Nachhaltige Quartierentwicklung Töss Sozialraumanalyse Hanspeter
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Fachhochschule Hochschule Zürich für Soziale Arbeit Forschung und Entwicklung Nachhaltige Quartierentwicklung Töss Sozialraumanalyse Hanspeter Hongler Rolf Nef Ruth Gurny Juni 2005 Fachhochschule Zürich Hochschule für Soziale Arbeit Forschung und Entwicklung Auenstrasse 4, Postfach CH-8600 Dübendorf 1 Telefon 043 446 88 52 Fax 043 446 88 01 e-mail: [email protected] www.hssaz.ch Sozialraumanalyse Stadtkreis Töss Kurzbericht zur Erstauswertung (präsentiert an der Zukunftskonferenz Mai/Juni 2005) Datenauswertung: Rolf Nef, Hochschule für Soziale Arbeit Zürich (Fachhochschule Zürich) Kartenerstellung : Markus von Allmen, Zentrum Sustainability (Zürcher Hochschule Winterthur) Der Stadtkreis Töss und seine Teile Eine offizielle bzw. allgemein akzeptierte kleinräumliche Untergliederung des Stadtkreises Töss in Stadtkreisteile oder Quartiere gibt es nicht. Demzufolge ist zunächst die für das Projekt Quartierentwicklung Töss als relevant bzw. sinnvoll erachtete Quartiergliederung detaillierter zu begründen: Grundelemente für die Analyse der räumlichen Differenzierung des Stadtkreises Töss sind die 58 Zählkreise der Volkszählung 1990 (der 1990er Volkszählung, weil bei der 2000er Erhebung aufgrund der veränderten Organisation der Datenerhebung zumindest im Stadtkreis Töss die Zählkreisuntergliederung nicht modifiziert wurde). Die Zählkreise sind zwar von bloss administrativer Bedeutung, sie orientieren sich aber vielfach an markanten physischen Begrenzungen im Raum (Gebäudegruppen, Strassengevierten etc.) und repräsentieren somit in etlichen Fällen vermutlich auch in sozialer Hinsicht bedeutsame räumliche Kleinwelten . Im Durchschnitt umfasst ein Zählkreis im Jahre 2000 rund 150 Personen für anspruchsvollere statistische Auswertungen ein zu kleiner Wert. Demzufolge werden räumlich benachbarte Zählkreise nach Massgabe einiger hinsichtlich Situationsbeurteilung erstaunlich konsensualen QuartierexpertInnen zu neun Zählkreisgruppen oder Quartieren mit einer minimalen Bevölkerungszahl von rund 500 Personen zusammengezogen dies unter Verwendung von zwei Kriterienbündel: Zum einen aufgrund physischer Gesichtspunkte (Topographie, delimitierende Effekte von Verkehrsachsen etc.), zum anderen auf der Basis von (als bedeutsam erachteten) sozialen Zuschreibungen und/der Zugehörigkeiten. Dimensionen sozialräumlicher Differenzierung im Stadtkreis Töss Dass sich im Stadtkreis Töss die Quartiere in verschiedener Hinsicht unterscheiden, ist für die meisten Einheimischen wohl kaum eine grosse Neuigkeit. Aus analytischer Perspektive stellt sich allerdings trotzalledem die Frage: Hinsichtlich welcher Merkmale denn eigentlich in welchem Ausmass bzw. in welcher Form und mit welchen Konsequenzen? Darstellung1: Die 9 Quartiere des Stadtteils Töss Quartier Zählkreise Volkszählung 1990 Einwohner 2000 (VZ) Dättnau 42001-42003,42008,42009 1510 Steig 42004-42007 745 Auenrain,Neumühle,Rieter (inkl. Rossberg) 43012,43027,43028,44001 989 Eichliacker 43013-43026 1472 Töss Dorf 43002-43006,43008 587 Chrugler,Rieterstrasse 41010,41011,41013,41014 612 Zentrum,Zürichstrasse 41008,41009,41012,41018,41019,43001,43007,43009-43011 1486 Brühlberg,Rieter Niedertöss,Schlosstalstrasse 41002-41004,41006,41007,41020 777 Nägelsee,Friedhof 41005,41015-41017 488 Was die Merkmale anbetrifft, so lassen sich in vereinfachender Darstellung zwei Gruppen unterscheiden: Eine erste Gruppe von Merkmalen ist primär raumbezogen bzw. beschreibt Quartiere als Konfigurationen von potentiell auch sozial relevanten physischen Aspekten des Raumes (Beispiele: Bebauungsart, Bestückung mit Grünflächen, Verkehrs- und Verkehrslärmintensität, Erreichbarkeit von/Zugang zu Infrastrukturen etc.). Eine zweite Gruppe von Merkmalen ist primär sozialbezogen bzw. beschreibt Quartiere als Konfigurationen von räumlich in variierendem Ausmass inhomogenen sozialen Aspekten der Bevölkerung (Beispiele: Alter, Nationalität, Einkommen etc.). Merkmale des zweitgenannten Typs sind dank der Verfügbarkeit von periodischen Vollerhebungen wie z.B. der Volkszählung der Analyse eher zugänglich als Merkmale des erstgenannten hier fehlen vielfach hinreichend differenzierte Daten bzw. hier wären/sind z.T. vorgängig ergänzende Primärerhebungen vor Ort erforderlich. Demzufolge konzentriert sich auch die Sozialraumanalyse des Stadtkreises Töss zunächst einmal auf die Reanalyse von Volkszählungsdaten. Gemäss den Resultaten etlicher Studien variiert die Struktur der Bevölkerung im räumlichen Vergleich häufig massgeblich nach zwei Prinzipien : Zum einen nach der Altersverteilung und/oder der haushaltsbezogenen Lebensweise der Bevölkerung (allgemeiner: nach der Stellung im Lebenszyklus ), zum anderen nach dem unterschiedlichen Zugang zu knappen Ressourcen (allgemeiner: nach dem Sozialen Status ). Dies ist wie im Folgenden anhand ausgewählter Variabeln gezeigt auch im Stadtkreis Töss der Fall: Stellung im Lebenszyklus : Je grösser der Bevölkerungsanteil der bis 19jährigen, desto kleiner das relative Gewicht der über 64jährigen; und je grösser der Anteil der Personen in Paarhaushalten mit Kinder, desto kleiner das relative Gewicht der Alleinlebenden. Soziodemografisch betrachtet gibt es im Stadtkreis Töss somit erhebliche Unterschiede zwischen eher jungen bzw. familialistischen Quartieren einerseits, eher alten bzw. solitären andererseits. Sozialer Status : Je grösser der Bevölkerungsanteil der SchweizerInnen, desto kleiner das relative Gewicht der AusländerInnen aus Ex-Jugoslawien oder aus der Türkei; je grösser der Bevölkerungsanteil mit hoher Bildung, desto kleiner das relative Gewicht der Tiefqualifizierten; und je grösser der Anteil der Personen mit einer komfortablen Wohnfläche-Versorgung, desto kleiner das relative Gewicht der Personen mit einem bloss minimalen Wohnstandard. Sozialstrukturell betrachtet gibt es im Stadtkreis Töss somit erhebliche Unterschiede zwischen eher statushohen oder privilegierten Quartieren einerseits, eher statustiefen bzw. unterprivilegierten andererseits. Darstellung 2: Stellung im Lebenszyklus (horizontal) und Sozialer Status (vertikal) % Schweiz % Hochschule,Universität % Wohnfläche pc > 40m2 % über 64 Jahre % bis 19 Jahre % Einpersonenhaushalte % Paarhaushalte mit Kinder % Ex-Jugoslawien,Türkei % obligatorische Schule % Wohnfläche pc < 20m2 Soziodemografische und soziostrukturelle Differenzen zwischen den Tössemer Quartieren Die grössten soziodemografischen Differenzen bestehen zwischen den Quartieren Dättnau und Steig einerseits, Töss Dorf und Brühlberg, Rieter Niedertöss, Schlosstalstrasse andererseits. Sowohl in Dättnau wie in Steig ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung weniger als 20 Jahre alt (Töss insgesamt: 21.8%); zugleich lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Paarhaushaltungen mit Kinder (Töss insgesamt: 43.2%). In Töss Dorf und Brühlberg, Rieter Niedertöss, Schlosstalstrasse hingegen ist rund ein Fünftel der Bevölkerung älter als 64 Jahre (Töss insgesamt: 12.3%); zugleich lebt ein überdurchschnittlich grosser Teil der Bevölkerung in Einpersonenhaushalten in Töss Dorf sogar fast ein Drittel (Töss insgesamt: 20.1%). Die grössten soziostrukturellen Differenzen bestehen zwischen den Quartieren Dättnau einerseits, Steig und Zentrum, Zürichstrasse andererseits. In Dättnau sind 84.3% der Bevölkerung SchweizerInnen (Töss insgesamt: 63.2%), mehr als ein Viertel der über 30jährigen hat eine tertiäre Ausbildung abgeschlossen (Töss insgesamt 17.7%), und zugleich verfügt mehr als die Hälfte der Bevölkerung über ein Pro-Kopf-Wohnfläche von mehr als 40m2 (Töss insgesamt: 36%). In den Quartieren Steig und Zentrum, Zürichstrasse hingegen wohnen mit 37.2 % bzw. 28.3% in stark überdurchschnittlichem Ausmass Ausländerinnen aus Ex-Jugoslawien oder aus der Türkei (Töss insgesamt: 17.3%), rund die Hälfte der Bevölkerung hat keine postobligatorische Ausbildung abgeschlossen (Töss insgesamt: 35.9%), und zugleich verfügt rund ein Viertel der Bevölkerung nur über einen minimalen Wohnflächenstandard (Töss insgesamt: 16.3%). Beachtenswert ist der Sachverhalt, dass im Stadtkreis Töss im Vergleich der 9 Quartiere soziodemografische und soziostrukturelle Differenzierung weitgehend unabhängig voneinander variieren. Dies ist vor allem eine Konsequenz der sehr grossen soziostrukturellen Differenz zwischen den in soziodemografischer Hinsicht in sehr ähnlichem Ausmass jungen bzw. familialistischen Quartieren Dättnau und Steig . Darstellung 3: Die 9 Quartiere im zweidimensionalen Sozialraum 200 H Dättnau 150 100 H Nägelsee,Friedhof 50 H Brühlberg,Rieter,Schlosstalstrasse H H Chrugler,Rieterstrasse Töss Dorf 0 -50 H H Auenrein,Neumühle,Rieter Eichliacker -100 H Zentrum,Zürichstrasse H -150 Steig -200 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 Anhang Ausgewählte Variablen im Stadtkreis- und Quartier-Vergleich Alter AL1 % bis 19 Jahre AL2 % über 65 Jahre AL1 AL2 Stadt Winterthur 20.9 16.5 Stadtkreis Altstadt 17.7 17.6 Stadtkreis Oberwinterthur 22.4 16.0 Stadtkreis Seen 22.8 14.5 Stadtkreis Toess 21.8 12.3 Stadtkreis Veltheim 19.9 18.1 Stadtkreis Wuelflingen 22.5 16.5 Stadtkreis Mattenbach 19.7 20.5 Stadtkreis Toess 21.8 12.3 Toess Daettnau 26.4 9.5 Toess Steig 25.4 4.8 Toess Auenrain,Neumuehle,Rieter 24.7 7.9 Toess Eichliacker 20.4 12.5 Toess Toess Dorf 16.2 17.5 Toess Chrugler,Rieterstrasse 20.4 11.6 Toess Zentrum,Zuerichstrasse 20.3 13.5 Toess Bruehlberg,Rieter Niedertoess,Schlosstalstrasse 16.6 22.0 Toess Naegelsee,Friedhof 21.5 16.0 Stadt Winterthur = 100 100 100 Stadtkreis Altstadt 85 107 Stadtkreis Oberwinterthur 107 97 Stadtkreis Seen 109 88 Stadtkreis Toess 104 75 Stadtkreis Veltheim 95 110 Stadtkreis Wuelflingen 107 100