DAS NATURRAUMPOTENTIAL IN DER REGION DER SÜDLICHEN WEINSTRAßE UND SEINE AUSWIRKUNGEN AUF DEN TOURISMUS
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Naturwissenschaft
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Carina RAMSAUER
am Institut für Geographie und Raumforschung
Begutachter: Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr.phil. Reinhold Lazar
Graz, 2017
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Pirching am Traubenberg, im Mai 2017
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Carina Ramsauer
Gleichheitsgrundsatz
An dieser Stelle ist anzumerken, dass aus Gründen der angenehmeren Lesbarkeit in der gesamten Arbeit die männliche Form gewählt wurde. Diese Formulierung ist als geschlechtsneutral anzusehen und durch diese Wahl ist keine Form der Diskriminierung beabsichtigt.
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Vorwort
Die Formulierung meiner Fragestellung bzw. des Themas der Diplomarbeit ergab sich nach einem Gespräch mit Herrn Ao. Prof. Dr. Lazar, nachdem ich ihm zwei Ideen präsentiert hatte. Neben der Südsteiermark interessierte mich noch das Vulkanland, in welchem ich seit meiner Kindheit wohnhaft bin.
Schlussendlich entschieden wir uns für die Region der südsteirischen Weinstraße, die zum einen sehr facettenreich ist und zum anderen als eine aufstrebende Tourismusregion gesehen werden kann. Aufgrund von unzähligen privaten Besuchen kenne ich diese Region recht gut und habe auch einige Kontakte zu dort ansässigen Personen, die mir hinsichtlich der Diplomarbeit eine große Hilfe waren.
Zu guter Letzt möchte ich mich bei meinem Betreuer, Herrn Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr.phil. Reinhold Lazar, bedanken, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist, mir aber auch meinen Freiraum bezüglich der Inhalte der Arbeit gelassen hat. Weiters gilt ein besonderer Dank an meine Eltern, die mir das Studium ermöglicht haben und meine durchwegs abwechslungsreichen Launen ertragen haben. Danke auch an meine Schwester Stefanie, die mir immer zur Seite gestanden ist und in guten, sowie schlechten Zeiten eine Stütze war.
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Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird das Gebiet der südlichen Weinstraße anhand des Klimas und des Tourismus behandelt. Zu Beginn wurden drei Forschungsfragen gestellt, welche sich mit dem Zusammenhang zwischen Klima und Tourismus, weiteren Sektoren der Region und ihren Veränderungen im Laufe der Jahre, und den Gründen für einen Besuch, sowie fehlenden Attraktionen, beschäftigten. Der empirische Teil setzt sich zum einen aus einer Auswertung von touristischen sowie klimatischen Kennzahlen sowie der Auswertung und Analyse von Fragebögen zusammen. Durch die Auswertung von touristischen Zahlen (Ankünfte sowie Nächtigungen) und den Fragebögen wurde versucht, die Bedeutung und Entwicklung der Südsteiermark in den letzten Jahren nachzuweisen. Ebenso wurde auf touristische Angebote, wie den Motorikpark, den Naturpark Südsteiermark, den verschiedenen Aussichtswarten und unterschiedlichen Winzern und Weinbaubetrieben näher eingegangen.
Abstract
The natural potential of the region in the South Styrian Wine Route and its impact on tourism. In this paper climate and tourism around the South Styrian Wine Road are investigated. I engaged with three questions, which deal with the relationship between climate and tourism, further sectors of the region and their changes over the years, the reasons for visiting the area as well as missing attractions. The empirical part compounds an analysis of touristic and climatic key figures as well as an analysis of questionnaires. Through the evaluation of touristic numbers (arrivals together with overnight stays) and questionnaires, it was attempted to prove the importance and the development of Southern Styria in the last years. Furthermore, tourist offers, such as the motor skills park, the South Styrian nature park, several viewpoints and different vintners and wineries were considered in this paper.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...................................................................................................................................... 3 Zusammenfassung...................................................................................................................... 4 Abstract ...................................................................................................................................... 4 Abbildungsverzeichnis............................................................................................................... 7 1. Einleitung ............................................................................................................................... 9
1.1 Ausgangslage.................................................................................................................... 9 1.2 Problemstellung und Fragestellung .................................................................................. 9 1.3 Einordnung des Themas im wissenschaftlichen Kontext............................................... 10 1.4 Arbeitsmethodik ............................................................................................................. 10
2. Definitionen der Begriffe ..................................................................................................... 12
2.1 Naturraumpotential......................................................................................................... 12 2.2 Themenstraßen................................................................................................................ 12 2.3 Tourismusverband .......................................................................................................... 14 2.4 Buschenschank ............................................................................................................... 15
3. Überblick über das Untersuchungsgebiet............................................................................. 17
3.1 Lagekriterien................................................................................................................... 17
3.1.1 Die Sulm .................................................................................................................. 18
3.2 Klima.................................................................................................................................. 20
3.3. Kleinregionen innerhalb des Untersuchungsgebietes.................................................... 21
3.3.1 Sulmtal - Sausal ....................................................................................................... 21 3.3.2 Gamlitz..................................................................................................................... 23 3.3.3 Die südsteirische Weinstraße................................................................................... 24 3.3.4 Rebenland ................................................................................................................ 26
4. Tourismus in der Südsteiermark .......................................................................................... 30
4. 1 Naturpark Südsteiermark............................................................................................... 33
4.1.1 Generationenpark in Heimschuh.............................................................................. 37 4.1.2 Motorikpark ............................................................................................................. 37
5.1 Weinbau.......................................................................................................................... 39
5.1.1 Die wichtigsten bzw. bekanntesten Weinbauern/Winzer der Region...................... 42 5.1.2 Weinbauschule Silberberg ....................................................................................... 43
5.2 Obstanbau....................................................................................................................... 44
5. Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau bzw. Obstbau..................................... 49 6. Auswertung und Analyse der Klima- und Tourismusdaten................................................. 52
6.1 Klimadaten der Messstationen Schwarz und Dreisiebner .............................................. 52
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6.2 Tourismuszahlen von 1980-2016 ................................................................................... 54
7. Auswertung der Fragebögen und Ergebnissammlung ......................................................... 56
7.1 Allgemeine Informationen zur empirischen Analyse..................................................... 56 7.2 Analyse und Auswertung der Fragebögen...................................................................... 57
7.2.1 Verteilung der Befragten nach dem Geschlecht ...................................................... 57 7.2.2 Verteilung der Befragten nach dem Alter................................................................ 58 7.2.3 Gründe für den Besuch der Südsteiermark .............................................................. 59 7.2.4 Fehlende Attraktionen in der Südsteiermark ........................................................... 65
7.3 Zusammenfassung und Ergebnisfindung der Analyse ................................................... 70
7. Zukunftsprognosen............................................................................................................... 72 8. Resümee ............................................................................................................................... 73 9. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen...................................................................................... 75 ANHANG................................................................................................................................. 80
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gemeinden im Bezirk Leibnitz - Untersuchungsgebiet in hellblau (Quelle: Das Land Steiermark 2017, mit eigenen Änderungen) ................................................................... 17 Abbildung 2: Die Sulm (Quelle: eigene Aufnahme, Mai 2017) .............................................. 19 Abbildung 3: Das Regioneum im Naturparkzentrum Grottenhof (Quelle: eigene Aufnahme, Oktober 2016) .......................................................................................................................... 22 Abbildung 4: Hinweisschild der Südsteirischen Weinstraße in der Ortschaft Glanz an der Weinstraße (Quelle: eigene Aufnahme, Mai 2017) ................................................................. 24 Abbildung 5: Das Gebiet der Südsteirischen Weinstraße (Quelle: Die südsteirische Weinstraße 2017)......................................................................................................................................... 26 Abbildung 6: Die demographische Entwicklung von 1920-2001 (Quelle: Wassermann 2004: 298)........................................................................................................................................... 27 Abbildung 7: Größte Weintraube der Welt (Quelle: eigene Aufnahme; August 2016)........... 28 Abbildung 8: Der größte Klapotetz der Welt (Quelle: eigene Aufnahme, August 2016)........ 29 Abbildung 9: Übersichtskarte Südsteiermark (Quelle: Ausflugsziele Südsteiermark 2016)... 32 Abbildung 10: Mitgliedsgemeinden des Naturparks Südsteiermark (Quelle: Naturpark Südsteiermark, k.A.)................................................................................................................. 33 Abbildung 12: Eingefüllte Menge an Trauben in Silberberg von 1999 bis 2016 (Quelle: Holler 2017)......................................................................................................................................... 50 Abbildung 13: Jahresdurschschnittstemperaturen der Messstationen Schwarz und Dreisiebner von 2004 bis 2016 .................................................................................................................... 53 Abbildung 14: Ankünfte und Nächtigungen der Südsteiermark von 1980 bis 2016 ............... 54 Abbildung 15: Die Verteilung der Befragten nach dem Geschlecht........................................ 57 Abbildung 16: Die Verteilung der Befragten nach dem Alter ................................................. 58 Abbildung 17: Gründe für den Besuch der Südsteiermark ...................................................... 59 Abbildung 18: Blick von der Kreuzkogelwarte auf die Koralpe (Quelle: eigene Aufnahme, Oktober 2016) .......................................................................................................................... 62 Abbildung 19: Blick auf die Herzerlstraße in Richtung Slowenien (Quelle: eigene Aufnahme, August 2016)............................................................................................................................ 62 Abbildung 20: Sveti Duh – Heiligengeistklamm (Quelle: eigene Aufnahme, August 2016).. 63 Abbildung 21: Fehlende Attraktionen in der Südsteiermark ................................................... 65
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Abbildung 22: Blick vom Schloss Seggau auf den Sulmsee (Quelle: eigene Aufnahme, Mai 2017)......................................................................................................................................... 68 Abbildung 24: Loisium Wine & Spa Resorts (Quelle: eigene Aufnahme, Mai 2017) ............ 69 Abbildung 23: Eingangsbereich Loisium Wine & Spa Resorts (Quelle: eigene Aufnahme, Mai 2017)......................................................................................................................................... 69
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1. Einleitung
1.1 Ausgangslage
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der südsteirischen Weinstraße bzw. der Region um die südsteirische Weinstraße. Auf die Gemeinden und Kleinregionen südlich der Sulm wird im Wesentlichen eingegangen. Insbesondere wird die Bedeutung des Tourismus im Zusammenhang mit dem Klima bzw. Klimaveränderungen besprochen und analysiert. Die Südsteirische Weinstraße ist die älteste Themenstraße und kann auf eine fast 70 jährige Tradition zurückschauen. Angesichts des langen Zeitraumes wird die Entwicklung der Weinstraße ebenso aufgezeigt. Auch der Weinbau weist in der Region um die Südsteirische Weinstraße eine langjährige Tradition auf, weshalb die Fachschule Silberberg einen hohen Stellenwert genießt und seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in der Diplomarbeit versucht wird, eine Brücke zwischen Klima und Tourismus zu schlagen, welche die Bereiche Kulinarik, Freizeit und Bevölkerung miteinschließt.
1.2 Problemstellung und Fragestellung
In der vorliegenden Arbeit werden das Naturraumpotential, auf welchen Begriff später noch näher eingegangen wird, in der Region der südlichen Weinstraße und seine Auswirkungen auf den Tourismus beleuchtet. Anhand von Klima- und Tourismusdaten wird die Entwicklung der Südsteirischen Weinstraße analysiert. Der Weintourismus spielt in der Region außerdem auch eine sehr bedeutende Rolle, sowie auch die reizvolle Landschaft, welche mit Sicherheit zu den Hauptbeweggründen für Touristen zählt. Um die Beweggründe für einen Besuch in der Südsteiermark herauszufinden, wurden in der Region Fragebögen zu dem Thema ausgeteilt. Aus diesen Überlegungen ergeben sich folgende Forschungsfragen:
Inwieweit hängt das Klima mit dem Tourismus in der Region zusammen? Welche Bereiche/Sektoren spielen in der Region um die steirische Weinstraße eine besondere Rolle, und wie haben sich diese im Laufe der Jahre verändert?
Was sind die Hauptbeweggründe für einen Besuch in der Südsteiermark, und welche
Angebote würden die Region noch attraktiver gestalten?
Zunächst wird ein Überblick, welcher die humangeographischen und auch physiographischen Gegebenheiten der Region betrifft, gegeben. Der Grund dafür ist, einen besseren Überblick über das Thema allgemein und über das Gebiet der südlichen Weinstraße zu bekommen. Kurz wird aber auch auf die Kleinregionen innerhalb des Untersuchungsgebietes eingegangen, da sie
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die Datengrundlagen für die vorliegende Arbeit liefern. Da die Südsteiermark mit all ihren Facetten auch für die Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird, werden Zukunftsprognosen gestellt, welche durch eigene Recherche und durch Gespräche entstanden sind. Ebenso wurden mit Hilfe von Fragebögen die Gründe für den Besuch der Südsteiermark abgefragt, sowie nach fehlenden Attraktionen gesucht, welche Aufschluss auf Veränderungen im Tourismus geben könnten.
1.3 Einordnung des Themas im wissenschaftlichen Kontext
Der Titel der Diplomarbeit „Das Naturraumpotential in der Region der südlichen Weinstraße und seine Auswirkungen auf den Tourismus“ weist auf eine Zuordnung des Themas in
wissenschaftliche Teilbereiche hin. Da der Tourismus eine große Rolle spielt, kann man die Thematik in die Humangeographie eingliedern, genauer gesagt der Tourismusgeographie zuordnen. Da aber das Klima bzw. das Naturraumpotential einen ebenso wichtigen Teil darstellen wird, kann die Arbeit auch in der Physiogeographie eingegliedert werden. Man spricht deshalb von einer interdisziplinären Thematik, die versucht, humangeographische mit physiogeographische Inhalte zu verknüpfen. Auch die Sozialgeographie sowie die Regionalgeographie spielen eine wichtige Rolle, vor allem was das Untersuchungsgebiet betrifft.
1.4 Arbeitsmethodik
Im ersten Schritt wurde eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt, die als Grundlage für die Arbeit dienen sollte. Dabei wurden vor allem Werke der Südsteiermark bzw. des Untersuchungsgebietes herangezogen, um die Hintergrundinformationen der untersuchten Region besser verstehen zu können und darauf aufzubauen. Es wurde aber auch versucht Literatur zu finden, welche das gesamte Bundesland betrifft, um damit einen Zusammenhang mit dem Untersuchungsgebiet herzustellen. Ein wichtiges Werk der Literatur stammt von Eder (2006), welches sich mit der Südsteirischen Weinstraße und ihre Bedeutung für den Tourismus beschäftigt.
Zur Recherche von relevanten Zahlen und Daten wurden die Internetseiten von Statistik Austria und Landesstatistik Steiermark herangezogen. Klimadaten wurden mir von Herrn Eduard König zugeschickt. Neben der klassischen Literatur aus Werken, wurden auch die Homepages der Gemeinden und Tourismusverbände als Informationsquellen herangezogen. Die fehlenden Informationen wurden anhand von persönlichen Gesprächen herausgefunden und ergänzt. Um Informationen auf Gemeindeebene zu erhalten, wurden die einzelnen Gemeinden der Region
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per E-Mail und teilweise auch persönlichem Kontakt kontaktiert. Wie schon erwähnt, lieferten auch die Tourismusverbände und die Weinbauschule Silberberg Daten zur Erhebung der Informationen. Herr Ing. Reinhold Holler war ein wichtiger Ansprechpartner für den Weinbau in der Region, da er nicht nur selbst das notwendige Wissen besitzt, sondern auch Ansprechpersonen in den unterschiedlichsten Bereichen weiterempfehlen konnte. Für die empirische Analyse der Tourismusentwicklung in der Südsteiermark wurden eigens Fragebögen erstellt und in den Tourismusverbänden und anderen wichtigen Schnittstellen für Touristen in der südlichen Steiermark verteilt.
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2. Definitionen der Begriffe
Zu Beginn der Arbeit ist es wichtig, auf einige Begrifflichkeiten näher einzugehen, um so mögliche Schwierigkeiten oder Missverständnisse schon am Anfang aus dem Weg zu schaffen. Wichtig ist der Begriff des Naturraumpotentials, welcher einen großen Teil der Arbeit abdeckt, und mit Sicherheit nicht für jedermann verständlich ist. Weiters wird noch auf die Begriffe wie