Ausg. Nr. 146 • 28. August 2015 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

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Seite 85 Foto: Niederösterreich-Werbung / Lois Lammerhuber

Sie sehen hier die Variante US Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, am 27. August fand in Wien die große EU-Westbalkankonferenz statt, an der auch Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm – wir werden darüber in unserer Ausgabe 147 berichten. Schwerpunkt wird dann eine umfangreiche Dokumentation über die Weltbund- Tagung / das Auslandsösterreichertreffen 2015 in Klagenfurt und das Auslandsniederösterreicher-Treffen in St. Pölten sein. Liebe Grüße aus Wien 3. Netzwerktreffen in Oberösterreich S 9 Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 146 Nachbarschaftsdialog 2030 3 Mattersburg: Sanierung des Über 28.000 Asylanträge Viadukts läuft auf Hochtouren 49 im 1. Halbjahr 2015 6 »Erlebnistouren«-App 50 Fünf-Finanzministertreffen 8 Eisenstadt: Wein & Genusstage 51 3. Netzwerktreffen ------»OÖ International« 9 Bozen: Naturmuseum wird 70 Jahre »Forum Alpbach« 12 erweitert und neu ausgerichtet 52 IMC/ÖMV-Jugendsegellager S 28 Berufs-WM 2015 in São Paulo 14 EU: Transparenz bei TTIP 53 Tirol und Südtirol holten verdiente Verlauf der Erholung in bleibt BürgerInnen vor den Vorhang. 15 auch im Sommer zögerlich 54 Südtiroler Delegation in NÖ 16 Konjunkturabschwächung 55 Kurzmeldungen 17 »go international« wird AJC New York zu Gast in Wien 23 bis 2019 verlängert 56 Österreicher band Papst sein Halstuch um 24 Inflation steigt im Juli 2015 auf 1,2% 57 Von Salzburgern, Indianern und schwarzen Sklaven 25 RE/MAX-ImmoSpiegel Von Traumfiguren und 1. Halbjahr 2015 58 »go international« wird verlängert S 56 Mozarts Ohrwürmern 26 Chronik-Kurzmeldungen 61 Robo-Cocktails aus Linz 27 Es wird Weinherbst IMC/ÖMV-Jugendsegellager Europas größtes Weinfestival 63 im kroatischen Opatija 28 Salzburger Festspiele: Barenboim Von Wien nach Tauranga feierte 50jähriges Jubiläum 64 Serie der Wienerin Birgit Anna Todestag von Prammer 65 Krickl aus Neuseeland 34 Superintendent Weiland verstorben 65 Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2015 36 Österreichs erste Pilotfabrik eröffnet 21. Auslandsniederöster- in der Seestadt Aspern 66 reicherInnen-VIP-Treffen 38 Auf dem Weg zum schnelleren Erste Pilotfabrik in der Seestadt Aspern S 66 Digitale Verwaltung Quantencomputer? 68 nützt allen Bürgern 39 Neues Materialdesign ermöglicht Umfrage zum Föderalismus 40 ungestörte Lichtwellen 69 Neubau Donaubrücke Entdeckung der Cyanatfresser 70 Mauthausen fixiert 41 Auf dem Rücken der Pferde 71 ------Deutsch in Österreich 72 »Burgenland Journal« Edvard Munch. Liebe, Tod und Faymann auf Burgenlandvisite 43 Einsamkeit in der Albertina 73 Flüchtlingsbetreuung in Neudörfl 44 Abschiedsbriefe von Mary Vetsera 75 Gemeinden investieren trotz Paul Flora-Bibliothek von Schuldenabbau wieder mehr 45 Ferdinandeum übernommen 77 Edvard Munch in der Albertina S 73 LH Niessl verabschiedete ersten Junioren-Billard-WM-Teilnehmer 46 Klangwolken 2015 78 Komm mit nach Terezín 80 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich LH-Stv. Johann Tschürtz besuchte Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Landesfeuerwehrverband 46 Serie »Österreicher in Hollywood« ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Weinjahrgang 2015: von Rudolf Ulrich – diesmal: Regis- ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- eine Frage der Reife 47 seur und Schauspieler Felix Basch 82 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Eisenstadt gewinnt Durch die Wachau nach Melk S. 1: Niederösterreich-Werbung / Lois Lammerhuber; Blumenschmuckwettbewerb 48 Mit Bahn und Schiff machen wir S. 2: Land OÖ / Schauer; Foto Luigi; bmvit / Zinner; Erinnerungen an den Bau einen beeindruckenden Tagesaus- ÖVP; Privatsammlung Courtesy Galleri K, Oslo der Oberwarter Rotunde 49 flug. Von Christa Mössmer. 85 © Reto Rodolfo Pedrini, Zürich

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 3 Österreich, Europa und die Welt Nachbarschaftsdialog 2030 Anläßlich eines Treffens der Außenminister von Österreich und Tschechien mit den Landes- und Kreishauptleuten von Niederösterreich, Oberösterreich, Südböhmen, Südmähren und Vysocina^ wurde am 21. August in Linz eine gemeinsame Erklärung über die Zusammarbeit der benachbarten Länder und Regionen unterzeichnet.

Foto: Land OÖ / Stinglmayr

v.l.: Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich, Josef Pühringer, Landeshauptmann von Oberösterreich, Sebastian^

Kurz, Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres, Lubomír Zaorálek, Minister für auswärtige Angelegenheiten, Jirí ^

^ Zimola, Kreishauptmann^ des Südböhmischen Kreises, Roman Celý, stv. Kreishauptmann des Südmährischen Kreises und Jirí Behounek, Kreishauptmann des Kreises Vysocina nach der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung in Linz ie gemeinsame Erklärung wurde am reichischen Ländern und tschechischen Krei- Ländern und Regionen, die aus den zahlrei- D21. August unterzeichnet von Sebastian sen. Das heutige Treffen in Linz dient der chen grenzüberschreitenden Projekte der Kurz, Bundesminister für Europa, Integration weiteren Intensivierung dieser Zusammenar- letzten Jahre erwachsen sind. Es ist unser ge- und Äußeres, Lubomír Zaorálek, Minister beit und ist ein deutliches Zeichen für unse- meinsames Bestreben, die Chancen und fi- für auswärtige Angelegenheiten, Erwin Pröll, re starke Partnerschaft im Herzen Europas. nanziellen Möglichkeiten der Europäischen Landeshauptmann von Niederösterreich, Jo- Wir, die Teilnehmer an diesem Treffen, Struktur- und Investitionsfonds bestmöglich sef Pühringer, Landeshauptmann von Ober- sind uns in folgenden Punkten einig: zu nutzen, um innovative und kreative Re- österreich, Jirí Zimola, Kreishauptmann des Am heutigen 21. August, Gedenktag der gionalentwicklungsprozesse nachhaltig anzu- Südböhmischen Kreises, Roman Celý, stv. Okkupation der Tschechoslowakei durch stoßen. Wir begrüßen daher, daß das Pro- Kreishauptmann des Südmährischen Kreises, Truppen des Warschauer Paktes im Jahre gramm der grenzüberschreitenden Zusam- und Jirí Behounek, Kreishauptmann des 1968, erinnern wir uns auch in Anerkennung menarbeit INTERREG V A Österreich – Kreises Vysoèina. Hier die gemeinsame dessen, wie Österreich die Grenze geöffnet Tschechische Republik 2014-2020 genehmigt Erklärung im Wortlaut: und dadurch zehntausenden Tschechen und wurde. Dank der gemeinsamen Anstrengun- „Nach 1989 hat die Nachbarschaft von Slowaken ermöglicht hat, in Österreich ein gen auf europäischer, nationaler und regio- Österreich und Tschechien, ganz besonders neues Zuhause in Freiheit zu finden. Der naler Ebene kann daher die Kontinuität im zwischen den angrenzenden Bundesländern Wegfall des Eisernen Vorhangs und der Bei- Rahmen der Europäischen Territorialen Zu- und Kreisen, eine neue Qualität erreicht und tritt zur Europäischen Union eröffneten un- sammenarbeit gewahrt werden. Wir unter- auch zu konkreten Ergebnissen geführt. Die seren beiden Ländern neue politische, wirt- stützen in diesem Zusammenhang die koor- bilaterale Zusammenarbeit auf nationaler, schaftliche und kulturelle Möglichkeiten. Der dinierte Entwicklung von strategisch bedeut- regionaler und lokaler Ebene wird dadurch gemeinsame Schengen-Raum ist ein Raum samen grenzüberschreitenden Schlüsselpro- immer enger und vielfältiger. Um dieser Ent- der Freiheit, der Sicherheit, des Rechts und jekten im gesamten österreichisch-tschechi- wicklung Rechnung zu tragen, trafen sich des Wohlstands und stellt daher eine nicht schen Programmgebiet. am 11. November 2014 in Mikulov/Nikols- mehr wegzugdenkende Errungenschaft des Wir bekräftigen unser Bekenntnis zur burg die Außenminister beider Staaten erst- europäischen Einigungsprozesses dar. verstärkten Zusammenarbeit in konkreten mals gemeinsam mit den Landes- und Kreis- Wir anerkennen die wertvollen Impulse Zukunftsthemen. Dazu zählen etwa die Ver- hauptleuten aus den grenzanliegenden öster- zur Verständigung zwischen unseren beiden besserung der grenzüberschreitenden Ver-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 4 Österreich, Europa und die Welt kehrs- und Energieinfrastruktur, die Schaf- werden, nimmt bereits konkrete Formen an. 2plus6-Gruppe für grenzüber- fung der Rahmenbedingungen für einen in- Der Stand der wissenschaftlichen Diskus- schreitende Zusammenarbeit novativen grenzüberschreitenden Wirtschafts- sion wird in einer Veranstaltungsreihe im Wir begrüßen die Absicht, daß Vertreter raum, die Gewährleistung von Energiever- Herbst 2015 öffentlich vorgestellt. In der grenznaher Länder und Kreise sowie die bei- sorgungssicherheit, die Nutzung des beste- bevorstehenden Unterzeichnung des Ret- den Botschafter im Rahmen einer informel- henden Natur- und Kulturreichtums zur tungsabkommens sehen wir einen wichtigen len Arbeitsgruppe, der 2plus6-Gruppe, die Förderung des Tourismus, Zusammenarbeit Beitrag, die nachteiligen Wirkungen von sich eng mit Vertretern inhaltlich zuständiger zur Verhinderung grenzüberschreitender Kri- Grenzen für Leib und Leben unserer Bürger Ressorts abstimmen wird, zur Umsetzung minalität, praxisorientierte Bildung und För- aufzuheben und den europäischen Raum der und Vertiefung der beiderseitigen Koopera- derung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Freiheit, Sicherheit und Solidarität ganz tion zu den gemeinsamen Zukunftsthemen Fachkräften als wesentliche Beiträge zum konkret im Alltag der Menschen erlebbar zu zusammenarbeiten. Dabei sollen besonders Abbau von Arbeitslosigkeit, die Förderung machen. auch die Themen Verkehr, Jugendbeschäfti- der interkulturellen und sprachlichen Kom- Österreich und Tschechien sind wirt- gung – Duale Ausbildung, Energieinfra- petenzen (einschließlich Jugendaustausch), schaftlich starke Länder mit einem hohen struktur und Energiesicherheit sowie grenz- die Etablierung weltweit konkurrenzfähiger Anteil energieintensiver Industriebetriebe. überschreitende Zusammenarbeit berück- und innovativer Kapazitäten und Institutio- In diesem Sinne ist es unser gemeinsames sichtigt werden, die auch im Arbeitsplan er- nen in Wissenschaft, Forschung und Techno- Bestreben, den Herausforderungen des Kli- wähnt werden, den die Regierungschefs von logie und vor allem deren verstärkte Bünde- mawandels gerecht zu werden, die Energie- Österreich, Tschechien und der Slowakei bei lung, der Ausbau der Breitbandinfrastruktur, sicherheit zu gewährleisten, die Industrie- ihrem Treffen in Austerlitz am 29. Jänner der Erfahrungsaustausch im Bereich Gen- basis und wettbewerbsfähige Energiepreise 2015 vereinbarten. technikfreiheit sowie die Erleichterung von zu sichern und die regionale Dimension der So wie zu den beiden Projekten der hoch- Kooperationen im Gesundheits- und Ret- Europäischen Energieunion zu konkretisie- rangigen Straßenverkehrsinfrastruktur kön- tungswesen. Raum für eine verstärkte Zu- ren. Deshalb halten wir es für notwendig, nen – wo zweckmäßig – auch zu weiteren sammenarbeit, einen Erfahrungsaustausch daß Österreich und Tschechien den beste- prioritären grenzüberschreitenden Projekten und Aufbau von Partnernetzwerken öffnet henden Energiedialog über eine nachhaltige Kontaktgruppen eingesetzt werden, um sich weiters in Umweltfragen, konkret in den zukunftsorientierte Energiepolitik vertiefen durch Überbrückung von Informations- und Bereichen Wasser- und Luftschutz, Um- mit dem Ziel, sichere Energiesysteme und Kontaktdefiziten unter den verschiedenen weltverträglichkeitsprüfungen, grüne Tech- eine gesicherte Energieversorgung zu wett- Kooperationspartnern deren Umsetzung zu nologien oder in den Fragen der Lebens- bewerbsfähigen Preisen zu garantieren und beschleunigen. mittelsicherheit und Lebensmittelqualität. durch die Zusammenarbeit einen Beitrag zur Vollendung des europäischen Energiemark- Zukunft im Herzen Europas Sichtbare Fortschritte der tes zu leisten. gemeinsam gestalten bilateralen Zusammenarbeit Die Innenminister Österreichs und Tsche- Zur Fortführung der Europa-2020-Strate- Durch die neu gelebte Partnerschaft von chiens sowie die Führungen der Verwal- gie werden auf europäischer Ebene nun Stra- Österreich und Tschechien konnten bereits tungs- und Polizeibehörden tauschten sich tegien und Handlungskonzepte für das greifbare Fortschritte erzielt werden. So wur- am 27. Juli 2015 über die für beide Länder Europa des Jahres 2030 entwickelt, denn die den Kontaktgruppen bestehend aus Ver- aktuellen Herausforderungen in Zusammen- Europäische Union, die Mitgliedstaaten und tretern der beteiligten Ministerien zur Be- hang mit den steigenden Zahlen von Flücht- die Regionen stehen weiterhin vor großen schleunigung des Ausbaus der hochrangigen lingen und irregulären Migranten aus. Beide Herausforderungen, die von der Globalisie- grenzüberschreitenden Verkehrsinfrastruktur Seiten bekräftigten dabei ihre Unterstüt- rung über den demographischen Wandel bis zwischen Oberösterreich und Südböhmen so- zung – sowohl auf bilateraler als auch EU- zum Klimawandel reichen. wie zwischen Niederösterreich und Südmäh- Ebene – für gemeinsame Aktivitäten, die an Um diese Veränderungen gemeinsam ren eingesetzt, und diese haben ihre Arbeit der EU-Außengrenze der wesentlichsten aktiv gestalten zu können, brauchen wir eine bereits aufgenommen. Flüchtlingsrouten und bei der Stabilisierung neue Gemeinsamkeit. Diese beginnt mit Auch haben am 12. Februar dieses Jahres der Situation in den Ursprungsländern anset- einer starken, dynamischen und belastbaren die Verkehrsminister der beiden Staaten eine zen, und einigten sich darauf, daß die Auf- Nachbarschaft, in der den grenznahen Re- Vereinbarung über die Zusammenarbeit am nahme von Personen, die internationalen gionen eine bedeutende Rolle zukommt. Ausbau der Eisenbahnstrecke Wien – Brünn Schutzes bedürfen, in der EU in solidarisch Dazu gilt es, der ziel- und wirkungsorientier- – Prag unterzeichnet. Beim Treffen der ausgewogener Weise erfolgen soll. ten Bewältigung der angesprochenen kon- Umweltminister in Hardegg am 21. Juli Während der Sitzung der Gemischten kreten Zukunftsthemen neuen Schwung zu 2015 wurde die Einsetzung einer Experten- Kommission zur Durchführung des bilatera- verleihen. In diesem Sinne sind wir bereit, gruppe zulaufenden Umweltfragen beschlos- len Abkommens über die Zusammenarbeit einen strategischen Dialog „Nachbarschaft sen, die im Interesse der beiden Staaten sind, auf den Gebieten der Kultur, Bildung, Wis- 2030“ zu beginnen. Dieser Prozeß soll dazu und das auf bilateraler, europäischer sowie senschaft, Jugend und des Sports am 30. Juni beitragen, gemeinsame Zukunftsperspekti- globaler Ebene. Auch das Projekt des „Ös- 2015 in Prag wurde das gemeinsame Arbeits- ven zu erstellen und dazu Brücken des Ver- terreichisch-Tschechischen Geschichtsbuchs“, programm für die Jahre 2015 bis 2019 unter- trauens und lebendiger menschlicher Kon- in dessen Rahmen unsere gemeinsame zeichnet. Das Ziel des Programms ist es, den takte aufzubauen und zu festigen. Gleich- Geschichte erforscht wird und angeeignete Austausch in den Bereichen Kultur, Wissen- zeitig sollen noch bestehende Barrieren und Stereotypen in ihrer Auslegung beleuchtet schaft und Erziehung zu vertiefen. Hindernisse und damit die letzten Begren-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 5 Österreich, Europa und die Welt zungen in der Zusammenarbeit zwischen un- seren beiden Ländern abgebaut werden. Dazu gehören auch die noch bestehenden Grenzen in den Köpfen und Herzen. Wir dürfen uns in der Gestaltung unserer ge- meinsamen Zukunft in einem einigen Euro- pa nicht länger nur auf nationale Grenzen beschränken, sondern müssen vielmehr in vernetzten Großräumen denken und han- deln, so wie wir dies bereits mit der Eu- ropäischen Donauraumstrategie begonnen haben. Gerade der österreichisch-tschechi- sche Grenzraum soll auf diese Weise zu einer Ideenwerkstatt und zu einem Labor für das künftige Zusammenleben in Europa wer- den. Wir laden daher alle ein, diesen Dialog durch ihre Ideen mit Leben zu füllen und sich damit an der Entwicklung einer Vision für eine neue Nachbarschaft bis zum Jahr 2030 zu beteiligen. Unser gemeinsames Bestreben muß es Foto: Land OÖ / Stinglmayr sein, in den nächsten 15 Jahren zu einer euro- v.l.: Landeshauptmann Josef Pühringer, Landesrätin Doris Hummer und Bundes- minister für europäische und internationale Angelegenheiten Sebastian Kurz päischen Modellregion für Nachhaltigkeit, Wohlstand, Innovation und Sicherheit zu Region zurückgelassen. Wir brauchen dar- Kriterien sind Wirtschaftsleistung (BIP), werden und damit zu einer festen Säule für über hinaus nicht nur eine GSVP-Mission Asylantragszahlen und die Bevölkerungs- ein starkes Europa der Zukunft. (Gemeinsame Sicherheits- und Verteidi- größe. In einem ersten Pilotprojekt sollen Linz, am 21. August 2015 gungspolitik) im Mittelmeer, sondern einen 5000 Syrien-Flüchtlinge unter den EU- stärkeren Fokus der EU auf die Ägäis und Staaten verteilt werden. Stärkere Überwachung der EU- die Westbalkan-Route“, betont Außenmini- „Ich bin froh, daß sich in Richtung eines Außengrenze und der Balkan-Route ster Sebastian Kurz. stärkeren Engagements Europas für eine Im Rahmen des Treffens stand erwar- Um den Schleppern die Geschäftsgrund- Quotenregelung in der Flüchtlingsfrage die tungsgemäß die Asylfrage im Mittelpunkt. lage zu entziehen, müssen in den Quellen- deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ge- Außenminister Sebastian Kurz und Ober- ländern Sicherheitsräume geschaffen wer- äußert hat. Wenn die mächtigste Politikerin österreichs Landeshauptmann Josef Pührin- den, von denen aus eine geordnete Migration der Union klare Worte findet, bin ich der ger stellten in diesem Zusammenhang fest: erfolgen kann. festen Überzeugung, daß sich in der Frage Ein Großteil der Flüchtlinge kommt vor al- Das Schengensystem lebt davon, daß es einer europäischen Quotenaufteilung etwas lem über die Balkan-Route. Griechenland, eine ordentliche Grenzsicherheit an den EU- bewegen wird“, stellte Landeshauptmann Mazedonien und Serbien sind heillos mit der Außengrenzen gibt. Seitens der EU braucht Pühringer fest. Bewältigung der Flüchtlingsströme überfor- es Druck auf Griechenland, um dieser Auf- dert. Daher spricht man sich für eine ver- gabe nachzukommen. EU-Task-Force für den Balkan stärkte Überwachung der EU-Außengrenze Grenzzäune wie zwischen Ungarn und Die EU-Grenzschutzagentur soll an sen- und der Balkan-Route aus. Serbien sind Entwicklungen und ein Ergeb- siblen Grenzübergängen auf der Balkan- Bei den derzeitigen Flüchtlingsströmen nis der Versäumnisse an den EU-Außengren- Route gestärkt werden, etwa an der serbisch- handelt es sich um eine Riesenherausforde- zen und der mangelnden Initiative entlang ungarischen Grenze und an der serbisch- rung. Entscheidend ist, daß man bei den der Westbalkan-Route. Hier braucht es mehr mazedonischen Grenze. Durch gemeinsame Ursachen ansetzt. Zwei Drittel der Flüchtlin- europäisches Engagement, sonst werden Maßnahmen sei es gelungen, die Massen- ge, die derzeit von außerhalb Europas nach noch mehr Staaten solche Einzelmaßnahmen auswanderung aus dem Kosovo zu stoppen. Österreich kommen, flüchten vor Terror wie setzen. Österreich, Deutschland, Ungarn, Frank- dem IS. Das heißt, es braucht einen wesent- Es braucht eine bessere Verteilung inner- reich und Belgien wollen nun analog zum lich aktiveren Kampf gegen die IS-Ter- halb der EU und natürlich ein Aktivwerden, Mittelmeer eine Task-Force mit Experten roristen in Irak, Syrien und Libyen. was die Ursachen der Flucht betrifft. der EU-Staaten und der Kommission für den „Österreich hat sich in der Vergangenheit Österreich spricht sich für eine Balkan- Balkan einrichten, um in Zukunft rascher schon stark engagiert, und das ist auch ein Task-Force aus: Grundlage für das EU- vorgehen zu können. guter Weg, weil es den Ärmsten hilft und den Pilotprojekt soll die österreichische Asylini- Zur Schlepperbekämpfung in Österreich Schleppern die Geschäftsgrundlage entzieht. tiative „Save Lives“ sein. Sie sieht erstmals haben sich die Mikroteams der Polizei be- Derzeit ist es so, daß mehrheitlich die jungen einen Verteilungsschlüssel vor, nachdem währt, wie die wachsenden Aufgriffszahlen und fitten Männer nach Europa durchkom- Flüchtlinge auf die EU-Staaten aufgeteilt belegen. Um noch effizienter agieren zu kön- men, aber die Kinder, die Frauen, die Alten, werden sollen. Derzeit prüft die EU-Kom- nen, müssen sie auch einen Ermittlungscha- die Kranken und Verwundeten werden in der mission das Projekt. rakter erhalten. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 6 Österreich, Europa und die Welt Über 28.000 Asylanträge im 1. Halbjahr 2015 Im Juni 2015 wurden 7500 Asylanträge in Österreich eingereicht – 3500 Anträge stammen von unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen – Syrien, Afghanistan und Irak stellen antragsstärksten Nationen hierzulande n Österreich sind im ersten Halbjahr 2015 I28.311 Asylanträge eingegangen, allein im Zahl der Asylanträge wächst seit März 2015 Juni waren es 7538. Verglichen mit dem er- sten Halbjahr 2014 stieg die Zahl der Asyl- anträge um 213 Prozent. Auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchen- den steigt weiter an. In den ersten sechs Mo- naten des laufenden Jahres sind 3523 Kinder und Jugendliche ohne ihre Familie nach Ös- terreich gekommen. Dies teilte das Innenmi- nisterium auf Anfrage der Medienservice- stelle Neue Österreicher/innen (MSNÖ) mit. Im Juni 2015 wurde ein neuer Höhepunkt mit 7538 gestellten Asylanträgen in Öster- reich erreicht. Zum Vergleich: Im Juni 2014 waren es 1768 Anträge, also um 5770 weni- ger als in diesem Jahr. Insgesamt wurden in Österreich im ersten Halbjahr 28.311 Anträ- ge gestellt, mehr als im gesamten Jahr 2014 (28.027). Bei knapp 96 Prozent der 2015 eingereichten Asylanträge handelt es sich um Erstanträge. Mit einem Anteil von 78,6 Pro- zent ist der Großteil der AntragsstellerInnen männlich (22.244). 21,4 Prozent bzw. 6067 Quelle: BMI Antragsstellerinnen sind weiblich. am 27. Juli mit 410 Anträgen innerhalb von Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Fa- 24 Stunden erreicht. Für Juli ging das BM.I milie nach Österreich gekommen sind, einen Zahl der Asylanträge zuletzt von 8700 Anträgen aus. Asylantrag. Dies sind bereits mehr Asylan- wächst seit März 2015 Für das gesamte Jahr 2015 erwartet das träge von unbegleitet minderjährigen Flücht- Sieht man sich die monatliche Entwick- Innenministerium etwa 70.000 Asylanträge, lingen als im gesamten vergangenen Jahr lung genauer an, zeigt sich in den ersten was einem neuen Rekordwert entsprechen (2014: 2260). Auch im Monatsvergleich Monaten 2015 ein leichter Rückgang der würde. Seit den statistischen Aufzeichnun- 2015 ist eine stetige Steigerung zu erkennen. Asylanträge im Vergleich zum Ende des Jah- gen des Innenressorts (1980) wurden in kei- Waren es im April noch 546 Asylanträge von res 2014. Seit März 2015 ist erneut ein star- nem Jahr so viele Asylanträge registriert. unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen, ker Zuwachs zu verzeichnen. Laut Innen- verdoppelte sich diese Zahl im Mai auf 1069 ministerium wird der Trend weiter Richtung Starker Anstieg von unbegleiteten Anträge. Insgesamt waren knapp 95 Prozent Zuwachs gehen: Täglich kommen etwa 300 minderjährigen Flüchtlingen der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlin- Asylanträge hinzu, der Spitzenwert wurde Im ersten Halbjahr 2015 stellten 3523 ge zwischen 14 und 18 Jahre alt.

Mehr als 28.000 Asylanträge im ersten Halbjahr 2015 Syrien auf Platz 1 der antragsstärksten Nationen In Summe wurden im ersten Halbjahr 2015 7692 Asylanträge von SyrerInnen ge- stellt. Damit bleibt Syrien nach wie vor auf Platz eins der antragsstärksten Nationen in Österreich. Auf Platz zwei mit 5749 befindet sich Afghanistan, gefolgt von Irak (3806), dem Kosovo (2298) und Pakistan (1183). Während die Zahl der AntragsstellerInnen

Quelle: BMI von Syrien, Afghanistan, Irak und Pakistan

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 7 Österreich, Europa und die Welt

Starker Anstieg von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen WIFO-Studie zum Arbeitsmarkt Aufgrund der zunehmenden Flüchtlings- zahlen wurde das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) vom Sozial- ministerium mit der Studie „Auswirkungen einer Erleichterung des Arbeitsmarktzugan- ges für Asylsuchende in Österreich“ beauf- tragt. Die Ergebnisse zeigen, daß Personen, die aus Asylgründen nach Österreich gekom- men sind, trotz guter Ausbildung tendenziell schlecht am österreichischen Arbeitsmarkt integriert sind. Quelle: BMI

Mittlere bis höhere Ausbildung Syrien auf Platz 1 der antragsstärksten Nationen Aufbauend auf den 2008 erhobenen Zah- len des Mikrozensus Ad-hoc Moduls zur „Ar- beitsmigration von Migrantinnen und Mi- granten in Österreich“ berechnete das WIFO die höchste abgeschlossene Ausbildung nach Zuwanderungsgrund. Demnach haben 73 Pro- zent aller aus Asylgründen nach Österreich Zugewanderten eine mittlere bis höhere Aus- bildung. Zum Vergleich: Bei den Zuwande- rungsgründen Arbeit, Familie und als Kind migriert bewegt sich dieser Wert zwischen 58 Prozent und 60 Prozent.

Nur sehr geringe Auswirkungen Wie würde sich eine potentielle Locke- rung des Arbeitsmarktzugangs für Asylwer- berInnen auf die Beschäftigung, die Arbeits- losigkeit und Löhne auswirken? Die WIFO-

Quelle: BMI Berechnungen zeigen, daß es nur sehr gerin- ge Auswirkungen geben würde: So wären stetig steigt, stellen deutlich weniger Koso- 4164 der BFA-Entscheidungen betrafen durch das zusätzliche Arbeitskräfteangebot varInnen Asylanträge. So waren es zu Be- Außerlandeserbringungen: Davon wurden allenfalls zwischen 0,04 Prozent und 0,08 ginn des Jahres 1065 AntragsstellerInnen, im 1017 Abschiebungen durchgeführt und 728 Prozent geringere Löhne zu erwarten. Eine Juni nur noch 35. Überstellungen gemäß des Dublin-Abkom- Verringerung des Zugangs für Beschäftigte mens. Laut BFA reisten weitere 2418 Perso- würde sich ebenfalls bei 0,04 Prozent bewe- Bereits 17.472 Status- nen freiwillig aus. gen – wobei hier vor allem einzelne Bran- entscheidungen des BFA chen wie Landwirtschaft, Handel, Information Laut dem Bundesamt für Fremdenwesen Großteil der Flüchtlinge in wirtschaft- und Kommunikation sowie das Finanz- und und Asyl (BFA) wurden im ersten Halbjahr lich weniger entwickelten Ländern Gesundheitswesen betroffen wären. 2015 fast so viele Statusentscheidungen nach Laut aktuellem UNHCR Bericht „Global dem Asylgesetz getroffen wie im gesamten Trends 2014“ befanden sich Ende 2014 59,5 Durchschnittliche Verfahrensdauer Jahr 2014. Von Jänner bis Ende Juni wurden Millionen Menschen auf der Flucht. Dies ent- hat zentral Einfluß 17.472 Statusentscheidungen nach dem spricht der höchsten Zahl, die die UNHCR Die Arbeitslosigkeit würde sich kurzfri- Asylgesetz getroffen, im Jahr 2014 waren es jemals verzeichnet hat. 2014 waren es 51,2 stig (nach sechs bzw. neun Monaten nach der 18.196 Statusentscheidungen. In 34 Prozent Millionen, vor zehn Jahren betrug die Zahl Lockerung) um 0,1 bis maximal 0,2 Prozent- der 2015 behandelten Fälle wurde Asyl ge- der Flüchtlinge 37,5 Millionen. punkte erhöhen. Längerfristig würde die Ar- währt (2014: 39 Prozent). Der Bericht zeigt, daß trotz der steigen- beitslosigkeit wieder langsam zurückgehen. Insgesamt traf das BFA in den ersten den Flüchtlingszahlen reichere Länder deut- Generell stellt das WIFO für alle berechne- sechs Monaten 2015 41.095 Entscheidun- lich weniger Flüchtlinge aufnehmen als we- ten Szenarien fest, daß die durchschnittliche gen, 19.987 davon fielen in den Asylbereich, niger reiche Länder. 86 Prozent befanden sich Verfahrensdauer einen zentral Einfluß ha- 21.198 in den Bereich des Fremdenrechts. 2014 in Staaten, die als wirtschaftlich weni- ben: Je kürzer die durchschnittliche Verfah- Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen ger entwickelt gelten. In Relation zu den Be- rensdauer, desto geringer wirkt sich eine Lok- Jahr traf das BFA knapp 65.000 Entschei- völkerungszahlen nahm der Libanon die mei- kerung des Arbeitsmarktzugangs für Asyl- dungen (37.000 nach Fremdenrecht, 27.178 sten Flüchtlinge auf (232 pro 1000 Einwoh- werberInnen auf den österreichischen Ar- nach Asylgesetz). nerInnen), gefolgt von Jordanien und Nauru. beitsmarkt aus. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 8 Österreich, Europa und die Welt Fünf-Finanzministertreffen Foto: Bundesministerium für Finanzen v.l.: Wolfgang Schäuble, Adrian Hasler, Hans Jörg Schelling, Eveline Widmer-Schlumpf und Pierre Gramegna

ei ihrem Arbeitstreffen in Salzburg be- austausch auf Ersuchen ist vor allem dank ternationalen Gremien zu Steuerfragen an der Bschäftigten sich die fünf deutschsprachi- der Arbeit des Global Forums zu Transpa- Erarbeitung von Standards beteiligt“ und es gen Finanzminister am 25. August schwer- renz und Informationsaustausch für Besteue- wichtig sei, daß diese von allen eingehalten punktmäßig mit der BEPS (Base Erosion rungszwecke erfolgreich vorangekommen. Es werden, „damit gleich lange Spieße gelten“. Profit Shifting), einer Initiative der OECD/ gilt jetzt, die Dynamik dieses Prozesses auf- Luxemburgs Finanzminister Pierre Gra- G20 mit dem Ziel, mißbräuchliche und ag- recht zu erhalten mit dem Ziel, den Standard megna wies zudem auf den konstruktiven gressive Steuerplanung einzudämmen. „Zu- vollumfänglich weltweit durchzusetzen. Mit Meinungsaustausch in bezug auf die Vertie- sammen mit meinen deutschsprachigen Kol- unseren Partnern Österreich, der Schweiz, fung der Wirtschafts- und Währungsunion leginnen und Kollegen haben wir uns auf eine Luxemburg und Liechtenstein steigt in der hin, ein Thema, das neben den steuerpoliti- Linie geeinigt, wenn es um Standards für fai- Praxis die Anzahl der Fälle eines Informa- schen Fragen einer der Schwerpunkte des res Verhalten für Unternehmen in Sachen tionsaustausches stetig an. Dies ist maßgeb- derzeitigen Luxemburgischen Ratsvorsitzes Steuergestaltung geht“, erklärte der Gast- lich auf die zunehmend engere Zusammen- der Europäischen Union darstellt: „Die re- geber des diesjährigen Treffens, Österreichs arbeit zwischen unseren Ländern zurückzu- zenten Entwicklungen in der Weltwirtschaft Finanzminister Hans Jörg Schelling. führen“, erklärte Schäuble. und insbesondere die Lage in Griechenland Zusammen mit Liechtensteins Regie- „Auch beim automatischen Informations- zeigen, daß eine solche Vertiefung nötig ist. rungschef und Finanzminister Adrian Hasler, austausch sind große Fortschritte erzielt wor- In diesem Zusammenhang soll aber auch die der Schweizer Finanzministerin Eveline den. Insgesamt 61 Staaten und Gebiete ha- soziale Dimension der Wirtschafts- und Widmer-Schlumpf, Deutschlands Finanzmi- ben sich inzwischen verpflichtet, den OECD- Währungsunion nicht zu kurz kommen, um nister Wolfgang Schäuble und dem amtie- Standard zum automatischen Austausch von das Leben der europäischen Bürger konkret renden Vorsitzenden des Europäischen Rates Informationen zu Finanzkonten ab 2017 und zu verbessern.“ und Luxemburgischen Finanzminister Pierre in Ausnahmefällen ab 2018 anzuwenden. „In einem sehr offenen und konstruktiven Gramegna diskutierte Schelling unter ande- Ein Meilenstein auf dem Weg dorthin war Dialog konnten wir unter anderem die wich- rem Themen wie Steuerpolitik, wobei ihm die 7. Jahrestagung des Global Forums vom tigen Themen der internationalen Unterneh- insbesondere die Bekämpfung von Steuer- 29. Oktober 2014 in Berlin, auf der allein 50 mensbesteuerung und des automatischen In- optimierungsmodellen ein Anliegen war, so- Staaten und Gebieten die Vereinbarung un- formationsaustausches besprechen. Liechten- wie die Vertiefung der Wirtschafts- und Wäh- terzeichneten“, hob der deutsche Finanzmi- stein nimmt in diesen Fragen seine Verant- rungsunion und das europäisch derzeit domi- nister hervor. wortung wahr und wird als verläßlicher Part- nierende Thema Griechenland. Bundesrätin Widmer-Schlumpf aus der ner anerkannt“, so Liechtensteins Regie- „Der ab 2017 anvisierte automatische In- Schweiz sagte, sie schätze den Austausch im rungschef und Finanzminister Hasler. formationsaustausch in Steuersachen war Rahmen dieses Treffens sehr, nicht zuletzt, „Bei allen angesprochenen Themen ebenfalls Thema unserer Verhandlungen. weil hier sowohl Mitgliedsländer der EU als herrschte große Offenheit sowie Kompro- Auch hier darf ich im Namen aller sprechen, auch Drittstaaten vertreten sind. Im Zusam- mißbereitschaft. Wir alle sind bereit, kom- wenn ich sage, daß die Gespräche positiv menhang mit der Diskussion zur Europäi- mende Herausforderungen gemeinsam zu und lösungsorientiert abgelaufen sind“, be- schen Bankenunion wies sie darauf hin, daß lösen“, waren sich die fünf Finanzminister tonte Schelling. „die Schweiz schon frühzeitig strenge regu- einig. „Ich freue mich, daß wir diese Tra- Dazu Deutschlands Finanzminister Wolf- latorische Vorgaben betreffend die systemre- dition, die vor fünf Jahren ins Leben gerufen gang Schäuble: „Die weltweite Umsetzung levanten Banken erlassen hat“. Weiters be- wurde, so erfolgreich fortführen können“, so des OECD-Standards für den Informations- tonte sie, daß sich die Schweiz „aktiv in in- Schelling abschließend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 9 Österreich, Europa und die Welt 3. Netzwerktreffen »OÖ International« LH Pühringer bei Treffen der AuslandsoberösterreicherInnen: »Internationalität und Weltoffenheit bringen in vielen Bereichen eine ansehnliche Dividende ein.« Foto: Land OÖ / Schauer v.l.: Heinz Hollerweger, GF Audi Quattro, Helmut Stadlmann, GF RBH München, LH Josef Pühringer, Christine Grafinger, Leiterin der Vatikanischen Bibliothek, Außenminister Sebastian Kurz und Dominik Thumfart, Dir. Deutsche Bank London nternationalität und Weltoffenheit etwa in dungseinrichtungen unterstützt. Nicht zu- gelegt, internationale Kontakte zu knüpfen. Iden Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, letzt wollen wir auch die Brückenfunktion Oberösterreich ist als Exportland Nummer 1 Bildung und Kultur bringen eine ansehnliche der Kultur nutzen. Hier setzen wir auf die in Österreich (27 Prozent der gesamtöster- Dividende ein und machen unser Land als Donau als kulturellen Mittelpunkt Europas reichischen Exporte), an guten internationa- Ganzes zukunftsfähig“, erklärte Landes- durch Kooperationen im Rahmen der EU- len Kontakten interessiert und will diese ste- hauptmann Josef Pühringer beim 3. Netz- Donaustrategie und der Europaregion Do- tig ausbauen; Oberösterreich International werktreffen „Oberösterreich International“ nau/Moldau“, so Pühringer. einen noch besseren Namen zu geben: Ober- der AuslandsoberösterreicherInnen. Ziel des Netzwerks „Oberösterreich In- österreich wird in der Welt immer noch zu Oberösterreich unterstütze etwa heimische ternational“ ist es, gemeinsam mit den Netz- sehr mit Wien oder Salzburg in Verbindung Exporteure bei der Erschließung neuer Märk- werkpartnern weltweit die Marke Oberöster- gebracht. te. Ziel ist es, den Überseeanteil der Exporte reich noch bekannter zu machen und die Oberösterreich muß daher seine Stärken bis 2020 von 17 auf 25 Prozent zu steigern. bestehenden Angebote in den Bereichen und Angebote in den Bereichen Wirtschaft, Gleichzeitig sollen aber auch durch Wis- Wirtschaft, Tourismus, Sport, Kultur und Tourismus, Sport, Kultur und Wissenschaft senschafts- und Forschungskooperationen Wissenschaft noch deutlicher ins Bewußt- noch deutlicher ins Bewußtsein der interna- die Wettbewerbsfähigkeit unsers Landes sein der internationalen Öffentlichkeit zu tionalen Öffentlichkeit rücken. Heimischen gesteigert werden. Bei Standortpräsenta- rücken. Beim 3. Netzwerktreffen „Oberöster- Exporteuren Türen zu öffnen: 60 Prozent der tionen im Ausland ist mittlerweile die Dar- reich International“ in Linz nahmen rund heimischen Bruttowertschöpfung kommen stellung des Forschungsstandorts Oberöster- 150 AuslandsoberösterreicherInnen aus 23 aus dem Export, jeder zweite Arbeitsplatz im reich ein fixer Bestand. Ländern aus vier Kontinenten teil. Neben dem Land ist direkt oder indirekt mit den Ex- „Wir wollen aber – etwa im Bildungsbe- Rahmenprogramm (Besuch der neuen Anton porterfolgen heimischer Unternehmer ver- reich – nicht nur den Austausch von Know- Bruckner Privatuniversität) fand ein Emp- knüpft. how, sondern auch der Menschen selbst för- fang im Steinernen Saal des Linzer Land- dern. Hier steht die Unterstützung der In- hauses statt. Mitglieder des Netzwerks ternationalisierung und der Ausbildung durch Seit Gründung des Netzwerks OÖ In- UN- und EU-Programme für Auslands- Bilanz der oö. Außen- ternational im März 2007 haben sich 754 Mit- aufenthalte, Aus- und Fortbildungen im Aus- beziehungen 2009 bis 2015 glieder aus 91 Staaten (538 sind männlich, land sowie Schul- und Universitätskoopera- Unter dem Motto „Weltoffenheit leben“ 216 weiblich) dieser Initiative angeschlossen tionen im Mittelpunkt. Weiters wird der Aus- und „Wissen vernetzen“ wurde im März und sind in folgendermaßen Bereichen tätig: tausch von ausländischen Wissenschaftern, 2007 das Netzwerk „OÖ International“ ins  Wirtschaft (452) Lehrern und Studenten an den oö. Bil- Leben gerufen. Als Hauptziele wurden fest-  Wissenschaft (92)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 10 Österreich, Europa und die Welt Foto: Land OÖ / Stinglmayr Landeshauptmann Josef Pühringer und Landespräsidialdirektorin Antonia Licka vor eine Weltkarte, auf der Orte, in denen die meisten im Ausland lebenden 754 Netzwerk-AuslandsoberösterreicherInnen leben, mit einem oö. Fähnchen markiert sind.

 Verwaltung (72) Erfolgreiche Netzwerkpartner OÖ Autozulieferer, Eisenbahn und Lifestyle.  Tourismus (52) Wie erfolgreich Auslandsoberösterrei- Durch die enge Zusammenarbeit mit der  Kultur (44) cherInnen in den unterschiedlichen Berei- WKOÖ, dem Exportcenter Oberösterreich  Entwicklungszusammenarbeit (31) chen sind, zeigt die Tatsache, daß dieses Jahr und der Business Upper sollen zu-  Sport (7) bereits drei Mitglieder des Netzwerks nam- sätzlichen Unternehmen der Schritt in die hafte Auszeichnungen erhalten haben. Exportwirtschaft ermöglicht werden und Top-5 Länder  Gero Miesenböck wurde zum Fellow of neue Exportchancen und -märkte als „Tür-  Deutschland (172) the Royal Society gewählt. Diese Ernen- öffner“ erschlossen werden.  USA (82) nung gilt als eine der renommiertesten  Schweiz (58) wissenschaftlichen Auszeichnungen Groß- 2. »Global Science« – durch Wissen-  Belgien (40) britanniens. In der Liste der Fellows fin- schafts- und Forschungskooperationen  Großbritannien (38) die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft den sich Namen wie Isaac Newton, sichern – das Land unterstützt Eigene Homepage informiert Charles Darwin und Albert Einstein. Hier wird die oberösterreichische Wissen- über Aktivitäten  Den James Beard Award 2015 in der Ka- schaft und Forschung bei der Errichtung und http://www.ooe-international.at infor- tegorie „best new restaurant“ erhielt Erweiterung von internationalen Forschungs- miert sämtliche Landsleute in der Welt regel- Markus Glocker für sein Restaurant „Ba- netzwerken von Kooperationen im Rahmen mäßig über Aktuelles aus ihrem Bundesland, tard“ in New York. Die James Beard Foun- von Staatsbesuchen, regionalen und multina- präsentiert die Netzwerkpartner und bietet dation hat sich der Förderung der Koch- tionalen Kooperationen unterstützt. Auch bei die Möglichkeit, ebenfalls Teil dieses Netz- kunst verschrieben und zeichnet jährlich der Präsentation Oberösterreichs ist mittler- werkes zu werden. Darüber hinaus versteht KöchInnen, WeinexpertInnen, Journa- weile die Darstellung des Forschungsstand- sie sich als eine Plattform für den Erfah- listInnen und KochbuchautorInnen aus. ortes Oberösterreich ein fixer Bestandteil. rungsaustausch von Meinungsbildnern aus Diese Awards gelten als „Oscars der Wirtschaft, Politik, Sozialpartnerschaft, Kul- Kochszene“. 3. Bildung turschaffenden und Medien in Oberöster-  Das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Hier steht die Unterstützung der Interna- reich und dem Ausland. Laufend werden Kunst der Republik Österreich erhielt im tionalisierung und der Ausbildung in Ober- hier Kurzinterviews, Erfahrungsberichte und Juni Reinhard Auer, der seit 22 Jahren als österreich durch UN- und EU-Programme Statements veröffentlicht. Regisseur am Freien Theater Bozen in für Auslandsaufenthalte, Aus- und Fort- Südtirol tätig ist. bildung im Ausland sowie Schul- und Uni- Wichtige Aktivitäten des Netzwerks versitätskooperationen im Mittelpunkt. Wei-  Information über Aktuelles aus dem Bun- Schwerpunkte der oö. Außen- ters wird der Austausch mit ausländischen desland via Newsletter und Social Media, beziehungen 2009 bis 2015 WissenschafterInnen, LehrerInnen und Stu- z.B. über Veranstaltungen von oö. Ein- 1. Unterstützung bei der Erschließung dentInnen an den oö. Bildungseinrichtungen richtungen im In- und Ausland (wie etwa neuer Exportmärkte unterstützt. Auslandstourneen des Bruckner Orche- Ziel der (Außen)wirtschaft war bzw. ist sters etc.). es, den Übersee-Anteil der Exporte bis 2020 4. Nachhaltigkeit – »Green New Deal«:  Bildung regionaler OberösterreicherIn- von 17 Prozent auf 25 bis 30 Prozent zu er- Beitrag zur internationalen Solidarität nen-Netzwerke im Ausland. höhen und das Exportvolumen auf 70 Mil- und Zukunftssicherheit  Vermittlung von Praktikumsplätzen im liarden Euro zu steigern. Fortsetzung des oö. Engagements in der Ausland. Hoffnungsbranchen sind dabei insbeson- Global Marshall Plan Initiative, dem Klima-  Einladung von Experten aus dem Netz- dere Gesundheit, Medizintechnik, Telekom- bündnis, dem Agenda 21 Prozeß, dem Be- werk nach Oberösterreich zu Vorträgen. munikation, Energie- und Umwelttechnik, kenntnis zu den Milleniumszielen der Ver-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 11 Österreich, Europa und die Welt

einten Nationen, den Initiativen im Rahmen des Netzwerkes der GVO-freien Regionen und im Rahmen der Entwicklungszusammen- arbeit bei internationalen Hilfsmaßnahmen.

5. Kultur Hier stehen der Einsatz für die Donau als kulturellen Blickpunkt Europas (Koopera- tionen im Rahmen der EU-Donauraum-Stra- tegie und der Europaregion Donau-Moldau), die Vertiefung der Beziehungen zu Bayern und Südböhmen durch gemeinsame Landesaus- stellungen, das Eintreten für die rasche An- erkennung des Donau-Limes als UNESCO- Weltkulturerbe im Mittelpunkt.

6. Engagement für Menschenrechte, Sicherheit und internat. Solidarität Oberösterreich bekennt sich zur Ent- wicklungszusammenarbeit und internationa- len Hilfsmaßnahmen, zur Überwindung von Foto: Land OÖ / Schauer Krisen- und Katastrophensituationen sowie Landeshauptmann Josef Pühringer bei seiner Ansprache im Landhaus zur Erreichung der Milleniumsziele der Ver- einten Nationen/der Global Marshallplan  Multiregionale Zusammenarbeit: Konfe- 7. Außenbeziehungen Initiative, und den Zielsetzungen der ökoso- renz der Regierungschefs von Bayern, Geo- 2009 bis 2015 in Zahlen zialen Marktwirtschaft weltweit. rgia, Quebec, Sao Paulo, Shandong und  Botschafterbesuche in OÖ Zum Engagement für Menschenrechte Western Cape (mit einer Erweiterung um  Gesamtzahl: 101 gehört aber auch die Unterstützung der die Region Maharashtra, Indien, 108 Mio.  Länderanzahl: 60 Volksgruppen der Heimatvertriebenen und das Einwohner) und eine Region in Australien  Dazu zweimal Einladungen an alle in Eintreten für die Aufhebung von Unrechts- (New South Wales oder Queensland); Österreich akkreditierten BotschafterIn- akten – Benes Dekrete, Avnoj-Beschlüsse. Arge Donauländer (EU-Donaustrategie) nen zum Treffen in Oberösterreich (2009 und 2014). Schwerpunktregionen 2. Fortführung der Zusammenarbeit im bis- 1. Intensivierung der Zusammenarbeit herigen Umfang Auslandsreisen der Regierungsmitglieder  Nachbarregionen Bayern und Südböh- Partnerregionen: Heves (Bildung, Kultur,  Gesamtzahl: 174 men; Europaregion Donau-Moldau, Energie, Umwelt), Bern (Schul- und FH-  Länderzahl: 39  Partnerregionen: Baden Württemberg (Me- Kooperationen), Südtirol (Clusteraktivitä-  Themen: politische Gespräche, Wirt- chatronik und Kreativwirtschaft), Elsass ten), Israel (Begabtenförderung) schaft, Klima, Bio-Lebensmittel, Landes- (Clusteraktivitäten), Hamburg (Logistik Multilaterale Zusammenarbeit: Netzwerk ausstellungen, erneuerbare Energie, Luft- Life Sciense), Nordrhein-Westfalen (Krea- der GVO-freien Regionen, Global Marshall und Raumfahrt, Maschinenbau, Kunst- tivwirtschaft), Plan Initiative, CO2-Allianz stoff, Architektur, Landwirtschaft, EU, öffentlicher Verkehr, Bildung, Automo- tive, Gesundheit, Forschung, Gentechnik- freiheit, Infrastruktur, Lifescience, Alten- pflege, Tourismus, Wohnbau, Elektromo- bilität, Familienfreundlichkeit und Ge- sundheitstechnologie

Marktsondierungsreisen mit Regierungs- beteiligung und Standortpräsentationen im Ausland  Gesamtzahl: 44  Länderzahl: 25

Delegationsbesuche ausländischer Gäste in Oberösterreich  Gesamtzahl: 167

Foto: Land OÖ / Schauer  Länderzahl: 43  Beim Festakt im Linzer Landhaus wurde gemeinsam die Landeshymne gesungen. http://www.ooe-international.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 12 Österreich, Europa und die Welt 70 Jahre »Forum Alpbach« Was im Sommer 1945 auf einer Wiese begann, ist dank unzähliger engagierter Menschen zu einer Institution mit Weltformat gewachsen. 2015 begrüßt Präsident Fischler 4500 TeilnehmerInnen aus 86 Nationen bei den Festspielen des Wissens.

nGleichheit spürt jede und jeder – sie Uteilt die Gesellschaft in Bevorzugte und Benachteiligte. Sie zeigt sich am Lohnzettel, im Krankenhaus oder besonders gnadenlos an Europas Grenzen. Von 19. August bis 4. September werden 4500 Menschen beim Eu- ropäischen Forum Alpbach die Ursachen und Folgen von Gleichheit und Ungleichheit aufspüren. Was 1945 auf einer Wiese in einem zer- störten Land begann, ist heute eine interna- tionale Plattform für den Austausch von Wissen und Ideen. Zum 70jährigen Jubi- läum erwartet Franz Fischler, der Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Teilneh- merInnen aus 86 Nationen. Auf sie warten rund 80 Plenardebatten, 100 Breakout Ses- sions und ein dichtes Kulturprogramm. Pro- minente Gäste wie die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Kristalina Georgieva, die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar- Kitarovic und ihr slowenischer Amtskollege Borut Pahor, Jeroen Dijsselbloem, Vorsit- zender der Eurogruppe, Bundespräsident Heinz Fischer sowie fast die gesamte öster- reichische Bundesregierung haben ihr Kom- men angekündigt. Erwartet werden außer- dem Ökonomen wie Jeffrey D. Sachs und Giacomo Corneo, die Nobelpreisträger Da- niel Shechtman und José Manuel Ramos- Horta und die britische Modemacherin und Polit-Aktivistin Vivienne Westwood.

Generalthema »UnGleichheit«: 50 Pioniere aus der Praxis „Mit dem Thema UnGleichheit legen wir den Finger in eine klaffende Wunde unserer

Gesellschaft. Wer profitiert, wer wird schik- © Theresa Hattinger aniert? Neben der Suche nach politischen Sujet 2015 | #InEquality: Die »Zeichnung« spielte schon immer eine wichtige Antworten rücken heuer Erfahrungen und Rolle in der Kultur des Europäischen Forums Alpbach (z.B. Paul Flora, Fritz Behrendt oder Werner Scholz). Zum 70. Geburtstag des Europäischen Forums Projekte jener Menschen in den Fokus, die in Alpbach greift man diese Tradition auf und gibt dem Europäischen Forum Alpbach ihrem Alltag die Welt positiv verändern“, ein gezeichnetes »Aushängeschild«. Der Entwurf der Grafikdesignerin Theresa betont Franz Fischler, Präsident des Euro- Hattinger von der Universität für angewandte Kunst Wien bringt die Brisanz und päischen Forums Alpbach. „Wir werden Widersprüchlichkeit des Generalthemas »InEquality« zum Ausdruck. Pioniere, Projekte und Initiativen zeigen, die Stolpersteine im Bereich sozialer Ungleich- für sozial benachteiligte SchülerInnen und konkrete Schritte setzen, um soziale Un- heit aus dem Weg räumen, nach Alpbach der dänische Unternehmer Thorkil Sonne, der gleichheit in der Gesellschaft zu überwin- kommen. Menschen mit Autismus erfolgreich in Un- den“, ergänzt Philippe Narval, Geschäfts- Darunter der griechische Kardiologe Gior- ternehmen integriert. führer des Europäischen Forums Alpbach. gos Vichas, der ein Spital für PatientInnen Neben diesen Initiativen aus der Praxis So werden 50 Pioniere aus ganz Europa, die ohne Versicherung betreibt, Lena-Carline Es- widmet sich das Forum auch politischen und im Gesundheitswesen oder an Hochschulen ser, Gründerin eines Mentoringprogramms wirtschaftlichen Fragen zu Gleichheit und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 13 Österreich, Europa und die Welt

Ungleichheit. Hunderte ExpertInnen analy- sieren die Rolle Europas bei Themen wie Griechenland, dem Umbruch im Nahen Osten oder dem Wirtschaftsphänomen China. Debatten zur Verteilungsgerechtigkeit, zur Asylquartierkrise und Menschenrechten ste- hen ebenso auf der Agenda.

Starke Stimmen aus Kunst und Kultur Im Jubiläumsjahr greifen Kulturschaffen- de stärker denn je in das Konferenzgesche- hen ein. Alle Alpbacher Gespräche beginnen mit künstlerischen Interventionen, darunter Lecture-Performances der Urheberrechtsak- tivistin Nina George oder der Gender-Theo- retikerin Christina von Braun. Das Zentrum für Politische Schönheit und das Duo wenn es soweit ist setzen theatralische Maßnah- men. „Junge Talente“ wie der Wiener Mu- siker Luka Kusztrich, der junge Alpbacher Schriftsteller Robert Prosser oder die Maja Osojnik-Band treten auf. In der neuen Pro- Foto: EFA15 / Philipp Naderer Nach der Eröffnungskonferenz (v.l.): Franz Fischler (EFA15 Präsident) mit Eröff- grammschiene „Alpbach pur“ laden Künst- nungssprecherin Yetnebersh Nigussie (Menschenrechtsaktivistin) und Paul lerInnen zur Auseinandersetzung mit der Re- Dujardin (Generaldirektor des »Bozar – Centre for Fine Arts«) gion, die seit 70 Jahren Gastgeberin des Forums ist, wie zum Beispiel die Alpbacher dem Tiroler Dorf Alpbach Aufnahme fanden wochen fand rasch die Unterstützung der Malerin Antonia Mauersberg oder der Tiro- und unter Umständen, von denen heute noch französischen Besatzungsmacht und auch ler Fotograf Lois Hechenblaikner. viele Anekdoten berichten, beherbergt wur- der ebenfalls aus dem Widerstand kommen- den. Seitdem finden jährlich im August die de erste Landeshauptmann Tirols, Karl Gru- 70 Jahre Alpbach als Buch und Film Österreichischen Hochschulwochen, seit 1949 ber, gehörte zu den Helfern in der Grün- Der österreichische Regisseur Kurt Lang- unter dem Namen „Europäisches Forum Alp- dungszeit des Europäischen Forums. bein heftete sich ein Jahr lang auf die Fersen bach“ statt. Otto Molden schwebte eine umfassende des „Spirit of Alpbach“. Seine 60minütige Zu den TeilnehmerInnen der ersten Jahre Erneuerung des geistigen Lebens in Europa Filmdokumentation „Mein Europa – Ein gehörten vor allem junge Menschen, die aktiv vor. Er trat zusammen mit einem Kreis Dorf“ stellt jene Menschen vor, die das Eu- im Widerstand gegen den Nationalsozialis- Gleichgesinnter für eine politische Einigung ropäische Forum Alpbach seit 1945 prägten. mus engagiert waren. Die Idee der Hochschul- Europas ein, die als einziger Weg betrachtet Die Dokumentation wurde vom ORF ausge- wurde, kriegerische Auseinandersetzungen strahlt. Die Historikerin Maria Wirth präsen- zwischen den europäischen Völkern in Zu- tierte mit dem Buch „Ein Fenster zur Welt – kunft auszuschließen. Simon Moser wollte Das Europäische Forum Alpbach 1945- neue Strukturen an den Universitäten errei- 2015“ die erste wissenschaftliche Monogra- chen und setzte sich für den interdisziplinä- fie über das Forum. Sie durchkämmte zahl- ren Austausch ein. Aus diesen Interessen ent- reiche Archive und begab sich in Interviews wickelte sich ein fruchtbarer Dialog, der im auf Spurensuche. Mit vielen historischen Laufe der Jahre nicht nur Wissenschaft und Bildern dokumentiert sie die Entwicklung Politik, sondern auch den kulturellen Be- des Europäischen Forums Alpbachs seit reich und die wirtschaftliche Entwicklung 1945. Das Buch ist im Studienverlag er- mit einbezog. schienen (ISBN 978-7065-5481-7) und im Das Europäische Forum Alpbach hat Buchhandel erhältlich. einen nicht unwesentlichen Beitrag zum gei- stigen Leben Nachkriegseuropas geleistet. Die Geschichte Insbesondere die Vermittlung zwischen Wis- Das Europäische Forum Alpbach wurde senschaft und Praxis war ein von Anbeginn 1945 unter der Bezeichnung „Internationale wichtiges Ziel. Das geistige Klima der Ver- Hochschulwochen“ von Otto Molden (da- anstaltung, fernab der Beschränkungen des mals Wiener Student) und Simon Moser (da- universitären und politischen Lebens, trug mals Dozent der Philosophie in Innsbruck) zum offenen Charakter der Dialoge in Alp- Cover: Studienverlag gegründet. Die Notsituation nach Kriegs- bach bei, der es erlaubte, auch konträre Ge- Maria Wirth, Ein Fenster zur Welt. Das ende ließ es als großen Glücksfall erschei- Europäische Forum Alpbach 1945-2015. sprächspartner an einen Tisch zu bringen.  nen, daß die ersten Hochschulwochen in Studienverlag, 256 Seiten http://www.alpbach.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 14 Österreich, Europa und die Welt Berufs-WM 2015 in São Paulo Acht Medaillen und 15 Leistungsdiplome für Team Austria bei WorldSkills 2015 – WKÖ-Präsident Leitl beim Empfang des Teams: Erfolgreiches Abschneiden unserer WM-Teilnehmer ist Bestätigung für Duales Bildungssystem Foto: Wirtschaftskammer Österreich Die 35 österreichischen TeilnehmerInnen und deren Betreuerteams wurden am VIP-Terminal des Flughafens Wien- Schwechat mit großem Applaus empfangen. In der Bildmitte: Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich m 18. August kehrten die 35 österrei- sich damit wieder äußerst erfolgreich präsen- Hiesberger (Betonbauer/W), Manfred Zink Achischen TeilnehmerInnen von der tiert. „Als Weltmeister zeigt ihr, daß man in (Möbeltischler/ST), Franziska Ehgartner Berufs-Weltmeisterschaft WorldSkills 2015 der globalisierten Welt erfolgreich bestehen (Restaurant Service/K) und Marius Joseph aus dem brasilianischen São Paolo zurück. kann und daß unsere Duale Ausbildung ein Golser (Steinmetz/OÖ). Mit der höchsten Empfangen wurden die WM-Starter und de- Zukunftsmodell ist“, so Leitl. Punkteanzahl aller österreichischen Teilneh- ren BetreuerInnen am VIP-Terminal des WKÖ-Generalsekretärin Hochhauser gra- mer konnte Philipp Seiberl im Beruf Schwer- Flughafens Wien-Schwechat von Sozialmini- tulierte in ihrer Laudatio „auch den Ausbil- fahrzeugtechnik den Titel „Best of Nation“ ster Rudolf Hundstorfer, Christoph Leitl, dungsbetrieben, denn sie können auf ihre erringen. Präsident der Wirtschaftskammer Österreich jungen MitarbeiterInnen und deren Leistun- (WKÖ) und WKÖ-Generalsekretärin Anna gen bei derartigen internationalen Wettbe- Silber Maria Hochhauser. Mit im Gepäck des Team werben stolz sein!“ Marie Theres Mayerhofer (Malerin/ST) Austria: 8 Medaillen, 15 Leistungsdiplome Für Renate Römer, Sonderbeauftragte der sowie Martin Entholzer (Maurer/OÖ). und der „Europameister-Titel“ als beste Teil- WKÖ für WorldSkills und EuroSkills, ist „das nehmernation unter allen europäischen WM- tolle österreichische Abschneiden ebenso ein- Bronze Startern. Von den acht Medaillen glänzen fünf mal mehr der Beweis, daß unser System der Martin Schwaiger (Metallbauer/ST). in Gold, zwei in Silber und eine in Bronze. dualen Ausbildung für die Heranbildung jun- »Medallion for Excellence« ger Fachkräfte unverzichtbar ist und den in- Manuel Peheim (Anlagenelektriker/OÖ), Berufsausbildung in ternationalen Vergleich nicht scheuen braucht, Valentina Schachinger (Bäckerin/OÖ), Mi- Österreich ist weltspitze sondern vielmehr zeigt, daß unsere Ausbil- chael Prader (Bautischler/ST), Alexander „Heute ist ein Tag der Freude für Öster- dungssystem hervorragende junge Fachkräf- Wagner (CNC-Dreher/S), Niklas Rusch reich und es wurde wieder einmal bewiesen, te hervorbringt.“ Österreich werde als ein (Drucktechniker/V), Matthias Moser (Elek- daß Österreich in puncto Berufsausbildung Vorzeigemodell in Europa und weltweit an- trotechniker/T), Stefan Fuchs (Fliesenleger/ weltspitze und in Europa sogar unschlagbar erkannt und die berufliche Aus- und Weiter- ST), Angelika Grossegger (Floristin/ST), ist. Nachdem wir bei der letzten Berufs-EM bildung entwickle sich immer stärker zu Jacqueline Tanzer (Grafik Designer/T), Tho- EuroSkills 2014 den Europameistertitel er- einem Schlüsselfaktor für wirtschaftliche mas Penz (Koch/T), Christoph Auer und Mar- obert hatten, wurde dieser im Rahmen der Entwicklung und für Wettbewerbsfähigkeit kus Egger (Landschaftsgärtner/T), Michael Berufs-WM jetzt als beste europäische Na- und Exportstärke von Unternehmen. Furtlehner und Lukas Mayr (Mechatroniker/ tion erfolgreich verteidigt! Ich gratuliere al- OÖ), Anton Zarl (Sanitär- und Heizungs- len österreichischen WM-TeilnehmerInnen, Die Medaillengewinner techniker/NÖ), Thomas Käferböck (Schweis- insbesondere natürlich unseren Medaillen- Gold ser/OÖ) und Erich Niederl (Stuckateur und gewinnerInnen“, sagte Leitl beim Empfang Philipp Seiberl (Schwerfahrzeugtechni- Trockenbauer/ST).  des Teams. Das österreichische Team habe ker/NÖ), Michael Haydn und Alexander https://www.wko.at/Content.Node/SkillsAustria/Startseite---SkillsAustria.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 15 Österreich, Europa und die Welt Kleiner Dank für großartigen Dienst an der Gemeinschaft Tirol und Südtirol holten verdiente BürgerInnen vor den Vorhang. Fotos: Land Tirol/frischauf-bild

iele TirolerInnen sowie SüdtirolerInnen Bild oben: LH Günther Platter bei seiner Festrede in der Kaiserlichen Hofburg und setzen sich für das Gemeinwohl ein. 196 im Bild unten mit den geehrten LebensretterInnen (vorne v.l.) Stefan Baumann, V Nicole Ladner, Erika J., Ruben Stumböck, Marius Schmid, Dominik Paregger und von ihnen erhielten dafür am 15. August als (hinten v.l.) Arno Gürtler, Bernd Danler, Simon Wöll, Christian Schranz, Peter Zeichen des Dankes von den Landeshaupt- Scheiring und Ugur Korkmaz (nicht im Bild: Csaba Lipinski und Sztevan Vebel) leuten Tirols, Günther Platter, und Südtirols, Arno Kompatscher, Verdienstkreuze oder Verdienstmedaillen überreicht. 14 Personen, darunter auch zwei Kinder, wurden für ihren selbstlosen Einsatz in gefährlichen Situatio- nen mit der Lebensrettungsmedaille bedacht. Weiters wurde zwölf Höfen das Recht ver- liehen, den Titel Erbhof zu führen. Die Aus- zeichnungen erfolgten im Rahmen einer Fest- veranstaltung in der Innsbrucker Hofburg, die jedes Jahr traditionell am Hohen Frauen- tag, dem 15. August, stattfindet. „Jene Menschen, die heute ausgezeichnet werden, haben sich entschieden, einen ganz wesentlichen Teil ihres Lebens in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen und sind bereit, auf eigene Vorteile zu verzichten. Dafür ge- seits des Brenners unterstreichen wir seit werde alles in ihrer Macht stehende tun, um bührt ihnen großer Dank und höchste Aner- Jahren auch die gute Zusammenarbeit und diesen negativen Entwicklungen gegenzu- kennung“, ist LH Platter überzeugt, denn: das Bemühen der Regierungen der Bundes- steuern. Eine weitere sehr große Herausforde- „Freiwilliges Engagement oder entschlosse- länder Tirol und Südtirol, mit Blick auf die rung nicht nur für Tirol sondern für ganz Eu- nes Handeln in gefährlichen Situationen sind Vergangenheit Gegenwart und Zukunft posi- ropa sei das Thema Asyl. „Tag für Tag treffen nicht selbstverständlich und verdienen eine tiv zu gestalten“. Menschen aus Kriegsgebieten in unserem gebührende Würdigung“. LH Platter thematisierte in seiner Festan- Land ein, die bei uns Schutz und Zuflucht „Der Einsatz für das Gemeinwohl, für die sprache auch aktuelle Zukunftsthemen. Eine suchen. In vielen Gemeinden zeigt sich hier Gemeinschaft, gelebte Solidarität und die große Herausforderung sei beispielsweise sehr deutlich, wie groß die Solidarität vieler Verbundenheit mit Land und Leuten, das sind die prekäre Situation am Arbeitsmarkt: „Wäh- Tirolerinnen und Tiroler ist. Ein herzliches nur einige Werte, die den heute Geehrten rend wir in Tirol zuletzt viele Jahre nahezu Vergelt’s Gott dafür“, betonte der Landes- gemein sind“, würdigte auch LH Kompat- Vollbeschäftigung verzeichnen konnten, sind hauptmann und verband seinen Dank mit der scher die Verdienste der geehrten BürgerIn- wir derzeit mit Arbeitslosenzahlen konfron- Bitte, sich auch weiterhin für vom Krieg trau- nen. „Durch diese gemeinsame Ehrung ver- tiert, die wir bislang nur aus anderen Län- matisierte Menschen sowie für Menschen in dienstvoller Persönlichkeiten dies- und jen- dern kannten“. Die Tiroler Landesregierung Not im allgemeinen einzusetzen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 16 Österreich, Europa und die Welt Südtiroler Delegation in NÖ Vor rund einem Jahr wurde das neue niederösterreichische Modell zum Ausbau des Glasfaser-Breitbandes präsentiert. Es wurde von der Europäischen Kommission und der Weltbank unter die Top-15 von 120 eingereichten Breitband-Projekten gereiht. Foto: ecoplus Südtirol-Delegation mit LRin Deeg zu Gast bei nöGIG in Niederösterreich in leistungsstarkes Breitbandnetz zählt Ezu den Schlüsselinfrastrukturen des 21. Jahrhunderts. Denn mittlerweile gibt es kaum einen Lebensbereich, der nicht von einem Hochleistungsinternet profitiert. Da- her hat sich das Land Niederösterreich im ver- gangenen Jahr zu einem Ausbau des Glas- faserinternets entschlossen. Ziel ist es, daß alle niederösterreichischen Haushalte und Be- triebe bis zum Jahr 2030 die Möglichkeit eines Glasfaser-Anschlusses haben. Um die- ses Ziel zu erreichen, wurde das NÖ-Modell entwickelt: Dabei soll überall dort, wo Pri- vate nicht ausbauen, die Infrastruktur von der öffentlichen Hand errichtet und an einen neu- tralen Netzbetreiber verpachtet werden. Die Erprobung läuft derzeit in vier Pilotregio-

nen. „Die bisherigen Erfahrungen in der Um- Foto: ecoplus setzung sind positiv“, sagte Igor Brusic, v.l.: Gemeindeverbandspräsident Andreas Schatzer, MöGIG-Geschäftsführer Igor Geschäftsführer der Glasfaserinfrastruktur- Brusic, Landesrätin Waltraud Deeg und Christoph Westhauser von der NÖ Landes- gesellschaft nöGIG bei einem Treffen mit regierung (Abteilung Gesamtverkehrsangelegenheiten/Breitbandausbau) Südtirols IT-Landesrätin Waltraud Deeg in österreich bestätigen unsere Ausrichtung.“ Austausch für beide Seiten überaus frucht- St. Pölten. Beim Erfahrungsaustausch in St. Pölten wur- bringend sein wird, da es viele Schnittstellen Gemeinsam mit Gemeindenverbandsprä- de besonders auf die konkrete Einbindung gibt“, so Deeg. NöGIG-Geschäftsführer sident Andreas Schatzer und Vertretern des der Gemeinden eingegangen. „Hier hat das Brusic freute sich indes über das Interesse Arbeitstisches der Gemeinden, die eng in die Bundesland etwa mit einer vorgeschriebenen von Seiten Südtirols: „Das NÖ-Modell wur- Umsetzung des Südtirolnetzes eingebunden Anzahl an Vorverträgen oder regionalen de von der Europäischen Kommission und sind, machte sich die Landesrätin vor Ort ein Breitbandkoordinatoren einen Weg gewählt, der Weltbank unter die Top-15 von 120 ein- genaues Bild der NÖ- Breitbandkoordina- der auch für Südtirol interessant sein kann“, gereichten Breitband-Projekten gereiht, und tion und der NÖ-Glasfaserinfrastruktur-ge- so Gemeindenverbandspräsident Andreas ich bin überzeugt, daß sich mit unserem Weg sellschaft. Dabei zeigte sie sich überzeugt Schatzer. der effiziente Einsatz von Mitteln mit einer vom eingeschlagenen Südtiroler Weg: „Es In absehbarer Zeit soll ein weiteres In- flächendeckenden Versorgung von leistungs- gibt viele Parallelen zu unserem Südtirolnetz formationstreffen in Südtirol stattfinden: starkem Glasfaser-Breitband unter einen Hut und die positiven Erfahrungen in Nieder- „Ich bin überzeugt, daß ein regelmäßiger bringen läßt.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 17 Österreich, Europa und die Welt Bundeskanzlerin Merkel zu Gast bei den Salzburger Festspielen enossen hat die deutsche Kanzlerin An- Ggela Merkel trotz des Terminstresses den Besuch bei den Salzburger Festspielen. Zu- sammen mit ihrem Mann Joachim Sauer hat sie die konzertante Aufführung von Jules Massenets Werther gehört und zum zweiten Mal besuchte sie am Abend des 23. August den Rosenkavalier, den sie schon im vergan- genen Jahr gesehen hatte. Die Inszenierung von Harry Kupfer gefiel der Kanzlerin so gut, daß sie ihn erneut erleben wollte. In den beiden Pausen der Oper kamen dann die Sän- gerInnen zu Besuch – Günther Groissböck, der Baron Ochs auf Lerchenau und Krassi- mira Stoyanova, die die Feldmarschallin Für- stin Werdenberg verkörpert. Auch Dirigent Franz Welser-Möst ließ es sich nicht neh- men, die Bundeskanzlerin zu begrüßen und kam in Begleitung von Clemens Hellsberg, dem langjährigen Vorstand der Wiener Phil-

harmoniker, der an diesem Abend seine letz- Foto: SF / Anne Zeuner te Oper bei den Salzburger Festspielen spiel- v.l.: BM a.D. Martin Bartenstein, Sven-Eric Bechtolf, Helga Rabl-Stadler, Franz te.  Welser-Möst, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Joachim Sauer und Ilse Bartenstein Goldene Ehrenmedaille der WKÖ an Wolfgang Schäuble in „Dankeschön der österreichischen EWirtschaft für die wirtschaftspolitische Geradlinigkeit und Nachhaltigkeit des deut- schen Finanzministers Wolfgang Schäub- le“ – so bezeichnete WKÖ-Präsident Chri- stoph Leitl die Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille der Wirtschaftskammer Öster- reich an Wolfgang Schäuble am 24. August in Salzburg. Sie wurde auf Anregung von Fi- nanzminister Hans Jörg Schelling – verliehen. Schäubles Leistungen hätten nicht nur we- sentlich dazu beigetragen, daß Deutschland als Haupthandelspartner Österreichs eines der wirtschaftlich wettbewerbsfähigsten Länder sei, was auch Österreich zugutekomme. Man teile auch eine gemeinsame Philosophie, er- klärte Leitl: „In Deutschland wie in Öster- reich fühlt man sich der standorttreuen Real- Foto: Benedikt von Loebell v.l.: WKÖ-Präsident Christoph Leitl, Ingeborg Schäuble, Ursula Schelling, Finanz- wirtschaft verpflichtet, deshalb setzen wir minister Wolfgang Schäuble und sein österreichische Kollege Hans Jörg Schelling uns auch gemeinsam für eine Finanztrans- aktionssteuer ein“. Man sehe den Wert von ster Schelling seinen deutschen Amtskolle- Europäer achte Schäuble aber auch immer Haushaltsdisziplin, was Deutschland mit gen. Schäuble sei ein Hüter der Stabilität, darauf, „daß das gemeinsame Werk Europa einem beeindruckenden Budgetüberschuß ohne ihn wäre die jüngste Griechenland-Lö- nicht zerstört wird. Das zeichnet ihn als ganz vorlebe. Und so wie Schäuble trete auch die sung nicht zu schaffen gewesen. „Er vereint besonderen Menschen und großen Europäer österreichische Wirtschaft für eine Weiter- enorme Disziplin und Wissen, politischen aus.“ entwicklung der EU mit klarem Kurs ein. Verstand und politisches Gespür. Er hat als Schäuble bedankte sich für die Auszeich- „Kurs zu halten, überzeugend sein und klare Politiker noch das getrennte Europa kennen- nung und bezeichnete sie als ein wertvolles Positionen vertreten – das ist, was wir an gelernt, war am Einigungsprozeß wesentlich Zeichen der guten Zusammenarbeit. „Daß wir Wolfgang Schäuble so schätzen“, so Leitl. mitbeteiligt und er war in den vergangenen so vertrauensvoll miteinander umgehen, hilft „Leistung und Lösung“ – mit diesen bei- Jahren der Krisenbewältigung ein wichtiger uns in Deutschland viel, unsere Verantwor- den Begriffen charakterisierte Finanzmini- Anker“, so Schelling. Als leidenschaftlicher tung für Europa wahrzunehmen.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 18 Österreich, Europa und die Welt 25 Jahre Städtepartnerschaft mit und Zalaegerszeg uf ein Vierteljahrhundert gelebte und Agepflegte Partnerschaft kann die Landes- hauptstadt Klagenfurt mit Sibiu und Za- laergszeg zurückblicken. 1990 wurden die Partnerschaftsverträge von den damaligen Bürgermeistern unterzeichnet, die Kontakte begannen aber schon Jahre vorher. Mit Astrid Cora Fodor (Sibiu) und Zoltán Balaicz konnte Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz ihre Amtskollegen erstmal in Klagenfurt begrüßen. Wie Mathiaschitz be- tonte, geht die Gründung der Städtepartner- schaften einher mit dem großen politischen Umbruch in Osteuropa. „Wobei Klagenfurt schon immer ein Vorzeigebeispiel bei Städ- tepartnerschaften mit Gemeinden aus dem ehemaligen Ostblock ist“, sagte die Bür- Foto: StadtPresse / Burgstaller germeisterin, die als Beispiel auch Dessau, Bürgermeisterin Astrid Cora Fodor beim Eintrag in das »Goldene Buch« mit (v.l.) Czernowitz, Rzeszow, Nova Gorica und Bürgermeistern Maria-Luise Mathiaschitz, Stadträtin Ruth Feistritzer, Vizebürger- Duschanbe anführte. „Diese Städtepartner- meister Jürgen Pfeiler, Bürgermeister Zoltán Balaicz, Vizebürgermeister Christian schaften haben für mich eine historische Be- Scheider und Stadtrat Frank Frey deutung“, so Mathiaschitz, die zum Festakt war die Landlerhilfe aus Klagenfurt und Kärn- schen Zalaegerszeg und Klagenfurt die er- im Rathaus u. a. auch den Vizebürgermeister ten im Jahr 1989 der Startschuß zur Städte- sten Kontakte. „Es waren Leopold Guggen- von Sibiu, Virgil Popa oder den Honorarkon- partnerschaft. Für sie selbst war Sibiu immer berger und Lajos Kustos, die den Samen der sul von Ungarn in Kärnten, Wolfgang Röhrs, ein verschlafenes Städtchen im rumänischen Städtepartnerschaft pflanzten“, so Bürger- begrüßen konnte. Zentralraum. „Erst mit Bürgermeister Klaus meister Zoltán Balaicz. Mittlerweile ist die „Städtepartnerschaften tragen zum Abbau Johannis, der nun Präsident von Rumänien Städtepartnerschaft in vielen gesellschaftli- von Vorurteilen bei, das haben wir alle hier ist, erwachten wir aus dem Dornröschen- chen Bereichen fest verankert. „Nach 25 in den letzten 25 Jahren bewiesen. Daher schlaf“, so Fodor, die nun mehr Kontakte auf Jahren sollten wir uns aber nicht entspannt freuen wir uns auf die nächsten 25 Jahre, die kulturellem Sektor anregte, „unser beider zurücklehnen, sondern die Ärmel hochkrem- ebenso erfolgreich verlaufen sollen“, schloß Kulturszene kann dabei nur profitieren.“ peln und weiter an den guten Beziehungen die Klagenfurter Bürgermeisterin. Sibiu war 2007 Kulturhauptstadt. und an dem Ziel eines vereinten Europas Für Bürgermeisterin Astrid Cora Fodor Bereits in den 1980er-Jahren gab es zwi- arbeiten“, schloß Balaicz.  45. Japanisches Sommerseminar an der Musik-Uni Wien

ie Dritte Präsidentin des Wiener Land- Dtags, Marianne Klicka, empfing am 12. August StudentInnen des bereits zum 45. Mal stattfindenden Japanischen Sommerse- minars an der Universität für Musik und dar- stellende Kunst im Rathaus. „Das langjähri- ge Bestehen und die gute Partnerschaft zwi- schen Japan und Wien ermöglicht es seit 45 Jahren den vielen Studierenden aus Japan ihr Wissen zu erweitern. Damit können die hier in Wien gesammelten Erfahrungen als SolistInnen und Lehrende bis hin zu Univer- sitätsprofessoren sowohl in ihrer Heimat als auch international weitergegeben werden. In der Zeit der wirtschaftlichen Globalisierung darf die Bedeutung des künstlerischen und Foto: PID / Schaub-Walzer kulturellen Austausches nicht unterschätzt v.l.: Univ.Prof. Wolfgang Watzinger, Univ.Prof. Michael Krist, Dritte Präsidentin des Wiener Landtags Marianne Klicka, Ruth Kling, Tomoya Isogai und Taketsugu Ishihara werden. Musik ist jene wunderbare Sprache, die ohne Worte auskommt, die belebend und Das Japanische Sommerseminar beruht Wien, deren ProfessorInnen ihr Wissen und inspirierend wirkt und Menschen verbindet“, auf der guten Zusammenarbeit mit der Uni- Können traditionell an junge KünstlerInnen so Klicka. versität für Musik und darstellende Kunst in bei den Sommerseminaren weitergeben. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 19 Österreich, Europa und die Welt Bures/Brasseur: Gemeinsam gegen den Haß im Netz in Treffen in Salzburg mit der Präsiden- Etin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Anne Brasseur, nutzten Na- tionalratspräsidentin Doris Bures und Abge- ordnete Gisela Wurm, Leiterin der österrei- chischen Delegation im Europarat, am 23. August nicht nur für einen Besuch der Salz- burger Festspiele, sondern auch für eine ge- meinsame Aktion gegen Haß im Internet. Die aktuelle „No-Hate-Speech“-Kampagne des Europarats wendet sich gegen Rassismus und Diskriminierung in der digitalen Welt. Adressaten der Kampagne sind vor allem jun- ge Menschen. Menschenverachtenden Äuße- rungen im Internet soll mit einer starken Ge- genöffentlichkeit begegnet werden. Das län- gerfristige Ziel des Europarats ist es, auch im Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Internet „Respekt-Standards“ zu etablieren. v.l.: Nationalratspräsidentin Doris Bures, Präsidentin der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anne Brasseur und Nationalratsabgeordnete Gisela Wurm „Die Meinungsfreiheit findet dort ein Ende, wo – oftmals anonym – auf verhetzen- der Agenda der regelmäßig stattfindenden Ju- narwoche vor der Sommerpause beschlossen de Art und Weise zu Gewalt, Ausgrenzung gendparlamente. Die Demokratie-Werkstatt wurde, wurde Cybermobbing übrigens in den oder Benachteiligung anderer Personen oder des Parlaments bietet außerdem Workshops Katalog der Strafrechtsdelikte aufgenom- Gruppen aufgerufen wird“, erklärte die Na- für Lehrkräfte aus allen Schultypen an, in men. Mobbing im Internet kann nun mit einer tionalratspräsidentin. Das österreichische Par- denen LehrerInnen Kompetenzen zur Sensi- Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr, im Extrem- lament beteilige sich daher aktiv an der Um- bilisierung von SchülerInnen für Menschen- fall des Selbstmordes eines Opfers mit bis zu setzung dieser wichtigen Europarechts-Kam- rechte und Respekt im Netz erhalten. Mit der drei Jahren bestraft werden.  pagne. So steht das Thema Cybermobbing auf letzten Strafrechtsreform, die in der Ple- http://www.parlament.gv.at Großes soziales Engagement für Kinder in Bolivien as Pro Caritate Verdienstzeichen des DLandes Salzburg überreichte Landes- hauptmann Wilfried Haslauer am 6. August an Dorothea Erlbacher. Als Schwester Klara bekannt, ist die gebürtige Tennengauerin Di- rektorin des Kinderheimes Maria Hyazintha in Bolivien, Verwalterin des Gesundheitszen- trums, Krankenschwester im Zentrum, La- borantin, Apothekerin „und vor allem eine liebende Mutter für die 30 Kinder des Hei- mes“, betonte der Landeshauptmann. Seit mehr als 46 Jahren lebt und arbeitet Dorothea Erlbacher in Bolivien. Die Pro- jektpartnerin von „Sei so frei“, der entwick- lungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung, war im Krankenhaus San- ta Isabel in San Ignacio für die indigene Be- Foto: LMZ / Neumayr SB völkerung Hilfe und Hoffnung zugleich. Sie Schwester Klara und Landeshauptmann Wilfried Haslauer nach der Verleihung setzte sich besonders für die werdenden und gement. Durch ihre Taten und ihr Werk hat gründete sie die Krankenpflegeschule in San die alleinerziehenden Mütter ein. Seit den sie den Namen Salzburg würdevoll und Ignacio und war von 1989 bis 1991 Gesund- 1990er-Jahren sorgt sie sich um mißhandelte ehrenhaft im bolivianischen Gedächtnis ver- heitsinspektorin der Provinzen Velasco und Mädchen und Buben in der Millionenstadt ankert.“ Angel Sandoval in Bolivien. Sie gründete Santa Cruz. Dorothea Erlbacher wurde 1942 in Abte- darüber hinaus 1993 ein Jugendheim in San- „Schwester Klara ist eine Botschafterin nau geboren und absolvierte die Ordensaus- ta Cruz, 1997 das Kinderheim „Haus Maria Salzburgs im besten Sinne des Wortes“, so bildung im Mutterhaus Emsburg Salzburg so- Hyazintha“ und 2003 ein Gesundheitszen- Haslauer, „Ihr Einsatz im ärmsten Land Süd- wie die Krankenpflegeschule im Landes- trum für die arme Bevölkerung am Stadtrand amerikas gilt als Vorbild für soziales Enga- krankenhaus Salzburg mit Diplom. 1978 von Santa Cruz. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 20 Österreich, Europa und die Welt Oberfranken interessiert an der Genussakademie Burgenland ie im Mai dieses Jahres eröffnete Ge- Dnussakademie Burgenland in Donners- kirchen weckt Interesse weit über die Lan- desgrenze hinaus. So kamen Gäste aus Bay- reuth am 19. August zu Besuch und zeigten sich von der Einrichtung beeindruckt. „Bay- reuth und Burgenland zeichnet eine 25jähri- ge Partnerschaft aus. Ziel ist eine Vertiefung der Kontakte und ein Ausbau der Vernetzung der Genussregion Burgenland mit der Ge- nussregion Oberfranken. Wir denken dabei schon weiter in Richtung einer künftigen EU-weiten Etablierung“, so Agrarlandesrä- tin Verena Dunst. Unter der Federführung der Handwerkskammer für Oberfranken sol- len auch in der Genussregion Oberfranken mehrere Genusshäuser errichtet werden.

„Die Erfahrungen, die das Burgenland mit Foto: Bgld. Landesmedienservice der Realisierung der Genussakademie Don- Genussakademie Burgenland macht international Schule (v.l.): Landesrätin Vere- nerskirchen gemacht hat, sind dabei äußerst na Dunst und Andreas Liegenfeld (Verein Genuss Burgenland) mit Prof. Uta Hengelhaupt und Gatte vor dem Martinsschlössl in Donnerskirchen hilfreich“, freut sich Prof. Uta Hengelhaupt. Die Kunsthistorikerin wurde von der Hand- schlössl in Donnerskirchen dient dabei als gaben statt: Wissenschaft und Praxis arbeiten werkskammer für Oberfranken mit der Erstel- zentrale Anlaufstelle. Weiterbildungskurse für die Bewahrung, Wiederaufnahme und lung einer Machbarkeitsstudie beauftragt. im Bereich Kulinarik, Kochkurse mit The- Entwicklung des Genusses in verschiedenen Die Nachfrage der Konsumenten nach re- menschwerpunkten, Mottokochevents, Senso- Bereichen zusammen. gionalen Produkten steigt und läßt auch die rik- Schulungen und auch anschaulicher Un- Die Aktivitäten im Martinsschlössl sollen burgenländische Gastronomie sowie Produkt- terricht für Kinder mit Partnern aus der Re- die Region nachhaltig beleben und den Kul- veredler verstärkt auf gesunde hochwertige gion sind im Programm enthalten. Darüber tur- und Genusstourismus im Burgenland Lebens- und Genussmittel aus der Region hinaus soll Bewusstseinsarbeit geleistet wer- stärken. Alle Institutionen haben die Mög- setzen. Dem entsprechend werden im Bur- den, wobei die Wertschätzung der regionalen lichkeit, Räumlichkeiten für ihre vielfältigen genland laufend Projekte zur Erweiterung Produkte im Vordergrund steht. Veranstaltungen anzumieten. Betrieben wird dieses Angebotes realisiert. In den Seminarräumen finden zu zahlrei- die Akademie vom Verein Genuss Burgen- Das „Haus des Genusses“ im Martins- chen Themen Workshops unter folgenden Vor- land, dem Andreas Liegenfeld vorsteht.  Deutsches Interesse an österr. Erfahrungen mit der ASFINAG

ie Finanzierung des Straßennetzes stand denfalls zu einer Versachlichung der Dis- ziere und sogar Überschüsse ans Budget ab- Dam 12. August im Mittelpunkt eines Tref- kussion geführt. SPD-Abgeordnete Bettina liefere. fens zwischen einer deutschen Bundestags- Hagedorn kommentierte den aktuellen Stand Georg Willi (G) attestierte der ASFINAG delegation und österreichischen Mandataren mit den Worten, der Fanklub der PKW-Maut ebenfalls große Funktionsfähigkeit, wünsch- im Parlament. Die deutschen Gäste, die sich sei überschaubar geworden. te sich aber mehr Kontrolle bei der Planung im Rahmen des Haushaltsausschusses des Von österreichischer Seite wurde die Tä- von Straßenprojekten. Die Einhebung von Bundestages vor allem auch mit dem Einzel- tigkeit der ASFINAG grundsätzlich positiv Mauten sei grundsätzlich richtig, meinte der plan „Verkehr“ befassen, zeigten dabei gros- bewertet. Von einem Verlust der parlamenta- Verkehrssprecher der Grünen, der überdies ses Interesse an den Erfahrungen Österreichs rischen Kontrolle könne keine Rede sein, be- für eine flächendeckende LKW-Maut in Ös- mit der ASFINAG*) – und warfen insbeson- tonte etwa SPÖ-Abgeordneter Anton Heinzl. terreich plädierte. Willi ortete vor allem Ver- dere Fragen nach dem Verhältnis der ausge- Die ASFINAG baue keinen Kilometer im besserungsbedarf bei der Einhebung der Ge- gliederten Gesellschaft zum Parlament auf. hochrangigen Straßennetz ohne einen Par- bühr und griff in diesem Zusammenhang den Thema des Gesprächs war aber auch die lamentsbeschluß, stellte der Obmann des Ver- Vorschlag von Roland Claus (Die Linke) nach deutsche PKW-Maut. Norbert Brackmann kehrsausschusses klar. Das System ASFIN- Best-Practice-Modellen bei der Bemautung von der CDU/CSU, der die Delegation leite- AG funktioniert, stand auch für ÖVP-Bun- auf. Skeptisch zum Thema Maut äußerte sich te, meinte dazu, nun gelte es, das Vertrags- desrat Gerhard Schödinger fest, der zudem auf hingegen Team Stronach-Mandatar Chri- verletzungsverfahren in Brüssel abzuwarten. den Zusammenhang zwischen Wirtschafts- stoph Hagen. Die Autofahrer müßten ohne- Die Verlagerung auf EU-Ebene habe aber je- standort und Straßennetz hinwies. Lob für hin schon genug an Abgaben zahlen, argu- die ASFINAG spendete auch Philipp Schrangl mentierte er. Wenn Mauten eingehoben wer- *) Die ASFINAG – Autobahnen- und Schnellstraßen- Finanzierungs-Aktiengesellschaft – wurde 1982 von der FPÖ. Die Gesellschaft sei eine Er- den, dann sollte man aber die Einnahmen gegründet und ist eine Gesellschaft des Bundes. folgsgeschichte, zumal sie sich selbst finan- jedenfalls zweckgebunden verwenden. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 21 Österreich, Europa und die Welt Bell-Preis für Quantenphysiker Rainer Blatt er Innsbrucker Experimentalphysiker „Diese internationale Anerkennung unser DRainer Blatt wird für seine herausragen- Arbeit freut mich sehr und ist für mein Team den Leistungen auf dem Gebiet der Quanten- und mich eine zusätzliche Motivation, unse- informationsverarbeitung mit dem „John- re Forschungen weiter voranzutreiben“, sagt Stewart-Bell-Preis“ ausgezeichnet. Die Ver- Preisträger Rainer Blatt. „Dieser Preis unter- leihung dieser internationalen Auszeichnung streicht auch den Stellenwert und die Wert- fand am 20. August an der Universität To- schätzung, die die Innsbrucker Physik inzwi- ronto in Kanada statt. schen weltweit genießt.“ Die Theorie der Quantenmechanik hat die Meilensteine von Rainer Blatts Arbeit Physik revolutioniert. Die zum Teil bizarren waren die erste Teleportation mit Atomen, Gesetze, denen Photonen, Elektronen und die Realisierung des ersten Quantenbytes und Atome folgen, üben eine große Faszination das mit 14 Quantenbits größte je gebaute auf die Wissenschaft, aber auch auf die Quantenregister. Er ist Professor für Experi- Allgemeinheit aus. Seit einigen Jahrzehnten mentalphysik an der Universität Innsbruck gelingt es der Forschung diese Gesetzmäßig- und Direktor des Instituts für Quantenoptik keiten der Quantenwelt immer besser unter und Quanteninformation (IQOQI) der Öster- Kontrolle zu bringen und für mögliche An- reichischen Akademie der Wissenschaften in

wendungen nutzbar zu machen. Im Zentrum Foto: IQOQI / C. Lackner Innsbruck. Für seine Leistungen erhielt er steht dabei die Idee eines Quantencompu- Univ.Prof. Rainer Blatt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter ters, der bestimmte Aufgaben wesentlich ra- Geschäftsführender und Wissen- die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen scher lösen könnte, als herkömmliche Super- schaftlicher Direktor des IQOQI Physikalischen Gesellschaft, einen Hum- computer. Der Experimentalphysiker Rainer denen Supercomputer heute noch scheitern. boldt-Forschungspreis und den Carl-Zeiss- Blatt erforscht seit 20 Jahren in Innsbruck Für seine wegweisenden Arbeiten auf dem Forschungspreis. die Grundlagen für die Entwicklung von Gebiet der Quanteninformationsverarbeitung Der nach dem nordirischen Physiker John Quantentechnologien. Mit seinem Team hat mit gefangenen Ionen wurde Rainer Blatt Stewart Bell benannte Preis wird seit 2009 er im Labor bereits erste Quantencomputer nun in Kanada ausgezeichnet. Das Preisko- vom Centre for Quantum Information and realisiert und einfache Quantenrechnungen mitee würdigt dabei insbesondere seine Quantum Control an der Universität Toronto durchgeführt. Schon in wenigen Jahren will jüngsten Erfolge mit analogen und digitalen alle zwei Jahre für große Fortschritte in der er auf Quantencomputern zum Beispiel erste Quantensimulatoren sowie neuen Fehlerkor- Quantenphysik vergeben.  Simulationen von Molekülen realisieren, an rekturverfahren. http://iqoqi.at Festspiele: Anne-Sophie Mutter und Plácido Domingo geehrt Foto: Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli Anne-Sophie Mutter und Präsidentin Helga Rabl-Stadler Präsidentin Helga Rabl-Stadler mit Plácido und Marta Domingo usnahmekünstlerin Anne-Sophie Mutter konzert mit Herbert von Karajan bei den Salz- geehrt, vor Anfang August erhielt Plácido Aist am 14. August mit der „Festspielna- burger Festspielen aufführte. Damals wie heu- Domingo die Auszeichnung anläßlich seines del mit Rubinen“ ausgezeichnet worden. Die te gab es Standing Ovations für die wunder- 40jährigen Bühnenjubiläums bei den Salz- Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga bare Geigerin. burger Festspielen.  Rabl-Stadler, überreichte die Auszeichnung Mit der Festspielnadel wurden bereits http://salzburgerfestspiele.at 30 Jahre nachdem Anne-Sophie Mutter am KünstlerInnen wie Christa Ludwig, Christian https://de.wikipedia.org/wiki/Anne-Sophie_Mutter 15. August 1985 das Tschaikowsky Violin- Stückl, Jürgen Flimm und Riccardo Muti https://de.wikipedia.org/wiki/Pl%C3%A1cido_Domingo

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 22 Österreich, Europa und die Welt Dreharbeiten zu »Kästner und der kleine Dienstag« in Wien enn Wien zu Berlin wird! „Es gibt Wwenige Städte, die so offensichtlich schön sind wie Wien“, schwärmt Schauspie- ler Florian David Fitz, der in der Rolle von Erich Kästner derzeit das erste Mal in Wien vor der Kamera steht. Obwohl in Wien ge- dreht wird, spielt „Kästner und der kleine Dienstag“ – eine wahre Gesichte aus dem Leben von Erich Kästner – in Berlin, und so wird das berühmte Wiener Kaffeehaus Bräu- nerhof zu Erich Kästners Berliner Stamm- café „Café Carlton“. In „Kästner und der kleine Dienstag“ erzählt Wolfgang Murnber- ger nach einem Drehbuch von Dorothee Schön die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen Erich Kästner und einem kleinen Buben. Als Erich Kästner steht Florian David Fitz („Vincent will Meer“) vor der Kamera, an seiner Seite u. a. Hans Löw in der Rolle seines Freundes Erich Ohser (alias e. o. plauen), Nico Klee- Foto: ORF / Günther Pichlkostner mann und Jascha Baum als „kleiner Diens- v.l.: Jascha Baum (der ältere Hans Löhr), Florian David Fitz (Erich Kästner), Nico Ramon Kleemann (der junge Hans Löhr), Wolfang Murnberger (Regie) tag“ Hans-Albrecht Löhr, Katharina Lorenz als Lotte Löhr, Inga Busch als Marigard Jacobsohn sowie Martin Brambach als Nie- Stammcafé. Die Dreharbeiten finden bis vor- Ohser, Catrin Striebeck als Verlegerin Edith tenführ, Oberkellner in Kästners Berliner aussichtlich 9. September 2015 statt.  Metschger Schatzkiste – Vernissage m Vorabend des IX. Heimattreffens und ADorffestes am 14. August eröffnete Eva Benkovics, Bürgermeisterin von Erdösmecs- ke, die Ausstellung „Unsere Metschger Schatzkiste“. In ihrer Einleitung erklärte sie, daß das „Institut für Nationale Kultur NMI“ (Nemzeti Muvelodési Intézet) wie in ande- ren Orten auch in Metschge (Erdösmecske) die Mitarbeit einer die Geschichte des Ortes nach einer verantwortlich registrierenden Person gesucht hatte. Monika Brandt über- nahm diese interessante Aufgabe und als er- stes Ergebnis ihrer Nachforschungen kam diese Ausstellung zustande. Die Metschger Kulturhaus-Galerie war mit Freuden bereit, für die Gestaltung dieser Foto: Gabriela Pal-Schmid Ausstellung aufzukommen. Gabriella Pál- BesucherInnen der Vernissage der »Metschger Schatzkiste« in Erdösmecske Schmid moderierte die Vernissage und über- ge auch eine Schatzkiste – aber eine der Ge- Kulturhaus- Galerie mit der mittlerweile be- gab das Wort auch an Prof. Peter Schmid, genwart und Zukunft. Sie waren hierher ge- reits 8. Ausstellung gezeigt. Beide betrach- der die Präsentation der Ausstellungspaneele kommen, ohne Wurzeln im Orte zu haben, ten alle Mitmenschen als ihre Schwestern besorgte. Schmid gratulierte vor allem zu der nicht, um in die Schtazkiste hineinzugucken und Brüder und hoffen, daß weitere glänzenden Idee, eine solche Ausstellung über oder gar etwas herauszunehmen, sondern „Schatzkisten“-Ausstellungen kommen wer- die fröhlichen, aber auch sehr traurigen Ge- viel mehr etwas hinzuzufügen. So unterrich- den, in denen auch noch durch weitere Blick- schehnisse der Vergangenheit zu machen. Er tet Gabriella Pál-Schmid an der Grundschule winkel weiteren Vergangenheits- und Zu- sprach über die Schwierigkeit, das unter- und sie haben beide ihre Unterstütung für kunfts(!)perspektiven Aufmerksamkeit ge- schiedliche und undatierte Bildmaterial in den Metschger Kulturkreis, den Volkstanz, schenkt werden kann. Das Dorf habe das eine logische Struktur zu bringen und dank- die Errichtung eines Omphalos (ein positive Potential, ökogisch und sozial zu einem Mo- te allen, die Fotos zur Verfügung gestellt hat- Energie spendender Nabel der Erde), das delldorf zu werden.  ten. Er und seine Gattin erblicken in Metsch- geplante Friedens-Garten-Lanyrinth und die http://www.Gabriella-PeterSchmid-RED.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 23 Österreich, Europa und die Welt AJC New York zu Gast in Wien Das Jewish Welcome Service in Wien hatte eine Delegation des American Jewish Committee eine Woche nach Österreich eingeladen. Foto: Jewish Welcome Service Die Gästegruppe des ACJ NY vor dem Wiener Rathaus mit Vizekonsulin in New York, Waltraud Dennhardt-Herzog (Bildmitte in hellem Köstüm), AJC-NY-Direktor Michael Schmidt (2. Reihe 3. v.r.) und Vizedirektor Alex Bronzo (Mitte, ganz hinten) Mitglieder des American Jewish ger (das waren Einrichtungen zur vorüber- der Bindungen zwischen amerikanischen 17Committee mit ihrem Direktor Mi- gehenden Unterbringung sogenannter Dis- und israelischen Juden zu verbessern.“ chael Schmid und Vizedirektor Alex Bronzo placed Persons, DP, nach dem Ende des Zwei- Die Organisation wurde 1906 in New York eine Woche lang als Gäste des Jewish Wel- ten Weltkriegs in Deutschland, Österreich und unter Beteiligung des Reformrabbiners Ju- come Service in Wien. Das Programm wur- Italien, Anm.) bei Linz geboren und es war dah Leon Magnes (1877-1948) gegründet. de in Kooperation mit dem österreichischen dem Jewish Welcome Service möglich, ihm Heute unterhält das AJC in den USA ihr na- Generalkonsulat in New York erstellt. behilflich zu sein, seinen Geburtsort zu be- tionales Büro in New York City und 33 loka- Die meisten der BesucherInnen waren suchen. le Büros in den USA. In Europa führt das erstmalig in Österreich. Ziel des Besuches In Salzburg traf die Gruppe Hofrat Marco AJC das Lawrence & Lee Ramer Institute war, sich ein Bild des heutigen Österreich, Feingold, Zeitzeuge und Präsident der Israe- for German-Jewish Relations in Berlin, das also über Politik, Wirtschaft, Erinnerungs- litischen Kultusgemeinde Salzburg. Bereit- AJC Transatlantic Institute in Brüssel und und zeitgenössische Kultur und das jüdische willig erzählte er seine beindruckende Über- weitere Büros in Paris und Rom. In Genf ist Leben zu machen. Es gab neben der Stadt- lebensgeschichte und damit wurde auch das AJC seit 1993 mit dem Watchdog-Büro rundfahrt und dem Besuch des 2. Bezirks Salzburg zu einer ganz besonderen Begeg- UN Watch vertreten. Die Bedeutung der Or- zahlreiche Termine, wie zum Beispiel Besuche nung. ganisation unterstrich die Feier zum 100. im Parlament, im Außenministerium, beim Am letzten Abend gab es ein Farewell Jahrestag am 4. Mai 2006, auf der George W. Beauftragten für internationale Angelegen- Dinner und man kann sicher sagen, daß die Bush, Kofi Annan und, mit Angela Merkel, heiten der Stadt Wien, Oskar Wawra, oder Gäste Wien wieder besuchen werden. erstmals ein(e) deutsche(r) Bundeskanz- im österreichischen Institut für internationa- ler(in) als Redner auftraten. Ehrenpräsident le Politik. Sie besuchten den Zwi Perez Chajes Das American Jewish Committee ist Alfred H. Moses. Seit 2009 kann beim Campus der Schule der Israelitischen Kul- ist eine US-Organisation, die ihre Aufgabe AJC ein österreichischer Gedenkdienst ab- tusgemeinde Wien und es gab Gespräche mit darin sieht, „Beschützer des Wohls und der geleistet werden. Zeitzeugen und Gedenkdienern. Sicherheit der Juden in den USA, in Israel Die Arbeit des Jewish Welcome Service Sehr gefühlsbetont war der Besuch von und der ganzen Welt zu sein; die Prinzipien wird von der Stadt Wien, dem Bundeskanz- Schloß Hartheim in Alkoven, da die Gäste des Pluralismus als beste Verteidigung gegen leramt und dem Wiener Städtischen Versiche- von der Historie Hartheims erstmalig gehört Anti-Semitismus und andere Engstirnigkeit rungsverein, Hauptaktionär der Insu- hatten. Und natürlich war die Gedenkstätte weltweit zu stärken und die Qualität jüdi- rance Group, unterstützt.  Mauthausen für alle ein stark emotionales Er- schen Lebens in Amerika durch Sicherung http://www.ajc.org lebnis. Ein Teilnehmer war in einem DP-La- des jüdischen Fortbestehens und Vertiefung http://www.jewish-welcome.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 24 Österreich, Europa und die Welt Österreicher band Papst sein Halstuch um Franziskus: MinistrantInnen sind »Missionare der Nächstenliebe« Foto: Diözese Linz / Mayella Gabmann Gottesdienst der österreichischen MinistrantInnen in St. Paul vor dem Mauern. und 10.000 junge MinistrantInnen aus Dienst an anderen verstehen, schärfte das Gott habe die Jugendlichen erschaffen R23 Ländern – davon 3000 aus Öster- Kirchenoberhaupt den jungen PilgerInnen und gewollt, „und immer ist Er es, der mit reich – sind am Abend des 4. August Papst ein. „Wir sind aufgerufen, Zeugen dafür zu Geduld eine Antwort auf seine Initiative er- Franziskus begegnet. Der Papst dankte den sein, daß der Glaube fähig ist, unseren Schrit- wartet“. Allerdings übersteige die Größe Kindern und Jugendlichen auf dem Peters- ten eine neue Richtung zu geben und daß der Gottes die menschliche Fähigkeit, sein in- platz in Rom für ihren Dienst am Altar und Glaube uns frei und stark macht, für die Mis- nerstes Wesen ganz zu verstehen, sagte Fran- bezeichnete sie als „Missionare der Nächsten- sion verfügbar und geeignet zu sein“, so Fran- ziskus. liebe“. Bei den TeilnehmerInnen der als ziskus bei der Vesperfeier. Die Nähe zu Jesus Abendgebet gestalteten Feier handelte es sich beim Altardienst solle die MinistrantInnen Österreich-Treffen um die mit Abstand größte Gruppe von Ös- dabei unterstützen, auch selbst täglich mit Die seit 1962 organisierte internationale terreicherInnen, die bisher dem Papst aus Süd- Jesus im Gebet zu sprechen und sein Wort zu Ministrantenwallfahrt führt alle fünf Jahre amerika begegnet ist. Begleitet wurden die hören, erklärte der Papst weiter. Dies helfe Tausende Jugendliche nach Rom und zur heimischen Ministranten von den Bischöfen ihnen dabei, „auf den Nächsten zuzugehen Begegnung mit dem Papst. Für die Teil- Franz Lackner (Sbg.), Wilhelm Krautwaschl und ihm das zum Geschenk zu machen, was nehmerInnen aus Österreich waren bereits (Stmk.) und Ludwig Schwarz (Oö.). ihr empfangen habt und eurerseits mit En- für den 3. August Programmpunkte in Rom Die TeilnehmerInnen des Treffens des in- thusiasmus die Freude zu schenken, die euch vorgesehen, darunter u.a. ein Gottesdienst ternationalen Ministranten-Verbundes CIM geschenkt ist.“ der Salzburger Delegation mit Erzbischof kamen in bunten Halstüchern auf den Peters- Das Leben der Jugendlichen bezeichnete Lackner in Santa Maria dell’Anima oder für platz – je Land in einer anderen Farbe. Ein der Papst als eine große Reise in Begleitung die steirischen Ministranten ein Gebet in der ukrainischer Ministrant überreichte Franzis- von Jesus. Er schenke die Kraft, gemeinsam Basilika Santa Maria Maggiore mit Bischof kus zu Beginn der Feier das einzige weiße weiterzugehen, sich verbindliche Ziele zu set- Krautwaschl. Am 6. August folgte ein großes Halstuch. Gegen Ende schenkte ein Jugend- zen zu erreichen. Das Vertrauen auf Jesus, Österreich-Treffen in der Basilika St. Paul licher aus Österreich sein eigenes rotes Hals- dem sie in den Sakramenten ganz nahe kom- vor den Mauern. bund dem Papst, der es sich auch mit einem men könnten, bedeute nicht, „in uns selbst Weitere Programmpunkte umfaßten u.a. Lachen bereitwillig umbinden ließ. Auf- verschlossen zu bleiben und unseren Glau- Stadtführungen, Vatikan-Einblicke und Ju- grund der vielen ÖsterreicherInnen sprach der ben in einem unterirdischen Depot, in das gendgottesdienste. Papst mehrere Feiertexte auf Deutsch, etwa wir uns in schwierigen Momenten zurück- In österreichischen Pfarren ministrieren in seinem Verweis auf die Heiligen Franz von ziehen können“. Die Jugendlichen seien knapp 45.000 Mädchen und Buben. Sie lei- Assisi, Maria und Johannes Maria Vianney vielmehr aufgerufen, ihre Freude über ihre sten dort damit einen wichtigen Dienst und sowie in der Einleitung des gemeinsamen Errettung im Glauben mit anderen zu teilen, befassen sich neben dem Ministrantendienst Vater-unser-Gebetes. ganz nach dem Motto der Wallfahrt: „Hier in Gruppenstunden auch mit Glaubens- und Die MinistrantInnen sollten ihren Dienst bin ich, sende mich“, aus dem sechsten Ka- Lebensfragen.  als Übungsplatz für den Glauben und für den pitel des Buch es Jesaja. http://www.katholisch.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 25 Österreich, Europa und die Welt Von Salzburgern, Indianern und schwarzen Sklaven Glaubensflüchtlinge trafen in den 1730er Jahren in Amerika auf freundliche Indianer und auf afrikanische Arbeitssklaven.

as Salzburger Protestanten auf dem tesdienst beiwohnten und sich auf Deutsch WWeg in die Neue Welt von Indianerkö- verständigen konnten. nigen hielten, wie sie von den einheimischen Indianern in Georgia willkommen geheißen Kehrtwende in der Sklavenfrage wurden und was ausgewanderte Salzburger Bei einer weiteren Gruppe von Menschen von Sklaven aus Afrika hielten, beleuchtet mussten die Neuankömmlinge Stellung be- ein neuer Grenzfall aus Übersee, der am 5. ziehen: schwarze Arbeitssklaven aus Afrika. August auf salzburg.at, der Plattform für die Mit dem Aufwärtsstreben der jungen Kolo- Europaregion, veröffentlicht wurde. nie setzte rasch ein Arbeitskräftemangel ein, Salzburger, die mit Indianerhäuptlingen Großgrundbesitzer verlangten nach Sklaven über den Atlantik segeln, sind eine eher rare für ihre Plantagen und Felder. Im benachbar- Erscheinung in der Landesgeschichte. Nichts- ten South Carolina stellten sie bereits 65 destotrotz ist eine solche Überfahrt historisch Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Salz- verbürgt, es gibt darüber sogar einen Zei- Foto: Salzburger Landesarchiv / LMZ burger wollten zeigen, daß sie es auch allein tungsbericht im „Wienerischen Diarium“. Indianerkönig Tomochichi herrschte bei schaffen können. Thomas Geschwandel, Wie kam es dazu? Eine kleine Gruppe der Ankunft der Salzburger in Georgia über ehemals Bergknappe aus dem Gasteinertal, das Gebiet rund um Savannah. 1732 aus Salzburg wegen ihres protestanti- unterzeichnete 1739 eine Bittschrift gegen schen Glaubens vertriebenen Emigranten ge- erste ausreichende Ernte eingefahren wer- die Sklaverei, weniger aus moralischen als langte über Rotterdam auf dem damals aben- den. Die Indianer stellten sich bereitwillig aus wirtschaftlichen Gründen, da man be- teuerlichen und für viele tödlichen Seeweg als Jagdführer zur Verfügung und schenkten fürchtete, gegenüber den Großplantagen bis in die damalige britische Kolonie Geor- den weißen Siedlern Wildbret und Pfirsich- wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten. gia. 150 ehemalige Salzburger gründeten eini- bäumchen gegen den Vitaminmangel. Sehr Geschwandel wollte nach eigenem Bekun- ge Meilen flußaufwärts von der eben errich- begehrt bei den Indianern waren Rosinen. den nicht unter Sklaven leben. Auch mach- teten Hauptstadt Savannah eine Ortschaft, der ten beunruhigende Berichte von Sklavenauf- sie den biblischen Namen Ebenezer – „Stein Bunter Mix der Kulturen ständen in der Karibik die Runde. Als ein der Hoffnung“ – gaben. 1734 traf ein weite- Die Ureinwohner wurden als friedliebend Aufseher mit zehn Arbeitssklaven nach Ebe- res Kolonistenschiff ein. Mit an Bord war ne- beschrieben, auf Beleidigungen forderten sie nezer kam, wollten die Salzburger mit denen ben Salzburger Auswanderern eine Abord- still Genugtuung und merkten sich dies ein für sie „mohrischen Heiden“ nichts zu tun nung „Indianisch-Königlicher Personen“ auf Leben lang, wenn sie ihnen verweigert wur- haben. Boltzius sprach sich aus religiösen der Rückfahrt von einer Einladung beim bri- de. Indianersprache und Salzburger Dialekt Gründen anfangs strikt gegen die Sklaverei tischen König. „Die ganze Reise über haben wurden ausgetauscht, bald auch Rum, der aus. Wirtschaftlicher Aufstieg und der Druck die Indianer ihre schon bekannte Modestie in sich verheerend auf die Indianer auswirkte. von außen sorgten für eine baldige Kehrt- allem blicken lassen“, wird deren Beschei- Der geistliche Anführer der Vertriebenen, Jo- wende, auch gegenüber den Indianern. Die denheit anerkennend hervorgehoben. hann Martin Boltzius, ein gebürtiger Nord- indianischen Ureinwohner vom Stamm der deutscher, beschrieb in seinen Tagebuchauf- Yamacraw unter ihrem Häuptling Tomochi- Pfirsichbäume gegen Skorbut zeichnungen einen Fall von Ehebruch zwi- chi wurden aus ihrem bisherigen Siedlungs- Auch der Empfang durch die dort ansäs- schen einem weißen Siedler und einer India- gebiet verdrängt: „Gott gebe Gnade, daß wir sigen Creek-Indianer war herzlich. „Die In- nerin. Sie büßte dafür Haare und Ohren ein, der Indianer wegen eifrig zu ihm beten mö- dianer streckten Hände nach mir aus, um da- der Europäer wurde vor Gericht gestellt und gen, als welches die besten Waffen sind, uns mit ihre Freude über die Ankunft zu bezeu- hart bestraft, was von den Indianern begrüßt dieser bösen Gäste zu erwehren“, wurde 1741 gen“, berichtet der junge Freiherr Philipp wurde. Boltzius war es, der sich vehement nach Europa geschrieben. Georg Friedrich von Reck, der Reisekom- für eine Verlegung der Ansiedlung an einen Und 1748 beschlossen Rat und Bürger- missar der Auswanderer. Viele der Salzbur- landwirtschaftlich und klimatisch günstige- meister von Ebenezer „Negers oder Mohren- ger waren als Bergknappen das alpine Klima ren Ort einsetzte, was nach Auseinanderset- sklaven unter gewissen Conditionen zu er- gewohnt, in den sumpfigen und sandigen zungen an höherer Stelle auch gelang. Die lauben“. Boltzius sah in den Afrikanern ein Flußauen Georgias konnte der Kontrast nicht vielen Salzburger gaben der Siedlergemein- neues Missionsziel und hielt sich gegen sein größer sein. Durchfall, Malaria und Skorbut schaft ihren Namen, doch auch aus Deutsch- Lebensende selber Sklaven. Die Eingliede- machten den Salzburgern zu schaffen. Bis land, der Schweiz und Schottland kamen rung in die Neue Welt war moralisch und zur Hälfte der Auswanderer überlebte die Kolonisten. Zwölf jüdische Familien werden wirtschaftlich vollzogen.  ersten drei Jahre nicht. Erst 1739 konnte die erwähnt, die devot dem protestantischen Got- http://www.salzburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 26 Österreich, Europa und die Welt Von Traumfiguren und Mozarts Ohrwürmern Das Marionettentheater Schloss Schönbrunn gastiert in der ganzen Welt.

ank einer Tournee-Bühne und zweier DEnsembles trägt das Marionettentheater Schloss Schönbrunn die österreichische Tra- dition der Marionettenspielkunst regelmäßig in die Welt hinaus. Auszeichnungen, wie et- wa der 1. Preis beim „World Festival of Pup- pet Art“ in Prag, zeugen vom internationalen Engagement. Mit Unterstützung des Wiener Figurentheaters entstand vor Kurzem sogar eine Spielstätte in Usbekistan. Von 18. bis 21. August ging es diesmal nach Danzig zum Festival „Mozartiana“. Auf dem Programm stand die kinderfreund- liche Marionettenfassung von Mozarts „Zau- berflöte“. Seit 2006 zeigt sich sich der Park von Oliwa Jahr für Jahr als ein farbenreiches Land, auf dessen Wegen Kinder und Erwach- sene in Kostümen aus der Zeit Mozarts spa- zieren, wo bis in den späten Abend Musik Die »Kinderzauberflöte« im Marionettentheater Schloss Schönbrunn des begnadeten Komponisten ertönt. Die stimmungsvolle und raffinierte Beleuchtung unterstreichen die Stimmung und bieten so eine einmalige Kulisse für das Festival. Bemerkenswert sind nicht nur Vorführungen eines „Tanzspringbrunnens“, sondern auch Feuerwerke, die am Abend geboten werden. Doch zurück zum Marionettentheater: Figurentheater gibt es seit Jahrhunderten. Kinder und Erwachsene können die Faszi- nation dieser uralten Kunstform auch heute noch erleben, wie beispielsweise im imperi- alen Ambiente Wiens: Aufbauend auf einer rund 250jährigen Tradition bietet das seit 1994 im Hofratstrakt von Schloss Schönbrunn eingerichtete Marionettentheater eine Viel- falt an zauberhaften Vorstellungen für die ganze Familie. Es wird als privates Theater Foto: Sabine Klimpt Foto: Roman Gerhardt geführt und die beiden Gründer und künstle- Christine Hierzer-Riedler und Werner Hierzer leiten das Marionettentheater rischen Leiter, Christine Hierzer-Riedler und Schauspielhaus Kinder und Erwachsene wuchs aus. Marionetten, Kostüme und Büh- Werner Hierzer, blicken auf eine 40jährige gleichermaßen begeistert. nenbilder werden in den hauseigenen Werk- internationale Erfahrung in der Kunst des Das Herzstück ist das Stammhaus mit dem stätten hergestellt. All das sowie die techni- Marionettenspiels zurück. Gastspielauftritte Theatersaal und seinen 88 Sitzplätzen. „Wäh- schen und musikalischen Arrangements ko- führten sie in die ganze Welt. rend unserer Tourneen geht der Betrieb in ordiniert der erfahrene Theatermacher und Die gezeigten Stücke sind allesamt ein Schönbrunn ohne Unterbrechung weiter, so- Marionettenspieler Werner Hierzer. wahrer Augen- und Ohrenschmaus. Mozarts daß einem Besuch des Marionettentheaters Die Dauerausstellung liebevoll gefertig- Oper „Die Zauberflöte“ und die besonders ganzjährig Tür und Tor offen stehen“, freut ter Figuren in den Theaterräumlichkeiten ist familienfreundlichen Fassungen von Johann sich Direktorin Christine Hierzer-Riedler über das ganze Jahr hindurch während der Öff- Strauss’ Operette „Die Fledermaus“ sowie den großen Anklang beim Wiener Publikum nungszeiten bei freiem Eintritt zugänglich. Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und sowie bei den Schulen und Kindergärten. Im theatereigenen Café warten zudem aller- Gretel“ sind nur drei von zahlreichen Bei- Neben den Vorstellungen im In- und Aus- lei Köstlichkeiten auf die Besucher.  spielen, mit denen das außergewöhnliche land bildet das Theater auch Spielernach- http://www.marionettentheater.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 27 Österreich, Europa und die Welt Robo-Cocktails aus Linz Benjamin Greimel repräsentierte Oberösterreich von 12. bis 16. August beim São Paulo Design Weekend.

enjamin Greimel läßt Industrieroboter Kreativwirtschafts-Event in Südamerika ent- Landeshauptmann Josef Pühringer: „Ober- Bfaszinierende und neuartige Cocktail- wickelt. Das Design Weekend ist ein umfas- österreich ist ein Land, das über keine natür- Kreationen mixen und nutzt dafür ein eigens sendes Stadtfestival, das Designkultur und lichen Rohstoffe verfügt. Unser Erfolg be- entwickeltes 3D-Druckverfahren „PRINT A seine Verbindungen mit Architektur, Dekor, ruht auf der Kreativität und dem Innova- DRINK“. Das Projekt wurde im April ein- Stadtplanung, sozialer Integration, Business tionsgeist der Menschen, die hier leben und stimmig für die Creative Region-Entwick- und technologischer Innovation zelebriert. arbeiten. Das Projekt, mit dem sich Benja- lungsfinanzierung und den Auslandsaufent- Der oberösterreichische Beitrag sollte auch min Greimel beim São Paulo Design Week- halt in der oberösterreichischen Partnerre- dazu beitragen, die Beziehungen zwischen end präsentiert, ist ein Beispiel dafür: eine gion São Paulo ausgewählt. Die Jury erkann- Oberösterreich und São Paulo zu festigen. kreative Idee, die international für Aufsehen te „das Potential, einen neuen Markt im 3D- sorgt und damit einen Beitrag leistet, den Druck zu eröffnen“. Ruf Oberösterreichs als Industrie- und Kulturland zu festigen.“ PRINT A DRINK Creative Region-Projektmanager Georg Benjamin Greimel ist seit 2012 Student Tremetzberger: „Wir freuen uns sehr, mit an der Kunstuniversität Linz, Studiengang Benjamin Greimel neuerlich einen vielver- Industrial Design scionic®. Sein Projekt sprechenden Botschafter für unser Residenz- „PRINT A DRINK“ verbindet Design, Tech- programm gefunden zu haben. Wir sehen in nologie und Industrie auf zukunftsweisende seinem innovativen Ansatz großes Potential Art. „PRINT A DRINK“ ist ein neuartiges und wünschen ihm, daß er im Zuge des 3D-Druckverfahren und wurde im Rahmen Aufenthalts in São Paulo Partner aus der Wirt- des „Machinic Food Design“-Projekts an der schaft auf sich aufmerksam machen und die Kunstuniversität Linz entwickelt. Dabei Leistung der oberösterreichischen Kreativ- werden einzelne Öltropfen in eine verdickte schaffenden in einen internationalen Fokus Flüssigkeit injiziert. Das Ergebnis sind faszi- rücken kann.“ nierende trinkbare Cocktails, „personalisier- te“ Drinks, in denen unterschiedliche For- In Residence-Programm men wie von Zauberhand schweben. Zur Er- Die Creative Region finanziert in Koope- zeugung der Lebensmittelkreationen nutzt ration mit lokalen Plattformen und Netzwer- Benjamin Greimel die Präzision von Indu- ken die Realisierung von Prototypen und strierobotern, die vom deutschen Unterneh- Kreativprojekten in Kreativregionen und men KUKA zur Verfügung gestellt werden. Metropolen weltweit. Die Kreativschaffenden Greimel: „In der Entwicklung der Proto- übernehmen für die Zeit ihres Aufenthaltes typen machen wir große Fortschritte und ich eine Art „BotschafterInnenfunktion“ für die bin froh, ein kompetentes Team um mich zu kreative Szene aus Linz und Oberösterreich. haben. Beim ersten großen Test im Zuge der Die Auslandsaufenthalte ermöglichen ihnen ,Night of the Bricks‘ hat sich gezeigt, daß langfristige Brücken zu Communities, Märk- sowohl der Druckprozeß der Cocktails faszi- ten und Szenen aufzubauen. In der oberöster- niert als auch die Getränke geschmacklich reichischen Partnerregion São Paulo fand – super ankommen!“ nach Berlin, Rotterdam, Amsterdam und Kap- Beim São Paulo Design Weekend erhoffte stadt – die mittlerweile fünfte Creative er sich großes Echo und den Grundstein für Region-Residenz statt. eine Kooperation mit einem Getränkeunter- nehmen, um „PRINT A DRINK“ internatio- Creative Region Linz & Upper Austria nal als außergewöhnliches Marketing-Tool Mit der Initiative Creative Region unter- bei Events und Messen vertreiben zu kön- stützen die Stadt Linz und das Land Ober- nen.“ österreich Wachstum und Erfolg der Kreativ- São Paulo, die Hauptstadt der gleichna- branchen und positionieren Linz und Ober- migen oberösterreichischen Partnerregion, ist österreich als kreativen Standort. Die Crea- die bedeutendste Wirtschafts- und Industrie- tive Region ist eine Drehscheibe mit und für metropole Südamerikas. Seit der ersten Auf- Menschen und Communities der kreativen lage des São Paulo Design Weekends 2012 Foto: Florian Voggeneder Industrien.  hat sich die Veranstaltung zum wichtigsten »Personalisierter« Cocktail http://www.creativeregion.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 28 Österreich, Europa und die Welt IMC/ÖMV-Jugendsegellager Vom 13. bis 23. Juli veranstaltete der Österreichische Marineverband (ÖMV) das jährliche Jugendsegellager der IMC im kroatischen Opatija und brachte damit maritim begeisterte Jugend an die frühere Österreichische Riviera an der Adria. Foto: Foto Luigi Gruppenbild mit Damen vor der Vila Angiolina, einem Juwel der Stadt Opatija, wohin Oberbürgermeister Ivo Dujmic´ alle TeinehmerInnen zu einem großartigen Buffet geladen hatte m es vorweg zu nehmen: Diese Veran- tung durchgeführt und mit der Wahl dieses Ustaltung hatte wieder einmal auf die traditionsreichen Abschnittes des ehemals wichtigste Aufgabe hingewiesen, welche die österreichischen Küstenlandes der österrei- Menschen aller Völker in der heutigen Zeit chischen Riviera auch an jene Zeit erinnert, haben, nämlich Freundschaft und Verständ- als Österreich noch selbst bedeutenden Zu- nis. Oder „Viribus Unitis“, wie es mit dem gang zum Meer hatte. Worten des Österreichischen Marinever- bands (ÖMV) heißt. Ein kurzer Ausflug in die Der Einladung des ÖMV waren 45 Ju- gemeinsame Geschichte gendliche und „junggebliebene“ KameradIn- Der Begriff „Österreichische Riviera“ be- nen aus sechs der sieben nationalen Ver- zeichnete zunächst die Umgebung von Ab- bände gekommen, die der International Ma- bazia. Um etwa 1900 ging er auf die gesam- ritime Confederation (IMC) angehören, te Adriaküste über. „Riviera“ stand schon da- nämlich aus Österreich, Belgien, Bulgarien, mals für internationalen Standard in vielen Deutschland, Italien und Großbritannien. Der Bereichen. Und dieses Gefühl wollte man siebte Verband, Frankreich, mußte in diesem schon damals in die Städte bringen, in Wien Jahr aus administrativen Gründen leider auf z. B. durch die im Mai 1913 eröffnete große eine Teilnahme verzichten. Adria-Ausstellung. Um einen künstlich an- Der ÖMV hat damit bereits – nach den gelegten „Canale grande“ reihten sich Nach- Foto: Foto Luigi Segellagern in Split (2004), Gmunden (2011) bauten von Sehenswürdigkeiten der Küsten- Seekadetten des Bulgarischen und nun in Opatija (früher Abbazia) – zum Verbandes BNC präsentieren im Hafen städte. Auch die verkleinerte Version eines dritten Mal – diese große Jugendveranstal- von Opatija die Flagge des ÖMV. Liniendampfers war zu sehen. Solche Attrak-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 29 Österreich, Europa und die Welt tionen brachten das Gefühl von Meer und Marine in die Stadt. Ab 1908 forcierte die Kurverwaltung Abbazia den Bau von einfacheren und preis- werteren Domizilen, um möglichst allen sozialen Schichten einen Aufenthalt zu er- möglichen. Ein umfangreiches Veranstal- tungsprogramm mit „Ruder-Disciplinen“, Fechtturnieren, Pistolenschieß-Konkurrenzen, Wettschwimmen, Segel-Regatten, täglichen Kurkonzerten sowie Ausflugsfahrten mit Eildampferlinien zu den Küstenstädten und größeren Inseln des Österreichischen Küsten- landes sorgte für Unterhaltung und Kurzweil bei den Kurgästen.

Das heutige Opatija Die Uferpromenade, der Lungomare von Abbazia, einst nach Friedrich Julius Schüler v.l.: Jörg Habsburg-Lothringen, ÖMV-Präsident Karl Skrivanek, Mitko V. Metodiev und im heutigen Opatija nach Kaiser Franz aus Bulgarien und Marc de Smet aus Belgien am Strand Tomasevac Joseph I. benannt, führt über zwölf Kilome- ter von Volosko nach Lovran und wurde 1911 fertiggestellt. Dank der weitläufigen, direkt am Meer gelegenen Parkanlagen, sowie zahlreicher eleganter Villen und Hotels aus der Kaiserzeit ist Opatija mit seiner Umge- bung zu jeder Jahreszeit touristisch gut be- sucht. Dabei fällt das „Mädchen mit der Möwe“ auf, das 1956 als neues Wahrzeichen der Stadt erbaut wurde und die ehemalige „Madonna del Mare“, die das Meer zerstört hatte, ersetzt. Die Möwen mögen es auch heute noch, sich auf Kopf und Armen des Mädchens niederzulassen, sich das Gefieder zu putzen und die Sonne zu genießen. Im Juni 2007 wurden einige Strände Opatijas mit der Blauen Flagge ausgezeich- net, einem Umweltpreis für die Erfüllung Ausfahrt mit den Booten beim Kajak-Klub in Opatija strenger Kriterien bei Wasserqualität, Sicher- heitsstandards, Serviceleistungen und ande- ren Umweltauflagen. Konkret handelt es sich dabei um die folgenden Strände:  Pla a Slatina ist mit knapp 20.000 m² Opatijas größter Strand, direkt im Stadt- zentrum.  Pla a Tomasevac befindet sich in der Nähe des Hotels Ambassador und besteht vorwiegend aus Sand, sowie Stein-Pla- teaus.  Pla a Lido liegt in der Nähe des Parks der Villa Angiolina.

Auf Schritt und Tritt begegnet man Spu- ren vergangener Zeiten, als Opatija noch ein urbaner multikultureller Mittelpunkt der Ös- terreich-Ungarischen Monarchie war. Opati-

ja ist der Mittelpunkt der Riviera, die an einer Fotos: ÖMV / Hannes Hochmuth 30 km langen Küstenlinie zwischen den grü- v.l.: EHG Sandor Habsburg-Lothirngen, Bgdr Roman Fischer und Admiral Roberto nen Hängen des Berges Ucka und dem blau- Semi, ANMI, mit Jugendlichen am Strand von Opatija

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 30 Österreich, Europa und die Welt en Meer liegt. Die kurvenreiche Küsten- straße führt durch eine Mischung aus maleri- schen, gepflegten Ortschaften und der unbe- rührten Natur. Die Fischerorte wie Volosko und Mo¹æenièka Draga, das urbane Treiben der Stadt Rijeka oder die Strände sind Teile des Gesamtbildes, das die TeilnehmerInnen am Jugendsegellager – vor allem auch die Jugend – erleben konnten. Opatija ist aber auch Kaiserstadt, auf kro- atisch-Opatija Carski Grad. Im Juli verwan- delt sich die Stadt in eine große Freiluft- bühne. So auch heuer, als Oberbürgermeister Ivo Dujmiæ am 21. Juli die ÖMV-Delegation zur „Kaisernacht“ eingeladen auf die Terras- se des Hotels Kvarner eingeladen hatte. Da spazierten elegant nach der Mode vom Ende des 19. Jahrhunderts gekleidete Damen und Foto: ÖMV / Hannes Hochmuth Die TeilnehmerInnen sind im Hostel gruppenweise mit ihren Teamleitern Herren durch die Stadt, man traf auf kaiser- angetreten. Alle tragen das vom ÖMV zur Verfügung gestellte Sport-Shirt. liche Soldaten mit Schnurrbärten, attraktive Damen in engen Korsetts. Und auch der ÖMV konnte sich dabei – auf Einladung des Oberbürgermeisters – im Hotel Imperial mit seiner Marinemusik unter Kplm. Reinhold Nowotny und mit dem See- mannschor Tegetthoff aus , geleitet von Rech.R. Manfred Zimmermann, bis spät in die Nacht hinein dem Publikum erfolgreich präsentieren.

Die Jugend Wenden wir uns nun der Jugend zu, für die der Präsident des ÖMV, Obst dhmtD aD Baurat h.c. Prof. Karl Skrivanek, dieses Se- gellager ja im Auftrag der IMC organisiert hatte, wobei der ÖMV für dieDurchführung der Veranstaltung verantwortlich war und die Stadt Opatija und der Tourismusverband Opatija – als Sponsor – einen wesentlichen Am Admiralstag überreichte Oberbürgermeister Ivo Dujmic´ in der Vila Angiolina Beitrag geleistet haben, ohne den dieses ÖMV-Präsident Skrivanek das Crest der Stadt Opatija Camp nicht möglich gewesen wäre. Es begann damit, daß die Jugend zusam- men mit den für die nationalen Gruppe ver- antwortlichen Teamleitern im gut eingerich- teten Studentenheim, dem Uèenièki Dom Lovran untergebracht wurden. Lovran ist ca. 8 km von Opatijas Zentrum entfernt und ist die älteste Siedlung an der Riviera, die be- reits im 1. Jhdt v. Ch. entstanden ist. 799 ging Lovran in die Geschichtsbücher ein, als hier die historische Schlacht zwischen den Franken und Kroaten stattfand. 1680 lobte der berühmte Reiseschriftsteller Johan Val- vasor die Menschen von Lovran als ge- schickte Händler und Seefahrer. Besonders begeistert war er aber von den Früchten der Gegend: Es waren große, süße Eßkastanien,

saftige Kirschen und duftender Lorbeer, Foto: ÖMV / Hannes Hochmuth Foto: Foto Luigi nach dem die Stadt auch benannt wurde. Ausfahrt mit den Segelbooten vom Hafen Opatija

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Das Jugendsegellager Im Studentenheim war also die Jugend mit ihren Teamleitern und den CAMP-Su- pervisororen, dem ÖMV-Jugendbetreuer Hans Müller und Jörg Habsburg-Lothringen untergebracht. Und hier war damit auch die operative Zentrale für das Camp, die natür- lich von Präsident Skrivanek als Gesamtver- antwortlichem kontrolliert wurde. Skrivanek: „Ich freue mich sagen zu können, daß sich die Gruppen aus den IMC-Verbänden aus- nahmslos korrekt verhielten, das angebotene anspruchsvolle und vielseitige Programm mit Freude annahmen und damit die Vorausset- zung für ein interessantes und frohes Segel- lager geschaffen haben.“ Der Tag nach der allgemeinen Anreise begann mit der offiziellen Begrüßung aller TeilnehmerInnen durch den ÖMV-Präsiden- Dank der bulgarischen Teilnehmer, ausgesprochen mit der Übergabe eines Crests ten, den Rest des Tages verbrachten die Teil- zur Erinnerung von Chairman Dimitar Dimitro (r.) an ÖMV-Präsident Karl Skrivanek nehmerInnen am Strand u.a. mit Schwimm- prüfungen, den Nachmittag dann mit einer 10 km Nordic-Walking-Tour über die histo- rischen Wanderwege von Opatija. Tags darauf standen Segeln sowie Kno- tenkunde am Programm – es gab jedoch nicht allzu viel Wind, so mußten die Segel- boote mit einem „Flautenschieber“ fahren (einem Hilfsmotor, der aus der Flaute hilft, Anm.). Das hatte den Vorteil, daß jeder, der eine kleine Abkühlung genießen wollte, ein- fach aus dem Boot sprang und sich mit einem Seil nachziehen ließ. Die folgenden beiden Tage widmeten sich die Jugendlichen ebenfalls dem Segeln und der Knotenkunde und sie wurden vom Ober- bürgermeister begrüßt. Auch stand ein Aus- flug nach Pula auf dem Programm. Dort star- tete man zuerst mit einer Bootsrundfahrt, v.l.: Supervisor Jörg und EHG Sandor Habsburg-Lothringen, Präsidentin Maryse van Bussel (VZOM Belgien), EHGin Herta Margarete Habsburg-Lothringen, ÖMV- während welcher zwei Kränze für die gefal- Präsident Skrivanek und Kameranden der kroatischen VANGA-Gruppe lenen Seeleute der SMS Viribus Unitis an die Adria übergeben wurden. Danach führte ein Spaziergang vom Hafen durch das histo- rische Stadtzentrum von Pula zur Bibliothek des Marinekasinos, durch welche deren Lei- ter, Bruno Dobric, führte. Zum Abschluß wur- de noch ein Kranz auf dem k.u.k. Friedhof von Pula niedergelegt. Aber nicht nur am Wasser sollte die Ju- gend ihr Durchhaltevermögen beweisen. Daher stand auch die Besteigung des Uèka- Gipfels Vojak auf dem Programm. Dabei konnten die „SeefahrerInnen“ beweisen, daß sie durchaus auch am Berg Freude haben. Besonders wenn – wie hier – die Mühe des Aufstiegs bei tropischer Temperatur durch einen herrlichen Ausblick zu den Inseln in Fotos: ÖMV / Hannes Hochmuth

der Kvarner Bucht, zur Halbinsel Istrien und Vom Strand der Adria zum Gipfel des Ucka^ (1400 m). Aus Matrosen werden manchmal sogar bis Venedig belohnt wird. Gipfelstürmer, die den herrlichen Rundblick in die Kvarner Bucht genießen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 32 Österreich, Europa und die Welt

Der »Admiralstag« Der 8. Tag, also der 21. Juli, war dann der „Admiralstag“, der mit einem ersten Zusam- mentreffen mit jenen VIP-Gästen im Hostel „Lumber“ Lovran begann, die tags zuvor ange- kommen waren. Der restliche Vormittag wur- de am Strand mit kleinen Wettkämpfen, Water Aerobics und jeder Menge Spaß verbracht. Abends traf man in der Vila Antonio mit den VIP-Gästen zur Verleihung der „Flamme des Friedens“, der ÖMV-Medaillen und der Ur- kunden für die Teilnahme am IMC-Camp durch EHGin Herta Habsburg-Lothringen und ÖMV-Präsident Prof. Karl Skrivanek. EHGin Herta Margarete und EHG San- dor Habsburg-Lothringen, Ehren- und auch fördernde Mitglieder des ÖMV, haben allen TeilnehmerInnen im Camp besondere, eigens für diesen Anlaß geschaffene Erinnerungs- Gedenken und Kranzniederlegung am Ehrenmal des k.u.k. Marinefriedhofes in Pula medaillen geschenkt, die auch für die part- nerschaftliche Zusammenarbeit der „Flamme des Friedens“ mit dem ÖMV stehen. Im Ha- fen von Optija fand dabei – mit großer Un- terstützung durch das offizielle Opatja und im Beisein von Oberbürgermeister Ivo Duj- miæ erstmals auch der Österreichische Ma- rinegedenktag an der ehemals österreichi- schen Riviera statt. Der Seemannschor Tegetthoff aus Graz unter Leitung des ÖMV-Vizepräsidenten Rech.Rat Manfred Zimmermann sowie die ÖMV Marine-Traditionsmusik Wien unter der Stabführung von Kapellmeister Reinhold Nowotny umrahmte diese Veranstaltungs- folge am Admiralstag musikalisch. Vorträge von Bgdr Roman Fischer (Österreichischer Verteidigungsattaché in Kroatien) über die „Österreichisch-kroatische Kriegsmarine“, MR Matthias Hoy (Abteilungsleiter im Bun- Kranzübergabe an die Adria im Hafen von Opatija desministerium für Landesverteidigung in Wien) über die „Tradition im Österreichi- schen Bundesheer“ und dem ÖMV-Histori- ker Prof. Dieter Winkler im Rückblick auf vergangene Zeiten „Die österreichische Ri- viera – als Opatija noch Abbazia hieß“ unter- strichen die Bedeutung dieser Veranstaltung. Dann wurde am Rand des Hafenkais der Gedenkkranz den Fluten der Adria überge- ben, wobei der Teamleiter der ÖMV-Gruppe die ÖMV-Flagge präsentierte. Mit den Lie- dern „Ich hatt’ einen Kameraden“, „Il Si- lenzio“ und der Europa-Hymne endete das Gedenken.

Ehrungen und Auszeichnungen Danach ging man gemeinsam durch den schönen Park zu einem Fest in die Vila An-

giolina, einem Juwel von Opatija, wo Ober- Fotos: ÖMV / Hannes Hochmuth bürgermeister Ivo Dujmiæ zum Empfang mit Szene aus dem Fest der Kaisernacht in Opatija

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 33 Österreich, Europa und die Welt Foto: Foto Luigi ÖMV-Präsident Karl Skrivanek (l.) bei der Feierstunde am Ufer mit (in der ersten Sitzreihe) Bgdr Roman Fischer und Gattin, Oberbürgermeister Ivo Dujmic,´ Nathalie v. Kostial und EHG Markus Salvator und EHGin Ulrike Habsburg-Lothingen großartigem Buffet eingeladen hatte und wo Dankadresse an den ÖMV-Präsidenten Karl Lothringen für die tolle Betreuung und unse- ihm von Präsident Skrivanek das ihm vom Skrivanek aus: „Lieber Karl, mit großer rem Teamleiter Andreas Steiner für die auf- Präsidium des ÖMV verliehene Marinekreuz Genugtuung habe ich Deinen Bericht emp- merksame Führung des ÖMV-Teams. Wir „Viribus Unitis“ als Halsdekoration und fangen und selbstverständlich kann ich Dir danken auch den zum Admiralstag gekom- Bgdr Roman Fischer das Marinekreuz „Vi- zu dem im Segellager von Opatija gewonne- menen VIP-Vertretern des ÖMV, Herrn Vize- ribus Unitis 1. Klasse“ überreicht wurde. nen Erfolg gratulieren. Der Präsident der präsidenten DI Dr. Herwig Brun und dem Ob- EHGin Herta und EHG Sandor Habsburg- FAMMAC schließt sich mir selbstverständ- mann der MK Fregatte Novara/Feldkirchen, Lothringen verliehen dem Oberbürgermei- lich an, um sich bei Dir für die ganze in die- Herrn Robert Rieger, für ihre Unterstützung ster das Modell der „Flamme des Friedens“ ser Gelegenheit ausgeführte Arbeit zu be- und Andreas Steiner für die gute Teamlei- in Holz und Stein. danken. Gleichzeitig danken wir den Verant- tung. Dank sagen wir auch noch unserem Als Dank für stete bereits langjährige wortlichen der Stadt Opatija für die große Opa, Herrn Matthias Steiner, von der von MK wertvolle Unterstützung und Zusammenar- Unterstützung. Fregatte Novara /Feldkichen.“ beit mit dem Präsidium, besonders bei den Beste Grüße Melanie Steiner Projekten in Kroatien, wurde Nathalie v. Ko- Robert“ MK Fregatte Novara/Feldkirchen stial das Marinekreuz „Viribus Unitis in Gold an der Damenmasche“ verliehen und schließ- Melanie Steiner von der Marinekamerad- Es war ein großartiges Fest für die Ju- lich verlieh EHGin Herta Margarete – auch schaft Fregatte Novara/Feldkirchen, Teilneh- gend und für alle TeilnehmerInnen sicher ein im Namen des ÖMV – Ana Brumnjak Ilièiæ, merin am Jugendsegellager: „Wir wollen uns Symbol für Völkerverständigung. Senior Associate der Stadt Opatija für inter- besonders bedanken beim Österreichischen Viribus Unitis! nationale Zusammenarbeit, europäische In- Marineverband unter der Leitung von http://www.marineverband.at tegration und Protokoll, die Medaille „Flam- Präsident Herrn Prof. DI Karl Skrivanek für http://www.opatija.hr me des Friedens am rot-weiß-roten Dreiecks- die Teilnahmemöglichkeit und tolle Organi- http://www.opatija-tourism.hr/de/ band“. Der Oberbürgermeister dankte dem sation, den Supervisoren Hans Müller von der Quellen: Österreichischer Marineverband und Melanie Steiner ÖMV-Präsidenten, indem er ihm ein beson- MK Prinz Eugen/Ried und Jörg Habsburg- von der Marinekameradschaft Fregatte Novara/Feldkirchen deres Wappenholz mit dem Symbol von Opa- tija, dem „Mädchen mit der Möwe“, über- reichte und seine Freude über Wahl von Opatija für die Austragung der Veranstaltung ausdrückte. Der Admiralstag wurde musika- lisch gekrönt, als die Marinemusik und der Seemannschor eingeladen wurden, auf der Terrasse im Garten des Hotel Imperial den Abend mit einem Konzert ausklingen zu las- sen. Am Schlußtag wartete noch eine schöne Veranstaltung auf alle TeilnehmerInnen: eine Schiffsfahrt von Lovran zu den Inseln Cres und Krk, sozusagen als maritimer Abschluß des Reigens der Veranstaltungen.

Dankesworte

Der Beauftragte für das Finanzwesen des Foto: Foto Luigi IMC, Cdr Robert Wexler, führte in einer Die ÖMV-Marine Traditionsmusik Wien unter Kplm. Reinhold Nowotny

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 34 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 14 Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein- andersetzen. Folge 6: Ein Jahresrückblick Foto: Birgit Anna Krickl Vielfältig wie Neuseeland selbst bietet sich das Multicultural Festival in der Hafenstadt Tauranga.

ch lebe nun seit genau einem Jahr in Neu- sonstigen Festlichkeiten dabei sein kann. Ich Iseeland und möchte diese Gelegenheit sehe zwar dann die Fotos und kann Päckchen nützen, um eine kleine Rückschau zu halten. schicken, aber das ersetzt einfach nicht die Es war eines der erlebnisreichsten Jahre persönliche Anwesenheit. in meinem Leben und wenn ich es so Revue Freundschaften verändern sich, manche passieren lasse, kann ich es selbst gar nicht sind intensiver als vorher, manche FreundIn- glauben, wie viel in dieser Zeit passiert ist. nen melden sich kaum mehr, seit ich weg Ich bin vier Mal umgezogen, habe vor zwei bin. Monaten den zweiten Job begonnen und Trotz der modernen Möglichkeiten, übers kürzlich auch das zweite Auto gekauft. Auf Internet zu telefonieren und schnell Fotos zu diesem kurzen Lebensweg sind mir viele schicken, vermisse ich es, die Leute, die mir hilfsbereite Menschen begegnet und ich sehr nahe stehen, wieder einmal zu umarmen durfte einzigartige Situationen erleben. und gemütlich bei einem Kaffeetratsch zu- Ich habe diesen Schritt noch keine einzi- sammenzusitzen. ge Sekunde bereut und doch gibt es einen Ich habe hier in Neuseeland ein neues Le- Preis zu zahlen für das, was man hinter sich ben begonnen, keiner kennt meine Lebens- läßt. geschichte. Es ist, als würde man beginnen,

Das traurigste ist, daß ich nicht bei Fa- Foto: privat auf einem leeren Blatt sein neues Leben zu milienfeiern, Geburtstagen, Hochzeiten und Birgit Anna Krickl schreiben. Doch meine Kultur kann/will ich

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nicht abstreiten, so bin ich aufgewachsen und so habe ich gelebt. Oft stieß ich hier auf Un- verständnis, weil ich anders reagierte, als es bei den „Kiwis“, wie die NeuseeländerInnen auch genannt werden, üblich ist. Und wenn man jemandem erklären möchte, wer zum Beispiel der Krampus oder das Christkind ist, dann kann das oft witzig sein, und gleichzei- tig weiß man, daß der Kiwi es nie ganz ver- stehen kann, weil er es nicht erfahren hat. Was auch neu für mich war, ist zu reali- sieren, daß ich hier alleine bin – ich meine, ohne meine Familie oder deren direkte Un- terstützung. Ich muß die Dinge alleine regeln und Entscheidungen alleine treffen, wie zum Beispiel beim Autokauf: normalerweise hät- te ich da Hilfe und Rat bei meinen Brüdern gesucht, doch hier mußte ich mich alleine durch den Prozeß kämpfen – als Frau, Aus- länderin und jemand, der keine Ahnung von Autos hat. Ich habe zum Glück auch Rat- Foto: privat schläge von Kiwis bekommen, die sehr hilf- Birgit Anna Krickl mit der Argentinierin Adrianna und der Neuseeländerin Ann reich waren. Und doch vermisse ich Nähe und „Verfügbarkeit“ meiner Familie. schichte hat, die ich nicht kenne. Ich frage Rückblickend ist in diesem Jahr alles sehr Ob mich diese Erfahrungen persönlich stattdessen mehr nach, warum sie dieses oder gut und rund gelaufen und für jedes kleine verändert haben? Auf alle Fälle! Ich denke, jenes tun oder glauben. Ich habe auch ge- Hindernis gab es eine Lösung, es zu über- ich habe bereits von dem angezogen, was mir lernt, bescheidener zu sein und die kleinen winden. das neuseeländische Volk vorlebt. Ich bin Dinge wieder zu schätzen, denn ich hatte Ich bin dankbar, daß ich den Mut hatte, selbst toleranter geworden, hilfsbereiter und vieles schon für selbstverständlich hin ge- diesen Schritt zu wagen und meinem großen freundlicher zu den Menschen, die mir be- nommen oder oft Kleinigkeiten, so wie ein Traum die Chance zu geben, in Erfüllung zu gegnen. Ich versuche, die Leute nicht sofort toller Sonnenuntergang oder eine schöne gehen.  zu be- oder verurteilen, weil jeder seine Ge- Blume am Wegrand, übersehen. mailto:[email protected] Fotos: Birgit Anna Krickl Der »Lake Rotoroa« – oder auch »Hamilton Lake« genannt – mitten in der Stadt Hamilton

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 36 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2015 3. bis 6. September 2015 in Klagenfurt am Wörthersee Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 3. September 14.00 - 17.00 Uhr  Besichtigung Stadtweingarten auf 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europa- Einladung der Stadt Klagenfurt, haus, Reitschulgasse 4, Klagenfurt Treffpunkt: Neuer Platz bei Tourismus Info, Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- Besichtigung: 30 Personen dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) 14.00 - 18.00 Uhr  Betriebsbesichtigung im Lakeside Park Veranstaltung des Rahmenprogramms für auf Einladung des Lakeside Science & Donnerstag, 3. September 2015, ankreuzen. Technology Parks, Treffpunkt: 14.00 Uhr, Die Teilnehmer können aus folgenden Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegen- Programmpunkten wählen: den Seite. 14.00 - 18.00 Uhr  Stadtrundgänge mit Wappensaal und Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen Fuchskapelle auf Einladung der Tourist- 15.00 Uhr  Museum Moderner Kunst Kärnten Information, Treffpunkt: Klagenfurt Besichtigung inklusive Führung durch das Tourismus, Neuer Platz 1, Klagenfurt. Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Maximale Teilnehmeranzahl pro Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Stadtführung: 50 Personen Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Horst Ein Blick auf die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt mit dem Wörthersee im Bild oben

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 37 Österreich, Europa und die Welt

Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, http://www.minimundus.at oder Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/21155 http://www.wörtherseeschifffahrt.at – sind selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 19.30 - 22.00 Uhr  Einladung der Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörther- see, Frau Dr. Maria-Luise Mathiaschitz im VIP-Bereich des Wörtherseestadions, Südring 207, Klagenfurt

Freitag, 4. September 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europa- haus, Reitschulgasse 4, Klagenfurt Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Der Metnitzstrand am Wörthersee Freitag, 4. September 2015, ankreuzen. Die Teilnehmer können aus folgenden Programmpunkten wählen: 09.00 - 12.00 Uhr  Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist- Information, Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen 09.00 - 12.00 Uhr  Betriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology Parks, Treffpunkt: 09.00 Uhr, Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegen- den Seite. Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen 09.00 Uhr  Museum Moderner Kunst Kärnten

Besichtigung inklusive Führung durch das Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Horst Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Gerdl Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Das für die Euro 2008 errichtete Wörtherseestadion Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Centrums, St. Ruprechter Straße 12, Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, Klagenfurt http://www.minimundus.at oder 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/21155 Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, http://www.wörtherseeschifffahrt.at – sind St. Ruprechter Straße 12, Klagenfurt selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 20.30 Uhr  Ball des Auslandsösterreicher- 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil Weltbundes im Konzerthaus, Mießtaler Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, Straße 8, Klagenfurt St. Ruprechter Straße 12, Klagenfurt 19.30 - 22.30 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Sonntag, 6. September Kärnten Herrn Dr. Peter Kaiser 10.00 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der Ort: Burgruine Taggenbrunn Johanneskirche am Lendkanal, Martin-Luther-Platz 1, Klagenfurt Samstag, 5. September 10.15 Uhr Katholischer Gottesdienst im 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Auslands- Dom zu Klagenfurt, Domplatz 1 österreichers des Jahres 2015“ 12.00 Uhr  Abschlußmittagessen im Restaurant Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, Dermuth, Kohldorfer Straße 52, Klagenfurt; Klagenfurt Treffpunkt: 11.30 Uhr am Domplatz 12.15 Uhr  Festessen auf Einladung Festessen des Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke Herrn Bundesministers für Europa, auf Rechnung des AÖWB, verbindliche Integration und Äußeres (BMEIA) Anmeldung unbedingt erforderlich! Sebastian Kurz im Foyer im EG des Messe Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 38 Österreich, Europa und die Welt 21. Auslandsniederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 6. bis 8. September 2015 im NÖ Landhaus St. Pölten

Generalthema »Hidden Champions – Niederösterreichs Jugend für die Welt«

Sonntag, 6. September Moderation: Dr.in Ilona Slawinski, Verantwort- bis 14.00 Uhr Eintreffen in St. Pölten – Check-in im Hotel Metropol liche für die Auslandskultur des Landes NÖ 3100 St. Pölten, Schillerplatz 1  Bildung & Jugend Telefon: ++43 / (0)2742-70700/132 Thema: „Jugend in NÖ – unsere ganz 14.00 Uhr Bustransfer vom Hotel Metropol zur persönliche Sicht“ NÖ Landesausstellung „ÖTSCHER:REICH – SchülerInnen-Präsentation zu den Themen Die Alpen und wir“ nach Neubruck und „Schule“, „Europa und Nationalismus“ und Frankenfels-Laubenbachmühle, Mostviertel „Migration und Integration“ – geleitet von ca. Gemütliches Beisammensein für die Auslands- Univ.Doz. Mag. Dr. Friedrich Lo¹ek, Landes- 18.30 Uhr NiederösterreicherInnen bei einem Mostheurigen schulinspektor Moderation: Landesjugendreferent Montag, 7. September Wolfgang Juterschnig 9.00 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus vom Hotel Metropol 17.30 Uhr Ende der Arbeitskreissitzungen zum NÖ Landhaus anschließend Vernissage Haus 1A, Ausstellungsbrücke: 9.30 Uhr Eröffnungsveranstaltung im Ostarrichisaal, Michael Höpfner, Deutschland Haus 1A, 2. Stock 18.30 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus zum Hotel Metropol 19.00 Uhr Abendessen im Hotel Metropol Begrüßung und Moderation: Dr. Simon Ortner, Geschäftsstelle für AuslandsniederösterreicherInnen Dienstag, 8. September Bericht: Werner Götz, Vizepräsident des Auslands- 10.00 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus vom Hotel Metropol österreicher-Weltbundes zum NÖ Landhaus Impulsreferat: „Die Jugend ist unsere Zukunft, ist sie 10.30 Uhr Abschlußveranstaltung im Ostarichisaal das?“ von Univ.-Prof. Peter Filzmaier  Begrüßung und Kurzbericht: Dr. Simon Ortner Eröffnung durch einen politischen Vertreter der  Jugendchor NÖ Landesregierung  Impulsreferat: „Musische Bildung: Spaß, der 11.00 Uhr Kaffeepause herausfordert!“ von MMag. Gottfried 11.40 Uhr „Praktikabörse“ – Informationen über Auslands- Zawichowski, Koordinator der Chorszene NÖ, aufenthalte und -praktika für junge Nieder- Geschäftsführer der Musikfabrik NÖ österreicherInnen  Präsentation der Ergebnisse der drei 12.30 Uhr Mittagessen im NÖ Landhaus, Arbeitskreise/Workshops NÖ Saal I und II, 2. Stock Jugendchor 14.00 Uhr Beginn der Arbeitskreise/Workshops  Festansprache des Zweiten Präsidenten des  Wirtschaft & Technologie NÖ Landtages Mag. Johann Heuras und (Industrieviertelsaal)) Überreichung der ANÖ-Nadel an die erstmaligen Thema: „AuslandsNiederösterreicherInnen – ANÖ-TeilnehmerInnen durch den Zweiten Pioniere neuer Wirtschaftstrends“ Präsidenten des NÖ Landtages Impulsreferat: AuslandsniederösterreicherIn  Jugendchor: Landeshymne 1. Strophe gesungen Moderation: Mag. Herbert Halbwidl anschl. Mittagsempfang, gegeben von Landes- Senior Counsellor Internationale Beziehungen hauptmann Dr. Erwin Pröll, Foyer „Schwarzes  Kunst, Kultur & Wissenschaft Bild“ (Ostarrichisaal) 14.00 Uhr Ende des 21. AuslandsniederösterreicherInnen- Thema: „Möglichkeiten der kulturellen Vermitt- Treffens 2015, Transfer für die TeilnehmerInnen zum lung von Niederösterreichs Jugend im Ausland“ Hotel Metropol, Bahnhof St. Pölten Impulsreferat: AuslandsniederösterreicherIn http://www.noel.gv.at/aoe Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 39 Innenpolitik Digitale Verwaltung nützt allen Bürgern Bundesratspräsident Gottfried Kneifel: Bundesländer sollen als Kompetenz- Center Verwaltungstätigkeiten für ganz Österreich übernehmen Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Bei der Vorstellung des Bundesratsschwerpunkts und Beteiligungsverfahrens 'Digitaler Wandel und Politik (v.l.): BR Reinhard Todt (S), BRin Monika Mühlwerth (F), BR-Präsident Gottfried Kneifel (V), BR Edgar Mayer (V) und BR Marco Schreuder (G) ei der Digitalisierung geht es um Zustellungskomponente für Bundes-, Lan- Thema umfassend zu erörtern. Anschließend BWachstum, Beschäftigung und soziale des und Gemeindeanliegen zu schaffen. Das sollen in einem gemeinsamen Antrag an die Sicherheit – also um die Zukunft Öster- bringt den BürgerInnen wirklich Nutzen“, Bundesregierung die Handlungsfelder zur reichs.“ Mit diesem Appell wies Bundesrats- unterstrich er. digitalen Politik in Österreich definiert wer- präsident Gottfried Kneifel am 18. August ein- den, informierte Kneifel über die Initiative mal mehr auf die Bedeutung des digitalen Bundesrat will beim des Bundesrats. Wandels und die Dringlichkeit, darauf ent- digitalen Wandel Motor sein sprechend zu reagieren, hin. Im Rahmen eines Kneifel hat das Thema „Digitaler Wandel Digitale Mauern in Pressegesprächs, die Kneifel gemeinsam mit und Politik“ zum Schwerpunkt seiner Präsi- Europa müssen fallen Paul Rübig, Abgeordneter im Europäischen dentschaft in der Länderkammer gemacht, EU-Abgeordneter Paul Rübig kritisierte Parlament, abhielt, drängte er vor allem auf wo fraktionsübergreifend ein diesbezüg- aus europäischer Sicht, daß es bei der voll- den Ausbau der digitalen Verwaltung. licher Prozeß eingeleitet wurde. Die Online- ständigen Abschaffung der Roaminggebüh- Bereits mehr als 70 Prozent der Bevölke- Internet-Plattform besserentscheiden.at wur- ren beim Telefonieren und mobilen Internet- rung nutzen E-Government, sagte der Bun- de bereits eingerichtet, um zur Diskussion surfen im EU-Ausland zu weiteren Verzöge- desratspräsident und erinnerte daran, daß et- einzuladen und Ideen zu sammeln. Auf die- rungen kommt. Bedenken äußerte er auch wa der Elektronische Akt von einer ober- ser Plattform können die BürgerInnen bis 25. gegenüber den rein nationalen Versteigerun- österreichischen Firma entwickelt wurde und Oktober ihre Vorstellungen, Erwartungen, gen der Breitbandfrequenzen, die zu unter- sich zu einem weltweit beachteten Erfolgs- aber auch Sorgen und Ängste in Bezug auf schiedlichen Kosten für die Telekombetrei- produkt für Effizienz und Prozessbeschleu- die neuen digitalen Technologien einbrin- ber führen. Er verband diese Kritik mit der nigung in der heimischen Verwaltung ent- gen. Aus den Inputs der BürgerInnen wird Forderung, endlich die digitalen Mauern in- wickelt hat. „In diese Richtung müssen wir dann das Grünbuch „Digitaler Wandel und nerhalb Europas abzureißen und einen ein- weitergehen“, sagte Kneifel und machte den Politik“ erarbeitet, das schließlich als Grund- heitlichen europäischen Binnenmarkt auch Vorschlag, einzelne Bundesländer sollten für lage für die Bundesrats-Enquete am 18. No- auf diesem Gebiet zu etablieren. Die EU- ganz Österreich Verwaltungstätigkeiten in vember dienen soll. Parallel dazu werden Kommission hat zu diesem Zweck bereits Form von Kompetenz-Centern übernehmen. von August bis Oktober Diskussionsveran- ihre Digitalstrategie vorgestellt, die nun dis- Eine einheitliche elektronische Signatur oder staltungen stattfinden. kutiert wird. Sollte Europa die technische eine einheitliche elektronische Zustellung Am 3. Dezember kommt voraussichtlich Entwicklung verschlafen, werden bald inter- für alle würde Kosteneinsparungen auf Be- Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digi- nationale Konzerne die Richtung vorgeben, hörden- und Bürgerseite bedeuten, so Knei- tale Wirtschaft und Gesellschaft, in den Bun- warnte Rübig.  fel. „Ziel muß es sein, eine einzige digitale desrat, um mit den LändervertreterInnen das http://www.besserentscheiden.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 40 Innenpolitik Föderalismus? Im Auftrag von Bundesratspräsident Gottfried Kneifelhat das Institut IMAS International 1000 Personen zum Thema Föderalismus befragt. iel dieser Untersuchung war es, den Ein- nen. Unter den grundsätzlichen Meinungs- hingegen 19 Prozent eher mehr Zentralismus. Zdruck der österreichischen Bevölkerung bildnern ist der Eindruck eindeutig positiv be- Wiederum bilden die Unentschlossenen eine vom Föderalismus empirisch zu untersuchen. setzt: Genau genommen liegt das Verhältnis relativ große Gruppe (28 Prozent). Beson- Dabei ging es neben der Kenntnis vor allem bei 72 zu 28 Prozent in der Frage nach der ders Menschen mit höherer Bildung und um das Image des Föderalismus und die Nützlichkeit. Besonders positiv sehen dies Bewohner des ländlichen Raums tendieren Kompetenzverteilung zwischen Bund und Menschen mit höherer Bildung und Bewoh- zum Föderalismus. Bundesländern. ner des ländlichen Raums. Dieses Meinungsbild wird auch vom Der Begriff Föderalismus ist den Österrei- Im Verhältnis 2 zu 1 zeigt sich auch die Eindruck gestärkt, daß aktuell zu viel aus cherInnen noch relativ unbekannt, knapp je- Einstellung der ÖsterreicherInnen, wenn es Wien bestimmt wird. Für ein knappes Drittel der Zweite könnte diesen Begriff überhaupt um eine Entscheidung zwischen zentraler und ist die Entscheidungsgewalt der Bundesebe- nicht erklären. 14 Prozent hingegen könnten dezentraler Ordnung geht. 45 Prozent der ne zu groß, eine ähnlich große Gruppe hält die Definition dieses Begriffs eindeutig wie- ÖsterreicherInnen wollen, daß die Anliegen den Status quo für richtig. dergeben, ein weiteres Drittel könnte zumin- der Bundesländer auch im Bundesland gere- Das bereits geschilderte Meinungsbild dest ungefähr bei der Erklärung weiterhel- gelt werden, nur ein knappes Viertel würde läßt sich auch durch die Vermutung der Be- fen. Vor allem Personen mit höherer Bildung, einen Zentralismus aus Wien befürworten. völkerung von Verlusten an Rechten der Bun- jene über 35 Jahre und Männer weisen über- Ein Drittel der Befragten ist diesbezüglich desländer erklären. Ein gutes Viertel meint, durchschnittlich hohen Kenntnisstand auf. noch unentschlossen. daß die Bundesländer eher weniger Rechte Insgesamt werden drei zentrale Aspekte Insgesamt zeigt sich auch, daß der Fö- in den kommenden Jahren erhalten werden mit dem Begriff Föderalismus in einer spon- deralismus nicht nur als nützlich empfunden und beurteilt diese Entwicklung mehrheitlich tanen Abfrage verbunden: Gegengewicht zur wird, sondern auch mit Aufholbedarf einge- negativ. Ebenso viele Befragte gehen von Bundesebene, eine sinnvolle Verteilung der schätzt wird. Die relative Mehrheit (37 Pro- keiner Veränderung aus.  Aufgaben und Wettbewerb unter den Regio- zent) wünscht sich eher mehr Föderalismus, http://www.iwsooe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 41 Innenpolitik Neubau Donaubrücke Mauthausen fixiert Eine ganze Region atmet auf Foto: Land OÖ / Stinglmayr v.l.: Landtagspräsident Viktor Sigl, Landeshauptmann Josef Pühringer, Landeshauptmann Erwin Pröll und Landeshauptmann- Stellvertreter Franz Hiesl vor der 50 Jahre alten Brücke, die mit täglich 22.000 VerkehrsteilnehmerInnen völlig überlastet ist.

berösterreichs Landeshauptmann Josef „Wir werden eine leistungsfähige, verkehrs- viertels und transportiert täglich tausende OPühringer, Niederösterreichs Landes- sichere Donauquerung um rund 60 Millio- PendlerInnen zu ihren Arbeitsplätzen nach hauptmann Erwin Pröll und Oberösterreichs nen Euro errichten. Die entstehenden Kosten Niederösterreich und in den südlichen Zen- Straßenbaureferent Landeshauptmann-Stell- werden zu gleichen Teilen getragen“, ver- tralraum von Linz. vertreter Franz Hiesl gaben am 19. August künden die Landeshauptmänner Pühringer Umgekehrt pendeln tausende Nieder- die Einigung über den Neubau der Donau- und Pröll. Der nächste Schritt befaßt sich mit österreicherInnen zu ihren Arbeitsplätzen brücke Mauthausen bekannt. Die wichtige der Standortbestimmung, die bis Ende dieses nach Mauthausen, Schwertberg und Perg. Donauquerung die mittels der B 123 Maut- Jahres abgeschlossen sein wird. Zugleich stellt die Donauquerung eine vitale hausener Straße Oberösterreich und Nieder- Mit der Einigung über den Neubau der Verbindung für den pulsierenden Wirt- österreich verbindet, ist die zentrale Ver- Donaubrücke Mauthausen wird der erste schaftsraum im Machland und des westli- kehrsader für Wirtschaft und PendlerInnen Schritt zu einer leistungsfähigen und ver- chen Teils des Bezirkes Amstetten dar. beiderseits der Donauufer. 2013 ergab eine kehrssicheren Donaubrücke und so für mehr Brückenprüfung eine massive Verschlechte- Verkehrssicherheit und Lebensqualität für Hohe Verkehrsbelastung rung der Bausubstanz, sodaß spätestens 2018 die Region gesetzt. „Die Bevölkerung beider- Aufgrund des dynamischen wirtschaft- umfangreichere Sanierungsmaßnahmen ver- seits der Donau mußte lange auf die Eini- lichen Aufschwungs gelangt die mehr als 50 bunden mit einer Totalsperre nötig werden. gung warten, umso mehr ist heutige Tag ein Jahre alte Donaubrücke mit täglich bis zu Zudem stößt die derzeitige Brücke mit täg- Freudentag für die verkehrsgeplagten Men- 22.000 Autos an ihre Kapazitätsgrenzen. lich dort verkehrenden 22.000 Verkehrsteil- schen“, so Landeshauptmann Josef Pührin- 15 Prozent des Verkehrsaufkommens wer- nehmerInnen an ihre Kapazitätsgrenzen und ger. den durch den Schwerverkehr verursacht. belastet die mehr als 50 Jahre alte Brücke Das sind rund 3300 LKW pro 24 Stunden. zusätzlich. Warum brauchen die Bezirke Perg Dadurch entstehen an Spitzentagen Warte- Nun einigten sich die Landesspitzen Nie- und Amstetten eine neue Brücke? zeiten bis zu 30 Minuten sowohl für viele derösterreichs und Oberösterreichs auf einen Die B 123 Mauthausener Straße ist die PendlerInnen als auch für den Transport- Neubau der Mauthausener Donaubrücke zentrale Verkehrsader des östlichen Mühl- verkehr.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 42 Innenpolitik Grafik: RaumUmwelt Darstellung des engeren Untersuchungsbereiches – die strichlierte Linie zeigt die Streckenführung der Umfahrung Pyburg- Wimpassing, für die bereits vom Land Niederösterreich die Ausschreibung eingeleitet wurde.

Ab 2018 droht eine Totalsperre Länderübergreifende Partnerschaft LH Pröll: Ausschreibung für Umfahrung Bei der Brückenhauptprüfung 2007 hatte Um einen monatelangen Verkehrskollaps Pyburg-Windpassing an der B 123 läuft die Mauthausener Donaubrücke eine Gesamt- und eine nachhaltige Lösung der Verkehrs- Gegen den Bau der Umfahrung Pyburg- zustandsnote von 3 (= „ausreichender Erhal- situation zu erzielen, einigte sich das Land Windpassing an der B 123 wurden Be- tungszustand“). Die Brückenprüfung 2013 Oberösterreich mit dem Land Niederöster- schwerden beim Landes- und Bundes-Ver- ergab eine massiv schlechter werdende Bau- reich. „Wir werden eine leistungsfähige, ver- waltungsgericht eingebracht, diese wurden substanz, sodaß der Zustand der Brücke mit kehrssichere Donauquerung um 60 Millio- Beschwerden vor kurzem zurück- bzw. ab- der Note 4 (= „mangelhafter Erhaltungs- nen Euro errichten. Die entstehenden Kosten gewiesen. Damit wurde der nächste Schritt – zustand“) bewertet werden mußte. werden zu gleichen Teilen getragen“, ver- die Ausschreibung – eingeleitet: der NÖ Stras- Gründe waren die massiv auftretende künden die Landeshauptmänner Pühringer sendienst hat die Arbeiten für die Errichtung Schwächung der Querträger durch Korro- und Pröll. Oberösterreich wird beim Neubau der Umfahrung Pyburg-Windpassing (Ge- sion und Schäden an der Fachwerkskon- der Donaubrücke Mauthausen die Bauträ- meinden Ennsdorf und St. Pantaleon-Erla) struktion. In den letzten Jahren und heuer gerschaft und somit die Hauptverantwortung ausgeschrieben. wurden und werden Sanierungen im Bereich tragen. Die Umsetzung des Projekts soll in Landeshauptmann Pröll: „Die Umfahrung des Gehweges durchgeführt. Auf Grund der der nächsten Legislaturperiode erfolgen. Pyburg-Windpassing ist ein wichtiges regio- vorhandenen Schäden und den damit ver- nales Verkehrsprojekt, auf das die Bevölke- bundenen Kräfteumlagerungen werden im Fixierung des Brückenstandorts rung schon dringend wartet. Nachdem die nächsten Jahr Verstärkungsmaßnahmen an Der nächste Schritt befaßt sich mit der Ausschreibung läuft, können auch noch den Fachwerksstäben erforderlich. Je nach Standortbestimmung, die bis Ende dieses Jah- heuer die Bauarbeiten beginnen, wenn nichts den Ergebnissen der nächsten Brückenprü- res abgeschlossen sein wird. Dabei wird der Unvorhergesehenes passiert. Das Land Nie- fung im Herbst 2017 werden weitere Sanie- Bereich sowohl flußaufwärts, am bisherigen derösterreich steht voll hinter dem Projekt. rungsmaßnahmen erforderlich werden; wo- Brückenstandort, als auch flußabwärts unter- Zum einen werden die Bürgerinnen und Bür- bei es sich dabei um tiefgreifende Sanierun- sucht. Ziel ist es, die optimale Donauque- ger vom Durchzugsverkehr entlastet. Zum gen handeln wird, welche nur unter einer rung sowohl im Sinne der Verkehrssicherheit anderen ist die Umfahrung ein wichtiger Zu- mehrmonatigen Totalsperre der Brücke als auch im Hinblick auf die Leistungsfähig- bringer zur künftigen Donaubrücke Maut- durchgeführt werden können. keit zu finden. hausen.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 43 »Burgenland Journal« Faymann auf Burgenlandvisite Arbeitsplätze im Fokus: Bundeskanzler Werner Faymann besucht mit Bundesminister Josef Ostermayer und Landeshauptmann Hans Niessl Betriebe inen Burgenlandtag absolvierte Bundes- Ekanzler Werner Faymann am 20. August im Rahmen seiner Tour durch die Bundes- länder. Gemeinsam mit Bundesminister Jo- sef Ostermayer, Landeshauptmann Hans Niessl sowie AK-Präsident Rudolf Kaske und Alfred Schreiner besuchte er Vorzeige- betriebe im Burgenland. Auf dem Programm standen Besichtigungen des im Bau befind- lichen Wohnheims „City-Point“ der Ober- warter Siedlungsgenossenschaft (OSG) in Neusiedl am See und des Enercon Beton- turmwerks in Zurndorf. „Die Mietpreise für Wohnungen steigen stetig. Deshalb brau- chen wir in Österreich mehr leistbare Woh- nungen. Und es müssen Investitionen forciert

werden, die Wirtschaftswachstum und Be- Foto: Bgld. Landesmedienservice schäftigung bringen“, erklärte der Bundes- Vor der Baustelle der Generationen-Wohnhausanlage »Citypoint Neusiedl am See« kanzler. (v.l.) Prokurist Rainer Wallner (OSG), NRAbg. Erwin Preiner (hinten), Bundesmi- nister Josef Ostermayer, LH Hans Niessl, Bundeskanzler Werner Faymann, OSG- GF KommR. Alfred Kolla und Dir. Gerhard Ploy (Leiter Hochbau Teerag-Asdag) Wohnungsmix für Jung und Alt Ein Generationendorf errichtet die OSG Land. Fast 17.000 Wohneinheiten, davon nen gedacht und agiert wird, davon konnte derzeit auf einem 3,5 ha großen Areal nahe rund 8600 im sozialen Wohnbau, seien in sich die Besucher beim anschließenden dem Bahnhof in der Neusiedler Seestraße. den vergangenen fünf Jahren im Burgenland Rundgang durch das Betonturmwerk von Im ersten Bauabschnitt wurden Senioren- gefördert und dafür mehr als 420 Mio. Euro Enercon in Zurndorf überzeugen. Enercon, wohnungen für betreubares Wohnen errich- aus den Mitteln der Wohnbauförderung zu- einer der weltweit führenden Windanlagener- tet; 27 Wohnungen wurden bereits überge- gesichert worden. „Diese Förderungen lösen richter, startete 2013 an diesem Standort mit ben, der zweite Abschnitt ist bereits in Bau, enorme wirtschaftliche Impulse aus, sie der Fertigung von Betonfertigteilen für ein dritter dank der guten Nachfrage geplant. schaffen und sichern allein im mehrgeschos- Windkraftanlagen. Mit einer Produktionsflä- Insgesamt 72 Wohnungen sollen in den sigen Wohnbau rund 1500 Arbeitsplätze in che von rund 17.000 m² ist die WKF Austria nächsten Jahren entstehen. Parallel dazu ent- der Bauwirtschaft“, sagte Niessl. Mit der GmbH das größte Betonturmwerk Enercons steht der „Citypoint Neusiedl am See“ mit von ihm im Vorjahr ins Leben gerufenen außerhalb Deutschlands. 200 Betontürme Ordinationen, Büros und Geschäften im Erd- Initiative „Wir bauen burgenländisch“ will können hier pro Jahr gefertigt werden. Rund geschoß und insgesamt 25 Wohnungen. Weit Niessl aber auch für mehr Fairness am Ar- 150 Mitarbeiter werden im Werk beschäftigt, fortgeschritten sind auch die Familienwoh- beitsmarkt und in der Baubranche sorgen. viele kommen direkt aus der Region. „In- nungen und „Startwohnungen“ für junge Bei Auftragsvergaben durch die öffentliche frastruktur- und Bauprojekte wie diese kur- Menschen, bei denen die OSG Vorreiter ist. Hand und teilnehmende Partner aus der Pri- beln die Wirtschaft an und helfen, Beschäf- Die österreichweit einzigartigen Mietkosten vatwirtschaft sollen bevorzugt burgenländi- tigung zu sichern“, so Faymann. der „Startwohnungen“ von 5 Euro/m² wer- sche Firmen zum Zug kommen. Niessl: den nicht zuletzt durch den Einsatz von „Wertschöpfung, Arbeit und Geld sollen im Energiepolitik im Eigenmitteln der OSG ermöglicht. Burgenland bleiben“. Die OSG ist Partner Einklang mit der Natur Insgesamt werden an diesem Standort bis der ersten Stunde von „Wir bauen burgen- „Mit dem Ausbau alternativer Energien, 2018 (inklusive der Reihenhäuser) 200 Wohn- ländisch“. voran der Windenergie, konnten wir bereits einheiten entstanden sein. Bis zu 20 Unter- 1,1 Mrd. Tonnen CO2, also 42 Prozent des nehmen sind hier tätig, 95 Prozent der Be- Windenergiekomponentenfertigung gesamten CO2 Ausstoßes des Burgenlandes, schäftigten sind Burgenländer. Rund 30 Mio. in Zurndorf einsparen. Wir sind seit 2013 stromautark Euro werden hier insgesamt investiert – „da- Maßstäbe setzt das Burgenland nicht nur und wollen mit dem konsequenten Ausbau von bleiben 27 bis 28 Mio. Euro im Bur- im Bereich der Wohnbauförderung, die als alternativer Energieformen mittelfristig auch genland“, informierte OSG-Geschäftsführer beste aller Bundesländer gilt, sondern vor energieautark werden. Neben dem ökologi- KommR. Alfred Kollar. allem auch bei der Nutzung alternativer schen Aspekt geht es dabei aber auch um die Der Landeshauptmann verwies auf die Energien, bei der das Burgenland auch inter- Schaffung von Arbeitsplätzen: Bisher konn- enorme wirtschaftliche Bedeutung des national als Vorzeigeregion genannt wird. ten dadurch bereits hunderte ‚green jobs‘ ge- Wohnbaus und der Wohnbauförderung im Daß hier längst in internationalen Dimensio- schaffen werden“, betonte Niessl. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 44 »Burgenland Journal« Flüchtlingsbetreuung in Neudörfl Landeshauptmann Hans Niessl und Landesrat Norbert Darabos mit Caritas- Direktor Michael Landau auf Besuch im Haus Sarah der Caritas in Neudörfl Foto: Bgld. Landesmedienservice Machten sich vor Ort ein Bild über die vorbildliche Betreuung von Flüchtlingen in Neudörfl (v.l.): Landeshauptmann Hans Niessl, die Leiterin des Hauses, Edith Ivancsits, Landesrat Norbert Darabos und Caritas Österreich Präsident Michael Landau n Neudörfl betreut die Caritas seit dem dazu, die in Sammelstellen untergebracht großartige und vorbildliche Leistung“, so IJugoslawienkrieg Flüchtlinge, derzeit le- sind – derzeit sind das in etwa 300 – dann Niessl. ben 56 erwachsene und unbegleitete minder- kommen wir auf eine Quote von weit über jährige Flüchtlinge im Haus Sarah. Das Zu- 100 Prozent“, betont Niessl. Und diese Lei- Haus Sarah sammenleben in der Gemeinde funktioniert. stung, die in den Sammelstellen erbracht Das Haus Sarah bietet Platz für 58 Davon konnten sich Landeshauptmann Hans werde, müsse anerkannt werden: „Dort wird Flüchtlinge. Die Zuweisung eines Wohnplat- Niessl und der für Asyl zuständige Landesrat die schwerste Arbeit geleistet“, so Niessl. zes erfolgt durch das Land Burgenland, die Norbert Darabos am 19. August bei einem laufende Betreuung übernimmt die Caritas Besuch vor Ort überzeugen. Dabei begleitet Kleine Einheiten im Konsens Wien. wurden die Landespolitiker von Caritas Präsi- mit den Gemeinden Den Flüchtlingen wird ein neues Zuhause dent Michael Landau, Caritas Generalsekre- Niessl bleibt seiner Linie treu und fordert nach der Flucht und Unterstützung beim tär Klaus Schwertner und dem Neudörfler kleine Einheiten in der Flüchtlingsbetreu- Aufbau eines eigenständigen Lebens in Bürgermeister Dieter Posch. „Die Führung ung. „Auch Amnesty International hat sich Österreich geboten. durch das Haus hat gezeigt, daß das Haus nicht ohne Grund gegen Massenquartiere aus- „Gerade durch die regionalen Strukturen Sarah hier in Neudörfl eine vorbildliche Ein- gesprochen.“ Hier gelte es Überzeugungsar- und die engagierte und intensive Kontakt- richtung ist. Hier wird sehr engagierte und beit in den Gemeinden zu leisten, dann sei pflege mit der Bevölkerung ist das Haus Sa- ausgezeichnete Arbeit geleistet, hier wird pro- dies auch machbar. Außerdem sei das Bur- rah sehr stark in das soziale Leben der Ge- fessionelle Betreuung geboten – ich möchte genland bei der Betreuung von unbegleiteten meinde Neudörfl eingebunden“, so die Ver- der Caritas, Präsidenten Landau, den Mitar- Jugendlichen sowie bei der Erstbetreuung in antwortlichen der Caritas. Das Haus Sarah beiterinnen und Mitarbeitern vor Ort für die den Sammelstellen österreichweit Nummer 1. bietet: Leistungen, die hier erbracht werden, sehr  Betreuung und Beratung von (minderjäh- herzlich danken.“ Dieses Modell der „klei- Einbindung der Flüchtlinge rigen) AsylwerberInnen während des nen Einheiten, der regionalen Vernetzung“, in das soziale Leben Asylverfahrens, sei der richtige Weg, bleibt Niessl seiner Generell seien die Neudörfler Flüchtlin-  Basisbildungs- sowie Deutschkurse für Linie treu. Neudörfl sei aus seiner Sicht auch gen gegenüber offen, meint Bürgermeister minderjährige Flüchtlinge, ein Modell für das Burgenland, und natürlich Dieter Posch. Hier in Neudörfl sehe man,  Vorbereitung für Deutschprüfungen und wäre es auch für Österreich ein sehr gutes daß die Einbindung von Flüchtlingen in das Hauptschulabschlusskurse, Modell, denn, so der Landeshauptmann: „Das soziale Leben der Gemeinde wirklich funk-  Bildungsberatung sowie Unterstützung Land Burgenland bekennt sich zu Humanität tionieren könne. „Die Unterstützung und die bei Ausbildungen, und zur Solidarität mit Kriegsflüchtlingen.“ Maßnahmen zur Integration, für die Einbin-  Beratung im Krankheitsfall und Tagesaktuell erfüllt das Burgenland seine dung der hier lebenden erwachsenen und un-  einen auseigenen Sportplatz für Haus- so- Quote nach der Statistik des Innenministe- begleiteten minderjährigen Flüchtlinge in wie DorfbewohnerInnen für den sozialen riums zu 93,40 Prozent. „Nimmt man jene das soziale Leben der Gemeinde ist eine Austausch. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 45 »Burgenland Journal« Gemeinden investieren trotz Schuldenabbau wieder mehr Gemeindefinanzstatistik 2014: Gesamtschuldenstand um 6 Millionen Euro gesunken, Investitionen steigen auf 85 Millionen Euro

ie Gemeindefinanzstatistik 2014 stellt Dden burgenländischen Gemeinden ein gutes Zeugnis aus, betont die für Gemeinden zuständige Landesrätin Astrid Eisenkopf bei am 20. August bei der Präsentation des Zah- lenwerks. „Die burgenländischen Gemeinden haben in den letzten Jahren hervorragende Ar- beit geleistet und die Vielzahl ihrer Aufgaben sehr sparsam, wirtschaftlich und zweckmäs- sig erfüllt. Mit der Umsetzung wichtiger In- frastrukturprojekte wurde in die Zukunft in- vestiert – ohne dabei die Finanzen aus dem Blick zu verlieren. Im Gegenteil: Obwohl die

Gemeinden wieder mehr Geld für Investitio- Foto: Bgld. Landesmedienservice nen in die Hand nehmen, wurden Schulden LRin Astrid Eisenkopf mit Abteilungsvorständin Brigitte Novosel (Gemeinden und abgebaut“, so Eisenkopf. Demnach stehen Inneres, l.) und Abteilungsvorständin Christina Philipp (Gemeinden und Schulen, r.) Gesamteinnahmen der burgenländischen Ge- kopf. „Um die Bürgermeisterinnen und Bür- gaben-Rechnung. Das wird sich mit der ge- meinden von 627 Millionen Euro Gesamt- germeister sowie die Gemeindebediensteten planten Einführung der Doppik auch auf ausgaben von rund 548 Millionen Euro ge- dabei zu unterstützen, ist es mein Ziel, die Gemeindeebene ändern. „Durch die Einfüh- genüber. Die Investitionen stiegen im Ver- Gemeindeabteilung des Landes Burgenland rung der Doppik wird die Haushaltsführung gleich zu 2013 um rund sechs Millionen auf in Zukunft verstärkt als Anlaufstelle zu posi- moderner und transparenter“, so Eisenkopf, insgesamt 85 Millionen Euro. Der Schulden- tionieren. Service wird dabei im Vorder- „dadurch ist eine gesamthafte Darstellung stand konnte um rund sechs Millionen Euro grund stehen. Ab Herbst halten Experten der des Gemeindehaushalts, mit den Haushalten auf 313 Millionen Euro gesenkt werden. Die Gemeindeabteilung in den einzelnen Bezir- der ausgegliederten Gesellschaften, gewähr- Pro-Kopf-Verschuldung für 2014 beträgt ken Sprechtage ab“, so Eisenkopf. Sie will leistet.“ 1092 Euro – um 25 Euro weniger als im Jahr das Angebot der wohnortnahen, unkompli- Die ausgegliederten Gesellschaften seien davor. Auch die von den Gemeinden über- zierten und projektbezogenen Beratung wei- derzeit nur im Ausweis über die Betei- nommenen Haftungen sind im Jahresabstand ter ausbauen. Die Experten der Gemeindeab- ligungen sichtbar. Auch das Vermögen und um 600.000 Euro auf rund 198 Millionen teilung werden den Gemeinden aber auch die Schulden der Beteiligungen seien im Euro gesunken. Die freie Finanzspitze der Ge- bei allen relevanten Fragen mit Rat und Tat Rechnungsabschluß der Gemeinde derzeit meinden – das frei verfügbare Geld der Kom- zur Seite stehen. nicht dargestellt. „Auf diesem Weg zur Dop- munen für Investitionen in einem Haushalts- pik werde ich die Bürgermeister und Bür- jahr – wuchs auf 41 Millionen Euro (+ 5 Mil- Gemeinden leisten wichtigen Beitrag germeisterinnen nicht alleine lassen. Wir lionen Euro). zur Erfüllung des Stabilitätspakts werden diesen Weg gemeinsam gehen“, kün- „Die Gemeinden investierten trotz Schul- Der Finanzierungssaldo, oder auch Maas- digt Eisenkopf auch in diesem Bereich Un- denabbau wieder mehr. Das ist ein positives tricht-Ergebnis, ist die Neuverschuldung des terstützung seitens der Gemeindeabteilung Signal für die Wirtschaft. Einmal mehr zeigt öffentlichen Haushalts. Aufgrund des Sta- an. sich, daß die Gemeinden der Wirtschaftsmo- bilitätspakts dürfen die Gemeinden die Null- tor sind“, so Eisenkopf. Die Investitionen Grenze nicht unterschreiten. Die burgenlän- Finanzausgleich: faire Verteilung flossen vor allem in die Bereiche Bildung und dischen Gemeinden übertrafen dieses Ergeb- der Mittel notwendig Daseinsvorsorge: den Schul- und Kindergar- nis und erzielten im Jahr 2014 einen Finan- Beim Finanzausgleich sieht Eisenkopf tenbau, den Straßenbau, die Wasserversor- zierungssaldo von rund 900.000 Euro. Eisen- Handlungsbedarf auf Bundesebene. „Der gung und die Abwasserentsorgung sowie in kopf: „Die Bürgermeister und Bürgmeiste- Bund muß im Rahmen des Finanzausgleichs Rückhaltebecken. rinnen leisten einen wichtigen Beitrag zur für eine faire Verteilung der Mittel sorgen. Einhaltung des Stabilitätspakts.“ Vor allem Gemeinden im Westen Österreichs Gemeindeabteilung: Beratungsservice erhalten pro Kopf höhere Ertragsanteile als in den Bezirken startet im Herbst Doppik für mehr Transparenz burgenländische Gemeinden. Diese Un- Dennoch stünden die Gemeinden weiter- und Kontrolle gleichbehandlung der Bürgerinnen und Bür- hin vor großen Herausforderungen, beispiels- In den Gemeinden erfolgt die Haushalts- ger muß endlich aufhören“, fordert die Lan- weise bei großen Bauprojekten, sagt Eisen- führung derzeit noch als Einnahmen-Aus- desrätin. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 46 »Burgenland Journal« LH Niessl verabschiedete ersten Junioren-Billard-WM-Teilnehmer rstmals ist das Burgenland – und Öster- Ereich – bei einer Junioren-Billard-WM vertreten. Am 19. August verabschiedete Lan- deshauptmann und Sportreferent Hans Niessl den burgenländischen Nachwuchsspieler Patrick Butora; der 20jährige Steinbrunner wird bei der Billard-Weltmeisterschaft vom 3. bis 5. September 2015 in Südkorea für Ös- terreich an den Start gehen. „Es freut mich sehr und macht mich stolz, daß das Burgen- land nun auch auf internationaler Bühne in einer traditionellen Weltsportart vertreten ist, die lange Jahre bei uns im Schatten populä- rer großer Sportarten gestanden ist. Daß Pa- trick Butora der erste Österreicher überhaupt ist, der bei einer Junioren-WM dabei ist, ist schlicht sensationell. Ich wünsche ihm viel Erfolg und drücke ihm ganz fest die Dau- Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: LH Hans Niessl, Patrick Butora und Trainer Robert Immervoll men“, sagte Niessl bei der Verabschiedung. Patrick Butora spielt seit seinem 6. Le- gehen. Begleitet wird Patrick, der bereits zwei Dreiszker, der diese Sportart so eindrucks- bensjahr Billard und ist sportlich seit rund EM-Teilnahmen zu Buche stehen hat, von voll in den Blickpunkt gerückt hat und seit fünf Jahren beim Eisenstädter Billardclub seinem Trainer Robert Immervoll, neben sei- Jahren ausgezeichnete Nachwuchsarbeit lei- (EBC) beheimatet. Neben dem Pool-Billard ner Trainertätigkeit beim EBC auch österrei- stet“, so Sportreferent Niessl, der Butora spielt er zusätzlich seit einigen Jahren mei- chischer Jugendsportleiter. finanzielle Unterstützung für die Anreise und sterlich Karambol-Dreiband; in dieser Dis- „Ein großer Dank auch dem Eisenstädter professionelle Betreuung bei der WM durch ziplin wird er auch in Südkorea an den Start Billardclub mit seinem Obmann Manfred seinen Trainer zusagte. LH-Stv. Johann Tschürtz besuchte Landesfeuerwehrverband Foto: Büro LH-Stv. Johann Tschürtz/ Franz-Josef Kappel LH-Stv. Johann Tschürtz beim Antrittsbesuch beim Landesfeuerwehrverband mit den Bezirksfeuerwehrkommandanten m 20. August fand der Antrittsbesuch mandanten LBD Alois Kögl die höchsten len Angelegenheiten sehr interessiert zeigte. Ades neuen Landeshauptmann-Stellver- Vertreter des burgenländischen Feuerwehr- In diesen Gesprächen wurden einige äußerst treters Johann Tschürtz in seiner Funktion wesens, insbesondere die Bezirkskomman- wichtige Punkte angesprochen, die beab- als Landesfeuerwehrreferent des Landes Bur- danten des Burgenlandes, persönlich vorge- sichtigt sind, in nächster Zeit optimal umzu- genland in einem sehr freundschaftlichen stellt. setzen. Alle Anwesenden zeigten sich zu- Rahmen in den Räumlichkeiten des Landes- Es kam bei dieser Präsentation zu einem versichtlich, gemeinsam das Bestmögliche feuerwehrverbandes in Eisenstadt statt. interessanten Informationsaustausch, wobei für das Feuerwehrwesen im Burgenland und Dem Landesfeuerwehrreferenten Johann sich LH-Stv. Johann Tschürtz vor allem an die Bevölkerung des Landes erreichen zu Tschürtz wurden vom Landesfeuerwehrkom- organisatorischen, technischen und finanziel- können. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 47 »Burgenland Journal« Weinjahrgang 2015: eine Frage der Reife LR Dunst garantiert Weiterfinanzierung der Reifemessungen und Virustestungen des Bundesamts für Weinbau.

ine wichtige Hilfestellung für die Pla- Enung der Weinernte bieten die regelmäs- sigen Reifemessungen durch das Bundesamt für Weinbau (BAWB) in Eisenstadt. Nach Auslaufen der EU-Förderung wird das Pro- jekt künftig von der Burgenländischen Lan- desregierung finanziert, gab Agrarlandesrä- tin Verena Dunst am 18. August bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit BAWB- Leiter HR Walter Flak bekannt. Unterstüt- zung vom Land gibt es ab sofort auch für Virustestungen und die Kartierung von Vi- rusherden in den Weingärten. „Im Hinblick auf die Sicherung des hohen Qualitätsni- veaus des burgenländischen Weinbaus ist es mir ganz wichtig, daß diese Maßnahmen auch weiterhin durchgeführt werden“, so Dunst. Beide Projekte sollen in der laufenden Perio- de über das ELER-Programm gefördert wer- den. Foto: Landesmedienservice Burgenland LR Verena Dunst sichert HR Walter Flak (BAWB) finanzielle Unterstützung des Landes für Reifemessungen und Kartierung von Virusherden in Weingärten zu Reifemessungen als wichtige Hilfestellung für Winzer Infektionen kann zu Ernteeinbußen und mas- gärten präsentierten sich derzeit in allen Re- Seit Jahren führen die Experten des siven Schäden führen, daher sollen das Aus- gionen des Burgenlandes „in ausgezeichne- BAWB in Eisenstadt für die burgenländische maß und die Situierung dieser Weinbau- tem Zustand“, es habe kaum Krankheiten Weinwirtschaft im ganzen Land regelmäßig flächen im Detail verfolgt und kartiert wer- gegeben. Er rechnet mit einer durchschnittli- aktuelle Reifemessungen in den Weinbaure- den“. Flak sieht in den Messungen eine wich- chen Erntemenge mit „sehr kräftigen Weinen gionen durch – für die Winzer eine wichtige tige Grundlage für den Erhalt der Weinfluren mit gesunder Säure“. Hilfestellung bei der Ernteplanung und für künftige Generationen. Dunst wird des- Lesevorbereitung. „Dabei können auch all- halb auch dieses Projekt finanziell unterstüt- 53.000 Untersuchungen jährlich fällige pflanzenhygienische Probleme er- zen: „Reifemessungen wie auch die Kartie- im Bundesamt für Weinbau kannt und behandelt werden“, erklärt HR rung der Virusherde in den Weingärten sind Rund 38.000 Untersuchungen werden im Flak. Vor allem in Jahren wie dem heurigen essentielle Maßnahmen für den Weinbau und Bundesamt für Weinbau jährlich im Rahmen mit langanhaltender extremer Hitze und Trok- nicht zuletzt mitentscheidend für die hohe der staatlichen Prüfnummer durchgeführt, kenheit komme der ständigen Beobachtung Qualität der heimischen Weine“. Für beide darüber hinaus rund 15.000 Privatuntersu- der Reifesituation große Bedeutung zu, so Projekte soll es in der laufenden Förderpe- chungen in allen önologischen Bereichen. Pro der Experte. Die Ergebnisse werden wöchent- riode auch Mittel aus dem ELER-Programm Tag können bis zu 300 Weinvollanalysen lich aktualisiert im Internet veröffentlicht. geben. (von der Probenabgabe bis zur Bescheidrei- Das bisher von der EU finanzierte Projekt ist fe) bewältigt werden – vor rund 25 Jahren nun ausgelaufen. „Wir garantieren seitens Jahrgang 2015: Sehr kräftige Weine waren es noch 12 pro Tag. Wesentliche wein- des Landes die weitere Finanzierung dieses Bis zum Beginn der Trockenheit sei für analytische Parameter einer Probe können Projektes“, sicherte Dunst Unterstützung zu. 2015 ein nahezu perfekter Jahrgang zu er- innerhalb von ein bis zwei Minuten quantita- warten gewesen. Der trockene Sommer hat tiv bestimmt werden. Die Beratungsleistun- Kartierung der Virusherde die heimischen Winzer jedoch auf eine harte gen erfolgen möglichst umgehend; im Nor- Im Zuge von Routinebegehungen durch Geduldsprobe gestellt. Durch die Hitze sei malfall liegen die analytischen Ergebnisse Experten des BAWB seien in den Weinbau- die Reife weit fortgeschritten, durch die bei Bedarf innerhalb von 30 Minuten vor. fluren der Region auch mehrere virusbefalle- Trockenheit sei sie zum Stillstand gekom- Durch hoheitliche und private Leistungen ne Zonen festgestellt worden, berichtete men. Gerade noch rechtzeitig vor der Lese erzielt das Bundesamt für Weinbau etwa 1,7 Flak. „Die unkontrollierte Ausbreitung die- hat sich jetzt der langersehnte Regen einge- Mio. Millionen jährlich an Einnahmen.  ser bis dato nur punktförmig aufgetretenen stellt – „fünf vor zwölf“, so Flak. Die Wein- http://www.bawb.bmlfuw.gv.at/index.php/standorte/eisenstadt.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 48 »Burgenland Journal« Eisenstadt gewinnt Blumenschmuckwettbewerb St. Georgen hat den schönsten Dorfplatz des Bezirks Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Die städtischen Gärtnerlehrlinge Markus Lentsch und Marlene Bauer freuen sich gemeinsam mit Gärtnermeister Josef Korn- feld und Bürgermeister Thomas Steiner (r.) über den Gewinn des diesjährigen Blumenschmuckwettbewerbs.

leich zweimal darf in der burgenländi- stung nicht möglich“, streut Bürgermeister Ortsbildverschönerung zu setzen“, freut sich Gsche Landeshauptstadt nach der Verkün- Steiner seinen MitarbeiterInnen Rosen. Bürgermeister Steiner über die Blumen- dung der Ergebnisse des diesjährigen Blu- Rund 16.000 Sommerblumen (unter an- pracht der Landeshauptstadt. menschmuckwettbewerbs gejubelt werden: derem Begonien, Salvien, Tagetes und Bunt- Rund 10.000 Bäume und 210.000 m² Ra- Eisenstadt siegte in der Landeswertung in nesseln) werden von den fleißigen Gärt- sen wollen gepflegt werden. Augenmerk wur- der Kategorie „Stadt“ und der Stadtbezirk nerInnen der Wirtschaftsbetriebe in allen de dabei auch wieder auf die Innenstadt St. Georgen darf sich über den Titel des drei Stadtbezirken gehegt und gepflegt. Ein gelegt. In Kooperation mit dem Stadtmarke- schönsten Dorfplatzes des Bezirks freuen. besonderes Juwel stellt Jahr für Jahr der ting stellten die GärtnerInnen und Gärtner Die MitarbeiterInnen der Eisenstädter Kreisverkehr „Leinnerkreuzung“ dar. Be- wieder 50 wunderschön bepflanzte Tröge in Wirtschaftsbetriebe legen sich Jahr für Jahr sucherInnen, die sich der Stadt von Süden der Fußgängerzone auf. Außerdem wurden kräftig ins Zeug, um die Landeshauptstadt für her über die Mattersburger- oder die Ruster- an zahlreichen Laternen und Bäumen in der Bevölkerung und Gäste herauszuputzen. Viel Straße nähern, sehen ein wunderschön bun- Hauptstraße sowie in der Haydngasse soge- Mühe und Liebe zum Detail lassen Straßen, tes Blumenenmeer, das einmal mehr von den nannte Hängebaskets angebracht, in denen Kreuzungen und öffentliche Plätze in voller Gärtnerlehrlingen der Stadt Eisenstadt ge- ebenfalls frische Sommerblumen blühen wer- Pracht erblühen. Als Lohn für diese Arbeit plant wurde. den. 230 dieser Halbschalen verschönern in wurden die MitarbeiterInnen der Wirtschafts- Verbindung mit fünf großen und – heuer betriebe und der Stadt mit dem Landessieg Ein besonderes Highlight ist das große neu – fünf kleinen Blumentürmen die im Blumenschmuckwettbewerb belohnt. In Blumenband anläßlich des Jubiläums Innenstadt. Neu sind im Sommer 2015 auch St. Georgen freut man sich indes den schön- „90 Jahre Landeshauptstadt“. In den fünf große Tröge mit integrierten „Blumen- sten Dorfplatz des Bezirks zu haben. Stadtfarben weiß und rot wurden die Jah- spinnen“, die an verschiedenen markanten „Daß wir nun nach 2012 bereits zum reszahlen 1925 und 2015 gepflanzt, die zur- Plätzen der Stadt stehen. zweiten Mal in kurzer Zeit den Landessieg zeit in voller Blüte stehen und daher beson- Bei den städtischen GärtnerInnen herrscht im Blumenschmuckwettbewerb holen konn- ders gut zur Geltung kommen. „Der erneute dann vor allem im Sommer Hochbetrieb, ten erfüllt mich mit Stolz und ist ein Beweis Gewinn des Blumenschmuckwettbewerbs be- denn rund 10.000 Bäume sowie vier Kilo- für die tolle Arbeit unserer Gärtnerinnen und kräftigte uns in unserem Vorhaben, die Lan- meter Hecken und 210.000 m² Rasen gilt es Gärtner. Ohne ihre Kreativität und ihren un- deshauptstadt in den Sommermonaten be- im gesamten Stadtgebiet sowie im Schloß- ermüdlichen Einsatz wäre diese tolle Lei- sonders schön erblühen zu lassen und auf die park zu betreuen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 49 »Burgenland Journal« Erinnerungen an den Bau der Oberwarter Rotunde ohann Zeilinger aus Schwanenstadt (Ober- Jösterreich) hat am 13. August die Rotunde in Oberwart besucht. Er war einer der Zim- merer, die 1952 beim Bau der Versteige- rungshalle mitgearbeitet haben. Mit seinem Chef Johann Obermayr und weiteren Mitar- beitern der oberösterreichischen Holzkon- struktions-Firma war Zeilinger damals zwei Monate in Oberwart tätig. Nun hat er den Wunsch geäußert, die ehemalige Baustelle nach vielen Jahren wieder zu besuchen. Ge- meinsam mit dem Sohn seines damaligen Chefs und Verwandten ist er ins Südburgen- land gereist und hat im Gespräch mit Bür- germeister LAbg. Georg Rosner und Wirt- schaftshof-Leiter Roland Poiger über die Bau- arbeiten bei der Rotunde erzählt: „Die Ro- Foto: Stadtgemeinde Oberwart tunde ist architektonisch ein besonderer Bau, v.l.: Roland Poiger, Josef Obermayr, Johann Zeilinger und Bürgermeister LAbg. in Österreich wurden nur zwei weitere Hal- Georg Rosner in der Rotunde Oberwart len dieser Art gebaut. Ich war damals im 18. wart, welche noch im selben Jahr vom Zim- sich um einen auf gemauertem Fundament Lebensjahr und habe zwei Monate in Ober- mermann Johann Obermayr aus Schwanen- errichteten zweigeschossigen, achteckigen wart verbracht. Ich kann mich an die Zeit stadt und dem Oberwarter Baumeister Gu- Holzbau unter auskragendem Zeltdach, das hier noch sehr gut erinnern. Wir Arbeiter stav Steurer errichtet und der Benützung zu- von einer ebenfalls oktogonalen Laterne mit haben im Gasthof Neubauer gewohnt, dort geführt wurde. Im Jahr 2000 wurde die Vieh- Zeltdach bekrönt ist. Die Fertigteilkonstruk- hat damals auch die Gleichenfeier stattge- zucht aus Stadtentwicklungsgründen aus der tion des Holzbaus mit öffenbaren Seitentei- funden.“ Oberwarter Innenstadt an den Stadtrand aus- len ist im zweiten Geschoß durch dreiteilige 1952 erfolgte der Beschluß zur Errich- gesiedelt und ein Rinderkompetenzzentrum Dreifenstergruppen belichtet. Sämtliche Tore tung einer Vieh-Versteigerungshalle in Ober- ausgebaut. Bei der Rinderhalle handelt es sind in Fischgrätverlattung gefertigt.  Mattersburg: Sanierung des Viadukts läuft auf Hochtouren as Viadukt, das Wahrzeichen von Mat- Dtersburg, wird seit Juli generalsaniert. Es wurde 1847 fertiggestellt und überbrückt in einer Länge von 284 Metern das Wulkatal. „Das Viadukt ist das weithin sichtbare Wahr- zeichen unserer Stadt. Wir sind froh, daß es jetzt saniert wird“, erklärt Bürgermeisterin Ingrid Salamon. Die Sanierung wird unter Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. „Vor allem werden Ziegeln mit Frost- schäden ausgetauscht und neue Ziegeln ein- gebaut und verfugt. Außerdem wird auf das Viadukt ein Betontrog aufgebaut“, erklärt Günter Novak von der ÖBB. Derzeit wird neben dem Viadukt auch der gesamte Bahnhof Mattersburg modernisiert. Ein barrierefreier Mittelbahnsteig mit Über- dachung wird errichtet sowie ein Personen- tunnel mit drei Liften. Foto: Stadtgemeinde Mattersburg Das Bahnhofgebäude wird renoviert und Beim Viadukt, dem Wahrzeichen von Mattersburg, wird auf Hochtouren gearbeitet. die Innenräume werden neu gestaltet. Dazu zen 123 Plätze hinzu. Somit stehen künftig Euro. Darin enthalten sind auch die Kosten werden moderne, behindertengerechte WC- insgesamt 208 Stellplätze bereit – davon 6 zur Renovierung des Viadukts und der Anlagen gebaut. Behinderten- und 6 Familienstellplätze. Die Gleisbauarbeiten. Die Sanierungsarbeiten am Bei der Park&Ride-Anlage kommen zu Kosten der Modernisierungsmaßnahmen in Bahnhof und am Viadukt sollen bis Weih- den bisher bestehenden 85 PKW-Stellplät- Mattersburg betragen rund 15 Millionen nachten abgeschlossen sein. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 50 »Burgenland Journal« »Erlebnistouren«-App Burgenland Tourismus bietet eine neue Rad-, Wander- und Reitwegekarte der gesamten Region sowie Dutzende Tourenvorschläge für die ganze Familie. Foto: Burgenland Tourismus / Peter Burgstaller Radfahren und Burgenland bedeutet vielseitigen Pedalspaß für Athleten und Genießer aller Alters- und Leistungsstufen.

em Trend der Zeit folgend hat Burgen- auf den Top-Radrouten ständig informieren te erfahrbar. Und die südburgenländische Pa- Dland Tourismus seine Informationstech- und bekommen ein Service, das den aktuel- radiesroute bezaubert mit unglaublicher nologie neu aufgesetzt und weiterentwickelt. len technischen Standards entspricht“, zeigt Vielfalt. Bisher stand dem Rad- oder Ausflugsgast sich Tourismusdirektor Mario Baier begei- Jeder Tourenvorschlag beinhaltet folgen- eine interaktive Karte auf burgenland.info stert. de Informationen: mit sämtlichen burgenländischen Rad-,  Basis-Infos (Distanz, Höhenmeter, Dauer, Wander-, Reit- oder Laufwegen zum Down- Neues Radkartenset und drei Schwierigkeit), load bereit. Diese Information ist nun auch Roadbooks ab sofort verfügbar  ausführliche Beschreibung samt Bildern, als Gratis App (Android und IOS) für Mo- Ist die Information auch via Smartphones  Tourenverlauf in der Karte, bilephones verfügbar. zwischenzeitlich mehr oder weniger virtuell  Höhenprofil und Neben allen Basis-Informationen bietet geworden, so werden nach wie vor gute Rad-  Offline-Speicherung der Touren und Kar- die App eine Vielzahl an nützlichen Tools karten und gedruckte Informationen intensiv ten. wie Tourentracking, Radroutenplaner, Kom- nachgefragt. Entsprechend muß auch Bur- Die Features der Burgenland-App: paß, Hangneigungs- und Höhenmesser, Gip- genland Tourismus auf zwei Schienen mög-  Tourentracking, felfinder, Navigation auf der Tour sowie lichst perfekt und modern informieren.  Radroutenplaner, einen Tacho. Deshalb wurden aktuell neue Prospekte  Kompaß, Gerade um Datenroamingkosten zu ver- gestaltet: ein Radkartenset, das aus drei Ein-  Hangneigungsmesser, meiden, bietet die Applikation die Mög- zelkarten besteht – Neusiedler See, Sonnen-  Höhenmesser, lichkeit der Offline-Speicherung von Touren land Mittelburgenland und Südburgenland,  Gipfelfinder, inkl. Kartenmaterial. Somit ist jeder Nutzer sowie drei Roadbooks, die durch die einzel-  Navigation auf der Tour und in der Lage, bereits von zu Hause bzw. im nen Etappen mit Informationen und hilfrei-  Tacho. Hotel seine gewünschten Touren zu markie- chen Tipps führen. ren und Offline verfügbar zu machen. Im Roadbook „Radeln am Neusiedler Radkartenset sowie die Roadbooks kön- „Die Rad-App ist ein sehr nützliches See“ findet man etwa den beliebten Neusied- nen unter kostenlos bezogen werden unter Instrument sowohl für Einheimische wie ler See-Radweg (B10), den Lackenradweg, http://www.burgenland.info/de/rad-broschueren.html auch für Ausflugs- und Nächtigungsgäste und den Kirschblütenradweg und den neuen Fe- Die Gratis App kann auf folgender Web- ist der ideale Wegbeleiter im Burgenland. stival-Radweg. Der Iron Curtain-Radweg site heruntergeladen werden: Mit der App können sich die Radler nunmehr macht ein Stück europäische Grenzgeschich- http://www.burgenland.info/de/services/erlebnistouren-app.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 51 »Burgenland Journal« Wein & Genusstage Vor mittlerweile fünf Jahren wurde in der burgenländischen Landeshauptstadt der Grundstein für eine neue Tradition gelegt, die natürlich auch heuer ihre Fortsetzung fand: Mitten im Zentrum der schönen Stadt fanden vom 19. bis 23. August wieder die Wein- und Genusstage statt. Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Bei freiem Eintritt konnte man ein Wochenende lang mitten im malerischen Zentrum der Freistadt Eisenstädter die hervorragenden Produkte der ostösterreichischen Genussregionen und die besten regionalen Weine genießen. agsüber standen das Flair und der Charak- genland und Ostösterreich sowie aus italieni- Der Sonntag stand unter dem Motto „Tag Tter eines Marktes im Vordergrund und schen Genussregionen vervollständigen das der Partnerstädte“ und begann mit einem Früh- abends fühlte man sich in Urlaubsstimmung Gourmetangebot. So präsentierten sich z.B. shoppen mit der Winzerkapelle Kleinhöflein, versetzt und die BesucherInnen konnten völ- die Mitglieder der Top Destillerie Burgen- der Volkstanzgruppe Großhöflein und Prä- lig entspannt das Fest genießen. land, die Schinkenmanufaktur Otmar Tschürtz, sentationen aus Bad Kissingen. Um 11.30 Uhr Neben der ansässigen Gastronomie in der der Biohof Rapf, das „Gesunde Kistl“ aber wurde die Botschaft des Weinpräfekten ver- Fußgängerzone, präsentieren sich 50 Aus- auch die Brauerei Kobersdorf. lesen und es erfolgte die Ausrufung des Wein- steller vor Ort. So sind z.B. das Restaurant Auch die Freunde aus Eisenstadts Part- lesebeginns durch den Ordo Equestris Vini Bienenkorb (Hotel Burgenland), die Euro- nerstadt Bad Kissingen waren wieder mit Europae. Am Nachmittag ab 15 Uhr trat die päische Weinritterschaft, das Weingut der ihren Spezialitäten aus der Fränkischen Röhn Stadtkapelle Sopron auf sowie weitere Grup- Familie Esterházy, die Domaine Pöttelsdorf, vor Ort präsent. pen aus der Partnerstadt Sopron. Danach die Weinbauvereine Kleinhöflein und St. klangen die Wein & Genusstage ab 18.00 Uhr Georgen, das Weindorf Donnerskirchen und Tolle musikalische Umrahmung mit dem Jazztrio „Jazz Formulation“ aus. die Weinstadt Purbach mit einem Stand ver- Musikalisch wurde das Fest von feinen „Genießen Sie bei freiem Eintritt die her- treten. Das burgenlandweite Weinangebot Swing-, Jazz- und Bluestönen untermalt. So vorragenden Produkte der ostösterreichischen repräsentierten, in Kooperation mit Wein spielten am Eröffnungstag ab 20.30 Uhr Genussregionen und die besten regionalen Burgenland, Leithaberg DAC, die Burgen- „Jazzthat“, am Donnerstag (20. August) ab Weine. Das tolle Ambiente der Fußgänger- ländischen „Salonsieger“. Abgerundet wurde 20.30 Uhr das „Nina Braith Trio“, und am zone untermalt mit feinen Swing-, Jazz- und das Weinangebot mit dem Verein der Freunde Freitag sorgten „Taste of Soul“ für das musi- Blues-Tönen bietet die perfekte Kulisse für des Uhudlers, der Gebietsvinothek Deutsch- kalische Rahmenprogramm. Am Freitag ein paar schöne Stunden in der burgenländi- kreutz und der „Weinbar Burgenland“ am konnte jeder beim Stand der ÖBB sich am schen Landeshauptstadt“, lud Bürgermeister Hauptplatz. Hauptplatz informieren. „Die Experten“ Thomas Steiner zu den Wein und Genuss- Produkte und Spezialitäten von Genuss- spielten am Samstag, dem 22. August, ab tagen 2015 ein.  ausstellern und Bioproduzenten aus dem Bur- 20.30 Uhr auf. http://www.genussvolleseisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 52 Aus Südtirol Naturmuseum wird erweitert und neu ausgerichtet Die Rolle des Naturmuseums als Bildungs- und Forschungsinstitution mit neuen und aktuellen Inhalten weiter festigen: Das ist das Ziel eines Beschlusses der Landesregierung auf Antrag von Landesrat Florian Mussner. it einem innovativen Museumskonzept Msoll das Naturmuseum seine museale, didaktische und wissenschaftliche Funktion weiter ausbauen und sich als modernes Zen- trum des naturwissenschaftlichen Bereiches in der Europaregion Tirol etablieren. Damit das Museum weiterhin ein attraktiver Ort der Bildung und Forschung bleiben kann, hat die Landesregierung beschlossen, den Sitz des Naturmuseums in der Bindergasse 1 in Bo- zen unterirdisch mit neuen Ausstellungs- und Archivräumen auszubauen. Zudem soll die Dauerausstellung mit aktuellen Inhalten neu ausgerichtet werden. „Das Naturmuseum Südtirol hat sich im Laufe der Jahre zu einer zentralen Anlauf- stelle nicht nur für die Bürger, sondern auch für Forscher, Studierende und Urlaubsgäste entwickelt. Über eine Million Besucher hat das Museum bis heute besichtigt“, sagt Museen-Landesrat Florian Mussner. „Wegen des großen Platzmangels ist die Einrichtung von neuen unterirdischen Depot- und Aus- stellungsräumen notwendig. Zudem wird die in den 1990er Jahren konzipierte Daueraus- stellung mit technischen und inhaltlichen Neuerungen aktualisiert“, erklärt der Lan- desrat. Nur so könne das Naturmuseum mit einem umfangreichen Ausstellungs-Vermitt- lungsangebot weiterhin für Schüler interes- sant sein und BesucherInnen anlocken, so Mussner. Geplant sind im Zuge der Erweiterung die Neugestaltung des Erdgeschosses und die Foto: © Naturmuseum Südtirol Das Naturmuseum Südtirol in Bozen wird ausgebaut und neu ausgerichtet. Einrichtung von neuen Depot- und Ausstel- lungsräumen. Für die Umbau- und Aktuali- gendliche als auch Erwachsene und erfolgt Fortbildungsveranstaltungen für LehrerInnen sierungsarbeiten stellt die Landesregierung in enger Zusammenarbeit mit Schulen und und andere MultiplikatorInnen. 4,8 Millionen Euro zur Verfügung. Die Bau- anderen öffentlichen und privaten Institu- Das Naturmuseum Südtirol ist Teil der arbeiten werden von der Landesabteilung tionen. Körperschaft „Südtiroler Landesmuseen“, Hochbau durchgeführt. Das zentrale Instrument der Vermittlung eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Als Die zentrale Aufgabe des Naturmuseums des Naturmuseums Südtirol ist eine moder- das Landesmuseum für Naturkunde ist es eine beinhaltet das Sammeln und das Erforschen ne, lebendige Dauerausstellung. Als aktuel- zentrale Bildung- und Kulturinstitution, die von Gegenständen und Materialien zur Na- len Diskussionsbeitrag zu spannenden natur- als Dokumentations- und Sammelstelle für tur des Landes Südtirol. Das erworbene kundlichen Fragestellungen veranstaltet das Objekte und Daten aus dem ganzen Land Wissen wird durch Ausstellungen, abwechs- Naturmuseum Südtirol außerdem regelmäs- dient. lungsreiche Veranstaltungen und Publikatio- sig Sonderausstellungen. Um naturkundliche Die Arbeit erfolgt unter Berücksichtigung nen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert Phänomene zu erklären, entwickelt das Mu- der Grundsätze der internationalen Museums- bzw. zur Verfügung gestellt. Die erstrebte seum stetig neue museumspädagogische gesellschaft Icom (Code of Ethics).  Umweltbildung richtet sich sowohl an Ju- Angebote wie Führungen, Workshops und http://www.museonatura.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 53 Europa Transparenz bei TTIP EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström hat klargestellt, daß die Kommission künftig detaillierte Berichte über die transatlantischen Freihandelsverhandlungen veröffentlichen wird.

-Handelskommissarin Cecilia Malm- EUström schrieb am 21. August in ihrem Blog: „In der aktuellen Debatte über die Transparenz der TTIP-Verhandlungen in einigen Mitgliedsstaaten scheint es einige Konfusion zu geben: es gibt keine neuen Re- striktionen – lediglich ein Bericht wurde in einem Leseraum ausgelegt.“ Im genauen Wortlaut schrieb Malmström: „Der deutsche Vizekanzler und Wirtschafts- minister Sigmar Gabriel hat mir seine Ge- danken zur Transparenz der Verhandlungen für das EU-US-Freihandelsabkommen mit- geteilt, wie auch zuvor schon Bundestags- präsident Norbert Lammert. Ich werde in den kommenden Tagen direkt mit Bundesmini- ster Gabriel sprechen. Angesichts der öffent- lichen Debatte zum Thema möchte ich mei- ne Position aber schon jetzt öffentlich klar- © European Union 2015 / EC, Foto: Creemers Lieven stellen: Eine meiner ersten Entscheidungen EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström als Handelskommissarin war es, die TTIP- raum ausgelegt. Dies war eine vorüberge- bereit, den Regierungen der EU-Mitglieds- Verhandlungen deutlich transparenter zu ma- hende Entscheidung, damit wir in der Zwi- staaten dabei zu helfen, den Mitgliedern der chen. Um die demokratische Kontrolle der schenzeit überlegen können, wie wir ein Mi- nationalen Parlamente – einschließlich des Verhandlungen und eine informierte Debatte nimum an Vertraulichkeit sicherstellen für (deutschen, Anm.) Bundestags – alle nötigen auf Basis von Fakten sicherzustellen, ist es ein Dokument, das unsere internen Diskus- Informationen bereitzustellen. Alle Neue- entscheidend, Informationen mit den Regie- sionen und taktischen Erwägungen wieder- rungen in meiner Handelspolitik werden rungen der Mitgliedsstaaten, mit Abgeordne- gibt. Wie auch Bundesminister Gabriel in stets mehr Offenheit bedeuten, nicht weni- ten des Europäischen Parlaments und mit seinem Brief betont, müssen wir offen sein, ger. Das ist die Zusicherung, die ich zu Abgeordneten der nationalen Parlamente zu brauchen aber auch ein wenig Raum für den Beginn meines Mandats gegeben habe. Ich teilen. internen Austausch. bin entschlossen, dieses Versprechen zu hal- Die Kommission hat immer schon alle Die Entscheidung scheint unnötige Ver- ten.“  TTIP-Dokumente den nationalen Regierun- wirrung gestiftet zu haben. Das bedaure ich. Online: EU-Verhandlungstexte zu TTIP gen zur Verfügung gestellt und wird dies Um solche Mißverständnisse künftig zu ver- http://trade.ec.europa.eu/doclib/press/index.cfm?id=1252&langId=de weiter tun. Mitglieder des Europäischen Par- meiden – und als Teil unserer laufenden Be- laments haben vollen Zugang zu den EU- mühungen, für ein Höchstmaß an Trans- Vorschlägen und Positionen. Darüber hinaus parenz bei den TTIP-Verhandlungen zu sor- haben wir fast alle EU-Verhandlungspositio- gen –, wird die Kommission von nun an nen und Textvorschläge veröffentlicht. Das detaillierte und umfassende Berichte über ist wichtig, denn diese Texte werden am Ende die Verhandlungen auf ihrer Website in allen Teil des finalen Abkommens sein. Jeder EU-Amtssprachen veröffentlichen. kann sie lesen – sie stehen alle auf unserer Wie die Mitgliedsstaaten ihre jeweiligen Website. Wir haben auch Zusammenfassun- Parlamente informieren, liegt in ihrer Ver- gen und Erläuterungen über unsere Verhand- antwortung. Ich verstehe, daß es unerläßlich lungsziele in klarer Sprache, ohne juristische ist für nationale Parlamentarier, über die EU- Fachterminologie, in allen EU-Amtssprachen Handelsverhandlungen vollumfänglich in- veröffentlicht. formiert zu sein. Deshalb werde ich die Re- In der aktuellen Debatte über die Trans- gierungen in ihren Bemühungen unterstüt- parenz der TTIP-Verhandlungen in einigen zen, wenn sie sicherstellen wollen, daß Par- Mitgliedsstaaten scheint es einige Konfusion lamentarier alle Informationen bekommen, zu geben: es gibt keine neuen Restriktionen – die sie brauchen, um demokratische Kon- lediglich ein Bericht wurde in einem Lese- trolle auszuüben. Meine Dienststellen stehen © European Union 2015 / EC

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 54 Wirtschaft Verlauf der Erholung in bleibt auch im Sommer zögerlich Bank Austria Konjunkturindikator: Stimmung in der Industrie hellt weiter auf

ie österreichische Wirtschaft wächst Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Dweiterhin nur beschaulich. „Nach der leichten Konjunkturverlangsamung Ende BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator der ersten Jahreshälfte, stellt sich nun im 6 Hochsommer wieder geringfügig mehr Auf- 5 wind ein. Dies spiegelt sich auch im aktuel- 4 len Bank Austria Konjunkturindikator wider, 3 der im Juli auf 0,2 Punkte gestiegen ist“, so 2 Bank Austria Chefökonom Stefan Bruck- 1 bauer. Über das Wachstumstempo vom zwei- 0 ten Quartal kommt die heimische Wirtschaft -1 damit derzeit aber noch nicht hinaus. Doch -2 -3 die Aussicht auf eine kräftigere Auffrischung -4 der österreichischen Wirtschaft ist intakt. -5 „Wir rechnen für die kommenden Monate -6 mit einer schrittweisen Belebung der heimi- 08 09 10 11 12 13 14 15 schen Wirtschaft, sodaß Wachstumsraten von Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen bis zu 0,5 Prozent im Quartalsabstand bis zum Jahresende erreicht werden sollten. Ein zügig voran und läßt für 2015 ein Wirt- fuhren nach China um rund 5 Prozent im Jah- kleiner Vorgeschmack ist die aktuelle Ver- schaftswachstum um 1,4 Prozent erwarten. resvergleich in den ersten vier Monaten auf besserung des Konjunkturklimas in der In- In deren Sog verbessern sich die Wachs- das Gesamtjahr umgelegt, ergäbe Einbußen dustrie, die das leichte Plus des Bank Austria tumsaussichten für die zentraleuropäischen von rund 170 Mio. Euro gegenüber 2014. Konjunkturindikators im Juli hervorgerufen Wachstumsmärkte im Durchschnitt auf über Auch unter Einrechnung von Dienstleistungs- hat“, meint Bruckbauer. 3 Prozent. Davon sollte die heimische Wirt- exporten und indirekter Exporte über Dritt- schaft profitieren können. Auch die solide länder bleiben die Auswirkungen einer Nach- Spürbar bessere Stimmung Konjunktur in den USA mit einer Zuwachs- frageabschwächung in China für die österrei- Auftragsbücher, die sich zu füllen begin- rate von rund 2 ½ Prozent unterstützt. Dazu chische Wirtschaft verkraftbar. Die aus China nen, insbesondere durch mehr Nachfrage aus kommt, daß sich durch den nun schwächeren nachgefragten Exporte weisen eine inländi- dem Ausland und eine zufriedenstellende Euro ein Wettbewerbsvorteil genutzt werden sche Wertschöpfungsquote von rund 70 Pro- Geschäftslage versetzen die österreichische kann. „Während die Konjunktur im Euro- zent auf, sodaß nach Berechnungen der Öko- Industrie zu Beginn der zweiten Jahreshälfte raum, in den zentraleuropäischen Wachs- nomen der Bank Austria ein angenommener in eine spürbar bessere Stimmung. „Das In- tumsmärkten und in den USA die heimische Nachfragerückgang um 5 Prozent aus China dustrievertrauen in Österreich überstieg im Wirtschaft durch eine höhere Exportnach- die österreichische Wertschöpfung um nicht Juli den langjährigen Durchschnittswert, wie frage in der zweiten Jahreshälfte unterstützt, mal ½ Promille belasten würde. dies in Europa bereits seit langer Zeit der ist aus einigen anderen Wachstumsmärkten Die Unterstützung der heimischen Wirt- Fall ist. Erstmals seit einem Jahr sind die stark voraussichtlich mit stärkerem Gegenwind zu schaft durch den Außenhandel wird im zwei- exportorientierten, österreichischen Indu- rechnen“, meint Pudschedl. ten Halbjahr aber zurückhaltender sein, als striebetriebe nun zuversichtlich. Das ver- noch vor wenigen Monaten gedacht. Dies ist spricht für die kommenden Monate mehr Sorgen um die Konjunktur in China weniger auf die regionale Nachfragever- Schwung im heimischen Export“, meint Neben der andauernden Ukraine-Krise schiebung zwischen Wachstumsmärkten und Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. und der Rezession in Rußland belasten der- Industrieländern zurückzuführen, als viel- Während der Außenhandel im ersten zeit vor allem die Sorgen um die Konjunktur mehr auf die Tatsache, daß die erwartete Er- Halbjahr 2015 keine Wachstumsimpulse lie- in China. „Unter Berücksichtigung aller Ein- holung in Europa nicht wie erwartet vor- fern konnte, sollte die österreichische Wirt- flüsse auf die österreichischen Exporte ergibt dringlich investitionsgetrieben sondern stark schaft in den kommenden Monaten in der sich nach unserer Einschätzung für die zwei- vom Konsum getragen wird. Die österreichi- Lage sein den zunehmenden Rückenwind aus te Jahreshälfte ein positiver Saldo. Der Aus- sche Exportwirtschaft mit seinen klassischen Europa besser nutzen zu können. Zumal mit senhandel wird dem Wirtschaftswachstum zu- Stärkefeldern Investitions- und Ausrüstungs- dem Abkommen über ein weiteres Hilfspro- sätzliche Impulse verleihen“, erwartet Pud- gütererstellung profitiert verhältnismäßig gramm für Griechenland ein verunsichern- schedl. So ist der Anteil der österreichischen zurückhaltend. der Faktor weggefallen ist. Die Erholung in Warenexporte nach China mit rund 2 ½ Pro- Während sich die Investitionstätigkeit im den meisten Ländern des Euroraums kommt zent überschaubar. Der Rückgang der Aus- zweiten Halbjahr europaweit nur wenig be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 55 Wirtschaft lebt und auch in Österreich trotz der anhal- tend niedrigen Zinsen kaum an Schwung ge- Konjunkturabschwächung winnt, wird der Konsum in Österreich, wie schon im ersten Halbjahr der bestimmende in den Schwellenländern belastet heimischen Export Träger des Wachstums sein. Der Pessimis- mus der Verbraucher, der im Juli sogar noch ie österreichische Wirtschaft wuchs im Nachfrage aus dem In- und Ausland der hei- zugenommen hat, ist angesichts des dennoch DII. Quartal 2015 gegenüber dem Vor- mischen Konjunktur auch im II. Quartal noch stetig steigenden Konsums derzeit kein zu- quartal um 0,3 % und damit etwas stärker als keine Impulse verlieh, wurde die Produktion verlässiger Indikator. Die steigende Beschäf- in der Vorperiode (I. Quartal + 0,2 %). In den dennoch etwas stärker ausgeweitet als im tigung in Österreich, trotz zunehmender Ar- Schwellenländern flaut die Konjunktur im- I. Quartal. Das BIP stieg im II. Quartal ge- beitslosigkeit, und die niedrige Inflation mer weiter ab: Chinas Wirtschaft verliert genüber dem Vorquartal real um 0,3 %, wo- sprechen hingegen für eine Fortsetzung des weiter an Kraft, und Brasilien und Rußland bei die vermehrte Produktion in den Lager- moderaten Konsumwachstums, das durch befinden sich in einer Krise. In den USA bestand floß. Der Konsum stieg nur wenig, Vorzieheffekte der zu Beginn 2016 in Kraft wächst die Wirtschaft weiterhin robust ohne und die Investitionen dämpften die Entwick- tretenden Lohn- und Einkommensteuerre- nennenswerte Schwankungen. In Europa ver- lung leicht. Die Unternehmensumfragen form unterstützt werden wird. bessert sich die Lage anhaltend, wenn auch weisen weiterhin auf keine deutliche Be- „Insgesamt wird die österreichische Wirt- nur graduell. Die weitere Entwicklung der schleunigung des Produktionswachstums in schaft im zweiten Halbjahr 2015 dank der Binnennachfrage in der EU entscheidet über den kommenden Monaten hin, wie dies übli- etwas günstigeren Exportaussichten und der das Wachstumstempo der heimischen Wirt- cherweise in einer Aufschwungsphase zu er- sich geringfügig verbessernden Binnennach- schaft. warten ist. Das anhaltend geringe Wachstum frage etwas mehr Schwung als in der ersten In den Schwellenländern scheint sich die weist seit dem II. Quartal 2011 keinerlei kon- Jahreshälfte aufnehmen können. Wir erwar- Konjunktur weiter abzuschwächen. Die Dy- junkturbedingte Abweichungen nach oben ten unverändert einen Anstieg des BIP um namik läßt in China weiter nach; die Unsi- oder unten auf. Dies gilt insbesondere für die 0,9 Prozent“, prognostiziert Bruckbauer. Der cherheit über die weitere Entwicklung löste Industrieproduktion – ein Phänomen, das sich Wachstumsunterschied zur Eurozone, für die heftige Kursausschläge an den chinesischen auch in Deutschland und den USA zeigt und mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Pro- Börsen aus. In Brasilien, dem größten Land im Widerspruch zur Einschätzung von Lage zent gerechnet wird, ist nach Ansicht der Lateinamerikas, dauert die Krise an, und und Entwicklung dieses Wirtschaftsbereichs Bank Austria eine Folge des strukturellen Rußlands Wirtschaft leidet neben dem Ver- in den Unternehmensbefragungen steht. Da Musters des aktuellen Aufschwung in Euro- fall der Rohstoffpreise unter den Folgen der die aktuelle Konjunkturverbesserung im pa und nicht auf eine durch geringere Wett- Sanktionen von EU und USA wegen der Euro-Raum entgegen früheren Erfahrungen bewerbsfähigkeit auftretende Schwäche der Ukraine-Krise. neben den Bauinvestitionen von der Kon- österreichischen Wirtschaft zurückzuführen. Auf dem wichtigsten Überseemarkt Ös- sumnachfrage ausgeht und die heimische terreichs, den USA, expandiert die Wirt- Exportproduktpalette eher auf Ausrüstungs- Nur geringer Inflationsauftrieb schaft weiterhin kräftig. Das BIP stieg im II. güter fokussiert ist, hinkt die heimische Wirt- in zweiter Jahreshälfte Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,6 % schaft dem europäischen Zyklus weiterhin Nach durchschnittlich einem Prozent im und damit weiterhin dynamisch. Die Un- hinterher. Jahresvergleich in den ersten sechs Monaten ternehmensumfragen deuten auf ein Anhal- Zwar liegt die Inflationsrate in Österreich 2015 ist zu Beginn der zweiten Jahreshälfte ten der günstigen Entwicklung auch in naher mit 1,0 % im Juni immer noch deutlich über die Teuerung leicht auf 1,2 Prozent im Jah- Zukunft hin. Die Nachfrage aus den USA ist dem Durchschnitt des Euro-Raumes, das resabstand angestiegen. Die Inflation wird zur Zeit die wichtigste Stütze des heimi- weitaus größere Problem ist aber die hohe auch in den kommenden Monaten nur leicht schen Exports. Arbeitslosigkeit. Aufgrund des schwachen nach oben tendieren, denn die Sorgen um die Die Wirtschaft der EU befindet sich wei- Wirtschaftswachstums bei steigendem An- Konjunktur in einigen Wachstumsmärkten ter auf einem trägen Aufwärtspfad, wobei sie gebot an Arbeitskräften erhöht sich die Zahl verstärkt durch die Abwertung der chinesi- in Ostmitteleuropa stärker expandiert als in der Arbeitslosen weiter. Mit knapp 320.000 schen Währung dämpfen die Rohstoffpreise. den anderen EU-Ländern. Im Euro-Raum ver- Arbeitslosen (+33.500 gegenüber dem Vor- Zudem kommt es bei anhaltend hohem An- läuft die Konjunktur recht unterschiedlich, jahr) meldete das Arbeitsmarktservice den gebot nach dem Abschluß des Atom-Ab- wobei die Wirtschaft vor allem in jenen Län- AMS bisher höchsten Juli-Bestand. kommens mit dem Iran zu einer Entspan- dern wächst, die eine robuste Inlandsnach- Die Arbeitslosigkeit nach österreichischer nung am Rohölmarkt. „Der Inflationsanstieg frage aufweisen. Die außergewöhnlichen Definition bedeutet den Anteil der zur Ar- in der zweiten Jahreshälfte wird bedingt Maßnahmen der EZB in Form von umfang- beitsvermittlung registrierten Personen am durch den fehlenden Auftrieb durch die Roh- reichen Ankäufen von Staatsanleihen aus den Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. stoffpreise nur schwach ausfallen. Erst im Euro-Ländern zeigen bislang keine Wirkung Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus letzten Quartal des Jahres 2015 ist ein etwas auf die Inflation, welche seit einigen Mona- Arbeitslosenbestand und unselbständig Be- klarerer Anstieg der Inflation zu erwarten, da ten nur knapp über der 0 %-Marke liegt, schäftigten (gemessen in Standardbeschäf- hier der Preisverfall des Rohöls des Vorjah- allerdings bessert sich die Investitionstätig- tigungsverhältnissen). Als Datenbasis gilt die res aus der Berechnung fällt. Insgesamt er- keit über die Baunachfrage stetig. Registrierungen beim AMS und beim Haupt- warten wir die Teuerung 2015 im Jahres- In Österreich verharrt die Wirtschaftsent- verband der österreichischen Sozialversiche- durchschnitt unverändert mit 1,2 Prozent“, wicklung weiterhin knapp über einer Stag- rungsträger.  meint Pudschedl.  nation. Während die gesamtwirtschaftliche http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 56 Wirtschaft »go international« wird bis 2019 verlängert Fördermittel von 56 Millionen Euro unterstützen Erschließung neuer Märkte und sichern Wachstum und Arbeitsplätze in Österreich - Mitterlehner und Leitl wollen 8000 neue Exporteure gewinnen izekanzler und Wirtschaftsminister Rein- Vhold Mitterlehner verlängert die be- währte Internationalisierungsoffensive „go international“ bis 2019. Insgesamt stehen dafür über vier Jahre 56 Millionen Euro zur Verfügung. „Die heimische Exportwirtschaft ist eine wichtige Konjunkturstütze, die auch in schwierigen Zeiten Arbeitsplätze im Land sichert. Mit ,go international‘ unterstützen wir unsere Unternehmen bei der Erschließung von Zukunftsmärkten mit neuen Waren und Dienstleistungen“, sagte Mitterlehner anläß- lich des Vertragsabschlusses mit der Außen- wirtschaftsorganisation der Wirtschaftskam- mer Österreich (WKÖ) am 4. August. Im Zu- ge der neuen Förderoffensive wollen Mitter- lehner und WKÖ-Präsident Christoph Leitl 8000 neue ExporteurInnen gewinnen und da- mit den Meilenstein von 60.000 ExporteurIn- Foto: ÖVP nen überspringen: „Ein Erfolgsgeheimnis Vizekanzler Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (r.) und Wirtschaftskammer- unserer Exportwirtschaft ist, daß sie dank Präsident Christoph Leitl haben die Exportoffensive »go international« verlängert. der vielen Klein- und Mittelbetriebe breit und innovativ aufgestellt ist“, betont Mitterleh- sierung, die Erhöhung der Zahl der Dienst- in den Export und der Erschließung von Zu- ner. Die langfristige Verlängerung von „go leister im Export, insbesondere auch der Krea- kunftsmärkten. Instrumente dafür sind unter international“ bis 2019 ist daher auch ein tivwirtschaftsunternehmen, sowie die Erhö- anderem die Unterstützung des Besuchs wich- klares Bekenntnis zur enormen Bedeutung hung des Anteils der Technologieunter- tiger Branchentreffs, von Kongressen und von KMU für den Standort Österreich. nehmen im Export“. Messen sowie die Teilnahme an Forschungs- Wirtschaftskammer-Präsident Leitl zeigt kooperationen. Neben Marktstudien gibt es sich froh, daß die Verlängerung der „so wich- Erstmals Europa-Schecks für KMU – Rechtsberatungen und Risikoanalysen, die tigen Exportoffensive jetzt unter Dach und Neues Angebot für Start-ups den Firmen angeboten werden. „Insgesamt Fach ist und vor allem darüber, daß sie statt Ein neues Förderinstrument sind die vereinfachen und bündeln wir die Förder- wie bisher auf jeweils zwei Jahre, jetzt auf Europa-Schecks, die Klein- und Mittelbe- instrumente und machen sie damit für die Un- vier Jahre abgesichert ist“. Leitl: „Studien triebe zur Ko-Finanzierung von direkten ternehmen leichter abrufbar. Zusätzlich wol- zeigen, daß jeder Euro für die Internationa- Markteintrittskosten (z.B. Rechtsberatung, len wir verstärkt Synergien mit anderen in lisierungsoffensive mittelfristig 55 Euro an Werbemaßnahmen) in Europa abrufen kön- der Internationalisierung tätigen Institutionen zusätzlichen Exporten bringt. Damit der Ex- nen. Zusätzlich gibt es solche Schecks auch wie der Forschungsförderungsgesellschaft port auch weiterhin die tragende Säule unse- für Fernmärkte und die Vermarktung von FFG, der Förderbank aws und der Oesterrei- res Wohlstandes bleibt, ist ,go-international‘ Innovationen. Neue Angebote gibt es zudem chischen Kontrollbank nützen“, so Mitter- unabdingbar.“ Alleine mit den Maßnahmen für Start-ups: Nach den positiven Erfah- lehner. der bisherigen Exportinitiativen wurde die rungen mit „Go Silicon Valley“ sollen in Anzahl der österreichischen ExporteurInnen Zukunft Jungunternehmer unter dem Motto Internationalisierung macht Österreich seit dem Jahr 2000 von damals 12.500 auf „Go Tel Aviv“ auch bei der Markterschlies- erfolgreicher und krisenfester mittlerweile 52.000 angehoben. sung und Kontaktanbahnung in Israel unter- Im Vorjahr haben die heimischen Expor- Als generelle Ziele der neuen Internatio- stützt werden. „Durch den stärkeren Aus- teurInnen 128,11 Milliarden Euro exportiert nalisierungsoffensive nennen Mitterlehner tausch mit zwei der innovativsten Regionen und damit den vierten Exportrekord in Folge und Leitl die „weitere Steigerung der Anzahl weltweit ergeben sich neue Netzwerke und erzielt. Die Dienstleistungsexporte hinzuge- der Neuexporteure, die Diversifizierung der Chancen“, betont Mitterlehner. rechnet, machte das Volumen sogar 180 Mil- Exportstruktur mit Schwerpunkt auf Über- „Go international“ unterstützt heimische liarden Euro aus. „Besonders gut entwickelt seemärkte, eine verstärkte Branchenfokus- Unternehmen vor allem beim ersten Schritt hat sich der Handel mit den Zukunftsmärk-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 57 Wirtschaft ten außerhalb der Europäischen Union, was Vorjahr jeweils um mehr als zehn Prozent Prozent. Die Ausfuhren nach Amerika stei- die richtige Ausrichtung von ,go internatio- gestiegen. gerten sich im selben Zeitraum hingegen um nal‘ bestätigt“, hebt Mitterlehner hervor. Auch „Die Märkte mit großem Export- und 131,3 Prozent und jene nach Asien um 190,7 der langfristige Trend stimmt: Der Anteil der Investitionspotential finden wir nicht mehr Prozent.“ Exporte in Drittstaaten ist von 27,4 Prozent in Europa“, so Leitl. Neben der trotzdem Im Zuge der jüngsten, zweijährigen In- im Jahr 2009 auf 31,2 Prozent im Jahr 2014 weiter wichtigen Bearbeitung der klassi- ternationalisierungsoffensive wurden über gestiegen. „Eine stärkere Diversifikation schen Exportzieldestinationen in Europa lau- 1000 exportrelevante Veranstaltungen durch- macht Österreich krisenfester, wenn es im tet die Devise daher, auf in die Emerging geführt. Davon 630 im Ausland und rund Handel mit einzelnen Märkten zu Einbrü- Markets der Gegenwart und Zukunft zu set- 400 im Inland. 28.300 Firmenvertreter von chen kommt“, betont Mitterlehner. Zum Bei- zen. Leitl: „Unsere Strategie, die Exporte knapp 10.000 österreichischen Unternehmen spiel hat China im Exportranking Rußland außerhalb Europas stärker zu forcieren, wird nahmen diesen Service in Anspruch. Mehr überholt und entwickeln sich auch die nord- auch durch die bisherige Entwicklung unter- als 75 Prozent der im Inland beratenen Un- amerikanischen Märkte besonders gut. Die stützt. So legten die österreichischen Ausfuh- ternehmen setzen neue Internationalisie- Ausfuhren in die USA, Österreichs drittwich- ren seit dem Jahr 2000 bis 2014 weltweit um rungsschritte.  tigsten Auslandsmarkt, und Kanada sind im rund 83,5 Prozent zu, nach Europa um 71,3 http://www.go-international.at Inflation steigt im Juli 2015 auf 1,2%

ie Inflationsrate für Juli 2015 betrug nach Die Preise in der Ausgabengruppe „Ver- Differenz zum VPI von +0,1 Prozentpunkten DBerechnungen von Statistik Austria schiedene Waren und Dienstleistungen“ stie- trugen überwiegend Preisanstiege in der +1,2 % (Juni +1,0 %). Ausschlaggebend für gen durchschnittlich um 2,2 % (Einfluß: Ausgabengruppe „Gesundheitspflege“ bei diesen Anstieg war eine zunehmende Preis- +0,22 Prozentpunkte). Dazu trugen vor al- (höhere Gewichtsanteile im PIPH) bei. Teue- dynamik insbesondere bei Flugtickets, bei lem Versicherungsdienstleistungen bei, die rungen bei Versicherungsdienstleistungen Pauschalreisen und bei der Wohnungsin- insgesamt um 2,0 % mehr kosteten. (höhere Gewichtsanteile im PIPH) erhöhten standhaltung. Die Ausgaben für Bewirtungs- Für die durchschnittliche Teuerung von den PIPH ebenfalls gegenüber dem VPI. dienstleistungen erwiesen sich als wichtig- 1,7 % in der Ausgabengruppe „Freizeit und Außerdem verminderten die Verbilligungen ster Preistreiber, billigere Treibstoffe dämpf- Kultur“ (Einfluß: +0,21 Prozentpunkte) wa- bei Treibstoffen (geringere Gewichtsanteile ten die Inflation erneut deutlich. ren überwiegend teurere Freizeit- und Kultur- im PIPH) den PIPH viel weniger stark als Der Indexstand des Verbraucherpreis- dienstleistungen (insgesamt +3,2 %) verant- den VPI. Im Gegensatz dazu dämpften die index 2010 (VPI 2010) für den Monat Juli wortlich. Zeitungen, Bücher und Schreibwa- Verbilligungen bei Heizöl (höhere Ge- lag bei 110,8. Gegenüber dem Vormonat ren kosteten insgesamt um 3,4 % mehr. Pau- wichtsanteile im PIPH) den PIPH gegenüber (Juni 2015) ging das durchschnittliche Preis- schalreisen verteuerten sich um 1,2 %. Im dem VPI deutlich. Auch höhere Mieten niveau um 0,4 % zurück. Juni hatten sie sich noch um 0,3 % verbilligt. (geringere Gewichtsanteile im PIPH) ver- Die Ausgabengruppe „Nahrungsmittel minderten den PIPH gegenüber dem VPI. Ohne billigere Treibstoffe und alkoholfreie Getränke“ (durchschnittlich hätte Inflation 1,6 % betragen +0,9 %) beeinflußte die Inflation nur noch Inflation für täglichen Einkauf Als Hauptpreistreiber im Jahresabstand mit +0,11 Prozentpunkten, da die Preise für niedriger als jene des VPI, wöchent- erwies sich die Ausgabengruppe „Restau- Nahrungsmittel relativ moderat stiegen (ins- licher Einkauf weiter deflationär rants und Hotels“ (durchschnittlich +2,9 %; gesamt +0,5 %; Fleisch +1,2 %, Brot und Das Preisniveau des Mikrowarenkorbes, Einfluss: +0,29 Prozentpunkte). Nahezu Getreideerzeugnisse +1,3 %, Obst +3,2 %, der überwiegend Nahrungsmittel enthält und alleinverantwortlich dafür waren Bewir- Gemüse +0,6 %, jedoch Milch, Käse und den täglichen Einkauf repräsentiert, erhöhte tungsdienstleistungen, die um 3,5 % mehr Eier insgesamt -2,6 %). Alkoholfreie Geträn- sich im Jahresabstand um 1,1 % (Juni +1,0 % kosteten. Die Preise für Beherbergungs- ke verteuerten sich hingegen deutlich (durch- revidiert). Das Preisniveau des Miniwaren- dienstleistungen stiegen nur um 0,2 %. schnittlich +3,9 %; Bohnenkaffee +9,0 %). korbes, der einen wöchentlichen Einkauf ab- In der Ausgabengruppe „Wohnung, Was- In der Ausgabengruppe „Verkehr“ (durch- bildet und neben Nahrungsmitteln und Dienst- ser, Energie“ (durchschnittlich +1,4 %; schnittlich -2,1 %; Einfluß: -0,31 Prozent- leistungen auch Treibstoffe enthält, verrin- Einfluß: +0,27 Prozentpunkte) erwiesen sich punkte) stellten sich die Treibstoffe weiter als gerte sich im Jahresabstand um 0,5% (Juni höhere Wohnungsmieten (insgesamt +4,8 %) Hauptpreisdämpfer (-9,7 %; Einfluß: -0,4%). als ausschlaggebend. Die Instandhaltung von -0,42 Prozentpunkte) heraus. Die Preise für Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Wohnungen kostete durchschnittlich um 1,3 % Reparaturen privater Verkehrsmittel stiegen Maßstab für die allgemeine Preisentwick- mehr; im Juni hatte sie sich nur um 1,0 % ver- um 3,0 %. Flugtickets kosteten insgesamt lung bzw. für die Inflation in Österreich. Der teuert. Die weiterhin negative Tendenz bei um 8,5 % mehr, im Juni hatten sie noch um Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) den Heizölpreisen (-19,3 %) drückte auch im 1,8 % weniger gekostet. ist die Grundlage für die vergleichbare Mes- Juli die Preisentwicklung der gesamten Die durchschnittliche Teuerungsrate des sung der Inflation in Europa und für die Be- Haushaltsenergie ins Minus (durchschnitt- Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH wertung der Geldwertstabilität innerhalb der lich -2,7 %; Gas -0,3 %, Strom +0,3 %, feste 2010) betrug im Juli +1,3 % (Juni +1,3 %), Euro-Zone.  Brennstoffe +1,8 %, Fernwärme +4,6 %). der Indexstand des PIPH lag bei 111,6. Zur http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 58 Wirtschaft RE/MAX-ImmoSpiegel 1. Halbjahr 2015 Rekordjahr mit erstmals über 100.000 Transaktionen erwartet Foto: RE/MAX / Shutterstock

ei den Grundbuchs-Gerichten herrscht Das Verkaufsvolumen, also der Wert der Transaktionszahlen – Wien und Niederöster- BBetrieb, wie wir es noch nie erlebt ha- gehandelten Immobilien, ist im Halbjahres- reich – bereits jetzt um +10 % über der bis- ben: Im ersten Halbjahr 2015 wurden in Ös- vergleich 2015 zu 2014 ebenfalls um 31 % herigen Rekordzahl des ersten Halbjahres terreich beinahe um ein Drittel mehr Immo- gestiegen. Die Steigerung resultiert vorwie- 2010 liegen“, so Reikersdorfer. bilien-Verkäufe als im Vergleichszeitraum des gend aus der größeren Anzahl an Immo- Beim Wert der gehandelten Immobilien Vorjahres verbüchert. „Es sind nicht etwa die bilien-Verkäufen. sieht das Verbücherungs-Wachstums-Ran- Preise in die Höhe gegangen, sondern die king für das erste Halbjahr 2015 allerdings Anzahl der Käufe und Verkäufe am österrei- Vorarlberg, Oberösterreich ganz anders aus: Niederösterreich führt vor chischen Immobilienmarkt ist im ersten Halb- und Tirol geben kräftig Gas Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich und Kärn- jahr quasi explodiert. Wir steuern 2015 auf ein Die Transaktionszahlen haben heuer in ten mit Steigerungsraten von mehr als +40 %. neues Rekordjahr mit erstmals über 100.000 den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich Wien, Salzburg und die Steiermark liegen Immobilien-Transaktionen zu“, berichtet der am stärksten in Vorarlberg mit +38 % und in bei rund +20 % und das Burgenland hinkt Geschäftsführer von RE/MAX Austria, Bern- Oberösterreich mit +37 % zugelegt. Tirol mit einem Plus von +5 % deutlich hinten hard Reikersdorfer, MBA. folgt mit einem Plus von 34 %. Wien, Kärn- nach. Rund 54.000 Immobilien-Verkäufe im ten und Niederösterreich liegen bei +31 %, Wert von 10,8 Mrd. Euro wurden von Jänner das Burgenland und die Steiermark bei Was führte zu diesem Boom? bis Juni 2015 im Amtl. Grundbuch in ganz +29 %. Die geringste Steigerungsrate bei Auslöser für diesen historischen Immobi- Österreich verbüchert, meldet der RE/MAX- den Immobilien-Verkäufen weist im Ver- lien-Boom wird wohl nicht die aktuelle all- ImmoSpiegel auf Basis der Kaufvertrags- gleich zum Vorjahr das Bundesland Salzburg gemeine Konjunktur sein. Auch die Flucht in sammlung von IMMOunited, Roland Schmid. mit +19 % auf. Immobilien alleine kann es nicht sein, denn Dies sind um +31 % mehr Immobilien- „Mit diesen Zahlen bei den Kauf-Trans- dann gäbe es nur Käufer, aber keine Ver- Transaktionen als 2014 und um beinahe ein aktionen im ersten Halbjahr kündigt sich käufer. Wohl waren die Überlegungen und Fünftel (+19 %) mehr als im bisher stärksten also wieder ein Rekordjahr an, auch weil die Diskussionen über die Steuerreform ein we- ersten Halbjahr 2010. Bundesländer mit den traditionell meisten sentlicher zusätzlicher Motor für diese Um-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 59 Wirtschaft triebigkeit. Mittlerweile ist sie ja bereits Ge- Wien setz. Die damit verbundenen Veränderungen Absolute Hot-Spots im ersten Halbjahr kommen also unausweichlich auf uns zu. 2015 im Wiener Immobilien-Geschäft waren „Da vor allem Verkäufern einige steuerli- die Bezirke Wieden und Meidling mit Höhen- che Verschärfungen blühen, hat sich sicher flügen von mehr als doppelt so vielen Ver- manch vorausschauende Immobilien-Besit- bücherungen wie im Vorjahreszeitraum. Im- zer gesagt: Die Nachfrage nach Immobilien mer noch enorm, nämlich über 50 %, sind ist weiterhin gegeben, die am Markt erziel- die Steigerungsraten in der Inneren Stadt, in baren Preise sind gut, die Preise haben sich Favoriten, Simmering, Rudolfsheim, Brigit- in den letzten 12 bis 18 Monaten – auch in den tenau, Floridsdorf und Donaustadt. Noch un- Ballungszentren – weitestgehend eingepen- ter dem Vorjahresniveau liegen dagegen die delt und in einem halben Jahr bezahle ich im Bezirke Margareten, Mariahilf, Neubau, Falle eines Verkaufs mehr Steuern. Warum al- Hernals, Döbling und Liesing. In Summe so warten? Ich verkaufe jetzt und spare da- kosteten die 8800 verkauften Wiener Immo- mit zusätzliche Steuern“, so Reikersdorfer. bilien 3,1 Mrd. Euro. Dies entspricht einen Wertzuwachs von 20 % und einem Wachs- Wachstum quer durch den tum bei den Transaktionen von 31 % gegen- Gemüsegarten über dem ersten Halbjahr 2014. Das paßt auch ins Bild der am häufigsten Die bisher herausragenden Immobilien- gehandelten Immobilientypen. Der RE/MAX- Transfers in der Bundeshauptstadt waren im ImmoSpiegel unterscheidet immerhin 27 ver- Foto: RE/MAX Austria / apa_Ludwig Schedl Jahr 2015 ein Bürogebäude in 1020 Wien schiedene Kategorien, von der Eigentums- Bernhard Reikersdorfer um netto 43 Mio. Euro, ein Bürogebäude in wohnung, dem Einfamilienhaus und dem Geschäftsführer von RE/MAX Austria 1120 Wien um 39 Mio. Euro und ein Zins- Zinshaus bis zum Parkplatz oder dem Wein- Wald-Verkäufe hatten im ersten Halbjahr haus in 1010 Wien um 34 Mio. Euro. garten und der Alpe – sie alle zeigen durch- 2015 mit 60 Mio. Euro und +68 % mehr als wegs Zuwächse. im Vergleichszeitraum 2014 besondere Kon- Burgenland Während in Österreich 2014 von Jänner junktur. Die Verkäufe von Landwirtschaften 3000 Immobilien-Verkäufe registrierten bis Juni nur 15.800 Wohnungsverkäufe ver- legten im Halbjahresvergleich 2015 zahlen- die Grundbücher im ersten Halbjahr 2015 im büchert wurden, waren es heuer 21.500 mäßig ebenfalls stark zu: +47 % auf 300 Ein- Burgenland. Der Gegenwert dafür lag bei (+36 %). Der Wert der gehandelten Eigen- heiten. 205 Mio. Euro. Das sind also 29 % mehr tumswohnungen stieg dabei von 3,17 Mrd. Transaktionsstück, aber nur um 5 % mehr Euro auf 4,13 Mrd. Euro (+30 %). Schnelligkeit verstärkt Boom Transaktionsvolumen in Euro. Am stärksten, Die Anzahl bzw. der Wert der Einfami- „Bei all den genannten Zahlen und Stei- nämlich um rund die Hälfte, ist die Anzahl lienhaus-Verkäufe stieg im ersten Halbjahr gerungsraten darf zur gesamthaften Bewer- der Verkäufe in Güssing und Eisenstadt (Stadt, 2015 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 tung des Booms nicht außer Acht gelassen Umgebung, Rust) gestiegen, am schwäch- von rund 4.000 Stück um mehr als 900 Mio. werden“, erklärt Anton E. Nenning, verant- sten in Jennersdorf, Neusiedl und Oberpul- Euro auf 5.300 Stück um 1,2 Mrd. Euro, also wortlich für den ImmoSpiegel bei RE/MAX lendorf, nämlich knapp unter 20 %. Die an- um jeweils rund ein Drittel. Austria, „daß ein wesentlicher Teil der zu- deren Bezirke lagen dazwischen. Bei den Grundstücken waren die Wachs- sätzlichen Verbücherungen 2015 im Ver- Wie schon in den Vorjahren war das teu- tumsraten geringer: Heuer brachte das erste gleich zu 2014 auf Beschleunigungen im erste gehandelte Immobilien-Objekt im Bur- Halbjahr in Österreich 13.000 Verkäufe um Verbücherungs-Prozeß zurückgeführt werden genland in Parndorf, diesmal um 17 Mio. 1,31 Mrd. Euro. Im Vergleich zu 2014 sind das kann.“ Die Zeit zwischen der Unterschrift Euro. +27 % mehr nach der Anzahl an Verkäufen unter den Kaufvertrag und der Verbücherung und um +17 % mehr an geflossenen Euros. im Grundbuch betrug 2014 im Mittel (Me- Kärnten Sonstige Gebäude – also nahezu alles, dian) 88 Tage und 2015 nur 69 Tage, also 19 In der südlichsten Ecke Österreichs ent- was nach oben ragt und nicht unter Einfa- Tage weniger. Diese 19 Tage kürzere Durch- fielen im ersten Halbjahr 2015 von den 3700 milienhaus, Mehrfamilienhaus, Zinshaus, laufzeit bedeuten, daß die Kauf-Akte der Immobilien-Verkäufen 1200 auf Klagenfurt Reihenhaus oder Haus am See fällt – wurden letzten 19 Tage des ersten Halbjahres 2015 (Stadt und Land) und 800 auf Villach (Stadt 2015 bisher 6.300 transferiert, das sind um mit der Verbücherungs-Geschwindigkeit von und Land). Die höchsten Mengen-Steige- +16 % mehr als im Vorjahr. Der gehandelte 2014 mit Sicherheit noch nicht verbüchert rungsraten registrierten die Grundbuchs-Ge- Wert lag bei 2,4 Mrd. Euro und damit um gewesen wären, also zusätzlich gezählt wur- richte in Klagenfurt Land, Feldkirchen und +31 % höher als zuletzt. den. „19 Tage von 181 Tagen des Halbjahres Hermagor, nämlich über 50 %. Die Bezirke Zinshaus-Verkäufe liegen mit + 37,5 % sind 10,5 % und erklären damit ein Drittel St. Veit an der Glan und Völkermarkt liegen wert- und mengenmäßig über dem Öster- des heurigen Wachstums im Vergleich zum knapp unter 20 %, die anderen Kärntner Be- reich-Schnitt. Waren es im ersten Halbjahr Vorjahr“, so Nenning. zirke dazwischen. In Summe bezahlten die 2014 noch knapp unter 200 Zinshäuser um Immobilienkäufer in Kärnten 580 Mio. Euro, 400 Mio. Euro, so sind es 2015 rund 270 Ein- Bundesländer im Detail um 41 % mehr als im Vorjahreszeitraum. heiten um 550 Mio. Euro. Dazu kommen noch In den Bundesländern ist der Trend durch- Spitzenreiter im Ranking sind Immobi- Zinshausanteile im Wert von ca. 70 Mio. Euro. aus unterschiedlich stark: lien, die zum Ende des Vorjahres unterschrie-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 60 Wirtschaft ben und im ersten und zweiten Quartal 2015 Leonding verzeichnete mit 23 Mio. Euro und heuer ein Gebäude in der Grazer Mur- verbüchert wurden: Ein Baurecht samt Ge- Oberösterreichs größten Immobilien-Trans- gasse um 6,5 Mio. Euro und ein Wohnhaus- bäude in Villach um 11,6 Mio. Euro, ein fer im ersten Halbjahr 2015. In der Linzer Komplex in Graz um 6,3 Mio. Euro. Grundstück in Wolfsberg um 9,5 Mio. und Industriezeile folgte ein Gebäude auf wert- ein Gebäude in Klagenfurt um 9 Mio. Euro. vollem Industrie-Bauland um 9,5 Mio. Euro Tirol und in Sattledt ein Baurechts-Objekt um 9,3 Obwohl schon im Vorjahr ein wesent- Niederösterreich Mio. Euro. licher Wachstumsmotor für den Immobilien- 11.400 Immobilien-Verkäufe mit einem markt hat Tirol im ersten Halbjahr 2015 wie- Gegenwert von 1,7 Mrd. Euro registrierten Salzburg der das drittstärkte Mengenwachstum in die blau-gelben Grundbücher von Jänner bis Der Immobilienmarkt im Bundesland ganz Österreich geliefert: Juni 2015. Das sind um 31 % mehr Immo- Salzburg zeigt sich völlig uneinheitlich und Mit einem Plus von 34 % nach der An- bilien und um 48 % mehr an Gegenwert. bringt die geringsten Mengen-Steigerungen zahl der Kaufverträge und 43 % beim Wert Die Zuwachsraten bei den Verbücherun- im Bundesgebiet. Während Hallein und St. steht das Land am Inn im ersten Halbjahr gen in Wien-Umgebung (Klosterneuburg, Johann mit 70 % bzw. 50 % stark zulegen 2015 mit 4900 Häusern, Wohnungen und Purkersdorf, Schwechat) von über 60 % sind konnten, lagen die Zuwachsraten in Zell am Grundstücken im Wert von 1,2 Mrd. Euro in enorm. Erfreulich und eigentlich auch über- See und Salzburg Land unter 20 % und in der Verbücherungs-Statistik. raschend ist – nach der Entwicklung der letz- Tamsweg und der Stadt Salzburg sogar nur Zuwachskaiser bei den Verkäufen waren ten Jahre – das Plus von über 60 % in den im einstelligen Bereich. Innsbruck, Lienz, Schwaz und Landeck mit Bezirken Gmünd und Waidhofen/Thaya. In Summe wechselten im ersten Halbjahr 60 % und mehr als im ersten Halbjahr 2014. Mehr als 40 % Zuwachs, also etwas über 2015 in Salzburg 3600 Immobilien mit einem Einzig der Bezirk Kitzbühel liegt nach der dem Landesschnitt, finden wir in Amstetten Transaktionsvolumen von mehr als 900 Mio. Zahl der Verkäufe geringfügig hinter dem inkl. Waidhofen/Ybbs, Korneuburg, Mistel- Euro den Besitzer. Vorjahr. bach, Tulln und Zwettl. Die Mega-Deals in Salzburg waren alle in Der dickste Tiroler Immo-Fisch war die Die Bezirke Gänserndorf, Neunkirchen, der Stadt: ein Zinshaus am Rathausplatz um Klinik in Münster um 42 Mio. Euro. Ein Ein- Wr. Neustadt (Stadt und Land) und St. Pölten 15,8 Mio. Euro, ein Gebäude in der Hell- familienhaus in Jochberg kostete 11,7 Mio. Land liegen mit ihren Zuwachsraten knapp brunner Straße um 10,8 Mio. Euro und ein Euro und ein Gebäude in Kitzbühel über unter 20 %, die anderen Bezirke dazwischen. Gebäude um 6,5 Mio. Euro in der Gnigler 7 Mio. Euro. In der Innsbrucker Angerzell- In den vier Bezirken Wien-Umgebung, Straße. gasse investierte ein Käufer 6,8 Mio. Euro; Mödling, Baden und Wr. Neustadt (Stadt in Kirchberg einer 6,4 Mio. Euro und einer und Land) lief 2015 bisher wertmäßig die Steiermark 5,2 Mio. Euro. Hälfte des gesamten niederösterreichischen 7900 Häuser, Wohnungen und Grund- Immobilien-Geschäfts. stücke fanden im ersten Halbjahr 2015 in der Vorarlberg 38 Mio. Euro flossen für ein Objekt in Steiermark neue Eigentümer, die dafür in Der Bezirk Feldkirch schaffte bei den Orth an der Donau, 22 Mio. Euro für ein Summe 1,2 Mrd. Euro bezahlten. Das war Immobilien-Verkäufen im ersten Halbjahr Gebäude in Bad Fischau und 19,3 Mio. Euro der Menge nach um 29 % mehr als 2014 und 2015 gegenüber 2014 eine Steigerung von kostete ein Gebäude in Vösendorf. um 23 % mehr an Wert. knapp unter 50 %. Die Bezirke Bregenz, Das Immobilienmarkt-Wachstum kam Dornbirn und Bludenz lagen immerhin mit Oberösterreich nahezu ausschließlich aus Graz und Umge- mehr als einem Drittel im Plus. 2800 Immo- Das Land ob der Enns liegt mit seinen bung und dem Bezirk Weiz. Das Wachstum bilien waren es in Summe im ersten Halbjahr Immobilien-Geschäften im ersten Halbjahr lag bei 40 % in der Stadt und über 50 % in 2015. 2015 weit über dem Bundestrend: Plus 37 % Graz-Umgebung und Weiz. Kein Wunder, Die Vorarlberger Steigerungsrate von an Verkäufen und plus 42 % an Wert. Damit daß die Hälfte aller steirischen Immobilien- 38 % ist Österreich-Rekord. Der Gesamt- findet sich Oberösterreich gemessen an sei- Transaktionen ebendort stattfanden. Preis dafür lag bei 700 Mio. Euro (+46 %). nen Steigerungsraten mengenmäßig am 2. Die Bezirke Bruck-Mürzzuschlag, Leib- Die Top-Verbücherungen 2015 sind u.a. und wertmäßig am 4. Bundesländer-Rang. nitz, Deutschlandsberg und Liezen liegen je- ein Gebäude in Schlins um 11,5 Mio. Euro, In absoluten Zahlen: ca. 8000 Immobilien weils mit 20 % oder mehr im Plus, alle ande- ein Gebäude in Dornbirn um 7,5 Mio. Euro um 1,3 Mrd. Euro wechselten in den Mona- ren Bezirke liegen noch im zweistelligen Be- und ein wunderschönes Einfamilienhaus in ten Jänner bis Juni 2015 die grundbücher- reich darunter. Einzig Hartberg-Fürstenfeld Lech um 5,5 Mio. Euro. lichen Besitzer. liegt mit einem statistischen Ausreißer noch Besonders die Bezirke Braunau, Gries- unter dem Vorjahr. Sicherheit aus dem Grundbuch kirchen, Kirchdorf, Ried und Vöcklabruck Die größten Immo-Transfers in der steiri- Die Grundlagen für die verlässlichsten trugen mit Wachstumsraten von mehr als schen Verbücherungs-Hit-Liste wurden eben- verfügbaren Immobilien-Marktdaten in Ös- 40 % dazu bei. Regelrechte Ausreißer waren falls knapp vor Jahreswechsel unterfertigt terreich liefert das Grundbuch mit seinen Eferding, Steyr (Stadt und Land) und Frei- und demzufolge erst heuer verbüchert: Ein öffentlich zugänglichen Kaufverträgen, die stadt mit Steigerungsraten von 60 % und mehr. Gebäudekomplex in der Grazer Wienerstras- von IMMOunited – Roland Schmid in der Die traditionellen Schwergewichte am se um 11,9 Mio. Euro, ein Studentenheim in Kaufvertrags-Sammlung komplett erfaßt und Immobilienmarkt, die Bezirke Gmunden und Graz um 8,0 Mio. Euro, ein Gebäude in der von RE/MAX Austria ausgewertet und ana- die Stadt Linz, verzeichneten einen Zuwachs Mitterstraße in Graz um 7,8 Mio. Euro, ein lysiert werden.  von knapp unter 20 %. Objekt in Weng im Gesäuse um 7,4 Mio. Euro http://www.remax.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 61 Chronik Villach: Tausende Trachtenträger beim schönsten Altstadtfest er offizielle Höhepunkt des Villacher DKirchtags war auch heuer wieder der prächtige Trachtenfestzug durch die Villa- cher Altstadt, bei dem am Samstagnachmit- tag (1. August) die begeisterten Zuschau- erInnen 80 Brauchtumsgruppen und mehr als 3000 Trachtenträgern applaudierten. Angeführt wurde der Umzug traditionell von Vertretern der Bauerngman und des Kirchtagsvereines. Die am weitest angerei- sten Brauchtumsgruppen kamen aus Lettland und der Ukraine. Bürgermeister Günther Albel – erstmals als offizieller Kirchtagsgast- geber – freute sich über das perfekte Gelin- gen des schönsten Altstadtfestes Österreichs und drehte einen flotten Eröffnungstanz. Auf der Festtribüne genossen zahlreiche Foto: Stadt Villach / Augstein Bürgermeister Günther Albel und Minister Rudolf Hundstorfer beim Eröffnungstanz Ehrengäste, darunter auch Bundesminister Rudolf Hundstorfer, sowie Repräsentanten des Miteinanders, des Brauchtums und der Wie seit Jahren üblich schloß auch heuer der Landesregierung, der Villacher Partner- Volkskultur“, betonte Albel, der auch ein die EMV Stadtkapelle den Festumzug musi- städte und des gesamten Alpen-Adria-Rau- mehr an Solidarität einforderte. Und der Bür- kalisch ab. Am Sonntag (2. August) klang mes die vielen Brauchtumsdarbietungen und germeister hatte auch noch einen Tip für der 72. Villacher Kirchtag mit dem traditio- das farbenprächtige Erlebnis. Minister Hundstorfer parat: „Lieber Herr Mi- nellen Familientag und Kinderkirchtag ge- „Die Villacherinnen und Villacher verste- nister, nimm ein Stück Lebensfreude der Vil- mütlich aus.  hen es zu feiern. Der Villacher Kirchtag mit lacher mit nach Wien, ich bin mir sicher, daß http://www.villach.at seiner Weltoffenheit ist ein starkes Zeichen diese gute Stimmung gebraucht wird!“ http://www.villacherkirchtag.at Bunte Hydranten verschönern Klagenfurt ie sind ein Blickfang, verschönern die SStraßen Klagenfurts und jedes Jahr kom- men welche dazu. Die Rede ist von den bunt und kunstvoll gestalteten Hydranten. Schon seit mehreren Jahren findet im Sommer das Projekt „Hydrant-Art“ statt – ein Arbeitsprojekt von Streetwork der Stadt Klagenfurt und den Stadtwerken Klagenfurt, Geschäftsbereich Wasser. Dabei verschönern junge Menschen im Alter zwischen 14 bis 30 zusammen mit ihrer Streetworkerin Tina Pol- lack Hydranten in ganz Klagenfurt mittels Sprühtechnik. Zuerst wird der Hydrant gereinigt und ab- geschliffen, dann wird mit bunten Sprüh-

farben eine Grundierung geschaffen. Darauf Foto: Stadtpresse / Pachernig kommen mittels Schablonen-Technik noch Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler überzeugte sich in Waidmannsdorf vor Ort mit die verschiedensten Motive. „Hydrant-Art Ernst Nagelschmied (Abteilung Gesundheit) und Streetworkerin Tina Pollack und den jungen Künstlerinnen von der kreativen »Hydrant-Art«. ist eine tolle Sache für die jungen Menschen, die es im Leben nicht so leicht haben“, sagte in Waidmannsdorf. In den vergangenen zwei grüßt: „Es kommt immer wieder zu Ge- Sozial- und Gesundheitsreferent Vizebürger- Wochen wurden bereits über 60 Hydranten sprächen mit Anrainern, die durch die Kom- meister Jürgen Pfeiler, der die Streetwork- verschönert. In ganz Klagenfurt gibt es übri- munikation mit unseren Klienten wiederum Klienten besuchte und von ihrer Arbeit faszi- gens 1600 Hydranten, wovon schon über Vorurteile abbauen.“ niert war. „Es ist eine sinnvolle Beschäfti- 1.000 verziert wurden. „Diese Beschäftigung bietet den jungen gung, die auch dazu beiträgt, den Selbstwert Ernst Nagelschmied vom Gesundheitsre- Streetwork-Klienten eine Tagesstruktur, aus- der Jugendlichen zu steigern.“ ferat der Stadt freut sich über das überaus serdem vertiefen sie bei der Arbeit auch All- Jedes Jahr findet diese Aktion in einem positive Echo seitens der Klagenfurter Be- tagsfertigkeiten“, sagt Tina Pollack.  anderen Klagenfurter Stadtteil statt – heuer völkerung, die das Projekt zu 90 Prozent be- http://www.klagenfurt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 62 Chronik 26 Junior-Ranger sorgen im Nationalpark für frischen Wind ie Monate Juli und August bedeuten nicht Dnur Hochsaison im Betrieb des National- parks Hohe Tauern, sondern auch Ferienzeit für viele Jugendliche in der Nationalparkre- gion. „Es liegt auf der Hand, beide Tatsachen zu verbinden und interessierten Jugendlichen eine gelungene Mischung aus Ferialarbeits- platz, Umweltbildung und Naturerlebnis an- zubieten. Das kommt sehr gut an: Jedes Jahr übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem. Schon heute liegen Bewerbungen für den Sommer 2016 in der Nationalpark- verwaltung“, so Nationalparkreferentin und Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler am 21. August über die 26

Junior-Ranger, die diesen Sommer für ju- Foto: Land Salzburg / Landes-Medienzentrum gendlichen Wind im Nationalpark sorgen. Nicht nur eine solide Einschulung ist Teil des Junior-Ranger-Programms, auch In den vergangenen Jahren hat die Natio- gemeinsame Erlebnisse im Nationalpark dürfen nicht zu kurz kommen… nalparkverwaltung an den Zugängen in die wichtigste persönliche Kontakt zu unseren Nationalparkeinrichtungen gehören ebenso Nationalparktäler – in der Regel bei den Gästen im Nationalpark“, strich National- dazu wie zwei gemeinsame Nationalpark-Er- Parkplätzen – Informationshütten errichtet, park-Direktor Wolfgang Urban die verant- lebnistage mit Übernachtung auf einer Hütte. um die BesucherInnen des Nationalparks über wortungsvolle Rolle der Jugendlichen her- „Der Nationalpark Hohe Tauern gehört mit die Wanderwege, Schutzhütten, Lehr- und vor. „Jeden Sommer registrieren wir an den den 25 bis 30 Ferienjobs pro Sommer zu den Themenwege, geführte Ranger-Wanderungen automatischen Zählstellen an den Taleingän- größten Ferialarbeitgebern in der Region“, so und die Besonderheiten, die jedes National- gen immerhin an die 800.000 Eintritte in den Rössler. Die BesucherInnen erhalten einen parktal bietet, ausführlich zu informieren. Nationalpark.“ persönlichen Service von gut eingeschulten, Natürlich gibt es hier auch Literatur zum Seit 2013 ermöglicht eine Kooperation sympathischen jungen Menschen aus der Re- Nationalpark, T-Shirts, Trinkflaschen und mit der Sparkasse Mittersill und dem Sport- gion, und die Jugendlichen profitieren nach- einiges mehr zu kaufen. Den ganzen Tag bekleidungs-Hersteller „2117 of Sweden“ sen haltig davon, Natur und Nationalpark als über werden diese Infohütten von den Junior- sukzessiven Ausbau des Junior-Ranger-Pro- Teil ihrer Heimat noch besser kennen, schät- Rangern der Nationalparkverwaltung betreut. gramms. Eine intensive mehrtägige Einschu- zen und lebendig vermitteln zu lernen.  „Sie sind meistens der erste und daher lung und Exkursionen zu allen wichtigen http://www.hohetauern.at Dr. Leo Wallner Platz für Baden eo Wallner, der langjährige Generaldi- Juni 1996 Generaldirektor Leo Wallner das Lrektor der Casinos und u.a. Ehrenbürger Ehrenbürgerrecht. Seine Verdienste wirken der Stadt Baden, ist am 29. Juli 2015 im weit über seinen Tod hinaus. Alter von 79 Jahren von uns gegangen. In Absprache zwischen Bürgermeister Leo Wallner war von 1968 bis 2007 Ge- KommR Kurt Staska und der Casinos Austria neraldirektor der Spielbanken AG bzw. der AG soll der rechts neben dem Eingang zum Casinos Austria AG und baute diese zu einem Congress Casino Baden gelegenen Platz da- der weltweit größten Unternehmen dieser her die Bezeichnung „Dr. Leo Wallner Platz“ Branche aus. In dieser Zeit setzt er auch in erhalten. Damit sollen Generaldirektor Leo der Stadt Baden zahlreiche Akzente. Wallner und seine Verdienste in dauerhafter Vor allem ist in diesem Zusammenhang Erinnerung bleiben. der auf seiner Initiative beruhende Umbau Bürgermeister KommRat Kurt Staska: des ehemaligen Kongreßhauses, Kaiser- „Zum Zeichen des Dankes für die Leistun- Franz-Ring 1, zu Europas größtem Veranstal- gen und Verdienste von Generaldirektor Dr. tungs- und Kongreß-Casino, dem Congress Leo Wallner, insbesondere auch um die Stadt Casino Baden, zu nennen, wodurch Wallner Baden, gibt es wohl keinen geeigneteren Ort erheblich dazu beitrug, daß die Attraktivität als den Vorplatz des Casinos in Baden, um der Fremdenverkehrsstadt Baden wesentlich diesen nach Dr. Leo Wallner zu benennen. gesteigert werden konnte. Sein Einsatz und sein Wirken – wirtschaft- In Anerkennung seiner Verdienste zum Foto: Stadt Baden / zVg lich, touristisch, aber auch als Wegbeglei- Leo Wallner Wohle der Stadt Baden verlieh der Gemein- * 4. November 1935 in Amstetten, ter – soll damit eine gebührende Anerken- derat der Stadt Baden mit Beschluß vom 26. † 29. Juli 2015 in Wien nung und Würdigung erfahren!“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 63 Gastronomie & Kulinarisches Es wird Weinherbst Wenn für die Winzer die arbeitsreiche Lese beginnt, fängt für Genießer die schönste Zeit im Jahr an – der Weinherbst Niederösterreich. Über 800 stimmungsvolle Events bietet Europas größtes Weinfestival bis Ende November.

ereits zum 20. Mal hielt am 21. August Bder Weinherbst in Niederösterreich Ein- zug. Ursprünglich ins Leben gerufen, um nach der Lese den jungen Wein genuß- und stimmungsvoll zu zelebrieren, ist der bunte Eventreigen heute mit über 800 Veranstal- tungen in rund 100 Gemeinden Europas größtes Weinfestival. „Der Wein prägte Niederösterreich in sei- ner Landschaft, Kultur und Tradition. Dank dem Fleiß der Winzerinnen und Winzer zählt Niederösterreich heute zur internationalen Weinelite“, so Tourismus-Landesrätin Petra Bohuslav. „In diesem Jahr wird den Weinku- linarien besondere Aufmerksamkeit gewid- met. Bis zu 7-Gänge-Menüs, von Haubenkö- chen beeindruckend inszeniert und meist von Live-Musik begleitet, sind ein einzigar- tiges Erlebnis, das nicht nur Weinliebhaber erfreut“, ergänzt Christiane Windsperger, Pro- Foto: Weinstraße Carnuntum/Tom Lamm kuristin der Niederösterreich-Werbung. Das historische Ambiente des Freilichtmuseums Petronell-Carnuntum ist Anfang Ob gesellige Kellergassenfeste, Weingar- September erstmalig Schauplatz für ein Genußspektakel der besonderen Art. tenwanderungen oder das Erlebnis Weinlese an sich, das Weinherbst-Programm ist in Niederösterreich sehr facettenreich wie etwa mit dem Weinherbst-Kulinarium in Feuers- brunn bei Mörwalds Restaurant „Zur Trau- be“ jeweils von Freitag bis Dienstag bis 4. Oktober, das Weinfest Gumpoldskirchen von 19. bis 30. August sowie das Retzer Weinle- sefest vom 25. bis 27. September.

Länger genießen geht nicht Wem die Wahl unter den vielen Veran- staltungen des vinophilen Festreigens zur Qual wird, dem sei die Genußmeile in der Thermenregion Wienerwald empfohlen. Dort wächst, das wußten schon die alten Römer, ein ganz besonderer Wein und Kenner be- zeichnen die Gegend auch als das österrei- chische Burgund. Und es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, sich durch die Vielfalt edler Tropfen zu kosten, als ein Besuch der Foto: Niederösterreich-Werbung/Rita Newman längsten Schank der Welt. Am 5. und 6. so- Knalliger Auftakt nannte man die Hüter der Weinberge, die die wie am 12. und 13. September bieten rund Es lohnt sich, bereits am ersten Septem- Trauben gegen Diebe verteidigten. 80 Winzer zwischen den Orten Mödling und ber-Wochenende anzureisen. Denn die Ge- Heute sind Traubendiebe selten, das Vöslau alles zur Verkostung an, was aus nußmeile wird traditionell nicht eingeläutet, Brauchtum jedoch lebt weiter. Und so feiert Weintrauben gemacht werden kann. Und da- sondern „eingeschossen“ – mit dem Gebirgs- man in Gumpoldskirchen noch heute den zu zählen nicht nur die Zierfandler und Rot- aufschießen. Dieser Brauch diente einst Start in die Erntezeit mit dem Gebirgsauf- gipfler, sondern auch Traubenmost und dazu, den Beginn der Lesezeit zu signalisie- schießen.  Sturm. ren und das Ende der Hiata-Zeit. Hiata, so http://www.weinherbst.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 64 Personalia Salzburger Festspiele: Barenboim feierte 50jähriges Jubiläum Foto: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner v.l.: Sven-Eric Bechtolf (Künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele), Andreas Großbauer (Erster Violinist der Wiener Philharminoker), Jubilar Maestro Daniel Barenboim und Helga Rabl-Stadler (Präsidentin der Salzburger Festspiele) ichtlich gerührt war Daniel Barenboim boim gab als zehnjähriger Bub in kurzen Ho- den Salzburger Festspielen zur Aufführung Snach seiner Probe mit den Wiener Phil- sen im Jahre 1953 seinen ersten Klavier- gebracht. 1990 debütierte er als Dirigent mit harmonikern am 19. August, als er mit einem abend in Wien. Der Musikkritiker der ‚Wie- dem Berliner Philharmonischen Orchester Empfang überrascht wurde. Der Anlaß: Fast ner Zeitung‘ sprach damals von der Zu- und Werken von Arnold Schönberg und Lud- auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 18. Au- kunftssicherheit dieses Talentes, das ihm wig van Beethoven. gust 1965, debütierte Barenboim bei den kein übliches zum Versickern bestimmtes Sein Engagement zur Völkerverständi- Salzburger Festspielen – als Pianist im Wunderkind schien, und formulierte auf fol- gung durch Musik im Nahen Osten erwähn- Orchesterkonzert mit den Wiener Philharmo- gende Weise seine Voraussage: ‚Wir hoffen, te die Präsidentin ebenso wie die musikali- nikern unter dem Dirigat von Zubin Mehta. dieses besondere Talent in einem Dutzend schen Erfolge des Maestros. – Im Jahr 1999 Mozarts Konzert für Klavier und Orchester von Jahren bei den Salzburger Festspielen zu gründete Barenboim sein West-Eastern c-Moll KV 491 stand auf dem Programm. hören.‘ Die zwölf Jahre sind um – Daniel Divan Orchestra, das zu gleichen Teilen aus Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Barenboim verbeugte sich gestern vor einem israelischen und arabischen Musikern be- der Künstlerische Leiter, Sven-Eric Bechtolf, begeisterten Publikum und dankte Mehta steht. überraschten den Jubilar mit einer Feier. und den Wiener Philharmonikern für präch- Rabl-Stadler zitierte aus Barenboims Er- Helga Rabl-Stadler zitierte dabei in ihrer tiges Zusammenwirken.“ öffnungsrede von 2010: „Es hilft unendlich Dankesrede aus den Kritiken von damals. Auch am 18. August 2015 waren die Wie- viel zum Frieden, nicht auf den anderen zu „Die junge Generation rückt nach …“, ner Philharmoniker an der Seite des Maes- warten, bis er kommt, sondern auf ihn zuzu- schreibt der Kritiker Erik Werba am 20. Au- tros. „Unsere Geschichte geht ja noch viel gehen.“ – ein Zitat, das Barenboim wiederum gust 1965. Und weiter: „Der Pianist Daniel weiter zurück“, sagt er. „Schon als Kind war von Friedrich von Weizsäcker entlehnt hatte. Barenboim, Südamerikaner von Geburt, nun es für mich etwas ganz Besonderes, ein Kon- Er fühle sich sehr geehrt und glücklich seit längerem in Tel Aviv daheim, zählt zwei- zert der Wiener Philharmoniker zu sehen über so viel Aufmerksamkeit von Seiten der undzwanzig Lenze und hat erst vor kurzem und es ist bis heute besonders geblieben.“ Salzburger Festspiele, sagte Daniel Baren- in Berlin als Solist des Klavierkonzertes von Sie sei froh und stolz einen wie Daniel boim, wolle den Jubel-Kuchen nun aber ohne Wilhelm Furtwängler Aufsehen erregt.“ Barenboim regelmäßig bei den Salzburger zu viel Sentimentalität anschneiden…  Doch schon viel früher hat man das Ta- Festspielen begrüßen zu dürfen, sagte Fest- http://www.salzburgerfestspiele.at lent des Argentiniers erkannt, denn weiter spielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. 64 Auf- http://www.west-eastern-divan.org heißt es in der Rezension: „Daniel Baren- tritte hat der Jubilar in diesen 50 Jahren bei http://www.wienerphilharmoniker.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 65 Personalia Todestag von Prammer: Bures und Kopf legen Kranz nieder m 2. August jährte sich zum ersten Mal Ader Todestag von Barbara Prammer, die ab Oktober 2006 acht Jahre lang an der Spit- ze des österreichischen Parlaments gestanden war. Aus diesem Anlaß legte Nationalrats- präsidentin Doris Bures gemeinsam mit dem Zweiten Präsidenten des Nationalrats, Karl- heinz Kopf, am 31. Juli im Namen des Natio- nalrats einen Kranz am Grab der Verstor- benen am Wiener Zentralfriedhof nieder. Bures über ihre Amtsvorgängerin: „Bar- bara Prammer ist unermüdlich und mit gan- zer Tatkraft für die Weiterentwicklung des Parlamentarismus eingetreten, sowohl auf na- tionaler als auch auf internationaler Ebene.

Als Nationalratspräsidentin hat sie den Par- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer lamentarismus in Österreich nachhaltig ge- Nationalratspräsidentin Doris Bures (S) und der Zweite Nationalratspräsident prägt und die Öffnung des Hohen Hauses Karlheinz Kopf (V) am Grab von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer vorangetrieben. In Erinnerung bleiben wird wert und die Würde des Parlaments als Zen- zur Aufarbeitung der Geschichte sowie von Prammer vor allem auch für ihr konsequen- trum des demokratischen Österreich und die ihrem Engagement für die Rechte der ethni- tes Eintreten gegen das Vergessen national- stetige Weiterentwicklung der parlamentari- schen Minderheiten. Wir gedenken heute einer sozialistischer Gräueltaten.“ schen Demokratie. Ihr politisches Leben war Politikerin, die sich stets bemühte, das Wis- Der Zweite Präsident des Nationalrats, geprägt von ihrem Einsatz für die gesell- sen und das Verständnis um beziehungswei- Karlheinz Kopf, sagte: „Vor einem Jahr starb schaftliche Gleichstellung der Frauen, gegen se für die Demokratie vor allem bei den jun- mit Präsidentin Prammer eine engagierte jede Form von Rassismus, Gewalt und Dis- gen Menschen zu stärken.“  Kämpferin für den unverzichtbaren Stellen- kriminierung, von einem klaren Bekenntnis http://www.parlament.gv.at NÖ: Superintendent Paul Weiland plötzlich verstorben lötzlich und völlig unerwartet ist am hauskapelle gehalten, den Bischof Michael PSonntag, dem 16. August, der Superin- Bünker gestaltete. Zur Beerdigung und zum tendent der Evangelischen Kirche in Nieder- Gottesdienst waren zahlreiche Repräsentan- österreich, Paul Weiland, verstorben. Wei- ten der Kirchen, der Politik und des öffent- land, der im September seinen 66. Geburts- lichen Lebens gekommen. tag gefeiert hätte, erlag am späten Nach- Mag. Paul Weiland war seit 1. September mittag im Krankenhaus in St. Pölten einem 1998 Superintendent der Diözese Niederös- akuten Herzversagen. „Der Tod von Paul Wei- terreich. Weiland wurde am 14. September land ist ein riesiger Verlust für die Evange- 1949 in Rottenmann in der Steiermark gebo- lische Kirche in Niederösterreich, für die ren und wuchs im burgenländischen Stadt- Gesamtkirche und weit darüber hinaus“, schlaining auf. Von 1979 bis 1998 wirkte er sagte Bischof Michael Bünker in einer ersten als Pressepfarrer der Evangelischen Kirche Stellungnahme gegenüber dem Evangeli- A.u.H.B. in Österreich und als Geschäftsfüh- schen Pressedienst. Durch seine Stellung in rer des Evangelischen Presseverbandes. Als der Ökumene und in der Öffentlichkeit habe Chefredakteur verantwortete er in dieser Zeit Weiland als Vertreter einer Minderheitskir- die Herausgabe der gesamtösterreichischen che „beispielhaft die gesamtgesellschaftli- evangelischen Kirchenzeitung „SAAT“. Als che Bedeutung des Evangeliums glaubwür- Foto: Superintendent gehörte Weiland der Synode dig vorgelebt“. Das Eintreten für die Schwa- Superintendent Paul Weiland A.B. und der Generalsynode der Evangeli- chen in der Gesellschaft und das diakonische Anteilnahme gilt allen, die um ihn trauern, schen Kirche in Österreich an. Engagement der Kirche waren ihm, so Bün- insbesondere seiner Frau Marianne“, erklärt 2012 wurde Superintendent Paul Weiland ker, ein besonderes Anliegen, was sich auch der Bischof. mit dem „Großen Goldenen Ehrenzeichen in Weilands Stellungnahmen in der Öffent- Die Beerdigung fand am 21. August auf für Verdienste um die Republik Österreich“ lichkeit widerspiegle. Daß Niederösterreich dem Hauptfriedhof St. Pölten statt, die Ein- ausgezeichnet, 2009 hatte er das „Silberne die evangelische Diözese mit den meisten segnung wurde von einem der Stellvertreter Komturkreuz mit dem Stern für Verdienste Kirchenneubauten ist, hänge auch mit Wei- des Superintendenten, Senior Pfarrer Karl- um das Bundesland Niederösterreich“ erhal- lands Wirken zusammen. Weilands Tod sei Jürgen Romanowski, vorgenommen. Danach ten.  „ein großer, schmerzhafter Verlust. Unsere wurde ein Trauergottesdienst in der Land- http://www.evang.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 28. 07. 2015 66 Wissenschaft & Technik Österreichs erste Pilotfabrik eröffnet in der Seestadt Aspern 20 Industrieunternehmen statten die Fabrik mit modernen Maschinen aus, um neue Produktionsverfahren zu entwickeln. Bis 2017 errichtet das bmvit drei weitere. Foto: bmvit / Zinner v.l.: Klaus Pseiner (FFG), Wolfgang Hesoun (Siemens Österreich), Renate Brauner (Wirtschaftsstadträtin Wien), Alois Stöger (Bundesminister BMVIT), Michael Häupl (Bürgermeister Wien) und Sabine Seidler (Rektorin TU Wien) nach der Eröffnung

m 24. August eröffneten Bundesmini- Technische Universität Wien auf dem Ge- nehmen in ihrer regulären Produktion aufge- Aster Alois Stöger, Wiens Bürgermeister lände der Seestadt Aspern eine Fabrik, mit nommen werden können. Starten wird die Michael Häupl, die Wiener Wirtschaftsstadt- der sich heimische Unternehmen auf die Zu- Pilotfabrik im Technologiezentrum aspern rätin Vizebürgermeistern Renate Brauner, kunft der Industrieproduktion einstellen: Die IQ, wo heute der „researchTUb“, ein ge- TU-Rektorin Sabine Seidler und Siemens- durchgängige Digitalisierung und Vernet- meinsames Labor von TU Wien, Wirt- Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hesoun zung von Werkzeugmaschinen, Robotern und schaftsagentur Wien und Wien 3420 behei- Österreichs erste Pilotfabrik. Auf Initiative Produkten über das Internet – kurz Industrie matet ist. Bis 2017 wird das bmvit in Öster- des Bundesministeriums für Verkehr, Innova- 4.0. Neue Methoden und Produktionsver- reich drei weitere Pilotfabriken errichten. Die tion und Technologie (bmvit) und mit Un- fahren werden in der Pilotfabrik erforscht und heimischen Produktionsunternehmen erhal- terstützung der Stadt Wien entwickelt die entwickelt, damit sie später von den Unter- ten so direkten Zugang zu den neuesten Tech-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 28. 07. 2015 67 Wissenschaft & Technik nologien und werden damit im globalen Wett- bewerb gestärkt. In diesem Sinne erklärt auch Bundesmi- nister Alois Stöger seinen Einsatz für das Projekt: „Weltweit stellen die großen Pro- duktionskonzerne ihre Arbeit völlig um. Sie vernetzen ihre Zulieferbetriebe mit den Fa- briken genauso wie ihre Maschinen unter- einander. Die Unternehmen können damit schneller und kostengünstiger produzieren sowie individuelle Kundenwünsche im indu- striellen Maßstab erfüllen. Österreichs Pro- duktionswirtschaft will bei Industrie 4.0 an vorderster Stelle dabei sein. Als Technolo- gieminister unterstütze ich die heimischen Produktionsunternehmen dabei.“ Foto: bmvit Wiens Bürgermeister Michael Häupl Michael Häupl und BM Alois Stöger interessieren sich für das mi-bike, ein österrei- ergänzt: „Wien hat in den vergangenen Jah- chisches Produkt, das gemeinsam von mit der TU Wien / researchTUb GmbH ent- ren seinen Ruf als weltweit angesehener In- wickelt und von der GW St. Pölten Integrative Betriebe GmbH in Serie gefertigt wird – http://www.mi-bike.at novationsstandort gestärkt und ausgebaut. Das ist ein Ergebnis der guten Zusammen- brauchen Räume, in denen sie neue Metho- gang Hesoun: „Die zunehmende Digitalisie- arbeit der Stadt Wien mit den Wiener Un- den gemeinsam mit kompetenten Forsche- rung bringt weitgehende Veränderungen für ternehmen und Forschungseinrichtungen. Es rinnen und Forschern entwickeln und testen die Unternehmen und die Gesellschaft. Für ist also eine geradezu logische Folge, daß die können. Dazu schaffen wir Pilotfabriken, den Standort Österreich ist dies Chance und Pilotfabrik in der Seestadt Aspern in Wien aus hier wird sich die Zukunft der österreichi- Herausforderung zu gleich. Industrie 4.0 ist der Taufe gehoben wird“, so Häupl. schen Industrie entscheiden“, so Stöger. nicht nur Hebel zu Effizienzsteigerung, son- Bis 2017 soll die Pilotfabrik weiter wach- Insgesamt werden 4 Mio. Euro in die dern auch eine Chance neue Dienstleistun- sen: Die Wirtschaftsagentur Wien plant in erste Pilotfabrik investiert. Die Hälfte davon gen und innovative Geschäftsmodelle zu unmittelbarer Nachbarschaft zum aktuellen wird vom bmvit finanziert, den Rest inve- entwickeln. Gerade für Hochlohnländer wie Standort eine eigene Fabrikshalle für die Pi- stieren die TU Wien und beteiligte Unter- Österreich sind intelligente Produktionsfor- lotfabrik zu errichten. Neben dem Weltkon- nehmen, darunter Siemens Österreich, GGW men wichtig, um im internationalen Wett- zernen Hoerbiger, Opel und den weiteren Un- Gruber und EMCO. Gemeinsam mit den 20 bewerb zu reüssieren und Standortnachteile ternehmen im Technologiezentrum aspern Unternehmen plant die TU zum Beispiel die auszugleichen. Dafür braucht es profunde IQ ist die Pilotfabrik ein weiterer Baustein sogenannte „variantenreiche Serienfertigung“. Kenntnisse. Diese können gemeinsam in die- für den Technologiehotspot in der Seestadt. Das ist jene neue Form der Produktion, in ser Pilotfabrik erforscht und weiter entwik- „Mit der Pilotfabrik hat die Seestadt der Kunden individuelle Einzelstücke vom kelt werden. Siemens ist daher in der ersten einen weiteren Schritt in die Zukunft der In- Fließband erhalten, z. B. maßgeschneiderte österreichischen Pilotfabrik aktiv, um das dustrie gesetzt. Es gilt Lösungen anzubieten, Prothesen und persönlichen Bedürfnissen Thema in Österreich zu treiben.“ die uns im weltweiten Wettbewerb unter- angepaßte Autos. Außerdem wollen die TU scheidbar machen – das sichert derzeit Wien und die Unternehmen in der Pilot- Zeitplan und nächste Schritte 170.000 Menschen ihre Arbeit in 8500 Wie- fabrik individualisierte 3D-Drucker produ- Die erste Phase der Pilotfabrik läuft bis ner industrienahmen Unternehmen. Daher zieren. 3D-Druck selbst ist eine Schlüssel- 2017. Dann soll die neue Fabrikshalle am werden wir den weiteren Ausbau der Pi- technologie für die Produktion. Gelände neben dem derzeitigen Standort be- lotfabrik hier in der Seestadt aktiv unterstüt- Die Pilotfabrik soll darüber hinaus auch zogen werden. Die Wirkung der Pilotfabrik zen“, so Vizebürgermeisterin Renate Brauner. als Lernlabor für die Weiterbildung der Mit- soll laufend evaluiert werden und die ge- Österreichische Produktionsunternehmen arbeiterInnen genutzt werden. „Es geht um wonnenen Erkenntnisse in die Planung wei- sind schon jetzt im internationalen Spitzen- die Entwicklung von Prototypen und Pro- terer Pilotfabriken einfließen. feld, etwa bei Maschinenbau, KFZ-Kompo- dukttechnologien, Verfahrenstechnologien „Die Pilotfabriken sind ein wesentlicher nenten, High-Tech-Werkstoffen und in der und -prozessen bis zur Marktreife. An realen Baustein, um im Wettbewerb der Industrie- Umwelttechnik. „Industrie 4.0“ sichert ihnen Industriemaschinen und Logistiksystemen standorte auf der Gewinnerseite zu sein! einen fixen Platz in internationalen Zuliefer- können Studierende und WissenschaftlerIn- Darum geht es mir vor allem: Die industriel- ketten. Dafür benötigen die Unternehmen nen neue Entwicklungen testen und For- le Arbeit in Österreich langfristig zu halten. neue Methoden und Verfahren, die sie außer- schungsprojekte umsetzen ohne eine laufen- Bis 2017 werden wir daher drei weitere Pi- halb des regulären Betriebs entwickeln und de Produktion zu stören“, erläutert TU-Rek- lotfabriken errichten. Mit den vier Standor- testen müssen – in sogenannten Pilotfabri- torin Sabine Seidler. ten werden wir es schaffen, daß sich unsere ken. Für viele heimische Produktionsunter- Siemens Österreich ist einer der Projekt- heimische Produktionswirtschaft beispiels- nehmen wäre es jedoch zu teuer, sich eine partner in der Pilotfabrik. Was sich das Un- weise in den internationalen Zulieferketten eigene Pilotfabrik zu bauen. Hier setzt das ternehmen von seinem Engagement erwar- der Automobilindustrie noch fester veran- bmvit an: „Österreichs Produktionsbetriebe tet, beschreibt Vorstandsvorsitzender Wolf- kern wird“, so Stöger abschließend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 68 Wissenschaft & Technik Auf dem Weg zum schnelleren Quantencomputer? Ungeordnetes Quantenrechnen verbessert Effizienz

in Team von PhysikerInnen der Univer- Esität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften um Philip Walther und Caslav Brukner demonstrieren ein neues Quantenrechenschema, bei dem verschiedene Reihenfolgen von Rechenope- rationen gleichzeitig prozessiert werden. Die WissenschafterInnen nutzten diesen Effekt, um eine Aufgabe effizienter als mit einem Standard-Quantencomputer zu lösen. Ihre Ideen könnten die Grundlage für eine neue Art des Quantenrechnens mit dem Potenzial für noch schnellere Quantencomputer bil- den. Ihre Ergebnisse wurden in „Nature Com- munications“ veröffentlicht. Seit ihrer frühen Entwicklung hat die Quantenmechanik unserer natürlichen Denk- weise getrotzt und PhysikerInnen dazu ge- © Gruppe Philip Walther, Universität Wien Die Quantenmechanik erlaubt nicht nur die Superposition von Quantenzuständen, zwungen, mit sonderbaren Ideen zurechtzu- sondern auch die Superposition von Quantengattern, den Grundbausteinen eines kommen. Obwohl sie schwierig zu begreifen Quantencomputers. Es wurde gezeigt, daß durch die Superposition von zwei sein mögen, können Quantenphänomene im Quantengattern A und B, eine ungeordnete Quantenrechnung effizienter als eine eindeutig definierte, geordnete Quantenrechnung gelöst werden kann. Experiment beobachtet werden. Zudem ha- ben WissenschafterInnen in den letzten Jahr- Alle Abfolgen gleichzeitig te“, so Lorenzo Procopio, Erstautor der Stu- zehnten gezeigt, daß diese bizarren Quanten- Kürzlich erkannte ein Team um Philip die. Aus einer einzelnen Messung am Photon effekte für viele, erstaunlich bedeutungsvol- Walther, Gruppensprecher der Quantenoptik, prüften sie eine bestimmte Eigenschaft der le Anwendungen genutzt werden können: von Quantennanophysik und Quanteninforma- beiden Quantengatter und bestätigten da- ultra-sicherer Datenübertragung zu super- tion, daß die Überlagerung der Abfolge der durch, daß die Gatter in beiden Abfolgen schnellen Computern und Simulatoren von Quantengatter im Labor verwirklicht werden gleichzeitig geschaltet wurden. Sobald mehr komplexen Quantensystemen. kann – eine Idee, die von ihren KollegInnen Gatter zur Aufgabe hinzugefügt werden, Eine der am vielversprechendsten An- um Caslav Brukner theoretisch entwickelt wird die neue Methode im Vergleich zu bis- wendungen von Quantentechnologie ist der wurde. In einer Superposition der Abfolge herigen Techniken sogar noch effizienter. Quantencomputer. Um eine nützliche Rechen- von Quantengattern ist es grundsätzlich un- operation durchführen zu können, benötigt möglich zu wissen, ob eine Rechenoperation Der Weg in die Zukunft man eine ausreichende Menge an Quanten- vor einer anderen oder umgekehrt stattfin- Den ForscherInnen gelang es, eine Super- gattern, den Grundbausteinen eines Quanten- det. Das bedeutet, daß zwei Quantengatter A position von Quantengattern erstmals im La- computers. Diese herzustellen ist allerdings und B zur gleichen Zeit in beiden Abfolgen bor umzusetzen. Zugleich wurde das Expe- schwierig. Üblicherweise werden bei den geschaltet werden können. In anderen Wor- riment erfolgreich dazu genutzt, eine neuar- Quantenrechnungen die Quantengatter in ten: Gatter A schaltet vor Gatter B und B tige Form des Quantenrechnens zu demon- einer bestimmten Abfolge geschaltet: ein schaltet vor A. Die PhysikerInnen aus der strieren. Die WissenschafterInnen konnten Gatter nach dem anderen. Neulich wurde je- Gruppe von Philip Walther entwickelten ein eine Rechenaufgabe mit einer Effizienz lö- doch entdeckt, daß die Quantenmechanik Experiment, in welchem die zwei Quanten- sen, die mit den alten Quantenrechensche- eine „Überlagerung der Quantengatter“ er- gatter in beiden Abfolgen auf Einzelphoto- men nicht erreicht werden kann. Ihre Arbeit laubt. nen angewandt wurden. stößt damit die Tür für künftige Studien zu Bei korrekter technischer Umsetzung Die Ergebnisse ihres Experiments bestä- neuartigen Quantenrechenschemen auf. Ob- bedeutet dies, daß ein Set von Quantengat- tigten, daß es aus Prinzip unmöglich heraus- wohl das volle Ausmaß ihrer Bedeutung tern in allen möglichen Abfolgen gleichzei- zufinden ist, welches Gatter zuerst geschal- noch unbekannt ist, repräsentiert diese Ar- tig geschaltet werden kann. Überraschender- tet wurde. Das Experiment war jedoch nicht beit einen neuen, spannenden Weg, um theo- weise kann dieser Effekt dazu benutzt wer- einfach ein Kuriosum. „Tatsächlich konnten retische, physikalische Grundlagenforschung den, um die Gesamtanzahl der Gatter, die für wir einen Quantenalgorithmus laufen lassen, mit experimentellem Quantenrechnen zu eine bestimmte Quantenrechnung notwendig der die Gatter effizienter als alle anderen bis- verbinden.  ist, zu reduzieren. her bekannten Algorithmen charakterisier- http://www.vcq.quantum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 69 Wissenschaft & Technik Neues Materialdesign ermög- licht ungestörte Lichtwellen In Materialien, die Licht abschwächen und verstärken können, sind überraschende Arten von Lichtwellen möglich – das zeigen Berechnungen der TU Wien.

enn eine Lichtwelle in ein Material kann sie überall dieselbe Intensität haben, Eine neue Lösung für Weindringt, ändert sie sich normaler- ihr Licht ist demnach überall gleich hell. die Wellengleichung weise drastisch. Sie wird gestreut und abge- Trifft sie allerdings auf ein Hindernis, dann Konstantinos Makris und Stefan Rotter lenkt, und durch die Überlagerung von Licht- wird die Welle abgelenkt, das Licht ist da- entdeckten gemeinsam mit Kollegen aus den wellen kommt es zu einem Muster aus helle- nach an manchen Stellen heller, an anderen USA, daß sich damit neuartige Lösungen der ren und dunkleren Bereichen. In maßge- Stellen dunkler als es ohne Hindernis gewe- Wellengleichung finden lassen. „Man erhält schneiderten High-Tech-Materialien, die das sen wäre. Erst durch solche Überlagerungs- Lichtwellen, die überall gleich hell sind, wie Licht lokal verstärken oder abschwächen kön- oder Interferenzeffekte können wir Objekte bei einer ebenen Welle im freien Raum, nen, ergeben sich nun neue Möglichkeiten sehen, die selbst kein Licht ausstrahlen. obwohl die Welle ein stark strukturiertes solche Effekte vollständig zu unterdrücken: In den letzten Jahren gab es allerdings Material durchdringt“, sagt Konstantinos Wie eine theoretische Arbeit der TU Wien immer wieder Experimente mit neuen Mate- Makris. „Für die Welle ist das Material in zeigt, ermöglichen diese neuen Materialien rialien, die Lichtwellen auf ganz besondere gewissem Sinn unsichtbar, obwohl sie es ganz besondere Lichtwellen, die im Inneren Weise verändern können: Sie können das durchdringt und mit ihm stark wechsel- des Materials an jedem Ort dieselbe Intensi- Licht lokal verstärken (ähnlich wie das in wirkt.“ tät aufweisen – so als gäbe es keinerlei Wel- einem Laser geschieht) oder auch abschwä- Das neue Konzept der Physiker erinnert lenüberlagerung. Durch diese ungewöhn- chen (wie in einer Sonnenbrille). „Wenn sol- an sogenannte „Metamaterialien“, mit denen lichen Eigenschaften könnten sich diese neu- che Prozesse möglich sind, muß man die in den letzten Jahren viel experimentiert wur- artigen Lösungen der Wellengleichung des Lichtwelle mathematisch anders beschrei- de. Dabei handelt es sich um strukturierte Lichts technisch nutzen lassen. ben, als man es in gewöhnlichen, transparen- Materialien, die Licht auf ungewöhnliche ten Materialien tut“, erklärt Prof. Stefan Weise ablenken und in bestimmten Fällen Hindernisse verändern Lichtintensität Rotter (Institut für Theoretische Physik, TU um ein Objekt herum führen können, sodaß Wenn sich eine Lichtwelle gerade und Wien). „Wir sprechen dann von sogenannten das Objekt wie durch Harry Potters Tarn- eben durch den freien Raum bewegt, dann nicht-hermitischen Medien.“ umhang („invisibility cloak“) unsichtbar ge- macht wird. „Unsere nicht-hermitischen Ma- terialien funktionieren allerdings auf Basis eines anderen Prinzips“, betont Stefan Rot- ter. „Die Lichtwelle wird nicht außen herum- gelenkt, sondern sie durchdringt das Mate- rial. Aber der Effekt, den das Material auf die Intensität der Welle hat, wird durch ein genau justiertes Wechselspiel aus Verlust und Verstärkung ausgeglichen.“ Am Ende ist die Welle überall im Raum genauso hell, wie sie ohne das Objekt gewesen wäre. Bis es tatsächlich gelingt, Objekte herzu- stellen, die Lichtwellen unberührt passieren lassen, ist noch eine Reihe technischer De- tails zu lösen – gearbeitet wird daran bereits. Mathematisch ist allerdings nun bewiesen, daß es neben Metamaterialien auch noch einen anderen, äußerst vielversprechenden Pfad gibt, Wellen auf ungewöhnliche Weise zu manipulieren. „In einem gewissen Sinn haben wir mit unserer ersten Arbeit zu die- sem Thema eine Tür aufgestoßen, hinter der wir noch eine Vielzahl an neuen Einsichten vermuten“, erklärt Konstantinos Makris.  Foto: TU Wien http://www.tuwien.ac.at Eine Welle dringt in ein Material ein – oben: Normalerweise kommt es zu kompli- zierten Wellenüberlagerungen, zu hellen und dunklen Bereichen, unten: Frei zugängliche Publikation unter: Bei speziell designten nicht-hermitischen Materialien bleibt die Welle unbeeinflußt. http://arxiv.org/abs/1503.08986

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 70 Wissenschaft & Technik Entdeckung der Cyanatfresser Die Aktivität Ammoniak- und Nitrit-oxidierender Mikroben ist für den globalen Stickstoffkreislauf und damit für das Leben auf unserer Erde von wesentlicher Bedeutung.

ie Aktivität Ammoniak- und Nitrit-oxi- Ddierender Mikroben ist für den globalen Stickstoffkreislauf und damit für das Leben auf unserer Erde von wesentlicher Bedeu- tung. In einer im Fachmagazin „Nature“ er- schienenen Arbeit berichten ForscherInnen um Michael Wagner vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien, daß diese Mikroben als erste bekannte Lebewesen überhaupt auch ausschließlich von Cyanat als Energiequelle leben können und manche sich dazu sogar gegenseitig füttern. Somit wurden ein neuer Umweltfaktor und ein neues Interaktionsmu- ster entdeckt, welche für die Verbreitung und Aktivität dieser Mikroorganismen eine wichtige Rolle spielen könnten. Grafik: Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung Der globale Stickstoffkreislauf ist von zen- fund, daß das Ammoniak-oxidierende Ar- den. Mit den Nitrit-Oxidierern zusammen le- traler Bedeutung für alles Leben auf der Erde chaeon Nitrososphaera gargensis mit Cyanat bende Ammoniak-Oxidierer können dann und wird vor allem durch vielfältige Stoff- als einziger Energiequelle wachsen kann. Ammonium in Nitrit umwandeln und da- wechselleistungen von Mikroorganismen am „Wir haben es in jahrelanger Arbeit ge- durch wachsen. Das von ihnen ausgeschie- Laufen gehalten. Um die wachsende Weltbe- schafft, diesen Organismus als Reinkultur im dene Nitrit dient dann wiederum den Nitrit- völkerung ernähren zu können werden in der Labor zu züchten. Durch dessen Genom- Oxidierern als Energiequelle. „So können al- industriellen Landwirtschaft enorme Men- sequenzierung haben wir erste Hinweise er- so Ammoniak- und Nitrit-oxidierende Mikro- gen der Stickstoffverbindungen Ammonium halten, daß es mittels eines speziellen En- ben durch wechselseitiges Füttern gemein- und Harnstoff als Dünger eingesetzt, von zyms Cyanat verwenden könnte, indem es sam auf Cyanat wachsen, auch wenn nur die denen aber nur ein Bruchteil von den Pflan- dieses in Ammonium und Kohlendioxid um- Nitrit-oxidierenden Mikroben die genetische zen aufgenommen wird. Der Rest gelangt ins wandelt. Durch aufwändige physiologische Ausstattung zur Cyanatverwertung besit- Grundwasser, in Seen, Flüsse und die Ozeane Studien ist es uns nun gelungen, dies experi- zen“, erklärt Holger Daims, Co-Autor der und führt dort zu massiven Problemen bis mentell nachzuweisen“, erläutert Marton Studie. Im Gegensatz zu ihrer seit über hun- hin zur Ausbildung von Todeszonen. Somit Palatinszky, Erstautor der Studie. dert Jahren bekannten „normalen“ Interak- greift der Mensch in den Stickstoffkreislauf Auf den ersten Blick überraschend war tion vollzieht hier also der Nitrit-Oxidierer auf ähnlich dramatische Weise wie in den die Tatsache, daß viele andere Ammoniak- den ersten Schritt. Kohlenstoffkreislauf ein. Um die Folgen des oxidierende Mikroben das für die Cyanat- „Die genetische Grundausstattung zum Einflusses des Menschen auf den ökologisch verwertung notwendige Enzym nicht besit- Cyanatabbau durch Mikroben des Stickstoff- wichtigen Stickstoffkreislauf besser vorher- zen, während alle bekannten Nitrit-Oxidierer kreislaufs ist in vielen Umweltproben vor- sagen zu können, ist es zwingend notwendig, dieses Enzym produzieren. Wagner und Kol- handen. Wir bestimmen nun die Cyanatkon- die daran beteiligten Mikroben und vor al- legInnen konnten zeigen, daß diesem uner- zentrationen und Umsatzraten in Böden, lem deren Stoffwechseleigenschaften genauer warteten Verteilungsmuster eine neuartige Süß- und Meerwasserproben, um die quanti- verstehen zu lernen. Interaktion zwischen Ammoniak- und Nitrit- tative Bedeutung der Cyanatfresser für den Ammoniak- und Nitrit-oxidierende Mi- oxidierenden Mikroben zugrunde liegt. Nor- globalen Stickstoffkreislauf abschätzen zu kroben spielen bei der Umwandlung von malerweise füttern die Ammoniak-oxidieren- können. Inzwischen haben wir erste Hinwei- Stickstoffverbindungen in der Umwelt eine den Mikroben die Nitrit-oxidierenden Bakte- se, daß auch die in den Sauerstoff-Mini- zentrale Rolle. Trotz der inzwischen bekann- rien, indem sie Ammoniak zu Nitrit um- mum-Zonen der Meere eine wichtige Rolle ten Vielfalt dieser Lebewesen gingen Mikro- wandeln, welches dann von den Nitrit-Oxi- spielenden anaeroben Ammonium-Oxidierer biologen bisher davon aus, daß Ammoniak- dierern zu Nitrat umgesetzt wird. Die Nitrit- (Anammox) Cyanat verwenden können, so oxidierende Mikroben ausschließlich in An- Oxidierer sind also von den Ammoniak- daß die Verbreitung und Bedeutung der Cya- wesenheit von Ammonium bzw. Harnstoff Oxidierern abhängig. Im Fall von Cyanat ist natfresser sogar noch größer als in unserer als Energiequelle wachsen können. Umso das anders: Die Nitrit-Oxidierer nehmen Veröffentlichung angenommen sein könnte“, überraschender ist der am 27. Juli von Michael Cyanat aus der Umwelt auf und wandeln so Wagner abschließend.  Wagner und seinem Team veröffentlichte Be- dieses in Ammonium um, das sie ausschei- http://www.microbial-ecology.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 71 Wissenschaft & Technik Auf dem Rücken der Pferde Reiten auf einem Pferd komplexer als auf einem Reitsimulator.

m das Reiten zu trainieren, braucht es Unicht unbedingt ein Pferd. Seit einigen Jahren gibt es sogenannte Reitsimulatoren, die es ReiterInnen ermöglichen, bestimmte Bewegungsabläufe zu trainieren. Forschende der Vetmeduni Vienna untersuchten erst- mals, ob es für ReiterInnen einen Unter- schied macht, am Pferd oder am Simulator zu trainieren. Das Ergebnis: Das Reiten auf einem Simulator ist körperlich weniger an- strengend und weniger komplex, jedoch stresst der Ritt auf einem Simulator mitunter mehr als auf einem richtigen Pferd. Die Er- gebnisse wurden im Journal of Equine Veterinary Science publiziert. Daß Flugsimulatoren für das Training von PilotInnen eine wichtige Rolle spielen, ist bekannt. Von sogenannten Reitsimula- toren hört man jedoch seltener. Zwar wurde im französischen Saumur bereits 1987 der erste Reitsimulator zur Trainingsunterstüt- zung eingesetzt, aber erst seit wenigen Jah- ren sind Reitsimulatoren für Dressur, Sprin- gen, Polo und den Rennsport im Handel erhältlich. Die wie ein Pferd aussehenden Geräte sind mit zahlreichen Sensoren auf Zügeln und Steigbügeln ausgestattet. Auf einem Bildschirm taucht der Reiter oder die Foto: Manuela Wulf Ein Reitsimulator ermöglicht das Trainieren bestimmter Bewegungsabläufe. Reiterin in eine Reitszene ein, die zu den Be- wegungen des Pferdes pas land, zwölf ReiterInnen auf einem Spring- vensystem bewirkt insgesamt eine Leistungs- parcours untersucht. Sie testeten Streßlevel steigerung des Organismus und versetzt den Simulatoren eignen sich vor und Herzschlagfrequenz während des Ritts Körper in hohe Leistungsbereitschaft. allem für den Profireitsport auf einem Pferd und einem Reitsimulator. Messungen des Streßhormons Kortisol Vor allem Turnierreiter oder Jockeys im im Speichel der ReiterInnen zeigten Streß- Galopprennsport können mit Simulatoren Ritt auf dem Pferd ist reaktionen bei den ReiterInnen auf dem Si- gezielt Bewegungsabläufe wiederholen, ihre eine größere Herausforderung mulator. „Das kann daran liegen, daß der Ritt Reithaltung optimieren, die Zügelführung Die Herzschlagfrequenz der ReiterInnen am Simulator für die ReiterInnen ein ganz und das Fallen vom Pferd üben. Bei Rennen war auf dem Pferd insgesamt höher als auf neues und ungewohntes Erlebnis war, wäh- kann beispielsweise der Endspurt gezielt dem Simulator. „Der Ritt auf einem Pferd ist rend der Umgang mit Pferden für alle Stu- trainiert werden. Jockeys nutzen Reitsimula- eine größere Herausforderung für ReiterIn- dienteilnehmerInnen Routine ist“, so Ille. toren auch nach Verletzungen, um wieder fit nen als jener auf dem Simulator. Die Be- „Insgesamt zeigen die Ergebnisse, daß zu werden. „Ein Reitsimulator verhält sich wegungsabläufe des Pferdes sind komplexer der Ritt auf einem Pferd wesentlich komple- immer gleich. Man kann an ihm standardi- und die Reaktionen des Pferdes nicht hun- xer für den menschlichen Organismus ist als siert trainieren“, so die Erstautorin der Stu- dertprozentig kalkulierbar. Ein Ritt auf dem jener auf einem Simulator“, so der Studien- die, Natascha Ille von der Vetmeduni Simulator ist sowohl körperlich als auch psy- leiter Jörg Aurich. „Ein Reitsimulator könn- Vienna. chisch weniger anstrengend für ReiterIn- te jedoch für Anfängerinnen und Anfänger nen“, erklärt Ille. eine gute Vorbereitung auf das eigentliche Ritt auf Simulator Das Forschungsteam analysierte auch die Reiten sein und bei fortgeschrittenen Tur- verursacht mehr Streß Veränderungen der Herzschlagfrequenz bei niersportlerinnen und Turniersportlern das Ille und ihre KollegInnen haben am Graf- den ReiterInnen während des Springpar- Training mit dem Pferd ergänzen.“ Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, cours. Die gemessenen Daten deuten darauf Ein Reitsimulator kostet zurzeit etwa einer gemeinsamen Forschungseinrichtung hin, daß das Training auf einem Pferd das 40.000 Euro. In Österreich gibt es laut Ex- der Vetmeduni Vienna und des Brandenbur- sympathische Nervensystem stärker anregt pertInnen noch kein Exemplar.  gischen Haupt- und Landgestüts in Deutsch- als auf dem Simulator. Das sympathische Ner- http://www.vetmeduni.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 72 Wissenschaft & Technik Deutsch in Österreich Exzellentes Forschungsnetzwerk über Sprachvariation und Sprachwandel startet

ie verändern sich die gesprochene und Wdie geschriebene Sprache in Öster- reich? Wie stark wird Deutsch in Österreich von anderen Sprachen beeinflußt? Mit sol- chen Fragen setzt sich ein österreichisches Wissenschaftlerteam unter maßgeblicher Be- teiligung des Germanisten Stephan Elspaß von der Universität Salzburg im eben bewil- ligten Spezialforschungsbereich (SFB) mit der Bezeichnung „Deutsch in Österreich“ auseinander. Spezialforschungsbereiche sind die Kö- nigsklasse unter den Programmen des Wis- senschaftsfonds FWF. Es handelt es sich um eng vernetzte Forschungsverbünde, die Zen- tren der Spitzenforschung im internationalen Maßstab darstellen. Sie sind auf acht Jahre angelegt und mit bis zu einer Million Euro pro Jahr dotiert. „Deutsch in Österreich“ Foto: Kolarik/LEO Univ.-Prof. Stephan Elspaß, Universität Salzburg, Fachbereich Germanistik (DiÖ) ist heuer der einzige Spezialfor- schungsbereich, der zum Zug gekommen ist. man in Österreich, einem Land mit einer Mit „Deutsch in Österreich“ verbindet An diesem geisteswissenschaftlichen Ge- großen Tradition der Dialektforschung, neue Elspaß auch ein gesellschaftspolitisches An- meinschaftsprojekt sind die Universität Wien, Sprachkarten? Stephan Elspaß: „Es gibt in liegen: „Die Ergebnisse des Projekts sollen die Universität Salzburg und die Universität Österreich zwar exzellente Dialekt-Atlanten, eine bessere Grundlage für das Wissen um Graz beteiligt. Sprecherin des SFB „Deutsch wie z. B. den ,sprechenden‘ Sprachatlas die sprachlichen Gegebenheiten in Österreich in Österreich“ ist Alexandra Lenz von der „Deutsche Dialekte im Alpenraum“ meines schaffen, um so klarer zu sehen, wie verschie- Universität Wien; Stephan Elspaß, Universi- Kollegen Hannes Scheutz, der dieses Teil- dene Sprachen und Varietäten wahrgenom- tätsprofessor für Germanistische Linguistik projekt mitträgt. Was bisher aber fehlt, ist men und eingeschätzt werden.“ Die Wahr- an der Universität Salzburg, ist stellvertre- eine Gesamterhebung für ganz Österreich nehmung und Bewertung der sprachlichen tender Sprecher. Am Projekt arbeiten rund mit einer einheitlichen Methode. Und das Vielfalt steht im Mittelpunkt einer Gruppe zwei Dutzend Forscher mit, neben Germa- soll das Teilprojekt nun leisten“. Die For- von Teilprojekten des SFBs, die unter dem nisten auch Slawisten und Computerlingu- scher gehen von der Hypothese aus, daß sich Titel „Deutsch in den Köpfen“ zusammen- isten. die Dialekte einerseits durch den Einfluß der gefaßt sind. Der Schule ist dabei das zweite Elspaß hat zwei Teilprojekte des SFB Standardsprache wandeln und daß sich ande- Salzburger Teilprojekt gewidmet: „Welche nach Salzburg geholt. So leitet er federfüh- rerseits die Dialekte gegenseitig stark beein- Sprachen, welche Sprachvarietäten und wel- rend eines der drei großen Teilprojekte, das flussen. che Akzente sind bei Lehrern und Schülern den Titel „Variation und Wandel dialektaler Für mediale Schlagzeilen sorgte Stephan positiv besetzt, welche eher stigmatisiert, und Varietäten in Österreich“ trägt. Mit der Be- Elspaß vor kurzem mit einem Interview für beeinflußt das möglicherweise die Wahr- fragung von zwei Altersgruppen, älteren und „Spiegel Online“, in dem er sich unter ande- nehmung der Leistung von Schülern?“ jungen Sprechern, wollen die Forscher Un- rem zur kontinuierlichen Zurückdrängung re- Elspaß und seine Kollegen wollen mit terschiede zwischen Dialekten flächendeck- gionaler Dialekte in Deutschland äußerte. ihren Untersuchungen auch dazu beitragen, kend von Vorarlberg über Salzburg bis Wien „In Deutschland sterben die Dialekte aus“, hartnäckigen Sprachmythen wie den vom dokumentieren und ihre Veränderungen un- lautete die dazugehörige Schlagzeile. Dieses Sprachverfall entgegenzuwirken. „Es gibt tersuchen. Das Team wird die Erhebung an Szenario sieht Elspaß unmittelbar nicht für keinen Sprachverfall, auch wenn selbster- 40 Ortspunkten durchführen; geplant sind in Österreich. Gewissheit werde aber erst die nannte Sprachmahner ihn immer wieder her- einem zweiten Förderungsabschnitt Aufnah- Forschung bringen. „Immerhin gibt es Ge- aufbeschwören. Sie sollten beispielsweise men an weiteren 100 Orten. Der Generatio- genbeispiele, wo – wie in der Schweiz – Dia- nur einmal bedenken, daß sie selber ja auch nenvergleich soll Aufschluß über den Sprach- lekte sehr lebendig sind und ein gutes Image nicht mehr so reden und schreiben wie ihre wandel geben, sowohl in bezug auf den Wort- haben. Es könnte aber auch sein, daß Öster- Vorfahren – das aber vermutlich nicht als schatz (z.B. Frühjahr / Frühling/ Auswärts / reich einen dritten Weg geht, auf dem – aus Verfall deuten würden. Sprache ist etwas, Länzing etc.), die Aussprache (z.B. unter- Standardsprache und Dialekt gespeist – das sich mit seinem Gebrauch ständig wan- schiedlich ausgesprochene „l“-Laute), Ak- langfristig neue regionale Dialekte entste- delt. Aufklärung ist Teil unserer wissen- zente oder die Grammatik (z.B. unterschied- hen bzw. sich verfestigen. Das wollen wir schaftlichen Arbeit.“  liche Wortstellungen). Doch warum braucht herausfinden.“ http://www.uni-salzburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 73 Kultur Edvard Munch. Liebe, Tod und Einsamkeit Von 25. September 2015 bis 24. Jänner 2016 in der Albertina

dvard Munch ist einer der großen Pro- Etagonisten der Moderne – seine Malerei und Grafik zählen zu den absoluten Höhe- punkten der Kunst der Jahrhundertwende. Mit rund 120 der bedeutendsten Werke des norwegischen Künstlers zeigt die Albertina Ikonen seiner Kunst, darunter Der Schrei, Madonna, Der Kuß und Melancholie. Gleich- sam gibt die Ausstellung Einblick in Munchs experimentelle druckgrafische Ansätze. Leben und Werk des Künstlers, von exi- stentiellen Krisen und Brüchen begleitet und zugleich von höchster Konsequenz be- stimmt, illustrieren seine intensive Ausein- andersetzung mit der Einsamkeit, der Liebe und dem Tod. Als Vorläufer und Wegbereiter des Expressionismus beschreibt er eindring- lich und schonungslos die Vergänglichkeit und das Verschwinden des Individuums im Zeitalter der Industrialisierung. Die Ausstellung präsentiert das zentrale Projekt seines umfangreichen Werks: den Le- bensfries. Dieser umfaßt Darstellungen viel- seitiger Lebensabschnitte: Von der Frucht- barkeit und der Befruchtung, dem Embryo, dem Lebensbaum, von der Kindheit und Ju- gend über die Anziehung, den Kuß, die Ver- einigung bis hin zur Loslösung, Verzweif- lung, zum Schrei, zum Alter und zum Tod sind zahlreiche Motive entstanden. Munch ent- wickelt in seiner Auseinandersetzung symbol- geladene Illustrationen von Liebe, Leid, Me- lancholie und Tod; schafft zu Themen wie der Fruchtbarkeit vielfältige Variationen voll größter Intensität. Heute gelten Werke aus dem Lebensfries wie Der Schrei, Madonna oder Der Kuß als Ikonen der Moderne. Die Schau fokussiert darüber hinaus das druckgrafische Werk des Künstlers. Was Dü- rer für die Renaissance und Rembrandt für das barocke Zeitalter bedeuten, verkörpert © Reto Rodolfo Pedrini, Zürich Edvard Munch in der Moderne: Seine Li- Edvard Munch, Der Schrei, 1895, Privatsammlung Courtesy Galleri K, Oslo thografien, Radierungen und Holzschnitte grafik auseinanderzusetzen und an seinen Inhalten betreffen alle Aspekte der Herstel- stellen den absoluten Höhepunkt der Druck- ersten Radierungen und Lithografien zu lung: Von seinem akzentuierten Einsatz der grafik des 20.Jahrhunderts dar. arbeiten. Zunächst geben jene Themen spie- Holzmaserung, der Anfertigung des Motivs Mit mehr als 750 Motiven und vermut- gelbildliche Fassungen von bereits bekann- auf der Druckplatte über die Wahl des Pa- lich 30.000 Abzügen nimmt das druckgrafi- ten Sujets und Gemälden wieder, werden piers, den Farbauftrag, den Druckprozeß, die sche Werk einen hohen Stellenwert für den aber in weiterer Folge variiert und nachbear- Kombination verschiedener Drucktechniken Künstler ein: Bereits Mitte der 1890er Jahre beitet. bis hin zur Nachbearbeitung des Abdrucks – beginnt Munch sich neben seinen maleri- Munchs druckgrafische und handkolori- alle Arbeitsschritte weisen innovative An- schen Experimenten intensiv mit der Druck- stische Experimente mit Farben, Formen und sätze auf.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 74 Kultur

Unter den Highlights der Ausstellung be- findet sich der Holzschnitt Zwei Menschen. Die Einsamen – der einzige von Munch in Ölfarbe handkolorierte Druck. Zahlreiche weitere Unikate belegen seine unermüdliche Suche, das experimentelle Potential sowohl der künstlerischen Produktionsprozesse als auch der Themen und Motive ohne Rück- sicht auf historische Gattungsgrenzen auszu- loten und die Technik des Holzschnitts zu revolutionieren. Die Exponate der Ausstellung stammen aus der bedeutendsten internationalen Pri- vatsammlung von Druckgrafiken Edvard Munchs. Diese außerordentliche Kollektion beinhaltet zahlreiche hervorragende Werk- reihen und Varianten von Lithografien, Ra- dierungen und Holzschnitten, die das druck- grafische Genie Munchs veranschaulichen. Zwei Drittel dieser Sammlung – rund 120 hochqualitative Unikate – werden der Alber- tina großzügigerweise für diese einzigartige Präsentation zur Verfügung gestellt. Kuratoren: Dieter Buchhart und Klaus Privatsammlung Courtesy Galleri K, Oslo © Reto Rodolfo Pedrini, Zürich Albrecht Schröder.  oben: Edvard Munch, Der Kuss I, 1897, Holzschnitt, handkoloriert (Ausschnitt) http://www.albertina.at unten: Edvard Munch, Melancholie II, 1898, Holzschnitt, handkoloriert Privatsammlung Courtesy Galleri K, Oslo © Reto Rodolfo Pedrini, Zürich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 75 Kultur Abschiedsbriefe von Mary Vetsera Sensationsfund in der Schoellerbank: Österreichische Nationalbibliothek erhält Verwahrstück aus dem Jahr 1926 Foto: ONB ie 1833 gegründete Privatbank „Schoel- kommt daher ein ganz besonderer Stellen- Dlerbank“ hat einen Sensationsfund zu wert für die historische Forschung zu. verzeichnen: Ein 1926 deponierter brauner Der Einband enthält neben diesen drei Ledereinband, den die Archivarin der Bank Abschiedsbriefen eine Reihe von weiteren Sylvia Linc im Zuge einer Revision des Ar- bedeutenden Dokumenten: den Taufschein chivs entdeckt hat, enthielt eine Reihe von von Maria Alexandrine Freiin von Vetsera, geschichtsträchtigen Dokumenten, die bis da- genannt Mary Vetsera, den Taufregisteraus- to als vernichtet galten. Besonders bemer- zug für ihre Schwester Johanna (Hanna) Vet- kenswert: die Abschiedsbriefe von Mary sera, der die Hochzeitsdaten der Eltern ent- Vetsera aus Mayerling an die Mutter Helene, hält, den Totenschein in zweifacher Ausfer- die Schwester Hanna und den Bruder Feri, tigung und einen langen, bislang unbekann- die sich in einem Originalkuvert mit Siegeln ten Brief von Hermine Tobis, der Klavierleh- des Kronprinzen Rudolf befanden. rerin Mary Vetseras, an Marys Schwester Der Wortlaut dieser Abschiedsbriefe war Hanna. bisher nur zum Teil aus der Denkschrift ihrer Mutter Helene bekannt. Der Verbleib der oben: Der Wortlaut des Abschiedsbriefs von Mary Vetsera an ihre Mutter war Originale war bis zu diesem Fund ungeklärt. bisher nur zum Teil aus der Denkschrift Bislang wurde angenommen, die Briefe wä- ihrer Mutter Helene bekannt. ren nach dem Tod der Mutter vernichtet wor- rechts: Foto der Baronesse

den. Den nun aufgetauchten Originalen Mary Vetsera, 1888 Foto: ONB

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 76 Kultur

Diese historisch bemerkenswerten Doku- die lange verloren geglaubten Briefe und Le- mente rund um Mary Vetsera und ihren my- bensdokumente Mary Vetseras in der Schoel- steriösen Tod kamen nun als Dauerleihgabe lerbank gefunden wurden. Gerne übergeben an die Österreichische Nationalbibliothek, wo wir sie nun an die Österreichische National- sie derzeit konservatorisch versorgt, katalo- bibliothek, die einen gesicherten Zugang für gisiert und digitalisiert werden. Ab August die Forschung und die Öffentlichkeit zu die- 2015 stehen sie der wissenschaftlichen For- sen für die Geschichte Österreichs wichtigen schung zur Verfügung. In der für 2016 ge- Quellen garantiert.“ planten Ausstellung zum 100. Todestag Kai- Johanna Rachinger, Generaldirektorin ser Franz Josephs werden ausgewählte Ob- der Österreichischen Nationalbibliothek: jekte im Prunksaal erstmals öffentlich ge- „Wie in der internationalen Forschungsöf- zeigt. fentlichkeit bekannt, besitzt die Österreichi- Die Abschiedsbriefe des Kronprinzen sche Nationalbibliothek bereits wichtige Rudolf, der am 30. Jänner 1889 gemeinsam Originaldokumente zu Kronprinz Rudolf und mit Mary Vetsera unter bis heute ungeklärten zur Familie Vetsera. Die Österreichische Na- Umständen Selbstmord beging, sind nach tionalbibliothek ist daher besonders prädesti- wie vor nur zum Teil bekannt; der einzige im niert, die Abschiedsbriefe Mary Vetseras und Original erhaltene Abschiedsbrief an seine die persönlichen Lebensdokumente dauer- Gemahlin Stephanie befindet sich ebenfalls haft und sicher zu archivieren. Ich freue mich im Besitz der Österreichischen Nationalbib- ganz besonders, daß die Schoellerbank diese liothek. wertvollen historischen Dokumente an uns

Franz Witt-Dörring, Vorstandsvorsitzen- Foto: ONB übergeben hat.“  der der Schoellerbank: „Ich freue mich, daß Kronprinz Rudolf, 1889 http://www.onb.ac.at Foto: ONB Schloß Mayerling im Wienerwald, in dem am 30. Jänner 1889 Kronprinz Rudolf und Baronesse Mary Vetsera unter bis heute ungeklärten Umständen Selbstmord begingen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 77 Kultur Paul Flora-Bibliothek von Ferdinandeum übernommen Museumsverein kauft Bestand von rund 10.000 Objekten an

roler Landesmuseen einen wesentlichen Bei- trag zur künftigen Forschung zu Paul Flora.“ Unter den rund 6000 Büchern gibt es in- teressante Exemplare mit Widmungen von zeitgenössischen Persönlichkeiten wie Ma- rion Gräfin Dönhoff, Friedrich Dürrenmatt, Christoph Ransmayr, Tomi Ungerer und Mar- tin Walser. Über 150 Plakate, aber auch Fo- tos, Postkarten und Kalender gehören zum übernommenen Bestand. Von großer Bedeu- tung sind Floras Vorlagenbücher sowie eini- ge Originale, die der Künstler in der privaten Bibliothek verwahrte. Einige Briefe von Freunden und Geschäftspartnern, aber auch Floras persönliches Briefpapier, zahlreiche Vinyl-Schallplatten, CDs und Videokasset- ten wurden geschlossen übernommen. Lie- bevoll hatte Flora in seinen Regalen sowie auf seinem Schreibtisch Erinnerungsstücke und Geschenke platziert. Ein Totenkopf – ein Präsent von Anton Christian, bunte Glas- kugeln aus Venedig sowie diverse Raben als Dermoplastik oder aus Kunststoff, stechen heraus. Floras Bibliothek zeugt von einem dichten Beziehungsnetz von Menschen, die ihm wichtig waren. Insgesamt beläuft sich der Bestand auf rund 10.000 Objekte. Dieser wird aktuell in der Bibliothek des Ferdinandeum sukzessive gesichtet, dokumentiert und in die Samm- lungen der Tiroler Landesmuseen integriert. Die Bücher und Objekte werden mit einem eigenen Flora-Stempel versehen, um deren Provenienz zu verdeutlichen. Die Ersterfassung des Bestandes wird rund 500 Arbeitsstunden in Anspruch neh- men. Zwischen 1957 und 1971 fertigte Flora Foto: TLM über 3000 Karikaturen für die Wochenzei- Paul Flora in seinem ehemaligen Arbeitszimmer, 1999, Hungerburg in Innsbruck tung „Die Zeit“ an. Oft ähnliche Zeichnungen s trifft sich gut: Für Herbst 2016 plant genommen, sorgfältig verpackt und fachge- veröffentlichte er in diesem Zeitraum auch Edas Tiroler Landesmuseum Ferdinan- recht ins Museum transportiert. Der Erwerb in der Tiroler Tageszeitung. Über 2000 Blät- deum eine große Ausstellung zu Paul Flora, wurde vom Verein Tiroler Landesmuseum ter zerstörte der Künstler jedoch. Eine Aus- in deren Mittelpunkt seine Tätigkeit als Ka- Ferdinandeum getätigt. stellung ab Oktober 2016 im Ferdinandem rikaturist stehen wird. Jüngst konnte das Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiro- will die Relevanz der Karikaturen in Floras Museum die Bibliothek des 2009 verstorbe- ler Landesmuseen, zeigt sich über den wert- Werk überprüfen. Dr. Helena Pereña, Kura- nen Künstlers übernehmen. Roland Sila, vollen Zugang ins Ferdinandeum sehr er- torin der Schau, wird die umfangreiche Werk- Kustos der Bibliothek des Ferdinandeum, und freut. „Der interessante Mix aus Zeichnun- gruppe sowohl in einen zeitpolitischen Kon- sein Team haben den seit sechs Jahren unan- gen, Büchern und persönlichen Dingen zeigt text stellen als auch Fragen zur Genese und getasteten Bestand im ehemaligen Wohnhaus ein vielfältiges Bild des Künstlers. Mit der zur Nachwirkung der Bilder beleuchten.  Floras auf der Hungerburg in Augenschein Erfassung und Archivierung leisten die Ti- http://www.tiroler-landesmuseen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 78 Kultur Music is in the Air Die voestalpine Klangwolken 2015 präsentiert von der LINZ AG – Auftakt zum Internationalen Brucknerfest Linz 2015 Foto: Bruckner Orchester Linz / C. R. Winkler Das Bruckner Orchester Linz m September ist das Brucknerhaus wieder ternationale und nationale Stars und Orche- Wie schon letztes Jahr, gibt es auch nach INabel der Festspielwelt. Die ersten Bäume ster ein- und ausgehen und wir mit fast 50 der Klangwolke noch Programm: Das Blas- im Donaupark sind bereits Vorboten der voe- Veranstaltungen aus neun Nationen ein aus- orchester LINZ AG Musik sowie die Spiel- stalpine Klangwolke (5.9.) – präsentiert von balanciertes Programm auf die Bühne brin- gemeinschaft der Musikkapellen der Stadt der LINZ AG, die im Anschluß mit einer gen. Das Brucknerhaus macht kulturellen Ansfelden spielen mit rund 400 MusikerIn- knapp 400köpfigen Blaskapelle und einem Austausch in höchster Qualität hörbar, spür- nen aus etwa zehn Kapellen eine halbe Konzert der folkshilfe, nicht nur die Bäume bar und erlebbar. Mit der Stehkonzert-Pre- Stunde Unterhaltungsmusik. Bis 21 Uhr ist zum Tanzen bringt. Dafür verlängern sogar miere bei der Open Classic Night kombinie- die Bühne dann umgebaut für „folkshilfe“ die ÖBB ihre Betriebszeiten. Die voestalpi- ren wir in einem neuen Format alles, wofür live in Concert präsentiert von der LINZ AG, ne Klassische Klangwolke wartet mit einer Brucknerhaus und Brucknerfest stehen: die in der „Nachklangwolke“ unter anderem außergewöhnlichen Premiere auf: Die Open Pflege der Tradition, innovative Zugänge, Songs der neuen CD „folkshilfe mit F“ prä- Classic Night ist der erste Brückenschlag internationale Stars, regionale Verankerung“, sentieren. Die folkshilfe spielt am 17.10. auch zum Partnerland China mit dem ersten Steh- so Prof. Hans- Joachim Frey, Künstlerischer live im Posthof. konzert im Großen Saal des Brucknerhauses. Leiter und Vorstandsdirektor LIVA. Die voestalpine Kinderklangwolke bespielt Open Classic Night am den Donaupark heuer am Sonntag und macht HOCHWALD – mitten in der Stadt. Eröffnungswochenende den Umgang mit sozialen Medien zum The- Für die voestalpine Klangwolke, präsen- So hat das Brucknerfest noch nie gestar- ma (13.9.). tiert von der LINZ AG, verwandelt Hubert tet: Unter dem Motto „Open Classic Night: „Zuerst bringt die voestalpine Klangwol- Lepka den Donaupark am 5.9. für eine Stun- free entry – free standing“ öffnet das Bruck- ke am 5. September den Donaupark zum de in eine bewegte Naturlandschaft. Mit der nerhaus seine Türen bei freiem Eintritt mit Beben, danach wir das Brucknerhaus. Das Adaptierung von Adalbert Stifters „Hoch- einem Programm, das bereits die erste Be- Internationale Brucknerfest ist für uns der wald – Tanz der Bäume“ macht der Regis- gegnung mit dem Partnerland China bietet. ganz große Auftakt für die kommende Sai- seur den verantwortungsvollen Umgang mit „Erstmalig findet heuer im Zuge des son. Wir freuen uns darauf, wenn hier ab 9. der Natur sowie deren existenzielle Bedeu- Brucknerfestes die Open Classic Night statt. September fast ein Monat lang jeden Tag in- tung zum Thema. Bei freiem Eintritt haben die Linzerinnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 79 Kultur

Kinder das World Wide Web sehen und nut- zen. Die Grundlage stammt von jungen Menschen selbst: Texte und Drehbuch wur- den von Kindern verfaßt, die sich mit dieser Materie in einer Schreibwerkstätte auseinan- dergesetzt haben. Es werden musikalisch und bunt die wichtigen Fragen der Kinder beant- wortet: Warum sind Likes auf Facebook so wichtig, wie wichtig sind Smartphone und Co. für unsere Jüngeren und was bedeuten eigentlich die ganzen Abkürzungen in den Chats.

Auftakt zum Internationalen Brucknerfest Linz 2015 Zwei besondere Österreicherinnen um- rahmen den Auftakt des Internationalen Brucknerfestes: Angelika Kirchschlager singt Dirigent Anton Lubchenko – Brücke Linz-Wladiwostok mit dem Wiener Domchor in Stift Sankt Flo- rian (11.9.), Michi Gaigg gibt ein Heimspiel mit dem L’Orfeo Barockorchester und er- weckt die Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy zu neuem Leben (15.9.). Davor gibt es noch Balkan-Groove für Hartgesot- tene, mit einer feurigen Balkanoperette im Posthof (9.+10.9.). Der Klaviervirtuose Ru- dolf Buchbinder trifft auf das Qatar Or- chestra (17.9.) und die Bolschoi Don Kosa- ken singen die schönsten Lieder des alten Russlands (16.9.). Insgesamt bietet das Internationale Brucknerfest 2015 fast 50 Veranstaltungen aus neun Nationen. Die Eröffnungsrede hält in diesem Jahr Iris Berben mit dem Titel „Gesicht zeigen in einer anonymen Gesell- schaft“. Bei diesem Festakt, an dem u.a. auch Bundespräsident Heinz Fischer und Minister Josef Ostermeier teilnehmen, wird Foto: Bruckner Orchester Linz / C. R. Winkler Foto: privat Klaviervirtuose Rudolf Buchbinder die kulturelle Brücke zwischen Österreich und China geschlagen: Mit Lü Jia wird das und Linzer die Möglichkeit, ein Stehkonzert stadt Linz’ gibt. Ab 20 Uhr steht Dennis Bruckner Orchester von einem chinesischen mit dem Bruckner Orchester kombiniert mit Russell Davies am Dirigentenpult und ge- Star dirigiert. Am Abend steht Lü Jia noch- chinesischen Beiträgen zu erleben. Wir ma- staltet das erste Stehkonzert im Großen Saal, mals mit „seinem“ Orchester, dem Macao chen das Brucknerhaus für alle frei zugäng- das in die Bar „Sandburg“ übertragen wird. Orchestra, auf der Bühne des Großen Saals – lich, öffnen uns und hoffen dadurch, Berüh- Den passenden Abschluß macht die Pia- eine Österreich-Premiere! rungsängste abzubauen. Das Linzer Bruck- nistin Jiaxin Tian, die ab 21:45 Uhr ein Kla- Seit Lü Jia Musikdirektor und Dirigent nerhaus, als wichtige Linzer Veranstaltungs- viersolo gibt. Sie wird in der Weltpresse als des Macao Orchestras ist, spricht das Orche- location an der Donaulände, steht dafür, „one oft the best Pianist in the World“ ge- ster ein breiteres Publikum an, nicht zuletzt Neues zu probieren. Das Organisationsteam feiert. Sie wurde schon mit dem Harold Bauer weil er versucht, östliche und westliche Mu- des Brucknerfestes schafft es immer wieder, Award, dem renommiertesten Preis der Man- sik zu verbinden. Dafür arbeitet Lü Jia mit internationale Stars zu holen, ein geballtes hattan School of Music, ausgezeichnet und internationalen Stars zusammen und tourt Programm erstklassiger Musik zu gestalten durfte bereits in großen Sälen in den USA, durch die ganze Welt, unter anderem besuch- und für Überraschungen zu sorgen“, freut Frankreich, Deutschland und China spielen. te das Orchester bereits die USA, Süd-Korea, sich Bürgermeister Klaus Luger, Aufsichts- Spanien, Portugal, Litauen oder Lettland. Da- ratsvorsitzender LIVA. »Internetgezwitscher« bei der mit ist das Macao Orchestra ein Aushänge- Um 18 Uhr eröffnet das Brucknerhaus die voestalpine Kinderklangwolke schild eines modernen Kulturverständnisses Ausstellung des Jin Sha Museums aus Mit dem Titel „VING – voll ins Netz und Symbol einer aufstrebenden Kulturme- Chengdu sowie der Chinesischen Botschaft, gegangen!“ zeigt das Kuddelmuddel-Pro- tropole.  das Einblicke in die oft unbekannte Partner- jekt – präsentiert von der LINZ AG –, wie http://www.brucknerhaus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 80 Kultur Komm mit nach Terezín Musik in Theresienstadt als Instrument des jüdischen Lebenswillens und der NS- Propaganda – Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz von 9. September bis 4. Oktober 2015

ntArteOpera stellt sich seit 2012 in den EDienst der Auseinandersetzung mit sogenannter „Entarteter Musik“. Der Verein beschäftigt sich mit dem umfangreichen Werk vergessener, verfemter, durch den National- sozialismus verfolgter, ins Exil getriebener oder gar ermordeter Musikschaffender. Er widmet sich ihrem künstlerischen Vermächt- nis und will ihre Musik, die zum Teil auch nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem histo- rischen Gedächtnis gelöscht blieb, wiederbe- leben. Mit dem Ziel ein Forum der Erinne- rung zu schaffen und damit dem Vergessen entgegenzuwirken, möchte EntArteOpera eine Resonanz auf das Leben der verfemten Komponisten und Komponistinnen erzeugen und ihre Musik erneut hörbar machen. Die Präsentation ihrer Musik verleiht der Lebensstimme der verfemten Musiker und Musikerinnen wieder Gehör. EntArteOpera dokumentiert Leben und Werk „entarteter“ Musikschaffender, konzi- piert Veranstaltungen und läßt das Publikum diese Werke in emotional erlebbaren Insze- nierungen entdecken. In einer ständig wach- senden Online-Datenbank gibt EntArte Opera dem historischen Gedächtnis eine vir- tuelle Bühne und mit spektakulären Opern- aufführungen, Konzerten und Ausstellungen einen Erlebnisraum.

EntArteOpera 2015 In den zwei erfolgreichen Jahren 2013/14 in der Linzer Tabakfabrik verbuchte EntArte

Opera mit dem Projektschwerpunkt des Foto: EntArteOpera „Schatzgräbers“ von Franz Schreker und dem Komm mit nach Terezín So werden zahlreiche MusikerInnen por- „Ulenspiegel“ von Walter Braunfels einer- Die Ausstellung zeigt das vitale Musik- trätiert, die in Theresienstadt ihr Dasein fri- seits und ergänzenden Ausstellungen und schaffen in Theresienstadt. Sie macht erfahr- steten, dort zum Teil ihr Leben ließen oder in Konzerten andererseits, beim Publikum gro- bar, welch reichhaltiges Kulturleben hier andere Vernichtungslager transportiert, er- ßen Erfolg. Das ambitionierte Programm trotz der unwürdigen Rahmenbedingungen mordet wurden. Dennoch brachten die Kunst- erhielt darüber hinaus ein sensationelles in einem menschlichen Ausnahmezustand schaffenden die Kraft auf, ein reges Musik- Medienecho. 2015 wird die Ausstellung über stattfinden konnte. Musik wurde zuerst heim- programm zu bestreiten und sogar mit Neu- das Musikschaffen in Theresienstadt im lich und illegal von den Inhaftierten prakti- kompositionen ihre unsterblichen Spuren zu Mittelpunkt der aktuellen Konzeption von ziert, schließlich nicht nur geduldet, sondern hinterlassen: „Man hat für eine Weile ver- EntArteOpera in Wien stehen. Diverse Kon- von den Nationalsozialisten zu eigenen gessen, wo man lebt und wie man lebt.“ zerte werden die Thematik der Ausstellung Propagandazwecken mißbraucht. Was ihnen Die Ausstellung macht sichtbar, daß das ergänzen. als Verschleierungstaktik einer Massenver- kulturelle Schaffen in Theresienstadt, im Spe- Konzipiert, projektiert und organisiert nichtung diente, entwickelte sich für die De- ziellen die Musik, zu einem symbolischen wird das Projekt EntArteOpera vom gleich- portierten zu einem temporären Schutzraum „Lebensmittel“ wurde. Musik fungierte als namigen Verein unter der Leitung von Su- und symbolischen Widerstand: „Musik im Zufluchts- und Hoffnungsort: „Kulturwille sanne Thomasberger und Martin Sieghart. Wartesaal des Todes“! war adäquat zum Lebenswillen.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 28. 07. 2015 81 Kultur

Die Ausstellung widmet sich in sieben Raumhörinseln exemplarisch dem Musikle- ben von Musikschaffenden in Theresienstadt und nähert sich ihnen und ihrer Musik so- wohl auf rationale als auch auf emotionale Weise. Begrenzt wird der Raum durch eine Ga- lerie, in der die Portraits Theresienstädter Musiker und Musikerinnen gezeigt werden, sowie durch eine umfangreiche historische Einführung in das Thema.

Die Themenschwerpunkte  Theresienstadt – ein Transitlager in den Tod  Terezín – eine Zwangsgemeinschaft zwi- schen Terror und Selbstverwaltung  Musik als Selbstbehauptung und symbo- lischer Widerstand  Klangtherapie – Ilse Weber – die singen- de Krankenschwester  Komponieren als Lebenswille – Viktor oben: »Brundibár« – eine Kinderoper als Lehrstück der Solidarität von Hans Krása Ullmanns Oper – Der Kaiser von Atlantis unten: Komm mit nach Terezín – Operette und Kabarett  Etüden als Überlebensprinzip – Alice Herz-Sommer – die virtuose Pianistin  Eine Kinderoper als Lehrstück der Soli- darität – Hans Krása – Brundibár  Verbotene Rhythmen – Coco Schumann – die Ghetto-Swingers  Töne als Bildungsprogramm für eine er- mordete Zukunft  Schlußakkorde – Rafael Schächter – der unbeugsame Dirigent.

Verbotene Klänge – Der Mensch Werke von Gideon Klein und Werner Stein- metz mit einer Lesung jüdischer Texte mit Erika Pluhar/Lesung, Clemens Zeilinger/ Klavier und dem Oktavian Ensemble Kammerkonzert 28. September, 19:30 Fotos: EntArteOpera

Komm mit nach Terezín – Vorschau 2016: nist Hopkins“ stellt eine lebendige Verbin- Operette und Kabarett »Maschinist Hopkins« dung zu der gespeicherten Erinnerung an die Wolfgang Dosch und das Ensemble des Lehr- von Max Brand historischen Ereignisse dar. Gleichzeitig gangs Klassische Operette des KONS/ Wien Ankerbrotfabrik Expedithalle in Wien wird sie Symbol der gegenwärtigen Ausein- Ausstellungskonzert 29. September, 19:30 10. März 2016 andersetzung mit aktuellen Bedrohungen und Die ehemalige Ankerbrotfabrik als eine der Radikalismen. Damit erhält sie sozialpoliti- Theresienstadt – Orchesterkonzert größten Broterzeugungen Europas ist mit sche Relevanz. Werke von Viktor Ullmann, Pavel Haas, Gi- ihrer bewegten Geschichte ein Ort des viel- In der Inszenierung von Max Brands deon Klein und Hans Krásas Kinderoper fachen Gedenkens. Ihre Räumlichkeiten Oper „Maschinist Hopkins“ werden soziale Brundibar aus Theresienstadt 43/44 mit dem erinnern an blutige soziale Auseinander- Misere, Hunger und Armut als Nährboden Georgischen Kammerorchester Ingolstadt un- setzungen im Zuge der Februarkämpfe 1934, für Massenbewegungen thematisiert. Sie ist ter Martin Sieghart, Ingrid Habermann/Spre- an die „Arisierung“ durch das NS-Regime daher „brandaktuell“. cherin; Kinderchor des Musikgymnasiums und an den sozialdemokratischen Widerstand Dirigent: Martin Sieghart Wien gegen die Nazis. Ebenso waren sie Leidens- Regie: Roland Schwab Orchesterkonzert 30. September, 19:30 Uhr stätte hunderter ungarisch-jüdischer Zwangs- Ausstattung: Susanne Thomasberger  Alle drei Aufführungen finden im MuTh, dem arbeiter. http://www.entarteopera.com Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, in Die in diesem geschichtlich aufgeladen http://www.muth.at Wien statt. Ort geplante Realisierung der Oper „Maschi- http://www.brotfabrik.wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 82 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 92. Folge portraitiert er Felix Basch Regisseur/Schauspieler

nem Drang folgend, Phantasien in reale Wirklichkeit umzusetzen, auch im Regiebereich. Der Wiener drehte mit den Größen der Stumm- filmzeit und mehrmals mit seiner Ehefrau in den Hauptrollen, nur gelegentlich selber auftretend, für zwei eigene und fremde Gesell- schaften an die 40 ambitionierte Filme. Darunter die Sudermann- Adaption „Stein unter Steinen“ (1916), „Fliegende Schatten“ (1916), wofür Curt Goetz das Drehbuch schrieb, „Die Geliebte Roswolskys“ (1921), basierend auf Georg Froeschels kurz zuvor erschienenem dritten literarischen Werk, die Max Halbe-Umsetzung „Der Strom“ (1922) und das Melodram „Schicksal“ (1925) mit Conrad Veidt, nach dem Roman von Guido Kreutzer. Asta Nielsen engagierte ihn 1922 für die Verfilmung des Strindberg-Stoffs „Fräulein Julie“, 1931 in- szenierte er in den Paramount-Studios in Joinville bei Paris „Seine Freundin Annette“, als deutschsprachiges Remake des amerikani- schen Streifens „The Lady Lies“ (1929) von Hobart Henley. Im sel- ben Jahr übernahm Basch, der inzwischen zu den arrivierten und nam- Foto: Filmarchiv Austria Felix Basch

elix Basch wurde am 16. September 1885 in Wien geboren. Sein FVater Arthur Basch war als Export/Import-Kaufmann im Wein- handel tätig, die Mutter Franziska entstammte der Familie Tauber. Der Tenor Richard Tauber war sein Cousin. Er verwirklichte nach dem Gymnasium seinen Wunsch, zur Bühne zu gehen, wofür ihm der Hofschauspieler Adolf von Sonnenthal Unterricht gab, von 1904 bis 1912 gehörte er dem Ensemble des Burgtheaters an. 1911 heiratete er im Wiener Seitenstetten-Tempel die Sängerin und Schauspielerin Grete Freund, im Anschluß an eine gemeinsame Operettentournee 1912 in Rußland etablierte sich das Ehepaar in Berlin, das damals, auf dem Weg zur Weltmetropole, Künstler aus aller Welt anzog. Basch wirkte als interimistischer Leiter des „Komödienhauses“ am Nollendorf- platz, wonach Engagements am „Theater des Westens“ und von 1916 bis 1921 am „Metropol-Theater“ folgten, an dem er in einigen Ope- retten mit Partnerinnen wie Fritzi Massary und Trude Hesterberg um- jubelte Erfolge feiern konnte. In der Spielzeit 1923/24 fungierte er als Foto: Archiv Rudolf Ulrich Intendant und stellvertretender Direktor an Bühnen in Wien. Irene Harvey und Felix Basch in »Destination Unknown«, einer Ab 1913 wandte sich Basch dem jungen Medium der Kinemato- in China während der Chiang Kai-shek Ära spielenden, 1942 graphie zu, als Darsteller meist eleganter Bonvivants, bald aber sei- von Ray Taylor inszenierten Universal-Produktion.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 83 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Archiv Rudolf Ulrich Felix Basch in seiner ersten Hollywoodrolle neben William Cargan und James Seay (v.r.) in »Enemy Agents Meet Ellery Queen«, ein Agentenfilm von 1942, mit dem Columbia eine vorausgegangene Serie abschloß.

haftesten Regisseuren mit enormer Erfah- bieten, indes ließen sich auch in der briti- Versuche Drehbücher zu schreiben und zu rung auf dem Gebiet des stummen Films schen Metropole geplante Projekte nicht rea- platzieren, aufgrund des Kriegsausbruchs zählte, dazu Englisch beherrschte, für die lisieren. Anschließend in Paris, scheiterten kehrten Baschs im Oktober 1939 wieder in Berliner Firmen Fellner & Somlo Film und Tobis die deutsche Sprachregie des Erich von Stroheim-Dramas „The Great Gabbo“ (James Cruze Production, 1929), damit der ersten Synchronisation einer fremdsprachi- gen Produktion in Deutschland. Das geglük- kte Experiment und die Pionierarbeit bedeu- teten einen signifikanten Fortschritt in der Internationalität des Sprechfilms. Die gravierenden politischen Verände- rungen durch den Machtantritt der National- sozialisten veranlaßten Basch im Mai 1933 mit seiner Familie fluchtartig in die USA zu emigrieren, wo er in New York einen Insze- nierungsauftrag für die Work Progress Ad- ministration ausführte. Ab 1935 in Holly- wood, mißlang ihm unter den gänzlich ver- änderten Voraussetzungen der beabsichtigte Neustart. Ein Ruf des gebürtigen Budapester Exil-Produzenten Max Schach (Capitol

Film) nach London 1937 schien Möglich- Foto: Archiv Rudolf Ulrich keiten zur Besserung der mißlichen Lage zu Felix Basch in »The Falcon in Danger«, einem seriellen Kriminalfilm der RKO von 1943.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 84 Serie »Österreicher in Hollywood«

die sicheren Vereinigten Staaten zurück. Wien zurück, wo sie im Mai 1982 hochbe- 1940 eröffneten sie im Hotel Navarro am tagt starb. Central Park South in New York das Re- staurant „Grete’s Viennese“, das durch den Peter Basch Besuch der Elite des amerikanischen Kultur- Der 1921 in Berlin geborene Sohn Peter wesens und nicht zuletzt auch durch promi- Basch begann im August 1939 in New York nente Gäste aus Exilantenkreisen (u.a Robert als Kinderfotograf, wurde danach Assistent Stolz, Oscar Straus, Ralph Benatzky und des aus Berlin gebürtigen, emigrierten Fo- Erich Maria Remarque) wirtschaftlich aus- tografen László Willinger und eröffnete nach reichend betrieben werden konnte. dem Krieg ein eigenes Fotostudio in New Nach einem Jahr in der New Yorker Ga- York. Er arbeitete als Foto-Journalist für in- stronomie zog die Familie erneut in die Mo- ternationale Zeitschriften und Top-Maga- vie Town, in der zunächst die Neueröffnung zine, ab 1950 porträtierte er als Chronist in eines Spezialitätenrestaurants am Sunset Hollywood, Paris, Rom und New York inter- Boulevard scheiterte. Basch versuchte an- nationale Stars und Regisseure. Dazu berie- schließend erneut in seinem Metier Fuß zu fen ihn Warner Bros., Centfox und Landau/ fassen, erhoffte Regieaufträge blieben je- Unger als Film- und Standfotograf an meh- doch aus. Mit Hilfe des gleichfalls exilierten, rere Produktionen. Seine Staraufnahmen bei der Agency des Altösterreichers Paul wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen Kohner beschäftigten Landsmannes Ernst in den USA, in Japan und Europa bewun- Haeusserman (nach dem Krieg - dert, sie illustrieren glanzvolle Buchpublika- Direktor), der sich für ihn als Agent bemüh- tionen und hängen in namhaften Sammlun- te, fand Basch letztlich als Schauspieler Ar- gen. Peter Basch, mit der kanadischen Film- beit vor der Kamera. In den nächsten zwei und Theaterschauspielerin Jaqueline Bertrand Foto: Archiv Rudolf Ulrich Jahren mußte er allerdings um des Unter- verheiratet, starb am 15. März 2004 in New halts willen in mittleren und kleineren Rol- Peter Basch York.  len, teils ohne Namensnennung, überwie- Basch bewies in 24 Filmen sein künstle- gend in B-Pictures und unter dem Druck der risches Potential und wußte sich unter ge- it dem Buch „Österreicher in Holly- in Hollywood vorherrschenden Typisierung wichtigen Regisseuren, Jules Dassin, Richard Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf mit der Darstellung von Nazi-Heavies, Offi- Thorpe, Fritz Lang, Robert Florey oder Raoul Ulrich die lang erwartete Neufassung seines zieren oder sonstigen Deutschen vorlieb Walsh und neben Stars zu behaupten, wobei 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- nehmen. er nicht nur mit der präzisen Gestaltung von kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen Persönlichkeiten des Dritten Reichs, etwa konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Theodore Bikel ist gestorben Hjalmar Schacht in Michael Curtiz’ „Mis- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- sion to Moscow“ (1943) und Alfred Hugen- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist Der in der Ausgabe Nr. 143 vom 28. Mai berg in John Farrows propagandistisch ge- nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern 2015 portraitierte gebürtige Wiener färbtem Film „The Hitler Gang“ (1944), be- auch an die in der Heimat vielfach Unbe- Schauspieler und Hollywood-Star achtliche Anerkennung erhielt. kannten oder Vergessenen und den darüber- Theodore Bikel ist am 21.Juli 2015 im Im Frühjahr 1944 erkrankte Felix Basch hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Alter von 91 Jahren in Los Angeles nach einer Bluttranfusion an Hepatitis, die chischer Filmkünstler verstorben. am 17. Mai 1944 im damaligen Cedars of Le- im Zentrum der Welt- http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_143.htm banon Hospital in Los Angeles seinen Tod kinematographie ge- verursachte. Die Bestattung erfolgte in An- widmet: „Alles, was wesenheit vieler Freunde im Beth Olam Ce- an etwas erinnert, ist metery (jüdische Sektion des Hollywood Denkmal“, schließt Memorial Parks) an der Gower Street. der Autor. Seiner Gattin (geb. 1892 in Wien), in den Rudolf Ulrich und „Goldenen Zwanzigern“ eine bekannte der Verlag Filmar- Künstlerin, die an Berliner Bühnen Trium- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte phe feierte und mit Starrollen in Filmen ihres Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, im Mannes brillierte, von den Nazis aus der „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- Reichsfilmkammer und der Reichstheater- ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- kammer ausgeschlossen, war es verwehrt, in lywood“ kennenzulernen. der Emigration ihre Karriere fortzusetzen. Sie gründete im Dezember 1945 in Holly- Rudolf Ulrich wood mit Maria Jeritza die Charity-Orga- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, nisation „Help Vienna’s Children, Inc.“, der zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- ein Staraufgebot im Sponsorenbereich ange- terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;

Foto: Archiv Rudolf Ulrich hörte. Grete Freund-Basch kehrte später nach http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 28. 07. 2015 85 Österreich, Europa und die Welt Durch die Wachau nach Melk Mit Bahn und Schiff machen wir einen beeindruckenden Tagesausflug durch die Kulturerbe-Region Wachau und freuen uns auf einen Besuch der Stadt Melk und das Stift Melk – eine der schönsten und größten Barockanlagen Europas.

Von Christa Mössmer *) Foto: Stadt Melk / www.extremfotos.com Dieser Blick auf das Stift Melk und die darunter liegende Stadt Melk bietet sich dem Reisenden leider nur auf Fotos – aber, Gott sei Dank, gibt es ja die Stadtgemeinde Melk, die uns diese atemberaubende Aufnahme zur Verfügung gestellt hat. tift Melk an der Donau: Hier thront die Während die Mönche noch beten, gibt es heit geben, uralte Spuren aufzusuchen, uns Sklösterliche Welt im sonnengleißenden bei uns zu Hause in Wien Frühstückskaffee. alter Sagen zu erinnern und die Geschichte Gelb, hoch und steil auf einem Granitfelsen So kann es sein. Dort die sakrale Gemein- dieses Stück Landes noch einmal lebendig über der alten Stadt Melk. Tief unten rauscht samkeit der Mönche, hier die säkulare Tri- werden zu lassen; sich hineinversetzen in ein die Donau vorbei. Der Fischer auf der Do- vialität – des Frühstückskaffees. Größer mittelalterliches Leben, weiter voranschrei- nau, der zeitig in der Früh seine Netze aus- kann der Unterschied eines Morgenbeginns ten bis in die barocke Zeit, wo das Stift Melk wirft, wird’s nicht hören, wenn oben im Stift wohl nicht sein. seine architektonische Vollendung gefunden die Gebete und Gesänge der Mönche in ihren Mit der Bahn soll es nach Krems gehen, hat. schwarzen Talaren nach den Regeln des hei- dann umsteigen in ein Donauschiff und wei- Der Kaffe ist getrunken, wir starten, quer ligen Benedikt von Nurisa gesungen und re- ter nach Melk. Nicht nur das gewaltige Stift durch Wien zum Franz-Josefs-Bahnhof und zitiert werden. So leben sie ihr kontemplati- auf dem Granitfelsen soll besucht werden, ab nach Krems. Schon während der Bahn- ves Dasein. Die Laudes – so nennt man das sondern wir wollen durch die herrliche Wa- fahrt ab Nußdorf an der Wiener Stadtgrenze Morgengebet – gleitet über die Lippen der chau schippern und uns auch die Stadt Melk begleitet uns schon streckenweise die Do- Mönche, immer um halbsieben in der Früh. ansehen. nau. Kleine Schrebergärtenhäuschen zwi- Es wird der Auferstehung Christi gedacht. Herzöge, Bischöfe, Äbte und das Volk schen dem Fluß und den Bahngeleisen sind von Bäckern, Fleischern, Weinbauern, Wir- so nah an der Bahnstrecke angesiedelt, daß ten, Bauern und Händlern haben über hun- man fürchtet, der Luftdruck der vorüberfah- *) Christa Mössmer ist Mitbegründerin und war jahre- lang Eigentümerin des „Österreich Journal“-Verlags. derte von Jahren diese Landschaft und die- renden Zugsgarnituren würde die Häuschen – Quellennachweise finden Sie am Ende des Beitrags. sen Ort geprägt. Somit wird es die Gelegen- oder zumindest ihre bunten, flatternden Son-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 86 ÖJ-Reisetip nenschirme auf ihren gepflegten grünen Wie- sen – wegblasen. Nichts geschieht. Alles bleibt wohlbehalten in den Gärtchen stehen. Es wirkt so entzückend, daß man fast den Anschein bekommt, es handle sich um Spiel- zeug oder um den Ausschnitt einer Modell- eisenbahnanlage. Jedesmal rührt mich diese eigenartige Welt der Schrebergartenidylle, die in ihrem eigenen Paradiese eingesponnen ist, ungeachtet der Lokomotiven, die mehrmals in der Stunde so knapp an ihr vorbeirau- schen. Die zufriedenen Gartenbesitzer schei- nen sich überhaupt nicht daran zu stören, ganz im Gegenteil, sie winken fröhlich zu uns Bahngästen herauf – und kaum daß man zu- rückwinken will, sind sie schon wieder ver- schwunden.

Abfahrt in Krems, 10:10 Uhr Krems-Stein – die malerische Kulisse an der Donau In Krems angekommen, wartet schon ein Schiff auf uns – ein Besuch der alten Wein- stadt ist diesmal nicht eingeplant. Es geht ge- mächlich zu. Die Touristen zeigen keine Hek- tik, an Bord sucht sich jeder sein Plätzchen und wartet gespannt auf die Abfahrt. Der Tag ist leider grau, ab und zu regnet es leicht und ein kühles angenehmes Lüftchen macht die Reise dennoch recht angenehm. Ich mag – zum Glück – dieses „durchwachsene“ Wetter. Nebelschwaden haben sich entlang der Do- nau in den dunkelgrünen Wälder verfangen, die die Donau in diesem Abschnitt noch in einiger Entfernung säumen und in denen die Nebel heute so herrlich bizarre Formen über das dunkle Grün der Bäume legen. Er liegt eingebettet zwischen der Donau und dem Dunkelsteinerwald. Diese einzigartige Fluß- landschaft der „Wahowa“, wie die Wachau im Jahr 830 in einer Urkunde bezeichnet wird, Das Stift Göttweig am östlichen Rand der Wachau besteht wohl schon seit 30 Millionen Jahren, wie geologische Wissenschaftler erklären, und mißt zwischen Krems und Melk etwa 33 Kilometer. Und sie hat im Jahr 2000 durch den Eintrag als UNESCO-Weltkulturerbe weltweit an Bekanntheit zugelegt. 30 Millionen Jahre – bei einem derartigen Zeitabschnitt fühlt sich unsere Geschichte wie eine Sekunde an. Und an einer Million- stel einer Millionstel dieser Sekunde fahren wir hier entlang, wo die Donau weiter nach dem Osten strebt, durch die ungarische Ebene, bis sie sich mit dem Schwarzen Meer ver- eint. Doch wir sind in der entgegengesetzten Richtung unterwegs. Bevor wir mit dem Schiff Krems verlas- sen, erinnere ich mich, daß wir anläßlich des

alljährlichen AuslandNiederösterreicher- Tref- Foto: Niederösterreich Werbung / K. M. Westermann Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Foto: Stadt Krems / Gregor Semrad fens im Vorjahr am Campus der Donauuni- Mit dem Donauschiff geht es flußaufwärts von Krems nach Melk – das Bild zeigt versität Krems zu Gast waren. Und es fällt besseres Wetter, als wir es bei unserem Wachau-Ausflug hatten…

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 87 ÖJ-Reisetip Foto: Niederösterreich Werbung / Cathrine Stukhard Weltberühmt auch durch die weitläufigen Weingärten, in diesem Bild mit Spitz an der Donau Foto: Niederösterreich Werbung / K. M. Westermann Stiftskirche Dürnstein – das Wahrzeichen der Wachau – mit ihrer markant blau-weißen Färbung direkt am Ufer der Donau

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 88 ÖJ-Reisetip

mir wieder ein, daß sich dort ehemals eine Touristen ein sehr gelungenes Angebot: Da ke Wohnerlebnis ab.“ Kann man sich doch Zigarrenfabrik befand, die Ende der 1920er - wird neben den schlichten und einfachen einmal überlegen! Das findet man nicht Jahre noch jährlich 75 Millionen Virginiazi- Gästezimmer auch eine Suite angeboten: überall. garren produzierte… „Neben Gästezimmern im Exerzitienhaus https://www.stiftgoettweig.at/site/gastlichkeit/urlaub Krems liegt schon ein kleines Stück zu- St. Altmann verfügt das barocke Benedikti- rück, als ich zur Linken das erste Benedik- nerstift hoch auf dem Göttweiger Berg nun Abfahrt in Dürnstein, 10:40 Uhr tinerstift sehe: Göttweig am östlichen Rand auch über ein eindrucksvolles Appartement Wir haben mittlerweile Dürnstein erreicht. der Wachau. Gleich vorweg: wenn Sie in die für Genießer. Die ehemaligen äbtlichen Und der erste Blick schweift von der Stifts- Nähe eines Benediktinerstiftes kommen, wer- Wohnräume wurden zu einer eleganten Suite kirche – das Wahrzeichen der Wachau – mit den Sie der tradierten Lebensweisheit „ora et mit besonderem Charme umgestaltet – dem ihrer markantent blau-weißen Färbung direkt labora et lege“ begegnen. Schmissig könnte Benedikt Appartement. Hohe barocke Stuck- am Ufer der Donau gelegen, hinauf über die man heute sagen, es ist das Markenzeichen decken bieten im wahrsten Sinne Freiraum. hügelige Anhöhe zu der gewaltigen, mauer- der Benediktiner. Für den Tourismus wurden Die antiken Möbel mit Intarsien und Wand- bewehrten Ruine eines verfallenen Zister- weit die Tore geöffnet. Sogar Übernachtungs- gemälde sind größtenteils Originale. Eine zienserklosters, die Ruine Dürnstein. Düster möglichkeiten laden heute Menschen ein, die eigene kleine Bibliothek mit Blick in den an- und grau ragen die alten Gemäuer über Dürn- einmal erleben wollen, wie es sich so hinter grenzenden Dunkelsteinerwald verleihen stein empor wie ein ausgehöhlter Zahn. In klösterlichen Mauern schläft. Sehr schlicht dem großzügig gestalteten Appartement eine diesen Verliesen soll der englische König Ri- und einfach, aber der Zeit entsprechend gibt exquisite Note. Ein geräumiges Badezimmer chard Löwenherz geschmachtet haben. Doch es, wie man auf der Homepage erfahren kann, mit Dusche und Badewanne sowie eine kom- Sänger Blondel habe ihn aus tiefster Not ge- für etwas doch ein wenig anspruchsvollere plett ausgestattete Küche runden das barok- rettet, indem er von Burg zu Burg gezogen und vor jeder Burg sein Lied gesungen habe. Spähend nach dem Eisengitter Bei des Mondes hellem Schein, Steht ein Minst’rel mit der Zither Vor dem Schlosse Dürrenstein, Stimmt sein Spiel zu sanfter Weise Und beginnt sein Lied dazu, Denn ein Ahnen sagt ihm leise: Suche treu, so findest du! ... Als Blondel auch in Dürnstein sang, habe Richard Löwenherz singend geantwortet – aus dem Kerker heraus. So schildert uns auch die Ballade von des Wiener Lyrikers und Dramatikers Johann Gabriel Seidl, der übrigens auch der Textdichter der österrei- chischen Kaiserhymne „Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land!“ war. Doch nach historischer Schilderung war der englische König ein schlimmer Finger. Während eines Kreuzzuges in Jerusalem hatte er die herzogliche Standarte des Her- zogs von Österreich Leopold V. öffentlich geschmäht. Das war unverzeihlich und als Richard Löwenherz über Österreich schnell nach England eilen wollte, weil sein Bruder sich des englischen Throns zu bemächtigen gedachte, schnappte die Falle zu: Herzog Leo- polds Mannen erwischten ihn und so nahmen Entführung und Gefangennahme ihren Lauf. Vom Dezember 1192 bis März 1193 wurde er gefangen gehalten. Leopold V. verlangte für die Freilassung ein hohes Lösegeld, wel- ches er auch tatsächlich kassierte. Doch Ri- chard Löwenherz wurde anschließend an den Kaiser ausgeliefert und so mußten die Engländer nochmals tief in die Tasche grei-

Foto: Niederösterreich Werbung / K. M. Westermann fen, ehe sie ihren rechtmäßigen König end- Über der Stadt thront die Ruine Dürnstein, ehemals ein Zisterzienserkloster lich wieder in Empfang nehmen durften.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 89 ÖJ-Reisetip Foto: Niederösterreich Werbung / Cathrine Stukhard Besonders aufwendig ist die Arbeit der WinzerInnen auf den steilen Donau-Terrassen – hier oberhalb von Weissenkirchen. Vielleicht haben uns das die Engländer bis den sie wieder aus dem Blickfeld und nach benen Gebetsstunden. „Ora et labora et heute nicht verziehen und sich deshalb so einiger Zeit „schleicht“ schon das nächste lege“. Zur selben Zeit stürmen wir das reich- viele Vorteile erkämpft, bevor sie der Euro- Frachtschiff heran, beladen mit unzähligen haltige Mittagsbüffet auf unserem Schiff. päischen Gemeinschaft beigetreten sind? Tonnen Kohle. Die kleinen flitzenden Mo- Mit vollem Teller geht es an seinem Platz zu- Nun ja, immerhin waren es damals 100.000 torboote, die dann ganz ordentlich auf den rück und während wir selig essen, blicken wir Mark Silber, die Herzog Leopold V. erhielt. Wellen schaukeln, welche die Schiffe oder auf die reizende anmutende Flußlandschaft. Mit einem Teil dieses Geldes wurde unter die Frachter verursachen, verschwinden ent- Der auf die Wachau folgende Donauab- anderem Wiener Neustadt erbaut, was in lang der Donau immer wieder in Häfen von schnitt, den wir diesmal nicht befahren, heißt etwa einen Blick auf die Größenordnung des verschiedenen Yacht- und Motorbootclubs. Nibelungengau – was natürlich sofort an das Lösegeldes zuläßt… Teure, elegante Boote – bis hin zu den klei- Heldenepos des Nibelungenliedes erinnert. In Das reizvolle an der Donauschifffahrt in nen Motorbooten – werden oft abgelöst von diesem finden sich Sagen, Erinnerungen, der Wachau ist auch, daß es eine Fülle von sportlichen Männern, die in ihren Kanus im Mythen und historische Ereignisse, dichte- Geschichten zu erfahren gibt, wenn man an Gleichklang der Ruderschläge wohl die risch verwoben. Es versetzt uns in einen den Ufern Kirchen, Burgen, Schlössern und wirklichen Helden der Donau sind. Zeitraum vom 5. bis zum 10. Jahrhundert n. Ruinen begegnet, die zwischen den sanften Dort wo die Donau noch nicht krampf- Chr. und spiegelt die Machtkämpfe zwischen Hügeln eingebettet sind, die oft unterbrochen haft in ein künstliches Flußbett eingezwängt den damaligen Stämmen oder Völkern wider. sind von schroffen Felsen, besänftigt durch wurde, erblickt man immer wieder maleri- Und tatsächlich spielt der Nibelungengau eine die vielen Rebstöcke. Schon in der Römer- sche Buchten mit kleinen sandigen Stränden, wichtige Rolle im Nibelungenlied, hatte doch zeit wurde hier bereits Weinbau betrieben. die im Sommer zum Schwimmen und Son- Markgraf Rüdiger von Bechelaren (Pöch- Auch der Adel hat sich hier entlang der Do- nenbaden benutzt werden. In einem kleinen, larn) – ein Lehensmann des Hunnenkönigs nau angesiedelt, dessen prächtige Schlösser orangenen Schlauchboot rudert ein Pärchen Attila (Etzel) – hier seinen Stammsitz. teils noch heute zu bewundern sind. in einer seichten Bucht. Wer erinnert sich nicht an den Drachen- Bei Weissenkirchen beobachte ich die töter Siegfried, oder Alberich, den Kanzler Rollfähre, wie sie gemächlich hinüber nach Mittagshore 12.00 Uhr. und Schatzmeister des Nibelungenreiches St. Lorenz den Strom überquert. Während Abfahrt in Spitz 11:40 Uhr mit seiner Tarnkappe, die Siegfried zusam- der Fahrt begegnen uns große Frachtschiffe, In Melk sind die Benedektiner um 12.00 men mit einem Ring an sich nahm und von bei deren Langsamkeit ich das Gefühl be- Uhr zur Mittagshore versammelt. So struktu- Alberich gewarnt wurde: „Herr, nehmt nicht komme, sie bräuchten wohl Jahre, bis sie an riert sich der Tagesablauf der Geistlichen zwi- diesen Reif. Ein Fluch haftet an ihm. Wer ihn ihr Ziel kommen. Doch irgendwie verschwin- schen ihren Tätigkeiten und den vorgeschrie- trägt, der rennt in sein Verderben.“ Siegfried,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 90 ÖJ-Reisetip schön, blond, aber töricht, hörte wohl die Wor- te, aber nicht die Warnung. Ja, und so nahm die dramatische Geschichte ihren Lauf.

Aggstein Am rechten Donauufer etwa in 300 Metern Höhe erblicken wir die Ruine Aggstein. Sie zählt zu den berühmtesten Ritterburgen Ös- terreichs. Gegründet wurde sie bereits im 12.

Jahrhundert von den Kuenringern. Diese g / Lois Lammerhuber wurden von den Babenbergern erkoren, das Donautal, welches den Ungarn nach und nach abgerungen wurde, zu bewachen. Sie sollten die Kaufleute schützen. Vor allem Hadmar III. aber trieb es zu bunt. Und wieder können wir uns in einer Sage einer historischen Per- son annähern, wobei vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit steckt. Es ist die Sage von: Die Wehrkirche St. Michael wurde bereits 987 erstmals urkundlich erwähnt. In ihr findet sich eine der ältesten Orgeln Österreichs (1650). »Die Hunde von Kuenring« Zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als der Ritterstand im jungen Herzogtum Österreich in höchster Blüte war, zählten die Herren von Kuenring, die im Waldviertel ihre Stamm- burg hatten, zu den reichsten und mächtig- sten Adeligen des Landes. Trotzdem fanden sie es nicht unter ihrer Würde, ihren Reich- tum auf Kosten des Bürger- und Bauern- standes räuberisch zu vermehren. Die Kuenringer Hadmar III., der auf Burg Aggstein saß, und sein Bruder Heinrich I. zu Weitra waren die größten Freibeuter in der Wachau. Sie nannten sich selber „die Hunde von Kuenring“. Das ganze Land seufzte un- ter ihren Räubereien, selbst wehrhafte Städte mußten ihre Übergriffe dulden. Die Städte Stein und Krems wurden von ihnen im Jahre 1231 in Schutt und Asche gelegt. Die Ruine Aggstein zählt zu den berühmtesten Ritterburgen Österreichs. Der bequemste und schnellste Weg aus dem Westen nach Wien führte damals auf der Donau. In der Wachau aber hauste Had- mar von Kuenring und ließ sich nicht so leicht die Gelegenheit entgehen, durch raschen Zugriff die donauabwärts fahrenden Schiffe zu kapern und ihre Ladung als willkommene Beute auf seine Burg Aggstein zu führen. Zu diesem Zweck ließ er die Donau bei Agg- stein durch eine eiserne Kette sperren und plünderte die angehaltenen Schiffe aus. Er nahm sich, was ihm gefiel oder brauchbar erschien, und die Kaufleute mußten froh sein, mit heiler Haut davonzukommen. Noch lange waren die Reste eines Wartturmes zwi- schen Schönbühel und Aggstein zu sehen, von dem aus der Wächter seinem Herrn das Herannahen von Schiffen durch ein Trompe- tensignal verkündete und das deshalb im Foto: Niederösterreich-Werbung / Cathrine Stukhart Foto: Niederösterreich Werbung / K. M. Westermann Foto: Niederösterreich-Werbun Volk das „Blashaus“ hieß. Schloß Schönbühel stammt aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts (Privatbesitz).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 91 ÖJ-Reisetip

Dieser Zustand wurde auf die Dauer un- Über die Donau gab es im Mittelalter ses strömt einem sozusagen die ganze Pracht erträglich und bewog Herzog Friedrich den übrigens nur drei Brücken im österreichi- und Wuchtigkeit des auf einer Felsnadel ge- Streitbaren, gegen die übermütigen Wegela- schen Teil. Die erste entstand 1439 in Wien, bauten Stiftes entgegen. Beherrschend, mäch- gerer einzuschreiten. Er erstürmte Zwettl, fast 30 Jahre später wurde die zweite Brücke tig, herrlich. wo sich Heinrich aufhielt, der aber zu seinem in Stein/Krems erbaut und erst Ende des 15. Bruder auf die Burg Aggstein flüchtete. Doch Jahrhunderts in Linz die dritte. Diese drei Ankunft in Melk 13:00 Uhr diese trotzige Feste spottete jedem Angriff. Brücken waren die einzigen bis ins 19. Jahr- Die Schiffsanlegestelle ist nicht weit von Daher beschloß der Herzog, mit Hilfe einer hundert! der Altstadt entfernt, den Weg kann man in List dem Treiben der widersetzlichen Ritter Nun haben wir es nicht mehr weit nach sehr kurzer Zeit zu Fuß zurücklegen. Be- ein Ende zu machen. Melk und ein schönes Juwel wird zur rech- gonnen hat die Geschichte der Stadt mit den Ein Wiener Kaufmann namens Rüdiger, ten Hand sichtbar: Schloß Schönbühel. Auch Babenbergern. Sie wurden belehnt, bauten den Hadmar schon etliche Male geschröpft wieder festungsartig angelegt, trutzmächtig eine Burg und bildeten den Reichsmittel- hatte, begab sich im Einverständnis mit dem auf hartem Granit mit vorgezogener grauer punkt von Österreich. Das war vor 1000 Jah- Herzog nach Regensburg, rüstete dort ein Wand, ist dieses Schloß in Privatbesitz. ren. Diese Gegend – eine Mark – wurde starkes, stattliches Schiff aus und belud es Auf der linken Seite der Donau – links ist Ostarrichi genannt. Von hier aus begann der mit wertvoller Fracht. Unter Deck aber war immer das linke Ufer flußabwärts gesehen – Lauf der Geschichte Österreichs. Die Baben- eine Anzahl schwer bewaffneter Männer ver- befindet sich Emmersdorf und gegenüber berger blieben aber nicht. Sie wanderten wei- borgen, die den Befehl hatten, den Kuen- liegt Melk. Schon bei der Biegung des Flus- ter Richtung Osten, gründeten neue Burgen ringer, wenn er bei Aggstein auf das Schiff komme, zu überrumpeln und gefangenzuneh- men. Alles ging nach dem ausgeheckten Plan vor sich. Das Schiff wurde bei Aggstein an- gehalten; die Kunde von der reichen Beute lockte Hadmar selbst herbei. Kaum aber war er an Bord gestiegen, stürzten die Kriegs- knechte aus ihrem Versteck hervor und über- wältigten ihn. Das Schiff stieß sogleich vom Land ab, während die Bogenschützen und Schleuderer die nachdrängenden Knappen des Ritters abwehrten. Im Triumph brachte man Hadmar nach Wien zu dem Herzog, die führerlose Burg aber wurde kurze Zeit darauf erstürmt und zer- stört. Der Herzog verfuhr gnädig mit den beiden Herren von Kuenring. Leben und Frei- heit wurden ihnen geschenkt, doch mußten sie das geraubte Gut herausgeben, den ange- richteten Schaden wiedergutmachen und Gei- seln stellen. Aber der Lebensmut Hadmars, des kühnen Beherrschers der Wachau, war gebrochen. Er starb wenige Jahre später auf einer Wallfahrt nach Passau in einem Dörf- lein an der oberen Donau. http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-aus-nieder-32/27 Die Kueringer starben jedoch aus und wieder besaß ein finsterer Geselle die Rit- terburg. 1429 erwarb Scheck vom Wald Burg Aggstein. Aus dem wurde ebenfalls ein Raub- ritter und alle Schiffe mußten ihm eine Maut entrichten. Aus dem Scheck vom Wald wur- de der „Schreckenwald“. Aus dieser Zeit stammt auch die Sage um das Rosengärtlein, die wohl viele von uns in ihrer Kindheit in Erinnerung haben. Wer nicht einen qualvol- len Tod sterben wollte, sprang in die Tiefe oder mußte verhungern. Auch hier finden wir

einen historischen Kern, denn es gab immer Foto: Stadt Melk / Gleiß wieder Konflikte um die Mauteinhebung an Die Stadt Melk ließ eine 215 m² große Aussichtsplattform unterhalb des Stifts- der Donau. felsens errichten, die einen tollen Ausblick auf Stift und Donauauen bietet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 92 ÖJ-Reisetip und kamen über Tulln, Klosterneuburg bis nach Wien. Auch wenn hier eine neue Ära beginnt, die Geschichte der Babenberger en- det hier, sie starben einfach aus. Der letzte Babenberger Friedrich II. starb im Kampf gegen die Ungarn am 15. Juni 1246. Es folg- ten dann noch recht turbulente Zeiten bis nach dem Tode Ottokars in der Schlacht auf dem Marchfeld 1278. Das Babenberger-Erbe fiel endgültig an das Haus Habsburg. Als das Geschlecht der Babenberger von der Weltbühne verschwand, hatten die Bene- diktiner schon fast 200 Jahre davor in Melk residiert. Denn Markgraf Leopold II., der 1095 starb, hatte sechs Jahre vor seinem Tod einem Abt namens Sigibold aus dem ober- österreichischen Lambach Kirche und Burg übergeben. Seit diesem Zeitpunkt, 1089, re- sidieren die Benediktiner dort. Aus einer al- Foto: Balou46 / Creative-Commons-Lizenz Ein Blick auf die Stadt Melk vom Stift aus gesehen ten Herzogsburg entwickelte sich mit der Zeit ein immer größeres Kloster, welches in sei- ner heutigen Erscheinung den Endpunkt in der baulichen Entwicklung gefunden hat. Mein Blick schweift noch aus einiger Enfernung über das Stift und versuche mir vorzustellen, wie das Kloster wohl im 14. Jahrhundert ausgesehen haben mag, als ein alter greiser Mönch bei Kerzenschein schrieb: „... Dem Ende meines sündigen Lebens nahe, ergraut wie die Welt und in der Er- wartung, mich bald zu verlieren im endlosen formlosen Abgrund der stillen wüsten Gott- heit, teilhabend schon am immerwährenden Licht der himmlischen Klarheit, zurückge- halten nur noch von meinem schweren und siechen Körper in dieser Zelle meines ge- liebten Klosters zu Melk .... (Im Namen der Rose, Seite 17, Abs. 2). Sie werden es schon Foto: Stadt Melk / Gleiß ahnen, es handelt sich um den berühmten Die Jugendstilvilla Loos von Losimfeldt wurde um 1901 erbaut. Roman von Umberto Eco, der auch später verfilmt wurde. Der englische Franziskaner- bei unseren Verlegern nicht sehr beliebt…“ ladend und in die Breite gehend, besitzt die mönch William von Baskerville ist „zusam- (Umberto Eco: Nachschrift zum „Namen der Stadt noch selbst eine Kirche, deren spitzer men mit Adson von Melk, seinem etwas tum- Rose“, Seite 10.) Turm gegen den Himmel ragt. ben, jugendlichen Adlatus, in einer höchst Ob es diesen Adson von Melk gegeben Der Regen hat aufgehört, die Wolken ver- delikaten politischen Mission unterwegs. hat, ist unklar, mysteriös, legendenhaft. Aber ziehen sich und lassen ein wenig widerwillig Doch in den sieben Tagen ihres Aufenthaltes die Figur lebt in uns und die Wachau hat die ersten Sonnenstrahlen des Tage durch. werden die beiden mit kriminellen Ereignis- damit auch in der Neuzeit eine neue Helden- Wir wandern vom Bahnhof die Babenber- sen und drastischen Versuchungen konfron- figur dazubekommen. Einen, der auszog und gerstraße entlang, vorbei bei der Villa Loos tiert…“ Abenteuerliches erlebt, um dann im hohen von Losimfeldt (Ecke Abt Karl-Straße). Eine Zurückgekehrt nach Melk schreibt Adson Alter die Erinnerungen niederzuschreiben. Jugendstilvilla, erbaut um 1901. Ihre blauen im hohen Alter in der Abgeschiedenheit hin- Bevor wir zum Stift hinaufwandern, wo und beige glasierten Keramikfliesen sind von ter klösterlichen Mauern seine Abenteuer Adson angeblich gelebt haben soll, tummeln kühlem Grundcharakter in einem geordneten mit William von Baskerville nieder. wir uns noch ein bißchen in der Altstadt her- Spiel schlichter Elemente. Hier trifft sich Fast hätte der Roman den Titel „Adson um. Ein schmaler Waldsaum trennt die Stadt weiße Eleganz mit azurblauem Himmel, ein von Melk“ bekommen. Umberto Eco schrieb Melk vom Stift. Ihre roten Dächer heben sich Spiel wie Meer und Wolken. dazu: „Mein Traum war, das Buch einfach vor dem dunklen Grün der Bäume ab und die Die Babenbergerstraße weiterschlen- ,Adson von Melk‘ zu nennen. Ein sehr neu- Häuser kleben förmlich unter dem Schutz dernd stoßen wir auf das Alte Forsthaus, traler Titel, denn Adson war ja immerhin das des wuchtigen barocken Stiftes. Obwohl es welches zweigeteilt ist und wo der Förster Erzähler-Ich. Aber Eigenenamen als Titel sind dieses weltweit berühmte Kloster gibt, aus- wohnte. Das wäre jetzt noch nichts so Beson-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 93 ÖJ-Reisetip deres, wäre nicht in einem Teil des Hauses das Gefängnis gewesen, wo die Verurteilten auf ihre Hinrichtung warteten. Fast wäre das Forsthaus zugunsten eines Parkplatzes ge- schliffen worden, hätte sich nicht eine Bür- gerinitiative gewehrt. Das Forsthaus blieb ste- hen, wurde renoviert und wir Touristen kön- nen uns daran erfreuen. Über die Hauptstraße kommen wir Rich- tung Rathausplatz zu einem mittelalterlichen Haus, in dem sich heute die Apotheke befin- det. Mehrmals verändert sind vor allem die bemalten Holzläden bemerkenswert und das Haus besitzt einen romantischen Hof mit wunderschönen Pfeilerarkaden. Nun kommen wir zu einem recht interes- santen Brunnen: dem Kolomanibrunnen. Es war einmal ein irischer Königssohn. Er war fromm und so pilgerte er durch die Welt. Und er wollte in das Heilige Land. Und alles wäre schön gewesen, hätte man ihn nicht in Stockerau ermordet, weil man ihn für einen Spion gehalten hatte. So hört sich nun alles noch sehr real an. Aber, oh Wunder, Kolo- man der an einem Holunderbaum aufgehängt worden war, verweste nicht – und da damals wohl jeder Herrscher auch ein Wunder brauchte, holten die Babenberger den Leich- nam in ihre Residenz nach Melk. Und es gibt zu dieser Legende sogar ein konkretes Da- tum: Es war der 13. Oktober 1014. Und seit diesem Tag feiert Melk alljährlich einen Kir- tag – übrigens im vergangenen Jahr sein tau- sendjähriges (!) Jubiläum. Durch den Hol- lunderbaum hat der Hollunder bis heute seine große Bedeutung erlangt, vor allem in der Melker Küche. Und so gibt es eine Koloma- nitorte, die rund 45 Euro kostet und man Foto: Stadt Melk / Gleiß sogar – zuzüglich Versandkosten – auch via Der Rathausplatz der Stadt Melk mit dem Kolomanibrunnen Internet beziehen kann. Die Walnußtorte ist und vier wasserspeienden Delphinen. Rich- gibt Momente der Sprachlosigkeit, wenn man mit Holunderkonfitüre gefüllt und mit Scho- tig erholsam, diese kleine Pause. von der Schönheit eines Gebäudes überwäl- koladenglasur überzogen. Sie sollten sie aus- Natürlich gibt es in der Stadt noch vieles tigt wird. Schon die Natur hat mit dem Gra- probieren. Und es gibt noch Kolomanischo- zu sehen, Sie sollten sich einfach einmal die nitfelsen eine Erhöhung über die Donau- koladen- und -pralinen, was sich hervorra- Zeit nehmen, sie zu erkunden. landschaft geschaffen und der Mensch hat gend als Mitbringsel für die Daheimgeblie- Nun machen wir uns auf den Weg zum noch eines daraufgesetzt: Das Stift Melk in benen anbietet. Die Torte kann man sich ja Stift, welches man über einen Treppenauf- seiner heutigen Pracht hat seinen Weg ge- schicken lassen. Und wie ich auf der Home- stieg erreicht. braucht, um sich dorthin zu entwickeln, wo page lesen konnte, dient der Kauf noch es heute angekommen ist. Es war oft ein einem guten Zweck; Für jede verkaufte Tor- Die Babenberger, die Leidensweg – ein Verfall – dann aber wieder te geht ein Teil des Erlöses davon an bedürf- Benediktiner und das Stift ein Aufbäumen und eine Renaissance, die tige Kinder in Rumänien. Das Stift – eines der schönsten und größ- Kraft gab für die Entfaltung dieses Stiftes, http://www.kolomanitorte.at ten Barockensembles Europas – nicht zu be- dort droben auf dem Felsen. Uns zieht es in das Café gleich hinter dem suchen, ist fast ein Sakrileg. Wenn man zum Von den Babenbergern ist nichts mehr zu Kolomanibrunnen. Es hat einen Schanigar- Beispiel mit dem Auto am Donauufer vor- sehen. Aber ihre Spuren, ihr Leben und Wir- ten, in dem wir platznehmen und Kaffee und beifährt, sollte man auf jeden Fall zumindest ken wurde sorgsamst niedergeschrieben und Kuchen genießen, während unser Blick über anhalten und innehalten. ihnen verdanken wir die Geburt Österreichs, das historische Ambiente des Hauptplatzes Die zwei Türme und die Kuppel der Ostarrichi! Hier begann unsere Geschichte schweift. Da steht er, der Herr Koliman, in Stiftskirche des Weltkulturerbes liegen wie und Melk war einst einstmals der Mittel- seiner ganzen Pracht mit Stab und Pilgerhut in einem heiligen Dreieck zueinander. Es punkt. 976 war Markgraf Luitpold der erste

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 94 ÖJ-Reisetip Foto: Stift Melk / Daniel Strobl Nach dem kaum beschwerlichen Aufstieg auf den Berg sind wir erstmals auf »Augenhöhe« mit dem kolossalen Barockjuwel.

Babenberger. Der zweite, dritte und vierte gepunktet: Sie wurden nicht nur durch den 1075. Er fiel in der Schlacht bei Homburg an Babenberger haben hier in Melk ihre letzte Kaiser mit weltlicher Macht ausgestattet, son- der Unstrut. Ruhestätte gefunden. Der Sohn von Mark- dern auch mit göttlicher, so bekam dieses 40 Jahre später – wie oben bereits ange- graf Luitpold – Heinrich der Starke – regier- kleine Holzstückchen seine entsprechende sprochen – hat dann Leopold II. 1089 die te von 994 bis zu seinem Tode 1018. Ihm ha- kostbare Fassung, die heute als „Melker Burg den Benediktiner gegeben. Sein Sohn ben wir die Bedeutung des Kolomans zu ver- Kreuz“ bekannt ist und für jedermann in der Leopold III. wurde heilig gesprochen. Er starb danken, denn der Koloman, der uns schon Schatzkammer zu besichtigen ist. am 15. November 1136 bei einem Jagdunfall als Statue am Brunnen begegnet ist, hat für Und aller guten Dinge sind drei: Ernst der und wurde in Klosterneuburg beigesetzt. Die- die ganze Gegend eine sehr große Bedeu- Tapfere, ein Neffe von Adalberbert, lebte bis ser Sterbetag ist bis heute für Wien und Nie- tung. Denn 1012 wurde der unverweste Leich- derösterreich ein regionaler Feiertag. Die nam auf Anordnung Heinrichs auf die Ba- Legende erzählt: Der Hl. Leopold war mit benbergerburg gebracht. Man hatte jetzt Freunden und seiner Frau auf der Jagd, als einen Heiligen, der nicht nur angebetet, son- ein heftiger Windstoß deren kostbaren dern für fast 650 Jahre auch zum Landes- Schleier wegwehte. Obwohl alle eifrig nach patron von Österreich erkoren wurde. Aber diesem suchten – der Schleier blieb ver- die größere geschichtlichere Bedeutung ist: schwunden. Erst Wochen später fand ihn In seiner Amtszeit schenkte Kaiser Otto III. Leopold auf einem Strauch unversehrt wie- Heinrich ein Gut in der Region um Neuho- der und ließ an dieser Stelle das Stift Klo- fen an der Ybbs. In der dazugehörigen Urkun- sterneuburg errichten. Heute noch sind im de finden wir am 1. November 996 auch erst- Kloster der Schleier und Teile vom Strauch mals die Erwähnung von „Ostarrîchi“, den aufbewahrt. Die Gebeine von Leopold und ursprünglichen Namen Österreichs. seiner Frau sind ebenfalls dort aufgebahrt. Der zweite Babenberger, ein Bruder von 178 Jahre später wird Leopodl III: zum Heinrich, ist Adalbert der Siegreiche. Er leb- zweiten Landespatron ernannt. Ihm konnte te bis 1055. Unter diesem ereignete sich dann seine Stellung niemand mehr streitig ebenfalls ein Geschenk des Himmels: die Ba- machen. Bis heute gilt er als Schutzheiliger

benberger kommen 1040 in den Besitz eines Foto: Stift Melk / Augustin Baumgartner, Graz und wer heute nicht mehr an himmlische kleinen Holzstückchens aus dem Kreuz Das berühmte »Melker Kreuz« mit Wunder glaubt, kann in Klosterneuburg nach Christi. Jetzt haben die Babenberger doppelt dem Holzstückchen vom Kreuz Christi altem Brauch zumindest „Faßlrutschen“.

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257 Jahre später (1297) schützte weder die weltliche noch die göttliche Macht das Kloster vor einem fürchterlichen Brand, der Kloster, Kirche, Nebengebäude und somit auch wertvolle Handschriften zerstörte; doch einge konnten aus dem Feuer gerettet wer- den und haben sich bis heute erhalten. Her- vorzuheben seien die „Melker Annalen“. Sie wurden 1123 begonnen und gelten als Ur- sprung der „Österreichischen Annalen“. An- dere Klöster übernahmen Nachrichten aus dieser umfangreichen Sammlung zeitgenös- sischer Ereignisse und führten auf dieser Ba- sis selbst solche Aufzeichnungen ein. Aber auch andere Schicksalsschläge, die in den nächsten zwei Jahrhunderte hereinbra- chen, zerstörten nicht nur Leib und Leben, sondern auch die geistige und seelische Mo- ral. Es war ein stetiger Niedergang, bis im Jahre 1414 die Reform der Benediktinerklö- ster beschlossen wurde. So kam im Jahre 1418 ein Abt namens Nikolaus Seyringer nach Melk und führte wieder eine strenge Klo- sterdisziplin ein. Und von hier aus wurden dann Melker Visitatoren in andere Klöster geschickt. Melk wurde wieder ein geistiges und kul- turelles Zentrum. Doch dann begann mit der Reformation ein weiterer tiefer Einschnitt und neuerlich ging es bergab, wovon sich das Kloster aber nicht nur wieder erholen sollte: es kam vielmehr zu einer Hochblüte: in einer Zeitspanne von 35 Jahren wurde ein barok- ker Klosterpalast errichtet und die besten Ar- chitekten und Künstler ihrer Zeit waren hier am Werk. Und doch: 1736 vernichtete ein Brand neuerlich Teile der Klosteranlage, aber es wurde sofort mit dem Wiederaufbau Foto: Stift Melk / Guenter Prinesdom begonnnen. Seither ist das Stift, unberufen, Die Stiftskirche ist der absolute Höhepunkt der Klosteranlage des Stiftes Melk von derartigen Katastrophen verschont ge- in cruce“ (Es sei fern, sich zu rühmen außer Der linke Seitenaltar im Querschiff ent- blieben. im Kreuz) über der Benediktihalle am Be- hält in einem Sarkophag die Gebeine des hei- Durch seine Pracht und seine Schönheit ginn des Rundgangs durch das Stift zieht ligen Koloman. Der rechte ist dem heiligen ist das Stift Melk die meistbesuchte Sehens- sich so ein roter Faden bis hin zur Kirche, in Benedikt geweiht, der Sarkophag ist aber würdigkeit in Niederösterreich – kein Wun- deren Pracht der Ruhm des Kreuzes transpa- leer. der, warten doch spannend gestaltete Mu- rent wird. Die Deutung der Melker Stiftskirche er- seumsräume wie der Marmorsaal und die Ursprünglich war lediglich eine Barocki- gibt sich aus der Inschrift am Hochaltar: Stiftsbibliothek, die hochbarocke Stiftskir- sierung der Stiftskirche geplant. Ab 1701 „Non coronabitur, nisi legitime certaverit.“ che und ein atemberaubender Blick von der entstand aber auf Betreiben des Abtes Bert- (Ohne rechtmäßigen Kampf gibt es keinen Altane auf das Donautal auf die Gäste aus hold Dietmayr und nach den Plänen Jakob Sieg). Der Kampf, der zum Sieg führt, wird aller Welt. Lassen Sie uns kurz andeuten, Prandtauers ein völliger Neubau der Kirche. am Hochaltar durch das Martyrium der Apo- was Sie dort erwartet: Es gelang, für die künstlerische Ausgestal- stelfürsten Petrus und Paulus verkörpert, tung die bedeutendsten Meister ihres Faches klingt an im Glaubenstod des heiligen Kolo- Die Stiftskirche zu gewinnen: Antonio Beduzzi (Innenarchi- man (Kolomanialtar) und findet seinen stärk- Der absolute Höhepunkt des Stiftes Melk tektur, Skizzen für die Fresken), Johann Mi- sten Ausdruck im Tugendkampf des Mön- ist die Stiftskirche. Sie sollte nach dem Wil- chael Rottmayr (Fresken, Altarbilder), Paul ches, der in Gestalt des heiligen Benedikt len des Abtes und des Konvents den religiö- Troger (Altarbilder), Giuseppe Galli-Bibiena das Thema des Langhausfreskos ist. Der Sieg sen Bezug der gesamten Anlage und die (Entwürfe für Kanzel und Hochaltar), Lo- in diesem Kampf wird einerseits durch die Orientierung auf Gott hin deutlich sichtbar renzo Mattielli (Entwürfe für Skulpturen) große Siegeskrone am Hochaltar, durch die machen. Von der Inschrift „Absit gloriari nisi und Peter Widerin (Skulpturen). Fresken der Kuppel, in der sich der Himmel

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 96 ÖJ-Reisetip Foto: Stift Melk / Pater Jeremia Eisenbauer Die künstlerisch wertvolle Ausstattung zeugt von der Wertschätzung der Mönche für ihre Bibliothek.

auftut und andererseits durch den Sieges- Die Bibliothek zeigt im Gegensatz zur weltlichen Szenerie kranz im Langhausfresko über dem vollend- Nach der Kirche ist die Bibliothek in der des Marmorsaals eine symbolische Darstel- eten Mönch dargestellt. Rangfolge der Räume eines Benediktinerklo- lung des Glaubens. Im Zentrum ist eine Die zehn Jahre dauernde Restaurierung sters der zweitwichtigste. Die künstlerisch weibliche Figur erkennbar, die Allegorie des der Stiftskirche, die mit Hilfe von Bund und wertvolle Ausstattung zeugt von der Wert- Glaubens. Sie wird von vier Engelsgruppen Land finanziert werden konnte, wurde 1987 schätzung der Mönche für ihre Bibliothek. umgeben, die für die vier Kardinaltugenden abgeschlossen. Das Deckenfresko Paul Trogers (1731/32) Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäs-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 97 ÖJ-Reisetip

sigkeit stehen. Die vier Holzskulpturen sind „Et omnibus congruus honor exhibeatur“ (Al- Darstellungen der vier Fakultäten: Theolo- len erweise man die angemessene Ehre). Der gie, Philosophie, Medizin und Jurisprudenz. Saal diente als Speisesaal für das Kaiserhaus Die Bibliothek des Stiftes Melk umfaßt und andere vornehme Gäste sowie als Fest- heute in insgesamt zwölf Räumen 1888 Hand- saal. Die Türstöcke wurden aus echtem Adne- schriften, 750 Inkunabeln (Frühdrucke bis ter und Untersberger Marmor hergestellt, die 1500), 1700 Werke aus dem 16. Jahrhundert, Wände hingegen aus Stuckmarmor. Die Ar- 4500 aus dem 17. und 18.000 aus dem 18. chitekturmalerei des Deckenfreskos stammt Jahrhundert, zusammen mit den neueren Bü- von Gaetano Fanti. chern insgesamt etwa 100.000 Bände. Im großen Bibliotheksraum befinden sich etwa Kleiner Bibliotheksraum 16.000 Bücher, die nach Themengruppen In diesem Raum finden sich hauptsäch- geordnet sind. lich historische Werke ab dem 19. Jahr- hundert, die Zeugnis vom Interesse dieser Der Marmorsaal Zeit geben. Eine Wendeltreppe mit Rokoko- Ein Deckenfresko von Paul Troger (1731) gitter führt in andere, öffentlich nicht zu-

zeigt in der Mitte Pallas Athene auf dem Foto: Stift Melk / Augustin Baumgartner, Graz gängliche Bibliotheksräume. Das Decken- Löwenwagen als Symbol der Weisheit und Zu den wertvollsten Reliquien des fresko von Paul Troger zeigt eine allegorische des rechten Maßes. Links von ihr ist Herku- Stiftes zählt der Unterkieferknochen Darstellung der Scientia (Wissenschaft). Von les zu sehen, der die notwendige Gewalt des hl. Koloman, der sich in der der Bibliothek führt eine prächtig ausgestal- symbolisiert, um als Sieger über den drei- »Kolomanimonstranz« befindet. tete Wendeltreppe in die Stiftskirche. köpfigen Höllenhund, über Nacht und Sün- scher führt die Menschen vom Dunkel ins den hervorzugehen. Beide, Pallas Athene so- Licht, vom Bösen zum Guten. Altane wie Herkules, verweisen auf Kaiser Karl VI., Die Inschriften über den Türen sind Zita- Die Altane ist der Verbindungsbalkon zwi- der sich gerne in der Nachfolge der römi- te aus der Regel des hl. Benedikt. Sie weisen schen dem Marmorsaal und der Bibliothek. schen Kaiser im Herkulesmythos feiern ließ. auf den Zweck des Raumes hin: „Hospites Von ihr aus gibt es einen wunderschönen So sollten die Gäste hier auch eine Apotheo- tamquam Christus suscipiantur“ (Gäste sol- Blick auf die Donau, die Wachaulandschaft se des Herrscherhauses erleben: Der Herr- len aufgenommen werden wie Christus) und sowie auf die Stadt Melk. Foto: Stift Melk / Gerald Knobloch Die Melker Mineraliensammlung befindet sich in der einstigen Prälatenbibliothek. Diese ist ein wunderschöner barocker Raum, der durch seine reiche Stuckausstattung und durch das wunderbare originale barocke Deckengemälde mit der Darstellung des vorbarocken Stiftes (1643) einen sehenswerten Raum für die Mineralien bietet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 98 ÖJ-Reisetip Foto: Stift Melk / Guenter Prinesdom Der 84 Meter lange und 42 Meter breite »Prälatenhof« mit einem »Ersatzbrunnen« für den ursprünglich dort 1687 errichteten »Kolomanibrunnen« – den schenkte 1722 Abt Berthold Dietmayr dem Markt Melk, wo er heute noch am Hauptplatz steht.

Vesper, Komplet, 18 Uhr Abfahrt Melk, 20 Uhr Während die Mönche im Stift Melk zur Vesper singen und beten, kehren wir in einem Gasthof ein. Uraltes Gemäuer verbreitet Be- haglichkeit und die prompte Bedienung stillt im Nu unseren Hunger. Während wir uns an Selchripperln und großen Knödeln gütlich tun, ziehen die Bilder des Tages noch einmal an uns vorbei. Gesättigt und gestärkt geht es dann zum Bahnhof. Die Abendstunden zeichnen sich oft durch wunderbares Licht ab, das eine Landschaft in warme Gelb- und Rottöne taucht, bis die schwarze Nacht sich mit ihren Sternen dar- überschiebt. Mein letzter Blick vom Zugab- teil wandert noch einmal zum Stift hinauf, welches in der Abendsonne fast überirdisch golden glänzt. Wie aus einer anderen Welt. Dann verschwindet das Kloster bei der näch- sten Biegung und die Erinnerung an den ab- Foto: Michael Mössmer Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang verabschiedete sich unser Tag… gelaufenen Tag fühlt sich an wie ein Traum – den wir glücklicherweise erlebt haben. Während der Rückfahrt mit der Bahn von Finden Sie unter dem nachstehenden Link Ich schließe die Augen, höre das Rattern Melk nach Wien, diesmal mit einmal Um- eine Auflistung von Links zu im Beitrag er- der Räder und mir fällt ein Kinderlied ein: steigen in St. Pölten, von wo es dann mit dem wähnten Orten und Sehenswürdigkeiten: Abend wird es wieder, ÖBB „RailJet“ weitergeht, wird es langsam http://www.oe-journal.at/Aktuelles/Magazin/2015/146_270815/Linksammlung_146.htm

Über Wald und Feld Nacht und ein Blick aus dem letzten Waggon Quellennachweis: Stift Melk; Stadt Melk; Wikipedia; Zitate aus Säuselt Frieden nieder zeigt die letzten Sonnenstrahlen dieses Ta- Umberto Eco: Nachschrift zum Buch „Der Name der Rose“, Dtv Verlagsgesellschaft; Europäische Barockklöster, HG Herbert Und es ruht die Welt… ges. Schindler, Prestel, München; Niederösterreich Tourismus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 99 ÖJ-Reisetip Foto: Stift Melk / Michi Romako Für die NÖ Landesausstellung 2000 wurde der seit dem 2. Weltkrieg völlig ungepflegte Stiftspark wieder revitalisiert.

Der Stiftspark: die Parkanlage umlegt (Angelpunkt ist der grandiose Bogen der Gesamtidee: Geist und Ein Garten mit Geschichte 1000 Jahre alte Babenbergerturm) treffen ein- Natur, Intellekt und Emotion: der „ganze“ Von Pater Martin Rotheneder ander die Laterne der Stiftskuppel und das Mensch wird angesprochen. Der Garten des Stiftes zeigt, wie in 250 barocke Wasserreservoire im Park. Die La- Bei Betreten der Parkanlage geht man Jahren durch das Zusammenwirken von na- terne gilt als dritte Ebene der Stiftskirche. In durch den Pavillongarten – vorbei an einem türlichen und geistigen Ebenen ein Lebens- ihr ist im Fresko der Heilige Geist (die dritte restaurierten barocken Springbrunnenbek- raum entstanden ist, der in seinen vielfälti- göttliche Person) in der Gestalt der Taube zu ken – auf den ca. 1750 erbauten barocken gen Erscheinungen stets das Streben nach sehen: Ohne Geist kein Leben! Auch der Gartenpavillon zu (ebenfalls restauriert 1998- Schönerem ausdrückt. Vorbilder – und somit Stiftspark ist in drei Etagen angelegt. In der 2000). Der Pavillon ist zum Großteil mit prägend – für die Gartenanlage des Stiftes dritten Etage ist das mit 250 Jahre alten Lin- exotischen Themen freskiert (laut Bundes- waren die gartenästhetischen Strömungen des den umgebene barocke Wasserbecken. Ohne denkmalamt das Meisterwerk von Johann Barocks sowie des englischen Landschafts- Wasser kein Leben! Hier schließt sich der Bergl). Richtung Osten erstreckt sich nun gartens; sie bestimmen auch heute noch ihren Charakter. Die barocke Förmlichkeit und die landschaftliche Unbeschwertheit wurden mit der Anlage eines Paradiesgärtchens vollendet. Für die Niederösterreichische Landesaus- stellung 2000 zum Thema. „Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies“ hat der Kon- vent des Stiftes Melk beschlossen, den seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gepflegten und deshalb völlig verkommenen Stiftspark zu revitalisieren. Fachleute haben uns darauf aufmerksam gemacht, daß das Parkareal von höchster Qualität sei – adäquat zum weltberühmten Gebäude des Stiftes Melk. So wurde uns die Bedeutung des Gesamtkunstwerkes der Stifts- anlage bewußt. Im Zuge der Sanierung ist das Gesamt-

konzept immer klarer geworden. Es gibt fas- Foto: Stift Melk / Brigitte Kobler zinierende Entsprechungen zwischen Ge- Die Nordbastei wurde für touristische und kulturelle Belange geöffnet und bildet bäude und Park: Wenn man das Gebäude auf somit eine wichtige Drehscheibe zwischen Stiftsgebäude und Stiftspark.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 146 / 27. 08. 2015 100 ÖJ-Reisetip

der Stiftspark in drei Etagen. Drei Alleen, hunderte Sträucher und tausende Stauden wurden neu gepflanzt. Vor dem Pavillon und auf der Rampe sind verschiedenste Rosen gepflanzt worden.

Neue Akzente im Stiftspark Das Paradiesgärtlein, in dem zu jeder Jahreszeit etwas Blühendes, Duftendes und Heilendes wächst ist nach Vorgaben aus dem Lehrgedicht „De cultura hortorum“ des Be- nediktinerabtes Walahfrid Strabo (Abt auf der Insel Reichenau im 9. Jahrhundert) neu bepflanzt. In moderner Architektur präsentiert sich ein sogenannter „Jardin méditerranéen“. Dieser Gartenbereich ist mit Elementen eines symbolischen Paradiesgartens ausge- stattet, die Bezug zur baulichen Stiftsanlage nehmen. Ein Stahlband, das mit einer latei- nischen Inschrift gekennzeichnet ist, weist Foto: Stift Melk / Brigitte Kobler Pimiskern Mit einem asiatischen Holzpavillon wurde im Stiftspark ein neuer Akzent gesetzt. auf die zentrale Achse hin, die den Kolomani- altar in der Stiftskirche mit der neu gepflanz- aus man einen fantastischen Blick in die Unsere internationale Besucherklientel ten Palme im „Platz im Paradies“ verbindet. Weite des Donautales genießen kann. Zwei (im Stift insgesamt jährlich ca. 500.000 und Die Inschrift über dem Kolomanialtar „Der große, drehbare Spiegelprismen bilden den im Stiftspark etwa 180.000) weiß die Erwei- Gerechte möge gedeihen wie eine Palme“ Alleeabschluß nach Westen hin und holen terung des touristischen Angebotes sehr zu setzt sich im „Jardin meditérranéen“ mit der spielerisch Landschaft und Licht in die schätzen. Inschrift „Gott möge dich in ewiger Tugend Heckenräume. Ich denke, daß hier die Sehnsucht des grünen und die Palme unverwelklichen Ein meditativ gestalteter „Benediktus- Menschen nach dem Garten „Eden“, nach Lebens gewinnen lassen“ fort. weg“, „sprechende Steine“, eine Feuerstelle dem „Paradies“ zu spüren ist, die Sehnsucht Cabinet clairvoyée: Hohe Hainbuchen- und ein Trinkwasserbrunnen, der aus einem nach dem ruhigen, geordneten, geschützten hecken, die auf Durchgangsbögen gezogen versteinerten Baum gestaltet worden ist, sind und bergenden Raum.  wurden, bilden kleine Gartenräume, von wo weitere Highlights im Stiftpark. http://stiftmelk.at Foto: Stift Melk / Andrea Edelbacher Richtung Osten erstreckt sich der Stiftspark in drei Etagen mit drei Alleen, hunderten Sträuchern und tausenden Stauden.

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