- 1 - Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................... 3 Kinematografische Treffpunkte in Coburg ... 4 Premieren im Union-Theater ............... 10 Margarethe Birnbaum ...................... 12 Luther - Der Film (2002) ................. 14 Weitere in Coburg gedrehte Filme ......... 16 Karrierestart Coburg ..................... 18 Der Flieger (1986) ...................... 21 Rubinrot / Saphirblau .................... 22 Interview Michael Böhm ................... 25 Gästebuch Goldene Traube ................. 27 Das kleine Hofkonzert .................... 29 Jürgen A. Brückner ....................... 30 Michael Ballhaus ......................... 32 Michael Verhoeven ........................ 33 Premiere „Der blaue Strohhut“ ............ 34 Annette Hopfenmüller ...................... 36 Filmkontor Graf .......................... 37 Himmel ohne Sterne ....................... 38 Der letzte Vorhang ....................... 40 Der Abriss / Der Neubau .................. 42 Drehort Coburg · Filmkulisse Coburg ...... 44 Beruf im Wandel: Filmvorführer ........... 46 Danksagung / Impressum ................... 47 Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit meinem Jahrgang 1968 gehöre So sahen wir den ganzen „Krieg der ich zu der Generation, die mit Sterne“-Film, von dem ein Teil mei- einem Schwarz-Weiß-Fernseher mit ner Freunde begeistert erzählt hatte. vier Programmen und ohne Fern- Mich hat dieser Film nicht beson- bedienung aufgewachsen ist. Der ders beeindruckt und ich konnte die Besuch eines Kinos war dagegen Begeisterung meiner Freunde nicht immer ein herausragendes Ereignis. teilen. Daher habe ich auch die wei- So weiß ich noch von Filmen mit teren Teile der späteren „Krieg der Bud Spencer und Terence Hill, nach Sterne“-Filme nicht mehr ange- denen man kraftstrotzend das Kino schaut. verlassen hat. Glücklicherweise lief der „Lucky Eine besondere Erinnerung verbin- Luke“-Film auch noch an dem dar- de ich mit meinem ersten Kinobe- auffolgenden Wochenende und so such. Mein Vater, der schon in frü- kam ich – was in dieser Zeit nicht hester Jugend gerne die Coburger unbedingt selbstverständlich war – Kinos besucht hatte, wollte auch in den Genuss, kurz hintereinander seinen Sohn in die Kinowelt entfüh- zweimal das Kino besuchen zu dür- ren. Es muss an einem Nachmittag fen. Den „Lucky Luke“-Trickfilm im Jahr 1978 gewesen sein. Da- habe ich also doch noch gesehen. mals liefen im Kino noch die Wo- chenschau, die die Ereignisse der Durch diesen Irrtum meines Vaters Woche schilderte, und eine längere ist mein erster Kinobesuch in Co- Werbung – teils in Dias und teils burg eine ganz besondere Erinne- als Film (etwa der reitende Cow- rung geworden. boy von Marlboro). Mein Vater und ich wollten den neuesten „Lucky Luke“-Trickfilm ansehen und war- teten gespannt auf den Beginn. Vor dem Hauptfilm wurden im- mer Ausschnitte anderer laufender oder demnächst anlaufender Kino- Thomas Nowak filme gezeigt. Wir sahen den Be- 3. Bürgermeister der Stadt Coburg ginn des ersten Teils von „Krieg der Sterne“ im Glauben, es sei ein Filmtrailer. Der Film-Trailer endete Schreiben Sie mit und erzählen aber nicht, da mein Vater den fal- Sie Ihre persönliche Geschichte schen Kinosaal genommen hatte. unter www.stadtgeschichte-coburg.de 3- 3 - Kinematografische Treffpunkte in Coburg: Eine glanzvolle Tradition Coburg hatte zwischen 1920 und 1975 brauerei“, sondern zuweilen auch so- bis zu sieben Lichtspielhäuser: Uni- genannte „lebende Photographien“ in dem on-Theater, Atelier im UT (Eröff- 1897 angebauten Saal. 1919 wurde die- nung am 2. Mai 1974), Central-Licht- sem kinematografischen Treffpunkt ein spiele, Passage-Lichtspiele unter Name gegeben: Union-Theater. Leitung von Werner Gutmann, Burg- theater, Casino, Kali unter Leitung der Familie Heublein. Heute gilt das Multiplexkino Utopolis mit neun Sä- len als eines der modernsten in der Region. Es ersetzte 2001 das frühere Union-Theater, das 1919 im Saalbau der ehemaligen Vereinsbrauerei er- öffnet worden war. Eines der ersten Lichtsspieltheater in Coburg: Fo._04.01._H_00009 Stadtarchiv Das Union-Theater 1937 Coburg war das Apollotheater in der Judengasse 2, 1912 von Johann Scheler „Das neue Unternehmen braucht vor keiner gemeinsam mit dem Residenzcafé er- Großstadteinrichtung zurückzustehen. Überall öffnet. 1922 wurde das Apollotheater macht sich die moderne Richtung der Neuzeit geschlossen. geltend. Schon beim Eintritt in die Räume ist man durch die herrschende Eleganz wohltuend berührt“ lobte die „Coburger Zeitung“ im Juli 1919. Im Jahr 1920 konnte das Union-Theater (UT) bereits beachtliche 242.563 Besu- cher verzeichnen. Eine Eintrittskarte kostete damals zwischen zwei Mark, für Stadtarchiv Coburg :Fo._04.01._H_00008 Stadtarchiv einen Platz auf einer harten Bank in den Die Vereinsbrauerei im Hahnweg vorderen Reihen, in der Nähe der Lein- wand, und 6,50 Mark in der komfor- Der Hahnweg ist für Generationen von tablen Rangloge. Coburger Kinofans eine gute Adresse. Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts Neben Kintopp gab es im UT auch genoss das Publikum hier nicht nur den manche Live-Sensation zu bestaunen: Gerstensaft der benachbarten „Vereins- „Unentwirrbare Rätsel somnambul lösen“ ver- 4 hieß die Zeitungsannonce der Hellsehe- – Dokumentaraufnahmen örtlicher Er- rin Helia Leitner im Jahre 1923. eignisse, die den Zensoren eventuell zu entgehen drohten – nicht vorzuführen. 1930 übernahmen das Ehepaar Otto und Auguste Heublein zusammen mit Sohn 1945 wurde das UT von den Amerika- Alfred das zweite in Coburg ansässige nern beschlagnahmt und blieb zunächst Kino, die Kammer-Lichtspiele (Kali) im Army-Angehörigen vorbehalten. Kanonenweg 4. Otto Heublein – vorher bereits Betreiber von Kinos in Burg- In der Nachkriegszeit herrscht in kunstadt, Miche- Coburg Nachholbedarf in Sachen lau und Rodach – Unterhaltung hatte schon 1910 die ersten Filme Schon bald durften auch die Coburger mit der Hand ge- wieder ins Kino und taten es mit Eifer – kurbelt und die der Nachholbedarf war enorm. Schlan- Erläuterungen zu gen vor den Kassen von Kali und UT den damals noch waren an der Tagesordnung, ausverkauf- stummen Filmen te Vorstellungen die Regel. selbst gesprochen. „Zyankali“ 1930 Ab 1933 – das UT war mittlerweile vom Berliner Architekten Bornkessel um- gebaut und von Margarethe Birnbaum übernommen worden – unterlagen die Coburger Filmtheater, wie alle Licht- spielhäuser im Nazi-Deutschland, strik- ten Auflagen. Über deren Einhaltung wachten in Coburg Kripo und Denun- zianten mit Argusaugen. So mussten die örtlichen Kinobetreiber schriftlich Das Burgtheater in der Rosenauer Straße versichern, sog. „Aktualitätsaufnahmen“ Weihnachten 1949 eröffneten die Heu- bleins das neue Burgtheater in der Ro- senauer Straße 15 mit dem Film „Die Reise nach Marrakesch“. 1955 folgte di- rekt nebenan das Casino. Coburger Tageblatt 1960 über Burgthea- Werbung für „Nachtwache“ im UT 1949 ter und Casino 5- 5 - In den folgenden Jahren kamen zwei Nach dem plötzlichen Tod von Alfred weitere Lichtspielhäuser hinzu: In der Heublein bei einem Autounfall über- Badergasse 7 das Central und in der nahm dessen Ehefrau Adelheid 1972 die Mohrenstr. 9 das Passage-Kino, so dass Geschäftsleitung im Burgtheater. 1965 in insgesamt sechs Kinos Filmvor- führungen besucht werden konnten. Bereits seit den 50er Jahren arbeitete Werner Gutmann als Geschäftsführer Internationale Produktionen und der in M. Birnbaums UT, das er schließlich Deutsche Film 1979 als Alleininhaber übernahm. Dem in vielen Gremien, darunter auch die Während internationale Produktionen Bayerische Filmpreis-Jury, engagierten bevorzugt über die Cinemascope-Lein- Kinoförderer ist es zu verdanken, dass wand des Burgtheaters flimmerten, ent- Filmpremieren in Coburg zu gesell- wickelte sich das UT in den 50er und schaftlichen Ereignissen avancierten. 60er Jahren zur Hochburg des deutschen Lustspielstars wie Uschi Glas und Beppo Films – und seine Stars gaben sich die Brem wurden zu Stammgästen im UT – Klinke förmlich in die Hand: Dieter und das einstige „Schätzchen“ wurde Borsche war 1952 einer der ersten, Ruth für ihre Coburg-Treue 1977 gar mit der Leuwerik, Toni Sailer, Georg Thomal- Stadtmedaille dekoriert. la und Wolfgang Neuss folgten. Nicht zu vergessen Gerd Fröbe, der 1965 zur Premiere von „Goldfinger“ ins UT kam. Zur Premiere von „Vater, Mutter und 9 Kinder“ (17.02.1959) durfte Familie Heublein Heinz Erhardt als Gast im Burgthater begrüßen. Jo Herbst und Ka- rin Baal stellten ihren Film „Die Halb- 1977 überreicht Bürgermeister Wolf- gang Stammberger (li.) Uschi Glas die Stadtmedaille im Beisein von Werner Gutmann Für anspruchsvolle Cineastenkost rich- tete Gutmann 1974 (als allerorten Kino- paläste in „Studios“ parzelliert wurden) Familie Heublein mit Heinz Erhardt, eigens eine Nische ein: Das 78 Plätze der für sie „noch´n Gedicht“ schreibt zählende ATELIER im UT, Mitglied in der deutschen Filmtheater-Gilde, die starken“ vor und Rudolf Lenz begleitete 1979 erstmals in Coburg tagte. Wer er- seine „Sennerin von St. Kathrein“. innert sich nicht gerne an den 70er-Jahre 6 Senioren berichten, … … dass sie in ihrer Jugend bereits mit etwa acht Jahren das erste Mal ins Kino gegangen sind, da es zu dieser Zeit noch keine privaten Fernseher gab. … dass sie danach „megaaffengeil Herr Brückner im Foyer vor dem Atelier auf die Filme“ waren. Cordsamt-Charme und die Portraitgale- rie mit Stars wie Heinz Rühmann oder … dass die Kinokarten zu dieser Blacky Fuchsberger. Ein damals noch Zeit vorbestellt werden mussten. junger Wilder hätte auch Grund gefun- Hierfür wurden entweder die öf- den, hier verewigt zu werden:
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