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Kasseler Semesterbücher Studia Cassellana Band 18 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 2

Kasseler Semesterbücher Studia Cassellana Band 18

Die Kasseler Semesterbücher werden vom Präsidenten der Universität in zwei Reihen herausgegeben: In der Reihe »Pretiosa Cassellana« erscheinen wertvolle Publikationen der Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, insbesondere Faksimiles kostbarer historischer Drucke und Handschriften. In der Reihe »Studia Cassellana« werden besondere wissenschaftliche und künstlerische Projekte aus den verschiedenen Bereichen der Kasseler Universität aufgegriffen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

ISBN 978-3-89958-357-1 © 2008, kassel university press GmbH, Kassel www.upress.uni-kassel.de

Texte und Textauswahl: Dietfrid Krause-Vilmar Gestaltung: Stephan van Borstel, Kassel Druck und Verarbeitung: Verlagsdruckerei Schmid, Neustadt an der Aisch 4 | 5 Printed in breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 3

Stephan von Borstel Dietfrid Krause-Vilmar

breitenau1933 - 1945 bilder, texte, dokumente images, texts, documents breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 4

Dank: Herrn Udo Corts, Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, Herrn Dr. Thomas Wurzel, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, danken wir für die Ermöglichung der Drucklegung des Buches, Herrn Dr. Gunnar Richter, dem Leiter der Gedenkstätte Breitenau, für Anregungen, sachkundige Hinweise und für die Bereitstellung von Dokumenten und Bildern. Wir danken Christopher C. Gregory-Guider für die Durchsicht der englischen Texte und für wertvolle Anregungen.

Acknowledgements: We are grateful to both Udo Corts, Hessian Minister for Arts and Sciences, and Dr. Thomas Wurzel, Sparkasse Cultural Foundation of Hessia-Thuringia, for making it possible to print the book; we thank Dr. Gunnar Richter, director of the Breitenau Memorial, for providing suggestions, expert advice and relevant documents and images. We would like to thank Christopher C. Gregory-Guider for his helpful comments regarding the preparation and editing of the English translation.

Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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Inhalt Contents

Vorwort 8 Mitwirkende und Mitwissende... 46 Forw0rd 10 Directly and Indirectly Responsable... 49 Streiflichter zur Chronik Breitenaus 12 Das Verbrechen am Fuldaberg 52 An Overview of Breitenau’s History 12 Criminal Acts in Fuldaberg 53 Vom Verschwinden einer Epoche 16 In Breitenau ums Leben gekommen 54 The Vanishing of an Epoch 17 Dying in Breitenau 55 Das Konzentrationslager Breitenau 20 Biographische Annäherungen 58 Breitenau Concentration Camp 21 Biographical Sketches 58 Über Ludwig Pappenheim 24 Über Katharina Staritz 59 About Ludwig Pappenheim 26 About Katharina Staritz 60 Schutzhaft 28 Über Kurt Finkenstein 62 Custody 29 About Kurt Finkenstein 64 Zur Presseberichterstattung 30 Über Lilli Jahn 65 Press Coverage 31 About Lilli Jahn 66 Das Arbeitserziehungslager Breitenau 34 Zur Topographie Breitenau 68 The Breitenau Work Education Camp 38 The Topographie of Breitenau 68 Lagergesellschaft 40 Die Gedenkstätte Breitenau 70 Camp Society 42 The Breitenau Memorial 71 Zur Sprache der Akten 44 Fachliteratur Contemporary Studies 72 The Terminology of the Files 44 Nachweise Appendices 73 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 6

»Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen, und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.« WALTER BENJAMIN

Vorwort

Die Machtergreifung Hitlers liegt 75 Jahre und das Ende des NS-Regimes des Lebens Abertausender Unschuldiger, kurz: mit dem Erscheinen der bereits mehr als 60 Jahre zurück – und doch kann es nicht gelingen, die- Barbarei in einem nicht mehr für möglich gehaltenen Ausmaß. Am Ende ses Thema im unendlichen Meer der Vergangenheit versinken, es »histo- dann Tote ringsum, und so viele junge Tote in ganz Europa, deren Leben risch« werden zu lassen. Anders als die Zeiten des deutschen erst begonnen hatte. Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Nachkriegszeit taucht die Der NS-Staat stellte eben keine »normale« Regierungsform dar. Er hatte Nazizeit – wie der Geist aus der Flasche – immer wieder auf; auch in vielmehr fast alle politischen und kulturellen Lebensverhältnisse ge- Literatur und Fernsehen. Offensichtlich fällt die »Bearbeitung« dieser waltsam umgestürzt. In wenigen Monaten fegte er hinweg, was in Jahr- Zeit schwer. Wir erklären uns dies mit den unvorstellbaren Verbrechen, hunderten zuvor erkämpft und gewonnen wurde: Menschenrechte, 8 | 9 dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden, der Vernichtung Freiheitsrechte, Presse- und Meinungsfreiheit, Sozialstaat, Rechtsstaat, breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 7

Humanität. Wie war dies möglich? Wie ist das zu verstehen? deren letzte Station für zahlreiche Gefangene die Konzentrations- und Das Lager Breitenau war einer der zahlreichen Orte, an dem die flie- Vernichtungslager waren. ßenden Übergänge in den Unrechtsstaat sichtbar wurden. Breitenau stand am Beginn der tief greifenden Umgestaltung einer freiheitlich an- Fragen stellen sich, die in die Gegenwart und Zukunft weisen. Was hat gelegten, rechtsstaatlich konzipierten Demokratie in eine totalitär ge- zu geschehen, dass nicht noch einmal mitten aus der Gesellschaft her- lenkte Lagergesellschaft. Das Lager als solches war der Inbegriff natio- aus die Integrität des Einzelnen missachtet und seine Existenz zerstört nalsozialistischen Denkens und Handelns, der Ort der Beschädigung wird?

und Zerstörung der Menschen. Die Dokumente des Lagers Breitenau Kassel, im Januar 2008 offenbaren Wege der Menschenverachtung und Erniedrigung »vor Ort«, Dietfrid Krause-Vilmar und Stephan von Borstel breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 8

» There is a painting by Klee called »Angelus Novus«. It depicts an angel who looks as if he is about to move away from something at which he is staring. His eyes and mouth are wide open, his wings spread out. The angel of history must also look something like this. His gaze is fixed on the past. Where we see a chain of incidents, he sees a total catastrophe that unremittingly stacks one pile of debris onto another and hurls it before his feet. He would like to linger, awaken the dead and reassemble what has been shattered. But there is a strong wind blowing from paradise that has caught hold of the angel's wings and is so strong that the angel can no longer close them. This strong wind drives the angel implacably into the future, toward which his back is turned, while the piles of debris grow skyward before the angel's eyes. This strong wind is what we call progress. « WALTER BENJAMIN

Forword Although Hitler’ regime came tos anseizure end moreof po than 60 y into the comfortably distancedwer annals took placeof history 75 y ears ago and the Nazi German Empire, the ears ago, this er period – like the genieW in the bottle – will simply nota go has a y eimar Republic and the postw et to sink cent people – in short, with the emergence of a form of barbarity on a ly haunting our liter . Unlike the time of the dimension not previously thought possible. Coming to terms withature, this popular period isculture clearly and fr collectiar period, the Nazi were ev ficulties. erywhere, among them so man 10 | 11 This has to do with the associated unimaginableway ,crimes, endless the Europe w genocide of European J ve consciousness.- hose li At its conclusion, the dead aught with tremendous dif The National Socialistves had state only did just not begun. represent an y young people throughout ews, the murder of countless thousands of inno vernment. It violently o - cultur al life. verthrew almost all kno centuries to Wsecure:ithin a human few months, rights, itindi brushed asidey form that of w »normal« go- - of the press, the social state and the constitutionwn forms – in short,of political those and attri

vidual freedoms andhic hthe had freedom taken

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Blick von der Sellestraße in Guxhagen auf Breitenau | View of Breitenau from the Sellestraße in Guxhagen

butes commonly associated with enlightened humanity possible? Ho The Breitenauw campis this wdev elopment to be understood? to an unconstitutional asstate one w of the man . Ho w was this of the deep-rooted reorganization of a democry places in w as visible. Breitenau stood at the beginning and humiliation of human beings, w constitutional rights into a totalitarian camp societyhich the tr ansition soners, culminated in deportation to concentr was the embodiment of Nazi thinking and action – a place w acy based on freedom and camps, suc hic »undesir h as Kassel, January 2008h, in the case of numerous pri ables« were imprisoned, subjected to torture and destro Difficult questionsAusc regardinghwitz-Birkenau.Dietfrid Kr theause-V connectionilmar and Stephan between von Borstel past, present and Breitenau documents pro . The camp as suc future arise: Ho ation or extermination- h vide evidence for the authorities’ contempt for secured so thatw it canis not the once integrity again of violated the indi to the point that the v here yed. existence of the indi The vidual within society be vidual him- or herself is imperiled?

ery breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 10

Streiflichter zu einer > 1527 wurde Breitenau, nach Aufhebung des Klosters, fürstliches Hof- Chronik Breitenaus gut, später Staatseigentum. Seit 1579 hielt man nicht mehr Gottesdienst in der Kirche ab. Das Gebäude wurde zum Fruchtspeicher umgebaut, Böden wurden eingezogen, die Fenster und Arkaden zugemauert und die > Im 12. Jahrhundert gründet Seitenschiffe abgebrochen. Im Erdgeschoss Graf Werner von Grüningen das Benediktiner- richtete man einen Pferdestall für 70 Pferde, kloster Breitenau. 1113 erfolgt die Grundstein- in den Türmen eine Milchkammer und ein legung und unter Hirsauer Mönchen beginnt Gefängnis ein. der dreißigjährige Bau der bis heute erhaltenen klassischen Pfeilerbasilika St. Maria. Reliquien und Pilgerzüge erhöhen das Ansehen des Klosters.

von Grüningen founded the Benedictine monastery in >Breitenau.In the In 12th1113, thecentury foundationGraf stone [Count] w the construction of the classic columned c Werner St. Maria – w hic as laid and over the course hof has the undergone centuries – major w construction hurc of Hirsau. Relics and pilgrimages enhanced theh of prestige An Ov of the monastery as begun b erview of . y monks Breitenau’ s History an estate of the local aristocr services were no longer held in the c a stor acy, and later > ageAfter area the for dissolution agricultur of the monastery, property in 1527 of the, Breitenau state. F became arcades bloc hur al produce –c floorsh. The werebuilding installed, w windo w ked up, and the side aisle demolished. rom 1579, as constructed on the ground floor as con verted into , together with Aa dairystable and for 70a prison. horsesws and 12 | 13 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 11

> 1871 wurde Breitenau im deutsch- » Wer nur den lieben Gott lässt walten, französischen Krieg als Lager für 750 französische – und’s Maul kann halten, Kriegsgefangene (Januar bis April 1871) genutzt. der braucht nicht in der Breitenau das Holz zu spalten.«

> 1606 plante Landgraf Moritz von In den Dörfern um Guxhagen im Volksmund verbreitete Abwandlung des bekannten Kirchenliedes aus dem 17. Jahrhundert »Wer nur den Hessen, Breitenau in eine Stadt »Colonia > 1874 wurde Breitenau preußisches lieben Gott lässt walten, und hoffet auf ihn allezeit ...« Hessorum« zu verwandeln und das Kloster Arbeitshaus. Der Kommunale Bezirksverband zum Schloss umzubauen. Diese Pläne zer- (Regierungsbezirk Kassel) richtete eine Korrek- schlugen sich. Moritz ließ dann ein Herren- tions- und Landarmenanstalt ein. Unter Korri- » Those who trust God to preside haus und einen Marstall errichten. Im 30-jähri- genden waren vor allem Bettler, Landstreicher And can hold their peace, gen Krieg wurde Breitenau zweimal (1626 und und säumige Unterhaltspflichtige zu verstehen. Need not chop wood 1640 unter Piccolomini) in Brand gesteckt und Auch der Prostitution zugefallene Mädchen und In Breitenau.«

schwer zerstört. Jahrzehntelang blieb die Frauen wurden in Breitenau kaserniert. »Land- This modified version of the well-known 17th century hymn »Wer nur gesamte Anlage in völlig verwahrlostem arme« waren Menschen, die sich nicht (mehr) den lieben Gott lässt walten, und hoffet auf ihn allezeit ...« was Zustand liegen. selbst ernähren konnten. common among inhabitants of the villages around Guxhagen.

>made plansIn 1606 to turn, LandgrBreitenau into a to Die ehemalige Klosterkirche um 1840 af Moritz v The former monastery church around 1840 »Colonia Hessorum« and con on Hessen into a castle. wn called tion, so MoritzThese built plans a manor nevv houseert the andmonastery stables. In the er came to frui Thirty >workhouse.In 1874 , Breitenau became a Prussian Years - ject of tw War The K o arsonist attac, Breitenau w (communal districtommunale association Bezirksv go under Piccolomini) and w as the sub a K ks (in 1626 and 1640- orrektions- und Landarmenanstalterband (correctio damaged. F nal facility and institution for rurverned) set up or decades, theas wconsequently badly ned in a desolate condition. Korrigenden (those to be »corrected« hole area remai offenders) consisted mostly of beggars,al poor). v - - The bonds and negligent family pro /minor both y oung and old, w aga- tution were also interned in Breitenau.viders. ho had fallen intoWomen, prosti >the Franco-PrussianIn 1871, Breitenau w »rur as used in al poor« were people w French Prisoners of War as a camp for 750 - the means to secure sustenance. The W ho no longer had ar (January-April 1871). breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 12

Der 1911 errichtete Zellenbau > 1933 richtete der Kasseler Polizei- The cellblock construction erected in 1911 präsident ein »Konzentrationslager für politische Schützhäftlinge« ein, das dem Arbeitshaus ange- gliedert wurde und neun Monate lang bis zum März 1934 bestand. Insgesamt 470 Männer wurden - > 1874 richtete man im Ostteil der überwiegend auf Grund ihrer politischen Ge- ehemaligen Klosterkirche eine Gemeindekirche sinnung - in diesem Lager gefangen gehalten. für Gottesdienste ein, die bis zum heutigen Tage besteht.

> 1911 wurde ein Zellenbau mit Umschluss errichtet. Er diente der Unterbringung »renitenter« > Im November 1938 wurden Korrigenden, später auch von Strafgefangenen des bei den Pogromen zahlreiche Juden aus Zuchthauses Kassel-Wehlheiden. Guxhagen und der näheren Umgebung in Breitenau inhaftiert.

man y Jews from Guxhagen and the neighboring areas were interned in Breitenau. >the formerIn 1874 monastery, in thec eastern part of > During the pogroms of No 1938, churc h was set up for services,hurch, a wparish vember still in existence toda hic y. h is outpost in Breitenau set up an »Arbeitserziehungslager« >accommodationIn 1911 for, cells »intr with an exer >(Work EducationIn the summer Camp) of attac1940, the Kassel Gestapo the Kassel-W until 1945, a total of about 8,500 people from v actable« prisoners,cise yard and were later built. also It for serv inmates of ehlheiden P countries were interned there.hed Breitenau to the w became a con enitentiary ed as orkhouse. Up . centration collection camp for J arious as Jews w hile the authorities decidedews and the those concentr persecuted >a »concentrIn 1933, the Kassel’ extermination camp to w - ation camp for politicals P prisoners«, w was attac olice Chief established hed to the w hich they were to be deported. until Mar ation or ch 1934. orkhouse and remained there ned in this camp, Altogetherprimarily due 470 to men their were political imprisohich beliefs. 14 | 15 - breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 13

> Nach 1945 diente Breitenau der Internierung verschiedener Gruppen: Arbeitshaus blieb es bis 1949; daneben nahm es Heimatvertriebene auf. Obdachlose Jugendliche und Geschlechtskranke wurden dort unterge- bracht, wenn nicht gar eingesperrt. > Seit 1974 befindet sich in Breitenau eine psychiatrische Einrichtung des LWV-Hessen. Heute > Von 1952 bis 1973 wurde das »Jugend- ist es ein Wohnheim für seelisch kranke Menschen > Im Sommer 1940 richtete die Gestapo- heim « (der Name Breitenau verschwindet) und eine Rehabilitationseinrichtung. stelle Kassel in Breitenau ein »Arbeitserziehungs- geschlossenes Fürsorgeheim für so genannte schwer lager« ein, das dem Arbeitshaus angegliedert erziehbare Mädchen, die in den neu ausgebauten wurde. Bis 1945 wurden insgesamt etwa 8500 Geschossen (mit Isolationszelle) der alten Kloster- Menschen aus zahlreichen Ländern dort inhaftiert. kirche untergebracht wurden. Öffentliche Kritik und Breitenau wurde Konzentrationssammellager für Demonstrationen (z.B. von Seiten Marburger Sozial- Juden und für Verfolgte, über deren Deportation in pädagogik-Studenten und kritischer Publizisten wie ein Konzentrations- oder Vernichtungslager noch Ulrike Meinhof) nahmen zu. Das Heim wurde 1973 Abb. unten: Sport im Mädchenerziehungsheim »Fuldatal« (1962/63) nicht entschieden war. aufgelöst. see fig. below: Sport in the girls’ reformatory »Fuldatal« (1962/63)

>various Aftergroups. 1945 It remained, Breitenau a w w >psychiatricSince institution 1974, ofBreitenau L has serv 1949; it also became a home for aslocally used displacedto intern residence and treatment facility for the mentally ill. WV ed as a persons. Homeless y orkhouse until -Hessen. Today it is a transmitted diseases outhare accommodated and those with there,sexually if not outright confined.

Young P > Feople«rom 1952 (with noto 1973,reference the siteto »Breitenau«), w a closed care home for so- called »difficult« girls, w as kno wings (outfitted with isolation cells) of the oldwn monastery as the »Fuldatal c Home for ho were accommodated in the newly extended criticism and demonstr Education students andations critical (e.g., journalists b suc increasingly common. y people suc hur h as the Marburgch. Public Social The home w h as Ulrike Meinhof) became as closed do wn in 1973. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:26 Uhr Seite 14

Vom Verschwinden einer Epoche

Wenige Jahre nach dem Ende von Krieg und Nazizeit wurde eine steinerne Tafel am ehemaligen Frauenhaus angebracht, auf der über die Geschichte Breitenaus von den ersten Anfängen im Jahre 1113 bis zur Gegenwart um 1950 historisch informiert wurde (s. Abb. unten). Allerdings hat es in dieser Sicht weder ein Konzentrationslager noch ein Gestapo-Straflager Breitenau gegeben. Über diese Jahre wurden lediglich die »Restaurierungsarbeiten« aufgeführt, die eines der schönsten Bau- werke romanischer Architektur in Hessen erhielten. Auch die Zeugnisse der Toten waren vom Anstalts- friedhof in die Kriegsgräberehrenstätte auf dem Ludwigstein bei Witzenhausen umgebettet worden, mit dem Gedenkkreuz für die Ermordeten, dessen Inschrift deutlich genug war: »Unbekannte Opfer der Gestapo. Geopferte mahnen Euch – Menschen lasst nicht vom Streben nach Frieden und Recht. 31. III. 1945«. Als Studierende der Universität Kassel Ende 1979 auf Breitenau stießen, auf das Max Mayr, ein ehemaliger Häftling des KZ Buchenwald, uns hingewiesen hatte, nannten wir eine unserer ersten Veröffentlichungen »Mauern des Schweigens durchbrechen«.

Tafel zur Klostergeschichte aus dem Jahr 1951, die 1989 durch eine neue Tafel ersetzt wurde, in der die Geschichte der Nazizeit nicht mehr übergangen wird.

Tablet outlining monastery history, established in 1951 and replaced by a new tablet in 1989, which no longer 16 | 17 omitted explicit reference to the Nazi period

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Gr Einritzungen ehemaliger Gefangener in einer Z T T titled one of our resulting publications, »Breaking prisoner of the Buc the course of follo upon this place Breitenau to When students from the Uni gi included no reference to a concentr at the former w present (around 1950) (see fig. left) w Breitenau from the earliest records (1113) to victims of the Gestapo. period, a stone tablet outlining brief history of red, w A few y Gestapo prison at Breitenau. hausen, along with the memorial cross for those murde referred to as a period of »restor to the w the dead were also relocated from asylum cemetery Romanesque ar preserving one of the most beautiful exemplars hrough

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Aus Gesprächen mit ehemaligen Gefangenen

» Die Behandlung der Menschen auf diese Art und Weise war wie der Umgang mit Material. [...] «

Excerpts from Conversations with Former Prisoners

Einblick in die Ausstellung | Impression of the exhibition » People were treated like objects. [...] «

18 | 19 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:27 Uhr Seite 17

» [...] wir kannten uns nicht, » [...] Die ganzen Verhältnisse haben aus » [...] Ich bekam die Nummer 47 und wir sprachen nicht miteinander, diesen Menschen innerhalb von vierzehn wurde nur noch mit der Nummer wir hatten Angst.« Tagen sprachlose Wesen gemacht.« angeredet. (Bei der Entlassung) bin ich unheimlich erschrocken, nach dieser Zeit zum ersten Mal wieder » Wir waren nur noch Tiere, die auf » Als ich das Lager verlassen hatte, haben meinen Namen zu hören.« nichts mehr reagierten [...] « die Leute gesagt, ich sähe aus wie 75.«

» [...] we didn’t know each other, » [...] I was given number 47 and people » [...] The conditions turned human we didn’t speak to each other, always called me by that number. beings into dumb animals we were afraid.« (When I got out]) I was genuinely within two weeks. « shocked the first time I heard my name again.« » We were only animals, who didn’t react to anything any more [...] « » When I left the camp, people said I looked a 75 year-old. « breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:27 Uhr Seite 18

Das Konzentrationslager 1933 - 1934

Zwischen Juni 1933 und März 1934 wurde dem Arbeitshaus Breitenau vom Kasseler Polizeipräsidenten ein »Konzentrationslager für politische Schutzhaftgefangene« angegliedert, nachdem die örtlichen Polizeige- wahrsame nicht mehr ausreichten, um die vielen in Schutzhaft genom- menen Gegner des Hitler-Staates zu internieren. 470 (überwiegend jün- gere) Männer wurden in diesen neun Monaten, in denen Breitenau als Konzentrationslager bestand, inhaftiert. Fast dreiviertel aller Gefangenen waren Kommunisten; die Kandidatur auf einer Wahlliste der Kommunis- tischen Partei reichte für die Verhängung von Schutzhaft aus. Zahlreiche Sozialdemokraten, darunter auch ehemalige Landräte, Bürgermeister und preußische Landtagsabgeordnete sowie ein kommunistischer Reichstagsabgeordneter, wurden im KZ Breitenau eingesperrt. Neben diesen politischen Gegnern wurden auch Menschen dort festgehalten, die dem damals verbreiteten Denunzieren zum Opfer gefallen waren. Auch Juden wurden bereits in dieser Zeit nach Breitenau gebracht.

Der Alltag in Breitenau glich eher entgleisten Zuchthausbedingungen jener Zeit als denjenigen der späteren SS-Konzentrationslager. Neben der Arbeit in der Anstalt (Mattenherstellung, Gutsbetrieb) wurde in der Landwirtschaft, im Straßen- und Wegebau, im Steinbruch und bei der Rodung des Fuldabergs gearbeitet.

Die Unterbringung erfolgte in Sälen und großen Räumen, zunächst im Langbau der ehemaligen Klosterkirche, später im Landarmenhaus, wel- ches gegenüber der Kirche lag. Strohsäcke und Strohkissen bildeten neben einem Laken und einer Decke das Nachtlager. Die »Entziehung des Bettlagers« konnte angeordnet werden; dann hatte man auf einer Holzpritsche die Nacht zu verbringen. Für zahlreiche Gefangene war Breitenau der Ort, von dem aus der Weg für lange Jahre oder überhaupt nicht mehr zurück führte. Der »harte Kern« der politischen Gefangenen wurde systematisch in wiederkehrenden »Schüben« selektiert und von Breitenau aus in andere Konzentrationslager überführt. Konrad Belz ver- 20 | 21 starb später an den Folgen der in Breitenau erlittenen Misshandlungen. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 19

Ludwig Pappenheim wurde in den Emslandlagern ermordet. Noch im März 1934 sah die Gestapo Kassel für 25 aus Breitenau kommende Ge- fangene weitere langfristige Schutzhaft vor.

Bewacht wurden die Gefangenen von Kasseler Hilfspolizei. Zunächst waren es SA-Angehörige; ab August 1933 wurden diese durch SS-An- gehörige vom »Sondersturm Renthof« (Kassel) ersetzt. Am 17. März 1934 verließ der letzte Schutzhaftgefangene das Lager.

Breitenau wurde wieder in erster Linie Arbeitshaus - bis die Kasseler Gestapo im Jahre 1940 erneut nach geeigneten Gebäuden und Räumen für Schutzhaftgefangene suchte und dort ein »Arbeitserziehungslager« einrichtete.

Der Aktendeckel der Landesarbeitsanstalt, der die Korrespondenz der Anstalt mit dem Polizeipräsidenten in Kassel enthielt

The folder of the State Labor Camp files, containing the correspondence of the camp’s administration with Kassel’s police chief

The Concentr ation Camp 1933 - 1934 Between J une 1933 and Mar cal opponents w the Breitenau ho had beenc hfor 1934, a »concentr (police c Arbeitshaus (w cibly taken into custodation camp for politi hief) after it became orkhouse)clear that theb opponents to Hitler’ who had been taken into Sc - y the Kassely« P was added to former district administr interned in the local police cells. F hutzhaft (custod olizeipräsident (State P nantly y arliament) deputiesators as Landrätewell as a(ma communist Reic oung) men were incar y) were too numerouss regime to be Parliament) deputy – were imprisoned in Breitenau. In addition to these Breitenau serv our hundred and sev yors), and Prussian Landtag political opponents, those w ed as a concentr cer communists: candidac ated during the nineenty months (predomi that ation camp. practice of denunciation were detained as well. J hstag (National > commit someone to Sc - ho had fallen victim to the then widespread y as determined b Almost three quarters were Breitenau during this period. hutzhaft. Man y an elector al list w y Social Democr as enough to Ev ews were also taken to eryday life in Breitenau more closely resembled the conditions of a ats – including run-of-the-mill prison than those that go tion camps. In addition to the w

verned the later SS concentr ork carried out on the main premises a- breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 20 22 |

23

a result of maltreatment in Breitenau; Lud house) opposite the c from Breitenau to other concentr of the former monastery soners were systematically selected in recurring batc T either for man man berg area. kno and street construction, the quarrying clear hions as well sheets and blankets. (mat production, husbandry), inmates performed agricultur

he prisoners were housed in halls and large rooms, initially the na

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Mauer v mauer ist ein Giebel eingelassen; darunter und unschw R T für die S Abb bung 1933 dur mit dem S kr Br gleichbar v geben. schnitt wur allerlei L , road eil des F on zw tein - angelegt. Im Giebel befand sich eine Inschrift este dieses Bauw euz. In der Nische war eitenau«. Mitten im Giebel befand sich ein Haken-

. links:

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- - - - ei Gestalten symbolisch getr er egenden gebildet haben. – Dieser Bildaus- S ein sogenanntes »Ehr T , die S uldaber ext »Erbaut im Jahr tieft, eine Nische und Bank - alles aus de der Gedenkstätte im Jahr Im Herbst 1933 hatten einige Gefangene er zu erkennen. Inmitten einer ch Insassen des K

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set up an »Arbeitserziehungslager« (»w Gestapo in 1940, looking for suitable buildings and rooms prisoners, Breitenau rev Renthof« (Kassel). On Mar they were replaced b w T ordered further long-term Sc red in the Emsland camps. gs, zur F he prisoners were guarded b

unen zu sehen Das Dach wur erkes sind noch heute erhalten ho, at that time, were members of the SA. Beginning in en, einem Medaillon v uldaseite hin, zu errichten. e der nat.[ionalen] Erhe-

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As early as Mar h 17, 1934, the last prisoner left camp.

hutzhaft for 25 prisoners from Breitenau. y the Kassel Hilfspolizei (auxiliary police), to the Br legends hav symbolically b medallion. w the gable, ther concentr y was an inscription that r niche and a bench, both made of stone. In the gable ther R ar par had to set up a so-called »monument« in the upper See fig. left: ear of the rise nationalism 1933 b emains of this structur er e easy to r

t of the F

e S ork education camp«) there. e is a gable, and beneath it, deep in the wall, S runes visible, compar

ation camp at Br eitenau Memorial in 1990. c

h 1934, the Kassel Gestapo orkhouse - until the Kassel The r e been cr uldaber ecogniz In the autumn of 1933, sev y two figur e was a swastika. In the niche, ther oof of the structur g, b e. In the middle of a dry wall eated. – y the side of F e ar ead: »Constructed in the es, ar eitenau.« In the middle of

e still visible today and A able with those of a

ound which all sor This detail was added ugust 1933, e was suppor y inmates of the er al prisoners ulda. ted ts of e breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 21

Abb. links: Vorder- und Rückseite der Ansichtskarte, See fig. left: The front and back sides of a postcard, die ein Mitglied der SS-Wachmannschaft aus sent by a member of the SS guard from Breitenau on Breitenau am 15. 8. 1933 an Familienangehörige August 15, 1933 to members of his family. On the schrieb. Über die Ansicht Breitenaus zeichnete er illustration of Breitenau, he had drawn an arrow that einen Pfeil, der auf das Lager bzw. die ehemalige pointed to the camp, which had formerly been the Klosterkirche verweist. monastery church.

»Lb. Schwager, Bruder und Schwester & Anni, Es »Dear brother-in-law, brother and sister & Anni, I like gefällt mir hier in Breitenau großartig, prima Essen it very much here in Breitenau. Excellent food, like a wie Beamte I. Klasse. Habe heute schon Löhnung first-class civil servant. Got paid today for 3 days bekommen für 3 Tage 11,50. Schickt mir bitte das 11.50. Send me the shirt and so forth. Had [X] from Hemd und usw. Hatte heute [X] von Wickenrode bei Wickenrode here today with me. The guy is like mir. Der Kerl ist wie ein Schisshündchen.« a ‘shit little dog’.« X war ein Schutzhaftgefangener Breitenaus. X was an internee of the Breitenau camp

Abb. unten: Angehörige der in Breitenau ein- See fig. below: Members of the SS guard teams gesetzten SS-Wachmannschaften employed in Breitenau breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 22

tätig geworden. Als Mitglied des Kommunalbezirk- verbandes hatte er den »mittelalterlichen Geist« der Breitenauer Hausordnung angeprangert und die Re- form des Arbeitshauses gefordert. Pappenheim war ein kritischer Freigeist, der als Re- dakteur der Schmalkaldener »Volksstimme« kein Blatt vor den Mund nahm. Er wurde am 25. März 1933 vom Landrat in Schmalkalden unter der Beschuldigung des »Ver- bergen[s] eines Waffenlagers« - für ihn als über- zeugten Pazifisten gewiss ein bitterer Zynismus - in Schutzhaft genommen. »Ich erhebe bei Ihnen«, schrieb Pappenheim an den Oberpräsidenten in Kassel, »als vorgesetzte Behörde Einspruch. Ist dieser Staat so schwach, dass er, wenn jemand bedroht wird, diesen und nicht den Drohenden festsetzt?« Wer so schrieb und dachte, begab sich in Lebens- gefahr, obgleich er damit nichts Verwerfliches oder nur Strafwürdiges tat. Und doch gerieten solche souveränen und gefestigten Haltungen sofort in das Visier ängstlich-aggressiver staatlicher Observanz. Pappenheim hat in diesen frühen Schutzhaftmaß- Über Ludwig Pappenheim nahmen nicht nur die Aufkündigung des demokrati- schen Rechtsstaates und die skrupellose politische In Breitenau in Schutzhaft Entmachtung der Parlamente, ja die groteske Ver- vom 24. Juli bis 21. Oktober 1933 kehrung allen Rechts und jeder Moral erkannt; er hat auch die Stirn gehabt, diese Wahrheit öffentlich zu machen, sie in Briefen an die politischen Reprä- sentanten des Staates zu äußern. Ludwig Pappenheim wurde am 17. März 1887 als Seine Eingaben wurden jedoch nicht beachtet; Sohn einer Kaufmannsfamilie in Eschwege geboren. nach einer dreimonatigen Gefängnisstrafe wegen Früh war er zur Sozialdemokratie gestoßen, hatte Gotteslästerung kam er in das KZ Breitenau. Viele an der Revolution 1918/19 als »Unabhängiger« ehemalige Mitgefangene erinnerten sich an den für teilgenommen und war dann in Schmalkalden und ihre Verhältnisse bereits etwas älteren Pappenheim, 24 | 25 im Regierungsbezirk Kassel kommunalpolitisch der besonderen Schikanen der Wachmannschaften breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 23

ausgesetzt gewesen sein soll. Im Oktober kam er in das berüchtigte KZ Neusustrum (Emsland), eines der grausamsten Lager jener Zeit überhaupt. Von Misshandlungen, Hohn und Spott seitens der SS ihm gegenüber wird berichtet. Aus einem seiner letzten Briefe:

»Hier haben wir kalte Wintertage. Es ist allerdings nicht so schön wie in unserem Thüringerlande. Als ich heute früh aufstand, hatte Rauhreif angesetzt. Er sah an dem Gitter aus Stacheldraht, das unser Lager umgibt, allerdings nicht so schön aus wie an den Tannen und Fichten Eurer Wälder. Die Gegend hier ist überhaupt recht öde, denn weit und breit befindet sich kein Berg, das Land ist völlig flach wie ein Tisch, dabei sumpfig und moorig und unkultiviert. Zivilpersonen sehen wir bei der schwachen Besied- lung kaum. Unsere Arbeit soll dazu dienen, das Land urbar und bewohnbar zu machen. Ich hoffe, nicht so lange hier und von Euch getrennt zu bleiben, bis das erreicht ist. Wie es heißt, sollen auch im Januar noch Abb. oben: Entlassungen vor sich gehen. Vielleicht haben wir »Die Volksstimme« des Redakteurs dann Glück.« Ludwig Pappenheim Abb. links: Der Regierungspräsident wird vom Am 4. Januar 1934 wurde Ludwig Pappenheim von Landrat in Schmalkalden über den Tod dem SS-Wachmann Johann Siems ermordet. »Auf Pappenheims informiert; eine büro- der Flucht erschossen«, lautete die »amtliche« Mel- mäßige Nachricht, wie »zur Ablage«. dung; eine gerichtliche Untersuchung hat es nie gegeben. See fig. upon: »Die Volksstimme« (People’s Voice), Die DDR suchte L. Pappenheim dadurch zu ehren, edited by Ludwig Pappenheim dass sie den Ort Klein-Schmalkalden in Pappen- See fig. left: The Regierungspräsident is informed heim umbenannte, eine von oben angeordnete about the death of Pappenheim by »antifaschistische Maßnahme«, die deshalb nach the Landrat in Schmalkalden; der deutschen Einheit leicht wieder aufgehoben an official announcement, werden konnte. »to be put on file«. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 24 26 |

27 About Lud fr In Custody in Br

om July 24th to October 21st 1933 wig P

eitenau

appenheim

L P reform. ty« of the Breitenau rules house, demanding trict administr taken into Sc heim to the Oberpräsident in Kassel, »to y P »I wish to make a formal objection«, wrote P tor of the Sc damning c »concealing a cac munalv den and Kassel. dent«, and w part in the Rev came a Social Democr in Esc

appenheim w eople), expressed himself as he sa

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sent to Breitenau concentr ding three months in prison for blasphem Ho letters to the political representati the audacity to publicize this truth, express it in que perv disempo constitutional state and the unscrupulous political only recognized the dismantling of democr In these early custodial measures, P tin w attitudes attr authority responsible. Is this country so weak that, red his life, ev An tim and not the perpetr But, of course, suc nothing reproac

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y of the State.

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inmates remember P relati vely old at the appenheim,time and w w their reports, w ho, to them w the guards. In Octoberas subjected to ho,special according bullying to bas concentr are so few of them living here. We are supposed to Abb. oben: Ludwig Pappenheim (rechts außen) im Kreis ation camp in, heNeusustrum w (Emsland), one reclaim the land and make it habitable. I hope not to von Mitgliedern der SPD-Fraktion im Kreistag of the most horrific camps atas thesent time. to the notoriousy be here and separated from you for the duration of Schmalkalden (1931) reports that he w this assignment. I have heard that some people are tempt and ridiculeas subjectedb to maltreatment, con See fig. upon: Ludwig Pappenheim (outside right) with There are supposed to be released in January. Perhaps we will of his last letters reads: Members of the SPD faction belonging to the regional y the SS. be among the lucky ones.« An excerpt from one- assembly of Schmalkalden.

On January 4, 1934, Lud dered b y SS guard J wig Pappenheim w cape« w ohann Siems. »Shot trying to es- as the »official« reason, but there was mur »We have cold winter days here. But it's not as nice any judicial enquiry - as back home in Thüringen. When I got up early this . as nev morning, there was hoarfrost. On the barbed-wire The GDR tried to honor P er fence surrounding the camp, it did not look as nice the small to appenheim b as it does on the fir and spruce trees in your forests. heim.« wn of Klein-Sc This w hmalkalden y»P renaming The landscape here is quite bleak, because there are implemented asb one of the »antifascist« measures no hills anywhere for miles and the ground is com- appen- German reunification,y the authorities w that, after the pletely flat, like a table, and a swampy, uncultivated moor. We hardly get to see civilians because there as reversed. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 26

Der kommissarische Regierungspräsident in Kassel, Konrad von Monbart, teilt den Landräten, Oberbürger- meistern und Polizeibehörden die Einrichtung des Konzen- trationslagers für politische Schutzhäftlinge förmlich mit und weist auf das Verfahren der Einlieferung von Schutzhaft- gefangenen hin: Entscheidend für die Verhängung der Schutzhaft ist der Polizeipräsident.

The provisional Regierungspräsident in Kassel, Konrad von Monbart, formally advises the Landräte, Chief Mayors and police authorities regarding the establishment of the concentration camp for political detainees and indicates the procedure for the committal of political detainees. Responsibility for the imposition of custodial sentences lies with the chief of police.

Schutzhaft

Als das Konzentrationslager Breitenau am 16. Juni 1933 eingerichtet Notverordnungsrechts – denn ein kommunistischer Staatsstreich drohte wurde, waren bereits elf Wochen lang, teils in Form von Massenverhaf- nicht – hatten Reichsregierung und Reichspräsident die Fundamente des tungswellen, teils als nächtliche Inhaftierung einzelner oder kleiner demokratischen Rechtsstaats, unter anderem das Recht auf freie Gruppen, politische Gegner des Nationalsozialismus in Schutzhaft ge- Meinungsäußerung, die Pressefreiheit, die Vereins- und Versammlungs- nommnen worden. Wichtigste Grundlage für diese seit dem 27. Februar freiheit, das Eigentumsrecht, mit einem Schlag beseitigt. Schutzhaft 1933 systematisch betriebenen polizeilichen Verhaftungen war die »Ver- wurde nun in den Händen nationalsozialistischer Polizeipräsidenten zu ordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat« vom 28. einem Instrument der langfristigen Ausschaltung politischer Gegner aus Februar 1933, mit deren Hilfe Paul von Hindenburg die persönlichen dem öffentlichen Leben, ihrer Diskriminierung und Erniedrigung, viel- Freiheitsrechte der demokratischen Weimarer Verfassung außer Kraft fach auch ihrer Misshandlung. Auch die Arbeitserziehungshaft in setzte. »Beschränkungen der persönlichen Freiheit« waren nun »auch Breitenau während des Krieges leitete sich aus einem grundlegenden außerhalb der sonst hierfür bestimmten gesetzlichen Grenzen zulässig«. Schutzhafterlass vom 25.1.1938 her. Die Akten der Gefangenen in Die Verordnung war ausdrücklich »zur Abwehr kommunistischer staats- Breitenau wurden ab 1940 fast ausschließlich als Schutzhaftakten 28 | 29 gefährdender Gewaltakte« erlassen worden. Unter Missbrauch des geführt. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 27

»Ab nach Breitenau« Führende Sozialdemokraten (sie wurden als »Marxisten« bezeichnet) in der nordhessischen Region wurden im KZ Breitenau eingesperrt und in der NSDAP-Zeitung »Hessische Volkswacht« verhöhnt, unter anderen auch die hier genannten Mandatsträger wie der ehemalige preußische Landtagsabgeordnete und langjährige Bürgermeister von Nieste Carl Kraft oder der Bürgermeister Pfannkuch aus Heiligenrode.

»Off to Breitenau«* Leading Social Democrats (who were designated as »Marxists«) in the North Hesse region were interned in the concentration camp at Breitenau and ridiculed in the Nazi newspaper »Hessische Volkswacht«; this group included political representatives, such as the former Prussian State Parliament deputy and long-time mayor of Nieste, Carl Kraft, and mayor Pfannkuch from Heiligenrode.

* »Off to Breitenau« is a reference to the phrase »Ab nach Kassel«, used of those men sold by the Hessian nobility to be mercenary soldiers in the American War of Independence, Kassel being the collection point for the unfortunate people concerned.

Custod y When the Breitenau concentr 1933, political opponents to National Socialism were taken into Schutzhaft o ation camp w as established on J arrests, and vpartlyer a period through of nocturnalelev arrests of indi groups. en weeks, partly in the formune of mass16, The most important basis for these arrests – w in this manner the right of emergenc tematically carried out b ted due to there being no threat of a communist coup d’état - the Reic was the »Decree of the Reic viduals and small y the police beginning in F (German go y decree – w Protection of P hic v h had been sys dation of theernment) democr and Reic hich, in this case w P eople and State«hspräsident of F (German President) for the aul von Hindenburg annulled the personal rights ebruaryand freedoms 27, 1933 enshri -– hspräsident remo freedom of the press,atic freedom constitutional of assembly state, includingand association, the right and to freeasproperty unw expression, rights. ned in the democr ebruary 28, 1933, b arran- Schutzhaft became, in the hands of the Nationalv edSocialist with one Chief fell of stroke P hsregierung the foun of personal freedom«atic constitutionwere no of the y means of w ment of the long-term exclusion of political opponents from public life, discrimi existing legal limits«. hic W h - w »permissibleeimar outside Republic. the bounds »Limitations of the nation against them, and humiliation and frequent maltreatment of them. acts of communist violence that could endanger the State«. By abusing- The decree w Arbeitserziehungshaft (w as expressly issued »to guard against ved from a basic Sc olice, an instru ork education custod - indicated c hutzhaft decree of J harges against Breitenau prisonersy) in referBreitenau almost in theexclusi w - Schutzhaft. anuary 25, 1938. F The ar years deri rom 1940 onw - ards, the vely to the breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 28

Zur Presseberichterstattung

Über fast alle frühen Konzentrationslager ist öffentlich berichtet wor- den. Die Berichterstattung in der zeitgenössischen Presse über das Kon- zentrationslager Breitenau zwischen dem 15. Juni und dem 15. Juli 1933 umfasste 49 Meldungen, Berichte oder Artikel. Sie reichte von kleinen Nachrichten über Zweispalter bis hin zu großen dreispaltigen Berichten; sie durchzog die gesamte nordhessische Presselandschaft. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Raum Kassel und zeitlich in der Grün- dungsphase des Lagers, den Tagen zwischen dem 15. und 25. Juni 1933. Bereits einen Tag vor der Einrichtung des Konzentrationslagers Breitenau, am 15. Juni 1933, erschienen die ersten Meldungen über die Planung des Lagers. Sie wurden gleichzeitig in vier Tageszeitungen veröffent- licht: in der »Kasseler Post«, in der »Hessischen Volkswacht« (NSDAP), im »Melsunger Tageblatt« und in der in , einer Gemeinde im Kreis bei Kassel, erschienenen »Niederhessischen Zeitung«.

»Eine Stunde unter Schutzhäftlingen« in einem »geschlossenen Lager« untergebracht hat. Gebrauch gemacht werde), »gesunder Appetit«, Bei diesem ausführlichen Bericht, der auf einen Diese Menschen selbst finden dort ein besseres »frische Luft« usw. Die Tatsache, dass die Schutz- Besuch des Journalisten in Breitenau zurückging, Lebensniveau vor als sie - während der Zeit ihrer haftgefangenen nur auf Grund einer anderen politi- handelte es sich nicht um eine sachliche Information Arbeitslosigkeit? - gehabt hatten. Sie verrichten schen Auffassung, also unschuldig eingesperrt wur- der Öffentlichkeit durch eine Behörde über bestimm- nützliche Arbeiten, ohne jemand anderem die Arbeit den, war in der Presseerklärung kein Thema. Auch te interessierende Vorgänge. Die Presseerklärung wegzunehmen. Das Essen ist für alle das gleiche; Fragen des Umgangs mit den Gefangenen, Praktiken war politisch, weil sie auf eine Wirkung in der öffent- also auch hier »Gerechtigkeit« und keine Privile- ihrer »Bestrafung«, ob z.B. in Breitenau, wie man es lichen Meinungsbildung zielte. Atmosphärisch wurde gienwirtschaft. Wieder tauchte der Erziehungsge- von anderen Lagern wusste oder gehört hatte - und ein bestimmtes Bild des Lagers gezeichnet; Argu- danke auf, wenn es hieß, dass die Unterbringung der wie man es gerade noch in den Straßen der eigenen mente und Kommentare wurden in rechtfertigender Gefangenen »in einem schon lange für ähnliche Stadt erlebt hatte - , die politischen Gegner verhöhnt Absicht aufgenommen. In landschaftlich herrlicher Zwecke benutzten Flügel der alten Wallfahrtskirche und verspottet, erniedrigt oder gedemütigt wurden, Lage (»am Ufer der Fulda gelegen«) hat man in [!]« erfolgt ist. Das Bild, das hier entworfen wird, ob es zu Quälereien und Misshandlungen kam, wur- einem »ehemaligen Benediktinerkloster« Räume rankt sich um Worte wie »reichlich Bewegungsmög- den nicht thematisiert. vorgefunden, wo man die ehemaligen KPD- und SPD- lichkeit«, »geräumig«, »luftig«, »Wasch-, Bade- und 30 | 31 Führer sauber und ordentlich bei guter Verpflegung Brauseräume« (von denen in ausgedehntem Maße

breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 29

Press Co

R press of the period. F length of the items r reports an on J J area of Kassel and the period during w r column reports. newspapers: the »Kasseler P cement of the planned camp w of the regional district »Niederhessisc lease is politically motiv National Socialist image of the camp was conjur to shape public opinion. A par r as an objectiv attempt to pr paper r had been housed in a clean and or the Communist and Socialist par Benedictine monastery«, wher the F ar point thr This detailed r »An Hour Among the P

egar une 15 – 25, 1933. ange of newspapers in North Hesse; these articles centered around the

guments. In an idyllic landscape (»on the banks of

eports about almost all early concentr ulda«), r une 15, 1933 – one da ding matters of inter epor ough the selectiv ter’

o ooms w d e and unbiased account for the public epor vide justification for a par

s visit to Br /or articles were published on the Breitenau camp.

t, which is the r he Zeitung«, a newspaper published in Zierenberg, part v

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e disco risoners« hese reports and notices appeared across the entire

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derly fashion, w une 15 – J olfhagen near Kassel. , the pr tain quotes and

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ticular view arty), »Melsunger

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pr a higher standar looked after in a »closed camp«. fr They perform useful tasks without taking work away the economy of privilege. which is based on the principle of »justice« and not her for purposes of this sor ge chur housing the prisoners in »a wing of old pilgrima ging r »washing, bathing and sho possibilities of mo use will be made on an extended scale), »healthy olks om others.

eviously – during the time of their unemplo T

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ageblatt« and the w esurfaced once again when it was a question of

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The food is the same for ev his announ ed thr d of living than had been the case v ement«, »spacious«, »airy«,

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w = - ering r ds such as »ample These people enjo ooms« (of which ery one, yment. ges y - ed y - whether ther w camps as w sidents in Br appetite«, »fr was enfor prisoners w statement. Neither was ther guilty of no crime was not mentioned in the pr se they held differ custodial prisoners had been interned mer Antisemitisches Hetzgedicht, in dem unv concentr camp w Anti-Semitic v (»sonst wir mit der Haft in einem K er e derided, taunted, mocked or humiliated, er ated«). e blatantly expr ced, whether d man dich konz ell as in the str er eitenau – as had been the case in other e was tor esh air« and so on. e dealt with or ho erse, in which thr ent political views and w tur , for example, the political dis onz e and maltr essed in July 1933 (»otherwise y eets of one's o entr entrier e any mention of ho ationslager ausgespr eats of imprisonment in a concentr w their »punishment« The fact that the en«). eatment. erhüllt im Juli 1933 die Dr wn to ely becau er e in fact ess wn – w the ochen wur - - ou will be de ation ohung breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 30

Abb. rechts: »Einmal dritter Klasse Breitenau!« Die »Kurhessische Landeszeitung« (eine in Kassel erschienene NS-Tageszeitung) veröffentlichte im Jahre 1934 eine Kurzgeschichte (s. nebenstehenden Auszug) im Stil eines Dreigroschen-Romans über die See fig. right: in Breitenau erfolgte »Besserung« des kommunisti- »Third class single to Breitenau!« schen Arbeiters Horst Windner, der bei einer Demon- The Kurhessische Landeszeitung (a National Socia- stration Einbruch und Diebstahl begangen hatte. list daily newspaper published in Kassel) ran a short Breitenau erscheint hier wieder ganz in der Tradition story in 1934 (see the extract opposite) in the style des Arbeitshauses als Korrektionsanstalt, d.h. als ein of a cheap novel about the »correction« achieved in Ort, an dem Menschen auf den rechten Weg ge- Breitenau of the communist worker, Horst Windner, bracht werden sollen. who had allegedly committed the crimes of burglary and theft during a demonstration. Breitenau appears Allerdings erhält das Arbeitshaus nun plötzlich eine here once again in the context of a workhouse used neue Gestalt: Nicht mehr der Bettler und Landstrei- as a correctional facility – , i.e. a place in which cher, die Prostituierte oder der Zuhälter werden »kor- »offenders« are to be brought back to the rigiert«, sondern der politische Gegner, der proletari- »straight and narrow«. sche Kommunist, dessen Partei »Schmutz und Trümmer im Volk hinterlassen« und deren »Lügen However, the workhouse now suddenly takes on a »Weihnachten im Konzentrationslager« viele Leichtgläubige verführt« haben sollen. Horst new form: no longer are the beggar and tramp, the Es handelt sich um die letzte Meldung, die wir in der Presse über Windner sieht seinen politischen Irrtum ein und prostitute or the pimp »corrected«, but rather the das Konzentrationslager Breitenau fanden. Wilhelm Kröning leitete kehrt heim in das »neue und schöne Deutschland«. political opponent, the proletarian communist, das Karlshospital in Kassel, eine Art Sozialstation mit kostenloser whose party is said to have »left behind pollution Essensausgabe für Bedürftige, in der im April und Mai 1933 auch Der Bezug zum acht Monate zuvor geschlossenen and detritus among the population« and whose lies Schutzhaftgefangene untergebracht waren. Zumindest eine Ab- Konzentrationslager Breitenau, deren Gefangene are said to have »led many credulous people astray«. sicht des Verfassers – der Artikel erschien in einer NSDAP-Tages- ganz überwiegend jüngere KPD-Anhänger und Horst Windner acknowledges his political error and zeitung – ist deutlich: Politische Gegner werden in die Nähe von Arbeiter waren, liegt auf der Hand, obgleich das returns home to the »new and beautiful Germany«. Menschen gerückt, die »christlicher« Demut und oder »sozialer« Konzentrationslager als solches namentlich in dem und kultureller Fürsorge bedürfen. Artikel nicht erwähnt wird. Zurückbleiben sollen The relationship to the concentration camp at beim Leser klischeehafte Stereotypen wie die des Breitenau, which had been closed eight months »Christmas in the concentration camp« asozialen Kommunisten, der arbeiterfreundlichen previously and in which the prisoners had been pre- At issue is the last newspaper announcement about the concen- Volksgemeinschaft und des wohlmeinenden dominantly younger supporters of the Communist tration camp at Breitenau. Wilhelm Kröning was the head of the Führerstaates. Party and workers, is clear, although the concentra- Karlshospital in Kassel, a kind of social aid station that dispensed tion camp as such is not mentioned by name in the free food for the needy and in which custodial prisoners were also article. The reader is presented with clichéd stereo- interned in April and May of 1933. At least one intention of the types, such as »asocial Communist«, »worker friend- author – whose article appeared in a Nazi newspaper – is clear: ly community« and »benevolent dictatorship«. political dissidents are to be grouped with people who are in 32 | 33 need of »Christian« humility and/or »social« and cultural care. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 31 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:28 Uhr Seite 32

Das Arbeitserziehungslager Breitenau 1940 - 1945

Im Jahre 1940 wurde in Breitenau ein Arbeitserziehungslager, d.h. die »Vorstufe eines Konzentrationslagers«, wie es im amtlichen Sprachge- brauch hieß, eingerichtet. Vor allem ausländische Zwangsarbeiter aus Rüstungsindustrie und Landwirtschaft, aber auch Deutsche wurden hier eingesperrt. Die Dauer der Haft reichte von wenigen Wochen bis zu einem Jahr. Die meisten Gefangenen waren entweder 21 Tage oder 56 Tage lang im Lager; dies entsprach der vorgesehenen Strafzeit bei Arbeitserziehungshaft. Die Haftgründe waren vielfältig, in der Regel nicht justiziabel und entstammten dem Denken des Überwachungsstaats. Am häufigsten taucht der Haftgrund »Arbeitsverweigerung« in den Akten auf. Breitenau war für eine größere Anzahl von Schutzhaftgefangenen zugleich

Haftgründe ... wegen renitenten Verhaltens und Arbeitsverweigerung ...... weil er bis heute noch nicht im Besitze einer jüdischen Kennkarte ist, vor wie nach den ... weil sie in der letzten Zeit eigenmächtig ihrer Deutschen Gruß »Heil Hitler« erweist und Um- Arbeitsstelle ferngeblieben und sich nichtstuend gang mit Deutschblütigen hat ... umhergetrieben hat ...

... weil er seinen Arbeitsplatz bei den Henschel- ... wegen Geschlechtsverkehr mit einem Werken eigenmächtig verlassen hatte, und sich französischen Zivilarbeiter ... nach Holland begeben wollte ...... wegen fortgesetzter Arbeitsversäumnis und ... weil er wiederholt gegen die staatspolizeiliche disziplinlosen Verhaltens, sowie Absingens der Auflage, sich nicht mehr auf dem Gebiete der »Internationale« auf der Arbeitsstelle und auf Astrologie zu betätigen, verstoßen hat ... der Straße ...

... weil er sich des Verstoßes gegen die Arbeits- ... weil er mit einer Reichsdeutschen Geschlechts- disziplin schuldig gemacht hat ... verkehr ausgeübt und damit gegen die Belange des Großdeutschen Reiches verstoßen hat ...... wegen gewerbsmäßiger Unzucht und 34 | 35 Unzuträglichkeit der Freiheit ...... sie hat Wahrsagerei betrieben ... breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:29 Uhr Seite 33

»Konzentrationssammellager«. Dies bedeutete, dass (von der Ge- stapo Kassel oder Weimar) Verhaftete - darunter zahlreiche deutsche Juden - in Breitenau »bis auf weiteres« inhaftiert wurden. Sie hatten solange in Breitenau zu bleiben, bis die zentrale Verfolgungsbehör- de in Berlin (das Reichssicherheitshauptamt) über das weitere Schicksal entschieden hatte. Den Gefangenen des Lagers sollte in Breitenau - wie es in der Behördensprache jener Jahre hieß - »das Arbeiten beigebracht« werden. Diesem Ziel dienten zum einen die unter Aufsicht außer- halb des Lagers angeordnete Arbeit, zum anderen das System des Lagers selbst. Arbeitskommandos des Lagers wurden in der Industrie, beim Hoch- und Tiefbau, in Bergwerken und Steinbrüchen, aber auch in der Landwirtschaft und in privaten Haushalten eingesetzt. Die Arbeits- bedingungen waren hart. Die Unterbringung im Lager erfolgte in großen Sälen, die ab 1944 überbelegt waren, so dass man auf dem Dachboden der Kirche, in den Scheunen und Ställen Schlafstellen einrichtete. Der Hunger war ständiger Begleiter. Schläge und Tritte seitens bestimmter gefürchte- ter Aufseher und Aufseherinnen waren an der Tagesordnung. Da viele Gefangene ausdrücklich über die Dauer ihrer Haft im Unklaren zu belassen waren, entstand Ungewissheit, was der näch- ste Tag bringen würde. Etwa jeder Fünfte der Gefangenen wurde von Breitenau in eines der berüchtigten SS-Konzentrationslager deportiert. Auschwitz, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Hinzert, Mauthausen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen wer- den u. a. in den Lagerakten genannt. Breitenau sollte für die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Region abschreckend wirken - und tat dies auch.

Einblick in die Ausstellung | Impression of the exhibition breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:29 Uhr Seite 34

»Aus diesen Grundsätzen heraus hat der nationalsozialistische Führerstaat zum ersten Mal in Deutschland eine politische Polizei entwickelt, wie sie von unserem Standpunkt aus als modern, d.h. den Bedürfnissen unserer Gegen- wart entsprechend, aufgefasst wird: als eine Einrichtung, die den politischen Gesundheitszustand des deutschen Volkskörpers sorgfältig überwacht, jedes Krankheitssymptom rechtzeitig erkennt und die Zerstörungskeime - mögen sie durch Selbstzersetzung entstanden oder durch vorsätzliche Vergiftung von außen hineingetragen worden sein - feststellt und mit jedem geeigneten Mittel beseitigt. Das ist die Idee und das Ethos der politischen Polizei im völkischen Führerstaat unserer Zeit.« Werner Best über die moderne politische Polizei

Werner Best (rechts.) mit (v. l.) Reinhard Heydrich, Heinrich Himmler und Hans Frank im Polizeirechtsausschuss (ca. 1938). Werner Best (right) with (from left) Reinhard Heydrich,Heinrich Himmler and Hans Frank in the Police Judiciary Committee (ca. 1938).

»Based on these principles, the National Socialist totalitarian state developed for the first time in German history a politi- cal police force, which we understand as modern – i.e., as one responsive to the needs of the present: an institution that carefully watches over the political health of the German body politic, recognizes every symptom of illness in a timely fashion, and identifies destructive germs – whether they have arisen from internal decay or through premeditated external contamination – and removes them using all appropriate means. This is the idea and ethos behind the political police in the popular dictatorship of our time.«

Werner Best on the Modern Political Police breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:29 Uhr Seite 35

Dr. Werner Best, Jurist, Verfasser der Boxheimer Dr. Werner Best, lawyer, author of the Boxheim Dokumente (1931), seit 1935 an führender Stelle bei Documents (1931), and, from 1935, high-ranking der Gestapo Berlin tätig (Leiter des Amtes II des official in the Berlin Gestapo (Head of Office II of the Reichssicherheitshauptamtes 1939/40), Verwaltungs- Reichssicherheitshauptamtes [National Security] chef beim Militärbefehlshaber in Frankreich, Reichs- 1939-40), Chief Administrator with the Military bevollmächtigter in Dänemark (ab 1942). Nach dem Commander in France, Reichsbevollmächtigter (pleni- Krieg Rechtsberater des Stinnes-Konzerns. 1949 in potentiary) in Denmark (from 1942). After the war, he Kopenhagen zum Tode verurteilt, 1951 begnadigt. served as legal advisor to the Stinnes Group. In 1949, 1972 erneut angeklagt wegen der Organisation der he was sentenced to death in Copenhagen, but was Einsatzgruppen in Polen 1939, aus Gesundheits- later pardoned in 1951. In 1972, he was once again gründen folgenlos. prosecuted for organizing Einsatzgruppen (death squads) in Poland in 1939, but, due to his failing health, the case against him was dropped.

Reasons for imprisonment ... because he was guilty of violating work discipline ...... because he still doesn’t have a Jewish ID card, still ... because she recently started to stay off work uses the German greeting "Heil Hitler" and without excuse and hang around doing nothing ... consorts with Aryans ...... for sex with a French civilian worker ...... she was a fortune-teller ...... because he repeatedly violated the state police ... because he just walked out of his job at Henschel orders not to practice astrology any longer ... and wanted to move to Holland ...... for continual absenteeism from work and undisci- ... because she had sex with four Polish workers ... plined behaviour as well as singing the ... for prostitution and being a public nuisance ..." Internationale at work and on the street ...

... because of persistent bad behaviour and refusal ... because he had sex with a German national and so to work ..." violated the interests of the Greater Germany ...

36 | 37

breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:29 Uhr Seite 36

T

he Breitenau

W

ork Education Camp

1940 - 1945

I length of their imprisonment, there w female w Because man ev Flossenbürg, Hinzert, Mauthausen, Neuengamme, Ra building, barns, and stables. Hunger w notorious SS concentr were so full that sleeping quarters set up in the attic of c da T W files. Breitenau w mining and quarries, as well in agriculture pri Sac W nee’ sed w industries – as well Germans were interned here. Internment v Primarily foreign for in the camp, punishment prescribed for tr ding to the jargon of time. from a few weeks to y F T w Berlin (the National Security HQ) had decided their fate. the State. were to remain in Breitenau until the centr concentr courts, and, in ev German J reasons for internment were v those arrested (b

n 1940, the Breitenau

or a smaller number of inmates, Breitenau also serv

he internees were accommodated in large halls, but, b he prisoners in Breitenau were supposed to be »taught w

ationssammellager« (concentr

ork«.

orking conditions were strenuous. ork units from the camp were emplo eryda y w

hsenhausen, among others, are specifically mentioned in the camp

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ork outside the camp and partly b ould bring.

y occurrence.

ation camp«, as it w

orkers in the surrounding region - and it did.

ews - were interned in Breitenau »until further notice«. T

he most common reason gi

y prisoners were deliber

y the Kassel or

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About one in fi

ery case, the product of totalitarian mentality

ws and kic

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ation camps.

Arbeitserziehungslager

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. Most prisoners spent either 21 or 56 da

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ation collection camp).

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e a deterrent effect on the male and

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eimar Gestapo) - including man

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y the system of camp itself.

y

hwitz, Buc as ac

ed in industry

al prosecution authorities in

Arbeitserziehungshaft.

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»Mit dem verstärkten Arbeitseinsatz von Ausländern und anderen Arbeitskräften in wehr- und volkswirtschaftlich wichtigen Betrieben mehren sich die Fälle von Arbeitsver- weigerungen, denen im Interesse der Wehrkraft des deutschen Volkes mit allen Mitteln entgegengetreten werden muss. Arbeits- kräfte, die die Arbeit verweigern oder in sonstiger Weise die Arbeitsmoral gefährden und zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit in polizeilichen Gewahrsam genommen werden müssen, sind in besonderen Arbeitserziehungslagern zusammen- zufassen und dort zu geregelter Arbeit anzuhalten. [...]

Die Häftlinge sind zu strenger Arbeit anzuhalten, um ihnen ihr volksschädigendes Verhalten eindringlich vor Augen zu führen, um sie zu geregelter Arbeit zu erziehen und um Anderen durch sie ein abschreckendes und warnendes Beispiel zu geben.«

Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern, Berlin den 28. Mai 1941, betr.: Errichtung von Arbeitserziehungslagern

»With the reinforced work assignments of foreigners and other workers in industries important for defence and the economy, there was an increase in cases of refusal to work, which had to be resisted with all means possible in the interest of the defence of »lieber tot als noch einmal nach Breitenau.« Aktenvermerk über einen in Breitenau the German people. Workers who refused to work or in any other empfangenen Telefonanruf des Landrats in Fulda, der die abschreckende Wirkung way endangered working morale and had to be taken into police des Lagers dokumentierte. custody to ensure public order and safety, were to be gathered »rather dead than once again to Breitenau.« File note on a phone call received from a together in special Arbeitserziehungslagern and kept there to a District Administrator [Landrat] from Fulda, documenting the camp’s deterring effect. regime of regular working hours. [...]

The prisoners were required to follow a strict regime of work in order to give them a stark lesson in the consequences of their volksschädigendes [socially damaging] behavior and to acclimate them to working life and to provide a deterrent to others.«

Heinrich Himmler, SS Chief and Head of Police in the Ministry of the Interior, Berlin, 28th May 1941, re: Establishment of »Arbeitserziehungslager« 38 | 39 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:29 Uhr Seite 38

Lagergesellschaft

Das Ziel der nationalsozialistischen Polizeiführung war die Unterbrin- lichen. Einerseits waren Beschaffungs- und Baumaßnahmen in großem gung aller ausländischen Arbeiter in großen Barackenlagern, nach Umfange erforderlich, andererseits mussten für die zahlreichen mittleren Nationalitäten getrennt und wenn möglich einem größeren Betrieb und kleineren Firmen »Gemeinschaftslager« eingerichtet werden, zugeordnet. Dieser Vorstellung, die dem Interesse an einer funktionie- schließlich zerstörten die alliierten Luftangriffe nicht selten diese renden Beherrschbarkeit der »Ausländerströme« entsprungen war, Barackenlager ausländischer Zwangsarbeiter. kamen in Kassel die großen Henschel-Wohnlager (Holländische Straße, Möncheberger Gewerkschaft, Mönchehof, Mattenberg) ziemlich nahe. Vor allem sowjetische Kriegsgefangene wurden zunächst in großen Der Werkschutz des Unternehmens stellte die Lagerleitung, der Werks- Mannschaftszelten untergebracht. Auch Gastwirtschaften, Säle, Scheu- arzt kontrollierte das Gesundheitswesen, die Verpflegung konnte koor- nen und Schulgebäude, sogar Ställe dienten vereinzelt als Unterkunft. diniert werden usf. Ähnlich große Wohnlager wurden in Kassel für die Manchmal mussten auch Keller und Dachböden von Privathäusern dafür Ausländer der Fieseler Werke und der Firma Wegmann eingerichtet. herhalten. Die Stadt Kassel war z.B. im Jahre 1944 (bis zum Kriegsende) von mehr als 200 solcher Lager, Unterkünfte bzw. Behelfsunterkünfte Diese »Ideal«-Vorstellung der Polizeiführung, die Ausländer in großen überzogen, in denen ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen hausen 40 | 41 Barackenlagern unterzubringen, ließ sich nicht in allen Fällen verwirk- mussten. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:29 Uhr Seite 39

Abb. links: Werksausweise von ehemals in Kassel verpflichteten nieder- ländischen Zwangsarbeitern. Das OST-Stoffabzeichen war von Zwangs- arbeitern aus der Sowjetunion zu tragen. Das P-Stoffabzeichen mussten polnische Zwangsarbeiter aufnähen. Der »Judenstern« war Kennzeich- nung aller jüdischer Mitbürger im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten (ab September 1941).

See fig. left: Factory IDs of former Dutch forced laborers in Kassel. - The OST textile badge had to be worn by forced laborers from the USSR. Polish forced laborers were distinguished by P textile badges. The »Jewish Star« (»Judenstern«) identified Jewish citizens in the German Reich and occupied territories (from September 1941).

»Eine Reihe will ich sehen!«*

Das Lager war für den totalitären Staat - besonders im Krieg - charakte- ristisch. Das Konzentrationslager unter SS-Herrschaft bildete das Modell. Neben den Kriegsgefangenen- und Zivilarbeiterlagern wurden Arbeits- erziehungslager (Breitenau war eines von mehr als hundert) eingerichtet; es gab verschiedene Formen von Arbeitslagern, Straf- oder Sammellagern (z.B. für »Mischehen« und »Mischlinge«), von Durchgangslagern und Außenlagern (besonders der großen Konzentrationslager), so dass man sich z.B. eine größere Industriestadt im Jahre 1944 in Deutschland eher als ein Feldlager mit Arbeitssklaven und Aufsehern denn als ein Wohngebiet mit Häusern und Menschen vorzustellen hat. Die Zwangs- gemeinschaft beherrschte in einem heute kaum vorstellbaren Ausmaß das tägliche Leben

*Appell des deutschen Lageraufsehers beim Anstehen zum Essen. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 40 42 | 43 »The r in der ein schöner Schein über die Lagerbar esidential camps of Henschel and Sohn« (1943), in which a pleasing image of the camp barr »Die W Pictur ohnlager Henschel und Sohn« (1943), F otogr es fr occupied b afien aus der Firmenbr der Z om the company's br wangsarbeiter v was to be cir y the for w er ced labor den sollte. erbr culated. oschür ochur acken eitet acks ers

e,

e

Camp society T ty and, if possible, assigned to a relati foreign w Gewerksc Hensc areas w immigr T for this interest in controlling the Compan up in Kassel for the foreigners at F coordinating nursing care, etc. Similarly large residential camps were set camp, delegating control of health monitoring to the compan

he police authorities’ »ideal« goal of housing foreigners in large barr

he aim of the National Socialist police authorities w

hel residential areas (Holländisc

ants.

as not alw

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. orkers in large barr

haft, Mönc

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hehof, Mattenberg) were found to be v

hutz (plant security) of the compan

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k areas, separ

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breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 41

times of w T occupants, w tion, some of it impro than 200 camps of this sort - consisting v pri buildings were also used for housing, in addition to cellars and attics of Predominantly So these sla and small firms, and, finally need to set up Gemeinsc ding the large-scale nature of required construction measures,

he camp w

v

ate houses, w

v

e labor

ar

. as a typical feature of the totalitarian state – especially in

ho were housed in large tents. Inns, halls, barns and sc

T

he SS concentr

-built barr

hen necessary

viet prisoners-of-w

vised – for the purpose of housing foreign w

haftslager (common camps) for man

ac

ks b

, the frequent damage and destruction of

ation camp became the model for suc

. In 1944, for example, Kassel had more

y allied bombers.

ar (PO

arious types of accommoda

Ws) comprised the initial

y medium

orkers.

hool

h

-

sites. Besides the PO hungslager – Breitenau w

collecti sites – were set up; there v [c and dictated b people. labor and o ti (especially the large concentr

* Or

v

hildren of mixed marriages]), tr ely large industrial to

der of a German camp o

v

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e camps (e.g., for Misc

o an extent that is no

v

erseers, r y these artificially created communities.

v

ather than to a residential area with houses and W and non-military labor camps,

erseer to stand in line for food

wn in 1944 German

as one among more than a hundred of these

w unimaginable, daily life ation camps).

»Giv

hehen [mixed marriages] und Misc

arious forms of w ansitional camps and external

e me a line!«*

T

y to a field camp with sla

hus, one can equate a rela

ork camps, penal and

as di

Arbeitserzie-

vided into

hlinge

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e - 42 | 43 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 42

Ein übler Pole

Januar 1941 Meldung Einzelposten Sargenzell A Bad Pole Polnischer Landarbeiter sabotiert Obengenannter spielt kranken Mann January 1941 Wiegelt zur Arbeitsunlust auf Announcement for a single coffin Rudolf Messner The Terminology of the Files of Breitenau Will ausreißen, wenn Wetter besser wird (On a visit with students of the University of Kassel, Prof. Rudolf Messner Polen würde siegen, Polish agricultural worker sabotages composed the poem, »A bad Pole,« comprised of words, phrases and sentences from an original Breitenau file.) wenn Amerika und Russland eingreifen Above-mentioned pretends to be ill Macht dergleichen Aussprüche Has a tendency to avoid work Deutschland würde kaputt gehen Wants to move on when the weather gets better Glaubt machen zu können, was er will Poland would be victorious If Russia and America were to intervene Starrköpfiger, widersetzlicher Pole Makes claims of this sort Soll Arbeiten und Benehmen Germany would disintegrate Gründlich gelernt bekommen Thinks he can do whatever he wants Aufwiegeleien müssen ihm gründlich ausgetrieben werden Stubborn insubordinate Pole Überführung angeordnet Should be taught a thorough lesson Nach Breitenau zu schaffen In how to work and behave Should be cured of his tendency To cause trouble once and for all Transportation ordered To take him to Breitenau

Rudolf Messner Zur Sprache der Akten in Breitenau (Bei einem Besuch mit Studierenden der Universität Kassel verfasste Prof. Messner nach dem Studium der Originalakten in Breitenau das Gedicht »Ein übler Pole«, das ausschließlich aus Worten, Satzteilen und Sätzen einer Originalakte Breitenaus 44 | 45 zusammengesetzt ist.) breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 43

»Zu den Akten« Diese am 5. Mai 1941 an den in Breitenau inhaftierten Pater Thaddäus (Wilhelm Brunke), den Guardian des Fuldaer Franziskanerklosters, geschrie- bene Postkarte fand sich in den Akten. Sie wurde Pater Thaddäus, der sich zu dieser Zeit noch im Lager Breitenau befand, vermutlich nicht ausgehändigt. Die lateinischen Worte (»Sustine fortiter, Deus adjuvet te!« – Halte tapfer durch, Gott möge Dir beistehen!) wurden vom Anstalts- direktor unterstrichen und am 7. Mai mit der Bemerkung »1) teils fremdsprachlich; 2) zu den Akten« abgelegt. Das auf der Karte befindliche Todessymbol ist vermutlich später von Seiten der Lagerverwaltung »nachgetragen« worden; Pater Thaddäus verstarb am 5. August 1942 im KZ Dachau, wo er von Breitenau aus am 13. Mai 1941 unmittelbar hin deportiert worden war.

»To be filed away« Among the files, there was a postcard written on May 5, 1941 to Father Thaddäus (Wilhelm Brunke), the guardian of Fulda’s Franciscan monastery, who had been interned in Breitenau. It was probably never handed over to Father Thaddäus, who was still in the camp at Breitenau at the time. The Latin words (»Sustine fortiter, Deus adjuvet te!« – Hold on bravely. May God help you!) were underlined by the camp commandant and the document was discarded on May 7 with the com- ments: »1) partly in a foreign language; 2) to be filed away«. The symbol of death on the card was probably »added« at a later date by the officials of the camp. Father Thaddäus died on August 5, 1942 in the concentration camp at Dachau, to which he had been transported from Breitenau on May 13, 1941. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 44 46 | 47 Sc Mitwirkende und Mitwissende bei der Einweisung eines hutzhaftgefangenen in ein K onzentr

ationslager

D untersc Deportation in ein KZ handelte. Es lassen sic man auf knapp 30 P sprec Mensc tionslager oder in ein abgespielt hat, die Überführung eines Gefangenen in ein K weisen. Ein an sic die Beteiligungen bei der politisc P hinein P dieser beric ter F Arbeiter oft in denunzierender Es geht bei einer P Ausgangspunkt F

oliz olice description (fr olgende ie • • • • • • eiliche P

aust grüßte«. Der P

bei der Gestapo hend den gegebenen Der L Akten über das Lager Breitenau wurden v S Ei Der L Ein Ar Ei

bei der Gestapo

hen in Behörden und Ämtern bekannt. Zusammengezählt kommt

ein S A

n heiden: n ufsc A. H. im / / Amtsinhaber und ersonalbeschr eine eine eiter der Gestapostelle K eiter des K chiv

htet der Gestapostelle (in Kassel) v tellv hluss in manc V T / elefonist(in) bei der Gestapo er om the [custody] file of a P erwaltungsangestellte(r) als Schr Ablage-Bearbeiter bei der Gestapo

olizeistelle (z. B

tr April 1941 drei russisc h »einfac eter

ommissariats »Ausländische Arbeitskräfte«

eibung (Aus der Schutzhaftakte eines polnischen Gefangenen)

V

ernic ersonen, die wussten, dass es sic Absic (v

olizeipräsident (in Kassel) wird informiert und

er her Ric

Angestellten wirken an der Deportation mit: V

htungslager der SS, wurde erstaunlic anlasst oder nimmt zur K her« orsc

ht, die beric

hen htung. Unter anderem ermöglic V hriften geführt. Sie erlauben im nac

. in Gensungen) eine Meldung ein, wie organg, wie er sic assel

olish prisoner) V erfolgung v he Kriegsgefangene mit geball (er v

htet, »dass der holländisc h in der Regel fünf Stationen er on dem

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eibkr

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organg. V

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- - - - breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 45

Ab nach Breitenau Den Behörden zur Kenntnisnahme Der Polizeipräsident als zuständige »Transportbehörde« befördert den Die Leitung in Breitenau veranlasst die ärztliche Untersuchung des Ge- Gefangenen im Sammeltransport in ein Sammellager (Breitenau), wo der fangenen »auf Transport- und Lagerfähigkeit« und informiert den Land- Gefangene aufgenommen, registriert, eingekleidet und zur Arbeit ver- rat (als Polizeibehörde des Transports wegen) und den Bürgermeister (der pflichtet wird. Der zuständige Landrat (in Melsungen) und der Bürger- Meldepflicht wegen). meister (von Guxhagen) werden in Kenntnis gesetzt. Folgende Amtsträger und Angestellten nehmen schwarz auf weiß Bis zu diesem Zeitpunkt sind zahlreiche Kanzleien und Behörden mit Kenntnis oder wirken mit: dem Vorgang, der Person und deren Transport befasst, sie alle können jedoch geltend machen, von dem drohenden Transport in ein Kon- • Der Vertragsarzt des Lagers zentrationslager nichts gewusst zu haben (Ausnahme die oben ge- • Der Landrat des Kreises nannten Angehörigen der Gestapostelle). • Sein Stellvertreter • Der Kanzleivorsteher Gestapo Kassel an Gestapo Berlin • Ein/eine Kanzleiangestellte(r) Von der Gestapo aus wird das Reichssicherheitshauptamt in Berlin unter- • Ein Regierungssekretär in der Abt. Ausländerpolizei richtet und dort wird der Schutzhaftbefehl, verbunden mit der Einwei- • Ein/eine Verwaltungsangestellte(r) in der Abt. Ausländerpolizei sung in ein Konzentrationslager beantragt. • Ein/eine Registratur-Angestellte(r) Das Reichssicherheitshauptamt stellt den Schutzhaftbefehl, verbunden mit der Einweisung in das Konzentrationslager Sachsenhausen- Der Landrat seinerseits berichtet dem Regierungspräsidenten in Kassel. Oranienburg, aus. Die Gestapo Kassel übermittelt diesen Schutzhaft- befehl an die Lagerleitung Breitenau. Folgende weitere Amtsträger und Verwaltungsangestellte nehmen von dem Vorgang Kenntnis: Folgende Angehörige der Verwaltung der Anstalt nehmen Kenntnis: • Der Regierungspräsident • Der Direktor der Anstalt Breitenau • Der Vizepräsident • Sein Stellvertreter • Der zuständige Referent • Der Oberaufseher • Der Kanzleivorsteher • Der Bürovorsteher • Ein/eine Kanzleiangestellte(r) • Ein/eine Büroangestellte(r) • Ein/eine Telefonist(in) Im Lager Breitenau erfolgt der Eintrag in die Bücher. > breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 46

Mit der Reichsbahn ins KZ Der Schutzhaftgefangene wird zum Bahnhof geführt, der Bahnhofsvor- steher kennt den für Sammeltransporte zuständigen Waggon, in dem der Gefangene seinen Weg in ein Konzentrationslager antreten muss.

Folgende weitere Personen sind an diesem Vorgang beteiligt:

• Der Ortsgendarm • Der Bahnhofsvorsteher • Der Zugführer • Der Lokomotivführer

Diese Aufstellung ist aus den Breitenau-Akten realistisc Sie berüc ksichtigt nic erfassen, sondern führtht, nur sämtlic diejenigen P ihrem he Mitwirkenden und Mitwissenden zu Arbeitsplatz mit der Deportation befasst w h rekonstruiert. ersonen auf, die aktenkundig an

aren.

Schutzhaftbefehl der Gestapo Berlin, in Kassel unterschrieben »Eingang«s- und »Ausgang«sstempel (Aus der Schutzhaftakte eines polnischen Gefangenen) (Aus der Schutzhaftakte eines polnischen Gefangenen) [Custody] Order from the Berlin Gestapo, signed in Kassel »Date of Receipt« and »Date of Posting« 48 | 49 (from the [custody] file of a Polish prisoner) (from the [custody] file of a Polish prisoner) breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 47

Those Directly and Indirectly Responsible for the Internment of Prisoners in a Concentr

tion,« adds the prisoner to a tr The Breitenau camp files were kept by the administration in accordan- Thea collection Journey ationto camp Breitenau (Breitenau), Camp w ansport of indi ce with the existing regulations. They provide us with information of Theissued P with clothing and assigned to some sort of »wransport administr olice President, as the official responsibleviduals for w various sorts. Among other things, they make it possible to identify those trict administr here the prisoner is admitted,ho are then registered, senta to- who took part in the persecution of political prisoners. The internment of Guxhagen) areator) also notified.responsible (in Melsungen) and the ma a prisoner in a concentration camp or an SS extermination camp of the By this point, numerous c ork. The Landr SS – an essentially »routine” procedure that took place thousands of with the police action, the deportee and the tr at (dis- hanceries and authorities ha times – was something of which astonishingly large numbers of those in all assert, ho yor (of authority had knowledge. Altogether, almost 30 people knew that the wev to a concentr er, that they knew nothing about an impendingve been in remo prisoners were being transported to a concentration camp. Gestapo stationation referenced camp (with abo the exceptionansport of the procedure. membersvolv ofed the In general, five stages can be distinguished: They ve). val Starting Point Information is gi the intention of vdenouncingen to a police someone. station (e.g., in Gensungen), often with From Gestapo Kassel to Gestapo Berlin »In April 1941, the Dutc The National Security Headquarters in Berlin is then informed b of war with a clenc Gestapo and application is made for an arrest w h worker The resulting report might read: who subsequently hedreports fist.« the matterA. H. to greetedthe Gestapo three stationRussian (in prisoners Kassel). provision for internment in Sac T he Police President (in Kassel) is informed, camp. The Kassel Gestapo hands o The follo administr hsenhausen-Or arrant, w y the hic wing officials and emplo ation in Breitenau. anienburg concentrh includes deportation: ver this arrest w yees pla The follo arr ation • The head of the Kassel Gestapo (who authorizy an acties the procedure) wing members of the institution’ ant to the camp ve role in the • Deputy of the head (authorizes the action or makes note of it) actively in volved or passi • The head of the Commissariat »Foreign Labor Force« in the Gestapo • Director of the Breitenau vcampely complicit: s administr • Administrative clerical worker serving in the capacity of secretarial • Deputy of the director ation are either assistant to theGestapo • Supervisor • Operator for the Gestapo • Head clerk • Archivist/Repository assistant to the Gestapo • Office employee • Operator > breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 48

Gestapo Kassel ordnet die Überführung in ein Konzentrationslager an (Aus der Schutzhaftakte eines polnischen Gefangenen) Auflistung der mitgeführten Habseligkeiten Gestapo Kassel orders the transfer to a concentration camp (Aus der Schutzhaftakte eines polnischen Gefangenen) 50 | 51 (from the [custody] file of a Polish prisoner) List of possessions (from the [custody] file of a Polish prisoner) breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 49

Notification of the Authorities The Train Journey to the Concentration Camp The camp administr The detained indi camp«, and informs the district administr tion of the prisoneration »for suitabilityin Breitenau to beauthorizes tr the medical examina knows the car usedvidual for isthe taken tr to the r ansported and interned in a The follo ailroad station. »transport administr wing indi ansports to the concentr ator (due to his authority as • Local police constableviduals also pla The station master register). ator”) and the ma ation camp. - • Station master y a role in this action: The follo wing officials and clerical w yor (because of the need to • Train driver writing or are acti • Engine driver vely complicit in some w • Official camp doctor orkers record the process in • District administrator ay: This realistic reconstruction is based on careful consultation of actual • Deputy to the district administrator files from Breitenau. It does not attempt to record all those who were • Head of the Chancery complicit either through active participation or passive knowledge, but • Legal assistant rather lists only those people who, according to the records kept, were • Government secretary in the Foreign Police Department involved with the deportation as part of their occupational role. • Administrative clerk in the Foreign Police Department • Clerk in the Records Department

The district administr (Regierungspräsident)ator in reportsKassel. to the president of the Regional Council In addition, the follo notified of the action:wing officials and administr • President of the Regional Council ative clerks are • Vice-President • Advisor • Head of the Chancery • Chancery clerk In the Breitenau camp, the entry is made in the official log.

Abb. oben: Suppenlöffel des in Kassel zwangsverpflichteten Niederländers Jan van der Vlies. See fig above: Soup spoon of the Kassel-based Dutch forced laborer, Jan van der Vlies. Er hat die Initialen seines Namens J v V in den Löffel gebohrt, um mit diesem »Sieb« The initials of his name, J v V, have been drilled into the spoon so it can be used aus der dünnen Kohlsuppe die festen Bestandteile herausfischen zu können. as a »sieve« to fish out the solid parts of the thin cabbage soup. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 50

Das Verbrechen am Fuldaberg

Am 30. März 1945 wurden in den frühen Morgenstunden am Fulda- berg 28 Gefangene von einem Kommando der Gestapo Kassel umge- bracht. Es war eines der im ganzen Reich in den letzten Tagen des Krieges von SS- und Gestapo-Kommandos begangenen Tötungsverbre- chen. Auf der einen Seite erscheint es als kalte Abrechnung, bei denen geheime Listen aus den Schubladen gezogen wurden; auf der anderen Seite mag die verzweifelte Raserei des untergehenden und sich seines Untergangs bewusst werdenden SS-Staates mitgewirkt haben. Das Leben des einzelnen Menschen hatte angesichts der Millionen und Abermilli- onen Toten, die der Nationalsozialismus bedeutete, in den Augen vieler NS-Anhänger offenbar seinen unverlierbaren Wert eingebüßt.

Auch in Kassel waren in den letzten Märztagen solche Verbrechen begangen worden: Am Bahnhof Wilhelmshöhe wurden 79 Menschen, die sich aus einem Lebensmittelzug etwas zu essen geholt hatten, wegen »Plünderung« ermordet.

Das einzige, was den in Breitenau ermordeten Menschen an Verfehlung vorgehalten wurde, war die Tatsache, dass, wie es heißt, einige Russen geplündert haben sollen. Aber was heißt im Frühjahr 1945 »plündern«? Plündern hieß, einen Mantel, dem man keinem anderen Frierenden weg- nahm, anziehen, weil man fror. Aus diesem Grunde jemanden umzu- bringen, offenbart ein Denken, dass von einer unaufhaltsamen, fast wahnhaften Sicherheits- und Kontrollmanie gekennzeichnet ist. Kein Strafgesetz in der Geschichte menschlichen Denkens, kein Moralgesetz irgendeiner Religion hat je für ein solch geringes Vergehen, das natür- lichen Lebensbedürfnissen entsprach, die Verwirkung des Lebensrechts vorgesehen. Hier aber, beim Sicherheitsdienst der SS - nicht zufällig gehörten sämtliche Befehlsgeber wie auch ein Teil der Täter nicht nur der SS, sondern auch dem Sicherheitsdienst (SD) der SS bzw. der mit dieser verschmolzenen Sicherheitspolizei an - herrschte dieser Standpunkt der Ort des Massenmordes am Fuldaberg am 30. März 1945 Arroganz gegenüber anderen Menschen vor sowie jene Ordnungswut, 52 | 53 Site of mass murder on the Fuldaberg on March 30, 1945 die vor der Auslöschung menschlichen Lebens nicht Halt machte. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 51

Der Leiter der Ausweichstelle Breitenau der Kasseler Gestapo und der Franz Marmon vor Gericht. Ihm zur Seite sitzend Leiter des Erschießungskommandos wurden in Polen auch wegen des Dr. Rudolf Aschenauer, der bekannte Verteidiger Verbrechens in Breitenau zum Tode verurteilt und hingerichtet. Der hoher SS-Führer, NS-Kriegsverbrecher und SS- Angeklagter im Frankfurter Auschwitz-Prozess. Leiter der Gestapo Kassel Franz Marmon berief sich im Jahre 1950 vor

Gericht auf den »Befehlsnotstand« gegenüber der vorgesetzten Behör- Franz Marmon on trial. Sitting beside him is de, dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin, und wurde insoweit frei- Dr. Rudolf Aschenauer, the well-known defense gesprochen. attorney of high-ranking SS officials, Nazi war criminals and SS members in the Frankfurt Am 30. März 1987 setzte die Gemeinde Guxhagen einen Gedenkstein Auschwitz Trial (1963-1965). am Ort des Verbrechens.

Criminal (a hill near the ri Acts at the Fuldaberg ver Fulda) Early in the morning of Mar Fuldaberg on the orders of the Kassel Gestapo. ch 30, 1945, 28 prisoners were killed at the many murders committed nationwide in the last da ponse to orders from the SS and Gestapo. On the one hand, this respon se appears a cold and calculated rev The execution w as one of W lists out of dr ys of the w ilhelmshöhe station that w awers, w ar in res »plundering«. as a product of the desperhile, on the otherenge initiated after pulling secret- as carrying pro that w , these acts can be viewed, in part,- visions were executed for as increasingly a ate and hasty measures taken b The only c view of the millions of deaths for w harge against those murdered in Breitenau w ware of its imminent collapse. By this point, in apparently sible, man , some Russians are said to ha y Nazi supporters were confronted with the realityy the of SS just state ho But, in the spring of 1945, w little v hich National Socialism w alue the regime ascribed to the li refer , for example, to ha ve been guiltyas of the plundering. fact that, as respon hat exactly did »plundering« mean? It could wasn’t freezing because one w Crimes of this sort were also committedves ofin indiKassel in the final da - ving put on the o suc > Mar viduals. w h a case rev ch. F as, oneself, freezing.vercoat of someone w or example, 79 people w deranged maniaeals for asecurity mindset and impregnated control. No b penal la and no mor To kill someoneho in ho had taken food from a tr suc al law of an y an unstoppable, almost ys of h a trivial crime promptedy religion b has ev ain at Sicherheitsdienst [security service] of the SS – and it ww devised b er envisaged the loss of life for all those w y human necessity y man, ho issued orders as well as some of the. Butperpetr in the case of the as no accident that ators belonged breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 52 54 |

55

Reic »emergenc scene of the crime. On Mar his acquittal. Marmon, the head of Kassel Gestapo, in Breitenau, sentenced to death and executed. In his 1950 trial, F of the execution squad were con T order that did not stop with the annihilation of human life. this arrogance to Sic not only to the SS, but also Sic Andenken an die Ermor Gedenkstein »Die aus der So Abb

he head of the Breitenau di

herheitspolizei (security police) that had been amalgamated with it –

. oben und unten:

hssic c

wjetunion, F

h 30, 1987, the to

herheitshauptamt (national security agenc y conditions« imposed b T r

auernde« des Künstlers w Gedenkstein für die am 30. März 1945 ermor r

deten v

ankr ard others w eich, den Niederlanden und ander

om Bezirkskommunalv

wn of Guxhagen erected a monument at the

vision of the Kassel Gestapo and head as par

W

victed in P

ilhelm Hugues, der im Jahr herheitsdienst (SD) of the SS and

y his superiors, the Berlin-based amount along with a mania for

erband K

v

oked, b oland of the crimes in

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assel aufgestellt wur y), a plea that led to taaten.

deten Gefangenen y w

e 1950 zum

a y of defense,

de.

r anz In Breitenau ums Leben gekommen the Netherlands and other countries who w See fig. left + belo »The Mourning One« monument b R fangene ums Leben gekommen oder gebr Erkr Den Unterlagen zufolge v sen die folgenden einundac Nationalitäten konnten ermittelt werden. Unsere F Sterbefälle dokumentiert wurden. Nic Die genaue Zahl der Im egional Municipal Association in 1950 to commemor Arbeitserziehungslager Breitenau sind zahlreic ankung, vier dur w: Monument for prisoners fr T c oten ist nic h Unfälle bei der erstarben 28 Gefangene auf Grund v y ar htzig v tist W ht mehr nac er ilhelm Hugues, unv e mur erstorbenen Mensc om the U ht einmal alle Namen und der ate those mur ed on Mar Arbeit und drei dur S hweisbar SR, F r eiled b ance, he Sc orsc ch 30, 1945. der , da nic ac hungen wei y the ed. hutzhaftge- ht w hen nac orden. ht alle on c h. h - breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 53

Suizid. Bei den durch Krankheit Verstorbenen fällt oft das jugendli- che Alter und die Angabe »Herzschwäche« auf, so dass hier Zweifel an den Angaben nahe liegen. Auch die Berichte über die Arbeitsunfälle enthalten ungewöhnliche Tatsachen. 18 polnische Schutzhaftgefangene wurden von Breitenau aus abgeführt und an anderen Orten erhängt. 28 Gefangene wurden kurz vor Eintreffen der US-Armee in Guxhagen von Kasseler Gestapobeamten und SS erschossen.

Dying in Breitenau

Numerous detainees died or were murdered in the »w camp« at Breitenau. longer be establishedThe with precise certainty number of those w death were documented. It has not ev ork education gate the fates of all of the indi , because not allho incidences died can no of search demonstr en been possible to in viduals concerned. Ho below died at Breitenau.ates conclusi vesti- died as a result of ha vely that the 81 indiwev According to the documents, 28er ,prisoners our re- work-related accidents,ving and contr three due to suicide. viduals In the caselisted of those w acted illnesses, four as a result of ho died from illness, one is frequently struc v ely young age with regard to those w as »weak heart«, an anomalous pattern that r veracity hose cause ofk deathby the is relati listed . The reports concerning w tain unusual assertions. Eighteen P - aises doubts as to its from Breitenau and hanged in v ork-related accidents also con Einblick in die Ausstellung | Impression of the exhibition prisoners were shot dead b olish detainees were taken a shortly before the US arm arious other places. - y the Kassel Gestapo and SS officerswa T y y arri wenty-eight ved in Guxhagen. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 54

Die Toten von Breitenau The Dead from Breitenau

Unbekannter aus Frankreich Wasil Bielosobodow aus Litauen *1906 Unbekannter aus Frankreich Iwan Blisnjuk *1910 Unbekannter aus Frankreich Nikola Brusnik aus der Ukraine *1910 Unbekannter aus Frankreich Nikolai Chantil *1926 Unbekannter aus den Niederlanden Anton Cieply aus Polen *1911 Unbekannter aus den Niederlanden Bernard Gilbert Clément aus Frankreich *1914 Unbekannter aus der Sowjetunion Maurice Courault aus Frankreich *1913 Unbekannter aus der Sowjetunion Emile Cousin aus Frankreich *1903 Unbekannter aus der Sowjetunion Petro Czaropka *1903 Unbekannter aus der Sowjetunion Marcel Delacroix aus Frankreich *1913 Unbekannter aus der Sowjetunion Valentin Domaschewski aus der Ukraine *1926 Unbekannter aus der Sowjetunion Jan Dytrich aus Polen *1925 Unbekannter aus der Sowjetunion Joseph Duquesney aus *1915/1918? Unbekannter aus der Sowjetunion André Dufour aus Frankreich *1919 Unbekannter aus der Sowjetunion Henryk Frankowski aus Polen *1919 Unbekannter aus der Sowjetunion Gerardus Nikolaas van Geilswijk Unbekannter aus der Sowjetunion aus den Niederlanden *1904 Unbekannter aus der Sowjetunion Wassil Handa (Wassil Paralmatschuk) Anton Bafja aus Polen *1918 aus Russland *1926 Wassil Baida aus der Ukraine *1908/1909? Kazimir Ignaszewski aus Polen *1923/1924? breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:30 Uhr Seite 55

Andre Iwanow aus der Ukraine *1910 aus den Niederlanden *1919/1923? Tadeusz Wesolewski aus Polen *1920 Stanislaus Iwanow Louis Nouaille aus Frankreich *1917 Stanislaus Wisniewski aus Polen *1918 Stefan Jakiel aus Tschechien *1912 Johann Nowak aus Polen *1912 Ignatz Witecki aus Polen *1910 Anton Janicki aus Polen *1922 Marian Orlowski aus Polen *1913 Jan Wojcik aus Polen *1921 Jan Jasku[l]owski aus Polen *1893 Alfred Papillon aus Frankreich *1885 Maryjan Wypych aus Polen *1921 Josef Jurkiewicz aus Polen *1909 Gerasin Pasetschnik aus der Sowjetunion *1907 Henryk Kaczurek aus Polen *1922 Bronislaw Pecka aus Polen *1916 Bei näheren Angaben wurde die aktuelle Maurice Klein aus Frankreich *1911 Albert Polednik aus Polen *1898 Nationalität angegeben (z.B. Ukraine) Josef Knapik aus Polen *1922 Michel Popielec aus Polen *1923 In more detailled descriptions the current nationality is specified (e.g. Ukrainian) Mieczyslaw Kolczynski aus Polen *1918 Josef Prekulis aus Polen *1883 Salomon Kron aus Deutschland *1869 Anastasia Sedorka aus Russland *1904 André Lamic aus Frankreich Soja Smilkowa aus Russland *1925 Theodor Lazuczonok *1920 Heinrich Szperna aus Polen *1918 [… ] Legrand aus Frankreich Fedor Starwojtow aus Russland *1901 Zygmunt Lencki aus Polen *1911 Kazimir Stephan aus Polen *1924 Johann(es) de Loor aus den Niederlanden *1924 Stefan Swierszynski Stefan Luba aus Polen *1915 aus Polen/Sowjetunion? *1923 Haurilo Maximenko *1900 aus der Ukraine Siergiej Tarassjuk aus der Sowjetunion Eduard Morang aus Polen *1922 Willi-Hermann Tietz aus Deutschland *1885 Wilhelm Mun[n]ik Hermann van Oosten aus den Niederlanden *1923 56 | 57 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 56 58 | 5 Biogr

9 Biogr afisc hen bleibt. Sprec Ehemalige Gefangene Breitenaus aus den Niederlanden, P ten ein die uni F Zeugnisse deutsc sie selbst zu ner Zeit: Briefe, Gedic ric reic polnisc lic es sic ormulierens kundig w hen »liter hteten uns. Einige wenige hinterließen persönlic h, Russland, der Ukr hen, das beim Sc h bei den nac

hen und fr

he aphical Sketc arisc W Annäherungen v ort kommen. ersale Lebensgemeinsc hen« Zeugnisse v her Gefangener anzösisc hfolgenden »biogr hte und andere persönlic aren. Es findet sic hic aine und aus anderen Staaten besuc ksal der eigenen P hen Gefangenen in Breitenau solc

Während v hes , die obendrein des Sc on uns nic haft einsc on den überwiegend russisc h in diesen Zeugnissen nic aphisc ht ermittelt wurden, handelt erson und Nation nic hen he Dokumente, in denen hließendes Denken und he Zeugnisse aus je- Annäherungen« um hreibens und hten und be- olen, F he persön ht ste ht sel r hen, ank-

- - -

F their experiences. period: letters, poems and other personal documents that bear witness to information. Russia, Ukr read, the follo in Breitenau ha gle indi ting that strikes a uni often one finds in these testimonies a w prisoners w

ormer prisoners of Breitenau from the Netherlands, P

vidual or nation.

aine and other countries came to see us pro

ho were able to formulate their thoughts in writing.

A few of them left behind personal testimonies from that

wing »biogr

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Über Katharina Staritz In Breitenau in Schutzhaft vom 7. April bis 5. Juni 1942

Von der Vikarin Katharina Staritz berichten, heißt auch besondere Plätze in jedem Gotteshaus vorzu- vor allem, an ihr denkwürdiges Rundschreiben er- sehen, jedoch nicht als Armesünderbank für die innern, das sie auf die Polizeiverordnung vom 5.9. nichtarischen Christen, sondern um sie davor zu 1941 hin (Verpflichtung zum Tragen des gelben bewahren, von unchristlichen Elementen fortge- Sterns für Juden in Deutschland) an ihre »Breslauer wiesen zu werden. Damit das aber nicht als un- Amtsbrüder« gerichtet hat. Es ging um die deut- evangelische Absonderung aufgefasst werden kann, schen Juden, die zum Christentum übergetreten ist es notwendig, dass treue Gemeindemitglieder, waren und nun den Judenstern tragen mussten. die wissen, was Kirche ist und die in der Kirche Unter anderem bat Frau Staritz darin um folgendes: mitarbeiten (z. B. aus Gemeindekirchenrat, Frauen- hilfe, Pfarrhaus) auch auf diesen Bänken neben und »Es ist Christenpflicht der Gemeinden, sie nicht unter den nichtarischen Christen Platz nehmen. Es etwa wegen der Kennzeichnung vom Gottesdienst ist auch zu überlegen, ob nicht wenigstens in der auszuschließen. Sie haben das gleiche Heimatrecht ersten Zeit diese gekennzeichneten Christen auf in der Kirche wie die anderen Gemeindemitglieder ihren Wunsch von Gemeindemitgliedern zum und bedürfen des Trostes aus Gottes Wort beson- Gottesdienst abzuholen wären, da einige mir ders. Für die Gemeinden besteht die Gefahr, dass gegenüber schon geäußert haben, sie wüssten sie sich durch nicht wirklich christliche Elemente nicht, ob sie nun noch wagen dürften, in die irreführen lassen, dass sie die christliche Ehre der Kirche zu gehen.« Kirche durch unchristliches Verhalten gefährden. Es muss ihnen hier seelsorgerlich, etwa durch Hinweis Als Reaktion auf dieses Schreiben hin wurde sie auf Lukas 10, 25-37, Matthäus 25,40 und Sacharja durch das schlesische Evangelische Konsistorium 7, 9-10 geholfen werden. Praktisch bitte ich zu aller Dienstpflichten enthoben, und man legte ihr erwägen, ob nicht die Kirchenbeamten, Gottes- nahe, Breslau zu verlassen. dienstordner usw. in geeigneter seelsorgerlicher Form anzuweisen wären, sich dieser gezeichneten Sie ging nach Marburg und übernahm dort Vertre- Gemeindemitglieder besonders anzunehmen, ihnen tungen für die zum Kriegsdienst eingezogenen wenn nötig Plätze anzuweisen usw. Evtl. wären Pfarrer und Religionslehrer. > breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 58

Ende 1941 erschien im »Schwarzen Korps«, dem Organ der SS, ein Artikel, durch den die Bevölker- ung gegen Katharina Staritz aufgehetzt werden soll- te, da sie es gewagt hatte, Juden für die Taufe vor- zubereiten. Sie wurde in Schutzhaft genommen. Katharina Staritz war vom 7. April 1942 bis zum 5. Juni 1942 im Lager Breitenau. Von hier aus kam sie in das KZ Ravensbrück, wo sie fast ein Jahr inhaf- tiert blieb. Sie starb 1953 in Frankfurt a.M.

Beeindruckend sind ihre Gedichte und Briefe, die sie in der Haft schrieb und die später unter dem Titel »Des großen Lichtes Widerschein« veröffent- licht wurden. About Katharina Staritz In custody from April 7th to June 5th 1942

To talk about vicar Katharina Staritz is, abo to recall her memor »Breslau (Wrocla able cir cular letter ve all, the police order w)of Septembercolleagues« 5, on 1941 the, sent (obligationoccasion to her of of Jews to wear the y w as about the Germanello Jw Star of Da Christianity and w vid). ews w The letter Star of Da ho no ho had con vid. w had to wear thev ertedy to made the folloAmong other things, Katharina Staritz wing request: ellow »It is the duty of Christians of the parish not to exclude them from the di ho w they ha vine service because of right to be inve the been c labeled. They ha parish and are in particularhurch as other need membersof vthee the comfort ofsame the of God's w 60 | 61 ord. F they ma or the parishes, there is a danger that y be led astr ay by elements that are not

breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 59

stood as unev dri tection from un-Christian elements that seek to and w that true parishioners w for non-Ary to them in ev so on? ioners, to allocate places them if necessary pastor service and others, not be instructed in appropriate the c terms, I ask y Matthew 25:40 and Zac accordance with the teac honor of the c truly Christian and that ma

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E Lied 419 dem Jahr Gesangbuchs nicht mehr aufgenommen. war Bekennenden Kir Zimmermann, der 1941 mit ander w As a result of this letter red in the »Sc gion classes. they dared to go Chur been dr a few ha burg and there deputized for the parsons w taken b Court and told to lea ignated Christians, if they request it, should not be her office b be considered w and among the non-Ary r council, w age) also take their place on these benc

v hic angelische Landeskir

. L h w

eider ist das Lied in neuer

y parishioners to the di afted into military service, and also led reli

e 1954. Das Lied stammt v v as intended to stir up people against

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e told me that they did not kno

omen's help organizations and the vica

y the Silesian Ev

At the end of 1941, an article appea hw

che im Lager Br hether arzer K

chengesangbuch für die

v e Breslau. She went to Mar

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, at least initially , K. Staritz w

an Christians. It should also orps«, the SS newspaper

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Hymn 419 K H mor Unfor with other members of the cler Hans Zimmermann, who was interned in 1941 along Chur of the Great Light). Katharina Staritz w Sc to prepare J w Katharina Staritz on the grounds that she had dared taken to the Ra »Des großen Lic April 7, 1942 – J prison were later published under the title T F

r

he impressi urhessen-W * ymnal for the S

here she spent almost a y ankfurt a. M. in 1953. hutzhaft. consolidation) imposed totalitarian contr In 1933, a pr ciated with this institution was Dietrich Bonhoeffer these effor Confession was a center of the Christian r institutions, including the chur e r ch of the Confession* (Bekennende Kir tunately ecent editions of the hymnal.

fr

ews for baptism. She w ts; one of the w om the 1954 edition of Chur v aldeck.

actice kno

, the hymn is no longer included in

e poems and letters she wrote in v

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une 5, 1942. F as in Breitenau Camp from The hymn was composed b

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y as breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 60

Kurt Finkenstein ist in Straßburg geboren. Sein Kommunistischen Partei angehört (aus der er 1925 Vater, der vor seiner Geburt starb, war ein deut- ausgetreten war); 1932 trat er ihr aus grundsätzli- scher Offizier, seine Mutter war Jüdin. Nach der chem Bekennermotiv (im Sinne einer von ihm als Mittleren Reife erlernte er den Beruf eines Zahn- notwendig angesehenen welthistorischen »Ent- technikers, den er auch ausgeübt hat. Als Soldat scheidung« zwischen Barbarei und Humanität) nahm er 1914 bis 1918 am Weltkrieg teil. Seine erneut bei. pazifistische Gesinnung und literarische Interessen führten ihn zur Mitarbeit an der von Franz Pfemfert Bereits im April 1933, noch während der ersten herausgegbenen Zeitschrift »Die Aktion«. Nach Welle nationalsozialistischen Terrors nach der dem Ersten Weltkrieg ließ er sich in Kassel nieder. Machtergreifung, wurde er verhaftet und über das Polizeigefängnis Kassel im Juni 1933 in das Kon- Kurt Finkenstein war ein politischer Mensch; er zentrationslager Breitenau gebracht, wo er bis zum hatte in der November-Revolution der Unabhängi- 8. August 1933 gefangen blieb. Am 23. Juli 1935 gen SPD (einer linken Vereinigung), dann der wurde er erneut in Kassel verhaftet - gemeinsam

» […] Bis zum Tage meiner Verhandlung habe ich Narr tatsächlich glauben können, es käme schließlich auf Handlungen, auf greifbare, messbare Tat- sachen, eben auf das an, was allein ich bis dahin als »Gesetzesverletzungen« Über Kurt Finkenstein ansehen konnte! Man hat mich eines andern belehrt, ohne dass ich allerdings weit und breit die Spur einer »Schuld« hätte feststellen können und auch aus In Breitenau in Schutzhaft der sehr sorgfältigen Lektüre der Urteils-Begründung nicht klüger geworden bin! vom 16. Juni bis 8. August 1933 und Kommt jetzt diese Erschwerung unseres so schon kärglichen, armen Brief- vom 13. November 1943 bis 8. Januar 1944 wechsels dazu, so ist leicht zu ermessen, dass wir noch Überraschungen zu gewärtigen haben, an die wir schon deshalb nicht denken, weil sie eben unserer ganzen Denk-, Gefühls- und Lebensform widerstreben.«

Aus einem Brief Kurt Finkensteins an Käte Westhoff zu dem Urteil gegen ihn im Januar 1938, nachdem Brief und Karte von ihm bei ihr nicht angekommen waren: 62 | 63 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 61

mit seiner Lebensgefährtin Käte Westhoff und 16 des Beweises für diese Beschuldigung blieb das Ge- 1943 im Zuchthaus Wehlheiden. In der Gefangen- anderen politischen Freunden und Freundinnen richt schuldig. Nur ein Teil der Untersuchungshaft- schaft erfuhr er vom Tod seiner früheren Frau und aus kommunistischen Zirkeln. zeit wurde ihm angerechnet. seiner beiden Söhne Peter und Martin, die als Sol- daten in Russland ihr Leben ließen. Am letzten Von diesem Tag an hat er die Freiheit nicht mehr Käte Westhoff war fast zwei Jahre bis zu ihrem Frei- Tage der Verbüßung der Zuchthausstrafe wurde er gesehen. spruch im Mai 1937 in Untersuchungshaft. Im An- von der Gestapo in Schutzhaft genommen und schluss daran wurde sie in Schutzhaft genommen nach Breitenau, später dann von dort nach Ausch- Über zweieinviertel Jahre war er in Kasseler Ge- und in das (Frauen-)Konzentrationslager Moringen witz deportiert, wo er am 29. Januar 1944 ums fängnissen (zuerst im Polizeigefängnis am Königs- (bis zu dessen Auflösung im März 1938), von dort Leben kam. tor, dann im Untersuchungsgefängnis in der Leip- in das Konzentrationslager Lichtenburg gebracht, ziger Straße 11, schließlich im Zuchthaus Wehlhei- wo sie am 21. Juni 1938 entlassen wurde. den) in Untersuchungshaft; im November 1937 wurde er zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus wegen Kurt Finkenstein blieb auch nach dem »Urteil« - »Vorbereitung zum Hochverrat« verurteilt. Spuren noch ganze sechs Jahre lang - bis zum November

» […] Until the day of my trial I was able to really believe, like a fool, that it was ultimately a matter of actions, tangible, measurable facts, indeed of what I had only been able to regard up to that point as »violations of the law«! I was told something else, without my being able to detect the slightest possible trace of »guilt« or becoming any the wiser after carefully reading the reasons for the ver- dict! If this restriction is placed on our already meager correspondence, it is easy to imagine that we still have surprises to expect about which we are unable to speculate because they go against the grain of the entire way in which we think, feel and live.«

From a letter by Kurt Finkenstein to Käte Westhoff regarding the verdict levied against her in January 1938, after it became clear that his previously sent letter and card had not reached her breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 62 64 | 65 About K Schutzhaft in Br No to August 8th 1933 and fr v ember 1 urt F 3th 1943 to Januar inkenstein eitenau fr om om June 16th

y 8th 1944.

K No K b duction of the magazine, »Die interests led him to become in in and later w lea German officer and his mother w father

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aum v on den ary

W on Glück für alle mich betör - W eg mich mein Gewissen zwang zu gehen, on K idersprüchen meines L adictions of M ur ced me to make such a long journey t Finkenstein an seine beiden Söhne gerichteten e almost ruined my life!

essed to his two sons rearrested in Kassel along with his partner Käte until Communist P the Independent SPD (a leftist group), and then of making an historically vital »c tion camp in Breitenau, w for essentially reasons of conscience (in the sense ce prison in Kassel J of po w the Communist P as he sa

einst mögt v a

eit geschehen,

v y Life« e of the Nazi terror follo

ou may understand, A wer eben mir z

age against so many things.« ugust 8, 1933. On J

w it, barbarity and humanity), he rejoined , he w b ebens« y K

erstehen, ur arty (w

t Finkenstein as arrested and taken from the poli

erstör arty

t,

hic . In

t!

une 1933 to the concentr

h he left in 1925). In 1932,

April 1933, during the first

here he remained capti

uly 23, 1935, he w wing their assumption

, hoice«, between,

t.«

as

a

v -

- e

breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 63

to Breitenau and from there w No Str of his former wife and tw Königstor tence«. v A jail for an additional six y He spent the next tw treason«. 1943 – he w half y freedom. final da munist cir w minimal amount. Käte W prison sentence w of evidence to substantiate these accusations; his K 1937. She w y released on J concentr Mar Moringen, w ported to the (w

arious prisons in Kassel (first the police cells ears in remand prison until her release Ma

urt F

usc

ho had both died in Russia as soldiers. On the

esthoff and 16 other political friends from com

aße, and finally in the

v

c

ember 1937, he w

hwitz, w

h 1938, at w

ears imprisonment for »conspir

inkenstein remained in the

y of his prison sentence – in No

While he w

ation camp at Lic

, then in remand prison at 11 Leipziger

T

cles. He w

he court w

as later taken into custod

as arrested b

here she remained until its closure in une 21, 1938.

here he died on J

omen's) concentr

hic

as subsequently reduced b

as there he learned of the death

ould nev

o-and-a-quarter y h point she w

as unable to find ev

as sentenced to sev

W

esthoff spent almost tw W y the Gestapo and taken o sons, P

ears follo

htenburg. She w

ehlheiden prison); in

er again regain his

as later deported to

anuary 29, 1944.

W ation camp at

eter und Martin,

as taken to the

wing the »sen

ehlheiden

ac

y and tr

ears in

y to commit

v

ember

en a shred

en-and-a-

as

y a

ans

y

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- - - der » begannen gleic Lilli w L Es kamen die vielerlei Gesetze und Sc »Sar Staats wegen erniedrigt wurde, und wie sie selbst, bitterung der Bevölkerung »sc als Studenten kennen gelernt, heir Staat anerkannte, v unter dem Arztpr seiner Ehe her illi und ihr Mann, beide Ärzte, hatten sic die über Lilli und ihre F Abhängigen dem Doktorhaus ergeben, sah doc wenn auc Anmeldung hatte sie v seln, wie da einer v nic die gewöhnlic hw - so tat der Doktor Sc stand v 1933. Das Haus wurde v a« hinzuzusetzen. Das wurde zum ht ohne w ankend zwisc ar mit den Kindern in die Stadt gezogen. Bei axis auf dem Land. [...] Dann kam das J und allen erhängten. Die Bevölkerung des Dorfes, V h mit der gewissen orw h nac ausgetreten und in eine neue, v ollüstiges und selbstgefälliges Gru- hen Über Lilli J and, die jüdisc V hen Streben und on der Öffentlic h orsc V Absc on den Hohen, Reic olksgenossen, infolgedessen 3. S In Br hriften entsprec ersäumt, ihrem hritt um Sc amilie den hluss des Studiums eine eptember 1943 bis 1 eitenau in Schutzhaft v on SA-Leuten umstellt im Rang stiegen. [...] hützen« zu müssen. Anhänglic he F eingetreten w ateten bald und hritt, bis er aus V hkeit gebilligte r ahn W A au v erordnungen, usnahmezu- iderstreben, hende Ehe Anlass V or der Er ornamen hkeit der hen v h sc hon ahr om on ar > h - . 7. März 1944 om breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 64

genommen, sie wieder und wieder zur Gestapo zu ein zugereichtes Stückchen Brot hinter das schnell bestellen, und beim vierten Male kehrte sie nicht aufgeknöpfte Kleid. Das war eine entsetzlich ver- mehr heim. Sie kam ins Gefängnis und fuhr von wandelte Mutter, - um Gottes willen, was haben sie dort jeden Morgen in der blaugestreiften Kolonne dir getan? Und die Kinder standen mit aufgerisse- gefangener Frauen zur Arbeit in eine benachbarte nen Augen vor der grausam lächelnden Sphinx des Fabrik. Bei einem kleinen Umsteigebahnhof fand Lebens. sich oftmals eines der größeren Kinder ein, um die Mutter zu sehen und ihr heimlich etwas zuzusteck- Lange noch warteten sie bang und geduldig, die en. Viele Stunden brauchten die Kinder danach, bis vier Mädchen und der Sohn. Denn die Mutter hatte sie sich wieder beruhigt hatten über den Anblick, für das Vergehen, sich nicht als »Sara« eingetragen der ihnen geworden war: die geliebte, heitere zu haben, sechs Monate Gefängnis bekommen, Mutter, immer ein Bild der geordneten Sauberkeit, und danach durften sie auf ein Wiedersehen hoffen. der planvollen Geschäftigkeit, die ihrem Heran- Aber als die Zeit um war, war es mit der Hoffnung wachsen das Leben wie Stücke guten, kräftigen vorbei. Denn Lilli wurde abtransportiert in das Kon- Brotes gereicht hatte; die täglich früh am Morgen zentrationslager Auschwitz, und es kam von ihr zwischen ihnen stand in ihrem dunkelblauen Kleid niemals mehr eine Kunde. mit den glänzenden Aufschlägen, und ihnen die Auch ihre Asche kam nicht. Denn es wurde den verwirrten Haare glatt bürstete; die ihnen das Essen Kindern auf ihre Bitte geantwortet, dass Asche von ausschöpfte und das Fleisch zuteilte, - diese Mutter Juden nicht herausgegeben werde.« stand nun grau und faltig, in Kopftuch und kuttig- plumpem Gefängniskleid, in Holzschuhen und Lotte Paepcke, »Unter einem fremden Stern«. »Lilli and her husband, both doctors, had met as ohne Strümpfe da und steckte hastig und dankbar [zuerst 1952] Bühl-Moos 1989, S. 61 ff. students, married soon afterw practice in the countryside shortly after completing their qualifications. [...] ards and opened up a house w as surrounded bThen came 1933. of ha ving to »protect« they the J SA under theTheir pretext embittered reactions of the local populace. Man ewish wife from the About Lilli J laws and regulations were in pose a state of emergenc Schutzhaft in Breitenau fromahn v The people in the village, thoughoked toin someorder degreeto im-y September 3rd 1943 to March 17th 1944 y on Lilli and her family respectful to their dependenceward the on doctor'shis services, house looked as a resulton, none .of theless, with a certain enjo tion at the humiliation of a dignified, well-to-do yment and self-satisfac citizen, w - hile they – as 66 | 67 moners) – rose in r - Volksgenossen ( mere com ank as a result. [...] -

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Lilli mo morning with other w home. She went to prison and from there ev dance with all regulations. times. zed b in her being handed o ev legally required first name, »Sar the older c gr registering with the police, she failed to add column went to w tion to see his mother and secretly gi W and debris. looks terrible – at the r station since 3 a.m. and hav contr Auschwitz tomorr w »It is a long and tedious journey sieht böse aus, am Bahnhof »Das ist eine lange und langw widerspr Bahnhof u. hör Am 2.

er

adually extricated himself from his marriage and L

a entually remarried, this time a marriage recogni Brief v

etter b v

den wir dann in Auschwitz sein. Die Mitteilungen darüber ering between hope and despair

adictions.« y the State, publicly appro

T After the fourth time, she nev

ag sind wir bis Dr

on v y

echend. […] « ed to the Lilli Jahn to her childr

Lilli Jahn an ihr hildren w W e got to Dr en eben, dass der Zug erst um 10 Uhr heute Abend w o

w ev ork in a nearb

wn with her c ould go to a small r

omen in the blue-striped e Kinder

ailr v

ening. er to the Gestapo numerous esden on the second day esden gekommen. […] oad station, Augustusplatz and in the whole of inner city only ruins en e just hear , written during the depor , geschrieben währ eilige R The r

. On the first day w

a«.

v

y factory , Augustusplatz u. in der ganz

ed and in accor

hildren. epor

T er returned

eise; am ersten his resulted

, the husband v

d that the tr e her a little

ts about what it is supposed to be like ar

ailroad sta

. One of When

end der Depor ery W . […]

ir sitz

tation fr - ain will not leav

e got as far L

- - T W ag sind wir über Halle bis L en nun schon seit 3 Uhr hier in Dr e hav om Br

tation v

her dress, w piece of bread gi them early in the morning ev the same mother w had nourished their gro prison clothes, in w been clean and tid stood grey and wrinkled, in headscarf tattered God ha mother w blue dress with the shin v out their meat. become calm again after they had seen their belo hair something. It took man , wie es dor eitenau to Auschwitz

e been sitting her ed and good-humored mother on Br

en Innenstadt nur , w e until 10 p

eitenau nach Auschwitz. eipzig via Halle!! […] L

ho had dished out their food and portioned eiter

v

e they done to y as horribly c

t sein soll, sind sehr geht. Mor

hic

h she quic T

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his w v

e in Dr

en to her b

y ho hastily and gr

e full of

, constructi W ooden clogs without stoc eipzig!! […] L T gen Abend rümmerhaufen.

e'll get to

as the same mother w

hanged – w

y hours for the c

wth, w

y lapels and brushed their esden at the

ou? kly buttoned up.

esden am eipzig

y her c And the c ery da

ho had stood among

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e and busy eipzig

hat in the name of

ho had alw

y in her dark-

hildren under atefully hid the

hildren stood

hildren to

T , w

ho no heir

kings;

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ys

w - geschrieben währ her childr The r Rückseite des Umschlags eines Briefes v ev

erse side of the env

Ev T nev Lilli w the sphinx of life. w with ey as »Sar six months imprisonment for not registering herself for them, the c four girls and the bo L J [zuerst 1952] Bühl-Moos 1989, S. 61 ff [zuerst 1952] Bühl-Moos

en, written during her depor ews were not gi

otte P

hey w

hen the six months were up, hope disappeared.

en her ashes nev er heard from again.

aepcke

as taken a

a« and they hoped to see her again. But

aited a long time, afr es wide open before the gruesome smile of end ihr , »Unter einem fr er Depor

elope containing a letter fr

hildren were told that the ashes of

w

v

en out.«

a

y to er came bac

tation v

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T tation to Auschwitz.

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on Lilli Jahn an ihr usc

on Br

aid and patient, the hwitz, and she w . eitenau nach Auschwitz.

tern«.

k. When they asked om Lilli Jahn to e Kinder

,

as

v en breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 66

1 11 3 2

4 2 Küche Kitchen Im Juli 1940 errichtete Kochküche 5 8 Constructed in July 1940 10 3 »Frauenhaus« »Women's house« Hier wurden Schutzhaftgefangene (Frauen) 6 des Arbeitserziehungslagers untergebracht. 9 Inmates of the work education camp (women) 7 were housed here.

4 Zellengebäude Cellblock Zellenbau mit 27 Einzelzellen, erbaut im Jahre 1911, der zur Unterbringung von Strafgefangenen des Zuchthauses Wehlheiden, als Isolationstrakt und während des Krieges zur Unterbringung von Schutzhaftgefangenen benutzt wurde. Im Jahre 1962 wurde das Gebäude abgerissen. Cellblock consisting of 27 individual cells that 1 Klosterkirche Breitenau 1 Breitenau Monastery chapel were built in 1911 and used to incarcerate »intract- Das Mittelschiff wurde als »Hauptgebäude« The central nave of the church was used from able« prisoners and inmates of Wehlheiden pri- sowohl 1933-34 als auch 1940-1945 zur gefäng- 1933-1934 – as well as from 1940-1945 – as a son in isolation units; during the war, the cells nisähnlichen Inhaftierung von Schutzhaftgefan- holding cell for men imprisoned under the were used to house prisoners arrested under the genen (Männern) benutzt; der Ostteil Gemeinde- »Schutzhaft« decree. The Guxhagen congregation Schutzhaft decree. The building was demolished kirche Guxhagen. met in the eastern part of the church for services. in 1962.

68 | 69 breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 67

Breitenau in der Zeit des Nationalsozialismus Breitenau During the National Socialist P

5 Landarmenhaus State Poorhouse 8 Alte Pforte Old Gate Zur Unterbringung von Schutzhaftgefangenen 1921 errichtetes Torgebäudeeriod mit Räumlichkeiten 1933/34. Hier befanden sich Schlafsäle und die des Wach- und Anstaltspersonals Krankenabteilung des Arbeitserziehungslagers. A gatehouse erected in 1921 with rooms for the Used to house custodial prisoners from 1933- guards and associated personnel 1934 and 1940-1945. The dormitories and sick wards of the Arbeitserziehungslager were 9 Pferdestall mit Scheune Stable located here. Im Jahre 1971 abgerissen Demolished in 1971 6 Zehntscheune Tithebarns

Neben der Klosterkirche ältestes Gebäude 10 Große Scheune Large Barn Breitenaus, das noch zum Kloster gehörte. Zeit- Getreidespeicher (mit Kartoffelkeller), weise wurde es als Altersheim benutzt. 1944/45 1971 abgerissen war es Sitz einzelner Abteilungen und Kommissa- riate der Gestapo Kassel. Grain store (with potato cellar), demolished in 1971 With the exception of the monastery chapel, the oldest building in Breitenau that originally 11 Verwaltungsgebäude Administrative Building belonged to the monastery. It was used for a time as a nursing home. From 1944-1945, it served as 1937 gebaut; zugleich Haupteingang und the headquarters for individual departments and Wohnung des Leiters der Anstalt Breitenau commissariats of the Kassel Gestapo. Built in 1936/7, serving as the main entrance to Breitenau Camp as well as the residence of the 7 Grifter Tor Grifter Gate director and the camp head Altes Turmgebäude aus der Klosterzeit Old tower building from the time of monastery breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 68

Die Gedenkstätte Breitenau geht auf ein Studienprojekt an der Gesamt- hochschule (heute Universität) Kassel zurück. Im Jahre 1979 stießen wir eher zufällig auf Spuren eines Konzentrationslagers vor den Toren der Stadt. Dann tauchten Schutzhaftakten aus der Zeit des Nationalsozia- lismus auf, aus denen eine dokumentarische Ausstellung: »Erinnern an Breitenau 1933-1945« entstand. Mit ihr wollten wir die Menschen ehren, die im Lager Breitenau bedrängt, verfolgt oder ums Leben ge- bracht worden waren. Erstmals wurde die Region eingehend informiert. Die Ausstellung wurde teils begrüßt und teils abgelehnt. Anfangs war die Abwehrhaltung unübersehbar. Breitenau war der erste und lange Jahre der einzige Gedenkort dieser Art in Hessen und wird von der Landes- regierung seit 1987 unterstützt.

Die Gedenkstätte fand Kontakte zu zahlreichen ehemaligen Schutzhaft- gefangenen des Lagers im Inland und im Ausland. Mit ihnen führten wir Die Gedenkstätte Breitenau Gespräche und von ihnen erhielt die Gedenkstätte Zeugnisse über die The Breitenau Memorial Lagerzeit und darüber hinaus.

Die Gedenkstätte Breitenau will Besuchern Gelegenheit geben, selbst etwas zu studieren: z. B. kann man mit Hilfe der Akten (deren Originale im Archiv verwahrt werden) und der anderen Dokumente Einzelfragen der Geschichte Breitenaus untersuchen oder sich auf die Lebensge- schichten von Gefangenen einlassen.

Die im Jahre 1992 geschaffene neue Ausstellung nähert sich mit künst- lerischen Mitteln dem historischen Breitenau und den Fragen des Um- gangs mit dem Ort und dem dortigen Geschehen.

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breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 69

T the history of Breitenau and indi ar dentally came across tr out at the Kassel Gesamthoc do T ha T the camp w T pendent resear ted or murdered in Breitenau. It w T Hesse, enjo Breitenau w among other things. turn up, and this ga At first, those w T area had been told of the camp in an w an Breitenau 1933-1945« (Remembering 1933-1945).

he new exhibition created in 1992 uses artistic means to open a win hen custod he memorial has facilitated contact with numerous former prisoners of he Breitenau Memorial gi he exhibition w

anted the exhibition to honor those w c

he Breitenau Memorial o

v w onto the history of Breitenau and ev

hi

e con

v

al documents, visitors can in

v

ersations with them and get ey

ying the support of state go

as the first, and, for man

ho reside both in German

y documents from the National Socialist period began to

c

ho rejected the exhibition formed a highly visible group.

h; for example, with the help of copies original

as greeted with a mixture of acceptance and rejection.

v

e rise to a documentary exhibition titled »Erinnern

aces of a concentr

v wes its existence to a resear

es visitors the opportunity to carry out inde

hsc

hule (no

as the first time that residents of

v

estigate specific questions regarding

y vidual stories of its prisoners.

y detail.

ears, only memorial of its kind in

y and abroad.

w Uni ho had been har

ation camp just outside the city ewitness accounts of the camp,

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ernment since 1987.

v ents that tr

ersity). In 1979, we acci

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W

h project carried

assed, persecu

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- - - - . fon 34302 Guxhagen Brückenstr K is av On Sundays, a fr Führung für Einz Um 14.30 Uhr findet sonntags eine kostenlose Sunday: 13h - 17h (closed on satur Monday - F Sonntag: 13 - 17 Uhr (Sonnabends geschlossen) Montag - F Öffnungsz E-Mail: gedenkstaette-br Internet: http://www fax Gr V und ander Führungen und S or ontakt oups should telephone in adv anmeldung. ailable at 2:30 p +49(0)5665.1727 +49(0)5665.3533 en Gruppen bitte nach telefonischer eiten r aße 12 Contact riday: 9h - 13h and 14h 16h eitag: 9-13 Uhr und 14-16 elbesucher statt. ee guided tour for individual visitors tudienbesuche v Opening hours .m. .gedenkstaette-br [email protected] ance on Schulklassen day) eitenau.de breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 70

Zeitgenössische Fachliteratur zum Lager Breitenau Ayaß, Wolfgang: Das Arbeitshaus Breitenau. Die Gedenkstätte Breitenau ist eine Einrichtung der Universität Bettler, Landstreicher, Prostituierte, Zuhälter und Fürsorgeempfänger Kassel. Studierende und Hochschullehrer haben die Geschichte die- in der Korrektions- und Landarmenanstalt Breitenau (1874-1949). Kassel 1992. ses Ortes und die historisch-politische Bildungsarbeit der Gedenk- stätte zum Gegenstand zahlreicher Studien und Veröffentlichungen Krause-Vilmar, Dietfrid: Das Konzentrationslager Breitenau. gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten sind auch von Seiten der Ein staatliches Schutzhaftlager 1933/34. Marburg 2. Aufl. 2000. in Breitenau tätigen Wissenschaftler und Pädagogen zahlreiche Ver- öffentlichungen erschienen, von denen hier nur die monographi- Doerry, Martin: »Mein verwundetes Herz«. schen Beiträge aufgeführt werden. Das Leben der Lilli Jahn 1900-1944. Stuttgart + München. 5. Aufl. 2002. Jährlich erscheint ein Rundbrief des Fördervereins Breitenau, in dem über neuere Forschungen und Dokumente und über die Erhart, Hannelore, Meseberg-Haubold, Ilse, Meyer, Dietgard (Hg.): Bildungsarbeit der Gedenkstätte berichtet wird: Verein zur Katharina Staritz 1903-1953. Förderung der Gedenkstätte und des Archivs Breitenau e. V. (Hg.): Dokumentation Band 1: 1903-1942. Neukirchen-Vluyn 1999. Rundbrief 1 (1986) ff. Im Freihandbestand der Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek [Signatur 38 Hass ZB 2167]. Finkenstein, Kurt: Briefe aus der Haft 1935-1943. Herausgegeben, kommentiert und eingeleitet von Contemporary Studies of the Breitenau Concentration Camp Dietfrid Krause-Vilmar. Mitarbeit: Susanne Schneider. Kassel 2001.

The Breitenau Memorial was established by the University of Richter, Gunnar (Hg.): Breitenau. Kassel. Students and teachers of the university conducted nume- rous studies on the history of this site and on the politico-historical Zur Geschichte eines nationalsozialistischen Konzentrations- und context of the work that went into creating the memorial. In recent Arbeitserziehungslagers. Kassel 1993. years, scholars and teachers who have worked in and on Breitenau have produced numerous publications, of which only the mono- Richter, Gunnar: Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945). graphs will be cited here. Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem. Kassel 2004. Online-Ressource Universitätsbibliothek Kassel A circular letter of the Breitenau Promotion Society appears annual- (erscheint als Buch 2008 im Verlag Jenior, Kassel). ly, in which recent research, publications and educational work car- ried out on the memorial are reported: Verein zur Förderung der Weitere Literaturhinweise unter www.gedenkstaette-breitenau.de Gedenkstätte und des Archivs Breitenau e. V. (Hg.): Rundbrief 1 oder auch unter www.uni-kassel.de/fb1/infonsnh (1986) ff. Accessible in the open stacks of the Landesbibliothek and Further recommended reading can be found at www.gedenkstaette-breitenau.de Murhardschen Bibliothek under the shelf mark 38 Hass ZB 2167. and www.uni-kassel.de/fb1/infonsnh

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Nachweise und Ergänzungen | References and Appendices

6 Die Klosterkirche. Aufnahme Gunnar Richter. 26 Informationsstelle zur Geschichte des Nationalsozialismus in Mauern des Schweigens durchbrechen. Die Gedenkstätte 8 Gershom Scholem, Walter Benjamin und sein Engel. In: Zur Nordhessen: Ludwig Pappenheim als junger Mann. Breitenau. Kassel 1986, S. 175. Aktualität Walter Benjamins. Aus Anlass des 80. Geburts- Aus privatem Besitz. 45 LWV-Archiv. Bestand 2 [Breitenau], 7596. tages von Walter Benjamin herausgegeben von S. Unseld. 27 Informationsstelle zur Geschichte des Nationalsozialismus in Postkarte an Pater Thaddäus [Wilhelm Brunke]. Frankfurt a. M. 1972, S. 130. Nordhessen: Ludwig Pappenheim mit Mitgliedern der SPD- 46 (Abb. bis S. 50) LWV-Archiv. Bestand 2 [Breitenau], 4816. 11 Archiv der Gedenkstätte Breitenau (Archiv-Gedenkstätte): Fraktion im Kreistag Schmalkalden im März 1931. Privatbesitz. Akte J. A. (der Name wurde anonymisiert) Foto Sellestraße in Guxhagen, nach Juli 1940 aufgenommen; 28 HStA Mbg.165/3982. Band 11; HStA Mbg 180.Wolfhagen 2329. 51 Archiv-Gedenkstätte: Mitteilung von Dr. G. Richter. aus Privatbesitz. . 29 »Ab nach Breitenau«. Hessische Volkswacht (NSDAP-Zeitung) 52 Ort der Massenmordes vom 30. März 1945 und des 13 »Wer nur den lieben Gott lässt walten …«. Mitteilung eines Nr. 159 vom 10. 7. 1933. Massengrabs. Aufnahme Stephan von Borstel. älteren Besuchers aus einem Nachbardorf Guxhagens (1984). 30 »Eine Stunde unter Schutzhäftlingen«. Kasseler Post 53 Hessische Nachrichten vom 29. Januar 1952. 13 Klosterkirche Breitenau. Stahlstich aus: Malerische Ansichten vom 23. 6. 1933. 54 Gedenkstein Fuldaberg. Aufnahme Stephan von Borstel. von Hessen von G. Landau. Kassel 1842, S. 45. 31 Hessische Volkswacht (NSDAP-Zeitung) vom 12. Juli 1933. »Sie ruhen in Frieden«. Gedenkstein aus dem Nachlass von 14 Archiv-Gedenkstätte: Zellengebäude. Aus privatem Besitz. 32 »Weihnachten im Konzentrationslager«. Hessische Volks- Wilhelm Hugues, Hümme. Aufnahme Stephan von Borstel. Die Aufnahme stammt aus den 1960er Jahren, unmittelbar vor wacht (NSDAP-Zeitung) vom 29. 12. 1933. 55 Ausstellungsraum der Gedenkstätte dem Abriss des Zellengebäudes. 33 »Einmal dritter Klasse Breitenau«. Kurhessische Landes- Aufnahme Elvira Zickendraht, Kassel. 15 Archiv-Gedenkstätte: Mädchen des Erziehungsheims beim zeitung (NSDAP-Zeitung) vom 17./18. 11. 1934. 56 Pflanzenvitrinen aus dem Ausstellungsbereich. Sport. Aus privatem Besitz. 34 Die hier aufgeführten Haftgründe stammen aus den Akten Aufnahme Stephan von Borstel. 16 Zeittafel. Archiv-Gedenkstätte: Aufnahme aus den 1960er von ehemaligen Schutzhaftgefangenen des Lagers Breitenau. 59 Aus: Jutta Brendow, »Des großen Lichtes Widerschein. In Jahren. Aus privatem Besitz. 35 Ausstellungsraum der Gedenkstätte. memoriam Katharina Staritz, Pfarrerin zu Albertshausen.« 17 Zellenwand. Aufnahme Stephan von Borstel. Aufnahme Elvira Zickendraht, Kassel. In: Lukasbote. Gemeindebrief für die evangelischen Kirchen- 18 Ausstellungsraum der Gedenkstätte 36 Der Chef der deutschen Polizei und Reichsführer SS Heinrich gemeinden Albertshausen, Hüddingen und Reinhards- Aufnahme Elvira Zickendraht, Kassel. Himmler bei einer Ansprache im Polizeirechtsausschuss, der hausen. Weihnachten 1984. 18 (bis S.20) Aufnahmen Stephan von Borstel. in der Akademie für deutsches Recht tagt. sv bilderdienst. 62 Abbildungen Kurt Finkensteins. Von seiner Ehefrau, Käte - Archiv-Gedenkstätte: Gespräche mit ehemaligen Gefangenen 39 LWV-Archiv. Bestand 2 [Breitenau], Nr. 7062. Funkenstein, der Gedenkstätte Breitenau übergeben. und Insassen des Konzentrations- und Arbeitserziehungs- Allgemeines 1938 – 11/ 1943. - Briefauszug von Kurt Finkenstein. Aus: Kurt Finkenstein, lagers Breitenau (Ton- und Videoaufzeichnungen, Trans- 40 Archiv-Gedenkstätte: Werksausweise. Ost-Abzeichen. Briefe aus der Haft 1935-1943. Herausgegeben, kommentiert kriptionen und Aufzeichnungen). 41 Archiv-Gedenkstätte: P-Abzeichen. und eingeleitet von Dietfrid Krause-Vilmar. 21 Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen in Kassel - »Eine Reihe will ich sehen!« Ausspruch und Foto vgl. Gunnar Mitarbeit Susanne Schneider. Kassel 2001, S. 149. (LWV-Archiv): Bestand 2 [Breitenau], 7631. Aktendeckel der Richter, Breitenau, a.a.O., S. 115. – Archiv-Gedenkstätte: 64 Strophe aus der autobiographischen »Ballade von den am 22. Juni 1933 auf Weisung des Anstaltsvorstehers - »Judenstern«. Leihgabe des Jüdischen Museums Frankfurt. Widersprüchen meines Lebens«. Aus: Kurt Finkenstein, angelegten Akte. Aus einer Stoffbahn mit aufgedruckten »Judensternen«, die Briefe aus der Haft 1935-1943. a.a.O., S. 363. 22 Archiv-Gedenkstätte: Ehrenmal. Aus privatem Besitz. von der Berliner Fahnenfabrik Geitel & Co. hergestellt wur- 65 Lilli Jahn. Aus dem Privatbesitz von Frau Ilse Doerry, Karlsbad. 23 Archiv-Gedenkstätte: Postkarte eines SS-Mannes. den. Solche Stoffbahnen lagerten bei der »Reichsvereinigung 67 Archiv-Gedenkstätte: Leihgabe von Frau Ilse Doerry, Karlsbad. Aus privatem Besitz. der Juden in Deutschland«. Eine befand sich im Gefängnis- 68 Archiv-Gedenkstätte: Junkers Luftaufnahme, 1930er Jahre. 23 Bundesarchiv Berlin. Abt. III. Rasse- und Siedlungshauptamt. trakt des Jüdischen Krankenhauses in der Schulstraße in 69 Dachboden der Klosterkirche. Aufnahme Stephan von Borstel. Personalbögen. Portraitfotos von SS-Angehörigen. Berlin. Am Tag seiner Befreiung wurden sie von einem jüdi- 70 Zehntscheune und Sitz der Gedenkstätte 24 Ludwig Pappenheim. Von Kurt Pappenheim, Schmalkalden. schen Häftling, Hans-Oskar Baron Löwenstein de Witt, gefun- Aufnahme Gunnar Richter. 25 »Volksstimme«. Organ für die werktätige Bevölkerung West- den, der eine der Stoffbahnen als »Andenken« mitnahm. 74 Dachboden der Klosterkirche. Aufnahme Stephan von Borstel. Thüringens, Schmalkalder Tageblatt. (1919); später: Organ Einen Teil der Sterne tauschte er gegen Lebensmittel ein. - Gerhard Leibholz im Gespräch mit Werner Hill am 9.2.1982. der Sozialdemokratischen Partei. Schmalkalder Tageblatt. (Mitteilung des Jüdischen Museums Berlin). In: Als es umschlug an den deutschen Universitäten. Amtsblatt der Kreiskommunalbehörden und der städtischen 42 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Abt. 520. Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 238 vom 22.10.1984, 11. Behörden... 14 Jg. (1932). Verantwortlich für die Redaktion: Spruchkammerakten. Ludwig Pappenheim. 42 Ausstellungsraum. Aufnahme Stephan von Borstel. Umschlagfotos Stephan von Borstel - Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStA Mbg) 165/3982. Rudolf Messner, Sprache der Akten. Umschlag Rückseite: Reclams Kunstführer (Deutschland. Band IV. Band 12. LR Schmalkalden an RP Kassel am 11. 1. 1934. Aus: J. Dillmann, D. Krause-Vilmar, G. Richter (Hg.), Hessen. Baudenkmäler. Stuttgart 1967, S. 33) über Breitenau. breitenaukatalog1.qxd 30.01.2008 17:31 Uhr Seite 72

»Der Nationalsozialismus war in gewissem Sinne eine Offenbarung; er zeigte, was an den einzelnen Menschen im Grunde genommen dran war - er offenbarte die Substanz der Menschen.« GERHARD LEIBHOLZ

»National Socialism was in a certain sense a revelation: It showed what each individual was really capable of - it revealed what people are made of.« GERHARD LEIBHOLZ

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