Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2009 Land, Kommunen

Im Blickpunkt: Die Gemeinde im Landkreis

Cornelia Schwarck

Für unsere Serie „Im Blickpunkt“ schauen wir Die Herbrechtinger sind im Schnitt 42,9 Jahre Dipl.-Ingenieurin Cornelia in diesem Beitrag in den Osten Baden-Württem- alt und gehören damit zum älteren Drittel des Schwarck ist Referentin im Referat „Landesinfor- bergs zur Stadt Herbrechtingen, deren Bevöl- Landkreises. ma tionssystem (LIS), Regionalstatistik, Zentrale kerung leicht zurückgeht, die aber eine posi- Informationsdienste und tive Entwicklung der Beschäftigten vorweisen Günstig entwickelte sich in den vergangenen Internetangebot“ des Statistischen Landesamtes kann. Diese und weitere Daten sind im Landes- Jahren die Zahl der sozialversicherungspflich- Baden-Württemberg. informationssystem Baden-Württemberg (LIS) tig Beschäftigten der Stadt. Zwischen 1998 und in der Regionaldatenbank auch unter www. 2008 gab es eine Zunahme von 15 % – und statistik-bw.de verfügbar. Damit lassen sich damit den höchsten Zuwachs aller Gemeinden für jede Gemeinde Baden-Würt tembergs inte- des Landkreises. Von den 4 521 Beschäftigten ressante Erkenntnisse zur Struktur und Ent- sind mit 57 % vergleichsweise viele im Produ- wicklung gewinnen. zierenden Gewerbe tätig. Knapp 29 % der Ar- beitsplätze entfallen auf den Wirtschaftsbereich Handel, Gast gewerbe und Verkehr. Dabei ver- Der heutige Verwaltungsraum Herbrechtingen lassen mehr Arbeitnehmer den Ort als zur Ar- entstand in den frühen 70er-Jahren im Zuge beit einpendeln – auf 100 Auspendler kommen der Gemeindereformen in Baden-Württemberg. 87 Einpendler. Seit 1974 hat die Gemeinde das Stadtrecht. Idyllisch gelegen, direkt am Naturschutzgebiet Auch der kommunale Haushalt stellt sich im Eselsburger Tal mit den sagenumwobenen Vergleich zu den anderen Gemeinden des Steinernen Jungfrauen, gehört das Gebiet um Herbrechtingen zu den seltenen Regionen, deren Besiedlung sich nahezu durchgehend bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen lässt. Der S Lage der Stadt Herbrechtingen Großteil des 5 863 ha umfassenden Gemeinde- gebietes wird landwirtschaftlich genutzt (45 %), etwa 40 % sind bewaldet und 14 % entfallen auf die Siedlungs- und Verkehrsflächen.

Die Stadt Herbrechtingen ist mit rund 13 100 Einwohnern die drittgrößte Gemeinde des Landkreises Heidenheim (Region Ostwürttem- berg). Neben den Gemeinden Nattheim und gehört Herbrechtingen zu den Ge- meinden im Landkreis, deren Bevölkerung bis 2002 zugenommen hat. Die Zunahme beruhte auf den Wanderungen, denn auch zwischen 1997 und 2007 gewann Herbrechtingen mehr

Einwohner durch Zuzüge hinzu als fortzogen Herbrechtingen – im Saldo 7 Personen je 1 000 Einwohner. Aller dings starben bereits mehr Menschen als Bayern geboren wurden. In den letzten Jahren konnte der Wanderungssaldo das Geburtendefizit nicht mehr ausgleichen. So ging die Bevölkerung insgesamt, nachdem sie um die Jahrtausend- wende einen Höchstwert erreichte, leicht zu- rück. Nach den derzeitigen Vorausrechnungen des Statistischen Landesamtes wird die Ein- wohnerzahl in Herbrechtingen weiter abneh- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 00-61-09-004 Landesinformatinssystem © Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH men und bis zum Jahr 2025 voraussichtlich Karte erstellt mit RegioGraph den Stand von rund 12 800 Einwohnern haben.

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Ausgewählte Daten zur Stadt Herbrechtingen im Vergleich zum Landkreis Heidenheim T und zu Baden-Württemberg

Stadt Landkreis Merkmal/Indikator Einheit Herbrech- Land Heidenheim tingen

Fläche Fläche insgesamt 2008 ha 5 863 62 712 3 575 144 Siedlungs- und Verkehrsfläche 2008 % 14,0 12,4 14,0 Waldfläche 2008 % 40,2 43,0 38,3 Landwirtschaftsfläche 2008 % 44,5 43,5 45,9

Bevölkerung Bevölkerung am 31. Dezember 2008 Anzahl 13 106 132 773 10 749 506 Ausländeranteil am 31. Dezember 2008 % 9,2 9,9 11,8 Durchschnittsalter Ende 2007 Jahre 42,9 42,9 42,0 Geburtenüberschuss/-defizit je 1 000 Einwohner 1997 bis 2007 Anzahl – 4,5 – 5,2 6,7 Wanderungssaldo je 1 000 Einwohner 1997 bis 2007 Anzahl 7,1 – 26,4 28,8 Bevölkerungsdichte am 31. Dezember 2008 Einwohner/km² 224 212 301

Bildung Übergänge auf Hauptschulen 2008/09 % 27,9 27,1 25,1 Übergänge auf Realschulen 2008/09 % 24,8 29,8 34,0 Übergänge auf Gymnasien 2008/09 % 47,3 41,9 39,7

Beschäftigte am Arbeitsort Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je 1 000 Einwohner 2008 Anzahl 345 349 362 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe 2008 % 56,7 51,7 39,1 Beschäftigte im Handel, Gastgewerbe und Verkehr 2008 % 28,5 16,8 20,4 Beschäftigte im sonstigen Dienstleistungsbereich 2008 % 14,4 31,2 40,1 Auf 100 Auspendler kamen … Einpendler 2007 Anzahl 87 98 106

Verkehr Pkw je 1 000 Einwohner 2008 Anzahl 544 527 524 Pkw-Anteil am Kfz-Bestand 2008 % 81,3 82,8 82,6

Tourismus Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2008 Anzahl 1 133 1 330 4 057 Übernachtungen von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2008 Anzahl 70 252 716

Kaufkraft Kaufkraft je Einwohner 2005 EUR 17 369 15 414 16 041 Kaufkraft je Einwohner 2005 – Verhältnis zum Landesdurchschnitt Land := 100 108 96 100

Wohnen Anteil Einfamilienhäuser an Wohngebäuden 2008 % 63,6 65,4 58,2 Wohnfläche je Einwohner 2008 m² 44 44 42

Wasserwirtschaft Trinkwasserverbrauch je Einwohner 2007 Liter/Tag 106 109 116 Gesamtpreis für Trink- und Abwasser 2008 EUR/m³ 4,65 4,35 4,02

Gemeindefinanzen Steuerkraftmesszahl je Einwohner 2009 EUR 869 704 857 Steuerkraftsumme je Einwohner 2009 EUR 1 055 950 1 121 Schuldenstand (Kernhaushalt, Eigenbetriebe) je Einwohner 2008 EUR 262 1 010 864

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Krei ses günstig dar – lediglich die Gemeinde familienhäuser. Im Vergleich zu den anderen hat einen niedrigeren Schul- Gemeinden des Kreises ist dieser Anteil eher denstand. Hinsichtlich der Steuerkraftsumme gering. Zwischen 1998 und 2008 stieg die An- steht d ie Stadt Herbrechtingen unter den 11 zahl der Wohnungen um 8 % und erreichte Gemein den des Kreises mit 1 055 Euro je Ein- einen Bestand von gut 6 000 Wohnungen. wohner an 2. Stelle. Weitere Auskünfte erteilt Mit knapp 64 % sind die meisten der rund Cornelia Schwarck, Telefon 0711/641-28 32, 3 500 Wohngebäude in Herbrechtingen Ein- [email protected]

kurz notiert ...

Staatsrätin Dr. Claudia Hübner: Informationssystem für die Analyse des demo- „Demografie-Spiegel“ voller Erfolg grafischen Wandels an, betonte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes. Dr. Brenner: „Das Informationsangebot ‘Demo grafie-Spiegel’ „Die Rückmeldungen auf unsere Umfrage bei erweist sich als voller Erfolg: Seit der Freischal- den Nutzergruppen – insbesondere den Gemein- tung wurden bis Ende Juni 2009 über 182 000 den – zeigen uns, dass wir mit unserem Ange- Seitenabrufe der entsprechenden Internetseiten bot sehr genau auf die jeweilige kommunale gezählt. Die große Resonanz auf dieses Ange- Situation und die spezifischen Anforderungen bot zeigt, dass die Landesregierung mit dem Baden-Württembergs eingehen. Der ‘Demo- politischen Schwerpunkt Demografie richtig grafie-Spiegel’ ist übersichtlich, leicht verständ- liegt und mit dem ‘Demografie-Spiegel’ eine lich und benutzerfreundlich.“ Im Durchschnitt Marktlücke schließt“ . Dies sagten die Staatsrätin seien die Nutzer mit dem Gesamt-Ang ebot für Demographischen Wandel und für Senioren, „Demografie-Spiegel“ zufrieden (Note 2, von Dr. Claudia Hübner, und die Präsidentin des 1 = sehr zufrieden bis 6 = unzufrieden). Beson- Statistischen Landesamts, Dr. Carmina Brenner, ders gut schnitten das Demografische Profil und am 15. Juli 2009 in Stutt gart im Rahmen einer hierbei die Grafiken ab. Aber auch die Darstel- ersten Bilanz. Der im Mai 2008 vorgestellte lung der Themen anhand von Indikatoren „Demografie-Spiegel“ soll Entschei dungs trä- würde als interessant und sinnvoll beurteilt. gern vor Ort helfen, wichtige demogra fische Entwicklungen schnell und umfassend einschät- Der „Demografie-Spiegel“ umfasse zwei Be- zen zu können. Das Angebot richtet sich an reiche – das Demografische Profil jeder Ge- Gemeinden und Städte sowie an interessierte meinde im Land und die Themenfelder. Das Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft. Demografische Profil biete umfangreiche Daten zur Bevölkerung der Gemeinde: den Bestand, Zum Start des Online-Angebots seien die Abruf- die Altersstruktur, die Wanderungsbewegungen, zahlen aufgrund des Neuigkeitswerts erwartungs- die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung, gemäß sehr hoch gewesen. Im Jahresverlauf hät- die Anzahl der Geburten sowie Zahlen zu den ten sich die Zugriffe auf den „Demografie-Spiegel“ Verstorbenen. Dieser Bereich werde besonders bei etwa 8 000 je Monat eingependelt, das seien intensiv genutzt. Die spezielleren Themenfelder, ca. 270 Aufrufe pro Tag, erklärte Dr. Brenner. die ausgewählte Indikatoren darstellten, neh- men ein geringeres Gewicht ein. Betrachte man Staatsrätin Dr. Hübner: „Gerade die kontinuier- die Seitenabrufe des Demografischen Profils lich stabile Nutzung auch über den Anfangser- und des Thementeils, so nehme der erste Be- folg hinaus zeigt, wie sinnvoll dieses Instrument reich 85 % der Seitenabrufe ein. ist. Die Abrufzahlen bedeuten, dass der „Demo- grafie-Spiegel“ seit seiner Freischaltung durch- schnittlich etwa alle 3 Minuten in Anspruch ge- nommen wurde. Oder anders gerechnet: Jede Kommune im Land greift heute etwa 7 Mal im Monat auf die entsprechenden Internetseiten zu“ .

Baden-Württemberg biete mit dem im Auftrag der Staatsrätin vom Statistischen Landesamt und dem Staatsministerium sowie Gemeinde- und Städtetag entwickelten „Demografie-Spie- gel“ deutschlandweit als erstes und einziges Datenquelle: Bundesland den Kommunen ein umfassendes Staatsministerium Baden-Württemberg

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