Das Jüdische Bad Gleichenberg – Ein Vergessenes Kapitel Kurgeschichte
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Das jüdische Bad Gleichenberg – ein vergessenes Kapitel Kurgeschichte Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Thomas STOPPACHER am Institut für Geschichte Begutachter: Ass.-Prof. Dr.phil. Eduard Staudinger Graz, 2011 Das jüdische Bad Gleichenberg – ein vergessenes Kapitel Kurgeschichte Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................ 4 2. Geschichte des Kurortes Bad Gleichenberg ....................................................................... 8 2.1. Von der Gründung bis zur Gegenwart ......................................................................... 8 2.2. Die Gleichenberger Heilquellen ................................................................................. 18 3. Die Tradition der jüdischen Sommerfrische ..................................................................... 22 3.1. Entstehung und Etablierung ....................................................................................... 22 3.2. Soziale Diversifikation im 20. Jahrhundert und Sommerfrischen-Antisemitismus ... 26 4. Das jüdische Bad Gleichenberg ........................................................................................ 31 4.1. Die Anfänge ab 1870 ................................................................................................. 31 4.2. Jahrhundertwende bis zum Ende der Habsburgermonarchie ..................................... 38 4.3. Zwischenkriegszeit: Aufkommender Antisemitismus und letzte Blüte ..................... 43 4.4. Abruptes Ende 1938: „Arisierung“ und Zweiter Weltkrieg ....................................... 54 5. Ein vergessenes Kapitel Kulturgeschichte ........................................................................ 71 6. Das israelitische Hospital als Beispiel jüdischer Infrastruktur im Kurort ........................ 76 6.1. Von der Idee bis zur Gründung .................................................................................. 76 6.2. Das Hospital als Unterkunft für Kurgäste aus ärmeren Gesellschaftsschichten – eine wohltätige Institution ................................................................................................. 79 6.3. „Arisierung“ und Restitution ..................................................................................... 84 7. Nach 1945: Was blieb vom einstigen Glanz? – Eine Spurensuche .................................. 91 7.1. Restitutionen .............................................................................................................. 91 7.2. Der jüdische Friedhof in Trautmannsdorf ................................................................ 101 7.3. Jüdische Kurgäste nach der Shoa ............................................................................. 106 8. Zusammenfassung ........................................................................................................... 110 9. Quellen- und Literaturverzeichnis .................................................................................. 115 9.1. Archivquellen ........................................................................................................... 115 9.2. Literatur .................................................................................................................... 119 9.3. Zeitungsberichte ....................................................................................................... 127 9.4. Internetquellen.......................................................................................................... 128 9.5. Andere Quellen ........................................................................................................ 129 9.6. Ausschnitte aus Archivquellen ................................................................................. 130 Thomas Stoppacher Seite 2 von 132 Das jüdische Bad Gleichenberg – ein vergessenes Kapitel Kurgeschichte Vorwort Als im Rahmen meines Geschichte-Studiums der Zeitpunkt, an dem die Diplomarbeit fällig wird, näher rückte und ich mir über ein mögliches Thema Gedanken machte, war meine Intention, etwas über die Zeit des Nationalsozialismus in meinem Heimatbezirk Feldbach zu schreiben. Gingen die Ideen anfangs in die Richtung, möglichen Widerständen gegen die faschistische Diktatur auf den Grund zu gehen, wurde ich während der Suche nach einem passenden Thema auf den traditionsreichen Kurort Bad Gleichenberg und dessen Vergangenheit als beliebtes Sommerfrische-Domizil für jüdische Gäste aufmerksam gemacht. Als ich begann, mich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Quellenlage prüfte, wurde mir schnell klar, dass der Inhalt der nun vorliegenden Abschlussarbeit meines Studiums gefunden war. Neben der Dokumentation der Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme auf Bad Gleichenberg steht mit dem Fokus auf die jüdischen Kurgäste und der Beschäftigung mit deren Geschichte, deren Bräuche und der antisemitischen Ablehnung durch die Mehrheitsbevölkerung ein weiterer Aspekt im Mittelpunkt, mit dem ich mich in den letzten Semestern in verschiedenen Lehrveranstaltungen am „Centrum für Jüdische Studien“ intensiv beschäftigte. Bedanken möchte ich mich bei Herrn Rudolf Grasmug, der mir in einem Gespräch den Impuls zum Thema meiner Diplomarbeit gegeben hat. Weitere wichtige Hilfestellungen bei der Recherche gaben mir Ria und Hermann Mang, die mich in ihrem Privatarchiv in Bad Gleichenberg betreuten, Gerald Lamprecht vom „Centrum für Jüdische Studien“ in Graz, Elisabeth Schöggl-Ernst vom „Steiermärkischen Landesarchiv“ und Susanne Uslu-Pauer vom „Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien“. Ein ganz besonderer Dank geht an meine Familie, die es mir ermöglicht hat, mein gewähltes Studium zu absolvieren, an Carolin und Kathi für das sorgfältige Lektorat des Textes und an Eduard Staudinger für die hervorragende Betreuung meiner Diplomarbeit! Thomas Stoppacher Seite 3 von 132 Das jüdische Bad Gleichenberg – ein vergessenes Kapitel Kurgeschichte 1. Einleitung Bad Gleichenberg war nicht nur ein Kurort, in den unter anderen auch Gäste mit jüdischem Glauben kamen. Über einen langen Zeitraum hinweg war weit mehr als die Hälfte der sommerlichen Kurbesucher Juden. Wie es dazu kam, wie sich mit dem Aufkommen dieses jüdischen Sommertourismus in Gleichenberg eine dementsprechende Infrastruktur entwickelte, und wie die Blütezeit dieses „vergessenen Kapitels Kurgeschichte“ 1938 abrupt beendet wurde, wird nun in dieser Diplomarbeit beschrieben. Das Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung des jüdischen Lebens in Gleichenberg in einer historischen Entwicklung von den Anfängen im 19. Jahrhundert über die letzten Jahre der Habsburgermonarchie und der Zwischenkriegszeit bis zum „Anschluss“ von Österreich an das „Deutsche Reich“ zu dokumentieren. Die folgende nationalsozialistische Herrschaft und der Zweite Weltkrieg waren zwar ein tiefer Einschnitt für den jüdischen Kurtourismus, da sie aber nicht das Ende bedeuteten und es nach 1945 durchaus wieder jüdische Gäste in Bad Gleichenberg gab, geht der Fokus der Diplomarbeit über diesen Zeitrahmen hinaus und beleuchtet die Entwicklungen bis in die Gegenwart. Neben dem Schwerpunkt der jüdischen Sommerfrische und deren Protagonisten in Gleichenberg wird mit einem Kapitel über das „Kulturleben“ und den darin vorgestellten Schriftstellern mit Bezug zum südoststeirischen Kurort auch der Einfluss meines Zweitstudiums Germanistik sicher gestellt. In der Arbeit wird demnach versucht, interdisziplinär vorzugehen und das titelgebende Thema von verschiedenen Seiten zu betrachten. Der Stand der Forschung zum Thema Bad Gleichenberg besteht hauptsächlich aus Ortschroniken und Büchern über die Geschichte und Entwicklung des traditionsreichen Kurortes. Ria Mang und Anatol P. Fuksas sind mit ihren Werken in dieser Rubrik zu nennen. Zusätzlich existieren wissenschaftliche Arbeiten über spezielle Aspekte des Tourismus in der Region. Den expliziten Zugang zum Aspekt des jüdischen Lebens im Kurort wählten bis dato lediglich zwei Autoren. Rudolf Grasmug mit seinem Beitrag „‘Nur für arische Gäste!‘ Der Kurort Bad Gleichenberg als Beispiel für den Antisemitismus in der Südoststeiermark“ im Sammelband „Projekt Hainfeld“ und Franz Josef Schober mit dem Text „Antisemitismus, Thomas Stoppacher Seite 4 von 132 Das jüdische Bad Gleichenberg – ein vergessenes Kapitel Kurgeschichte Zwangsarbeit und ‚Endlösung‘. Jüdisches Schicksal an der Grenze“ in seiner zweibändigen Dokumentation „Vom Leben an der Grenze“ . Inhalt und Aufbau Zu Beginn steht ein historischer Abriss von den Ursprüngen und der Entstehung des Kurortes Bad Gleichenberg bis hin zu seiner Entwicklung im 21. Jahrhundert. In einem kurzen Unterkapitel dazu werden die heilenden Wirkungen der sich dort befindlichen Quellen vorgestellt. Im nächsten Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der Tradition der jüdischen Sommerfrische. Sie wird in ihrer Entstehung und Etablierung im Kontext der Habsburgermonarchie vorgestellt. Neben der Darstellung eines Kurablaufs und des Alltagslebens im Feriendomizil sollen auch die sozialen Unterschiede, sowohl innerhalb der jüdischen Gäste als auch zwischen reichen Städtern und provinzieller Landbevölkerung, zur Geltung kommen, um die im 20. Jahrhundert explodierenden Probleme und den auch in den Sommerfrischen steigenden Antisemitismus „verstehen“ zu können. Im folgenden Hauptteil steht der südoststeirische Kurort Bad Gleichenberg im Mittelpunkt der Geschehnisse.