Deutschland

SPD ost eingearbeitet, doch sein Hamburger „Die Außenpolitik als Feld der Partei- SPD-Kreis Eimsbüttel stellte einen ande- arbeit hat keine Verankerung in der SPD“, ren auf. sagt . „Es fehlt die Bereit- Reisen schadet Was fordert, wurde den schaft, das Thema als sozialdemokratisches Sozialdemokraten zum Verhängnis: das Projekt zu begreifen.“ Heute ist Nietan Der Partei von Vizekanzler Reisen in ferne Länder. Missgünstige Ge- 45 Jahre alt, Bart und Haare sind grauer ge- Frank-Walter Steinmeier gehen die nossen warfen Moosbauer und Annen worden, für ein junges Talent wird er lang- schon nach dem zweiten Auslandsaufent- sam ein bisschen zu alt. Dieses Jahr versucht Außenpolitiker aus. Der Nach- halt vor, zu oft im Wahlkreis zu fehlen. er noch einmal, in den zu kom- wuchs scheitert, weil das Thema Reisen bildet, heißt es eigentlich. In der men; er hat sich einen guten Listenplatz ge- unter Genossen nicht gefragt ist. SPD muss es heißen: Reisen schadet. sichert. Zumindest im Wahlkampf wird er Annen warnt, dass sein Schicksal und möglichst wenig über Außenpolitik reden. ls Helmut Schmidt Anfang Mai sei- das seiner Kollegen die Rekrutierung Christoph Moosbauer vermutet sogar, ne Genossen in der SPD-Bundes- neuer Außenpolitiker für die SPD noch dass seine Partei inzwischen unter einem Atagsfraktion besuchte, nahm er sie schwerer machen könnte. „Der Nächste außenpolitischen Trauma leidet. „Die SPD mit auf eine Reise um die Welt. Als Erstes wird sich das gut überlegen“, sagt der ist eine Friedenspartei, aber sie hat direkt hielt er kurz in China: „Eine freundliche ehemalige Juso-Chef. Junge Genossen nach der Regierungsübernahme Krieg ge- Politik ist voll gerechtfertigt“, erklärte der würden sich demnächst nur noch für So- führt“, sagt der ehemalige Abgeordnete. Altkanzler. Dann ging es nach Iran: „Ich ziales oder Umwelt engagieren. Das kann Das Ja zum Kosovo-Krieg 1999 markiert möchte Zurückhaltung empfehlen“, mahn- man schön zu Hause machen, ist popu- für Moosbauer den Moment, von dem an te Schmidt mit Blick auf den Atomstreit. lär in der SPD und verspricht eine si- die Sozialdemokratie nicht mehr mit ihrer Irgendwann war er in Brüssel bei der Nato chere Karriere. „Dass eine Partei gute Außenpolitik im Reinen war. „Das war die angelangt: „Es scheint, als ob sie auf der Suche nach einem Feind sei.“ In 30 Minuten hat- te Schmidt den Globus um- rundet. Zum Ende seines Ausflugs richtete er noch eine „Bitte“ an die Genossen: Seine dama- ligen Chefs und hätten ihn, den jungen Abgeordneten Schmidt, gezielt in die Welt hinausgeschickt. „Ich war noch keine 40 Jahre alt.“ Die Einsichten und Kontakte von damals nützten ihm bis heu- te. Deshalb wünsche er auch von den heutigen SPD-Ab- geordneten mehr internatio- nale „Besuche und Bekannt- schaften“. Damit hat Schmidt einen wunden Punkt getroffen. Der SPD sind die Außenpolitiker abhandengekommen. Ausge- rechnet in der Partei des

Außenministers droht die in- GRABOWSKY UTE ternationale Kompetenz zu Außenpolitiker Annen, Steinmeier*: „Der Nächste wird sich das gut überlegen“ verschwinden. Eine ganze Ge- neration von Altvordern räumt diesen Außenpolitiker braucht, scheint dagegen Initiierung einer neuen sozialdemokra- Herbst die Plätze. Ex-Verteidigungsminis- als Argument nicht mehr zu zählen“, klagt tischen Außenpolitik.“ Seit dem Kosovo- ter Peter Struck tritt nicht wieder für den Annen. Krieg, so Moosbauer, sei die „Außenpolitik Bundestag an, der für Außenpolitik zu- Dabei begreift sich die SPD eigentlich in der SPD eigentlich ein Verliererthema“. ständige Fraktionsvize Walter Kolbow und als Partei des Internationalismus. Willy Hans-Ulrich Klose kennt die Personal- der außenpolitische Sprecher Gert Weiss- Brandt begeisterte einst mit seiner Ost- sorgen seiner Partei. Der stellvertretende kirchen gehen ebenfalls in Rente. politik, für die ihm der Friedensnobelpreis Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses Zugleich hat die SPD die Nachwuchs- verliehen wurde. Nach seiner Kanzler- geht im Kopf die Namen seiner Fraktions- förderung eingestellt. Vor der Bundes- schaft widmete er sich dem Nord-Süd-Dia- kollegen durch, zwei Außenpolitiker un- tagswahl 2002 wurde der damals 32-jäh- log. Auch Gerhard Schröder punktete mit ter 50 fallen ihm noch ein, mehr nicht. rige Nahost-Experte Christoph Moosbauer der Außenpolitik. „Hände weg vom Irak“, „Das ist ein Problem“, seufzt Klose. Lösen auf einen aussichtslosen Listenplatz ver- rief er im Sommer 2002 und leitete damit kann er es auch nicht, höchstens etwas bannt. 2005 erwischte es Dietmar Nietan, seine Wiederwahl ein. Dennoch ist die lindern. damals 41, einen hoffnungsvollen Trans- internationale Politik für den Nachwuchs Im Herbst tritt der internationale Ex- atlantiker. Dieses Jahr ist der Hambur- zur Risikozone geworden. perte wieder zur Wahl an. Der Mangel an ger , 36, an der Reihe. Er hat Neuen bestärkt ihn in der Ansicht, dass er sich in den vergangenen Jahren in die * Mit Brigadegeneral Jürgen Weigt (M.) im afghanischen für die SPD im Bundestag noch immer un- heiklen Themen Afghanistan und Nah- Masar-i-Scharif am 27. Juli 2008. verzichtbar ist. Klose wird 72. Ralf Beste

der spiegel 23/2009 33