellen und sportlichen die Bücherei und Musikschule sehr gut bewertet. Die Angebote in der Gemeinde Obersulm mit durch- hausärztliche Versorgung, Angebote für Menschen schnittlich 88 Prozent einen hohen Stellenwert.

Nutzergruppen (bis 18 Jahre) der Szenarien im Vergleich - absolute und relative Entwicklung Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2018 | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 59 Karte Bildungs- und Betreuungseinrichtungen | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Karte Medizinische Versorgung | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 60 61 62 Karte Öffentliches Freizeitangebot und Spielplätze | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

Karte Öffentliche Einrichtungen | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung 63 Ergebnisse aus der kommunalen Klausurtagung 5.5.3

Der Gemeinderat strebt einen - auf Grund der ge- Für die steigende Anzahl an Seniorinnen und Senio- nerell steigenden Betreuungsquoten - bedarfsge- ren sollen weitere Wohnformen (z.B. Mehrgenerati- rechten Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtun- onenwohnen) und Betreuungseinrichtungen (auch gen an. Ziel sollte unter anderem eine verlässliche für Kurzzeitpflege) geschaffen werden. Mögliche Ganztagesbetreuung in allen Grundschulen und Flächen für die Realisierung größerer Vorhaben sind eine mögliche Kooperation der Realschule mit der daher zu prüfen und vorzuhalten. Darüber hinaus Gemeinschaftsschule sein. Daher sollte über einen soll über die seniorengerechte Gestaltung des öf- zentralen zweiten Standtort für Ganztagesange- fentlichen Raumes und Seniorentreffpunkte nach- bote nachgedacht und geeignete Räumlichkeiten gedacht werden. gesucht werden. In diesem Zusammenhang sollten auch Gespräche zur Stärkung privater Angebote Die medizinische Versorgung soll erhalten bleiben (wie z.B. Tagesmütter) geführt werden. und die Möglichkeiten zur Verbesserung über bei- spielsweise die Realisierung eines Ärztehauses ge- Zur Verbesserung der Angebote für Jugendliche sol- prüft werden. len die vorhandenen Angebote und die Jugendar- beit offener kommuniziert werden. Hierfür wird der Zur Stärkung des kulturellen Angebots soll bei der direkte Kontakt zu den Jugendlichen aller Alters- laufenden Hallenkonzeption der Kulturgedanke ge- gruppen als notwendig erachtet. deckt werden. Des Weiteren ist die Beteiligungskul- tur durch den regelmäßigen Einbezug der Bürger- schaft bei konkreten Vorhaben zu fördern.

Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung 5.5.4

Ein übergeordnetes Ziel der Bürgerinnen und Bürger Vereinsförderung durch die Gemeinde sehen viele besteht in einer sozialgerechten Gemeindeentwick- Teilnehmer positiv und könnten sich darüber hinaus lung in Obersulm, die alle Bevölkerungsgruppen - die Einführung einer Ehrenamtsbörse vorstellen. speziell einkommensschwache Haushalte - berück- sichtigt. Zur Stärkung des kulturellen Angebots wurde eine kostenlose Hallennutzung bei Vereins- und Kultur- Für die Jugendlichen ging aus der Beteiligung her- veranstaltungen vorgeschlagen. Des Weiteren wur- vor, dass bestehende Angebote erhalten und zu- de der Wunsch nach einem zentral gelegenen, mul- sätzliche Angebote geschaffen werden sollen, wel- tifunktionalen Kulturhaus geäußert, das auch für che gemeinsam mit den Jugendlichen geplant und größere Veranstaltungen genutzt werden könnte, durchgeführt werden. Der Ausbau der bereits be- die bislang nicht stattfinden können. stehenden offenen und mobilen Jugendarbeit, evtl. Des Weiteren fehlt es den Teilnehmern an attrakti- unterstützt durch einen hauptamtlichen Mitar-bei- ven Treffpunkten und Verweilplätzen für alle Alters- ter bei der Verwaltung, werden als mögliche Umset- gruppen insbesondere an der Sulm. zungsschritte genannt. Eine zentrale Geschäftsstel- le für die Vereine, wie auch die Wiedereinführung der

64 Lupe Kinderbetreuung 5.5.5

Die Gemeinde Obersulm hat parallel zum Gemein- zent auf altersgemischte Kindergartengruppen und deentwicklungskonzept eine Lupe Kinderbetreuung 30,7 Prozent auf Tagesmütter. Für das Jahr 2035 in Auftrag gegeben, um eine konkrete Aussage über wird angenommen, dass 80 Prozent der Plätze den zukünftigen Bedarf zu erhalten. Die Ergebnisse durch Krippengruppen und 20 Prozent durch Tages- der Bedarfsberechnung liegen im Folgenden vor. mütter abgedeckt werden.

Demografische Zielentwicklung Im Bereich der Ü3-Betreuung wird eine 100-pro- zentige Betreuungsquote angenommen. Derzeit Ausgehend von den angestrebten Zielen der demo- teilt sich das Betreuungsangebot auf 3 alters- grafischen Entwicklung, die im Rahmen der Bürger- gemischte Regelgruppen, 15,5 altersgemischte beteiligung und der kommunalen Klausurtagung Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten und 5,5 definiert wurden, wurde in Abstimmung mit der altersgemischten Ganztagsgruppen auf. Für die Be- Verwaltung ein Mittelwert von 14.500 Einwohnern darfsberechnung wird angenommen, dass sich das bis zum Zieljahr 2035 festgelegt. Dieser Wert, die Angebot im Zieljahr 2035 auf Gruppen mit verlän- vorhandenen Betreuungsangebote und die ange- gerten Öffnungszeiten und Ganztagsgruppen be- nommenen Betreuungsquoten stellen die Grund- schränken wird. lagen für die Berechnung der zukünftigen Bedarfe dar. Die Entwicklung der Ganztagsbetreuungsquote der letzten Jahre lässt zudem darauf schließen, dass Das strategische Ziel von 14.500 Einwohnern bis es vor allem in diesem Bereich auch künftig steigen- zum Zieljahr 2035 bedeutet eine Zunahme der Be- de Bedarfe geben wird. Derzeit beträgt die Ganz- völkerung um 410 Personen (3 Prozent). Dafür ist tagsquote der U3-Betreuung 66,7 Prozent und wird ein Netto-Zuzug von 75 Einwohnern pro Jahr erfor- im Jahr 2035 auf etwa 70 Prozent ansteigen. Es wird derlich. Im Bereich der Kleinkinder und der Ü3-Kin- zudem angenommen, dass die insgesamte Ganz- der führt dies zu einer leichten Abnahme der Zahlen tagsbetreuungsquote von derzeit 24,5 Prozent auf von 1 bis 7 Prozent; die Zahl der U3-Kinder bleibt etwa 45 Prozent im Jahr 2035 ansteigen wird. dabei nahezu unverändert. Im Bereich der Grund- schulkinder wird die Zahl jedoch voraussichtlich um Auch im Bereich der Schulkindbetreuung lässt sich 3 Prozent zunehmen. der Trend der zunehmenden Betreuungsquote und der Ganztagsbetreuung erkennen: Die derzeitige Quoten und Annahmen Betreuungsquote bei den Grundschulkindern liegt in Obersulm im Schuljahr 2018/19 bei insgesamt 29,5 Die derzeitige U3-Betreuungsquote in Obersulm Prozent. Betrachtet man die Betreuungsquoten in beträgt 17,8 Prozent und liegt somit deutlich unter den einzelnen Grundschulen, so ergibt sich ein dif- dem Landesdurchschnitt von 29,1 Prozent (2018). ferenziertes Bild. In der Grundschule Affaltrach, in Im Hinblick auf die zunehmende Frauenerwerbs- der es bereits in den vergangenen Schuljahren eine quote und den derzeit bereits hohen Betreuungsbe- Ganztagsbetreuung gab, beträgt die Betreuungs- darf von U3-Kindern in Baden-Württemberg (42,3 quote 46,2 Prozent. In der Grundschule Eschenau Prozent im Jahr 2017) wird von einer gestiegenen liegt diese hingegen bei 20,5 Prozent und in der U3-Betreuungsquote von 45 Prozent im Zieljahr Michael-Beheim-Grundschule bei 12,6 Prozent. Der 2035 ausgegangen. Derzeit verteilen sich 59,4 Pro- aktuelle Betreuungsbedarf beträgt in Deutschland zent der U3-Betreuungsplätze auf Krippen, 9,9 Pro- im Jahr 2017 jedoch bereits 73,0 Prozent. Daher und

65 im Hinblick auf das bereits geplante Ganztagsan- pen oder durch die Schaffung neuer Gruppen durch gebot in allen drei Grundschulen ab dem Schuljahr einen Neubau. Der zukünftige Bedarf stellt die Ge- 2019/20 ist anzunehmen, dass im Zieljahr 2035 rund meinde dabei vor große Herausforderungen, da es 80 Prozent der Grundschulkinder eine schulische sich bei den vorhandenen Betreuungseinrichtungen Betreuung in Anspruch nehmen werden. Der Anteil größtenteils um zweigruppige Einrichtungen mit der Kinder in Ganztagsbetreuung in Obersulm be- Regelgruppen oder Gruppen mit verlängerten Öff- trägt derzeit knapp 45 Prozent. Auch hier wird von nungszeiten handelt. Die vorhandenen Einrichtun- einer Ganztagsbetreuungsquote von 70 Prozent im gen haben daher zumeist weder Küche und Essens- Zieljahr 2035 ausgegangen. raum noch Schlaf- bzw. Bewegungsraum, welche für einen Ganztagesbetrieb essentiell wären. Dar- über hinaus geht mit dem steigenden Bedarf na- Bedarfsberechnung hezu eine Verdoppelung des Personals einher, was in der künftigen Planung frühzeitig berücksichtigt Ausgehend von den genannten Grundannahmen werden muss. Da die vorhandenen Räumlichkeiten und der aktuellen Zahl der Kinder in Betreuungs- größtenteils nicht für einen Ganztagsbetrieb geeig- einrichtungen (Kiga, Krippe und Grundschulbetreu- net sind, wird eine reine Umwandlung der Gruppen ung) ergibt sich folgender Bedarf an Gruppen: nicht ausreichen. Daher gilt es – auch im Hinblick auf den steigenden U3-Betreuungsbedarf – den Im Bereich der U3-Betreuung müssen auf Grund Bau weiterer Einrichtungen im Gemeindegebiet in des steigenden Betreuungsbedarfs und unter Be- Erwägung zu ziehen bei gleichzeitiger Betrachtung rücksichtigung der genannten Annahmen 8 zusätz- möglicher Nachnutzungen der bisher vorhandenen liche Krippengruppen bis zum Jahr 2035 geschaffen Einrichtungen. werden. Davon werden 6 Gruppen in Ganztagsbe- treuung und 2 im regulären Betrieb benötigt. Insge- Im Bereich der Schulkindbetreuung wird vor al- samt besteht somit ein Bedarf an 4 regulären Krip- lem der Anteil an der Ganztagsbetreuung deutlich pengruppen und 10 Ganztagsgruppen. zunehmen. Von den voraussichtlich insgesamt 526 Kindern im Grundschulalter im Jahr 2035 werden Im Hinblick auf die Ü3-Betreuung gilt es bis zum 492 Kinder eine Grundschule in Obersulm besuchen, Zieljahr 2035 die bereits bestehenden 24 Gruppen also 93 Prozent. Bei einer Betreuungsquote von 80 um eine weitere Gruppe zu ergänzen. Die insgesamt Prozent kann davon ausgegangen werden, dass ins- 25 Gruppen teilen sich zukünftig auf die Gruppen- gesamt 394 Kinder einer Schulkindbetreuung in An- formen verlängerte Öffnungszeiten (insgesamt 15 spruch nehmen. Davon werden voraussichtlich 70 Gruppen) und Ganztagsbetreuung (insgesamt 10 Prozent, also 276 Kinder eine Ganztagsbetreuung in Gruppen) auf. Die Regelgruppen entfallen. Damit Anspruch nehmen. Mit dem Ausbau der Ganztags- erhöht sich die Zahl der Ganztagsgruppen von ak- betreuung in den beiden Grundschulen Eschenau tuell 5,5 Gruppen auf insgesamt 10 Gruppen bis zum und Michael-Beheim zum Schuljahr 2019/20 hat die Jahr 2035. Somit müssen 4,5 Gruppen im Ganz- Gemeinde Obersulm somit einen Großteil der benö- tagsbetrieb geschaffen werden, entweder durch die tigen Infrastruktur für die künftigen Bedarfe bereits Umwandlung vorhandener Regel- bzw. VÖ-Grup- geschaffen.

66 67 MOBILITÄT | DIGITALISIERUNG 5.6

Mobilität wird in der heutigen Zeit immer wichtiger. Menschen ohne eigenen PKW, Städte und Gemein- Eine schnelle Verbindung zwischen Ausgangs- und den in der Region und darüber hinaus zu erreichen. Endpunkt spielt nicht nur im privaten Individualver- kehr eine wichtige Rolle, sondern ist auch für den ge- Neben der verkehrsbezogenen Mobilität stellt auch werblichen Lieferverkehr von großer Bedeutung. Ein eine schnelle Breitbandanbindung einen Standort- Standort, der verkehrlich gut angebunden ist, stellt vorteil für Einwohner und Unternehmen dar. einen Vorteil für Wirtschaftsunternehmen dar. Auch der öffentliche Personennahverkehr ermöglicht es

Ausgangslage 5.6.1

Individualverkehr Die Buslinie 635 fährt stündlich und verbindet Wills- bach mit Schwäbisch Hall. Die Buslinie 636, die ei- Die Gemeinde Obersulm wird von der Bundesstraße nen Rundverkehr von Willsbach nach Affaltrach, B39 durchquert, die eine Verbindung nach Sinsheim Eschenau, zum Breitenauer See, Weilter, Reisach, und Heilbronn im Westen und nach Schwäbisch Lichtenstern, Eichelberg, Weiler und zurück anbie- Hall und Mainhardt im Osten ermöglicht. Darüber tet, fährt zu Stoßzeiten alle 30 Minuten, sonst jede hinaus führt die Landestraße L1035 von Scheppach Stunde und am Wochenende im eineinhalb Stunden nach Willsbach. Problematisch ist besonders zu den Takt. Des Weiteren besteht jede Stunde eine Bus- Stoßzeiten das erhöhte Verkehrsaufkommen in der verbindung über den Nahverkehr Hohenlohekreis Ortsdurchfahrt in Willsbach. (NVH) mit dem Bus 47 von Eschenau Ort, über Eschenau Bf., Dimbach und Schwabbach nach ÖPNV Bretzfeld.

Mit den Bahnhöfen Willsbach und Eschenau sowie Zusätzlich gibt es in Obersulm noch das Angebot den Haltepunkten Sülzbach, Sülzbach Schule, Aff- eines Bürgerbusses der mittwochs und freitags von altrach, Eschenau und Wieselensdorf ist Obersulm 14-17 Uhr im Stundentakt alle Ortsteile bedient. hervorragend an die Bahnstrecke Crailsheim-Heil- bronn angebunden. Dort fährt seit Dezember 2005 die Linie S4 der Stadtbahn Heilbronn im halbstündi- gen Takt nach Heilbronn und Öhringen.

Durch das Gemeindegebiet führen vier Buslinien des Verkehrsverbunds Heilbronner-Hohenloher-Ha- ler-Nahverkehr (HNV). Die Linie 632 fährt nur werk- tags zu den Stoßzeiten in Richtung Wimmental und Weinsberg und durchquert den Ortsteil Willsbach.

68 Lärmaktionsplan Breitband

Da die Verkehrsbelastung auf verschiedenen Stra- Eine gute Breitbandversorgung mit hohen Datenra- ßen, die durch die Gemeinde Obersulm führen, teil- ten ist in der heutigen Zeit nicht nur für Unterneh- weise sehr hoch ist und dadurch Lärmbelastungen men besonders wichtig, sondern wird bereits beim für die Anwohner und Anwohnerinnen entstehen Verkauf eines Bauplatzes oftmals nachgefragt. hat die Gemeinde im Jahr 2016 einen Lärmakti- Immer mehr Menschen sind zuhause auf eine gute onsplan aufgestellt. Darin sind Maßnahmen zur Breitbandversorgung angewiesen, um auch von zu Geschwindigkeitsreduzierung und Lärmminderung Hause aus arbeiten zu können. enthalten. Die Telekom baut das Netz in Obersulm in Eigenleis- Zu den Maßnahmen zählen beispielsweise eine tung aus und versorgt 3.760 Haushalte mit einem Tempo 30-Begrenzung auf der B 39 in der Ortsmit- leistungsstarken Internetanschluss. Das maxima- te von Willsbach und auf der L 1035 in der Markt-, le Tempo beim Herunterladen steigt dann auf 100 Affaltracher- und Brückenstraße in Willsbach sowie Mbit/s und beim Hochladen auf bis zu 40 Mbit/s ein lärmmindernder Fahrbahnbelag auf der L 1035. an. Dafür werden 14 km Glasfaser verlegt, auch in den bislang unzureichend versorgten Ortsteilen. Als entscheidende Maßnahme zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse wird die Ortsumfahrung für Willsbach (B 39) angestrebt, die inzwischen im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) mit „Vordringli- cher Bedarf“ eingestuft ist.

Ergebnisse aus der Bürgerbefragung 5.6.2

Die Bürgerinnen und Bürger bewerten den Bereich Aus den Anregungen der Bürgerinnen und Bürger Mobilität und Verkehr überwiegend positiv. Davon für die Gemeindeentwicklungsplanung in Obersulm ausgenommen sind das hohe Verkehrsaufkommen, geht hervor, dass für die Bürgerschaft das Thema das Fehlen einer Umgehungsstraße, die digitale In- Mobilität und Digitalisierung eine große Rolle spielt. frastruktur und die Lärmschutzmaßnahmen in der Die Bürgerinnen und Bürger plädieren für den Bau Ortsdurchfahrt. Die Belange von Fußgängern sowie der Umgehungsstraße, schnelleres Internet, fuß- die Schulwege werden insgesamt positiv bewertet, gängerfreundliche und sichere Schulwege, ein bes- wie auch der öffentliche Nahverkehr, die Barriere- seres Angebot des ÖPNV, verkehrsberuhigte Zonen freiheit im öffentlichen Raum, die Parkmöglichkei- und den Radwegeausbau. ten im Ortskern, die Berücksichtigung der Belange von Radfahrern und besonders der Bürgerbus.

69 Ergebnisse aus der kommunalen Klausurtagung 5.6.3

Im Rahmen der Klausurtagung hat der Gemeinde- Neben der Verbesserung des Straßennetzes für den rat die besondere Bedeutung der Ortsumfahrung MIV sollen auch der ÖPNV, das Radwegenetz sowie Willsbach (B39) für die Gesamtgemeinde und ins- ergänzende Mobilitätsangebote zum Bürgerbus, besondere für die Ortsmitte von Willsbach betont wie beispielsweise das Mitfahrbänkle, gestärkt und und als fortbestehendes Ziel deren Realisierung for- ausgebaut werden. Der Ausbau des Glasfasernet- muliert. Des Weiteren sollen zur Verbesserung des zes erfolgt derzeit durch die Telekom und wird zu Wohnumfeldes und der Aufenthaltsqualität inner- einer deutlichen Verbesserung führen. Dieses sollte halb Obersulms weitere Maßnahmen des Lärmakti- jedoch kontinuierlich weiter ausgebaut und fortlau- onsplans umgesetzt werden. fend auf dem neuesten Stand der Technik gehalten werden.

Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung 5.6.4

Für die Bürgerinnen und Bürger in Obersulm ist Ebenfalls diskutiert wurde der Ausbau von Rad- und die Erhöhung der Verkehrssicherheit ein zentra- Schienenverkehrswegen. Bestehende Angebots- les Anliegen. Vor allem an Kindergärten, Schulen lücken, wie eine regelmäßigere und pünktlichere und wichtigen öffentlichen Einrichtungen besteht Taktung der Bahn, werden in diesem Zusammen- das Bedürfnis nach einer Veränderung der aktuell hang angesprochen bzw. bemängelt. Des Weiteren vorherrschenden Situation. Eine Reduzierung des wurden die unübersichtlichen und unorganisierten Schwerlastverkehrs besonders im Ortsteil Willsbach Parkmöglichkeiten in den Wohngebieten, aber auch könnte durch den Bau der bereits angemeldeten in den Ortsmitten angesprochen. Lösungsmög- Umgehungsstraße erreicht werden. Bei dieser Lö- lichkeiten sehen die Teilnehmer in einer besseren sung waren sich die Teilnehmer jedoch nicht einig, Beschilderung und Kontrolle, aber auch die Ausstel- ob dies die einzige Lösung sein kann. Mögliche Lö- lung eines Anwohnerparkausweises. sungen könnten die Änderung der Ampelschaltung in Willsbach oder die Prüfung eines Kreisverkehrs Um für die Zukunft im Bereich der Mobilität gut darstellen. Darüber hinaus wurde auch über Mög- aufgestellt zu sein, ist es nach Ansicht der Bürgerin- lichkeiten der Verkehrsreduktion im Allgemeinen nen und Bürger sehr wichtig, offen im Hinblick auf diskutiert. Mögliche Optionen sehen die Bürge-rin- die Förderung von Elektromobilität und die Einfüh- nen und Bürger hierbei in der Förderung alternativer rung von Sharing-Konzepten zu sein, damit die Ge- Mobilitätsformen, wie z.B. des Car-Sharings, E-Mo- meinde immer mehr zu einem umweltfreundlichen, bilität mit einer Ladeinfrastruktur oder dem Ausbau ressourcenschonenden, lebenswerten und vorbildli- des ÖPNVs. Weiterhin könnten durch eine Senkung chen Ort entwickelt. der Verkehrsbelastung weitere Ziele, wie beispiels- weise eine Reduzierung der Lärmbelastung, der Begrünung der Hauptstraßen, die Sauberkeit am Straßenrand oder eine Verbesserung der Barriere- freiheit, in Angriff genommen werden.

70 Karte Mobilität in Obersulm | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

6 Mbit/s | Quelle: 16 Mbit/s | Quelle: 50 Mbit/s | Quelle: Breitbandatlas 2018 Breitbandatlas 2018 Breitbandatlas 2018

71 NAHERHOLUNG | TOURISMUS 5.7

Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten in einer und somit der Bürgerschaft. Eine gut ausgebaute Kommune sind zunächst für die eigene Bevölke- Freizeit- und Naherholungsinfrastruktur kann aber rung bereitzustellen, um neben den Arbeits- und auch touristisch vermarktet werden. Dies kann die Verdienstmöglichkeiten einen Ausgleich zu schaf- Imagewirkung für eine Kommune steigern und eine fen. Freizeitangebote sind jedoch nicht nur alleinige wirtschaftliche Wertschöpfung für die Einwohner Aufgabe einer Kommune, sondern auch der Vereine und die Kommune mit sich bringen.

Ausgangslage 5.7.1

In den Jahren 2012 bis 2017 waren die Übernach- wirtschaften und Weinstuben sowie Weingüter und tungszahlen in Obersulm rückläufig. Im Jahr 2012 die Schlosskellerei Affaltrach angeboten. Zudem wurden laut Statistischem Landesamt Baden-Würt- befinden sich insgesamt 12 verschiedene Rundwan- temberg 13.491 Übernachtungen registriert. Im Jahr derwege, mit Strecken von sieben bis zehn Kilome- 2017 lag die Zahl der Übernachtungen dagegen bei tern und verschiedene Aussichtspunkte im Gemein- 10.774, was eine Abnahme von 2.717 (-20 Prozent) degebiet. Übernachtungen gegenüber dem Jahr 2012 be- deutet. Als Übernachtungsmöglichkeiten stehen in Größere Naherholungsgebiete stellen der Natur- Obersulm Ferienwohnungen und Privatzimmer zur park Schwäbisch-Fränkischer Wald und der Breite- Verfügung. nauer See dar.

Aufgrund der Lage Obersulms an der Württember- Das gastronomische Angebot Obersulms setzt sich gischen Weinstraße, findet als touristische Beson- aus Restaurants, Gasthäusern sowie Vereinsgast- derheit der Weintourismus statt. Als Attraktionen stätten, Cafés und Weingütern zusammen. werden der Wein- und Walderlebnispfad, die Besen-

Ergebnisse aus der Bürgerbefragung 5.7.2

Die Bürgerschaft ist mit dem Freizeit-, Sport und Cafés und Bars sowie weitere Restaurants und Vereinsangebot insgesamt sehr zufrieden. Beson- Gaststätten vielfältiger ausgebaut werden. ders das Sport- und Vereinsangebot wird mit 89,60 und 91,30 Prozent Zufriedenheit bewertet. Dennoch Zudem würden ergänzende Infrastrukturen, wie ein wird auf die Frage nach fehlenden Angeboten ge- Hallenbad, ein Basketballplatz und weitere Sport- antwortet, dass weitere Sportangebote, auch für plätze bzw. Sporthallen, zu einer weiteren Verbes- Kleinkinder, geschaffen werden sollen. In der weite- serung des Gesamtangebots führen. Dies könnte ren Gemeindeentwicklungsplanung sollte aus Sicht auch zur Belebung des Tourismus beitragen. der Befragten das gastronomische Angebot durch

72 Ergebnisse aus der kommunalen Klausurtagung 5.7.3

Die Mitglieder des Gemeinderats sehen ein erheb- Sulmbandes i.V.m. Maßnahmen des Hochwasser- liches Potenzial in der Aufwertung und Ansiedlung schutzes und der Sammlung von Ökopunkten zu von gastronomischen Angeboten. Daher sollte das verfolgen. Dazu soll der Gewässerentwicklungsplan Thema der Gastronomie bei der Sanierung in Aff- vorgestellt und die darin enthaltenen Maßnahmen altrach und bei einem möglichen Hallenneubau auf die Möglichkeiten zur Beantragung von Förder- mitgedacht werden. Auch die Option einer Markt- geldern und zur Stärkung der Biotopvernetzung ge- halle soll um diesen Bereich geprüft werden. Das prüft werden. Für den Bereich des Breitenauer Sees Grüne Band entlang der Sulm soll gestärkt und das strebt der Gemeinderat Barrierefreiheit und die Ein- dortige Radwegenetz überprüft werden. Des Wei- richtung eines Fahrradverleihs an. teren ist die weitere ökologische Entwicklung des

Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung 5.7.4

Nach Ansicht der Einwohnerinnen und Einwohner Wichtiger als der Ausbau der touristischen Attrak- sollte der Bereich des Tourismus zukünftig einwoh- tionen in der Gemeinde war den Teilnehmern der nerverträglich und qualitativ hochwertig ausgebaut Schutz des Naturraums und die Reduzierung des bzw. gestärkt werden. Die Nutzung des Breitenauer Mülls in Naherholungsgebieten. Als naturschützen- Sees wird als ausreichend, bzw. bereits „überfrach- der Beitrag sollte die Renaturierung der Gewässer, tet“ angesehen und sollte in erster Linie als Naher- die Aufwertung der Sulmtalauen und die Weiterent- holungsort der Obersulmer Bevölkerung die-nen wicklung der Naturräume und Biotope vorangetrie- und in seinem jetzigen Zustand erhalten bleiben. ben werden. Die Teilnehmer fordern zudem mehr Kontrollen so- wohl beim Parken, als auch bei den Grillstellen um Zur Ergänzung der touristischen Angebote können den See. Als besonderes Potenzial, für das ein wei- sich die Teilnehmer zusätzliche Übernachtungs- terer Ausbau befürwortet wird, ist die Erweiterung möglichkeiten vorstellen, diese sollten jedoch für des Radwegenetzes (Radschnellweg), das mit einer alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein, was z.B. Fahrradverleih-Station am Breitenauer See einher- über die Ansiedlung einer preisgünstigen Unter- gehen könnte. kunft in Form einer Jugendherberge erreicht werden könnte.

73 Karte Freizeit und Kultur | Darstellung: Reschl Stadtentwicklung

74 75 STÄDTEBAULICHE GESTALT | IDENTITÄT 5.8

Der Städtebau in einer Gemeinde stellt deren „Visi- Bauart wie auch attraktiv gestaltete Straßenräume tenkarte“ dar. Geprägt ist der Städtebau von denk- wirken sich positiv auf umliegende Nutzungen und malgeschützten, historischen Gebäuden und wei- die Identität der Bewohner der Gemeinde aus. teren ortsbildprägenden Gebäuden. Ihre markante

Ausgangslage 5.8.1

Die prägenden und identitätsstiftenden Naturräu- Gemeindebücherei und das neugeschaffene me, die der Gegend den Spitznamen „Schwäbische Verwaltungszentrum der Gemeinde Obersulm. Toskana“ verleihen, wie der Breitenauer See, das Jeweils in Nähe der beiden Mitten liegen für die Sulmtal und die Weinanbaugebiete, wurden be- Gemeinde bedeutende Freizeiteinrichtungen: reits im Kapitel zuvor erwähnt. Auch im Städtebau Am Verwaltungssitz das SportCentrum mit gibt es einige kennzeichnende Merkmale, die sich Trendsportpark für Bike und Skateboard, am in mehreren Ortsteilen der Gemeinde Obersulm historischen Kern eine Sportanlage, der Michel- wiederfinden. Neben den historischen Fachwerk- bachpark und das Mineralfreibad. häusern, sind es die drei Backhäuser in Eichelberg, Weiler und Affaltrach und die drei Schlösser, in Af- • Eichelberg: Umgeben von Weinbergen und faltrach, Weiler und Eschenau, die als gemeinsame Wald und am höchsten von allen Ortsteilen Identifikationsmerkmale gesehen werden können. gelegen ist Eichelberg. Der historische Kern be- steht aus einem Platz an dem auch das Back- Bei Betrachtung der einzelnen Ortsteile bzw. Orts- haus, der ehemalige Gasthof zum Adler und die mitten kann die Gemeinde Obersulm eine Vielzahl alte Schule liegen. Ein weiteres kleines Zentrum an historischen und ortsbildprägenden Gebäuden befindet sich bei der alten Kelter Eichelberg, der aufweisen. Aus diesem Grund kommt der städte- Ortsverwaltung, die als Dorfgemeinschafts- baulichen Qualität und dem Erscheinungsbild an haus genutzt wird, und dem alten Feuer- diesen Standorten eine besondere Bedeutung zu. wehrhaus. Mit dem Kindergarten sowie den Sport- und Spielmöglichkeiten existiert noch • Affaltrach: Die historische Ortsmitte von Af- ein dritter, sozialer Schwerpunkt in Eichelberg. faltrach ist geprägt durch das Schloss Aff- Ein kleines Stück außerhalb liegt der Friedrichs- altrach, das ehemalige Schulhaus (inzwischen hof mit Fachklinik und Zweigstelle der Stiftung die Musikschule), die Synagoge, die ein Muse- Lichtenstern. Auf der Gemarkung liegen meh- um zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt rere Aussichtspunkte wie das Paradies oder ein Heilbronn ist, die evangelische Johanneskirche, Kriegerdenkmal. die katholische St. Johann Baptist mit ihren Kir- chengemeindehäusern, das Backhaus und eini- • Eschenau: Die Ortsmitte Eschenau liegt in ei- ge gastronomische Angebote. In der nach der nem Bereich zwischen der evangelischen Wen- Gemeindereform entstandenen „Neuen Mitte“ delinskirche und dem Ortsverwaltungssitz, mit kleinem Platz liegen zwei Kindergärten, die einem ehemaligen Amtshaus. Weitere prägen-

76 de Gebäude sind eine Alte Kelter, das ehema- lockern das Straßenbild auf. Darüber hinaus hat lige Gasthaus zum Ochsen und das Schloss der Ortsteil weitere wichtige Einrichtungen wie Eschenau. Die Ortsmitte verfügt über beleben- die Käthe-Kollwitz-Schule und die Lichtenster- de Nutzungen in Form von Einzelhandel und ner Werkstätten. Dienstleistungen. Ein weiteres Zentrum mit sozialem Schwerpunkt besteht beim Kinder- • Willsbach: Die Ortsmitte in Willsbach liegt ge- garten, der Grundschule, dem Se-niorentreff nau an der Kreuzung von B39 und L1035. Dort und der Sporthalle mit Verkehrsübungsplatz. befindet sich ein kleines Versorgungszentrum Eine große Grünfläche besteht mitten im Ort mit Ärzten, kleinen Geschäften, Gastronomie am Schlossgässle und eine kleine, neu gestal- und der Ortsverwaltung in der umgebauten tete Grünfläche gegenüber Kirche. Östlich von Alten Kelter. Willsbach verfügt über viele wich- Eschenau liegt der Weiler Wieslensdorf mit tige soziale Einrichtungen und Freizeitangebo- ei-gener Bahnhaltestelle – einer der kürzesten te. Dazu zählen der katholische Kindergarten, Bahnsteige Deutschlands. die Realschule Obersulm, Sportflächen, der Sulmpark, eine weitere Kinderbetreuungsein- • Sülzbach: Der Ortsteil Sülzbach besitzt einen richtung, das evangelische Gemeindehaus, die ausgeprägten historischen Ortskern. Dieser hat Hofwiesenhalle, eine weitere Turnhalle und ein bereits mehrere Auszeichnungen im Wettbe- Seniorenheim. An den Hängen oberhalb des werb „Unser Dorf soll schöner werden“ erhal- Ortsteils wurde ein Wald- und Weinlehrpfad an- ten, u.a. 2001 die Goldene Preismünze. Einige gelegt. sehr gut erhaltene Fachwerkhäuser u.a. das Oettingerhaus oder der ehemalige Schöntaler Neben hochwertigen, ortbildprägenden Gebäuden Klosterhof, der heute eine Pflegeeinrichtung ist, lassen sich in einigen Bereichen leider auch städte- befinden sich dort. An den Klosterhof angren- baulich Missstände erkennen: Leerstände, geringe zend steht eine Alte Kelter, die für Veranstaltun- Gestaltung, unpassende Nutzungen und die hohe gen genutzt wird. Weitere wichtige Gebäude im Verkehrsbelastung. Besonders in Willsbach besteht Ortskern sind das alte Schul- und Rathaus, die durch die B39 und die L1035, wie auch in Affaltrach Ortsverwaltung mit Feuerwehr und die evan- und Eschenau, ebenfalls bedingt durch die L1035, gelische Kilianskirche. Nur wenige Meter vom eine geringe Aufenthaltsqualität. Da sowohl der Ortskern entfernt sind ein Kindergarten, das Schwerlastverkehr als auch der Verkehr insgesamt evangelisches Gemeindehaus und die Gemein- deutlich zugenommen haben, können strukturelle dehalle untergebracht. Im durchgängig bebau- und gestalterische Defizite im Straßenraum fest- ten Übergang zu Willsbach befindet sich ein gestellt werden. Fassadenschäden, sanierungsbe- Schulzentrum mit direktem Bahnanschluss. dürftige Bausubstanz und der zum Teil ungepflegte öffentliche Raum werten das Erscheinungs-bild der • Weiler: In Weiler befindet sich die Ortsmitte Gemeinde ab, sodass die städtebauliche Qualität entlang der Ortsdurchfahrt „Heilbronner Stra- der hohen Bedeutung der Ortsmitten nicht gerecht ße“ und ist durch diese geprägt. Dort liegen das werden kann. Spielzeug- und das Schulmuseum (das größte seiner Art in Baden-Württemberg), welche auf mehrere Häuser verteilt sind. Dahinter befinden die evangelische Kirche mit nebenste-hendem Backhaus, das Schloss Weiler und die Ortsver- waltung. Der Breitenauer See ist fußläufig er- reichbar. Aufenthaltsflächen erstrecken sich entlang der Ortsdurchfahrt. Abwechslungsrei- che Fassaden an Farben und Fachwerkhäuser

77 Ergebnisse aus der Bürgerbefragung 5.8.2

Das Erscheinungsbild der Gemeinde Obersulm wird Für die weitere Gemeindeentwicklung ist den Be- von knapp 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger fragten dabei vor allem der Erhalt der Landschaft insgesamt als sehr gut bewertet. Dabei empfinden ein Anliegen, was unter anderem durch das Schlie- die Befragten vor allem die Sauberkeit der öffentli- ßen von Baulücken erfolgen soll. Das saubere Er- chen Straßen und Anlagen, die örtlichen Grünflä- scheinungsbild der Gemeinde Obersulm sollte auch chen sowie das Ortsbild im eigenen Ortsteil als äu- zukünftig gepflegt und weiter verschönert werden. ßerst positiv. Darüber hinaus setzen die Bürgerinnen und Bürger Die Befragten verbinden mit der Gemeinde Ober- sich für mehr Grünflächen und Sitzbänke in der Ge- sulm in erster Linie den Breitenauer See, aber auch meinde ein. Obersulm soll dabei seinen Dorfcharak- die zahlreichen Feste, wie die Seeweihnacht, das ter erhalten, da ein Großteil der Befragten vor allem Wine&Food Festival, das Wein und Sommerfest in die Lage in der Natur und die damit einhergehende Willsbach, das Dorffest Sülzbach oder das Brunnen- Ruhe schätzen. fest. Diese Orte und Veranstaltungen prägen die Obersulmer Identität.

Ergebnisse aus der kommunalen Klausurtagung 5.8.3

In der kommunalen Klausurtagung mit den Ge- rung städtebaulicher Erneuerungsmaßnahmen ist meinderätinnen und Gemeinderäten ist über die auf eine an den Bestand angepasste und ortsbild- städtebauliche Entwicklung der Gemeinde Ober- verträgliche Nachverdichtung zu achten. Bei der sulm diskutiert worden. Dabei wurde insbesondere Erneuerung kommunaler Gebäude und der Aufwer- eine stärkere Verbindung der Siedlungsstrukturen tung des öffentlichen Raums soll darauf geachtet zur umliegenden Landschaft (Wein, Wald, See, Ber- werden, dass Begegnungsräume geschaffen wer- ge) gefordert. Darüber hinaus sollen die identitäts- den und Freiflächen bzw. Plätze attraktiv gestaltet stiftenden Gebäude zu denen auch die alten Hallen und möbliert werden. Hierfür sollen im Vorfeld von und alten Schulen gezählt werden, erhalten werden, umfangreicheren Maßnahmen, wie bspw. bei der damit der heutige Charakter der Ortsteile nicht ver- Ortskernsanierung in Affaltrach, städtebauliche ändert wird. Insbesondere bei der Umsetzung von Konzeptionen erarbeitet werden. Innenentwicklungsmaßnahmen oder der Durchfüh-

Ergebnisse aus der kommunalen Klausurtagung 5.8.4

Im Gemeindegebiet gibt es zahlreiche Gebäude, die Ortsmitten in allen Ortsteilen. Sie wünschen sich von der Bevölkerung als besonders identitätsstif- eine hohe Qualität in der Gestaltung, eine Integra- tend und erhaltenswert für das Ortsbild angesehen tion von belebenden Elementen und eine verbesser- werden. Bei der Sanierung oder dem Erhalt beste- te Grundversorgung. Darüber hinaus sollen die Zu- hender Gebäude und auch der dezentralen Hallen, gänglichkeit zu bestehenden Naturräumen weiter sollte jedoch die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt ausgebaut, Grünflächen aufgewertet und soziale werden. Zusätzlich sehen die Teilnehmer ein großes Treffpunkte im öffentlichen Raum geschaffen -wer Potenzial in der Gestaltung der Quartiersplätze und den. 78 Weitere Punkte waren die Errichtung einer öffentli- Begrünung des Straßenrandbereichs, die klimaneu- chen Toilette, altersgerechte Wohnformen in allen trale Bestandssanierung öffentlicher Gebäude und Ortsteilen, die Ortskernsanierung in Eschenau, die die Renaturierung der Sulmaue.

79 STRATEGISCHE ZIELE

PROJEKTE UND PLANUNGEN.1 DER STADTENTWICKLUNGSPROZESS FELDKIRCH 6

Quelle: Reschl Stadtentwicklung Demografie | Gesellschaftlicher Wandel 6.1

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Heimat in einem dynamischen Umfeld

STRATEGISSCHES ZIEL Trendfortschreibung des Bevölkerungswachstums; Korridor bis etwa 14.750 Einwohner

Für die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung strebt die Gemeinde Obersulm eine Trendfortschreibung des Wachs- tums der letzten fünf Jahre an. Bis zum Zieljahr 2035 würde demnach die Bevölkerungszahl in Obersulm von rund 14.000 auf etwa 14.750 Einwohner ansteigen, was einem relativen Wachstum von 5,3 Prozent entspricht.

Durch diese Zielstellung wird die Auslastung der öffentlichen Infrastruktur langfristig gesi-chert und müsste gegebenen- falls nur geringfügig ausgebaut werden (z.B. bei einem An- stieg der Betreuungsquote). Im weiteren Verlauf der Gemein- deentwicklung soll diese Zielsetzung regelmäßig mit Hilfe der Daten aus dem Einwohnermelderegister evaluiert werden, um auf überregionale, regionale und lokale Entwicklungs- trends angemessen reagieren zu können.

82 PROJEKTE/PLANUNGEN Nettozuzug von mind. 42 Personen pro Jahr

Seit dem Jahr 2007 besteht in der Gemeinde Obersulm ein Geburtendefizit. Aus diesem Grund benötigt die Gemeinde einen positiven Wanderungssaldo (Delta Zuzüge/Fortzüge von mindestens +42 Personen), um das angestrebte Bevöl- kerungswachstum auf knapp 14.750 Einwohner bis zum Ziel- jahr 2035 zu erreichen. Zur Ansiedlung dieser Personen sind bei einer anhaltenden Belegungsdichte von 2,1 Personen pro Wohneinheit rund 20 zusätzliche Wohneinheiten pro Jahr er- forderlich.

Die Gemeinde Obersulm schafft die Ressourcen mit Hilfe von unterschiedlichen Projekten und Planungen, um Wegzüge aus der Gemeinde zu verhindern und Neubürger zu gewinnen und langfristig zu integrieren. Diese werden in den nachfol- genden Handlungsfeldern konkretisiert.

83 Landschaft | Ökologie 6.2

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Umweltbewusste Naherholungs-Gemeinde

STRATEGISSCHE ZIELE Natur- und Umweltschutz intensivieren

Der Naturraum, der die Gemeinde Obersulm umschließt, wird vor allem von den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde zur Naherholung genutzt. Daher soll dieser Raum in seinem Bestand und seiner Qualität erhalten und, sofern möglich, sinnvoll ergänzt werden.

Die zukünftige Flächeninanspruchnahme ist daher ressour- censchonend zu gestalten, um die Grün- und Freibereiche, auch für die Tier- und Pflanzenwelt als Lebensraum, wei- testgehend zu erhalten. Bei potenziellen Entwicklungen im Außenbereich sind deshalb die Belange aller Nutzergruppen zu erfassen und gerecht abzuwägen. Des Weiteren sind qua- litativ hochwertige Ausgleichsflächen herzustellen, um den identitätsstiftenden Landschaftsraum der Gemeinde Ober- sulm zu bewahren.

84 Klimaschutz und Klimaanpassung steigern

Die Anwendung erneuerbarer Energien beinhaltet ein großes Potenzial für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes in öffentli- chen und privaten Gebäuden in der Gemeinde. Die Gemein- de Obersulm führt daher die Anstrengungen und Modelle für Energieeinsparungen weiterhin fort und versucht diese durch die Akquirierung von Fördermitteln weiter auszubauen. Die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs für die kommen- den Jahre identifiziert weitere Potenziale und beinhaltet eine schrittweise Umsetzung zusätzlicher Mögichkeiten zur An- passung an den Klimawandel auf der Ebene der Gemeinde. Dies könnte z.B. durch die Freihaltung und gegebenenfalls Erweiterung der Frischluftschneisen umgesetzt werden. Darüber hinaus sollten die vorliegenden Gewässerstrukturen erhalten und mögliche Retentionsflächen geschaffen wer- den, um auf etwaige Starkregenereignisse bestmöglich vor- bereitet zu sein.

Grün im öffentlichen Raum stärken

Der Anteil und die Qualität der öffentlichen Grünflächen sol- len erhöht werden. Deshalb sind einzelne vorhandene Flä- chen aufzuwerten und erlebbar zu gestalten. Öffentliche Grünräume können dadurch auch neue Funktionen überneh- men und die Bürgerinnen und Bürger motivieren, sich für den Lebensraum in der eigenen Gemeinde stärker einzusetzen. Die Schwerpunkte der Grünflächenentwicklung werden im Bereich des Sulm- und Michelbachparks sowie des grünen Bandes entlang der Sulm gesehen, auch um die Verbindung zwischen den Grünräumen insgesamt zu stärken.

85 PROJEKTE/PLANUNGEN Beitrag zum Klimaschutz leisten

Die Gemeinde wird das kommunale Energiemanagement weiter fortführen, um die Energieeffizienz der Gebäude und der Wärmeversorgung zu steigern und den Anteil an erneu- erbaren Energien weiter zu erhöhen. Bestehende Konzepte, wie beispielsweise zu PV-Anlagen/Bürger-PV-Anlagen, Um- stellung auf regenerative Energien und Umstellung auf LED, sollen bei der Umsetzung berücksichtigt und gegebenenfalls evaluiert werden. Da der Klimaschutz nicht alleinige Aufga- be der Kommune ist, sollen die Einwohnerinnen und Einwoh- ner Obersulms für das Thema Klimawandel und Klimaschutz sensibilisiert werden, um die Mitwirkungsbereitschaft zu er- höhen.

Die „Grüne Gemeinde“

Die Aufwertung und Ergänzung von öffentlichen Grünflä- chen und die Stärkung der Sulm als „grünes Band“ soll wei- terverfolgt werden. Dies kann durch die Erschließung und Vernetzung weiterer Flächen im Bereich der Talauen oder der Schaffung weiterer urbaner Grünflächen als Freizeitflächen oder als Treffpunkte geschehen. Auch sollte eine Erhö-hung des Grünflächenanteils bei Fassaden-/Dachflächen oder im Außenbereich bei Neubauprojekten gefördert werden. Die Möglichkeit zur Begrünung der Hauptverkehrsstraßen ist in Abstimmung mit den zuständigen Behörden zu erörtern und wo möglich umzusetzen.

86 Gewässerentwicklung

Gewässer sind die Lebensadern der Landschaft und über- nehmen wichtige Funktionen im Wasser- und Naturhaus- halt. Nicht zuletzt verlangt die EG-Wasserrahmenrichtlinie, dass Gewässer in einem guten ökologischen Zustand erhal- ten werden oder dieser wieder erreicht wird. Ziel ist es, die Gewässer als Lebensraum für die heimische Artenvielfalt zu erhalten bzw. zurück zu gewinnen.

Für den Erhalt und die Entwicklung der Gewässer ist der ge- setzlich zuständige Träger der Unterhaltungslast verantwort- lich. Für die Gewässer zweiter Ordnung sind dies die Gemein- den. Daher soll der bestehende Gewässerentwicklungsplan der Öffentlichkeit vorgestellt und der Einsatz von Fördergel- der geprüft werden. Hiermit kann der ökologische Zustand und natürliche Verlauf von Sulm und Michelbach weiterhin gefördert und der Hochwasserschutz vorangetrieben wer- den. Darüber hinaus gilt es den Breitenauer See in seinem aktuellen Zustand zu schützen und naturnah weiterzuentwi- ckeln.

87 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 6.3

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Wohnstandort zum Wohlfühlen

STRATEGISSCHE ZIELE Doppelstrategie: Innen- und Außenentwicklung

Die Gemeinde Obersulm hat über die letzten Jahre einen starken Zuzug an Menschen erfahren, was sicher an der star- ken Attraktivität der Gemeinde selbst liegt. Um weiterhin ein moderates Bevölkerungswachstum zu erreichen, strebt die Gemeinde für die zukünftige Wohnbauflächenentwick- lung eine Kombination aus Innen- und Außenentwicklung an. Die Innenentwicklung soll dabei vor der Außenentwick- lung stehen und den Schwerpunkt des Wohnungsbaus bil- den. Im Bereich der Außenentwicklung liegt der Fokus auf der Entwicklung der im aktuellen Flächennutzungsplan aus- gewiesenen Flächen, die bereits vom Gemeinderat priorisiert wurden. Im Bereich der Innenentwicklung ist die Aktivierung von Leerständen, klassischen Baulücken und Nachverdich- tungspotentialen vorgesehen. Die Doppelstrategie aus Inne- nentwicklung und kontinuierlicher Außenentwicklung in Bau- abschnitten, ermöglicht einen sparsamen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Flächen sowie die Steuerung und Bereitstellung von genügend Wohnraum für das angestrebte Bevölkerungswachstum.

88 Innenentwicklung in das Bewusstsein der Akteure rücken

Innerhalb des Baugesetzbuches ist die Innenentwicklung als zentraler Bestandteil einer nachhaltigen Siedlungs- und Bodenpolitik verankert. In der Umsetzung stoßen (Bau-) Maßnahmen im Innenbereich allerdings immer wieder auf Widerstände, auch von Seiten der Bürgerinnen und Bürger. Aus diesem Grund wirbt die Gemeinde Obersulm aktiv für die Umsetzung von Wohnungsbauprojekten und die Nachnut- zung von bestehenden Gebäuden im Innenbereich. Sie kann dabei in bestimmten Fällen die Rolle als zentraler Ansprech- partner in der Beratung einnehmen. Für eine erfolgreiche Re- alisierung ist ein sensibler Umgang mit den Bedürfnissen und Wünschen aller Beteiligten (Gemeinde, Investor, Eigentümer, Anlieger) von essentieller Bedeutung.

Zielgruppenspezifische Wohnungsbauentwicklung

Für einen Wohnungsmarkt, der sich an den in Obersulm vor- handenen Zielgruppen orientiert, unterstützt die Gemeinde Obersulm die Schaffung eines angebots- und preisdiffe-ren- zierten Wohnraumangebots für alle Nutzergruppen. Dafür müssen sowohl Ein- und Mehrfamilienhäuser in unterschied- licher Form, Größe und Preisniveau, als auch Eigentums- und Mietwohnungen angeboten werden. Besonders eine Erhö- hung des Anteils an Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gilt es dabei zu erreichen. Die Umsetzung von zentral gelegenen, bezahlbaren sowie altengerechten Wohnungen soll stärker in den Fokus rücken, da in diesen Segmenten ein hoher Bedarf seitens der Bevölkerung gesehen wird und gegenwärtig das Angebot in der Gemeinde eher zu gering ist. Darüber hinaus sollen zukünftig auch alternative und gemeinschaftsfördern- de Wohnformen, wie z.B. Mehrgenerationenhäuser oder Al- ten-WGs, ermöglicht werden. Dies bedeutet für die Gemein- de eine aktive Bodenbevorratungspolitik zu betreiben, um dann die gemeindeeigenen Grundstücke nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entwickeln zu können.

89 PROJEKTE/PLANUNGEN Suchlauf nach weiteren Wohnbauflächenpotenzialen

Durch die Priorisierung einer moderaten Bevölkerungsent- wicklung orientiert an den letzten 5 Jahren wird es erforder- lich, dass die Gemeinde bis zum Zieljahr 2035 weitere Wohn- bauflächen im Umfang von fast 10 Hektar entwickelt, um den dadurch ausgelösten zusätzlichen Bedarf zu decken. Dies kann anfänglich durch die Innenentwicklung und die Reali- sierung der im Außenbereich liegenden Wohnbauflächen, die noch im Flächennutzungsplan als Reserven enthalten sind, gedeckt werden. Darüber hinaus ist es jedoch notwendig ei- nen Suchlauf für zusätzliche potenzielle Wohnbauflächen zu starten und diese in eine FNP-Änderung einzubringen.

Anzustreben wäre eine Entwicklung entlang der Bahnstre- cke (Perlenkette), weshalb in diesem Bereich die Gemeinde ihre aktive Bodenbevorratungspolitik fortführen sollte, um die Entwicklung von Neubaugebieten im Außenbereich best- möglich steuern und bestimmen zu können.

Direktansprache zur Aktivierung der Baulücken intensivieren

Die bereits praktizierten Aktivitäten der regelmäßigen Abfra- ge aller Eigentümer von Baulücken sind weiter fortzusetzen, ebenso die Abfrage von deren Mitwirkungs- oder Verkaufsbe- reitschaft von Baulücken. Eine intensivere Öffentlichkeitsar- beit zu aktuellen Vorhaben hilft zudem das Bewusstsein und das Verständnis der Bevölkerung für die Innenentwicklung zu erhöhen und auch außerhalb der Sanierungsgebiete Fort- schritte zu erzielen.

90 Bauliche Nachverdichtung und Aufwertung des öffentlichen Raums

Bei der Innenentwicklung ist auf eine hohe städtebauliche Qualität zu achten, die sich auch auf das Wohnumfeld po- sitiv auswirkt. Aus diesem Grund ist neben der Überprüfung, ob sich das Neubauvorhaben in die jeweilige Umgebung ein- fügt und die Nachbarbebauung sinnvoll ergänzt, auch da- rauf zu achten, dass eine gleichzeitige Aufwertung des öf- fentlichen Raums erreicht wird. Dies erfordert eine intensive Steuerung und Kontrolle der Entwicklung von Innenentwick- lungspotentialen, insbesondere bei Flächen und Gebäuden, die sich nicht in Eigentum der Gemeinde befinden und für die kein oder nur ein sehr veraltetes Baurecht vorliegt.

Kontinuierliche Wohnbauflächenentwicklung und Evaluierung

Eine regelmäßige Überprüfung der im Siedlungsgebiet vor- handenen und planungsrechtlich abgesicherten Entwick- lungspotentiale (Wohnbauflächen im Flächennutzungs- plan, Baulücken, Leerstände) ist im Hinblick auf die weitere Wohnbauentwicklung notwendig. Angestrebt wird ein Eva- luierungszeitraum von zwei Jahren, in dem überprüft wird, inwieweit neue Entwicklungspotentiale hinzugekommen sind und bereits bekannte Potentiale einer Wohnbauentwicklung zugeführt werden können.

91 Konzeptvergabe mit der Zielsetzung von städtebaulicher Qualität

Insbesondere in wachsenden Regionen zählt die Bereitstel- lung von bezahlbarem Wohnraum zu den zentralen kom- munalen Herausforderungen. Aufgrund des großen Nach- fragedrucks steigen die Preise für Bauland vielerorts extrem und somit auch die Mieten oder Kaufpreise. Aber auch zur Deckung der Nachfrage nach alternativen Wohnprojek-ten und Wohnraum für ältere Menschen (z.B. Mehrgenerationen- haus) besteht auf dem Wohnungsmarkt vielerorts noch kein entsprechendes Angebot.

Im Interesse einer nachhaltigen Gemeindeentwicklungspoli- tik sollte die Gemeinde Obersulm daher steuernd eingreifen und gezielt diejenigen Projekte unterstützen, die auf ein at- traktives, kompaktes und zentrales Wohnraumangebot für unterschiedliche Bevölkerungs- und Zielgruppen abzielen.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, kann die Ge- meinde Obersulm zukünftig teilweise auch das Instrument der Konzeptvergabe nutzen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Gemeinde die erforderlichen Potentialflächen (zwi- schen-)erwirbt, um die Entwicklung bestimmen zu dürfen. Die Vergabe der kommunalen Grundstücke an Interessenten erfolgt dann nach der Qualität des jeweiligen Konzeptes und nicht nach dem höchsten Preis, was zu einer sozial gerech- teren und städtebaulich attraktiven Bebauung führt. Hierfür müssen die jeweiligen Kriterien vorab definiert und in einem Kriterienkatalog formuliert werden.

92 93 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 6.4

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Gewerbestandort mit guter Versorgung

STRATEGISSCHE ZIELE Gewerbeentwicklung forcieren

Die Gewerbeentwicklung in einer Gemeinde trägt neben dem Wohnungsbau- und der Einwohnerentwicklung zu einer sicheren Basis für alle weiteren Bereiche der Gemeindeent- wicklung bei und erhöht über zusätzliche Gewerbesteuerein- nahmen den kommunalen Handlungsspielraum.

Die Gemeinde Obersulm strebt daher die kontinuierliche Nutzung der bestehenden Gewerbeflächen und gegebenen- falls die Ausweisung neuer Flächen für geeignete Gewerbe- betriebe an. Flächenbedarfe örtlicher Bestandsbetriebe sind regelmäßig zu prüfen und nach Lösungen zu suchen, ob und wo Erweiterungsflächen zur Verfügung stehen und genutzt werden können. Dieser Prozess ist zu verstetigen und fortzu- setzen.

Diese Vorgehensweise gewährleistet im Gegensatz zur ange- botsbezogenen Planung, bei der die Gemeinde in Vorleistung gehen müsste, dass neue potenzielle Flächen nur dann ent- wickelt werden, wenn konkrete Anfragen vorliegen.

94 Wirtschaftsförderung primärem Ziel der Bestandspflege

Das Rückgrat des Wirtschaftsstandorts Obersulm bilden die ansässigen Unternehmen, die durch fortlaufende Investitio- nen in ihren Betrieb für den Erhalt und Ausbau der Arbeits- plätze vor Ort sorgen. Zudem erweitern sie mit ihrer Zahlung von Gewerbesteuern den kommunalen Handlungsspielraum in der Gemeindeentwicklung. Aus diesem Grund betreibt die Gemeinde Obersulm eine aktive Bestandspflege. Um die Kommunikation zu den örtlichen Gewerbetreibenden weiter zu erhöhen und auf die Bedarfe der einzelnen Unternehmen besser eingehen zu können, sollen in regelmäßigen Abstän- den Unternehmensgespräche geführt und Netzwerkarbeit geleistet werden.

Erhalt des Einzelhandelsbesatzes und der Grundversorgung

Nicht für jede Bürgerin und jeden Bürger in Obersulm ist eine Nahversorgungseinrichtung fußläufig erreichbar. Die Ortsteile Weiler und Eichelberg besitzen keine Grundversor- gungseinrichtungen. Daher soll die heute noch in den übrigen Ortsteilen vorhandene Versorgungssituation mit Gütern des täglichen Bedarfs für die Zukunft gesichert werden. Dafür setzt die Gemeinde Obersulm die Maßnahmen der Einzelhan- delskonzeption („Interkommunales Einzelhandelskonzept für die vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft Obersulm-Löwen- stein“ aus dem Jahr 2018) schrittweise um, damit die beiden zentralen Versorgungsbereiche gestärkt und der Einzelhandel in den Ortsmitten von Willsbach und Affaltrach konzentriert werden. Darüber hinaus soll ein regelmäßiger Austausch mit den Eigentümern und Betreibern der örtlichen Nahversor- gungseinrichtungen stattfinden, um auf eventuelle Verände- rungen rechtzeitig regieren zu können.

95 PROJEKTE/PLANUNGEN Bedarfsgerechte Ausweisung neuer Gewerbeflächen

Da die Gemeinde Obersulm derzeit über keinerlei Potenzi- alflächen für eine weitere Gewerbeentwicklung verfügt, ist es notwendig nach neuen geeigneten Flächen im Gemein- degebiet zu suchen. Um den Umfang der zukünftig erfor- derlichen Flächen zu definieren, sind zum einen regelmäßige Abfragen bei den ansässigen Gewerbetreibenden und zum anderen eine GIFPRO notwendig. Der Suchlauf sollte sowohl kleine Flächen für Erweiterungen, als auch größere Areale für Neuansiedlungen umfassen.

Die Flächenentwicklung sollte anschließend bedarfsorientiert erfolgen und die Anbindung an das bestehende Verkehrssys- tem berücksichtigen. Um den Flächenverbrauch zu reduzie- ren, ist bei der Ansiedlung von neuen Unternehmen zudem auf eine hohe Flächenproduktivität zu achten.

Verkehrsregulierung der Pendlerströme

Die hohe Anzahl an Pendlern, die Obersulm tagtäglich er- reichen, verlassen oder durchqueren, sorgen für ein hohes Verkehrsaufkommen im Gemeindegebiet. Trotz bereits um- gesetzter Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Lärm- minderung ist die Verkehrsbelastung in der Gemeinde zu den Stoßzeiten stark ausgeprägt. Aus diesem Grund wird eine weitere Verbesserung der Verkehrssituation in der Gemeinde angestrebt, um die vorhandene Lebensqualität zu erhöhen und die Lärm- und Schadstoffbelastungen zu verringern. Als oberstes Ziel wird die Realisierung der geplanten Ortsumfah- rung in Willsbach angestrebt. Dafür ist die Erarbeitung eines Mobilitäts-/Verkehrskonzepts nötig, das alle Verkehrsarten in den Blick nimmt und Lösungen aufzeigt, die auch ohne die Umsetzung der Ortsumfahrung zu einer Besserung führen. In dem Konzept sollte auch eine Reduzierung des Pendlerver- kehrs durch den Ausbau bzw. die Förderung des ÖPNVs auch in Zusammenarbeit mit den lokalen Arbeitgebern (Job-Ti- cket) betrachtet werden.

96 Entwicklungsperspektive „JSP-Areal“

Die Gemeinde Obersulm erarbeitet auf der Grundlage der Ei- gentümer der Firma JSP ein Quartierskonzept für das beste- hende Areal. Hierbei sollen in Zusammenarbeit mit den Ak- teuren vor Ort Entwicklungsziele und Zielgruppen definiert, Potentiale für die zukünftige Entwicklung aufgezeigt und mögliche Umsetzungsschritte vorgestellt werden. Die Ver- fügbarkeit von Flächenpotentialen, die höhere Ausnutzung der vorhandenen Flächen sollen dabei geprüft werden.

Leerstandsmanagement für den Einzelhandel

Um einen Überblick über die aktuelle Leerstandssituation im Einzelhandel zu erhalten, ist es notwendig eine Bestandsana- lyse vor Ort durchzuführen. Anschließend soll bei Bedarf zu den betroffenen Eigentümern der Kontakt aufgenommen und die Möglichkeiten zur Leerstandsbeseitigung durch Zwi- schen- oder Nachnutzung besprochen werden.

Ein weiterer Impuls für eine Zwischen- oder Nachnutzung kann durch die Einführung einer Plattform für die Vermark- tung der vorhandenen Leerstände gesetzt werden. Um die- ses Projekt organisatorisch zu leiten und zu koordinieren ist es ratsam, ein Leerstandsmanagement in der Verwaltung zu verorten und zu optimieren.

97 Erhalt der kleinteiligen und dezentralen Nahversor- gungsstrukturen

Die Ortsmitten haben für die Bevölkerung in Obersulm im Alltag eine vergleichsweise hohe Bedeutung. Nicht zuletzt auch weil dort viele öffentliche Einrichtungen, Einrichtungen für Bildung und Betreuung sowie die Nahversorgungseinrich- tungen konzentriert auf engem Raum vorzufinden sind. Die- se Strukturen gilt es zu erhalten und gegebenenfalls weiter- zuentwickeln.

Um die kleinteilige, wohnortnahe Versorgung zu verbessern, kann die Gemeinde lediglich positive Rahmenbedingungen über städtebauliche Veränderungen oder Investitionen in Im- mobilien oder den öffentlichen Raum tätigen, um beispiels- weise auch Neugründungen von Dorfläden mit regionalen Produkten zu unterstützen.

98 99 Soziales | Infrastruktur | Gesundheit | Kultur 6.5

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Generationengerechte Vielfalt leben

STRATEGISSCHE ZIELE Gute kommunale Infrastruktur erhalten und weiterentwickeln

Wesentlich für die Attraktivität der Gemeinde Obersulm ist der Erhalt der vorhandenen Infrastruktur. Für die zukünftige Gemeindeentwicklung ist es wichtig, den gesellschaftlichen Wandel und das gesellschaftliche Miteinander zu fördern. Dies bedeutet auch den Zusammenhalt untereinander und generationenübergreifend zu stärken. Um dieses Ziel zu errei- chen, pflegt und ergänzt die Gemeinde Obersulm ihre öffent- liche Infrastruktur bedarfsgerecht. Neben den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wird ein zusätzlicher Schwerpunkt in der Ergänzung von Infrastrukturen für den steigenden Anteil älterer Menschen gesehen. Zur besseren Umsetzung und Bedarfsabschätzung soll das bestehende ehrenamtliche Engagement der Obersulmer Bürgerinnen und Bürgern in diesen Prozess miteinbezogen werden (z.B. Bürger-Stiftung Obersulm).

Gesundheitliche Versorgung sicherstellen

Die medizinische Versorgung in der Gemeinde Obersulms konzentriert sich vor allem auf die Teilorte Willsbach, Aff- altrach und Eschenau. Mit Blick auf eine immer älter wer- dende Bevölkerung gilt es, die bestehende gesundheitliche Versorgung zu sichern und falls möglich auch in den Teilorten auszubauen.

100 Die Gemeinde Obersulm wird im Bereich ihrer Möglichkeiten geeignete Flächen oder Räumlichkeiten für eine Sicherung und Erweiterung des medizinischen Angebots zur Verfügung stellen. Die Schaffung von ein oder zwei Ärztehäusern in den zentralen Versorgungsbereichen Willsbach und Affaltrach sollten angestrebt werden.

Bildungs- und Betreuungsangebote an demografische Zielentwicklung anpassen

In der Gemeinde Obersulm wurde in der Vergangenheit das Betreuungsangebot immer weiter bedarfsorientiert aus- gebaut und somit an die rechtlichen Vorgaben angepasst. Zukünftig strebt die Gemeinde auch weiter eine bedarfso- rientierte Weiterentwicklung der vorhandenen Betreuungs- angebote an, um den steigenden Bedürfnissen und Anfor- derungen gerecht zu werden. Die Bedarfsermittlung in Form der vorliegenden Kinderbetreuungs-Lupe soll daher zukünftig fortgeschrieben werden. Zusätzlich sind auch die Ganztag- sangebote in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen in Um- fang und Qualität auszubauen, um ein familienfreundliches Angebot zu schaffen.

Seniorenangebote stärken

Der bedarfsgerechte Ausbau von Angeboten für Senioren wird zukünftig eine große Rolle in der Gemeindeentwicklung spielen. Denn der demografische Wandel wird noch stärkere Auswirkungen sowohl auf eine umfassende medizinische Ver- sorgung als auch ein differenziertes Pflege- und Betreuungs- angebot haben. Zudem wird der ältere Teil der Bevölkerung immer länger aktiv und erhebt Ansprüche an altersgerechte und seniorenspezifische Angebote in allen Lebensbereichen. Um auf diese Veränderungen und damit verbundenen Anfor- derungen reagieren zu können, ist schon heute eine Weiter- entwicklung und Anpassung notwendig.

101 PROJEKTE/PLANUNGEN Treffpunkte im Gemeindegebiet pflegen und erweitern

Die Gemeinde Obersulm wird den Austausch von verschiede- nen Bevölkerungs- und Altersgruppen fördern und neue bzw. zusätzliche Orte der Begegnung im Gemeindegebiet schaf- fen. Diese Orte können sowohl aus privater Initiative heraus (z.B. Restaurants oder Café) als auch durch die öffentliche Hand (z.B. Plätze, Grün- oder Spielflächen) entstehen und sich sowohl auf Räume als auch auf die öffentlichen Freif- lächen beziehen. Besonders die Schaffung eines attraktiven, generationsübergreifenden Angebots soll unter Beteiligung der zukünftigen Nutzer bzw. der Bürgerinnen und Bürger Obersulms erreicht werden.

Hallenkonzept gesamtgemeindlich denken

Die Hallen in der Gemeinde Obersulm stehen als wichtige Veranstaltungs- und Trainingsorte sowohl den Einwohnerin- nen und Einwohnern Obersulms als auch den ansässigen Ver- einen zur Verfügung und sollen auch zukünftig erhalten und bedarfsgerecht ergänzt werden. Hierfür lässt die Gemeinde derzeit eine Bedarfsstudie zum Hallenbedarf für Kultur und Sport im Ortsteil Affaltrach erstellen. Darüber hinaus ist es notwendig, dass bestehende Hallen regelmäßig modernisiert und in Hinblick auf ihre technische Ausstattung und Barrie- refreiheit an aktuelle Standards angepasst werden. Im Zuge eines etwaigen Neubaus sollte sowohl die Erweiterung der Kulturangebote, als auch die Beteiligung der Bürgerschaft und Vereine mitgedacht werden.

Der Stellenwert der Kultur in der zukünftigen Gemeindeent- wicklung soll gesteigert werden, um auch weiterhin ein viel- fältiges kulturelles Angebot sicherzustellen. Dies bedeutet einerseits, dass für die örtlichen Kulturschaffenden geeignete zentrale und multifunktionale Räumlichkeiten zur Ausübung ihrer Tätigkeit vorgehalten bzw. neu geschaffen werden sol- len. Andererseits besteht eine weitere Zielstellung in der In- tensivierung der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren, bei welcher die Gemeindeverwaltung die Rolle als Berater und Vermittler zukommt.

102 Angebote für Senioren ausweiten

Die Angebotsstruktur für Senioren muss aufgrund des demo- grafischen Wandels, welcher zu einer Verschiebung der Al- tersstrukturen führen wird, erweitert werden. Möglichkeiten zur Einflussnahme bestehen im Bereich der geforderten und geförderten Wohnformen, der Ausdifferenzierung der Betreu- ungsangebote und deren zukünftigen Bedarfe, sowie die bar- rierefreie Gestaltung von Treffpunkten/ Aufenthaltsräumen und dem öffentlichen Raum im Allgemeinen. Konkret kann die Gemeinde zur stärkeren Einbeziehung der Bedürfnisse der Nutzergruppe der Seniorinnen und Senioren einen Senioren- beirat ins Leben rufen, der als ehrenamtliches Gremium bei betreffenden Themen beratend einbezogen werden kann.

Jugendbereich fördern

Um die Nutzergruppe der Jugendlichen nicht außer Acht zu lassen, ist es notwendig das bestehende Angebot zu erhal- ten und weiterhin zu fördern. Dies kann sowohl durch Ergän- zungen von bestehenden Angeboten (z.B.: Jugendhaus im Bahnhof Willsbach) als auch durch die Schaffung von neuen Einrichtungen und Treffpunkten, z.B. in den Ortskernen, er- reicht werden. Darüber hinaus kann der vorhandene Bürger- bus als Option bei Abendveranstaltungen genutzt werden, um Jugendlichen aus allen Ortsteilen die Möglichkeit der Teilnahme an Veranstaltungen zu ermöglichen. Für eine be- darfsgerechte Realisierung von neuen Projekten ist die Einbe- ziehung der Jugendlichen durch eine direkte Ansprache in der Planungs- und Umsetzungsphase essentiell. Um als Gemein- de über vorhandene Angebote zu informieren, gibt es bereits die Möglichkeit den Flyer „Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in Obersulm“ auf der Homepage der Gemein- de herunterzuladen. Zusätzlich sollten weitere Möglichkeiten des Informationsaustausches überprüft werden.

103 Weitere Betreuungsplätze für Kinder gemäß der Lupe Kinderbetreuung schaffen

Um wie in der Vergangenheit auch zukünftig Betreuungs- plätze in Obersulm zur Verfügung stellen zu können, wird an- gestrebt, die vorhandene Betreuungsinfrastruktur orientiert an den Ergebnissen der Lupe Kinderbetreuung und den darin ermittelten Bedarfen weiterzuentwickeln. Diese Bedarfe wer- den von der Verwaltung in regelmäßigen Abständen erhoben und fortgeschrieben und betreffen sowohl die Kindertages- einrichtungen, als auch die Grundschulen. Dies gewährleistet eine sehr konkrete Reaktion auf Veränderungen in der Bevöl- kerungsstruktur (Zuzüge) und bei rechtlichen Vorgaben (Be- treuungsquote). Die Bedarfsberechnung hat ergeben, dass in der Gemeinde insgesamt 9 neue Gruppen, 8 davon in der U3-Betreuung, bis zum Jahr 2035 geschaffen werden müs- sen, um den künftigen Betreuungsbedarf zu decken. In die- sem Zuge ist über weitere Standorte für Kinderkrippen und Kindergärten und über eine Anpassung der Betreuungsfor- men nachzudenken.

Medizinische und pflegerische Angebote sichern und ausbauen

Um die medizinische Versorgung in der Gemeinde Obersulm langfristig zu sichern und gegebenenfalls auszubauen, sollen geeignete Räumlichkeiten für eine mögliche Erweiterung des Angebots zur Verfügung gestellt werden. Als Anreize für Ärzte und die Ermöglichung von Gemeinschaftspraxen sind bei der Innenentwicklung entsprechende Angebote (z.B. Ärztehaus am alten Sportplatz) mitzudenken. Zudem sind ergänzen- de Angebote, wie Pflege- und Betreuungseinrichtungen für Senioren (Tages- und Kurzzeitpflege) und mobile Pflegean- gebote erforderlich, um dem zunehmenden Bedarf gerecht zu werden. Auch die dafür erforderlichen Flächen und Räum- lichkeiten sollen gesucht und bereitgestellt werden.

104 Ganztagesbetreuung gemäß der Lupe Kinderbetreuung ausbauen

Zusätzlich zu den weiteren Betreuungsplätzen gewinnt das Thema der Ganztagesbetreuung sowohl in den Kinderta- gesstätten, als auch an den Grundschulen weiter an Be- deutung. Im Bereich der Grundschulen ist eine verlässliche Ganztagesbetreuung daher eine wichtige Voraussetzung für einen fließenden Übergang der Betreuungszeiten. Diese wird ab dem Schuljahr 2019/20 an allen Grundschulen umge- setzt. Damit hat die Gemeinde Obersulm bereits eine solide Grundlage für den künftig steigenden Betreuungsbedarf ge- schaffen. Darüber hinaus ist das bestehende pädagogische Konzept zur Qualitätssteigerung zu überarbeiten und private Angebote und Kooperationen der Schulen untereinander zu stärken.

Die Bedarfsberechnung der Lupe Kinderbetreuung hat zudem ergeben, dass im Bereich der U3-Betreuung 6 zusätzliche und im Bereich der Ü3-Betreuung 4,5 zusätzliche Ganztagsgrup- pen in Kindertageseinrichtungen bis 2035 geschaffen werden müssen. Vor allem im Bereich der Kindergärten müssen vor- handene Gruppenformen, wie die aktuell wenig nachgefrag- ten Regelgruppen, in Ganztagsgruppen oder ggf. in Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten umgewandelt werden. Dies kann jedoch nur in seltenen Fällen in den vorhandenen Ein- richtungen erfolgen, weshalb der Bau weiterer Einrichtungen notwendig sein wird. Der Umfang neu zu schaffender Grup- pen als Ersatz für bereits vorhandene, die nicht zweckmäßig zur Ganztagesbetreuung umgewandelt werden können, soll im Zuge einer immobilienwirtschaftlichen Konkretisierung ermittelt werden.

Vereinswesen gesamtgemeindlich fördern und unterstützen

Um die verschiedenen Angebote und Leistungen der Vereine in Obersulm zukünftig besser zu koordinieren und zu fördern, soll eine stärkere Zusammenarbeit der Vereine untereinan- der fokussiert werden. Dies kann z.B. mit Hilfe einer zentralen Geschäftsstelle erreicht werden, um die administrative Ar- beit der Vereine zu bündeln und effizienter zu gestalten.

105 Mobilität | Digitalisierung 6.6

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Gut angebundene Gemeinde

STRATEGISSCHE ZIELE Verbesserung und Minderung des motorisierten Individualverkehrs

Eine Entlastung von dem hohen Verkehrsaufkommen in den Stoßzeiten, welches sich besonders im Ortsteil Willsbach äußert, kann abgesehen von einer Ortsumfahrung nur mit einer Steigerung und Attraktivierung alternativer Mobilitäts- formen erreicht werden. Daher sollen die Verkehrsmittel des Umweltverbunds (öffentlicher Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr) weiter gezielt gefördert werden. Hierfür ist eine umfassende Analyse der aktuellen Verkehrsangebote und Verkehrsbelastungen erforderlich, auf deren Grundlage in einem Mobilitätskonzept Lösungsansätze für verbesserte, bzw. ergänzende Mobilitätsangebote formuliert werden. Nur durch ein optimiertes und erweitertes Angebot kann eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl in der Bevölkerung er- reicht werden.

106 Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit erhöhen

Barrieren im Gemeindegebiet sollen schrittweise abgebaut, bzw. ganz beseitigt werden, um den Fuß- und Radverkehr zu verbessern. Um eine Verbesserung der Verkehrssicherheit in der Straßeninfrastruktur zu erreichen, gibt es die Möglichkeit Querungshilfen, verkehrsberuhigende Maßnahmen und hö- here Abstandsflächen zu implementieren. In Bezug auf eine Zunahme der älteren Verkehrsteilnehmer ist es wichtig, eine sichere Mobilität zu gewährleisten.

Digitale Infrastruktur als wichtigen Standortfaktor stärken

In den vergangenen Jahren haben der Ausbau und die flä- chendeckende Versorgung mit digitaler Infrastruktur stetig an Bedeutung gewonnen und werden zukünftig eines der wichtigsten Themen der Gemeindeentwicklung sein. Die Ge- meinde Obersulm wird bestrebt sein, die digitale Infrastruk- tur kontinuierlich auszubauen und an den jeweils aktuellen Stand der Technik sowie die Bedürfnisse der Einwohner anzu- passen. Auf der Grundlage der Marktanalyse zur Breitband- versorgung und Zukunftsstudie konsequent weitergeführt und etwaige Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen. Als wichtiger Wohn- und Arbeitsstandort in der Region Heil- bronn, ist eine gute Breitbandversorgung ein entscheidender Standortfaktor für die Gemeinde Obersulm.

107 PROJEKTE/PLANUNGEN Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs

Die größten Veränderungen im öffentlichen Nahverkehr sind aufgrund des demografischen Wandels zu erwarten. Auf der einen Seite kann ein Rückgang der jungen Bevölkerung zu einem Rückgang des Schülerverkehrs führen, was großen Einfluss auf die ÖPNV-Bedienung und die Finanzierung hät- te. Auf der anderen Seite würde die Zahl der älteren Einwoh- nerinnen und Einwohner drastisch ansteigen und somit die Zahl derjenigen Personen, die nicht mehr uneingeschränkt ein Auto nutzen können, um ihre Grundversorgung, Einkäu- fe und Arztbesuche wahrzunehmen. Die Bereitstellung eines verlässlichen Mobilitätsangebots stellt daher eine der größ- ten Herausforderungen der Zukunft gerade in dünner besie- delten Räumen dar. Ein Nahverkehr, der sich an den Bedürf- nissen der Menschen orientiert, würde eine echte Alternative zum eigenen Auto darstellen.

Durch eine Verbesserung der Verbindungen und Taktungen sowie über einen weiteren Haltestellenausbaus könnten mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen und diese zusätzlich zum eigenen Pkw nutzen. Die Vorteile für die Gemeinde liegen in einer Reduzierung des MIVs und einem verlässlichen Mobilitätsangebot für die ansässige Be- völkerung ohne eigenes Auto. Dies sollte über ein Mobilitäts- konzept geprüft werden.

Minderung des motorisierten Individualver- kehrs in den Ortsmitten

Ein Mobilitätskonzept, das die gegenwärtige verkehrliche Si- tuation der Gesamtgemeinde aufzeigt und alle Verkehrsar- ten (MIV, ÖPNV, Radverkehr, Fußverkehr, ruhender Verkehr, alternative Mobilitätsangebote) miteinbezieht, kann Hand- lungsmöglichkeiten zur Minderung des motorisierten Indivi- dualverkehrs aufzeigen. Dieses Konzept geht dabei über den Inhalt von klassischen Verkehrskonzeptionen hinaus und be- handelt sowohl die Vernetzung der Verkehrsarten wie auch mögliche Interaktion untereinander. Des Weiteren sollen die Lenkung bzw. Steuerung der verschiedenen Verkehrsarten und die Stärkung des Schienenverkehrs inklusive der Halte- punkte intensiver betrachtet werden. Die Erstellung des Kon- zepts sollte im interkommunalen Austausch erfolgen, um aktuelle und zukünftige Verkehrsentwicklungen ganzheitlich betrachten. 108 Optimierung des ruhenden Verkehrs

Um die Parkmöglichkeiten in der Gemeinde optimal zu nut- zen und auszubauen, wird eine Bestandsanalyse der Bedar- fe und Möglichkeiten in Verbindung mit der Erstellung eines Mobilitätskonzepts benötigt. Besonders eine Neuorganisati- on und klare Regelung der Parkmöglichkeiten wurden oft in der Befragung genannt und auch bei der Beteiligung tief- gehend erörtert. Sowohl bessere Beschilderungen, als auch regelmäßige Kontrollen wurden als wirksame Maßnahmen vorgeschlagen. Die Möglichkeiten des Kurzzeitparkens in den Ortsmitten oder Anwohner Parkausweisen wurden als mögli- che Lösungen formuliert und sollten Berücksichtigung finden.

Verflüssigung des motorisierten Individualverkehrs

Um das zeitweise hohe Verkehrsaufkommen in der Gemeinde zu entzerren und zu verflüssigen, ist die Prüfung geeigneter Maßnahmen wie z.B. die Überprüfung der Ampeltaktungen, der Bau der Umgehungsstraße B39 oder die Ergänzung von Kreisverkehr-Kreuzungen erforderlich. Dies könnte in Verbin- dung mit der Erstellung eines Mobilitätskonzeptes erfolgen. Um darüber hinaus auch eine Lärmminderung zu erzielen, ist es weiter notwendig die Maßnahmen des Lärmaktionsplans umzusetzen.

Optimierung des Fuß- und Radwegenetzes

Entlang der Hauptverkehrsachsen sollen die Lücken im beste- henden Fuß- und Radwegenetz in der Gemeinde Obersulm identifiziert und geschlossen werden, um eine barriere-freie und durchgängige Wegeverbindung zu erreichen. Ergänzen- de Maßnahmen können eine bessere Beschilderung sowie längere Beleuchtung in den Abendstunden sein.

109 Ergänzung alternativer Mobilitätsangebote

Um den Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinde Obersulm eine Alternative oder Ergänzung zum eigenen Auto zu bie- ten, sollen weiterere Angebote zur Verbesserung der inner- gemeindlichen Mobilität geschaffen werden. Diese können z.B. die Erhöhung der Taktung des Bürgerbusses, zusätzliche Infrastruktur an den Bahnhaltepunkten oder die sogenann- ten „Mitfahrbänke“ sein. Die neuen Angebote sollen hierbei nicht in Konkurrenz zum bestehenden Angebot des öffent- lichen Personennahverkehrs stehen, sondern diese sinnvoll ergänzen. Eine konkrete Empfehlung geeigneter alternativer Mobilitätsangebote könnte eventuell ein Mobilitätskonzept liefern.

Digitale Infrastruktur stärken

Bei der Ausweisung neuer Baugebiete wird in der Gemein- de Obersulm der Breitbandausbau immer mitgedacht. Eine flächendeckende Versorgung soll hierbei das Ziel sein und schrittweise mit Hilfe der Telekom oder über Inanspruchnah- me von Fördergeldern umgesetzt werden. Miteinzubeziehen sind bei der Umsetzung sowohl die Bedürfnisse und Anforde- rungen der Bürgerinnen und Bürger, als auch der Betreiber.

110 111 Naherholung | Tourismus 6.7

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Wein, Wald, See, Berge

STRATEGISSCHE ZIELE Steigerung der Lebensqualität über ein vielfältiges Naherholungs- und Freizeitangebot

Die Gemeinde Obersulm verfügt über ein vielfältiges und umfangreiches Freizeit- und Kulturangebot. Um dieses auch zukünftig für Einheimische sowie Besucher und Besucherin- nen in hoher Qualität anzubieten, stellt die Gemeinde aus- reichende Ressourcen zur gezielten Aufwertung der Einrich- tungen und zu deren Pflege zur Verfügung. Eine Ausrichtung erfolgt dabei sowohl qualitativ, als auch an den Bedürfnissen der Einwohnerinnen und Einwohner

Ergänzung des touristischen und gastronomischen Angebots

Das gastronomische Angebot in der Gemeinde Obersulm ist durch leerstehende Lokale als Folge des „Gasthofsterbens“ gekennzeichnet. Aus diesem Grund soll das bestehende An- gebot zukünftig ergänzt und bei der Weiterentwicklung der Hallen in Obersulm mitgedacht werden.

Der Radtourismus soll als touristisches Potenzial ausgebaut und die Ansiedlung eines Fahrradverleihs am Breitenauer See geprüft werden. Der Tourismus in der Gemeinde allgemein soll als Kombination aus Kultur, Naturraum und dem Kultur- erzeugnis Wein weiterhin beworben und ergänzt werden.

112 PROJEKTE/PLANUNGEN Stärkung und Weiterentwicklung des „Grünen Bandes“

Das Sulmband, das sich als „Grünes Band“ durch die Ge- meinde Obersulm zieht, erfreut sich hoher Beliebtheit in der Bürgerschaft. Viele Uferabschnitte der Gewässer wurden in der Vergangenheit bereits renaturiert oder für die Öffentlich- keit zugänglich gemacht. Zukünftig sollen auch jene Ufer- bereiche, welche gegenwertig in ihrer Nutzung und Gestal- tung eine geringe Attraktivität besitzen, aufgewertet und erlebbarer gemacht werden und dort eine Konzentration von Sport- und Freizeitanlagen erfolgen. Konkrete Anknüpfungs- punkte stellen die ökologische Weiterentwicklung, durch z.B. eine weitere Biotopvernetzung unter Beachtung des Hoch- wasserschutzes, als auch die Weiterentwicklung des Sulm- und Michelbachparks dar.

Radtourismus fördern

Aufgrund der landschaftlich attraktiven Lage bietet die Ge- meinde Obersulm tolle Voraussetzung für den Radtourismus. Durch die neusten Entwicklungen des Fahrradmarktes mit der Einbeziehung von E-Bikes und Pedelecs, werden sehens- werte Natur- und Landschaftsräume einem breiteren Publi- kum zugänglich gemacht. Die Gemeinde Obersulm fördert daher den Radtourismus mit einem gezielten Marketing und investiert in den Ausbau der Radfahrinfrastruktur, die auch auf interkommunaler Ebene beachtet werden soll. Der Aus- bau wurde in der Befragung ausdrücklich von der Bevölke- rung gewünscht und auch die Möglichkeit der Ansiedlung eines Fahrradverleihs am Breitenauer Sees angeregt.

Gastronomie bei Sportstätten ergänzen

Im Prozess der Weiterentwicklung der Obersulmer Hallen soll das gastronomische Angebot mitgedacht werden. Dieses kann in Form einer Gaststätte oder auch eines Imbisses oder Cafés erfolgen. Bei der Betreibersuche kann die Gemeinde als Koordinator und Berater fungieren.

113 Ergänzung der Übernachtungsmöglichkeiten

Die Gemeinde Obersulm prüft die Ansiedlung von weiteren Übernachtungsmöglichkeiten, wie z.B. einer Jugendherber- ge als Ergänzung zum vorhandenen Angebot, welches ak- tuell nur aus privaten Vermietungen besteht. Hierzu muss eine Marktabfrage stattfinden, um den zukünftigen Bedarf zu ermitteln und gegebenenfalls eine Standort- und Investo- rensuche erfolgen. Das bestehende Gastgeberverzeichnis soll daraufhin überarbeitet und ergänzt werden.

Kooperationen mit lokalen und regionalen Partnern

Bereits bestehende Kooperationsstrukturen (z.B. Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Heilbronner Land, etc.) wer- den fortgeführt und für neue Projekte sollen nach Möglich- keit auch neue Partnerschaften eingegangen werden. Be- sonders für das touristische Highlight Weintourismus sollen zusätzliche Potenziale in Obersulm erschlossen werden. Da- bei spielen sowohl die gemeinsame Vermarktung der vorhan- den Potenziale, als auch eine kontinuierliche Netzwerkarbeit und Fördermittelakquisition eine entscheidende Rolle.

Schulmuseum zeitgemäß weiterentwickeln

Das Schul- und Spielzeugmuseum Obersulm-Weiler soll als das größte seiner Art in Baden-Württemberg und als be- sondere touristische Attraktion zeitgemäß weiterentwickelt werden. Beispielsweise wäre die thematische Ergänzung von modernen Lernprozessen denkbar.

Breitenauer See attraktiv erhalten

Was den Bürgerinnen und Bürgern von Obersulm an der Ge- meinde besonders gefällt sind „Natur, Wald, Lage und Ruhe“ und das Naherholungsgebiet Breitenauer See. Um diese iden- titätsstiftenden Merkmale in Obersulm zu erhalten, strebt die Gemeinde eine gemäßigte Vermarktung ihrer Angebote und der Besonderheiten an. Ein einwohnerverträglicher Tourismus mit mehr Qualität als Quantität ist dabei zu fokussieren. 114 115 Städtebauliche Gestalt | Identität 6.8

GRUNDSATZ „ OBERSULM | Die Geschichte bewahren

STRATEGISSCHE ZIELE Städtebauliche Erneuerung fortführen

In der Gemeinde Obersulm befinden sich viele historische und identitätsstiftende Gebäude, die zum Teil wichtige öffentli- che Einrichtungen beherbergen. Es bestehen daher ak-tuelle drei Sanierungsgebiete in der Gemeinde: “Weiler und Eichel- berg“, „Post-/ Michelbachstraße“ und „Spatzenberg“. Auch weiterhin soll die vorhandene Bausubstanz mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit erhalten und somit ein etwaiger Sanie- rungsstau beseitigt, bzw. vorgebeugt werden.

Stärkung der städtebaulichen Qualität

Nicht in allen Ortsteilen sind eindeutige Ortsmitten als zen- trale Orte der Begegnung vorhanden und sollen daher ge- schaffen oder stärker ausgeprägt werden. Als Anker öffent- licher Einrichtungen und als wichtige Identifikationsorte der Obersulmer Bevölkerung weisen sie zudem an einigen Stellen gestalterische Defizite auf, die beseitigt werden sollten. Le- bendige Ortsmitten sind nicht nur die Basis für eine positive gesamtgemeindliche Entwicklung, sondern sie stellen durch ihre hohe städtebauliche Qualität auch ein attraktives Woh- numfeld dar.

116 PROJEKTE/PLANUNGEN Sanierung und Aufwertung des Bestands

Die Gemeinde investiert nach ihren Möglichkeiten in die Sa- nierung bzw. Modernisierung historischer Bausubstanz (wie bspw. die Kelter in Willsbach), um die identitätsstiftenden Gebäude innerhalb der Gemeinde weitestgehend zu erhal- ten. In diesem Zusammenhang sollen auch die Sanierungs- möglichkeiten bei den Sporthallen in Affaltrach und Esche- nau geprüft werden.

Für die Ortsmitte in Affaltrach soll über eine städtebauliche Konzeption (Rahmenplan) aufgezeigt werden, welche Ent- wicklungsmöglichkeiten in diesem Bereich zur strukturellen und städtebaulichen Aufwertung und Stärkung des Ortsteils bestehen. Zudem sollen für alle weiteren Ortsmitten Maß- nahmen zur gestalterischen Aufwertung aufgezeigt und de- finiert werden.

Weiterführung des kommunalen Immobilienmanagements

Um bei kommunalen Gebäuden den zukünftigen Sanie- rungs-/Modernisierungsbedarfs zu ermitteln, bedarf es einer kontinuierlichen Bewertung des Bestands. Darüber hinaus ist mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit, die Möglichkeit des Erhalts, der Veräußerung oder Projektentwicklung zu über- prüfen.

Anwendung von Wettbewerbsverfahren

Es sollen städtebauliche Planungen entwickelt werden, durch die die bestmögliche Lösung hinsichtlich Funktion, Städte- bau, Ökonomie und Sozialverträglichkeit gefunden werden soll. Die Umsetzung von kommunalen Ziel- und Entwick- lungsvorstellungen in Bezug auf eine hohe städtebauliche Qualität soll hierbei im Vordergrund stehen. Dazu können in Einzelfällen auch Wettbewerbe, Konzeptvergaben oder ähn- liches hilfreich sein.

117 Zeitgemäße Bürgerbeteiligung

Für Großprojekte und Planungen lässt sich unter Einbezie- hung der Bürgerschaft mehr Akzeptanz, bzw. Identifikation und somit eine bessere Umsetzung erreichen. Deshalb soll die Bürgerbeteiligung nicht mit Beschluss des Gemeindeent- wicklungskonzepts enden, sondern vielmehr auch zukünftig weitergeführt werden. Es sollte jedoch festgelegt werden, zu welchem Zeitpunkt, in welchem Umfang und in welcher Art und Weise die Bevölkerung in die Planung und Realisierung bei gemeindeentwicklungsrelevanten Projekten einbezogen werden soll. Die Einbindung spezifischer Beratungsgremien (z.B. Projektgruppe Hallen, Seniorenbeirat, Gestaltungsbei- rat, etc.) ist dabei ebenfalls wichtiger Bestandteil.

118 119 HANDLUNGSPROGRAMM.1 DER STADTENTWICKLUNGSPROZESS FELDKIRCH 7 Das „Gemeindeentwicklungskonzept | OBERSULM 2035“ ist ein ganzheitliches Handlungskonzept, welches die strukturellen und städtebaulichen Schwerpunkte der zukünftigen Entwicklung der Gemeinde Obersulm für einen mittel- bis langfristigen Zeitraum zusammenfasst. Es formuliert Ziele und benennt konkrete Handlungs- ansätze zu deren Realisierung.

Um die Ansätze aus dem Gemeindeentwicklungskonzept in ein konkretes Handlungsprogramm einzuarbeiten, wurde der Gemeinderat im Rahmen einer Sondersitzung am 04. April 2019 darum gebeten, die ausgearbeite- ten Projekte und Planungen, ohne Berücksichtigung der Kostenannahmen mit Klebepunkten zu priorisieren. Damit wurde sichergestellt, dass sowohl kurz- als auch mittel- und langfristige Entwicklungsmöglichkeiten für die Gemeinde definiert werden konnten. In Verbindung mit einer Analyse der aktuellen Haushaltssituation der Gemeinde Obersulm konnte somit ein Handlungsprogramm erarbeitet werden, welches sowohl abarbeitbar als auch finanzierbar ist.

Die Einplanung der Projekte und Planungen im Projektplan wurde auf der Grundlage des durch den Gemein- derat am 22. Januar 2018 beschlossenen Haushaltsplans und der Haushaltssatzung sowie der mittelfristigen Finanzplanung der Haushaltsplanungen 2019 durchgeführt und ist mit der Kämmerin der Gemeinde abge- stimmt.

FINANZEN 7.1

Die kommunalen Finanzen stellen ein Querschnitts- schnittswert der umliegenden Vergleichsgemeinden thema dar, das sich auf alle Bereiche der Gemein- Bretzfeld, und mit 289 € deentwicklung auswirkt. Daher wurde am Anfang pro Einwohner etwas geringer ausfällt. des Gemeindeentwicklungsprozesses eine Bewer- Das hohe Gewerbesteueraufkommen ist auf die Be- tung der finanziellen Ausgangslage der Gemeinde sonderheit Obersulms sowohl als Wohngemeinde, Obersulm durchgeführt, die auf der Grundlage des als auch als Gewerbestandort mit einer größeren, vom Gemeinderat am 22. Januar 2018 beschloss- zusammenhängenden Gewerbefläche zurückzu- enen Haushaltsplans erfolgte. führen. In der mittelfristigen Finanzplanung bis zum Jahr 2021 sind die Gewerbesteuereinnahmen mit Demzufolge lagen die Gewerbesteuereinnahmen einem konstanten Wert von rund 4.473 T€ jährlich der Gemeinde Obersulm im Jahr 2017 bei annä- angesetzt. hernd 3.700 T€ (netto). Die Gewerbeflächenpro- duktivität je Hektar Gewerbefläche lag 2015 bei Den wesentlichen Teil ihrer finanziellen Einnahmen rund 54 T€. Die Gemeinde Obersulm liegt damit generiert die Gemeinde Obersulm aus dem Anteil deutlich unterhalb der zum Vergleich herangezo- an der Einkommensteuer. In diesem Bereich konn- genen, durchschnittlichen Gewerbeflächenproduk- ten im Jahr 2017 knapp 8,08 Mio. € eingenommen tivität des Landes Baden-Württemberg aus dem werden, wodurch sich eine Einkommensteuer von Jahr 2015 mit 79 T€ und dem Landkreis Heilbronn 522 € pro Einwohner ergibt. Dieser Wert liegt an- mit 60 T€ pro Hektar. Bezogen auf die Anzahl der nähernd auf dem Niveau des zum Vergleich heran- Einwohner lagen die Gewerbesteuereinnahmen der gezogenen Durchschnittswertes der umliegenden Gemeinde Obersulm im Jahr 2017 bei 262 € pro Ein- Vergleichsgemeinden, der einen Wert von 571 € pro wohner, womit dieser Wert im Vergleich zum Durch- Einwohner erreicht. In der mittelfristigen Finanzpla-

122 nung bis zum Jahr 2021 geht die Gemeinde Ober- n der mittelfristigen Finanzplanung des Haushalts- sulm, nicht zuletzt auch aufgrund des angestrebten plans der Gemeinde Obersulm aus dem Jahr 2018 Bevölkerungswachstums bis zu einer Einwohnerzahl wird für die Jahre 2019 bis 2021 von einer Nettoin- von mindestens 14.750 Einwohner bis zum Zieljahr vestitionsrate von rund 1.660 T€ bis rund 1.270 T€ 2035, von steigenden Einkommensteuereinnahmen (durchschnittlich 1.435 T€) ausgegangen. Das be- in einer Höhe von bis zu 10 Mio. € pro Jahr aus. deutet, dass der Gemeinde Obersulm ausreichend finanziellen Mittel bis zum Jahr 2021 für Investitio- Zum Ende des Jahres 2017 betrug der Schuldenstand nen zur Verfügung stehen. der Gemeinde Obersulm insgesamt rund 4,3 Mio. €. Heruntergerechnet auf die Einwohnerzahl der Im Jahr 2018 konnte dadurch beispielsweise eine Gemeinde ergibt sich eine Pro-Kopf-Verschuldung außerplanmäßige Kredittilgung in Höhe von 1,2 von 281 €/EW. Damit liegt der Schuldenstand Ober- Mio. € geleistet werden. Für den Prognosezeit- sulms deutlich unter dem Durchschnittswert aller raum bis zum Jahre 2021 sind in der Gemeinde Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg, der Obersulm bereits mehrere investive Maßnahmen, im Vergleich bei 561 €/EW lag. wie „Erneuerung/Neubau Hallen/Sportanlagen“, „Grundstücksankäufe“ und „Erweiterung/Neubau Die Nettoinvestitionsrate einer Gemeinde gibt Aus- von Kinderbetreuungseinrichtungen“ geplant. Die kunft darüber, welche freien Mittel für Investitionen Finanzierung dieser angestrebten Maßnahmen soll zukünftig zur Verfügung stehen. I u.a. über Verkaufserlöse, Fördermittel und eine er- höhte Kreditaufnahme erfolgen. Dadurch wird es zu einer Erhöhung der Schulden kommen.

123 Quelle: Reschl Stadtentwicklung PROJEKTPLAN 7.2

Die Projekte und Planungen sind unter Berücksich- Eine Sonderrolle nehmen beispielsweise die Projek- tigung der Priorisierung des Gemeinderats und des te „Medizinische und pflegerische Angebote sichern finanziellen Handlungsspielraums hinsichtlich der und ausbauen“ und „Vereinswesen gesamtge- zu erwartenden Kosten, der Zuständigkeiten und meindlich fördern und unterstützen“ ein, da diese der zeitlichen Abfolge im Projektplan des „Gemein- keine einmalige Auszahlung, sondern eine sich in deentwicklungskonzepts | OBERSULM 2035“ darge- regelmäßigen Abständen wiederholende Investition stellt. Der finanzielle Rahmen sowie der angegebene darstellen. Projektzeitraum sind zum gegenwärtigen Zeit- punkt jedoch nicht als abschließend zu betrachten. Insgesamt umfasst der Projektplan des „Gemein- Vielmehr stellt der Projektplan ein Arbeitspapier für deentwicklungskonzepts | OBSERULM 2035“ zum die Verwaltung dar, welches hinsichtlich der jeweils jetzigen Zeitpunkt ein Investitionsvolumen von ins- vorherrschenden Rahmenbedingungen in regelmä- gesamt ca. 38,56 Mio. € bis zum Zieljahr 2035. ßigen Abständen evaluiert und ggf. angepasst wer- den muss. Die angegebenen Kostenannahmen, die nicht in der mittelfristigen Finanzplanung enthalten sind, Für einige Projekte wie beispielsweise „Bedarfsge- basieren auf Erfahrungs- und Schätzwerten des Bü- rechte Ausweisung neuer Gewerbeflächen“ kann ros Reschl Stadtentwicklung. Die Priorisierung von zum aktuellen Zeitpunkt nur eine Planungsrate an- 10 besonders vorrangigen Aufgaben wurde vom genommen werden, da evtl. weiterführende Kosten Gemeinderat ohne Berücksichtigung der Kostenan- erst im Laufe der Konkretisierung der jeweiligen Pro- nahmen festgelegt. jekte ermittelt werden können. In der mittelfristigen Finanzplan-Fortführung der Haushaltsplanungen Der nachfolgende Projektplan berücksichtigt nicht des Haushalts 2019 konkret geplante Investitionen nur die Inhalte des Haushaltsplans 2018, sondern wie beispielsweise der „Pflastersanierung Rohren- auch die Inhalte des Haushaltsplans 2019 und be- dorfer Platz“, „Gestaltung Spatzenberg Straßen schreibt einen soliden sowie abzuarbeitenden An- und Freiflächen“ und die weiteren Maßnahmen der satz zur Umsetzung der anstehenden Projekte in Produktbezeichnung „Gemeindestraßen“ wurden in der Gemeinde Obersulm bis zum Zieljahr 2035. den Projektplan übernommen und unter dem ge- meinsamen Titel „Erneuerung Gemeindestraßen“ zusammengeführt.

Wiederum andere Projekte, die im investiven Be- reich nicht finanzwirksam sind bzw. im Zuge der Arbeit in der Verwaltung ohne Mehrkosten durch- geführt werden können, sind im Projektplan kosten- neutral dargestellt.

124 125 Quelle: Reschl Stadtentwicklung 126 127 STÄDTEBAULICHES LEITBILD 7.3

Wesentliche Aufgabe von städtebaulichen Leit- auf und trifft aussagen über den Bestand und die bildern ist es, Zukunftsaufgaben zu beschreiben, neu zu entwickelnden Siedlungsstrukturen. Damit Schwerpunkte zu benennen und Perspektiven zu stellen das vom Büro Reschl formulierte Leitbild eine formulieren. Methodisch bedeutet dies: Aufbauend solide Argumentationsgrundlage für künftige Ent- auf der Summe aller Erkenntnisse aus Bestandserhe- scheidungsprozesse in der Gemeindeentwicklung bung und Bestandsanalyse, repräsentativer Bürger- dar, ohne Endzustände unverrückbar vorzugeben. befragung, Klausurtagung mit dem Gemeinde-rat, Das Leitbild dient damit der langfristigen Orientie- Bürgerbeteiligung und mehreren Arbeitstreffen mit rung und Koordinierung der formulierten strategi- der Verwaltung wurde vom Büro Reschl Stadtent- schen Ziele und Projekte/Planungen. Zugleich wird wicklung ein übergeordnetes Leitbild für die zukünf- damit die gesamtgemeindliche Motivation gestärkt tige Entwicklung der Gemeinde Obersulm erarbei- und ein Beitrag dazu geleistet, dass die im Gemein- tet und in einer Karte abgebildet. Das Leitbild ist deentwicklungskonzept formulierten Ziele von al- zentraler Bestandteil des „Gemeindeentwicklungs- len Akteuren der Gemeindeentwicklung sowie der konzeptes | OBERSULM 2035“ und definiert die Leit- Bürgerschaft mitgetragen, das raumbedeutsame planken für die zukünftige Entwicklung der Gemein- Handeln geleitet und die strukturellen Entwicklun- de. Es zeigt die individuellen Schätze, Qualitäten gen gesteuert werden. und Identitätsmerkmale der Gemeinde Obersulm

128 129 Quelle: Reschl Stadtentwicklung