Gemeinde Ritzerau Kreis Herzogtum

Bebauungsplan Nr. 4 Gebiet: Westlich der Straße "Hohlweg"

Begründung mit Umweltbericht

Planstand: Auslegungsexemplar gem. § 3 (2) BauGB, GV 16.03.2012

Planverfasser: Planlabor Stolzenberg Architektur * Städtebau * Umweltplanung Diplomingenieur Detlev Stolzenberg Freier Architekt und Stadtplaner St. Jürgen-Ring 34 * 23564 Lübeck Telefon 0451-550 95 * Fax 550 96 eMail [email protected] www.planlabor.de Gemeinde Ritzerau Bebauungsplan Nr. 4 ______

Inhaltsverzeichnis:

1. Planungsgrundlagen ...... 3 1.1. Planungsanlass und Planungsziele...... 3 1.2. Übergeordnete Planungsvorgaben ...... 3 1.3. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan...... 4 1.4. Plangebiet...... 4

2. Umweltbericht...... 4 2.1. Einleitung...... 5 2.1.1. Inhalte und Ziele des Bauleitplans ...... 5 2.1.2. Prüfung der betroffenen Belange ...... 5 2.1.3. Für die Planung bedeutsame Fachgesetze und Fachpläne ...... 6 2.2. Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen mit zusätzlichen Angaben...... 7 2.2.1. Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt (Belang a))...... 7 2.3. Zusammenfassung...... 10

3. Planvorstellungen und wesentliche Auswirkungen der Planung ...... 11

4. Planinhalt ...... 11 4.1. Städtebau...... 11 4.2. Verkehrliche Erschließung ...... 12 4.3. Immissionen...... 12 4.4. Archäologie...... 12

5. Ver- und Entsorgung ...... 13

6. Kosten ...... 14

7. Naturschutz und Landschaftspflege ...... 14 7.1. Eingriffsregelung...... 14 7.2. Artenschutz ...... 17 7.3. Maßnahmen der allgemeinen Grünordnung und der Kompensation...... 17 7.4. Kosten der allgemeinen Grünordnung und des Ausgleichs ...... 19 7.5. Empfehlungen der Landschaftspflege ...... 19

8. Billigung der Begründung ...... 19

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1. Planungsgrundlagen 1.1. Planungsanlass und Planungsziele Das Plangebiet liegt am südlichen Rand des Ortes westlich des „Hohlweges“. Die Bauleitplanung bildet den Einstieg in die Entwicklung der im Landschaftsplan west- lich und nordwestlich des Plangebiets ausgewiesenen Flächen einer möglichen Sied- lungserweiterung. Ein Konzept zur Entwicklung der Gesamtfläche wurde entwickelt und ist Grundlage der planerischen Entscheidung der Gemeinde. Da durch die Lan- desplanungsbehörde die Siedlungserweiterung in Gemeinden, die dem ländlichen Raum zugeordnet werden, beschränkt wird und mit dem Bebauungsplan Nr. 3 be- reits fünf Baugrundstücke ausgewiesen wurden, wird in der vorliegenden Planung vorerst nur ein Teilbereich überplant, für den ein konkreter örtlicher Bedarf nach Wohnbauland besteht. Der Teilbereich ist inzwischen im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt. Vorgesehen ist der Bau eines Einfamilienhauses mit max. zwei Wohneinheiten. Das Plangebiet besteht aus zwei Teilflächen von zusammen rd. 0,15 ha.

1.2. Übergeordnete Planungsvorgaben Im Landesentwicklungsplan (2010) liegt die Gemeinde Ritzerau am äußersten Rand des 10 km-Umkreises um das Mittelzentrum Mölln. Die Gemeinde ist dabei dem länd- lichen Raum zugeordnet. Die ländlichen Räume sollen als eigenständige, gleichwer- tige und zukunftsfähige Lebensräume gestärkt werden. Die Handlungsstrategien sol- len unter anderem helfen, die Wohnqualität und das Wohnumfeld zu sichern und junge Familien an die ländlichen Räume zu binden. Ausgehend vom örtlichen Be- darf, können in den ländlichen Räumen in Gemeinden, die keine Schwerpunkte sind, im Zeitraum 2010 bis 2025 bezogen auf ihren Wohnungsbestand am 31.12.2009 neue Wohnungen im Umfang von bis zu 10 Prozent gebaut werden. Nach Auskunft des Statistikamtes Nord kann für Ritzerau ein Bestand von 102 Wohneinheiten zugrunde gelegt werde. Daraus leitet sich für die Gemeinde ein Entwicklungsspielraum von bis zu 10 zusätzlichen Wohneinheiten ab. Im Bebauungsplan Nr. 3 wurden 5 Bau- grundstücke für Einzelhausbebauung entwickelt, so dass davon ausgegangen wird, dass der Entwicklungsspielraum der Gemeinde eingehalten wird.

Der Regionalplan für den Planungsraum I (1998) weist nördlich der Straße Lenz (K 72) entlang des Ritzerauer Mühlenbaches ein Gebiet mit besonderer Bedeutung zum Aufbau eines Schutzgebiet- und Biotopverbundsystems aus. Östlich der Ortschaft verläuft ein weiteres Gebiet mit besonderer Bedeutung zum Aufbau eines Schutzge- biet- und Biotopverbundsystems entlang des Duvenseebachs und der Steinau über den Hofsee und den Ritzerauer See.

Nach dem Landschaftsprogramm (1999) liegt Ritzerau im Geotoptyp „unter Glet- schern entstandene Täler (Tunneltäler, Trockentäler)“. Weitere Aussagen werden für das Gemeindegebiet nicht getroffen.

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Der Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum I (1998) weist das Gebiet nördlich der Straße Lenz (K 72) als Schwerpunktbereich zum Aufbau eines Schutzgebiet- und Biotopverbundsystems aus. Die Abgrenzungen des Geotops werden konkretisiert. In Richtung Südosten wird die bauliche Entwicklung Ritzeraus begrenzt.

Der Landschaftsplan (2002) stellt das Plangebiet als Teil einer Siedlungsentwicklungs- fläche dar.

1.3. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan Für die Gemeinde Ritzerau gilt der genehmigte Flächennutzungsplan mit seinen Än- derungen. Das im Bebauungsplan festgesetzte Baugebiet ist im Rahmen der 2. Än- derung des Flächennutzungsplans als Wohnbaufläche dargestellt worden. Die Ent- wicklung aus dem Flächennutzungsplan gem. § 8 (2) BauGB ist damit gegeben.

1.4. Plangebiet Das Plangebiet liegt am südlichen Ortsrand. Es umfasst zwei Teilflächen des Flurstücks 50/1, Flur 5 in der Gemarkung Ritzerau. Das Grundstück grenzt unmittelbar an die vorhandene Bebauung an und wird intensiv landwirtschaftlich als Grünland bewirt- schaftet. Zum „Hohlweg“ stockt straßenbegleitend ein Knick, welcher auch Lebens- raumfunktion geschützter Tierarten hat. Die Gesamtgröße des Plangebietes beträgt rd. 0,15 ha. Die Teilflächen des Geltungsbereichs werden wie folgt begrenzt:

Die westliche Teilfläche (Maßnahmenfläche) umfasst etwa 14 m x 18 m und wird im Norden und Osten durch die nördliche bzw. östliche Grundstücksgrenze des Flst. 50/1 begrenzt, im Westen und Süden bildet jeweils eine Teilungslinie durch das Flst. 50/1 die Abgrenzung. Die östliche Teilfläche des Plangebiets (Allgemeines Wohngebiet) wird im Osten durch die westliche Straßenbegrenzungslinie des „Hohlwegs“ und im Norden durch die nördliche Grenze des Flst. 50/1 begrenzt. Im Süden und Westen bildet eine Teilungslinie durch das Flst. 50/1 die Abgrenzung des Plangebiets.

2. Umweltbericht Zur Wahrung der Belange des Umweltschutzes gem. §§ 1 (6) Nr. 7, 1a BauGB wird eine Umweltprüfung durchgeführt, in der die voraussichtlichen erheblichen Umwelt- auswirkungen ermittelt werden. Der Umfang und Detaillierungsgrad der Untersu- chungen wird durch die Gemeinde festgelegt. Es erfolgte eine frühzeitige Abstim- mung mit den entsprechenden Fachbehörden im Rahmen der Beteiligung nach § 4 (1) BauGB, insbesondere zur Abgleichung der Erfordernisse hinsichtlich des Untersu- chungsrahmens. In der Umweltprüfung betrachtet werden die durch die Planung zu erwartenden Auswirkungen auf das Gebiet und die Umgebung. Seitens der Fachbe- hörden wurden insbesondere Anregungen zur Landschaftspflege vorgebracht.

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2.1. Einleitung 2.1.1. Inhalte und Ziele des Bauleitplans Der Bebauungsplan Nr. 4 wird aufgestellt, um eine Baulandfläche zur Deckung des konkreten örtlichen Bedarfs auszuweisen. Die Größe der im Bebauungsplan festge- setzten Grundfläche beträgt ca. 330 m² (nähere Ausführungen siehe Ziffer 1.1. und Ziffer 4).

2.1.2. Prüfung der betroffenen Belange Die Prüfung der betroffenen Belange erfolgt anhand der Vorgaben des § 1 (6) Nr. 7 BauGB. Die Bauleitplanung ist eine Angebotsplanung, so dass objektbezogene Angaben insbesondere zum Umgang mit Emissionen, Energie, Abwässern und Abfäl- len in der Regel beim Aufstellungsverfahren nicht vorliegen. Die Umweltprüfung kann zu diesen Belangen daher nur allgemeine Aussagen treffen. a) Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wir- kungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt

Erheblich betroffen, da Eingriffe nach § 14 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vorbereitet sowie die in § 2 Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) genannten Funk- tionen des Bodens berührt werden. Die Artenschutzbelange des § 44 BNatSchG kön- nen berührt werden. b) Die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete im Sinne des BNatSchG

Nicht betroffen, da die o. g. genannten Schutzgebiete nicht berührt werden. c) Umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt

Landwirtschaftliche Betriebe mit Intensivtierhaltung die Auswirkungen auf das Plan- gebiet haben könnten, finden sich in der Nähe des Plangebietes nicht, ebenfalls keine störenden Gewerbebetriebe. Altlasten sind nicht zu erwarten. Von einer Erheb- lichkeit wird daher nicht ausgegangen. d) Umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter

Die Planung initiiert Auswirkungen auf den Wert der Sachgüter (Wertsteigerung der betroffenen Grundstücke, Veränderung der Situation für angrenzende Grundstücke); bei Einhaltung der Grenzabstände der Landesbauordnung (LBO) wird nicht von ei- ner Erheblichkeit ausgegangen.

www.planlabor.de 5 Gemeinde Ritzerau Bebauungsplan Nr. 4 ______e) Die Vermeidung von Emission sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwässern

Die geltenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien sind anzuwenden. Die Beseiti- gung von Abwässern und Abfällen erfolgt über die Entsorgungseinrichtungen der Gemeinde. Beim Betrieb der Entsorgungseinrichtungen sind die geltenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien ebenfalls anzuwenden. Das anfallende Oberflächen- wasser ist im Plangebiet zu versickern. Von einer Erheblichkeit wird daher nicht aus- gegangen. f) Die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie Die Energieversorgung des Gebietes erfolgt durch Anschluss an das Netz der Versor- gungsträger in der Gemeinde. Bei der Energieerzeugung bzw. -bereitstellung sowie im Rahmen der objektbezogenen Bauausführung sind die geltenden Gesetze, Ver- ordnungen und Richtlinien anzuwenden. Alternative Energieformen sind zulässig. Von einer Erheblichkeit wird daher nicht ausgegangen. g) Die Darstellung von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechts

Nicht betroffen, da Inhalte der o. g. Pläne nicht berührt werden. h) Die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsverordnung zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaften festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden

Die geltenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zur Begrenzung von Emissio- nen aus Feuerungsanlagen oder anderen emittierenden Betriebseinrichtungen sind anzuwenden. Die verkehrsbedingten Luftschadstoffe steigen durch die Planung auf- grund der zu erwartenden Verkehrsstärke nur geringfügig. Immissionen oberhalb der Grenzwerte der 22. BImSchV sind nicht zu erwarten. Von einer Erheblichkeit wird da- her nicht ausgegangen. i) Die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes nach den Buchstaben a, c und d

Wesentliche Auswirkungen auf die Wechselwirkungen zwischen den Belanggruppen sind nicht erkennbar, von einer Erheblichkeit wird daher nicht ausgegangen.

2.1.3. Für die Planung bedeutsame Fachgesetze und Fachpläne Nach § 1 (6) Nr. 7 BauGB sind Belange des Umweltschutzes einschließlich des Natur- schutzes und der Landschaftspflege zu berücksichtigen, nach § 1a BauGB sind die umweltschützenden Belange in der Bauleitplanung einzustellen und nach

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§ 50 Bundesimmissionsschutzgesetz sind schädliche Umweltauswirkungen auszu- schließen.

Das Bundesnaturschutzgesetz zielt auf die Sicherung der Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts, der Regenerationsfähigkeit und der nachhaltigen Nut- zungsfähigkeit der Naturgüter ab. Das Gesetz wird im Rahmen der naturschutzfachli- chen Eingriffsregelung und der Betrachtung von Artenschutzbelangen berücksich- tigt.

Das Bundesbodenschutzgesetz hat die Sicherung und Wiederherstellung der nach- haltigen Funktionen des Bodens zum Ziel. In der Planung wird diesem Ziel durch einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden im Hinblick auf mögliche Versiegelungen, Auf- und Abgrabungen sowie Bodenverdichtungen entsprochen.

Ziel des Bundesimmissionsschutzgesetzes ist der Ausschluss schädlicher Umweltauswir- kungen. Dieser Belang fließt in die fachliche Betrachtung mit ein und wird bei Erfor- dernis über Lärmschutzfestsetzungen und Abstandsregelungen berücksichtigt.

Die Ziele der Raumordnung und Landesplanung sowie Aussagen zur Berücksichti- gung in der Planung sind unter Ziffer 1.2. der Begründung aufgeführt.

Der Landschaftsplan zielt auf die Sicherung örtlicher Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ab. Die Darstellungen wurden bei der Aufstellung der vorliegenden Bauleitplanung berücksichtigt.

Luftreinhalte- oder Lärmminderungspläne liegen für den Plangeltungsbereich nicht vor.

2.2. Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen mit zu- sätzlichen Angaben 2.2.1. Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wir- kungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Viel- falt (Belang a)) a) Bestandsaufnahme Tiere, Pflanzen

Die beiden Teilflächen des Plangebietes werden intensiv landwirtschaftlich als Grün- land bewirtschaftet. Zum „Hohlweg“ stockt straßenbegleitend ein Knick.

Der Knick bietet insbesondere heimischen gehölzbrütenden Vogelarten einen Le- bensraum. Ein Vorkommen der Haselmaus ist unwahrscheinlich, da keine Verbindung

www.planlabor.de 7 Gemeinde Ritzerau Bebauungsplan Nr. 4 ______des Knicks zu einem geschlossenen Knicksystem besteht. Ein Vorkommen von Offen- landbrüter auf der Grünlandfläche ist möglich. Im Plangebiet selbst, sind diese je- doch aufgrund der Lage zum Knick und im siedlungsnahen Randbereich auszu- schließen.

Boden

Im Plangebiet sind Geschiebemergel und Geschiebelehme vorherrschend, aus de- nen sich Parabraunerden, stellenweise auch Pseudogleye gebildet haben. Nach dem Landwirtschafts- und Umweltatlas Schleswig-Holstein werden die Bodenfunktio- nen im Plangebiet unterdurchschnittlich bewertet. Aufgrund der geringen Filterkapa- zität und der geringen Nährstoffverfügbarkeit in Verbindung mit einer hohen Filter- funktion ist von sandigeren Bodenverhältnissen im Plangebiet auszugehen.

Wasser

Eine besondere Bedeutung für die Grundwasserneubildung besteht nach dem Land- schaftsplan nicht. Oberflächengewässer sind im Plangebiet nicht vorhanden.

Luft, Klima

Eine besondere Bedeutung der Flächen für Kaltluftentstehung und/ oder Kaltluft- transport liegt nach Ausführungen des Landschaftsplanes nicht vor.

Landschaft

Das Grundstück grenzt unmittelbar südlich an die vorhandene Bebauung an. Im Os- ten stockt ein Knick. Eine Einsehbarkeit ist aus Richtung Süden und in Teilen aus Rich- tung Westen gegeben.

Biologische Vielfalt, Wirkungsgefüge Die biologische Vielfalt beschränkt sich auf die üblicherweise anzutreffenden Pflan- zen- und Tierarten im siedlungsnahen Randbereich landwirtschaftlich bewirtschafte- ter Flächen. Besondere Arten wurden während der Begehung nicht angetroffen. Der Knick kann in der ansonsten intensiv genutzten Umgebung als Rückzugsgebiet für die Tiere angesehen werden. Wirkungsgefüge bestehen zu dem angrenzenden Grün- land. b) Prognose

Durch die Planung wird eine straßenorientierte Bebauung auf der derzeitigen Grün- landfläche ermöglicht. Auf der Maßnahmenfläche soll eine dorftypische Ortsrand- nutzung in Form einer kleinen Obstwiese entwickelt werden.

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Schutzgut Boden und Wasser: Es erfolgt eine Vollversiegelung von rd. 325 m² Fläche durch die mögliche Bebauung. Durch die Nebenanlagen werden zusätzlich bis zu ~160 m² teilversiegelt.

Schutzgut Landschaftsbild: Auswirkungen des Landschaftsbildes sind insbesondere in südliche und westliche Richtung zu erwarten.

Schutzgut Arten- und Lebensgemeinschaften: Eine Inanspruchnahme von Biotopen mit besonderer Bedeutung erfolgt nicht. Arten- schutzfachliche Hindernisse sind nicht zu erkennen.

Schutzgut Klima / Luft: Erhebliche Beeinträchtigungen sind aufgrund der geringen Größe des Plangebiets nicht anzunehmen.

Bei Nichtdurchführung der Planung verbleibt es bei der bisherigen landwirtschaftli- chen Nutzung und damit aufgrund dieser langjährigen Nutzung beim Ist-Zustand der abiotischen und biotischen Bedingungen. c) Geplante Maßnahmen Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen

Die Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung begrenzen die überbaubare Fläche. Eine ausschließlich eingeschossige Einzelhausbebauung minimiert in Verbin- dung mit der festgesetzten Firsthöhe den Eingriff in das Landschaftsbild. Festsetzun- gen zur Verwendung wasserdurchlässiger Beläge und zur Versickerung minimieren den Eingriff in den Boden und das Schutzgut Wasser. Der Knickschutzstreifen verrin- gert Beeinträchtigungen der angrenzenden linearen Gehölzstruktur.

Maßnahmen der Kompensation und der allgemeinen Grünordnung

Zur Eingrünung des Plangebietes sind am südlichen Plangebietsrand Hochstamm- pflanzungen festgesetzt. Der erforderliche Ausgleich wird innergebietlich über die festgesetzte Maßnahmenfläche erbracht, welche zu einer extensiv genutzten Obst- wiese zu entwickeln ist. Artenschutzfachliche Verbotstatbestände werden nicht er- wartet. (siehe Ziffer 7.2.). d) Anderweitige Planungsmöglichkeiten

Mit Alternativen zur Siedlungsentwicklung im Gemeindegebiet hat sich die Gemein- de im Rahmen der Aufstellung des Landschaftsplanes befasst. Aufgrund der Vorga-

www.planlabor.de 9 Gemeinde Ritzerau Bebauungsplan Nr. 4 ______be der Landesplanungsbehörde den Umfang der Flächenausweisungen zu begren- zen, setzte die Gemeinde Prioritäten bei der Auswahl der Flächen und hat unter an- derem den Bereich am „Hohlweg“ über die 2. Änderung des Flächennutzungsplanes für eine Siedlungsentwicklung vorbereitet. Hier besteht konkreter örtlicher Bedarf nach Bauland. Die Fläche ist Teil eines im Landschaftsplan großflächig als Siedlungs- entwicklungsfläche dargestellten Gebietes. In einem ersten Entwicklungsschritt soll hier jedoch nur der Eigenbedarf des Grundstückseigentümers berücksichtigt werden. Ein Konzept zur Gesamtentwicklung der im Landschaftsplan dargestellten Siedlungs- erweiterungsbereiche wurde erstellt und bildet die Grundlage der gemeindlichen Entscheidung. e) Bewertung

Der durch die Planung ermöglichte Eingriff in den Naturhaushalt wird als vertretbar angesehen, da keine sensiblen Strukturen betroffen werden. Die Fläche liegt am Ortsrand, ist von der örtlichen Landschaftsplanung für eine Bebauung empfohlen worden und weist hinsichtlich der Lebensraumbedeutung für Pflanzen und Tiere eine untergeordnete Bedeutung auf. Durch die Ausweisung von Begrünungs- und Aus- gleichsmaßnahmen kann eine Kompensation erzielt werden. Artenschutzrechtliche Hindernisse sind nicht zu erkennen. f) Merkmale der technischen Verfahren Das Prüfverfahren ist nicht technischer sondern naturwissenschaftlicher Art. Die Kar- tierungen und Geländeaufnahmen wurden nach den Vorgaben des geltenden Erlasses vorgenommen und spiegeln den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnis- stand wider. Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben sind nicht auf- getreten. g) Maßnahmen zur Überwachung Eine Erfolgskontrolle der Maßnahmen ist abschließend durch eine Endbegehung der fertiggestellten Maßnahmen vorgesehen. Langfristige Folgeuntersuchungen sind nicht notwendig.

2.3. Zusammenfassung Durch die Planung wird in einem derzeit unbebauten Bereich ein Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des BNatSchG vorbereitet. Der Eingriff erfolgt auf einer Fläche mit allgemeiner Bedeutung für Natur und Landschaft. Aufgrund der direkten Orts- randlage wurde die Fläche im Rahmen der Ausarbeitung des gemeindlichen Land- schaftsplanes als Siedlungsentwicklungsfläche ausgewiesen und bauleitplanerisch vorbereitet. Ein Rahmenplan zur langfristig angedachten Entwicklung der westlich und nordwestlich gelegenen Bereiche wurde erstellt und bildet die Grundlage der gemeindlichen Entscheidung. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens werden

10 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Ritzerau ______vertiefende Untersuchungen zur Eingriffs-/ Ausgleichsermittlung vorgenommen (vgl. Ziffer 7.). Unüberwindbare artenschutzrechtliche Hindernisse werden nicht gesehen.

3. Planvorstellungen und wesentliche Auswirkungen der Planung Mit der Ausweisung des Plangebietes als Wohnbaufläche möchte die Gemeinde der konkreten örtlichen Nachfrage nach Bauland entsprechen und den Einstieg in die langfristig vorgesehene Entwicklung des Bereichs südlich der Straße Lenz und west- lich des „Hohlweges“ schaffen. Die Fläche wird als Allgemeines Wohngebiet festge- setzt und nimmt die nördlich angrenzende Wohnnutzung auf. Das Grundstück soll großzügig geschnitten werden, um auch zusätzliche, das Wohnen nicht störende Nutzungen und Anlagen für die Tierhaltung zu ermöglichen.

4. Planinhalt 4.1. Städtebau Durch den Bebauungsplan wird ein Baugrundstück planungsrechtlich vorbereitet, das über eine vorhandene Zufahrt von der Straße „Hohlweg“ erschlossen werden soll. Der Zuschnitt des Plangebietes berücksichtigt die Erschließung einer langfristig möglichen und im Landschaftsplan bereits großflächig westlich des Plangebiets aus- gewiesenen Siedlungsentwicklungsfläche.

Im Sinne einer Abstufung der Nutzungen strebt die Gemeinde eine Gebietsauswei- sung an, deren Schutzbedürfnisse nicht mit angrenzenden Nutzungen in Konflikt ge- raten. Aufgrund der nördlich angrenzenden Dorfstrukturen sowie der südlich umge- benden landwirtschaftlichen Nutzung wird die Art der baulichen Nutzung als Allge- meines Wohngebiet gemäß § 4 Baunutzungsverordnung (BauNVO) festgesetzt. Hier sollen die mit dem Wohnen verträglichen weiteren Nutzungen bewusst zugelassen werden, um eine lebendige Vielfalt im Dorf zu fördern. Auch Anlagen für die Tierhal- tung in Sinne einer Nebenanlage nach § 14 BauNVO sind ausdrücklich zugelassen.

Das Maß der baulichen Nutzung wird über eine Grundflächenzahl gesteuert. Die Bauweise (Einzelhausbebauung) folgt den Strukturen der bebauten Ortslage. Die Vorgabe zur Firsthöhe orientiert sich an dem baulichen Bestand. Durch die Festset- zung zur maximalen First- und Sockelhöhe sowie die maximal eingeschossige Bebau- ung wird deren Einbindung in das Orts- und Landschaftsbild gewährleistet.

Die Festsetzung der Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden und der Mindestgrund- stücksgröße sichert die angestrebte Kleinteiligkeit der Bebauung. Hausgruppen und Mehrfamilienhäuser sind in der Umgebung nicht vorhanden und würden die Bebau- ungsstruktur in Bezug auf die Grundstücksgrößen und die verkehrlichen Anforderun- gen negativ verändern.

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Die Gemeinde strebt für die Einzelhausbebauung des Plangebiets eine Gestaltung an, die sich an der Ortstypik orientiert. Demnach wird vor allem bezüglich der Dach- und Außenwandgestaltung ein Rahmen an Gestaltungsfestsetzungen vorgesehen. Da die festgesetzte Farb- und Materialwahl wenn auch nicht flächendeckend, so doch vereinzelt bereits in der Ortslage gegeben ist, wird für das Plangebiet eine Gleichbehandlung angestrebt. Diese gestalterischen Leitideen schränken die indivi- duelle Baufreiheit nur unwesentlich ein, erreichen aber einen gemeinsamen, wahr- nehmbaren Faktor, der den räumlichen Zusammenhang betonen und die Einfügung der Bebauung in das Orts- und Landschaftsbild verträglich gestalten soll.

Für die Überplanung und bauliche Inanspruchnahme ist entsprechend der landes- spezifischen Vorgaben ein entsprechender Ausgleich zu erbringen. Hierzu wird für einen zweiten Teilbereich des Plangebietes, nordwestlich des Baugrundstückes, die Entwicklung einer Streuobstwiese festgesetzt. Anpflanzungen zur Einbindung der neuen Bebauung sind in südliche Richtung zu erbringen (nähere Ausführungen siehe Ziffer 7.3.).

4.2. Verkehrliche Erschließung Die Erschließung des Grundstücks erfolgt über die vorhandene Feldzufahrt zur Straße „Hohlweg“. Um entsprechend des Rahmenplans die für die langfristige Entwicklung der westlich gelegenen Bereiche erforderliche Erschließungstrasse von einer Bebau- ung freizuhalten, wurde das Baufenster entsprechend im südlichen Grundstücksbe- reich angeordnet. Der potentielle Trassenbereich ist von jeglicher Bebauung freizu- halten.

Der erforderliche Stellplatzbedarf wird im ländlichen Raum mit zwei Stellplätzen je Wohnung eingeschätzt. Die erforderlichen Stellplätze sind auf dem Privatgrundstück vorzusehen. Ritzerau ist an das Liniennetz des ÖPNV angebunden.

4.3. Immissionen Aufgrund der Lage des Plangebiets an der gering frequentierten Gemeindestraße „Hohlweg“ wird nicht von Immissionen aus Verkehr ausgegangen. Aufgrund der an das Plangebiet angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen können Immissionen (Lärm, Staub, Gerüche) zeitlich begrenzt auf die Teilgebiete einwirken, die aus einer ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Nutzung resultieren.

4.4. Archäologie Wenn während der Erdarbeiten Funde oder auffällige Bodenverfärbungen entdeckt werden, ist die Denkmalschutzbehörde unverzüglich zu benachrichtigen und die

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Fundstelle bis zum Eintreffen der Fachbehörde zu sichern. Verantwortlich hier sind gem. § 14 DSchG der Grundstückseigentümer und der Leiter der Arbeiten.

5. Ver- und Entsorgung Die Ver- und Entsorgung des Gebietes soll durch Anschluss an die vorhandenen Ein- richtungen erfolgen. Ggf. notwendige Erweiterungen werden vorgenommen.

Die Wasserversorgung wird durch den Zweckverband Wasserversorgung Sandesne- ben sichergestellt.

Der Löschwasserbedarf ist gemäß der „Verwaltungsvorschrift über die Löschwasser- versorgung“ (Erlass vom 01.10.2010) durch die Kommunen nach pflichtgemäßem Ermessen festzulegen. Bei der Bemessung einer ausreichenden Wasserversorgung zur wirksamen Brandbekämpfung kann das Arbeitsblatt W 405 des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) in der jeweils geltenden Fassung als techni- sche Regel herangezogen werden. Für das überplante Baugebiet ist demnach eine Löschwassermenge von 48 cbm/h für eine Löschdauer von 2 Stunden bereitzuhal- ten.

Eine Erschließung mit Gasversorgung und Breitband ist über die Vereinigte Stadtwer- ke Netz GmbH möglich.

Die Versorgung mit elektrischer Energie erfolgt durch die Schleswig-Holstein Netz AG (eine Tochter der E.ON Hanse AG). Der Baubeginn von Erschließungsarbeiten ist dem Versorgungsunternehmen sechs Wochen im Voraus mitzuteilen.

Für den rechtzeitigen Ausbau des Kommunikationsnetzes sowie die Koordinierung mit dem Straßenbau und den Baumaßnahmen anderer Leitungsträger sind Beginn und Ablauf der Erschließungsmaßnahmen im Plangebiet der Deutschen Telekom Technik GmbH so früh wie möglich mitzuteilen.

Das geplante Bebauungsgebiet befindet sich im Bereich des Gewässerunterhal- tungsverbands Steinau/. Das Verbandsgewässer 1.26 (Ritzerauer Mühlenbach) befindet sich in größerer Entfernung nördlich des geplanten Bebauungsgebietes. Da anfallendes unbelastetes Niederschlagswasser im Baugebiet versickert werden soll, ist eine Ableitung des Oberflächenwassers in die Vorflut nicht vorgesehen.

Die Abfallentsorgung wird durch den Kreis als Träger der Ab- fallentsorgung durch Satzung geregelt.

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6. Kosten Durch die Inhalte des Bebauungsplanes sind für die Gemeinde keine Kosten zu er- warten.

7. Naturschutz und Landschaftspflege Nach § 18 Bundesnaturschutzgesetz ist über die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Bauleitplan unter entsprechender Anwendung der §§ 14 und 15 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) nach den Vorschriften des BauGB zu ent- scheiden, wenn aufgrund einer Aufstellung, Änderung oder Ergänzung eines Bau- leitplanes Eingriffe in Natur und Landschaft zu erwarten sind. Darüber hinaus sind im Sinne des § 1a (2) BauGB die in § 2 BBodSchG genannten Funktionen des Bodens nachhaltig zu sichern sowie die artenschutzrechtlichen Bestimmungen des § 44 (1) BNatSchG zu berücksichtigen.

7.1. Eingriffsregelung Die naturschutzfachliche Eingriffsbilanzierung ist in Anlehnung an den Erlass Verhältnis der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zum Baurecht, Gemeinsamer Runderlass des Innenministeriums und des Ministeriums für Umwelt, Natur und Forsten vom 3. Juli 1998, sowie dessen Anlage durchzuführen.

Das Plangebiet, für das Baurecht geschaffen wird, wird derzeit als Grünland intensiv genutzt. Im Osten zur Straße „Hohlweg“ stockt ein Knick.

Boden: Im Plangebiet sind Geschiebemergel und Geschiebelehme vorherrschend, aus de- nen sich Parabraunerden, stellenweise auch Pseudogleye gebildet haben. Nach dem Landwirtschafts- und Umweltatlas Schleswig-Holstein werden die Bodenfunktio- nen im Plangebiet unterdurchschnittlich bewertet. Aufgrund der geringen Filterkapa- zität und der geringen Nährstoffverfügbarkeit in Verbindung mit einer hohen Filter- funktion ist von sandigeren Bodenverhältnissen im Plangebiet auszugehen.

Die vom Eingriff betroffenen Flächen des Plangebietes sind heute unversiegelt. Sie werden intensiv als Grünland bewirtschaftet. Es ist von einem Einsatz von Düngemit- teln und Bioziden im Rahmen einer zulässigen landwirtschaftlichen Nutzung auszuge- hen, der Bodenhaushalt ist diesbezüglich zum Teil vorbelastet.

Das Planvorhaben führt zu einer Überbauung der bestehenden Bodenfunktionen. In derzeit unversiegelten Flächen wird die Bodenfauna vernichtet, die Bodenatmung und Oberflächenwasserversickerung wird stark behindert und die Flächen verlieren

14 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Ritzerau ______ihre potentielle Funktion als Vegetationsstandort. Es erfolgt eine vollständige Heraus- nahme der überbaubaren Flächen aus den natürlichen Kreisläufen. Betroffen sind Böden, die nach dem Landwirtschafts- und Umweltatlas Schleswig-Holsteins bezüg- lich ihrer Bodenfunktionen keine besondere Bedeutung haben.

Eine Minimierung des Eingriffs durch flächensparendes Bauen in Gestalt von Mehr- familien- und Reihenhäusern ist aufgrund der städtebaulichen Situation nicht vorge- sehen und wird über entsprechende Festsetzungen ausgeschlossen. Die Versiege- lung größerer zusammenhängender Flächen wurde durch die Festsetzung, dass ma- ximal 25 % der Grundstücksfläche überbebaut werden dürfen, vermieden. Eine Ein- griffsminimierung wird durch Festsetzungen zu zulässigen Oberflächenmaterialien erreicht. So sind Stellplätze und Grundstückszufahrten mit wasserdurchlässigen Mate- rialien herzustellen. Eine Beeinträchtigung des Oberbodens kann durch einen scho- nenden Umgang während der Bauphase weitgehend vermieden werden.

Allgemein ist von einer nachhaltigen Veränderung des Bodenhaushaltes auszuge- hen, so dass die Festsetzung von Ausgleichsmaßnahmen notwendig ist. Der Aus- gleich eines Eingriffs in den Bodenhaushalt ist lediglich in sehr begrenztem Umfang möglich, da er in der Regel nur durch die Entsiegelung von Flächen bzw. die Wie- derherstellung der Bodenfunktionen durchführbar ist. Derartige Flächen finden sich nur in seltenen Fällen in einem Plangebiet, es muss daher auf Ersatzmaßnahmen ausgewichen werden. Die Hinweise des Ministeriums für Umwelt, Natur und Forsten sehen als Ersatz für einen Eingriff in das Schutzgut Boden die Anlage eines naturna- hen Biotops auf ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzter Fläche vor. Dabei sind versiegelte Gebäudeflächen und versiegelte Oberflächenbeläge in einem Verhält- nis von mind. 1 : 0,5 und wasserdurchlässige Oberflächenbeläge von mind. 1 : 0,3 auszugleichen.

Die aufgrund der festgesetzten GRZ und der zulässigen Überschreitungen resultieren- de mögliche Versiegelung ist in nachstehender Tabelle aufgeführt. Entsprechend ergibt sich rechnerisch aus der reinen Bodenversiegelung folgender Mindestbedarf an Ausgleichsfläche:

Verhältnis 1 : 0,5 Verhältnis 1 : 0,3 Benötigte Eingriff in das Schutzgut Boden Anzurechnende Anzurechnende Ausgleichsfläche in durch folgende Faktoren: Fläche in qm Fläche in qm qm Überbauung im WA-Gebiet: 1.300m² x 0,25 = 325m² 325 0 163

Überschreitung im WA-Gebiet: 1.300m²x0,125=~160m² 0 160 48 Summe: 211

www.planlabor.de 15 Gemeinde Ritzerau Bebauungsplan Nr. 4 ______

Um die verbleibenden Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen auszugleichen, sind gem. vorliegender Bilanzierung auf einer mind. ~210 m² großen Fläche bodenfunkti- onsbezogene Kompensationsmaßnahmen durchzuführen. Werden höherwertige Flächen entwickelt, erhöht sich das Ausgleichsvolumen entsprechend der Flächen- wertigkeit.

Wasser: Der Boden in dem vom Eingriff betroffenen Raum ist heute weitgehend unversiegelt und versickerungsfähig. Eine besondere Bedeutung für die Grundwasserneubildung besteht für das Plangebiet gem. Landschaftsplan nicht. Oberflächengewässer sind im Plangebiet nicht vorhanden.

Der Eingriff erfolgt durch die geplante Überbauung und die damit einhergehende zusätzliche Versiegelung, wodurch sich die potentiell versickerungsfähige Oberflä- che erheblich verringert. Die Zunahme der Versiegelung führt zu einem höheren und schnelleren Abfluss des Niederschlagwassers und verringert somit die Grundwasser- neubildung. Darüber hinaus geht durch die Versiegelung und die Verdichtung des Bodens Bodenfilterkapazität verloren.

Minimiert wird der Eingriff durch die Begrenzung der notwendigen Versiegelung. Dies geschieht durch die im Bebauungsplan festgesetzte GRZ von 0,25. Auch tragen Fest- setzungen zur Versickerung und zur Verwendung von wasserdurchlässigen Oberflä- chenmaterialien für Stellplätze und Wege zu einer Minimierung des Eingriffs bei. So ist das anfallende Oberflächenwasser im Plangebiet zu versickern. Damit werden nach dem angewendeten Bilanzierungsverfahren keine weiteren Ausgleichsmaßnahmen für das Schutzgut Wasser mehr erforderlich.

Landschaftsbild: Das Plangebiet liegt am südlichen Ortsrand von Ritzerau. Abschirmende Strukturen zur freien Landschaft sind in Form eine Knicks am östlichen Plangebietsrand vorhan- den. In westliche Richtung befindet sich in ca. 100 m Entfernung zum Plangebiet e- benfalls ein Knick.

Eingriffsvermeidend wirken Festsetzungen zum Bau von eingeschossigen Einzelhäu- sern und zur Begrenzung der Firsthöhe auf 9 m Höhe. Entlang der südlichen Plange- bietsgrenze werden Vorgaben zur Eingrünung festgesetzt. So ist das neue Gebäude in diese Richtung durch zwei Laubbäume oder Obstbäume einer alten Kultursorte zur freien Landschaft hin einzugrünen. Da in westliche Richtung in weiterer Entfernung eingrünende Strukturen existieren und langfristig eine Siedlungsentwicklung in diese Richtung erfolgen soll, wird auf Festsetzungen zur Eingrünung in diese Richtung ver- zichtet.

16 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Ritzerau ______

Arten und Lebensgemeinschaften: Das Plangebiet wird derzeit als Grünland bewirtschaftet. Eine besondere Bedeutung im Sinne des angewendeten Bewertungserlasses besteht nicht. Der vorhandenen Knickstruktur hingegen kommt eine besondere Bedeutung zu. Hier erfolgt jedoch kein Eingriff, da die Erschließung des Plangebietes über die vorhandene, ausrei- chend breite Feldzufahrt erfolgt. Zur Vermeidung von randlichen Beeinträchtigungen werden Knickschutzstreifen festgesetzt, die von jeglicher Bebauung und Versiege- lung freizuhalten sind. Der Knick ist während der Baumaßnahmen gemäß DIN 18920 über bauzeitliche Schutzmaßnahmen vor Beschädigungen zu schützen.

Klima / Luft: Erhebliche Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Klima / Luft werden im Regelfall bereits auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung durch eine entsprechende Flächen- / Standortwahl vermieden. Erhebliche Beeinträchtigungen liegen vor, wenn Flächen mit Kaltluftentstehungs- und / oder Luftausgleichsfunktion durch bauliche oder ähnliche Maßnahmen betroffen sind. Dieses ist im Plangebiet nicht der Fall.

7.2. Artenschutz Nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG geschützte Tierarten finden in dem vorhandenen Knick einen Lebensraum. Insbesondere sind hier gebüschbrütende Vogelarten anzu- nehmen. Ein Vorkommen der Haselmaus ist unwahrscheinlich, da keine Verbindung zu einem geschlossenen Knicksystem besteht. Ein Vorkommen von Offenlandbrütern auf der Grünlandfläche ist möglich. Im Plangebiet selbst sind sie jedoch aufgrund der Lage zu vorhandenen vertikalen Strukturen im siedlungsnahen Randbereich aus- zuschließen.

Ein Eingriff in die Lebensräume gebüschbrütender Vogelarten erfolgt nicht. Erhebli- che Störungen auf den Knick durch eine angrenzende Einzelhausbebauung sind unter Berücksichtigung des festgesetzten Knickschutzstreifes auszuschließen. Die Ver- drängung potenziell möglicher Offenlandbrüter durch die Bebauung ist im Hinblick auf die Gesamtgröße der Offenlandfläche gering. Eine Verschlechterung des Erhal- tungszustandes potenziell betroffener Arten ist hierdurch unwahrscheinlich. Unüber- windbare artenschutzfachliche Hindernisse werden mit Umsetzung des Planes nicht erwartet.

7.3. Maßnahmen der allgemeinen Grünordnung und der Kompensation Aus der naturschutzfachlichen Eingriffsbilanzierung erwachsen die folgenden Aus- gleichserfordernisse:

www.planlabor.de 17 Gemeinde Ritzerau Bebauungsplan Nr. 4 ______

Ausgleich Schutzgut Eingriffsregelung Boden 210 m² Wasser 0 m² Landschaftsbild 0 m² Arten und Lebensgemeinschaften 0 m² Klima /Luft 0 m² 210 m²

Aus artenschutzrechtlicher Sicht bestehen keine Kompensationsforderungen.

Im Plangebiet selbst werden die folgenden Maßnahmen vorgesehen:

• Grundstückszufahrten und die befestigten Flächen der Baugrundstücke (Stell- plätze, Wege) sind mit wasserdurchlässigen Belägen herzustellen.

• Das anfallende Oberflächenwasser ist im Plangebiet zu versickern.

• Auf der mit der Entwicklungsmaßnahme Nr. 1 festgesetzten Fläche von 265 m² ist eine Obstwiese mit mindestens 3 hochstämmigen Obstbäumen einer alten Kul- tursorte anzulegen und extensiv zu nutzen.

• Der festgesetzte Knickschutzstreifen von rd. 150 m² ist als Gras- und Krautflur aus- zubilden. Bauliche Anlagen sowie wasserdichte Versiegelungen sind hier unzuläs- sig.

• Das Gebäude ist in Richtung Süden durch Anpflanzung von 2 heimischen, stand- ortgerechten Laubbäumen oder Obstbäumen einer alten Kultursorte zur freien Landschaft hin abzuschirmen.

• Alle anzupflanzenden Vegetationselemente sind auf Dauer zu erhalten. Abgän- ge sind in gleicher Art zu ersetzen.

Die festgesetzten Knickschutzstreifen im Plangebiet dienen dem Schutz der beste- henden Knicks und erfüllen ausschließlich Vermeidungs-/Minimierungsfunktion. Die Baumpflanzungen zur Abschirmung des Plangebietes in südliche Richtung haben ausschließlich Kompensationsfunktion für das Landschaftsbild. Die Festsetzungen zur Versickerung und zur Verwendung wasserdurchlässiger Belege minimieren die Eingrif- fe in das Schutzgut Wasser. Als Kompensationsmaßnahme hingegen ist die zu einer Obstwiese zu entwickelnde Maßnahmenfläche mit Ziffer 1 anzurechnen. Die Extensi- vierung der Flächennutzung kann hier bodenfunktionsbezogenen Ausgleich erbrin- gen. In Anlehnung an die Ökokonto-Verordnung kann diese Fläche als derzeitiges Intensivgrünland zu 80 % für Kompensationszwecke herangezogen werden. Die 265 m² große Fläche kann demnach die Kompensationsforderungen für das Schutz- gut Boden erfüllen.

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Die Maßnahmenfläche ist dauerhaft extensiv zu pflegen und zu unterhalten. Auf- grund der Größe der Fläche wird eine extensive zweischürige Mahd bevorzugt, wo- bei der 1. Mähtermin nicht vor dem 1. Juli erfolgen sollte. Im Rahmen einer langfristi- gen Gesamtentwicklung der Siedlungsfläche mit eventueller Vergrößerung der Maßnahmenfläche wird ggf. auch eine extensive Beweidung möglich.

7.4. Kosten der allgemeinen Grünordnung und des Ausgleichs Anzahl Einheitspreis Gesamtpreis Hochstammpflanzung 2 St. Hochstämme 300 € 600 €

Obstbaumpflanzung 3 St. Obstbäume 120 € 360 € Ziffer 1 Unternutzung Ziffer 1 265 m² Extensive 0,8 € 212 € Nutzung 1.172 €

7.5. Empfehlungen der Landschaftspflege Auf schonenden Umgang mit dem Oberboden während der Bauphase ist zu ach- ten; das betrifft vor allem den Oberbodenabtrag und seine Zwischenlagerung. Tau- salze und tausalzhaltige Mittel sollten auf dem privaten Grundstück nicht ausge- bracht werden.

Das Grundwasser steht unter besonderem Schutz. Die dauerhafte Grundwasserab- senkung bzw. Ableitung z. B. durch Kellerdränagen ist wasserrechtlich erlaubnispflich- tig. Da dieser Eingriff regelmäßig durch bautechnische Maßnahmen vermeidbar ist, kann eine Genehmigung im Allgemeinen nicht erteilt werden. Über Ausnahmen ent- scheidet die Wasserbehörde auf Antrag. Revisionsdränagen sind zulässig, soweit sie nicht zu einer dauerhaften Grundwasserabsenkung führen. Sie sind der Wasserbe- hörde mit Bauantragstellung anzuzeigen. Es ist durch eine Baugrunduntersuchung der Nachweis zu erbringen, dass mit der Dränagemaßnahme keine dauerhafte Grundwasserabsenkung einhergeht. Bei hoch anstehendem Grundwasser wird der Verzicht von Kellern empfohlen. Versickerungsanlagen sind ebenfalls anzeigepflich- tig. In bestimmten Fällen sind Versickerungsanlagen auch erlaubnispflichtig. Über Einzelheiten informiert die zuständige Wasserbehörde.

8. Billigung der Begründung Die Begründung zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 4 der Gemeinde Ritzerau wurde von der Gemeindevertretung in der Sitzung am gebilligt.

Ritzerau,

Bürgermeister

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