Leberecht Migge 1881-1935 Gartenkultur des 20.Jahrhunderts Herausgegeben vom Fachbereich Stadt­ und Landschaftsplanung der Gesamthochschule Kassel Worpsweder Verlag 4 Dieses Buch erscheint 7 Vorwort zur Ausstellung "Leberecht Migge ­ 9 Biographie Gartenkultur des 20. Jahr­ hunderts" anläßlich der 10 leberecht Migge - Spartakus in Grün Jürgen v. Reuß Bundesgartenschau Kassel - Das konsequente Experiment des Sonnenhofs in 1981. Ausstellung und Worpswede Katalog wurden ermöglicht durch finanzielle Hilfe der - Im übrigen war er ein streitbarer Herr ... Bundesgartenschau - Die Konsequenz des Worpsweder Experiments GmbH. - Die intensive Siedlerschule Worpswede Autoren - Der Sonnenhof Prof. Dr. Lucius Burckhardt, GhK 33 "Die produktive Siedlungsloge" Leberecht Migge Dipl.lng. Heidrun Hubenthai, GhK 37 Migge und der Werkbund Lucius Burckhardt Prof. Diplomgörtner 40 Gartenkultur statt Gartenkunst Jürgen v. Reuß Jürgen v. Reuß,GhK Prof. Dipl. Ing. - Leberecht Migges Werdegang vom künstlerischen Leiter Klaus Stadler, einer Gartenbaufirma zum Propagandisten in der FH Weihenstephan Siedlungsfrage Dr. Ing. Günther Uhlig, - Migges Position in der Debatte um den Gartenstil RWTH Aachen Prof. Dipl. Ing. - Die architektonische Form als Voraussetzung für den Michael Wilkens, GhK Gebrauch des Gartens - Typus und Laienhilfe als Mittel zur Verbreiterung der Inhaltliche Konzeption und Gartenkultur Durchführung der Ausstellung - Der "Kommende Garten" Ulrike Haas-Kirchner Heidrun Hubenthai 66 Texte zum "Kommenden Garten" Leberecht Migge Jürgen von Reuß 72 Die Idee des neuen Gartens ­ Klaus Stadler unter Mitarbeit von Inge Meta Hülbusch Pflanze und Technik Siegfried Krauß 77 Öffentliche Bauaufgaben - Sozialisierung der Jürgen v. Reuß Ulf Westerbeck Graphische Gestaltung Gartenkunst Evelyn Klemann - Der Volkspark als Ausdruck einer neuen städtischen Ingrid Mathis Gartenkultur - Gartenkultur im Dienst der nationalistischen Bewegungen - Begraben nach gemeinem Wert - Die Krise des sozialen Grüns - Migges Kolonialpark als konsequente Sozialisierung der Gartenkunst 94 Kritik am landschaftlichen Park der Jahrhundertwende Leberecht Migge 96 Siedlungskonzepte Migges und ihre reformpolitische Günther Uhlig Bedeutung - "Spartakus in Grün": Migge zwischen den sozialen Bewegungen - Programme und Einflüsse: der Siedlungsgedanke in Arbeiterbewegung, Anarchismus und Jugendbewegung. Siedlungsalternative als reformsozialistischer "dritter Weg" - Die Miggeschen Siedlunqstype.n - Siedlungen unmittelbar nach dem Kriege: Jugend- bewegung plus Taylorismus. Ernährungssiedlung ­ Natürliches Bauen - Stadt/Landkonzept - Siedlungen während der wirtschaftlichen Stabilisierungs­ phcse. Siedlungs- und Gartenrationalisierung - Siedlungen während der Weltwirtschaftskrise: Siedlung und Arbeitslosigkeit - Anknüpfungen? 5 120 "Natürliche Architektur (Etappenbauweise)" Leberecht Migge Anmerkung Die literaturhinweise auf 124 Selbsthilfe statt Fürsorge Heidrun Hubenthai Texte von leberecht Migge - Die Idee der Selbsthilfe durch Bodenproduktion stehen in Klammern hinter dem Zitat. Sie bestehen - Das wachsende Haus an der Mauer aus Erscheinungsjahr -­ - Die gärtnerische Bodenbestellung als Existenzabsicherung laufende Nummer der - Kritik und Skepsis gegenüber der staatlichen literaturliste - und evtl. der Wohnungsfürsorgepolitik und den sich daran Seitenzahl. Auszeich­ nungen sind im Text fetter anknüpfenden Siedlungskonzepten gedruckt, die in zitierten - Leberecht Migges freiraumplanerisches Konzept in den Originaltexten schräg, die Siedlungen Römerstadt und Praunheim von den Autoren vorgenommenen gerade­ 142 Funktionalismus - vom Boden her Michael Wilkens stehend, 155 Registerteil Literaturliste Projektliste Abbildungsverzeichnis

7 Vorwort Zum Studium der Miggeschen Arbeiten möch• ten wir alle diejeniqen anregen, die am eigenen Für einekritischeBewertung derGeschichte des Experiment Alternativen zur Wohnung~- .un? Berufsstandes der Architekten, Stadt- und Land­ Existenzsicherung erproben und alle diejeni­ de~ 20~r schaftsplaner sind die Quellen aus gen, die in sozialer Verantwortung an der Pla­ Jahren noch völlig unzureichend aufbereitet. Fur nung der Wohnungsversorgung unter den ver­ die Geschichte der Landschaftsarchitektur gilt änderten wirtschaftlichen Bedingungen plo­ dies ganz allgemein, hier liegen Aufarbeitun­ nerisch arbeiten. Auch den ökologisch orien­ Frit~ gen nur zu den Werken von Fritz Encke, tierten Naturgartenfanatikern empfehlen wir Schumacher und Erwin Barth vor. In der Archi­ die Aneignung derMiggeschen Konzepte einer tektur und Städtebaugeschichte bleiben Rand­ Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, die Natur figuren der Siedlungs- und Wohnungsreform­ und Technik als sich gegenseitig steigernde Vor­ debatte ausgeblendet, obwohl gerade an der aussetzung begreift. Bewertung ihrer Positionen differenziertere Ein­ Den Institutionen des Berufsstandes der Land­ schätzungen der Geschichte der 20er Jahre schaftsarchitekten danken wirfür die finanzielle möglich werden. Eine solche differenziertere Unterstützung und die damit gegebene Mög• Einschätzung zu dem in Mißkredit geratenen lichkeit einer längst überfälligen Würdigung Funktionalismus-Konzept versuchen wir an den dieses bedeutenden Landschaftsarchitekten. Arbeiten und Schriften Leberecht Migges her­ Bisher hatte der Berufsstand die Arbeiten Mig­ auszuarbeiten. ges wegen ihrer eigenständigen Position syste­ Nicht nur aus Interesse an der Geschichte des matisch verschwiegen. Dies ging soweit, daß Berufsstandes, sondern primär aus Interesse an Camillo Schneider den einzigen Nachruf zum aktuellen Problemstellungen hielten wir es für Todestage Migges am 30.5. 1935 nicht. in den sinnvoll, das 100. Geburtsjchr Leberecht Migges gärtnerischen Fachzeitschriften sondern ImZen­ füreine umfangreichere Dokumentation seines tralblatt der Bauverwaltung veröffentlichen Werkeszu nutzen. Sowohl die von Migge erar­ mußte. Auch unsere Würdigung wäre kaum beiteten beispielhaften Planungen als auch ohne die Förderung des Leiters desDocumenta­ seine theoretischen Konzepte sind durchaus ge­ Archivs Kassel, Herrn Dr.Scheurmann, zustande eignet, die Diskussion zu aktuellen Problemstel­ gekommen, dem wir für seinen Einsatz danken lungen zubeleben. Deshalb enthält dieses Buch wollen. neben den von uns erarbeiteten Kommentaren Danken wollen wir auch den Leihgebern, die und Einschätzungen auch viel dokumentari­ unsere Ausstellung Leberecht Migge, Garten­ sches Material: Migge im Originalton, Pläne kultur des 20. Jahrhunderts, und dieses beglei­ Proiektberei.che~ und Zeichnungen aus allen tende Buch durch die Bereitstellung von Ma­ Prol~k~li­ und eine umfangreiche Literatur- und terialien und Informationen unterstützt haben. ste. Nichts davon ist vollständig, ein Archiv Ist Hier besonders den Nachkommen L. Migges nicht mehr vorhanden, die meisten Pläne sind Marianne Störmer, Eva Höfs und Tilmann Stör• auch bei den Auftraggebern verloren. So ist die­ mer - vor allem Frau Rose Migge-Lenzner, die ses Buch nicht als eine abschließende Würdi• durch ihre illustrativen Zeichnungen und Be­ gung gedacht, sondern eher als eine Zusam­ pflanzungsangaben eine genauere Vors~~II~ng menstellung von Arbeitsmaterialien und eine über den Sonnen hof der 20er Jahre ermoglich­ Aufforderung zur Diskussion. te. Der Stadt Frankfurt und Oldenburg danken Migges vielseitiges Engagement sowohIzu Fra­ wir für die überlassung von Plänen und Photo­ gen der Gartenkunst als auch in der Auseinan­ graphien, die das in der Literatur veröffentlichte dersetzung mit Architekturprogrammen und Material ergänzt haben. Siedlungskonzepten hat in vielen Streitschriften seinen Niederschlag gefunden. Die nach 50 Jahren erneute Veröffentlichung dieser manch­ mal polemischen Kritiken wird auch heute die Angegriffenen provozieren. . .. Diskutieren würden wir gerne mit denjeniqen, die sich von der Aktualität der Miggeschen Kritik an ihren eigenen Arbeiten betroffen füh• len. In diesem Zusammenhang verstehen wir diese Dokumentation Miggescher Schriften auch als Kritik an den aktuellen fachlichen Kon­ zepten in der Architektur, Stadt- und Land­ schaftsplanung. I leberecht M,gge 1881·1935 9 Biographische Notizen 1924 1881 Vergrößerung und Einrichtung eines Zeichen­ büros auf dem Sonnenhof. Am 20. 3. in Danzig als zwölftes von dreizehn Kindern geboren. Sein Vater Richard Migge 1925 und seine Mutter Berthe Guillemette de Bettac Ausstellung "Heim und Scholle" mit gehörten zu den Danziger Großkaufmanns• in Braunschweig mit dem Konzept des Intensiv­ familien IGewürze + Därmel. Siedlers. 1897 1926 Abschluß der Schulen, die zur Lehre in der Veröffentlichung: "Die Binnenkolonisation". väterlichen Firma Voraussetzung waren, die er Max Schemmel übernimmt eine Niederlassung jedoch nicht antritt. Migge verläßt Danzig. der Siedlerschule in Breslau. 1898 1926-1935 Gartenbaulehre und Schule in Hamburg. Einrichtung eines Büros in . Kontakte zu den Architekten der Wohnungsreformbewe­ 1904-1913 gung u. a. mit Poelzig, Wagner, Taut, Haesler, Mitarbeit als Techniker und schließlich als May, Elsässer. künstlerischer Leiter in der Gartenbaufirma Ochs inHamburg. An bürgerlichen Villengärten 1930 und öffentlichen Bauaufgaben Zusammenar­ Zahlreiche Kuraufenthalte wegen eines sich beitu. a. mitMuthesius, Riemerschmid, K. E. Ost­ verschlimmernden Nierenleidens. haus und Martin Wagner. 1932 1907 Veröffentlichung: "Die Wachsende Siedlung". Heiratmit Andrea Stindt (1879-1956l. 1933 1910 Streit mit dem Landwirtschaftsminister des Reise nach England mit entscheidenden Konse­ 3. Reiches wegen der Blut- und Boden-Parole. quenzen für die Entwicklung von Migges Kon­ 1935 zept einer Gartenkultur des 20. Jahrhunderts. Am 30. 5. an Nieren- und Krebsleiden ge­ 1913 storben. Trennung vom Büro Ochs wegen urheberrecht­ lieher Auseinandersetzungen. Gründung eines eigenen Büros in Hamburg­ ßlankenese. Veröffentlichung der "Gartenkultur des 20. Jahr­ hunderts". 1918 Veröffentlichung: "Jedermann Selbstversorger - eine Lösung der Siedlungsfrage durch neuen Gartenbau". 1920 Verkauf des Hauses in Blankenese, Ansiedlung aufdem Sonnenhof in Worpswede. Gründung der "Intensiven Siedlerschule in Worpswede" in Zusammenarbeit mit Max Sehemmel. Zusammenarbeit mit der Arbeitsschule Heinrich Vogelers auf dem "Barken hoff". 1923 Herausgabe einer eigenen Zeitschrift: "Die Siedlungswirtschaft" (1923-1929l. 10 Jürgen v. Reuß darischen Interesse einer großen Gruppe Leberecht Migge - Spartakus in Grün gleichartig Betroffener. Anschließend soll die •• Das konsequente Experiment des Sonnenhofs konsequente streitbare Haltung Migges her­ • • in Worpswede ausgearbeitet werden, die von Fachkollegen · ... . immer wieder als bloße Polemik mißverstanden ··tiJ··: 3 0 : Bei den Versuchen, die Position Leberecht wurde, und schließlich soll das persönliche Ex­ Migges in eine der verschiedenen Gruppen :W0800U: perimentMigges mit dem Sonnenhof in Worps­ der sozialen und politischen Bewegungen der :6ftRTE"D~ wede als eine Form Miggescher Konsequenz 20er Jahre einzuordnen, gerieten wir in der : HRIl6UR": dargestellt werden. · . Autorengruppe immer wieder in Auseinander­ 1904-1913 setzungen.lnnerhalb der Diskussionen der 20er Im übrigen war er ein streitbarer Herr ... Jahre wird Migge von links - so z. B. von Hein­ rich Vogeler - als Reaktionär dargestellt. Migges fachliche Beiträge sind in den ver­ "Migge glaubte, eine Revolution sei nicht nötig, schiedenen aufeinanderfolgenden Arbeits­ wenn man den Menschen die Möglichkeit schwerpunkten immer von einer großen Eigen­ gäbe, sich selber um ihr Haus herum eine eigene ständigkeit und Konsequenz gekennzeichnet. Ernährungsbasis aufzubauen. So müßten alle Diese Konsequenz entwickelt er sowohl in sei­ Menschen glücklich werden. Im übrigen war er nen Entwurfsvorschlägen für verschiedene Bau­ L M ein Erzreaktionär, hatte aber ein großes land­ aufgaben als auch in den Auseinandersetzun­ wirtschaftliches, technisches Wissen." IHeinrich gen mit seinen Berufskollegen. noch 1913 Vogeler: "Erinnerungen", Berlin 19521 Von an­ Als wichtige Phasen seiner Arbeitsschwerpunk­ derer Seite - so in einem Polizeibericht - wird er te sollen kurz die folgenden gekennzeichnet als ein gefährlicher Kommunist eingestuft. "Die werden: Kolonie, die nun mehr unter Anleitung Migges - Zunächst seine Lehrzeit an den großbürger• von einem Anarchisten und früheren Schlosser­ lichen Villengärten während seiner Zusammen­ gesellen Friedr. Harjes unterstützt wird, plant arbeit mit Ochs in Hamburg, die Migge zu eine großzügige Ausgestaltung des kommu­ seinem Entwurf einer Gartenkultur des 20. Jahr­ nistischen Siedlungswesens.... Mit der Tätig• hunderts führt mit der Betonung der Bedeutung noch 1920 keit Migges im Worpsweder Kommunismus be­ der Gärten der Hunderttousend, ginnt ein neuer Abschnitt der Bewegung ..." - dann die Arbeit an öffentlichen Bauaufga­ (Quelle: Akte der Polizei-Direktion Bremen, ben im Rahmen der Volksparkbewegung und Nachrichtenstelle IV-2 Worpswede, Bd. 1 bis in der Folge der Kriegerfriedhöfe während des 29. Jan. 1925, Staatsarchiv Bremenl Diese aus­ 1. Weltkrieges einandergehenden Beurteilungen stellen nur - und schließlich seine konsequente Hinwen­ die besondere Eigenständigkeit der Migge­ dung zur Siedlungsfrage mit seinen Arbeiten schen Position heraus. Als Exponent der Sied­ vom Sonnen hof in Worpswede aus. lungsbewegung gerät er wegen der voreiligen Zu allen diesen Arbeitsschwerpunkten erarbei­ Identifikation der Siedlungsbewegung mit je­ tet Migge eigenständige konsequente Lösungs• weils extrem rechten oder linken Positionen von vorschläge, die er in den Projekten durchsetzt vornherein in eine ambivalente politische Ein­ und die er innerhalb der Diskussion in der Fach­ schätzung. Hierzu versucht Uhlig in seinem Bei­ öffentlichkeit vehement verteidigt. Das von ihm trag innerhalb dieses Buches eine Bewertung abgegebene Urteil zu fachlichen Problemstel­ derMiggeschen Position zu ermöglichen. lungen wird durch intensive Studien tangieren­ Imfolgenden soll derVersuch gemacht werden, der Wissensgebiete untermauert. So ist es für eine Beurteilung der Miggeschen Position aus ihn kennzeichnend, daß er zur Fundierung sei­ der Konsequenz seines persönlichen Worps­ ner gartenbaulich und sozial begründeten Bei­ weder Experiments abzuleiten. Dazu verwende träge zum Siedlungsproblem, sich u. a. detail­ ich das von Migge in der Zeitschrift "Die Tat" liert in die technischen Probleme der Müllver• selbst gewählte Pseudonym "Spartakus in arbeitung als auch in schwierige betriebs- und Grün". Spartakus als Symbol für persönlich ein­ volkswirtschaftliche Fragen zur Bewertung des gebrachtes kämpferisches und vorwärtsdrän• Gartenbaus einarbeitet. Regelmäßig studiert gendes Engagement eines Einzelnen im soli- Migge vor der Lösung von Bauaufgaben die historischen Vorbilder und die jeweils aktuellen Beiträge seiner Fachkollegen. In dieser Wech­ selwirkung zwischen aktuellen Auseinander­ setzungen an Bauaufgaben und dem Studium von Grundlagenwissen entwickelt der Autodi­ dakt Migge eine erstaunliche Autonomie in be­ zug auf fachliche Positionen, die ihm innerhalb des Berufsstandes der Landschaftsarchitekten wenig Freunde einbringt und ihn schließlich zur Trennung vom Berufsverband führt. 11 Die Eigenständigkeit der Miggeschen Projekte Aufgabenbereichen, die nicht im gängigen wirdan anderer Stelle ausführlich erläutert. Hier Spektrum des Berufsstandes enthalten sind, wie soll seine streitbare Position zu seinen Berufs­ z. B. Müllverwertung, Versand gartentechni­ kollegen in Erinnerung gebrachtwerden. scher Produkte, werden als Provokation emp­ "Uns Gartengestaltern geziemt zu allererst Be­ funden oder als Scharlatanerie verlacht. Es scheidenheit. Wir sind geistig unselbständig, fehlt auch nicht an Versuchen zur Unterdrük• beinahe ein wenig verwahrlost. Denn auf uns kung des Miggeschen Gedankenguts. So hat lastet zu alledem [ener teils schöne, teils omi­ die Deutsche Gartenbaugesellschaft 1919 nach nöse Zugvon derVerwandtschaft mitden himm­ der Veröffentlichung von Migges Selbstversor­ lischen Mächten, allwo bekanntlich ein lieber ger-Schrift durch Intervention bei den Woh­ Gott thront, wenn es wächst, aber ein böser, nungsbaugesellschaften die weitere Veröffent• wenn es nicht so tut. Der mehr oder minder ge­ lichung dieser Schrift zu verhindern versucht. schickten Nutzbarmachung dieser paradiesi­ Der Bund Deutscher Gartenarchitekten be­ schen Symbiose soll ein erhebliches Teil moder­ grüßte 1928 den Austritt Migges aus dem Bund, nerGartenkunst sein Dasein verdanken: Grüne wegen der Belanglosigkeit der Bundesarbeit Medizinmännerei. Wir danken! von Migge eingeleitet, weil seine Mitglied­ Für uns Jungen ist der Garten mehr als eine schaft als "nicht mehr länger tragbare Bela­ leichtsinnige Feierabendfrisur des harten Ta­ stung" angesehen wurde. geslebens. Wir brauchen - ... wieder festen Boden unter den Füßeni wir kämpfen dafür. Es Die Konsequenz des Worpsweder gilt die verlorengegangene Verbindung mit Experiments dem wirklichen Leben wieder herzustellen. Es sind die Gartenaufgaben bewußt herauszuhe­ Migges Hinwendung zum Garten der Hundert­ ben und zu stärken, die mehr oder weniger tausend, zur Gartenkoltur der Kleingärtner und unsere Zeit verkörpern: Kleingärten, Siedlun­ Siedler hatte sich bereits 1910 mit seiner Reisein gen,öffentliche Spiel-, Sport- und Badegärteni englische Gartenstädte angedeutet. In seiner auch die modernen Begräbnisstätten gehören 1913 veröffentlichten "Gartenkultur des 20. Jahr­ hierher: Schlichte sach- und fachgerechte Er­ hunderts" formuliert er ausdrücklich, daß seine füllung dieser Aufgaben wird von selbst leben­ Hoffnungen auf eine Erneuerung der Garten­ dige Bewegung, also auch Rhythmus auslösen. kultur auf den Garten des kleinen Mannes ge­ Mehr als papierne Anstrengung grüner Gra­ gründet werden muß. In der Konsequenz der Enttäuschungen des 1. Weltkrieges konkreti­ phiker. Von Kunstistnichtdie Rede." (1925 - 891 Ohne Beachtung der berufsständischen Leitbil­ siert er diesen Erneuerungsgedanken durch der entwirft Migge seine Gartenkultur des 20. mehrere Schriften, in denen er erstmalig die Be­ deutung des Selbstversorgerprinzips als Vor­ Johrhunderts, dabei gerät seine Unduldsamkeit immer wieder in Konflikt mit dem Beharrungs­ aussetzung für neue Siedlungskonzepte betont, vermögen des Berufsstandes. Seine Versuche, Siedlungskonzepte, die durch die individuelle den Berufsstand durch Kritik zu den Alltagsauf­ Sicherstellung der Lebensgrundlage die zusam­ gaben der Stadtentwicklung des frühen 20. mengebrochene Kultur der Nachkriegsiahre er­ Jahrhunderts zu drängen und statt der Beiträge neuern sollen. zur Stadtverschönerung Beiträge zur Daseins­ Die Freundschaften mit Martin Wagner, dem bewältigung zu erarbeiten, wird von vielen Be­ späteren Initiator der gewerkschaftlich organi­ rufskollegen nicht verstanden, eher sind die sierten Wohnungsreformbewegung in Berlin Architekten zugänglich. Die Hinwendung zu und mit Heinrich Vogeler, dem Maler in Worps­ wede, der wie Migge nach den Eindrücken des 1. Weltkrieges mit derTradition der bürgerlichen Kunst gebrochen hatte und mit einer Gruppe kommunistisch orientierter Gesinnungsgenos­ sen ein Siedlungsmodell auf dem .ßorkenhoff" in Worpswede erprobte, haben die Entwick­ lung des Miggeschen Siedlungskonzeptes sicher beeinflußt. Fürdie weitgehend technisch und gartenbaulich bestimmte Perspektive des Miggeschen Siedlungsmodells bestand zu­ nächst der Ehrgeiz, an einem eigenen Beispiel die Richtigkeit der bereits in Schriften 1918 ent­ wickelten These von derMöglichkeit der Selbst- 12 versorgung durch intensiven Gartenbau nach­ Wir selberwaren Besitzer eines großen Hauses zuweisen. Dieser Nachweis mußte besonders mit vielen Räumen und vielem unbenutztem g laubwürdig erscheinen, wenn er unter land. Im Frühling wandten sich Arbeitslose und schlech ten na türlichen Voraussetzungen ge­ obdachloseKommunisten on uns,die fest an die führt w erde n konn te. M igg e suchte clso für sein neue Ordnung glaubten. Wir sagten, das ein­ Experiment nicht einen guten Lößboden in kli­ fachste ist, wir beginnen sofort die bespöttelte matisch begünstig ten Regionen Deutschlands, Ideologiein die Tof umzusetzen. sondern einen Standort au f dem Warpsweder Ich selber bin kein Idealist, sondern ein ein­ Heidesend. der erst durch künstliche Verände• facher prokt ischer M aterial ist, fühle ein gesetz­ rung durch intensiven G artenbau zu hoher Pro­ mäßiges Werden in mir, d as mich dazu zwingt, duktivitä t entwickelt werden mußte. Er suchte keine Opfer zu bringen, sondern die Dinge, die diesen Platz in der Nähe Heinrich Vogelers,ob­ Not sind, zu tun, zu leben. Wir Arbeiter teilten 2 w ohl er ihn sicher auch im Berliner Umland im jede Arbeit unte r uns. Wir wählten einen Arbei­ Heinrich Vogeler Kontakt zu M ortin Wagner hätte finden kön• terra tvondreien .. nen. Wir wissen nicht, ob diese Alternative von Nun hatte jeder Arbeit, Anrecht auf Wohnung, Migge überhaupt bedacht wurde. Fest steht, Kleidung und Nahrung in dem Maße, wie es im daß er zcnöcbst den Kontakt zu dem Initiator Besitz vo rhanden war oder geschaffen wurde; des .Bcrkenbcft'-Modells Heinrich Vogeier aber auch jeder holte die Sorge, die Verant­ suchte, der eine Erneuerung der Gesellschaft wortung für dosGanze. durch die .notwendende Tot" erhoffte, und Eine kommunistische Insel im kapitalistischen nicht durch organisa torische Zuscmmentos­ Staat ist als Kampfmi ttelzu betrachten. Sie wird sung und Konzentration der Kräfte des Prole­ du rch die Tot mit dem bürgerlichen Märchen tariats. So begann M igge 1920mit seinem bei­ aufzuräumen haben, daß das Proletariat nicht spielgebenden M od ell des Sonnen bois in gestalten kann. Auf dem Boden der kommuni­ Worpswede und leider nicht on der Seite von stischen Insel werden sich olle die Kämpfe voll ­ Mortin Wagner als Leiter einer denkba ren Gar­ ziehen, die im großen leben der Revolution ihre tenbau-Abteilung innerha lb der gewerkschaft­ Parallelen finden. Der Bestand einer derartigen lichen Organisation der Wohnungsreformbe­ Kaloniewird immer wieder in Frogegestellt sein, w egung. solange die kapitalistische Wirtschaftsform be­ Um die Verwandtschaft de r M iggeschen und steht. Die größ te Gelohr für die Kommune liegt Vogelerschen Erneuerungsmodelle der frühen nicht außerhalb in der kapitalistischen Umge­ Nochkrleqsjchre verständlich zu mac hen, führe bung, sondern in der kapit alistischen Gesin­ ich im folgenden einige, die M odelle erläutern• nung einzeln er Mi tgl iede r ... Doch alle bisheri­ de Originaltexte on. Die Verwondtschaft dieser gen Vorstellungen von Herrschaft sind oulqe­ M ode lle bezieht sich insbesondere auf die Be' hoben, olle diktatorischen M aßnahmen wer­ wertung der Tat al s der bewegenden Kraft für den negativ, bringen unfruchtbare Auseinan ­ eine g esellschaftliche Erneuerung. "Einwerfen dersetzungen; nur die Diktatur der produkti..,en möchte ich, d aß ich unbedingt davor warnen Tot bringt das Ganze immer wieder ins Gleich­ muß, wenn der Arbeiter immer noch an eine gewicht.. .. Der Lcndbou, dieErnährung, die Be­ Sozialisierung von oben den kt. Der Arbeiter kleidung, die Wohnung sind immer die nächst­ muß in ollen Betrieben die Kräfte von unten or­ liegenden Dinge und nur aus diesen Bedürfnis­ gani sieren und muß die Nahrungsquellen in sen wächst das Hondwerk, die Industrie, die Selbstverwaltung bekommen. Die Dezent rali­ Wissenschaft und die Kunst.Warum soll heute sa tion, die hierdu rch entsteht, ist dos Lehrbel­ nicht der Ch emiker aus dem Gartenbetrieb spiel und der nötige Unterbau für den großen heraus zu seinem angewandten Beruf kom­ zentralistischen Zoscrnmenschluß auf t ödero­ men? .. ttver Grcndloqe.dern Rötesystem . Diese Wege zur freien Entwic klung jeder indi­ viduellen Kraft gehen nur über den Kommunis­ mus,wo der materielle G ewinn fortfällt und das Glück der freien Arbeit jeden M enschen zur Nutzung seiner höchsten Kraft bringt ... Für uns ist es wich tig den Weg zu zeigen, wie der Kom­ munist durch seine Erfassung des sozialen Ge­ dankens selber zur höchsten Arbeitskraft zu höc hster Produktivität get rieben wird. So ist der eigentliche Sinn unserer gemeinwirtschaft· 13 lichen Gründung der Gedanke aus ihr eine Ar­ Aus Migges .GrÜnem Manifest· beitsschule wachsen zu lassen, wie sie dem Kommunisten vorschwebt. Diese Schule muß Bürger und Bürgerinnen! . ganzausdem Bedürfnis der jetzigen Zeit w ach­ Und so sehe ich unser neues Dasein: sen. Den völligen Ban krott unserer Kultur und Sehe: viele kleine Häuslein - jed er familie unseres Wirtsch ahslebensanerkennend hol sie gehört eins. vorderhand nur das eine Ziel, den produlctiven INeues Dasein verzehrt Ansoröche.l Menschen • .• Sehe: viele kleine Gärtlein - jeder Fomilie Do des Wirtschahsle ben der Ausgangspunkt gehört eins. und das Iehnnittel derSchule ist, so wäch st dos INeues Dasein vermehrt f ruchte.! Kind ganz noch seiner individuellen y eronlo­ Sehe: notüriiche Arbeit sweise - am eige nen W erk. gungous den Bedürfnisse." der G~ m e,nsch ? ft 3 in seinen Beruf. Eine lc ndwrrtschoftliche Arbeits­ INeues Dasei n fordert Ha nd- und Kopfarbeit leberecht Migg e ­ schule würde durch Hcndwerkstötren und ma­ für clle.l Socrtckus in Grün sc hinelle Anlagen zu einer Musler"Nirtschaft ge­ Sehe: kleinste Regierung - um der Regierten will en. bracht werden müssen, die unter Anwendung von elektrischen und windmotorischen Kräften INeues Dasein regelt sich selber.l Sehe: höchste Erhebung - um der Erhobenen denUmgang mit modernen Maschi nen r~I'Ht. " : willen. Eine derartige Arbeitsschule, ein Ho/betrieb mit Werhtatten, würde sich selber_auf immer ge­ {Neues Dasein wi ll Wallfahrt, Sonne und steigerte Wirtscha ft stellen, w urde z. B. ~en Sptel.l intensiven Gemüsebau bis ins Kleinste verwirk­ Diese Menschen kennen keinen lichen mitAusnutzung der Berieselunqstechmk, Dc seln sko mp f. der stafksten N utzung der Sonnenstrahlun g Diese Menschen kennen keinen Völkerkomof. und Heizung im Winter.· IHeinrich Voqele r. Diese M enschen lieben einander und die schöne W elt. ..5iedlungswesen und Arbeitsschule", Ha n­ nover 1919, S. 4-141 Die überlebte Stelostcdt hieß Ste rben und Verzehren. Die unverbrcucbte l andschaft heißt l eben und Mehren. Ich sehe: do s grune l and der Jugend, der Gesundheit und des Glücks. Aber, Bürq er und Börqertnn en, dieses schönere Dasein kommt nicht von selbst: Esmuß errunge n werden! Jeder einzelne muß ( m i ~ sich.selber! kämpfen. Jeder einzelne muß {seine eig ene Zukunft) bauen. Jeder einzelne muß (seinem Nächstenl helfen. Helfen, Sporen, Bouen, Kämpfen! Kommt mn, Jhr starken Einzelgä nger, Ihr Freiesten der Naturmenschen, Ihr Jünqsten der Wandervögel und Freideutschen, Ihr Beweglichsten der Spieler und Sport ler, Ihr Erfolgreichsten der Sehreber und lcndleote, Ihr lustig sten der M usikanten, Ihr Künstler, Denker und Dichter, faßt on. Schafft neues Dasein. Schafft neue Kraft. Rettet euer l and!· 11 919 - 53 1 14 Die intensive Siedlerschule Worpswede nesische Gartenkultur von einer Reise mit, die Migge und seine Schüler stark beeinflussen. Der neue Gartenbau, den Miggeals das Funda­ Migge möchte eine verbindliche Y,erpfl~cht~ng ment zur Lösung der Siedlungsfrage einsetzen derArbeitskräfte des "Barkenhoffs an die Sied­ will kann nicht ohne fachliche Schulung der lerschule erreichen, die ihm jedoch verweigert Siedler bewältigt werden. Migge hat das werden muß, weil das Modell der Arbeits­ Scheitern einer Reihe von Projekten darauf zu­ schule die Kontinuität der Entwicklung nicht rückgeführt, daß weder eine bewußte 0uswahl durch vorgegebene Verpflichtungen in irgend- der Siedler erfolgte, noch deren anschließende weiche Richtungen fixieren will. . Schulung sichergestellt wurde. Als ein wichtiges Dokument der Kooperation Gartensiedlungen sind keine Sanatorien ... von Siedlerschule und Arbeitsschule isteine Ent­ Nein, unsere Leute müssen wir zuallererst unter schließung einer gemeinsam durchgeführten den Tatkräftigen, den Zukunftsfrohen, unter den Siedlerkonferenz am Beginn des Jahres 1921 Führern des Lebens suchen. Nicht graues Elend, überliefert. sondern innerer Reichtum gehört aufs Land; Der Herbst des Jahres 1921 wird mit dem Brand nicht Feierabendbeter sondern Fanatiker der auf dem nicht versicherten Moorhof zu einer Arbeit nicht müde Verneiner, sondern stolze Katastrophe für das optimistisch begonnene Abonnenten des Erfolges ... Experiment. Die Schüler und Max Schem~.el Voraussetzung eigener und gemeinsamer Gär• verlieren ihren gesamten Hausstand und mus­ ten aber sind Kenntnisse und Erfahrungen. sen zunächst provisorisch untergebracht wer­ Diese soll ein Mustergarten, der auch als Schul­ den. Obwohl die Schüler die Siedlerschule so­ und Fortbildungsgarten für die Nutzgärtnerei fort neu ausbauen wollen, gelingt es nicht mehr, zu gebrauchen wäre, so früh wie möglich ver­ das Experiment, wie begonnen, weiterzuführen. mitteln." 11918-54) Es wird 1922 ein Zeichenbüro im Dorf (Gar­ Als einen ersten solchen Fortbildungs- und For­ mannl eingerichtet und die Schulungsarbeit schungsgarten setzt Migge sowohl seinen Sen­ stärker an die Plonunqsprojekte und die tech­ nenhof, den er als ein Experiment für die Selbst­ nische Entwicklungsarbeit angebunden. Die versorgung seiner zehnköpfigen Familie auf­ Arbeit an den technischen Normenblättern, die faßt, als auch den Garten derSiedlerschule ein. der Siedlerschule als Schulungsmaterial dienen Kurz nach seiner übersiedlung auf den Sonnen­ sollen, wird vorangetrieben. Die Experin;ente hof beginnt Migge noch im Oktober 1920 mit zur Bodentechnik, Düngeversuche und die Er­ einem optimistischen Experiment. Erpachtetvon probung gartentechnischer Einrichtungen..ve:­ Hoetger den Moorhof bei Moorende, eine ca. lagern sich auf den Sonnen hof. Das Verhalt.n,s Morgen große Bauernstelle mit einem klei­ 18 zwischen Migge und Vogeler entfremdet sich nen Hof, in dem er Max Schemmel als Leiter der immer mehr. Die Trennung der beiden Experi­ Siedlerschule unterbringt. Das Experiment be­ mente wird sowohl durch unterschiedliche Au­ ginnt mit Schülern, die nach Migges Siedler­ 24 ßenorientierungen der Führer der Experimente konzept mit bescheidenem Wohnkonsum an­ als auch durch interne Konflikte bewirkt. Migge si~d übe~.ie­ gesiedelt werden. Die Schüler hat das kommunistische Experiment des intensiv gend gut ausgebildete Gärtner, Viele Auslan­ in der Gruppe ausgetragenen Rätesystems auf der darunter auch Zionisten, die mit Migge an dem Barkenhoff" nie geteilt. Die Abneigung Projekten zur Terrassenkultur in Haifa arbeiten. gege~über einem solchen Modell deutet sich Die Versuche des ersten Schuljahres werden als schon im grünen Manifest an: "Allesamt unter Düngeversuche u. a. mit pflanzengetreide im der Fahne: Daseinsordnung ist gut aber auf per­ Kontakt mit dem Kalisyndikat und der BASF sönliches Dasein kommt es an." Walter Hundt durchgeführt. Das erste Jahr ist stark von der bestätigt diesen Konflikt: "Wenn Migge v?n Wechselwirkung zwischen Siedlerschule und Isolierfreiheit redet, die [eder brauche, so meint der Arbeitsschule auf dem "Barken hoff" be­ er nicht die Freiheit des schöpferischen Men­ stimmt: Gemeinsame Lesungen, viele Diskus­ schen sondern eine Abgrenzung von Du und sionen. Camillo Schneider, mit dem Migge be­ Ich. D~mit steht er im Gegensatz zur Arbeitsge­ freundet war, brachte Informationen über chi- meinschaft, die sich bemüht, individuelle Fähig• keiten in schöpferischer Zusammenarbeit wirk­ sam werden zu lassen." (Walter Hundt: "Bei Heinrich Vogeler in Worpswede. Erinnerun­ gen"-Worpsweder Verlag, 19811 Ab 1923 erfolgt eine intensive Propaganda­ Tätigkeit der Siedlerschule zur Verbreitu~g d.es Siedlungsgedankens, zunächst durch die Ein­ richtung einer eigenen Zeits~h~ift, de: ,,~.ied­ lungswirtschaft". Diese Zeitschrift Info:.ml~rt uber gartenbauliche Fragen von der Schadlln~sbe­ kämpfung bis zur Erprobung der neu enrwickel- 15

Januarbrief 1921.

Entschließung der Siedlerkonferenz Worpswede, Neujahr 1921.

Die an der Siedlerkonferenz. Worpswede, bei der Tagung vom 1. bis 3. Januar beteiligten Männer und Frauen aus allen Gauen Deutschlands vereinigten sich in folgenden Gedanken und entschlossen sich ihre ganzeKraft einzusetzen, ihnen Gestaltung und schöpferisches neues Leben für unser Volk abzugewinnen: Unser Volk ist in seinemDasein herabgedrückt aul jenes Minimum, das nicht unterschritten werden kann, das entweder Verlöschen, Vernichtung und Selbstzerfleischung, Untergang in höllischem Daseinskrampi ist-oder zur letzten lebendigen Lebenserneuerung zwingt. Es kann die Basis seiner Erneuerung, seiner Aulwärtsbewegung nur in der schöpferischen neuen Gestal­ tungseines Arbeitsprozesses finden. In ihm liegt alle Daseins- alle Kulturmöglichkeit. Er gibt den Mass­ stab der Produktivität, an deren Grössc die Lebensberechtigung und die Kralt eines Volkes sich abmisst.

In der Erkenntnis, dass kein Volk aul Dauer sich wird behaupten können, das nicht alle Möglichkeiten seiner von der Natur gebotenen und bedingten Verhältnisse so ausnutzt, daß reiche Existenzmöglichkeiten für allevorhandenen und kommenden Geschlechter daraus erwachsen, das die Beschränkungen seiner geo­ graphischenwie biologischen Lage so meistert, dass daraus reibungslos schöpferische Mehrkralt triumfiert. In der Erkenntnis, dass unser Volk in seinem bisherigen Tun alle diese Tatsachen und Lebensnotwendig­ keiten zu sehr vernachlässigte und dass aus dieser Vernachlässigung alle unsere Not, unser Elend, unsere Unfreiheit entstand; in der Erkenntnis lerner, dass jeglich'l Daseinsmöglichkeit in erster Linie aus dem Boden, aus der Erde, die uns trägt, gewonnen wird, nur von ihr gewonnen werden kann. fordern wir al; diejenigen auf, die den Untergang nicht wollen, die unserem Volk die Lebensbedingungen zurückgewinnen und nicht selber mit untergehen wollen-wir lordern sie auf: Die grossen brachliegenden Arbeitskräfte unseres Volkes neu zu beleben. Neue produktive und bodenständige Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und dadurch neue Lust am schöpferischen Dasein unseres Volkes zu erwecken. Die brachliegende Erde unserer Grenzen, die nur aufs notdürftigste bebaute Erde mit neu schöpfe• rischer Arbeit zu beseelen, zu befruchten in intensiver gartenmässiger Kultur. Sich mit uns zu verbünden zu dem ersten notwendigen Schritt hiezu, zur Befreiung der Erde für aUe diejenigen die willens sind, unserem Ruf zu folgen, ihre ganze Kralt der intensiven Bestellung der Erde zu widmen sich und ihren Nachkommen eine neue Lüenlgestalh;ng zu schallen. Also dass unsere Erde, unser Grund und Boden die Ernährungs- und Existenzbasis unseres Volkes tür alle Zeiten werde.

DieGerechtigkeit fordert die Neuverteilung des Grund und Bodens, der Mutter Erde lUl die Produktiven und an die Besitzlosen. Das Gesetz hat zu diesem Zweck die Enteignung jeglichen Brachlande!' statuiert. Wir lordern die Verwirklichung dieser notwendigen Massnahmen, wo immer Gelegenheit sich bietet b der Stadt und auf dem Lande. Wir wollen uns mit allen den Menschen zu gleichem Tun finden, die das Gesetz erfüllen wollen, mit welchen positiven leben schaffenden Mitteln auch immer es sei. Wir wollen, dass alle letzten noch nicht verpulverten Mittel und Kräfte mobilisiert werden für die Sehn­ lung und planmässige Ausbildung der sich zu obigen Zwecken bietenden Kräfte. In der Gerechtigkeit des Arbeitsprozesses, der jedem den besten Zustand seiner Entwicklung des Lebens sichert,liegt das Glück, die Freiheit [edas Einzelnen, des ga'1zen Volkes begründet: Solches zu verwirklichen unter Hintansetzung aller persönlichen Ansprüche und Voran~etz:mg h5='1ste~ Bodenproduktion schliessen wir uns zur Siedlungsaktion auf hochtechnisch gartenbaumässiger Grundlag« zusammen und lordern jeglichen, ohne Ansehung der Person und Partei aul, sich uns anzuschliessen. Aul zur Tat!

Arbeitsgemeinschaft Earkenhof

[ruck der Handpresse des Earl.cnkof. 16 "O"",,' O[ vo .., .•• ' len G artengerä te für d ie ~Industrialis ;erung des Gartenbaus". Sie beri chtet über die Projekte !I I! der Siedlerschule und über olle für die Ent­ ..." . wicklung der Siedlungsidee bedeutenden Er­ ." ,)::======;:::;=====':{ eignisse. Sie wird zug leich zum Beobachtungs­ org on wi chtiger bervfsständischer Aktivitäten,

0..,. w • • ~ ,•. " ...... , .". '." ._. , • • '." • . ,. die Migge mit seiner beißenden Kritik begleitet. Im Jahre 1924 wurden 8 drei- bis achttägige 7 Kurse tür Siedler und Kleingärtner überwiegend I..I NTE NS I V " I in Schlesien und in Norddeutschland durch­ geführt und mit Finanzmitteln des preußischen M inisters für Volkswohl/ahrt gefördert. In den Jahren 1923/24 we rden 50 lichtbildervortröge veranstaltet und 8 Ausstellunge n mit lnforrro­ tiansma terial zur Siedlungsidee beschickt.Einen Höhepunkt dieser Propaganda-Tätigkeit stellt sicher die von Taut und M igge 1925 durchge­ 5/6 führte Ausstellung .Helm und Schelte" in Braun­ Der .Ma schinengorte n' des Sonne"hols: Siemens­ HIEBUN G PER BO D IEN KUL TU R schweig dar, in de r Migge versucht, verschie­ Motorgartenlröse und dene lntensttötsmodelle des gartenorientierten automatisches Dung silo Wohnens vom Wochenendgarten mit derSon­ 7/8 nenlaube bis zum Intensivgarte n d es Voller­ Orq ontscnons-Schemotc der Sied lerschule werbsgörtners mit der l orenbahn darzustellen. 9 Da die von M ig ge mehrfach angeforderten W orpsweder Siedlungs ­ staa tlichen Unterstützungen für ein solches qeröte, Anzeige in de r Schulungsunternehme n ausblieben, hat Migge $iedlungswirtschal! 1929 die Schulungsarbeit immer mehr auf die Sied­ lung sprojekte bezogen, die er auch planeris ch betreut hotte. In diesen Siedlungen gründet er Institutionen mit dem Ziel der Weiterbildung und der genossenschaftli chen Beschoffunq von Gortenrnüteln, bzw. der gen ossenschaftlich verantworteten Durchführung von Meliora· tionsarbeiten zur Vorbereitunq des Siedlenos­ Iondes. Für die Verbreitung der gartentechni­ schen Hilfsmittel werden Produkte entwickelt und vertrieben. Entsprechend der ursprünglichen Idee der Ar· beits- und de r Siedlerscbvle, die Schule nicht an einer abstrakten Theorie, sondern an der .notwendenden Tot" zu entwickeln, verlagert sich die Aktivität der Siedlerschule zunehmend von der Zentrale W orpswede in die Siedlungs· experirnente, d.h.zueinemdezentralen M odell. 17

)I{ INT~

Siedlerschule Worpswede M"igge im. Erdga rten· des _' I I I II IIiI II I I I I I ~ I I ~m OO l l l l m l l l l l l lllll ~ I I I I IlII I~I~mm l l l l l l I ml lm l lll l l l ll mllm lll l l l l l l l l l l l lml~l m l l l l l l l l l l l l l l ll Sonnenhofs ~ Anzeige in der D ie Stadtverwaltung braucht heute mehr denn je den Siedlungsw irtschah 1923 ernährun gstech nischen Berater. Stadtaufbau, Stadtversorgung, Abfallverwertung, alle Bau progr amme sind auf die Dauer nicht durchzuführe n ohne Stadtlandkultur. Die soziale Frage, die für die Stadt praktisch immer mehr auf Erw erbslosenfürsorge. wir sagen Kleingartenfürsorge hinausläuft, ist nicht zu lösen ohne Stadtlandkultur. W ie oft ist hier de r Mittler nötig, der täglich mit Siedlern, Kleingä rtnern und Fachleuten vom Bau, von Land­ wirtschaft und Gartenbau im ganzen Reich und denen der Nach­ barstaaten verkehrt, der Techn iker, der allein alle diese Zusammen­ hänge beherrscht. Für S iedler und Kleing ärtner ist es Lebensfrage, hohe Erträge aus dem G arten zu holen, sei es, um das Haus zu verzinsen, ode r die Versorgung zu entlaste n, ode r Einnahmen ZtI verschaffen. Hier gibt die Siedlersch ule Beratung, Schulung, Vermittlung von Geräten und neuzeitlichen Garteneinrichtungen. Sie hält Kurse ab in Worp swede und bei ge nüge nder Beteiligung in jeder Stadt. Durch ihre weitverzweigten Beziehun gen kann sie viele Fragen lösen, zu der selbst große Verbände und Genossenschaften oft nicht in der Lage sind. Dem Architekten hilft sie den Bau zu finanzieren, Haus und Garten zu Form-, Wohn- und Wirtschaftseinh eit zu bringen. Dem I n d u s t ri e lle n dient ihre Arbeit ebenso wie dem Arbeiter, weil sie sich frei hält von Politik und Klassenkampf. Sie will nur den Fortschritt fördern in der Nahrungs - u n d Wo ll n w i r t s ch aft. gort mit e)~n t)~rGltd~n 1)üng~rgrub~n GUß öen 6drt~n une) t; ö f~ n! 6ic [Inb jdJulb bnrnn, bab in TI cutfd)laub für meh rere bunbcrt 'JJl illi oncn 9Jlllrf an !) UI1 \lWHll' n iäTj rlid) oertoren gehen. 'lludj uIl 9cldjiitlt gelagerte Hom poillj oufc n iinb arge ':Bcrjdlwcnbcr. Der fort,dj rittlidj qejhntfc t1l llrtcninl)obcr ocr' baut bcn :Dünger leinen 'Lljlon 3c n vor in unterem Hellen , pctentterten tllot!Pj weber 12 ~"t!te Gerate-Vertrieb durch d ie .. bU"9mO Gartenlürsorge­ Ina n Il f rl a ng: r J) ro fp r flr gesellschaften ~orh n'ürror9~ 6 u61ou \) • ~ ort~n'ÜrrOr 9 2 ID O r p6IN Ö~ ettrnl'fraßt 40 bei ßrtmtn

Sämaschinen Radhacken Wassis HandplJüge Regenanlagen .!!>-P~ . Gartenschläuche üartenfürsorge Worpswede Iüartenfürso rge Breslau, Sterustr. 40 19 ,

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--- 1", :_ .,__\...... ;;:;; ..... ~ .. -- -'... ~"""'~--_-'­..", _...._--., '...... ".--.. Von Migg e wird berichtet, daß er alle bewohn­ ~ Wie gut, früh morgens vor der richtigen Arbeit baren Gartenteile im h öuttqen Wechsel be­ zur W asserarbeit im Grünen an zutreten. Wie nutzte, mit seinem Zeichenbrett zog er \10m labend, wen n dann nac h den strapaziös en Dachgarten in die ve rschiedenen Höfe und Wassermüllereien so von ungefähr ein buntes Gartenzimmer. "Ob und wie Haus und Hof in Frühstückstischlein angesegelt kommt, mit Erlen enge und engste Bezie hung gebracht ist, das Rodresund Mokkadüften vor sich her. Und wie entscheide t gewöhnlich sowohl den absoluten festlich, wenn zum Wochenend .Bodeqöste' W e rtdes Gartens als den seines gewöhnlichen angemeldet sind und am Abe nd farbige Iorn­ Gebrauchs." 11928 - 1061 pions ringsum die würdige Geste beleuchten, Dos erweiterte Haus besuchen seit 1926die Ar­ mit de r der W assergraf, stilgerech t auf einer chitekten, mit denen M igge an Siedlungspro­ Meerjungfrau reitend, seine Mannen emp jekten arbeitet: Poelziq, Taut, W agner und El­ fäng t: Es geht nichts über mein Heimstadion!' sösser. Es gibt nächtelange Diskussionen über 11929 - 1091 die neue Sachlich keit. Ihnen voraus geht eine lieferung schrecklicher Stühle, die den Kindern mit den nackten Beinen wegen der kalten Eisen ­ stangen Qualen bereiten - Erinnerungen an dieneue Sachlichkeit. M igge eröffnet wegen der sich häufe nden Auf­ träge in Berlin ein Büro, das bald das Worps­ weder Büro vollständig ersetzt. Errichtet in Ber­ lin eine Baumschule und einen l and schaftsbau­ betrieb ein. Den Sonnenhof erlebt er nur noch a ls Wochenendgarten. Dafür und für die Be­ dürfnisse der heranwachsenden Kinder wird ein Teil in einen ~lustgarten~ mit Badebecken, Sand strand und Kinderhaus umgewandelt. 23124 Der Sonnenhof o ls . mode rne holtöndiscbe Nutzgärtnerei und olt­ jop anischer Lustgarten in Einem".

" 24 25 Zustand des Sonnenhofes im Jahre 1924 1fIlJ.Jle;~{)t:h7lnen&~idledtt./bPl"-

0--0 I. Wohn=, Trelb= lind r- ,=C. u: _ E. ".., Li da--J Änzucbtgär'ten \..../eluv.LVe1050 e;s> dIa?;;/. /"'U. Knlrurfläcbc 1000 qm v..r r: t 1O.kc~' ";"J~ a. Wohnhaus.m. wohn-. Arbeits- ~ 9'~ fJ~ und Spielgärten so - 7Jeb"F-e,.~. ~ b. Werkstätten und Geräte oae" D. ~ volL -»aü, ~ c. Kleintier'gär-ten -aller.!. oIRt7er.1:Jbea!&uf{jSCOinf. eJd. I. Geflügelauslauf 2. Ziegen )' Schweine 4. Kanindien 5. Bienen d. Blumengarten e, Glasgerten 1. Gew-ächshaus 2. Anzucht J. Treiberci f. Kulturgarten (Sdurrzkulnrren) H = Hauprkufmr-, Zw. = Zwi> schenkultur,V = Vorkultur. N = Nachkultur 1. H. Möhren, Zw, Spinat, N. Teltower Rüben 2. H. Frühkart., Zw. Mairüben. N. Feldsalat 3. H. Er-bsen, Zw. Erbsen, N. Wintcrsninat 1. H. Sellerie, Zw. Salat, N. Herbstspinat 5- H. Bohnen, N. \Vintermöhren e. Beerenobstgarren 1. hodistämmlges Kernobst 2. halbsr. Stachel- tr. Ioh.eßecren 3. Erdbeeren h. Erdgarten i. Schutzmauern und -= Terrassen IJ. Grosskulturgarten 1800 qm T errasscn f.Hackv.Hülsenfrüchte Kohl- und Pflanzgetreide a. Dauerkulrureu, Birnpyrarniden, Zw. Bohnen b. H. PfIanzroggr:n u. Pflanzgerste. N. Spinat> und Feldsalat c. H. Pflanzr-oggen u. Pflanzweizen. N. Teltowcr> und Herbstrüben d. l-l.Spärkobl.Zw.Kohlrabi u.Salat e. Himbeeren, Zw. Puffbohnen, H. Erbsen, N. Grünkohl f Erdbeeren, Tomaten IIJ. Sonderkulturgärten 700 qm a. Frühkartoffeln, Puffbohnen, Ro­ senkohl b. Dauerkulturcll,HodlOhst,Gross3 obst und Beerensträucher IV. Aussen- oder Über~ gangsgärten Ergänzungsland für \Xrinter=- kartoffet, Futter usw. 6500 qm Sa. 10 000 , Sorten- und Schädlingsfragen. Verschiedenes. 25

/ ...... / HR /0 NNE H HOF -l- 26/27 h f Der erweiterte Sonnen 0 GE JE ll/CHAF T I GA RTE N aus dem Jahre 1928 ~~AU A "'" Ir.,. G. W tOr. ili tftLIJII "1111" MAI/TA B A. AQO '!Ul~

...... ENDEPlATZ

~ , ~ ·E , ~ , f [ L t la IlN[1! ·E ( , r l ~ u h [ N > • K , I f( N[ N I K ON If[l[tl

~NNE.NHOF 29 30 31/32 .WohnhöleZw ischengl'cl- der, dos sind halb G _ ' ,e schon e arten s1·nd Gonenrene d_ und minder ab' re mehr oder Gart . qeschlossene enteI le darstellen" G I 33-35 e eqeoheitenfe m Icur des urtu töre Woh"en 36/37 Die vor das Haus gestellte Glaswand wird mit einem Docbqorten überdeckt, so daß der Eindruck üppiger südlicher Veqe­ tonon bis in dos zweite Geschoß entwickelt werde" kann. 39 38-41 Zeichnungen aus de r Erinnerung von Frau Rose Migge-Leflzner

" 42 M is ge 015 Wochenendgörtner 43/44 Mi! dem Heim,Todion verbindet sich d ie Freude on den Pflanzen mit der Freude on den Kir1dern 45 Auf dem W erkplotl der .SchOnen GÖrlnerei" d ie W eltkugel, vielleicht gedacht ols ein Symbo l für d ie A llge meingültigke it des Experiments Sonnen bo!

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" 33 leberecht Migge die wichtigste Existenzgrundlage der Siedlungs­ Die produktive Siedlungsloge schule. Ihre Größe und Intensität steht deshalb im engsten Wechselverhältnis zu der Mitglie­ Intensive Siedlerschule auf der Grundlage derzahl und ihren Betriebsmitteln. Die Kulturen der Selbsthilfe umfassen nach festen Produktionsplänen vor­ Techniker und Arbeiter vereinigen sich zu einem züglich Obst- und Gemüsebau sowie Pflanzen­ Gemeinschaftsleben auf produktiver Grundla­ und Samenzucht, dann Geflügel-, Kleintier-, ge. Eine Gemeinschaft, die jedem ungeschmä• Fisch- und Bienenzucht levtl. Seidenraupen I, lert schöpferischen und wirtschaftlichen Anteil schließlich Kartoffel-, Körner-, Zucker- und Hanf­ am gemeinsamen Arbeitsprozeß zuweist, aber bau. Letztere nach Möglichkeit gartenmäßig auch den unabweisbaren Ansprüchen des Ein­ kultiviert. zelwesens gerecht wird. Angesichts der allge­ Soweit die gewonnenen landwirtschaftlichen meinen Not setzen Loge und Logenbrüder für und gärtnerischen Produkte nicht die eigene sich nichts voraus und bauen invollkommener Wirtschaft verbraucht, werden sie für andersar­ allseitiger Selbsthilfe zuerst ihr eigenes Werk, tige Bedürfnisse ausgetauscht. Fürbeide Zwek­ dann dasanderer allmählich Zelle an Zelle auf. ke werden neben systematischer Vorratswirt­ So wirken sie organisch von innen nach außen, schaft IErdhäuser, Kühl- und Lagerräumel Ver­ als Beispiel für den Aufbau des Volksganzen. arbeitungsbetriebe eingerichtet als: Gemüse-, Obst- und Kartoffeldörren, Marmeladen-, Die Glieder der Loge bestehen aus seßhaften Gelee-, Obst-, Kraut- und Pflaumenmus-Koche­ Werkkundigen lund solchen, die es werden reien, Obstweinkeltereien, Mühlen, Brennerei­ wollen I sowie aus fahrenden Arbeiterschülern en, Meiereien und ZuckerraffineriRn schließen die beliebige Zeit verweilen und wehrenddes­ sich an. Auch Einrichtungen für Fleisch-und Fisch­ sen ihre Schaffenskraft gegen Existenzsiche­ konserven können getroffen werden. Jedem rung und Lehreeintauschen. Sie geben sich die­ dieser Einzelbetriebe steht ein sachverständiger se loder eine andere) Arbeitsordnung: Leiter vor, der, von einer Gruppe frei und zeitlich begrenzt gewählt, deren Arbeitsergebnisse Selbstversorgung und Selbstsiedlung vertritt. Vorab erfolgt die Unterbringung der Techniker Sachkundige regeln auch den Arbeitsgang [Spezialisten als: Gemüse-, Obst- und Samen­ selbst, zu dessen Förderung steigend alle tech­ gärtner, Kleintier-und Bienenzüchter, Handwer­ nischen Mittel eingesetzt werden als: automa­ terund Verwertungskundige usw.l, anfangs die tische Bewässerung (Beregnungl, Selbstversor­ der Unverheirateten unter ihnen, die mit einer gerdüngerwirtschaft IKompostfabrikl, Kleinma­ einfachen Unterkunft vorlieb nehmen und so­ schinen mit Motorbetrieb IGartenfräsen!. Die iort teils an die Bodenbestellung, teils an die hierfür nötigen Reparaturwerkstätten fertigen hrkhtunq der Behelfswohnungen der Verhei­ auch Arbeiten gegen Lohn oderTauschproduk­ rateten gehen. Sie tun das zusammen mit unver­ te nach außerhalb und bilden die Grundlagen heirateten Arbeiterschülern, die sie belehren. späterer selbständiger Industrien auf dem Lan­ Zu jedem dieser privaten, zunächst sehr primi­ de. Als ihr Vorläufer wird die Einrichtung einer tiven Häuslein gehört ein Sondergarten. Beide Kraftzentral", mit Werkstättenhaus erstrebt. Aus sind als Eigenbereich der Familie von der Ge­ dem steigenden Eigenbedarf heraus wird meinwirtschaft ausgeschlossen. In ihnen soll schließlich auch ein eigener Baubetrieb ent­ sich wirtschaftlich die vielfältige Kleinkraft der stehen. Jüngsten und A Itesten auswirken, der Erfinder­ Besondere kaufmännische, organisatorische trieb des Siedlers angeregt, seiner Vielseitigkeit und zeichnerische Begabungen etablieren ein volle Betätigung garantiert und überhaupt dem Bureau, von dem aus das Ineinandergreifen der Isolierungsbedürfnis des Menschen entspro­ Arbeitsvorgänge geregelt, auf Höchstleistung chen werden. Die Größe dieser Eigensiedlung geprüft, neue Einrichtu ngen und Anschaffun­ wird noch der sogenannten grünen Selbstver­ gen geplant und berechnet, Kalkulationen und sorgung lObst, Gemüse und Kleintierprodukte Abschlüsse gefertigt sowie der ganze Verkehr sowie Blumen fürs Jahr) und nach der Kopfzahl mit Lieferanten und Auftraggebern erledigt bemessen. Auch die seßhaften Arbeiter - die wird. Auch die Propaganda des Logengedan­ späteren Techniker - werden in dieser Weise kens und seiner Früchte ist Aufgabe dieser Stei­ gesiedelt. le. Insbesondere aber ist das Bureau das gege­ Jedenfalls darf die Tätigkeit in diesen Eigensied­ bene Vermittlungsorgan für die praktische Ar­ iJngen nicht die Arbeitskraft der erwachsenen beit der Siedlungsloge nach draußen, die in familienmitglieder wesen tlich beschränken, die dem Maße in den Vordergrund tritt, als die in­ der Gemeinwirtschaft gehört Ibei Gemein­ nere Versorgung und Siedlung sich rundet. schaftsküchen auch die der Frau!. Diese beruht JufGartenwirtschaft und Gartenindustrie. Die Gartenwirtschaft istdas sach liche Mittel der Selbstversorgung aller Logenglieder und damit 34 11. Die Nächstenhilfe der Siedlungsloge Im Verlaufe dieser intensiven Hilfsaktion für der Aufbau neuen Daseins in aller Welt wird es sid Sie setzt ein mit sachlicher Beratung und prak­ von selbst ergeben, daß die Send linge der LOgE tischer Hilfe für alle diejenigen, die sich in ir­ hier und da den Wunsch haben werden, inmit gendeiner Form zum Landbau wenden, sie ver­ ten ihrer Werke weiterzuschaffen. So werder mittelt ihm die selbsterfahrene Kraft der Eigen­ zwanglos Jungorden entstehen, die den Geis hilfe, die Möglichkeiten der Bodenertragsstei­ der Mutterloge verbreiten und hochhalten une gerung, die Notwendigkeit der persönlichen ihr selber Erneuerung und dauernd Jugend ver Behelfe fürWohnung, Ernährung, Kleidung und heißen. Genuß fürs erste, kurz die Naturgesetze aller echten Siedlung. 111. Verwaltung und Erziehung Aus dieser Grundanschauung heraus fördert sie überall den kraftsteigernden und fähigkeits• Wo alles auf Arbeit eingestellt ist, können oud ergänzenden Zusammenschluß der Einzelnen Verwaltung und Erziehung nur innerhalb des zu föderativen Gruppen. Diesen entwirft die Schaffensaktes und durch ihn selbst entstehen Siedlungsloge geschlossen Siedlungspläne, So wird die innere Ordnung des Daseins de' von der Landbeschaffung überden Wohnungs­ Logenglieder naturhaft als Selbstverwaltung bau bis zur Beetbestellung. Die sachliche Ver­ und Selbsterziehung am Arbeitsvorgang zellen wirklichung geschieht nach Kräften immer mäßig und ungewollt werden. An dieser Stelle durch die Siedler selbst. Die Loge leitet nur können nur Leitgedanken für Möglichkeiten an (durch technische Abgesandte) und stellt ihre gedeutet sein: Kenntnisse und Arbeitsmittel zur Verfügung. Die Trotz technischer Hochspannung ist dafür ge Bewältigung dieses Arbeitsprozesses aus eige­ sorgt, daß die Arbeit niemals und nirgends Zl ner Kraft wird auch fast immer der Garantie­ entseelter Teilarbeit herabsinkt. An dem Be schein für ihr künftiges Gedeihen sein. Für be­ wußtsein des schöpferischen Tuns muß jede' reits bestehende Kolonien werden Intensivie­ teil haben. Und zwar den Teil, der seiner Natu' rungseinrichtungen u. a. organisatorische Ver­ entspricht. Deshalbgibtes wohl besondere Ar besserungen geplant und durchgeführt. beit für besonders Begabte, es gibt aber keine In gleicherWeise richtet sie die Selbstversorger­ niedrige oder minderwertige Arbeit. Die Zuwei betriebe für Fabriken ein und besorgt evtl. ihre sung derArbeitsartwird durch das gemeinsame Umsiedlung aufs Land. Ebenso werden Ge­ Interesse am Höchstertrag reibungslos vor si er meinschaftsstätten, wie Heime, Sanatorien und gehen. Grundsätzlich soll [eder Hand- une Volkshäuser mit Wirtschaftsanlagen versehen. Kopfarbeit leisten. Aber auch die einfachste Insbesondere aber soll auf Verbreitung und bo­ Verrichtung wird stets in offenbarer Beziehung dentechnischen Ausbau von Schulgärten für zum Ganzen getan werden. Wo noch Härter die Eigenversorgung der Lehranstalten und de­ bleiben, gleicht sie die abgerundete Arbeit ir ren allmähliche Verankerung mit dem Boden der eigenen Kleingartenwirtschaft aus, soweit hingewirkt werden. das die allgemeine Produktionsgrundlage, der Derartige Betätigung findet auch das bedeu­ Gartenbau, nicht ohnehin verbürgt. tendste Arbeitsfeld vor, das der Siedlungsloge Wie auch immer der Arbeitsprozeß sich für der offen stehen wird: die Beratung der Städte und Einzelnen gestalten möge - das Bewußtseir Gemeinden für die Etablierung ihrer neuen am Ende den vollen ungeschmälerten Ertrag Agrarwirtschaft. Diese kommunale Selbstver­ seines persönlichen Schaffens nutznießen Zl sorgungsbewegung benötigt u. 0.: Umstellung dürfen, wird jedwede Arbeit adeln und Zulrie deröffentlichen Abfall- und Abwässerwirtschaft denheit verbreiten. Zwar, für die Arbeit des Au! auf Bodenkultur, Auslegung und Einrichtung von baues, in der alle überschüsse der Festiqker Pachtgärten und Siedlungen, Organisation und Erweiterung der eigenen Siedlungskolonie der Wechselwirtschaft zwischen Stadt und zufließen müssen, wird der Ertrag im wesent Landkreis, Behelfsbauwesen und anderes mehr. chen auskömmliche Nahrung, Wohnung une In Verbindung mit solchen rationellen Anlagen Kleidung bedeuten. Aber schon die Art der Dar zum Zwecke der Dezentralisation und Ernäh• reichung und des Gebrauches dieser Daseins rung der Städte wurden sinngemäß Sportpark­ mittel, deren schließliche Verfeinerung ja los' und Gartenanlagen ausgesprochen hygieni­ allein den Begriff von dusterlichem Kulturleber scher, sozialer, schmuckhafter Natur eingerich­ trägt und immer getragen hat, wird jedem lo tet. Bishin zu vollkommenen Stadtumbauplänen genglied durch Erleben nahebringen, wie we von bodenkulturellen Leitgedanken her. nig mehr er noch bedarf. Danach wird er die eigentliche Steigerung sei nes Daseins vielmehr in der inneren Haltune seiner persönlichen Lebensführung und das de', Gemeinschaft sehen. Denn hier liect auch zu gleich die letzte und weitreichendste Wirkung 35 seines Wesens verborgen. Es werden alle gei­ IV. Fundamente der Wirtschaft stigen Bildungsmittel der Zeit und die der ge­ Die Gemeinarbeit, die diesen Grundgesetzen, sellschaftlichen Sitte den Logenbrüdern zur Ver­ deren gewissenhafte Erfüllung als o~erstes fügung stehen und allen gleichmäßig nahege­ Recht von jedem Logenbruder erwartetwird, un­ bracht werden. Tanz, rhythmische Spiele wer­ terliegt, wird wirtschaftlich in Pr?duktions.ge­ den Körper und Geist vereinen und die Arbeit, meinschaften zusammengefaßt. Diese arbeiten die durch die Not der Jahre hart sein mag, in sich selbständig unter selbstgewählten Lei­ lestlieh versöhnen. Und diese Feste der Lebens­ tern. An den Orden haben sie den Zehnten ihres leier in mancherlei Form, die durch ihre Eigen­ Umsatzes (Ernte und Einnahme usw.l, sobald art oll und alle dauernd bereichern, werden dieser einen Gewinn darstellt, abzuführen. bald den vergänglichen Eigennutz des Einzel­ Ebenso istderOrden zur Rechnungsprüfung der nen ablösen. Produktionsgemeinschaft jederzeit befugt und Diesem Ziel, nämlich die produktive Arbeit als verpflichtet. Es werden zunächs~. g~gründ~t: Bedingung lustvoller Feier und diese als Ergän• 1. Eine Produktionsgemeinschaft fur die Bewirt­ zung jener zu erkennen, kommt die Art der .Er­ schaftung undBesiedlung des Pachthofes und der ziehung im Logenbereich entgegen. An sich ihm etwa angeschlossenen Ländereien. 2. Eine besteht eigentliche Erziehung nicht, sondern Produktionsgemeinschaft für die beratende wiederum nur als unwillkürliche Auswirkung Siedlungsstelle. 3. Die Pr?duktionsgem~inschaft der aufbauenden Arbeit aller an allen. Nur die zur Verwirklichung von Siedlungen. Weitere Pro­ fähigkeit zur Freude an der Arbeit wird bewußt duktionsgemeinschaften für Fruc~tve.rwertung entwickelt und das Organ, sie sinnvoll einzu­ und -vertrieb, für Kleinviehzucht, fur SIedlungs­ setzen. BeideGeschlechter arbeiten zusammen handwerk und Bauwesen werden organisch und alle alten Altersklassen arbeiten zusam­ men soerziehen sie sich allesamt. Durchschnitt­ folgen. . .. Es wird ein Grundstock aus pnvaten und offent­ lich ~oll das Kind bis zum 4. oder 6. Lebensjahr liehen Mitteln gesammelt, der zum Erwerb von der Familie zugehören, um sich von da ab immer Land sowie zur Beschaffung von Einrichtungen, bewußter dem Gemeinschaftsleben aktiv ein­ Geräten und Maschinen dient. Dieser Grund­ zureihen und an ihm in Arbeit, Ruhe und Reiz stock wird verzinst und amortisiert. Er dient zur Selbstverantwortung emporzuwachsen. gleichzeitig als erste Sicherheit für die v?n d~r Solcherart ist die Arbeitsschule als Schulung zur Siedlungsloge herauszugebenden A~teilsc~el­ Arbeit der organische Vorläufer der Siedler­ ne zu M 100.-, die als eigentliche Betnebsmlttel schulen, die jene zum nützlichen Werke rundet. gelten: Solche Anteilscheine werden 01 an Sied­ Im Sinne dieses zeIlenmäßigen Aufbaues vom ler und tätige Logenbrüder, bl an Freunde und Gedanken der reinen Produktivität her liegt es Förderer des Siedlungswesens ausgegeben. auch, daß die notwendigen Verwaltungsor­ Die Anteilscheine werden nicht verzinst und gane der Arbeit von dieser selbst gefc:rdert ~nd sind erst nach Abschreibung des sichernden getormt werden. Doktrinen und Maximen ~lnd Grundstocks IAnnahme 10Jahre) jährlich künd• als Feinde echter Produktivität in unserer Sied­ bar. Zum Ausgleich haben alle nichttätige~Teil­ lungsloge verpönt. Es wachsen die jungen ~!ie­ haber das Vorzugsrecht zum Bezuge von über• der von draußen herein und aus den Familien schußprodukten der Siedlungsloge. heraus zu geistesverwandten Gruppen und fü• Es werden unterschieden: gen sich zur Gemeinde. Diese arbeitet un.dgibt 1. Tätige Logenbrüder, Techniker und Arbeits­ sich dann ihre bewegliche Verfassung. Sie ver­ schüler deren Wahl von allen Brüdern geneh­ waltet und genügt sich selbst im großen und migt u~d deren Anteilpflicht (Anzahl der einzu­ kleinen: ein lebendiger Ruf an die Umwelt, viel­ legenden Anteilscheine) vor der ~ahl festge­ leicht anders,aber nichtwenigerzu tun. setzt wird. Ihr etwaigerAusschluß wird ebenfalls von der gesamten Brüderschaft besch!oss~n. Dann und bei freiwilligem Austritt, unterliegt Ihr Anteilden oben umschrlebenen Kündigungsbe- dingungen; ebenso wie der der " 2. stillen Logenfreunde, die durch übernahme von mindestens fünf persönlichen Anteilschei­ nen oder mindestens 50 bei genossenschaft­ lichem Beitritt (Vereine, Gesellschaften, Sied­ lungsorganisationenl an allen ..Orten und Län• dern eingeschrieben werden kannen. 36 V. Die erste produktive Siedlungsloge den Worpsweder Berg, Sand und Moor, b~­ Worpswede denkulturell zu erschließen, fruchtbare Lano­ schaften zu schaffen und mit einem neuer Ersteht, geistig geschlossen, aber sachlich fruchtbaren Menschengeschlecht zu besetzen. höchst beweglich, ganz auf dem Gedanken Das soziale Unternehmen der Worpswedw des organischen, zeilenmäßigen Aufbaues. Der Siedlerschulen, dessen Lehrgang am 1. Okto geht überall vom Vorhandenen aus. Dafür geI­ ber 1920 beginnt, rechnet auf breiteste Sym ten hier vorab drei Kernstücke, ein erzieheri­ pathie der Offentlichkeit. Es fehl.: vorerst an al­ scher, ein bodentechnischer und ein gewerb­ lerlei Baumaterial für Notunterkunfte sowie or licher. bodentechnischen Betriebsmitteln, als Pflanzer Der erste ist im Barkenhof (Heinrich Vogelerl als lObst und Zwergobst, Saatgutl, Kunstdünger, Arbeitsschule bereits begründet. Hier wird der alte Gewächshäuser, Frühbeetfen6ter und Heiz­ Nachwuchs leiblich und geistig praktisch her­ anlagen, sodann Geräte, Rohrleitungen, Feld angeschult. Als Schulmittel stehen zurzeit etwa bahnen, Kleinmaschinen, Windmotore u. a. rn, 12 Morgen Land in gartenmäßiger Kultur. endlich allerlei Kleinvieh (Geflügel, Ziegen, Schlosser-, Maler- und Tischlerlehrwerkstätten Bienen, Kanincheni. Auch Barmittel sind [ür der sind im Betrieb, Webereien, Bienen- und Klein­ Anfang erwünscht. . tierzucht im Werden. Den für den VViederaufbau verantwortlicher Als ergänzende Fortsetzung dieserArbeitsschu­ Regierungsstellen, den sozial orientiert.en Ge le soll auf dem "Sonnenhof" ILeberecht Migges seilschaften, den einschlägigen Industrien und Siedlung auf dem Bergel ein zunächst kleiner, vermöglichen Privaten wird deshalb eindring­ aber hochtechnischer Mustergarten als ge­ lich nahegelegt, dieses, von entschlossener schlossenes Schulbeispiel für die siedlerische Männern praktisch aufgefaßte Werk der erster Selbstversorgung alsbald erstehen. Die Zei­ produktiven Siedlerschule in Deutschland nur ehenstuben, die eine schon heute ausgedehnte auch praktisch zu unterstützen. Es geht um Er Beratungstätigkeit für Siedlungen aller Art nach neuerung einer zusammengebrochenen Volks­ Worpswede verpflanzen, sollen zu Werkstät• wirtschaft von unten herauf und von inner ten für die praktische übertragung städtischer heraus. Das fordert Einsatz von allen und vor und ländlicher Siedlungsprojekte ausgebaut den Besten. Aus: Die Tat, 13. Jg. 1920/21 werden. Die notwendigen Räume hierfür wer­ den auf dem "Moorhof" zu Moorende bei Worpswede eingerichtet, den Professor Bern­ hard Hoetger für diese Zwecke bereitgestellt hat. Hier auf diesem etwa 15 Morgen großen Gewese - als erste bodenwirtschaftliche Grundlage - wird dann auch die eigentliche praktische Siedlerschule etabliert. Die dazu ge­ hörige große Bauernkate nebst Wirtschafts­ gebäuden gibt Gelegenheit hier vorerst ?en technischen Leiter nebst einer Anzahl von Sied­ lerschülern behelfsmäßig unterzubringen. Für letzteren Zweck stehen auch noch weitere Un­ terkünfte in Aussicht. Als dritter Faktor ist Professor Hoetger, Worps­ wede, bestrebt, auf seinem hierfür bereits gut ausgestatteten Landsitz freie Meisterwerkstät• ten für Gewerbe einzurichten, um solcherart den Kreis dieser umfassenden Aufbauarbeit vom Boden her zu runden. Von diesen gegebenen Mittelpunkten her, als den Motoren der aktiven Siedlungsidee, greift nun die Siedlerschulungsarbeit kolonisatorisch in die Umwelt ein. Schon heute hat sich eine Reihe weiterer, von erfahrenen Männern be­ wirtschafteten Kulturstätten am Orte dieser pro­ duktiven Siedlungsorganisation angeschlos­ sen. Alle mit dem Ziel: das ganze Land rings um 37 tvciusBurckhordt stadtbewegung, Muthesius' Aufenthalt bei der Migge und der Werkbund deu tschen Botschaft in london, die Künstler­ kolonie cu! derM athildenhöhe und ihr zokunfts­ DeGeschk hte desverbölmrssesvon Leberecht trächtigeres Abbild, die Industriellen kolon ie Migge zum Deutschen Werkbund, dem er 1912 Korl ErnstOs thous'in Hagen,gaben Antworten. beitrat, ist noch nicht geschrieben und wird In diesem Kontext ist auch M igges Ap plaus für auchdurch diese kurze Betrachtung kaum vor­ M a x läuger und seinen architektonisch-b ild­ weggenommen. Diese Geschichte müßte sich hauerisch geformten Gönnergarten in Boden­ od Dokumente stützen, während wir hier von Bodenzuverstehen. eirem anderen Gedanken ausgehen. Wirmei­ Aber schon in der Auseinandersetzung mit dem ren,daßeinGestalter wie Migge,dernoch der Gönnergarten einerseits, dem löoqer'scben Jah mundertwende und bis in die dreißiger Entwurf für den Hamburger Stadtpark ende-er­ lohe on der Settee der Reform des Bauwesens seits, öHnet Migge eine neue Fragestellung: so-d,notwendig im Einflußbereich und in Aus­ wohl ist der architektonisch durchgestaltete 46 eif1cmdersetzung mit den Gedan ken des W erk­ Garten die Ergänzung des neuen Hauses unse­ i).tl(Jes stand, ohne Röc ksrcht darauf, w onn rer landlieh wohnenden, ober städtisch lebe n­ e !'I\Jn beigetreten sei und welche ko nkreten den Bürger, welches aber ist die angemessenMe Beziehungen er zum Bund und seinen M it­ Form des öffentücben Gartens, des Gartens fur gliedern hone. das Volk? MiT Zu den Themen der architektonischen Er­ Der Deutsche Werkbund war nicht primär dazu -.everungsbewegung nach \90) gehörte die angetreten, eine soziale Aufgabe zu überneh• D;~ussion um den architektonischen Garten. men. Rechtdeutlich stehen in seinen Gründungs• fUr uns, die wir gerade damit beschäftigt sind, debotten handelspolitische, industrielle Absich­ ce Occcltplotten aus unserem Görreben zu ten im Vordergrund. Die sich rationalisierende ~ ~ "err,en und on ihrer Stelle vermittelst einer deutsche Industrie erzeugte bisher dieselben .eqrcbenen Plcsnklcle ein Biotop anzulegen, Bil1igprodulte, wie man sie aus England, Frank­ istdieoffensichtlich befreiende KroftderWen­ reich und neuerdings auc h aus Amerika be­ ce zum architektonischen Garten nur noch ziehen konnte. Den Stanzpressen war es egal, schwer nochföhlbor. Um sie zu verstehen, müs• ob sie den Produkten gotische, barocke oder sen wir uns die longe Keife der Dekadenz des Jugend stilornamente aufprägen mußten. Einige englisc hen Gartens hin durch dos 19. Jc hrhun­ w eitblickende Kcullecte, unterstützt von ent­ ~ergegenwärtig en, cet an deren Ende die werfenden Künstlern wie Bebrens.M uthesius bcndertrnc l wiederholte, nierenförmig von ei­ und IheodorFischer, erkannten, daßdie Markt­ remWeg umsäumte und in de r M ilf e mit einer lücke für d as deutsche Produkt nicht im Billigbe­ Baumgruppe bepfl anzte Wiese steht. Demge­ reich, sondern im Bereich d es modern gestalte­ gen über bedeutete der architektonische Gar­ ten, repetitiv, aber doch qualitätvoll ausge:führ­ . M ac h ens~ , 'enver ollem ein Zeichen des in ihm ten Produktes liege. Der sozia lpol it i.~che O ~ er­ spürt man wieder die Präsenz des aktiven, ge­ bau dieses Gedan kens w ar zunachst nicht staltenden M enschen. überdies gewährt der übermäßig tragfähig, Prtedrkh Naumann und architektonische G arten der Sonne wieder Zu­ seine Gesinnungsfreunde erwc rteten einen Ab ­ gang, die im l aufe des 19.Jahrhunderts immer ba u der Entfremdung nicht durch die Sozialisie­ mehr und immer stärker ausgesperrt worden rung der Produ ktionsmittel, sondern durch die wor- zur Bewahrung des höchsten Schönheits­ Freude cn der handwerklichen Tätig keit und w ei ßh ö utige~ ideal sjener Zeit, der Dame, die, du rch die finanzielle Erreicbbcrketteiniger Qua­ beschützt durch den Hut, den Schleier,den Son­ litätsprodu kte auch für den Arbeiter. Im . Köloer nenschirm, die Jalousie der Veranda und Protorvcens trelt" unmittelb ar vor Ausbruch des schließlichdurch diedunklen Nade ln der Eibe n, Weltkrieges manifestierte sich so im Werkbund ~i n undwiedereinen Blick in d en G arten tat. eine handelspolitisch-imperiale und eine hand­ Die Bewegungen der neuen Baukunst, wie sie werklich-christlichsozi ale Tendenz, die sich Uf' minelbor aus dem Jug endstil hervorgingen berde kurz darauf in den Vernich tungsschlach­ unddiesen auch schertund kurzfristig ablösten, ten des ersten Weltkrieges od absurdum führen waren gerichtet auf eine neue Schicht des Bür• sollten. gertl,lms und deren Lebensweise, die von einer 'eChnischen Errungenschaft ausgelöst worden MJt':der.Elektrischen·.Die Elektrische horte die­ sem Bevölkerungsteil etwasermöglicht, was b is­ ~ er nur die Allerreichsten konnten, eine Woh­ nung aufdem Lande mit einem Arbeitsplatz in der Stoch zuvereinen. Wie ober wohnt mon auf d!m lande?Carl l crssons.HausanderSenne", o inaufdem deutschen Büchermarkt mit einer yiel";e1millionenstarken Auflag e vertreten, horte ereAntwortenvermirtelr. Die englischeGortee- 38 Migg e also ging es um die Frage, welche Gar­ lotion und Zucht dieser Pflanzen geht von An­ tenform die Bedürfnisse der gesamten Offen1­ fang an den fa lschen Weg: das Ziel ist dc! lrchkett erfülle: die künstliche N a tur des herun­ Blumenbeet einerseits, die Schnittblume ande­ terg ekommenen sogenannten landschaftsgar­ rerseits. Hier lordert Migge, und dieses könnt! te ns od er die gewollte Künstlichkelt großer, ar­ eine werkbündische Forderung darstellen, di! chitektonisch geprägter A nordnungen. Wenn Präsentation derPflanze nicht nurals Forbtople­ man M igges Argumentationen heule liest, so sondern als neue, interessante Gestalt. Aucr hot mon dos Gefühl, es stehe ihm eine klare dafür eignet sich der richtig ongelegte architel­ Richtung vor Augen, seine Zeit stelle ihm aber tonische Garten; hier also brauchen wir d~ nicht die sprachliche Ausdruc ksmäglich keit zur Zweckmößiqken der Künstlich keit dazu, um de­ Verfügung, in der er seine Gedanken beschrei­ NaturGerechtigkeitwiderfahren zu lassen. Hin­ ben könnte. Dos von ihm hier benützte Wort ter der Zweckmäßigkeit, und dieses wird mehr­ der NZwe ckmäßigkeil" führt, seit Kant es in die mals betont, steckt also nicht bloßer Utrlnors ästhetische Diskussion eingeführt hat, in unab­ mvs. sondern eine.ldee". sehbare Paradoxien. "Zweckmäßigkei t ohne Die Notdes ersten Weltkrie,/s, der Nochkrieqs Zw ec k" ist die traditionelle, Ka ntia nische Recht­ zeit und derInflation wirkten lä rend. Sie wirkte' fertigung des Naturgartens, der .ohne lnte res­ klörend auf den Werkbund insofern, a ls sid se" die auf Notwendigkeit beruhende Einrich­ seine bisher unaufgelösten Widersprüche klö• tung der göttlichen Natur d arzustellen habe, polarisierten: in der folge standen hier die Mit Eine gan z a ndere Zweckmäßigkeit ist es, die dernen der neuen Sachlichkeit, dort die Vertr e­ 47 Migge a nruft: mit seiner W ortschöpfung .ocr k- tereiner lebensrelorm aus dem N atürlichen une technech-zweckm ößtq" begibt er sich schon einer Gestaltung aus den regionalen Kräfter last in die Amtssprache der sozialen Marktwirt­ leberecht Migge stand nicht bei den einen one schaft. Der zw eckmäßige Park stellt für M igg e nich t bei den andern. Seine Stellung läßt sid jene Natur dar, wie sie die zeitgenössischen an drei Personen orten, von welchen er lerntune M a ler an tropomorph transformiert haben: er an welchen er sich mißt: Von M a rtin Woqre beruft sich auf Böcklin, Ueberrncnn, ludwig übernimmt er den Vorrang des Ökonomische­ Thoma,auch auf Vorläuf er w ie di e Deotsch-Rö­ den Gedanken der wirtschaftlichen Stadt. Be mer, die Nazarener. Er setzt sich ab, wenn wir le Corbusier sieht er kla r die übertreibung de die A ndeutungen recht verstehen, vo n Schultee­ technisch-sein-wollenden Form, ober er slel­ Naumburgs Gedan ken der landschaftlich de­ auch über d iese hinweg den neuen Aosotz de terminierten Kulterbeuten. für M ig ge soll der Verankerung des Hauses im Umroum, im Boden Park d urcha us eine künstliche, eine andere in den ausgreifenden Sonnenterrassen und irr l andschaft erstellen. Auf Schultze-Nournburq begehbaren Dach. Und schließlich Adolf loos ha ben große Teile des Werkbund es gehört, hier triHt Migge auf den kongenialen Geist, 00' und sie haben seine neud eutsche Lebensreform den gleichen Bezug zur sachlichen Nützücbke kopiert, bis diese r rechte Flügel d ann in der im Sinne fürsorgerischen Handeins fürdie MOI­ braun en Welle d es Völkischen a uf- und unter­ sen. ging. Analog zum Werkbund be kömpft Lebered­ Die dfff erenzterte Stellung M igges zu den Pro­ M igge die Ngute Stube". Aber ungleich der b lemen künstlicher N atü rlich keit und natür­ Werkbund hat er dafür eine tra gbare Alterna­ licher Künstltchkett kö nnen wir auch a us seinen tive: während die M odernisten derneuen Sod ­ Auslührungen zum Pflanzen mate ria l erschlie­ lich keit dem Bewohner einfach wegnahmer ßen. In keinem Punkte ist er hier naiv und ohn e was sie selber, ohne diesen zu fragen, für üb!" sich der Paradoxien bew ußt zu sein a n dasThe­ flüssig hielten, bietet Migge als Ersatz da! ma herangegangen, Das Kröftefeld, in dem er .Zwölt-Monote-Hous". Das Zwölf-Monate­ hier stond, war ambivalent. Der eng lische G ar­ Hausistein Hochboc, intensiv nach demGone­ ten erhebt den Anspruch der Natürlichkeit, ge­ orientiert, und reichlich mit verglasten Ube- stützt nunmehr zu Anfang des 20.Ja hrhund erts von einer neuen Wissenschaft: der nPflanzenso­ ziclcqie" - sie soll der N atürlichkeit Echtheitund Dauer verleihe n. Ein anderes Element dieser Zeit ist die Menge der neu a ufgetretenen Gar­ tenotlcnzen.erst jetzt sind a lle Kontinente bota ­ nisch erfo rscht und in den Dienst der euro­ päis chen G ä rtnerei gestellt w o rd en. Die Adc p- 39 gongsräumen versehen, die es erlauben, schon sen hatte der rechtsgerichtete Flügel den Werk­ früh im Jahr, und noch spät im Jahr, die Sonne bund verlassen und den .Kornpfbund der deut­ einzufangen, nicht nur um sie selber zu ge­ schen Architekten" gegründet. Auch dieserfand nießen, sondern auch, um sie ökonomisch für vor des Führers Blick keine Gnade und wurde die Pflanzenzuchtzu verwenden. aufgelöst. Zwölf Jahre dauerte der braune Den Diskurs der zwanziger und dreibiqer Jahre, Spuk, aber er hat die Diskussion um fünfzig Jah­ ob der moderne Industriearbeiter ein verhin­ re zurückgeworfen. Vielleicht ist die heutige derter Bauer oder Handwerker sei, dem es gei­ Würdigung der Ideen Migges ein Wiederan­ te, den Wirtschaftsgarten zurückzugeben, oder knüpfen. vielmehr der neue Mensch der Zukunft, der mit leichtem Gepäck von Mietwohnung zu Miet­ wohnung zieht, diesen Diskurs hatten Migge und Laos fürsich schon entschieden. Fastnähern sie sich wieder Rousseau'schen Gedanken mit ihrer Lehre, daß Intensivkultur den Bodenertrag beliebig vermehrt; je mehr Menschen es gibt, die den Boden bearbeiten, desto mehr Nah­ rung entsteht. Migges Antwort bezüglich der richtigen Arbeiterwohnung lautet also: der mo­ derne Städter ist ein Bauer, der moderne Bauer ist ein Städter; oder mit seinem eigenen Titel: "Jedermann Selbstversorger". Hier distanziert sich Migge vom modernistischen Gerede der neuen Sachlichkeit und der technisch orientier­ ten Stadt; für ihn ist sie erst der oberflächliche Schein einer Rationalität, der in Wirklichkeit die lebenstechnik noch fehlt. Ein Modernismus, der sich in der Verteidigung des Flachdachs und kubischer Wohnschachteln in Mietskasernen erschöpft, dem fehlt noch die Absicht, das leben wahrhaft im Sinne der neuen Zeit umzu­ bauen. Der Herbst deslohres 1929wardie erste Stunde der Wahrheit: die ausbrechende Wirtschafts­ krise bewies,daß die Konzeptionen der moder­ nistischen "neuen Stadt" nicht hielten, oder nur da hielten, wo sie in Richtung auf die Nebener­ werbssiedlung, die Selbsthilfe- und Arbeitslo­ sensiedlung orientiertwaren.lmJanuardesJah­ res 1933 schoben sich wieder Schleier über die beginnende Einsicht: der Nationalsozialismus begann mit der großen Umtaufe dessen, was die zwanziger Jahre erarbeitet hatten, in seine verdorbene Sprache. Für das moderne Leben mit leichtem Gepäck und technischer Einrich­ tung in der Kleinwohnung setzte man nun "die totale Mobilmachung". Was Migge die Selbst­ versorgung genannt hatte, hieß nun, ideolo­ gisch verbrämt, die Verwurzelung des deut­ schen Arbeiters auf der Scholle. Längst war der linksgerichtete Flügel des Werkbundes nach Rußland ausgewandert, wo er in den Wogen des Stalinismus scheiterte und unterging. Indes- 40 Jürgen v. Reuß Einzelkunstwerk gründen, sondern a uf die breite Gartenkultur stott Gartenkunst Basis der Kleingärtner- und Siedlerbewegung. Le berecht Migges W e rdegang vom Ausgangspunkt für das Miggesche Gertenkor­ künstlerischen Leiter ein er zept ist [edoch zunächst seine Erfahrung an der G artenbaufirma zum Propa gan disten in der großbürgerlichen Villengärten . $ie dlung sfrage. M igg es Position in der Debatte um den Als künstlerischer Leiter einer großen Garten­ Garten -Stil baufirma - der Firma Ochs in Hamburg - hat leberecht Migge in den Jahren von 1904-1913 Der Beginn derLehrzeit M igg essteht noch ganz durch eige ne Planungen, Publika tionen und unter dem Einfluß einer jahrzehntelangen Stag· Ausstellungen aktiv on derEntwicklunq derG ar­ notion der Garten kunst. Die Unfähigkeit ce tenkunst-Debatte des frühen 20. Jahrhunderts deutschen Gartenorchitekten des später teilgeno mmen. Während dieser Phase hat er 19. Jahrhunderts, d ie mit der lndus triolisieronc überwiegend an Bauaufgaben des privaten, und den Stadterweiterungen verbundenen Im· individuellen Wohnungsbaus, d. h. o n priv aten pulse füreine Erneuerung derGerten kunst nutz' Villeng ärten des Hamburger und norddeut­ bar zu machen, führte schließlich zur völ liger schen Großbürgertums ge arbeitet, später auch Bedeu tungslosigkeit dieser Kunstga ttung. Be: on öffentlichen Bauaufg aben, die er nach sei­ dem Versuch, dos an feuda len großräumiger ner Trennung vom Büro Ochs nach 1913 in ei­ Parkprogrammen entwickelte leitbild des lond gener Verantvvortung a bw icke lt. Hier sall zu­ scho ftspcrks auf die verkleinerte vorstädtische 48 g~ Migge cls köostlerischer nächst sein Weg von den Planungen an groß• Parzelle des Großbürgers zu übertragen, Leiter der Firma J. Ochs bü rgerlichen Villeng ä rten zu seinem späteren rinnt dos Ko nzept zum Klischee. N icht einmo Engagement für d as G a rten problem der Hun­ die Anforderungen der hin ter den Gcrtencrch­ de rttausend nachvollzogen werden. Dabei ist tekten stehenden Branche des G artenbaus vo rauszusetzen, daß seine nach 1913vollzoge­ kö nnen durch ihre Konzepte erfüllt werden. Der ne Abw endung von den p riva ten individuellen unerhörten Ausweitung der Pflanzensortimente Bauaufgaben keinesfa lls als ein Scheitern an durch gärtnerische Züchtungen und Sammler. dieser Bauaufgabe interpretiert werden darf. tönq ken steht noch immer das porttcntscbe Kor­ Migg e hat a n diesen Aufgaben sehr erfolgreich zept der Pflanzen verwendunq aus der alten g earbeitet. So hat er beispielsweise mit Riemer­ Landsch afterschule gegenüber. Die Theoretiker schmid und M uthesius zusammengearbeitet beschäftigen sich mit dem Problem der Ver· oder für de n Ba uherren K.E.Osthausgegenden kleinercnqsl öhiqkeit landschaftlicher Szene Einspruch von de Veldes. den er als den späten rien, mit der M ög lichkeit der Zuordnung ver· Kla ssiker a us Goethes Stadt ve rspottet, einen schiedener.Nctormotive" und mit derFroqede­ G a rten korrig iert. Ve rträglichkeit exotischer Arten innerhalb de Die für d ie Entwi cklung der Gartenkunst unver­ heimischen Vegetation, während die naiver g leichlich lebh afte Debatte desfrühen 20.Jahr­ Pra ktiker das Brückchen aus Blrken knüppee hunderts ha t für M igges Konzept bestimmende über das bereits mit Leitungswasser gespeiste Ko nsequenzen ge ha bt. Sie ist nich t w ie für eine Bächlein führen und mit diesem unbeholfener ganze Reihe a nderer Berufskolle gen nur eine Zeichen d ie vollzogene Vert reibung der Natur östheusche Debatte geblieben. Verstä rkt durch a us der Stadt verschleiern. di e Enttäuschungen des 1. W eltkrieg es, formu­ Die real a bla ufend en Prozesse der durch die liert er am Ende d ieser zunä chst nur fachlich ge­ Industrialisierung bewirkten londschc ftsverö n füh rten Diskussion a uch politische Konseq uen­ derungen, großräumig a ngelegte Kanal- und zen für die Entvvicklung der G artenkultur. Die Bahn trassierungen, Stauseen zur vvosserqe w ill er nicht a uf d as individuell hervorragende winnung und Stadterweite rungen werden zv nächst nicht zum Aolqobenleld der Gartenar­ chitekten. Ebenso bew irken die neuen sozialen A ufga ben, d ie sich mit der Entwicklung des Massenw ohnung sbausstellen ,dasKinderspiel, der Sport, Kleingä rten und a ndere städtische Erholungs/ormen, keine Reformierung der Gor ten kunst. Ein A nstoß zur Erneuerung der G a rtenkunst kommt desha lb a uch nich t aus dem Berufsstan d d er G a rtenarch itekten, so ndern von mehrerer Beitrögen der Architekten Peter Behrens.Josepb M . Olbrich und M a x Läuger a uf den Gcrieo bauausstellung en in Düsseldorf 1904, in Darm ­ stadt 1905 und vor a llem in M a nnheim 1907. Migge hat sich besonders für die Arbeiten von 41 49 'V Max Läugers Gönner- , Anlage in Baden-Baden ~ kann als Vorbild für Migges architektonisches Gartenprinzip angesehen werden.

Max löuger interessiert. Erhat Läuger in seinem wendigkeit dieser Verselbständigung und stellt ~orlsruher Atelier aufgesucht und dort seine das dahinterstehende Naturverständnis als zu Gärten studiert, insbesondere bezieht er sich oberflächlich infroge: auf die Gönner-Anlage in Baden-Baden, die "Die wollen unter ,Natur' hier immer nur ihre er als ein "markantes Zeitdokument" bezeich­ zutage liegenden Gegenständlichkeiten und '1et: "Meines Wissens, die erste konzessions- Formkombinationen verstehen, eine Auslegung, Verwirklichung eines Zeitbestrebens, das die, solange und so oft sie angewandt wurde, sich den bisher herrschenden Begriffen vom immer noch irgendwo auf die nicht wegzuräu• .ondschoitsqcrten entgegenstemmt." 11910-91 mende Begrenzung menschlichen Könnens und Geometrisch geordnete Grundrisse, architek­ die Konkurrenz menschlicher Zwecke gestoßen 'onische Raumbildungen und formal begrün• ist ... ,Natur' ist für so gerichtete Geister an dete Vegetationsauswahl bestimmen das neue dieser Stelle immer Landschaft, nur Landschaft. Konzept des architektonischen Ausstellungs­ Daß Geschlechter, die Moor und Heide kulti­ gartens und später auch die der privaten und vieren, Marschland dämmen, die Erdkruste äffentliehen Gärten. In der Folge der Ausstel­ durchbohren, Wässer und Ströme fangen und 'ungen entwickelt sich die Debatte um die ästhe• brechen, die weite Flächen mit einem Netz von tischen Konzepte der Gartenkunst erneut auch Straßen und Kanälen durchziehen, Ebene, Ber­ .nter den Gartenarchitekten. Neben den Ver­ ge, Luft und Meer mit ihren Bauten besetzen, ­ suchen, die landschaftlichen Gartenkonzepte daß solche Menschen ein gewisses Anrecht auf ,c, das kommende Jahrhundert hinüberzuretten, eine Neugier haben zu fragen: was und wo ist stellen sich Versöhnungsversuche. Als "gemisch­ denn überhaupt ,Landschaft' in eurem, sogen te Gartenkunst, die neuerdings der Dahlemer wir absolutem Sinne? Ist nicht Natur als Land­ GartenbaulehrerWilly Lange zu vertreiben ver­ schaft etwas im Grunde durchaus Gegenwär• sucht", bespöttelt Migge die widersprüchlichen tiges? Müßten wir eigentlich nicht auch Stein­ und krampfhaften Versuche Willy Langes zu brüche, Bahndämme und Schlote dem land­ einer Vereinigung der Gartenkonzepte nach schaftlichen Garten wenigstens theoretisch ein­ "Naturmotiven" und nach "Baumotiven". Migge fügen, wenn wir erdgeschichtlich ebenso treu begründet seine entgegenstehende Position in handeln wollen, wie die Väter [enes Stils auf der einer Kritik an Engelhardts Buch "Kultur und Na­ Wieseninsel seinerzeit ... Aberwenn mit ,Natur' :ur in der Gartenkunst". (Walter Freiherr von tngelhordt: "Kultur und Natur in der Garten­ kunst", Stuttgart 1910) Migge wehrt sich gegen den Versuch, neben den Einfluß der sachlich notwendigen Entschei­ Jungen auf den Gartenentwurf, die Natur als östhetisch verselbständigte Gartenform gleich­ oerechtigt einzuführen. Er bestreitet die Not- 42 jener stark akzentuierende ideale Begriff von mehr beschättigt hat. Ich kenne nur einen sehr ,Landschaft' gemeint ist, so soll man deren noch späten Nachfolger, den Garten des Firmenin vorhandenen Wert nicht durch ständigen täg• habers Reemtsma aus Hamburg, dessen Bear­ lichen Gebrauch prostituieren.... Und eben beitung durch Migge ich auf die durch die Welt weil die Landschaft in der Natur auch heute wirtschaftskrise verursachte schmale Auftrags noch voll Hoheit ist, so sollen wir sie auch nicht lage zurückführe. Andere Ausnahmen sind ehe' vergötzen. Wir sollen ihr nicht ein auf alle Fälle auf Gefälligkeiten zurückzufüh ren, so die Bera plumpes Abbild machen ... Ich glaube, daß es tung für das Taut' sehe Grundstück in Berlin ode­ endlich an der Zeit ist, jene immer wieder auf­ Beratungen für den Garten von Ernst May, der tauchende und auf die Dauer nicht zu haltende deutliche Zeichen Miggescher Ccrtenorchitel Fachanschauung von ,Landschafts-Natur' ehr­ tur der 20er Jahre enthölt. lich und endgültig abzuschütteln ... Und was Ein Vergleich der Miggeschen Gartengrund übrigens dasjenige Maß von direkter Naturbe­ risse mit den Arbeiten von Harry Maasz, der rührung angeht, was der Einzelne durch seinen in den 20er Jahren intensiv an der Quolifi Garten haben will und muß, so ist auch das zierung des privaten städtischen Gartens 01, innerhalb des architektonischen Gartens voll eines Recreationsraumes gearbeitet hat ode gewährleistet. Denn auch der wächst ja von mit anderen entwickelten Formen der Gärter zartester, rührender Jugend heran zur üppigen der 20er Jahre, ist insofern unzulässig. Vollkraft der Jahre. Auch in ihm knospet und Bezeichnend für die Miggeschen Gartenpläne blüht es. Nur alles viel intensiver, dünkt mich, ist die fast regelmäßige Erläuterung durd viel stärker im Eindruck auf seinen Besitzer - das Schnitte oder Modellstudien. Die Grundrisse beglückende Bewußtsein eigenen Schaffens selbst wirken eher bescheiden. Erst durch der daran und Erfindens ... Was braucht es da der Nachvo11zug der räumlichen Dimension des mühselig nachkonstruierten Schauer einer ver­ Aufrisses und durch den räumlichen AusdrucK blichenen Gartenromantik!" 11910-10) der Vegetationsverwendung erschließt sich die Während für eine größere Gruppe derGarten­ Besonderheit der Miggeschen Gartenarchite~­ architekten der 20er Jahre die Hinwendung tur, Erst das intensive Lesen des Grundrisses ilT zum architektonischen Gorten eher eine ästhe• Zusammenhang mit der Interpretation des tisch begründete Entscheidung bleibt und damit durch den Grundriß initiierten Gartenge im Garten nur die landschaftliche Szenerie brauchs vermittelt die spezifische Eigenart die durch die architektonische Kulisse ersetzt wird, ser Gärten. verwendet Migge die architektonische Form, Das Verständnis des Gartens als Gebrauchs weil er mit diesem Mittel am ehesten die je­ gegenstand veranlaßt Migge zunächst zu be weiligen Zwecke des Gartengebrauchs erfüllt wußter räumlicher Gliederung. Es entsteht nidr sieht. Aber nicht "nüchterner Zweckausdruck" eine - wie am Ende der 20er Jahre propagier­ ollein ist Ziel seiner Gärten. Innerhalb des "sach­ te - diffuse "Wohnlandschaft" sondern ein be lich architektonischen Gartenbildens" sieht er wohnbarer Garten, in dem zimmerartig geglie Gestaltungsspielräume in der Materialaus­ derte Räume einzelnen Zwecken entsprechene wahl, in der Einzelausbildung und Ordnung des der Grundrißgliederung des umbauten Inner Gesamten, die über reine Zweckerfüllung einer raumes des Hauses zugeordnet werden. "höheren Idee" unterstellt werden sollen. Diese "In den Hausgärten aller bedeutenden Kultur "höhere Idee" wird jedoch nicht irgendwo ent­ epochen kommt ein wohnlicher Charakter, ur lehnt, sondern direkt aus dem "Beieinander von beschadet der durch Klima und Sitten begrür Zweck und Rhythmus" entwickelt. Ausdrücklich deten Art der [eweiliqen Gestaltung mehr ode bezieht er die sichtbaren Erscheinungen des minder klar zum Ausdruck. Das macht, die Mer­ Gartengebrauchs in das ästhetische Konzept schen erinnerten sich früher zumeist, daß ihr,Zl mit ein: "Nur Voreingenommenheit und Asthe­ Zeiten doch seh r bewegtes, öffentliches Leber tenkitzel könnten uns bestimmen etwa die Blu­ nichts mit ihrem Privatleben gemein hätte, Sie men auf der Wiese nicht auch schön und einer schlossen ihrWohnleben in allen seinen Auße• edleren Absicht dienend zu finden, weil wir rungen von jeder Kontrolle der Offentlichker' gleichzeitig spielende Kinder dabei sähen". bewußt ab: im klaren Erkennen von Wert une 11910-10) Unantastbarkeit ihres Herdfeuers, von der He; ligkeit ihres Heuses. Dem Hause aber war dw Die architektonische Form als Voraussetzung Garten ganz und gar innig verbunden: für ihr für den Gebrauch des Gartens galten dieselben Anschauungen und Gesetze Er war eine Wohnstätte. Er war ein Raum. Bei der Bewertung des Miggeschen Beitrages (1908-21 zur Gartenarchitektur am Beispiel von Gärten des individuellen Wohnungsbaus ist zu berück• sichtigen, daß er sich mit diesen Bauaufgaben nach seiner Trennung aus der Firma Ochs (1913) bzw. mit dem Beginn des 1. Weltkrieges nicht 50 Das . GrÜne Wohnzjmmer" rn M;gges Villenqorten in Blcnkenese

DieSlarkeBetonung der räumlichen G liederung Uliengorten - oder auch aus rein reprösentc• des Gortens läßt sich besonders gut on Migges tiven Ansprüchen - wie im Plottenhof des Vor­ eige nem Garten in Hamburg-Blankeneseerläu- gortens - abgeleitet. 'em Im Unterschied zur Tradilion der Garten- Aber auch in größeren Gärten, in denen der architektur definiert Migge den Vorraum des Entscheldonqssolelrccm für die tormcle Aus­ Wohnhauses,der dem Garten zugeordnet ist, bildung nicht so begrenzt istwie in den Klein­ ~ich l als einen zur lcndschoft hin geöffneten bürgergärten, entwickelt Migge regelmößig freiraum- also als Verlängerung des Parterre- angewendete architektonische Gorteoele­ MOli~s der Florentiner Villenarchitektur der Re- rnen te, die aus der Beobachtung des Garten­ rcssonce - , sondern als einen cbqeschlos- gebrauchs und der Zweckmäßigkeit ihrer Her­ senen, nurlensterartig geöffneten Wohnroum stellung abgeleitet werden. Als künstlerischer ~ ol s. K i n de r h o u s p l a t z " be ze i ch n e t - f ü r d a s g e- Leiter der Gartenbaufirma Ochs entwickelt er ~h üt z t e familiäre Wohnen. Sichtschutz und nicht nur die großröumigen Gorrenelemente. Windschutz erlauben in Verbindung mit bou - sondern sorgt auch für deren ergänzende Aus­ lieh en Ergänzungen durch lauben und Sonnen- sta ttung durch Möblierung mit Bänken, Tischen, >egel vielfältige Formen des familiören Zusam- Lauben, Pergolen. Selbst die trivialen Hilfsmiltel sen sein s. Bei dem nur 800 qm großen Grund- des Gartenbaus, wie Bohnenstangen, Rosen­ stUck können die Raumbegrenzungen zu den bögen, Hühnergehege, Blumenkübel, Zäune, Nach barn und zwischen den einzelnen Gar- Tore usw. werden als .Bcchüleo des Gartens" :enteilen nur aus geschnittenen Hecken und zum Gegenstand der künstlerischen Beerbet­ Bo umwönden mit/ensterortigen O/fnungen ge- tung in der eigens eingerichteten Werkstatt de r bildetwerden. Die dabei entstehende crchnek- Firma Ochs. Ton ische Form erscheint nicht als verselbstöo- digTe Asthetik, sondern als Folge der strengen Sach lichkeit, mitde r die zimmerartig geglieder· ienn eon Sondergärten mit jeweils unterschied - k hen Zweckbestimmungen zugeordnet wer- den. Nochsinddie Zweckbestimmungen dieses (o rersnichtnurausdem familiären Gebrauch -wie im Nutzgarten, Kleintiergarten oder Spiel- tosen - entwickelt, sondern auch aus rein gärt- -erscben Interessen - wie im Birkenhain oder 45

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=- I I I I I IIII I I I. J. ~ ~ ~o t I, .... 0 ... ", -t ..... 3 A '"1 S" A. A 7 '1' 4'

H6Y\\ T riG~ /\ n1~N LEBEQ.ECHT MIGGE ~ 1 ~V/' ~l_ NAMS·BlANI

~=~CHNI~D~H~EN-~DE~H~WP~LZ~======/~HNI~DU~HDENP~~H~~==~:= == = ;: ~ 51 52 Schutzhecke, Ioube und Sonnenseqel dtlterenzieren das Klima des ,G rüne n Wohnzimmers', der neutra le Bodenbelag erlaubt freie Möblierung fCi' des familiäre Wohnen 53/54 Der VillengOl1en al s Garten lur die Kinder

53 54 55 Nutzgarten on der Blcn keneser Villa 56 h . Der Birken um 57 R o se n ~e n , Bo h n e n ­ stcnqen, Spoli_önde und andere trivia le Gebrouchsgegen~lände werden o ls .Bouhilfen des Goo1ens' orc;hile t lonisct. qestcltet 58 MQblierungen aus den tünslierischen Werhl~,"en der firma J. Ochs

...~...... - ~ ~ l " -- , " r i • • t "

58 Dos grüne Wohnlimmer cls geschlossener oder Iensternrtiq geöffneter Raum - gegen Emblick ond W ind geschützt - ermag­ licht vielfältige Formen des familiören Wohnens. Immer ist es mit holboftenen oder variabel zu öffnen­ den Geböudeteileo oder großen Böumen ver­ bunden. Domit gewinnt es so viel Eigens törld ig~e it, daß es euch in g rößerer Distanz vom Wohn­ gebäude mit jeweils geeigneter lnqebeziehunq zu a nderen Gertenteilen onqeordoet werden kann. Esist mehr crs die Wohn­ terrasse des trad itione llen bijrgerlichen Wohn­ gartens, die ols Zwischen ­ raum zwischen uber­ boutem Haus und offenem Gartemourn iJberwiegend Verkehrswege verbindet. 59/60 Gorten Migge in Blcnkenese

• Alleen, Boumwönde oder Leubengange und SleU'denrebcllTenerschlie­ ßen crs gerade Achsen den Goffenroum_ In ihrer einlochen Anordnung cts ungebrochene Ve

65 Der Gesellschotts.osen oder im kleinen Garten der Spielrasen für die Kinder djeote den vielföltigen Formen des neu erkennten Freiluflaulenrhohs - Spart, Spiel und Sonnenbaden. Der Rasenals Kulisse,als qezöhmte Waldwiese isl in den Görten Migges kaum zu linden. 66 Garten Wegmann/Rhede 67 londhcvsqorten für die Hamburger qewerbhche Ausstellung 1912 ·r~.t~~·~":t " " ,.~~ . : c·..... r . l" " p,;" "~'fß- ". ' . " ";.',~ J . \' %" '

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68/69 Garten J. in Hom burg

69 Die G a rtenla ube wi rd zum w icf'ltig sten Element des Wohnens im Garten. Fur den von der W ohnung enrtenv liegenden G a rten wird sie zur Voroussetaunq der Bewohnba rkeit. Aber e uch in anderen Wohn­ gä rten wi rd sie übera ll dort vorqese ben, wo im G ortengrun driß durch di e Lcq ebe ztehunq zu anderen G o rtenteile n oder durch besond ere Aus­ sickTslage des Wohnen im Garten möqhch ge­ mocht we rden soll. Migge,. Heute ober hoben wir eine wesentlich ent­ wic_eltere W oknkvlT ur. Auch als M enscken im ganzen sind wir mehr der Sonne und frischen Luft zugeneigt, sind ,kygieni­ scher' ge worden. W ir lieben, uns dravßen mehr zwisc hen Grün und Blumen .1:1,1 setzen, als in qescblcsseo e Raume." 70 Garten F. in Wohlton n Gonen Wegmonn/Rhede 72 Ioube ous den W erh tött en Ochs 73 Garten B. in Bergedorf

73 56

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, 74 ......

NutzgQrlftl'1. Glosgörten und Spolierwönde $ind in 10$t ollen Görlen M igges als wichtiger Be$londte~ vorzufinden, ober nicht ve<'schämton den Rand des Grundstückes obge­ scodeer und hinter einer Kulis:s.e dem Einbliek von der herrschaftlichen Ierrcsse verborgen. son· dern 01$ r,eJbsl've'Slönd• liehet Teil in die Gesamt­ onloge integri ert. In Hin­ sichl au f di e ästhetische Bedeutvng sieht Mi9ge zw isc he n Zier- und N UIZ · ga rten keinen Unlefschied. 74 G a rten W egmorm/Rhede 75 G onen Migge Bleekenese

75 ljebhober- und Sammler· qörten . Sa mmle r· end Züd'llereiler kann den gesunden Gartenverstand über­ wuchern", deshalb sind d ie besonderen gört­ neosehen Interessen be; M igge in jewe ils abge­ schlossenen Sonderqörten verwirklicht . Die vermehrte M a teria l­ auswahl erschwert die Wahl der Dominante und reizt zur liebhaberei. liebhaben ober ist billig und beinahe des Gegen­ teil von Liebe, die einmal und ausschließlich ist.' 76 Garten Wegmorm/Rhede 77 Gerten H. In Roggendorl

77 58 78 Plirsichgorten Trunkhohn in ßudopest

v!l kulturen (.SWOtl4kti· TI: r .. 81 -•,-..c-_.. ._- ..,.. DerGartenaufgang d;enr ~ ,", - de. E.schließung des ~ ...... -..-.....---­_u_ Gcnens, cls ausgebildeTe, ...... _...-.~.....- 's Woll jedoch zugleKh als &>-.1-41"1_"~un>-- ~ K~moschu lz und in !.eine• --~ ...::'< ...... AuS5totturg mit Rosen­ - ...... ~ .... ---"­...... _~ - bögen auch als Lust- und ~" -...... AU$sicl1~arten . ~ c.Il.~_- - ~, W· ' I1",,-, ';B I. .. ..,_~..Ll.... " .--_..... " ,u."._.--_...... ,._ --"'...... , ..n --.• ...... -.<­ r _ ""' c..eo O>o ~""' ''...... W f! llM" .•...... _-,_ u .. .I ..- """...... ---...... -...... ,... .. , ~ J" ...... -e...... -_ .,...... ---_-.. UoTU' WoU'OM' r"•r <. " " ~ " """"' -""" """ • f=V'\H"r,."jtI: t ·t <>"

' ~-, , 60 Wirtschaftlichkeit erhofft Migge sich von der Die individuelle Leistung sieht Migge nur nod beginnenden Industrialisierung einzelner Gar­ als Ausnahme, die der Massenhaftigkeit der tenelemente. Als weitere Anregung verarbeitet neu sich entwickelnden Gesellschaftsform der er die Laien-Architektur und bezeichnet die von neuen Großstädte nicht entsprechen kann: Laienhänden entwickelte Gartenarchitektur "Bilden wir mit solchen Grundsätzen ausge­ der Arbeiter- und Schrebergärten als sein ge­ rüstet das Anwesen des Arbeiters A.nach seine' eignetes Studienfeld. Sitte, wirtschaftlichen Lage und seinen Bedü~ Brauchbarkeit, Einfachheit und Wirtschaftlich­ nissen, so ist nicht einzusehen, warum sein Ka keit als Migges Entwurfskategorien bilden die merad B., der äußerlich genau die gleiche Ein­ Voraussetzung für eine in die Breite wirkende heit darstellt, nun durchaus ein gänzlich ver Gartenkultur. Als Ziel für den bürgerlichen schiedenes Haus sein eigen nennen soll. Er Wohngarten sind sie in dieser deutlichen Beto­ nimmt an einer, sich hier ausdrückenden Gleich nung ungeeignet. Individualität ist hier trotz förmigkeit sicher keinen Anstoß, wenn sie rur aller veränderten gesellschaftlichen Verhält• seinen Zwecken entspricht. Da nun aber inner nisse noch immer das Wunschbild, zu dem der halb unserer heutigen arbeitsteilenden Wirt Architekt parzellenweise die geeigneten Atrap­ schaftsform die Nivellierung der Individuer pen durch "Ästhetisierende Gartenkunst" noch fortschreitet, so liegt unser Heil logisch bauen soll. "Die heute allgemein und krampf­ der - Type. haft sich gebärdende Abwandlungssucht auch ... Immerhin der Gedanke in diesem 10.000 des bescheidensten Bautalentchens ist letzten fachen Giebel an Giebel, Erker bei Erker,Gor Endes nur aus einem Mangel an Zucht und Per­ ten zu Garten, in diesem für individuell-romar sönlichkeit zu erklären, als eine Verkennung der tisch geschulten Augen gewiß quälerischer natürlichen Aufgaben, die in diesem Falle ganz monotonen Kleinhäuserfluchten 50.000 viel wenigen überragenden Köpfen das fruchttra­ leicht glückselige sicher aber relativ zufriedene gende Erfinden zuweist und den andern - das Menschen zu wissen, ist für mich ungleich erhe ebenso verdienstvolle Verarbeiten und Verbrei­ ben der als der Zustand, die Auslese von 100­ ten." 11910-121 500 Bevorzugten einer landhausartigen, künst• lerisch inspirierten Kolonie von den 100.000 Typus und Laienhilfe als Mittel zur um so tierischer vegetierenden ,Brüdern' or­ Verbreiterung der Gartenkultur staunen oder beneiden zu lassen. Und was jene englischen Vorstädte heute darstellen, das Einen entscheidenden Einfluß auf die Entwick­ ließe sich unter Beibehaltung ihrer gesunden, lung eines Konzeptes zur Gartenkultur hatte für breiten wirtschaftlichen Basis, ihrer Einfachhei: Migge sicher eine Reise in die englischen Gar­ und ihren Typen nur durch Rhythmisieren, dord tenstädte, über deren Eindrücke er in mehreren bewußtes Formen zu einem auch formal gewal­ Aufsätzen in der Zeitsch rift der deutschen Gar­ tigen Willensausdruck der Masse steigern ... tenstadtgeselischaft berichtet hat. Der Eindruck Eine, wie dargelegt wohl nötige, allseitige Oka der massenhaft auftretenden Siedlungszellen nomie ist aber wohl ohne bewußtes Zurück• hat ihn veranlaßt, über die Einordnung des her­ schrauben gewisser Kunstassoziationen, die ausragenden Einzelkunstwerkes in eine breitere von außen in das Ding hineingebracht wurder, Basis kultureller Aktivitäten nachzudenken. kaum durchführbar. Die in Betracht kommender "Und gleichwie Leonardo da Vinci wahrschein­ Schichten wünschen sie weder, noch können lich nicht derSchöpferderMona Lisageworden sie solche verarbeiten; ihre Bedürfnisse in die­ wäre, wenn nicht 100 Madonnen vorihm eben­ ser Richtung deckt zunächst Wohnraum und so wie vor einem Corregio und Raffael gemalt Garten vollkommen; hier wo die Möglichkei: worden wären inmitten eines alle begeistern­ der notwendigen eigenen Mitarbeit gegeben den Madonnenkultes,sowären auch solche be­ ist.... Die Parole kann nur lauten: Naturgemäße rauschenden Gartenbilder, wie etwa die nie Aufentwicklung der arbeitenden Klassen. Diese wiederholten Feinheiten derVilla d' Estein Tivoli, beginnt stets mit der Hebung der Bedürfnisse, nicht denkbar ohne Vorgängerschaft. Auch u. a. auch beim Wohnen, die dort zunächst rein schöngeistig pflegt der Tat eine Homogenität zweckdienlicher, vorzugsweise physischer Art der geistigen Masse sozusagen vorauszuge­ sind. Rationelle Zweckerfüllung garantiert ober hen." 11913-181 immer nur das uralte Bildungsgesetz von Ein­ fachheit und Wiederholung." 11910-111 Anstoß zur Typisierung und damit zur Entwick lung derGartenkulturdes 20. Jahrhunderts sieh, Migge nicht in der bürgerlichen Wohngorter kultur sondern in den "Gärten der Hunderttot­ send, den kleinsten Arbeiter- und Cortenstodi 61

r, ' -i/ ,"•, ü . .' ,' . f ,: I r-, i !l,-.r lü

,, • I I ~,I'",,--o.,, ~ ~ ," ., '.1/;,., ...... u.".~, '11 ._~~oi'- s.L...... _M-'-"'C. ,<- -"""~ "'-lll._'...· _ f ~ "'M·...... ~._~- .1 ~ " ~"". , . <:!...{"""'" -+-"'u .t ~""...... 82/83 Garten J.WolfIlHomburg Aus de r Beobcchtonq des gewöhnlich en G arten­ gebrauchs de r Hundert· tausend enlvvidelt M igge den Gartentypus cls wiedeeholbores Konzept mit technischer end funktionaler O ptimierung. Der individue lle Gebrauch d ient ots G rundloge für Voriation, die aktive M ita rb eit des Laien w ird zur Voraussetzung der neuen G erten kultur.

B3 62 gärten". Darin liegt sein bereits seit 1910 begrün• Danach käme es also zuerst darauf an, ein sol­ detes Interesse an der Siedlungsfrage und der ches intensiveres Gartenleben zu entwickeln,zu Kleingartenbewegung, das dann nach den befestigen und auszubreiten und erst in zwei­ Enttäuschungen und Einsichten des 1. Welt­ ter Linie darauf, bestimmte Formvorstellungen krieges in voller Konsequenz seine gesamte Ar­ und schöngeistige Richtungen zu fixieren. Zu­ beitskraft in Anspruch nimmt. Die Elemente des viel individuelle Formabsichten können meiner Gartentypus auch für die Gärten der Hundert­ Ansicht nach seine rhythmischen Ergebnisse tausend gewinnt Migge zunächst jedoch aus eher verringern anstatt sie zu fördern. Auf der seinem Lernfeld der bürgerlichen Wohngarten­ allgemeinen und gleichen Gartenwillen kommt kultur. Er beruft sich auf die bereits erwähnten es an." 11913-19) Elemente und auf typisierbare Zuordnungsra­ Wiederholung als Antwort auf standardisier­ ster. Sie wurden aus der Tradition des bürger• bare Typen verlangt als Konsequenz die Varia­ lichen Villengartens und damit aus der Kontinui­ tion durch den individuellen Gebrauch. Migge tät derGartenkunstgeschichte letztlich aus den betont deshalb die Notwendigkeit der aktiver Vorbildern der Florentiner Villenarch itektur der Mitwirkung des Einzelnen. Um diese Mitarbeit Renaissance abgeleitet. Aber mit der ständigen wirksam zu machen, relativiert er zunächst die Überprüfung des aktuellen Gebrauchswertes Rolle der Fachleute bei der Entfaltung der Gar­ und in den Beobachtungen des Gartenge­ tenkultur: brauchs der Hunderttausend entwickelt sich "Vorab der Gartenbeamte. Er ist der natürliche eine zunehmende Berufung auf den Bauern­ Gipfel der Gärtnerlaufbahn.... Erist ein kleiner garten mit seiner Tradition des Nutzgartens. Potentate. Man verehrt ihn förmlich - ange­ Noch ist der Typus einer großstädtischen Gar­ sichts der herrlich grünen Promenaden, und tenkultur nicht entwickelt, deshalb sind die ent­ manch einer glaubt ihn mit den Naturkröften in scheidenden Impulse zur Entfaltung derGarten­ einem übermenschlichen Bündnis. Nun, es isl kultur des 20. Jahrhunderts nicht aus derforma­ nicht so schlimm. Wer da weiß, wie solche Din­ len Bewältigung bereits deutlich formulierter ge entstehen und daß der liebe Gott sie so wie Programme zu erwarten sondern aus der Arbeit so macht, der denkt wesentlich skeptischer über am Programm selbst. Deshalb stellt Migge sein die Schöpferkraft der gärtnerischen Bureaukra ästhetisches Interesse zunächst hinter anderen tie bis heute. Die gärtnerische Beamtenschaft Aufgaben zurück: hat durch Herkommen aus konservativeren Zei­ "Nicht wissenschaftliche Überlegungen und ten und mit Hilfe eines gesch ickten Anpassungs ästhetisierende Empfindungen sind geeignet, vermögens augenblicklich unzweifelhaft mehr unsern eigenen Garten heranzubilden, so sehr Einfluß in Händen als ihr gerecht gebührt. Sie sie mittelbar dazu beitragen möchten, sondern beherrscht die Presse, modelt den Nachwuchs der Arbeits-Rhythmus, der aus einer vielfachen, und manches mehr. dauernden Anwendung all der kleinen geisti­ Jede Bureaukratie hat ihre bestimmten und gen Züge und tatsächlichen Handlungen, die wichtigen Aufgaben mehr verwaltender Natur insgesamt ein reges Gartenleben ausmachen, und dafür bringt sie die besondere Begabung entsteht: das ist der wahre rhythmische Unter­ mit. Wenn sie es aber unternimmt, die produk­ grund der Gartenkultur des zwanzigsten Jahr­ tiven Kräfte eines vorwärtsschreitenden Volkes hunderts! EinerGartenkulturals Naturund Kunst durch direkten Widerstand oder durch ein klu­ in einem. Hier liegt der nächste und wohl auch ges System passiver Resistenz zu unterbinden, einzige Weg, die Welt des Gartens glückhaft so muß sie sanft in ihre natürlichen Schranken zu erneuern. gewiesen werden. Bevor der neue Gartenbau sich groß und ungehemmt zu seinen, für die ganze Kultur des deutschen Volkes so wichtiger Zielen hin entwickeln kann, muß er von seinem bureaukratischen Gängelband befreit sein." 11913-191 Der Gartenarchitekt: "Die starke neue Garten bewegung und das gesteigerte Arbeitsfeld in ihrer Begleitung, sie haben eine ganze Reihe von größeren Betrieben hervorgebracht, deren Leitungen mit wenigen Ausnahmen das not­ wendige ethische Verantwortungsgefühl ihrer Arbeit gegenüberfürs erste noch vermissen las­ sen. Da wird ein kaufmännischer Apparat' ein gerichtet, ein natürlich ,erstklassiger' Künstler engagiert, und das Krämchen istlertig. Man hai hier oft noch kaum Klarheit über die gröbsten geistigen und sachlichen Bedingungen des 63 modernen Gartens, mimt aber flott drauf los. Ein Der "Kommende Garten" wenig Grün und Blumen in dekorativem Gegen­ satz zu einem Stückehen Gitterwerk oder einer Als Migge zu Beginn des 20. Jahrhunderts von weißen Bank gebracht, gerade Wege, eine Muthesius, dessen Beitrag zur Erneuerung der Treppe, Lauben und Pergolen in oft unmöglicher deutschen Wohnkultur unbestritten ist, ermun­ Statik - und die ,neuzeitliche Gartengestal­ tert wird, sein Konzept für den Entwurf von Gär• tung' ist fertig. Ganz gleich wie: machen, ma­ ten in einer Veröffentlichung zusammenzutra­ chen, das scheint die Losung!" 11913-19) gen, entwickelt Migge den Anspruch, ein Kon­ Bei dieser skeptischen Beurteilung der Rolle der zept mit der Gültigkeit für das kommende Jahr­ fachleute gewinnt die Funktion der Laien eine hundert vorzulegen. In der "Gartenkultur des besondere Bedeutung: 20. Jahrhunderts", die Migge 1913 veröffentlicht, "Derkulturhemmende Fachsimpel verliert in dem stellt er mit dem Hintergrund seiner Erfahrungen Maße an götzenhafter Verehrung und sachlich an Bauaufgaben der großbürgerlichen Wohn­ bedingungslosen Einfluß, als die modernen er­ gärten sein Konzept zur Ausweitung der Gar­ zieherischen Bestrebungen bei Jungen und Al­ tenkultur durch die Gärten der Hunderttausend ten die Köpfe von äußerlichem Wissenskram vor. Als Gustav Allingerwährend der Hochkon­ befreien und die Herzen hochgemuterschlagen junktur der Wohnungsreformbewegung der machen: Fortschritt ohne Laienarbeit ist kaum 20erJahre an läßlich derJubiläums-Gartenbau• noch denkbar. Alle guten Absichten und Fertig­ Ausstellung in Dresden 1926 mit einem Wohn­ keiten des Gartengestalters offenbaren am gartenentwurf die Debatte um den "Kommen­ d~n Ende aber doch immer irgendwo ihr Ungenü• .Garten" erneut aufgreift, reagiert Migge gen, wenn der Geist desjenigen der ihn be­ mit einer Folge wichtiger Aufsätze in dergärtne• rischen Fachzeitschrift "Die Gartenschönheit" sitzen soll, nicht wenigstens zu einem Teil am d~e i~ Wesen desfertigen Objekts zu spüren ist. Diese wir wegen ihrer Bedeutung in Auszügen Mitarbeit wird zumeist bei der Bepflanzung am diesem Buch veröffentlichen. Diese Aufsätze stärksten und fruchtbarsten hervortreten und und die von Migge vorgebrachte Kritik an den das istgut so. Die Pflanze als Lebensträger des vorgestellten Wohngartenentwürfen leitet er Gartens wird dann auch seine Seele sein. Zu aus seinen Erfahrungen der aktiven Anteil­ entbehren istdiese Anteilnahme des Gartenbe­ nahme an der Wohnungsreformbewegung in sitzers nicht. Nicht nur,daß der Genuß an sei­ Zusammenarbeit mit Taut, Wagner, May und ~aesler nem Grund und Boden durch die mitschöpfe• ab, an Bauaufgaben der großbürger• nsehe Tätigkeit bei seiner rhythmischen Gestal­ lichen Wohngartenkultur hat er in den Jahren tung sich ungeahnt steigert, er leistet auch sonst nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr gearbeitet. nebenbei ein gutes Stücklein Kulturarbeit, wenn "Der Garten der Zukunft kann nicht wie es hier er sich den leidigen Kotau vor dem Fachmann vorgestellt wird an den sozialen wirtschaft­ abgewöhnt." !l911-131 lichen und technischen Ereignissen der Kriegs­ Die Rolle des Laien im Planungsprozeß wird von und Nachkriegsiahre vorübergehen und Sich Migge weiter konkretisiert mit Empfehlungen darauf beschränken einfach den Kunstgewer­ begarten von 1910 auf die Spitze zu treiben. zum Umgang mit den Fachleuten, die ich auch heute nurals aktuelle Empfehlung weitergeben Eben so wie das malerische individualisierende kann. Migges Rollenbeschreibung erweist sich Wohnhaus dieser Zeit heute als mitteleuro­ als gültig auch für die späteren Jahre der Gar­ päisches Ideal erledigt ist, so wenig ist der Gar­ tenkultur des 20. Jahrhunderts. "Schon indirekt ten der Zukunft der einer geschmackvollen kann der Laie beim Garten viel helfen. Sei sächsischen Dame. Hierüber Herr Allinger wer­ wir uns noch zu unterhalten haben." 11926 gründlich! Gestatte, von wem auch immer, keine - 93 - 411 pfuschereien, besonders aber bei deiner Neu­ S. anlage nicht. Fordere Qualitätsarbeit! Weise den Wust von Bildern und unsachlichen Zeich­ nungen, diese Krankheit unseres kunstgewerb­ lichen Lebens, die eigens zu deiner Betörung schnell zusammengestoppelt wurden, zurück. Verlange die Sache zu sehen! Bei deinem Gar­ ten also genaue Grundrisse, Schnitte, Photogra­ phien, genaue Bepflanzungsangaben und Ko­ sten, und wenn es hoch kommt, eine Ansicht deines künftigen Gartens aus der Vogelschau. Alles Dinge, die du prüfen kannst und nicht nur gutmütig zu glauben brauchst." !l913-191 64 84·90 , _ 1 . h r Grundloge " , , Auf techntsc eGartentypen eraf~:I:lIe dienen de r Die. Oberprüfung röumbchen d' d das K te un sm der onzep M ill el zur qeerqnete _ d m Verstönd''gunq rmt Lotene 84 Klemqörten 85 Privatgarten 86 Erwerbssiedler 87 Friedhof 88 Kleinbürgergorts;; 84 85 Sportpark 90 Nützlicher lustgarten

86 87

88 89

90 65 Nach Migges Beobachtungen verbindet der Verschwendung von kostspieligem Boden, Deutsche mit Gartenkultur seine Sehnsucht Saat, Dünger und Arbeit durch eine Millionen­ noch dem sonnigen Süden und den damit ein­ armee von Dilettanten kein erstrebenswertes hergehenden leichteren Lebensumständen. Ziel ist, läßt sich dieses Bedürfnis noch Beschäfti• Der "Kommende Garten" hot auf diese Sehn­ gung mit Pflanzen besser auf andere Weise sucht zu antworten und mit ollen Mitteln einer befriedigen ... Der kommende Garten wird entwickelten Gartentechnik die Voraussetzung seiner Bestimmung zufolge viele assoziative und lür eine, dem südlichen Klima entsprechende, romantische Wirkungsmittel anwenden. Je üppige Vegetation zu schaffen. Noch der Wirt­ mehr sich die Welt mechanisiert, rationalisiert, schaftsloge - kurz vor der Weltwirtschaftskrise standardisiert und organisiert, desto mehr wer­ 1929 - kann der "Kommende Garten" aus den die Gartenwünsche eine Entspannung äußerem Zwang nur ein Nutzgarten sein. durch Weltabgeschiedenheit, dos Irrationale Migge kritisiert deshalb die Propagandisten, und die Ablenkung durch die Romantik erstre­ die den "Garten zum Faulenzen" erfunden ho­ ben; Romantik nämlich bedeutet Orientierung ben. Muße versteht Migge nur in Relation zur vom Gegenwärtigen und Gegenständlichen Arbeit, nur im Tätigsein kann die Natur im Gar­ weg." (G. N. Brandt: "Der kommende Garten", ten erschlossen werden und selbst im Lustgar­ in: Wasmuths Monatsheften "Baukunst und ten, den er als eine spätere Stufe der entwickel­ Städtebau", XXV.Jg., H. 4, Berlin 1930) ten Gartenkultur vorstellt, ist Muße nur in Ver­ Heute in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahr­ bindung mit Aktivität für ihn denkbar. Sein eige­ hunderts zeigt eine Bilanz zum "Kommenden ner Worpsweder Lustgarten enthält im We­ Garten", daß weder dos von L. Migge pro­ sentlichen ein Schwimmbecken - sein "Heim­ pagierte Konzept einer auf die Gärten der Hun­ stodion". derttausend aufbauenden Gartenkultur noch für das Aufgabenfeld der Gartenarchitekten dos als kultureller Luxus begriffene Konzept sieht er drei aufeinanderfolgende Schwer­ G. N. Brandts für eine breite Entfaltung derGar­ punkte: ten kultur wirksam gemocht werden konnte. Der Zunächst die planerische Ordnung der städti• Berufsstand der Gartenarchitekten hot immer schen Gärten, danach die Förderung ihrer dem von Brandt vorgestellten Konzept näher• fruchtbarkeit durch den Einsatz von Garten­ gestanden. Er hot mit dieser Fehlentscheidung technik zur optimalen Nutzung der natürlichen bewirkt, daß die hier behandelten Bauaufga­ Ressourcen und schließlich die Entwicklung von ben des privaten individuellen Gartens seinem lustgärten. Mit seiner Arbeit verbindet er die Zugang heute weitgehend entzogen sind. Die Deiden ersten Schwerpunkte "Gartenordnung" Gärten der Hunderttausend werden heute und .Corteniruchtborkeit". "Den Weg frei ma­ ohne Gartenarchitekten gebaut. Mit den im in­ chen für viele Gärten, für den Garten Jeder­ dustriellen gewerbsmäßigen Gartenbau ent­ manns, das ist die echte Gartenarchitektur, die wickelten technischen Hilfsmitteln und den ge­ wir brauchen." 11927-95) Um diese Forderung schmäcklerischen Beratungen unserer Bauspar­ zu erfüllen, verbindet er sich mit der Wohnungs­ kassen und Heimzeitschriften wird diese Bau­ reformbewegung, schafft er mit seiner Siedler­ aufgabe mit sparsamen Aufwendungen in An­ schule und deren Zeitschrift eine Institution für betracht der Zwecklosigkeit der Gärten von Bildungsarbeit und organisiert schließlich ein den Laien selbst "erledigt". Der Waschbeton­ Versandhaus zur Versorgung der Gärten der Cotoneaster-Vorgarten, als Symbol für nutzlose Hunderttausend mit den Produkten der ent­ Gartenarchitektur, entspricht weder Migges wickelten Gartentechnik. Forderung von Nützlichkeit und Steigerung der Am deutlichsten formuliert G. N. Brandt 1930 Vegetation, noch ist er geeignet, die von Brandt eine Gegenposition zu Migges Konzept vom gewünschten romantischen Assoziationen ge­ "Kommenden Garten". Damit gerät Gartenkul­ gen die Alltagswelt zu provozieren. Dennoch iur wieder in jene luxuriöse Position, in der sie wird er selbst auf Gartenschauen als Beispiel 1icht als Beitrag zur Bewältigung der Alltags­ propagiert. existenz begriffen wird, sondern als eine Chance dem Alltag entgegengesetzter kultu­ reller Aktivität vorgestellt wird. "Denn je mehr der zukünftige Erwerbsgarten­ Gau eine wissenschaftlich arbeitende Industrie l'1it derdazugehörenden rationellen Verteilung guter und gleicher Waren wird, desto mehr -vird der Nutzgarten nur Spielzeug, nur Mittel zum Zusammensein mit der wachsenden Pflan­ ze sein. Aber ganz abgesehen davon, daß die 66 Leberecht Migge Zeitgenössische Gartenkunst Gartenschönheit der Zukunft Dieser Wohngarten mittelalterlicher Herkunft Gartenschönheit ist ein im Wechsel der Zeiten gab auch mehr oder weniger die konstruktive und Völker so oft und so tief schwankender Be­ Grundlage der Gartenmoderne um die Wende griff, daß es sich lohnt, heute, da wir zweifellos des 19.Jahrhunderts. Sie ahmt in ihren großbür• vor elementaren Neu-Orientierungen im Gar­ gerlichen Extremen verflossene fürstliche Allü• tenleben stehen, diesem Wesen ein wenig auf ren nach, während sie in gewissen Ausläufern den Grund zu gehen. der kommunalen Großgärten die soziale Fürsor• gepolitik dieser Dezennien betreibt. Garten-Vorstellung Trotz der ungewöhnlichen Breite dieser sozia Die Ursache des Gartenstrebens derMenschen len Lustgartenbewegung, die eine außeror• ist zweifellos ihr paradiesererbtes Verwandt­ dentlich ergiebige Volkswirtschaft ermöglichte, schaftsgefühl für die Pflanzen. Ist doch der hielt weder ihre inhaltliche noch ihre formale Mensch, als körperliches Produkt der Gewäch• Ausbeute mit ihrer Ausdehnung gleichen Schritt se, im kosmischen Sinne selber ein Erdenge­ Die neue Gartengestaltungkam in ihren formalen wöchs, als solches sucht er instinktiv die Nähe Bemühungen über mehr oder minder markante von Pflanzen. Beiden gemeinsam ist das Bedürf• "Variationen von Themen klassischer Garten nis nach Licht und Wärme (Sonne), nach Erde, musik" kaum hinaus. Und ihr technischer Ge­ Wasser und Luft: Pflanzen, Tier und Menschen halt? - Nun, das offensichtliche Zurückbleiben als Symbol und Synthese der Elemente. Alles der Boden- und Wachstumstechnik hinter aller Organische ist Vegetation. sonstigen Bemühungen dieser Zeit war unseres Hieraus.folgt notwendig, daß die Steigerungder Erachtens die eigentliche Ursache jener unbe­ Vegetation erstes und höchstes Gesetz ist wo streitbaren formalen Unfruchtbarkeit immer der Mensch sich seßhaft macht. Mehr Denn abgesehen von einer allerdings starken und üppigere Vegetation Inämlich als die gege­ Erweiterung des Pflanzen-Materials 1...1hat die bene landschaftliche oder die erworbene land­ eigentliche Gartentechnik des 19.Jahrhunderts schaftliche um ihn her! bedeutet ihm mehr Son­ als spezielle Leistung ihrer Zeit vollkommen ver­ ne, Aussicht auf leichteres und üppigeres Leben, sagt Erfüllung seiner ewigen Sehnsucht nach dem Diese Tatsache aber bekommt ihre ganze, in ih­ Süden. Erfüllung besonders für den nördlichen rer Wirkung auf das Gartenleben kaum über• Menschen mit seinem unauslöschlichen Stre­ schätzbar tragische Auswirkung erst in der Si ben nach dem eigenen Garten. Der nordische tuation, die uns nach dem Kriege empfing. Eine Garten, die umgürtete Hochvegetation, als In­ zerschlagene, auf Jahrzehnte gedrosselte Wirt carna~ion derVorstellung von wärmerem Klima, schaft, ein erzwungen niedriger Daseinsstan­ von reicherer Farbe und hellerem Licht, von bes­ dard allerbreitesterSchichten, eine tiefgehende serem Leben - er ist die Folge von mehr Vegeta­ Demoralisation der gesamten europäischen Zi­ tion, mehr Wachstum ist die Folge von Sonne vilisation: wer und was soll da Lustgärten ge­ und Sonne ist Süden! stalten? Entsprechend geschiehtdenn auch die notwen­ Und so bietet sich dem heutigen objektiver dige Ordnung des also gesteigerten Pflanzen­ Gartenbeobachter bei uns außer den mühsam erhaltenen Resten einer abgebauten Stadtgar­ wachstums zu einem Gartenbildregelmäßig als tenkunst nunmehr dieses wenig erfreuliche Dop­ stilisierte südliche Zone. Dabei entsteht auf Grund des gesammelten Wachstums-Materials pelblld. auf der einen Seite die etwas gewaltsa­ IPflanzen) und der errungenen Wachstums­ me "grüne Ausstaffierung" wechselnder Neu Mittel (Technik) entweder das Bild eines Nutz­ reichturnsqruppen, eine Gartengestaltung, die, gartens, des geordneten Kraut- und Zucht-Gar­ stark im Kunstgewerblichen befangen, noch weniger Ausdruck des Zeitgeistes als ihre Vor tens, oder das eines Lustgartens, oder aber eine Mischung von beiden. Immer ist diese grüne gänger sein kann, und auf der anderen Seite Realität dann gleichzeitig ein Form- oder Kunst­ eine Unzahl von "Gartenähnlichen", die ais echte Ablösung des gemeinsamen Masser­ gebilde, Sinnbild eines Gartenideals, der"Gar­ großgartens vor dem Kriege jetzt die tenschönheit" seiner Zeit. Gartenschönheit die individuel­ ihrerseits, wie jedes Schönheitsideal, nach'Per­ len Kleingärten der Massen verkörpern. sonen und Perioden relativiert: Kunst ist sekun­ där. Die Wahl aberzwischen diesen Gartenfor­ men ist niemals willkürlich, sondern Ergebnis der jeweiligen Wirtschaftslage des Einzelnen und der Gesamtheit, resultierend aus dem techni­ schen Vermögen der Epoche: Wirtschaft und Vegetation ist das Primäre innerhalb unserer Gartenvorstellung; "Schönheit" ist sekundär.... 67 für unser Vorhaben ist nur die Schlußfolgerung Infolge solcher Steigerungen und Sicherungen wichtig, die sich aus dieser gegebenen Garten­ der Vegetationsmasse wird auch die Qualität, situation für die Gartenschönheit der Zukunft die Variation und Veredlung des Pflanzenmate­ herausschälen läßt. Sie ist zweierlei Art: einmo! rials ganz andere Wege gehen und viel ein­ der durch die allgemeine Lage hervorgerufene schneidendere Fortschritte machen können, als Zwang zurNutzgartenform als heute allein mög• bisher. liche Vorstellung von Gartenwert, Gartensinn Eine solch ungewohnte neuartige Vegetation und Gartenschönheit, und zum anderen Male, wird dann ganzvon selbstauch ungewöhnliche hierauf basierend, die Erneuerung der Garten­ Vegetationsbilder erstehen lassen, unabhängig technik im Sinne von Boden- oder Kulturtechnik. von jeder vorgefaßten Gartenform. In gleicher Weise, wie ein Ozeandampfer odereine Bahn­ Moderne Bodentechnik hofshalle, als vielleicht noch rohes technisches Gebilde, dennoch unendlich mehr für die Bau­ Es ist kein Zweifel, daß die klassische Garten­ kunst unserer Zeit bedeutet, als ein noch so wohl technik des Orients der morgenländischen proportioniertes klassizistisches Gebäude, so Bau-, Geräte- und Wirtschaftstechnik minde­ auch ein rein sachlich aufgebauter, im einzel­ stens gleich, wenn nicht überlegen war. In den nen noch grober Technikgarten unserer Zeit alle Gärten des Amenophis zu Theben steckte nicht Gartenschönheit in sich trägt, ganz im Gegen­ weniger Geist und Kraft, als in den Katakomben satz zu seinen nachempfundenen Formkolle­ des Tut-en-Kamen. Anderseits, wo besteht ir­ gen. Dieser ist bereits gestorben, indessen jener gend eine ernsthaft vertretbare Parallele zwi­ noch kaum begonnen hat, bewußt zu leben. schen der "Gartentechnik", die etwa unserer Vorkriegs-Gartenkunst zu Grunde lag und der Nutzanwendung geistigen Verfeinerung und organisatorischen Disziplin, die in einem Mikroskop, einer Turbine, Nach alledem kann die Beantwortung der Fra­ einem Flugzeug etwa investiert ist?So stehen wir ge, ob es die unbestimmte Gartenfreude eines nicht an, zu behaupten: der Ausgleich dieses begüterten Gartenbesitzers dieser Tage oder technisch geistigen Vacuums ist die Geburts­ die naive aber trächtige Bodensehnsucht der stunde ungeahnterGartenschönheit, neuer und Millionen Kleingärtner sein wird, womit wir die echter zeitgenössischer Gartenkunst. heutigen Städte umsäumen, nicht zweifelhaft Dieser Ausgleich ist bereits angebahnt. Wirver­ sein. Denn während jene im Genusse ihrerwirt­ fügen heute schon über eine Technik, in Dien­ schaftlichen Unbeschwertheit alle diese Dinge sten derVegetation, die im Begriff ist, die Bedin­ anwenden kön nen, oder nicht, ist unser Kleinbo­ gungen des Pflanzenwachstums auf bisher un­ den bau auf Auswertung der neuen Wachs­ gewohnte Möglichkeiten umzustellen. Wir er­ tumstechnik lebenswichtig angewiesen. wähnen hier nur beiläufig die bekannten Errun­ Lebenszweck sowohl wie Lebensdauer nötigt genschaften der landwirtschaftlichen Technik, ihn, aus dem undisziplinierten Grüngerümpel die dasihr unterstellte Wachstum des Großbo• heute vor den Toren zunächst Stätten der Ord­ dens in verhältnismäßig kurzer Zeit hat verdop­ nung, morgen Oasen der Fruchtbarkeit und peln können. Aber, jedenfalls derTheorie, wenn übermorgen reine Lustgärten zu machen, wobei auch nicht der Praxis nach, bestimmt indes hin­ wir nicht übersehen dürfen, ISchönheit ist rela­ sichtlich der Anwendungsmöglichkeiten, sind tivll daß jede dieser Gartenphasen für den, der wir inder Kleinbodentechnik viel weiter. Wir ha­ sie erlebt, unzweifelhaft seine Gartenschönheit ben hierdie Fräskultur 0 IsBereiter eines Boden­ bedeutet. Im Ganzen sind wir erst in der Phase bettes von überlegener Aktivität. Wir haben derGartenordnung. Auszug aus: Gartenschön• Regenanlagen als Regulatoren der himmlischen heitderZukunft; in: Gartenschönheit Nr. l,6.Jg. Schleusen. Wir haben die Komposttechnik als 1925 Organisator der chemischen, bakteriologi­ schen, überhaupt biologischen Prozesse im Bo­ den. Ungerechnet Glas und Heizung, die wir als Sonnenersatz auszubauen gelernt haben, un­ gerechnet die Möglichkeiten, die in der Ankur­ belung von Elektrizität und Gas [Kohlensoure] und anderen Naturkräften mehr für die Steige­ rung von Pflanzenwachstum noch offenstehen. Kurz: wir habendie Mittel und Methoden für die Intensivierung, für originales Wachstum in unse­ -en Gärten. 68 Leberecht Migge Raum und Boden/Konstruktive und Gartentechnik und Gartenkunst funktionäre Vegetation Was ist Gartenkunst, freie oder Wenn es nun nicht der Inhalt ist, der den Garter angewandte Kunst? ausmacht, was ist es denn? Es ist unsere Raumvorstellung, die einen Garter Die Freiheitdes Gartenmaterials hatwenig oder gebiert, und es ist das menschliche Auge~ das nichts mit geistiger Freiheit zu tun. Vielmehr: die diese Raumverteilung vermittelt. Und da dieses Verwendung der Pflanzen im Garten ist zumeist Organ an menschliche Maßstäbe gebunder an einen Zweck gebunden, und wenn es der ist so ist es wesentlich der Standort, der der Zweck sei, aus Samen oder Steckling mit Hilfe G~rten bedingt. Ober einem Raum (Vogel­ von Erde, Wasser, Luft Pflanzen wachsen, Blu­ schau) haben wir andere Maßstäbe, als in ihm. men blühen zu heißen: die Gartenkunst ist also, Dort ist er mein Objekt, hier bin ich sein Subjekl wie die Baukunst, eine Kunst. angewandte Wenn nach allem festzustehen scheint, daß die Aber was, wird man fragen, ist nun der Unter­ Vegetation der Träger aller echten Gartenvar­ schied zwischen Baukunst und Gartenkunst, so­ stellung ist, so kann man diese Gartenvegeta weit er nicht im Material begründet liegt? Diese tion zwanglos in zwei Gruppen gliedern, in die Frage ist eine, wenn nicht die Le?ensfrage. für konstruktive und in die fun ktionäre. Jene be­ die Gartenkunst als Kunst. Vieles, [o das meiste stimmt den Raum (das Kleidl, diese den Bader von dem, was wir heute als Gartenkunst anzu­ (den Inhalt) des Gartens. Dieser selbst aberer sprechen gewohnt sind, ist nichts anderes..als scheint erst als Garten echt und wahr, wenn alle grüne Zweckkunst, grüne ~aumkunst, grun.e Vegetation, sowohl die gliedernde

Wo ist Gartenkunst, im Nutz- oder Lustgarten? ... Alle Pflanzen sind und leben gleichermaßen sowohl zweckvoll als schön: Es gibt keine "un­ schönen" Pflanzen. Folglich gibt es auch keine Nutzgärten im rhyth­ mischen Gegensatzzu "Ziergärten". Diese Glie­ derung ist lediglich funktionell und auch so nur selten zu begründen. Niemand wird auch den rationellsten Gemüsegarten direkt "häßlich" fin­ den· er wird ihn vielleicht "nüchtern", richtiger "sa;hlich" nennen: er hat ihn damit schön ge­ nannt. Die Unterscheidung von Nutz- und Lustgärten mit dinglich getrennten Inhalten ist eine rein subiektive und zeitgebundene; sie hat mit Kunst oder Wirtschaft an sich nichts zu tun; sie ist Er­ gebnis der wechselnden sozialen oder ästheti• schen Grundeinsteilung der jeweiligen Garten­ menschen. 69 leberecht Migge Leberecht Migge Zur Verwendung von Vegetation Der kommende Garten in Gärten Wir gelangen zum Kern unserer Frage nach den Es ist richtig, daß wir neue Pflanzen importiert kommenden Gärten: Müssen Gärten schön und neue Variationen gezüchtet haben in einer sein? - Wir antworten auf Grund einer vieltau­ Zahl undVariabilität, wie sie den alten Garten­ sendjährigen Gartengeschichte, mit Hilfe eines kulturen nicht entfernt zu Gebote standen. Aber erfahrungsreichen Gartenlebens und Kraft des eine Bereicherung des Werkstoffes sagt nichts Willens nach eigener Zukunft einer jugendli­ lür den Reichtum seiner Gestaltung. Sehr oft chen Zeit: - Nein! Gärten haben zunächst da zu aber etwas dagegen. Die vermehrte Material­ sein und nichts mehr. auswahl erschwert die Wahl der geistigen Do­ "Schöne" Gärten sind objektiv unbeweisbar. minante und reizt zur Liebhaberei. Liebhaben Die Gartengeschichte hat nacheinander grüne aber ist billig und beinahe das Gegenteil von Elegien und starre Terrassenbauten, pflanzen­ liebe, die einmal und ausschließlich ist. Die mo­ arme Gartenhöfe und ganze Städte aus Grün• dernen Gärten entbehren durchweg der Ein­ kulissen, rationellste Nutzgärtnerei und raffinier­ fachheit, die die Grundlage aller schöpferi• teste Ziergärtnerei für gartenschön notiert und schen Möglichkeiten, wenn nicht Schöpfung begutachtet. Und die "Gartenkunst" der neue­ selbst ist.... ren Zeit strotzt geradezu von Gegensätzen for­ Gewesene Gärten, besser: verpaßte Gärten maler Art, die sich von sentimentalen Land­ sozusagen die "Alten Herren der schönen Gar­ schaftsbildern bis zu reinen Gartendekoratio­ tenkunst", das sind die Sammel- oder Liebhaber­ nen innerhalb kürzester Perioden spannen. Ge­ gärten. Inhundertfältiger Formtreten sie als den­ genwärtig vollends ist im hehren Reich der Gar­ drologische, botanische oder blumistische Spe­ tenkunst alles und nichts erlaubt. Man hilft sich ziesgärten überall dort auf, wo der Sammler­ schlecht und recht mit bescheidenem Blumen­ oder Züchtereifer den gesunden Gartenver­ kult und umso unbescheidenerer Begrünung stand überwuchert. Am aufdringlichsten treten von Sacheinrichtungen, wie die Friedhöfe und sie als alles liebende Pflanzensammler in Er­ Spielplätze sind, über die mangelnde Originali­ scheinung, auf welche Gefahr bis zu einem ge­ tät und geistige Leere hinweg. Hundert Garten­ wissen Grade ja fast jeder Gartenneuling her­ besitzer haben heute hundert Meinungen über einfällt. Und obgleich diese Art von Pseudogär• Gartenschönheit. Sie sollten keine haben, oder ten wenigstens als Spezialgärten öfters ein ge­ doch nur die eine: Gärten brauchen nicht schön hobenestechnisches Vermögen bedingen oder gemacht zu werden, sie werden von selber zur Folge haben, so sind sie dennoch geistig un­ schön. Sie wachsen einfach schön. technisch. Denn gesund ist jede Technik, insbe­ Das täten sie in Wahrheit auch, wenn wir ihnen sondere die naturgeborene Gartentechnik, nur Zeit ließen und wenn nicht eine "gelernte Gar­ wenn sie sichnicht am Detail erschöpft, sondern tenkunst" da wäre, die mit dem Gewicht ihrer ihre ideenbildende Kraft der großen Form er­ Beschäftigung heischenden Inhaber allerhand hält. '" Auszug aus: Die Gartenmoderne - Ein geheimnisvolle Kräfte und Fertigkeiten des Plagiat?; in: Gartenschönheit Nr. 9,6. Jg. 1925 künstlerischen Gartens der Offentlichkeit immer wieder suggerierte. Die moderne Gartenarchi­ tektur hat zwar niemals schöne Gärten ge­ macht - ausgenommen die, die sie selber für schön hielt - jedenfalls nicht stilschön im Sinne eines abgewogenen klassischen Gartens etwa, durch ihren materiellen Aufwand und ihre geisti­ ge Bizarrerie hat diese sogenannte Garten­ architektur aber viele wirkliche Gärten verhin­ dert. Denn Gärten an sich bedürfen, wie die meisten Dinge unseres täglichen Gebrauchs im wesentlichen nur der handwerklichen oder in­ genieurmäßigen Betreuung von entsprechend geschulten Personen, nachdem die unpersönli• che Zeit Raum und Inhalt festgelegt hat -, die Vorstöße ins Spielerische ungerechnet, die im­ mer opferbereiter Kühnheit vorbehalten sind. 70 Fürdiese Auffassung ließen sich mancherlei Be­ konstruktiv-technischer Art. Waren es früher be­ lege beibringen:Warum beispielsweise gelingt vorzugte Klassen, die sich Gärten erlauben es immer noch nicht, den schönen Kleingarten konnten, so sind es jetzt mehr die breiten und un­ zu gestalten, der mit seiner Millionenzahl weit­ teren Schichten der Völker, die zum Boden und aus das Gartenbild unserer Städte beherrscht­ damit zum Garten drängen. Die Massenhaftig eben, weil sich wirtschaftliche, soziale und tech­ keit ist es,die unser Gartenbild, unseren Garten­ nische Bedingungen nicht von ästhetischen Vor­ stil formen wird. Aus der Masse und Gleichmä• stellungen bewegen lassen: was so eine Gar­ ßigkeit erwächst der Typus, aus dem Typ die ge tenwirtschaft als Laube, als Grenze, als Baum setzmäßige Form, die gewöhnlich erst nach und Strauch will und trägt, wie sich das einzelne ihrem Höhepunkt geschmacklichen Abwand Gartenbild zum Nachbarlichen, zur Gruppe, lungen unterliegt. ltem: es ist nicht wichtig, daß zur Kolonie, wie sich diese Großgrün-Type Gärten schön sind, es ist aberwichtig, daß Gär dann zu seinem Konkurrenten und damit zur All­ ten da sind. Jedermann einen Garten! Aber gemeinheit stellt und verhält - darauf kommt es welchen Garten? an. Darauf kommt esauch bei fast allen anderen Der kommende Garten wird nach mehreren Sei Gartentypen an, die wir im letzten Artikel kurz ten hin bemerkenswert sein. Er wird ein Nutz­ geschildert haben. garten sein; erwird ein Arbeitsgarten sein under Wenn also von einer Berufung von speziellen wird - ein Glasgarten sein. Drei Bedingungen, Gartengestaltern für unsere Zeit geredet wer­ die, so fremd sie einander scheinen, doch mit den soll, so könnten diese nur als Vorbereiter, einanderverwoben sind. Drei Fragen noch Gar­ Ordner und Wegbohner aufgefaßt werden. tenwirtschaft, nach Gartenarbeit und noch Den Weg frei machen für viele Gärten, für den Gartenspiel, wie sie im Zeitgeschehen tief ver­ Garten Jedermanns - das ist die echte Garten­ wurzelt sind. architektur, die wir brauchen. Dazu aber gehö• über das Nützliche im Garten sind nach ollen ren weniger ästhetische Fähigkeiten und ange­ kaum mehr viel Worte nötig. Es genügt, aulder lernte Fachformeln, als vielmehr Kenntnisse der in aller Welt rationalen Ursprung des Gartens volkswirtschaftlichen, sozialen und technischen hinzuweisen, um der Nutzpflanze einen Ehren­ Bedingungen, auf Grund deren Gärten entste­ platz in seinem Bereich zu sichern. Aber nichtnur hen. Gartengestaltung bedeutet heute wesent­ der Leib, auch der Geist zeh rt von der Frucht, die lich Daseinsgestaltung. Gärten wachsen zu las­ nicht umsonst legendäres Mittel schon im Para­ sen, das ist unsere Aufgabe. Und wenn solches diese war. Vollends nun auf Erden war die Be Wachstum diesem oder jenem noch ein wenig friedigung der Leibesnotdurft immer sokrosonb roh und undiszipliniert erscheinen mag, so wird oder sie sollte es doch gewesen sein. Und wie er Recht haben. Aber die berühmten Königsgär• diese Notdurft, leichtfertig überschritten, jedes ten zu Versailles haben am Tage ihrer Geburt mal in zerfetzendem Luxus ausartete, so trugde' gewiß auch nicht lieblich ausgeschaut. Nein, Garten den Keim der Degeneration in sich, sc hinter dieser grobschlächtigen Nüchternheit bald er sich von seiner natürlichen Grundlage, verbirgt sich ein Edelstein: Sachlichkeit - sieht der simplen Fruchtbarkeit entfernte. Wer ode' der Kundige heute mehr Geist und Rhythmus,je­ was mag im alten Agypten, im Orient oder im denfalls mehr Leben, als in dem ganzen müden Mittelalter jene unglückliche Scheidung bewirkt großbürgerlichen Gartengetriebe vergange­ haben, die den Nutzgarten vom Ziergarter ner Zeiten. Der Gartenstil unserer Zeit? Wir ha­ trennte oder jenen ganz ausschied! Daß diese ben uns um ihn nicht zu kümmern. Er kommt, Trennung der Gartenschönheit gedient haber wenn ersoll,ganzohne unser Zutun. Erwird wer­ soll, ist nicht anzunehmen. Dem Gartenleber den, wie andere Gartenstile auch geworden selbst war sie sicherlich zum Schaden. sind: wachsend, aus dem Leben seiner Zeit. Wir heutigen haben jedenfalls nicht die gering­ Waren es ehedem mehr gesellschaftlich-ästhe• ste Ursache, das Nützliche im Garten zu miß• tische Grundlagen, auf denen Gärten und Gar­ achten und zu deklassieren. So wie wir unwill tenstile sich entwickelten, so sind es heute vor­ kürlieh den Nutzen des Friedhofes einsehen, sc zugsweise wirtschaftlich-ethische Forderungen, wie wir selbstverständlich den Garten zum Spie die Gärten hervorrufen. Waren es damals vor­ und Wohnen auswerten, so werden wir oucl zugsweise plastisch-blumistische Regeln, die die Fruchtdes Gartens gelten lassen müssen. Ja, Gärten formten, so sind es heute mehr solche wir wirtschaftlich heruntergekommenen Euro päer haben alle Ursache, dem Ertrag des Kleir bodens, unseren Millionen Gärten erhöhte une dauernde Aufmerksamkeit zu schenken, wie icr dies auch in meinem schon erwähnten Buche "Deutsche Binnenkolonisation" ausführte. Der kommende Garten dürfte seinen Charakterwe sentlich vom Nutzgedanken herbekommen. 71 Aberwirwerden uns an dem Ertrag des Gartens Keine Frage, daß dieser Arbeitsgarten ein hoch­ nicht Genüge sein lassen, wir werden diesen technisierter Garten sein muß. Nur Qualitäts• Ertrag selbst hervorzubringen trachten. Wir arbeit rentiert und interessiert auf Dauer. Des­ werden in unserem Garten arbeiten wollen und halb, wie auch immer wir zum technischen Pro­ müssen. Müssen, weil es die allgemeine Lage blem unserer Zeit stehen mögen: wir haben vieler Hunderttausender - die lawinenartig an­ diese Technik und es ist nicht in unserer Macht, schwellen - nicht erlauben wird, sich ihren Gar­ irgend einen Teil unseres dinglichen Lebens da­ ten von anderen bestellen zu lassen. Wollen, von auszuschließen - noch dazu den wichtig­ weil einversöhnendes Naturgesetz diese Pflicht sten. Denn, wohl verstanden, ist unsere Technik zu lieben unsgebietet. Nicht ohne gewiß höhe• nichts anderes, als die sachliche Umsetzung un­ re Absicht steht auch hier am Anfang der Weis­ seres geistigen Vermögens, ja, unserer seeli­ heitsbücher, Gebot und Seligkeit der Mensch­ schen Neigungen. Daß sie das ist, das belegt heit zugleich:Arbeit. Und wenn eine Arbeit ver­ schon allein die Tatsache des Gartens. Denn söhnend auf Menschenlos und Menschenleid seine gegenüber den Feldprodukten verfeiner­ wirken kann, so ist es die Arbeit im Garten, in ten Früchte und Blumen sind ja nur die Folge des dem sich der Kreislauf der Erde täglich spie­ Willens zur Verfeinerung, sage nur Vergeisti­ gelt. gung des Menschen. Blumen und Früchte sind Wer in aller Welt mag die Infamie verbreitet nun aber nichts anderes als Produkte der Son­ haben, daß der Garten zum Faulenzen da sei, nenenergie, so sehr, daß sie mit jener an Wohl­ und daß,um ihn recht zu genießen, man Muße, geschmack, Größe und Prachtfast automatisch nichts als Muße haben müsse.Muße ist ein lee­ zunehmen. So zieht es den Menschen geistig rer Begriff. Nur dem Tätigen, dem Denkenden, und schließlich tatsächlich zum Süden. Kann er dem mit Kopf und Hand Nachspürenden er­ nicht selbst dahin, so doch in der Illusion. Das schließt sich die große Natur in unseren kleinen Mittel dazu ist ihm die Bändigung der Natur­ Gärten. Rechte Arbeit schließt echte Muße ein kräfte durch immer weitere Entfaltung seiner und umgekehrt. Auf Wechsel der Arbeit kommt Technik. Diese nun zaubert ihm alle südlichen es an, inneren und äußeren. Die Gartenarbeit Dinge herbei oder doch vor, insbesondere auch der Hunderttausend ist auch rhythmisch nicht un die südliche Sonne und die Leichtigkeit des Le­ wichtig: sie bewegt. Bewegung schafft Wech­ bens unter ihr. Daherderschierunstillbare Hang sel. Varianten bringen Auslese; Auslese spitzt nach seltenen und seltsamen (fast immer südli• Formen. Es formt der Sportler durch beste Lei­ cheren) Pflanzen im Garten, der manchmal stungen mit besten Einrichtungen seinen Sport­ groteske Formen annimmt. garten, esfördert der Schreber durch familiäres Und daher auch der Glasgarten oder Winter­ Naturleben sein grünes Reich, es verbreitet der garten. Er versinnbildlicht über das körperliche Erwerbsgärtner durch technische Spitzenlei­ Wohlbehagen an verlängerter und verstärkter stung seine Produkte in immer weitere Hände, es Sonnenkraft hinaus einfach die geistige Sehn­ hebt der Liebhaber das allgemeine Gartenni­ sucht des Menschen nach Helle und Wärme, veau durch vorstoßende Versuche, es gestaltet nach üppigkeit und Kraft - nach Subtropien. Es selbst noch der kritische Spaziergänger stärkt unsere Theorie nicht wenig, daß wenig­ Schwung und Richtung seiner öffentlichen Pro­ stens im Glasgarten jene gewisse Verlogenheit menade. So schafft jedermann unbewußt an sozialer Gartenordnungen nie heimisch war. dem Gartenstil seiner Zeit: in seinem Arbeits­ Seine Bewohner waren dort gleich angesehen, garten. ob sie Blumen oder Früchte trugen; Ananas und Orchideen sind gleich verfeinert und begehrt. Und so wird auch der Glasgarten immer mehr Mittelpunkt des künftigen Gartens sein, so wohl des großen öffentlichen und privaten Parks als auch des kleinsten Siedler- und Schrebergärt• chens. Und wenn es hier auch nurzu einem Früh• beetlein unter Glas reichen sollte - die Illusion des Südens, der Wille zum Höheren, das Para­ dies auf Erden ist gerettet. Aus: Gartenschön• heit, März 1927 72 91 Klaus SIedler Musterkteinporte n der Die Idee de s neuen Garten s ­ Sredierscbcle Worpswede auf der Ausstell ung He im Pflanze und Technik \Jnd Scho lle in Brcun ­ schw eig. Die neuen N Vie les, ja d os meiste vo n dem, w as wir heute al s Gartengeröte beeinflussen G art enkunst a nzusprechen gewohnt sind, ist die außere Garten/arm. nic hts a nderes al s g rüne Zweckkunst, grüne Des Gorrenbeet w;rd zum Raumkunst, grü ne Baukunst. Die hierfür erforde r­ Element de r Gortenfarm. liche Sachkenntnis ist wichtig und unersetzlich. Aber sie ist ein han dwerklicher, bestenf a lls ein ä sthetischer, aber kein spezifisch künstlerischer W ert. Der Eigenwert einer G artenkunst ka nn a lso 91 nic ht im Boo, er muß in der Pflo nze gesuch t wer­ den. In dem, was d as W esen de r Pflanze aus­ Durch sein Schaffen zieht sich die Zielvorstel­ mac ht, liegt auch da s Wesen der Gartenkunst l u n g : ~ . . . aus dem undisziplinierten Grünge rüm·

alsselbstä nd ige Kunst begründet. Hie rollein. _N pel heute vor den Toren zunächst Stätten der 11925-82-5. 681 Ordnung, morgen O asen derFruchtborkeifund ~ Für unser Vorhoben ist nur die Schlußfolgerung übermorgen reine Lustgärten zu machen, wobei wichtig, die sich aus dieser g eg ebenen Garten­ wir nicht übersehen dürfen, (Schönheit ist relc­ situati on für die G e rtenschönheit der Zukunft Iivl daß jede dieser Gartenp hasen für den,der herausschälen läßt . Sie ist zweierlei Art: einmal sie erlebt, unzweifelha ft seine Gcrtenschönhea der durch die allge meine Loge hervorgerufene bedeutet. Im G anzen sind wir erst in de r Phose Zwang zur N utzga rtenform ols heute allein der Gartenordnung. 11925-81-S. 18) mägliche Vorstellung von G ertenwert. Garten­ Entsprechend setzt er sein W issen und seine sinn und G crtenschönhelt, und zum ande ren Kenntnis bei Planungen und Programmen ein M ole, hierauf basierend, die Erneuerung der Durch den ausgepräg ten Praxisbezug entsteh: Gartentechnik im Sinne von Boden- und Kultur­ eine technische Betonung und so eine Planung, technlk. Technik von Wachstum und Farben ­ die gründlich durchdacht ist, d ie realisiert wer· theorien als funktioneller Tröger, w ie in aller den kann. Kunst H'erspeküve in d er Malerei und Statik so­ M igge forde rt,d aß diese Technik zwar in vieler wie Bauma teria lien in der Baukunst! so auch in Bereichen bis zur Perfektion durchen twickelti;!, der kommenden G artenkunst. W ir sahen die aber w eder Selbstzweck wird, noch die Gestol­ klassische Gartenkunst sich immer w ieder vom tung bestimmt. Sie engt die Gcrtencrchiteher Rationalen, gewissermaßen vom Boden her, nicht ein, sondern bildet do s solide Fundomes verjüngen. Wir werden noch sehen, wie vielver­ für die Gestaltungsabsich t, die Voraussetzung heißend gera de dieser neuerlich e Zwang zum für Pflanzenwachstum.Sie istdie Ergänzungdes organischen Aufbau von unten her fürunse r kom­ Pflanzenw uchsesim G arten. So erhä lt die Tecb mende s G artenleben sein konn." 11925-81S 181 nik ausdrücklich eine grundlegend wichtige Zwe i Fragen ho ben den G artenarchitekten Le­ Fun ktion, hot sich aber eindeutig der Pf lanze berecht M igge von Beginn bis Ende seines Ar­ unterzuordnen. beltens besonders intensiv be schäftigt. Die Fro­ Der Technikbegrilf w ird von Migge sehr um fas­ ge nach de r richtigen Einstellung zur Pflanze send verstand en und beinhaltet Boden und und die nach einer neuen Gartenkunst. Zur Er­ Düngung, Licht,W asser, Pflan zenschutz,eben· läuterung dieser Begriffe im Sinne M iggessollen so Pflege, Nutzung und Weiterentvv-icklung des die vorstehe nden Zitate dienen. Eng verbunden G artens in den verschiedenen Stadien. mit diesen Problemen ist hierbei das Gebiet de r "Die neue Gartengestaltun g kam in ihren fo'· Technik im Garten. Diese stellt jedoch für M igge molen Bemühungen über mehr oder minder kein Prob lem dar, vielmehr ist sie ein interessan­ markante .v c rtottonen von Themen klassische' tes Arbeitsfeld . in dem er sich sicher fühlt und G crtenmostk" kaum hinaus. Und ihr technisch e' gerne betätigt. Gehal t? Nun, das offensichtliche Zor öck ble­ ben de r Boden- und Wachstumstechnik hinter al len sonstigen Bemühungen dieser Zeit war ~ seres Erochtens die eigentliche Ursache jener unbestreitbaren formalen Unfruchtbark eit. , .' 11925-81-5.181. N o ch 1925 klagt M ig ge darüber, d aß die Tecb nlk im gärtnerischen Bereich viel zu la'lgsam fortschreitet. Ersieht jedoch die M öglichkeit, die Erfolge in der l andtechnik für die Gärten zu nutzen. Er legt W ert auf eine sorgfältige Bec- 73 92 Genormter Dauergarten Celle Georgsgarten 93 Normengarten Dessau-Ziebigk 1927. Neben den technischen Einrichtungen wie Dung­ silo. Metroclo und Glasflächen treten die wohnmäßigen und schmuckhaften Elemente stark hervor.

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Im technischen Bereich liegt zweifellos Migges große Stärke, hier verlangt er Perfektion. Die logische Folge daraus ist, zu normen und zu typisieren. Hierzuwerden alle Detailsfunktionell abgestimmt, dann lange und gründlich erprobt und schließlich bis zur Serienreife verbessert. Der Sonnenhof in Worpswede istfür ihn das ge­ 92 eignete Experimentierfeld. Die Konsequenzen, die Migge aus seinen technischen Entwicklun­ beitung des Bodens und propagiert neue Ge­ gen zieht, beeinflussen wesentlich seine Gestal­ räte und Maschinen. Zeitweise versucht er so­ tungsweise. So erscheint 1927 in der "Garten­ gar selbst im Rahmen seiner Siedlerschule die schönheit" ein Artikel von ihm: "Der technische Verbreitung von Neuerungen anzukurbeln. Er Gartentypus unserer Zeit". entwickelt mit großer Akribie nach umfangrei­ Wenn wir die Leidenschaft Migges für den chen StudienüberGartenbau in China und den technischen Fortschritt aus unserer heutigen USA den "Worpsweder Gartendungsilo", ei­ Sicht betrachten, so fällt uns eine große Fort­ nen Kompostbehälter in platzsparender schrittsgläubigkeit auf. Im Vergleich mit den Schrankform für Kleingärten oder das "Metro­ technischen Utopien mancher Zeitgenossen, do", ein Trockenklosett mit Torffüllung. Alles z. B. des Architekten Bruno Taut, sind die Zu­ wird gewissenhaft erprobt und verbessert bis kunftsvisionen Migges äußerst nüchtern und zur Serien reife. Besonders liegt ihm die gesamte pragmatisch. Dung- und Kompostwirtschaft am Herzen. Er Obwohl die "Wachstumstechnik" eindeutig im untersucht die Abfall- und Abwasserverwen­ Vordergrund steht, waren doch Migges über• dung im Großen, im kommunalen Bereich, wie legungen, die die technische Ausstattung und auch im einzelnen Selbstversorgergarten und Einrichtung des Gartens betreffen, ähnlich stellt genaueste Wirtschaftlichkeitsberechnun­ gründlich und gewissenhaft. Er hat sich hier­ gen an. Mit der deutschen Gartenbaugesell­ bei weit mehr auf bewährtes Altes, auf seine schaft geröt er hierüber in Streit. Derartige ü ber­ praktische Veranlagung und seine Routine ver­ legungen gefährden eingefahrene Zustände lassen können. Beim Bau von Treppen, Mauern, und werden mit unsachlicher Begründung ab­ Pergolen, Gartenbauten und -Möbeln gibt es gelehnt. Für die Wasserversorgung der Pflan­ für ihn keine großen Probleme. Erwird bei seinen zen propagiert Migge ganz klar den Weg zur Entwürfen auch dann nicht in seiner Formen­ automatischen Bewässerung. Bedauerlicher­ sprache unsicher, wenn massive Einflüsse, z. B. weise fehlen für eine Verbreitung dieses Sy­ die des Konstruktivismus spürbar werden. Das stems in den Kleingärten noch heute preiswerte Planen für eine echte und wertbeständige lösungen. Perfektion aber entwickelt er im Hin­ Nutzung des Gartens, auch in ideeller Hinsicht, blick auf Licht, Sonne und Wärme. Seine konse­ entspricht so sehr seiner Natur, daß sich quenten überlegungen führen hier zum Bau von zwangsläufig hochwertige Gestaltungsformen Spalierlauben, Fruchtwänden und -Hecken, ergeben. Im Umgang mit Materialien sind seine die funktionell, formal und in ihrer einfachen Forderungen: Materialgerechte, ehrliche und Bauweise vorbildlich sind. ordentliche Arbeit! Die Farbe von Gartenmöbeln wird von Migge entsprechend der praktischen Benutzung aus­ gewählt. Das obligate Weiß ist ihm zu "tot und unwohnlich". Er liebt im Garten klare Farbtöne wie im Wohnraum und eine "resolute" Anwen- 94

dung der Farbe. M igges M einung über die M ö­ sehen. Das, was du dir vorstellst, En thustostdei­ blierung des Gartens: G artenbild, es will sich nicht bannen und holte' HEin Garten ohne Sttz- und Ruhegelegenheiten lassen. Es dehnt sich aus und schrumpft dir ur,:f" ho t deshal b auf diesen N o men ka um Anspruch, den Händen, es wechselt plötzlich die Farbe' und unbequeme, ro he oder ihm künstlich au f­ und die g anze Kleidung. Der Pessimist lroqr be­ genötigte G ebrauchseinrichtungen sind auf die mit Recht: wann ist mein Garten da, wann iS' Dau er sein Ruin. Auch das Bauliche im Garten dein Kunstwerk, Künstler endlich fertig? lsts ir muß mit und a us ihm herauswachsen. Der Gor­ Frühling oder im He rbst, oder garin Schneeurc ten und sein Gerät soll ein O rganismus setn." Reif, rsts nach 5, lOoder20 Jahren oder qcr eu; 11913-19-5.1251 wenn noch Genera tionen die Böume ewioeE', Somit ho l sich alle Techn ik dem Garten und fahrung raunen? Ach niemals istde rGorte-n fe " seiner Vegeta tion unterzuordnen, die schöne tig! Und so hot es denn auch keinen Gone­ Form entsteht letztendlich aus Fun ktion und künstler gegeben, de r es vermoch t hätte, seee Pileuze nwuchs. Gedan ken unabgeleite t unvermindert auf der "Die übersetzung einer Id ee ins Sein, aus dem Boden zu übe rtragen."11913-19-S.141l nur g laubhch G ed an klichen ins greifbar Stoff­ Die Pflanze istdas wichtigste Element und derer liche ist im on gewandten Gartenbau ja grund­ gen tliehe Inhal t des Gartengestaltens bei Mig­ verschieden vo n derje ntqe n aul de n sonst so ge, zugleich ober auch ein Problem, mit deme­ verwand ten Gebi eten der Architektur und des sich immer wieder von Grund auf beschöltce­ Innenraums. Vor Allem sind die M ög lichkeiten muß. Dabei verwend et er Pflanzen nach öbe r­ ge ring er und weniger verläßlich. Das Material w iegend rationalen Gesichtspunkten, die ce­ de r Pflanzen ist zu wa nde lbar, zu wenig stabil. gestalterischen Absichten entsprechen v. ~ Es istlebendig,und allesLebendige entzieht sich form, Farbe und Nutzen, dieser nicht nur im d em Bewußtsein und de m W illen des M en- Nutz' und Kleingarten. So unterscheide terl 925 die konstruktive und die funktlonöre Veqetorcr. ~Wenn nach ollem festzustehen scheint, dof die Vegeta tion de r Träger oller echten Gerte­ vorstellung ist, so kann man diese Ga r1e nve­ ge tation zwanglos in zwei Gruppen qliedern.ir die konstruktive und die funktionäre. Jene be stimmt den Raum ldos Kleid) diese den Bode" Iden Inha ltl des Gartens. Dieser seihst ersch eir' 94 /95 Beispie le aus Migges Schcflenspenode bei der Firma O chs.In diesen Görten sind bere-u Ansätze für spöte re G ar­ tenideen erkennba r.

erst ols Garten echt und w a hr, w enn alle Vege­ immer mindernd für den Garten a ls Kunstwerk, tation, sowohl die gliedernde ols die füllende, und es ist bestimmt vernichtend für jede G a rten­ mit einem gewissen Grad von Üppig keit, von kultur al s Gesamtheit. ... Strenge Sichtung und Se ltenheit und Seltsamkeit aus der umgeben­ weise Beschränkung des Stoffes ist denn auch den Vegetation he rau sgehoben ist. Die se (hin oberstes Gesetz, das wir bei der Bepflanzung zumSüden I geste igerte Vegetation ist ja eben kleiner Gärten, insbesondere bei Blumengär­ das Wahrzeichen des wahren Gartens." 11925­ ten zu beachten hoben" (-125 -S. 1361 82-5.681 Migge hot offensichtlich keinen direkten Bezug Migge versucht auch bei der Pllanzenauswohl zur Pllanzenzüchtung und konnte möglicher­ dore Verhältnisse zu schoflen. Dos vorgefunde­ weise deshalb als einer der ersten den neuen ne.undisziplinierte G rünqerümpel" und die all­ Gedanken einer Sichtung eindeutig formu­ gemein übliche .Strc ccbonzucht" werden von lieren. AhnIich weitblickend ist auch seine Ein­ i ~m leidenschaftlich ange prange rt und be­ stellung zur Verwendunq von Wildstauden : lompft. Er akzeptie rtdienatürlicheVleltolt, doch "Da s unverdorbene Blut der Wildpflanzen läß t wird diese für ihn im Zuge der Gartenentwick­ es zu schreienden Gegensätzen ohnedies lu ng in den 20er Jahren problematisch. Er kaum ko mmen. G crtenm ößlqes Hauptziel ist sch ränkt sie zugunsten einer sorgfältigen Aus­ es dabei, vo n vornherein eine Bodenständigkeit eseweaereto.Ahnlich steht er a uch den onzöh­ zu pla nen oder a llmählich zu erreichen, die I ~e n Züchtungen geg enüber, d ie im l auf der w achstümlich selbstgenügsam ist,d.h. jedwede Jahre in die Gärten drängen. Sein Rat zu einer Pflege unnötig macht." 1-125-S. 2521 vorsichtig en Experimen tierlreudig keit wandelt M igge geht dieses Problem im Gegensatz zu sichbald in eine Forderung nach strenger Sich­ Zeitgenossen wesentlich fun ktioneller a n. In den 'un g und Erprobung. späteren Jahren w eist er auch schon a uf da s .' .,denn gerade die kleinen liebhaber sind es geplan te Verwildern von Stauden a ls bewußt sehr olt, die ihren G arten noch dem Grundsatz eingesetztes Gestaltungsmittel hin. Sicher ist ,.Al les oder Nichts" be pfl anzen. Dies ist fast diese Idee nicht neu, bem erkenswert o ber ge­ ra de in diesen Jahren einerZüchtungseuphorie. Migge tritt hierbei nich t für eine ungeordnete Wild nis ein, er beabsichtigt eine geordnete und gesteuerte Entwicklung . In die gleiche Rich­ tung w eisen auch fo lg ende Gedan ken zur Ver­ gesellschaftung von Pflan zen: HDie Verbindung zwischen zwei oder drei kli­ matisch und geologisch an sich verwondten Pflanzengruppen img leichen a rchitektonischen 96 Aus Jedermann Selbst­ versorger, 1918: "Der kommende Garten soll ein Nutz- und Arbeitsgarten sein. So schafft [ederrnonn unbewußt an dem Garten­ stil seiner Zeit." 97 n- .. der Zwang zur Nutz­ gartenform als heute allein mögliche Vorstellung von Gartenwert, Gartensinn und Gartenschönheit." 1925.

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Gartengewande hat sich überraschend be­ 11" ••, in der ganzen langen Geschichte der be währt. Es entstehen vegetative Spannungen, rühmten Mutterländer der Gartenkunst, irr die bei noch so reicher Anwendung einer Gat­ Orient, in Agypten, ebenso wie in China urc tung nicht möglich sind, ohne in die übliche Japan, ist kaum eine Periode - es sei denn eine charakterlose Buntheit auszuarten." 1-125­ des Verfalls - erkennbar, die eine schonqeistiqe S.2521 Unterscheidung zwischen Wirtschafts- une Erwähnt seien hier auch die sehr detaillierten Zierpflanzen, zwischen Lust- und Nutzgärter Pflegeprogramme oder Pläne über genossen­ vornimmt... Ich aber weigere mich, die in Duft, schaftliche Pflanzenanzucht, Rationalisierung Form und Farbe herrliche Schwarzwurzel etwe bei Vertrieb, Versand und Verwertung von Pflan­ minder zu schätzen, nur weil degenerierte Ge zen und Früchten. So vielfältig die überlegun• nerationen belieben, das Essenzu deklassierer. gen in bezug auf Pflanzenverwendung sind, der Wie Wurzel und Blüte, so ist Körper und Geis' wichtigste Grundsatz für Migge bleibt üppiges Einheit." 1l925-82-S. 681 Wachstum und Fruchtbarkeit der Pflanzen im Eine spätere Idee Migges ist heute wieder seh­ Garten. aktuell, der von ih m geforderte .Arbeitsqorten', Um den eigenen Standpunkt weiter zu klären, der eine heilsame Alternative zum Freizeitanqe beobachtetMigge die Bedürfnisse des Städters bot unsererTage darstellt. ~ in bezug auf das Naturleben. Dabei stellt erfest, Die Arbeit in und an den Gärten von Hunden daß auch im öffentlichen Garten und Park die tausenden kann Nutzwirkung von volkswir Blumen mit ihrer Farbenpracht wieder ein wich­ schaftlicher wie auch kultureller Bedeutung be tiger Bestandteil werden müssen. Erwendet sich kommen. Hilfestellung für die Entwicklung eines aber eindeutig gegen die Unsitte der Teppich­ Arbeits- und Nutzgartens leistet heute unge beete. Seine Einstellung zur Pflanze isttrotzeiner wollt die chemische Industrie. Gesundheitsbe sehr sachlichen und funktionellen Verwendunq wußte Gartenbesitzer beginnen bereits wiede äußerst differenziert. Erwürde den heute alleror­ Selbstversorgerideen im eigenen Garten i. ten praktizierten Bodendeckerflächen mit Si­ verwirklichen, um der zunehmenden Vergiltung cherheit den Krieg ansagen. von Obst und Gemüse zu entgehen. Erst ir Mit den Arbeitszielen ändern sich auch die Verbindung mit Gartenarbeit entwickelt sie' Pflanzkonzepte. Die ursprünglich nur nach funk­ ein neues "Garten leben". Die daraus entsteher tionalen und ästhetischen Gesichtspunkten ver­ den höheren Ansprüche an eine funktlono­ wendete Gartenvegetation bekommt den sehr Gartenqualität werden den Landschaftsorer bedeutsamen neuen Aspekt des Nutzens und tekten und Planer vor die Aufgabe stellen, ty der Fruchtbarkeit vorangestellt. Migge beginnt pische Muster- und Lehrgärten zu gestalte­ die Schönheit und Zierde von ausgesproche­ und somit echte Vorbilder auf höchster Qua! nen Nutzpflanzen zu preisen: tätsstufe für einen nützlichen Garten, einen Go­ ten der Ordnung und Fruchtbarkeit zu schaffe­ Dieser Garten kann kein modischer Presfiqe Garten, sondern nur ein echter Gebrauchsgor ten mit "robusterTechnik und funktioneller Pilar zenverwendung" sein: "So ist die Wiederentdeckung des Nützliche' des Rationalen im Garten die GeburtsstuncE­ neuer Gartenform." 11928-107-S. 911 77 Jürgen v. Reuß Kommission Chicagos erregten großes Auf­ Öffentliche Bauaufgaben - Sozialisierung sehen wegen der nüchternen Widerspiegelung der Gartenkunst des Gebrauchswertes ohne jede gärtnerische Verschönerung. Der Volkspark als Ausdruck einer neuen Leberecht Migge hat diese neuen Anregungen städtischen Ga rtenkultur sofort aufgegriffen, verarbeitet und verbreitet. Als Sozialisierung der Gartenkunst hat Paul Mit Unterstützung der Firma Ochs veranlaßte er Westheim in einem Aufsatz in der"Gartenkunst" Hegemann, einen Bericht über amerikanische lPaul Westheim: "Sozialisierung der Garten­ Parkanlagen zusammenzustellen, den er als Kunst", in: "Gartenkunst" H. 12/19141 eine neue Werbebroschüre für diese neuen Ideen verbrei­ Auffassung zu den öffentlichen Bauaufgaben tete. bezeichnet, die sich mit dem Beginn des Die Entwicklung vom Verschönerungskonzept 20. Jahrhunderts auch in Deutschland verbrei­ des "Volksgartens" zum Sport und Spiel orien­ tet. Am Beispiel von Migges öffentlichen Gär• tierten "Volkspark" wird über Friedrich Bauers ten und mit Bezug auf Migges "Gartenkultur Wettbewerbsbeitrag für den Berliner Schiller­ des 20. Jahrhunderts" entwickelt er die These, park und über die breite Diskussion zum Ham­ daß eineBlüte der Gartenkunst im kommenden burger Stadtpark vorangebracht. In diese Dis­ Jahrhundert nicht mehr von den Aufgaben der kussion hat Migge sich mit einer kleinen Schrift privaten Auftraggeber zu erwarten sei, sondern "Der Hamburger Stadtpark und die Neuzeit" durch den neuen Auftraggeber einer demokra­ eingeschaltet. Diese Schrift enthält eine Kritik tischen Gesellschaft. England und Amerika als am Konzept des landschaftlichen Parkes und entwickeltere Demokratien werden als beispiel­ eine Beschreibung der Qualitäten des Entwur­ haft für diese neue städtische Gartenkultur an­ fes von Max Läuger, den er für den tragfähig• qeführt. sten hält. Die architektonische Formscheint ihm Die Berichte über die amerikanischen Parkan­ die einzig geeignete für die neu entdeckten :agen, die in der Folge der Städtebauausstel• Nutzungen in einem städtischen Park. !ung von Berlin 1910 auch in den gärtnerischen "Von dem nun, was da in unsrer Zeit berufen sein fachzeitschriften erschienen, haben in deren mag, die Physiognomie unseres öffentlichen fachkreisen eine doppelte überraschung aus­ Parks mitzubestimmen, ist wie erwähnt, sicher­ gelöst. Zum einen war der finanzielle Aufwand lich zuvörderst unser neues Sportleben zu be­ solcher Programme für deutsche Verhältnisse rücksichtigen. Seine mannigfachen Zweige er­ ungewöhnlich. Hier in den wachsenden Groß• fordern offenbar ohne Ausnahme streng sach­ städten wurden eher nicht verbaubare Restflä• liche, also architektonisch gestaltete Realien: Es chen sehr kleinen Ausmaßes einer städtischen ist klar, daß unsre Kinder auch auf der lieblichst Verschönerung durch die Gärtner zugeführt, gerundeten Rasenböschung keine Spiele fertig und als Kaiser-Wilhelm-Hain einer patriotischen bringen und für den Wettlauf etwa ist die Spur ,dee unterstellt. Als ein die Stadtentwicklung einer Wellenlinie wenig geeignet. Für ihre formendes Element wurde die städtische Frei­ zweckdien liche Benutzung brauchen wir durch­ fläche zu dieser Zeit noch nicht begriffen. Die aus geometrische Restaurationsplätze und für Sportbewegung, die in den angelsächsischen das tummelnde Volk wenigstens ungefähr ländern ein wesentlicher Motor der Parkent­ ebenerdige Wiesen. Unsere Ruderer und Eis­ wicklungen war, und als ein Mittel gesellschaft­ läufer können mit den obligaten Blasenteichen licher Integration begriffen wurde, war in nicht viel anfangen und das nun einmal läng• Deutschland noch bis zum dritten Reich zer­ liche Pferd hat, wie Auto und Rad ja auch, einen splittert und in bürgerlich-konservativen und ausgesprochenen Widerwillen gegen Schlän• proletarischen Gruppierungen politisiert. Ein gelungen." 11909-8) zweiter Aspekt der überraschung bezog sich Noch vor dem 1. Weltkrieg entwickeln viele ouf den ästhetischen Umgang mit diesen neuen der heranwachsenden Kommunen ihren städti• Spiel- undSportprogrammen.lnsbesondere die schen Volkspark. Dabei spielt das Repräsenta• Seispiele für die Spielplatzprogramme der Park- tionsbedürfnis der neuen Stadtgründungen eine große Rolle. Die Verbindung von Parkan­ lagen mit anderen kommunalen Bauprogram­ men der Verwaltung (z. B. Bezirksregierung im Dobbengelände in Oldenburgl odermitBauten der städtischen Werke (z. B. Wassertürme im Stadtpark Hamburg und im VolksparkJungfern­ heide in Berlinl ermöglichte eine ästhetisch wirksame Steigerung der Präsenz der neuen Institutionen. Die beherrschende Position sol­ cher repräsentativ verstandener Bauten wird 78 98 Mox löugers Entwurf für den Hamburger Stadtpa rk als Mi gges Vorbild für des II ar chite ktonische Garten­ prinzip auch l(ir den großen öffen tlichen Garten

von den G artena rchitekten durch cchsicl-qeo­ den werden müssen, bei dem die oofentboh metrische Ordnonqsrnuster ins Monumentale orientierten Nutzungen von Sport und Spielen" gesteigert. Dabei werd en die Spcrt-. Spiel- und weder ganz verdrängt oder an die Ränderge­ Erholu ng sfunktionen, denen die Flächen eigent­ schoben wurden, so provoziert die onbehcr­ lich gewid met waren, untergeordnet. Dort, wo delle Wiese in M ig ges Gärten die .kö rperlde solche baulichen Programme nichtvorgegeben lnbesltznchme". Die nutzende Aneig nung wird waren, wurden sie vo n d en Planern a ls östhefi• noch gefördert durch randbildende Baumgrup­ sches Hilfsmittel entworfen, aber auch a ls eine pen und den Gebrauch entsprechender Trir· neue Komm unikations/orm der Mossenqesell­ pfa de. schc tt mit Parkhäusern, Vol kshäusern oder auch .Unsere M assen wollen kein Strou ch- und einloch als NM onu mental-GebäudeN bewußt Baummuseum in dem Park, der ihnen gehört; ange regt. sie verlangen mit Recht, seine Einrichtungen ahiv W ährend Erw in Borth seine Chorlottenburger ausnutzen zu dürfen und nicht nur zu besehen. Sta dtplätze IGustav-Adolf-Plotzund Ka rolinger Der gemeinschaftliche Garten unserer Tage Plat z, beide 1912) noch über solcheachsia l-g eo­ wird a lso künftig wieder ein Zweckgebildesein, metrischen O rd nungsm uster strukturiert, ver­ berufen, den ganz spezifischen Gebräucher wendet M igge in seinen etwa verg leichbaren einer M ehrheit von Menschen Genüge zu tun. öffentlichen Gärten in Uelzen und FuhlsbüHel Das Volk soll sich in ihm betätigen, a m Alltag die offene Volkswiese a ls Zentrum und struktu­ und a m Ruhetag - wir brauchen keine Soor­ rierendes Element. Während Ba rths c chs'ole tagsgörten! Das Vo lk muß sich im Volkspod Wegekreuze noch olsSymbo l der Erschließung wirklich tummeln können.u 11913-191 optischer Szenerien - wenn a uch nun im ve rön­ Die Ko nzentratio n a uf das .Zweckqebllde' öc derten architektonischen Gewand - verstc n- ßert sich a uch in M igges größeren Volkspore in Oldenburg, Wilhel mshaven und Leipzig.Die­ se Beispiele stellen eh er Systeme zimmerartige' Gliederungen ous einzelnen Sport- und Spiel­ röurnen d ar, a ls die monumentale repröse rso tive Achse a uch späterer Vol kspa rkbeispiele (siehe dazu Fritz Enckes A rbeiten in Kölol. 99 Offent licher Gerten Hamburg Fohlsbünel als frühes Beispiel/ur einen gebrauchsföhigen Park 1001101 Skizzen zur Nutzung eines Volksparkes für Rustringen 102

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104 lI'IlPllRD~~I;:j n: F:i I:PRlIR rx 82 83 106 Ausföhrunqsplcn zum Dobbengelände in f<0 5TE NA N5t HLA GS· """ E R LAUTE R U NG S P L~ Oldenburg 1913 m o FFE III TLICH E CAR T EN ANLA0!E DOBBfNGELÄN [ O LDENBURGHj \ Schnitte zum Wett­ .' bewerbsplan für das ~ _ ~, ~~==="" . " Dobbeoqelönde in Oldeo­ m'"1. n o o ...._...-=.. --==--' ur " burg 1911 \ .., . '" ...... , ~~ \ ." -',; L- .., I , bRUt..' 'EIL "

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Für Leberecht Migge entwickelte sich die Bereits im Spätsommer 1914 unterbreitet Willy Hoffnung, daß diese das Volksganze erfassen­ Lange den Vorschlag, [edern gefallenen Deut­ de Solidarität andauern würde und sich auch schen eine Heldeneiche zu pflanzen und sie In auf die Aufgaben einer kulturellen Entwicklung bewußter Anlehnung an die überlieferung aus außerhalb des Kriegsgeschehens erstrecken germanischer Vorzeit in Heldenhainen mit würde. Wildblumenteppichen zu vereinen. Aber "Lan­ Während dort Igemeint ist Amerika und Eng­ ges Ruf: Pflanzt Heldeneichen, je.dem S3efal­ I'and - Anm. d. Verf.1 die Gartenbedürfnisse des lenen ein Baummal, und gestaltet sie zu EIchen­ Volkes erfüllt wurden in erster Linie als unver­ hainen! erklang zu einer Zeit, als die Opfer des meidliche Reaktion der gesellschaftlichen und gewaltigen Völkerringens noch von nieman politischen Gegensätze unter den Klassen, dem geahnt wurden. Aber auch heute noch, da waren es bei uns Itrotz des äußerlich oft rationel­ die Verluste an Menschenleben ins Riesenhafte len Anstrichs) vorzugsweise seelische und gei­ gewachsen sind, hält er an seinem Gedanken mo:alis~he~ stige Neigungen, waren es die Be­ fest ..." 1Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst dürfnisse des kleinen Mannes, die mit einem auf der Tagung in Kassel 19161 Die von Lange stolzen Akt der Selbsthilfe im Garten Befriedi­ verweigerten Kostenrechnungen werden dann Gemei~­ gung suchten. Es war im Grunde das auf der in Kassel veranstalteten Tagung der same im Charakter, das den Deutschen, Arbei­ deutschen Gesellschaft für Gartenkunst ange ter wie Minister, hin zum Garten zog. Insofern stellt und Langes Forderungen als unerfüllbar war dieser Gartensozialismus allerdings eine herausgestellt. Auf dieser Tagung stellt Lebe Tat! Die Befreiung unserer Arbeit von dem Alb recht Migge ein Konzept der Kriegerehrung zur wirts~h~ft­ der kapitalistischen Gesinn.ung, die Diskussion, das er mit Martin Wagner entwik· liche Sicherung des ,gemeinen Mannes wird kelt hat: den Jugendpark als Kriegerdank. "Er als Allen nützliche Guttat und die zu erwartende innert Euch, indem ihr lebt. Unsere Kriegerdank geistige Ablösung der Marxschen materiellen stätten können, müssen und werden also Stöt Gesetze als größter Vorgang unserer Kultur­ ten der Tat sein: Jungbrunnen.... Erneuert geschichte vor uns stehen. Die uralten Gesetze Euch! Wir haben Kirchen genug und unsere der Achtung und Gleichsetzung aller mensch­ Friedhöfe; diese mögen uns Erbauung sein. Nun lichen Kreatur werden in neuem, reinem Ge­ aber geht's um die Weihe unseres heilig~n wande auferstehen und uns Religion bedeuten. Selbst. Es gilt, die Quellen unserer Kraft zu star ... Damit aber wären nach langen Jahrhunder­ ken, des deutschen Volkes Jugend zu erhalten ten die elementaren Bedingungen einer Kunst­ Jugend in jeglicher Formund im weitesten Sinne bereitung, wie sie auch uns bisherfehlten, damit Pflanz- und Pflegestätten für die körperliche und wären sie wieder einmal gegeben: Auf dem geistige Ertüchtigung der deutschen Jugend ­ Nährboden einer einheitlichen Lebensweise das sind rechte Kriegerdankstätten! Vieler, mittels des gleichgerichteten geistigen Wir denken an Pflegestätten für Körperstählung Willens Aller, die Kräfte und Gedanken und und rhythmische Leibesübung, an eine Schule Formen auszulösen, wie sie das mensch liche für Selbstzucht, Kameradschaft und National Leben zu allen Kulturzeiten recht eigentlich erst gefühl. Alle sollen ihre Kraft zu diesem Werk her· begründet haben. Und, daß jetzt das ganze tragen. Marschierten diese so vielfältig be Volk, unser treues und tapferes Volk, an diesem stehenden Bestrebungen zur Pflege von Körper Ergebnis direkt und stetig Anteil haben soll, ?as und Geist bisher noch getrennt, so sollen sie macht dieses zu erwartende Geschehen nicht sich hier in einer einzigen übergeordneten Or­ nur in sich sicherer und weittragender, sondern ganisation zusammenfinden. Von allen gem~in· sam soll Kriegerdank mit dem Ziele von Kraftl' gung und Aufzucht einer rassigen Nation geübt werden." 11916-351 Für die Entwicklung des Berufsstandes verbin det Migge mit dieser Aufgabensteilung die Hoffnung, den Beruf der Gartenarchitekten zu einer führenden Kraft der national bestimmter kulturellen Aktivität zu entwickeln. 108 Ein gemeinsamer Vorschlag von Martin Wagner und Leberecht Migge zur Kriegerehrung durch Jugendparks 86 Begraben nach gemeinem Wert

Migge hat die Kriegerdankbewegung wäh• rend des 1. Weltkrieges nicht mit einem nach rückwärts in germanische Urzeiten verstellten ~ 11 ••• 11 • 111 •• Ll [J Cl U Cl L.i u U ~: C-I rr ~ ) n ~I 1111 IZI 111 l! Ii 11 ~ i Blick beantwortet, sondern mit dem Erneue­ ooe.D •••••• ~~~~~~~~~~~~m~a.~.~~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ --_~~~==-~~~ ~ ~; '~J rungsgedanken des Jugendparks eine in die g :• D • __ im U Zukunft gerichtete Perspektive entwickelt; er be­ Oc-IOOOcc,ooo~~~r~~ 00 zog sich dabei auf eine Aufgabensteilung, die 00 00 00 seit einem halben Jahrhundert Entwicklung 00 00 städtischer Grünplanung - seit Arminius Buch ,D rJ 00 über die Wohnungsnot der Städte und seit 00 on Schrebers fürsorgerischen Vorschlägen für die 00 00 Leipziger Kinder - im Zentrum der Bemühungen Clo 00 der Grünplanung stand: die Pflege und Ent­ 00 00 wicklung der Jugend. 00 Diese Tendenz, neu gestellte Bauaufgaben zur Weiterentwicklung nutzbar zu machen, finden 109 wir auch in Migges Auseinandersetzungen an Friedhofsaufgaben. Zunächst am Lernfeld der Kriegerfriedhöfe in Wilhelmshaven und Brüssel• Evere und später an kommunalen Aufgaben in 1 ~ 1 [J g 0 0 C] [J [] I: I, UJlll_: i' ' Magdeburg und Berlin-Schöneberg. ClI:d.•. ' [-jEJ'l6J 6i [J.161 r._.-.J[;;] rb.J...•J. nbl•.•J.•. r-I'~....• 1..1\ 111.1' In·~-~'.1 [1 I:....•..1•. : Adolf Behne beurteilt die Miggeschen Krieger­ []lrllilJILJIEJBIIT:J ,i . i§J l:cl [J [J C"J fl friedhöfe: "Alle die Themen, die im Zusammen­ IUI1I iii IliHSl r:iI rn . tel ITJ I;;l ~ ••• hang stehen mit den Geschehnissen des Krie­ 11111111111111. 1111.111111. ges, enthalten für den Künstler eine große Ge­ IUIl 11 1111 111 11 ••••••• fahr, indem sie den Schwächeren und des Wi­ lu/nll\lllil 11 11 ~ 1 ~. !!~ •• !I!I.II :.JC3Jl'! •• 11 derstandes Unfähigen leicht zu einem halt- und lUllI I!U!I l!"I 0 [J ~ lIi lII!i I!'HJ G 0 [] . '; c;.clldldElt! •• maßlosen Steigern des äußeren Ausdrucks ver­ I!:lUfJIiilG,J~~ ", :"113 L'J l':'l i:J !JJ !'I leiten. Es wird dann der Künstler zu einer Monu­ [E;jIßH'''I~!1'JIEl~ ..' OrJIDD.]J] mentalität gedrängt, die nicht in der Sache DDDDQOG 3 n u [J o n 0 selbst ihre Rechtfertigung hat, sondern nur in DD 13H~ [H] B DODOD:JJ ~ mI!UU!!llilUI IIIIII!JI!II ••II gewissen bedauerlichen Neigungen der gro- lB'tR~c""~~~' ßen Masse einen Widerhall findet.... Wer der 110 augenblicklichen Oberflächenbewegung der Zeitgenossen mit Riesenattrappen der Populari­ ren Formen zu arbeiten ist leicht; mit leichten tät zu Gefallen arbeitet, der versündigt sich am Formen zu arbeiten, ist schwer." 1A. Behne: Zu Genius des Volkes am unwürdigsten. Wer den Soldatenfriedhöfen Leberecht Migges in streng und unzugänglich seinertiefsten eigenen Brüssel-Evere und Wilhelmshaven.ln: Baurund­ Erkenntnis folgt, wird sich am Ziele mit seinem schau, H. 44-47/1916) Volk am ehesten begegnen. "Es ist wahr, an die Vorbilder unserer bekannte Daß Leberecht Migge allen Versuchungen ei­ ren Friedhofsan lagen oder neueren Projekte ner billigen und falschen ,Monumentalität' habe ich mich mit diesem Werk nicht ,ange widerstanden hat, sei ihm hoch angerechnet. lehnt'. Aber ebensowenig kommt darin zum Es gehört dazu eine weit größere Tapferkeit, als Ausdruck [ene gewisse, passiv-melodiöse Stim­ sie zu Türmen und Recken nötig ist. - Mit schwe- mung und handgreiflich platte Willensrichtung zugleich, wie sie in der Forderung nach ,HeIden­ eichen', ,Kriegermälern' u. a. gefährlich laut durch die deutschen Gaue irrte. Ein Rausch, so menschlich begreiflich, so schön in seiner Art - für die Berauschten. Um aber die, die es eigentlich angeht, unsere lieben Gebliebenen durch Schönheit zu ehren, durch bildhaft helle Wirklichkeit ihrer Liegestätte das Erinnern an sie und ihre Taten wach und stark zu erhalten­ dafür hilft nichts anderes, als die Sache selbst auf den Schild zu erheben, das Ding an sich in seltener Formzu steigern." (1915-291 87

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Den Erneuerungsversuch entwickelt Migge Die grundsätzlichen Veränderungen beziehen wiederum aus einer kritischen Analyse vorge­ sich auf die Entwicklung des Grabgartens in fundener Vorbilder. So hatte er sich mit den Ar­ ein Gräberfeld ohne individuelle Kennzeich­ beiten von Cordes auf dem Ohlsdorfer Wald­ nung, aber mit der Steigerung von Garten­ friedhof in Hamburg auseinandergesetzt, an schönheit durch jeweils differenzierte Vegeta­ denen er nicht die waldartigen Kulissen schätzt, tionsverwendung. Die Gedenk-Laube, als eine sondern die technische Beherrschung der Auf­ Zusammenfassung aller Grabtafeln, ergänzt gabenstellung.So bezieht sich sein Erneuerungs­ das Gräberfeld. versuch einmal auf die kritische überprüfung "Das allgemeine Ergebnis meiner Vorschläge der Aufgabe des Bestattungs- und Trauervor­ scheint auf den ersten Blick Beschränkung von ganges, zum anderen auf deren technische Individualität zugunsten von gleichmachender Voraussetzungen. Kritisiert wird von ihm die Ordnung zu sein. Im gewissen Sinne ist es das zwanghafte Tendenz zur Individualisierung der auch. Es ist aber mehr. Es ist: Befreiung ursäch• einzelnen Grabstätte, der mit allen einschrän• licher Unfähigkeit zur schöpferischen Mitarbeit kenden Regelungen nicht beizukommen ist, Es ist systematische Befreiung der Plattform für wenn nicht grundsätzliche Veränderungen den schöpferischen Willen. Das einzelne Kleine durchgesetzt werden. opfert sich der generellen Intuition. So werden "Was unsere Stadt-Friedhöfe so herzlos macht, denn Alle, wird Alles groß." !l916-401 ist nicht ihre Architektur, sondern ihre Technik und so beginnt denn wirkliche Friedhofs-Orga­ nisation zweifellos mit der Gestaltung des Quartiers oder ... des Grabgartens.... Die hier für den Neuen Garnison-Friedhof zu Wilhelms­ haven vorgeschlagene Bestattungsweise hat insbesondere technische Bestrebungen zur Grundlage. Es soll der Betrieb der Beisetzung vereinfacht und gleichzeitig der Eindruck des Einzelgrabes sowie des ganzen Grabfeldes ge­ steigert werden." 11916-401 89

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117 90 Die Krise des sozialen Grüns ­ gärtners durch intensiven Gartenbau als volks­ Migges Kolonialpark als konsequente wirtschaftliche Leistung bewertet und ent­ Sozialisierung der Gartenkunst sprechend gefördert werden sollte. Die För~e­ rung der Selbsthilfe sollte das kommunale Fur­ Fast alle deutschen Großstädte hatten kurz vor sorgekonzept der Freiflächenplanung ersetzen, der Erwerbslosenkrise der späten Goldenen das am Ende doch nur mit Hilfe der entwerteten 20er Jahre einen Volksparkplan und umfang­ Arbeitskraft zu realisieren war. reiche Planungen für städtische Grüngürtel. Das Selbsthilfe-Konzept verwertet die Arbeits­ Beispielhaft für die Entwicklung eines Grünflä• kraft des Kleingärtners für dessen Existenzsi~he­ ~.nd chensystems auf der Grundlage d.er sport- rung und nutzt den Mehrwert aus de.r St~lge­ spielorientierten Volksparks war die Stadt Koln, rung der Produktivität des Bo~ens. DI~ Forde­ die 1929 ihren Grünflächenbestand von 300 ha rung dieses Vorhabens durch die Gem.eln~.chaft auf 1.650 ha in 15 Jahren gesteigert hatte. Die soll nur solange erfolgen, bis der Klelngartner meisten Städte konnten die als fürsorgerische durch technische Intensivierung die Bodenpro­ Maßnahme aufgestellten Planungen jedoch duktivität soweit gesteigert hat, daß er in der nicht ausführen lassen, solange bis die wertlos Konkurrenz auf dem Bodenmarkt bestehen Ar?eits!osenh~~re gewordene Arbeitskraft der kann. Eine solche Form der Aneignung von in Beschaffungsmaßnahmen fur die Realisie­ Stadtland erfordert für den Kleingärtner Lei­ ei~­ rung der Planungen in größerem Umfang stung die ihm durch anfängliche Starthilfen in gesetzt werden konnte. Die monumental-repra­ Form 'von Krediten und geringen Pachtzinsen sentativen Beispiele solcher kommunaler Vor­ aus den Mitteln der Erwerbslosenfürsorge und haben standen damit in einem groben Mißver• anderer Wohlfahrtsfonds in den ersten Auf­ hältnis zu den Existenzbedingungen derjeni­ baujahren erstattet wird. gen, die sie sowohl mit ihren Steuermitteln als Aber wie auch immer man ,oben' zu entschei­ auch mit ihrer eigenen Arbeitskraft bezahlen den für gut befinden sollte - die Kleingärtner• mußten. Gleichzeitig scheiterte die Selbsthilfe­ schaft, das Volk kann und wird sich darauf nicht bewegung der Kleingärtner an unzureichender verlassen. Ihre Selbsthilfeaktion geschieht in rechtlicher Sicherung und unvollkommener dem Augenblick, da wirwiedereinmal den bro­ technischer Entwicklung. Dies ist um so unver­ delnden Abgrund vor uns sehen. Sollen wir uns ständlicher, als bereits 1913 mit der Veröffent• weiterhin auf die Landwirtschaft weit draußen lichung von Harry Maasz "Der deutsche Volks­ im Lande verlassen, von der wir wissen, daß sie ein.~eiti~ park der Zukunft" eine Variante zu den die Aufgabe der sicheren und restlosen Versor­ ang~lsachsl­ sportorientierten Volksparks der gung der Städte gar nicht leisten kann? Oder schen Vorbilder vorgestellt wurde. Diese Va­ sollen wir der kapitalisierten Technik weichen, riante versuchte, die für Deutschland ausge­ damit sie uns auf unserem eigenen Lande mit prägte Bewegung der Kleingärtner für die Nahrung versorgt - und schröpft? Oder sollen Volksparkbewegung nutzbarzu machen. wir nicht lieber selber ins Ruder greifen und den Als - während des 1. Weltkrieges - Besetzun­ Kurs unseres Daseinsschiffleins auf Neuland gen derStadtränderdurch Laubenkoloni.en un.d lenken? Neuland, das heißt: Selbstversorgung. Kleingärten erfolgten, griff Leberecht tv:'lgge In Die deutschen Kleingärtner stehen an einer einer Flugschrift des Dürerbundes 1917 diese An­ Schicksalswende. Sie werden begreifen müs• regung auf und versuchte erneut, eine Int:gr

118

DER KOLONIAL-PARK 2x4KLEINSTGARTEN ERLAUTERUNG

119 92 120 Kolonialpark Golzheimer Heide in Düsseldorf. In Gemeinschaft mit dem Stadterweiterungsamt wird ein Entwurf für einen solchen Park im Düssel• dorfer Norden aufgestellt, der auf der Großen Ruhrländischen Garten­ schau in Essen 1926 ausgestellt wurde. KLEIN-WOHNUNGEN

LAND-HAUSER

QFFENTLicHER PARK SCHUTZEN STANDE 2I=EST-WIESE(l(ip:MESl ~3 KLEINE SPIEL-punZE

@TON@TERRASSEN_TAUBEN_.'HANDERESTAURANT :::;='~~~~~~~S~(2' @ ri EFGART t: N_ GROTTEN (j)AUTO-PARK-PLATZ @SPORT PLATZE @ LUFT-ßADH QW8AHN-DAMM MIT TERRASSEN DIE 5 PIE L -W I E 5E N A L5 @TEE-HAUS SELB T:: i LEE-PARK "KIRMES" HJ,.__E..N~A~ SOZIALE KLEINGÄRTEN © BURCER GARTEN Q3I KLEiNGARTEN-kASiNO o WOCHENEND-GÄllTEN @ZELT-LAGER SCHtJL.EI1 FLACH BAU-SCH ULE 1 SCHOLER -KOLONIEN g.FR EI LUFT- LEHRRAUME bSCHULER-PARK cWERKSTAlTEN @ SC H U L-~ SCHAU-eART EN @VERWALTUNG v ... @LEHRGARTNEREi @DUNEN

@HAUPT-eiNGANG_LADEN ~ NEB EN-EiNGANGE ~ GA.RTNEREiEN ~ scut.ec sr ER-oE-NKMAL 93

122 Migge am Zeichenbrett vbe. dem Proiekt Golzbeimer Heide 121 Das Konzept/ur den Kolonia lpark Düsseldori "ereinig! das sportorten­ lierte Volkspcrkkonzept mit dem Kleingorterlpork und mj, M igges Idee vom Jugendpark. Vor. der Volkswie se bis zum ,,.- Schützenverein und bis zvr Klemqc rteoporzelle besteht ein Rouma ngeba! für eine differenzierte soziale Organisation. Die volle zwecko,ienlie"e Aus­ nutzung der Fläche und der Verzicht auf schmök­ keooes landschaftliches G<\in sow ie M ethoden der Selbstfinanzierung durch die Nulleflden sind Grundloge für d ie Rente­ bilität des . Neuen Grüns". Das dabei entstehende orchrrektoolscbe Konzept ist ols eine von Vorbildern vnobhöngige eigen­ slQr'ldige Neuschöpfung onzusehen. 94

Erst na chdem dos Konzept für den Ko lonial­ leberecht Migge park ölonomisch gesichert wa r, stellte sich fur Kritik am landschaftlichen Park Migge des formole Problem. Auch hiermochte der Jahrhundertwende - er in Zusammena rbeit mit dem Stcdrerwe.te­ heute noch aktuell? ~ ngsamt von Düsseldorf einen Vorschlag, der sich vo n o llen bisherigen leitbilde rn wegen sei­ Die praktische Un beoctzbcrkett des herrschen­ ner Konseq uenz heraushebt. Eind iffere nziertes den landsch aftliche n Parks illustriert am besten Soektrcm verschiedener Aneig nungsforme n im die Tat sache, d aß kaum jemand mehr weiß, Selbslhilfepo rk von de r Kleingarten-Parzelle bis w ozu er eigentlich unbedingt d a, a lso une-sec­ zum Kasino mit Sport- und G esellscholtsein­ hch ist. W enn es hoch kommt, geht heute der richtungen und im Joqe ndpcrk mit freiluftschu­ Städ ter im öffen tlich en Park "spazieren" - und len und Werkstätten und im öffen tlichen Par k es gi bt doch d er Spaziergänge um jede lond· vom Schützen verein bis zum Terrossenrestoo­ scha ftlich auch noch so arme Stadt genug, meist ron l bot verschiedene Sozia lisationslarmen nic ht schwieriger zu erreichen, al s der oft ent· U3 ~ s leg ene Stadtpark selbst. Wege zudem, die viel M ig g e ols Kritik er o.n. stellte auch ,d en geeig neten Hintergrund lur eme fo rmo le DIfferenzierun g a uf der Grund­ na türlicher, weil zweckmäßiger in der Anlage, lage des Gebra uchs. und sehr oft interessanter in dem, w as sie er­ "Wir unterscheiden da alte und neue Grünkore­ schli~ßen, a ls d i.e j e~ig e. n sind, die uns der ewig ~or ien: Was sind a lte G rünka tegorien? Das und übe-oll g le'chforrmg e, fa rblose, notürucbe sind d ie bekannten Scömuckplötze, Promeno­ Park mit seinen verdummenden Rundwegen den und Parks, es ist d as G rün der lieben alten bisher bot. Denn w o in a ller Welt - diese haltlo· Dome a us dem vorigen Jahrhundert, das GrUn sen Gebilde mitte leuropäische n Fleißes ma­ des geruhigen Bürge rs, der Zeit hc t und sich chen nochgerade kaum vor ihren bekenn ten ~n~ t. Es ist a uch.heute noch w ichtiges, o ber es Brenerwänden holt; sie überschreiten Zonen ­ Ist nICht lebenswichtiges Grün. w o ist d er Park, d ie na türliche Szen e, die mr Dos neue Grün ist anderer Art, es ist das G rün gl eiches, geschweige mehr böte, a ls das,was des neuen M enschen, d os Grün des Sportmen­ die Natur mir mit jedem ihrer Bildungen ollem. schen unserer Zeit. Es ist dos Grün der Jugend halben freiwiJlig und so köstücb unberührt täg· unserer Zeit, des Gartenfreundes und des Gor­ lich schenkt. ten-Scbctienden unserer Zeit. Kurz, es ist dos Indessen, beruht dos Ansehen und die Red,t· G rUn des millio nenfachen kleinen Gartens der fertigung, die das bestehende Schema des großen Stadt: 11930-1151 öffen tlichen Porkes im breiten Publ ikum doch Dieser "millionenfache kleine Garten der 9ro­ n?ch zweifello~ genießt,.au ch nicht au f irgend ß~ n St??t" mei nt nicht Privatisierung, sond ern eme r Wertschatzung semer praktische n Netz­ ~ Ie Akt,v,erung und sinnvolle N utzung des indi­ bcrkett, so vielleicht d och a uf einer Art ver­ viduellen Engagements in einer sozialen Ver­ schömten Ane rkennung sein er pf la nzlicher a ntwortung, insofern wi rd d ies Ko nzept a ls ein Schönheil a ls Kunstform. Wir pflegen sie, ais konse quentes Programm zur Sozialisi erung d er etw a s von höherer Erkenntnis bequem Darge­ Gartenkunst zu verstehe n sein . reic htes zumei st kritiklos hinzunehmen. Es ist so leicht faßl ich und nicht au/regend und es ver­ eint sich inn ig d em rei n rnctericlistisch-wlssen. scbofthchen ebenso wie einem süßlich-roman­ tischen Natur- und Kunstideol verflossener Jobr­ zehn te, von denen wir uns nur widerstreberd trennen können. So sind w ir freud ig überrascht, einige Felsen-, Wiesen-, Bcch-, Teich-, Hügel· vnd Touzenerien, die wir da draußen in der Sommerfrische g ebührend bewundert haben. gelegen tlich im öffentlic hen Park tö uscherc nachgeahmt, beina he w ie na türlich in Minia· luren vere int, erke nnen zu dürfen. Da bei fä llt es d enn nicht w eite r o ut, daß esei­ gentlich immer nur g ewi sse G esichte der unge­ messen a usdrudsfähigen Natur sind, die zum Versuch der . Reproduktion"reizen nämlich de die sich dem beschrä nkten Rüstz~uge unser~ qö rtoenschen Technik willig a npassen. Ja,cc­ über hinaus erstrebt e die hie rbei a llgemochem· porgeblühte Ind ustrie a uf dem na türlichen W e- 95 ge nach Vereinfachung der Technik eine ge­ wisse Knappheit und Einheitlichkeit in der Form, ein handliches Schema - eben unser bestehen­ derlandschaftlicher Garten. Und heute, wo sich diegewandte Materialproduktion bereits völlig diesem Schaffen angepaßt hat, wo sich hier schon Traditionen handwerklicherAusübungen zu bilden beginnen, heute wäre es bereits un­ möglich,im Rahmen dieser Gartenanschauung auch nuretwas ßessereszu wollen. Wirsind hier unweigerlich auf die mitteleuropäische Hügel• landschaft festgenagelt. Wir sind am wohlver­ dienten Ende einer logischen Entwicklungs­ reihe. Wir sind - 0, du gerechter Richter! - am Ziel!- ... Die instinktive Sicherheit und Urteilsgerechtig­ keit der gesunden Volksseele hält diesen "Na­ turschöpfern" denn auch von jeher den gierig begehrten Erbenruhm hartnäckig vor. Indem sie, die pflanzliche Schönheit dieser Gebilde geruhig genießend, auch alles Drum und Dran wenn möglich der allgütigen Natur und ihren kapriziösen Einfällen zuschreibt, offenbart sie eine bemerkenswerte, wenn auch unfreiwillige Objektivität den kränklichen Plagiaten gegen­ über. In dieser Bewertung werden wir ja fort­ dauernd bestärkt, durch das, selbst modern ver­ schleierten Augen doch etwas zu wirr und zap­ pelig, zu halt- und gestaltlos anmutende Bild ieder zeitgenössischen Parkanlage in jungem Zustande, eben als einem - dem einzigen Zu­ stand, in dem die eigentliche Arbeit des Gestal­ ters, noch unbemäntelt und vertuscht von der unsäglich gutmütigen Mutter alles Werdens, klar, kahl und blas sein wahres Können wider­ spiegelt. Schon dieser unausgesetzte, in der Fachpresse oft belustigend wehmütig zitierte Undank, der nie die sonst bei aller Kunst so natürliche Frage nach dem Meister menschlich richtet, sollte doch, wenn sonst nichts, die unentwegten Land­ schaftskünstler nachdenklich stimmen: So wird der bestehende Park von einer interes­ sierten Sippe fälschlich alseine Kunstform hinge­ stellt. In Wirklichkeit ist er unter iedem Betracht nichts mehralseingesundheitsschädliches Surro­ gat des Naturgenusses. Auszug aus: Der Ham­ burger Stadtpark und die Neuzeit, 1909 96 Günther Uhlig Jahre bespöttelten, so ist das heute fast allen Siedlungskonzepte Migges und ihre evident, und überhaupt verfällt auch nicht mehr reformpolitische Bedeutung der A~htung im "Diskurs", wer heute bei den ge­ Migges unermüdlich probierte und propagierte schmahten Anarchisten, bei Kropotkin, bei Siedlungsideen sind so gut wie wirkungslos ge­ Gustav Landauer nachsieht, - Ziehväter blieben, vergessen sind sie auch. In den Stan­ Migges - um Kriterien für neue Formen des so­ dardwerken der Architekturgeschichte der Mo­ zialen Organisierens zu gewinnen. derne sucht man ihn vergeblich. Was aber nicht Allerdings stecken die Ansätze der Alternativ­ viel heißt, denn der Funktionalismus kam be­ bewegung, sich der Erfahrungen aus der eige­ kanntlich als Rückimport aus dem USA-Exil wie­ nen Geschichte zu bemächtigen, noch in den der nach Deutschland. Gegenspieler zu den Anfängen. Es ist mühselig, aus der Geschichte Gropius- und Mies'schen Architektur- und Woh­ des Scheiterns der dissidenten Vorstöße und nungskonzepten aus den 20er Jahren waren zeitweise sogar machtvollen Bewegungen, die nicht mehr dabei. Umsomehr muß quasi archi­ Geschichte der unausgeschöpften Potentiale tekturarchäologisch nachgegraben werden, herauszuholen und sie für die heutigen Verhält• um die verlorenen Fäden wiederzufinden. nisse umzuinterpretieren. Die Erfahrungen der In letzter Zeit ist hierallerdings schon einiges ge­ genossenschaftlich-dezentralen Siedlerbewe­ schehen. Die Architekturgeschichte der 20er gung, der sozialistischen Gemeinwirtschaftsbe­ Jahre ist indes noch nicht rekonstruiert, zu große wegung als nichtstaatliche Reformansätze kol­ Lücken sind noch da. Eine davon: Das Werk lektiver, von unten organisierter Selbsthilfe la­ Leberecht Migges. Seine Bedeutung als Anre­ gern gleichsam in getrennten Regalen, und müs• w~nn ~icht ger, Denker, Publizist, Polemiker und Politiker sen, sie ohnehin vergessen sind, ge­ eines anderen Lebens- und Wohnmodells als gen die heutigen Sachwalter verteidigt und das des Massenwohnungsbaus steht in grotesk wiedergewonnen werden. Es geht hierbei frei­ umgekehrtem Verhältnis zu seiner heutigen Be­ lich nicht um das Herausschlagen instrumen­ kanntheit. teller Kenntnisse - sicher auch - sondern mehr Garten- und Landschaftsplaner von Haus aus um die Produktion einer alternativen Kultur,die hat Migge nach 1918 die Zwischenzonen von im Gegensatz zur einheitlich gerichteten Logik Wohnungsbau und Volkswirtschaft, von Gar­ der Durchkapitalisierung sich immerals eine Fol­ tentechnik und Ernährungswirtschaft, von Tech­ ge von Brüchen, überlagerungen, Scheitern nokratie- und sozialistischer Erneuerungsbewe­ und Antizipationen darstellt- im Gegensatzzur gung besetzt, in denen die akademischen geradlinigen Errungenschafts-Geschichte des Schubladenwissenschaften sich schwertun. Siegers. Migge lag quer zu allen, blieb auch sein Lebtag Die verschütteten, verdrängten Erfahrungen Einzelgänger, obwohl seine kriteriengenauen des sich wehrenden Subjekts gegen das glatte und phantasiereichen Alternativvorschläge Fortschrittskontinuum der Sachzwänge sind in stets in eine volkswirtschaftliche Lageanalyse den dissidenten Entwürfen eingeschlossen, die eingeflochten waren und auch bisweilen Paral­ gerade die Architekturdebatte immer wieder lelkonzepte honoriger, allerdings rechtslastiger vorgebracht hat. Hierhergehören die Siedlungs­ alternativen Leberecht Migges. Institutionen nicht missen mußten. Migges Werkgeschichte ist wohl die Geschichte der Verdrängungen, die der technokratische Re­ formsozialismus seitens der Arbeiterbewegung lais Parteigeschichtsschreibungl aber auch von seiten der Bourgeoisie erfahren hat, seit die Hoffnung Rathenaus auf "Die Neue Gesell­ schaft" von der rechten übermacht im eigenen Lager liquidiert worden ist. Daß wir heute wiederauf Migge stoßen und po­ sitive Anknüpfungspunkte suchen, ist kein Zu­ fall. Der funktionalistische Wohnungsbau hat seine soziale und ästhetische Legitimation ein­ gebüßt. Zentralstaatliche Reformhoffnungen ohnedies. Und das bisherige Rechts-links-Sche­ ma verkommt in totaler Realitätsferne, wenn es schon die anarchistischen Sozialisten der 20er 97 .Sportokus in Grün": Migge zwischen den Bekanntlich haben sich die Genossenschaften sozialen Bewegungen - ohne Erfolg - gegen die Entwicklung gewehrt. Der Rationalisierungsdruck, von sozialistischer Ich möchte hier die Miggeschen Beiträge zum Seite eher euphorisch begrüßt als Hebel in die Wohnungsbau darstellen, wie er sieab 1918/19 höhere Vergesellschaftung der Produktion, und formuliert hat. Erselbst noch Gartenfachmann, damit in den Sozialismus, begünstigte die ge­ schon immer außerhalb des konventionellen meinnützigen Aktiengesellschaften. Die Gen?s­ Schemas, politisiert und verändert sich weit~r senschaften, auch Einrichtungen der Produktion durch die Novemberereignisse 1918. Ebenso die einer alternativen Lebens- und Baukultur hatten Programme, die bislang von bürgerlichen weniger Stückzahlen pro Einheit aufzuweisen Reformern zum Arbeiterwohnungsbau ausge­ und wurden wirtschaftlich bedeutungslos. arbeitetworden waren. Die Ideen der Garten­ So vertiefte sich innerhalb der sozialistischen werd~n stadtbewegung der Bodenreformer in Basisbewegung lGewerkschaften - Genossen­ der Phase kurz nach dem Kriege von zwei Be­ schaften d. h. noch außerhalb der Partei! die wegungen der Arbeiterklasse aufgegriffen und schon angelegte Spaltung im Verlaufe des zur Bewältigung der Wohnungsfrage heran­ wirtschaftlichen Aufschwungs ab 1924. gezogen. Die eine ist die Siedlungsbewegung, Die nationalisierte Produktion der Großorgani• Zustän~e Notprogramm gegen katastrophale sationen verband sich mit den architektoni­ im Ernährungs- und Wohnungssektor, In schen Konzepten einer auf "Maschinenästhe• Deutschland allerdings kleinbürgerlich und tik" d. h. Fließsystem,Normung und Typung ver­ zersplittert geblieben lim Gegensatz zu WienI, pflichteten Architektur der"Sachlichkeit", später die andere die "Sozialisierungsbewegung", die Funktionalismus" genannt. zentralstaatliche Reformansätze per Verstaat­ Damit vertiefte sich der Graben zu den Genos­ lichung oder Kommunalisierung der Schlüssel• senschaften, deren Mitglieder in Bauselbsthilfe industrien forderte. Kleinwohnung im Flachbau, sich unmittelbar noch am Prozeßbeteiligten und möglichst im Grünen, sind die Forderungen, die daher nicht unbedingt an hochindustrialisier­ die Siedler- und Sozialisierungsbewegung dem ten, vielmehr einfachen Werkzeugen zugäng• zu beginnenden Neuwohnungsbau abver­ lichen Baumaterialien interessiert waren. Ent­ ~~formern langen, d'occord mit den aller sprechend suchten die Architekten der. ~enos­ couleur. Finanzierung und Tragerschaft des senschaftssiedlungen an eher troditionelle, neuen Wohnungsbauprogramms blieb freilich handwerklich bestimmte einfache Hausformen strittig. anzuknüpfen. Als Beispiel seien die Siedlungen Während die traditionellen sozialistischen Ge­ Tauts in Magdeburg und Falkenberg genannt. nossenschaften, die bislang den Kleinwoh­ Beide Richtungen mit ihren [eweils besonderen nungsbau für die minderbemittelten Sch.ichten Einschlüssenkann ich hier nur anreißen, ich muß in gewohnter Weise weiterführten und sich als auf die Literatur verweisen. Es soll nur der Aus­ Ob~rv-.:a­ Organisationen zur Verteilung un.d gangspunkt des Miggeschen. Ansatzes g~­ a~ Ih~e chung staatlicher Subventionen M,!glle­ nanntwerden: Denn er stand ZWischenden bel­ der anboten, plädierten andere fur die Trager­ den. Allerdings kam in Deutschland, als drittes schaft durch "leistungsfähige Kapitalgesell­ zu den beiden genannten Bewegungen IGe­ schaften", an denen die öffentliche Hand be­ nossenschafts- und Sozialisierungsbewegungl, teiligt ist. Auch von links, von Gewerkschafts­ noch eine andere hinzu, die man als eine Sied­ seite, wurde diese Argumentation gestützt und lerbewegung "von oben" bezeichnen könnt~. nach dem Aufbau einer sozialisierten Baupro­ Weniger als Basisbewegung fällt sie in der zeit­ duktion begann mit Gewerkschaftskapital die genössischen Fachliteratur c:.uf~ in der si.ch ~taat­ DEWOG die Rolle eines "sozialisierten Bau­ liehe Stellen und einschlöqiqe Institutionen herren" zu übernehmen. Sie organisierte ab überboten im Ausdenken von Siedlungsämtern, 1924 ähnlich wie die schon einige Jahre vorher die in Reichs-, Landes- und Bezirksstellen ge­ Wohnungsbaufürsorgege~ell­ gegründeten gliedert, die "Petitionen siedlungsbereiter Be­ schaften die Sammlung von Bedarf, KapItal­ dürftiger" entgegennehmen sollten. Verschie­ und Baulandbeschaffung, Erschließung und dene Entwürfe zu einem Reichssiedlungsgesetz Planung und die Zusammenarbeit mit region.a­ kursierten, von einzelnen Ministerien lanciert. len IUnter-lTrägern, die gewöhnlich auch Teile Die Beschaffung des Siedlerbodens war der der Planung übernahmen. entscheidende Knackpunkt. Die sozialistische Forderung nach partieller Landenteignung beim Großgrundbesitz stieß natürlich auf Widerstand und das Gegenargu­ ment der Landjunkerlobby, daß Sozialisierung des Großgrundbesitzes den Ernährungsman• gel noch verschärfe, traf schließlich auc~ bei der Sozialdemokratie auf Gehör, fürchtete sie doch, daß zu schnelle" Reformen Produktionseinbu- " 124 Gartenvorstadt Leip zig ­ MOlienbrunl1im Zusammenhang mit der letemc ttonolen Bau-Aus­ stellung 1913. Als künst­ lerisc he' Leiter der f irma Ochs ges Taltet Migge ols Ergö nzung zur stödtebou- liehen Pla nung von H. Strobel die Gärten .unler besondere r Berück­ sichtigung de s Tvpen­ mäßigen und a usdrück­ licher Betonung des O koncmtschen". 125 lageplan zur Garten­ vorstadt letpz.q­ Morienb runn 99

ßen lund damit objektive Verschmälerung der 126 Reformchancen) die Folge von Bodensozialisie­ Zeichnung von Fidus rung sein könnte. So wurden alle Forderungen auf radikale Landaufteilung zurückgenommen, die politischen Chancen - falls es sie gegeben haben sollte -, waren ohnedies ab 1920 vertan. Auch schlugen Bedenken an, daß Baustoffman­ gel die Landsozialisierung verböte: erst wenn jener wieder behoben ist, d. h. Kohle zur Ziegel­ Zement-Herstellung zur Verfügung steht, könne man sinnvoll Land verwenden. Kurz: Land wur­ Die organisierte Arbeiterschaft hält sich aus der de nicht enteignet. Ohne Druck von unten büro• Siedlerbewegung heraus und obwohl eigent­ kratisierte sich die "Siedlungsbewegung". Statt lich die traditionellen sozialistischen Genossen­ einer machtvollen Massenbewegung wie in schaften in der realen Situation ein großes Po­ Wien hotten wir in Deutschland zersplitterte, zu­ tential zur machtvollen Verbreiterung ihrer Basis nehmend weltanschaulich angereicherte angetroffen hat, setzt gerade zu diesem Zeit­ Selbsthilfebewegungen, die sich in die "Kultivie­ punkt der Niedergang der sozialistischen Ge­ rung der Moore", von Odland etc. abdrängen nossenschaftsbewegung ein. ließen. Die "Männer von Völpke" (der "Offizier Einer der Gründe für diesen Verfall lag natürlich Schmude mit seinen 1mMannen") oder "Klaus­ in der sozialistischen Strategiediskussion und ner Küppers" in der Lüneburger Heide, aber den wirtschaftlichen Bedingungen in der Auf­ auch die Siedlungsversuche der Jugendbewe­ schwungsphase der Weimarer Republik, in der gung I"Kreis neudeutscher Landleute") bezeu­ die Gemeinwirtschaftsbewegung - die alter­ gen den politischen Niedergang und die wirt­ native Produktion von Wohnungen -vorankam schaftliche Bedeutungslosigkeit der deutschen nicht aber integrale Siedlungsmodelle, in denen Siedlerbewegung: Von Staat und Sozialisten im auch noch Reform der Lebenskultur und vor Stich gelassen, öffneten sie sich ab 1920 dann allem die Bodenfrage mit im Spiele geblieben mehr und mehr den Philosophien der Lebensre­ wären. Technische Konzeptionen, wie die Vor­ formbewegung. Sie demonstrierten nicht in der schläge Migges mußten diese Konstellationen Stadt und stellten keine Forderungen, wie die berücksichtigen, wollten sie realistisch bleiben. Siedler in Wien, sondern "hielten Things ab", wie dos Fachblatt DER SIEDLER zu berichten Programme und Einflüsse: wußte, wo "in heißer ungestümer Sehnsucht der Siedlungsgedanke in Arbeiterbewegung, Siedlungsfragen behandelt" wurden. Nur ihre Anarchismus und Jugendbewegung. .schützenqrobenrnößiqe Bedürfnislosigkeit" Siedlungsalternative als reformsozialistischer verhalf einigen zur Heimstätte. Das muß sich her­ "dritter Weg" umgesprochen haben, denn trotz katastrophi­ scher Wohnnot hatten einige Siedlerbünde Die sozialdemokratische Programm- und Strate­ ihre Not, Siedlungswillige zu finden. So gründe• giediskussion lief zwar abgehoben von den te mon 1920 sogar einen "Verein für Heimstät• realen Bewegungen (Genossenschaften, Ge­ tenwerbung", der durch Werbung dem Siedler­ meinwirtschaftsbewegungl, hatte aber immer­ mangel abhelfen sollte. Die "Wandervogelbe­ hin soviel Einfluß, die Siedlungsfrage weiter ins wegung"sah hier ihre durch den Krieg unterbro­ Abseits zu drängen, trotz einiger Aktionsschrif­ chene Praxismöglichkeit lSiedlungen der deut­ ten der Basis nahestehender Theoretiker, die schen Erneuerungsgemeinde, Siedlung Eden der mobil gewordenen Basis Modelle zur Lö• bei Oranienburg, freideutscher Jugendtag auf sung der Wohnungsnot unterbreiten mußten. dem Hohen Meißner, 1913)und so wurde auch Die Ausführungsbedingungen in der konkreten die Kriegerheimstättenbewegung aus dieser Realität blieben dunkel. Hier setzte die Kritik Richtung eingefärbt. sozialgesonnener Techniker ein, die dem ab­ sichtsvollen Dunkel der sozialistischen Ober­ gangstheorie in puncto Wohnungsbau ge­ nauere Planziele und Instrumente einzeichnen wollten. Die Diskreditierung utopischen Den­ kens und konstruktiver Detailalternativen hat lange Tradition und in der vulgärmaterialisti• schen Okonomie und im politischen Reduktio­ nismus der offiziellen Parteilinie seit 1900 ihren Hintergrund. Den Weg in den Sozialismus sah man als automatisch vorgezeichnet, den Auf­ bau der sozialistischen Gesellschaft ais Frage 100 der Machtübernahme im Staate. Die konkrete ben". Und weiter: "Verringerter Raum und er­ Problematik ab 1918 sozialdemokratisch regier­ leichtertes Bauen, ergänzt durch neue Baume­ ter Kommunen in Sachen Wohnungsnot, Fra­ thoden (TaylorJ, würden ... zur grundsätzlichen gen kommunaler Wirtschaft, Fragen der Unter­ Klärung der Wohnungsfrage beitragen" (Spor­ stützung der organisierten Selbsthilfe der sozia­ takus in Grün: Siedlerwohnen, 1919) listischen Verbände und erst recht die lokale Jugendbewegung plus Taylorismus, diese Be­ Selbsthilfe einzelner Gruppierungen zur An­ griffe sind sicher Zugänge zu Migges Werk, siedlung und Heimstättengründung entbehrten anarchistische Relikte kennzeichnen es aber der theoretischen Unterstützung. Sie kamen auch. Selbermachen, gegenseitige Hilfe, eine dennoch in Gang, was ich w. o. (Gemeinwirt­ neue Form des Zusammenlebens, der Brüder• schaftsbewegungl schon angeführt habe, frei­ lichkeit und Schwesterlichkeit, des Vertrauens, lich unter reduktionistischen, ihre wirtschaftliche waren die Losungen eines Sozialismus, der sich Effektivität in Beweispflicht nehmenden Rah­ von der Orthodoxie losgemacht hatte. menbedingungen. Es ist nicht zufällig, daß gerade unter der gegen­ Auch wenn ich hier den Kontext für die reform­ wärtigen Erfahrung einer gewaltigen Kluft zwi­ sozialistischen Versuche nicht weiter erörtern schen einem äußerlichen instrumentellen Fort­ kann, wird vielleicht schon deutlich, daß die schritt und einem zurückbleibenden morali­ Paradigma der sozialistischen Strategiediskus­ schen, angesichts auch der Krise der zentralen sion auch die siedlungspolitischen Planungen Großsysteme auf die Gesellschaftsentwürfe der Migges in wirtschaftlicher Hinsicht prägten, so "Verwirklichungssozialisten", wie sie sich nann­ sehr er sich wiederum von ihnen durch konstruk­ ten, zurückgegriffen wird. Siedlungsentwürle tive Detailgenauigkeit abgesetzt hat. Allerdings gehörten zur Vision und zur Praxis einer neuen war auch ein anderes dissidentes Element der kommunistischen Gemeinschaft, die aus Staat sozialistischen Bewegung in die politische So­ und Stadt einfach austreten und in lockeren, zialisation von Migge eingegangen, das onor­ genossenschaftlich organisierten Siedlungen chistische. die Utopie des befreiten Lebens schon jetzt Dieses Element will ich in einem weiteren Ab­ verwirklichen wollten. Sehen wir uns diese Kon­ schnitt beschreiben, ebenso noch ein drittes, zepte etwas näher an. das Migge aus den liberal-sozialistischen Kon­ Der wichtigste Kopf der anarchistischen Sied­ zepten des Siedlungs- und Genossenschafts­ lungsbewegung war Gustav Landauer. Auch theoretikers Franz Oppenheimer bezogen er hat, wie der Techniker M. Wagner, aber hat. anders in den Folgerungen, an der Kritik des Das anarchistische Moment Migges, seltsam sozialdemokratischen Parteiprogramms, das seßhafter Nomade, Vorkämpfer gegen Büro• maßgeblich von Kautsky formuliert worden war, kratie, Parteiorthodoxie und zentralstaatliches seine Positionen abgesteckt. Während im Wohlfahrtsdenken zeigt sich in den Selbstver­ Kautsky'schen Denken die objektiven Faktoren sorgungskonzepten des "Spartakus in Grün". des sozialen Transformationsprozesses ent­ Pseudonym Migges und Hinweis für Verwandt­ scheidend waren, sah Landauer darin nur das schaften zugleich. Während erals Gartentech­ Alibi für die mangelnde revolutionäre Initiative niker und Planer seiner Siedlerschule Sonnen­ Auf Kropotkin zurückgreifend, hat Landauer hof sich um Seriosität und Mäzene mühte, stellte dann Programme für die gewaltlose "Revolutio­ er als "Spartakus in Grün" auch schon mal an­ nierung der Köpfe", wie es hieß, formuliert. heim, der ohnedies "unausbleiblichen Stadt­ "Wir wollen", schreibt Landauer, "wir wollen flucht" verwaltungsmäßig ein wenig vorzuar­ nach Möglichkeit aus dem Kapitalismus aus­ beiten und die "Materialfrage" zu lösen, indem treten; wir wollen Land- und Industriearbeit ver­ Bausteine aus den Innenstadtgebieten gebro­ einigen; wir wollen, soweit es geht, und eswird chen und mit der Vorortbahn nach außen ge­ immer besser gehen, wenn wir nur erst beginnen, schleift werden. Im selben Artikel stellt er jedoch auch sein gar nicht anarchistisches Programm dar: Zwar müsse man bei den "Bauern, Schre­ bergärtnern, Vegetariern, Jugendbündlern und anderen Naturmenschen erfragen", wie "wir auf dem Lande künftig sachgerecht zu wohnen haben", Migge fügt aber jetzt die entscheiden­ de, für sein ganzes Werk eigentümliche Ergän• zung hinzu: "Ein Durchschnitt hieraus etwa, ver­ bunden mit unabwendbaren geistigen und handwerklichen Erfordernissen würde so unge­ fähr die Maßstäbe für unser Landhaus herge- 101 alle unsere Bedürfnisse selbst herstellen und Die meist aus den privilegierten Schichten bald auf unserem neuen, dem sozialen Markt stammenden Siedler waren zwar eine Weile tauschen und den Kapitalismus vermeiden" in der Loge, die ökonomische Misere ihrer [G. Landauer: Die Siedlung, in: Der Sozialist, Wohngemeinschaften durch Begeisterung für 19101 die Idee und auch durch Anzapfen verschieden­ Und später: "Sozialismus ist neue Wirtschaft, ster Geldquellen zu überdecken, ein Modell und neue Wirtschaft muß begonnen werden." jedoch, wie die katastrophale Ernährungssitua• In den kurzen Zitaten scheint schon ein die tion von 50 Mil!. Deutschen und auch dos Woh­ Grundierung der Siedlungsentwürfe durch, die nungsproblem gelöst werden könnte, war nir­ auf Kropotkin zurückgeht. gends sichtbar. Im Gegenteil. Der Barkenhoff - Aussöhnung von Stadt und Land Vogelers (siehe den Beitrag von v. Reuß)mag als - Einbeziehung der entwickelten Technik Beispiel stehen. - Sozialisierung des Bodens Dos zwar sympathische, nichts weniger ober - genossenschaftlich organisierte Gemein- bittere Scheitern deremphatisch-sozialistischen wirtschaft. Selbsthilfesiedler vor Augen, die im täglichen Auch entstanden eine Reihe von Kommunisti­ Daseinskampf mit Spaten gegen Scholle sich schen Siedlungen, in denen die sozialintegra­ verbrauchten und entpolitisierten und dabei ihr tiven Programme Landauers Vorbild waren. Geflecht wechselseitigen Zutrauens, Hilfe, Ge­ Ulrich Linse gebührt dos Verdienst, die letzten meinschaftlichkeit zerstörten, gleichzeitig ober Spuren von einigen Siedlungspionieren ge­ auch dos andere Scheitern, dos Scheitern am sichert zu hoben; ansonsten - sieht mon vom Erfolg, dos er der gewerkschaftlich-gemeinwirt­ Worpsweder Barken hoff Vogelers ob - ist die schaftlichen Linie voraussagte, im Kopf, hot Quellenloge düster. Migge ab 1919 seine Projekte und Erörterungen In der Literatur werden sie meist als randstän• gestartet. Migge wollte die technischen Voraus­ dige "Spinner" oder zumindest als "infantile setzungen und dos Knowhow für ein boden­ Träumer", wenn nicht "spiritualistische Destruk­ produktives Siedeln schaffen, [enseits des tivisten" abgetan. Volutarismus tönt es von links. "Käppi und Tändelidyll" der bisherigen Ver­ Am genauesten geben noch die Polizeiberichte suche, indem er auch auf die neuen politischen und Akten der Staatsanwaltschaften on den Konstellationen eingeht, die die Enteignung von jeweiligen Orten über diese Versuche, eine Boden bereits verunmöglicht hoben. Nicht neue Geschwisterlichkeit lebbar zu machen, Landnahme, sondern Ertragssteigerung! wurde Auskunft. Die Spitzel hotten dann nichtviel mehr seine bodenreformerische Losung und mehr zu vermelden als daß mon dos Unkraut lötet Massenbewegung und weniger Romantik!, oderes auch sprießen läßt und bisweilen auch Kunststück bei derfehlenden Basismobilität von nackt darin umher hüpft. Dos blieb von der lcn­ 1920. Umso energischer verfocht er seine tech­ desverräterischen Gefährlichkeit der Obser­ nokratischen Bereitsteilungen. vierten. Soviel ober kön nen wir der Literatur ent­ Als weiterer theoretisch programmatischer Ein­ nehmen: Die Siedlungskommunen sind zumeist fluß bleibt der des Genossenschaftstheoretikers nach wenigen Jahren gescheitert. Die Gründe? Robert Oppenheimer nachzutragen. Ich kann sie nicht angeben. Ich vermute, daßder Der Universitätsprofessor Oppenheimer hotte Hauptgrund dos Zurückbleiben der politischen mit seinen Schriften weniger auf die Genossen­ Verhältnisse war. Die Revolution setzte sich nicht schaftsbewegung selbst als weitaus mehr auf fort. Die vereinzelten Siedlungsversuche muß• die akademische Diskussion um eine "liberalen ten auf gekauftem Land gestartet werden. Da­ Sozialismus" Einfluß gehabt, obwohl er, als mitwarvon vornherein dos Unternehmen unter­ Wirtschaftsreformtheoretiker eher ein Außen• kapitalisiert. (Anders lief es in Wien 1918-1924.1 seitergeblieben ist. Ein Grund übrigens, warum Landauer dann selbst kein eigenes Siedlunqsprojekt begann. Er wollte ob 1918 erst den politischen Raum er­ weitern, in dem die Siedlungsaktionen möglich werden sollten. "Keine Krautsiedlung" auf ge­ kauftem Grund, schrieb er einmal, obgleich sich mit den laufenden Experimenten kritisch solidarisierend. Der "ganze Maschinenbau des Jahrhunderts" sollte den auf Gemeineigentum bauenden Siedlern zur Verfügung stehen. Be­ kanntlich wurde er beim Versuch, diese Voraus­ setzungen zu schaffen, als Beteiligter on der Münchener Räteregierung ermordet. 102 In seinen theoretischen Schriften visiert er eine Mon kann sicher sogen, daß hierin, vor ollem Synthese aus Liberalismus und Sozialismus on, im Gegensatz zu den ontiindustriell geprägten, die im Genossenschaftsstaat, Endglied seiner von Rousseau'schen Erziehungsidealen beein phaseologischen Geschichtsauffassung (Feu­ flußten Siedlungskonzepten und auch zum dalismus, Kapitalismus, Genossenschaftsstaatl Agrarzentrismus Oppenheimers der Versuch zu sich verwirklichen sollte. Ahnlich wie es dann sehen ist, mit der Hereinnahme von Industrie Migge anfaßt, sah Oppenheimer die Genos­ und Technik bis hin zur Kleintechnologie zur schenschaftsbewegung als einen Weg, der Bodenbearbeitung wiederum eine Synthese zu nicht zum Vorteil einzelner Gruppen, sondern schaffen. Migge greift somit über Oppenheimer zur Hebung der materiellen Loge der "Arbeiter­ hinweg auf den revolutionären Anarchismus schaft als Ganzes" dienen sollte. Kropotkins zurück, der Industrie und Land ver­ Oppenheimer entwickelte sehr weitreichende einen wollte. Im Stadt-Land-Kulturbegriff führt Pläne zur "positiven überwindung des Kommu­ Migge diese Vorstellung dann weiter aus. nismus" durch Lösung des Genossenschaftspro­ Mit den Bewegungen und Ideen zur Siedlungs blems und der Agrarfrage" (Untertitel der Sied­ und Wohnungsfrage habe ich nun, gewiß bis lungsgenossenschaftl, die er auch im Verlaufe zur Unzulässigkeit verkürzt, wenigstens einige der Zeit von den frühen utopischen Geholten Anhaltspunkte zur Einordnung Migges aus dem befreit, ich will hierindes nuraufeinige Verknüp• Spektrum der Reformen herausgegriffen. Ergän• fungspunkte zum Miggeschen Siedlungswerk zungen ergeben sich, wenn ich nun im Folgen­ hinweisen. So sieht auch Oppenheimer, wie den, sozusagen vom Gegenstand einiger typi­ später Migge, die Lösung der Ernährungs- und scher Siedlungsbeispiele Migges her auch wie­ Arbeitslosenfrage nicht in der Ansiedlung von der auf die kontextuellen Bedingungen treffe, Kleinbauernsteilen. Diese Existenzform sei zu die jene stets reflektierten. risiko- und arbeitsreich - vielmehr in der Schaf­ fung von "sozialen Großbetrieben" lIn: Der Aus­ Die Miggeschen Siedlungstypen weg 19191, in der die rationelle Bewirtschaftung Trotz durchgehender Charakteristika - boden­ des Landes in drei Formen möglich werden produktive Siedlungswirtschaft, Dezentralisa sollte: tion - verarbeiten die Miggeschen Planungen, - in der Produktivgenossenschaft erst recht seine Realisationen, die Grenzen und - in der Anteilswirtschaft oder Reformspielräume, die durch die wirtschaftliche - im Staatsbetrieb. Realentwicklung der Weimarer Republik und Stellt die 1. Form die höchste Stufe dar, die er­ zugleich durch die sozialistische Programm- und reichbarsei, so könnte mit Staatsbetrieben ohne Strategiediskussion gesetzt waren. Somit er­ Verzug begonnen werden: Reformkonzept der scheint auch eine Einteilung der Miggeschen kleinen Schritte, dos auch dos Bodenproblem Planungen noch den Perioden von löst. Denn ist erst mol mit den ersten Siedlungs­ Notwirtschaft, Sozialisierungsdebatte "vor genossenschaften ein Anfang gemocht, entsteht ­ oben" und Siedlungsbewegung "von unten" ein derartiger Landarbeitermangel, daß die zwischen 1918 und 1923 Produktionskosten für die Großgüter in einer - Stabilisierungswirtschaft, Rationalisierungs­ Weise in die Höhe schnellen, daß Land billig debatte und staatlich geförderter Woh wird. nungsbau1924~929 Wie bei Oppenheimer, bei dem die Lösung der - Weltwirtschaftskrise, Planwirtschaftsde .Eodensperre" sich quasi marktwirtschaftlich botte und staatlich initiierter Notsiedlungs­ herstellt, zieht auch Migge aus den verrenteten bau "von oben" 1929-1933 Bodenerträgnissen die Mittel für die Erbpacht sinnvoll. Ich werde aus jeder Periode ein Bei­ des Landes. Anders ober als beim auf Agrar­ spiel herausgreifen und seine jeweiligen Beson­ wirtschaft fixierten Oppenheimer, der als Oko­ derheiten im Gegensatz zu den vorherrschen­ nom den bedeutsamen Fragen des Industrialis­ den Verfahrensweisen im Wohnungsbau skiz­ mus keine oder erstaunlich wenig Aufmerksam­ zieren. keit widmet, und damit sich neben die Realpro­ bleme des industrialisierten Deutschlands stellt, vermeidet der Nichtökonom Migge solche Ver­ kürzungen, indem er ob 1920 schon kurz noch seinen ersten utopistischen und )andwärts ge­ richteten" Siedlungskonzepten vom kurzarbei­ tenden Industriearbeiter "von der Stadt aus" die Siedlungsproblematik aufzieht. 103 Migge läßt es natürlich nicht dabei bewenden, das Etappenkonzept als Not-Behelf anzubie­ ten, er sieht darüber hinaus im Natürlich-Bauen• Konzept eine Utopie, die es längst wieder ein­ zulösen gälte: dieAbkehrvom "herrschaftlichen Bauen", das sich angewöhnt habe, Siedlungen komplett und schlüsselfertig als anonymes Kon­ sumgut anzusehen und anzubieten. Nach Her­ kunft der Baustoffe, organischer Beschaffung der Baumittel, natürlichen Funktionen des Bau­ werkes und Austausch mit seinem Substrat, dem ';Ji1J3i\p.jo/N",&(J:"{~lkr4"';~ Boden, werde nicht gefragt, wie Migge klagt, ····Z7-·XZ·:-" und der Betroffene habe keinen produktiven 128 Anteil am Bauvorgang. Zeichnung Migges 127 aus den 20er Jahren Man meint eine Wohnbaukonzeption der heu­ 127 Siedlungen unmittelbar nach dem Kriege: tigen Grünen vor Augen zu haben, liest man Siedlung Lindenhof in ßerlin-Schöneberg Jugendbewegung plus Taylorismus. diese Zeilen Migges, die er, bevor die eigentlich mechanistischen Wohnungsbauprogramme Arch.: Martin Wagner, Ernährungssiedlung - Natürliches Bauen ­ Gärten: L. Migge 1918/21 Stadt/Land konze pt. Deutsch land überzogen haben, am Anfang der Weimarer Republik schon formuliert hat. Im sogenannten Notwohnungsbau nach dem Ahnlich hat in Wien A. Loos den Wohnungs­ Kriege versuchten die Gemeinden durch Um­ bau vom Gartenbau her regenerieren wollen bauten, Notheime, aber auch durch Auspro­ (siehe Beitrag M. Wilkensl.ln Wien aber haben bieren von sogenannten "Ersatzbaustoffen" die Architekten - nicht Gartenfachleute wie llehrn] die gröbste Wohnungsnot in ihren Be­ Migge - in ihren Vorschlägen sich stärker auf reichen zu lindern. Diese Ansätze blieben je­ haustechnische Detaillierungen des Etappen­ doch im konventionellen Rahmen des üblichen baus beschränkt. Schrittweise Verknüpfung von Kleinwohnungsbaus in Flachbauweise stecken. Garten- und Hausbau fehlte dort, wie wir an Radikale Neuansätze gab es nur auf zwei Sei­ den Planungen zum Kernhausprogramm des ten. Die eine war die Umstellung, d. h. die Sozia­ Wiener Siedlerverbandes sehen. Im übrigen lisierung der Bauproduktion, mit der Absicht die war auch den "gemäßigteren" Ideen der Kern­ Baukosten durch eine geänderte Wirtschafts­ hausplaner in Wien - der Siedler beginnt mit form zusenken; die andere Seite war die genos­ einem Kern und baut, zu Geld gekommen, das senschaftliche Selbsthilfebewegung, an deren Haus weiter - ebenfalls wenig Erfolg beschie­ Seite Architekten technisch-organisatorische den. Hans Kampffmeyer erinnert sich 1932 an läsungen, Verbilligungsvorschläge ausarbei­ Jeine 10 wirklich weitergebauten Kernhäuser" teten und zur Verfügung stellten. Hierfinden wir der frühen Zeit. Erst recht waren die Migge­ Migges Konzepte der Ernährungssiedlung, der schen Wohnvorstellungen nicht angetan, die Etappensiedlung, aus intimer Bodenkenntnis Massen zu erwärmen, von selbst wild siedelnd heraus in die Debatte geworfene Detaillierun­ und das Land illegal sich aneignend zogen sie gen einer Siedlungsalternative. Denn in ihnen ohnedies in Deutschland nicht loder kaum) vor wird das Problem radikal- von der Wurzel her, die Städte. wie Migge sagte - angefaßt. Das Konzept der Etappenbauweise folgte dem Gegen das .unschöptensche Siedlungsarchi­ Prinzip: Keine Baufrucht ohne Bodenfrucht zu­ tekturgetriebe von oben herab" verlangt er das vor; es zeigt, wie die Behausung eines Siedlers natürliche Bauen, das heißt sich zugunsten der primären Bodenkultureinzu­ - mit Hilfe des Bodenertrages schränken hat. Gleichsam in Anwendung der - durch örtlichen Baustoff Landauerschen Vorstellungen, daß Kollektivität, - vom Bauherrn selbst. daß kommunistische Lebensweise sich nicht In einem sehr aufschlußreichen Aliikel "Etap­ durch gewaltsame Zusammenschlüsse sondern penbauweise" lim Anhang wiedergegeben I er­ im Gegenteil durch Aussonderung des Indivi­ läutert er die Prinzipien und die Schritte, wie auf duums erst herstellt, plant Migge keine Kollek- einem Grundstück vom Erdloch, Bodenbestel­ lungen und sukzessiven wechselseitigen Ergän• zungen von Garten- und Hüttenbau eine Art moderner Robinsonade bewerkstelligt werden kann. Diese zunächst archaisch anmutende Idee verliert ihre Exotik sogleich, erinnert man sich der Blechhütten und Notbehausungen, die die Hungernden gleich nach dem Kriege ring­ förmig um die Städte in die Grüngürtel stellten. 104

WOHNUNGSPLAN\URTSCHAFT '~'••(':;~7." DU'" Co H ~U I -::;:":"~~:,~:;;+ 11 ~:~~ ~;:;:::,' IH4" E. I I. I 55. ---l------J IWobnnnll'sfllnorl"e_ < Siedlunll's. I DIE KOMPoSTE1 VfU GfNOfft:NfCHAH G ..ellscharlen , G.nos

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sorgerischen und rück• METROCLO ------.... DVNCflLO ~ /O..'MuTZwAIIER: ... CARTEN'OEET tion" 119261 faßt er seine bis dahin schon in Ein­ versichernden kommunalen zelartikel vorgetragenen Präzisionen und Aus­ Grüngürtels" 132 weitungen zusammen. Der noch jugendbe­ Einrichtungen zur wegte "grüne Spartakus" wird zum kühlen "genossenschaftlichen Volkswirtschaftler, der, ähnlich wie Martin Pflege der Erde", Dung­ häuser für die Siedlungen. Wagner, und gewiß von diesem beeinflußt, eine Bilanzierung der Binnenkolonisation un­ ternimmt, die die Wertschöpfung von der über tive zur gemeinsamen Selbsthilfe. Noch fern forderten Industrie weg zur Kleingartenwirt­ organisatorischer Schemen deutet er lediglich schaft hin ausdehnen will. Der größte Passiv­ an, daß die Bereitschaft zur Selbsthilfe automa­ posten sei die Stadt, verantwortlich für den tisch die Bereitschaft zur Genossenschaftsbil­ volkswirtschaftlichen Leerlauf. Während Wag­ dung erzeugt, eine Selbsthilfe, die er sich im ner sein Programm einer zukünftigen Siedlungs­ übrigen nicht eng denkt. Egal: "ob handwerk­ wirtschaft und deren Finanzierung auf die Fusion liches Eigenbauen herauskommt oder nur ein vorhandener Wirtschaftswerte !Altbaube­ geistig-erlebendes Mitbauen". Auch kein mythi­ stand) in einem kommunalökonomischen Haus­ sches Kleben an gewissen Baustoffen. Material haltsplan bezieht, setzt Migge andere Schwer­ kann sein, was da ist: "Vom Lehmklumpen bis punkte, skeptisch wohl auch, was die politi zur sozialisierten Zaunlatte". schen Möglichkeiten der Durchführung einer Erst später ordnet Migge dann sein Konzept sozialisierten Wohnungswirtschaft angeht. Die eines natürlichen Bauens - das sogleich auch rein konsumtive, daher zu teure städtische eine Lebensalternative ist - in einen weiteren Wohnsiedlung müsse ersetzt werden durch ei Rahmen ein. Zuviele Punkte sind berührt und nen eigenwirtschaftlichen Siedlungstypus. Die­ nicht zu Ende gedacht. In der "Binnenkolonisa- ser jedoch wird nicht mehr ins platte Land veror­ tet, sondern derStadt angelagert: für den städti• schen nebenberuflichen Intensivgärtner "Statt Plattlandsiedlung - Stadtlandsiedlung" spitzte W. C. ßehrendt zu, der in der Zeitschrift Volks­ wohnung 1920eineThemennummerzum Begriff der Stadtlandkultur erscheinen läßt. Mittlerwei­ le war das Reichssiedlungsgesetz erlassen. Der Gedanke, seine Perspektiven auszuweiten und die Städte zum Träger der inneren Kolonisation zu machen, lag nahe. Die wirtschaftlichen Er­ trägnisse einer intensiven Gartenwirtschaft 105

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07 133.[J6 Migges Planungen zum Ausbo.., eines Grilngurte!s .. ' der Stcdt Kiel Auftrag des MagistraTes ---J"'. Pm ( .. PL u UCUF t

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136 106 138 Kommunaler Kolonial-Park Abseiten der "Trabantenstadt! Planungen Migges für Frankfurt/M. 139 Stadtplanung als binnen­ kolonisatorische Landes­ planung. Migges Planung für den Großraum ßerlin 140 Kritik Migges am Trabantenstadt-Konzept. Realistischer sei die Gruppen-Wohnsiedlung loder Großsiedlungl an bestehende Städte angelagert 141 Trabantenstädte nach Unwins Schema-Skizze

Gruppen,Wohnsiedlung uu Kuuducbict. die eine neue "Lllll dvr ,~littL>' (City) organisch crz\\'in.~t. im Ccgcnsatl. zur: Erldlill'rtlllg der Zij(rnJ: CA1U}:.Y T r aba n tenstadt.SlcdIung, VERKLHR.. ~. Hili}!. dry Sitdh/llp,-r-C,irlm dic von cincm kIciucn. zcit Frcnutcu Kcru hcr mehr oder minder k uuxtlich I. Lismbalm 9. H.il,~1', d.r ]'m}/·(,{i"r/o! »."lLldt" nc-uba ucn mochte. 5'lraßmbabn 10. Kernder I"tc"·j,-C,i,',,,";'" }. _'lu/ovusJil/ir 140 j. !'ro!1lClladm I'PORi' [,'S1) SJ'! 1:1, -r------/1 , I 1 t , SPfjl't-l)J{i/~c 1------J. l"larlt-r..'CTlI 12. l-rci-Badcr '1 ' 6. 1!(l(bliaf(-Glvir/t I}. SdHl!-""lhl;io! I~ 1. r ;. Ffar!Jbalf-c;cbil'/r 1./. Frri·J-j,/rbm I 138 I DIE FRUCHTLANDSCHAFT . o l-I ! i I

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143 nisotcrtschen Know hows erstellt, machen sie Mi gg e kritisiert des sich sich spröde gege n w irkliche Aneign ung, sinn­ festigende . Zeüend oq mc" des Neuen Bouens. Nich t feindl ich verweisen sie aufein soöteresleben.In Nord-Süd sondern OSI­ de n Siedlungen von Gropius und Hösleristdie­ W est-Zeilen seien se Dop peige sichtig keit - Gl anz und Askese ­ funktio nal. G ö rten in heute noch ablesbar. In diesen Konzepten ge· Südloge. 144 rieten die Räume zwischen den Zeilen, zum Sied lung G eo rgsgo rten in ästhetischen Kontinuum eines Stcndcrdgröos, Celle. Arch.: O. Hcesler, das die biologischen Grundbedürlnisse des Garten: L M i9ge 1926, Standard menschen nach Sauerstoff und licht Eine de r ersten Siedlungen des Neuen Bcoens zu garantieren horte. Ich konn hier die Bedeu­ noch dem Sche ma de s tung dieser ästhetischen Strategien nicht weiter N·S-gerichteten Zeilen- 145 herausarbeiten, ich w ill sie nur soweit beleuch­ bc us 14 5 ten, als klar we rde n kann, daß M igge mit ihnen G eor gsgarten in Interesse an einem neuen Stil und ließen nur nicht ganz einverstanden sein konnte, Celle - Zeden s.edlunq ­ weltanschauliche Gründe für ihre Architektur Nichts ge gen ästhetische Rationa lisierung hOl· Gortenlond der Sachlichkeit gelten. Die Vision des Nweißen te er einzuwe nde n, sie sollte halt nur auf einer .Be merkens wert isl d ie Loge de r Görren d irekr im Soziousmvs", de r egalisierenden, die Klossen­ genaueren Grundlage, auf einem bodenge· Anschluß on die MieT­ unterschiede aufhebenden Versorgung aller mit richteten W ohnmodell vorg enommen werden. wohnunge n, die mit ge­ dem Durchschntttsorodc kt, dem Standard, d. h. Ni cht geg en den Zeilenbau selbst hatte er Ein· meinsame ... Wasch-, Bode-, der standardisierten Wohnung, war eine Art wände, nur geg en das .Doqrn c" der Nord-S üd Femheizvnq- und Fürso rge­ anlagen für Deutschland Entlastung aus dem niederdrückend en Ergeb­ Ausrichtung, das von Gropius u o. propa giert w ohl neuartig ist. Starke nis des Nachkriegsaufbru ch und des Expressio­ und ausgeführt w urde. Denn M igge brauchte Nutzung des Bodens nismus, gleichzeitig aber auch Vera rbeitung der für seine Pflanzen Schutzwand, für die sonnen­ zum Zwecke der Abb ör­ nicht mehrermutigenden Vorgänge imbolsche­ bestroh Ite Südwand die O st-W est-Zeile. d ung de r W ohnrenle mit Hi lfe ol ler modernen wistischen Rußland, auf das die Künstler-Archi­ Erhatte keine Einwände gegen den Serienbau, Kleinqcrten-lnten siv­ tekten gebannt geblickt hatten. So setzte man gegen N ormung und Typisierung, de rdieGral} Gerate" auf die Selbsttrcnsformotlons krötte des Kapita­ siedlungen ab 1926 kennzeichnete, er frug nur, lismus und die Siedlungszeilen des N euen wie sich diesem .modemen Siedlunqsbcv'.de­ Bauens verkörperte n dann auch die Zwiespä l­ sem Näußerlich und innerlich völlig veränderten tigkeit dieser Ha ltung: Noch kapitalistisches Tvpus" der Siedlergarten anzupassen hat. Projekt, mit allen Finessen technoloqtsch-orqc- M igges Antwort : .D er G arte n des modernen Siedle rs hat sinngemäß gen auso aufzutreten, wie das Gehäuse, zu dem er gehört . .. Auchder Siedlergarten unserer Zeit muß in seinen Teilen möglichst normiert, in der Gestaltung rctionöli• slert aufge baut und unter Zuhilfenahme verie­ nerter O rgani satio nsmethoden im Arbensore­ zeß möglichst industrialisiert erstellt werden' 11928-105-5. 481. 109

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150 14 7 No,men9orten Siedlung 1~ , • Georgsgorten , ! 148 , !t Siedlurlg Dessou·Ziebigk. . Kel"lr1zeicnen: Intime Verbindu ng von W ohnung und G arten durch Vor­ ga rte". Vorhof,wroscbcns­ hol von der Gortenseite durch Ter-esse und Glos­ ga rten IWintergarTenl von der Hausseite her. Beccbtenswert des l ccbensystern, das als Vierer-Laube mit öber• . grlintem Hohlraum wi rT ­ -f schottliehe Anlag e mit qesetlschohücher Trennung 14 8 vereint: 149 Dos fortscbrejben der Rationalisierung ~O Beispiel Dessou-Ziebig k Bauherr: Anhalter Siedle r­ verban d, Areh.• leopold Fischer, Görtem L M igge, 1928 110 ISI Ein weiteres Beispiel der Zc somme norbe!t M ig ges mit den A rchitekt en des Neue n Booe ns. Gcdenonlcqen der Fra nk/urter Siedlung Rä merstodt. A rch., E, M o y, Görren. L. Migge, 1926 ~2 Einschornsteinsiedlung des G emetnnütztqen Bau ­ vere ir'l$ Essen, A rch.. J. Kra mer und W . Kre mer, Gärten: L M igge 1930.•Die Sied­ lung vo n etwa 500 Ein­ heiten trägl den Chara kter einer G o rtenhoh iedlung in Zeilena nord nung. Zur Bequemlich keit der Bewohner sind Zent-cl- heizung und -w öscbe vorgesehen und mit einer g röße ren A nza hl Gesell­ schoftsröume im Gemein- dehaus vereinigt ... Die allgemeine Grunorgoniso­ tion der Innengörten ist rhythmisch streng a uf die Architektur einge stellt"

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152 111 153/154 Der Gortentypus folgt dem Typus der Wohn­ bebauung. 153: Privat­ gärten in teilweise direktem Anschluß an die Wohnungen in ßerlin Zehlendorf West IArch.: Mebes und Emmerichl 154: Hofgärten in einer ßlockanlage der deutschen Gartenstadtgesellschaft in Berlin-Pankow 155 Beispiel für die Anlage öffentlicher und halböffent• licher Freiräume in Sied­ lungen. Hier Hufeisen­ siedlung Berlin- Arch.: B. Taut und M. Wagner, Gärten: L.Migge 1926-29

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155 112 Diese Normgärten konnte Migge auch den chen gartenmäßig orientiert. Entsprechend ist Siedlungen in Frankfurt, die unter E. May er­ auch der einzelne Garten von rund 500 qm mit stellt wurden und auch einer Siedlung Haeslers feinen Vorgärten, gepflasterten Zugängen und IGeorgsgarten in Cellel beigeben (Verql. Bei­ Wirtschaftshäfen in wesentlichen Teilen für trag von H. Hubenthai und M. Wilkensl. Wohnzwecke zugeschnitten. Wohnung und Wenn wir heute angesichts der Naivität oder Garten bilden in diesem Siedlungsbeispiel ei­ auch Einseitigkeit der auf Rationalisierung ge­ ne schier untrennbare Einheit: sie erlauben und setzten Hoffnungen erschrecken und uns einen fördern so auf kleinstem Raum echtes Landle­ gemütlicheren Garten (plus Wohnung sowieso1 ben. Im übrigen enthält dieser rationalisierte vorstellen können, so dürfen wir zweierlei nicht Kleingarten alles, was echtes Gartenwohnen vergessen. Zum ersten war die rhetorische Radi­ und Gartenwirtschaften nur irgend erwarten kalität in praxis beträchtlich abgemildert. Feines kann. Je zwei Gärten sind mit Fruchtmauern für Gespür für Proportionen und Details machen Obstspaliere eingefaßt und untereinander die Gärten zu angenehmen Gebilden. Zum durch Himbeerspaliere getrennt. Am Ende des zweiten, die mit den Rationalisierungserfolgen Gartens faßt die Mauer eine Laube ein, vor der sich vermittelnden zukünftigen Glückserfahrun• ein kleiner Spiel- und Bleichrasen liegt. Der Rest gen, auf die man setzen konnte, bleibt der Gür• wird von einem technisch mit allen Hilfsmitteln, tel heute noch eng geschnallt. Auf üppig-sinn• wie Regen-Anlagen, automatischer Dungwirt­ haftem, identischem Gartengestalten lastete schaft und so fort, ausgestatteten Wirtschafts­ derVorwurfdes biedermeierlichen Idylls. Migge garten eingenommen,derim Wirtschaftshofom ging sogar soweit, einen gärtnerischen Min­ Hause von zwei Siedler-Frühbeetfenstern und destertrag anzusetzen, sollte der Kleingärtner einem Hühnerhof ergänzt wird. Auch der Blu­ nicht seines Pachtlandes verlustig gehen, konse­ menschmuck ist nicht vergessen. Im Vorgarten quenter Schritt eines Rationalisierungsrefor­ sind Stauden oder Rosen gruppiert, im Hinter­ rners,wie ich zu seiner Verteidigung herausstel­ garten reichlich Einjahrsblumen, diese Univer­ len will, "übertreibung eines Fanatikers", wie salblumen des Kleingartens, die als Ballenpflan­ die konventionellen Kleingartenfunktionäre ge­ zen angepflanzt werden. Interessant ist bei die­ gen Migge damals einwandten (Offener Brief ser Ausführung der Arbeitsvorgang, wobei zum v. O. Albrecht an L. Miggel. ersten Mal versucht wurde, auf Grund von weit­ Migge hat, zusammen mit dem Architekten gehenderTypisierung und Normung der Einzel Fischer in Dessau die Mustersiedlung Ziebigk gärten und ihrer Teile einen gewissen fabriko­ errichten dürfen. Erselbst beschreibt sie folgen­ torischen Betrieb durchzuführen. Das hierin klei dermaßen: "Der Plan der Mustersiedlung Des­ nem Maßstabe gelungene Experiment wird sau-Ziebigk zeichnet sich schon städtebaulich heuer in den oben beschriebenen Großsied• von ähnlichen Objekten aus. Er ist rein sied­ lungen im großen Rahmen unter Nutzanwen­ lungsmäßig entstanden. Haus und Garten sind dung der hier gemachten Erfahrungen erwei­ also das Tragende und Entscheidende. Diesem tert. Die naheliegenden Einwendungen gegen eigentlichen Siedlungsobjekt und den Men­ eine derartige Gartenbauweise sollen hier nicht schen, wofür es geschaffen wurde, ordnen sich erörtert werden, sie verstummen vor der Not­ auch solche, gewöhnlich dominierende Fragen, wendigkeit, hunderttausend, ja Millionen klein­ wie die nach Verkehr und Abfallregelung unter. ste Gärten für kleine Leute herzustellen in min­ Es sind nur schmale Wohnstraßen vorgesehen dest gleicher Qualität, aber zu viel geringerem und auf Anschluß an die vorhandene Kanalisa­ Einheitspreise als alle unsere bisher gewohnten tion wurde zugunsten einer abgerundeten Ab­ Gartentypen: Neue Zeit fordert neue Wege fallverwertung mit Hilfe von Trocken klosetts, auch für den Gartenarchitekten !l928-I05­ Dungsilo und Untergrundberieselung verzich­ S.50/511 tet. Auch der Wohntyp ist mit seinen Terrassen, Genossenschaftliche Gärtnerzusammen• Lauben und kleinen Wintergärten ousgespro- schlüsse werden nicht mehr, konsequenterwei­ se, von Migge reflektiert. Der Mieter zieht indie fertige Wohnung, der Garten ist angelegt. Kon sequent ist aber [etzt, da die gegenseitige soli darische Hilfe ausgeblendet ist, die Einrichtung eines Siedlungswortes, der seine gärtnerischen Kenntnisse und seine Bodenfräse gegen lehr den Einzelgärtnern weitergibt. In den Beschrei­ bungen Migges für die 59 Siedlungsgörten für "Georgsgarten" in Celle hat Migge auch eine Anzuchtsgärtnerei vorgesehen. 113 Migge hat sich freilich nicht nurverkauft.lm Son­ 156 Migges Beitrag zur nenhof, so schreibt er am Schluß eines Artikels Siedlungsfrage zur Zeit der überFrankfurt und Dessau, "in der grünen Werk­ Weltwirtschaftskrise: stätteder S. S. W., wo das Eisen gehärtet, nach Das an der Schutzmauer neuen Adern geschürft wird - hier wird ständig wachsende Haus der wachsenden Siedlung gebastelt - und ausgebaut". Zu Versuchszwek­ ken will er auch die Kleinsiedlung alten Formats nebenderGroßsiedlung noch gelegentlich gei­ ten lassen, denn dort müssen die neuen Ver­ suche gestartet werden. Immerhin. Fürden kom­ mendenMenschen müssen Vorbereitungen ge­ troffen werden. Wann aber kommt er, wie sieht eraus? Migge: "Nun, wenn es der richtige sein wird, wird es der Gartenmensch sein. Der Zu­ kunftsmensch, der bodenkriegerische Zivilist, derrabiate Intensivist - der grüne Stadtmensch. Irgendwie wächst hier aus Opfer und Erneue­ rungswillen über Körperkult und Geistesdrill in Neuorientierung der Geschlechter eine neue Mentalität des mitteleuropäischen Typus heran. Boden- und Gartensehnsucht war es, was den Keim zu dieser Daseinsumstellung legte, Nah­ rungswirtschaft ist es, die solche Umkehr fach­ lich begründet. Im Kern ist es der neue Kleingar­ ten jeglicher Gestalt, das kleine Stückchen Erde, was dieses Wunder vollbringt" 11927-100-S. 921 S.92)

stisch hohen Aufwandes wurde die Siedlungs­ Siedlungen während der Weltwirtschaftskrise: Siedlung und Arbeitslosigkeit. idee als Wundermittel gegen Arbeitslosigkeit nur als Tropfen auf den heißen Stein, mit Zu­ Arbeitslosigkeit der Wirtschaftskrise und die zu­ schüssen aus diversen Notverordnungen von sätzliche durch die Rationalisierung der letzten 1931, in ziemlich allen Städten in geringerWoh­ Jahre erzeugte Arbeitslosigkeit zerstörte den nungsstückzahl verwirklicht. Traum von der selbsttätigen Transformation Die von der Zerstörung ihres Konzeptes vom in die neue, vielleicht sozialistische Gesellschaft. organisierten Kapitalismus noch gelähmte So­ Remeduren an den Phänomenen anstelle wirt­ zialdemokratie hatte zum Arbeitslosenproblem, schaftlicher Radikalkuren ließen wieder die geschweige zu dem der Wohnungslosen - wie Siedlungs-Selbsthilfeprojekte aufblühen. schon 1918 - nichts zu sagen. Die Krise traf sie Davon getrennt entbrannte erneut auf sozialisti­ unvorbereitet. Auch ließ die SPDdie Vorschläge scher Seite eine Planwirtschaftsdebatte, die von Gewerkschaftsführern zu Arbeitsbeschaf­ auf zentralstaatliche Reformen auf der Grund­ fungsprogrammen und Siedlungsplanung nicht lage präziser Wirtschaftsrechnung zielte und hochkommen. eine Alternative zur zusammenbrechenden Frei­ Das Vakuum, das die gescheiterten zentral­ wirtschaft ausarbeiten wollte. staatlich orientierten Transformationspläne auf Die Siedlungspläne wurden von den Ministe­ der einen und das Fehlen einer ßasisbewegung rien der ßrüning Regierung ausgeheckt und an­ der immobil gemachten Arbeiterklasse auf der stelle wirtschaftlicher Eingriffe als Kompensa­ anderen aufgemacht haben, wird nun von ei­ tionsstrategie in weniger problematischen nem wilden Denken und Projektieren und Aus­ Randbereichen angeboten. Trotz propagandi- denken umfassender "Lösungen" von seiten allerlei Einzelgänger, Dissidenten und Refor­ mern gefüllt. Auch Migge, wie auch Wagner, schalteten sich ein. Um das Ergebnis vorwegzu­ nehmen: Realisiert wurde nichts. Gleichzeitig mußte Migge, lauch Wagner! nahezu jeder Anerkennung seitens der neuen Machtzentren aber auch der Reformer-Kollegen entraten. Offenbar war bei den individualistisch ausge­ klügelten Problemlösungen der Konkurrenz- ~7f158 Dos Siedlungsbouwe'.k. System des W a chstums In drei Eccetoppen

S _ SChlllllelle w o _ Wohnl. lI. K _ Kod ll"lIe WI _ W i , t ' C ~ . f! I I..II" B _ Bell"IISl "II "

~8 115 159 Schema des planwirT· schofllichen 5;edlungsbous von unten her Oul bcoeo­ prod•.,kriver Grundlage 1601161 PorolielenlWurf ",on .~ "'"=1 M. Wogner im Wen· bewerb Zum .Woch~ n

r:-fE-'- ~ _. ... Hccs", 1931. Konze ntrolio n - - ~ auf die eloppenmößige E...... eiterung des Hocses und konventioneller Sied lungsplan Do s A'b.,hHU~ B l!lt:.r" ll ~ ;.j ~.:; - '''7..~~" 1 , 20 99 0 .- .- "dn~ : fF~~ = - = ~~ .,, ' .... = ~ ;;l"'" S:'=

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._ ...... 1..": f ' • •• '" ~I 116 162 STADTRAND·SIEDLUNCi der allgemeinen ab 1930 entstehenden Plan­ Weder das wachsende WILHELMSHOF BRAHDEHBURG/HAVEL wirtschaftsdebatte zu der er die Forderung nach Haus noch die wachsende Siedlung wurden staatlich präziser Wirtschaftsrech nung einer zukünftigen gefördert. Sie entsprachen Stadtwirtschaft vermittelte, Gropius als Beispiel nicht den "Richtlinien der an künstlerischen Manifestationen interes­ des Reichskommissars für sierten Architekten zog mit seinen Scheiben­ die vorstädtische Kleinsiedlung vom 10.Nov. hochhausmissionen in die künstlerische Oppo­ 1931. Stattdessen wurden sition. konservative Projekte wie Migge und Wagner erarbeiteten [edoch kon­ das oben wieder­ krete und detailgenaue Angebote. gegebene Beispiel des Brandenburger Stadtbau­ Wagner schrieb 1931 den Wettbewerb zum amtes gefördert. wachsenden Haus aus. 1000 Einsendungen gingen ein, alles was Rang und Namen hatte, und vorneweg die [unqen Büros, sandten Ent­ würfe ein. Migge war auch darunter. In der Publikation der Ergebnisse verwarf Wag­ ner die ßauselbsthilfe der Bäcker, Schneider und Akademiker, solange auf volkswirtschaft­ licher Ebene keine rationale Zusammenfügung der Produktionsfaktoren in Sicht ist, solange druck so hoch, daß jeder seine Heilslehren von Hunderttausende qualifizierter Baufacharbei­ Freigeld-Freilandwirtschaft bis zur Ostbesied­ ter arbeitslos sind und die Baumaschinen in den lung durch den neu-alten Ackerbürger, rasch in Hallen rosten. Als rasche übergangslösung für die Debatte warf, so als lohnte es sich nicht, an­ die gröbste Not schlägt er indes das wachsen­ gesichts eines so sicher zukunftsgewissen Vor­ de Haus vor. schlages wie des eigenen noch durch über• Wie Migge koppelt er Sparsystem mit Bausy­ legungen Verzögerungen zu riskieren oder gar stem zum etappenhaften Aufbauhaus - "wach­ den Kollegen aufzunehmen. Der run derAußen• sendes Haus". Migge jedoch insistiert viel stär• seiter füllte das Vakuum. Gleichzeitig verpupp­ ker auf der Ergänzung des Geldeinkommens ten sich die Nationalsozialisten in jeden Ansatz, durch Naturaleinkommerl, vermöge intensiver von dem sie sich Massenwirkung versprachen. Gartenwirtschaft. Beiden gemeinsam war die So viel in Kürze zur Ausgangssituation von Mig­ Entfernung ihrer Hausformen vom "kleinbürger• ges wohnwirtschaftlichem Krisenprogramm. lichen Geschmack" der Nutzer und vor allem Innerhalb des Neuen ßauens war inzwischen auch der einflußreichen konservativen Institu­ eine Selbstkritik entstanden: die nach der Er­ tionen. Das Konzept des wachsenden Hauses satzpolitik rationalistischer, ästhetischer Strate­ Substandardprogramm realer Gebrauchswer gien realisierte Siedlungskonzeption habe nicht te, errang nicht die Anerkennung als förde• die Irrationalität der wirtschaftlichen Vorgänge rungswürdiges Projekt. Dem Ansiedler solle berücksichtigt. Der Wohnungsbau, Teil der um­ nicht das Stigma des armen Außenseiters op­ fassenden gesellschaftlichen Gesamtkonzep­ tisch anhängen. Stattdessen wollte der Reichs­ tion, galt mit dieser als "gescheitert", spätestens kommissar für das Siedlungswesen nur Hausfor­ als der arbeitslose Lohnarbeiter aus den von men traditionellen Zuschnitts billigen, mitderdie den gewerkschaftlichen AG's erstellten Woh­ bürgerliche Integration des Siedlers sich er­ nungen wegen Mietrückstandes exmittiert wur­ mögliche. de. Die kleinen sozialen Netze früherer sozia­ Dieser Mißachtung verfiel auch die Miggesche listischer Genossenschaften waren längst zer­ Konzeption der wachsenden Siedlung. Ob­ schlagen, das sie ersetzende Versorgungssy­ wohl Notprogramm war sie auch utopisches stem der Superstrukturen zerbrochen. Martin Gebilde einer Wiederaussöhnung mit der No­ Wagner, Gallionsfigur unter den politisch argu­ tur und des Lebens in bodenorientierten Gesel­ mentierenden Architekten suchte Auswege in lungen, die gleichzeitig auf die Großstadt be­ zogen blieben. Was waren die Kennzeichen? In seiner Schrift Die wachsende Siedlung nach biologischen Gesetzen (1932) stellt sie Migge zusammen Töne der Selbstkritik klingen zunächst an in der Anklage gegen die Wohnungsbaupolitik der letzten Jahre. In einem anderen Artikel schreibt er: "Gegenüber dem eingerissenen Verfahren unserer offiziellen Wohnbaupolitik, die jeden neuen Wohnungsinhaber zum Teilrentner des 117 Staates und die Bauwirtschaft als solche unver- Lage: im äußersten Stadtring. Anmerkungen dienterweise zur Unterwühlerin unserer Volks- Größe: 1000-2500 qm I1-Morgen-Siedlungl. Ich möchte hier für diesen wirtschaft stempelt - demgegenüber muß auf Betriebsform: gärtnerisch Oberblick auf literatur­ Wiederherstellung des uralten Rechtsaktes ge- Produktionsziel: Grüne Selbstversorgung und angaben und wiss. Apparat verzichten. An­ drungen werden: Leistung für Gegenleistung." Markt als gärtnerischer Spezialbetrieb, als gaben und Vertiefungen Und weiter: "Hat die neue Wohnsiedlung bo- Kleintier-, Geflügel-, Bienen- oder Fischzucht, der einzelnen Themen­ denpolitisch also wesentlich versagt, so hat be- auch Samenbau u. a. kommt in Frage. bereiche in: zeichnenderweise die alte Wohnsiedlung, die Unterkunft: Neue Kleinstwohnungen levtl. Novy, Klaus: Aktualität und Inaktualität Franz Oppen­ Mietskaserne, in diesem produktiven Wettstreit Selbsthilfe, Etappenbau usw.1 heimers. Zur bevorstehen­ besser abgeschnitten. Denn sie hat vor den Das ist der Siedlungstyp, der dem derzeitigen den Renaissance der Toren unserer Städte immerhin ]1/2 Millionen Gefälle der Lohn- und Arbeitspolitik zum 6- und Genossenschaftstheorie, in: Pachtgärten mit je 200-300 qm, sogenannte 5-Stundentag am meisten entgegenkommt. Archiv für öffentliche und freigemeinnützige Unter­ Schrebergärten, hervorgebracht, deren meist Schon heute haben wir ganze Berufskategorien nehmung. Band 12, nutzgärtnerische Bestellung für die minderbe- IBeamte, Spezialarbeiter usw.l, die genügend Göttingen 1980, S. 249-261 mittelte Bevölkerung der City nicht nur eine Er- Zeitfür Bodenarbeit erübrigen. Fürden Erwerbs­ - Selbsthilfe als Reform­ holung, sondern auch einen nicht unerhebli- losen, der keine Aussicht auf Wiederaufnahme bewegung. Der Kampf der ehen Zuschuß an Naturalien in ihren Haushalt- seines Berufes hat, ist hier das gegebene Feld Wiener Siedler nach dem wirtschaften mit sich brinqt." 11931-117-S. 639/ seiner Umsattelung, seiner Umsiedlung. ersten Weltkrieg, 6401. cl Die Industriesiedlung als Nebenerwerbssied- in: ARCH+ Heft 55, Febr. 1981 IAachenJ, S. 26-40 An die "Wochenendbewegung der wilden lung: Zeltsiedler" Iz. B. in Berlinl ermutigt anknüpfend Lage: im Anschluß an Industriezentren, Groß• - und Uhlig, Günther: Stadt-land-Wirtschaft. besinnt er sich wieder auf die vor 8 Jahren zu- werke usw. Begründungsdilemma rückgelassenen Siedlungsarbeiten, auf die un- Größe: 1-4 Morgen 11-ha-Siedlungl eines wirtschaftlichen eingelösten kolonisatorischen Utopien, aber Betriebsform: landwirtschaftlich intensiviert. Städtebaus am Beispiel auch auf die damaligen Unterlassungen. Produktionsziel: Volle Selbstversorgung, Vieh- Martin Wagners, in: Stadt­ In diesem Artikel beschreibt er wieder die drei zucht lauch fürden Marktl. bauweit ] 2, 1980, S.468-472 Hauptformen der nebenberuflichen Siedlung Unterkunft: übliche Dorf- oder Werkwohnung. - und Uhlig, Günther: und nur um diese als derwichtigsten Formsollten Dieser Typ ist im Westen im Rahmen der Alternativen im Bau- und sieh die künftigen Planungen kümmern, denn Schwerindustrie längst heimisch. Um ihn weiter Wohnungssektor. Zukünf• sie erfordert nur etwa die Hälfte der Arbeits- zu verbreiten Iverarbeitende Industrien) und zu tiges aus der Vergangen­ kraft einer Familie. veredeln, wäre Dezentralisation der Industrie heit sozialer Bewegungen? Frankfurt/Main Auszug aus dem Migge'schen Artikel: Voraussetzung IWerkstatt-Aussiedlungl. Diese New York lCornposl, er­ "Die drei Hauptformen sind Umsiedlungsmöglichkeit im großen haben wir scheint Frühjahr 1982 al Siedlung für Erwerbslose: verpatzt - vor lauter Begeisterung an der Ra- Uhlig, Günther: Stadt­ lage: im Stadtland tionalisierung. Heute finden wir längst einen planung in der Weimarer Größe: 300-1000 qm 110-ar-Siedlungl Haken im laufenden Band." 11931-117-S. 240) Republik. Sozialistische Betriebsform: gärtnerisch Ich gebe seinen Text so ausführlich wieder, weil Reformaspekte, in: Neue Gesellschaft für bildende Produktionsziel: die kleine grüne Selbstversor- auch diese "scharf an den Nahrungsbedarf Kunst IHrsg.l: Berlin 1977, gung, d. i.Gemüse, Obst, evtl. Kleinvieh. einerseits und Arbeitszeit und Arbeitskraft an­ S.50-77 Unterkunft: Altwohnung in der Stadt. Teilweise dererseits" der jeweiligen Existenzform entlang Zu Migge selbst liegt neue Kleinstwohnungen im Rahmen des Wohn- berechneten Siedlungsweisen sowohl von heu­ bisher vor: bauprogrammes. tiger instrumenteller Brauchbarkeit sein als auch Hubenthai, Heidrun: Der Wenn es gelingt, von unseren 5 Millionen einen kritischen Zugang zu Migges Werk er­ wohnungsnahe Freiraum in den Siedlungen leberecht Spitzen- und unseren 3 Millionen Dauerer- möglichen dürften. Migges - am Beispiel der werbslosen in kürzerer Zeit auch nur 1/2 Million Vom Städtebau weg zum Stadtboden hin müs• Frankfurter Siedlungen derartig mit dem Boden zu verankern, so ist sen die neuen Bemühungen der kommunalen Römerstadt und Praun­ diesem drohendsten nationalen Problem seine Planung allerdings verlaufen. In der wachsen­ heim. Dipl.-Arbeit GHK Studienbereich Architektur/ katastrophale Schärfe genommen. Billigster den Siedlung führt er Planung einer regionalen Stadt- u. landschaftspl. Nebensiedlungstyp, weil kein Baukapital. Versorgungslandschaft dann aus. Sie soll aller­ Sept. 80 bl Nebenerwerbssiedlung für Halbschichter dings "weniger auf Stärkung der Marktversor­ Hülbusch, Meta: "Jeder­ IKurzarbeiterl: gung als auf Vermehrung der Selbstversorgung" mann Selbstversorger". hinauslaufen. Das koloniale Grün Im Beitrag von H. Hubenthai ist die wachsende leberecht Migges. Von der Flucht ins harmonische Siedlung dargestellt. Ich beschränke mich hier landleben zur Konzeption auf einige Charakteristika: einer sozial engagierten Der Gartengröße wird der Existenzform gemäß Gartenarchitektur, in: kalkuliert. Eine Mischung aus mehreren Neben­ lucius Burckhardt IHrsg.J: Der Werkbund in Deutsch­ erwerbs- und einem Vollerwerbsgärtner ergibt land, Osterreich und der ein organisches Wachstum. "Gartenwerk ist Schweiz. Form ohne dem Bauwerk vorgeordnet". Ornament. Stuttgart 1978 S.66-71 118

163 Die Finanzierung geschieht teilweise durch pro­ Typus des geförderten duktive Erwerbslosenfürsorge auch durch staat Kleinhauses für die Stadt- randsiedlung. "Die liehe Wohnungsbaumittel, von der die Siedler Träger des Siedlungsvor­ nach den Berechnungen Migges in kurzer Zeit habens wählen in Zusam­ unabhängig sind. Im Finanzierungsvorschlag menarbeit mit den Arbeits- sind beide Bauweisen, Selbsthilfe oder bauen­ ämtern und öffentlichen Fürsorgesteilen die de Industrie verbunden. Der Siedler kann geeigneten Erwerbslosen wählen. aus, stellen das Land zur Die Baukonstruktion sieht genormte, industriell Verfügung und stellen vorgefertigte Bauteile auf dem Elementenmaß die Pläne auf" Richtlinie für die Garten­ von 55 cm vor. Sie können individuell eingesetzt größe ca. 400 qm und variiertwerden. "Der voll ausgebaute Hauptraum soll vor der ganzen Südfront eine gläserne Falttür enthalten und Jalousien darüber. Unser Siedler ist kein Kuhbauer, sondern ein vollwertiger Kultur­ mensch seiner Zeit" (Wachsende Siedlung)

Anknüpfungen?

Für ein Schlußkapitel bleibt uns die Frage, was können wir festhalten? Gibt es positive An­ knüpfungsmöglichkeiten an seine konstruktiven ~ -==~ -L.. Alternativen? Ich meine [o, freilich mit erheb lichen Einschränkungen. Was auf den ersten Das Haus schachtelt sich aus den Funktionsräu• Blick besticht, verliert sich schon beim zweiten men aufbauend zum Ganzen und zur Siedlung Erstwenn man dann wieder tiefer einsteigt, d. h. entlang der vorher erstellten Ost-West-Mauer. seine Konstrukte von den historischen Voraus­ In Etappen können so die kleinen Sparbeträge setzungen her reflektiert und für heute uminter­ (Gartenertragl in Wohn- und Produktionsräume pretiert, wird man ihn sinnvoll einsetzen und umgesetzt werden. Somit entstehen nicht Korn­ zum Beleg für nicht eingelöste und heute noch pakthäuser, unter einem bergenden Dach, son­ zu erkämpfende Utopien verwenden können. dern Gliedersysteme. Sie können auch ver­ Was heißt das? Auf den ersten Blick fesselt uns schiedene Wärmestufen in der Raumabfolge Funktionalismusgeschädigte seine humane, auf berücksichtigen und somit kostengünstig arbei­ die Lebensweise kleiner Gruppen zugeschnit ten. tene Haltung, die augenscheinlich nicht primär Gemeinschaftsbindungen entstehen organisch. von technologischen oder (formlästhetischen Ihnen unterliegt das Gesetz des natürlichen or­ Prioritäten ausging, nicht ein isoliertes Wohn ganischen (pflanzlichenl Wachstums. modell sondern eine Lebensform reflektierte 30-50 Siedler bilden eine Arbeitsgemeinschaft Aber heißt das viel? Auch die C1AM-Leute ho­ Ibestehend aus einem beruflichen Gärtner: Bo­ ben für die Begründungen ihrer Standordarchi­ denführer, ansonsten Mischung von Voll- und tektur nur weltanschauliche Gründe angeführt. Nebenerwerbssiedlernl. Trotzdem ist - interessanterweise zu einer Zeit 10 Arbeitsgemeinschaften ergeben einen ge­ als sich die Architektur gerade nicht um Stilfra' nossenschaftlichen Zusammenschluß auf bo­ gen mehr kümmern wollte - unter der Hand ein denwirtschaftlicher Grundlage (Pooien von neuer Stil entstanden. Von ausgezeichneter Maschinen, Bodenfräsen, Bewässerung!. Qualität, nur, es ist mittlerweile tatsächlich ein 2-3 Genossenschaften ergeben eine Frucht­ Wandel der ästhetischen Wertung eingetre landschaft, die bilden dann eigene Verwal­ ten, wie es L. Burckhardt ausgedrückt hat. Und tungsgemeinden bzw. schließen sich auch be­ überdies sind die gesellschaftlichen Voraus stehenden Kleinstädten etc. an. setzungen und Ziele, auf die sich die Sinnsuche dieser neuen Asthetik bezogen hatte und die sie vorantreiben wollte, längst zerbrochen. Kurz: Heute ödet an, was uns in den 20erJahren vom Stuhl gerissen hätte. Die Richtung der Er ziehungsorchitektur des Neuen Bauens paß; uns nicht mehr, ihr asketisch-ästhetisches Ver­ sprechen und gleichzeitig a-sinnliches Vertrö sten ist von '/Ilarenwerbung und Entfremdunq in der durchkapitalisierten Gesellschaft läng~ besser gemacht. Heute sehnen wir uns nach ein 119 fachen verhöltntsse n, nach einem dinghaften stützung kleiner Gruppen, die a ußerhal b der Gegenüber, das jetzt zur Verf ügung sieh t, no ch etablierten Institutionen ihren Autonomiebe­ dem Archetypus Haus mit seinem erkennbaren reich erweitern und ihre Uberlebensrnöqhc h­ Oben und Un ten . keiten im po litischen, öffentlichen l eben ab­ Wenn wir uns heute vom sogenannten Funktio­ stützen. Was sein g lobales letztes Siedlungs­ nalismus absetzen , so heißt das nich t au toma­ konzept angeht, so ha t M igge des selbst nie tisch, daß seine historischen Gegenspieler nun bierernst gemeint. Keinesfalls wollte er, Bohe­ die verlorene Wahrheit enthalten. Schon gor mien derereb enso war wie Techniker, die Erde nicht die M iggeschen Planungen. Sie sind nur mit einem Geflecht von Zwangsgörten über• gultig a ls Belegstüc ke des Sich-Wehrens. der spannen und sie ratio nalisieren. Seine Frucht­ Opposition desIndividuums, dos sich gegen die landschaften sollten Inseln sein, dazwischen v61 1ige Einvernahme, gegen die Kapita lisierung Wüste. Denn .biswellen be da rf der Mensch der und Bürokralisierung seiner lebensverhältnisse Wüste", ober auch dergroßen Stödte.die. Ktn o I wehrt. So wie sich auch die Bauhausfunktiona­ und Zerstreoonq" b ieten. G eg en sie hatte er ~4 listen gewehrt hoben und einen ästhetischen nichts einzuwenden, im G egenteil. Voraus­ , Keine feine Bild ung ohne Weg der gesellsc ha ftlichen Einflußnahme kon­ setzung: Er durfte ihre leeren Odlondzw ickel Knigge, keinen gu ten zipierten. Mig ge, a usgeführt und verb reitet wieder begrünen und gärtnerisch kolo nisieren. G o rten ohne Migge' hätte dasselb e Schicksal geblüht wie diesen. M ich fa sziniert d ie M ischung a us Versta nd und Nicht auszud enken, seine erwochsene Sied­ Sinnhaftigkeit und umstürzlerischen Slmplizi­ lung,womöglich überQ uadratkilo meter ausge ­ tä ten in seinen frühen und sp öten Entwürfen de r streut! Auch sie hätte den ka pitalko nformen 20er Jahre. Mig ge hat stets di e bestehenden Prozeß der kulturellen N ivellierung, der funktio­ Verhältnisse in die luft geh alten, ihre Verlo uis­ nalen Universclisierunq der in den 20er Jahren formen betrachtet und quergedacht. So ist er noch lebend igen regionalen Teilkulturen voran­ damit über bloße Rationalisierungstechniken getrieben und ein Horrorgebilde abgegeben. hinausgelangt. Wenn man aber bestimmte technokratische Auf die Erfahrungen solcher l eute, die nicht län ­ Zeitmotive - de r Einfluß de r amerikanischen ger abstrakten Gescmtentwörten noch tr öum• Technokratiebewegung au f den deu tschen So­ ten, sondern a m Einzelnen beg onnen, es um­ zialismus muß hier gesehen w erd en - heute ab­ formten, dabei a ber nicht in die b loße Autono­ streicht hält sein Konze pt humane Optionen mie zurückfielen, sondern de n Raum stets zu er­ gegen den technologischen überhang offen. weitern suchten, indem sie die vvrederverkoöp• Sein Werk mach t ja den Versuch, Techni k und fung getrennter Elemente ortzielten und die Rationalität nicht einfach aufzugeben sondern Konzepte reform politisch zu vera llg emeinern ouf menschliche Zw ecke zu zentrieren. Rottone ­ suchten,auf die Er/ahrungen solcher leute sollte lit6t der Zwecke und der Instrumente können so die heutige Alternativbewegung nich t verzich­ ein neues Interesse, eine neue Ausrichtung er­ ten. halten. Die Technologie der Abfcllkrelslö uie, der Bodenfräsen, der Bewösserunqss vsterne. dergegenseitig organisierten Hi lfe ist beherrsch­ barund produziert nichtdie sozial en Kostenwie die heute oktroyierten G roßtechnologien und zentralen levtothcne von Wirtschaft und Staat. Das späte Gesamtkonzept der genossen­ schaftlichen Gesellschoftskonstrokttoo out bo ­ dentechnischer Gru ndlage ist a uch Zeitgeist. Es wurde 1931 entwickelt, in der Zeit, in der wie­ der allgemein planwirtschaftliche Modelle zu auszudenken M ode w ar. Hier wäre au f seine lrüheren, anarchistisch gefärbten Ansätze zu­ rückzugehen. Sicher nicht die institutiona lisierte Gesamtlösung der Arbeitslosenfrage per Selbsthüte steht heute c n. Vielmehr die Unter- 120 '1 Bei Gelegenheit eines Leberecht Migge Stadtbedarfswohnung, wurde "schlüsselfertig" Auftrages für die Aus­ Natürliche Architektur (Etappenbauweise) erstellt loder eben nicht erstellt!. Nach Herkunft gestaltung der "Klein­ B~ustoffe gartenstadt-Südgelände" Zweifellos ist auch die Architektur - bewußtes der und organischer Beschaffung der Ba urnittel und der natürlichen Funktion des Bau­ der Stadt Schöneberg B?uen -:- menschliches Bedürfnis. Im Ziel ein gei­ entstanden. werks in Verbindung mit seinem Substrat, dem stiges, In der Grundlage ein leibliches, in der vollendeten Funktion die organische Verbin­ Boden, und vor allem nach dem produktiven dung beider. Und erst dann echter Bau. A.nteil des "Bauherrn" beim Bauvorgang wurde Die Befriedigung des Baubedarfs ist abhängig nicht oder nur wenig gefragt. Auf die gesetz­ von den Baumitteln. Diese entstammen unmittel­ mäßige Befriedigung dieser Bauelemente im bar oder mittelbar dem ßoden. dessen Bestel­ Siedlungsvorgang kommt es aber an, wenn na­ türlich Architektur werden soll. lu~ g" ista.lso:;ora~ssetzung sei~er "Beb~uung": Die Erde Ist, mnerhch und äußerlich, Trägeralles Mit diesem Gebautwerden des Bauwerks mit Bauens. diesem Gewohntwerden des Wohnenden überhaupt mit diesem ganzen unschöpferi' In Erinnerung dieses "architektonischen Grund­ gesetzes" hat es denn auch niemals Bauen ge­ schen Siedlungsarchitekturgetriebe von oben geben ohne Bodenkultur oder doch nur schein­ her muß entschieden gebrochen werden. Es gibt nur ein natürliches Bauen: mit Hilfe des bar. Keine Baufrucht ohne Bodenfrucht zuvor. Und soweit Bauen gleich Wohnen bedeutet Bodenertrags, durch den örtlichen Baustoffund lag immer Wille und Tatbereitschaft vor: die Be~ vom Bauherrn selbst. Das bedeutet: Bevor ir­ gend im großen und organisch gebaut werden hausung notfalls aufs äußerste zu beschränken kann, muß - im Großen und im Kleinen - der Bo­ zugunsten der primären Bodenkultur. Erstmit den den bestelltwerden: alle zurVerfügung stehen­ E'!rägnissen des Bodens ist zu allen Zeiten orga­ den Mittel müssen in das Land gesteckt werden nisch aufgebautworden, ist natürliche Arch itek­ tur entstanden. zur Hervorbringung und Sicherung des Bau­ werks. Das wiederum setzt von vornherein eine Die krasse Mißachtung solchen naturgemäßen architektonischen Wachstums hat das Fiasko Bescheidung des Wohnanspruchs vorerst und unseres heutigen Bauwesens begründet. Gei­ die Zurückstellung des Bauwerks überhaupt stig im ästhetisch-literarischen "Baumeister" der voraus. Schließlich löst eine solche natürliche letzten Entwicklung. Sachlich in der allgemei­ Aufrollung des Siedlungsprozesses automa­ nen Negation, wie sie im derzeitigen katastro­ tisch die Selbsthilfe oder das Prinzip des genos­ phalen Stillstand unserer Innen kolonisation zum senschaftlichen Eigenbaues aus: Jedermann Ausdruck kommt. Der moderne Architekt ist der sein eigener Baumeister - das ist, im weitesten grimmigste Feind der tatsächlichen Architektur Sinne genommen, der tragende Gedanke für eine Lösung des zeitgenössischen Siedlungs­ geworden. Wenn er überhaupt ein Feind ist. Da aber nun ein Volk ohne Bauen leiblich und problems. geistig (was ja ein und dasselbe ist) zugrunde Und soweit neues Bauen im Sinne der Erfüllung gehen muß, und da der Siedlungsbau in allen neuer Daseinsgrundlagen schon jetzt erkenn­ seinen Varianten und Beziehungen das Bau­ bar Gestalt angenommen hat, so im Sehreber­ werk unserer Generation sein wird, so ist seine gartenbauwesen, so in den Baubrüderschaften Siedlungs~ereine Verwirklichung schlechterdings eine Daseins­ de.r und in allerlei sonstigen frage für uns alle. keimhaften Zeichen der unabhängigen, selbst­ bewußten - Tat-Siedlung, da wird überall das W.ir wer~en der notwendigen Lösung des ar­ chitektonischen Zeitproblems nahekommen Naturgesetz vom organischen Bauen, von der gewachsenen Architektur erfüllt. wenn wir, nach dem erlebten Fiasko, im große~ ganzen den umgekehrten Weg gehen als bis­ Nachfolgend soll die natürliche Entstehung von Architektur, auf die nächsten Bauaufgaben un her. Der führte, oben und unten gleichermaßen beliebt und begangen, zur "kompletten, herr­ serer Tage übertragen, in typisierenden Skiz­ ze~ schaftlichen Siedlung". Das Haus eine im we­ 1 als Beispiel einer Etappensiedlung aufge­ z~,gtwerden. sentlichen mechanische Rekon~truktion der Da der Anlaß und der Trägerdes SIedlungsbaues das Landist, so beginnt die Be­ siedlung organisch mit der Unterbringung der notwendigen Geräte, wie sie die erste Bestel­ lung des Bodens erfordert. Erstin einem nächsten Stadium entsteht das Be­ dürfnis, diese erste Anlage auszubauen. Wir sehen die Gerätebank auf einer mit Laubwerk geschützten Terrasse, deren Boden aus der da­ vor ausgehobenen Grube kommt, die wieder­ um dem Sammeln von Wasser oder als Miete für Winterfrucht dient. 121 165 o Gerätebank "'::1 b Grundriß und Schnitt: t:: 71 ftof)( überdeckte Grube, a l1lluqeln Terrasse mit Gerätebank ftartofieln und Laube c Kellergeschoß, G5ingemac!)te9 zum Schlafen ein­ gerichtet d Schnitt durch Erd­ wohnung und Terrasse e Pflanzhof, Anzucht, Treiberei, Fruchtwand f Keilergeschoß g Erdgeschoß, zum Schlafen - und zum Wohnen eingerichtet, durch Auf- und Nieder­ kloppen des Hausrates (Betten, Tische, Stühle usw.J

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\l3flun31)of, IUn3uc1)t, :Ireiberct, ~ruc1)ttDanb

Werk!)of·· 122 166 ':Daci)hnll1lllcr a Ansicht der erweiterten Siedlung, Schnitt durch die drei Geschosse lpunktiertl. b ErdgeschoB zum Schlafen eingerichtet. Zum Wohnen eingerichtet durch Auf- und Nieder­ klappen des Hausrats. c Ansicht der erweiterten Siedlung, Schnitt durch die drei Geschosse lpunktiertl.

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Bestellte unser Siedler bis hierher sein Land nur Einfügen des "Baugegenstandes" in den Orga­ 2) Die siedlungstechnische .besuchsweise", so macht er sich zum ersten nismus, die Erfindungskraft, die sich am Gerüm• Bedeutung der halb­ offenen und offenen Male Idas ganze Lebensgut, ist ja ein sich immer pel entzündet, macht seinen absoluten Wert. Wohnräume kann erst von erneuerndes Niederlassen) "seßhaft", indem er So ist es denn auch selbstverständlich, daß un­ dem Körperganzgenossen die Grube zu einer Erdlaube erweitert, wobei er ser von organisatorischen, statischen und finan­ und damit beurteilt auf raffinierte Raumausstattung für Tag und ziellen Vorfragen nicht sonderlich beschwerter werden, der einige Jahre Freiluftleben und prak­ Nacht bedacht sein muß. Bau in den saftigsten Farben heranwachsen tische Bodenarbeit hat auf Wenn er bei sandigem Boden etwa 1 m hinein­ wird: auch hier die Harmonie besorgtvom etap­ sich wirken lassen können. steigt, so kann er von der Terrasse her bequem penmäßigen Entwickeln, frei von der tüftelnden das geschützte "flache Dach" ausnutzen. Ein Berechnung schlußsteinwütiger Spezialisten. naheliegender Schritt ist dann das Heranzie­ Der größte Wert dieses auf und durch seinen hen von allerlei Getier, wie es zum natürlichen Boden wachsenden Bauwerks liegt aber zwei­ Dasein der Menschen gehört. Da geben denn fellos in der quasi erzwungenen Selbsthilfe des Sockel und Brüstung unseres bescheidenen Siedlers, wobei es grundsätzlich wenig aus­ "Kern baues" willkommene Gelegenheit, rings­ macht, ob damit ein handwerkliches Eigen­ herum einen Wärmegürtel aus allerlei Geställ bauen oder ein mehr geistig erlebendes Mit­ anzulegen. Auch der sehr wichtige Torfstuh Ige­ bauen herauskommt. Immer nur sei: Jedermann hört hierher. sein eigener Architekt! Inzwischen haben sich aber auch die "Außen• Dieser Schlachtruf eröffnet nicht nur freie Bahn räume" unseres Bauwerks sowohl vergrößert für praktisches Bauen an sich, er erschließt also als vervielfacht. Wir unterscheiden neben dem nicht nur die wirtschaftlichen, finanziellen und Wohngarten schon einen Pflanzhof (Anzucht­ technischen Möglichkeiten für den Nutzbau gartenl und einen Werkhof !Freiluftwerkstattl, dieser Tage überhaupt - ich glaube, daß er wozu sich dann bald auch der Kleinkinderhof schließlich allein auch das zwecklos lustvolle, ISpielgarten) gesellt. Und diese Einrichtungen das absolute Bauwerk zu beschwören geeignet für die intensivere und deshalb ertragreichere ist. Kultur des Bodens sind es dann wiederum, die Zweifellos liegt schon in der Tatsache des Bau­ nunmehr auch einen höheren "Komfort des ens selbst, im Gegensatz zum Literaturbau die­ Wohnens" ermöglichen. - In der folgenden ser Tage, der produktive Kern einer denkbar Skizze hat der erstarkende Siedler seine Be­ höchsten Architekturentwicklung eingebettet. helfserdlaube ausgeräumt, die nunmehr zum Dann aber istes die bewußteAbkehrvon ausge­ Erd-Einschlagsraum degradiert ist, und bezieht leierten akademischen Bauformen und -formeln das wesentlich bequemer ausgebaute "Hoch­ sowie die gewisse Unabhängigkeit vom Mate­ parterre", gleichzeitig die Vielseitigkeit seiner rial, die Fruchtbarkeit bedeuten. Und schließlich technischen Einrichtungen durch eine Frucht­ dürfte die Einbeziehung und Heranführung glaswand ITa1utmauerl erweiternd. Auch hier neuer Baumenschen in diesen umfassenden und geht er sofort wieder an den Ausbau des Da­ entschlossenen Wechsel an Stelle unseres ches als luftig grünem Freiluftraum2. Auch eine chronischen Architekturelends eine neue, na­ kleine Dachkammer lais Schlaf- oder Heubo­ türliche Baukunst Gestalt gewinnen lassen. denl kann hier eingebaut werden. Ober allem ist es aber die neugewonnene Ver­ Nun kann unser Häuschen bereits 5, 6, zur Not bindung des Bauwerks mit seinem natürlichen auch 7 Personen beherbergen. Ja wir bringen Substrat, dem Boden, der von jeher die schöp• sie geradezu "üppig" unter, wenn wir bei der ferischen architektonischen Instinkte entfesselt letzten Bauetappe die kleine Vorterrasse gleich hat. Natürliche Architektur bedeutet einfach: mit überbauen, um dann auch ein veritables bodenständiges Bauen. Aus: Der Siedler, 4. Jg., kleines Gewächshaus und eine geschützte Ve­ Heft 2/1921 randa zu gewinnen. Damit - mit diesem solcherart schematisch ab­ gerollten Bauvorgang in der natürlichen Sied­ lung - hätten wir in unseren "drei Geschossen" und ihrem Anhang mit kaum 100 Kubikmeter umbauten Raums IKernbaul alle wesentlichen bodentech nischen, wohntech nischen, vorrats­ wirtschaftlichen, hygienischen und schönheit• lichen Bedürfnisse der Siedlung erfüllt. Die Frage nach dem Baumaterialist leicht beant­ wortet: Im Rahmen unserer sparsamen Bauwei­ se kann wirklich alles nützlich verwandtwerden, vom Lehmklumpen bis zur "sozialisierten Zaun­ latte". Man nimmt, "was da ist", und erst das 124 165 Heidrun Hubenthai CG~= Schema für einen Selbst­ Selbsthilfe statt Fürsorge '"@S versorgergarten mit 8) lPillrR§([)If::JTIi]f:::f 'pEL&'N,'ra~ Flächen- und Ertragsbedarf Die Idee der Selbsthilfe durch für eine Familie mit lB_!11lli 5 Personen Bodenproduktion 166 Schema einer Selbst­ Schon während des 1. Weltkrieges beschäftigt versorgersiedlung mit sich Migge mit Zukunftsgedanken in der Sied­ verschiedenen Siedler­ lungsfrage. Seine Idee basiert auf der Grund­ typen lage produktiver Nutzbarmachung städtischen Bodens unter dem Abbau obrigkeitsstaatlicher Fürsorge. "Nicht Fürsorge oder doch nicht allein, sondern Hilfe zur Selbstverwaltung", formuliert er bereits 1913. Ausgangspunkt seiner überlegungen war die Situation in den Städten, die er wie folgt be­ schreibt: "Fast ein Viertel der Bevölkerung des deutschen Reiches sind dem ausgesetzt, was wir als die Nachtseiten des Großstadtlebens kennen: Wohnungen, in die zu wenig Sonne und Luft rI6_5 --=,---- ~ eindringt, unerschwingliche Mieten, teures Brot und teures Fleisch, Alkohol und lange Arbeits­ zeiten, der Mütter und der Kinder Not. Und unser Großstadtelend, das nie ganz faßbare, schafft mit Naturwendigkeit endlich Gärten. Denn Gärten, Gärten für einen und für alle, sie sind es, die vieles von all dem Verderblichen innerhalb unserer Häusermeere mildern kön• nen... Die Großstadt braucht Gärten aus Not, und ich glaube auch, daß sie die Kraft und Nei­ gung hat, aus reiner Freude an Gärten solche zu schaffen. Schafft Gärten 1" (1913-19-S. 6) Dieses Zitat stammt noch aus dem Jahre 1913, fünf Jahre später wird er präziser und veröffent• licht sein Buch "Jedermann Selbstversorger. Eine Lösung der Siedlungsfrage durch neuen Gartenbau.", in dem er seine Grundidee be­ schreibt, die er in seiner beruflichen Praxis wei­ terbetreibt und vervollkommnet. "Meine Anregung ist zu zeigen, wie eine Familie 166 von einem bescheidenen Garten sich selbst welche sie zum Leben braucht. Die Stetigkeit der ernähren, mit ihrer Hände Arbeit den Boden be­ Quelle sichert vor Rückschlägen und .Koniunk zahlen und die Allgemeinheit fördern kann ... tur', ihre grenzenlose Ergiebigkeit verheißt Zu­ Anleihenwirtschaft, Bausparzins, Einschränkun• kunft. Die Erde ist es, die die Siedlung trägt gen aller Art - das waren die Hauptelemente Grund und Boden als Idee." (1918-54-S.1I der Siedlungsweise bisher. Es war passive Sied­ Migge versucht mit diesem Konzept des "Jeder­ lungspolitik, die wir betrieben. Unsere Siedlung mann Selbstversorgers" aber nicht nur der Nah aber ist erobernd, durch und durch cktiv. Denn rungsnot der Bevölkerung Abhilfe zu schaffen, sie arbeitet mit neuen produktiven Elementen. sondern auch dem akuten Wohnungsmangel Indem wir Werte schaffen (aus dem Boden ho­ nach dem 1. Weltkrieg, der sich gegen Endeder len), die bisher nicht da waren, geben wir der 20er Jahre noch ausweitet. Er sieht die Lösung Siedlung tatsächlich die Mittel an die Hand, der Wohnungsfrage nicht in den bekannten Mietkasernen des bislang betriebenen spekula­ tiven Wohnungsbaus - "Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genau so töten wie mit einer Axt" r, sondern betrachtet das Bauen, das Haus als ein organisches "Wachsen aus dem Boden". Die Abbildung zeigt, "wie dieses organische Wachsen des Bauens gedacht ist, der Aufbau etoppenrnobiq, die Funktioneigen tragend, der Wohnkonsum auf ein Minimum eingeschränkt, die Produktion innerhalb des 125 168 Frucbrlcn ds chcfr in Hollond

~ Dir rUNMTIOt.l UCoII:NTA A C.EWD: x • -WOHN- •X "'C INI"-A UM PI:lO>' F, • - •c z :" l •x '-[ti'; ;. ~ - z K O !"' P C/T!I ~8 tvOHiN- XUC:t«N. • % • /C.HL4' • ", Nln einer sokhertFruchtlondsch aft steht kein Ge­ 2 ·l..4UM.1N/Ct!,(I,M T ~ 'JC]{ bäude um seiner selbst willen do , sondern hier • ist jedes Bauwerk, einschließlich der mensch­ lichen Wohnung, lediglich Mittel zum Zweck: .7 Mehrwert aus dem Boden schöpfen: ff Mensch, Boden und Boowerk" sollen zu einem Bauwerkes auf ein Maximum gesteigert. In ffneuen tragföhigen Körper auf- und zusammen ­ Su mma: dos Bauwerk a ls Schutz und Werkstatt wuchsen", ohne Wertunterschied de r drei Auf­ derMenschen. Wohnwachstum basiert auf Bo­ bouelemente. .D os Bodenwerk ist genau so denwachs tum ... und gleichzeitig Mehrwert bil­ wichtig, ja zunächst w ichtiger, als das Bauwerk; dend, das heißt die Siedlung als kolonisatori­ Bau und Pflanze, Tier und Mensch fordern und schen Prozeß erkennen, ols produzie rendes erhalten die gleiche Pürsorqe." 11932-122-S. 201 !1924-80-$. 271 Beulend." AlsNGenera lnennerN,on dem sichalle Elemente Entsprechend seinen Vorstellungen vom Woh­ eine r Siedlung ausrichten sollten und ohne den nungsbau, Minimierung des Wohnkonsums kein Leben und W achstum möglich ist, steht bei und M aximierung der Produktion, steht Migge Migge die Sonne. NAliseitig die größte Sonnen­ auch dem staatlichen und halbstaatlichen wirkung herauszuhole n, ist Grundlag e und Ziel Wohnungsb au, der ob 1924 in Gong kommt, unserer Siedlcnq." 11932-122-S. 201 Die Sonne skeptisch gegenüber, worauf ich on anderer läßt die Siedlung als ein biologisches System Stelle noch eingehen werde. 1932veröffentlicht wachsen. Wie sich Migge dieses W achstum Miggeein Buch.Dlewochsende Siedlung nach vorstellte, soll im folgenden kurz beschrieben biologischen Gesetzen", in dem er noch einmal we rden. seine Gedanken zur Siedlungsplanung alsMo­ dell präzisiert, d. h. ein Konzept zur Beseitigung Das wachsende Haus an der Mauer von Wohnungsnot, N ahrungsmangel und Ar­ beitslosigkeit. Erfaßt dort seine Gedanken, Er­ Das aufbauende Element seines Konzeptes ist fahrungen und Ansätze aus rund dreißigjähri• die Mauer, die man in seinen realisierten G ar­ ger Arbeit als G artenarchitekt und Siedlungs­ tenkonzepten in der Fruchtmauer wiederfindet. planerzusammen. Als Vorbild dienen ihm asia­ Die M auer soll das erste Bauwerk seiner Sied­ tische, amerikanische und europäische Frucht­ lung sein - als Windschutz und M ittel zur Stei­ landschaften, udie entstanden sind aus inten­ ge rung de r Wärme und Lichtkapazität und als siver technischer Bodenbestellung mit dem Er­ . konstruktlver Röckhctt" des Hauses. An der gebnis erhöhten Ertrages und nachhaltiger Mauer, die grundsätzlich nach Süden orientiert huchtbcrke!t." (I. M . Hölbusch, 19781 sein sollte, um die Wärme- und lichtkapazität vollständig ausnutzen zu können, sollen sich die einzelnen Siedlerstellen entwickeln. Migge legt für jede Siedlerstelle 20 m M auer fest. An dieser M auer sollte sich das Nwachsen­ de Heus" der Siedler entwickeln, wobei zeitlich gesehen erst de r Garten bestell t und dann das Haus gebaut werden soll. 126 169/170 Wohn- und gartenorien­ tierte Iproduktionsorientier­ 1 ETAPPE (KeRN) (9) ('b; tel Röume charakterisieren das "Wachsende Haus" an der Mauer; der Ausbau 1------erfolgt etappenmößig, entsprechend dem Ausbau des Gartens.

------_.~ I T l r - - @ 0 f ~ .. 6 ION L_. J U"lJ"lJ"_.LJ.-'_.LII I --'

Erläuterung: 4 Brause Kompostgarten 11 Reqenwasserbecken 1 Wennzelle 5 Besenkammer Offene Abwassergrube 12 Frühbeetfenster :2 Schlafzelle 6 T orfktosett (Entenbecken 13 Kästen für Hausabfälle 3 Kochzelle 7 Kleintierstall 10 Hühnerauslauf 14 Wohn- und Arbeits1errasse 169

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Bau$chnitte

NOllDAN5iOH 170 osrAN,SICHT. 127 tung gedacht. N och A bschluß der dritten Bau­ m Die Mouer isTdos bouliche etappe beträgt die Wohnnutzfläche 54 qm und Grunde~mentin Migges die Betriebsfläche 44 qm. Siedlungen. Hier ols Migge hat zu dem .wccbseoden Heus" noch Schutz- und Fruchlmouer in eine Wohlstandsvariante entwickelt, für eine der Klemqorteocnlcqe in Ceüe.Siedlung sogenannte .Stcdtrcnd- oder Vorortsiedlcnq, Georgsgonen. die auf einem zweistöckigen Haustyp beruht". 11932-122-5. 401

Die gärtnerische BodenbesteIlung als Extstenzcbstcherunq Das .wcchsence Heus"ist nur ein Teil eines um­ fassenden wirtschaftlichen Konzeptes, dos sich von der intensiven gärtnerischen Bodenbestel­ lung die Existenzsicherung der Siedler erhofft. •Diese Kulturfann des Iondes ist es auch, die 171 Art und Größe der Siedlung bestimmt. Der B0­ rurdos wachsende Haus schlägt er eine innere den, nicht der Mensch, gibt den Ton cn." 11932­ Organisation vor, die des Haus in Räume nach 122-S.241 Aus der Art der BodenbesteIlung hct Funktionena uheilt und in einzelne Wohnzellen Migge im wesentlichen vier Siedlertypen ent­ zerlegt, um einen etoppeomößiqen Aufbau zu wickelt, die sich unterscheiden durch Intensität, ermöglichen.•Des wachsende Haus wird ... Größe der Gartenfläche und Bearbeitungs­ grundsätzlich ebenerdig on {die} sonnen- und intensitöt. lichtfangende, windabhaltende Sudmauer ge­ I. baut. Dabei wird der vielseitige Wohnbedorf Wohn- und Gartensiedler mit nicht, wie gewohnt, unter einem einzigen 1/.. Morgen Land Schutzdach lunlergebrochtJ "', sondern der für Haus Wohngebrauch wird in seine einzelnen Funk­ tlcube, Weg und Auslaufl rund 175qm tionen [wie Schleien. Kochen, Wohnen, A rbe i­ für Gemüsekulturen rund 350 qm tenl zerlegt, und entsprechend deren Sied­ für Obstkulturen rund 100qm lungswert wird nacheinander cn- und aufge­ 625qm baut, eben inden einzelnenEtappen:11932-122 Der Wohn- und Gartensiedler hot einen täg• ·5. 33) Die Grundlage für das .wcchsende lichen Gcrtencrbeltsculwcnd von ein bis zwei Haus· sind genormte Bauteile On erster Linie bei Stunden und er g ibt einen ..wichtigen Versiche­ industrieller Herstellung), d ie Migge auf dos rungs- und Schutztyp für den reduzierten Lohn­ Grundmodul vo n 55 cm festlegt. (1932-122-$. 341 und Geboltsemcfönqer". Erstellt werden soll dos .wochsende Heus" in 2. dreiBouetappen.Die erste Bauetappe stellt den HErster A nsatzty p für Erwerbslose" Kern des Hausesdar mit einerGrundflöche von mit Ih M orgen l and 25 qm und soll südlich der M a uer gebaut we r­ für Haus und A nzucht rund 150 qm den. Der . Kem" besteht aus einer Küchenzeile für Hühnerauslauf rund 150 qm ImitBrcusebodl. einer Wohnzelle und nördlich für Erdgarien und Wege rund 100 qm der Mauer soll ein Kleinviehstoll und Migges für Gemüse {mit Großobstl rund 500 qm Trockenklosett und ein Besenschrank gebaut für Beerenobst rund 150qm werden. Diese erste Bauetappe ist in Migges für Pröhkcrtofteln rund 200 m Konzept als Wohnmöglichkeit für vier Personen 1250 q m und als Obergangswohnung für den Auszug aus der alten Wohnung vorgesehen. Ein Heiz­ Der Erwerbslosensiedler geht bereits in die volle leeholen in der Küche soll für des Heizen der Selbstversorgung über, durch die Hinzunahme wohn- und Schlafräume dienen. In der zweiten von Tierhaltung und wird mit zwei bis drei Stun­ Bouetappe sollen weitere Räume für die Aus­ den Arbeitszeit berechnet. weitung der Produktion gebaut werden. IVgl. wirtschaftliches Konzeptl Migge sieht einen Betriebsroum,Hühner- und Pelzfierstoll oder ein Gewächshaus für die Pflanzenanzucht vor, außerdem soll die bisherige behelfsmößige Heizung durch eine vvcrmwcsserhetzunqsoo­ Ioge ersetzt werden. Die dritte Bouetoppe ist wiederum für die Erweiterung des Wohnraumes und zwei zusätzliche Schlafzellen und ein Raum ~jt eigenem Eingang für eventuelle Abverm:e- 128

172 DAS WACHSEN DER SIEDLUNG Modell der "Wachsenden RAUMlICH.WIRTSCHAFTlICH Siedlung", 1932 173 Modell der abgestuften Existenzabsicherung: Vom Selbstversorger bis zum Erwerbsgärtner.

173 "Der Ausbau aller Typen wird gewährleistet durch gleiche Grundstücksbreiten (20 ml und 172 durch grundsätzliche Bereitstellung von an­ schließendem Pacht- und Aufbauland (112 Mor­ 3. gen je Siedlerl, wobei die Erwerbskategorie aus "Moderner Kurzschichtarbeiter" nicht ausgenützter Wohnsiedler- und Hand­ Dieser Siedlertyp ist eine werkerreserve nach Bedarf auch mehr Land be­ Weiterentwicklung von Typ 2 kommen könnten." (1932-122-S. 291 mit 1 Morgen Land Die Voraussetzung für das Funktionieren des Gärtnerische Selbstversorgung wirtschaftlichen Konzeptes macht Migge ab­ (nach Typ 21 rund 1250 qm hängig von einer Organisationsstruktur, die Gärtnerische Erwerbskultur für über ein hierarchisches System von sogenann­ Anzucht und Nachkultur rund 150 qm ten Bodenführern gewährleistet werden soll. Spezialitäten (Geflügel, Mit "Bodenführern" sind Leute gemeint, die in Konservengemüse, Sortenobst, irgendeiner Form bereits mit Bodenproduktion Blumenzwiebeln, Saatgut in Berührung gekommen sind, d. h. der Berufs­ u. a. m.l rund 1100 qm gärtner soll den Nebenerwerbssiedler anleiten, 2500 qm der Nebenerwerbssiedler, der ein erfahrener Dieser Siedlertyp könnte seinen "Unterhalt halb Schrebergärtner ist, soll den neuen Wohnsied­ aus der Bodenproduktion und halb aus der ler, der bislang vielleicht nur in der Industriepro­ Lohnarbeit decken". duktion tätig war, anleiten. (1932-122-S. 261 Mig­ 4. ge geht davon aus, daß die Siedler keine ausrei­ Vollerwerbsgärtner chenden Kenntnisse für eine richtige ertragsstei­ mit 4 Morgen (1 hol Land gernde Bodenbearbeitung haben, die das an­ Er "kann entweder über betriebstechnische gestrebte Ziel seiner Siedlung ist. Er weist dem Etappen 01 Frühbeete, bl Treibhäuser oder über Berufsgärtner als dem erfahrensten aller Siedler Erweiterung der Freilandkulturen oder über bei­ nur immer soviel Land zu, wie dieser betriebs­ de Wege zugleich führen ..." technisch übersehen kann, d. h. 10 bis 15 ho mit ungefähr 50 Siedlerstellen = 150 bis 200 Per­ sonen. Der "Bodenführer" soll die Aufgabe haben, die Bodenkulturen seiner Gruppe festzulegen und eine fachliche Aufsicht über die Arbeit der Sied­ ler führen. (1932-122-S. 261 Das wirtschaftliche Konzept der Siedlung beinhaltet eine Organi­ sationsstruktur von unten nach oben, um zum 129

1.vORGART EN 2 .vORHO F .,5.KeJCHENGARTEN ODER GlA5lAUBE " .WOHNGARTEN 5 ,WIRTSCHAF TS CARTE N "' F R U( ~ Tf''' U f R (2,00..) d 'K I~ DER SPI E L P L A rZ ';I· AHORN b'L4UM N . , HE ( KE ( 1.!iO ) ~ · CO L D W E I D E N e ' KOMPOST AN~rAL T (.I, E(... E (0."0 l ,·6I RK EN

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Bei spiel einen Teil von gemeinsamen Einrichtun­ Migges Konzept des .wcchsenden Houses" 174 genwie Be- und Entvvösserungsanlagen, die die bzw. der wachsenden Siedlung war a ls Selbst­ In de r Siedl ung Dessau­ Voraussetzung für eine intensive Bodenwirt­ blltemodell für minderbemittelte Bevöl kerungs­ Ziebig k konnte M igge in Zusommenorbeit mit dem schaft sind. ei nzurichte n u. a. m. Die O rqoniso­ schich ten konzipiert, deren Existenz ständ ig be ­ Architekten leopold fischer tionsstruktor sieht wi e lolgta us: droht war durch Wohnungsnot, Nahrungsman ­ weitestgehend seine 50 Siedler = I Arbeitszelle mit einem ge l und Arbeitslosigkeit. Es ging ihm darum, Sied lungsvor s!ellungen velWirklichen, vom Selbst­ Bodeolührer diese Schichten unab hän g iger von dem Auf versorger bis zum 10 Arbeitszellen = I Produktionsge nossen­ und Ab industrieller Konju nktur zu machen, er­ frwerbsqörtner. 119281 schaft mit einem Wirt­ stens durch eine kostengünstige Wohnung als schaftsführer, Vertriebs­ Eigentum bzw. auf genossenschaftlicher Basis, cpporot, l a gerra um, Fuhr­ di e sich je nach der ökonomischen Situation werk, Buchführung der Familie weiterentwickeln, d. h. auf- und a us­ Die Produktionsgenossenschaften ergeben d ie gebaut werden konnte." Das Haus wächst mit Fruchtlondschoft. 11932-122-$. 301 Hilfe des Bode nertrcqes." (1932-122-S. 331 Die Bei der Bodenbearbeitung geht Migge von zweite G rundlage für die Unabhängigkeit war dem höchste n Stand der Technik aus, wobei er die ö konomische Absicherung der Sied ler, wei­ immer eine dezentralisierte Technik meint, ent­ che sein flexibles Modell in unterschiedlicher sprechend der jeweiligen Produktionsstufe ei­ Abstufung, je na ch Sied lertyp, gewährleisten nes Siedlers. In der Warpsweder Sied lerschule sollte. und auf dem Sonnenhof leistete Migge seinen Beitrag zur anwendungsbezogenen Technik durch Konzepte und die Entwicklung von Pro­ dukten für Windschutzmaßnahmen, wasser­ wirtschaftliche M aßnahmen, einen geschlos ­ senen Düngerkreislauf, für dieArt der Bodenbe­ arbeitung und zur Schädlingsbekämpfung, die sich in den gebauten Sied lungen z. T.auch wie­ derfinden. 130 Kritik und Skepsis gegenüber der staatlichen rung der Baubetriebe und damit u. a. die Verbil­ Wohnungsfürsorgepolitik und den sich ligung der Wohnungsproduktion zum Ziele daran anknüpfenden Siedlungskonzepten hatte. Erwirft Wagner 1922 vor, daß er als Auf­ gabe der sozialen Baubetriebe nur den Wirt­ Entsprechend seinen Vorstellungen von dem schaftskampf sehen würde. "Sie machen neuen dynamischen Wachstum von Siedlungen, in Betrieb und wollen doch neues Bauen be­ Abhängigkeit der jeweiligen wirtschaftlichen schwören. Also kann man nicht nur immer nach Verhältnisse ihrer Bewohner bzw. der zukünfti• dem Wie, sondern muß nach dem Was fra­ gen Bewohner, behält Migge eine kritische Di­ gen ... Denn was Sie bauen, darauf kommt esin stanz zu dem euphorischen Bauboom der 1924 solchen Zeitläufen an. Und Sie bauen ja leider einsetzte, ebenso zu Architekten wie ßruno Taut alles und jedes, Rathäuser, Siedlungen, Schie und Ma~in Wagner, mit denen er in einigen bervillen, Turmhäuser und Kanalisationen. Es großen SIedlungsprojekten in Berlin zusammen­ gibt sch lechterdings nichts, was Sie nicht bauen arbeitete. würden, eingestandener Maßen. In diesem ele­ So schreibt er 1927 in einer Rezension zu Tauts mentaren Sinne trennt Sie nichts von der ver­ Buch "Bauen, die neue Wohnung" (Berlin 19271: fluchten Konkurrenz' der Kapitalisten ..: Sie ma­ "Unsere Bauführer Igemeint sind die Architek­ chen Bauwirtschaft, wie man Papierwirtschalt ten; Anmerk. d. Verf.) - die ziemlich unverdient macht. Und mitdemselben Erfolg: Sie bauen uns ~nd ziemlich unvorbereitet in eine große Kon­ z.~Jgr~nde.': (1922-701 Migge fordert dagegen Junkturhineingetappt sind - haben [o noch nicht fur die sozialen Baubetriebe: "Wir aber möch• einmal die Grundfrage der Wohnweise ihrer ten, daß unsere Sozialen Baubetriebe mit Bau­ Zeitgenossen, - nämlich: ob nun Hoch- oder gewissen bauen ... Unsere Armut fordert in er­ Flachbau, zur Reife gebracht ... Unser Massen­ ster Linie, nach Wert und Wichtigkeit zu bauen. miethaus ist auch modernisiert kaum mehr als Bausozialisierung ist Bauwahl. Alles, was nicht eine etwas saubere und lustiger hingestellte der Erhaltung des nächsten Daseins dient so Mietkaserne alten Schlages ... Vor lauter Nor­ schön und wertvoll es im übrigen sein sollte, ~uß mungen und Typungen fehlt uns die normale zurück stehen." 11922-701 Im gleichen Brief tau Type." 11927-1 OO-S. 76) Des weiteren wirft Mig­ chen L. Migges Gedanken von Wohnungsbau ge Taut vor, daß er mit seinem Buch "eine kultur­ und Stadt-land-Wirtschaft auf, wie er sie immer geschichtliche Rechtfertigung des neuen wieder durchgängig vom "Jedermann Selbst­ Wohnwesens" vollbracht hat, die "den Ein­ versorger" (1918) bis zur "Wachsenden Sied­ kla~g der Form mit der Lösung der Wohnung in lung" (1932) formuliert. "Mit anderen Worten all Ihren Zusammenhängen verkündet". 11927­ wir brauchten Winterlauben, Kernhäuser bo~ 100-S.76) Wohingegen es nach seiner Mei­ denproduktive Obergangsbauten aller Art und nung um das "Leben mit und in dem Bauwerk so klug und billig erdacht, daß sie in großen geht". Migge geht noch weiter mit seiner Kritik Mengen erstellt werden können, um den Mehr und sagt: "Letzten Endes bedeutet Bauen und wert, von dem unser Dasein abhängt, so schnell besonders der Wohnungsbau, um- und neu­ wie möglich zu erringen. Auch an Werkbauten bauen von Leben. Ein wenig geschicktere aller Art für den Umstellungsprozeß der Städte, Grundrisse als ehedem oder eine ästhetisch wie er ja vor sich geht, muß gedacht werden, ja, reinlichere Fassade als üblich; ein gewisser Elan selbst an Häuser für neue Gesellschaft und Er­ im Ganzen - das macht noch kein neues Bauen ziehung, wie sie selbst ein unter behelfsmäßigen aus. - Das Neue bauen, beginnt unseres Erach­ Formen vor sich gehenderMassenerneuerungs tens erst da und in dem Maße, als es dem Men­ prozeß bald erforderlich machen wird, kann ge­ schen zu einem wirklichen und wesentlichen dacht werden." 11922-70)Migge sollte recht be­ Neubau seines Daseins verhilft und notfalls halten mit seiner Einschätzung des sozialen zwingt." (1927-100-S. 761 Klar und deutlich wird Wohnungsbaus, der 1924 begann. So stellter hier der Vorwurf gemacht, daß sich der moder- 1928 fest, "daß in diese Siedlungen lauter Satu­ ne"W0 hnungsbau an äußeren Formen" und rierte einziehen, und daß die Armen und Ärm­ vielleicht besseren Grundrissen festmacht, daß sten, für die der ganze Apparat gedacht war, er aber nicht das Eigentliche berührt, neue For­ weiter in ihren Stadtlöchern hausen müssen." n:.en des Lebens in all seinen Ausprägungen zu 11928-108-S. 901 fordern und Voraussetzungen dafürzu schaffen. Ein hoher Anspruch, den Migge da formuliert der allerdings heute genauso zur Diskussio~ steht. Auch Martin Wagner bekommt von Migge schon frühzeitig die Kritik an seinem Tun zu spü• ren. Migge greift ihn als Schriftleiter der "Sozia­ len Bauwirtschaft" und Geschäftsführer 11920­ 1925) des Verbandes sozialer Baubetriebe "Deutsche Bauhütten" an, der eine Sozialisie- 131 175 Auch die Mietwohnungen ye:OI..UNG GE::Oac:.JGAa-re:::", ae:::R. VOLKjHILP"e:.-CE::)E:L..LjCI-IAF" im Geschoßwohnungsbau CE::t-t-E::. irv HANNOVE::t=e... ~s:;;;;~~~~~_ bekommen einen Garten 60 c:.Ä~e:", oe"'!.. e:R_rre=N BAUPE:.Rjoae:: in unmittelbarer Nähe der Wohnung zugeordnet. Arch.: Otto Haesler, Gärten: leberecht Migge 11924-19261

leberecht Migges schaftlichen Anlagen der Siedlungen. In den freiraumplanerisches Konzept in den Siedlungen Römerstadt und Praunheim arbeite­ Siedlungen Römerstadt und Praunheim te er eng zusammen mit ErnstMay, der ab 1924 in Frankfurt als Stadtbaurat "regierte" und auf Trotz aller Skepsis gegenüber der staatlichen den die Planung und Umsetzung des umfang­ Wohnungsfürsorgepolitik betätigte sich Lebe­ reichen Frankfurter Wohnungsprogramms zu­ rechtMigge in den sogenannten Großsiedlun• rückgeht und dessen Bestandteil u. a. die Sied­ gen als Gartenarchitekt bzw. Freiraumplaner. lungen Römerstadt und Praunheim waren. Ich möchte in diesem Abschnitt die Siedlungen Das freiraumplanerische Konzept beider Sied­ Römerstadt und Praunheim herausgreifen, die, lungen war zunächst bestimmt über das Frank­ so meine ich, nach wie vor als Beispiel für rich­ furter Wohnungsbauprogramm, dessen Ziel es tungsweisende gebaute Geschichte auch für war, möglichst schnell kostengünstig viele heutige Verhältnisse - nach 50 Jahren - ihre Wohnungen auf einer möglichst geringen Flä• Gültigkeit und Qualität haben. che zu bauen, da die hohen Baulandpreise die Nach Migge sollte der Garten kein Klassenvor­ Mieten unnötig verteuern. In der Römerstadt recht mehr sein, sondern sein Ziel war der Gar­ wurden 1.220 und in Praunheim 1.441 Wohnun­ ten für jedermann. Er setzte dieses Ziel in viel­ gen lalle drei Bauabschnitte zusammen) auf fältigen Siedlungskonzepten um, zum Beispiel einer Fläche von rund 32 ha gebaut. Dieses um­ auch im mehrgeschossigen Wohnungsbau, wo fangreiche Wohnungsbauprogramm hatte es aufgrund der Bauweise nicht möglich war, Konsequenzen auf die Gartengrößen beider den Bewohnern einen Garten direkt zur Woh­ Siedlungen, die sich im Durchschnitt zwischen nung bzw. zum Haus zuzuordnen. In solchen 110 qm und 150 qm bewegen; eigentlich zu Fällen plante und erstellte er Pachtgärten und Kleingartenanlagen in unmittelbarer Nähe der Siedlung, wie zum Beispiel in der Siedlung Georgsgarten in Celle. Besser aber war die direkte Zuordnung eines Gartens zur Wohnung am Haus. Das Konzept, das er immer in Planung und Gestaltung von Gärten umsetzte, war die Nutzbarmachung städtischen Bodens, orientiert an den Alltagsbe­ dürlnissen der Bewohner. Sein weiteres Anlie­ gen lag in der hohen Gebrauchswertorientie­ rung auch in den öffentlichen und gemein- 176 Modell für e ine Parzelle, in der Siedlung Praunh e iml Fran kfurt. •G ä rten sind Räume! Esist ein Mangel der btshenqen Gärten gewesen und es ist eine Vorbed ingung w irk­ lichen G artenba us in d en neuen, daß sie a bge­ schlossen sind", 177 Der Wohnhol, die Terrasse cls Erweiterung de r Wohnung, des g rüne Zimmer im Garten 177 .lDa s He us} wün scht seine Terrasse für die frische Luft,seine Loggia für d en tiefen Schollen, seine Pergola für de n luftigen Schallen. Und wenn es treftllch ist, wi rd es das ...Wohnen,die W irtschaft, überhaupt alle w esentlichen Räume des Hauskernes noch einmal draußen aufge­ baut hoben." 11925-126) Der W ohnhof in den Siedlungen Römerstadt und Praunheim ist der Rest von M igges Konzept: eine enge Verbin­ dung zwischen d er Wohnung und dem Garten herzustellen über sowohl wohnung s- als ouch gartenarientierte Räume, denn sein Zie! war,mil 176 Hilfe der Architektur und der Gartengestaltung klein, um Mig ges Se lbstverso rgerko nzept zu eine Einheit zw ischen Haus und Garten zuerrei· verw irklichen. Nahezu jede W ohnung bzw. je­ eben, gemessen on dem Gebrauchswert, den des Haus bekam einen G arten. Im Gege nsatz sowohl die Wohnung als auch der Garten für zu M ey, derd ie G ä rten ol sreine Erholungsstätte die Bewohner haben sollte. lVgl. 1913-19-S.64 fI und Wohnung sergänzung und nicht alsGrund­ An die W ohnhöfe schließen sich, über eine lage für die N ah rungsmittelproduktion ouHoß· Treppe verbunden, die fast immer tiefer gele­ le, - ~ n i ch t aus Gründen der alten Wirtschaftlich­ genen Nutzgärten on, von denen jeweils drei keit, um etwain solchen Gärtendiedeutsche Nah­ bzw. vier Gärten mit Fruchtwänden zusammen ­ rungsp rod uktion wesentlich zu steigern, sondern gef aßtwerden sollen. Dos Tielerleg en des Gor­ vorwiegend aus Gründen der sozialen Wirt­ tens war bei M igge ein Gest cltcnoselement schaftlichkeit, um in frischer l uft und Sonne für "Dagegen sind Höhenunterschiede im Ga rten Körper und Geist nach nervenzerrüHender Ar­ selbst immer w illkommen. Sie erweitern ihn für beit ideale Erholonqsstötten zu schaffen". lE.May d os Aug e, bringen Licht- und Schottenwirkun g in; Do s Neue Frankfurt Heft 5/l928) M igge und erhöhen d en räumlichen Eindruck: (191 3­ realisierte in beiden Siedlungen eine Verbin­ 19 ~5. 611 dung zw ischen dem G arten als Ergänzung und Die Fruchtwände, die jetzt allerdings Nord-Süd Erweiterung der W ohnung eine rseits und als stehen , ein wichtiges Element in M igges Gor­ N utzgarten zur Entlastung des Wirtschaftshaus­ tenkonzepten, aus Holz, Ziegel, Bimssteinen haltes einer Familie ande rerseits. IVgl. 1929-110) oder Beton, haben gleich mehrere Fu nktionen. Wie am Beispiel des abge bild eten M od ells für "Sie ldienenl d ann zugleich als Blick-und Wind· ein Haus in Praunheim deutlich wird, gliedert schutz, Sonnenfang und Fruchtfläche (für Spo­ sich der Garten in zwei Teile: lierobstl." 11927-97-5. 32 41 Migge nutzte die 1. den Wohnhof und Grenzen der Gärten also auch gleichzeitig für 2. den Nutzqcrten. die Realisierung seines Nutzgartens. Die Zwi­ Der Wohnhof bildet einen zusätzlichen Raum scheng renzen der einzelnen Gärten sollten zur Wohnung im G arten, wie esan den Abgren­ durch Reihen von Beerenobst gebildet werden zunge n durch Holzgerüste zumNachbarn deu t­ zum Beispiel Himbeeren und Brombeeren an lich wird. Drehtspelteren. Zwischen dem Gartenerschließungsweg und derGrenze aus Beerenobstwaren die Gemüse­ und Blumenbeete angeordnet, überstanden von einem Obsthochstornm, in dene n die Be­ wohner völlige Freiheit in der Bestellung hoben 133

S IEDLUNG H EDDER NHE 11\1

178 178 O H en"i c~ e Gi men Siedlung , Römersree tI Fronkturt, Hm'e '9 0 " e n V Q' ~

18140 asoo"" 66 '2/00 "00 5700 450

1500 350 J

0lR 18140 24100 4"700" :19730 »co \>3/40 qm "'''''

, ysam..en 113500 Q'"

179 134

, ,~ - -~ I .', \ , i:i "~" "" . ,~ . ~ ',." ,,- . , , ~ . .._..,,,...... " •..~ ,.'. .. < <-" _ ._"--_." i ..". '. "' ••. -'-j 180

. ~ . " I • I II I ' I , " '<, i I I • • .... . , '. - . cccc t?'.. , .' ',' • E, c::rr'':tr ; ~ 'w""; J •o •, f" " r • , 1 •.. I • ~ • • • 181 135 182 Luftb ild de r Siedlung Dessou-Ziebjqk. Frucht­ movern sorgen für e ine ho he A ...snulz ung d er Sonnenkopczftöt 183 Mod ell eines .Vie'er­ g art ens" für die Römerstee n. Je vier G e rte n sollten mit Fruchtmauem ausc mroen ­ g eloßt werd en, on denen Kernobst gezogen wird und di e Zwisc hengrenzen aus Spalieren mit Beeren­ obst gebildet werden. 184 Fruchtmauer mit M auer­ laube in Dessco-Zieblqk

182 : ~ ::0 ... l r:••ioil .1... _.01...... n·. .. W ..,

183 184 136 185 Dachgarten auf dem Sonnenhol in Worpswede 186 Die Ausnutzung des Flach­ d achs ols erqönzendes Freiraumong ebol in Prcunhe.m 187/188 N utzportentvpen für Provnheim

185 G ARTEN TYP D GARTENzu HAUSTYP 8 '.OllSOiLAG FOR EINCICHTUNG UND BEPFLANZUN G EI NES SIEDLEll:GAIUUIS E ~ Kl ÄR:U N G I. G/I.IITENHOF <:A.. 1&.00 UM .' ''''''.."., _ ••".,.,..,-' c..... " ~ >O.X>I I'M: ~ · ..-....; _...... "'''",,Q__ ,(' \00....., ....."_' '''"'''''''.,.,..rr_...... ,'oN'.IOi'''' LI<'>tI,., I .NlJ'TZG/IJlI'IN GA.45,oo QM ' .""""-..pT..",,. ',w" """....IS''''' h ..-_.-:,Qk> .. "OC~...., 00., "''' "",,,,... ,,,,,,••4l""" 1$Tll(>;: ..' ....' .....H....N> tJ 00I1>O)<\,...... "" .. """" "'~ ~ "' M'"""~ . _'""M ,,-.~"'-.__._ u __ I .WlI/JS01.llFTS'NE CA. '"',50 QM ...... "...,"'" ..c.,.. """,,,,1 "'w "AO~ GAIll'ENR.AOlE CA. 67:50 GM HAUSfLACHE co. 36.00 GM GESAMTH..AOiE <:.0.. 103,.50 GM

SCH ~I TT A-& • s

,.. . ". ~ . AUl'GESTEl~T """" STÄIlT. G./IoIln ~WE $n' "'''W>:fUllT A. ... ~ UlIlUAQ ,"9 188 137 DACHGARTEN SONNENHOF WORPSWEDE / BEPFLANZUNG:

I. Schmaler Flachkasten 1. Vergißmeinnicht Goldlack Tiefkasten 2. Goldlack i Stiefmütterchen Breiter Flachkasten 3. Goldlack ! Lisenen Boden . 4. Saxifragen / Sedum I Moos Heide 5. Kugelfichten in Töpfen 6. Sonnenblumen in Töpfen 7. Wohlriechende Wicken an den Draht. geflechten. Rankgerüst: Bambus Glas­ kugeln, grün, gelb. ! Bodenplatten: Blauer Zement mit Kiesel 11. Kressen I Cobaeen Weißer und roter Tabak Edler Wein am Dach ! Kressen Zierkurbl- NORD 2

3 HERR DAME CD 2 3

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189 I I 138 190 • jeder Wohnung isTein Pochtgarten in unmittel­ barer Nähe zugeordnet. Neuangelegte Görren in der Römersladt.

sollten. Nurim Bereich derGemüsebeete sollten ist eine bis dahin kaum a usgenutzte M öglich­ die Bewohner pflanzen kö nnen, was sie woll­ keit, ein zusätzliches Freirau man gebot zu schcf­ ten. Ihre Entscheidungsfreiheit bestand darin, fen. "Der lebensraum des respe ktiven M itmen· zu wöhlen, ob sie lieber die Beete mit Erbsen sehen, den d ie Naturgenormthat, läßt sich nicht oder Rotkohl bestellen wollten. ohne Gefahr für das Ind ivid uum und dami t fijr A n den Nutzgartenteil sollte sich noch ein Stück die Gesellschaft beliebig beengen. Das trifft Bleichrasen bzw. vvöschetrockenplctz an­ auch für d as Klein-Reihenhaus zu, das heute schließen. Die Bleichrasen b zw. vv öscbe tro k­ glü cklich auf 5 moder wenigera ngelangt ist, mit kenp lätze integrierte M igg e aber nur zum Teil in seinem Respektw impel von Garten. In dieser die Gärten lin Abhä ng igkeit von der Größe de r wahren Raumnot kommt das flache Dach zuuns Gärten) oder aber in die Gemeinschaltsflä• wie ein Erlöser. Warum gehen wi r nicht einloch eben, wie in Praunheim indieDungwege. hinauf, dorthin, wo ohnedies die reinere luit.dle Den Geschoßbau ten mit den Elogenwohnun­ hellste Sonne und der frischeste Wind ist? Hier gen ordnete M igge in unmittelbarer Nähe oben lassen sich selbst bei beschränkter Fläche Pochtgärten zu, die mit co . 45 q m eine geringere allein jene kleinen Sicherungen vor Blick und Größe als die Einzelhausgärten hotten. lVgl. lärm und Geruch schaffen, vor dem Dunstkreise Tabelle) Ober deren A nlage und Ausstattung des irdischen Ko nkurrenten, der im übrigen le· hot er jedoch keine weiteren A nga ben ge­ ben soll. Hier kann ges portet, gefrühstückt und macht. In beiden Sied lungen füh rte M igge als getanzt werden. Hier kann man auch Pflonzen ergä nzendesp riva tes Freiraumangebot die Aus­ ziehen nach Herzenslust!"(]92B-l0B-S. 21 nutzung des flachen Daches mit einem Dach­ Als Vorbild für die Gestaltung des Dachgartens garten ein. In Praunheim sind die Dachgärten nahm M ig ge den Dachgarten vom Sonnenbol den Einlieqerwchnunpen zugeordnet und in seinem eigenen Hause in vvorpswede. der Römerstadt befinden sie sich z. T. a uf den Fü r den nö tigen Wind- und Sonnenschutz sorg­ Dächern der Geschoßbooten. Der Dachgarten ten Dauerschlinger an Drahtgeflechten wie Glycinien, Rosen, wilder Wein, oder auch ein­ jährige wie Wicken, Winden, Cobaeen etc. Der hohe Anteil derpriva ten Gärten hatte in sei­ nem Konzept einen geringen Anteil von öffent· liehen Freiflächen bzw.gemeinschaftlichen Gor­ tenanlagen zur Folge. Sie beschränken sichoul die Dungwege, Promenaden, Vorgärten und Flächen für den Siedlungswart bzw. bereitsbe· stehende Freiflächen - wie in der Römerstodt 139 191 In Nord-Süd-Richtung verfoulende Promenaden I in Praunheim als Ergä n- _ zung des Fußwegenelzes 192 • Die Dungwege cls Erschließung der G ä rten sind on manchen Stellen plotzortiq erweitert und dienen cls W äsche· -. trockenplöt ze - Prounheim. 1931194 Der Dcmcscbke-Anqee in Praunheim ist eine 192 Mischung aus otfentlicher ·, G rünon lage, Promenade und Verkehrsflöc he. - •Wir mußten in einem g uten öffentlichen Gonen zua llererst diejenigen Einrichtung en vorfinde n, d ie die natürliche Be­ schränkung des kleinen, privaten Gartens hindert.'

m ~ der Heddernheimer Friedhof. Die öffen tlichen enden sie im Süden der Siedlung in den bcstel­ Anlogen sind in seinem Konzept einerseits ge- artigen Ervveiterungen der die Siedlung begren­ brauchswertorientiert und hoben andererseits zenden Mauer, wo sie den Blickin das Niddatal aber auch einen eeprösentotlven Cbcrckter, freigeben. "Man soll hier mit Genuß zwischen entsprechend seiner Forderung für Parks, zum Blumen und im Scho tten derBöume lustwandeln Beispiel: "Unsere M a ssen wollen kein Strauch- kö nnen." (1913-19-5. 32) Migge sah dernentspre­ und Blumenmuseum in dem Park, der ihnen ge - chend lürdle Promenaden in Frankfurteine hoch ­ hört; sie verlangen mit Rech t, seine Einrlchtun- gezogene Ulmenhecke vor, mit untergepflanz­ gen aktiv ausnutzen zu dürfen und nicht nur zu ten Rosen und eingebauten Sitzplätzen. Gleich­ besehen. Der gemeinschaftliche Garte n vnse- zeitig sollten die Promenade n, besonders an rer Tage wird alsa künftig wieder ein Zweckoe- ihren Schnittpunk ten mit de n Wohnstraßen bilde sein, berufen, de n ganz spezifischen Ge- durch quergeslellte Pyramidenpappeln eine bräuchen einer Mehrheit von Menschen genü - besondere Betonung bekommen, durch die so­ ge zu tun." (1913·19-$. 25) Die Dungwege dienen wohl eine bessere Orientierung für die Bewoh ­ ols rückwärtige Erschließung der Gärten und ner/Besucher gewährleistet w ird, aber auch zum Abtrensport von Gartenabfällen und an eine Reaktion auf die quer zur Reihenhausbe­ einigen erweiterte n Stellen auch - wie in Provo- bauung stehenden Geschoßbauten sind. Die heim - zum Wäschetrocknen, Sie bilden eine Plätze an de n Bastionen haben de n höchsten zusätzliche Promenad e für die Anwohner, wozu Offentlichkeitsgrad und sind gemäß Migges sie eine besondere Gesta ltung mit Hecken und Anforderungen an Stad tplätze sowohl reprä ­ Ra nkpflanzen erfahren. Die quer zu den Dung- sentotiv als auch qebrocchswertonennert ge­ wegen verlaufenden Nord -Süd-Promenoden stoltet. "Die weitaus meisten unserer heutigen als zusätzliche Fußwegerschließung senkrecht Stodtolötze, diese immerhin wich tigen lu ftpo­ zu de n Wohnstraßen haben einen höhere n re- ren und Grünzellen des Stodtköroers. sind re­ präsentativen Charakter; allein schon über ihre orösentcuver Art. Sie wollen durch eine möq­ Breite von 7 m in Praunheim . In der Rörnerstod t liehst besteche nde äußere Erscheinung das Stadtbild lediglich verschönern helfen. Sie sind gewi ssermaßen die grünen Klrchtörme und Por­ tale des Gcrteodlrektors. der sich in Szene set­ zen wi ll.Da gegen finde ich,daßesbesserwöre, unsere städtischen Grün- und Schmuckplätze mehr mit Einrichtungen von praktische r Benut­ zungsfähigkeit zuverbi nden," l191 3-1 9-S.291 140 \95/196 Wichtige öffenTliche Frei­ rä ume, wi e d ie Bestio nen od er W egek reuzungen ISlraße/Prom enodel werde n in de r Römersted­ mit g roßkro nige n Bäumen beto nt und bieten domit eine gute ürientienmg in de r Siedlung.

Die tiefen Vorgärten befinden sich in den Sied­ lungen auf den Südseiten der nördlichen Haus­ zeilen a ls Distanzfläche für die Bewoh ner zur Straße und zur ausreichenden Besonnung der Wohnungen, die ihren W ohnraum zur Straße gelegen hoben. M igge betrachtet die Vorgär­ ten ebe n ober auch alsG ärten, die eine cusrei­ chende Besonnung verlangen. . Deshclb gehö· ren auch die Vorgärten auf die Sonnenseite einer von Osten nach W esten führenden Stra­ ße oder eines Platzes ... Noch der Sicherung dieser Vorbeding ungen wird unser Vorga rten des wei teren im Hinblick auf seine gute Uber­ In Prour-heim wird die einzige zusammenhän ­ sebborken in den meisten Fälle n frei noch der gende öHentliche Grünanlage durch die platz­ Straße zu liegen hoben oder doch nur niedrig artige Erweiterunq derStraße - dem Dcmcsch­ einzufassen sein. liegen die Hauseingänge er­ ke Anger - gebildet. Der Anger verläuft parallel höh t über derStraße, so werden dieG ärten vor­ zur Straße als Rosenfläche mit Zugangswegen teilhaft abgeböscht oder terrosstert." 11913-19· zu den Häusern auf der Nordseite der Straße S. 13) Migge diHerenziert die qememschcltl­ und einer ReihePappeln, die die Flächebegren­ chen Gartenanlogen über eine unterschiedli­ zen. Zwischen den Höusern und der Rasen­ che Vegetation, die aisMittel zor Chcroktertsle­ fläche befinden sich in Mauern eingefaßte Blu­ rung und Orientierung, aber auch als G esiol­ menbeete, die u. a. der Anlage den repräsen ­ tungselement unter klein -klimatischen Aspekten tativen Charakter verleihen . eingesetzt wird; wie man am Beispiel der Vor· Die Vorgärten von beiden Siedlungen faßt gärten besonders deutlich sehen kann. . Unse r Migge als gemeinschaftliche Gartenanlage neuer Vorgarten ... ist ein Bestandteil des Stro­ auf, die nicht, wie mon annehmen könnte, über ßenbtldes. Er hat die Aufgabe, in dieStraßen un­ Parzeliierung und individueller Ges taltung den serer Außenvierte! erlrischende Vegeta tion hin­ einzelnen Häusern zugeordnet sind, sondern einzubringen und mit ihrer HilfedasStraßenbild cls M ittel zur Straßenraumgestaltung im Hin­ formal und fcrbllch in der Wirkung zu steigern blick auf Passanten. und zu chara kterisieren. Die Einrichtung solcher Vorgärten geht natürlich eng mit der eigentli· chen Straßenbaumbepflanzung zusammen,er­ gänztund ersetzt diese unter Umstöoden." (1 913­ 19-$.131 Besonders deutlich wird die Choroktertslerunq der einzelnen Straßenzüge durch unterschied­ liche Vegetation in der Römerstadt. Die Vorqör­ ten auf den Südseiten der Häuser sollen gestal­ tet werden als breite terrassierte Rcsentlöcbeo. jeweils unterbrochen von den Eingangsberei· eben zweier Häuser mit niedrigen freien Blüten­ hecken zur Straße hin und Blumenrabatten und Staude n vor der Heusfront. 197-199 Terrassierte Vorqörten a ls • offene Rasen/lachen, die STraßenbaumbeplianzung miT kleinhonigen Bäumen in den Vorgörten sowi e d ie Ra nker on den Ein­ gängen sind typische M erkmole von . Migges· Stroßerdreiröumen in der RÖme rs!odr.

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Wie aus Straßen profden auf dem Gesamtplan für die Römerstadt deutlich wird, hat Migge die Straßenzüge unterschieden durch die Anpflan­ zung von kleinkronigen Bäumen in den Vorgär­ ten zur Straßenseite hin Ivgl. Gesomtplonl, ein äußerst ökonomisches Prinzip der Ausnutzung von Höchen . Ein gesondertes Kapitel in Migges Freiraum kon­ zeption für die Siedlungen Römerstadt und Prounheim nimmt die Anw end ung von Rankge­ hölzen ein, die er a ls ästhetisches Element aber ooch zur Abg renzung, wie man bei den Dung­ Hegen, oder zur Schattenbildung, wie mon bei :lengrünen lauben derWohnhöfesehen konn­ re, einsetzt. Deutlich wi rd die A nw end ung der ecnkqewöchse on den Eingöngen der Häuser, NO sie sowohl a ls be tonendes Element als auch :lurch ihre Blüten eine fc rbllche Unterbrechung :lergleicha rtig en Häuserreihen bedeuten. 142

1) äußerlich, die Michael Wilkens Wohlgemerkt: das war an die Modernen ge­ Oberfläche betreffend Funktionalismus - vom Boden her richtet und nicht an die "Altdeutschen". Jene nannten sich zwar damals noch nicht Funktiona­ Allzu pauschal, scheint mir, werden die unbe­ listen - der Begriff kam wohl erst in den dreißi• wältigten Probleme des Wohnun~sbaus dem ger Jahren auf - aber sie waren das, was. man Funktionalismus angelastet. Daß die moderne später dazurechnete. Die "klaren Scheidun­ Stadtplanung Schlafen und Arbeiten voneinan­ gen", die Migge hier von der Architekt:onschaft der getrennt und so den Massenverkehr n:it verlangt, haben einige, wie ich noch zeigen wdl, allen seinen Folgen erzeugt habe; daß die wirklich gezogen. Migges eigenes Werk IstBei­ Wohnungen am Stadtrand wie Bierkästen ge­ spiel dafür, daß es allen heutigen Pauschalur­ stapelt wurden; daß die Freiflächen zwischen teilen zum Trotz einen Funktionalismus gegeben den Wohnanlagen zu unbenutzbaren Ab­ hat, der auf das Gegenteil alles dessen hinaus­ standsflächen verkamen: an allem soll der Funk­ wollte was man ihm heute als Programm In die tionalismus schuld sein. Und je pauschaler die­ Schuhe schieben möchte. Von diesem anderen ses Urteil ausfällt, desto haltloser verfällt die Funktionalismus soll hier die Rede sein. heutige Architektenschaft "mit Anspruc.h" i.n ein 1927 findet sich in Migges Zeitschrift eine kleine hilfloses und kostentreibendes Gestikulieren Notiz zu Bruno Tauts "Bauen, die neue Woh­ mit Formen und Förmchen I"Postmodernismus") nung", in der ganz nebenbei einige.s Prowam­ oder begibt sich auf die ausgetretenen Pfade matische zur Architektur gesagt Wird. Mlgge der Problemverdrängung via "Baukunst" I"Ra­ schreibt: tionalismus"l. Esscheintgeradeso,alswenn nun "Wir, die gern bereiten Opfer der neuen \iVoh­ alle erleichtert sind, daß man die selbst aufer­ nung, sindfürdie mannigfachen Reizederauße• legten Fesseln von Funktionsgerechti~keit un~ ren Gestaltung und der inneren Einrichtung ... Sachlichkeit endlich mit Anstand los Ist. Dabei nicht unernplönqlich. aber wir sind weniger ge­ kann die Auseinandersetzung mit dem unbe­ sonnen, diese epidermischen 1 Bauzeichen für kannten Werk Leberecht Migges dieser selbst­ wichtiger zu nehmen als sie sind." Und dann gefälligen Entrüstung einen Dä~pfera~fsetzen. folgt ein wahrhaft programmatischer Satz: "Der Und kaum jemand anderes konnte die kunst­ technisch-artistischen Bereicherung des Bauens beflissenen Flucht- und Verdrängungstenden• stellen wir die dynamische Erneuerung des zen heute wirkungsvoller irritieren als eben Mig­ Wohnens gegenüber." (1927-100-S. 76/771 scho~, verbreitet~ ge, der die damals weit Ich will im Folgenden zeigen, daß dies keines­ Heuchelei mit der "Baukunst schonungslos mit wegs bloß eine schön klingende Formulierung ihrem ökonomischen Unterbau konfrontierte. war sondern das wörtlich zu nehmende Pro­ Migge 1926: gra~m dieses anderen Funktionalismus, dessen Die moderne dem Bauhandwerk entrissene ~nd Mas~hinenkultur wichtigste Köpfe wohl Adolf Loos und eben Le­ der noch nicht einver­ berecht Migge waren, zwei Querköpfe also, leibte Baukunst glaubt ihre Unentbehrlichkeit die sich stets gegenseitig zitiert und über den durch im wesentlichen formale Behandlung un­ grünen Klee gelobt haben, ohne daß sie jemals seres Wohnungsbaus genügend nachweisen direkt zusammen gearbeitet hätten. Doch zuvor zu können. Ihre Lage spricht dagegen. L..I Nicht sollen noch einige zum Verständnis wichtige darauf kommt es an, einem Kadaver (nämlich Bemerkungen über die damalige Lage des Be­ unserer Bauwirtschaft) einen neuen interessan­ rufs ~ "dem Bauhandwerk entrissen und der ten Gestank abzugewinnen, sondern ihm, Maschinenkultur noch nicht einverleibt" - ge­ wenn möglich, frisches Leben einzuflößen. An macht werden. dieser Stelle scheidet sich echte, produktive Betrachtet man die Anfänge des Funktionalis­ Künstlerschaft vom schmarotzenden Artisten­ mus von den Bedingungen der Produktion, also tum beim Bauen! Dieses muß unsere Armut mit des Baugewerbes her, so stellt sich diese Ent­ allen Mitteln abwehren, jene kann sie gar nicht wicklung dar als ein längst überfälliges Nach­ hoch genug werten und ehren. Der moderne geben des Berufsstandes gegenüb:or den all­ Architekt aber ohne modernes Wirtschafts­ fälligen Arbeitsmethoden von Wissenschaft und Sozialgefühl ist in Wahrheit hoffnungslos und Industrie. Ein ganzes Jahrhundert lang war altertümlich, so raffiniert er sich auch gebärden es dem "Zwitter aus Kunst und VVissenschaft" mag. Um ihrer Selbstachtung und Selbsterhal­ (Viollet le Ducl gelungen, sich dem allgemeinen tung willen hat die Architektenschaft alle Ur­ Zur-Sache-kommen", der Verdampfung und sache, hier klare Scheidungen zu ziehen." Entweihung alles "Ständischen und Stehenden" (1926-921 mit dem Festhalten an Stilen und einer ängstlich• genauen Abgrenzung gegenüber Ingenieur aufgaben zu entziehen. Zu sehr war das Bauen noch in den überkommenen, an den alten Bau­ stoffen orientierten Gewerken organisiert, als 143 daß der Druck der Produktionsnotwendigkeiten lichkeiten wirklich ziehen will, den "realen" oder "Von der Form der und -möglichkeiten hier hätte ein Umdenken er­ "Gebrauchs-Funktionalismus". Beide Benen­ Leistungserfüllung läßt sich sagen, daß sie durch die zwingen können. Architekturwar Ideologie, und nungen weisen auch gleich auf die jeweils an­ elementare Gesetzmäßig• erst die politische Krise des alten Systems, ver­ gesprochene Klientel: die Hersteller und die keit der Materie bereits bunden mit den schließlich verstärkt auf den Gebraucher. Daß diese Interessenverflechtung gegeben ist. Ein Tisch, eine Markt drängenden Erzeugnissen der Stah 1- und keine theoretische Fiktion ist, belegen gerade Schale, ein Messer, ein Hammer ist in der Grund­ Zementindustrie, entzog diesem ideologischen für die ersten drei Jahrzehnte dieses Jahrhun­ form elementar. Auf der Status der Architektur seine Grundlage. Und derts die verschiedenen Zusammenschlüsse ganzen Welt und zu allen nachdem die letzten Rauchschwaden des er­ zwischen Architekten und Herstellern (Werk­ Zeiten ist diese Grundform sten Weltkriegs sich verzogen haben, ent­ bund, Bauhausl, denen freilich auf der Seite des dieselbe ... Für die Form der Leistungserfüllung decken die mit dem Leben davongekommenen Gebrauchsfunktionalismus nichts Vergleichba­ gibt es keinen schlimmeren Architekten um sich herum, was sie schon in den res gegenüberstand, wenn man nicht Migges Feind als das Kunst­ .Stchlqewittern" des Krieges in voller Kraftent­ Siedlerschule überbewerten will. Wie denn gewerbe ... Die gegen­ faltung erlebt hatten: Maschinen! überhaupt der Herstellungsfunktionalismus das wärtige Aufgabe ist, Gegenstände des Ge­ Der neuen Maschinentechnik gegenüber konn­ Feld beherrschte. Die zahllosen Reden und Auf­ brauchs zu schaffen, die te man jedoch - rein theoretisch - zwei grund­ sätze Härings, Loos' und Migges blieben "ins heutige Menschen nötig verschiedene Positionen einnehmen: Man Leere gesprochen", wie Loos die Sammlung sei­ haben." konnte sie - wie z. B. LeCorbusier, der in seinem ner Reden und Aufsätze bitter überschrieben Hugo Häring 119271 Buch "Ausblick auf eine Architektur" Bilder von hat. Die Architektur blieb ideologisch. Autos solchen vom Parthenon gegenüberstell• te - nun auch wieder heroisieren. Man konnte * durch die Architektur zeigen, wie die neuen 1927 beschrieb Migge in einem Aufsatz für die Denk- und Fertigungsprozesse strukturiert sind. Zeitschrift "Gartenschönheit", was er sich unter Man mußte Häuser bauen, die auf jeden Fall so einer "guten Gartenwohnung" vorstellte (1927­ aussahen wie Maschinen. Demgegenüber ist 1021. Dabei beginnt er seinen Aufsatz mit einem die andere Position weniger ideologisch: sie langen Loblied ausgerechnet auf den Architek­ sieht nicht nur den zweckmäßigen Herstellungs­ ten, der damals der führende Vertreter jenes prozeß, der sich in der Form des Gebäudes er­ ideologischen Funktionalismus gewesen ist: Le kennbar abbildet, sondern sie will die erzielba­ Corbusier. Er lobt dessen "selbstverständliche re Leistungssteigerung durch die neuen techni­ Art, mit der er Luftund Licht in die Wohnung hin­ schen Möglichkeiten und durch einen wirklich einzieht, wie er Fenster gruppiert, Loggien aus­ zweckmäßigen Betrieb dem Gebraucher wirk­ schneidet und Terrassen vorstößt, wie er Trep­ lich zugute kommen lassen. .Leistunqs-" oder pen gleiten läßt, wie er die nie fehlenden Gär• .Gebrcuchsforrn" nannte Hugo Häring die ten in die Obergeschosse und auf die Dächer nicht bloß scheinbar, sondern tatsächlich zieht, kurz, wie er seinen Wohnraum in der Na­ zweckmäßig optimierte Form. Während also tur verankert, ... Ob er kleine Häuschen für Ar­ die erstgenannte Position die neuen Möglich• beiter vor sich hat oder opulente Großbürger• keiten demonstrativ und auffällig sichtbar ma­ heime in Mehrgeschoßhäusern - immer, auch chen will, will die zweite Position sie tatsächlich in seinen monumentalen Stadtbauplänen ist je­ nutzen! Der "technisch-artistischen Bereiche­ ner Zug nach Natürlichkeit unverkennbar. Le rung des Bauens" stellt sie, um auf Migges pro­ Corbusier stellt die Wahrheit des Wohnungs­ grammatischen Satz zurückzukommen, die "dy­ baus zu seinem Teil wieder her." Das war sicher namische Erneuerung des Wohnens" gegen­ nicht unehrlich. Andererseits war diese Einlei­ über. Das Zitat belegt, daß es beide Positionen tung auch nicht ungeschickt. Denn wenn man tatsächlich im Bewußtsein damaliger Architek­ überhaupt auf der anderen Seite gehört wer­ ten gegeben hat. Die erste nenne ich, da sie sich den wollte, mußte man zunächst deutlich zu er­ auf die Demonstration der neuen Technologien kennen geben, daß man nicht zum großen La­ beschränkt, den "ideologischen" oder auch ger der Schultze-Naumburgs und Schmitthen­ "Herstellungs-Funktionalismus", die zweite, da ners gehörte, die leider auch viel vom "Boden" sie die Nutzanwendung aus den neuen Mög- und der "Scholle" redeten und im Grunde ihres Herzens die ganze neue Technik zum Teufel wünschten. Migge gibt sich also als Moderner zu erkennen, bevor er den anderen Funktiona­ lismus kritisiert. Dann kommt das "Aber": "Aber seine ICorbusiersl Wahrheiten", so heißt es weiter, "in ihrem neuartigen Kleide, sind nicht ungefährlich. Das krampfhafte Betonen der neu gewonnenen konstruktiven Einsichten, das Her­ ausstellen auffälliger Formen und Farben um uns her, dieses ganze ein wenig turbulente HoIlän- 144 200 Baute n Corbu siers Zwar lobt Migge on le Cerbester die . setbsr­ verständliche Art, mitder er l uft und Licht in die • • i' Wohnung hineirlziehl, wie e r Fe nste r g ruppiert, to ggien a usschneidet und Terrassen vorstößt . . Kurz, wie er seinen Wohn­ ra um in der Natur ver- a nkert". Do ch der führe nd e Ko pf der M o d erne ist in Migges Augen vor ollem ein gefährlicher M od e­ mccher. .Seroe Wahr- heite n .. . sind nicht ungefährlich. Da s krompf­ hafte Betonen der neu ",,q, \ ,c o gewonnenen konstruktiven Einsichten, dos Heraus­ stellen a uffälliger Formen , sondern Absicht. Mig ge fährtfort: )Deml für die ' , ~ und Farben um uns her, .. .' .\ innere Erneuerung des Europäertyps nicht un­ d ieses gartze ein wenig / rrrTTTTT' I ge fährlichen Wohnbaubetrieb stellen wir an turb ulente Hallendem und ... dieser Stelle den Grundriß eines kleinen Hauses Cerbesteren um ieden Preis zeigt, daß wir in eines Schülers von Adolf loos, leopold Fischer, Gefahr sind, das Gewand gegenüber,dasdie meisten Grundlorderungen auf Ko sten des Inhalts für eine gute G artenwohnung verwirklicht. Die­ zu forciere n: ses Bauwerk ist nicht .schmissiq' entworfen, son­ 200 dern es ist gewachsen, zehn Jahre lang, es kön­ nen auch mehr sein. l aien verstand ha t an ihm d ern und Corbusieren um jeden Preiszeigt, dcb mitgeschaffen und dennoch ist es noch longe wi r in G efahr sind, dasGewand auf Kosten des nicht ,fertig'. O bgleich dieses Häuschen billiger Inhalts zu Iorcteren." Hier wird clso w ieder, wie ist a ls qualitativ gleich gut gebaute Häuser und schon bei der Besprechung de sTau t-Büchleins, obgleich es nichts entbehrt, was ein Garten ge­ verstä nd nisvoll a ber bestimmt vor zuviel Ä ußer­ ben kann und w as an wohnwirtschaftliche nAn­ lichkeit gewarnt. Das G ewand, die Erschei­ forderungen an eine moderne ,Wohnmaschi­ nungsform, soll dem Inhalt, dem G ebrauc hs­ ne' gestellt wird, so hat es doch, so klein es ist, zweck fo lg en und nicht umgekehrt. Und in eben einen fast opulenten und einen richtig en - G las­ dieser Um kehrung vo n Form und Inhalt lleqt der garten. Und d as sagt für Kenner genug. ~ Dieses entscheidend e Unterschied . Aber hören wir erst "echte, nicht auf den Boden gestellte, sondern M igge wei ter! aus ihm herausgew achsene Zwerq-londbcus' Nachdem er sich so o lsverständ nisvo ller Kritiker offenbare seine vollen Vorzüge erst als .Zeäe eingeführt ha t, wird LeCorbuster vorsichtig vo n eines g anzen großen Bienenstoc ks." seinem Thron geholt und gleich du rch den ver­ Ergänz t man das hier beschriebene und illu­ ehrten Mitstreiter ersetzt: u Vor dieser Gefahrder strierte Reihen-Doppelha us der Siedlung Des­ Veräußerlichung beim Bau bewahrt uns ein sou-Zle blpk um das bwerbsqörtnerhous, das größerer: Adoll Loos." Es folgen dann einige M ig ge mit d em gleichen Architekten 1925 für Sätze über Echtheit und Maß in loos' Werk,und die Braunschweiger Ausstellung "Heim und nachdem der G ebrauch sfunktionalist loos sol­ Scholle" entwickelt hat, und vergl eicht mon mit cherart zum G rößten aller Fun ktionalisten er­ diesen beiden Siedlungshäusern diejenigen klärt ist,kann M igg e eswagen,sein ideales G ar­ der drei Jahre vorher om Wiener Stadtrand ge­ tenhaus vorzuführen, da s natürlich neben den bauten Heube rg siedlung, so werden vierdurch­ eleganten Entwö rten d es Franzosen etvvas ein­ g ängig e Eigenschaften dieses anderen, ~re­ fältig aussah . Doc h war d asnicht Unvermögen, olen" Fu nktion olismus erkennbar: Ierstens! der unspektokuläre, natürliche Umg ang mit den .neuen M öglichkeiten" der Technik, tzweneosl die Kontinuität in de r Entvvicklung eines Haus­ tvps, tdrittensl die Einbeziehung von loienver­ stand in den Prozeß des allmäh lichen Wach­ sens und schließlich lvie rtensl die kollektive O kono mie quer zu den Parzellengrenzen. Ich w ill diese vier programmatischen M erkmaledes Gebrauchsfunktion alismus an den gena nnten Beispielen erläu tern. 145 201 Dessou-Ztebjq k,Arch.. l. Fischer,Garten: L. Migge 2012 Berlln-Stccken, Arch.. Gutkind, Gärten: l. Migge 2013 Dessoo-Ziebtqk Migge stellt Corbusiets Häusern sein ideoles .Zwe rg"Land ha us· gegen­ über, das Sied lungshaus Dessou·Ziebigk, des ähn ­ lich auch für Stoc ken geplant wurde IZeichnungl. Migge, .Dieses Bauwerk Ist nicht schmissig ent­ worfen, sondern es ist ge­ wachsen, zeh n Jahre la ng, es kö nnen auch mehr sein. lcterwerstcnd hot on ihm mitgeschaffen ur.d dennoch ist es noch lange nicht ,fertig'; 146

2) Adolf Loos, die moderne Bessere Technik! Fenster herausgenommen und als Abdeckfen­ Siedlung, Vortrag 11926) in: Sämtl. Schriften, ster für die Vortriebbeete eingesetzt. Auch das Wien 1962 Das ist in meinen Augen das erstaunlichste an in allen Beispielen erkennbare Konzept der Er­ diesem Funktionalismus: daß er schon in diesen weiterung des Innenhauses durch ein Außen• 3) Sodie Wohnbau­ frühen Jahren einen Umgang mit der Technik haus aus billigen Schuppen, Loggien, Pergolen projekte der Arbeitsgruppe praktiziert, der erst fünfzig Jahre später als "an­ Stadt/Bau in Kassel. und Spalierwänden ist erst in den letzten Jahren Sh. auch I. M. Hülbusch. gepaßte" oder "sanfte Technologie" wieder in wieder in die Wohnungsbau-Diskussion ge­ Innen haus-Außen haus, die Diskussion gekommen ist. Technik ist im Ka­ kornrnen-', Bemerkenswert auch der sehr zu­ Diplomarbeit an der pitalismus immer oder vor allem Technik der rückhaltende Einsatz von Tafelglas, das ja für Gesamthochschule Kassel Herstellung. Ihre ganze Dynamik zielt nicht auf 1978 die Herstellungsfunktionalisten das Material den Gebrauch, eine möglichst lange Lebens­ war, um den Purismus ihrer Konstruktionen op­ 4) Adolf Loos, Die moderne dauer, auf unschädliche Nebenwirkungen tisch freizulegen. Bei Migge/Fischer kommen Siedlung, a. a. O. Loos usw., sondern auf den massenhaften Ver­ die teuren und wärmetechnisch ungünstigen zitiert dies alseinen brauch. Die wirklichen Möglichkeiten, die in ihr "großen Satz desgärtneri• Fensterbänder und Glaswände ebensowenig schen Reformators Migge" stecken, werden so nicht ausgeschöpft. Allein vor wie bei Loos. Wenn Glaswände gebaut auf die effektive Produktion von Waren konzen­ werden, stehen sie - wärmetechnisch richtig ­ triertwird die Technik so leicht zum gefährlichen vor der Gebäudehülle des geheizten Kernhau­ Irrläufer. Bei Migge dagegen trifft man auf so ses und bilden den schon erwöhnten "Glas­ etwas wie "natürliche Technik". Das Beispiel des garten". Glas spiele für ihn als richtigen Garten­ Torfklosetts ist dafür deshalb so gut, weil es auf mann eine wichtige Rolle, hat Migge gesagt, drastische Weise die überlegenheit solcher "eine Rolle, wohl bemerkt, die immer sachlich Technik gegenüber jener Verbrauchstechnik begründet ist, die ein wertvolles Material, eine demonstriert: Statt Fäkalien mit Trinkwasserfort­ Gottesgabe, nicht als leere Fassadenspielerei zuspülen und in zentralen Kläranlagen neu auf­ mißbraucht." 11927-1021 Wer so die technischen zubereiten, ist Migges Trocken-Abort Teil einer Produkte als Teil des gesamten Naturhaushalts, dezentral organisierten Abfallwirtschaft, bei als "Gottesgabe" begreift, kann natürlich auch der die Fäkalien wieder zu Dung verarbeitet in keinen großen und wesentlichen Unterschied den Kreislauf der Kalorien-Transformation zu­ zwischen Natur und Technik sehen. Technik ist rückgeführt werden. Kein Wunder, daß auch für ihn ein biologisches Phänomen wie die Wa­ Laos ein Anhänger des Trocken-Klos ist: "Wir ben eines Bienenstocks. Es ist der Herstellungs­ müssen soweit kommen wie die Japaner, die funktionalismus beispielsweise eines Mies van sich für die Einladung zu einem Essen dadurch der Rohe, für den Natur bloß das wilde Drum­ revanchieren, daß sie den Abort des Gastge­ herum ist wie bei seinem gläsernen Farnsworth bers benützen."2 Auch der von Migge viel ge­ House. Die Natur als ungenutzte, schöne Bra­ priesene "Glasgarten" ist ein Beispiel ge­ che muß hier als anarchisches Gegenstück zur brauchsorientierterTechnik: er umgibt z. B.beim blanken Geometrie einer Wohnbautechnik Erwerbssiedlerhaus im Winter die drei Sonnen­ herhalten, die ganz auf den Schein einer ein­ seiten des Erdgeschosses mit einer Pufferzone, fachen Herstellung abgestellt ist, desinteressiert die Sonnenwärme sammelt und an das Innen­ an den Erfordernissen des Gebrauchs. Hier ist haus weitergibt, übrigens eine Anordnung, die die Sphäre der Herstellung ganz abgetrennt ebenfalls erst in jüngster Zeit wieder aufgegrif­ von der der Natur, deren großtechnische Aus fen wurde. Im Sommer kann das Haus auf die­ beutung hinter ihr verdeckt bleibt. sen Klimapuffer verzichten. Dann werden die Ganz anders in Migges Erwerbssiedlung: der Garten ist eine große Maschine, mit Gleisen für eine Lore, Beregnungsrohren und Gewächs• häusern. "Boden und Klima bereitet sich der Gärtner selbst."4 Natur ist im Umfeld der Woh­ nung eben gebrauchte und gepflegte Natur, und die Technik istein Mittel des Gebrauchs. Ich kenne kein anderes Beispiel für ein so natürli ches Umgehen mit Technik in diesen technik­ gläubigen Zwanzigern. Eine erstaunliche "Un gleichzeitigkeit", die auch das Unverständnis erklärt, mit der die breite Fachöffentlichkeit auf diesen Gebrauchsfunktionalismus reagierte. 147

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"Achte auf die Formen, in Die ganz normale Type! gische Vormundschaft für jegliche .Formgestal­ denen der Bauer baut. tung übernommen zu haben, weigerten sich Denn sie sind der Urväter• Technik als naturwissenschaftlich geleitete Me­ ihre Standesvertreter doch nicht, Aschenbe­ weisheit geronnene thode zur Erzielung eines möglichst günstigen Substanz. Aber suche den cher und Eisenbahnabteile zu zeichnen. Loos Grund der Form auf. Nutzen/Kosten-Verhältnissesfüh rt zur Serie und hat diese Berufskrankheit, die Kunstgewerblerei Haben die Fortschritte der zur Routine. Die Stabilisierung der Form zum Ty­ auf Kosten des Gebrauchswerts vielfach ange­ Technik es möglich ge­ pus und seine unveränderte Wiederholung ist griffen, am schönsten wohl in dem Nachruf auf macht, die Form zu ver­ eines der ältesten Verfahren zur Einsparung von bessern, so ist immer diese seinen hoch verehrten Sattlermeister Veilich. Zu Kosten. Schon die alten Handwerke bildeten in Verbesserung zu ver­ dem, so erzählt Loos, sei eines Tages ein Form­ wenden. Der Dreschflegel ständig korrigierender Wiederholung solche gestalter gekommen und habe ihm ein völlig wird von der Dresch­ he.~aus. optimierten Gebrauchsformen '.n der neues Design für einen Sattel vorgelegt. Der alte maschine abgelöst. I...1 Tatsache daß bestimmte Formen fur bestimmte Fürchte nicht, unmodern Veilich habe sich das neumodische Ding lange gescholten zu werden. Zwecke optimol sind und deshalb nur wieder­ angesehen und dann gesagt: "Mein lieber Herr Veränderungen der alten holt werden müssen, lag die Chance für eine Professor, wenn ich so wenig vom Reiten, vom Bauweise sind nur dann manufakturelle und schließlich automatische Pferd und vom Leder verstünde wie Sie, möchte erlaubt, wenn sie eine Ver­ Herstellung. Doch die mit der Industrialis.ier~ng besserung bedeuten, sonst ich vielleicht auch Ihre Phantasie haben!"5 Urnorqonisotion aber bleibe beim Alten ..." verbundene gesellschaftliche Die Typisierung bzw. die Wiederholung des Adolf Loos 1913 des ganzen Produktions- und Vertriebsystems "normalen"Typs ist also nicht eine Erfindung der war gerade mit einer gegenläufigen Tendenz Industrie so ndern eine Tradition des guten al­ 5) Adolf l.oos, Ein Nachruf, verbunden: der Zwang zum Absetzen der mas­ in: Sämtl. Schriften, ten Ha~dwerks, das noch kein "marketing" Wien 1962 senhaft produzierten Gebrauchsgegenstände brauchte. Erst die massenhaft produzierende brachte die Notwendigkeit mit sich, dem Ge­ Industrie mußte das Prinzip der Serie mit dem 6) Hugo Häring, Probleme brauchswert des Produktes gleichzeitig einen des Noch-nie-Dagewesenen" verquicken, um des Bauens 119241 in Tauschwert aufzuprägen, derden Gegenstand J. Joedicke IHrg.l: den 'Bedarf für die auf Lager produzierten Wa­ Dokumente der Modernen einzigartig und neuer erscheinen ließ, als er ei­ ren aufrecht zu halten. Eine Erklärung für den Er­ Gebrauch~f~rm Architektur - Hugo Häring. gentlich war. Die optimale folg des Herstellungsfunktionalismu.s mag da:in mußte teilweise werbewirksam desoptimiert begründet liegen, daß er die aus diesem Z":"le­ werden. In diesem Zwiespalt zwischen Typisie­ spalt resultierende Notwendigkeit des Designs dess~n rung und Individuierung, Gesch.i.chte ideologisch überhöht, die fadenscheinige Me­ R,chtungska~p­ sich übrigens deutlich an den thode zur Kunst geweiht hat. Jedenfalls Istauch fen innerhalb des Werkbunds nachlesen laßt, am unentwegt von Normung und Ty­ mode~­ liegt einer der Entstehungsgründe des pisierung die Rede, doch andererseits will man nen "design". Denn der Designer (im damali­ vom Entwerfen immer neuer Prototypen auch gen und ursprünglichen Sinne) arbeitet ja nicht nicht lassen. EinverbreiteterZustand, derMigge an der Gebrauchsform, an der Erfindung selbst, in der schon erwähnten Buchbesprechung zu nicht am Inhalt also, sondern an der Präsenta• dem Seufzer bringt: "Vor lauter Normungen tion, der "Aufmachung". Und diese muß ent.ge­ und Typungen fehlt uns die normale Type." gen der Eigenart jeglicher Gebrauchsform nicht Migge und sein Architekt Fischer arbeiten da, konservativ sondern "modern" sein, dem Be­ wie die Beispiele auf di esen Seiten zeigen, se~r trachter und potentiellen Käufer suggerieren, viel kontinuierlicher am Typ, und Loos meldet fur daß er sein älteres Muster durch dies neue er­ sein ,Haus mit einer Mauer' sogar ein Patent an. setzen sollte. In diesem Sinne ist moderne Archi­ Auch bei Häring gibt es - neben vielfältigen tektur hauptsächlich Gebäudedesign gewe­ Versuchen, die damaligen technischen ~ög­ sen. Das viele "Holländern und Corbusieren", lichkeiten sozusagen bis an die Grenze Ihrer das Migge den Architekten vorwirft, war ein Biegsamkeit freieren Formen anzuschmiegen ­ ständiges und auffälliges Abweichen von der diese kontinuierliche Arbeit an bestimmten Ge­ ganz normalen Gebrauchsform, obwohl gera­ brauchs- oder "Leistungsformen", wie er sie de im Hausbau der Zwang zu werbewirksamer meist nannte. Für Loos und Migge/Fischer gab Auffälligkeit gar nicht vorhanden ist. Doch es wie gesa gt, keinen einsehbaren Grund, das scheint die Architektur hier wieder eine ideolo- altbekannte "Fenster in der Wand" durch Fen­ sterbänder und Glaswände zu ersetzen. Für Häring gab es Gründe, und er hat sie ausführ• Iich mit jedenfalls nicht ästhetischen Gründen (wie Le Corbusierl dargelegt6. Es gab auch kei­ nen vom Gebrauch her plausiblen Grund, Häu• ser auf Stützen zu stellen, nur um ein Auto dar­ unter zu parken. Auch mußte ein Haus nicht aus Stahl Beton und weißem Putz sein und auf das gute olte Holz verzichtet werden, es sei denn, man wollte es unbedingt "modern" erscheinen lassen. Kurzum, an der materiellen Erschei­ nungsform des Wohnens gab es für den Ge- 149

208 ) Adolf Loos war ein gelehriger Schüler des "großen Gartenreformators aus Bremen": Seine -:1' I I\?= Heuberg-Siedlung in Wien, nur teilweise verwirklicht 1921/22, war eine Selbst­ III r Id.'.' 8' i I I I I I I' 1= ~==1F===--~j Ff=1,,-,w,,--I_--+__~I'~~'f===j t--=1~'~J~--f versorger-Siedlung nach Miggeschem Konzept. t=l I: I I :===I===JI I I I I II t=l I "_LL tUE - I I ' '.1.'.' I I I 1 _ 1 I I

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brauchsfunktionalismus wenig zu ändern. Wohl aber an der Organisation, am "Inhalt", wo das Neue Bauen "auf das eigentliche Leben in und mit dem Bauwerk ausgeht. Hier, im Kern allen Bauens, wo zugleich die Schwäche der Modernen liegt" 11927-100-S. 76/771, hier ver­ mißteMigge, wie er sagt, Entscheidendes. 150

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(ii)

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EIl 152 211 Wachsendes Ha us von Panzen Migges Idee des wac hsen­ den Hauses mußre in der Wellwirtscholtskrise da/ur herholten, M ini-Villen zv propagieren, die $i(h eines Toq es ou f za uber­ hohe Weise in richtige Villen mit .Z immer des Mä dcflens' verwa ndeln würden. Hier eines der pretsqe krönten .w ocbse o­ den H öoser" aus der gleicnnomigen W iener Ausstellung von 1930, der ein Vvettbewerb vc rc os­ gegangen wer. 211 mußte man jedoch mit loos ford ern: "Das Haus 7) Ad el! Lees, Die moderne sei niemals fertig, es soll immer die M öglichkeit Siedlung o. o. Q. dasein,etw asweiteres hinzozcfüqen.'? Das WQr freilich etwas ande res, als das ~Wachsen·, das dann in den lrühen drefßtqe r Jahren in vielen Wettbewerben und Ausstellungen propcqrert wurde, etwa in de m W iener Wettbewerb um das"W a chsende Heus" von 1932.Die prämier­ ten und d ann auf einer Ausstellung gezeigten .wcchs enden Häuser" w aren etwas, was böse - Zungen ~ Wo hn klo mit Kochntsche" gen annt haben w ürde n: das Att ribut ~ wachsend ~ war eher eine Entschuldigung für solche Winzigkeit, lsiehe Bild) eine Vertröstung auf die Zukunft. Unfertige Häuser! .Selbsthufe", .lotenverstc nd", solche Begriffe ta uchen dabei w eder in den Entwürfen noch in Die . no rmole Type ~ ist, wie wir gesehen hoben, den Kommentare n auf. Fixiert auf da sEntwerfen kein Design. Sie ist .nfcht schmissig entworfen", vo llendeter Tatsachen g eht es den Herstel· wie Migge sagt, und ist deshalb auch ganz un­ lungsl unktionalisten wie in unserem Beispiel empfindlich gegenüber de n Eingriffen und Er­ de m Preisträg er Panzen einzig darum, die mög­ gänzungen, die die Bewohner im Laufe de r Zeit liche Verzauberung des erbärmlichen Kem­ anbringen. Im Gegenteil, d as allmähliche Aus­ häusche ns in ein mittelprächtiges W ohnhaus und Weiterbauen, das Zurichten auf die wech­ und weiter in eine regelre chte Villa mit "Mäd• selnden Erfordernisse, ist ja Programm: Schon chen't-Zlmmer vorzuführen.Das al so war bei 1921 hatte M ig ge die Etappenbauweise bei­ Laos und M ig ge nicht g emeint.lhnen ging esum spielhaft beschrieben 11921-61), longe bevor die Ermöglichung jenes bedarfsgerechten dieses Thema im Rahmen des Bouens für dos Wachsens,wieesaul dem Lande überal l üblich Existenzminimum in M ode kam. Daß Hä user ist. Die ~g ewa chsene n Zwerg-landhäuser" wachsen, war eine Realität, die in jeder Sied ­ lM iggel sollten sich vielfältig erwe itern können, lung erkennbar war. Gegenüber einem Funk­ ohne daß dabei die schon vorhandene Sub­ tionalismus ober, dessen Massenmietshäuser stanz geändert werden mußte. Zubou nannte .oocb modernisiert kaum mehr als etwas sau­ man d as auf dem Land. Doch Zubauten können berer und luftige r hingestellte Mietskasernen sinnvollerweise nicht entworfen werden. Sie alten Schlages" 11927-100-$. 76/771 waren, entstehe n aus demGebrauch.Undda der Beruf sichJahrzehnte lang auf dosHerstellen und Hin­ stellen spezialisiert ha t, ist dos ~ wachsende Heus" in Migges Sinn auch lange Zeit kein Ihe­ ma für Archi tekten mehr gewesen, fürHersteller schon gar nicht. Einanderes Thema jener Jahre konnte mehr Int eresse wecken; es wurde 1930 von G ropius in die Debatte gebracht: dos Wohnen im Hochhaus! Mehr O koncmre! "2 Desscu -Ziebrqk Damit ist bei Migge nicht b loß ~ me h r Sparsam­ , Der Gedo rtke, . ,. in diesen keit" gemeint. Unter Ö konomie wird hier immer Ivr indivto uell-rcmcotisch qeschuhen Augen gewiß die N utzung de r Vorteile de r großen Masse, quä lerisch monotonen des Kollektivs verstanden. M on muß eine "nor­ Kleinhausfluchten 5OCXX> male Type ~ für die normalen Ansprüche entwik­ vielleicht qlücksehqe. kein, die leute organisieren und ihre Bedarfe sicher aber relativ zufrie­ dene Mensc hen zu wissen, teilweise kombinieren, ihre individuellen Kräfte Ist für mich ungleich addieren und schnell und massenhaft handeln, erhebender als der Zu­ wenn man die Not meistern will! Dos wird seine stand, die Auslese von lOO Oberzeugung schon auf einer Englandreise bis 500 Bevorzugten einer 1910, auf der ihn die Reihenhaus-Vorstädte lon­ lo ndhousortigen, künst· 212 lertsch inspirierten Kolonie dons viel stärker als die offiziellen Gartenstädte von den lOO CXX> umso beeindruckt haben. Sein Reisebericht trägt den nie vo n den 100000 urnsotierischervegetieren­ tierischer vegetie renden Titel "M ehr O konomle" 1l910-llJ, und enthält de n "Brüdern" anstaunen oder beneiden zu las­ .Brüdern' anstaunen ode r beneiden zu I055en." schon fast olle Elemente des gebrauchsfunk­ sen," Kein Zweifel: wenn es irgend ein ästhe­ Wos Migge 1910 so o n tionalistischen Konzepts : "Man gebe (dem Ar­ tisch-architektonisches Interesse bei Migge ge­ den londone- Re-henhcus­ beiter} gediegenere Wohnräume, hell und rela ­ geben hol (und natürlich hat es dcsll, so ist es vorstödte n bewunderte, tiv groß, aber, darauf aufgebaut mög lichst we ­ das an einer solchen bienenstockartigen Aufrei­ hct er donn Jahre später in NW aben~ Dessou verwirklich t. die nig "Architektur" als solche, sondern einen Au­ hung immer gleicher gewesen, eben M onotonie gleicher ßenbau als einfachen plastischen Ausdruck dieses .Glebel an Giebel, Erker bei Erker,Gar­ Gebrc uchstorme n. seines lnnenwohnens".Solche Häuser, an gera­ ten zu Garten", Fürihn - und nicht nur für ihn ­ den und nicht krummen, im Ooerschnttt sparsa­ steckte darin etwas vom Fernziel allge meiner men Straßen .chne unnütze Vorgärten" aufge­ Gleichheit un d Brüderlichkeit, Die individualisti­ reiht, mit einem möglichst nach Süden liege n­ sche Asthetik, das ständige Abweichen von der den Stück Gcrteolcnd. das "zugleich der Ver­ viel einfacheren und normalen Type war der besserung der lebenslcqe dient", sind für ihn häßliche Ausdruckdes Status quo,also von Kon­ schon 1910 die Elemente einer unbedingt erfor­ kurrenz und rücksichtsloser Verschwendung. derlichen "Massen-Wohnreorganisation", die .Manche Architek ten", schreibt er 1926,.wcllen allerdings immer an der Vielzah l beteiligter Ar­ nicht verbessern, sondern", "überholen", sich chitekten oder aber, wen n es .mcl nur eine ein­ selbst und einander überholen, auch dort, wo zige Kra ft ist", am ungezügelten Individualism us eherne Gesetze nur freue Befolgung erwarten" der Auftra gge ber scheitere. NW ir sahen in Eng­ 11926-92-S. 55/561. Das Zukunftsbild aus Eng­ land auch außerha lb der Phtlcntrooendörter land wurde dann spä ter, in Celle, in Dessauund noch viel zu viel .hclbstcrke Lcndh öuser' für Ar­ besonders in Frankfurt Wirklichkeit. Aber nach beiterwohnungen, und diese oder jene schöne Fords Fl ießband und der sich daran anschlie­ Fassade erklärte die Gebreste hinter sich nur ßenden Rationalisierungskampagne horte es durch die krampfhafte Variierungssucht ihrer eine etwas andere Bedeutung angenommen. Herren und M eister. Ganz wie bei uns: Dage­ Denn die Rationalisierung kam von oben, und gen offenbarten sich ihm in den londoner Vor­ sie war auf die Herstellung biHigerWohnungen städten "Keime zu einem Zokuoftsbtld", ~ ... der beschränkt. Sie war keine "M a ssen-W ohnre­ Gedanke, in diesem 10000fachen Giebel an orqcntsonon", die das Wohnen im G an zen Giebel, Erker bei Erker,Garten zu Garten, in die­ ökonomischer machte, Ihre Siedlungen waren sem für individuell-romantisch geschulten Au­ "hingesteHt~,M igge ober horte Siedlungen vor gen gewiß quä lerischen monotonen Kleinhäu ­ sich gesehe n, die lebende, wachsende Orga­ serfluchten 50000 vielleicht glückselige sicher nismen waren, deren Ganzes mehr war als die ober relativ zufriedene M enschen zu wissen, ist Summe seiner Tetle. "In der Umwandlung der für mich ungleich erhebender als der Zustand, ,Fürsorge' in selbstbewußte ,Eigensarge' auf die Auslese von 100 - 500 Bevorzugten einer breite ster Basis und kühnster Perspektive", so landhausartigen, künstlerisch inspirierten Kolo- helßtescmSchluß von "M ehr O konomie",,,liegt meines Erochtens die eigentliche Erfullung der Gcrteostcdtldee", Was unter solcher "Eigen­ sorge" zu verstehen ist, wir d an anderer Stelle dieses Buches oustührlrch beschrieben. Jeden­ falls sollte es, anders als in den "hingestellten" Siedlungen der Wohnungsreform , eine ganze Gemeinwirtschaft quer zu den Grondstücks­ grenzen geben, von der Beschaffung von Bo­ dengerät bis hin zu einer gemeinsamen Küche. 11926-92-5. 791 154 Ich gehe auf diesen genossenschaftlichen Sinnsysteme zu demonstrieren und Ideologie zu Aspekt dieser ,Okonomie durch Masse' beson­ bilden, sondern allein darum, die Erkenntnisse ders ein,weil die Reinhaltung deroptimalen Ge­ von W issenschaft und Technik auf die Lösung brauchsform von . Design· und .,Architektur·, de s W oh nproblems anzusetzen, w ird sich der was je die ständige Bemühung dieses Ge­ Künstler-Architekt von ehedem in den knnschen brauchsfunktionalismus war, letztlich nur im W ohn ungsbau-Spezialisten und Bautechniker Rahmen einer utopischen . Eigensorge· -Oesell­ von morgen verwandeln müssen, gera de so, schaft möglich wird. Eine zwei te Natur aus blo­ wi e es Migge vorgemacht ha t. Kritisch soll do­ ßen Gebrcuchstcrmen. also eine .technische bei heißen, daß er dabei nicht zum Funktionär Natur". die ganz auf den sparsamen und nütz­ der He rstelle rtechnikwerde ndarf.Wersichheu­ lichen Gebrauch und nicht auf den Verbrauch te deren macht, die M öglichkeiten der Technik derErstnaturabgestellt ist,und in dersomit O ko­ den Gebrauch ern zugutekommen zu lassen nomie und Okologie wieder zur Deckung ge­ und nicht den Herstellern, de n .Trögern·, den 213 bracht sind. ist eine konkrete Utopie, die ihre Stadtwe rken e tc., w ird im übermäch tigen Sv­ funktio nalistischen Anhänger fur uns heute wie­ stem des adm inistrierten Zwcnq skonscmst ' ) Jiingstes Beispiel iSl eine der so interessant macht. nac h wie vor gegen den Strom schwimmen. In u hilflos zvsc mmee­ dieser Hinsich t w ird . künstlerische Querkäpfig' gesloppelte Gesl; hich'e Der Gegensatz zwischen einem auf die neuen keit und Fanta sie weiter gebraucht. Jedenfalls von ,A rc h ite~ M und Slödle­ bau des 20. Ja hrhunderts' Herstellungsmöglichkeite n fixierten Funktiona ­ steckt in den Siedlung skonzepten M igges mit von V. M.lampugnani, lismus einerseits und einem on schieren Ge­ ihrem hohe n G ra d on Autonomie und Autortie Sluffgart 1980. Aber auch brauchsformen orientierten Funktionalismus an ­ weit mehr Zukunft als in de n nostalgischen Benevola luI sich schwer. dererseits ist naturlieh in W irklichkeit einer mit Oberholt heiten und Erkerspielereie n der gon· die Erscheinungsforme n von Funklionalismus sehr fließenden übergängen gewesen. Daß zen sogenan nten Postmoderne. anders a ls chronologisch ausgerechnet der wohl extremsteExponent der und ge<>Qrophisch zu einen Richtung. Mies von der Rohe, mit dem der ordnen . anderen Seite, Hugo Häring, eine Zeitlang so­ ' 1Der Ausd ruck sl;Jmm l garganz friedlich ein Atelier teilte, mag dosillu­ von Klaus Novy.!k. dieses strieren. N atürlich fühlte man sich in der Sache Syslem unter !km gleich · derM odernen Architektur, derNeuen Sachlich­ namig en Iüel in der keit etc. einig. Es geht mir bei dieser Unterschei­ leilschri" Leviolhon 211981 bes chnebee ha'. dung auch nicht um die eigentliche Beuge ­ schichte, wenngleich diese gegenüber dem Fcnkuoncüsrnus sich bisher auf BegriHe stützt, die altenfalls für Fremdenführer hilfreich sein könne ne. M ir geht es vielmehr darum, mit die ­ sem BegriHspaar dergegenwärtigen Pra xisdis­ kussion unter die Arme zu greifen. Die gegen­ wärti g wei t verbreitete Abwendung vom Fun k­ tionalismusunter der kitschigen Parole vom .hu­ manen Bc ven" oder sogar unter neuen Etfketten wie . Postrnodeme" oder . ecuononsmos" er­ scheint mir angesichtsderanstehenden Proble­ me .on derG renze des vvcchstums" und ang e­ sichts einer we ltweiten W ohnung snot ziemlich unbegründe t. Die Utopie der M oderne, wie sie gerade von l eberech t Mig ge in faszinierender Schärfe entworfen wurde, nämlich die Befrei­ ung de r Dinge von ihren ko nsumf ördernd en und gemeinschädlichen Tauschwert-Verpacku n­ gen und die Entwicklung einer nicht allein auf des Herstellen, sondern auf den nützlichen G e­ brauch orientierten Technik, ist gerade heute aktueller denn je. Freilich fordert sie einen neuen Typus von Architekten. Denn da die unarmale Ivce", die w iederholba re Gebrauchsform ja ebe n nicht entworfen, sondern geduldig erfun­ den oder weiterentwi ckelt wird. und da esauch nicht darum geht, über das G ebau te universale 155 Registerteil 156 Literaturliste 16 Verzeichnis aller Bücher und Aufsätze Ein Stadtpark für Oldenburg Leberecht Migges, die bislang ermittelt in: "Die Kunst", Bd. 26, 1912, S. 412 ff werden konnten 17 1 Abb. von Gartenanlagen (Fotos) in: .Kunstqewerbeblott" Heft 8 1912 S. 153f Abb. zu Gartenanlagen 18 ', in: "Deutsche Kunst und Dekoration" Nr. 21 1907/08, S. 400 f ' Deutsche Gartenkultur 2 in: "Die Kunst", Bd. 28, 1913 S. 377 ff 19 ' Ist der Garten ein Raum? in: "Die Raumkunst" Heft 14 München 1908 Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts S. 209 ff r , Jena 1913 3 20 Die Gartenbauausstellung Altona 1914 ~er H.amburger St~dtpark, Läuger und Einiges in: "Die Gartenkunst", Februar 1914 S. 46 ff In: "Die Raumkunst Heft 17 München 1908 S. 257 ff ' , 21 ' 4 Was kann der moderne Gartengestalter Der öffentliche Park als sozialer Faktor aus der Geschichte lernen? (zuGotheins Buchl in: "Die Raumkunst" Heft 3, 1909, S. 33-39 in: "Die Gartenkunst", März 1914 S. 90 ff 22 ' 5 Willy Lange Die Gartenmission der Städte in: "Die Gartenkunst", 11. Jg., 1909, S. 163 ff in: "Die Gartenkunst", Juni 1914 S. 190 ff 23 ' 6 Willy Lange, auch ein Erzieher Die Gründung eines Deutschen in: "Die Gartenkunst", 11. Jg., 1909, S. 198 f Geistesschutzparks (anonym) 7 in: "Die Tat", 5. Jg., 1914, S. 114 ff Kunstgewerbe-Gartenkunst 24 in: "Kunstgewerbeblatt", Heft 9, 1909, S. 161 ff Die Gartenstadt als Stadt der Gärten 8 in: "Die Gartenstadt" Heft 1, Berlin 1914, S. 2 ff Der Hamburger Stadtpark und die Neuzeit 25 Hamburg 1909 Ehrengarten für die Gefallenen der Marine 9 lNotiz) Max Läuger und seine Gärten in: "Möllers Deutsche Gärtner Zeitung" Nr. 19 1915, S. 155 ' in: "Die Kunst", 13. Jg., Bd. 28 1910 S. 162 ff 10 ', 26 Garten-Naturalismus Wettbewerbs- und Reklame-Gedanken in: "Die Gartenkunst", Nr. 12, 1910, S. 194 ff in: "Möllers Deutsche Gärtner Zeitung" Nr. 31 11 1915, S. 249 f ' Mehr Okonomie 27 in: "Die Gartenstadt", 4. Jg., Heft 10 1910 Der deutsche Gartengedanke S. 109 ff ' r in: "Die Gartenkunst" Nr. 4, 1915, S. 45 f 12 28 Rhythmen der neuen lGortenlstodt Ein Wendepunkt in der Grünpolitik der Städte? in: "Die Gartenkunst" Heft 12 1915 S. 153 ff in: "Die Gartenstadt" Heft 12 Berlin 1910 29 ', S. 137 ff r 13 Der Ehrenfriedhof der Marine Laienhilfe beim Gartenschaffen in: "Die Kunst", Bd. 32, 1915, S. 389 ff in: "Die Kunst", Bd. 24, 1911, S. 289 ff 30 Würdige oder Neue Architektur 14 in: "Bau-Rundschau" Nr. 9-10 1915 S.33-36 Wirtschaft und Kunst in der Gartenkultur 31 ' r in: "Gartenkunst", 1911, Heft 6, S. 105 ff Pückler - Kleine Mitteilungen 15 in: "Gartenkunst", 1915 lohne Seitenangabel Ausstellungsgärten 32 in: "Die Kunst", Bd. 26, 1912, S. 41 ff Der Ehrengarten der deutschen Marine zu Wilhelmshaven in: "Die Bauwelt" Nr. 28, 1916, S. 9 ff -: "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung" 32. Jg., Nr. 4, S. 27 ff ' 157 33 46 Der Deutsche Ehrenfriedhof zu Brüssel-Evere Neue Friedhofstechnik in: "Der Städtebau", 13. Jg., 1916, S. 83 ff lvgl. "Bau-Rundschau", Nr. 7, 19161 - : "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", in: "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", Nr.8, 1916, S.62 ff 32. Jg., Nr. 47, 1917, S.373 ff 34 47 "Geistesschutzpark" oder Jugendpark? Erläuterungsbericht zum Friedhof in: "Die Tat", 8. Jg., 1916, S. 188 f Magdeburg-Westerh üsen 35 in: "Die Gartenkunst", Dezember 1917 Jugendparks als Kriegerdank 48 lmit Martin Wagnerl Jugendparks als Kriegerdank in: "Das Größere Deutschland", 3. Jg., Nr. 31, in: "Deutscher Wille" IKunstwart), 1916, S. 971 ff 2. Dezemberheft 1917, S. 188 ff -: "Bau-Rundschau", Nr. 33-34, 1916, S. 121 ff 49 36 Wie baue ich eine grüne Stadt? Jugendparks als Kriegerdank (Vortragl in: "Der Städtebau", 14. Jg., 1917, S. 59-65 in: "Die Gartenkunst", Septemberheft, 50 1916, S. 120 ff Laubenkolonien und Kleingärten - : "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", Flugschrift desDürerbundes, 167, München 1917 31. Jg., Nr. 27, 1916 Auszug in:"Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", 37 Nr. 27, 1917, S. 211 ff Die Jugendparkbewegung 51 in: "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", Grünaufgaben am Jadebusen Nr. 41,31. Jg., 1916 in: "Die Tide", Heft 12, Juni 1918, S. 572-579 38 52 Kriegerdank-Stätten Laubenkolonien und Kleingärten in: "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", in: "Die Wohnungs- und Siedlungsfrage nach Nr. 21, 1916, S. 166 dem Kriege", S. 350 ff, Stuttgart 1918 39 54 Jugendpark-Bericht Jedermann Selbstversorger in: "Der Vortrupp",5. Jg., Nr. 21, 1916, S. 667 Jena, 1918 40 53 Neue Friedhofstechnik Das grüne Manifest in: "Bau-Rundschau", Nr. 7, 1916, S.205 ff in: Eugen Diederichs Blätterzur neuen Zeit, 41 Nr. 12/13, 1919 Gartenbau - ein Kampf 55 in:"Der Bürgermeister", Nr. 4,Mai 1916, S. 58 ff Schulfarmen 42 in: "Die Tat", 11. Jg., 1919120, S. 865 Fortschritte der Jugendparkbewegung 56 in: "Die Tat", 8. Jg., 1916/17, S.869 f Offener Briefan HerrnWalther Rathenau 43 in: "Neue Hamburger Zeitung" Begraben nach gemeinem Wert v. 11.12.1919, Nr. 630 in: "Die Tat", 8. Jg., 1916/17, S. 1030 f 57 44 Stadtsiedlung Neuer Totenkult in: "Kommunale Praxis", Nr. 50, 1919 in: "Die Hilfe", Nr. 20, 1917, S. 328 58 - : "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", Ernährungssiedlung 32. Jg., Nr. 34, 1917, S. 265 f in: "Die Tat", 12. Jg., 1920121, S. 321 ff 45 Der Ohlsdorfer Friedhof lF. W. Cordes und sein Werk) in: "Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung", 32. Jg., Nr. 38, 1917, S. 298 ff 158 59 72 Die produktive Siedlungsloge Palästina-Siedlung in: "Die Tat", 12. Jg., 1920121, S. 425 ff in: "Die Tat", 15. Jg., 1923124, S. 467 ff 60 73 Briefwechsel Walther Rathenau ­ Siedlungswirtschaft Leberecht Migge Mitteilungen der Internationalen Siedlerschule in: "Neue Hamburger Zeitung" v. 8.1.1920 Worpswede, Heft 1-12, 1923 61 Die wichtigsten Beiträge: Natürliche Architektur IEtappenbauweise) Mustersiedlung Sonnenhof IHeft 11 in: "Der Siedler", Heft 2, 4. Jg., 1921, S. 17f Wie können wir weiterbauen? (Heft 21 62 Gartentechnische Normenblätter (Heft 21 Bericht der Siedlerschule Worpswede f. d. Dungtechnik (Heft 21 Versuchsjahr 1921 Der Kleingarten als Träger neuer Siedlungs­ in: "Die Tat", 13. Jg., 1921, S. 965 f politik (Heft 3) 63 10 Leitsätze zur Kleingartenwirtschaft (Heft 31 Offener Brief an den Schriftleiter des Grundlegende Organisation der Kleingarten­ "Kleingärtners" wirtschaft (Heft 31 in: "Der Siedler", 4. Jg., 1921, S. 119 Dungtechnik (Fortsetzung, Heft 4) 64 Dunggeräte (Heft 41 Kleingarten - und Kleingartenpachtordnung Kommunale Abfallwirtschaft (Heft 61 in: "Kommunale Praxis", Heft 2/3, 1921, S. 32 f Jahresberichte 1922 der internationalen 65 Siedlerschule (Heft 6) Bodenproduktive Abfallverwertung, ein Kommunale Abfallwirtschaft IHeft 7) Grundproblem der Stadternährung Jahresberichte 1922 [Fortsetzungl in: "Mitteilungen des Reichsbundes Deutscher Wasserwirtschaft (Heft 8/9 u. 10/12) Technik und technischer Berufskunde", 74 Jg. 3, Heft 5, Berlin 1921 {ohne Seitenangabel Wohnungsplanwirtschaft 66 in: "Volkswohnung", Bd. 5, Nr. 8, Berlin 1923, Kann sich Deutschland selbst ernähren? S. 17 ff in: "Schleswig-Holsteinische Volkszeitung" 75 v. 25.1.1922 Siedlungsdialog - Fragment aus dem 67 deutschen Daseinsdrama Kleingartenwirtschaft - 10 Leitsätze für den in: "Schlesisches Heim", Jg. 4, Heft 1, Kleingärtnerbeirat im Volkswohlfahrts­ Januar 1923, S. 14 ff ministerium 76 in: "Kommunale Praxis", Nr. 35/36,1922,S.602 f Werkstatt = Aussiedlung 68 in: "Schlesisches Heim", Jg. 4, Heft 5, Bodenproduktive Abfallwirtschaft ­ Mai 1923, S. 112-113 Wirtschaftliche Stadtsiedlung 77 in: "Zeitschrift für Kommunalwirtschaft", Entgegnung auf Ingenieur Rosenquist 12. Jg., Nr. 9, 1922, S. 273 ff (kommunale Abfallwirtschaftl 69 in: "Schlesisches Heim", Jg. 4, Heft 7, Der Ausbau eines Grüngürtels der Stadt Kiel Juli 1923, S. 163ff (mit Dr. Ing. Hahnl 78 als Manuskript gedruckt, Kiel 1922 10 Leitsätze für den Kleingärtnerbeirat und 70 entwickelnde Begründung Offener Brief an den Schriftleiter der Sozialen in: "Zeitschrift für Kommunalwirtschaft", Bauwirtschaft IM. Wagnerl 13. Jg., Nr. 3, Berlin 1923, S. 78 ff in: "Soziale Bauwirtschaft", Nr.2, 1922, S. 23-24 71 Grünbergs neue Grünpolitik in: "Monographien Deutscher Städte", Hrsg. Erwin Stein, Berlin-Friedenau 1922 159 79 89 Bodenprodukt in Abfal/wirtschaft Siedlungswirtschaft in: "Der Gesundheitsingenieur", Mitteilungen der internationalen Siedlerschule 46. Jg., Nr. 45, 1923, S. 1 ff Worpswede, Heft 1-12, 1925 80 Die wichtigsten Beiträge: Siedlungswirtschaft Von der Gartenwirtschaft zur Garten­ Mitteilungen der internationalen schänheit (Heft 1) Siedlerschule Worpswede, Heft 1-12, 1924 Neue Fortschritte der Dungtechnik (Heft 1) Die wichtigsten Beiträge: Die Intensiv-Scholle (Heft 21 Bodenbearbeitung (Heft 1) Die Selbstversorger Stadtlandsiedlung (Heft 2) Schutz (Heft 2) Baukalender IHeft 2) Die Goldmarkpachten und ihre Bedeutung Die Krise des sozialen Gartens (Heft 31 für das Kleingartenwesen (Heft 3) Städtische GrüngürteilHeft 3) Intensive Kulturweisen in der 20 Städtebauer zum Dauergartenproblem Kleingartenwirtschaft (Heft 4) (Heft 4 und 5) Wohnungsbau und Selbstversorgung IHeft 5) Praktisches Kulturschema eines 2500qm Gartenfürsorge ISondernummer, Heft 6) großen Siedlergartens (Heft 4) Kolonisation ISondernummer, Heft 7) Die Großstädte und ihre Kleingärten (Heft 51 Abfallwirtschaft (Sondernummer, Heft 8) Typen für Dauer-Kleingärten (Heft 5) Volkswirtschaft (Heft 9) Der Wert unserer Scholle IHeft 6) Musterkolonie Liegnitz IHeft 91 Die Ausstellung "Heim und Scholle" Städtebaunummer Grünberg in Schlesien Braunschweig IHeft 71 (Heft 101 Auf dem Boden bauen (Heft 7) Städtebausondernummer Kiel - Hof Hammer Die heutige Grünpolitik der Städte (Heft 8) IHeft 111 Stadtlandkultur im neuen Städtebaugesetz Jahresbericht 1923 der Siedlerschule (Heft 9) Worpswede (Heft 12) Juryfreie Gartenkunst (Heft 10) 81 Offentlicher Gartenbau im Sinne des Gartenschänheit der Zukunft Städtebaugesetzes (Heft 11) in: "Gartenschänheit", Nr. 1,6. Jg., 1925,S.17f Der künftige Dauergarten als Ferienheim 82 (Heft 11) Gartentechnik und Gartenkunst Auswandern oder Einwandern (Heft 121 in: "Gartenschänheit", Nr. 4, 6. Jg., 1925,S.68f 126 83 Bauen vom Boden her Traditionelle Gartentechnik "Bauwelt", Heft 33, 1925 in: "Gartenschänheit", 6. Jg., 1925, S. 154 f 90 84 Rationalisierung des Gartens Die Gartenmoderne - Ein Plagiat in: "Soziale Bauwirtschaft", Heft 7, 1926/27 in: "Gartenschänheit", 91 Nr. 9, 6. Jg., 1925, S. 169f Wer ist zur siedlungstechnischen Planung 85 berufen? Die heutige Grünpolitik der Städte in: "Deutscher Kommunalkalender" 1926, in: "Zeitschrift für Kommunalwirtschaft", S. 175 ff Heft 16, 1925, S. 846 ff 92 86 Deutsche Binnenkolonisation ­ Städtische Grüngürtel Sachgrundlagen des Siedlungswesens in: "Die Gartenstadt", Nr. 1, 1925, S. 13 f Berlin 1926 87 Stadtlandkultur im neuen Städtebaugesetz in: "Die Gartenstadt Berlin", Nr. 11, 1925, S. 7 f 88 Die Krise des sozialen Gartens in: "Frankfurter Zeitung" v. 6. 2. 1925 160 93 100 Siedlungswirtschaft Siedlungswirtschaft Mitteilungen der internationalen Siedlerschule Mitteilungen der internationalen Siedlerschule Worpswede, Heft 1-12, 1926 Worpswede, Heft 1-12, 1927 Die wichtigsten Beiträge: Die wichtigsten Beiträge: Die Siedlung "Hohe Lache" bei Dessau Die Siedlerschule Worpswede lHeft 11 (Heft 1/2) Kritiken ü. "Die Deutsche Binnenkolonisation" Anhaltische Siedlungspolitik IHeft 1121 IHeft 1) Das grüne Manifest (Heft 3) Nach der Rationalisierung des Bauwesens ­ Leitsätze f. d. Gartenfürsorge Die Rationalisierung des Gartenwesens d. Westf. Heimstätte (Heft 31 (Heft 2) Die hohe Siedlungspolitik (Auszüge aus Sonderheft Erwerbssiedlung "Die Binnenkolonisation" Heft 41 Siedlung und Wochenendgedanke (Heft 51 Gartenfürsorge ist Not - auch bei Gestaltung Sondernummer Sommerblumen (Heft 61 v. Einzelgärten (Heft 51 Die Stauden der kleinen Gärten lHeft 7) 2 markante Beispiele deutscher und ästerr. Das moderne Miethaus und sein Garten Grünpolitik (Heft 5) (Heft 8) Die Siedlung "Geargsgarten" in Celle (Heft 6) Gegen ein städtebauliches Dogma lHeft 91 Wie sparen wir an den Baukosten (Heft 7) Tagungsbericht und Koreferat L. M. der Fundamentale Zahlen IK. V. Meyenburgl Deutschen Gartenstadtgesellschaft in Kiel (Heft 71 (Heft 9) Die gute Gartenwohnung (Heft 8) Richtlinien für Kleingarten-Dauergebiete Die Tagung von Wien (Heft 9/101 (Heft 10) Und der Bodenertrag? (Heft 9/101 Grundsätzliches über neue Bücher 94 Jugendgarten, Schulgarten - Schulgarten­ Moderne Gartenstadt fordert modernen heime - Gartenschulen IHeft 111 Gartenbau Jahresbericht 1922 der Siedlerschule in: "Westfälisches Wochenblatt", "Vorwärts" lHeft 121 1927, S. 348 ff 102 95 Die gute Gartenwohnung Der kommende Garten in: "Die Gartenschänheit", Januarheft 1927, in: "Die Gartenschänheit", Märzheft, 1927 S. 10ff 96 104 Dezentralisierungsprobleme der Großstadt Der technische Gartentypus unserer Zeit in: "Die Baugilde" 1927, S. 1226 ff in: "Die Gartenschänheit", Heft 2, 1927,S.36 ff 97 101 Versuch, den Gartenbau zu industrialisieren Der Garten auf dem Dach in: "Die Bauwelt", Heft 12, 1927, S. 323 ff in: "Der Praktische Ratgeber in Obst- und 98 Gartenbau", Nr. 43, Frankfurt/Oder 1928, Das Grüne Dach S. 343 ff in: "Das neue Frankfurt/Die neue Stadt" 103 1926-1934, reprint Aachen 1977 Das Warpsweder Gartendungsilo 99 in: "Die Gartenschänheit", Januarheft 1928, Versuch, den Gartenbau zu industrialisieren S.21 f in: "Die Bauwelt", Nr. 12, 1927 105 Die Großsiedlung FrankfurtlDessau-Ziebigk in: "Die Gartenschänheit", Februarheft 1928, S. 48 ff 106 Der Garten Sonnenhof in Worpswede in: "Der Baumeister", Heft 4, 1928 107 Form der Kleingärten in: "Die Form", Heft 4, 1928, S. 91 ff Auszug in: "Bauwelt Fundamente", Nr. 24, Gütersloh 1969, S. 134 161 108 113 Siedlungswirtschaft Krisis der Berliner Grünpolitik Mitteilungen der internationalen Siedlerschule in: "Deutsche Bauzeitung", Beilage Stadt und Worpswede, Heft 1-12, 1928 Siedlung, Nr. 8, 64. Jg., 1930 Die wichtigsten Beiträge: 114 Das arüne Dach IHeft 1) Rentable Parks ßodenproduktlve Abfallverwertung (Heft 1) in: .Zentrolblott der Bauverwaltung", Die schöne Siedlung (Heft 41 Nr.4, 1930, S. 93 In eigener Sache (zu Königl (Heft 41 115 Der kleine Garten der großen Stadt lHeft 5) Weltstadtgrün - ein Aufruf zur rentablen Neuestes aus der Kleinbodentechnik (Heft 5) Grünpolitik Was sagt uns die Gartengeschichte in: "Wasmuths Monatshefte für Städtebau", Die Viererlaube der SSW lHeft 7) Heft 5, 1930, S. 241 ff Die Laubenfrage lHeft 7) 116 In eigener Sache IHeft 10) Siedlung und Arbeitslosigkeit Zwei Siedlungspioniere lHeft 12) in: "Gartenstadt", Heft 2, 1931, S. 17-19 109 117 Mein Heimstadion Kämpft für den Boden! in: "Die Gartenschönheit", 10. Jg., 1929,S. 231 f in: "Die Tat", Heft 11, 1931 (Sonderdruck) 110 118 Grünpolitik der Stadt Frankfurt am Main Was ist Großsiedlung und welche Bedeutung in: "Der Städtebau", Heft 2, 1929, S. 37 ff hat sie für die Gartenstadtbewegung? 111 in: "Gartenstadt", Heft 1, 1931, S. 6 f Grundsätzliches zur Kleingartenpolitik 119 in: "Der Städtebau", Heft 10, 1929, S. 286 f Bilanz der deutschen Siedlung 112 in: Adolf Muesmann, Die Umstellung des Siedlungswirtschaft Siedlungswesen, Stuttgart ca. 1932 Mitteilungen der internationalen Siedlerschule 120 Worpswede, Heft 1-12, 1929 Das wachsende Haus der Stadt-Landsiedlung Die wichtigsten Beiträge: in: Martin Wagner, Das wachsende Haus, Das grüne Europa (Heft 11 1932, S. 88 ff Die grüne Hatz (Heft 1) 121 Gartentechnik und Gartenkultur IHeft 2) Neue Stadt? lOffener Brief Ober Schulgärten (Heft 21 an den Herausgeber) Wiedergeburt des öffentlichen Grüns (Heft 31 in: "Das neue Frankfurt", August 1932 Wie steht es mit unserem Städtebau IHeft 31 reprint Aachen 1977, S. 368 f Gewächshaus der SSW (Heft 4) 122 Moderne Gartenhöfe lHeft 6) Die wachsende Siedlung nach biologischen Mensch und Pflanze IHeft 71 Gesetzen, Stuttgart 1932 Die Freiflächen der Stadt Berlin (Heft 7) 123 Neue Kommunale Grünpolitik lHeft 8/9) Siedlungspolitik der Städte Mein Heimstadion (Heft 10) in: "Die Gartenschönheit", 14. Jg.,1933,S.187f Ausstellung Gruga in Essen (Heft 101 124 Brauchen wir ein neues Kleingartengesetz Park R... in Altona (Heft 111 in: "Deutsche Bauzeitung", Heft 23, Juni 1934, Die Finanzierung von Dauerkleingärten S.421 ff (Heft 111 125 Das Kleingarten-Kasino (Heft 111 Vom Sinn der kleinen Gärten Eigenfinanzierung von Dauerkleingärten (Quelle unbekannt) (Heft 111 Laubenaktion lHeft 11) Der Kleingarten als wirtschaftlicher Rückhalt [Heft 111 Weltstadtgrün lHeft 121 162 Projekte Leberecht Migge Spätere Gärten lvor 1913 als künstlerischer Leiter der Firma Sonnenhof Worpswede bei Bremen (um 19201 Jacob Ochs, Hamburgl Hausgarten Bruno Taut (um 1927) Heimstadion Dr. Kesternich (um 1929) Kleinere Bürgergärten Reemtsma-Park in Othmarschen, Hamburg (gepflanzt 1931-19331 Garten J. in Hamburg Garten Peimann an der Aister, Hamburg Siedlungsprojekte Hausgarten Leberecht Migge in Hamburg­ Blankenese Gartenstadt Leipzig-Marienbrunn Garten J. und 0 Pie/stich, Hamburg (Gärten, Schrebergärten, Schmuckplatzl Landhausgarten Thiel, Hamburg Klein-Flottbek verschiedene Architekten u. a. Strobel, Garten Wolf an der A/ster in Hamburg gebaut 1912/13 5 Kleinhausgärten in der Gartenstadt Hellerau-Dresden Lindenhofsiedlung Berlin-Schöneberg Architekt Martin Wagner, gebaut 1918/19 Gartenanlage des Herrn Staal, Lübeck Garten des Dr. N. in Riesa Reihenhaussiedlung Zehlendorf-Mitte Architekten Baurat Rossius-Rhyn u. Dr. Rheme, Große Villengärten gebaut 1918-1928 Modell des Parkes des Herrn v. Br., Berlin Gartenhöfe Berlin-Pankow, Siedlung der Garten Hohenhof in Hagen (Architekt: Deutschen Gartenstadtgesellschaft m.b.h. van der Ve/del Garten J. PIeseh, Aumühle bei Hamburg Gartenhöfe Berlin-Lankwitz, Siedlung der Garten L. A. Wiek, EIbehaussee bei Deutschen Gartenstadtgese/Ischaft m.b.h. Nienstedten, Hamburg Wa/dsiedlung Zeh/endorf-Berlin, Siedlung Garten Dr. Emden, Hamburg Klein-Flottbek des Beamten-Wohnungsverein Neukälln Garten Br., Hamburg-Blankenese Architekten P. Mebes u. Emmerich,gebaut 1927 Garten Reinhard Reinbek bei Hamburg Park H. Roggendorf, Mecklenburg Siedlung Georgsgarten in Celle Park in Wohldorf Architekt Haesler, gebaut 1924-26 Garten Morelli in Wohldorf Großsiedlung Britz "Hufeisensiedlung" Berlin Garten Wegmann in Rhede (Architekt: Architekten Bruno Taut und Martin Wagner, Muthesiusl gebaut 1925-31 Pfirsichgarten Trunkhahn, Budapest Siedlung "Onkel-Toms-Hütte", Berlin Volksparks (1911-1914) Architekten Bruno Taut und Martin Wagner, gebaut 1926-31 Offentlicher Garten, Uelzen Volkspark Hamburg-Fuhlsbütte/ Siedlung "Römerstadt" Heddernheim, Frankfurt Stadtplatz zu Känigsfe/d - Kralove-Pole ­ Architekt ErnstMay, gebaut 1925-30 in Mähren Siedlung Praunheim, Frankfurt Bürgerpark Dobbengelände in Oldenburg Architekt ErnstMay, gebaut 1927/28 Bahnhofsplatz der Stadt Oldenburg Volkspark/Stadtpark Rüstringen in Gartenhof in Steglitz, Berlin Wilhelmshaven Architekten P. Mebes und Emmerich, Mariannenpark in Leipzig-Schönefeld gebaut 1927 Jugendpark Groß-Beriin Halbinsel Siedlung Duisburg-Neudorf Pichelswerder (1916) Architekten Kramer & Kremer, gebaut 1930 Golzheimer Heide, Düsseldorf (19291 Waldsiedlung Zehlendorf-Schönow, Berlin Friedhöfe 11916-19201 Architekten Rossius-Rhyn und Dr. Rheme, gebaut 1929 Der Ehrenfriedhof der Marine in Wilhelmshaven Siemensstadt Berlin Der Deutsche Ehrenfriedhof zu Brüssel-Evere Architekten Scharoun u. a., gebaut 1929-31 Friedhofswettbewerb Magdeburg­ Westerhüsen Friedhof Berlin-Schöneberg 163 Selbstversorgersiedlungen Ausstellungen der Siedlerschule Worpswede, 1923/24 Siedlung Bauer Perlberg bei Hamburg Industrie und Siedlung Mänchen-Gladbach Architekten Friese und Bermbach, Oberseewoche Hamburg gebaut um 1923 Niederdeutsche Woche Bremen Siedlung Hof Hammer Kiel Internationale Städtebauausstellung gebaut um 1923 Gäteborg Städtebau und Siedlung Wien Gärtnersiedlung in Braunschweig Internationale Städtebauausstellung lAussteilung Heim und Scholle) Amsterdam Architekt Leopold Fischer, 1925 Bauausstellung Stuttgart Musterkolonie Liegnitz Kleingartenausstellung Hamburg gebaut um 1924 Werkbundausstellung zu Breslau 1929 Siedlung "Hohe Lache" in Dessau Ausstellung "Heim und Scholle" 1925 gebaut um 1924 Erwerbssiedlerhaus (zusammen mit Technische Großsiedlung Vorwerk, Grünberg Leopold Fischer) gebaut um 1924/25 Ausstellungsplanung zusammen mit Bruno Taut Siedlung Golzheimer Heide, Düsseldorf Ausstellung "Das wachsende Haus" gebaut um 1926 Berlin 1932 "Das wachsende Haus an der Schutzmauer" Siedlung Dessau-Ziebigk Architekt Leopold Fischer, gebaut 1928 International Exhibition of Garden Design London 1928 Siedlung der Deutschen Gartenstadt­ gesellschaft ßerlin-Stccken Verschiedenes Architekt Dr. K. Gutkind, gebaut 1924 Gärten des Militärkrankenhauses in Altona Mustersiedlung Stahnsdorf, Berlin Hamburg gebaut um 1932 gebaut vor 1913 Siedlung Breslau-Nord, Kleinsiedlung auf dem Gärten der Unteroffiziersschule in Weilburg Versuchsfelde in Carlowitz bei Breslau vor 1913 Planung Max Schemmel, gebaut um 1923/24 Hamburger Zoologischer Garten Siedlung Obernigk, Breslau vor 1913 Planung Max Schemmel, gebaut ab 1924 Gärten der Seidenweberei Michels & Co. Ausstellungen Nowaves bei Potsdam Architekt Muthesius, gebaut 1912 Architekturausstellung Oldenburg, 1911 Werkgarten und Beamtenhäuser der Architekturausstellung Rüstringen,Oktober 1911 Glaswerke ßicheroux/Herzogenrath Hamburger gewerbliche Ausstellung, 1912 gebaut co. 1923 mit u. a. Anlage eines Landschaftsgartens Internationale Baufachausstellung Leipzig, 1913 Gartenanlage Gesamtstädtische Pläne Gartenbauausstellung Altona, 1914 Freiflächenplan Rüstringen 1917 Grüngürtel der Stadt Kiel (zusammen mit Dr. Ing. Hahnl 1922 Kulturgürtel Grünberg um 1920/21 Gutachten für die Grüne Kolonisatorische Entwicklung der neuen Großgemeinde Frankfurt/Main 1929 Gutachten für die Bodenproduktive Abfall­ verwertung der Stadt Golnow 1922 164 Abbildungsnachweis 57 L. Migge, Gartenkultur des 1 Familienbesitz Migge 20. Jahrhunderts, 1913 2 Worpsweder Archiv 58 Die Kunst 1912 S. 46, S. 388, S. 389 3 Hans Saebens 59 Familienbesitz Migge 4 Worpsweder Archiv 60 L. Migge, Gartenkultur des 5 Der Baumeister 1928 Heft 4 20. Jahrhunderts, 1913 6 Der Baumeister 1928 Heft 4 61 L. Migge, Gartenkultur des 7 Siedlungswirtschaft 1923 Heft 6 20. Jahrhunderts, 1913 8 Siedlungswirtschaft 1923 Heft 6 62 Die Kunst 1911 S. 290 9 Siedlungswirtschaft 1929 Heft 12 63 Die Kunst 1911 S. 291 10 Siedlungswirtschaft 1923 64 Die Kunst 1913 S. 386 11 Hans Saebens 65 Die Kunst 1923 S. 183 12 Siedlungswirtschaft 1926 Heft 5 66 Die Kunst 1923 S. 181 13 Siedlungswirtschaft 1924 Heft 8 67 Die Kunst 1912 S. 43 14 Prospekt Worpsweder Siedlungsgeräte 68 Die Kunst 1911 S.293 15 Der Baumeister 1928 Heft 4 69 Die Kunst 1911 S. 293 16 Hans Saebens 70 Die Kunst 1913 S. 388 17 Der Baumeister 1928 Heft 4 71 Die Kunst 1923 S. 180 18 Der Baumeister 1928 Heft 4 72 Die Kunst 1911 S. 295 19 Der Baumeister 1928 Heft 4 73 Die Kunst 1912 S. 386 20 Der Baumeister 1928 Heft 4 74 Die Kunst 1923 S. 179 21 Hans Saebens 75 Familienbesitz Migge 22 Worpsweder Archiv 76 Die Kunst 1923 S. 178 23 Der Baumeister 1928 Heft 4 77 Die Gartenkunst 1911 S. 170 24 Der Baumeister 1928 Heft 4 78 L. Migge, Die Deutsche ßinnen• 25 Siedlungswirtschaft 1924 Heft 5 kolonisation, 1926 26 Der Baumeister 1928 Heft 4 79 H. Koch, Der Garten, ßerlin 1927 27 Der Baumeister 1928 Heft 4 80 L. Migge, Die Deutsche Binnen­ 28 Familienbesitz Migge kolonisation, 1926 29 Familienbesitz Migge 81 L. Migge, Die Deutsche Binnen- 30 Familienbesitz Migge kolonisation, 1926 31 Gartenschönheit Januar 1927 82 Die Gartenkunst 1911 S. 66 32 Der Baumeister 1928 Heft 4 83 Die Gartenkunst 1911 S.66 33 Familienbesitz Migge 84 Gartenschönheit 1927 Heft 2 34 Familienbesitz Migge 85 Gartenschönheit 1927 Heft 2 35 Familienbesitz Migge 86 Gartenschönheit 1927 Heft 2 36 Der Baumeister 1928 Heft 4 87 Gartenschönheit 1927 Heft 2 37 Der Baumeister 1928 Heft 4 88 Gartenschönheit 1927 Heft 2 38 Rose Migge-Lenzner 89 Gartenschönheit 1927 Heft 2 39 Rose Migge-Lenzner 90 Gartenschönheit 1927 Heft 2 40 Rose Migge-Lenzner 96 L. Migge, Jedermann Selbstversorger 1918 ' 41 Rose Migge-Lenzner 42 Hans Saebens 97 L. Migge, Jedermann Selbstversorger 1918 ' 43 Familienbesitz Migge 44 Familienbesitz Migge 95 Die Kunst 1911 S. 74 45 Der Baumeister 1928 Heft 4 94 Die Kunst 1911 S. 74 46 Familienbesitz Migge 92 Siedlungswirtschaft 1925 Heft 1 47 Hans Saebens 91 Die Form 1928 Heft 4 48 Familienbesitz Migge 93 Die Form 1928 Heft 4 49 Die Gartenkunst 1911 S.26 98 Die Kunst 1910 S. 490 50 Die Kunst 1917 S. 280 99 L. Migge, Gartenkultur des 51 Die Kunst 1917 S. 275 20. Jahrhunderts, 1913 52 Die Kunst 1917 S. 280 100 Die Gartenkunst 1914 Nr. 12 53 Die Kunst 1917 S. 283 101 Die Gartenkunst 1914 Nr. 12 54 Die Kunst 1917 S. 285 55 Die Kunst 1917 S. 281 56 Die Kunst S. 277 165 102 Archiv Stadtplanungsamt Oldenburg 151 Das Neue Frankfurt 1928 103 Archiv Stadtplanungsamt Oldenburg 152 Siedlungswirtschaft 1929 Heft 6 104 Die Gartenkunst 1914 Nr. 12 153 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 8 105 Die Gartenkunst 1914 Nr. 12 154 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 8 106 Die Gartenkunst 1914 Nr. 12 155 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 8 107 Die Gartenkunst 1914 Nr. 12 156 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, 108 Die Gartenkunst 1916 Heft 9 Stuttgart 1932 109 Bau-Rundschau 1916 Nr. 44-47 157 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, 110 Bau-Rundschau 1916 Nr. 44-47 Stuttgart 1932 111 Bau-Rundschau 1916 Nr. 44-47 158 M. Wagner, Das wachsende Haus, 1932 112 Bau-Rundschau 1916 Nr. 44-47 159 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, 113 Bau-Rundschau 1916 Nr. 44-47 Stuttgart 1932 114 Die Kunst 1915 S. 389 160 M. Wagner, Das wachsende Haus, 1932 115 Die Kunst 1915 S. 389 161 M. Wagner, Das wachsende Haus, 1932 116 Die Kunst 1915 S. 389 162 A. Muesmann, Die Umstellung des 117 Die Kunst 1915 S. 389 Siedlungswesen, Stuttgart 1932 118 Zentralblatt der Bauverwaltung 163 H. Kampffmeyer, Wohnstätte und 1930 Nr. 4 Arbeitsstätte, Stuttgart 1932 119 Zentralblatt der Bauverwaltung 164 Familienbesitz Migge 1930 Nr. 4 165 L. Migge, Jedermann Selbstversorger, 120 Zentralblatt der Bauverwaltung 2. Auflage 1919 1930 Nr. 4 166 L. Migge, Jedermann Selbstversorger, 121 Zentralblatt der Bauverwaltung 2. Auflage 1919 1930 Nr. 4 167 Siedlungswirtschaft 1924 Heft 5 122 Familienbesitz Migge 168 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, 123 Familienbesitz Migge Stuttgart 1932 124 Die Gartenstadt Leipzig Marienbrunn, 169 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, Leipzig 1913 Stuttgart 1932 125 Die Gartenstadt Leipzig-Marienbrunn, 170 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, Leipzig 1913 Stuttgart 1932 126 J. Frecot, J. F. Geist, D. Kerbs, Fidus 171 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, 1868-1948 - Zur ästhetischen Praxis Stuttgart 1932 bürgerlicher Fluchtbewegungen, 172 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, München 1972 Stuttgart 1932 127 Berlin und seine Bauten, Teil Garten- 173 L. Migge, Die Wachsende Siedlung, wesen, Berlin 1972 Stuttgart 1932 128 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 7 174 Gartenschönheit Februar 1928 129 Volkswohnung, Berlin 1923 Nr. 8 175 Siedlungswirtschaft 1926 Heft 6 130 Siedlungswirtschaft 1923 Heft 5 176 Archiv Gartenamt Frankfurt 131 Siedlungswirtschaft 1928 Heft 1 177 Archiv Gartenamt Frankfurt 132 Siedlungswirtschaft 1923 Heft 5 178 Gartenschönheit Februar 1928 133 L. Migge, Kulturgürtel Kiel, Kiel 1922 179 Gartenschönheit Februar 1928 134 L. Migge, Kulturgürtel Kiel, Kiel 1922 180 Ga rtenschön heit Februar 1928 135 L. Migge, Kulturgürtel Kiel, Kiel 1922 181 Gartenschönheit Februar 1928 136 L. Migge, Kulturgürtel Kiel, Kiel 1922 182 Gartenschönheit Februar 1928 137 L. Migge, Kulturgürtel Kiel, Kiel 1922 183 Gartenschönheit Februar 1928 138 Der Städtebau 1929 Heft 2 184 Gartenschönheit Februar 1928 139 Gartenschönheit 1933 S. 188 185 Der Baumeister 1928 Heft 4 140 Siedlungswirtschaft 1926 Heft 11 186 Archiv Gartenamt Frankfurt 141 Raymond Unwin, Town planning 187 Archiv Gartenamt Frankfurt in practice, London 1910 188 Archiv Gartenamt Frankfurt 142 L. Migge, Kulturgürtel Kiel, Kiel 1922 189 Siedlungswirtschaft 1928 Heft 1 143 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 9 144 Der Städtebau 1929 Heft 2 145 Die Baugilde 1927 S. 1228 146 Gartenschönheit Februar 1928 147 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 2 148 Siedlungswirtschaft 1926 Heft 9/10 149 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 2 150 Siedlungswirtschaft 1927 Heft 12 166 190 Archiv Gartenamt Frankfurt 191 Archiv Gartenamt Frankfurt 192 Archiv Gartenamt Frankfurt 193 Archiv Gartenamt Frankfurt 194 Archiv Gartenamt Frankfurt 195 Heidrun Hubenthai 196 Archiv Gartenamt Frankfurt 197 Archiv Gartenamt Frankfurt 198 Archiv Gartena mt Frankfurt 199 Heidrun Hubenthai 200 L. Migge, Die Deutsche Binnen­ kolonisation, 1926 Le Corbusier, Ausblick auf eine Architektur 119221, Frankfurt 1963 201 Wasmuths Monatshefte für Baukunst 1929 Heft 2 202 Siedlungswirtschaft 1924 Heft 3 203 Wasmuths Monatshefte für Baukunst 1929 Heft 2 204 L. Migge, Die Deutsche Binnen­ kolonisation, 1926 205 L. Migge, Die Deutsche ßinnen• kolonisation, 1926 206 L. Migge, Die Deutsche ßinnen• kolonisation, 1926 207 Gartenschänheit 1927 Heft 2 208 Münz/Künstler, Der Architekt Adolf Loos, München 1964 209 Siedlungswirtschaft 1926 Heft 9/10 210Wasmuths Monatshefte 1929 Heft 2 211 Moderne ßauformen, Probeband 2, Stuttgart 1933 212 Prospekt der Stadt Dessau um 1930 213 Hans Saebens © Worpsweder Verlag 1981 Alle Rechte vorbehalten ISBN 3-922516-27-0 Buchgestaltung Hartmut Brückner, Bremen Satzherstellung Fotosatz-Service, Bremen Druck Oltmanns + Buerfeind, Achim