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Als PDF Zum Download MONITORING (Extrem) rechte Strukturen #12 und das zivilgesellschaftliche September 2020 Gegenengagement. 33 36 (Extrem) Rechte organisieren sich Verschwörung und Antisemitismus in Hamburg gegen Covid-19 Sicher- - wie bedingen sie sich? heitsmaßnahmen oder geben ideolo- Wenn man über das Geldsystem redet, wird gische Grundlagen zur Corona-Kritik man sofort als Antisemit abgestempelt“, Ende April gab es eine Zunahme von Protes- äußerte Ken Jebsen schon 2016 auf einer ten gegen Corona-Maßnahmen, die zunächst KenFM-Demonstration vor dem Kanzler- unter der Bezugnahme auf das Grundgesetz amt. Seine Aussage erweckt den Eindruck, stattfanden. Verschwörungserzählungen dass an Machtinstitutionen geäußerte nahmen an Fahrtwind auf, insbesondere von Kritik sofort als Antisemitismus diffamiert Vertreter_innen, die sich als Allgemeinmedizi- wird. Warum seine Aussagen nicht antise- ner_innen äußerten. mitisch sind, erklärt er nicht. 312 Der Diaspora Salon Hamburg im Selbstinterview Der Diaspora Salon gründete sich Ende 2017 als Initiative von Freund*innen aus Ham- burg in Kooperation mit der GWA St. Pauli. Die Gruppe möchte eine Bühne bieten für (post-)migrantische Stimmen, Schwarze Perspektiven sowie Akteur*innen of Colour . 316 Vom vergessenen zum langsamen Erinnern Nach fast sechs Jahren ihres Bestehens erzielte die Initiative für ein Gedenken an Đỗ Anh Lân und Nguyễn Ngọc Châu einen Erfolg: Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat sich endlich dafür ausgesprochen, dass in unmittelbarer Nähe des Tatortes ein würdiger Gedenkort geschaffen wird. Vorwort . 2 Das Mobile Beratungsteam gegen Blitzlichter Rechts . .20 Rechtsextremismus . 26 Vermischtes . 21 Impressum . 26 MONITORING #12 | SEPTEMBER 2020 VORWORT Die Monitoring-Berichte des MBT Hamburg beobachten die Organisations- und Aktionsformen der (extremen) Rechten genauso wie die ausgrenzenden Artikulations- und Ausdrucksformen der sogenannten Mitte der Gesellschaft. ie Veröffentlichung des Monitors 12 so weit verbreiten, wo doch Antisemitismus fällt mit dem Aufkommen der Corona- angeblich kein Problem der weiß-deutschen DPandemie und den damit verbundenen Mehrheitsgesellschaft ist? Welche Forderun - Protesten gegen die Schutzmaßnahmen in gen gibt es eigentlich von Betroffenen antise- eine besonders herausfordernde Zeit. Schnell mitischer Gewalt dazu? In einer intersektional wurde klar, dass kaum ein kritischer Blick angelegten Analyse findet Rebecca Walter Ant- auf die aktuellen Geschehnisse im Zentrum worten. der sogenannten „Grundrechte-“ oder „Hygi- enedemos“ steht, sondern dass hier (extrem) Ziel der Monitor-Berichte ist, Interessierten rechte Ideologieelemente in Form von Ver- aktuelle Informationen und Wissen über (ex- schwörungserzählungen verbreitet werden. trem) rechte und ausgrenzende Strukturen in Während auf die Wahrung vermeintlich eige- Hamburg, aber ebenso über neue Aktivitäten ner Grundrechte gepocht wird, verkennen und Initiativen gegen Rechts zu liefern. Das oder ignorieren die Protestierenden, welche Monitoring versteht sich damit als Beitrag zur Bedrohung die von ihnen verbreiteten Narra- fachlichen und gesellschaftlichen Debatte und tive für Betroffene von Rassismus, Antisemi- möchte verschiedenen Akteur_innen einen tismus und rechter Gewalt bedeuten. Raum geben, ihre eigenen unterschiedlichen Perspektiven einzubringen. Oft fehlen in do- Die weite Verbreitung von Verschwörungsideo- minanten Debatten die Erfahrungen, Analysen logien führt auch im Kontext von Familien und und Perspektiven von den Menschen, für die Freund_innenkreisen zu Schwierigkeiten und die aktuellen Entwicklungen das Erstarken von Konflikten. Derzeit wenden sich vielfach An- (extrem) rechten Politiken, Haltungen und Ge- gehörige, Freund_innen oder Bekannte von walttaten keine Überraschung, sondern schon Menschen, die zunehmend anhängig an Ver- lange Realität sind. Mit der Vision, einen Raum schwörungsnarrative werden, mit Fragen an der Repräsentation für (post-)migrantische die Mobile Beratung. Mit zwei Artikeln zu Ver- Stimmen, Schwarze Perspektiven und Akteur_ schwörungserzählungen, rechte Ideologieele- innen of Color zu bieten, gründete sich Ende mente und ihren Erscheinungsformen in Ham- 2017 aus einer Initiative von Freund_innen burg liegt hier der inhaltliche Schwerpunkt der Diaspora Salon. Er bietet ein Programm, dieses Monitors. das eine Mischung aus Kunst und Kultur, Aus- tausch und Empowerment darstellt. In einem Wir starten mit einer Einordnung von rech- Selbst-Interview beantworten Marisa und Me- ten Gruppierungen, ihren Strategien und Um- ryem Fragen, die sie selbst gewählt haben und gangsformen in Bezug auf Covid-19 in Ham- die ihnen wirklich wichtig sind. Sie berichten burg. Ebenso nehmen wir den Einfluss rechter unter anderem davon, warum sie sich als Grup- Akteur_innen aus Hamburg in den Blick, die pe gefunden haben und was sie dazu inspiriert über soziale Medien ihre Inhalte verbreiten hat, aber auch davon, welchen Herausforde- und sich zum Teil bundesweit vernetzen. Ein rungen und Kämpfen sie sich gegenübersehen. weiterer Text zum Thema kommt von Rebecca Walter: Wieso bedingen Verschwörungsmy- Von Herausforderungen berichtet auch die Ini- then strukturell Antisemitismus? Wie kann es tiative für ein Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu sein, dass Verschwörungsmythen sich aktuell und Đỗ Anh Lân. Seit sechs Jahren setzt sie 2 MONITORING #12 | SEPTEMBER 2020 sich für einen würdigen Gedenkort für Nguyễn Spektrum in sehr komprimierter Form hin- Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân ein, die bei einem weist. Unter dieser Rubrik werden jüngste Er- Anschlag von Neonazis in der Halskestraße vor eignisse im und vom extrem rechten Milieu 40 Jahren ums Leben kamen. Das Hinweisen Hamburgs auszugsweise aufgelistet. Wir ver- auf und das Erinnern an rassistische Gewalt- stehen deshalb diese punktuelle Darstellung taten begreift die Initiative auch als eine Form nicht als Chronik. des Protests, welche sie Politiken des Verges- sens und Verdrängens entgegensetzen will. Wir enden mit der Rubrik Vermischtes, in der Zum 40. Jahrestag des rassistischen Anschlags sich Hinweise auf spannende Literatur, Bro- soll der Gedenkort nun endlich entstehen. schüren, Projekte und Veranstaltungen finden. Um der immer wieder mal geäußerten Vor- Wer Interesse an weiteren Informationen stellung zu begegnen, die organisierte Rech- und Hinweisen hat, kann dem MBT Ham- te – Kameradschaften, neue Rechte, extrem burg unter @mbt_hamburg auch auf Twitter rechte Parteien – sei ein Phänomen, das zwar folgen. schlimm, aber in Hamburg nicht oder nicht nennenswert von Bedeutung sei, gibt es wie- der die Rubrik Blitzlichter, die auf einige ak- MBT Hamburg, August 2020 tuelle Ereignisse und Aktivitäten aus diesem (EXTREM) RECHTE ORGANISIEREN SICH IN HAMBURG GEGEN COVID-19 SICHERHEITSMAßNAHMEN ODER GE- BEN IDEOLOGISCHE GRUNDLAGEN ZUR CORONA-KRITIK nde April gab es eine Zunahme von Pro- Rechte propagiert werden. (Sekundärer) Anti- testen gegen Corona-Maßnahmen, die semitismus findet sich in der Personalisie- Ezunächst unter der Bezugnahme auf rung der Thematik rund um „die da oben“, Bill das Grundgesetz stattfanden. Von Beginn an Gates, George Soros oder Christian Drosten. wurden die Inhalte dieser Proteste auf So- Auch Anti-Etatismus, der Wunsch nach einer cial-media-Plattformen geteilt. Verschwö- starken Führungsperson, die Eindeutigkeiten rungserzählungen nahmen an Fahrtwind auf, durchsetzt, oder Wissenschaftsfeindlichkeit insbesondere von Vertreter_innen, die sich wurden als Versatzstücke rechter Ideologien als Allgemeinmediziner_innen äußerten. während der Proteste auf die Straße getragen Bis Ende Mai kam es zu einer Vergrößerung und bieten so Anschlussfähigkeit für organi- dieser Proteste, an die sich im Laufe der Zeit sierte rechte Gruppierungen bzw. machen es immer mehr organisierte Rechte und Neona- gerade dann für organisierte Rechte attraktiv, zis anschlossen. Unter den Protestierenden Anschluss zu suchen. wurden immer wieder auch Hamburger AfD- Politiker_innen erkannt. Rechte Ideologieelemente in der Mitte der Proteste gegen Covid-19 Maßnahmen Als MBT Hamburg ist es uns ein besonderes Anliegen zu betonen, dass Ideologien der Un- Aus der fachlichen Perspektive und der bera- gleichwertigkeit in den Protesten gegen die terischen Praxis des MBTs heraus kommen wir Maßnahmen zur Vorkehrung gegen Covid-19 zu der Beobachtung, dass sich die Sichtbarkeit an sich begründet liegen und dort nicht nur und Verbreitung von Verschwörungsnarrati- – problematisch genug – durch organisierte ven besonders in Zeiten von Corona zuspitzt. 3 MONITORING #12 | SEPTEMBER 2020 Bei Verschwörungsnarrativen gilt es Folgen- und Akteur_innen der extremen Rechten. des zu unterscheiden: Es gibt gezielt rechte Verschwörungsnarrative wie zum Beispiel die Grob kann die Corona-Kritik in zwei verschie- QAnon-Bewegung1 und Verschwörungsnar- dene (rechte) Verschwörungslager aufgeteilt rative, welche vordergründig keine (extrem) werden, die auf unterschiedliche Handlungs- rechte Urheberschaft aufweisen, allerdings strategien zurückgrei- trotzdem auf die Reproduktion rechter Ideo- fen. Die eine Gruppe Grob kann die Corona- logieelemente, vor allem auf Antisemitismus, betrachtet Covid-19 Kritik in zwei verschie- zurückgreifen. In einigen dieser Narrationen als einen menschen- dene (rechte) Verschwö- werden Corona-Politiken zunächst als „Panik- gemachten Virus und rungslager aufgeteilt mache“ beschrieben, um dann in antisemiti- begründet damit ein in- werden, die auf unter- sche Schlussfolgerungen zu münden. tensiviertes Verhalten schiedliche Handlungs- wie Prepping, Horten strategien
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    Economics of Digitization Munich, 22–23 November 2019 Partisan Selective Engagement: Evidence from Facebook Marcel Garz, Jil Sörensen, and Daniel F. Stone Partisan Selective Engagement: Evidence from Facebook Marcel Garz, Jönköping International Business School Jil Sörensen, Hamburg Media School and University of Hamburg Daniel F. Stone, Bowdoin College July 2019 We thank Maja Adena, Gregory Martin, Johannes Münster, Gaurav Sood, seminar participants in Hamburg, Jönköping, at the 2018 Leuphana Workshop on Microeconomics, the 2018 Nordic Con- ference on Behavioral and Experimental Economics, the 2019 Economics of Media Bias Workshop, and the 2019 ZEW Conference on the Economics of ICT for helpful comments and suggestions. We are also grateful to Katharina Brunner and Felix Ebert for sharing their extended results on Facebook users’ media preferences. Corresponding author: Marcel Garz, Jönköping In- ternational Business School, P.O Box 1026, SE-551 11 Jönköping. Email: [email protected] 1 Abstract This study investigates the effects of variation in “congeniality” of news on Facebook user engage- ment (likes, shares, and comments). We compile an original data set of Facebook posts by 84 German news outlets on politicians that were investigated for criminal offenses from January 2012 to June 2017. We also construct an index of each outlet’s media slant by comparing the language of the outlet with that of the main political parties, which allows us to measure the congeniality of the posts. We find evidence that users engaged with congenial posts more than with uncongenial ones, especially in terms of likes. The within-outlet, within-topic design allows us to infer that the greater engagement with congenial news is likely driven by psychological and social factors, rather than a desire for accurate or otherwise instrumental information.
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