Grünes Gedächtnis 2010

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Grünes Gedächtnis 2010 Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich-Böll-Stiftung Eldenaer Straße 35, 10247 Berlin T 030-28534260 F 030-28534-5260 E [email protected] I www.boell.de 2010 1 Beiträge zur Zeitgeschichte: 30 Jahre Grüne in West und Ost Die Seele der Grünen – Interview mit Eva Quistorp Carlo Jordan Greenway – das osteuropäische Grüne Netzwerk (1985 – 1990) Gerhard Jordan Grüne in Mittel- und Osteuropa – Grünes0<-$1$#:"'2-(1 Gedächtnis 2010 GRÜNES GEDÄCHTNIS GRÜNES GEDÄCHTNIS ein wechselvoller Weg 2 Das historische Dokument Die Gründung der European Greens 1984. Kommentiert von Christoph Becker-Schaum 3 Bestände in Archiven Christoph Becker-Schaum Archivalien der Grünen im Europäischen Parlament. Fraktionen und Abgeordnete Anne Vechtel Grüne Archive in Europa 4 Archivprojekte Alicja Waldau Der Nachlass von Ru- dolf Bahro im Archiv Grünes Gedächtnis Anne Vechtel Werner Schulz und Gerhard Bächer im Gespräch Anne Vechtel Das 4. Netzwerktreffen der Bewegungsarchive 5 Rezension Antje Pfeffer Geschichte(n) des Gorlebener Widerstands ARCHIV GRÜNES GEDÄCHTNIS Heinrich-Böll-Stiftung Schumannstr. 8, 10117 Berlin Die grüne politische Stiftung 030-285 340 F 030-285 341 09 E [email protected] I www.boell.de ISBN 978-3-86928-037-0 GRÜNES GEDÄCHTNIS 2010 Grünes Gedächtnis 2010 Bildnachweis Kapitel 1: Fotos von Eva Quistorp: Frank Darchinger (S. 11), Wolfgang M. Weber (S. 29) Foto der Frauen für den Frieden: Fotograf/in unbekannt Fotos zum Artikel von Carlo Jordan: Privat Kapitel 3: Foto der Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen: Ch. Csengery Kapitel 4: Foto von Rudolph Bahro: Michael Dethleffsen Foto von Werner Schulz: Andreas Varnhorn Foto von Gerhard Bächer: Sebastian Hoppe Alle anderen Abbildungen: Archiv Grünes Gedächtnis Grünes Gedächtnis 2010 Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung 1. Auflage, Berlin 2010 © Heinrich-Böll-Stiftung Alle Rechte vorbehalten Coverfoto: Plakat zur Europa-Wahl 1989, hrsg. von Die Grünen. Graphik: Susanne Williges-Weichberger Gestaltung: graphic syndicat, Michael Pickardt, Berlin Druck: agit-druck, Berlin ISBN 978-3-86928-037-0 Bestelladressen: Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich-Böll-Stiftung, Eldenaer Straße 35, 10247 Berlin T +49 30 28534-260 F +49 30 28534-5260 E [email protected] W www.boell.de Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin T +49 30 28534-0 F +49 30 28534-109 E [email protected] W www.boell.de INHALT Vorwort 7 1 Beiträge zur Zeitgeschichte: 30 Jahre Grüne in West und Ost 9 Die Seele der Grünen – Interview mit Eva Quistorp 10 Carlo Jordan Greenway – das osteuropäische Grüne Netzwerk (1985 – 1990) 34 Gerhard Jordan Grüne in Mittel- und Osteuropa – ein wechselvoller Weg 45 2 Das historische Dokument 59 Die Gründung der European Greens 1984 60 Kommentiert von Christoph Becker-Schaum 68 3 Bestände in Archiven 81 Christoph Becker-Schaum Archivalien der Grünen im Europäischen Parlament. Fraktionen und Abgeordnete 82 Anne Vechtel Grüne Archive in Europa 87 4 Archivprojekte 93 Alicja Waldau Der Nachlass von Rudolf Bahro im Archiv Grünes Gedächtnis 95 Anne Vechtel Werner Schulz und Gerhard Bächer im Gespräch 99 Anne Vechtel Das 4. Netzwerktreffen der Bewegungsarchive 111 5 Rezension 113 Antje Pfeffer Geschichte(n) des Gorlebener Widerstands 114 Die Autorinnen und Autoren 120 VORWORT Über den Sinn von Jubiläen mag man im Einzelfall streiten, zusammenge- nommen bilden sie aber das Gerüst der Geschichtskultur einer Gesellschaft. Das Jahr 2009 war ein Gedenkjahr, wie es ein solches in der Geschichte der Bundesre- publik noch nicht gegeben hat. Es gab einen öffentlichen Geschichtsdiskurs über die friedliche Revolution von 1989 und hatte ein klares Fazit: Die weit verbrei- tete mutige und entschlossene Verweigerung gegenüber den Staatsorganen und der SED, die Massen, die sich im Sommer 1989 zur Ausreise entschlossen haben, wie auch diejenigen, die nicht minder entschlossen dageblieben sind und auf dem Theaterplatz in Plauen oder auf dem Alexanderplatz in Berlin demonst- riert haben – sie alle haben den Sturz der SED-Diktatur herbeigezwungen. Die Bevölkerung der DDR hat in einer friedlichen, demokratischen Revolution erst den Systemwechsel und danach durch ein eindeutiges Votum bei der Wahl zur Volkskammer die Wiedervereinigung herbeigeführt. Diese Ausgabe des Jahrbuchs enthält u.a. Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die wir im vergangenen Jahr aus diesem Anlass geführt haben. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Gründung der European Greens im Jahr 1984 – und damit auf der europäischen Dimension ökologischer Politik. Eine Grüne, die diese Dimension für sich emphatisch in Anspruch nimmt, ist Eva Quistorp. Im Interview berichtet sie u.a. über ihr Engagement in der Frauenfriedensbewegung bzw. der Frauen-Anti-Atom-Bewegung. Das klingt ungewohnt, aber wenn Eva Quistorp in der Friedensbewegung aktiv ist, dann versteht sie sich als Aktive der Frauen- und Friedensbewegung, und bei der Anti- Atom-Bewegung verhält es sich nicht anders. Die Beiträge von Carlo Jordan und Gerhard Jordan erweitern den häufig einseitig westeuropäischen Blick auf die Grünen. Carlo Jordan stellt das ökolo- gische Netzwerk Greenway vor und beschreibt aus eigener Anschauung den Austausch der umweltpolitisch Aktiven in den Ostblockländern – vor, während und unmittelbar nach den Revolutionen von 1989/1990. Im Jahr 1993 wurde die Europäische Föderation Grüner Parteien gegründet, die den Ost-West Dialog als Forum des Austausches unter den grünen Parteien Mittel- und Osteuropas einrichtete. Gerhard Jordan schildert aus seiner intimen Kenntnis des Dialogs die wechselvolle Geschichte der grünen Parteien Mittel- und Osteuropas. Als vor der Europawahl 1984 die European Greens als eigenständige Parteien- familie gegründet wurden, waren die programmatischen Unterschiede zwischen den einzelnen Parteien und Bewegungen in Westeuropa enorm. Wir stellen hier Vorwort drei Gründungstexte der Grünen in Europa als historische Dokumente vor. Der 7 Kommentar versucht zu erklären, warum die Erfolge der transnationalen Zusam- menarbeit noch längere Zeit auf sich warten ließen. Anne Vechtel ging auf die Suche, welche grünen Parteien in Europa überhaupt ein Archiv unterhalten bzw. welche Archive Unterlagen grüner Parteien und Politiker/innen sammeln. In Großbritannien, Frankreich, Italien, Belgien und Österreich ist sie fündig geworden. Ihre Beschreibung der Archive und Archiv- bestände ist der erste Überblick dieser Art. Christoph Becker-Schaum beschreibt die Überlieferung grüner Fraktionen und Abgeordneter im Europäischen Parla- ment im Archiv Grünes Gedächtnis. In der Rubrik Archivprojekte stellt Alicja Waldau ihre Bearbeitung des Nachlasses von Rudolf Bahro vor. Anne Vechtel berichtet über die Zeitzeugen- gespräche, die das Archiv mit dem Bürgerrechtler Werner Schulz und Gerhard Bächer, dem Pressesprecher der Grünen Partei in der DDR, zur Revolution in der DDR geführt hat und stellt zentrale Passagen aus den Gesprächen vor. Antje Pfeffer hat für uns das Buch «ÜberMacht & Phantasie. Geschichte(n) des Gorleben Widerstands» von Susanne Kamien und Max Rheinländer bespro- chen. Es enthält, darauf sei hier besonders hingewiesen, ein großes Interview mit Marianne Fritzen, der Petra-Kelly-Preisträgerin 2010. Für das Zustandekommen des Jahrbuchs möchten wir allen unseren Autorinnen und Autoren herzlich danken. Ein besonderes Dankeschön geht an Anne Vechtel, die wieder die erste Redaktion des Jahrbuchs besorgt hat. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir Interesse und Vergnügen bei der Lektüre. Berlin, im August 2010 Christoph Becker-Schaum Leiter des Archivs Grünes Gedächtnis Grünes Gedächtnis 2010 8 Grünes Gedächtnis 2010 1 Beiträge zur Zeitgeschichte zur Beiträge 1 Die Seele der Grünen1 Interview mit Eva Quistorp Christoph Becker-Schaum: Liebe Gäste, ich möchte Sie herzlich begrüßen zu unserem biografischen Gespräch mit Eva Quistorp. Ganz besonders willkommen heiße ich natürlich Eva Quistorp, die das Entstehen und Gedeihen der Grünen entscheidend mitgeprägt hat. Vor kurzem bist Du 64 Jahre alt geworden, vieles kriegen wir ja doch noch mit ... Eva Quistorp: [lacht] Nicht alles. Je älter ich werde, desto mehr werde ich auch eine sehr seltene Pflanze, weil viele die Gründung der Grünen gar nicht miterlebt haben. Die spannende Frage ist ja, wieso das eigentlich möglich war. Am Anfang stand der berühmte Europa-Wahlkampf der Grünen im Frühjahr 1979. An ihm lässt sich nicht nur messen, wie sehr sich die Grünen geändert haben, sondern auch die Art, Politik zu machen und sich zu engagieren. Christoph Becker-Schaum: Stimmt, als Du die Grünen mit aufgebaut hast, war ich noch nicht dabei. Wir sind uns erst 15 Jahre nach Gründung der Grünen begegnet, anfangs immer zufällig, später dann öfters. Robert Camp: Wir haben uns schon ein paar Jahre früher kennengelernt. Es müsste um 1981 gewesen sein ... Eva Quistorp: ... zur Zeit der Friedensbewegung. Christoph Becker-Schaum: Heute geht es jedoch nicht nur um diese Episode in Deinem Leben, sondern um das ganze Lebenswerk. In unserem Gespräch wollen wir eine Tour d’Horizon machen. Deswegen gehe ich ganz an den Anfang und frage: Wer ist eigentlich diese Eva Quistorp, und woher kommt sie? Eva Quistorp: Ich bin in der Nachkriegszeit groß geworden, nicht in der Großstadt Berlin, sondern in drei Kleinstädten am Niederrhein, in einem Pfarrhaus mit Garten, weil mein Vater Pfarrer war. 1 «Frauen – Politik – Alternativen. Eva Quistorp in einem biografischen Gespräch» lautete der Titel des Zeitzeuginnengesprächs, das an zwei Abenden, am 1. Oktober 2009, dem 17. Todestag von Petra Kelly, und am 12. Januar 2010, dem 30. Jahrestag des Gründungspartei-
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