Wir Sind Nationalmannschaft Analyse Der Entwicklung Und Gesellschaftlichen Bedeutung Der Fußball-Nationalelf
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Wir sind Nationalmannschaft Analyse der Entwicklung und gesellschaftlichen Bedeutung der Fußball-Nationalelf ISBS Research Series – Issue 7 Vorbemerkung Dabei ist der Fußball für erfolgreiche Nationen Um die DNA der aktuellen Fußball-National- noch brutaler als die Wirtschafts praxis, denn mannschaft ergründen und systematisch Während Leistung systematisch gefördert hier zählt am Ende nur der Sieg bei einer EM zukünftige Entwicklungspotentiale identifi- werden kann, sind Siege und Titel nicht oder WM; der zweite Platz gilt bereits als Ent- zieren zu können, erscheint die Analyse der planmäßig organisierbar. Erfolg bedeutet im täuschung. In der Wirtschaftswelt hingegen Vergangenheit aus wissenschaftlicher Sicht internationalen Fußball genauso wie in der können zeitgleich auch mehrere Unterneh- unumgänglich. Denn der Status quo der Na- Wirtschaftswelt, besser zu sein als die Kon- men weltweit Spitze sein und sich feiern. tionalmannschaft ist immer auch das Ergeb- kurrenz. Dauerhafte Erfolge sind allerdings nis eines langjährigen Entwicklungsprozesses nur denjenigen Teams vorbehalten, die in der Mit ihrer Weltranglistenplatzierung (Platz 2 mit diversen Pfadabhängigkeiten (Schreyögg/ Lage sind, nicht nur ihre Leistungen kontinu- zwischen Juli 2012 und August 2013) und den Sydow, 2010). ierlich weiter zu steigern, sondern auch Wett- erfrischenden Auftritten in der Qualifikation bewerbsvorteile unter sich stets ändernden zu und an EM- und WM-Turnieren durchlebt In der vorliegenden Studie wird die Entwick- Rahmenbedingungen zu erringen, zu halten die deutsche Fußball-Nationalmannschaft lung der letzten 14 Jahre (1998-2012) der Na- und auszubauen. eine der konstantesten und erfolgreichsten tionalmannschaft analysiert und mit Wandel- Phasen in ihrer Geschichte. Die vorbildliche bzw. Entwicklungsprozessen in Unternehmen Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, un- Nachwuchsarbeit und der Fußball »Made in verglichen. Selbstverständlich sind Wirtschaft terziehen sich Hochleistungsorganisationen Germany« werden international anerkannt und Fußball nicht denselben Gesetzmäßigkei- sowohl Phasen des »evolutionären« als auch und als Vergleichsmaßstab verwendet. Nur ten ausgesetzt. Der Fußball ist für erfolgreiche des »revolutionären« Wandels (Tushman et der Titel bei einem großen Turnier fehlt der Nationen noch brutaler als die Wirtschaftspra- al., 1986). Dabei zeigt sich nicht nur in der Nationalmannschaftsgeneration um Khedira, xis, denn hier zählt am Ende nur der Sieg bei Unternehmenspraxis, sondern auch in der Özil, Lahm und Schweinsteiger noch; die Er- einer EM oder WM und der zweite Platz gilt Fußballwelt, dass die größte Kunst darin be- wartungshaltung ist dementsprechend hoch. bereits als Enttäuschung. In der Wirtschafts- steht, sich auch und gerade im Erfolg eine welt hingegen, können zeitgleich auch mehre- grundlegende Veränderungsbereitschaft zu re Unternehmen weltweit spitze sein und sich bewahren. »feiern« lassen. Trotzdem lassen sich interes- sante Ähnlichkeiten entdecken und zumindest Vorbemerkung 3 Oliver Kahn: »Es ist wie in der Wirtschaft, wer nicht permanent bereit ist, sich weiterzuentwickeln, wird ganz schnell überholt.« Anregungen aus der Unternehmenspraxis für bislang detaillierte empirische Grundlagen zu Die Durchführung unserer Studie »Wir sind die Nationalmannschaft ableiten. So werden ihrer sportlichen Entwicklung und der damit ver- Nationalmannschaft« wäre ohne die Unter- die jeweiligen Amtszeiten der Bundestrainer bundenen gesellschaftlichen und ökonomischen stützung des DFB und der Nationalmannschaft beleuchtet und daraufhin untersucht, wel- Wirkung. Fragen, wen die Nationalmannschaft selbst nicht möglich gewesen. Wir bedanken chen Beitrag sie zur längerfristigen Entwick- innerhalb der Gesellschaft erreicht, welche Iden- uns insbesondere bei Wolfgang Niersbach, Oli- lung und zum Erfolg der Nationalmannschaft tifikationswirkung sie auslöst, wo sozialer Mehr- ver Bierhoff, Georg Behlau und seinem Team, geleistet haben. Wohl wissend, dass die Natio- wert für die Gesellschaft geschaffen wird und Jens Grittner, Ulrich Voigt und allen befragten nalmannschaft natürlich untrennbar mit dem welche Verantwortung und Herausforderungen Experten für die gute Zusammenarbeit sowie DFB (Deutscher Fußball-Bund) verbunden ist hiermit für die Spieler und das Team National- bei Prof. Dr. Benno Torgler von der Queens- und sportliche wie wirtschaftliche Erfolge im- mannschaft einhergehen, sind bisher kaum land University of Technology, Brisbane, für mer auch das Ergebnis eines Ineinandergrei- erforscht worden. Mit der vorliegenden Studie die methodische Begleitung der Studie. fens aller Verbandsstellen bedeuten, liegt der beabsichtigen wir, Antworten auf diese Fragen Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung zu finden. Darüber hinaus möchten wir Erfah- Prof. Dr. Sascha L. Schmidt und auf der Nationalmannschaft als Teil des DFB rungen aus der Wirtschaftspraxis nutzen, um Andreas Bergmann und betrachtet nicht alle Aktivitäten des DFB Anregungen und Impulse zur Fortsetzung der Er- im Detail. folgsgeschichte der Nationalmannschaft bis zur WM 2014 und darüber hinaus leisten zu können. Mit dem sportlichen Erfolg sind aufgrund der Die Grundlage unserer Studie bilden neben außerordentlichen öffentlichen Beachtung und einer umfangreichen Sekundärdatenanalyse Wertschätzung der Nationalmannschaft natür- sowie einer Mehrfachbefragung von knapp lich auch immer enorme gesellschaftliche und 3.000 Teilnehmern zu drei Zeitpunkten 52 wirtschaftliche Abstrahleffekte verbunden. Gespräche mit aktuellen und ehemaligen Sicherlich besteht weitgehend Konsens darüber, Nationalspielern und -trainern, DFB-Verant- dass die Nationalmannschaft als Vorbild und wortlichen, Sport-Journalisten und Meinungs- Vermittler von Werten agiert und von ihr eine führern aus den Bereichen Politik, Kirche, Wis- integrierende Wirkung ausgeht. Dennoch fehlen senschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. 4 Inhaltsverzeichnis 5 Inhaltsverzeichnis Zentrale Thesen der Studie .....................................................................................................................................6 1. Die aktuelle Stärke der Nationalmannschaft ist das Ergebnis eines langjährigen Wandelprozesses .......................... 9 1.1. Auftauphase: Verzicht auf radikale Veränderungen und überwiegend evolutionäre Impulse unter Ribbeck und Völler ..................................................................................................................... 10 1.2. Wandelphase: Revolutionäre Veränderungen unter Klinsmann, dem richtigen Mann zur richtigen Zeit ................................................................................................. 12 1.3. Verstetigung der Leistung in der evolutionären Stabilisierungsphase: Der Glücksfall Löw ....................... 14 2. Die systematische Talentförderung ist Auslöser höherer fußballerischer Qualität und Homogenität der Nationalmannschaft .................................................................................. 17 3. Die Nationalmannschaft als sinnstiftende Quelle einer Volks-Identifikation................................................ 21 4. Vierte Macht im Staat? Die Nationalmannschaft erreicht jeden Winkel der Gesellschaft ......................... 25 5. Die »Magie« der Nationalmannschaft generiert sozialen Mehrwert für die Gesellschaft ......................... 31 5.1. Die Nationalspieler besitzen Vorbildfunktion: Das Team als Mittler von Werten .................................. 32 5.2. Die »Inter-Nationalmannschaft« steht für Integration innerhalb der Gesellschaft ............................... 34 5.3. Die Nationalmannschaft als Quelle individuellen und kollektiven Wohlbefindens ............................... 34 6. Durch hohe mediale Reichweite und positives Image generiert die Nationalmannschaft ökonomischen Mehrwert für den deutschen Fußball ..................................................................................................37 7. Dauerhafte Wettbewerbsvorteile der Nationalmannschaft sind nur durch rechtzeitige Anpassung der Erfolgsrezepte möglich ..................................................................................................... 41 7.1. Beherrschung von »Ambidextrie« ........................................................................................................ 43 7.2. Bewusstes Management der Homogenität/Heterogenität innerhalb der Mannschaft .......................... 44 7.3. Bewusster Umgang mit gestiegener wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verantwortung ............... 46 Ausblick ................................................................................................................................................................ 49 Anhang .................................................................................................................................................................. 51 8. Studiendesign und Methodik .................................................................................................................... 52 8.1. Primärdatenerhebung: Onlineumfragen ............................................................................................... 52 8.2. Primärdatenerhebung: Semi-strukturierte Experteninterviews ............................................................ 53 8.3. Sekundärdatenanalyse ......................................................................................................................... 54 8.4. Verwendete statistische Verfahren .....................................................................................................