665.5 Elsenztalbahn (Teil 1) – Neckargemünd Meckesheim - Aglasterhausen

Die Elsenztalbahn verdankt ihren Namen dem 53 km langen Fluss Elsenz, einem linken Nebenfluss des Neckars. Die Elsenz entspringt in Elsenz, einem Teilort von Eppingen, und mündet in Neckar- gemünd, etwa 12 km östlich von Heidelberg, in den Neckar. Die Bahnstrecke durchquert zunächst den südlich des Neckars gelegenen Kleinen Odenwald und anschließend die Hügellandschaft des Kraichgaus. Teil 1: Die Elsenztalbahn wurde 1862 als badische Hauptbahn von Heidelberg über Meckesheim und Aglasterhausen nach Mosbach, Osterburken, Lauda und Würzburg eröffnet, damals unter dem Namen badische Odenwaldbahn. Die geographisch naheliegendere Streckenführung entlang des Neckars über wurde damals nicht realisiert, da sie über hessisches Gebiet geführt hätte. Seit 1945 besteht durch die Sprengung der Neckarbrücke keine Verbindung von Obrigheim nach Neckarelz mehr, und 1971 wurde auch der Abschnitt zwischen Aglasterhausen und Obrigheim stillgelegt. 2010 erfolgte nach Elektrifizierung die Inbetriebnahme des S-Bahn-Verkehrs (S51) auf der sogenannten Schwarzbachtalbahn, der verbliebenen Stecke von Meckesheim nach Aglasterhausen. Teil 2: Der Zweig nach und Bad Rappenau ging 1868 in Betrieb, die Verlängerung nach Bad Friedrichshall-Jagstfeld, wo die Elsenztalbahn wieder den Neckar erreicht, folgte ein Jahr später. In Jagstfeld besteht Anschluss an die Frankenbahn (KBS 780) nach und . In Sinsheim-Steinsfurt zweigt eine weitere Nebenbahn nach Eppingen ab, die 1900 eröffnet wurde. Die Elsenztalbahn ist nur zwischen Neckargemünd und Meckesheim zweigleisig. Mit der Erweiterung der S-Bahn Rhein-Neckar bis Eppingen (S5) im Jahre 2009 wurde die Gesamtstrecke elektrifiziert und für den S-Bahn-Betrieb ausgebaut. Folgende Linien verkehren auf der Elsenztalbahn, teils mit Verdichtungen und Durchbindungen: • RE | Mannheim - Heidelberg - Sinsheim - Bad Friedrichshall - Heilbronn (alle 2 Stunden) • S-Bahn Rhein-Neckar S5 | Heidelberg - Meckesheim - Sinsheim - Eppingen (stündlich) • S-Bahn Rhein-Neckar S51 | Meckesheim - - Aglasterhausen (alle 30 Min.) • Stadtbahn Nord Heilbronn S42 | Sinsheim - Bad Friedrichshall - Heilbronn (alle 2 Stunden)

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0 Heidelberg Hbf

Die Elsenztalbahn folgt bis Neckargemünd der Neckartalbahn. Für eine ausführlichere Beschrei- bung siehe KBS 665.1-2 Neckartalbahn (Teil 1).

1 Heidelberg-Weststadt/Südstadt Kurz nach diesem Haltepunkt beginnt der 2847 m lange Königstuhl-Tunnel, durch den die Heidel- berger Altstadt umfahren wird. 5 Heidelberg-Altstadt Der Bahnhof Heidelberg-Altstadt hieß bis 2008 Karlstorbahnhof. Das Karlstor ist unmittelbar nach dem Ende des Tunnels links zu sehen. Es wurde 1775 bis 1781 als Geschenk der Bürger der Stadt Heidelberg an Kurfürst Karl Theodor errichtet. Das heutige Erscheinungsbild des Bahnhofsgebäudes stammt aus den 1930er Jahren; es dient heute als Kulturzentrum. Die Neckarschleuse aus dem Jahre 1924 wurde wie alle Staustufen im Neckar von Paul Bonatz entworfen, dem Architekten des Stuttgarter Hauptbahnhofes. Auf der anderen Neckarseite liegt nach wenigen 100 m der Gebäudekomplex Haarlass, der auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. Lange Jahre bestand hier ein Hotel, in dessen Pferdestall 1944 französische Zwangsarbeiter untergebracht waren. Ursprung des Namens Haarlass ist angeblich der Umstand, dass die Mönche, welche in die Abtei Neuburg eintreten wollten, hier bei einem Barbier ihr Haar lassen mussten.

Ganz oben: Oben: Karlstor Mitte: ehemaliger Karlstorbahnhof Unten: Haarlass 665.5 Elsenztalbahn (Teil 1) Heidelberg – Meckesheim – Aglasterhausen 3

Die Abtei Neuburg, ebenfalls auf der gegenüber- liegenden Neckarseite, hat eine wechselvolle Ge- schichte. Die Abtei wurde 1130 als benediktinisches Kloster gegründet. Von 1804 bis 1926 war das Anwesen in Privatbesitz und galt als Zentrum der Heidelberger Romantik, in dem viele zeitgenössische Musiker und Schriftsteller verkehrten. 1926 erwarb der Benediktinerorden das Kloster wieder. 7 Heidelberg-Schlierbach/Ziegelhausen Der Bahnhof von Schlierbach und Ziegelhausen, der zu einem reinen S-Bahn-Haltepunkt degradiert wurde, ist ein schönes Beispiel für Bauwerke aus rötlichem Odenwald-Sandstein. Schlierbach liegt links (südlich) des Neckars. Ziegelhausen auf der anderen Neckar- seite ist durch eine Brücke mit Schlierbach ver- bunden. 8 Heidelberg-Orthopädie Der Haltepunkt liegt direkt an der 1922 eröffneten Orthopädischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg. Er ist die letzte Station in der Stadt Heidelberg. Die Strecke folgt jetzt am Prallhang in einer 90°-Linkskurve oberhalb der Straße dem Verlauf des Neckars. Links sieht man den historischen Ort Dilsberg auf einem Hügel. 12 Neckargemünd In Neckargemünd mündet die Elsenz in den Neckar. Kurz nach dem Bahnhof von Neckargemünd zweigt die Elsenztalbahn von der Neckartalbahn Heidelberg - Eberbach - Neckarelz ab und wendet sich nach Süden. Neckargemünd besitzt eine historische Altstadt auf einem Bergsporn zwischen Neckar und Elsenz mit zahlreichen Fachwerkhäusern. Für eine Besichtigung geht man vom Bahnhof aus etwa 600 m geradeaus weiter, überquert die Elsenz- brücke und steigt die Hauptstraße hinauf zum Marktplatz. Das südliche Ende der Altstadt bildet das Karlstor, eine klassizistische Anlage von 1788. Wenn man an der nächsten größeren Straßenkreuzung links abbiegt, gelangt man in den Menzerpark mit der Menzer-Villa von 1892 in historisierendem Stil.

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Blick von der Straßenbrücke auf Neckargemünd und die Elsenzmündung Die Altstadt von Neckargemünd kann man auf der linken Seite kurz sehen, wenn der Zug den Bahn- hof verlassen hat und in das Elsenztal abgebogen ist. Auf dem Hügel links sind noch Mauerreste der schon im 14. oder 15. Jahrhundert aufgegebenen Burg Reichenstein zu erkennen. Die Strecke verläuft nun durch das enge Elsenztal im Kleinen Odenwald. Erst kurz vor weitet sich das Tal wieder und geht in den Kraichgau über. 16 Bammental (ca. 6 500 Ew.) Bammental besitzt nur noch einen S-Bahn-Haltepunkt am ehemaligen Bahnhof, der seit 1986 ein Heimatmuseum beherbergt. Auch der Dienstraum des Fahrdienstleiters blieb erhalten und kann im Originalzustand besichtigt werden. In Bammental gab es bis 1986 eine Tapetenfabrik, an die eine 665.5 Elsenztalbahn (Teil 1) Heidelberg – Meckesheim – Aglasterhausen 5

„Tapetendruckmaschine für 14 Farben“ auf dem Bahnhofsvorplatz erinnert. Sie war bis 1976 im Einsatz. Eine weitere Spezialität von Bammental sind zwei „Dörndl“, freistehende Wachtürme von 1773/74. Das Dörndl von Bammental ist beim Überqueren der Hauptstraße rechts kurz zu sehen, das andere befindet sich im Ortsteil Reilsheim. 17 Reilsheim Nach Reilsheim, einem Teilort von Bammental, öffnet sich das Elsenztal zu einer weiten Talaue.

Talaue zwischen Reilsheim und - im Hintergrund die Evangelische Kirche von Mauer 19 Mauer Das Ortszentrum von Mauer befindet sich etwa 500 m östlich des Bahnhofs und der Elsenz. Mauer ist der Fundort des „homo heidel- bergensis“, der strengge- nommen „homo maurensis“ heißen müsste. Im Jahre 1907 fand ein Arbeiter in einer Sandgrube am Orts- rand den Unterkiefer eines Urmenschen, der 600 000 Jahre alt sein soll. Das Informationszentrum des Vereins „Homo Heidelber- gensis von Mauer e.V.“ re- sidiert in einem Fachwerk- haus in der Bahnhofstraße, dem Heidschen Haus. Und im Rathaus in der Heidelberger Straße 34 dokumentiert ein Museum Her- kunft und Entwicklung der Urmenschen (am Kreisverkehr am Ende der Bahnhofstraße links ab.)

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22 Meckesheim (ca. 5 000 Ew.) Meckesheim ist ein Bahnknotenpunkt. Hier trennen sich die Schwarzbachtalbahn nach Aglaster- hausen und die Fortsetzung der Elsenztalbahn in Richtung Sinsheim. Ab 1901 gab es außerdem noch eine Nebenbahn, die Meckesheim über mit dem Bahnhof Wiesloch- an der Hauptstrecke Heidelberg - verband. Der Abschnitt von Schatthausen nach Meckesheim wurde bereits 1922 wieder stillgelegt. Weiterführung Richtung Sinsheim – Heilbronn bzw. Eppingen siehe 665.5 Elsenztalbahn (Teil 2).

RE mit BR 425 unterwegs von Mannheim nach Heilbronn im Bahnhof Meckes heim 27 Eschelbronn wird auch das „Schreinerdorf“ genannt. Aus einer einzigen Schreinerei, die sich in den 1870er Jahren auf Furniere und Intarsien spezia- lisiert hatte, wurden mit dem Bau des Bahnhofs im Jahre 1876 und den dadurch ver- besserten Transportmöglich- keiten bis 1895 zehn Betriebe. 1925 produzierten 54 Schreine- reien in Kleinserie Kleider- schränke und Schlafzimmer, und noch heute gibt es in Eschel- bronn Möbelfabriken und Möbel- häuser. Die Geschichte der Altes Pfarrhaus von 1873

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Möbelproduktion in Eschelbronn ist im Schreiner- und Heimatmuseum im Alten Schulhaus von 1911 doku- mentiert.

Schreinermuseum in der Alten Schule 29 Neidenstein wird von seiner Burg überragt. Von der Bahn aus hat man nach dem Bahnhof rechts ein schönes Panorama mit der Burg auf einem Bergsporn und dem Ortskern mit seinen Fachwerk- häusern. Die Burg geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie wurde im 16. Jahrhundert ausgebaut und um eine Vorburg ergänzt. Die Burg ist in Privatbesitz. Gut vom Zug aus zu sehen ist auch der barocke Turm der Evangelischen Kirche aus dem Jahr 1770. 665.5 Elsenztalbahn (Teil 1) Heidelberg – Meckesheim – Aglasterhausen 8

32 Waibstadt Die ehemalige freie Reichsstadt ist mit knapp 5700 Einwohnern der größte Ort im Schwarzbachtal. Vom neoklassizistischen Bahnhof sieht man durch die Achse der Hauptstraße die neugotische katholische Pfarrkirche von 1868 mit ihrem 65 m hohen Turm. Direkt am Bahnhof steht die Marien- kapelle aus dem Jahr 1884. Beide Kirchen sind aus dem für den Odenwald typischen rötlichen Sand- stein. Im Ortskern gibt es einige Fachwerkhäuser, darunter das Schlössle von 1515, die ehemalige Vogtei der Herren von Helmstadt.

Oben: Hauptstraße Mitte: Schlössle von 1515 Unten: Marienkapelle am Bahnübergang 665.5 Elsenztalbahn (Teil 1) Heidelberg – Meckesheim – Aglasterhausen 9

34 Nord Der Bahnhof Neckarbischofheim Nord ist etwas renovierungsbedürftig. Hier beginnt die Krebsbach- talbahn (KBS 707) nach Neckarbischofsheim und Hüffenhardt. Züge verkehren auf der Strecke zurzeit nur im Ausflugsverkehr von Mai bis Oktober. Nach dem Bahnhof Neckarbischofsheim Nord liegt rechts in Bernau, einem Ortsteil von Waibstadt, eine Servicewerkstatt des Lokomotivherstellers Alstom. Die Anlage gehört der SWEG, die von 1982 bis 2009 den Betrieb auf der Schwarzbachtalbahn durchführte. Danach wurde das Betriebs- werk nicht mehr benötigt und zunächst an den Lokomotivhersteller Gmeinder aus Mos- bach, dann ab 2012 an Alstom vermietet.

37 Helmstadt Helmstadt bildet mit Bargen, das weiter östlich liegt, die Gemeinde Helmstadt-Bargen. Von hier an führt die Strecke etwas erhöht in Einschnitten durch ein Waldstück, bis links das Gewerbegebiet von Aglasterhausen in Sicht kommt. 39 Aglasterhausen In Aglasterhausen ist der heutige Endpunkt der Schwarzbachtalbahn erreicht. Seit 1945 besteht keine Verbindung nach Neckarelz mehr, und 1971 wurde auch der Abschnitt von Aglasterhausen nach Obrigheim stillgelegt. Mit knapp 5000 Einwohnern bildet Aglasterhausen ein Unterzentrum am Übergang vom Kraichgau in den Kleinen Odenwald. Der ungewöhnliche Name stammt übrigens von althochdeutsch „agilalstra“, d.h. Elster.

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Oben: Aglasterhausen Bahnhofstraße Unten: Bahnhof Aglasterhausen