DS-06/2020

Beratungsfolge Termin Beratungsaktion Verbandsversammlung 04.12.2020 beschließend

Regionalplanfortschreibung - Raumstruktur

Beschlussvorschlag: Die Verbandsversammlung beschließt die dargestellten raumstrukturellen Festlegungen für den zukünftigen Regionalplan Ostwürttemberg 2035.

Sachverhalt Im Rahmen der Gesamtplanfortschreibung des Regionalplans Ostwürttemberg 2010 sind die Festlegungen zur regionalen Siedlungsstruktur zu prüfen und zu überarbeiten. Dazu zählen auch raumstrukturelle Festlegungen, wobei im Regionalplan lediglich regionale Entwicklungsachsen sowie Unter- und Kleinzentren festgelegt werden können; die weiteren Planaussagen werden nachrichtlich aus dem Landesentwicklungsplan übernommen. In der DS 02 PA-2019 vom 13. Februar 2019 wurde das Planungskonzept dargelegt und erläutert. Die Ergebnisse wurden daraufhin im Begleitgremium vom 19.11.2019 diskutiert und auf Basis der Diskussion erneut überarbeitet.

Zentrale Orte In einem ersten Schritt wurden die bestehenden Unter- und Kleinzentren hinsichtlich der infrastrukturellen Ausstattung, Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftlichen und verkehrlichen Ausstattung auf ihre Funktionserfüllung hin überprüft. Analog dazu wurden alle bisherigen Nicht-Zentralen-Orte dahingehend überprüft, ob sie Funktionen eines zentralen Ortes einnehmen. Die Anträge der Gemeinde (Aufstufung zu einem Kleinzentrum) und der Stadt (Aufstufung zu einem Unterzentrum) wurden in diesem Zuge ebenfalls geprüft. Diese erste Überprüfung (rein anhand der Ausstattungskriterien) hat folgendes Ergebnis erbracht:

Gemeinde Aufstufung Böbingen + Mögglingen Nicht-Zentraler Ort → Doppel-Kleinzentrum Nicht-Zentraler Ort → Kleinzentrum Waldstetten Nicht-Zentraler Ort → Kleinzentrum Hüttlingen Nicht-Zentraler Ort → Kleinzentrum Nattheim Nicht-Zentraler Ort → Kleinzentrum Oberkochen Kleinzentrum → Unterzentrum Abtsgmünd Kleinzentrum → Unterzentrum Kleinzentrum → Unterzentrum Kleinzentrum → Abstufung?

Da eine Neustrukturierung des Zentrale-Orte-Konzepts über eine Erfüllung von Ausstattungskriterien hinausgeht, sondern ein Planungskonzept zu Grunde liegen muss, fand eine kritische Prüfung der potenziellen Anpassungen unter folgenden Fragestellungen statt: • Wo leistet eine Aufstufung einen Beitrag zur Sicherung und Entwicklung einer nachhaltigen Siedlungs- und Versorgungsstruktur?

1 • Wo trägt eine Aufstufung zur Tragfähigkeit von Infrastrukturen und zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens bei? • Wo sichert eine Aufstufung die Daseinsvorsorge, um gleichwertige Lebensverhältnisse zu gewährleisten?

Als wesentliches Merkmal hat sich in diesem Kontext die Auseinandersetzung mit potenziellen Verflechtungsbereichen herausgestellt. Diese wurden in einem frühen Planungsstadium noch ohne Beachtung von Verwaltungsgrenzen (bspw. von Verwaltungsgemeinschaften, Mittelbereichen oder Landkreisgrenzen) definiert. Dieses Vorgehen musste jedoch im weiteren Verlauf aufgrund eines Schreibens des Wirtschaftsministeriums revidiert werden, in welchem es heißt, dass Verflechtungsbereiche sich an den gegebenen Verwaltungsgrenzen zu orientieren haben (sog. Prinzip der Einräumigkeit). Unter dieser Annahme lässt sich keine planerisch sinnvolle Umstrukturierung des bestehenden Zentrale-Orte-Konzepts ableiten, da sich die einzelnen Verflechtungsbereiche nicht sinnvoll ineinanderfügen lassen, ohne eine „Aufstufungskaskade“ hervorzurufen. Die detaillierten Beurteilungen der einzelnen aufstufungswürdigen Städte und Gemeinden ist im Anhang zu finden. Auf die Gemeinde Leinzell und die Stadt Oberkochen soll an dieser Stelle nochmal detailliert eingegangen werden:

Gemeinde Leinzell

Die Gemeinde Leinzell ist im aktuellen Regionalplan als Kleinzentrum definiert, die erste Überprüfung hat jedoch ergeben, dass Leinzell die Funktionen eines Kleinzentrums aktuell nicht erfüllt. Gleichwohl ist ein Kleinzentrum aus planerischer Sicht an dieser räumlichen Stelle durchaus geboten, um die Sicherung der Daseinsvorsorge und einer nachhaltigen Versorgungsstruktur für den Raum Leintal-Frickenhofer-Höhe in Zukunft gewährleisten zu können. Der Vorschlag der Verbandsverwaltung war daher ein Doppel- Kleinzentrum Göggingen-Leinzell, da einerseits beide Gemeinden zusammen die kleinzentralen Funktionen erfüllen können, andererseits wäre aus planerischer Sicht eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Gemeinden sinnvoll, insbesondere in den Bereichen Wohnbau- und Gewerbeflächenentwicklung sowie großflächiger Einzelhandel. In der Zwischenzeit ist dieser Vorschlag bereits in beiden Gemeinderäten durch die Verbandsverwaltung vorgestellt und diskutiert worden, fand jedoch im Gemeinderat von Göggingen keine Zustimmung, da eine damit verbundene stärkere interkommunale Zusammenarbeit abgelehnt wird.

Stadt Oberkochen

Die Stadt Oberkochen hat den Antrag auf Aufstufung zum Unterzentrum an die Verbandsverwaltung gestellt. Im derzeitigen Regionalplan ist Oberkochen als Kleinzentrum festgelegt. Die Überprüfung der Ausstattungsmerkmale hat ergeben, dass Oberkochen grundsätzlich das Potenzial für ein Unterzentrum hat, allerdings kann kein ausreichender Verflechtungsbereich für Oberkochen definiert werden, der jedoch für das planerische Konzept erforderlich wäre. Dies würde nur gemeinsam mit Königsbronn gelingen, dem steht jedoch die Landkreisgrenze entgegen. Da Oberkochen jedoch einen erheblichen Bedeutungsüberschuss in Bezug auf die Ausstattung mit Arbeitsplätzen aufweist, soll im neuen Regionalplan eine Sonderregelung für Oberkochen gefunden werden. So soll Oberkochen zukünftig als Kleinzentrum mit unterzentralen Teilfunktionen in Bezug auf die Arbeitsplatzausstattung geführt werden, um dieser Besonderheit gerecht zu werden.

Entwicklungsachsen Ergänzend zu den Landesentwicklungsachsen aus dem LEP, können regionale Entwicklungsachsen im Regionalplan festgelegt werden. Die zugrunde gelegten Kriterien für regionale Entwicklungsachsen sind: • Siedlungsbereiche mit hoher Verdichtung • Fortgeschrittener Ausbau der Verkehrsinfrastruktur • Fortgeschrittener Ausbau der Versorgungsinfrastruktur • Pendlerverflechtungen • Sonstige Verflechtungen

Sitzungsvorlage DS-06/2020 Seite 2 von 5 Auf Basis dieser Kriterien konnten potenzielle regionale Entwicklungsachsen definiert werden. Die verwaltungsinterne Diskussion zusammen mit der Diskussion im Begleitgremium hat jedoch ergeben, dass keine Erfordernis gesehen wird, diese potenziellen Achsen planerisch zu sichern, zumal keine direkten planerischen Konsequenzen für die Städte und Gemeinden entlang der regionalen Entwicklungsachsen daraus entstehen.

Die Überprüfung der raumstrukturellen Gegebenheiten hat auf Basis des bereits beschlossenen Planungskonzepts nur geringfügige Veränderungen hervorgebracht. Für den zukünftigen Regionalplan Ostwürttemberg 2035 können daraus abgeleitet folgende Plansätze für das Kapitel 2 formuliert werden:

2. Regionale Siedlungsstruktur 2.1. Raumkategorien Raumkategorien sind nach bestimmten Kriterien abgegrenzte Gebiete, in denen vergleichbare Strukturen bestehen und in denen die Raumordnung gleichartige Ziele verfolgt. In Baden- Württemberg werden die Raumkategorien gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 1 LplG gemeindeweise nach siedlungsstrukturellen Gegebenheiten im LEP festgelegt und gemäß § 11 Abs. 6 Nr. 1 LplG nachrichtlich in den Regionalplan übernommen. In der Region Ostwürttemberg sind laut PS 2.2.1 LEP folgende Raumkategorien festgelegt: • Randzonen um die Verdichtungsräume als an Verdichtungsräume angrenzende Gebiete mit erheblicher Siedlungsverdichtung, • Ländlicher Raum, untergliedert in o Verdichtungsbereiche im Ländlichen Raum als Stadt-Umland-Bereiche mit engen Verflechtungen und erheblicher Siedlungsverdichtung, o Ländlicher Raum im engeren Sinne als großflächige Gebiete mit zumeist deutlich unterdurchschnittlicher Siedlungsverdichtung und hohem Freiraumanteil. 2.1.1. Randzone um den Verdichtungsraum (1) N Der Randzone um den Verdichtungsraum sind im Landesentwicklungsplan folgende Städte und Gemeinden zugeordnet: Böbingen a.d. , , , Leinzell, , Mögglingen, Mutlangen, Schwäbisch Gmünd, Waldstetten 2.1.2. Ländlicher Raum 2.1.2.1. Verdichtungsbereich im Ländlichen Raum (1) N Dem Verdichtungsbereich im Ländlichen Raum sind im Landesentwicklungsplan folgende Städte und Gemeinden zugeordnet: , (Jagst), , a.d. Brenz, Heidenheim a.d. Brenz, Herbrechtingen, Hüttlingen, Königsbronn, Nattheim, Oberkochen, , Steinheim am Albuch, 2.1.2.2. Ländlicher Raum im engeren Sinne (1) N Dem Ländlichen Raum im engeren Sinne sind im Landesentwicklungsplan folgende Städte und Gemeinden zugeordnet: Abtsgmünd, , Bartholomä, , Dischingen, , Ellenberg, Eschach, Gerstetten, Göggingen, Gschwend, Hermaringen, , , , , , , Niederstotzingen, Obergröningen, Riesbürg, , Ruppertshofen, , Sontheim a.d. Brenz, Spraitbach, Stödtlen, Täferrot, , , Wört 2.2. Zentrale Orte Zentrale Orte übernehmen neben der Versorgung ihrer Einwohner festgeschriebene Versorgungs- und Entwicklungsfunktionen für die Bevölkerung ihres Einzugsbereichs (auch Verflechtungsbereich genannt). Das zentralörtliche System ist hierarchisch gegliedert in Unter- und Kleinzentren, Mittelzentren und Oberzentren. Gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 2 und § 11 Abs. 3 Nr. 1 LplG werden die höheren Zentralen Orte im Landesentwicklungsplan festgelegt, die Unterzentren und Kleinzentren hingegen im Regionalplan.

Sitzungsvorlage DS-06/2020 Seite 3 von 5 2.2.1. Aufgaben Zentraler Orte (1) N Die zentralörtliche Gliederung in Oberzentren und Mittelzentren mit Mittelbereichen sowie in den Regionalplänen festgelegte Unterzentren und Kleinzentren, soll die dezentrale Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur des Landes festigen und die angestrebte Siedlungsentwicklung unterstützen und koordinieren. (2) N Zentrale Orte sind als Standorte von Einrichtungen zur überörtlichen Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen sowie als Schwerpunkte von Arbeitsplätzen zu erhalten, in ihrer Leistungsfähigkeit weiterzuentwickeln und als Ziel- und Verknüpfungspunkte des Verkehrs zu sichern und auszubauen. Hierbei sind die siedlungsstrukturellen Gegebenheiten zu beachten. Als Zentrale Orte werden Gemeinden ausgewiesen. 2.2.2. Mittelzentren und Mittelbereiche (1) N Als Mittelzentren der Region Ostwürttemberg werden im Landesentwicklungsplan festgelegt: Aalen, Ellwangen (Jagst), Heidenheim a.d. Brenz, Schwäbisch Gmünd. (2) N Als Mittelbereiche sind im Landesentwicklungsplan festgelegt: • Mittelbereich Aalen: Aalen, Abtsgmünd, Bopfingen, Essingen, Hüttlingen, Kirchheim am Ries, Lauchheim, Neresheim, Oberkochen, Riesbürg, Westhausen; Verflechtungen von Gemeinden im Grenzraum zu Bayern mit dem Mittelzentrum [sic!] Nördlingen sind zu berücksichtigen. • Mittelbereich Ellwangen: Adelmannsfelden, Ellenberg, Ellwangen (Jagst), Jagstzell, Neuler, Rainau, Rosenberg, Stödtlen, Tannhausen, Unterschneidheim, Wört. • Mittelbereich Heidenheim: Dischingen, Gerstetten, Giengen a.d. Brenz, Heidenheim a.d. Brenz, Herbrechtingen, Hermaringen, Königsbronn, Nattheim, Niederstotzingen, Sontheim a.d. Brenz, Steinheim am Albuch. • Mittelbereich Schwäbisch Gmünd: Bartholomä, Böbingen a.d. Rems, Durlangen, Eschach, Göggingen, Gschwend, Heubach, Heuchlingen, Iggingen, Leinzell, Lorch, Mögglingen, Mutlangen, Obergröningen, Ruppertshofen, Schechingen, Schwäbisch Gmünd, Spraitbach, Täferrot, Waldstetten. 2.2.3. Unterzentren (1) Z Als Unterzentren der Region Ostwürttemberg werden festgelegt: Bopfingen, Giengen a.d. Brenz, Gerstetten, Herbrechtingen, Heubach, Lorch, Neresheim. 2.2.4. Kleinzentren (1) Z Als Kleinzentren der Region Ostwürttemberg werden festgelegt: Abtsgmünd, Dischingen, Gschwend, Königsbronn, Leinzell, Mutlangen, Oberkochen, Steinheim am Albuch, Unterschneidheim. Als Doppelzentrum auf der Stufe eines Kleinzentrums (kooperierende Kleinzentren) werden ausgewiesen: • Westhausen / Lauchheim • Sontheim / Niederstotzingen. Das Kleinzentrum Oberkochen nimmt in Bezug auf die Ausstattung mit Arbeitsplätzen Unterzentrale Teilfunktionen wahr. 2.3. Entwicklungsachsen 2.3.1. Aufgaben der Entwicklungsachsen (1) N Das System der Entwicklungsachsen soll als Netz leistungsfähiger, gebündelter Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur das zentralörtliche System ergänzen und durch die Förderung der räumlichen Verflechtungen

Sitzungsvorlage DS-06/2020 Seite 4 von 5 und des Leistungsaustauschs zur Festigung der dezentralen Siedlungsstruktur und zu einer ausgewogenen Raumentwicklung beitragen. Zwischen den Entwicklungsachsen sollen ausreichende Freiräume erhalten werden. (2) N An den Landesentwicklungsachsen sollen die für den großräumigen Leistungsaustausch notwendigen Infrastrukturen gebündelt und so ausgebaut werden, dass zwischen den Verdichtungsräumen sowie den Oberzentren unter Einbeziehung von Mittelzentren leistungsfähige Verbindungen gewährleistet sind, der Anschluss und die Entwicklung des Ländlichen Raums und der großen Erholungsräume gesichert sind und eine angemessene Einbindung des Landes und seiner Teilräume in die nationalen und transeuropäischen Netze erreicht wird. 2.3.2. Entwicklungsachsen des Landesentwicklungsplanes (1) N/Z Die im LEP für die Region Ostwürttemberg vorgegebenen Entwicklungsachsen werden durch Nennung der Städte und Gemeinden mit Gemeindeteilen im Verlauf der Entwicklungsachsen wie folgt ausgewiesen und in der Strukturkarte entsprechend dargestellt: • Entwicklungsachse (Schorndorf -) Schwäbisch Gmünd - Aalen - Bopfingen (- Nördlingen): Verlauf über Gemarkungsflächen von Lorch, Schwäbisch Gmünd, Böbingen a.d. Rems, Mögglingen, Essingen, Aalen, Hüttlingen, Westhausen, Lauchheim, Bopfingen, Riesbürg. • Entwicklungsachse (Crailsheim -) Ellwangen - Aalen - Heidenheim - Giengen (- Langenau - Ulm/Neu-Ulm): Verlauf über Gemarkungsflächen von Jagstzell, Ellwangen (Jagst), Rainau, Hüttlingen, Aalen, Oberkochen, Königsbronn, Heidenheim a.d. Brenz, Herbrechtingen, Giengen, Hermaringen, Sontheim a.d. Brenz, Niederstotzingen. • Entwicklungsachse Giengen (- Dillingen): Verlauf über Gemarkungsflächen von Giengen a.d. Brenz, Sontheim a.d. Brenz.

Anlage(n): 1 Beurteilung_Aufstufungen

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