Archiv Für Naturgeschichte
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© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Arthropoden während des Jahres 1883. Von Dr. Ph. Bertkaa in Bonn. Eingsley scheint geneigt zu sein, die von ihm aufgeworfene Frage: Is the group Arthropoda a valid one? zu ver- neinen, indem er auf die verschiedene Zahl der Fühler, Mundtheile, die verschiedene Entwickehmg, Beschaffenheit derVerdauungs- und Respirations- und Circulationsorgane der Crustaceen und Insekten hinweist; die Tardigraden, Pycnogoniden , Linguatulinen und Limulus sind vielleicht als Gruppen aequivalent den Insekten und Crustaceen, vielleicht auch als Zweige des Arachniden- stammes anzusehen; jedenfalls gehören sie nicht zum Phylum der Crustaceen; Americ. Naturalist 1883 S. 1034 ff. Packard in seinem Aufsatze: On the Morphology of the Myriapoda führt bei der Benennung der Kopftheile und ihrer Anhänge einige neue Bezeichnungen ein. Auf Grund der Embryonalentwicklung sieht er die Chilognatha als die ursprüng- lichere Ordnung an, die von einem „Leptus-ähnlichen" Vorfahr, d. h. einem Tracheaten, wie es der aus dem Ei schlüpfende junge Chilognath ist, mit 3 Paar Kopfgliedmassen und 3 Bein- paaren, abstammen. Diesem Vorfahr kommen Eurypauropus und Pauropus am nächsten, die nicht als eine besondere Ordnung, sondern als eine zweite Unterordnung der Chilognathen neben den Ch. genuina anzusehen sind, und zwar vermittelt Eurypauropus den üebergang zu Polyxenus. — Scolopendrella ist kein Myria- pode, sondern ein Thysanure. — Palaeocampa, die Scudder zu einem Chilognathen gemacht hatte, ist wahrscheinlich eine haarige Neuropterenlarve. Arcli. f. Natuigesch. L. Jahrg. 2. Bd. A 2 Bertkau: Bericht über die wissenschaftlichen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die Myriapoden mit ihren sechsbeinigen Jugendstadien haben keinen gemeinsamen näheren Ursprung mit den Insekten und Arachniden, bei denen gerade in der Embryonalentwickelung vielfach Boiupaare auftreten, die hernach verschwinden. Ueber die Beziehung zu den Crustaccen spricht sich Packard nur in folgendem Satze aus, den ich wörtlich hierhersetze: The Leptus- form larvae of Myriopoda — may tlien be the genealogical equivalent of the six-legged Nauplius of Crustacea; which type ig generally believed to have originated from the worms. Die Kopf- und ersten Rumpfgliedmassen bei den Insekten, Arachniden und Myriapoden lassen sich in übersichtlicher Weise auf folgender Tafel neben einander stellen: Leistungen im Gebiete der Arthropoden i. J. 1883. 3 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at gewöhnlich unterhalb des Kernes liegend auch eine kugelige „Phaosphäre" ; bei Androctonus fehlt dieselbe. Die centralen Augen der Skorpione sind „distichous" ; die der Linse zunächst gelegene Schicht, der Glaskörper, ist von der darunter liegenden, von den Nervenendzellen gebildeten, durch ein Membran getrennt. Hier treten gewöhnlich 5 Zellen in eine nähere Beziehung zu einander, und verschmelzen je ein Rhabdomer zu einem Rhab- dom ; der Unterschied zwischen Euscorpius und Androctonus be- züglich der Phaosphäre hat auch für die centralen Augen Giltig- keit. Was bisher übersehen, ist das Auftreten eines reichlichen zelligen Bindegewebes im Grunde des Ommateum, das nament- lich bei Androctonus stärker entwickelt ist und dem vielleicht auch Pigment führende Zellen an der Innenwand der Augen- kapsel angehören. Zwischen den seitlichen Augen der Skorpione und dem zusammengesetzten Auge des Limulus besteht nun eine grosse üebereinstimmung, wenn man die Gesammtheit der ersteren dem letzteren gleichsetzt. Die Linse desselben springt an der Innenseite in zahlreichen stumpfen Kegeln vor, hinter denen je ein Bündel von Nervenfasern sich mit 10 Nervenendzellen ansetzt. Das Ommateum ist einschichtig und die allgemeinen Verhältnisse stimmen mit denen eines Seitenauges der Scorpione übereiu. Geringer ist diese üebereinstimmung bei den centralen Augen des Limulus, die hier zum ersten Male eine genügende Dar- stellung finden. „Distichous" ist dasselbe zwar auch, aber die Nervenendzellen, an denen auch hier hin und wieder Gruppen von je 5 auffallen, sind von dem Glaskörper durch z. Th. pig- mentirtes Bindegewebe getrennt, so dass man auf den Gedanken gebracht werden könnte, diese Augen hätten, wenigstens bei erwachsenen Individuen, ihre Funktion z. Th. eingebüsst. — Quarterly Journ. Microsc. Science (N. S.) LXXXIX S. 177 ff, PI. X—XII. Owen nimmt in seinen Betrachtungen n cerebral homo- logies in Vertebrates and Invertebrates auch das Gehirn der Arthropoden in die Homologieen mit Mollusken- und Verte- bratengehirn auf; Journ. Linn. Soc. Lond. XVII S. 1 ff. Die Priorität der Entdeckung und ersten Beschreibung der glom. olfactorii, „Geruchskörper" bei Insekten nimmt Flögel für sich in Anspruch; Zool. Anz. 1883 S. 539; vergl. den Ber. für 1877—78 S. 379 (161). In einer Memoria intorno alla struttura e alla 4 Bertkau: Bericht über die wissenschaftlichen © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at connessioni dei lobi Olfattorii negli Artropodi su- per iori e nei Vertebrati weist Bellonci noch einmal darauf liin, dass bei Squilla, Gryllotalpa, Sphaeroma, Astacus, Nephropa Fasern von den lob. olfactor. zu den 1. optic. gehen und ver- anschaulicht deren Verlauf. Einen gleichen Zusammenhang fand er bei Kana und Anguilla und stellt vergleichende Betrachtungen über die physiologische Bedeutung dieser Thatsache an. Mem. R. Accad. dei Lincei (3) XIII S. 555 ff Tav. I, IL Packard hält the coxal glands of Arachnida and Crustracea für homologe Organe, die unter den Arachniden auch den Milben zukommen, wie Michael bei Oribatiden nach- wies (bei den Opilionen längst bekannt); Americ. Naturalist 1883 S. 795 ff. Graber hat seine Fundamentalversuche über die Helligkeits- und Farbenempfindlichkeit augenloser und geblendeter Thiere zuletzt auch auf Blatta germanica ausgedehnt und gefunden, dass geblendete Exemplare sowohl auf Helligkeits- wie auf Farbendifferenzen energisch reagiren. Diese Wirkung der Lichtstrahlen nennt Grab er photoderma- tische oder photosomatische. Sitzber. K. Akad. Wissensch. 87. Bd. 1. Abth. S. 201 ff. In einer Influence du milieu exterieur sur la com- position saline du sang chez quelques animaux aquati- ques überschriebenen Note theilt Fredericq die Aschen-Analyse einiger bei Roseoff gefangenen Cephalopodeu und der Hummer von Ostende mit. Letztere enthielt 3,04 % Salze. „Die im Brakwasser des Braeckman lebenden Gare, maenas haben ein für den Geschmack weniger salziges Blut als die von Ostende, und die Astaci unserer Flüsse endlich enthalten sehr wenig lösliche Salze in ihrem Blut (Prüfung nach dem Geschmacke)." Daraus schliesst Fredericq, dass sich bei diesen Thieren ein auf ein- fachen diosmotischen Gesetzen beruhender Austausch der Salze vollzieht, bis das Gleichgewicht zwischen der Blutflüssigkeit und dem äusseren Medium hergestellt ist. Bei den Krustern des süssen Wassers halten aber die Eiweiskörper des Blutes wahr- scheinlich ein wenig mehr lösliche Salze zurück als das Wasser enthält. Bullet. Acad. R. d. Sei. etc. de Belgique (3) IV S. 209 f. Canestrini fand, dass bei Insekten und Myriapoden nach ihrer Dokapitation die Bewegungen des Körpers und der Glied- ©Leistungen Biodiversity Heritageim Library,Gebiete http://www.biodiversitylibrary.org/;der Arthropoden i. J. www.zobodat.at1883. 5 massen noch längere Zeit fortdauern, am längsten in foucLter 10 Atmosphäre und bei niederer Temperatur (+ 5 bis ") ; Bull. Sog. Veneto-Trentina Sei. Nat. II S. 119 ff; s. auch Bull. Sog. Eut. Ital. XV S. 189. Speyer maeht Bemerkungen über den Einfluss des Nahrungswechsels auf morphologische Veränderun- gen, insbesondere bei den Arten der Gattung Eupithecia; Stett. Ent. Zeit. 1883 S. 333 ff. Die Raupe von Acronycta Alni ist insofern ein biolo- gisches Räthsel, als sie in der Jugend eine Schutz-, nach der letzten Häutung eine Trutzfärbung hat, ohne dass eine Aende- rung ihrer Säfte wahrscheinlich oder gar nachgewiesen wäre; derselbe ebenda S. 419 ff. Ueber den Nachweis von Chlorophyll bei den Aphiden s. im speciellen Theile. Une application de l'Entomologie ä la medicine legale sieht Megnin in dem Gutachten, das er über den in einer Kiste verpackten Kadaver eines 7—8jährigen Knaben ab- gab, in dessen Umhüllung sich unzählige Puppenhüllen von Sarcophaga laticrus und Lucilia cadaverina, ferner Dermestes lardarius, Anthrenus museorum, Tyroglyphus longior fanden. Mit grosser Anschaulichkeit schildert er die wahrscheinlichen Vorgänge und schliesst mit Scharfsinn, dass die Leiche zwei Sommer gelegen, der Tod also vor mmdestens IV2 — 2 Jahren eingetreten sei. Le Naturaliste 1883 S. 212 f.; vgl. ebenda S. 331, 339; C. R. Ent. Belg. 1883 S. LXXXIIIff.; Entomolo- gisk Tidskrift 1883 S. 39 ff. Branner erläutert seine Bemerkungen überhypertelische Nachahmungen bei den Orthopteren durch eine eine Ameise nachahmende Phaneropteride, Myrmecophana fallax und diu-ch 4 Pseudophylliden (Pterochroza colorata, deflorata, arrosa, infecta), deren Vorderflügel die verschiedenen Phasen eines wel- kenden Blattes nachahmen; Verh. Zool. Bot. Ges. Wien XXXIII S. 247 ff. Taf. XV. J. Kennel theilt biologische und faunistische Skizzen aus Trinidad mit; Arb. a. d. Zoolog. - zoot. Instit. Würzburg VI S. 259 ff. — Von besonderem Interesse sind die Angaben über Peripatus torquatus n. sp., der das zähe Secret der am Kopfe mündenden Drüsen mehrere Fuss weit spritzt und dadurch seine Beute unfähig macht zu entfliehen. 6