LANDSCHAFTSPLAN

DER GEMEINDE

ST. MICHAELISDONN

TEIL I

ERLÄUTERUNGSTEXT ZUR

BESTANDSERFASSUNG / BESTANDSBEWERTUNG

Februar 1998

An der Erarbeitung der Unterlagen haben mitgewirkt:

PLN Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH

Planungsbüro Mordhorst GmbH

Kolberger Str. 25 24589 Nortorf

Bearbeitung: Dipl.-Geogr. J. Albert Dipl.-Geogr. S. Harbeck

Mitarbeiter: Dipl.-Ing. M. Jünemann Dipl.-Geogr. H.-H. Maaß Dipl.-Ing. H. Mordhorst Dipl.-Ing. S. Puck Dipl.-Ing. K. Rüger

sowie Techn. Mitarbeiter/-innen

L. Kroll Dipl-Ing. H. von den Bulk M. Lobitz

Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung GLIEDERUNG

I VORBEMERKUNGEN 1

1 VERANLASSUNG, AUFGABENSTELLUNG 1 2 EINFÜHRUNG IN DAS PLANGEBIET 2 2.1 Lage im Raum 2 2.2 Gemeindestruktur 2 2.3 Planungsrechtliche Vorgaben 4

II BESTANDSAUFNAHME 7

3 NATÜRLICHE GRUNDLAGEN 7 3.1 Geologie, Relief 8 3.1.1 Pleistozäner (eiszeitlicher) Altmoränenbereich (Geest) 8 3.1.2 Holozäne (nacheiszeitliche) Übergangszone (Moor-/Donn-System) 9 3.1.3 Holozäne (nacheiszeitliche) Marsch 9 3.1.4 Zusammenfassung Geologie 10 3.2 Hydrogeologie/Grundwasser 10 3.3 Böden 11 3.3.1 Einleitung 11 3.3.2 Die Böden der Gemeinde St. Michaelisdonn 11 3.3.2.1 Kennzeichen der Böden im Geestbereich 12 3.3.2.2 Kennzeichen der Böden im Übergangsbereich 13 3.3.2.3 Kennzeichen der Böden in der Marsch 14 3.4 Klima 14 3.4.1 Makroklima (Betrachtung auf regionaler Ebene) 14 3.4.2 Mesoklima (Betrachtung auf lokaler Ebene) 16 3.5 Wasserhaushalt 17 3.5.1 Oberflächengewässer 17 3.5.1.1 Oberflächenabfluß 17 3.5.1.2 Fließgewässer 18 3.5.1.3 Stillgewässer 23 3.5.2 Grundwasser/Trinkwasser 23 3.5.3 Wasserschon- und Wasserschutzgebiete 23 3.6 Die flächendeckende Biotoptypenkartierung als Grundlage des Landschaftsplanes 24 3.6.1 Methodik 24 3.6.2 Bewertung 25 3.6.3 Ergebnis der Biotoptypenkartierung unter vegetationskundlichen Aspekten 30 3.6.3.1 Flächenhafte Lebensraumtypen 30 3.6.3.2 Linienhafte Lebensraumtypen 38 3.6.3.3 Punktuelle Lebensraumtypen (Kleingewässer) 42 3.7 Flächen und linienhafte Elemente mit Schutzstatus 44 3.7.1 Geschützte Flächen nach §§15a und b des Landesnaturschutzgesetzes von Schleswig-Holstein (LNatSchG) 44 3.7.1.1 Geschützte Biotope nach §15a(1) LNatSchG 44 3.7.1.2 Geschützte Biotope nach §15b LNatSchG 48 3.7.2 Flächen mit besonderer Regelung von Eingriffen nach §7Abs.2 des Landesnaturschutzgesetzes von Schleswig-Holstein (LNatSchG) 49 3.7.3 Geschützte Flächen nach dem Landeswaldgesetz Schleswig-Holstein 50 3.7.4 Sonstige geschützte Flächen bzw. schützenswerte Bereiche 53

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 4 BEANSPRUCHUNG DER LANDSCHAFT DURCH DEN MENSCHEN 54 4.1 Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsdichte 54 4.2 Wirtschaft und Erwerbstätigkeit 55 4.3 Infrastruktur 57 4.3.1 Trinkwasserversorgung 57 4.3.2 Abwasserentsorgung 57 4.3.3 Müllbeseitigung/-entsorgung 57 4.4 Verkehr 58 4.4.1 Individualverkehr 58 4.4.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 59 4.4.3 Radwege 60 4.5 Landnutzung 60 4.5.1 Besiedlung 61 4.5.1.1 Bedeutung des Siedlungsraumes für Natur und Landschaft 61 4.5.1.2 Siedlungsentwicklung 62 4.5.1.3 Zusammensetzung der Siedlungsflächen 63 4.5.1.3.1 Charakteristika dörflicher Siedlungen 65 4.5.1.3.2 Siedlungsgebiet St. Michaelisdonn (Norder-, Süderdonn) - Westdorf - Hopen 67 4.5.1.3.3 Siedlungsgebiet Hindorf 70 4.5.1.3.4 Industrie- und Gewerbeflächen 71 4.5.1.3.5 Grünstrukturen in den Ortslagen 72 4.5.1.4 Einbindung der Ortslagen in die Landschaft 73 4.5.2 Landwirtschaft 74 4.5.3 Forstwirtschaft 75 4.5.4 Landschaftsbezogene Erholung 76 4.5.5 Natur- und Landschaftsschutz 77 4.5.6 Jagd 78 4.5.7 Altablagerungen 78 4.5.8 Abbauflächen 79 4.5.9 Aufspülungsflächen, Aufschüttungsflächen 79 5 LANDSCHAFTSANALYSE / LANDSCHAFTSBEWERTUNG 80 5.1 Landschaftsentwicklung 80 5.1.1 Ausgangssituation/Potentielle natürliche Vegetation 80 5.1.2 Ursachen des Landschaftswandels 81 5.1.3 Ausblick 83 5.2 Das Landschaftsbild der Gemeinde St. Michaelisdonn 83 5.3 Landschaftsgliederung 84 5.3.1 Bewertung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes 86 5.3.1.1 Beschreibung und Bewertung der Teilräume unter Berücksichtigung des Naturraumpotentials 87 5.4 Konflikte 98 5.4.1 Flächenhafte Konflikte 98 5.4.2 Konfliktpotentiale in den Teilräumen des Plangebietes 100 5.4.3 Punktuelle Konflikte 106 6 LITERATURVERZEICHNIS 110

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung KARTENVERZEICHNIS

Karte1: Geologie/Relief/Verbandsgewässer Karte2: Böden/Altablagerungen/Abgrabungsgebiete Karte3: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten (Flächenhafte Elemente) Karte4: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten/Schutzstatus (Linienhafte Elemente) Karte5: Flächen und Objekte mit Schutzstatus Karte6: Lebensraumtypen/Teilräume Karte7: Konflikte/Historische Ortskerne

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb.1: Lage im Raum 3 Abb.2: Langjähr. monatl. Mittel (1961-90) der Niederschläge von /Dithm. 15 Abb.3: Langjähr. monatl. Mittel (1961-90) der Temperaturen von Helse/Dithm. 15 Abb.4: Jagdbezirke 78 Abb.5: Königl. Preuß. Landesaufnahme 1878 84 Abb.6: Teilraum Ia - Zentrales Siedlungsgebiet am Geestrand 87 Abb.7: Teilraum Ib - Zentrales Siedlungsgebiet auf den Donns 88 Abb.8: Teilraum IIa - Geestnahe Marsch 89 Abb.9: Teilraum IIb - Geestfernere Marsch 90 Abb.10: Teilraum IIc - Nördliche geestnahe Marsch 91 Abb.11: Teilraum III - Reliefierte Altmoränen der Geest 92 Abb.12: Teilraum IV - Geestrand mit holozänen Binnendünen 93 Abb.13: Teilraum V - Windbergener Niederung 94 Abb.14: Teilraum VIa - Talräume bei Hopen 95 Abb.15: Teilraum VIb - Talraum "Am Fischteich" 96 Abb.16: Teilraum VII - Moor-/Donn-System 98

TABELLENVERZEICHNIS

Tab.1: Übersicht wichtiger Klimakennwerte (Langjährige Mittel) 15 Tab.2: Verbandsgewässer Frestedter Au (Sielverband Südertal) 19 Tab.3: Verbandsgewässer Friedrichshofer Au (Sielverband Burg-Kudensee) 20 Tab.4: Verbandsgewässer Rösthusener Fleet (Sielverband Helse) 21 Tab.5: Verbandsgewässer Helser Fleet (Sielverband Helse) 21 Tab.6: Verbandsgewässer Trennewurther Fleet (Sielverband ) 22 Tab.7: Lebensraumtypen der freien Landschaft 31 Tab.8: Aus Naturschutzsicht wertvolle flächenhafte Lebensraumtypen 33 Tab.9: Redder, Knicks, Feldhecken 40 Tab.10: Baumreihen 41 Tab.11: Geschützte Biotope nach dem LNatSchG von S.-H. vom 16.06.1993 45 Tab.12: Geschützte Biotope gemäß §15a(1) LNatSchG 46 Tab.13: Geschützte lineare Elemente gemäß §15b LNatSchG 49 Tab.14: Sonstiges Feuchtgrünland gemäß §7(2)9 LNatSchG 50 Tab.15: Gemäß Landeswaldgesetz geschützte Flächen 52 Tab.16: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde St. Michaelisdonn (1867-1993) 54 Tab.17: Arbeitsstätten und Beschäftigte 56 Tab.18: Durchschnittliche tägliche Verkehrsmengen des Jahres 58 Tab.19: Landnutzung in der Gemeinde St. Michaelisdonn 61 Tab.20: Lebensraumtypen der bebauten Bereiche/Verkehrsflächen 64 Tab.21: Landwirtschaftliche Nutzflächen 74 Tab.22: Altablagerungen 78 Tab.23: Flächengrößen der Teilräume des Plangebietes 87

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung ANHANGSVERZEICHNIS (siehe Materialband)

Anhang 1: Tabellarische Übersicht der in der Gemeinde St. Michaelisdonn vorkommenden Biotoptypen

Anhang 2: Beschreibung der Biotoptypen

Anhang 3: Tabellarische Übersicht der Biotoptypenbewertung

Anhang 4: Zeigerarten für die Bestimmung der "sonstigen Feuchtgebiete" gemäß §7(2)9 LNatSchG S.-H.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung I VORBEMERKUNGEN 1 VERANLASSUNG, AUFGABENSTELLUNG

Die Gemeinde St. Michaelisdonn beabsichtigt, entsprechend § 6 LNatSchG Schleswig-Holstein, einen Landschaftsplan aufzustellen. Er soll die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Ver- wirklichung der Ziele des Naturschutzes auf der Grundlage des Landschaftsrahmenplanes und unter Beachtung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung flächendeckend darstellen.

Der Landschaftsplan beinhaltet

• die Darstellung des vorhandenen Zustandes von Natur und Landschaft,

• die Bewertung des erfaßten Zustandes und der Anforderungen an die Raumnutzung nach den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie

• die Darstellung des angestrebten Zustandes von Natur und Landschaft und der dafür erforder- lichen Maßnahmen.

Der Planungsablauf richtet sich nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) in der Fassung vom 1.1.1991 und gliedert sich in 4 (ggf. 5) Phasen, die inhaltlich aufeinander auf- bauen:

Phase 1: Klären der Aufgabenstellung und Ermitteln des Leistungsumfanges,

Phase 2: Ermitteln der Planungsgrundlagen. Bestandsaufnahme und Landschaftsbewertung,

Phase 3: Vorläufige Planfassung. Erarbeitung der wesentlichen Teile einer Lösung der Planungsaufgabe,

Phase 4: Entwurf. Erarbeitung der endgültigen Planungsaufgabe

(ggf. Phase 5: Genehmigungsfähige Planfassung).

Im folgenden handelt es sich um die zusammenfassende Darstellung der Planungsphase 2: Bestandsaufnahme und Landschaftsbewertung.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 1 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

2 EINFÜHRUNG IN DAS PLANGEBIET

2.1 Lage im Raum

Die Gemeinde St. Michaelisdonn liegt im südlichen Teil des Kreises , etwa 25 km südlich der Kreisstadt (s. Abb. 1, S. 3).

Das Plangebiet liegt auf etwa halber Strecke zwischen den Städten im Norden und Bruns- büttel im Süden und in etwa gleicher Entfernung zu Burg/Dithmarschen (im Osten) und Marne (im Südwesten). Hamburg, als nächstgelegenes überregionales Zentrum, liegt etwa 80km südöstlich von St. Michaelisdonn.

Aus naturräumlicher Sicht liegt das Plangebiet im Grenzbereich der Heide-Itzehoer Geest im Osten und der Dithmarscher Marsch im Westen.

Den Übergangsbereich zwischen beiden Teillandschaftsräumen bildet der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Geestrand, markiert durch einen aufragenden Steilhang - das "Klev". Ihm westlich vorgelagert ist ein komplexes System aus fossilen Strandwällen (Donns) und vermoorten Bereichen - Zeugnisse eines ehemaligen Meereseinflusses in diesem Raum.

2.2 Gemeindestruktur

Das Gemeindegebiet umfaßt eine Fläche von 2307ha, mit einer Ost-West-Erstreckung von etwa 5,8km und einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca.6,1km. Die Gemeindegrenze verläuft i.d.R. entlang von Knicks bzw. Gräben.

Der heutige Gemeindebereich entstand 1935 durch einen Zusammenschluß der Bauernschaften St. Michaelisdonn, Westdorf, Hindorf und Hopen zur kirchspielsfreien (amtsfreien) Landgemeinde St. Michaelisdonn.

Hauptort ist der ländliche Zentralort St. Michaelisdonn, ostwärts schließt sich das Dorf Hopen an. Weiterer Siedlungsschwerpunkt auf der Geest ist Hindorf, im Norden der Gemeinde gelegen. Daneben sind, vor allem in der Marsch, Einzelhöfe und Reihensiedlungen zu finden. Seit 1970 bildet die Gemeinde St. Michaelisdonn mit den südlich gelegenen Gemeinden , Dingen und die Kirchspielslandgemeinde St. Michaelisdonn-Eddelak.

Das Plangebiet zählt zum Wirtschaftsraum Brunsbüttel. Die Gemeinde selbst wird jedoch zu etwa 2/3 landwirtschaftlich genutzt. Die Bevölkerungszahl beträgt 3660 Einwohner, wovon ca.1250 im Erwerbsleben stehen. Ca.58% der Berufstätigen sind außerhalb der Gemeinde beschäftigt und pendeln zum überwiegenden Teil nach Brunsbüttel.

Als besonderen Anziehungspunkt weist die Gemeinde den am Klev gelegenen Verkehrslandeplatz "Hopen" auf. Weiterhin sind die bestehenden Schutzgebiete attraktiv für landschaftsbezogene Erholungsformen.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 2 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Abbildung 1: Lage im Raum

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 3 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

2.3 Planungsrechtliche Vorgaben

Regionalplan für den Planungsraum IV des Landes Schleswig-Holstein, Kreise Dith- marschen und Steinburg (Stand 1983)

Inhalt: In den Regionalplänen werden die Ziele der Raumordnung und Landesplanung als fachüber- greifende Planung unter Abwägung aller konkurrierender Nutzungsansprüche konkretisiert. Sie besitzen eine generelle Verbindlichkeit gegenüber allen öffentlich-rechtlichen Planungen. Der gültige Regionalplan für den Planungsraum IV wurde auf der Grundlage des Landesplanungs- gesetzes in der Fassung vom 13.04.1971 aufgestellt. In ihm werden die infrastrukturellen und regionalwirtschaftlichen Entwicklungsziele in Text und Karte (1:100.000) dargestellt.

Planungsbezug: St. Michaelisdonn ist im Regionalplan als ländlicher Zentralort dargestellt. Die Ortslagen St. Michaelisdonn und Hopen sind als zusammenhängendes Siedlungsgebiet zentraler Orte gekenn- zeichnet.

Der Gemeinde sind in Text und Karte keine gesonderten Gemeindefunktionen zugeordnet, da diese über die Einstufung als ländlicher Zentralort gemäß § 10 Abs. 2 Landesentwicklungsgrundsätze definiert sind. Ländliche Zentralorte dienen demnach überwiegend der Grundversorgung eines Nahbereichs mit einer bestimmten Einwohnerzahl. Die Größe des Nahbereichs bzw. die Anzahl an ländlichen Zentralorten ist abhängig von der Bevölkerungsdichte eines Raumes.

St. Michaelisdonn ist Standort der Amtsverwaltung St. Michaelisdonn-Eddelak sowie von Grund-, Haupt- und Realschule.

Der gut ausgestattete Hauptort der Gemeinde weist durch die räumliche Nähe zu Brunsbüttel eine günstige Lage innerhalb des Wirtschaftsraumes Brunsbüttel auf; er ist diesem gemäß Plandar- stellung zuzuordnen.

Für die Ansiedlung einzelner gleisanschlußbedürftiger Betriebe ist u.a. auch St. Michaelisdonn geeignet.

Dem Verkehrslandeplatz "Hopen" kommt vor allem hinsichtlich des Geschäftsreiseverkehrs im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsstandort Brunsbüttel besondere Bedeutung zu.

Der östliche, im Geestrandbereich liegende Teil der Gemeinde ist überwiegend als Gebiet mit besonderer landschaftlicher Erholungseignung dargestellt. Ferner ist dieser Bereich als Fremden- verkehrsentwicklungsraum im Landesinneren ausgewiesen. Schwerpunkt der Planungsabsichten liegt in der Förderung der Erholung auf dem Lande.

Des weiteren sind im Regionalplan Gebiete mit besonderen ökologischen Funktionen ausgewiesen. Diese umfassen im Plangebiet den nördlichen und südlichen Geestrandbereich sowie die Niederungsgebiete bei Hopen und westlich des südlichen Geestrandes. Wälder und Trockenstand- orte am Geestrand sind in der kartographischen Darstellung gesondert gekennzeichnet. Im nördlichen und südlichen Geestrandbereich weist der Regionalplan geomorphologische Sonder- bereiche aus, die als wichtige Dokumente der Erdgeschichte erhalten werden sollen. Unumgäng- liche Eingriffe sind in diesem Bereich auf ein Mindestmaß zu beschränken, soweit es sich nicht um übliche Siedlungstätigkeit auf den Donns (Nehrungen) handelt.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 4 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Der Geestbereich der Gemeinde ist weiterhin als Wasserschongebiet dargestellt. Wasserschon- gebiete besitzen keinen rechtsverbindlichen Charakter, sondern stellen einen Hinweis auf eine besondere Empfindlichkeit dar.

Im Süden der Gemeinde ist die Lage des Naturschutzgebietes "Kleve" im Regionalplan dargestellt.

Landschaftsrahmenplan Dithmarschen/Steinburg (PlanungsraumIV) (1984) Inhalt: Nach § 5, Abs. 1 LNatSchG S.-H. sind die überörtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Ver- wirklichung der Ziele des Naturschutzes unter Beachtung der Grundsätze und Ziele der Raumord- nung und Landesplanung für die Planungsräume der Regionalpläne in Landschaftsrahmenplänen darzustellen. Landschaftspläne sind auf der Grundlage des Landschaftsrahmenplanes zu erstellen (§ 6, Abs. 1 LNatSchG S.-H.). Neben der Darstellung schutzwürdiger Gebiete sind Aussagen über Vorhaben erforderlich, die die natürlichen Gegebenheiten direkt berühren. Der Landschaftsrahmenplan besteht aus Text und Karte (1:50.000). Für das Plangebiet werden folgende Aussagen getroffen worden:

• Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet "Kleve" (12ha), im heutigen Ausmaß geschützt durch Verordnung vom 08.11.1962. Schutzzweck ist der Erhalt eines fossilen (ehemaligen) Kliffs mit Eichenkratt und Heide.

• Landschaftsschutzgebiete "Hoper Mühle", ertmals geschützt durch Verordnung vom 29.10.1963; es liegt innerhalb des Gemeindegebietes zwischen St. Michaelisdonn und Hopen. "Klev von bis St. Michaelisdonn", geschützt durch Verordnung vom 31.08.1964, gemeindeübergreifend, von St. Michaelisdonn aus nordwärts. "Klev von St. Michaelisdonn bis Burg", geschützt durch Verordnung vom 19.05.1971, gemein- deübergreifend, vom Verkehrslandeplatz "Hopen" aus südostwärts entlang des Geestrandes.

• Geplante Landschaftsschutzgebiete Erweiterung des Landschaftsschutzgebietes "Hoper Mühle".

• Gebiete mit besonderen ökologischen Funktionen Als solche sind die fossilen Kliffs nördlich und südlich der Ortslage St. Michaelisdonn sowie das fossile Strandwallsystem im Bereich Süderdonn/Bahnlinie nach Brunsbüttel ausgewiesen.

• Gebiet mit besonderer Erholungseignung Der gesamte Geestbereich der Gemeinde, einschließlich der fossilen Kliffs, ist als Gebiet mit besonderer Erholungseignung ausgewiesen.

• Entwicklungsbereich für die Erholung Als solcher ist der südliche Geestrandbereich der Gemeinde ausgewiesen, wobei das fossile Kliff die westliche Begrenzung darstellt.

• Schützenswerte geologische und geomorphologische Formen Die seltenen geomorphologischen Formen bilden eine, vor allem erdgeschichtlich bedeutsame, Besonderheit des Gemeindegebietes. Am augenfälligsten, da landschaftsprägend, sind die fossilen Kliffs nördlich und südlich der Ortslage von St. Michaelisdonn.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 5 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Beide Kliffs wurden durch eiszeitliche (Saale- bzw. Weichsel-Eiszeit) Schmelzwässer angelegt und nachfolgend überformt bzw. umgestaltet. Das nördliche Kliff (Barlter Klev) unterscheidet sich vom südlichen dadurch, daß hier eine nacheiszeitliche marine Überprägung durch Wellenangriff für möglich gehalten wird. Außerdem wurden im östlich anschließenden Geestbereich Dünensande aufgeweht.

Dem Kliff vorgelagert ist ein fossiles Strandwallsystem, das sich vom Barlter Klev aus südwärts erstreckt und den Übergangsbereich zur nacheiszeitlich entstandenen Marsch darstellt.

Die beiden Kliffs liegen innerhalb von Natur- und/oder Landschaftsschutzgebieten. Das Strandwallsystem ist als ökologisch bedeutsamer Landschaftsbereich eingestuft. Für den Natur- schutz besteht hier ein hohes Entwicklungspotential.

• Wasserschongebiet Der Geest- und Donnbereich des Gemeindegebietes liegt innerhalb eines ausgewiesenen Wasserschongebietes. Wasserschongebiete besitzen keinen rechtsverbindlichen Charakter, sondern stellen einen Hinweis auf eine besondere Empfindlichkeit dar.

Weiterhin sind im Plangebiet folgende Einzelsignaturen vermerkt bzw. folgende Flächensigna- turen ausgewiesen:

• Baudenkmale Eingetragen sind drei Baudenkmale. Textlich erwähnt ist die Kirche von 1610/11 in St. Michaelisdonn. Baudenkmale müssen über das Kreisdenkmalamt erfaßt werden.

• Archäologische Denkmale Im Geestbereich der Gemeinde sind 22 Grabhügel als archäologische Denkmale ausgewiesen.

• Gliederung und Abgrenzung der baulichen Entwicklung In den so gekennzeichneten Bereichen ist eine Ausdehnung der Ortslage auf Kosten der freien Landschaft unerwünscht. Betroffen hiervon ist der nördliche Teil der Ortslage von St. Michaelisdonn sowie der linear angelegte Ortsteil Süderdonn.

• Sonstige Hinweise und Eintragungen - Freibad, Badestelle, - Eingriffe in Natur und Landschaft (Rohstoffabbbau).

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 6 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung II BESTANDSAUFNAHME

Die Bestandsaufnahme beinhaltet

• die Erfassung der sogenannten natürlichen Grundlagen, d.h. die Erfassung der belebten und unbelebten Natur (biotische und abiotische Faktoren) sowie

• die Erfassung der Raumnutzung, d.h. die Erfassung der derzeitigen Raumnutzung (Realnutzung, aktuelle Nutzung) und der Nutzungsansprüche an die Fläche (flächengebundene privatwirtschaftliche Vorhaben, Planvor- haben der Gemeinde und der öffentlichen Hand).

Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der Verwertung bereits vorhandener Daten (Erfassung im engeren Sinne) und der Erhebung neuer Daten. Die Erfassung vorhandener Daten bedeutet das Zusammenstellen und Auswerten zur Verfügung stehender Unterlagen. Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Datengrundlage in einem für die Bewertung und die Planung ausreichenden Genauigkeitsgrad.

Die Leistungsphase 1 des Landschaftsplanes führt zu dem Ergebnis, daß die Datengrundlage zu den biotischen Faktoren sowie zu Art und Intensität der Flächennutzung unzureichend ist.

Als Grundlage für den Landschaftsplan werden diese Daten im Rahmen einer flächendeckenden Biotopkartierung neu erhoben.

3 NATÜRLICHE GRUNDLAGEN

Zu den natürlichen Grundlagen gehören

• die abiotischen Faktoren Klima, Geologie, Boden, Relief, Lage, Gestalt bzw. Verlauf der Oberflächengewässer

und

• die biotischen Faktoren, d.h. die Tier- und Pflanzenwelt,

ungeachtet der Tatsache, daß ein Teil dieser Faktoren in einer Kulturlandschaft, wie sie im Plan- gebiet vorliegt, mehr oder weniger stark anthropogen beeinflußt ist.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 7 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

3.1 Geologie, Relief (vgl.Karte1: Geologie/Relief/Verbandsgewässer)

Die Grenzlage der Gemeinde zwischen zwei Hauptlandschaftsräumen Schleswig-Holsteins (Geest, Marsch) führt zu einem kleinräumigen Wechsel der Ausgangssedimente und des morphologischen Formenschatzes, mithin zu starken naturräumlichen Unterschieden.

Innerhalb des Plangebietes heben sich von Osten nach Westen drei verschiedene Landschafts- formen morphologisch, geologisch und genetisch deutlich voneinander ab:

• Pleistozäner (eiszeitlicher) Altmoränenbereich (Geest), • Holozäne (nacheiszeitliche) Übergangszone (Moor-/Donn-System), • Holozäne (nacheiszeitliche) Marsch.

3.1.1 Pleistozäner (eiszeitlicher) Altmoränenbereich (Geest)

Der östliche Bereich der Gemeinde ist Teil der schleswig-holsteinischen Altmoränen (Hohe Geest), die durch Gletschertransport während der vorletzten Eiszeit (Saale-Eiszeit), vor etwa 200.000 Jahren, entstanden. Nachfolgende Warm- und Kaltzeiten, insbesondere die letzte (Weichsel-) Eis- zeit, führten zu tiefgreifenden Verwitterungen und Umgestaltungen des Moränenmaterials.

Zwei in NW-SE-Richtung verlaufende Moränenbögen lassen sich erkennen, wobei es sich um Stauchmoränen mit z.T. ausgeprägter Reliefenergie handelt. Ihren höchsten Punkt erreichen die hügeligen Altmoränen in ihrem südlichen Teil am Heisterberg mit mehr als +40 m NN. Die glazialen Ablagerungen setzen sich im wesentlichen aus Geschiebemergel bzw. -lehm und Schmelzwassersanden zusammen.

Die Geest bricht auf großen Strecken mit einer markanten Steilkante, dem "Klev", nach Westen hin ab. Der steil abfallende Geesthang erstreckt sich als landschaftsprägendes Element von über St. Michaelisdonn und bogenförmig bis nach Burg/Dithmarschen. Das "Klev", ein fossiles (ehemaliges) Kliff, weist eine besondere erdgeschichtliche Bedeutung auf. Die Entstehung des "Klevs" war wissenschaftlich lange Zeit umstritten und ist auch heute noch nicht abschließend geklärt. Angenommen wird, daß das Kliff durch glaziale (eiszeitliche) Schmelzwässer der Saale- bzw. Weichseleiszeit angelegt wurde. Eine zusätzliche marine Abrasion (Abtragung), also eine unmittelbare Meeresbeeinflussung, wird in Teilbereichen des Kliffs nicht ausgeschlossen [vgl. ROSS 1993].

Der gerade Verlauf des Klevs wird durch vermoorte Niederungstäler unterbrochen, die insbe- sondere bei Hopen weit nach Osten und Norden in das Geest-Hinterland hineinreichen und zu dessen Untergliederung führen. Die Täler entstanden durch abfließendes Schmelzwasser und ver- moorten infolge nacheiszeitlichen Meeres- bzw. Grundwasserspiegelanstiegs. Ein kegelförmig ausgebildeter Böschungsrutsch westlich des Heisterbergs, der von der Instabilität des hohen und steilen Klevs zeugt, ist ebenfalls als Besonderheit zu betrachten. Dieser liegt jedoch nur teilweise innerhalb der Gemeindegrenzen von St. Michaelisdonn (Naturschutzgebiet "Kleve").

Außer dem Klevhang sind als geomorphologische Besonderheit des Plangebietes die im unmittel- baren Geestrandbereich durch Flugsandverwehungen entstandenen Dünen zu nennen. Sie sind hauptsächlich am nördlichen Klevabschnitt (sog. Gudendorfer Binnendünen) zu finden.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 8 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 3.1.2 Holozäne (nacheiszeitliche) Übergangszone (Moor-/Donn-System)

Im Dithmarscher Raum entstanden mit steigendem nacheiszeitlichen Meeresspiegel während der Phase der Flandrischen Transgression (ca. 8000 bis 3000 v.Chr.) weiträumig die Voraussetzungen zur Bildung einer Ausgleichsküste im Bereich des heutigen Geestrandes. Hierbei kam es zur Ent- stehung von Nehrungshaken und Strandwallsystemen, wie sie heute im Bereich der Ostseeküste (z.B.Heiligenhafen) zu finden sind und im wesentlichen als Ergebnis eines Küstenlängstransports gedeutet werden. Ob die Bildung der Nehrungshaken im Raum St. Michaelisdonn auf das vereinfachte Prinzip "Abtragung am Klev - Anlandung direkt südlich hiervon" zurückgeführt werden kann, ist jedoch umstritten und z. Zt. nicht endgültig geklärt [vgl. ROSS 1993] (s. auch Kap. 3.1.1).

Durch den Aufbau der Nehrungshaken kam es zur Abtrennung ehemaliger Buchten und zu deren allmählichen Verlandung. Das sog. "Hopener Haff", das heute als schmale, stellenweise tief ver- moorte Rinne mit Geländehöhen um +1m NN ausgebildet ist, läßt sich als eine solche ehemalige Meeresbucht deuten.

In diese Moorrinne münden die in das Geesthinterland reichenden Niederungstäler. Das Fließge- wässersystem der Hoper bzw. Friedrichshofer Au kennzeichnet diesen Niedermoorbereich.

Westlich hiervon schließt sich das Donnsystem an, das aus wallartigen, langgestreckten Gelände- erhebungen besteht. Die marin abgelagerten Haken blieben infolge sich historisch ändernder Strömungs- und Sedimentationsbedingungen in ihrer Lage und Morphologie erhalten und wurden in die sich ablagernde Marsch "eingebaut". Sie werden deshalb als fossile (ehemalige) Strandwälle bzw. Donns bezeichnet und stellen heute - weit im Binnenland gelegen - Zeugnisse der ehemaligen Küstenlandschaft dar.

Bei St. Michaelisdonn sind mindestens sechs einzelne, bis zu +4 m NN aufragende, überdünte Nehrungshaken nachgewiesen. Das fächerförmig ausgebildete Strandwallsystem setzt nördlich der Ortslage St. Michaelisdonn am Barlter Klev an. Die Hauptnehrung, auf der die Bahnlinie nach Brunsbüttel verläuft, schnürte das ehemalige "Hopener Haff" ab. Sie erstreckt sich bis zum Kuden- see.

Die Donns bestehen aus marinen Wattsanden, Nehrungskiesen und Dünensanden. Daneben en- wickelten sich zwischen den einzelnen Nehrungshaken z. T. mächtige Torfschichten aus Bruchwald-, Schilf- und Seggentorf. Durch diesen Wechsel von trockenem, sandigen Substrat mit feuchtem, organischen Material kam es zur Entwicklung einer vielfältigen, reich strukturierten Übergangszone zwischen Geest und Marsch.

Neben ihrer erdgeschichtlichen Bedeutung und den besonderen Standortverhältnissen, z.B. für die Vegetation, stellen die Donns Leitlinien der historischen Besiedlung und damit der wirtschaftlichen Inwertsetzung dieses Raumes dar.

3.1.3 Holozäne (nacheiszeitliche) Marsch

Die Marsch, die etwa 1/3 der gesamten Gemeindefläche einnimmt, zählt zum Bereich der "alten (in vorchristlicher Zeit entstandenen) Marsch". Sie bildete frühestens ab 500 v. Chr. eine hoch aufge- wachsene und somit besiedelbare Seemarsch. Sie weist durchschnittliche Geländehöhen um +1 m NN auf und ist von einem umfangreichen Grabenentwässerungssystem durchzogen.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 9 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Die Marschen im Raum St. Michaelisdonn bestehen vorwiegend aus Wattsanden und Klei. Einzelne Torflagen, insbesondere im geestnahen Bereich, stehen im Zusammenhang mit vorübergehenden Vermoorungsphasen.

Die Ablagerung der Marschensedimente verlief z.T. zeitgleich mit dem Aufbau des Strandwall- systems. Durchbrüche einzelner Nehrungshaken, wie z.B. zwischen St. Michaelisdonn und Süder- donn, weisen auf zeitweiligen Meereseinfluß östlich der Nehrungen hin. Der Bereich östlich von Süderdonn liegt aufgrund eines solchen Durchbruchs und eines ehemaligen Prielsystems z.T. unter 0 m NN. Dadurch wurden bereits entstandene Niedermoortorfe marin überschlickt, die als sog. Moormarschen bezeichnet werden. Bis Mitte des 20.Jahrhunderts lag in diesem Bereich außerdem ein zunehmend verlandender See (Donner See).

3.1.4 Zusammenfassung Geologie

• Im Osten der Gemeinde erstreckt sich die hügelige Geest, deren Altmoränen aus pleistozänen Sedimenten der Saale-Eiszeit besteht. Nach Westen hin wird der Geestrand durch die markante Steilkante des "Klevs" gekennzeichnet.

• Westwärts schließt sich eine vielfältig strukturierte Übergangszone an, die Ergebnis einer komplexen Landschaftsentwicklung dieses ehemaligen Küstenraumes ist: Niedermoore treten hier in enger Vergesellschaftung mit langgestreckten, fossilen Strandwallbildungen auf, die im Dithmarscher Raum als "Donns" bezeichnet werden.

• Der Westen der Gemeinde wird schließlich von holozänen Marschen eingenommen, die im marinen bis brackigen Wassermilieu abgelagert wurden.

Großflächige Reliefveränderungen im Plangebiet erfolgten im Ortsbereich durch künstliche Auf- schüttungen, Kies- und Sandabbau östlich der Zuckerfabrik sowie durch Aufspülungen nordwest- lich der Ortslage. Infolgedessen wurden vor allem die fossilen Strandwälle sowie der unmittelbare Geestrandbereich relativ stark anthropogen verändert.

3.2 Hydrogeologie/Grundwasser

Die Grundwasserfließrichtung und das Vorkommen von Grundwasserleitern ist abhängig von den hydrogeologischen Voraussetzungen.

Reliefbedingt fließt das Grundwasser im Plangebiet im wesentlichen in Ost-West-Richtung von der Geest zur Marsch. Die Grundwasserscheide liegt auf der Geest in Höhe von . Der west- wärtige Abstrom folgt dem bogenförmigen Verlauf des Geestrandes und orientiert sich daher im Raum Kuden südwärts. Die Marschen sind so gering wasserleitend, daß eine Grundwasserförderung nur bei gröberen Sedimenten möglich ist. Außerdem dringt im Untergrund Meerwasser tief bis in das Hinterland ein, so daß das Grundwasser durch Salze und organische Beimengungen chemisch stark beeinträchtigt ist. Bis auf wenige Ausnahmen ist daher im gesamten Marschengebiet Dithmarschens kein süßes Grundwasser gewinnbar, das sowohl in der Quantität als auch in der Qualität für eine Trinkwasserförderung geeignet wäre.

In Höhe St. Michaelisdonn liegt jedoch eine sich südwärts verbreiternde Süßwasserzone vor dem Geestrand, gefördert durch den Grundwasserstrom von der Geest in die Marsch. Dieser Abstrom wird durch die Verbindung von glazialen Wasserleitern der Geest mit eizeitlichen Sanden unter den

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Marschen begünstigt. Hinzu treten günstige Niederschlagseinzugsbedingungen im Bereich des Strandwallsystems (Donns), hervorgerufen durch die Lage der dieses System umgebenden Hauptwasserscheiden. Durch eine beckenartige Reliefsituation kommt es zu einer Sammlung an- fallender Wassermengen innerhalb dieses Bereiches.

Im Geestbereich treten unter den glazialen Sedimenten, deren Durchlässigkeit als "beschränkt" eingestuft wird, tertiäre (voreiszeitliche) Ablagerungen auf, wobei für die Grundwassergewinnung jungtertiäre Sedimente (miozäne Glimmertone, Braunkohlesande) bedeutsam sind.

Der Geestteil der Gemeinde besitzt aufgrund der Gesteinseigenschaften eine recht hohe Bedeutung für die Grundwasserneubildung, wohingegen die Marsch kaum zur Bildung förderungswürdigen Grundwassers beiträgt. Aufgrund der schwierigen Grundwasserverhältnisse in der Marsch sind in Dithmarschen seit 1959 Wasserbeschaffungsverbände zum Aufbau einer zentralen Wasserver- sorgung entstanden.

Die Bevölkerung des Plangebietes ist an die zentrale Trinkwasserversorgung angeschlossen. Die Gemeinde ist Mitglied des Wasserbeschaffungsverbandes Süderdithmarschen und bezieht ihr Trinkwasser aus dem Wasserwerk (westl. von ), das tertiäre Grundwasserleiter (Kaolinsande) des "Heider Troges" erschließt.

Starke Eingriffe in den Grundwasserhaushalt des Plangebietes erfolgten früher durch Wasserent- nahmen der Zuckerfabrik, wodurch es z.B. während der jährlichen Zuckerrübenkampagne zur Ausbildung von bis zur Geest reichenden Absenkungstrichtern kam. Neue Verfahrenstechniken sowie der Bau eigener Tiefbrunnen führten jedoch später zur Senkung des Wasserverbrauchs und zur wasserwirtschaftlichen Unabhängigkeit der Zuckerfabrik.

3.3 Böden

3.3.1 Einleitung Böden sind Naturkörper, die als Teilkomplexe des Landschaftshaushaltes Grenzbereiche zwischen dem geologischen Untergrund und der atmosphärisch beeinflußten Oberfläche einer Landschaft darstellen.

Böden setzen sich aus mineralischen und organischen Komponenten sowie Wasser und Luft zusammen. Jeder Boden ist das Produkt einer spezifischen Entwicklung, die auch zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist. Da Böden nicht vermehrbar und Störungen ihrer Funktionsfähigkeit oftmals nur sehr schwer und unzureichend zu beheben sind, gehören sie zu den besonders schützenswerten Naturgütern. Dies gilt insbesondere deshalb, weil Böden Lebensraum zahlreicher Organismen sind, Standorte höherer Pflanzen bilden, durch ihre Speicher-, Puffer- und Filterwirkung den Grundwasserhaushalt beein- flussen, Zeugnisse der Erdgeschichte darstellen und schließlich Standorte jeglicher Nutzung durch den wirtschaftenden Menschen sind.

3.3.2 Die Böden der Gemeinde St. Michaelisdonn (vgl. Karte2: Böden/Altablagerungen/Abgrabungsgebiete)

Angaben zu den Böden sind folgenden Bodenkarten von Schleswig-Holstein (Maßstab 1:25.000) entnommen, die vom Geologischen Landesamt herausgegeben wurden: • 1920 Meldorf (1985), • 1921 Süderhastedt (1976),

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Die Bodenkarten stellen u.a. folgende Kennzeichen von Böden dar, die für die Bodenentwicklung und die aktuellen Bodeneigenschaften charakteristisch sind:

• Ausgangsgesteine der Bodenbildung (Geschiebelehm, Wattsande etc.), • Bodentypen (Gley, Podsol, Kleimarsch etc.), • Bodenarten in der Horizontabfolge von oben nach unten (z.B. Sand über lehmigem Sand über Geschiebelehm), • Verbreitung der Böden, • bodenchemische und -physikalische Eigenschaften (Grundwasserspiegel, mechanische Belastbarkeit, Ausbildung von Ortsteinhorizonten u.a.).

Bestimmt durch die erdgeschichtliche Entwicklung des Raumes sind in der Gemeinde St. Michaelisdonn sehr unterschiedliche Böden in enger Vergesellschaftung anzutreffen. Sie sind je nach geographischer Lage aus glazialen (eiszeitlichen) bzw. glazifluvialen (von Schmelzwasser abgelagerten), marinen (durch das Meer abgelagerten) und äolischen (durch den Wind abgelager- ten) Sedimenten sowie organischem Ausgangsmaterial entstanden.

Wesentlichen Einfluß auf die existierenden Böden haben, neben dem Ausgangsgestein, die Dauer der Bodenentwicklung unter wechselnden Klimaten, die Vegetation, die spezifische Reliefsituation, der Grundwassereinfluß und die menschliche Nutzung. Diese bodenbildenden Faktoren führten zur Ausbildung verschiedenster Bodentypen mit, je nach Faktorenkombination, sehr unterschiedlichen Standorteigenschaften.

In Anlehnung an die geologische Gliederung der Gemeinde erscheint eine dementsprechende Unterteilung der Böden als sinnvoll.

3.3.2.1 Kennzeichen der Böden im Geestbereich Auf den Altmoränen im Osten der Gemeinde sind typische Geestböden anzutreffen, die sich vor allem aus Fließerde entwickelt haben. Hierbei handelt es sich um ein Ausgangsmaterial, das im Randbereich von Vereisungen (während der Weichsel-Eiszeit) in Hanglage infolge gefrorenen Untergrundes entsteht, insofern als Umlagerungs- bzw. Verwitterungsprodukt von Geschiebe- mergel bzw. -lehm zu betrachten ist. Daneben treten Geschiebe- und Schmelzwassersande (vor allem im Osten der Gemeinde) sowie Flugsande (Dünen des Geestrandbereiches) auf. Die kennzeichnenden Bodenarten im Geestbereich sind demzufolge vor allem Sand bis lehmiger Sand. Stark humose Sande, Moorerde sowie (vereinzelt) Niedermoortorf treten in Senkenlagen sowie im Bereich der südlichen Ausläufer der Windbergener Niederung bei hoch anstehendem Grundwasser auf. Die Böden der Niederungen werden seit langem entwässert, so daß in ihre natür- liche Bodenentwicklung eingegriffen wurde (s. Kap. 3.3.2.2).

Eine vergleichsweise lange Bodenbildung, verbunden mit wechselnden Klimabedingungen, führte auf der Geest zu tiefreichender Verwitterung, Nährstoffverarmung und Entkalkung der Böden.

Auf günstigeren, lehmigeren Standorten entwickelten sich vor allem Braunerden (bzw. Rosterden), unter Stauwassereinfluß Pseudogleye. Sandiges, nährstoffarmes Ausgangsmaterial führte zu acker- baulich ungünstigen Bodenentwicklungen, insbesondere durch Podsolierungsprozesse. Die ehemals großräumige Verbreitung von Heiden förderte diese Entwicklung (s.auch Kap.5.1). Verschiedene Faktoren (u.a. kaltes humides Klima, nährstoffarme Gesteine/Vegetation) förderten

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die Podsolierung, die eine Versauerung, Nährstoffverarmung, verringerte mikrobielle Aktivität der Bodenfauna und damit verminderten Abbau der Streu u.a. nach sich zieht. Damit einher geht die Auflösung von Eisen- und Aluminiumoxiden, sowie, zusammen mit organischer Substanz, deren Verlagerung in den Unterboden, wobei es zur Ausbildung von Orterde bzw. -stein kommen kann. Der Geestbereich ist durch Böden verschiedenen Podsolierungsgrades gekennzeichnet (Eisenhumuspodsol, Feucht-Podsol etc.). Die Podsolierung wirkt sich je nach Standorteigen- schaften (Grundwassernähe, Bodenart etc.) mehr oder weniger ungünstig für eine ackerbauliche Nutzung aus. Trockene, sandige Standorte (z.B. auf Dünen) sind diesbezüglich ungünstiger zu bewerten als Standorte mit höherem Lehmanteil (in Hanglage auf Fließerde) oder mäßig hoch anstehendem Grundwasser.

Trotz lokaler Abweichungen, je nach Standort, lassen sich die Eigenschaften der zumeist sandigen Geestböden folgendermaßen kennzeichnen.

Eigenschaften von Sandböden Wasserspeichervermögen: gering bis sehr gering (je nach Schluffanteil) Wasserdurchlässigkeit: hoch bis sehr hoch Nährstoffreserven: gering mechan. Filtereigenschaften: gering physik.-chem. Filtereigenschaften: gering

3.3.2.2 Kennzeichen der Böden im Übergangsbereich In der Übergangszone zwischen Geest und Marsch ist infolge der geologischen Entwicklung der kleinräumige Wechsel zwischen Strandwallböden und Niedermoor auffällig.

Trockene bis feuchte (in Abhängigkeit vom Grundwasserstand) Mineralböden aus Watt- und Flug- sanden im Bereich der fossilen Strandwälle (Podsole, Gleye) sind im Wechsel mit stark grund- wasserbeeinflußten organischen Böden aus Niedermoortorf vorzufinden. Als größtes zusammen- hängendes Niedermoorgebiet ist das ehemalige "Hopener Haff" anzusprechen.

Niedermoor geht im westlichen Teil des Strandwallsystems allmählich in Moor-/ Marsch-Über- gangsformen über. Im Süden der Gemeinde treten daher marin überschlickte Niedermoortorfe (Moormarschen) auf. Westlich der Donnlinie sind Marschen mit einzelnen Torflagen oder hohen humosen Anteilen (Humusmarschen) zu finden.

Für alle Niedermoorbereiche im Plangebiet gilt, daß sie seit langem entwässert werden. Die orga- nischen Böden reagieren jedoch empfindlich auf Entwässerung. Bei Absenkung des Grundwasser- spiegels dringt Luft in die oberen Bodenschichten ein. Dadurch kommt es zur Zersetzung der organischen Substanz, wodurch eine Sackung des Bodens eintritt. Diese wiederum führt, aufgrund der Verringerung des Abstandes Bodenoberfläche - Grundwasser (sog. Flurabstand), zu einer erneuten Vernässung der Böden. In der Regel wird darauf mit einer Intensivierung der Ent- wässerung reagiert. Dieser Kreislauf endet, wenn die gesamte Niedermoorschicht abgebaut ist.

Die Eigenschaften der Böden der fossilen Strandwälle sind mit jenen sandiger Geestböden ver- gleichbar (s. Kap. 3.3.2.1).

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Die Eigenschaften des Niedermoors sind wie folgt einzustufen:

Eigenschaften von Niedermoor Wasserspeichervermögen: mäßig hoch bis hoch, Wasserdurchlässigkeit: hoch bis mäßig hoch, nimmt mit zunehmender Zersetzung ab Nährstoffreserven: hoch mechan. Filtereigenschaften: mäßig hoch physik.-chem. Filtereigenschaften: mäßig hoch

3.3.2.3 Kennzeichen der Böden in der Marsch Im Westen der Gemeinde liegen schließlich Marschen aus marinem bzw. brackigem Schlick, die hauptsächlich durch feinkörnige Bodenarten wie schluffige Tone bis feinsandige Schluffe charakterisiert sind. Die Marschen sind insgesamt von hohen Grundwasserständen geprägt und werden daher zur landwirtschaftlichen Nutzung seit langem entwässert. Aufgrund der (im Vergleich zu frisch eingedeichten Marschen) langen Bodenentwicklung sind die alten Marschen im Raum St. Michaelisdonn weniger fruchtbar und im Oberboden bereits entkalkt. Sie werden als Kleimarschen bezeichnet. Im Übergangsbereich zur Geest entwickelten sich Humusmarschen, in der Übergangszone zum Niedermoor Moormarschen (s. Kap. 3.3.2.2).

Die Eigenschaften der Marschen sind bei hohem Tonanteil folgendermaßen einzustufen:

Eigenschaften von Tonböden Wasserspeichervermögen: hoch Wasserdurchlässigkeit: gering Nährstoffreserven: mäßig hoch mechan. Filtereigenschaften: hoch physik.-chem. Filtereigenschaften: hoch

Höhere Schluff- und/oder Sandanteile verbessern insbesondere die Wasserdurchlässigkeit, höhere Humusanteile führen zu zunehmender Ähnlichkeit mit Eigenschaften der Niedermoore (s. Kap. 3.3.2.2).

3.4 Klima

3.4.1 Makroklima (Betrachtung auf regionaler Ebene)

Das Plangebiet ist aufgrund seiner geographischen Lage durch mäßig temperierte, ozeanisch geprägte Klimaverhältnisse gekennzeichnet. Die Nähe zur Nordsee führt, im Vergleich zum Landesdurchschnitt, zu erhöhter Ozeanität. Diese drückt sich in einem relativ ausgeglichenen Jahresgang von Temperatur und Niederschlag aus, wobei es jedoch, je nach jahreszeitlich bedingter Einflußnahme der durchziehenden Tief- und Hochdruckgebiete, zu unterschiedlichen Ausprä- gungen der Witterungsbedingungen kommt. Das langandauernde Frühjahr ist im allgemeinen relativ kühl und trocken, wohingegen im mäßig- warmen Sommer die höchsten Niederschläge fallen. Einem meist wechselhaften Herbst mit kurzen Schönwetterphasen folgt ein regen- und nebelreicher, jedoch milder Winter. Die folgenden Klimakennwerte beziehen sich auf die Region. Sie wurden von der nächstgelegenen Klimahauptstation des Deutschen Wetterdienstes (Helse/Dithmarschen) übernommen. Lokale Abweichungen sind daher möglich.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 14 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung Tabelle 1: Übersicht wichtiger Klimakennwerte (Langjährige Mittel) Niederschlag: 839 mm Mai-Okt (Sommerhalbjahr): 477 mm Nov-Apr (Winterhalbjahr): 362 mm Tage mit Niederschlag: 200 davon Tage mit Gewitter: 15 davon Tage mit Nebel: 46 durchschnittliche Temperatur: 8,2°C Sommertage (Tage >25 °C): 16 heiße Tage (Tage >30 °C): 1,3 Bodenfrosttage: 94 Ganztägig bedeckt: 88 Windstille Tage und Tage mit schwachen, umlaufenden Winden: 0,6

Die Gesamtmenge von 839 mm Niederschlag im langjährigen Mittel liegt, verglichen mit den Werten des Landes Schleswig-Holstein, erwartungsgemäß über dem Landesdurchschnitt von 779mm/a. Dies ist vor allem auf die Lage im Nordseeküstenraum und das ansteigende Relief der Geest zurückzuführen.

Die Niederschlagsmenge ist im Sommer deutlich höher als im Winter. Das Niederschlagsmaximum liegt in den Sommermonaten und erreicht seinen höchsten Wert mit 93mm im September. Ein sekundäres Maximum wird im November erreicht (vgl.Abb.2). Dabei ist die Intensität der einzelnen Niederschläge im Sommer wesentlich höher als im Herbst/Winter.

100

80

60

40

20 Niederschlag [mm] Niederschlag 0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Abb.2: Langjähr. monatl. Mittel (1961-90) der Niederschläge von Helse/Dithm.

20

15

10

5 Temperatur Temperatur [°C] 0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Abb.3: Langjähr. monatl. Mittel (1961-90) der Temperaturen von Helse/Dithm.

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Das langjährige Mittel der Temperatur liegt bei 8,2°C und entspricht somit dem Landesmittel. Der Jahresgang verläuft gleichmäßig, mit einem Minimum von 0,2°C im Januar, in dem auch am häufigsten Bodenfrost auftritt. Im Mai steigen die Temperaturen auf >10°C und erreichen ihr Maximum im Juli und August mit Werten um 16°C (s. Abb.3).

Vorherrschende Windrichtungen sind ganzjährig Südwest und West, wobei vor allem im Winter Windgeschwindigkeiten von 8 bis 9 m/s auftreten. Ostwinde sind im Frühjahr häufig, erreichen jedoch mit 4 bis 5 m/s vergleichsweise geringere Geschwindigkeiten. Windstille Tage und Tage mit schwach umlaufenden Winden sind in dieser Region sehr selten.

3.4.2 Mesoklima (Betrachtung auf lokaler Ebene)

Das Regionalklima wird durch örtliche Gegebenheiten, insbesondere durch Relief und Vegetation, mehr oder minder stark beeinflußt.

Eine höhere Jahresmitteltemperatur ist bei bestimmten naturräumlichen oder landschaftlichen Ausprägungen gegeben. Dazu zählen

• südlich und östlich exponierte Hanglagen. Die letzteren sind vor den vorherrschenden west- lichen Winden wirksamer geschützt. • Flächen mit einem dichten Knicknetz, vor allem mit einem hohen Anteil an nordsüdlich ver- laufenden Knicks, • Gebiete, die östlich von größeren Waldbeständen liegen (Windschutzwirkung).

Eine geringere Jahresmitteltemperatur ist bei folgenden naturräumlichen oder landschaftlichen Gegebenheiten zu erwarten: • nördlich oder westlich exponierte Hanglagen, • Flächen mit einer geringen Strukturausstattung (Knicks, Hecken, Bäume usw.), • in Senken, Niederungsbereichen und Talabschnitten.

Das Gemeindegebiet von St. Michaelisdonn ist klimatisch durch seine Geestrandlage und den steil aufragenden Klevhang charakterisiert, wodurch sich bezüglich des lokalen Klimas relativ deutliche Unterschiede aufzeigen lassen.

Das Klev spielt als orographisches Hindernis besonders bei den vorwiegend westlichen Winden eine entscheidende Rolle für die Niederschlagsverteilung im süderdithmarscher Raum. Durch das Klev und die im Hinterland liegenden Altmoränenkomplexe werden vom Meer heranströmende Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen und führen so zwischen Heide und Hohenwestedt mit durchschnittlich > 900 mm zu den höchsten Jahresniederschlägen in Schleswig-Holstein.

Die Marschen der Gemeinde sind, ebenso wie die besiedelten Bereiche am Geestrand, kaum vor den vorherrschenden westlichen Winden geschützt. Hier kommt den existierenden Gehölzstruk- turen (Baumreihen, Knicks u.ä.) eine besondere Windschutzfunktion, z.B. für Gehöfte, zu. Der über die flache Marsch herannahende Wind kann jedoch relativ ungehindert am Geestrand auftreffen. Thermische Aufwinde begünstigen den Klevhang (im südlichen Gemeindebereich) als Standort für Flugsport. Gleichzeitig bedeutet die windexponierte Lage ein erhöhtes Risiko für die sandigen, trockenen Böden der Geest, die bei ungeschützter Lage verstärkter Winderosion ausgesetzt sind. Der Geestbereich der Gemeinde, insbesondere die Moränenkuppen, ist dabei generell allen Wind- richtungen ausgesetzt, so daß hier dem Knicknetz eine besondere Bedeutung für den Windschutz

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zukommt. Lediglich Hindorf, auf der Geest gelegen, liegt im Windschatten der Forsten am Barlter Klev.

Hohe Windgeschwindigkeiten, wie sie im Dithmarscher Küstenraum auftreten, können weiterhin Windwurf (in Forsten) fördern. Die nach Osten und Norden verlaufenden Täler bei Hopen können durch Querschnittsverengung bei entsprechenden Windrichtungen eine Verstärkung dieses Effekts herbeiführen. Die Niederung der Friedrichshofer Au bildet mit diesen im Norden und Osten gele- genen "Öffnungen" eine "Kaltluftschneise". Kaltluft, die schwerer als warme Luft ist, sammelt sich an der Bodenoberfläche und fließt dem Gefälle folgend ab. Schon kleinere Erhebungen, wie z.B. Straßendämme, bewirken eine Aufstauung der abfließenden Kaltluft. Die nachfließende Kaltluft "steigt" vor dem Hindernis an, bis es überwunden werden kann. Dabei bleibt die Aufstauung für längere Zeit am Straßendamm bestehen, wobei es im Winter zu verstärkter Glatteisbildung, z.B. an der Burger Straße, kommen kann.

Im Zusammenhang mit lokalen Klimaabweichungen sind weiterhin die Abgrabungsflächen zu nennen, die sich auf dem Gemeindegebiet befinden. Bei windgeschützter Lage und hoher Sonnen- einstrahlung kommt es, insbesondere bei hoher Wasserdurchlässigkeit der Böden, vor allem auf den südöstlich und südlich exponierten Hängen zur Bildung von Trockenstandorten. Diese besitzen eine große Bedeutung für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten.

Generell können an strahlungsexponierten Hängen, wie z.B. dem Klev, ganzjährig, besonders aber im Sommer, erhebliche Temperaturerhöhungen auftreten, vor allem dann, wenn sie im Wind- schatten liegen.

3.5 Wasserhaushalt

3.5.1 Oberflächengewässer

3.5.1.1 Oberflächenabfluß (vgl.Karte1: Geologie/Relief/Verbandsgewässer)

Die Karte 1 (Geologie/Relief/Verbandsgewässer) zeigt die Fließgewässer (Verbandsgewässer mit Bezeichnung), die im Gemeindegebiet von St. Michaelisdonn vorhanden sind und von den Sielver- bänden unterhalten werden. Das gesamte Fließgewässernetz ist in Karte 4 dargestellt.

Aufgrund der unterschiedlichen Einzugsgebiete und des wechselhaften Reliefs erfolgt der Ober- flächenabfluß in unterschiedlichen Bereichen der Gemeinde in verschiedene Richtungen. Groß- räumig betrachtet wird der nördliche Gemeindebereich über die Fleete bzw. die Miele in den Dithmarscher Speicherkoog (bzw. die Nordsee) entwässert. Im südlichen Gemeindeteil hingegen erfolgt der Oberflächenabfluß über die Marschenfleete bzw. die Braake in den Nord-Ostsee-Kanal bzw. die in die Nordsee.

Die Gewässersysteme werden durch mehrere Wasserscheiden getrennt.

Im Geestbereich der Gemeinde verläuft die Hauptwasserscheide in Nordwest-Südost-Richtung, markiert durch die Kuppen der Altmoränenrücken. Der nördliche Geestbereich gehört zum Ein- zugsgebiet der Miele, wohingegen der südliche Bereich zum Einzugsgebiet der Braake zählt.

Weiterhin stellen im Süden des Plangebietes die Donns natürliche Wasserscheiden dar. Bedeut- samer als diese ist jedoch in diesem tiefliegenden Gelände, ebenso wie in den Marschen, die künstliche Entwässerung über ein flächendeckendes Grabensystem.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 17 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 3.5.1.2 Fließgewässer (vgl.Karte 1: Geologie/Relief/Verbandsgewässer)

Die Fließgewässer innerhalb des Gemeindegebietes gehören zu fünf Gewässersystemen ver- schiedener Einzugs- (bzw. Entwässerungs-) gebiete, von denen Teilabschnitte im Gemeindebereich liegen. Es handelt sich dabei um folgende Fließgewässer sowie deren Neben- und Zuflüsse:

• die Frestedter Au und deren südliche und westliche Zuflüsse (im Nordosten der Gemeinde),

• die Friedrichshofer Au (im Oberlauf Neuenwiesen-Zuggraben und Hoper Au genannt) und deren seitliche Zuflüsse (im Süden der Gemeinde),

• das Rösthusener Fleet und dessen Zuflüsse (im Südwesten der Gemeinde),

• das Helser Fleet und dessen Zuflüsse (im Westen der Gemeinde) sowie

• das Trennewurther Fleet und dessen Zuflüsse (im Nordwesten der Gemeinde).

Allgemein sind Flachlandgewässer, wie im Plangebiet vorliegend, aufgrund der natürlichen Vor- aussetzungen in Schleswig-Holstein durch geringe Wasserführung, niedrige Fließgeschwindig- keiten und nährstoffreiche Einzugsgebiete gekennzeichnet. Längs- und Querprofil sowie der Verlauf der Fließgewässer wurden im Rahmen von Eindeichungs- und umfangreichen Entwässerungsmaßnahmen stark verändert. Dies gilt insbesondere für den Marschenbereich der Gemeinde. Weiterhin wurden zahlreiche Gewässerläufe neu geschaffen.

Für die Unterhaltung der Verbandsgewässer sind folgende Sielverbände zuständig:

Frestedter Au Sielverband Südertal Friedrichshofer Au Sielverband Burg-Kudensee Rösthusener Fleet Sielverband Helse Helser Fleet Sielverband Helse Trennewurther Fleet Sielverband Trennewurth einige kleinere Gewässer Sielverband

Die folgenden Angaben zu den einzelnen Gewässersysteme beziehen sich auf Gewässer und deren Zuläufe, denen jeweils Verbandsgewässer-Nummern zugeordnet sind. Darüber hinaus gelten die Angaben, soweit nicht anders vermerkt, grundsätzlich für Gewässerabschnitte, die innerhalb der Gemeindegrenzen von St. Michaelisdonn liegen.

Bei allen Verbandsgewässern handelt es sich i.d.R. um offene Fließgewässer. Lediglich ein Gewässerabschnitt eines Verbandsgewässers auf der Geest ist auf einer Länge von 100 m verrohrt.

Frestedter Au (Sielverband Südertal) Die Frestedter Au (Nr. 06) ist in ihrem Oberlauf im nordöstlichen Gemeindebereich von St. Michaelisdonn gelegen, wo sie die Entwässerung der südlichen Ausläufer der Windbergener Niederung übernimmt. Demzufolge ist dieser Gemeindebereich von zahlreichen kleineren Ent- wässerungsgräben durchzogen. Dies gilt sowohl für den nordöstlichen als auch auch den nördlichen Bereich dieses Gewässersystems (nördlich Hindorf), der durch den in die Frestedter Au mündenden Seesmoorzuggraben (Nr. 0612) entwässert wird. Im einzelnen sind Verbandsgewässer-Nummern und Länge der Frestedter Au bzw. den in der Gemeinde gelegenen Gewässerabschnitten sowie deren Zuflüsse Tab. 2 zu entnehmen.

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Die Frestedter Au fließt Richtung Norden und orientiert sich im Bereich der Windbergener Niederung nach Westen, wo sie den Namen Schafau erhält. Bei Meldorf trifft sie als Süderau mit der Miele zusammen, die über den Speicherkoog in die Nordsee abfließt.

Die Gewässergüte der Frestedter Au hat sich von sehr stark verschmutzt (III-IV) zu mäßig belastet (II) verbessert.

Im Rahmen der landesweiten Biotopkartierung, die in Dithmarschen 1978 durchgeführt wurde, wurde die bachbegleitende Vegetation des Oberlaufes der Frestedter Au unter der Biotopnummer 1920/12 erfaßt.

Tab. 2: Verbandsgewässer Frestedter Au (Sielverband Südertal) Länge des Länge der Anzahl der Verbandsgewässer Gesamtlänge Abschnitts im verrohrten verrohrten Plangebiet Abschnitte Abschnitte 06 (Frestedter Au) 6810 m 1460 m - - 0612 1960 m 1960 m - - (Seesmoorzuggraben) 0613 1065 m 1065 m - -

Der Einzugsbereich der Gewässerabschnitte der Frestedter Au und ihrer Zuflüsse wird im Gemeindegebiet intensiv landwirtschaftlich genutzt, wobei Grünlandnutzung und Maisanbau vor- herrschend sind.

Friedrichshofer Au (Sielverband Burg-Kudensee) Der östliche und südliche Geestbereich der Gemeinde wird über die Talräume bei Hopen ent- wässert. Der Quellbereich der Friedrichshofer Au (Nr. 02) liegt am Geestrand, nördlich der Burger Straße. Die Au orientiert sich von dort aus südwärts und wird zunächst Hoper Au genannt. Südlich des alten Dorfkerns trifft sie auf den von Osten kommenden Neuenwiesen-Zuggraben (Nr. 0213), der in seinem Verlauf bereits weitere Fließgewässer (Nr. 0214, 0215, 0216) aufgenommen hat. Südlich der Bahnlinie wird die Au als Friedrichhofer Au bezeichnet und durchfließt am Fuße des Klevs das in sie entwässernde, von Gräben durchzogene Niedermoor östlich der Donnlinie.

Zwischen den, durch Landesstraße und Bahnlinie gekennzeichneten, Donns nimmt ein von Norden kommender Graben (Nr. 0208) die Wassermengen (Nr. 0210, 0211, 0212) dieses Niederungs- bereiches auf und mündet an der südlichen Gemeindegrenze in die Friedrichshofer Au. Diese wiederum fließt südwärts in die Kudensee-Niederung ab, die zum Nord-Ostsee-Kanal hin ent- wässert wird.

Die Lage der Friedrichshofer bzw. Hoper Au sowie des Neuenwiesen-Zuggrabens in Niederungs- tälern deutet darauf hin, daß in diesen seit jeher Fließgewässer vorhanden waren. Diese Annahme wird durch historische Karten unterstützt. Morphologie und Verlauf der Gewässer wurden in historischer Zeit jedoch verändert. Zusätzlich wurden zahlreiche Entwässerungsgräben, insbe- sondere im ehemaligen "Hopener Haff", neu angelegt.

Bei allen Verbandsgewässern des Einzugsgebietes der Friedrichshofer Au, die im Plangebiet liegen, handelt es sich um offene Fließgewässer, lediglich ein Gewässerabschnitt des Grabens Nr. 0215 ist im ersten Teilabschnitt (südlich des Burger Wegs) auf einer Länge von 100 m verrohrt. Verbandsgewässer-Nummern und Länge der einzelnen Gewässerabschnitte sind Tab. 3 zu ent- nehmen.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 19 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Daten zur Gewässergüte der Friedrichshofer Au (Meßpunkt Amonenhöhe; südlich des Gemeinde- gebietes) liegen bei der Wasserbehörde des Kreises Dithmarschen in Heide vor. Sie sind jedoch nicht in ausgewerteter Form verfügbar (Mitt. Wasserbehörde Kreis Dithmarschen, Heide).

Im Rahmen der landesweiten Biotopkartierung, die in Dithmarschen 1978 durchgeführt wurde, wurden die Talräume bei Hopen mit den hierin verlaufenden Fließgewässern (insbesondere die Friedrichshofer Au) unter der Biotopnummer 2020/2 erfaßt.

Der Einzugsbereich der Gewässerabschnitte der Friedrichshofer Au sowie ihrer Zu- und Neben- flüsse wird im Gemeindegebiet vorwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobei Grünlandnutzung in den unmittelbar angrenzenden Bereichen der Fließgewässer dominant ist. Der Einzugsbereich um- faßt jedoch auch Bereiche mit intensiver ackerbaulicher Nutzung, vorwiegend Maisanbau, in höheren Lagen des Geestbereiches der Gemeinde.

Die Friedrichshofer Au wurde während der Geländekartierung in Teilabschnitten aufgrund der angrenzenden naturnahen Flächen (Feuchtgrünland, Feuchtwiesen u.a.) als gesetzlich geschütztes Biotop gemäß § 15a (1) 5 LNatSchG eingestuft (s. Kap. 3.7.1).

Tab. 3: Verbandsgewässer Friedrichshofer Au (Sielverband Burg -Kudensee) Länge d es Länge der Anzahl der Verbandsgewässer Gesamtlänge Abschnitts im verrohrten verrohrten Plangebiet Abschnitte Abschnitte 02 (Hoper bzw. 9560 m 3900 m - - Friedrichshofer Au) 0208 3250 m 3250 m - - 0210 980 m 980 m - - 0211 340 m 340 m - - 0212 130 m 130 m - - 0213 (Neuenwiesen - 2570 m 2570 m - - Zugg raben) 0214 895 m 895 m - - 0215 640 m 640 m 100 m 1 0216 120 m 120 m - -

Rösthusener Fleet (Sielverband Helse) Die Marschenbereiche der Gemeinde sind von einem flächendeckenden Grabensystem durchzogen, deren Gewässerbreite und -zustand stark variiert. Während die breiten Fleete einen kanalartigen Charakter aufweisen, sind zahlreiche, z.T. nur temporär fließende Grüppen insbesondere im Grün- landbereich zu finden.

Das Gewässersystem des Rösthusener Fleets (Nr. 02) entwässert den südwestlichen Gemeindebe- reich von St. Michaelisdonn. Die anfallenden Oberflächenwässer werden Richtung Braake in den Nord-Ostsee-Kanal abgeführt.

Die Verbandsgewässer-Nummern sowie die Länge der einzelnen Gewässerabschnitte sind Tab. 4 zu entnehmen.

Angaben zur Gewässergüte des Rösthusener Fleets liegen nicht vor. Der Einzugsbereich des Rösthusener Fleets wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Vorherrschend sind Grünlandnutzung und Weizenanbau.

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Tab. 4: Verbandsgewässer Rösthusener Fleet (Sielverband Helse) Länge des Länge der Anzahl der Verbandsgewässer Gesamtlänge Abschnitts im verrohrten verrohrten Plangebiet Abschnitte Abschnitte 02 (Rösthusener Fleet) 3973 m 1500 m - - 0204 1005 m 1005 m - - 0206 1487 m 1487 m - - 0207 1679 m 1679 m - - 0208 50 m 50 m - - 0209 589 m 589 m - - 0214 1000 m 1000 m - - 0215 120 m 120 m - - 0216 95 m 95 m - - 0217 645 m 645 m - - 0218 428 m 428 m - - 0219 249 m 249 m - -

Helser Fleet (Sielverband Helse) Das Grabensystem des kanalartigen Helser Fleets (Nr. 01) übernimmt die Entwässerung des west- lichen Gemeindegebietes. Die Oberflächenwässer werden über dieses Fleet in die Braake und von dort aus Richtung Nord-Ostsee-Kanal bzw. Nordsee abgeführt.

Verbandsgewässer-Nummern sowie Länge der einzelnen Gewässerabschnitte des Helser Fleetes sind Tab. 5 zu entnehmen.

Tab. 5: Verbandsgewässer Helser Fleet (Sielverband Helse) Länge des Länge der Anzahl der Verbandsgewässer Gesamtlänge Abschnitts im verrohrten verrohrten Plangebiet Abschnitte Abschnitte 01 (Helser Fleet) 9040 m 1440 m - - 0117 1955 m 690 m - - 0119 1781 m 665 m - - 0122 543 m 543 m - - 0123 882 m 882 m - - 0124 595 m 595 m - - 0125 863 m 863 m - - 0126 385 m 385 m - - 0127 863 m 863 m - - 0128 339 m 339 m - - 0129 341 m 341 m - - 0130 472 m 472 m - - 0131 416 m 416 m - - 0132 172 m 172 m - -

Die Gewässergüte des Helser Fleets wird regelmäßig am Pegel Westerbüttel (Meßstelle 120024) außerhalb des Gemeindegebietes untersucht. Der Güteindex des Sauerstoffhaushaltes schwankt zwischen 2.5 bis 3.5 und wird als instabil bis schlecht bezeichnet. Der chemische Güteindex liegt im Bereich zwischen 2.2 und 3.2 und wird als deutlich bis stark belastet charakterisiert.

Die Ursachen hierfür werden vor allem in der Belastung der Gewässer durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft, sowohl der Marsch als auch der Geest (vgl. Kap. 3.2.), vermutet.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 21 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung Trennewurther Fleet (Sielverband Trennewurth) Das Entwässerungssystem des Trennewurther Fleets (Nr. 03) sorgt für den Oberflächenabfluß im nordwestlichen Bereich der Gemeinde. Der Abfluß erfolgt über den Speicherkoog, der in die Nord- see entwässert. Über dieses Gewässersystem wird außer der Entwässerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen die Abfuhr der anfallenden geklärten Abwässer der Zuckerfabrik geregelt.

Verbandsgewässer-Nummern sowie Länge der einzelnen Gewässerabschnitte sind Tab.6 zu ent- nehmen.

Daten zur Gewässergüte des Trennewurther Fleets liegen nicht vor.

Das Einzugsgebiet des Trennewurther Fleetes wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Vorherr- schend sind Grünlandnutzung und Weizenanbau. Daneben liegen in diesem Bereich die Spülfelder der Zuckerfabrik, deren nährstoffreiche geklärte Abwässer über das Vorflutersystem abgeführt werden.

Tab. 6: Verbandsgewässer Trennewurther Fleet (Sielverband Trennewurth) Länge des Länge der Anzahl der Verbandsgewässer Gesamtlänge Abschnitts im verrohrten verrohrten Plangebiet Abschnitte Abschnitte 03 (Trennewurther 8055 m 580 m - - Fleet) 0337 136 m 136 m - - 0338 175 m 175 m - - 0339 1510 m 1360 m - - 0340 716 m 716 m - - 0341 535 m 535 m - - 0342 225 m 225 m - -

Verbandsgewässer 0219 - 0222 (Sielverband Barlt) Die im nördlichsten Marschbereich der Gemeinde befindlichen Verbandsgewässer fallen in die Zuständigkeit des Sielverbandes Barlt. Es handelt sich um vier Gewässer (Nr. 0219, 0220, 0221, 0222) mit einer Gesamtlänge im Plangebiet von 1164 m.

Daten zur Gewässergüte liegen nicht vor.

Das Einzugsgebiet wird intensiv ackerbaulich genutzt.

Zusammenfassung Fließgewässer Das Plangebiet weist, in Abhängigkeit vom Landschaftsraum (Geest, Moor, Marsch) eine sehr unterschiedliche Fließgewässerdichte auf. Die Altmoränenrücken sind fließgewässerfrei, und lediglich die Niederungsbereiche der Geest weisen Fließgewässer auf. Niedermoor und Marsch der Gemeinde hingegen sind mit einem flächendeckenden Grabensystem ausgestattet, das zur Ent- wässerung dieser Gebiete größtenteils anthropogenen Ursprungs ist.

Von mehr als 150 km Gesamtlänge aller Fließgewässer (unterschiedlicher Gewässerbreite) sind ca. 38 km (ca. 25 %) Verbandsgewässer.

Der Anteil an verrohrten Abschnitten ist dabei mit insgesamt 100 m unbedeutend. In intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereichen ist jedoch bei hohen Grundwasserständen von einer flächendeckenden Drainung auszugehen. Im Gemeindegebiet wurden keine naturnah verlaufenden Fließgewässer vorgefunden. Alle Fließ- gewässer wurden begradigt, teilweise künstlich angelegt und dienen in erster Linie der Ent-

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wässerung grundwasserbeeinflußter Standorte. Jedoch ist der Verlauf der Friedrichshofer Au als vergleichsweise wenig verändert einzustufen.

Aufgrund der angrenzenden naturnahen Flächen wurden Abschnitte der Friedrichshofer Au als geschütztes Biotop gemäß § 15a (1) 5 LNatSchG eingestuft.

Der ökologische Zustand der Verbandsgewässer im Marschenbereich ist als kritisch belastet ein- zustufen. In den Niederungsbereichen (Windbergener Niederung, "Hopener Haff") ist der Belastungsgrad als geringer zu bewerten.

Fließgewässer haben als lineare Feuchtbiotope Vernetzungsfunktion in einer Landschaft, wobei den weitverzweigten Grabensystemen der Marschen eine besondere Bedeutung in einem ansonsten landwirtschaftlich geprägten Raum zukommen kann (vgl. Kap. 3.6.3.2). Wesentliche Störfaktoren für alle Fließgewässer sind: • der Gewässerausbau und damit verbunden eine veränderte Morphologie (durch Laufver- änderung, Begradigung etc.), die veränderte hydrologische und somit ökologische Bedingungen nach sich zieht, • wasserbauliche Unterhaltungsmaßnahmen, z.B. durch Grundräumung, • Abwassereinleitung und damit Belastung der Vorfluter, z.B. aus der Zuckerfabrik und den hiermit verbundenen Entsorgungsflächen, • Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft.

3.5.1.3 Stillgewässer Die Stillgewässer im Gemeindegebiet von St. Michaelisdonn sind anthropogenen Ursprungs. Größere Stillgewässer sind im Plangebiet nicht vorhanden.

Die Kleingewässer (Teiche, Tümpel) wurden als punktuelle Landschaftselemente im Rahmen der Biotopkartierung erfaßt. Sie werden im Zusammenhang mit der Biotopkartierung unter Kap. 3.6.4.1 ausführlich dargestellt.

3.5.1.4 Grundwasser/Trinkwasser Das Vorkommen und die Gewinnung von Trink- und Brauchwasser ist im Kapitel 3.2 ("Hydrogeologie/Grundwasser") zusammengefaßt.

3.5.1.5 Wasserschon- und Wasserschutzgebiete (vgl.Karte5: Flächen und Objekte mit Schutzstatus)

Der Geest- und Donnbereich der Gemeinde ist Bestandteil eines Wasserschongebietes (s. Kap. 2.3). Wasserschongebiete besitzen keinen rechtsverbindlichen Charakter. Sie weisen lediglich Bereiche aus, innerhalb derer auf der Basis vertiefender Untersuchungen Wasserschutzgebiete ausgewiesen werden sollen. Unabhängig davon sollte innerhalb von Wasserschongebieten jedoch der Grund- wasserschutz besonders berücksichtigt werden.

Weiterhin ist in großen Teilen der Gemeinde ein Wasserschutzgebiet in der Planung, dessen Grenzen jedoch noch nicht endgültig festgelegt sind (mündl. Mitt. Wasserbehörde des Kreises Dithmarschen, Heide). Geplant ist jedoch der Schutz des Geestbereichs, einschließlich des Über- gangsbereiches zur Marsch.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 23 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 3.6 Die flächendeckende Biotoptypenkartierung als Grundlage des Land- schaftsplanes Während die Faktoren der unbelebten Natur relativ gut erfaßt sind, liegen zur belebten Natur, d.h. der Vegetation und der Fauna, vergleichsweise wenig verwertbare Daten vor, auf die bei der Erar- beitung des Landschaftsplanes hätte zurückgegriffen werden können. Die Ergebnisse der in den 70er/80er Jahren durchgeführten landesweiten Biotopkartierung sind als Grundlage für die Planung auf Gemeindeebene nur bedingt geeignet. Dies hängt mit dem Kartierungsmaßstab (1:25.000) und den an die Qualität der Flächen gestellten Mindestanforderungen zusammen. Es wurden lediglich Flächen von landesweiter Bedeutung für den Naturschutz aufgenommen. Im Plangebiet sind dies lediglich 11 Flächen innerhalb der Gemeindegrenze mit insgesamt ca. 95 ha. Die größte davon ist der Talraum südlich des Ortsteils Hopen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, daß die Biotopkartierung des Landesamtes nicht die Informationsdichte hergibt, die für die Beurteilung der Situation auf Gemeindeebene notwendig ist.

Ohne die genaue Kenntnis der Vegetation ist die Bewertung des Naturhaushaltes eines Raumes, dessen derzeitiger Zustand und dessen Entwicklungsfähigkeit jedoch nicht möglich. Die Bewertung aber ist die Grundlage, aus der die Entwicklungsziele des Landschaftsplanes abgeleitet werden.

3.6.1 Methodik

Erläuterung der Begriffe Biotop/Biotoptyp Bevor auf die Methodik näher eingegangen wird, sollen, um Mißverständnisse zu vermeiden, vorab Begriffe erläutert und voneinander abgegrenzt werden.

Biotop: Der Begriff Biotop bedeutet definitionsgemäß "Lebensraum". Er läßt sich auf alle Flächen anwenden, unabhängig von deren Bedeutung für den Naturhaushalt. Im allgemeinen Sprachge- brauch hat sich jedoch durchgesetzt, als "Biotop" eine für die Tier- und Pflanzenwelt wertvolle Fläche zu bezeichnen. Die Verwendung des Wortes "Biotop" lehnt sich im folgenden an den all- gemeinen Sprachgebrauch an.

Biotoptyp: Biotope lassen sich nach bestimmten Kriterien zu Biotoptypen zusammenfassen. Jeder Biotoptyp ist durch eine bestimmte Form der Struktur, der Vegetation etc. charakterisiert (vgl. Anhang2: Biotoptypenbeschreibung). Innerhalb eines Biotoptyps ist eine mehr oder weniger starke Variabili- tät möglich. Die Übergänge von einem Biotoptyp zum anderen sind, wie angesichts der Vielfalt von Natur und Landschaft nicht anders zu erwarten, bisweilen fließend.

Trotz der Variabilität lassen sich Biotoptypen bestimmte Eigenschaften wie Bedeutung für die Fauna, Bedeutung für die Flora, Belastung/Wohlfahrtswirkung auf die abiotischen Faktoren des Naturhauhaltes, Seltenheitsgrad, Ersetzbarkeit sowie Schutzstatus nach dem LNatSchG zuverlässig zuordnen.

Jedem Biotoptyp ist eine Wertstufe zuzuordnen (vgl. Kap. 3.6.2).

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Zielsetzung/Vorgehensweise Die flächendeckende Biotoptypenkartierung verfolgt zwei Ziele: 1. Die lückenlose Betrachtung des Gemeindegebietes unter dem Gesichtspunkt der verschiedenen Funktionen des Naturhaushaltes als Grundlage für die Planung (nicht nur der Landschafts- planung), 2. die Erfassung der für den Naturschutz lokal bedeutsamen Flächen.

Das Vorkommen einzelner Tier- und Pflanzenarten wird hierbei nur indirekt erfaßt. Jeder Biotop- typ ist potentieller Standort einer bestimmten Vegetation, d.h. bestimmte Arten sind dort zu erwar- ten (vgl. Anhang 2: Biotoptypenbeschreibung). Es muß jedoch nicht das gesamte zu erwartende Spektrum vertreten sein. Will man das Vorkommen einzelner Arten konkret erfassen, so ist eine Aufnahme und Beschreibung einzelner Flächen erforderlich (selektive Biotopkartierung).

Die flächendeckende Biotoptypenkartierung beinhaltet die Aufnahme sämtlicher Flächen und deren Zuordnung zu einem Biotoptyp, wobei gleichzeitig eine indirekte Bewertung, nämlich über die Wertigkeit des Biotoptyps, erfolgt. Das Ergebnis sind aktuelle Daten zu • Art, Intensität und Verteilung der Landnutzung, • Typ, ökologische Wertigkeit und Verteilung von Flächen, • Ausdehnung und Lage von empfindlichen und schützenswerten oder geschützten Flächen, • Vorkommen potentieller Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten, • Art und Vorkommen von Belastungen des Naturhaushaltes.

Damit sind die für die Landschaftsbewertung und -planung entscheidenden Faktoren erfaßt.

Der verwendete Biotopschlüssel wurde vom Planungsbüro Mordhorst in Anlehnung an den Vor- schlag der "Arbeitsgruppe Biotopkartierung im besiedelten Raum" (SCHULTE et al. 1986, 2. Überarb. 1992) entwickelt. Für die Gliederung der Biotoptypen hat sich die Orientierung an der Realnutzung als dem in der Kulturlandschaft prägenden Faktor bewährt. Eine weitere Unter- gliederung erfolgt unter Berücksichtigung relevanter Standortfaktoren und Einflußgrößen wie Feuchtegradient, Morphologie, Nutzungsintensität, Beeinträchtigungen.

Beispiel: Hauptgruppe: 8. Biotoptypen landwirtschaftlich genutzter Flächen Untergruppe: 8.2 Biotoptypen des Grünlandes Biotoptyp: 8.2.2 Intensivgrünland nährstoffreicher Standorte Variante: 8.2.2.1 Intensivgrünland gem.§7Abs.2Satz9LNatSchG. 3.6.2 Bewertung Der im Bundesnaturschutzgesetz (s. §§ 1 und 2) formulierte und in das Landesnaturschutzgesetz übernommene Schutzzweck von Natur und Landschaft besteht darin, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, d.h. die Nutzbarkeit der Naturgüter für den Menschen, zu erhalten. Wörtlich heißt es: "Natur und Landschaft sind im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, daß - die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, - die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, - die Pflanzen- und Tierwelt und - die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft nachhaltig gesichert sind. "

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Hieraus lassen sich die übergeordneten Bewertungskriterien ableiten, nämlich

• die Bedeutung für den Naturhaushalt und • der Grad der Seltenheit und der Gefährdung.

Das bedeutet vereinfacht ausgedrückt, daß ein Biotop um so wertvoller ist,

• je seltener er vorkommt, • je stärker er gefährdet ist und • je positiver sich seine Existenz auf die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes auswirkt.

Diese Formulierung beinhaltet, daß der Wert eines Biotops eine relative Größe ist, d.h. im Ver- hältnis zu der Umgebung zu beurteilen ist. Die Bewertung von Biotopen erfolgt daher immer in bezug auf eine ökologische Raumeinheit.

Zur Beurteilung der Bedeutung einer Fläche im Naturhaushalt werden die folgenden Kriterien herangezogen:

Bodenzustand: Die Böden, insbesondere im besiedelten Bereich, aber auch in der freien Landschaft, unterlagen und unterliegen zum größten Teil einer mehr oder weniger starken Beeinflussung durch den Menschen. Dazu gehören permanente Störungen - die turnusmäßige Bearbeitung von Ackerböden ebenso wie einmalige Eingriffe, z.B. Aufschüttungen und Abgrabungen. Ebenfalls verändernd wirken Entwässerung, Aufbringung von organischen und anorganischen Stoffen, Verdichtung sowie Versiegelung. Insbesondere die Natürlichkeit seiner biologischen, chemischen und physika- lischen Eigenschaften wirkt sich ebenso wie der Versiegelungsgrad auf seine ökologische Bedeu- tung als Standort aus.

Der Grad menschlicher Beeinflussung des Bodens wird über eine fünfstufige Skala erfaßt:

-- stark verändert - verändert +/- bedingt naturnah + naturnah ++ standorttypisch

Strukturvielfalt: Unter Strukturen werden Landschaftselemente im weitesten Sinne verstanden, unabhängig davon, ob es sich um Vegetationselemente (z.B.Bäume, Feldgehölze, Rankpflanzen), geomorphologische Formationen (z.B.Hangkanten, Mulden) oder anthropogene Elemente (z.B.Ruinen, Mauerreste, Bahngleise, Steinhaufen) handelt. Die Strukturvielfalt charakterisiert den inneren Aufbau eines Biotoptyps, in dem unterschiedlich viele Einzelelemente vorkommen. Die Strukturvielfalt wird über die Einordnung des Biotoptyps in einer fünfteiligen Skala erfaßt: -- sehr gering - gering +/- mäßig hoch ++ hoch ++ sehr hoch

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Natürlichkeitsgrad: Die reale Vegetation weicht in Abhängigkeit von der Beeinflussung durch den Menschen (Flächennutzung) mehr oder weniger stark von der natürlichen Vegetation ab. Die Natürlichkeit läßt sich in Form einer fünfteiligen, von "natürlich" bis "künstlich" reichenden Skala darstellen: -- künstlich - naturfern +/- bedingt naturnah + naturnah ++ natürlich

Im Siedlungsbereich kommt eine natürliche Vegetation so gut wie gar nicht vor. In der freien Landschaft ist sie auf wenige Restflächen, die aufgrund von Standortbesonderheiten nie einer Nutzung zugeführt wurden oder die über lange Zeiträume (mehrere Jahrhunderte) keiner Nutzung unterlagen, reduziert (Hochmoore, Dünen, Ufer unbegradigter Fließgewässer). Das andere Extrem stellen Vegetationen dar, deren Arten sich ohne bewußtes Zutun des Menschen an den betrachteten Standorten weder ansiedeln noch halten würden.

Ersetzbarkeit: Die Ersetzbarkeit als Bewertungsskriterium bezieht sich auf den Zeitraum, den ein Pflanzenbestand auf dem gleichen oder vergleichbaren Standort brauchen würde, um wieder den aktuell bestehenden Zustand zu erreichen. Während Pioniergesellschaften offener Böden innerhalb kurzer Zeit entstehen und damit eine hohe Ersetzbarkeit besitzen, benötigen naturnahe Wälder mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte; bei Hochmooren handelt es sich um Jahrtausende. Der Standort als Lebensraum ist zumeist nicht ersetzbar, da das Medium "Boden" Resultat Jahr- hunderte oder Jahrtausende währender Prozesse ist, die nicht künstlich wiederhergestellt werden können. Die Ersetzbarkeit wird über eine dreiteilige Skala bewertet. Bei Biotoptypen, die überwiegend negative Auswirkungen auf den Naturschutz haben, ist sie nicht relevant und erscheint nicht in der Bewertungsübersicht. - kurzfristig ersetzbar (0-5 Jahre) +/- mittelfristig bis langfristig ersetzbar (5-100 Jahre) + nicht oder nur sehr langfristig ersetzbar (>1000 Jahre)

Artenvielfalt: Artenzahl und Artenzusammensetzung hängen von Art und Beschaffenheit der Biotoptypen ab.

Bei den Biotoptypen intensiv genutzter landwirtschaftlicher Nutzflächen oder Typen des besiedel- ten Bereiches kommt es in der Regel zu einer Artenverarmung und Ausprägung einer typischen Flora und Fauna, für die das Ausfallen empfindlicher Arten kennzeichnend ist. Der Artenreichtum kann jedoch trotzdem, in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität, der Lage im Raum, dem Ver- netzungsgrad etc. variieren. Die Artenvielfalt wird in einer fünfstufigen Skala erfaßt:

-- extrem artenarm (1-5 Arten) - artenarm (bis 15 Arten) +/- mäßig artenreich (15-30 Arten) + artenreich (30-50 Arten) ++ sehr artenreich (über 50 Arten)

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Seltenheit/Grad der Gefährdung: Unter dem Begriff "Seltenheit/Grad der Gefährdung" wird sowohl das Vorkommen seltener Pflanzen- und Tierarten und deren Artengemeinschaften als auch die Seltenheit des Standortes be- rücksichtigt. In der Regel sind die seltenen Arten, Artengemeinschaften und Standorte auch gleich- zeitg hochgradig bedroht, schutzwürdig und schutzbedürftig. Um einen Lebensraumtyp als selten, und damit besonders schutzwürdig, einzustufen, reicht ein einziges Merkmal, beispielsweise die Seltenheit des Standortes, aus.

Die Seltenheit/der Grad der Gefährdung wird in einer fünfstufigen Skala erfaßt: -- Biotoptyp häufig, Tendenz zunehmend; Lebensraum von Ubiquisten - Biotoptyp häufig, Tendenz abnehmend; Lebensraum von Ubiquisten +/- Biotoptyp noch häufig; Lebensraum bedrohter, seltener Arten + Biotoptyp selten; Lebensraum gefährdeter Arten; Sonderstandorte ++ Biotoptyp selten; Lebensraum hochgradig gefährdeter, spezialisierter Arten; Sonder- standorte

Belastung/Wohlfahrtswirkung: "Belastung" und "Wohlfahrtswirkung" werden unter dem Begriff "Auswirkung" zusammengefaßt. Belastungen gehen in aller Regel von intensiv genutzten Biotopen aus. Dazu gehören direkte Ein- griffe (z.B.Bodenaushub, Überbauung, Gewässerbegradigungen) ebenso wie indirekte Aus- wirkungen intensiver Flächennutzung (z.B.Grundwasserabsenkung, Luftverschmutzung).

Eine positive Wirkung (Wohlfahrtswirkung) entsteht am ehesten dort, wo Biotoptypen der Selbst- regulierung überlassen bleiben. Die positive Wirkung besteht jedoch nicht nur darin, daß die nutzungsbedingten Belastungen unterbleiben, sondern auch aus der Entwicklung von Biotoptypen mit beispielsweise höherer Strukturvielfalt, besserer Filterfunktion für Luft und Wasser oder der Ausbildung von Standortbesonderheiten (Entwicklung von Feucht- und Magerstandorten).

Die Biotoptypen der extensiv genutzten Kulturlandschaft bewegen sich in dieser Hinsicht im Mittelfeld.

Die Belastung/Wohlfahrtswirkung wird über eine fünfstufige Skala erfaßt: -- sehr hohe Belastung - hohe Belastung +/- geringe Belastung + Wohlfahrtswirkung ++ hohe Wohlfahrtswirkung

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Unter Berücksichtigung der genannten Kriterien ergibt sich eine auf die Fläche bezogene Gesamt- bewertung in sieben Stufen:

I Gebiet/Fläche mit lebensfeindlichen oder kurzlebigen, schnell ersetzbaren Strukturen Fast oder völlig vegetationsfreie Flächen. Sehr starke Trennwirkung und Beeinträchtigung von angrenzenden Räumen: Straßen, versiegelte Plätze, bebaute Flächen, Äcker mit hoher Gülleversorgung (Mais), durch Emissionen belastete Flächen, Aufforstungen in hochbe- lasteten Gebieten. II Gebiet/Fläche ohne Rückzugsfunktion, intensiv genutzt, geringe Freiflächenfunktion Von wenigen Ubiquisten besiedelte Gebiete mit starker Trennfunktion und Beeinträchtigung von Nachbargebieten: Intensiväcker, stark verarmtes Intensivgrünland, Wohngebiete mit "Einheitsgrün" (Rasen, Zwergkoniferen, Zierpflanzen). III Gebiet/Fläche mit höherer Lebensraum- und Freiflächenqualität und -funktion Nutzflächen mit Arten eutropher Einheitsstandorte. Keine seltenen Arten, zumeist arten- und strukturarm. Die Bewirtschaftungsintensität überlagert zumeist die Standorteigenschaften. Die Randflächen sind z. T. beeinträchtigt: extensive Äcker, artenreicheres Intensivgrünland, intensiv genutzte Gärten, einfach strukturierte Brachflächen. IV Gebiet/Fläche mit lokaler Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz Kleinere Restflächen innerhalb von Intensivräumen, zumeist Fehlen von Rote-Liste-Arten oder regional zurückgehenden Arten; aber relativ arten- und strukturreich: intensiv genutzte Laubwälder, Mischwälder, Hecken, Feldgehölze, kleinere Sukzessionsflächen, Ruderal-, Saumbiotope, Grünflächen, größere, strukturierte Gärten oder Kleingartenanlagen. V Gebiet/Fläche mit lokal herausragender Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz Nicht oder extensiv genutzte Flächen mit Rote-Liste-Arten zwischen Wirtschaftsflächen, Gebiete mit regional zurückgehenden Arten: Altholzbestände, spezielle Schlagfluren, große Brachflächen, strukturreiche Parks, Villengärten mit altem Baumbestand, extensives, typi- sches Feuchtgrünland oder Niedermoor mit einzelnen Arten der Roten Liste, Verlandungs- zonen von Gewässern. VI Naturnahes Gebiet mit regionaler Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz Gut ausgebildete, extensive Kulturökosysteme und Brachen, Wälder oder Relikte der Natur- landschaft, z.T. als NSG oder Naturpark ausgewiesen. Hoher Artenreichtum oder Lebens- raum seltener, spezialisierter Tier- und Pflanzenarten. VII Herausragendes Gebiet mit überregionaler Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz Gebiete mit internationaler oder gesamtstaatlicher Bedeutung, zumeist NSG oder National- park. Seltene und repräsentative, natürliche und extensiv genutzte Ökosysteme, z.B. Wälder, Moore, Küsten etc. Lebensräume besonders seltener Arten oligotropher oder mesotropher Standorte.

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3.6.3 Ergebnis der Biotoptypenkartierung unter vegetationskundlichen Aspekten (vgl. Karte 3: Biotoptypen/Biotopwertigkeit [Flächenhafte Elemente] und Karte 4: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten/Schutzstatus [Linienhafte Elemente])

Die Karte 3 stellt die in der Gemeinde St. Michaelisdonn kartierten flächenhaften Lebensräume bzw. Elemente vollständig dar. In der Karte 4 werden die linienhaften Lebensräume bzw. Elemente (Fließgewässer, Knicks usw.) dargestellt.

Zusammen mit folgenden im Anhang befindlichen Übersichten dienen die Karten der Dokumenta- tion und ermöglichen die Überprüfung der Aussagen:

• Anhang 1: Tabellarische Übersicht der in der Gemeinde St. Michaelisdonn vorkommenden Biotoptypen, • Anhang 2: Beschreibung der Biotoptypen, • Anhang 3: Tabellarische Übersicht der Biotoptypenbewertung, • Anhang 4: Zeigerarten für die Bestimmung der "sonstigen Feuchtgebiete" gemäß § 7 (2) 9 LNatSchG S.-H.

Die dargestellten Flächen und Linienelemente (s. Karte 3 und 4) sind Grundlage der folgenden Auswertung.

3.6.3.1 Flächenhafte Lebensraumtypen (vgl. Karte 3: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten [Flächenhafte Elemente])

Tabelle 7 stellt, nach Lebensraumtypen geordnet, die in der freien Landschaft vorkommenden (d.h. außerhalb der Siedlungsbereiche) flächenhaften Lebensraumtypen dar. Eine vollständige Auf- listung aller Typen mit den dazugehörigen Flächen und prozentualen Anteilen am Plangebiet befindet sich im Anhang (vgl. Anhang 1: Tabellarische Übersicht der in der Gemeinde St. Michaelisdonn vorkommenden Biotoptypen). Lineare Elemente, wie z.B. Knicks und Gräben, erscheinen in der Auflistung nur dann, wenn sie eine noch als Fläche darstellbare Breite überschreiten bzw. im Gelände als flächenhafte Elemente aufgenommen wurden. In aller Regel kann jedoch ihre Bedeutung für den Naturschutz nicht über die Fläche erfaßt werden. Sie werden daher, ebenso wie Kleingewässer, die bedeutsame punktuelle Elemente darstellen, in den Kap. 3.6.3.2 und 3.6.3.3 gesondert behandelt. Die Tabelle 7 veranschaulicht die herausragende Bedeutung der landwirtschaftlichen Nutzflächen für das Untersuchungsgebiet, die ca. 79 % des gesamten Plangebietes einnehmen. Hiervon entfällt der Hauptanteil mit ca. 976 ha (=44 % der Gemeindefläche) auf Grünland und Grünlandbrachen; weitere 762 ha (=ca. 34 %) werden von Äckern bzw. Ackerbrachen eingenommen. Unter Natur- schutzaspekten ist der hohe Grünlandanteil von besonderer Bedeutung.

Wälder und Gehölze wurden auf 145 ha (=ca. 6,5% der Gemeindefläche) aufgenommen. Dieser Wert liegt bei einem Waldanteil von 9,9 % im Landesdurchschnitt vergleichsweise niedrig, wobei allerdings zu berücksichtigen ist daß etwa 1/3 des Plangebietes zur gehölzarmen Marsch zu rechnen ist. Auf der Geest liegt der Anteil mit etwa 10 % im Landesdurchschnitt.

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Tab. 7: Lebensraumtypen der freien Landschaft

Fläche Anteil am Biotoptyp [ha] Plangebiet [%]

Acker, Ackerbrache 762,80 33,00

Grünland, insgesamt 952,84 41,23 Intensiv-Grünland 772,06 33,41 Feuchtgrünland nährstoffreicher Standorte 85,29 3,69 Grünland nährstoffärmerer Standorte 67,58 2,92 Mähwiesen 18,32 0,79 Feucht- und Naßwiesen und -weiden 9,36 0,41 Halbtrockenrasen 0,23 0,01

Obst-, Gemüsekulturen, Erwerbsgartenbau 4,43 0,19

Grünlandbrachen, insgesamt 23,55 1,02 Brachen des Intensivgrünlandes 2,92 0,13 Brachen des Feuchtgrünlandes nährstoffreicher Standorte 3,40 0,15 Brachen des Grünlandes nährstoffärmerer Standorte 6,40 0,28 Brachen der Mähwiesen 2,22 0,09 Brachen der Feucht- und Naßwiesen und -weiden 7,36 0,32 Sonstige Grünlandbrachen 1,25 0,05

Flächen der landwirtschaftl. Sondernutzung, insgesamt 30,31 1,31 Weihnachtsbaumkulturen / "jüngere" Nadelholzpflanzungen 27,75 1,20 Brachen der landwirtschaftlichen Sondernutzung 2,56 0,11

Wälder/Forsten/Gehölze, insgesamt 117,48 5,08 Laubholz-Forsten 23,67 1,02 Mischgehölz-Forsten/-Wälder 5,46 0,24 Nadelholz-Forsten (mit geringem Laubholzanteil) 72,46 3,14 Naturnahe Laubwälder 5,39 0,23 Kleingehölze (Feldgehölze, Gebüsche etc.) 8,77 0,38 Sonstige Gehölzstrukturen 1,73 0,07

Trocken-/Feuchtstandorte/Steilhänge, insgesamt 52,26 2,26 Niedermoor, keine Nutzung erkennbar 13,68 0,59 Trockene Sandheide 14,33 0,62 Feucht-Heiden 0,49 0,02 Trockenrasen 2,87 0,12 Steilhänge, Böschungen im Binnenland 20,88 0,91

Abgrabungen/Aufschüttungen/Sonderflächen 36,42 1,58

Ruderal- und Brachflächen 5,79 0,25

Gesamtsumme: 1985,88 85,93

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Eine Besonderheit der Gemeinde ist der recht hohe Anteil an Feucht- und Trockenstandorten sowie Steilhängen und Böschungen. Insgesamt nehmen diese Lebensraumtypen mehr als 50 ha (ca. 2,4 % der Gemeindefläche) ein.

Sonstige Lebensraumtypen (Lebensraumtypen der Abgrabungen, Aufschüttungen sowie der Ruderal- und Brachflächen) haben mit aktuell weniger als 2 % Flächenanteil eine eher geringe Bedeutung.

Unter Naturschutzaspekten spielen neben den Äckern die übrigen Lebensraumtypen wie Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie Versorgungseinrichtungen eine untergeordnete Rolle.

Insbesondere die Siedlungsflächen erfordern eine gesonderte Betrachtung (s. Kap. 4.5.1.3), da an den Naturschutz innerhalb des Siedlungsraumes grundsätzlich andere Maßstäbe gesetzt werden müssen als an die "freie Landschaft".

Aus der Sicht des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind insbesondere die • natürlichen, • naturnahen, • bedingt naturnahen und • bedingt naturfernen Flächen von großer Bedeutung für den Naturschutz (s. Tabelle 8). Die oben verwandten Begriffe (natürlich bis bedingt naturfern) beziehen sich auf • die Bewertung des Zustands des jeweiligen Biotopes (z.B.Artenvielfalt, Vorkommen seltener Arten, Unersetzbarkeit, landschaftliche Vielfalt), • die Störanfälligkeit, • das Ausmaß der derzeitigen menschlichen Beeinflussung (z.B. Grad der Natürlichkeit des Bio- topes, Beeinflussung durch andere Nutzungen), • das Ausmaß eines möglichen menschlichen Einflusses (z.B. Planungen).

Zu den aus der Sicht des Naturschutzes wertvollen Flächen gehören • Flächen mit einer extensiven Nutzung; sie können als Relikte einer früheren kleinbäuerlichen Kulturlandschaft angesehen werden, • Sukzessionsflächen (Grünlandbrachen, ehemalige Abgrabungsflächen, Steilhänge und Trocken- rasen), die derzeit keinerlei Nutzung erfahren, • Relikte ehemaliger Naturlandschaften, wie im Plangebiet z.B. das "Klev". Eine allgemeine ökologische Bedeutung dieser Flächen ergibt sich aus der zunehmenden Seltenheit dieser Standorte sowie ihrer Rückzugsfunktion für gefährdete Tierarten in einer technisch stark strukturierten und intensiv genutzten Landschaft.

Die Schutzwürdigkeit kleinflächiger Biotope resultiert aus • der ökologischen Bedeutung der Fläche als solche, • dem Seltenheitswert des Biotopes in bezug auf seine Umgebung (z.B.räumliche Isolation von einzelnen Flächen), • dem Wert der geschützten Biotope als "Stabilisator" in einer Agrarlandschaft. Je differenzierter und ausgewogener ein Ökosystem aufgebaut ist, desto eher ist es in der Lage, Belastungen von außen in ihrer Wirkung auf das System zu vermindern. Der prozentuale Anteil der wertvollen Flächen (=Biotope) liegt bei ca. 15 % des Plangebietes. Dieser Wert beinhaltet die in Tab. 8 angeführten Biotoptypen. Es wurden hierbei Biotope mit einer Wertigkeit von mindestens Wertstufe III - IV erfaßt.

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Tab. 8: Aus Naturschutzsicht wertvolle flächenhafte Biotoptypen der freien Landschaft

Anteil am Biotoptyp Fläche [ha] Plangebiet [%]

Intensivgrünland, feucht 26,89 1,16 Feuchtgrünland nährstoffreicher Standorte 58,40 2,53 Magergrünland 67,58 2,92 Mähwiesen 18,32 0,79 Feucht- und Naßwiesen 9,36 0,41 Grünlandbrachen 23,55 1,02 Laubholz-Forsten 24,65 1,07 Mischgehölz-Forsten/-Wälder 5,46 0,24 Kiefern-/Lärchenforst bzw. -wald 31,62 1,37 Naturnahe Laubwälder 5,39 0,23 Sonstige Gehölzstrukturen 9,24 0,40 Niedermoor 13,68 0,59 Heiden, Trockenrasen 17,70 0,77 Steilhänge, Böschungen 20,88 0,91 Sonstige naturnähere Flächen 8,95 0,39

Summe: 341,67 14,80

Landwirtschaftlich genutzte Flächen Landwirtschaftliche Nutzflächen nehmen insgesamt ca. 1750 ha (= 79 %) des Plangebietes ein.

Äcker und Ackerbrachen , die etwa 1/3 der Plangebietsfläche einnehmen, haben dabei, bei inten- siver Nutzung bzw. kurzen Brachezeiten, geringe Bedeutung für den Naturschutz. Der Ackerbau ist ausgerichtet auf Maisanbau im Geestbereich und Weizenanbau in der Marsch. Gemäß den üblichen Fruchtfolgen werden weiterhin in geringeren Anteilen Raps, Gerste, Rüben, Kartoffeln, Roggen, Hafer u.a. im Plangebiet angebaut. Ackerbrachen, deren Bedeutung für den Naturschutz bei z.Zt. üblichen kurzen Brachezeiten gering ist, nahmen zum Zeitpunkt der Geländeaufnahme ca. 93 ha Gesamtfläche ein. Äcker und Ackerbrachen sind vor allem auf den ackerbaulich günstigeren Böden (Kleimarsch in der Marsch, Podsol-Braunerden auf der Geest u.ä.) zu finden.

Von größerer Bedeutung für den Naturschutz sind Grünlandflächen bzw. Grünlandbrachen . Zum Zeitpunkt der Geländeaufnahme wurden insgesamt ca. 976 ha Grünland und Grünlandbrachen auf- genommen, wovon der größte Anteil (ca. 79 %) von Intensiv-Grünland eingenommen wird, dem aufgrund seiner Artenarmut aus vegetationskundlicher Sicht eine geringe Bedeutung zukommt. Der überwiegende Anteil ist auf frischen Standorten zu finden, beispielsweise im Bereich der Marschen sowie auf grundwasserbeeinflußten Standorten der Geest.

Feuchtgrünland nährstoffreicherer Standorte nimmt ca. 85 ha Gesamtfläche ein. Dies entspricht knapp 9 % des gesamten Grünlandes. Magergrünland (d.h. Grünland nährstoffärmerer Standorte) wurde auf 67 ha (=7 %) aufgenommen. Etwa 105 ha Grünland (=ca. 10 % des Grünlandes) dieser beiden Grünlandtypen sind "sonstiges Feuchtgrünland" gemäß § 7 (2) 9 LNatSchG (zur rechtlichen Bedeutung s.Kap. 3.7.2). Wenngleich der im § 7 (2) 9 LNatSchG definierte Grünlandtyp relativ artenarm ist, besitzt er doch aufgrund höherer Bodenfeuchte ein höheres Entwicklungspotential und bietet feuchtigkeitsliebenden Arten eine gewisse Rückzugsmöglichkeit.

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Höhere bis sehr hohe Bedeutung für den Naturschutz besitzen extensiv genutzte Grünländereien, insbesondere dann, wenn es sich um nährstoffärmere Standorte (Magergrünland) handelt. Dies gilt sowohl bei feuchten als auch bei trockenen Standortbedingungen, da Nährstoffarmut in intensiv landwirtschaftlich genutzten Räumen selten und daher für den Arten- und Naturschutz bedeutsam geworden ist.

Des weiteren werden etwa 18 ha Gesamtfläche von Mähwiesen eingenommen, die z.T. ebenfalls dem Typus des "sonstigen Feuchtgrünlands" (gemäß § 7 (2) 9 LNatSchG) entsprechen (zur recht- lichen Bedeutung s. Kap. 3.7.2).

Weitere 9,5 ha ( <1 % aller Grünlandflächen) werden von ökologisch hochwertigen Feucht- und Naßwiesen eingenommen, wobei es sich um Sumpfdotterblumenwiesen, Klein- und Großseggen- wiesen handelt, die gemäß § 15a (1) 1 LNatSchG gesetzlich geschützt sind (zur rechtlichen Bedeu- tung s. Kap. 3.7.1).

Im südlichen Teil des Plangebietes befinden sich einige hochwertige Feuchtgrünlandflächen, die große Bedeutung für den Arten- und Naturschutz besitzen. Sie sind im Niederungsbereich der Friedrichshofer Au auf Niedermoorstandorten zu finden.

Magergrünland, insbesondere trockener Standorte, ist im Geestrandbereich sowie im Bereich der fossilen Nehrungen zu finden. Der Bereich der Donns ist aufgrund der naturräumlichen Ausstattung durch einen kleinräumigen Wechsel feuchter und nasser Standorte sowie verschiedener Bodensubstrate geprägt. Die variierenden Standortfaktoren schlagen sich unter Grünlandnutzung, die in diesem Raum flächenmäßig dominiert, in einem kleinräumigen Wechsel differierender Grünlandtypen nieder. Hierzu in enger Vergesellschaftung treten in diesem Raum Lebensraum- typen des Niedermoors und der Heiden bzw. Trockenrasen auf (s.u.).

Außer in diesem naturräumlich außergewöhnlichen Bereich ist im übrigen Gemeindegebiet der Anteil an hochwertigen Grünländereien gering. In den Marschen und auf den Mineralböden der Geest dominiert Intensiv-Grünland. Die Ursache für den geringen Anteil an ökologisch bedeut- samem Feuchtgrünland auf diesen Standorten liegt in der besseren Entwässerungsmöglichkeit im Vergleich zum Niedermoor. Mineralböden sacken im Gegensatz zu Niedermooren bei Ent- wässerung nicht, wodurch die Absenkung des Grundwasserspiegels bei Entwässerung unabhängig vom Zeitraum der Entwässerung gleichbleibt (s. hierzu auch Kap. 3.3.2.2). Ferner ist im Bereich der kleineren Anmoor- bzw. Niedermoorstandorte nördlich und nordöstlich von Hindorf aufgrund der Entwässerung heute kein höherwertiges Grünland mehr vorhanden.

Im nördlichen Marschenbereich (auf Niedermoorstandorten) sind einige Mähwiesen vorhanden, die höhere Bedeutung für den Naturschutz aufweisen.

Der Anteil an Grünlandbrachen ist mit ca. 24 ha (=2,5 % der Grünlandflächen) relativ gering. Es handelt sich fast ausschließlich um kleine, verstreut liegende Flächen, vor allem auf nährstoffarmen und/oder sehr feuchten Standorten. Aufgrund der Standortunterschiede im Plangebiet variieren die Grünlandbrachen in der Ausprägung sehr stark. Eine differenzierte Geländeaufnahme erfolgte u.a. zur Berücksichtigung des Schutzstatus, wobei für Brachen u.U. mehrere Schutzkriterien ausschlaggebend sind. Auf feuchteren Standorten kann es zur Verdrängung der Grünlandarten durch Rohrglanzgras und/oder Arten der Röhrichte kommen. Auf frischen Standorten setzen sich eher Brennessel und andere nitrophile Hochstauden durch. Weiterhin gibt es Brachen, auf denen die Flatterbinse dominiert, obgleich diese Vorherrschaft i.d.R. Folge einer vorangegangenen Beweidung ist. Außerdem treten Mischformen der drei genannten Typen auf.

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Eine Besonderheit in der Gemeinde sind Grünlandflächen und Grünlandbrachen mit Pflanzenbe- ständen quelliger Standorte. Diese sind am Geesthang, insbesondere südlich und südöstlich von Hopen, zu finden und nehmen insgesamt ca. 3,6 ha Gesamtfläche ein.

Andere landwirtschaftliche Nutzflächen (Erwerbsgartenbau u.a.) nehmen mit ca.7ha einen geringen Anteil des Plangebietes ein. Für den Arten- und Biotopschutz bedeutsam sind brachliegende Flächen, die ein hohes Entwicklungspotential aufweisen, so z.B. eine Fläche nördlich der Zucker- fabrik, die seit längerem brachliegt und vermutlich ehemals als Garten genutzt wurde. Auf dieser Fläche stocken zahlreiche Gehölze.

Wälder/Forsten/Gehölze Das Untersuchungsgebiet gehört zu den waldreichen Gebieten des Kreises Dithmarschen. Mit einem Waldanteil von 6,5 % sind im Plangebiet deutlich mehr Wälder und Gehölze vorhanden als in anderen Teilen des Kreises. Der prozentuale Waldanteil liegt demnach deutlich über dem Kreis- durchschnitt von 4%, erreicht jedoch den Landesdurchschnitt in Schleswig-Holstein, der bei 9,9 % liegt, nicht. Insgesamt werden etwa 145 ha der Plangebietsfläche von Wäldern und Gehölzen eingenommen, die räumlich zersplittert sind, jedoch fast ausschließlich im Bereich der Geest und auf den Donns zu finden sind. In dieser Zahl enthalten sind auch die zu den landwirtschaftliche Sonderkulturen zu rechnenden Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen. Als wald- und gehölzarm sind hingegen die Marschen und die Niedermoorbereiche zu bezeichnen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß es sich hierbei um Landschaftsräume handelt, die durch jahrhundertelange Kultivierung immer sehr waldarm waren.

Da sich die Wald- und Gehölzstrukturen zum überwiegenden Teil auf den Geestbereich beschrän- ken, ist dieser relativ waldreich. Wälder und Gehölze (ohne Knicks) erreichen hier ca. 10 % Flächenanteil. Der relative Waldreichtum erklärt sich dadurch, daß die Böden des Geestrandes (und auch der Donns) für eine landwirtschaftliche Nutzung wenig geeignet sind und daher mit Forstpflanzen bestockt wurden. Diese Maßnahme, die größtenteils in den 50er Jahren erfolgte, galt weiterhin der Einschränkung der Winderosion.

Größere Waldareale im Plangebiet befinden sich am Geestrand (im Norden und Süden der Gemeinde), wobei es sich jedoch zum überwiegenden Teil um monostrukturierte Fichtenforsten handelt, die wenig Bedeutung für den Arten- und Naturschutz aufweisen. Insgesamt nehmen Nadelwaldforsten ca. 100 ha Gesamtfläche ein. Dies entspricht etwa 2/3 aller Wald- und Gehölz- flächen. Fichten- und Kiefernforsten sind hierbei dominierend. Naturnahe Laubwälder nehmen im Gegensatz zu Nadelforsten insgesamt nur etwa 5 ha Fläche ein, d.h. sie sind lediglich zu einem sehr geringen Anteil im Gemeindegebiet aufzufinden. Ökologisch bedeutsam sind hiervon Restbestände von Eichen-BirkenWäldern, Erlenbruch- und Erlen-Eschen- Wäldern, Weidengebüsche sowie Eichenkrattwäldern. Bei letzterem handelt es sich um eine Besonderheit des Plangebietes, die vornehmlich im NSG "Kleve" aufzufinden ist. Als Eichenkratt wird eine Niederwaldform mit Stiel-Eichen als dominante Art bezeichnet, wobei es sich um eine krüppelwaldartige Kulturform des Eichenmischwalds handelt. Neben den ebenerdigen Wäldern und Gehölzen sind außerdem etwa 12 ha bewaldete Steilhänge bzw. Böschungen im Plangebiet vorhanden (s.u.).

Kleingehölze (Feldgehölze, Gebüsche etc.) nehmen mit ca. 9 ha einen kleinen Anteil an allen Waldflächen ein. Sie sind zumeist von sehr geringer Flächengröße und vor allem im Donn- und Geestbereich zu finden. Im nordöstlichen Geestbereich ist jedoch der Anteil an Kleingehölzen sehr gering, so daß hier einem gut entwickelten Knicknetz als Wald-Ersatz eine besondere Bedeutung zukommt (s. Kap. 3.6.3.2). In den Marschen fehlen Gehölze fast völlig.

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Trockenstandorte Trockenstandorte sind unter den naturräumlichen Gegebenheiten nur auf der Geest und den fossilen Nehrungen (Donns) zu erwarten. Aufgrund der intensiven Landnutzung dieser Standorte als z.B. land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen, Siedlungsflächen und anderen flächenintensiven Nutzungen (z.B.Verkehrslandeplatz), sind sie jedoch heute auf wenige Restbestände zurückgedrängt. So sind z.B. Knickwälle im Geestbereich der Gemeinde teilweise von Trocken- rasen besiedelt (vgl. Kap. 3.6.3.2).

Wichtiger Rückzugsort für die Arten der Trocken- und Magerrasen sind darüber hinaus Auf- schüttungs- und Abgrabungsflächen, insbesondere, wenn diese nur extensiv genutzt werden bzw. eine Nutzung aufgegeben wurde.

Trockenstandorte von besonderer Bedeutung für den Natur- und Artenschutz sind auf Bahnanlagen zu finden. Die Gleiskörper mit den anschließenden Böschungen sowie Brachen entlang der Bahn- anlagen und innerhalb der Gleisdreiecke bilden ein zusammenhängendes Netz trockenerer, magerer Standorte und damit einen geschlossenen linearen Verbund gleichartiger bzw. ähnlicher Biototpe. Die Flächen werden relativ selten betreten, nicht gedüngt und nur im unmittelbaren Gleisbereich mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Sie stellen damit ein bedeutendes Rückzugsareal für Pflanzengesellschaften dar, deren Bestand in der intensiv genutzten, durch Düngung eutrophierten Landschaft bedroht ist. Gleiches gilt für die an diese Standorte angepaßte Tierwelt wie z. B. das Vorkommen der Schlingnatter südöstlich Hopen.

Flächenmäßig nehmen die trockenen, mageren Biotope mit ca. 18 ha (weniger als 1 %) der Plan- gebietsfläche nur einen geringen Anteil ein, wobei die Einzelflächen zumeist sehr klein und räum- lich zersplittert sind. Um so höher ist ihre Bedeutung für den Naturschutz zu bewerten. Dieses gilt insbesondere für den Geestbereich und die Donns. In diesen Naturräumen gehören die trockenen, mageren Standorte zur ursprünglich vorhandenen Ausstattung der Landschaft.

Im Plangebiet handelt es sich bei den Trockenstandorten, die z.T. in enger Vergesellschaften mit trockenem Magergrünland (aber auch mit Lebensraumtypen feuchter Standorte) auftreten, um Lebensraumtypen der trockenen Sandheide (Besenheide, Besenginsterheide) sowie des Borstgras- rasens. Diese Vegetationstypen sind vor allem am Geestrand und auf dem Donn, auf dem die Bahnlinie nach Brunsbüttel verläuft, zu finden. Kleinere Areale befinden sich auf ehemaligen Ab- grabungsflächen und auf Hügelgräbern. Weiterhin sind auf dem Donn Reste von Feuchtheiden zu finden. Auf grundwasserferneren Stand- orten der Donns hat sich unter extensiver Grünlandnutzung Trockenrasen entwickelt. Alle Flächen, die von Heide- oder Trockenrasengesellschaften eingenommen werden, stehen unter Schutz gemäß § 15a (1) 7 bzw. §15a (1) 9 LNatSchG (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.1).

Feuchtstandorte ("Donner See") Bei den aufgenommen Flächen der Feuchtstandorte handelt es sich um Lebensraumtypen der Nieder- bzw. Zwischenmoore, die sich durch Verlandung einer offenen Wasserfläche entwickeln.

Im Plangebiet wurden insgesamt ca. 14 ha Röhrichte und Großseggenrieder aufgenommen, die ins- gesamt 0,6 % der Plangebietsfläche einnehmen. Dieser Anteil ist angesichts der großen flächen- mäßigen Bedeutung der Böden der Niedermoore als gering zu bezeichnen. Das größte zusammenhängende Areal mit einer Gesamtfläche von ca. 11 ha befindet sich im Süden der Gemeinde im Bereich eines ehemaligen Sees, der früher als "Donner", "Nord-" oder auch "Bordorper See" bezeichnet wurde (vgl. Kap. 3.1.3). An dieser Stelle war bis 1952 in der topo- graphischen Karte 1:50.000 der Rest eines Verlandungssees verzeichnet. Sein Verschwinden steht vermutlich im Zusammenhang mit der Absenkung und Schrumpfung des Kudensees [vgl. GLOE 1991].

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Kleinere Flächen dieser Lebensraumtypen wurden in vermoorten Senkenlagen auf der südöstlichen Geest sowie im Bereich der Spülfelder bzw. Stapelteiche in der Marsch aufgenommen.

Biotoptypen feuchter Standorte gehören zu den hochgradig gefährdeten Lebensräumen. Ursachen hierfür sind z.B. Entwässerungsmaßnahmen und Nährstoffeintrag im Zuge allgemein intensivierter Landnutzung. Feuchtstandorte sind Lebensraum einer Vielzahl von Organismen und sind z.B. Nahrungs- und Brutbiotop andernorts verdrängter Tierarten. Zu nennen sind beispielhaft Zwergmaus und Wasserspitzmaus.

Röhrichte und Großseggenrieder stehen gemäß § 15a (1) 1 LNatSchG unter gesetzlichem Schutz (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.1).

Steilhänge, Böschungen im Binnenland Steilhänge haben in vergleichsweise flachen Landschaftsräumen, wie in Schleswig-Holstein, eine besondere natur- und landeskundliche Bedeutung. Natürliche Steilhänge sind aufgrund ihrer Exposition sowie ihres Boden- und Wasserhaushaltes vielfach Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten. Gleiches gilt prinzipiell für sekundär entstandene Steilhänge (z.B. künstliche Abgra- bungen und Aufschüttungen). Steilhänge mit einem Neigungswinkel von ca. 1:3 stehen, sofern die Vegetation keinen offensichtlichen Anpflanzungscharakter in der Artenzusammensetzung und/oder Gehölzanordnung aufweist, unter Schutz nach § 15a (1) 8 LNatSchG (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.1). Im Plangebiet stellt der hohe Anteil an Steilhängen eine Besonderheit dar. Ursächlich hierfür ist zum einen die naturräumliche Ausstattung und der damit verbundene schroffe Wechsel von der Marsch bzw. dem Niedermoor zur Geest, der in der geologischen Entwicklung des Raumes begründet ist (vgl. Kap. 3.1); zum anderen führte der flächenintensive Sand-/Kiesabbau nördlich der Ortslage von St. Michaelisdonn zur Entstehung zahlreicher Böschungen und Steilhänge und so ebenfalls zur Ausbildung spezifischer Standortbedingungen und damit Lebensräume. Zu den Steil- hängen zählen ebenfalls Böschungen (ab einer bestimmten Höhe) von Verkehrsflächen wie z.B. von Bahndämmen (s.o.). Insgesamt werden ca. 21 ha Fläche (=1 % der Plangebietsfläche) von Böschungen und Steilhängen eingenommen, die zum überwiegenden Teil von Wald und Gehölzen (z.T. von Eichenkrattwald) bestanden werden. Etwa 22 % aller Steilhänge und Böschungen sind unbewaldet; häufig siedeln sich an diesen Hängen Vegetationstypen der Heiden und Trockenrasengesellschaften an, so z.B. im Landschaftsschutzgebiet "Klev von Windbergen bis St. Michaelisdonn" an Steilhängen ehemaliger Abgrabungsflächen.

Naturschutzgebiet "Kleve" Das Naturschutzgebiet "Kleve" unterliegt nicht der Planungshoheit der Gemeinde und wird daher im Landschaftsplan nicht vertiefend behandelt. Die naturkundliche Bedeutung des Klevs wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannt. Bereits 1914 kaufte der "Meldorfer Natur- und Vogelschutzverein für Schleswig-Holstein-Lauen- burg" einen Teil des im Süden des Plangebietes bestehenden (heutigen) Naturschutzgebietes auf, um es vor Veränderungen zu schützen [vgl. SCHOENICHEN 1926]. Folgende Motive führten zu diesen frühzeitigen Bemühungen um eine Unterschutzstellung des südlichen Klevhangs: • die besondere geomorphologische Form von erdgeschichtlicher Bedeutung, • das Vorkommen seltener wärmeliebender Pflanzenarten, • der Eichenkrattwald der Hanglagen [vgl. MEIER 1982]. 1938/39 wurde eine 8,23 ha große Fläche in diesem Bereich erstmals einer Schutzverordnung unterstellt. 1962 wurde das Gebiet auf knapp 12 ha erweitert und steht seitdem in der heutigen Größe unter Naturschutz.

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Der Klevhang ist Rückzugsgebiet etlicher gefährdeter Arten wärme- und lichtliebender Standorte, u.a. der Karthäuser-Nelke ( Dianthus carthusianorum ) [mdl. Mitt. Untere Naturschutzbehörde Kreis Dithmarschen, Heide]. Aus faunistischer Sicht bedeutsam sind nach Informationen des NABU (1996) u. a. die Vorkommen von Waldeidechse sowie Sandbienen, Sandwespen, Goldlaufkäfer und der Brandmaus, die stellenweise auch im Geestbereich auftritt.

Als geomorphologische Form stellt der Klevhang im Bereich des Naturschutzgebietes, zusammen mit den nördlich und südlich vorhandenen Geesthängen, die z.T. unter Landschaftsschutz stehen, eine erdgeschichtliche Besonderheit dar.

Das Naturschutzgebiet bildet zusammen mit dem vorgelagerten Niedermoor-/Donn-System eine Besonderheit mit überregionaler Bedeutung. Dies gilt zum einen für die geomorphologischen Strukturen, die landschaftsprägend sind, zum anderen - sich daraus ergebend - für die Vielfältigkeit der Standortbedingungen, die zu einem kleinräumigen Wechsel verschiedener Biotoptypen führen.

3.6.3.2 Linienhafte Lebensraumtypen (vgl. Karte 4: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten/Schutzstatus [Linienhafte Elemente])

Wallhecken, Redder, Feldhecken (zur Biotoptypenbeschreibung siehe Anhang 2: 9.7.2)

Wallhecken bzw. Knicks bestehen aus einem Erdwall und einem auf der Wallkrone stockenden Gehölzbestand. Knicks sind kulturlandschaftstypische Elemente der Jung- und Altmoränengebiete Schleswig-Holsteins. Der Großteil der Knicks wurde im Rahmen der Verkoppelung im 18.Jahrhundert angelegt. Knicks dienten der Besitzabgrenzung, Weideflächeneinfriedung sowie der Holznutzung. Knicks sind typische Saumbiotope, die wie zwei zusammengerückte Waldränder wirken. In einer Agrarlandschaft übernimmt das Knicknetz eine Waldersatzfunktion.

Die ökologische Wertigkeit von Knicks beruht vor allem auf: • der Bedeutung als Rückzugsgebiet und Ausgleichsraum für zahlreiche Tierarten, • der Funktion als nischenreiche Lebensräume für Flora und Fauna, • der Funktion als lineare Biotopverbundelemente, • der positiven Beeinflussung des Mikroklimas (Windschutzfunktion, Verdunstungsminderung, Filterung von Staubemissionen), • der Erosionshemmung und Lärmminderung sowie • der optischen Landschaftsgliederung.

Zwei parallel verlaufende Knicks, die einen Weg einschließen, werden als Redder bezeichnet. Sie sind ökologisch besonders wertvoll, wenn bei ihnen ein Kronenschluß der Knicks möglich ist. Negativ auf ihre ökologische Funktion wirken sich voll oder teilweise versiegelte Wege/Straßen aus, insbesondere bei größerer Fahrbahnbreite. Im Plangebiet wurden nur solche Doppelknicks als Redder erfaßt, die einen unversiegelten Weg einschließen. Als Feldhecken werden ebenerdige lineare Gehölze bezeichnet.

Lineare Landschaftselemente, wie Knicks und Redder, können trotz ihrer schmalen, zumeist band- förmigen Ausprägung in einer Kulturlandschaft einen beachtlichen Flächenanteil einnehmen. Bei einer durchschnittlichen Breite von ca.3-4m nehmen sie im Plangebiet einen Flächenanteil von ungefähr 43 bis 57 ha ein (ohne Berücksichtigung von Knicks der Wertstufe 0; s.u.).

Die Beseitigung oder erhebliche Beinträchtigung von Knicks, Reddern, Feldhecken und Wällen ohne Gehölze ist nach § 15b (1) LNatSchG verboten (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.1).

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Für den Bereich der Dithmarscher Geest weist EIGNER [1978] als regionalen Knicktyp den "ärmeren Schlehen-Hasel-Knick" (Hasel, Schlehdorn, Brombeere, Hainbuche etc.) aus. In den 50er Jahren sind des weiteren im Plangebiet im Rahmen von Windschutzpflanzungen vor allem folgende Gehölze angepflanzt worden: Schwarzerle ( Alnus glutinosa ), Schwedische Vogelbeere ( Sorbus intermedia ), Späte Traubenkirsche ( Prunus serotina ), Grauweide ( Salix cinera ), Stiel-Eiche (Quercus robur ) und Weißdorn ( Crataegus monogyna ) [vgl.ZÜHLKE 1979]. Die schnelle Ausbreitung der nichtheimischen Prunus serotina in den Knicks des Plangebietes stellt dabei ein besonderes Problem dar (mündl. Mitt. UNB Kreis Dithmarschen, Heide). Der Geestbereich des Plangebietes - der Teil der Gemeinde, für den Knicks landschaftstypisch sind - weist infolge dieser Pflanzungen auch heute noch ein engmaschiges Knicknetz auf, zumal keine umfassenden Flurbereinigungsmaßnahmen durchgeführt wurden und ein ausgedehntes Knicknetz angesichts der winderosionsanfälligen Böden unverzichtbar ist.

Als erstrebenswert und ökologisch wirksam gilt, nach Angaben des Landesamtes für Naturschutz und Landschaftspflege, eine Mindestdichte von 80 m Knick /ha. Bei einer Gesamtlänge der Knicks von ca. 160 km (s. Tab. 9) ergibt sich somit eine Knickdichte in der Gemeinde St. Michaelisdonn von ca. 70 m/ha. Diese Zahl ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen Naturräume nicht allzu aus- sagekräftig, da Knicks nicht für alle Teilräume der Gemeinde typisch sind, d.h. in der Marsch und im Moor in der Regel ohnehin nicht angelegt wurden. Ca. 148 km Knicks und Feldhecken befinden sich im Geestbereich, wovon etwa 139 km (=94 %) als echte Knicks (mit Erdwall) zu bezeichnen sind. Dies entspricht einer Knickdichte von mehr als 110 m/ha im Geestbereich: ein Wert, der deutlich über der anzustrebenden Knickdichte liegt. Das engmaschige Knicknetz ist flächen- deckend im gesamten vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Geestbereich zu finden. Ausgenommen hiervon sind: • naturgemäß die Niederungsbereiche im Norden des Geestbereiches (Windbergener Niederung), • das Gelände des Verkehrslandepatzes, auf dem 1975 im Rahmen einer Geländeerweiterung Knicks entfernt wurden, • aufgeforstete Geestbereiche (im nördlichen Anschluß an den Verkehrslandeplatz sowie am "Barlter Klev"), • der Siedlungsbereich, dessen fortlaufende Flächenerweiterung zu einem Rückgang des Knick- netzes führte; dies gilt insbesondere für den Ortsteil Hopen und den Hauptort St. Michaelisdonn. Auf dem "Donn", der Ende des 19.Jahrhunderts noch einen reichhaltigen Knickbestand aufwies, sind heute kaum noch Knicks zu finden. Insgesamt sind, ungeachtet ihrer ökologischen Wertigkeit, ca. 70 % der Knicks von 1878 erhalten geblieben (vgl. Königl. Preuß. Landesaufnahme 1878).

Für die Beurteilung der Knicks wurde folgender Bewertungsmaßstab herangezogen: Bewertung 0: Knickwall ohne oder nur mit sehr spärlichem Gehölzbewuchs, z.T. mit Trockenrasen- oder Heidevegetation, Bewertung I: stark gestörter Knick; Wall i.d.R. degradiert; Gehölzbestand lückig bis spärlich; artenarm; z.T. mit Trockenrasenvegetation; sehr geringe Gliederungs- und Lebensraumfunktion, Bewertung II: gestörter Knick; Wall i.d.R. degradiert; Gehölzbestand lückig; artenarm bis mäßig artenreich; geringe Gliederungsfunktion; Lebensraumqualität eingeschränkt, Bewertung III: gut ausgebildeter, kaum gestörter Knick; Wall i.d.R. in gutem Zustand; Gehölzbestand dicht; artenreich; hohe Gliederungsfunktion und Lebensraumqualität. Tabelle 9 gibt einen Überblick über die im Plangebiet aufgenommenen Redder, Knicks und Feld-

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 39 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung hecken sowie deren prozentuale Anteile am Knicknetz. Bemerkenswert hieran ist der hohe Anteil an Reddern (mit unversiegelten Wegen), die insgesamt eine Länge von etwa 15 km aufweisen und 18,5 % am gesamten Knicknetz einnehmen. Hoch ist auch der Anteil von Knicks der Wertstufe II und III mit zusammen etwa 49 %. Als Überhälter dominieren Eichen, z.T. auch Birken; stellenweise treten einartige Feldhecken (Weißdorn, Späte Traubenkirsche) auf.

Tab. 9: Redder, Knicks, Feldhecken

Gehölztyp Länge [m] Anteil [%] Feldhecken 17677 11,0 Knicks eines Redders 29912 * 18,5 Knicks, Wertstufe I 7974 4,9 Knicks, Wertstufe II 44164 27,4 Knicks, Wertstufe III 34765 21,5 Knicks, Wertstufe 0 18611 11,5 Knicks am Waldrand 5433 3,4 Knicks zur Baumreihe durchgewachsen/ 2492 1,5 Baumreihe auf Knickwall Knicks mit vorgepflanzter Baumreihe 400 0,2

Gesamtsumme: 161428 100

* entspricht 14956 m Redder

Auf Knickwällen mit spärlichem oder fehlendem Bewuchs (Bewertung 0 bis I) können sich auf- grund der nährstoffarmen Standorte teilweise geschützte Arten der Trockenrasen- und Heidevege- tation ausbreiten. Unter diesem Gesichtspunkt sind Knicks der Wertstufen 0 und I zwar unter dem Blickwinkel der Knickerhaltung stark gestört und von geringer Wertigkeit, als Trockenstandorte jedoch andererseits relativ bedeutsam für den Naturschutz.

Eine Schädigung/Beeinträchtigung der Knicks ist insbesondere auf • Viehverbiß (unzureichende Abstände der Weidezäune vom Knickwall), • Pfahleinschlag in den Wall, • Anpflügen und Durchbrechen der Wälle, • falsche (seitliches Schlegeln) oder unzulängliche Pflegemaßnahmen sowie auf • Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge zurückzuführen.

Diese Faktoren, die insbesondere das Artengefüge und die biologische Vielfalt der Knicks negativ beeinflussen, führen zu einer verminderten Funktionserfüllung von Knicks, vor allem im Hinblick auf ihre Bedeutung als Habitat (Lebensraum) und biotopverbindendes Element.

Baumreihen, Alleen (vgl. Karte 4: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten/Schutzstatus [Linienhafte Elemente]) (zur Biotoptypenbeschreibung s. Anhang 2: 9.7.2) Neben Knicks und Feldhecken gelten auch Baumreihen als lineare Vernetzungselemente in einer Landschaft. Ihr Erhalt und entsprechende Neuanpflanzungen leisten einen Beitrag zum Biotopver- bund, da sie als Trittsteinbiotope die Funktion von Zwischenstationen übernehmen. Weiterhin sind sie landschaftsgliedernde Elemente, die zur Belebung des Landschaftsbildes, insbesondere in der gehölzarmen Marsch, beitragen. Hier übernehmen sie außerdem eine nicht unerhebliche Wind- schutzfunktion.

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Tab. 10: Baumreihen

Typ Länge [m] Anteil [%] Altbäume; eine Art 9311 33 Altbäume; verschiedene Arten 11613 41 Junge Baumpflanzungen; eine Art 2092 7 Junge Baumpflanzungen; verschiedene Arten 4076 15 Altbäume mit hinzugepflanzten Bäumen 659 2 Altbäume; Nadelholz 295 1

Gesamtsumme: 28046 100

Für Veränderungen von Baumreihen und Alleen gelten die Bestimmungen gemäß § 7 (2) 8 LNatSchG (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.2). Im Plangebiet sind auf einer Länge von ca. 28 km Baumreihen zu finden, wovon etwa 2/3 aus Alt- bäumen mit zumeist verschiedenen Laubwaldarten (Eichen, Linden, Ahorn, Kastanien, Eschen, Schwedische Vogelbeere u.a.) zusammengesetzt sind. Junge lineare Baumanpflanzungen nehmen einen Anteil von 22 % aller Baumreihen ein. Sie bestehen größtenteils aus verschiedenen Laub- waldarten. Weiterhin sind im Plangebiet Baumreihen aus Altbäumen und hinzugepflanzten jungen Laubbäumen sowie reine Nadelholz-Baumreihen vorhanden. Der Anteil an Alleen ist im Plangebiet gering. Von allen Baumreihen sind mehr als die Hälfte in der gehölzarmen Marsch zu finden. Bei einem Flächenanteil dieses Landschaftsraumes von etwa 30 % an der gesamten Plangebietsfläche entfällt somit der größte Anteil an Baumreihen auf diese naturräumliche Einheit. Die übrigen Baumreihen sind auf der Geest, den Donns sowie im Siedlungsbereich zu finden.

Berechnet man im Sinne einer Knickdichte eine Baumreihendichte pro Hektar für den Marschenbe- reich, so ergibt sich ein Durchschnittswert von ca. 22 m/ha. Jedoch sind im nördlichen und süd- lichen Marschenbereich kaum Baumreihen vorhanden, während westwärts des Ortskerns von St. Michaelisdonn zahlreiche Baumreihen die Marschenlandschaft gliedern.

Hierbei handelt es sich vorwiegend um Altbäume, die jedoch zum überwiegenden Anteil aus einer Art bestehen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß ein Großteil der Pflanzungen im Bereich des Ortsteils Brustwehr aus Hybridpappeln besteht, die zu Beginn der 60er Jahre ange- pflanzt wurden und vor allem dem Windschutz dienen sollten. Hybridpappeln gehören jedoch zu den nichtheimischen Arten, die darüber hinaus eine standortzerstörende Entwässerungsfunktion aufweisen und für den Naturhaushalt daher eher negativ zu bewerten sind.

Fließgewässer (vgl. Karte 3 und Karte 4) (zur Biotoptypenbeschreibung s. Anhang 2: 6.1 und 6.2)

Fließgewässer haben als lineare Feuchtbiotope einer Landschaft Vernetzungsfunktion für an aqua- tische Ökosysteme angepaßte Arten. Dies gilt insbesondere für naturnahe Fließgewässer. Aller- dings kann auch dem weitverzweigten Grabensystem der Marschen eine besondere ökologische Bedeutung (z.B. für die Invertebratenfauna bzw. die wirbellosen Tiere) zukommen [vgl. HERR 1992].

Für Eingriffe und Veränderungen von Fließgewässern gelten die gesetzlichen Bestimmungen gemäß § 7 (2) 4 LNatSchG. Naturnahe und unverbaute Bach-Abschnitte sind gemäß § 15a (1) 5 LNatSchG gesetzlich geschützt (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.1 und Kap. 3.7.2).

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 41 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Die Fließgewässer des Plangebietes sind in ihrem heutigen Erscheinungsbild und Verlauf stark anthropogen beeinflußt. Insgesamt weist das Plangebiet auf mehr als 150 km Länge Fleete und Gräben auf. Während Marsch- und Niedermoorbereiche des Plangebietes netzartig von Fließge- wässern durchzogen sind und insgesamt in diesen naturräumlichen Einheiten frische bis feuchte Standortbedingungen herrschen, sind Fließgewässer auf der Geest selten und führen hier teilweise nur temporär Wasser.

Etwa 65 % der Fließgewässer sind im Marschenbereich zu finden, wodurch dessen Bedeutung für Flora und Fauna aquatischer Standortbedingungen deutlich wird. Weitere 25 % aller Fließgewässer durchziehen die Niedermoorbereiche des Plangebietes und weisen wie z.B. die Friedrichshofer Au teilweise ein hohes Entwicklungspotential auf (s. Kap. 3.5.1.2).

3.6.3.3 Punktuelle Lebensraumtypen (Kleingewässer) (vgl. Karte 3: Biotoptypen/Biotopwertigkeiten (Flächenhafte Elemente) (zur Biotoptypenbeschreibung siehe Anhang 2: 6.4 und 6.5)

Als komplexe Lebensräume gehören Kleingewässer zu den arten- und individuenreichsten Bestandteilen der schleswig-holsteinischen Landschaft. Sie sind Brut-, Rast- und Nahrungsbiotop zahlreicher Tierarten und weisen eine hohe floristische Artenzahl auf. Daneben gelten sie als Tritt- steinbiotope, tragen zur biologischen Vielfalt einer Landschaft bei, bereichern das Landschaftsbild und erhöhen den Erlebnis- und Erholungswert. Für Eingriffe und Veränderungen von Kleingewässern gelten die gesetzlichen Bestimmungen gemäß § 7 (2) 4 LNatSchG. Naturnahe Kleingewässer (Tümpel, Weiher, andere stehende Kleinge- wässer) sind nach § 15a (1) 6 gesetzlich geschützt (zur rechtlichen Bedeutung siehe s. Kap. 3.7.1).

Im Rahmen der Geländekartierung wurden im Plangebiet 84 Kleingewässer aufgenommen. Sie sind anthropogenen Ursprungs. Im Gegensatz zum Hügelland der schleswig-holsteinischen Jungmoränen, die von Toteislöchern der letzten Vereisung geprägt sind, treten in den Altmoränen der Hohen Geest kaum noch natür- liche Stillgewässer auf, da abflußlose Senken zumeist fehlen. Die Marsch, die im Plangebiet voll- ständig Kulturland darstellt, weist ebenfalls keine natürlichen Stillgewässer auf.

Die Kleingewässer im Plangebiet entstanden im wesentlichen durch: • Kies, Sand- und (bei entsprechenden Bodenverhältnissen) auch Mergelentnahme (z.B.östlich von Hindorf), • Torfstich/-abbau in Niedermoorbereichen (z.B.nördlich von Hindorf), • die Schaffung von Viehtränken, die häufig im Zusammenhang mit der Verkoppelung entstanden (z.B.östlich von Hindorf), • die Anlage von Fischteichen, die heute zumeist aus der Nutzung genommen sind (z.B.westlich der Ortslage von St. Michaelisdonn), • biotopgestaltende Maßnahmen (z.B.Feuchtbiotop "Quubben" nördlich der Burger Straße).

Dementsprechend sind im Gemeindegebiet Kleingewässer in verschiedenen Bereichen zu finden: Auf der Geest entstanden, zumeist als Viehtränken angelegt und heute noch genutzt, vor allem an grund- oder stauwasserbeeinflußten Standorten, zahlreiche Kleingewässer. Diese sind vor allem im Grünlandbereich zu finden und häufig in unmittelbarer Nähe zu Knicks (Wallhecken) gelegen. Daneben sind gehölzumsäumte Kleingewässer vorhanden. In Niedermoorbereichen der Geest, insbesondere nördlich von Hindorf im Grünlandbereich, sind als Viehtränken genutzte Kleingewässer zu finden, die durch Torfstich entstanden.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 42 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Westlich der Donnlinie sowie im Bereich der Niederungen um Hopen wurden früher zahlreiche Fischteiche angelegt, die heute zum überwiegenden Teil aus der Nutzung genommen sind.

Biotopschutzmaßnahmen der 80er Jahre führten weiterhin zur Schaffung von Kleingewässern (bzw. Feuchtbiotopen), die i.d.R. 20 Jahre lang ungenutzt bleiben sollen. Hierzu gehören (mündl. Mitt. Amt für Land- und Wasserwirtschft Kreis Dithmarschen, Heide): • eine ca. 6000 m² große Fläche westlich von St. Michaelisdonn mit einer gestauten Wasserfläche (Maßnahme von 1984), • eine ca. 10.200 m² große Fläche nördlich des Feuchtgebietes "Quubben", dessen Wasserstand außerdem geregelt wurde: insgesamt umfaßt das Einzugsgebiet dieses Feuchtgebietes eine Fläche von ca.4,5 ha (Maßnahme von 1984), • ein Feuchtbiotop im Niederungsbereich bei Hopen (Maßnahme von 1985). • ein Feuchtbiotop im Niederungsbereich östlich des Flugplatzes (Maßnahme von 1994/1995).

Weitere Kleingewässer entstanden, vermutlich als ehemalige Mühlenteiche, westlich der Hoper Mühle sowie als geplante oder umgestaltete Teiche im Siedlungsbereich (z.B.Teich im Hopener Park, ehemaliger Fischteich in der Fischteichsiedlung). Einige Kleingewässer der Gemeinde werden als Angelteiche genutzt, so z.B. der Teich westlich des südlichen Klevhangs sowie der ehemalige Fischteich (in der Fischteichsiedlung). Ferner stehen viele Kleingewässer (inkl. der Randbereiche) unter Jagdnutzung (z.B. Kleingewässer nördlich der Kläranlage).

56 Kleingewässer, also 75 % aller Kleingewässer, sind gemäß § 15a (1) 6 LNatSchG gesetzlich geschützt (zur rechtlichen Bedeutung s. Kap. 3.7.1).

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3.7 Flächen und linienhafte Elemente mit Schutzstatus (vgl. Karte 5:Flächen und Objekte mit Schutzstatus und Karte 4:Biotoptypen/Biotopwertigkeiten/Schutzstatus [Linienhafte Elemente]) 3.7.1 Geschützte Flächen nach §§ 15a und b des Landesnaturschutzgesetzes von Schleswig-Holstein (LNatSchG) Alle folgenden Aussagen sind auf dem Stand vom Dezember 1994. Wo keine schriftlichen Äußerungen in Form von Erlassen oder Verordnungen vorliegen, beruhen die Aussagen auf münd- lichen Mitteilungen des Landesamtes für Naturschutz und Landschaftspflege Schleswig-Holstein.

3.7.1.1 Geschützte Biotope nach § 15a (1) LNatSchG

Nach dem am 01.07.1993 in Kraft getretenen Landesnaturschutzgesetz von Schleswig-Holstein (LNatSchG) sind die in der Tabelle 11 (folgende Seite) aufgeführten Biotoptypen gemäß § 15a (1) LNatSchG in Schleswig-Holstein gesetzlich geschützt.

Eine offizielle Definition der einzelnen Biotoptypen lag zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme im Frühjahr 1994 noch nicht vor.

Bei der Ansprache der gesetzlich geschützten Biotope wurde/n daher • auf die bereits vorhandenen Definitionen der Biotoptypen, die bereits nach dem "alten" Land- schaftspflegegesetz geschützt waren, zurückgegriffen, • die mündlichen Mitteilungen des Landesamtes für Naturschutz und Landschaftspflege als Beur- teilungsmaßstab herangezogen.

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Tab. 11: Geschützte Biotope nach dem LNatSchG von S.-H. vom 16.06.1993

Biotoptyp nach LNatSchG Schutzstatus nach § 15 LNatSchG

Moore 15 a (1) 1 Sümpfe 15 a (1) 1 Brüche 15 a (1) 1 Röhrichtbestände 15 a (1) 1 binsen- und seggenreiche Naßwiesen 15 a (1) 1 Quellbereiche 15 a (1) 1 Verlandungsbereich stehender Gewässer 15 a (1) 1 Wattflächen 15 a (1) 2 Salzwiesen 15 a (1) 2 Brackwasserröhrichte 15 a (1) 2 Priele 15 a (1) 3 Sandbänke 15 a (1) 3 Strandseen 15 a (1) 3 Bruchwälder 15 a (1) 4 Sumpfwälder 15 a (1) 4 Auwälder 15 a (1) 4 naturnahe und unverbaute Bach- und 15 a (1) 5 Flußabschnitte Bachschluchten 15 a (1) 5 Weiher 15 a (1) 6 Tümpel 15 a (1) 6 Heiden 15 a (1) 7 Binnendünen 15 a (1) 7 Küstendünen 15 a (1) 7 Felsküsten 15 a (1) 8 Steilküsten 15 a (1) 8 Strandwälle 15 a (1) 8 Steilhänge 15 a (1) 8 Trockenrasen 15 a (1) 9 Staudenfluren 15 a (1) 9 sonstige Sukzessionsflächen, wenn länger als 15 a (1) 10 5 Jahre aus der Nutzung

In der Gemeinde St. Michaelisdonn treten gemäß § 15a (1) LNatSchG S.-H. folgende, in Tabelle 12 (folgende Seite) aufgeführten, gesetzlich geschützten Biotoptypen auf.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 45 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Tab.12: Geschützte Biotope gemäß § 15a (1) LNatSchG (* §15a (1) 10 trifft nur zu, wenn die Fläche 5 Jahre aus der Nutzung ist und nicht öffentlich-rechtlich verbindlich überplant ist)

Code Biotoptyp Fläche [ha] Schutzstatus *

Feucht- und Naßwiesen 8.2.5.1 Artenreiche Sumpfdotterblumenwiese 2,39 § 15a (1) 1 8.2.5.1.q Artenreiche Sumpfdotterblumenwiese; quellig 1,36 § 15a (1) 1 8.2.5.2 Kleinseggenwiesen und -weiden 0,55 § 15a (1) 1 8.2.5.3 Großseggenwiese und/oder -weide 4,22 § 15a (1) 1 8.2.5.3.q Großseggenwiese und/oder -weide; quellig 0,84 § 15a (1) 1 Zwischensumme: 9,36 Niedermoor 11.3.2 Röhricht 11,27 § 15a (1) 1 11.3.3 Großseggenried 2,41 § 15a (1) 1 Zwischensumme: 13,68 Feuchtgrünland nährstoffreicher Standorte Stark verarmte Feuchtgrünlandgesellschaften ohne Arten der § 15a (1) 1 8.2.2.3.q 0,14 Sumpfdotterblumenwiesen; z. T. quellig § 7 (2) 9 Zwischensumme: 0,14 Grünlandbrachen Älteres brachliegendes Grünland; frisch bis wechselfeucht § 8.2.1.2.b4 0,32 § 15a (1) 1 + 10 15a (1) 1 gilt bei > 50%-Flächenanteil Rohrglanzgras Älteres brachliegendesGrünland; frisch bis wechselfeucht; mit 8.2.1.2.b6 0,26 § 15a (1) 1 + 10 Ausbreitung von Röhriocht- und Feuchtwiesenarten Älteres brachliegendes Feuchtgrünland nährstoffreicher Standorte; 8.2.2.b6 0,09 § 15a (1) 1 + 10 mit Ausbreitung von Röhricht- oder Feuchtwiesenarten Älteres brachliegendes Feuchtgrünland; mit flächenhaft artenarmen 8.2.2.1.b6 0,16 § 15a (1) 1 + 10 Flutrasen; Röhricht- u. Feuchtwiesenarten Ältere brachliegende stark verarmte Feuchtgrünlandgesellschaften 8.2.2.3.b6 ohne Arten der Sumpfdotterblumenwiesen; Ausbreitung von 0,81 § 15a (1) 1 + 10 Röhricht- oder Feuchtwiesenarten Ältere brachliegende Feucht- und Naßwiesen und -weiden; 8.2.5.b4,2 Mähweiden, mit Binsen und Seggen; Ausbreitung von 0,94 § 15a (1) 1 + 10 Rohrglanzgras; mindestens 5 Jahre brachliegend Ältere brachliegende Großseggenwiese und/oder -weide; 8.2.5.3.b6 4,63 § 15a (1) 1 + 10 Ausbreitung von Röhricht- und Feuchtwiesenarten 8.2.5.3.bq Brachliegende Großseggenwiese und/oder -weide; quellig 1,28 § 15a (1) 1 + 10 Älteres brachliegendes feuchtes, artenreicheres Magergrünland; § 15a (1) 1 + 10 8.2.3.3.b6 mit Arten der Sumpfdotterblumenwiesen u. Niedermoorstandorte; 0,77 § 7 (2) 9 Ausbreitung von Röhricht- und Feuchtwiesenarten Älteres brachliegendes artenarmes Grünland; Hochstauden frischer 8.2.1.1.b3 0,35 § 15a (1) 9 + 10 Standorte Älteres brachliegendes Feuchtgrünland nährstoffreicher Standorte; 8.2.2.b3 0,90 § 15a (1) 9 + 10 Hochstauden frischer Standorte Älteres brachliegendes artenarmes Grünland; frisch bis 8.2.1.1.b2 0,16 § 15a (1) 10 wechselfeucht Älteres brachliegendes Grünland; frisch bis wechselfeucht; z.T. 8.2.1.2.b2 1,32 § 15a (1) 10 stark gegrüppt, z. T mit Feuchtigkeitszeigern Älteres brachliegendes Grünland; frisch bis wechselfeucht; mit 8.2.1.2.b5 0,04 § 15a (1) 10 Ausbreitung von Flatterbinsen Älteres brachliegendes Grünland, feucht; mit flächenhaft 8.2.2.1.b2 0,05 § 15a (1) 10 artenarmen Flutrasen Brachliegende stark verarmte Feuchtgrünlandgesellschaften ohne 8.2.2.3.b 1,21 § 15a (1) 10 Arten der Sumpfdotterblumenwiesen 8.2.b4 Älteres brachliegendes Grünland; Ausbreitung von Rohrglanzgras 0,97 § 15a (1) 10 8.2.4.b2 Ältere brachliegende Mähwiese 0,30 § 15a (1) 10 8.2.4.1.b2 Ältere brachliegende Mähwiese; trocken bis frisch 0,14 § 15a (1) 10 8.2.4.2.b2 Ältere brachliegende Mähwiese; frisch bis wechselfeucht 1,44 § 15a (1) 10 § 15a (1) 10 8.2.4.3.b2 Ältere brachliegende Mähwiese; feucht bis wechselfeucht 0,11 § 7 (2) 9

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 46 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Älteres brachliegendes feuchtes, artenreicheres Magergrünland; § 15a (1) 10 8.2.3.3.b2 0,02 Arten der Sumpfdotterblumenwiesen u. Niedermoore § 7 (2) 9 (§ 15a (1) 1) § 8.2.5.3.b Brachliegende Großseggenwiese und/oder -weide 0,51 15a (1) 10 Zwischensumme: 16,78 Naturnaher Laubwald Erlenbruchwald und Erlen-Eschenwald auf nährstoffreichen, 9.6.5 0,14 § 15a (1) 4 nassen Standorten Degenerierter Erlenbruchwald und Erlen-Eschenwald auf nassen, 9.6.6 0,12 § 15a (1) 4 nährstoffreichen Standorten 9.6.8 Weidenbruch, -gebüsch 0,26 § 15a (1) 4 Zwischensumme: 0,52 Naturnahe Fließgewässer Bach/Au, begradigt; im Uferbereich teilweise artenreichere 6.2.2 1,45 § 15a (1) 5 Vegetation Zwischensumme: 1,45 Stillgewässer Tümpel/sonst. Kleingewässer mit bis zum Uferrand reichender 6.4.1 0,69 § 15a (1) 6 Nutzung, naturferne Ausprägung; z. T. techn. Uferschutz Tümpel/sonst.Kleingewässer; Uferbereich teilweise gestört, z.T. mit 6.4.2 0,56 § 15a (1) 6 Bäumen, Röhricht bestanden Tümpel/sonst. Kleingewässer (z. B. ältere biotopgestaltende 6.4.3 0,81 § 15a (1) 6 Maßnahmen) mit breiter Verlandungszone und reicher Vegetation Fischteiche, biotopgestaltende Maßnahmen u. ä.; Uferbereich mit 6.5.3 1,55 § 15a (1) 6 artenreicherer Vegetation Fischteiche, biotopgestaltende Maßnahmen u. ä.; relativ naturnah, 6.5.4 0,57 § 15a (1) 6 im Uferbereich artenreichere Vegetation Zwischensumme: 4,18 Heiden 11.5.1 Besenheide 0,15 § 15a (1) 7 11.5.2 Besenheide, Degenerationsstadium 13,18 § 15a (1) 7 11.5.3 Besenginster-Heide 0,57 § 15a (1) 7 11.5.4 Borstgrasrasen 0,44 § 15a (1) 7 11.6.2 Feuchtheide; Degenerationsstadium 0,49 § 15a (1) 7 Zwischensumme: 14,83 Steilhänge 11.9.1 Steilhang (Steigung > 45°) mit überwiegend offener Vegetation 2,02 § 15a (1) 8 11.9.2 Steilhang (Steigung > 45°) überwiegend bewaldet 7,20 § 15a (1) 8

11.9.5 Steilhang mit (überwiegend) Heiden oder Trockenrasen-Vegetation 2,12 § 15a (1) 7 + 8

11.9.7 Steilhang mit überwiegend Eichenkrattwald 4,54 § 15a (1) 8 Zwischensumme: 15,88 Halbtrockenrasen/Trockenrasen 8.2.6 Halbtrockenrasen 0,23 § 15a (1) 9 8.2.6.b1 Brachliegender (weniger als 5 Jahre) Halbtrockenrasen 0,28 § 15a (1) 9 11.7 Trockenrasen 2,87 § 15a (1) 9 Zwischensumme: 3,38 Sonstige Flächen 12.1 Hochstauden frischer Standorte 2,32 § 15a (1) 9 12.b4 Ruderal- und Brachfläche; Ausbreitung von Rohrglanzgras 0,71 § 15a (1) 10 12.2.2.b Sonstige Sukzessionsflächen 0,38 § 15a (1) 10 8.6.b2 Ältere brachliegende landwirtschaftliche Sonderflächen 0,96 § 15a (1) 10 Zwischensumme: 4,37 Gesamtsumme 84,57 ( = 3,66% der Gemeindefläche)

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 47 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Im § 15a (2) LNatSchG wird festgelegt: "Alle Handlungen, die zu einer Beseitigung, Beschädigung, sonst erheblichen Beeinträchtigung oder zu einer Veränderung des charakteristischen Zustands der geschützten Biotope führen können, sind verboten. "

Dies bedeutet für die geschützten Biotoptypen, die bislang einer extensiven Nutzung unterlagen, daß diese Nutzung in bisherigem Umfang und Intensität fortgeführt werden darf, da sie nicht zu einer wesentlichen Veränderung des Biotopes führt. Nicht zulässig ist die Intensivierung oder Ver- änderung der Nutzung. Hierzu gehört auch die Absenkung des Grundwasserstandes durch Intensi- vierung der Entwässerung.

Im § 15a (5) LNatSchG heißt es zu Ausnahmeregelungen:

"Auf Antrag kann die untere Naturschutzubehörde mit Zustimmung der oberen Naturschutzbehörde Ausnahmen von den Verboten des Absatzes2 zulassen, wenn

1. die Ausnahme aus überwiegenden Gründen des Allgemeinwohls erforderlich ist und die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes entsprechend den §§ 8 [Ausgleich bei Eingriffen in die Natur] und 8b [Ausgleichszahlung] ausgeglichen werden oder

2. dies für Maßnahmen des Naturschutzes erforderlich ist. ".

Ferner wird im § 15a (5) festgelegt:

"Eine Ausnahme soll auf Antrag auch zugelassen werden, wenn während der Laufzeit eine Ver- trages über Nutzungsbeschränkungen ein in Absatz1 genannter Biotop entstanden ist und nach Ablauf des Vertrages die Nutzung wiederaufgenommen werden soll, über die Fortsetzung der Nutzungsbeschränkung oder einen Ankauf keine Einigung erzielt werden kann und die angestrebte Nutzung nach Lage des Grundstücks umgebungsüblich sein würde. Einer Ausnahme nach Satz1 bedürfen nicht die notwendigen Maßnahmen zur Unterhaltung der Deiche, Dämme, Sperrwerke und des Deichzubehörs sowie der notwendigen Unterhaltung der Häfen und Wasserstraßen. Das gleiche gilt für notwendige Vorlandarnbeiten (Grüpp- und Lahnungsarbeiten) und die Beweidung von Deichvorländereien, soweit diese Gebiete nicht im "Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer" liegen. "

Ausnahmegenehmigungen erteilen die Unteren Naturschutzbehörden mit Zustimmung der Obersten Naturschutzbehörde.

Im § 15 (3) LNatSchG wird bestimmt, daß diese Flächen in den Landschaftsrahmenplänen, den Landschaftsplänen und in den Flächennutzungsplänen sowie in den Regionalplänen darzustellen sind.

3.7.1.2 Geschützte Biotope nach § 15b LNatSchG

Das LNatSchG regelt im § 15b den Schutzstatus von Knicks . Es heißt hierzu in Abs. 1: "Die Beseitigung von Knicks ist verboten. Das gleiche gilt für alle Maßnahmen, die zu einer erheb- lichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung dieser Landschaftsbestandteile führen können. Erlaubt sind das seitliche Abschneiden der Zweige des Knicks ab einem Meter vor dem Knickfuß oder ab der äußeren Kante eines am Knickfuß verlaufenden Grabens sowie Schutz- und Entwicklungsmaß- nahmen. "

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 48 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Nach § 15b (2) ist das Knicken in kürzeren Zeitabständen als 10 Jahren unzulässig.

Gemäß § 15b (5) sind "Knicks" im Sinne dieses Paragraphen folgendermaßen definiert: "Knicks umfassen die Wälle mit ihrer gesamten Vegetation. Als Knicks gelten auch die zu dem- selben Zweck angelegten ein- oder mehrreihigen Gehölzstreifen zu ebener Erde; Wälle ohne Gehölze stehen einem Knick gleich. "

Ausnahmen können erteilt werden, wenn die Vorschrift für den Eigentümer oder den Nutzungsbe- rechtigten eine unzumutbare Härte darstellt und wenn sie dem Zweck der Vorschrift, also dem Erhalt der Knicks, dient. Ausnahmegenehmigungen erteilen die Unteren Naturschutzbehörden

Gemäß § 15b gehören die in Tabelle 13 aufgeführten lineare Biotope des Plangebietes zu den hier- nach geschützten Biotopen.

Tab. 13: Geschützte lineare Elemente gemäß § 15b LNatSchG

Code Biotoptyp

9.7.2.1 Wallhecke, Knick, Knickwall ohne Gehölze 9.7.2.2 Redder 9.7.2.2.1 Redder mit Hohlweg 9.7.2.2.b Redder brachliegend; zugewachsen 9.7.2.5 Feldhecke, Windschutzpflanzung

9.7.2.7 Gehölzstreifen

3.7.2 Flächen mit besonderer Regelung von Eingriffen nach §7Abs.2 des Landesnaturschutzgesetzes von Schleswig-Holstein (LNatSchG)

Der §7 des LNatSchG (Eingriffe in Natur und Landschaft), der die Eingriffe in Natur und Land- schaft regelt, setzt im Abs.1 fest:

"Eingriffe in Natur und Landschaft (Eingriffe in die Natur) im Sinne dieses Gesetzes sind Ver- änderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen, durch die die Funktionsfähigkeit des Naturhausshaltes oder das Landschaftsbild erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt werden können. " In Abs. 2 heißt es weiter:

"Unabhängig von Absatz 1 gelten als Eingriffe [...] 4. der Ausbau, das Verrohren, das Aufstauen, Absenken und Ableiten von oberirdischen Gewässern sowie Benutzungen dieser Gewässer, die den Wasserstand, den Wasserabfluß, die Gewässergüte oder die Fließgeschwindigkeit nicht nur unerheblich verändern, 5. das Aufstauen, Absenken, Umleiten oder die Veränderung der Güte von Grundwasser, [...] 8. die Umwandlung von Wald und die Beseitigung von Parkanlagen, landschaftsbestimmenden Einzelbäumenoder Baumgruppen außerhalb des Waldes, Alleen und Ufervegetationen, 9. die erstmalige oder nicht nur unerhebliche Veränderung der Entwässerung von Über- schwemmungswiesen, feuchten Wiesen und Weiden, Streuwiesen und Sumpfdotterblumenwiesen (sonstige Feuchtgebiete). "

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 49 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Der obige, in Klammern stehende Zusatz "sonstige Feuchtgebiete" umfaßt neben den Watten, Salz- Grünländereien (außendeichs), Brackwasserröhrichten (außendeichs) und ehemals als Grünland genutzte Moorflächen nach dem Erlaß des Landesamtes für Naturschutz und Landespflege vom April 1991 u.a. folgende Flächen: • Feuchtgrünland (eindeutige Abgrenzung gegen das "Frische Grünland"), • Streuwiesen, • Brenndolden-Feuchtwiesen, • Sumpfdotterblumenwiesen (sofern sie nicht unter § 15a (1) fallen), • feuchte und nasse Wiesen und Weiden, • Überschwemmungswiesen.

Die Abgrenzung des Feuchtgrünlandes gegenüber dem frischen Grünland erfolgt über vom Landesamt für Naturschutz und Landespflege festgelegte Kennarten (vgl. Anhang 4). Die als Feuchtgrünland im Sinne des § 7 (2) 9 LNatSchG anzusprechenden Grünlandtypen im Plangebiet sind in Tabelle 14 dargestellt.

Tab. 14: Sonstiges Feuchtgrünland gemäß § 7 (2) 9 LNatSchG Anteil am Code Biotoptyp Fläche [ha] Plangebiet [%] 8.2.2.1 Intensivgrünland, feucht 22,29 1,0 Intensivgrünland, feucht; mit flächenhaft 8.2.2.2 4,60 0,2 abgrenzbarem, artenarmen Flutrasen Stark verarmte Feuchtgrünlandgesellschaften ohne 8.2.2.3 Arten der Sumpfdotterblumenwiesen; überwiegend 48,42 2,1 extensiver genutzt Stark verarmte Feuchtgrünlandgesellschaften mit 8.2.2.4 Arten der Sumpfdotterblumenwiesen; überwiegend 9,84 0,4 extensiver genutzt 8.2.3.2 Magergrünland, feucht 4,06 0,2 Feuchtes und artenreicheres Magergrünland; mit 8.2.3.3 Arten der Sumpfdotterblumenwiesen und 5,76 0,3 Niedermoorstandorte 8.2.4.3 Mähwiese; feucht bis wechselfeucht 9,81 0,4

Gesamtsumme 104,78 4,5

Veränderungen dieser Biotoptypen werden als Eingriff in Natur und Landschaft gewertet, die einer vorherigen Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde bedürfen. Außerdem ist ein Erhalt bzw. Ausgleich für den Eingriff zu leisten. Nicht als Eingriff gilt die Aufrechterhaltung der bis- herigen Nutzung.

3.7.3 Flächen nach dem Landeswaldgesetz Schleswig-Holstein

Als Grundsatz des Waldgesetzes für das Land Schleswig-Holstein (Landeswaldgesetz) in der Fassung vom 11.08.1994 wird in § 1 folgendes festgelegt:

"Der Wald ist wegen seines wirtschaftlichen Nutzens (Nutzfunktion) und wegen seiner Bedeutung für die Umwelt, insbesondere für die dauernde Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, das Klima, den Wasserhaushalt, die Reinhaltung der Luft, die Bodenfruchtbarkeit, das Landschaftsbild, die Agrar- und Infrastruktur und die Erholung der Bevölkerung (Schutz- und Erholungsfunktion) zu erhalten, zu mehren, und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung ist nachhaltig zu sichern. "

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Eine Definition des Begriffes "Wald" erfolgt im § 2 LWaldG.

Hierin heißt es:

"(1) Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockteGrundfläche.

(2) Als Wald gelten auch

1. Kahlschläge und verlichtete (lichte) Bestände, 2. Waldwege, Waldschneisen, Waldblößen, Waldwiesen, Waldeinteilungsstreifen sowie im oder am Wald gelegene Wildäsungsflächen und Sicherungsstreifen, 3. Holzlagerplätze und sonstige mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.

Nicht als Wald im Sinne des Landeswaldgesetzes gelten gemäß § 2 (3)

" [...] [in] der Flur oder im bebauten Gebiet gelegene kleinere Flächen, die mit einzelnen Baum- gruppen, Baumreihen oder Hecken bestockt sind, Baumschulen, Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen sowie zum Wohnbereich gehörende Parkanlagen und mit Forstpflanzen bestockte Friedhöfe [...]".

Sowohl die Umwandlung als auch die ganz oder teilweise Abholzung von Wald bedarf der Genehmigung durch die untere Forstbehörde. Unter Umwandlung wird die tatsächliche Änderung der Nutzungsart einer Waldfläche verstanden. Des weiteren ist bei allen baulichen Vorhaben zu berücksichtigen, daß zu Waldflächen ein Mindestabstand von 30m eingehalten werden muß (§ 32 Abs. 5 LWaldG). Erstaufforstungen, zu denen jedoch nicht die Neuanlage von Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen außerhalb des Waldes zählen, bedürfen im Allgemeinen der Genehmigung durch die zuständige Forstbehörde soweit nicht die Ausnahmen nach § 16 Absatz 3 Landeswaldgesetz (siehe dort) gültig sind.

Im Plangebiet sind die in Tabelle 15 (folgende Seite) aufgeführten Biotoptypen als Flächen nach dem Landeswaldgesetzes anzusprechen. Darüberhinaus müssen nach Auskunft des Forstamtes Barlohe auch solche Flächen als Wald angesehen werden, die aktuell nicht mit Forstpflanzen bestockt sind jedoch, vom Forstamt als Waldfläche katastermäßig erfaßt sind. Vielfach beruhen die Angaben nicht auf eigenen Erkundungen des Forstamtes, sondern die Flächen wurden von den Eigentümern der Flächen über das Katasteramt als Waldflächen gemeldet (SUERSEN mdl.). Auch wenn aktuell keine Bestockung erkennbar ist, betrachtet das Forstamt die im Kataster erfaßten Flächen als potentielle Waldbodenflächen, für die grundsätzlich nach § 11 Landeswaldgesetz eine Wiederaufforstungspflicht besteht und jede Umwandlung einer Ausnahmegenehmigung nach dem Landeswaldgesetz bedarf.

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Tab. 15: Waldflächen gemäß Landeswaldgesetz

Code Biotoptyp Fläche [ha]

Laubholz-Forsten 9.1 Laubholz-Forsten, Stangenholz, z. T. geringe Nadelgehölzanteile 1,27 9.1.1 Aufforstungen mit nicht einheimischen Arten (Grauerle, Hybridpappel etc.) 0,32 9.1.2 Aufforstungen mit einheimischen Arten 21,52 9.1.3 Anpflanzung/Aufforstung von Laubgehölzen; bis ca. 5 m Höhe 0,25 9.1.3.b Brachliegende Bandweidenkultur 0,31 Zwischensumme: 23,67 Mischgehölz-Forsten/-Wälder 9.2 Mischgehölz-Forsten/Wälder 0,30 9.2.1 Mischgehölz-Forsten/Wälder; mit hohem Nadelholzanteil 1,67 9.2.2 artenreicher Mischwald; z.T. Fichten 3,49 Zwischensumme: 5,46 Nadelholz-Forsten (mit geringem Laubholzanteil) 9.3 Nadelholz-Forsten (mit geringem Laubholzanteil) 4,39 9.3.1 Fichtenforst 25,56 9.3.1.1 Fichtenforst, struktur- und artenarm 0,41 9.3.2 Kiefernwald/-forst 31,48 9.3.3 Lärchenforst 10,48 9.3.3.2 Lärchenforst, naturnäher; struktur- und artenreicher 0,14 Zwischensumme: 72,46 Schonungen 9.4.2 Schonungen 0,20 Zwischensumme: 0,20 Naturnahe Laubwälder 9.6 Naturnaher Laubwald 0,11 9.6.3 Eichen-Birkenwald nährstoffarmer Standorte 2,77 9.6.5 Erlenbruchwald und Erlen-Eschenwald 0,14 *) 9.6.6 auf nassen, nährstoffreichen Standorten 0,12 *) 9.6.8 Weidenbruch, -gebüsch 0,26 *) 9.6.9 Eichenkrattwald 1,99 Zwischensumme: 5,39 Sonstige Gehölzstrukturen 9.9.1 Vorwälder, feucht 0,47 9.10 Kahlschlag-, Windbruchflächen 1,23 Zwischensumme: 1,70 Steilhänge, Böschungen im Binnenland 11.9.2 Steilhang (Steigung > 45°) überwiegend bewaldet 7,20 **) 11.9.4 Böschung (Steigung < 45°) überwiegend bewaldet 4,53 11.9.7 Steilhang mit überwiegend Eichenkrattwald 4,54 **) Zwischensumme: 16,27 Gesamtsumme: 125,15 (= 5,4% der Gemeindefläche) *) außerdem geschützt nach § 15a (1) 4 LNatSchG **) außerdem geschützt nach § 15a (1) 8 LNatSchG

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3.7.4 Sonstige geschützte Flächen bzw. schützenswerte Bereiche (vgl. Karte 5: Flächen und Objekte mit Schutzstatus)

In der Karte 5 sind weiterhin Flächen und Objekte mit besonderem Schutzstatus ausgewiesen, die innerhalb des Plangebietes liegen.

Hierzu zählen:

das Naturschutzgebiet "Kleve" (vgl. Kap. 2.3 und Kap. 3.6.3.1),

die Landschaftsschutzgebiete (vgl. Kap. 2.3): 1. "Klev von Windbergen bis St. Michaelisdonn", 2. "Hoper Mühle", 3. "Klev von St. Michaelisdonn bis Burg".

die Kulturdenkmale (vgl. auch Kap. 4.5.1.2): 1. archäologische Denkmale, geschützt gemäß § 5 DSchG (Grabhügel), 2. archäologische Denkmale, geschützt nach § 1 DSchG (überpflügte oder teilweise abgetragene Grabhügel), 3. in das Denkmalbuch eingetragene Kulturdenkmale, geschützt nach § 5 DSchG (Windmühle, Kirche), 4. einfache Kulturdenkmale, geschützt nach § 1 DSchG (Gebäude), 5. zur Eintragung vorgesehene Denkmale (Gebäude),

die erhaltenswerte Bausubstanz nach § 1 (5) BauGB,

das Wasserschongebiet (vgl. Kap. 2.3),

das geplantes Wasserschutzgebiet (vgl. Kap. 3.5.1.5),

die schützenswerten geologischen und geomorphologische Formen (vgl. Kap. 2.3): 1. das "Kliff bei Gudendorf mit Dünen", 2. die "Nehrungshaken bei St. Michaelisdonn", 3. das "Kliff zwischen Burg/Dithmarschen und St. Michaelisdonn".

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4 BEANSPRUCHUNG DER LANDSCHAFT DURCH DEN MENSCHEN Art und Ausmaß der Beanspruchung von Natur- und Landschaft (Nutzungsdruck) durch den Men- schen sind abhängig von der Bevölkerungsdichte und der Wirtschaftsstruktur eines Gebietes. Tendenziell gilt, daß mit steigender Bevölkerungsdichte der Nutzungsdruck auf alle Freiflächen, und, damit verbunden, die Belastung des Naturhaushaltes zunimmt. Das Ausmaß der Belastung hängt jedoch auch von Art und Intensität der Nutzung, mithin von der Wirtschaftsstruktur eines Gebietes ab. Aufgabe der Landschaftsplanung ist es daher, beide Faktoren im Hinblick auf ihre derzeitige und in Zukunft absehbare Auswirkung auf Natur und Landschaft zu betrachten. Darüber hinaus sind die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Gemeinde bei der Landschafts- planung zu beachten.

4.1 Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsdichte

Die Tabelle 16 zeigt den Stand und die Entwicklung der Bevölkerungsdichte der Gemeinde St. Michaelisdonn zwischen 1867 und 1993.

Tab. 16: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde St. Michaelisdonn (1867 - 1993)

Bevölkerungsdichte Jahr Einwohner (Einwohner/km²)

St. Michaelisdonn Hindorf Hopen Westdorf 1867 1024 130 119 214 1875 932 134 123 205 1900 1137 104 143 379 1919 1263 120 186 530 St. Michaelisdonn (gesamte Gemeinde) 1933 2083 90 1939 2071 90 1946 3558 154 1950 3158 137 1961 3037 132 1970 3234 140 1978 3363 146 1982 3523 153 1986 3498 152 1987 3596 156 1989 3543 154 1990 3570 155 1991 3590 156 1992 3636 158 1993 3644 158

Der entscheidende Aufschwung in der Bevölkerungsentwicklung erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts durch den Bau der Zuckerfabrik und der Eisenbahn, wobei, zunächst vor allem im Ortsteil Westdorf, die Einwohnerzahl anstieg.

Begründet durch den Zustrom von Kriegsflüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg, stieg die Einwohner- zahl im Plangebiet zwischen 1939 und 1946 um 70 % an und erreichte somit ihr erstes Maximum. Ein Bevölkerungsrückgang erfolgte jedoch in den 50er/60er Jahren durch Abwanderungen.

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Einen zweiten Impuls erhielt die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde durch den Aufbau des nah gelegenen Industriestandortes Brunsbüttel in den 70er Jahren. Seitdem ist eine schwankende, jedoch insgesamt leicht steigende Tendenz der Einwohnerzahl zu verzeichnen, von der auch weiterhin auszugehen sein dürfte.

Damit gehört St. Michaelisdonn zu den wenigen Gemeinden des Kreises Dithmarschen, die über- haupt eine positive Bevölkerungsbilanz aufweisen. Insgesamt ist der Kreis als strukturschwacher, ländlich geprägter Raum in abgelegener Lage an der Westküste, von einer starken Bevölkerungs- abnahme gekennzeichnet. St. Michaelisdonn hingegen ist, insbesondere als Wohnort für Beschäf- tigte in Brunsbüttel, ein attraktiver Standort.

1993 betrug die Gesamtbevölkerungszahl des Gemeindegebietes 3636 Einwohner. Damit stieg die Bevölkerungsdichte auf 158 Einwohner/km² und liegt somit deutlich über der durchschnittlichen Bevölkerungsdichte des Kreises Dithmarschen von 93 Einwohnern/km² (1992).

4.2 Wirtschaft und Erwerbstätigkeit

Die wirtschaftliche Entwicklung von St. Michaelisdonn ist eng verknüpft mit eher überregionalen Entwicklungen und Impulsen, die sich auf den Raum in Süderdithmarschen auswirkten, sowie mit Planungsstrategien jüngerer Zeit in diesem als strukturschwach geltenden Teil Schleswig-Hol- steins.

Ursprünglich handelte es sich um eine auf den primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft) ausge- richtete Gemeinde. Daneben spielte der Handel zwischen Marsch und Geest eine weitere Rolle "auf dem Donn", d.h. in St. Michaelisdonn.

Die Landwirtschaft ist, wirtschaftlich betrachtet, heute relativ unbedeutend. Ein allgemeiner Rück- gang der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, kennzeichnend für agrarstrukturelle Veränderungen, ist auch in St. Michaelisdonn festzustellen. Von den im Jahr 1971 existierenden Betrieben bestanden 1993 nur noch 42 %. Die durchschnittliche Betriebsgröße, dem allgemeinen Trend nach ebenfalls ansteigend, lag 1988 bei 34 ha, zuzüglich ca. 30 % Pachtland. Dies entspricht den Ver- hältnissen einer mittelbäuerlichen Betriebsstruktur. Die landwirtschaftlichen Betriebe liegen ver- streut innerhalb der geschlossenen Siedlungen sowie im Außenbereich.

Seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Umstrukturierung des Wirtschaftslebens durch den Bau der Zuckerfabrik und der Eisenbahn, wodurch es zum Aufbau eines sekundären Sektors kam.

1995 wird jedoch die Zuckerfabrik, bedeutendster Gewerbebetrieb der Gemeinde, ihre letzte Zuckerrübenkampagne fahren und dann die Zuckerproduktion einstellen. Ungewiß ist augenblick- lich noch, welcher Nutzung das Gelände zukünftig zugeführt wird und ob ein Teil der Zuckerver- arbeitung (z.B. Verpackung) in St. Michaelisdonn verbleibt (Stand: Januar 1995). Westlich der Zuckerfabrik (an der Trennewurther Straße) ist die Errichtung einer Biogasanlage geplant; mit dem Bau wurde im Frühjahr 1995 begonnen (mündl. Mitt. Amt St. Michaelisdonn-Eddelak).

Im Plangebiet sind weiterhin mittelständische Gewerbebetriebe angesiedelt (Tischlerei, Spedi- tionen, Kfz-Schlosserei, Meierei etc.) mit einer größtenteils bedarfsorientierten, lokalen bis regio- nalen Ausrichtung und einer geringen Anzahl an Arbeitsplätzen. Einige Betriebe dürften Zuliefer- betriebe für den Wirtschaftsraum Brunsbüttel sein.

Ein weiteres Ergebnis der industriellen Erschließung Dithmarschens ist die Erdölfernleitung der

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DEA Minaeralöl AG, die quer durch das Gemeindegebiet verläuft. Von Norden kommend, folgt die Pipeline größtenteils dem Verlauf der Eisenbahnlinie und wird entlang des Barlter Klevs, durch den Ortsbereich und auf dem Donn südwärts Richtung Brunsbüttel geführt.

Der tertiäre Sektor ist heute der wichtigste Faktor im Wirtschaftsleben der Gemeinde (s. Tabelle 17). Seit 1966 ist der Ort am Geestrand als ländlicher Zentralort eingestuft und verfügt dementsprechend über zahlreiche Einrichtungen der öffentlichen Hand . Die Gemeinde ist Standort einer Grund- und Hauptschule sowie einer Realschule. Weiterhin sind die Amtsverwaltung der Kirchspielslandgemeinde St. Michaelisdonn-Eddelak, die Polizei, die Kreisfeuerwehrzentrale sowie weitere öffentliche Arbeitgeber ortsansässig.

Tab. 17: Arbeitsstätten und Beschäftigte

Gemeinde St. Michaelisdonn Arbeitsstätten Beschäftigte

Landwirtschaft (Haupterwerb)* 18* n.b. * Landwirtschaft (Nebenerwerb)* 4* n.b. *

Gewerbl. Land-, Forstwirtschaft, Fischerei 1 4 (= 0,5%) Energie- und Wasserversorgung, Bergbau 1 4 (= 0,5%) Verarbeitendes Gewerbe 22 258 (= 25%) Baugewerbe 14 179 (= 17,5%) Handel 50 201 (= 19,5%) Verkehr und Nachrichtenübermittlung 15 76 (= 7,5%) Kreditinsitute/Versicherungsgewerbe 9 27 (= 3%) Dienstleistungen 48 186 (= 18%) Organisationen ohne Erwerbszweck 3 14 (= 1,5%) Gebietskörperschaften u. Sozialversicherungen 7 73 (= 7%)

insgesamt 170 1022 (= 100%)

* Quelle: GEMEINDE ST. MICHAELISDONN (1993): Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan

Der große Einfluß nahe gelegener größerer Zentren in Süderdithmarschen (Brunsbüttel, Meldorf) und die steigende Mobilität einer zunehmend städtisch geprägten Bevölkerung im Hinblick auf die Erfüllung ihrer Bedarfsdeckung, beschränken die Funktion des Ortes vorwiegend auf die lokale Versorgung der Gemeinde und des ländlichen Umlands mit Gütern des täglichen Bedarfs. Der Privathandel beschränkt sich daher im wesentlichen auf den Ortskern von St. Michaelisdonn und auf die Ausfallstraßen. Gleiches gilt für private Dienstleistungen . Einige wenige Handelsbetriebe zeugen von einem großräumigeren Einzugsgebiet, so z.B. Auto- und Baustoffhandel.

Im Plangebiet äußern sich die Auswirkungen des Industrieraumes Brunsbüttel in einem weiteren raumwirksamen Phänomen: zahlreiche Wohngebiete entstanden hier seit 1945 neu, weitere sind geplant. Die hier wohnende Bevölkerung geht jedoch vorwiegend einer Beschäftigung außerhalb des Gemeindegebietes nach. Mehr als 50 % der Erwerbstätigen sind Auspendler, von denen die meisten (ca. 23 %) in Bruns- büttel beschäftigt sind. Weitere Ziele der Berufspendler sind

- Meldorf (ca. 8%), - Heide (ca. 6%), - Marne (ca. 5%) sowie - sonstige Gemeinden (z.B. Hamburg, Itzehoe) mit insgesamt ca. 16 %.

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Wie für ländlich geprägte Räume typisch, stehen den Auspendlern aus dem Gemeindegebiet in geringerem Maße (ca. 300 Personen) Einpendler gegenüber, die vor allem aus den ländlichen Umlandgemeinden kommen. Der Weg zum Arbeitsplatz wird von etwa 87 % der Pendler (639 Personen) mit dem privaten Pkw zurückgelegt. Außerdem nutzen 73 Personen (ca. 10 %) die Angebote des Öffentlichen Personen- nahverkehrs (Eisenbahn, Bus).

4.3 Infrastruktur

4.3.1 Trinkwasserversorgung

Die Bevölkerung des Gemeindegebietes ist beinahe flächendeckend an die zentrale Wasserver- sorgung angeschlossen. Einige wenige Haushalte beziehen ihr Trinkwasser aus privaten Haus- brunnen. Die Zuckerfabrik ist wasserwirtschaftlich unabhängig. Die Gemeinde ist Mitglied im "Wasserbeschaffungsverband Süderdithmarschen" und bezieht ihr Trinkwasser über das Wasserwerk Odderade. Dieses Wasserwerk bezieht sein Trinkwasser aus ter- tiären Wasserleitern (s. Kap. 3.2).

4.3.2 Abwasserentsorgung

Die Gemeinde St. Michaelisdonn ist Mitglied im "Abwasserverband Dithmarschen".

Die anfallenden Abwässer der bebauten Ortslage werden dem gemeindeeigenen Klärwerk über Kanalisationsleitungen zur Reinigung zugeführt. Die Kläranlage weist eine mechanische und eine vollbiologische Reinigungsstufe auf und soll zukünftig mit einer dritten, chemischen Reinigung- stufe versehen werden. Die Kläranlage liegt südlich der Ortslage von St. Michaelisdonn.

Die Klärung der Abwässer aus Ortsteilen, die nicht an die Abwasserkanalisation angeschlossen sind, erfolgt in Kleinkläranlagen auf den jeweiligen Grundstücken der Eigentümer. Der hier anfallende Klärschlamm wird zukünftig einmal jährlich durch den "Abwasserverband Dith- marschen" in die Verbandskläranlage abtransprotiert.

Die Zuckerfabrik besitzt eine eigene Abwasserreinigungsanlage. Im Bereich der Fabrik liegen des- halb flächenintensive sog. "Stapelteiche", die der mechanischen und biologischen Reinigung der anfallenden Abwässer dienen. Welcher Nutzung dieses Gelände nach Schließung der Zuckerfabrik zugeführt wird, ist z.Zt. noch nicht geklärt (s. hierzu Kap. 4.2; Stand: Januar 1995).

Problematisch waren bislang die Abwassermengen der Zuckerfabrik sowie der Meierei (Burger Straße), die insbesondere zu erhöhter Nährstoffbelastungen der Vorfluter führten (vgl. auch Kap. 3.5.1.2; mündl. Mitt. ALW, Heide).

4.3.3 Müllbeseitigung/-entsorgung

Die Müllentsorgung erfolgt über die zentrale Müllabfuhr des Privatunternehmens Tiedemann aus Brunsbüttel. Mülldeponien sind im Plangebiet nicht vorhanden und auch zukünftig nicht geplant. Die Sammlung und Verwertung von wiederverwertbaren Stoffen erfolgt durch das Duale System Deutschland (DSD). Im Gemeindegebiet sind zwei Standorte ehemaliger (ungeplanter) Müllabladeplätze bekannt (siehe Kap. 4.5.7).

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 57 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 4.4 Verkehr

4.4.1 Individualverkehr

Überörtliche Hauptverbindungstrecken der Gemeinde sind die Landesstraßen. Die bedeutendste Straßenverbindung ist hierbei die in Nord-Süd-Richtung verlaufende L138, die von Meldorf über St. Michaelisdonn nach Brunsbüttel verläuft. Diese Straße, die durch die Ortslage von St. Michaelisdonn führt, wird insbesondere durch Pendel- und Durchgangsverkehr stark in Anspruch genommen. Täglich werden hier bis zu 3.600 Kraftfahrzeuge gezählt, wobei der südliche Abschnitt (Richtung Brunsbüttel) besonders belastet ist (DLZ 06.05.1994; vgl. auch Tab. 18).

Neben der (sowohl optischen als auch funktionellen) Zerschneidung des Hauptortes St. Michaelisdonn stellt die vielbefahrene Straße eine ständige Gefahrenquelle, Lärm-, Geruchs- und Schadstoffbelästigung dar.

Tab.18: Durchschnittliche tägliche Verkehrsmengen des Jahres Straße Strecke Kfz/24Std. L138 (Meldorf-St. Michaelisdonn) 3626 L138 (St. Michaelisdonn-Brunsbüttel) 5324 L140 (St. Michaelisdonn-Burg/Dithmarschen) 3631 L141 (Nebenstrecke zur B431) 1163 L142 (St. Michaelisdonn-Marne) 3321 L141 (Nebenstrecke zur B431) 1163 L144 (Nebenstrecke zur B5) 722

(Quelle: Landesamt für Straßenbau und Straßenverkehr Schleswig-Holstein 1990)

Weitere Landesstraßen, die in die Ortslage von St. Michaelisdonn führen, sorgen als Hauptver- kehrsstraßen für die überörtliche Anbindung der Gemeinde geestwärts Richtung Burg/Dithmarschen (L140) bzw. Süderhastedt/B431 (L141) sowie nach Marne (L142) in die Marsch. Die L144 Richtung Trennewurth verbindet die Gemeinde als Nebenstrecke in westlicher Richtung mit der B5.

Ein Anschluß an das Bundesautobahnnetz (A23 Hamburg-Heide) ist über verschiedene Landes- und Bundesstraßen östlich der Gemeinde in ca.20 km Entfernung gegeben.

Die Kreis- (K5, K6) und Gemeindestraßen (G8, G10) ergänzen das überörtliche Straßennetz und verbinden St. Michaelisdonn mit den Nachbargemeinden. Als besonders bedeutsam sind hier die Gemeindestraßen anzusprechen, die Hindorf bzw. Hopen an das überörtliche Straßennetz anbinden. Vor allem die G8 ist als verhältnismäßig stark frequentiert einzustufen. Sie führt durch die geschlossene Ortslage von Hopen und von dort zum Verkehrslandeplatz.

Durch die Niederungsbereiche der Gemeinde führen (außerhalb der Siedlungsbereiche) keine befestigten Straßen. Zumeist werden schmale "Moorbrücken", die häufig historisch gewachsene Verkehrswege darstellen, für den Übergang von einem Geestkern zum anderen bzw. von der Marsch zur Geest genutzt (Burger Straße innerhalb der Ortslage, Alte Landstraße bzw. G8 östlich von Hopen u.a.).

Durch das ehemalige "Hopener Haff" führen westlich der Hoper Mühle zwei wassergebundene Wege, die eine Abkürzung zwischen dem Ortskern von St. Michaelisdonn und dem Wohngebiet in Hopen darstellen. Insbesondere der für den öffentlichen Verkehr freigegebene Dodenweg weist eine erhöhte Verkehrsbelastung auf, die zu einem schlechten Unterhaltungszustand und bei

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Troc??kenheit zu erhöhten Staubemissionen führt. Für die Sommermonate 1995 wurde daher von der Gemeinde eine zeitweilige Sperrung des Weges für den Kraftfahrzeugverkehr veranlaßt.

Als negative Auswirkungen von Straßen sind allgemein herauszustellen: • Die infolge des Straßenverkehrs entstehenden Emissionen belasten Flora, Fauna und den Men- schen. • Straßen wirken als Lebensraumbarrieren und behindern die Ausbreitung vieler Tierarten. Tiere können Opfer des Straßenverkehrs werden. • Straßen beeinflussen die mikroklimatischen Verhältnisse. • Straßen mit höherem Verkehrsaufkommen (vor allem die L138) setzen die Lebensqualität des Menschen herab, insbesondere dann, wenn sie durch Ortschaften verlaufen.

Die Zerschneidung des Plangebietes durch Straßen ist im Geestrandbereich am stärksten, wobei die größte Konzentration an Straßen naturgemäß in den zusammenhängenden Siedlungsflächen der Gemeinde zu finden ist. Der Versiegelungsgrad der Verkehrsflächen ist dabei im Neubaugebiet "Hopen" deutlich höher als in anderen bebauten Bereichen der Gemeinde.

4.4.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

St. Michaelisdonn ist an der Bundesbahnhauptstrecke Hamburg-Westerland (sog. "Marschenbahn") gelegen und stellt auf dieser Strecke eine wichtige Station innerhalb des Regionalverkehrs dar. Demzufolge verkehrt die Regionalbahn wochentags stündlich zwischen 5.00 und 24.00 Uhr.

Weiterhin ist St. Michaelisdonn Durchgangsbahnhof für den Fernverkehr (Eilzüge und Intercitys) nach Westerland (Sylt) bzw. Hamburg-Altona, so daß insgesamt täglich ca. 60 Personenzüge die Ortslage von St. Michaelisdonn passieren.

Außer der Bahnverbindung nach Westerland bzw. Hamburg existieren weitere Schienenwege nach Brunsbüttel und Marne. Diese dienen jedoch bereits seit längerer Zeit lediglich dem Güterverkehr. Ca. 17 Güterzüge durchqueren zusätzlich täglich die Ortslage von St. Michaelisdonn.

Der Bahnhof, der Ende des 19. Jahrhunderts östlich des Hauptortes gebaut wurde, befindet sich in der Ortslage von St. Michaelisdonn und wurde in jüngster Zeit umgestaltet.

Neben der Bahn dient der Linienbusverkehr dem ÖPNV. Die Gemeinde weist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof einen Busbahnhof auf. Weitere Bushaltestellen sind in der Ortslage von St. Michaelisdonn vorhanden.

Verschiedene Buslinien der Firmen "Autokraft GmbH" und "Jungjohann" verbinden die Gemeinde St. Michaelisdonn mit den Umlandgemeinden, den Städten Brunsbüttel, Marne und Meldorf sowie überregional mit Rendsburg, Kiel und Hohenwestedt, letztere außerhalb des Kreises Dithmarschen gelegen.

Es handelt sich dabei um folgende Linien: Linie10: St. Michaelisdonn-Marne-, Linie7: Brunsbüttel-St. Michaelisdonn-Meldorf, Linie1652: RichtungRendsburg-Kiel, Linie1665: RichtungHohenwestedt.

Die Buslinie nach Meldorf bzw. Brunsbüttel sowie Marne (bzw. Friedrichskoog) stellen hierbei die

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wichtigsten und zugleich häufigsten Busverbindungen dar. Ca. 15mal verkehren wochentags, i.d.R. am Tage, Busse auf diesen Strecken. 4.4.3 Radwege Die Gemeinde St. Michaelisdonn verfügt über kein geschlossenes Radwegenetz, jedoch über straßenbegleitende Radwege an einigen Hauptausfallstraßen.

Die L138 wird auf ihrer Gesamtlänge von einem Radweg begleitet, wobei der Ortskernbereich hiervon jedoch ausgenommen ist. Allerdings ist hier (etwa ab Höhe Klärwerk nordwärts) ein kombinierter Rad-/Gehweg ausgewiesen, der durch den Ortskern von St. Michaelisdonn führt. In Höhe der Kreuzung Johannßenstraße/Bahnhofstraße werden Radfahrer von der Hauptverkehrs- strecke weg, durch die Bahnhofsstraße, Richtung Burger Straße geführt. Der kombinierte Radweg verläuft von hier aus bis zu den Ortsausgängen (L140 bis zum Ende der Siedlung, L138 etwa bis Höhe der Abzweigung Zuckerstraße).

Die L138 wird ab Ortsausgang nordwärts erneut von einem Radweg begleitet. Die L140 hingegen weist, ebenso wie die L144, keinen Radweg auf. Entlang der L142 (Richtung Marne) verläuft bis in den Ortsbereich von St. Michaelisdonn ein straßenbegleitender Radweg.

Auffällig ist im Ortsbereich St. Michaelisdonn/Hopen, daß im stark befahrenen Hoper Weg (zur Schule hin) kein (kombinierter) Rad-(Geh-)weg vorhanden ist, der existierende Gehweg jedoch als solcher (von den Schülern) genutzt wird.

4.5 Landnutzung

Im Gemeindegebiet von St. Michaelisdonn sind im wesentlichen folgende Arten der Landnutzung vorhanden: • landwirtschaftliche Nutzung, • Forstwirtschaft, • Siedlung (Wohnnutzung), • Siedlung (Gewerbe/Industrie), • Technische Ver- und Entsorgung, • Erholungs- und Freizeitnutzung, • Naturschutz.

Die Tabelle 19 veranschaulicht den prozentualen Anteil der Landnutzungsarten an der Gemeinde- fläche (Zahlengrundlage ist die Lebensraumtypenkartierung). Die Bedeutung der einzelnen Formen der Landnutzung für den Naturhaushalt wird im folgenden näher erläutert.

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Tab. 19: Landnutzung in der Gemeinde St. Michaelisdonn

Anteil am Nutzungstyp Fläche Plangebiet Siedlung und Infrastruktur 347 ha 15 % davon Bauflächen mit 113 ha (= 33 %) Verstädterungsmerkmalen: davon Bauflächen mit dörflichen Elementen: 38 ha (= 11 %) davon Gewerbeflächen/Ver- und Entsorgung: 24 ha (= 7 %) davon Grünflächen: 13 ha (= 4 %) davon Verkehrsflächen: 123 ha (= 35 %) Landwirtschaftliche Nutzung 1746 ha 76 % davon Grünland: 953 ha (= 55%) davon Acker(-brache): 763 ha (= 44%) Wald, Forsten 145 ha 6 % naturnahe Flächen 73 ha 3 %

GESAMT: 2311 ha 100 %

4.5.1 Besiedlung

4.5.1.1 Bedeutung des Siedlungsraumes für Natur und Landschaft Siedlungen haben, eingebunden in ihre Umgebung, seit Jahrhunderten die jeweilige Landschaft geprägt und unverwechselbar gemacht. Der Siedlungsraum ist jedoch nicht allein unter dem Aspekt der Auswirkung auf das Landschaftsbild von Interesse. Jede Form der Siedlung ist, da sich menschliche Aktivitäten hier auf engem Raum konzentrieren, mit einer mehr oder weniger starken Belastung des Naturhaushaltes verbunden. Diese Belastung ist nicht ohne Folgen für die Lebens- qualität der ansässigen Bevölkerung. Zwar treten die Konflikte im ländlichen Siedlungsbereich weniger häufig und augenscheinlich zu Tage als im städtischen Bereich; angesichts sich immer schneller wandelnder Ortschaften ist es jedoch notwendig, vorausschauend zu planen und eventu- elle negative Entwicklungen abzuwenden. Der Siedlungsraum stellt jedoch nicht in jeder Hinsicht eine negative Größe für den Naturhaushalt dar. In aufgelockerten Siedlungssystemen zeigt sich oft eine starke Verzahnung verschiedener Lebensräume: Wohnhäuser, Viehställe, Scheunen, Gartenanlagen, Feldraine, Sandwege, Mist- haufen usw. bilden ein kleinflächiges Mosaik eigenständiger Biotope, die aber in engem funk- tionalen Zusammenhang stehen. Der Siedlungsraum kann unter günstigen Umständen, insbe- sondere im Übergangsbereich zur freien Landschaft, eine größere Anzahl ökologischer Nischen bieten als die freie Landschaft selbst, zumal, wenn es sich um eine moderne Agrarlandschaft handelt.

Vor allem aber stellt der Siedlungsraum für die Mehrheit der Bevölkerung den Teil der "Umwelt" dar, in dem sie den größten Teil ihres Lebens verbringen. Dieser Aspekt wird u.a. im Baugesetz- buch berücksichtigt.

Nach §1Abs.5BauGB gehört es zu den Aufgaben der Bauleitplanung "[...] eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln. [...]".

Aus den genannten Gründen erklärt sich, daß die Landschaftsplanung sich nicht ausschließlich auf die freie Landschaft beschränken darf, sondern sich auch intensiv mit dem besiedelten Bereich befassen muß.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 61 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 4.5.1.2 Siedlungsentwicklung

Vorchristliche Besiedlung Früheste Zeugnisse menschlicher Besiedlung im Raum St. Michaelisdonn sind auf der Geest zu finden, wobei die ältesten Nachweise auf die mittlere Steinzeit (ca. 8.000 bis 3.000 v.Chr.) datiert werden.

In großer Anzahl nachgewiesen oder erhalten geblieben sind Hügelgräber bzw. Reste von ihnen, die verstreut in der Gemarkung Hindorf, Hopen und Westdorf zu finden sind (s. Karte 5: Flächen mit Schutzstatus/Schützenswerte Bereiche). Zahlreiche Funde weisen weiterhin auf frühzeitliche Wohnplätze, insbesondere am Geestrand (z.B. südöstlich der Hoper Mühle) hin. Dieser kennzeich- net den ungefähren Verlauf der ehemaligen Küstenlinie.

Die meisten der im Plangebiet bekannten Hügelgräber verschwanden im Zuge der Verkoppelung im 18. Jahrhundert sowie im Zuge der Heidekultivierung. Aber auch später, z.B. durch den Ausbau des Flugplatzes 1975, mußten Hügelgräber weichen.

Im Geestbereich denkmalschutzwürdig erhalten geblieben sind 34 Hügelgräber, wovon wiederum 13 teilweise überpflügt oder abgetragen wurden (geschützt gem. §1 DSchG). Die übrigen stehen nach §5 DSchG als eingetragene archäologische Denkmale unter Schutz.

Die Marschen Dithmarschens wurden ab ca. 1000 n.Chr. als Siedlungsraum erschlossen. Umfang- reiche Kenntnisse aus dem Plangebiet liegen jedoch nicht vor.

Neuzeitliche Siedlungsentwicklung Hindorf, Hopen und Westdorf, am Geestrand gelegen, sind vermutlich die ältesten neuzeitlichen Siedlungen der Gemeinde. Die Endung "-dorf" läßt auf eine Gründung ab etwa dem 8. nachchristlichen Jahrhundert schließen. Urkundliche Belege existieren jedoch erst ab dem 14. Jahrhundert. Als älteste Bezeichnung auf dem "Donn" ist der Name "Rösthusener Donn" zu finden, eine Name, der möglicherweise im Zusammenhang mit dem westlich in der Marsch gelegenen Ort Rösthusen steht. Daneben tritt der Name "Rethdieker (auch "Rehedyker") Donn" als Ortsbezeichnung auf, der auf einen in diesem Bereich gelegenen, ehemaligen See (ehemals "Nordsee", "Bordorper" oder auch "Donner See") hinweist.

Heute besteht der besiedelte Bereich der Gemeinde aus mehreren einzelnen Siedlungskernen, die teilweise miteinander verwachsen und daher in ihrem Ursprung nicht mehr auf Anhieb auszu- machen sind.

Im Mittelpunkt der Gemeinde liegt der Hauptort St. Michaelisdonn , der sich auf einem fossilen Strandwall als Handelsplatz zwischen Marsch und Geest entwickelte. Daneben war der Donn "Zufluchtsort" für die von Überflutungen bedrohte Marschen-Bevölkerung. Der ursprüngliche Ortskern wird im Bereich der Kirche (erbaut 1610/11) zwischen Wester- und Österstraße vermutet.

Im Zuge des kontiniuierlichen Bevölkerungswachtums (s. Kap. 4.1) dehnte sich der Hauptort aus, wobei der als Baugrund geeignete Strandwall als Leitlinie der Siedlungsentwicklung diente. Dem- entsprechend entstanden die Ortsteile Norder- und Süderdonn , wobei sich letzterer als linienhafte Siedlung (Reihensiedlung) präsentiert, genetisch jedoch kein echtes Straßendorf darstellt, auch wenn sie entlang eines alten Handelsweges (heutige L138) gelegen ist. Die lineare Anordnung orientiert sich weniger an der Straße selbst, denn an den günstigen Standortverhältnissen auf dem langgestreckten Donn. Umliegende Moor- und Marschenbereiche waren bzw. sind hingegen schwierig zu bebauen.

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Nach dem 2. Weltkrieg verdichtete sich die Bebauung "auf dem Donn", Baulücken wurden größtenteils aufgefüllt, und neue Wohngebiete (Heisterbergsiedlung, Siedlung am Amselweg u.a.) kamen hinzu.

Geestwärts ist nördlich der Burger Straße der alte Dorfkern des Haufendorfes Westdorf auszu- machen, das nach der Jahrhundertwende mit St. Michaelisdonn (Norderdonn) zusammenwuchs. Nach 1945 entstanden in diesem Bereich außerdem Wohngebiete (z.B. Fischteichsiedlung) und Gewerbeflächen, wodurch der dörfliche Charakter zunehmend überprägt wurde.

Östlich von St. Michaelisdonn ist Hopen gelegen, ein altes, bäuerlich geprägtes Haufendorf, dessen Dorfkern zwischen zwei Niederungstälern am Rande der Geest zu finden (südwestlich der Burger Straße) und bis heute weitgehend erhalten geblieben ist. Die Bebauung der Freiflächen zwischen Burger Straße und dem alten Dorfkern von Hopen, die in großem Umfang nach dem 2. Weltkrieg erfolgte, führte zu einer räumlichen Verflechtung der Ortschaften Westdorf, Norderdonn bzw. St. Michaelisdonn und Hopen, wodurch die alten Siedlungsstrukturen nicht mehr (Norderdonn) bzw. kaum noch (Hopen) auszumachen sind.

Das großflächige Neubaugebiet "Hopen" ist in hohem Maße städtisch geprägt. Hier entstanden zu- nächst für die Flüchtlinge des 2. Weltkriegs Wohnbebauungen, die vor allem aus Doppel- und Reihenhäusern bestehen (z.B. Friedensallee). Nachfolgend wurden zunehmend Einfamilienhäuser errichtet, die vor allem den Bereich nördlich der Hoper Straße einnehmen und sowohl im Sied- lungsmuster als auch in der Einzelgestaltung als städtisch anzusprechen sind. Im nördlichen Geestbereich der Gemeinde ist Hindorf gelegen, wobei es sich ebenfalls um ein altes, bäuerlich geprägtes Haufendorf handelt, dessen dörfliche Grundstruktur noch eindeutig aus- zumachen ist. Westlich des Dorfes befindet sich ein jüngerer Ortsteil von Hindorf, der als Wohn- gebiet in der Nachkriegszeit entstand.

Außer den dörflichen Siedlungen finden sich in der Gemeinde sowohl auf der Geest als auch in der ansonsten siedlungsfreien Marsch Einzelgehöfte, wobei Kannemoorfelde und St. Michaelisdonnerfeld vermutlich als Aussiedlungen in der Marsch entstanden. Weitere Einzelge- höfte bzw. -häuser sind entlang der L140, der L142 sowie vereinzelt in anderen Gemeindeteilen zu finden. Die lockeren Reihensiedlungen Brustwehr und Unter'm Kleve entstanden möglicherweise als Marschhufensiedlungen im Zuge der Besiedlung des Marschensietlandes (d.h. also jenes Bereiches der Marsch, der näher an der Geest liegt und zumeist durch Sackungen tiefer gelegen ist), das in der Regel später besiedelt wurde als das weiter westlich gelegene, fruchtbarere Marschenhochland.

Als letztes Zeugnis einer einst mühlenreichen Landschaft ist am westlichen Geestrand gegenüber des Bahnhofes die denkmalgeschützte "Hoper Mühle" erhalten geblieben, die aufgrund ihrer isolierten Lage das Landschaftsbild prägt und den Mittelpunkt des Landschaftsschutzgebietes "Hoper Mühle" darstellt.

4.5.1.3 Zusammensetzung der Siedlungsflächen

Der besiedelte Bereich der Gemeinde St. Michaelisdonn setzt sich aus verschiedenen Siedlungs- typen zusammen. Neben den bebauten Flächen sind auch die innerörtlichen Grün- und Freiflächen Bestandteil des Siedlungsraumes. Eine Übersicht über die Siedlungs- und Freiflächentypen, aus denen sich der besiedelte Bereich zusammensetzt, gibt Tabelle 20 (folgende Seite).

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Tab. 20: Lebensraumtypen der bebauten Bereiche/Verkehrsflächen

Anteil am Biotoptyp Fläche [ha] Plangebiet [%]

Gemischte Bauflächen mit Verstädterungsmerkmalen, insgesamt 113,23 4,9 Mehrgeschossige (Miets-)häuser, relativ strukturarme, intensiv gepflegte 2,39 0,1 Freiflächen Größere Gebäude(-komplexe); z. T. Einrichtungen der öffentlichen Hand; 4,61 0,2 variierender Anteil an Freiflächen; (Schulen, Feuerwehr, Jugendherberge u. ä.) Ältere Einzel-, Reihenhausbebauung (i. d. R. Wohnnutzung), 74,33 3,2 Merkmalsausprägung variierend Neubauten; Wohnnutzung (bis ca. 20 Jahre alt); meist geringe 17,45 0,8 Grundstücksgröße, höherer Versiegelungsgrad, intensiv gepflegte Freiflächen Ältere bis jüngere Siedlungsflächen mit enger Durchmischung Wohnen/Gewerbe; 10,17 0,4 Versiegelungsgrad, Pflegeintensität und Strukturvielfalt variierend Ältere Einzelhausbebauung im Außenbereich (Wohnbebauung); höher 3,79 0,2 Strukturvielfalt, häufig älterer Baumbestand Brachflächen 0,49 < 0,1

Gemischte Bauflächen mit dörflichen Elementen, insgesamt 37,95 1,6 Wenig verstädtertes Dorfgebiet; hoher Anteil dörflicher Strukturelemente und 11,70 0,5 unversiegelter Freiflächen Landwirtschaftliche Hof- und Gebäudeflächen in der Ortslage (bewirtschaftet) 7,00 0,3 Landwirtschaftliche Hof- und Gebäudeflächen im Außenbereich (bewirtschaftet) 6,33 0,3 Ehemalige landwirtschaftliche Hof- und Gebäudeflächen in der Ortslage oder im 11,48 0,5 Außenbereich (i. d. R. unter Wohnnutzung) Windmühle; landschaftsbildprägend 0,07 < 0,1 sonstige Freiflächen 1,37 < 0,1

Gewerbeflächen; Ver-/Entsorgungsanlagen, insgesamt 23,81 1,0 Zuckerfabrik; relativ hohe Strukturvielfalt, mäßiger Versiegelungsgrad 7,95 0,3 Größere Gewerbeflächen, mäßig bis stark versiegelt, Grünflächenanteil gering 11,91 0,5 Technische Ver-/Entsorgung (Windenergieanlage, Pipeline u. ä.) 2,03 < 0,1 Kläranlage (mit Windenergieanlage); von Gehölzstreifen eingefaßt. 1,92 < 0,1

Grünflächen, insgesamt 12,88 0,6 Parkanlagen 1,54 < 0,1 Kinderspielplätze, Strukturreichtum variierend 1,15 < 0,1 Kleinere Grünflächen (z. T. Denkmalflächen) 0,47 < 0,1 Sportanlagen, z. T großer Rasenanteil (Freibad, Fußball-, Hundesportplatz etc.) 5,62 0,2 Friedhöfe 2,86 0,1 Alte Kleingartenanlage 1,24 < 0,1

Verkehrsanlagen, insgesamt 123,12 5,3 Bahnanlagen; einschließlich der bebauten Flächen 20,76 0,9 Wirtschaftswege, z. T. mit Reddern, Knicks, Baumreihen, z. T. unversiegelt 57,40 2,5 Landstraßen, z. T. mit strukturreichem Begleitgrün (Knicks, Baumreihen) 16,55 0,7 Größere Parkplätze 4,58 0,2 Innerörtliche Straßen 19,97 0,9 bebaute/versiegelte Flächen des Verkehrslandesplatzes 2,01 < 0,1 brachgefallene Wirtschaftswege, unversiegelt 1,85 < 0,1

Gesamtsumme: 310,99 13,4

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Eine tabellarische Übersicht sowie Beschreibung der verschiedenen Typen befindet sich im An- hang (s. Anhang 1 und Anhang 2). Wie im Außenbereich, so gilt auch hier, daß von den ver- schiedenen Typen unterschiedlich hohe Belastungen auf den Naturhaushalt ausgehen. Dies wird in der Wertstufe ausgedrückt (vgl. Kap. 3.6.2 und Anhang 3).

Im folgenden werden Charakteristika dörflicher Siedlungen erläutert sowie die einzelnen Sied- lungsbereiche zusammengefaßt dargestellt.

4.5.1.3.1 Charakteristiken dörflicher Siedlungen Zum besseren Verständnis der für die Ortslagen zu treffenden Planungsaussagen (Gegenstand der 3. Phase des Landschaftsplanes), soll im folgenden näher untersucht werden, was im einzelnen den als "typisch" empfundenen Charakter alter dörflicher Siedlungen ausmacht. Dabei ist es notwendig, die historische Betrachtung mit einzubeziehen.

Das Erscheinungsbild des Dorfes wird wesentlich, jedoch nicht allein, durch das Vorkommen landwirtschaftlicher Betriebe bestimmt. Es wirken vielmehr mehrere Faktoren bei der Erzeugung des Gesamteindruckes zusammen.

Gewachsene, dörfliche Strukturen sind gekennzeichnet durch bestimmte architektonische Merkmale wie • geringe Bebauungsverdichtung, • unregelmäßiger Siedlungsgrundriß, • unregelmäßige Gebäudeanordnung auf den Grundstücken.

Im Vergleich zur modernen Siedlung ist die Dorfentwicklung meist nicht Ergebnis einer plan- mäßigen Erschließung. Die Grundstruktur einer Dorfanlage ist zwar häufig noch erkennbar, die weitere Entwicklung ist jedoch im wesentlichen das Ergebnis von Einzelentscheidungen, die aller- dings nicht unbedingt "frei" getroffen wurden.

Maßgeblich bezüglich Standortwahl, Baumaterial und Dimensionierung waren meist • Sachzwänge (u.a. naturräumliche Gegebenheiten, technische Möglichkeiten), • praktische Erwägungen (z.B. zugedachte Funktion des Gebäudes), • Konventionen sowie • individuelle Wünsche und Bedürfnisse.

Jedes Gebäude stellt somit ein Unikat dar; dennoch wird durch Konventionen ein gestalterischer Rahmen eingehalten. Das Ergebnis ist ein einzigartiges, nicht wiederholbares Ensemble mit einem hohen Grad an Vielfalt, das gleichzeitig durch die Grenzen der Dimensionierung und der Material- auswahl sowie durch die Verwandtschaft der Funktionen ein harmonisches Ganzes bildet.

Will man den Charakter eines alten Ortskernes erhalten, ist im Prinzip alles zu vermeiden, was den beschriebenen Merkmalen widerspricht, sondern zu städtischen Charakteristiken führt.

Hierzu gehören • starke Bebauungsverdichtung, • blockweise Ausweisung und Erschließung von Grundstücken, • geradlinige und rechtwinklige Anordnung von Gebäuden, • Verwendung moderner Baumaterialen bei äußerlich sichtbaren Gebäudeteilen (Glas, Beton etc.), • hoher Versiegelungsgrad,

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• Überdimensionierung, nicht nur in bezug auf die Größe von Gebäuden, sondern auch im Hin- blick auf Türen, Fenster, Dachflächen etc., • starke Abweichung von konventionellen Formen.

Weiterhin wird der Charakter des gewachsenen Ortskernes durch spezifische Grünstrukturen bestimmt.

Dörfliche Grünstrukturen sind geprägt durch • einen hohen Anteil an Spontanvegetation, da häufig nur ein kleiner Teil der Grundstücke bewußt gestaltet und intensiv gepflegt wird; hiervon werden auch Straßen- und Wegränder ein- genommen, • verschiedene Formen von Ruderalvegetation, die sich in weniger intensiv genutzten Bereichen ausbreiten, • das Aufkommen von Gehölzen (im Extremfall, wenn die Entwicklung der Spontanvegetation bis dahin fortschreitet), • das typische Erscheinungsbild älterer Höfe (durch Sträucher und Büsche an Mauern und Zäunen), • großkronige alte Laubbäume, vorrangig Eichen und Linden.

Die Gestaltung der Gärten orientierte sich früher an durch Konventionen geprägten Vorbildern. Der klassische "Bauerngarten", der sich unter der Stadtbevölkerung zunehmender Beliebtheit erfreut, kommt im ländlichen Bereich allerdings nur selten vor. Typisch ist jedoch die größere Verbreitung von Stauden sowie die besondere Rolle des Nutzgartens, der immer noch großen Anteil an den Gartenflächen hat.

Öffentliche Grünflächen beschränken sich im Dorf, dem geringen Bedarf entsprechend, im wesentlichen auf beispielsweise • Anger, • Ruheplätze, • Gedenkstätten und • Friedhöfe. • Sport- und Freizeitflächen kommen erst in jüngerer Zeit hinzu.

Anger und Ruheplätze mit dörflichem Charakter sind im Plangebiet nicht vorhanden.

Gedenkstätten und Friedhöfe sind die einzigen dörflichen Grünflächen, die unter ästhetischen und repräsentativen Gesichtspunkten gestaltet wurden. Die Gestaltungsmittel beschränkten sich auf ein, im Vergleich zu heute, wesentlich geringeres Sortiment an Pflanzen. Heimische Arten wurden zwar nicht bewußt bevorzugt, ihre Verwendung lag jedoch nahe. Zumindest handelt es sich bei den alten Zierpflanzen um Archephyten, um Pflanzen also, die schon im Laufe des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Europa eingeführt wurden und die daher zum Arteninventar der mitteleuro- päischen Kulturlandschaft gehören. Hierzu zählen z.B. ältere Rosensorten, verschiedene Zier- sträucher (z.B. Flieder) sowie viele Stauden. Gestalterisch finden sich, wenn auch in stark verein- fachter und veränderter Form, die Elemente des Renaissance- und des Barockgartens wieder. Kennzeichnend ist die Kombination von Rasenfläche oder Bodendeckern, Rabatten und Ein- friedung. Die Rabatte besteht typischerweise aus Beetrosen oder Wechselflora. Für die Umfriedung wurde in den meisten Fällen Buchsbaum verwendet. Als Bodendecker finden sich Efeu oder Immergrün.

Gedenkstätten wurden in der Regel durch Einzelbäume oder systematisch angeordnete Baum- gruppen gestaltet. In diesem Zusammenhang wurden, insbesondere nach 1870, Eichen favorisiert.

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Die Ortskerne der Gemeinde St. Michaelisdonn, vor allem aber Hindorf und Hopen, enthalten eine Reihe von kleineren Grünanlagen, die noch deutlich dem Charakter älterer ländlicher Grünflächen entsprechen.

Für den Erhalt des Charakters alter Siedlungen sind die Gestaltung der Grün- und Freiflächen und die hierfür verwendeten Pflanzen ebenso entscheidend wie die zulässige Bebauung und die Aus- wahl der Materialien.

Zu vermeiden ist daher • die Umgestaltung vorhandener Grünflächen entsprechend dem jeweiligen Zeitgeschmack, • die Umwandlung von gemähten Flächen in Intensivrasenflächen bzw. die Bepflanzung dieser Flächen sowie • allgemein die Verwendung "modischer" Pflanzen, insbesondere die Verwendung von Koniferen oder Bodendeckern, wie z.B. Cotoneaster.

Im wesentlichen sind in der Gemeinde zwei Hauptsiedlungsbereiche vorhanden.

Diese sind

• das Siedlungsgebiet St. Michaelisdonn-Westdorf-Hopen im zentralen Bereich der Gemeinde, • das zweigeteilte Siedlungsgebiet von Hindorf im Norden der Gemeinde.

4.5.1.3.2 Siedlungsgebiet St. Michaelisdonn (Norder-, Süderdonn)-Westdorf-Hopen (vgl. Karte 6:Lebensraumtypen/Teilräume und Karte 7: Konflikte/Historische Ortskerne)

Im zentralen Bereich der Gemeinde St. Michaelisdonn liegt heute ein zusammenhängendes Sied- lungsgebiet, das aus einzelnen ehemaligen Ortskernen zusammengewachsen ist (s. Kap. 4.5.1.2). Die Gesamtfläche dieses Siedlungsraumes beträgt über 200 ha, nimmt also beinahe 1/10 des Plan- gebietes ein. Hinzu kommen weitere Siedlungsbereiche wie Hindorf, Brustwehr u.a. Im Vergleich hierzu betrug die Gesamtfläche aller Siedlungsstrukturen vor ca. 100 Jahren lediglich etwa 50 ha.

Das zentrale Siedlungsgebiet des Plangebiets läßt sich, der historischen Entwicklung entsprechend, folgendermaßen gliedern: • alter Ortskern St. Michaelisdonn, • alter Dorfkern Westdorf, • alter Dorfkern Hopen, • Mischgebiet St. Michaelisdonn, • Wohngebiet Hopen/Westdorf.

Die Abgrenzung der nachfolgend erläuterten alten Ortskerne bezieht sich auf die Siedlungs- strukturen um etwa 1880 (vgl. Königl.-Preuß. Landesaufnahme 1878).

Alter Ortskern St. Michaelisdonn (s. Karte 7) Der alte Ortskern des Hauptortes St. Michaelisdonn (Fläche ca. 20 ha), im wesentlichen umschlossen von Wester- und Österstraße, besitzt weniger dörflichen, denn kleinstädtischen Cha- rakter.

In diesem Bereich liegt die Kirche mit angrenzendem (alten) Friedhof, umsäumt von einer Baum- reihe (Linden), sowie weitere kirchliche Institutionen (Pastorat, Kindergarten). Ferner sind hier Einrichtungen der öffentlichen Hand sowie privater Handel/Dienstleistungen in relativ hoher Dichte zu finden. Flächenmäßig dominant ist ansonsten Wohnbebauung verschiedener Epochen.

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Der "Kamp" weist mit einigen Katen auf die ehemalige Bauweise "auf dem Donn" hin. Dieser Weg, der bis in jüngster Zeit unversiegelt war, wurde 1993 (einschließlich der Banketten) gepflas- tert. Der Marktplatz, der einen ehemaligen Mühlenstandort darstellt, liegt heute am Rande des Siedlungsschwerpunktes und weist eine ursprünglich vorhandene Markt-Funktion kaum noch auf.

Ein echter Ortskern, der sich ehemals westlich der L138 befand, ist an jener Stelle, zumindest funktionell, nicht mehr vorhanden. Die zerschneidende Wirkung der Landesstraße selbst verstärkt diesen Charakter eines fehlenden Ortskerns. Die Eingrünung in diesem Bereich ist insgesamt unzu- reichend, insbesondere an den Hauptausfallstraßen (z.B. an der L138), und unterstreicht den Ein- druck eines Durchgangsortes. Einige alte Bäume, z.B. Eiche und Linde an der Ecke Claus-Harms- Straße/Österstraße, sind Reste alter dörflicher Grünstrukturen.

Jüngere Anpflanzungen (z.B. Baumpflanzungen am Marktplatz) sind als positiv zu bewerten.

Alter Dorfkern Westdorf (s. Karte 7) Der alte Dorfkern von Westdorf ist zweigeteilt.

Der nördliche Teil (Fläche ca. 2 ha), südlich der Zuckerstraße gelegen, besitzt noch einen sehr dörflichen Charakter. Der Bereich ist von (ehemaligen) alten landwirtschaftlichen Betrieben geprägt und weist dorftypische Grünstrukturen auf. Besonders auffällig ist eine fast alleeartig aus- geprägte Baumreihe (Eschen, Buchen) am Ende der "Dorfstraße" (zur L138). Die dörfliche Eigen- art zeigt sich weiterhin an Übergangsstrukturen zur freien Landschaft (zum Feuchtgebiet "Quubben"), gekennzeichnet durch Hofkoppeln, Knicks, Baumreihen. Als insgesamt gut ist die Eingrünung dieses Dorfbereiches zu bezeichnen, positiv ist weiterhin, daß die "Dorfstraße" unver- siegelt ist.

Unmittelbar angrenzend an "Westdorf" liegen jedoch Wohngebiete: im Norden die "Fischteichsiedlung", eine städtisch geprägte Einzelhaussiedlung, die in den alten Dorfbereich von Westdorf hineinragt, im Osten die Siedlung der Friedrich-Peters-Allee. Beide Wohngebiete sorgen für eine städtische Überprägung des eigentlichen Dorfes.

Der südliche Teil von Westdorf (Fläche ca. 1 ha) liegt nördlich der Burger Straße. Es handelt sich hierbei um ältere Einfamilienhäuser auf großen Grundstücken. Als Ortskern ist er heute nicht mehr erkennbar, da er inmitten des zentralen Siedlungsbereiches des Plangebietes liegt.

Alter Dorfkern Hopen (s. Karte 7) Der alte Dorfkern von Hopen (Fläche ca. 6 ha) besitzt einen ausgeprägt dörflichen Charakter, ist jedoch funktionell heute an der Peripherie (südlich der Kreuzung Feldrain/Burger Weg) des Sied- lungsgebietes Hopen gelegen.

Der gut eingegrünte Dorfkern ist in hohem Maße von ehemaligen und noch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Betrieben geprägt. Der Grundriß des Dorfes ist aufgrund seiner exponierten Lage am Geestrand weitgehend erhalten geblieben. Vorhandene Wege waren bis vor kurzem un- versiegelt, jedoch ist der Ringweg im Dorf inzwischen asphaltiert worden. Positiv ist zu bewerten, daß der kleine Feldweg in der Dorfmitte unversiegelt ist. Besonders bemerkenswert sind die Übergangsstrukturen in den Niederungsbereichen (z.B. Knicks, Hofkoppeln) sowie Altbaumbestände im Dorf (z.B. Kastanien, Eichen), insbesondere entlang der Straßen.

Aufgrund der Anzahl an solchen vielfältigen Grünstrukturen ist der dorftypische Charakter weit- gehend erhalten geblieben. Gleichwohl geht der bäuerliche Einfluß in diesem Dorf infolge agrar- struktureller Veränderungen zurück. Typisches Beispiel hierfür ist die Umgestaltung eines land-

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 68 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung wirtschaftlichen Betriebes in einen Ferienhof. Mit Nutzungsänderungen gehen häufig Versiegel- ungen einher.

Mischgebiet St. Michaelisdonn (ohne alten Ortskern ) Das Ortsbild wird im zentralen Bereich geprägt durch - Einzelhausbebauung mit z.T. typischem "Stadt"-Charakter, - landwirtschaftliche Betriebe, die überwiegend nicht mehr bewirtschaftet werden, - dispers verteilte Betriebe des/der privaten Handels-/Dienstleistungen (häufig in Kombination mit Wohnfunktion), - vereinzelte Gewerbebetriebe, - überplante, umgestaltete Bereiche mit Kleinstadtcharakter (Bahnhof, Amtsverwaltung etc.), - Einrichtungen der öffentlichen Hand mit z.T. großen Freiflächen, die jedoch häufig struktur- schwach und/oder hochversiegelt sind (z.B. Schulen), - kirchliche Einrichtungen, - einem geringen Anteil öffentlicher Grünflächen (z.B. Friedhof) sowie sonstigen Freiflächen (Baulücken u.ä.), - relativ großen Strukturreichtum am Ortsrand, insbesondere im Westen (Nutzgärten, alte Baum- bestände, Knicks, Hauskoppeln).

Es handelt sich demnach um ein Mischgebiet mit dispers verteilten zentralörtlichen Funktionen, die kleinstädtisch geprägte Wohnbereiche des Ortes durchsetzen. Hinzu kommt Bebauungsverdichtung und Siedlungsausdehnung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, ebenso Kennzeichen einer städtischen Überprägung.

Im Norden grenzen ältere Wohngebiete an, die nachfolgend abgelöst werden von Gewerbeflächen (s.u.), nordostwärts schließen öffentliche Grünflächen (bzw. Sportanlagen) an. Letztere sind von Gehölzstrukturen gesäumt, die den Übergangsbereich zum Feuchtgebiet kennzeichnen.

Der ehemalige Ortskern von Norderdonn (Fläche ca. 1 ha; vgl. Karte 7) ist heute in das geschlossene Siedlungsgebiet integriert und nicht mehr ausgrenzbar. Ein paar alte Katen im unver- siegelten "Mückenweg" sind Zeugen der dörflichen Vergangenheit. Im Zuge der Bebauungsver- dichtung (hervorgerufen durch den Bau der Zuckerfabrik) hat Norderdonn sich in ein geschlossenes Wohngebiet verwandelt, das von einzelnen gewerblichen Betrieben duchsetzt ist. Der Anteil an Grünstrukturen, größeren Gärten, unversiegelten Flächen etc. ist in diesem Bereich hoch, der Übergang zur freien Landschaft relativ strukturreich. Asphaltierte Straßen weisen teilweise unbefestigte Bankette auf, so z.B. im Helser Geestweg.

Östlich der Bahnlinie liegen neben Wohn- und Gewerbeflächen Flächen der öffentlichen Hand (Schulen, öffentliche Grünflächen), abgelöst von reinen Wohngebieten, die sich bis zum alten Dorfkern von Hopen erstrecken (s.u.). Trotz eindeutiger Verstädterungsmerkmale ist hier der An- teil an Grünstrukturen, insbesondere an linearen Gehölzstrukturen, vergleichsweise hoch. Gleiches gilt jedoch auch für den Anteil versiegelter Flächen. Unmittelbar östlich des Bahnhofs liegt die Allee "Hinterm Bahnhof" (bestehend aus Schwedischer Mehlbeere), die am Rande des Land- schaftsschutzgebietes "Hoper Mühle" liegt.

Im Süden schließen sich mit Gewerbe durchsetzte ältere Wohngebiete an den Kernbereich an, die sich südwärts Richtung Süderdonn allmählich auflockern. Süderdonns Siedlungsbereich (Fläche ca. 1 ha; s. Karte 7) hat sich seit dem letzten Jahrhundert im Siedlungsgrundriß kaum verändert. Dies dürfte nicht zuletzt auf die schlechten Baugrundeigenschaften außerhalb des Donns zurückzu- führen sein. Jedoch fand auch hier ein Nutzungswandel von landwirtschaftlicher Nutzung (Gehöfte, Mühle) zu steigendem Anteil an Wohn- und Gewerbenutzung statt. Die Eingrünung ist in diesem

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 69 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Bereich gut, da die lineare Siedlung durch lockere Bauweise, zahlreiche Freiflächen sowie Grün- strukturen wie Reste alter Knicks, neu angepflanzte Baumreihen, Altbaumbestände (z.B. am Fried- hof) u.a. gekennzeichnet ist.

Auf dem südlich des Bahnhofs gelegenen Donn entstand schließlich auf ehemaligen Trockenstand- orten (vermutlich Heiden) nach 1945 die Heisterbergsiedlung, die durch mäßige Bebauungsdichte und relativ große strukturreiche Gärten gekennzeichnet ist. Die Heisterbergstraße besitzt unbefe- stigte Bankette.

Westlich des heutigen "Ortskerns" sind vereinzelt moderne, meist hochgradig versiegelte Gewer- beflächen zu finden, deren Eingrünung teilweise unzureichend ist. Ansonsten herrscht auch hier Wohnbebauung vor. Im Nordwesten des Siedlungskerns liegt die Zuckerfabrik, an die sich groß- flächige Entsorgungsbereiche (Spülfelder, Stapelteiche) anschließen.

Wohngebiet Hopen/Westdorf (östlich der Bahnlinie) Das bedeutendste geschlossene Wohngebiet, in der gewerbliche Nutzung nur im Ausnahmefall auftritt, liegt im Ortsteil Hopen und entwickelte sich in größerem Ausmaß seit 1945.

Zunächst wurden in diesem Bereich nach 1945 Siedlungshäuser für Kriegsflüchtlinge errichtet (z.T. Reihenhäuser mit großen Siedlergärten), später folgte Einzelhausbebauung. Je jünger dieser Siedlungstyp ist, desto stärker tritt i.d.R. der städtische Charakter in den Vordergrund. Aber auch ehemalige größere Siedlergärten der Nachkriegszeit sind inzwischen häufig strukturschwach; der Anteil an Exoten, Koniferen, großen Rasenflächen etc. ist auch hier deutlich ansteigend, der Anteil an strukturreichen Grundstücken abnehmend.

Reste dorftypischer Strukturen sind beispielsweise im Bereich der Klaus-Groth-Straße zu finden. Hierzu zählt ein Gefallenendenkmal mit Altbäumen und einer efeubewachsenen Hecke. In der gleichen Straße, die z.T. unbefestigte Bankette aufweist, ist eine Altbaumreihe vorhanden. Im moorigen Niederungsbereich an der Klaus-Groth-Straße entsteht z.Zt. (auf sehr feuchtem Unter- grund) ein Neubau.

Im Norden und Osten dieses Wohngebietes liegen die jüngsten Wohngebiete der Gemeinde. In diesen Einfamilienhaussiedlungen sind im Vergleich zu den älteren Wohngebieten die Grundstücke i.d.R. kleiner, der Versiegelungsgrad meist höher, die Gärten intensiver gepflegt und meist von exotischen Ziersträuchern, Kleinkoniferen etc. geprägt. Insgesamt ist das Erscheinungsbild dieses Siedlungsbereiches sehr einheitlich und von geringer Strukturvielfalt. Positiv zu vermerken sind einzelne Neuanpflanzungen von Bäumen im Straßenseitenraum.

Am westlichen Rand dieses Wohngebietes liegen, in exponierter Lage am Geestrand, die Hoper Mühle sowie ein landwirtschaftlicher Betrieb. Dieser Bereich hat sich seit dem letzten Jahrhundert nicht zuletzt deshalb kaum verändert, weil weitere Wohnbebauung (zum Erhalt der freien Land- schaft um die Mühle herum) verhindert wurde. Die Mühle selbst steht unter Denkmalschutz und steht im Mittelpunkt des Landschaftsschutzgebietes "Hoper Mühle".

4.5.1.3.3 Siedlungsgebiet Hindorf (vgl. Karte 6:Lebensraumtypen/Teilräume und Karte 7: Konflikte/Historische Ortskerne)

Der besiedelte Bereich von Hindorf ist zweigeteilt: im Osten liegt der alte Dorfkern, wohingegen im Westen, an der L138, nach 1945 eine Wohnsiedlung (Einzelhausbebauung) entstand.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 70 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Alter Dorfkern Hindorf (s. Karte 7) Der alte Dorfkern von Hindorf (Fläche ca. 1 ha) besitzt einen ausgeprägt dörflichen Charakter mit guter Durchgrünung. Auch hier sind bewirtschaftete bzw. ehemalige landwirtschaftliche Betriebe ortsbildprägend. Einzelne Wohnhäuser, z.T. jüngeren Datums, sind nicht als geschlossene Sied- lungsflächen vorhanden, so daß der Dorf-Grundriß weitgehend erhalten blieb.

Hindorf ist reich an dorftypischen Grünstrukturen wie z.B. Altbaumbeständen (z.B.Kastanien, Linden, Buchen am Gefallenendenkmal), Knicks, strukturreichen Gärten, z.T. mit Obstbaum- wiesen, angrenzenden Hofkoppeln u.ä.

Siedlungsgebiet Hindorf an der L138 Dieses Siedlungsgebiet an der L138 entstand nach 1945 als Siedlungstyp der Nachkriegszeit. Heute ist hier Wohnnutzung dominierend, jedoch auch gewerbliche Nutzung vorhanden. Jüngster Ent- stehung sind zwei Neubauten.

Die Grundstücke dürften ehemals von großen (Nutz-) Gärten und hoher Strukturvielfalt geprägt gewesen sein, der Strukturreichtum der Gärten zeigt heute jedoch deutlich abnehmende Tendenz, wobei der Versiegelungsgrad (insbesondere durch Garageneinfahrten, Anbauten etc.) ansteigt. Auf- fällig in diesem Bereich sind alte Baumbestände an den Straßen (vorwiegend Ahorn), die vor allem in der neu gepflasterten "Kampstraße" beinahe alleeartig ausgeprägt sind. Hier ist weiterhin ein Knickrest zu finden. Ein denkmalgeschütztes Hügelgrab liegt in der Hindorfer Straße. Der gesamte Siedlungsbereich weist unbefestigte Bankette auf.

4.5.1.3.4 Industrie- und Gewerbeflächen

Etwa 20 ha (= 6,5 %) des besiedelten Bereiches sind Industrie- und Gewerbeflächen. Hinzu kommen ca.4ha Fläche für technische Ver- und Entsorgung (Kläranlage, Pipeline u.a.). Weitere 10 ha werden von Siedlungsflächen eingenommen, in denen es eine enge Durchmischung von Wohn- und gewerblicher Nutzung gibt. Dieser Mischtypus konzentriert sich im zentralen Siedlungsbereich von St. Michaelisdonn.

Der größte Anteil an (flächendeckenden) Gewerbeflächen ist im Hauptort St. Michaelisdonn zu finden, vornehmlich nordwestlich und westlich des Ortskerns. Bedeutendster und flächenintensivster Gewerbebetrieb ist mit ca. 8 ha die Zuckerfabrik, am nord- westlichen Siedlungsrand gelegen. Die Fabrik wurde Ende des letzten Jahrhunderts gebaut, und die Freiflächen sind deshalb relativ strukturreich, wobei vor allem der Altbaumbestand auffällig ist. Der Versiegelungsgrad ist als mäßig hoch zu bezeichnen; im Randbereich des Fabrikgeländes sind ferner Flächen geringer Nutzungsintensität zu finden. Die Eingrünung der Fabrik ist insgesamt als recht gut zu bewerten. Verbesserungswürdig ist sie nach Westen hin. Für den Landschaftshaushalt negativ wirken sich insbesondere die hohen Emissionen durch nährstoffbelastete Abwässer aus. Ob und in welchem Ausmaß diese Einträge zukünftig auf den Landschaftshaushalt wirken, ist im wesentlichen abhängig von den zukünftigen Entwicklungen auf dem Gelände der Zuckerfabrik (s. Kap. 4.2).

Weitere Gewerbeflächen sind am westlichen Ortskern, im Bereich des Bahnhofes, sowie verstreut in Wohnbereichen zu finden. Insbesondere die jüngeren oder modernisierten Gewerbebetriebe sind durch Strukturarmut charakterisiert und i.d.R. zu bedeutenden Anteilen versiegelt. Ältere hingegen weisen häufig ältere Baumbestände und ungenutzte, ruderalisierte Freiflächen auf.

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4.5.1.3.5 Grünstrukturen in den Ortslagen Die Grün- und Freiflächen nehmen insgesamt ca. 4 % der Siedlungsflächen ein. Wie bei der Bebauung, so werden auch bei den Grün- und Freiflächen kleinräumige Unterschiede deutlich.

In den ehemaligen Dorfkernen befinden sich einige dorftypische Grünstrukturen. Dazu zählen z.B. das Gefallenendenkmal mit einer alten Baumgruppe aus Blutbuchen in Hindorf sowie weitere Baumgruppen und Einzelbäume (Eichen, Linden, Kastanien) im alten Dorfkern von Hindorf.

In Hopen sind ebenfalls die alten Baumbestände im ursprünglichen Dorfkern auffällig, wobei es sich vorwiegend um Eichen, Linden und Kastanien handelt. Wie in Hindorf sind auch hier noch unversiegelte Wege zu finden. Der ringförmige Dorfgrundriß weist auf die ursprüngliche Dorfan- lage hin. Im Wohngebiet von Hopen ist an der Ecke Hoper Straße/Feldrain ein Denkmal mit altem Baumbestand, an der Ecke Hoper Straße/Danziger Straße eine Altbaumgruppe zu finden.

Im Hauptort St. Michaelisdonn selbst sind ebenfalls ältere Grünstrukturen zu finden. Hierzu gehören vor allem der St. Michaelisdonner Park (an der Burger Straße), der alte Friedhof an der Kirche, Altbaumbestände (z.B. Ecke Claus-Harms-Str./Österstr., Ecke Westerstr./Zwischenstr.) sowie der "Hunnstieg" am westlichen Ortsrand von Norderdonn, ein baumbestandener Geh- /Radweg.

Besonders erwähnenswert ist der Park von St. Michaelisdonn, der teilweise einen naturnahen, extensiven waldartigen Charakter aufweist. Er umfaßt jüngere und ältere Laubbaumbestände (Linde, Ahorn, Birke, Pappel, Buche, Roßkastanie) sowie im Bereich der Denkmale flächen- deckend Efeu als Bodendecker. Im Unterwuchs ist weiterhin Holunder und Rhododendron ver- treten. Zur Straße hin steht eine dichte Kiefern-/Fichten-Anpflanzung. Die Teiche des Parks sind hingegen naturferner ausgeprägt und weisen kaum gewässertypischen Randbewuchs auf.

Die Einstufung der Grünstrukturen als "dorftypisch" begründet sich in der Verwendung heimischer Pflanzen und der Gestaltung der Flächen. Diese ist durch Konvention geprägt und wurzelt in ver- gangenen Jahrhunderten, als diese Plätze viel stärker in das öffentliche Leben eingebunden waren. Eine Besonderheit im Plangebiet stellt der alte Park dar.

Die sogenannten urbanen, naturfernen Flächen, die durch einfachen Aufbau, Arten- und Struk- turarmut gekennzeichnet sind, verweisen auf eine neuere Entwicklung in der Gestaltung von Frei- flächen, die sich an städtischen Mustern orientiert. Sie sind ein typischer Ausdruck der 60er und 70er Jahre, als mit der beginnenden Verstädterung der Dörfer gestalterische Leitbilder über- nommen wurden, die bis heute das Straßenbegleitgrün prägen. Ein Beispiel ist die vergleichsweise junge Parkanlage an einem künstlichen Teich (Regenrückhaltebecken) im Ortsteil Hopen sowie kleinere Grünflächen z.B. an Straßenecken. Flächenintensive Grünflächen stellen ferner die Friedhöfe des Plangebietes dar. Sie nehmen eine Gesamtfläche von ca. 2,5 ha ein und weisen Altbaumbestände auf. Des weiteren verfügt die Gemeinde über eine 1,2 ha große ältere Kleingartenanlage, die sich nord- östlich des Wohngebiets (außerhalb der geschlossenen Bebauung) befindet.

Straßenbegleitgrün In St. Michaelisdonn wurden in den letzten Jahren verstärkt Neuanpflanzungen vorgenommen, was sich positiv auf das Bild einiger Straßen ausgewirkt hat. Hierzu sind z.B. Baumpflanzungen in der "Bahnhofstraße" sowie am Marktplatz zu nennen. An anderen Straßen, insbesondere an den Haupt- ausfallstraßen, ist Straßenbegleitgrün kaum bis gar nicht vorhanden.

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Hervorzuheben ist das Vorhandensein unbefestigter Wege und Straßen, nicht nur in den alten Dorfkernen von Hopen, Hindorf und Westdorf, sondern auch im Hauptort St. Michaelisdonn (Landweg, Grüner Weg u.a.), mit entsprechend positiven Auswirkungen vor allem auf die Versic??kerungsrate. Gleiches gilt, in geringerem Maße, für unbefestigte Straßenbankette.

Sport- und Freizeitanlagen In St. Michaelisdonn befinden sich drei Rasensportplätze, von denen einer bei den Schulen "Am Sportplatz" gelegen ist. Die beiden anderen wurden als große Sportanlage in den 80er Jahren auf ehemaligen Abgrabungsflächen (Am Born) angelegt. Die intensiv gepflegten Rasenplätze sind von Gehölzanpflanzungen umgeben.

Auf dem Donn (südlich der Heisterbergsiedlung) befindet sich ferner ein Hundesportplatz mit einer großen Rasenfläche. Als weitere große Sportanlage ist das Freibad an der Burger Straße zu nennen, das von einem Baumbestand (Birken, Erlen) umgeben ist.

Besonders flächenintensiv in der Gemeinde ist der Verkehrslandeplatz "Hopen". Dieser liegt am Geestrand auf nährstoffarmen Böden, die noch im letzten Jahrhundert flächendeckend von Heiden eingenommen wurden. Die Fläche dieses Verkehrslandeplatzes wird größtenteils von trockenem Magergrünland eingenommen; in weniger intensiv genutzten Randbereichen finden sich Restbe- stände von Vegetationstypen trockener Strandorte wie Sandheiden und Trockenrasen sowie Eichen-Birken-Wald.

Des weiteren verfügt die Gemeinde über mehrere Kinderspielplätze, von denen jener Spielplatz, der an der Straße "Am Feldrain" liegt, als relativ strukturreich und naturnah zu bezeichnen ist.

4.5.1.3.6 Einbindung der Ortslagen in die Landschaft (vgl. Karte 7:Konflikte/Historische Ortskerne)

Die Einbindung der Ortslagen der Gemeinde ist allgemeinen als recht gut zu bezeichnen, wobei dies vor allem für die natürlich gewachsenen Ortskerne gilt (Hindorf, Hopen, Westdorf). Das dichte Knicknetz der Geest greift teilweise bis in die Ortslagen hinein und sorgt für reichhaltige Übergangsstrukturen zur freien Landschaft. Unterstützt werden diese durch das Ineinandergreifen von Siedlung und landwirtschaftlichen Nutzflächen, z.B. bis in den Siedlungsbereich reichendes Grünland.

Naturgemäß ist die Einbindung der Ortslagen in der Marsch schwieriger. Typisch in diesem Natur- raum sind die Baumbestände um die Gehöfte (sog. Baumhöfe), die im wesentlichen als Windschutz gepflanzt wurden. Im allgemeinen sind in der Marsch Übergangsstrukturen von bebauten zu unbebauten Flächen vorhanden, wie z.B. Hofkoppeln und Baumreihen.

Unzureichend ist jedoch häufig die Eingrünung größerer Gebäude, insbesondere solcher gewerb- licher Nutzung. Hinsichtlich der Einbindung der Ortslagen in die Landschaft sind vor allem folgende Ortsbereiche verbesserungswürdig: • St. Michaelisdonn/Fischteichsiedlung (hier ist die Ortseingrünung verbesserungswürdig, wenn man von der L138 herüberblickt), • St. Michaelisdonn/Gewerbeflächen südlich des Bahnhofes (in diesem Bereich ist die Eingrünung der Gebäude - insbesondere von der Geest aus gesehen - unzureichend), • St. Michaelisdonn/Zuckerfabrik (die Eingrünung der Zuckerfabrik ist vor allem von Brustwehr aus gesehen unzureichend),

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• Hopen (östlicher Geestrand; Wohnsiedlung "Theodor-Storm-Straße") (die Grundstücke reichen hier bis in den Niederungsbereich, Übergangsstrukturen fehlen völlig).

Der Übergang von besiedeltem Bereich zur freien Landschaft ist im Bereich der alten Ortslage von Hofkoppeln und Gärten gebildet, die aufgrund ihres Strukturreichtums zu den wertvolleren Lebens- räumen innerhalb der Agrarlandschaft gehören.

Problematisch wirkt sich die z.T. intensive Nutzung der rückwärtigen Gärten und Hofkoppeln dort aus, wo die Siedlungsflächen in Niederungsgebiete hineinreichen.

4.5.2 Landwirtschaft Die Tabelle 21 gibt einen Überblick über die landwirtschaftlich genutzten Flächen (s. hierzu auch Kap. 3.6.3.1).

Tab.21: Landwirtschaftliche Nutzflächen

Äcker/Ackerbrachen 763 ha Intensivgrünland, frisch 772 ha Intensiv-Grünland, feucht 85 ha sonstiges Grünland 95 ha Grünlandbrachen 24 ha sonstige landwirtschaftliche Nutzflächen (Hof-, Gebäudeflächen, Erwerbsgartenbau etc.) 20 ha Summe landwirtschaftlicher Nutzflächen 1759 ha

Insgesamt sind im Plangebiet noch 18 landwirtschaftliche Haupt- und 4 Nebenerwerbsbetriebe vorhanden (Stand: 1993). Diese liegen verstreut innerhalb der geschlossenen Siedlungsbereiche sowie im Außenbereich. Ein allgemeiner Rückgang der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, kennzeichnend für agrarstrukturelle Veränderungen, ist auch im Plangebiet feststellbar. Von den im Jahr 1971 existierenden Betrieben bestehen mittlerweile nur noch 42 %. Die durchschnittliche Betriebsgröße, dem allgemeinen Trend nach ansteigend, lag 1988 bei 34 ha, zuzüglich etwa 30 % Pachtanteil. Dies entspricht den Verhältnissen einer mittelbäuerlichen Betriebsstruktur.

Der Großteil der Betriebe ist sowohl ackerbaulich als auch viehwirtschaftlich ausgerichtet. Rinder- haltung (vor allem Milchvieh und Rindermast) macht in der Viehwirtschaft den bedeutendsten Anteil aus, wohingegen Schweinehaltung nur in 6 Betrieben erfolgt (Stand:1993).

Landwirtschaftlich genutzt, im engeren Sinne, werden (ohne Forsten) ca.1759 ha (=80 %) der Gemeindefläche.

Davon entfallen wiederum ca. 55 % auf Grünland bzw. -brachen. Diese Bewirtschaftungsform ist vor allem auf grundwasserbeeinflußten Standorten (auf Humusmarschen der Marsch; auf Podsol- Gleyen, Gleyen und Anmoorgleyen der Geest) zu finden. Die Grünlandnutzung ist demzufolge in den Niederungsbereichen und den geestnahen Marschen großräumig verbreitet. Trotz der feuchten Standortbedingungen ist die Nutzung überwiegend intensiv. Die Voraussetzung hierfür bildet die umfangreiche Entwässerung der Niederungsgebiete und der Marschen.

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Äcker/Ackerbrachen (ca. 760 ha) nehmen die bodenkundlich günstigeren Standorte der Moränen und der höhergelegenen (westlicheren) Marsch ein. Der Ackerbau ist auf Silomais (Geest) und Weizen (Marsch) ausgerichtet, so daß, den Fruchtfolgen entsprechend, im Plangebiet weiterhin Raps und Gerste sowie Roggen, Hafer, Rüben, seltener jedoch Kohl oder Kartoffeln angebaut werden.

Bewertung Die Landwirtschaft in der heute üblicherweise praktizierten intensiven Form ist mit einer starken Belastung des Naturhaushaltes verbunden.

Diese Belastung besteht zusammenfassend dargestellt aus • der Auswaschung von Nährstoffen und, damit verbunden, der Eutrophierung der Gewässer so- wie der angrenzenden Lebensräume, • der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und • der Einschränkung des Lebensraumes wildlebender Pflanzen und Tiere, insbesondere wenn gliedernde Elemente fehlen und der Abstand zwischen den in der Landschaft verbleibenden naturnahen Restflächen sehr groß ist.

Die Belastung nimmt mit der Art der Bodennutzung im allgemeinen in folgender Reihenfolge ab: • Gartenbau, • Ackerbau, Nadelforsten, • Grünland, • Laubmischwald.

Aus den Anteilen der verschiedenen Flächennutzungen an der insgesamt nutzbaren Fläche und aus der Verteilung im Raum ergibt sich eine relativ hohe Belastung des Naturhaushaltes.

4.5.3 Forstwirtschaft

Von insgesamt etwa 125 ha nach dem Landeswaldgesetz geschützten Wald- und Forstflächen (vgl. auch Kap. 3.7.3) des Gemeindegebietes werden inkl. der Kreisforsten etwa 46 ha forstwirtschaft- lich genutzt (Quelle: Flächennutzungsplan 1993). Des weiteren stehen etwa 20 ha der landwirt- schaftlichen Nutzflächen unter forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung. Bei einem Wald- und Gehölzanteil von ca. 6,5 % im Plangebiet werden ca. 3 % der Gesamtfläche des Gemeindegebietes forstwirtschaftlich genutzt.

In großflächigem Ausmaß wird Forstwirtschaft (Nadelholz-Forsten) am Geestrand betrieben. In diesem Bereich gibt es sehr nährstoffarme, trockene Böden, die für eine ackerbauliche bzw. Grün- land-Nutzung wenig geeignet sind. Weitere, kleinflächig vorhandene Waldbestände, die zerstreut im Plangebiet verteilt sind, sind hingegen eher naturnäher ausgeprägt. Es handelt sich häufig um Bestände, die sich aus Laubholzpflanzungen entwickelt haben oder aus Brachen durch natürlichen Aufwuchs entstanden sind.

Von dem Gesamtbestand der Forsten ist der Hauptteil im Norden der Gemeinde im Bereich zwischen der L138 und der Bahnlinie (Gudendorfer Forst) zu finden. Weitere großflächige Forst- bestände befinden sich am südlichen Klevhang, nahe der Bahnlinie sowie in der Nähe des Natur- schutzgebietes bzw. des Verkehrslandeplatzes "Hopen". Unter den Forstbeständen dominieren reine Nadelholzforsten, aufgebaut aus wenigen Arten, vor allem aus Fichten und Kiefern. Diese Gehölze werden vor allem deswegen angepflanzt, weil sie auf den sandigen Böden relativ gute Erträge liefern. Gleichwohl bedeutet diese Art von Monokultur aus ökologischer Sicht eine starke Belastung des Naturhaushaltes. Dies betrifft vor allem die

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Böden, da die schwerzersetzbare Streu der Nadelhölzer z.B. zu deren Versauerung beiträgt. Weiterhin ist hiervon der Faktor "Arten- und Biotoppotential" betroffen: monostrukturierte Nadel- holzforsten tragen erheblich zur Artenverarmung einer Landschaft bei.

In jüngerer Zeit sind im Plangebiet Mischwald-Forsten (vor allem nördlich der Ortslage St. Michaelisdonn) hinzugekommen.

Die bestehenden Forstflächen, die sich teilweise in Landschaftsschutzgebieten befinden, weisen für den Raum St. Michaelisdonn eine nicht unbedeutende Erholungsfunktion für die Naherholung auf (s. Kap. 4.5.4).

4.5.4 Landschaftsbezogene Erholung

Insgesamt wird die Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft der Gemeinde aktuell als relativ unbedeutend angesehen.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Wirtschaftsraumes Brunsbüttel gewann der im Binnenland gelegene Geestrandbereich von St. Michaelisdonn dennoch seit den 70er Jahren zunehmend an Bedeutung als Nah- und Kurzzeiterholungsraum.

Einen hohen Anteil der Erholungsuchenden dürften Tagesausflügler und Durchreisende aus- machen, zumal das Übernachtungsangebot in der Gemeinde nicht allzu umfassend ist. Weiterhin halten sich Geschäftsreisende vorübergehend in St. Michaelisdonn auf. Diesbezüglich spielt die Nähe zum Wirtschaftsraum Brunsbüttel eine bedeutende Rolle.

Weiterhin besteht im Plangebiet die Möglichkeit, "Urlaub auf dem Lande" zu verbringen. Der landschaftliche Reiz der hügeligen Geest und des "Klevs", verbunden mit der Nähe zu den touris- tisch attraktiven Nordseebädern (z.B.Friedrichskoog), steigert die touristische Bedeutung der Gemeinde, z.B. für Familien.

Der gewerbliche Fremdenverkehr, der von der Gemeinde gefördert wird, hat insgesamt in den letzten Jahren zugenommen, wobei von 1980 bis 1990 eine Steigerung der jährlichen Übernach- tungszahlen um 57 % zu verzeichnen ist. Für Übernachtungsbetriebe mit mehr als 9 Betten wurde 1993 eine Anzahl von 23.848 Übernachtungen festgestellt.

87 % der Übernachtungen erfolgt in Übernachtungsbetrieben mit mehr als 9 Betten. Insgesamt ver- fügen diese über ca. 200 Betten, wobei die Jugendherberge mit ca. 70 Betten sowie ein Hotel in der Ortslage von St. Michaelisdonn mit ca.120 Betten die bedeutendsten Übernachtungsbetriebe im Plangebiet sind.

Die Anzahl der Gäste betrug 1993 9743 Personen und liegt seit längerem in dieser Größenordnung (1990: 9837 Personen). Die durchschnittliche Verweildauer betrug 1993 2,45 Tage und stieg damit im Vergleich zu 1990 geringfügig an. Diese Zahl kann als Indiz für Kurzurlaub und Geschäfts- reisen gewertet werden, da z.B. Küstenstandorte Dithmarschens (Büsum, Friedrichskoog etc.) deutlich höhere Werte (zwischen 7 und 10Tagen) erreichen. Angestiegen sein dürfte die Zahl der Übernachtungen in privaten Pensionen, auf (ehemaligen) Bauernhöfen etc. mit weniger als 9 Betten. Ein in Hopen befindlicher "Ferienhof" sowie ein in jüngster Zeit entstandener "Ponyhof" im Ortsteil Süderdonn unterstreichen den steigenden Anteil des "Familienurlaubs auf dem Lande". Für den gesamten Amtsbereich St. Michaelisdonn-Eddelak wurden im Zeitraum vom 1.5.- 31.10.1994, also in der Sommersaison, insgesamt ca. 11.500 Übernachtungen gezählt, wovon ca. 4.700 Übernachtungen (= 41 %) in Betrieben mit weniger als 9 Betten erfolgten.

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Die landschaftsbezogene Erholung gestaltet sich in St. Michaelisdonn relativ extensiv, wobei sich die touristischen Aktivitäten vor allem auf den Hauptort und den landschaftlich reizvollen Geest- randbereich beschränken. Die leicht zugänglichen Bereiche der gesetzlich geschützten Land- schaftsbestandteile (Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiete) sind diesbezüglich als besonders attraktiv zu werten. Die Gemeinde weist außerdem Wander- und Reitwege vor allem in diesem Gemeindebereich aus. Ein amtsbezogenes Wanderwegenetz sowie ein ausgedehntes Feldwegenetz im Plangebiet bieten Erholungsuchenden gute Möglichkeiten für Wander- und Radtouren.

Von großer Bedeutung für den Fremdenverkehr ist der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Natur- /Landschaftsschutzgebiet "Kleve" gelegene Verkehrslandeplatz "Hopen". Seine Lage führt gleich- zeitig zu Konfliktsituationen mit Schutzinteressen des fossilen Kliffs. Konflikte ergeben sich ins- besondere durch die nachhaltigen Störung des Naturschutzgebietes durch den Folgebetrieb wie • erhöhtes Verkehrsaufkommen (Pkw), • erhöhte Zahl an Zuschauern, Spaziergängern u.ä. nicht zuletzt aufgrund des am Flugplatz gelegenen Gastronomiebetriebes und der leichten Erreichbarkeit des Naturschutzgebietes.

Hinzu kommen weitere Erholungsaktivitäten wie Mountainbiking, Radfahren, Joggen, Reiten und Angeln, die im oder in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes ausgeführt werden. Insbeson- dere ständiger Vertritt und unzureichende Pflege der Trockenrasen- und Heidevegetation führt dabei zur nachhaltigen Schädigung und pflanzensoziologischen Veränderung und somit Minderung der Qualität dieses Naturschutzgebietes.

Die Gemeinde St. Michaelisdonn weist weiterhin folgende ergänzende Einrichtungen für Freizeit und Erholung sowie zur Versorgung der Urlauber, Ausflügler sowie der gemeindeeigenen Bevöl- kerung auf: • eine Schwimmbadanlage (Freibad), • Sportplatzanlagen, • eine Tennisanlage mit vier Tennisplätzen, • Grünanlagen und Kinderspielplätze, • einen Trimmpad sowie Reit-, Wander- und Radwege. • Gastronomiebetriebe (Restaurants, Gaststätten, Cafés u.ä.).

4.5.5 Natur- und Landschaftsschutz (vgl. Karte 5: Flächen und Objekte mit Schutzstatus)

Der Naturschutz dient dem Nutzen der Allgemeinheit und ist daher dort, wo andere Nutzungen sich ihm unterzuordnen haben, als eine Form der Landnutzung zu betrachten. Dies gilt insbesondere für Naturschutzgebiete. Im Süden des Plangebietes, am Geestrand, liegt das Naturschutzgebiet "Kleve" , das 1938/39 erstmals einer Schutzverordnung unterstellt und durch Verordnung vom 08.11.1962 auf knapp 12 ha Gesamtfläche erweitert wurde. Schutzzweck ist der Erhalt eines fossilen Kliffs mit Eichen- krattwald und bedeutsamen Pflanzenbeständen.

1963 wurde östlich des Bahnhofes von St. Michaelisdonn das Landschaftsschutzgebiet "Hoper Mühle" ausgewiesen. Die Schutzbestimmung galt der Erhaltung der Windmühle "Edda" sowie einer Bewahrung des Geestrandbereiches vor einer weiteren Ausdehnung der Siedlungsflächen.

1964 wurde das "Klev von Windbergen bis St. Michaelisdonn" im Gemeindebereich von Gudendorf, Barlt und St. Michaelisdonn in seiner Gesamtheit unter Landschaftsschutz gestellt. Das

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Gelände umfaßt im Ganzen eine Fläche von etwa 80 ha, wovon ein Teil (ca. 20,5 ha) im nördlichen Bereich des Plangebietes liegt. Schutzzweck ist auch hier die Erhaltung des fossilen Kliffs sowie die Bewahrung des Geländes vor weiterem Kies- und Sandabbau.

1971/72 wurden weitere Teilgebiete des Klevs unter Landschaftsschutz gestellt. Das Landschafts- schutzgebiet "Klev von St. Michaelisdonn bis Burg" umfaßt Bereiche der Gemeinden St. Michaelisdonn, Dingen, Eddelak, Kuden, Buchholz und Burg/Dithmarschen und weist eine Gesamtfläche von 284 ha auf, wovon sich ca.2,7 ha innerhalb der Gemeindegrenzen (südlich des Verkehrslandeplatzes "Hopen") befinden.

4.5.6 Jagd

Im Plangebiet existieren fünf Jagdbezirke: Jagdbezirk Hindorf, Jagdbezirk Westdorf, Jagdbezirk St. Michaelisdonn-Norderdonn, Jagdbezirk St. Michaelisdonn-Süderdonn, Jagdbezirk St. Michaelisdonn-Hopen.

4.5.7 Altablagerungen (vgl. Karte 2: Böden, Altablagerungen, Abgrabungsgebiete)

In der Gemeinde St. Michaelisdonn sind zwei registrierte Altablagerungen (ehemalige Müllablade- plätze) zu finden (vgl. Kap. 4.3.3). Diese sind in Tabelle 22 aufgeführt sowie in Karte 2 dargestellt.

Tab. 22: Altablagerungen

Ablagerungs- Standort Menge Inhalt zeitraum

Heisterbergstraße 1950 bis 1975 50.000 m³ Gartenabfälle, Bauschutt

Am Sportplatz 1925 bis 1950 5.000 m³ Hausmüll, Gartenabfälle

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4.5.8 Abbauflächen (vgl. Karte 2: Böden, Altablagerungen, Abgrabungsgebiete)

Der Kiesabbau hat das Landschaftsbild im westlichen Geest(rand)bereich stark verändert, am nachhaltigsten durch Eingriffe in das Relief, wodurch ein Teil des fossilen Kliffs verschwand. Kiesabbau ist als schwerer Eingriff in den Naturhaushalt zu werten. Negative Auswirkungen sind • Beeinträchtigung des Grundwassers durch Reduzierung der Filterschicht, • Verlust des Bodens, • Zerstörung des natürlichen geologischen Gefüges.

Darüber hinaus ist Kiesabbau mit einer nicht unerheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität der Bevölkerung verbunden. Von Kiesgruben gehen Belastungen in Form von • Lärm, • Stäuben und • erhöhtem Verkehrsaufkommen aus.

Zur Zeit wird eine ca. 1,6 ha große Fläche östlich der Zuckerfabrik abgebaut. Weitere Abbau- flächen sind im Gemeindegebiet nicht geplant. Ehemalige Abbauflächen liegen im Geestbereich, insbesondere nördlich der Ortslage des Haupt- ortes, die heute verschiedenen Nutzungen (Landwirtschaft, Gewerbe, Freizeit- und Erholungs- flächen, Flächen des Landschaftsschutzes) unterliegen. Weitere kleinere Flächen auf der Geest befinden sich zumeist auf Privatgelände und werden landwirtschaftlich genutzt. Auf ehemaligen Abbau im Donnbereich weist eine Geländevertiefung in der Heisterbergstraße hin.

4.5.9 Aufspülungsflächen, Aufschüttungsflächen (vgl. Karte 2: Böden, Altablagerungen, Abgrabungsgebiete)

Aufgrund der Anlage sog. Stapelteiche für die Abwässer der Zuckerfabrik befindet sich im Westen- /Nordwesten der Gemeinde ein großräumiger Bereich mit aufgespülten Flächen. Stapelteiche dienen der mechanischen und biologischen Reinigung anfallender Abwässer der Zuckerproduktion vor deren Einleitung in das Vorflutersystem. In diesen beckenförmig angelegten Teichen wird der Abbau organischer Stoffe durch Sauerstoffzufuhr beschleunigt. Beim Abbauprozeß sinken organische und mineralische Partikel an den Grund des Stapelteichs, der auf diese Weise langsam aufgefüllt wird. Die Stapelteiche und Spülflächen sind z.T. nach ihrer Auffüllung mit Sinkstoffen bereits wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt worden.

Aktuell werden ca. 33 ha Gesamtfläche von Stapelteichen und Spülflächen eingenommen. Dies entspricht einem Anteil von etwa 1,5 % am Plangebiet. Hinzu kommen ehemalige Aufspülflächen, die inzwischen unter Grünlandnutzung (Intensiv-Grünland) stehen.

Durch Baumaßnahmen (Wohnbebauung, Eisenbahnbau u.ä.) sind im Plangebiet zahlreiche Flächen aufgeschüttet worden. Vor allem in der Ortslage von St. Michaelisdonn kam es zur Einebnung des Reliefs sowie teilweise zu Aufschüttung von Böden des Niedermoors und der Marsch. Allerdings sind diese Aufschüttungen heute im Siedlungsbereich i.d.R. nicht mehr auf Anhieb erkennbar.

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5 LANDSCHAFTSANALYSE / LANDSCHAFTSBEWERTUNG

5.1 Landschaftsentwicklung

5.1.1 Ausgangssituation/Potentielle natürliche Vegetation Die Landschaft, wie sie sich heute darstellt, ist das Ergebnis eines Jahrhunderte währenden Pro- zesses. Innerhalb dieses Zeitraumes wurde die Naturlandschaft durch die fortwährenden Eingriffe des wirtschaftenden Menschen in ihrer Struktur stark verändert.

Die potentielle natürliche Vegetation kennzeichnet einen Vegetationstyp, der sich bei Aufgabe der menschlichen Nutzung unter aktuellen Standortbedingungen einstellen würde und auch als "historisches Potential" eines Standortes beschrieben wird. Vereinfacht gesprochen, werden dabei die pflanzensoziologischen Typen aus bekannten Standortverhältnissen (Bodentyp, Grundwasser- stand etc.) abgeleitet.

Für das Gemeindegebiet von St. Michaelisdonn ist dabei im wesentlichen von folgender poten- tiellen natürlichen Vegetation für bestimmte Teilbereiche (Geest, Niedermoor, fossile Strandwälle) auszugehen:

• im Bereich der Altmoränen sowie auf grundwasserfernen Standorten der Donns auf sandigem Substrat (Schmelzwasser-, Dünen-, Geschiebesande) von Eichen-Birken-Wäldern,

• im Bereich der Altmoränen auf anlehmigem Substrat (z.B. Geschiebelehm) von Eichen-Buchen- Wäldern,

• im Bereich der grundwasserbeinflußten Standorte der Geest und des Donnsystems sowie der Niedermoore von Bruch- bzw. Auwäldern.

Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen ist der Eichen-Birken-Wald das Ergebnis kultur- historischen Nutzungsformen; eine Buchenwaldgesellschaft entspricht auf den genannten Stand- orten eher der potentiellen natürlichen Vegetation (Mitt. Forstamt Barlohe). Für die seefernen Marschgebiete, wie sie im Plangebiet vorliegen, sind Aussagen zur potentiellen natürlichen Vegetation schwierig zu treffen, da es sich um eine vom Menschen seit ihrer Ent- stehung beeinflußte Landschaft handelt. Insbesondere der Bodenwasserhaushalt wurde seit Beginn der landwirtschaftlichen Nutzung tiefgreifend verändert, eine natürliche Entwicklung somit unter- bunden. Waldartiger Baumwuchs wird jedoch auch für die Marsch nicht ausgeschlossen. Anzu- nehmen ist hier Eschen-Erlen-Wald oder auch Eichen-Eschen-Wald.

Zahlreiche weitere Lebensräume, die heute existieren, wurden erst durch anthropogene Nutzung (Landwirtschaft unterschiedlichen Intensitätsgrades, forstwirtschaftliche Maßnahmen, Nutzung von Grenzertragsböden, Gewinnung von Bodenschätzen u.a.) neu geschaffen. Bestes Beispiel hierfür ist "extensives Feuchtgrünland" auf Niedermoorstandorten, welches eine hohe Artenvielfalt aufweist (z.B. Bereich der Friedrichshofer Au). Die Existenz solcher Biotope ist an eine bestimmte Form der Landnutzung gebunden. Daher werden Landschaften, die sich zum überwiegenden Teil aus anthropogenen Landschaftselementen zusammensetzen, als Kulturlandschaften bezeichnet. Daneben treten in Kulturlandschaften jedoch auch Restelemente der ehemaligen Naturlandschaft auf.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 80 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 5.1.2 Ursachen des Landschaftswandels Der Landschaftswandel in jüngerer Zeit wurde im Plangebiet von St. Michaelisdonn durch unter- schiedliche anthropogene Einflußfaktoren bestimmt.

Dazu zählen vor allem • der Strukturwandel in der Landwirtschaft , damit z.B. verbunden die Inkulturnahme von Grenzertragsstandorten durch - Entwässerung grundwasserbeeinflußter Standorte (Niedermoore, Anmoore, Gleye, Marschen), - Inkulturnahme nährstoffarmer Böden unter Einsatz von Mineraldüngern, Tiefpflug etc.,

• der Aufbau eines sekundären Sektors , damit verbunden - Abbau von Rohstoffen (Sand, Kies etc.), - Aufbau einer Industrie mit entsprechenden Entsorgungsflächen,

• Bevölkerungszunahme , damit verbunden - Zunahme der bebauten und versiegelten Flächen, - steigender Nutzungsdruck auf die verbliebenen Freiflächen.

Der Landschaftswandel ist mit einer Verschiebung des Lebensraumspektrums verbunden. So nahmen aufgrund der zahlreichen Strukturmaßnahmen (z.B. Inkulturnahme entwässerter Flächen, wirtschaftliche Impulse) die intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen sowie die Siedlungs- gebiete zu, während die naturnahen Flächen zunehmend seltener wurden bzw. werden (z.B. exten- sives artenreiches Grünland, Heiden).

Die Agrarnutzung ist die flächenintensivste Form der Landnutzung in der Gemeinde St. Michaelisdonn. Ca. 2/3 der Gemeinde sind landwirtschaftliche Nutzflächen, wobei Grünland- und Ackernutzung etwa im Verhältnis 6:5 (=1,2:1) vertreten sind. Die Landwirtschaft unterlag in den letzten 100 Jahren einem starken Wandel, der sich im Bild der Landschaft niederschlägt.

Die agrarstrukturellen Veränderungen führten in den letzten Jahrzehnten im allgemeinen • zu einer Zunahme der Nutzflächen pro Betrieb bei gleichzeitiger Abnahme der Anzahl landwirt- schaftlicher Betriebe, • zu einer Vergrößerung der Schläge bei gleichzeitigem Verlust landschaftsgliedernder Struktur- elemente (z.B. Knicks, Kleingewässer, Feldgehölze, Wegsäume), • zur Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe auf wenige Anbaufrüchte, insbesondere zur Zunahme des Maisanbaus, • zur Nutzungsintensivierung bei gleichzeitiger Entwässerung des Grünlandes, • zur Begradigung von Bächen und Auen, • zur Aufgabe überlieferter Formen extensiver Landnutzung, • zur Verbrachung von Flächen, die aufgrund ihrer Größe und/oder Lage für eine intensive land- wirtschaftliche Nutzung aus ökonomischer Sicht nicht geeignet sind. Der Wandel der Agrarlandschaft verzog sich allmählich und damit nur schwer wahrnehmbar. Erst ein Vergleich mit einer topographischen Karte des vergangenen Jahrhunderts (s. Abb. 5: Königl. Preuß. Landesaufnahme 1878) verdeutlicht die einschneidende Veränderung in der Landschaft.

Das Knicknetz der Geest war Ende des 19.Jahrhunderts vollständig geschlossen und erstreckte sich bis in die Niederungsgebiete hinein. Ein umfangreiches Knicknetz existierte ebenfalls auf dem Donn.

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Große Bereiche der Niederung der Friedrichshofer Au und des Donnsystems sind als "feucht" gekennzeichnet. Westlich des Donns ist ein See sowie angrenzendes Röhricht dargestellt.

Die Karte von 1880 weist weiterhin auf zahlreiche Torfstiche in den Niedermoorbereichen der Gemeinde (auch in der Marsch) hin sowie außerdem auf die Existenz von Sand- und Mergelgruben.

Die intensive Nutzung von nährstoffarmen Standorten der Geest wurde erst durch den Einsatz von Mineraldüngern ermöglicht. Diese Entwicklung setzte gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts ein. Durch die Einführung des Mineraldüngers wurde der Hauptnachteil der Geeststandorte gegen- über den Marschstandorten, der Nährstoffmangel, ausgeglichen. Hierdurch wandelte sich das Landschaftsbild der Geest. Der Getreideanbau nahm zu, und auch die Grünlandwirtschaft ließ sich intensivieren. Dies geschah auf Kosten ausgedehnter Heideflächen, die als Folge einer jahr- hundertelangen extensiven Weidewirtschaft entstanden waren. 1880 wurden ca. 12 % der Gemein- defläche von Heiden eingenommen. Diese sind bis heute durch Nutzungsänderung und -intensi- vierung (z.B. Aufforstung, Bebauung etc.) auf wenige Restbestände zurückgegangen (vgl. Kap. 3.6.3.1).

Die Vergrößerung der Schläge, die im allgemeinen zu einem bedeutenden Verlust an kleinflächigen Elementen (Knicks, Hecken, Gewässer, Gebüsche usw.) in der Landschaft zur Folge hat, fand in der Gemeinde nur in sehr geringem Maße statt. Ursächlich hierfür ist insbesondere die Tatsache, daß keine Flurbereinigungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Ferner wurde bereits früh die Bedeutung der Knicks für den Windschutz bei sandigen, trockenen Böden erkannt. Knicks wurden demzufolge nicht vollständig entfernt, sondern für moderne Großgeräte der Agrartechnik häufig an einigen Stellen "durchbrochen".

Für die Marschen und Niedermoorbereiche der Gemeinde gilt, daß auch hier kein umfangreicher Verlust an linearen Landschaftselementen stattfand, so wurden beispielsweise nur vereinzelt Gräben entfernt oder begradigt. Somit blieb ein offenes Entwässerungssystem bestehen.

Ein schneller und radikaler Wandel der Landschaft wurde durch den Abbau von Sanden/Kiesen/Mergel hervorgerufen. Diese Veränderungen sind im Geestbereich punktuell auf kleinere Fläche begrenzt, am Geestrand führten sie jedoch zum Verlust eines großen Anteils des fossilen Kliffs.

Flächig ausgeprägte Veränderungen der Landschaft erfolgten weiterhin durch intensive Bautätig- keit, die insbesondere zum Verlust nährstoffarmer Standorte (Heiden u.ä.) auf der Geest und den Donns führte. Weitere Nutzungsumwandlungen (z.B. Nadelholzaufforstungen, die Anlage von großflächigen Entsorgungs-, Freizeit- und Gewerbeflächen) führen ferner zu steigendem Nutzungsdruck sowie zu einem nachhaltigen Wandel der Landschaft.

Veränderungen des Ortsbildes betreffen alle Ortslagen im Gemeindegebiet in unterschiedlichem Ausmaß. Bedingt durch die Bevölkerungszunahme übersteigt die Fläche mit Einzelhausbebauung (Wohnnutzung) die Fläche des Ortskernes (gemischte Nutzung) deutlich (vgl. Kap. 4.5.1.3).

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5.1.3 Ausblick Bedingt durch den Wandel in den wirtschaftlichen und sozialen Strukturen ist von weiteren Ver- änderungen der Landschaft auszugehen.

Wesentliche, für das Plangebiet bedeutsame Tendenzen sind: • Die Entwicklung in der Landwirtschaft wird weiter rückläufig sein, wobei zunächst nur die An- zahl der Betriebe zurückgehen, die Größe der landwirtschaftlichen Nutzflächen jedoch in etwa gleich bleiben wird. • Die Ortslage St. Michaelisdonn/Hopen wird sich auch in Zukunft weiter ausdehnen. Hinzu werden weitere Nutzungsumwandlungen kommen (z.B. bewirtschafteter Hof -> Ferienhof). Ausgehend vom Wirtschaftsraum Brunsbüttel ist ein nicht unbeträchtlicher Nutzungsdruck auf die freie Landschaft zu erwarten. • Durch den Sand-/Kiesabbau wird es weiterhin zur Umwandlung von Flächen kommen, z.T. verbunden mit dem Verlust wertvoller Biotope sowie einer negativen Beeinflussung des Land- schaftsbildes, wobei die Folgen des Sandabbaus aus Naturschutzsicht nicht durchweg negativ zu sehen sind. • Mit insgesamt zunehmender Bevölkerungsdichte wird der Nutzungsdruck (z.B. durch Erholung) auf die freie Landschaft zunehmen.

Die Landschaftsplanung wird sich in der dritten Planungsphase mit diesen Nutzungsansprüchen auseinandersetzen, d.h. sie auf ihre Verträglichkeit sowohl untereinander als auch in bezug auf den Naturschutz prüfen.

5.2 Das Landschaftsbild der Gemeinde St. Michaelisdonn (vgl. auch Karte 7: Konflikte/Historische Ortskerne)

Neben den abiotischen (Geologie, Böden etc.) und den biotischen (Flora, Fauna) Faktoren spielt auch das Landschaftsbild als Naturfaktor eines Raumes eine wichtige Rolle zur Beschreibung und Beurteilung der anthropogenen Beeinflussung einer Landschaft. Vereinfacht ausgedrückt ist hier- unter die "Schönheit" einer Landschaft aufgrund ihrer Eigenart und Vielfalt zu verstehen.

Der Raum St. Michaelisdonn ist durch seine unterschiedlichen Landschaftstypen charakterisiert, die sich besonders in der Reliefausstattung niederschlagen. Das Landschaftsbild ist folglich in erster Linie durch die differierenden Höhenverhältnisse gekennzeichnet. Hervortretendes Element ist dabei der steilaufragende Geesthang des Klevs, der das Gemeindegebiet in einen ebenen und wenig strukturierten Marschenbereich und eine hügeligen, wechselhafteren Geestteil gliedert.

Die Altmoränen der Geest sind durch unterschiedliche Nutzung (Land- und Forstwirtschaft, Siedlung, Verkehr, Freizeit/Naturschutz etc.) geprägt. Das Knicknetz ist in diesem Teilraum überwiegend gut entwickelt; weiterhin gibt es viele Kleingewässer und andere Kleinstrukturen, die die Landschaft trotz z.T. intensiver Agrarnutzung struktur- und abwechslungsreich wirken lassen. Vorhandene Siedlungflächen passen sich dem Landschaftsbild weitgehend an. Erhalt und Pflege der landschaftsprägenden Kleinstrukturen (wie z.B. Knicks) wirken sich positiv auf das Land- schaftsbild aus, da es somit untergliedert und das visuelle Erleben der Landschaft erhöht wird.

Überdeutlich wird die Geest durch das markante Klev nach Westen hin abgegrenzt. Dieser Geest- randbereich ist u.a. wegen seiner Aussichtsmöglichkeit landschaftlich besonders reizvoll. Besonders offensichtlich ist dieses im südlichen (naturnäheren) Bereich des fossilen Kliffs. Der

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arten- und strukturarme Aufbau des Forstes am Barlter Klev (Nadelhölzer) schmälert die Erholungsfunktion dieses Raumes und führt weiterhin zu einem verminderten Eindruck der Natur- nähe, wie sie im Bereich des NSG "Kleve" eher gegeben ist.

Die Gliederung des Klevs durch Niederungstäler und das parallel zu ihm verlaufende Donnsystem sind weitere markante Kennzeichen des Landschaftsbildes im Plangebiet.

Das Niederungsgebiet der Friedrichshofer Au mit den Talräumen bei Hopen weist als natur- räumliche Einheit ein besonders typisches Landschaftsbild auf. Vorherrschende landwirtschaftliche Nutzung ist in diesem Bereich Feuchtgrünland. Lineare Gehölzstrukturen (Knicks, Hecken, Baum- reihen) fehlen in diesem Teilraum weitgehend, so daß der Raum sehr weiträumig wirkt. Dennoch verursacht die allseitig ansteigende Reliefenergie den Eindruck eines in sich homogenen Ganzen. Übergangs- (und zugleich Abgliederungs-) -strukturen zu angrenzenden Siedlungs- und Agrar- räumen werden durch bewaldete Talhänge sowie lineare Elemente (z.B. Knicks) geschaffen. Besonders eindrucksvoll und einmalig ist weiterhin die Untergliederung dieses Niederungs- bereiches durch die z.T. bewaldeten Donns. Die Donns prägen sowohl den Natur- als auch den Kulturraum diese Gebietes, da sie Leitlinien der historischen Besiedlung sind. Insofern sind sie für das Landschaftsbild besonders bedeutungsvoll.

Optisch strukturschwach, aber landschaftstypisch, ist die im Westen gelegene Marsch . Visuell gliedernd wirken in diesem ebenen Gelände vorhandene Baumreihen (in der freien Landschaft oder um Gehöfte herum) sowie Gräben und Fleete. Einförmige Agrarflächen (Grünland, Acker) wirken dabei um so negativer auf den Gesamteindruck, je größer die Schläge und desto geringer die Varie- tät der angebauten Früchte sowie Art und Intensität der Nutzung ist. Störend wirken weiterhin Stapelteiche und Spülfelder, zumal sie den Ausblick vom nördlichen Teil des fossilen Kliffs beein- trächtigen.

Anthropogene Überprägungen des Raumes führen zu einem charakteristischen Ortsbild von St. Michaelisdonn. Besonders hervorzuheben ist dabei die landschaftstypische, am Klevhang gele- gene "Hoper Mühle". Der historische Ortskern von St. Michaelisdonn wird durch die weithin sicht- bare Kirche gekennzeichnet. Als markantes Zeichen industrieller Überprägung ist die Zuckerfabrik zu werten. Die Einbindung der Ortslagen in die Landschaft ist zum überwiegenden Teil positiv zu bewerten.

5.3 Landschaftsgliederung Auf der Basis der in den vorherigen Kapiteln dargestellten natürlichen Grundlagen lassen sich Raumeinheiten abgrenzen.

Eine erste Grobgliederung ergibt für die Gemeinde St. Michaelisdonn folgende Landschaftstypen: • Geest, • Talräume/Niederungen, • Übergangsbereich (Moor-/Donn-System), • Marsch.

Zusätzlich zu dieser recht groben naturräumlichen Gliederung erfolgt eine weitere Untergliederung der größeren Naturraumeinheiten, sofern diese nicht homogen ausgestattet sind.

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Als spezielle Gliederungskriterien dienen im wesentlichen: • Geologie/Geomorphologie, • Topographie/Relief, • Böden, • Wasserhaushalt, • biotische Naturraumausstattung, • Landnutzung.

Die so entstandenen Teilräume sind durch gleiche naturräumliche Standortbedingungen sowie gleiche bzw. sehr ähnliche aktuelle Landnutzung charakterisiert. Die Tabelle 23 gibt einen Über- blick über die flächenmäßige Ausdehnung der einzelnen Teilräume des Plangebietes.

Tab. 23: Flächengröße der Teilräume des Plangebietes

Ia Zentrales Siedlungsgebiet am Geestrand 102 ha Ib Zentrales Siedlungsgebiet auf den Donns 111 ha IIa Geestnahe Marsch 159 ha IIb Geestfernere Marsch 426 ha IIc Nördliche geestnahe Marsch 82 ha III Reliefierte Altmoränen der Geest 896 ha IV Geestrand mit holozänen Binnendünen 82 ha V Ausläufer der Windbergener Niederung 123 ha VIa Talräume bei Hopen 48 ha VIb Talraum am "Fischteich" 47 ha VII Niedermoor-/Donn-System 231 ha

Aufgrund der aktuellen Landnutzung erfolgte, wie in der Aufstellung dargestellt, eine Abgrenzung und Untergliederung des Teilraumes I (Zentrales Siedlungsgebiet), des Teilraumes II (Marsch) sowie des Teilraumes VI (Talräume). Im Teilraum I (Zentrales Siedlungsgebiet) überprägen die Siedlungsstrukturen Teilbereiche der naturräumlichen Einheiten der Geest und der Donns, weshalb zunächst eine Abgrenzung gegenüber diesen Landschaftsräumen erfolgte. Gleichwohl weisen die Siedlungsstrukturen (also die Land- nutzung) unterschiedliche naturräumliche Grundlagen auf, weshalb dieses Gebiet in zwei Teilbe- reiche untergliedert wurde.

Der Teilraum II (Marsch) bildet drei Teilgebiete, da hier die Landnutzungen relativ stark differieren. Während die Böden der geestferneren Marsch (Kleimarsch) den Ackerbau begünstigen, sind die geestnahen Marschen (Humusmarschen) aufgrund ackerbaulich ungünstiger Bodeneigen- schaften von Grünlandnutzung dominiert. Im nördlichen Bereich der Marschen wiederum domi- niert die Nutzung durch Entsorgungsflächen (Stapelteiche, Spülflächen) bzw. ehemalige Spül- flächen, weshalb auch hier eine Abgrenzung begründet ist.

Der Teilraum VI (Talräume) gehört genetisch und geologisch zusammen, wobei jedoch der Teil- raum VIb (Talraum am "Fischteich") so stark durch anthropogene Nutzung verändert wurde, daß er mit dem naturnahen Talraum bei Hopen heute keine Einheit mehr bildet. Demzufolge erfolgte die Untergliederung in zwei Teilräume.

Alle übrigen Teilräume bilden, sowohl von den naturräumlichen Gegebenheiten als auch von der Landnutzung her, in sich recht geschlossene Einheiten und werden daher als einzelne Teilräume betrachtet.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 85 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 5.3.1 Bewertung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes Die Bewertung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes erfolgt über die Bewertung der soge- nannten "Naturraumpotentiale".

Der Begriff "Naturraumpotential" bezeichnet die gegenwärtige Leistungsfähigkeit des Naturhaus- haltes, bezogen auf eine bestimmte Art der Nutzung, wobei der Bedarf der Allgemeinheit im Vordergrund steht.

So beschreibt das "landwirtschaftliche Ertragspotential" beispielsweise die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes in bezug auf die land- und forstwirtschaftliche Produktion. Das Potential eines Naturraumes ist keine festgelegte Größe. Es kann durch Veränderungen der Landschaft verbessert, beeinträchtigt oder im Extremfall sogar zerstört werden. Die nachhaltige Sicherung und Ver- besserung der Naturraumpotentiale ist daher die vordringlichste Aufgabe der Raumplanung.

Eine wesentliche Aufgabe der Landschaftsplanung im Rahmen dieser Bestandsaufnahme ist die flächenbezogene Bewertung dieser Naturraumpotentiale, sofern sie für Planungen relevant sind.

Zu diesen zählen: • das Biotoppotential, • das land- und forstwirtschaftliche Ertragspotential, • das Wasserdargebotspotential, • das Erholungspotential (Erlebnisqualität der Landschaft).

Das Biotoppotential beschreibt die "Eignung" der Landschaft als Lebensraum für wildlebende Tiere und Pflanzen, insbesondere für seltene und bedrohte Arten.

Das land- und forstwirtschaftliche Ertragspotential stellt die Leistungsfähigkeit des Naturhaus- haltes unter dem Gesichtspunkt der land- und forstwirtschaftlichen Produktion dar.

Das Wasserdargebotspotential umfaßt zum einen das Dargebot an Trinkwasser (Grundwasserneubildungsrate), zum anderen aber auch das Dargebot an Oberflächenwasser als Lebensgrundlage für die Tier- und Pflanzenwelt.

Das Erholungspotential beinhaltet die Eignung der Landschaft für die Erholung. Hierbei werden neben dem Landschaftsbild und dem spezifischen Landschaftscharakter auch die infrastrukturelle Erschließung für den Erholungsuchenden berücksichtigt.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 86 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 5.3.1.1 Beschreibung und Bewertung der Teilräume unter Berücksichtigung des Naturraum- potentials (vgl. Karte 6: Lebensraumtypen, Teilräume)

Teilraum Ia: Zentrales Siedlungsgebiet am Geestrand (vgl. Abb. 6)

Fläche: 102ha. Charakteristik: Siedlungsflächen; flachwelliges Relief, z.T. Hanglagen, Senken; relativ nährstoffarme, sandige Böden, geringe Wasserspeicherkapazität. Nutzungsschwerpunkt: Siedlung (Wohnen), Grünland, Verkehrsflächen.

Abb. 6: Teilraum Ia Zentrales Siedlungsgebiet am Geestrand

Verkehrsflächen 11%

Siedlung (Wohnen) Grünflächen/Gehöl 62% ze 7% Acker/-brache 4%

Grünland 14% Heiden, Brachen Steilhänge 1% 1%

Biotoppotential: relativ gering bis mäßig hoch. Höheres Biotoppotential besitzen der alte Dorfkern von Hopen, kleinflächige Trocken- und Feuchtstandorte, der Park von St. Michaelisdonn sowie Knicks. Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch (Grünland-, Forstböden). Begrenzende Faktoren sind: tiefer Grundwasserstand, Nährstoffarmut, Versauerung, geringe Wasserspeicherkapazität der Böden. Günstigere Bedingungen weisen Böden in Hanglage, tiefer- liegenden Bereichen und Böden mit höherem Lehmanteil auf.

Wasserdargebotspotential: gering bis mäßig hoch. Hohe Versickerungsraten und daher hohe Grundwasserneubildungsraten; mindernd wirkt der hohe Anteil versiegelter Flächen; Anteil an Oberflächengewässern gering.

Erholungspotential: gering bis hoch. Beinträchtigend wirken sich die geschlossenen Siedlungsflächen aus; Randbereiche an den Geesthängen bieten die Möglichkeit landschaftsbezogener Erholung sowie das visuelle Erleben angrenzender Niederungen ("Quubben", Niederung der Hoper Au); alter Dorfkern von Hopen ist durch gewachsene dörfliche Strukturen attraktiv.

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Teilraum Ib: Zentrales Siedlungsgebiet auf den Donns (vgl. Abb. 7)

Fläche: 111 ha.

Charakteristik: Siedlungsflächen; ebenes Relief in erhöhter Position zu umliegenden Bereichen, nährstoffarme, sandige Böden, geringe Wasserspeicherkapazität.

Nutzungsschwerpunkt: Siedlung (Wohnen, Gewerbe), Verkehrsflächen.

Abb. 7: Teilraum Ib Zentrales Siedlungsgebiet auf den "Donns"

Verkehrsflächen 22%

Grünflächen, Siedlung (Wohnen/ Gehölze 2% Gewerbe) 65% Acker 2%

Grünland 8%

Brachen 1%

Biotoppotential: gering bis mäßig hoch. Gering aufgrund stark eingeschränkter Lebensraumvielfalt im geschlossenen Siedlungsbereich; höher in den Randbereichen der Siedlung.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch (Grünlandböden). Begrenzende Faktoren sind: Nährstoffarmut, Versauerung, geringe Wasserspeicherkapazität der Böden. Positiv ist der relativ hohe Grundwasserstand.

Wasserdargebotspotential: gering bis mäßig hoch. Hohe Versickerungsraten und daher hohe Grundwasserneubildungsraten; mindernd auf das Wasserdargebotspotential wirkt sich der Anteil versiegelter Flächen aus (Gewerbe- u. Verkehrs- flächen); Anteil an Oberflächengewässern sehr gering.

Erholungspotential: gering bis mäßig hoch. Relativ gering durch hohes Verkehrsaufkommen und das Fehlen eines echten Ortskerns. Höheres Erholungspotential im Bereich der Kirche sowie am westlichen Siedlungsrand ("Hunnstieg"); am westlichen und südöstlichen Ortsrand wirkt sich das visuelle Erleben der weiten Marschen (im Westen) bzw. des Niederungsbereiches bei Hopen (z.B. von der Heisterbergsiedlung aus) positiv auf die Erholungsfunktion aus.

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Teilraum IIa: Geestnahe Marsch (vgl. Abb. 8)

Größe: 159 ha.

Charakteristik : Agrarlandschaft: Ebene, strukturarm; mäßig nährstoffreiche, humose Böden, hohe Grundwasser- stände.

Nutzungsschwerpunkt: Landwirtschaft mit Schwerpunkt Grünlandnutzung.

Abb. 8: Teilraum IIa Geestnahe Marsch

Intensiv-Grünland Gewässer 1% 62% Gehölze 1% Brachen 1% Siedlung 1%

Verkehrsflächen 4%

Acker/-brache 30%

Biotoppotential: gering. Aufgrund starker anthropogener Beeinflussung und intensiver Nutzung Mangel an naturnäheren, extensiv genutzten Lebensraumtypen und sekundären Ersatzstrukturen.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch (Grünlandböden). Begrenzende Faktoren sind: mäßige Bodenfruchtbarkeit, Versauerung, eingeschränkte Trittfestig- keit der Böden, hoch anstehendes Grundwasser, dadurch reduzierende Bedingungen (Sauerstoffmangel).

Wasserdargebotspotential: gering. Geringe Grundwasserneubildung; hohe Grundwasserzufuhr durch Abstrom von der Geest, aber Abfuhr des Oberflächenwassers über ausgebautes Vorflutersystem; hoher Anteil an Gräben.

Erholungspotential: relativ gering. Wenig abwechslungsreiches Landschaftsbild, jedoch Ausblick auf Ortslage (Kirche) und markan- ten Geestrand; eher negativ wirkt sich Ausblick auf die Zuckerfabrik aus. Geringe Verkehrsdichte, gute Erschließung, jedoch geradlinige Straßen und rechtwinklige Strukturen.

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Teilraum IIb: Geestfernere Marsch (vgl. Abb. 9)

Größe: 426 ha.

Charakteristik: Agrarlandschaft: eben, strukturarm; relativ nährstoffreiche Böden, mäßig hohe Grundwasserstände, hohe Wasserspeicherkapazität.

Nutzungsschwerpunkt: Landwirtschaft mit Schwerpunkt Ackerbau.

Abb. 9: Teilraum IIb Geestfernere Marsch

Gewässer 1% Grünland 40% Gehölze 1% Brachen 1%

Verkehrsflächen, Siedlung 4% Gewerbe, Kläranlage 1%

Acker/-brache 52%

Biotoppotential: gering. Aufgrund starker anthropogener Beeinflussung und intensiver Nutzung Mangel an naturnäheren, extensiv genutzten Lebensraumtypen und sekundären Ersatzstrukturen.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: hoch (Ackerböden). Hohe Bodenfruchtbarkeit, gutes Nährstoffbindungsvermögen; relativ günstiger (regelbarer) Wasserhaushalt; nutzungseinschränkend wirken hohe Niederschläge (schwere Bearbeitbarkeit).

Wasserdargebotspotential: gering. Geringe Grundwasserneubildung; rasche Abfuhr des Oberflächenwassers über ausgebautes Vor- flutersystem; geringe Grundwasserneubildungsrate; Salzwassereinfluß im Untergund; hoher Anteil an Gräben.

Erholungspotential: relativ gering. Wenig abwechslungsreiches Landschaftsbild, jedoch Ausblick auf Ortslage (Kirche) und markan- ten Geestrand im Süden; eher negativ wirkt sich Ausblick auf die Zuckerfabrik (im Norden) aus. Geringe Verkehrsdichte, jedoch mäßige Erschließung; geradlinige, rechtwinklige Strukturen.

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Teilraum IIc: Nördliche geestnahe Marsch (vgl. Abb. 10)

Größe: 82 ha.

Charakteristik: Strukturarme Landschaft: eben, geprägt von aktuellen und ehemaligen Entsorgungsflächen; hier- durch beeinträchtigtes Landschaftsbild; Geruchsentwicklung.

Nutzungsschwerpunkt: Entsorgungsflächen, Landwirtschaft (Grünland).

Abb. 10: Teilraum IIc Nördliche geestnahe Marsch Feuchtgrünland, -wiesen Gehölze Intensiv-Grünland 5% 1% 39% Gewässer 1%

Acker/-brache Brachen 6% 3%

Siedlung < 1%

Gewerbe- u. Verkehrsflächen Spülfelder, 6% Stapelteiche Lagerplätze 39% 1%

Biotoppotential: gering bis mäßig hoch. Strukturarm, geringe Lebensraumvielfalt und intensive Nutzung, eutrophe Standortverhältnisse; höher in nicht überprägten Bereichen bzw. auf Brachflächen.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch (Grünlandböden). Ehemalige Spülflächen sind zur Grünlandnutzung gut, übrige Bereiche mäßig gut geeignet. Begrenzende Faktoren der nicht überprägten Bereiche sind: mäßige Bodenfruchtbarkeit, Ver- sauerung, eingeschränkte Trittfestigkeit der Böden, hoch anstehendes Grundwasser, dadurch redu- zierende Bedingungen (Sauerstoffmangel), teilweise Niedermoor; Bereich zur Ackernutzung ungeeignet.

Wasserdargebotspotential: gering. Geringe Grundwasserneubildung; hohe Grundwasserzufuhr durch Abstrom von der Geest, aber rasche Abfuhr des Oberflächenwassers über ausgebautes Vorflutersystem; hohe Nährstoffeinträge über die Abwässer der Stapelteiche; hoher Anteil an Gräben.

Erholungspotential: sehr gering. Aufgrund der Entsorgungsflächen negative Erholungsfunktion; in Teilbereichen etwas günstiger.

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Teilraum III: Reliefierte Altmoränen der Geest (vgl. Abb. 11)

Fläche: 896 ha Charakteristik: Überwiegend Agrarlandschaft: hügelig, durch Knicknetz stukturiert, z.T. steile Hanglagen; meist nährstoffarme Böden; geringe bis mäßig hohe Wasserspeicherkapazität. Nutzungsschwerpunkt: Landwirtschaft (Schwerpunkt Ackerbau), Verkehrslandeplatz, Naturschutz, Erholung.

Abb. 11: Teilraum III Reliefierte Altmoränen der Geest Intensiv-Grünland 29% Brachen 1% Sonstiges Grünland 5% Trockenstandorte, Steilhänge 2% Siedlung (dörflich) 2% Verkehrsflächen Gewässer, 4% Feuchtstandorte < 1% Laub-, Mischwald 3%

Nadelwald/-forsten 4% Acker/-brache 50%

Biotoppotential: gering bis sehr hoch. Gering in Bereichen mit Intensiv-Landwirtschaft (Maisanbau), sehr hoch auf naturnahen Flächen (NSG); mäßig hoch in Teilbereichen mit gut entwickeltem Knicknetz und existierenden Kleinstruk- turen.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch (Acker-, Grün- landböden). Kleinräumig wechselnd in Abhängigkeit vom Boden- und Wasserhaushalt, vor allem von der Bodenart (höherer Lehmanteil führt zu besseren Standorteigenschaften) und dem Grundwasser- stand.

Wasserdargebotspotential: mäßig hoch bis hoch. In der Regel hohe Versickerungsraten und daher hohe Grundwasserneubildungsraten; Anteil an Oberflächengewässern auf grundwasserferneren Standorten gering; höherer Anteil in Senkenlagen oder bei Staunässe (Stillgewässer).

Erholungspotential: mäßig hoch bis sehr hoch. Durch Knicknetz und Kleinstrukturen recht abwechlsungsreiches Landschaftsbild, begünstigt durch kuppiges Relief; mindernd wirken sich monostrukturierte Äcker aus; große Anzahl an Wegen (Wandern, Radfahren), jedoch z.T. blind endend; sehr hohes Erholungspotential am Klev, vor allem bedingt durch exponierten Standort; Blick auf Moor-/Donn-System und Marsch; naturnaher Charakter.

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Teilraum IV: Geestrand mit holozänen Binnendünen (vgl. Abb. 12)

Fläche: 82 ha.

Charakteristik: Überwiegend Wald: ebene Lage am Geestrand mit markantem Steilhang und westwärts anschließende Übergangszone zur Marsch; nährstoffarme Böden; geringe Wasserspeicherkapazität.

Nutzungsschwerpunkt: Forstwirtschaft, Erholungsnutzung.

Abb. 12: Teilraum IV Geestrand mit holozänen Binnendünen

Nadelholz-Forsten 58%

Heiden 3%

Steilhänge 5%

Laub-/Mischwald, Brachen 1% Gehölze 12% Intensiv-Grünland Verkehrsflächen 10% 8% Siedlung (dörflich) 3%

Biotoppotential: gering bis hoch. Stark beeinträchtigt durch monostrukturierte Nadelholz-Forsten; mit hohem Entwicklungspotential durch Trockenstandorte und Steilhänge.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering (Forst-, Grünlandböden). Begrenzende Faktoren sind: tiefer Grundwasserstand, Nährstoffarmut, Versauerung, geringe Wasserspeicherkapzität der Böden, Anfälligkeit für Winderosion; günstiger im westlichen Über- gangsbereich zur Marsch, jedoch hier hoher Grundwasserstand.

Wasserdargebotspotential: hoch. Hohe Versickerungsraten und daher hohe Grundwasserneubildungsraten; keine Oberflächenge- wässer; im Übergangsbereich zur Marsch hoher Grundwasserzustrom durch Abstrom von der Geest, aber rasche Abfuhr des Oberflächenwassers über ausgebautes Vorflutersystem; hier hoher Anteil an Gräben.

Erholungspotential: mäßig hoch. Beeinträchigend auf die Lebensraumvielfalt wirken sich die monostrukturierten Nadelholzforsten aus; positiv für die Erholungsfunktion ist der markante Geesthang mit Ausblick auf die Marsch; negativ wirkt sich der Blick auf die nahe gelegenen Spülflächen aus.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 93 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Teilraum V: Ausläufer der Windbergener Niederung (vgl. Abb. 13)

Fläche: 123 ha.

Charakteristik: Agrarlandschaft: Senke mit Talraumcharakter; mäßig strukturiert; relativ nährstoffarme, sandige Böden, z.T moorig; geringe Wasserspeicherkapazität; hoher Grundwasserstand.

Nutzungsschwerpunkt: Landwirtschaft mit Schwerpunkt Grünlandnutzung.

Abb. 13: Teilraum V Ausläufer der Windbergener Niederung

Intensiv-Grünland 71%

Feucht-Grünland/ Brachen < 1%

Laubgehölze 2% Kleingewässer < 1% Verkehrsflächen 2%

Acker/-brache 25%

Biotoppotential: gering bis mäßig hoch. Gering in Bereichen mit Intensiv-Landwirtschaft (Maisanbau, Intensiv-Grünland); höher in natur- näheren Bereichen (Kleingewässer, Laubwald, Knicks).

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: mäßig hoch (Grünlandböden). Begrenzende Faktoren sind: Nährstoffarmut, geringe Wasserspeicherkapazität, hohe Grund- wasserstände.

Wasserdargebotspotential: mäßig hoch. Hohe Versickerungsfaktoren und damit hohe Grundwasserneubildungsrate im Bereich sandiger Böden; geringer Anteil an Oberflächengewässern.

Erholungspotential: mäßig hoch. Günstig, da sehr ruhige Lage und Talraumcharakter, jedoch z.T. schlechte Erreichbarkeit bzw. blind endende Wege; beeinträchtigend wirkt sich die Strukturarmut auf das Landschaftsbild aus.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 94 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Teilraum VIa: Talräume bei Hopen (vgl. Abb. 14)

Fläche: 48 ha.

Charakteristik: Agrarlandschaft: verzweigter Niederungsbereich mit ausgeprägtem Talraumcharakter; Niedermoor, hohe Grundwasserstände.

Nutzungsschwerpunkt: Landwirtschaft (Schwerpunkt Grünlandnutzung), Erholungsnutzung.

Abb. 14: Teilraum VIa Talräume bei Hopen

Feucht-Grünland 48% Magergrünland <1%

Feucht-Wiesen 5%

Grünlandbrachen 8%

Gehölze 2%

Verkehrsflächen, Siedlung 2% Acker 3%

Intensiv-Grünland 32%

Biotoppotential: mäßig hoch bis hoch. Hoch in Bereichen der Feuchtgrünländereien und mäßig intensiv genutzten Flächen; geringer in Bereichen mit Intensiv-Grünland; negativ wirkt sich die flächendeckende Entwässerung aus.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch (Grünlandböden). Begrenzende Faktoren sind: hoher Grundwasserstand, anmoorige bzw. moorige Böden mit einge- schränkter Trittfestigkeit und Sackungsempfindlichkeit, Nährstoffarmut; günstiger in höheren Lagen auf Mineralböden.

Wasserdargebotspotential: gering. Grundwasserneubildungsrate nur im Bereich mineralischer Böden von Bedeutung; relativ hoher Anteil an Oberflächengewässern (Kleingewässer, Gräben).

Erholungspotential: hoch Günstig, da ruhige Lage und reizvoller Talraum mit z.T. bewaldeten Hängen, jedoch kaum infra- strukturelle Erschließung.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 95 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Teilraum VIb: Talraum "Am Fischteich" (vgl. Abb. 15)

Fläche: 47 ha.

Charakteristik: Stark anthropogen veränderter Talraum, kleinräumig wechselnde Nutzung; wechselnde Standort- verhältnisse (Boden-/Wasserhaushalt); z.T. Hanglagen, Böschungen.

Nutzungsschwerpunkt: Mischnutzung (dominierend: Grünland/-brachen, Gewerbe- und Verkehrsflächen).

Abb. 15: Teilraum VIb Talraum "Am Fischteich" Trockenstandorte, Siedlung (Wohnen) Steilhänge 8% 4% Sportanlagen 8% Gewässer 3% Gewerbe- und Verkehrsflächen Wald, Gehölze 9% 14%

Grünlandbrachen 11% Abgrabungen, Aufschüttungen 4%

Brachen 5% Sonstiges Grünland 8%

Acker/-brache 2% Intensiv-Grünland 24%

Biotoppotential: gering bis mäßig hoch. Gering aufgrund stark eingeschränkter Lebensraumvielfalt bei Intensivnutzung (Gewerbe- /Verkehrsflächen); höher auf naturnäheren, kaum genutzten Flächen (Steilhänge, Feuchtgebiet "Quubben"), auf ehemaligen Abbauflächen (Trockenstandorte); positiv wirkt sich z.T. noch erhal- tener Tal-/Niederungscharakter aus.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering bis mäßig hoch. Infolge anthropogener Eingriffe stark wechselnde Standortverhältnisse/variierendes Produktionspo- tential; begrenzende Faktoren auf folgenden Standorten: nährstoffarme Böden bei ungünstigem Wasserhaushalt (zu trocken/naß), steile Hanglagen; günstigere Faktoren an folgenden Standorten: ebene Geländeposition und/oder nährstoffreichere Böden (z.B. Geschiebelehm), günstigere Wasserversorgung.

Wasserdargebotspotential: gering bis mäßig hoch.. Relativ hohe Grundwasserneubildungsrate bei sandigen Böden, geringer bei höherem Lehmanteil, auf Anmoor-/Niedermoor; relativ hoher Anteil an Oberflächengewässern.

Erholungspotential: sehr gering bis hoch. Durch kleinräumig wechselnde Nutzung sehr variierender Charakter; günstige Bedingungen im Bereich des "Fischteichs"/am Feuchtgebiet "Quubben"; ungünstige Bedingungen im Bereich von (ehemaligen) Abgrabungsflächen/im Gewerbegebiet; z.T. sehr reizvoll (z.B. Redder mit Hohl- wegcharakter "Am Fischteich").

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 96 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

Teilraum VII: Moor-/Donn-System (vgl. Abb. 16)

Fläche: 231 ha.

Charakteristik: Durch Nutzungsextensivierung/-aufgabe geprägte Agrarlandschaft: Niederungsbereich mit fossilen Nehrungen; kleinräumig wechselnde Standortverhältnissen (sandig/trocken bis moorig/naß); Charakter landschaftstypisch.

Nutzungsschwerpunkt: Landwirtschaft (Schwerpunkt Grünlandnutzung).

Abb. 16: Teilraum VII Moor- /Donn-System Feuchtgrünland, - wiesen 34% Magergrünland 10%

Laubgehölze 1%

Nadel-Forsten 3%

Gewässer, Acker-/brache <1% Feuchtbiotope 7%

Trockenstandorte 3% Grünlandbrachen 2% Brachen <1%

Siedlung 4%

Verkehrsflächen 4%

Intensiv-Grünland 32%

Biotoppotential: hoch bis sehr hoch. Hoch, da großflächige naturnahe Bereiche mit spezifischen Standortbedingungen; hohe Lebens- raumvielfalt auf relativ geringem Raum; einschränkend wirken Flächen mit intensiverer Nutzung (Nadelholz-Forsten; Intensiv-Grünland); negativ wirkt sich flächendeckende Entwässerung aus; hohes Entwicklungspotential.

Land- und forstwirtschaftliches Produktionspotential: gering (Grünlandböden). Begrenzende Faktoren sind vor allem: Nährstoffarmut; ungünstige Wasserverhältnisse (zu trocken/zu feucht), eingeschränkte Trittfestigkeit/Sackungsempfindlichkeit (moorige Standorte), geringe Wasserspeicherkapazität (sandige Böden).

Wasserdargebotspotential: mäßig hoch. Günstige Einzugsbedingungen, daher Ausbildung einer Süßwasserzone im Grundwasserbereich. In tiefliegenden Bereichen ausgeprägtes Feuchteregime (Feuchtstandorte; Gräben); in höherer Lagen auf sandigen Böden hingegen ausgesprochen trocken.

Erholungspotential: mäßig hoch. Ruhige Lage, (z.T. Beeinträchigung durch verkehrsreiche L138); naturnaher, kleinräumiger, abwechslungsreicher Charakter, Blick auf markanten Geestrand (Klev) wirken sich positiv auf Erholungsfunktion aus; negativ ist die z.T. unzureichende Geländeerschließung zu beurteilen.

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 97 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung 5.4 Konflikte (s. Karte 7: Konflikte/Historische Ortskerne)

Aus den landschaftsökologischen Gegebenheiten der verschiedenen Räume läßt sich nicht nur die Eignung, sondern auch die Empfindlichkeit dieser Räume gegenüber bestimmten Formen der Landnutzung ableiten. Stellt man dieser Empfindlichkeit die aktuelle und/oder die in Zukunft zu erwartende Nutzung gegenüber, so erhält man das Konfliktpotential eines Raumes.

Überall dort, wo ein genereller Konflikt zwischen der aktuellen Nutzung und der Empfindlichkeit besteht, liegt eine hohe Belastung des Naturhaushaltes vor. Der Landschaftsplan zeigt diese Belastungen auch dann auf, wenn keine planerische Lösung des Konfliktes möglich ist. Hier zeigt sich deutlich der Konflikt zwischen dem, was aus ökologischer Sicht notwendig wäre und dem, was innerhalb des Planungszeitraumes und durch den Planungsträger, die Kommune, verwirklicht werden kann.

Bei der Bewertung der Empfindlichkeit eines Raumes gegenüber einer bestimmten Art der Nutzung muß zwischen der absoluten und einer relativierenden Betrachtungsweise unterschieden werden. Gegenüber hochgradig belastenden Nutzungen, wie z.B. der Errichtung von Industriestandorten, ist im Prinzip jeder Naturraum empfindlich. Die Bewertung des Konfliktpotentials kann hier nur im Vergleich zu anderen Naturräumen erfolgen. Dies gilt, im gewissen Maße, auch für die intensive Landwirtschaft. Auch hier ist die Empfindlichkeit in Relation zu anderen Räumen zu sehen.

Der Landschaftsplan wird sich im planerischen Teil vor allem mit den punktuellen Konflikten auseinanderzusetzen haben.

5.4.1 Flächenhafte Konflikte (vgl. Karte 7: Konflikte/Historische Ortskerne)

Die Gemeinde St. Michaelisdonn weist eine deutliche Teilung hinsichtlich der Landnutzung auf. Der Großteil aller Landschaftsräume der Gemeinde St. Michaelisdonn wird landwirtschaftlich genutzt; die Ausnahme bilden hier der zentrale Siedlungsbereich, Gewerbe- und Entsorgungs- flächen, Teile des fossilen Kliffs, Forsten sowie der Verkehrslandeplatz "Hopen" an der südlichen Gemeindegrenze.

Die wesentlichen flächenhaften Konflikte im Gemeindegebiet werden hervorgerufen durch: • intensive landwirtschaftliche Nutzung, • Grundwasserspiegelsenkung (flächenhafte Entwässerung), • Siedlungsausdehnung bei Rückgang dörflicher Strukturen, • Zerschneidung von Landschaftsräumen durch Verkehrsflächen, • Kies-/ Sandabbau, • gewerbliche Nutzung sowie hieraus entstehenden Entsorgungsflächen und Abwässer sowie • Verinselung naturnaher Restflächen durch allgemein ansteigenden Nutzungsdruck auf die freie Landschaft (Biotopverinselung).

Intensive landwirtschaftliche Ackernutzung ist insbesondere auf sandigen Böden mit geringem Nährstoffbindungsvermögen, wie sie im Geestbereich des Plangebiets zu finden sind, als proble- matisch anzusehen, wobei vor allem der umfangreiche Maisanbau (mit ca.20% der im Gemeinde- gebiet angebauten Feldfrüchte) deswegen so umstritten ist, weil der hohe Intensitätsgrad und lange, vegetationsfreie Phasen zu Bodenerosion (durch Wind oder Wasser) und Nitratauswaschung führen können. Aufgrund des geringen Bindungsvermögens der Böden für Nährstoffe (wie Nitrate) stellt

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 98 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung der intensive Maisanbau ein hohes Gefährdungspotential für das Grundwasser dar. Für wenig oder schlecht abbaubare Pflanzenschutzmittel bzw. deren Abbaurückstände existiert die Problematik in ähnlicher Weise.

Auf der Geest sind weiterhin die Nadelholz-Forsten als problematisch anzusehen, da sie aufgrund ihres wenig strukturierten Aufbaus eine geringe Lebensraum- und Artenvielfalt aufweisen und überdies die nährstoffarme Streu zur zusätzlichen Versauerung der nährstoffarmen Böden bei- tragen.

Im Geestbereich beschränken sich infolge der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung die natur- nahen Lebensraumtypen auf wenige, häufig isoliert liegende Flächen und Kleinstrukturen (Kleingewässer, Feldgehölze, Trockenstandorte auf Hügelgräbern u.ä.). Flächengröße und Isola- tionsgrad von Habitaten (Lebensräumen) gelten jedoch als wesentliches Kriterium des ökolo- gischen Potentials eines Lebensraumes. So sind z.B. Heiden- und Trockenrasengesellschaften, die im 19. Jahrhundert große Teile der Geest im Plangebiet einnahmen, inzwischen räumlich zer- splittert und auf kleine Restbestände zurückgedrängt worden. Die isolierte Lage der Biotope begünstigt zusätzlich den Eintrag von Nähr- und Schadstoffen (aufgrund fehlender Pufferzonen) aus den umliegenden, intensiv genutzten Flächen, weshalb vor allem die Biotoptypen nährstoff- armer Standorte durch Eutrophierung (Überdüngung) in ihrer Artenzusammensetzung und Existenz extrem gefährdet sind (z.B. Trockenrasen, Heiden, Magergrünland feuchter und trockener Stand- orte). In diesem intensiv genutzten Bereich der Gemeinde kommt den verbliebenen Kleinstrukturen und dem recht gut entwickelten Knicknetz aufgrund der Defizite anderer naturnaher Elemente eine besondere ökologische Bedeutung zu. Die Schaffung von Pufferzonen um die bestehenden natur- nahen Flächen bzw. die Vernetzung mehrerer Flächen gleichartigen Charakters könnte weiterhin zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen.

In der ebenso überwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzten Marsch ist der Anteil an natur- nahen Lebensraumtypen noch geringer als auf der Geest, es handelt sich größtenteils um eine aus- geräumte Agrarlandschaft unter Acker- und Grünlandnutzung. Vereinzelte Brachflächen und Kleinbiotope (z.T. entstanden durch biotopgestaltende Maßnahmen) liegen als verinselte, natur- nähere Elemente in einer ansonsten strukturarmen Landschaft. In der Marsch kommt existierenden Baumreihen und Gehölzstrukturen sowie den Entwässerungsgräben und deren Saumbereichen eine besondere Bedeutung zu. Beeinträchtigenden Einfluß auf die verbliebenen Restflächen sowie die Oberflächengewässer haben neben den Einträgen aus der Landwirtschaft insbesondere die Nähr- stoffeinträge durch die Abwässer der Zuckerfabrik bzw. der Stapelteiche, die in geklärtem Zustand in das Vorflutersystem eingeleitet werden. Allgemein ist daher von einer Eutrophierung der Ober- flächengewässer auszugehen.

Zu einer Anhäufung ökologisch höherwertiger Lebensraumtypen, sowohl aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes als auch aus Sicht des allgemeinen Schutzes von Natur- und Landschaft, kommt es im Übergangsbereich zwischen Geest und Marsch. Die Lebensraumtypen in diesem Bereich sind auf unterschiedliche Standortbedingungen angewiesen. Es handelt sich um Trockenbiotope oder naturnahe Waldbiotope an den Hängen der Geest, um Biotope des Feuchtgrünlandes, der Feucht- und Naßwiesen und verschiedene Kleinstrukturen (z.B. Kleingewässer) in den Talzügen des Hoper Raumes und am Feuchtgebiet "Quubben". Gleichwohl konzentrieren sich in dieser Übergangszone von der Geest zur Marsch auch die flächenintensiven Nutzungstypen wie Kiesabbau, Siedlung, Verkehr etc., wodurch die naturnäheren Elemente zunehmend zurückgedrängt werden, wie dies z.B. an der Veränderung des Siedlungsgrundrisses sowie der Gestaltung der Siedlungsflächen zu erkennen ist. Das größte zusammenhängende Areal verschiedener hochwertiger Biotoptypen im Plangebiet liegt im Bereich des Moor-/Donn-Systems , zwischen L138 und dem Klev, wobei es sich überwiegend um Biotoptypen feuchter Standorte (z.B. Röhricht, Großseggenried, Feuchtwiesen) handelt. Die

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feuchten Standorte und die hier existierenden Lebensräume reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen des Wasserhaushaltes und sind daher durch Entwässerung in ihrer Existenz gefähr- det. Hinzu kommen Standortveränderungen durch Nährstoffeinträge (s.o.), Nutzungsumwandlung oder -aufgabe, die z.B. zur Verbrachung der Flächen führt. Trotz der bestehenden Konfliktpoten- tiale weist dieses Areal jedoch insgesamt einen sehr naturnahen Charakter auf und ist im Zusam- menhang mit dem ostwärts anschließenden Klevhang als aus Naturschutzsicht hochwertiges und zugleich für die Region erdgeschichtlich bedeutsames Gebiet von hohem Naturerlebniswert anzu- sprechen.

5.4.2 Konfliktpotentiale in den Teilräumen des Plangebietes

Teilraum Ia: Zentrales Siedlungsgebiet am Geestrand

Realnutzung: Siedlung, Landwirtschaft (Grünlandnutzung).

Empfindlichkeit gegenüber: - baulicher Nutzung: gering bis hoch (hoch am Geesthang).

Potentielle Konflikte: - Verlust verbliebener unverbauter Landschaftsteile, - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch schlecht eingebundene Bebauung, insbesondere am Geestrand, - Verlust/Überprägung verbliebener dörflicher Strukturen und, damit verbunden, Rückgang der Lebensraumvielfalt durch städtische Siedlungsmuster, - Beseitigung/Beeinträchtigung vorhandener Trocken-/Feuchtstandorte sowie verbliebener Knicks im Rahmen der Siedlungsentwicklung, - erhöhter Oberflächenabfluß durch steigenden Versiegelungsgrad, dadurch Rückgang der Grundwasserneubildungsrate.

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: mäßig hoch bis hoch (Grundwassergefährdung).

Potentielle Konflikte: - Nährstoffeinträge in benachbarte Lebensräume sowie in das Grundwasser.

Teilraum Ib: Zentrales Siedlungsgebiet auf den Donns

Realnutzung: Siedlung (Wohnen, Gewerbe, Verkehrsflächen).

Empfindlichkeit gegenüber: - baulicher Nutzung: gering bis mäßig hoch.

Potentielle Konflikte: - Verlust verbliebener unverbauter Freiflächen im Siedlungsbereich durch Bebauungsver- dichtung, - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch schlecht eingebundene Bebauung, insbesondere am Siedlungsrand, Zersiedelung, - Verlust/Überprägung verbliebener dörflicher Strukturen und, damit verbunden, Rückgang der

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Lebensraumvielfalt durch städtische Siedlungsmuster, - erhöhter Oberflächenabfluß durch steigenden Versiegelungsgrad, dadurch Rückgang der Grundwasserneubildungsrate, - irreversibler Verlust lokal seltener Böden der fossilen Strandwälle, - Nähr- und Schadstoffeinträge in das Grundwasser und in benachbarte Lebensräume durch emittierende Gewerbebetriebe, - Zerschneidung der Ortslage durch Verkehrsflächen.

Teilraum IIa: Geestnahe Marsch

Realnutzung: Landwirtschaft (Grünlandnutzung)

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: mäßig hoch, - Absenkung des Grundwasserspiegels: mäßig hoch.

Potentielle Konflikte: - Beeinträchtigung der Stabilität des Agrarökosystems durch Verlust an stabilisierend wirkenden naturnahen Elementen, - bei intensiver Nutzung Belastung der Oberflächengewässer durch Nährstoffeinträge, - Zersetzung der Humusmarschen, Bodensackung als Folge der Entwässerung.

Empfindlichkeit gegenüber: - baulicher Nutzung: hoch.

Potentielle Konflikte: - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch nicht eingepaßte, schlecht eingebundene Bebau- ung, Zersiedelung, - Verarmung der Landschaft, insbesondere im Übergangsbereich zu geschlossenen Siedlungsbe- reichen (an den Ortsrändern), durch Nutzungsintensivierung oder -umwandlung.

Teilraum IIb: Geestfernere Marsch

Realnutzung: Landwirtschaft (Ackerbau).

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: relativ gering, - Absenkung des Grundwasserspiegels: relativ gering,

Potentielle Konflikte: - bei intensiver Nutzung Belastung der Oberflächengewässer durch Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln, - Beeinträchtigung der Stabilität des Agrarökosystems durch Verlust an stabilisierend wirkenden naturnahen Elementen.

Empfindlichkeit gegenüber: - baulicher Nutzung: relativ hoch.

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Potentielle Konflikte: - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch nicht eingepaßte, schlecht eingebundene Bebau- ung, Zersiedelung.

Teil IIc: Nördliche geestnahe Marsch

Realnutzung: Entsorgungsflächen, Landwirtschaft (Grünlandnutzung).

Empfindlichkeit gegenüber: - Nutzung als Entsorgungsflächen: mäßig hoch, - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: mäßig hoch bis hoch, - Absenkung des Grundwasserspiegels: mäßig hoch bis hoch, - baulicher Nutzung: mäßig hoch bis hoch.

Potentielle Konflikte: - Nähr- und Schadstoffeinträge in benachbarte Lebensräume durch emittierende Entsorgungsein- richtungen, - irreversibler Verlust empfindlicher Böden (Niedermoor, Humusmarschen) durch Aufspülung und durch Zersetzung infolge der Entwässerung, Bodensackung, - Beeinträchtigung der Stabilität der benachbarten Agrarökosysteme angrenzender Räume durch Verlust an stabilisierend wirkenden, naturnahen Elementen, - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch bauliche Einrichtungen bzw. flächendeckende Spülflächen, Zersiedelung.

Teilraum III: Reliefierte Altmoränen der Geest

Realnutzung: Landwirtschaft (Acker-, Grünlandnutzung), Forstwirtschaft (Nadelholz-Forsten), Verkehrslande- platz, Naturschutz, Erholungsnutzung, Siedlung.

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: relativ gering bis hoch (Grundwassergefährdung), - Absenkung des Grundwasserspiegels: mäßig hoch (auf grundwasserbeeinflußten Standorten)

Potentielle Konflikte: - bei intensiver mineralischer und organischer (Gülle) Düngung Nährstoffeinträge in benachbarte Lebensräume sowie in das Grundwasser, - bei intensiver Pflanzenbehandlung Einträge von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere in aquati- sche Ökosysteme, - Verlust an feuchten Standorten für Flora und Fauna.

Empfindlichkeit gegenüber: - forstwirtschaftlicher Nutzung: mäßig hoch,

Potentielle Konflikte: - Versauerung durch nährstoffarme Nadelforst-Bestände (nicht standortgerechte Nutzung).

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Empfindlichkeit gegenüber: - baulicher Nutzung: relativ gering bis hoch (hoch in Hanglagen und am Geestrand).

Potentielle Konflikte: - bauliche Erweiterung der Ortslagen, insbesondere von St. Michaelisdonn-Hopen, dadurch: - Verlust unverbauter Landschaftsteile im Geestbereich, - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch nicht eingepaßte, schlecht eingebundene Bebau- ung, insbesondere in Hanglagen und am Geestrand, - Verlust/Überprägung dörflicher Strukturen durch Siedlungsausbau, damit verbunden Rückgang der Lebensraumvielfalt durch städtische Siedlungsmuster, - Beeinträchtigung der vorhandenen Trocken- und Feuchtstandorte/des Knicknetzes durch Sied- lungsausdehung und sonstige Bebauung.

Empfindlichkeit gegenüber: - Erholungsnutzung: gering bis mäßig hoch

Potentielle Konflikte: - Gefährdung seltener Biotoptoptypen (vor allem am Geesthang) durch Nutzungsintensivierung (Trampelpfade, Störungen etc.) oder Nutzungsumwandlung (z.B. durch Bebauung).

Teilraum IV: Geestrand mit holozänen Binnendünen

Realnutzung: Forstwirtschaft (Nadelholz), Erholungsnutzung.

Empfindlichkeit gegenüber: - forstwirtschaftlicher Nutzung: mäßig hoch, - Erholungsnutzung: gering bis mäßig hoch, - baulicher Nutzung: mäßig hoch.

Potentielle Konflikte: - Versauerung durch nährstoffarme Nadelforst-Bestände (nicht standortgerechte Nutzung), - Beeinträchtigung naturnaher Elemente (z.B. des Geesthangs) durch Erholungsnutzung, - Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch nicht eingepaßte, schlecht eingebundene Bebau- ung.

Teilraum V: Ausläufer der Windbergener Niederung

Realnutzung: Landwirtschaft (Grünland).

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: mäßig hoch bis hoch, - Absenkung des Grundwasserspiegels: hoch, - baulicher Nutzung: hoch.

Potentielle Konflikte: - Zersetzung des Niedermoors/Anmoors, Bodensackung als Folge der Absenkung des Grund- wasserspiegels; irreversibler Verlust organischer Böden, - Umbruch von Grünland mit Neuansaat oder Ackernutzung,

Planungsgruppe Landschaft und Natur GmbH, Nortorf 103 Landschaftsplan St. Michaelisdonn Erläuterungsbericht zur Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung

- Verlust von Kleinstrukturen mit Rückzugsfunktion, - Beeinträchtigung des Grundwassers und der Oberflächengewässer durch Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge aus benachbarten (höher gelegenen) Lebensräumen.

Teilraum VIa: Talräume bei Hopen

Realnutzung: Landwirtschaft (Grünland), Erholungsnutzung.

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: hoch, - Absenkung des Grundwassers: hoch.

Potentielle Konflikte: - Zersetzung des Niedermoors/Anmoors, Bodensackung als Folge der Absenkung des Grund- wasserspiegels; irreversibler Verlust organischer Böden, - Beeinträchtigung des Grundwassers und der Oberflächengewässer durch Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge aus benachbarten (höher gelegenen) Lebensräumen, - Umbruch von Grünland mit Neuansaat oder Ackernutzung.

Empfindlichkeit gegenüber: - Erholungsnutzung: gering (bei zukünftig gleichbleibender Intensität), - baulicher Nutzung: hoch.

Potentielle Konflikte: - Beeinträchigung des Landschaftsbildes durch nicht eingepaßte, schlecht eingebundene Bebau- ung, - Beeinträchigung des naturnahen Talcharakters durch Überbauung der Talzüge, insbesondere in Hanglage (Rückgang der bewaldeten Talhänge) und auf Niedermoor-/Anmoorstandorten, - Verlust von Lebensräumen mit Rückzugsfunktion, insbesondere von Trocken- und Feucht- standorten.

Teilraum VIb: Talraum "Am Fischteich"

Realnutzung: Mischnutzung (Landwirtschaft, Gewerbe, Abbau, Wohnnutzung, Erholungsnutzung, Verkehrs- flächen u.a.)

Empfindlichkeit gegenüber: - industrieller/gewerbliche Nutzung absolut betrachtet hoch; relativ betrachtet (d.h. im Vergl. zu anderen Landschaftsräumen) relativ gering bis hoch, - baulicher Nutzung: gering bis hoch. Potentielle Konflikte: - Irreversibler Eingriff in Relief und Böden des Geestrands durch Abbau, dadurch Verlust eines regional bedeutenden Zeugnisses der Erdgeschichte, - Beeinträchigung des Landschaftsbildes durch Abbau und nicht eingepaßte, schlecht einge- bundene (gewerbliche) Bebauung, Zersiedelung, - Überprägung/Beeinträchtigung naturnaher Landschaftstrukturen durch Ausdehnung der gewerblichen und sonstiger baulicher Nutzung (insbesondere des Talzuges),

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- Verlust von Rückzugsräumen für Flora und Fauna durch Intensivierung der Nutzung bzw. Nutzungsumwandlungen (z.B. Trockenstandorte der ehemaligen Kiesabbauflächen).

Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: hoch.

Potentielle Konflikte: - Beeinträchtigung des Grundwassers und der Oberflächengewässer durch Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge aus benachbarten (höher gelegenen) Lebensräumen anderer Teil- räume.

Empfindlichkeit gegenüber: - Erholungsnutzung: gering (bei zukünftig gleichbleibender Intensität).

Strukturraum VII: Moor-/Donn-System

Realnutzung: Landwirtschaft (Grünland), Erholungsnutzung. Empfindlichkeit gegenüber: - landwirtschaftlicher Intensivnutzung: sehr hoch, - Absenkung des Grundwassers: sehr hoch. Potentielle Konflikte: - Zersetzung des Niedermoors/der Moormarschen, Bodensackung als Folge der Absenkung des Grundwasserspiegels; irreversibler Verlust organischer Böden, - bei intensiver Nutzung Beeinträchtigung des Grundwassers und der Oberflächengewässer durch Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge aus benachbarten (höher gelegenen) Lebens- räumen, - Umbruch von Grünland mit Neuansaat oder Ackernutzung, - Verlust von Lebensräumen von Wiesenbrütern durch großflächige Verbrachung, - Verlust von Lebens- und Rückzugsräumen für Flora und Fauna durch intensive Nutzung des Feuchtgrünlands und Absenkung des Grundwassers.

Empfindlichkeit gegenüber: - baulicher Nutzung: sehr hoch, - Erholungsnutzung: mäßig hoch. Potentielle Konflikte: - zur Bebauung ungeeignete Böden (Niedermoor-Standorte), - irreversible Eingriffe in Relief und Böden der fossilen Strandwälle, dadurch Verlust regional bedeutender Zeugnisse der Erdgeschichte, - Beeinträchigung des Landschaftscharakters durch Nutzungsintensivierung oder -umwandlung (Bebauung, Erholungsnutzung), - Eingriff in den Landschaftscharakter durch nicht eingepaßte, schlecht eingebundene Bebauung.

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5.4.3 Punktuelle Konflikte (vgl. Karte 7: Konflikte/Historische Ortskerne)

Die punktuellen Konflikte im Plangebiet sind in der Konfliktkarte (Karte 7) mit Hilfe von Einzel- signaturen dargestellt. Sie betreffen u.a. die besonders gefährdeten Biotope und besonders schützenswerte Strukturen im Gemeindegebiet von St. Michaelisdonn, die in der Karte mit Signatur und entsprechender Numerierung versehen sind.

• Im Strukturaum Ia (Ortsteil Hopen) befindet sich im Kernbereich eine siedlungsfreie Fläche, auf der sich in Teilbereichen aus Naturschutzsicht hochwertige Sukzessionsflächen (Hochstaudenfluren) (vgl. Konfliktkarte Nr. 1) entwickelt haben. Diese Biotope, die sich auf anmoorigen Böden in Senkenlage befinden, sind durch die Aussagen des Flächennutzungsplans gefährdet (Anlage eines Spielplatzes und einer Parkanlage). Es sollte nach einem weniger kon- fliktträchtigen Ersatzstandort gesucht werden. In diesem Bereich befinden sich weiterhin nicht standortgerechte Anpflanzungen (Nadelhölzer). Des weiteren ist dieser Siedlungsbereich von einem hohen Anteil versiegelter Flächen (Straßen, Wege, Parkplätze, Schulhöfe etc.) gekenn- zeichnet, eine Entwicklung, die sich auf den Boden- und Wasserhaushalt sowie auf die Arten- und Lebensraumvielfalt ungünstig auswirkt.

• Der Strukturraum Ib (St. Michaelisdonn) ist vor allem im Kernbereich von Bebauungsver- dichtung und ebenfalls steigendem Versiegelungsgrad geprägt.

• Im Strukturraum IIa (Geestnahe Marsch) besteht ein potentieller Konflikt (im Übergangsbereich zu Strukturaum Ib) aufgrund einer möglichen weiteren Siedlungsausdehnung westwärts, wo- durch der Erhalt strukturreicherer Übergangszonen zur freien Landschaft in Frage gestellt ist. Dies gilt insbesondere für den Bereich westlich der Gewerbeflächen nahe der Feuerwehr (Supermarkt "Wandmaker" etc.) sowie für den sehr reizvollen Siedlungsrandbereich nördlich des Helser Geestwegs ("Hunnstieg") (vgl. Konfliktkarte Nr. 2 und Nr. 3).

• Im Strukturraum IIb (Geestferne Marsch) befinden sich einige schützenswerte Biotope, die sich jedoch verinselt in intensiv genutzten Agrarräumen befinden (vgl. Konfliktkarte Nr.4undNr.5). Es handelt sich um Brach- und Sukzessionsflächen, die aus der Sicht des Naturschutzes, insbe- sondere in sonst intensiv genutzten Bereichen, erhaltenswert sind. Die Biotope sind jedoch zu klein und unzureichend miteinander vernetzt, um eine höhere Lebensraumfunktion aufweisen zu können. In diesem Strukturraum sind ferner nicht standortgerechte Gehölze (Baumreihen aus Hybridpappeln, Nadelgehölze) aufzufinden. Erstere stellen allerdings aufgrund ihrer weiten Verbreitung eine Besonderheit im Landschaftsbild dar.

• Im Strukturraum IIc (Nördliche geestnahe Marsch) befinden sich zwei Mähwiesen feuchter Standorte (vgl. Konfliktkarte Nr. 6), die als isolierte Flächen in einem intensiv genutzten Bereich liegen, in dem es zu tiefgreifenden Veränderungen des Boden- und Wasserhaushalts durch Aufspülungen und Aufschüttungen kam. Im nördlichen Anschluß an das Gelände der Zuckerfabrik ist weiterhin eine gehölzreiche Brache zu finden (vgl. Konfliktkarte Nr. 7), die angesichts von Nutzungsumwandlungen in diesem Teil des Plangebietes in ihrem Bestand gefährdet erscheint.

• Der nördliche Bereich des Strukturraums III (Reliefierte Altmoränen) ist durch intensive Landwirtschaft relativ stark an naturnäheren Elementen verarmt, so daß hier dem Erhalt der Knicks und Kleingewässer besondere Bedeutung zukommt. In diesem Zusammenhang ist das Gehölzbiotop mit Kleingewässern (vgl. Konfliktkarte Nr. 7) als isolierte Fläche zu bewerten, die zudem durch Nährstoffeinträge durch angrenzende Ackernutzung in ihrer Artenzusammen-

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setzung bedroht ist. Zusätzliche Anpflanzungen jüngerer Zeit weisen überdies nicht standortgerechte Nadelhölzer auf. Im südlichen Bereich des Strukturraums III sind in zwei Senken Reste von naturnahen Feucht- flächen vorhanden, die in ihrer Existenz bedroht und unzureichend miteinander verknüpft sind bzw. als kleine isolierte Flächen in landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen. Die nördliche Senke (vgl. Konfliktkarte Nr. 8) weist brachliegende Feuchtgrünlandgesellschaften magerer Standorte auf, die durch Nährstoffeinträge in ihrer Artenzusammensetzung gefährdet sind. Gleiches gilt für die vorhandenen Kleingewässer. Der Gehölzbestand am nördlichen Kleinge- wässer ist außerdem stark durchweidet. Bei der südlicheren Fläche handelt es sich ebenfalls um einen mageren Standort, der durch Nährstoffeinträge (angrenzender Ackerbau) in seiner Arten- zusammensetzung gefährdet ist (vgl. Konfliktkarte Nr. 9). Neben Feuchtwiesen- und Feucht- grünlandgesellschaften sind hier auch hochgradig gefährdete Trockenrasengesellschaften auf- zufinden. Die isolierte Lage dieser Fläche gefährdet diesen Standort. Im Südosten des Strukturraums III , ein Raum, der Ende letzten Jahrhunderts flächendeckend von Heiden eingenommen wurde, sind kleinflächige Restbestände trockener Sandheiden und Feuchtheiden vorhanden, die verinselt in ackerbaulich genutzten Flächen liegen und schon auf- grund ihrer geringen Ansprüche an das Bodensubstrat (Nährstoffarmut) in ihrem Bestand be- droht sind (vgl. KonfliktkarteNr.10). Im wenig beanspruchten Randbereich des Verkehrslandeplatzes sind etwas größere Flächen mit trockener Sandheide sowie Eichen-Birkenwald-Restbestände (vgl. Konfliktkarte Nr. 11) aufzu- finden. Letztere stellen die potentielle natürliche Vegetation nährstoffarmer sandiger Standorte dar. Insbesondere Nährstoffarmut ist jedoch heute, angesichts umfangreicher Düngemaß- nahmen, ein sehr seltener Standortfaktor geworden. Die genannten Flächen sind aufgrund ihrer Lage weniger durch Nährstoffeinträge, denn durch potentielle Nutzungsumwandlung bzw. - intensivierung bedroht. In einer Senke östlich des Verkehrslandeplatzes befindet sich eine Fläche mit Vegetations- beständen der Großseggenwiese und des Röhrichts sowie kleine Feuchtgehölze. Angrenzend liegen eine ältere Sukzessionsfläche sowie junge Ackerbrachen (vgl. Konfliktkarte Nr. 12). Diese Feuchtfläche ist aufgrund ihrer Senkenlage sowie potentiellen Nährstoffeintrags durch intensive Beackerung der angrenzenden Flächen in ihrer Existenz bedroht. Dies gilt vor allem für die sehr selten gewordenen Arten der Großseggenwiese.

• Im überwiegend von nicht standortgerechten Fichten bestandenen Strukturraum IV (am Barlter Klev) sind durch Erholungsnutzung vor allem die Bestände der trockenen Sandheide (durch Vertritt, Reitspuren) in ihrem Erhalt bedroht (vgl. Konfliktkarte Nr. 13). In diesem LSG ist der Konflikt zwischen Schutz- und Nutzinteressen offensichtlich, da der offizielle Wanderweg vom Parkplatz aus am Geesthang entlang südwärts führt. Das Problem ergibt sich hier insbesondere durch die leichten Böden. Ist die Vegetation zertreten, wird der Boden leicht durch Wasser- oder Winderosion fortgetragen; zurück bleiben offene Sandflächen, die nur sehr schwer erneut von Pflanzen besiedelt werden, zumal dann, wenn sie immer wieder betreten werden. Besonders augenfällig ist dieser Konflikt westlich des Parkplatzes am Geesthang, wo an verschiedenen Stellen Erosionsrinnen aufzufinden sind. Der Versuch, diese durch das Errichten von Faschinen zu verhindern, ist bislang relativ erfolglos geblieben. Die Anpflanzung der "Kliffkanten" mit der nichtheimischen Art Rosa rugosa (Kartoffelrose) ist aufgrund ihrer Neigung, ausgedehnte Monokulturen zu bilden und sich sehr stark auszubreiten sowie andere (heimische) Arten zu verdrängen, ein ungeeignetes Mittel zur Erosionsbekämpfung (in ähnlicher Weise bestehen Konfliktpotentiale im Bereich des Naturschutzgebietes "Kleve", die jedoch im Rahmen des Landschaftsplanes nicht erörtert werden). Im nördlich anschließenden bewaldeten Bereich ist ebenfalls teilweise ein starker Nutzungs- druck am attraktiven Geesthang durch Erholungsuchende festzustellen. Auch hier führt dieser zu

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Vegetationsschäden mit entsprechenden Folgeerscheinungen (s.o.). Die nicht standortgerechte Nutzung des Areals mit überwiegend Fichtenmonokulturen fördert die Versauerung der Böden sowie - aufgrund der flachen Wurzeln und der westwärts exponierten Lage - Windwurf bei hohen Windgeschwindigkeiten.

• Im Strukturraum V (Ausläufer der Windbergener Niederung) existiert an einem Kleingewässer ein Grünland-Restbestand mit Feuchtgrünlandarten (vgl. Konfliktkarte Nr. 14). Bei den übrigen Grünländereien in dieser Niederung handelt es sich um Intensivgrünland. Angesichts der Tat- sache, daß in diesem Bereich Niedermoor und Anmoor aufzufinden ist, jedoch seit langem Ent- wässerung standfindet und dadurch Arten dieser Standorte allmählich aus diesem Bereich ver- schwanden, erscheint diese kleine Fläche in ihrer Existenz sehr bedroht. Auffällig in diesem Bereich des Plangebietes ist weiterhin, daß zahlreiche Kleingewässer bis zum Rand intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Unter Grünlandnutzung kommt es hierbei häufig zur starken Beeinträchtigung des Randbereiches der Gewässer durch Beweidung. Bei unmittelbar angrenzender intensiver Ackernutzung führt dieses zur Eutrophierung und zu Schadstoffein- trägen in die Gewässer durch Verdriftung und Abfluß von Düngemitteln und/oder Pflanzen- schutzmitteln.

• Im Strukturraum VIa (Talräume bei Hopen) sind zahlreiche naturnahe schützenswerte Flächen aufzufinden. In ihrer Existenz besonders bedroht ist zum einen eine Feuchtgrünlandbrache süd- lich der Klaus-Groth-Straße (vgl. Konfliktkarte Nr. 15) aufgrund ihres Isolationsgrades und des steigenden Nutzungsdrucks durch die sich ausdehnende Siedlung. In diesem Talzug mit Niedermoor und Anmoor wurde in jüngster Zeit ein Neubau errichtet. Südlich der Friedrich- Hebbel-Straße (am Fuße des Geesthangs) befindet sich eine weitere kleine Fläche mit Arten der Großseggenwiese und Anzeigern für quellige Bereiche. Im Nahbereich dieser Fläche liegen weitere Großseggenwiesen (vgl. Konfliktkarte Nr. 16). Der Bestandserhalt ist u.a. abhängig von der Größe und dem Vernetzungsgrad dieser Flächen sowie von der Nutzungsintensität. Wird die Nutzung intensiviert oder aufgegeben, verschiebt sich die Artenzusammensetzung. Insofern erscheinen diese Areale hochgradig bedroht. Des weiteren befindet sich am westlichen Geestfuß eine artenreiche Sumpfdotterblumenwiese (vgl. Konfliktkarte Nr. 17), deren Artenzusammen- setzung ebenfalls durch z.B. Nährstoffeinträge von der Geest sowie Nutzungsintensivierung oder Verbrachung gefährdet ist.

• Im Strukturaum VIb (Talraum "Am Fischteich") sind die Steilhänge, die überwiegend mit Trockenrasengesellschaften oder Gehölzen bestanden sind, teilweise in ihrem Erhalt gefährdet (vgl. Konfliktkarte Nr. 18). Der Erhalt dieser Flächen steht im Gegensatz zur Errichtung der im Flächennutzungsplan in diesem Bereich ausgewiesenen Gewerbeflächen. Einige Sukzessions- flächen an der Zuckerstraße sind im Zuge jüngster Baumaßnahmen bereits im Flächenausmaß reduziert worden. Wünschenswert wäre der Erhalt der Böschungen und Steilhänge bei der Um- setzung der Inhalte des Flächennutzungsplans.

• Der Strukturraum VII (Moor-/Donn-System) weist viele schützenswerte Flächen auf, die dem gesamten Raum einen sehr naturnahen Charakter und besondere Bedeutung für den Natur- und Artenschutz verleihen. Besonders schützenswert sind die Biotoptypen der extrem feuchten bzw. extrem nassen nährstoffarmen Standorte. Zu ersteren zählen die Flächen auf den Donns. Insbe- sondere der Borstgrasrasen ist aufgrund seiner Seltenheit besonders wertvoll und erhaltenswert (vgl. Konfliktkarte Nr. 20). Dies gilt ebenso für die Trockenrasengesellschaften, die die höheren Standorte der Donns einnehmen (vgl. Konfliktkarte Nr. 21), für die am Rande der Gemeinde- grenze gelegenen Areale mit Arten der Trocken- und Feuchtheiden sowie der Großseggen- wiesen (vgl. Konfliktkarte Nr. 19) und einen kleinen Erlenbruchwaldbestand. Für den letzteren Bereich ist der kleinräumige Wechsel trockener und nasser Standorte besonders charakter- istisch, so daß hier zusätzlich dem Erhalt der Böden besondere Bedeutung zukommt. Zudem

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sind die Böden der Donns Zeugnisse der regionalen Entwicklungsgeschichte dieses Raumes. So sind hier unter rezenten (augenblicklichen) Böden auch fossile (ehemalige) Böden zu finden, die unter anderen Bedingungen entstanden und nachfolgend überdünt wurden. Die Böden der Donns sind daher besonders erhaltenswert. Die potentielle Gefährdung dieser Areale durch Nutzungsintensivierung (z.B. intensivere Beweidung) oder -änderung (z.B. Bebauung, Auf- forstung, Ausweisung von Erholungsflächen) steht im Gegensatz zum Erhalt dieser Standorte. Nutzungsänderung bzw. intensivierte Entwässerung würde ebenfalls zu einer Beeinträchtigung der Flächen des ehemaligen "Donner Sees" führen (vgl. Konfliktkarte Nr. 22), auf denen sich ein relativ großes Röhricht bzw. Großseggenried entwickelt hat, das von großer Bedeutung für die Lebensraumvielfalt, mithin für den Arten- und Biotopschutz, ist. Ostwärts der Donnlinie (Bahnlinie nach Brunsbüttel), sind ebenfalls verschiedene Biotope feuchter Niedermoor-Standorte zu finden. Hiervon sind die Sumpfdotterblumenwiesen (vgl. Konfliktkarte Nr. 23), die Großseegenwiesen (vgl. Konfliktkarte Nr. 24), die Weidengebüsche (vgl. Konfliktkarte Nr. 25) sowie die Kleinseggenwiese am Fuße des Naturschutzgebietes "Kleve" (vgl. Konfliktkarte Nr. 26) besonders schützenswert. Diese Biotoptypen sind insbe- sondere durch Entwässerungsmaßnahmen und potentielle Nutzungsänderung in ihrem Bestand bedroht.

Weitere punktuelle Konflikte im Plangebiet sind u.a folgende: • punktuelle Emissionen wie erhöhte Nähr- und Schadstoffeinträge (Zuckerfabrik, Meierei), • nicht standortgerechte Nutzung (z.B. Anpflanzungen mit Nadelgehölzen, Rosa rugosa , Acker- nutzung in Hanglagen), • potentieller Verlust regional bedeutsamer Böden oder organischer Böden (durch Bebauung oder Aufspülungen/Aufschüttungen), • Zersiedelung der freien Landschaft, insbesondere durch Gewerbeflächen und Einrichtungen der technischen Entsorgung, • Bebauungsverdichtung, erhöhter Versiegelungsgrad, • potentielle Erosionsgefährdung der Böden (Wind- oder Wassereosion) • Bebauung im feuchten Talraum, • durch potentielle Siedlungserweiterung Bedrohung strukturreicherer Übergangszonen Siedlung - > freie Landschaft, • durch Gewässerunterhaltung Beeinträchtigung naturnaher Fließgewässer, • durch Erholungsnutzung beeinträchtigte Biotope.

Weiterhin sind in Karte 7 dargestellt: • die zerschneidende Wirkung von Landschaftsräumen durch Verkehrsflächen, wobei insbe- sondere die Bahnlinie den Naturraum des Niedermoors, die L138 die Ortslage von St. Michaelisdonn zweiteilt, • Verlärmung und Schadstoffeintrag naturnaher Bereiche durch relativ hohes Verkehrsauf- kommen (Kfz-Verkehr).

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