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manus presse Ein Leben für die Kunst Die Kunstsammlung von Roland und Waltraut Hänssel

Die Sammlung von Roland und Waltraut Hänssel ist keine gewöhnliche Kunstkollektion. Sie ist keine schlichte kumula- tive Zusammenstellung ver- schiedener mehr oder minder qualitativer Werke zu einem bestimmten Thema oder aus einer gewissen Zeit, sie ist weit mehr als das.

Über Jahrzehnte hinweg lebten und arbeiteten Roland und Waltraut Hänssel direkt am Puls der zeitgenössischen Kunstszene, verkehrten mit internationalen Größen wie Salvador Dalí, , Waltraut und Roland Hänssel auf der Art Cologne. Antonio Saura oder Christo, unterstützten und förderten junge wie gestandene Künstler, gaben bildenden Kunstschöpfern Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit namhaften Schriftstellern wie Samuel Beckett oder auch dem französischen Lyriker Jacques Prévert.

Die hier vorgestellte private Kunstsammlung der Beiden ist ein Spiegel dieser Jahre. Ein Stück lebendige Zeitgeschichte, Schaufenster und Kaleidoskop eines Lebens mit und für die Kunst.

Roland Hänssel war in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater, ein Friseur, war im Krieg gefallen. Getrieben vom Bedürfnis der geistigen wie räumlichen Enge seiner nationalsozialistisch geprägten Kindheit zu entfliehen, entdeckte Roland Hänssel bereits in jungen Jahren die weite Welt der Kunst für sich. Er begann selbst zu malen, entschied sich jedoch letztlich für eine handwerkliche Ausbildung als Schriftsetzer. Eine überaus glückliche Entscheidung, wie sich herausstellen sollte, legte sie doch zugleich den Grundstein für das Kennenlernen seiner Partnerin und Ehefrau Waltraut sowie für die spätere Gründung der manus presse.

4 Waltraut Hänssel, geborene Kirsch stu- dierte Musik, zunächst mit der Intention, Lehrerin zu werden. Als einer ihrer Professoren allerdings ihr Gesangstalent erkannte und förderte, ließ sie sich bereitwillig darauf ein und stand später sogar für ein kurzzeitiges Engagement an der Stuttgarter Oper auf der Bühne. Ihr Studium finanzierte sie sich als Stenotypistin für mehrere mit- einander verflochtene Stuttgarter Verlage. Beim Vorstellungsgespräch lernte sie ihren dortigen Vorgesetzten und künftigen Ehemann Roland kennen und bald darauf auch lieben.

Die beiden entwickelten sich beruflich wie privat zu einem ausgezeichneten, perfekt aufeinander eingespielten Team. Er mit seiner humorvollen, ironisch- direkten, manchmal etwas ruppigen, aber stets freundlichen Art, mehr der bestimmende Part, sie, ausgestattet mit ungeheurer sozialer Kompetenz, das Waltraut Hänssel mit Walter Stöhrer vor dessen Werken. Herz und die Seele gemeinsamer Unternehmungen.

Der Wunsch, berufliche Leidenschaft und die Liebe zur Kunst möglicherweise eines Tages zu verbinden, hatte Roland Hänssel stets begleitet.

Erste Kommunikationsversuche bezüglich möglicher Vorhaben zur Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern quittierte die Mehrheit seiner Freunde, Bekannten und Kollegen mit dem gut gemeinten Rat „Nimm Tote“. Doch Hänssel hatte bereits seinen Plan gefasst und sollte damit Recht behalten. Die Idee der manus presse war geboren. Die Namensgebung wurde dabei der Legende nach aus verschiedenen Alternativen durch den Wurf eines Dartpfeiles entschieden.

5 Das 1961 gegründete Verlagshaus in Stuttgart- Möhringen editierte in Büchern und Mappen, Einzelblättern sowie Periodika vornehmlich Originalgrafik, wobei der Fokus zum einen auf Ausprägungen der neuen Figuration lag, zum anderen auf surrealer und abstrakter Bildfindung.

Der erste Kunstschöpfer, von dem ein Werk in der manus presse veröffentlicht wurde war kein geringerer als HAP Grieshaber. Zahlreiche weitere Max Ernst mit Roland und Waltraut Hänssel im Garten seines Hauses in folgten. Roland und Waltraut Seillans. Hänssel pflegten ein überaus freundschaftliches, geradezu familiäres Verhältnis zu den Künstlern, mit denen sie zusammenarbeiteten. Gerade Grieshaber, der deutsche Nachkriegs- meister des künstlerischen Holzschnitts, blieb dabei über all die Jahre eine der großen Identifikationsfiguren der Stuttgarter Herausgeber. Einige seiner zentralen Werke, sowohl Mappen wie Einzelblätter wurden hier veröffentlicht.

Höhepunkte der Editionstätigkeit der manus presse waren sicherlich die jeweilige Zusammen- arbeit mit Max Ernst, Christo, Richard Lindner und Salvador Dalí, die zu exzellenten Ergebnissen führte. Neben dem kunstschaffenden gehört zweifellos auch ein gewisser kunst- distributierender Aspekt zu den wesenhaften Zügen der manus presse und erklärten Zielen Roland und Waltraut Hänssels. Mit ihrem Bestreben, Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, lagen sie voll im Trend einer fortschreitenden Demokratisierung der Kunst, welche ihren vorläufigen Höhepunkt hinsichtlich der Grafikfolgen sicherlich in den 1980er Jahren fand.

Die umfangreiche Tätigkeit der manus presse wurde ab 1968 um eine eigens gegründete Galerie erweitert, in welcher zudem in steigendem Maße zahlreiche Einzelausstellungen gezeigt wurden.

Neben zahlreichen Grafikwerken werden im Rahmen dieser Auktion überdies nun exzellente Gemälde befreundeter und kooperierender Künstler jener Zeit angeboten, darunter einige her- vorragende marktfrische Arbeiten von Max Ernst, Zoran Music, Christo oder Antonio Saura.

Schließlich profitiert die private Kunstsammlung von Roland und Waltraut Hänssel - auch hin- sichtlich unabhängig vom Editionsgeschehen erworbener Werke - in hohem Maße von deren über die Jahre erworbenen, ausgezeichneten Auge für qualitativ hochwertige Kunst.

Zu den nennenswertesten Beispielen hierfür zählt sicherlich das Titelbild dieses Kataloges, das frühe Gemälde „Deux cimes“ des chinesisch-französischen Ausnahmekünstlers Zao Wou-Ki.

6 Roland Hänssel bei seiner täglichen Arbeit für die manus presse.

7 manus presse A Life For Art The collection of Roland and Waltraut Hänssel

The collection of Roland and Waltraut Hänssel is not an art collection in the conventional sense. This collection repre- sents not simply an arbitrary accumulation of art works, rather it embodies much more than that.

Over a number of decades, Roland and Waltraut Hänssel lived and worked at the very heart of the contemporary art scene, associating closely with leading international artists such as Salvador Dalí, Max Ernst, Antonio Saura or Christo. They not just suppor- Waltraut and Roland Hänssel at Art Cologne. ted and promoted both young and established artists but also enabled the creation of oppor- tunities for cooperation between creative visual artists and famous writers like Samuel Beckett or the French poet Jacques Prévert.

This private collection presented here, undoubtfully reflects not only a lifelong achieve- ment, but depicts a piece of vivid contemporary history, show-casing a multi-faceted lifeti- me spent with and for art.

Roland Hänssel grew up in modest circumstances. His father was a hair-stylist and perished in the war. Driven by the urge to flee both the spiritual and physical confinement of a childhood in National-Socialist Germany, Roland Hänssel discovered for himself, alrea- dy at a very young age, the broader horizont of the world of art. At first, he began to paint, but ultimately decided to learn a craft instead, that of typesetter. It was to be a very fortu- nate decision for Roland Hänssel, since, this change of plan led not only to the circum- stances under which he was to meet his future wife Waltraut, but also in the following years, to the establishment of the manus presse.

8 Waltraut Hänssel, née Kirsch, initially studied music with the intention of becoming a teacher. When one of her professors recognized and promoted her talent for singing, she willingly followed this encouragement and for a short time, even enjoyed an engagement at the Stuttgart Opera. She financed her studies herself as a stenotypist, working for several Stuttgart publishers. It was in fact during a job interview that Waltraut Kirsch was to meet the man, Roland Hänssel, who was to become not just her boss but also her future hus- band.

As a couple, these two were both profes- sionally and privately a splendid and perfectly well-coordinated team, consti- tuting a really well-balanced match. Roland, being the more authoritative and humorous type, ironical and straightforward in nature, if somewhat a bit rough, was always friendly in charac- Waltraut Hänssel and Walter Stöhrer in front of his ter. Waltraut, on the other hand, equip- works. ped with tremendous social abilities, was the heart and soul of all their shared enterprises.

It had long been a wish of Roland Hänssel that his professional passion could, possibly, one day, be combined with his love for art.

Although Roland Hänssel had made initial attempts at communicating with contemporary artists to find projects and cooperations, the majority of his friends and colleagues at that time commented only with the following well-intentioned advice “Nimm Tote” (‘Better try with dead artists’). But Hänssel was already committed to his plans and wished to be pro- ven right. The idea of manus presse was born. As legend has it, the choice of name was in fact decided by throwing a dart.

9 In 1961, the publishing compa- ny was founded in Stuttgart- Möhringen and edited original graphic works in books and portfolios, as single sheets or in periodicals. Editing focused firstly on printing expressions of the new figuration and secondly on surreal and abstract pictorial solutions.

The first artist to have one of his works published by manus presse was none other than HAP Grieshaber and many more were to follow. Roland und Max Ernst with Roland and Waltraut Hänssel in the garden of his house Waltraut Hänssel maintained a in Seillans. particularly friendly, almost familial type of relationship to all the artists they worked with. But it was Grieshaber, the master of artistic wood engravings in post-war Germany, who was to remain the identification figure of the Stuttgart publishers throughout the years. Several of his crucial works, portfolios and single sheets, were published by manus presse.

Amongst the editing highlights of manus presse were no doubt the collaborations with artists such as with Max Ernst, Christo, Richard Lindner and Salvador Dalí, the results of which are identifiable. It is surely both one of the essential characteristics of manus presse and, at the same time, a declared objective of Roland and Waltraut Hänssel, not only to be involved in the creation of art but also to be active in distributing it. Furthermore their endeavour to make art accessible to the broader public, was in total harmony with the trend of the time, which was to progressively democratize art. With respect to the graphics series, this trend saw its high point certainly in the 1980s.

From 1968 onwards, the extensive activity of manus presse was expanded further by the foun- dation of a Gallery in which solo shows were to be exhibited more and more frequently high- lighting thus, not only the specific aspect of public propagation.

During the course of this auction, alongside a large number of graphic works, there are also excellent of cooperating and related artists from that time which will be offered, amongst others, those by Max Ernst, Zoran Music, Christo and Antonio Saura that are still new to the market.

After all, the private art collection of Roland and Waltraut Hänssel, including those works bought separately from editor’s projects, is unmistakably based on Roland’s and Waltraut’s exquisite taste and their lifelong well-trained sense for high-quality works of art. It comes as no surprise and only illustrates this collections excellence, that this catalogue cover features the “Deux cimes” by Zao Wou-Ki, an early work of the Chinese-French artist who is now regarded as one of the most exceptional artists of our century.

10 Roland Hänssel at work for manus presse.

11 1101 HÉLION, JEAN Couterne, 1904 - , 1987 Jean Hélion wandte sich zunächst in Ablehnung an die Gruppe de Stijl, und „Emile au parapluie“, 1939/1943. Aquarell sicherlich beeinflusst von seiner Freundschaft zu Theo von Doesburg, in und Tusche auf Papier. In Tusche unten seinen Werken der freien Abstraktion zu. Anfang 1930 war er neben rechts signiert und datiert sowie rückseitig Doesburg, Otto Carlsund, Léon Tutundian und Marcel Wantz Mitbegründer betitelt. 29 x 24,5 cm, R. der Zeitschrift ‚Art concret‘. 1931 galt er neben Doesburg und Tutundian als 11000,– Gründungsmitglied von ‚Abraction-Création‘. Von 1936 bis 1946 lebte er den USA, in New York und Virginia. 1938 reiste er für einige Monate nach Provenienz: Galerie Karl Flinker, Paris Frankreich, meldete sich 1939 freiwillig zum Wehrdienst und wurde 1940 in (rückseitig mit Aufkleber). die Kriegsdienst eingezogen. Im Juni geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft, die er in einem Lager in Pommern und auf einen “Emile au parapluie”, 1939/1943. Gefängnisschiff im Hafen der pommerschen Provinzhauptstadt Stettin Watercolour and ink on paper. Signed and verbrachte. Anfang 1942 gelang ihm mit Hilfe von Mary Reynolds, die ihn in dated. Paris aufnahm, die Flucht in die USA. Dort hatte er mit seinen abstrakten Werken einigen Erfolg und inspirierte die Maler der amerikanischen ‚Abstrakten Schule‘. Zu seinen Bewunderern gehörten Ad Reinhardt, Robert Motherwell und Meyer Schapiro.

Im Februar 1943 wurde in der Galerie Art of this Century eine Retrospektive mit Werken von Fernand Léger gezeigt. Hélion war von den ausgestellten Arbeiten beeindruckt. Unter dem Eindruck des Gesehenen und beeinflusst durch seine dritte Ehefrau Pegeen Vail Guggenheim wandte er sich nun weg von der abstrakten Malerei hin zur figürlichen Malerei. Diese Wendung traf zuerst auf Unverständnis und Entsetzen, beeinflusste aber später in ihrer Behandlung von Fläche, Farbe und Atmosphäre Künstler wie Gilles, Aillaud und Eduardo Arroyo, aber auch Jim Dine.

‚Emile au parapluie‘ steht am Übergang der abstrakten Malerei hin zur figürlichen. Ein Mann mit Melone und Regenschirm steht neben einem Haus auf der Straße. Haus, Straße, Hintergrund und Figur sind durch Tuschelinien definiert. Die Farbigkeit des Aquarells beschränkt sich auf Rot, Blau und Grün. Die einzelnen Elemente der Komposition scheinen wie Kulissen hintereinander gestaffelt zu sein und geben ihr einen flächigen, aus dem Abstrakten kommenden Ausdruck. 2004 ehrte das Centre Pompidou anlässlich Jean Hélions 100. Geburtstages das Werk des Künstlers in einer großen Ausstellung.

Certainly influenced by his friendship with Theo von Doesburg, Jean Hélion initially rejected the de Stijl group and rather followed the ideas of free abstrac- tion in his works. Together with such artists as Doesburg, Otto Carlsund, Léon Tutundian and Marcel Wantz, Hélion was co-founder of the magazine Art concret in the early 1930s. In 1931, Doesburg, Tutundian and Hélion were founding members of the association of artists called Abstraction-Création. From 1936 to 1946 he lived in the United States, in New York and in Virginia. In 1938 he spent a few months in France. In 1939 he voluntarily enlisted in the military forces and was drafted for the service in 1940. In June he was taken prisoner in Germany which he spent in both, a camp in Pomerania and on board of a prison ship in the harbour of the Pomeranian provincial capital Stettin. In early 1942 Hélion successfully escaped from imprisonment and fled to the United States, all thanks to Mary Reynolds who had offered him help and shelter in Paris. In the US he had success with his works and even inspired the painters of the American Abstract School. His admirers were Ad Reinhardt, Robert Motherwell and Meyer Schapiro. In February 1943 the Peggy Guggenheim Gallery showed retrospective Art of this Century featuring works by Fernand Léger. Hélion was impressed by the works that were exhibited. Under the influence of what he had seen and also influenced by his third wife, Pegeen Vail Guggenheim, he now left abstract painting behind and started with figurative painting. This turnaround was met with incomprehension and dismay at first, but turned out to have then a signi- ficant influence on artists like Gilles, Aillaud and Eduardo Arroyo, also Jim Dine, in terms of surface treatment, colour and atmosphere. The painting Emile au parapluie consequently stands for Hélion’s time of tran- sition from his abstract to his figurative phase of painting. A man with bowler hat and umbrella stands on the street next to a house. House, street, back- ground and figure are defined by ink lines. The colourfulness of this waterco- lour is reduced to red, blue and green. The individual elements of the composi- tion appear to be staggered scenery and give the painting a large-surface character that originates very much in the abstract manner of painting. In 2004, on the occasion of his 100th birthday the Centre Pompidou in Paris honoured the work of Jean Hélion with a large exhibition.

12 JEAN HÉLION 13 1102 WOU-KI, ZAO Peking, 1921 - Nyon, 2013 Bereits in seiner Kindheit erlernte Zao Wou-Ki die „Deux cimes“, 1952/1953. Öl auf Leinwand. In Öl unten rechts chinesische Kalligraphie. Im Alter von vierzehn Jahren signiert sowie rückseitig in Kohle signiert, datiert „Mai. 1952“, trat er sein Studium an der Kunstakademie von „Jun. 1953“ und betitelt. 54 x 65 cm, R. Hanftschou an und beginnt mit Ölmalerei. Dort belegte 340000,– der Künstler auch Kurse zur westlichen Malerei. Bereits 1941 – 1947 war Zao selbst als Professor tätig und zeigte Mit einer Echtheitsbestätigung der Fondation Zao Wou-Ki, seine Werke auf einer ersten Einzelausstellung. Genf, vom 23. Februar 2017. Stark von den Vertretern der europäischen Malerei Provenienz: Galerie Pierre Loeb, Paris beeindruckt führte sein Weg 1947 schließlich nach Paris, Sammlung Larry Aldrich, New York, NY/Ridgefield, CT, USA wo er sich am Montparnasse niederließ und Kurse bei (1956 erworben) Othon Friesz belegte. Dort machte er die Bekanntschaft Galerie Redies, Duisburg von Henri Michaux, Alberto Giacometti, Joan Miró und Sammlung Roland und Waltraut Hänssel, Stuttgart, 1978 auf Maria Elena Viera da Silva. Nur ein Jahr später fand der FIAC erworden. seine erste Pariser Einzelausstellung in der Galerie Creuze statt. 1964 erhielt Zao Wou-Ki auf Anregung von “Deux cimes”, 1952/1953. Oil on canvas. Signed and dated André Malraux die französische Staatsbürgerschaft. “Mai. 1952”, “Jun. 1953”. Während einer Reise in die Schweiz 1951 sah Zao With a certification of the Foundation Zao Wou-Ki, Geneva, Wou-Ki zum ersten Mal Gemälde von Paul Klee. Die from 23rd February 2017. Malerei des Schweizers beeindruckte den Künstler. Er entdeckte in seiner malerischen Umsetzung eine Provenance: Gallery Pierre Loeb, Paris. Vielzahl von Zeichen und Chiffren, welche er aufnahm Collection Larry Aldrich, New York, NY/Ridgefield, CT, USA und weiterverarbeitete. Es entstanden Werke die der (1956 acquired) Lyrischen Abstraktion und der Nouvelle École de Paris Gallery Redies, Duisburg zugeordnet werden können. Collection Roland and Waltraut Hänssel, Stuttgart. The owner bought the art work on the FIAC in 1978. In dieser Tradition steht das poetisch zarte, vorliegende Gemälde „Deux cimes“. Eine in grün, grünblau und 趙無極(1921年生於北京-2013年逝于瑞士尼翁) schwarz gehaltene Berglandschaft bildet den 布面油畫「Deux Cimes」(兩峰山),1952/1953,畫面右下方 Hintergrund für die hier erzählte Geschichte. Am Fuße 有使用油畫顔料的簽名,背面有炭筆題款、簽名並日期 der zwei Gipfel befindet sich eine kleine Stadt. Ein Weg 「Mai.1952」(1952年5月)、「Jun.1953」(1953年6月) mit einem Tor führt in diese hinein und scheint den Betrachter einzuladen sie zu betreten. In dieser Stadt 有日内瓦趙無極基金會2017年2月出具的真跡鑑定證書 leben die zwei verwandten Seelen, dargestellt in den Strichmännchen artigen Figuren rechts und links der 原為巴黎Pierre Loeb畫廊藏品;1956年由美國紐約藏家拉里· Architektur. Obwohl der Künstler diese stark schemati- 阿德瑞克(Larry Aldrich)購得;後入藏德國杜伊斯堡Redies siert und gesichtslos darstellt, hat der Betrachter das 畫廊;1978年由德國斯圖加特藏家Roland & Waltraut Hänssel Gefühl, dass die Menschen glücklich sind. Die von der 於巴黎國際當代藝術博覽會(FIAC)購得並收藏至今 Stadt ausgehenden Linien und Wellen verbinden diese mit der sie umgebenden Landschaft. Obwohl sie mit Ihren steilaufragenden Bergen und den dazwischen liegenden Tälern das Gemälde dominiert, scheint sie die Stadt jedoch nicht zu bedrohen. Der Mond, der über der Abendlandschaft aufgegangen ist, taucht diese in ein harmonisierendes, Akzente setzendes Licht. Die Zartheit und die ausgewogene Einbindung der vom Künstler auf die Fläche gelegten Linien geben der Komposition eine poetische, verträumte Stimmung.

Bereits drei Jahre nach der Entstehung des Gemäldes erwarb der amerikanische Kunstsammler und spätere Gründer des Aldrich Contemporary Art Museums in Ridgefield, Connecticut Larry Aldrich, während eines Besuchs in Paris die „Deux cimes“ in der Galerie Loeb.

14 ZAO WOU-KI 15 Already in his childhood, Zao Wou-Ki learned the art of 趙無極出生書香世家,幼習書法,十四嵗入讀國立杭 Chinese calligraphy. At the age of fourteen he entered the 州藝術專科學校,在介紹西方繪畫的課程上開始接觸 National Academy of Fine Arts in Hangzhou and started 油畫藝術,1941年畢業後至1947年留校任教,期間舉 with oil painting. The artist also took a course focused on 辦其首次個人畫展。之後出於對西方藝術的追求,前 western painting. From 1941 to 1947 Zao was already 往巴黎求學並居住在藝術家聚集的蒙帕納斯區 teaching as professor and, at the same time, presented his (Montparnasse),曾從奧東·弗里茨(Othon Friesz)學 works in his first solo exhibition. 畫,期間結識各類文人、藝術家如亨利·米肖(Henri Strongly influenced by representatives of European Michaux)、阿爾伯托·賈科梅蒂(Alberto Giacometti) painting, Zao finally made his way to Paris in 1947. He 、胡安·米洛(Joan Miró)、瑪麗亞·艾蓮娜·維耶拉·達· settled at Montparnasse and attended courses of Othon 西爾瓦(Maria Elena Viera da Silva)。1949年在巴黎克 Friesz where he met Henri Michaux, Alberto Giacometti, 勒玆(Creuze)畫廊舉辦首次個展,後在當時法國文 Joan Miró and Maria Elena Viera da Silva. Only one year 化部長安德烈·馬爾羅(André Malraux)幫助下於1964 later, he held his first Paris solo show at Galerie Creuze. 年加入法國國籍。1951年前往瑞士旅行時接觸到保羅· On the suggestion of André Malraux, Zao Wou-Ki would 克利(Paul Klee)的作品並深受感染,克利畫作中對 receive the French citizenship in 1964. 符號的運用與藝術的再現給趙無極留下了深刻印象, 並直接影響到他之後的創作風格,為其作品平添抒情 During a trip to Switzerland in 1951, Zao Wou-Ki saw 詩般的抽象韻律,並被納入新巴黎畫派行列。 paintings of Paul Klee for the first time. The work of the Swiss artist impressed Zao very much. He discovered in 趙無極這一時期作品極富細膩典雅的詩意,恰如此拍 Klee’s pictorial implementation a number of signs and 品「Deux Cimes」(兩峰山):畫面背景以黑、綠、藍 codes which he took up and developed further. He now 綠滿繪連綿山巒,其間高聳入雲的兩峰在視覺效果上 created works that can be assigned either to the Lyrical 頗引人駐足;山腳小城前的小徑、拱門又仿佛在召喚 Abstraction or to the Nouvelle École de Paris. 觀者進入其間;小城建築左右兩側以不盡相同的人形 With its tenderly poetic character, the present painting, 符號象徵城中男女,畫家並以高度簡化的筆觸描繪其 entitled “Deux cimes”, clearly follows this tradition. 手舞足蹈的動態之感,借此傳遞出蘊藏其中的愉悅之 A mountain scenery, held in shades of green and black, 情;而勾勒小城建築的綫條或直或曲地蔓延,最後與 provides the background for the story that is told on the 山色相連,從而將畫面中的自然風光與人文建築巧妙 painting. At the foot of the mountains lies a small town. 地融為一體,小城背景中尖銳如錐的兩峰亦不再突 A path with a gate leads into the town and the beholder 兀,毫無形如危喦的壓迫感,反而更像小城的層層屏 seems to be invited to enter. In this town live the two 障;而畫面上方的山間升起圓月,月光如水流淌,詩 kindred souls, represented by the two stickmen-like figures 意的筆觸如泣如訴,整個畫面仿佛沉浸在這溫柔和潤 to the right and to the left of the architecture. Even though 的夜色中,恍如夢境。 the artist has drawn them in a very schematic manner and without faces, the viewer gets the feeling of seeing happy 此作品完成後僅三年,美國著名藝術收藏家拉里·阿德 people. Lines and waves are going out of the town and 瑞克(Larry Aldrich)、即後來的阿德瑞克當代美術館 establish a connection with the surrounding landscape: (Aldrich Contemporary Art Museum)創立人在參觀巴 despite of the steeply rising mountains and the valleys in 黎Pierre Loeb畫廊時對這件畫作青睞有加,隨即收藏。 between that obviously dominate the picture, the town does not seem to be threatened by the enormous landscape in terms of proportion. The moon has risen and bathes the nightly landscape in a harmonious and also accentuating light. The tenderness and the well balanced involvement of the lines on the surface are deliberately composed by the artist to result in a poetic and dream-like ambience.

The painting „Deux cimes“ was acquired already three years after its completion by the American art collector and future founder of the Aldrich Contemporary Art Museum in Ridgefield Connecticut, Larry Aldrich, upon his visit to Galerie Loeb in Paris.

16 ZAO WOU-KI 17 18 ZAO WOU-KI 19 1103 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 Ohne Titel (Doux Souvenir), 1958. Die Collage (franz. Coller = Kleben) auch Klebebild genannt, entsteht Mischtechnik: Collage, Farbkreide, Bleistift durch übereinander kleben von Materialien, wobei ein neues Ganzes und Farbstift auf Karton. In Tusche unten geschaffen wird. Dabei können verschiedenste Materialien wie farbiges rechts signiert und datiert. Papier, Karten, Bänder, Fundstücke, Fotografien und ähnliches 48 x 23,5 cm, R. verwendet werden, die neu kombiniert auf eine Leinwand oder einen 50000,– festen Untergrund angeordnet werden. Besonders geschätzt wurde die Collage-Technik von den Dadaisten und den Surrealisten, wegen ihrer Herr Dr. Jürgen Pech, Max Ernst Museum möglichen Überraschungseffekte und absurden Kombinationen, der Brühl, hat die Echtheit der Collage bestätigt. Möglichkeit des freien Spiels des Zufalls.

Das Werk wird in den Nachtrag des Werk- 1962 schreibt Max Ernst in seinen biographischen Notizen verzeichnisses der Gemälde aufgenommen. „Wahrheitsgewebe und Lügengewebe“: „Collage-Technik ist die syste- Wir danken Herrn Dr. Jürgen Pech für die matische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Unterstützung. Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlichen dazu ungeeigneten Ebene - und der Funke Untitled (Doux Souvenir), 1958. Mixed media: Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt“. Collage, crayon, pencil and coloured pencil on cardboard. Signed and dated. Max Ernst studierte Kunstgeschichte an der Universität in Bonn. Bereits 1919 gründete er gemeinsam mit Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe und gehörte 1924 zu den ersten Mitgliedern der Surrealistengruppe in Paris, wo er seit 1922 lebte. Als Künstler Autodidakt, wendet sich Ernst bereits frühzeitig der Technik der Collage zu. 1920, als er zufällig einen Katalog einer Kölner Lehrmittelanstalt betrachtet, kommt ihm die Idee der Klebetechnik. Es entstehen die ersten Dada-Collagen. Dabei ist diese Technik für ihn nicht nur ein bloßes Stilmittel, sondern gab ihm die Möglichkeit neue Bildwirklichkeiten zu entwerfen oder zu simulieren. Die hier angebotene Collage „Doux Souvenir“ gibt die künstlerischen Intentionen von Max Ernst wieder. Eine frankierte Souvenirkarte aus dem Jahr 1906 wurde vom Künstler über einen Holzstich und ein Tapetenfragment gelegt. Das Fragment dient wiederum, ergänzt durch zwei Füße und einen Vogelkopf, als Torso einer Figur. Hinterfangen wird die Komposition durch einen tiefliegenden Horizont und eine weiße Fläche. Dies lässt die Vogelgestalt groß und mächtig erscheinen. Die hier wie zufällig angeordneten Elemente, ergänzt durch von mit exakten Bleistiftlinie umfassten Farbflächen, lassen eine neue Wirklichkeit entstehen, in der die Grenzen zwischen Wirklichkeit, Traumwelt und Phantasie verschmelzen.

A collage (from the French: coller; English: to glue), also called papiers collés, is an artwork made by pasting different materials over each other, thus assembling and finally creating a new whole. A wide variety of materials may be used to be combined newly on canvas or any type of solid ground to work on. This particular technique allows to the artist to purposefully produce surprise effects and to build absurd combinations, it bares the possibility of the free play of chance. In 1962, Max Ernst writes in his biographical notes Tissues of Truth and Tissues of Lies: “The collage technique is the systematic exploitation of the fortuitous and engineered encounter of two or more intrinsically incompatible realities on a surface which is manifestly inappropriate for the purpose – and the spark of poetry which leaps across the gap as these two realities are brought together.” Max Ernst studied art history at the University of Bonn. Already in the year of 1919, Max Ernst, together with Hans Arp, founded the Cologne Dada group and, because he was living in Paris already since 1922, he was one of the first members of the Paris Surrealist group in 1924. As an autodidact artist, Ernst turns towards the collage technique already at an early stage. Max Ernst discovers the adhesion method in 1920 for himself, when he coincidentally studies the catalogue of a Cologne institute. The first Dada collages are made. He used this technique not only as a stylistic element, the technique also gave him the opportunity to create and simulate new pictorial realities. The now offered collage Doux Souvenir reflects Max Ernst’s artistic intentions. A stamped souvenir card, dating from 1906, was positioned over a wood engraving and over a wallpaper fragment. The fragment, to which he added two feet and a bird’s head, serves in turn as torso of a figure. The composition is placed in front of a deep-set horizon and a white surface so that the bird figure appears large and impressive. These seemingly coincidentally arranged elements, also defined by colour-fields with precisely drawn pencil outlines, create a new reality, in which the limits of reality are merging with the world of dreams and phantasy.

20 MAX ERNST 21 1104 WUNDERLICH, PAUL Eberswalde, 1927 - Saint-Pierre-de-Vassols, 2010 Paul Wunderlich studierte von 1947 – 1951 an der „Schwangere“, 1960. Öl auf Hartfaserplatte. In Öl unten späteren Hochschule für Bildende Künste in Hamburg in links signiert sowie rückseitig signiert und datiert. der Klasse ‚Freie Graphik‘ bei Willi Titze. Zu seinen 120 x 77 cm, R. Mitschülern gehörten Horst Janssen und Reinhard 10000,– Drenkhan. 1950 war Wunderlich für ein Semester Schüler von Willem Grimm. Nach Abschluss seines Jensen, 51. Dort jedoch mit anderen Maßangaben. Studiums unterrichtete er selbst an der Hochschule von 1951 bis 1960 in den Techniken der Radierung und der “Schwangere”, 1960. Oil on masonite. Signed and dated. Lithografie.

1960 löste die Präsentation des 12-teiligen Wunderlich- Zyklus „qui s’expique“ einen handfesten Kunstskandal aus. Die damals unter einem Vorhang präsentierten, sexuell aufgeladenen Blätter, zeigen aufgedunsene Männer- und Frauenleiber beim Geschlechtsakt. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte den Zyklus wegen unsittlicher Darstellung, offenbar ohne zu wissen, dass es sich bei Druckgrafik um Auflagenkunst handelt. Auf den Kunstskandal aufmerksam geworden, sicherte sich das New Yorker beim Künstler verbliebene Blätter für seine Sammlung. Erst 1985 erfolgte die Rückgabe der Grafik ohne Kommentar durch die Staatsanwaltschaft.

In dieser Zeit entstand die „Schwangere“. Eine in Korsage, schwarze Strümpfe und Strumpfhalter gekleidete, weibliche Figur mit vier Brüsten steht vor einem nicht näher definierten dunklen Hintergrund. Die verzerrten und verformten Hände der Frau greifen über Bauch und Unterleib. Der Kopf, von einer üppigen Haarpracht umgeben, ist im Verhältnis zum Körper viel zu klein dargestellt. Überhaupt ist der gesamte Körper eher deformiert und nicht wohlgeformt. Die Ausführung der Schwangeren lässt eher an eine Prostituierte denken. Wunderlich reduziert in dieser Darstellung die Frau auf ihre sexuellen Reize. Der Geist spielt, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Ästhetische Formen werden vernachlässigt. Vielmehr werden surreale Metamorphosen, verdrehte Anatomien und beklemmende Raumkomposition zu den bestimmenden Bildelementen.

22 PAUL WUNDERLICH 23 1105 ANTES, HORST Heppenheim, geboren 1936 Zu einem der frühesten Erneuerer der Malerei der Ohne Titel, Anfang 1960er Jahre. Mischtechnik auf Nachkriegszeit gehört Horst Antes. Ausgebildet an der grauem Bütten. Rückseitig ebenfalls mit einer Karlsruher Akademie bei HAP Grieshaber, machte er Mischtechnik. In Bleistift unten links signiert. sich als einer der ersten vom Abstrakten 31 x 29 cm, R. Expressionismus frei und schuf figurative Bilder, die die 4800,– Verarbeitung der Informellen und Abstrakten Malerei nicht leugnen. Sein Frühwerk wurde stark beeinflusst Untitled, early 1960s. Mixed media on grey hand- von dem amerikanischen Expressionisten Willem de made paper. Reverse also with a mixed media. Kooning, der informelle und figurative Elemente Signed. verknüpfte mit der atavistischen Malerei außereuropäi- scher Kulturen wie den amerikanischen Pueblo- Indianern. Zu Beginn der 1960er Jahre entwickelte Antes die Kunstfigur des ‚Kopffüßlers‘, ein mit deutli- chen Konturen umrissenes, archaisches Geschöpf. Der monumentale Kopf geht ohne Rumpf direkt in die Beine mit ihren überdimensionierten Füßen über. Manchmal kommen noch Arme oder Hände hinzu.

Zur Entstehungszeit des hier angebotenen Kunstwerkes ist Antes‘ Kopffüßler inhaltlich und stilistische voll ausgeprägt und das dominante Element der Komposition. Eingebettet in verschiedene Formen und Gegenstände, ist dieser im Profil mit erhobenem Arm dargestellt. Die zwei übereinander angeordneten Augen fixieren den Betrachter mit starrem Blick. Die markante Figur, in der die Farbe zugunsten der Kontur zurücktritt, steht leicht erhöht und wird teilweise durch andere Formen verdeckt. In ihrem Rücken befindet sich eine Anordnung verschiedenster Elemente. Obwohl der Kopffüßler farblich unauffällig und leicht in den Hintergrund gedrängt ist, beherrscht er die Komposition.

Antes hatte zu Beginn der 1960er Jahre in der Kunstfigur ‚Kopffüßler‘ eine Form gefunden, die es ihm ermöglichte, Akzente gegen die Vorherrschaft der Abstraktion zu setzen. Dabei galt sein primäres Interesse der Malerei, die bei jedem Bild durch feine koloristische Werte und durch eine malerisch nuancierte Verso Durcharbeitung besticht.

24 HORST ANTES 25 1106 ANTES, HORST Heppenheim, geboren 1936 Der italienische Schriftsteller Cesare Pavese (1908 - Ohne Titel, 1960er Jahre. Mischtechnik auf grauem 1950) verfasste 1950 das Gedicht ‘Passerò per Piazza di Bütten. Rückseitig mit handschriftlichem Text. In Spagna’. Horst Antes hat die ersten 15 Zeilen des hier Bleistift unten rechts signiert. 31 x 49 cm, R. ins Deutsche übersetzten Werkes handschriftlich auf der 5000,– Rückseite des angebotenen Blattes wiedergegeben:

Untitled, 1960s. Mixed media on grey hand-made paper. Über die Piazza di Spagna werde ich gehen Reverse with handwritten text. Signed. Es wird ein klarer Himmel sein. Die Straßen werden sich öffnen auf den Hügel aus Pinien und Stein. Der Lärm der Straßen wird die stillstehende Luft nicht stören. Die Blumen bei den Brunnen versprühen ihre Farben und werfen ihre Blicke wie vergnügte Frauen. Die Treppen, die Terrassen, die Schwalben werden in der Sonne singen. Jene Straße wird sich öffnen, die Steine werden singen, wenn das Herz zuckend schlägt wie das Wasser in den Brunnen –

dies wird der Klang sein der deine Stufen steigt. Die Fenster kennen schon den Duft von Stein und Morgenluft. Eine Tür wird aufgetan. Der Aufruhr der Straßen wird der Tumult des Herzens sein im verloren gegangenen Licht.

Sei auch du – standhaft und klar.

26 HORST ANTES 27 1107 GRIESHABER, HAP Rot an der Rot, 1909 - Reutlingen, 1981 Seit den 1930er Jahren taucht der griechische Hirtengott Pan, um 1963. Farbkreide, Gouache und Tempera auf Pan als Symbol des fruchtbarkeitsspendenden Gottes, leichtem Karton. In Bleistift unten links signiert. der seit der Antike als lüstern und schroff, aber auch 76 x 64,5 cm, R. eben als göttlich begabter Musiker gilt, im Werk HAP 3800,– Grieshabers auf. Dabei nimmt er nicht nur eine traditio- Vgl.: Fürst, 63/9 - 63/14. nelle Rolle ein, sondern wird vom Künstler unterschied- Bei der hier angebotenen Arbeit handelt es sich wohl um lich dargestellt. einen nicht umgesetzten Entwurf für die Mappe „Baumblüte“. In dem hier angebotenen Entwurf, der um 1963 entstanden ist, stellt Grieshaber Pan als Flöte spielende Pan, ca. 1963. Crayon, gouache and tempera on Figur dar, die umgeben ist von blühenden Bäumen. cardboard. Signed. Dominierende Farbe des Bildes ist Violett, begleitet von Rosa, Oliv und Weiß. Die durch Bäume und Wiese darge- stellte Natur scheint aus dem Bildraum zu drängen. Der Frühling, der in den kräftigen Farben und den weißen Blüten der Bäume zum Ausdruck kommt, lässt die Landschaft und damit auch Mensch und Tier neu erwa- chen.

Ursprünglich wollte Grieshaber diesen Entwurf der Holzschnittfolge „Baumblüte“ hinzufügen. Verbindendes Motiv wären die weißen, duftenden Blüten gewesen. Wie in den anderen Blättern der Folge, hätte Grieshaber auch hier die Blüten nicht gedruckt, sondern mit Hilfe eines vorgefundenen Werkzeugteils die immer gleichen zahn- radähnlichen Formen aus dem Holzstock ausgestanzt. Die so ausgesparten Partien wären beim Einfärben frei geblieben, so dass das helle Weiß des Papiergrundes beim Abdruck an diesen Stellen durchgeschienen hätte. Die Blüten erhalten im Vergleich zu den massiven Farbflächen einen schwerelos duftenden Charakter.

HAP Grieshaber entschied sich jedoch dagegen, den Pan in der Folge „Baumblüte“ aufzunehmen. Ein Grund dafür könnte es gewesen sein, dass auf den Blättern der Mappe ausschließlich der Mensch, das Tier und die Natur wiedergegeben sind. Der ‚Pan‘ hätte in keinem direkten Bezug zu den übrigen Holzschnitten gestanden.

28 HAP GRIESHABER 29 1108 GRIESHABER, HAP Rot an der Rot, 1909 - Reutlingen, 1981 Grieshaber hat es im Laufe seines Lebens geschafft, dem „Garten“, 1964. Farbholzschnitt auf Kupferdruckpapier. Holzschnitt einen neuen Stellenwert zu geben. Dabei ist In Faserstift unten mittig signiert. Auflage: 7 Exemplare. es wohl sein größter Verdienst, diesen aus dem kleinen Blattgröße: 84 x 111 cm; 70 x 98 cm, R. Format des Mappenwerks gelöst und in ein Großformat 12000,– überführt zu haben. Bereits im Jahre 1953 stellte der Fürst, 64/134. Künstler fest:

“Garten”, 1964. Woodcut on copper plate printing paper. „Die Holzschnitte sind jetzt farbiger, komplizierter Signed. Edition: 7 copies. geworden, ich glaube auch etwas mehr von der Spannung in die lyrische Form gebracht zu haben – mais on doute toujours. Offensichtlich ist es gelungen, die Grafik aus dem Mappenwerk zu lösen und ein erschwingliches Tafelbild zu schaffen.“

Durch die Berufung Grieshabers zum Lehrer an die Kunstschule im Kloster Bernstein 1951 veränderten sich die Arbeitsbedingungen. Der Künstler findet in der Klosterkirche einen von Weiträumigkeit und Helligkeit geprägten außergewöhnlichen Arbeitsplatz. Nun hat er die Voraussetzungen, um in den Holzschnitten seine Ideen umzusetzen. Er ist jetzt verpflichtet, den Holzschnitt von seinem seither üblichen Format zu befreien. Grieshaber schneidet das Motiv in einer Größe in den Stock, die bislang den Ölgemälden vorbehalten war. Verbunden mit einer perfekten Umsetzung der handwerklichen Technik und der Perfektionierung der Drucktechnik, steigert er den Holzschnitt zum autonomen Bild. HAP Grieshaber beim Drucken seiner Holzschnitte. In dieser Tradition stehend schuf Grieshaber 1964 den schönen farbkräftigen Holzschnitt „Garten“. Eine liegende weibliche Figur und eine liegende männliche Figur bilden zusammen mit einer an ihren Köpfen hockenden Figur das Zentrum des Blattes. Umgeben und eingebunden ist diese Figurengruppe von Blumen, Pflanzen und Sträuchern. Grieshaber benutzt zur Umsetzung des Motives hauptsachlich die Farben Hellblau, Ultramarin und Schwarz. Mit Rot setzt er Akzente, die die einzelnen Elemente verbinden. Der Garten scheint einem üppigem Paradies zu ähneln, in dem Menschen und Pflanzen ineinander aufgehen.

30 HAP GRIESHABER 31 1109 GRIESHABER, HAP Rot an der Rot, 1909 - Reutlingen, 1981 ‘Astutuli‘, ‚Carmina Burana‘, ‚Prometheus‘ - das „Carl Orff: Carmina Burana / HAP Grieshaber / Jacques sind die Titel jener drei Kompositionen von Carl Prévert“, 1965. Folge von 14 Farbholzschnitten, 13 auf Orff, zu denen HAP Grieshaber Holzschnitt- Japanpapier und einer auf Sackleinen auf dem Deckel, in folgen entworfen hat. 1965 erscheint die Orig.-Mappe. Einliegende Holzschnitte in Bleistift unten rechts ‚Carmina Burana‘ als Mappen- und Buchprojekt signiert und unten links nummeriert 1/XL. der manus presse, bei dem 13 farbenprächtige Mappenformat: 68,5 x 55,5 x 1,5 cm Holzschnitte des Künstlers und faksimilierten 9000,– Notenskizzen von Carl Orff nebeneinander- Fürst, 65/41 A - 65/54 A. stehen. Ausgangspunkt der Orffschen Kompo- sition sind die Texte des ‚Codex Buranus‘, eine “Carl Orff: Carmina Burana / HAP Grieshaber / Jacques Anthologie von ca. 300 lateinischen und mittel- Prévert”, 1965. Folder with 13 woodcuts on Japanese paper and hochdeutschen Scholaren- und Vagantenliedern 1 woodcut on burlap on the folder cover. 13 signed and num- aus dem 13. Jahrhundert, die der Komponist in bered 1/XL. einer Auswahl Mitte der 1930er Jahre vertonte. In den Chorliedern wird zunächst die Launen- haftigkeit der Schicksalsgöttin Fortuna beklagt. Dann feiern die Sänger die Schönheit des Lebens, den Frühling und das Grün des Waldes sowie die Lust und das Leid der Liebe.

Grieshaber beschränkt sich bei der Ausführung der Holzschnitte auf nur wenige ausdrucks- starke Farben. Ocker, Orange, Rot, Grün, Ultramarin und Schwarz dominieren das Erscheinungsbild der Blätter. Die Formen spitzen sich eckig, expressiv zu, die Flächen sind zum Teil kompliziert ineinander verschach- telt. Dabei interpretiert der Künstler in einigen Holzschnitten die Komposition von Carl Orff frei, in dem er Mensch und Tier gemeinsam in einer belebten paradiesisch-üppigen Vegetation wiedergibt. Andere Darstellungen orientieren sich näher an den Textausschnitten.

Trotz künstlerischer Zusammenarbeit ist es Grieshaber gelungen, Arbeiten von eigener Qualität zu schaffen, die unabhängig von Musik und Text gültig sind.

32 HAP GRIESHABER 33 34 HAP GRIESHABER 35 1110 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 Das Gemälde Nocturne entstand 1967 im südfranzösischen „Nocturne“, 1967. Öl auf Holz, auf Holzplatte aufgelegt. Seillans. Hier verbrachte Max Ernst zusammen mit seiner In weißem Stift unten rechts signiert sowie rückseitig Ehefrau, der Künstlerin , sein letztes in Bleistift signiert, datiert und betitelt. Holzplatte: Lebensjahrzehnt. Im Jahr zuvor waren aus Anlass seines 75. 49 x 41 cm; 33,5 x 24,5 cm, R. Geburtstages zwei große Ausstellungen veranstaltet worden. 90000,– Das Jewish Museum in New York hatte plastische Werke sowie Gemälde der letzten zwanzig Jahre gezeigt und der Palazzo Herr Dr. Jürgen Pech, Max Ernst Museum Brühl, hat die Grassi in Venedig widmete ihm unter dem programmatischen Echtheit des Gemäldes bestätigt. Das Werk wird in den Titel Oltre la pittura - also „Jenseits der Malerei“ - ebenfalls eine Nachtrag des Werkverzeichnisses der Gemälde aufge- groß angelegte, Malerei, Plastik, Frottage und Collage umfas- nommen. Wir danken Herrn Dr. Jürgen Pech für die sende Präsentation. Mit beiden Ausstellungen wurde die Unterstützung. Präsenz und Berühmtheit von Max Ernst in Amerika und in Europa, sowohl in der Neuen als auch in der Alten Welt zum “Nocturne”, 1967. Oil on wood, mounted on a wood plate. Ausdruck gebracht. Neben Nocturne gab Max Ernst fünf Signed and dated. weiteren, minimal größeren, jedoch ebenfalls hochformatigen Gemälden denselben Titel, von denen vier im Oktober 1967 in der Münchener Galerie Stangl gezeigt wurden. Für den Katalog steuerte Max Ernst eine autobiografische Notiz bei, an deren Schluss er sein künstlerisches Credo setzte: „Ein Maler mag wissen was er nicht will. Doch wehe! wenn er wissen will, was er will! Ein Maler ist verloren, wenn es sich findet, Daß es ihm geglückt ist, sich nicht zu finden betrachtet Max Ernst als sein einziges Verdienst.“

Das Gemälde gewährt einen Blick in die blaugesättigte Atmosphäre der Nacht. Hellere Blau- und Grün-Töne, deren Formen offen sind, an Kristalle, Spiegelungen oder Reflexe erinnern, beleben die unendlich wirkende, bis zu den Rändern reichende Fläche. Zwei kleine, gelb gehaltene Zonen strahlen aus der Dunkelheit heraus und lassen einzelne Partien des Nachtstückes leicht funkeln. Anschließend montierte der Künstler seine bemalte Holztafel mit leichtem Abstand auf eine größere, dunkelblau gehaltente Fläche, wodurch die Strahlkraft des Bildes, die nächtliche Illumination nochmals gesteigert wird. Max Ernst mit Waltraut Hänssel im Garten seines Hauses in Seillans. Entsprechende Bild-im-Bild-Motive nutzte Max Ernst immer wieder, um künstliche Schauspiele für unsere Augen zu präsen- tieren oder vielmehr zu inszenieren. Seit der Begegnung mit der Bildwelt der Pittura metafisica, mit Werken von Giorgio de Chirico und Carlo Carrà, die der 28-Jährige im September 1919 während seines Aufenthalts in München in der italienischen Zeitschrift Valori Plastici gesehen hatte, variierte er dieses Motiv der Koppelung disparater Wirklichkeiten immer wieder. Während der Kölner Dada-Zeit verwendete er Platz- konstruktionen, aber auch Bretterböden oder Schaubühnen, um auf das Künstliche seiner Bildwelten hinzuweisen. Anfang der 1930er-Jahre griff er in seiner Loplop présente-Serie dieses Präsentationsprinzip auf. Mit der Staffeleifigur Loplop, die als Selbstdarstellung des Künstlers gilt, offerierte er Fundstücke, Fragmente der Realität oder eigene Arbeiten. Im späteren Werk entwickelte er wie in Nocturne Präsentationstableaus, um einerseits den Blick auf das Bild zu konzentrieren und um andererseits im Sinne der romantischen Ironie auf die Distanz zwischen Kunst und Wirklichkeit aufmerksam zu machen.

Sechs Jahre später beauftragten Waltraut und Roland Hänssel den Stuttgarter Drucker Frank Kicherer, nach dem Gemälde eine Farbserigrafie in Schwarz, Blautönen, Grün, Grau und Gelbtönen herzustellen. Für die Reproduktion wurden dabei die Maße des Gemäldes übernommen und auch das weiße Vélin de Rives, auf das gedruckt wurde, entsprach den Abmessungen des dunkelblauen Präsentationsfonds. Als Auflagenhöhe der Edition, die von der manus presse veröffentlicht wurde, entschied sich das Ehepaar für 96 Exemplare, die anschließend von Max Ernst signiert und arabisch nummeriert wurden. Darüber hinaus entstand eine ebenfalls signierte und numme- rierte Auflage von zwölf Künstlerexemplaren, die mit „e.a.“ für „épreuve artiste“ bezeichnet wurden. Jürgen Pech

36 MAX ERNST 37 The painting Nocturne was created in the southern French village of Seillans in 1967 where Max Ernst spent the last decade of his life, together with his wife, the artist, Dorothea Tanning. In the previous year, two major exhibitions had been organized in his honour on the occasion of his 75th birthday. One, in the Jewish Museum in New York, displayed sculptural works alongside pain- tings from the past twenty years. The other, in the Palazzo Grassi in , under the programmatic title Oltre la pittura (‘Beyond Painting’), chose for its own large-scaled presentation also numerous paintings, sculptural works, frottages and collages. Both the retrospective show in New York and the exhibition in Venice illustrated not only the undoubted artistic presence of Max Ernst but also contributed significantly to his now already high reputation in both the old and the new world. Max Ernst used the same title Nocturne for a further five paintings, all slightly larger, although in similar portrait format, and four of which were displayed at Gallery Stangl in Munich in the same year of 1967. Indeed, Max Ernst submitted the autobiographical notes to the catalogue himself, which conclude with his very own personal artistic credo: „A painter may know what he does not want. But woe to the painter who seeks to find out what he really wants! Since, once he finds him-self, a painter is doomed.“ In fact, Max Ernst regarded his only true merit, was to have succee- ded in not finding himself.

This work Nocturne allows us to look into the virtual saturated blue atmosphere of the night. Some freely-sketched patches in lighter tones of blue and green faintly recall crystalline structures or pos-sibly suggest reflections. These tones in turn enliven the seemingly infinite nightly blue of the painting that covers the entire surface. Indeed, out of the darkness, two small yellow- toned patch-es shine brightly, so that some areas of this nightly setting even appear to sparkle a little. Subse-quently, the artist mounted his painted panel onto a larger surface of dark blue hues, deliberately leaving a slight gap in between, so that the painting‘s radiance in its very nocturnal illumination could be thus further enhanced.

Max Ernst repeatedly used such „picture-in-picture“ motifs in his compositions with the explicit intention of creating an artificial setting, that of a dramatic spectacle, indeed a staged sensation for the eye. In September 1919 at the age of 28 during a stay in Munich, he first encountered the picto-rial world of the Pittura metafisica on seeing works by Giorgio de Chirico and Carlo Carrà in the Ital-ian magazine Valori Plastici. Since then, he too used the techniques again and again, whereby he varied this theme of pairing seemingly disparate realities. During the Dada period in Cologne, in order to illustrate the artificiality of his pic- torial worlds, he employed the use of place constructions, wooden floors and even theatre stages. In the early 1930‘s Ernst picked up on this principle of presentation in his series Loplop présente. With the easel figure „Loplop“, which no doubt repre-sented a self-portrait of the artist, he offered findings, fragments of reality and also his own works. In his later works, similar to that in Nocturne, he developed presentation frames, which served not only to concentrate the eye on the painting in hand, but also, fol- lowing the principle of Romantic Irony, to draw attention to the gap between Art and Reality.

Six years later, Waltraut and Roland Hänssel commissioned the Stuttgart Printmaker, Frank Kicher-er, to create a silkscreen based on the painting in the colour series, black, shades of blue, green, grey and shades of yellow. The reproduction used the same measurements as the original painting and even the vélin de Rives, on which the printing was executed, had the same dimensions as the dark blue presentation background. Waltraut and Roland Hänssel decided to limit this edition to 96 copies, all of which published my manus presse, were then subsequently sig- ned and numbered consecutively in Arabic numerals by Max Ernst. A further edition of 12 artist‘s examples was, in ad-dition, equally signed, numbered and inscribed „e.a.“ (épreuve d‘artiste). Jürgen Pech

38 MAX ERNST 39 1111 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 1968 erschien bei der manus presse die Folge ‚The „Zu: Lewis Carrolls, The hunting of the Snark“, 1968. hunting oft the Snark‘ von Max Ernst. Als Vorlage für Suite mit 12 Farblithografien auf Japon und einer das Portfolio diente dem Künstler eine Nonsensballade Buchfolge von 22 Lithografien auf Bütten, in Orig.- von Charles Lutwidge Dodgson (1832 - 1898), besser Mappen zusammen in einem Schuber. Alle Blätter der bekannt als Lewis Carroll, Autor von ‚Alice im Suite signiert und bezeichnet „e. a.“ sowie mit Wunderland‘. Trockenstempel: manus presse. Buchfolge im Impressum in Kugelschreiber signiert und bezeichnet „e. a.“ sowie Die in Versform verfasste Ballade wurde 1876 zum datiert. Schuberformat: 33,5 x 26 x 4,5 cm ersten Mal mit zahlreichen Illustrationen von Henry 10000,– Holiday veröffentlicht. Inhalt der Dichtung ist eine selt- Spies/Leppien, 124. same Jagd-Expedition, die sich mit Sorgfalt, Hoffnung und einer völlig leeren Meereskarte aufmacht, ein myste- “Zu: Lewis Carrolls, The hunting of the Snark”, 1968. riöses Wesen namens Snark zu fangen. Der Snark verei- Suite with 12 lithographs on Japanese paper and a folder nigt in sich außergewöhnliche Eigenschaften. So ist er with 22 lithographs on hand-made paper, together in a praktisch beim Anzünden von Lichtern, hat die Gewohn- slipcase. All lithographs of the suite signed and marked heit, erst am Nachmittag aufzustehen, versteht keinen “e. a.”, the lithographs of the folder in the imprint Scherz und liebt Badekarren. Als ein Expeditionsteil- signed, marked and dated. nehmer am Ende der Ballade glaubte, ihn endlich gefunden zu haben, war er verschwunden, denn der Snark war ein Boojum. Die Besatzung wird von Bellman (Ausrufer) mit seiner Glocke geführt. Sie besteht aus acht Vertretern unterschiedlichster Berufe, die alle gemeinsam haben, dass ihre Berufsbezeichnung im Englischen mit dem Buchstaben ‚B‘ beginnen. Das gilt auch für den Biber, der als zehnte Figur das einzige Tier in der Jagdgesellschaft ist. Im weiteren Verlauf der Dichtung werden die Jagdabenteuer einzelner Teil- nehmen der Expedition beschrieben, wobei der Snark in allerlei Rollen und Situationen auftaucht und dabei nicht nur erschreckend, zerstörerisch und selbstherrlich auftritt, sondern auch als ein in seiner gewöhnlichen Form harmloses Wesen dargestellt wird, das man zu sich nach Hause bringen kann.

Max Ernst beim Signieren dieser Grafikfolge.

40 MAX ERNST 41 1112 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 „Zu: Lewis Carrolls, The hunting of the Snark“, 1968. Suite mit 12 Farblithografien auf Japon und einer Buchfolge von 22 Lithografien auf Bütten, in Orig.- Mappen zusammen in einem Schuber. Alle Blätter der Suite signiert und bezeichnet „e. a.“ sowie mit Trocken- stempel: manus presse. Buchfolge im Impressum in Kugelschreiber signiert und bezeichnet „e. a.“ sowie datiert. Schuberformat: 33,5 x 26 x 4,5 cm 10000,– Spies/Leppien, 124.

“Zu: Lewis Carrolls, The hunting of the Snark”, 1968. Suite with 12 lithographs on Japanese paper and a folder with 22 lithographs on hand-made paper, together in a slipcase. All lithographs of the suite signed and marked “e. a.”, the lithographs of the folder in the imprint signed, marked and dated.

Max Ernst mit Waltraut Hänssel beim Signieren dieser Grafikfolge.

42 MAX ERNST 43 1113 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 Das Wort Frottage stammt vom französischen `frotter´ Ohne Titel, 1969. Frottage in Blau und Grün auf dünnem ab, das so viel bedeutet wie `reiben´. In der Kunst ist die Papier. In Bleistift unten rechts signiert. Frottage ein Druckverfahren. Dabei drückt man ein 11,1 x 14,7 cm, R. dünnes Blatt Papier auf einen stark strukturierten, fast 2800,– beliebigen Gegenstand. Durch Abreiben zum Beispiel mit Bleistift, Kohle oder Kreide wird die Oberflächen- Die Frottage wurde von einem Teil der Platte XXII aus struktur auf das Papier übertragen. Es entstehen der Folge „Zu: Lewis Caroll, The hunting of the Snark“ Abdrücke. abgenommen. Vgl. Spies/Leppien, 124, XXII. Pionier auf diesem Gebiet war Max Ernst. Er nutzte die Untitled, 1969. Frottage in blue and green on paper. Frottagetechnik immer wieder in seinem Werk, in dem Signed. er vielfältige Texturen von Materialien, wie zum Beispiel Holzbretter, Blätter, Steinplatten, Metallplatten mit dem Bleistift durchrieb und als Ausgangspunkt für zahlreiche gegenständliche Assoziationen und Deutungen nutzte. Die Themen wählte Max Ernst vor allem aus dem pflanzlichen Bereich. Der Künstler variierte mit der Frottage frühere Motive, etwa aus dem Bereich des Mythischen. Es sind oft seltsame Zwischenwesen, die durch die Frottage fast bizarr wirken. Immer haftet den Bildern etwas Fremdartiges und Rätselhaftes an.

44 MAX ERNST 45 1114 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 1970 wählte Max Ernst mit dem Kunsthistoriker Werner „Zu: Lewis Carrolls Wunderhorn“, 1970. Suite mit 36 Spies eine Reihe von Texten des Schriftstellers Lewis Farblithografien auf Japon zusammen mit einer Folge Carroll (1832 – 1898) aus und ordnete diesen Texten von 36 Farblithografien auf Bütten, in Orig.-Mappen mit insgesamt 36 grafische Arbeiten zu. Die Mappe stelle eine Schuber. Alle Blätter der Suite in Bleistift unten rechts Hommage an den Mathematiker und Autor Lewis Carroll signiert und unten links nummeriert II/XV. Die Folge dar, der vor allem durch das Buch ‚Alice im Wunderland‘ im Impressum signiert, datiert und nummeriert. bekannt wurde. Die humorvoll-poetischen Farblithografien Trockenstempel: manus presse. Schuberformat: sind im eigentlichen Sinne keine Illustrationen zu den 34 x 26 x 4,5 cm Texten. Die haben aber laut Max Ernst „viele 15000,– Verwandtschaften“ mit dem Werk von Lewis Carroll. Spies/Leppien, 135 C. Lewis Carroll wendet sich der Logik, Paradoxien, Rätseln und Denkspielen zu. Logische Denkspiele erfreuten sich “Zu: Lewis Carrolls Wunderhorn”, 1970. Suite with 36 im viktorianischen England großer Beliebtheit und sind im lithographs on Japanese paper together with a folder Kontext des technischen Fortschritts zu sehen. Aber with 36 lithographs on hand-made paper, in a slipcase. ebenfalls seine erfolgreichen Kinderbuchklassiker sind der All graphic works of the suite signed and numbered Auseinandersetzung mit Logik in spielerischer und II/XV, the folder in the imprint signed, dated and intelligenter Weise verpflichtet. numbered. Auch die Lithografien von Max Ernst lassen auf den ersten Blick ihren Sinn nicht entschlüsseln. Die mathematischen und naturwissenschaftlichen Zeichen verweisen zwar auf den Mathematiker Lewis Carroll. In der Bildgestaltung bleiben die Zeichen wie auch die Tiere und Menschen ohne Verknüpfung mit einem Gesamtzusammenhang. Sie bieten über das konkret Wahrnehmbare hinaus keine Orientierung. Diese Isolation der dargestellten Handlungseinheiten entwickelt eine rätselhafte und letztlich irritierende Wirkung. Im Gegensatz zu Lewis Carroll sucht Max Ernst jedoch im Uneindeutigen die Facetten von Wirklichkeit, die er dem Grenzgebiet von Innen- und Außenwelt zuschreibt und die sich traditionellen Beschreibungssystemen entziehen.

46 MAX ERNST 47 1115 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 „Zu: Lewis Carrolls Wunderhorn“, 1970. Suite mit 36 Farblithografien auf Japon zusammen mit einer Folge von 36 Farblithografien auf Bütten, in Orig.-Mappen mit Schuber. Alle Blätter der Suite in Bleisitft unten rechts signiert und unten links nummeriert XV/XV. Die Folge im Impressum signiert, datiert und numme- riert. Trockenstempel: manus presse. Schuberformat: 34 x 26 x 4,5 cm 15000,– Spies/Leppien, 135 C.

“Zu: Lewis Carrolls Wunderhorn”, 1970. Suite with 36 lithographs on Japanese paper together with a folder with 36 lithographs on hand-made paper, in a slipcase. All graphic works of the suite signed and numbered XV/XV, the folder in the imprint signed, dated and numbered.

48 MAX ERNST 49 1116 STÖHRER, WALTER Stuttgart, 1935 - Scholderup bei Schleswig, 2000 Walter Stöhrer gehört zu den prägenden Künstlern der Ohne Titel, 1971. Mischtechnik auf festem Papier. In Neuen Figuration in Deutschland. Sein Werk, beginnend Kugelschreiber unten rechts signiert und datiert sowie mit den 1960er Jahren und bis zu seinem Tod unten links mit Widmung. 51 x 72,5 cm, R. fortdauernd, zeichnet sich durch seltene Konstanz aus. 2000,– Seine Kunst wird von einer rauschhaften Gestik getragen, in die intellektuelle und sinnliche Untitled, 1971. Mixed media on paper. Signed and dated. Bewusstseinszustände einfließen. Dabei entfaltet Stöhrer mit vehementer Gestik ein zunächst wirr wirkendes Bildpsychogramm, in dem, obwohl die Umrisse einzelner Körperteile erkennbar sind, keinerlei geschlossene Gestalt erscheint. Die Figur wird aufgelöst, durchbrochen, zum Raum erweitert und zieht Raum in sich ein.

Eine besondere Aufgabe kommt dabei der materiellen Beschaffenheit der Bildoberfläche zu, in die die Gedankengänge des Künstlers eingeritzt sind. Das einzige Einheit stiftende Element in Stöhrers Arbeiten ist die Bewegung, eine rasende, vitale Bewegung schwarzer Pinselzüge, zwischen und hinter denen weiße, rote, gelbe und blaue Farbgründe und Farbflächen auftauchen und wieder verschwinden. Seit der Mitte der 1960er Jahre versah Stöhrer seine Werke mit meist der Literatur entlehnten Reizwörtern, die in die Komposition integriert wurden.

Charakteristisch für die Werke von Walter Stöhrer ist, dass die Figur selbst bei einem benennbaren, scheinbar Walter Stöhrer mit Roland Hänssel konkreten Thema niemals eine geschlossene, festgelegte beim Betrachten von Arbeiten des Form annimmt, sondern in jeder Beziehung offen bleibt. Künstlers.

50 WALTER STÖHRER 51 1117 CHRISTO, D.I. CHRISTO JAVACHEFF Gabrowo/Bulgarien, geboren 1935 Zu ihrem 50-jährigen Bestehen im Jahre 1968 gab die Verpackte Kassette, 1972. Jute, umfasst von einem Seil. Kunsthalle Bern Christo zum ersten Mal die Möglichkeit, In Faserstift unten rechts signiert und datiert. ein Gebäude zu verpacken. Er verhüllte das Museum mit 58 x 75 cm, R. 2600 qm Kunstfolie, die von der ausrangierten ersten 45000,– Hülle der Kasseler Luftverpackung übrig geblieben war, befestigte sie mit 3000 m Nylonseil und ließ am Eingang Nach der „Verpackten Kassette“ wurde die Kassette für eine Öffnung, damit die Besucher das Gebäude betreten das Portfolio „Verpackte Kunsthalle Bern, Projekt“ konnten. geschaffen. Vgl. Schellmann, 43 - 46. 1972 erschien bei der manus presse die Edition Packed box, 1972. Jute with rope. Signed and dated. „Verpackte Kunsthalle Bern, Projekt“ mit vier verschiedenen collagierten Siebdrucken, die die Verhüllung des Museums aus verschiedenen Ansichten wiedergeben. Als Kassette für diese Grafikfolgen entwickelte Christo in Zusammenarbeit mit Waltraut und Roland Hänssel eine Schachtel mit gedruckter Juteverpackung und Seilschnürung. Als Vorlage für die Umsetzung der Box diente das hier angebotene Kunstwerk. Ein grober Jutestoff ist um einen Karton gelegt und mit groben Stricken zusammengeschnürt. Damit handelt es sich hier um ein Unikat, welches das charakteristische der Kunst Christos wiedergibt und ist, im Gegensatz zu seinen Großprojekten, unvergänglich.

Christo im Mai 1972 bei der Signatur einer Mappe “Wrapped Kunsthalle Bern” in Stuttgart.

52 CHRISTO JAVACHEFF 53 1118 FRIEDLAENDER, JOHNNY Pless, 1912 - Paris, 1992 Johnny (eigentlich Gotthart Joachim) Friedlaender wurde „Formes II“, 1972. Öl auf Leinwand. In Öl unten rechts 1912 in Pleß, Oberschlesien geboren. Von 1928 bis 1930 signiert und datiert „VIII 1972“ sowie rückseitig betitelt. studierte er bei Otto Mueller und Carlo Mense an der 74 x 60 cm, R. Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe 6000,– Breslau. Schließlich siedelte er 1930 nach Dresden über, Literatur: Philippe Roberts-Jones, „Friedlaender, wo erste Ausstellungen seiner Werke stattfanden. 1933 Tableaux - Bilder - Paintings“, Stuttgart 1976, S. 57 wurde er verhaftet und in einem Konzentrationslager (mit Farbabbildung). inhaftiert. Nach seiner Entlassung emigrierte er 1935 in die Tschechoslowakei. Ein Jahr später unternahm “Formes II”, 1972. Oil on canvas. Signed and dated “VIII Friedlaender eine Reise nach Paris. Von 1939 bis 1943 1972”. wurde er wiederum interniert, diesmal in dem Lager von Meslay-du-Maine. Nach der Befreiung kehrte der nach Paris zurück.

Friedlaenders Kompositionen stehen jenseits von einengenden Begriffen. Seine Malerei konzentriert sich auf das Licht und sind mit vielen Schichten von ‚Licht‘ ausgefüllt. Der Farbauftrag ist lasierend und macht diese zu etwas Fließenden, Verträumten und Poetischen. Er selbst sagt über seine Malerei:

„Der Unterschied jedoch zwischen den meinen (Werken) und denjenigen gewisser anderer Künstler beruht darin, dass die Regel meinem Schaffen fremd ist! Nie fühle ich mich freier, als wenn ich Farbe abstrakt komponiere. Natürlich müssen Sie klingen, sich stets Widerholendes aufweisen (die Ähnlichkeiten, welche dem Schaffen eine gewisse Einheit vermitteln), jedoch selbst das ist eine Art der schöpferischen Freiheit. Ich glaube mein Leben pulsiert schaffend in meiner Kunst.“ Johnny Friedlaender und Roland Hänssel vor Gemälden des Künstlers in der Galerie der manus presse. Bei dem hier angebotenen Gemälde „Formes II“ tauchen runde und eckige, ineinander geschachtelte Farbflächen aus einem farblich zurückgehaltenen Hintergrund auf. Die Farbformen scheinen sich aus dem Hintergrund herauszulösen und nach innen hin immer näher zu definieren. Lichtakzente geben der Komposition eine zusätzliche Dimension.

Friedlaender nahm im Laufe seines Lebens an vielen wichtigen Ausstellungen teil, u.a. 1951 an der Triennale in Mailand und an der Ausstellung moderner Kunst in Tokio, 1955 an der Biennale von Sao Paulo und an der 1. Internationalen Grafikausstellung in Ljubljana. Im Jahr 1956 fanden Ausstellungen seiner Werke in Paris, Cincinnati, Cleveland, San Francisco, New York und Washington, D.C. statt. Zwei Jahre später repräsentierte er Frankreich auf der Biennale von Venedig.

54 JOHNNY FRIEDLAENDER 55 1119 MUSIC, ZORAN Görz, 1909 - Venedig, 2005 „Nous ne sommes pas les derniers“, 1972. Acryl auf Leinwand. In Acryl unten links signiert sowie rückseitig signiert, datiert und betitelt. 24 x 23 cm, R. 9000,–

“Nous ne sommes pas les derniers”, 1972. Acrylic on canvas. Signed and dated.

1944 wird Zoran Music nach Dachau deportiert, wo er unter In 1944 Zoran Music was deported to Dachau, where he was schwierigen Bedingungen fieberhaft das Leiden im documenting, under the most difficult conditions, the suffering Lagerleben aufzeichnet. In Gesprächen und Texten schil- of the life in camp detainment. In conversations and texts Music derte Music später seine dort erlebten Eindrücke, die er later described his impressions of his time in the camp. From schließlich ab 1970 in der Bilderreihe ‚Nous ne sommes pas 1970 onwards, Music finally processed these impressions les derniers‘ verarbeitete. artistically in the picture series Nous ne sommes pas les

derniers. Während der Lagerzeit wird die Kunst zu einer Möglichkeit das täglich neue erlebte Elend zu kompensieren: During the time in camp, art became the only possibility to “Zaghaft fange ich zu zeichnen an. Vielleicht hilft es mir zu compensate the misery that would return again and again with überleben. Vielleicht hätte ich in dieser Gefahr so einen every new day: Grund zu widerstehen. Ich versuche mich zunächst heim- “Timidly I begin to draw. Hopefully it helps me to survive. Maybe lich, in der Schublade unter meiner Drehbank, an den it gives me reason to withstand the danger all around me. At Dingen, die ich auf meinem Weg zur Fabrik sehe: an der first, I secretly try to draw under my turning lathe the things I Ankunft eines Transports, dem halboffenen Viehwagen und see on my way to the factory: at the arrival of a transport, of a den herausquellenden Leichen. (...) Einige Überlebende, die half-open cattle truck and with the oozing corpses. (…) Some darüber den Verstand verloren haben, brüllen, die Augen survivors who have already lost their mind are screaming and treten ihnen aus den Höhlen. All dies im unbeschreiblichen their eyes are coming out of the sockets. All of this is happening Gestank nach Verwesung und Dreck. Später zeichne ich im in the midst of the indescribable stench of dirt and decay. Lager selbst. Die Tage gehen dahin . Und bald werde ich von Later I also dare to draw in the camp. The days are passing by… einer unglaublichen, rasenden Lust zu zeichnen gepackt. and soon I am taken by the unbelievable and raging desire to (...) In der Fabrik gelingt es mir, Papier und Tinte aufzu- draw. (…) In the plant I manage to scare up ink and paper. I treiben. Ich zeichnet wie in Trance, halte mich mit letzter draw as if I was in trance, holding on to my pieces of paper with Kraft an meinen Papierstücken fest. (...) Ich klammere mich all the power I have left. (…) an tausend Einzelheiten beim Zeichnen. Welch tragische I cling to a thousand details when I draw. What a tragic Eleganz, liegt in diesen zerbrechlichen Körpern. Details elegance inheres in these fragile bodies. Details become werden überdeutlich: die Hände, die dünnen Finger, die blatantly obvious: the hands, the thin fingers, the feet, the half- Füße, die halbgeöffneten Münder, die in einer äußersten open mouths, trying with the utmost effort to inhale some air, Anstrengung noch ein wenig Luft einsaugen wollten, die the bones that are covered by with white skin, slightly turning von einer weißen, kaum bläulich angelaufenen Haut blue… . I constantly work with the tormenting idea that I umhüllten Knochen. Dabei stets die quälende Vorstellung, possibly betray those minimized forms, which I am not able to diese herabgeminderten Formen vielleicht zu verraten, sketch in the way they appear to me, being thrown back on the nicht im Stande zu sein, sie so kostbar, wie ich sie sehe, so essential. I am completely devoured by whatever kind of fever auf das Wesentliche zurückgeworfen, wiederzugeben. Ich and I have the irresistible urge to draw in order not to lose this bin wie verzehrt von einem, ich weiß nicht welchem, Fieber grand and tragic beauty. Every day I only live on for this very und habe das unwiderstehliche Bedürfnis zu zeichnen, day, tomorrow it will be too late. Life, death, for me everything damit mir diese grandiose und tragische Schönheit nicht depends on these sheets of paper.” entgeht. Ich bin jeden Tag nur für diesen einzigen Tag noch am Leben, morgen ist es zu spät. Leben, Tod, alles hängt für During that time in the plant where Zoran Music had to work, mich an diesen Blättern Papier.“ he created almost 200 drawings which he always had to

carefully hide. When the Americans liberated his camp he Zoran Music schuf in dieser Zeit circa 200 Zeichnungen, die unfortunately did not have the possibility to take the drawings er in der Fabrik, in der er arbeiten musste, versteckte. Als with him. Music could only safe those he had personally had on die Amerikaner das Lager befreiten, hatte er nicht mehr die him, and sadly, even another part of these preserved drawings Möglichkeit diese Zeichnungen an sich zu nehmen. Er was also lost during his return to his home country. konnte nur diejenigen retten, die er bei sich trug und davon ist ein weiterer Teil während seiner Rückkehr in die Heimat verlorengegangen.

56 ZORAN MUSIC 57 1120 STÖHRER, WALTER Stuttgart, 1935 - Scholderup bei Schleswig, 2000 Walter Stöhrer gehört zu den prägenden Künstlern der Ohne Titel, 1972. Mischtechnik auf festem Papier. In Neuen Figuration in Deutschland. Sein Werk, beginnend rotem Kugelschreiber unten rechts signiert, datiert mit den 1960er Jahren und bis zu seinem Tod „12. 2. 72“ und mit Widmung. 120 x 86 cm, R. fortdauernd, zeichnet sich durch seltene Konstanz aus. 4200,– Seine Kunst wird von einer rauschhaften Gestik getragen, in die intellektuelle und sinnliche Untitled, 1972. Mixed media on paper. Signed, dated Bewusstseinszustände einfließen. Dabei entfaltet Stöhrer “12. 2. 72” and with dedication. mit vehementer Gestik ein zunächst wirr wirkendes Bildpsychogramm, in dem, obwohl die Umrisse einzelner Körperteile erkennbar sind, keinerlei geschlossene Gestalt erscheint. Die Figur wird aufgelöst, durchbrochen, zum Raum erweitert und zieht Raum in sich ein.

Eine besondere Aufgabe kommt dabei der materiellen Beschaffenheit der Bildoberfläche zu, in die die Gedankengänge des Künstlers eingeritzt sind. Das einzige Einheit stiftende Element in Stöhrers Arbeiten ist die Bewegung, eine rasende, vitale Bewegung schwarzer Pinselzüge, zwischen und hinter denen weiße, rote, gelbe und blaue Farbgründe und Farbflächen auftauchen und wieder verschwinden. Seit der Mitte der 1960er Jahre versah Stöhrer seine Werke mit meist der Literatur entlehnten Reizwörtern, die in die Komposition integriert wurden.

Charakteristisch für die Werke von Walter Stöhrer ist, dass die Figur selbst bei einem benennbaren, scheinbar konkreten Thema niemals eine geschlossene, festgelegte Impression aus dem Freilichtatelier des Künstlers. Form annimmt, sondern in jeder Beziehung offen bleibt.

Das, hier angebotenen Werk von 1972 drückt das für den Künstler Typische aus. Mit dynamischer Pinselführung setzt Stöhrer die sich überlagernden Linien und Flächen auf das Papier. Dabei entsteht eine Bildtiefe, die den Betrachter auf unterschiedliche Ebenen in die Komposition zieht. Farbflächen tauchen auf und verschwinden wieder. Farbfelder lassen Blicke auf die darunterliegende Komposition zu. Keine Fläche, sondern ein Raum entsteht.

58 WALTER STÖHRER 59 1121 ERNST, MAX Brühl, 1891 - Paris, 1976 „Zu: Georges Rebemont - Dessaignes, La ballade du soldat“, 1972. Suite mit 34 Farblithografien auf Japan und einer Folge von 34 Farblithografien und zwei Farblithografien als Vignetten auf Bütten, in Orig.- Mappe mit Schuber. Alle Blätter der Suite signiert, bezeichnet und nummeriert „H. C. XIII/XIX“, die Folge auf der Titelrückseite signiert, bezeichnet und numme- riert „H. C. XIII/XIX“. Schuberformat: 30 x 41,5 x 7 cm 5000,– Spies/Leppien, 218.

“Zu: Georges Rebemont - Dessaignes, La ballade du soldat”, 1972. Suite with 34 lithographs on Japanese paper and a folder with 36 lithographs on hand-made paper, in a slipcase. All works of the suite signed, marked and numbered “H. C. XIII/XIX”, the folder on the reverse of the title signed, dated and numbered “H. C. XIII/XIX.

60 MAX ERNST 61 1122 FRIEDLAENDER, JOHNNY Pless, 1912 - Paris, 1992 Johnny (eigentlich Gotthart Joachim) Friedlaender wurde „Les Champs“, 1973. Öl auf Leinwand. In Öl unten rechts 1912 in Pleß, Oberschlesien geboren. Von 1928 bis 1930 signiert und datiert „VII 73“, sowie rückseitig auf dem studierte er bei Otto Mueller und Carlo Mense an der Keilrahmen betitelt und datiert. 66 x 92 cm, R. Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe 6000,– Breslau. Schließlich siedelte er 1930 nach Dresden über, wo erste Ausstellungen seiner Werke stattfanden. 1933 Ausstellung: „Friedlaender at the Frans Hals Museum“ wurde er verhaftet und in einem Konzentrationslager (rückseitig mit Aufkleber). inhaftiert. Nach seiner Entlassung emigrierte er 1935 in die Tschechoslowakei. Ein Jahr später unternahm Literatur: Philippe Roberts-Jones, „Friedlaender, Friedlaender eine Reise nach Paris. Von 1939 bis 1943 Tableaux - Bilder - Paintings“, Stuttgart 1976, S. 80 (mit wurde er wiederum interniert, diesmal in dem Lager von farbiger Abbildung). Meslay-du-Maine. Nach der Befreiung kehrte der nach Paris zurück. “Les Champs”, 1973. Oil on canvas. Signed and dated “VII 73”. Friedlaenders Kompositionen stehen jenseits von einengenden Begriffen. Seine Malerei konzentriert sich auf das Licht und sind mit vielen Schichten von ‚Licht‘ ausgefüllt. Der Farbauftrag ist lasierend und macht diese zu etwas Fließenden, Verträumten und Poetischen. Er selbst sagt über seine Malerei:

„Der Unterschied jedoch zwischen den meinen (Werken) und denjenigen gewisser anderer Künstler beruht darin, dass die Regel meinem Schaffen fremd ist! Nie fühle ich mich freier, als wenn ich Farbe abstrakt komponiere. Natürlich müssen Sie klingen, sich stets Widerholendes aufweisen (die Ähnlichkeiten, welche dem Schaffen eine gewisse Einheit vermitteln), jedoch selbst das ist eine Art der schöpferischen Freiheit. Ich glaube mein Leben pulsiert schaffend in meiner Kunst.“

In dem Gemälde „Les Champs“ lässt Friedlaender den Mond über der Landschaft aufgehen. Die durch gekreuzte Linien definierten Felder geben der landschaftlichen Komposition eine Weite und Tiefe. Lineare Elemente wie der gradgezogenen Horizont, der kreisrunde Mond und die schräggelegten Schraffuren geben der landschaftlichen Komposition auch eine abstrakte Dimension.

Friedlaender nahm im Laufe seines Lebens an vielen Johnny Friedlaender in seinem Atelier in Paris. wichtigen Ausstellungen teil, u.a. 1951 an der Triennale in Mailand und an der Ausstellung moderner Kunst in Tokio, 1955 an der Biennale von Sao Paulo und an der 1. Internationalen Grafikausstellung in Ljubljana. Im Jahr 1956 fanden Ausstellungen seiner Werke in Paris, Cincinnati, Cleveland, San Francisco, New York und Washington, D.C. statt. Zwei Jahre später repräsentierte er Frankreich auf der Biennale von Venedig.

62 JOHNNY FRIEDLAENDER 63 1123 BEUYS, JOSEPH Kleve, 1921 - Düsseldorf, 1985 1974 - 1975 fertigte Joseph Beuys Bleistiftzeichnungen Ohne Titel, 1974. Bleistift auf glattem Papier. In Bleistift zu den 1965 wiederentdeckten Skizzenbüchern ‚Codices rückseitig signiert, datiert und bezeichnet „Seven Palms Madrid‘ von Leonardo da Vinci an. Kenia“. 22 x 16 cm, R. 5000,– „Leonardo wird als ‚Schlüsselfigur‘ erkannt, sowohl als Maler, Bildhauer und Baumeister, als auch als Es handelt sich bei der hier angebotenen Zeichnung um Naturforscher, der sich wie kein anderer in seiner Zeit die Vorlage für eine Granolithografie aus der Folge um anatomische, botanische und geologische Probleme, „Zeichnungen zu Leonardo ‚Codices Madrid‘“. zugleich um Optik und Mechanik, verdient gemacht hat. Seine Vielseitigkeit, seine fundierten Erkenntnisse in Vgl. Schellmann 165. völlig konträren Bereichen, das heißt, sein nahezu enzy- klopädisches Wissen, das er mit den Mitteln der Untitled, 1974. Pencil on paper. Signed, dated and Erfahrung und des Experiments zu gewinnen wusste, marked “Seven Palms Kenia”. werden von Beuys bewundert. Für Beuys stehen Leonardo und Galileo Galilei, der Begründer der mathe- matischen Naturwissenschaften, der sich in scharfem Gegensatz zur offiziellen, von der Kirche vertretenden aristotelischen Lehrmeinung befand, am Anfang eines für damalige Begriffe revolutionären bürgerlich-positivis- tischen Denkens, aus dem heraus erst Jahrhunderte später die bürgerliche Revolution erwachsen sollten.“. (Götz Adriani, „Joseph Beuys - Leben und Werk“, S. 39).

Roland Hänssel mit Dr. Götz Adriani zu Besuch bei Joseph Beuys in Düsseldorf 1974.

64 JOSPEH BEUYS 65 1124 BEUYS, JOSEPH Kleve, 1921 - Düsseldorf, 1985 „Zeichnungen zu Leonardo ‚Codices Madrid‘“, 1975. Folge von 12 Granolithografien auf Papier, in Orig.- Mappe. Alle in Bleistift signiert und bezeichnet „e. a.“. Dazu das gleichnamige Buch mit 81 Granolithografien. Im Impressum datiert und bezeichnet „e. a.“. Mappenformat: 33 x 40 x 2,5 cm 2500,–

Schellmann, 165 - 176. - Vorzugsausgabe der manus presse, Stuttgart.

“Zeichnungen zu Leonardo ‘Codices Madrid’”, 1975. 12 granolithographs. All signed and marked “e. a.”. Add.: Book with 81 granolithographs. In the imprint dated and marked “e. a.”.

66 JOSEPH BEUYS 67 1125 BEUYS, JOSEPH Kleve, 1921 - Düsseldorf, 1985 „Zeichnungen zu Leonardo ‚Codices Madrid‘“, 1975. Folge von 12 Granolithografien auf Papier, in Orig.- Mappe. Alle in Bleistift signiert und bezeichnet „e. a.“. Dazu das gleichnamige Buch mit 81 Granolithografien. Im Impressum datiert und bezeichnet „e. a.“. Mappenformat: 33 x 40 x 2,5 cm 2500,–

Schellmann, 165 - 176. - Vorzugsausgabe der manus presse, Stuttgart.

“Zeichnungen zu Leonardo ‘Codices Madrid’”, 1975. 12 granolithographs. All signed and marked “e. a.”. Add.: Book with 81 granolithographs. In the imprint dated and marked “e. a.”.

68 JOSEPH BEUYS 69 1126 MUSIC, ZORAN Görz, 1909 - Venedig, 2005 „Nous ne sommes pas les derniers“, 1974. Öl auf Leinwand. In Öl unten links signiert und datiert sowie rückseitig signiert, datiert und betitelt. 64 x 54 cm, R. 27000,–

“Nous ne sommes pas les derniers”, 1974. Oil on canvas. Signed and dated.

Bei seine Rückkehr nach Venedig wurde Zoran Music 1944 Upon his return to Venice the Gestapo arrested Zoran Music. von der Gestapo festgenommen. Der überzeugte Pazifist hatte Pacifist by conviction, he had friends among the Italian unter den italienischen Widerstandkämpfern Freunde, zu resistance fighters and he was keeping contact with them. For denen er Kontakt hielt. Dies genügte den Nazis, um ihn nach the Nazis, this was sufficient to interrogate and torture him and Verhör und Folter in ein Konzentrationslager zu internieren. to finally detain him at the concentration camp in Dachau, Als „Häftling 128 231“ kam der 35-jährige Music 1944 nach where 35-year old Music was then to become Häftling 128 231. Dachau. Dort fertigte er heimlich circa 200 Zeichnungen an. In Dachau, he secretly produced circa 200 drawings, three Etwa drei Dutzend der damals entstandenen Zeichnung sind dozen of which still exist today. The drawings show dead and erhalten geblieben. Die Zeichnungen zeigen Tote und dying prisoners, lying on the ground, in coffins and on chariots, Sterbende, Tote auf der Erde, in Särgen, auf Karren, allein, sometimes alone, sometimes one beneath the other or even over nebeneinander und übereinander; zeigen Sterbende, die aus one another. These drawings show prisoners dying or falling out den Viehwaggons stürzen oder sich mit letzter Kraft knieend, of the cattle trucks. They capture moments in which prisoners hockend, kriechend, auf den Boden stützen und den Kopf are trying to kneel or crouch. They also depict scenes of hochstrecken, als hofften sie noch auf Hilfe; sie zeigen die prisoners trying to rest on the ground, lifting their head with Masse der Verzweifelten hinter dem Gitter der geschlossenen their last effort of strength as if they still hoped for help. With his Lagertore. drawings, Music captures the incredible desperation of the vast number of prisoners behind the closed gate of the camp. 25 Jahre sollten vergehen, bis Zoran Music an diese Zeichnungen anknüpfte. Ab 1970 entstanden unter dem Titel Twenty-five years had passed before Zoran Music continued with „Nous ne sommes pas les dernièrs“ („Wir sind nicht die working on drawings. From 1970 onwards, Music created Letzten“) Gemälde, die sich mit den in Dachau gemachten paintings entitled Nous ne sommes pas les derniers (English: Eindrücken auseinandersetzten und diese in konzentrierten “We are not the last”). He deals and confronts us with und radikal vereinfachten Gemälden wiedergeben. Die Toten impressions from his Dachau detainment, now painted in a und Sterbenden werden nun aus der Umgebung und aus der concentrated and radically simplified manner: the dead and Zeit herausgelöst. Dabei ist es nicht die Absicht des Künstlers dying prisoners are now taken out of their specific historic anzuklagen, vielmehr will er bezeugen, was er gesehen hat. location and context of time. Yet, the artist does not intend to Es sind die gebrochenen Augen, die dorthin starren, wo kein accuse, he only seeks to testify what he saw. And therefore, Himmel mehr ist. Es ist der Blick aus den leeren Augen der Music paints these broken eyes staring up where the sky is no uns nicht loslässt. more, these empty eyes that take firm hold of us.

Aus der Leere, aus dem Nebel, aus dem Lichtlosen taucht die Coming from the empty space, out of the mist where no light Figur des hier angebotenen Gemäldes auf, ehe sie zurücksinkt shines, appears the figure in this painting, coming forth just ins Nichts, ins Dunkle, ins Vergessen. Der Körper des enough to be seen before sinking back again into the void and Sterbenden erscheint transparent und eingesunken in den dark, into oblivion. With its transparent body, the shape of the Ton der ungrundierten Leinwand. Die spitze Nase mit den dying prisoner seems to immerse completely into the colour schwarzen Nasenlöchern, die riesigen leeren Augenhöhlen, shade of the unprimed canvas. Finally, death will bring an end der weit aufgerissene Mund, aus dem der letzte Atemzug to this agonizing pain – it shows from the pointed nose with its ausgetreten ist, die verrenkten Arme, die gelängte Halspartie - black nostrils, it shows from these huge and empty eyes, from das alles deutet darauf hin, dass der Tod das Ende der Qualen the wide open mouth of which the last breath has already gone, bedeutet. Alles was an Farbe in diesen Bild ist, sammelt sich and it shows from the folded arms and the elongated neck. The um den Toten, wie ein schützender Mantel, als hätte der Tod entire colour in this painting is gathering around the dying man ein Leichentuch aus Farbe wie eine Aura über ihn gebreitet like a protecting coat, as if death had placed a shroud made of und ihm die Würde zurückgegeben, die ihm im Leben colour over him like an aura that restores the dignity taken from genommen worden war. him while he was still alive.

Zoran Music verdeutlich in den Werken der Folge „Nous ne In his work series Nous ne sommes pas les derniers, Zoran sommes pas les derniers“ den Schrecken, die Furchtbarkeit Music illustrates the horrors and the cruelty of dying and the des Sterbens und die Wirklichkeit der Gewalt. Zugleich gibt er reality of violence. At the same time, he restores dignity to the den Toten ihre Würde zurück und verleiht ihnen eine beson- dead and bestows on them a unique aura. dere Aura.

70 ZORAN MUSIC 71 1127 FRIEDLAENDER, JOHNNY Pless, 1912 - Paris, 1992 Johnny (eigentlich Gotthart Joachim) Friedlaender wurde „Signe d‘août“, 1975. Öl auf Leinwand. In Öl unten rechts 1912 in Pleß, Oberschlesien geboren. Von 1928 bis 1930 signiert und datiert „8. 75“. studierte er bei Otto Mueller und Carlo Mense an der 100 x 73 cm, R. Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe 6000,– Breslau. Schließlich siedelte er 1930 nach Dresden über, wo erste Ausstellungen seiner Werke stattfanden. 1933 Ausstellung: „Friedlaender in het Frans Halsmuseum“, wurde er verhaftet und in einem Konzentrationslager Amsterdam 1977 (mit ganzseitiger Farbabbildung). inhaftiert. Nach seiner Entlassung emigrierte er 1935 in die Tschechoslowakei. Ein Jahr später unternahm Literatur: Philippe Roberts-Jones, „Friedlaender, Friedlaender eine Reise nach Paris. Von 1939 bis 1943 Tableaux - Bilder - Paintings“, Stuttgart 1976, S. 95 (mit wurde er wiederum interniert, diesmal in dem Lager von Farbabbildung). Meslay-du-Maine. Nach der Befreiung kehrte der nach Paris zurück. “Signe d’août”, 1975. Oil on canvas. Signed and dated “8. 75”. Friedlaenders Kompositionen stehen jenseits von einengenden Begriffen. Seine Malerei konzentriert sich auf das Licht und sind mit vielen Schichten von ‚Licht‘ ausgefüllt. Der Farbauftrag ist lasierend und macht diese zu etwas Fließenden, Verträumten und Poetischen. Er selbst sagt über seine Malerei:

„Der Unterschied jedoch zwischen den meinen (Werken) und denjenigen gewisser anderer Künstler beruht darin, dass die Regel meinem Schaffen fremd ist! Nie fühle ich mich freier, als wenn ich Farbe abstrakt komponiere. Natürlich müssen Sie klingen, sich stets Widerholendes aufweisen (die Ähnlichkeiten, welche dem Schaffen eine gewisse Einheit vermitteln), jedoch selbst das ist eine Art der schöpferischen Freiheit. Ich glaube mein Leben pulsiert schaffend in meiner Kunst.“

In dem „Signe d’août“ lässt Friedlaender eine aus verschiedenen kleinen Farbfeldern bestehende Farbsäule aus dem Bildhintergrund wachsen. Die Formen beidseitig der Säule scheinen nachzurücken und diese noch zu verstärken. Zarte helle Linien geben der Komposition eine zusätzliche Verbindung.

Friedlaender nahm im Laufe seines Lebens an vielen wichtigen Ausstellungen teil, u.a. 1951 an der Triennale in Mailand und an der Ausstellung moderner Kunst in Tokio, 1955 an der Biennale von Sao Paulo und an der 1. Internationalen Grafikausstellung in Ljubljana. Im Jahr 1956 fanden Ausstellungen seiner Werke in Paris, Cincinnati, Cleveland, San Francisco, New York und Washington, D.C. statt. Zwei Jahre später repräsentierte er Frankreich auf der Biennale von Venedig.

72 JOHNNY FRIEDLAENDER 73 1128 MUSIC, ZORAN Görz, 1909 - Venedig, 2005 Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie „Cinque torri“, 1976. Öl auf Leinwand. In Öl unten Zagreb führen Music Studienreisen nach Madrid, mittig signiert und datiert sowie rückseitig signiert, Maribor und Ljubljana. 1943 lässt er sich in Venedig datiert und betitelt. 24,5 x 33 cm, R. nieder. 1944 wird Music nach Dessau deportiert. 1945 6000,– kehrt er nach der Befreiung schließlich nach Venedig zurück, wo ihm seine Arbeiten auf der Biennale 1950 “Cinque torri”, 1976. Oil on canvas. Signed and dated. den ersten Preis einbringen. Die nächsten Auszeichnungen folgen bereits 1951 und 1952, als Music erst mit Corpora zusammen, dann allein den Prix de Paris erhält. Ab den 1950er Jahren arbeitet der Künstler auch in Paris. Daneben behält er sein Atelier in Venedig und stellt 1956 und 1960 wieder auf der Biennale aus. Diesmal erhält er den Großen Preis für die Grafik und den Unesco-Preis.

Die durch Erosion geprägte mittelitalienische Landschaft Crete sinesi diente dem Künstler als Inspirationsquelle für das hier angebotene Gemälde „Cinque torri“, welches Music 1976 schuf. Abgeflachte steinige Berge, fast ganz ohne Vegetation, ausgewaschen und gezeichnet von jahrtausendealter Verwitterung prägen das Gemälde. Die landschaftliche Komposition wird stark reduziert, um sich schließlich in Formen aufzulösen. Außerdem macht Farbausführung die Landschaft zur Fläche. Die Zoran Music in seinem Atelier in Venedig im Oktober 1982. Naturwiedergabe löst sich in Abstraktion auf.

74 ZORAN MUSIC 75 1129 JANSSEN, HORST Hamburg, 1929 - 1995 Am 13. 4. 1977 schrieb Horst Janssen auf einer Seite des Hommage a Zoran Music, 1977. Folge von zehn Farbstift- Heftes „Music – Zeichnungen“ aus der Reihe Konzepte und Bleistiftzeichnungen über Lithografien von Zoran folgende Zeilen: Music. Fünf in Bleistift signiert und vier datiert „13. 4. 77“. Blattgröße: 41 x 29 cm, o.R. Lieber Zoran Music 4000,– Es täte mit Leid, wenn Sie auch nur den Anflug des Gedankens hätten, dass ich mich blasphemisch über Ihr Als Grundlage der Zeichnungen dienten die unter dem Thema verbreite. Nur ich war grad so lustig und Titel „Music - Zeichnungen“ erschienenen Lithografien, Hab es mal nur so genommen – Ihre Striche die in der Reihe „Konzepte“ von der manus presse Als Wegweiser für meine Striche. Also im herausgegeben wurden. Zweifelsfall: pardon. Ich wollte der „Aida“ nur ein kleines “Hommage a Zoran Music”, 1977. 10 coloured pencil and Souvenir zeichnen pencil drawings over lithographs by Zoran Music. 5 Ihr Janssen. signed and 4 dated “13. 4. 77.” Horst Janssen hatte wohl aus einer Laune heraus das von der manus presse herausgegebene Magazin zu den Zeichnungen von Zoran Music zur Hand genommen und diese überarbeitet. Dabei integrierte er die in braun gehaltenen Lithografien nach Zeichnungen Music derart in seine Arbeiten, dass der Betrachter erst auf den zweiten Blick erkennt, was vorgegeben war. So schuf er zum Beispiel aus männlichen Akten mit schmerzverzerrten Gesichtern einen lachenden Elefanten, zwei sich bedrohende Köpfe, ein Skelett mit einem Vogel oder einen weiblichen Akt. Natürlich durfte das Selbstbildnis auch nicht fehlen. Nach Beendigung der Zeichnungsfolge wurde dem Künstler wohl bewusst, wie sehr er die Bildfindung Music verändert hatte. Um den Künstler nicht zu beleidigen und ihm auch seine Wertschätzung auszusprechend, erklärte sich Janssen mit den zitierten einleitenden Worten.

Trotz der fragwürdigen Verfremdung ist es Janssen gelungen, die Vorgaben von Music harmonisch und auch mit einer gewissen Ironie überzeugend neu zu interpretieren.

76 HORST JANSSEN 77 78 HORST JANSSEN 79 1130 SUGAI, KUMI Kobe, 1919 - 1996 1933 studierte der japanische Maler, Grafiker und Weißer Handschuh, Öl auf Leinwand. In Tusche unten Bildhauer Kumi Sugai an der Kunstakademie in Osaka. rechts signiert. 26,5 x 22 cm, R. Gegen Ende der 1940er Jahre begann er sich intensiv mit 4800,– der modernden westlichen Malerei auseinanderzusetzen. Er studierte die Kunst von , Paul Klee, White glove. Oil on canvas. Signed. Joan Miró, Alexander Calder und Max Ernst. 1952 ging der Künstler nach Paris. Dort lebte er bis zu seinem Tod 1996.

In dem hier angebotenen Werk beschränkt sich der Künstler auf die Darstellung von zwei Elementen. Ein weißer Handschuh, in pastosem Farbauftrag ausgeführt, wird einer in Signalfarbe gefassten Spirale gegenübergestellt. Der Handschuh, der aufgrund des Einsatzes der Farbe eine haptische Qualität erhält, hebt sich von der in lasierendem Farbauftrag ausgeführten Spirale deutlich ab. Das Konkrete steht dem Abstrakten gegenüber. Möchte man einen Zusammenhang dieser zwei Elemente herstellten, so könnte man den Handschuh als ein Symbol für Hygiene, Medizin und Pflege sehen, die Spirale könnte eine abstrahierte Form des Äskulapstabes wiedergeben und damit für die gesamte Medizin stehen. Allerdings macht das Eine ohne das Andere keinen Sinn.

Bereits in den 1950er Jahren erhielt seine Kunst internationale Aufmerksamkeit. 1959 war Kumi Sugai Teilnehmer der documenta II in Kassel. Weiterhin war er Teilnehmer und Preisträger der Biennale von Venedig (1962) und der documenta II (1964). Er wurde als bester ausländischer Künstler 1965 auf der Biennale von Sao Paulo geehrt und bekam den Grand Prix der Biennale von Krakau (1966) und den Ehrenpreis der Biennale für Grafik in Oslo (1972).

80 KUMI SUGAI 81 1131 CHRISTO, D.I. CHRISTO JAVACHEFF Gabrowo/Bulgarien, geboren 1935 Das Projekt „Verpackte Reformatoren-Mauer, Projekt für „Wrapped Mur des Réformateurs, Project for Geneva“, Genf“ war Teil des Plans, drei Wahrzeichen von Genf zu 1977. Farblithografie mit Collage aus Stoff, Zwirn, Photo verpacken. Die Reformatoren-Mauer mit den Reliefs von und Stadtplan auf Rives Bütten, auf Karton aufgelegt. In Farel, Calvin, de Bèze und Knox, die Fontäne im Genfer Bleistift rechts signiert, nummeriert und bezeichnet See und das Reiterstandbild des General Dufour. Das „20/20 AP“. 71,5 x 56 cm, o.R. Projekt wurde nicht realisiert. Christo verbrachte den 4000,– Winter 1957/1958 in Genf, bevor er nach Paris ging. Im Schellmann/Benecke, 94. Rahmen der Planung und Vorbereitung des Projekts fertigte der Künstler eine auf 100 Exemplare angelegte “Wrapped Mur des Réformateurs, Project for Geneva”, Auflage an, die von Grafik International in Stuttgart 1977. Lithograph and collage of fabric, twine, photograph and city map on hand-made paper, mounted on card- herausgegeben wurde. board. Signed, numbered and marked “20/20 AP”. Wie auch in den anderen Editionen, versucht der Künstler dem Betrachter einen realistischen Eindruck des zu verwirklichenden Projektes zu geben. Er collagiert mit Stoff und Zwirn die Mauer. Proportionen und Ausführung entsprechen der späteren Verhüllung. Die abgebildete Umgebung der verpackten Mauer entspricht der natürlichen.

Ist ein großangelegtes Verhüllungsprojekt nur von begrenzter Dauer, so haben die Editionen neben dem Künstlerischen auch eine dokumentarische Bedeutung.

Christo mit Jeanne-Claude beim Betrachten des Kataloges “manus presse 1961 - 1986 - Eine Dokumentation” in den Räumen der Galerie.

82 CHRISTO JAVACHEFF 83 1132 WUNDERLICH, PAUL Eberswalde, 1927 - Saint-Pierre-de-Vassols, 2010 „Studie zum Tod“, 1978. Mischtechnik auf Papier. In Bleistift unten rechts signiert und datiert. 83,5 x 59 cm, R. 4000,– Jensen, 870.

“Studie zum Tod”, 1978. Mixed media on paper. Signed and dated.

Paul Wunderlich mit Roland Hänssel bei der Vernissage in den Räumen der Galerie der manus presse.

84 PAUL WUNDERLICH 85 1133 LINDSTRÖM, BENGT Storsjökapell, 1925 - Sundsvall, 2008 Bengt Lindström zählt zu den bekanntesten „La bête de l‘apocalypse“, 1978. Öl auf Leinwand. In Öl zeitgenössischen Künstlern Schwedens. Er studierte unten mittig signiert sowie rückseitig betitelt und zunächst bei Isaac Grünwald in Stockholm. 1948 zog er datiert. 33 x 41 cm, R. nach Paris und setzte seine Ausbildung dann bei André 3500,– Lhote und Fernand Léger fort. In Frankreich sollte er auch den größten Teil seiner künstlerischen Laufbahn “La bête de l’apocalypse”, 1978. Oil on canvas. Signed verbringen. Dort kam er auch in Kontakt mit der Gruppe and dated. COBRA. Deren Behandlung der Farbe als eigenwertiges Ausdrucksmittel übernahm Lindström für seine Malerei, die darüber hinaus aufgrund seiner Herkunft durch die nordische Mythologie und die skandinavische Volkskunst beeinflusst ist.

„La bête de l’apocalypse“ zeigt ein Wesen, welches nicht genau zu definieren ist. Große Augen und ein geöffnetes Maul nehmen fast ein Drittel der Leinwand ein. Gestützt wird der mächtige Kopf durch einen groben Körper mit starken Beinen und Krallen an den Füssen. Der Farbauftrag ist deutlich pastos und gibt der Komposition eine reliefartige Wirkung. Die Beschränkung der Farbpalette auf Gelb, Rot und Grün lassen das Tier zusätzlich bedrohlich wirken. Das Werk macht in seiner leuchtenden Farbigkeit und der starken Reliefstruktur seine Nähe zu den Arbeiten von COBRA-Künstlern wie Karel Appel augenfällig.

86 BENGT LINDSTRÖM 87 1134 LINDSTRÖM, BENGT Storsjökapell, 1925 - Sundsvall, 2008 Bengt Lindström zählt zu den bekanntesten „Le penseur solitaire“, 1978. Öl auf Leinwand. In Öl zeitgenössischen Künstlern Schwedens. Er studierte unten links signiert sowie rückseitig betitelt und datiert. zunächst bei Isaac Grünwald in Stockholm. 1948 zog er 41 x 33 cm, R. nach Paris und setzte seine Ausbildung dann bei André 3500,– Lhote und Fernand Léger fort. In Frankreich sollte er auch den größten Teil seiner künstlerischen Laufbahn “Le penseur solitaire”, 1978. Oil on canvas. Signed and verbringen. Dort kam er auch in Kontakt mit der Gruppe dated. COBRA. Deren Behandlung der Farbe als eigenwertiges Ausdrucksmittel übernahm Lindström für seine Malerei, die darüber hinaus aufgrund seiner Herkunft durch die nordische Mythologie und die skandinavische Volkskunst beeinflusst ist.

Das ausdrucksstarke Hochformat „Le penseur solitaire“ entstand 1978. Lindström, ganz in der Tradition seiner Gemälde aus diese Zeit stehend, legt das Hauptaugenmerk auf den Kopf des Denkers. Ein mittig auf der Leinwand platzierter, verformter Kopf mit weitgeöffneten Augen und einem Zähne fletschenden Mund, blickt den Betrachter bedrohlich an. Gestützt wird der Kopf durch einen in Rot gehaltenen Körper, der sich hockend auf dem Boden befindet. Der Farbauftrag ist stark pastos und gibt dem Werk einen reliefartigen Ausdruck. Der Denker scheint aufgrund seiner philosophischen Erkenntnisse verzweifelt zu sein und vom Mensch zum Tier zu mutieren.

88 BENGT LINDSTRÖM 89 1135 MUSIC, ZORAN Görz, 1909 - Venedig, 2005 Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie „Nave alle zattere“, 1981. Öl auf Leinwand. In Öl unten Zagreb führen Music Studienreisen nach Madrid, rechts signiert und datiert sowie rückseitig signiert, Maribor und Ljubljana. 1943 lässt er sich in Venedig datiert und betitelt. 38 x 46 cm, R. nieder. 1944 wird Music nach Dessau deportiert. 1945 14000,– kehrt er nach der Befreiung schließlich nach Venedig zurück, wo ihm seine Arbeiten auf der Biennale 1950 “Nave alle zattere”, 1981. Oil on canvas. Signed and den ersten Preis einbringen. Die nächsten dated. Auszeichnungen folgen bereits 1951 und 1952, als Music erst mit Corpora zusammen, dann allein den Prix de Paris erhält. Ab den 1950er Jahren arbeitet der Künstler auch in Paris. Daneben behält er sein Atelier in Venedig und stellt 1956 und 1960 wieder auf der Biennale aus. Diesmal erhält er den Großen Preis für die Grafik und den Unesco-Preis.

Als Music das aus dem Beginn seines Spätwerks stammende, hier angebotene Gemälde „Nave alle zattere“ schuf, hatte er ein Stadium der Reife und Souveränität erreicht. Die Komposition, die ein Schiff an der Kaimauer zeigt, erscheint schemenhaft, aus einem schwachen Farbnebel aufzutauchen und auch wieder in diesem zu verschwinden. Formen scheinen zu kommen und sich auch wieder aufzulösen.

90 ZORAN MUSIC 91 1136 MUSIC, ZORAN Görz, 1909 - Venedig, 2005 Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie „La Dogana“, 1982. Öl auf Leinwand. In Öl unten links Zagreb führen Music Studienreisen nach Madrid, signiert und datiert sowie rückseitig signiert, datiert und Maribor und Ljubljana. 1943 lässt er sich in Venedig betitelt. 38 x 46 cm, R. nieder. 1944 wird Music nach Dessau deportiert. 1945 8000,– kehrt er nach der Befreiung schließlich nach Venedig zurück, wo ihm seine Arbeiten auf der Biennale 1950 “La Dogana”, 1982. Oil on canvas. Signed and dated. den ersten Preis einbringen. Die nächsten Auszeichnungen folgen bereits 1951 und 1952, als Music erst mit Corpora zusammen, dann allein den Prix de Paris erhält. Ab den 1950er Jahren arbeitet der Künstler auch in Paris. Daneben behält er sein Atelier in Venedig und stellt 1956 und 1960 wieder auf der Biennale aus. Diesmal erhält er den Großen Preis für die Grafik und den Unesco-Preis.

Zoran Music Werke wurden in vielen internationalen Ausstellungen gewürdigt, wie 1995 in einer großen Retrospektive im Pariser Grand Palais und in mehreren weiteren Retrospektiven in Rom, Gorizia und Barcelona. 2009/2010 fand eine umfassende Ausstellung in Ljubljana statt.

92 ZORAN MUSIC 93 1137 SAURA, ANTONIO Huesca, 1930 - Cuenca, 1998 Carmen, 1983. Tusche auf glattem Papier. In Bleistift unten rechts signiert und datiert. 31,5 x 22 cm, R. 4000,–

Carmen, 1983. Ink on paper. Signed and dated.

Antionio Saura beim Signieren der nach unserer Tuschzeichnung angefertigten Grafiken.

94 ANTONIO SAURA 95 1138 KRIEG, DIETER Lindau/Bodensee, 1937 - Quadrat-Ichendorf, 2005 Dieter Krieg gehört neben Horst Antes, Hans Baschang Ohne Titel, 1984. Acryl auf Leinwand, auf Leinwand und Lambert Maria Wintersberger zu den Vertretern der aufgelegt. In Kohle rückseitig signiert und datiert. ‚Neuen Figuration‘, die das Wiederauftreten gegenständ- 70 x 124 cm, R. lich ableitbarer Formen bezeichnet, die sich weder als 3800,– Zufallsfunde aus dem informellen Schaffensprozess noch aus dem Neuen Realismus herleiten lassen. In seiner Untitled, 1984. Acrylic on canvas, mounted on canvas. Malerei stellte er dem vorherrschenden Primat der Signed and dated. Abstraktion die Darstellung der menschlichen Figur und den damit verbundenen Inhalte entgegen.

Von 1958 bis 1962 studierte Dieter Krieg an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei HAP Grieshaber und Herbert Kitzel. 1966 erhielt er für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körper-Darstellungen den Deutschen Preis der Jugend für Malerei in Baden-Baden. Er hatte verschiedene Lehraufträge wie 1971/1972 einen Gastlehrauftrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und 1975/1976 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Von 1978 bis 2002 war Dieter Krieg Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf.

Das malerische Interesse des Künstlers richtete sich zunächst auf die menschliche, deformierte Gestalt. Dabei reduzierte er seine Wesen so, dass der Gegenstand kaum mehr zur Kenntnis genommen wird. Dafür treten die Dieter Krieg mit Roland Hänssel vor einem Gemälde des Konturen und Farbabstufungen deutlich in den Künstlers. Vordergrund. Hier macht sich schon das Bestreben Kriegs nach einer betonten Bedeutungslosigkeit des Sujets bemerkbar, um dadurch die Malerei aufzuwerten. Schließlich wandte er sich einer expressiv gegenständli- chen Malerei zu, in der er großformatige Bilder von Alltagsgegenständen malte. Diese im kunsthistorischen Sinne völlig unbedeutenden Motive werden teilweise durch nicht hinzugehörige Dinge so ins Absurde gestei- gert, dass sie nicht hoffen dürfen, ernst genommen zu werden. Durch die malerische Qualität und die erhebli- chen Bilddimensionen erhalten seine Arbeiten fast meta- physischen Charakter. Gegenstände werden aus ihrer real existierenden Welt gelöst und in einen Bildraum gestellt, in dessen emotional und psychisch aufgela- denem Kraftfeld sie eine neue Existenz erhalten. Die Wahrnehmung seines Bildobjekts geriet hier nicht selten in ein ungeheuerliches und oft kaum in Wort zu fassendes Erlebnis.

Die seit Mitte der 1970er Jahre häufig in den Darstellung hineingeschriebenen Wörter der Alltagssprache oder literarische Zitate lassen 1993 die Schrift zum dominie- renden darstellerischen Element ohne semantische Wichtigkeit werden, auch wenn Sätze und Wortfragmente Inhalte transportieren.

96 DIETER KRIEG 97 1139 VOSS, JAN Hamburg, geboren 1936 Ohne Titel, 1984. Mischtechnik auf Papiercollage, auf Karton aufgelegt. In Bleistift unten rechts signiert und datiert. 58 x 78 cm, R. 3000,–

Untitled, 1984. Mixed media on paper collage, mounted on cardboard. Signed and dated.

98 JAN VOSS 99 1140 MUSIC, ZORAN Görz, 1909 - Venedig, 2005 „Interno di cattedrale“, 1984. Öl auf Leinwand. In Öl unten rechts signiert und datiert sowie rückseitig signiert, datiert und betitelt. 91 x 73 cm, o.R. 18000,– “Interno di cattedrale”, 1984. Oil on canvas. Signed and dated.

Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie After graduating from the Academy of Fine Arts Zagreb, Zagreb führen Music Studienreisen nach Madrid, Music was undertaking several study trips to Madrid, to Maribor und Ljubljana. 1943 lässt er sich in Venedig Maribor and to Ljubljana. In 1943 he settled in Venice. In nieder. 1944 wird Music nach Dessau deportiert. 1945 1944 Music was deported to Dessau. After the liberation in kehrt er nach der Befreiung schließlich nach Venedig 1945, Music returned to Venice where his works that were zurück, wo ihm seine Arbeiten auf der Biennale 1950 showed in the 1950 Venice Biennale won the first prize. den ersten Preis einbringen. Die nächsten Numerous prizes followed already in 1951 and 1952, when Auszeichnungen folgen bereits 1951 und 1952, als Music first Music and Corpora, then Music alone was awarded erst mit Corpora zusammen, dann allein den Prix de the Prix de Paris. From the 1950s onwards, the artist was Paris erhält. Ab den 1950er Jahren arbeitet der Künstler also working in Paris. In addition to his Paris residence, he auch in Paris. Daneben behält er sein Atelier in Venedig also kept his atelier in Venice and was participating yet und stellt 1956 und 1960 wieder auf der Biennale aus. again in the Venice Biennale in 1956 and 1960. This time Diesmal erhält er den Großen Preis für die Grafik und he won the Grand Prize for Graphic Art and the UNESCO den Unesco-Preis. Award.

„Seit 1943, als ich in Venedig ankam, war ich fasziniert “Since I arrived in Venice in 1943, I was fascinated by the vom Inneren der Markuskirche. Ich versuchte mich an interior of the Basilica di San Marco. I tried to do sketches. Skizzen. Vor kurzem habe ich das Motiv wiederaufge- It is not a long time ago that I took up again this motive griffen und versuche dabei, die tiefe Stille wiederzu- and I tried now to capture the deep silence, the atmosphere geben, die Atmosphäre der Kathedrale, ihre and grandiosity of cathedrals. When we are entering the Grandiosität. Aus der fast vollkommenen Dunkelheit, die cathedral, we are completely surrounded by total darkness uns umgibt, wenn wir eintreten, beginnen sich undeut- at first, but then, illuminated forms are vaguely beginning lich beleuchtete Formen abzuzeichnen.“ to emerge.”

1984 beginnt Zoran Music mit seinem Zyklus In 1984 Zoran Music started with his work series ‚Cattedrale‘. Es entsteht eine Reihe von großen Cattedrale. He created a group of large paintings in which Gemälden, indem der Künstler sich mit der Atmosphäre the artist is dealing with the particular atmosphere of the im Kircheninneren auseinandersetzt. cathedral’s interior. The here presented work Interno di

cattedrale is depicting the western façade seen from the Das hier angebotene Werk ‚Interno di cattedrale‘ gibt interior of the building. The light shining through the rose den Blick auf das Innere der Westfassade wieder. Das window and through the clerestory into the church lets the Licht, welches durch die Rosette und den Lichtgaden in interior space appear transfigured and bathes it in a sphe- die Kirche dringt, lässt den Raum verklärt erscheinen rical light. The architectural elements on the wall merge und taucht ihn in ein sphärisches Licht. Die die Wand with one another and seem to disintegrate. By looking at gestaltenden Architekturelemente verschwimmen inein- the painting, it appears as if there was a world of searing ander und scheinen sich aufzulösen. Der Betrachter light behind the façade predicting new hope. The painting erhält den Eindruck, dass sich hinter der Fassade eine invites to a meditative observation that is looking for Welt aus gleißendem Licht befindet, die neue Hoffnung silence rather than for any kind of loud action. prophezeit. Das Gemälde lädt zu einer meditativen Betrachtung ein, welche nicht die laute Aktion sondern The works of Zoran Music have been valued and highly die Stille liebt. recognized in many international exhibitions. In 1995 they

were displayed on the occasion of a large-scaled retrospec- Zoran Music Werke wurden in vielen internationalen tive in the Grand Palais in Paris and also in retrospective Ausstellungen gewürdigt, wie 1995 in einer großen shows in Rome, Gorizia and Barcelona. In 2009 and 2010 Retrospektive im Pariser Grand Palais und in mehreren a large and comprehensive exhibition was organized in weiteren Retrospektiven in Rom, Gorizia und Barcelona. Ljubljana. 2009/2010 fand eine umfassende Ausstellung in Ljubljana statt.

100 ZORAN MUSIC 101 1141 SAURA, ANTONIO Huesca, 1930 - Cuenca, 1998 Der in Huesca/Spanien geborene Antonio Saura gehört Mann mit Zylinder, 1988. Tusche auf glattem Papier. zu den bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts und In Bleistift unten rechts signiert und datiert. zu den prägendsten Exponenten der spanischen Malerei 31,5 x 23 cm, R. seiner Epoche. Sein Werk ist weltweit in den wichtigen 4000,– Sammlungen moderner Kunst vertreten.

Man with top hat, 1988. Ink on paper. Signed and dated. Saura beginnt seine künstlerische Tätigkeit im Jahre 1947 als Autodidakt unter dem Einfluss von und Joan Miró. Auf der Suche nach der „wahren Landschaft des Unbewussten“ entstehen ab 1950 erste surrealistische Werke. Es folgt ein längerer Aufenthalt in Paris (1954-1955). Ab 1956 beginnt er mit den thematischen Zyklen der Damen- und Selbstbildnisse ein sehr eigenständiges expressiv-gestisch strukturiertes Werk zu entwickeln. Der auch schriftstellerisch hochbegabte Künstler vermerkt: „Ich habe meine experimentelle Phase abgeschlossen. Endlich beginne ich zu malen“. Von nun an fehlt das menschliche Gesicht oder die menschliche Gestalt in keinem Kunstwerk und keinem Bilderzyklus. Dieses Merkmal zeichnet ihn in seiner Epoche und unter seinen Künstlerkollegen aus, wird zu einem festen Bestandteil seines Schaffens und verankert ihn unwiderruflich in der Geschichte der Malerei und der Portraittradition.

Roland und Waltraut Hänssel im Atelier des Künstlers. 1958 nahm Antonio Saura an der Biennale in Venedig teil. 1960 erhielt der Künstler den Guggenheim Preis in New York. 1977 waren seine Werke ein zweites Mal auf der Documenta in Kassel zu sehen. 1979 folgte eine Retrospektive mit über 300 Arbeiten auf Papier, unter anderem im Stedelijk – Museum in Amsterdam, der Kunsthalle von Düsseldorf und der Fondacio Joan Miró in Barcelona.

102 ANTONIO SAURA 103 1142 SAURA, ANTONIO Huesca, 1930 - Cuenca, 1998 Frauen-Portraits mit Hut, 1988/1990. Acht Tuschezeichnungen auf Papier. Eine in Bleistift unten rechts signiert und datiert „88“. 31 x 23 cm, R. 6000,–

Entwurfszeichnung zu dem Portfolio „Antonio Saura - Frauen-Portraits mit Hut“, 1990.

“Frauen-Portraits mit Hut”, 1988/1990. 8 ink drawings on paper. 1 signed and dated “88”.

104 ANTONIO SAURA 105 106 ANTONIO SAURA 107 1143 VOSS, JAN Hamburg, geboren 1936 Jan Voss studierte von 1956 bis 1960 an der Akademie „Stosszeit“, 1990. Mischtechnik auf Leinwand. In Bleistift der Bildenden Künste in München. 1960 ging er nach unten rechts signiert und datiert sowie rückseitig beti- Paris. Von 1966 bis 1967 war er Gastdozent an der telt und mit der Werknummer „90023“ bezeichnet. Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Von 1987 130 x 195 cm, R. bis 1992 hatte er eine Professur an der École nationale 9000,– supérieure des beaux-arts de Paris inne. Seine erste Einzelausstellung hatte Voss 1962 in der Galerie Baier in “Stosszeit”, 1990. Mixed media on canvas. Signed, dated Mainz. Zwischen 1969 und 1992 war der Künstler and marked “90023”. Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und beteiligte sich an insgesamt an zwölf großen Jahresausstellungen des BDK. 1997 wurden seine Arbeiten in der Kunsthalle Kiel gezeigt. 2002 stellte Voss in der Städtischen Galerie Villa Zanders in Bergisch Gladbach aus. Ebenfalls 2002 findet eine one-man-show auf der Art Cologne statt.

Über die Entstehung des Kunstwerkes sagt Voss selbst: „Bei manchen Bildern beginne ich damit, einen Vorrat an Fragmenten vorzubereiten, die ich auf meine leere Leinwand oder mein Papier lege. Sobald diese Elemente collagiert sind, muss eine Beziehung zwischen ihnen gefunden werden – sie wird im Allgemeinen durch ein Liniennetz hergestellt – die diese parzellaren Elemente miteinander verbindet und deutbar macht. Es ist ähnliche wie bei Wörtern, die man miteinander in Beziehung setzt, um einen Satz zu bilden“.

Diese Bildfindung wird in dem hier angebotenen Kunstwerk „Stosszeit“ von 1990 deutlich. Einzelne collagierte Bildelemente werden mit Farbe überarbeitet und mit Linien verbunden. Es entsteht eine kleinteilige Kompositionen, die sich zu einer großen Bildwirkung Jan Voss zusammenfügt. Das ‚Geordnete‘ wird in seinen Kunstwerken zu einem ständig in Bewegung scheinenden Chaos.

108 JAN VOSS 109 114 4 VOSS, JAN Hamburg, geboren 1936 Jan Voss studierte von 1956 bis 1960 an der Akademie Ohne Titel. Schamottstein, farbig glasiert und bemalt, der Bildenden Künste in München. 1960 ging er nach auf Schamottsteinsockel. H. 74 cm Paris. Von 1966 bis 1967 war er Gastdozent an der 3000,– Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Von 1987 bis 1992 hatte er eine Professur an der École nationale Untitled. Chamotte slab, glazed and painted, on supérieure des beaux-arts de Paris inne. Seine erste chamotte base. Einzelausstellung hatte Voss 1962 in der Galerie Baier in Mainz. Zwischen 1969 und 1992 war der Künstler Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und beteiligte sich an insgesamt zwölf großen Jahresausstellungen des BDK. 1997 wurden seine Arbeiten in der Kunsthalle Kiel gezeigt. 2002 stellte Voss in der Städtischen Galerie Villa Zanders in Bergisch Gladbach aus. Ebenfalls 2002 fand eine one-man-show auf der Art Cologne statt.

Wie in seinen Gemälden setzt Jan Voss auch in der hier angeboten Skulptur aus Schamottstein seine Kunstauffassung um. Aus verschiedenen Steinelementen komponiert er einen Turm. Verbindend, aber auch näher definierend, setzt er dabei die Glasur ein, welche aus den Hauptfarben Blau und Weiß besteht. Betrachtet man die Skulptur von den unterschiedlichen Seiten, so entsteht immer wieder eine neue Skulptur. Einmal scheint Sie massig dem Betrachter gegenüberzutreten, von einer anderen Seite aus betrachtet wirkt Sie fast filigran und leicht zerstörbar. Die Häufung der unterschiedlichen Formelemente, kombiniert mit Farbe, Linie und Zeichen, verbinden sich hier zu einer vielansichtigen Skulptur.

110 JAN VOSS 111 1145 SAURA, ANTONIO Huesca, 1930 - Cuenca, 1998 Selbstbildnis, 1989. Öl auf Leinwand. In Ritzung unten rechts signiert und datiert. 60 x 73 cm, R. 38000,–

Self portrait, 1989. Oil on canvas. Signed and dated.

Antonio und Carlos Saura.

Der in Huesca/Spanien geborene Antonio Saura gehört zu den Born in the Spanish city of Huesca, Antonio Saura is ranking bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts und zu den among the most influential artists of the 20th century. He is also prägendsten Exponenten der spanischen Malerei seiner regarded one of the most formative representatives in the field of Epoche. Sein Werk ist weltweit in den wichtigen Sammlungen Spanish painting in his era. Saura’s oeuvre is present in the moderner Kunst vertreten. most important collections of modern art throughout the world.

Saura beginnt seine künstlerische Tätigkeit im Jahre 1947 als Being in fact an autodidact, Saura starts his artistic work in Autodidakt unter dem Einfluss von Yves Tanguy und Joan 1947, but in his early works he had apparently gained much Miró. Auf der Suche nach der „wahren Landschaft des influence from such artists as Yves Tanguy or Joan Miró. In Unbewussten“ entstehen ab 1950 erste surrealistische Werke. search of “the true landscape of the unconscious”, Saura creates Es folgt ein längerer Aufenthalt in Paris (1954-1955). Ab 1956 his first surrealist artworks from 1950 onwards, followed by a beginnt er mit den thematischen Zyklen der Damen- und longer stay in Paris (1954-1955). It was yet one year later, in Selbstbildnisse ein sehr eigenständiges expressiv-gestisch 1956, that he began to develop thematic sequences with portrait strukturiertes Werk zu entwickeln. Der auch schriftstellerisch paintings of himself and with portraits of women. These hochbegabte Künstler vermerkt: „Ich habe meine experimen- paintings already showed both, the autonomous character and telle Phase abgeschlossen. Endlich beginne ich zu malen“. Von the expressive-gestural structure that characterizes his work nun an fehlt das menschliche Gesicht oder die menschliche approach. The artist was literarily also very talented and Gestalt in keinem Kunstwerk und keinem Bilderzyklus. Dieses commented his development with the following words: “I have Merkmal zeichnet ihn in seiner Epoche und unter seinen concluded my experimental period. Finally, I really begin to Künstlerkollegen aus, wird zu einem festen Bestandteil seines paint.” From this moment on, the human face and the human Schaffens und verankert ihn unwiderruflich in der Geschichte form is part of every single work and part of every work series. der Malerei und der Portraittradition. With this recurring feature, Saura’s style stands out from art production in his era and can also be distinguished from his „In meinen Arbeiten verwende ich eine allein auf dem gänzlich artist colleagues: from now on, it would become an integral part kontextunabhängigen menschlichen Gesicht basierende of his work and, at the same time, it irrevocably anchors him in Struktur, die als Organisationsgrundlage für einen both, the history of painting and the tradition of portrait Besetzungsvorgang fernab jeglicher anderen außerkünstleri- painting. schen Konnotation steht, im Allgemeinen zusammen mit Flächen, deren Größe durch eine geistige Parzellierung “For my works I use a particular structure that is based only on bestimmt wird.“ the human face that is fully context-independent. It functions as the organizational basis for the process of occupation, without Sein Farbauftrag wirkt auf den ersten Blick eher informell. Mit reference to any other non-artistic connotation. For this process, breitem Pinsel wird in groben übereinander gelegten Strichen I usually use colour fields and the size of these fields is eine Komposition entwickelt, die erst bei genauem Hinsehen dependent upon mental parcelling.” sich als ein Bildnis offenbart. Saura zerlegt und deformiert das Gesicht, er scheint es förmlich zu sezieren. Die Beschränkung At first, Saura’s colour application seems rather informal. With der Farbpalette auf Schwarz, Grau, Weiß, Ocker und Braun broad strokes of the brush, one superimposed on the other, he unterstreicht den spontanen und ausdrucksstarken Charakter creates a composition that reveals its portrait character only des Selbstbildnisses. upon closer inspection. Saura disassembles and deforms the face, so that it almost seems dissected. The limited colour range, 1958 nahm Antonio Saura an der Biennale in Venedig teil. using only black, grey, white, ochre and brown, deliberately 1960 erhielt der Künstler den Guggenheim Preis in New York. emphasizes the spontaneous and expressive character of the 1977 waren seine Werke ein zweites Mal auf der Documenta in self-portrait. Kassel zu sehen. 1979 folgte eine Retrospektive mit über 300 Arbeiten auf Papier, unter anderem im Stedelijk – Museum in In 1958, Antonio Saura participated in the Venice Biennale. In Amsterdam, der Kunsthalle von Düsseldorf und der Fondacio 1960, the artist received the Guggenheim Prize in New York. In Joan Miró in Barcelona. 1977, his works were displayed at the Documenta in Kassel. In 1979 followed a retrospective with over 300 works on paper, which went on exhibition at the Stedelijk Museum in Amsterdam and at the Kunsthalle Düsseldorf and at the Fondacio Joan Miró in Barcelona.

112 ANTONIO SAURA 113 114 ANTONIO SAURA 115 1146 LINDSTRÖM, BENGT Storsjökapell, 1925 - Sundsvall, 2008 Bengt Lindström zählt zu den bekanntesten Ohne Titel. Öl auf Karton. In schwarzem Stift unten zeitgenössischen Künstlern Schwedens. Er studierte mittig signiert. 94 x 74 cm, R. zunächst bei Isaac Grünwald in Stockholm. 1948 zog er 4000,– nach Paris und setzte seine Ausbildung dann bei André Lhote und Fernand Léger fort. In Frankreich sollte er Untitled. Oil on cardboard. Signed. auch den größten Teil seiner künstlerischen Laufbahn verbringen. Dort kam er auch in Kontakt mit der Gruppe COBRA. Deren Behandlung der Farbe als eigenwertiges Ausdrucksmittel übernahm Lindström für seine Malerei, die darüber hinaus aufgrund seiner Herkunft durch die nordische Mythologie und die skandinavische Volkskunst beeinflusst ist.

Das hier angeboten Werk von Bengt Lindstöm hebt sich von den unter Lot 33 und 34 aufgeführten Werken deutlich ab. Der Mensch und das Tier schauen den Betrachter zwar immer noch mit aufgerissenen Augen und zähnefletschendem Mund an, dennoch wirkt die Szene bei weitem nicht so bedrohlich und verzweifelt wie bei den Arbeiten von 1978. Die Farbpalette hat sich um ein strahlendes Blau erweitert. Auch die anderen Farben werden nicht so dominant und bestimmend verwendet. Der Farbauftrag hat an Pastosität verloren. Das Relief verschwindet zugunsten einer stärkeren Flächigkeit. Der Betrachter erhält beim Anschauen des Bildes den Eindruck einem Menschen mit seinem Hund, eingebettet in einer Landschaft, gegenüber getreten zu sein. Bengt Lindström mit Chr. Cheneau in den Galerieräumen der manus presse vor dem hier angebotenen Bild.

116 BENGT LINDSTRÖM 117 1147 SAURA, ANTONIO Huesca, 1930 - Cuenca, 1998 Ohne Titel, 1991. Mischtechnik: Acryl, Tempera und Tusche über Papiercollage, auf Papier. In Bleistift unten links signiert und datiert. 32 x 41 cm, R. 9000,–

Untitled, 1991. Mixed media: acrylic, tempera, ink over paper collage, on paper. Signed and dated.

Über das Ausdrucksmittel des Schreibens unternimmt Already at a very early stage, Antonio Saura is trying to Antonio Saura sehr früh den Versuch, sämtliche Aspekte express all aspects of his work by means of writing. seines Werks darzulegen. “A painting is above all a white surface, an empty image

that necessarily has to be filled with something. The „Ein Gemälde ist vor allen eine weiße Fläche, die man canvas is in fact an unlimited battlefield. (…) In the unbedingt mit etwas füllen muss. Die Leinwand ist ein process of painting new configurations are created, unbegrenztes Schlachtfeld. (...) Im Verlauf des Malens capable of development, in which the confused framework bilden sich dann neue, entwicklungsfähige of the subliminal archetype remains recognizable. (…) The Konfigurationen, in denen das wirre Gerüst des unter- original form, regardless of its ramifications and varia- schwelligen Archetyps stets erkennbar bleibt. (...) Die tions, becomes any work’s matrix.” Urform wird ungeachtet ihrer Verzweigungen und Variationen zur Matrize eines Werkes“. The ‘matrix’ creates, builds and duplicates forms which

represent new ways of using the surface of canvas, card- Die ‚Matrize‘ erzeugt, erschafft und vermehrt Formen, board or paper. Based on the principle matrix, the surface die neue Nutzungen der leeren Fläche von Leinwand, will always be painted on with a formal version of body Pappe oder Papier darstellen. Ausgehend von der and face. ‚Matrize‘ wird die Fläche immer von einer formalen Variante von Gesicht oder Körper belegt. Dabei nimmt In fact, the theme ‘Menschenmenge’ (crowd of people) is of das Thema ‚Menschenmenge‘ im Werk des Künstlers peculiar importance in the artist’s ɶuvre. From Saura’s einen besonderen Stellenwert ein. Nach Sauras Ansicht point of view, this genre always strives to fill fully or at folgt diese Gattung dem Anspruch, den Raum und die zu least fill as much as possible of the space and the usable bekleidende Fläche gänzlich zu übernehmen oder doch surface. Saura describes it in his own words: weitgehend zu belegen. Dies beschreibt Saura wie folgt: “Old dream of expansion. The attempt to fully occupy the

surface (…). I have tried to standardize a good number of “Alter Ausdehnungstraum. Die Versuchung, Fläche voll- approaches to bodily faces. I have also tried to dynamically ständig zu besetzen (...). Ich habe versucht, eine Vielzahl unify shapes of contradictory forms in terms of new von Annäherungen an körperliche Gesichter zu verein- organic associations, as if they followed laws of attraction heitlichen, Gebilde aus widersprüchlichen Formen in and repulsion, resembling biological phenomena, with the organische Assoziationen dynamisch zusammenzufügen, intention to evoke the impression of continuity. Continuity als würden sie, wie bestimmte biologische and expansion, crossing frontiers, structural gaps, and the Erscheinungen, Anziehungs- und Abstoßungsgesetzen absence of a defined center, regarding the picture surface folgen, was einen Eindruck von Kontinuität hervorruft. as a two-dimensional reality, destined to be taken systema- Kontinuität und Expansion, Grenzüberschreitungen, tically and freely: these are the main features of an activity strukturelle Leerstellen, Abwesenheit eines of filling out that is trying to create a new space by the Mittelpunkts, Auffassung der Bildoberfläche als zweidi- process of claiming it.” mensionale Wirklichkeit, die dazu bestimmt ist, syste- matisch und frei besetzt zu werden: Dies sind The here offered work from 1991 meets these requirements Hauptmerkmale einer ausfüllenden Tätigkeit, bei der of the artist. A maze of black ink lines is drawn over a man sich bemüht, durch Besetzung einen neuen Raum paper collage on orange coloured paper. The lines are herzustellen. being accentuated even stronger by having painted colour

dots over yet other colour dots. The association of an “Das hier angeboten Werk von 1991 erfüllt diese endless number of pairs of eyes, staring back at the Ansprüche des Künstlers. Ein in schwarzer Tusche beholder, is created. Most different kinds of shapes are ausgeführtes Liniengewirr befindet sich über einer connected with these eyes resembling heads and bodies. By Papiercollage auf orangefarbenem Papier. Die Linien this specific method the artist builds an abstract crowd of werden durch Punkte in Punkten zusätzlich akzentuiert. people that fills out the whole space, it even seems to Es entsteht die Assoziation von einer Vielzahl von continue far beyond the limits of the canvas. A certain type Augenpaaren, die den Betrachter anstarren. Verbunden of unity is hereby created that is based on the composition mit den Augen sind die unterschiedlichsten Formen, die of a multitude of small elements. an Köpfe und Körper erinnern. Die so entstandene abstrakte Menschenmenge, nimmt den gesamten Raum ein, scheint sogar noch über diesen hinauszugehen. Es entsteht eine Einheit, die sich aus einer Vielzahl von kleinen Elementen zusammensetzt.

118 ANTONIO SAURA 119 1148 KRIEG, DIETER Lindau/Bodensee, 1937 - Quadrat-Ichendorf, 2005 Dieter Krieg gehört neben Horst Antes, Hans Baschang Ohne Titel (Bettlerhut), 1991. Acryl auf festem Papier, und Lambert Maria Wintersberger zu den Vertretern der auf Holz aufgelegt. 124 x 256 cm, R. ‚Neuen Figuration‘, die das Wiederauftreten 7000,– gegenständlich ableitbarer Formen bezeichnet, die sich weder als Zufallsfunde aus dem informellen Das Werk ist in der Werksübericht der Stiftung Dieter Schaffensprozess noch aus dem Neuen Realismus Krieg, München, gelistet. herleiten lassen. In seiner Malerei stellte er dem vorherrschenden Primat der Abstraktion die Darstellung Untitled (Beggar hat), 1991. Acrylic on paper, mounted der menschlichen Figur und den damit verbundenen on wood. Inhalte entgegen.

Von 1958 bis 1962 studierte Dieter Krieg an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei HAP Grieshaber und Herbert Kitzel. 1966 erhielt er für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körper-Darstellungen den Deutschen Preis der Jugend für Malerei in Baden-Baden. Er hatte verschiedene Lehraufträge wie 1971/1972 einen Gastlehrauftrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und 1975/1976 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Von 1978 bis 2002 war Dieter Krieg Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf.

In dem hier angebotenen Gemälde von 1991 stellt der Künstler einen wie zum Betteln aufgestellten Hut dar. Gegengewicht bildet eine runde fleischfarbene Form mit der Aufschrift 37 °. In schwungvollen Pinselstrichen kombiniert der Künstler zwei Elemente, deren Zusammenhang für den Betrachter nicht verständlich ist. Kriegs gewaltig suggestive Malerei widmet sich einer vielschichtigen Hinterfragung der Möglichkeit, Wirklichkeit mit den Mitteln der Malerei wiederzugeben und quasi die Zweifel daran gleich mitzumalen. 37 ° ist eine Temperatur, die am Übergang von normaler Körperwärme zu Fieber liegt – und Kriegs Kunst soll Dieter Krieg beim Zeichnen. erhitzen und bewegen.

120 DIETER KRIEG 121 1149 KRIEG, DIETER Lindau/Bodensee, 1937 - Quadrat-Ichendorf, 2005 Dieter Krieg gehört neben Horst Antes, Hans Baschang „Flucht“, 1991. Acryl auf Leinwand. In Kohle rückseitig und Lambert Maria Wintersberger zu den Vertretern der signiert und datiert sowie in der Darstellung betitelt. ‚Neuen Figuration‘, die das Wiederauftreten gegenständ- 147 x 332 cm, o.R. lich ableitbarer Formen bezeichnet, die sich weder als 9000,– Zufallsfunde aus dem informellen Schaffensprozess noch aus dem Neuen Realismus herleiten lassen. In seiner “Flucht”, 1991. Acrylic on canvas. Signed and dated. Malerei stellte er dem vorherrschenden Primat der Abstraktion die Darstellung der menschlichen Figur und den damit verbundenen Inhalte entgegen.

Von 1958 bis 1962 studierte Dieter Krieg an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei HAP Grieshaber und Herbert Kitzel. 1966 erhielt er für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körper-Darstellungen den Deutschen Preis der Jugend für Malerei in Baden-Baden. Er hatte verschiedene Lehraufträge wie 1971/1972 einen Gastlehrauftrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und 1975/1976 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Von 1978 bis 2002 war Dieter Krieg Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf.

Das malerische Interesse des Künstlers richtete sich zunächst auf die menschliche, deformierte Gestalt. Dabei reduzierte er seine Wesen so, dass der Gegenstand kaum mehr zur Kenntnis genommen wird. Dafür treten die Konturen und Farbabstufungen deutlich in den Vordergrund. Hier macht sich schon das Bestreben Kriegs nach einer betonten Bedeutungslosigkeit des Sujets bemerkbar, um dadurch die Malerei aufzuwerten. Schließlich wandte er sich einer expressiv gegenständli- chen Malerei zu, in der er großformatige Bilder von Alltagsgegenständen malte. Diese im kunsthistorischen Sinne völlig unbedeutenden Motive werden teilweise durch nicht hinzugehörige Dinge so ins Absurde gestei- gert, dass sie nicht hoffen dürfen, ernst genommen zu werden. Durch die malerische Qualität und die erhebli- chen Bilddimensionen erhalten seine Arbeiten fast meta- physischen Charakter. Gegenstände werden aus ihrer real existierenden Welt gelöst und in einen Bildraum gestellt, in dessen emotional und psychisch aufgela- denem Kraftfeld sie eine neue Existenz erhalten. Die Wahrnehmung seines Bildobjekts geriet hier nicht selten in ein ungeheuerliches und oft kaum in Wort zu fassendes Erlebnis.

Die seit Mitte der 1970er Jahre häufig in den Darstellung hineingeschriebenen Wörter der Alltagssprache oder literarische Zitate lassen 1993 die Schrift zum dominie- renden darstellerischen Element ohne semantische Wichtigkeit werden, auch wenn Sätze und Wortfragmente Inhalte transportieren.

122 DIETER KRIEG 123 124 DIETER KRIEG 125 1150 KRIEG, DIETER Lindau/Bodensee, 1937 - Quadrat-Ichendorf, 2005 Dieter Krieg gehört neben Horst Antes, Hans Baschang Ohne Titel, 1991. Mischtechnik auf festem Papier. In und Lambert Maria Wintersberger zu den Vertretern der Bleistift rückseitig signiert und datiert „26. 3. 91“. ‚Neuen Figuration‘, die das Wiederauftreten 46 x 51 cm, R. gegenständlich ableitbarer Formen bezeichnet, die sich 2500,– weder als Zufallsfunde aus dem informellen Schaffensprozess noch aus dem Neuen Realismus Untitled, 1991. Mixed media on paper. Signed and dated herleiten lassen. In seiner Malerei stellte er dem “26. 3. 91”. vorherrschenden Primat der Abstraktion die Darstellung der menschlichen Figur und den damit verbundenen Inhalte entgegen.

Von 1958 bis 1962 studierte Dieter Krieg an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei HAP Grieshaber und Herbert Kitzel. 1966 erhielt er für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körper-Darstellungen den Deutschen Preis der Jugend für Malerei in Baden-Baden. Er hatte verschiedene Lehraufträge, wie 1971/1972 einen Gastlehrauftrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und 1975/1976 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Von 1978 bis 2002 war Dieter Krieg Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf.

In dem hier angebotenen Werk von 1991 stellt Dieter Krieg eine nicht näher definierte Masse dar, die von einem weißen, an den Ecken geknoteten Tuch gehalten wird. Diese Masse scheint unter dem Tuch an den Seiten herausquellen zu wollen. Auch scheint die Befestigung des Tuches nicht mehr lange dem Druck standzuhalten. Die Kräfte, die hier gegeneinander arbeiten, scheinen den Künstler so beschäftigt zu haben, dass er sie zum Gegenstand eines Gemäldes macht.

126 DIETER KRIEG 127 Stand 2015

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The auction is held in the name of NAGEL AUKTIONEN GmbH & Co. KG (hereinafter referred to as “Auctioneer”). The auctioneers act as its representative. They are publicly appointed and sworn auctioneers in accordance with § 34 Para. 5 of the Trade Regulation Act. The auction is thus a public auction within the meaning of § 383 Para. 3, p. 1 of the Civil Code.

1. Fundamentals of the auction The Auctioneer holds public auctions within later than 48 hours before the start of the first day of the auction. It is possible to the scope of §383 Paragraph 3 Sub-Clause 1 of the German Civil Code in its own make online bids at some auctions (www.auction.de); this requires a registration name as consignee and for the account of the depositors (consignors) whose names at least 48 hours before the start of the first day of the auction. The Auctioneer are not disclosed. By taking part in the auction, the following auction conditions shall assume no liability for the formation or maintenance of telecommunications of the Auctioneer are accepted. connections, nor for the orderly transmission and (timely) receipt of online bids to 2. Defects a) All property items offered for auction can be viewed and inspected the Auctioneer. What occurs in the hall (for example, with regard to corrections as prior to the auction. The property items are second-hand. The catalogue descrip- stated in Number 2 a of these Conditions) shall be authoritative for the course of tions are made to the best of the author’s knowledge and belief, but are for purposes the auction. Only those bids made in the hall are binding. In any case, the bidder is of information exclusively and are not part of the contractually agreed properties required to provide proof of the entry of the bid c) Handling of bids and knock- and condition of the items within the meaning of § 434 of the Civil Code, in par- down The Auctioneer can reject bids if there are valid reasons for doing so. This ticular they do not constitute guarantees within the meaning of § 443 of the Civil applies in particular if bidders cannot furnish, at the demand of the Auctioneer, Code. The same applies to verbal or written information of all kinds, as well as the sufficient security prior to the auction commensurate with the value of the bid. designation of the items when called. If an Internet catalogue is made in addition, If a bid is rejected, the bid made immediately prior to it shall remain binding. d) the information in the printed version is nonetheless authoritative. Impairments Given justified reason, the Auctioneer shall reserve the right to combine or separate in the state of the items’ preservation are not stated in every case, so that lack of lot numbers, call them out of sequence, withdraw them if there is a valid reason, information likewise does not furnish grounds for an agreement on the quality or auction them off subject to reservation (UV-Zuschlag). The lot number is the of the items. The Auctioneer reserves the right to make corrections to catalogue number under which the items are called in the auction, listed in the auction cata- information. These corrections take the form of written notices posted at the place logue, or offered for sale by private contract. e) The knockdown shall follow after of the auction and verbal corrections made by the Auctioneer immediately prior the highest bid has been called three times. If several persons make the same bid and to the auction of the specific item. The corrected information takes the place of no higher bid is made after being called three times, the matter will be decided by the catalogue descriptions. All items are offered for auction in the state in which drawing lots. If identical written bids are received, the knockdown will be granted they are found at the time of the auction. b) In the event of quality defects and to the first bid received. If there are doubts regarding whether or to whom the defects of title claimed within 12 months after the knockdown, the Auctioneer shall knockdown has been granted, or if a bid submitted on time is overlooked, or if the undertake at his own discretion to assign his claims or to assert his claims directly highest bidder wishes to withdraw his bid, the Auctioneer is entitled to withdraw against the Consignor. The condition for this is that the buyer has completely paid the knockdown, which is thereby invalidated, and to offer the property for auction the bill for the auction. The costs of legal action taken against the Consignor are once again. Any objections against the knockdown are to be raised immediately, i.e., borne by the buyer, insofar as the Auctioneer receives no reimbursement of costs before the next lot is called. The Auctioneer is entitled to refuse the knockdown if from the Consignor. The valuation of a recognized expert proving the defect and there is a valid reason for doing so. f ) The estimated price is normally not a limit; made at the expense of the buyer is necessary for the assertion of a claim for a quality a knockdown may also be made below the estimated price. In order to protect the defect. If claims made against the Consignor are successful, the Auctioneer shall consigned property, the Auctioneer is entitled to knockdown to the consignor be- refund only the purchase price to the buyer, matching payment with the return of low the agreed limit. A reversal is made in this case. g) If the limit agreed with the the property. The buyer is still under obligation to pay the premium as compensa- consignor is not reached, or for other valid reasons, the Auctioneer is entitled to tion for the services of the Auctioneer. In all other respects, the Auctioneer shall knock down subject to reservation (UV-Zuschlag). In the event of a subsequent assume no liability for quality defects and defects of title, insofar as the Auctioneer bid equivalent to the limit, the property may be knocked down to another bidder has fulfilled his obligations to exercise diligence. This shall not affect any liability or sold to another bidder in a subsequent sale with no further consultation being of the Auctioneer for bodily harm or injury to health. required. Bids with awards subject to reservation are binding on the bidder for 5 weeks but may be subject to change without notice by the Auctioneer. In particular, 3. Bids a) Floor bids Each bidder must indicate his (her/its) name and address before any claims of the bidder against the Auctioneer shall be excluded if the knockdown the start of the auction. This holds even if he takes part in the auction as a repre- subject to reservation should be unsuccessful. h) A bid will lapse if it is rejected by sentative. In this case, he must also indicate the name and address of the party he is the Auctioneer, if the auction is closed without a knockdown, or if the property representing. In cases of doubt, the bidder shall make acquisitions in his own name is called for auction again. An invalid overbid does not result in the previous bid and for his own account. Each bidder must make a cash deposit before the start being invalid. i) A knockdown called by the Auctioneer obligates the bidder to of the auction b) Absentee bids In order to ensure that written bids are properly accept the item and make payment. Ownership of the auctioned property only executed, they must be made on the form provided for this purpose and received by passes to the buyer when all claims of the Auctioneer have been settled in full. The the Auctioneer at least 48 hours before the start of the first day of the auction. The risk of fortuitous loss or fortuitous deterioration of the property passes to the buyer bidder is required to provide evidence of the receipt. For a written bid to be effec- simultaneously with the knockdown. j) The sale of unsold lots is part of the auc- tive, it must contain detailed information on the person or company of the bidder tion, in which interested parties place their orders for submitting bids of a specific as well as the lot number. A telephone number at which the bidder can regularly be amount in writing. The provisions of §§312b et seq. regarding distance contracts reached must be indicated when the bid is made. The bid is restricted exclusively do not apply. The Auction Conditions apply analogously to the sale of unsold lots. to the lot number indicated. Written bids are only used by the Auctioneer with the amount that is necessary to bid over another bid that has been made. Telephone 4. Purchase price, turnover tax a) As a rule, all deliveries are subject to a dif- bids will be accepted by telephoning the bidder before the desired lot is called. ferential tax in accordance with § 25a of the German Turnover Tax Act (UStG), This is only done for lots with an estimated price of € 750.00 or more. The condi- with a premium of 33% being levied on the hammer price. This premium includes tion for taking part by telephone is a written notice received by the Auctioneer no statutory turnover tax on the total difference. Turnover tax is not stated separately

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on the invoice. Consignments which are subject to turnover tax (marked by * with of the Auctioneer against the buyer will be due immediately in the event of delay. the lot no.), such as those from non-EU countries, for example, are invoiced at the 6. Collecting, shipping and storing items a) The buyer is obliged to take standard tax rate with a premium of 27 % being levied on the hammer price. The receipt of the property items immediately after the auction. Buyers who have par- turnover tax is payable on the hammer price plus the premium. b) If it should be ticipated in the auction in writing or by telecommunication are obliged to collect necessary to obtain CITES certificates for the purpose of granting special exemp- the property items no later than 14 days after receipt of the invoice. Items purchased tion from the prohibition of marketing objects covered by this Convention, then in an auction shall only be handed over when all outstanding accounts have been the cost thereof shall be borne by the purchaser. In addition, a processing fee of € settled. b) If the buyer should be delayed in taking over the property, the Auctioneer 100.00 per lot as well as a flat-rate fee of € 100.00 per lot will be charged for mak- is entitled to store the property items at the cost and risk of the buyer on its own ing up the export documents. No guarantee is given that a permit will be granted premises or with third parties. The buyer will also bear the costs of any necessary (CITES, protection of species, export). c) The buyer pays half of the statutory insurance. A cost reimbursement of up to € 6.00 (plus value-added tax) per item right of stoppage according to the scale in § 26 of the German Copyright Act, as and day or the relevant rate of the storage company shall be charged for the stor- well as half of the contribution to the Artists’ Social Insurance Fund. d) Statutory age. The buyer reserves the right to prove that costs have not been incurred, or not turnover tax amounts at present to 19 %. Items which are marked in the catalogue in the aforesaid amount. The date for withdrawing stored property items is to be with a * before the estimated price are subject to the reduced value-added tax rate agreed with the Auctioneer or designated third parties. c) The packing, insurance of 7 % in the event that standard taxation applies. e) Tax exemption is excluded for and shipment of auctioned items shall be made at the cost and risk of the buyer; the deliveries within the European Union. In the case of export deliveries to non-EU Auctioneer merely serves as an agent for these services. Shipping orders will only countries, turnover tax is refunded to the buyer as soon as the export and acceptance be executed if the Auctioneer or the company commissioned with this task has documentation has been received by the Auctioneer. f ) Invoices issued during or received the appropriate shipping order signed by the buyer and after the calculated immediately following the auction require verification; errors excepted. A charge shipping costs and all other claims of the Auctioneer have been settled. will be made for later changes of the invoice at the request of customers. 7. Liability The Auctioneer shall only be liable for other damages to the (successful) 5. Due date, payment and default a) Buyers taking part in the auction in per- bidder if said damages are due to deliberate or grossly negligent breach of duty by a son must pay the final purchase price (knockdown price plus premium and turn- legal representative or vicarious agent of the Auctioneer, or if the damages are due over tax) to the Auctioneer immediately following the knockdown in cash or by a to deliberate or negligent breach of duty causing injury to life, body or health of the confirmed cheque. In the case of buyers who have submitted written or telephonic (successful) bidder by the Auctioneer. offers, the amount due is payable upon receipt of the invoice. The buyer waives the enforcement of any retention rights in connection with transactions or previous 8. General a) All legal relationships between the bidder or buyer and the Auctioneer transactions conducted within the scope of the present business relationship. The are covered in these Conditions. The bidder’s or buyer’s general terms of business buyer is only permitted to offset any counterclaims if these are undisputed or have shall not be applicable. There are no ancillary verbal agreements. Changes must been declared by declaratory judgment. If the buyer is an entrepreneur, he hereby be made in writing to be effective. b) The place of fulfilment and legal venue, if waives the performance refusal right under § 320 (§ 322) of the German Civil such can be agreed, is exclusively Stuttgart. German laws shall apply exclusively. Code. b) In the event of payment delay, private buyers (consumers) must pay default The United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods interest equivalent to 5 % of the discount rate of the European Central Bank and (CISG) shall not apply. c) If one or more provisions of these Assignment Condi- commercial buyers (companies), 8 % of the relevant discount rate p.a. If payment is tions are wholly or partially invalid, the validity of the other provisions will remain made in foreign currency, any exchange losses and currency conversion fees must be in full force and effect. d) If the Auction Conditions are available in more than borne by the buyer. The Auctioneer is also entitled to lodge claims against the buyer one language, the German version is exclusively authoritative. The Auctioneer shall for culpable neglect of duties. After the second formal reminder, the Auctioneer is assume no liability for incorrect translations. entitled to levy a default surcharge equivalent to 3 % of its total claim as compen- sation for damages incurred unless the buyer is able to prove that no damage or a Uwe Jourdan much lower level of damages has been incurred. The costs of any litigation abroad shall be borne by the buyer, insofar as they are not reimbursable in accordance with Publicly appointed and sworn auctioneer the respective national laws. If the buyer should default on payment, the Auctioneer can withdraw from the contract after having granted an additional period of two Andreas Heilig weeks and instead of the flat-rate damage compensation amount, demand reim- Publicly appointed and sworn auctioneer bursement of the specific damages incurred. These damages may also be calculated in such a way that the property item in question will be re-auctioned at another auction with a limit determined at the dutiful discretion of the Auctioneer and the defaulting buyer will be liable for any reduced proceeds in comparison with the previous auction and also for the costs of the repeat auction and including the commission and disbursements of the Auctioneer. The defaulting buyer will not be entitled to any additional proceeds in this case. His rights in connection with the previous knockdown will lapse concurrently with the new knockdown. All claims

NAGEL AUKTIONEN GmbH & Co KG, Persönlich haftender Gesellschafter: Bankverbindungen: Information for foreign customers: Stuttgart (AG Stuttgart HRA 720033) NAGEL AUKTIONEN Beteiligungs-GmbH, Baden-Württembergische Bank AG, Stuttgart Please settle all your commitments USt-IdNr.: DE 245724016 Stuttgart (AG Stuttgart HRB 23440), Konto Nr. 7871514278 (BLZ 600 501 01) towards us only through our bankers: Geschäftsführer: Philipp Freiherr von Hutten Postbank Stuttgart BW-Bank AG, D-70049 Stuttgart, BIC: SOLA DEST Konto Nr. 51254708 (BLZ 600 100 70) IBAN: DE 8060050101 7871514278

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Versteigerungsbedingungen

Die Versteigerung erfolgt im Namen der NAGEL AUKTIONEN GmbH & Co. KG (im folgenden „Versteigerer“ genannt). Die Auktionatoren handeln als deren Vertreter. Sie sind gemäß § 34 Abs. 5 GewO öffentlich bestellte und vereidigte Versteigerer. Die Versteigerung wird damit zu einer öffentlichen Versteigerung im Sinne des § 383 Abs. 3, S. 1 BGB.

1. Grundlagen der Versteigerung Der Versteigerer versteigert in einer tages beim Versteigerer eingeht. Bei bestimmten Auktionen ist die Abgabe eines öffentlichen Versteigerung i.S. des § 383 Abs. 3 Satz 1 BGB als Kommissionär im Online-Gebots möglich (www.auction.de); hierzu ist eine Registrierung mind. eigenen Namen und für Rechnung der Einlieferer (Kommittenten), die unbenannt 48 Std. vor Beginn des ersten Auktionstags erforderlich. Der Versteigerer über- bleiben. Mit der Teilnahme an der Auktion werden die nachstehenden Verstei- nimmt keine Haftung für das Zustandekommen oder die Aufrechterhaltung von gerungsbedingungen des Versteigerers anerkannt. Telekommunikationsverbindungen sowie die ordnungsgemäße Übermittlung und 2. Mängel a) Sämtliche zur Versteigerung gelangenden Gegenstände können vor der den (rechtzeitigen) Zugang von Onlineangeboten an den Auktionator. Maßgeblich Versteigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Die Kata- für die Versteigerung bzw. deren Ablauf ist das Saalgeschehen (z.B. hinsichtlich logbeschreibungen sind nach bestem Wissen und Gewissen vorgenommen, sie dienen Berichtigungen gem. Ziff. 2 a). Verbindlich sind lediglich die im Saal wiedergege- lediglich der Information und sind nicht Teil der vertraglich vereinbarten Beschaffen- benen Gebote. In jedem Fall ist der Bieter für den Zugang des Gebotes beweispflichtig. heit der Gegenstände im Sinne des § 434 BGB und sind insbesondere auch keine c) Behandlung der Gebote und Zuschlag Der Versteigerer kann Gebote bei Vor- Garantie im Sinne des § 443 BGB. Das gleiche gilt für mündliche oder schriftliche liegen sachlicher Gründe ablehnen. Dies gilt insbesondere, wenn Bieter auf Ver- Auskünfte aller Art sowie die Bezeichnung der Gegenstände bei Aufruf. Wird zusät- langen des Versteigerers keine ausreichenden, dem Wert des Gebotes entsprechenden zlich ein Internetkatalog erstellt, sind dennoch die Angaben der gedruckten Fassung Sicherheiten vor der Auktion erbringen können. Bei Ablehnung eines Gebotes maßgeblich. Beeinträchtigungen des Erhaltungszustandes werden nicht in jedem Falle bleibt das unmittelbar zuvor abgegebene Gebot verbindlich. d) Der Versteigerer angegeben, so dass fehlende Angaben ebenfalls keine Beschaffenheitsvereinbarung be- behält sich bei Vorliegen eines sachlichen Grundes das Recht vor, Lot-Nummern zu gründen. Der Versteigerer behält sich vor, Katalogangaben zu berichtigen. Diese Beri- vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder unter Vorbehalt chtigung erfolgt durch schriftlichen Aushang am Ort der Versteigerung und mündlich (UV-Zuschlag) zu versteigern. Die Lotnummer ist die Nummer, unter der die Ge- durch den Auktionator unmittelbar vor der Versteigerung des einzelnen Gegenstandes. genstände in der Auktion aufgerufen werden bzw. im Auktionskatalog verzeichnet Die berichtigten Angaben treten anstelle der Katalogbeschreibungen. Alle Gegen- sind oder im Freihandverkauf angeboten werden. e) Der Zuschlag erfolgt nach drei- stände werden in dem Zustand versteigert, in dem sie sich bei der Auktion befinden. maligem Aufruf an den Höchstbietenden. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot b) Der Versteigerer verpflichtet sich bei Sach- und Rechtsmängeln Ansprüche, die abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das innerhalb von 12 Monaten nach dem Zuschlag geltend gemacht werden nach seiner Los. Bei gleichlautenden schriftlichen Geboten erhält der Ersteingang den Zuschlag. Wahl an den Käufer abzutreten oder gegenüber dem Einlieferer direkt zu erheben. Bestehen Zweifel darüber, ob oder an wen der Zuschlag erteilt ist oder wurde ein Voraussetzung dafür ist, dass der Käufer die Auktionsrechnung bezahlt hat. Die rechtzeitig abgegebenes Gebot übersehen oder will der Höchstbietende sein Gebot Kosten der Rechtsverfolgung gegen den Einlieferer trägt der Käufer, soweit der Ver- nicht gelten lassen, so kann der Versteigerer den Zuschlag zurückziehen, der damit steigerer vom Einlieferer keine Kostenerstattung erhält. Zur Geltendmachung eines unwirksam wird, und den Gegenstand erneut ausbieten. Einwendungen gegen einen Sachmangels ist die Vorlage des Gutachtens eines anerkannten Sachverständigen, Zuschlag sind unverzüglich, d.h. vor Aufruf des nächsten Lots zu erheben. Bei Vorlie- welches den Mangel nachweist, auf Kosten des Käufers erforderlich. Im Falle erfolg- gen eines wichtigen Grundes kann der Versteigerer den Zuschlag verweigern. f) Der reicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Käufer aus- Schätzpreis ist in der Regel kein Limit. Der Zuschlag kann auch unter dem Schätzpreis schließlich den Zuschlagspreis Zug um Zug gegen Rückgabe des Gegenstandes. Der erfolgen. Zum Schutz des eingelieferten Gegenstandes ist der Versteigerer berechtigt, Käufer bleibt zur Entrichtung des Aufgeldes als Dienstleistungsentgelt verpflichtet. unterhalb des vereinbarten Limits den Zuschlag an den Einlieferer zu erteilen. Im Übrigen ist eine Haftung des Versteigerers wegen Rechts- und Sachmängeln aus- In diesem Falle entsteht ein Rückgang. g) Wird das mit dem Einlieferer vereinbarte geschlossen, sofern dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Eine etwaige Haftung Limit nicht erreicht oder bestehen sonstige wichtige Gründe, kann der Versteigerer des Versteigerers für Körper- und Gesundheitsschäden bleibt unberührt. den Zuschlag unter Vorbehalt erteilen (UV-Zuschlag). Der Gegenstand kann im Falle eines Nachgebotes des Limits auch ohne Rücksprache einem anderen Bieter 3. Gebote a) Saalgebote Jeder Bieter hat vor Beginn der Auktion seinen Namen zugeschlagen oder im Nachverkauf veräußert werden. Gebote mit UV-Zuschlägen und seine Anschrift anzugeben. Dies gilt auch, wenn er sich als Vertreter an der sind für Bieter 5 Wochen verbindlich, für den Versteigerer jedoch freibleibend. Ins- Auktion beteiligt. In diesem Fall hat er zusätzlich Namen und Anschrift des Ver- besondere sind jegliche Ansprüche des Bieters gegen den Versteigerer ausgeschlos- tretenen anzugeben. Im Zweifel erwirbt der Bieter im eigenen Namen und auf sen, wenn der UV-Zuschlag nicht ausgeführt wird. h) Ein Gebot erlischt, wenn es eigene Rechnung. Jeder Bieter hat vor Beginn der Auktion ein Bargeld-Depot zu vom Versteigerer abgelehnt wird, wenn die Auktion ohne Erteilung des Zuschlages hinterlegen. b) Ferngebote Um die Ausführung schriftlicher Gebote sicher zu stel- geschlossen wird oder der Gegenstand erneut aufgerufen wird. Ein unwirksames len, müssen diese auf dem dafür vorgesehenen Formular - mindestens 48 Stunden Übergebot führt nicht zum Erlöschen des vorangegangenen Gebotes. i) Mit dem vor Beginn des ersten Auktionstages beim Versteigerer eingehen. Zur wirksamen Zuschlag durch den Versteigerer wird der Bieter zur Abnahme des Gegenstandes und Abgabe eines schriftlichen Gebotes ist die genaue Angabe der Person oder Firma zur Zahlung verpflichtet. Das Eigentum an den Versteigerungsgegenständen geht erst des Bieters sowie der Lot-Nummer erforderlich. Mit der Abgabe des Gebotes muss mit vollständigem Ausgleich aller Forderungen des Versteigerers an den Käufer über. eine Telefonnummer angegeben werden, unter welcher der Bieter regelmäßig zu Bei Zahlung durch Scheck wird erst die vorbehaltlose Bankgutschrift als Zahlungse- erreichen ist. Das Gebot beschränkt sich ausschließlich auf die angegebene Lot- ingang bzw. Erfüllung gewertet. Die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufäl- Nummer. Schriftliche Gebote werden vom Versteigerer nur mit dem Betrag in ligen Verschlechterung des Gegenstandes geht mit dem Zuschlag an den Käufer über. Anspruch genommen, der erforderlich ist, um ein anderes abgegebenes Gebot zu j) Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent schriftlich überbieten. Telefonische Gebote werden entgegengenommen, indem der Bieter den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. Die Bestim- vor Aufruf des gewünschten Lots angerufen wird. Dies geschieht nur für Lots mit mungen über Fernabsatzverträge gem. §§ 312b ff BGB finden keine Anwend- einem Schätzpreis ab Euro 750,-. Voraussetzung für die telefonische Teilnahme ist ung. Für den Nachverkauf gelten die Versteigerungsbedingungen entsprechend. eine schriftliche Anzeige, die spätestens 48 Stunden vor Beginn des ersten Auktions-

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Versteigerungsbedingungen

4. Kaufpreis, Umsatzsteuer a) Die Lieferungen unterliegen im Regelfall der gegenüber der vorangegangenen Versteigerung und für die Kosten der wiederhol- Differenzbesteuerung gem. §25a UstG: Auf die Zuschlagsumme wird ein Aufgeld ten Versteigerung einschließlich Provision und Auslagen des Versteigerers aufzu- in Höhe von 33% erhoben. In diesem Aufgeld ist die gesetzliche Umsatzsteuer kommen hat. Auf einen Mehrerlös hat er in diesem Falle keinen Anspruch. Die (Ust.) auf die Gesamtdifferenz enthalten. Die Umsatzsteuer wird bei der Rech- Rechte aus dem ihm vorher erteilten Zuschlag erlöschen mit dem neuen Zuschlag. nungsstellung nicht ausgewiesen. Bei Einlieferungen z.B. aus Drittländern, die Mit Eintritt des Verzugs werden sämtliche Forderungen des Versteigerers gegen mit Einfuhrumsatzsteuer belastet sind (Kennzeichnung durch * bei der Lot-Nr.), den Käufer sofort fällig. erfolgt die Fakturierung mit der Regelbesteuerung: Auf die Zuschlagsumme wird 6. Abholung, Versendung, Einlagerung a) Der Käufer ist verpflichtet, die ein Aufgeld von 27% erhoben. Auf die Zuschlagsumme zzgl. Aufgeld ist die gesetz- Gegenstände sofort nach der Versteigerung in Empfang zu nehmen. Käufer, die liche Umsatzsteuer zu entrichten. b) Besteht die Not-wendigkeit zur Einholung schriftlich, telefonisch oder online an der Versteigerung teilgenommen haben, von CITES-Bescheinigung zwecks Erteilung von Ausnahmegenehmigungen vom müssen die Gegenstände spätestens 14 Tage nach Zugang der Rechnung abholen. Vermarktungsverbot von Gegenständen, die dem Artenschutzabkommen unterlie- Ersteigerte Gegenstände werden jedoch erst mit vollständigem Ausgleich aller For- gen, so gehen hierfür anfallende Kosten zu Lasten des Käufers. Zusätzlich wird eine derungen herausgegeben. b) Gerät der Käufer mit der Annahme in Verzug, so ist Bearbeitungspauschale von 100,00 € pro Lot, ebenso eine Pauschale von 100,00 der Versteigerer berechtigt, die Sache auf dessen Kosten und Gefahr bei sich oder € pro Lot für die Erstellung von Ausfuhrpapieren erhoben. Eine Garantie für die Dritten einzulagern. Der Käufer trägt auch die Kosten notwendiger Versicherun- Genehmigungserteilung (CITES, Artenschutz, Ausfuhr) wird nicht gegeben. gen. Für die Einlagerung wird pro Objekt und Tag ein Kostenersatz von bis zu Euro c) Der Käufer zahlt die Hälfte des gesetzlichen Folgerechts nach der Staffel des § 26 6,- (zuzgl. Umsatzsteuer) bzw. der Satz des Lagerunternehmens berechnet. Dem UrhG sowie die Hälfte der Abgabe an die Künstlersozialkasse. d) Die gesetzliche Käufer bleibt vorbehalten nachzuweisen, dass Kosten nicht bzw. nicht in dieser Umsatzsteuer beträgt z.Zt. 19%. Gegenstände, die im Katalog durch * vor dem Höhe angefallen sind. Der Termin für die Herausgabe eingelagerter Sachen ist mit Schätzpreis gekennzeichnet sind, unterliegen im Falle der Regelbesteuerung der dem Versteigerer bzw. benannten Dritten abzustimmen. c) Die Versendung, Ver- ermäßigten Umsatzsteuer von 7%. e) Für innergemeinschaftliche Ausfuhrlieferun- packung und Versicherung ersteigerter Gegenstände erfolgt auf Kosten und Gefahr gen ist die Steuerbefreiung ausgeschlossen. Bei Ausfuhrlieferungen in Drittländer des Käufers; der Versteigerer ist lediglich der Vermittler dieser Dienstleistungen. wird dem Käufer die Umsatzsteuer erstattet, sobald dem Versteigerer der Ausfuhr- Versandaufträge werden nur ausgeführt, wenn dem Versteigerer oder dem mit dieser und Abnehmernachweis vorliegt. f) Während oder unmittelbar nach der Verstei- Aufgabe betrauten Unternehmen der vom Käufer unterschriebene Versandauftrag gerung ausgestellte Rechnungen bedürfen der Nachprüfung; Irrtum vor- vorliegt und die ermittelten Versandkosten sowie alle übrigen Forderungen des behalten. Eine nachträgliche Umschreibung der Rechnung auf Kundenwunsch ist Versteigerers bezahlt sind. kostenpflichtig. 7. Haftung Wegen sonstiger Schäden des Bieters/Ersteigerers haftet der Versteigerer 5. Fälligkeit, Zahlung und Verzug a) Persönlich an der Versteigerung teil- nur, wenn diese auf einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Pflichtverletzung nehmende Käufer haben den Endpreis (Zuschlagpreis zuzüglich Aufgeld und eines gesetzlichen Vertreters oder Erfüllungsgehilfen des Versteigerers beruhen oder Umsatzsteuer) sofort nach erfolgtem Zuschlag in bar oder mit bankbestätigtem wenn die Schäden auf einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Pflichtverletzung von Scheck an den Versteigerer zu bezahlen. Bei Käufern, die schriftlich, telefonisch Leben, Körper oder Gesundheit des Bieters/Ersteigerers durch den Versteigerer oder online geboten haben, wird die Forderung mit Zugang der Rechnung fäl- beruhen. lig. Der Käufer verzichtet auf die Geltendmachung von Zurückbehaltungsrechten aus anderen, auch früheren Geschäften der laufenden Geschäftsverbindung. Eine 8. Allgemeines a) Diese Bedingungen, die mit der Teilnahme an der Auk- Aufrechnung mit Gegenforderungen ist dem Käufer nur gestattet, wenn diese un- tion anerkannt werden, regeln sämtliche Rechtsbeziehungen zwischen dem bestritten oder rechtskräftig festgestellt sind. Der Käufer, sofern er Unternehmer Bieter bzw. Käufer und dem Versteigerer. Allgemeine Geschäftsbedingun- ist, verzichtet auf das Leistungsverweigerungsrecht nach § 320 BGB. b) Bei Zah- gen des Bieters bzw. Käufers haben keine Geltung. Mündliche Nebenabreden lungsverzug werden Verzugszinsen berechnet; ihre Höhe beläuft sich bei privaten bestehen nicht. Änderungen bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Schriftform. Käufern (Verbrauchern) auf 5% über dem Basiszinssatz der EZB p.a., bei gewerb- b) Erfüllungsort und Gerichtsstand, soweit er vereinbart werden kann, ist lichen Käufern (Unternehmern) auf 8% über dem Basiszinssatz p.a. Bei Zahlung ausschließlich Stuttgart. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das Über- in fremder Währung gehen ein etwaiger Kursverlust und Einlösungsentgelte zu einkommen der Vereinten Nationen über Verträge über den internation- Lasten des Käufers. Außerdem kann der Versteigerer den Käufer auf Schadensersatz alen Warenverkauf (CISG) findet keine Anwendung. c) Sollten eine oder wegen schuldhafter Pflichtverletzung in Anspruch nehmen. Dazu kann er nach mehrere Bestimmungen dieser Versteigerungsbedingungen ganz oder teil- der zweiten Mahnung als Schadenspauschale einen Säumniszuschlag von 3% der weise unwirksam sein, bleibt die Wirksamkeit der übrigen Bestimmungen Gesamtforderung erheben, es sei denn der Käufer weist nach, dass ein Schaden davon unberührt. d) Soweit die Versteigerungsbedingungen in mehreren nicht oder in wesentlich geringerer Höhe entstanden ist. Die Kosten einer etwaigen Sprachen vorliegen, ist ausschließlich die deutsche Fassung maßgebend. Der Versteigerer übernimmt keine Haftung für fehlerhafte Übersetzungen. Rechtsverfolgung im Ausland trägt der Käufer (auch) soweit sie nach dem jeweili- gen nationalen Recht nicht erstattungsfähig sind. Ist der Käufer in Zahlungsverzug, Uwe Jourdan kann der Versteigerer nach Setzung einer Nachfrist von 2 Wochen vom Vertrag zurücktreten und statt der Schadenspauschale Ersatz des konkreten Schadens ver- Öffentlich bestellter und vereidigter Versteigerer langen. Dieser kann so berechnet werden, dass der Gegenstand in einer weiteren Auktion mit einem nach pflichtgemäßem Ermessen des Versteigerers bestimmten Andreas Heilig Limit erneut versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös Öffentlich bestellter und vereidigter Versteigerer

NAGEL AUKTIONEN GmbH & Co KG, Persönlich haftender Gesellschafter: Bankverbindungen: Information for foreign customers: Stuttgart (AG Stuttgart HRA 720033) NAGEL AUKTIONEN Beteiligungs-GmbH, Baden-Württembergische Bank AG, Stuttgart Please settle all your commitments USt-IdNr.: DE 245724016 Stuttgart (AG Stuttgart HRB 23440), Konto Nr. 7871514278 (BLZ 600 501 01) towards us only through our bankers: Geschäftsführer: Philipp Freiherr von Hutten Postbank Stuttgart BW-Bank AG, D-70049 Stuttgart, BIC: SOLA DEST Konto Nr. 51254708 (BLZ 600 100 70) IBAN: DE 8060050101 7871514278

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Gebote / Bids

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es gelten die versteigerungsbedingungen Land / Country der nagel auktionen gmbh & co. kg, stuttgart The conditions of sale are binding

Telefonisches Mitbieten erst ab Schätzptreis € 750,– Tel. privat / Private Phone Tel. geschäftl. / Business phone Telephone bids can be accepted for lots estimated above € 750,–

Die Bieter-Registrierung erfordert die Vorlage einer Fax / Fax Kopie des Personalausweises oder Reisepasses The bidder registration requires a copy of your identity card or passport ! E-Mail / E-Mail Es wird um entsprechendes Bardepot gebeten Intending buyers supply a cash deposit FAX: +49 (0) 711 649 69-696 FAX: Gebote für Auktion 746M Bids for sale code Kundennummer / Customer-No. UST-IDNR.

Höchstgebot oder „Telefon“ Höchstgebot oder „Telefon“ Höchstgebot oder „Telefon“ Lot Highest bid or „Telephone“ Lot Highest bid or „Telephone“ Lot Highest bid or „Telephone“

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☐☐ Ich möchte mich schriftlich an der Auktion beteiligen. Sofern meine Gebote nicht ausreichen, ermächtige ich den Versteigerer, für mich wie folgt höher zu bieten: I would like to participate in the sale by written bids. In case my offers are not sufficient I am authorizing the auctioneer to increase my offers as follows: 10 % 20 % 30 %

☐☐ Ich möchte mich telefonisch an der Auktion beteiligen. ich bitte um anruf während der Auktion unter: I would like to participate in the sale by telephone. Please call me at following number during the auction: Tel.-Nr. / Phone Diese Willensbekundung stellt die Anzeige gem. Ziff. 2c der Versteigerungsbedingungen dar. This declaration corresponds with figure 2c of the conditions of sale.

Ort / Place Datum / Date Unterschrift / Signature