Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2012 Land, Kommunen

Im Blickpunkt: Die Stadt Lauffen am

Reinhard Güll

In einem weiteren Beitrag aus der Reihe „Im wurde Lauffen – bedingt durch die Nähe zur Blickpunkt: Die Gemeinde …“ stellt das Statis- Scheinanlage „Brasilien“, einer Attrappe des tische Landesamt einige Besonderheiten der Stuttgarter Hauptbahnhofs – vielfach aus der Stadt anhand von ausge- Luft durch alliierte Bomberverbänden ange- wählten Strukturdaten aus dem Landesinfor- griffen, wodurch es zu beträchtlichen Personen- mationssystem Baden-Württemberg (LIS) vor. und Sachschäden kam. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- Der berühmteste Sohn der Stadt Lauffen am und die Beschäftigtensituation sowie der Reb- Neckar ist der große deutsche Dichter Johann Reinhard Güll ist Büroleiter fl ächenanteil. Christian Friedrich Hölderlin. Er wurde am der Abteilung „Informati- 20. März 1770 in Lauffen am Neckar als Sohn onsdienste, Veröffentli- chungswesen, sozial- und des Klosterpfl egers Heinrich Friedrich Hölderlin regionalwissenschaftliche Analysen“ im Statistischen geboren. Im Alter von 2 Jahren verlor er seinen Landesamt Baden-Würt- Die Stadt Lauffen am Neckar liegt an der süd- Vater. Hölderlins Mutter heiratete 1774 Johann temberg. lichen Grenze des Landkreises un- Christoph Gok und die Familie zog nach Nür- gefähr 9 km südlich von Heilbronn und etwa tingen. 50 km nördlich von in klimatisch be- günstigter Lage. Die Stadt Lauffen am Neckar Bereits im Jahre 1848 erhielt Lauffen durch die bestand bis zum 1. April 1914 aus den beiden Verlängerung der Nordbahn einen Anschluss bis dahin selbstständigen Teilgemeinden Lauf- an das Württembergische Eisenbahnnetz. Noch fen-Dorf und Lauffen-Stadt, die zu diesem heute liegt Lauffen an der Frankenbahn von Datum fusioniert wurden. Heute besteht eine Stuttgart nach Würzburg. Durch die Bundes- vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden und Nordheim. S Lage der Stadt Lauffen am Neckar Die ältesten gefundenen Siedlungsspuren auf der Lauffener Gemarkung datieren aus der älte- ren Jungsteinzeit zwischen 5000 – 3500 v. Chr. Neckar-Odenwald- Das Gebiet um das heutige Lauffen kam 85 n. Kreis Chr. in den römischen Einfl ussbereich. Mitte Möckmühl des 2. Jahrhunderts n. Chr. setzte um Lauffen Rhein-Neckar- Kreis wie im gesamten mittleren Neckarraum eine Gundelsheim dichte römische Besiedlung ein. Ein römischer Hardthausen LKR Heilbronn am Gutshof im Lauffener Gewann Brunnenäcker Neuenstadt am Kocher datiert aus dieser Zeit. Er wurde 1978 bei einer Bad Friedrichs- hall Flurbereinigung entdeckt, vollständig erforscht Unter- eisesheim und konserviert. Massen- - bach- hausen Erlenbach kreis

Lauffen wird erstmals in einer Urkunde des Heil- Jahres 823 als Villa Hlauppa erwähnt. Nach bronn Lehren- einer längeren Periode im fränkischen Herr- steinsfeld LKR Nordheim schaftsbereich wurde Lauffen 1227 an den Löwenstein Talheim Markgraf von Baden verpfändet. 1327 geriet Lauffen Wüstenrot Güglingen am Neckar Lauffen durch eine weitere Verpfändung in Pfaffen- hofen den württembergischen Herrschaftsbereich. Neckar- Beilstein westheim Bis zum Jahr 1808 gab es in Württemberg sogar ein eigenes Lauffen, das dann Rems-- Kreis aufgelöst wurde. Lauffen kam zum Oberamt . Mit der Kommunalreform 1838 wurde das Oberamt Besigheim aufgelöst und Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 88-43-11-12M Lauffen gehört seitdem zum Landkreis Heil- Landesinformationssystem © Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH bronn. Während des Zweiten Weltkrieges Karte erstellt mit RegioGraph 47 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2012

Ausgewählte Daten zur Stadt Lauffen am Neckar, zum Stadtkreis Heilbronn T und zu Baden-Württemberg

Stadt Stadtkreis Merkmal/Indikator Einheit Lauffen Land Heilbronn am Neckar

Fläche

Fläche insgesamt am 31. Dezember 2010 ha 2 263 109 993 3 575 148 Siedlungs- und Verkehrsfläche am 31. Dezember 2010 % 18,6 17,1 14,1 Waldfläche am 31. Dezember 2010 % 9,9 25,6 38,3 Landwirtschaftsfläche am 31. Dezember 2010 % 65,9 55,6 45,7

Bevölkerung

Bevölkerung am 31. Dezember 2010 Anzahl 10 911 328 364 10 753 880 Ausländeranteil am 31. Dezember 2010 % 11,6 10,2 11,9 Durchschnittsalter Ende 2010 Jahre 42,4 42,1 42,8 Geburtenüberschuss/ -defizit je 1 000 Einwohner 2000-2010 Anzahl – 0,6 0,5 0,0 Bevölkerungsdichte am 31. Dezember 2010 Einwohner/km² 482 299 301

Bildung

Übergänge auf Hauptschulen 2010/11 % . 26,5 24,3 Übergänge auf Realschulen 2010/11 % . 34,4 33,9 Übergänge auf Gymnasien 2010/11 % . 38,8 40,7

Beschäftigte am Arbeitsort

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte1) je 1 000 Einwohner 2010 Anzahl 292 327 362 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe 20101) % 57,0 51,3 38,0 Beschäftigte im Handel, Gastgewerbe und Verkehr 20101) % 18,0 18,7 20,3 Beschäftigte im sonstigen Dienstleistungsbereich 20101) % 23,0 29,4 41,3

Verkehr

Pkw je 1 000 Einwohner 2010 Anzahl 550 594 532 Pkw-Anteil am Kfz-Bestand 2010 % 82,9 81,6 82,3

Tourismus

Ankünfte von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2010 Anzahl 1 105 898 1 555 Ankünfte von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2010 Anzahl 68 94 329 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2010 Anzahl 2 324 3 062 4 050 Übernachtungen von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2010 Anzahl 150 204 746

Kaufkraft

Kaufkraft je Einwohner 2009 EUR 17 305 15 682 15 370 Kaufkraft je Einwohner 2009 - Verhältnis zum Landesdurchschnitt Land := 100 113 102 100

Wohnen

Anteil Einfamilienhäuser an Wohngebäuden 2010 % 61,0 66,5 58,4 Wohnfläche je Einwohner 2010 m² 45 45 43

Wasserwirtschaft

Trinkwasserverbrauch je Einwohner 2007 Liter/Tag 115 111 116 Gesamtpreis für Trink- und Abwasser 2011 EUR/m³ 4,18 4,41 4,16

Gemeindefinanzen

Steuerkraftmesszahl je Einwohner 2011 EUR 642 819 781 Steuerkraftsumme je Einwohner 2011 EUR 799 1 044 1 052 Schuldenstand (Kernhaushalt, Eigenbetriebe) je Einwohner 2009 EUR 335 522 883

1) Quelle: Bundesagentur für Arbeit, vorläufige Zahlen.

48 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2012 Land, Kommunen straße 27 ist die Stadt an das überregionale Straßennetz angebunden. Eine Autobahnan- schlussstelle an die A 81 befi ndet sich in Ils- feld, 9 Kilometer von Lauffen entfernt.

Lauffen hat eine Gemarkungsfl äche von 2 263 Hektar (ha). Davon werden gegenwärtig fast 66 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt die Stadt weit über dem Durchschnitt des Landkreises Heilbronn (56 %) und des Landes (46 %). Lauffen ist eine der größten württem- bergischen Weinanbaugemeinden. Laut der Rebfl ächenerhebung 2010 gab es dort 585 ha bestockte Fläche, auf über 90 % dieser Fläche werden rote Rebsorten angebaut. Die für Lauf- fen bekannteste und berühmteste Rebsorte ist der Schwarzriesling. Die Waldfl äche beträgt knapp 10 %. Eine Lauffener Exklave, der etwa 153 ha große Stadtwald Etzlenswenden, befi n- det sich außer halb der originären Gemarkung etwa 15 Kilometer weiter östlich in den Löwen- steiner Bergen. Fast 19 % der Fläche der Stadt Die Rathausburg von Lauffen am Neckar sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfl äche. Quelle: Stadtverwaltung Lauffen am Neckar

Am 31. Dezember 2010 lebten 10 911 Personen in Lauffen. Mit 482 Personen je Quadratkilo- Zahl der sozialversicherungspfl ichtig Beschäf- meter ist die Besiedelung relativ dicht und tigten seit 1974 bis 2010 sogar um mehr als liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt 1 000 zugenommen. Rund 57 % aller Arbeits- (301). Die Bevölkerungsentwicklung war in plätze in Lauffen liegen heute in dem Wirt- den Jahren zwischen 2000 und 2010 mit schaftsbereich des Produzierenden Gewerbes. – 0,5 % leicht rückläufi g. Sie lag somit stark unter der landesweiten Entwicklung (+ 2,2 %) Die Finanzlage der Stadt Lauffen am Neckar und auch dem Durchschnitt des Landkreises gestaltet sich aktuell sehr positiv. Der Schul- Heilbronn (+ 2,3 %). In Langzeitbetrachtung denstand je Einwohner betrug 335 Euro im hat die Bevölkerung in Lauffen seit 1871 um Jahr 2009 und lag damit deutlich unter dem mehr als 7 000 Einwohner zugenommen. Das Landesdurchschnitt von 883 Euro je Einwoh- Durchschnittsalter der Bevölkerung in Lauffen ner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner von 42,4 Jahren entspricht fast dem Landes- und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen durchschnitt von 42,8 Jahren. Etwa 11,6 % der im Jahr 2011 jedoch deutlich unter dem Lan- Einwohner von Lauffen hatten 2010 einen aus- desniveau. ländischen Pass, das entspricht in etwa dem Landesdurchschnitt, der bei 11,9 % lag. Lauffen zeichnet sich auch aus durch eine An- zahl historischer Gebäude, die Touristen zu Die Entwicklung des Wohnungsbestandes von einem Besuch der Stadt animieren. So ist das Lauffen stellt sich positiv dar. Im Zeitraum zwi- Lauffener Rathaus auf einer Neckarinsel in einer schen 2000 und 2010 stieg der Wohnungsbe- ehemaligen Burg der Grafen von Lauffen unter- stand um 5,7 % und liegt damit nur leicht gebracht. An weiteren architektonischen unter dem Landesmittel von 6,4 %. Von den Sehens würdigkeiten sind besonders die Wohngebäuden sind 61 % Einfamilienhäuser, Regis windiskirche, die erhaltenen Teile der was als Indiz für die hohe Wohnqualität inner- his torischen Stadtmauer und die Regiswindis- halb Lauffens betrachtet werden kann. Mit kapelle zu erwähnen. Dies mag auch ein Grund einer durchschnittlichen Wohnfl äche von sein, dass die Zahl der Übernachtungen von 45 m2 je Einwohner liegt Lauffen über dem Touristen seit 2000 um rund 85 % auf etwa Landesdurchschnitt mit 43 m2 je Einwohner. 26 600 im Jahr 2011 angestiegen ist.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Lauffen hat in den vergangenen 10 Jahren deutlich zu- genommen. So hatten 2010 mit rund 3 200 sozial versicherungspfl ichtig Beschäftigten gut Weitere Auskünfte erteilt 15 % mehr einen Arbeitsplatz in der Stadt als Reinhard Güll, Telefon 0711/641-20 08, im Jahr 2000. Langfristig betrachtet hat die [email protected]

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