„Ich Thomas Murner Bekenn Mich Und Thu Kund“ Thomas Murner Als Autor Und Kontroverstheologe in Straßburg Und Luzern
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Fach: Neuere und Neueste Geschichte „Ich Thomas Murner bekenn mich und thu kund“ Thomas Murner als Autor und Kontroverstheologe in Straßburg und Luzern Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades Dr. phil. der FB 08/09 der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster (Westf.) vorgelegt von Kathrin Maria Elisabeth Henseleit aus Ahlen (Westf.) 2021 Tag der mündlichen Prüfung: 20.08.2019 Vorsitzende des Gemeinsamen beschließenden Ausschusses: Prof. Dr. Elisabeth Timm Erstgutachter: Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger Zweitgutachter: Prof. Dr. Matthias Pohlig Tag der Promotion: 20.08.2019 Inhaltsverzeichnis 1) Einleitung S. 5 1.1) Fragestellung S. 5 1.2) Theoretischer Ansatz S. 9 1.3) Quellen- und Forschungslage S. 15 1.3.1) Murners kontroverstheologisches Werk S. 15 1.3.2) Quellenlage S. 19 1.3.2) Forschungsstand S. 21 2) Zeitlicher Kontext von Murners Publizistik S. 27 2.1) Zur Person Murners S. 27 2.2) Allgemeine Einordnung Murners in Humanismus und Reformation S. 33 2.3) Reformatorische Publizistik und frühe Kontroverstheologie S. 43 2.3.1) Reformatorische Publizistik S. 44 2.3.2) Kontroverstheologie S. 46 2.4) Wirkstätten S. 50 2.4.1) Straßburg S. 50 2.4.2) Oberehnheim S. 55 2.4.3) Die Eidgenossenschaft S. 58 Publizistisches Vorgehen 3) Murner als Autor S. 68 3.1) Autorschaft und Inszenierung S. 69 3.2) Literarische Genres in Murners Publizistik S. 83 3.2.1) Der Sänger vom Untergang des christlichen Glaubens S. 83 3.2.2) Satiriker und Exorzist S. 87 3.2.3) Kalendermacher S. 93 3.3) Fazit S. 98 4) Murners Umgang mit dem Spott: Katzenmotivik und bildliche Selbstdarstellung S. 100 4.1) ‚Murnar‘ in der gegnerischen Publizistik S. 101 4.2) ‚Murnar‘ und die Katzenmotivik in der (Bild)Publizistik S. 106 4.3) Murners Reaktionen S. 113 4.3.1) Anzeigen und Beschwerden S. 113 4.3.2) Die Katzenthematik in Murners Schriften S. 115 4.3.3) Die bildliche (Selbst-)Darstellung ‚Murners‘ im Lutherischen Narren S. 121 4.4) Fazit S. 128 2 5) Murners Druckereien S. 131 5.1) Der Betrieb einer Druckerei S. 132 5.2) Murner als Drucker S. 135 5.2.1) In Straßburg S. 136 5.2.2) In Luzern S. 139 5.3) Fazit S. 149 Gelehrsamkeit und Standeswürde 6) Murner als Gelehrter S. 151 6.1) Murners Standeswürde als ‚Doktor‘ S. 152 6.2) Lehrer S. 155 6.3) Volkssprache und Gelehrtensprache(n) S. 157 6.4) Zeitgenössische Gelehrsamkeit S. 171 6.5) Historische Argumentation S. 178 6.6) Fazit S. 184 7) Murner als Theologe und frommer Christ S. 186 7.1) Murner als Mönch S. 186 7.2) Prediger und Seelsorger S. 198 7.3) Positionierung zur Kritik am kirchlichen System S. 204 7.4) Theologische Argumentation S. 209 7.5) Marien- und Heiligenverehrung S. 218 7.6) Fazit S. 223 8) Murner als Jurist S. 225 8.1) Die Zensur in Straßburg S. 227 8.2) Recht und Unrecht in seiner Publizistik S. 232 8.3) Rechtliche Auseinandersetzungen S. 244 8.3.1) Der Streit um seine Pension 1524-26 S. 244 8.3.2) Konflikte in der Eidgenossenschaft S. 247 8.3.3) Der Streit um seine Pension 1530 S. 252 8.4) Fazit S. 257 Einordnung und Abgrenzung seiner Person 9) Murners Verhältnis zu anderen Kontroversisten und Kontroverstheologen S. 259 9.1) Heinrich VIII. von England S. 262 9.2) Konrad Treger S. 271 9.3) Johannes Eck und Johann Fabri S. 274 9.4) Fazit S. 285 3 10) Murner als Teil der Gemeinschaft: Einordnung in sein Umfeld und sein Bezug S. 287 zu Obrigkeiten 10.1) Selbstverortung als Teil des ‚Wir‘ S. 287 10.2) Einordnung in sein näheres und ferneres Umfeld S. 290 10.2.1) Straßburg und das Reich S. 290 10.2.2) Luzern und die Eidgenossenschaft S. 303 10.3) Fazit S. 317 11) Murner in Opposition zur Reformation S. 319 11.1) Martin Luther S. 320 11.2) Michael Stifel S. 325 11.3) Huldrych Zwingli S. 328 11.4) Eidgenössische Reformatoren im Kontext der Badener Reformation S. 333 11.5) Die Reformation in Bern, Berchtold Haller und Franz Kolb S. 336 11.6) Wolfgang Capito S. 342 11.7) Fazit S. 347 12) Zusammenfassung: Murners self-fashioning S. 350 Anhang Murners kontroverstheologisches Werk S. 358 Abbildungen S. 362 Quellen- und Literaturverzeichnis S. 380 Quellen S. 380 Literatur S. 392 4 1) Einleitung 1.1) Fragestellung Nach dem öffentlichen1 Auftreten Luthers und dem Einsetzen der reformatorischen Publizistik meldeten sich sehr bald katholische2 Publizisten zu Wort, obschon in geringerem Umfang. In den Flugschriften der frühen Reformationszeit vollzog sich die Auseinandersetzung über die Interpretation der christlichen Heilsbotschaft öffentlich3. Dabei traten Luthers Gegner ebenfalls für ihre religiösen Überzeugungen ein und verfochten ihre Ansichten durch ihre Schriften. Obwohl sie grundsätzlich alle die Intention verfolgten, die Römische Kirche gegen die Reformation in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und ihre Vertreter zu verteidigen, arbeiteten sie doch weitgehend unabhängig voneinander. Dass sich Vertreter der Römischen Kirche nur vergleichsweise selten publizistisch zur Reformation äußerten, wirft ein besonderes Schlaglicht auf diejenigen Autoren, die sich gerade in Form von Flugschriften4 gegen die Reformation wandten. Diese vornehmlich geistlichen 1 Die Bedeutung des Wortes ‚öffentlich‘ erhielt nach 1500 neben ‚allgemein bekannt oder offenbar sein‘ die zusätzliche Bedeutungskomponente, dass „etwas dazu bestimmt ist, allgemein bekannt zu werden oder daß sein Bekanntsein nicht verhindert werde“. Allerdings war ‚Öffentlichkeit‘ weder ein zeitgenössischer Begriff noch ein zeitgenössisches Konzept. Hier soll ‚Öffentlichkeit‘ im Sinne einer kommunikativen Öffentlichkeit verstanden werden, also als ein Raum oder „eine Sphäre, innerhalb derer bestimmte Kommunikationsakte mittels bestimmter Medien stattfinden“. Werden Inhalte ‚öffentlich‘ gemacht, werden diese in solch eine Sphäre der Kommunikation eingebracht. Entscheidend ist, dass diese Kommunikation mindestens im rezeptiven Sinn allgemein zugänglich ist. Diese ‚Öffentlichkeit‘ ist jedoch nicht als eine einzige, umfassende Öffentlichkeit zu verstehen, stattdessen ist von nach unterschiedlichen Kriterien abgrenzbaren Teilöffentlichkeiten auszugehen, etwa von einer publizistischen Teilöffentlichkeit, die durch die Publikation von Flugblättern und -schriften gebildet wird. Schnurr, Eva-Maria: Religionskonflikt und Öffentlichkeit. Eine Mediengeschichte des Kölner Kriegs (1582 bis 1590). Köln/Weimar/Wien 2009 (= Rheinisches Archiv 154; Diss. 2008), S. 38-40. Wohlfeil, Rainer: ›Reformatorische Öffentlichkeit‹. In: Ludger Grenzmann/Karl Stackmann (Hgg.): Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel 1981. Stuttgart 1984 (= Germanistische Symposien. Berichtbände V), S. 47. Vgl. Ukena, Peter: Tagesschrifttum und Öffentlichkeit im 16. und 17. Jahrhundert in Deutschland. In: o.Hg.: Presse und Geschichte 1. Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung. Referat einer internationalen Fachkonferenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Presseforschung / Universität Bremen 5.-8. Oktober 1976 in Bremen. München 1977 (= Studien zur Publizistik. Bremer Reihe, Deutsche Presseforschung 23), S. 36. Führer, Karl Christian/Knut Hickethier/Axel Schildt: Öffentlichkeit – Meiden – Geschichte. Konzepte der modernen Öffentlichkeit und Zugänge zu ihrer Erforschung. In: Archiv für Sozialgeschichte 41 (2001), S. 2/12f. 2 Unter ‚Katholiken‘ soll hier nicht eine klar bestimmbare Gruppe von Personen verstanden werden, die einer festen Doktrin entsprochen oder eine ‚katholische‘ Theologie vertreten hätte, sondern allgemein derjenige Personenkreis, der sich in Abgrenzung zu Vertretern und Anhängern der Reformation in ihren verschiedenen Prägungen zur Römischen Kirche bekannte. 3 Vgl. Edwards, Mark U.: Printing, Propaganda, and Martin Luther. Berkeley/Los Angeles/London 1994, S. 28f. Moeller, Bernd/Karl Stackmann: Städtische Predigt in der Frühzeit der Reformation. Eine Untersuchung deutscher Flugschriften der Jahre 1522 bis 1529. Göttingen 1996 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-historische Klasse. Dritte Folge 220), S. 225. 4 Die zahlreichen Druckerzeugnisse des frühen 16. Jahrhunderts werden gemeinhin als ‚Flugschriften‘ bezeichnet. Problematisch ist jedoch, was genau unter einer ‚Flugschrift‘ zu verstehen ist. Die geläufigste Definition stammt von Hans-Joachim Köhler: „Eine Flugschrift ist eine aus mehr als einem Blatt bestehende selbständige, nichtperiodische und nicht gebundene Druckschrift, die sich mit dem Ziel der Agitation (d. h. der Beeinflussung des Handelns) und/oder der Propaganda (d.h. der Beeinflussung der Überzeugung) an die gesamte Öffentlichkeit wendet.“ Köhler, Hans-Joachim: Die Flugschriften. Versuch der Präzisierung eines geläufigen Begriffs. In: Horst Rabe/Hansgeorg Molitor u.a. (Hgg.): Festgabe für Ernst Walter Zeeden. Zum 60. Geburtstag am 14. Mai 1976. Münster 1976 (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte. Supplementband 5 Autoren sahen offenbar eine Notwendigkeit darin, theologische Traktate oder Flugschriften zu veröffentlichen. Sie hatten ebenso wie die Verfasser reformatorischer Flugschriften jeweils die persönliche Entscheidung getroffen, sich publizistisch zu Luther zu positionieren5 und sich somit auf einem Feld zu bewegen, das stark von diesem dominiert wurde. Kontroverstheologen machten es sich zur Aufgabe, ihren Glauben zu verteidigen, und waren damit in der Regel (außerhalb des albertinischen Sachsens) auf sich allein gestellt. Die Römische Kirche sah im Allgemeinen zunächst keine Notwendigkeit einer publizistischen Gegenoffensive, was sich erst unter Papst Paul III. änderte, wobei eine organisierte Förderung erst nach