UNESCO Antrag

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UNESCO Antrag ANTRAG DES FREISTAATS THÜRINGEN AUF Anerkennung des Biosphärenreservats Thüringer Wald als UNESCO-Biosphärenreservat 2 | UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 IMPRESSUM Die vorliegende Fassung ist die deutsche Version des standardisierten Antrages der UNESCO-BIOSPHERE NOMINATION FORM. Der eigentliche Antrag liegt in englischer Sprache vor. Freistaat Thüringen Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Beethovenstraße 3 D-99096 Erfurt Bearbeitung: Prof. Dr. Eckhardt Jedicke Professor für Kulturlandschaftsentwicklung Hochschule Geisenheim University Von-Lade-Straße 1 D-65366 Geisenheim Bearbeitung: Verwaltung Biosphärenreservat Ansprechpartner: Jörg Voßhage Brunnenstraße 1 D-98711 Schmiedefeld a.R. Unterstützung: Wir danken allen Beteiligten, die uns bei der Erarbeitung des Antrages unterstützt haben. Titelbild: Blick auf Schönbrunn, Foto: Elke Hellmuth Die Verfasser sehen Frauen und Männer als gleich- berechtigt an. Zur besseren Lesbarkeit wird, wo kein geschlechtsneutraler Begriff gefunden wurde, nur die traditionelle männliche Sprachform verwendet. Diese ist deshalb als geschlechtsneutral anzusehen. Erfurt, den 02. Juni 2017 2 | UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 | 3 UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 | 3 4 | UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 Einleitung Biosphärenreservate sind aus terrestrischen und küstennahen/marinen Ökosystemen oder einer Kombination solcher Ökosysteme bestehende Gebiete, die im Rahmen des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) international anerkannt sind. Biosphärenreservate werden eingerichtet, um eine ausgewogene Beziehung zwischen Mensch und Biosphäre zu fördern und beispielhaft darzustellen. Die Anerkennung von Biosphärenreservaten erfolgt durch den Inter- nationalen Koordinationsrat (ICC) des MAB-Programms auf Antrag des betreffenden Staates. Die einzelnen Biosphärenreservate verbleiben unter der Hoheitsgewalt des Staates, in dessen Gebiet sie liegen. Alle Biosphärenreservate bilden gemeinsam ein weltweites Netz, an dem sich die Staaten freiwillig beteiligen. Das Biosphärenreservat Thüringer Wald ist eines der beiden ältesten deutschen Biosphärenreser- vate. Die Gründung und erste internationale Anerkennung als „Biosphärenreservat Vessertal“ mit einer Größe von 1.384 ha erfolgte im Jahre 1979. Nach Vergrößerungen in den Jahren 1986 und 1990 erfolgte die zweite internationale Anerkennung als „Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald“ mit einer Größe von 17.081 ha. Mit der ersten und zweiten periodischen Überprüfung durch die UNESCO und das MAB-Nationalkomitee in den Jahren 2001 und 2011 wurden Empfehlungen zu Schwerpunkten der weiteren Entwicklung des Biosphärenreservats gegeben. Dazu zählte die Erweiterung des Biosphärenreservats auf eine Gesamtgröße von mindestens 30.000 ha, die Errich- tung eines attraktiven Informationszentrums sowie die Fortführung und Weiterentwicklung wich- tiger Handlungsfelder im Bereich der Entwicklungsfunktion und der Logistikfunktion. Hier konn- ten seit der Evaluierung wichtige Vorhaben begonnen und umgesetzt werden. Dazu zählen die Maßnahmen zum Waldumbau unter den Aspekten des Klimawandels, die Beratung der Landwirte zur Bewirtschaftung des Grünlandes, Projekte zum Arten- und Biotopschutz, die Förderung von nachhaltigem Tourismus und nachhaltiger Mobilität, die Zertifizierung von Natur- und Landschafts- führern, der Aufbau einer Partner-Initiative und von Junior-Ranger-Gruppen, die Vermarktung regionaler Produkte und die Förderung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Darüber hinaus wurden ein Konzept Forschung und Monitoring in Auftrag gegeben und mit der Erforschung der Kernzonen begonnen. Im Jahr 2011 wurde ein moderierter Diskussionsprozess mit Vertretern der Region gestartet, in dem die Belange der Landnutzer, Kommunen, Vereine, Verbände, Institutionen, Interessensgruppen und Bürger diskutiert und mit naturschutzfachlichen Aspekten abgeglichen wurden. Bei Konflikten wurden Lösungen geprüft und nach Möglichkeit Konsens hergestellt. Darüber hinaus wurden die zukünftigen Entwicklungsschwerpunkte erarbeitet, Inhalte der Verordnung sowie die Gebietskulisse und Zonierung abgestimmt. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2012 als Empfehlungen an die Landes- 4 || UNESCO- UNESCO-AntragAntrag BIOSPHÄRENRESERVAT BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER THÜRINGER WALD WALD Juni 2017Juni 2017 UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 | 5 regierung übergeben. Diese beinhalten die Erweiterung des Biosphärenreservats auf eine Fläche von 34.500 ha, die Novellierung der Verordnung und die Antragstellung an die UNESCO zur An- erkennung des erweiterten Biosphärenreservats als UNESCO-Biosphärenreservat. Die Landesre- gierung ist den Empfehlungen gefolgt. Im Jahr 2013 wurde das förmliche Verordnungsverfahren eingeleitet. Dabei wurden Kommunen und Träger öffentlicher Belange erneut beteiligt und die Unterlagen öffentlich ausgelegt. Die Thüringer Verordnung über das Biosphärenreservat Thürin- ger Wald ist am 31.12.2016 in Kraft getreten. Der neue Name „Thüringer Wald“ ist ebenfalls das Ergebnis der Abstimmungsprozesse. Die Kom- munen haben sich mehrheitlich dafür entschieden. Er trägt der Verdopplung der Fläche Rech- nung, stärkt die Identität der Kommunen und Bürger mit dem Biosphärenreservat und ist wichtig für die touristische Bewerbung. Der Freistaat Thüringen stellt somit den Antrag auf Anerkennung des „Biosphärenreservats Thüringer Wald“ als UNESCO-Biosphärenreservat. Das Biosphärenreservat liegt eingebettet in den Naturpark Thüringer Wald. Die Empfehlungen aus dem moderierten Diskussionsprozess zur zukünftigen Entwicklung des Biosphärenreservats wurden bei der Fortschreibung des „Regionalen Entwicklungskonzeptes Naturpark Thüringer Wald 2020“ aufgenommen und bilden die Grundlage für ein integriertes Schutzkonzept für die Gesamtregion Thüringer Wald mit einer Größe von 225.300 ha. Die Errichtung eines attraktiven Informationszentrums des Biosphärenreservats Thüringer Wald war ein Schwerpunkt der Arbeit der letzten Jahre. Das Informationszentrum wurde am 24.11.2015 in Schmiedefeld a. R. feierlich eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. Der moderierte Diskussionsprozess hat zu einem intensiven Austausch mit der Region geführt. Dabei wurden schon viele Projektideen entwickelt, die teilweise auch schon umgesetzt werden. Für die Weiterentwicklung des Biosphärenreservats Thüringer Wald ist es wichtig, diesen Im- puls zu nutzen. Insbesondere die anstehende Überarbeitung des Rahmenkonzepts wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Für die nächsten Jahre stellen die Themenkomplexe Waldum- bau, Klimawandel, demographischer Wandel, Mitarbeit im Weltnetz der Biosphärenreservate, nachhaltige Mobilität und Bildung für nachhaltige Entwicklung die herausragend bedeutenden Arbeitsfelder des Biosphärenreservats dar. Dort sollen die begonnen Aktivitäten verstetigt und ausgebaut werden. Blick auf Steinbach und zum Simmersberg (© Elke Hellmuth) UNESCO-UNESCO-AntragAntrag BIOSPHÄRENRESERVAT BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER THÜRINGER WALD WALD Juni Juni 2017 2017 | | 5 6 | UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 Breitblättriges6 | UNESCO-Antrag Knabenkraut BIOSPHÄRENRESERVAT (© Matthias Hellner) THÜRINGER WALD Juni 2017 UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 | 7 Inhalt Rauhfußkauz schaut aus der Höhle (© Robert Groß) TEIL I: ÜBERBLICK Teil I – ÜBERBLICK 1. Vorgeschlagener Name des Biosphärenreservats 9 2. Name des Landes 9 3. Erfüllung der drei Funktionen eines Biosphärenreservats 9 4. Kriterien für die Anerkennung als Biosphärenreservat 16 5. Unterschriften 33 Teil II – GEBIETSBESCHREIBUNG 6. Lage (Koordinaten und Karte(n)) 39 7. Fläche 39 8. Biogeografische Region 45 9. Flächennutzung 46 10. Bevölkerung des vorgeschlagenen Biosphärenreservats 54 11. Biophysikalische Merkmale 61 12. Ökosystemdienstleistungen 78 13. Hauptziele für die Ausweisung des Biosphärenreservats 83 14. Schutzfunktion 96 15. Entwicklungsfunktion 122 16. Logistikfunktion 154 17. Steuerungsfragen, Biosphärenreservatsmanagement und -koordinierung 167 18. Spezielle Gebietsausweisungen 189 19. Vorzulegende Unterlagen 190 20. Anschriften 191 21. Quellenverzeichnis 192 22. Verzeichnis Abbildungen und Tabellen 197 23. Anlagen 200 UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 | 7 8 | UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 Blick8 | UNESCO- auf Suhl-GoldlauterAntrag BIOSPHÄRENRESERVAT und den Großen Beerberg THÜRINGER (© Elke WALD Hellmuth) Juni 2017 UNESCO-Antrag BIOSPHÄRENRESERVAT THÜRINGER WALD Juni 2017 | 9 Teil I – ÜBERBLICK 1 VORGESCHLAGENER NAME DES BIOSPHÄRENRESERVATS Biosphärenreservat Thüringer Wald 2 NAME DES LANDES Bundesrepublik Deutschland 3 ERFÜLLUNG DER DREI FUNKTIONEN EINES BIOSPHÄRENRESERVATS 3.1 Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und der genetischen Variabilität a) Erhaltung von Landschaften Das Biosphärenreservat repräsentiert einen typischen Landschaftsausschnitt aus der zentraleuropäischen Mittelgebirgsschwelle im Thüringer Wald, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutsch- lands. Er bildet ein stark zertaltes Kammrückengebirge und wird geprägt von tiefen, meist steil eingesenkten Tälern, die durch oft abgeplattete Riedel getrennt sind, während der Hauptkamm des Gebirges teils plateau- artig, teils bergig-kuppig gestaltet ist. Charakteristisch für das Biosphärenreservat sind die bodensauren Ausgangsgesteine (magmatischen und metamorphen
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