Adlas 02-2011

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Adlas 02-2011 B UNDESVERBAND S ICHERHEITSPOLITIK AN H OCHSCHULEN ADLAS Ausgabe 2/2011 Magazin für Außen- und Sicherheitspolitik 5. Jahrgang SCHWERPUNKT. MEDIEN +++ KRIEG +++ SICHERHEIT. FOTOJOURNALISMUS. NEUE REIHE: CYBER-SECURITY. EINSATZERFAHRUNG. Krieg der Bilder In der fünften Dimension Re: Afghanistan ISSN 1869-1684 www.adlas-magazin.de www.sicherheitspolitik.de EDITORAL Das Anwendungsgebiet von Sicherheitspolitik ist die Unsicherheit. Unsi- Auch die Vorsilbe »Cyber-« drückt derzeit vor allem eines aus: Unsicherheit. cherheit im Sinne von Bedrohung oder Zerstörung, aber auch im Sinne von Hackerangriffe, zerstörerische Würmer und elektronischer Datenklau verdeut- Unwägbarkeit. Was genau die Zukunft bringt, ist schlicht »unsicher«. Wie lichen mittlerweile fast täglich die Gefährdung, die vom virtuellen Raum aus- überraschend Entwicklungen eintreten können, zeigt der »Arabische Früh- geht. Mit einer neuen Reihe widmet sich der ADLAS diesem umfangreichen ling«, in dem Diktaturen scheinbar ohne Vorwarnung – durch Nachrichten- Feld (ab Seite 37). Damit schließen wir uns der Arbeit des Bundesverbands dienste etwa – fielen oder Bürgerkriege ausbrachen. Das heißt: Ganz ohne Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) an, der das Thema 2011 als Schwer- Vorzeichen verschwanden die Autokraten von Tunis und Kairo nicht. Die punktthema mit Seminaren und einem Sammelband der Reihe »Wissenschaft Möglichkeit solcher Revolutionen war westlichen Regierungen schon vorher und Sicherheit« angeht. bekannt, nur wurden sie als extrem unwahrscheinlich eingeschätzt. Einen ganz persönlichen Eindruck aus der verworrenen Lage in Afghanis- Genauso undenkbar schien vor dem 11. September 2001 die Möglichkeit, tan liefert uns ein deutscher Militärberater. Seine E-Mail »Re: Afghanistan« dass Passagierflugzeuge als Waffen gegen symbolische Ziele auf amerikani- beschreibt eine Stimmungslage für den Einsatz am Hindukusch (Seite 52). Mit schem Boden eingesetzt würden. Solch extrem unwahrscheinlichen Ereignis- einem leichten Nachdruck widmen wir uns im allgemeinen Teil der aktuellen se mit großen Auswirkungen heißen in der Zukunftsforschung »Wildcards«, Ausgabe auch wiederum der Zukunft: Mit Analysen zu Rohstoffsicherheit Jokerkarten. Der Westen – und seine Sicherheitspolitik – wurden von so ei- (Seite 60) und weltweiter Klimapolitik (Seite 65) beleuchtet ADLAS zwei ner »Wildcard« in diesem Frühjahr große Faktoren für nachhaltige Sicherheit. Und die noch bevorstehende Rol- wieder einmal überrascht. So zie- le der atlantischen Allianz in Libyen erklärt uns Nahostexpertin Florence Der Westen hen sich die Umstürze in der ara- Gaub vom Nato Defense College in Rom (Seite 69). bischen Welt wie ein ungeplanter Unser Magazin wandelt zudem wieder einmal ein wenig sein Gesicht. wurde roter Faden durch diese gesamte Zum 25-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr hat sich der BSH ein neues Ausgabe des ADLAS. Corporate Design geschenkt: darunter ein neues Blau und einen neuen schon wieder Medien spielen indes eine ent- Schriftensatz. Wir schließen uns gerne an – und bleiben experimentierfreu- scheidende Rolle im Umgang mit diges »work in progress«. << überrascht. solchen Unwägbarkeiten, sind sie doch meistens die Vorboten sol- cher Geschichte im Werden. Bislang waren dies die Analysen von Auslands- korrespondenten und Frontreportern der traditionellen Nachrichtenkanäle – wie Urgestein Peter Scholl-Latour oder die unverwüstliche Antonia Rados. Gleichzeitig ermöglichen gerade die so genannten »neuen Medien« inzwi- Titelf schen, dass Ereignisse augenscheinlich noch schneller, noch unkontrollierter oto: oto: und damit chaotischer ablaufen. Twitter, Facebook, Youtube, Flickr und Reuters / Paul Conroy WikiLeaks zeigen, wie sich die Technologie und ihr Einfluss quasi verselbstän- digen. Die Medien müssen erst lernen, mit den Datenmengen umzugehen, die WikiLeaks erschließt – falls sie es überhaupt können. Aus diesem Grunde dreht Michael Seibold sich der Schwerpunkt dieser Ausgabe um Macht und Möglichkeiten vor allem der neuen Nachrichtenmittler (ab Seite 6). HERAUSGEBER ADLAS 2/2011 ISSN 1869-1684 2 WELTADLAS Abbottabad, Pakistan 5.300 Kilometer, circa 10 Flugstunden* Während der unilateralen US-Kommando- Permanente Revolution aktion »Neptune Spear« wird Osama Bin Laden, Anführer der islamistischen Terror- organisation Al Quaida und Urheber der Seit dem Frühjahr 2011 wird die arabische Welt von Massenprotesten, Aufständen und Anschläge des 11. September 2001, am 2. Bürgerkriegen erschüttert. Noch ist trotz des Sturzes bereits zweier Autokraten in Tunis und in Mai in der Garnisonsstadt getötet. Weil unklar Kairo der Erfolg einer Demokratisierung nicht abzusehen. ist, ob und wie viel pakistanische Behörden von seinem Aufenthalt wussten, sind die Die USA erlangen indes mit der Tötung Osama Bin Ladens historische Genugtuung für Beziehungen zwischen Washington und die Anschläge des 11. September 2001. Eine Auswirkung auf den Krieg in Afghanistan scheint Islamabad seither äußerst angespannt. der Tod des Terroristenführers nicht zu haben: Militärisch längst geschwächt, verlassen sich die Taliban in ihrer Taktik wieder mehr auf Bombenanschläge. Seit Januar 2011 sind dabei sieben deutsche Soldaten umgekommen. << Kairo, Ägypten Ciudad Camargo, Mexiko 2.900 Kilometer, 4 Flugstunden* 8.400 Kilometer, circa 16 Flugstunden* Ägyptens Präsident Hosni Mubarak tritt am 11. Am Wochenende des 4./5. Juni stellt die Februar ab. Seinem Rückzug sind wochenlan- mexikanische Armee zwei weitere gepanzerte Foto: US ge Proteste vorausgegangen. Ein Militärrat Trucks sicher, die rivalisierende kriminelle Benghazi, Libyen übernimmt die Regierung. Nach Tunesien sind Banden inzwischen im Eigenbau herstellen. die Bewegungen, die in der arabischen Welt Navy / Paul Farley Die Fahrzeuge sind mit zentimeterdicken 2.200 Kilometer, circa 7 Flugstunden* seit dem Januar demonstrieren, damit auch im Stahlplatten geschützt und können den Ku- größten arabischen Land erfolgreich. In Bah- geln eines schweren Maschinengewehrs wi- Am 19. März greift eine Militärkoalition, rain, Jemen, Libyen und Syrien verlaufen die derstehen. Der Drogenkrieg entwickelt eine geführt von Frankreich und Großbritannien, Auseinandersetzungen weiter blutig, bislang in die Kämpfe zwischen Diktator Gaddafi und Rüstungsspirale. ohne dass die Regime nachgeben. den Rebellen ein, kurz bevor Regierungssol- daten in die Aufstandshochburg eindringen können. Zwei Wochen später übernimmt die Nato den Einsatz. Der Durchsetzung der UN- Flugverbotszone haben sich Kampfjets selbst arabischer Staaten angeschlossen: aus Katar, * schnellstmögliche Nonstop-, Direkt- oder Jordanien und den VAE. Koppelverbindungen ohne Zwischen- aufenthaltszeiten ab Frankfurt Airport ADLAS 2/2011 ISSN 1869-1684 3 INHALT NEUE MEDIEN: Viel Lärm um wenig SCHWERPUNKT: Die Enthüllungen von WikiLeaks sind zum Teil deutlich überschätzt. Von den MEDIEN +++ KRIEG +++ SICHERHEIT Quellen wird aber die Wissenschaft profitieren. 25 FERNSEHEN: Eine Insel der Emotion Die Berichterstattung von Al Jazeera, bewusst gefühlsbetont und fromm ge- staltet, verleiht dem Sender immer mehr Einfluss. 28 NOTIZ / LIVETICKER: Geld im Minutentakt 32 SOZIALE NETZWERKE: Sei mein Kamerad! Die Vorteile von Social Media nutzen amerikanische Befehlshaber, um effek- tiver mit Öffentlichkeit und eigener Truppe zu kommunizieren. 33 Wir leben in einer konstruierten Hyperrealität, die uns mehr denn je über- fordert. Übernehmen die »neuen Medien« darin die Macht? 6 FOTOJOURNALISMUS: Krieg der Bilder Dem digitalen Zeitalter fehlt es an der nötigen Reflektion über den risikorei- REIHE: chen und komplexen Entstehungsprozess von Konfliktfotografien. 10 CYBER-SECURITY FOTOJOURNALISMUS: »Man rennt die ganze Zeit« Bildreporter Marcel Mettelsiefen berichtet im Gespräch von seinen Erlebnis- sen im libyschen Bürgerkrieg. 15 PROFIL: Der ewige Frontreporter Seit 1948 erklärt Peter Scholl-Latour die Welt. Kaum ein Kriegskorrespon- dent hat sich trotz polarisierender Wirkung so lange halten können. 18 PROFIL: Adrett in die Kampfzone Mehr als 30 Jahren schon berichtet Antonia Rados über Krisen und Konflikte Kriegführung begibt sich in die fünfte Dimension. Das digitale Zeitalter ver- – und landete dieses Jahr einen neuen Scoop. 20 wischt die Fronten vollends. Eine neue ADLAS-Reihe 37 NEUE MEDIEN: Das digitale Ende des Staates GLOBALE VERNETZUNG: Die Mausfalle Der Bürger entdeckt neue Möglichkeiten, seine Gedanken und Pläne mit der Ein Gegenmittel gegen multifunktionale, wirkungsvolle digitale Waffen gibt Welt zu teilen. Regierungen sind ihm so hilflos ausgesetzt wie nie zuvor. 21 es bislang nicht. Ein Wettrüsten im Cyberspace droht. 39 ADLAS 2/2011 ISSN 1869-1684 4 INHALT SOFTWARE-LÖSUNGEN: Das Anti-Revolutionspaket NATO: »Die Allianz muss sich rechtzeitig wieder zurücknehmen« Die Suche nach Softwaresicherheit in der arabischen Welt bringt Behörden Nahostexpertin Florence Gaub im Interview über den Einsatz des westlichen und Unternehmen in Erklärungsnöte. 43 Bündnisses gegen das Gaddafi-Regime in Libyen 69 NOTIZ / IT-SICHERHEIT: Schritt ins Neuland 47 NOTIZ / ISRAEL: Feuertaufe für die Eiserne Kuppel 72 STUXNET: Vom virtuellen Kriege VÖLKERRECHT: Gute Spionage, böse Spionage Wie Carl von Clausewitz helfen kann, die Spuren des zerstörerischen Com- Die juristische Stellung von nachrichtendienstlicher Informationsgewinnung puterwurms zu interpretieren. 48 bleibt ambivalent – und wird immer komplexer. 73 KOMMENTAR / BUNDESWEHRRESERVE: Zeit für neue Ansätze Aus Anlass der Streitkräftereform sollten die Gewerkschaft der Soldaten und DIE WELT die Lobby der Reservisten
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