- 1 - Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 3 Kinematografische Treffpunkte in ... 4 Premieren im Union-Theater ...... 10 Margarethe Birnbaum ...... 12 - Der Film (2002) ...... 14 Weitere in Coburg gedrehte Filme ...... 16 Karrierestart Coburg ...... 18 Der Flieger (1986) ...... 21 Rubinrot / Saphirblau ...... 22 Interview Michael Böhm ...... 25 Gästebuch Goldene Traube ...... 27 Das kleine Hofkonzert ...... 29 Jürgen A. Brückner ...... 30 Michael Ballhaus ...... 32 Michael Verhoeven ...... 33 Premiere „Der blaue Strohhut“ ...... 34 Annette Hopfenmüller ...... 36 Filmkontor Graf ...... 37 Himmel ohne Sterne ...... 38 Der letzte Vorhang ...... 40 Der Abriss / Der Neubau ...... 42 Drehort Coburg · Filmkulisse Coburg ...... 44 Beruf im Wandel: Filmvorführer ...... 46 Danksagung / Impressum ...... 47 Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit meinem Jahrgang 1968 gehöre So sahen wir den ganzen „Krieg der ich zu der Generation, die mit Sterne“-Film, von dem ein Teil mei- einem Schwarz-Weiß-Fernseher mit ner Freunde begeistert erzählt hatte. vier Programmen und ohne Fern- Mich hat dieser Film nicht beson- bedienung aufgewachsen ist. Der ders beeindruckt und ich konnte die Besuch eines Kinos war dagegen Begeisterung meiner Freunde nicht immer ein herausragendes Ereignis. teilen. Daher habe ich auch die wei- So weiß ich noch von Filmen mit teren Teile der späteren „Krieg der Bud Spencer und Terence Hill, nach Sterne“-Filme nicht mehr ange- denen man kraftstrotzend das Kino schaut. verlassen hat. Glücklicherweise lief der „Lucky Eine besondere Erinnerung verbin- Luke“-Film auch noch an dem dar- de ich mit meinem ersten Kinobe- auffolgenden Wochenende und so such. Mein Vater, der schon in frü- kam ich – was in dieser Zeit nicht hester Jugend gerne die Coburger unbedingt selbstverständlich war – Kinos besucht hatte, wollte auch in den Genuss, kurz hintereinander seinen Sohn in die Kinowelt entfüh- zweimal das Kino besuchen zu dür- ren. Es muss an einem Nachmittag fen. Den „Lucky Luke“-Trickfilm im Jahr 1978 gewesen sein. Da- habe ich also doch noch gesehen. mals liefen im Kino noch die Wo- chenschau, die die Ereignisse der Durch diesen Irrtum meines Vaters Woche schilderte, und eine längere ist mein erster Kinobesuch in Co- Werbung – teils in Dias und teils burg eine ganz besondere Erinne- als Film (etwa der reitende Cow- rung geworden. boy von Marlboro). Mein Vater und ich wollten den neuesten „Lucky Luke“-Trickfilm ansehen und war- teten gespannt auf den Beginn.

Vor dem Hauptfilm wurden im- mer Ausschnitte anderer laufender oder demnächst anlaufender Kino- Thomas Nowak filme gezeigt. Wir sahen den Be- 3. Bürgermeister der Stadt Coburg ginn des ersten Teils von „Krieg der Sterne“ im Glauben, es sei ein Filmtrailer. Der Film-Trailer endete Schreiben Sie mit und erzählen aber nicht, da mein Vater den fal- Sie Ihre persönliche Geschichte schen Kinosaal genommen hatte. unter www.stadtgeschichte-coburg.de 3- 3 - Kinematografische Treffpunkte in Coburg: Eine glanzvolle Tradition Coburg hatte zwischen 1920 und 1975 brauerei“, sondern zuweilen auch so- bis zu sieben Lichtspielhäuser: Uni- genannte „lebende Photographien“ in dem on-Theater, Atelier im UT (Eröff- 1897 angebauten Saal. 1919 wurde die- nung am 2. Mai 1974), Central-Licht- sem kinematografischen Treffpunkt ein spiele, Passage-Lichtspiele unter Name gegeben: Union-Theater. Leitung von Werner Gutmann, Burg- theater, Casino, Kali unter Leitung der Familie Heublein. Heute gilt das Multiplexkino Utopolis mit neun Sä- len als eines der modernsten in der Region. Es ersetzte 2001 das frühere Union-Theater, das 1919 im Saalbau der ehemaligen Vereinsbrauerei er- öffnet worden war.

Eines der ersten Lichtsspieltheater in Coburg: Fo._04.01._H_00009 Stadtarchiv Das Union-Theater 1937 Coburg war das Apollotheater in der Judengasse 2, 1912 von Johann Scheler „Das neue Unternehmen braucht vor keiner gemeinsam mit dem Residenzcafé er- Großstadteinrichtung zurückzustehen. Überall öffnet. 1922 wurde das Apollotheater macht sich die moderne Richtung der Neuzeit geschlossen. geltend. Schon beim Eintritt in die Räume ist man durch die herrschende Eleganz wohltuend berührt“ lobte die „Coburger Zeitung“ im Juli 1919.

Im Jahr 1920 konnte das Union-Theater (UT) bereits beachtliche 242.563 Besu- cher verzeichnen. Eine Eintrittskarte kostete damals zwischen zwei Mark, für

Stadtarchiv Coburg :Fo._04.01._H_00008 Stadtarchiv einen Platz auf einer harten Bank in den Die Vereinsbrauerei im Hahnweg vorderen Reihen, in der Nähe der Lein- wand, und 6,50 Mark in der komfor- Der Hahnweg ist für Generationen von tablen Rangloge. Coburger Kinofans eine gute Adresse. Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts Neben Kintopp gab es im UT auch genoss das Publikum hier nicht nur den manche Live-Sensation zu bestaunen: Gerstensaft der benachbarten „Vereins- „Unentwirrbare Rätsel somnambul lösen“ ver-

4 hieß die Zeitungsannonce der Hellsehe- – Dokumentaraufnahmen örtlicher Er- rin Helia Leitner im Jahre 1923. eignisse, die den Zensoren eventuell zu entgehen drohten – nicht vorzuführen. 1930 übernahmen das Ehepaar Otto und Auguste Heublein zusammen mit Sohn 1945 wurde das UT von den Amerika- Alfred das zweite in Coburg ansässige nern beschlagnahmt und blieb zunächst Kino, die Kammer-Lichtspiele (Kali) im Army-Angehörigen vorbehalten. Kanonenweg 4. Otto Heublein – vorher bereits Betreiber von Kinos in Burg- In der Nachkriegszeit herrscht in kunstadt, Miche- Coburg Nachholbedarf in Sachen lau und Rodach – Unterhaltung hatte schon 1910 die ersten Filme Schon bald durften auch die Coburger mit der Hand ge- wieder ins Kino und taten es mit Eifer – kurbelt und die der Nachholbedarf war enorm. Schlan- Erläuterungen zu gen vor den Kassen von Kali und UT den damals noch waren an der Tagesordnung, ausverkauf- stummen Filmen te Vorstellungen die Regel. selbst gesprochen. „Zyankali“ 1930 Ab 1933 – das UT war mittlerweile vom Berliner Architekten Bornkessel um- gebaut und von Margarethe Birnbaum übernommen worden – unterlagen die Coburger Filmtheater, wie alle Licht- spielhäuser im Nazi-Deutschland, strik- ten Auflagen. Über deren Einhaltung wachten in Coburg Kripo und Denun- zianten mit Argusaugen. So mussten die örtlichen Kinobetreiber schriftlich Das Burgtheater in der Rosenauer Straße versichern, sog. „Aktualitätsaufnahmen“ Weihnachten 1949 eröffneten die Heu- bleins das neue Burgtheater in der Ro- senauer Straße 15 ­mit dem Film „Die Reise nach Marrakesch“. 1955 folgte di- rekt nebenan das Casino.

Coburger Tageblatt 1960 über Burgthea- Werbung für „Nachtwache“ im UT 1949 ter und Casino 5- 5 - In den folgenden Jahren kamen zwei Nach dem plötzlichen Tod von Alfred weitere Lichtspielhäuser hinzu: In der Heublein bei einem Autounfall über- Badergasse 7 das Central und in der nahm dessen Ehefrau Adelheid 1972 die Mohrenstr. 9 das Passage-Kino, so dass Geschäftsleitung im Burgtheater. 1965 in insgesamt sechs Kinos Filmvor- führungen besucht werden konnten. Bereits seit den 50er Jahren arbeitete Werner Gutmann als Geschäftsführer Internationale Produktionen und der in M. Birnbaums UT, das er schließlich Deutsche Film 1979 als Alleininhaber übernahm. Dem in vielen Gremien, darunter auch die Während internationale Produktionen Bayerische Filmpreis-Jury, engagierten bevorzugt über die Cinemascope-Lein- Kinoförderer ist es zu verdanken, dass wand des Burgtheaters flimmerten, ent- Filmpremieren in Coburg zu gesell- wickelte sich das UT in den 50er und schaftlichen Ereignissen avancierten. 60er Jahren zur Hochburg des deutschen Lustspielstars wie Uschi Glas und Beppo Films – und seine Stars gaben sich die Brem wurden zu Stammgästen im UT – Klinke förmlich in die Hand: Dieter und das einstige „Schätzchen“ wurde Borsche war 1952 einer der ersten, Ruth für ihre Coburg-Treue 1977 gar mit der Leuwerik, Toni Sailer, Georg Thomal- Stadtmedaille dekoriert. la und Wolfgang Neuss folgten. Nicht zu vergessen Gerd Fröbe, der 1965 zur Premiere von „Goldfinger“ ins UT kam. Zur Premiere von „Vater, Mutter und 9 Kinder“ (17.02.1959) durfte Familie Heublein Heinz Erhardt als Gast im Burgthater begrüßen. Jo Herbst und Ka- rin Baal stellten ihren Film „Die Halb-

1977 überreicht Bürgermeister Wolf- gang Stammberger (li.) Uschi Glas die Stadtmedaille im Beisein von Werner Gutmann

Für anspruchsvolle Cineastenkost rich- tete Gutmann 1974 (als allerorten Kino- paläste in „Studios“ parzelliert wurden) Familie Heublein mit Heinz Erhardt, eigens eine Nische ein: Das 78 Plätze der für sie „noch´n Gedicht“ schreibt zählende ATELIER im UT, Mitglied in der deutschen Filmtheater-Gilde, die starken“ vor und Rudolf Lenz begleitete 1979 erstmals in Coburg tagte. Wer er- seine „Sennerin von St. Kathrein“. innert sich nicht gerne an den 70er-Jahre

6 Senioren berichten, …

… dass sie in ihrer Jugend bereits mit etwa acht Jahren das erste Mal ins Kino gegangen sind, da es zu dieser Zeit noch keine privaten Fernseher gab.

… dass sie danach „megaaffengeil Herr Brückner im Foyer vor dem Atelier auf die Filme“ waren. Cordsamt-Charme und die Portraitgale- rie mit Stars wie Heinz Rühmann oder … dass die Kinokarten zu dieser Blacky Fuchsberger. Ein damals noch Zeit vorbestellt werden mussten. junger Wilder hätte auch Grund gefun- Hierfür wurden entweder die öf- den, hier verewigt zu werden: Rainer fentlichen Telefonzellen genutzt, Werner Fassbinder, dessen teilweise im man ging persönlich beim Kino Coburger Raum gedrehter Film „Die vorbei oder man musste sich in die Ehe der Maria Braun“ hier 1978 bereits ewig langen Warteschlagen am Kino fünf Monate vor der offiziellen Premie- stellen. re „testweise“ uraufgeführt wurde. … dass sie sich sehr gut an „die Sit- ten-Edith“ erinnern. So wurde Frau Edith Seifarth genannt, die ab Ok- tober 1948 bei der Kriminalpolizei in Coburg tätig und insbesondere für Jugendschutz zuständig war. Sie achtete deshalb auch darauf, dass keine zu jungen Zuschauer in Ki- nofilmen mit Altersbeschränkung saßen. Später war sie Stadtratsmit- glied und Dritte Bürgermeisterin der Stadt.

… dass sie auch mit der Schule ins Ausschnitt Kinofest-Programm 1984 Kino gegangen sind, um lehrreiche Das Kinofest „30 Jahre Burgtheater“ er- Filme zu sehen. freut 1979 das Coburger Publikum mit Nostalgie-Eintrittspreisen von 2,- DM. … dass die Kinos die einzige Mög- Eröffnungsfilm damals: „Das Krokodil lichkeit boten, Händchen zu halten. und sein Nilpferd“ mit Bud Spencer und Anders als heutzutage war dies auf Terence Hill. der Straße undenkbar. 7- 7 - Zum Kino-Event geriet auch die Ur- Am 29. Juli 1999 fiel im UT nach dem aufführung von Reiner Kunzes „Die Director‘s Cut von „Das Boot“ der end- wunderbaren Jahre“ 1980 im UT – kein gültig letzte Vorhang. Wunder, gaben doch einige Jugendliche aus der Region darin ihr Leinwandde- büt. Für einige der Auftakt einer respek- tablen Leinwandkarriere: Martin May z. B. wirkte bereits ein Jahr später als Fähnrich Ullmann in Wolfgang Peter- sens „Das Boot“ mit und spielte 1987 an der Seite von Ulrike Kriener („Männer“) die Hauptrolle in dem ebenfalls in Co- burg gedrehten Streifen „Der Flieger“. Abriss UT November/Dezember 1999 1982 erfolgte der Umbau vom Burgthe- ater zum Burg Kino Center mit zwei „Ein Kino gehört in die Stadt.“ kleinen und einem großen Saal. Ausschlaggebend für den 17 Millionen 1988 wurde die Coburger Kinoland- Mark teuren Komplex im Hahnweg schaft durch den Neubau des CINEMA war ein Entwurf von Architekt Detlef im 1. Stock des Burgtheaters um eine zu- Schneider, der, so erzählt Oskar Heu- sätzliche Spielstätte erweitert. blein, „mich so begeistert hat, da gab es fast kein Überlegen mehr.“ Die Alternative Nach dem Tod wäre, wie in anderen Städten, ein Kino Werner Gut- auf der grünen Wiese gewesen. Das au- manns 1993 genfälligste Element des Entwurfes war wurde das UT die stilistische Beibehaltung einer groß- durch die Burg- zügigen Freitreppenanlage. theater KG un- ter Leitung von Oskar Heublein übernommen. Da eine Sanie- rung des UT Werner Gutmann mehrere Mil- lionen Mark gekostet und das Kino trotzdem nicht dem neuesten Stand ent- sprochen hätte, beschloss die Geschäfts- leitung im Jahr 1997 den Abriss des Tra- Das Utopolis entsteht – Januar 2000 ditionsgebäudes und den Neubau eines Multiplex-Kinos auf dem Grund des Am 11. April 2001 hatte das Warten alten Union-Theaters. ein Ende. Das neu gebaute Multiplex-

8 Coburger Kinogeschichte zu schreiben. Das Utopolis verfügt über insgesamt neun Kinosäle auf drei Ebenen und ei- ner Ebene mit Restaurant und Bar. Das Kino 9 (unter der Treppe) ist auch als Bühne nutzbar. 2009 erfolgten die er- sten Umrüstungen auf Digitale Projek- tion („Avatar“ war der erste Film, der im Utopolis auch in 3D zu sehen war). Weitere Säle folgten nach und nach. Seit Seniorchefin Adelheid Heublein und Februar 2014 ist das komplette Utopolis Utopolis-Chef Oskar Heublein bei der umgerüstet und verfügt über vier Säle Eröffnung 2001 mit 3D-Abspielmöglichkeit. Kino UTOPOLIS wurde eröffnet. Der Name Utopolis setzt sich übrigens aus zwei Teilen zusammen: „UT“, um an das alte Union-Theater zu erinnern, zum an- deren Teile von „Metropolis“, einem der ersten Science-Fiction-Filme.

2001: Das Utopolis ist fertig

Wußten Sie ... dass der Kompo- nist der „Metropolis“-Filmmusik auch in Coburg war? 2004: Das Casino wird abgerissen Gottfried Huppertz, 1887 in Köln Zeitgleich fanden im Burgtheater und im geboren, war als Komponist, Sän- Casino die letzten Vorführungen statt. ger und Schauspieler tätig. Sein Nach einer großen Abrissparty im De- berühmtestes Werk ist die Filmmu- zember 2003 wurden die Gebäude von sik zu dem 1925/1926 gedrehten Januar bis März 2004 abgerissen und Science-Fiction-Film „Metropolis“ machten einer Eigentumswohnanlage (Regie: ), der heute als Platz. eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte gilt. Sein Debüt fei - Heute ist das Utopolis das einzige Kino erte er 1910 am Coburger Theater, in Coburg. Seither laufen alle Bemühun- in dem er auch noch während des gen, mit dem Utopolis ein neues Stück ersten Weltkrieges auftrat.

9- 9 - Premieren im Union -Theater

26.07.1919 Eröffnung des Union- 25.10.1956 Hauptdarsteller Jo Theaters (ehem. Saal Vereinsbrauerei) Herbst und Karin Baal kommen zur mit dem Stummfilm „Carmen“ Uraufführung des Films „Die Halbstarken“ ins UT 20.04.1923 Uraufführung „Das fränkische Lied – Unter Räubern im 14.01.1958 „Ein Stück vom Frankenland“ im Union-Theater (UT) Himmel“ Georg Thomalla und Margit Saad geben Autogramme im UT 14.03.1930 Erster Tonfilm im UT („Dich hab ich geliebt“) 29.08.1958 Ruth Leuwerik gibt Autogramme zum Film April 1932 Abriss der Vereins- „Taiga“ brauerei für den Neubau des UT 18.04.1959 Autogrammstunde mit 21.08.1935 Ein Erlass erfolgt, dass Karl-Heinz Böhm, Carola v. Kayer und das UT für Juden ab sofort verboten ist Herbert Tiede nach „Kriegsgericht“ 27.09.1936 Wiedereröffnung des 26.11.1959 Premiere „Der Löwe umgestalteten UT (Vergrößerung Foyer, von Babylon“, Autogrammstunde Säulenvorhalle, Monumentaltreppe) Helmuth Schneider 17.10.1941 Uraufführung „Wetter- 01.04.1960 Autogrammstunde mit leuchten um Barbara“ im Beisein von Corny Collins und Christian Wolff nach Regisseur Werner Klingler, Gauleiter „Am Tag als der Regen kam“ Wächter und Herzog Carl Eduard. 02.08.1960 Autogrammstunde mit „Propagandistisches Heimatdrama, das den Beppo Brem nach Aufführung Anschluss Österreichs ans Dritte Reich als „Gangsterjagd in Lederhosen“ Befreiung der Tiroler Bergbauern inszeniert“ 10.03.1965 Gert Fröbe Ehrengast Mai 1945 Beschlagnahmung des UT bei Vorstellung „Goldfinger“ im UT durch amerikanische Besatzungs- truppen 14.06.1968 Monika Teuber und Regisseur Günter Schlesinger zu 14.03.1952 Coburger Erstauffüh- „Gib mir Liebe“ anwesend rung „Das Herz der Welt“ im UT mit Ansprache des Hauptdarstellers Dieter Jan. 1969 „Onkel Filser – allerneu- Borsche este Lausbubengeschichten“ Hansi Kraus zu Besuch im UT 20.06.1955 Uraufführung „Der dunkle Stern“ im Beisein von Haupt- 13.02.1969 Eddi Arent, Monika darstellerin Elfie Fiegert (gen. Toxi) Lundi und Marie France reisen zu „Das Go-Go-Girl vom Blow-Up“ an 22.10.1955 „Himmel ohne Sterne“ im Beisein der Schauspieler Erik 12.03.1970 Uschi Glas Autogramm- Schumann und Georg Thomalla stunde zu „Hilfe, ich liebe Zwillinge“ 10 13.03.1971 Elke Abele und Eddi Arent zu Gast bei der Coburger Premiere „Nachbarn sind zum Ärgern da“ 28.10.1972 Georg Thomalla ist bei „Immer Ärger mit Hochwürden“ zu Gast 28.10.1973 Hannelore Elsner und Edgar Reitz kommen zur Premiere „Die Reise nach Wien“ 21.10.1974 Gerline Döbel und Alexander Stephan bei der Auf- führung „Der Jäger vom Fall“ 20.09.1975 Ute Kittelberger und Alexander Stephan bei Premiere von „Edelweiß- könig“ anwesend 25.10.1975 Andrea Rau wird anlässlich der Premiere von „Macht des Stärkeren“ zusammen mit Werner Gut- mann im Rathaus empfangen Anzeige zur Eröffnung des Union-Theaters 1919 24.09.1977 Premiere des Films „Waldrausch“ im UT mit Alexander 02.11.1984 Beginn des 6-tägigen Stephan, Gerhard Riedmann, Hans Filmfestes Vonderthann, Jana Boehm, Kristina Nell und Horst Hächler 22.01.1987 Zur Premiere „Der Flieger“ sind Regisseur Erwin Keusch 24.04.1979 Aufgrund des großen sowie Ulrike Kriener und Martin May Erfolges von „Die Ehe der Maria anwesend Braun“ besuchen Gisela Uhlen und Ivan Desny das UT 11.10.1990 Der in Coburg geborene Regisseur Rainer Söhnlein („Georg 02.04.1982 Filmproduzent Franz Elsner“, „Marianne und Sophie“) zu Seitz kommt zur Coburger Premiere Gast im UT von „Der Zauberberg“ im Union- Theater 15.01.1991 Premiere „Rama Dama“ mit Regisseur Joseph Vilsmai- 10.09.1982 zur Premiere des Films er sowie die beiden Hauptdarsteller „Conan – Der Barbar“ gibt der Werner Stocker und Dana Vavrova deutsche Bodybuilding-Meister Hans Oßner eine Autogrammstunde im UT – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – -11 11 - Margarethe Birnbaum - Eine Kinobesitzerin und die Politik von Johannes Haslauer M.A., Leiter des Staatsarchivs Coburg

ilm war das angesagte Medium in sich dem Entnazifizierungsverfahren Fden 1920er und 1930er Jahren. Es stellen. Ihre Akte ist im Staatsarchiv Co- lag nahe, dass sich das Dritte Reich des burg erhalten – wie die von fast 5.000 Films als Propagandamittel bediente. anderen Menschen, die sich vor der Die Kinobesitzer unterlagen strengen Spruchkammer Coburg-Stadt über ihr Auflagen des Regimes. In Coburg etwa Tun und Handeln in der NS-Zeit ver- Margarete Birnbaum, die Besitzerin des antworten mussten.

ie Akte gibt Auskunft über eine Dfilmbegeisterte und geschäftstüch- tige Unternehmerin, die im Jahr 1933 mit 34 Jahren das Union-Theater in Co- burg übernahm. Schon drei Jahre später eröffnete Birnbaum einen Neubau mit nun 800 Plätzen. Das Kino sei eines der modernsten und schönsten in Deutsch- land gewesen, schrieb sie später. Die Margarethe Birnbau im Casino 1971 Presse lobte den großstädtischen Cha- rakter und die hochwertige Technik. Union-Theaters, des Vorläufers des heu- tigen Utopolis. Nach dem Zusammen- m Verfahren vor der Spruch- bruch des Dritten Reichs musste sie Ikammer kam das Verhältnis Birnbaums zur Politik zur Sprache. Als SPD-Anhängerin sah sie sich dem Druck der örtlichen NSDAP ausgesetzt. Sie glaubte zuerst mit einer Fördermitgliedschaft der SS den Parteieintritt umgehen zu können, unterschrieb aber schließ- lich 1939 doch den Mitgliedsan- trag. Als Damoklesschwert habe stets die Schließung des Hauses gedroht, berichtete sie im Ver- fahren. Sie sei „als Antifaschistin stadtbekannt gewesen“.

12 Teil der Akten des Staatsarchivs, Akten der Spruchkammer Coburg-Stadt

as Kino florierte – das zeigen ihre burg und Umgebung fortsetzen. Die DAngaben über ihr Einkommen. Presse verlieh ihr posthum den Titel ei- Zeugen hielten Birnbaum zugute, sie ner „Kino-Matriarchin“. habe verbilligte Vorführungen von Par- teifilmen verhindert und habe versucht, Viele Gratulanten kamen zu Margarethe geschlossene Militärvorführungen ein- Birnbaums 70. Geburtstag ins UT u. a. zudämmen. Das Personal bezeugte, sie Bürgermeister Friedrich Wollant (mit habe nie mit „Heil Hitler“ gegrüßt. Die Amtskette). Margarethe Birnbaum, Al- Spruchkammer entschied sich für eine fred Heub- Eingruppierung als „Mitläufer“, die lein (Burg- zweitniedrigste von fünf Stufen. Birn- theater) und Werner Gut- baum unterstützte nach dem Kriegsen- mann mit de zuerst die alliierte Militärregierung in wichtigen Südthüringen beim Filmverleih. Nach Vertretern dem Spruchkammerurteil konnte sie der Film- ihre Karriere als Kinobesitzerin in Co- branche.

Margarethe Birnbaum, geboren 09.07.1899 in Coburg, begann bereits als 14-Jährige ihre Kino- Karriere. 1926 wurde sie Geschäftsführerin der Casino-Lichtspiele in Meiningen, zwei Jahre später eröffnete sie dort ihr erstes eigenes Kino. 1929 übernahm sie die kompletten Casino-Lichtspiele, 1932 folgte das Union-Theater in Coburg. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden ihr die Kinos in Meiningen enteignet, das Coburger UT wurde amerikanisches Truppenki- no. Als ihr dieses zurückgegeben wurde, baute sie ihre Karriere aus. In den folgenden Jahren betrieb sie die Sonnen-Lichtspiele in , das Central-Theater in Coburg, das Stadt-Filmtheater in Rodach und die Passage-Lichtspiele in Coburg. 1959 gründete sie zusammen mit ihren lang- jährigen Mitarbeitern Erna Jäger und Werner Gutmann die Vereinigte Cobur- ger Lichtspiel-Theater Margarethe Birnbaum OHG, der in Coburg das UT, die Passage-Lichtspiele und die Central-Lichtspiele angehörten. Am 13.08.1979 übernahm Werner Gutmann die Firma als Alleininhaber. Margarethe Birnbaum ist kurz nach ihrem 80. Geburtstag, am 12. August 1979, gestorben. -13 13 - Luther - Der Film (2002) „Luther“ ist großes internationales die Pferdeställe, sichtbare Blitzableiter wurden Kino mit hochkarätigen Darstellern. mit Efeu umwickelt.“, erinnert sich Patri- Unter der Regie von Eric Till, („Bon- cia Welzel, die mit ihrer Familie schon hoeffer - Die letzte Stufe“) spielt seit vielen Jahren auf der „Shakespeare in Love“-Star Joseph wohnt und somit die Geschehnisse haut- Fiennes die Rolle des . nah miterlebte. „Mit Pferden sind die Schau- An seiner Seite steht ein beeindru- spieler die Bärenbastei hochgeritten. Um die ckendes internationales Ensemble: Kanonen, die dort stehen, zu verdecken, wurden u.a. Alfred Molina („Chocolat“, Holzfässer darum gebaut.“ „Frida“), Bruno Ganz („Der Him- mel über “), Sir Peter Ustinov („Quo Vadis“, „Tod auf dem Nil“), Uwe Ochsenknecht und Mathieu Carrière. „Luther“ wurde in drei Ländern gedreht, in Deutschland wurde der große Saal der z.B. zur Bischöflichen Residenz in Worms, die Veste Coburg diente vier wichtigen Außenfilmszenen als Ku- lisse. Auch in Seßlach und Bad Staf- felstein wurde gedreht. Ein extra für die Dreharbeiten von einem Schreiner angefertigter Regenbo- gen diente später als Spielgerät für ihre Ein Hauch von Hollywood wehte im Kinder. An alle Details wurde während Mai 2002 durch Coburg. Drei Dreh- des Drehs gedacht. Sogar die mit Pfla- tage diente die Veste Coburg im Hi- stersteinen versehene Durchfahrt wurde storienfilm „Luther“ als Ersatz für komplett mit Sand bedeckt. die Wartburg in Eisenach (da diese seit dem 16. Jahrhundert baulich zu stark verändert worden war). Dort wurden vier Szenen der US-amerika- nisch-deutsch-britischen Koproduk- tion des Regisseurs Eric Till gedreht.

Die Aufbauarbeiten mit integrierten Schönheitsreparaturen starteten genau vierzehn Tage vor Drehbeginn. „Die Garagen im Burghof dienten als Kulisse für Fotos: Patricia Welzel

14 Auch an die Temperaturen, die während „Eigentlich sollte der britische Ausnahmeschau- der Dreharbeiten herrschten, kann sich spieler Sir Peter Ustinov auch zu den Drehar- Patricia Welzel noch gut erinnern: „Mit beiten kommen. Er war fest eingeplant, jedoch Luther - Der Film (2002) Blick auf die Szenerie hätte ich nicht mit den ließ es sein damaliger Gesundheitszustand nicht vielen Schauspielern tauschen möchten, war es mehr zu auf der Veste zu erscheinen.“ doch extrem kalt und viele waren bestimmt rich- tig unterkühlt.“

Manche Kulissen stehen noch heute: Die rechte Säule ist historisch und aus Sandstein. Die linke hingegen ist aus Kunststoff. Diese Abdeckung für eine Regenrinne behielt man einfach bei ... besser hätte man ein unansehnliches Rohr ohnehin nicht „verschwinden“ lassen können!

Coburg hat einen besonderen Bezug zum Reformator: Martin Luther kam am Karfreitag, dem 15. April 1530 nach Coburg, dem südlichsten Platz des Kur- So interessant und außergewöhnlich das fürstentums Sachsen. Von hier aus Schauspiel vor Ort auch war, einer Sache konnte Luther, nachdem er 1517 trauert Patricia Welzel immer noch nach: seine 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen hatte und deshalb unter Reichsacht stand, nicht nach Augsburg weiterreisen. Er zog auf die Veste, wo ihm die Co- burger Herzöge Zuflucht gewährten. Fünf Monate verbrachte der Refor- mator in Coburg, in denen er unter anderem an seiner Übersetzung der Bibel arbeitete.

-15 15 - Wer ist Herr Meier? Weitere in Coburg gedrehte Filme Als im Vorfeld des Drehs zu „Lu- ther“ Vertreter der Amerikanischen Evangelischen Kirche zu Gast wa- ren (die einen Großteil der Finan- zierung für die Produktion über- nommen hatte), wurde für den Hauptdarsteller – unter falschem Namen „Herr Meier“ – ein Ho- telzimmer in der Goldenen Traube reserviert. Frau Glauben-Woy hat sich diesen Namen notiert. Auf Nachfrage, wer der Herr denn wirk- lich sei, wurde „Ralph Fiennes“ geantwortet. Als die Hotelchefin Bezaubernde Arabella sich auch diesen Namen notierten Dreh: Marktplatz, Schlossplatz, Veilchental, Ehrenburg. musste, waren die Amerikaner ver- Filmpremiere: 22.12.1959 wirrt und fragten, ob sie denn nicht wisse, wer das sei? Frau Glauben- Woy musste verneinen. Daraufhin Jenseits des Regenbogens Dreh: Sommer 2001, Schloss Eyrichs- klärten sie die Gäste auf, dass es der hof, Schloss Tambach. Erstausstrahlung:

Foto: Gästebuch Goldene Traube Gästebuch Foto: Hauptdarsteller 08.03.2002, Das Erste des kurz vorher mit 7 Oscars ausgezeichneten „Shakespeare in Love“ wäre – und dann däm- merte es ihr … Der kleine Tod oder Freiheit Fauxpas hat Dreh: Juli/August 1977, Veste Coburg. Filmpremiere: 25.12.1977 wohl nicht geschadet – Mr. Fiennes gefiel es offenbar gut im Hotel:

16 Weitere in Coburg gedrehte Filme

Die Ehe der Maria Braun Dreh: 1978 Angerturnhalle, Gefängnis, Mohrenstr. 1, Bahnhof Ebersdorf. Filmpremiere: 20.02.1979 Herzlich Willkommen Dreh: Herzogsweg mit Blick auf Veste. Filmpremiere: 20.02.1990

Räuber Hotzenplotz Dreh: Seßlach. Filmstart: 23.03.2006

Stereo Dreh: August 2013 Callenberger

Forst. Filmpremiere: 15.05.2014 © 2006 Constantin Film Verleih GmbH Verleih Film Constantin 2006 ©

Es geschah am 20. Juli Dreh: 25.03. / 28.06.1955 ehem. BGS-

© 2014 Wild Bunch GmbH / Kasernen. Filmpremiere: 19.06.1955 © 2014 CENTRAL FILM Verleih GmbH

17- 17 - Karrierestart Coburg: Von der Schulbank zum Film

eine große Rolle zu übernehmen“, so die Zei- tungsanzeige.

Die Coburger Gabi Gumbs (damals noch Gabi Marr) und Martin May waren es, die für den Film unter 800 Bewerbern ausgewählt wurden.

„Das Buch hatte ich schon vorher gelesen – es wurde damals ja viel darüber diskutiert“, er- innert sich Martin May. Die Gedicht- sammlung „Die wunderbaren Jahre“ von Reiner Kunze ist eine Kritik an der DDR und dem Ostblock.

„Ich war damals Schülerin in der Realschule CO I und kann mich noch gut daran erinnern, dass die Probeaufnahmen von einem Herrn Renz geleitet wurden“, so Gabi Gumbs rückblickend auf die Geschehnisse rund um den Film „Die wunderbaren Jahre“.

Viele Drehs fanden direkt in Coburg statt, z.B. an der Morizkirche oder am Gymnasium Casimirianum. Auch am Die wunder- Lichtenfelser Bahnhof und in der Obe- ren Stadt von Kronach wurde gedreht. baren Jahre Die Innenaufnahmen fanden in den UFA-Studios in Berlin statt. (1979/80) Für die beiden Schüler waren die Dreh- Ein Filmteam ging damals vor den arbeiten neben Hausaufgaben und Prü- Dreharbeiten durch die Schulen in Co- fungen eine große Herausforderung. Sie burg und Kronach, um nach passenden selbst fühlten sich nach der Auswahl als „Nachwuchskräften“ Ausschau zu hal- Darsteller gegenüber den Mitschülern ten. Gesucht wurden Schülerinnen und phasenweise doch etwas „exotisch“. So Schüler, die „in der Lage sind, verantwortlich richtig geändert hatte sich dann aber

18 doch nichts: „Abgesehen von zahlreichen Projekte folgten und sie gewann immer Fanbriefen, die in der elterlichen Wohnung ein- mehr Spaß daran, hinter der Kamera zu gegangen sind“, schmunzelt Gabi Gumbs. arbeiten.

Laut Gabi Gumbs stand der Film damals sogar auf der Kippe, denn „Regisseur Ru- dolf Noelte stieg wegen Diskrepanzen in der Besetzung nach zwei Wochen aus und Schrift- steller Reiner Kunze musste seinen Part bis zur Fertigstellung des Films übernehmen.“

Das von Reiner Kunze verfilmte Werk erhielt für sein Drehbuch den Baye- rischen Filmpreis. Außerdem wurde er Gabi Gumbs (geb. Marr) 1981 mit dem Gilde-Filmpreis in Sil- ber ausgezeichnet. Bei der Berlinale Frankfurt verließ sie der Liebe wegen 1980 wurde er „aus kinematografischen 1983 und wanderte nach Anguilla/Kari- Gründen“ nicht gezeigt. Dies war teil- bik aus. Dort ist sie seit rund vier Jahren weise auf politische Rücksichtnahme als Yachtagentin selbstständig tätig. Sie zurückzuführen, nachdem die Ostblock- regelt Zoll, Behördengänge, Visaangele- Länder im Jahr zuvor wegen des Films genheiten, Reservierungen, Helikopter- „Die durch die Hölle gehen“ das Festival flüge und hilft dabei, Boote einzuche- demonstrativ verlassen hatten. cken.

Zu den damaligen Schauspielerkollegen Gabi Gumbs hat sie leider keinen Kontakt mehr, aber einmal im Jahr ist sie immer noch in Co- Gabi Gumbs (geborene Marr) absol- burg, um Freunde und Verwandte zu vierte eine Fotografenlehre bei der besuchen. Coburger Firma Mitschke. Nach „Die wunderbaren Jahre“ war sie an der Seite von Hanno Pöschl in „Julius geht nach Martin May Amerika“ (1984) zu sehen, ebenso in den Fernsehfilmen „Die Mutprobe“ und Martin May wurde am 21.04.1961 in „Die Schraiers“(jeweils 1982). Coburg geboren. Auch seine Schauspiel- karriere begann in Coburg: Mit 15 Jah- Nach ihrer Schauspielkarriere arbeite- ren hatte May seine ersten Auftritte als te sie als freiberufliche Fotografin und Komparse am Landestheater Coburg. zog in den 80er Jahren nach München. Später wechselte sie zur Firma Cinetext Nach seiner ersten Rolle als Stephan in in Frankfurt am Main als Standfotogra- „Die wunderbaren Jahre“ engagierte ihn fin. Synchronarbeiten für verschiedene Wolfgang Petersen 1980 für die Rolle

-19 19 - des „Fähnrich Ullmann“ in „Das Boot“. Seele“, „Lindenstraße“ und „Abenteuer May, der niemals eine Schauspielschule Airport“. abgeschlossen hat, bezeichnet die Dreh- arbeiten zum Film „Das Boot“ und die Inzwischen hat Martin May mehr als Arbeit mit Wolfgang Petersen als beste hundert Rollen in Kino- und Fernseh- Schule. „Das Jahr war eine gute Lehrzeit – Filmen und -serien und am Theater (u. a. ich habe allen ein Loch in den Bauch gefragt Residenztheater München, Thalia Thea- und wirklich viel gelernt“, erinnert sich der ter Hamburg) gestaltet. heute 53-jährige. Neben der reinen Schauspielerei arbeitet er als Sprecher in den Bereichen Syn- chron, Hörbuch, Hörspiel, Werbung und ist gelegentlich als Drehbuch- und Hör- spielautor tätig. Seit 2011 ist May Vor- standsmitglied des Bundesverbandes der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS). Außerdem ist er Mitglied der Deutschen Filmakademie und der Deutschen Aka- demie für Fernsehen. Martin May damals und heute Heute lebt er mit seiner Frau – der Auto- rin, Journalistin und Musikerin Marianne Wellershoff – in Hamburg. Die Kon- takte in seine Heimatstadt sind nicht ab- gerissen. „Wenn ich meine Mutter in Ahorn besuche, kommen bei mir Heimatgefühle hoch, auch wenn ich schon lange nicht mehr hier lebe“, erzählt der Schauspieler, der immer wie- der einmal „auf einen Sprung“ in der Vestestadt vorbeischaut. Die erste TV-Hauptrolle hatte er in „Der Sohn des Bullen“ unter der Re- gie von Heinz Schirk. Für seine schau- spielerische Leistung in Erwin Keuschs „Der Flieger“ erhielt Martin May 1988 den Deutschen Darstellerpreis. Bis 2001 war Martin May insgesamt neun Mal als „Assistent Robert Wegner“ in der Fernsehreihe „Tatort“ beim Hessischen Rundfunk im Einsatz. Er spielte in Se- rien wie „Büro, Büro“, „Mit Leib und „Die wunderbaren Jahre“ 1979

20 Der Flieger (1986)

Interview mit Martin May zu „Der Flieger“ (Coburger Tageblatt, 02./03.10.1999)

Hatten Sie Probleme beim Drehen?

„Probleme gab’s nur mit dem Coburger Convent. Die hatten Angst, dass sie in die Pfanne gehauen werden. […] Für den Flug über die Stadt mussten wir zwei Kameras auf dem Markt postieren. Die Stadt hatte das Hausrecht am Markt an diesem Wochenende an das Präsidi- um des Convents abgegeben. […] Der Convent-Präsident meinte, wie leicht könne im Getümmel eine Kamera um- gestoßen und kaputt gemacht werden … Daraufhin sagte unser Produzent: ‚Wis- sen Sie, ich hab einen Hubschrauber gemietet. „Der Flieger“ wurde im Mai und Sie haben die Hoheit am Boden, aber ich hab Juni 1986 in Coburg gedreht. die Lufthoheit. Wenn Sie nicht mitspielen, lass‘ ich den Hubschrauber drei Stunden lang über Er handelt von dem Versicherungs- dem Markt kreisen.‘ Dann hatten wir die Azubi Bernd (Martin May), der der Drehgenehmigung.“ Enge der Stadt Coburg entfliehen und als begeisterter Drachenflieger über den Urwald Boliviens fliegen will. Als die Journalistin Rita (Ul- rike Kriener) von diesem Vorhaben erfährt, werden Sponsoren gesucht und Bernd startet in sein großes Abenteuer ...

Filmlocations in Coburg: Rathaus- saal, Sintflutbrunnen im Rosengar- Produzent Michel Bergmann, Werner ten, Innenstadt, Pelzgeschäft Krug, Gutmann vom UT, ???, Regisseur Erwin Büro Coburger Tageblatt, HUK Keusch, Ulrike Kriener, Martin May, Gebäude am Bahnhof, Schlossplatz. Drehbuchautor Uwe Timm -21 21 - Rubinrot / Saphirblau Auch in den letzten Jahren war Coburg wieder Schauplatz für aktuelle Filmproduktionen. Die Spielfilme „Rubinrot“ und „Saphirblau“, nach den Bestsellern der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier, ­­ wurden unter anderem in Coburg gedreht und produziert.

Vom 19. März 2012 bis 09. April 2012 befand sich das Team um Regisseur Felix Fuchssteiner in Coburg. Drehorte waren Schloss (Haus Montrose), Schloss Tambach (Salon des Grafen), Schloss Ehrenburg (St. Lennox College), Schloss Callen- berg (Atelier Madam R ­­­­­ossini), Schloss Rosenau (St. Lennox Ballsaal) und die Veste Coburg (Haus der Wächter).

Vom 07. bis 16. Oktober 2013 Bei den Dreharbeiten auf dem wurde für den zweiten Teil „Saphir- Schlossplatz und vor der Ehrenburg blau“ erneut in Coburg gedreht. RUBINROT Die Hauptfigur Gwendolyn Shepherd (Maria Ehrich) stellt fest, dass sie ein Zeitreise-Gen geerbt hat, mit dem man in die Vergangenheit reisen kann. Zusammen mit dem männlichen Träger des Zeit- reise-Gens, Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner), versucht sie, die Geheimnisse ihrer Familiengeschichte und des roten Rubins zu lüften.

22 Jannis Niewöhner und Maria Ehrich bei der Autogrammstunde im Utopolis

SAPHIRBLAU

Im zweiten Teil der Trilogie „Saphirblau“ müssen die beiden Zeitreisenden versuchen die Welt zu retten, indem sie sich gegen eine Allianz dunkler Mächte stellen. Hierbei kommen sich Gwendolyn (Maria Ehrich) und Gideon (Jannis Niewöhner) immer näher.

PREMIEREN Am 16. März 2013 und am 14. August 2014 fanden jeweils Premierenfeiern im Coburger Kino Utopolis statt. Mit dabei waren die Filmschaffenden, u. a. Regisseur Felix Fuchssteiner und seine Hauptdarsteller Maria Ehrich, Jannis Niewöhner und Laura Berlin sowie „Saphirblau“-Co-Regisseurin Katharina Schöde.

-23 23 - Original Filmszenen - gedreht auf den Arkaden am Schlossplatz (oben) und in der Hofapotheke (unten, mit Regisseur) Bilder rechte Spalte: © 2014 Concorde Filmverleih GmbH Spalte: © 2014 Concorde Filmverleih Bilder rechte

Die Regisseure bei der Arbeit Bilder linke Spalte: © 2013 Concorde Filmverleih GmbH Spalte: © 2013 Concorde Filmverleih Bilder linke

In Teil 2 wird noch mal schnell am Schlossplatz geschmust ... 24 Der Coburger hinter den Kulissen Interview mit Michael Böhm, Koordinator Stadtmarketing

Coburg, ein guter Ort zu drehen? wortlich, dass das Team in Ruhe und mit 1977 wurde 40 Tage lang „Tod oder Konzentration arbeiten kann – und agie- Freiheit“, ein deutscher Kostüm- und ren deshalb möglichst unauffällig. Abenteuerfilm, in Coburg, in Kronach, im Wasserschloss Irmelshausen (Unter- Was erwarten Locationscouts, wenn franken) und in Urach gedreht. Regie sie auf der Suche nach dem per- führte Wolf Gremm, die Hauptrollen fekten Drehort sind? spielten Peter Sattmann, Mario Adorf, Natürlich muss die Motivpalette stim- Gert Fröbe und Erika Pluhar. Damals men. Coburg diente bereits für viele war ich rund um die Uhr als Kabelträger Dreharbeiten als Kulisse. Kein Wunder: live hinter den Kulissen dabei und ver- In und um Coburg gibt es Schlösser, diente mir damit ein Zubrot. historische Parkanlagen, die berühmte Veste, das mittelalterliche Seßlach, viele Meine Aufgaben haben sich seither ge- reizvolle, denkmalgeschützte Gebäude ändert – die Faszination für Film und aber auch alte Fabrikgebäude – und alles Fernsehen ist geblieben. Als Stadt- eingebettet in eine schöne Umgebung. marketing Coburg haben wir z. B. die Fantasy-Jugend-Dramen „Rubinrot“ Und sie wollen Service, Service, Service. und „Saphirblau“ nach Coburg geholt. Das beginnt bei den Kontakten in der Eine große Herausforderung. Der um- Stadt – angefangen von Ämtern bis hin Bilder rechte Spalte: © 2014 Concorde Filmverleih GmbH Spalte: © 2014 Concorde Filmverleih Bilder rechte fassende Produktionsservice rund ums zur Presse. Im Vorfeld geht es um Ver- Set war ein Full-Time-Job, während der träge, Genehmigungen, Absperrungen, Dreharbeiten war an Schlaf nur wenig Suche nach Statisten, und nicht zuletzt zu denken. Wir sind ja dafür verant- um den Wohlfühlfaktor während des Aufenthaltes für die Darsteller und das Drehteam.

Besonders in Coburg ist, dass es eine Person gibt, die als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Ich kenne die Eigen- heiten von Land und Leuten und spre- che „dieselbe Sprache“. Dadurch kann ich sicherlich die eine oder andere Türe öffnen oder schnell eingreifen, wenn es Michael Böhm am Set des Thrillers die Situation erfordert. Ein nicht ganz „Stereo“ 2013 unerheblicher Aspekt, wenn man an 25- 25 - manche nicht vorhersehbare Ereignisse das Ambiente und die Menschen sehr am Set denkt. genossen.

Haben Sie konkrete Beispiele? Mit Katharina Thalbach und Johannes Während der Dreharbeiten zu Rubin- Silberschneider haben wir die Morizkir- rot fand die Fußball-WM statt. Für ei- che besucht. Sie haben Details entdeckt, nen perfekten Fußball-Abend mit dem die sogar mich noch überrascht haben. Film-Team haben wir eine ganze Knei- Auch die Einträge in den Gästebüchern pe organisiert. Oder: Für eine 30-Se- unserer Hotels sprechen für sich. kunden-Szene mit einem Raben wurde nachts acht Stunden gedreht. Ein wahn- www.coburg.de/kulisse sinniger logistischer Aufwand und eine www.coburg.de/filme große Anstrengung für Schauspieler und Team. Da ist Routine in den Abläufen Der Locationscout und guter Service gefragt. Locationscouts finden, was Produk- Was sagen Schauspieler so über Co- tionsfirmen, Regisseure, Drehbuch- burg? autoren und Szenenbildner suchen: Jürgen Vogel war mit seiner Tochter in Geeignete Drehorte für Film und Coburg beim Shoppen. Er war erstaunt Fernsehen, Werbe- und Fotopro- über die Vielfalt der Geschäfte und hat duktionen. Sie verwalten außerge- wöhnliche Orte wie Alpendörfer, Neugotik Schlösser, Privathäuser, bis unterir- dische Gewölbe – also alles was sich In Coburg zeichnet ein fast ge- ein Drehbuchschreiber ausdenken schlossenes Ensemble von neugo- kann – in sogenannten Location- tischen Bauwerken den Verlauf der Datenbanken. Bei Bedarf stellen sie früheren Stadtmauer nach. Hierbei den Kontakt zwischen Produktions- handelt es sich nicht nur um neu- firmen und Ansprechpartnern vor gotische Einzeldenkmäler, sondern Ort her. vielmehr umschließen die neugo- tischen Straßenzüge wie ein Gürtel Wichtigste Aufgabe eines Location- (Ernstplatz, Albertsplatz, Ketschen- scouts ist es, sich gut in die Vor- tor, Untere/Obere Anlage, Schloss- stellungen des Drehbuchschreibers platz, Allee bis zur Rosenauer Stra- oder Shootings versetzen zu können. ße, Bahnhofstraße) über insgesamt Daher findet man in dieser Berufs- fast zwei Kilometer den größten gruppe häufig Fotografen, Producer, Teil der Altstadt. Vergleichbare Architekten und ehemalige Szenen- Bebauung lässt sich sonst beinahe bildner mit langjähriger Berufserfah- ausschließlich in Großbritannien rung. finden.

26 Aus dem Gästebuch des Hotels „Goldene Traube“

Der damals schon 103-jährige Jopi Heesters, liebevoll umsorgt von seiner Frau Simone und den guten Geistern der „Goldenen Traube“.

Eddi Arent war am 13. 02. 1969 zur Aufführung „Das Go-Go-Girl vom Blow-Up“ in Coburg.

Und Hansi Kraus war es offenbar - noch nicht bewusst, dass er der eigent liche Star des Films war. 27- 27 - Wolfgang Völz – bekannt als Diener Johann aus „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ (1967 - 1977) – nahm seinen damaligen Werbe- vertrag offenbar sehr ernst ... selbst das Gästebuch der „Goldenen Traube“ blieb nicht verschont.

Veronica Ferres war im Rahmen der Dreharbeiten zur Edelstein-Trilogie 2012 wieder in Coburg zu Gast. Bereits 1990 war sie – damals noch relativ unbekannt – am Landestheater in der Rolle der Natal- ja Iwanowa in Anton Tschechows „Drei Schwestern“ zu sehen.

28 „Das kleine Hofkonzert“ Erinnerungen von Walter Dorn Der gebürtige Coburger Walter Dorn wurden Sequen- kann sich noch sehr gut an die Dreh- zen gedreht. arbeiten im Juli 1944 zu dem Kinofilm „Der Aufnahme- „Das kleine Hofkonzert“ unter der Re- wagen war auf gie von Paul Verhoeven erinnern: Höhe Naturkunde- „Dienstlich war ich in Schweinfurt beschäftigt museum abgestellt! und habe drei Tage Heimaturlaub bekommen. Zudem wurden im Diese Zeit verbrachte ich dann natürlich in Co- Tal extra Schienen burg.“ Aus der Zeitung habe er erfahren, für die Kameratech- dass ein Spielfilm gedreht wird. „Sofort nik verlegt, um so reifte bei mir der Entschluss, die Dreharbeiten einen wackelfreien aus nächster Nähe anzuschauen.“ Dreh zu ermöglichen. Die einzelnen Passagen und Dialoge waren enorm aufwendig, die Sze- nen mussten zigmal wiederholt werden“, erin- nert sich Walter Dorn.

Unter den Schaulustigen befanden sich auch eine ganze Reihe von Liliputanern von „Schäfers Liliput Revue“. Diese ga- stierte damals auf dem Coburger Schüt- zenanger. Aufgrund der Kriegswirren konnte die Show nicht weiterreisen und Die Dreharbeiten an der steinernen hing fest. „Ihre nun freie Zeit verbrachten die Brücke zum Haupttor der Veste Liliputaner damit auf die Bäume zu klettern, Der Weg ging dabei zunächst auf die um eine bessere Sicht zu haben. Das Filmteam Veste Coburg. Dort sollte eine Szene fühlte sich aber wohl in seiner Konzentration des Streifens abgedreht werden. „Etwas gestört und so musste die herbeigerufene Polizei Publikum war auch da und verfolgte gespannt für Ordnung sorgen.“ das Filmteam bei seinen Arbeiten. Dieses war damals vom Kriegseinsatz , wie viele weitere „Das kleine Hofkonzert“ mit Elfie Mayer Filmschaffende auch, freigestellt.“ Die Sze- hofer, Erich Ponto, Hans Nielsen, Hans- ne mit der Einfahrt zur Veste hat Herr Leibelt und Harald Paulsen kam 1949 in Dorn mit einer Fotobox fotografiert, die Kinos. „Eine graziöse musikalische Komö- denn „mit der Kameratechnik hatte ich damals die mit malerischer Optik, die Spitzweg-Bildern nichts am Hut.“ nachempfunden ist. Die Kabalen und die geistige und moralische Enge der Duodez-Höfe werden Am anderen Tag ging es in Richtung mit milder Ironie dargestellt.“ (Lexikon des Hofgarten, ins Veilchental. Auch hier internationalen Films) 29- 29 - Der Mann mit der Kamera Filmchronist Jürgen A. Brückner

1968 wurde die BR Sendereihe „Unter unserem Himmel“ auf ihn aufmerksam und gab ihm die Chance, in Sizilien die Unterwasserkamera für den Film „Spa- ziergang unter Wasser“ zu führen. „Die schweigende Welt“ sollte seine Leiden- schaft bleiben: Mittelmeer, Rotes Meer, Karibik, Malediven und Seychellen wa- ren bevorzugte Drehgebiete.

Werbefilmdreh im „Prinz Albert Club“ Es war sein Vater, der ihm die Lust zum Film in die Wiege legte. Bereits im Alter von 14 Jahren begann Jürgen A. Brück- ner, Ereignisse in seiner Heimatstadt Coburg auf 8mm-Film festzuhalten.

Mit Erich von Däniken in Ägypten Mit der Kamera besuchte er die meisten europäischen Länder, aber auch China, Japan, Neuseeland, Südafrika, Kenia und den nord- und südamerikanischen Kontinent. Den Bestsellerautor Erich von Däniken begleitete er auf Reisen Jürgen A. Brückner am Projektor nach Honduras, Guatemala, Mexiko und Ägypten. 1960 gehörte er zu den Gründervätern des „Coburger Schmalfilmclub e.V.“. Die Grundkenntnisse der Kameratech- nik lernte er während seiner Studienzeit in München. Den Grundstein legten Werbe- und Kulturfilme in 16 und 35 mm. Seine Idee, die damals üblichen Werbedias durch bewegte Filmbilder zu ersetzen, wurde richtungsweisend in der Branche. Brückners hauseigenes Kino 30 Sein Domizil am Festungsberg beher- geschichte Coburgs. Der älteste Film bergt ein Filmstudio für analogen und stammt aus dem Jahr 1924 und zeigt digitalen Filmschnitt. 16, 35 und 70mm- einen Festumzug anlässlich des Umbaus Filme werden auf einer großen Kino- der Veste. Humorvoll auch die Feuer- leinwand von 2,10 x 5,20 Meter mit wehrübung am Rathaus von 1930. Der einer 6-Kanal Dolby-THX-Tonanlage Besuch von Silvia und Carl-Gustav von präsentiert. Schweden 1982 war ein Highlight seines jahrzehntelangen Filmschaffens. In 50 Jahren wuchs die Filmsammlung seiner „Kinemathek Coburg“ auf mehr als 1.300 Spiel- und Kulturfilme sowie Wochenschauen in allen Filmformaten. Die Schätze reichen von „Goldrausch“, „Der Hauptmann von Köpenick“, „Frühstück bei Tiffany“, „My Fair Lady“ bis hin zu „Ben Hur“ und „Vom Win- de verweht“. Oft finden die äußerst sel- tenen Kopien ihren Weg zu Festivals und Open-Air-Veranstaltungen. Bei Dreharbeiten im Veilchental

Aus diesem einmaligen, historischen Material entstand 2011 in Zusammenar- beit mit dem BR, Dr. Thomas Rex und Rüdiger Baumann der 40 Minuten-Film „Coburg – Eine Zeitreise“, der seit sei- ner Sendung am 06.01.2012, auch als DVD erhältlich ist.

Brückners neuestes Projekt: die Veste Eine gewaltige Sammlung ... Coburg aus der Vogelperspektive. Und wer steuert den Quadrocopter und die Brückners Aktivitäten für den 70mm- digitale Film- Film „Flying Clipper – Traumreise unter kamera? weißen Segeln“ wurden 2009 mit einer Natürlich Einladung zur Retrospektive der 59. die nächste Berlinale gekrönt. Generation: sein Sohn In seiner Vorstandstätigkeit in der „His- Andreas … torischen Gesellschaft Coburg e.V.“ widmet er sich insbesondere der Film-

31- 31 - Michael Ballhaus

2014 erschienen die Memoiren des Michael Ballhaus: „Bilder im Kopf: Die Geschichte meines Lebens“. Er erzählt u. a. von seinem Aufenthalt in Coburg, während und kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges.

Seine Tante wohnte in Coburg. Daher zog die Familie 1943 von Berlin in die Vestestadt, um den Bombenangriffen auf die Hauptstadt zu entgehen. bei den Proben zusehen durfte. Ich weiß nicht mehr, was sie spielten. Ich weiß nur, dass der Als 1945 die Amerikaner kamen, wurden Klang mich überwältigte. Und dass der Mann, auch in dem Haus, in dem die Familie der vor dem Orchester stand, den Taktstock Ballhaus wohnte, amerikanische Sol- bewegte und dessen Mienenspiel, das grimmig daten untergebracht. Michael Ballhaus und freundlich zugleich sein konnte, mich faszi- beschreibt, wie Zigaretten zu dieser Zeit nierte; dieser Mann schien die Musik herbeizu- als Zahlungsmittel genutzt wurden. Sein zaubern. Selbstverständlich stand fest, dass ich erstes Fahrrad „kaufte“ er für zwei Päck- Dirigent werden musste, das war eindeutig der chen Camel. Er war zu diesem Zeitpunkt beste Beruf, den es gab. Meine Mutter brauchte zehn Jahre alt und rauchte schon. eine Weile bis sie mich davon überzeugt hatte, dass einer wie ich, der einmal in der Woche zur Sein Vater, der der NSDAP nicht nahe Klavierstunde ging und trotzdem nur winzige stand, ist unversehrt aus dem Krieg zu- Fortschritte machte, dass so einer vielleicht doch rückgekehrt. Er erhielt in Bayern die nicht das Talent zu einem erstklassigen Diri- erste Lizenz zum Betrieb eines Theaters. genten hatte.“ Später gründeten seine Eltern den „Co- burger Kulturkreis“, dessen erstes Stück Michael Ballhaus wurde 1935 in die Komödie „Ein Strich geht durchs Berlin geboren. Er absolvierte eine Zimmer“ war. Ausbildung zum Fotografen und war danach als Kameramann tätig. Michael Ballhaus erinnert sich vor allem Hier lernte er auch Rainer Werner an Folgendes: „Deutlicher aber als jedes Fassbinder kennen, mit dem er zahl- Theaterstück steht mir das erste Gastspiel reiche Filme drehte. Seit 1985 arbei- des Dirigenten Georg Solti mit den Bamber- tete er mehrfach mit Martin Scorse- ger Symphonikern vor Augen. Das liegt vor se zusammen und war dreimal für allem daran, dass ich für Solti mein Zimmer den Oscar nominiert („Nachrich- räumen und in einer Kammer schlafen musste. tenfieber“, „Die fabelhaften Baker

Quelle: Michael Ballhaus mit Claudius Seidl, Buch „Bilder im Kopf: Die Geschichte meines Lebens“, ersch. 2014 in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München, Seiten 17 - 19 Random House GmbH, München, 2014 in der Verlagsgruppe meines Lebens“, ersch. Die Geschichte „Bilder im Kopf: Ballhaus mit Claudius Seidl, Buch Quelle: Michael Es lag aber auch daran, dass ich dem Orchester Boys“, „Gangs of New York“). 32 Michael Verhoeven

In seiner 2005 veröffentlichten Bio- über dem Schweinestall der Mühle, und grafie „Paul, ich und wir – Die Zeit Michael Verhoeven wurde in die Schule und die Verhoevens“ berichtet Dr. in Neuses eingeschult. Michael Verhoeven unter anderem auch von seiner Zeit in Coburg. Auch vom Brand im „Proviantamt“ (dem heutigen Baywa-Gebäude) berich- Während des zweiten Weltkrieges kam tet Verhoeven. Trotz der Soldaten auf Michael Verhoeven als Fünfjähriger mit den Dächern der umliegenden Gebäude seinem Vater Paul (Schauspieler und Re- haben die Bewohner von Bertelsdorf gisseur), seiner Mutter und seinen beiden sich dort mit Vorräten eingedeckt. „Es älteren Schwestern nach Bertelsdorf. waren ungeheure Schätze, die wir nach Hause Sie wohnten dort als Flüchtlinge in der gebracht hatten, ein ganzer Zentner Mehl, ein Mühle (siehe Bild) bei Familie Herold. ganzer Zentner echter schwarzer Kakao, ein ganzer Zentner Zucker, ein ganzer Zentner Milchpulver.“ Auch Traubenzuckerdrops waren dabei, für die sich die Kinder be- geisterten.

Die Familie hat das Ende des Krieges noch in Coburg erlebt. 1945 zog man dann nach München, wo Vater Paul zum Intendanten des Bayerischen Staatsthea- ters ernannt worden war.

Verhoeven schildert aus dieser Zeit viele Kindheitserlebnisse, u. a. auch Erinne- Dr. Michael Verhoeven wurde am rungen an seine ersten privaten „Kino- 13. Juli 1938 in Berlin geboren. Er vorstellungen“: „Manchmal gab es in der absolvierte ein Medizinstudium, das Mühle Filmvorführungen. Die Herolds besaßen er mit einer Promotion abschloss. eine 16mm-Kamera. Dann luden sie das hal- 1966 heiratete Michael Verhoeven be Dorf zu den Vorführungen ein. Sie zeigten die Schauspielerin Senta Berger. – natürlich ohne Ton – Dorfereignisse, Wehr- Er gilt als einer der namhaftesten machtssoldaten, die in die Kamera lächelten. deutschen Regisseure („Die wei- Am Hauseingang stand Frau Herold, wie an ße Rose“, „Das schreckliche Mäd- der Kinokasse, und nahm von jedem Zuschauer chen“, „Mutter Courage“. ) ein Ei als Eintritt.“

Quelle: Michael Verhoeven, Buch „Paul, ich und Später zog die Familie in den oberen wir – Die Zeit und die Verhoevens“, ersch. Mühlweg, in ein niedriges Backsteinhaus 2005 im Ullstein Verlag, Berlin, Seiten 53 - 74 33- 33 - 34 35- 35 - Annette Hopfenmüller

Annette Hopfenmüller (am 2. Okto- Schatten“ aus Peter Maffays gleichna- ber 1959 in Coburg geboren) ist eine migen Doppelalbum. deutsche Filmemacherin und Musik- produzentin. Sie lebt und arbeitet in Seit 1991 arbeitet sie als Regisseurin und München. Autorin von Dokumentarfilmen. Sie realisierte zunächst Kulturbeiträge für Ihren erlernten Beruf als Dolmetscherin das öffentlich-rechtliche Fernsehen und (Englisch, Französisch, Spanisch) übte führte Regie bei Werbespots und Image- Annette Hopfenmüller nur kurz aus. In filmen. Seit 1996 dreht Annette Hopfen- den 1980er Jahren arbeitete sie als Musi- müller Dokumentarfilme und –serien in kerin (Bass) u. a. in der Band des Spliff- den Bereichen Musik, Theater, deutsche Schlagzeugers Herwig Mitteregger und Unterhaltungsgeschichte und Bayern veröffentlichte eigene Platten. (z. B. für die BR-Sendereihe „Unter un- serem Himmel“). 2011 erhielt Annette Hopfenmüller den Oberfränkischen Medienpreis für ihren Film „Unterneh- men Märchenschloss – Schlossherren rund um Coburg“ zugesprochen. Im Oktober 2014 wurde ihr der Kultur- preis der Oberfrankenstiftung verlie- Auszug aus der Filmographie von hen. Annette Hopfenmüller Im März 2014 brachte Annette A. Hopfenmüller (r.) und Team beim Hopfenmüller, in Zusammenar- 1999: Lieber ein König in Coburg, BR beit mit dem Schauspieler Tho- Dreh mit Landfrauen im Gäretemuseum 2009: Am Polstermöbelhighway 303, BR mas Birnstiel, die preisgekrönte 2010: 1984 übernahm sie die Moderation BR-Fernsehserie „Löwengrube“ Unternehmen Märchenschloss, BR und Programmgestaltung von Radio- von Willy Purucker als szenische 2011: Rückkehr ins Paradies, BR sendungen beim Süddeutschen Rund- Lesung mit Musik am Theater Re- 2012: Die Korbmacher um Lichtenfels, BR funk und bei Bayern 3 (u. a. „Pop nach gensburg auf die Bühne. 2013: Hüben und Drüben – Geschichten von Acht“). 1986 konzipierte Hopfenmüller die Sendung „Hard’n Heavy“, die sie bis Annette Hopfenmüller dreht der Zonengrenze, BR 1990 für den damaligen Musik-TV-Sen- immer wieder für den BR span- 2013: Frischer Wind im Märchenschloss – der Tele 5 produzierte und moderierte. nende Dokumentationen über Schlossherren rund um Küps, BR ihre alte Heimat Coburg und 2014: Leben in Coburg, BR 1986 lernte sie den Rockmusiker Peter die umliegenden Landkreise. Sie 2014: Maffay in einer Sendung kennen. Die sorgt damit sehr engagiert dafür, Die Dörfer am Staffelberg, BR beiden waren von 1986 bis 1989 ein Paar. daß unsere Gegend bayernweit 2014: Geschichten von der Zonengrenze – Von ihr stammt auch der Text „Lange mehr Aufmerksamkeit erlangt. Sonneberg und Neustadt, BR

36 Filmkontor Graf

Bis zum Jahr 1996 wurde im Fernsehen Das Filmkontor Graf aus Coburg nur sporadisch aus Coburg berichtet. schloss einen Vertrag mit dem neuen Erst Ende dieses Jahres begann mit dem Sender in Hof und lieferte in den ersten Start des Senders TV Oberfranken (tvo) sechs Monaten bereits 260 Beiträge aus eine neue Ära in der lokalen Berichter- der Region. Reporterin war Gilla Brück- stattung. ner. Zum Sendestart drehte das Co- burger TV-Team bei einer Premiere im Landestheater Coburg und konnte das Ensemble dazu bewegen, einen Toast auf offener Bühne mit Glückwünschen zum Start von TV Oberfranken auszu- bringen.

Die Filmkontor-Crew bei der Arbeit

Auszug aus der Filmographie von

Annette Hopfenmüller

1999: Lieber ein König in Coburg, BR 2009: Am Polstermöbelhighway 303, BR 2010: Unternehmen Märchenschloss, BR Ulrich W. Graf an der Kamera 2011: Rückkehr ins Paradies, BR Im Jahr 2001 schloss das Filmkontor 2012: Die Korbmacher um Lichtenfels, BR Graf einen Vertrag mit dem Bayerischen 2013: Hüben und Drüben – Geschichten von Fernsehen und liefert regelmäßig Beiträ- ge für den neuen Sendeplatz „Abend- der Zonengrenze, BR schau Franken“. Die Berichte aus Co- 2013: Frischer Wind im Märchenschloss – burg und der Region werden in Coburg Schlossherren rund um Küps, BR komplett fertiggestellt (Produktion und 2014: Leben in Coburg, BR Kamera: Ulrich W. Graf, Redaktion: Iris Kroon, Schnitt: Karolin Holland und 2014: Die Dörfer am Staffelberg, BR 2014: Vertonung: Peter Discher). Ein Kurier- Geschichten von der Zonengrenze – fahrer bringt dann schließlich das Sende-

Sonneberg und Neustadt, BR band nach Nürnberg. 37- 37 - „Himmel ohne Sterne“ Erinnerungen von Herbert Korn

Der Fotograf Herbert Korn aus Rö- dental lieferte die Vorlage für den in und um Coburg gedrehten Spielfilm „Himmel ohne Sterne“. Da er den Regisseur Helmut Käutner bereits länger kannte, machte er ihn auf seine eigene Lebensgeschichte aufmerksam.

Er schickte ihm Fotos der Bergmühle in Neustadt bei Coburg. Dort hatte er 1950 seine erste Frau, die bei der Ma- schinenfabrik Dorst in Oberlind arbei- tete, mit sehr hohem Risiko aus der DDR Plakat: Sammlung Rolf Krebs in den Westen gebracht. Kennengelernt hatte er sie zuvor bei einer Hochzeit in Die Bergmühle wurde im Jahr 1952 ab- Unterlind, einem Ortsteil von Sonne- gerissen, da sie unmittelbar in Grenznä- berg im unmittelbaren Grenzbereich zu he an der Gebrannten Brücke stand. Neustadt bei Coburg. Zu dieser Zeit war die Grenze noch nicht so „dicht“ und Herbert Korn überquerte die Gren- ze mehr als 50 Mal. Einmal wurde er hierbei zusammen mit einem Freund erwischt und sie wurden über Nacht in Hönbach festgehalten, geschlagen und anschließend in Oberlind verhört. Bei einem anderen Grenzübertritt in die DDR wurde sogar auf ihn geschossen.

An die Dreharbeiten selbst, die im Juli bis September 1955 stattfanden, kann sich Herbert Korn noch sehr gut er- innern. Er war als Standfotograf im Auftrag von Regisseur Käutner einge- setzt. Schauplatz war dabei u. a. auch das Ulmannsgut zwischen Coburg und

38 Dörfles-Esbach, wo in den Stallungen und im Innenhof die Flucht von Carl Altmann (Darsteller: Erik Schumann) gedreht wurde.

Dabei musste Erik Schumann den Vopo Bröse (gespielt von Wolfgang Neuss) in einen Misthaufen werfen, was zehn Mal nervenaufreibend wiederholt wurde.

Die Fotos zeigen die Dreharbeiten auf dem Ulmannsgut in Coburg (Dank an Familie Ulmann)

Regisseur Käutner wohnte während der Dreharbeiten mit seiner Frau im frühe- ren Coburger Hotel Excelsior am Bahn- hof. Da ihm dort das Frühstück nicht schmeckte, ließ er sich von der Familie Ulmann verwöhnen. Sein mitgebrachter weißer Pudel wälzte sich währenddessen unbemerkt im Misthaufen und musste daraufhin im Hotel gebadet werden.

Noch eine Anekdote am Rande: Schauspieler Horst Buchholz, da- mals noch ganz am Anfang seiner internationalen Karriere, war oft mit dem Fahrrad unterwegs. Um sich das jeweilige Umziehen zu ersparen radelte er in seiner Filmuniform – die eines russischen Soldaten – zwi- schen Coburg und Rödental hin und her. „Nicht nur einmal ist er dabei massiv Regisseur Helmut Käutner beim aufgefallen!“, so Herbert Korn. Dreh in Coburg (Ulmannsgut) Foto: Herbert Korn, Rödental 39- 39 - Der Letzte Vorhang Erinnerungen von Rolf Krebs

Es war Ende Juli des Jahres 1999: Sinnbildlich fiel da der letzte Vorhang im altehrwürdigen Union-Theater.

Seit dem Bestehen dieses Kinos waren unzählige deutsche Filme dort gezeigt worden und somit lag es nahe, mit dem wohl bekanntesten leise und unscheinbar „Adieu“ zu sagen : „Das Boot “ - in der Director ‘s Cut - Version - war der allerletzte Film, der im Union- Theater gezeigt wurde und eine überschaubare Anzahl an Cineasten ließ es sich nicht nehmen, an diesem Ereignis teilzuhaben .

Ich selbst kann mich noch sehr gut an die groteske Stimmungs- lage erinnern, ging doch das U-Boot im Streifen am Ende ebenso unter wie auch später das eigentliche Kino.

Eine traurige Geschichte für mich. Größtenteils waren die Kinostuhlreihen bereits heraus- gerissen, überhaupt roch alles nach Untergangsstimmung . Richtig wohl gefühlt hat man sich da nicht mehr. 40 Es kam, wie es eigentlich kommen musste, denn einige Male riss die Kopie des Films, wodurch unfreiwillige Pausen eingelegt werden mussten.

Alles in allem hinterließ das für mich einen bleibenden Das schöne Art Deco-Interieur im großen Saal war Eindruck von den letzten in die Jahre gekommen. Stunden des Union-Theaters.

Die Plätze auf der Empore waren schon viele Jahre für‘s Publikum nicht mehr zugänglich.

Die berühmte Treppe zum ATELIER – Der Slogan „Nur im Kino ist Kino wirklich Kino“ hat uns oft amüsiert. Oben gab es noch ein paar Sitzgelegen- heiten, bevor man ins kleine aber feine Studio- Kino im 70er Jahre-Stil gelangte.

41- 41 - Der Abriss

Nachdem der letzte Vorhang im altehrwürdigen Union-Theater gefallen ist, kommen im Herbst 1999 die Bagger ...

Bis Anfang 2001 entsteht nach und nach der Neubau des Utopolis. 42 Der Neubau

43- 43 - Drehort Coburg Filmkulisse Coburg Regisseure und Produzenten mögen die Vestestadt. Seit den 50er Jahren dient Coburg als Kulisse für deutsche und in- ternationale Filmproduktionen aus meh- reren Jahrhunderten. Von Mittelalter, Neugotik, Jugendstil bis Neuzeit – viele Landestheater Bauwerke und Drehorte stehen zur Ver- Epoche: Klassizismus fügung. Das Theatergebäude im Residenzambiente verfügt über drei impossante Ränge „Tolle Location, problemlose Zusammenarbeit, gute Logistik und Unterbringung“ Alexander Bickenbach (Produzent d. Action-Thrillers „Stereo“)

„Ein neues altes Location-Highlight in Bayern“ Nikolaus Prediger (FilmFernsehFonds Bayern)

Schloss Ehrenburg Epoche: Gotik Dreiflügelige Anlage im Herzen von Coburg mit großzügigem Schloßplatz

Alter Güterbahnhof Veste Coburg Die alte Lagerhalle des ehemaligen Coburger Epoche: vor 1200 Güterbahnhofs hat eine rustikale und etwas Die mittelalterliche Burganlage liegt 160 m marode Ausstrahlung oberhalb der Stadt Coburg 44 Schloss Callenberg Flugplatz Die Schlossanlage im neugotischen Baustil Epoche: 1960er Jahre bis heute befindet sich auf einer bewaldeten Anhöhe Der Flugplatz liegt auf einem Plateau ober- am Stadtrand von Coburg halb der Veste Coburg

Schloss Rosenau / Orangerie Marktplatz Vorbildlich renoviertes Schloss inmitten Epoche: Renaissance eines nach englischen Vorbildern angelegten Ein perfektes Ensemble von fast Landschaftsgartens ausschließlich historischen Gebäuden

Jugendstilbauten

In Coburg existiert ein bedeutender Bestand an Jugendstilbauten, z. B. das Sonnenhaus in der Alexandri-- nenstraße, die Heiligkreuz-Volks schule, das Ernst-Alexandrinen- Volksbad und das Bankgebäude der Albertsplatz ehemaligen Creditkasse des Spar- Neugotisches Schulhaus und Gebäude mit und Hülfevereins im Steinweg. Zinnengiebeln zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer 45- 45 - Beruf im Wandel: Filmvorführer von Jürgen A. Brückner In der Traumfabrik Film galt der Film- onsanlagen gleichzeitig bedienen konn- vorführer einst als richtiger Beruf, der te, führte das zu Personaleinsparungen. noch eine Ausbildung und Fachkennt- Damit begann das langsame Sterben des nisse voraussetzte. Bis 1957 gab es leicht Berufs Filmvorführer. In Filmkunst- entflammbares Nitro-Filmmaterial und und Programmkinos hat der Filmvor- so manches Filmtheater brannte durch führer noch seinen Stellenwert, da viele unsachgemäße Vorführung bis auf die ältere Filmklassiker noch nicht in digi- Grundmauern nieder. talem Format vorliegen.

Die finale Einführung der Digitaltechnik überlebte die Zunft der Filmvorführer nicht. Seit Anfang 2014 werden seitens der Verleiher die Filme nur noch als so- genannte DCP auf Festplatten ausgelie- fert. Die Ersparnis gegenüber den teuren und schweren Filmkopien liegt auf der Hand. Der Zuschauer erlebt die Filme nun in stets perfekter Projektion – Kle- bestellen und Laufstreifen gehören der Vergangenheit an. Doch den Charme Bauer-Filmprojektor im Burgtheater der analogen Filmvorführung kann alle Seitens der Filmverleiher wurden die digitale Perfektion nicht ersetzen. 35mm-Kopien in mehreren Akten zu je 600m geliefert – wobei 5 Akte eine Lauf- Für die Zusammenstellung eines Pro- zeit von 90 Minuten ergaben. Vorge- gramms sind heute Computerkenntnisse führt wurden sie dann mit 2 Projektoren (sowie Systemadministration und Netz- in Überblendtechnik – kleine Zeichen werktechnik) gefragt und die Steuerung am rechten oberen Bildrand waren Start- erfolgt meist vom Büro des Kinobetrei- und Überblendmarkierungen, die vom bers aus. Vorteil ist aber auch eine größe- Zuschauer aber kaum bemerkt wurden. re Flexibilität, da der gleiche Film ohne Aufwand innerhalb der einzelnen Kino- Spulentürme und die 1967 entwickelten säle gewechselt oder in mehreren Sälen Filmteller ermöglichten den Endlos- gleichzeitig gezeigt werden kann. Vorführbetrieb – dazu mußten die einzelnen Rollen vom Filmvorführer „Der Mann im Dunkeln“ hat Filmge- zusammengeklebt und später zum Wei- schichte geschrieben – ohne ihn wäre tertransport wieder getrennt werden. „Mach dir ein paar schöne Stunden – Da ein Einzelner nun mehrere Projekti- geh ins Kino“ nicht möglich gewesen.

46 Bildnachweise:

S. 4: Stadtarchiv Coburg Fo.04.01._H_00008 / Fo._04.01._H_00009 Vielen Dank sagen wir: S. 5: Coburger Tageblatt, 14.04.1031 (links oben); Hermann Barth, privat (rechts) Fam. Heublein, Burgtheater / Utopolis (links unten) • Hermann Barth, Jürgen A. Brück- S. 6: Patzelt, 31.03.1999 Neue Presse (rechts) ner, Markus Fedorczuk, Ulrich Graf, Fam. Heublein, Burgtheater / Utopolis (links unten) S. 7: Hermann Barth, privat Michael Böhm, Herbert Korn, Rolf S. 8: Fam. Heublein, Burgtheater / Utopolis (links) Archiv Rolf Krebs (rechts oben / unten) Krebs, Helmut Teumer, Familie Ulmann S. 9: Hagen Lehmann (links oben) und Patricia Welzel für die investierte Archiv Rolf Krebs (links unten) Utopolis (rechts) Zeit, die bereitgestellten Bilder und das S. 11: 31.03.1999 Neue Presse S. 12: Archiv Jürgen A. Brückner (oben) Verfassen von Texten, Staatsarchiv Spk_Co_Stadt_B_187_8 (unten) S. 13: Staatsarchiv Spk_Co_Stadt_B_187_5 (oben) • den beteiligten Seniorinnen und Senioren Hermann Barth privat (rechts mitte) aus dem AWO Mehrgenerationenhaus, S. 14 : Patricia Welzel, privat S. 15: Patricia Welzel, privat (links) • Frau Glauben-Woy vom Romantikhotel Stadt Coburg (rechts) S.16: Gästebuch Goldene Traube (links) Goldene Traube für die Einblicke in die Archiv Jürgen A. Brückner (rechts) Gästebücher, S. 17: Archiv Jürgen A. Brückner / © 2006 Constantin Film Verleih GmbH (Bild Räuber Hotzenplotz) / • dem Staatsarchiv Coburg und dem Stadt- © 2014 Wild Bunch Germany GmbH + © 2014 CENTRAL FILM Verleih GmbH (Plakat Stereo) archiv Coburg. S. 18: Archiv Jürgen A. Brückner S. 19: Archiv Jürgen A. Brückner S. 20: Archiv Jürgen A. Brückner Das Digitale Stadtgedächtnis ist ein S. 21: Gästebuch Goldene Traube (links) Projekt der Stabsstelle E-Government Archiv Jürgen A. Brückner (rechts) S.22: Stadtmarketing Coburg und des Stadtmarketings der Stadt S. 23: Stadtmarketing Coburg Archiv Rolf Krebs (rechts unten) Coburg und S. 24: © 2013 / 2014 Concorde Filmverleih GmbH S. 26: Michael Böhm, privat - unterstützt geschichtliche Schülerprojekte S. 27: Gästebuch Goldene Traube - freut sich über die Anekdoten und S. 28: Gästebuch Goldene Traube S. 29: Archiv Rolf Krebs / Walter Dorn Erinnerungen der Bürgerinnen und S. 30/31: Archiv Jürgen A. Brückner S. 32: Wikipedia „Michael Ballhaus“ Bürger S. 33: Stadt Coburg S. 34/35: Helmut Teumer, privat - sucht hinter verschlossenen Türen S. 36: Sammlung Landrat Michael Busch - sammelt alte Koch- und Backrezepte S. 37: Filmkontor Graf S. 38: Familie Ulmann, privat - porträtiert Vereins- und Firmengeschichte Archiv Rolf Krebs (Plakat) S. 39: Familie Ulmann, privat - vermietet für Firmen- und Vereinsjubiläen Herbert Korn, privat (rechts unten) S. 40/41: Hermann Barth, privat sowie Informationsveranstaltungen den S. 42/43: Hermann Barth, privat mobilen Zeitstrahl. Archiv Rolf Krebs S. 44, 45: Stadtmarketing Coburg S. 46: links: Hermann Barth, privat

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