ARMINIA BIELEFELD – 90 Minuten Stur, Hartnäckig, Kämpferisch
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WILHELM ACHELPÖHLER JAN-HENDRIK GROTEVENT ARMINIA BIELEFELD – 90 Minuten Stur, Hartnäckig, Kämpferisch 90 und mehr besondere und magische Momente von und mit dem DSC Arminia Bielefeld – festgehalten in ARMINIA BIELEFELD tollen Fotos und kurzen Texten! Minute für Minute wird zurückgeblickt: auf legendäre Pokalspiele, spannende Derbys, tragische Niederlagen oder emotionale Last-Minute-Siege. ARMINIA BIELEFELD ARMINIA Ein bunter Mix aus blau-weiß-schwarzen Geschichten und vielen Bildern. Wer den Deutschen Sportclub liebt, liebt auch dieses Buch! 90 Minuten ISBN 978-3-7307-0462-2 VERLAG DIE WERKSTATT Die Autoren Wilhelm Achelpöhler (Jahrgang 1961) arbeitet als Anwalt in Münster und ist leidenschaftlicher Armine. Sein erstes Auswärtsspiel erlebte er am 11. Juni 1977 als 15-Jähriger im Frankfurter Waldstadion: die 0:2-Niederlage im Entschei- dungsspiel um den Aufstieg in die Bundesliga gegen 1860 München. Seither kann ihn in Sachen Arminia nichts mehr erschüttern. Er ist Mitglied Foto: Emmerich Foto: des Arminen-Fanklubs „Wiedertäufer Münster“. Jan-Hendrik Grotevent (Jahrgang 1975) lebt in Bielefeld und leitet die Öffentlichkeitsarbeit des Regionalverbands Ostwest- falen der Johanniter-Unfall-Hilfe. Seit einem ersten Almbesuch im Dezember 1986 hat Arminia ihn gefangen genommen – oder umgekehrt. Er schrieb für die online-Portale fankultur.com und westline.de sowie für das Update-Magazin. Seit 2018 ist er ehrenamtlich Redaktionsleiter für das Magazin „Supporter“ der Fan-und Förderabteilung von Arminia Bielefeld. Als „Rundum- beobachter“ bloggt er außerdem regelmäßig zu Spielen und zur Fankultur rund um die Männer- und Frauenmannschaft des DSC. Immer reflektiert, gerne augenzwinkernd. ARMINIA BIELEFELD Bildnachweis Imago Images: 4, 10, 13, 19, 20, 21, 23, 24, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 35, 37, 39, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 51, 53, 54, 59, 62, 64, 65, 72, 75, 77, 79, 80, 81, 82, 84, 87, 88, 91, 95, 96 (2), 97, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 107, 111, 113, 115, 116, 119, 121, 123, 124, 125, 127, 129, 131, 133, 135, 138, 142 Oliver Hugo: 2, 68, 136 Wolfgang Rudolf (NW): 55, 56, 57, 61, 63, 83, 98 Sammlung Verlag Die Werkstatt: 48, 52, 93, 108, 122 Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Copyright © 2020 Verlag Die Werkstatt GmbH Siekerwall 21, 33602 Bielefeld www.werkstatt-verlag.de Alle Rechte vorbehalten Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, Göttingen Druck und Bindung: Graphisches Centrum Cuno, Calbe ISBN 978-3-7307-0462-2 WILHELM ACHELPÖHLER & JAN-HENDRIK GROTEVENT 90 Minuten ARMINIA BIELEFELD VERLAG DIE WERKSTATT VOR WORT „Die Chronik von Arminia verzeichnet mehr Höhepunkte als Casanova in seinem ach so amourösen Leben,“ schrieb Udo Muras 2015 vor dem Halbfinale im DFB-Pokal in der „Welt“. Arminia Bielefeld traf als Drittligist auf den Bundesligisten VfL Wolfsburg. Das Spiel wurde zu einem weiteren Höhepunkt in der Arminia Geschichte – obwohl die Blauen mit 0:4 verloren. Oder nehmen wir das Frühjahr 2020. Eine der spielstärksten und er- folgreichsten Mannschaften der jüngeren Klubgeschichte marschiert souverän in Richtung Rückkehr in die Bundesliga. Nichts scheint Arminia mehr aufhalten zu können. Nichts. Dann kommt Corona, und der Fußball steht weltweit still. Als Arminia-Fan mag man wahr- haftig schicksalsgläubig sein. 115 Jahre schwarzweißblaue Vereinsgeschichte mit all ihren Höhe- wie Tiefpunkten sind ähnlich abwechslungsreich wie 90 Minuten Fußball. Zumindest bei der Arminia. Der Klub aus der ostwestfälischen Leineweberstadt schwankt eben gerne zwischen himmel- hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Gerade das macht Arminia Bielefeld so menschlich und liebenswert. Und ist der Grund, dass der „Sportclub der Ostwestfalen“ eine so große und treue Anhängerschaft in Bielefeld und darüber hinaus hat. Nicht umsonst heißt es stolz und kraftvoll: „Wir sind Ostwestfalen“! Und diese Geschichte soll nun in 90 Minuten plus Nachspielzeiten erzählt werden. Zum Jubeln, Erinnern und vielleicht auch Stöhnen über diese einzigartige Verbindung zwischen Fußballklub und Schicksal. KABINEN- ANSPRACHE Alles geben in den 90 Minuten „Okay, Männer, zuhören! 25.000 sind da draußen und warten darauf, dass ihr gleich explo- diert. Fünfundzwanzigtausend! Die beten zu Gott, dass ihr gleich Gas gebt, dass Ihr ein Feuerwerk abfackelt. Aber ein Punkt ist mir noch viel, viel wichtiger, Männer! Wenn ihr nach Hause geht, könnt ihr den ganzen Müll bei euern Frauen, bei euern Kindern, bei euern Freundinnen abladen. Alles, alles, was hier passiert, könnt ihr zu Hause abladen. Und die sind immer für euch da, immer, immer, jeden Tag sind die zu Hause. Und heute sind sie auf der Tribüne und beten genauso zu Gott wie die andern auch, dass hier heute ein Feuerwerk abfackelt, und deswegen ist Katrin [Meyer, Teammanagerin] drin und nimmt das mit Video auf. Weil sie das jetzt gleich, vorm Spiel, euern Frauen schickt. Und ihr müsst mir jetzt ein Versprechen hier leisten, ableisten, dass ihr für eure Familie alles gebt! Alles gebt, in den neunzig Minuten! Für eure Familie, für eure Kinder werdet ihr jetzt da draußen ackern, vom Anfang bis zum Ende. Und wir werden das Spiel gewinnen. Versprecht ihr mir das!?“ „JAAAAAAAAAAAAAAA!“ „Auf geht’s, Männer! Und jetzt aber starten! Auf geht’s!“ 12 14. MAI 2017 ::: 2. BUNDESLIGA, ARMINIA – EINTRACHT BRAUNSCHWEIG 6:0 (2:0) ERSTE HALB ZEIT 1. NOVEMBER 1925 ::: MINUTE BEZIRKSKLASSE WESTFALEN, PREUSSEN MÜNSTER – ARMINIA 0:5 0 Rundfunkpioniere Dr. Bernhard Ernst hat alles genau geplant. Aus einem Hockeytor hat Bernhard Ernst, nach dem in Münster eine Straße benannt ist, ist er sich eine Reporterkabine gebastelt. Darin hat er das Mikrophon auf- der Mann, der zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fußballs gehängt und fixiert. Das technische Wunderwerk soll die Atmosphäre ein Spiel in voller Länge live übertragen hat. Viele Zuhörer wird das des Stadions an der Hammer Straße in Münster ebenso einfangen wie Spiel übrigens nicht gehabt haben. Im Jahre 1925 gibt es etwa 6.000 die Worte seiner Reportage. Allerdings darf es nicht frei schwingen, das Radioempfänger in ganz Deutschland. Doch mit der Rundfunkübertra- hätte zu viele Störgeräusche gegeben. Drei Kilometer Kabel hat er extra gung eines Arminia-Spiels begann der Siegeszug der Radioberichter- verlegen lassen, vom Preußenstadion bis zur Rundfunkzentrale in der stattung. Schon ein halbes Jahr später haben, Schätzungen zufolge, Innenstadt. Außerdem ist er per Telefon mit dem Funkhaus verbunden. über 400.000 Zuhörer das Finale um die Deutsche Meisterschaft am Ein Test vor dem Spiel zeigt: Alles funktioniert. Radio mitverfolgt. Heute sind es etwa acht Millionen Menschen, die je- Das Spiel wird angepfiffen. Bernhard Ernst holt Luft und will die den Samstag bei der berühmten Schlusskonferenz des WDR mitfiebern. Zuschauer begrüßen, „mit einem sehr merkwürdigen Gefühl“, so erin- Und: Ein würdigeres Spiel als Münster gegen Bielefeld kann es für nert er sich später, „und mit aus technischen Gründen gebotener, un- diese Pioniertat nicht geben. Schon gar nicht bei diesem Ergebnis. gewohnter Stimmstärke“… doch es ist nur Knarzen und Rauschen zu hören. Was war passiert? Etwas, dass sich zu einem Klassiker in der Fußballberichterstattung entwickeln sollte. Ein Techniker hat das Ka- bel im Funkhaus kurzerhand gezogen. Im Stadion wird improvisiert. Dr. Ernst kriegt den Telefonhörer in die Hand, der zur Verständigung mit der Zentrale dienen sollte. Der 5:0-Sieg des 1. BFC Arminia in Münster kommt über Telefon, in voller Länge. Dass ausgerechnet ein Spiel übertragen wurde, das wahrscheinlich alle Arminen als „ihr“ Derby ansehen, ist mehr oder weniger zufällig. Rheinland und Ruhrgebiet sind 1925 von alliierten Truppen besetzt, Ra- diosender sind dort verboten. So wird Münster Standort der „Westdeut- schen Funkstunde AG“, der Vorläuferin des WDR. Der 1899 geborene Bernhard Ernst ist seit 1920 Sportjournalist. 1925 schließt er sich der Westdeutschen Funkstunde an. Als Sportreporter und Fußballfan wagt er sich an die Pioniertat, ein Fußballspiel in voller Länge zu übertragen. Später wechselt er zum Fernsehen und kommentiert als TV-Reporter das Endspiel der Weltmeisterschaft 1954, das „Wunder von Bern“. Und ausgerechnet hier wird dann die Radioreportage von Herbert Zimmer- mann Legendenstatus erhalten. 16 19. APRIL 1988 ::: 2. BUNDESLIGA, SG WATTENSCHEID 09 – ARMINIA 2:1 (2:0) MINUTE 1 Elfmeter zum Anpfiff Vier Trainer hatten für Arminia in der Saison 1987/88 schon an der sich beim Elfmeter regelrecht blind verhalten, so etwas hatte ich bei Seitenlinie gestanden: Auf Fritz Fuchs (sieben Spiele) folgte Siegfried einem Profi nicht erwartet“ abkanzeln. Ein goldenes Händchen beweist Kuntze (Begegnung in Meppen), dann Joachim Krug (19 Spiele) und er bei seiner Auswechselung freilich nicht. Denn der eingewechselte schließlich Hannes Scholz (Spiel in Stuttgart). Trotzdem steht Arminia Andreas Golombek lässt keine zwei Minuten später seinen Gegenspieler hinter Solingen, Bayreuth und Ulm auf dem letzten Tabellenplatz der Ralf Lewe aus den Augen, woraufhin jener Srdjan Janokovic für das 2:0 2. Bundesliga. auflegen kann. Für die letzten zehn Spiele holt man einen fünften Mann: den Nach der Halbzeitpause spielt das Tabellenschlusslicht wie ausge- 29-jährigen Ernst Middendorp. Sechs Jahre hat Middendorp an der Bie- wechselt. Norbert Eilenfeldt trifft in der 59. Minute erstmals