Nds. MBl. Nr. 34/2018

Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Saaletal“ im Gebiet des Fleckens Salzhemmendorf, Landkreis Hameln-Pyrmont vom 26.09.2018

Aufgrund der §§ 22 Abs. 1 und 2, 26 und 32 Abs. 2 und 3 des S. 193), geht aber auch darüber hinaus. In der Übersichts- Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) vom 29.07.2009 (BGBl. I karte und in den Detailkarten ist die Teilfläche des LSG, S. 2542), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom die im FFH-Gebiet liegt und der Umsetzung der FFH-Richt- 15.09.2017 (BGBl. I S. 3434), in Verbindung mit den §§ 14, 19 linie dient, gesondert gekennzeichnet. und 32 Abs. 2 des Niedersächsischen Ausführungsgesetzes (6) Das LSG hat eine Größe von ca. 192 Hektar (ha). zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNatSchG) in der Fassung vom 19.02.2010 (Nds. GVBl. S. 104), wird gemäß Beschluss § 2 des Kreistages vom 25.09.2018 verordnet: Gebietscharakter und Schutzgegenstand § 1 Das LSG wird geprägt durch die und ihre Nebenbäche. Landschaftsschutzgebiet Die Saale entspringt außerhalb des Landkreises Hameln-Pyr- mont am Unterhang des Ith südöstlich von Capellenhagen (1) Das in den Absätzen 2 und 3 näher bezeichnete Gebiet und mündet, ebenfalls außerhalb des Landkreises Hameln- wird zum Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Saaletal“ erklärt. Pyrmont, bei in die . Der Oberlauf liegt in der natur- (2) Das Landschaftsschutzgebiet liegt ganz oder teilweise in den räumlichen Einheit des Ith-Hils-Berglandes. Das Fließgewäs- Fluren folgender Gemarkungen: ser folgt der Talmulde zwischen Ith und Thüster Berg, wo die — Benstorf, Flur 1, 2 und 5 Thüster Beeke und der Ockenser Bach zufließen. Nördlich — Hemmendorf, Flur 3, 4, 6 und 7 von Salzhemmendorf, wo der Lauensteiner Bach einmündet, tritt die Saale in die Calenberger Lössbörde ein und entspricht — Lauenstein, Flur 12 dann einem typischen Fließgewässer des Tieflandes. In die- — Levedagsen, Flur 1, 2, 4 und 6 sem Teil des LSG mündet die Aue als weiteres Fließgewässer — Ockensen, Flur 1, 2 und 3 in die Saale. — Oldendorf, Flur 3 und 6 Die Saale weist längere naturnahe Abschnitte auf und wird — Salzhemmendorf, Flur 2, 5 und 6 fast durchgängig von schmalen Erlen-Eschen-Weiden-Bestän- den (Galeriewälder) begleitet, die die Landschaft der Talmulde — Thüste, Flur 5 prägen. Die Nebenbäche sind ähnlich ausgestattet. Das Um- — Wallensen, Flur 1, 2 und 3 feld der Gewässer wird überwiegend landwirtschaftlich ge- (3) Das LSG besteht aus Fließgewässerabschnitten der Saale, nutzt. Im Bereich der Ortschaften grenzen auch Haus- und der Thüster Beeke, des Ockenser Baches, des Lauensteiner Hofgrundstücke an. In einigen Abschnitten ist ein mäandrie- Baches und der Aue im Flecken Salzhemmendorf, Land- render Gewässerlauf vorhanden und es sind flächenhafte Auen- kreis Hameln-Pyrmont. waldreste, Weidengebüsche und Hochstaudenfluren ausge- Das LSG umfasst die Fließgewässer und ihre Böschungen prägt. In mehreren Abschnitten weisen die Saale und ihre Ne- sowie einen daran angrenzenden Streifen von 5 Meter Breite, benbäche eine relativ gut strukturierte steinig-kiesige Gewässer- gemessen ab Böschungsoberkante. Die Lage der Böschungs- sohle auf. Außerdem ist abschnittsweise eine gewässerty- oberkante wurde durch Digitalisierung aus Orthofotos pische Unterwasservegetation vorzufinden. (Stand 2016) gewonnen. Innerhalb der geschlossenen Ort- Die Fließgewässer des Saale-Systems haben im - und schaft Salzhemmendorf sowie bei sonstigen an die Gewässer Leinebergland eine besondere Bedeutung als Lebensraum ge- angrenzenden Haus- und Hofgrundstücken umfasst das LSG fährdeter Fischarten. lediglich die Fließgewässer einschließlich der Böschungen bis zur Böschungsoberkante. Bereiche mit Vorkommen § 3 schutzwürdiger Vegetation wie Hochstaudenfluren, Röh- Schutzzweck richten, Dauergrünland oder Auwald wurden über den 5 Meter-Streifen hinaus in das Schutzgebiet einbezogen. (1) Allgemeiner Schutzzweck des LSG ist nach Maßgabe der Des Weiteren sind Bereiche der LSG, die mit § 9 Abs. 2 §§ 26 Abs. 1 und 32 Abs. 3 BNatSchG in Verbindung mit dieser Verordnung außer Kraft gesetzt werden, in das § 19 NAGBNatSchG die Erhaltung, Entwicklung oder Wie- Schutzgebiet einbezogen. derherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes oder der Regenerationsfähigkeit und (4) Die Lage des LSG ist der mitveröffentlichten Übersichts- nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, einschließ- karte im Maßstab 1:50.000 (Anlage 1) zu entnehmen. Dort lich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen verläuft die Grenze des LSG auf der Innenseite der schwar- bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, sowie zen Linie des dargestellten grauen Rasterbandes. Die de- der Schutz der Vielfalt, Eigenart und Schönheit und die tailscharfe Abgrenzung des LSG ergibt sich aus den maß- besondere Bedeutung von Teilbereichen der Landschaft geblichen und mitveröffentlichten acht Detailkarten im für die Erholung. Maßstab 1:10.000 (Anlagen 2 bis 9). Auch dort verläuft die Grenze des LSG auf der Innenseite der schwarzen Linie (2) Besonderer Schutzzweck des LSG ist: des dargestellten grauen Rasterbandes. Die Karten sind Be- 1. die Erhaltung und Entwicklung der naturraumtypischen standteil dieser Verordnung. Die Übersichtskarte und die Fließgewässer Saale, Thüster Beeke, Ockenser Bach, acht Detailkarten können von jedermann beim Flecken Lauensteiner Bach und Aue als naturnahe durchgängi- Salzhemmendorf sowie beim Landkreis Hameln-Pyrmont ge und abschnittsweise mäandrierende Fließgewässer — Untere Naturschutzbehörde — unentgeltlich während sowie der angrenzenden naturnahen auentypischen der Dienstzeiten eingesehen werden. Lebensräume einschließlich des Schutzes der Lebens- (5) Das LSG umfasst den im Landkreis Hameln-Pyrmont liegen- stätten typischer Tierarten wie Groppe und Bachneun- den Teil des Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Gebietes DE 3824- auge und Pflanzenarten der Wasservegetation, 333 (Nds.-Nr. 381) „Saale mit Nebengewässern“ gemäß der 2. die Erhaltung und Entwicklung naturnaher Gehölz- Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) des Rates vom und Waldkomplexe der Niederungen und Auen mit 21.5.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie hohem Alt- und Totholzanteil einschließlich des Schut- der wild lebenden Tiere und Pflanzen (ABl. EG Nr. L 206 zes der Lebensstätten typischer Tierarten wie Fleder- S. 7; 1996 Nr. L 59 S. 63), zuletzt geändert durch die Richt- mausarten sowie Pflanzenarten wie Schwarzerle und linie 2013/17/EU des Rates vom 13.5.2013 (ABl. EU Nr. L 158 Silberweide,

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3. die Erhaltung und Entwicklung von extensiv genutzten 3. insbesondere der Tierarten des Anhang II der FFH- oder ungenutzten Gewässerrandstreifen zur Verminde- Richtlinie: rung von Sediment- und Stoffeinträgen als Lebensraum a) Groppe (Cottus gobio) und Wanderkorridor für heimische Tier- und Pflanzen- arten und somit als Teil eines Biotopverbundes sowie mit einer langfristig überlebensfähigen Population zur Bereicherung des Landschaftsbildes, in naturnahen, von Gehölzen gesäumten lebhaft strömenden sauerstoffreichen und sommerkühlen 4. die Erhaltung und Entwicklung von Grünland in der Fließgewässern mit einer hartsubstratreichen Sohle Gewässeraue als Bestandteil eines Biotopverbundes. (Kies, Steine) und einem hohen Anteil an Totholz- (3) Das LSG gemäß § 1 Abs. 5 dieser Verordnung ist Teil des elementen sowie einer naturraumtypischen Fisch- kohärenten europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“. biozönose. Ziel ist zudem die Erhaltung und Ent- Die Unterschutzstellung trägt dazu bei den günstigen Er- wicklung vernetzter Teillebensräume, die geeignete haltungszustand der maßgeblichen Lebensraumtypen und Laich- und Aufwuchshabitate verbinden und den Arten im FFH Gebiet „Saale mit Nebengewässern“ insge- Austausch von Individuen innerhalb des Gewässer- samt zu erhalten und zu entwickeln oder wieder herzustel- laufes sowie zwischen Haupt- und Nebengewässern len. ermöglichen, besonders durch die Verbesserung der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes im LSG und damit eben- Durchgängigkeit, falls besonderer Schutzzweck sind die Erhaltung und Wie- b) Bachneunauge (Lampetra planeri) derherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes mit einer langfristig überlebensfähigen Population 1. insbesondere des prioritären Lebensraumtyps (gemäß in naturnahen, durchgängigen, von Gehölzen ge- Anhang I der FFH-Richtlinie): säumten sauberen und lebhaft strömenden, sauer- 91E0 Auenwälder mit Erle, Esche und Weide stoffreichen und sommerkühlen Fließgewässern mit unverbauten Ufern und einer vielfältigen Sohl- als naturnahe, von Erlen, Eschen und/oder Weiden ge- struktur, insbesondere einer enger Verzahnung von prägte, feuchte bis nasse Wälder der Ufer, Auen und kiesigen Bereichen als Laichareale und Feinsedi- Quellbereiche von Fließgewässern mit naturnahem mentbänken als Larvalhabitate. Ziel ist zudem die Wasserhaushalt und naturnaher Überflutungsdyna- Erhaltung und Entwicklung vernetzter Teillebens- mik, mit einer typischen Strauch- und Krautschicht, räume, die geeignete Laich- und Aufwuchshabitate mosaikartig verzahnten Entwicklungsstufen und Alters- verbinden und den Austausch von Individuen in- phasen bis hin zur Zerfallsphase, einem hohen Anteil nerhalb des Gewässerlaufes sowie zwischen Haupt- an Alt- und Totholz, Höhlen- und sonstigen Habitat- und Nebengewässern ermöglichen, besonders durch bäumen sowie spezifischen Habitatstrukturen (Flutrin- die Verbesserung der Durchgängigkeit. nen, Tümpel, Verlichtungen) einschließlich ihrer cha- rakteristischen Tierarten wie Fledermausarten sowie (4) Die Umsetzung der vorgenannten Erhaltungsziele, insbe- ihrer charakteristischen Pflanzenarten wie Schwarzerle sondere auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie und Silberweide, im Rahmen von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, kann aufbauend auf die nachfolgenden Verbote auch durch 2. insbesondere der übrigen Lebensraumtypen des An- Angebote des Vertragsnaturschutzes unterstützt werden. hang I der FFH-Richtlinie (gemäß Anhang I der FFH- Richtlinie): (5) Eine Karte mit der genauen Lage der Lebensraumtypen (LRT) kann bei der Naturschutzbehörde während der a) 6430 Feuchte Hochstaudenfluren Dienstzeiten unentgeltlich eingesehen werden. Die Ab- als artenreiche Hochstaudenfluren auf nährstoffrei- grenzungen der LRT basieren auf der Basiserfassung des chen, feuchten bis nassen Standorten an naturnahen Landes Niedersachsen. Ufern und Waldrändern einschließlich ihrer cha- rakteristischen Pflanzenarten wie Mädesüß, Gilb- § 4 weiderich, Blutweiderich, Wasserdost oder Wald- Engelwurz ohne dominierende Anteile stickstofflie- Verbote bender Arten oder Neophyten (eingewanderte Ar- (1) Im LSG sind gemäß § 26 Abs. 2 BNatSchG und unter be- ten) sowie einschließlich ihrer charakteristischen sonderer Beachtung des § 5 Abs. 1 BNatSchG alle Hand- Tierarten wie Sumpfrohrsänger (Acrocephalus pa- lungen verboten, die den Charakter des Gebietes verän- lustris), dern oder dem besonderen Schutzzweck nach § 3 Abs. 2 b) 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation dieser Verordnung zuwiderlaufen, soweit sie nicht nach § 5 dieser Verordnung freigestellt sind. In der Teilfläche des als naturnahe Fließgewässer mit überwiegend un- LSG, die der Umsetzung der FFH-Richtlinie dient, sind verbauten Ufern, durchgängigem, schwach bis mä- darüber hinaus gemäß § 33 Abs. 1 BNatSchG alle Verände- ßig mäandrierenden, unbegradigtem Gewässerver- rungen und Störungen verboten, die zu einer erheblichen lauf, einem vielgestaltigen Abflussprofil, vielfälti- Beeinträchtigung des im § 1 Abs. 5 dieser Verordnung ge- gen gewässertypischen Sohl- und Sedimentstruktu- nannten FFH-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele ren aus grob- bis feinkiesigem Sohlsubstrat, guter oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen füh- Wasserqualität, einer weitgehend natürlichen Dy- ren können. namik des Abflussgeschehens mit ausgeprägter Tie- fen- und Breitenvarianz und kleinräumig wech- (2) Insbesondere werden folgende Handlungen untersagt: selnden Strömungsverhältnissen, einem zumindest 1. die Errichtung oder wesentliche äußere Veränderung abschnittsweisen naturnahen Auenwald bestehend baulicher Anlagen Art, auch solcher, die keiner aus Erlen- und Eschen, zum Teil auch Weiden und Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde oder sonstiger abschnittsweise mit einer gut entwickelten fluten- Genehmigung/Erlaubnis bedürfen oder die nur vor- den Wasservegetation mit charakteristischen Arten übergehender Art sind, wie Wassermoosen (zum Beispiel Fontinalis antipy- 2. der Neu- oder Ausbau von Wirtschaftswegen, retica), Wassersternen (Callitriche spec.) und Wasser- hahnenfuß-Arten (Ranunculus aquatilis agg.) sowie 3. der Neubau und die Erweiterung von Ver- oder Ent- mit charakteristischen Tierarten wie Groppe (Cottus sorgungsleitungen aller Art, gobio), Bachneunauge (Lampetra planeri), Bachfo- 4. das Bodenrelief zu verändern, insbesondere durch Auf- relle (Salmo trutta fario), Ellritze (Phoxinus phoxi- schüttungen, Abgrabungen, Ablagerungen oder das nus), Bachschmerle (Barbatula barbatula), Blau- Auf- oder Einbringen von Stoffen aller Art, einschließ- flügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und Eisvogel lich Rübenerde und Klärschlamm, sowie das Abla- (Alcedo atthis), gern von Abfällen,

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5. die Gewässer (Sohle und Böschung) insbesondere durch 5. die Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht mit Ausbau, Verrohrung, Grundräumung oder Befesti- der Maßgabe, dass die Maßnahme bei der Naturschutz- gungen zu zerstören, zu schädigen oder auf andere behörde spätestens zwei Wochen vor Beginn angezeigt Art zu verändern, wird. Handelt es sich um eine gegenwärtige, erhebliche 6. in den Detailkarten dargestelltes Dauergrünland sowie Gefahr, die ein sofortiges Handeln erfordert, entfällt die gewässernahe Hochstaudenfluren, Säume, Ödland Anzeigepflicht, oder sonstige naturnahe Flächen zu zerstören, umzu- 6. Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung, brechen oder auf andere Art zu verändern; ausschlag- sowie Untersuchung und Kontrolle des Gebietes im gebend für die Feststellung als Dauergrünland auf Auftrag oder auf Anordnung der Naturschutzbehörde Flächen, die der Agrarförderung unterliegen, ist der oder mit deren vorheriger Zustimmung, Maßnahmen Status, der in den Daten zu den Feldblöcken (Schlag- zur Erfüllung der Monitoring- und Berichtspflichten kataster) des Servicezentrums Landentwicklung und des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucher- Agrarförderung verzeichnet ist, schutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) sowie ent- 7. vorhandene Quellen, Tümpel oder sonstige Stillge- sprechende Maßnahmen hinreichend ausgebildeter wässer zu zerstören, zu beeinträchtigen oder auf andere Gewässerwarte der Vereinigungen von Sportfischern, Art zu verändern, 7. der Betrieb von Drohnen und unbemannten Fluggerä- 8. Entwässerungsmaßnahmen, Wasserentnahmen oder ten zu land- und forstwirtschaftlichen oder zu wissen- sonstige Maßnahmen durchzuführen, die zu Verände- schaftlichen Zwecken im Zeitraum vom 1. April bis rungen des Wasserhaushalts führen können, 15. Juli (Brut- und Setzzeit) nur nach vorheriger Anzeige 9. das Einbringen, Ausbringen oder Ansiedeln von Tier- bei der Naturschutzbehörde. und Pflanzenarten, insbesondere von nicht heimi- (3) Freigestellt ist die ordnungsgemäße Gewässerunterhaltung schen, gebietsfremden oder invasiven Arten, nach den Grundsätzen des Gesetzes zur Ordnung des Wasser- 10. das Anlegen von Weihnachtsbaum- oder Schmuckrei- haushalts (Wasserhaushaltsgesetz — WHG), des Niedersäch- sigkulturen, sischen Wassergesetzes (NWG) und des Bundesnaturschutz- gesetzes (BNatSchG) auf Grundlage eines mit der Natur- 11. Bäume und Sträucher, Hecken und Gebüsche sowie schutzbehörde abgestimmten Unterhaltungsplanes, soweit insbesondere die Auen- bzw. Galeriewälder und sons- tigen Ufergehölze an den in § 1 Abs. 3 dieser Verord- 1. Maßnahmen im aquatischen Bereich, angepasst an die nung aufgeführten Fließgewässern zu beseitigen, zu Ansprüche der unter § 3 Abs. 3 Nrn. 2 und 3 dieser beschädigen oder zu verändern, Verordnung genannten Arten, während des Zeitrau- mes vom 15.07 bis 15.09. stattfinden, 12. wild lebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, zu fangen, zu verletzen, zu töten oder 2. Kiesbänke und Kiesstrecken, mit Ausnahme von ver- ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut-, Wohn- oder rohrten oder überbauten Bereichen, erhalten werden, Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschä- 3. die Räumung von Sedimentfängen nur mit schonender digen oder zu zerstören, Bergung und Umsetzung der Larven (Querder) des 13. das Lagern, Zelten oder Campen sowie das Entzünden Bachneunauges durchgeführt wird, und Unterhalten von Feuer, 4. eine Pflege der Galeriewälder und sonstigen Ufergehöl- 14. auf außerhalb der dem öffentlichen Verkehr gewid- ze nur nach vorheriger Zustimmung der Naturschutz- meten Straßen, Wegen und Plätzen mit Kraftfahrzeu- behörde und nur während des Zeitraumes vom 01.10. gen zu fahren oder Kraftfahrzeuge, Wohnwagen oder bis 29.02. durchgeführt wird, Anhänger dort abzustellen, 5. Maßnahmen zur naturnahen Entwicklung der Gewäs- 15. der Betrieb von Motor-Modellflugzeugen, Drohnen ser einschließlich der Ufer nur nach vorheriger Anzeige oder vergleichbaren Fluggeräten, der Naturschutzbehörde durchgeführt werden, 16. die Ruhe der Natur durch Lärm oder auf andere Weise 6. die Verbote des § 4 Abs. 2 Nrn. 5 und 9 dieser Verordnung zu beeinträchtigen, eingehalten werden. 17. das Befahren der Gewässer mit Booten oder sonstigen (4) Freigestellt ist die natur- und landschaftsverträgliche land- Wasserfahrzeugen aller Art. wirtschaftliche Bodennutzung im bisherigen Umfang nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis gemäß § 5 § 5 Abs. 2 BNatSchG soweit Freistellungen 1. die Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland oder andere Nutzungen nur mit vorheriger Zustim- (1) Die in den Absätzen 2 bis 6 aufgeführten Handlungen oder mung der Naturschutzbehörde durchgeführt wird, Nutzungen sind von den Verboten des § 4 dieser Verord- 2. die Unterhaltung und Instandsetzung bestehender Ent- nung freigestellt. wässerungseinrichtungen ohne die Herstellung zusätz- (2) Freigestellt sind: licher Entwässerungsmaßnahmen durchgeführt wird, 1. die Nutzung, Unterhaltung und Instandhaltung der insbesondere ohne Maßnahmen zur Absenkung des rechtmäßig bestehenden Wege, baulichen Anlagen und Grundwasserstandes und ohne die Neuanlage von zum rechtmäßig bestehender Zäune in der bisherigen Form Beispiel Gräben oder Drainagen. Anpassungen der Vor- einschließlich der fachgerechten Pflege des Lichtraum- flut bei Abflussänderungen, die von außen auf das LSG profils bei Gehölzen, wirken, bleiben nach vorheriger Anzeige bei der Natur- 2. die Unterhaltung von vorhandenen Frei-, Versorgungs- schutzbehörde zulässig, und Entsorgungsleitungen und deren Trassen nach 3. eine Pflege der an landwirtschaftliche Nutzflächen an- vorheriger Anzeige bei der Naturschutzbehörde min- grenzenden Galeriewälder an Gewässern und sonstigen destens vier Wochen vor Beginn. Die Benutzung von Ufergehölze im FFH-Gebiet nur mit vorheriger Zustim- Verkehrswegen zur Führung und Unterhaltung von mung der Naturschutzbehörde erfolgt, Telekommunikationslinien ist ohne Anzeigepflicht frei- 4. Pflanzenschutzmittel unter Einhaltung der jeweils vor- gestellt, geschriebenen Schutzabstände zu Gewässern und Dün- 3. der Rückbau von baulichen Anlagen aller Art nach vor- ger nach den Bestimmungen der jeweils geltenden heriger Anzeige bei der Naturschutzbehörde mindes- Düngeverordnung eingebracht werden, tens vier Wochen vor Beginn, 5. die Anlage oder Veränderung von Weideschuppen nur 4. die fachgerechte Gehölzpflege während des Zeitraums in Holzbauweise und nur mit vorheriger Zustimmung vom 01.10. bis 29.02. mit Ausnahme der Galeriewälder der Naturschutzbehörde erfolgt. Die Neuanlage von an Gewässern und der sonstigen Ufergehölze, Weidezäunen bleibt ohne Zustimmung zulässig,

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6. die Verbote des § 4 Abs. 2 Nr. 4 dieser Verordnung ein- liegende FFH-Teilgebiet oder in einem Pflege- und Ent- gehalten werden. wicklungsplan für das LSG dargestellt werden, (5) Freigestellt ist die ordnungsgemäße Fischereiausübung im 2. Maßnahmen im Rahmen freiwilliger Vereinbarungen, Rahmen der Vorschriften des Niedersächsischen Fischerei- insbesondere im Rahmen des Vertragsnaturschutzes gesetzes (Nds. FischG) sowie der Binnenfischereiordnung und sonstiger Fördermaßnahmen, in der jeweils gültigen Fassung soweit 3. Maßnahmen aufgrund von Einzelfallanordnungen 1. die natürliche Wasservegetation und der natürliche nach § 15 NAGBNatSchG. Uferbewuchs größtmöglich geschont wird, (2) Grundstückseigentümer und Nutzungsberechtigte haben 2. keine befestigten Angelplätze wie Stege oder Angel- das Aufstellen von Schildern zur Kennzeichnung des LSG plattformen neu eingerichtet oder neue Pfade geschaf- sowie zur Information über das LSG zu dulden. fen werden, (3) §§ 15 und 39 NAGBNatSchG sowie § 65 BNatSchG blei- 3. Gewässerbetten zum Beispiel durch Watangeln nur au- ben unberührt. ßerhalb von Kiesbetten und nicht auf Feinsedimenten betreten werden, (4) Die in den §§ 4 und 5 dieser Verordnung enthaltenen Re- gelungen entsprechen vorwiegend Maßnahmen zur Erhal- 4. die Verbote des § 4 Abs. 2 Nrn. 4, 6, 11, 13, 14, 16 und 17 tung eines günstigen Erhaltungszustandes der im LSG dieser Verordnung eingehalten werden. vorkommenden Lebensraumtypen und Anhang II-Arten (6) Freigestellt ist die ordnungsgemäße Ausübung der Jagd so- der FFH-Richtlinie. weit (5) Die in Absatz 1 Nr. 1 beschriebenen Maßnahmen dienen 1. die Anlage von Wildäckern ausschließlich auf Acker- darüber hinaus der Erhaltung oder Wiederherstellung ei- flächen oder Ackerbrachen erfolgt, nes günstigen Erhaltungszustandes der im LSG vorkom- 2. keine Futterplätze eingerichtet werden, menden Lebensraumtypen und Anhang II-Arten der FFH- 3. Kanzeln und Hochsitze nur landschaftstypisch und Richtlinie. überwiegend aus Holz errichtet werden, 4. die Verbote des § 4 Abs. 2 Nrn. 6, 9 und 11 dieser Ver- § 8 ordnung eingehalten werden. Ordnungswidrigkeiten (7) Die Naturschutzbehörde kann bei den in den Absätzen 2, 3 (1) Ordnungswidrig nach § 43 Abs. 3 Nr. 4 NAGBNatSchG und 4 genannten Fällen die erforderliche Zustimmung er- handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig teilen, wenn und soweit keine Beeinträchtigungen oder 1. den Verboten des § 4 dieser Verordnung zuwiderhan- nachhaltigen Störungen des LSG oder seiner für die Erhal- delt, tungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestand- teile zu befürchten sind. Die Erteilung der Zustimmung 2. Handlungen ohne die nach § 5 dieser Verordnung er- kann mit Regelungen zu Zeitpunkt, Ort und Ausführungs- forderlichen Zustimmungen vornimmt, weise versehen werden. 3. den Maßgaben des § 6 dieser Verordnung zuwiderhan- (8) Weitergehende Vorschriften der §§ 30 und 44 BNatSchG, delt. sowie 24 NAGBNatSchG bleiben unberührt. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann gemäß § 43 Abs. 4 (9) Keinen Beschränkungen aufgrund dieser Verordnung un- NAGBNatSchG mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro terliegen Nutzungen, auf deren Ausübung beim Inkrafttre- geahndet werden. ten dieser Verordnung ein durch besonderen Verwaltungs- akt bereits begründeter Rechtsanspruch bestand ein- § 9 schließlich der dafür erforderlichen pflegerischen Maß- Inkrafttreten nahmen. Die bestehenden baulichen Anlagen auf Hof- und (1) Diese Verordnung tritt am Tag nach ihrer Verkündung im Wohngrundstücken, insbesondere Anbau-, Umbau- und Niedersächsischen Ministerialblatt in Kraft. Ausbaumaßnahmen, unterliegen keinen Beschränkungen aufgrund dieser Verordnung. (2) Gleichzeitig mit dem unter Absatz 1 genannten Zeitpunkt tritt § 6 — die Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im Befreiungen Kreise Hameln-Pyrmont für das im Anhang der ge- (1) Von den Verboten dieser Verordnung kann nach Maßgabe nannten Verordnung vom 14. Oktober 1936 unter Nr. 5 des § 67 BNatSchG in Verbindung mit § 41 NAGBNatSchG aufgeführte Gebiet des Saaletales (Verordnung zum auf Antrag Befreiung gewährt werden, wenn Schutze von Landschaftsteilen im Kreise Hameln-Pyr- mont vom 14. Oktober 1936 (ABl. der Regierung zu 1. dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen In- Hannover 1936, Stück 43, S. 179) einschließlich der teresses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaft- 1. Änderung vom 15.09.1980 (ABl. RBHan. 21/1980, licher Art, notwendig ist oder S. 680), 2. Änderung vom 01.08.1981 (ABl. RBHan. 19/ 2. die Durchführung der Vorschriften im Einzelfall zu ei- 1981, S. 607) und 3. Änderung vom 16.12.1997 (ABl. ner unzumutbaren Belastung führen würde und die Ab- RBHan. 2/1998, S. 32) sowie weichung mit den Belangen von Naturschutz und — für das durch diese Verordnung überlagerte Teilgebiet Landschaftspflege vereinbar ist. der Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im (2) Eine Befreiung gemäß Absatz 1 zur Realisierung von Plä- Landkreis Hameln-Pyrmont (Landschaftsschutzgebiet nen oder Projekten kann gewährt werden, wenn sie sich „Ith“) in den Flecken Coppenbrügge und Salzhemmen- im Rahmen der Prüfung nach §§ 34 und 36 BNatSchG in dorf vom 20.02.1980 (ABl. RBHan. 8/1980, S. 248) Verbindung mit § 26 NAGBNatSchG als mit dem Schutz- zweck dieser Verordnung vereinbar erweisen oder wenn außer Kraft. die Voraussetzungen des § 34 Abs. 3 bis 6 BNatSchG er- füllt sind. Hameln, den 26.09.2018 § 7 Landkreis Hameln-Pyrmont Pflege-, Entwicklungs- Der Landrat und Wiederherstellungsmaßnahmen gezeichnet (1) Als Pflege-, Entwicklungs- und Wiederherstellungsmaß- nahmen für das LSG gelten insbesondere Tjark Bartels 1. Maßnahmen, die in einem Managementplan, Maßnah- menplan oder in Maßnahmenblättern für das im LSG — Nds. MBl. Nr. 34/2018 S. 952

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