Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag Zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 Kapitel Kulturlandschaftsgenese Von Nordrhein-Westfalen 5

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Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag Zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 Kapitel Kulturlandschaftsgenese Von Nordrhein-Westfalen 5 Kap_5_1.qxp 23.10.2007 10:56 Seite 31 Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 Kapitel Kulturlandschaftsgenese von Nordrhein-Westfalen 5 5 Kulturlandschaftsgenese von Strukturen als im Hügel- oder im Flachland. Andererseits sind Nordrhein-Westfalen in naturräumlich vergleichbaren Regionen durch anthropoge- ne Prozesse wiederum variierende Landnutzungs- und Sied- 5.1 Überblick der lungsstrukturen entstanden. Beispielsweise sind bei überwie- kulturlandschaftlichen Entwicklung gend agrarischer Nutzung die Eifel durch geschlossene Dorf- siedlungen und das Bergische Land dagegen durch Einzel- und Streusiedlungen gekennzeichnet. Das Siegerland wieder- Die natürliche Beschaffenheit hat bereits im Neolithikum und um ist historisch seit früher Zeit durch Eisenerzbergbau und in den Metallzeiten Gunst- und Ungunsträume im Gebiet von Eisenverhüttung und die damit verbundene Haubergwirt- Nordrhein-Westfalen entstehen lassen. Diese beziehen sich schaft sowie Besiedlungsschwerpunkte in den Fluss- und auf das Vorkommen von Rohstoffen, die Lage an Flüssen, die Bachtälern strukturell geprägt. Bodenbeschaffenheit, die Morphologie und die Klimaverhält- nisse. Sie haben jeweils spezifische, freilich über die Jahrhun- derte z.T. auch wechselnde Raumnutzungen gefördert. Paläontologisches Potential in Nordrhein-Westfalen In den unterschiedlich ausgestatteten Naturräu- men mit ihren Geländeformen und ökologischen Rahmenbedingungen entstanden variierende Kulturlandschaftstypen und Land- nutzungssysteme. Im Mittelgebirgs- raum zeigen sich daher andere 31 Landschaftsverband Rheinland und Landschaftsverband Westfalen-Lippe Kap_5_1.qxp 23.10.2007 10:56 Seite 32 Kapitel Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 5 Kulturlandschaftsgenese von Nordrhein-Westfalen 32 Der Kunstweg "MenschenSpuren" widmet sich im Neandertal dem Spannungsfeld Mensch-Natur. (Skulptur) Foto: LWL/M. Höhn Landschaftsverband Rheinland und Landschaftsverband Westfalen-Lippe Kap_5_1.qxp 23.10.2007 10:56 Seite 33 Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 Kapitel Kulturlandschaftsgenese von Nordrhein-Westfalen 5 Die nachfolgende Tabelle vermittelt einen Überblick über die Kulturlandschafts-Chronologie in Nordrhein-Westfalen. Geologisch-paläontologische Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen Zeit Geologische Epoche Geologisch-paläontologische Entwicklungen 570 – 440 Kambrium/Ordovizium erste fischförmige Wirbeltiere, Große Kopffüßer, Stachelhäuter Mio. J. v. h. Landmassen in zwei Großkontinenten zusammengefasst, heftiger Magnetismus, 440 – 417 Silur in NRW geringmächtige Schelfablagerungen, Mio. J. v. h. erste echte Fische, Riesenkrebse, Tiere und Pflanzen erobern Süßwasser und Festland in NRW Flachmeer mit Korallenriffen (Eifel, Bergisches Land), 417 – 358 Devon erste Amphibien und flügellose Insekten, Fischreichtum, Mio. J. v. h. erste Samenpflanzen ausgedehnte küstennahe Waldmoore und üppige Sumpfwälder, intensive Steinkohlenbildung auf der Nordhalbkugel, 358 - 296 Auffaltung des Variszischen Gebirges, Entstehung des Mio. J. v. h. Karbon Riesenkontinents (Pangaea), erste Reptilien, flugfähige Großinsekten, erste Nadelbäume, Dominanz von riesigen Schachtelhalm-, Siegel- und Schuppenbäumen 296 - 251 auch in NRW Entstehung ausgedehnter Wüsten und eindampfen- Perm Mio. J. v. h. der Meeresbecken (Entstehung von Salzlagerstätten) in NRW zeitweise vom Flachmeer überflutetes Festland, Fluss- und Seenlandschaften, Entstehung weiterer Rotsedimente und Salzlagerstätten, beginnender Zerfall des Riesenkontinents 251 - 208 Pangaea, Mio. J. v. h. Trias erste primitive Säugetiere, Entfaltung der Großreptilien 33 (Dinosaurier, Fischsaurier), Dominanz der Nacktsamer (z. B. Nadelbäume), Aussterben baum- förmiger Bärlappgewächse und Schachtelhalme erste Vögel (z. B. Archaeopteryx), in NRW ausgedehntes Flachmeer 208 - 142 Jura Mio. J. v. h. mit reichem Tierleben (Muscheln, Schnecken, Stachelhäuter, Ammoniten) in NRW erobert Flachmeer allmählich verbliebenes Festland bis auf den zentralen Teil des Rheinischen Schiefergebirges, 142 - 65 Kreide Ablagerung mächtiger heller Kalksteine, Mio. J. v. h. erste bedecktsamige Blütenpflanzen (Magnolie, Weide, Palme), Riesenwachstum und späteres Aussterben vieler Tierarten (z. B. Dinosaurier und Ammoniten) die Niederrheinische Bucht senkt sich ab, abwechslungsreiche 65 - 23,8 Landschaft mit Seen, Mooren und Wäldern, Mio. J. v. h. Paleogen (Tertiär) Entfaltung der Säugetiere (z. B. Tapir, Nashorn, Pferd), Artenfülle bei den Bedecktsamern in tropischen und subtropischen Wäldern 23,8 - 2,4 Ausgedehnte Küstensümpfe, Braunkohlebildung in der Mio. J. v. h. Neogen (Tertiär) Niederrheinischen Bucht, Entwicklung von Mischwäldern (Nadel- und Laubhölzer) Von Skandinavien vorrückendes Inlandeis gelangt bis zum Niederrhein (200.000 Jahre vor heute), Gletscher, Schmelzwässer und verwilderte Flüsse (Rhein, Maas) formen die Landschaft, ab 2,4 Quartär Entwicklung und Verbreitung des Menschen, Entfaltung, später Mio. J. v. h. Aussterben kälteangepasster Tier- und Pflanzengemeinschaften (z. B. Mammut, Polarweide), Moore und organische Ablagerungen am Grund von stehenden und fließenden Gewässern, Torfentstehung Angaben oben gem. http://www.gd.nrw.de/w_ges.htm (26.11.2006) Landschaftsverband Rheinland und Landschaftsverband Westfalen-Lippe Kap_5_1.qxp 23.10.2007 10:56 Seite 34 Kapitel Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 5 Kulturlandschaftsgenese von Nordrhein-Westfalen Kulturlandschaftliche Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen Zeit Epoche / Ereignis Kulturlandschaftliche Entwicklungen Neandertaler, ab ca. 35 000 v. heute moderner Mensch, 200.000 – Altsteinzeit Jäger und Sammler unter stark wechselnden Klimabedingungen 9.600 v. Chr. (Paläolithikum) (Kalt- und Warmzeiten) einfache Behausungen aus organischen Materialien Jäger und Sammler unter heutigen Klimabedingungen, 9.600 – Mittelsteinzeit Aufsiedlung aller Naturräume in Mitteleuropa, 5.500 v. Chr. (Mesolithikum) erste geringfügige Eingriffe in die Naturlandschaft Bandkeramik: Ackerbau und Viehzucht, Sesshaftwerdung, Ro- dung der fruchtbaren Lössbörden, 5.500 – Jungsteinzeit Rössener Kultur: bäuerliche Großsiedlungen, 2.000 v. Chr. (Neolithikum) Michelsberger Kultur: Anlage von Befestigungen, Trichterbecherkultur: Großsteingräber, erste Heidegebiete durch Übernutzung der Landschaft, Schnurkeramik-Glockenbecherkultur: Metallguss 2.000 – 40 v. Chr. Metallzeiten 2.000 – Bronzezeit 750 v. Chr. großflächige Entwaldungen, große Brandgräberfelder, 750 – Hallstattzeit erste Burgen im Mittelgebirgsraum, 500 v. Chr. Einführung der Töpferscheibe und des Münzgeldes, großflächig betriebene Weidewirtschaft, 500 – Laténezeit mosaikartige, z.T. parkähnliche Kulturlandschaft 40 v. Chr. 34 Römische Eroberung, 9 n.Chr. Schlacht im Teutoburger Wald – Ende der Römischen Ex- pansion in Westfalen, außerhalb des römischen Herrschaftsbe- reichs ähnliche Struktur der Kulturlandschaft wie in der Eisenzeit, im Rheinland: Beginn der Stadtkultur, Gründung Kölns (50) und 40 v. Chr. – Germanische Zeit / Xantens (100), 450 n. Chr. Römische Kaiserzeit Anlage eines leistungsfähigen Straßennetzes im römischen Herrschaftsbereich, römische Eifelwasserleitung (85 - 185), intensiv genutzte, planmäßig erschlossene Kulturlandschaft Ausbau und Befestigung der römischen Grenzlinie sowie der größeren Städte, Anlage kleinerer Befestigungen, zweite Zerstörung des Limes, Verwüstung ganzer Landstriche 280 – 450 Spätantike im Rheinland in Folge von Tod und Flucht der ansässigen Bevöl- kerung vor eindringenden Germanen, Hellwegregion zeigt intensive Austauschbeziehungen zum Rö- mischen Reich 450 – 900 Frühmittelalter im Rheinland: Fränkische Besiedlung, römisches Recht und Tei- 450 – 750 Merowingerzeit le der antiken Kultur wurden von den Franken übernommen, Ausdehnung des Frankenreiches, Hofanlagen und Reihengrä- 561 Aufteilung des berfelder, Bevölkerungsrückgang, Fränkischen Reiches in Westfalen einheimische Bevölkerung mit Kulturbeziehungen zur Küstenregion, später Einwanderung von Sachsen, weitgehende Entvölkerung der Mittelgebirge, 750 – 900 Karolingerzeit Fränkisches Großreich, Sachsenkriege, Eingliederung Westfa- lens in die politische und kirchliche Organisation des Karolingi- schen Reichs, Christianisierung, Bau von Kirchen, Schriftkultur, 800 Kaiserkrönung langsam einsetzendes Bevölkerungswachstum, erste Stadtgrün- Karls des Großen dungen Landschaftsverband Rheinland und Landschaftsverband Westfalen-Lippe Kap_5_1.qxp 23.10.2007 10:56 Seite 35 Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen // 2007 Kapitel Kulturlandschaftsgenese von Nordrhein-Westfalen 5 Zeit Epoche / Ereignis Kulturlandschaftliche Entwicklungen 900 – 1300 Hochmittelalter Territorienbildung, Bevölkerungszunahme, 900 Romanik Plünderung und Zerstörung von Städten durch Kriegseinwirkun- gen, erst Flächenburgen, später Wehrtürme und Niederungs- burgen (Motten ab 11. Jahrhundert), 962 – 1806 Heiliges römisches Reich 10. Jahrhundert Umstellung auf Dreifelderwirtschaft mit Ertrags- deutscher Nation zunahme, in den Sandlandschaften Westfalens „ewiger Rog- genanbau“ mit Plaggendüngung, Bevölkerungswachstum, seit 1024 – 1125 Salierzeit ca. 1000 hochmittelalterliche Rodungen und Kolonisation, Hau- fendörfer, Kolonisation der Bruchgebiete, Reihensiedlungen, 1248 Baubeginn Deichbau am Rhein, Wassermühlen, Klöster, Burgen, des Kölner Doms Ausbreitung der Lepra, Städtegründungen seit ca. 1180 verstärkt Stadtgründungen mit
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