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2015 – WEINKULTURMAGAZIN Deutschland|Ausgabe 1 Deutschland|Ausgabe

GENUSS Backfans, Lust auf Knödel und heitere Spaziergänger

INTERVIEW «Entwicklungshelfer» macht Wein auf dem Wasen salonfähig

VISITE «Freidenker» und «Edelsteine» im Weinsberger Tal

      Unfassbar rein. Aus der einzigartigen Ensinger Bio-Geosphäre.

www.ensinger.de

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     EDITORIAL

Heimat und die Stunde der Wahrheit

Die Freunde von Wein aus Württemberg müssen umdenken. Denn der vertraute Slogan «Kenner trinken Württemberger» wird durch ein Heimat- und Qualitätssiegel abgelöst und der Genies- serkopf verjüngt und verschlankt. Kenner schätzen zwar wei- terhin die Gewächse des Ländle – vermutlich aufgrund der Qua- litätssteigerung der letzten Jahre mehr als jemals zuvor. Aber es war an der Zeit bei den Kreativen, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Mit «Wein-Heimat-Württemberg» soll der Stolz der Wein- fans am und sonstigen Weinfl üssen auf Trollinger, Lem- berger, Riesling und Co. zum Ausdruck gebracht werden. Der andere Kopf auf dieser Seite, den Lesern dieses Magazins schon etwas länger vertraut, wurde bei einer besonderen öff ent- lichen Weinverkostung abgelichtet. «Stunde der Wahrheit» war sie betitelt. Diese schlug anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Remstal-Route in Endersbach. Vor rund 150 Gästen durften sechs als Weinexperten angekündigte Genießer (darunter eine Genießerin, eine eher knapp bemessene Frauen-Quote) jeweils vier anonym eingeschenkte Weiß- und Rotweine verkosten und sollten Sorte, Jahrgang sowie möglichst noch den Erzeuger be- lag, obwohl mehr in die Keller kam als nach mageren vier Jahren, stimmen. Bekannt war nur, dass man einen «Piraten» aus einer 10 Prozent unter dem langjährigen Schnitt. Die Lesedauer war anderen Region unter die Remstäler Weine geschmuggelt hatte. wegen Witterungskapriolen und dem Schädling Kirschessigfl ie- Im Vorfeld war sich unser Sextett einig, dass man sich bei einer ge sehr kurz. In nur drei Wochen wurden in einem sehr frühen solchen Blindprobe vor Publikum durchaus blamieren konnte Herbst 90 Prozent der Trauben geerntet. «Die hohe Schlagkraft («mein Auto steht mit laufendem Motor am Hinterausgang» wit- und Professionalität in den Weingärtnergenossenschaften ga- zelte einer der Teilnehmer). Aber unsere Treff erquote war nicht rantierte die höchstmögliche Sicherung der Qualität», stellte Dr. übel, obwohl die leichte Pfl ichtübung Trollinger nicht dabei war. Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Ge- Riesling, Spätburgunder, Sauvignon blanc und Zweigelt konnten nossenschaftsverbandes, im Rückblick fest. Die Essigfl iege konn- gut bestimmt werden. Selbst den Syrah aus Baden, hatten einige te durch gut abgestimmte Maßnahmen einigermaßen im Zaum in der Runde auf der Rechnung, zumindest was die Sorte betraf. gehalten werden. «Keiner der Experten hat sich blamiert», stellte eine Regionalzei- Neben ersten Empfehlungen zum Jahrgang 2014 fi nden Sie in tung fest. Und wir waren allesamt erleichtert… dieser Ausgabe spannende Portraits von einem «Reben-Doktor» Einfacher war die Verkostung für diese Ausgabe mit weis- und einem Stuttgarter Bierzelt-Wirt, der eigentlich ein Weinfan ist

Foto: Uli Reinhardt Uli Reinhardt Foto: sen Frühlingsweinen. Hier waren die Sorten bekannt, zu und «Entwicklungshelfer» in Bayern war. Wir präsentieren über- beurteilen gab es hauptsächlich die raschende Knödel-Rezepte, blicken in ein Dorfb ackhaus und stel- PS: Unser Weinrätsel Qualität. Aber auf die Typizität wurde len einen weinorientierten Männerchor namens «Spätlese» vor, fi nden Sie diesmal auf ebenfalls geachtet – und deshalb ge- dem Wetterkapriolen und ein Schädling nichts anhaben können. Seite 37, die Aufl ösung legentlich der Daumen gesenkt. Etliche vom letzten Mal auf der Weine kamen bereits aus dem neuen Weinfreundliche Grüße Seite 44. Jahrgang 2014, mit dem die Weingärtner Ihr durchaus zufrieden waren. Nur die Menge Rudolf Knoll

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     INHALTSVERZEICHNIS

GENUSS GESELLIGKEIT

20 Petra geht aus: 10 Kulinarischer Spaziergang Gasthof «Rössle» durch Besigheim in Weinstadt-Endersbach 38 Die Backfans von Stetten 26 Rezepte: 40 Termine: Viele Höhepunkte Lust auf feine Knödel im Programm 32 Weintest: Frühling im Glas 26 12

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HINTERGRÜNDE

06 «Freidenker» und «Edelsteine» im Weinsberger Tal 12 75 Jahre Remstalkellerei: Frostiger Start 45 17 Jubiläum Weinwanderweg: 511 Kilometer Genuss 18 37 Rätsel: Halbtrocken und die Säure MENSCHEN

14 Interview: Bier-Festwirt Hans-Peter PRAXIS UND NEWS Grandl war Entwicklungshelfer in Bayern 45 Sortenkunde: Duftiger Gewürztraminer 18 Rebendoktor Kast: 46 News: Berliner Muskelspiele/ Auf den Hund gekommen Strahlende Genossen/Steigende 24 Die musikalische Spätlese-Gang Sortenvielfalt, neue Produkte/Fackeln im Weinberg 44 Die Seite der Leser: 50 Vorschau, Karikatur, Impressum Bezeichnungsunschädliche 15%

2015

WEINKULTURMAGAZIN

Ausgabe 1

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Deutschland

GENUSS Backfans, Lust auf Knödel und heitere Der Weinfrühling ist da – festgehalten von Simone Mathias (gegenwart-Foto) Spaziergänger INTERVIEW «Entwicklungshelfer» macht Wein auf dem Wasen salonfähig

VISITE «Freidenker» und «Edelsteine» im Weinsberger Tal

        



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          Wohlgeordnete Weingärten in harmonischer Nachbarschaft mit sonstiger grüner, idyllischer Natur. Im Weinsberger Tal bei scheint es, als ob jemand die Uhr vor Jahrzehnten angehalten hätte.

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     HINTERGRÜNDE

Besuch im Weinsberger Tal «Freidenker» und «Edelsteine» Die Bezeichnung «Elefantenhochzeit» war nicht ganz abwegig, als sich vor vier Jahren gleich vier Genossenschaften aus dem Großraum Heilbronn zu einem Unternehmen – Winzer vom Weinsberger Tal – zusammenschlossen. Die Folge: neue Ideen, neue Weine, glücklichere Mitglieder.

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Eileen Aiello, Simone Mathias

Die Ehe ist verdammt glücklich, wir spüren nach wie an einen Investor verkauft werden. Inzwischen hat hier ein Steak- vor Schmetterlinge im Bauch», lacht Dirk Mosthaf, haus («Grillgott») Einzug gehalten. «Das war für die Kollegen in Wills- Geschäftsführer der Winzer vom Weinsberger Tal, in bach eine harte Nuss, die sie schlucken mussten», berichtet der jun- Anspielung auf die 2011 erfolgte Fusion der Genossen- ge Geschäftsführer Mosthaf (37). Er musste gemeinsam mit seinem schaften von Eberstadt, Löwenstein, Willsbach und Eschenau. Die Kollegen Thomas Prieschl zudem beim Personal einige Einschnitte « vorherige «Verlobungszeit» in Form einer Weingärtnervertriebsge- vornehmen. «Aber alle, die gehen mussten, sind wieder gut unterge- nossenschaft war relativ lang gewesen. Aber bis zum endgültigen kommen», freut sich Freyer. Vermelden kann er außerdem, dass die «Ja-Wort» gab es, so erinnert sich der aus Löwenstein gekommene Traubenpreise erhöht werden konnten, «noch mit Luft nach oben». heutige Vorstandsvorsitzende Otto Freyer, «jede Menge Gespräche Zurückgegangen ist dagegen die Rebfl äche. 510 Hektar waren es bei und manche Nachtsitzung». der Fusion, mittlerweile sind es nur noch 430 Hektar. Den größten Denn bis zum Zusammenwachsen waren Kennzeichen der Eber- Aderlass verzeichneten, wen wundert’s, die Willsbacher Fluren. «Ei- stadter, Löwensteiner und Willsbacher jeweils ein ausgeprägtes nige Mitglieder sind nach Heilbronn zur großen Genossenschafts- Selbstbewusstsein mit «Wir-Gefühl» und ein gewisses gegenseiti- kellerei abgewandert, andere beliefern jetzt private Wengerter mit ges Misstrauen, das sich schon mal in freilich nicht ganz ernst ge- Trauben», weiß Mosthaf. Dafür bekam man Zuwachs durch die klei- meinten Äußerungen wie «Könne’ die überhaupt Wein mache’?» ne 30-Hektar-Genossenschaft Weiler bei Weinsberg, die vorher, wie ausdrückte (ausgenommen von solchen Muskelspielen war allen- so manche kleinere Kooperative, Vollablieferer bei der Weingärtner- falls die kleine Kooperative von Eschenau). Aber im Rückblick kann Zentralgenossenschaft in Möglingen war. Insgesamt wandern heute Freyer bilanzieren: «Die Fusion war der einzig richtige Schritt, um in 25 Prozent der Ernte nach Möglingen; die Privatkundschaft nimmt der Zukunft bestehen zu können.» Geringe Weinernten und damit mehr als 20 Prozent ab. Ansonsten wird viel in der Region über die verbunden schlechte Auszahlungsleistungen für die Mitglieder er- Gastronomie und den Handel vermarktet. zeugten den nötigen Druck, der zueinander führte. Beibehalten wurden die Standorte Löwenstein und Eberstadt, wo Vier Jahrgänge seit 2011 wurden inzwischen gemeinsam einge- ein modernes, weiträumiges Betriebsgebäude eine Art Aushänge- bracht. In dieser Zeit gab es eine Reihe von Einschnitten, die nicht schild der Winzer vom Weinsberger Tal ist. Hier probieren wir uns ganz schmerzfrei waren. Die Erfassungsstelle in Eschenau wurde durch die kleiner gewordene Kollektion, die mal über 270 Weine aufgrund notwendiger Umstrukturierungen ebenso aufgelöst wie umfasste und inzwischen auf 130 Weine reduziert wurde. Zu einem der stattliche Betrieb in Willsbach. «Ein Stück Ortsgeschichte geht weiteren Abbau könnte der mengenmäßig geringe Jahrgang 2014 verloren», meinte Tilman Schmidt, Bürgermeister von Obersulm- beitragen. «Das Weinsberger Tal war negativ betroff en», berichtet Willsbach, als die Entscheidung im Herbst 2012 verkündet wurde. der technische Betriebsleiter Joachim Stock, vorher verantwort- 1924 war das Gründungsjahr der Genossenschaft; sie war in dem lich in Willsbach. Der 46-Jährige beklagt viel Niederschläge sowie Trio Eberstadt (gegründet 1923), Löwenstein (1939) und Willsbach die Kirschessigfl iege und ist glücklich, dass zumindest die Qualität mit über 200 Hektar die größte Kooperative. Das Gebäude konnte stimmt: «Absolut in Ordnung. Die Jungweine haben eine tolle

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     Erfahrung und Talent bringen die Winzer vom Weinsberger Tal weiter. Kellermeister Andreas Eisele (oben) wagt sich beim Trollinger an den Ausbau in Barriques. Christian Fendel ist Sprecher der jungen «Freidenker», die mit ihrem Spätburgunder verblüff en.

Frucht, sind sehr lebendig und anregend. Aber jetzt hätten wir gern gleich mit einem 2013er Riesling die Beweisführung an. Zitrus im einen ertragreichen 2015er.» Zwei Sorten haben Dominanz auf Aroma, knackig im Geschmack, angenehm süffi g – und das für le- den Keuper- und Mergel-Unterlagen in den Lagen Wohlfahrtsberg, diglich 4,64 Euro. Dieblesberg, Paradies, Eberfürst, Dezberg und Sommerhalde. Auf Ein Renner im Sortiment darf nicht vergessen werden. Mit der Drei- den Riesling entfallen 101 Hektar, der Trollinger folgt mit 95 Hektar. Liter-Bag-in-Box, Inhalt fruchtiger Trollinger mit Lemberger, spre- Wichtige Sorten sind außerdem bei Weiß Grauburgunder und Weiß- chen die Winzer vom Weinsberger Tal vor allem Camper an. Am burgunder sowie neuerdings der Sauvignon blanc von Löwenstei- nahen Breitenauer See mit seinem 16,5 Hektar großen Camping- ner Gemarkungen, der gleich in die Topserie «Edelstein» mit dem Park ist dieser «TL» ab Mai wieder ein Renner, ebenso im fernen Riesling aufgenommen wurde. Hier sind auch die anderen bedeu- deutschen Norden. «Wir haben sogar auf Usedom einen Händler, tenden roten Sorten Lemberger, Merlot und Samtrot sowie die gut der damit gute Geschäfte macht», freut sich Mosthaf. gereifte Cuvée «Caverna» (aktuell 2010) zu fi nden. Das Kontrastprogramm zu einer solchen Füllung ist ein Wein, der Das Weinangebot ist wohlgeordnet. Die «Junge Linie», unter ande- bis vor kurzem in zwei Barriques aus Pfälzer (!) Eiche im Löwenstei- rem mit Trollinger Blanc de Noirs, Muskateller und Traminer, ver- ner Keller lag und vom dortigen Kellermeister Andreas Eisele sorg- spricht unkomplizierten Genuss. In der «Rebsorten-Linie» sind Ries- fältig beobachtet wird. Es ist ein Trollinger von 64 Jahre alten Reben, ling, Grauburgunder, Weißburgunder, Lemberger, Trollinger und die schon mal ausgehackt werden sollten. Denn der Ertrag ist sehr Schwarzriesling zuhause. «Carpe Momentum» (Genieße den Au- gering, die Pfl ege des Weingartens nicht leicht. 430 Liter waren es genblick) steht für einige rote Sorten, die auf der Maische vergoren beim Jahrgang 2013. Eine Fassprobe noch im alten Jahr ließ erken- wurden. Gleich unterhalb der «Edelsteine» ist «Noblesse» angesie- nen, dass da ein sehr typischer Trollinger mit klarer Mandelaroma- delt, mit Weinen aus selektioniertem Lesegut von alten Rebanlagen. tik, zarter Frucht und viel Biss heranreift, der dem Holz genügend Hinzu kommt noch ein umfangreiches Angebot an Literweinen. Widerstand leistet. Gefüllt wird demnächst. Der Preis dürfte wohl «Auch die Basisqualität muss stimmen», sagt Otto Freyer und tritt unter dem des teuersten Gewächses liegen, das man im Betrieb vor-

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     Der Vorstandsvorsitzende Otto Freyer (links) und Dirk Mosthaf, einer der beiden Geschäftsführer, mussten in den letzten Jahren einige weitreichende Entscheidungen treff en. Unangetastet blieb dabei das Betriebsgebäude mit Kellerei in Eberstadt.

weisen kann. Dafür zuständig ist die erst im April 2013 gegründete vorbildlicher Burgunder mit langem Abgang. «Wer ihn probiert, ist Jungwinzergruppe «Freidenker» mit 17 Mitgliedern im Alter von begeistert», berichtet Fendel. «Wir hatten schon Besucher von der 17 bis 32 Jahren. Sprecher Christian Fendel (23) berichtet, dass man Ahr im Haus, die gestaunt haben, wie fein ein Spätburgunder aus lange nach dem Namen gesucht habe und es auch intensive Überle- Württemberg geraten kann.» gungen gab, welchen Wein man in den Vordergrund stellen wollte. Der Vorstandsvorsitzende Otto Freyer nennt noch einen weiteren Spätburgunder hatte noch keine Jungwinzergruppe in Württem- Pluspunkt der «Freidenker»-Initiative: «Wir waren mal mehrere ei- berg im Programm. «Also haben wir uns für diese Sorte entschie- genständige Betriebe, die jetzt zusammenwachsen. Die gemeinsa- den.» Die jungen Männer und einige Frauen (Fendel: «Die halten uns men Aktivitäten der Jugend sind dafür enorm wichtig und auf Trab.») arbeiten in ihren Weinbergen in verschiedenen Gruppen, für die ältere Generation ein Vorbild.» um fl exibel zu sein. Entblättert wird zur gleichen Zeit, mit der aufei- nander abgestimmten Zahl der Augen und der Traubenhalbierung wird der niedrige Ertrag vorprogrammiert. «Wir streben maximal Kontakt 60 Kilo pro Ar an», nennt Christian Fendel die Zielsetzung, die 2013 Winzer vom Weinsberger Tal nicht erreicht wurde. «Da waren es am Ende nach drei Lesedurch- Reisacher Straße 5 gängen lediglich 50 Kilo mit 95 Grad Öchsle.» Anreicherung war da- 74245 Löwenstein mit nicht notwendig. Ausgebaut wurde der Spätburgunder nach der Tel. 07130 46 12 00 klassischen Maischegärung zu 80 Prozent in neuem Holz. Im Keller Lennacher Straße 25 gab der erfahrene Profi Joachim Stock dem Nachwuchs ein Mitspra- 74246 Eberstadt cherecht. 1736 Flaschen wurden gefüllt, der Flaschenpreis liegt bei Tel. 07134 989 60 mutigen 23,65 Euro. Der Wein präsentiert sich mit zarter Cassis im www.weinsbergertal-winzer.de Duft, angenehm kühler Note, sehr elegant und nuancenreich, ein www.freidenker-wein.de

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     GESELLIGKEIT

Besigheim zwischen Fachwerk und Schildwirtschaft Kulinarischer Spaziergang

Das vor fünf Jahren von einem TV-Sender zum «schönsten Weinort Deutschlands» gekürte Besigheim bietet nicht nur etwas für die Augen. Eine Attraktion sind auch die kulinarischen Stadtführungen, in die Gaststätten und die Felsengartenkellerei eingebunden sind.

Text und Fotos: Antje Seeling

m Treff punkt an der Alten Kelter haben sich pünktlich um 17 Uhr etwa ein Dutzend Gäste versam- melt. Begrüßt werden sie von StadtführerA Dieter Schedy. Mit Blick auf den Waldhornturm lauschen sie bei einem Glas Secco der Geschichte von Besigheim, das 450 Jahre unter badischer Herrschaft stand, fast ebenso lang in württembergischer Hand war und heute baden-württembergisch re- giert wird. Die mittelalterliche Stadt liegt auf einem Bergrücken, am Zusammenfl uss von Neckar und Enz, umgeben von steilen Wein- bergen, den terrassierten Felsengärten mit bis zu 50 Prozent Steigung. Vorwiegend rote Sorten wie Trollinger, Lemberger und Spät- burgunder wachsen hier. Die Gruppe spaziert Richtung Kirchgasse, vorbei an schmucken Fachwerkhäusern bis zum «Ratsstüble», wo Wirt Michael Klingler die Vorspeise auftischt: gemischter Salat mit Hähnchenbruststreifen. Dazu gibt’s einen feinherben Grauburgunder, der, wie alle Wei- ne, die bei dieser Tour ausgeschenkt werden, von der Felsengartenkellerei stammt. Sche- dy gehört dort zum Weinprobenteam und hatte vor drei Jahren die Idee zu dieser Stadt- führung. Er überzeugte einige Besigheimer Gastronomen davon und mittlerweile treff en sich die sieben Wirte einmal im Jahr und le- gen fest, wer sich wie einbringt. Für die Füh- Stadtführer Dieter rung wird jeweils ein spezielles Menü kreiert. Schedy (Bild oben, rechts) Kurz nach 18 Uhr drängt der unternehmungs- weiß alles über das schmucke lustige 73-jährige Scout im «Ratsstüble» zum mittelalterliche Besigheim. Aufb ruch. Metzgerhaus und Wengerterhaus

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     sind die nächsten Stationen. Ein paar Schrit- Interessantes über Besigheim, gespickt mit Dabei sein ist alles te weiter plätschert ein Brunnen mit der Witzen und Anekdoten, die bei den meist «Kulinarische Weinstadtführung zwischen Statue des badischen Markgrafen, der seinen gereifteren Teilnehmern bestens ankom- Fachwerk und Schildwirtschaft» Allerwertesten Richtung Stuttgart zeigt – ein men. Vis-à-vis vom Restaurant «Olive» steht Kosten: 42,50 Euro/Person Statement der Besigheimer aus früheren das Rathaus mit dem imposanten Giebel (inkl. Essen und Wein). Termine von Zeiten. Kurz darauf der nächste Stopp auf aus alemannischem Fachwerk, das 1459 als Mai bis September. Private Führungen auf dem Rathausplatz beim Drei-Giebel-Haus, Markthalle erbaut wurde. Beim Blick in die Anfrage ab 10 Personen. in dem der Dichter Hölderlin seine Wurzeln Gerichtslaube off eriert Schedy einen Lem- haben soll. Zwei Häuser daneben zeigt ein berger und anschließend spazieren alle ge- Stadtinformation im Rathaus graues Fachwerkgebäude den Reichtum des meinsam mit dem Glas in der Hand über die Marktplatz 12 ehemaligen Bauherrn, eines Eisenkrämers: Gasse Auf der Mauer zum Schochenturm 74354 Besigheim unten Sandstein, oben Fachwerk mit profi - am oberen Burgplatz. Wo früher Kriminelle Tel. 07143 80 78 0 lierten Schwellen im Giebel. Bis vor wenigen ihre Strafe absaßen, üben heute Künstler – [email protected] Jahren war darin die Stadtapotheke unterge- das Gefängnis fungiert jetzt als Musikschule. www.besigheim.de bracht. Der heutige Eigentümer betreibt ei- Die meisten Häuser des denkmalgeschütz- nen Weinladen, genannt «Stadt-Theke». Das ten Altstadtkerns besitzen historische Ge- Felsengartenkellerei Besigheim eG «Apo» hat er kurzerhand entfernt. wölbekeller, in einigen lagert bis heute Wein. Hessigheim Im Nachbarhaus wartet das Hauptgericht Die Schildwirtschaft «Zum Anker», das Haus Tel. 07143 81 60 0 im kleinen Lokal «Olive». Inhaber Dr. Ahmad wurde 1556 für den Bürgermeister erbaut, [email protected] Tanha steht höchstpersönlich am Herd, sein verfügt über den längsten und tiefsten Keller Bruder preist inzwischen dessen Kochküns- der Stadt. Nicht im Keller, sondern in der ge- te in höchsten Tönen. Denn eigentlich hat mütlichen Gaststube endet die kulinarische der Küchenchef etwas ganz anderes gelernt. Stadtführung. Bei Heidelbeer-Baiser-Kuchen Der gebürtige Palästinenser studierte in Tü- und fruchtigem Traminer sitzen die Gäste bingen Geografi e. Weil er das Mensaessen bei einem kleinen Schwatz und ziehen ein nicht mochte, kochte er selbst – und blieb zufriedenes Resümee. «Ich bin total begeis- dabei. Zum überbackenen Hähnchen mit tert, wie schön es in Besigheim ist. Meine Champignonsauce und Reis hat Schedy Frau und ich wohnen nur sechs Kilometer zwei Weine ausgesucht: einen Trollinger von hier, aber wir sind immer nur auf der und einen Rosé aus Acolon. Der sei echt Hauptstraße gelaufen und kannten den Ort erotisierend und mache Opas zu Casanovas, gar nicht richtig», erzählt ein älterer Herr aus scherzt er. «Lasset Se de Flasche glei emol Sachsenheim, dem seine Kinder die kulinari- do», ruft eine ältere Dame. Der Stadtführer, sche Tour zum Geburtstag geschenkt hatten. Ein ungewöhnlicher der auch noch andere Touren durchführt, Jetzt plant er, das Ganze mit Freunden Meisterkoch: Dr. Ahmad Tanha. vermittelt derweil historische Fakten und und Bekannten zu wiederholen.

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     HINTERGRÜNDE

75 Jahre Remstalkellerei Frostiger Start Ein schwieriger Herbst 1939 führte im darauff olgenden Frühjahr zur Gründung einer etwas ungewöhnlich strukturierten, großen Kellerei im Remstal. In diesem Jahr kann sie ihr 75-jähriges Jubiläum feiern.

Fotos: Armin Faber, Hans Schwanderer

Die Remstalkellerei er Zweite Weltkrieg hatte zwar ei- men keine große Zukunft prophezeiten, weil kann eine gut bestückte nige Wochen zuvor mit dem Ein- es ihnen mit seinen 21 beteiligten Orten zu Schatzkammer vorwei- marsch der deutschen Truppen in groß erschien. Doch schon 1950 konnte nach sen. Der 1961er im Bild Polen seinen Anfang genommen. einigen Jahren der Improvisation das neue ist längst nicht der ältes- DAber im Remstal war dieser Feldzug am 20. Domizil in der Kaiserstraße in Beutelsbach te Wein im Keller. Senior September 1939 gefühlsmäßig wohl ebenso bezogen werden. Seinerzeit befand sich der ist ein wohl gehüteter weit entfernt wie der Kampf um die Box- Betrieb am Ortsrand; heute ist er «umzingelt» 1947er Riesling. Weltmeisterschaft im Schwergewicht in Det- von zahlreichen Wohnbauten. roit, den Joe Louis durch K. o. in der 11. Runde Beim 25-Jährigen 1965 bewirtschafteten 2500 gewann. Die Wengerter hatten ein ganz ande- Weingärtner rund 800 Hektar; beim 40-Jähri- res Problem. Frost führte zu so starken Qua- gen 1980 vereinte die Remstalkellerei zwar litätseinbußen, dass die üblichen Kunden nur noch 1800 Wengerter aus 19 Gemeinden, in der Gastronomie (genannt «die Weinher- die hatten aber 900 Hektar Fläche unter Re- ren»), die in den Jahren vorher die «Rohware» ben. Damals wie heute hat sich der Aufb au abgenommen und selbst ausgebaut hatten, der Remstalkellerei nicht verändert. Basis diesmal abwinkten. Was tun nach diesem sind inzwischen lediglich noch neun recht- Knockout durch die Natur? Unverkäufl ichen lich eigenständige Genossenschaften in Korb, Wein einfach wegzukippen wäre existenz- Schnait, Stetten, Grunbach und weiteren Or- bedrohend für viele Familien gewesen. So ten, jeweils mit eigener Kelter. Die Remstalkel- bildeten sich schnell Notgemeinschaften, die lerei selbst ist für Ausbau und Vermarktung das, was der schlechte Jahrgang übrig ließ, zuständig. Bei Flächen und Mitgliedern gab einsammelten, zu fertigem Wein ausbauten es, bedingt durch den allgemeinen Struktur- und «zwischenlagerten». Diese Solidarität wandel im Weinbau, einen Rückgang auf 582 führte am 15. Februar 1940 zur Gründung Hektar, die von 985 abliefernden Wengertern von 21 Ortsgenossenschaften in der «Krone» (darunter nur einige Haupterwerbsbetriebe) in Beutelsbach, die sich dabei ein gemeinsa- bewirtschaftet werden. Als Gründe kann der mes Dach überstülpten. Genau genommen Vorstandsvorsitzende Manfred Felger unter waren es damals zunächst zwei Dächer, anderem die aufwändige Bewirtschaftung rechts der Rems in Großheppach, links vom anführen. «Unsere Flächen befi nden sich Fluss in Endersbach. Der erste Wein wurde zu 90 Prozent in Hang- und Steillagen.» Was allerdings 1940 im seinerzeit schon 400 Jah- dem Betrieb seit etlichen Jahren auf den Nä- re alten Stiftskeller in Beutelsbach ausgebaut. geln brennt, ist die nicht mehr zeitgemäße, Aus diesem Provisorium entstand bald eine kostenintensive Erfassung an neun verschie- Einheit, die Remstalkellerei in Beutelsbach, denen Orten. Davon will man weg und dafür die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum eine einzige zentrale Kelter erstellen. Der feiert! Obwohl es die ersten Jahre, die auch Kellerei-Standort Beutelsbach soll bleiben, Kriegsjahre waren, nicht sonderlich gut mit schließlich wurde hier in den letzten Jahren der neuen Konstruktion meinten (1940: Win- viel investiert. «Jetzt sind wir auf einem sehr terfrost/1941: Nässe/1942: mittelgut/1943: guten, funktionellen Stand», meint der Auf- mittelgut/1944: nass und kalt), entwickelte sichtsratsvorsitzende Thomas Lenz, der mit sich der Betrieb positiv. Dabei gab es anfangs acht Hektar einer der wenigen Mitglieder ist, Unkenrufe bei den Behörden und dem Ge- die vom Weinbau leben können. Qualitativ nossenschaftsverband, die dem Unterneh- hat das Haus in den letzten Jahren deutlich

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     HINTERGRÜNDE

zugelegt, mit ein Verdienst des für die Vinifi - kation zuständigen Vorstandsmitglieds Man- fred Wipfl er. Besonders stolz ist man aktuell auf den temperamentvollen Zweigelt und die feinmaschige rote Cuvée «Edition QP» sowie den würzigen Sauvi gnon blanc. Zum 75-Jäh- rigen gibt es außerdem zwei Jubiläumseditio- nen vom Riesling und Trollinger in feinherber Version. Viel Bedeutung für den Ausbau der Rotweine hat der riesige, gepfl egte Holzfass- keller mit 700 000 Liter Fassungsvermögen, dazu noch 300 Barriques. In diesem Bereich Das Führungsteam: Thomas Lenz (Aufsichtsratschef), Werner fi nden immer wieder Veranstaltungen statt. Schaal (stellvertretender Vorstand), Manfred Felger (Vorstandsvor- Gelegentlich werden dabei Raritäten aus der sitzender) und Manfred Wipfl er (technischer Betriebsleiter). Schatzkammer (ältester Wein: ein 1947er Riesling) entkorkt. So ist alles gerichtet für die anstehenden Feierlichkeiten. Personell ist man ebenfalls wieder geordnet aufge- stellt, nachdem es 2013 zu einer Trennung von dem Geschäftsführer kam, als dieser ein überraschendes Minus im Haushaltsplan prä- sentierte. Die Verantwortung tragen jetzt die Praktiker Felger, Wipfl er und der stellvertre- tende Vorstandsvorsitzende Werner Schaal (selbst mit 5,5 Hektar dabei). «Wir können uns auf ein tüchtiges Team verlassen», meint Schaal. Über die Hälfte der Weine fl ießt über die Vertriebskooperation Weinallianz an den Fachhandel ab, die Weingärtner-Zentralge- nossenschaft in Möglingen, die den Lebens- mittelhandel bedient, nimmt 30 Prozent der Ernte ab, der Rest wird in der Region vor al- lem in der Gastronomie vermarktet. In den nächsten Monaten will das Führungstrio mit Unterstützung des Aufsichtsratsvorsitzenden Lenz die Mitglieder der neun Ortsgenossen- schaften davon überzeugen, dass sie auf ihre gewohnten Kelterstationen verzichten sollen. Die Gebäude will man verkaufen («In- teressenten sind vorhanden», ist sich Felger sicher). «Wir hoff en, dass alle mitziehen», Der gewaltige, eindrucksvolle Holzfasskeller wird auch meint Lenz. «Aber bei uns herrscht Basisde- gern genutzt für Weinverkostungen. Alle Fässer sind noch mokratie. Da hat der Fünf-Ar-Wengerter das in Gebrauch und meist gefüllt mit gehaltvollem Rotwein. gleiche Stimmrecht wie einer mit zehn Hektar.»

Remstalkellerei auf einen Blick Sitz: Weinstadt-Beutelsbach Rebfläche: 582 Hektar Wichtigste Sorten: Trollinger (176 ha), Riesling (93 ha), Lemberger (54 ha), Schwarzriesling (34 ha), Sauvignon blanc (30 ha), Zweigelt (25 ha)

Jubiläums-Veranstaltungen 21. März: Weingala mit Menü, Schatzkammerweinen und musikalischer Umrahmung 24. bis 26. Juli: Hoff est mit allen Mitgliedern 12. September: Herbstweinprobe Infos: www.remstalkellerei.de

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     Entwicklungs- helfer in Bayern Interview mit Stuttgarts Gastronomie-Größe Hans-Peter Grandl

Zwei, die der Wein zu Freunden gemacht hat: Festwirt Grandl (links) und Bernd Munk aus Untertürkheim.

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     MENSCHEN

Er ist unter den Festzelt-Wirten auf dem Cannstatter Wasen eine Besonderheit. Der Schwabe Hans-Peter Grandl war lange als «Gastarbeiter» in München tätig. Nach dem Comeback in der Heimat schaff te er es mit überzeugenden Argumenten, in einem Stuttgarter Bierzelt auch Wein ausschenken zu dürfen.

Interview: Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay

Drei Wochen lang Frühlingsfest im April geschenkt werden darf. Denn ursprünglich gen Highlights begeistern können, ebenso und Mai, gut zwei Wochen lang im Sep- war nur Bier erlaubt. für die edle Ausstattung. Aber was mir am tember und Oktober das Herbstfest auf meisten imponierte, war die bodenständige dem Cannstatter Wasen, täglich x-mal Dürfen Sie Näheres über Ihre Einstellung und dass es gelungen war, die anstoßen mit Gästen und Freunden, wie Argumente verraten? Mitglieder zu motivieren, zur Steigerung hält man das durch, Herr Grandl? Ich habe die Frauen vorgeschoben, die ja in der Qualität Trauben rauszuschneiden. Nur wenn weder Bier noch Wein in der Regel nicht nur bei einem Festbesuch So viel Durchsetzungsvermögen musste meinem Krug sind, sondern alkoholfreie das Sagen haben. Sie trinken vielleicht mal ich honorieren. Getränke. ein paar Schluck Bier, aber dann möchten sie umsteigen auf Wein oder sogar Cham- Klopft nicht immer wieder Konkurrenz Aber sonst haben Sie off enbar ein Herz pagner. Wenn das nicht möglich ist, sind an, die ebenfalls mit Ihnen ins Geschäft für Wein. Auf der Karte im Hofb räu-Zelt die Frauen unzufrieden und so gehen bei- kommen möchte? sind unter anderem einige Weine der de nach Hause. Wenn er sein Bier trinken Natürlich, es gibt etliche Anfragen. Aber Weinmanufaktur Untertürkheim zu darf und sie Wein, dann haben sie mitein- niemand kann mir den Top-Service der fi nden, darunter sogar zwei «Editionen ander einen tollen Nachmittag oder Abend. Untertürkheimer bieten. Wenn spät am Grandl», ein Riesling und ein Lemberger Und wir mehr Umsatz. Abend die Gefahr besteht, dass Wein aus- mit Trollinger. Die Untertürkheimer geht, dann liefert die Weinmanufaktur scheinen das zu honorieren, man kann Und der Preis? hier an den meisten Tagen einige lei- Ich habe den Leuten vom Stuttgarter Hof- tende Mitarbeiter der Weinmanufaktur bräu versprochen, dass der Preis für den of- treff en, die es sich gut gehen lassen … fenen Wein nicht über dem Bierpreis liegt. Dafür arbeiten sie auch hart. Aber sie kom- Nur schenken wir im 0,4-Liter-Krügle aus, men nicht, damit der Absatz ihrer Weine das habe ich bei den Gesprächen allerdings Zur Person stimmt. Wir verkaufen ohne diese Schüt- nicht erwähnt. Bei den Flaschenweinen Hans-Peter Grandl wurde am 27. März 1958 im zenhilfe täglich einige hundert Flaschen. schenken wir in normalen Weingläsern aus. für das Mineralwasser bekannten Ensingen Und jedes Jahr werden es mehr! (Vaihingen-Enz) geboren, lernte Koch, wurde Wie halten Sie es selbst mit Wein? Küchenmeister und schließlich Hotel-Betriebs- Woran liegt das? An der Qualität, am Ich bin passionierter Weingenießer und wirt. Er war in Häusern wie «Hilton», «Sheraton» vernünftigen Preis? trinke gern vor allem am Abend meine und «Interconti» aktiv, wirkte in der Schweiz, Sicher an beiden Faktoren. Der Riesling Schöpple. Meist handelt es sich um frische, England und Japan und war schließlich von 1988 ist zwar nur von der Ein-Sterne-Kategorie, junge Weine. Ich gehöre nicht zu den Leu- bis 1997 in leitender Funktion bei der Haberl- aber die ist schon richtig gut. Und hinter ten, die per Subskription ordern müssen Gastronomie in München tätig, ehe es ihn der roten Edition versteckt sich die Marke und die Weine danach noch lange aufh e- wieder in die Heimat verschlug. 1999 wurde er «Mönch Berthold» mit zwei Sternen. Zwei ben, bis sie trinkreif sind. Württemberg hat zunächst Festwirt beim Frühlingsfest auf dem andere Weine werden auch noch im Krüg- bei mir Priorität, weil es hier wirklich her- Cannstatter Wasen, ein Jahr später auch noch le ausgeschenkt. Hier orientieren wir uns vorragende Gewächse gibt. beim Herbstfest. Neben dem Hofbräu-Zelt ist er am Bierpreis, der 2014 bei 8,90 Euro für verantwortlich für die Bewirtschaftung der den Liter lag. Dieser Preis war in meiner Wie kam es ausgerechnet zur Partner- Porsche-Arena und der Hanns-Martin-Schleyer- ersten Zeit als Festwirt eines von zwei ent- schaft mit der Weinmanufaktur? Halle bei Veranstaltungen. scheidenden Argumenten, die Brauerei zu Die Verbindung bestand schon länger. Ich überzeugen, dass in ihrem Zelt Wein aus- habe mich immer wieder für ihre weini-

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     MENSCHEN

Hans-Peter Grandl ist außerhalb der Festzeiten immer wieder mal in der Weinmanufaktur Unter- türkheim anzutreff en, um auch für den privaten Keller zu ordern. Er schätzt die Qualität der Weine und ebenso den Service des Hauses, wenn Wein zur Neige geht.

garantiert, selbst wenn der Vorstandsvor- sitzende Bernd Munk oder Kellermeister Jürgen Off ins Auto steigen müssen.

Sie sind zwar in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen, haben aber dann die weite Welt kennen gelernt und wa- ren lange Zeit in München bei einem großen Gastronomie-Unternehmen sehr erfolgreich in leitender Funktion. Wie kam es, dass Sie wieder in die Heimat zurückkehrten? Stimmt, ich hatte bei der Haberl-Gastro- Ich schnupperte wieder Heimatluft, zum nigen Wochen die Sache stemmen. Es war nomie sogar Generalvollmacht und diri- perfekten Ablauf trug vielleicht der deut- kein Zelt da, kein Personal. Heute weiß ich gierte zahlreiche Mitarbeiter. Aber dann sche Davis-Cup-Sieg bei. Und ich kam in nicht mehr, wie ich das hinbekommen begann eigentlich alles eher zufällig. 1989 Kontakt mit dem Gastronomen, der die habe. Aber irgendwie hat es geklappt. So fand das Davis-Cup-Halbfi nale in München Schleyer-Halle betrieb und längerfristig war es vielleicht nicht ganz verwunderlich, statt. Deutschland, unter anderem mit Bo- einen Nachfolger suchte. Aber es sollten dass mir im Jahr darauf auch das Hofb räu- ris Becker, gewann gegen die USA mit 3 : 2 dann doch noch einige Jahre vergehen, Zelt für das Herbstfest angetragen wurde. und zog 1990 in Stuttgart ins Finale gegen ehe ich ins Stuttgarter Catering-Geschäft Schweden ein. In München hatten wir im einstieg. Im Frühling und Herbst haben Sie Auftrag von Ion Ţiriac das VIP-Catering jeweils rund 200 000 Besucher im Zelt. übernommen. Es lief alles so gut, dass wir Wurden Sie in Stuttgart mit off enen 4700 Plätze stehen im Frühling vom auch den Auftrag für Stuttgart bekamen. Armen aufgenommen? 18. April bis 10. Mai und 5800 im Herbst Zuerst nicht. Bei der Vorstellung und einem vom 25. September bis 11. Oktober Presseempfang spürte ich als Fremdarbei- zur Verfügung. Gibt es ein Erfolgsge- ter zunächst eine recht kühle Atmosphäre. heimnis? Und wie bekommen Sie den Aber ich konnte das Eis brechen, als ich auf Andrang in den Griff ? meine Herkunft als Schwabe verwies und Qualität ist ein wichtiges Rezept. Wir sehen erklärte, ich sei nur einige Jahre als Ent- uns als zwar großes, aber sehr gutes Res- wicklungshelfer in Bayern tätig gewesen … taurant, auch bei 8000 bis 11 000 Essen am Tag. So kommt unser Schweinefl eisch Und dann hat eine Stuttgarter Brauerei seit einigen Jahren hauptsächlich von der Ihnen sogar ein Bierzelt auf dem bekannten Schwäbisch Hällischen Erzeu- Cannstatter Wasen anvertraut. Auch ein gergemeinschaft. Und beim Einlass gibt es Zufall? eine feste Regel: Wer in Trachtenkleidung Nicht direkt. Aber der damalige Wirt hat- kommt, wird bevorzugt behandelt. Damit te 1999 öff entlich geäußert, er habe keine habe ich einen richtigen Hype ausgelöst. Lust mehr auf das Frühlingsfest. Vielleicht Es gibt Frauen, die häufi ger kommen, und war irgendeine Spekulation im Spiel, ich stets in einem anderen Dirndl. weiß es nicht. Auf jeden Fall fragte man mich, ob ich übernehmen wolle. Ich sagte Eigentlich müssten Sie vom spezialisier- ja, obwohl das Neuland für mich war, und ten Handel Dividenden kassieren … dachte, die Anfrage gilt für das Jahr 2000. Das ist eine gute Idee, darüber muss Aber man meinte, ich müsse sofort, in ei- ich mal ernsthaft nachdenken.

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     HINTERGRÜNDE

Jubiläum der Württemberger Weinstraße 511 Kilometer Genuss

s knallte dreimal heftig. Aber weder lief ein «Tatort» mit Til Cannstatt. Ein spezieller, weit entfernter Bestandteil ist Kressbronn Schweiger noch hatte ein altersschwaches Auto eine Fehl- am Bodensee, weinrechtlich trotz der räumlichen Distanz ein Teil zündung. Vielmehr waren drei «Mönchsrätscher» vor dem des Anbaugebietes Württemberg. «Die Weinstraße reicht hier vom «Vinarium» im Erlebnispark Tripsdrill mit ihren lautstarken Ortseingang bis zum Ortsausgang», scherzte Weinbaupräsident ERatschen genauso aktiv wie zehn Jahre zuvor, als damals an gleicher Hermann Hohl beim Jubiläumsakt. Die unmittelbaren Nachbarn Stelle in der Nachbarschaft der Weinflur Cleebronner Michaelsberg Nonnenhorn und Wasserburg, ebenfalls Weinbauorte, sind dagegen die «Württemberger Weinstraße» eingeweiht wurde. bayerische Fluren (Anbaugebiet Bayerischer Bodensee), während Genau genommen war das damals keine Einweihung, sondern eine Hagnau und Meersburg zu Baden gehören. Umbenennung. Denn eine «schwäbische Weinstraße» gab es schon seit 1993. Aber was «Schwaben» ist, kann Auslegungssache sein. Verbindung zwischen Weinbau und Tourismus Deshalb hatte der Weinbauverband Württemberg vor 2004 bereits Für Alexander Bonde, als Minister für Ländlichen Raum und Ver- intensiv auf den griffigeren Namen hingearbeitet und ihn schließlich braucherschutz in Baden-Württemberg auch mit zuständig für mit einem Festakt im Erlebnispark offiziell gemacht. Ein Jahrzehnt den Rebbau, steht die Weinstraße für «Genuss und Lebensfreude». danach wurde die Gelegenheit genutzt, das Jubiläum zu würdigen, Sie biete ein echtes Urlaubserlebnis, verbinde Kultur und Natur, die Bedeutung der Württembergischen Weinstraße zu unterstrei- habe einen wichtigen ökonomischen Faktor und sei ein Binde- chen und ihren Verlauf zu skizzieren. glied für Weinbau und Tourismus. Leicht gemacht wurde es der Die Ferienstraße beginnt (oder endet) im Norden in Weikersheim im Weinstraße nicht bei ihrer Installation, erinnerte Hohl an büro- Taubertal, begleitet die Flüsse Tauber, Kocher, Jagst, Neckar, Sulm, kratische Hemmschwellen. «Wir mussten weit über 500 Schilder Lein, Zaber, Schozach, Bottwar und Rems bis hin zur Sieben-Kelter- aufstellen. Jedes einzelne Schild brauchte eine Genehmigung ...» Stadt Metzingen im Süden. Damit führt die 511 Kilometer lange Weil Tripsdrill (650 000 Besucher jährlich) durch sein Weinmuse- Route durch alle württembergischen Weinregionen an vielen Se- um «Vinarium» und die munteren Weinkübelfahrten ganzjährig Be- henswürdigkeiten vorbei. Integriert ist seit 2004 auch das vormals zug zum Weinbau hat, wurde erstmals die Gelegenheit genutzt, für ausgesparte Remstal mit seiner Remstal-Route. Seit 2007 ist Stutt- einen Tag lang ein Weindorf aufzubauen. 16 Betriebe präsentierten gart stärker involviert: Die Weinstraße führt seit knapp acht Jahren über 150 Weine und freuten sich, dass der Erlebnispark an ab Stuttgart-Münster direkt ins Stadtzentrum und zurück nach Bad diesem Herbsttag wieder gut besucht war.

Ratschen sind Brauchtum – und damit passend zum Jubiläum der Württemberger Weinstraße, die unter diesem Namen vor kurzem zehn Jahre alt wurde.

Foto: Erlebnispark Tripsdrill

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     Nicht jeder Schädling im Weinberg ist sofort mit bloßem Auge zu erkennen. Aber Walter Kast hat bei seinen Arbeiten und Rundgängen in den Reben immer das richtige Instrument dabei, um bevorstehende Probleme oder Befall zu registrieren. Dann wird schnell reagiert. Oder alarmiert.

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     MENSCHEN

Ein «Rebendoktor» und seine verrückte Idee Auf den Hund gekommen Dass er «auf den Hund kam», machte ihn sogar außerhalb der Weinszene bekannt. Dr. Walter Kast war in Weinsberg als besonders innovativ bekannt.

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay

er drahtige 64-Jährige steht im Die praktischen Erfahrungen daraus konnte dem Training zum Beispiel Rauschgift oder Weinberg und überprüft die er immer wieder nutzen und auch Vorbild Sprengstoff erschnuppern können. Also Reben auf seinen 0,7 Hektar sein. «Ich hatte in den 80er Jahren die ers- besorgte sich Walter Kast von einer Polizei- mit Gewürztraminer, Cabernet ten begrünten Weinberge auf Heilbronner hundestaff el einen vortrainierten Rüden, Dorsa,D Samtrot und «natürlich» Trollinger. Gemarkungen», blickt er zurück. «Heute ist der im Gewächshaus der Weinbauschule «Alles gesund», freut er sich und off enbart das überall Normalzustand.» einen «Schnupperkurs» mit Oidium (Echter einen scharfen Blick. «Ich habe auf den Blät- Trotz mittlerweile erfolgtem Ruhestand Mehltau) und Peronospora (Falscher Mehl- tern nur Nützlinge wie Raubmilben gefun- ist das Interesse an Krankheiten und Prob- tau) belegte und tatsächlich nach einiger den.» Diese und andere Tierchen sowie Reb- lemen der Reben bei ihm nicht erloschen. Zeit mit seiner Nase wie erhoff t reagierte. krankheiten haben Dr. Walter Kast fast drei Über den eigenen Weingarten hinaus. Er ist Die Hoff nung, dass sich mit dieser Metho- Jahrzehnte lang intensiv im Berufsleben nach wie vor gern bei Tagungen dabei und de teure Messtechniken und Spritzmittel beschäftigt, als Lehrer und Wissenschaftler bringt immer noch praktische Erfahrungen einsparen lassen, erfüllte sich zwar bislang an der Staatlichen Lehr- und Versuchsan- ein, die aus seiner Sicht sehr wichtig sind. nicht, weil wissenschaftliche Erkenntnisse stalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg. «Weltweit wird viel über Universitäten ge- auf breiter Front fehlten. Aber an der Bun- Eigentlich wollte er früher selbst Weingärt- forscht, in Deutschland gibt es dagegen eine desforschungsanstalt Geilweilerhof in Sie- ner werden, zumal Vater Otto als Vorstands- intensive Verbindung zwischen Forschung beldingen wird diese – so Kast – «eigentlich vorsitzender der Genossenschaftskellerei und Praxis.» Zu seinem Aufgabenbereich verrückte Idee» weiterverfolgt. Vielleicht Heilbronn in den 70er Jahren ein gutes Vor- gehörte auch die Prüfung von Mitteln auf ertönt eines Tages fröhliches Hundegebell bild für ihn war. Aber die Voraussetzungen Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Denn in den Reben in mehltaukritischen Som- für die Übernahme des elterlichen Betrie- manches konnte und kann das natürliche mermonaten und hilft den Weingärtnern, bes waren ungünstig. Knappe vier Hektar Gleichgewicht im Weinberg beeinträchti- rechtzeitig auf die einst aus Amerika einge- boten kein ausreichendes Einkommen als gen. Wenn zum Beispiel die Raubmilben schleppten Krankheiten zu reagieren. Selbstständiger, zumal er den Bruder hätte durch Spritzmittel getilgt werden, können Es gebe ein «Mehltau-Fenster», meint der auszahlen müssen. Und ein Wachstum mit sich Schädlinge wie Spinnmilben ungehin- erfahrene Profi . «Wenn man es nicht recht- seiner Frau, die er 1973 ehelichte, war eben- dert entfalten. Mitgewirkt hat Kast bei der zeitig schließt, kann der Schaden groß wer- falls nicht machbar. «Sie hatte als Lehrerin Verwirrmethode mit Pheromonen (Sexual- den.» Dass die Piwis (pilzwiderstandsfähige einen sicheren, aber für diesen Fall falschen lockstoff en) gegen den gefährlichen Trau- Rebsorten) ein Allheilmittel sind, glaubt Beruf», schmunzelt er im Rückblick. benwickler. «Wir haben das erstmals in Eber- Kast nicht. «Pilze können sich anpassen», So absolvierte er nach der Winzerlehre beim stadt getestet. Danach kam die Sache von urteilt er und verweist auf den allseits be- Vater zwar das Weinbaustudium in Geisen- Weinsberg aus auf die Erfolgsstraße und ist liebten Regent. «Die Sorte ist nicht total si- heim, schloss ein agrarwissenschaftliches heute Standard.» cher. Der Johanniter hat dagegen nach mei- Studium in Hohenheim an, promovierte Fast so etwas wie sein Lieblingsthema war ner Erfahrung eine sehr stabile Resistenz.» hier mit einer Arbeit über Mehltau-Resis- der Mehltau, für dessen Bekämpfung er Für seine Kritik am Regent wurde er in der tenz an Roggen – und fand dann doch wie- eine originelle Methode versuchte. Auslöser Branche teilweise gescholten – was den der zurück zum Weinbau. Aber nicht als war die Information auf einer Tagung, nach Weinbauverband Württemberg nicht hin- Wengerter, sondern zunächst als Referent der in Kalifornien Bienen zur Früherken- derte, «den Fachmann mit viel Gespür für beim Deutschen Weinbauverband und nung von Pilzkrankheiten eingesetzt wur- Lösungsansätze» mit der Goldenen Ehren- schließlich als Referatsleiter Pfl anzenschutz den. Es kann auch größer funktionieren, nadel auszuzeichnen und hervorzuheben, bei der Staatlichen Lehr- und Versuchsan- dachte sich der Wissenschaftler. Nämlich dass er dem Weinbau im Ländle wichtige stalt in Weinsberg. Ein bisschen Weinbau mit geschulten Hunden. Von den Vierbei- Impulse gegeben habe. Auch ohne von zu Hause begleitete sein Berufsleben. nern ist bekannt, dass sie bei entsprechen- Wauwau.

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    GENUSS

Gasthof «Rössle» in Weinstadt-Endersbach «G’scheits Wirtschäftle» Es müssen nicht gleich besternte oder in Führern hoch bepunktete Häuser sein, in denen man sich wohlfühlt. Im Gasthof «Rössle» in Endersbach im Remstal werden traditionelle schwäbische Gerichte mit viel Herzlichkeit der Gastgeber kombiniert.

Text: Petra Klein, Fotos: Jana Kay

as «Rössle», seit 1861 im Besitz der ihren freien Abend verbrachten und direkt fern mit den Röstaromen einen schönen Familie Linsenmaier und früher neben uns der frisch gekürte Sternekoch Kontrast. Schwäbisches Glück eben! vermutlich eine Station, die auch Joannis Malathounis aus dem benachbar- Herzlich unkomplizierten Service demons- Rössern zumindest vor der Tür ten Kernen-Stetten im Remstal einen ku- trierte Beate Linsenmaier: «Ich stell euch GastfreundschaftD gewährte, ist ein Gast- linarisch zünftigen Abend mit seiner Frau einfach mal die Weinfl asche hin, falls es haus im wahrsten Sinn des Wortes. Mit Ka- Anna genoss. noch mehr sein darf.» Alles kam gleichzei- chelofen, Stammtisch, gemütlichen Ecken Als Gruß aus der Küche überraschte uns tig auf den Tisch. Man konnte vom Teller und natürlich einem großen Saal, wo sich der Hausherr mit einem Baguette, üppig der Nachbarin stibitzen und so bekommen die Remstäler zu Taufessen, Hochzeitsfei- belegt mit selbstgemachter Gänseleber auch von uns die gerösteten Maultaschen, ern und zum Leichenschmaus einfi nden. und Quittengelee. Wir reagierten schnell in die die Weinkönigin mit dem Trollinger Jeder, der die gute Stube des schwäbi- Sachen Wein und orderten einen Schnaiter verzückt genoss, ein großes Lob. schen Traditionslokals betritt, auch wenn Altenberg Riesling 2012 von der Remstal- Den Titel «Schwaben-Kombinationsmeis- er zum ersten Mal kommt, oder, noch kellerei. Knackig und mit schöner Frucht ter» sicherte sich Fritz Linsenmaier spä- schwieriger, ein «Neig’schmeckter», also war er eine gelungene Kombination zur testens mit dem nächsten Gang: dreierlei Nicht-Württemberger ist, wird von Chefi n Leber und zum Quittengelee. Innereien, Schweinebäckle, Nierle und Beate Linsenmaier mit einer Herzlichkeit Die erste Runde unserer folgenden Serie Züngle, fein abgeschmeckt, natürlich mit empfangen, die das Gefühl vermittelt, ein «Schwäbisches Glück» bestand aus einer Röstkartoff eln. Innereien sind, zugegeben, Stammgast zu sein. großzügigen Portion Kutteln mit Brat- nicht jedermanns Favoriten, aber sie sind Das erlebten wir einen ganzen langen kartoff eln und dazu Trollinger von der es auf jeden Fall wert, über den eigenen Abend mit royaler Unterstützung, näm- Remstalkellerei, die auf der Weinkarte des Schatten zu springen und alles zu probie- lich mit der Württemberger Weinkönigin «Rössle» ein echtes Heimspiel hat. Aus gu- ren. Die Schweinebäckle präsentierten sich Stefanie Schwarz. Die 25-jährige Studen- tem Grund, wie Beate Linsenmaier erklärt: wunderbar zart und mürb. Dazu passte tin der internationalen Weinwirtschaft aus «Wir sind ein heimisches Lokal, wer zu uns perfekt die 2011er Rotwein-Cuvée «Salucci» Stuttgart-Untertürkheim unterstützte uns kommt, der will auch einen typischen, gu- vom Collegium Wirtemberg. Namenspate nicht nur als fachkundige Weinhoheit, son- ten Wein aus der Region.» ist hier der Hofb aumeister König Wilhelms dern zudem als Qualitätsweintesterin, die Genau diese Erwartung erfüllte der En- von Württemberg, der Erbauer der königli- in Weinsberg eine entsprechende Prüfung dersbacher Sonnenbühl 2011, obwohl er chen Grabkapelle auf dem Stuttgarter Ro- absolviert hat und seitdem Profi ist. aus der Literfl asche ins Glas fl oss. Er gefi el tenberg, den die ambitionierte Stuttgarter Das ist ebenso – in seinem Revier – Kü- mit feinen Mandelaromen und überzeugte Genossenschaft als Markenzeichen auf chenmeister Fritz Linsenmaier, der sich mit seiner nach drei Jahren nicht selbstver- ihren Etiketten verewigte. Der dunkelrote die schwäbischen Klassiker auf seine Fah- ständlichen Frische. Die leicht süßlichen Wein imponierte mit Kirsche, Waldbeeren ne und Speisekarte geschrieben hat, vom Weinaromen harmonieren bestens mit den und sanfter Vanille im Aroma und ließ auf deftigen Vesperbrett bis hin zum exzellent butterzarten Kutteln in der süß-säuerlichen der Zunge Kraft und Eleganz spüren. gebratenen Zwiebelrostbraten. Kein Wun- Sauce, die eher ein «Sößle» ist, also leicht, Zum zarten Züngle wählten wir zur Freude der also, dass an diesem Abend am Stamm- wie man es im Frühling mag. Die krossen von Stefanie einen ausgewogenen 2010er tisch Meisterköche aus der Umgebung hier Bratkartoff eln (Achtung, Suchtgefahr!) lie- Lemberger der Remstalkellerei. Die

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    GENUSS

Autorin Petra Klein ist die kulinarische «Allzweckwaff e» des Rundfunk- senders SWR 1. Sie moderiert unter anderem seit Jahren die beliebte Sendereihe «Pfännle» im Herbst und die Gala zum Deutschen Rotweinpreis des Magazins VINUM in Fellbach.

bekennende Lemberger-Anhängerin lobte: Hauptbahnhof in die Lehre ging und später «Das war ein sehr schwieriger Jahrgang, am Bodensee in Konstanz und Gottlieben dafür wurde bei diesem Wein das Poten- am Herd stand, musste schon mit 24 den tial wirklich gut ausgeschöpft. Überhaupt elterlichen Betrieb im Remstal überneh- Lemberger, darauf sollte Württemberg men. Sein Fernweh stillt das Ehepaar Lin- noch mehr Wert legen, denn damit kön- senmaier seitdem mit kulinarischen Reisen nen wir international richtig punkten.» Die in alle Welt. Zum süßen Abschluss durfte Geisenheim-Studentin, die bei renommier- es wieder eine Dreierkombination sein: Ap- ten Remstäler Weingütern in die Lehre ging felküchle, Kürbiskernparfait und Schoko- und ein Praktikum in Kanada absolviert hat, ladenmousse, dazu ein 2012er Sauvignon möchte noch mehr internationale Erfah- blanc, erneut von der Remstalkellerei. Er rungen sammeln. «Besonders interessant entpuppte sich als Alleskönner. Zum wun- fi nde ich Österreich, da will ich unbedingt derbar duftenden Apfelküchle war dieser hin», blickte die Queen voraus. Denkbar ist typische, im Aroma nicht vorlaute Sauvi- auch eine Mitarbeit im elterlichen Weingut gnon blanc ebenso ein idealer Begleiter in Stuttgart-Untertürkheim, in dem ihr Bru- wie zum herben Kürbiskernparfait, auf das der Ludwig für den Weinausbau zuständig Küchenmeister Fritz Linsenmaier zu Recht ist. Allerdings ist dieser Weg nicht unbe- stolz ist. Ein gelungener Abschluss! dingt vorgezeichnet. «Wer weiß, wer einem Ein ganz klein bisschen wehmütig war noch über den Weg läuft, und wenn der uns schon zumute, als wir vom Tisch auch mit Wein zu tun hat ...», schmunzelte aufstanden. Denn schließlich haben wir sie – und griff wieder zum Lemberger. Die uns wie zuhause gefühlt. Beate Linsen- Nierle waren in dieser Schwaben-Trilogie maier hielt zumindest für den Gast aus mein Favorit: ganz zart, trotzdem kernig Stuttgart den Fahrplan im Blick: «Nicht und mit etwas Biss, in einer Sauce mit dass ihnen die letzte S-Bahn wegfährt.» leichter Säure, einfach perfekt. Dazu wähl- Stefanie Schwarz, ebenfalls aus Stuttgart, ten wir einen 2013er Grauburgunder aus hatte sich dagegen entschlossen, ein Bett der Remstalkellerei. Frisch und jung mit im dazugehörigen Gästehaus zu testen, schönem Körper setzte der Wein einen an- und resümierte danach: «Ich habe genehmen Kontrapunkt zum Fleisch und wunderbar geschlafen.» vor allem zur Sauce. Schwäbisches Glück! «Gell, der ist gut», rief uns Beate Linsen- Kontakt maier im Vorbeigehen zu. Sie verliert nie Gasthof und Gästehaus Rössle den Überblick, auch wenn es rappelvoll ist. Familie Linsenmaier Sie weiß, wer noch schnell bedient werden Waiblinger Straße 2–4 muss, weil sonst die autofreie Heimfahrt 71384 Weinstadt nicht gewährleistet ist: «Der Wein kommt Tel. 07151 986 69 90 sofort, sonst geht euch die S-Bahn raus», [email protected] versicherte sie einer Gruppe. Fast gleich- www.roessle-weinstadt.de zeitig stellte sie ihrem Mann Fritz, der in- zwischen bei uns Platz genommen hatte, Öffnungszeiten ein mit Grauburgunder gefülltes Glas hin: Samstags bis mittwochs «Den magst du doch auch so gern.» Der 11.30–14.00 Uhr und ab 16.30 Uhr Küchenmeister, der im legendären Hotel Ruhetage: Donnerstag, Freitag «Graf Zeppelin» gegenüber vom Stuttgarter Hotel durchgehend geöffnet

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    Zwei Genießerinnen in fröhlicher Erwartungshaltung – Petra Klein und Weinkönigin Steffi Schwarz. Gleich können sie sich an klassi- schen schwäbischen Spezialitäten laben und dazu gehaltvolle Weine aus dem Remstal verkosten.

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    MENSCHEN

Die «Spätlese-Gang»

Der Chor «Spätlese», das sind stimmgewaltige Sängerknaben im besten Mannesalter. Ihre liebsten Auftritte haben sie in den Weinbergen, aber auch auf der Bühne sind sie zuhause.

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     MENSCHEN

Sie sind zehn Mann hoch zwar Mitglieder in einem Liederkranz im Weinsberger Tal, aber sie treten auch eigenständig bei verschiedensten Veranstaltungen auf und feiern hier Triumphe als «Spätlese-Chor», der die Württemberger Weinwelt zum Klingen bringt.

Text und Foto: Andreas Seidl

pätlese trinken, das kann jeder. sich mit einem Schluck Trollinger. «Wissen Spätlese hören, das kann man nur Sie eigentlich, warum wir einen Roten trin- in Ellhofen – mit etwas Glück so- ken?», fragt Bruno Rudolf. «Wegen der Augen. gar direkt in einem der Weingärten, Dann seh’n wir besser, wenn das Glas leer dieS das schwäbische Idyll mit sanft-grünem ist.» Bunt ist auch das Repertoire der lustigen Schwung umgeben. Die Stimmen sind voll, Zehn, die allesamt Mitglieder im traditions- sonor. Unweigerlich kommt einem die Vo- reichen Gesangsverein von Ellhofen sind: Da kabel «inbrünstig» in den Sinn: «Gefüllt das ist natürlich deutsches Liedgut alter Schule Glas mit edlem Wein, lasst uns vom Besten dabei, gern und oft mit dem Bezug zum Wein kosten, auf Neckar, Mosel, Ahr und Rhein («Bring mer no a Viertele») – einmal im Monat und alle Franken prosten ...» Die Mitglieder gibt es dann auch ganz standesgemäß eine des Männerchors «Spätlese» haben es zwar «feuchte» Singstunde. Da stehen dann Gos- hauptsächlich mit dem Wein vom Neckar, pels, Schlager und «Lumpenlieder» – Klas- Sulm, Kocher und Jagst. Aber treff en kann siker wie «Bonsoir, Herr Kommissar» oder man sie zum Beispiel in den Weinbergen «Pigalle» von Bill Ramsey, manchmal ganz direkt unter der baumbestandenen Hügel- stilecht mit Melone vorgetragen – auf dem kuppe des Ketzersbergs, die so etwas wie Programm. Komplettiert werden die Auftritte das inoffi zielle Wahrzeichen des Ortes ist durch die eine oder andere Anekdote, die die – schwäbische Toskana, wie man im Mar- Chormitglieder, allen voran ihr inoffi zieller keting-Deutsch sagen würde. In der Tat: Ein Pressesprecher Günther Sigloch, zum Besten bisschen erinnert die Aussicht schon an das geben. In der Region sind sie mittlerweile be- italienische Urlaubsziel vieler Deutschen. kannt und werden gern gebucht – zu Jubilä- Zu einer einer kleinen Kostprobe haben sie en, Eröff nungen oder Weinproben. Regelmä- uns hierher, über die Dächer von Ellhofen, ßig gehen sie außerdem zum Wandern in die einer Nachbargemeinde von Weinsberg, Weinberge – und lassen dabei sogar journalis- eingeladen. Die Truppe besteht aus zehn tische Begleitung zu. Sängerknaben im besten Alter: Zwischen Wie kam es eigentlich zu dem Chornamen? 56 und 78 Jahre Lebenserfahrung hat jeder, «Wir sind hier ja in einer Weinregion, von da- die meisten sind mittlerweile pensioniert. her lag so etwas nahe», sagt Kurt Schillinger. Ein ehemaliger Audi-Ingenieur ist ebenso Alle Chormitglieder haben Erfahrung in der dabei wie ein Maschinenführer, ein Banker, Weinbergarbeit, einer bewirtschaftet im Ne- ein Vertriebsleiter und ein Versicherungs- benerwerb selbst noch eine Rebenparzelle. agent. Doch wie gesetztere Herren wirken Die beiden Genossenschaften vor Ort, die sie gar nicht, manchmal eher wie eine ver- Weingärtner aus Grantschen und aus Leh- schworene Gang von Jungspunden: Auf dem rensteinsfeld (inzwischen beide unter dem Weinbergweg wird gefrotzelt, es werden Insi- Dach der großen Heilbronner Genossen- der-Geschichten ausgetauscht und Witze ge- schaftskellerei), beliefern Kunden über die rissen über sich selbst und die Welt: «Lieber Region hinaus. «Aber das meiste trink’n ma zu viel gess’n als zu wenig trunk’n», sagt Kurt selber», wendet Bruno Rudolf verschmitzt Schillinger und lacht herzhaft. Ob es Auf- ein. «Derjenige, der dann tatsächlich auf nahmebedingungen für Neumitglieder gibt? den Namen kam, war der Günther Sigloch. «Nein, die gibt es nicht. Auch nicht vom Alter Er hat zsam mit seiner Frau a Flasche Wein her, weder nach oben noch nach unten. Wir getrunk’n – und dann war er da, der Name», wollen einfach a bunte Truppe sei, mit viel sagt Kurt Schillinger. Merke: Eine Württem- Spaß bei der Sache, mit Kameradschaft und berger Spätlese führt einfach unwei- Geselligkeit», sagt Günter Clapier und stärkt gerlich zur nächsten.

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     LUST AUF KNÖDEL

Text: Marlisa Szwillus, Fotos: Faber&Partner

nödel haben längst ihr Image als schlichte • Ein köstliches Tris servieren. Dafür 3 verschiedene Beilage oder schwere bäuerliche Speise ab- Knödel auf einem Teller anrichten. Die übrigen gelegt; in der Familienküche ebenso wie im Knödel lassen sich gut einfrieren. Restaurant. Wer intensiv in den kugelrun- • Knödel als Vorspeise oder kleines Gericht Kden Kosmos eintaucht, dem eröff net sich eine viel- servieren. Dann reichen die Mengen für etwa fältige Genusswelt. Wie bei diesen Rezepten – hier 6 Personen. präsentieren sich Knödel als leichte frühlingshafte • Aus Knödelteig lassen sich auch mit Hilfe von Hauptgerichte. Die Rezepte stammen wieder von der 2 angefeuchteten Esslöffeln Nockerln formen – Münchner Fachautorin Marlisa Szwillus. Umgesetzt in Salzwasser 10–12 Minuten sieden lassen. wurden sie in bewährter Art im Restaurant «Lamm» in Remshalden-Hebsack von Sylvia und Markus Po- Vorab-Tipps linski, die selbst ganz begeistert vom Ergebnis waren. • Die optimale Konsistenz von Knödelteig hängt von vielen Faktoren ab, z.B. der Trockenheit des Gut zu wissen Brotes, der Feuchtigkeit der verwendeten • Gelungen ist ein Knödel, wenn er außen glatt Gemüse, der Größe der Eier. Ist der Teig zu weich, und fest sowie innen locker und weich ist. noch etwas Brot- oder Semmelbrösel (kein Mehl) Siehe auch Vorab-Tipps. untermengen; ist er zu trocken, noch löffelweise • Knödel nicht schneiden. Am besten mit der Gabel Milch oder Wasser hinzufügen. Stück für Stück zerteilen oder davon «abreißen». • Um sicherzugehen, dass die Knödel nicht zer- • An der rauen Oberfläche bleibt eine Sauce gut fallen, vorher einen Probeknödel garen. haften.

   SCHINKENKNÖDEL AUF FRÜHLINGSSALAT

Für 4 Personen • 150 g altbackene Semmeln (oder Knödelbrot) • 1 Schalotte • 100 g Rohschinken am Stück (ohne Schwarte) • 1 Bund Schnittlauch • 1 EL Butter • 2 EL Mehl • 2 EL fein gehackte Petersilie Weintipp • 2 Eier Mal etwas ganz anderes! • 100 ml Milch Trauen Sie sich an einen • Salz, Pfeffer aus der Mühle Rosé- oder Weißherbst-Sekt • 200 g gemischte Blattsalate heran, nicht «knochentrocken» • 50 g Löwenzahn oder Rucola (brut) ausgebaut, sondern mit • 1 Bund Radieschen zurückhaltender Frucht (als • 4 EL Weißweinessig «trocken» deklariert). • 2 Messerspitzen Senf • 5–6 EL kaltgepresstes Öl

Zubereitung 1 Für die Knödel die Semmeln in hauchdünne Scheiben schneiden. Die Schalotte abziehen, sehr fein würfeln. Schinken zuerst in ½ cm breite Streifen, dann in möglichst dünne Scheibchen schneiden. Schnittlauch waschen, trocken schütteln, in Röllchen schneiden. 2 Butter erhitzen, die Schalotte darin farblos weich dünsten. Über die Semmeln geben und vermischen. Mehl, Schinkenwürfel, Petersilie und 1 EL Schnittlauchröllchen untermengen. Eier und Milch verquirlen, pfeff ern, aber nur wenig salzen. Eiermilch auf die Brot-Schinken-Mischung gießen. Alles mit der Hand gut verkneten und die Masse 20–30 Minuten ruhen lassen. 3 Inzwischen Blattsalate, Löwenzahn oder Rucola waschen, trocken schütteln und in mundgerechte Stücke zupfen. Radieschen waschen, in dünne Scheiben schneiden. Aus Essig, Salz, Pfeff er, Senf und Öl eine Marinade aufschlagen. 4 Knödelmasse nochmals kurz durchkneten. Daraus mit ange- feuchteten Händen 12 kleine Knödel formen. In reichlich kochendes Salzwasser geben und bei kleiner Hitze halb zugedeckt in 12–16 Minuten gar ziehen (nicht kochen) lassen. 5 Blattsalate, Löwenzahn oder Rucola und Radieschen locker mit der Marinade mischen. Auf Teller verteilen. Schinkenknödel aus dem Wasser heben, kurz abtropfen lassen und auf dem Salat an- richten. Mit den übrigen Schnittlauchröllchen bestreut servieren. Tipp Die Knödel alternativ auf einem Bett aus geschmolzenen Tomatenwürfeln anrichten.

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   SPINATKNÖDEL MIT GORGONZOLASAUCE

Für 4 Personen Zubereitung • 450 g tiefgekühlter Blattspinat 1 Tiefgekühlten Spinat nach Packungsangabe zubereiten. In ein Sieb geben, etwas oder 900 g frischer Spinat abkühlen lassen, sehr gut ausdrücken und fein hacken. Oder frischen Spinat verlesen und • Salz von groben Stielen befreien. In kochendem Salzwasser blanchieren, eiskalt abschrecken, • 150 g Weißbrot vom Vortag sehr gut ausdrücken und grob hacken. (ohne Rinde) 2 Das Weißbrot klein würfeln. 100 ml Milch erwärmen, Brot damit befeuchten. Zwiebel und • 250 ml Milch Knoblauch abziehen. Zwiebel fein würfeln, in der heißen Butter weich dünsten, den • 1 Zwiebel Knoblauch dazupressen. Zwiebel-Knoblauch-Mischung mit dem Spinat und den Eiern • 1 Knoblauchzehe pürieren oder gut durchkneten. • 1 EL Butter 3 Spinatmasse, Käse und Mehl zum Brot geben. Mit etwas Muskatnuss, Salz und Pfeffer • 2 Eier (Größe L) kräftig würzen. Alles mit der Hand gründlich verkneten. Die Masse zugedeckt etwa • 50 g frisch geriebener Hartkäse 20 Minuten ruhen lassen. Inzwischen die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett kurz rösten. (z.B. Emmentaler, Greyerzer oder 4 Aus der Spinatmasse mit angefeuchteten Händen 8 größere oder 12 kleinere Knödel Parmesan) formen. In reichlich kochendes Salzwasser geben und bei kleiner Hitze halb zugedeckt • 2 EL Mehl 18–20 Minuten gar ziehen (nicht kochen) lassen. • Pfeffer aus der Mühle 5 Gorgonzola in Stücke schneiden, mit 150 ml Milch in einen Topf geben. Bei ganz • Geriebene Muskatnuss schwacher Hitze unter Rühren schmelzen und cremig werden lassen. Eventuell mit Pfeffer • 2 EL Pinienkerne und etwas Salz nachwürzen. Kurz aufmixen. Spinatknödel aus dem Wasser heben und kurz • 200 g Gorgonzola (oder Roquefort) abtropfen lassen. Auf der Käsesauce anrichten und mit Pinienkernen bestreut servieren. Tipp Wer in der Sauce keinen würzigen Blauschimmelkäse mag, kann auch geraspelten Hartkäse wie Greyerzer, Emmentaler oder mittelalten Gouda nehmen. Oder die Knödel nur mit zerlassener Butter servieren.

Weintipp Die Würze vom Käse erfor- dert ein Gegengewicht beim Wein. Gut passt ein kräftiger Grauburgunder oder Chardonnay, der sanft vom Holz «geküsst» wurde. Auch ein gehaltvoller Justinus K. (Kerner) ist ein angenehmer Partner.

   GENUSS

ROTE-BETE-KNÖDEL MIT GEDÜNSTETEM LAUCH

Für 4 Personen • 200 g Rote Bete, gekocht und geschält (vakuumverpackt) • 100 g Weißbrot vom Vortag (ohne Rinde) • 2 EL Sahne Weintipp • 1 kleine Zwiebel

Paprika ist eine typische • 3 EL Butter Gewürznote beim Cabernet • 2 Eier (Größe M) Sauvignon. Deshalb ist diese • 2 EL fein gehackte Petersilie Sorte – oder eine Cuvée mit • 1 EL Mehl und Mehl zum Wälzen «CS» – ein passender Begleiter. • 500 g Lauch Voraussetzung: eine gewisse • 3 Frühlingszwiebeln Weintipp Reife (2011). • 1 TL Kümmelkörner Zu dem richtig saftig schme- • Salz, Pfeffer aus der Mühle • 200 ml Gemüsebrühe ckenden Knödel bietet sich ein BÄRLAUCH-KNÖDEL • Schnittlauchhalme zum Garnieren betont herber Trollinger an, nach guter alter Art auf der Maische MIT PAPRIKACREME vergoren, ausgebaut im großen Holzfass. Zubereitung Für 4 Personen 1 Rote Bete aus der Packung nehmen und den Saft in eine Tasse • 150 g trockenes Roggenbrot (ohne Rinde) abgießen. Das Weißbrot in ½ cm große Würfel schneiden. Mit 3 EL • 50–60 g Bärlauch (alternativ Rucola) Rote-Bete-Saft und der Sahne befeuchten. Rote Bete klein würfeln. • 2 kleine Zwiebeln Zwiebel abziehen, klein würfeln. • 1 EL Butter 2 Von der Butter 1 EL erhitzen, Zwiebel darin weich dünsten, etwas • 1 EL sehr fein gewürfelter Speck abkühlen lassen. Danach mit Rote Bete, Eiern und je ½ TL Salz und • 2 Eier Pfeff er fein pürieren. Püree mit dem Weißbrot und der Petersilie in • 250–350 ml warme Milch eine Schüssel geben, mit Mehl bestäuben und alles gründlich ver- • Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle kneten. Die Masse zugedeckt 20–30 Minuten ruhen lassen. • 100 g Buchweizenmehl 3 Währenddessen Lauch und Frühlingszwiebeln putzen, längs • 2 rote Paprikaschoten und quer halbieren. Die Stücke längs in feine Streifen schneiden. In • 1 EL Olivenöl einem Sieb abbrausen und abtropfen lassen. Kümmelkörner grob • 80 g Frischkäse zerdrücken. Übrige Butter erhitzen. Gemüse und Kümmel darin • Chilipulver (Gewürzmischung) 4 Minuten dünsten. Salzen, pfeff ern und die Brühe angießen. Lauch bissfest garen, abschmecken. 4 Aus der Knödelmasse mit angefeuchteten Händen 12 kleine Zubereitung Knödel formen und mit etwas Mehl bestäuben. Knödel in reichlich 1 Das Roggenbrot in ½ cm große Würfel schneiden. Bärlauch kochendes Salzwasser geben und bei kleiner Hitze halb zugedeckt waschen, trocken tupfen und quer in Streifen schneiden. Zwiebeln in 12–16 Minuten gar ziehen (nicht kochen) lassen. abziehen und sehr fein würfeln. Die Butter erhitzen, Speck und die 5 Rote-Bete-Knödel aus dem Wasser heben, kurz abtropfen las- Hälfte der Zwiebelwürfel darin 5 Minuten dünsten. Abkühlen lassen, sen. Mit dem Lauchgemüse anrichten und mit Schnittlauchhalmen zum Brot geben. garniert servieren. 2 Eier mit 150 ml Milch verquirlen, pfeff ern und leicht salzen. Eier- Tipp Zu diesen Knödeln schmeckt auch gut eine Gorgonzolasauce milch mit Bärlauch (bis auf 2 EL) und Buchweizenmehl zum Brot (siehe Rezept Spinatknödel). geben. Alles mit der Hand gut verkneten. Die Masse zugedeckt 30 Minuten kühl stellen. 3 Inzwischen die Paprikaschoten waschen und halbieren. Stielan- satz, Kerne und Trennwände entfernen. Das Fruchtfl eisch würfeln. Paprika und übrige Zwiebelwürfel im Öl kurz andünsten. Frischkäse und 100 ml Milch unterrühren und alles fein pürieren. Bei Bedarf noch etwas Milch zufügen. Die Creme mit Chilipulver, Salz und Pfeff er abschmecken. Warm stellen. 4 Knödelmasse nochmals durchrühren. Falls sie zu trocken ist, noch löff elweise Milch zugeben. Aus der Masse mit angefeuchte- ten Händen 8 größere oder 12 kleinere Knödel formen. In reichlich kochendes Salzwasser geben und bei kleiner Hitze halb zugedeckt in 15–20 Minuten gar ziehen (nicht kochen) lassen. 5 Knödel mit einem Schaumlöff el aus dem Wasser heben, abtrop- fen lassen und mit der Paprikacreme in tiefen Tellern anrichten. Nach Belieben mit Bärlauch in feinen Streifen garnieren. Tipp Die Knödel auch mal auf lauwarmem, kümmelgewürztem Krautsalat servieren.

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   Weintipp Zur feinen Würze der Speise passt ein Rotwein mit weichen Gerbstoff zum Beispiel ein gut gereif- en, ter Lemberger oder ein feinmaschiger, eleganter Frühburgunder.

KNUSPRIGE HACKFLEISCH- KNÖDEL MIT ERBSENPÜREE

Für 4 Personen Zubereitung • 2 Zwiebeln 1 Zwiebeln schälen, sehr fein würfeln. ½ EL Butter in einer Pfanne erhitzen. Hackfleisch • 80 g Butter und 1 Zwiebel darin braten, bis das Fleisch krümelig ist. Die Möhre schälen, putzen und • 200 g gemischtes Hackfleisch fein raspeln, anschließend unter das Hackfleisch rühren. Die Masse mit Thymian, Salz, • 1 kleine Möhre Pfeffer und Paprika kräftig würzen. • ½ TL frische Thymianblättchen 2 40 g Butter erhitzen, das Mehl darin kurz anschwitzen. Unter Rühren die Fleischbrühe • Salz, Pfeffer aus der Mühle angießen und die Sauce unter ständigem Rühren 2 Minuten sanft kochen lassen. Das • Scharfes Paprikapulver Hackfleisch untermischen. Mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft kräftig abschmecken. • 35 g Mehl 3 Petersilie waschen, die Blättchen fein hacken und mit dem Eigelb unter die Hack- • 200 ml Fleischbrühe fleischmasse mischen. Die Masse fingerdick auf Alufolie streichen und mindestens • 1–2 TL Zitronensaft 1 Stunde in den Kühlschrank stellen. • ½ Bund glatte Petersilie 4 Die Kartoffel schälen und fein reiben. Die übrige Butter in einem Topf erhitzen, die • 1 Eigelb + 1 Ei (Größe M) zweite Zwiebel darin glasig dünsten. Kartoffel, Erbsen, Gemüsebrühe und Milch zufügen. • 1 kleine Kartoffel Aufkochen und offen bei kleiner Hitze 8–10 Minuten köcheln, bis die Erbsen weich sind. • 300 g Tiefkühlerbsen Alles fein pürieren. Kresse vom Beet schneiden und unterheben. Püree mit Salz, Pfeffer • 50 ml Gemüsebrühe und restlichem Zitronensaft abschmecken. • Ca. 50 ml Milch 5 Das ganze Ei mit 1 EL Wasser verrühren. Aus der Fleischmasse ca. 24 kleine Knödel • 1 Beet Gartenkresse formen. Diese zuerst in Paniermehl wenden, dann in Ei und zuletzt nochmals gründlich in • 125–150 g Paniermehl Paniermehl wälzen. Es dürfen keine Risse oder Löcher in der Panade sein. Das Öl zum Frit- • 1 l Öl zum Frittieren tieren erhitzen. Die Knödel darin in etwa 4 Minuten goldbraun und knusprig ausbacken. Auf Küchenpapier entfetten. Zum Servieren mit dem warmen Erbsenpüree anrichten. Tipp Statt mit Erbsenpüree die Hackfleischknödel mit einem bunten Blattsalat servieren.

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   GENUSS

TOPFEN-KRÄUTER-KNÖDEL AUF GEMÜSE

Zubereitung Für 4 Personen 1 Für die Knödel das Brot in möglichst kleine Würfel schneiden. Den Topfen durch ein Sieb • 100 g Weißbrot vom Vortag (ohne Rinde) streichen. • 250 g Topfen (Magerquark) 2 Die weiche Butter mit der Zitronenschale schaumig rühren. Topfen zufügen und nach und • 60 g weiche Butter nach die Eier einrühren. Mit je ½ TL Salz und Pfeffer und etwas Muskatnuss kräftig würzen. • ½ TL abgeriebene Zitronenschale (unbehandelt) Brotwürfel, Mehl und Kräuter unterheben. Die Masse 20–30 Minuten ruhen lassen. • 2 Eier (Größe M) 3 Für das Gemüse Zucchini, Staudensellerie und Tomaten waschen und putzen. Zucchini in • Salz, Pfeffer aus der Mühle dünne Scheiben und Sellerie schräg in kleine Stücke schneiden, größere Tomaten halbieren. • Frisch geriebene Muskatnuss 4 Die Topfenmasse nochmals durchrühren. Daraus mit angefeuchteten Händen 12–16 kleine • 50 g Mehl Knödel formen. In reichlich kochendes Salzwasser geben und bei kleiner Hitze halb zugedeckt • 5 EL gemischte, fein gehackte Frühlingskräuter 15–18 Minuten gar ziehen (nicht kochen) lassen. • 200 g schlanke Zucchini 5 Inzwischen das Öl in einem flachen Topf erhitzen. Zucchini und Sellerie darin bissfest braten. • 200 g Staudensellerie Tomaten zufügen, kurz mitdünsten. Butter zufügen. Das Gemüse mit Salz und Pfeffer • 200 g Cocktailtomaten abschmecken. Basilikumblätter von den Stängeln zupfen, die Hälfte in Streifen schneiden und • 2 EL Öl (z.B. Rapsöl, Olivenöl) unter das Gemüse mischen. • 1 EL Butter 6 Gemüse auf Teller verteilen. Die Topfen-Kräuter-Knödel aus dem Wasser heben, abtropfen • 3 Stiele Basilikum lassen und auf dem Gemüse anrichten. Mit dem restlichen Basilikum garniert servieren. Tipp Die Gemüsemischung lässt sich individuell variieren. Fein schmeckt auch eine Kombinati- on aus Tomaten mit weißem und grünem Spargel.

Weintipp Hier bieten sich als ideale Begleiter ein würziger, frischer, saftiger Weißburgunder, Grauburgunder oder Chardonnay an, Jahrgang 2013 oder schon 2014, trocken ausgebaut.

   Knackige Frühlings- weine hellten die Miene auf bei Markus Eberle, der in der Heilbron- ner Genossenschaft ambitioniert aktiv ist. Im Hintergrund Patrick Hilligardt, Weindozent und Mitarbeiter der Weinwerbung, der die Probe vorbereitete. Fotos: Faber & Partner

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      GENUSS

Weintest mit kritischen Jungwinzern Frühling im Glas Typische Frühlingsweine waren gesucht. Passend dazu die kleine Runde der Juroren, nämlich junge Wengerter aus drei Genossenschaften, die ambitio- nierte Repräsentanten von Jungwinzer-Projekten in Fellbach, Heilbronn und Schwaigern sind. Im Test bewiesen sie, dass sie auch kritisch sein können…

Fotos: Armin Faber

s ging gut los. Der erste Wein war ein halbtrockener Silva- Weingärtnern) und Markus Eberle (bei der Heilbronner Genos- ner, der sich sehr stimmig und geschmacklich eher kno- senschaftskellerei zuständig für das Jungwinzer-Projekt «Ries- E chentrocken präsentierte. Die kleine Runde war sich einig: ling Triebwerk»). Sie befassten sich intensiv mit den Weinen, «Der ist absolut empfehlenswert.» Und er entsprach exakt der urteilten über die Vielschichtigkeit der Aromen und die verschie- Vorgabe. Frühlingsweine standen auf dem Programm. Darunter denen Geschmacksrichtungen – und das alles recht kritisch, versteht man frische, anregende, herzhafte Weißweine, die nicht obwohl ihnen bewusst sein musste, dass da durchaus der eine allzu hoch im Alkohol sind, vielleicht etwas jugendliche Kohlen- oder andere Wein aus dem Keller des eigenen Betriebes dabei säure aufweisen, aber im Geschmack doch Rückgrat haben sol- sein konnte. Als dann hinterher die Hüllen fi elen, meinte Phil- len. Damit sind sie zum Beispiel auch hervorragend geeignet als ipp Laipple über einen der Weine: «Den hatte ich aber besser in Begleiter zum jetzt wieder aktuell werdenden Spargel. Angeneh- Erinnerung, der hat sich nicht gut entwickelt.» Sein Fazit: Blind- mer Nebeneff ekt: Diese Weine sind meist sehr preiswert. Kein proben können die Augen öff nen ... Dafür bekam der Fellbacher einziges der empfohlenen Gewächse kostet über zehn Euro, die in der Runde Komplimente für den gut bewerteten «Off ensive», meisten liegen im Preis deutlich darunter. einen Wein, der bevorzugt im Stuttgarter Fußballstadion ausge- Nicht erwünscht sind bei solchen Weinen kellertechnische schenkt wird: «Schmeckt deutlich besser, als der VfB in Einfl üsse wie der Ausbau im neuen Holz, biologischer Säure- der Vorrunde gespielt hat.» abbau und auch allzu deutliche Süße. Herb sollte er sein. Und wenn «feinherb» auf dem Etikett steht, darf der Wein nicht deut- Markus Eberle (32) lich fruchtig schmecken – was lernte in privaten Betrieben und in Weinsberg, wo er auch die Weinbautech- bei dieser Geschmacksangabe nikerschule besuchte. Er war dann acht Monate in Neuseeland als Winemaker durchaus möglich ist. Denn der tätig. Mit dem elterlichen Gemischtbetrieb ist er Mitglied der Heilbronner Ge- Begriff ist weinrechtlich, warum nossenschaftskellerei, wo er im Aufsichtsrat ist und der Vereinigung «Triebwerk» auch immer, nicht exakt defi niert vorsitzt. Außerdem mischt er bei WeinImPuls (Junges Württemberg) mit. und lässt viel Spielraum. Bei Ries- ling aus Regionen außerhalb von Markus Krull (26) Württemberg haben wir schon ist ein weinbaulicher Quereinsteiger, der sich als junger Bursche einen feinherbe Weine mit mehr als kleinen Nebenerwerbsbetrieb aufbaute, mit dem er 2008 als 18-Jähriger 50 g/l Restzucker registriert. Da Mitglied der Weingärtner wurde. Hauptberuflich ist er muss die Säure als geschmackli- angestellter Weinbautechniker in einem angesehenen Weingut. Bei der ches Gegengewicht schon über Genossenschaft bringt er sich intensiv in die «Trollinger Vision» ein. 10 g/l liegen, damit der Wein nicht allzu süß schmeckt ... Philipp Laipple (27) Doch zum Test: Mit dabei waren machte die Winzerausbildung in einem renommierten Pfälzer Weingut Markus Krull (seit 2010 Mitglied und beim Staatsweingut Weinsberg. Er studierte Weinbau und Önologie der Gruppe «Vision» von Heuchel- in Geisenheim, machte Praktika in Südafrika und im Burgenland sowie in berg Weingärtnern in Schwai- einem Münchner Weinfachhandel und ist seit September 2014 Mitarbeiter gern), Philipp Laipple (Sprecher der Fellbacher Weingärtner von der Traubenannahme bis zum Verkauf. der Jungwengertergruppe «Next Generation» bei den Fellbacher

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      Bei der Verkostung gab es immer wieder rege, aber sachliche Diskussionen. Die Runde war sich meist, aber nicht immer, einig. Am Ende wurde nach demokratischen Regeln geurteilt. Einige Male gab es echte Überraschungen.

Die Weine sind, wenn nichts anderes 2013 Rivaner 2013 Riesling Cannstatter Zuckerle * angegeben ist, als trocken deklariert. Weingärtnergenossenschaft Weingärtner Bad Cannstatt Hohenneuffen-Teck Im Aroma etwas bittere Feuersteinnote; 2013 Silvaner Metzinger Hofsteige Muskat und etwas Pfeffer in der Nase; leichtgewichtig, würzig, mittlerer halbtrocken würzig, angenehmer, nerviger Schliff, Abgang; in Süße (7 g/l) und Säure Weingärtnergenossenschaft ein «Maul voll Wein». Markus Eberle (8,1 g/l) ausgewogen. «Apfelige Frucht, Metzingen-Neuhausen gefällt die «kräftige Säurestruktur». gute Säure», bemerkt Markus Krull. Apfel in der Nase; knackig und saftig im 4,60 Euro 6,50 Euro Geschmack, zarte Würze, Frucht sehr gut integriert (13,1 g/l Fruchtzucker); 2013 Rivaner Kabinett Cleebronner 2013 Riesling St. Michael «schönes Süße-Säure-Spiel», urteilt Michaelsberg halbtrocken Weingärtner Cleebronn-Güglingen Markus Eberle. Weingärtner Cleebronn-Güglingen Zitrusfrucht im Aroma; knackig, saftig, 4,80 Euro (Liter!) Zarte Muskatnote im Duft; saftig, herzhaft, etwas viel jugendliche Kohlen- würzig, immer noch jugendlich frisch. säure. «In der Restsüße relativ hoch», 2014 Rivaner Fellbacher Goldberg «C» «Süße Frucht, weich», ist das Urteil von schätzt Philipp Laipple. Fellbacher Weingärtner Markus Krull. 6,10 Euro Grüne, frische Noten im Aroma; saftig, 5,50 Euro verspielt, leichtgewichtig, unkompli- 2013 Riesling Uhlbacher Götzenberg ziert; Philipp Laipple lobt den Duft: 2013 Rivaner Edition Gourmet Kabinett fruchtig «Feinfruchtig, etwas Muskat.» halbtrocken Collegium Wirtemberg, Stuttgart 5,25 Euro Württembergische Weingärtner- Sanfte Mineralik in der Nase, dazu Zentralgenossenschaft, Möglingen etwas Zitrusfrucht und Grapefruit; 2014 Rivaner Rosswager Halde Florale Noten im Bukett; saftig, frisch, saftig, ausgewogen; Frucht gut Genossenschaftskellerei lebhaft, angenehme Säure, gute integriert (23,6 g/l). «Feingliedrig, Rosswag-Mühlhausen Balance. «Kräuterig, jugendlich», meint elegant, aber für mich zu süß», meint Klare, zarte Würze im Bukett; schlank, Philipp Laipple. Markus Eberle. gut strukturiert, angenehme Frucht im 3,93 Euro 7,00 Euro Abgang. «Nachhaltig, füllig, ausgewo- gene Säure», notiert Markus Krull. 2014 Müller-Thurgau Stettener 2013 Cuvée «Offensive» 5,50 Euro Heuchelberg Fellbacher Weingärtner Württembergische Weingärtner- Eine Kreation aus Riesling, Kerner, 2013 Rivaner «f.frisch» Zentralgenossenschaft, Möglingen Muskateller und Cabernet blanc, erstellt Weingärtner Bad Cannstatt Kräuter im Aroma; saftig, herzhaft, in Kooperation mit dem VfB Stuttgart, Das «f» steht für frech. Es passt zu dem angenehme Würze, schöner Trinkfluss. die nur bei dessen Stürmern in der Wein; er hat im Aroma einen Hauch «Feinfruchtig, etwas Ananas», sind die Vorrunde nicht so recht Wirkung zeigte. Muskat und viele Kräuter, im Geschmack Eindrücke von Markus Eberle. Sehr aromatisch; saftig, würzig, saftig, würzig, gradlinig. Philipp Laipple 4,17 Euro (Liter) gradlinig, fest strukturiert. «Elegant, findet ihn «lang anhaltend». gute Säure», notiert Markus Krull. 6,10 Euro 9,70 Euro

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      Die Nase ist für Rudolf Knoll das wichtigste «Instrument» bei einer Weinverkostung. Ein gutes, klares Aroma ist schon mal ein verheißungsvolles Zei- chen. Aber auf der Zunge muss eine Bestätigung folgen.

2013 Cuvée blanc 2013 Weißburgunder «Edition K8» der im Haus gibt. Der Pinot grigio Collegium Wirtemberg, Stuttgart feinherb schmeckt aber richtig schwäbisch: Setzt sich aus Weißburgunder, Justinus Weingärtnergenossenschaft Zitronenmelisse im Duft; knackig, etwas K. (Kerner) und Sauvignon blanc Hohenneuffen-Teck grüne Noten, guter Nerv und jugendli- zusammen. Kräuter und weißer Pfeffer Nüsse und Kräuter im Duft; schlank, che Kohlensäure. Philipp Laipple im Bukett; saftig, herzhaft, dezente verspielt, herzhaft, Frucht (15,1 g/l) in empfindet «Frische am Gaumen». Würze, schöner Trinkfluss. Philipp guter Balance zur Säure (6,5 g/l). 4,64 Euro Laipple verspürt «Pfeifentabak» im Duft. «Etwas grüne Komponenten, Frucht 6,90 Euro verhalten», notiert Markus Krull. Die 2014 Sauvignon blanc *** Bezeichnung steht für die Adresse Remstalkellerei, Weinstadt- 2014 Weißburgunder Rosswager Halde Kelterplatz 8 und für die besten Beutelsbach Genossenschaftskellerei Trauben eines Jahrgangs. Paprika und Holunder, sehr typisch im Rosswag-Mühlhausen 6,80 Euro Aroma; im Geschmack etwas füllig, Würzig in der Nase mit Fortsetzung im rund, sanfte Frucht im Abgang, braucht Geschmack, gradlinig, anregend, gute 2014 Pinot gris «Edition C» noch etwas Zeit. «Alles, was man von Länge. «Fruchtig, Säure nicht ganz Fellbacher Weingärtner einem Sauvignon erwarten kann», harmonisch eingebunden», meint Kräuter und Zitronenmelisse im Aroma; kommentiert Markus Eberle. Markus Krull. saftig, würzig, mit Spiel und noch etwas 9,95 Euro 5,50 Euro jugendlich vordergründiger Kohlensäu- re, die für eine knackige Note sorgt. 2013 Blanc de Noirs 2013 Weißburgunder «Toll eingebundene Säure, vielschich- Collegium Wirtemberg, Stuttgart Heuchelberg Weingärtner, Schwaigern tig», freut sich Markus Eberle über den Weißgekelterter Wein aus Spätburgun- Zitronenmelisse im Aroma; würzig, viel «französischen Württemberger». der und Heroldrebe; Kräuter, Pfeffer Herz, gute Länge im Abgang. «Fein- 6,75 Euro und etwas florale Noten im Bukett; gliedrig, toller Sortentyp», begeistert würzig, viel Herz, noch sehr frisch und sich Markus Eberle. 2014 Grauburgunder anregend. Für Philipp Laipple «trink- 4,70 Euro Lauffener Weingärtner freudig». Kräuter, Nüsse und Pfeffer kitzeln die 6,50 Euro 2014 Weißburgunder feinherb Nase; würzig, schlank, guter Nerv, viel Weingärtner Stromberg-Zabergäu, Trinkfluss, macht Lust auf das nächste 2014 Lemberger Blanc de Noirs Glas. «Ausgewogen und anhaltend», «Kultur» halbtrocken Apfel und etwas Kräuter im Bukett; befindet Markus Krull. Winzer vom Weinsberger Tal, saftig, herzhaft, Frucht (17,6 g/l bei 5,00 Euro Löwenstein 5,5 g/l Säure) gut integriert, stimmig. Zitronenmelisse im Aroma; saftig, «Tragende Süße, braucht noch etwas 2014 Pinot grigio herzhaft, Frucht stimmig integriert. Zeit», befindet Philipp Laipple. Heuchelberg Weingärtner «Frisch, feines Bukett», urteilt Markus 4,88 Euro Die italienische Bezeichnung für die Eberle, während Markus Krull sich an Sorte wurde deshalb gewählt, weil es «viel Süße» etwas stört. auch einen halbtrockenen Grauburgun- 5,71 Euro

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      GENUSS

2014 Kerner * feinherb 2014 Chardonnay Weingärtnergenossenschaft Weinmanufaktur Untertürkheim Weingärtner Flein-Talheim Hohenneuffen/Teck, Angenehme, sortentypische Zitronen- Zitrus, Melone und Kräuter im Aroma; Neuffen, 07025 31 50, graswürze im Bukett; viel Spiel und komplex, feste Struktur, schöne Balance www.weingaertner-neuffen.de Herz, saftig, gut eingebundene Frucht. zwischen Frucht (7,5 g/l) und Weinsäure Lauffener Weingärtner, «Frisch und floral», sind die Eindrücke (6,9 g/l), gradliniger Wein, universeller 07133 18 50, www.wg-lauffen.de von Philipp Laipple. Speisenbegleiter. Der Fleiner Betrieb Weingärtnergenossenschaft 6,00 Euro fusionierte vor einigen Jahren mit der Metzingen-Neuhausen, Heilbronner Genossenschaftskellerei, 07123 417 15, www.wein-metzingen.de 2013 Muskateller Schwarzer Rappe aber die Weine behielten ihren Remstalkellerei, Felsengartenkellerei Besigheim, eigenständigen Charakter mit einer Weinstadt-Beutelsbach, 07151 690 80, Hessigheim angenehm prägnanten Säure bei Weiß. www.remstalkellerei.de Typische animierende Muskatnote im 5,00 Euro Genossenschaftskellerei Rosswag- Aroma; schlank, wirkt trotz etwas Mühlhausen, Fruchtsüße (7,6 g/l) recht herb, Die Bezugsquellen 07042 29 50, www.lembergerland.de anregend und ausdauernd im Abgang. Weingärtner Bad Cannstatt, Weingärtner Stromberg-Zabergäu, Hoher Spaßfaktor. «Intensive Frucht, 0711 54 22 66, Brackenheim, 07135 985 50, nachhaltig», notiert Markus Krull. www.badcannstatt-weine.de www.wg-stromberg-zabergaeu.de 9,00 Euro Weingärtner Cleebronn-Güglingen, Weinmanufaktur Untertürkheim, 07135 980 30, www.cleebronner-winzer.de 0711 336 38 10, www.weinmanufaktur.de 2013 Gewürztraminer Collegium Wirtemberg, Winzer vom Weinsberger Tal, Genossenschaftskellerei Heilbronn Stuttgart, 0711 32 77 75 80, Löwenstein, 07130 46 12 00, Kein klassischer Frühlingswein, weil im www.collegium-wirtemberg.de www.weinsbergertal-winzer.de Restzucker relativ hoch (25,1 g/l), aber Fellbacher Weingärtner, Württembergische Weingärtner- durch die für Gewürztraminer stattliche 0711 578 80 30, www.fellbacher-weine.de Zentralgenossenschaft (WZG), Säure (5,7 g/l) doch sehr lebhaft. Im Felsengartenkellerei Besigheim, Möglingen, 07141 486 60, Bouquet ein Hauch Rosenblätter; schöne Hessigheim, 07143 816 00, www.wzg-weine.de Fülle und eher diskret in der Frucht, www.felsengartenkellerei.de Genossenschaftskellerei Heilbronn- vielschichtig, geschmeidig, etwas Heuchelberg Weingärtner, Erlenbach-Weinsberg (und Flein), Banane geschmacklich im Vordergrund. Schwaigern, 07138 970 20, Heilbronn, 07151 157 90, 4,60 Euro www.heuchelberg.de www.wg-heilbronn.de

Überzeugende Frühlingsweine im Gruppenbild, nachdem die Hüllen gefallen sind. Vorher wurde selbstverständlich blindverkostet. Ein wichtiges Fazit: In mancher Literfl asche kann ein Wein stecken, der Spaß macht und viel Trinkfl uss hat. Außerdem war kein einziger Wein mit Naturkork dabei. Und auch die Genossenschaften wagen sich (siehe vorne) durchaus an pfi ffi ge Ausstattungen.

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      HINTERGRÜNDE

Rätsel Halbtrocken: Säure plus ??

Der nicht selten bei unserem Test vertretene Begriff ist in der Wein- branche nicht unumstritten: «Halbtrocken», so wird gelegentlich gewitzelt, sei nicht möglich, da Frauen auch nicht «halbschwan- ger» sein können. Aber die Bezeichnung gibt es nun mal seit der Einführung des Weingesetzes von 1971. Wenigstens wurden wir von einem «halbsüß» verschont. Wenn schon, dann gleich «süß», «fruchtig» oder «lieblich». Für Verwirrung sorgt gelegentlich das «halbtrocken» beim Sekt (auch «Demi sec»), das sich im Süße- gehalt deutlich vom Wein unterscheidet. Während halbtrockene Weine eine Obergrenze von 18 g/l haben, sind es beim prickelnden Getränk 33 bis 50 g/l Restzucker (oder Dosage), «trocken» steht hier für 17 bis 25 g/l. Sinnvoll war es, den Restzuckergehalt beim Wein an die Säure zu koppeln. Wenn die Säure niedrig ist, zum Beispiel 4 oder 5 g/l, dann darf das Maximum für «halbtrocken» nicht ausgereizt sein, weil der Wein dann einen zu fruchtigen Eindruck auf der Zunge hinterlässt. Dafür gibt es eine bestimmte Formel: Säure plus ...

Unsere Frage: Wie viel Restzucker pro Liter darf ein als «halbtrocken» bezeichneter Wein haben, wenn sein Säurewert bei 6 g/l liegt: a) 12 g b) 14 g c) 16 g

Schreiben Sie den nach Ihrer Meinung richtigen Wert oder einfach nur den Buchstaben auf eine Postkarte (zu schicken an: Redaktion Württemberger, Rudolf Knoll, Zur Kalluzen 8, 92421 Schwan- dorf) oder mailen Sie uns die Lösung an [email protected]. Einsendeschluss ist der 31. Juli (bei Mail bitte die Postadresse nicht vergessen). Unter den Teilnehmern mit richtiger Antwort verlosen wir 20 Pakete mit je einer Flasche 2014er Rivaner und 2014er Weißburgunder, bei- de trocken, aus der Genossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhausen. Die Weine wurden bei unserem Test positiv bewertet. Foto: iStockphoto/marylooo

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Ein alter Brauch wurde wiederbelebt Die hungrigen Backfans Zum charakteristischen Ortsbild in den Gemeinden im Remstal gehörte früher neben Rathaus und Dorfk irche oft ein Backhaus. Der gute Brauch, selbst Brot zuzubereiten, war im Ländle weit verbreitet. In Stetten im Remstal lebt die alte Tradition des Brotbackens alle vier bis sechs Wochen wieder auf.

Text und Fotos: Andreas Scholz

ngrid Richter und Werner Ehrlich aus aus dem Holzofen wohliges Knistern und haus mit zehn bis dreißig anderen Back- Stetten im Remstal stehen vor dem uri- Knacken. Mit einem hitzefesten Stab kont- fans zum geselligen Brotbacken. Inzwi- gen Holzofen im alten Backhaus in der rollieren Ehrlich und Richter immer wieder schen habe sich hier in Stetten ein harter Mühlstraße in Stetten. «Wie viele Grähle die Glut im Holzofen. «Wenn die Tempe- Kern gebildet, der regelmäßig im Back- I haben wir heute für den Holzofen?», fragt ratur nicht hoch genug ist, dann muss ein häusle zusammenkommt. «Aber es sind die Frau. «Mehr als genug», beruhigt sie zweites Mal nachgeheizt werden», erläutert auch junge Familien aus Stuttgart, Ess- Werner Ehrlich. Aus der Metallgitterbox Ingrid Richter. Doch Vorsicht sei geboten, lingen, Fellbach oder Waiblingen dabei, in der linken Ecke des Backhäusles greift wenn aus dem Kamin schwarzer Rauch die Spaß daran haben, mit den eigenen er mehrere Holzbündel und stopft sie in aufsteige. «Dann ist das ein Zeichen, dass zu Händen etwas Leckeres zu zaubern», den Holzofen. Zum Anheizen des Holz- viel Grähle nachgelegt wurden», ergänzt sie. verrät Ingrid Richter. Die Initiative zum ofens dient neben Papier auch gebündelter An diesem Samstagvormittag ist jedoch der Backen kam vor zwei Jahren von Eber- Rebschnitt aus den umliegenden Weinber- Rauch kaum sichtbar. «Feuergröße und Ab- hard «Ebbe» Kögel – dem Vorsitzenden gen – im Schwäbischen auch als «Kräalå» brand passen», stellt die Expertin fest. des gemeinnützigen Vereins «Allmende bekannt. Die Grähle werden in der Regel ein Alle vier bis sechs Wochen triff t sie sich in Stetten». Das Backhaus in Stetten wur- Jahr gelagert. Bereits nach kurzer Zeit dringt der Mühlstraße im alten Stettener Back- de um 1840 erbaut. Kurz davor hatte die königliche Regierung in Württemberg angeordnet, dass aufgrund der Brandge- fahr keine privaten Hausbacköfen mehr verwendet werden dürfen. Obwohl die Stettener Backfreunde den Backofen auch im 21. Jahrhundert noch auf alther- gebrachte Weise bedienen, gab es bisher keine nennenswerten Zwischenfälle. «Es gibt höchstens eine angekokelte Brot- kruste, wenn mal was einen Moment zu lang im Ofen war», lacht Meta Ramisch. Die Stettenerin breitet auf dem Tisch ihre mitgebrachten Brotteige aus. In der Brot- mitte platziert sie eine kleine Schraube, nicht als Glücksbringer, sondern aus praktischen Gründen. «Damit ich dann hinterher weiß, welches mein Brot ist.» Langsam füllt sich die Backstube. Im- mer mehr Backfreunde trudeln ein und packen ihre Teige und Küchenkräuter aus. Die letzten Vorbereitungen laufen: Es wird geknetet, gewürzt und verfei- nert, was das Zeug hält. Der Umgang ist

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       freundlich und herzlich – nicht nur der Backofen versprüht Wärme, sondern auch der schwäbische Dialekt. Bevor die ersten Brote in den Ofen wandern, wird ausgie- big gefachsimpelt. Gabi Thalacker schwört auf ihre selbstgemachte Kräuterbutter. Ihr Mann Bernhard ist heute auch am Start. «Für einen besonderen Geschmack setzt er seit kurzem auf dunkles Bier im Brot- teig», erläutert sie. In der Backrunde wird außerdem eifrig debattiert, ob Leinsaat oder Kürbis- beziehungsweise Sonnenblu- menkerne das Geschmackserlebnis erst so richtig aufpeppen. Sonja Walter aus Stetten hat Äpfel vom nahen Biobauernhof mitge- bracht. «Der Elstarapfel ist perfekt zum Ba- cken», sagt sie. Meta Ramisch und Ingrid Richter tauschen sich derweil aus, was besser ist: den Teig mit der Maschine oder doch lieber manuell zu kneten. Die Zeit vergeht durch das Schwatzen wie im Flug. Dann ist es endlich fast so weit. Ingrid Richter und Werner Ehrlich öff nen alle Ofenschieber, holen mit einer hand- geschmiedeten Vorrichtung – im Schwäbi- schen «Kruggå» genannt – die Glut aus dem Ofen und entsorgen sie in die darunterlie- gende Aschenkammer. Dann wird noch der Ofen mit einem Putzlumpen feucht ausge- wischt. «Aushudeln» nennt Ingrid Richter diesen Vorgang. Erst danach wird das Ther- mometer wieder in den Ofen gesteckt. Es zeigt 300 Grad an. «Die Temperatur passt – es kann losgehen», stellt Ehrlich fest. Jetzt muss es schnell gehen. Ob schwäbi- sche Seelen, Kürbiskernbrot, Dinkelbrot, Roggenbrot, Flamm-, Salz- und Zwiebelku- chen oder Quiche – im Minutentakt wan- dern die Teigwaren in den Ofen. An diesem Tag werden insgesamt 30 Laib Brot geba- cken. «Vorsicht, die sind ganz schön heiß», warnt Ingrid Richter. Mit dicken Hand- Kontakt schuhen holt sie dampfende Zwiebelku- Allmende Stetten e.V. chen und später knusprige Dinkelbrote aus Ebbe Kögel dem Ofen. Da das Backhäusle für die vielen Heidenäcker 1 Menschen zu eng ist, werden die Lecke- 71394 Stetten-Remstal reien auf dem kleinen Festplatz vor dem Tel. 07151 36 88 06 Haus auf Tischen drapiert. www.allmende-stetten.de Jetzt steht der ersten Genießerrunde [email protected] nichts mehr im Wege. «Mhm, die Quiche schmeckt echt lecker», lobt Meta Ramisch. Ob Groß oder Klein – jeder darf mal von den anderen kosten. Da Herbst ist, gibt es zum Trinken passenderweise selbstgepressten Apfelsaft, neuen Wein und Remstäler Trol- Information linger. «Im Winter gibt es auch Glühwein Wer im Backhäusle mal selber Brot backen möchte, kann sich einfach und gelegentlich einen Tresterschnaps», an Ebbe Kögel wenden, der den Terminkalender verwaltet. Er gibt erzählt Ebbe Kögel. Alle sind erst einmal auch gerne Hintergrundinformationen zu den beiden Dokumentar- satt und zufrieden. Doch sobald sich der fi lmen «d'Elis bachd» (aufgenommen im Stettener Backhäusle) und nächste kleine Hunger ankündigt, geht es «Geschichte der Dorfbackhäuser» (aufgenommen im Freilichtmuseum in eine neue Backrunde mit Hefe- in Beuren), welche die heute noch bestehende Tradition des Brot- zöpfen und Apfelstrudel. backens im Holzbackofen mit schwäbischem Witz durchleuchten.

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Termine März–Juni 2015 Höhepunkte im Programm

iele Weinfreunde scharrten in den nächsten Wochen Monate ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet wieder eine V sprichwörtlich «mit den Hufen». Sie konnten es kaum Reihe von Höhepunkten. Außerhalb Württembergs stehen erneut mehr erwarten, dass die neue Wein-Saison eröff net die Baden-Württemberg Classics im Terminkalender, und zwar in wird. Erste Möglichkeiten, den Jahrgang 2014 zu verkosten, gab Duisburg (28./29. März) sowie in Dresden (11./12. April). Sportliche es schon. Aber darauf sollte man sich nicht allein konzentrieren, Naturen werden sich besonders für den Trollinger-Marathon inte- sondern sich ebenso den reiferen Gewächsen zuwenden. Bei ressieren (17. Mai). Der Lauf ist auch ein Programmpunkt des ers- Rot sind das ohnehin die 2012er und 2011er, die allmählich zur ten Württemberger Wein-Kultur-Festival vom 30. April bis 17. Mai Topform aufl aufen. Das Veranstaltungsprogramm der nächsten (www.wein-kultur-festival) mit über hundert Veranstaltungen.

März 15. März 22. März Horrheim: Osterweinmarkt der Weingärtner Weinstadt-Beutelsbach: Ostermarkt in der Ludwigsburg: Württemberger Weinsalon Horrheim-Gündelbach in der Kelter Horrheim, Remstalkellerei, 07151 69 08 16 unter dem Motto «Entdecken, probieren, 07042 333 09 Rosswag: Kulinarischer Weinfrühling mit genießen» in der Musikhalle – eine neue, Neuhausen: Wein & Kabarett im «Ochsen» Wein, Kunst, Genuss in der Genossenschafts- besondere Gala der Württemberger mit den Weingärtnern Esslingen und Rörich kellerei Rosswag, 07042 35 96 00 Weingärtner, www.wein-heimat-wuerttem- Gastronomie, 0711 918 96 20 Besigheim: «WeinNacht und Kerzenschein berg.de, 07141 244 60. Rosswag: Zu Fuß durch terrassierte Steil- in Besigheim»-Wanderung der Felsengarten- Weinstadt-Beutelsbach: Wein-Gala zum lagen im Lembergerland (Start Sportplatz kellerei Besigheim, 07143 81 600 Jubiläum in der Remstalkellerei, mit Mühlhausen) mit der Genossenschaftskellerei 20. März Schatzkammer-Verkostung, Menü und Rosswag-Mühlhausen, 07042 35 96 00 Weinstadt-Beutelsbach: Die Weinberge musikalischer Untermalung, 07151 69 08 16 Brackenheim: Schmeck den Weinpark im erwachen - Auf ein Neues in der Remstal- Stuttgart: Rock im Gewölbe mit dem Bürgerzentrum Brackenheim mit den kellerei, mit Wanderung durch die Weinberge, Collegium Wirtemberg in der Kelter Uhlbach, Weingärtnern Stromberg-Zabergäu und 07151 69 08 16 0711 32 77 75 80 Kollegen, 07135 98 550 Stuttgart: Finissimo des Collegium Wirtem- Eberstadt: Privatkundentag der Winzer vom 28./29. März berg in der Kelter Uhlbach, 0711 32 77 75 80 Weinsberger Tal im Weinhaus Eberstadt, Duisburg: Baden-Württemberg Classics Fellbach: Wein und Fisch – kulinarische 07130 46 12 00 in der Kraftzentrale des Landschaftsparks, Weinprobe im Restaurant Esszimmer mit den 27. März ein ungewöhnlicher, aber toller Rahmen für eine Fellbacher Weingärtnern, 0711 578 80 30 Weinstadt-Beutelsbach: Weinseminar Weinpräsentation mit einer Auswahl von rund Bönnigheim: Frühjahrsweinprobe der mit Kellerführung in der Remstalkellerei, 800 Gewächsen. Mit kommentierten Verko- Weingärtner Stromberg-Zabergäu, 07151 69 08 16 stungen und touristischen Informationen. 07135 98 550 Besigheim: Kulinarische Weinprobe «Frühling www.bwclassics.de 20. bis 23. März und Österliches genießen» mit dem Hotel 29. März Heuholz: Frühjahrs-Hausmesse der Otterbach und der Felsengartenkellerei Diefenbach: Diefenbacher Mandelblütenfest Weingärtnergenossenschaft, 07949 94 00 33 Besigheim, 07143 81 600 in den Diefenbacher Weinbergen mit der WG 21./22. März 28. März Diefenbach, 0176 209 804 949 Flein: Verkaufsoffenes Mundelsheim: Wein & Sound in der Wochenende im Weinkeller Flein-Talheim, Vinothek Käsbergkeller mit den Lauffener 07131 157 90 Weingärtnern, 07133 18 52 13

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April 4. April 24. April 30. April bis 4. Mai Fellbach: Weinprobe mit Kellerführung bei Fellbach: Kleine Fässer mit großen Weinen Weinstadt: Weindorf auf dem Marktplatz den Fellbacher Weingärtnern, 0711 578 80 30 – Barriquewein-Probe im Keller der mit mehr als 200 Weinen und Kulinarik, Weinstadt-Beutelsbach: Weinprobe Fellbacher Weingärtner, 0711 578 80 30 07151 60 97 63, www.weinstadt-weindorf.de «Hochdekoriert» – die besten Weine der Besigheim: Mit dem Wengerterschütz Remstalkellerei stehen zur Verkostung bereit, zwischen Fachwerk und Wein mit der 07151 69 08 16 Felsengartenkellerei Besigheim, Mai 5. April 07143 81 600 1.Mai Freiberg-Beihingen: Bergkulisse trifft auf Besigheim: Vergnüglicher Weinspaziergang Horrheim: Klosterbergfest auf dem Wein- edlen Wein, mit Weinerlebnisführerin Getrud durch Besigheim mit der Felsengartenkellerei und Sortenlehrpfad mit dem Orchesterverein Wieland, 07141 298 37 60 Besigheim, 07143 81 600 Horrheim, 07042 333 09 10. April 25. April Besigheim: Weinfest der Felsengartenkellerei Rosswag: Weinfühlsam – Genussseminar Weinstadt-Beutelsbach: Wein-Wander- Besigheim, 07143 816 00 für alle Sinne in der Genossenschaftskellerei Wochenende der Remstalkellerei – und am Bönnigheim: Weinfrühling am Stromberg & Rosswag-Mühlhausen, 07042 35 96 00 Abend Candle-Light-Dinner, 071 51 69 08 16 Zabergäu mit den Weingärtnern Stromberg- Besigheim: Freitags-Weinprobe mit der Rosswag: Weinwanderung – Zu Fuß durch Zabergäu, 07135 985 50 Felsengartenkellerei Besigheim eG, die Steillagen des Lembergerlandes mit der 2. Mai 07143 81 600 Genossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhau- Fellbach: Weinprobe mit Kellerführung bei 11./12. April sen, 07042 35 96 00 den Fellbacher Weingärtnern, 0711 578 80 30 Dresden: Baden-Württemberg Classics Stuttgart: sunset wine tasting in der 3. Mai im Maritim Congress Center an der Elbe – Rotenburger Kelter beim Collegium Obersulm-Affaltrach: Weitblicke und ein idealer Rahmen für die Präsentation Wirtemberg, 0711 32 77 75 80 Einblicke über das Weinsberger Tal von einigen hundert Weinen aus Württem- Fellbach: Weinwegwanderung durch den mit Weinerlebnisführerin Beate Vollert, berg und Baden mitten in Sachsen. Kappelberg mit den Fellbacher Weingärtnern, 07134 144 93 www.bwclassics.de 0711 578 80 30 Kirchheim/Neckar: Kirchheimer Weinterrasse Maulbronn: Weinmesse Westlicher Bietigheim: Weinprobe «Dufte Typen» in der in den Steillagen mit den Weingärtnern Stromberg in der Stadthalle mit Weinkultur Vinothek Bietigheim der Felsengartenkellerei Stromberg-Zabergäu eG, 07135 985 50 Westlicher Stromberg, 07043 95 28 85 Besigheim eG, 07143 81 600 Hohenhaslach: „Rother Theo“ - Genussmobil und 07045 35 10 Bönnigheim: Kelterfestival – Stromberg mit Stil, Abfahrt bei der Hohenhaslacher 12. April rockt! im Strombergkeller Bönnigheim mit Kelter mit den Weingärtnern Stromberg-Za- Fellbach: Festival der Weingenüsse den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu eG, bergäu, 07135 985 50 in der Alten Kelter mit den Fellbacher 07135 985 50 Cleebronn: Spargelfest bei den Weingärtnern Weingärtnern, 0711 578 80 30 25./26. April Cleebronn-Güglingen, 07135 980 30 Esslingen: Tag der offenen Tür bei den Weinstadt-Strümpfelbach: Blütenfest der 8. Mai Esslinger Weingärtnern, 0711 918 96 20 Weinfreunde Strümpfelbach in der Genossen- Rosswag: Lembergerland unplugged – Wein Löwenstein: Die Mennoniten und der Wein schaftskelter, 07151 90 60 77 & Musik live mit der Genossenschaftskellerei auf dem Breitenauer Hof, mit Weinerlebnis- Bad Cannstatt: Tag der offenen Kelter bei Rosswag-Mühlhausen, 07042 35 96 00 führerin Margit Fellmann, 07130 13 16 den Weingärtnern Bad Cannstatt eG, Fellbach: Trollinger – Reizvolle Facetten eines 17. April 0711 542266 Klassikers bei den Fellbacher Weingärtnern, Stuttgart: Finissimo des Collegiums Dürrenzimmern: Leichte Weintour auf eigene 0711 578 80 30 Wirtemberg in der Kelter Uhlbach, Faust mit dem Weinkonvent, 07135 951 50 Brackenheim: Frühlingshafte Kräuterküche 0711 32 77 75 80 Großbottwar: Bottwartaler Weinfrühling bei im Weinkeller mit den Weingärtnern Fellbach: Wein & Pasta – Kombinationen mit den Bottwartaler Winzer eG, 07148 96 000 Stromberg-Zabergäu, 07135 985 50 typischen Nudelgerichten und Weinen bei 26. April Besigheim: Freitags-Weinprobe der den Fellbacher Weingärtnern, 0711 578 80 30 Rosswag: Segway-Tour – Auf zwei Rädern Felsengartenkellerei Besigheim eG, 18. April durch das Lembergerland schweben mit der 07143 816 00 Heilbronn: Kulinarische Weinprobe der Genossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhau- Besigheim: Singende Weinprobe im Genossenschaftskellerei, 07131 157 90 sen, 07042 35 96 00 Oldtimerbus «Jetzt trink mer noch a Gläsle Weinstadt: Verkostung mal anders – Fellbach: Humorvoller Winzerexpress rund Wein» bei der Felsengartenkellerei Besig- «Gewächshaus-Probe» der Remstalkellerei, um den Kappelberg mit Erlebnisführerin Elke heim, 07143 816 00 07151 69 08 16 Ott, 0711 504 299 53 9./10. Mai 18. bis 20. April Neuffen: Reblaus und Kellergeist mit Erlebnis- Heuholz: Weinfest rund um den Dachsteiger Lauffen: Weintage der Lauffener führerin Elke Muckenjuß, 0151 177 826 28 mit der Weingärtnergenossenschaft Heuholz Weingärtner, 07133 185 15 Cleebronn: Der Michelsberg - Wächter des und dem Verein Heuholzer Weinfreunde, 19. April Zabergäu, mit Erlebnisführerin Rosemarie 07949 94 00 33 Stuttgart: Frühjahrsweinprobe des Collegium Seyb, 0151 119 807 54 9. bis 11. Mai Wirtemberg in der Kelter Uhlbach, 30. April Eberstadt: Weinfest mit den Winzern vom 0711 32 77 75 80 Brackenheim: Kelterparty bei den Weingärt- Weinsberger Tal, 07130 46 12 00 Waiblingen-Neustadt: Alte Weinberg- nern Stromberg-Zabergäu eG, 07135 985 50 10. Mai Steillagen im Naturschutzgebiet, Führung Bönnigheim: «KULT» – Weinprobe (die etwas Großbottwar: Spargel und Wein mit den mit Weinerlebnisführer Gunter Metzler, andere) bei den Weingärtnern Stromberg- Bottwartaler Winzern, 07148 960 00 07151 289 12 Zabergäu eG, 07135 985 50 Metzingen: Der Frühling lässt sein blaues

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Band… Wanderung durch die Metzinger 13./14. Mai 23. Mai Weinberge mit Weinerlebnisführer Günther Öhringen-Michelbach/Wald: Weinland- Fellbach: Weinblüte – das Jahr im Weiblen, 07123 20 02 09 Wandertage der Wandergruppe Michelbach, Wengert, mit den Fellbacher Weingärtnern, Stuttgart: Weinwandertag Hedelfingen/ 07946 911 00 0711 578 80 30 Rohracker mit Start beim Emma Reichle- Heuholz: Weinfest rund um den Dachsteiger 23./24. Mai Heim mit den Genossenschaften Hedelfingen mit der Weingärtnergenossenschaft Heuholz Weinstadt-Beutelsbach: Pfingstmarkt der und Rohracker, 0711 420 23 99 und dem Verein Heuholzer Weinfreunde, Remstalkellerei, 07151 69 08 16 Brackenheim-Neipperg: Prickelnde 07949 94 00 33 24. Mai Kräuterwanderung mit Start bei der 14. Mai Weinstadt-Strümpfelbach: Wein, Kunst und Grundschule Brackenheim-Neipperg mit Schwaigern-Stetten: Kelterfest an der Musik mit dem Musikverein Strümpfelbach, den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu, ehemaligen Kelter am Mühlwald mit dem 07151 27 14 12 07135 985 50 Gesangsverein Edelweiß 1880 Stetten, Winnenden: Weinfest mit den Weingärtnern Kirchheim/Neckar: Kirchheimer Weinterrasse 07135 717 46 82 Winnenden und Weinen der Remstalkellerei, in den Steillagen mit den Weingärtnern Lehrensteinsfeld: Weinfest der Genossen- 07195 628 31 Stromberg-Zabergäu, 07135 985 50 schaftskellerei Heilbronn-Erlenbach- Kirchheim/Neckar: Kirchheimer Weinterrasse Knittlingen: Weintour westlicher Stromberg Weinsberg, 07131 157 90 in den Steillagen mit den Weingärtnern der Weinkultur Westlicher Stromberg, Fellbach: 5. große Vatertags-Hocketse in Stromberg-Zabergäu, 07135 985 50 07043 95 28 85 der Weinstube Burg mit Weinen der 24./25. Mai Fellbacher Weingärtner, 0711 342 486 96 Korb-Kleinheppach: Weinfest in der Kelter Stuttgart/Obertürkheim: Weinwandertag mit dem Weinbauverein Korb-Kleinheppach, mit Start am Bahnhof mit der Weinmanu- 07151 336 17 faktur Untertürkheim, 0711 336 38 10 25. Mai 14. bis 17. Mai Vaihingen/Enz: Pfingstmarkt im historischen Rosswag: Weinfest mit dem 4. BMW- Ortskern, 07042 333 09 401-Stäffele-Teamlauf, organisiert von 25./26. Mai der Genossenschaftskellerei Rosswag- Rosswag: Genussfestival Fisch & Wein Mühlhausen, 07042 359 96 00 mit der Genossenschaftskellerei Rosswag- 15. Mai Mühlhausen, 07042 35 96 00 Stuttgart: Finissimo des Collegium Wirtem- 26. Mai berg in der Kelter Uhlbach, 0711 32 77 75 80 Mühlacker: Lembergerland unplugged Besigheim: Mit dem Wengerterschütz auf der Gartenschau Mühlacker mit der zwischen Fachwerk und Wein in Besigheim Genossenschaftskellerei Rosswag- mit der Felsengartenkellerei Besigheim, Mühlhausen, 07042 35 96 00 07143 816 00 29./30. Mai 16./17. Mai Mundelsheim: Käsbergfest mit den Lauffener Löwenstein: Wein über Berg und Tal mit Weingärtnern, 07133 18 52 13 dem Weinkollegium Weinsberger Tal e.V., 29. – 31. Mai 07130 46 12 00 Dürrenzimmern: Weinfest des Weinkonvent 17. Mai Dürrenzimmern, 07135 951 50 Heilbronn: 15. Trollinger-Marathon und Halb- 29. Mai – 01. Juni marathon durch die Weinberge vonHeil- Bad Mergentheim-Markelsheim: Markels- bronn, www.trollinger-marathon.de heimer Weinfest des Weinbauvereins E-Bike-Tour Fellbach: Regionaler Genießermarkt der Markelsheim, 07931 29 59 Fellbacher Weingärtner an der Neuen Kelter 30. Mai zu gewinnen mit Probierstand und Kellerführung, Stuttgart: Rotenberger sunset wine tasting 0711 578 80 30 des Collegium Wirtemberg, 0711 32 77 75 80 Die Lauffener Weingärtner laden ihre Esslingen: Wandertag der Weingärtner Kirchheim/Neckar: Stäffelesparty in den Kunden ein, Kommentare über gekaufte Esslingen durch die Terrassenweinberge, Steillagen mit den Weingärtnern Stromberg- Weine abzugeben und mitzuteilen, was 0711 918 96 20 Zabergäu, 07135 985 50 am besten geschmeckt hat. Man hofft auf Kirchheim/Neckar: Kirchheimer Weinterrasse 31. Mai zahlreiche Einsendungen und freundliche in den Steillagen mit den Weingärtnern Winnenden: Die Weingärtner Winnenden Meinungen über die «Katzenbeißer-Weine. Stromberg-Zabergäu, 07135 985 50 stellen den Jahrgang 2014 vor, 07195 628 31 Die Aktivitäten werden honoriert. Zu 22. Mai Kirchheim/Neckar: WeinTerrassenFest mit gewinnen gibt es eine sechstägige Besigheim: Vergnüglicher Weinspaziergang den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu, E-Bike-Tour für zwei Personen auf dem mit der Felsengartenkellerei, 07143 816 00 07135 985 50 Neckar-Radweg, natürlich mit Station bei Besigheim: Kulinarische Wein-Stadtführung der Genossenschaft. Darüber hinaus zwischen Fachwerk und Schildwirtschaft mit Juni werden unter den Rückmeldungen zehn der Felsengartenkellerei Besigheim, 4. Juni E-Bikes der Marke «Fischer» verlost. 07143 816 00 Unterheimbach: Dorffest des MGV Einsendeschluss 21. August 2015. Infos 22. bis 25. Mai Unterheimbach, 07946 911 00

Foto: Fischer – Fahrradmarke unter www.lauffener-wg.de Heilbronn: Sommerfest der Genossenschafts- Knittlingen: Eichelbergfest in den Wein- kellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg, bergen mit der WG Knittlingen eG, 07131 157 90 07043 952885

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      GESELLIGKEIT

5. Juni Sternenfels: Traditionelles Kelterfest der 14. Juni Rosswag: Weinfühlsam – ein Genussseminar Weingärtnergenossenschaft Sternenfels, Horrheim: Weinblütenfest der Weingärtner für alle Sinne in der Genossenschaftskellerei 07045 35 10 Horrheim-Gündelbach, 07042 333 09 Rosswag-Mühlhausen, 07042 35 96 00 12. Juni Rosswag: Segwaytour – auf zwei Rädern Besigheim: Freitags-Weinprobe der Oberderdingen: Ausnahmsweise Hausverbot durch das Lembergerland mit der Genossen- Felsengartenkellerei Besigheim eG, für Männer - Frauenweinprobe der Weingärt- schaftskellerei Rosswag-Mühlhausen, 07143 816 00 nergenossenschaft Oberderdingen, 07042 35 96 00 6. Juni 07045 530 Mühlacker: Kanutour der Genossenschafts- Fellbach: Wein & Pasta – Kombinationen mit kellerei Rosswag-Mühlhausen – Lemberger- typischen Nudelgerichten und passenden land aus einer anderen Perspektive erkunden, Weinen bei den Fellbacher Weingärtnern, 07042 35 96 00 0711 578 80 30 Markgröningen: Zu Fuß durch terrassierte 13. Juni Genuss Steillagen des Lembergerlandes mit der Ge- Bönnigheim: Seele baumeln lassen und mit nossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhausen, allen Sinnen genießen im Strombergkeller der in Ludwigsburg 07042 35 96 00 Weingärtner Stromberg-Zabergäu, Fellbach: Weinprobe mit Kellerführung 07135 985 50 Weinfreunde sollten am 22. März einige Stunden und Wein- und Genusserlebnistour mit 13./14. Juni Zeit für einen Ausflug nach Ludwigsburg haben. In dem Oldtimerbus mit den Fellbacher Wein- Stuttgart-Uhlbach: Weinwanderung am der dortigen Musikhalle am Bahnhof wird von 11 gärtnern, am Abend Monatsweinprobe mit Götzenberg mit dem Weinförderverein bis 19 Uhr zum 1. Württemberger Weinsalon ge- Kellerführung, 0711 578 80 30 Uhlbach, 0711 32 77 75 80 beten. Das Motto: Entdecken, probieren, genießen. Weinstadt-Beutelsbach: Welt-Rebsorten - Knittlingen: Sommerfest der WG Knittlingen, Bei dieser neuen, besonderen Gala der Württem- Verkostung der Remstalkellerei, 07043 95 28 85 berger Weingärtner werden jede Menge 07151 69 08 16 erstklassiger Weine und Sekte vorgestellt. Eintritt 6./7. Juni 13. bis 15. Juni 20 Euro. www.wein-heimat-wuerttemberg.de Adolzfurt: Die örtlichen Vereine bitten zum Schwaigern: Wein & Genuss mit den Holz- und Krämermarkt, 07946 911 00 Heuchelberg Weingärtnern, 07138 970 20

      Herrliche Cuvées Rätsels Lösung Es zeigt sich wieder einmal, dass Namen ein gutes Produkt durchaus kaputtmachen können. Jüngst trank ich eine Cuvée, von Freunden verächtlich Verschnitt genannt. «Bezeichnungs- Und sie mundete herrlich. Eine zweite Flasche Cuvée, diesmal blindverkostet, wurde als unschädliche» 15% noch besser empfunden. Claudia Pawel, Hüttenrode Statt der früher üblichen Bezeichnung Verschnitt sind Woher kommt das «Josefle»? heute Begriffe wie Cuvée und Assemblage für die Kombi- Ich hätte gern gewusst, wie das Gasthaus nation verschiedener Sorten in einem Wein gebräuchlich. «Josefl e» in Kaiserbach-Cronhütte – von «Petra» gewohnt sehr interessant und informativ in Sie müssen nicht generell auf dem Etikett angegeben Nummer 3-2014 beschrieben – zu seinem sein. Auch die Angabe von Sorten (zum Beispiel Cabernet Namen kam? Margit Hummel, Baltmannsweiler Sauvignon & Merlot) ist nicht verbindlich. Häufig werden stattdessen Fantasiebezeichnungen oder Namen ver- Gastronom Marc Hermann klärt auf: Der Name kommt vom Gründer, seinem Großvater Josef. Die wendet, die mit der Geschichte eines Betriebes zusam- Gaststätte hieß zwar ursprünglich «Zur Linde». menhängen. Wie aber ist es bei scheinbar sortenreinen Aber die Stammgäste tauften sie einfach um. Weinen, die einen kleinen Fremdanteil enthalten? Ein Riesling bleibt Riesling, selbst wenn zum Beispiel Muska- Kein Export! Einmal wurde ich in der Nähe von Backnang teller oder Kerner mit dabei sind. Doch nur ein Fremdan- in eine Probierstube eingeladen. Drin saß ein teil von maximal 15 Prozent ist «bezeichnungsunschäd- knorriger alter Herr bei einem Viertele Roten und wunderte sich wohl, was der «Preuße» aus lich» (ein typischer Ausdruck deutscher Weinbürokratie). dem Osten im Gespräch mit dem Gastgeber alles Nach diesem Anteil (Auflösung b) war bei unserem wissen wollte. Ich meinte: «Bei solchen Mengen und einer guten Qualitätspfl ege exportieren Sie letzten Rätsel gefragt. Die meisten der zahlreichen Ein- wohl so einiges.» Da mischte sich der Schweiger sendungen waren richtig, aber manche vermuteten auch ein, und zwar mit gehobenem Ton: «Ex-por-tiere? Wir exportiere nix! Wir saufe alles selber.» 10 oder 20 Prozent. Theoretisch können es im Übrigen bis Rudolf Just, Dresden zu 25 Prozent Fremdanteil sein. Denn ein ergänzender Zusatz von Süßreserve (unvergorener Most, der vor der Superschürze Abfüllung zur Süßung von Wein zugesetzt werden kann) Können Sie mir bitte mitteilen, wo ich diese Su- perschürze mit dem Aufdruck «I’m dreaming of bis zu 10 Prozent ist ebenfalls bezeichnungsunschädlich. a white Christmas …», die von Redakteur Rudolf Knoll bei der Rotweinverkostung in Ausgabe 3-2014 getragen wurde, käufl ich erwerben kann? Aber hier unsere Gewinner des Rätsels aus Ausgabe 3-2014. Waltraud Zech, Konstanz Sie haben noch im alten Jahr je eine Flasche 2011 Cuvée Réserve Das war nicht die einzige derartige Anfrage. und 2011 Spätburgunder Réserve vom Collegium Wirtemberg, Bestellt werden kann eine solche Schürze bei Stuttgart, erhalten. Christine Schloter, Leipzig: info@schlotersemi- Gerlinde Enkirch, Regensburg | Lutz Tonus Gallinchener, Cottbus | Roy Gemein- nare.de der, Wain | Siegfried Heller, Angelburg | Hans Herbasch, Aletshausen | Erika Jenner, Hamburg | Manfred Kremer, Plüderhausen | Elfriede Krinke, Wir werden gelobt Gütersloh | Jürgen W. Martin, Sulzbach | Angelika Müller, Mindel- Das Heft 3-2014 ist sehr gut gemacht und infor- heim | Jutta Münz, Bönnigheim | Dieter Pilz, Bad Friedrichshall mativ. Gratuliere. Man kann es komplett lesen. Rita Reichelt, Rheinhausen | Peter-M. Schaumberger, Neuen- Rainer Puttrich, Allersbach hagen b. Berlin | Jörg Stickel, Tübingen | Manfred Strempel, Oberhausen | Gisela L. Tameling, Jettingen | Klara Thierer, Ich fi nde den «Württemberger» eine hochinteres- Heidesheim | Karin Wild, Heidesheim | Ursula Wilks, Achim sante Zeitschrift. Hans Herbasch, Aletshausen

Ich liebe Württemberger Wein und Ihr Magazin! Anette Ermer, Winnenden

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Duftiger Gewürztraminer

Text: Andreas Braun, Foto: Faber & Partner

ukettreiche Rebsorten sind ge- noch bekannter und populärer Varietäten Der Gewürztraminer heimnisvollen konjunkturellen wie Spätburgunder, Sauvignon blanc, Elb- kann im Aroma köstlich, Schwankungen unterworfen. Mal ling, Silvaner und Grüner Veltliner. Ihre Her- aber manchmal auch stehen sie hoch im Kurs. Dann kunft wird in Ägypten oder Griechenland etwas vorlaut duften. B wieder stoßen sie, wie es scheint, auf ein vermutet; abstammen könnte sie nach an- Weniger bekannt sind breites Unverständnis. Das mag daran liegen, derer Meinung von Wildreben. seine guten Eigen- dass sie schwerer mit Gerichten kombiniert Wider Erwarten fi ndet gerade dieser meist schaften als Begleiter werden können, sich nicht ganz so leicht recht körperreiche Wein seine idealen zu vielen gehaltvollen, tun als gefällig-konventionelle Essensbe- Partner beim Essen, je nach Restsüße und würzigen Speisen. gleiter wie beispielsweise ein vom Bukett Körper. Zuvorderst zählen würzige Spei- her zurückhaltender Weißburgunder oder sen dazu, etwa aus der asiatischen Küche, ein Silvaner. Dafür überraschen sie mit Düf- aber ebenso Gefl ügel sowie anderes helles ten, die nur selten mit einem gewöhnlichen Fleisch, edler Fisch, kräftiger Käse. Zudem Weißwein assoziiert werden – etwa mit Ro- kann ein Gewürztraminer als Aperitif rich- sen, Veilchen, Nelke, Jasmin, Quittengelee, tig viel Spaß machen. Besonders verbreitet Litschi, Marzipan oder Bitterorange, wie das ist dieser eher weiche, säurearme Wein in bei einem Gewürztraminer (oder Roten Tra- Südtirol, wo auch der namengebende Wein- miner) schon mal der Fall sein kann. ort Tramin liegt, und traditionell im Elsass. Tatsächlich zählt diese Rebe, die recht hohe In Deutschland fi ndet die Rebe auf rund Ansprüche an die Lage und das Kleinklima 830 Hektar Verbreitung, auf Württemberg stellt sowie in der Blüte empfi ndlich und entfallen seit langem und gleichbleibend dadurch im Ertrag etwas unsicher ist, zu den etwas mehr als 50 Hektar. Allein deshalb ältesten bekannten Sorten Europas. Sie ist und aufgrund seiner Duftigkeit umgibt den sogar laut DNS-Analysen der Weinwissen- Gewürztraminer stets der Hauch des schaft Urvater (oder Urmutter) vieler heute Besonderen und Verführerischen.

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Strahlende Genossen

Sie belegen inzwischen in schöner Regelmäßigkeit «Plätze an der Sonne» beim Deutschen Rotweinpreis des Magazins VINUM: die Weingärtnergenossenschaften aus Württemberg. Bei der Siegerehrung im November 2015 konnte die Kooperative aus Dürrenzimmern-Stockheim nach langer Abstinenz (Sieg mit Lemberger im Jahr 1987) erstmals wieder richtig auftrumpfen, und zwar mit einem 2012er Portugieser, der in der Kategorie der «unterschätzten Sorten» den ersten Platz belegte. Geschäftsführer Matthias Göhring (Bild oben), dessen Betrieb zum Jahresanfang 2015 zum Weinkonvent umfirmierte, lobte in diesem Zusammenhang den langjährigen Kellermeister Sieg- fried Brose (74). Der hatte in seiner Eigenschaft als Mitglied die Trauben für diesen Wein beim Ertrag extrem reduziert (nur knapp 50 hl/ha) und lieferte damit den nötigen «Stoff» für den Ausbau in Barriques. Strahlen konnte man ebenfalls bei der Weinmanufaktur Untertürkheim, die nicht zum ersten Mal einen Sieg beim Deutschen Rotweinpreis einfuhr und den Erfolg gleichsetzte mit dem Weltmeistertitel im Fußball. «Deutschland wurde bisher viermal Weltmeister und hat jetzt auf dem Trikot vier Sterne», verglich der Vorstandsvorsitzende Bernd Munk. «So viel haben wir mit dem Erfolg unserer Cuvée Cabernet 2011 in der hart umkämpften Cuvée-Gruppe jetzt auch.» Verantwortlich dafür war neben Mitgliedern mit Ertragsdisziplin vor allem der seit 1987 im Keller verantwortliche Jürgen Off, der Cabernet Franc und Cabernet Cubin geschickt kombiniert hatte. Anschließend lag der Wein 30 Monate im neuen Holz. Off war mit einem Großaufgebot angetreten: 14 Weine aus Untertürk- heim waren im Finale dabei; sie gehörten damit zu den besten 450 Gewächsen unter insgesamt 1600 Anstellungen.

Berliner Muskelspiele Stabiles Württemberg

Einmal mehr zeigte Württemberg bei der Berlinale Muskeln. Im schwierigen Weinmarkt Deutschland behaupten sich die Bei den Internationalen Filmfestspielen, die vom 5. bis Weingärtnergenossenschaften aus Württemberg gut. 15. Februar in der Bundeshauptstadt stattfanden, spielt Wein Während im vergangenen Jahr Weinabsatz und -umsatz aus dem Ländle keine Nebenrolle. Gleich mit sieben Gewäch- insgesamt etwas zurückgingen (ein Grund ist die abnehmende sen waren Württemberger Genossenschaften dabei und Zahl der Konsumenten), stemmten sich Trollinger, Lemberger, erfreuten die internationale Filmprominenz. Die Lauffener Riesling und Co. aus dem Schwäbischen gegen den Trend. Weingärtner ließen es mit einem Pinot-Meunier-Sekt prickeln. «Die Käuferreichweite blieb stabil, die Intensität stieg sogar Die Fellbacher Weingärtner waren mit einem Riesling noch etwas an», berichtete Dieter Weidmann, Vorstandsvor- Fellbacher Lämmler 2013 aus der Selektionsserie «P» dabei. sitzender der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenos- Rote Präsenz zeigten fünf Betriebe, nämlich die Weingärtner senschaft (WZG) Möglingen. Eine steigende Wiederkaufsrate Bad Cannstatt (2012er Lemberger Cannstatter Zuckerle **), die mache zudem deutlich, dass es gelinge, einmal gewonnene Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft Käufer bei der Stange zu halten. Sehr gut im Plus lagen die Möglingen (2011er Lemberger Erligheimer Lerchenberg), die Rebsortenlinie der WZG (5,5 Prozent Zuwachs) und die Serie Winzer vom Weinsberger Tal (2012er Lemberger Noblesse), die «Eiserne Hand» (5,2 Prozent mehr). Nach wie vor ein Renner Weinmanufaktur Untertürkheim (2011er Concilium ***) sowie ist das Trio «Süß & Fruchtig», bei dem man sich in Möglingen die Heuchelberg Weingärtner Schwaigern (2011er Cabernet). über eine Steigerung von 15,3 Prozent freuen konnte.

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Sterne über Heilbronner Lauffen Untertürkheim Cocktail und Laufen

«Großer Stern» betitelt die Weinmanufaktur «MaRie Blanc» heißt ein neuer Frucht- Die Lauffener Weingärtner gingen mit Untertürkheim zwei Nobelprodukte von cocktail, den die Genossenschaftskellerei ihren Kollegen in Laufen (Baden) in Format. Der Sekt des Jahrgangs 2009 aus Heilbronn letztes Jahr erstmals auf den Anspielung auf den fast identischen Spätburgunder, Grauburgunder und Weiß- Markt brachte und von dem in wenigen Ortsnamen eine originelle Genusspart- burgunder lag über vier Jahre auf der Hefe Wochen über 20000 Flaschen verkauft nerschaft ein. Das Ergebnis ist die rote und wurde ohne Dosage gefüllt. Er imponiert wurden. Zur Frühjahrs- und Sommersai- Cuvée «fff», die sich zu zwei Drittel aus mit feiner Perlage, ist sehr elegant, sanft son 2015 folgt eine Neuauflage. Der Name Schwarzriesling aus Lauffen und zu mineralisch und hat viel Profil (32 Euro). Der steht für Riesling und die begleitenden einem Drittel aus Laufener Spätburgun- Riesling 2013 wurde in 500-Liter-Fässern Aromen von Maracuja und Marille. Der der zusammensetzt. Die Cuvée, ausgebaut, lag lange auf der Feinhefe, wirkt Partybegleiter und Aperitif hat ein weinrechtlich als «Deutscher Wein» sehr konzentriert, hat einen feinen Säurebiss anregendes Säurespiel (8 g/l), reichlich ohne Jahrgangs- und Sortenangabe und ist – wie der Sekt – mutig herb (28 Euro). Fruchtsüße (70 g/l) und ist im Alkoholge- deklariert, duftet zart nach Cassis, ist Das Duo ist so etwas wie das Sahnehäubchen halt angenehm zurückhaltend (8 Vol.-%). saftig, herzhaft, verspielt und hat viel auf der Kollektion der Untertürkheimer, die Preis für die 0,75-Liter-Flasche: Trinkfluss. Preis ab Hof: 8 Euro. ihre besten sonstigen Weine mit drei Sternen knapp 5 Euro. auszeichnen.

Ein Güglinger ist bester Küfer Deutschlands

Der beste Küfer Deutschlands im Jahr 2014 bekam den len Abläufe im Keller haben mich besonders interessiert. entscheidenden Schliff bei den Weingärtnern Clee- Jedes Jahr sind die Trauben anders und am Ende möch- bronn-Güglingen. Silas Schuster wurde Ende November te ich dann auch ein unterschiedlich schmeckendes Pro- in Mannheim bei der Bundessiegerehrung unter dem dukt erzeugen.» Sicher, einen nicht unwesentlichen Bei- Patronat von Bundespräsident Joachim Gauck ausge- trag zur Begeisterung von Silas für die Vinifikation zeichnet. Der 19-jährige Güglinger stammt aus einem leistete Lehrmeister Andreas Reichert, der Kellermeister Wein- und Obstbaubetrieb. Er konnte schon als kleiner der erfolgreichen Kooperative. Damit es mit dem Nach- Bub registrieren, dass die Eltern Trauben an die Genos- wuchs weitergeht, gingen die Cleebronner mit der Wer- senschaft ablieferten. Mit den Jahren wuchs die Neu- krealschule Güglingen eine Bildungspartnerschaft ein. gierde am Produkt Wein, so dass er zunächst ein Prakti- In diesem Zusammenhang konnten sie sich mit anderen kum bei der Kooperative machte. Danach hatte er nur Unternehmen interessierten Schülergruppen vorstellen noch ein Berufsziel: Küfer. Die Frage, warum er nicht und ihnen demonstrieren, was im Keller einer innova-

Fotos: Jana Weingärtner Kay, Cleebronn-Güglingen, z.V.g. eine Winzer-Ausbildung anpeilte, erklärt er so: «Die vie- tiven Genossenschaft passiert.

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Cleebronner Saison-Weine Editions- Ergänzungen aus dem Remstal Erweiterung

Die Weingärtner Cleebronn-Güglingen Die «Comedian Harmonists» stehen Pate. Die Die Württembergische Weingärtner-Zen- erweiterten ihre Premiumlinie «Emotion CG» Remstalkellerei hat drei Lieder der tralgenossenschaft in Möglingen (WZG) mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc legendären Gesangsgruppe gewissermaßen ist seit Jahren mit ihrer «Edition Gourmet» aus dem Jahrgang 2012. Die beiden Weine, in ihr Sortiment aufgenommen. Gestartet gut unterwegs. Es handelt sich vorwie- die 2014 schon einen kleinen, erfolgreichen wird im Frühling mit einem spritzigen, sanft gend um Rebsortenweine «für gehobene Probelauf machen durften, wurden in fruchtigen Weißburgunder namens Ansprüche», überwiegend trocken oder Barriques ausgebaut, sind durchgegoren und «Veronika» (der Lenz ist da – so die herb ausgebaut. Zu Rivaner, Riesling, deshalb im Alkoholgehalt recht stattlich (14 einprägsame rhythmische Fortsetzung). Es Trollinger, Pinot Meunier (Schwarzries- «Volt»). Der Endverbraucherpreis liegt bei 20 folgt für die Sommermonate ein feinherber ling), Pinot Noir und Lemberger, die alle in Euro. Ganz neu im Sortiment ist der feinherbe Weißwein, genannt «Wochenend» (und der Preislage zwischen 3,93 und 4,52 Euro Rosé «Chatoyant» aus dem Jahrgang 2014. Sonnenschein). Für den Herbst steht im Regal stehen, gesellt sich jetzt ein Der Name lässt sich mit «glänzendes «Freund» (ein guter Freund) auf dem fruchtiger Pinot Meunier Rosé. Katzenauge» übersetzen. Der herzhafte Wein Programm. Preis im Regal: 3,99 Euro. mit dezenter Muskatnote hat eine gute Balance bei den «inneren Werten» (12 % Vol. Alkohol, 10,5 g/l Fruchtzucker und 5,8 g/l Säure) und kostet 5,20 Euro.

Vegane Gewächse im Kommen

Vegetarisch ist ein Trend, Vegan ist im Kommen – auch beim Wein. Die Branche reagiert darauf mit speziellen Füllungen, die den Vorschriften entsprechen. Die große Weingärtner-Zentralgenossenschaft hat eine neue Rebsorten-Linie auf den Markt gebracht, die das Vegan-Label der «European Vegetarian Union» trägt. Es handelt sich um drei Rebsortenweine der Qualitätsstufe Kabinett (Kerner, Spätburgunder Rosé und Lemberger), bei denen Ausbau keinerlei Hilfsmittel verwendet wurden, die aus der Tierhaltung stammen, also auch keine Milchprodukte und Eier für die Schönung. Bei der Gestaltung der Etiketten wurde ebenfalls Wert auf Nachhaltigkeit gelegt; es fand ausschließlich Naturpapier Verwendung. Andere Genossenschaften in Württemberg ziehen bald nach. Die Weingärtner Cleebronn-Güglingen und die Weingärtner Stromberg-Zabergäu in Brackenheim werden beim Jahrgang 2014 ebenfalls einige Bio-Weine mit dem Vegan-Label ins Sortiment aufnehmen. Bei Cleebronn handelt es sich gewissermaßen um eine Fortentwicklung der Serie «Vivenda».

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     PRAXIS UND NEWS

Amtsüberga- be von Armin Sortenvielfalt steigt weiter Englert (links) auf Gerhard Thullner, Nach einem Beschluss des Weinbauverbandes Württemberg werden bald eine Reihe von bisher 2. Vor- neuen oder vorher nur für den Versuchsanbau zugelassenen Sorten ohne Einschränkung sitzender der freigegeben. Dazu gehören zum Beispiel die in den fünfziger Jahren von August Herold in Weinerlebnis- Weinsberg gezüchteten Varietäten Herold (Riesling x Ruländer), Silcher (Kerner x Silvaner) führer (rechts), Der Vize und Juwel (ebenfalls Kerner x Silvaner), die in Freiburg gezüchteten pilzwiderstandsfähigen Sorten Muscaris, Sauvignier gris und weitere «Piwis» mit Sauvignon als «Vornamen», ist jetzt «Chef». nämlich Gryn, Cita, Sary, die uralte Sorte Schwarzer Urban und dazu noch einige internatio- eines nach wie vor nale Klassiker, die in anderen Ländern erfolgreich angebaut werden. Zu dieser Kategorie starken Teams. gehören Lagrein, Malbec, Nebbiolo, Pinotage, Sangiovese und Tempranillo. Außerdem gesellt sich zum Gelben Muskateller jetzt der Rote Muskateller. Und die wahrscheinliche Urform des Rheinriesling, der Rote Riesling, der bereits im Rheingau und an der Hessischen Bergstraße erfolgreich angebaut wird, kann künftig auch aus Württemberg kommen. Erlebnisführer mit neuer Spitze

Die Weinerlebnisführer Württemberg haben schon viele, viele Weinfans zu Kennern gemacht. Und das auf meist sehr unterschiedliche, aber stets informative und unterhaltsame Art. Der 2011 gegründete Verein hat inzwischen 97 Mitglieder - und eine neue Vorstandschaft. Gerhard Thullner aus Marbach und Stellvertreterin Claudia Steinbrenner aus Heilbronn bilden jetzt das Spitzenduo, unterstützt von Gudrun Ungerer (Finanzen) sowie Eva Wöhr, Regine Jung und Thomas Trocha. Jahresprogramm unter www.weinerlebnistour.de

Neuauflage «Wengerter für ein Jahr»

400 Fackeln 30 «Wengerter für ein Jahr» wurden kürzlich im Gewölbekeller der Weingärt- im Weinberg nergenossenschaft Rosswag-Mühlhausen von Geschäftsführer Christian Kaiser mit Mit einem Lichtermeer im Dürrenzimmerner Mönchsberg feierte die bisherige Weingärt- einem Diplom geehrt, weil sie in 2014 mit nergenossenschaft Dürrenzimmern-Stockheim ihre Umbenennung in Weinkonvent großem Engagement den 50 Ar großen Dürrenzimmern. Rund 400 Fackeln leuchteten in Form eines großen «V» auf einer Projektweinberg des Heimatvereins Seitenlänge von stattlichen 40 Meter. Etwa 200 Mitglieder und Bürger bewunderten das Backhäusle bewirtschaftet hatten lodernde Spektakel und vernahmen vom Vorstandsvorsitzenden Matthias Schilling, dass (Württemberger 3-2014). Sie leisteten da- die Umbenennung einer weiterer Schritt der Strategieplanung sei, die 2006 mit der mit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung Einführung der Qualitätspyramide (Klosterhof als Basis, Cellarius als Mittelbau und der Steillagen. Einige der Teilnehmer Divinus als Spitze) begonnen wurde. Es folgt demnächst der Umbau der Kellerei, bei dem waren schon mehrfach dabei, andere einige optische Elemente der Klosterarchitektur mit einfließen werden. Bis zum Herbst haben inzwischen sogar eine Fläche in 2015 soll das Gesamtkonzept abgeschlossen sein. Aktuell wurden einige Neueinführungen der steilen Flur gepachtet! Vor kurzem beim Wein bekannt gegeben. «Klosterhof» wird mit einer Cuvée aus Riesling und wurde das Projekt für 2015 mit dem Gewürztraminer sowie einem Weißburgunder ergänzt (jeweils 5,80 Euro), «Cellarius» mit Rebschnitt gestartet. 120 Interessenten einem Cabernet Sauvignon Rosé Spätlese, gewonnen aus Saftabzug beim Rotweinausbau hatten sich gemeldet, 90 mussten auf (9,50 Euro). Eine weitere Neuheit ist der Pinot Blanc de Noir-Sekt brut, hergestellt im eine Chance für das nächste Jahr

Fotos: Marco Eckert, Weingärtner Cleebronn-Güglingen, z.V.g. traditionellen Flaschengärverfahren (11 Euro). vertröstet werden.

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     IMPRESSUM

HERAUSGEBER Werbegemeinschaft Württembergischer Weingärtnergenossenschaften eG Raiffeisenstraße 6, D-71696 Möglingen Tel. 07141 244 60 Fax 07141 24 46 20 [email protected], www.wwg.de www.wineinmoderation.eu (Inhaberin der Marken- und Titelrechte und verantwortlich für den Inhalt)

VERLAG UND PRESSESTELLE Intervinum AG Thurgauerstrasse 66 Postfach 5961, CH-8050 Zürich Tel. +41 (0)44 268 52 40 Fax +41 (0)44 268 52 05 VINUM-Redaktion Wartenau 8, 22089 Hamburg Der Abstich Tel.: +49 (0)40 41 40 639 13 Fax: +49 (0)40 41 40 639 29 [email protected] des Weines … [email protected], www.vinum.de Nicola Montemarano, Verlagsleiter … wurde hier von unserem Zeichner Michael Apitz (einst ein Erfi nder der le- [email protected] gendären Comic-Serie «Karl, der Spätlesereiter») etwas eigenwillig interpre- REDAKTION tiert. Ganz so wild geht es nicht im Keller zu, wenn der geklärte Wein nach Rudolf Knoll der Vergärung vom Bodensatz mit Fruchtfl eisch, Beerenschalen und He- Verantwortlicher Redakteur fezellen getrennt wird. In vielen Kellern bleibt der Wein länger in Kontakt Zur Kalluzen 8 mit Restbeständen; man spricht dann vom Lager auf der Feinhefe, das nach D-92421 Schwandorf acht bis zwölf Wochen bei regelmäßigem Aufrühren Weine runder und Tel. 09431 12 28 fülliger machen kann. Voraussetzung ist hier gesundes Traubenmaterial. Fax 09431 12 72 Für den Abstich gibt es verschiedene kellertechnische Möglichkeiten, zum [email protected] Beispiel durch Umpumpen oder schonender durch Abfl ießen (Siphonieren) in einen leeren Behälter. In großen Kellereien werden Abstichtanks mit MITARBEITER DIESER AUSGABE Text: Andreas Braun, Stuttgart höhenverstellbaren Absaugstutzen genutzt, die genau über dem Bodensatz Petra Klein, Stuttgart stehen. So können die Trubstoff e schnell und vollständig entfernt werden. Antje Seeling, Rutesheim Üblich sind meist zwei Abstiche. Auch der Einsatz von Separatoren oder Andreas Seidl, Groß-Zimmern eine Kieselgurfi ltration gelten als Abstich. Marlisa Szwillus, München Fotos: Eileen Aiello, Heilbronn Marco Eckert, Öhringen Faber & Partner, Düsseldorf Jana Kay, Mainz Vorschau Simone Mathias (gegenwart-foto), Fellbach Uli Reinhardt, Weinstadt Hans Schwanderer, Weinstadt Diese Themen haben wir für die Mitte Juni erscheinende Nummer Antje Seeling, Rutesheim 2-2015 unter anderem vorgesehen. Andreas Seidl, Groß-Zimmern • Petra geht aus – diesmal auf die Alb in den Landgasthof «Löwen» COVER GESTALTUNG in Wildberg-Schönbrunn PRINZIP E GmbH • Zur Lage: Das reizvolle Bottwartal GRAFIK UND LAYOUT • VINUM, Johanna Pietrek Wanderung: Der Wein- und Skulpturenweg von Schnait PRODUKTION UND VERTRIEB • Termine, Termine: Festliche Hochkonjunktur im Sommer Agentur Graf • Im Test: Aromasorten kitzeln die Nase CH-9001 St. Gallen [email protected] • Altes Brauchtum I: Der Rätschen-Wettstreit von Gemmrigheim • Altes Brauchtum II: «Furchtlos und treu» – Alle Urheber- und Verlagsrechte an dieser Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten. Jede Verwendung die Württemberger Ranzenträger oder Verwertung, insbesondere Nachdruck, Verviel- • Rezepte: Raffinierte Saucen zur Pasta fältigung, Mikroverfilmung, Speicherung und Nutzung auf optischen wie elektronischen Datenträgern, be- Wie immer gilt: Wer uns einen guten Tipp für eine Geschichte gibt, darf der schriftlichen Zustimmung des Herausgebers. die wir umsetzen können, darf mit einem flüssigen Gruß rechnen. Der Inhalt dieses Heftes wurde sorgfältig geprüft. Dennoch übernehmen Autoren, Redaktion und Verlag keine Haftung für seine Richtigkeit.

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