Abschlussbericht zum ILEK „Neckarschleifen“ www.neckarschleifen.de

Impressum

Projektträger

Benningen am , Bönnigheim, am Neckar, , , , , , und , vertreten durch die Gemeinde Walheim als geschäftsführende Kommune Ansprechpartner: Bürgermeister Albrecht Dautel [email protected]

Bearbeitung agl Hartz • Saad • Wendl Landschafts-, Stadt- und Raumplanung Großherzog-Friedrich-Straße 16-18 66111 Saarbrücken www.agl-online.de Kontakt: Andrea Hartz, [email protected] Peter Wendl, [email protected] Bearbeitung: Peter Wendl, Andrea Hartz, Lydia Schnieder- meier, Beate Manderla, Stephanie Bächle

Website und Online-Dialog in Kooperation mit ontopica, Bonn www.ontopica.de

2. Mai 2017 Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wurde auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet. ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Vorwort

Die terrassierten Weinbau-Steillagen prägen das mittlere Neckartal zwischen am Neckar und Lauffen am Neckar und haben vielen Generationen von Wengerterfamilien ein Auskommen ermöglicht. Dieses über die Landesgrenzen hinaus bedeutende, viele Jahrhunderte alte Kulturerbe ist heute in Gefahr – die Rentabilität des kaum zu mecha- nisierenden Terrassenweinbaus ist angesichts der globalisierten Wein- Albrecht Dautel märkte nicht mehr gegeben. Der Generationenwechsel in den meist (Bürgermeister von Walheim, kleinparzellierten, im Neben- und Zuerwerb bewirtschafteten Parzellen Sprecher der ILEK-Kommunen) ist vielfach gefährdet, eine drastische Zunahme der Nutzungsaufgabe in den Steillagen droht. Die zehn Kommunen , Bönnigheim, , Gemmrigheim, Hessigheim, Ingersheim, Kirchheim am Neckar, Lauffen am Neckar, Mundelsheim und Walheim haben sich der Verantwortung zur Bewahrung ihres Kulturerbes gestellt. Mit dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) Neckarschleifen wurde im Frühjahr 2015 eine gemeinsame Initiative zur integrierten Regionalentwicklung mit dem inhaltlichen Fokus auf der nachhaltigen Entwicklung der Terrassenweinberge gestartet. Viele Akteure blickten zunächst skeptisch auf das Vorhaben – was sollte angesichts der schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen und der kleinteiligen Weinbaulandschaft mit hunderten von Produ- zenten in zwei Jahren zu erreichen sein? Doch das ILEK Neckarschleifen hatte sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, schon in der zweijährigen Konzeptphase erste Projekte anzustoßen und in die Umsetzung zu bringen. So gelang es mit Unterstützung durch das Planungsbüro agl (Saarbrücken) und engagierter Mitarbeit der Kommunen, der Akteure aus den Bereichen Weinbau, Tourismus und Naturschutz und der interes- sierten Bürgerschaft, zukunftsorientierte Perspektiven für die Steillagen zu entwickeln und zahlreiche Projektideen zu sammeln. In Themenwerkstätten konnten die erfolgversprechendsten Projektansätze vertieft und weiterentwickelt werden. Die Steillagenwerkstatt der Weinerzeuger entwickelte beispiels- weise ein Konzept zur „Neuerfindung“ des Steillagenweinbaus, das auf die konsequente Qualitäts- verbesserung und gesonderte Vermarktung hochwertiger Steillagenweine setzt. Die weintouristische Inwertsetzung der Steillagen konnte durch die Ausarbeitung von Steillagenrundwegen und eines über- greifenden Neckarschleifenwanderwegs vorangetrieben werden. Das gemeinsam erarbeitete, hier vorgelegte Konzept belegt die erfolgreiche Zusammenarbeit. Für die beteiligten Kommunen und Akteure ist sie ein Ansporn, den gemeinsam beschrittenen Weg fortzuset- zen und sich weiterhin für die Weiterentwicklung der Terrassenweinberge am Neckar zu einzusetzen. Ich möchte allen Beteiligten für ihr Engagement bei der Erstellung des ILEK Neckarschleifen herzlich danken und um ihre weitere Unterstützung für die Umsetzung der Ziele und Projekte des ILEK bitten!

3 Inhalt

1. Aufgaben und Ziele des ILEK Neckarschleifen...... 7

2. Abgrenzung und Lage der ILEK-Region ...... 9

3. Die Neckarschleifen – regionale Gegebenheiten ...... 13 3.1 Bevölkerung und demographische Entwicklung...... 13 3.2 Arbeitsmarkt und Wirtschaft...... 14 3.3 Nutzungs- und Infrastruktur...... 16 3.4 Weinbau ...... 18 3.5 Tourismus...... 24 3.6 Landschaft, Freiraum und Umwelt ...... 28 3.7 Denkmalschutz...... 34

4. Stärken-Schwächen-Analyse...... 37

5. Leitbild und Handlungsfelder...... 41 5.1 Leitbild...... 41 5.2 Handlungsfelder und Entwicklungsziele...... 42

6. Projektideen und Auswahl von Schlüsselprojekten...... 47 6.1 Sammlung von Projektideen...... 47 6.2 Auswahl von Schlüsselprojekten...... 47

7. Aktionsprogramm: Die Schlüssel- und Leitprojekte des ILEK Neckarschleifen...... 51

7.1 Schlüssel- und Leitprojekte im Handlungsfeld 1...... 51 7.1.1 Die Neuerfindung des Steillagenweinbaus...... 51 7.1.2 Ökokontoprojekte zur Instandsetzung sanierungsbedürftiger Trockenmauerbereiche. . . 53 7.1.3 Bauhütte zur Trockenmauersanierung gründen und Trocknmauerkurse...... 54 7.1.4 Zusammenlegung größerer Produktionseinheiten ...... 54 7.1.5 Steillagenklassifikation für das ILEK-Gebiet...... 56

7.2 Schlüssel- und Leitprojekte im Handlungsfeld 2...... 59 7.2.1 Gemeinsame touristische Identität für die Neckarschleifen entwickeln...... 59 7.2.2 Rundwege und Genussplätze in den terrassierten Steillagen anlegen...... 60 7.2.3 Kommunenübergeifender steillagenbegleitender Qualitätswanderweg...... 63 7.2.4 Ein Reisebuch für die Neckarschleifen ...... 65 7.2.5 Verknüpfung von Neckarschifffahrt und Steillagen ...... 65

7.3 Schlüsselprojekte im Handlungsfeld 3 ...... 66 7.3.1 Einsaat von Blühmischungen auf Weinbergbrachen...... 66

7.4 Schlüssel- und Leitprojekte im Handlungsfeld 4...... 67 7.4.1 Bundesgartenschau (BuGa) 2019 für Bewerbung der Terrassenweinberge nutzen. . . . 67 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

8. Prozessstruktur und Beteiligungsprozess des ILEK...... 69 8.1 Geschäftsstelle...... 69 8.2 Lenkungskreis...... 69 8.3 Akteursworkshops ...... 70 8.4 Themenwerkstätten ...... 71 8.5 Bürgerabende...... 72 8.6 ILEK-Website, Dialogphase...... 73 8.7 Weitere öffentlichkeitswirksame Informationsformate...... 75

9. Finanzierung / Förderprogramme...... 77 9.1 Landwirtschaftliche Förderprogramme...... 77 9.2 Regionale Förderprogramme...... 78 9.3 Sonstige landesweite Förderungen...... 78 9.4 Weiterentwicklung und Umsetzung der Projektvorschläge...... 79

Quellenverzeichnis...... 82

Anlagen: Anlage 1: Liste der Projektideen Anlage 2: Tabellarische Priorisierung der Projektideen Anlage 3: Konzept zur Neuorientierung des Steillagenweinbaus Anlage 4: Ergebniskarten zur Steillagenklassifizierung Anlage 5: Karten zu den Steillagenrundwegen und -genussplätzen Anlage 6: Karten zum Entwurf des Steillagenwanderwegs Anlage 7: Auswertung des Onlinedialogs Anlage 8: Tabelle zu Umsetzungsstand und Handlungsbedarf der ILEK-Projekte

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1. Aufgaben und Ziele des ILEK Neckarschleifen

Das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept Das Konzept verfolgt einen ganzheitlichen An- (ILEK) Neckarschleifen widmet sich der Weiter- satz, zumal die Steillagenterrassen nicht nur öko- entwicklung der Weinkulturlandschaft des Neckar- nomische und ökologische, sondern auch eine tals zwischen den Verdichtungsräumen kulturhistorische Bedeutung entfalten. Bei der und . Ein Schwerpunkt ist die Siche- Erarbeitung des ILEK ging es daher insbesondere rung des terrassierten Steillagenweinbaus. Der darum, landschaftsprägende Steillagenweinbau an den • die Verbesserungen der Rahmenbedingungen Hängen des Neckartals ist ein zentrales Element für den Terrassenweinbau zu verbessern, der historisch gewachsenen Kulturlandschaft, das • Lösungen für Nutzungskonflikte, die z.B. auch für die Identität der Region von höchster durch aufgegebene Rebflächen entstehen, Bedeutung ist. Allerdings steckt der terrassierte aufzuzeigen, Steillagenweinbau aufgrund des erhöhten Ar- beitsaufwands wie vielerorts in Mitteleuropa in • Freiräume der attraktiven Kulturlandschaft für einer Rentabilitätskrise. Deshalb starteten die Naturschutz, Erholung und Tourismus offenzu- Kommunen Benningen am Neckar, Bönnigheim, halten, Freiberg am Neckar, Gemmrigheim, Hessigheim, • Anreize für neue Wertschöpfungsketten und Ingersheim, Kirchheim am Neckar, Lauffen am den Erhalt von Arbeitsplätzen zu bieten sowie Neckar, Mundelsheim und Walheim sowie der • die Bevölkerung für das herausragende Kultur- Landkreis 2015 mit dem ILEK eine erbe des Steillagenweinbaus zu sensibilisieren. Initiative zur integrierten Regionalentwicklung. Im Rahmen des ILEK wurde ein Maßnahmen- Das ILEK Neckarschleifen zeigt Perspektiven für katalog für trag- und umsetzungsfähige Projekte die Erhaltung und Nutzung der historischen Wein- erarbeitet. Zudem wurden bereits erste Leitpro- bauterrassen auf und setzt Impulse für wegwei- jekte auf den Weg gebracht. sende Projekte. Hierzu wurden nicht nur die un- Der vorliegende Bericht dokumentiert die Ergeb- mittelbar mit dem Weinbau befassten Akteure nisse der zweijährigen Bearbeitungsphase und einbezogen, sondern eine interkommunale Alli- legt mit dem Aktionsprogramm den Grundstein anz unterschiedlicher Akteursgruppen zur nach- für die weitere Umsetzung. haltigen Entwicklung der Steillagenlandschaft aufgebaut. Gleichzeitig sollten bereits bestehen- de Aktivitäten in einer gemeinsamen Entwick- lungsstrategie gebündelt werden, um Synergien zu nutzen und die vielfältigen Projekte in der Re- gion an gemeinsamen Zielen auszurichten. We- sentlicher Baustein des Konzepts war eine breite Beteiligung von kommunalen und regionalen Ver- tretern, Schlüsselakteuren und der Bevölkerung.

links: Jahrhundertealtes Kulturerbe am mittleren Neckar: die terrassierten Weinbau-Steillagen

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2. Abgrenzung und Lage der ILEK-Region

Das ILEK-Projektgebiet „Neckarschleifen“ liegt ckartals (vgl. Konold/Petit 2013: 38). Sie prägen im Norden von Baden-Württemberg und umfasst die historisch gewachsene Kulturlandschaft und sieben Gemeinden sowie drei Städte. Mit Aus- repräsentieren die Tradition des Weinbaus an den nahme der zum Landkreis Heilbronn gehörenden „Neckarschleifen“. Zwischen Lauffen a.N. und Stadt Lauffen a.N. sind alle Kommunen Teil des Benningen a.N. hat der terrassierte Steillagen- Landkreises Ludwigsburg. Insgesamt erstreckt weinbau einzigartige Landschaften und Lebens- sich das Gebiet über eine Fläche von ca. 110 räume hervorgebracht und bis heute erhalten. km², was einen Anteil von 0,31 % der Gesamtflä- Doch nicht nur die terrassierten Steillagen der che des Landes Baden-Württemberg entspricht Neckartalhänge machen die Weinregion beson- (Website StaLa BW). ders. Auch historisch geprägte Stadt- und Sied- lungskerne mit ihren Schlössern und Burgen im Im Landkreis Ludwigsburg befinden sich westlich Wechsel mit modernen Wohn- sowie Industrie- des Neckars die Städte Freiberg a.N. und Bönnig- und Gewerbeansiedlungen verleihen dem Gebiet heim sowie die Gemeinden Kirchheim a.N., Ben- seine Eigenart. (Website Landratsamt Ludwigs- ningen a.N., Walheim und Ingersheim, östlich des burg und Website Landratsamt Heilbronn). Neckars die Gemeinden Gemmrigheim, Hessig- heim und Mundelsheim. Folgt man dem Verlauf Insgesamt leben ca. 65.000 Menschen in der des Flusses in Richtung Norden, so schließt das Region (Stand 2015). Daraus resultiert eine Be- Neckartal die Stadt Lauffen a.N. ein. völkerungsdichte von 590 Einwohnern/km². Im Vergleich zur Bevölkerungsdichte von ganz Ba- Bindeglied und prägende Landschaftsstruktur den-Württemberg (305 Einwohner/km²) zählt die der Region ist das Neckartal. Bis auf Bönnigheim Region zu den dichter besiedelten Räumen des durchfließt oder streift der Neckar alle ILEK-Kom- Landes. Innerhalb der Region weichen die Ein- munen und hat deren Geschichte wesentlich ge- wohnerdichten teilweise erheblich voneinander prägt. In Anlehnung an die zahlreichen Schleifen, ab. Die beiden südlichsten Räume Freiberg a.N. die der Neckar auf seinem Weg von Benningen und Benningen a.N. haben eine Bevölkerungs- a.N. bis Lauffen a.N. zieht, trägt das Projektgebiet dichte um die 1.200 Einwohner/km², wohingegen den Namen „Neckarschleifen“. die im Osten gelegene Gemeinde Mundelsheim Aufgrund des günstigen Klimas und der frucht- lediglich 321 Einwohner/km² aufweist. Die Bevöl- baren Böden auf Muschelkalk und Keuper ist kerungsdichte im Landkreis Ludwigsburg liegt er- die Region für die Landwirtschaft ideal geeignet. heblich höher (778 Einwohner/km²), die im Land- Insbesondere der Weinanbau verleiht dem Land- kreis Heilbronn deutlich geringer (304 Einwohner/ schaftsbild seinen reizvollen Charakter. Herausra- km²). Auch die Fläche der ILEK-Kommunen vari- gendes Merkmal der Region sind die mit Trocken- iert mit ca. 22 km² (Stadt Lauffen a.N.) und 4,8 mauern terrassierten, überwiegend im Früh- und km² (Benniningen a.N.) beträchtlich. (Website Hochmittelalter angelegten Rebhänge des Ne- StaLa BW)

links: Im Norden reicht das ILEK-Gebiet bis zur Stadt Lauffen am Neckar. Im Vordergrund der terrassierte Neckarhang am Krappenfels. Der Großteil der terrassierten Steillagen der Stadt erstreckt sich jedoch entlang einer alten, heute nicht mehr durchflossenen Schlinge des Neckartals.

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Das Projektgebiet Neckarschleifen (Datengrundlagen: Landratsamt Ludwigsburg) Stadt Heilbronn

Nordheim Horkheim

Hausen Talheim

Schozach Meimsheim Lauffen a.N.

Landkreis Heilbronn

Kirchheim a.N. Bönnigheim

Gemmrigheim Ottmarsheim () Walheim Großbottwar Hessig- Mundelsheim heim Löchgau Besigheim

Landkreis Ludwigsburg Ingersheim Murr Enz

Bietigheim-Bissingen Benningen a.N. Freiberg a.N.

Tamm

Neckar

Einwohnerzahl Fläche in km²Ludwigsburg Einwohner/km² Gesamt Neckarschleifen 65.218 110 590 Landkreis Ludwigsburg 534.074 686,83 778 Landkreis Heilbronn 334.388 1099,93 304 Baden-Württemberg 10.879.618 35.676,76 305

(Statistische Daten: Website StaLa BW – Regionaldaten; Seite rechts: Fotos Benningen und Walheim: agl; die Wappen und übri- gen Fotos wurden von den Kommunen zur Verfügung gestellt; Foto Bönnigheim: Claudia Fy, Freiberg a.N.: Werner Kuhnle)

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Benningen am Neckar • 6.212 EW • 4,87 km² • 1.275 EW/km²

Stadt Bönnigheim • 7.593 EW • 20,14 km² • 377 EW/km²

Gemmrigheim • 4.040 EW • 8,23 km² • 491 EW/km²

Hessigheim • 2.384 EW • 5,03 km² • 474 EW/km²

Kirchheim am Neckar • 5.608 EW • 8,53 km² • 658 EW/km²

Mundelsheim • 3.276 EW • 10,20 km² • 321 EW/km²

Walheim • 3.129 EW • 6,14 km² • 510 EW/km²

Ingersheim • 6.193 EW • 11,55 km² • 536 EW/km²

Stadt Freiberg am Neckar • 15.741 EW • 13,14 km² • 1.198 EW/km²

Stadt Lauffen am Neckar • 11.042 EW • 22,63 km² • 488 EW/km²

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3. Die Neckarschleifen – regionale Gegebenheiten 3.1 Bevölkerung und demo- graphische Entwicklung Das Projektgebiet gehört zu den wachsenden Regionen. Bereits im Zeitraum von 2012 bis 2015 nahm die Bevölkerungszahl in allen Kommu- nen zu. Im Unterschied zu anderen Regionen in Deutschland wird auch bis 2035 (Hauptvariante) mit einer Bevölkerungszunahme um 4% gerech- net. In Kirchheim a.N. geht man sogar von einer Steigerung um 7% aus. Die einzige Gemeinde mit einer prognostizierten leichten Bevölkerungs- abnahme ist Mundelsheim. Dies verdeutlicht die wirtschaftliche Prosperität des Raums im Umfeld der Verdichtungsräume Stuttgart und Heilbronn Die früher vom Weinbau geprägten Orte (hier Mundelsheim) mit hohem Arbeitsplatzangebot und günstiger werden seit Jahrzehnten von einem kontinuierlichen Bevöl- Verkehrsanbindung. kerungswachstum geprägt

Die Region Neckarschleifen – Kommunen, Fläche und Einwohner (Stala Daten-CD; Website StaLa BW – Regionaldaten)

Kommune Einwohner- Einwohner- Voraussichtliche Voraussichtliche Bevölkerungs- Prognose der zahl (2000) zahl (2015) Bevölkerungs- entwicklung bis 2035 Bevölkerungs- entwicklung bis Entwicklungskorridor entwicklung 2035 2015 – 2035 Hauptvariante (Hauptvariante) Unterer Rand Oberer Rand (in %)

Stadt Lauffen 10.968 11.042 11.428 11.023 12.189 3 a.N.

Benningen a.N. 5.412 6.212 6.351 5.976 6.824 2

Stadt 7.317 7.593 8.010 7.398 9.465 5 Bönnigheim

Gemmrigheim 3.737 4.040 4.181 3.974 4.532 3

Hessigheim 2.191 2.384 2.436 2.203 2.655 2

Kirchheim a.N. 5.011 5.608 6.003 5.533 7.160 7

Mundelsheim 3.168 3.276 3.254 2.943 3.537 -1

Walheim 2.864 3.129 3.293 3.104 3.701 5

Ingersheim 5.899 6.193 6.453 6.227 6.837 4

Stadt Freiberg 15.264 15.741 16.258 14.692 17.710 3 a.N.

Gesamt 61.831 65.218 67.667 63.073 74.610 4 Neckarschleifen

links: Die Terrassenlagen reichen oft direkt bis an die Winzerorte heran (hier Gemmrigheim)

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Ein weiteres Kennzeichen der Region ist die enge 3.2 Arbeitsmarkt räumliche Verknüpfung des traditionellen Wein- und Wirtschaft baus mit den Gewerbe- bzw. Industrieflächen im Die statistischen Daten (StaLa BW) verdeutli- Neckartal. Die ILEK-Region zeigt trotz der noch chen, dass nur relativ wenige Menschen der ländlichen Siedlungsstruktur eine deutliche In- Projektregion hauptberuflich als Angestellte in dustrialisierung des Neckartals, die sowohl die Land- und Forstwirtschaft bzw. dem Weinbau Rohstoffwirtschaft (Abbau von Kies, Sand, Mu- beschäftigt sind. Allerdings gibt die Statistik schelkalk), die Energieversorgung (Kohlekraftwer- weder die Zahl der selbstständigen Wengerter ke, AKW Neckarwestheim) wie auch moderne noch der nebenberuflich tätigen Weinerzeuger Industriebetriebe (bis hin zu Weltmarktführern) wieder. Allein die Weingärtner Lauffen e.G. zählt umfasst. Die räumliche Nähe zu den Verdich- nach eigenen Angaben 1.200 Mitglieder (Websi- tungsräumen Stuttgart und Heilbronn bietet für te WG Lauffen), die Felsengartenkellerei Besig- die Bewohner der Region ein umfangreiches und heim e.G. sogar ca. 1.400 Mitglieder (allerdings vielfältiges Arbeitsplatzangebot, das in Konkur- auch in Kommunen außerhalb des ILEK-Gebiets). renz zu den Erwerbsmöglichkeiten im Weinbau Daraus lässt sich ablesen, dass der Weinbau in steht. Dies dürfte u.a. ein Grund dafür sein, dass Bezug auf den Zuerwerb für zahlreiche Familien der Weinbau der Region bis heute ganz überwie- der Winzergemeinden durchaus eine hohe Be- gend durch Nebenerwerbs- und Zuerwerbswen- deutung hat. Zudem zeigen die Mitgliederzah- gerter geleistet wird, die den Weinbau vielfach len der Genossenschaften, dass der Weinbau im aus der Motivation der Familientradition betrei- Projektgebiet einen großen Anteil an den gesell- ben. Hierbei zeichnet sich durch den aktuell ab- schaftlichen und nebenberuflichen Aktivitäten der laufenden Generationenwechsel und die hohe Bevölkerung einnimmt. Wohl kaum eine Region Mobilität der nachfolgenden Generation eine gra- in Baden-Württemberg kann heute eine derart vierende Veränderung ab. hohe Beteiligung der ansässigen Bevölkerung an der Landbewirtschaftung vorweisen.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen der WZ 2008 am Arbeitsort (Stichtag 30.06.2015) (Eigene Zusammenstellung auf Basis von BA, StaLa BW und eigenen Berechnungen auf Basis von StaLa BW, 30.06.2015)

Sozialversiche- Einpendler Land- und Produzie- Handel, Sonstige Sozialversiche- Auspendler rungspflichtig Forstwirt- rendes Verkehr Dienst- rungspflichtig Beschäftigte schaft, Gewerbe und Gast- leistungen Beschäftigte am Arbeitsort Fischerei gewerbe am Wohnort (Stichtag (Stichtag 30.06.2015) 30.06.2015)

Benningen a.N. 818 636 0 420 174 224 2501 2319

Stadt Bönnig- 2014 1543 19 717 409 869 3088 2618 heim

Gemmrigheim 575 367 20 285 89 181 1723 1515

Hessigheim 230 153 k.A. 101 28 k.A. 976 900

Kirchheim a.N. 1302 981 16 514 461 311 2338 2017

Mundelsheim 450 310 2 190 60 198 13 74 1234

Walheim 414 307 1 2 74 27 112 1307 1200

Ingersheim 914 663 16 221 213 464 2611 2361

Stadt Freiberg 5017 4063 20 2345 1397 1255 6706 5754 a.N.

Stadt Lauffen 3137 2231 71 1661 572 833 4503 3597 a.N.

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von oben und links: In der Weinlese sind die Familien der Wengerter und zahlreiche Erntehelfer mit dem manuellen Einbringen der Trauben über die steilen Staffeln beschäftigt (Felsengartenkellerei) | Nur ein kleiner Teil der Wengerter der Region betreibt den Weinbau im Haupterwerb | Kies- und Betonwerk in der Neckaraue bei Benningen a.N. | Kohlekraftwerk am Neckar bei Walheim am Fuß der Gemmrigheimer Terrassenlagen | Vor den berühmten Steillagen des „Lauffener Katzenbeisser“ liegt ein ausgedehntes Gewerbegebiet der Stadt Lauffen a.N.

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Die nächst gelegenen Mittelzentren Besigheim 3.3 Nutzungs- und und Bietigheim-Bissingen, die zugleich ein Dop- Infrastruktur pelzentrum bilden, sowie Ludwigsburg im Süden Die Region ist im Süden und Osten über die A 81 liegen außerhalb der ILEK-Region. zwischen Stuttgart und Heilbronn an das Auto- In den Randlagen der Siedlungen, teilweise direkt bahnnetz angeschlossen. Westlich des Neckars am Neckar, fi nden sich ausgedehnte Industrie- u. durchquert die Bundesstraße B 27 zwischen Lauf- Gewerbegebiete. Zwischen Walheim und Gemm- fen a.N. und Walheim das Projektgebiet und ver- righeim bzw. in Freiberg a.N. erstrecken sich lan- läuft dann an der westlichen Grenze des ILEK-Ge- ge Gewerbebänder am Fluss und erschweren biets entlang nach Bietigheim-Bissingen. Gleiches dort den öffentlichen Zugang zum Wasser. Auch gilt für die Bahnlinie, die Lauffen a.N., Kirchheim im ehemaligen Neckarbogen bei Lauffen a.N. a.N. und Walheim miteinander verbindet und über prägen Gewerbefl ächen den Ortsrand der Stadt. Besigheim und Bietigheim-Bissingen in Richtung Das Landschaftsbild des Neckartals ist in diesen Stuttgart verläuft. Auch Freiberg a.N. und Ben- Abschnitten – sowie beim AKW Neckarwestheim ningen a.N. sind an die meist neckarbegleitende außerhalb des Projektgebiets – trotz der weitge- Bahntrasse angebunden. Die Entwicklungsachse hend dörfl ichen Siedlungsfl ächen eher industriell Stuttgart – Bietigheim-Bissingen – Heilbronn kann geprägt. somit mit S-Bahnen und Regionalbahnen gut er- Sowohl das Kreisdiagramm als auch die Nut- reicht werden. Das Busnetz ist über die Landkrei- zungsstrukturkarte verdeutlichen anschaulich, se organisiert, weshalb Busverbindungen über dass es sich trotz der Lage im Verdichtungsraum die Kreisgrenzen hinweg selten sind. um Heilbronn und Stuttgart dennoch um einen Die nebenstehende Karte zeigt, dass sich die ländlich strukturierten Raum handelt. Der Anteil Siedlungsstrukturen mit einem gebietsbezoge- der Landwirtschaftsfl äche liegt bei ca. 63%, da- nen Flächenanteil von knapp 12% hauptsächlich von 38,5% Ackerland. Landschaftsprägend sind entlang des Neckars entwickelt haben; fast alle die Weinbaufl ächen, die einen Anteil von knapp Kommunen im Gebiet (außer Bönnigheim) verfü- 15% an der Landwirtschaftsfl äche haben und sich gen über einen direkten Zugang zum Fluss. Lauf- zu großen Teilen am Neckar und seinen Seiten- fen a.N. ist als Unterzentrum, Bönnigheim und fl üssen weithin sichtbar an den steilen sonnenex- Freiberg a.N. sind als Kleinzentren ausgewiesen. ponierten Talhängen entlangziehen. Weniger mar- Allen anderen Kommunen im Gebiet besitzen laut kant sind die Weinbaufl ächen der Hochfl ächen Regionalplan keine zentralörtlichen Funktionen. und Flachhänge am Neckar.

Industrie u. Straßenverkehr, Weg Laub- und Nadelholz Gewerbe, Handel u. 7,8% 7,5% Bahnverkehr Nadelholz Dienstl., Ver- und Laubholz 0,5% 0,1% Entsorgung 2,7% 3,2% Gehölz Gewässer 0,1% 3,6% Obstbau Siedlungsfläche 2,5% 11,6%

Gartenland 0,6%

Ackerland Weingarten Anteile der Nutzungsstrukturen in % 38,5% (Datengrundlagen: Digitales Landschafts- 12,4% modell ATKIS-DLM (Basis-DLM), Landrat- samt Ludwigsburg Fachbereich 25 – Vermes- Grünland sung, Flurneuordnung und Geoinformation) 8,9%

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Nutzungsstrukturen (Datengrundlagen: Digitales Landschaftsmodell ATKIS-DLM (Basis-DLM), Landratsamt Ludwigsburg Fachbereich 25 – Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation) Wald, Gehölz Laubholz Laub- und Nadelholz Nadelholz Gehölz Landwirtschaftliche Nutzflächen Ackerland Grünland Obstbau Weinbau Gartenland Siedlungsflächen Siedlungsfläche Industrie- u. Gewerbe, Handel u. Dienstl., Ver- und Entsorgung Bahnverkehr Straßenverkehr, Weg Gewässer Gewässer

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3.4 Weinbau Die ILEK-Region gehört zum Weinbaubereich des Württembergischen Unterlandes und damit zum Kernbereich des Weinbaugebiets Württem- berg (Website LVWO Weinsberg). Während der Weinbau in Württemberg meist auf Keuperböden betrieben wird, stocken die Rebflächen im mittle- ren Neckarraum überwiegend auf den Schichten des Oberen Muschelkalks. Die steil in den Mu- schelkalk eingeschnittenen Hänge des mittleren Neckartals bilden dabei die Kernbereiche des ter- rassierten Steillagenweinbaus. Über den größten Anteil an Weinbauflächen verfügen Lauffen a.N. mit 570 ha und Bönnigheim mit 196 ha. Mundels- heim verzeichnet mit 6% Steillagenweinbau den höchsten Steillagenanteil an der Gemeindeflä- che. Mit 291 ha besitzt die Projektregion über ein Fünftel der noch bewirtschafteten Terrassenwein- berge Deutschlands (auf der Basis der Angaben in Höchtl et al. 2013: 18). Aufgrund der Realteilung reichten die kleinen Parzellen den meisten Familien nur noch zum Zu- erwerb, so dass es in der Region vergleichswei- se wenige private Weingüter gibt. Der weitaus von oben: Mit Monorack-Bahnen erleichtern sich einige größte Teil der Wengerter ist in Winzergenossen- Wengerter den Transport von Material und Trauben über die schaften organisiert und betreibt den Weinbau steilen Terrassenlagen | Auf den Terrassenlagen mit ihrer im Nebenerwerb. Die Winzergenossenschaften intensiven Sonneneinstrahlung wird überwiegend Rotwein angebaut der Region entstanden in der ersten Hälfte des

Anteil der Weinbau- und Steillagenflächen an der Gemeindefläche (Datengrundlagen: Digitales Landschaftsmodell ATKIS- DLM (Basis-DLM), Landratsamt Ludwigsburg, zur Verfügung gestellt am 09.04.2015)

Weinbaufläche Weinbaufläche Anteil Flachlagen- Anteil Steillagen- gesamt (ha) gesamt (%) weinbau (%) weinbau (%)

Benningen a.N. 21,65 4,5 0,1 4,4

Bönnigheim 197,24 9,8 9,3 0,5

Freiberg a.N. 6,09 0,5 0,1 0,3

Gemmrigheim 83,76 10,2 6,1 4,1

Hessigheim 171,10 34,0 29,2 4,8

Ingersheim 39,80 3,4 2,0 1,5

Kirchheim a.N. 62,80 7, 3 4,1 3,2

Lauffen a.N. 571,74 25,3 22,4 2,9

Mundelsheim 189,84 18,6 12,8 5,8

Walheim 70,04 11,5 6,8 4,6

Gesamtergebnis 1.414,07 12,8 10,2 2,6

18 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Lauffen a.N.

Bönnigheim Kirchheim a.N.

Gemmrigheim Walheim

Mundelsheim Hessig- Flachlagen- und Steillagenweinbau (Datengrundlagen: Digitales Landschaftsmodell ATKIS-DLM (Basis-DLM), Land- heim ratsamt Ludwigsburg, zur Verfügung gestellt am 09.04.2015) Flachlagen-Weinbau

Steillagen-Weinbau

Rebsortenverteilung in den Steillagen (terrassiert und nicht terrassiert) (Datengrundlagen: Mitteilungen der Felsengarten- kellerei und der WG Lauffen)

Flächenanteil an den Steillagen in % Ingersheim Sorte Felsengarten- WG Lauffen kellerei Trollinger 56,73 65,77 Lemberger 18,13 10,96 Riesling 11,84 5,25 Benningen a.N. Schwarzriesling 0,00 3,18 Dornfelder 0,44 2,03 Freiberg a.N. Spätburgunder 2,41 1,6 Cabernet Cubin/Mitos 2,16 1,64 Sonstige 8,30 9,57 Summe 100,00 100,00

19 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

20. Jahrhunderts aus dem Zusammenschluss Nachfrage), von denen ein Teil nach dem 30jähri- der kleinen Wengerter und hatten die Rationali- gen Krieg („kleine Eiszeit“) oder spätestens mit sierung des Weinausbaus, die Lagerung und Ver- der Reblauskrise des 19. Jahrhunderts wieder marktung zum Ziel. Die Winzergenossenschaften aufgegeben wurde (Konold/Petit 2013: 43). durchliefen in den vergangenen Jahrzehnten ei- Das Weinbaugebiet Württemberg weist ein breites nen anhaltenden Konzentrationsprozess. Allein Spektrum angebauter Traubensorten mit einem die Lauffener Weingärtner eG besitzt derzeit über Rotweinanteil von ca. 70% auf, wobei Trollinger, 1.200 Mitglieder und erzeugt durchschnittlich 12,5 Schwarzriesling und Lemberger die wichtigsten Mio. kg Trauben (Website Lauffener Weingärtner). Rotweinsorten, Riesling die meistangebauten Einzellagen der Terrassenweinberge sind mit der Weißweinsorte darstellen (Website Weinbauver- Zusammenlegung der Weinlagen in den 1970er band Württemberg). Dominierende Traubensorte Jahren in Großlagen aufgegangen. Über die Regi- der zumeist terrassierten Steillagen ist heute mit on hinaus bekannt sind beispielsweise die Groß- ca. 70-80% Flächenanteil der Trollinger, die mit lage „Katzenbeisser“ in Lauffen a.N. oder die Ein- relativ später Reife und hoher Erntemenge den zellage „Käsberg“ bei Mundelsheim. Wengertern über Jahrhunderte ein gesichertes Einkommen ermöglichte. Die Weinbauflächen stellen noch heute eine tradi- tionsreiche Form der Landbewirtschaftung in der Der Weinbau in den terrassierten Steillagen erfor- Region dar, die auf die Kultivierung der Hanglagen dert viel Handarbeit und Zeitaufwand. Er ist ein im Früh- und Hochmittelalter durch die Klöster zu- Markenzeichen der Neckarregion, was allerdings rückgeht (Konold/Petit 2013: 37). In allen Kommu- außerhalb Württembergs so gut wie unbekannt nen der ILEK-Region wird historisch gesehen auf ist (Loose & Fischer 2016a). Die terrassierten Steillagen angebaut, wobei die Anlage der Wein- Steillagen nehmen heute zwar nur einen Bruch- bauterrassen mit Trockenmauern auf das ausge- teil der Weinbaufläche in der Region ein, werden hende 10. bis 14. Jahrhundert datiert wird (Volk aber für das Image der Weine von den Weiner- 1993 nach Konold/Petit 2013, Website LVWO zeugern stark in den Vordergrund gestellt. Weinsberg). Einerseits stand der Weinbau in den Rund um den Weinbau hat sich eine vielfältige flacheren Lagen in starker Konkurrenz zum Acker- „Weinbauinfrastruktur“ etabliert. Die meisten bau, andererseits ermöglichten die sonnenexpo- Weinproduzenten und -vermarkter bieten ihre nierten Steilhänge mit ihren wärmespeichernden Erzeugnisse direkt vor Ort an. Neben größe- Trockenmauern und wasserspeichernden Terras- ren Winzergenossenschaften, wie der Lauffe- sen höhere Erträge und bessere Qualitäten im ner Weingärtner eG in Lauffen a.N. mit ihrem Weinbau. Im 15. und 16. Jahrhundert expandierte Zweitstandort Käsbergkeller Mundelsheim, der der Weinbau sehr stark auch auf weinbaulich we- Weingärtner Stromberg-Zabergäu eG und der nig geeignete Lagen (klimatische Warmzeit, hohe

von links: Auch renommierte Weingüter wie das des Herzog von Württembergs befinden sich in den Terrassenlagen wie hier am Mundelsheimer Käsberg | Die Felsengartenkellerei Besigheim ist einer der großen Produzenten und Vermarkter der (Steillagen) Weine in der ILEK-Region

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Weingut Eberbach-Schäfer

Schaaf, Wolfgang Lauffener Weingärtner eG Reiner Willy, Privatkellerei Weinkellerei Wörthmann Schiefer, Hirschmüller Wein- und Sektgut Michael Panoramaweg Menold, "Hölderlin und Wein" Günter Weingut Lauffen a.N. Seybold

Weingut Eberbach-Schäfer Obst- und Weinbau Klaus Hamm Weingut Ernst Dautel Schaaf, Wolfgang Heinz Kölle Weinkellerei GbR Lauffener Weingärtner eG Weingärtner Stromberg- Boennigheim Kirchheim Reiner Willy, Privatkellerei Zabergäu eG Weinkellerei Wörthmann a.N. Hirschmüller Wein- und Sektgut Vinothek im Forstgefängnis Schiefer, Panoramaweg Weingut Michael RosenbergerMenold, Weinlehrpfad Gemmrigheim Apfelland Sartorius"Hölderlin und Wein" Günter Lauffen a.N. (Obst- u. Weinbau, Brennerei) Weingut Seybold Weinbau Michael Kopp

Obst- und Weinbau Klaus Hamm Gemmrigheim Weingut Ernst Dautel Walheim Heinz Kölle Weinkellerei GbRWeingut Eberhard Klein Weingärtner Stromberg- Boennigheim Kirchheim Zabergäu eG a.N. Vinothek im Forstgefängnis Weingut Rosenberger Weinlehrpfad GemmrigheimConsortium Apfelland Sartorius Montis Casei (Obst- u. Weinbau, Brennerei) Weingut Weinbau Michael KoppFaschian Käsbergkeller FelsengartenkellereiGemmrigheim Mundelsheim Besigheim eG Walheim Weingut Eisele Weingut Eberhard Klein Wein- und Obst- Hessig- Weingut wanderwege Siggi Mayer Consortiumheim Mundelsheim Montis Casei Weingut Faschian Käsbergkeller "Riesling"- Felsengartenkellerei Mundelsheim Besigheim eG Wanderweg Weingut Eisele Wein- und Obst- Hessig- Weingut wanderwege heim Siggi Mayer Mundelsheim Weinbaubetriebe und weinbau- Ingersheim "Riesling"- bezogene Infrastrukturen Wanderweg (Datengrundlagen Wanderwege: Websites der Gemeinden Mundelsheim und Gemmrigheim Flachlagen-Weinbausowie der Felsengartenkellerei Besigheim e.G, Datendownload am 05.05.2016; Weingüter, Ingersheim Steillagen-Weinbau Kellereien: eigene Erhebung) Familie Meyer Themenweg Weinbau Benningen a.N. Flachlagen-Weinbau WeinlehrpfadSteillagen-Weinbau Obst-Familie und Weinbau Meyer Rudolf Kraut Themenweg Weinbau FreibergBenningen a.N. a.N. Weingärtner Weingut Marbach eG Weinlehrpfad Kellerei Obst- und Weinbau Rudolf Kraut Freiberg a.N. Weingärtner Weingut Marbach eG Vinothek Kellerei WeinconsortiumVinothek Weinconsortium

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Felsengartenkellerei Besigheim eG gibt es wei- in Hessigheim gegründet hat (Website Consorti- tere kleinere (Privat)Kellereien. In Marbach – und um Montis Casei). Ziel des Consortiums ist es, somit außerhalb der Neckarschleifen – hat die mit kooperierenden Winzern hochwertige Weine Weingärtner Marbach eG ihren Sitz. Darüber hi- in den terrassierten Steillagen am Käsberg bei naus sind mehrere private Weingüter in der Pro- Mundelsheim und Wurmberg bei Hessigheim duktion und Vermarktung tätig. an- und auszubauen und dadurch einen Beitrag zur Erhaltung der einzigartigen Kulturlandschaft Innerhalb der Genossenschaften gibt es bereits zu leisten. Die beim Anbau neuer Traubensorten Initiativen zur Produktion und Vermarktung hoch- gewonnenen Erkenntnisse sollen den Steillagen wertiger (Steillagen-)Weine. So werden in der am Neckar insgesamt zugutekommen. Vinitiative Lauffen (einer Jungwinzerinitiative der Weingärtner Lauffen e.G.) seit 2008 hochwer- Im Projektgebiet befindet sich noch ein Groß- tige Weine unter strengen Kriterien vinifiziert, teil der zumeist terrassierten Weinbauflächen in beim Käsbergkeller Mundelsheim wurde mit Nutzung (nach einer eigenen Luftbildauswertung der Serie „Unicus“ eine vergleichbare Weinlinie etwa. 90 %, s. nebenstehende Karte), während aufgelegt. Seit 2016 sind erstmals die Weine in anderen Weinbaugebieten (z.B. dem Moseltal) der neu gegründeten Weinbergwerk e.G. (einer der Anteil der Steillagenrebflächen in den letzten Genossenschaftsgründung innerhalb der Winzer- 20 Jahren stark gesunken ist (vgl. Strub/Loose genossenschaften Lauffener Weingärtner e.G. 2016). Aufgrund der seit 2016 grundsätzlich mög- Felsengartenkellerei Besigheim e.G. und der Ge- lichen Pflanzrechtverlagerung in Flachlagen und nossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhausen) im des aktuellen Generationswechsels bei den Be- Handel, die ihre Premiumweine ausschließlich in wirtschaftern wird jedoch eine Beschleunigung den terrassierten Steillagen von Neckar und Enz des Verbrachungsdynamik in den Neckarsteilla- produziert (Website Weinbergwerk). Der ganz gen befürchtet. Bereits heute verläuft der Verbra- überwiegende Teil der in den Terrassen erzeugten chungsprozess im Projektgebiet deutlich differen- Weinmenge (meist Trollinger) geht jedoch ohne ziert: Während in Benningen und Gemmrigheim weitere Kennzeichnung in den Qualitätsweinen bereits eine deutliche Häufung an verbuschten der Winzergenossenschaften auf. Weinbergterrassen zu erkennen ist, sind die Steillagen am Käsberg in Mundelsheim oder am Eine Besonderheit ist das „Consortium Mon- Neckarbogen westlich Lauffen a.N. noch fast voll- tis Casei“ – eine Gesellschaft des bürgerlichen ständig in Nutzung. Rechts mit neun Gesellschaftern, die sich 2014

Die Terrassenlagen von Gemmrigheim weisen bereits höhere Anteile brachliegender, verbuschter Weinbergterrassen auf

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Lauffen a.N.

Kirchheim Boennigheim a.N.

Lauffen a.N.

Gemmrigheim

Kirchheim Boennigheim Walheim a.N.

Gemmrigheim

Walheim

Mundelsheim

Hessig- Mundelsheim heim Hessig- heim

Ingersheim

Ingersheim Benningen a.N.

Freiberg a.N. Brachflächen in den Steillagen des ILEK-Gebiets (Datengrundlagen: Landratsamt Ludwigsburg, bearbeitet; Luftbildauswertung) Benningen a.N. Brache Gehölzbrache Steillagen-Weinbau Freiberg a.N.

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Brache Gehölzbrache Steillagen-Weinbau ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

3.5 Tourismus Die ILEK-Region gilt bisher nicht als ein Schwer- Touristische Angebote punktraum des Tourismus in Baden-Württem- (Datengrundlagen: Landratsamt Ludwigsburg 2015; 3B- Tourismus (2016); Neckar-Zaber-Tourismus www.neckar- berg. Dies erklärt sich mit der Lage zwischen den zaber-tourismus.de/website/de/radeln, Download am Verdichtungsräumen Stuttgart und Heilbronn und 28.05.2015; Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg www.tourismus-bw.de, Datendownload am 27.02.2017; der damit verbundenen Industrialisierung des Tal- Gemeinde Gemmrigheim www.gemmrigheim.de/,Lde/start/ raums, aber auch mit der fehlenden touristischen kultur_+bildung+_+einrichtungen/Rundwanderweg.html, Da- Tradition angesichts zahlreicher Einkommens- tendownload am 05.05.2016; Felsengartenkellerei Besigheim http://felsengartenkellerei.de/Downloadmaterial/Rundwan- alternativen. Abgesehen von den drei histori- derwegRiesling.pdf, Datendownload am 05.05.2016) schen Weinstädtchen Lauffen a.N., Bönnigheim und Besigheim ist die touristische Infrastruktur Touristische Wege (Gastronomie, Hotellerie) noch entwicklungs- Württemberger Weinstraße fähig. Häufig sind auch die Hotelleriebetriebe Fernwanderwege und regionale Wanderwege eher auf Geschäftskunden denn auf touristische Neckarweg Gäste ausgerichtet (z.B. Ruhetag Sonntag). Die Stromberg-Schwäbischer Wald-Weg Neckarschifffahrt bedient den Abschnitt des ILEK- Württembergischer Weinwanderweg Gebiets, der sich zwischen den Ausflugsschwer- Themenwanderwege Wein punkten Heilbronn/ und Stuttgart be- Panoramaweg Hölderlin und Wein findet, ebenfalls nur peripher. "Riesling"-Wanderweg Wein- und Obstwanderwege Mundelsheim In den letzten Jahren wurden aber verstärkte An- Lokale Wanderwege strengungen von Seiten der Tourismusverbände Fernradwege und überregionale Radwege unternommen, den (Wein)Tourismus im mittleren Neckartal-Radweg Neckarraum zu beleben. Alb-Neckar-Weg Stromberg-Enztal-Weg Sehenswürdigkeiten Enztal-Radweg Murrtal-Radweg Das ILEK-Gebiet Neckarschleifen bietet Einheimi- Radweg Deutsche Fachwerkstraße schen und Touristen ein breites Angebot an Se- Württemberger Weinradweg henswürdigkeiten und kulturellen Erlebnismög- Lokale Radwege lichkeiten. Markenzeichen aller Gemeinden und Besondere Orte Städte im Gebiet sind die historischen Ortskerne Hist. Ortskern mit Fachwerkbauten, so die Stadt Lauffen a.N. Schloss mit ihrer teilweise erhaltenen Stadtmauer und Burg der Rathausburg mit salierzeitlichem Wohnturm, Museum Regiswindiskirche sowie alter Neckarbrücke. Am Archäologische Sehenswürdigkeit Rand des Projektgebiets liegt die Stadt Besig- Kirche heim, die sich mit der Auszeichnung „Schönster Sonstige Sehenswürdigkeit Weinort Deutschlands 2010“ schmückt (Website Aussichtsturm Besigheim). Aussichtspunkt Die schönste Weinsicht Württembergs wurde Information und Sonstiges vom Deutschen Weininstitut 2012 in Walheim I-Punkt und 2016 in Hessigheim ausgemacht. Überhaupt Bahnhof stellen die ausgedehnten und größtenteils terras- Haltestelle sierten Neckarsteilhänge mit ihren jahreszeitlich Schiffsanleger, Bootsanleger wechselnden Aspekten beeindruckende Zeug- Bootsverleih nisse kulturellen Schaffens im Projektgebiet dar. Im Naturschutzgebiet „Felsengärten“ – dem Aushängeschild von Hessigheim – kommen vor

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Lauffen a.N.

Kirchheim a.N.

Hohenstein Bönnigheim

Hofen Gemmrigheim

Walheim

Neckar Mundelsheim Hessig- heim

Enz

Klein-Ingersheim

Ingersheim

Groß-Ingersheim

Geisingen Benningen a.N. Beihingen Freiberg a.N.

Heutingsheim

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allem Kletterfreunde und Naturliebhaber auf ihre Kosten. Die steilen Muschelkalkfelsen bieten ein ganz besonderes Panorama auf die Weinberg- terrassen; zugleich sind dort zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten anzutreffen (Website Hessigheim – Felsengärten). Weite Blicke in die Landschaft ermöglichen auch die zahlreichen Aus- sichtspunkte im Projektgebiet.

Rad- und Wanderwege

Die Region an den Neckarschleifen bietet ein attraktives und engmaschiges Netz an Rad- und Wanderwegen (siehe Karte auf Seite 25). Begin- nend bei Lauffen a.N. zieht sich der „Neckarweg“ bis in den Süden, wobei er dabei teilweise das Projektgebiet verlässt. Der „Württembergische Weinwanderweg“ passiert das Gebiet eher rand- lich; über den „Stromberg-Schwäbischer Wald- Weg“ wird der Süden um Freiberg a.N. angebun- den. Einige lokale Wanderwege sind auf das Thema Wein ausgelegt und bieten Ausblicke auf die viel- fältige Weinbaulandschaft: In Lauffen a.N. verläuft der „Panoramaweg Hölderlin und Wein“ entlang der bekannten Großlage „Katzenbeisser“ oberhalb und unterhalb der Steillagen. In Hessigheim star- tet der als Rundtour angelegte „Riesling“-Wan- derweg und geht vorbei am bekannten Käsberg, dem Ingersheimer Schlossberg sowie an ehema- ligen Steinbrüchen, in denen die Steine zum Bau von oben: Der überregionale Neckartal-Radweg verläuft von Trockenmauern gewonnen wurden. Die Kom- vielfach am Fuß der Steillagen entlang des Neckartals | Im Umfeld der Terrassenweinberge verlaufen bereits zahlreiche munen bieten zum Teil Touren durch die Weinber- regionalen und lokalen Wanderwege | Der Käsbergweg bei ge wie den Weinlehrpfad Gemmrigheim oder die Mundelsheim ist einer der wenigen für den Weinbau ausge- bauten Wege in den Terrassenlagen Wein- und Obstwanderwege Mundelsheim. unten: Die Felsengärten sind das touristische Aushänge- schild Hessigheims und bieten einen überwältigenden Blick auf die Terrassenlagen von Hessigheim und Besigheim

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Mehrere Fern- und überregionale Radwege bin- den die ILEK-Region, beispielsweise die talbe- gleitenden Radwege „Neckartal-Radweg“ und „Stromberg-Enztal-Weg“ sowie der „Radweg Deutsche FachwerkStraße“. Auf der Route des Neckartalradweg verläuft im Projektgebiet auch der Württemberger Weinradweg, der zukünftig verstärkt beworben und bespielt werden soll. Eine weitere Route der Württemberger Weinwe- ge stellt die „Württemberger Weinstraße“ dar, die das Projektgebiet zwischen Bönnigheim und Mundelsheim in Ost-West-Richtung quert. Auffällig ist allerdings, dass trotz des insgesamt vielfältigen touristischen Wegeangebotes die meisten Wander- und Radwege keinen Zugang zu den Steillagen bieten und die Terrassenweinberge nur als Kulisse nutzen. Zudem gibt es nur wenige Wegestrecken auf nicht asphaltierten Fußwegen. Die personenbezogene Neckarschifffahrt wird in Form von Ausflugsfahrten von Marbach bis Be- sigheim bzw. von Heilbronn aus bis Besigheim betrieben.

Weintourismus

Der Weintourismus ist in Baden-Württemberg ein noch relativ junger Zweig der Tourismusbranche. Verglichen mit der Bedeutung, die der Weintou- rismus schon seit Jahrzehnten etwa an der Mo- sel besitzt, gibt es in Württemberg bislang weni- ge weinspezifische Tourismusangebote. In den letzten Jahren hat der Weintourismus in Würt- temberg jedoch einen deutlichen Aufschwung genommen, der sich auch in der Region nieder- schlägt. Die Ausbildung von Weinerlebnisfüh- rern durch die Staatliche Lehr- und Versuchsan- stalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) Weinsberg ist eine der Maßnahmen, mit denen der Weintourismus in den Weinbauregionen be- flügelt werden soll. Auch die Tourismusverbände bieten inzwischen ein breiteres Angebot an Aus- flugsfahrten und Events in den Weinbauregionen von Neckar, Stromberg, Zabergäu und Schozach- tal an. Spezifische und regional organisierte An- von oben: Die Schönste Weinsicht 2014 bei Walheim ist einer gebote zu den terrassierten Steillagen sucht man der Aussichtspunkte über die Terrassenlagen am Neckar | aber oft vergebens, auch aufgrund der vielfach Der Schlossberg von Kleiningersheim bietet ebenfalls einen attraktiven Blick über das Neckartal | Die meisten Wander- fehlenden Infrastruktur in den Steillagen. Zudem wege verlaufen unter- oder oberhalb der Terrassenlagen | befindet sich das Projektgebiet im Randbereich Entlang einiger Wanderwege informieren Tafeln über Aspekte des terrassierten Weinbaus (meist auf Initiative der Winzer- oder gar außerhalb der Tourismusverbände. genossenschaften)

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Die Besigheim-Lauffener Neckarschlingen und 3.6 Landschaft, Freiraum das Neckartal in der Pleidesheimer Mulde zeich- und Umwelt nen sich durch enge und steile Talhänge mit vor- herrschendem Weinbau und einen mäandrieren- den Talverlauf aus. Neben dem Weinbau spielt Landschaft und Naturraum auch der Streuobstanbau an den abgeflachten Oberhängen eine landschaftsprägende Rolle. Der ganz überwiegende Teil des Projektgebiets Aufgrund seiner landschaftlichen Gunst (hohe gehört zum Naturraum des Neckarbeckens (123), Bodenfruchtbarkeit, besondere Klimagunst mit lediglich der westliche Teil der Gemeinde Bön- langer Sonnenscheindauer, hohe Durchschnitts- nigheim ragt noch in das Gebiet des Strom- und temperatur und geringe Niederschlagsmengen) Heuchelbergs (124). Der Neckar als bedeutends- und seiner Lagegunst hat im Neckarbecken früh ter Fluss des Neckarbeckens teilt die Hochfläche die Siedlungsentwicklung eingesetzt. Heute ist in zwei Hälften, die wiederum von anderen Flüs- das Neckarbecken wesentlicher Teil der Verdich- sen wie der Schozach und der Enz weiter unter- tungsräume Stuttgart und Heilbronn, auch die gliedert werden. Kern des Projektgebiets bilden Neckarschlingen zeichnen sich durch deutliche In- die tief in den Muschelkalk eingeschnittenen dustrialisierungs- und Urbanisierungstendenzen Besigheim-Lauffener Neckarschlingen (123.40), aus. die nach Süden bis Mundelsheim reichen und neckaraufwärts von der Pleidelsheimer Mulde Der Talraum des Neckars mit den terrassierten abgelöst werden. Die umgebenden Hochflächen Steillagen gehört zu den landschaftlich besonders des Neckarbeckens zählen zum Südwestlichen schutzwürdigen Bereichen des Neckarbeckens Neckarbecken (123.1), zum Zabergäu (123.8) und (vgl. Naturraumsteckbrief 123 des LUBW). zum Bottwartal (123.5).

123.62 Heilbronn- Wimpfener 123.6 Tal Heilbronner Bucht

123.55 123 Schozachplatten 123.40 Neckarbecken Besigheim-Lauffener Neckarschlingen 123.5 Schozachhügelland 123.8 Zabergäu 124 Strom- und 123.53 123.54 Pfahlhofplatte Ottmars- 124.2 heimer Gäu Heuchelberg

123.17 123.51 Mettlerplatte Bottwartal

123.40 Besigheim-Lauffener Neckarschlingen 123.1 Südwestliches Neckarbecken 123.3 Backnanger Bucht 123.32 Naturräumliche Einheiten Pleidelsheimer (Datengrundlagen: Website Daten- und Mulde Kartendienst LUBW, Datendownload am 20.02.2017, bearbeitet auf Grundlage der Geographische Landesaufnahme 1:200.000 – Naturräumliche Gliederung 123.14 Langes Feld Deutschlands, http://geographie.giersbeck. 123.21 Marbach-Waiblinger de/karten/, Blätter 161 und 170, Daten- Täler download am 20.02.2017)

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von oben: Die Terrassen der Lage Katzenbeisser erstrecken sich an einer ehemaligen Schlinge des Neckartals | Der Neckar ist meist eng mit den Steillagen verknüpft und beeinflusst auch das dortige Mikroklima | Blick von der Schönsten Weinsicht bei Walheim auf Besigheim am Zusammenfluss von Neckar und Enz

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Schutzgebiete

In das Projektgebiet des ILEK Neckarschleifen sind zahlreiche Schutzgebiete und Biotopflächen eingebettet. Einen Anteil von knapp 33% der Flä- che nehmen Landschaftsschutzgebiete ein, die sich sowohl über die Steilhanglagen des Neck- artals wie auch über die Wald- und Streuobstflä- chen der Hochflächen erstrecken. FFH-Gebiete (ca. 6%) und Vogelschutzgebiete (ca. 4%) des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 spielen im Gebiet insgesamt eine untergeord- nete Rolle: Im Projektraum gibt es kleinere FFH- Gebiete im Neckartal (Prallhang des Neckars bei Lauffen a.N., Unteres Tal/Haldenrain bei Ingers- heim, Hessigheimer Felsengärten und Altneckar bei Freiberg a.N. als Teile des FFH-Gebiets Nörd- liches Neckarbecken). Ausgedehnter ist hingegen das FFH-Gebiet „Stromberg“ im Westen Bön- nigheims, das vom gleichnamigen Vogelschutz- gebiet überlagert wird. Das zweite Vogelschutz- gebiet „Pleidelsheimer Wiesental mit Altneckar“ liegt nördlich von Freiberg a.N. und umfasst in der Projektregion lediglich den Altneckar bei Freiberg. Im Gebiet gibt es wenige Naturschutzgebiete, wie die „Lauffener Neckarschlinge“, die „Hessig- von oben: Der Felsabbruch der Hessigheimer Felsengärten ist wegen seiner spektakulären Muschelkalkfelsen bekannt | heimer Felsengärten“, das „Untere Tal/Halden- Zum Naturschutzgebiet Hessigheimer Felsengärten gehören rain“ oder das Naturschutzgebiet „Altneckar“, auch die angrenzenden Trockenrasen und ein kleiner Teil der Weinbergterrassen die lediglich einen Flächenanteil von 1,5% ein- nehmen. Die meisten Naturschutzgebiete sind

Schutzgebiete nach Naturschutz- und Wasserrecht, bezogen auf die ILE-Region (eigene Berechnungen auf Basis folgender Datengrundlagen: Landratsamt Ludwigsburg, zur Verfügung gestellt am 09.04.2015; Naturdenkmale und Naturschutzgebiete: Website Daten- und Kartendienst LUBW, Datendownload am 20.02.2017)

Schutzgebiete Fläche im Anteil am Projektgebiet (km²) Projektgebiet (%)

FFH-Gebiet 6,4 5,8

Vogelschutzgebiet 4,6 4,2

Naturschutzgebiet 1,7 1,5

Landschaftsschutzgebiet 36 32,7

Flächenhaftes Naturdenkmal 0,5 0,5

Geschützte Fläche gesamt 37,5 34,1 (mehrfach geschützte Flächen herausgerechnet)

Wasserschutzgebiete 27,2 24,7

Überschwemmungsgebiete 2,3 2,1

nach § 32 BNatSchG geschützte Biotope: Hohl- 2,7 2,5 wege, Trockenmauern, Steinriegel; Felsbildungen, Block-, Schutt- und Geröllhalden (§ 32 NatSchG)

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Lauffen a.N.

Boennigheim Kirchheim a.N.

Gemmrigheim Walheim

Mundelsheim

Hessig- heim

Ingersheim Schutzgebiete (Datengrundlagen: Landratsamt Ludwigsburg, zur Verfügung gestellt am 09.04.2015; Naturdenkmale und Naturschutzgebiete: Website Daten- und Kar- tendienst LUBW, Datendownload am 20.02.2017)

FFH-Gebiet Benningen a.N. Vogelschutzgebiet Überlagerung von FFH-und Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet Freiberg a.N. Landschaftsschutzgebiet Naturdenkmal Geschützte Biotope: Hohlwege, Trockenmauern, Steinriegel; Felsbildungen, Block-, Schutt- und Geröllhalden (§ 32 BNatSchG)

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gleichzeitig auch Teil des Natura 2000-Schutzge- Von Relevanz für den Lebensraumkomplex der bietsnetzes. Als einziges Naturschutzgebiet ist terrassierten Weinberge sind auch die in den das NSG „Hessigheimer Felsengärten“ eng mit Steillagen gelegenen Naturdenkmäler „Krabben- den terrassierten Weinbauflächen verzahnt. Zen- felsen und Weinberg am Neckar“ (Lauffen a.N.), trale Bestandteile des Schutzgebiets sind hier „Feldgehölz und Pflanzenstandort Paradies“ die außergewöhnlichen Felsbildungen an der Ab- (Gemmrigheim), „Felsband am Käsberg (Mun- bruchkante des Muschelkalks und die angrenzen- delsheim)“ sowie mehrere markante „Klingen“ den Magerrasen, seit 2002 zählen auch die un- in Hessigheim und Mundelsheim. Neben Schutz- mittelbar unterhalb angrenzenden Weinterrassen gebieten nach NatSchG ist der Habitatschutz bei dazu. geschützten Arten mit zu beachten. Die Trockenmauerkomplexe der terrassierten Ein Viertel der Fläche des Projektgebiets ist als Weinberge sind weitgehend als Biotope nach §30 Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Diese vertei- BNatSchG geschützt. Die Trockenmauern wurden len sich im gesamten Gebiet. Die Terrassenlagen zur Hangsicherung angelegt und entwickelten des Katzenbeisser bei Lauffen a.N., des Kirch- sich zu Habitaten für seltene Tier- und Pflanzen- bergs zwischen Kirchheim und Bönnigheim, des arten der Felsfluren. Der Schutzstatus soll den Mundelsheimer Mühlbächer und des Ingershei- Erhalt der Trockenmauern sicherstellen und die mer Schlossbergs liegen innerhalb ausgewiese- Beseitigung oder den Ersatz durch Betonbauwer- ner Wasserschutzzonen. ke oder Gabionen verhindern. Den Zerfall der Tro- Überschwemmungsgebiete mit einem Flächen- ckenmauern bei Nutzungsaufgabe kann jedoch anteil von 2,1% begleiten den Neckar und seinen auch der Biotopschutz nicht verhindern. Nebenfluss Zaber im Lauffener Stadtgebiet, sind Die Karte auf Seite 31 zeigt zudem die geschütz- jedoch für die Steillagen ohne Belang. ten Biotope nach §32 BNatSchG, die 2,5% des Gebiets ausmachen. Große geschützte Trocken- von oben: Das Naturschutzgebiet Lauffener Neckarschlinge südlich Lauffen a.N. ist Teil des heute vom Neckar abgeschnit- mauerkomplexe befinden sich demnach in allen tenen ehemaligen Talverlaufs | Lesesteinwälle und Trocken- terrassierten Steillagen des ILEK-Gebiets. Dies mauern sind die in den Terrassenlagen als Biotop geschützten Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten bedeutet für die Bewirtschafter, dass eine Entfer- nung oder Umgestaltung von Trockenmauern (z.B. für Wegebaumaßnahmen) nur mit Zustimmung der Naturschutzbehörden zulässig ist. Eine Besei- tigung von Trockenmauern (z.B. zum Zweck der Mechanisierung) wird damit ohne Wiederaufbau von Trockenmauern an anderer Stelle verhindert. Die naturschutzbedingten Auflagen schränken da- mit die Handlungsspielräume der Weinerzeuger erheblich ein.

32 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Lauffen a.N.

Lauffen a.N.

Boennigheim Kirchheim a.N.

Boennigheim Kirchheim a.N. Gemmrigheim Walheim

Gemmrigheim Walheim

Mundelsheim

Hessig- Mundelsheim

Hessig- heim heim

Ingersheim Ingersheim

Benningen a.N.

Freiberg a.N. Benningen a.N.

Wasserschutzgebiete (Datengrundlagen: Landratsamt Ludwigsburg, Freiberg a.N. zur Verfügung gestellt am 09.04.2015)

Steillagen-Weinbau Überschwemmungsgebiet Wasserschutzgebiet

Steillagen-Weinbau 33 Überschwemmungsgebiet Wasserschutzgebiet ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

§30 BNatSchG auch den Vorgaben des Denkmal- 3.7 Denkmalschutz schutzes, die den achtsamen Umgang mit den Die frühe Besiedelung des klimatisch begünstig- Trockenmauern fördern und das Bewusstsein ten Raums durch die Römer ist noch heute im für die kulturelle Leistung der Weinbergterrassen Projektgebiet Neckarschleifen zu erkennen. Frei- stärken möchte. Dies eröffnet somit Möglichkei- gelegte Ausgrabungen und Rekonstruktionen ten zur ideellen und politischen Unterstützung römischer Bauten und Siedlungskerne zählen zu der Trockenmauersanierung und des Terrassen- den baulichen Denkmälern in den Winzerorten weinbaus. Das Landesamt für Denkmalpflege entlang des Neckars, die auch Elemente der mit- betont in seinem Flyer das gemeinsame Ziel telalterlichen Ortskerne sowie historische herr- des Denkmalschutzes und der Wengerter zum schaftliche oder sakrale Gebäude umfassen. Erhalt der Trockenmauerterrassen als Grundlage Über das Landesamt für Denkmalpflege Baden- des Steillagenweinbaus: „Historische Terrassen- Württemberg wurden die großen terrassierten weinberge sind fester Bestandteil des kulturellen Weinbergkomplexe mit Trockenmauern auf der Erbes in Baden-Württemberg. Weingärtner und Grundlage eines Fachgutachtens als denkmalge- Denkmalpfleger haben hier ein gemeinsames schützte Flächen erfasst (Vortrag Hr. Thiem, Lan- Ziel: den Erhalt dieser einzigartigen Kulturland- desamt für Denkmalpflege 2016). Das Gutachten schaft!“ (Landesamt für Denkmalpflege 2016). untermauert die besondere kulturhistorische Be- Die nach derzeitigem Stand denkmalgeschützten deutung der terrassierten Steillagen für Baden- Weinbergterrassen sind auf der nebenstehenden Württemberg. Karte dargestellt. Damit unterliegen die Trockenmauerkomplexe des Projektgebiets neben dem Biotopschutz nach

von oben und links: Flyer des Landesamts für Denkmalpflege (2016) | Die Terrassenweinberge bestehen neben den Trocken- mauern auch aus einem komplexen System der Erschließung über Staffeln und Entwässerung | Teilweise haben sich auch noch die steinernen Halterungen für Rebpfähle in den Mauern erhalten DENKMALPFLEGE 10

WEINBERGE ALS KULTURDENKMAL Historische Terrassenweinberge können aus verschiedenen Gründen Kulturdenkmal sein. Entscheidendes Kriterium ist 11 12 der historische Wert. Oft gibt es einen individuellen archi- valischen Beleg für den Weinbau in einer bestimmten Lage aber ohnehin einer stetigen Pfl ege, um sie kontinuierlich HERAUSGEBER oder auch Besonderheiten der Besitzgeschichte. Eine große nutzen zu können. Diesen achtsamen Umgang haben sie Landesamt für Denkmalpfl ege HISTORISCHE Rolle spielen die Art und Form, der überlieferte Umfang durch die Weingärtner über Jahrhunderte erfahren, denn im Regierungspräsidium Stuttgart TERRASSEN- sowie die Vielfalt der Terrassierung und der Treppenanlagen. nur so lässt sich der Weinbau auf den Terrassen aufrecht- Berliner Straße 12 Dazu kommen die Erschließung und die Wasserführung sowie erhalten. Dazu gehört die Reparatur der Trockenmauern 73728 Esslingen am Neckar WEINBERGE die Konstruktion und Funktion der einzelnen Trocken- und Treppen in traditioneller, fachgerechter handwerklicher mauern, Treppen, Wege, Unterstände, Häuschen etc. Wichtig Art. Erneuerungen mit Gabionen, Beton oder anderem für www.denkmalpfl ege-bw.de 5 ist, dass diese historischen Strukturen möglichst anschaulich die historischen Weinberge artfremden Material verändern GEFÖRDERT ABONNIEREN SIE erhalten sind. Der kulturlandschaftliche Zusammenhang, Substanz und Erscheinungsbild der Steillagen erheblich und vom Ministerium für Wirtschaft, unsere kostenlose Zeitschrift z.B. mit historischen Stadt- bzw. Ortskernen, Burgen, Flüssen sind deshalb nicht denkmalgerecht. Größere Maßnahmen Arbeit und Wohnungsbau „Denkmalpfl ege in Baden- oder Steinbrüchen ist für die Bewertung ein weiterer wich- wie Flurbereinigungen, Zusammenlegung von Grundstücken, Baden-Württemberg – Oberste Württemberg“ unter: nachrich- 8 tiger Aspekt. Zahlreiche historische Terrassenweinberge in Veränderung der Terrassierung oder der Erschließung sind Denkmalschutzbehörde tenblatt@denkmalpfl ege-bw.de Baden-Württemberg sind bereits als Kulturdenkmal erfasst. mit den Denkmalbehörden abzustimmen. Detaillierte Infor- TEXT GESTALTUNG mationen zum Umgang mit historischen Terrassenweinbergen Martin Hahn, Claudia Mohn, Cornelia Frank Design, SCHUTZ UND PFLEGE fi nden sich im Leitfaden „Erhaltung historischer Terrassen- Wolfgang Thiem Kirchheim unter Teck Das Denkmalschutzgesetz von Baden-Württemberg schreibt weinberge“ (Hrsg.: Institut für Landespfl ege der Albert-Lud- in der Erhaltungspfl icht die pfl egliche Behandlung von Kul- wigs-Universität Freiburg 2011). FOTOS AUFLAGE Landesamt für Denkmalpfl ege November 2016 turdenkmalen vor. Historische Terrassenweinberge bedürfen DENKMALPFLEGE

KULTURLANDSCHAFT PAR EXCELLENCE 8 Die langen und steilen Treppen sind wahre Himmelsleitern: Historische Terrassenweinberge sind fester Bestandteil des Castellberg in Ballrechten-Dottingen 9 Fugen in den Mauern zeigen die einstige Parzellenbreite; jede Parzelle kulturellen Erbes in Baden-Württemberg. Weingärtner und 11 Neue Trockenmauer, fachgerecht errichtet: Weinberg in Vaihingen-Roßwag besitzt eine eigene Mauertreppe: Weinberge in Mühlhausen an der Enz Denkmalpfl eger haben hier ein gemeinsames Ziel: den Erhalt 12 Relikte der maximalen Ausnutzung im Weinberg: Lochsteine für die so Baden-Württemberg 10 Stetige Pfl ege und Reparatur sind notwendig: genannten Kamerzen in den Kirchheimer Neckarweinbergen LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE Eingestürzte Mauer an der Neckarhalde in Esslingen dieser einzigartigen Kulturlandschaft! 13 Titelseite: Weinbergshäuschen an der Neckarhalde in Esslingen am Neckar IM REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART 9

34 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Lauffen a.N.

Boennigheim Kirchheim Lauffen a.N. a.N.

Boennigheim Kirchheim a.N. Gemmrigheim Walheim

Gemmrigheim Walheim

Mundelsheim

Hessig- Mundelsheim heim Hessig- heim

Ingersheim Ingersheim

Benningen a.N.

Freiberg a.N. Benningen a.N.

Weinbergterrassen unter Denkmalschutz (Datengrundlagen: Landesamt für Denkmalpflege Freiberg a.N. im Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 83.2 Denkmalkunde, Datenlieferung am 23.02.2016)

Steillagen-Weinbau Denkmalgeschützte Weinbergterrasse

35 Steillagen-Weinbau Denkmalgeschützte Weinbergterrasse ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

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4. Stärken-Schwächen-Analyse

Die aktuelle regionale Situation, die Konflikte und Bei den Schwächen und Risiken wurde der Fo- Ziele des (Steillagen-)Weinbaus, die Perspektiven kus auf die aktuelle Situation des Weinbaus mit des Naturschutzes und der Tourismusverbände einer Zunahme der Betriebsaufgaben und der wurden im Rahmen einer SWOT-Analyse* be- kritischen Rentabilität der Steillagenbewirtschaf- wertet. Grundlage bildeten u.a. die Datengrund- tung gerichtet. Gleichzeitig droht mit der ab 2016 lagen aus Weinbau, Naturschutz und Tourismus, möglichen Verlagerung der Pflanzrechte eine Ab- Flächennutzungs- und Landschaftsplanung, die wanderung des Weinbaus in derzeitige Ackerla- mit Unterstützung der Kommunen und Träger gen. Die genannten Risiken verdeutlichen, dass öffentlicher Belange zusammengestellt und aus- einerseits erheblicher Zeitdruck besteht, um eine gewertet wurden. Darüber hinaus erfolgte eine Trendwende bei der Steillagenbewirtschaftung in Befragung der Vertreter relevanter Akteursgrup- Gang zu bringen, andererseits gesetzliche Rest- pen zur aktuellen Situation und zu Entwicklungs- riktionen, heutige Bewirtschafterstruktur und das trends. Die Stärken-Schwächen-Analyse wurde in Preisgefüge auf dem Weinmarkt die Bewirtschaf- den Akteurswerkstätten und im Lenkungskreis tung vor große Herausforderungen stellen. Einig diskutiert und ergänzt. waren sich die Akteure, dass die Verbrachung der Terrassensteillagen einen über die Landesgren- Die Attraktivität des terrassierten Steillagenwein- zen hinaus bedeutenden und irreversiblen Verlust baus am Neckar bildet ein Alleinstellungsmerkmal des nationalen Kulturerbes bedeuten würde. der Region und einen wichtigen Imageträger für die württembergische Weinvermarktung und den Die SWOT-Analyse bildete eine wesentliche Hil- Weintourismus. Die Terrassenlagen bieten ein festellung und Grundlage zur Identifikation der besonderes, aber auch diffiziles klimatisches An- Handlungsfelder und Entwicklungsziele für die baupotenzial für wärmeliebende und spätreifende ILEK-Region. Rebsorten. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen und verstärkt Premiumweine mit entsprechend hö- heren Erlösen in den Steillagen herzustellen. Die Lage der Neckarschleifen in einem wirtschafts- starken Verdichtungsraum und die Verknüpfung mit der außergewöhnlichen Wein-Kulturlandschaft bietet besondere Vermarktungschancen für den Weinbau sowie den Wein- und Ausflugstouris- mus. Die landschaftliche Leitlinie des Neckartals kann bei der Entwicklung (wein)touristischer An- gebote genutzt und der Weintourismus mit be- stehenden Angeboten wie der Ausflugsschifffahrt oder dem Neckartal-Radweg vernetzt werden. Zudem bestehen Möglichkeiten zur verbesserten Ausschöpfung der vorhandenen Förderinstrumen- te und Optionen zur effektiveren Bewirtschaftung der Weinbergterrassen (z.B. durch Zusammenle- gung und technische Innovation).

* SWOT: S = strengths, W = weaknesses, O = opportunities, T = Threats links: Die Mechanisierung und maschinelle Bearbeitung der Rebflächen ist in den Terrassen kaum möglich; auch die Zufahrt mit dem Traktor ist nur in wenigen Hanglagen gegeben rechts, von oben: Der Zerfall der Trockenmauern in den schwer zugänglichen Terrassenlagen stellt viele Wengerter vor große Probleme | Abschnittsweise ist der Verbachungsprozess in den Terrassenlagen bereits fortgeschritten

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SWOT-Analyse: Stärken • Attraktive Kulturlandschaft mit Alleinstellungsmerkmal terrassierter Steillagenweinbau • Steillagen-Weinbau als Imageträger der Region und Gestalter der Kulturlandschaft • Mischung aus Steil- und Flachlagen im Weinbau mit breitem Angebotsportfolio bei den Weinerzeugern • Durch genossenschaftliche Produktion Angebotsvielfalt unterschiedlicher Weine, hohe Flexibilität in der Erzeugung spezifischer Qualitäten • Terrassenlagen mit hohem klimatischem Anbaupotenzial • Trockenmauern und Lesesteinriegel mit wertvollen Biotopen trockenwarmer Standorte • Kleinteiliger Weinbau, teilweise mit Verknüpfung zu Streuobst- und Gartenparzellen • Neckartal als Leitlinie für den Radtourismus und die Ausflugsschifffahrt, mehrere überregionale Wanderrouten und thematische Routen • Enge Verzahnung von terrassierten Steillagen, baulichen Kulturgütern und historischen Ortskernen • Wirtschaftsstarker Verdichtungsraum mit hohem Kunden- und Besucherpotenzial

SWOT-Analyse: Schwächen • Sehr hoher Arbeitsaufwand im terrassierten Steillagenweinbau • Meist Quersubventionierung der Bewirtschaftung der imagebildenden Steillagen innerhalb der Erzeugergemeinschaften erforderlich • Steillagenweine bisher kaum gesondert vermarktet, Vermarktung stark auf Württemberg konzentriert • Eingeschränkte Eignung der traditionellen Traubensorten (v.a. Trollinger) für die Erzeugung höherpreisiger Weine • Kleinteilige Produktionseinheiten im Terrassenweinbau mit starker Besitzsplitterung • Instrumente zur Steillagenförderung nicht wirksam, da zu kompliziert oder für Kommunen in der bisherigen Form nicht praktikabel (Ökokontoregelung) • Fehlende regionsbezogene Koordination und Vermarktung der touristischen Angebote, zu kleinteiliges, unabgestimmtes weintouristisches Angebot • Noch relativ geringe Verzahnung von touristischen Angeboten mit dem Steillagenweinbau • Spezielle Angebote für Kultur-, Wein- und Naturerlebnisse in Weinbauterrassen erst im Aufbau • Eher geringe Wahrnehmung des Naturerlebens in den Steillagen-Weinbergen • Deutliche Industrialisierung des Neckartals, Verlärmung durch Verkehrsachsen • Verlust historischer Bausubstanz in den Winzerorten • Noch zu geringe Vernetzung der Akteure von Weinbau, Tourismus, Naturschutz und Wirtschaft • Geringe Bewusstseinsbildung für Steillagenweinbau bei Bevölkerung, Besuchern und (Wein) Konsumenten

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SWOT-Analyse: Chancen • Weinbau-Steillagen als spezifische Terroirs und Flaggschiffe der Württemberger Weinbaulagen in Wert setzen und vermarkten • Traubensorten in den terrassierten Steillagen diversifizieren, besondere Standortqualitäten im Zuge des Klimawandels nutzen, Lagenweine entwickeln • Rückgang der Anzahl an Weinbauern zur Flächenzusammenlegung und Erzielung größerer Produktionseinheiten nutzen (Flurbereinigung, Zusammenlegungsverfahren) • Alleinstellungsmerkmal der „Neckarterrassen“ für Weinvermarktung und -inszenierung nutzen, hohes Identifikationspotenzial • Börsen für Eigentums- und Pachtflächen einrichten, Kataster für Besitzer und Nutzer aufbauen • Fördermöglichkeiten durch Kombination unterschiedlicher Förderinstrumente nutzen, Aufstockung der steillagenbezogenen Förderung durch das Land • Weinliebhaber als Sponsoren und Investoren einbinden, Partnerschaften mit regionalen Firmen suchen • Gemeinsames Interesse zur Offenhaltung der Terrassensteillagen von Weinbau, Natur- und Denkmalschutz sowie Tourismus • Management brachgefallener Weinbaulagen, Entwicklung von Pflege- und Nachnutzungs- konzepten für Lebensräume trockenwarmer Standorte • Vielfältige Erlebnisangebote für kombinierten Kultur-, Natur- und Weintourismus (z.B. über Weinerlebnisführer) entwickeln, Kulturlandschaftserlebnis mit Weinvermarktung verknüpfen • Übernachtungs- und Gastronomieangebote mit dem (terrassierten) Weinbau verzahnen • Touristische Angebote zur Mitarbeit im Weinberg schaffen • Weinbauliche Kern- und Rückzugslagen im terrassierten Weinbau der Region definieren • Lagenspezifische Strategien zur weinbaulichen Nutzung bzw. für Nachnutzungen, Pflege oder Sukzession aufbauen

SWOT-Analyse: Risiken • Verlust des landschaftsbezogenen Erlebniswertes, der jahrhundertealten Weinbautradition und des handwerklichen Wissens sowie der Lebensraumqualitäten durch Verbrachung der Steillagen • Verlagerung der bisher flächenbezogenen Pflanzrechte auf den Eigentümer ab 2016, dadurch Auslagerung von Weinbauflächen von Steil- auf Flachlagen möglich • Mit Generationenwechsel bei den Weinbauern vielfach reduziertes Interesse an der Bewirt- schaftung der terrassierten Steillagen, Betriebsnachfolge für „Altwinzer“ oft nicht gesichert • Fehlende Arbeitszeit- und Finanzkapazitäten der Winzer zur Instandhaltung der Trockenmauern • Tradierte Traubensorten durch veränderte Verbrauchergewohnheiten und Klimawandel unter Druck, hohe Erzeugerpreise werden für „regionale“ Rebsorten oft nicht akzeptiert • Rebflächen in terrassierter Steillage für die alleinige Produktion und Vermarktung hochpreisiger Premiumweine deutlich zu groß • Hohe naturschutzfachliche Auflagen für die Umgestaltung von Terrassenlagen zur Bewirtschaf- tungsvereinfachung • Hoher potenzieller Pflegeaufwand oder hohe Folgekosten für Verkehrssicherung für nicht mehr bewirtschaftete terrassierte Steillagen • Überlegungen und Initiativen zur Zukunft des Steillagenweinbaus beginnen zu spät, junge Generation orientiert sich bereits um, Rückzug des Weinbaus oft irreversibel • Durch den Klimawandel induzierte weinbauliche Risiken (Luftfeuchte, extreme Sommer- temperaturen, Trockenstress)

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5. Leitbild und Handlungsfelder

5.1 Leitbild Ziel des ILEK Neckarschleifen ist es, Lösungswe- Die Steillagen retten! ge zur Sicherung und Weiterentwicklung der Ter- rassenweinberge aufzuzeigen und Maßnahmen Die Weinbergterrassen an den Steilhängen des zu initiieren. Gemeinsam mit den ILEK-Akteuren Neckartals sind ein jahrhundertealtes Kulturgut! wurde ein plakatives Leitbild entworfen, das Doch jetzt ist die Kulturlandschaft in Gefahr: Der die komplexe Aufgabe in einem einfachen Bild Weinbau in den Terrassen ist sehr arbeitsauf- zusammenfasst und die Aspekte Weinbau, kul- wendig und meist nicht mehr rentabel; die Tro- turelles Erbe und Landschaftsbild transportiert. ckenmauern können oft nicht mehr unterhalten Auf dieser Basis wurden Ziele und Aufgaben in werden. Die Kommunen haben sich mit dem verschiedenen Handlungsfeldern erarbeitet und ILEK Neckarschleifen zum Ziel gesetzt, einen vereinbart. Beitrag zur Rettung der Steillagen zu leisten und für diese Idee Partner zu gewinnen!

links: Das Kulturerbe der terrassierten Weinbergterrassen soll als genutzte Kulturlandschaft erhalten werden.

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5.2 Handlungsfelder und Entwicklungsziele In der Diskussion mit den Akteuren kristallisier- ten sich im Rahmen der Workshops, der Sit- zungen des Lenkungskreises sowie des ersten Bürgerabends vier Handlungsfelder heraus, die für die Umsetzung des Leitbilds „Die Steillagen retten!“ relevant sind. Für diese Handlungsfelder wurden jeweils konkrete Entwicklungsziele in der Region formuliert. Diese bilden die Grundlage für die Entwicklung von Projektideen und Schlüssel- projekten.

Handlungsfeld 1 Steillagenweinbau als kulturelles Erbe und Imageträger der Region: Steillagenweine profilieren

Handlungsfeld 2 Die Wein.Kultur.Landschaft Neckar- schleifen als Erlebnisraum und Tourismusdestination ausbauen

Handlungsfeld 3 Weinbergterrassen mit neuer Zukunft – innovative Nutzungen und Perspektiven für brachfallende Steillagen

Handlungsfeld 4 Das Kulturerbe als Gemeinschafts- aufgabe – Bewusstsein schaffen und Partner finden

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Handlungsfeld 1: Dieses Handlungsfeld erfuhr im Rahmen der Beteiligung die größte Resonanz und wurde als Steillagenweinbau als kulturelles wichtigster Themenschwerpunkt eingestuft. Die Erbe und Imageträger der Region: weinbauliche Weiternutzung der Terrassen und Steillagenweine profilieren die Möglichkeiten, wie dieses Ziel erreicht wer- den kann, standen damit im Vordergrund der Dis- kussionen zur Umsetzung des Leitbilds. Dabei Entwicklungsziele wurde von vielen Wengertern und Akteuren die 1. Die Weinbausteillagen werden als Spitzen- Forderung nach einer zusätzlichen öffentlichen lagen und eigene Terroirs in Wert gesetzt Förderung für die gesamtgesellschaftliche Aufga- und vermarktet, Steillagenweine als be der Erhaltung der Terrassenweinberge gestellt. „Flaggschiffweine“ ausgebaut. Bei den Weinbauakteuren setzte sich die Erkennt- 2. Die Weinbergterrassen werden effektiver nis durch, dass die besonderen Potenziale der genutzt und in Stand gesetzt. Steillagen als „beste Weinlagen Württembergs“ 3. Das Ökokonto wird für den Erhalt von verstärkt in Wert gesetzt und damit auch die Ren- Trockenmauern genutzt. tabilität und das Image des Steillagenweinbaus Das kulturelle Erbe des Terrassenweinbaus wird auf ein neues Fundament gestellt werden müs- zum Aushängeschild der Region. Dazu sollen die sen. Die Instrumente zur Unterstützung der Tro- Steilhänge als Spitzenlagen des Weinbaus am ckenmauersanierung und Flurvereinfachung sind Neckar entwickelt werden. In den Weinterrassen intensiver zu nutzen. Dabei soll das Ökokonto im des Neckars sollen Flaggschiffweine entstehen. Rahmen der naturschutzfachlichen Kompensati- Die Arbeit der Winzer soll durch effektive Nut- on von Eingriffen in Natur und Landschaft bei der zung und Instandsetzung der Weinbergterrassen Wiederherstellung von Trockenmauern und Reak- unterstützt und brachgefallene Parzellen wieder- tivierung von Weinbergterrassen intensiv einbe- belebt werden. zogen werden.

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Handlungsfeld 2: Kulturerbe und Erlebnisraum zwischen Stuttgart und Heilbronn – das ist die Weinkulturlandschaft Die Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen. Verteilt auf mehrere Tourismus- Neckarschleifen als Erlebnisraum regionen, müssen die Neckarschleifen ein touris- und Tourismusdestination ausbauen tisches Profil bekommen. Das kulturelle Erbe der Terrassenweinberge und die dort hergestellten Weine werden in den Mittelpunkt der „Marke“ Entwicklungsziele (Destination) Neckarschleifen gerückt. Vielfältige 1. Für die Steillagen der Neckarschleifen wird touristische und kulturelle Angebote machen den ein gemeinsames touristisches Profil ent- Steillagenweinbau zum Erlebnis. wickelt und vermarktet. Die (wein)touristische Erschließung der ILEK-Re- 2. Die Steillagenlandschaft wird als kulturelles gion und der Terrassenlagen birgt viele Potenzia- Erbe des Weinbaus präsentiert und mit le, die noch zu heben sind. Die Entwicklung eines den Weinen vermarktet. regionalen touristischen Gesamtprofils wie auch 3. Das touristische Angebot der Region wird der Aufbau steillagenbezogener Tourismusange- enger mit dem Steillagenweinbau verzahnt. bote steht noch am Anfang.

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Handlungsfeld 3: Wo der Steillagenweinbau sich endgültig aus den Terrassen zurückzieht, sollen neue Perspek- Weinbergterrassen mit neuer tiven für die Steillagen des Neckars geschaffen Zukunft – innovative Nutzungen werden. Eine Bereicherung der Kulturlandschaft und Perspektiven für brachfallende könnte beispielsweise der Anbau von Heilkräu- tern, die Anlage von Obstzeilen oder die Um- Steillagen wandlung in Weinberggärten sein. Auch eine Of- fenhaltung durch Naturschutzprojekte kann das Entwicklungsziele Kulturgut Trockenmauerterrassen erhalten. Selbst 1. Neue Nutzungen erhalten die Kulturland- verbuschte Flächen lassen sich für das Naturerle- schaft und setzen positive Impulse. ben in Wert setzen. 2. Die terrassierte Kulturlandschaft wird durch Allerdings wurde im Projektverlauf deutlich, dass Naturschutz offengehalten. nur wenig Bereitschaft besteht, sich mit alternati- 3. Brachflächen werden als Naturschutzinseln ven Nachnutzungen auseinanderzusetzen, zumal und Erlebnisorte entwickelt. hierbei ein Maschineneinsatz kaum möglich ist. Folgenutzungen oder auch Naturschutzprojekte beschränken sich somit auf kleinere Flächenan- teile im Projektgebiet.

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Handlungsfeld 4: Mit dem Verlust des kulturellen und landschaft- lichen Erbes der Steillagenterrassen würde die Das Kulturerbe als Gemeinschafts- Region ihre Identität verlieren! Vielen ist die aufgabe – Bewusstsein schaffen prekäre Situation der Steillagen jedoch gar nicht und Partner finden bewusst. Daher gilt es, Aufmerksamkeit für die Weinbergterrassen zu wecken! Partnerschaften für den Steillagenweinbau müssen geschmiedet Entwicklungsziele und Möglichkeiten zur aktiven oder finanziellen 1. Zahlreiche Partner aus dem öffentlichen Beteiligung von Bürgern und Wirtschaft angebo- Leben und der Wirtschaft beteiligen sich ten werden. am Erhalt des Steillagenweinbaus. Die gesellschaftliche Verantwortung für das Kul- 2. Innovative Möglichkeiten zur aktiven oder turerbe der Weinbergterrassen wird bisher noch finanziellen Beteiligung am Steillagen- wenig wahrgenommen oder auf staatliche För- weinbau unterstützen die Rentabilität und dermittel reduziert. Es bieten sich jedoch auf schaffen enge Bindungen zum Kulturerbe. unterschiedlichen Ebenen Möglichkeiten, Bürger 3. Aktionen schaffen Bewusstsein für den und Wirtschaft intensiver in die Sicherung und Steillagenweinbau und sein Kulturerbe. Weiterentwicklung der Terrassenlagen einzubin- den. Voraussetzung ist dabei auch ein Bewusst- seinswandel in der Bevölkerung.

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6. Projektideen und Auswahl von Schlüsselprojekten

Die vollständigen Projektideen sind in Anlage 1 6.1 Sammlung von aufgelistet. Dabei wurden allgemeine oder nicht Projektideen auf der ILEK-Ebene zu behandelnde Anregungen Neben der Aufstellung von Leitbild, Handlungs- (z.B. zur Zulässigkeit der Hubschrauberspritzung, feldern und Entwicklungszielen war der ILEK- Höhe von Fördermitteln, Veränderung der Natur- Prozess von Beginn an damit befasst, Projekt- schutzauflagen) nicht in die Projektliste aufge- ideen zu sammeln, um die Umsetzung konkreter nommen. Schlüsselprojekte noch in der Phase der Erarbei- tung des ILEK-Konzepts als Leitprojekte auf den 6.2 Auswahl von Weg zu bringen. Schlüsselprojekten Mit der Durchführung der Akteursworkshops, des ersten Bürgerabends (11/2015), der Vertei- Das ILEK Neckarschleifen hatte sich explizit als lung der Projektpostkarten (11/2015-7/2016) und Aufgabe gestellt, bereits in der Konzeptphase der Online-Beteiligungsplattform (11/2015-1/2016) Leitprojekte zu vertiefen und gemeinsam mit den konnten bereits zahlreiche Anregungen und Pro- Akteuren und den Genehmigungbehörden eine jektideen zusammengetragen werden. Einige der konkrete Umsetzung vorzubereiten oder bereits Projektideen wurden von der ILEK-Geschäftsstel- einzuleiten. Damit sollten die Umsetzungsori- le aus steillagenbezogenen Literaturquellen (z.B. entierung des ILEK demonstriert, Aufbruchstim- Höchtl et al. 2011, Konold/Petit 2013) in die Dis- mung erzeugt und frühe Erfolgserlebnisse er- kussion eingespeist. möglicht werden. Die Projektideen ließen sich zwanglos den vier Um geeignete Schlüssel- und Leitprojekte zu Handlungsfeldern zuordnen, was auch ein Hin- identifizieren und die weitere Vorgehensweise in weis darauf war, dass die Handlungsfelder die der zweiten, stärker auf die Umsetzung fokussier- Problemstellung des ILEK weitgehend abbilden. ten Phase des ILEK-Konzepts zu klären, wurde daher zunächst durch die ILEK-Geschäftsstelle die Vorschläge mit Projektideen sehr ähnlicher Zielrichtung wur- Vereinbarkeit der 61 Projektideen mit dem Leitbild HFden 4 nach Möglichkeit 12in einer Projektidee zusam- HFmengefasst. 3 Insgesamt11 konnten 61 Projektideen geprüft. Die Projektideen wurden einer Bewer- HFgesammelt 2 werden, die23 sich folgendermaßen auf tung nach einem mit dem Lenkungskreis abge- HF 1 15 die Handlungsfelder verteilen: stimmten Kriterienkatalog unterzogen und zur Identifizierung von Schlüsselprojekten priorisiert.

HF 1 15 Projektideen

HF 2 23 Projektideen

HF 3 11 Projektideen

HF 4 12 Projektideen

0 5 10 15 20 25

links: Der Weinbau soll auch künftig das Bild der terrassierten Steillagen am Neckar prägen

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Das Verfahren zur Projektentwick- langfristig (> 10 Jahre) umsetzbare Projekte niedrig priorisiert. lung und -auswahl (Priorisierung) • Finanzierung (F): Das Kriterium der Finan- Um aus der Vielzahl der gesammelten Vorschläge zierung dient der Einschätzung, inwieweit die und Anregungen eine Auswahl vorrangig und zeit- Finanzierung eines Projekts durch vorhandene nah zu verfolgender Projekte zu treffen, wurden Mittel oder Geldgeber finanziert werden kann die Projektideen unter verschiedenen Kriterien oder inwieweit eine Finanzierung durch die bewertet, die den erzielbaren Nutzen eines Pro- öffentliche Hand, Fördermittel oder Dritte be- jektes, aber auch die Realisierbarkeit und den Zeit- reits geklärt ist. horizont der Umsetzung in den Fokus nehmen. • Unterstützer (U): Das Vorhandensein von Unterstützern und Kümmerern ist wesentli- che Voraussetzung für eine erfolgreiche Um- Kriterien setzung. Wenn ein Projekt noch keine Träger- schaft oder Verankerung unter den regionalen Es wurden neun Bewertungskriterien angewen- Akteuren hat, ist eine zeitnahe Realisierung det, wobei nicht jedes Kriterium bei den Einzel- nicht zu erwarten bzw. mit dem Risiko gerin- projekten relevant war: ger Akzeptanz behaftet. • Ökologischer Mehrwert (ÖM): Unter dem • Hemmnisse (H): Unter dem Kriterium Hemm- ökologischen Mehrwert wird der positive Ef- nisse werden Restriktionen eingeschätzt, die fekt der Maßnahme für Natur und Landschaft eine Umsetzung der Projektidee be- oder ver- gewertet, in diesem Fall insbesondere für die hindern könnten (z.B. naturschutzrechtliche geschützten Biotope der Trockenmauerkom- Bestimmungen, Eigentumsverhältnisse). Feh- plexe und die daran gebundenen Lebensge- lende oder geringe Restriktionen führen zu ei- meinschaften. Der ökologische Mehrwert kann ner hohen Priorisierung. auch mittelbar gegeben sein, wenn durch eine • Förderfaktoren (Fö): Die Existenz und Nutz- Maßnahme die Offenhaltung und Instandhal- barkeit von Fördertöpfen oder Förderkriterien, tung der Trockenmauern im Allgemeinen geför- die für die Umsetzung der Projektidee genutzt dert wird. werden können, sind Gegenstand dieses Prio- • Sozial-kultureller Mehrwert (SKM): Der risierungskriteriums. sozial-kulturelle Mehrwert bezieht sich auf • Synergien mit anderen Vorhaben (S): Pro- die Förderung und den Erhalt des kulturellen jekte, die nicht nur für sich stehen, sondern Erbes der Weinbauterrassen sowie von Nut- sich positiv auf andere Vorhaben und Entwick- zungszusammenhängen und Sozialstrukturen, lungsziele auswirken, sind höher einzustufen die eine nachhaltige Nutzung der Weinterras- als Projekte, deren Benefit sich auf einen ein- sen ermöglichen. zigen Aspekt beschränkt. • Ökonomischer Mehrwert (ÖkM): Inwieweit eine Maßnahme zur ökonomischen Rentabili- Bewertung / Priorisierung tät des Terrassenweinbaus oder einer anderen nachhaltigen Nutzung der Weinterrassen bei- Die Bewertung der Einzelkriterien erfolgte ver- tragen kann, wird unter dem ökonomischen bal-argumentativ, da viele der Projektvorschläge Mehrwert beurteilt. Ein ökonomischer Mehr- nicht in einer so konkreten Form vorlagen, dass wert kann auch durch mittelbar wirksame eine fundierte, numerisch abgestufte Bewertung Maßnahmen (z.B. höherer Weinabsatz durch möglich war. Auch die Gesamtbewertung wurde touristische Projekte) erzielt werden. in verbaler Form vorgenommen. Dabei konnten • Realisierungszeitraum (RZ): Unter dem einzelne Kriterien bereits für ein Zurückstellen Kriterium Realisierungszeitraum wird einge- der Projektidee ausschlaggebend sein. Die Prio- schätzt, wie zügig sich ein Projekt in der Zeit- risierung wurde kurz begründet. Die Ergebnisse schiene umsetzen lässt. Dabei werden kurz- dieser Priorisierung sind in Anlage 2 ausführlich fristig (1-3 Jahre) umsetzbare Projekte hoch, und in der tabellarischen Übersicht auf Seite 49 dargestellt.

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Übersicht zu den priorisierten Schlüsselprojekten

Als Schlüsselprojekte wurden folgende Projekte mit einer hohen Priorität versehen:

Handlungsfeld Projektidee

Handlungsfeld 1 • Steillagenweine als Premiumprodukte ausbauen und ver- markten Steillagenweinbau als kulturelles Erbe und Imageträger der Region: • Steillagen-Trollinger als hochwertigen Wein ausbauen und Steillagenweine profilieren vermarkten • Spitzenlagen in Wert setzen • Ökokontoprojekte zur Instandsetzung sanierungsbedürftiger Trockenmauerbereiche umsetzen • Kurse zur Trockenmauersanierung anbieten, „Bauhütte“ zur Trockenmauersanierung aufbauen • Zusammenlegung größerer Produktionseinheiten initiieren und markante Mauerbereiche sichern • Klassifizierung der Steillagen im ILEK-Gebiet

Handlungsfeld 2 • Gemeinsame touristische Identität für die Neckarschleifen entwickeln Die Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen als Erlebnis- • Steillagenbezogene Rundwege in den ILEK-Kommunen ent- raum und Tourismusdestination wickeln und anlegen ausbauen • Gestaltung von „Genussplätzen“ in Steillagen • Konzeption eines steillagenbegleitenden Qualitätswander- wegs („Neckarschleifensteig“) • Reisebuch für Neckarschleifen entwickeln • Verknüpfung von Neckarschifffahrt und Steillagen

Handlungsfeld 3 • Einsaat von Blühmischungen auf Weinbergsbrachen Weinbergterrassen mit neuer Zukunft – innovative Nutzungen und Perspektiven für brach- fallende Steillagen

Handlungsfeld 4 • Mit Aktionen Bewusstsein und Aufmerksamkeit schaffen Das Kulturerbe als Gemein- • Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn für Aufmerksamkeit schaftsaufgabe – Bewusstsein nutzen schaffen und Partner finden

Kursiv gesetzt sind die Leitprojekte, deren Umsetzung bereits im Rahmen des ILEK auf den Weg gebracht wurde.

49 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

(Felsengartenkellerei Besigheim e.G.)

50 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

7. Aktionsprogramm: Die Schlüssel- und Leitprojekte des ILEK Neckarschleifen 7.1 Schlüssel- und Leitpro- 7.1.1 Die Neuerfindung jekte im Handlungsfeld 1 des Steillagenweinbaus Im Handlungsfeld 1 „Steillagenweinbau als kul- Ein für die Weinerzeuger prioritäres Projekt ist turelles Erbe und Imageträger der Region: Steil- die Inwertsetzung der Terrassenlagen am Neckar lagenweine profilieren“ hatten vor allem Projekt- sowie die Produktion und Vermarktung von Pre- ideen zur Förderung des Steillagenweinbaus den miumweinen. Darunter wurden folgende Projekt- höchsten Mehrwert, eine realistische Umset- ideen zusammengefasst: zungsperspektive und die meisten Unterstützern. • die Steillagenweine als Premiumprodukte Hier konnten sieben Projektideen mit hoher Prio- ausbauen und vermarkten rität weiterverfolgt werden. Drei davon betreffen • Steillagen-Trollinger als hochwertigen Wein die Inwertsetzung der Terrassensteillagen durch ausbauen und vermarkten Qualitätssteigerung und Produktion von Premi- umweinen sowie die Vermarktung der Terras- • Spitzenlagen in Wert setzen sen als Spitzenlagen. Diese wurden in der Themenwerkstatt Steillagen- Neue Wege bei der Sanierung der Trockenmauern weinbau intensiv diskutiert und in einem Kon- sollten mit der Umsetzung eines Pilot-Ökokonto- zept zur künftigen Ausrichtung des terrassierten projekts in der ILEK-Region beschritten werden, Steillagenweinbaus eingebettet. Unter dem Slo- auch um die projektbezogene Zusammenarbeit gan „Den Steillagenweinbau neu erfinden! Kul- zwischen Kommunen und Naturschutzbehörden zu turlandschaft erhalten!“ vereinbarten die an der erproben und Kriterien der Förderbarkeit auszuloten. Steillagenwerkstatt beteiligten Winzergenossen- schaften und privaten Weinerzeuger der Region Zur logistischen Unterstützung der Wengerter bei eine Strategie zur Neuorientierung des Steilla- der Trockenmauersanierung wurde die Idee einer genweinbaus in der ILEK-Region (ausführlich in Trockenmauerbauhütte und dem Aufbau einer Anlage 3). festen Sanierungstruppe mit entsprechenden fachlichen Qualifikationen eingebracht. Ergänzt Mit dieser Initiative soll eine beschleunigte Um- werden soll dieser Ansatz durch ein kontinuierli- bestockung der Steillagen auf internationale Reb- ches Angebot von Trockenmauerkursen für die sorten in Gang gebracht werden, wobei auch der Wengerter selbst. in den Steillagen derzeit dominierende Trollinger seinen Platz unter den Premiumweinen finden Flurneuordnungsverfahren sollen die Bewirt- soll. Die Regelung strenger weinbaulicher An- schaftung der stark zersplitterten Besitz- und Be- und Ausbaukriterien zur Erzeugung von Premium- wirtschaftungsstruktur in den Steillagen erleich- weinen sowie eine gemeinsame Vermarktungs- tern und größere Produktionsflächen schaffen. strategie sollen die zu erzielenden Verkaufspreise Zudem können im Verfahren Zugänglichkeiten auf ein deutlich höheres Niveau heben und die und teilweise auch eine Mechanisierung über Rentabilität des Steillagenweinbaus verbessern. Monorack-Bahnen erleichtert werden. Darüber hinaus erhoffen sich die Weinerzeuger, Die Erstellung einer weinbaubezogenen Steil- dass von einem hohen Image der Premiumweine lagenklassifikation für die ILEK-Region soll die auch das Preisniveau anderer regionaler Weine Lenkung von Maßnahmen entsprechend der Po- profitiert. tenziale und Problemschwerpunkte in den Terras- senlagen unterstützen.

51 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Diese Neuausrichtung des Steillagenweinbaus Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI, Website Europäische wurde von einem breiten Kreis an Weinerzeu- Kommission) erarbeitet. Das Förderprogramm gern und politischen Vertretern in der Region un- unterstützt innovative Lösungen in der Land- und terstützt. Auch von Seiten des Ministeriums für Forstwirtschaft für aktuelle Herausforderungen. Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden- Als Partner für die Projektbeantragung und -be- Württemberg (MLR) und des Weinbauverbands arbeitung wurden die Hochschule Geisenheim Württemberg wurde die Initiative positiv aufge- (Weinbau, Institut für Betriebswirtschaft & Markt- nommen. Allerdings zeigte sich in ersten Abstim- forschung) und die Staatliche Lehr- und Versuchs- mungsgesprächen mit Vertretern des MLR und anstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg gewon- dem Weinbauverband Württemberg, dass eine nen. Der Projektantrag wurde fristgerecht Ende Neuorientierung gründlich vorbereitet und die März 2017 beim MLR eingereicht und soll bis Vermarktungsoptionen sorgfältig geprüft bzw. 2022 die Umbestockung der Steillagen qualifi- umgesetzt werden müssen. zieren, den An- und Ausbau der Premiumweine an den Verbraucheranforderungen ausrichten und Basierend auf den Ansätzen des Steillagenkon- ein gemeinsames Marketing der Weinerzeuger zepts wurde durch einen Arbeitskreis der Steil- auf den Weg bringen. lagenwerkstatt ein Förderantrag für das Förder- programm „Landwirtschaftliche Produktivität und

Das Konzept zur Neuerfindung des Steil- lagenweinbaus bildete die Grundlage zur Erarbeitung eines Projektantrags für das Förderprogramm „Landwirtschaftliche Pro- duktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI)

52 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

7.1.2 Ökokontoprojekte zur Instand- setzung sanierungsbedürf- tiger Trockenmauerbereiche

Mit der Ökokontoverordnung (ÖKVO) von 2010 kann die Sanierung von Trockenmauern als öko- kontofähige Maßnahme bewertet und eingebucht werden. Voraussetzung ist, dass die Trockenmau- ern eingestürzt sind, in Teilen bereits Auflösungs- erscheinungen zeigen oder deutliche Hinweise auf einen bevorstehenden Einsturz (Mauerbauch) erkennbar sind. Erst mit der Einführung des Her- stellungskostenansatzes (Anlage 2 Abs. 1 der ÖKVO) wurden die Kosten einer Trockenmauer- sanierung in ein realistisches Verhältnis zu den erzielbaren Ökopunkten gerückt. Das Verhältnis von 1 EUR Sanierungskosten zu 1 Ökopunkt und von maximal 450 EUR förderbarer Kosten pro qm Maueransichtsfläche ist noch nicht abschließend vom Gesetzgeber fixiert, wurde aber für das Öko- kontoprojekt in Ingersheim in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde angewendet. Am terrassierten Neckarhang der Weinlage „In- gersheimer Schlossberg“ wurde ein Weinberg im Eigentum der Gemeinde neu verpachtet. Ein Fachbüro übernahm die Bestandsaufnahme und Bewertung des Mauerzustands sowie die Doku- mentation der Sanierungsmaßnahme. In enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehör- de wurde der anrechenbare Sanierungsumfang festgelegt. Es wurden 81 m2 Trockenmauern als sanierungsbedürftig eingestuft. Bei einem Her- stellungskostenansatz von 1 EUR/Ökopunkt und 400 EUR/m2 errechnet sich eine Kompensation von 32.400 Ökopunkten. Die Maßnahme stellt ein Pilotprojekt für die ILEK-Region dar und soll den Startschuss für weitere Trockenmauersanie- rungen im Zusammenhang mit dem Instrument Ökokonto bilden. Wichtig für die künftige Um- setzbarkeit ist, dass die dingliche Sicherung der Maßnahmen durch eine Baulast der Kommune gewährleistet werden und damit ein Grundbuch- von oben: Übersicht über das Projektgebiet, Impressionen eintrag vermieden werden kann. der Bestandsaufnahme (Illustrationsmaterial zur Verfügung gestellt von der Gemeinde Ingersheim; Karte: Topographi- sche Karte des LUBW)

53 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

7.1.3 Bauhütte zur Trockenmauer- 7.1.4 Zusammenlegung größerer sanierung gründen und Produktionseinheiten

Trockenmauerkurse Die Kleinteiligkeit von Eigentum und Bewirtschaf- tung in den Steillagen ist eine Folge der Realerb- Die Idee zur Gründung einer auf Regions- oder teilung. Sie stellt eine Hürde für die rationellere Kreisebene angesiedelten, festen „Truppe“ zur Bewirtschaftung der Terrassenweinberge dar, Sanierung von Trockenmauern, die fachlich und wird allerdings von den Winzergenossenschaf- technisch für die Trockenmauersanierung ausge- ten als Grund dafür angesehen, warum trotz stattet ist und den Weinerzeugern im Sanierungs- fehlender Rentabilität noch so viele Terrassenla- fall unterstützend zur Seite steht, wurde von gen in Bewirtschaftung stehen. Angesichts des mehreren Seiten angeregt. Auch das Angebot Generationenwechsels ist aber von einer deut- regelmäßiger Trockenmauersanierungskurse für lichen Reduzierung der aktiven Wengerterschaft Wengerte und Grundstücksbesitzer war ein wich- auszugehen. Dieser kann einen beschleunigten tiges Anliegen. Die Organisation von Kursen und Verbrachungsprozess in Gang setzen, aber auch die Trägerschaft entsprechender Angebote waren Spielräume für kompaktere Bewirtschaftungsein- mehrfach Diskussionsthema in Akteurswerkstät- heiten durch Flächentausch und Zusammenle- ten und im Lenkungskreis. gungsverfahren eröffnen. Mit der Einrichtung des Landschaftserhaltungs- Durch Bodenneuordnungsverfahren kann die- verbands (LEV) im Kreis Ludwigsburg steht seit ser Prozess unterstützt und erleichtert werden. 2016 ein konkreter Ansprechpartner zur Verfü- Dabei bieten die unterschiedlich aufwendigen gung, der Kurse zum Aufbau einer kommunen- Verfahren der Zusammenlegung (Pachtmanage- übergreifenden Sanierungsgruppe organisieren ment, Freiwilliger Landtausch) und (vereinfachte) und betreuen kann. Die Staatliche Lehr- und Flurneuordnung ein differenziertes Portfolio für Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg die in dem jeweiligen zu ordnenden Gebiet an- führt bereits seit 2012 Sanierungskurse im Tro- stehenden Aufgaben an. Entsprechend variiert ckenmauerbau durch und regte eine Kooperation der Aufwand eines Verfahrens je nach Aufwand mit dem LEV Ludwigsburg an. Im Februar 2017 zwischen zwei Monaten und bis zu zehn Jahren. wurden die sechs im LEV vertretenen ILEK-Kom- munen vom LEV Ludwigsburg bzgl. sanierungsfä- Die Umsetzung von Bodenordnungsverfahren higer Trockenmauerabschnitte und interessierter wurde in den Steillagen des ILEK-Gebiets von Teilnehmer angeschrieben. Ein erster Kurs soll mehreren Akteuren gefordert und als Schlüs- bereits im Frühjahr 2018 mit der LVG Heidelberg selprojekt eingestuft. Im Projektzeitraum konn- angeboten werden. Damit soll es in den folgen- ten zwei Gebiete als Projektgebiete ausgewählt den Jahren ein kontinuierliches Angebot an Schu- werden. Weitere Vorschläge wurden von den lungskursen sowie eine öffentliche Trockenmau- Akteuren und ILEK-Kommunen bisher nicht ein- ergruppe (möglicherweise auch aus dem zweiten gebracht. Ein möglicher Grund dafür dürfte darin Arbeitsmarkt) geben. bestehen, dass freiwerdende Flächen unter den Bewirtschaftern bisher weitgehend genossen- schaftsintern verteilt werden.

links: Praxiskurs zur Sanierung von Naturstein-Trocken- mauern im Steillagen-Weinbau (LVG Heidelberg)

54 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Vereinfachte Flurneuordnung Bönnigheim-Hohenstein in Bönnigheim:

Hanglage am Schlossberg in Hohenstein, Verfah- ren bereits eingeleitet, der Gemeinderat hat die Übernahme der Trockenmauern in städtisches Eigentum zugesagt, keine terrassierte Steillage, aber Lage mit einzelnen markanten, aber sanie- rungsbedürftigen Trockenmauern; Ziel: Zusam- menlegung, Sanierung von Trockenmauern und Regelung des Wasserabflusses

oben und links: Übersicht über das Projektgebiet in Bön- nigheim-Hohenstein (Luftbild: Landratsamt Ludwigsburg, Untere Flurbereinigungsbehörde; Fotos: Stadt Bönnigheim)

Flurneuordnung Eibin – Oberer Berg in Lauffen a.N.

Terrassenlage im Südwesten der Großlage Kat- zenbeisser: Älteres Verfahren, das wegen Ein- sprüchen zurückgestellt wurde, wird von der Stadt Lauffen a.N. wieder in den Gemeinderat gebracht, Ziel: Zusammenlegung, Verbesserung der Zugänglichkeit

Übersicht über das Projektgebiet Eibin (Stadt Lauffen a.N.)

55 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

7.1.5 Steillagenklassifikation 3. Weinbaulagen mit Aufwertungsbedarf: Vie- le gute Lagen haben dringenden Bedarf einer für das ILEK-Gebiet Neuordnung und Nutzungserleichterung, um Im Rahmen des zweiten Akteursworkshops wie eine nachhaltige und rentable Nutzbarkeit zu auch im Lenkungskreis wurde vorgeschlagen, ermöglichen. Hier sollen Schwerpunkte für eine Klassifizierung der terrassierten Steillagen Neuordnungsverfahren und Erleichterung der in der ILEK-Region vorzunehmen. Das Ziel einer Bewirtschaftung gesetzt werden. solchen nutzungsbezogenen Klassifikation der 4. Weinbaulagen mit Aufwertungs- Lagen besteht darin, und Sanierungsbedarf 5. Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf bzw. 1. die Nutzungsperspektiven und Verbrachungs- für Folgenutzungen: Einige Steillagen eig- tendenzen der Terrassensteillagen einzuschät- nen sich von der Ausrichtung her kaum mehr zen, als Weinbauflächen; sie sind für den Weinbau 2. die unbedingt zu erhaltenden Spitzenlagen oftmals weniger geeignet als viele Flachla- festzulegen, gen. Andere Lagen sind bereits so stark von 3. den Handlungsbedarfs zur Verbesserung der Verbrachungsprozessen betroffen, dass die Bewirtschaftbarkeit einzustufen, Weinbaunutzung zunehmend unattraktiv wird. 4. Schwerpunkte für unterschiedliche Maß- Diese werden weinbaulich unter derzeitigen nahmentypen (z.B. Ökokontomaßnahmen, Rahmenbedingungen nur schwer zu halten Nachnutzungskonzepte) zu setzen sowie sein. Hier sollte über landschaftswirksame 5. die Problembereiche für die weinbauliche Folgenutzungen nachgedacht werden. Nutzung zu verdeutlichen. Die Klassifizierung der Terrassenlagen wurde als Es wurde eine Bewertungsskala mit fünf Stufen gutachterliche Einschätzung erarbeitet (s. Karten zugrunde gelegt: in Anlage 4). Auf einer Gesamtkarte und drei De- tailkarten ist die genaue Lage der Steillagen der 1. Kernräume des terrassierten Steillagen- ILE-Region sowie die Abgrenzung der im Luftbild weinbaus: Die Spitzenlagen der Weinbergter- erkennbaren Brachflächen und Extensivierungs- rassen sollen vorrangig gesichert und weiter- flächen (z.B. Gärten) dargestellt. Die Abgrenzung entwickelt werden; sie bilden die Kernlagen wurde durch Hinweise und Anmerkungen einiger zur Produktion hochwertiger Weine. Kommunen und Weinbauakteure im Rahmen ei- 2. Kernräume mit Aufwertungsbedarf ner Befragung modifiziert.

ha 70,00 Klassifizierung der Terrassensteillagen bezogen auf die ILEK-Kommunen gem. Steillagenklassifizierung

60,00 Stufe 5: Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf bzw. für Folgenutzungen 50,00 Stufe 4: Weinbaulagen mit Aufwertungs- und Sanierungsbedarf 40,00 Stufe 3: Weinbaulagen mit Aufwertungsbedarf Stufe 2: Kernräume mit Aufwertungsbedarf 30,00 Stufe 1: Kernräume des terrassierten Steillagen- weinbaus 20,00

10,00

0,00

56 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Lauffener Katzenbeißer

Lauffener Lauffen a.N. Krappenfels

Lauffener Jungfer

Kirchheimer Kirchberg Lauffener Katzenbeißer Boennigheim Kirchheim a.N. Lauffener Lauffen a.N. KrappenfelsHerrlesberg

LauffenerHohensteiner Jungfer Lerchenberg Gemmrigheimer

Kirchheimer Kirchberg Felsengarten

Boennigheim Kirchheim Gemmrigheim Gemmrigheimer a.N.Walheimer Herrlesberg Wurmberg Felsengarten HohensteinerWalheim Felsengarten Lerchenberg Gemmrigheimer Felsengarten Mundelsheimer Käsberg Gemmrigheim Hessig- Gemmrigheimer Walheimer Besigheimer Hessig- Wurmberg heimer Mundelsheim Felsengarten Wurmberg heimer Walheim Felsengarten Mühlberg Wurmberg Mundelsheimer Mundelsheimer Käsberg Mühlbächer Hessig- Hessig- Besigheimer Hessig- heimer heimMundelsheim Wurmberg heimer Mühlberg Wurmberg Mundelsheimer Hessig- Mühlbächer heim Ingersheimer Schlossberg Ingersheimer Schlossberg

Ingersheim Ingersheim

Benninger Neckarhälde Benninger Neckarhälde Ingersheimer IngersheimerFreiberger Riedberg Freiberger NeckarhäldeRiedberg Neckarhälde Benningen a.N. Benningen a.N. Klassifizierung der Terrassensteillagen der ILEK- Kommunen gem. Steillagenklassifizierung Freiberg a.N.

1 Kernräume des terrassierten Steillagenweinbaus Freiberg a.N.

2 Kernräume mit Aufwertungsbedarf 1 Kernräume3 Weinbaulagen des terrassierten mit Aufwertungsbedarf Steillagenweinbaus 2 Kernräume4 Weinbaulagen mit Aufwertungsbedarf mit Aufwertungs- und Sanierungsbedarf 5 Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf bzw. für Folgenutzungen 3 Weinbaulagen mit Aufwertungsbedarf

4 Weinbaulagen mit Aufwertungs- und Sanierungsbedarf 57 5 Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf bzw. für Folgenutzungen Mundelsheimer Käsberg

Hessigheimer Wurmberg

Hessigheimer Wurmberg

Mundelsheimer Käsberg Mundelsheimer Mühlbächer Hessigheimer Wurmberg

Hessigheimer Wurmberg

Mundelsheimer Mühlbächer

ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht Ingersheimer Schlossberg

Als Grundlagen für die Einstufung wurden ver- Klassifizierung der Terrassensteillagen der ILEK-Kommu- nen gem. SteillagenklassifizierungIngersheimer (Detailausschnitt) wendet: Schlossberg • die Abgrenzung der Terrassensteillagen in der Klassifizierung der Weinbausteillage Brachflächen und Nebennutzungen 1 Kernräume des terrassierten Brache ILEK-Region (Quelle: Landratsamt Ludwigs- Steillagenweinbaus Gehölzbrache burg) 2 Kernräume mit Aufwertungsbedarf Garten • eine Luftbildanalyse der brachliegenden und 3 Weinbaulagen mit Aufwertungsbedarf Streuobst verbuschten terrassierten Steillagen im ILEK- 4 Weinbaulagen mit Aufwertungs- Gebiet (Quelle: agl) und Sanierungsbedarf • die Klassifikation derWeinlagen in der -Wein- 5 Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf bzw. für Folgenutzungen literatur (Quelle: Weinatlas Deutschland [Braatz et al.Klassifizierung 2007]) der Weinbausteillage Brachflächen und Nebennutzungen 1 Kernräume des terrassierten Brache • die Exposition der WeinhängeSteillagenweinbaus (Quelle: agl) Gehölzbrache • der Zustand der Weinbergterrassen2 Kernräume mit Aufwertungsbedarf und Er- Garten schließung (Geländebefund:3 Weinbaulagen agl) mit Aufwertungsbedarf Streuobst • die Schwerpunkte 4von WeinbaulagenNeubepflanzungen mit Aufwertungs- und Mauersanierungenund (Geländebefund: Sanierungsbedarf agl) 5 Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf • das Nutzungsumfeld (Luftbildanalyse:bzw. für Folgenutzungen agl)

Mundelsheimer Käsberg

Hessigheimer Wurmberg

Hessigheimer Wurmberg

Mundelsheimer Mühlbächer

Ingersheimer Schlossberg

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Klassifizierung der Weinbausteillage Brachflächen und Nebennutzungen 1 Kernräume des terrassierten Brache Steillagenweinbaus Gehölzbrache 2 Kernräume mit Aufwertungsbedarf Garten 3 Weinbaulagen mit Aufwertungsbedarf Streuobst 4 Weinbaulagen mit Aufwertungs- und Sanierungsbedarf 5 Weinbaulagen mit Sanierungsbedarf bzw. für Folgenutzungen ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

7.2 Schlüssel- und Leitpro- 7.2.1 Gemeinsame touristische jekte im Handlungsfeld 2 Identität für die Neckar- Die Schlüsselprojekte für das Handlungsfeld 2 schleifen entwickeln „Die Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen als Die Analyse der touristischen Einbettung des Erlebnisraum und Tourismusdestination ausbau- ILEK-Gebiets zeigt, dass die Neckarschleifen un- en“ bezogen sich v.a. auf den Aufbau weintou- terschiedlichen Tourismusverbänden zugeordnet ristischer Angebote sowie die engere und effek- und einige ILEK-Kommunen in keinem touristi- tivere Verzahnung von Terrassenweinbergen und schen Verband organisiert sind. In Bezug auf die Tourismus. Ausgewählt wurden Projektideen zur Tourismusverbände befindet sich das Neckartal Entwicklung einer gemeinsamen touristischen mit seinen terrassierten Weinlagen meist in einer Identität für die Neckarschleifen sowie zum Auf- Randlage (z.B. Kraichgau-Stromberg Tourismus, bau einer gemeinsamen weintouristischen Infra- Neckar-Zabergäu Tourismus). Daher fehlt es in struktur in den Terrassenlagen. Dabei stand die der Region an einer Koordination und räumlichen Konzeption steillagenbezogener Wegesysteme Kohärenz weintouristischer Angebote und Initia- im Vordergrund. Die Bewerbung der Region und tiven. Die Gründung eines eigenen touristischen ihrer (wein)touristischen Attraktionen über ein Verbands für die Neckarschleifen wurde von den Reisebuch soll das Erleben der Weinkulturland- Tourismusverbänden, den Kommunen und auch schaft erleichtern und die Direktvermarktung der auf Landesebene nicht befürwortet. Steillagenweine unterstützen. Auch die Neckar- schifffahrt soll für ein Steillagenerlebnis künftig Als wesentliche Voraussetzung für die touristi- eine prominentere Rolle spielen. sche Koordination, die Priorisierung von touristi- schen Fördermitteln und die Umsetzung regions- bezogener touristischer Projekte wurde jedoch Touristische Verbände in der ILEK-Region (grau) die Zugehörigkeit der ILEK-Kommunen zu einem (zusammengestellt auf Grundlage von Informationen bestehenden touristischen Verband gesehen. der touristischen Verbände) Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen Gemmrigheim, Hessigheim, Mundelsheim und Ingersheim trafen sich im Dezember 2016 mit dem 3B-Tourismus zur Aufnahme erster Sondie- rungsgespräche. Die Entscheidung über einen Heilbronner Beitritt zum 3B-Tourismus (damit verknüpft auch Neckar-Zaber Land Lauffen a.N. zum Kraichgau-Stromberg Tourismus) wird in den jeweiligen Gemeinderäten voraussichtlich noch 2017 getroffen. Mit einem Beitritt könnte der Auf- Kirchheim Bönnigheim a.N. bau regionaler steillagenbezogener touristischer Gemmrigheim Angebote erheblich erleichtert werden. Walheim

Hessig- heim Mundelsheim 3B- Marbach- Kraichgau- Tourismus Bottwartal Stromberg Ingersheim

Benningen a.N. Freiberg a.N. Region Stuttgart

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7.2.2 Rundwege und Genussplätze Unter Berücksichtigung des vorhandenen Wege- netzes wurden im Frühjahr/Sommer 2016 acht in den terrassierten Steillagen steillagenbezogene Rundwege entworfen, die anlegen neben den Haupterschließungswegen auch die Staffeln und Fußwege innerhalb der Steillagen Die spektakulären Terrassenlagen am Neckar einbeziehen. Ziel ist, ein intensives Steillagener- gehören sicher zu den kulturlandschaftlichen lebnis zu ermöglichlichen. Genussplätze sollen an Highlights des Landes und werden auch auf den jedem Weg attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten Werbeseiten des Württemberger Weintourismus bieten. Durch Erweiterungsstrecken können eini- gerne in den Fokus gerückt. Die zahlreichen Wan- ge Rundwege flexibel zu längeren Wanderungen derwege der ILEK-Region bieten jedoch nur an genutzt werden. wenigen Stellen ein unmittelbares Steillagen- erlebnis – meist bleibt es bei einem Blick von Von den acht Rundwegen sind sechs als Erlebnis- der Tallage aus oder einem Spaziergang entlang wege und zwei als Komfortwege (die mit Kinder- der Hochfläche. Das Defizit an steillagenbezoge- wagen oder Rollstuhl begehbar sind) ausgelegt. nen Wanderwegen war daher früh ein Thema im Eine Anbindung an den ÖPNV, Gastronomie und ILEK-Prozess. Ortskerne der Winzerorte ist in der Regel gege- ben. Auch der Verband Region Stuttgart hat über Na- tureLife International ein erstes Konzept für die Die Entwürfe der Rundwege wurden mit den Anlage von Steillagenwegen in der Region Stutt- ILEK-Kommunen und den Tourismusverbänden gart erarbeiten lassen, darunter mit Benningen abgestimmt. Zudem liegen Stellungnahmen der a.N. und Mundelsheim auch zwei Wege im ILEK- Oberen und Unteren Naturschutzbehörden vor, Gebiet (NatureLife-International/Verband Region aufgrund derer die Wegeführungen innerhalb von Stuttgart 2016). Um eine Doppelbearbeitung von Schutzgebieten soweit möglich bereits angepasst Wegekonzeptionen zu vermeiden und ein kohä- wurden. Punktuell stehen noch Klärungen natur- rentes Rundwegesystem in den Steillagen zu ent- schutzfachlicher Konfliktpunkte aus. Hier muss wickeln, wurde mit dem Verband Region Stuttgart der Diskurs um eine tragfähige Wegeführung (VRS) vereinbart, dass im ILEK Neckarschleifen mit den Naturschutzbehörden fortgeführt wer- ein Wegesystem für die ILEK-Kommunen ausge- den. Einige Rundwege erfordern die Anlage und arbeitet wird, das die Vorschläge von NatureLife Markierung neuer Wegeabschnitte, die einer Ab- International berücksichtigt. stimmung mit Bewirtschaftern und Eigentümern bedürfen. Zur Herstellung der Wegesicherheit Die Rundwege sollten folgende Bedingungen er- sind punktuell Sanierungs- und Sicherungsmaß- füllen: nahmen (z.B. Geländer, Begrenzungen, Erneue- • Begrenzte Streckenlänge von 2 bis 4 Stunden rung von Stufen) an Staffeln und Trockenmauern Gehdauer, möglichst flexible Erweiterung auf notwendig. längere Rundtouren Karten mit dem detaillierten Verlauf der Rundwe- • Klares Profil als Erlebnisweg mit möglichst ge sowie das Gesamtkonzept sind in der Anlage hohem Steillagenanteil, geringem Anteil as- 5 enthalten. phaltierter Wege und intensiver Verknüpfung mit den terrassierten Steillagen, alternativ Auslegung als Komfortweg mit weitgehender Barrierefreiheit • Gute Anbindung an ÖPNV und regionale Wander- und Radwege • Anbindung an Winzerorte und Gastronomie • Genussplätze und Aussichtspunkte als Höhe- punkte der Tour rechts: Der Pfad oberhalb der Felsengärten ist ein Vorbild für einen attraktiven steillagenbezogenen Wanderweg

60 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Lauffen a.N.

Bönnigheim Kirchheim a.N.

Gemmrigheim

Walheim

Neckar Hessig- Mundelsheim Besigheim heim

Enz

Ingersheim

Übersicht über die Entwürfe der Steillagenrundwege

Erlebniswege Benningen a.N. Erlebniswege Marbach Steillagenbezogener Rundweg Steillagenbezogener Rundweg Freiberg a.N. Erweiterungsrunde Erweiterungsrunde Komfortwege Komfortwege Steillagenbezogener Rundweg Steillagenbezogener Rundweg Terrassierte Steillage Terrassierte Steillage

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Die Verkehrssicherung bedarf einer möglichst 7.2.3 Kommunenübergeifender einheitlichen Regelung. Dabei ist insbesondere sicherzustellen, dass offenkundige Gefahrenstel- steillagenbegleitender len an den Trockenmauern und Staffeln beseitigt Qualitätswanderweg werden und die Haftung von den Grundstücksei- gentümern auf die jeweilige Gemeinde übergeht. Ein interkommunaler, möglichst zertifizierter Steillagenwanderweg soll – ergänzend zu den Wegebezogener Regelungsbedarf kommunalen Steillagenrundwegen – die Neckar- zur Verkehrssicherung steillagen mit hohem Erlebniswert und attraktiver Wegeführung verknüpfen. Dabei kann er Teilstre- • Übernahme der Haftpflicht durch die Kom- cken der Rundwege und die Genussplätze nutzen mune und die besonderen Orte der Steillagen aufneh- • Beispiel Rheinland-Pfalz: Musterverein- men. Über die ILEK-Region hinaus kann der Weg barung für die Regelung der Verkehrs- in der Fortsetzung an den bestehenden Neckar- sicherungspflicht und Haftung entlang steig im Norden andocken und nach Süden bis von Prädikatswanderwegen (Wander- Stuttgart oder im Enztal bis Mühlacker fortgeführt wegeleitfaden; Website Tourismusnetz- werden. werk Rheinland-Pfalz) • Sanierung von Gefahrenstellen Für eine Zertifizierung als Qualitätswanderweg ist (v.a. künstliche Bauwerke) allerdings der Wegeanteil an asphaltierten Wirt- • Sicherung von offensichtlichen wegebe- schaftswegen möglichst gering zu halten, was dingten Gefahrenstellen in der stark erschlossenen und landwirtschaftlich genutzten Region nur schwer zu realisieren ist. • Hinweis auf erhöhte Gefährdung Eine enge Verknüpfung mit ÖPNV-Anschlüssen • Kontrollpflicht durch die Kommune erleichtert eine etappenweise Begehung, Stich- Die Genussplätze sollen sich in attraktiver, mög- wege zu den Weinorten mit entsprechender Gas- lichst mit Aussicht verbundener Lage in oder an tronomie und Hotellerie können Übernachtungs- einem Terrassenweinberg befinden. Eine Grund- und Verpflegungsmöglichkeiten bieten. ausstattung mit Sitzgelegenheiten und Abstellflä- Der Steillagenwanderweg wurde als erster Vor- chen sowie eine schlichte, ortsbezogene Gestal- entwurf konzipiert und mit den Tourismusver- tung mit Muschelkalk bildet den gestalterischen bänden vorabgestimmt. Aufgrund der wenigen Rahmen. Optional können eine Aussichtsterras- vorhandenen Neckarbrücken bietet es sich an, se, Infotafeln oder ein Weinschrank das Angebot ausgehend von Lauffen a.N. ab Kirchheim a.N. erweitern. Die Größe wird entsprechend der Ört- eine zweigleisige Wegeführung beidseits des lichkeit angepasst, soll aber zumindest den Auf- Neckars zu verfolgen, die bei Freiberg a.N. wieder enthalt kleiner Gruppen zulassen. Für eine Nut- zusammengeführt wird. Da das ILEK Enzschlei- zung durch Weinerlebnisführer, Touristiker oder fen einen ähnlichen Wanderweg entlang der Enz Weinerzeuger (z.B. für kleine Verkostungen) sind vorsieht, liegt es auf der Hand, die Wegekonzep- ein Strom- und Wasseranschluss sowie eine Zu- tionen der beiden ILEK im Bereich Besigheim zu- fahrt hilfreich. sammenzuführen. Der detaillierte Verlauf der Rundwege sowie das Gesamtkonzept sind in der Anlage 6 enthalten.

links: Die Kirchheimer Weinterrasse ist ein gelungenes Bei- spiel eines Genussplatzes und einer der wenigen erholungs- bezogenen Orte in den Terrassenlagen der Region

62 ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Lauffen a.N.

Bönnigheim Kirchheim a.N.

Gemmrigheim

Walheim

Neckar Hessig- Mundelsheim heim Besigheim

Enz

Ingersheim

Übersicht über den Vorentwurf zum Steillagenwanderweg Benningen a.N. Erlebniswege Marbach Neckarschleifenwanderweg Steillagenbezogener Rundweg Freiberg a.N. Ostroute Erweiterungsrunde Westroute Komfortwege Verbindung Steillagenbezogener Rundweg Terrassierte Steillage

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von oben und links: Solche kaum befes- tigten Wege wie hier am Hessigheimer Teil des Käsbergs sind ideal für die Integ- ration in die Steillagenwege | Steillagen- pfad an der Kirchheimer Neckarschleife | In Benningen und Ingersheim ist die Aus- schilderung von Komfortwegen sinnvoll | Weinbergpfad am Ortsrand Hessigheim zum Mühlberg | Die Nutzung von Staffeln ist Teil der Erlebniswege. Hier müssen punktuell Stufen oder randliche Trocken- mauern saniert werden | Sicherungen von Staffeln (hier Geländer) sind an besonderen Gefahrenstellen wichtig | Künstlerische Gestaltungen sind eine der Möglichkeiten, um Genussplätze gestal- terisch aufzuwerten

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7.2.4 Ein Reisebuch für 7.2.5 Verknüpfung von Neckar- die Neckarschleifen schifffahrt und Steillagen

Die Neckarschleifen sind als touristische Region Die Neckarschifffahrt ist eines der touristischen bisher nicht präsent, die einzelnen (wein)touristi- Standbeine entlang des mittleren und unteren schen Angebote der Region im Zusammenhang Neckars. Allerdings befindet sich die ILEK-Region kaum abzufragen. Für einen Wochenendausflug zwischen den beiden Hafenstandorten Stuttgart- aus den Verdichtungsräumen Stuttgart und Heil- Bad Cannstatt und Heilbronn, so dass die Aus- bronn fällt es selbst im Internet nicht leicht, sich flugsfahrten der Neckarschifffahrt die ILEK-Regi- touristische Ziele, Wege und Angebote von Lauf- on aufgrund der zahlreichen Schleusungen meist fen a. N. bis Marbach a.N. zusammenzustellen. nicht erreichen. Bisher werden im ILEK-Gebiet Im Zusammenhang mit der Entwicklung der tou- nur sommerliche Fahrten von Marbach aus nach ristischen Wegeinfrastruktur soll daher ein beglei- Besigheim angeboten (Anbieter Neckarkäpt`n). tendes Booklet zum Neckarschleifenwanderweg Von Heilbronn (Firma Stump) erfolgt sommerlich oder zur Region Neckarschleifen ausgearbeitet einmal wöchentlich eine Schiffstour nach Besig- werden. Dieses handliche Reisebuch soll Infor- heim über Lauffen a.N. und Kirchheim a.N.. mationen bieten zu Eine Verzahnung der Ausflugsfahrten mit spezi- • Geschichte, Natur- und Kulturerbe der fischen Inhalten der Terrassensteillagen gibt es Neckarsteillagen bisher nicht, ebenso wenig wie ein kombiniertes • (Winzer)Orte und Highlights entlang der Angebot mit einer Steillagenwanderung und/oder Wege Weinprobe. Dafür bedürfte es auch eines touris- • Beschreibung von Wegeabschnitten oder tischen Pakets mit Übernachtung im ILEK-Gebiet Rundwegen mit ihren Charakteristika und Rückfahrt am nächsten Tag per Schiff oder • Ausschnittskarten und Legenden Bahn. • Hinweise auf Gastronomie, Übernachtung, Aufgrund des eingeschränkten Schifffahrtsange- Verkehrsanbindung bots – das sich nur bedingt mit den weintouris- tischen Aktivitätsschwerpunkten im Frühjahr und Ein solches Reisebuch kann erst sinnvoll konzi- Herbst deckt – ist auch das saisonale Chartern piert und aufgelegt werden, wenn die entspre- oder der Kauf eines Ausflugsschiffes durch die chenden touristischen Infrastrukturen (Steillagen- ILEK-Kommunen (in Kooperation/Zweckverband rundwege, Neckarschleifenwanderweg etc.) in mit den Tourismusverbänden und den Winzer- Realisierung sind. genossenschaften) denkbar, das unmittelbar im ILEK-Gebiet stationiert wäre. Dadurch könnten die Schleusungszeiten bis zum Erreichen der Re- gion entfallen und es können passgenaue Aus- flugsangebote mit den Weinerzeugern und Tou- ristikern entwickelt werden. Die weitere Vertiefung dieses Schlüsselprojekts sollte nach Abklärung der Handlungsoptionen mit den in Frage kommenden Anbietern der Neckar- schifffahrt erfolgen.

Vorbild könnte das Reisebuch für die Route der Industriekultur im Filstal sein. Eingebettet in den Landschaftspark Region Stuttgart verknüpft die Route der Industriekultur im Filstal zahlreiche Relikte und Zeugnisse einer langen und eindrucksvollen Industriegeschichte wie auch einer bis heute lebendigen Unternehmenskultur. Weitere Informationen: www.industriekultur-filstal.de

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7.3 Schlüsselprojekte 7.3.1 Einsaat von Blühmischungen im Handlungsfeld 3 auf Weinbergbrachen Für das Handlungsfeld 3 „Weinbergterrassen mit Junge Weinbergbrachen werden meist rasch von neuer Zukunft – innovative Nutzungen und Pers- der Brombeere besiedelt, die durch ihr Wurzel- pektiven für brachfallende Steillagen“ konnte mit werk und ihre Dominanz die Trockenmauern an- der Einsaat von Blühmischungen auf brachlie- greifen und eine spätere Wieder- oder Nachnut- genden Terrassen nur ein Schlüsselprojekt identi- zung deutlich erschweren und verteuern. Mit dem fiziert werden. Dies liegt v.a. in den schwierigen Einsatz von mehrjährigen Blühmischungen mög- Umsetzungsperspektiven für die meisten natur- lichst kurz nach der Nutzungsaufgabe ließe sich schutzorientierten Projektideen begründet, die die offene Bodenfläche rasch schließen und bei ohne eine dauerhafte, durch die öffentliche Hand Verwendung regionaltypischer, artenreicher Saat- finanzierte Pflege kaum zu realisieren sind. gutmischungen ein deutlicher naturschutzfachli- cher Mehrwert erzielen. Die Trockenmauern blei- Auch die Nachnutzungsideen für brachgefallene ben offen, behalten ihren naturschutzfachlichen Weinbergterrassen fanden noch wenig Resonanz Wert und der Zerfall der Mauern wird zumindest bei den Akteuren. Vielfach werden für diese Opti- deutlich verzögert. Darüber hinaus entsteht ein onen noch keine Perspektive für die Terrassenla- vielfältiges Blüten- und Nahrungsangebot für In- gen erkannt. Ein erster Impuls könnte mit der ge- sekten, das jedoch keine kritischen Unkräuter für planten Anlage terrassierter Gärten im Rahmen den Weinbau enthält. Je nach Saatgutmischung der BuGa 2019 Heilbronn durch die Stadt Lauffen dürfte eine jährliche Mahd ausreichend sein. gesetzt werden. Ein entsprechendes Angebot zur Einsaat von jun- gen Brachflächen in den Weinbergterrassen soll- te von Seiten der Landschaftserhaltungsverbände Ludwigsburg und Heilbronn für die Weinerzeuger Visualisierung einer Einsaat von Blühmischungen auf einer Weinbergbrache (Montage mit Bildmaterial und Eigentümer vorgehalten werden. von www.wildbienenhilfe.de)

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dazu, die Flächen ästhetisch aufzuwerten und ei- 7.4 Schlüssel- und Leitpro- nen Impuls für die Nachnutzung von terrassierten jekte im Handlungsfeld 4 Brachflächen zu setzen. Im Handlungsfeld 4 „Das Kulturerbe als Gemein- In Lauffen a.N. können brachliegende Parzellen schaftsaufgabe – Bewusstsein schaffen und in den Weinbauterrassen zur Anlage von Terras- Partner finden “ wurden bereits vor dem ersten sengärten genutzt werden, die als Farbflächen Bürgerabend mit der Verteilung der projektbezo- mit wechselndem Blühaspekt Akzente in der genen Postkarten und einer von den Kommunen Steillage Katzenbeisser setzen. Im Hölderlinjahr durchgeführten Transparentaktion in den Steilla- 2020 kann dieser Ansatz vertieft und weiter fort- gen erste Schritte durchgeführt, um das öffentli- geführt werden. Gleichzeitig soll die Anlage der che Interesse an den Terrassenweinbergen zu we- Terrassengärten auch mit der Umsetzung des cken. Die Gewinnung von Sponsoren wurde von Steillagen-Rundwegs und der Genussplätze in den meisten Akteuren als mittelfristiger Schritt den Steillagen verknüpft werden. eingeschätzt, da hierzu zunächst die entsprechen- Der Neckartal-Radweg soll nach Vorstellung der den Premiumprodukte aus den Steillagen gelie- regionalen Touristikvertreter die BuGa 2019 in fert werden müssten (s. Handlungsfeld 1). Heilbronn mit der gleichzeitig stattfindenden Lan- Die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn kann desgartenschau im Remstal verbinden. Dieser als bundesweit beachtetes Großereignis zum Im- Abschnitt des Neckartalradwegs würde zu grö- pulsgeber für die Schlüsselprojekte dieses Hand- ßeren Teilen durch die ILEK-Region entlang der lungsfelds werden. Neckarschleifen verlaufen. Sollte sich dieser Ver- knüpfungsansatz konkretisieren, dann können die ILEK-Kommunen und Tourismusverbände dies für 7.4.1 Bundesgartenschau (BuGa) die touristische Bewerbung der Steillagen nutzen. 2019 für Bewerbung der Konkrete Projekte sind dazu noch nicht geplant. Terrassenweinberge nutzen

Die BuGa 2019 in Heilbronn soll als Plattform genutzt werden, um das kulturelle Erbe der Ter- rassenlagen einem bundesweiten Publikum zu präsentieren. Dabei dient die Rekultivierung und gärtnerische Gestaltung brachliegender Terrassen

links: Eine in den Weinbergterrassen durchgeführte Transparentaktion mit unterschiedlichen, von den Kommunen ausge- wählten Slogans sollte zu Beginn des ILEK-Prozesses auf die prekäre Situation der Terrassenweinberge aufmerksam machen. rechts: Mit temporären Gärten bzw. Blühflächen im Rahmen der BuGa 2019 in Heilbronn könnten die Terrassenlagen für Aufmerksamkeit werben (Montage mit Bildmaterial von www.gartendatenbank.de und http://artengalerie.makro-forum.de (Wildtulpen) sowie www.kraeuter-und-duftpflanzen.de (Lavendel))

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8. Prozessstruktur und Beteiligungsprozess des ILEK

zess, wie die Bürgerabende, vorbereitet. Der 8.1 Geschäftsstelle Lenkungskreis diente der Prozesssteuerung und Zu Prozessbeginn im Mai 2015 wurde für die Be- damit der inhaltlichen und strategischen Abstim- arbeitungszeit des Konzepts eine Geschäftsstelle mung, aber auch der Vermittlung zwischen unter- (unter [email protected]) eingerich- schiedlichen Interessen der Prozessbeteiligten. tet. Damit wurde auch denjenigen, die nicht zu Die Ergebnisse der Verfahrensschritte und Werk- den Beteiligungsveranstaltungen kommen konn- stätten wurden im Gremium vorgestellt und ge- ten oder wollten, die Möglichkeit gegeben, ihre meinsam diskutiert. Über die Vertreter der Kom- Anregungen einzubringen. Über den Zeitraum munen und Landratsämter im Lenkungskreis des ILEK hinweg koordinierte die Geschäftsstelle erfolgte zudem eine Rückbindung des Prozesses den Kontakt und Austausch unter den Akteuren und der (Teil-)Ergebnisse in die Gremien der Kom- und trieb die Konkretisierung der Projektideen munen und Kreise. zwischen den Werkstätten voran. Zum Einstieg in die Bearbeitungsphase wurde Die Geschäftsstelle erarbeitete in regelmäßigen ein Auftakt-Workshop durchgeführt, in dem die Abständen kompakte Infobriefe, die über die Inhalte und Ziele des Auftrags, die Erwartungen wichtigsten Projektfortschritte und über Ergeb- des Auftraggebers, die Rollenverteilung der be- nisse öffentlicher Veranstaltungen berichteten, zu teiligten Akteure sowie der Zeitplan des ILEK weiteren Veranstaltungen einluden und zur Betei- Neckarschleifen besprochen wurden. Insgesamt ligung aufriefen. fanden im ILEK-Prozess weitere sechs Sitzungen des Lenkungskreises statt. Bedarfsweise wur- den in die Lenkungskreissitzungen Experten und 8.2 Lenkungskreis Vertreter von Verbänden als zusätzlicher Sachver- stand und für thematische Beiträge dazugeladen, Als prozessbegleitendes internes Gremium wur- so beispielsweise Herr Thiem vom Landesamt für de ein Lenkungskreis aus Verwaltungen und Denkmalpflege, Frau Dr. Baumgärtner vom Ver- politischen Gremien der beteiligten Kommunen band Region Stuttgart oder Herr Hadtstein vom und Landratsämter eingerichtet, der das Verfah- Landschaftserhaltungsverband Landkreis Lud- ren intensiv begleitet. Im Lenkungskreis wurden wigsburg e.V. (LEV). gemeinsam Ziele, Prozess und Strategien abge- stimmt und Veranstaltungen im Beteiligungspro-

Im Lenkungskreis wurden u.a. die in den Werkstätten erarbeiteten Ergebnisse diskutiert und der Prozessablauf vorbereitet.

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8.3 Akteursworkshops Schlüsselakteure aus unterschiedlichen Berei- chen, wie Weinbau, Tourismus, Naturschutz und Landwirtschaft, diskutierten in den Akteurs- workshops Stärken und Schwächen, Leitbild, Handlungsfelder und Entwicklungsziele. Über die gemeinsame Bearbeitung wurde sicherge- stellt, dass alle Akteure angemessen eingebun- den und die Fragestellungen unter verschiede- nen Gesichtspunkten beleuchtet wurden. Die Handlungsfelder und Entwicklungsziele des ILEK konnten in lebhaften Diskussionen gemeinsam festgelegt und zahlreiche Projektideen gesam- melt werden. Aufgrund des raschen und konstruktiven Projekt- fortschritts 2015 wurde die Anzahl der Akteurs- workshops 2016 zugunsten einer thematisch vertieften, projektorientierten Arbeit in Themen- werkstätten reduziert. Im Rahmen dieser The- menwerkstätten wurden für die priorisierten Leit- projekte Umsetzungsstrategien erarbeitet und Umsetzungspfade vorbereitet.

oben: Erster Akteursworkshop am 23. Juli 2015 in Lauffen am Neckar unten: Zweiter Akteursworkshop am 3. November 2015 in Hessigheim

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8.4 Themenwerkstätten Themenwerkstatt Neckarschleifen Zur weiteren Konkretisierung der Leitprojekte als Erlebnisraum wurden in der Fortsetzung der Akteursworkshops Die Neckarschleifen zwischen Benningen und Themenwerkstätten ins Leben gerufen. Aufgrund Lauffen besitzen ein besonderes Potenzial für der Konzentration priorisierter Projektideen in den Erholung und Tourismus, gerade auch wegen der Handlungsfeldern 1 und 2 wurden zwei Themen- Lage zwischen den Verdichtungsräumen Stuttgart werkstätten weiterverfolgt: und Heilbronn. Im Rahmen des Handlungsfelds 2 „Die Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen als Erlebnisraum“ hatte sich die Themenwerkstatt Themenwerkstatt zur Aufgabe gesetzt, die Neckarschleifen touris- Steillagenweinbau tisch zu profilieren und die vielfältigen Synergien zwischen Weinbau, Kulturerbe und Tourismus zu Die Themenwerkstatt widmete sich weinbauli- nutzen. chen Fragestellungen und Schlüsselprojekten des Handlungsfelds 1. Die Themenwerkstatt „Neckarschleifen als Erleb- nisraum“ setzte sich aus Vertretern der Touris- Teilnehmer waren Vertreter des Weinbaus, der musverbände, der Kommunen, der Weinerleb- Landratsämter und des Büros agl. Die Komple- nisführer und der Weinwege Württemberg als xität der Fragestellungen und das Engagement Vertreter der landesweiten Perspektive zusam- der Teilnehmer spiegeln sich darin wieder, dass men. es im Rahmen der Themenwerkstatt in sechs Sit- zungen gelang, eine Steillageninitiative zur „Neu- In zwei Sitzungen (Ingersheim, Walheim) be- erfindung des Steillagenweinbaus“ zu gründen schäftigten sich die Teilnehmer intensiv mit der und eine erste „Charta“ für die Weinerzeuger der Koordination und Organisation der weintouristi- Neckarschleifen zu entwerfen. schen Ziele und Maßnahmen in der ILEK-Region. Daneben wurden die Steillagenrundwege, Ge- In der Fortsetzung dieser Initiative wurde in ei- nussplätze sowie der kommunenübergreifende ner eigenen Arbeitsgruppe der Themenwerkstatt Steillagenweg anhand ausgearbeiteter Wegevor- (AG EIP-AGRI) ein Projektantrag für das EU-weite schläge vertieft und für eine Umsetzung vorberei- Förderprogramm EIP-AGRI erarbeitet, um die Zie- tet. Thematisiert wurden auch die Bedingungen le der Steillageninitiative in die Umsetzung und für eine Förderung der Wege durch den Verband Kofinanzierung zu bringen. Die Organisation und Region Stuttgart und die Tourismusverbände so- Formulierung eines EIP-Projektantrages erbrach- wie die Einbindung in die Initiative Weinwege ten die AG-Mitglieder in weiteren sieben Arbeits- Württembergs. sitzungen. Mit der Themenwerkstatt gelang es, die bisher Darüber hinaus konnten in der Steillagenwerk- nicht in einem Tourismusverband organisierten statt die Leitprojekte Trockenmauersanierung, ILEK-Kommunen (Hessigheim, Mundelsheim, Flurneuordnung und Steillagenklassifikation wei- Gemmrigheim, Ingersheim) zu einer Kontaktauf- ter für die Umsetzung vorbereitet werden. nahme mit dem 3B-Tourismus (und dem Kraich- gau-Stromberg-Tourismus) zu bewegen und die steillagenbezogenen Aktivitäten der Tourismus- verbände zu intensivieren.

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8.5 Bürgerabende Die Bürgerabende dienten der Beteiligung der breiten Öffentlichkeit, standen allen Bürgern of- fen und fanden an wechselnden Orten im Pla- nungsraum statt. Um möglichst viele Menschen zu erreichen und zur Teilnahme zu motivieren, wurden im Vorfeld aktivierende Maßnahmen wie die Verteilung von Postkarten, Plakataktionen in den Rathäusern und Pressekonferenzen durchge- führt. Neben einer offenen Einladung über die lo- kalen Medien und die Presse wurden Interessier- te auch über die Newsletter der Geschäftsstelle eingeladen. Die Vertreter der Kommunalpolitik und der Landratsämter wurden gezielt eingeladen und von den Bürgermeistern zur Teilnahme mo- tiviert. Über das Netzwerk der Schlüsselakteure konnten die Einladungen breit gestreut werden. Um ein abwechslungsreiches, lebendiges Abendprogramm zu gestalten, wurden neben Gesprächsrunden mit Schlüsselakteuren und Experten aus anderen Weinregionen auch Mög- oben: Impressionen des ersten Bürgerabends lichkeiten zum informellen Austausch gegeben. am 24.11.2015 in Benningen a.N. Hierzu wurde beim ersten Bürgerabend (Novem- unten: Impressionen des zweiten Bürgerabends am 16.11.2016 in Lauffen a.N. ber 2015) in Benningen a.N. ein Ideenmarktplatz in Form von Info-Inseln angeboten, bei dem In- teressierte ihre Anliegen mit Vertretern des Pla- nungsteams und des Lenkungskreises vertieft diskutieren konnten. Auf dem zweiten Bürger- abend in Lauffen a.N. (November 2016) konnten die Bürger die Schlüsselprojekte diskutieren und dazu Anregungen geben. Mit jeweils über 100 Teilnehmern stießen die Bürgerabende auf ein breites Interesse, insbesondere bei der regiona- len Winzerschaft.

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wurden auf der Rubrik Aktuelles angekündigt; 8.6 ILEK-Website, die Protokolle der Veranstaltungen sowie die Info- Dialogphase briefe konnten über die Website heruntergeladen Einen kontinuierlichen Überblick zum ILEK Ne- werden. ckarschleifen bot die projektbezogene Website Über einen „Newsletter“-Button auf der Projekt- www.neckarschleifen.de, die am 2. Oktober Website konnten sich Interessierte für die Zusen- 2015 online ging. dung von Informationen zum Projekt und insbe- Was ist integrierte ländliche Entwicklung? Wozu sondere der öffentlichen Veranstaltungen bei der dient ein ILEK? Wie kann ich mich am ILEK be- Geschäftsstelle registrieren. teiligen? Auf alle diese Fragen sollte die Website Die Website wurde in Kooperation mit ontopi- eine Antwort geben. Darüber hinaus informier- ca (www.ontopica.de) erstellt und während der te die Website auch über die Erarbeitung der Laufzeit des ILEK Neckarschleifen durch die Ge- Handlungsfelder und Entwicklungsziele sowie schäftsstelle kontinuierlich aktualisiert und be- den Projektfortschritt. Die ILEK-Veranstaltungen treut.

Begrüßungsseite www.neckarschleifen.de zum Zeitpunkt des Online-Dialogs

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Der Online-Dialog Die Besucher wurden über einen verlinkten But- ton auf der Startseite auf die Online-Dialogphase zum ILEK-Neckarschleifen hingewiesen. Die Teilnehmer hatten nach Anmel- Die Nutzer konnten sich über die Website www. dung die Möglichkeit, Projektideen und Anregun- neckarschleifen.de auch online an der Entwick- gen in einer Karte des ILEK-Gebiets konkret zu lung von Projektideen beteiligen. Nach dem ers- verorten. Alternativ konnten Projektideen auf ei- ten Bürgerabend in Benningen a.N. am 30.11.2015 ner Vorschlagsliste eingetragen werden. Sie soll- wurde bis zum 08.01.2016 über einen Zeitraum ten nach Möglichkeit einem der vier Handlungs- von sechs Wochen eine Online-Beteiligungsplatt- felder des ILEK-Projekts zugewiesen werden. form zur Verfügung gestellt und von der ILEK- Über Karte und Vorschlagsliste konnten auch die Geschäftsstelle betreut, auf der die interessier- Beiträge angeklickt, gelesen und kommentiert ten Bürger ihre Ideen zu Projekten und Aktionen werden. Die Kommentare konnten wiederum be- auf der Website einstellen, auf einer Projektkarte antwortet bzw. weiter kommentiert werden, so verorten und auch Ideen anderer Teilnehmer kom- dass die Möglichkeit zum offenen, themenbezo- mentieren konnten. genen Dialog gegeben war. Eine detaillierte Darstellung und Auswertung des Online-Dialogs ist in Anlage 7 enthalten.

Übersicht über die im Online-Dialog gesammelten Projektideen auf www.neckarschleifen.de

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8.7 Weitere öffentlichkeits- wirksame Informations- formate

Infobriefe

In regelmäßigen Abständen wurde der Projekt- stand des ILEK in Infobriefen dokumentiert und in anschaulicher Form veröffentlicht. Die Infobrie- fe wurden per Email in den Akteursnetzwerken verteilt und auf der ILEK-Website zum Download gestellt. 1. Infobrief zum ILEK Neckarschleifen

Postkarten

Im Vorfeld des ersten Bürgerabends im Novem- ber 2015 wurden fünf unterschiedliche öffentlich- keitswirksame Postkarten mit dem Leitbild und den Handlungsfeldern erstellt und über die Rat- häuser sowie auf dem Bürgerabend selbst ver- teilt. Auf den Postkarten konnten Interessierte ihre Projektideen und Anregungen notieren und an die ILEK-Kommunen abgeben bzw. die ILEK- Geschäftsstelle senden. Auch im Nachgang zum ersten Bürgerabend im November 2015 wurden die Postkarten bei verschiedenen Veranstaltun- gen (z.B. dem Steillagentag in Mundelsheim) an die interessierten Bürger weitergegeben und ausgefüllt wieder eingesammelt.

oben: Auf Postkarten zum Leitbild und den vier Handlungsfel- Rollups dern konnten Interessierte ihre Anregungen einbringen unten: Projektbezogene Rollups informieren auf den Veran- Zum Steillagentag in Mundelsheim am 28. Mai staltungen über das ILEK Neckarschleifen 2016 wurden im Vorfeld drei Rollups zum ILEK Neckarschleifen entworfen, die das Projekt, das Leitbild und die vier Handlungsfelder anschaulich darstellten. Die Rollups wurden 2016 noch auf mehreren kommunalen und regionalen Veranstal- tungen zur Bewerbung des ILEK aufgestellt.

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9. Finanzierung / Förderprogramme

9.1 Landwirtschaftliche Umstrukturierung und Umstellung Förderprogramme von Rebflächen (UuU) (MEPL III) Die Umstrukturierung von Rebflächen zur Produk- tionsanpassung an sich wandelnde Marktbedin- Förderprogramm Zusammenarbeit / gungen wird von der EU im Rahmen des Maß- Europäische Innovationspartner- nahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum schaft (EIP-AGRI) Baden-Württemberg 2014–2020 (MEPL III) geför- dert. Dazu zählt der Aufbau von Rebflächen sowie Das europäische Förderprogramm zur Europäi- von langfristig funktionsfähigen Mauern in terras- schen Innovationspartnerschaft dient der Entwick- sierten Handarbeitslagen (Mauersteillagen), die lung und Erprobung von innovativen Lösungen mit bis zu 32.000 EUR/ha förderfähig sind (Web- für aktuelle Herausforderungen in der Land- und site MLR). Damit kann die Umbestockung der Forstwirtschaft (Website Europäische Kommis- Terrassenlagen über das UuU-Programm in der sion, Website MLR BW). Dabei soll der Brücken- genannten Förderhöhe unterstützt werden. Teil- schlag zwischen den Akteuren der landwirtschaftli- weise wird dieser Betrag von den Winzergenos- chen Praxis, der Forschung und weiteren Akteuren senschaften noch weiter aufgestockt. wie z.B. der Vermarktung gelingen. Das Programm will neben der Unterstützung innovativer Ansätze auch die Zusammenarbeit und Selbstorganisati- Projektantrag „Neuerfindung des Steillagenweinbaus“ on der Akteure sowie die Veröffentlichung neuer Handlungsansätze stärken. Die Themenschwer- punkte des Förderprogramms werden vom jewei- ligen Bundesland vorgegeben. Zur Beantragung und Umsetzung eines Förderprojektes muss eine Operationelle Gruppe (OPG) aus Akteuren von Landwirtschaft, Forschung, Verbänden, Vermark- tung und ggf. Verwaltung gegründet werden. Die Initiative Steillagenweinbau hat gemeinsam mit der ILEK-Geschäftsstelle und dem Landrat- samt Ludwigsburg einen Projektantrag zur „Neu- erfindung des Steillagenweinbaus“ beim Ministe- rium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gestellt. Projektpartner sind u.a. die Landesversuchsanstalt für Wein- und Obst- bau Weinsberg sowie die Hochschule Geisenheim (Institut für Betriebswirtschaft & Marktforschung). Mit dem Förderprogramm soll die Umbestockung der Terrassenlagen wissenschaftlich begleitet und abgesichert sowie die Vinifikation und Außendar- stellung der Steillagenweine marktorientiert und mit einem gemeinsamen Label umgesetzt wer- den. Der Projektantrag hat bei einer Laufzeit des Projektes von fünf Jahren ein beantragtes Förder- volumen von ca. 550.000 Euro.

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9.2 Regionale Förder- 9.3 Sonstige landesweite programme Förderungen

Landschaftsparkprogramm des Weinwege Württemberg

Verbands Region Stuttgart (VRS) Auf Landesebene wurde Ende 2015 eine Koor- Das Landschaftsparkprogramm des Verbands Re- dinationsstelle Weinwege Württemberg gegrün- gion Stuttgart unterstützt interkommunale Projek- det. Im Zusammenhang mit der Dachmarke der te, die zur Aufwertung der Freiräume der Stadtre- Württemberger Weinwege wird damit – finanziert gion beitragen, mit einen Förderanteil von bis zu über eine Umlage der Tourismusverbände – eine 50% der Bausumme (Website VRS). überregionale Vermarktung von touristischen Angeboten der ILEK-Region möglich, wenn sie Die terrassierten Weinberglagen der Region im Zusammenhang mit den landesweiten wein- Stuttgart sind im Verband ein wesentlicher und touristischen Angeboten stehen (Württember- gewünschter Fördergegenstand, wobei sich die ger Weinstraße, Württemberger Weinradweg, Förderung auf die Erschließung der Steillagen für Württemberger Weinwanderweg). Der räumliche Erholung, Kulturerleben und Ökopädagogik konzen- Schwerpunkt des Engagements der Koordinati- triert. Dabei kann der Verband neben der Ausschil- onsstelle liegt im Bereich der 17 Projektpartner derung auch bauliche Maßnahmen zur Sicherung (Tourismusverbände). Dabei bleibt s Aufgabe der der Wege, Schließung von Lücken im Wegenetz ILEK-Kommunen, eigene weintouristische Projek- oder Gestaltung von Freiflächen unterstützen. te und die interne Koordination und Kooperation Voraussetzung für die Förderung ist ein interkom- in Bezug auf den Weintourismus im ILEK-Gebiet munaler Förderantrag auf der Grundlage eines zu fördern. Gesamtkonzepts. Integriert werden sollten die Da die Organisation und Vermarktung des Wein- Ausarbeitung der Wege auf Vorentwurfsebene mit tourismus sich auf Landesebene noch im Aufbau Kostenschätzung. Soweit möglich sollen auch kom- befindet, werden sich bei einer abgestimmten und munenübergreifende Gestaltungsgrundsätze für nachhaltigen Weintourismusstrategie im ILEK-Ge- die Anlage der geplanten Genussplätze sowie die biet noch weitere Förderperspektiven ergeben. Beschilderung vereinbart werden. Eine Ausarbei- tung der Rundwege und Genussplätze sowie des kommunenübergreifenden Steillagenwanderwegs Weintourismus bis auf eine Vorentwurfsebene war im Rahmen des ILEK nicht möglich, zumal vielfach eine Ab- Baden-Württemberg stimmung der Kommunen mit den Eigentümern Bauliche Investitionen für die Errichtung, Sanie- erforderlich wird. Die Wegekonzepte und Genuss- rung und Modernisierung öffentlicher Tourismus- plätze sind daher von den ILEK-Kommunen und infrastruktureinrichtungen können durch das Land ggf. einem Regionalmanagement nach Abschluss Baden-Württemberg unterstützt werden (För- des ILEK weiter für einen Projektantrag auszuar- derung von Tourismus-Infrastrukturprojekten bis beiten. Dabei können die Rundwege in mehreren 20% der Investitionssumme). Zusätzlich können Tranchen sukzessive eingereicht werden, soweit auch investive Maßnahmen, z.B. an zertifizierten sie sich auf das Gesamtkonzept beziehen. Wanderwegen und zur begleitenden Radinfra- Auch der kommunenübergreifende Steillagenwan- struktur, kofinanziert werden. Voraussetzung sind derweg muss von den betroffenen Tourismusver- die Antragstellung durch eine Kommune, kom- bänden in Zusammenarbeit mit den Kommunen munale Verbände oder Tourismusverbände sowie (auch den Kommunen, die nicht Mitglied eines die Einpassung in ein touristisches Entwicklungs- Tourismusverband sind) weiter konkretisiert wer- konzept. den. Im vordergrund stehen die Bedarfe in Bezug auf Lückenschlüsse sowie die Ausschilderung.

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• Unterstützung der Kommunen und Weiner- 9.4 Weiterentwicklung und zeuger bei der Identifizierung und Auswahl ge- Umsetzung der Projekt- eigneter Steillagen für Ökokontoprojekte und vorschläge Flurneuordnung • Unterstützung der Kommunen und Weiner- In der Konzeptphase der Integrierten Ländlichen zeuger beim Aufbau gemeinsamer Steue- Entwicklung können die Projektideen trotz in- rungsinstrumente wie einer Flächenbörse tensiver Vertiefungsphase der Schlüsselprojekte • Projektbezogene Unterstützung der touristi- nur teilweise abgearbeitet und als Leitprojekte schen Verbände und Kommunen bei der Vor- zu einer Umsetzungsreife gebracht werden. Die bereitung von Förderanträgen (z.B. Förder- eigentliche Umsetzung der Projekte obliegt nach antrag zu den Steillagenrundwegen für das Abschluss des ILEK den regionalen Akteuren, Ge- Landschaftsprogramm des Verbands Region bietskörperschaften und öffentlichen Verwaltun- Stuttgart) und Koordinierung der weintouristi- gen. In Anlage 8 sind die ILEK-Projekte mit ihrem schen Projekte Handlungsbedarf sowie möglichen Umsetzungs- pfaden tabellarisch zusammengestellt. • Unterstützung und Koordination bei der Erar- beitung regionsbezogener touristischer Pro- dukte (z.B. übergreifender Steillagenweg, Rei- Regionalmanagement sebuch, Neckarschifffahrt) • Unterstützung der Kommunen und Akteure Der Förderbereich der Integrierten ländlichen Ent- bei der Gewinnung von projektbezogenen wicklung (im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Sponsoren Agrarstruktur und Küstenschutz – GAK) sieht vor, • Initiierung von ersten Nachnutzungs- oder über ein gefördertes Regionalmanagement länd- Naturschutz-Projektflächen für Weinbergsbra- liche Entwicklungsprozesse zur Verbesserung chen mit den Landschaftserhaltungsverbän- der Agrarstruktur zu initiieren, aufeinander abzu- den der Kreise stimmen und entsprechende Projekte umzuset- • Koordination der ILEK-Kommunen bei der Ent- zen. Das Regionalmanagement kann über einen wicklung von Projekten für die BuGa 2019 Zeitraum von bis zu 7 Jahren mit einer Höhe von • Einbindung von interessierten Wengertern bis zu 75% bei einer maximalen jährlichen För- und Akteuren außerhalb der ILEK-Region in derhöhe von 90.000 EUR bezuschusst werden. ILEK-Projekte und Initiativen Es dient dazu, ländliche Entwicklungsprozesse auf den verschiedenen Ebenen in Gang zu brin- gen und deren Umsetzung zu begleiten. Damit Ökokonto ist ein Regionalmanagement prädestiniert, die im Rahmen des ILEK vorbereiteten und diskutierten Das Ökokonto soll über das erste Pilotprojekt der Maßnahmenpakete und Projekte zu koordinieren Gemeinde Ingersheim hinaus verstärkt zur Sanie- und weiter voranzutreiben. Dies ist umso wichti- rung eingefallener oder einsturzgefährdeter Tro- ger, als die relativ kleinen Kommunen der Projekt- ckenmauern genutzt werden. Mit dem Einsatz region des ILEK nur sehr begrenzte eigene perso- des Instruments kann aktuell eine Anerkennung nelle Ressourcen für die weitere Umsetzung und von 1 Ökopunkt je Euro Herstellungskosten ver- Koordination der steillagenbezogenen Maßnah- rechnet werden, wobei maximal 450 Ökopunkte men und Projekte zur Verfügung stellen können. je m2 Trockenmauer anrechenbar sind. Als Min- Ein Regionalmanagement kann insbesondere fol- destgröße einer geeigneten Ökokontomaßnah- gende Funktionen erfüllen: me ist derzeit eine Bagatellgrenze von 10.000 Ökopunkten angesetzt. Darüber hinaus gelten • Unterstützung und Koordination bestehender eine Reihe von fachlichen Mindestanforderungen Akteursgruppen wie der Steillageninitiative an die betroffenen Trockenmauern. • Management der anstehenden Aufgaben in einer Übergangsphase

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Bei der Identifizierung geeigneter Terrassenberei- Landschaftserhaltungsverbände che und eines für alle Seiten zufriedenstellenden Projektablaufs ist eine weitere intensive Zusam- Die Landschaftserhaltungsverbände (LEV) Heil- menarbeit der Wengerter und Kommunen mit bronn und Ludwigsburg können wichtige Funkti- den Unteren Naturschutzbehörden (Genehmi- onen bei der Sanierung der Trockenmauern, aber gungsbehörden) erforderlich. auch der Offenhaltung und Pflege brachgefallener Weinbergterrassen einnehmen. Die Einrichtung von Trockenmauerkursen wird bereits vom LEV Flurneuordnung Ludwigsburg vorangetrieben, die auch zum Auf- bau einer Trockenmauerbauhütte genutzt werden Verfahren zur Flurneuordnung können in abge- sollen (vgl. Kap. 7.1). Damit können die LEV eine stufter Tiefe in Verbindung mit baulichen Maß- Schlüssel- und Koordinierungsrolle bei der Unter- nahmen zur Erleichterung der Bewirtschaftung stützung von Wengertern bei der Reparatur und der Steillagen beitragen. Ein entsprechendes Sanierung von Trockenmauerterrassen spielen. Verfahren kann bei den Flurbereinigungsämtern der Kreise beantragt und eingeleitet werden. Die zumindest temporäre Offenhaltung von brach- Die Verfahrensdauer kann von 2 bis 6 Monaten gefallenen Weinterrassen dient der Verhinderung für einen freiwilligen Landtausch und bis zu 10 einer fortschreitenden Verbuschung sowie eines Jahren für eine Flurbereinigung mit umfangrei- beschleunigten Zerfalls der Mauerterrassen. Hier chen baulichen Maßnahmen variieren. Mit einer können die LEV über Pflegemaßnahmen und Flurneuordnung kann die Nutzbarkeit von Steil- pflegeleichte Einsaaten die Einbindung der Flä- lagen mit sehr kleinräumig verteilten Besitz- und chen in die genutzte Weinkulturlandschaft sichern Pachtverhältnissen deutlich vereinfacht werden. und auch die Qualität der Trockenmauern als Ge- Zudem können vorhandene erhebliche Nutzungs- schützte Biotope und denkmalrelevante Objekte einschränkungen wie fehlende Zugänglichkeit erhalten. Gleichzeitig sollten entsprechende Flä- oder ggf. Verinselung von Nutzflächen im Einzel- chen über Flächenbörsen, Ökokontoprojekte etc. fall beseitigt oder zumindest verbessert werden möglichst rasch wieder in die weinbauliche Nut- (soweit die naturschutz- und denkmalrechtlichen zung integriert werden. Voraussetzungen vorliegen).

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ILEK Neckarschleifen Abschlussbericht

Quellenverzeichnis

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