Unser Seekirchen - Aus Vergangenen Tagen
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Unser Seekirchen - Aus vergangenen Tagen www.seekirchen.at Zusammenlegung Markt- und Landgemeinde Zusammengestellt von: Leopold Ramminger 10.07.2017 Aktualisiert am: 10.07.2017 09:28 Dieser Beitrag beschreibt die Zusammenlegung der beiden Gemeinden Seekirchen Markt und Seekirchen Land. Er wurde leicht gekürzt. Der lange Weg zur Wiedervereinigung der Seekirchener Gemeinden Erinnerungen des Altbürgermeisters von Anton Moser Das provisorische Gemeindegesetz vom 17. März 1849 sah vor, daß in dem neuerrichteten Kronland Salzburg elf Marktgemeinden von ihrem Umland getrennt wurden. Mit den Wahlen zum Gemeinderat wurde 1850 die alte Pfarrgemeinde Seekirchen geteilt. Aus der Katastralgemeinde Burgfried entstand die Marktgemeinde und aus den Katastralgemeinden Seewalchen, Marschalln, Waldprechting und Mödlham die Landgemeinde Seekirchen. Obwohl von den elf betroffenen Marktgemeinden des Landes nur Seekirchen unter Bürgermeister Peter Leitsamer am 2. April 1850 gegen die Teilung Einspruch erhob, blieb die Trennung in Markt- und Land- gemeinde gerade in Seekirchen am längsten aufrecht. Bemühungen um eine Wiedervereinigung scheiterten in den Jahren 1911, 1935, 1938 und 1969. Bevor der lange und schwierige Weg zur Wiedervereinigung kurz skizziert wird, sollen anhand persönlicher Erinnerungen die Verhältnisse in den beiden Seekirchener Gemeinden vor etwa 65 Jahren dargestellt werden. Das Leben in Seekirchen vor 65 Jahren - Persönliche Erinnerungen Die Gemeindeverwaltungen hatten einst im Verhältnis zu heute sehr wenige Aufgaben. Über 100 Jahre war die Landgemeinde Seekirchen ohne eigenes Heim. Der Gemeindesekretär besorgte die Amtsgeschäfte in seinem Haus. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kaufte die Landgemeinde die Gschaidervilla, in der sich heute der Gendarmerieposten befindet. Als ich 1930 in die Volksschule kam, war Hans Winkler der Landgemeindesekretär. Man nannte ihn den »Gmoaschreiber« oder »Land-Hans«. Er hatte in seinem Haus, Faberstraße 1, eine kleine Kanzlei und war zugleich Geschäftsführer des hiesigen Geldinstituts (Salzburger Bauernkredit). Bei Durchsicht der Akten von beiden Gemeinden ergab sich wenig Aufregendes. Die Heimatrechtsbewilligungen benötigten öfters mehrere Sitzungen, denn mit diesem Recht war für die Gemeinde meistens eine finanzielle Verpflichtung verbunden. In der Landgemeinde war früher das wichtigste Anliegen die Straßenerhaltung, nach dem Zweiten Weltkrieg, bedingt durch den Abtransport der Milch, die Schneeräumung. Außerdem waren die Amtsorgane angewiesen, der Bevölkerung beim Ausfüllen von Formularen, bei Zählungen etc. zu helfen. Die Landgemeinde hatte um 1930 noch über 70% landwirtschaftliche Bevölkerung (heute ca. 5%). Nach der Viehzählung vom 3. Dezember 1950 gab es in der Landgemeinde 2500 Milchkühe und 750 Nutz- und Zuchttiere, zusammen 3250 Stück Vieh. Zum Vergleich die anderen Gemeinden um den Wallersee: Henndorf 1250, Neumarkt 1450 und Köstendorf 1350 Stück Vieh. Die Landgemeinde hatte eine gute Agrarstruktur. Die meisten Betriebe waren zwischen 15 und 25 ha groß, wobei der Ackerbau eine größere Rolle spielte als die Grünlandwirtschaft. Die Umstellung auf Monokultur, also nur Grünlandwirtschaft, kam erst später. Der Wald bzw. die Waldwirtschaft war im Verhältnis zu anderen Gemeinden von geringerer Bedeutung (15% der Katasterfläche). In Seekirchen gab es nur »Bauernwald«, der wohl für Haus und Hof heute noch sehr dienlich ist. Im Markt, bedingt durch alte Rechte, waren folgende Agenden zu bewältigen: Die Veranstaltungen, Kirchtage und Viehmärkte, die Trinkwasserversorgung, die Schule, das Leichenhaus. Bis 1938 hatte der Markt auch einen eigenen Nachtwächter. Haben sie einen Fehler gefunden? Schreiben sie uns unter: [email protected] 1 Ihre e-mail Adresse wird weder veröffentlicht noch weitergegeben. Unser Seekirchen - Aus vergangenen Tagen www.seekirchen.at Die Marktgemeinde mit nur 92 ha Fläche war die kleinste Gemeinde im Bundesland Salzburg. Dieser kleine Raum hatte durch die Verlandung des Wallersees viele zum Verbauen ungeeignete Feuchtwiesen. 1860 erfolgte eine weitere Erschwernis für die Entwicklung: die Kaiserin Elisabeth-Westbahn zerschnitt den Markt in zwei Teile. Somit ist es erklärlich, daß sich die Siedlungstätigkeit nur im Gebiet der Landgemeinde abspielte. Eine Ausnahme bildete im letzten Krieg die Errichtung der Moossiedlung. Im Markt kam es vereinzelt zu Bauten auf Grundstücken, die frei wurden, wenn Handwerker ihre Nebenerwerbs-Landwirtschaft aufgaben. Von großer Be- deutung war für beide Gemeinden die Gründung der Molkereien und Käsereien. Die Familie Woerle gründete vor 120 Jahren die erste Käserei. Später errichteten die Bauern auf genossenschaftlicher Basis in den verschiedenen Gebieten (»Riegaten«) Käsereien. In den Jahren 1930 bis 1938 wurden täglich über 60.000 Liter Milch aus Seekirchen nach Wien geliefert. Die Seeburg und Zell am Wallersee Dieses alte Schlößchen wurde von Matthias Bayrhammer, einem Bauernsohn aus Seekirchen, der in der Stadt Salzburg zu großem Ansehen und Vermögen gekommen war, Schloß Seeburg gegen Watzmann und Untersberg (Aquarell von Anton Moser, 1978) erworben. Im Jahr 1850 wurde aus dem einstigen Sommersitz des Grafen Nikolaus von Lodron die Bayrhammer'sche Armenstiftung. Mittellose Mägde und Knechte (Pfründner) aus Seekirchen erhielten hier gratis eine neue Heimat. Schon um die Jahrhundertwende und nach dem Ersten Weltkrieg gab es im Sommer auf dem Wallersee eine Motorschiffahrtslinie, die auch in Zell am Wallersee eine Station hatte. Ja, in Zell am Wallersee war einst eine berühmte Gewehrfabrik - die Zellergewehre! Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer hat sich sehr bemüht und kaufte um viel Geld für das Land zwei Zellergewehre an. Die Aufgaben des Fremdenverkehrs Der Fremdenverkehr hat im Markt nach dem Ersten Weltkrieg eingesetzt. Wichtig dafür wurde der Verschönerungsverein unter Schuldirektor Haslhofer als Obmann. Zum 100. Todestag von Franz Schubert wurde 1928 mit einem großen Fest die Schubertlinde im Dreieck zwischen Sparkasse, Oberbank und Kaufhaus Waggerl gepflanzt. Leider ist sie bis heute nicht mächtig geworden. Fast zur gleichen Zeit entstand an der Fischach das »Flußstrandbad«. Vorher gab es nur am Untermarktweiher eine bescheidene Badeanlage mit ein paar Umkleidekabinen. Dieser Weiher oder auch Teich ist als Auffangbecken bei der Fischachregulierung Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und verschlammte während des letzten Kriegs. Das Flußstrandbad wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus sänitäts-polizeilichen Gründen (ungeklärtes Wasser) gesperrt und abgetragen. Wiener waren es, die Ende der zwanziger Jahre zu uns auf »Sommerfrische« kamen. Hier möchte ich an einen der damaligen Sommerfrischler, Univ.-Prof. Egon Lendl, den ersten Rektor der wiedererrichteten Salzburger Universität, erinnern. Er kam durch viele Jahre nach Seekirchen und wohnte beim Krämer Flöckner (heute Trafik Wagner). 1945 flüchte Dr. Lendl mit seiner Familie vor den Russen aus Wien nach Seekirchen und wohnte auf engstem Raum beim Rauchfangkehrer Schmid. Während in Neumarkt und Henndorf neue Strandbäder entstanden, hatte man im Gemeindegebiet von Seekirchen nur in Zell am Wallersee eine Bademöglichkeit. Die Kirchtage in Zell sind mir heute noch in sehr lebendiger Erinnerung. Anfang der dreißiger Jahre wurden von Salzburg aus Badezüge nach Zell am Wallersee geführt — der schmale Weg von Seekirchen nach Zell war voll von Spaziergängern -, oben, im Wirtshaus, spielte der Rank Gundi mit der »Wanzenpresse« (Ziehharmonika) zum Tanz auf, und im Bad herrschte bei einem Schönheitswettbewerb lustiges Treiben. Haben sie einen Fehler gefunden? Schreiben sie uns unter: [email protected] 2 Ihre e-mail Adresse wird weder veröffentlicht noch weitergegeben. Unser Seekirchen - Aus vergangenen Tagen www.seekirchen.at In der Zwischenkriegszeit entstand hier eine Verbauung, die mit Hütten, Planken und Ferienhäusern den Blick auf den See und natürlich auch den Zugang unmöglich machte. Diese Verbauung und »Verhüttelung« wurde am gesamten Wallerseeufer fortgesetzt. Schuld an dieser Situation jener Zeit waren wohl die Weltwirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit. Der damalige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl wollte, so wie mit der Errichtung der Gaisberg- und der Großglockner-Hochalpenstraße oder später mit dem Kraftwerk Kaprun, auch um den Wallersee die Wirtschaft ankurbeln. Aber die Folgen hatte niemand bedacht. Mit der ersten Regional- planung, die in den sechziger Jahren stattfand, wollte ich unter Landeshauptmann DDr. Dipl.-Ing. Hans Lechner auch der »Verhüttelung« am Wallersee ein Ende machen. Ein Zielsetzungs- und Terminplan, der auf 30 Jahre ausgerichtet war, sollte die Verbauungen vom Seeufer abrücken. Leider ist dieser Vorschlag aber nicht realisiert worden. Wenn man vom Wallersee spricht, soll man Kaspar Moser (III.), den Bräu von Henndorf, nicht vergessen, den Onkel des berühmten Kammersängers Richard Mayr. Er hat die Motorschiffahrt auf dem Wallersee betrieben und die erste Badehütte am Wallersee errichtet. Bekannt war auch, daß er immer die Knechte zuerst ins Wasser gehen ließ, die mit Stöcken, Netzen und Kölnisch Wasser die Gelsen verjagen mußten - erst dann ging der Bräu selber ins Wasser! Preise und Löhne um 1930 Eine Semmel kostete 7 Groschen, ein halber Liter Bier 36 Groschen, und aus dem Burgenland kam öfters ein Weinhauer, der verkaufte den Liter Wein um 36 Groschen. Bier gab es auf dem Land nur vom Faß, es wurde mit Tonkrügen über die Straße geholt. Eine Kuh kostete am Viehmarkt durchschnittlich 500 Schilling. Ein Siedlungshaus beim »Grünen Wald« in Salzburg