Atlantik-Brücke E.V. Jahresbericht Juni 2006 Bis Juni 2007 Die Atlantik-Brücke E.V
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Atlantik-Brücke e.V. Jahresbericht Juni 2006 bis Juni 2007 Die Atlantik-Brücke e.V. will gemäß ihrer Satzung das Verständnis für Deutschland in anderen Staaten, insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Kanada sowie den europäischen Staaten, ebenso das Verständnis in den vorgenannten Staaten in Deutschland fördern und damit Das Magnus-Haus in Berlin-Mitte einen Beitrag zur Freundschaft zwischen Deutschland und anderen Staaten leisten. Der Verein strebt diesen Zweck mit allen ihm geeignet erscheinenden Mitteln an. Insbesondere vermittelt er persönliche Begegnungen zwischen Deutschen und Staatsangehörigen anderer Staaten, vor allem Amerikanern, Kanadiern und Europäern, in den wirtschaftllichen, politischen und kulturellen Zentren Deutschlands und fördert den wissenschaftlichen Austausch. Daneben betätigt sich der Verein informatorisch-publizistisch. Er arbeitet freundschaftlich mit Personen und Institutionen zusammen, die ähnliche Bestrebungen haben und erfüllt Aufgaben, die sich aus dieser Zusam- menarbeit von Fall zu Fall ergeben. ATLANTIK-BRÜCKE e.V. Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7 D-10117 Berlin-Mitte Postfach 040429, D-10062 Berlin tel 030.20 39 83.0 fax 030.20 39 83.20 [email protected] “Bridges don’t just appear – www.atlantik-bruecke.org they need to be artfully designed, carefully built, and constantly maintained. Otherwise, they won’t serve a need, or they are in danger of creeping corrosion Bankverbindung: or sudden collapse. M.M. Warburg Bank, Hamburg BLZ 201 201 00, Konto 1000 219 045 Atlantik-Brücke – that bridge across the Atlantic conceived and constructed fifty years ago – has stood the test of hard times and rough weather.“ President George H. W. Bush, 2002 ISSN 0934 5973 2 Impressum 3 Der Krieg in Irak ist kaum noch ein offizielles Thema in den transatlantischen Beziehungen und beherrscht doch fast alle Diskussionen. Er ist, wie Walther Leisler Kiep, Beate Lindemann, James L. Jones, Thomas Enders amerikanische Gesprächsteilnehmer gerne argumentieren, der 800-Pfund-Gorilla im Raum: still, aber unübersehbar bedrohlich. Man muss ihn zur Kenntnis nehmen, selbst wenn man am liebsten zur Tagesordnung übergehen möchte. Die amerikanischen Wähler haben am 7. November 2006 – für viele Beobachter überraschend deutlich – selbst wieder den Krieg in Irak auf die politische Tagesordnung gesetzt, indem sie der Demokratischen Partei zu bestimmenden Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses verhalfen. Zwar kann der Präsident aufgrund seiner verfassungsrechtlichen Stellung als Oberbefehlshaber vom Kongress kaum gezwungen werden, den Krieg in Irak gegen seine strategischen Überle- gungen vorzeitig zu beenden. Aber der Kongress ist in der Lage, erheblichen Druck auszuüben und dem Präsidenten das politische Leben schwer zu machen. Somit hat sich nicht nur die poli- tische Landschaft in den USA drastisch verändert, sondern auch die allgemeine Stimmung. Präsident Bush wird für die letzten zwei Jahre seiner Amtszeit absehbar ein „Lame Duck“- Präsident sein, der kaum noch neue politische Akzente setzen kann. Gleichzeitig kommt ein Präsidentschaftswahlkampf in Gang, wie ihn die USA noch selten erlebt haben: völlig offen, heftig umkämpft, mit vielen strategischen und taktischen Finten (bis hin zur Festlegung der Vorwahl- Termine) und der Möglichkeit, dass am Ende – allen Finten zum Trotz – ein Nachzüglerkandidat das Rennen macht. Mit anderen Worten: Die Amerikaner werden in den kommenden Jahren mit Irak und den Präsidentschaftswahlen von 2008 voll mit sich selbst beschäftigt sein. Natürlich haben die politischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten Auswirkungen auf die Arbeit einer Organisation wie der Atlantik-Brücke, besonders bei der Themengestaltung von Konferenzen und der Auswahl von Teilnehmern. Die Veränderungen der politischen Landschaft Walther Leisler Kiep, Thomas Enders, Beate Lindemann, Condoleezza Rice, Helmut Kohl anläßlich der Verleihung in den USA verlangen nach Teilnahme der neuen politischen Kräfte, deren Aufmerksamkeit für des IX. Eric-M.-Warburg-Preises an die amerikanische Außenministerin am 31. Mai 2007 und Interesse an transatlantischen Fragen allerdings noch nicht besonders ausgeprägt ist. Umgekehrt gilt, dass das Interesse auf deutscher Seite deutlich gewachsen ist, nachdem sich in den USA – aus deutscher Sicht vorwiegend hoffnungsvolle – politische Veränderungen abzu- zeichnen beginnen. Die europäische Seite des Atlantiks wird wenig dazu beitragen können, Amerika bei der Lösung seiner Probleme zu helfen. Aber unsere Partner auf der anderen Seite des Atlantiks werden mit großer Aufmerksamkeit zur Kenntnis nehmen, wie viel Interesse und Verständnis wir diesen Lösungsaufgaben entgegenbringen. Die Atlantik-Brücke betrachtet es als ihre vorrangige Aufgabe, hier Hilfestellung zu leisten „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht voneinander entfernen, sondern uns annähern, wo es für beide Seiten Vorteile bietet“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND im Januar 2007. Ihr Bemühen, die transatlantische wirtschaftliche Zusammenarbeit während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft voranzutreiben, fand sowohl in Europa als auch in den USA große Zustimmung. Es handelt sich dabei nicht etwa um ein Freihandelsabkommen, sondern um eine enge transatlantische Kooperation und Harmonisierung, die den Interessen 4 Bericht Dr. Enders / Dr. Lindemann 5 beider Seiten und der Wettbewerbsfähigkeit sowie dem Wachstum der transatlantischen öffentlichen Meinung das Vertrauen in die amerikanische Führungsrolle weiter abgenommen. Wirtschaft dient. Das während des EU-U.S. Gipfels am 30. April 2007 in Washington zustande Wie in den „Transatlantic Trends. Key Findings 2006“ aufgezeigt wurde, hat sich das Verhältnis gekommene Abkommen ergänzt die WTO (Doha)-Runde und konzentriert sich vor allem auf vier von negativer und positiver Einstellung inzwischen umgekehrt: Sprachen sich 2002 noch 64 Bereiche: intellektuelles Eigentum, Energie und Umwelt, Standards in ausgesuchten Industrien Prozent für eine amerikanische Führung in der Weltpolitik aus und 31 Prozent dagegen, so war und Finanzmärkte. Es enthält eine klare Aussage zugunsten der weiteren multilateralen Liberali- 2006 das Verhältnis 37 Prozent positiv zu 57 Prozent negativ. Von allen europäischen Staaten sierung des Handels. war der Rückgang der pro-amerikanischen Einstellung in Deutschland am frappierendsten: Von 68 Prozent (2002) sank er auf 43 Prozent (2006). Nur drei europäische Staaten beurteilten die Seit der zweiten Bush-Administration ist, aus der Irak-Not heraus, in der amerikanischen Politik amerikanische Vorherrschaft eher positiv als negativ: an der Spitze die Niederlande (51 zu eine Wiederentdeckung Europas zu beobachten. Selbst wenn eine pazifische Orientierung 44 Prozent), gefolgt von Rumänien (47 zu 35 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (48 zu unverkennbar ist, stehen die Konsultationen mit Europa doch an erster Stelle. Der U.S. Assistant 45 Prozent). Secretary of State for Europe, Daniel Fried, brachte es auf folgende Formel: „The relationship between the United States and Europe is focussed less on itself … and more on putting that Dass die Einstellung zu den Vereinigten Staaten kritischer geworden ist, vor allem seit dem Irak- relationship to work.” Bei den G8-Treffen ist ein neuer politischer Wille zur Zusammenarbeit bei Krieg, konnten auch wir in der Atlantik-Brücke bei unseren deutsch-amerikanischen Konferenzen, globalen Problemen festzustellen. Sie sind ein wichtiger Rahmen für den Multilateralismus Seminaren, Workshops und Vortragsveranstaltungen feststellen. Es ist aber eine Kritik, die von geworden. Innerhalb der G8 sind die EU und die Vereinigten Staaten wichtigste Partner, und von unseren amerikanischen Freunden meist akzeptiert und honoriert wird und der sie sich auch ihrer Zusammenarbeit und Übereinstimmung, basierend auf gemeinsamen Werten und einer häufig selbst anschließen. Die Themenschwerpunkte haben sich von der traditionellen Außen-, großen Interessenkonvergenz, hängt der Erfolg des G8-Prozesses ab. Sicherheits- und Wirtschaftspolitik – alles Bereiche, die natürlich auch zukünftig die transatlantischen Beziehungen beherrschen werden – zu neuen, für die bilateralen Beziehungen wichtigen Problem- Deutschland hat sicherheitspolitisch an Bedeutung gewonnen. Es ist seit 2004 mit Großbritannien feldern verlagert, wie der nachfolgende Jahresbericht zeigt. Der Krieg in Irak kommt trotz allem und Frankreich Teil des E3+3-Prozesses (zusammen mit den USA, China und Russland) zur Lösung immer und überall, direkt oder indirekt, zur Sprache. Bei der Dritten Konferenz der Atlantik-Brücke der Iran-Nuklearfrage und nimmt in dieser Gruppe als einziges nicht-ständiges Mitglied des mit dem Pacific Council on International Policy in Los Angeles vom 15. bis 17. März 2007 standen UN-Sicherheitsrats teil. Für die ersten sechs Monate des Jahres 2007 übernahm Deutschland die Probleme wie Energie und Umwelt, Migration und Multikulturalismus sowie Wettbewerbs- EU-Ratspräsidentschaft; es koordinierte intern die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik fähigkeit in einer Welt, die Thomas L. Friedman in seinem jüngsten Buch „the flat world“ nennt, der EU und handelte in deren Rahmen für die Europäische Union nach außen. Es war in dieser auf der Agenda. Mit dem Woodrow Wilson International Center for Scholars konzentrierten sich Zeit – zusammen mit den USA, Russland und den Vereinten Nationen – im „Nahost-Quartett“ die Diskussionen in Washington vom 29. bis 30. April 2007 auf die Fragen, ob Europa und Amerika vertreten, zu dessen