INFO Wie in Deutschland begann und der

Auszug aus Ausgabe 48D – 4/06 Teil 2 Teil sich entwickelte Heute ist Aikido schon mehr bekannt, obwohl 4. INTRIGEN UND DER WEG ZUR Fachverbandes doch sauer auf. Hier konnten die GRÜNDUNG DES ERSTEN EIGENSTÄNDI- die Budo-Sportarten mit Schüler von Asai Sensei ihren Weg fortsetzen. Der GEN AIKIDOVERBANDES IN DEUTSCH- DJB entsandte auch eine Delegation nach Tokio LAND Wettkämpfen wie , zum Honbu Dojo, um die offizielle Repräsentation für Aikido in Deutschland zu erlangen. Das musste Das Komplott gegen Asai Sensei zeigte alle In- Taekwondo und Karate natürlich scheitern. In ihrer überheblichen Art er- gredienzien einer Intrige, wie man es von Theater- kannten die Verbandsfunktionäre des DJB natür- stücken her kennt. Es gibt einen Urheber, Verräter mehr Mitglieder lich nicht, dass das Honbu Dojo in keiner Weise ein und dumme Leute, die sich beim Erscheinen einer Stückchen Macht über das Aikido delegieren neuen Denkart, in diesem Fall eines neuen aufweisen können. Das würde. Darüber hinaus hätte das Honbu Dojo »Sports« mit anderen Regeln, gestört fühlen. Ich niemals zugestimmt, dass andere Personen als ihre habe immer noch im Ohr, wie ein Vorstandmitglied liegt ganz sicher daran, Shihan im Aikikai Aikido das Graduierungsrecht des PSV Münster, ein intellektueller Leichtmatrose, bekommen hätten. Der Druck des DJB hörte aber sich eruptionsartig über das von uns benutze Wort dass Aikido sich als nicht auf, so dass sich das Honbu Dojo gezwungen »Aikikai« erregte: »Aikikai« – »Aikikai, was heißt sah, dem DJB in ziemlich unverblümter Art (was das?« eine mehr esoterische eigentlich nicht gerade japanischer Stil ist) eine Absage zu erteilen: »We have now heard enough Aber jede Aktion hat ihre Reaktion. Die Schüler Disziplin präsentiert. about how powerfull your federation is…«. Jetzt von Asai Sensei waren nun gezwungen, sich ihre verstanden auch die DJB Funktionäre die eigene Organisation aufzubauen. In Münster wurde 1967 als eingetragener Unmöglichkeiten mit dem Honbu Dojo »einen deal« zu machen. Verein der Aikikai Münster gegründet. Er existiert heute noch. In den ersten Wochen trainierten seine Mitglieder ohne Matten. Vom Stadtsportamt, das Nach vielen Diskussionen über die Formulierung einer Satzung wurde das Vorgehen des Vorstandes vom PSV-Münster missbilligte, wurden ihnen ein deutscher Aikidoverband 1967 beim Amtsgericht Münster eingetragen. eine Gymnastikhalle in der Albert Schweitzer Schule in Münster zur Benut- Was eigentlich von Anfang an in Deutschland existierte, bekam hiermit zung zugewiesen, die in ihrer Größe gut einem Dojo angepasst war. Der ein- eine legale Form. Das erste Präsidium war: zige Nachteil war die periphere Lage. Aber sehr bald kam der Entschluss, ein eigenes Dojo zu bauen. In Münster (aber anderswo auch nicht) läuft • Präsident: Dr. Karl-Friedrich Leisinger nichts ohne Beziehungen. Und hier war die Aikido-Mannschaft gut ausge- • Vizepräsident: Dr. Albin Mock stattet. Das neue Dojo wurde in einer Holzhandlung gefunden. Ein aufge- • Generalsekretär: Dr. Hermann Kamp gebenes Lagerhaus wurde über vielen Stunden in Eigenhilfe zu einem • Schatzmeister: Hermann Terstiege und wunderbaren Dojo ausgebaut. Die Offensive gegen das Aikikai Aikido ver- • Bundestrainer: Katsuaki Asai lief nach der gleichen Taktik auch anderswo. Um mehr Transparenz für das Wort »Aikikai« zu erlangen, wurde Viele Trainingsgemeinschaften in Vereinen, in denen starke später der Zusatz »Fachverband für Aikido« dem Namen hinzugefügt. Der Judoabteilungen Einfluss auf die Vereinsleitung hatten, berichteten von bis heute gültige offizielle Name des Verbandes lautet: »Aikikai Deutsch- Schwierigkeiten, das Training mit Asai Sensei fortzusetzen. Wie in Münster, land - Fachverband für Aikido e.V.« so auch anderswo, war der einzige gangbare Weg die Bildung unabhängi- ger Trainingsgemeinschaften. In vielen Fällen bedeutete das finanzielle Op- Beim Ausländeramt in Münster flatterte eine Anfrage herein, ob gegen fer. Aber es gab auch Fälle, in denen die Vereinsvorstände nicht so engstir- einen dort gemeldeten Japaner Katsuaki Asai etwas vorliege. Es lag aber nig handelten. Überdies stieß vielen Vereinsoberen die Einmischung eines nichts vor. Dem Sachbearbeiter im erwähnten Ausländeramt kam die 4 Aïkidojournal 48D/2006 INFO

Anfrage offenbar so merkwürdig vor, dass er Zunächst entbrannte eine heftige Fehde stellt werden. Deshalb kam Shiba Sensei, da- einen ihn bekannten Münsteraner, der dem zwischen dem DAB und dem DJB, wer André mals General Secretary des Honbu Dojos, 1979 Aikikai Münster angehörte, anrief und um Infor- Nocquet als Cheftrainer übernehmen darf. Dass nach Zürich zum Kongress, um die mation bat. Die bekam er. Asai Sensei zahlte er beide Gruppen weiter unterrichtete, war bei Angelegenheit richtig zu stellen. Gleichzeitig seine Steuern und der ganze Behördenvorgang der ausgebrochenen Feindschaft zwischen DAB organisierte er mit Dr. Goldsbury, seinem wurde sehr schnell als ein Versuch enttarnt, ihm und dem DJB nicht mehr möglich. Hier setzte Schüler aus England – heute Präsident der und damit dem Aikikai Deutschland das Wasser sich Rolf Brand natürlich durch. International Aikido Federation (IAF) – eine abzugraben. Die ganze Aktion erwies sich sogar Front gegen das damalige französisch-belgische als eine Art Rohrkrepierer. Denn nun setzte das Der DJB versuchte nun seine Sektion da- Präsidium der EAF, der sich die Mehrheit der Präsidium des Aikikai Deutschland beim Aus- durch aufzuwerten, dass bekannte Aikidolehrer Mitgliedsnationen anschlossen. Beim Beginn der länderamt des Landes Nordrhein-Westfalen mit eingeladen wurden, wie Kobayashi Sensei aus Diskussionen zum Thema stand Dr. Goldsbury einem Antrag nach, die Aufenthaltsgeneh- Osaka, 8. Dan, inzwischen verstorben (nicht zu auf und erklärte, dass das Präsidium der EAF migung auf ganz Deutschland auszudehnen. Der verwechseln mit Yasuo Kobayashi Sensei, 8. Dan seine Mitglieder getäuscht hätte. Aber an Stelle Antrag wurde genehmigt, nicht zuletzt wohl aus Tokio), Tohei Sensei, 10. Dan und Shimizu der erwarteten Verteidigung stand das Präsi- auch deshalb, weil das Ausländeramt in Münster Sensei, 7. Dan, und andere niedrigere Dangrade. dium auf und verschwand. eine Empfehlung aussprach und Asai Sensei Im großen Ganzen waren dies Einmalauftritte. mittlerweile »eine Deutsche« geheiratet hatte. Tohei Sensei fand das Niveau der Zuvor hatte Tamura Sensei noch ein Praktizierenden so schlecht, dass er erklärte, er Gleichnis vom Haus des Vaters, das immer für 1970 bekam der Aikikai Deutschland plötz- wolle nicht mehr wiederkommen. Shimizu seine Kinder offen steht, erzählt. Aber offen- lich Luft. Das Trommelfeuer seitens der Sektion Sensei allerdings übernahm die Sektion Aikido sichtlich konnten die anwesenden japanischen Aikido im DJB hörte plötzlich auf. Statt dessen als Trainer. Aus der Sektion Aikido wurde nach Aikidolehrer Tamura Sensei nicht als einen Vater bombardierte Rolf Brand beinahe wöchentlich der Auflösung der Sektionen im DJB der Verband sehen. die Vereinsleitungen der Vereine, wo Aikido mit dem Namen »Tendoryu«, der Makoto betrieben wurde, mit Anschuldigungen gegen Shimizu – auch beim Honbu Dojo ausgebildet, Die Versammlung saß nun ohne ein Präsi- den Vorstand des DJB. Als Mitglied im zustän- aber nicht mehr mit ihm verbunden – als dium da. Ad hoc wurde ein Interimspräsidium digen Landessportbund meldete mein Verein Shihan hat. gewählt, mit dem Ziel, darauf hin zu wirken, natürlich auch die Zahl der Mitglieder im den französisch-belgischen Teil zur Vernunft zu Aikido, was sich für die Sektion Aikido im DJB bringen und wieder zur Teilnahme zu bewegen.

5. VOM SPALTUNGSVIRUS ©

Dr. Karl-Friedrich Leisinger r e g n

Münster/D i s i

Das Kapitel handelt von einer Krankheit, die e L L sozusagen anonym auszahlte. Dem Versender in verstärktem Maße die Budo-Disziplin Aikido . F -F .

der Post blieb allerdings so verborgen, wer in befällt. K K . r

meinem Verein Aikido leitete. Der Vorsitzer D D v i meines Vereins überreichte mir jedes Mal die 1979 fand ein Kongress der European Aikido h c r dicken, mit Papier gefüllten Umschläge mit den Federation (EAF) in Zürich (Schweiz) statt. Ein A Worten: »Muss der eine Zeit haben«. Jahr zuvor informierte der Präsident der EAF, Fotos: Monsieur Gonze, die Versammlung in Cannes, Lehrgang mit Tada Sensei an der Uni- Was war geschehen? Der Vorstand des DJB dass die World Aikido Headquarters (Honbu Dortmund war nicht bereit, dem Sektionsleiter Aikido die Dojo) wünschten, dass die Europäer ein eigenes volle Macht im Bereich Aikido zu geben. Es ent- technisches System entwickelten. Er bezog sich Dies entpuppte sich jedoch als ein vergeblicher sprach nicht dem Charakter Rolf Brands, die Be- auf ein Schreiben des Honbu Dojos, in dem ein Versuch. So wurde 1980 die Tatsache ausge- deutung seiner Persönlichkeit derartig zurück- solcher Vorschlag gemacht worden sei. Das nutzt, dass in Paris der Kongress der IAF statt- gesetzt zu sehen. Der Bruch mit dem DJB war Schreiben wurde der Versammlung aber nicht fand. Zu diesem Termin waren alle Vertreter der also vollzogen. Er gründete mit Gleichgesinnten vorgelegt. Asai Sensei, der in Honolulu den Mitgliedsnationen der IAF und der EAF in dieser den Deutschen Aikido Bund (DAB). Mehr als 2/3 Aikikai Deutschland e.V. vertreten hatte, konnte Stadt, so dass es sich anbot, ein neues Präsi- der Mitglieder der Sektion Aikido im DJB zog er sich an einen solchen Wunsch nicht erinnern, dium der EAF mit einer neuen Satzung zu wäh- mit sich. Von diesem Aderlass hat sich die Sek- was er auch hartnäckig gegen den Präsidenten len. Natürlich waren auch die französischen und tion Aikido im DJB nicht mehr erholt. Sie ver- der EAF und Tamura Sensei vertrat. Nach dem belgischen Mitgliederer davon unterrichtet. Wir blieb in einer im Wachstum gehemmten Situa- Kongress war er noch lange über dieses Ansin- sollten doch wieder zusammen kommen. Aber tion. Mitglieder dieser Sektion träumten natürlich nen verärgert. Monsieur Chassang, damals die »Graue Emi- auch davon, einen eigenständigen Verband zu nenz« hinter Tamura Sensei, drohte, uns von der gründen. Das war aber erst nach der deutschen Das Honbu Dojo hatte in der Tat einen Brief französischen Polizei verhaften zu lassen, soll- Wiedervereinigung möglich. Der DJB »entließ« an das Präsidium der EAF geschrieben. Es wollte ten wir es wagen, die Versammlung auf franzö- alle Budo Sektionen, weil er sich den Judover- jedoch etwas ganz anderes. Es bat, was man als sischem Boden abzuhalten. Daher fand die Ver- band der ehemaligen DDR einverleiben wollte. einen Akt der Höflichkeit interpretieren muss, sammlung in der US-Botschaft in Paris statt. Die Sektionen waren das Faustpfand dafür. nur um eine Stellungnahme. Das sollte der Ver- Dort hat die französische Polizei keinen Zutritt. sammlung in Cannes aber ganz anders darge- Die European Aikido Federation lebte nun in 5 Aïkidojournal 48D/2006 INFO zwei Versionen fort. Die Mehrheit der euro- hängt damit zusammen, dass man auf natio- päischen Aikido-Verbände hatte sich der in Paris naler und internationaler Ebene beim Sport die neu formierten European Aikido Federation beste Förderung für die Verbreitung und die (EAF) angeschlossen, die Franzosen und Belgier, staatliche Unterstützung sieht. Alles drängt an welche die Bezeichnung FEA – Federation Euro- die staatlichen Fleischtöpfe. Hin und wieder péenne d´Aikido – bevorzugten, führten den versuchen einige nationale Verbände sich sogar ursprünglichen europäischen Verband so weiter, um des schnöden Mammons willen, dem als wäre nichts gewesen. Die mühsam in nationalen Olympischen Komitee anzuschließen, Frankreich gegründete Union Nationale d´Aiki- was nun extrem gegen den Grundkonsens des do (UNA), ein Zusammenschluss verschiedener Aikido – keine Wettkämpfe – verstößt, denn Aikido-Verbände in Frankreich mit dem Ziel, die Mitglied in einem nationalen Olympischen staatliche Anerkennung zu erhalten, zerfiel aber Komitee können nur Wettkampfsportarten Fujimoto sensei auf einem Bokken- auch kurze Zeit später. Offenbar hatte sich der werden. lehrgang 1981in Porz. Führungsanspruch der Gruppe um Tamura Sensei auch hier nicht durchsetzen können. Die In den meisten Ländern gibt es eigene FFAAA – Federation Francaise d`Aikido et Ministerien für Sport. Steuergelder fließen hier Associations Alternative – gewann die direkt an anerkannte Sportverbände, was Oberhand und schloss sich der neu formierten allerdings bewirkt, dass die Einflussnahme des EAF an, nicht zuletzt deswegen, weil sie nicht die Staates in den Sportverbänden stark ist. In Anerkennung (recognition) des Honbu Dojos Deutschland ist der Sport dem Bundesinnenmi- besaß und weil sie diese mit der Unterstützung nisterium und bei den Ländern überwiegend den des Europäischen Verbandes bekommen konnte Länderinnenministerien angegliedert. Die und auch bekam. Gelder der Ministerien fließen hier zunächst ein- mal in die so genannten Sportbünde, die juris- Die Gruppe unter Chassang und Tamura tisch eingetragene und gemeinnützige Vereine Sensei versuchten nach der Spaltung der EAF in sind. Den größten Batzen bekommt natürlich Zürich, Asai Sensei in Deutschland das Wasser der Deutsche Sportbund, der es weitgehend für abzugraben. Auch in anderen Ländern setzten den so genannten Leistungs- und Spitzensport sie die Aikidoka unter Druck, mit ihrer Organi- ausgeben soll, damit Deutschland (Prestigeden- Ikeda und Asai Sensei, Pfingsten 1994 sation zusammen zu arbeiten. Sie fanden hier ken!) in der Welt nicht allzu mickrig dasteht. im »Bushido« am Hohenzollering in wie anderswo immer Leute, denen sie (schnelle) Dies ist im Wettbewerb der Nationen die Köln. Graduierung und Tamura Sensei als Lehrer gängige Praxis. Die Landessportbünde hingegen versprachen. Diese Versprechen waren, genauer sollen sich finanziell dem so genannten betrachtet, natürlich gar nicht zu erfüllen. Die Breitensport widmen, mit dem man natürlich Verleihung von »Gefälligkeits-Danen« hat sehr nicht so viel Eindruck wie mit dem Spitzensport schnell ihre Grenzen. Wenn die Graduierung schinden kann und der deswegen auch nicht so Doshu Kisshomaru Ueshiba und allzu fantastisch ist, lacht die ganze Welt nur üppig bedacht wird. Alle Sportbünde sind »waka sensei«, der jetztige Doshu darüber. Und die Lehrtätigkeit von Tamura demokratisch strukturiert. Etwas anderes wäre Moriteru Ueshiba – Vorführung: »10 Sensei – und das hat sich sehr schnell erwiesen in der Bundesrepublik Deutschland auch gar Jahre Aikido in Deutschland« 1975 in – wird dadurch begrenzt, dass das Jahr 52 nicht möglich. Die Mitglieder bestimmen über Düsseldorf. Wochen und der Tag 24 Stunden hat. die Vorstandsposten, die Verteilung der Gelder und über Neuaufnahmen (und Rausschmisse). Gleichwohl, in Deutschland entstand ein In diese Sportverbände als Mitglied weiterer Aikido-Verband, der Freie Deutsche hineinzukommen, ist aber gar nicht so einfach. Aikido Verband (FDAV). Tamura Sensei kam Zum einen herrscht hier die Mentalität einige Male, vergab Graduierungen und sandte Schiffbrüchiger: Sitzt man erst einmal im Boot, sehr bald seine Schüler als Lehrer. Die brüllt man gleich mit: »Das Boot ist voll«. Je Aktivitäten des FDAV reduzierten sich im Laufe mehr Insassen, desto weniger Platz und der Jahre derart, dass sie kaum noch wahrzu- Überlebenschancen. Nur, hier geht es nicht um nehmen waren. Leben und Tod, sondern, schlimmer noch, um die finanziellen Rationen, die verteilt werden. Es wird zwar immer wieder zu Recht betont, Zum anderen haben die Sportverbände eine dass Aikido kein Sport sei – in einigen Ländern wirksame Bremse: Das Einlochprinzip. Für jede wird Aikido auch unter der Rubrik »Kultur« Sportart wird nur ein Verband aufgenommen. geführt – aber überwiegend wird es, wie z.B. Wenn sie das zwar auch nicht konsequent Judo, dem Sport zugerechnet. So ist z.B. die IAF einhalten – der DSB hat z.B. den ADAC und den auch Mitglied in der General Association of AvD als Mitglieder – verteidigt er das mit International Sportfederations (GAISF). Das Zähnen und Klauen. Es hat hierzu bereits 6 Aïkidojournal 48D/2006 INFO

Prozesse bis hoch zum Bundesgericht gegeben. gument, Aikido sei keine eigenständige Da das Bundesgericht aber festgestellt hat, dass Sportart, stand natürlich von Anfang an auf der DSB wegen seiner Monopolstellung alle wackeligen Füßen und war letzten Endes wohl Sportler aufzunehmen hat, haben die auch der Grund für die gerichtliche Niederlage Sportbünde hier eine etwas nachgiebigere bei der höchsten Instanz in Deutschland. Der Haltung eingenommen. Wenn es gar nicht DAB vertritt seither auch allein Aikido im DSB, anders geht, müssen »Dachverbände« gegrün- obwohl er international isoliert dasteht. Der det werden, notfalls mit Druck und unter Aikikai Deutschland e.V. ist Mitglied sowohl in Mitwirkung der Sportverbände. Das Einloch- der EAF als auch in der IAF, die wiederum Mit- prinzip, welches bei Wettkampfsportarten glied in der GAISF und der International World durchaus Sinn macht, bei assoziierten Verbän- Games Association (IWGA) ist. den ohne Wettkämpfe, wie z.B. beim Aikido, Hatayama Sensei – Sommerlehrgang jedoch nicht sinnvoll ist, erfordert festgelegte Bei den Landessportbünden in Deutschland 2002 in Bad Kissingen. Aufnahmebedingungen. Gerade diese wurden haben sich dort, wo die Aufnahmebedingungen durch Bemühungen der verschiedenen Aikido- erfüllt werden konnten – jeder Landessport- verbände um Aufnahme in die Sportbünde erst bund hat natürlich, wie sollte es in der so richtig verschärft. deutschen Kleinstaaterei auch anders sein, eigene – die zuständigen Landesverbände des Der DAB und der Aikikai Deutschland e.V. DAB eingenistet, mit Ausnahme von Bayern. bemühten sich Ende der 80er Jahre des 20. Hier vertritt der Fachverband für Aikido in Jahrhunderts um Aufnahme in den DSB als Bayern (FAB) Aikido im Bayrischen Landes- außerordentliche Mitglieder (Verbände mit sportbund. Der FAB ist ein Dachverband für alle besonderen Aufgaben). Der DSB forderte einen Aikido-Trainingsgemeinschaften in Bayern mit Dachverband im Aikido, der sich 1989 auch Sektionen der Verbände, in dem der DAB aber unter dem Namen Dachverband Deutscher nun wiederum nicht mitwirkt. Aikidoverbände (DDAV) gründete. Mitglieder waren der DAB, die Sektion Aikido im DJB und Auch in anderen Bundesländern haben sich der Aikikai Deutschland e.V.. Ein Antrag dieses Fachverbände für Aikido außerhalb der Landes- Dachverbandes um Aufnahme wurde aber vom verbände des DAB gebildet, die sich in einem DSB zurückgewiesen. Als Begründung schob der Bundesverband für Aikido in Deutschland DSB neue Aufnahmebedingungen nach, in der (BAD) zusammengeschlossen haben, mit dem Doshu, Kisshomaru Ueschiba mit Mindestmitgliederzahlen von 10.000 genannt Ziel, alle Aikidoverbände der Länder und des Sumemiya Sensei auf der Vorführung wurden, die vom DDAV damals nicht erreicht Bundes in Dachverbänden zusammen zu fassen. zur »10-Jahresfeier Aikido in Deutsch- wurden. Dies war in meinen Augen ein Dieser Prozess ist noch in der Entwicklung und land« in der Philippshalle 1975 in widerrechtliches Verfahren. Die Ablehnung kam verläuft zäh, da der DAB, dort wo er in den Düsseldorf. überraschend, hatte sich doch der DSB zuvor als Spotbünden Mitglied ist, seinen Alleinvertre- hilfsbereit gezeigt. Was den Umschwung im tungsanspruch als Prestigefrage ansieht. Verhalten des DSB bewirkte, kann nur vermutet werden. Möglicherweise befürchtete der DJB Wir verfolgen aber nach diesem Abstecher in über seine Sektion Aikido im DDAV nur eine den verworrenen Zoo der deutschen Aikidover- Nebenrolle einzunehmen und hat als Mitglied bände weiterhin die erfolgten Spaltungen. Die des DSB die Aufnahme des DDAV hintertrieben. Aikido-Trainingsgemeinschaften im Aikikai Der DDAV zerfiel danach. Der erste Verband, der Deutschland e.V. waren und sind zum Teil seine Mitgliedschaft kündigte, war bezeichnen- kommerzielle Schulen, zum Teil gemeinnützige, Noro Sensei und Asai Sensei im alten Dojo in der Helmholzstraße in Düssel- der Weise der DJB. eingetragene Vereine oder Abteilungen solcher. dorf. Insbesondere die Danträger, welche kommer- Jeder Aikidoverband konnte sich jetzt zielle Aikidoschulen betrieben, fühlten sich überlegen, ob er den langen Marsch durch die unterbewertet, was sie als geschäftsschädigend gerichtlichen Instanzen antreten wollte. Auf betrachteten. Zwei Dinge empfanden sie als sehr einer Versammlung der Landesverbände in störend: Den langsamen Aufstieg ihrer Gradu- Meppen wurde das für den Aikikai Deutschland ierungen und das Fehlen von Graduierungs- e. V. abgelehnt, hingegen verfolgte der DAB rechten. Vom Geschäft wurde allerdings nicht diesen Weg konsequent bis zum Bundesgericht, geredet, stattdessen hörte man euphemistische wo der DSB mit seiner Argumentation nicht Begriffe wie »Verantwortung für meine Schüler« durchdringen konnte. Als Laien in Sachen Aikido und »Bewahrung ihrer Autorität«, wie man es mussten sich die Vertreter des DSB natürlich auf sonst von Politikern gewohnt ist. Eine neue die Argumente verlassen, die ihnen ihr Abspaltung erfolgte mit der Gründung des »sachkundiges« Mitglied vorgab. Das Hauptar- Bundes Deutscher Aikidoschulen (BDAS). Ob- 7 Aïkidojournal 48D/2006