Er War Ein König Der Sprache
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Universität Regensburg Zentrum für Sprache und Kommunikation, Mündliche Kommunikation und Sprecherziehung, M.A. of Speech Communication and Rhetoric „Er war ein König der Sprache“ Die Beurteilung und Beschreibung sprechkünstlerischer Leistungen in der Zeit der Jahrhundertwende, dargestellt am Beispiel der Schauspieler Josef Kainz, Adalbert Matkowsky, Josef Lewinsky und Adolf von Sonnenthal Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts in Speech Communication and Rhetoric Patricia Lippert [email protected] 12. Mai 2020 Erstgutachterin: Frau Dr. Brigitte Teuchert Zweitgutachter: Herr PD Dr. habil. Wieland Kranich Abstract Die Beurteilung sprechkünstlerischer Leistungen ist nach wie vor ein problembehaftetes Unterfangen. Ein Blick in die Geschichte der Sprechkunst ist lohnend, um heutige Bewertungsstandards kritisch zu reflektieren. So befasst sich die kritisch-hermeneutische Studie mit den Beschreibungskategorien und Beurteilungskriterien sprechkünstlerischer Leistungen in der Jahrhundertwendezeit. Anhand der vier Schauspieler Josef Kainz, Adalbert Matkowsky, Josef Lewinsky und Adolf von Sonnenthal werden die um 1900 relevanten Facetten sprechkünstlerischen Handelns im Bereich des Schauspiels dargestellt und das künstlerische Wirken der behandelten Personen beleuchtet. Die historische Quellenanalyse fördert die verschiedenen Dimensionen zutage, die den Zeitgenossen als für den künstlerischen Prozess relevant erschienen. Dabei spielen sowohl die Person des Schauspielers als auch dessen Schauspielstil sowie die konkrete Umsetzung auf der Bühne eine Rolle. Es ist zu konstatieren, dass die zeitgenössischen Beschreibungen sehr detailliert gestaltet waren und zahlreiche Querverbindungen zwischen persönlichen Charakteristika, Kunstverständnis und Darbietung hergestellt wurden. Eindeutige Positiv- oder Negativ- Urteile sind hingegen kaum auszumachen. In erster Linie waren der Gesamteindruck, Adäquatheit und Authentizität der Darbietung ausschlaggebend. The art of performative speech has been historically challenging to judge objectively and remains so today. Dipping into the past may allow us to critically reflect on contemporary evaluation standards. Therefore, this thesis utilises a hermeneutic approach to deal with the descriptive categories and evaluation criteria used at the beginning of the 20th century to judge the merit of these performances. This study aims to elucidate all important aspects in the field of acting that were relevant around 1900; via the exploration of four actors and their entire bodies of work, namely Josef Kainz, Adalbert Matkowsky, Josef Lewinsky and Adolf von Sonnenthal. This historical source analysis reveals the different dimensions which were key factors in the evaluation of the aforementioned actors’ performances. The actor’s character, acting style, and precise implementation on stage were all considered in such an evaluation. In summary, we can state that the contemporaneous descriptions are very detailed and focus on interconnections between the personal features of the actors, their artistic interpretations, and the performance itself. Purely positive or negative judgements were rarely identified, with the authenticity, accurate character portrayal and overall impression of the performance being the decisive factors. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung…………………………………………………………………………….S. 1 2. „Er war ein König der Sprache“ - Die Beurteilung und Beschreibung sprechkünstlerischer Leistungen in der Zeit der Jahrhundertwende, dargestellt am Beispiel der Schauspieler Josef Kainz, Adalbert Matkowsky, Josef Lewinsky und Adolf von Sonnenthal………………………………………..S. 7 2.1 Theoretische Fundierung I: Was ist Sprechkunst und wie wird sie beurteilt?...S. 7 2.1.1 Definitorische Annäherungsversuche………………………………………….….….S. 7 2.1.2 Sprechkunst als Kommunikationsprozess………………………………………….....S. 12 2.1.3 Sprechkunst und Schauspiel………………………………………………………......S. 18 2.1.4 Problematik der Beurteilung sprechkünstlerischer Leistungen.....................................S. 27 2.2 Theoretische Fundierung II: Welche Rolle spielt der historische Kontext?.........S. 41 2.2.1 Der Zeitgeist als Rahmenbedingung des Sprechens.....................................................S. 42 2.2.2 Zur Entwicklung der Sprechkunst im 19. Jahrhundert.................................................S. 45 2.3 Die Akteure: Werdegang und Charakteristika der Schauspieler .........................S. 55 2.3.1 Josef Kainz, der „König der Sprache“..........................................................................S. 55 2.3.2 Adalbert Matkowsky, der „letzte Löwe“......................................................................S. 62 2.3.3 Josef Lewinsky, der „Meister des Worts“.....................................................................S. 65 2.3.4 Adolf von Sonnenthal, der „liebe Gott des Burgtheaters“...........................................S. 68 2.4 Die sprachlich-stilistische Form der Beurteilung und Beschreibung.....................S. 73 2.4.1 Superlative und Ausdrücke von Exklusivität................................................................S. 74 2.4.2 Charakterisierende Substantive.....................................................................................S. 77 2.4.3 Analogien und Bildhaftigkeit........................................................................................S. 81 2.4.4 Vergleiche......................................................................................................................S. 83 2.4.5 Figurenzentrierte Darstellungsweise.............................................................................S. 87 2.5 Die Kategorien der Beurteilung und Beschreibung................................................S. 88 2.5.1 Die Person des Schauspielers betreffende Kategorien................................................S. 89 2.5.1.1 Körperliche Konstitution..............................................................................................S. 89 2.5.1.2 Persönlichkeit und Charakter.......................................................................................S. 97 2.5.1.3 Lebenswandel und Selbstinszenierung.........................................................................S. 105 2.5.1.4 Alleinstellungsmerkmale..............................................................................................S. 111 2.5.2 Den Schauspielstil betreffende Kategorien..................................................................S. 121 2.5.2.1 Kunstverständnis und schauspielerische Ansätze .......................................................S. 122 2.5.2.2 Zugehörigkeit zu schauspielerischen Strömungen.......................................................S. 128 2.5.2.3 Orientierung am Dichter...............................................................................................S. 135 2.5.3 Die Rolle und das konkrete Spiel betreffende Kategorien..........................................S. 139 2.5.3.1 Weg der Rollenerarbeitung..........................................................................................S. 139 2.5.3.2 Kostüm und Maske......................................................................................................S. 145 2.5.3.3 Realisation der Rolle: Körpersprachliche und sprecherische Aspekte........................S. 151 2.5.3.3.1 Mimik und Blickverhalten...........................................................................................S. 151 2.5.3.3.2 Gestik...........................................................................................................................S. 155 2.5.3.3.3 Haltung und Bewegung...............................................................................................S. 158 2.5.3.3.4 Stimme und sprecherische Gestaltung........................................................................S. 162 2.5.3.4 Interpretation und Umsetzung der Figur.....................................................................S. 178 3. Zusammenfassende Überlegungen und Ausblick...................................................S. 184 4. Anhang........................................................................................................................S. 191 5. Quellenverzeichnis.....................................................................................................S. 202 6. Literaturverzeichnis..................................................................................................S. 205 1. Einleitung Noch sind die Gestalten, die er schuf, unserem Blick nicht entschwunden. Wir sehen sie und sehen, daß sie aus Eisen gearbeitet waren. Fest und sinnreich gefügt. In ihrem ganzen Mechanismus begriffen und deshalb begreiflich.1 Die zitierte Passage beschreibt nicht das Produkt eines Bildhauers, Steinmetzes oder Skulpteurs. Mit den beschriebenen Gestalten ist nicht das Resultat einer handwerklichen Arbeit gemeint, sondern das Ergebnis eines künstlerischen Prozesses. Bei der skizzierten Person, die offenbar in der Lage war, eiserne Figuren zu erschaffen, handelt es sich um den Schauspieler Josef Lewinsky. Seine Gestalten haben dem Verfasser zufolge überdauert und sind keineswegs entschwunden. Das ist beachtlich, handelt es sich bei dem Produkt, das der Schauspieler erzeugt, doch stets um flüchtige Eindrücke, Gestalten, die lediglich für die Dauer der Aufführung vor dem Rezipienten stehen und dann nur noch vor dem inneren Auge fortexistieren. So lautet die vielzitierte Schillersche Äußerung nicht umsonst „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“,