LANDKREIS MITTWOCH 21. April 2004 LA1 30

O ffizieller Start des Tafeltraubenprojekts in L 1088 /Neuenstadt Gefährliches Hoffnung aufneue Fahrmanöver Zwei unterschiedliche Aussagen von zwei Autofahrern veranlasst Einkommensquelle die Polizei zu einem Zeugenaufruf nach einem Audi-Fahrer, der mögli- cherweise ein gefährliches Fahrma- Von Herbert Kaletta zuversichtlich. Der Wengerter ist növer am Sonntag gegen 13.15 Uhr Vizevorsitzender des Kreisbauern- auf der Landesstraße 1088 zwi- 3800 kleine Pflanzreben sind die verbands und treibende Kraft für schen Oedheim und Neuenstadt Hoffnung von sieben Wengertern das Projekt. Dies trieb ihn seit Juli beobachtet hat. Ein 37 Jahre alter aus sechs Gemeinden, die gestern 2000 um, denn seitdem gelten Ta- Autofahrer war von Neuenstadt in Flein offiziell das Versuchspro- feltrauben als Obst. Sie dürfen in kommend in Richtung Bad Fried- gramm Tafeltraubenanbau im Deutschland nun nicht nur auf Reb- richshall unterwegs. An der Bram- Unterland starteten. sondern auch auf Ackerflächen an- bacher Kreuzung bemerkte er einen Die Hoffnung scheint nicht un- gebaut, allerdings nicht zu Wein Opel-Fahrer, der dicht auf sein begründet. 360 000 Tonnen Tafel- verarbeitet werden. Diese Änderung Fahrzeug auffuhr und versuchte zu trauben werden pro Jahr in macht sie wirtschaftlich interes- überholen, aber wegen des Gegen- Deutschland gegessen. Die wenigs- sant, weil mit vielen anderen Acker- verkehrs warten musste. Zwischen ten aus Deutschland. Gelänge es produkten in der Landwirtschaft der Abzweigung Oedheim und Lau- heimischen Anbauern, auch nur ei- kaumnochwaszuverdienen ist. tenbach überholte er schließlich, nen Teil des Kuchens selbst zu „ba- Unter den Fittichen des Kreisbau- setzte sich neben das Auto des cken“, könnte sich für manchen ei- ernverbandes fanden s ich potentiel- 37-Jährigen und versuchte, ihn in ne neue Einkommensquelle er- le Anbauer in der Interessengemein- den Graben abzudrängen. Nur schließen. „Ich bin überzeugt, dass schaft Tafeltrauben zusammen. Sie- durch eine Vollbremsung verhin- es ein Nischenprodukt für Märkte ben haben nun den Sprung gewagt derte der 37-Jährige dies. Er ver- und Hofläden ist, vielleicht wird es und machen mit zumeist je 20 Ar Offizieller Startschuss für den Unterländer Tafeltrauben-Anbauversuch in Flein auf dem Acker von Karlheinz Götz folgte den Opel; als der Fahrer dies aber auch mehr“, ist Helmut Eberle beim Versuch mit, der insgesamt (rechts). LinksHelmut Eberle,VizedesKreisbauernverbandsund InitiatordesProjekts.(Foto:Helge Kempf) bemerkte, versuchte er in Richtung Lautenbach zu flüchten. Da er sei- auf 1,25 Hektar Rebfläche kommt. schäftsführer des Kreisbauernver- dazu noch auf die Kundschaft seines nen Verfolger nicht abschütteln 59 000 Euro kostet der Versuch. bandes, Jan Schwarting, will man ei- Besens. konnte, wendete er seinen Opel, 44 000 Euro kommen über die Mo- ne Erzeugergemeinschaft aufbauen, Klarer Herkunftsnachweis, deut- fuhr zunächst in Richtung Bad dellregion „Hohenlohe aktiv mit die dann auch den Einzelhandel be- lich weniger Pflanzenschutzmittel, Friedrichshall und weiter nach Partnerregion “ als Förde- liefert. kurze Wege, absolute Frische – das Oedheim. Schließlich verlor der rung aus dem Bundesprogramm Re- Bis es so weit ist, wollen die sieben müsste beim Verbraucher doch zie- 37-Jährige den Opel aus den Augen. DerSohn einesVer- gionen Aktiv, so dass sich der Eigen- Versuchsteilnehmer aus Flein, hen, hoffen die Wengerter. „Die Gegenüber der Polizei stellte der suchs-Anbauers mit anteil überschaubarbleibt. Meimsheim, Dürrenzimmern, Ils- Trauben haben bis zum letzten Tag inzwischen ermittelte 19 Jahre alte einervon 3800 Ta- Jeder der Sieben baut zehn pilzto- feld, und Bretzfeld-Dim- vor der Ernte Sonne, die werden ga- Fahrer des Opel die Situation an- feltrauben-Pflanzre- lerante Sorten nach drei verschiede- bach auf Selbstvermarktung setzen, rantiert besser schmecken als die ders dar. Deshalb erhoffen sich die ben die aufinsge- nen Erziehungssystemen an – von womit der Großteil, wie Karlheinz jetzt importierten“, gibt sich nicht Beamten Hinweise von Zeugen. samt1,25Hektar rot bis weiß und von früh bis spät Götz aus Flein, mit anderen Produk- nur Jürgen Schwilk aus Abstatt Insbesondere ein Audi-Fahrer in sechsOrten ge- reifend. Aus diesen zehn Sorten will ten auch bereits Erfahrung und Er- selbstbewusst. Allerdings müssen könnte entsprechende Beobach- pflanzt wurden. man am Ende die besten ausfiltern folg hat. Götz mit einem Obst-Fri- die Verbraucher noch ein wenig Ge- tungen gemacht haben. Zuständig und dann den Anbau forcieren. schemarkt, andere mit eigenen Hof- duld haben. Erst im dritten Jahr ge- ist das Polizeirevier , „Mittelfristig“, so sagt der Ge- läden, Karl Busch aus Dimbach setzt ben die Reben den vollen Ertrag. Telefon 07132/93710.(red)

W erben für Ausbildungsplätze: Modellprojekt im Zabergäu unter Federführung der IHK Heilbronn-Franken will vor allem Kommunikationsplattform sein N euenstadt und Förderung für Schulen und BetriebemiteinanderinsGesprächbringen Ganztagesschulen Von ThomasDorn Baden-Württemberg profitiert wei- terhin vom Ganztagesprogramm „Wir wollen die an einen Tisch „Zukunft Bildung und Betreuung bringen, die an der Ausbildung 2003–2007“ der Bundesregierung, beteiligt sind“, sagt Renate Rabe, betont der SPD-Landtagsabgeord- Geschäftsführerin Berufsbildung nete Reinhold Gall aus Obersulm. bei der IHK Heilbronn-Franken. Allein in diesem Jahr werden wei- Das Modellprojekt „Wirtschaft tere 272 Ganztagesschulprojekte trifft Schule im Zabergäu“ ist ein im Land gefördert, darunter auch VersuchindieseRichtung. das Gymnasium Obersulm und die Die Industrie- und Handelskam- Helmbundschule in Neuenstadt, mer, die Stadt und der für die die drei Verbandsgemeinden Zweckverband Wirtschaftsförde- Neuenstadt, Hardthausen und Lan- rung Zabergäu haben sich dafür zu- genbrettach allerdings zunächst sammengetan. Interesse scheint auf „WirtschafttrifftSchule“ in Brackenheim:Firmenvertreter,Lehrerund SchülernachderVeranstaltung im lockeren Austausch. (Foto:RabeaSattar) noch den Grundsatzbeschluss im allen Seiten vorhanden zu sein. Zur Maitreffen müssen. Auftaktveranstaltung kamen am ren können“,erklärt Rabe. bilder“ rangieren für Katja und Sa- Vorauswahl sind Schulzeugnisse ei- der IHK-Projektgruppe „Duales Sys- Insgesamt werden allein in Ba- Montagabend knapp hundert Leute Auch im Zabergäu sollen weitere rah, Achtklässler der Brackenheimer ne „wichtige Größe“, dann gibt es tem Azubi“ mit. Sie schilderten die den-Württemberg nunmehr 370 in den Otto-Wendel-Saal des Bra- Betriebe für die Ausbildung moti- Hauptschule, ganz oben. Philipp spezifische Eignungstests, Gesprä- Vorteile der betrieblichen und schu- Projekte gefördert. „Dies zeigt, dass ckenheimer Bürgerzentrums: Leh- viert werden. „Wirtschaft trifft und Andreas, Realschüler aus Güg- che in der Gruppe, schließlich einen lischen Ausbildung und machten die noch bis vor wenigen Monaten rer, Firmenchefs, Behördenvertre- Schule“ versteht sich dabei vor al- lingen, wünschen sich, dass sie Schnuppertag im Unternehmen. sich für einen „offenen Umgang“ aufgestellte Behauptung der Lan- ter,aucheinige Schüler. lem alsKommunikationsplattform. „auch mal Fehler machen dürfen“. „Ausbildung lohnt sich“, sagt Näge- miteinander stark: „Der Azubi desregierung, es gebe kaum Bedarf Um sie geht es. „Es wird immer Dass die Schüler mehr Flexibilität Dafür wollen sie sich aber auch voll le. Markus Löw, bei der Firma brauchtFeedback.“ für mehr Ganztagesschulen in Ba- schwieriger, Schüler in Ausbil- an den Tag legen müssen, war eine einbringen, gerade im Team. „Wir Schunk in Lauffen verantwortlich Für Rolf Neumeister, Hauptschul- den-Württemberg, schlichtweg dungsverhältnisse zu bringen“, sagt Forderung des Abends. Denn alles werden sorgfältig arbeiten und zu für Personal und Ausbildung, konn- lehrer in Brackenheim, ist das „im falsch war“, sagte Gall. Als kontra- Renate Rabe. Auch wenn die Zahl in allem gibt es rund 280 anerkann- einem positiven Klimabeitragen.“ te da nur zustimmen. „Wir brau- Gespräch bleiben“ von Schule und produktiv für den Erfolg des Inves- der Ausbildungsplätze im Kammer- te Berufe, doch die „Hitliste“ der Carl Michael Nägele, Geschäfts- chen hochqualifizierte Mitarbeiter – Firmen ganz wichtig. Denn die Zei- titionsprogramms für mehr Ganz- bereich (rund 4000) im Jahr 2003 Schüler umfasst nach IHK-Erkennt- führer der Firma Kohl in Bracken- und da setzt die Ausbildung an.“ ten sind hart: 50 Prozent der Ent- tagesschulen erweise sich, dass sich nur geringfügig zurückgegangen ist, nissen gerade malzehn. heim, wird es gern gehört haben. Seit 1947 wurden bei Schunk über lassschüler hätten keinen Ausbil- Kultusministerin Schavan noch im- hat die IHK eine Ausbildungsoffen- Was sie von einer Ausbildung er- Sein Betrieb s tellt jährlich etwa z ehn 450Azubisausgebildet. dungsplatz bekommen. Was die mer beharrlich weigere, für beste- sive gestartet. Mit ersten Erfolgen: warten, machten Schüler bei der Auszubildende ein: Drucker, Buch- Die Mediengestalterin Claudia Leistungsbereitschaft betrifft, sieht hende und neue Ganztagesschulen „Bis März haben wir bereits 300 „Austauschrunde“ deutlich. binder, Industriekaufleute, Medien- Endress (20) und die Mechatronike- er auch Eltern in der Pflicht: „Ohne zusätzliches pädagogisches Perso- neue Ausbildungsbetriebe akquirie- „Freundliche und kompetente Aus- gestalter. Wie er sie findet? Bei der rin Christiane Link (22) arbeiten in sie gehtnichts.“ nalzur Verfügung zu stellen. (red)

F rance-Mobil, die Sprachschule auf Rädern, machte Station am Gymnasium in Beilstein

DasFrance-Mobil machteStation amBeilsteiner Gymnasium. Spielerischunterrichtetedie Refe- Witzige Wortspiele wecken Lust rentin Delphine Juilletdie Achtklässlerund übte aufdie französische Sprache mitihnen den Wortschatz.(Foto:DittmarDirks) Von Joachim Kinzinger Lieder und Rhythmen in die Spra- wiegend entlang derRheinschiene. che ein. Bundesweit lernen 1,6 Mil- Um die HCG-Schüler weiter zu Den Charme der französischen lionen Schüler Französisch, davon motivieren, hat die Französisch- Sprache näher bringen, Begeiste- 115 000 in derGrundschule. Lehrerin Ursula Bertsch das Mobil rung wecken, spielerisch den „Hurra, das France-Mobil ist da“, angefordert: „Ich hoffe, dass sie da- Wortschatz üben – dies sind Ziele steht auf dem Poster vor dem Klas- von profitieren.“ Schwungvoll be- der Sprachschule auf Rädern. Das senzimmer A 11 in Beilstein. Im ginnt Delphine Juillet mit der Auf- France-Mobil machte gestern Sta- Raum bereitet Juillet, Studentin der wärmrunde: „Kennt ihr Frank- tion am Herzog-Christoph-Gym- Germanistik, Romanistik und Phi- reich?“ Nach einem zaghaften „Ja“ nasium(HCG)inBeilstein. folgen die Städte wie Paris, Lyon Der weiße Renault parkt direkt oder Marseille. Ein bunter Ball vor dem HCG-Schuleingang. Neu- „Ichwill Schülermotivieren, kommt ins Spiel. Wer ihn fängt, sagt gierig schauen Gymnasiasten auf Französischzu sprechen.“ einen kurzen Satz. Franziska liebt das France-Mobil, das Delphine Juil- Tennis, Sebastian wohnt in Auen- Delphine Juillet let (25) im Auftrag der Kulturabtei- stein, Anna-Lisa hat ein Pferd. We- lung der französischen Botschaft nig später tickt eine kleine Spiel- und der Robert-Bosch-Stiftung losophie, eine weitere Schulstunde bombe. Wer nicht schnell genug stunde. „Es war gut, hat Spaß ge- ne Juillet auf die nächste Beilsteiner den France-Mobil-Referentinnen durchBaden-Württembergsteuert. vor. Vier achte Klassen sind an die- Früchte, Gemüsesorten oder Tiere macht“, sagt Dejan. Anna-Lisa fin- Klasse vor. Heute ist sie am Justinus- 233 Einrichtungen, davon 141 Bundesweit sind neun Mobile des sem Vormittag an der Reihe. „Ich nennt, der hat verloren. Keiner det es interessant, wenn die Gruppe Kerner-Gymnasium in , Grundschulen und Kindergärten. kleinen „französischen Instituts auf will die Schüler motivieren, Franzö- kann sich zurücklehnen. Alle ma- gefordert ist. „Es war zu kurz“, be- am Samstag macht sie Station beim Sie sprachen mit 15 124 Schülern Rädern“ unterwegs, um mit Sket- sisch zu sprechen und ein aktuelles chen begeistert mit. Auch beim dauert Melanie. Zwei Stunden wä- Tag der offenen Tür am Albert- und Kinderschülern. Auch im chen, Spielen, lockeren Übungen Bild von Frankreich vermitteln“, Gruppenwettspiel: Für jeden Buch- ren toll. Lehrerin Gertraud Gebhard Schweizer-Gymnasium in Neckar- Nachbarland halten seit Januar oder Plakaten den Schülern zu zei- sagt Delphine Juillet. „Es macht viel staben im Alphabet wird ein Wort spricht von einem interessanten . Ein Schuljahr ist die 25-Jähri- 2001 vier „Deutsch-Mobils“ an vie- gen, dass Französisch gar nicht so Spaß“, sagt sie über ihre Tour. Ihre an die Tafel geschrieben. „Schneller, und altersgemäßen Unterricht. ge im Land unterwegs. len Schulen. Die Referenten moti- schwierig ist. Selbst in Kindergärten Kollegin Fabienne Sarrus steuert das schneller,“sporntdie Französin an. Während die Schüler aus dem In Baden-Württemberg besuch- vieren die Schüler, Deutsch zu ler- tauchen Buben und Mädchen über zweite Mobil durchs Ländle, vor- Wie im Flug vergeht die Schul- Zimmer gehen, bereitet sich Delphi- ten im Schuljahr 2002/2003 die bei- nen. MitErfolg.