Ausg. Nr. 131 • 2. Juni 2014 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Europa hat gewählt Am Abend des 25. Mai war die Wahl zum Europäischen Parlament abgeschlossen. In Österreich hat die ÖVP mit 27,0 % Platz eins gehalten, es folgen die SPÖ mit 24,1 %, die FPÖ mit 19,7 %, die Grünen mit 14,5 % und die NEOS mit 8,1 %. Das BZÖ verfehlte den Wiedereinzug, die Liste Martin war nicht mehr angetreten. Foto: Europäisches Parlament - Informationsbüro in Österreich / APA-Fotoservice Juhasz

Die SpitzenkandidatInnen im Europa-Haus in Wien (v.l.): Ulrike Lunacek (EU-Abgeordnete Die Grünen), Othmar Karas (EU-Abge- ordneter ÖVP), Harald Vilimsky (NR-Abgeordneter FPÖ), Angelika Mlinar (NR-Abgeordnete NEOS) und Eugen Freund (SPÖ)

ach der Europawahl 2014 wird das men sechs Europa-Abgeordnete, die mit Ab- der kleineren Mitgliedsstaaten relativ „bes- NEuropäische Parlament 751 Abgeord- stand meisten Europa-Abgeordneten kom- ser“ im EU-Parlament vertreten sind als die nete zählen – diese Zahl ist durch den Ver- men aus Deutschland, nämlich 96, dem Bevölkerungen der größeren. Dieses Prinzip trag von Lissabon festgelegt. Diese 751 Eu- bevölkerungsreichsten EU-Mitgliedsstaat. ist in einer parlamentarischen Demokratie ropa-Abgeordneten vertreten über 500 Mil- Österreich ist mit 18 Europa-Abgeordneten nichts Ungewöhnliches: Im deutschen Bun- lionen BürgerInnen aus 28 Staaten. Die Be- im EU-Parlament vertreten. desrat beispielsweise sind die kleineren völkerungsgröße der einzelnen Mitglieds- Es gilt bei der Sitzverteilung nach Län- Bundesländer auch „relativ besser“ vertreten staaten bestimmt die Anzahl der Abgeord- dern das Prinzip der „degressiven Proportio- als die größeren… neten; aus den „kleinsten“ EU-Staaten kom- nalität“. Das bedeutet, daß die Bevölkerung Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ¾

Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe befassen wir uns ausführlich mit dem Ergebnis der Wahl zum Europäischen Parlament, deren Ausgang – nicht nur in Österreich – vielfach von innenpolitischen Themen beeinflußt war. Nur rund ein Fünftel der befragten WählerInnen fühlt sich über die EU allgemein »gut informiert«. Solange wir in unseren Nachrichten- sendungen täglich minutiös über irgendwelche (bedauernswerte und zu verurteilende!) Anschläge irgendwo auf der Welt mehr erfahren als über Berichtenswertes aus den anderen 27 EU-Mitgliedsstaaten, Auslandsreise des Bundespräsidenten S 12 wird sich das wohl nicht wesentlich ändern… Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 131

Bundespräsident besuchte Österreichs Bundesländer lassen Albanien und Montenegro 12 Konjunkturschwäche hinter sich 87 Technologieministerin Bures Steigende Zuversicht im in Indonesien und Myanmar 15 Euro-Raum … 89 »Fest der Freude« am Heldenplatz S 26 Europa-Forum Wachau 2014 19 Wintersaison 2013/14 90 Europatag im Burgenland 22 Verbindung Ostbahn - Kaiser-Maximilian-Preis 2014 24 Flughafenschnellbahn 92 Fest der Freude 26 Bevölkerungszahl stieg 2013 94 Ausstellung »Die Gerechten.« 31 Schönbrunn: Neue Eisbärenwelt 95 Studiengruppe aus Toronto auf jüdischen Spuren 32 725 Jahre Stadt Radstadt 97 »Verdrängte Jahre« 33 Das älteste Hallenbad Wiens in Betrieb feiert 100. Geburtstag 97 Akrotiri auf Santorin 35 Wiener Wohnbau in Berlin 37 Spatenstich für die längste Hängeseilbrücke der Welt 98 »Plattform Kultur Mitteleuropa« 38 Trauer um Karlheinz Böhm S 99 ÖMV: Partnerschaft mit Venedig 39 Trauer um Karlheinz Böhm 99 Feel the taste auf 48 Stadt und Land Salzburg ehrten Helmut Mödlhammer 101 Weltbund-Tagung – Auslands- österreichertreffen 2014 49 Großes Goldes Ehrenzeichen Gedenken an den für Peter Rapp 102 Ersten Weltkrieg 51 Interreligiöse Dialogplattform 103 Soziale Militarisierung – Teil 5: Trialog-Forum in Graz 104 Von Prof. Christa Hämmerle. 53 45. Retzer Weinwoche 105 Medien und der Krieg 1914-1918 60 Quantentrio bleibt sich in Krieg. Trauma. Kunst. 61 der Ferne treu 106 Augustus und Karl der Große im KHM S 111 Propaganda und Wirklichkeit. 63 Das Licht braucht mehr Baß 107 Nationalrat beschließt Budget für 2014 und 2015 65 Weltkongreß Musiktherapie an der IMC FH Krems 108 Starke Regionen. Unsere Zukunft! Landeshauptleute-Konferenz 68 Geomagnetischer Teils des ------Conrad Observatoriums eröffnet 109 »Burgenland Journal« Augustus und Karl der Große Phasing Out-Programm 2007-2013 71 im Kunsthistorischen Museum 111 Der Süden ist auf der Überholspur 73 100 Meisterzeichnungen aus Gesamtverkehrsstrategie »Neu« 74 der Sammlung Leopold 114 Straßenbau in Eisenstadt 75 Körperbilder – Podobe telesa im Bergsomer Niederöstereich S 129 Oberwart: Buntes Programm Werner Berg Museum Bleiberg 118 zum Stadtjubiläum 76 Salzkammergut Festwochen Nestroys »Der Zerrissene« bei Gmunden 2014 121 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich den Schloß-Spielen in Kobersdorf 80 Das finstere Tal Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- 26. Internationale Haydntage 81 beim »Deutschen Filmpreis« 123 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Seefestspiele Mörbisch: Anatevka 83 Serie »Österreicher in Hollywood« torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli------von Rudolf Ulrich. Diesmal: die chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos auf der Seite 2: HBF / Peter Lechner; BKA / Andy Franz Fischler bei LH Kompatscher 84 Schauspielerin Lenore Aubert 127 Wenzel; Menschen für Menschen; KHM, Mostviertel Analyse der Folgen der Bergsommer Niederösterreich Tourismus / weinfranz.at Finanzmarktregulierung 85 startet in die dritte Saison 129

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 3 Die EU-Wahl 2014

Europa steckt noch mitten in der Bewälti- gung der schwersten Wirtschafts- und Fi- nanzkrise, vieles mußte in Frage gestellt wer- den. Die Europawahl war damit auch eine Wahl über den künftigen Kurs der Europäi- schen Union und somit die bislang wichtig- ste Europawahl überhaupt. Die Europawahl erlaubte WählerInnen darüber abzustimmen, wie die Europäische Union gestaltet werden soll und wie die wirt- schaftliche und politische Integration verlau- fen soll. Die Europawahl 2014 war zudem die erste Europawahl nach dem Inkrafttreten des Ver- trages von Lissabon. Dieser hat dem Euro- päischen Parlament deutlich mehr Macht und Einfluß gegeben, es bestimmt über Gesetze mit, die in allen 28 Mitgliedsstaaten gelten und entscheidet über alle internationalen Ab- Jean Claude Juncker mit Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkl (links im kommen sowie über den Haushalt der Euro- Hintergrund Österreichs EU-Kommissar Johannes Hahn) päischen Union mit. So ist das Europäische Parlament als einzig direkt gewählte Institu- tion der Europäischen Union der Dreh- und Angelpunkt für echte europäische Entschei- dungen. Die Europawahl 2014 wird zudem dar- über entscheiden, wer der Nachfolger von José Manuel Barroso als Präsident der Euro- päischen Kommission wird. Vor der Wahl hatten sechs Parteien KandidatInnen präsen- tiert. Die Parteispitzen hatten sich darauf ver- ständigt, daß aus jener Partei, die als Wahl- sieger hervorgehen würde, auch der neue Kommissionspräsident kommen würde:  Jean-Claude Juncker Christdemokraten (EVP)  Martin Schulz Sozialdemokraten (SPE)

 Guy Verhofstadt Foto: European Union, 2014 Liberale (ALDE, EDP) v.l.: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der belgische Premierminister Elio Di Rupo  Ska Keller und José Bové Grüne (EGP) Ausgabe war der Stand der Dinge so, daß es eine für die EU-Stimmung gefährliche Aus-  Alexis Tsipras breite Unterstützung für Jean-Claude Juncker wirkungen haben würde, es würde ein ein- Linke (EL) und gab. Das war in den vergangenen Tagen nicht deutiges Wahlversprechen gebrochen wer-  Peter Sunde und Amelia Andersdotter immer so, denn nach einer offenen Ableh- den.Die ohnehin eher dürftige Wahlbeteili- Piraten (PPEU) nung durch Großbritanniens Premiermini- gung würde bei einer nächsten EU-Wahl wohl ster David Cameron und Ungarns Minister- komplett wegbrechen. Der deutsche Philo- Die Staats- und Regierungschefs werden präsident Viktor Orban kam eine Menge soph und Vater der Frankfurter Schule Jür- zum ersten Mal den Ausgang der Europa- Sand ins europäische Getriebe; die Zustim- gen Habermas meinte in einem Interview mit wahl zu berücksichtigen haben, wenn sie den mung zum im Wahlkampf europaweit ange- der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ so- Kandidaten für dieses Amt bestimmen. Das kündigten Weg, daß erwartungsgemäß Jun- gar: „Wenn diese Runde (EU-Rat aus Staats- neugewählte Europäische Parlament wird cker oder Schulz auf Barroso folgen würden, und Regierungschefs, Anm.) wirklich eine über diesen Kandidaten mitentscheiden: „Es begann zu bröckeln, Deutschlands Bundes- andere Person als einen der beiden Spitzen- wählt den Präsidenten der Europäischen kanzlerin Angela Merkl gab bei einer Presse- kandidaten vorschlagen sollte, würde sie das Kommission“, so steht es wörtlich in Artikel konferenz zu verstehen, es würde keinen Au- europäische Projekt ins Herz treffen.“ Das 14 des Lissabon Vertrages. Die WählerInnen tomatismus geben, das widerspreche gelten- jüngste Geschehen in Brüssel bewertet er als hatten also erstmals einen Einfluß darauf, den EU-Vereinbarungen. Währenddessen einen weiteren Beweis dafür, daß „aus die- wer an die Spitze der nächsten EU-Kom- war europaweit in Medien zu sehen, zu hö- sem Kreis der Regierungschefs offensicht- mission kommt. Zu Redaktionsschluß dieser ren und zu lesen, daß diese Vorgangsweise lich kein einziger Politiker und keine einzige

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 4 Die EU-Wahl 2014

Politikerin bereit und in der Lage ist, sich aus den Routinen des täglichen Machtpokers Vorläufige Ergebnisse zu lösen, um sich einer Situation zu stellen, 28/05/2014 14:08 CEST die neue Antworten verlangt“. Die nächsten Wochen werden wohl noch einiges an spannenden Verhandlungen mit sich bringen. Denn Cameron und Orban sind ebenso intensiv auf der Suche nach Verbünde- ten gegen Juncker, wie sich andere, so auch Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) für den Kandidaten der Europäischen Volkspartei stark machen. Am 27. Mai erklär- te er, die Regierung habe im Ministerrat über das Ergebnis der Europawahlen und die nun anstehenden Schritte auf EU-Ebene beraten. „Die Wählerinnen und Wähler haben bei den Wahlen zum Europäischen Parlament ein klares Votum abgegeben. Daher sind wir uns in der Regierung darüber einig, daß Jean- Claude Juncker die Funktion des neuen Kom- missionspräsidenten übernehmen sollte. Was vor den Wahlen versprochen wurde, sollte auch nach den Wahlen gelten“, so Faymann. Auch der Spitzenkandidat der Sozialdemo- kraten, Martin Schulz, solle bei den anste- henden Verhandlungen eine Schlüsselrolle spielen. Der Kanzler wünsche sich eine klare und rasche Entscheidung auf EU-Ebene, so- wohl für die inhaltliche Ausrichtung als auch in Personalfragen. „Letztlich geht es darum, jene Personen für die zentralen EU-Positio- nen auszuwählen, die optimal und stark ver- treten, was wir in Europa dringend brau- chen.“ Offiziell sollen die Staats- und Regie- rungschefs in den kommenden Wochen den Kommissionspräsidenten ernennen. Der so nominierte Kandidat wird dann um die Un- terstützung der Abgeordneten kämpfen. Sie Grafik: Europäisches Parlament stimmen voraussichtlich während der Plenar- tagung vom 14. und 17. Juli über den Vor- Vorläufiges Wahlergebnis Barroso begrüßt solide Mehrheit schlag des Europäischen Rates ab. Um die Das endgültige Wahlergebnis steht der- für proeuropäische Kräfte Zustimmung des Parlaments zu erhalten, zeit noch nicht fest. Die Hochrechnungen EU-Kommissionspräsident José Manuel müssen mehr als die Hälfte der 751 Mitglie- vom 27. Mai (15:50 Uhr) sehen die EVP mit Barroso hat an die Verantwortung der Poli- der den Kandidaten wählen. 213 Mandaten vor S&D mit 190 Mandaten. tiker appelliert, die Europäische Union vor- ALDE kommt darin auf 64 Sitze, die Grünen anzubringen. Es gebe eine solide Mehrheit Neue Fraktionen im Europaparlament können mit 53 rechnen, EKR erreicht vor- proeuropäischer Kräfte im Europäischen Par- Auch auf der Tagesordnung: Wird es aussichtlich 46 Mandate, GUE 42 und EFD lament. Der Grundkonsens für Europa solle durch die Europawahl neue Parlamentsfrak- 38. nun stärker zur Geltung gebracht werden, tionen geben? Die Geschäftsordnung des Abgeordnete aus Parteien, die bisher im sagte Barroso. Den Bedenken derer, die aus Parlaments äußert sich dazu eindeutig. Eine Europaparlament fraktionslos waren, kön- Protest gewählt oder nicht abgestimmt ha- Fraktion muß aus mindestens 25 Abgeord- nen 41 Sitze für sich beanspruchen. Kandi- ben, werde am besten durch entschlossene neten aus sieben EU-Staaten bestehen. Vor- daten, die zum ersten Mal ins Europapar- politische Maßnahmen für Wachstum und aussichtlich werden sich die Fraktionen des lament gewählt wurden und keiner jener Beschäftigung begegnet – und durch eine Europäischen Parlaments noch vor der er- Parteien angehören, die bisher im Europapa- wirklich demokratische Debatte. sten Plenartagung am 1. Juli bilden. rlament vertreten sind, erhielten 64 Mandate. Barroso: „Die BürgerInnen in der Europäi- In der ersten Plenartagung wählt das Par- Die Ergebnisse werden laufend aktualisiert schen Union haben ihr demokratisches Recht lament dann einen neuen Präsidenten und und sind hier zu finden: ausgeübt und ihre Stimme in den Wahlen die Vizepräsidenten. http://www.ergebnisse-wahlen2014.eu/de/election-results-2014.html zum Europäischen Parlament zu Geltung ge-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 5 Die EU-Wahl 2014 bracht. Ich danke allen, die abgestimmt ha- ben. Die Ergebnisse unterscheiden sich deut- Die EU-Wahl in Österreich lich zwischen den Mitgliedsstaaten. Diese Unterschiede spiegeln eine Mischung aus einer pan-europäischen politischen Debatte mit spezifischen nationalen Themen in unse- rer Union. Alle politischen Akteure auf na- tionaler und europäischer Ebene müssen sich nun ihrer Verantwortung nach dieser Wahl bewußt sein. Bei der Beurteilung der Ergeb- nisse muß die Tatsache im Auge behalten werden, daß diese Wahl auf die größte finan- zielle, wirtschaftliche und soziale Krise in Jahrzehnten folgt. Es ist äußerst wichtig, daß

die politischen Kräfte in der Europäischen Foto: Europäisches Parlament - Informationsbüro in Österreich / APA- Fotoservice / Juhasz Union, die die gemeinsame Krisenaktion Es gab auch eine Gesprächsrunde mit den Klubobleuten jener Parteien, die den entworfen und unterstützt haben, insbeson- (Wieder)Einzug ins Europäische Parlament geschafft haben. Im Bild v.l.: Matthias Strolz (NEOS), Reinhold Lopatka (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Thomas dere die in der Europäischen Kommission Langpaul (ORF-Moderator), Eva Glawischnig (Grüne) und Andreas Schieder (SPÖ) vertretenen politischen Kräfte insgesamt wieder gewonnen haben.“ m Wahlabend, kurz nach Bekanntwer- Othmar Karas, ÖVP Die Ergebnisse würden zeigen, so Bar- Aden der ersten Hochrechnung, gab es Hans Bürger, Innenpolitikchef der ORF- roso, daß eine sehr solide und tragfähige auch die ersten kurzen Statements der Chefs/ Nachrichtensendung „Zeit im Bild“ und stell- Mehrheit im Europäischen Parlament mög- der Chefin jener Parteien, die sich über den vertretender TV-Chefredakteur der Informa- lich sei. „Diese politischen Kräfte sind sich (Wieder)Einzug ins Europäische Parlament tionssendungen des ORF, begann sein Ge- nicht über jedes einzelne Politikdetail einig, freuen können. ÖVP-Bundesparteiobmann spräch mit Othmar Karas, Spitzenkandidat aber sie haben ein Grundkonsens für Europa, Michael Spindelegger: „Das wird uns auch der ÖVP und Vizepräsident des EU-Parla- der jetzt umso stärker zur Geltung kommen helfen. Wir haben große Herausforderungen ments, mit der Frage, ob es ihn bzw. Funk- sollte. Es gibt eine solide Unterstützung für in Österreich vor uns und wir werden das ge- tionärInnen und WählerInnen nicht nach- eine Europäische Union, die vereint bleibt meinsam bewältigen. Und ich bin sehr dank- denklich stimme, daß er mit „OK“ plakatiert und offen und dabei stärker werden will. bar, daß Othmar Karas als unser Spitzen- hatte und das ÖVP-Logo nicht vorgekom- Daß wir Europäer zusammenstehen ist unab- kandidat der ,front runner‘ war.“ SPÖ- Bun- men sei. Und daß die ÖVP ein besseres Er- dingbar, damit Europa eine globale Ordnung desparteivorsitzender Werner Faymann: „Wir gebnis erreicht hätte, als bei der letzten Na- mitgestalten kann, in der wir unsere Werte haben gekämpft und ich möchte mich bei tionalratswahl. Karas meinte, man habe ge- und Interessen verteidigen. Dies ist der Mo- allen bedanken, bei unserem Spitzenkandida- meinsam gewonnen und man sehe sich in ment, um zusammen zu kommen und um ten Eugen Freund und bei den vielen Mitar- einer geänderten Situation: „Wir haben hier den Weg der Union nach vorne zu definie- beiterInnen, bei den vielen Menschen – Eugen eine Kombination von Politik, von Europa- ren. Die Bedenken derer, die aus Protest Freund ist der richtige Spitzenkandidat ge- Politik und Personen und ich habe immer ge- gewählt oder nicht abgestimmt haben, wer- wesen.“ FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz- sagt, ich wahlkämpfe wie ich arbeite, näm- den am besten aufgenommen durch entschlos- Christian Strache: „Die SPÖ erlebte heute lich sachorientiert, die Gemeinschaft stär- sene politische Maßnahmen für Wachstum eine historische Stagnation, während die ÖVP und Beschäftigung – und durch eine wirklich trotz Platz 1 unzählige Stimmen verloren hat.“ demokratische Debatte.“ Er bedauerte, daß viele EU-kritische Men- Er sei zuversichtlich, daß die überwälti- schen nicht zur Wahl gegangen sind. Eva gende Mehrheit der nun gewählten Mitglie- Glawischnig, Bundessprecherin der Grünen: der des Europäischen Parlaments dieser Her- „Es ist ein wunderschöner Auftrag jetzt auch ausforderung gerecht werden und diese ein- für das Europaparlament für unsere Kernan- malige Gelegenheit nutzen würden, greifba- liegen, also Umweltschutz, Klimaschutz, für re Vorteile für die europäischen Bürger zu eine menschenwürdige Asylpolitik.“ Matthias liefern. „Es ist nun von entscheidender Be- Strolz, Parteivorsitzender der NEOS: „Wir deutung, ein klares Verständnis über die po- haben unser Wahlziel nicht erreicht. Wir litischen Schwerpunkte für den nächsten wollten zweistellig werden und zwei Manda- politischen Zyklus zu haben. So kann ein ver- te erreichen – das haben wir nicht erreicht, tragsgemäßer institutioneller Übergang bele- das gestehe ich ein.“ gen, daß die Union handlungsfähig ist. Ich Das ORF-Fernsehen übertrug im Haupt- erwarte, daß die Ergebnisse dieser Wahl in abendprogramm eine Gesprächsrunde mit allen Entscheidungen, die von den europäi- den SpitzenkandidatInnen von fünf zur EU-

schen Institutionen getroffen werden, insbe- Wahl angetretenen Parteien aus dem Haus Foto: ÖVP sondere dem Europäischen Rat und dem Eu- der Europäischen Kommission im 1. Wiener Othmar Karas, ropäischen Parlament, respektiert werden.“ Gemeindebezirk. Spitzenkandidat der ÖVP

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– im Nachhinein gesehen – einen erfahrene- „eigentlich permanent danebenliegen“. Da- ren Kandidaten gewählt hätte. „Ich habe mir her nehme man die Zahlen heran, um sie zu das Ergebnis in Sankt Kanzian am Klopei- vergleichen. „Von 12,7 auf knapp 20 Pro- nersee angeschaut, dort wo ich aufgewach- zent, und damit freue ich mich narrisch und sen bin, dort, wo mich die Leute wirklich wir sind die Sieger dieses Abends.“ kennen, und dort habe ich 44 Prozent be- Die Frage von Hans Bürger, ob „Kollege kommen, oder die SPÖ hat dort 44 Prozent Mölzer“ mehr geschafft hätte, meinte Vi- bekommen, und das sind 16 Prozentpunkte limsky, dies sei eine rein theoretische Was- mehr als bei der letzten Wahl. So gesehen wäre-wenn-Frage. Er habe die Spitzenkan- glaube ich, doch ziemlich stolz darauf zu didatur mit 16 Prozent Ausgangslage über- sein, daß ein Polit-Neuling, der gegen lauter nommen, heute seien es rund 20. Ob der erfahrene Kandidatinnen und Kandidaten ins Kurs der FPÖ „etwas falsch gewesen“ sei, Rennen gegangen ist, doch ganz gut abge- wollte Hans Bürger wissen, nicht einmal ein schnitten habe.“ Und Freund Eugen sprach Drittel der ÖsterreicherInnen sei EU-kritisch. von einem großartigen Team, mit dem das „Überhaupt nicht. was möchte man mehr? „auch ganz stark gelaufen“ sei. „Und das Er- Wo findet man in Europa überhaupt Partei- gebnis, glaube ich, gibt uns recht.“ en, die ihre Mandatsstände verdoppeln, die Foto: SPÖ 75 Prozent in der Relation zulegen können.“ Eugen Freund, Harald Vilimsky, FPÖ Spitzenkandidat der SPÖ Harald Vilimsky, der Spitzenkandidat der Ulrike Lunacek, Grüne kend, auf andere Menschen zugehend, und FPÖ, war erst verhältnismäßig spät in den Dann wandte sich Hans Bürger an Ulrike mit diesem Prinzip haben wir gemeinsam Wahlkampf eingestiegen, hatte doch Vorgän- Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen, mit Erfolg gehabt.“ Es sei ein Wahlerfolg für der Frage, ob die Grünen bessere Europa- eine Europa-Politik, die das Gemeinsame und Politiker als seien als Österreich-Politiker, die Lösungen und die Sache in den Mittel- weil sie ein so gutes Ergebnis eingefahren hät- punkt stelle. Er freue sich „unglaublich“ über ten und bei der letzten Wahl doch etwas ent- dieses Wahlergebnis. Die ÖVP sei, ausge- täuscht gewesen waren, daß es nicht so viel hend von Umfragen, von Platz drei gestartet, wie erwartet geworden war. „Nein, wir ha- und er, Karas, habe immer diese Wahl ge- ben ja auch gegenüber dem Ergebnis der Na- winnen wollen: „Wir haben sie gewonnen und tionalratswahl zugelegt. Ich sehe dieses heu- Sie werden verstehen, daß sich alle, die mich tige Ergebnis als ein nachhaltiges Wachstum unterstützt haben, heute einmal nur freuen.“ auch gegenüber den Ergebnissen vom letz- Er selbst stelle keine Überlegungen an, ten Jahr, wir konnten auch bei den Landtags- EU-Kommissar zu werden. Die Österrei- wahlen zulegen“ und freue sich jetzt über cherInnen hätten Jean-Claude Juncker ein- dieses „wirklich fulminante Ergebnis.“ Es drucksvoll zum Kommissionspräsidenten sei das historisch beste Ergebnis. das die nominiert – es sei eine Europaparlaments- österreichischen Grünen auf Bundesebene je wahl und keine Kommissarswahl gewesen. gehabt hätten und sie wären auch „drauf und

Eugen Freund, SPÖ Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS Der zweite in der Runde war Eugen Harald Vilimsky Freund, Spitzenkandidat der SPÖ. Er war Spitzenkandidat der FPÖ über viele Jahre hindurch ORF-Journalist und ist als Quereinsteiger in die Politik gekom- ger Andreas Mölzer seine Kandidatur zurück- men. Hans Bürger wollte wissen, ob er den gezogen. In Umfragen zur EU-Wahl sei die Wechsel vom Moderatoren-Sessel zum Spit- FPÖ noch im Februar auf Platz eins gewe- zenkandidaten in die Politik nicht vielleicht sen, leitete Hans Bürger ein: „Jetzt ist es doch zu abrupt vorgenommer habe. Das glaube er nicht so groß geworden, nicht einmal ein nicht, sprach von einem „achtbaren Erfolg“. Zweier davor. Warum?“ Erstens sei das Es sei der SPÖ gelungen, den Abstand zur Ergebnis „fulminant“. „Wir sind die Wahl- ÖVP zu verringern, es sei erfreulich, daß ihn sieger des Abends, wir haben sieben Pro- die FunktionärInnen und WählerInnen der- zentpunkte in absoluten Zahlen zugelegt, in maßen unterstützt hätten. „Wir haben noch der Relation 75 Prozent an Steigerung, eine im Dezember hinter der FPÖ auf Platz drei Verdoppelung der Mandate und das Ergebnis gelegen, bei 20 Prozent, also wir haben jetzt kann man einfach nicht schlecht reden, das wirklich ordentlich zugelegt und darüber ist wundervoll.“ Man sei in einer Phase an-

freue ich mich auch“, so Freund. Wenn er gelangt, wo Umfragen es nicht mehr schaf- Foto: diegruenenoesterreich jetzt der Chef der SPÖ in Österreich wäre, fen würden, real abzubilden, wie die Stim- Ulrike Lunacek wollte Hans Bürger wissen, ob er dann einen mung in der Bevölkerung tatsächlich sei und Spitenkandidatin der Grünen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 7 Die EU-Wahl 2014

dran wieder einmal die besten europäischen Stolperer gewesen seien, „die Ihnen in den Grünen zu werden“, was sie besonders freue. letzten Wochen Aufwind verschafft haben?“, „Es ist eine so große Freude, daß wir wirk- so Hans Bürger. „Also ich denke, da ist schon lich diesen Auftrag haben, jetzt mit den viel dran, daß wir es selber geschafft haben. Themen, die wir auch im Wahlkampf thema- Wir sind wohl die einzigen, die wirklich einen tisiert haben, ein stärkeres, ökologischeres, inhaltlichen Wahlkampf geführt haben.“ sozial gerechteres und menschenrechtlich stär- Man habe Dinge thematisiert, die vielen Ös- keres Europa zu bauen.“ Das sei der Auftrag, terreicherInnen und EuropäerInnen unter den den sie mitnehme mit jetzt insgesamt drei Nägeln brennen würden wie das Ansinnen, Grünen im Europa-Parlament. Umweltstandards, soziale Standards zu sen- ken, zum Beispiel im Rahmen dieses EU- Angelika Mlinar, NEOS USA-Freihandelsabkommens, und auch die Als fünfte in der Runde kam Angelika Menschenrechtssituation, was vor Lampedu- Mlinar zu Wort. Sie ist Spitzenkandidatin sa passiere. Und daß „Banken gerettet wer- der NEOS, die im Herbst vergangenen Jah- den mußten oder sollten und die Steuer- res erstmals zur Nationalratswahl und jetzt zahlerinnen und Steuerzahler dafür zahlen zur EU-Wahl angetreten waren. Ob die sollen“. Man habe diese Dinge thematisiert

NEOS das Ergebnis – der Einzug ins Euro- Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS und sei überzeugt, daß das ganz viel ge- paparlament mit einen Mandat – aus eigener Angelika Mlinar bracht habe. Und das habe die 8,1 Prozent, Kraft geschafft hätten oder ob es einige Spitzenkandidatin der NEOS gebracht, was „wirklich großartig“ sei. Das österreichische EU-Wahlergebnis Grafik: Bundesministerium für Inneres

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 8 Die EU-Wahl 2014 Die SORA Wahlanalyse

Das SORA Institute for Social Research and Consulting analysierte die Wahl auf Ba- sis der Daten der Wählerstromanalyse sowie der ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung un- ter 1217 Wahlberechtigten (darunter 953 de- klarierte WählerInnen). Die Stimmung im Land vor der EU-Wahl 2014 war durchwachsen: Jeweils rund drei von zehn Befragten gaben an, mit der EU ein Gefühl von Zuversicht, Sorge oder Ärger zu verbinden. Als gleichgültig im Hinblick auf die EU bezeichneten sich nur 13 %, darunter überdurchschnittlich viele NichtwählerInnen bei dieser Wahl. Die Hälfte der Bevölkerung (50 %) sieht in Österreichs EU-Mitglied- schaft „eine gute Sache“. Rund ein Viertel sieht darin „eine schlechte Sache“, ebenso viele stimmen weder der einen noch der anderen Position zu.

Wichtigste Themen im Wahlkampf Die bedeutendsten Themen in der Wahl- auseinandersetzung waren für die Österrei- cherInnen Zuwanderung und Integration in Europa, die Bekämpfung der Arbeitslosig- keit, Sicherheit und Kriminalität sowie der Erhalt von Sozialleistungen. Jeweils über 70 % der Befragten gaben an, über diese Themen „eher häufig“ diskutiert zu haben.

Wer hat wen gewählt? Ausgeprägt ist bei dieser Wahl die unter- schiedliche Parteipräferenz von Männern und Frauen: Überdurchschnittlich von Män- nern wurden ÖVP und FPÖ gewählt, von Frauen hingegen SPÖ und Grüne. Stärkste Grafik: Bundesministerium für Inneres Grafik: Bundesministerium für Inneres Partei unter Männern wurde die ÖVP (30 %), Zahl der ausgestellten Wahlkarten unter Frauen die SPÖ (28 %). Nur einen geringen Gender Gap weisen die NEOS auf. Die neun Landeswahlbehörden haben der Bundeswahlbehörde am 23. Mai 2014 die Zahl der ausgestellten Wahlkarten für die Europawahl 2014 übermittelt. Die Zahlen gliedern sich wie Stärkste Partei in der Gruppe der bis folgt (in Klammer steht jeweils die Zahl der ausgestellten Wahlkarten für die Europawahl 2009): 29jährigen wurden mit 26 % die Grünen vor FPÖ und SPÖ. Überdurchschnittlich jung sind auch die WählerInnen der NEOS. Unter den ab 60jährigen schnitten ÖVP und SPÖ überdurchschnittlich ab, wobei die ÖVP vor allem ältere Männer überzeugte (36 % in dieser Gruppe), die SPÖ hingegen ältere Frauen (40 % in dieser Gruppe)

Wahlmotive ÖVP mobilisiert EU-Befürworter mit überzeugendem Spitzenkandidaten Rund drei Viertel (77 %) der ÖVP-Wäh- lerInnen sind EU-BefürworterInnen, d.h. sie betrachten Österreichs Mitgliedschaft als „eine gute Sache“. Überzeugt haben die ÖVP-

WählerInnen bei dieser Wahl sowohl Spit- Quelle: Bundesministerium für Inneres

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 9 Die EU-Wahl 2014 zenkandidat Othmar Karas als auch die An- sind (jeweils rund sechs von zehn FPÖ- päischen und gebildeten Personen gewählt. sicht, daß die ÖVP am besten die Interessen WählerInnen). Mit Abstand stärkstes Wahlmotiv für die Österreichs in Europa vertrete (jeweils über Dieser Protest richtet sich aber auch NEOS war die Ansicht, diese sorgen für eine 80 % Zustimmung zu diesen Wahlmotiven). gegen die österreichische Innenpolitik: 62 % glaubhafte Erneuerung der Politik (82 % Inhaltlich fanden ÖVP-WählerInnen pri- der FPÖ-WählerInnen stimmen der Aussage Zustimmung). Inhaltlich konnten die NEOS mär die Konzepte der Partei zum Thema zu, daß es bei der EU-Wahl „vor allem dar- hingegen bei keinem Thema besonders Wirtschaftswachstum überzeugend. um geht, ein Zeichen gegen die österreichi- punkten – die höchste Zustimmung erhielten sche Innenpolitik zu setzen.“ sie von 46 % ihrer WählerInnen für ihre SPÖ überzeugt mit Konzepten Inhaltlich sind Zuwanderung und Integra- Konzepte im Bereich Wirtschaftswachstum. zu sozialem Europa tion sowie Sicherheit und Kriminalität die Für alle anderen Parteien sind aufgrund Die Einstellungen zur EU sind unter den zentralen Motive der FPÖ-WählerInnen für der geringen Gruppengrößen in der Wahl- SPÖ-WählerInnen durchwachsen: Rund sechs ihre Stimme. 75 % sprechen der Partei die tagsbefragung keine separaten Aussagen von zehn sehen in der Mitgliedschaft Öster- größte Glaubwürdigkeit zu, um Mißstände möglich. reichs eine gute Sache, 11 % eine schlechte in der EU zu kontrollieren. Sache und 28 % weder noch. Eine große Nichtwahl-Motive Mehrheit der SPÖ-WählerInnen äußert dabei Grün-WählerInnen weiblich, jung, Wie die Analyse der NichtwählerInnen Kritik an der politischen Richtung der EU: gebildet und pro-europäisch zeigt, sind diese im Vergleich zu WählerIn- Mehr als drei Viertel (77 %) stimmen der Die Wählerschaft der Grünen ist über- nen etwas häufiger EU-kritisch: ein Drittel se- Aussage zu, daß in der EU „soziale Anliegen durchschnittlich weiblich, jung, gebildet und hen in der Mitgliedschaft Österreichs „eine auf der Strecke bleiben.“ pro-europäisch. schlechte Sache“ (21 % unter WählerInnen), Das wichtigste Wahlmotiv für die SPÖ Wichtigste Motive für eine Grün-Stimme 37 % eine „gute Sache“ (30 % vertreten waren dem entsprechend die Konzepte der waren die Kontrolle von Mißständen (78 % weder die eine noch die andere Meinung). Partei zum Erhalt von Sozialleitungen (86 % Zustimmung) sowie die Meinung, die Grü- Darüber hinaus sind NichtwählerInnen deut- Zustimmung) sowie zur Bekämpfung der Ar- nen vermitteln am besten die Hoffnung auf lich häufiger „gleichgültig“ gegenüber der beitslosigkeit (76 % Zustimmung). Spitzen- ein besseres Europa (76 %). EU als WählerInnen (19 % gegenüber 8 %). kandidat Eugen Freund fanden 73 % der SPÖ- Inhaltlich konnten die Grünen primär mit Nichtwahl kann bei dieser Wahl demnach WählerInnen besonders überzeugend. den Themen Umweltschutz und Qualität der nur zu einem kleinen Teil als Ausdruck des Lebensmittel überzeugen. Protests gesehen werden, sondern ist im Sin- FPÖ: EU-Gegnerschaft ne des Konzepts der EU-Wahl als „second und Denkzettel-Wahl NEOS: Hoffnung auf neue Politik, order election“ zu sehen: Demnach werden Die FPÖ spricht bei dieser Wahl überwie- inhaltliche Kompetenz unklar Wahlen als weniger wichtig wahrgenommen gend Personen an, die EU-skeptisch einge- Ähnlich wie die Grünen werden die NEOS (als Wahlen zweiter Ordnung), wenn sie stellt bzw. verärgert in Bezug auf die EU überdurchschnittlich von jungen, pro-euro- keine Möglichkeit zur Wahl oder Abwahl

Zeitreihe (in % der Deklarierten)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 10 Die EU-Wahl 2014 einer Regierung bzw. einer politischen Agen- da bieten, womit ein zentrales Element der WählerInnenmobilisierung wegfällt. In Prozent aller Deklarierten, Wahltagsbefragung Europawahl 2014 im Auftrag des ORF

Wahlverhalten nach formaler Bildung Die formale Bildung war auch bei der EU-Wahl 2014 ein Kriterium, nach dem sich das Wahlverhalten deutlich unterschied: Die ÖVP erhielt am meisten Unterstützung von Personen, die eine mittlere Schule oder eine Universität absolviert hatten, die SPÖ wurde vermehrt von PflichtschulabsolventInnen gewählt. Auch die FPÖ erhielt von dieser Gruppe überdurchschnittlich viele Stimmen. Die Grünen waren unter Personen mit Hochschulabschluß am erfolgreichsten und lagen hier nur knapp hinter der ÖVP. Bei den NEOS waren die Unterschiede vergleichs- weise gering, am besten schnitt die Partei unter MaturantInnen ab.

Wahlbeteiligung und Emotionen zur EU Die Wahlbeteiligung bei der EU-Wahl be- In Prozent aller Deklarierten, Wahltagsbefragung Europawahl 2014 im Auftrag des ORF trug 45,4 %. Das sind um 0,6 Prozentpunkte weniger als bei der EU-Wahl vor fünf Jahren. Zwischen unterschiedlichen soziodemo- graphischen Gruppen gab es dieses Mal nur vereinzelt nennenswerte Abweichungen. Männer wie Frauen beteiligten sich in ähnli- chem Ausmaß, ebenso gingen jüngere wie ältere WählerInnen ähnlich oft zur Wahl. Auch nach formaler Bildung hielten sich die Schwankungen der Wahlbeteiligung in Grenzen, d.h. Personen mit und ohne Matura blieben gleich häufig der Wahl fern. Differenziert man nach den Gefühlen, die die Befragten mit der EU verbinden, dann zeigt sich, daß je rund 30 % der Union mit Zuversicht, Sorge oder Ärger begegnen, der Rest verbindet mit der EU Gleichgültigkeit. sen Wirtschaftsunternehmen gehe und sozia- Wählerströme WählerInnen sind tendenziell zuversicht- le Anliegen auf der Strecke bleiben würden. Die SORA Wählerstromanalyse, durch- licher, unter NichtwählerInnen ist der Anteil Ein Viertel sieht in den offenen Grenzen in geführt im Auftrag des ORF, zeigt die Wäh- der Verärgerten und Gleichgültigen größer. Europa mehr Vor- als Nachteile. lerwanderungen ausgehend von der EU- Besonders groß ist die Zuversicht unter Einem Austritt Österreichs aus der EU Wahl 2009. WählerInnen der ÖVP, Grünen und NEOS; stimmen rund 10 % sehr zu. Für knapp 20 % Die ÖVP konnte bei dieser Wahl 70 % WählerInnen der FPÖ verbinden mit der EU ging es bei der Wahl in erster Linie um ein ihrer WählerInnen von 2009 erneut mobili- demgegenüber deutlich mehr Ärger. Zeichen gegen die österreichische Innenpoli- sieren. Den größten Verlust von 102.000 Stim- tik. Unter FPÖ-WählerInnen stimmten mit men erlitt die ÖVP an die NichtwählerInnen. Aussagen zur EU 44 % überdurchschnittlich viele Personen Weitere Stimmen gingen an die NEOS ver- Gefragt nach einigen allgemeinen Einstel- dieser Aussage sehr zu. loren (48.000), an die Grünen (40.000) lungen gegenüber der EU stimmt rund ein NichtwählerInnen erkennen deutlich häu- sowie an die FPÖ (26.000). An die SPÖ ver- Drittel der Ansicht „sehr“ zu, daß die Union figer ein Versagen der EU in entscheidenden lor die ÖVP 23.000 Stimmen. Den stärksten in entscheidenden politischen Fragen zu- Fragen und ein Übergewicht von Wirt- Zugewinn erzielte die ÖVP mit 63.000 Stim- meist versage. Nur einer von vier Befragten schaftsinteressen, sie fühlen sich zudem et- men von NichtwählerInnen der EU-Wahl stimmt der Aussage sehr zu, daß er/sie sich was schlechter informiert. Einen Austritt Ös- 2009. 54.000 Stimmen kamen von der Liste gut über die EU informiert fühlt. Gut 40 % terreichs aus der EU befürworten aber auch MARTIN, 19.000 von der SPÖ, 15.000 von sind der Ansicht, daß es auf europäischer unter NichtwählerInnen nur 15 % („stimme der FPÖ und 13.000 vom BZÖ. Ebene vor allem um die Interessen der gros- sehr zu“). Die SPÖ konnte 73 % der WählerInnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 11 Die EU-Wahl 2014 von 2009 wieder für sich gewinnen. Auch 8.000 an die ÖVP. Zugewinne erzielten die sammengefaßt. Sie erhielten Stimmen vor hier ging der größte Verlust (69.000 Stim- Grünen von ehemaligen NichtwählerInnen allem von ehemaligen NichtwählerInnen men) an die NichtwählerInnen. 36.000 Stim- (65.000 Stimmen). 54.000 Stimmen sind (49.000) sowie von Martin-WählerInnen von men verlor die SPÖ an die Grünen, 28.000 ehemalige Martin-WählerInnen, 40.000 ka- 2009 (39.000). an die FPÖ, 19.000 an die ÖVP und 14.000 men von der ÖVP, 36.000 von der SPÖ und an die NEOS. Zugewinne erzielte die SPÖ 14.000 vom BZÖ. Über SORA von ehemaligen NichtwählerInnen (67.000). Das BZÖ konnte bei dieser Wahl nur SORA Institute for Social Research and 57.000 Stimmen kamen von Martin-Wäh- mehr zwei von 100 WählerInnen (2 Prozent) Consulting ist eines der fuhrenden privaten lerInnen von 2009, 23.000 von der ÖVP, von 2009 erneut für sich gewinnen. 33.000 sozialwissenschaftlichen Institute in Europa 14.000 von der FPÖ und 11.000 vom BZÖ. ehemalige BZÖ-WählerInnen wählten dies- und wurde von Christoph Hofinger und Die FPÖ mobilisierte diesmal 64 % der mal FPÖ und 29.000 gingen nicht zur Wahl. Gunther Ogris gegründet. SORA beschäftigt WählerInnen von 2009 wieder für sich. 58.000 16.000 BZÖ-Stimmen konnten die NEOS WissenschafterInnen aus Politikwissenschaft, ehemalige FPÖ-WählerInnen sind diesmal für sich gewinnen, 14.000 die Grünen, Soziologie, Psychologie, Statistik, Kommu- zu Hause geblieben. Jeweils 15.000 Stimmen 13.000 die ÖVP, 12.000 Sonstige und 11.000 nikationswissenschaft, Ökonomie und Ger- gingen an ÖVP, Grüne, NEOS und Sonstige die SPÖ. Zustrom erhielt das BZÖ primär manistik. verloren. 14.000 weitere Stimmen verlor die von ehemaligen NichtwählerInnen (6.000 Forschungs- und Beratungsfelder FPÖ an die SPÖ. Mit 130.000 Stimmen von Stimmen).  Wahlverhalten & Politische Kultur der Liste Martin erhielt die FPÖ bei dieser Die NEOS ziehen erstmals in das Euro- (Social) Media & Communication Wahl den insgesamt größten Zustrom im Par- päische Parlament ein. Ihre Wählerschaft  Arbeitsmarkt & Erwerbstätigkeit teienvergleich. 99.000 weitere FPÖ-WählerIn- setzt sich wie folgt zusammen: 48.000 sind  Wohnen & Lebensqualität nen von 2014 waren bei der letzten Wahl zu ehemalige ÖVP-WählerInnen, 46.000 stam-  Jugendliche & junge Erwachsene Hause geblieben. 33.000 Stimmen konnte men von der Liste Martin, 40.000 waren  Migration & Integration die FPÖ vom BZÖ gewinnen, 28.000 von 2009 nicht zur Wahl gegangen. 35.000 NEOS-  Organisationen & Stakeholder der SPÖ und 26.000 von der ÖVP. WählerInnen kommen von den Grünen, SORA bietet Die Grünen mobilisierten bei dieser 16.000 vom BZÖ, 15.000 von der FPÖ,  methodisch fundierte Planung und Durch- Wahl 70 % ihrer WählerInnen von 2009. Den 14.000 von der SPÖ und 10.000 von Son- führung von Studien, größten Verlust erlitt die Partei mit 35.000 stigen der EU-Wahl 2009.  strategische und prozeßbegleitende Bera- Stimmen an die NEOS gefolgt von 20.000 Die Reformkonservativen sowie die Listen tung, an die NichtwählerInnen. 11.000 Stimmen Europa Anders und EU-Stop werden in der  Trainings, Methodenberatung und Vorträge gingen an Sonstige, 9.000 an die SPÖ und Wählerstromanalyse unter „Sonstige“ zu- http://www.sora.at

In Prozent aller Deklarierten, Wahltagsbefragung Europawahl 2014 im Auftrag des ORF

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 12 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident besuchte Albanien und Montenegro Bundespräsident Heinz Fischer besuchte am 20. und 21. Mai zwei Balkan-Staaten, die in die Europäische Union streben.

n Albaniens Hauptstadt Tirana traf IBundespräsident Heinz Fischer am 20. Mai mit seinem Amtskollegen Bujar Nishani sowie mit Regierungschef Edi Rama zusam- men. Albanien, das während der stalinisti- schen Diktatur jahrzehntelang vom Rest Eu- ropas fast gänzlich isoliert war und bei der Wende wirtschaftlich vollkommen darnie- derlag – mit Folgen bis in die heutigen Ta- ge –, ist seit 2009 NATO-Mitglied. Der Bundespräsident geht davon aus, daß Albanien beim nächsten EU-Gipfel den Sta- tus eines Beitrittskandidaten erhalten wird: „Ich bin sehr zuversichtlich, daß es im Juni einen positiven Beschluß geben wird“, sagte Heinz Fischer bei seinem Besuch in Tirana. Auch der albanische Präsident Bujar Nishani, der Heinz Fischer zuvor in seinem Vier-Augen-Gespräch der beiden Staatsoberhäupter in Tirana: Heinz Fischer (l.) Amtssitz empfangen hatte, zeigte sich „zu- und Bujar Nishani versichtlich, daß wir den Kandidatenstatus verliehen bekommen“. Der schrittweise Weg seines Landes in Richtung Europäische Union sei von vielen Herausforderungen ge- kennzeichnet; die Unterstützung von Part- nern wie Österreich sei „unersetzbar“, sagte Präsident Nishani auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundespräsiden- ten. Heinz Fischer traf auf seinem offiziellen Besuch in Tirana auch den sozialistischen Ministerpräsidenten Edi Rama, Parlaments- präsident Ilir Meta sowie den Bürgermeister von Tirana, Lulzim Basha, der als Chef der Demokratischen Partei zugleich Opposi- tionsführer ist. Der Bundespräsident, der den Kandida- tenstatus bereits im Herbst befürwortet hatte, Fotos: HBF / Peter Lechner verwies auf die kontroversen Diskussionen Der Bundespräsident im Arbeitsgespräch mit Premierminister Edi Rama vom Dezember und begründete seine Zuver- sicht für Juni mit dem, was seither gesche- Mit Bundespräsident Heinz Fischer sind Albanien möchte die Agrarwirtschaft, die hen sei. rund 60 Unternehmensvertreter unter Füh- Textilfertigung, den Tourismus sowie die Was- Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwi- rung von WKO-Präsident Christoph Leitl serkraft ausbauen, wie Wirtschaftsminister schen Österreich und Albanien zeige Erfol- nach Tirana gereist, die an einem Wirt- Arben Ahmetaj Woche bei einem bilateralen ge, es sei „aber Platz für weitere Entwick- schaftsforum teilnehmen. Österreich ist der- Wirtschaftsforum in Wien sagte. Präsident lung nach oben. Diese Möglichkeiten müs- zeit drittgrößter Auslandsinvestor in Alba- Nishani ergänzte, daß es Möglichkeiten für sen künftig genutzt werden“. Europäische nien nach Kanada und Griechenland. österreichische Firmen auch beim albanischen Standards in möglichst hohem Maße zu ver- Zu den österreichischen Firmen, die in Teilstück der geplanten Transadriatischen Pi- wirklichen, sei vor diesem Hintergrund eine Albanien aktiv sind, gehören Raiffeisen im peline (TAP), die letztendlich Gas aus Aser- „wichtige“ und „dankbare Zukunftsaufga- Bankensektor sowie Verbund und EVN im baidschan via Griechenland und Albanien be“. Bereich Wasserkraft. bis nach Italien bringen soll, gebe.

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Präsident Nishani ging auf der Presse- konferenz auch auf die Haltung Albaniens zum Ukraine-Konflikt ein: Man sei im Ein- klang mit den Verbündeten in NATO und EU – Tirana hat sich den bisherigen EU- Sanktionen gegen Rußland angeschlossen – und werde die Präsidentenwahl in der Ukrai- ne am 25. Mai anerkennen. Die „Annexion der Krim“ durch Rußland verurteile man; der Vergleich zwischen der Krim und dem Kosovo sei „ein schwacher Versuch, sich mittels ,Präzedenzfall‘ zu rechtfertigen“, sag- te Präsident Nishani. Der Kosovo, wo 90 Prozent der Einwoh- nerInnen AlbanerInnen sind, hat sich nach Krieg und Jahren der UNO-Verwaltung 2008 von Serbien endgültig gelöst. Serbien er- kennt das nicht an, und Rußland als Veto- macht im Weltsicherheitsrat unterstützt es Der Bundespräsident im Arbeitsgespräch mit Parlamentspräsident Ilir Meta dabei, indem es beispielsweise eine UNO- Mitgliedschaft des Kosovo blockiert. In der montenegrinischen Hauptstadt Pod- gorica traf der Bundespräsident neben sei- nem Amtskollegen Filip Vujanovic auch Mi- nisterpräsident Milo Djukanovic. Der be- fürchtet keinen unmöglichen Spagat seines Landes zwischen Rußland einerseits und der EU und der NATO andererseits. „Selbst- verständlich bin ich der Meinung, daß die beiden Sachen unter einen Hut zu bringen sind“, sagte er am 21. Mai, nachdem er Bun- despräsident Heinz Fischer in seinem Amts- sitz in Cetinje empfangen hatte. Montenegro führt seit knapp zwei Jahren Beitrittsverhandlungen mit der EU, und das kleine Balkan-Land, das sich 2006 aus dem restjugoslawischen Staatenbund mit Serbien löste, will auch Mitglied in der NATO wer- Der Bundespräsident mit dem Präsidenten von Montenegro, Filip Vujanovic Fotos: HBF / Peter Lechner Die Begrüßung erfolgte durch den Präsidenten von Montenegro, Filip Vujanovic, mit militärischen Ehren.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 14 Österreich, Europa und die Welt

den. Zugleich ist das Land wirtschaftlich eng mit Rußland verflochten. Viele RussInnen, die kein Visum brauchen, verbringen ihren Urlaub an der montenegrinischen Adria- Küste oder besitzen dort auch Immobilien. Russische Oligarchen sind in die montene- grinische Wirtschaft eingestiegen. In der Ukraine-Krise hat Montenegro die Sanktionen der EU gegen Rußland nachvoll- zogen. Präsident Vujanovic dazu: „Wenn man der internationalen Familie angehören will, muß man die Standpunkte dieser Familie tei- len und unterstützen.“ Hätte man die Sank- tionen nicht im Einklang mit der EU ver- hängt, hätte dies die EU-Annäherung verzö- gert und auch die NATO-Bestrebungen be- einträchtigt, sagte der Präsident. Rußland als großes Land werde einsehen, daß Monte- negro die Ereignisse auf der Weltbühne nicht Arbeitsgespräch mit Premierminister Milo Djukanovic … beeinflussen könne. Präsident Vujanovic erhofft sich die Ein- ladung zum NATO-Beitritt heuer im Herbst beim Gipfel der Allianz in Wales. Bundespräsident Heinz Fischer sagte Montenegro bei der EU-Annäherung die Un- terstützung Österreichs „in Wort und Tat, in Theorie und Praxis“ zu. Montenegro stehe an vorderster Stelle der Westbalkan-Staaten, die noch nicht EU-Mitglieder sind. Über ein Datum, wann die Beitrittsver- handlungen abgeschlossen werden könnten, wollte der Bundespräsident nicht spekulie- ren. Die EU hat Montenegro im Rahmen der Beitrittsgespräche stärkere Anstrengungen im Kampf gegen Korruption und die Orga- nisierte Kriminalität auferlegt. Auf dem Programm des Bundesprä- sidenten stand auch ein Treffen mit Minister- präsident Milo Djukanovic, der seit mehr als … und mit Parlamentspräsident Ranko Krivokapic 20 Jahren die Politik Montenegros durchge- hend prägt. schaftskammer-Präsident Christoph Leitl hielt industrie setzt Montenegro vor allem auf den Auch eine Delegation mit Dutzenden Wirt- sich zu einem Wirtschaftsforum in Podgori- Ausbau des Tourismus. „ schaftstreibenden unter Führung von Wirt- ca auf. Nach dem Niedergang der Schwer- Quelle: APA/PrK Fotos: HBF / Peter Lechner Das österreichisch-montenegrinische Wirtschaftsforum mit dem Bundespräsidenten und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl – und mit Dutzenden mitgereisten Wirtschaftstreibenden aus Österreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 15 Österreich, Europa und die Welt Technologieministerin Bures in Indonesien und Myanmar Vertreter führender österreichischer Technologieunternehmen begleiteten die Ministerin und bewarben heimische Technologien in beiden Wachstumsmärkten.

n Begleitung einer hochkarätigen Wirt- Ischaftsdelegation sowie Vertretern der Wirtschaftskammer und der Industriellenver- einigung reiste Technologieministerin Doris Bures von 4. bis 9. Mai zu offiziellen Ar- beitsbesuchen nach Indonesien und Myan- mar. Wichtigste Punkte des dichten Pro- gramms waren in beiden Ländern der Ab- schluß von bilateralen Abkommen über die Zusammenarbeit in den Bereichen Verkehr und Energie als wesentliche Grundlage für künftige Erfolge österreichischer Unterneh- men in diesen international umkämpften Wachstumsmärkten. Bures war das erste ös- terreichische Regierungsmitglied, das Myan- mar einen offiziellen Besuch abstattete. In Indonesien, dem mit rund 250 Millio- nen EinwohnerInnenn viertbevölkerungs- reichsten Land der Welt, sieht der „General- Bundesministerin Doris Bures und Indonesiens Energieminister Jero Wacik … plan für die Beschleunigung und Erweite- rung der wirtschaftlichen Entwicklung Indo- nesiens 2011-2025“ insgesamt Investitionen in den Infrastrukturbereich von 190 Milliar- den US-Dollar (rd. 140 Milliarden Euro) vor. Indonesien bekundet großes Interesse an österreichischen Technologien, weil öster- reichische Unternehmen Weltmarkt- und Technologieführer in vielen Bereichen sind, die für den Ausbau und die Modernisierung des Verkehrssystems oder die Energiegewin- nung aus Wasserkraft hohe Bedeutung haben.

Abschluß von Infrastruktur- und Energie-Kooperationsabkommen Drei MinisterkollegInnen hat Infrastruk- turministerin Doris Bures am ersten Tag ihres Arbeitsbesuchs in der indonesischen Fotos: bmvit / Zinner Hauptstadt Jakarta getroffen. Die Gespräche … und beim Treffen mit Ministerin für Entwicklungsplanung Armida Alisjahbana mit Transportminister Evert Erenst Mangin- daan, Energieminister Jero Wacik und der Abkommen über Energietechnologien und ministerin für Entwicklungsplanung, Armida Ministerin für Entwicklungsplanung, Armi- Energieplanung. Gemeinsam mit Bures sind Alisjahbana an. Sie ist zuständig für die da Alisjahbana, waren von starkem Interesse 46 Vertreter von insgesamt 28 österreichi- nationale Entwicklungsplanung Indonesiens. indonesischer Medien begleitet. Zwei Me- schen Unternehmen nach Jakarta geflogen, Sämtliche Infrastrukturausgaben Indone- moranda of Understanding hat Bures dabei um im Gefolge der Infrastrukturministerin siens müssen zunächst mit ihrem Ressort ab- unterzeichnet. Mit dem Transportminister hat vor Ort Wirtschaftsgespräche mit indonesi- gestimmt werden. Bures betonte bei den drei Bures ein Abkommen über Infrastrukturtech- schen Partnern zu führen. MinisterInnen das große Interesse österrei- nologien in den Bereichen Schiene, Straße, Nach den Treffen von Infrastrukturmini- chischer Technologieunternehmen an einer Wasserstraßen, Häfen und Zivilluftfahrt sterin Bures mit ihren Kollegen Mangindaan Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung abgeschlossen, mit dem Energieminister ein und Wacik stand ein Besuch bei der Staats- der indonesischen Infrastruktur.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 16 Österreich, Europa und die Welt

Bures: „Ich freue mich über das intensive Interesse der indonesischen Regierung an Know-how aus Österreich. Indonesien ist mit 250 Millionen Einwohnern das viert- größte Land der Welt. Es ist ein wirtschaft- lich dynamisches Land, in dem Technologie und Erfahrung aus Österreich sehr gefragt sind. Ich hoffe, daß diese Abkommen rasch mit Leben erfüllt werden. Zu diesem Zweck sind bei dem Treffen mit den MinisterInnen interministerielle Arbeitsgruppen beschlos- sen worden, die ganz konkrete Projekte defi- nieren werden.“

Treffen mit Friedensnobel- preisträgerin Aung San Suu Kyi Ein Treffen mit der Oppositionspolitike- rin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bildete den Abschluß des Arbeits- Der Besuch von Technologieministerin Doris Bures war von starkem Interesse besuchs in Myanmar. Nach den Treffen mit indonesischer Medien begleitet dem Staatspräsidenten Thein Sein und drei Ministern war es Bures ein Anliegen, sich bei der Oppositionspolitikerin über den De- mokratisierungsprozeß und die bevorstehen- den Wahlen in der ehemaligen Militärdikta- tur zu informieren. Bures: „Es war mir ein großes Anliegen, die Friedensnobelpreisträ- gerin, die für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ein Idol für den Kampf um Frieden und Demokratie ist, kennenzuler- nen“, so Bures, die als erstes österreichi- sches Regierungsmitglied von Aung San Suu Kyi empfangen wurde. In der rund 45minütigen Unterredung nutzte die Ministerin die Gelegenheit, um sich über den Fortschritt im Demokratisie- rungsprozeß, die Entwicklung der Bürger- rechte, die wirtschaftliche Öffnung des Lan- des und die bevorstehenden Wahlen auszu- Die Ministerin traf den indonesischen Verkehrsminister E.E. Mangindaan und … tauschen. „Aung San Suu Kyi ist davon überzeugt, daß sich ihr Land auf den Weg in Richtung Demokratie gemacht hat. Auch wenn die Oppositionspolitikerin der Ansicht ist, daß die Demokratisierung langsamer vor- anschreitet als es der Westen wünscht, er- wartet sie, daß sich der Wandel nicht mehr umkehren läßt“, so Bures. Die Friedensno- belpreisträgerin habe aber unterstrichen, daß die Demokratisierung nur von innen, also durch das Volk selbst, erreicht werden kann – „das Volk entscheidet selbst, wann es dazu bereit ist“, so Aung San Suu Kyi im Gespräch mit Bures. Die Aufhebung des Wirtschaftsembargos durch die EU begrüße Aung San Suu Kyi als einen wichtigen Schritt für die Entwicklung des Landes, auch weil das Embargo von den

Machthabern oft als Ausrede für die schlech- Fotos: bmvit / Zinner te wirtschaftliche Lage des Landes verwen- … und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Yangon

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 17 Österreich, Europa und die Welt det worden sei. Ihre Partei werde jedenfalls bei den kommenden Wahlen antreten, be- richtete Aung San Suu Kyi – unabhängig da- von, ob es im Vorfeld zu einer Verfassungs- änderung komme oder nicht.

Bures lädt Aung San Suu Kyi nach Wien ein „Ich freue mich, daß mir diese beein- druckende Persönlichkeit einen so herz- lichen Empfang bereitet hat und mir einen persönlichen Einblick in ihr politisches Leben gewährt hat“, betonte Bures, die die Chance auch nutzte, um Aung San Suu Kyi nach Wien einzuladen. „Die Friedensnobel- preisträgerin steht einem Besuch in Öster- reich sehr aufgeschlossen gegenüber, zumal sie noch nie in Wien war“, so Bures. Die Ministerin wird sich mit Nationalratsprä- Unterzeichnungszeremonie mit dem Minister für Verkehr, U Nyan Tun Aung sidentin Barbara Prammer über einen geeig- neten Rahmen für diesen Besuch beraten. „Aung San Suu Kyi setzt sich für viele Werte ein, die mir auch in meiner eigenen politischen Tätigkeit ein besonderes Anlie- gen sind“, so Bures angesichts des Einsatzes von Aung San Suu Kyi für die Rechte der Frauen, gerechte Arbeitsbedingungen und die Menschenrechte. Für ihren politischen Weg und die Wahlen im Jahr 2015 wünschte Bures der Friedensnobelpreisträgerin viel Erfolg.

Bures: Myanmar ist Zukunftsmarkt für Know-how aus Österreich Myanmar, das frühere Birma, war die zweite Station des Südostasienbesuchs von Doris Bures. Begleitet von der 46köpfigen Wirtschaftsdelegation aus Österreich unter- zeichnete die Ministerin zwei Memoranda of Unterzeichnungszeremonie mit Minister für Elektrizität U Khin Maung Soe Understanding über die Zusammenarbeit in den Bereichen Binnenschifffahrt und Ener- gietechnologie. Danach gab es ein offizielles Treffen mit Staatspräsident Thein Sein. Myanmar gilt als potenzieller neuer „asi- atischer Tiger“. Das Wirtschaftswachstum des 55 Millionen Einwohner zählenden Lan- des ist im Vorjahr bei 7,5 Prozent gelegen. Nach der Öffnung und Demokratisierung des Landes im Jahr 2011 herrscht enormer Auf- holbedarf an Infrastruktur und Energietech- nologien. Österreichische Unternehmen sind gerade in diesen Sparten weltweit gefragte Kooperationspartner. Dazu kommt, daß das Land nicht von den großen Nachbarn Indien und China abhängig sein will und Wirt- schaftskontakte zu Europa sucht. Das große Interesse Myanmars an österreichischem

Know-how bestätigte auch Myanmars Staats- Fotos: bmvit / Zinner präsident Thein Sein gegenüber Bures. Auf- Die Ministerin bei ihrem Termin mit Staatspräsident Thein Sein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 18 Die EU-Wahl 2014 grund dieses positiven Zugangs öffnet das Abkommen, das die Technologieministerin mit dem Energieminister Myanmars, U Khin Maung Soe, abgeschlossen hat, einen sehr großen Markt für Energietechnologie „Made in Austria“ – vor allem für die Bereiche Wasserkraft, Umwelttechnik, Solar- und Meeresenergiegewinnung. Mit Verkehrsminister U Nyan Tun Aung unterfertigte Bures ein Abkommen über Zu- sammenarbeit im Bereich Binnenschifffahrt. Der Irrawaddy ist mit 2100 Kilometern der größte Fluß Myanmars. Er bildet die wichtig- ste Verbindung zwischen den Zentren im Lan- desinneren und den Hafenstädten im Süden des Landes. Bald könnte dort ein österreichi- scher Exportschlager zum Einsatz kommen, das River Information Service RIS. Um die v.l.: Christoph Matznetter (Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich), Binnenschifffahrt effizienter, sicherer und Enno Drofenik (Botschafter der Republik Österreich im Königreich Thailand; ökonomischer zu machen, hat Österreich 2004 mitakkreditiert in Kambodscha, der Demokratischen Volksrepublik Laos und ein einzigartiges Fluß-Schifffahrtsinforma- Myanmar), Ministerin Doris Bures, Staatspräsident Thein Sein und Mitarbeiter tionssystem entwickelt. „DoRIS“ – Donau River Information Services, heißt diese federführend von der bmvit-Tochter Via Do- nau und Frequentis gemeinsam geschaffene Innovation in Österreich. Es liefert nautische Informationen von großer Reichweite und Genauigkeit, dazu exakte Transportzeitbe- stimmungen und Verkehrsdaten. Mittlerweile ist „DoRIS“ Vorbild in der europäischen Fluß- Schifffahrt und sogar am Nil im Einsatz. Auch in Indien setzt man auf diese rotweiß- rote Spitzentechnologie. Bei einem Arbeits- besuch von Innovationsministerin Doris Bures 2012 ist der Einsatz von „DoRIS“ für den Ganges vereinbart worden. Mittlerweile will die indische Regierung die Schifffahrt auf allen fünf großen Flüssen des Subkon- tinents damit ausstatten. Im Gespräch mit U Soe Thein, dem Berater des Staatspräsidenten Thein Sein … „Das Beispiel ,DoRIS‘ beweist, daß For- schungs- und Innovationsförderung der rich- tige Weg ist. Denn österreichische Unterneh- men können im internationalen Wettbewerb nur mit technologisch hochwertigen Produk- ten und Angeboten bestehen“, betonte Bures. „Der Staatspräsident und die beiden Mini- sterkollegen aus Myanmar haben betont, wie wichtig ihnen das Engagement Österreichs in ihrem Land ist. Der Ruf Österreichs und österreichischer Unternehmen ist in Myan- mar ausgezeichnet, ich bin überzeugt, daß sich im Gefolge dieses Besuchs in Myanmar schon rasch konkrete Aufträge für Öster- reichs Wirtschaft ergeben.“ In Indonesien traf die Ministerin auch Josef M. Ullmer, President Director von PT Andritz Hydro Indonesien – er ist gebürtiger

Hollabrunner (Niederösterreich). „ Fotos: bmvit / Zinner http://www.bmvit.gv.at … und mit Josef M. Ullmer, President Director von PT Andritz Hydro Indonesien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 19 Österreich, Europa und die Welt Europa-Forum Wachau 2014 Zahlreiche international anerkannte ExpertInnen aus Politik, Wissenschaft und Medien befaßten sich mit den aktuellen Herausforderungen und der Zukunft Europas. Das Thema lautete »Demokratie in Europa – Wir haben die Wahl«. Foto: Volkspartei Niederösterreich v.l.: Abt Columban Luser OSB, Landesrätin und Europa-Forum Wachau-Prasidentin Barbara Schwarz, Landeshauptmann Erwin Pröll, Außenminister der Niederlande, Frans Timmermans, Österreichs Außenminister Sebastian Kurz, der Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas, Moderator Prof. Paul Lendvai und Bundeskanzler a.D. Alfred Gusenbauer iederösterreichs Landesrätin Barbara es so lange keinen Krieg zwischen den Staa- sei gerade die Energiefrage ein wichtiger NSchwarz, die Präsidentin des Europa- ten der Europäischen Union gegeben. Und Bereich für Europa, sich auf große Dinge zu Forum Wachau, betonte in ihrer Begrüs- diese lange Friedensperiode verschafft uns konzentrieren, meinte Pröll. sungsrede am 17. Mai auf Stift Göttweig, die Bürgerinnen und Bürgern viel Freiheit und In diesem Zusammenhang mißt Pröll auch Wichtigkeit des Rechtes zur Mitbestimmung Chancen aber vor allem auch eine positive den Regionen eine besondere Bedeutung zu: in Europa: „Nicht nur auf nationaler sondern Entwicklung unserer Gemeinden und Regio- „Die Regionen geben Europa jenen Sauer- auch auf europäischer Ebene ist es wichtig, nen. Daß dieser Friede jedoch keine Selbst- stoff, den es braucht. Wenn Regionen wirt- daß wir unsere Position vertreten und unsere verständlichkeit ist, zeigt uns ein Blick an schaftlich stark sind, dann ist Europa als Anliegen einbringen. Denn jeder hat eine die Außengrenzen der Europäischen Union.“ Ganzes wirtschaftlich stark. Wenn Regionen Meinung und diese Meinung soll auch kund- zusammenwachsen, dann wächst Europa als getan werden. Ein wertvolles Instrument zur LH Erwin Pröll: Europa soll sich Ganzes zusammen.“ Wie Europa von den Mitbestimmung ist ohne Zweifel das Wahl- auf große Dinge konzentrieren… Regionen profitiert, würden auch die Regio- recht. Wir haben in den nächsten Tagen die „Es ist unverständlich, daß es zwar ge- nen von Europa profitieren: „Niederöster- Möglichkeit unsere Stimme abzugeben und meinsame Vorschriften für die Herstellung reich hat seine Exporte seit dem EU-Beitritt mitzureden. Wer nicht wählt vergibt diese von Marmelade und den Gebrauch von Oli- verdreifacht, durch die Erweiterung haben Chance mitzubestimmen. Klar ist: Unser venöl gibt, aber keine gemeinsame Energie- wir um 0,5 bis 0,7 Prozent mehr Wirtschafts- Europa wird umso stärker und umso durch- politik“, betonte Landeshauptmann Erwin wachstum und um 1000 Unternehmen mehr schlagskräftiger wahrgenommen, je mehr Pröll im Rahmen Europaforum Wachau. „Da- als vorher“, informierte der Landeshaupt- Bürger zur Wahl gehen und abstimmen.“ her muß Europa groß sein in den großen mann, der sich für die Europa-Wahl wünsch- Die größte Errungenschaft der Europäi- Dingen und sich klein machen in den kleinen te, daß die vernünftigen Kräfte gestärkt wer- schen Union sei das friedliche Miteinander, Dingen.“ Neben einer abgestimmten Wirt- den, damit Europa in eine gute Zukunft ge- so Schwarz weiter, „denn noch nie zuvor hat schafts-, Handels-, Finanz- und Außenpolitik hen kann.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 20 Österreich, Europa und die Welt

Pröll verwies zudem auf das erfolgreiche Friedensprojekt Europa: „Noch vor 25 Jah- ren konnte sich niemand vorstellen, daß der Begriff ‚Vereinigtes Europa‘ einmal 28 Län- der umfassen könnte. Innerhalb von 25 Jahren wurden ehemalige kommunistische Länder zu Demokratien und aus wirtschaftlich ma- roden Ländern sind stabile Partner und Trä- ger geworden“, betonte Pröll, der davor warn- te, Europa nicht zu überfordern, sondern in der Entwicklung auch Platz zum Durch- atmen bleiben müsse. Nichtsdestotrotz ver- lange es klares Handeln, wo die europäische Idee gefährdet werde, insbesondere gegenü- ber einem aufkeimenden Nationalismus und Populismus. „Gerade eine Woche vor der Europa-Wahl muß klar sein: Wer mit Europa bricht, der riskiert, daß Europa zerbricht. Was wir brauchen ist gesunder Patriotismus, wo jeder seine Identität bewahren kann und wo jeder Teil eines größeren Ganzen ist.“

Kurze Zusammenfassung der Beiträge Europa stehe vor einer gigantischen Her- ausforderung, sprach Bundeskanzler a. D. Foto: Volkspartei Niederösterreich Alfred Gusenbauer u. a. die aktuelle Situa- v.l.: Johannes Hahn (EU-Kommissar für Regionalpolitik), Vizekanzler Michael Spindelegger, Landeshauptmann Erwin Pröll, Pero Jankovic (Botschafter Serbien) tion rund um die Ukraine an. Er sprach sich für eine gemeinsame Außen- und Sicher- ein Kontinent mit viel Zukunft“ sein solle, Nationalismus und dem Populismus nicht heitspolitik und auch eine gemeinsame Ener- meinte Außenminister Sebastian Kurz. freien Lauf lassen dürfen“. Die Frage nach giepolitik aus. Die Finanzkrise habe gezeigt, Österreich sei ein zwar kleines, aber selbst- dem Gelingen beantwortete Pröll darin, daß daß es möglich sei, aus einer Krise die rich- bewußtes Land, das Interesse daran habe, in die Europäische Union „groß sein muß im tigen Schlüsse zu ziehen: „Die einzige rich- der EU mitzugestalten. Er sprach sich auch Großen und sich klein machen soll im Klei- tige Lehre aus der Krise um die Ukraine ist für mehr Transparenz aus: „Wenn der Bürger nen“. „Europa muß selbstbewußter und stol- die gemeinsame Außen- und Sicherheits- weiß, wohin sein Steuergeld fließt, entwik- zer werden auf das, was in den vergangenen politik.“ kelt er auch stärkeres Interesse, mitzureden, Jahren bewältigt wurde“, so der Landes- Angesichts der Globalisierung der Welt- wohin das Geld fließen soll.“ hauptmann im Blick zurück. Europa sei von wirtschaft komme es darauf an, „die Kräfte einer ganz wesentlichen Aufgabe geleitet, Europas zu bündeln“, forderte der Vizeprä- Der zweite Tag nämlich „Europa stabiler und friedlicher zu sident des Europäischen Parlaments, Oth- Daß das Europa-Forum Wachau jedes machen“. mar Karas. „Mein Europa ist ein starkes Jahr in einer „ganz besonderen europäischen Daß es heute sieben Prozent der Welt- Europa in der Welt.“ Dafür brauche es aber Situation“ stattfinde, betonte Landeshaupt- bevölkerung sind, die Europa besiedeln und auch ein „unabhängigeres Europa“ etwa in mann Erwin Pröll am zweiten Tag des Euro- die 25 Prozent der Weltwirtschaftskraft aus- der Energiepolitik oder auch durch eine IT- pa-Forums. Nach seinem einleitenden Refe- machen, das sei heute ein Faktum, in zehn Offensive sowie Investitionen in Bildung, rat sprachen auch Johannes Hahn, EU- oder 20 Jahren stelle sich diese Situation Wissenschaft, Forschung und Mobilität. Kommissar für Regionalpolitik, der serbi- aber „wesentlich anders“ dar. Was die Krise Das Fundament der europäischen Zusam- sche Botschafter Pero Jankovic in Vertre- Ukraine und Rußland betreffe, meinte Pröll, menarbeit sei „unsere Schicksalsverbunden- tung des serbischen Premierministers Alek- daß die Ukraine betreffend der gesamten He- heit“, zeigte sich der niederländische Aus- sandar Vucic sowie Vizekanzler und Fi- gemoniebestrebungen Rußlands, eine Brük- senminister Frans Timmermans über- nanzminister Michael Spindelegger zum kenfunktion erfüllen könne. „Es ist wichtig zeugt. „Es geht um die Suche nach einer Plenum. und notwendig, alternative Wege des Krie- optimalen Balance zwischen Bundesstaat „Heuer haben wir eine ganz besondere ges zu bestreiten“, so Pröll. und Staatenbund“, so Timmermans. Es sei Ausgangssituation“, so Pröll in Hinblick auf Betreffend die dramatische Hochwasser- ein „Prozeß des Gebens und Nehmens“, der das Gedenkjahr 2014, den Konflikt Ukraine situation in Serbien drückte der Landeshaupt- die europäischen Länder in der EU zusam- und Rußland sowie die bevorstehende EU- mann sein Mitgefühl aus. „Wir haben bereits mengeführt habe, dieser Prozeß habe sich Wahl. Der Landeshauptmann sprach von eine Reihe von Hilfsmaßnahmen eingeleitet, „als durchschlagender Erfolg“ erwiesen. „großen Herausforderungen, die auf mehre- um zu unterstützen“, so Pröll. Er wünschte Die Herausforderung für die junge Gene- ren Ebenen zu suchen und zu finden sind“. „alles erdenklich Gute für die kommende ration sei, daß Europa „nicht nur ein Kon- Was den Umgang im Inneren betreffe, müß- Zeit", immerhin könne er aus eigener Erfah- tinent mit viel Vergangenheit, sondern auch ten wir „sehr achtsam sein, daß wir dem rung sagen, welche Herausforderungen mit

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 21 Österreich, Europa und die Welt

dem Hochwasser und auch mit dem Rück- schlossen“, so Hahn. Gerade in Österreich ment im Serbien von heute“ schätze. Mit sei- wasser und den damit hinterlassenen Schä- sollten wir das Interesse haben, die Integra- ner „klaren Orientierung nach Europa“ und den verbunden sind. „Es muß die Chance tion am westlichen Balkan weiterzuführen seinen Reformen sei Vucic sehr mutig. erarbeitet werden, Hoffnung zu schöpfen“, und die Neuordnung zu einem guten Ende zu „Solche Politiker braucht Serbien, braucht so Pröll. führen. Europa und wir werden ihn unterstützen“, so Pero Jankovic, Botschafter der Repu- Spindelegger. Der Vizekanzler nahm das Eu- Kurze Zusammenfassung der Beiträge blik Serbien, sprach von einer „Ehre und ropa-Forum zum Anlaß einige Gedanken zu Sein „tiefes Mitgefühl“ brachte auch schweren Aufgabe“, den serbischen Pre- Europa zu äußern: „Die Welt wird kleiner. Johannes Hahn, EU-Kommissar für Re- mierminister Aleksandar Vucic zu vertreten. Und deshalb müssen wir im Denken kleiner gionalpolitik, in seiner Rede zum Ausdruck. Die „noch nie dagewesenen Überschwem- werden“, so Spindelegger. Das bedeute, Der Zivilschutzmechanismus sei bereits mungen“ in Serbien hätten die „Dimension offen sein für Investitionen im Ausland und aktiviert worden. Es werde geprüft, daß Ser- einer Naturkatastrophe angenommen“. Sint- auch für Investoren im Inland. Der Traum bien, das mittlerweile Beitrittsland sei, Un- flutartige Regenfälle hätten dazu geführt, von Wohlstand, Frieden und Freiheit sei terstützung aus dem europäischen Solidari- daß große Flüsse, aber auch kleine Flüsse noch nicht ausgereift. Spindelegger betonte, tätsfonds erhalte, da die Schäden weit über enorm angestiegen und ausgeufert seien und daß es „mehr Gemeinschaftsmethoden, wo den Schwellenwerten liegen, die der Aus- sich Städte, Dörfer und Straßen unter Wasser alle 28 an einem Strang ziehen“ bedürfe. schüttung dieses Fonds bedürfen. Hahn befänden. In einzelnen Häusern habe das Denn nur so könnten wir die entsprechende bezeichnete die Energiepolitik als „eine der Hochwasser sogar das dritte Stockwerk er- Kraft nach außen entfalten. größten Herausforderungen der nächsten reicht. 25.000 Menschen seien bereits aus Das diesjährige Europa-Forum Wachau, Jahre“ auf europäischer Ebene. Es bestehe den bedrohten Gebieten evakuiert worden. das auch heuer wieder von Paul Lendvai mo- Handlungsbedarf und er hoffe, daß „die neue Über 5000 Objekte seien zerstört worden deriert wurde, stand ganz im Zeichen des Periode das sein wird, was die letzte sein und für die weitere Benutzung nicht mehr Themas „Demokratie in Europa – Wir haben hätte sollen, nämlich eine Periode der Kon- verwendbar. „Das wichtigste Ziel ist die die Wahl“. Im Zuge der abschließenden Ple- solidierung“. Aufgrund der Wirtschafts- und Rettung von Menschenleben“, so Jankovic. narveranstaltung wurden auch die Resumées Finanzkrise, in der man immer wieder rasch Er bedankte sich im Namen seiner Regie- der Arbeitskreise unter Einbeziehung der reagieren mußte, sei dies nicht möglich rung und seines Volkes für die Unterstützung SchülerInnen des Kremser Piaristengymna- gewesen. Im Zuge dieser Krise sei aber die und „bei Österreich für die Bereitschaft eine siums präsentiert. Getagt wurde zu den Integration fortgeschritten und zusätzliche große Gruppe von Einsatzkräften nach Ser- Themen „Umfassende Sicherheit in einer ver- Aufgaben auf die europäische Ebene über- bien zu senden“. Zweifelsohne werde Ser- netzten Welt – Schlußfolgerungen aus dem tragen worden. bien diese Katastrophe nicht ohne ausländi- GSVP-Review“, „Europa 2020 – Impulse Der EU-Kommissar sprach von einer sche Hilfe bewältigen können. für die Zukunft“, „Freihandelsabkommen der Neuordnung Europas in Hinblick auf 2015, „Wir als Österreich werden Serbien auch EU mit strategischen Partnern als Patentre- in dem der Wiener Kongreß, der in der Ge- nach der Katastrophe helfen“, betonte Vize- zept für Wirtschaftswachstum?“ sowie „25 schichte als Neuordnung Europas gesehen kanzler und Finanzminister Michael Spin- Jahre Umbruch – was wurde aus den großen wird, 200 Jahre zurückliege: „Was mit 1989 delegger. Er bat den Botschafter, Premier Erwartungen?“. „ begonnen hat, das ist heute noch nicht abge- Vucic auszurichten, daß er dessen „Engage- http://www.europaforum.at Foto: Volkspartei Niederösterreich Im Zuge der abschließenden Plenarveranstaltung wurden auch die Resumées der Arbeitskreise unter Einbeziehung der SchülerInnen des Kremser Piaristengymnasiums präsentiert – im Bild mit Außenminister Sebastian Kurz (links), Landesrätin Barbara Schwarz (4.v.l.) und Landeshauptmann Erwin Pröll (Mitte rechts)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 22 Österreich, Europa und die Welt Symbol für Frieden, Stabilität und Sicherheit Europatag im Burgenland: Feierliche Eröffnung des adaptierten PaN-Europatisches vor dem Landhaus in Eisenstadt Foto: Bgld. Landesmedienservice Gruppenfoto nach der Enthüllung des Tisches mit Landeshauptmann Hans Niessl, Kroatiens Botschafter in Wien, Gordan Bakota, und Pan-Präsident Oskar Wawra im Vordergrund

m „Europatag der Europäischen Unoin“, unser Bestreben, dieses Europa gemeinsam Europäische Einigung ein historischer Ader am 9. Mai begangen wird, wurde zu gestalten. Ich danke dem Dachverband Verdienst für den Frieden in Europa vor dem Landhaus in Eisenstadt in Anwe- PaN, ich danke allen, die zur Erweiterung Die Europäische Einigung sei ein histori- senheit zahlreicher LändervertreterInnen, unseres Europatisches beigetragen haben“, scher Verdienst für den Frieden in Europa, BotschafterInnen, VertreterInnen der Öster- so Landeshauptmann Hans Niessl bei der „das muß uns gerade 100 Jahre nach Aus- reichisch-Ausländischen Gesellschaften, Fest- feierlichen Enthüllung des Tisches. bruch des 1. Weltkrieges und 75 Jahre nach und Ehrengäste der adaptierte „PaN-Euro- Ausbruch des 2. Weltkrieges bewußt sein“, patisch“ durch Landeshauptmann Hans Modernisierungsschub: Burgenland in mahnt der Landeschef. Niessl, den Präsidenten von „PaN – Partner vielen Bereichen eine Modellregion Im Jahr 2014 jährt sich der Fall des aller Nationen“, des Dachverbandes aller „Das Burgenland ist heute ein blühender Eisernen Vorhangs zum 25. Mal, vor zehn Österreichisch-Ausländischen Gesellschaf- Teil einer europäischen Herzregion. Wir Jahren erfolgte der Beitritt unserer Nachbarn ten, Oskar Wawra, und Kroatiens Botschaf- konnten erst vor wenigen Tagen eine aktuel- zur Europäischen Union. Das Burgenland sei ter, Gordan Bakota, feierlich enthüllt. Mit le Studie präsentieren, die zeigt, daß das in dieser Zeit von einer Randlage in das diesem Tag nahm nun das jüngste EU-Mit- Burgenland auch die wirtschaftlichen Chan- Zentrum eines neuen Europas gerückt, so glied Kroatien am PaN-Europatisch vor dem cen dieser Veränderungen genutzt hat. Das Niessl. Landhaus in Eisenstadt Platz. „Die Anstren- Burgenland entwickelt sich bei Wirtschaft gungen zur Europäischen Integration haben und Beschäftigung weit besser als andere Niessl: Internationalisierung fortsetzen die längste Periode des Friedens in der Ge- Teile Österreichs.“ Die Mitgliedschaft in der „Diesen erfolgreichen Weg wollen wir schichte Europas möglich gemacht. Die EU, die Fördergelder, gepaart mit dem Fleiß auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Europäische Einigung steht für Frieden, Sta- und Einsatz der Menschen, hätten einen Das wird uns nur gelingen, wenn wir die bilität und Sicherheit. Das sind ganz wichti- Modernisierungsschub gebracht mit dem Internationalisierung des Burgenlandes wei- ge Werte. Es freut mich sehr, daß mit dem Ergebnis, daß das Burgenland heute in vie- ter vorantreiben. Wenn wir uns weiterent- heutigen Tag mit Kroatien ein neues Mit- len Bereichen eine Modellregion sei: z.B. wickeln wollen, brauchen wir den Blick über glied an diesem Tisch Platz nehmen wird. bei der Nutzung erneuerbarer Energie, bei die Grenzen. Dabei sehen wir auch Kroatien, Damit bekräftigen wir unseren Willen und Bildung und Ausbildung. das jüngste Mitglied der Europäischen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 23 Österreich, Europa und die Welt Fotos: Bgld. Landesmedienservice Nach der Ehrennadel-Verleihung (v.l.): PaN-Vorstandsmitglied Senator Walter J. Gerbautz, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesamtsdirektor WHR Robert Tauber, Landtagspräsident Gerhard Steier und Pan-Präsident Oskar Wawra Union, als einen ganz wichtigen Partner“, so der Landeshauptmann. Zwischen dem Bur- genland und Kroatien bestehe eine beson- ders enge und freundschaftliche Beziehung, sagte Hans Niessl. „Das liegt sicherlich auch darin begründet, daß sechs bis sieben Pro- zent unserer Bevölkerung Burgenland-Kroa- ten sind.“

LT-Präsident und Landes- amtsdirektor ausgezeichnet „PaN steht für Partner der Nationen, weil wir ein Partner für alle sein wollen. Mit dem Burgenland verbindet uns seit langem eine enge Partnerschaft“, betonte PaN-Präsident Oskar Wawra. Im Rahmen der Feierlichkei- ten zur Enthüllung des adaptierten PaN- Europatisches wurden Landtagspräsident Gerhard Steier und Landesamtsdirektor WHR Kroatien nimmt am PaN-Europatisch zwischen Slowenien und der Slowakei Platz Robert Tauber von PaN „für ihre Bemühun- (v.l.): Landeshauptmann Hans Niessl, Kroatiens Botschafter in Wien, Gordan gen zur Völkerverständigung über die Gren- Bakota, und Pan-Präsident Oskar Wawra bei der Enthüllung des Sitzplatzes zen und Kulturen hinweg mit der Ehrennadel für die Europäische Union, für die Gemein- Europatag am 9. Mai ausgezeichnet“, erläutert Wawra. schaft. Mit der EU „wuchs“ im Jahr 2006 Der Termin für den Europatag geht zu- auch der Tisch. Zwölf Staaten – zehn neue rück auf den 9. Mai 1950, auf die Erklärung Symbol für das gemeinsame Europa Mitgliedsstaaten, die als Konsequenz der des damaligen französischen Außenmini- Der PaN-Europatisch ist ein Symbol für fünften Erweiterung der EU im Jahr 2004 sters Robert Schuman, die zur Gründung der das gemeinsame Europa und steht für beitraten, sowie die damaligen Beitritts- Montanunion führte. Damit wurde mit die- Gleichheit, Solidarität und friedlichen Dia- werber Bulgarien und Rumänien bekamen sem Tag auch der Grundstein für die heutige log und wurde 1998 vor dem Landhaus in einen Platz am Tisch. Am 1. Januar 2007 Europäische Union gelegt. 1950, fünf Jahre Eisenstadt errichtet. Dabei wurde jedem der wurden Bulgarien und Rumänien in die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, damaligen 15 EU-Mitgliedsstaaten auf einer Europäische Union aufgenommen. Kroatien wurde damit auch das Fundament für das kreisrunden Fläche ein Segment namentlich ist seit 1. Juli 2013 der 28. Mitgliedsstaat in Friedensprojekt Europa geschaffen. „ zugeordnet. Das damals 16. Element stand der Familie der Europäischen Union. http://www.dachverband-pan.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 24 Österreich, Europa und die Welt Kaiser-Maximilian-Preis 2014 Herwig van Staa erhielt die bedeutende Auszeichnung im Zeichen Europas Foto: Die Fotografen Bei der Verleihung des Kaiser-Max-Preises (v. l.): Luis Durnwalder (Landeshauptmann a.D. von Südtirol), Landeshauptmann- Stellvertreter ÖR Josef Geisler, der Preisträger Herwig van Staa (Landtagspräsident, Präsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen des Europarates), seine Frau Luise, Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer und Bernhard Vogel (Ministerpräsident a.D. des Landes Rheinland-Pfalz und des Freistaats Thüringen) it der Verleihung des Kaiser-Maximi- gends“, betonte Innsbrucks Bürgermeisterin schen Organisationen als Kandidat für den Mlian-Preises werden jährlich seit 1998 Christine Oppitz-Plörer in ihrer Begrüßung. Kaiser-Maximilian-Preis 2014 vorgeschla- außerordentliche Leistungen von Persön- Land Tirol und Stadt Innsbruck setzen mit gen und von der internationalen Jury ein- lichkeiten und Institutionen aus dem Bereich der Verleihung dieses Preises alljährlich ein stimmig zum Preisträger gewählt wurde. der europäischen Regional- und Kommunal- deutliches Zeichen für die europäische „Als Landeshauptmann von Tirol freut es politik ausgezeichnet. Heuer ging diese Aus- Einigung: „Eine Aufgabe, die Herwig van mich ganz besonders, daß heute, 17 Jahre zeichnung an Herwig van Staa, Tiroler Land- Staa als erfahrener Kenner der Regional- nach dessen Stiftung, der Kaiser-Maximi- tagspräsident und Präsident des Kongresses und Kommunalpolitik Europas in seinen lian-Preis erstmals an einen Tiroler Politiker der Gemeinden und Regionen des Europara- lokalen, regionalen und europäischen Funk- verliehen wird“, so Platter abschließend. tes sowie Vizepräsident des Ausschusses der tionen und in seinem gesamten Wirken stets Preisträger Herwig van Staa bedankte Regionen der EU. wunderbar zu verbinden verstand. Der heuti- sich und gab seiner großen Freude Aus- Im Beisein von Landeshauptmann-Stell- ge Tag ist ein Tag der Anerkennung, der druck: „Es erfüllt mich mit Stolz und großer vertreter ÖR Josef Geisler, Landeshaupt- Freude, des Innehaltens und der Visionen. Dankbarkeit, nun zur Reihe der großen mann a.D. von Südtirol Luis Durnwalder Wir ehren heute Herwig van Staa für seine Europapolitiker zu zählen.“ und Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer vielfältigen Verdienste im Sinne eines bür- Der Verleihung im Riesensaal der kaiser- nahm Herwig van Staa am 8. Mai den Preis gernahen Europas.“ lichen Hofburg ging der landesübliche Emp- im Rahmen eines Festaktes in der Hofburg Mittels Videobotschaft gratulierte Lan- fang voraus. Unter den zahlreichen Ehren- entgegen. deshauptmann Günther Platter dem Preis- gästen befanden sich neben Mitgliedern der träger mit den Worten: „Europapolitik kann Tiroler Landesregierung VertreterInnen des »Große Verdienste für ein nie losgelöst von den politischen Vorgängen Stadtsenates und Gemeinderates sowie Re- vereintes, bürgernahes Europa« und Gegebenheiten im eigenen Land gestal- präsentantInnen des konsularischen Korps, „Der Kaiser-Maximilian-Preis ruft all- tet werden. Es gilt also, die europäische Eini- mehrere Delegierte des Europarates, Vertre- jährlich die Wichtigkeit von starken Regio- gung voranzutreiben und dabei gleichzeitig terInnen der Behörden und der Universität nen und Kommunen in Erinnerung. Regio- die Interessen des Landes auf europäischer und EhrenzeichenträgerInnen. nen und Kommunen sind ein bestimmendes Ebene einzubringen und zu vertreten. Diese und konstituierendes Element in er europäi- Verknüpfung europäischer mit Tiroler Ziel- Der Preisträger 2014 schen Vereinigung. In den Gemeinden ge- setzungen beherrscht Herwig van Staa mei- Herwig van Staa wurde am 10. Juni1942 schieht Politik zum Angreifen, dort ist sterhaft.“ Es sei kein Zufall, daß er von drei in Linz (Oberösterreich) geboren. Seit 1960 Politik dem Bürger so nah wie sonst nir- der vier vorschlagsberechtigten europäi- lebt er in Innsbruck, wo er Rechts-, Sozial-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 25 Österreich, Europa und die Welt und Wirtschaftswissenschaften, Volkskunde Leopold-Franzens-Universität Innsbruck des Rates der Gemeinden und Regio- und Soziologie studierte. Ab 1970 Tätigkeit vertreten. nen Europas als geschäftsführender Gesellschafter am Der Preis selbst besteht aus einer Ur- 2003 Alain Chénard, Präsident des Kon- Institut für Landesentwicklung in den Be- kunde und einer Medaille (Schautaler von gresses der Gemeinden und Regionen reichen Regional- und Sozialforschung. 1509 Kaiser Maximilian I., siehe unten) so- Europas a. D. 1974 wurde er Universitätsassistent am In- wie einem Geldpreis in der Höhe von 10.000 2004 Elisabeth Gateau, Generalsekretärin stitut für Alpenländische Land- und Forst- Euro. der Weltunion der Kommunen wirtschaft der Universität Innsbruck, 1980 2005 Jan Olbrycht, Mitglied des Europäi- dessen Leiter. An diesem Institut baute er das Auswahl der PreisträgerInnen schen Parlaments international bekannte Studienzentrum für Mit der Verleihung des Kaiser-Maximi- 2007 Michael Häupl, Präsident des Rates der Agrarökologie auf. lian-Preises werden jährlich außerordentli- Gemeinden und Regionen Europas 1989 wurde Herwig van Staa in den Ge- che Leistungen von Persönlichkeiten und Graham Meadows, Generaldirektor meinderat der Landeshauptstadt Innsbruck Institutionen aus dem Bereich der europäi- a.D. der Europäischen Kommission gewählt, deren Bürgermeister er 1994 schen Regional- und Kommunalpolitik aus- 2008 Dora Bakoyannis, griechische Außen- wurde. gezeichnet. Besondere Berücksichtigung ministerin 1996 folgte seine Wahl zum Vizepräsiden- finden Bemühungen um die Verwirklichung 2009 Giovanni Di Stasi, ehemaliger Präsi- ten der Kammer der Gemeinden beim Eu- des Grundsatzes der Subsidiarität, der In- dent des Kongresses der Gemeinden roparat, 1998 wurde er zu deren Präsidenten halte der Charta der Lokalen Selbstverwal- und Regionen Europas und gewählt. 2002 wurde Herwig van Staa zum tung und der Charta der Regionalen Selbst- 2010 Halvdan Skard, ehemaliger Präsident Präsidenten des Kongresses der Gemeinden verwaltung des Europarates. des Kongresses der Gemeinden und und Regionen Europas beim Europarat ge- Regionen Europas wählt. Bisherige PreisträgerInnen 2011 Danuta Hübner, Mitglied des Europäi- 2002 wurde van Staa zum Landeshaupt- 1998 Jordi Pujol, Präsident von Katalonien schen Parlaments und Vorsitzende des mann von Tirol gewählt. Seit 1. Juli 2008 ist 1999 Josef Hofmann, Ehrenpräsident des Ausschusses für Regionale Entwick- er Präsident des Tiroler Landtages. Rates der Gemeinden und Regionen lung Seit 2004 ist er Vizepräsident des Aus- Europas 2012 Keith Whitmore, ehemaliger Präsident schusses der Regionen (AdR) und Leiter der 2000 Luc van den Brande, Präsident der des Kongresses der Gemeinden und österreichischen AdR-Delegation in Brüssel. Versammlung der Regionen Europas Regionen des Europarats (KGRE) und Im Oktober 2010 wurde er zum Präsiden- 2001 Baroness Farrington of Ribbleton, 2013 Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsi- ten der Regionalkammer des Kongresses der Großbritannien dent der Deutschsprachigen Gemein- Gemeinden und Regionen im Europarat 2002 Erwin Teufel, Ministerpräsident des schaft Belgiens. „ gewählt, mit Oktober 2012 folgte eine weite- Landes Baden Württemberg, und http://cor.europa.eu/de/Pages/home.aspx re Amtszeit von zwei Jahren. Heinrich Hoffschulte, 1. Vizepräsident http://hub.coe.int/de Herwig van Staa ist seit 1974 mit Luise, geb. Wallnöfer, verheiratet, die beiden haben einen Sohn und eine Tochter.

Der Kaiser-Maximilian-Preis Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck haben im Jahr 1997 aus Anlaß der Vollen- dung des 85. Lebensjahres des langjährigen Bürgermeisters der Stadt Innsbruck und Prä- sidenten des Tiroler Landtages Alois Lugger den Kaiser-Maximilian-Preis (Europapreis für Regional- und Kommunalpolitik des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck) gestif- tet – in Anerkennung seiner Verdienste um Europa. Erster Kaiser-Maximilian-Preisträ- ger im Jahr 1998 war der Präsident von Ka- talonien, Jordi Pujol. Die Auswahl des/der PreisträgerIn erfolgt alljährlich durch eine internationale Jury. Die Jury besteht aus VertreterInnen des Kongres- ses der Gemeinden und Regionen Europas, des Ausschusses der Regionen Europas, des Rates der Gemeinden und Regionen Europas und der Versammlung der Gemeinden und

Regionen Europas. In dieser Jury sind auch Foto: Land Tirol das Land Tirol, die Stadt Innsbruck und die Schautaler von 1509 »Kaiser Maximilian I.«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 26 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken Fest der Freude 12.000 BesucherInnen sowie führende PolitikerInnen im Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus am Heldenplatz Foto: BKA / Andy Wenzel Mehr als 12.000 BesucherInnen waren am 8. Mai zum »Fest der Freude« auf den Wiener Heldenplatz gekommen. uf Initiative des Mauthausen Komitee nen Menschen, die von den Nationalsoziali- fürchterlichsten Verbrechen der Mensch- AÖsterreich und mit Unterstützung u. a. sten verfolgt und ermordet wurden. heitsgeschichte zu verantworten hat. Das Ge- des Vereins Gedenkdienst, der Israelitischen „Der 8. Mai erinnert uns an den Tag der denken am 8. Mai ruft uns dazu auf, niemals Kultusgemeinde, des Dokumentationsarchi- Befreiung von der nationalsozialistischen zu vergessen und aus unserer Geschichte zu ves des österreichischen Widerstands sowie Herrschaft, das Fest der Freude am Wiener lernen“, sagte Bundeskanzler Werner Fay- der österreichischen Bundesregierung und Heldenplatz ist dafür ein würdiges Zeichen mann anläßlich des Jahrestags der Kapitula- der Stadt Wien wurde heuer bereits zum zwei- des Gedenkens. Das Ende des NS-Terrors tion des nationalsozialistischen Regimes am ten Mal das „Fest der Freude“ am Heldenplatz und des Krieges war für die Österreicherin- 8. Mai 1945. gefeiert. Mehr als 12.000 BesucherInnen hör- nen und Österreicher tatsächlich ein Freu- „Mehr als 60 Millionen Menschen mus- ten am 8. Mai die Worte des Zeitzeugen Aba dentag. Es wurde begonnen, gemeinsam ein sten zwischen 1939 und 1945 ihr Leben las- Lewit und führender PolitikerInnen sowie das freies, demokratisches, rechtsstaatliches und sen. Es waren Soldaten, zivile Opfer und vor Konzert der Wiener Symphoniker. Das „Fest friedliches Österreich aufzubauen. Öster- allem die Opfer des Holocaust und der poli- der Freude“ ist jenem Tag gewidmet, an dem reichs Zukunft konnte endlich beginnen, tischen Verfolgung zu beklagen. Nie zuvor der nationalsozialistischen Herrschaft ein auch wenn es bis heute noch vieles aufzuar- in der Menschheitsgeschichte hat ein politi- Ende gesetzt wurde. beiten gibt. Es ist unsere Aufgabe, auch für sches Regime die industrielle Vernichtung kommende Generationen die Rahmenbedin- von Menschen in solcher Weise betrieben. PolitikerInnen über die Bedeutung gungen so zu gestalten, daß ein Leben in Es war ein beispielloses Verbrechen, das bis des 8. Mai für Österreich Demokratie und Frieden in der Europäischen zum heutigen Tag die menschliche Vorstel- Moderiert von Schauspielerin Katharina Union möglich ist“, so Nationalratspräsiden- lungskraft sprengt“, so der Bundeskanzler. Stemberger gedachten der Zeitzeuge Aba Le- tin Barbara Prammer. Aber der Generation, die Österreich und wit, Nationalratspräsidentin Barbara Pram- Europa nach dem Krieg wieder aufgebaut mer, Bundeskanzler Werner Faymann, Justiz- Faymann: Gedenken ruft uns dazu hat, sei es gelungen, neue Brücken zu bauen: minister Wolfgang Brandstetter, Vizebürger- auf, am Haus Europa weiter zu bauen „Die Menschen in Europa haben die richti- meisterin Maria Vassilakou, Kulturstadtrat „Heute vor 69 Jahren ist der Zweite gen Konsequenzen aus der Vergangenheit Andreas Mailath-Pokorny, Arik Brauer und Weltkrieg in Europa zu Ende gegangen und gezogen und begonnen eine gemeinsame Veranstalter Willi Mernyi der vielen Millio- mit ihm ein Unrechtsregime, das eines der Union zu verwirklichen.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 27 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken Foto: Mauthausen Komitee Österreich Mit Bertrand de Billy am Dirigentenpult gaben die Wiener Symphoniker ein Gratis-Konzert.

„Wenn wir in der täglichen politischen Arbeit die Mühen der Ebene spüren und in harten Verhandlungen Kompromisse finden müssen, dann dürfen wir gleichzeitig nie vergessen, was mit dieser Aufbauarbeit in Europa erreicht wurde. Wir dürfen nie wie- der zulassen, daß europäische Länder Kriege gegeneinander führen, daß Gewalt den All- tag beherrscht und Menschen verfolgt wer- den. Daher ist es die Aufgabe meiner Gene- ration und der nachfolgenden Generationen, diesen Frieden zu sichern und dafür zu sor- gen, daß Demokratie, Freiheit, Rechtsstaat- lichkeit und Menschenrechte immer zentrale Werte in Europa bleiben“, sagte Faymann. Der 8. Mai sei auch immer wieder Anlaß, Foto: BKA / Andy Wenzel Bundeskanzler Werner Faymann bei seiner Rede am Heldenplatz sich der historischen Verantwortung Öster- reichs zu stellen: „Wir dürfen nicht verges- das nicht hoch genug geschätzt werden nunmehr beinahe sieben Jahrzehnte Frieden sen, daß auch Österreicherinnen und Öster- könne. Die Menschen in diesem Land könn- und Wohlstand gesichert. Diesen Auftrag reicher Teil der nationalsozialistischen Mord- ten sich glücklich schätzen, in Österreich und diese Tradition gilt es fortzusetzen“, so maschinerie waren“, so der Bundeskanzler. und damit in der Europäischen Union zu der Bundeskanzler abschließend. Es habe aber auch jene gegeben, die sich leben. Denn die EU sei ein Jahrtausendereig- gegen den Faschismus gestellt haben. „Zehn- nis, bei dem sich verschiedene Länder mit Brandstetter: Europäische und tausende Menschen sind in den Widerstand unterschiedlichen Sprachen und Kulturen damit auch unsere Verantwortung gegangen und Tausende haben dabei ihr Le- freiwillig zusammengefunden hätten. „Am 15. Mai, also kommenden Donners- ben verloren. Der 8. Mai ist also in Europa „Wie Arik Brauer sehe ich Europa auch tag, wird im Justizpalast anläßlich des Jah- ein Tag des Mutes zum aufrechten Gang. Es als unser gemeinsames Haus, an dem wir restages der Unterzeichnung des Staatsver- ist ein Tag des ,Niemals vergessen‘ und ein weiter bauen müssen. Wir sind an diesem 8. trages auf meine Anregung gemeinsam erst- Tag des ,Nie wieder“‘, so Faymann. Mai voller Freude und auch ein wenig stolz, mals der ,Tag des Rechts‘ gefeiert“, sagte Auch Arik Brauer erinnerte in seiner wenn wir unseren Beitrag dazu leisten kön- Justizminister Univ.-Prof. Wolfgang Brand- Festrede daran, daß Demokratie ein Gut sei, nen. Denn dieses gemeinsame Europa hat uns stetter zu Beginn seiner Rede. „Die Justiz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 28 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken

ten Apathie und einer politischen Gleichgül- tigkeit vor allem bei jungen Menschen war- nen, die Führersehnsüchte weckt und die Gefahr einer Rückkehr autoritärer und anti- demokratischer Einstellungen erhöht, ist die- ser Aspekt besonders bedeutsam und offen- bar höchst aktuell“, so Brandstetter. Es sei „daher eine europäische und damit auch un- sere Verantwortung, das wirklich Wichtige nicht aus den Augen zu verlieren und auf allen Ebenen der Politik alles daran zu set- zen, den schädlichen Einfluß demokratie- feindlicher Ideen frühzeitig und mit allen Mitteln zu bekämpfen“. Auch das sei eine der wichtigen Lehren der Geschichte, die einfach ihre Schüler fin- den müsse. „Dafür haben wir zu sorgen – und zwar permanent als Schüler und Lehrer Foto: BMJ/ Christian Jungwirth der Geschichte, mit bewußter Erinnerung Justizminister Univ.-Prof. Wolfgang Brandstetter und Veranstaltungen wie dieser. Damit ,nie feiert diesen Tag zur Erinnerung daran, daß tivitäten hätten und die auch konsequent an- wieder‘ auch wirklich ,nie wieder‘ bleibt“, mit dem Staatsvertrag das heutige Österreich gewendet würden, reichten nicht. Auch hier schloß der Justizminister. als freier demokratischer Rechtsstaat be- gelte: „Prävention ist besser als Repression, gründet wurde und damit die katastrophalen und diese Prävention, diese notwendige Im- Die Wiener Symphoniker Folgen des menschenverachtenden national- munisierung gegen rassistisches und totalitä- gaben ein Festkonzert sozialistischen Unrechtsregimes staatsrecht- res Gedankengut muß auf breiter Basis erfol- Mit Bertrand de Billy am Dirigentenpult, lich beseitigt waren.“ gen. Sie erfordert entsprechende Maßnahmen der bekannten Sopranistin Sonya Yoncheva Das Ereignis, an das das „Fest der nicht nur im Justiz- und Sicherheitsbereich, und dem Star-Tenor Piotr Beczala gaben die Freude“ erinnern solle, sei die Grundvoraus- sondern auch in der Bildungs-, Wirtschafts- Wiener Symphoniker Ludwig van Beet- setzung dafür gewesen. „Viele Wunden aus und Sozialpolitik. Langzeitarbeitslose – und hovens Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67 sowie der Kriegszeit blieben und bleiben“, so hier insbesondere Jugendliche – gegen ge- Werke von Jules Massenet und Charles Brandstetter. „Die Erinnerung daran nie ver- blassen zu lassen, ist die Aufgabe der jetzi- gen und auch künftiger Generationen. Karl Schwarzenberg (Tschechiens ehem. Außen- minister, Anm. d. Red) hat kürzlich in diesem Zusammenhang zurecht davon gesprochen, daß man statt von Erinnerungskultur von Er- innerungspflicht sprechen sollte, weil man sich immer und immer wieder der Frage stel- len muß, wie es denn geschehen konnte, daß auch einfache Bürger mitschuldig werden konnten.“ Von Ingeborg Bachmann stamme der be- rühmte Satz: „Die Geschichte lehrt ständig, aber sie findet keine Schüler.“ Es sei unsere

Pflicht, dafür zu sorgen, „daß die Lehren der Foto: BKA / Andy Wenzel Geschichte erkannt und beachtet werden, v.l.: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Zeitzeuge Aba Lewit, Bundes- auch und gerade von der jungen Generation, kanzler Werner Faymann und Kulturminister Josef Ostermayer die unsere Zukunft darstellt. Sie muß im- fährliches und demokratiefeindliches Gedan- Gounod im Rahmen dieses Festkonzerts munisiert werden gegen den bösartigen Vi- kengut zu wappnen, ist naturgemäß viel zum Tag der Befreiung zum Besten. rus gefährlichen totalitären Gedankenguts, schwieriger als dies bei Jugendlichen in ge- „Musik ist eine universelle Sprache und der keineswegs ausgerottet ist. Es gibt auch ordneten wirtschaftlichen und sozialen Ver- wie geschaffen dafür, über weltanschauliche heute Haßprediger, die durch Europa ziehen hältnissen der Fall ist.“ Grenzen hinweg Brücken zu bauen“, beton- und oft genug den naiven Idealismus junger Der soziale Friede sei letztlich auch eine te der Geschäftsführer der Wiener Sympho- Menschen gewissenlos für ihre Zwecke miß- wichtige Voraussetzung für eine funktionsfä- niker, Johannes Neubert, die bewußt gehal- brauchen“, so der Justizminister. hige und stabile Demokratie. „Gerade in die- tene Überparteilichkeit dieser Veranstaltung. Scharfe Strafbestimmungen, die gegen sen Tagen, in denen ernstzunehmende Stu- „Die Wiener Symphoniker freuen sich daher solche und insbesondere neonazistische Ak- dien vor einer sozioökonomisch verursach- sehr, auch in diesem Jahr aus Anlaß des

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 29 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken Foto: Mauthausen Komitee Österreich Überlebende des KZ-Mauthausen und Mitglieder des Comité International de Mauthausen: an ihrer Spitze der neue Präsident Guy Dockendorf aus Luxemburg und der neue Ehrenpräsident Dusan Stefancic aus Slowenien.

Kriegsendes das Festkonzert zu spielen. Wir Österreichischen Lagergemeinschaft Maut- damit vor allem der Internationalität des danken ganz besonders den herausragenden hausen (ÖLM) und dem Comité Internatio- Lagers ein Andenken bewahren sollen. Künstlern Bertrand de Billy, Piotr Beczala nal de Mauthausen (CIM) sowie mit Unter- Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ: und Sonya Yoncheva, daß sie uns bei diesem stützung des Bundesministeriums für Inne- „Jährlich nehmen zwischen 10.000 und Anliegen unterstützen“, so Johannes Neubert res und der Bundesländer veranstaltet wird, 15.000 Menschen aus ganz Europa und abschließend. gedacht. Übereinstimmend stellen Veranstal- Übersee an den Gedenkfeiern teil. Das ge- ter und Polizei fest, daß über 8000 Besu- meinsame Gedenken an die Greueltaten des Kein Platz für rechtsextremes cherInnen aus über 60 Ländern am Gedenk- nationalsozialistischen Regimes ist von gros- Gedankengut zug über den Appellplatz teilnahmen. Ver- ser Bedeutung und ein Statement gegen das „Die Vielzahl an BesucherInnen an die- treterInnen von drei nationalen Häftlings- Vergessen.“ sem Tag der Freude und des Gedenkens bei organisationen (Niederlande, Spanien und diesem großartigen Konzert der Wiener Tschechien) hielten kurze Ansprachen in Jahresthema 2014: Wert des Lebens Symphoniker ist überwältigend“, resümierte ihrer jeweiligen Landessprache, die seit Jah- Seit 2006 widmen sich die Gedenk- und Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen ren ein fester Bestandteil der Feier sind und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Komitee Österreich, den Abend. „Die neue Nutzung des Heldenplatzes am 8. Mai ist die richtige Betrachtungsweise dieses geschicht- lichen Ereignisses. Denn die Befreiung vom Nationalsozialismus hat damals dem sinnlo- sen Morden ein Ende gesetzt und das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Es gibt kei- nen Platz für rechtsextremes Gedankengut – weder am Heldenplatz noch auf anderen Plätzen dieser Welt. Dafür bedanke ich mich bei allen, die das Fest der Freude ermöglicht haben.“

Internationale Gedenk- und Be- freiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 11. Mai In Erinnerung an die Befreiung der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Maut- hausen am 5. Mai 1945 wurde am 11. Mai Foto: Mauthausen Komitee Österreich diesem Ereignis in der alljährlichen Inter- Kranzniederlegung in Mauthausen (v.l.): oö. LH-Stv. Franz Hiesl, LH-Stv. Reinhold nationalen Befreiungs- und Gedenkfeier, die Entholzer, Bundeskanzler Werner Faymann, Nationalratspräsidentin Barbara Pram- vom MKÖ in enger Zusammenarbeit mit der mer, Gesundheitsminister Alois Stöger und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 30 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken

Thema, das zur Geschichte des KZ-Maut- hausen bzw. zur NS-Vergangenheit Öster- reichs in Beziehung steht. Die diesjährigen Gedenk- und Befreiungsfeiern widmeten sich dem Thema „Wert des Lebens“. In der Zeit des Nationalsozialismus be- stimmten eugenische und ethnische Merk- male darüber, welchen Menschen der Wert des Lebens zuerkannt wurde und welchen nicht. Neben der rassistischen Kategorisie- rung der Nationalsozialisten wurde der Wert eines Lebens auch am wirtschaftlichen Wert gemessen, somit verloren arbeitsunfähige Menschen sehr bald ihr Anrecht auf Leben. „Das KZ-System der Nationalsozialisten zeigt die Verbindung zwischen Arbeitsfähig- keit und Lebensrecht sehr deutlich. Sobald die Arbeitskraft von Menschen ausgeschöpft war, hatte dieses Menschenleben auch kei- Foto: Klagenfurt / StadtPresse Fritz nen Wert mehr. Auch heute nimmt die Be- Bei der internationalen Gedenkfeier zum 69. Befreiungstag des KZ Dachau legte wertung eines Menschen nach seiner ökono- die Klagenfurter Delegation einen Kranz nieder. mischen Verwertbarkeit bzw. seiner Gewinn- rung mit Schwerpunkt Kärnten, denn 175 gern für die Aufbauarbeit und freute sich, trächtigkeit einen immer größer werdenden Kärntner haben hier gelitten, 22 davon aus daß es heute Initiativen in praktisch jedem Platz ein, woran gerade die schwachen Klagenfurt. Bereich gibt. „Es ist unsere Verantwortung, Gruppen besonders leiden. In ganz Europa Bei einer Feier im Schloß Dachau be- die gewachsene Partnerschaft weiter zu ent- sind derartige Entwicklungen und zusätzlich grüßte der neue Oberbürgermeister Florian wickeln und auszubauen. Unsere Freund- immer mehr werdende antisemitische und Hartmann, nach den Kommunalwahlen ge- schaft besteht jetzt 40 Jahre und die wird rassistische Übergriffe festzustellen. Auslän- rade damals drei Tage im Amt, die Freunde noch viel, viel älter“, freute sich Scheider. derfeindlichkeit und Rechtsextremismus aus Klagenfurt. Er ging auf die Geschichte Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathia- werden immer salonfähiger. Diese Entwick- der aktiven Städtepartnerschaft ein und schitz und Stadtrat Jürgen Pfeiler überreich- lung ist sehr besorgniserregend“, appelliert dankte den Gründungsvätern, Leopold Gug- ten mit Bürgermeister Christian Scheider ein Mernyi. „Hier ist Zivilcourage gefordert. genberger und seinem damaligen Dachauer Aquarell von Klagenfurt der Künstlerin Ger- Jeder noch so kleine Widerstand hilft, dieser Amtskollegen Lorenz Reitmeier, für deren da Ankele. Mathiaschitz und Pfeiler hoben Entwicklung Einhalt zu gebieten.“ Engagement. Daraus habe sich ein reger Aus- ebenfalls die vielen Aktivitäten zwischen http://www.festderfreude.at tausch in allen Bereichen auf Bürgerebene den Vereinen und Bürgern von Dachau und http://www.mkoe.at/ entwickelt und in den letzten Jahren habe Klagenfurt hervor: „Es ist eine gelebte Part- man auch in der Zeitgeschichtearbeit inten- nerschaft, die praktisch alle Bereiche, von Klagenfurter Delegation siv zusammengearbeitet. „Dachau und Kla- der Kultur bis zum Sport, von der Wirtschaft bei Gedenken in Dachau genfurt stellen sich Hand in Hand dieser bis zum Tourismus umfaßt.“ wichtigen Aufgabe, das macht Mut für die Am 4. Mai nahmen die KlagenfurterInnen Vor 40 Jahren wurde die Städtepartner- Zukunft, für einen gemeinsamen Kampf ge- an der beeindruckenden und berührenden schaft Klagenfurt – Dachau begründet. Das gen Rassismus“, sagte der Oberbürgermei- Gedenkfeier zum 69. Jahrestag des Konzen- heurige Jubiläumsjahr begann mit einer ster und schloß mit Zitaten des „großen trationslagers Dachau teil, wobei die Stadt- Feier im Schloß und dem Besuch einer star- Klagenfurter Sohnes“, Robert Musil. vertreter an der Gedenkstätte einen Kranz ken Klagenfurter Delegation bei der Interna- Bürgermeister Christian Scheider drückte der Landeshauptstadt niederlegten. Vertreten tionalen Gedenkveranstaltung zum 69. Tag seine Freude darüber aus, wieder in Dachau waren hier alle Länder, aus denen Menschen der Befreiung des Konzentrationslagers sein zu dürfen, wo über die Jahrzehnte echte in Dachau gequält, erniedrigt, getötet wur- Dachau. Klagenfurts Bürgermeister Christian Freundschaften entstanden sind und die den. Schon am Tag davor war die Delegation Scheider reiste mit Vizebürgermeisterin Ma- Partnerschaft eben durch die gemeinsame bei der Gedenkfeier beim Todesmarsch- ria-Luise Mathiaschitz und Stadtrat Jürgen Erinnerungsarbeit „eine Partnerschaft ist, die Mahnmal in der Theodor-Heuss-Straße da- Pfeiler zu den Feierlichkeiten. Mit dabei auch auch tief bewegt“. In Dachau wurden im bei und nahm auch an der Gedenkfeier der die Österreichisch-Israelische Gesellschaft Mai, wie schon in Klagenfurt, Stolpersteine Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern bei mit Präsident Ulrich Habsburg-Lothringen, zur Erinnerung an ermordete jüdische Mit- der Gedenkstätte im KZ Dachau teil. Vertreter der Klagenfurter Universität, der bürgerInnen verlegt. „Das ist heute wichtiger Bei all diesen Gedenkfeiern gab es einen Kärntner Slowenen, und Univ- Prof. Peter denn je, die Menschen hinter den grausamen einhelligen Tenor: jedem Anzeichen von Ras- Gstettner, Vorsitzender des Klagenfurter Schicksalen sollen sichtbar werden“, so der sismus in der Gesellschaft entschieden ent- Beirates für Erinnerungskultur. Klagenfurter Stadtchef. gegentreten, Zivilcourage zeigen, wann und Für den Besuch aus der Partnerstadt gab Scheider dankte auch dem bisherigen Bür- wo immer es notwendig ist. „ es in der Gedenkstätte eine spezielle Füh- germeister Peter Bürgel und seinen Vorgän- http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 31 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken Die Gerechten. Ausstellungseröffnung in Graz

m 28. April wurde die Ausstellung „Die AGerechten. Courage ist eine Frage der Entscheidung“ im Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten eröffnet. Zur Freude der Ver- anstalter nahmen unerwartet viele Gäste im völlig überfüllten Veranstaltungsraum an der Eröffnung teil, unter ihnen auch mehrere Nachkommen österreichischer Gerechter. In bewegenden Worten erzählte die Überleben- de Lucia Heilmann von ihrer Rettung durch den österreichischen Gerechten Reinhold Duschka. Der steirische Landesrat Christian Buchmann nahm die Eröffnung vor. Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Juli im Kulturzentrum zu sehen. Nach ihrem überaus erfolgreichen Start in Steyr mit rund 10.000 Besuchern hat die Ausstellung nun ihre Wanderschaft durch die übrigen Bundesländer angetreten. Auch in Graz kamen wesentlich mehr interessierte Die Überlebende Lucia Heilmann, die gemeinsam mit ihrer Mutter vom Wiener BesucherInnen zur Eröffnung als erwartet. Künstler Reinhold Duschka gerettet worden war, bei ihrer berührenden Rede. Nach der Begrüßung durch den Museums- gemeinsam mit ihrer Mutter vom Wiener den Yom HaShoah hin, der zeitgleich in leiter Johannes Rauchenberger sowie durch Künstler Reinhold Duschka gerettet worden Israel begangen wurde. Die Frage nach Ge- Generalsekretärin Ulrike Schuster und ein- war. In einem Interview mit Co-Kurator rechtigkeit sei im Hinblick auf den Umgang führenden Worten des Vorsitzenden Günther Univ.-Prof. Albert Lichtblau erzählte die mit den österreichischen Lebensrettern im- Schuster erläuterte Ausstellungs-Kurator Zeitzeugin davon, wie sie als Kind jahrelang mer noch aktuell. Univ.-Prof. Michael John die Schau. Er ging angstvolle Tage und Nächte in Verstecken Die beiden Kuratoren Michael John und auf die schwierigen Umstände ein, unter erleben mußte. Vor allem das Ausharren in Albert Lichtblau führten die Gäste anschlies- denen die österreichischen Gerechten nach einem Kohlenkeller, der auch von anderen send persönlich durch die Ausstellung. Die dem Krieg leben mußten. Viele von ihnen Hausbewohnern genutzt wurde, und die stän- räumliche Umsetzung wurde vom gestalten- schwiegen, weil sie von einem beträchtli- dige Gefahr entdeckt zu werden, hatten tiefe den Architekten Manfred Lindorfer in äus- chen Teil der Bevölkerung als Verräter ange- Spuren bei der Heranwachsenden hinterlas- serst gelungener Weise an die örtlichen Ge- sehen wurden. sen. Landesrat Buchmann zeigte sich in sei- gebenheiten angepaßt. „ Zutiefst bewegend waren die Schilderun- nen Worten sehr bewegt von den Schilde- http://gerechte.at gen der Überlebenden Lucia Heilmann, die rungen Lucia Heilmanns und wies auch auf http://www.austria.yad-vashem.net Fotos: Österreichische Freunde von Yad Vashem Ein Blick ins Auditorum bei der Eröffnung der Ausstellung im Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 32 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken Studiengruppe aus Toronto auf jüdischen Spuren Das Jewish Welcome Service lud »Young Professionals« nach Wien ein, auch Besuche von Schloß Hartheim und Mauthausen standen auf dem Programm. Foto: Michael Rajzman Nach einem Gedankenaustausch im Außenministerium: die Gäste mit Gesandten Martin Weiss und mit Mitarbeitern des Hauses er Jewish Welcome Service (JWS) gestärkt werden. Die Gruppe absolvierte ein Walzer führte die Gruppe durch den jüdi- Dführt neben dem Besuchsprogramm für dichtes Programm. So wurde sie von Na- schen Friedhof Währing. vertriebene jüdische BürgerInnen und vielen tionalratspräsidentin Barbara Prammer emp- Der Besuch im Jüdischen Museum und anderen Aktivitäten seit einigen Jahren auch fangen mit anschließender Führung durch besonders die Führung durch Hannah Lands- Programme für die jüngere Generation durch. das Parlament und es gab einen intensiven mann begeisterte alle. Der Spaziergang durch Neben Kooperationen mit amerikanischen Gedankenaustausch im Außenministerium die Leopoldstadt und seine jüdische Ge- Organisationen (AJC ACCESS, ADL) gibt mit Mitarbeitern des Hauses unter der Lei- schichte war für die Gruppe ebenso von gros- es seit 2011 eine Kooperation mit der Jewish tung des Gesandten Martin Weiss. sem Interesse, aber auch eine von gemisch- Federations of Canada, Toronto. Waren es in Ein Besuch im Wiener Rathaus stand ten Gefühlen begleitete Reise in die Vergan- den letzten Jahren StudentInnen von Hillel ebenso auf dem Programm. Gemeinderätin genheit. Canada, organisierte der JWS 2014 erstmals Elisabeth Vitouch berichtete über die Ge- Besonders emotional und nachdenklich ein Programm für „Young Professionals“ denk- und Erinnerungskultur der Stadt Wien. waren natürlich der Besuch von Schloß Hart- (im Alter zwischen 25 und 35 Jahren). Dies Die Gruppe besuchte den Historiker heim und der Gedenkstätte Mauthausen. geschah in Zusammenarbeit mit dem Sarah Oliver Rathkolb an der Universität Wien, der Den letzen Abend verbrachten die Grup- and Chaim Neuberger Holocaust Centre To- ausführlich zu Fragen über Österreichs Um- pe bei einem Farewell Dinner, wo sich alle ronto und dem Österreichischen Auslands- gang mit dem Nationalsozialismus Stellung begeistert bei Generalsekretärin Susanne dienst. Ziel des Programms ist das Kennen- nahm. Trauneck vom JWS für den wunderbaren Auf- lernen von Wien als moderne, europäische Die Teilnehmer der Studienreise hatten enthalt und das breit gefächerte Programm Metropole sowie einer vielfach engagierten auch Gelegenheit weitere Persönlichkeiten und bei Stefan Hammerl vom Österreichi- Jüdischen Gemeinde. wie Ari Rath, Anton Pelinka, und Eric Frey schen Auslandsdienst für die engagierte Be- Das Programm enthielt Treffen mit zu intensiven Diskussionen zu treffen. Im treuung bedankten. Opinion Leaders, PolitikerInnen und Vertre- Programm durfte natürlich eine ausführliche Die Teilnehmer der Gruppe waren das terInnen der Jüdischen Gemeinde. Den Teil- Stadtrundfahrt mit Schloß Schönbrunn und erste Mal in Österreich, einige von ihnen nehmerInnen sollte ein offenes, demokrati- Prater nicht fehlen. hatten Wiener Wurzeln und am Ende dieses sches, anderen Kulturen aufgeschlossenes Wesentlicher Programmpunkt war das Aufenthalts war es spürbar, daß das nur ein Österreich in möglichst vielen Facetten ver- jüdische Wien, es gab ein Treffen mit Schü- Anfang für sie war und viele von ihnen wie- mittelt werden, ohne kritische Aspekte aus- lerInnen des ZPC Campus in Anwesenheit der gerne Wien und damit Österreich besu- zusparen. Darüber hinaus soll die Verbin- von Oskar Deutsch, dem Präsidenten der chen werden. „ dung zwischen den jüngeren Generationen Jüdischen Gemeinde. Die Historikerin Tina http://www.jewish-welcome.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 33 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken »Verdrängte Jahre« Bedeutung und Bestimmung der Bahn im Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 – eine Themenausstellung der ÖBB im Landesmuseum Kärnten von 3. Juni bis 13. August 2014 Foto: Gedenkstätte Yad Vashem Ohne die logistische Kapazität der Bahn wären Deportation und systematischer Mord nicht möglich gewesen. m Jahr 2012 feierte die Eisenbahn in Ös- schen Auseinandersetzung mit der Unterneh- Wir mussten nach dem Einmarsch flüchten, Iterreich ihr 175jähriges Jubiläum. Dabei mensgeschichte in der NS-Zeit. Die Ausstel- mein Vater bekam Berufsverbot und ein Teil wurden die enormen technischen Errungen- lung ist auch ein Beitrag zur politischen Bil- unserer Flucht war nur mit der Bahn mög- schaften und die Bedeutung der Bahn für die dung und Stärkung der demokratischen lich. Danke für diese Ausstellung, damit auch industrielle Revolution, für Erneuerung und Grundstimmung in Österreich.“ meint Univ. hier in Kärnten vor allem die jungen Men- den wirtschaftlichen Aufschwung themati- Prof. Oliver Rathkolb, wissenschaftlicher schen sehen, was sich nie mehr wiederholen siert. Die ÖBB haben sich aber auch mit den Berater der Ausstellung. darf.“ dunklen Zeiten des Systems Schiene be- Oskar Deutsch, Präsident der Israeliti- Alisa Tennenbaum: „Ich halte es für sehr schäftigt. Es wurde auch die Zeit themati- schen Kultusgemeinde für Wien, Steiermark wichtig zu erzählen, was in den Jahren von siert, in der die Österreichischen Bundesbah- und Kärnten: „Einerseits war die Machtüber- 1938 bis 1945 in Europa vorgefallen ist. nen (BBÖ) ein Teil der Deutschen Reichs- nahme durch die Nationalsozialisten in Leute zu hassen und zu vernichten darf nie bahn waren und eine der wichtigsten Stützen Kärnten auf allen Ebenen bereits sehr früh mehr geschehen. Jeder muß auf den andern des nationalsozialistischen Staates in Öster- vollzogen. Andererseits gab es in Kärnten schauen und mitfühlen und versuchen zu ver- reich. den bedeutenden, kontinuierlichen und orga- stehen. Niemand ist berechtigt, das Leben Christian Kern, CEO der ÖBB Holding nisierten Widerstand, bestehend aus ver- einer Person zu nehmen, nur weil der Mensch AG: „Das ist der dunkelste Abschnitt unserer schiedenen Gruppierungen, gegen die Nazi- eine andere Farbe, Religion hat, weil er Unternehmensgeschichte. Wir sind dazu ver- Diktatur. Um aber der Verdrängung entge- ,anders‘ ist. Die Greueltaten des Holocaust pflichtet zu gedenken und möchten mit die- genzuwirken, ist Geschichtsaufarbeitung und dürfen nie wieder passieren und sie dürfen ser Dokumentation einen weiteren Beitrag die für diese Ausstellung gewählte greifbare nicht vergessen werden.“ Alisa Tennenbaum zur historischen Aufarbeitung leisten. So un- Form besonders wichtig. Die Fragen ,Wie ist konnte sich mit dem „Kindertransport“ nach faßbar uns diese Ereignisse heute erschei- alles vor sich gegangen?‘ oder ,Wie war das England retten, ihre Geschichte wird in der nen, so klar müssen wir als ÖBB diese Zeit möglich?‘ sind in dieser Ausstellung kein Ausstellung erzählt. als Teil unserer Geschichte akzeptieren“ Tabu und es wird wohl kein Besucher davon „Gerade vor dem Hintergrund eines An- unberührt bleiben.“ Die Ausstellung stiegs des autoritären anti-demokratischen David Glesinger, Sohn eines jüdischen Diesem Zeitabschnitt ist die Themen- Potentials bei jungen Menschen in Öster- Rechtsanwalts aus Villach: „Ich bin 1937 als ausstellung „Verdrängte Jahre – Bahn und reich sind Aktivitäten wie das Lehrlingspro- Sohn eines österreichischen Patrioten und Nationalsozialismus in Österreich 1938 – jekt der ÖBB mehr als ein Beitrag zur kriti- jüdischen Rechtsanwalts in Villach geboren. 1945 gewidmet, die ab 3. Juni im Landes-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 34 Österreich, Europa und die Welt – Gedenken museum Kärnten (Museumgasse 2, 9021 Klagenfurt) zu sehen ist.

Verdrängte Jahre Obwohl die Bahn in der Zeit des Natio- nalsozialismus eine zentrale Rolle spielte, blieb sie in der Geschichtsschreibung der Österreichischen Bundesbahnen bisher so gut wie unerforscht und ausgeblendet. Die Österreichischen Bundesbahnen wurden 1938 sofort in die Deutsche Reichsbahn inte- griert. Ohne Bahn als Transportmittel wäre die Kriegslogistik der deutschen Wehrmacht nicht machbar gewesen.

Züge in den Tod Ohne die logistische Kapazität der Bahn wäre der systematische Mord an den europä- ischen Jüdinnen und Juden, an Roma und Selbst ältere slowenische Männer, wie der 73jährige Matev Hartmann (vorne Sinti, die Deportation von Sloweninnen und links), wurden zur Zwangsarbeit für den Steinbruch bei Eichstätt verpflichtet. Slowenen, von Homosexuellen, Zeuginnen und Zeugen Jehovas und politisch Anders- denkenden nicht möglich gewesen. Drei Millionen Menschen aus fast ganz Europa wurden im Zweiten Weltkrieg mit Zügen in die Vernichtungs- und Tötungslager des NS- Regimes transportiert. Die Deutsche Reichs- bahn war durch die Deportation zahlloser Menschen unmittelbar am Holocaust betei- ligt und mit ihr auch die ehemals österreichi- schen Bahnbediensteten, die während der Zeit – nach dem „Anschluß“ Österreichs an Hitlerdeutschland und dem Ende des Zwei- ten Weltkriegs im Mai 1945 – Bedienstete der Deutschen Reichsbahn waren. Über 200.000 ÖsterreicherInnen, fast die gesamte jüdische Bevölkerung, wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen oder in Konzen- Foto: Archiv Mauthausen Komitee Kärnten Foto: privat Dieses Foto von der Loibltunnel-Baustelle ist vermutlich 1943 entstanden. trations- und Vernichtungslager geschickt. Die Transporte erfolgten mit der Bahn. fremdländischen Nachrichtendienste und die kung und das Los der slowenischen Bevöl- inländischen Gegnergruppen es bereits frü- kerung und auch über das Ende des jüdi- Eisenbahner im Widerstand her verstanden hatten, Sabotageorganisatio- schen Lebens eingegangen und natürlich Die nationalsozialistischen Machthaber nen aufzubauen …“ 154 Eisenbahner wurden wird der Widerstand der EisenbahnerInnen, versuchten von März 1938 die Eisenbahnbe- wegen Ihres Widerstandes zum Tode verur- der in der Region sehr stark war (es wurden diensteten an ihr Regime zu binden. Eisen- teilt und hingerichtet, 135 starben in Kon- viele Todesurteile ausgesprochen), auch in bahnerInnen hatten strengere Regeln als zentrationslagen oder Zuchthäusern, 1438 einer speziellen Tafel behandelt. Berufsbeamte zu befolgen, mußten „jeder- wurden zu KZ- oder Zuchthausstrafen verur- Teil der Themenausstellung ist eine filmi- zeit rückhaltlos für den nationalsozialisti- teilt. sche Dokumentation, die ÖBB-Lehrlinge im schen Staat eintreten“ und sie wurden flä- Gespräch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen chendeckend einer politischen Untersuchung Gliederung der Ausstellung zeigt. und Überwachung unterzogen. Dennoch Die Themenausstellung gliedert sich in fol- In Kooperation mit dem BMUKK und waren EisenbahnerInnen maßgeblich am gende Abschnitt: Der „Anschluß“, die Bahn- http://www.erinnern.at wird SchülerInnen Widerstand gegen den Nationalsozialismus bediensteten, Emigration und Kindertrans- entsprechendes Unterrichtsmaterial zur Ver- beteiligt. So berichtet das Reichssicherheits- porte, die Sondertransporte, der Widerstand, fügung gestellt. hauptamt (RSHA) 1941 über den Wider- die Zwangsarbeit, das „arisierte“ Vermögen Konzeption und Umsetzung: Traude Kogoj stand bei der Bahn, daß im Vergleich zum und die Restitution. Und sie betrachtet auch (Projektleitung), Univ. Prof. Oliver Rathkolb „Altreich … die Ostmark seit Ausbruch des die Rolle der Bahn in dieser Zeit speziell in (wissenschaftliche Beratung) und Milli Segal Krieges 1939 in sabotagepolizeilicher Hin- der Region Kärnten. So wird genauer auf die (Ausstellungskonzeption) „ sicht eine größere Rolle spielte, da hier die Zwangsarbeit am Loibl-Paß, die Verschik- http://www.oebb.at/verdraengte_jahre

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 35 Österreich, Europa und die Welt Akrotiri auf Santorin Österreichische Forschungsinitiative und National Geographic Society sichern digital das bedrohte Kulturerbe. © 7reasons Medien GmbH, Michael Klein Rekonstruktion der Insel Santorin vor der Minoischen Eruption (ca. 1615 v. Chr.) sowie der geologischen Subduktionszone in der Südägäis und der Magmakammer unterhalb der heutigen Kameni-Insel. krotiri droht sein katastrophales Schick- (LBI ArchPro) hat die gesamte Ausgra- nauigkeit digital erfassen“, erklärt Projekt- Asal von vor 3630 Jahren erneut einzuho- bungsstätte der bronzezeitlichen Siedlung leiter Immo Trinks vom LBI ArchPro. „In len: Erdbeben und Verfall könnten die Aus- Akrotiri auf der griechischen Insel Santorin Kombination mit modernsten fotogramme- grabungsstätte auf der Vulkaninsel Santorin, (griechisch „Thera“) mit Hilfe neuester trischen Methoden haben wir zusammen mit die vergleichbar mit dem italienischen Pom- österreichischer Laserscanner-Technologie unseren griechischen Partnern die Ausgra- peii, jedoch mehr als 1000 Jahre älter als die- (RIEGL Laser Measurement Systems VZ- bungsstätte vollständig fotorealistisch doku- ses ist, bald unwiederbringlich zerstören. 400) digitalisiert. Denn diesem einmaligen mentiert und somit im Falle einer Zerstörung Auf Initiative des österreichischen Ludwig Kulturdenkmal droht nach dem katastropha- zumindest digital bewahrt“, so der Forscher. Boltzmann Instituts für Archäologische Pro- len Ausbruch des Thera Vulkans vor etwa In weiterer Folge hat Michael Klein, Ex- spektion und Virtuelle Archäologie hat nun 3630 Jahren erneut die Zerstörung durch Erd- perte in den Bereichen der 3D-Rekonstruk- eine internationale Forschungsgruppe unter- beben und Verfall. tion und -Animation und Leiter des Wiener stützt von der National Geographic Society Die aktuelle Ausgabe von „National Medienunternehmens 7reasons, Teile von dieses einzigartige Kulturdenkmal mit Hilfe Geographic“ Deutschland berichtet in ihrer Akrotiri am Computer realistisch rekonstru- neuester 3D Laserscanner-Technologie digi- Titelgeschichte auf 30 Seiten über das digi- iert. Diese wissenschaftlich fundierten 3D- tal dokumentiert und somit für zukünftige tale Dokumentationsprojekt. „3D-Laserscan- Visualisierungen ermöglichen eine neuartige Generationen virtuell erhalten. ner eignen sich hervorragend für die genaue virtuelle Erforschung wie auch den simulier- Eine internationale Gruppe von Forschern Dokumentation der herausragenden Fund- ten Besuch in vergangenen Zeiten dieses um den Wissenschaftler Immo Trinks vom stelle von Akrotiri. Mit dieser Technik lassen einst so prächtigen Ortes. Ludwig Boltzmann Institut für Archäologi- sich der Innen- und Außenbereich ganzer Ähnlich seinem Schicksalsgenossen Pom- sche Prospektion und Virtuelle Archäologie Gebäude berührungslos mit Millimeterge- peii bietet Akrotiri einzigartige Einblicke in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 36 Österreich, Europa und die Welt die Welt und Kultur der Bronzezeit in der Ägäis. Mächtige Schichten von Bimsstein und Vulkanasche haben komplette Sied- lungsareale Akrotiris während der Blütezeit der Stadt in einem exzellenten Zustand kon- serviert. So konnten griechische Archäolo- gen unter der Leitung von Prof. Spyridon Marinatos und Prof. Christos Doumas seit 1967 bis zu drei Stockwerke hoch erhaltene Häuser, einmalige Wandmalereien und tau- sende archäologische Fundobjekte freilegen. Die bestmögliche Bewahrung des einzig- artigen Kulturerbes in Akrotiri ist von außer- ordentlicher archäologischer Bedeutung. Denn Erdbeben und Vulkanismus können in dieser seismisch höchst aktiven Zone das einmalige Kulturdenkmal jederzeit in einen buchstäblichen Steinhaufen verwandeln. Zu- dem behindern die rigiden Sparmaßnahmen Visualisierung des Raumes Nr. 5 im Obergeschoß des sogenannten “Westhauses”, welches vermutlich durch eines der Erdbeben kurz vor der Minoischen Eruption in Griechenland die Durchführung dringend beschädigt wurde. notwendiger Restaurierungs- und Erhaltungs- maßnahmen der vom Verfall bedrohten Fres- ken und Architektur. Das internationale Vorzeigeprojekt wurde vom Conservation Trust der National Geo- graphic Society finanziell gefördert und durch die Unterstützung der österreichischen Ludwig Boltzmann Gesellschaft ermöglicht. RIEGL Laser Measurement Systems unter- stützte das Projekt mit neuester Technologie in Form eines zusätzlichen Hochleistungs- Laserscanners. Die beteiligten Wissenschaftler sind: Pro- jektleiter Geophysiker Immo Trinks (LBI Arch Pro), Direktor der Ausgrabung von Akrotiri, Prof. Christos Doumas (Universität von Athen), sein Assistent Prof. Andreas Vlacho- poulos (Universität von Ioannina), Architektin Blick auf den sogenannten “Dreiecksplatz” mit dem Westhaus (links) und dem Prof. Clairy Palyvou (Universität von Thessa- Delta West-Komplex. loniki), Geophysiker Prof. Gregory Tsokas (Universität von Thessaloniki), Prof. Wolf- gang Neubauer, Direktor des LBI ArchPro, und der Experte für Virtuelle Archäologie Prof. Maurizio Forte (Duke University). Mi- chael Klein (7reasons) hat die virtuelle Vi- sualisierung beigetragen, Geert Verhoeven photogrammetrische Dokumentation und Matthias Kucera mit der Laserscanning Ex- pertise. Mitarbeiter des LBI ArchPro und Doktoranden des Initiative College for Ar- chaeological Prospection der Universität Wien waren an den Untersuchungen beteiligt. „ Ludwig Boltzmann Institut für Archäologi- sche Prospektion und Virtuelle Archäologie http://www.archpro.lbg.ac.at „National Geographic“ Deutschland

http://www.nationalgeographic.de © 7reasons Medien GmbH, Michael Klein © 7reasons Medien GmbH, Michael Klein © 7reasons Medien GmbH, Michael Klein 7reasons Rekonstruktion eines spätkykladischen Schiffes mit einer hypothetischen Visuali- http://7reasons.at sierung der Eruption im Bereich der heutigen Kameni-Insel von Santorin (Thera).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 37 Österreich, Europa und die Welt Wiener Wohnbau in Berlin Die multimediale Ausstellung »Gemeinde baut – Wiener Wohnbau 1920 bis 2020« beleuchtet Geschichte und Bedeutung des Wiener Wohnbaus und ist bis 5. Juli in der deutschen Bundeshauptstadt zu sehen.

er soziale Wiener Wohnbau und der DWiener Gemeindebau im Besonderen gelten in Europa als herausragendes Beispiel für eine gelungene Wohnungspolitik. „Seit über 90 Jahren wird in Wien der soziale Wohnbau durch die Maxime des leistbaren, qualitätsvollen Bauens geprägt. Dieser An- spruch galt bereits bei der Errichtung der er- sten Wiener Gemeindebauten und wird heute in der Wiener Wohnbaupolitik in seiner zen- tralen Bedeutung fortgeführt. Heute leben etwa 60 Prozent der Wienerinnen und Wie- ner in den rund 220.000 Gemeindebauwoh- nungen bzw. in rund 200.000 mit Fördermit- teln des Landes Wien errichteten Wohnun- gen. Dieses große Angebot geförderter Wohnungen, das weltweit einzigartig ist, hat zudem einen wichtigen, preisdämpfenden Foto: WienTourismus / Nanja Antonczyk Effekt auf den gesamten Wohnungsmarkt Die nach Karl Marx benannte Wohnhausanlage der Gemeinde Wien ist der wohl repräsentativste, sicherlich aber der bekannteste kommunale Wohnbau der Stadt. der Stadt. Dadurch sind die Mieten in Wien im Vergleich mit anderen Metropolen relativ damit verbundene Steuerhoheit auch die sowie geänderte ökonomische und ökologi- moderat“, betonte Wohnbaustadtrat Michael Möglichkeit gegeben, den sozialen Wohnbau sche Rahmenbedingungen machen eine ste- Ludwig am Abend des 16. Mai im Rahmen auf eine breite Basis zu stellen. Nach der tige Weiterentwicklung des sozialen Wohn- der Eröffnung der multimedialen Wander- Einführung einer zweckgebundenen Wohn- baus notwendig“, so Ludwig und Neumayer. ausstellung „Gemeinde baut – Wiener bausteuer unter dem damaligen Finanz- Neben den laufenden Maßnahmen in der Wohnbau 1920 bis 2020“ in Berlin. stadtrat Hugo Breitner im Jänner 1923, war Sanierung und der Modernisierung der Ge- Die Ausstellung zeigt die Geschichte des der finanzielle Grundstein für das Wohnbau- meindewohnungen werden aktuell rund sozialen Wohnbaus in Wien von seinen programm gelegt, das am 21. September 7000 Wohnungen, die auf Initiative und mit Anfängen in den 1920er Jahren bis heute und 1923 vom Wiener Gemeinderat verabschie- Fördermitteln der Stadt Wien errichtet wer- darüber hinaus. Dabei wird auch die Ent- det wurde. Darin wurde festgelegt, daß in- den, jedes Jahr fertiggestellt. Dieses er- wicklung der sozialen Wohnbaupolitik im nerhalb von fünf Jahren zwischen 1924 und schwingliche Wohnungsangebot zeichnet Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher 1928 25.000 neue Wohnungen errichtet wer- sich vor allem auch dadurch aus, daß es den Veränderung, technischem Fortschritt beim den sollten. Bereits Ende 1926 war dieses unterschiedlichen Anforderungen und Be- Bau, Stadtplanung und Architektur beleuch- ehrgeizige Ziel vorzeitig verwirklicht, sodaß dürfnissen der BewohnerInnen gerecht wird. tet. Im Mittelpunkt der Schau stehen die Men- das Programm auf 30.000 Wohnungen aus- Gegenwärtig sind in Wien 180 Projekte schen und ihre unterschiedlichen individuel- geweitet wurde und für die Jahre 1929 bis mit rund 20.000 Wohneinheiten in Um- len Bedürfnisse und Ansprüche ans Wohnen. 1934 weitere 30.000 Wohnungen in Angriff setzung. „Das Gesamtinvestitionsvolumen „Der Wiener Gemeindebau ist seit seinen genommen wurden. 1934 lebte bereits ein dafür beträgt mehr als 2,66 Milliarden Euro. Anfängen eng mit den sozialen Errungen- Zehntel der Wiener Bevölkerung in einer der Der Förderaufwand der Stadt liegt bei knapp schaften der Stadt Wien verknüpft. Bereits rund 66.000 Gemeindebauwohnungen. Heute einer Milliarde Euro“, hielt der Wiener die ersten errichteten Wohnhausanlagen bilden rund 220.000 Gemeindewohnungen Wohnbaustadtrat fest. Er betonte zudem: zeichnen sich durch weitläufige Grünflächen, und weitere 200.000 Wohnungen, die durch „Wir investieren so viel in den Wohnungs- viele Freiflächen, wie Loggien und Balkone Mittel aus der Wiener Wohnbauförderung neubau, wie keine andere Stadt in Europa. und die Nähe zu sozialen Einrichtungen, wie errichtet wurden, das Zuhause für rund 60 Der Wohnbau und insbesondere der geför- Schulen, Kindergärten oder Bibliotheken Prozent der Wiener Bevölkerung. derte Wohnbau sind der Motor der Wiener aus. Der Gemeindebau hat von Anfang das „In den vergangenen neun Jahrzehnten Stadtentwicklung. Damit kurbeln wir die gesellschaftliche Umfeld maßgeblich mitge- hat sich der soziale Wohnbau immer wieder Konjunktur an und sichern Arbeitsplätze! prägt“, so Josef Neumayer, Direktor von verändert und an neue gesellschaftliche Rah- Rund 14.000 Jobs alleine im Neubaubereich. Wiener Wohnen menbedingungen angepaßt. Die immer größer Und das auf konstant hohem Niveau“, so Nachdem Wien am 1. Jänner 1922 ein werdende Anzahl an Singlehaushalten, das Ludwig. „ eigenes Bundesland wurde, war durch die Älterwerden von Bewohnern und Gesellschaft http://www.aedes-arc.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 38 Österreich, Europa und die Welt Meilensteine vor dem Sturm Kulturveranstaltung der »Plattform Kultur Mitteleuropa« in Sarajewo

ie Kulturveranstaltung „Meilensteine Dvor dem Sturm“, die am 21. Mai im Bosniakischen Institut in Sarajewo stattfand, war das jüngste gemeinsame Kulturprojekt der „Plattform Kultur Mitteleuropa“, die ge- genwärtig unter österreichischer Präsident- schaft steht. Diese Abendveranstaltung beschäftigte sich mit den kulturellen Entwicklungen in Mitteleuropa vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. In seiner Eröffnungsrede beton- te Christian Brunmayr, Leiter der Abteilung für Auslandskulturprojekte im Bundesmini- sterium für Europa, Integration und Äußeres, daß die kreativen und kulturellen Durchbrü- che in der Kunst, Kunstgeschichte und Wis- senschaft im frühen 20. Jahrhundert von wesentlicher Bedeutung für weitere kulturhi- storische Entwicklungen waren. Diese Mei- Foto: lensteine, die in den Bereichen Architektur, Das polnische Folkensemble »Wolosi«l präsentierte eine einmalige Mischung aus Musik und anderen Bereichen erreicht wur- klassischer und traditioneller karpatischer Volksmusik. den, wirken bis in die heutige Zeit nach. Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei Mit dieser gemeinsamen Veranstaltung sein. spannte die „Plattform Kultur Mitteleuropa“ einen Bogen von den kulturellen Errungen- Was ist die »Plattform schaften der Vergangenheit in die heutige Ge- Kultur Mitteleuropa«? genwart. Gezeigt wurde dabei die österrei- Die „Plattform Kultur Mitteleuropa“ wur- chische Wanderausstellung „Bewegte Ruhe de anläßlich der ersten Außenministerkonfe- vor dem Sturm“, die sich mit der Vorkriegs- renz der Länder der „Regionalen Partner- zeit in Österreich beschäftigt, einer Zeit, in schaft“ (Österreich, Polen, Ungarn, Tsche- der Österreich durch rasante Entwicklungen chische Republik, Slowakei und Slowenien) in Wissenschaft und Kunst den letzten gros- am 6. Juni 2001 als Forum für den kulturel- sen Schritt in die Moderne wagte. len Dialog gegründet, dessen wesentliches Begleitet wurde die Ausstellung vom Ziel war – und noch ist –, Kulturprojekte von tschechischen Kurzfilm „Šumne stopy/ Grace- gemeinsamem Interesse in- und außerhalb ful Legacy“, der sich mit den Aktivitäten des der EU durchzuführen oder zu unterstützen. berühmten tschechischen Architekten Karel Weitere Ziele der „Plattform Kultur Paøík (1857-1942) und dessen Arbeiten in Mitteleuropa“ sind:

Sarajewo auseinandersetzte, wo er über 70 Fotos: BMeiA  das Bewußtsein für das Kulturleben der bekannte Bauwerke plante. Der ungarische Pianist Sándor Farkas teilnehmenden mitteleuropäischen Länder Nach Begrüßungsworten des Österreichi- in- und außerhalb der Europäischen schen Botschafters in Bosnien und Herzego- Fotografie während des Ersten Weltkrieges Union zu heben, wina, Martin Pammer, unterhielt der ungari- gewidmet. Zu guter Letzt präsentierte das  die Kreativität und Ausdrucksstärke der sche Barpianist Sándor Farkas das Publikum polnische Folkensemble „Wo³osi” eine ein- Künstler dieses Raums zu vermitteln und mit einem abwechslungsreichen Programm malige Mischung aus klassischer und tradi-  die gemeinsame kulturelle Identität Mit- aus Liedern des frühen 20. Jahrhunderts sowie tioneller karpatischer Volksmusik, mit der ein teleuropas im Kontext der Europäischen mit dem Stück „Cradle-song for my father“, erfolgreicher Abend beschlossen wurde. Integration zu betonen. das er eigens für diesen Abend komponiert Die nächste gemeinsame Veranstaltung Gemeinsame kulturelle Veranstaltungen hatte. der „Plattform Kultur Mitteleuropa“ findet finden regelmäßig zweimal pro Jahr statt Der slowakische Beitrag, ein Vortrag von im Herbst 2014 unter tschechischer Präsident- und seit ihrer Gründung hat die „Plattform Prof. Václav Macek von der Hochschule für schaft in Baku, Aserbaidschan statt. Themen- Kultur Mitteleuroopa“ weltweit über 50 Ver- Darstellende Künste in Bratislava, war dem schwerpunkt wird dabei Design von Glas anstaltungen organisiert. „ Thema Propaganda und Realität in Film und und Porzellan mit beispielen aus Österreich, http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/aussenpolitik/auslandskultur/plattform-kultur-mitteleuropa.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 39 Österreich, Europa und die Welt Partnerschaft – Gemellaggio zwischen dem Österreichischen Marineverbard und dem Nationalen italienischen Verband ANMI – Venedig. Foto: ÖMV v.l.: Raffaele Pinto (Präsident des italienischen Verbandes ANMI – Gruppe »P. Foscari« Venedig), Oberst dhmtD Karl Anton Skrivanek (Präsident des ÖMV), Clodovaldo Ruffato (Präsident des Landtages der Region des Veneto), Admiral Rudy Guasta- disegni (Direktor des Museu Storico Navale Venezia) und Michael Salvator Habsburg-Lothringen im Palazzo Ferro Fini

om 9. bis 14. April folgte eine große In einer gemeinsamen Erklärung wird in Schleife und dem ÖMV-Emblem im Geden- VDelegation des Österreichischen Mari- der Partnerschaftsurkunde ausgedrückt, daß ken an die damalige Situation, wie nachfol- neverbandes (ÖMV) der Einladung der dadurch die Werte besiegelt werden sollen, gend beschrieben, niedergelegt wurde. bedeutenden venezianischen Gruppe P. Fos- welche die Seeleute weltweit verbinden: So- Im August 1915 wurde das Boot U-12 zur cari des nationalen italienischen Verbandes lidarität, Frieden und Brüderlichkeit, als die Minensuche in den Golf von Venedig ab- ANMI zur Besiegelung der Partnerschaft moralischen Grundwerte, die alle militäri- kommandiert. Dort wurde es am 6. August (Gemellaggio = Verbrüderung) der beiden schen Vereinigungen an die künftigen Gene- 1915 vom italienischen Zerstörer Rosolino maritimen Organisationen. rationen weiterzugeben haben. Pilo gerammt und schwer beschädigt. Zwei Der Reigen der Veranstaltungen wurde Mit Freude wurden die Nachkommen Tage später hörten italienische Seeleute auf durch einen Empfang im Palazzo Ferro Fini von Kaiserin Elisabeth – bzw. „Prinzessin einem Baggerschiff an der Stelle der Kolli- eröffnet. Dieser ist Sitz des Landtages der Sisi“ – wie sie hier mit Vorliebe genannt sion eine heftige Unterwasserexplosion. Region Veneto und liegt an einer der schön- wird – besonders dann am Nachmittag beim Taucher fanden kurz drauf das Wrack von U- sten Punkte des Canal Grande. Bei der Besuch der restaurierten Sisi-Räume im Mu- 12 am Meeresboden. Eine Seemine hat den Begrüßung der ÖMV-Delegation im kostba- seo Correr im Rahmen des Besuches des Bug aufgerissen und alle 17 Besatzungsmit- ren „Sala dei Cuoi“ ehrte der Präsident des Palazzo Reale begrüßt. glieder in den Tod gerissen. Das Wrack wur- Landtages der Region des Veneto, Clodo- Die folgenden Tage brachten nun ein er- de ein Jahr später von der Italienischen Ma- valdo Ruffato die Gäste, indem er sagte: lebnisreiches Programm: Gedenken an die rine gehoben und in den Hafen von Venedig „Diese Partnerschaft hat auf eine bestimmte Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen verbracht. Die 17 Leichen wurden am vene- Weise eine besondere Bedeutung; nicht nur, in der Vergangenheit und großartige kultu- zianischen Friedhof San Michele bestattet. weil sie in Venedig geschlossen wird, welche relle Veranstaltungen. U-12 war das erste k. u. k. U-Boot, das im die größte maritime Stadt war, sondern vor Am 11. April erwartete die Delegation am Krieg verloren ging… allem, weil dies in dem Jahr stattfindet, in frühen Vormittag ein Schiff der Marina Mili- Danach ging es weiter zum italienischen dem man an den Beginn des großen Krieges tare (Maristudi), das sie zur Insel San Miche- Friedhofsteil auf San Michele, wo nun vor 100 Jahren erinnert, in dem unsere Staa- le brachte, wo am Grab von Linienschiffs- gemeinsam mit den italienischen Kameraden ten einander feindlich gegenüberstanden, leutnant Egon Lerch gemeinsam mit den ita- ein Kranz mit italienischer Schleife nieder- wohingegen sie heute jedoch vereint sind im lienischen Kameraden und dem österreichi- gelegt wurde. Bestreben der Erhaltung des Frieden zu die- schen Verteidigungsattaché in Rom, Bgdr Der 12. April begann maritim mit einer nen.“ Wolfgang Bäck, ein Kranz mit rot-weiß-roter Schiffsfahrt durch die Inselwelt der südli-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 40 Österreich, Europa und die Welt chen Lagune mit dem Ziel Sant’ Andrea. Sie ist heute Teil eines ebenfalls als „Sant’ An- drea“ bezeichneten Militärstützpunktes und aus diesem Grunde wurde auch dieser Ort zur Übergabe eines gemeinsamen Kranzes im Gedenken an die auf See gebliebenen Gefallenen beider Nationen mit den Bändern in italienischen und österreichischen Farben gewählt. Pünktlich zur Übergabe des Kranzes traf auch das Schiff der „Guardia Costiera“ ein und als besondere Geste wurde der Kranz dann von zwei Damen – Kameradinnen von ÖMV und ANMI – zu Worten des österrei- chischen Verteidigungsattachés Bgdr. Wolf- gang Bäck im Beisein der beiden Delegatio- nen den Fluten der Adria übergeben. Nachher traf man sich zu einem Glas Sekt oder Rotwein im gemütlichen Club- Oberst dhmtD Karl Anton Skrivanek (ÖMV-Präsident) und der österreichische Ver- heim der Marinegruppe. teidigungsattaché in Rom, Bgdr Wolfgang Bäck bei Übergabe des Crest vom ÖMV Nach dem Mittagessen im Klub der Mari- neoffiziere bereitete man sich dann auf einen besonderen Abend im Palazzo Cá Sagredo vor, zu dem die Cavalieri di San Marco ein- geladen hatten. Dort wurde dem ÖMV zu Ehren ein großer Galaabend mit dem En- semble für alte Musik (1500-1600 Jhdt.) „Ottaviano Petrucci“ gegeben, an dem nach dem Kunstgenuß in dem herrlichen Palais ein großartiges Buffett angeboten wurde. Der 13. April sollte nun zum Höhepunkt Gesamtveranstaltung werden, eingeleitet durch die heilige Messe in der Marinekir- che – der Chiesa dei Marinai San Biaggio (Hl.Blasius) – beim Arsenal. Auf der linken Wand im Altarraum befindet sich die Urne mit dem Herz von Erzherzog Franz Friedrich von Österreich, der 1847 in Venedig starb und sein Herz den Seeleuten – Marinai – und der Michael Salvator Habsburg-Lothringen in den »Sisi«-Räumen des Museo Correr Stadt Venedig testamentarisch schenkte. Nach vor dem Bild seiner Urgroßmutter, Kaiserin Elisabeth der Segnung der Olivenzweige – es war ja Palmsonntag – begann die hl. Messe. Zur hl. Kommunion sang dann Ivo Majer, ein Kamerad aus Zagreb, der in Wien an der Musikuniversität Gesang studiert, als Coun- tertenor das Ave Maria von Giulio Caccini (1546-1618), von der Orgel begleitet. Dies war ein besonderer Beitrag zu dieser Meß- feier, wofür dem Sänger herzlich gedankt wurde. Nach dem Gottesdienst – zelebriert vom Militärkaplan Don Gianni Medeot – folgte dann mit Unterzeichnung der von den vene- zianischen Partnern vorbereiten Urkunden im Altarraum der Kirche der Akt der part- nerschaftlichen Verbrüderung – des Gemel- laggio – der ANMI di Venezia mit dem ÖMV, Fotos: ÖMV Beim Galaabend im Palazzo Cá Sagredo (v.l.): Cav. Giuseppe Vianello (Doge Pre- begleitet von Worten der Präsidenten beider sidente Cavalieri di San Marco), Cav. Raffaele Pinto, Admiral Rudy Guastadisegni Partner und die Übergabe eines wertvollen und Oberst dhmtD Karl Skrivanek

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 41 Österreich, Europa und die Welt

den, den Geist der Liebe und die Wahrheit im christlichen Glauben mit Freude und Überzeugung bekennt und auch weitergebt.“ Ein besonderes Symbol für Frieden wur- de von Sandor und Herta Margarete Habs- burg-Lothringen geschaffen – die Flamme des Friedens. Die Flamme des Friedens ist ein Symbol für weltweiten Frieden und wird an Men- schen und Institutionen überreicht, die Ver- antwortung tragen für Menschen, Länder, Völker, Kulturen, Natur und Umwelt. Es ist auch eine Erinnerung und Ermahnung zu- gleich, stets im Sinne des Friedens zu den- ken, zu sprechen und zu handeln. Im Rahmen dieser Feier wurde dieses In der Kirche San Biaggio (v.l.), 1. R.: Kapitän i.R. Bernd Temeier, Bgdr Wolfgang wertvolle, weltweit angesehene Symbol an Bäck, 2. R.: Sandor Habsburg-Lothringen, Ulrike Habsburg-Lothringen, Oberst ANMI – vertreten durch seinen Präsident dhmtD Karl Skrivanek und rechts Gerfried Stefanson mit der Flagge des ÖMV. Admiral Paolo Pagnottella – und den ÖMV – Im Hintergrund an der Wand: Fahnenabordnungen der ital. ANMI-Verbände im Namen von Präsident Oberst dhmtD Karl Skrivanek – verliehen. Mit der feierlichen Segnung unserer neuen Reiseflagge endete nun der offizielle Festakt an diesem Vormittag. Nach dem Mittagessen verabschiedeten sich bereits die ersten Kameraden zur Heim- reise und so ging ein großartiges internatio- nal kameradschaftlich ausgerichtetes Wo- chenende zu Ende. „Ich danke allen Kameraden und den Freunden des ÖMV, die durch ihre Teilnah- me an dieser Reise und ihre aktive Mitge- staltung und Unterstützung wesentlich zum Erfolg beigetragen haben. Auf Wiedersehen am 26. 0ktober 2014 zum zweiten Teil der Herta Margarete Habsburg-Lotheringen und Bgdr Wolfgang Bäck präsentierten Partnerschaftsfeier in Wien im Geiste unse- den Kranz – die Corona – mit italienischem und österreichischem Band, bevor res Wahlspruches Viribus Unitis“, so Präsi- dieser dann von einer italienischen und einer österreichischen Kameradin der See dent Skrivanek abschließend. „ bei der Insel Sant' Andrea übergeben wurde. http://www.marineverband.at Crests aus Muranoglas. Dieses hatten die ita- lienischen Freunde speziell für diesen Anlaß gestaltet. Als besonderen Gruß verlas der Präsident des ÖMV, Oberst dhmtD Karl Anton Skriva- nek, Worte des Militärbischofs von Österreich, Christian Werner, der in seiner Botschaft so- wohl zum Geschehen am Palmsonntag als auch auf das Fest der Partnerschaft einging. Hierzu sagte Seine Exzellenz unter ande- rem: „Es freut mich, daß es internationale Partnerschaften und Freundschaften – wie hier vorbildlich vom Italienischen und Österreichischen Marineverband – gibt und als Symbol für das Verständnis und des Frie- dens zwischen unseren Völkern, gerade in der Erinnerung an den ersten Weltkrieg vor

100 Jahren, Ausdruck finden. Fotos: ÖMV Ich wünsche Euch, die hier Gottesdienst Gruppenbild von der ÖMV-Delegation mit venezianischen Freunden in einer ehe- feiern und allen Katholiken, daß Ihr den Frie- maligen Schiffsbauhalle des Arsenals

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 42 Österreich, Europa und die Welt Slowenien und Steiermark: gemeinsames »Joint Committee« ie Republik Slowenien und das Land DSteiermark werden die nachbarschaftli- che Zusammenarbeit verstärken. Dazu rich- teten der Außenminister Sloweniens, Karl Erjavec, und der Landeshauptmann der Steiermark, Franz Voves, am 14. Mai in Graz ein „Joint Committee" ein, das künftig ein- mal jährlich aktuelle Kooperationsvorhaben beraten und festlegen soll. Schon bei der Gründungssitzung wurden konkrete Projekte in den Bereichen Katastrophenschutz, Bil- dung, Kultur wie auch Tourismus und Wirt- schaft vereinbart. Die Geschäftsführung des Komittees liegt in Slowenien beim Außen- minister, in der Steiermark bei dem für Eu- ropa und Außenbeziehungen verantwortli- chen Landesrat Christian Buchmann. Außenminister Erjavec äußerte seinen Wunsch und die Erwartung, daß das gemein- same Komitee, als „ein Mechanismus der Ver- bindung und gemeinsames Handeln, noch Foto: Land Steiermark engere Zusammenarbeit zwischen Slowe- Landeshauptmann Franz Voves (l.) begrüßte Sloweniens Außenminister Karl Erjavec in der Grazer Burg nien und der Steiermark in allen Bereichen vom gemeinsamen Interesse fördern wird.“ neben der konkreten Projektebene „auch ein mes und somit schlagkräftigeres Auftreten Landeshauptmann Voves hob nach der laufender Austausch von Informationen unserer Regionen gegenüber den europäi- Sitzung hervor, daß durch dieses Komitee stattfinden kann, der letztlich ein gemeinsa- schen Partnern ermöglicht.“ „ Leobens Partnerschaftsbesuch in China eit 20 Jahren besteht zwischen der steiri- Sschen Montanstadt Leoben und der chi- nesischen Wirtschaftsmetropole Xuhou mit 9,3 Millionen Einwohnern eine Städtepartner- schaft (Wegbereiter dafür war die Montan- universität Leoben durch ihre Kontakte zur Bergbau-Universität in Xuzhou). Sie hat es Leoben u.a. ermöglicht, sich einen Namen mit hochkarätigen Ausstellungen in der Kunst- halle zu machen, vermehrt chinesische Stu- dentInnen für Leoben zu interessieren und das chinesische Know how für das Wellness- Projekt Asia Spa zu bekommen. Auch die Industrie konnte ihre Beziehungen mit China vertiefen. Im Gegenzug entwickelten und eta-

blierten Vertreter aus Leoben (und Mann- Foto: leopress heim) im Rahmen eines EU-Förderpro- Die Leobener Delegation mit dem Generalsekretär des Xuzhoukomitees der Kom- gramms ein öffentliches Musikschulsystem munistischen Partei Chinas, CAO Xinping (7. von links) und Leobens Bürgermeister nach westlichem Musikstil in Xuzhou. Kurt Wallner (6. von links) „Leoben liegt im Herzen Europas, im nas, CAO Xinping unterstrich die große „Unser Besuch war ein weiterer Meilen- Herzen Österreichs und hat viele Vorteile. Bedeutung der Partnerschaft und meinte: stein in den erfolgreichen Beziehungen zwi- Darum ist die Zusammenarbeit für uns so „Leoben hat viel zu bieten und wir wollen schen Xuzhou und Leoben. Wir blicken auf wichtig und wir werden das Verhältnis zu weiterhin voneinander lernen – vor allem auf eine erfolgreiche Kooperation in den letzten Leoben in Zukunft weiter vertiefen“, sagte den Gebieten Wissenschaft, Wirtschaft und 20 Jahren zurück und erwarten uns auch dazu der Oberbürgermeister der Partnerstadt Kultur.“ Besuche und Gespräche in Peking künftig wichtige Impulse für beide Seiten“, Xuhou, ZHU Min. und Xuzhou und Wirtschaftsgespräche im resümiert Leobens Bürgermeister Kurt Wall- Auch der Generalsekretär des Xuzhou- Österreichischen Generalkonsulat in Shang- ner über die erfolgreiche siebentägige Reise komitees der Kommunistischen Partei Chi- hai rundeten das intensive Programm ab. nach China. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 43 Österreich, Europa und die Welt Pühringer: »Politik muß so nahe wie möglich beim Bürger handeln!« n der von Österreich initiierten Konferenz Iüber Europäische Demokratie (EuDEM) in Straßburg wurde Anfang Mai zwei Tage lang über das richtige Regieren und über eine an die Anforderungen der heutigen Mul- tilevel Governance angepaßten Demokratie diskutiert. Hochrangige Gäste, unter ande- rem der oberösterreichische Landeshaupt- mann Josef Pühringer, betrachteten derzeiti- ge Probleme und versuchten, Lösungsvor- schläge zu präsentieren. Die EuDEM wurde heuer bereits zum dritten Mal vom Bundeskanzleramt – Institut für Staatsorganisation und Verwaltungs- reform – und dem Österreichischen Institut für Europäische Rechtspolitik organisiert. In der zweitägigen Veranstaltung wurde dieses Foto: Land OÖ Jahr der Status Quo von Demokratie und Landeshauptmann Josef Pühringer bei seiner Rede im Europarat „good governance“ in Europa diskutiert. tes. Neben der wichtigen Frage von Internet Organisation der Demokratie des Staates Zentrale Fragen über die zukünftigen Ent- Governance hat Österreich es sich zur Auf- Österreich. PolitikerInnen sollen Reformen wicklungen wurden aus unterschiedlichen gabe gemacht, die demokratische Teilhabe als dauerhafte Aufgabe, welche zur gelebten Perspektiven von ExpertInnen beleuchtet. der Gesellschaft auf allen politischen und politischen Kultur gehört, ansehen. So nah Die Konferenz behandelte mit dem Thema sozialen Ebenen zu fördern. wie möglich am Bürger zu handeln bringt Demokratie auf allen Ebenen einen der zen- Landeshauptmann Josef Pühringer unter- für beide Seiten die Vorteile, daß Handlun- tralen Schwerpunkte des österreichischen strich die Bedeutung bürgernaher Strukturen gen schneller, effizienter und kostengünsti- Vorsitzes im Ministerkomitee des Europara- und verwies auf den Föderalismus als die ger ausgeführt werden können. „ Kärnten – Slowenien bekräftigen Ja zu weiteren Kooperationen andeshauptmann Peter Kaiser traf am L15. Mai mit der Ministerpräsidentin der Republik Slowenien, Alenka Bratusek, in Eisenkappel zusammen, wo es einen herz- lichen Empfang gab. Unter dem Motto „Kärnten-Slowenien – von der Nachbar- schaft zur Freundschaft“ wurden im Rahmen einer Pressekonferenz im Marktgemeinde- amt aktuelle und geplante Kooperationen zwischen Kärnten und Slowenien präsen- tiert. Kaiser und Bratusek betonten den ge- meinsamen Willen und den positiven Geist, die Kooperationen auszubauen und weiter- hin gemeinsame Lösungen zu suchen. Ziel sei es, grenzüberschreitende Projekte und transnationale Programme umzusetzen, be- Foto: LPD/ Peter Just tonte Kaiser. Hervorgehoben wurde das Ge- Ministerpräsidentin Alenka Bratusek und LH Peter Kaiser meinsame Komitee Kärnten-Slowenien, das wo man durch die Verbände der Städte als Ländern fortzusetzen. Sie dankte auch dem im April d. J. nach zehn Jahren Inaktivität Ansprechpartner wiederum ein Stück voran- Bürgermeister der Marktgemeinde Eisenkap- wieder reaktiviert wurde. Hier soll die Ar- gekommen sei. Der Landeshauptmann sagte, pel Smrtnik für den herzlichen Empfang mit beit, von der Raumplanung über Umwelt bis daß für diesen Bereich 12 Mio. Euro zur Gesang. Als Geschenk erhielt die Minister- zum Katastrophenschutz und zur Bildung, in Verfügung stehen würden. präsidentin einen Kärntner Reindling, für sie gemeinsamen Arbeitskreisen besprochen Die Ministerpräsidentin freute sich über und den Landeshauptmann gab es von seiten und vorangetrieben werden. Weiters erwähn- die Stärkung der Zusammenarbeit und dank- des Bürgermeisters auch noch kleine Bilder te Kaiser die Alpen-Adria-Allianz als neues te insbesondere für die Hilfe bei der Schnee- mit den Motiven des Kirchleintragens in Netzwerk für möglichst unbürokratische Ko- katastrophe in Slowenien. Sie versicherte, Eisenkappel. Auch Generalkonsulin Dragica operationen und den Stand der ETZ-Pro- daß auch weiterhin alles getan werde, um die Urtelj und Botschafter Clemens Koja waren grammierungsarbeiten Slowenien-Österreich, guten Beziehungen zwischen den beiden nach Eisenkappel angereist. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 44 Österreich, Europa und die Welt Tirol–Bayern: Grenzüberschreitender sozialer Austausch ie aktuellen sozialpolitischen Fragestel- Dlungen verlieren an den Grenzen des Landes nicht ihre Gültigkeit“, betonte Tirols Soziallandesrätin Christine Baur und traf am 15. Mai mit der bayerischen Staatsministerin Emilia Müller, zuständig für Arbeit und So- ziales, Familie und Integration zu einem kol- legialen Austausch in München zusammen. Im Vordergrund standen aktuelle Heraus- forderungen in der Flüchtlingspolitik, von denen sowohl Tirol als auch Bayern gleich- ermaßen betroffen sind. „Der enorme An- stieg der Asylbewerberzahlen stellt uns alle vor große Herausforderungen. Deshalb ist es mir wichtig, mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus unseren Nachbarländern auszutauschen. Tirol liegt wie Bayern auf Foto: StMAS Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (l.) und Tirols Landesrätin Christine Baur einer der Hauptrouten der Asylbewerber. Das Gespräch hat wieder gezeigt, wir können ge- der Kinder- und Jugendhilfe in Bayern ver- „Es ist inhaltlich sehr anregend und wich- genseitig viel von unseren jeweiligen Erfah- wies. Die jungen Asylsuchenden seien mei- tig, ab und zu einen Blick über den Teller- rungen profitieren. Denn unser gemeinsames stens sehr motiviert und tragen positiv auf rand bzw. in diesem Fall einen Blick über die Ziel ist eine humane Aufnahme der Asylbe- die Gruppendynamik in den jeweiligen Staatsgrenze zu werfen. Oft können aus die- werber“, so Müller, die in diesem Zusam- Einrichtungen bei. Ein weiteres Thema des sem Austausch wertvolle Inputs oder auch menhang auf die positiven Erfahrungen mit Treffens waren die aktuellen Entwicklungen Formen der Zusammenarbeit entstehen“, so der Integration von unbegleiteten minderjäh- in der Frauen- und Behindertenpolitik sowie Baur. Der Austausch mit Bayern soll daher rigen Flüchtlingen in reguläre Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe. fortgesetzt und intensiviert werden. „ Portugiesischer Botschafter zu Gast bei Innsbrucks Bürgermeisterin ine Premiere konnte der Portugiesische EBotschafter Pedro Luís Baptista Moitin- ho de Almeida begehen, reiste er doch das erste Mal in seinem Leben nach Tirol und in die Landeshauptstadt Innsbruck. Einen offi- ziellen Antrittsbesuch stattete er am 15. Mai mit Ernst Wunderbaldinger, dem Honorar- konsul der Republik , Bürgermei- sterin Christine Oppitz-Plörer ab. „Ich freue mich sehr, daß ich Sie heute hier im Rathaus Willkommen heißen darf“, begrüßte die Bürgermeisterin den Botschaf- ter und fügte hinzu: „Mit Dr. Ernst Wun- derbaldinger haben Sie einen ausgezeichne- ten Vertreter hier in Innsbruck.“ Pedro Luís Baptista Moitinho de Almeida erklärte, daß er sich sehr freue, neben seinen vielen Auf-

gaben nun das erste Mal in Innsbruck sein zu Foto: IKM / Aistleitner dürfen: „Alles was ich bis jetzt gesehen habe Botschafter Pedro Luís Baptista Moitinho de Almeida (M.) und Honorarkonsul der ist sehr schön.“ Im Gespräch kündigte er Republik Portugal, Ernst Wunderbaldinger, trafen Innsbrucks Stadtoberhaupt bereits an, das nächste Mal mit seiner Fa- Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. milie wiederkommen zu wollen. Themen des ren. Nach dem Abschluß der Wirtschaftswis- lona, Sarajevo und Osttimor war er auch als Gesprächs waren außerdem die Beziehung senschaften an der Universität von Lissabon Botschafter in Kanada tätig. Seit März 2013 zwischen Österreich und Portugal, die Lage trat er 1974 dem Diplomatischen Dienst bei. ist er Botschafter der Portugiesischen Re- Portugals sowie die bevorstehenden Europa- Im Laufe seines Lebens wurde er unter ande- publik in Österreich. wahlen. rem zur Portugiesischen Botschaft in Athen Verheiratet ist er mit Maria de Natividade Pedro Luís Baptista Moitinho de Almeida und Praia (Kap Verde) entsendet. Neben vie- Moitinho de Almeida. Die beiden sind Eltern wurde am 9. Jänner 1951 in Lissabon gebo- len weiteren beruflichen Stationen in Barce- zweier Töchter. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 45 Österreich, Europa und die Welt European Newspaper Congress 2014 im Wiener Rathaus und 500 Chefredakteure, Verleger, Stra- Rtegen, Online-Profis und Mediende- signer setzten sich von 4. bis 6. Mai im Wie- ner Rathaus mit spannenden Zukunftsfragen der Branche auseinander: So ging es um Change-Prozesse in Medienhäusern, den neuen „Roboter-Journalismus“ oder auch Teambuilding in Redaktionen. Einleitend sprach Google-News-Chef Richard Gingras über die Veränderung der Medien in Zeiten der Digitalisierung und die Bedeutung für Verleger, Journalisten und die Gesellschaft. Eröffnet wurde der Congress von Me- dienstadtrat Christian Oxonitsch: „Es ist eine Auszeichnung für die Medienstadt und den Medienstandort Wien, daß hier jährlich Zu- kunftsszenarien diskutiert werden“, betonte Oxonitsch und wies auf die enormen Ver-

änderungsprozesse hin, die durch Digitali- Foto: PIC / Votava sierung und totale Vernetzung in Gang ge- Stadtrat Christian Oxonitsch (r.) mit Google-News-Chef Richard Gingras bei der kommen sind. „Wahrscheinlich erleben wir Eröffnung des »Newspaper Congress 2014« im Wiener Rathaus. die bedeutendste mediale Umbruchszeit seit auch nicht das Entweder/Oder: entweder ist entscheidend.“ Das gelte für die Stadt der Erfindung des Buchdrucks.“ Change analog oder digital, entweder Print oder On- Wien ebenso wie für jedes Medium. „Im Management sei auch für die Stadt Wien von line. Beide stellen Zugangsweisen zu In- Endeffekt sind wir als Stadt auch Medium: Bedeutung. „Wobei es für mich nicht heißt, halten dar. Wie diese Inhalte gestaltet sind Ohne ständige Kommunikation mit den Altes durch Neues auszutauschen. Ich sehe und wie Menschen darauf reagieren können, BürgerInnen gibt es uns nicht!“ „ Jugend Innovativ-Team beim Nachwuchsforscherwettbewerb ei der aktuellen 65. Intel International BScience and Engineering Fair (Intel ISEF), die in Los Angeles/USA stattfand, prä- sentierten die drei Absolventen der HTBLu VA Mödling Dominik Kovács, Thomas Steinlechner und Yuki Trippel ihre Entwick- lung „Anastomose Robot Tool (ART)“ und bekamen dafür den hervorragenden 2. Preis in der Kategorie Bioengineering sowie einen Special Award von China Association for Science and Technology (CAST). Das Jung- techniker-Trio, das sich seine Wettbewerbs- teilnahme mit dem Sieg bei „Jugend Inno- vativ“ in Österreich erarbeitet hatte, darf ein Preisgeld von 2700 US-Dollar mit nach Hause

nehmen. ART ist ein neuartiges Operations- Foto: Austria Wirtschaftsservice GmbH werkzeug, das bei der Tumorentfernung am Dominik Kovács, Thomas Steinlechner und Yuki Trippel (v.l.) beim weltweit größten Darm das Verbinden der abgetrennten Enden Nachwuchsforscherwettbewerb Intel ISEF in den USA minimal invasiv und damit weniger risiko- Wissenschafts-, Forschungs- und Wirt- Die Wettbewerbsteilnahme ist für viele reich ermöglicht. Zudem können alle Be- schaftsminister Reinhold Mitterlehner gratu- ein erster wichtiger Karriereschritt. Enga- wegungen, die der Chirurg bisher manuell lierte den Jungforschern zum internationalen gierte junge Menschen erhalten die einmali- mit dem herkömmlich verwendeten Instru- Erfolg: „Unsere Technik-Talente punkten ge Chance, ihr schulisches Wissen um wert- ment „Circular Stapler“ durchgeführt hat, auch im weltweiten Vergleich und erwerben volle Praxiserfahrungen zu erweitern. Für mit dem ART in elektromechanischer Weise dabei Schlüsselqualifikationen und wichtige den Wirtschaftsstandort Österreich sind neue ausgeführt werden. Kontakte für ihre künftige Karriere. Der ak- Ideen und schlaue Problemlösungen der Insgesamt stellten 1780 Jugendliche aus tuelle Erfolg zeigt einmal mehr, daß wir Nährboden, auf dem wettbewerbsfähige Un- rund 70 Ländern ihre Projekte in 17 Wett- unseren Nachwuchs-Forschern mit ,Jugend ternehmen von morgen entstehen. „ bewerbsdisziplinen vor. Innovativ‘ ein ideales Sprungbrett bieten.“ http://www.jugendinnovativ.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 46 Österreich, Europa und die Welt Neue Exportmärkte für OÖ Lebensmittel m Februar dieses Jahres besuchte Ober- Iösterreichs Agrar-Landesrat Max Hiegels- berger mit einer Delegation das Königreich Jordanien. Am Programm standen unter an- derem ein Besuch der Niederlassung des oberösterreichischen Backmittelherstellers Backaldrin, ein Treffen mit Vertretern der jordanischen Wirtschaftskammer, dem jor- danischen Landwirtschaftsminister, aber auch die Besichtigung einer Gemüseplanta- ge sowie Branchengespräche mit Vertretern der Düngemittelproduktion sowie Rinder- zucht. „Bei dieser Reise zeigte sich, daß ein großes Interesse an wirtschaftlichen Bezie- hungen vor allem auch im Lebensmittel- und Agrarbereich besteht“, so Hiegelsberger.

„Jordanien ist der Toröffner für den gesam- Foto: Land OÖ / Anzengruber ten arabischen Raum. Das ist ein großes Po- v.l.: Jordaniens Botschafter in Wien, Hussam al Husseini, Agrar-Landesrat Max tential, das derzeit brach liegt.“ Hiegelsberger und Honorarkonsul Harald Deller bei ihrem Treffen in Linz Um das zu ändern lud er im Beisein von zucht und dem Agrarproduktehandel folgten Kultur zwischen Oberösterreich und Jorda- Jordaniens Botschafter Hussam al Husseini der Einladung. „Der Export nach Jordanien, nien fungieren.“ – „Österreich und Ober- und Österreichs Honorarkonsul für Jorda- aber auch in den gesamten arabischen Raum, österreich haben international gesehen ein nien, Backaldrin-Geschäftsführer Harald könnte viel höher sein. Auf unserer Reise in ganz besonders gutes Image in Punkto Le- Deller, zu einem Start-up-Meeting – mit dem Jordanien haben sich Tore aufgetan. Mit vie- bensmittelproduktion. Unsere landwirtschaft- Ziel, Potentiale aufzuzeigen und die Bezie- len Möglichkeiten für Oberösterreich und lichen Urprodukte sind als saubere, gesunde hungen zu intensivieren. Vertreter österrei- ganz Österreich“, so Hiegelsberger. Deller Produkte bekannt. Dies muß noch viel stär- chischer Lebensmittelproduzenten aus der will alle seine Kontakte anbieten, und „als ker am Markt positioniert werden“, sind sich Schlachtbranche, Molkereiwirtschaft, Rinder- Brückenbauer für Wirtschaft, Tourismus und Hiegelsberger und Deller einig. „ ARGE Donau und viadonau feiern 30 Jahre Donauradweg er Donauradweg feiert heuer sein 30jäh- Driges Bestehen. Es wird viel Wert auf den qualitativen Ausbau der Radstrecken ge- legt. 2012 wurde der Radweg vom Allg. Deut- schen Fahrrad Club mit sensationellen 4 Ster- nen ausgezeichnet. Für die Qualität des Do- nauradwegs ist viadonau zuständig, die mehr als 250 km Radwege betreut. Die Qualitätssicherung am Donauradweg ist nicht zuletzt auf die Betreuung der über 500 km Treppelwege – 250 davon werden als Radwege genutzt – durch viadonau zurückzu- führen. Vor vier Jahren wurde dazu von via- donau ein GPS-gestütztes Erhaltungsmana- gement-System (EMS) entwickelt, mit des-

sen Hilfe die Zustandserfassung erhoben und Foto: via donau / APA-Fotoservice Rastegar dokumentiert und allfällige Sanierungsmaß- v.l.: Friedrich Bernhofer (Sprecher ARGE Donau Österreich), Petra Riffert (GF ARGE nahmen priorisiert werden können. Donau Österreich), Daniela Schily (Donaukompetenzzentrum), Hans-Peter Hasen- bichler (GF viadonau) und Christoph Madl (GF Niederösterreich-Werbung GmbH) Mit 16 Mio. Nächtigungen und rund 7,5. Mio. Ankünften ist der österreichische Donau- Das Donau Competence Center (DCC) in von 75 Mitgliedern aus zehn Donauländern. raum eine der bedeutendsten Tourismusregio- Belgrad setzt sich seit 2010 für länderüber- Gemeinsame Initiativen in Marketing und nen Österreichs. Die ARGE Donau Öster- greifende Kooperationen an der Donau ein, Produktentwicklung sollen alle Mitglieder reich hat es sich zu ihrer Aufgabe gemacht, um bessere Rahmenbedingungen für den vernetzen und nachhaltigen Tourismus an die Donau als elementares Tourismusange- Tourismussektor – vor allem in den mittleren der Donau etablieren. „ bot in Österreich zu stärken und die Marke und unteren Donauländern – zu schaffen. http://www.viadonau.org national und international zu positionieren. Mittlerweile vertritt das DCC die Interessen http://www.danubecc.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 47 Österreich, Europa und die Welt Besser leben in Europas Dörfern m Rahmen der Teilnahme am Europäi- Ischen Dorferneuerungswettbewerb 2014 fand eine Bereisung von Schattendorf durch eine Delegation der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung statt. Die zuständige in der Burgenländischen Lan- desregierung, Landesrätin Verena Dunst, be- grüßte gemeinsam mit Bürgermeister Johann Lotter die Gäste persönlich vor Ort. 29 Dörfer aus zwölf verschiedenen Staa- ten matchen sich um den begehrten Euro- päischen Dorferneuerungspreis 2014, der unter dem Motto „besser.leben“ steht. Die international wie auch interdisziplinär be- setzte Jury hat im Rahmen eines Meetings in

Bozen mit dem mehrstufigen Bewertungs- Foto: Bgld. Landesmedienservice Vorgang begonnen, der in den Monaten Mai Landesrätin Verena Dunst begrüßte gemeinsam mit Bürgermeister Johann Lotter und Juni 2014 mit Vor-Ort-Besichtigungen eine Delegation der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung aller Wettbewerbsteilnehmer seine Fortset- Prinzip der Nachbarschaftshilfe beruht. Die lichen und regionalen Entwicklung zu sam- zung findet. Die Entscheidung fällt Ende Delegation zeigte sich beeindruckt, was meln, sichtbar zu machen und zu bewerten. Juni in München, die Preisverleihung erfolgt Schattendorf als Gemeinde für ihre Bevölke- Neben internationalen Kongressen, Fach- im September dieses Jahres in der Schweiz. rung zu bieten hat. tagungen und Diskussionsveranstaltungen, Schattendorf hat burgenlandweit in Sa- Die Europäische ARGE Landentwick- zahlreichen Publikationen und regelmäßigen chen Dorferneuerung eine Vorreiterrolle lung und Dorferneuerung versteht sich als Studienfahrten sind hier vor allem die Wett- inne. Besonders im Bereich der sozialen ein BürgerInnen- und MultiplikatorInnen- bewerbe um einen Europäischen Dorferneue- Projekte, wie das Dorfschattl, das seit 2011 Netzwerk, dessen Ziel es unter anderem ist, rungspreis, die im Zwei-Jahres-Rhythmus den Bewohnern die Mobilität erleichtert, bis Wissen, Fertigkeiten und besondere Leistun- durchgeführt werden, zu nennen. „ hin zum Dorfservice, welches auf dem gen im Bereich einer nachhaltigen dörf- http://www.landentwicklung.org/home-de-de/ ÖW Ungarn lud zu einem Besuch in »Nachbars Wohnung« eit Jahrhunderten sind Österreich und SUngarn geschichtlich und geografisch eng verbundene Nachbarn. Mittlerweile sind die Ungarn auch unverzichtbare Stammgäste in Österreich, zählt unser östliches Nachbar- land doch zu den zehn wichtigsten touristi- schen Herkunftsmärkten für den heimischen Tourismus. Doch kennt man in Ungarn Ös- terreich wirklich? Wissen die Ungarn, wie es in Nachbars Wohnung aussieht? Aus diesem Grund mietete die Österreich Werbung Ungarn die Villa Kogart auf Buda- pests Prachtstraße Andrássy út und funktio- nierte diese in eine österreichische Wohnung um. Neben einer Österreich-Ausstellung fan-

den dort vier Veranstaltungen statt, bei denen Foto: Österreich Werbung Kultur, Kulinarik, Handwerk und Öster- »Nachbars Wohnung« in Budapest: Österreichischs Botschafter in Ungarn, Wolfgang reichs Berge im Mittelpunkt standen. „In Waldner, mit der österreichischen Designerin und Modeschöpferin Lena Hoschek ‚Nachbars Wohnung‘ hatten die Ungarn eine die modernen, innovativen Seiten Öster- chische Möbel und Einrichtungsgegenstände Woche lang die Möglichkeit, einen Blick auf reichs als auch einige traditionelle Aspekte. zum Einsatz. das heutige Österreich, insbesondere die breit Für die Innendekoration zeichnete die Wie- Tourismuspartner, Medienvertreter sowie gefächerte touristische Angebotspalette unse- ner Designerin Manuela Freigang verant- ausgewählte Österreich-Fans die hatten Mög- res Landes zu werfen“, erklärt Emanuel Leh- wortlich. Neben einem begehbaren Kubus, lichkeit, zu Gast in „Nachbars Wohnung“ zu ner, ÖW-Region Manager Zentraleuropa. großflächigen Collagen sowie einer „Peters- sein und auch an Events mit prominenter Die Räume wurden für die Veranstaltun- burger Hängung“ mit Bildeindrücken von österreichischer Besetzung teilzunehmen. „ gen individuell bespielt und zeigten sowohl Österreich kamen auch klassische österrei- http://www.austria.info/at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 48 Österreich, Europa und die Welt Ein Stück Heimat in der Ferne Feel the taste auf Austria – Das ist der Slogan des Wiener Unternehmens Delicious Austria.

as Start Up Delicious Austria wurde D2013 von Manuel Werner gegründet und hat es sich zum Ziel gemacht, österreichi- sche Schmankerl weltweit verfügbar zu ma- chen. Das Portfolio umfaßt eine Vielzahl an unterschiedlichsten Artikeln, die ausschließ- lich „Made in Austria“ sind. Ob es nun Soletti Salzstangen sind, eine Tafel feinste Zotter-Schokolade oder einfach nur ein Ki- logramm Wiener Feinkristall Zucker – im Webshop von Delicious Austria ist all das zu finden. Auf der Website kann aus vielen Ka- tegorien nach Belieben gestöbert und auch gleich bestellt werden. „Eine hohe Verfügbar- keit und die entsprechend rasche Lieferung zeichnet unser Service aus“, bestätigt Wer- ner. „Und das alles zu einem günstigen Preis“ ergänzt er stolz. „Wir arbeiten ausschließlich mit renommierten Versandunternehmen zu- sammen, die unsere Produkte schnellstmög- lich zum Kunden bringen.“ Ständig wechselnde Sonderpreise und saisonale Aktionen machen das Einkaufen noch interessanter. Bei der Zahlung kann zwischen unterschiedlichen Arten, wie alle gängigen Kreditkarten, Sofortüberweisung oder Paypal, gewählt werden. Dazu ist, an- ders als bei vielen anderen Shops, eine zeit- aufwendige Registrierung nicht zwingend notwendig. Nicht nur für Genießer außer- Foto: Delicious Austria halb der Alpenrepublik lohnt sich ein Besuch „Österreich hat so viele kulinarische Schätze wir, somit kann sich der Partner voll und des Webshops, denn auch viele österreichi- zu bieten, da wäre es viel zu schade, sie nur ganz auf seine eigenen Produkte konzentrie- sche Produkte sind verfügbar, die aus den im eigenen Land zu präsentieren und genies- ren“ erklärt Werner. Für die Zukunft will der Verkaufsregalen bereits verschwunden sind. sen“ ist sich Werner sicher. Der Erfolg gibt Jungunternehmer aus der Bundeshauptstadt Ein Stück Nostalgie und Genuß mit jedem ihm dabei Recht. Nach nur kurzer Zeit konn- das Lieferanten-Netzwerk weiter ausbauen Bissen – oder Schluck. Denn auch unter- te ein weltweiter Kundenstamm aufgebaut und noch mehr Produkte aus Österreich in schiedliche Bier-, Wein- und Sektsorten wer- werden, der stetig wächst. „Die Resonanz ist den Shop integrieren. „Die enge Zusammen- den nahezu weltweit versendet. wahnsinnig positiv. Wir haben selbst nicht arbeit mit den Herstellern und Partnern ist Insgesamt findet man im Shop über 2000 damit gerechnet, daß unsere Produkte rund ebenso wichtig wie eine rasche und perfekte Produkte, die mit Österreich stark verbunden um den Globus so beliebt sind“, freut sich Betreuung der Kunden“, bestätigt er. Auch sind und kaum wegzudenken wären. Auch der Firmeninhaber über den regen Zuspruch Großkunden schätzen das Angebot des zahlreiche Geschenkideen sind bestellbar, des Projekts. Austro-Exports. die sich ideal als Mitbringsel eignen. Ist man Als zusätzliches Schmankerl bietet Wer- Individuelle Anfragen werden telefonisch sich nicht sicher, ob auch wirklich alle Wa- ner mit seinem Unternehmen seinen Partnern und auch per E-Mail angenommen und ren bestellt und importiert werden dürfen, auch die Möglichkeit, die Gestaltung eines schnellstmöglich bearbeitet, um dem Kun- finden sich auf der Website hilfreiche Links offiziellen Webauftritts, insbesondere eines den vielseitige Möglichkeiten der Bestellung zu Einfuhrbestimmungen, um etwaigen Pro- eigenen Webshops, zu übernehmen. „Damit zu bieten. Es lohnt sich also, der Website von blemen bereits im Voraus zu entgehen. Der können auch kleinere österreichische Produ- Delicious Austria immer wieder einen Be- Grundsatz des Unternehmens ist klar: Men- zenten und Hersteller den wichtigen Schritt such abzustatten, um ein kleines Stückchen schen die Möglichkeit geben, österreichi- ins Internet gehen und brauchen dazu kei- Heimat zu erhalten – wo auch immer man sche Produkte höchster Qualität ungeachtet nerlei Vorkenntnisse oder Erfahrungen. Die sich gerade befindet. „ des Aufenthaltsorts genießen zu können. Abwicklung und Betreuung übernehmen http://www.delicious-austria.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 49 Speziell für AuslandsösterreicherInnen Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2014 4. bis 7. September 2014 in Baden bei Wien Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp

An allen mit einem ¾ gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 4. September Freitag, 5. September 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress Casinos Baden, im Kurpark Casinos Baden, im Kurpark Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- dingt erforderlich! Bitte, nur eine (!) dingt erforderlich! Bitte, nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Veranstaltung des Rahmenprogramms für Donnerstag, 4. September 2014 ankreuzen. Donnerstag, 4. September 2014 ankreuzen. Die Teilnehmer können aus folgenden Die Teilnehmer können aus folgenden Programmpunkten wählen: Programmpunkten wählen: 09.00 - 11.00 Uhr ¾ Stadtrundgang inkl. Besichtigung des 14.00 - 16.00 Uhr ¾ Stadtrundgang inkl. Besichtigung des einzigartigen Arnulf Rainer Museums Kaiserhauses Heilwasser, Biedermeierflair, Weinkultur, Heilwasser, Biedermeierflair, Weinkultur, Musik, Congress & Casino, Natur und Musik, Congress & Casino, Natur und Gemütlichkeit prägen die Stadt. Der beleben- Gemütlichkeit prägen die Stadt. Der beleben- de Stadtspaziergang zwischen Tradition und de Stadtspaziergang zwischen Tradition und Moderne führt zu Beethovenhaus – Stadt- Moderne führt zu Beethovenhaus – theater – St. Stephan – Kurpark – und vielen Kaiserhaus – Stadttheater – St. Stephan – anderen Sehenswürdigkeiten. Im Anschluß Kurpark – zur unterirdischen Römerquelle besichtigen Sie das Arnulf Rainer Museum, und vielen anderen Sehenswürdigkeiten... das sich in den historischen Räumen des Treffpunkt: vor dem Congress Casino Baden / Frauenbades befindet – mit einer Architektur, Haupteingang die mit ihren Badebecken und Umkleide- 15.00 - 17.00 Uhr ¾ Weingarten Wanderung auf den Spuren kabinen auf die einstige Nutzung als Heilbad der Reblaus – (gleiche Wanderung wie am hinweist. Treffpunkt: vor dem Congress Freitag, 5. September, 10.00 - 12.00 Uhr) Casino Baden / Haupteingang Sie spazieren mit einem Winzer durch die 10.00 - 12.00 Uhr ¾ Weingarten Wanderung auf den Spuren Weingärten über der Stadt und erfahren viel der Reblaus – (gleiche Wanderung wie am Wissenswertes zum Weinbau in der Donnerstag, 4. September, 15.00 - 17.00 Uhr) Sie spazieren mit einem Winzer durch die Thermenregion Wienerwald. Im Anschluss Weingärten über der Stadt und erfahren viel verkosten Sie das Badener Lumpentürl in Wissenswertes zum Weinbau in der der Badener Hauervinothek. Treffpunkt: vor Thermenregion Wienerwald. Im Anschluss dem Congress Casino Baden / Haupteingang verkosten Sie das Badener Lumpentürl in 19.30 Uhr ¾ Möglichkeit eine Operettenaufführung der Badener Hauervinothek. Treffpunkt: vor der Sommerarena der Bühne Baden, Arena- dem Congress Casino Baden / Haupteingang straße 1, zu besuchen: „Giuditta“, Musik: 14.00 - 17.30 Uhr Generalversammlung 1.Teil Franz Lehár; Anmeldung und Bezahlung sind im „Badener Saal“ des Congress Casinos von den Teilnehmern selbst vorzunehmen. Baden, im Kurpark Kartenpreise von 30 bis 60 Euro 20.30 - 01.00 Uhr Ball des Auslandsösterreicher-Weltbundes Information: http://www.buehnebaden.at im „Festsaal“ des Congress Casinos Baden Telefon: ++43 / (0)2252 / 22522 im Kurpark

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 50 Speziell für AuslandsösterreicherInnen Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at

Samstag, 6. September 11.45 Uhr ¾ Abschlußmittagessen Schloß Weikersdorf, Schlossgasse 9 - 11, 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Auslands- Baden österreichers des Jahres 2014“ Essen € 21,– auf eigene Rechnung; Getränke im Congress Casinos Baden, im Kurpark, im auf Rechnung des AÖWB, verbindliche „Großen Festsaal“ Anmeldung unbedingt erforderlich! 12.15 Uhr ¾ Festessen auf Einladung Festessen auf Änderungen vorbehalten! Einladung des Herrn Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) Veranstaltungstips Sebastian Kurz im Congress Casinos Baden, „Genußmeile in der Thermenregion Wienerwald“ am im Kurpark, Casino Restaurant & Casineum 6. und 7. und 13. und 14. September 2014. Einstieg in Baden: 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Trostgasse, entlang dem ersten Wiener Wasserleitungswanderweg. im „Badener Saal“ des Congress Casinos Haben Sie schon einmal die „längste Schank der Welt“ gesehen? Baden, im Kurpark An beiden Wochenenden haben Sie die Gelegenheit dazu. Mehr 19.30 - 23.00 Uhr ¾ Empfang des Landeshauptmannes von als 80 Weinbaubetriebe aus der Thermenregion Wienerwald bieten Niederösterreich, Herrn Dr. Erwin Pröll, dabei alles, was aus Weintrauben gemacht werden kann, zur Ver- im Streiterhof, Leesdorfer Hauptstraße 64, kostung an. Baden Weinverkostung in der Badener Hauervinothek 2500 Baden bei Wien, Brusattiplatz 2 Sonntag, 7. September Telefon: ++43 / (0)2252 / 45 6 40 mailto:[email protected] 10.00 Uhr Evangelischer Gottesdienst : Evangelische http://www.hauervinothek.at Kirche, Erzherzog Wilhelm-Ring 54, Baden Öffnungszeiten: täglich von 10.00 – 12.30 und von 15.30 – 18.30 Uhr 10.15 Uhr Katholischer Gottesdienst Stadtpfarrkirche Über 100 Badener Hauerweine und Weinbrände stehen für Sie im St. Stephan, Pfarrplatz 7, Baden mittelalterlichen Ambiente zur Verkostung bereit. 20. AuslandsNiederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 2. bis 4. September 2014 im NÖ Landhaus St. Pölten und an der Donau-Uni in Krems Das Programm des Treffens war zu Redaktionsschluß noch nicht verfügbar, Sie können aber auf http://www.noel.gv.at/Gesellschaft-Soziales/Auslandsoesterreicher/ANOe-Treffen/ANOE_TREFFEN_2014.html hineinschauen, dort wird es dann abrufbar sein – ansonsten in der ÖJ-Ausgabe 132 (E: 30. Juni)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 51 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Gedenken an den Ersten Weltkrieg

jährt sich der Aus- bruch des Ersten Welt- 2014kriegs zum hundert- sten Mal – ein denkwürdiges Datum, das nicht nur Anlaß zum besonderen Gedenken an die Opfer des Krieges bietet, sondern auch ein Anstoß zur Reflexion über den langen Weg hin zu einem friedlichen Europa sein sollte: über die Fortschritte der letzten hun- dert Jahre und über die weiteren Schritte, die wir noch setzen müssen. Anläßlich des Gedenkjahres 2014 ist eine ganze Reihe von Veranstaltungen in Öster- reich und Europa geplant. Dabei ist es Öster- reich sehr wichtig, daß die Veranstaltungen eine vorwärts gerichtete pro-europäische Haltung wiedergeben und daß ein Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Man will über einen bloßen Akt der Erinnerung und Grä- ber- und Denkmalpflege hinausgehen und vielmehr einen Perspektivenwechsel anre- gen – hin zu einer Erweiterung nationaler Perzeptionen und zur Entwicklung eines ge- meinsamen europäischen Geschichtsver- ständnisses. Den Planungen für das Gedenkjahr liegt eine enge interministerielle Zusammenarbeit zugrunde: VertreterInnen des Bundeskanz- leramts, von Außen- (BMeia), Innen-, Ver- teidigungs-, Unterrichts und Wissenschafts- ministerium sind an den Vorbereitungen be- teiligt. Ein Kreis prominenter österreichi- scher HistorikerInnen hat im Auftrag dieser Ressorts ein Grundlagenpapier zum Ersten Weltkrieg erarbeitet. Dieses enthält Grund- züge einer österreichischen Betrachtungswei-

se auf Basis des aktuellsten Forschungsstan- Foto: http://anno.onb.ac.at/ des und stellt nicht zuletzt auch eine Infor- »Die Heerführer Österreich-Ungarns im Kriegsfalle« titelte 25. Juli 1914 das in mationsgrundlage für die österreichischen Wien erschienene »Interessante Blatt«. Im Bildtext sind deren Namen aufgelistet: Vertretungsbehörden im Ausland dar. »Der zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellte rangälteste Armee- Inspektor G.d.J. Erzherzog Friedrich« (Mitte, die anderen beginnen links oben im Das „Österreich Journal“ freut sich, daß Uhrzeigersinn) Armee-Inspektor FZW Oskar Potiorek, G.d.R. Rudolf Ritter von Dank der Initiative des BMeiA die Histori- Brudermann, der Chef des Generalstabs G.d.J. Conrad Freiherr von Hötzendorf, kerInnen zugestimmt haben, daß wir Ihnen, G.d.J. Liborius Ritter von Frank, Marinekommandant Admiral Anton Haus, G.d.J. sehr geehrte LeserInnen, diese Sammlung in Moritz Ritter von Auffenberg und Kriegsminister FZM Alexander v. Krobatin Form einer Serie das Jahr hindurch zur Lek- BMeiA im Rahmen des Gedenkjahres 2014 Das Gedenken an den Ausbruch des türe anbieten können. Wir werden sie durch ernannt. Durch Koordination und vor allem Ersten Weltkriegs wird einen Schwerpunkt Berichte über Ausstellungen und Veranstal- wechselseitige internationale und nationale der österreichischen Auslandskulturarbeit im tungen ergänzen. Information über geplante und laufende Pro- Jahr 2014 darstellen. Veranstaltungen mit ös- Im September 2012 wurde Botschafter jekte möchte das BMeiA eine Optimierung terreichischer Beteiligung werden u.a. in i.R. Christian Prosl, zuletzt österreichischer und inhaltliche Kohärenz der österreichi- Belgien, Bosnien und Herzegowina, Frank- Botschafter in Washington, DC, als Koordi- schen Veranstaltungen im Ausland sicher- reich, Großbritannien, Kroatien, Litauen, nator für die Betreuung der Projekte des stellen. Polen, Rußland, Schweden, der Schweiz,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 52 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Serbien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn, der Ukraine und den Ver- einigten Staaten stattfinden. Dabei spannt sich der Bogen von Ausstellungen über Konferen- zen und wissenschaftliche Symposien bis zu Bildungsinitiativen und vielem mehr. Eine eigens entwickelte Wanderausstellung mit dem Titel „Das Jahr 1914 – Bewegte Ruhe vor dem Sturm“, die die Entwicklungen in Österreich unmittelbar vor Ausbruch des Er- sten Weltkriegs in Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur beleuchtet, wird in mehreren Or- ten im Ausland Station machen. Zu den geplanten österreichischen Ge- denkveranstaltungen im Ausland zählt ein Konzert der Wiener Philharmoniker in Sara- jewo am 27. Juni 2014, dem 100. Jahrestag des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie. Das Konzert wird die erste öffentliche Veranstaltung in der neu wiedereröffneten Vijeænica sein (sie wurde 1892–1894 nach Plänen des österreichischen Architekten Alexander Wittek als Rathaus Sarajewos erbaut und beherbergte nach 1948 die National- und Universitätsbibliothek. Im Bosnienkrieg stark zerstört, wurde sie in den letzten Jahren – auch mit Unterstützung der Republik Österreich und der Stadt Wien – wiederaufgebaut und komplett neu reno- viert.) Die von der österreichischen Botschaft in Sarajewo mitveranstaltete internationale wissenschaftliche Tagung „The long shots of Sarajevo“ wird sich ebenfalls den folgen- schweren Ereignissen im Juni 2014 widmen. Nicht nur im Ausland, sondern selbstver- ständlich auch in Österreich ist eine Vielzahl von kulturellen und wissenschaftlichen Pro- Foto: http://anno.onb.ac.at/ grammpunkten geplant. So steht der Erste Im Bildtext zur Titelseite des »Wiener Salonblatts« hieß es: »Gen. d. Inf. Erzher- Weltkrieg beispielsweise im Mittelpunkt zog Friedrich, der am 4. Juni 1856 zu Groß-Seelowitz geborene Sohn weiland des Erzherzogs Karl Ferdinand und der Erzherzogin Elisabeth verwitw. gewes. Erzher- einer Ausstellung auf der Schallaburg unter zogin von Österreich-Este geb. Erzherzogin von Österreich wurde zur Disposition dem Titel „Jubel & Elend – Leben mit dem des Oberbefehles Sr. Majestät gestellt und gleichzeitig vom k k. Landwehr-Ober- Großen Krieg 1914-1918.“ Die Ausstel- kommando enthoben.« »Lieber Herr Vetter…«, schrieb Kaiser Franz Joseph, »In Ihrer Eigenschaft als rangältester Armeeinspektor stelle Ich Sie zur Disposition lungsräume im Heeresgeschichtliche Museum meines Oberbefehls…« Wien werden neu konzipiert, um mit geogra- fischen, zeitlichen und thematischen Schwer- und das Ende der Habsburgermonarchie Darüber hinaus werden sich im Gedenk- punkten ein umfassendes Bild der damaligen 1914-1918“ wurde bereits am 19. September jahr 2014 wissenschaftliche Konferenzen, Ereignisse zu zeigen. Auf Schloß Artstetten 2013 im RadioKulturhaus in Wien vorge- Symposien, Filmprojekte, Forschungspro- gibt es neben der dem Leben von Erzherzog stellt. Christa Hämmerle beleuchtet in ihrem gramme, Bildungsinitiativen… mit dem Franz Ferdinand gewidmeten Daueraustel- ebenfalls im Herbst des Jahres erschienenen Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. lung „Für Herz & Krone“ die Sonderschau Buch „Heimat/Front“ Geschlechtergeschich- Die meisten der Projekte im In- und Aus- „Vom Machthunger zur Friedenskultur – te/n des Ersten Weltkrieges in Österreich- land sind in der Vorbereitungsphase und 100 Jahre nach dem Tod des Thronfolgers" Ungarn. Die Akademie der Wissenschaften werden in den kommenden Wochen und Mo- zu sehen, die die Geschichte aus der Sicht- schließlich wird mit der Publikation „Welt- naten konkrete Gestalt annehmen. Sie sind weise Franz Ferdinands beleuchtet. kriegsstatistik Österreich-Ungarn 1914-1918. daher eingeladen, in regelmäßigen Ab- Mehrere Publikationen werden verschie- Bevölkerungsbewegung, Humanverluste, ständen die Website des BMeiA zu besu- dene Themen rund um den Ersten Weltkrieg Kriegswirtschaft“ erstmalig und umfassend chen, um sich über den aktuellsten Stand der beleuchten. Um stellvertretend nur einige da- wesentliche Daten zu Österreich-Ungarn im Planungen zu informieren und alle Termine von zu nennen: Das neue Werk von Man- Ersten Weltkrieg gesammelt und strukturiert zu informieren: fried Rauchensteiner „Der Erste Weltkrieg zugänglich machen. http:// www,bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 53 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Soziale Militarisierung Beitrag aus einem Grundlagenpapier, das auf Initiative des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres mit sechs anderen Ressorts bei namhaften österreichischen WissenschaftlerInnen in Auftrag gegeben wurde. Teil 5 der Serie: Von Christa Hämmerle *) Quelle: ANNO, historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften / Österr. Nationalbibliothek Am 23. August 1914 erschien diese Kariaktur im Wiener humoristischen Volksblatt »Kikeriki« unter dem Titel »Die vielen Fehdehandschuh, die wir aufheben müssen« mit dem Text: »Österreicher zum Reichsdeutschen: »Ma’ sollt’s gar net glauben, daß solche unkultivierte Lackeln überhaupt Handschuh’ haben« oziale Militarisierung wird in der neue- und politischen Eliten die Weichen für einen stellen. Im Ersten Weltkrieg wurde all das Sren Forschung als komplexer und viel- kommenden Krieg konkreter zu stellen be- dann breit umgesetzt. fältiger Prozeß verstanden, der darauf zielt gann und einen Präventivschlag gegen Ita- Doch schon vorher, d. h. bereits im späten oder dazu führt, daß militärische Werte und lien und Serbien favorisierte; er hat dem- 19. Jahrhundert, lassen sich wie in anderen Haltungen verstärkt Einfluß und gesellschaft- nach, wie Günther Kronenbitter treffend for- europäischen Staaten auch in Österreich-Un- liche Bedeutung gewinnen. Dies geschieht muliert hat, durch seine stark bellizistisch garn eine Reihe von Entwicklungen der sozi- vor allem durch die Ausdehnung des Militä- ausgerichtete Politik, den Ausbau der Ver- alen Militarisierung ausmachen. Das reicht rischen, dessen Dominanz dann auch inner- teidigungsanlagen etc. schon „Krieg im Frie- von der Verallgemeinerung der (direkten halb der Zivilbevölkerung bereitwillig ak- den“ geführt. Durch den ersten Balkankrieg oder indirekten) Bindung junger Männer an zeptiert wird, bzw. durch die Übertragung wurde diese Tendenz noch verstärkt und gip- das Militär im Rahmen der hier Ende 1868 militärischer Denkmuster in das zivile Le- felte, nachdem schon im Sommer 1912 ein eingeführten Allgemeinen Wehrpflicht bis ben. Betrachtet man die spätere Habsburger- neues Wehrgesetz erlassen worden war, im hin zum trotz vieler Hindernisse doch be- monarchie unter einem solchen Blickwinkel, Dezember desselben Jahres im sogenannten achtlichen Auf- und Ausbau verschiedener so zeigt sich rasch, daß hier – entgegen der Kriegsleistungsgesetz. Dieses stellt einen Armeeteile und ihrer Ausrüstung (z. B. der zählebigen Einschätzung älterer Forschun- besonderen Höhepunkt der „von oben“ in- Artillerie, der beiden Landwehren). Außer- gen – gerade in den Jahrzehnten vor Aus- tendierten gesellschaftlichen Militarisierung dem verstärkte sich in diesen Jahrzehnten bruch des Ersten Weltkrieges komplexe Mi- dar, indem man für den Kriegsfall eine um- der Militärkult merklich, und zwar nicht nur litarisierungsprozesse vorangetrieben wur- fassende Einbeziehung der Zivilbevölkerung in Form von vielen öffentlichen Militärpara- den. Das geht weit über die Zeit ab 1906/07 festlegte – von noch sehr jungen bis hin zu den und neuen Denkmälern (etwa mit Ra- hinaus, als der neue Generalstabschef Conrad den älteren, nicht mehr wehrtauglichen detzky), sondern auch, indem die Figur des von Hötzendorf im Verein mit militärischen Männern, und inklusive einer Reihe von so oft Uniform tragenden Kaisers Franz Möglichkeiten für das Militär, zivile Ein- Joseph als martialischer Soldat stilisiert *) A.o. Univ.-Prof. Dr. Christa Hämmerle, Institut für richtungen für sich in Anspruch zu nehmen wurde. Die Forschung hat des Weiteren ge- Geschichte, Universität Wien und alle kriegswichtigen Betriebe zu unter- zeigt, daß in den Jahrzehnten vor 1914 das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 54 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Schützenwesen stark expandierte und zahl- gen Krieges unterstützend an der Seite ihres reiche Veteranenvereine entstanden, die auch Vaterlandes stehen zu können. von ehemaligen Soldaten nicht-deutscher In den frühen 1890er Jahren tauchten in Ethnizität mitgetragen wurden. Und nach manchen Zeitungen oder Zeitschriften der dem Krieg gegen Preußen 1866 schlossen österreichischen Frauenbewegung/en ver- sich erstmals auch in einer Friedenszeit einzelt sogar Artikel auf, die das im Frauen zusammen, um in Form der neu eta- Deutschen Reich breiter diskutierte Konzept blierten „Patriotischen Frauenhilfsvereine einer eigenen „Frauendienstpflicht“ aufgrif- des Roten Kreuzes“ im Falle eines zukünfti- fen und für Österreich-Ungarn zu adaptieren

Christa Hämmerle Heimat/Front. Geschlechtergeschichte/n des Ersten Weltkriegs in Österreich-Ungarn Christa Hämmerle, Oswald Überegger und

Birgitta Bader Zaar, Palgrave McMillan (Ed.) Foto: privat Gender and the First World War A.o. Univ.-Prof. Christa Hämmerle „Beide Publikationen geben in lebendi- Christa Hämmerle suchten; eine solche sollte ein Äquivalent ger Weise die Geschichte des Ersten Welt- Heimat/Front. zur männlichen Wehrpflicht darstellen. krieges aus der Genderperspektive und letzt- Geschlechtergeschichte/n des Ersten Selbst wenn diese Idee dann bis zum Ersten lich auch ,von unten‘ wieder. Sie geben Weltkriegs in Österreich-Ungarn Weltkrieg wieder vergessen schien, zeigt auch sowohl der Front, aber in einem größerem 279 Seiten, franz. Br. 29,90 € sie die militarisierende Wirkung der Allge- Ausmaß der Heimatfront ein menschliches 8 s/w-Abbildungen meinen Wehrpflicht. Nicht von ungefähr wur- Antlitz unter anderem auch durch Verwen- Böhlau Verlag Wien Köln Weimar, 2014 de dieses moderne Rekrutierungssystem, wie dung autobiografischer Literatur und sind ISBN: 978-3-205-79471-4 anderswo in Europa, von seinen Kritikern somit Teil einer Geschichte der Gefühle. schon 1867, d. h. vom Beginn der parlamen- http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-79471-4.html Beide Bücher sind nicht nur für LeserInnen tarischen Gesetzesberatung und -entwicklung anregend, sondern auch für weitere For- im damaligen Österreich an, mit „Militaris- schungsarbeiten. Hämmerle und auch die Christa Hämmerle, Oswald Überegger mus“ gleichgesetzt; manche mahnenden VerfasserInnen des Sammelbandes betten und Birgitta Bader Zaar (Ed.) Zeitgenossen erkannten also durchaus schon ihre Erkenntnisse versiert und überzeu- Gender and the First World War damals seine militarisierende Wirkung. Des- gend in den politischen Kontext des Ersten 280 pages, 11 b/w photos, sen ungeachtet wurde die Allgemeine Wehr- Weltkrieges ein unter Berücksichtigung Hardcover, $ 95.00 pflicht in Österreich-Ungarn durch eine Reihe des theoretischen Diskurses.“ Palgrave Macmillan, 2014 von zusätzlichen Gesetzen kontinuierlich Anita Prettenthaler-Ziegerhofer, ISBN: 978-1-137-30219-9 ausgebaut, d. h. auch immer umfassender ge- Karl Franzens-Universität Graz http://us.macmillan.com/genderandthefirstworldwar/ChristaH%C3%A4mmerle regelt und umgesetzt (z. B. Militärversor- gungsgesetz 1875, Militärtaxgesetz 1880, Landsturmgesetz 1886, neues Wehrgesetz 1889 …). Dadurch stieg ihre Reichweite trotz der vielen Widrigkeiten, auf die dieses genuin republikanische und am Konzept der Nation ausgerichtete Rekrutierungssystem in der polyethnischen Habsburgermonarchie stieß, massiv an, wodurch die gesellschaftli- che Akzeptanz des Militärs als „Schule der Männlichkeit“ und „Schule des Volkes“ wei- ter gesteigert wurde. Die k. u. k. Armee war demnach vor 1914 in der Tat zu einem alle Ge- sellschaftsschichten integrierenden „Volks- heer“ geworden, das den „Bürgersoldaten“ respektive soldatisch geformte Männlichkeit zum Leitbild erhoben hatte. Spätestens am Beginn des Ersten Weltkrieges wurde dieses gesellschaftlich hegemonial. „ Hören Sie hier: Prof. Christa Hämmerle im Gespräch mit Renata Schmidtkunz auf Ö1: http://oe1.orf.at/programm/365988

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 55 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Christa Hämmerle Jahresübersicht der Beiträge ist 1957 in Schaffhausen/Schweiz geboren, geschichte“ am Institut für 1 Motivenbericht und Einleitung Mag., Dr. phil, außerordentliche Universi- Geschichte Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 tätsprofessorin für Neuere Geschichte und 2006 – 2012 Forschungsplattform „Neu- 11. Österreich-Ungarn und der Erste Frauen- und Geschlechtergeschichte am verortung der Frauen- und Weltkrieg. Ein Überblick Institut für Geschichte der Universität Wien. Geschlechtergeschichte im veränderten europäischen Von Manfried Rauchensteiner Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 Von 1986 bis 1993 Mitarbeit in diversen Kontext. Vernetzung – 12. Über die Kriegsschuld Forschungsprojekten und in der „Dokumen- Ressourcen – Projekte“ 2007 – 2011 Sprecherin des Forschungs- Von Helmut Konrad tation lebensgeschichtlicher Aufzeichnun- schwerpunktes Frauen- und Ausgabe 128 / E: 27.02.2014 gen“ am Institut für Wirtschafts- und Sozial- Geschlechtergeschichte der geschichte der Universität Wien; seit 1992 13. Demokratie, Krieg und Frieden. historisch-kulturwissenschaft- Anmerkungen zu den Rahmen- am Institut für Geschichte der Universität lichen Fakultät Wien; Dissertation 1996, Habilitation 2001. bedingungen des Ersten Weltkriegs 2009 – 2011 stellv. Sprecherin, Von Anton Pelinka 2011– 2013 Sprecherin des Arbeitskreises Ausgabe 129 / E: 27.03.2014 Forschungsschwerpunkte Historische Friedensforschung 14. „Das Befreiende der mutigen Tat“: Krieg, Militär und Gewalt (v. a. Erster 2007 – 2014 Mitbegründerin und Ko- Die „dunkle“ Seite der Wiener Weltkrieg, österr.-ung. Armee 1868 - 1914); ordinatorin von „MATILDA. Frauen- und Geschlechtergeschichte (v. a. European Master in Women’s Moderne um 1914 19. und 20. Jahrhundert); Auto-/Biographie- and Gender History“ Von Oliver Rathkolb forschung (v. a. populare Selbstzeugnisse) 2009 – 2011 Humboldt-Stipendiatin für Ausgabe 130 / E: 30.04.2014 und Erfahrungsgeschichte; Geschichte der erfahrene Wissenschaftler am 15. Soziale Militarisierung Liebe; Sozialgeschichte. Max Planck-Institut für Von Christa Hämmerle Bildungsforschung / Ge- Ausgabe 131 / E: 30.05.2014 Aktuelle Forschungsprojekte schichte der Gefühle, Berlin 16. Der Krieg und die Medien  Die Allgemeine Wehrpflicht zwischen seit 2011 Mitherausgeberin der Von Wolfgang Maderthaner Akzeptanz und Verweigerung: Militär Schriftenreihe „Frieden & Ausgabe 132 / E: 30.06.2014 und Männlichkeit/en in der Habsburger- Krieg“ (Klartext-Verlag) 17. Fronterfahrung seit 2011 Section Editor von „1914- monarchie (1868 bis 1914/18) (gefördert Von Helmut Konrad 1918 online. International vom FWF und der Humboldt-Stiftung) Ausgabe 133 / E: 31.07.2014 Encyclopedia of the First 18. Kriegführung und humanitäre  „(Über) Liebe schreiben?“ Historische World War“, „Home Front“ Folgen Analysen zum Verhandeln von Ge- seit 2012 im Advisory Commitee von schlechterbeziehungen und -positionen in „Krieg und Literatur“ / „War Von Verena Moritz Paarkorrespondenzen des 19. und 20. and Literature“ Ausgabe 134 / E: 28.08.2014 Jahrhunderts (FWF-gefördert) seit 2012 im wissenschaftlichen Beirat 19. Frauen- und Geschlechter-  Gewalt & Trauma: Kriegserfahrungen von „Body Politics. Zeit- geschichte des Ersten Weltkriegs österr.-ungar. Krankenschwestern im schrift für Körpergeschichte“ Von Christa Hämmerle und Ersten Weltkrieg Gabriella Hauch Publikationen (zuletzt u.a.) Ausgabe 135 / E: 09.10.2014 Beruflicher Werdegang und Heimat/Front. 10. Folgen des Ersten Weltkriegs derzeitige Funktionen u.a. Geschlechtergeschichte/n des Ersten Von Stefan Karner Seit 2003: Leitung der „Sammlung Weltkriegs in Österreich-Ungarn, Ausgabe 136 / E: 30.10.2014 Frauennachlässe“ am Institut Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2014. 11. Nachwirkungen der „Front- für Geschichte erfahrung“ des Ersten Weltkriegs Gender and the First World War. Seit 2004: Leitung der Redaktion von auf die Entwicklung Österreichs Ed. with Birgitta Bader-Zaar and Oswald „L’Homme. Europäische in der Zwischenkriegszeit Überegger, Basingstoke: Palgrave Zeitschrift für Feministische McMillan 2014, darin: „Mentally broken, Von Verena Moritz Geschichtswissenschaft“ physically a wreck ...“: Violence in War Ausgabe 137 / E: 25.11.2014 (1990 ff.), der „L’Homme. Accounts of Nurses in Austro-Hungarian 12. Der Erste Weltkrieg im Gedächt- Schriften zur Feministischen Service, pp. 89-107. nis Österreichs und (Zentral- Geschichtswissenschaft“ Europas – Gedächtnistraditionen (1995 ff.) und des „L’Homme Des Kaisers Knechte. in (transnationaler Perspektive Archiv. Quellen zur Femini- Erinnerungen an die Rekrutenzeit im k. (u.) Von Heidemarie Uhl stischen Geschichtswissen- k. Heer 1868 bis 1914. Herausgegeben, be- Ausgabe 138 / E: 22.12.2014 schaft“ arbeitet und erläutert von Christa Hämmerle Anm.: Die Erscheinungstermine können um bis zu 2007 – 2012 Leiterin der „Arbeitsgruppe (= Damit es nicht verlorengeht ... Bd. 66), drei Tage verschoben werden. Die Redaktion. Frauen- und Geschlechter- Wien/Köln/Weimar 2012

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Chronik des Ersten Weltkriegs mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns

1914 12. August: 23. Januar: 28. Juni: Kriegserklärung Großbritanniens an Öster- Winterschlacht in den Karpaten (bis Ende Ermordung des österreichisch-ungarischen reich-Ungarn März). Schwere Verluste des österrei- Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand chisch-ungarischen Heeres und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo 23. August: Beginn der Schlacht von Krasnik (bis 25. 6. Februar: 23. Juli: August). Erster Erfolg von k. u. k. Truppen Rumänisch-italienisches Defensivbündnis Befristete Demarche Österreich-Ungarns an Serbien Kriegserklärung Japans an das Deutsche 22. März: Reich und Beginn der Belagerung von Kapitulation der österreichisch-ungari- 25. Juli: Tsingtau (Einnahme am 7. November 1914) schen Festung Przemysl Abbruch der diplomatischen Beziehungen Österreich-Ungarns zu Serbien. Beginn 26. August: 22. April: der Generalmobilmachung in Serbien Beginn der Schlacht bei Komarów (bis Erster Einsatz von Chlorgas durch deut- 1. September). Sieg der k. u. k. Truppen sche Truppen im Gebiet von Ypern 28. Juli: 25. April: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an 27. August: Beginn der alliierten Landungen im Serbien Kriegserklärung Japans an Österreich- Ungarn Dardanellengebiet (Halbinsel Gallipoli) 29. Juli: 26. April: Teilmobilmachung in Rußland 2. September: Eroberung von Lemberg durch russische Londoner Vertrag zwischen Italien und der Entente 30. Juli: Truppen Beginn der Generalmobilmachung in 2. Mai: Rußland 8. September: Zweite Offensive österreichisch-ungari- Beginn der Durchbruchsschlacht von Tarnów-Gorlice 31. Juli: scher Verbände gegen Nordwest- und Westserbien Deutsches Ultimatum an Rußland 4. Mai: Aufkündigung des Dreibundvertrages 22. Oktober: 1. August: durch Italien Kriegseintritt des Osmanischen Reiches an Beginn der Mobilmachung in Frankreich der Seite der Mittelmächte und im Deutschen Reich. Deutsche 7. Mai: Kriegserklärung an Rußland Versenkung des britischen Passagier- 16. November: dampfers „Lusitania“ durch ein deutsches Beginn der dritten österreichisch-ungari- U-Boot 3. August: schen Offensive gegen Serbien Deutsche Kriegserklärung an Frankreich. 23. Mai: Neutralitätserklärungen Italiens und 1. Dezember: Rumäniens Kriegserklärung Italiens an Österreich- Schlacht bei Limanowa-Lapanów führt Ungarn zum Rückzug zweier russischer Armeen 4. August: (bis 15. Dezember) Deutscher Einmarsch in das neutrale 3. Juni: Przemysl von deutschen und österrei- Belgien. Kriegserklärung Großbritanniens 2. Dezember: chisch-ungarischen Truppen wieder- an das Deutsche Reich Einnahme Belgrads durch k. u. k. Truppen erobert

05. August: 3. Dezember: 22. Juni: Kriegserklärung Montenegros an Öster- Beginn der serbischen Gegenoffensive Lemberg von deutschen und österrei- reich-Ungarn chisch- ungarischen Truppen wieder 15. Dezember: befreit 06. August: Rückzug der letzten österreichisch-ungari- Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche schen Truppen von serbischem Gebiet 23. Juni: Reich. Kriegserklärung Österreich- Beginn der ersten Isonzoschlacht Ungarns an Rußland 1915 (bis 7. Juli) 13. Januar: 11. August: Ablösung des Grafen Leopold Berchtold 17. Juli: Kriegserklärung Frankreichs an Öster- durch Stephan Graf Burián von Rajecz als Beginn der zweiten Isonzoschlacht reich-Ungarn k. u. k. Minister des Äußern (bis 10. August)

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26. August: 29. Februar: 22. September: Beginn der „schwarz-gelben“ Offensive Besetzung von Nordalbanien durch Ver- Beginn der Gegenoffensive deutscher und gegen Rußland bände des k. u. k. Heeres abgeschlossen österreichisch-ungarischer Truppen in Siebenbürgen 6. September: 11. März: Abschluß einer Militärkonvention zwi- Beginn der fünften Isonzoschlacht 9. Oktober: schen dem Deutschen Reich, Österreich- (bis 16. März) Beginn der achten Isonzoschlacht Ungarn und Bulgarien (bis 12. Oktober) 16. März: 6. Oktober: Schwere Kämpfe im Adamello-Gebiet, 21. Oktober: Offensive deutscher und österreichisch- Sprengung des Col di Lana Der k. u. k. Ministerpräsident Karl Graf ungarischer Verbände gegen Serbien. Stürgkh wird von Friedrich Adler erschos- Feststellung des gemeinsamen Ministerrats 15. Mai: sen. Nachfolger Stürgkhs wird Ernest von in Wien, wonach die nationale Struktur Beginn der österreichisch-ungarischen Koerber und der staatsrechtliche Aufbau Österreich- Südtiroloffensive („Strafexpedition“) Ungarns keine Gebietserweiterungen ver- 31. Oktober: tragen würden. 31. Mai: Beginn der neunten Isonzoschlacht (bis 4. Seeschlacht im Skagerrak November) 8. Oktober: Eroberung von Belgrad 4. Juni: 5. November: Beginn der russischen Sommeroffensive Proklamierung eines selbstständigen 14. Oktober: (Brusilov-Offensive). Bis 31. August Königreichs Polen durch das Deutsche Kriegserklärung Bulgariens an Serbien schwere Verluste des k. u. k. Heeres Reich und Österreich-Ungarn

18. Oktober: 6. bis 22. Juni: 21. November: Beginn der dritten Isonzoschlacht Blockade Griechenlands durch die Entente; Tod Kaiser Franz Josephs I. Sein (bis 5. November) am 21. Juni Demobilisierung der griechi- Nachfolger wird Kaiser Karl I schen Armee 10. November: 6. Dezember: Beginn der vierten Isonzoschlacht 16. Juni: Eroberung von Bukarest durch Truppen (bis 11. Dezember) Ende der Schlacht in Südtirol der Mittelmächte 25. November: 29. Juni: 12. Dezember: Niederlage des serbischen Heeres auf dem Erster Giftgaseinsatz österreichisch- Friedensangebot der Mittelmächte an die Amselfeld (Kosovo polje). Rückzug der ungarischer Truppen im Raum Görz Serben über Montenegro nach Albanien Alliierten (am 30. Dezember abgelehnt) (bis 26. Februar) 4. August: Beginn der sechsten Isonzoschlacht 18. Dezember: Dezember: (bis 17. August). Görz von italienischen Vergeblicher Friedensaufruf des amerika- Friedensinitiativen der sogenannten Meinl- Truppen erobert nischen Präsidenten Woodrow Wilson Gruppe 23. August: 20. Dezember: 1916 Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Ottokar Graf Czernin neuer k. u. k.- 4. Januar: Reich Minister des Äußern Österreichisch-ungarische Offensive gegen Montenegro 27. August: 1917 Kriegserklärung Rumäniens an Österreich- Januar bis Mai: 8. Januar: Ungarn. Beginn einer rumänischen Vertrauliche Friedensangebote Kaiser Räumung der Halbinsel Gallipoli durch die Offensive gegen Siebenbürgen Karls an die Alliierten durch Prinz Sixtus Alliierten von Bourbon-Parma (vgl. 12. April 1918). 28. August: Italien lehnt Verhandlungen über einen 11. Januar: Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Sonderfrieden ab Besetzung des Lovcen-Massivs (Monte- Rumänien negro) durch österreichisch-ungarische 12. Januar: Truppen September: Kronrat unter dem Vorsitz Kaiser Karls: Schwere Versorgungsprobleme in der Integrität der Monarchie, weitgehende 23. Januar: österreichischen Reichshälfte Existenzmöglichkeiten für Serbien, Bedingungslose Kapitulation Monte- 1. September: Annäherung an Rußland; Status quo in der negros. K. u. k. Truppen beginnen den Kriegserklärung Bulgariens an Rumänien polnischen Frage Einmarsch in Albanien 21. Februar: 14. September: 1. Februar: Beginn der Schlacht um die Festung Beginn der siebten Isonzoschlacht Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Verdun in Nordfrankreich (bis 17. September) Kriegs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 58 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

27. Februar: Einsatz einer tschechischen Brigade bei 1. Februar: General der Infanterie Arz von Straußen- Zborów im Rahmen der Kerenskij- Matrosenrevolte im k. u. k. Kriegshafen burg löst Generaloberst Conrad von Offensive von Cattaro. Nach der Niederschlagung Hötzendorf als Chef des Generalstabes ab vier Todesurteile vollstreckt 16. bis 18. Juli: Bildung eines gemeinsamen Ernährungs- Bolschewistischer Aufstand in St. Peters- 9. Februar: ausschusses für beide Reichshälften, der burg scheitert Friedensvertrag der Mittelmächte mit der dem Kaiser direkt unterstellt ist Ukrainischen Volksrepublik 20. Juli: 12. März: Vertrag von Korfu zwischen Serben und 28. Februar: Beginn der (bürgerlichen) Revolution in Kroaten über die Errichtung eines König- K. u. k. Truppen beteiligen sich am Rußland reiches der Serben, Kroaten und Slowenen Einmarsch in die Ukraine

15. März: 18. August: Ende Februar: Zar Nikolaj II. von Rußland dankt ab Kaiser Karl will die 14 Punkte Wilsons mit Beginn der elften Isonzoschlacht Einschränkungen anerkennen (bis 13. September) 6. April: Kriegserklärung der USA an das Deutsche 3. März: Reich 24. Oktober: Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwi- Beginn der zwölften Isonzoschlacht. schen den Mittelmächten und Rußland 19. bis 21. April: Deutsche und österreichisch-ungarische Englisch-französisch-italienische Konfe- Truppen erzielen einen Durchbruch bei 14. März: renz in Saint-Jean-de-Maurienne. Ein Flitsch und Tolmein. In der Folge Vor- Besetzung Odessas durch Verbände der Sonderfrieden mit Österreich-Ungarn wird marsch bis an den Piave Mittelmächte abgelehnt 07. November: 21. März: 23. April: Beginn der bolschewistischen Revolution Deutsche Frühjahrsoffensive in Belgien Kriegszielbesprechung in Bad Kreuznach in Rußland und Frankreich (bis 17. Juli) zwischen dem Deutschen Reich und Öster- reich-Ungarn 20. bis 29. November: 1. April: Alliierter Großangriff bei Cambrai mit Der erste Luftpostverkehr der Welt wird 12. Mai: „Tanks“ auf der Strecke Wien – Olmütz – Krakau – Zehnte Isonzoschlacht (bis 5. Juni) Lemberg – Kiew aufgenommen 3. Dezember: 15. Mai: Beginn von Waffenstillstandsverhandlungen 8. April: Seegefecht in der Otrantostraße zwischen den Mittelmächten und Rußland Kongreß der unterdrückten Völker (Öster- (Waffenstillstand am 15. Dezember. reich-Ungarns) in Rom (bis 11. April) 30. Mai: Beginn von Friedensverhandlungen am Wiederzusammentritt des österreichischen 22. Dezember) 12. April: Reichsrats Der französische Ministerpräsident 7. Dezember: Clemenceau veröffentlicht den (ersten von 10. Juni: Kriegserklärung der USA an Österreich- zwei) „Sixtusbriefen“. Kaiser Karl leugnet Italienische Offensive im Gebiet der Ungarn ihn ab. Der Minister des Äußern, Czernin, Sieben Gemeinden (Ortigaraschlacht; bis tritt zurück 29. Juni) Waffenstillstand zwischen den 25. April: Mittelmächten und Rumänien in Focsani 15. Juni: Heimkehrermeutereien in Böhmen, Moritz Graf Esterházy Nachfolger Graf Mähren und Galizien (bis 5. Juli) Tiszas als ungarischer Ministerpräsident 1918 7. Mai: 3. bis 25. Januar: Abschluß des Friedensvertrages von 27. Juni: Streikbewegung in Österreich-Ungarn. Bukarest zwischen den Mittelmächten und Griechenland tritt der Entente bei Nach und nach sind über 700.000 Arbeiter Rumänien 29. Juni: im Ausstand Offensive des russischen Heeres in 12. Mai: Weißrußland (Kerenskij-Offensive) 6. Januar: Kaiser Karl in Spa: Vereinbarung über ein „Dreikönigsdeklaration“ der tschechischen enges politisches, militärisches und wirt- 02. Juli: Abgeordneten zum österreichischen schaftliches Bündnis mit dem Deutschen Kriegserklärung Griechenlands an das Reichsrat Reich Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich. 8. Januar: Meutereien in Judenburg, Murau, Fünf- Kaiser Karl erläßt eine Amnestie für politi- Friedensbotschaft von US-Präsident kirchen, Rumburg und Radkersburg (bis sche Delikte Wilson („14 Punkte“) 24. Mai)

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30. Mai: Friedensnote Österreich-Ungarns an Anschluß der polnischen Gebiete Öster- Vertrag von Pittsburgh (USA) zwischen US-Präsident Wilson reich-Ungarns an den polnischen Staat dem tschechischen Emigrantenführer T. G. Masaryk und amerikanischen 6. Oktober: Slowakenführern Konstituierung eines Nationalrats der 30. Oktober: Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb Einrichtung eines provisorischen Staatsrats 10. Juni: und einer deutschösterreichischen Versenkung des k. u. k. Großkampf- 14. Oktober: Regierung schiffes „Szent István“ vor der Insel Konstituierung einer tschechoslowaki- Premuda schen Regierung in Paris 31. Oktober: 15. Juni: 16. Oktober: Übergabe eines Großteils der k. u. k. Beginn der Piaveoffensive. Die letzte Völkermanifest Kaiser Karls Kriegsmarine an den südslawischen Staat Offensive des k. u. k. Heeres scheitert innerhalb von Tagen 18. Oktober: Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Der ehemalige ungarische Ministerpräsi- dent István Graf Tisza wird ermordet 6. Juli: Friedensnote ab Beginn der alliierten Offensive in Albanien 21. Oktober: 01. November: Konstituierung einer provisorischen 17. Juli: Versenkung des (ehemaligen) k. u. k. Nationalversammlung Deutschösterreichs Zar Nikolaj II. wird mit seiner Familie Flaggenschiffes „Viribus Unitis“ durch ita- von Bolschewisten erschossen 23. bis 26. Oktober: lienische Haftminen Besuch des Kaiserpaars Karl und Zita in 8. August: Debrecen. Der ungarische Reichstag Bildung einer selbstständigen ungarischen Schlacht von Amiens (bis 11. August). beschließt die Bildung eines Nationalrats Beginn des Zusammenbruchs der deut- Regierung unter Graf Mihály Károlyi. schen Front in Frankreich 24. Oktober: Serben besetzen Belgrad Beginn der alliierten Offensive am Piave 9. August: Rücktritt Buriáns. Graf Gyulá Andrássy 2. November: Anerkennung der Tschechoslowakei als d. J. wird letzter k. u. k. Minister des Rücktritt des letzten österreichisch-ungari- kriegführende Nation durch Großbritannien Äußern schen Ministers des Äußern Graf 14. September: 27. Oktober: Andrássy. Friedensnote Kaiser Karls „An alle“ Bildung der letzten kaiserlich-österreichi- schen Regierung unter Heinrich 3. November: 15. September: Lammasch Abschluß des Waffenstillstands zwischen Alliierte Offensive an der Mazedonien- front (bis 29. Oktober) 28. Oktober: Österreich-Ungarn und den Alliierten in Proklamation eines selbstständigen tsche- der Villa Giusti (am 4. November in Kraft 18. September: choslowakischen Staates in Prag getreten) Beginn der alliierten Offensive in Palästina

26. September: Masaryk proklamiert in Paris einen selbst- ständigen tschechoslowakischen Staat 29. September: Waffenstillstand zwischen Bulgarien und den Alliierten

Generalfeldmarschall Hindenburg verlangt von der deutschen Reichsregierung Schritte zum Abschluß eines Waffenstillstands

1. Oktober: Beginn der Räumung Albaniens durch österreichisch-ungarische Truppen

3. Oktober: Beginn der Räumung Serbiens durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen Siehe: »Österreich Journal« pdf-Magazin, Ausgabe 128 vom 27. Feber 2014

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 60 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« »Extraausgabee -!« Die Medien und der Krieg 1914-1918 – eine Ausstellung des Bundes- kanzleramtes im Palais Porcia in Wien von 2. Juni bis 31. Oktober 2014 as Spannungsfeld Medien, Krieg und DPropaganda sowie die Funktionsweise der zentralen Medien bei der Kriegsvermitt- lung stehen im Fokus jener Ausstellung, die das Bundeskanzleramt und das Österreichi- sche Staatsarchiv über das k.u.k. Kriegspres- sequartier (KPQ) zeigen. Die Ausstellung versteht sich als kritischer Beitrag zur Ent- stehung der heutigen Medienwelt und gibt Einblick in die Zusammenhänge und Aus- wirkungen medial genutzter Kulturtechni- ken. Dabei wird nicht nur historisches Mate- rial gezeigt, sondern der Blick auch gezielt auf aktuelle Zusammenhänge gelenkt, wie etwa auf den Bereich Medien und Krieg in unseren Tagen, auf Fragestellungen, mit welchen sich die Öffentlichkeit auch heute immer wieder konfrontiert sieht. Die The- matisierung der Manipulationsfähigkeit von Mediensystemen erfolgt vor dem Hinter- grund einer kritischen Auseinandersetzung mit dem durch den Krieg beeinflußten Me- diensektor, der etwa von Themenselektion, gelenkter Berichterstattung, gezielter Infor- mationsstörung und zensorischen Maßnah- men betroffen ist – und war. Die Ausstellung zeigt die wesentlichsten Medien der Kriegsvermittlung 1914 – 1918 und wie diese vor 100 Jahren und mehr funk- tionierten. Gleichzeitig steht sie in der Pflicht, aus diesem Wissen heraus einen kritischen Beitrag zum heutigen Verständnis derartiger Verhältnisse zu stiften. Dafür braucht es mehr als einen medien- historischen Aufguß. Es müssen die Zusam- menhänge, Auswirkungen und vor allem Kul- turtechniken ausgestellt werden – es ist das © Bundeskanzleramt / Österreichisches Staatsarchiv Wechselspiel derartiger Verbindungen her- Nachrichten veränderten sich auf ihren We- KPQ gehörende Literaten wie Franz Werfel auszuarbeiten, um Aufschluß erlangen zu gen und die Schrecknisse des Krieges erhiel- oder Hugo von Hofmannsthal machten in können auch hinsichtlich heutiger Vernet- ten neue Farben, Rahmen und Querverbin- dessen Auftrag bzw. mit dessen Billigung zungsformate; dies gerade im Zusammen- dungen, sie wurden aufgenommen und wa- Vortragsreisen ins neutrale und befreundete hang mit Kriegspropaganda und -berichter- ren plötzlich „Stoff“, ihre Erscheinungsfor- Ausland oder in die besetzten Gebiete. Be- stattung, Selektion und Nachrichtenfiltern, men mutierten und teils ganz neue Effekte kannte Kriegsmaler in der Kunstgruppe des gezielten Informationsstörungen und zenso- stellten sich ein. KPQ waren Albin Egger-Lienz und Oskar rischen Maßnahmen. Auch die Rolle herausragender Exponen- Kokoschka. Zeitungen, Plakate und Flugschriften, ten der Kunst bei den Kriegsanstrengungen Die Ausstellung wird von 2. Juni bis 31. literarische Schriften, Fotos und Gemälde, der Mittelmächte wird beleuchtet. Promi- Oktober 2014 im Palais Porcia, Herrengasse der Film und auch die Klänge eines Orche- nente (temporäre) Mitglieder des KPQ wa- 23, 1010 Wien gezeigt. Sie ist speziell für sters oder eines patriotisch gesinnten Chors ren etwa Alexander Roda Roda, Egon Erwin SchülerInnen ab 14 Jahre geeignet und bietet stellten wesentliche Kommunikationslinien Kisch, Franz Molnar, Karl Hans Strobl, Franz auch Unterrichtsmaterial, Führungen und dar, hier wurden Botschaften gesetzt, wurde Blei, Paul Busson, aber auch Alice Schalek interaktive Elemente. Der Eintritt ist frei. „ Kritik unterbunden (oder auch neu entfacht), und Ludwig Ganghofer. Einige nicht zum http://wk1.staatsarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 61 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Krieg. Trauma. Kunst. Salzburg und der Erste Weltkrieg. Eine Ausstellung im Salzburg Museum | Neue Residenz von 9. Mai 2014 bis 27. September 2015. Foto: © Salzburg Museum Foto von Karl Hintner: Hunger-Demonstration vor dem Regierungsgebäude auf dem Mozartplatz am 19. September 1918

m Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch von ehemaligen ZeitzeugInnen mit Original- ten Diktatur, sowie mit den unterschied- Ides Ersten Weltkriegs, der als „Urkatastro- aufnahmen von Soldatenliedern und mit lichen Rollen von Frauen und Männern. So phe“ des 20. Jahrhunderts gilt, zum 100. Mal. Texten aus Karl Kraus’ Drama „Die letzten wie Männer ihre Wehrpflicht erfüllten, soll- Der Krieg mit seinen rund 15 Millionen To- Tage der Menschheit“ (gelesen von Helmut ten Frauen an der Heimatfront ihren Anteil ten und dem Einsatz neuer technischer Kriegs- Qualtinger) geben auf unterschiedliche leisten und damit ebenfalls zum Sieg beitra- mittel veränderte die (geo)politische, gesell- Weise Einblick in die Stimmung jener Zeit. gen. Ohne die Bemühungen der Heimatfront schaftliche, soziale und ökonomische Welt- wäre die Front rasch zusammengebrochen. lage unwiderruflich und führte auch in den Krieg, Propaganda, Der Bereich „Jugend im Ersten Weltkrieg“ Zweiten Weltkrieg. Heimatfront, Traumatisierung wurde von den Museumspädagoginnen ge- Im Zentrum der kultur- und kunstge- Thematisch befaßt sich die Ausstellung staltet und richtete sich nicht nur an Schü- schichtlich orientierten Ausstellung stehen mit dem Weg in den Krieg, Kriegspropagan- lerInnen. Die Ausstellung stellt in allen Be- Werke von Kunstschaffenden wie Josef da, Kampf und Gewalt, mit Kriegsgefange- reichen Bezüge zu Salzburg her. Stadt und Schulz, Alfred Kubin, Felix Albrecht Harta, nen, die z.B. in Grödig ohne ihre Einwilli- Land lagen zwar nicht im Kampfgebiet, Arthur Stadler und Anton Faistauer sowie gung für anthropologische Studien herange- doch der Krieg beeinflußte den Alltag an der AutorInnen wie Bertha von Suttner, Friede- zogen wurden, mit Kriegsverbrechen an der „Heimatfront“ in allen Bereichen. rike Zweig, Anna Bahr-Mildenburg, Stefan Zivilbevölkerung in den Kampfgebieten, mit Zweig, Georg Trakl, Karl Kraus, Alice Scha- der Instrumentalisierung von Glaube und Orientierungslosigkeit, Friedens- lek, Hermann Bahr oder Hugo von Hof- Kirche(n) sowie dem massenhaften Tod der bemühungen, Unzufriedenheit mannsthal, die in der Zeit des Ersten Welt- Soldaten im industriellen Krieg, der zum Als es endlich Frieden gab, hielt die Freu- kriegs als Kriegsbefürworter oder -gegner „Heldentod“ umgedeutet wurde. Darüber de nicht lange an. Der Erste Weltkrieg hatte auf wichtige Ereignisse reagierten. Fotos, hinaus beschäftigt sich die Ausstellung mit die Gesellschaft in ihren Grundfesten er- Korrespondenzen und Objekte aus dem der Not der Bevölkerung und dem Aufbe- schüttert. Sozialen und politischen Spreng- Alltag jener Zeit ergänzen die künstlerischen gehren gegen die Lebensbedingungen in der, stoff beinhaltete die Situation der heimkeh- Positionen. Drei Hörstationen mit Interviews durch die militärische Kontrolle beeinfluß- renden psychisch und physisch traumatisier-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 62 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« © Salzburg Museum oben: Georg Jung, 1916, Die Exekution kennzeichnet war. Der aufkommende Fa- rold Tagwerker (Ausstellungsgrafik: Domi- unten: E. Tony Angerer, 1917, Kriegs- schismus und Nationalsozialismus nährte nik Hruza) vermeidet eine bühnenbildhafte gefangene im Lager Grödig (Grafiken) sich aus der Unzufriedenheit über die Frie- Anordnung. Die gestalterischen Elemente in- densverträge von Versailles und St. Germain, terpretieren frühe abstrakte Strömungen der der Reparationszahlungen, den Gebietsver- kunstgeschichtlichen Moderne neu; diese lusten und aus der schlechten durch den waren als Reaktion und Folge des Ersten Krieg bedingten wirtschaftlichen Situation Weltkriegs entstanden. nach 1918. Die Sehnsucht nach Deutschland war groß. Im Mai 1921 hielt Salzburg eine Rahmenprogramm Volksabstimmung über den „Anschluß“ an Ein umfangreiches Rahmenprogramm – Deutschland ab. 99 Prozent stimmten dafür, von der Kooperation mit dem Literaturfest doch das Ergebnis hatte keine Gültigkeit. Salzburg über Vermittlungsangebote des Salzburger Friedensbüros, Aufführungen Was blieb von den »Helden« von Kriegs- und Friedensliedern durch das zwischen 1914 und 1918 Mozarteum, einem Symposion der Universi- Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg tät Salzburg, themenspezifischen Vorträgen ist in Europa von Faschismus und National- bis hin zu speziellen Vermittlungsschwer- sozialismus überlagert. Im deutschsprachi- punkten für Schulen und Jugendliche – be- gen Raum sind vor allem Kriegerdenkmäler gleitet die Ausstellung. präsent, die an die „Helden“ von 1914-1918 (und jene von 1939-1945) erinnern. Sie wer- Publikation

© Salzburg Museum den den Kriegserfahrungen der Soldaten des Zum Thema „Salzburg und der Erste Welt- ten Soldaten und der Kriegswitwen und Ersten Weltkriegs meist nicht gerecht und krieg“ wird von Mag. Dr. Oskar Dohle und -waisen. Der Zerfall der österreichisch-un- verharmlosen gleichzeitig den Nationalso- Thomas Mitterecker ein Sammelband her- garischen Monarchie bewirkte wiederum zialismus sowie den Zweiten Weltkrieg. Zu- ausgegeben. Darin finden sich unter anderen eine allgemeine Orientierungslosigkeit. Die gleich prägen Spielfilme der Zwischen- jeweils ein Beitrag von Martin Hochleitner, Friedensbemühungen des neugegründeten kriegszeit und der Zeit nach 1945 die Bilder Susanne Rolinek und Nikolaus Schaffer. Das und international agierenden Völkerbunds zum Ersten Weltkrieg über Generationen. Buch wird am 25. Juni in der Alten Residenz oder der völkerübergreifende Versöhnungs- präsentiert und um 39 Euro im Buchhandel, gedanke der Salzburger Festspiele standen Ausstellungsgestaltung im Salzburger Landesarchiv und im Archiv im Gegensatz zur politischen Realität, die Die schlichte und sachliche Ausstellungs- der Erzdiözese Salzburg erhältlich sein. „ durch Radikalisierung und Instabilität ge- gestaltung von Henny Liebhart-Ulm und Ge- http://www.salzburgmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 63 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Ihr lebt in einer großen Zeit, ... Propaganda und Wirklichkeit. Ausstellung des Steiermärkischen Landesarchivs über den 1. Weltkrieg von 15. Mai 2014 bis 16. Juni 2015 © steiermark.at / Landesarchiv »Wer Kriegsanleihen zeichnet, schützt sich selbst und sein Vermögen! Wer zeichnen kann und tut es nicht, tut Feindesdienste!«

ie neue Ausstellung des Steiermär- Darstellung der eigenen militärischen Stär- „Je schwieriger die Lage an der Front und Dkischen Landesarchivs „Ihr lebt in einer ke, der Verharmlosung des Kriegsgesche- im Hinterland war, umso mehr Appelle an großen Zeit, ...“ – Propaganda und Wirklich- hens an der Front, über Patriotismus bis hin den Opfer- und Durchhaltewillen der Be- keit im Ersten Weltkrieg wurde am 14. Mai zur Opferbereitschaft und dem „Verordneten völkerung, Aufforderungen zum sparsamen eröffnet und ist bis 16. Juni 2015 zu sehen. Überleben“ an der Heimatfront. Der Begriff Umgang mit den wertvollen Rohstoffen und „Der Titel der Ausstellung ist ein wörtli- Propaganda hat von seinem ersten Auftau- deren Ablieferung, Verordnungen und Ver- ches Zitat aus einem Plakat mit der Auffor- chen bis zu dessen heutiger Bedeutung einen haltensmaßnahmen wurden veröffentlicht. derung zur Zeichnung der zweiten Kriegs- starken inhaltlichen Wandel erfahren. Pro- Werbung für die Zeichnung von Kriegsan- anleihe im Mai 1915: ,Ihr lebt in einer gro- paganda war im Ersten Weltkrieg sowohl leihen, die Herstellung von Liebesgaben für ßen Zeit, der größten Eures Volkes. Sie ver- nach innen – an die „Heimatfront“ – als auch die Soldaten an der Front bis hin zu behörd- langt starke Herzen, starkes Selbstvertrauen, an die Bevölkerung der Kriegsgegner sowie lichen Aufrufen zum Sammeln von Mai- die Kraft, sich zu behaupten im festen Aus- an die Menschen der nicht unmittelbar am käfern, Brennnesseln, dem Scheren langhaa- harren – bis zum endlichen Siege“‘, zitiert Krieg beteiligten Staaten gerichtet. riger Hunde und die Verwendung von Er- Landesarchiv-Direktor Josef Riegler. Nachdem sich die Hoffnung auf einen satzstoffen für Nahrungsmittel sollten hel- Die Ausstellung im Steiermärkischen kurzen Krieg als Illusion herausgestellt hat- fen, das Überleben in extremer Mangelwirt- Landesarchiv zeigt anhand zahlreicher zeit- te, galt es den Willen zur Opferbereitschaft schaft zu ermöglichen“, so das Kuratorentrio genössischer Quellen, wie man mit unter- und zum Durchhalten sowohl an der militä- Anita Herzl, Franz Mittermüller, Wolfgang schiedlichsten Medien und Darstellungsfor- rischen Front als auch im Hinterland, an der Weiß. men den Krieg propagandistisch unterstütz- Heimatfront, aufrechtzuerhalten. Erstmals Am Beginn der Ausstellung erfolgt die te. Die visuellen und schriftlichen Beispiele wurde massiv das Mittel systematisch betrie- Einstimmung in die Entwicklung der Ge- einer im Lauf des Krieges immer massiver bener Propaganda eingesetzt, um die Moral schehnisse zwischen 1914 und 1918 in Form werdenden Propaganda spannen den Bogen von Soldaten wie Zivilbevölkerung zu stär- einer audiovisuellen Collage. Sie beginnt über die Verunglimpfung des Gegners, die ken. mit dem Knall eines Schusses, gefolgt von

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 64 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Zeitungsmeldungen über den Mord am Thronfolgerpaar, die Mobilmachung und die Begeisterung zu Beginn des Krieges. Bisher noch nie gezeigte Bilder vom Geschehen an der Front und im Hinterland leiten zur bruta- len Realität des Krieges über. Diese von Pri- vatpersonen gemachten Fotos sind weder je- mals zensuriert noch propagandistisch ver- wertet worden. Mit dem kaiserlichen Manifest „An meine Völker“ vom 25. Juli 1914 und dem Manifest vom Mai 1915 nach der Kriegser- klärung Italiens – beide sind als allerhöchste Botschaften an die Völker der Donaumon- archie gerichtet – erfolgt der Einstieg in die Propaganda der Kriegszeit. © steiermark.at / Landesarchiv Im zweiten Bereich der Ausstellung wer- Kuratorentrio (v.l.) Anita Herzl, Franz Mittermüller und Wolfgang Weiß mit dem Leiter des Landesarchivs, Hofrat Hon.-Prof. Josef Riegler den die zu Kriegsbeginn eingesetzten propa- gandistischen Mittel gezeigt. Plakate und Propaganda und der grausamen Wirklichkeit den Opfer- und Durchhaltewillen der Bevöl- Bildpostkarten tragen die durch Text und übergeleitet. Die Inszenierung der Ausstel- kerung, Aufforderungen zum sparsamen Bild übermittelten Propagandabotschaften. lung folgt den jeweils von Propagandalinien Umgang mit den wertvollen Rohstoffen und Der jeweilige Kriegsgegner wird meist in überlagerten Bereichen „Heldentum und deren Ablieferung, Verordnungen und Ver- Form von Karikaturen lächerlich gemacht. Heldentod“, „Opfer und Helfer“, „Gefangene haltensmaßnahmen wurden veröffentlicht. Im Hier werden bereits bestehende nationale Kli- in Feindeshand – Heimatlos im Heimatland“, Oktober 1918 wurde in der Steiermark ange- schees eingesetzt und gefestigt sowie die an- „Opfer für den Sieg“ und der Versorgungs- sichts der katastrophalen Ernährungslage ein fänglich positive Grundstimmung, ja Begei- lage an der Heimatfront. Alle Bevölkerungs- Aufruf mit dem fett gedruckten Satz plaka- sterung der Bevölkerung für den Krieg ver- schichten, Altersgruppen und alle Lebensbe- tiert: „Wir wollen nicht hilflos zu Grunde stärkt. reiche wurden propagandistisch erfaßt. gehen.“ „ Mit dem stilistisch verfremdeten Schüt- Je schwieriger die Lage an der Front und http://www.landesarchiv.steiermark.at zengraben wird zur Gegenüberstellung von im Hinterland war, umso mehr Appelle an http://www.videoportal.steiermark.at/cms/beitrag/12016749/52380864/ © steiermark.at / Landesarchiv »Kriegserklärungen werden noch angenommen!«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 65 Innenpolitik Nationalrat beschließt Budget für 2014 und 2015 Regierung soll bis Ende 2015 Gesetzentwurf zur Steuerreform vorlegen Foto: BKA / Andy Wenzel Am 21. Mai sprach Bundeskanzler Werner Faymann in der Aktuellen Debatte im Nationalrat zum Thema »Bundesfinanzgesetz 2014/2015« im Parlament. Hier ein Blick auf die Regierungsbank und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (Mitte oben).

ach insgesamt zehntägigen Beratungen EU über die Köpfe der Abgeordneten hinweg Einstimmig nahm der Nationalrat einen Nhat der Nationalrat am Abend des 23. Nachbesserungen beim Budget 2014 zuge- Entschließungsantrag der Koalition zum Mai das Budget für das laufende und für das sagt hat, fand keine Mehrheit, die Initiative Jahrhunderthochwasser in Bosnien-Herzego- kommende Jahr beschlossen. SPÖ und ÖVP wurde über die AntragstellerInnen hinaus wina, Kroatien und Serbien an. Die Abge- stimmten in Dritter Lesung für die Bundes- nur von der FPÖ und den NEOS unterstützt. ordneten sprechen sich ausdrücklich dafür finanzgesetze 2014 und 2015 sowie für das Als einzigem Budgetbereich stimmte die aus, die Balkanstaaten mit EU-Geldern zu Bundesfinanzrahmengesetz 2015-2018. Opposition – in Zweiter Lesung – dem Par- unterstützen, um der Bevölkerung zu helfen Von seiten der Opposition hagelte es bis lamentsbudget in der vom Budgetausschuß und die Katastrophenfolgen zu beseitigen. zum Schluß viel Kritik sowohl am Doppel- vorgeschlagenen Form zu (Informationen da- budget als auch am mittelfristigen Budget- zu am Ende des Beitrags). Schuldenquote erreicht 2015 pfad. FPÖ, Grüne, Team Stronach und mit 79,2 Prozent Höchststand NEOS werfen der Regierung mangelnden Entschließungen zur Steuerreform Das nunmehr beschlossene Bundesfinanz- Reformwillen und falsche Prioritätensetzun- und zum Hochwasser am Balkan gesetz 2014 sieht Einnahmen in der Höhe gen vor. Sie konnten sich mit insgesamt vier Der von der Koalition eingebrachte Ent- von 72,195 Mrd. € und Ausgaben in der Abänderungsanträgen zur Erhöhung des Bud- schließungsantrag zum Thema Steuerreform Höhe von 75,765 Mrd. € vor. Das entspricht gets des Rechnungshofs und zur Aufstok- wurde auch von den Grünen, dem Team einem Defizit des Bundes von 3,569 Mrd. € kung der Mittel für Entwicklungszusammen- Stronach und den NEOS unterstützt. Dem- bzw. 2,8 Prozent des BIP. 2015 soll der Ab- arbeit sowie mit Dutzenden Entschließungs- nach fordert der Nationalrat die Bundesre- gang – bei Ausgaben von 74,719 Mrd. € und anträgen jedoch ebenso wenig durchsetzen gierung auf, bis Ende 2015 einen Gesetz- Einnahmen von 71,525 Mrd. € – auf 3,194 wie mit der Forderung, die Budgetentwürfe entwurf vorzulegen, mit dem Ziel, den Ein- Mrd. € bzw. 1,5 Prozent des BIP sinken. Das an den Budgetausschuß rückzuverweisen. gangssteuersatz in Richtung 25 Prozent zu gesamtstaatliche Defizit, berechnet nach Auch ein Mißtrauensantrag der Grünen senken und die Steuerstrukturen zu ändern. Maastricht-Kriterien, wird für 2014 mit gegen Finanzminister Michael Spindelegger, Bis Ende 2014 erwarten die Abgeordneten 2,7 Prozent und für 2015 mit 1,4 Prozent den Klubobfrau Glawischnig-Piesczek da- einen Zwischenbericht über die Ergebnisse prognostiziert. Die Schuldenquote erreicht mit begründet hatte, daß Spindelegger der der eingesetzten Steuerreformkommission. 2014 mit 79,2 Prozent einen neuen Höchst-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 66 Innenpolitik stand und geht 2015 auf 77,6 Prozent zu- rück. Im Bundesfinanzrahmengesetz spiegelt sich der von der Koalition eingeschlagene Budgetkonsolidierungskurs wider: durch Ausgabendisziplin soll ab 2016 ein struktu- relles Nulldefizit erreicht und die öffentliche Gesamtverschuldung bis 2018 wieder in Richtung 70 Prozent gedrückt werden. Mehr Geld ist unter anderem für den Bereich Wis- senschaft vorgesehen. Begleitend zu den Bundesfinanzgesetzen hat der Nationalrat be- reits am drei Tage zuvor zahlreiche Geset- zesänderungen beschlossen.

Keine Budgetaufstockung für Rechnungshof und EZA Foto: BKA / Andy Wenzel Die Oppositionsparteien hatten im Laufe Bundeskanzler Werner Faymann bei seiner Rede zum Budget der vergangenen drei Tage insgesamt 62 Ent- schließungsanträge eingebracht, um ihre ORF, ausreichende budgetäre und personelle schließungsanträgen zum Thema Bildung Forderungen zu untermauern. Sie fanden bei Ressourcen für den Verfassungsgerichtshof, vorgelegt. Er drängt insbesondere darauf, der Abstimmung allerdings keine Mehrheit. Belastungszulagen für ExekutivbeamtInnen Schulen, die durch ihren Standort, ihre Auch vier Abänderungsanträge der Opposi- und eine bessere Entlohnung für Polizei- Größe oder die Zusammensetzung der Schü- tion zu den Bundesfinanzgesetzen 2014 und schülerInnen, den Ausschluß von NGOs an lerInnen besonders gefordert sind, mehr Mit- 2015, die sich auf das Budget des Rech- der Mitwirkung an Asylverfahren, die steu- tel zur Verfügung zu stellen, die Abwicklung nungshofs und das Budget für Entwick- erliche Absetzbarkeit von Mietvertragser- der Zentralmatura vom BIFIE ins Bildungs- lungszusammenarbeit bezogen, blieben in richtungskosten und Maklerprovisionen, ministerium zurückzuverlagern, alternative der Minderheit. verschärfte Maßnahmen gegen Lohn- und Privatschulen mit konfessionellen Privat- Grün-Abgeordnete Gabriela Moser und Sozialdumping, die rasche Abschaffung von schulen finanziell gleichzustellen, sonderpä- ihre FraktionskollegInnen hatten verlangt, „Luxuspensionen“, umfassende Reformen dagogischen Förderbedarf stärker zu berück- dem Rechnungshof heuer zusätzlich 2,3 im Gesundheitssystem, die Redimensionie- sichtigen und die Länder zu verpflichten, Mio. € und im kommenden Jahr 2,35 Mio. € rung des Bildungsforschungsinstituts BIFIE, dem Bund die vollen Kosten für Stellenplan- zur Verfügung zu stellen, um drohenden Ein- zusätzliche Budgetmittel für die Grundla- überschreitungen zu refundieren. schränkungen seiner Prüftätigkeit vorzubeu- genforschung, die Sonderfinanzierung von Außerdem sprachen sich die Grünen gen. Sie erhielten dafür aber nur die Unter- Auslandseinsätzen des Heeres außerhalb des dafür aus, zur Entlastung des Faktors Arbeit stützung von FPÖ, Team Stronach und Verteidigungsbudgets, ein neues Militär- den Eingangssteuersatz zu senken, die Bud- NEOS. Zwei gemeinsame Anträge der Dienstrecht, die Auflösung der Bundes- getmittel für Forschung und Entwicklung im NEOS und der Grünen nach einem höheren theater-Holding, einen Steuer-Stopp, die Hinblick auf die vereinbarten FTI-Strate- Budget für bilaterale und multinationale Reduktion bürokratischer Pflichten für Un- gieziele deutlich zu erhöhen, mehr Geld für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) sowie ternehmen und die Erleichterung von Be- die Familienberatungsstellen bereitzustellen, für den Auslandskatastrophenfonds – plus triebsübergaben sowie für die Einführung den als Alternative zum Zivildienst angebo- 19 Mio. € 2014, plus 58,2 Mio. € 2015 – eines österreichweiten E-Ticketing für den tenen Auslandsdienst finanziell abzusichern, lehnten neben den Koalitionsparteien auch öffentlichen Verkehr stark und plädierten da- in jedem Ressort einen eigenen Budget- die Freiheitlichen ab. für, im EU-Raum wechselseitig auf Steuer- posten für „Maßnahmen für Behinderte“ zu privilegien für Diplomaten zu verzichten. verankern und NotstandshilfebezieherInnen, FPÖ fordert eigenes Umweltressort Auf Verlangen der FPÖ namentlich abge- die Pflegekarenz in Anspruch nehmen, Pfle- und transparentere Agrarförderungen stimmt wurde über einen Entschließungs- gekarenzgeld in Höhe des Arbeitslosengel- Zu den Forderungen der FPÖ zählten, antrag der Abgeordneten Mario Kunasek des zu gewähren. An den Finanzminister ap- neben einer sofortigen Steuerreform und und Gernot Darmann, der auf eine verpflich- pellierten sie, die in der Höhe von 1 Mrd. € mehr Geld für den Rechnungshof, auch die tende Dienstfreistellung öffentlich Bedien- gebildete Rücklage für den Breitbandausbau Schaffung eines eigenen Ministeriums für steter abzielt, wenn diese als Mitglied einer freizugeben. Umwelt und Energie, mehr Transparenz bei Freiwilligen Feuerwehr Einsatz leisten müs- Agrarförderungen und eine erweiterte steu- sen. Der Antrag wurde mit 100 Gegenstim- Team Stronach für Verwaltungsreform erliche Absetzbarkeit von Kunst- und Kul- men bei 78 Prostimmen abgelehnt. und gegen neue Vermögensteuern tursponsoring. Das Team Stronach trat unter anderem Außerdem machten sich die Freiheitli- Grüne urgieren Breitbandausbau dafür ein, die Verwaltungskosten durch Re- chen für ein Maßnahmenpaket zur wirksa- und mehr Geld für »Problemschulen« formen innerhalb eines Fünfjahreszeitraums men Bekämpfung der Inflation, einen 40pro- Namens der Grünen hatte Abgeordneter jährlich um 5 Prozent zu senken sowie das zentigen Anteil deutschsprachiger Musik im Harald Walser ein ganzes Bündel von Ent- Steuersystem zur Ankurbelung des Wirt-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 67 Innenpolitik

Zur Entlastung der Wirtschaft schlagen die NEOS die Abschaffung der Werbeab- gabe, eine Neugestaltung der Gewerbeord- nung und eine Erhöhung der Wertgrenze für Kleinbetragsrechnungen auf 1000 € vor.

Das Parlamentsbudget Änderungen wurden zuvor nur noch beim Parlamentsbudget vorgenommen: Um für etwaige parlamentarische Untersuchungs- ausschüsse, Enquetekommissionen und an- dere „Sonderaktivitäten“ im Rahmen des Parlamentsbetriebs ausreichend budgetären Spielraum zu haben, wurden für 2014 zusätzlich 2,5 Mio. € und 2015 5 Mio. € ver- anschlagt. Zudem folgten die Abgeordneten der Empfehlung des Budgetausschusses, nicht nur das Parlamentsbudget, sondern auch das Budget des Bundeskanzleramts zu erhöhen, um dessen Liquidität sicherzustel- Foto: BMF / Georges Schneider len. Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger Für das Parlament stehen nun im Jahr schaftswachstums nach den Prinzipien von NEOS die Einbindung der Bevölkerung in 2014 rund 163 Mio. € und im kommenden Fairneß und Gerechtigkeit umzubauen (Fair- die Budgeterstellung, eine Änderung des Jahr 165,6 Mio. € zur Verfügung. Auch in Tax-System), ohne dabei neue Vermögen- Strafgesetzbuchs in bezug auf den Maßnah- den Bundesfinanzrahmengesetzen 2014- steuern einzuführen. Zudem verlangten menvollzug, die Absicherung des Wirtschafts- 2017 und 2015-2018 wurden entsprechende Klubobfrau Kathrin Nachbaur und ihre und Wissenschaftsstandortes Österreich Anpassungen vorgenommen. Die Anhebung FraktionskollegInnen eine vollständige Har- durch qualifizierte Zuwanderung und die der Ausgabenobergrenzen für die Bundesge- monisierung sämtlicher Pensionssysteme, Vermeidung von „Brain Drain“ sowie mehr setzgebung um 5 Mio. € im Jahr 2015 setzt ein bundesweit einheitliches Organisations-, Transparenz bei der Umsetzung der Ge- sich auch in den Jahren 2016 bis 2018 fort. Finanzierungs- und Beitragssystem im Ge- sundheitsreform. Neue Kinderbetreuungs- In Form einer Entschließung bekräftigte die sundheits- und Pflegebereich sowie eine plätze sollten nur dann mit Bundesmitteln Koalition die Absicht, bis Ende 2015 eine kapazitätsorientierte und studierendenbezo- gefördert werden, wenn diese strengen Qua- Steuerreform auszuverhandeln. „ gene Universitätsfinanzierung. litätskriterien entsprechen. Quelle: Parlamentskorrepsondenz Weitere Entschließungsanträge zielten darauf ab, Lebensmittel aus den TTIP-Ver- handlungen auszunehmen, die Forschungs- Weitergehende Informationen zur Budgetdebatte förderung zu evaluieren, die Bürokratie für Außenpolitik Klein- und Mittelbetriebe sowie für Start- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/32205ApkAussen.htm Ups zu minimieren, dem Rechnungshof mehr Soziales Budgetmittel zu geben, Kinderlärm als Klags- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/32205pkSoziales.htm gegenstand aus der österreichischen Rechts- Bildung ordnung zu tilgen und vom vorgesehenen http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/22305pkBildung.htm Schuldenschnitt für den Sudan im Falle des Familien Vollzugs der Todesstrafe gegen Mariam http://www.oe-journal.at/Aktuelles/ !2014/0514/W3/42105pkFamilie.htm Yahya Ibrahim Ishag vorerst Abstand zu neh- Gesundheit men. http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/32205pkGesundheit.htm Justiz NEOS verlangen Abschaffung der Werbe- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/22305pkJustiz.htm abgabe und neue Gewerbeordnung Landesverteidigung Die NEOS untermauerten unter anderem http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/22305pkbmlvs.htm ihre Forderung nach einem Pensionsauto- Landwirtschaft matismus und einem Pensionsmonitoring http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/32205pkLandwirtschaft.htm mit zwei Entschließungsanträgen. Geht es Verkehr, Infrastruktur und Technologie nach Abgeordnetem Gerald Loacker, soll das http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/22305bmvit.htm Pensionsalter in Anlehnung an bestimmte Wirtschaft Parameter – z.B. Lebenserwartung, Erwerbs- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/22305pkWirtschaft.htm beteiligung, Produktivität – automatisch an- Wissenschaft und Forschung gepaßt werden. Außerdem verlangen die http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/0514/W3/22305pkWissenschaft.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 68 Innenpolitik Starke Regionen. Unsere Zukunft! Landeshauptleute-Konferenz befaßte sich mit den Schwerpunkten Bildung, Ausbildung, Vergaberichtlinien und Freihandelsabkommen Foto: Bgld. Landesmedienservice Die Landeshauptmänner bei ihrem Treffen im burgenländischen Stadtschlaining v.l.: Franz Vovos (Steiermark), Wilfried Haslauer (Salzburg), Michael Häupl (Wien), Markus Wallner (Vorarlberg), Erwin Pröll (Niederösterreich), Hans Niessl (Burgen- land), Peter Kaiser (Kärnten), Josef Pühringer (Oberösterreich) und Günther Platter (Tirol) as Burgenland hat seit 1. Jänner 2014 „Wir haben uns bei der heutigen Tagung gendliche keine Ausbildung machen. Wir Doffiziell den Vorsitz in der Landes- sehr intensiv mit den zentralen Zukunftsthe- müssen darauf schauen, sie in Ausbildung zu hauptleutekonferenz inne und hat damit die men Bildung und Ausbildung beschäftigt“, bringen“, so Sozialminister Hundstorfer. Es wichtige Aufgabe übernommen, für das erste so Niessl. Mit der Unterrichtsministerin sei solle zu einer Ausbildungspflicht analog zur Halbjahr die gemeinsame Stimme der Bun- man übereingekommen, einen intensiven, Schulpflicht kommen. desländer zu sein. Das Motto dieser verant- ergebnisoffenen Bildungsdialog zu führen, Weiters befaßte sich die Landeshauptleu- wortungsvollen Aufgabe lautet „Starke Re- um die Strukturen im Bildungssektor effi- tekonferenz mit der Finanzsituation der Fach- gionen – unsere Zukunft!“. zienter zu gestalten. Das Ziel müsse lauten: hochschulen sowie mit dem Thema Erwach- Vor dem Hintergrund dieses Leitgedan- „Weniger Geld für die Verwaltung und mehr senbildung. Die Länderchefs fordern zusätz- kens hat Landeshauptmann Hans Niessl in Geld für die Klassenzimmer. Das Ziel lautet liche Studienplätze an den Fachhochschulen seiner Funktion als Vorsitzender dieses Gre- beste Bildung für die Kinder und sparen in und eine Valorisierung der Bundesmittel. miums die Landeshauptleute der anderen der Verwaltung.“ Passend zum Motto „Starke Regionen. Bundesländer für den 21. Mai zur Landes- Derzeit seien jährlich rund 9000 Jugend- Unsere Zukunft!“ befaßten sich die Landes- hauptleutekonferenz nach Stadtschlaining liche nach Abschluß der Pflichtschule auch hauptleute auch mit Kriterien des Vergabe- geladen. Am Vorabend zu dieser Sitzung noch nach drei Monaten weder in Ausbildung verfahrens. Sie haben sich dafür ausgespro- konnte er dort Bundeskanzler Werner Fay- noch in Erwerbstätigkeit. Die Landeshaupt- chen, daß bei der Umsetzung der neuen Ver- mann und Kulturminister Josef Ostermayer leutekonferenz habe das Projekt „Ausbil- gaberichtlinien dem Bestbieterprinzip be- in Bad Tatzmannsdorf begrüßen. Auch Un- dung bis 18“ begrüßt und sich bereit erklärt, sondere Beachtung geschenkt wird und die- terrichsministerin Gabriele Heinisch-Hosek an der Umsetzung dieses wichtigen Zu- ses auch grundsätzlich Anwendung finden und Sozialminister Rudolf Hundstorfer nah- kunftsprojektes mitzuwirken, zeigte sich der soll. Niessl: „Wir wollen vom Billigstbieter- men an den Beratungen der Landeshaupt- Vorsitzende der LH-Konferenz erfreut. „Es zum Bestbieterprinzip.“ Faire Vergaben wür- leute teil. geht darum, nicht wegzuschauen, wenn Ju- den die regionale Wirtschaft stärken und Ar-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 69 Innenpolitik beitsplätze im Land sichern. So sollten zum Beispiel auch Kriterien wie die Qualifizie- rung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Qualitätsnormen eine entsprechende Berücksichtigung finden. Der Landeshaupt- mann verwies in diesem Zusammenhang auch auf die von ihm im Burgenland gestar- tete Initiative „Wir bauen burgenländisch“. Im Sinne der Stärkung des ländlichen Raums und auch der regionalen Wirtschaft sei eine Fortführung der Breitbandoffensive ein Gebot der Stunde. Oberösterreichs Lan- deshauptmann Josef Pühringer sieht darin „einen ganz entscheidenden Punkt“. Er ver- wies auch darauf, daß es sich dabei um eine kofinanzierte Initiative handle und somit auch die Länder bereit seien, finanzielle Beiträge zu leisten. Niessl dazu: „Wir wollen den

Bund in dieser wichtigen Frage mit guten Foto: Bgld. Landesmedienservice Argumenten überzeugen.“ Am Vorabend der Landeshauptleutekonferenz in Bad Tatzmannsdorf (v.l.): Kultur- Das Freihandelsabkommen TTIP stand minister Josef Ostermayer, Bundeskanzler Werner Faymann und die Landeshaupt- männer Hans Niessl (Burgenland) und Erwin Pröll (Niederösterreich) ebenfalls auf der Tagesordnung. Die Landes- hauptleutekonferenz fordert vom Bund, daß handlungsfortschritt informiert werden. Der zu: „Diese Vorgehensweise fordern wir bei die Länder umfassend und vollständig über Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, allen Maßnahmen ein, die sich auf die Län- den Verhandlungsgegenstand und den Ver- nächster Vorsitzender der LH-Konferenz, da- der auswirken.“ „

Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt erhöhen rimäres Ziel der österreichischen Behin- rung eingerichtet, der VertreterInnen aller gung oder Sicherung ihrer Arbeitsplätze un- Pdertenpolitik bis zum Jahr 2020 ist die Bundesministerien, der Länder, der Sozial- terstützt werden. Das ist ein Anstieg zum uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit partner, der Wissenschaft, der Behinderten- Vorjahr 2012 um 9292 Fälle“, hob Hunds- Behinderung an allen Aktivitäten der Gesell- organisationen, des Monitoringausschusses torfer hervor, der die Fortsetzung dieses ge- schaft und ihre Integration in den regulären sowie der Behindertenanwalt des Bundes an- zielten Einsatzes von Fördermitteln in die- Arbeitsmarkt“, betonte Sozialminister Rudolf gehören. Diese Begleitgruppe beobachtet die sem Bereich als wesentliches Ziel der öster- Hundstorfer anläßlich des von der Lebenshil- Verantwortlichen bei der Umsetzung der im reichischen Behindertenpolitik definiert. fe zum „Tag der Inklusion“ erklärten Euro- NAP niedergeschriebenen Ziele und legt Im Jahr 2013 wurden im Bereich der In- päischen Protesttages zur Gleichstellung von dafür Indikatoren, Prioritäten und relevante dividualförderungen 40 Millionen Euro für Menschen mit Behinderung am 5. Mai. Die Statistiken fest. 20.054 Förderfälle und 124 Millionen Euro Bundesregierung hat sich mit der Beschluß- „Besonders hervorheben möchte ich den für 50.946 Förderfälle in Projekten wie z.B. fassung des „Nationalen Aktionsplanes Be- wichtigen Schritt zur Entwicklung eines be- Arbeitsassistenz oder Jobcoaching einge- hinderung 2012-2020 – Strategie der Öster- hindertenpolitischen Mainstreaming-Ansat- setzt. Im Bereich der Projektförderungen ist reichischen Bundesregierung zur Umsetzung zes in Österreich, der durch das seit 1. Jänner das Netzwerk Berufliche Assistenz (NEBA) der UN-Behindertenrechtskonvention – In- 2006 geltende Behindertengleichstellungs- mit seinen Leistungen der „Beruflichen As- klusion als Menschenrecht und Auftrag“ recht, das Menschen mit Behinderung um- sistenzen“ besonders hervorzuheben, das die (kurz: NAP Behinderung) am 24. Juli 2012 fassenden Diskriminierungsschutz in Beruf Dachmarke für ein sehr differenziertes Sy- unmißverständlich zur Inklusion im Behin- und Alltag bietet, gemacht wurde“, so der stem zur Unterstützung von Menschen mit dertenbereich bekannt und damit die Leitli- Sozialminister. Bei Mißachtung der recht- Behinderung, sowie ausgegrenzten und aus- nien der österreichischen Behindertenpolitik lichen Vorgaben haben Menschen mit Behin- grenzungsgefährdeten Jugendlichen bildet. für die laufende Dekade festgelegt. Die nach- derung die Möglichkeit, Schadenersatz ein- „Die NEBA-Angebote Jugendcoaching, Be- haltige Förderung von Menschen mit Behin- zufordern. rufsausbildungsassistenz, Arbeitsassistenz derung am Arbeitsmarkt im Zeichen der In- „Menschen mit Behinderung sind häufi- und Jobcoaching bilden neben dem Ausbil- klusion ist dabei neben der Erlangung von ger und länger von Arbeitslosigkeit betroffen dungsFit und der Persönlichen Assistenz am neuen Arbeitsplätzen bzw. der Sicherung be- als Menschen ohne Behinderung. Im vergan- Arbeitsplatz den Kern unserer Förderland- stehender Arbeitsplätze übergeordnetes Ziel. genen Jahr konnten trotz der wirtschaftli- schaft“, so Sozialminister Hundstorfer ab- Seit Oktober 2012 ist im Sozialministe- chen Schwierigkeiten in ca. 71.000 Fällen schließend. „ rium die Begleitgruppe zum NAP Behinde- Menschen mit Behinderung bei der Erlan- http://www.sozialministerium.at/site/Soziales/Menschen_mit_Behinderungen/Nationaler_Aktionsplan_Behinderung_2012_2020/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 70 Innenpolitik Pühringer: Klares Bekenntnis zur heimischen Industrie in klares Bekenntnis zur heimischen hen: Industriebetriebe sind willkommen. Zu ausbau stellt ebenfalls einen entscheidenden EIndustrie legte Oberösterreichs Landes- dieser Botschaft gehört aber auch, jeden Po- Standortfaktor dar. Diese Aufgabe kann das hauptmann Josef Pühringer am 15. Mai im litikbereich und jede Politikebene nach po- Land aber nicht alleine übernehmen, hier Rahmen einer Aktuellen Stunde im Oö. Land- tentiellen Industrievertreibungsmaßnahmen werden wir den Bund brauchen. In den Be- tag zum Thema „Standortsicherung“ ab. „Es zu untersuchen.“ reichen Bildung und Forschung wird in die- hat sich gezeigt, daß jene Länder besser Pühringer nannte hier vor allem die CO2- sem Herbst mit der Medizinischen Fakultät durch die Krise der letzten Jahre gekommen Regelungen der Europäischen Union: „Natür- ein Leuchtturmprojekt seinen Betrieb auf- sind, die ihren industriellen Kern erhalten lich muß Europa beim Klimaschutz voran nehmen. Durch das Forschungs-potenzial und haben. Jene, die De-Industrialisierung zuge- gehen. Wir dürfen aber nicht soweit voran der gewählten Schwerpunktausrichtung sind lassen haben, haben abwandernde Industrie- gehen, daß durch isolierte schärfere CO2- eine weitere Stärkung und positive Aus- betriebe gegen hohe Arbeitslosenzahlen ein- Vorgaben die Industrie abwandert. Das wür- wirkungen nicht nur für Oberösterreich, son- getauscht“, so Pühringer. Oberösterreich de sowohl zu ökonomischen als auch zu öko- dern für den gesamten Wirtschaftsstandort habe dagegen immer auf seinen industriellen logischen Verlierern führen. Österreich zu erwarten. Die Medizinische Kern geachtet und sieht auch in Zukunft den Der ökonomische Verlierer wäre der Stand- Fakultät bedeutet eine große Chance, insbe- Wirtschaftsraum Oberösterreich primär als ort Europa und der ökologische das Welt- sonders für die medizinnahe Industrie, die Industriestandort. klima, wenn abgewanderte Industriebetriebe mit herausragenden Unternehmen in Ober- „Wer sich zur Industrie bekennt, bekennt auf anderen Kontinenten weniger umwelt- österreich vertreten ist. Dadurch wird auch sich auch zur Internationalität und internatio- freundlich produzieren. ein spürbarer Impuls am Arbeitsmarkt, vor nalen Vernetzung der Wirtschaft. Diese Ver- Europa muß hier zeigen, daß es die Inter- allem für qualifizierte Arbeitsplätze ausge- netzung bedeutet natürlich auch, daß wir uns essen seiner Mitglieder auf der internationa- löst. Arbeitsplätze, die aufgrund der gesell- dem Standortwettbewerb zu stellen haben und len Bühne wirkungsvoll vertreten kann, in- schaftlichen Entwicklung in Richtung einer in diesem Wettbewerb nie stehen bleiben dür- dem es sich für weltweit geltende Klima- älteren Gesellschaft sichere und zukunftsfä- fen. Vielmehr geht es darum, Jahr für Jahr schutzmaßnahmen einsetzt.“ hige Arbeitsplätze sein werden", so Pührin- ein Stück besser zu werden. Bei diesem Zur Standortsicherung müsse weiters auf ger. Standortwettbewerb sind sowohl die große – allen Ebenen Entbürokratisierungsschritte Zum Standortfaktor „Gut ausgebildete europäische Ebene – als auch die kleine – kommen. „Wir haben derzeit eindeutig zu Menschen“ gehört weiters der Ausbau der Bundes- und Landesebene – gefordert. Von viel Bürokratie, etwa im Anlagenbau, im Techniker-Ausbildung von der Lehre bis zur allen Politikebenen muß die Botschaft ausge- Umwelt- und Wasserrecht. Der Breitband- Universität. „ Land unterstützt Kärntner Hilfsprojekte und junge Freiwillige ärntnerInnen helfen Menschen in aller den begrenzten Mitteleinsatz des Landes soll damit langfristig gewährleistet werden. KWelt mit viel Herz, persönlichem Ein- bestmöglich nutzen zu können. Das zweite Projekt stammt vom Kärntner satz und innovativen Projekten. Welche da- Der Bildungsreferent freut sich vor allem Caritasverband und sieht die Errichtung von vom Land Kärnten gefördert werden, über das persönliche Engagement junger einer Bäckerei mit inkludiertem Ausbildungs- entscheidet auf fachlicher Ebene der Ent- Menschen in der Entwicklungsarbeit. „Kärnt- programm in Kenias Hauptstadt Nairobi vor. wicklungspolitische Beirat. Dieser trat Mitte nerinnen und Kärntner, die ein Volontariat Ebenfalls um eine Ausbildungsstätte und Mai wieder unter dem Vorsitz von Landes- machen, haben oft auch selbst Kosten zu tra- zwar für Frauen und Mädchen im Kongo hauptmann Peter Kaiser zusammen. Unter- gen. Sie wollen wir während ihres Freiwil- geht es beim Projekt des Vereins „Bamama stützt werden demnach Hilfsprojekte in Tan- ligenaufenthaltes mit jeweils bis zu 500 Euro Lamuka“. Das vierte Projekt stammt vom sania, Kenia und im Kongo sowie ein ent- unterstützen“, erklärte er. Die in der Regel Verein „Bündnis für Eine Welt“, der mit sei- sprechendes Informations- und Bildungspro- zweimonatigen Volontariate werden meistens nem Programm den entwicklungspolitischen jekt in Kärnten. Beschlossen wurde außer- in sozialen Einrichtungen oder privaten/ Bildungsprozess unterstützen will. dem, junge Kärntner Freiwillige zu fördern, kirchlichen Schulen und Kindergärten gelei- Aufgabe des Entwicklungspolitischen Bei- die sich im Rahmen der Entwicklungszu- stet. Die Freiwilligenarbeit betrifft hauptsäch- rates ist es, die Landesregierung bei der Erör- sammenarbeit engagieren. lich Kinderbetreuung oder die Mithilfe in terung und Koordination entwicklungspoli- „Menschlichkeit und Solidarität dürfen örtlichen Einrichtungen, wie etwa den Auf- tisch relevanter Entscheidungen zu beraten. keine Grenzen kennen“, verwies Kaiser auf bau einer Bibliothek, aber auch Wissens- Zusammengesetzt ist er aus VertreterInnen die Verantwortung und Verpflichtung, die un- transfer zum Beispiel in der Landwirtschaft. der Landtagsparteien, der Alpen-Adria-Uni- sere Gesellschaft gegenüber den Notleiden- In der Beiratssitzung wurde zudem die versität Klagenfurt, des Landesschulrates, der den, Hungernden und Verfolgten der Welt tra- Förderung von vier Projekten beschlossen. Diözese Gurk, der Evangelischen Diözese ge. Dafür müsse auch laufend das Bewußt- Im Rahmen der Initiative des Vereins „Life Kärnten, des Kärntner Caritasverbandes, des sein der Menschen geschärft werden. Kaiser needs Water“ soll der Brunnen der Nariva Bündnis für Eine Welt, des Österreichischen dankte allen herzlich, die sich in diesem Primary School in Arusha, Tansania saniert Lateinamerika-Institutes, von Amnesty Inter- Sinne einsetzen. Er meinte aber auch, daß es und mit einer in Kärnten entwickelten Solar- national Kärnten, des Dachverbandes Ent- wichtig sei, in der entwicklungspolitischen pumpstation ausgestattet werden. Die Trink- wicklungspolitischer Organisationen sowie Arbeit interdisziplinär zu kooperieren, um wasserversorgung von rund 700 Menschen des Slowenischen Seelsorgeamtes. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 71 »Burgenland Journal« Phasing Out-Programm 2007-2013 EU-Förderungen: Turbo für Wirtschaftsleistung, Arbeitsmarkt und Kaufkraft. Das Burgenland liegt bei der wirtschaftlichen Entwicklung klar über dem Bundestrend. Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Studienautor Andreas Kreutzer, Landeshauptmann Hans Niessl, Claus Rhomberg (Geschäftsführer Aviation Academy Austria) und RMB-Geschäftsführer Harald Horvath bei der Präsentation der Studie zum Phasing Out-Programm 2007-2013 ie Mitgliedschaft Österreichs bei der um 140 Prozent rascher als auf Bundesebene. schaftliche Aufholjagd wird nicht zuletzt DEuropäischen Union hat sich für das Ähnliches zeigt ein Blick auf die Wirt- vom Südburgenland getragen, wo das Brut- Burgenland auch in den letzten sieben Jah- schaftsleistung. Diese wuchs von 2007 bis to-Regionalprodukt pro Einwohner mit 12,4 ren bezahlt gemacht. Zählt man alle Förder- 2011 um 10,8 Prozent (Bundesschnitt 9,2 Pro- Prozent rascher gewachsen ist als in den programme zusammen (EFRE, ESF, ELER zent) – das ist österreichweit der Top-Wert. meisten anderen Regionen Österreichs“, sagt usw.) wurden rund 800 Millionen Euro an Diese Entwicklung schlägt auch positiv auf Studienautor Andreas Kreutzer. Österreich- EU-Förderungen gewährt, davon sind 500 die Einkommen der im Land beschäftigten weit betrug dieser Zuwachs 8,2 Prozent, bur- Millionen aus dem EU-Budget geflossen, ArbeitnehmerInnen durch. Zwischen 2007 genlandweit 9,1 Prozent. 300 Millionen haben Bund und Land beige- und 2013 wuchs die Kaufkraft pro Einwoh- Während bundesweit das verfügbare Ein- steuert. Eine aktuelle Studie des Consulting- nerIn im Burgenland um 19 Prozent, das ist kommen im Zeitraum von 2007 bis 2011 um unternehmen Kreutzer & Partner, die am 5. um 40 Prozent rascher als in Wien. Bundes- 6,1 Prozent gestiegen ist, beträgt der Zu- Mai im Rahmen einer Pressekonferenz von weit lag der Kaufkraftzuwachs bei 15,9 Pro- wachs im Burgenland 7,3 Prozent. Nicht nur Landeshauptmann Hans Niessl gemeinsam zent. die bundesweit höchsten Zuwächse beim mit dem Studienautor Andreas Kreutzer so- Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, verfügbaren Einkommen, sondern auch wei- wie RMB-Geschäftsführer Harald Horvath daß durch die direkten und indirekten Aus- tere Wohlstandsindikatoren seinen ein Beleg und Claus Rhomberg, Geschäftsführer Avia- wirkungen der Förderungen aus EFRE und dafür, daß die Beschäftigten von der wirt- tion Academy Austria, im Technologiezen- EFS über 4200 neue Arbeitsplätze geschaf- schaftlichen Entwicklung profitieren. „In trum Neusiedl am See präsentiert wurde, be- fen und über 22.300 Arbeitsplätze abgesi- keinem anderen Bundesland lebt ein größe- legt nun, daß die wirtschaftliche Entwick- chert wurden. „Diese Zahlen, die von einem rer Anteil der Bevölkerung in einem Ein- lung des Burgenlands in den letzten sieben externen Unternehmen bestätigt worden sind, oder Zweifamilienhaus. Im Burgenland sind Jahren über dem Bundestrend gelegen ist. So beeindrucken. Das Burgenland hat die Nase das 83 Prozent (Österreich 47%). Wohnraum ist trotz Wirtschaftskrise die Anzahl der un- vorne, und die gute wirtschaftliche Entwick- ist Eigentum. Und in keinem anderen Bun- selbständig Beschäftigten im Burgenland um lung kommt auch bei den Erwerbstätigen desland ist die Anzahl der PKW pro Haus- 10,5 Prozent gewachsen, österreichweit lag an“, sagt Landeshauptmann Hans Niessl. halt mit 1,58 so hoch wie im Burgenland“, der Zuwachs bei lediglich 4,3 Prozent. Die „Die Burgenländische Wirtschaft wuchs betont Kreutzer. Von Bedeutung sei auch, so Zahl der unselbständig Beschäftigten wuchs zwischen 2007 und 2011 um 17 Prozent ra- der Experte, daß von rund 2500 neuen Ar- im Zeitraum 2007 bis 2011 im Burgenland scher als Österreich insgesamt. Diese wirt- beitsplätzen, die österreichweit im Produk-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 72 »Burgenland Journal« tionsbereich seit 2007 geschaffen wurden, gut 1000 im Burgenland entstanden sind. „Da geht es nicht um Ersatz, sondern um Er- weiterung, um zusätzliche Kapazitäten. Dar- an hängen immer auch neue Jobs.“

Deutliche Mehrheit der BurgenländerInnen pro-europäisch Die Studie kommt auch zum Schluß, daß die Burgenländer die positiven Effekte der EU-Förderungen auf die wirtschaftliche Ent- wicklung im Burgenland und die Kaufkraft der privaten Haushalte wahrnehmen. 69 Pro- zent meinen, daß förderbedingt mehr gebaut werden kann. Rund die Hälfte der burgen- ländischen Bevölkerung ist der Meinung, daß die Förderungen den Wohlstand heben und Arbeitsplätze bringen. Für mehr als die Hälfte der Burgenlän- derInnen ist die EU klar eine gute Sache. Lediglich ein Fünftel zeigt sich ablehnend. 57 Prozent sehen Vorteile in der Mitglied- schaft, 36 Prozent verneinen solche.

Pilotenschulung Marke Burgenland in der Aviation Academy Austria

Ein gutes Beispiel dafür, wie das Burgen- Foto: Bgld. Landesmedienservice land von den EU-Förderungen profitiert hat, v.l.: LH Hans Niessl, Anna Kleissner (Wirtschaftsforschungsinstitut Economica) und Harald Horvath (RMB-Geschäftsführer) ist die Aviation Academy Austria mit Sitz im TZ Neusiedl am See. Das Unternehmen schult Kleissner vom Wirtschaftsforschungsinstitut 14.000 Arbeitsplätze, die durch die EU-För- per Flugsimulatoren Piloten und bietet auch Economica bei einer weiteren Pressekonfe- derungen der letzten Förderperiode mitfi- die komplette Ausbildung zum Verkehrspilo- renz zum Thema am 13. Mai. Davon wurden nanziert oder gesichert wurden, was sich in ten an. Kunden aus Europa, Afrika, Asien rund 276 Mio. Euro bereits ausbezahlt. einem Beschäftigungsplus von 29,47 Prozent und den U.S.A. nutzen derzeit das Angebot. 74,53 Prozent der Förderungen wurden von in den Betrieben niederschlug. „Das heißt, „Ohne Förderungen der EU würde es die der EU, 10,76 Prozent vom Bund und 14,71 jeder achte Arbeitsplatz im Burgenland ist Aviation Academy nicht geben. Gerade un- Prozent vom Land Burgenland beigesteuert. direkt oder indirekt von einem Projekt, das sere Branche ist sehr kapitalintensiv. Die 901 Projekte entfallen auf EFRE-Program- durch EU-Fördermittel finanziert wurde, Kosten für einen Simulator betragen bis zu me (Fördervolumen 226,89 Mio. Euro), abhängig.“ 80 Prozent vom Flugzeugpreis“, erklärt Claus 5.565 auf ESF (Fördervolumen 117,98 Mio. Auch 2013 habe es im Burgenland bei Rhomberg, Geschäftsführer Aviation Acade- Euro), wobei die durchschnittliche Investi- den aktiv Erwerbstätigen mit 970 Personen – my Austria. Zehn Millionen Euro wurden tionssumme bei 870.000 Euro (EFRE) bzw. ein Plus von einem Prozent - einen im öster- am Standort Neusiedl am See investiert, bei 21.658 Euro (ESF) lag. Die Anzahl der reichischen Vergleich (+0,6 Prozent) kräfti- davon zwei Millionen an Förderungen von Projekte und Förderungen lag im Mittel- und gen Zuwachs gegeben. Gründe für die über- EU, Bund und Land. Der erste von derzeit Südburgenland rund 10 Prozent über jener durchschnittliche Dynamik seien Betriebs- zwei eigenen Simulatoren ging 2008 in Be- im Nordburgenland. ansiedlungen und die Öffnung des Arbeits- trieb. „Heute beschäftigen wir 20 Mitarbei- marktes für Beschäftigte aus den neuen EU- terInnen fest und können auf einen Pool von Jeder investierte Euro Beitrittsländern. Die Beschäftigungsdynamik 60 Instruktoren zurückgreifen, die per Werk- 2,3fach wirksam werde auch für 2014 und 2015 mit 1,2 Pro- vertrag oder als freie Dienstnehmer für uns „Insgesamt wurden durch die Förderun- zent anhalten. tätig sind. Im Schnitt beschäftigen wir 30 Mit- gen Investitionen von 907,54 Millionen Euro arbeiterInnen im Monat“, so Rhomberg. ausgelöst und knapp 342 Millionen Euro an Positive Wachstumsaussichten direkter Bruttowertschöpfung erzielt, die für das Burgenland 6.466 Projekte, 344,87 Mio. Euro totalen Wertschöpfungseffekte belaufen sich Für 2014 geht die Expertin im Bereich Förderungen 2007 bis 2013 auf mehr als 780 Millionen Euro. Das heißt, der Eurozone von einer wirtschaftlichen Be- Insgesamt wurden im Förderzeitraum daß jeder investierte Euro 2,3fach wirksam schleunigung aus. Für Österreich könne mit 2007 bis 2013 6.466 Projekt genehmigt und wird“, so Kleissner. Direkt konnten dadurch einem Wachstum von 1,5 Prozent gerechnet dafür aus Phasing Out und Additionalitäts- 2366 Arbeitsplätze geschaffen und 8029 Ar- werden, das sich 2015 auf 1,75 Prozent programm Förderungen von 344,87 Millio- beitsplätze abgesichert werden. Die totalen erhöhen werde. Für das Burgenland werde nen Euro bereitgestellt, berichtete Anna Beschäftigungseffekte belaufen sich auf fast sich dieser Trend auf etwas höherem Niveau

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 73 »Burgenland Journal« auswirken, mit einem Wachstum von 2,1 Prozent im Jahr 2014, von 2,15 Prozent im Der Süden ist auf der Überholspur Jahr 2015.

111.495 Einzelprojekte seit 1995 ge- fördert, 4,2 Mrd. Euro Wertschöpfung „Die wirtschaftlichen Zahlen belegen, daß das Burgenland einen kräftigen Aufhol- prozeß durchgemacht hat und daß es durch die EU-Förderungen zu Strukturveränderun- gen gekommen ist, die sich positiv ausge- wirkt haben. Lag das Burgenland zum Zeit- punkt des EU-Beitritts noch bei 64 Prozent des EU-weiten Durchschnitts des BIP, so Foto: Bgld. Landesmedienservice liegt es heute bei 87 Prozent“, so Kleissner. LRin Verena Dunst, LH Hans Niessl, Thomas Daubek (GF smartflower energy technology GmbH), LR Helmut Bieler und Bürgermeister Vinzenz Knor „Seit 1995 wurden 111.495 Einzelprojekte gefördert. Die Fördermittel der EU wurden ie wirtschaftliche Aufholjagd des Bur- 53,72 Millionen Euro Förderungen – EU zusätzlich durch nationale Förderungen des Dgenlandes wird nicht zuletzt vom Süd- inkl. Kofinanzierung von Bund und Land – Bundes und des Landes Burgenland mit rund burgenland getragen. Zwischen 2007 und flossen in den Bezirk Oberwart. Von den einer Milliarde Euro kofinanziert und mit 2011 wuchs die Wirtschaftsleistung um 12,4 Fördergeldern stammen 31,37 Millionen den ausgelösten Investitionen seit dem EU- Prozent und damit rascher als in den meisten Euro von der Europäischen Union, 15,43 Mil- Betritt rund 4,22 Mrd. Euro an Wertschöp- Regionen Österreichs. Die rote Laterne als lionen Euro vom Bund und 6,9 Millionen fung erzielt“, verwies RMB-Geschäftsführer die wirtschaftlich schwächsten Regionen Ös- vom Land. Damit wurden Gesamtinvestitio- Harald Horvath auf die eindrucksvolle Ge- terreichs wurde mittlerweile an das Mühl- nen von rund 141,34 Millionen Euro im Be- samtbilanz. „Ohne die Europäische Union und das Weinviertel abgegeben. „Diese Ent- zirk Oberwart getätigt. hätte es diese Entwicklung nicht gegeben.“ wicklung haben wir dem Fleiß der Burgen- „Für den Bezirk Oberwart bedeutet das länderinnen und Burgenländer, aber auch der bei diesen Investitionen eine totale Wert- 72,3 Mio. Euro für Europäischen Union zu verdanken, mit de- schöpfung von 325,1 Millionen Euro! Die Förderperiode 2014-2020 ren Hilfe wir diesen Turbo zünden konnten“, positive Wirtschaftsentwicklung, das harmo- Für 2014-2020 stehen dem Burgenland betonte Landeshauptmann Hans Niessl am nische Landschafts- und Wohnlandschafts- insgesamt 72,3 Mio. Euro aus dem EU-Pha- 15. Mai bei einer Pressekonferenz in Güs- bild, soziale Absicherung, die Erhöhung der sing Out-Programm zur Verfügung. Davon sing. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Einkommen und die gestiegene Kaufkraft entfallen auf das EFRE-Programm 59,6 Mio. „smartflower energy technology GmbH“ vor- stellen eine praktische und fühlbare Begrün- (47 Mio. Euro EFRE-, 12,6 Mio. Euro Mittel gestellt, ein Paradebeispiel für die Innova- dung dieser positiven Entwicklung dar. von Bund und Land) und 42,17 Mio. auf tionskraft des Südburgenlandes, die mit Hil- Rückblickend kann ich sagen: Wir haben im ESF-Programme (ESF-Mittel 25,3 Mio., fe von EU-Förderungen im Burgenland an- Bezirk Oberwart die Chancen und Förderun- Bund/Land: 16,87 Mio. Euro). Forschung, gesiedelt werden konnte. gen der EU sehr gut genutzt“, erklärte dazu technologische Entwicklung und Innovation Dazu Landesrätin Verena Dunst: „Die bei- Landesrat Helmut Bieler. sowie die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und den südlichsten Bezirke Güssing und Jen- Insgesamt gesehen wuchs die Anzahl der mittlerer Unternehmen sollen mit den nersdorf haben in der letzten EU-Förder- Unselbständig Beschäftigten zwischen 2007 EFRE-Programmen gestärkt werden. Erst- periode eine dynamische, innovationsbeglei- und 2013 im Burgenland um 140% rascher, mals gefördert werden in allen Branchen der tete und vor allem nachhaltige Entwicklung als auf Bundesebene. Seit 2007 wurden im Wirtschaft Maßnahmen zur Reduktion von durchlebt. Alleine im Bezirk Güssing wur- Burgenland gut 1000 neue Arbeitsplätze in CO2-Emissionen. Aus ESF-Mitteln unter- den fast 600 Projekte mit einem Gesamt- Produktionsbetrieben geschaffen. „Die bur- stützt werden die Förderung nachhaltiger und projektvolumen von über 61 Millionen Euro genländische Wirtschaft wuchs zwischen hochwertiger Beschäftigung und die Mobili- bis Ende 2013 ausgelöst. Bei 25 Millionen 2007 und 2011 um 17 Prozent rascher als Ös- tät der Arbeitskräfte, die Förderung der sozi- Euro an Gesamtförderung liegt Güssing mit terreich insgesamt. Zwischen 2007 und 2013 alen Inklusion und Bekämpfung der Armut einer Förderquote von 41 Prozent an der wuchs die Kaufkraft pro Einwohner im Bur- sowie Investitionen in Bildung, Ausbildung Spitze“, so Dunst zur Sonderauswertung der genland um 40 Prozent rascher als in Wien. und Berufsbildung für Kompetenzen und Studie „Evaluierung der volkswirtschaftli- Einem Burgenländer stehen im Durchschnitt lebenslanges Lernen. chen Effekte der Förderungen des Phasing rund zehn Quadratmeter mehr Wohnraum zur Out-Programms 2007–2013“ für das Südbur- Verfügung als einem Wiener. Aus dem EU- Beste Förderungen aller Bundesländer genland, die im Auftrag der Regionalmana- Budget flossen zwischen 2007 und 2013 rund „Wir werden auch weiterhin die beste gement Burgenland GmbH von Kreutzer, 500 Millionen Euro an Förderungen ins Bur- Förderung aller Bundesländer haben. Und Fischer & Partner, durchgeführt wurde. genland. Das Burgenland ist auch – laut einer ich bin zuversichtlich, daß wir zusätzlich zu Im Bezirk Oberwart wurden in Phasing Studie der Bank Austria – mit einem Wirt- den EU-Förderungen auch ein vernünftiges Out – ohne Landwirtschaftsförderungen – schaftswachstum von 3,1 Prozent Spitzenrei- Additionalitätsprogramm auf die Beine stel- von 2007 bis 2013 insgesamt 1324 Projekte, ter unter den Bundesländern geblieben“, so len können“, so Niessl. davon 1147 ESF und 177 EFRE, realisiert. Landeshauptmann Hans Niessl. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 74 »Burgenland Journal« Gesamtverkehrsstrategie »Neu« Von einem gut ausgebauten Verkehrssystem profitieren Jung und Alt – Landeshauptmann Hans Niessl präsentierte Zwischenergebnisse und Handlungsfelder ie Burgenländische Verkehrspolitik hat Dsich in den letzten zwölf Jahren am „Gesamtverkehrskonzept Burgenland 2002“ orientiert. Im Hinblick auf das seither verän- derte verkehrspolitische Umfeld, die hohe Mobilität im Personenverkehr und die dyna- mische Entwicklung des Nordburgenlandes wird nun mit der Neufassung – der soge- nannten Gesamtverkehrsstrategie Burgen- land – eine neue verkehrspolitische Leitlinie ausgearbeitet. Begonnen wurde mit den Ar- beiten bereits bei der Verkehrsenquete im Frühjahr 2013, nunmehr wurden verkehrs- politische Ziele und maßnahmenrelevante Foto: Landesmedienservice Burgenland Handlungsfelder von ExpertInnen ausgear- v.l.: Andreas Friedwagner (Verracon), Verkehrskoordinator des Burgenlandes Peter Zinggl, LH Hans Niessl und VOR-Geschäftsführer Thomas Bohrn beitet. Beim zweiten Projektbeirat am 19. Mai, bei dem alle Interessenträger und Fach- erhöht werden. Außerdem setzt das Land Bürgerversammlungen in den Regionen. Im abteilungen des Landes eingebunden waren, Burgenland auf alternative Formen klima- Jänner und Februar 2014 fand in allen Bezir- wurden weitere Maßnahmenfelder auf fach- freundlicher Mobilität wie etwa die Elek- ken die erste Runde dieser Versammlungen licher Ebene ausgearbeitet. Zum Auftakt des tromobilität. Neue innovative Informations- statt. Nunmehr präsentieren die Verkehrs- Projektbeirats präsentierte Landeshaupt- systeme sollen die Zugangshürden zu bereits expertInnen in einer zweiten Runde, die am mann Hans Niessl den Stand der Arbeiten. vorhandenen Mobilitätsangeboten verrin- 21. Mai mit dem Bezirk Neusiedl am See am Auf großes Interesse sind die bisher abge- gern und betriebliche Abläufe vereinfachen. begonnen hat, den Stand der Arbeiten und ge- haltenen Bürgerversammlungen im Rahmen Die Abstimmung der Verkehrssysteme un- ben Einblick in die „Werkstatt Gesamtver- der Arbeiten zur neuen Gesamtverkehrsstra- tereinander soll weiter optimiert und die spe- kehrsstrategie“. Die BurgenländerInnen ha- tegie gestoßen. Eine zweite Runde der Bür- zifischen Vorteile einzelner Verkehrsträger ben nochmals die Möglichkeit, gemeinsam gerversammlungen in den Regionen startete besser genutzt werden. mit Vertreterinnen und Vertretern des Landes noch im Mai. Auch die Jugend soll mitreden, über ihre Wünsche und Anliegen zu Verkehr wenn es um die Mobilität der Zukunft geht: Gemeinsam mehr erreichen und Mobilität zu sprechen. Noch vor dem Sommer soll es gemeinsam Die neue Gesamtverkehrsstrategie kon- „Die Einbindung der Bevölkerung ist mir mit dem Landesschulrat für Burgenland eine zentriert sich auf den Handlungsspielraum ein besonderes Anliegen und die ersten Bür- Aktion für Jugendliche geben. des Landes. Darüber hinaus sind auch Ko- gerversammlungen zu Beginn des Jahres ha- Als eines der wesentlichsten Handlungs- operationen und Partnerschaften mit den Ge- ben gezeigt, wie intensiv und lösungsorien- felder steht die Attraktivierung des öffent- meinden und den benachbarten Bundeslän- tiert sich die Burgenländerinnen und Bur- lichen Verkehrs im Vordergrund. Dabei geht dern und Staaten in Hinblick auf die ver- genländer mit dem Thema Mobilität ausein- es um Versorgungsstandards mit öffentlichen kehrsgeografische Lage des Burgenlandes ander setzen. Für das außerordentlich hohe Verkehrsmitteln und um die Sicherstellung wichtig. „Der Leitsatz ‚Gemeinsam mehr er- Engagement der Bürgerinnen und Bürger von lokalen Erreichbarkeiten für alle Bevöl- reichen. Mobilität für alle BurgenländerIn- darf ich mich schon heute herzlich bedan- kerungsgruppen – unabhängig von der indi- nen: nachhaltig, innovativ und sicher‘ steht ken“, so der Landeshauptmann abschlies- viduellen Verkehrsmittelverfügbarkeit. Ein- für alle zukünftigen Planungen im Verkehrs- send. richtungen und Dienstleistungen, die bei- bereich im Burgenland. Der Leitsatz spiegelt spielsweise nur in der Landeshauptstadt nicht nur die Bedürfnisse der Bürgerinnen Land startet Aktion Eisenstadt oder in regionalen und überregio- und Bürger wider, sondern steht auch für eine zur Einbindung der Jugend nalen Zentren vorhanden sind, sollen in moderne, gemeinsame und zukunftssichere Die Gesamtverkehrsstrategie Burgenland Zukunft qualitativ und quantitativ besser er- Mobilitätspolitik“, betont Landeshauptmann ist die verkehrspolitische Leitlinie für die reicht werden können. Dazu gehören auch Hans Niessl. nächsten zehn bis 15 Jahre und betrifft somit Verbesserungen bei der Zuverlässigkeit und insbesondere Jugendliche, die später von Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems. Ein Niessl: Einbindung der einem gut ausgebauten Verkehrssystem pro- weiterer Handlungsschwerpunkt ist die Si- Bevölkerung ist mir wichtig fitieren werden. Aus diesem Grund startet cherheit auf den burgenländischen Straßen. Eine wesentliche Grundlage für die Erar- das Land Burgenland noch vor dem Sommer Sie soll durch konsequente Arbeit in der Prä- beitung der Gesamtverkehrsstrategie Burgen- eine Einbindung der Jugendlichen zum The- vention und Bewußtseinsbildung sowie land stellt nicht nur die „Mobilitätsbefragung ma Mobilität in Zusammenarbeit mit dem durch infrastrukturelle Maßnahmen weiter 2013“ via Fragebogen dar, sondern auch die Landesschulrat. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 75 »Burgenland Journal« Straßenbau in Eisenstadt Auch für das Jahr 2014 sind im Budget der Gemeinde Eisenstadt wieder um- fassende Mittel für die Sanierung und Erhaltung des Straßennetzes vorgesehen. it dem „Straßenbauplan Eisenstadt M2012 – 2017“ wird die Stadt auch in den nächsten Jahren konsequent in die Stras- seninfrastruktur investieren und damit mit dem Wachstum der Stadt Schritt halten. „Es muß ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Neubau in neuen Wohngebieten und der Sa- nierung bzw. Erhaltung von Straßenzügen geben“, so Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner. „Besonders wichtig wäre für die Lan- deshauptstadt auch, wenn bereits lange ge- plante Projekte für die Anbindungen von Ge- meindestraßen an das höherrangige Straßen- netz gemeinsam mit dem Land Burgenland umgesetzt werden könnten.“

Straßenprojekte für 2014: Beginn mit Carl Moreau-Straße Im Mai wird die Zufahrt zum Kranken- haus in der Carl Moreau-Straße für die An- rainerInnen und auch für die BesucherInnen des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder verbessert: Der Kreuzungsbereich mit der Glorietteallee wird umgebaut, um das Aus- fahren in die Glorietteallee zu erleichtern. „In der Moreau-Straße selbst wird die Fahr- bahn auf ein Mindestmaß reduziert, indem der Gehsteig verbreitert und eine durchge- hende Grünfläche errichtet wird. Durch das Pflanzen von Bäumen in regelmäßigen Ab- ständen wird eine alleeartige Wirkung er-

zielt, was den Charakter der Straße erheblich Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt verbessert und lebenswerter machen wird“, Bürgermeister Thomas Steiner und Stadtbezirksvorsteher Christian Schmall beim so Steiner. Die Arbeiten haben begonnen. Lokalaugenschein: Die Vorbereitungen in der Carl Moreau-Straße sind abgeschlos- sen, die Arbeiten haben bereits begonnen. Parallel dazu beginnen die Arbeiten am Mitterjochweg in Kleinhöflein (hinter den Gehsteigs im Bereich der Feldstraße (Höhe hensweise: „Die Markierungen der Radwe- Kaufhäusern Merkur bzw. KIKA). Hier „Garage Südburg“), um den Kreuzungsbe- ge, der 30er-Zonen und der Schutzwege wurde bereits im Gemeinderat eine 30er- reich übersichtlicher und somit sicherer zu werden im gesamten Stadtgebiet erneuert. Zone beschlossen. Damit diese Verkehrsbe- machen. Im Juni 2014 folgt dann auch die Weiters soll der Lückenschluß des Radwe- ruhigung auch eingehalten wird, werden Neuerrichtung der Michael Urient-Gasse. In ges von Kleinhöflein im Bereich der Man- durch Grüninseln und beidseitige Bepflan- den Sommermonaten Juli und August steht delallee ins Stadtzentrum durch einfache zung entlang des gesamten Wohngebietes die Sanierung der Ignaz Semmelweis-Gasse Maßnahmen erfolgen.“ geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen an und im Anschluß daran wird die Blumen- Für den Herbst sind einige Projekte ge- gesetzt: Mit dieser Bepflanzung können die gasse von der Kreuzung Johann Weißpriach- plant, die in Zusammenarbeit mit dem Land Emissionen (Lärm und Staub) abgefangen Straße bis zum Hotterweg neu errichtet wer- die Querung für Fußgänger und Radfahrer werden und somit wird die Lebensqualität den. verbessern sollen: Kreuzungsbereich Hotter- für die Anrainer weiter verbessert. Als drittes Ein Schwerpunkt im Straßenbaupro- weg/Mattersburger Straße, Querung Bahn- Projekt im Mai bzw. Juni 2014 folgen die gramm 2014 ist die Verbesserung des Geh- straße/Ödenburger Straße bei der Unterfüh- Arbeiten in der Brunnengasse in St. Geor- und Radwegenetzes. „Hier haben wir Ideen rung und Kreisverkehr am Ende der Mat- gen. Hier kommt es zu Instandsetzungsar- der Bevölkerung aus den Workshops für den tersburger Straße. In Kleinhöflein in der Un- beiten der Fahrbahn. Stadtentwicklungsplan ‚Eisenstadt 2030‘ teren Kirchbergasse wird die unübersichtli- Nach Abschluß dieser drei Projekte folgt aufgegriffen und konkrete Maßnahmen ge- che Stelle im Bereich Johann Breitkopf Stras- die Verlegung bzw. Verschwenkung des setzt“, erklärt der Bürgermeister die Vorge- se entschärft werden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 76 »Burgenland Journal« Oberwart: Buntes Programm zum Stadtjubiläum Die Lange Einkaufsnacht bildet den Auftakt – Höhepunkt ist das Konzert von OPUS am 2. August im Informstadion.

or 75 Jahren wurde Oberwart zur Stadt- Vgemeinde – dieses Jubiläum soll heuer mit einem bunten Programm gebührend ge- feiert werden. Bei einer Pressekonferenz im Rathaussaal haben Bürgermeister Georg Ros- ner und sein Vize Dietmar Misik gemeinsam mit Oberwart Plus-Obmann Manfred Marlo- vits, dem Obmann des Tourismusverbandes Oberwart, Reinhard Kracher, sowie mit Star- gast Ewald Pfleger von OPUS das Pro- gramm präsentiert. Der Startschuß für die Feierlichkeiten fiel am 28. Mai im Rahmen der Langen Ein- kaufsnacht. Diese fand heuer bereits zum zehnten Mal statt und wurde mit einer Parade, an der Oberwarter Vereine teilnahmen, eröff- net. Zahlreiche Angebote in den Geschäften, musikalische Schmankerl und der große Abschluß ab 22 Uhr mit „Die 3 Ver- schärften“ im Kulturpark bildeten das Pro- gramm zur Einkaufsnacht. Höhepunkt war

das 75 Meter lange Heurigenbrot, das anläß- Foto: Stadtgemeinde Oberwart lich des Stadtjubiläums um 19 Uhr ange- v.l.: Kurt Plisnier (OPUS), Reinhard Kracher (Obmann Tourismusverband), Ewald schnitten wurde. Jeder Besucher der Ein- Pfleger (OPUS), Bürgermeister Georg Rosner, Vize-Bürgermeister Dietmar Misik, Herwig Rüdisser (OPUS) und Manfred Marlovits (Obmann Oberwart Plus) kaufsnacht ist herzlich eingeladen, sich eine Gratiskostprobe vom Brot zu holen. Ort! Gefeiert werden zwei besondere Jubi- Nachmittag und Abend zum Fest zu kom- Im Juni wird dann ein weiteres Projekt zu läen: 75 Jahre Stadt Oberwart und 30 Jahre men und mit ihrer Heimatstadt zu feiern. 75 Jahre Stadt Oberwart gestartet. Der Ver- der Hit „Live is Life“! Das Open-Air-Kon- Bürgermeister Georg Rosner ist begei- ein Oberwart Plus hat die Initiative ergriffen zert startet um 19 Uhr mit den Vorgruppen stert, daß dieses bunte Programm für das und möchte die Innenstadt mit Rosen ver- „Last Aid“, „Ringo & Combo“ und „Die Stadtjubiläum zustande gekommen ist: „Ich schönern. Ziel ist es, 75 Rosenstöcke auf Tagträumer“. danke Oberwart Plus und dem Tourismus- einer Grünfläche im Zentrum zu pflanzen. Karten für dieses große Event gibt es ab verband der Stadt für die Ideen, die einge- Das Besondere dabei ist: jede einzelne Ende Mai bei allen Ö-Ticket Verkaufsstel- bracht wurden und ihren Obmännern für den Pflanze erhält eine Widmung. Unternehmen len, im Rathaus der Stadtgemeinde Oberwart persönlichen Einsatz, den sie rund um dieses aber auch Privatpersonen können Rosenstök- (Mo-Fr von 8 bis 12 Uhr), im Kulturpark Jubiläum zeigen. Außerdem möchte ich ke erstehen und mit ihrer ganz persönlichen (während Veranstaltungen) und beim Stadt- mich auch bei den Mitarbeitern im Rathaus Nachricht, die auf eine kleine Tafel gedruckt wirt Oberwart. Tags darauf, am Sonntag, dem bedanken, die für die Koordination und Un- wird, versehen. Egal ob lediglich der Name 3. August 2014, gibt es einen gemütlichen terstützung aller Aktivitäten zuständig sind. oder vielleicht auch eine Liebesbotschaft Nachmittag bzw. Abend mit Musik im Kul- Gemeinsam werden wir heuer viele tolle darauf zu finden ist – der Kreativität sind turpark. Mit einer Riesen- Geburtstagstorte, Programmpunkte erleben. Ich lade alle keine Grenzen gesetzt!. von der jeder Besucher ein Stück zu verko- Oberwarterinnen und Oberwarter ein, dabei Der Reigen der Feierlichkeiten findet dann sten bekommt, wird das Stadtjubiläum ge- zu sein, wenn wir unsere Stadt feiern!“ am ersten August-Wochenende seinen Höhe- feiert. Für urige Stimmung sorgen dann die Vizebürgermeister Dietmar Misik zeigt punkt. An zwei Tagen ist ganz Oberwart ein- „Hügelländer“ und Dieter Bencsics auf sei- sich ebenfalls begeistert: „Das Programm ist geladen, das Stadtjubiläum mit Musik zu ner Steirischen Knopfharmonika. Zu erwar- eine bunte Mischung aus Show und Musik feiern. Am Samstag, den 2. August, werden ten sind weitere Musik- und Showeinlagen und für jede Altersgruppe ist etwas dabei. OPUS die Stadt zum Beben bringen. Jene sowie ein Tanzabend mit der Band „Ikarus“. Ich freue mich, mit allen Bürgerinnen und Band, die am 2. September 1984 ihren Kult- Außerdem werden alle OberwarterInnen, die Bürgern und der ganzen Region unser Stadt- Hit „Live is Life“ im Oberwarter Stadion heuer den 75. Geburtstag begehen, im Na- jubiläum zu begehen.“ „ aufgenommen hat, kehrt zurück an diesen men der Stadtgemeinde eingeladen an diesem http://www.oberwart.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 77 »Burgenland Journal« Neuer Herzeigebahnhof Bruck an der Leitha ie ÖBB gestalten den Bahnhof Bruck an Dder Leitha in etwas mehr als eineinhalb Jahren Bauzeit neu. Ab Ende 2015 erwartet alle Reisenden eine neue Qualität der Bahn- infrastruktur. Rund 23 Millionen Euro wer- den in die Modernisierung investiert. Hell, freundlich, weitläufig, kundenorientiert und einladend wird sich der Bahnknoten Bruck an der Leitha nach Abschluß der Baumaß- nahmen präsentieren. Darüber hinaus finden Verhandlungen über die Erweiterung der Park & Ride- und der Bike & Ride-Anlage statt. Am 5. Mai haben sich Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl und der nie- derösterreichische Landesrat Karl Wilfing gemeinsam mit Andreas Matthä, Vorstand Foto: Bgld. Landesmedienservice der ÖBB-Infrastruktur AG, ein Bild über das v.l.: Bgm. Richard Hemmer (Bruck a.d.L.), LR Karl Wilfing, LH Hans Niessl, Bgm. Vorhaben gemacht. Gerhard Dreiszker (Bruckneudorf) und ÖBB-Infrastruktur Vorstand Andreas Matthä Die Bahnsteige werden mit einer Höhe Sitzbänken, Abfallbehältern und modernem, denleitsystem installiert. Künftig wird man von 55 Zentimetern neu errichtet. Das er- leicht verständlichem Wegeleitsystem. Moni- über einen neuen Personendurchgang, der möglicht das niveaufreie Einsteigen in mo- tore und Lautsprecheranlagen runden die op- mit drei Aufzügen ausgerüstet ist, zum Bahn- derne Niederflurzüge. Das heißt, daß zwi- timale Information der Bahnkunden an der steig gelangen. Der Personentunnel führt schen Zug und Bahnsteig keine Stufe mehr Verkehrsstation ab. vom ebenfalls neuen Bahnhofsgebäude zu zu überwinden ist. Auf den Bahnsteigen fin- Die beiden Inselbahnsteige erhalten je ein den Zügen. An das hell gestaltete Zugangs- det man künftig eine komplett erneuerte Bahn- rund 85 Meter langes Dach und eine Warte- gebäude wird ein überdachter Freibereich an- steigausstattung mit neuen Fahrplanvitrinen, koje. Am gesamten Bahnhof wird ein Blin- geschlossen. „ Österreichweite Musterschule in Siegendorf eröffnet m 16. Mai wurde das neue Schulzen- Atrum Siegendorf feierlich eröffnet. „Damit verfügt Siegendorf über eine Schule, die nicht nur im Burgenland, sondern auch österreichweit eine Musterschule ist“, so der Landeshauptmann und Präsident des Lan- desschulrates Hans Niessl anläßlich der Er- öffnung. Durch das große Engagement der Pädagoginnen und Pädagogen und den nun- mehr besten baulichen Voraussetzungen kön- ne den SchülerInnen der modernste Unter- richt geboten werden. Als „besonders wichtig und zukunftswei- send“ würdigte Niessl die Investitionen in ökologische Maßnahmen. Zu den Investitio- nen von rund 3,3 Millionen Euro in das Foto: Bgld. Landesmedienservice Grundprojekt kommen rund 421.000 Euro LH Hans Niessl mit SchülerInnen bei der Eröffnung des Schulzentrums Siegendorf an Investitionen in das Energieprojekt der hauptmann weiter. „Wir investieren in die katoren ablesen. Das Burgenland sei heute in Schule. Die Förderungen von seiten des Lan- Qualität der Bildung. Wir wollen die beste vielen Bereichen das Bildungsland Nummer des belaufen sich auf 672.000 Euro. In der Bildung für die Kinder und Jugendlichen im 1 in Österreich: zum Beispiel mit der höch- Neuen Mittelschule Siegendorf werden der- Land.“ Gespart werde jedoch in der Verwal- sten Kinderbetreuungsquote bei den 3- bis zeit rund 160 SchülerInnen von 22 Päda- tung, verweist Niessl auf die erst kürzlich 6jährigen, mit den kleinsten Volksschulklas- gogInnen unterrichtet. Teile der Neuen Mit- beschlossene Reformen der Schulverwal- sen, mit dem flächendeckenden Ausbau der telschule werden auch von der Volksschule tung im Burgenland. Niessl: „Wir sparen in Neuen Mittelschule, mit einer Spitzenposi- genutzt. der Verwaltung und investieren in die Klas- tion bei der Maturantenquote. Auch beim Aus- Das Schulzentrum Siegendorf sei „ein senzimmer.“ bau ganztägiger Schulformen drücke das Bur- gutes Beispiel für den burgenländischen Weg Der Erfolg dieses burgenländischen genland aufs Tempo – derzeit gibt es im Land im Bereich der Bildung“, so der Landes- Weges lasse sich auch an den Bildungsindi- über 100 ganztägig geführte Schulen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 78 »Burgenland Journal« Land der Sonne zu Gast in Wien Foto: Bgld. Landesmedienservice Eröffnungsfeier des 12. Burgenländischen Kul(t)inariums: alle Mitglieder der Burgenländischen Landesregierung, mit Landeshaupt- mann Hans Niessl und Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl an der Spitze, waren nach Wien angereist. ereits zum zwölften Mal brachten die Winzer, Brauereien, Bäckereien und Gastro- Niessl und Landeshauptmann-Stellvertreter BBurgenländer ein Stück echte Lebens- nomen, aber auch touristische Anbieter – Franz Steindl an der Spitze, sowie zahlreiche freude aus dem Land der Sonne nach Wien. machten bei freiem Eintritt ihre Produkte Fest- und Ehrengäste gekommen waren, Beim „Burgenländischen Kul(t)inarium“, dem Gast hautnah „erlebbar“. Geboten wer- sorgte die Blasmusikkapelle Frauenkirchen das von 12. bis 14. Mai 2014 Am Hof im den erlesene Qualitätsweine, Edelbrände, für die entsprechende Stimmung. Am 13. 1. Wiener Gemeindebezirk veranstaltet Uhudler, Bäckerei-Spezialitäten, regionale und 14. Mai gab es Top-Musik mit der wurde und ganz im Zeichen burgenländi- Schmankerl sowie touristische Gästeinfor- „Weltpartie – Heinz & Franz“, den „Behmi- scher Herkunft und Sortenvielfalt stand, mationen. Darüber hinaus wurden traditio- schen Noan“ und der „Flotten Musi“. konnten sich die BesucherInnen täglich in nelle Akzente durch musikalische Gusto- Bei einer Verlosung konnten beim Info- der Zeit von 11 bis 22 Uhr davon überzeu- stückerln gesetzt. stand der Gästeinformation Bad Tatzmanns- gen, was das Burgenland kulturell, traditio- Zur Eröffnungsfeier am 12. Mai, zu der dorf Burgenland-Urlaube in der südburgen- nell und kulinarisch zu bieten hat. alle Mitglieder der Burgenländischen Lan- ländischen Tourismusmetropole gewonnen Mehr als 20 burgenländische Betriebe – desregierung, mit Landeshauptmann Hans werden. „

Das Südburgenland war zu Gast in Wien n der einen Hand ein Glas Wein, in der Ianderen ein südburgenländisches Salzstan- gerl. So genossen viele BesucherInnen am 22. Mai das Südburgenland in der Arena21 im MuseumsQuartier. Mehr als 1000 Gäste kamen, um das Südburgenland zu erleben, zu schmecken und zu genießen. Möglich mach- ten das rund 40 Betriebe aus der Region: Vom Winzer über Kellerstöcklvermieter, Wellness- hotels, regionale Produzenten, Künstler, Wander- und Naturparkführer bis hin zu Golfnachwuchstalenten und E-Bike-Touren- planern. Sie alle präsentierten die vielen Sei- ten des Südburgenlands und luden zu einer Entdeckungsreise ein. Südburgenland Tourismus Geschäftsfüh- Foto: Südburgenland Tourismus rer Andreas Gross freute sich über die vielen v.l.: Andreas Gross (Geschäftsführer Südburgenland Tourismus), Landesrätin BesucherInnen und präsentierte bei dieser Verena Dunst, Uhudlerprinzessin Christina Stukitz, die Rechnitzer Marillenkönigin Gelegenheit auch gleich das neue „Reise- Mareike Wunderler, Landesrat Helmut Bieler und Bürgermeister Engelbert Kenyeri magazin Südburgenland“. Auch im Herbst (Gemeinde Rechnitz) wird das Südburgenland wieder zu Gast in Südburgenland immer wieder besuchen. Wir auch ein paar Geheimtipps verraten“, analy- Wien sein. Das hat seinen Grund: „Aus Wien wollten mit dieser Veranstaltung die vielen sierte Gross. „ kommen viele treue Urlaubsgäste, die das Facetten unserer Region präsentieren und http://www.suedburgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 79 »Burgenland Journal« Videoclip zu Burgenland Beat »Willkommen im Osten« um Auftakt des burgenländischen „Jah- Zres der Jugend“ im Jänner war der Bur- genland Beat „Willkommen im Osten“ uraufgeführt worden. Im Rahmen einer Feier im Kulturzentrum Eisenstadt am 26. Mai präsentierten nun Landeshauptmann Hans Niessl und Kulturlandesrat Helmut Bieler das dazugehörige Musikvideo. „Ich freue mich, daß neben den sozialpolitisch wichti- gen Themen wie Jugendbeschäftigung, Aus- bildung und Bildung, Forschung und Ent- wicklung auch die kulturpolitischen Themen Kreativität, kulturelle Identität und kulturel- le Vielfalt im Jahr der Jugend in den Vorder- grund gerückt werden. Der Burgenland- Beat, das Video dazu und auch das Fest zum Jahr der Jugend sind ein wichtiger Teil des Jahresschwerpunkts“, sagte Niessl.

Als Programm-Highlight des „Jahres der Foto: Bgld. Landesmedienservice Jugend“ findet zum Ausklang des Schuljah- Präsentierten Musikvideo »Willkommen im Osten« und gaben »Vorgeschmack« res am 27. Juni in Oberwart das Jugend- auf Holi-Jugendfest »young & Free«: LH Hans Niessl und LR Helmut Bieler festival „young&Free“ statt. Markus Fuchs. Die Musik stammt von Verbundenheit der Jugend mit unserem Olympiasiegerin Julia Dujmovits, Kaba- Andreas „Röhrig“ Lehner, Text und Gesang Bundesland ausdrücken. Und das ist mit die- rettist Thomas Stipsits, Kickbox-Weltmei- von Manuel Bintinger alias „Mani Banani“. ser eingängigen Nummer toll gelungen. sterin Nicole Trimmel, Jungmusiker Phillip & Kulturlandesrat Helmut Bieler, der den Bur- Unsere Jugend ist stolz, Burgenländerin oder Julia und noch viele mehr sind im Videoclip genland Beat und das Video in Auftrag gege- Burgenländer zu sein! Wer hätte vor 20 oder als Mitwirkende zu sehen. Gestaltet wurde ben hatte, zeigte sich vom Ergebnis begei- 30 Jahren lauthals gesungen ‚Rot Gold, du das Video von Klaus „Nick“ Wukovits und stert: „Der Beat ‚Willkommen im Osten‘ und hast mir gefehlt?‘“. „ Bettina Treiber, hinter der Kamera stand das Musikvideo sollen die Freude, die https://www.youtube.com/watch?v=xCGGCtStlbE Großes Volksmusik-Benefizkonzert in Oberwart n einem prall gefüllten Messezentrum IOberwart boten am 14. Mai die Edlseer und die Original Zillertaler ein fulminantes Programm, das bei Fans der Volksmusik keine Wünsche offen ließ. Unterstützt wur- den sie dabei von Petra Böck, Lisa Miko- laschek und Lokalmatador Manuel, die vom Publikum ebenfalls begeistert aufgenommen wurden. ORF Burgenland-Star Karl Kanitsch führte souverän durch den Abend. Mit 14 Goldenen und einer Platin Schallplatte im Rücken plus 3500 erfolgreich absolvierten Konzerten und 250 Fernseh-Auftritten sind die Edlseer Vollprofis, die wissen, wie man Stimmung macht. Dies gilt im selben Maß für die Original Zillertaler, die auf fast vier Jahrzehnte Bühnenerfahrung zurückgreifen können. Daß beide Gruppen und auch die Foto: Wiener Hilfswerk Die Edlseer wissen, wie man in einer Halle Stimmung macht. anderen KünstlerInnen ein Herz für soziale Anliegen haben, bewiesen sie ebenfalls zur Kanitsch und allen SponsorenInnen ein gros- dem Sonnengarten Schreibersdorf helfen.“ Genüge. So kommt der Erlös des Abends zur ses Dankeschön für den heutigen Abend aus- Durch den Erlös könne man im Sonnengar- Gänze dem Sonnengarten Schreibersdorf des sprechen“, sagte, Johannes Rudda, Vizeprä- ten auch weiterhin vielen Menschen mit Be- Wiener Hilfswerks zugute. sident des Wiener Hilfswerks. „Ebenso möch- hinderung und Hilfebedarf unbeschwerten Ur- „Ich möchte im Namen des Wiener Hilfs- te ich allen BesuchernInnen des Konzerts laub und Entspannung bieten, so Rudda. „ werks allen KünstlernInnen, Moderator Karl danken, daß sie mit dem Kauf des Tickets http://www.wiener.hilfswerk.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 80 »Burgenland Journal« Wunde Punkte menschlicher Existenz mit Wortwitz Ein Fest voller Gemeinheit mit viel Grund zum Lachen bei Nestroys »Der Zerrissene« bei den diesjährigen Schloß-Spielen in Kobersdorf Foto: Bgld. Landesmedienservice Kulturlandesrat Helmut Bieler und Intendant Wolfgang Böck freuen sich auf ein Fest voller Gemeinheit bei den Schloß-Spielen. ei den Schloß-Spielen Kobersdorf steht dorf zu einem Ort kultureller Begegnung in den Räumlichkeiten der „Messe Wien“, Bim elften Jahr der Intendanz von Wolf- gemacht. Mit Unterstützung des Landes und der neuen Probeheimat der Schloß-Spiele. gang Böck von 1. bis 27. Juli 2014 mit durch die Kooperationen mit namhaften Apropos neu: Ein Novum ist heuer auch die Johann Nestroys „Der Zerrissene“, ein Fest Sponsoren wird den Schloß-Spielen als eines mit einem Kostenaufwand von 220.00 Euro voller Gemeinheit mit viel Grund zum La- der Aushängeschilder auf dem vielfältigen angekaufte und bis zur Premiere fertigge- chen auf dem Programm. Bei diesem Klas- kulturtouristischen Kalender des Burgen- stellte neue Tribüne sowie mit Thomas siker, einer Posse mit Gesang in drei Akten, landes auch in dieser Saison die Möglichkeit Mersich ein neuer Geschäftsführer. Als dies- der, so Intendant Wolfgang Böck, mit den geboten, 2014 den qualitativen Höhenflug der jährige Hauptsponsoren fungieren in bereits Themen zu viel Geld, zu wenig Gefühl, zu vergangenen Jahre zu prolongieren und hoch- traditioneller Art und Weise die „Energie wenig Liebe und zu große Öde wunde wertiges Sommersprechtheater auf höchstem Burgenland“ und der burgenländische Ge- Punkte menschlicher Existenz mit Wortwitz Niveau zu bieten“, betonte Kulturlandesrat tränkeerzeuger „Waldquelle“. „ und Metaphern zum Inhalt hat, zeichnet Helmut Bieler gegenüber Medienvertretern http://www.kobersdorf.at Christine Wipplinger für die Inszenierung, Erich Uiberlacker für das Bühnenbild und die Lichtgestaltung, Gerti Rindler-Schantl für die Kostüme, Andreas Radovan für die Musikalische Leitung, Klaus Lintschinger für die Liedtexte, Erna Wipplinger für die Dra- maturgie und Karin Gollowitsch für die Produktionsleitung verantwortlich. Für das Schauspielensemble konnte Intendant Wolf- gang Böck, der selbst die Rolle des „Glut- hammer“ übernehmen wird, u.a. Sarah Jeanne Babits, Wolf Bachofner, Thomas Groß, Fritz Hammel, Christoph Johan, Sven Kaschte, Walter Ludwig, Clemens Matzka, Georg Schubert und Petra Strasser gewin- nen. „Wolfgang Böck hat in den Jahren seiner Intendanz sowohl in der Auswahl der Stücke

und des Ensembles, als auch in der grandio- Fotos: Alexander sen Umsetzung die Schloß-Spiele Kobers- Wolfgang Böck, Petra Strasser, Fritz Hammel, Sarah J. Babits und Wolf Bachofner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 81 »Burgenland Journal« Sängerknaben und Wunderknaben 26. Internationale Haydntage 2014 ganz im Zeichen der Facetten einer Freundschaft

urch die umfassende Haydn-Pflege im DBurgenland wird die Musik des ‚Genius loci‘ an Originalschauplätzen erlebbar ge- macht. Die Haydn Festspiele Eisenstadt bringen anläßlich der Internationalen Haydn- tage bereits zum 26. Mal ein weltweites Publikum ins Burgenland und positionieren unser Bundesland mit seiner Landeshaupt- stadt Eisenstadt als internationales Zentrum für die Musik von Joseph Haydn. Die Inter- nationalen Haydntage sind der Garant für qualitativ höchstwertige Haydnpflege am Haydn-Originalschauplatz Schloß Esterházy. Das diesjährige Thema ‚Haydn & Mozart‘ wird mit seinem vielfältigen Programm auch 2014 unsere Besucher begeistern. Ich sehe den Internationalen Haydntagen mit Freude entgegen, weil ich von der Professionalität der lange erprobten Organisatoren überzeugt bin“, betonte Kulturlandesrat Helmut Bieler Foto: Bgld. Landesmedienservice im Schloß Schönbrunn in Wien anläßlich der v.l.: LAbg. Thomas Steiner (Bürgermeister der Freistadt Eisenstadt), Franz Satt- Programmpräsentation der 26. Internationa- lecker (Geschäftsführer Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebs GmbH.), Walter len Haydntage, die von 4. bis 14. September Reicher (Intendant Haydn Festspiele Eisenstadt) und Kulturlandesrat Helmut Bieler präsentierten im Schloß Schönbrunn die Highlights der 26. Internationale 2014 ganz im Zeichen der Freundschaft zwi- Haydntage 2014 schen Joseph Haydn und Wolfgang Ama- deus Mozart stehen. Dirigenten, Solisten und Haydns und Mozarts, die aus dem Pro- nalem Ruf sowie Orchester und Ensembles Orchester, wie Adam Fischer, die Academy gramm der 26. Internationalen Haydntage von Weltrang zu erleben.“ of Ancient Music, das Maisky Trio oder sprechen. Als variantenreich sind die künst- Musik für alle Sinne bietet die Eröffnung Koloratursopranistin Simone Kermes gehö- lerischen Stile zu beschreiben, die Liebhaber der Internationalen Haydntage. Joseph ren zu den musikalischen Gästen. der Wiener Klassik am Haydn-Original- Haydns unvergleichliches Oratorium „Die Freundschaft und Genialität schließen schauplatz Schloß Esterházy erleben kön- Jahreszeiten“ feiert als klassisches Ballett sich bei Joseph Haydn und Wolfgang A. Mo- nen. seine Premiere. Die Choreographie ergänzt zart nicht aus. „Al mio caro Amico Haydn!“ Dazu LAbg. Thomas Steiner, Bürger- die originale Besetzung für Sopran, Bariton, mit diesen Worten widmete Mozart seinem meister der Freistadt Eisenstadt: „Die Haydn Tenor, Chor und Orchester. Ob historisch Freund Haydn seine Streichquartette Op. 10. Festspiele Eisenstadt tragen einen erhebli- informiert oder dem modernen Orchester- Haydn ist nicht nur Widmungsträger, son- chen Teil zum sehr guten internationalen Ruf klang verschrieben, im Haydnsaal finden dern zählte auch zum erlauchten Kreis jener der Landeshauptstadt als ‚Haydnstadt‘ bei beide Stile ideale akustische Voraussetzun- Musiker, die sie im Rahmen einer Quartett- und machen unsere schöne Stadt letztendlich gen. Das weiß die Academy of Ancient Mu- gesellschaft uraufführten. Haydn und Mo- ein Stück weit bekannter. Die umfangreichen sic, welche unlängst in London mit dem zart waren in wahrer Freundschaft miteinan- Tätigkeiten der Haydn Festspiele Eisenstadt australischen Stargeiger Richard Tognetti für der verbunden. Einer Freundschaft, die von und die nahezu 100prozentige Auslastung Aufsehen sorgte und nun mit ihm nach gegenseitiger Bewunderung und Respekt für der Konzerte auf höchstem musikalischen Eisenstadt kommt. Wie auch Reinhard Person und Werk geprägt war, denn immer Niveau an den Originalschauplätzen Joseph Goebel, der mit dem Wiener Kammerorche- wieder trafen die beiden in Wien aufeinan- Haydns beweisen, welch hohe und wichtige ster und der Violinvirtuosin Mirijam Cont- der, ob bei Proben- und Konzertbesuchen, Bedeutung die Haydnpflege für Eisenstadt zen konzertieren wird. Für authentisches zum gemeinsamen Musizieren oder in den hat. Viele internationale Gäste und Haydn- Musizieren auf höchstem Niveau steht eben- Salons der Musikmetropole. Es ist die Mi- Kenner aus ganz Österreich finden sich in falls La Stagione Frankfurt. Einen festen schung aus Anklängen des einen Kompo- der burgenländischen Landeshauptstadt ein, Platz im Festivalprogramm haben Maestro nisten im Werk des anderen und das Neben- um in der einzigartigen Atmosphäre große Adam Fischer und seine Österr.-Ung. Haydn einanderstellen der singulären Meisterschaft Künstlerinnen und Künstler von internatio- Philharmonie inne.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 82 »Burgenland Journal« Foto: Haydn Festspiele Eisenstadt Als ursprünglicher großer Festsaal stellt der barocke Haydnsaal das Prunkstück des Schlosses dar. Um dem Stellenwert der Kammermusik zart zum Belcanto Rossinis führt das Kon- Jahre zuvor zwischen Joseph Haydn und Kai- in den Oeuvres Joseph Haydns und Wolf- zertprogramm der gefeierten Koloraturso- serin Maria Theresia statt, als sie den spie- gang A. Mozarts gerecht zu werden, widmet pranistin Simone Kermes (12. September). lenden Sängerknaben Joseph Haydn auf dem sich ein eigener Zyklus während der Inter- Für die Programmpräsentation wurde be- Baugerüst ihres Sommerschlosses erblickte nationalen Haydntage dieser Gattung. Die wußt ein Originalschauplatz gewählt, der und für seinen tollkühnen Kletterausflug unterschiedlichsten Besetzungen sind in den eine zentrale Rolle im Lebensweg beider wenig Verständnis zeigte. Darüber hinaus Konzertmatineen im Empiresaal des Schlos- Komponisten spielt. Zum einen als Residenz sind die Schloss Schönbrunn Kultur- und ses Esterházy zu erleben. Symphonik in klei- einer der wichtigsten Musikmäzene ihrer Betriebs GmbH. und die Haydn Festspiele ner Besetzung mit der Möglichkeit zum ge- Zeit, den Habsburgern, aber auch als Schau- Eisenstadt seit Jahren Partner, die sich in nauen Hinhören bietet das spanische En- platz wichtiger Begegnungen: Hier wurde ihrer Arbeit gegenseitig unterstützen, indem semble La Tempestad. Pianist Sebastian das Wunderkind Wolfgang A. Mozart Kaise- sie gemeinsame Veranstaltungen anbieten und Knauer moderiert in zwei Konzerten ein rei- rin Maria Theresia vorgestellt und durfte für Synergien im Kulturbereich nutzen. „ nes Haydn-Programm mit unterschiedlichen sie spielen. Eine informellere Begegnung fand http://www.haydnfestival.at Kammermusikformationen aus dem Kam- merorchester . Die Compagnia di Punto widmet sich in ihrer Matinee „Zwi- schen Kerker und Krone“ Musikerschicksa- len an europäischen Höfen. Ein Höhepunkt dieser Reihe ist sicherlich das Konzert des Mischa Maisky Trios, bei dem der Cellist mit seinen Kindern Lily und Sascha Klavier- trios von Haydn, Mozart und Brahms spielt. Ein Trio und jedes Mitglied ein Philhar- moniker: The Clarinotts werden gemeinsam mit dem Orchester Purpur mit Mozarts Kla- rinettenkonzert und Verdis Rigoletto Fanta- sien ihrem Ruf und Instrument gerecht (7. September). Zum ersten Mal bei den Haydntagen auf dem Konzertpodium und das gleich gemeinsam sind der Ausnahmepianist Sebastian Knauer und Sopranistin Mojca

Erdmann begleitet vom Kammerorchester Foto: Haydn Festspiele Eisenstadt Basel (13. September). Von Haydn und Mo- Sie ist bekannt dafür, ihr Publikum mitzureißen: die Academy of Ancient Music.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 83 »Burgenland Journal« Anatevka Die Saison 2014 bei den Seefestspielen Mörbisch schillert in vielen Farben. Hauptproduktion ist der Musical-Welthit »Anatevka« – mit einer speziell erarbeiteten Eigenproduktion kommt aber auch das Operettenpublikum voll auf seine Kosten.

m Jahr 1964 am Broadway uraufgeführt, Izählt „Anatevka“ zu den absoluten Klassi- kern im Bereich des Musicals. Am 10. Juli feiert das Stück mit dem englischen Origi- naltitel „Fiddler on the Roof“ auch seine Mörbisch-Premiere. „Der Wunsch nach einem Musical wurde im Zuge unserer großen Marktforschung vom Publikum sehr häufig an uns herangetragen“, erklärt Intendantin Dagmar Schellenberger den Ausflug ins „Nachbargenre“ der Operet- te. „Da wir natürlich für niemand anderen als unser Publikum spielen, erfüllen wir diesen Wunsch sehr gerne.“

Faszination für Regisseur und Bühnenbildner Erzählt wird die ergreifende Familienge- schichte des Milchmanns Tevje, seiner Frau Golde und ihren fünf Töchtern in einem jü- dischen Dorf in der Ukraine in der vorrevo- lutionären Zeit um 1905. Für die Inszenie- rung zeichnet Regisseur Karl Absenger ver- antwortlich. Er hat das Musical bereits meh- rere Male erfolgreich in Szene gesetzt. „Die spezielle Faszination von ‚Anatevka liegt für mich im weiten Feld zwischen Lachen und Foto: Seefestspiele Mörbisch / Jerzy Bin Weinen, das dieses Stück vermittelt“, erläu- Dagmar Schellenberger und Gerhard Ernst als Golde und Tevje in »Anatevka« tert Absenger. Illustriert wird die Handlung von einem ten, die allesamt schon auf der Seebühne zu auch einen sehr persönlichen Zugang zu die- opulenten Bühnenbild, wie es das Mörbischer sehen waren. sem Ereignis.“ Publikum kennt und liebt. Bühnenbildner An zwei glanzvollen Gala-Abenden Ope- Zudem konnte sie für den feierlichen An- Walter Vogelweider bringt das Schtetl retten-Highlights u.a. aus „Die lustige Wit- laß zwei Interpreten gewinnen, die nicht nur Anatevka auf die Seebühne. „Dieser unbe- we“, „Die Csárdásfürstin“, „Das Land des internationale Bühnenerfolge feiern, sondern schwerten Tiefe, die dem Stück innewohnt, Lächelns“, „Die Fledermaus“, „Gräfin Mari- deren Lebensgeschichten ebenfalls eng mit einen Raum zu geben und diesen Raum in za“ oder „Wiener Blut“ präsentiert. Anlaß für dem Thema verwoben sind: An beiden Aben- den realen Sonnenuntergang der Seefest- die Veranstaltungen unter dem Titel „Operet- den werden u.a. die ungarischösterreichische spiele Mörbisch setzen zu dürfen, ist mein te kennt keine Grenzen“ ist der 25. Jahrestag Sopranistin Ildikó Raimondi (Staatsoper persönlicher Brückenschlag und erfüllt mich des Falls des Eisernen Vorhangs. Dieser Be- Wien) und der slowakische Tenor Pavol mit Demut“, freut sich Vogelweider bereits freiungsschlag für Millionen Menschen im Breslik in „Operette kennt keine Grenzen“ auf seine Arbeit. Jahr 1989 soll bei den Seefestspielen künst- zu hören sein. Abgerundet wird das Pro- Dirigieren wird David Levi, für die lerisch gewürdigt werden. gramm durch prächtige Ballett-Einlagen, Choreografie konnte Roland Gawlik gewon- moderieren werden Intendantin Dagmar nen werden. Internationale Stars Schellenberger und der Schauspieler Frank „Es ist mir ein Bedürfnis, dieses histori- Hoffmann. Auch 2014 gibt es Operette sche Jubiläum bei den Seefestspielen zum Auch das Land Burgenland begeht den Ganz ohne Operette wollen die Seefest- Thema zu machen“, sagt Intendantin Dag- Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs spiele aber nicht sein – daher bekommt auch mar Schellenberger, „vor allem, weil wir uns feierlich: Am ersten der beiden Gala-Abende das Operetten-Stammpublikum 2014 genau hier quasi am Ort des Geschehens befinden. findet zusätzlich zum Operettenprogramm das, was es an Mörbisch schätzt: die schön- Aber durch meine eigene Biographie und ein offizieller Festakt statt. „ sten Melodien aus den beliebtesten Operet- Herkunft aus der ehemaligen DDR habe ich http://www.seefestspiele-moerbisch.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 84 Aus Südtirol Euregio-Zukunft am Alpbach-Tiroltag Franz Fischler bei LH Kompatscher

eniger als EU-Agrarkommissar a.D. Wals vielmehr als Präsident des Euro- päischen Forums Alpbach war Franz Fischler am 5. Mai bei Landeshauptmann Arno Kom- patscher zu Gast. Im Mittelpunkt des Ge- sprächs stand der Tiroltag beim Forum Alp- bach, an dem es in diesem Jahr um die Zukunft der Europaregion Tirol-Südtirol- Trentino gehen wird. „At the Crossroads“, am Scheideweg, se- hen die Organisatoren des Forums Alpbach die Europaregion Tirol-Trentino-Südtirol. „Die Euregio gewinnt an Bedeutung, auch weil das Potential dieses Lebens-, Wirt- schafts- und Forschungsraums groß ist“, so Landeshauptmann Kompatscher nach dem Foto: LPA / ohn Den Tiroltag in Alpbach vor Augen: LH Kompatscher mit Forums-Präsident Fischler Treffen. Mit Fischler war er sich darüber einig, daß es notwendig sei, sich intensiv mit diesem Potential auseinander zu setzen: „Es Landesrat Schuler trifft Delegation geht darum, nun gemeinsam die richtigen des Bayerischen Gemeindetags Weichen zu stellen“, so der Landeshaupt- mann. n der Breitbandentwicklung hinkt Bayern rige Ehrenpräsident Heribert Thallmair sagte, Am 17. August werden deshalb Politiker Ihinter Südtirol hinterher“, unterstrich der man habe in vielen Bereichen ähnliche Pro- (darunter die beiden Gesprächspartner Kom- Vizepräsident des Bayerischen Gemeinde- bleme und Anliegen wie in Südtirol, auch in patscher und Fischler, aber auch Kompat- tags, Josef Mend. „Derzeit versuchen wir, Bayern gelte es, mit dem Staat um Finanz- schers Pendants in Trient und Innsbruck, Ugo zweitausend Gemeinden zu erschließen.“ mittel zu ringen. Man müsse sich den Her- Rossi und Günther Platter) und Wissen- Dem Bayerischen Gemeindetag, dem deutsch- ausforderungen stellen, erklärten die acht schaftler die Herausforderungen analysieren, landweit größten Verband kreisangehöriger Bürgermeister und die eine Bürgermeisterin. denen sich die Euregio gegenüber sieht, und Städte, Märkte und Gemeinden, gehören der- Vizepräsident Mend dankte Landesrat Lösungsmöglichkeiten andenken. Es geht zeit 2056 Gemeinden an. „Wir sind nach den Arnold Schuler, in dessen Zuständigkeits- um die Fragen, wie die Zusammenarbeit be- eben erfolgten Kommunalwahlen gerade da- bereich auch die Gemeinden fallen, für den lebt und wie die Identifikation der Menschen bei, alles neu zu organisieren“, erläuterte Jür- Meinungsaustausch und die Freundschaft. mit der Euregio gestärkt werden könne. gen Busse, geschäftsführendes Präsidialmit- Dieser Austausch sei ihm ein großes Anlie- Auch soll ausgelotet werden, welchen Bei- glied. Der langjährige Präsident und nunmeh- gen, erwiderte der Landesrat. „ trag Forschung und Wirtschaft dazu leisten können. Neu ist dabei, dass sich rund zwei Dutzend Persönlichkeiten aus der Euregio im Rahmen des „EuregioLab“ schon im Vor- feld mit dem Thema des Tiroltags ausein- andersetzen werden. Und bis 31. Mai konnten sich zudem Stu- dentInnen und ForscherInnen um den von den Wirtschafts- und Handelskammern aus- geschriebenen Euregio-Jungforscherpreis be- werben. Er wird im Rahmen des Tiroltags für die beste wissenschaftliche Nachwuchs- arbeit zum Thema „At the crossroads – Fort- schritt oder Stillstand in der Europaregion

Tirol-Südtirol-Trentino“ verliehen werden Foto: LPA / ohn und ist mit 2000 Euro dotiert. „ Erfahrungsaustausch: LR Schuler (ganz r.) mit Vizepräsident Mend (v.r.), http://www.europaregion.info/youngresearcher Geschäftsführer Busse und Ehrenpräsident Thallmair.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 85 Europa Analyse der Folgen der Finanzmarktregulierung Die Europäische Kommission hat am 16. Mai eine ausführliche wirtschaftliche Analyse der umfassenden Finanzmarktreformen in der EU seit Beginn der Finanzkrise 2007 veröffentlicht. n dieser Analyse wird dargelegt, wie diese IReformen zu einem sichereren, durch mehr Verantwortungsbewußtsein geprägten Finanz- marktsystem, zu einem besser integrierten und effizienteren Binnenmarkt für Finanzdienst- leistungen führen werden. Vieles spricht da- für, daß die zu erwartenden Vorteile der Re- gulierung die erwarteten Kosten sowohl im Einzelfall als auch insgesamt überwiegen wer- den. Viele Vorschriften schaffen erhebliche positive Synergien, beispielsweise zwischen dem Gesetzespaket zu den Eigenkapitalan- forderungen im Bankensektor und der Re- form der Derivatemärkte. Das Finanzsystem läßt bereits jetzt Veränderungen und Verbes- serungen erkennen, die sich fortsetzen wer- den, je mehr die Reformen Wirkung entfalten. Kommissionspräsident José Manuel Bar- roso erklärte: „Der Finanzdienstleistungssek- tor ist einer der größten Trümpfe Europas. Wir wollen einen florierenden Finanzsektor, der Kredite für BürgerInnen und Unterneh- Foto: European Union, 2014 men bereitstellen kann und damit zur wirt- Kommissionspräsident José Manuel Barroso: »Der Finanzdienstleistungssektor ist schaftlichen Erholung insgesamt beiträgt. einer der größten Trümpfe Europas.« Aber der europäische Steuerzahler hat mas- Steuer auf Finanztransaktionen vorgeschla- schiedet worden sind, ist es an der Zeit, ihre sive Finanzmittel aufgebracht, um einen Zu- gen, um dafür zu sorgen, daß die Akteure des Auswirkungen, Kosten und Nutzen erstma- sammenbruch des Finanzsektors zu verhin- Finanzsektors einen angemessenen Beitrag lig im Gesamtzusammenhang zu untersu- dern, und verlangt daher völlig zu Recht zu den öffentlichen Haushalten leisten. Und chen. Dabei sind viele positive Synergien zwei Dinge: daß der Sektor die ihm zukom- wir haben eine Bankenunion – mit einer zen- zutage getreten. Die Regeln ergänzen und mende Rolle ordnungsgemäß ausfüllt und tralen Aufsicht und einem gemeinsamen, verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. künftige Bankenkrisen sich nie mehr zu von den Banken gespeisten Fonds – für die Auch einzeln betrachtet überwiegt der Nut- einer Krise der öffentlichen Haushalte aus- Eurozone geschaffen, der auch anderen Län- zen einer jeden Maßnahme ihre Kosten. Aus weiten. Das ist eine Sache der Fairness. dern offensteht. Dank unserer in Rekordzeit der Gesamtschau läßt sich bilanzieren, daß Deshalb hat die Kommission 2008 Sofort- verabschiedeten Vorschläge sind die Finanz- wir unser Ziel erreicht haben: unsere Regu- maßnahmen ergriffen, damit im Finanzsek- märkte jetzt sicherer und transparenter, und lierungsmaßnahmen haben zu einem stabile- tor mehr Verantwortungsbewußtsein Einzug die Banken gehen mit ihren Risiken verant- ren und verantwortungsbewußteren Finanz- hält. Seither haben wir über 40 Gesetzesvor- wortungsbewußter um.“ system geführt. Den Nutzen haben die Wirt- schläge unterbreitet, um die Boni der Banker schaft und die Bürger in der gesamten EU.“ zu beschneiden, die Bargeldreserven der Beginn einer längeren Zum von der Kommission verabschiede- Banken aufzustocken oder das Gebaren der systematischen Evaluierung ten Paket zählen die Mitteilung „Ein refor- Hedgsfonds transparenter zu machen. Ande- Binnenmarkt- und Dienstleistungskom- mierter Finanzsektor für Europa“ und eine re Vorschläge betrafen Ratingagenturen, missar Michel Barnier sagte: „Die Europäi- ausführliche wirtschaftliche Analyse der zentrale Gegenparteien, komplexe Handels- sche Kommission hat mehr als vier Jahre lang durch die Reformen bewirkten Umgestal- geschäfte und den Verbraucherschutz. Wir ununterbrochen gemeinsam mit dem Euro- tung des Finanzsektors und der sich daraus haben gemeinsame Regeln eingeführt, um päischen Parlament und dem Ministerrat ergebenden Vorteile. In der Mitteilung wer- sicherzustellen, daß im Falle einer Banken- daran gearbeitet, unseren Fahrplan für eine den die von der Kommission anvisierten pleite zuerst die Aktionäre und andere grundlegende, größtenteils auf Beschlüssen Ziele, ein Überblick über ihre Reformvor- Investoren – und nicht die Steuerzahler – zur der G20 fußende Finanzmarktreform umzu- schläge und die wichtigsten bereits heute Kasse gebeten werden. Wir haben eine setzen. Jetzt, wo die meisten Regeln verab- erkennbaren Folgen bilanziert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 86 Europa Unternehmen können künftig Schulden im Aus- land leichter eintreiben und eine Million Unternehmen in der REU haben Schwierigkeiten, im Ausland Schulden einzutreiben. Das soll sich dank neuer EU-Regeln künftig ändern: Die zu- ständigen EU-Minister haben nach einer Übereinkunft mit dem Europäischen Parla- ment am 13. Mai den sogenannten Beschluß zur vorläufigen Kontenpfändung angenom- men. Er soll es Gläubigern ermöglichen, den geschuldeten Betrag auf einem Schuldner- konto sperren zu lassen. Damit soll verhin- dert werden, daß Schuldner vor Erwirkung und Vollstreckung einer gerichtlichen Ent- scheidung Geld von ihrem Konto abheben oder ihr Vermögen beiseiteschaffen können. Die Verordnung wird nach der Veröffentli-

Foto: European Union, 2014 chung im Amtsblatt in allen EU-Ländern mit Kommissionspräsident José Manuel Barroso: »Der Finanzdienstleistungssektor ist der Ausnahme von Großbritannien und Dä- einer der größten Trümpfe Europas.« nemark gelten. Gradueller Prozeß ten Europäischen Finanzaufsichtssystem EU-Kommissar Johannes Hahn, zustän- Die Finanzmarktregulierung war ein gra- gehörenden Europäischen Aufsichtsbehör- dig für Justizangelegenheiten während der dueller Prozeß. Viele gesetzgeberische Maß- den. Die Bankenunion stellt zudem einen vorübergehenden Abwesenheit von EU-Kom- nahmen wurden erst vor kurzem verabschie- Meilenstein in der europäischen Integration missionsvizepräsidentin Viviane Reding (sie det, und bislang sind noch nicht alle in Kraft dar. Sie ist nicht nur für die Eurozone, son- befand sich im Europa-Wahlkampf) begrüß- getreten. Für eine abschließende Bewertung dern für die EU insgesamt von größter te die Entscheidung: „In wirtschaftlich her- ist es deshalb noch zu früh. Daher wurden in Bedeutung. ausfordernden Zeiten brauchen Unterneh- dieser wirtschaftlichen Analyse in erster Li- Untersucht wurden auch die Kosten der men schnelle Lösungen um ausstehende nie qualitative Gesichtspunkte beurteilt, und Reformen, die beim Übergang zu einem sta- Schulden einzutreiben. Genau darum geht es sie sollte vor allem als Beginn einer sich bileren und von mehr Verantwortungsbe- beim Europäischen Beschluß zur vorläufi- über einen längeren Zeitraum erstreckenden wußtsein geprägten Finanzsystem nicht zu gen Kontenpfändung. Die heutige Annahme systematischen Überprüfung und Evaluie- vermeiden sind. Dank längerer Anlauf- und sind gute Neuigkeiten für Europas kleine rung der Reform betrachtet werden. Beobachtungszeiträume und einer Anpas- und mittlere Unternehmen und die Wirt- sung von Vorschriften, um prognostizierte schaft als Ganzes.“ „ Kosten der Reformen Kosten zu senken, konnten diese jedoch in halten sich in Grenzen engen Grenzen gehalten werden. Öffentliches Defizit sinkt In der Untersuchung wird hervorgeho- Zwischen 2008 und 2012 wurden öffent- m Jahr 2013 verringerte sich das öffentli- ben, daß die Aufsichtsbehörden jetzt auch liche Finanzhilfen von insgesamt 1500 Mrd. Iche Defizit in absoluten Zahlen sowohl im Märkte in den Blick nehmen können, die Euro (mehr als 12 Prozent der jährlichen Euroraum als auch in der EU28 im Vergleich ihnen zuvor verschlossen blieben, und daß Wirtschaftsleistung der EU) aufgebracht, um zu 2012, während der öffentliche Schulden- Transparenz für alle Marktteilnehmer ge- einen Kollaps des Finanzsystems zu verhin- stand in beiden Gebieten anstieg. schaffen wurde. Ambitionierte neue Normen dern. Die Finanzkrise löste eine tiefe Rezes- Gemessen am BIP verringerte sich das begrenzen das exzessive Eingehen von Risi- sion aus und zog erhebliche Wachstumsver- öffentliche Defizit im Euroraum von 3,7 % ken und erhöhen die Widerstandsfähigkeit luste nach sich. Die Arbeitslosigkeit nahm im Jahr 2012 auf 3,0 % im Jahr 2013 und in der Finanzinstitute. Bei risikoreichen Finanz- drastisch zu, und viele Haushalte in Europa der EU28 von 3,9 % auf 3,3 %. Gemessen geschäften wird das Ausfallrisiko vom erlitten beträchtliche Einkommens- und am BIP stieg der öffentliche Schuldenstand Steuerzahler auf jene Akteure verlagert, die Wohlstandsverluste. Das Vertrauen in das im Euroraum von 90,7 % (Ende 2012) auf aus diesen Finanzgeschäften Profit ziehen Finanzsystem war tief erschüttert. 92,6 % (Ende 2013) und in der EU28 von wollen. Die Reformen haben dazu geführt, Mehr als 40 Maßnahmen wurden inzwi- 85,2 auf 87,1 %. Dies gab das europäische daß die Finanzmärkte besser den Interessen schen vorgeschlagen, und die meisten bereits Statistikamt Eurostat bekannt. der Verbraucher, des Mittelstands und der verabschiedet. Die Mitteilung und das sie 2013 verzeichnete Luxemburg (+0,1 %) Wirtschaft insgesamt dienen. begleitende Arbeitspapier bieten einen Über- einen öffentlichen Überschuß, Deutschland Zudem wurde der Finanzdienstleistungs- blick über die einzelnen Maßnahmen, ihre annährend ein Gleichgewicht und Estland, Binnenmarkt vertieft, insbesondere durch Folgen in der Einzel- und der Gesamtper- Dänemark, Lettland und Schweden die nie- die Maßnahmen der zum 2011 eingerichte- spektive und ihre Interaktion. „ drigsten Defizite gemessen am BIP. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 87 Wirtschaft Bundesländer-Analyse Österreichs Bundesländer lassen Konjunkturschwäche hinter sich

ie Weltwirtschaft war 2013 von der und vor allem in Kärnten waren die negati- globalen Konjunkturflaute. Nach einem An- Dschwächsten Entwicklung seit dem En- ven Einflüsse aus dem Ausland aber auch die stieg um 1,2 Prozent im Jahr 2012, nahm die de der Krise von 2008/2009 gekennzeichnet. Schwäche des Konsums zu stark. Damit ent- Industrieproduktion 2013 in Österreich nur Das Weltwirtschaftswachstum ist auf 3 Pro- wickelte sich 2013 im Osten und ganz im noch um bescheidene 0,3 Prozent zu. Selbst zent gesunken, vor allem aufgrund der Ab- Süden Österreichs die Wirtschaft am dieser minimale Zuwachs konnte nur durch schwächung der Konjunktur in den Schwel- schwächsten. die beginnende Erholung im Euroraum er- lenländern. Die Industrieländer feierten 2013 reicht werden, der ab Mitte des Jahres in eini- jedoch ein Comeback. Das Wachstum in den gen Branchen zögerlich spürbar wurde“, ana- USA beschleunigte sich im Jahresverlauf lysiert Stefan Bruckbauer, Bank Austria Chef- und erreichte im Jahr 2013 immerhin 1,9 Pro- ökonom, die wichtigsten Branchentrends. zent. Und vor allem schwenkte der Euro- Die Entwicklung war 2013 in diesem Um- raum auf Erholungskurs ein und wuchs ab feld über die einzelnen Branchen betrachtet Mitte 2013 aus der Rezession. Klarerweise sehr durchwachsen. Der Fahrzeugbau war mit war die schwache internationale Konjunktur einem Plus um über 7 Prozent eine der Wachs- 2013 für alle Bundesländer eine große Be- tumsstützen der österreichischen Industrie. lastung. In den meisten Bundesländern war Auch die Herstellung von elektronischen und aufgrund der fehlenden Impulse von außen, optischen Erzeugnissen, die Pharma- und aber auch durch den schwächelnden Kon- Kunststoffindustrie sowie die Metallerzeu- sum die Wirtschaftsdynamik geringer als im gung steigerten 2013 ihre Produktion, wäh- Jahr 2012. Die Wirtschaftsleistung liegt aber rend etwa die Elektroindustrie sowie die Ener- mittlerweile in fast allen Bundesländern über giewirtschaft, auch bedingt durch den milden dem Vorkrisen-Niveau. Nur Kärnten hat Winter, Einbußen hinnehmen mußten. Indu- noch Aufholpotential. striebetriebe in Oberösterreich und in der Steiermark konnten die einsetzende Erholung Burgenland ist 2013 erneut mit einem Plus um jeweils rund 2 Prozent Wachstumsspitzenreiter am besten nutzen. „Das Burgenland knüpft nahtlos an sei- Foto: Bank Austria Abgesehen vom Burgenland, das vom nen Sieg 2012 an und ist auch 2013 mit 3,1 Dieter Hengl, Bank Austria Vorstand Sondereffekt einer Standortverlegung profi- Corporate & Investment Banking Prozent Wirtschaftswachstum Wachstums- tierte, konnte die Industrie in allen anderen kaiser in unserer Bundesländer-Analyse. Trä- Zunehmender Rückenwind Bundesländern das Wachstum von 2012 ger dieser Dynamik war die burgenländische aus Europa stärkt die Industrie nicht erreichen, insbesondere in Kärnten und Industrie, die vor allem aufgrund einer Stand- „Insbesondere der exportorientierte Pro- in Wien blieb die Produktion deutlich zu- ortverlegung mit über 17 Prozent am stärk- duktionssektor spürte 2013 die Folgen der rück. sten expandieren konnte“, faßt Dieter Hengl, Bank Austria Vorstand Corporate & Invest- ment Banking zusammen und ergänzt die Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern (2013,mit den Beiträgen der einzelnen Sektoren) wichtigsten Ergebnisse der Bank Austria Bundesländer-Analyse: „Mit der einsetzen- den globalen Belebung ab der Jahresmitte 2013 konnten jene Bundesländer, die über einen starken Industriesektor mit hoher Exportorientierung verfügen, ihre strukturel- len Vorteile ausspielen. Insbesondere Ober- österreich (Platz 2 mit 1,3 Prozent Wirt- schaftswachstum) und die Steiermark (Platz 3 mit 1,1 Prozent Wachstum), konnten den beginnenden internationalen Konjunkturauf- schwung nutzen. Insgesamt waren die west- lichen Bundesländer durch diese Rahmen- bedingungen etwas im Vorteil.“ In drei Bundesländern blieb die Wirtschaftsleistung nach Berechnungen der

Bank Austria Ökonomen leicht hinter dem Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria Vorjahr zurück: In Wien, in Niederösterreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 88 Wirtschaft

Bauwirtschaft leistete in sechs Bundes- ländern positiven Wachstumsbeitrag Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern (2014, realeVeränderung in%) Die Bauwirtschaft konnte 2013 zum Wirtschaftswachstum in Österreich einen geringfügig positiven Beitrag leisten. Im Ös- terreichschnitt stieg der Bauproduktions- index um 0,6 Prozent. Die Baudynamik war im Regelfall durch den Hochbau, insbeson- dere dem Wohnbau und Sanierungen, getrie- ben, während der Rückgang der öffentlichen Aufträge infolge knapper Budgets auf allen Verwaltungsebenen insbesondere den Tief- bau bremste. In sechs Bundesländern leiste- te der Bau einen positiven Wachstumsbeitrag. Im Burgenland, Tirol und Vorarlberg sowie auch in Oberösterreich sorgte der Sektor so- gar für überdurchschnittlichen Schwung. In Kärnten, Niederösterreich und Salzburg Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria dämpfte die Entwicklung am Bau dagegen die Wirtschaftsentwicklung. in Tirol als Spitzenreiter sogar um über 2 Pro- gütern auf den Konsumgüterbereich überge- zent. „2013 war wieder ein Jahr der Rekord- hen. Wachstumsschwerpunkte sehen die Dienstleistungssektor schwächelt – in beschäftigung, denn in sieben von neun Bun- Bank Austria Ökonomen im Maschinenbau, Tirol und Vorarlberg gibt er Impulse desländern wurde dank dem Dienstleistungs- in der Metallbearbeitung und weiterhin in Der österreichische Dienstleistungssektor bereich ein neues Allzeithoch erreicht“, so der Kfz-Zulieferung. Der Dienstleistungsbe- schloß das Jahr 2013 mit einem leichten Bruckbauer und ergänzt: „Leider war 2013 reich wird 2014 nur langsam in Fahrt kom- Rückgang der Wertschöpfung ab, auch wenn aber auch das Jahr der Rekordarbeitslosig- men, da der Arbeitsmarkt weiterhin belastet: zum Jahresende hin eine leichte Aufwärts- keit.“ Für das Jahr 2014 ist in allen Bundes- Die Arbeitslosigkeit steigt weiter und die tendenz spürbar wurde. In vier Bundeslän- ländern von einem weiteren Anstieg der Ar- Beschäftigungsdynamik ist noch verhalten. dern, nämlich Kärnten, Niederösterreich, beitslosenquote auszugehen – in Gesamtös- Insgesamt ist jedoch ein moderates Wachs- Oberösterreich und Steiermark, lieferte der terreich von durchschnittlich 7,6 auf zumin- tum zu erwarten, wobei der Sektor im Jah- Sektor jedoch einen negativen Wachstums- dest 7,8 Prozent. In den Bundesländern wird resverlauf an Dynamik zulegen können soll- beitrag, da der Handel aufgrund der ange- die Bandbreite zwischen 5,3 (Oberöster- te, was auf Dienstleistungen spezialisierte spannten Arbeitsmarktlage unter Druck kam. reich) und bis zu 11 Prozent (Wien) liegen. Bundesländer, wie beispielsweise Wien in Zudem hielt die Einnahmenentwicklung im der zweiten Jahreshälfte stärken wird. Tourismus nicht mit dem Übernachtungsplus 2014 stärkere Wachstumsdynamik in „Das Wachstum wird 2014 auf breiter Schritt und auch bei den unternehmensnahen fast allen Bundesländern erwartet Basis stehen. Die Wachstumschancen für die Dienstleistungen gab es aufgrund der trägen Die wirtschaftlichen Aussichten für 2014 einzelnen Bundesländer sind ausgeglichener. Industriekonjunktur wenige Impulse. Dage- sind für alle Bundesländer günstiger als im Daher sind auch etwas geringere Wachs- gen lieferte der Sektor in Tirol und Vorarl- Jahr 2013, da sich die Rahmenbedingungen tumsunterschiede zwischen den Bundeslän- berg einen beachtlichen Wachstumsbeitrag. zu verbessern begonnen haben: Die Erho- dern als im Vorjahr zu erwarten. Die besten lung im Euroraum festigt sich und wird für Aussichten bestehen nach unserer Einschät- Lage am Arbeitsmarkt verschärft die österreichische Wirtschaft zunehmend zung für breit aufgestellte Industriebundes- Das Jahr 2013 war für die österreichi- spürbar. Die exportorientierte Industrie er- länder. Für Oberösterreich und Vorarlberg schen Bundesländer einerseits das Jahr der hält mehr und mehr Impulse. Die Industrie erwarten wir ein Wirtschaftswachstum um Rekordarbeitslosigkeit, andererseits aber wird 2014 daher eine wichtigere Wachs- sogar drei Prozent. Auch das Burgenland auch der Rekordbeschäftigung. In den mei- tumsstütze sein. Das Produktionswachstum wird trotz auslaufenden Sonderfaktors noch sten Bundesländern erhöhte sich die Arbeits- wird auf etwa 4 Prozent ansteigen. „Der In- gut mithalten können. Salzburg wird 2014 losigkeit um zweistellige Prozentwerte. Ober- vestitionsstau beginnt sich langsam aufzu- voraussichtlich das Wachstumsschlußlicht österreich verzeichnete 2013 den stärksten lösen. Angesichts des anhaltenden Auf- sein, doch um ein Prozent zulegen können, relativen Anstieg der Arbeitslosenzahlen, hält schwungs im Euroraum und positiver sodaß der Abstand zur Spitze geringer als im aber weiterhin mit 5,1 Prozent im Jahres- Nachfrageeffekte für die heimische Wirt- Vorjahr sein wird“, so Hengl über die dies- durchschnitt die niedrigste Arbeitslosenquo- schaft ist – unterstützt durch die günstigen jährigen Wachstumsaussichten. te Österreichs. Wien wies mit 10,2 Prozent Finanzierungsbedingungen – im Jahr 2014 „Insgesamt wird die österreichische Wirt- weiterhin den höchsten Wert Österreichs auf. eine spürbare Ausweitung der Investitionen schaft 2014 aufgrund des günstigeren Um- Trotz der flauen Konjunktur kam der Anstieg zu erwarten. Wir rechnen mit einem Plus der felds spürbar stärker wachsen als im Jahr der Beschäftigung 2013 in den meisten Bun- Investitionen in Österreich um fast 5 Prozent 2013. Wir gehen von einem Anstieg des BIP desländern nicht ganz zum Erliegen. Die real“, gibt sich Hengl zuversichtlich. um rund 2 Prozent im Jahr 2014 aus, nach Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse stieg Der Nachfrageschwerpunkt wird noch nur 0,4 Prozent im Jahr 2013“, betont im Durchschnitt um immerhin 0,5 Prozent – stärker von Vorleistungen bzw. Investitions- Bruckbauer. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 89 Wirtschaft Steigende Zuversicht im Euro-Raum … trotz Deflation in einigen Ländern

n den USA stagnierte die Wirtschaftslei- der Wirtschaftskrise, in Spanien gewann die verlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Istung im I. Quartal 2014, in Großbritan- Konjunktur im I. Quartal an Schwung, und Die Daten unterliegen allerdings zusätz- nien hielt der Aufschwung an, in Spanien in Großbritannien hielt der Aufschwung an. lichen Revisionen, da die Saisonbereinigung gewann die Konjunktur an Schwung. Der Der milde Winter stimulierte die Bauwirt- auf statistischen Methoden beruht. Anhebung des Mehrwertsteuersatzes in Ja- schaft. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld kann pan gingen umfangreiche Vorziehkäufe vor- sich Portugal nach Auslaufen des Hilfs- Wachstumsüberhang aus. Chinas Währung wertete merklich ab, programms zu günstigen Konditionen an den Der Wachstumsüberhang bezeichnet den aus Russland und der Ukraine wurde ver- Kapitalmärkten refinanzieren. Effekt der Dynamik im unterjährigen Ver- stärkt Kapital abgezogen. Im März verzeich- Allerdings häuften sich deflationäre lauf (in saisonbereinigten Zahlen) des voran- neten fünf Euro-Länder einen Rückgang des Tendenzen im Euro-Raum; sie hängen eng gegangenen Jahres (t0) auf die Verände- Verbraucherpreisindex, in Österreich wirk- mit der teils hohen Unterauslastung zusam- rungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert ten Steuererhöhungen preistreibend. Die men. Im März lagen die Preise in fünf Euro- als die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, Produktionserwartungen für die kommenden Ländern unter dem Vorjahresniveau. Öster- wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des Monate gaben leicht nach, die Reform der reich ist davon nicht betroffen. Neben der IV. Quartals des Jahres t0 (in saisonbereinig- Normverbrauchsabgabe löste Vorziehkäufe höheren Kapazitätsauslastung trugen hier ten Zahlen) bleibt. an Pkw aus. Der Wintertourismus verlief auch verschiedene Steuererhöhungen zum bisher schwach. Konjunkturbedingt stieg die Preisauftrieb bei. Durchschnittliche Veränderungsraten saisonbereinigte Arbeitslosenquote im April Laut WIFO-Konjunkturtest entwickelte Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und weiter und erreichte einen Höchstwert von sich die Einschätzung der aktuellen Lage Endwert der Berechnungsperiode: Demnach 8,3 Prozent. stabil, die Erwartungen für die kommenden beinhaltet die durchschnittliche Rate 2005/ In den USA brachen die Investitionen Monate trübten sich aber ein, insbesondere 2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 und die Exporte im I. Quartal 2014 ein, der in der konjunktursensiblen Sachgütererzeu- auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010. private Konsum wuchs aber anhaltend gung. Das Konsumentenvertrauen blieb zu- robust, sodass das reale BIP insgesamt stag- letzt verhalten. Die Reform der Normver- Reale und nominelle Größen nierte. Die Arbeitslosenquote verringerte brauchsabgabe hatte Vorziehkäufe an Pkw Die ausgewiesenen Werte sind grundsätz- sich im April spürbar auf 6,3 Prozent. Japan zur Folge. Das sehr milde Wetter und der lich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verzeichnete im I. Quartal ein erhebliches späte Ostertermin belasteten den Wintertou- verstehen. Werden Werte nominell ausge- Handelsbilanzdefizit. Der Mehrwertsteuer- rismus. Im April ließen die Unterauslastung wiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird erhöhung von 5 Prozent auf 8 Prozent mit 1. der Kapazitäten und die rasche Ausweitung dies eigens angeführt. April gingen im März umfangreiche Vor- des Arbeitskräfteangebotes die saisonberein- ziehkäufe an langlebigen Konsumgütern igte Arbeitslosenquote auf einen neuen Inflation, VPI und HVPI voraus. Höchstwert von 8,3 Prozent steigen. Die Inflationsrate misst die Veränderung In China wertete die Währung heuer erst- der Verbraucherpreise gegenüber dem Vor- mals seit der Dollaranbindung 1994 spürbar Periodenvergleiche jahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein ab. Ob dies Ausdruck einer Zunahme des Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vor- Maßstab für die nationale Inflation. Der Har- Investorenmißtrauens angesichts einsetzen- periode, z. B. dem Vorquartal, werden um monisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist der Zahlungsausfälle ist oder auf Devisen- jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. die Grundlage für die vergleichbare Mes- marktinterventionen der Zentralbank zu- Dies schließt auch die Effekte ein, die durch sung der Inflation in der EU und für die Be- rückgeht, um die Marktstimmung im Vorfeld eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen wertung der Preisstabilität innerhalb der der Lockerung des Fixkursregimes im März in der Periode ausgelöst werden (etwa Euro-Zone. zu beeinflussen, ist ungewiß. Mit der massi- Ostern). Im Text wird auf „saison- und ar- Die Kerninflation als Indikator der Geld- ven Zinssatzanhebung der türkischen Zen- beitstägig bereinigte Veränderungen“ Bezug politik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO tralbank Ende Jänner und der Verlagerung genommen. folgt der gängigen Praxis, für die Kerninfla- der Aufmerksamkeit der Finanzmarktak- Die Formulierung „veränderte sich tion die Inflationsrate ohne die Gütergrup- teure auf den Krisenherd in Osteuropa nahm gegenüber dem Vorjahr …“ beschreibt hin- pen unverarbeitete Nahrungsmittel und Ener- die Kapitalflucht aus asiatischen Schwel- gegen eine Veränderung gegenüber der glei- gie zu verwenden. So werden knapp 87 Pro- lenländern vorläufig ab. Zuletzt wurde vor chen Periode des Vorjahres und bezieht sich zent der im österreichischen Warenkorb für allem aus Rußland und der Ukraine Kapital auf unbereinigte Zeitreihen. den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthal- abgezogen. Die Analyse der saison- und arbeitstägig tenen Güter und Dienstleistungen in die Be- In der EU erreichen viele Stimmungs- bereinigten Entwicklung liefert genauere In- rechnung der Kerninflation einbezogen. „ indikatoren ihre bislang höchsten Werte seit formationen über den aktuellen Konjunktur- http://www.konjunkturtest.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 90 Wirtschaft Wintersaison 2013/14 …brachte dem Tourismus weniger Nächtigungen, aber mehr Gäste

ie Wintersaison 2013/14 (November D2013 bis April 2014) schloß laut vorläu- figen Daten von Statistik Austria mit einem leicht gesunkenen Nächtigungsergebnis ab (64,46 Mio.; -1,7 %), und lag damit um rund 1 Mio. Nächtigungen unter dem Rekordwert des Vorjahres (65,56 Mio). Die Zahl der Gä- ste konnte hingegen mit 16,87 Mio. (+0,8 %) geringfügig zulegen. Sowohl inländische (15,08 Mio.; -1,0 %) als auch ausländische Gästenächtigungen (49,37 Mio.; -1,9 %) waren rückläufig. In den sechs Monaten der Wintersaison 2013/14 wurden Nächtigungsrückgänge im Jänner (-3,1 % auf 13,89 Mio.), im Februar (-8,9 % auf 15,56 Mio.) und im März (-6,9 % auf 13,14 Mio.) verzeichnet, während die Mona- te November (+2,1 % auf 4,25 Mio.), Dezem- ber (5,1 % auf 10,71 Mio.) und April (+21,8 % auf 6,89 Mio.) Zuwächse verbuchten. Die Zahl der Nächtigungen von Gästen aus den anteilsmäßig wichtigsten Herkunfts- ländern nahm in der Wintersaison 2013/14 zum Teil ab: Herkunftsländer wie Deutsch- land (-4,3 %), die Niederlande (-1,3 %), das Vereinigte Königreich (-1,8 %), Dänemark (-1,2 %) und Italien (-0,7 %) verzeichneten einen Rückgang, während Gäste aus der Schweiz (inkl. Liechtenstein; +1,1 %), aus Belgien (+2,1 %), aus der Tschechischen Republik (+0,9 %), aus Rußland (+0,3 %), Polen (+5,3 %) und Gäste aus den USA (+7,9 %) häufiger in Österreich nächtigten. Nach Unterkunftsarten betrachtet ent- wickelten sich Nächtigungen in Hotels und ähnlichen Betrieben in allen Kategorien rückläufig. Die höchsten relativen Abnah- men wurden in 2-/1-Stern Betrieben (-3,4 %) registriert, in 3-Stern Betrieben wurde um 2,6 % weniger häufig genächtigt; die Näch- tigungen in 5-/4-Stern Betrieben gingen mit -0,6 % vergleichsweise nur leicht zurück. Gewerbliche Ferienwohnungen verbuchten ten (-0,2 %), Niederösterreich (-0,1 %), nen 20 Jahre zeigt, daß die Winternächtigun- Nächtigungszuwächse von 1,8 %. 72,8 % Oberösterreich (-2,3 %), Salzburg (-2,5 %), gen seit der Saison 1993/94 um rd. 11,56 aller Nächtigungen fanden in Hotels und Tirol (-3,4 %) und Vorarlberg (-4,2 %). Mio. zulegen konnten, während im selben ähnlichen Betrieben bzw. in gewerblichen Deutlich mehr als die Hälfte der gesamten Zeitraum die Sommernächtigungen um 7,12 Ferienwohnungen statt. Weniger genächtigt Winternächtigungen (61,2 %) fanden dabei Mio. von 73,58 Mio. im Sommer 1993 auf wurde in privaten Ferienhäusern bzw. -woh- in den Bundesländern Salzburg und Tirol 66,46 Mio. im Sommer 2013 zurückgingen. nungen (-2,4 %), aber auch in Privatquar- statt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten stie- tieren (-7,7 %). gen im Winter sowohl die In- als auch die Mit Ausnahme vom Burgenland (+2,8 %), Entwicklung: Wintertourismus konnte Ausländernächtigungen. Die Rückgänge im der Steiermark (+1,0 %) und Wien (+6,35) zulegen, Sommersaison verliert Sommer waren vorwiegend auf ausländische entwickelte sich die Zahl der Nächtigungen Ein Vergleich der Nächtigungsdaten von Gästenächtigungen zurückzuführen (von in den übrigen Bundesländern negativ: Kärn- Winter- und Sommersaisonen der vergange- 55,22 Mio. auf 46,01 Mio.), während inlän-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 91 Wirtschaft dische Gäste auch im Sommer vermehrt im eigenen Land genächtigt haben (Sommer 1993: 18,36 Mio., Sommer 2013: 20,45 Mio). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank im Winter weniger stark als im Sommer: Während diese im Winter 1993/94 noch bei 5,2 Tagen gelegen war und im aktuellen Winter 3,8 Tage betrug, sank sie von 5,0 Ta- gen im Sommer 1993 auf nur mehr 3,3 Tage im Sommer 2013. Im April 2014 wurden hohe Zunahmen sowohl bei Ankünften (+17,9 % auf 2,21 Mio.) als auch bei Nächtigungen (+21,8 % auf 6,89 Mio.) registriert, was vor allem auf die

Verschiebung der Karwoche (2013 im März, © Österreich Werbung diesjährig im April) zurückzuführen war. Be- Szene aus dem Video »Wieder Ski fahren. Willkommen zurück.«, zu sehen auf sonders Gäste aus Deutschland (+50,1 %), https://www.youtube.com/watch?v=SIbdeLIpB7Q dem Vereinigten Königreich (+24,6 %) und die Erschließung neuer Herkunftsmärkte, dass sich die Lust auf Winterurlaub nicht der Schweiz (inkl. Liechtenstein; +17,6 %) sondern unterstützen die Betriebe auch bei einstelle, so der WKÖ-Tourismussprecher. nächtigten im April 2014 häufiger in Öster- der Finanzierung mit zinsgünstigen Krediten Ein sattes Plus von 21,8 Prozent bei den reich. Prozentuelle Abnahmen im zweistelli- und Garantien“, betont Mitterlehner. „Als Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahres- gen Bereich wiesen die Nächtigungen russi- neues Angebot gehen wir über die ÖHT (Ös- monat konnte im April 2014 eingefahren scher Gäste (-22,4 %) auf. terreichische Hotel- und Tourismusbank, werden, was, so Schenner, vor allem auf die Im bisherigen Kalenderjahr 2014 (Jänner Anm.) eine Kooperation mit der Europäi- Verschiebung der diesjährigen Karwoche in bis April) wurden sowohl bei den Ankünften schen Investitionsbank ein, um zusätzliche den April zurückzuführen war. als auch bei den Nächtigungen Abnahmen Kreditmittel von 38 Millionen Euro zu si- Wintersport ist weiterhin in vielen Bundes- von 0,2 % (auf 12,10 Mio.) bzw. 3,3 % (auf chern. Damit können neue, innovative Pro- ländern das Standbein für die Wintersaison. 49,49 Mio.) registriert. Hohe Nächtigungs- jekte unterstützt werden“, so Mitterlehner. Deshalb hat die Bundessparte Tourismus rückgänge zeigten sich bei ausländischen Gä- Zusätzlich sind für Tourismusprojekte auch und Freizeitwirtschaft als Partner der sten insgesamt (-3,7 %), vor allem deutsche heuer wieder 50 Millionen Euro für zinsgün- „Allianz Zukunft Winter“ und der „Ser- Gäste blieben aus (-6,9 % auf 19,06 Mio.). stige ERP-Kredite reserviert. Weiters werden vicestelle Wintersportwochen“ gemeinsam Kleinkredite angeboten, die mit einer Band- mit dem Fachverband der Seilbahnen, der Mitterlehner: Nach durchwachsenem breite von 10.000 bis 100.000 Euro Kredit- Skiindustrie, dem Skischulverband und den Winterergebnis mit Zuversicht in den volumen auf den Bedarf kleinerer Betriebe maßgeblichen Ministerien neue Initiativen Sommer zugeschnitten sind. gesetzt. Besonders erfolgreich ist die Kam- „Nach Jahren der Rekorde hat vor allem pagne: „Wiedereinsteiger. Willkommen zu- die ungünstige Wetter- und Schneelage die Schenner: Unerfreulich, rück!“ der Österreich Werbung (ÖW) in Ko- jüngste Winterbilanz gedämpft. Dafür haben aber kein Drama operation mit den Bundesländern Tirol, sich heuer die langjährigen Investitionen in Für den Obmann der Bundessparte Tou- Salzburg und Kärnten am deutschen Markt. Beschneiungsanlagen, moderne Lifte und al- rismus und Freizeitwirtschaft in der Wirt- „Angesprochen werden Skifahrer, die aus ternative Winterangebote bezahlt gemacht und schaftskammer Österreich, Hans Schenner, unterschiedlichen Gründen mit dem Skifah- stärkere Einbußen verhindert“, sagt Wirt- ist das Ergebnis der Statistik Austria „uner- ren aufgehört haben, und nun zum Wieder- schafts- und Tourismusminister Reinhold freulich, aber kein Drama“, da sich der Näch- einsteigen motiviert werden. Und das mit Mitterlehner. „Jetzt geht es darum, diesen tigungs-Rückgang in einem überschaubaren Erfolg!“, berichtet Schenner. Allein das Rückenwind mitzunehmen, die Sommersai- Bereich abspiele. „Das ist jedoch nur eine deutschsprachige Imagevideo der ÖW mit son optimal zu nutzen und so viele Gäste wie Durchschnittsbetrachtung, was somit für all dem Titel: „Wieder Ski fahren. Willkommen möglich für einen Urlaub bei uns zu begei- jene Betriebe, die es härter als den Durch- zurück. Winter in Österreich“ wurde auf der stern“, verweist Mitterlehner auf die Maß- schnitt getroffen hat, sicher kein Trost ist“, Videoplattform youtube (siehe Link oben) nahmen der Österreich Werbung. Zudem soll relativiert der Vertreter von rund 90.000 seit Anfang Jänner 2014 über 399.896 Mal die Sommersaison mit der neuen Kampagne Tourismusbetrieben. angeklickt und angesehen. „Neue Produkte „Entdecke den Herbst für Dich. Urlaub in „Der Grund für das Minus – das liegt für schaffen neues Interesse für den Wintersport. Österreich.“ verlängert werden. „Das erhöht mich auch klar auf der Hand – war die feh- Wichtig ist, daß wir einheitliche Botschaften die Auslastung der Betriebe und die Wert- lende Winterstimmung in vielen Gebieten auf den Märkten absetzen, also daß die Ös- schöpfung in den Regionen“, so der Mini- Österreichs, aber vor allem auch in den terreich Werbung, die Landestourismusorga- ster. wichtigsten Herkunftsländern und Nahmärk- nisationen und auch einzelne Regionen hier „Als wichtige Konjunkturstütze sichert ten wie Deutschland oder Niederlande.“ den Werbedruck durch gemeinsame Slogans der Tourismus Wachstum und Arbeitsplätze Wenn bereits Ende Jänner, Anfang Februar erhöhen“, zeigt sich Tourismusobmann in Österreich. Um die Wettbewerbsfähigkeit die Golfplätze rund um München aufsper- Schenner mit dem eingeschlagenen Weg sehr weiter auszubauen, forcieren wir nicht nur ren, brauche man sich nicht zu wundern, zufrieden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 92 Wirtschaft Verbindung Ostbahn - Flughafenschnellbahn Bei der Planung des Hauptbahnhofs Wien war die Verknüpfung der Verkehre auf allen in Wien kreuzenden Achsen (Donauachse, Nord-Süd-Achse) vorrangiges Ziel. Foto: ÖBB Visualisierung des neuer Bahnsteigbereichs am Bahnhof Flughafen WIen Schwechat in Fahrtrichtung Wolfsthal

it dem neuen Hauptbahnhof wird Wien kunft nur mehr durch eine 45minütige Zug- bahngleise sind bereits verlegt. Derzeit er- Mim internationalen Bahnverkehr von fahrt getrennt sein. folgen noch Erdbauarbeiten in Richtung Ein- der Endstation zur Drehscheibe. Früher be- Gleichzeitig soll durch eine direkte bindung zur Ostbahn und Richtung Schwe- fanden sich auf dem heute nicht wiederzuer- Anbindung des Flughafens Wien an die chat. kennenden Gelände zwei Kopfbahnhöfe: der höherrangige Bahninfrastruktur auch die Eine wichtige Zielsetzung ist die kunden- Südbahnhof und der Ostbahnhof. Sie lagen Verknüpfung der (regionalen und auch über- orientierte und leichte Erreichbarkeit des unmittelbar nebeneinander und wurden ge- regionalen) Bahnverkehre mit dem Flug- Flughafens Wien-Schwechat (VIA) für End- trennt betrieben. Anstelle dieser zwei Kopf- verkehr gewährleistet werden. kunden des Personennah- und Fernverkehrs. bahnhöfe sind die ÖBB dabei, einen zentra- Das Projekt „Verbindung Ostbahn – Flug- Dies wird zukünftig den Reisekomfort für len Durchgangsbahnhof, einen Knotenpunkt hafenschnellbahn“ wird als zweigleisige, rund Fernreisende, über Wien zum Flughafen im transeuropäischen Schienenverkehr und 2,1 km lange Verbindungsspange mit ni- kommend, wesentlich erhöhen. Vor allem eine wichtige Drehscheibe für den interna- veaugleicher Aus- und Einbindung zwischen für den Personennahverkehr wird die Ver- tionalen und nationalen Personenverkehr zu der Ostbahn und der Flughafenschnellbahn bindung wesentliche Vorteile bringen. So schaffen. (S7) umgesetzt. wird die Erreichbarkeit des Wiener Stadt- Erstmals werden Züge aus allen Richtun- Im Bereich des Zentralverschiebebahn- zentrums von Schwechat bzw. vom Flugha- gen in einem Bahnhof verbunden. Neue Bahn- hofs Wien wird das Projekt in Hochlage in fen Wien aus durch neu errichtete Direkt- verbindungen werden möglich – beispiels- Form einer Überbrückung mit dem zentralen verbindung zum Hauptbahnhof Wien – so- weise von Paris über Wien nach Budapest Element – zweier Netzwerkbogenbrücken wie in weiterer Folge den für eine Vielzahl oder neue Relationen von Linz direkt zum (Stahlkonstruktion mit einer lichten Weite von von Arbeitspendlern so wichtigen Verkehrs- Flughafen Wien Schwechat. Mit der Bahn zu gesamt 200 m) – ausgeführt. Die Einbindung knotenpunkten Wien-Meidling und West- fahren wird dadurch rascher und bequemer. der neuen „Verbindung Ostbahn – Flugha- bahnhof – signifikant verbessert. Die Fahrzeit vom Hauptbahnhof Linz zum fenschnellbahn“ in die Flughafenschnell- Flughafen Wien wird sich durch die direkte bahn erfolgt bei der Überleitstelle Zentral- Umbau Bahnhof Flughafen Wien Anbindung und den gleichzeitigen Ausbau friedhof. Die Flughafenschnellbahngleise Ein weiterer Meilenstein in der verkehrs- der Westbahnstrecke von heute mehr als zwei- bleiben in der bestehenden Lage. trägerübergreifenden Mobilitätskette: Als einhalb Stunden auf 75 Minuten reduzieren. Die ersten Schienen und Weichen für die wichtiges Infrastrukturprojekt der Schnell- Auch Wien und Bratislava werden in Zu- Einbindung der Strecke im Bereich der Ost- bahnstrecke S7 ist der Bahnhofsumbau am

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 93 Wirtschaft Foto: Bernese media / Creative Commons license Transeuropäsches Netz Projekt 17 (TEN 17) - Magistrale für Europa, Hochgeschindigkeitsbahnstrecke Paris-Bratislava Flughafen Wiendie ideale Basis für einen internationalen City-Airport. Verlängerte, fernverkehrstaugliche Bahnsteige, erweiterte Gleisanlagen, die generelle Bahnhofsver- größerung, die Anbindung an den neuen Flughafen-Terminal „Check in 3“ und vieles mehr machen den Airport-Bahnhof zum at- traktiven Mobilitätsknoten mit kurzen Um- steigewegen zwischen Bahn und Flugzeug. Im Zuge des Umbaus wurde dieser auf höch- sten Sicherheitsstandard gebracht. Dies ge- schah unter anderem durch den Einbau von modernen Brandrauchlüftungen, fixe Lösch- wasserleitungen und Videoüberwachungsan- lagen. Der Bahnhof ist darüber hinaus bar- rierefrei. Der Ausbau erfolgt bei laufendem Bahn- und Flugbetrieb unter Berücksichti-

gung des Fortschrittes beim Flughafenum- Foto: ÖBB bau. Mit seiner Fertigstellung im Jahr 2014 Die neuen ÖBB-Bahnsteige am Bahnhof Flughafen Wien Schwechat sind die besten Voraussetzungen für den künftig via Flughafen geführten Eisenbahn- Projektstatus Im Tunnelbereich wird die Verlängerung der verkehr geschaffen. Um die Bahnsteige fernverkehrstauglich Bahnsteige für die Fernverkehrstauglichkeit Die Anbindung des Bahn- und Busver- (400 m Länge) zu gestalten, war es notwen- auf 400 m fortgesetzt,In diesem Bereich sind kehrs an den Flugverkehr sorgt für eine lük- dig auf die Fertigstellung des neuen Termi- bereits die Boden- und Deckenarbeiten weit kenlose Mobilitätskette. Die Reisenden wer- nals „Check in 3“ zu warten. Die Baustelle fortgeschritten. den beispielsweise direkt im Ankunftsbe- der ÖBB wurde somit mit Ende 2009 bis Die nächsten Schritte: reich des Flughafens ein Ticket für ihre Wei- 2012 komplett stillgelegt, um laufende Ko-  Errichtung eines Rohbaus für den neuen terreise kaufen können. Das klare Wegeleit- sten möglichst zu reduzieren. Bauruhe dau- Aufgang West, März 2013 – Mai 2014 system ermöglicht eine schnelle Orientie- erte bis Ende 2012. In diesem Zeitraum wur-  Innenausbau der neuen Bahnsteigerwei- rung innerhalb des Verkehrsknotens Flugha- de der neue Terminal der FWAG (2009 – terung, März 2014 – Dezember 2014 fen Wien Schwechat. 2011) fertiggestellt und es erfolgte der Ab-  Innenausbau und Ausstattung, März Für Kunden des CAT (City Airport Train) bruch der ursprünglichen Ankunftshalle 2013 – Dezember 2014 und wird es darüber hinaus möglich sein, ihr (2012) Nach Fertigstellung und Inbetrieb-  die Gesamtinbetriebnahme des Bauab- Reisegepäck von der CAT-Haltestelle Wien nahme des neuen Terminals wurde der Um- schnitts 2 ist – zum Fahrplanwechsel Mitte direkt an ihren Zielflughafen durchzu- bau der Bahnhofes weitergeführt. 2014/15 – für 14. Dezember 2014 vorge- checken und steigen somit in Wien Schwe- Bauabschnitt 2: Derzeit läuft der „Aus- sehen. „ chat komfortabel und schnell vom CAT in bau der Haltestelle-West“ mit der Errich- http://www.oebb.at das Flugzeug um. tung des neuen Zuganggebäudes Mitte – West. http://www.hauptbahnhof-wien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 94 Chronik Bevölkerungszahl stieg 2013 Endgültigen Ergebnissen von Statistik Austria zufolge lebten am 1. Jänner 2014 insgesamt 8.507.786 Menschen in Österreich – mehr als zu Jahresbeginn 2013.

er Bevölkerungszuwachs war durch die Zuwachs in Oberösterreich (+0,49 %), Salz- dem Waldviertel sowie Osttirol und weite Tei- D55.926 Personen deutlich höher als im burg (+0,45 %), Niederösterreich (+0,43 %), le Kärntens verzeichneten Rückgänge. Jahr zuvor (2012: +43.739 Personen bzw. der Steiermark (+0,35 %) und dem Burgen- +0,52 %). Ausschlaggebend für das starke land (+0,25 %). Den mit +0,07 % geringsten Zahl der Kinder und Jugendlichen Bevölkerungswachstum war, wie bereits in Bevölkerungszuwachs aller Bundesländer unter 20 Jahren geht zurück den vorangegangenen Jahren, die Zuwande- verzeichnete Kärnten. Am 1. Jänner 2014 gab es in Österreich rung aus dem Ausland. Hingegen fiel die Ge- Auf regionaler Ebene verbuchten vor 1.688.948 (19,9 %) Kinder und Jugendliche burtenbilanz leicht negativ aus (-196 Perso- allem die Landeshauptstädte die größten Be- unter 20 Jahren, 5.262.180 Personen nen); es wurden also etwas mehr Sterbefälle völkerungszuwächse. Spitzenreiter waren (61,9 %) waren im Haupterwerbsalter von als Geburten verzeichnet. die beiden Städte Innsbruck (+1,73 %) und 20 bis unter 65 Jahren und 1.556.658 Im ersten Quartal 2014 setzte sich das Graz (+1,59 %), die sogar einen stärkeren Menschen (18,3 %) waren 65 Jahre oder Bevölkerungswachstum Österreichs weiter Einwohneranstieg als Wien verzeichneten. älter. Verglichen mit dem Vorjahr ging die fort. Nach vorläufigen Ergebnissen stieg die Aber auch Klagenfurt (+1,25 %) und Linz Zahl der Unter-20jährigen um 10.970 Einwohnerzahl bis zum 1. April 2014 um (+1,21 %) lagen mit ihrem Wachstum weit Personen zurück, während sich gleichzeitig weitere 19.444 Personen auf 8.527.230 an. über dem Bundesdurchschnitt. Darüber hin- sowohl die Zahl der 20- bis 64jährigen aus verzeichneten vor allem die Umland- (+37.495) als auch jene der Menschen im Stärkstes Bevölkerungswachstum bezirke der Landeshauptstädte sowie die Pensionsalter (+29.401) erhöhte. in Innsbruck, Graz und Wien meisten Bezirke in der Ostregion Österreichs Insgesamt 1.371 Menschen (222 Männer In Wien lebten am 1. Jänner 2014 insge- besonders hohe Bevölkerungsgewinne. und 1.149 Frauen) waren am 1. Jänner 2014 samt 1.766.746 Menschen, um 25.500 Per- Die größten Bevölkerungsverluste regi- mindestens 100 Jahre alt. Damit erhöhte sich sonen bzw. 1,46 % mehr als im Vorjahr. Da- strierten 2013 vor allem inneralpine und pe- die Zahl der 100- und Mehrjährigen gegenü- mit fiel der Bevölkerungszuwachs der Bun- riphere Regionen, so zum Beispiel die Bezirke ber dem Vorjahr um 76 Personen. Das deshauptstadt 2013 mehr als doppelt so hoch Tamsweg (-1,05 %), Waidhofen an der Ybbs Durchschnittsalter der Bevölkerung lag zu wie im Durchschnitt Österreichs aus. Ein (-0,74 %), Murau (-0,69 %) sowie Waidhofen Beginn des Jahres 2014 bei 42,2 Jahren, um leicht überdurchschnittliches Wachstum ver- an der Thaya und Jennersdorf (je -0,65 %). 0,2 Jahre höher als im Vorjahr und um gut zeichneten auch Tirol (+0,86 %) und Vor- Aber auch die meisten anderen Bezirke in zwei Jahre höher als noch vor zehn Jahren. „ arlberg (+0,72 %). Etwas geringer war der der Obersteiermark, im Südburgenland und http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstand_und_veraenderung/bevoelkerung_zu_jahres-_quartalsanfang/index.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 95 Chronik Neue Eisbärenwelt Die Zeit ohne Eisbären im Tiergarten Schönbrunn ist nach zweieinhalbjähriger Bautätigkeit endlich vorbei. Foto: Daniel Zupanc Das größte Tauchbecken in der neuen Eisbärenwelt »Franz Josef Land« im Tiergarten ist fünf Meter tief und ermöglicht es BesucherInnen erstmals, die Bären auch beim Schwimmen unter Wasser zu beobachten. Denen macht das sichtlicht Spaß. m 22. Mai eröffneten Wirtschafts- und besucher. Wir haben als wissenschaftlich ge- wechselnden Bodenstrukturen wie Fels- und ATourismusminister Reinhold Mitterleh- führter Zoo mit Bildungsauftrag die Chance, Geröllflächen, Wasserfällen und Bächen ner und Tiergartendirektorin Dagmar Schratter unseren Gästen wichtige Botschaften zum wird den Eisbären eine abwechslungsreiche gemeinsam die neue Eisbärenwelt „Franz Umwelt- und Artenschutz mitzugeben.“ Landschaft geboten. Die Wasserfläche be- Josef Land“, deren Name ein Tribut an die Für die Realisierung dieses ambitionier- trägt 450 m². Das größte Tauchbecken ist historischen Verdienste Österreich-Ungarns ten Projekts bedankte sich Schratter an erster fünf Meter tief und ermöglicht es den Be- bei der Erforschung arktischer Regionen ist. Stelle beim Bundesminister als Eigentümer- sucherInnen erstmals, die Bären auch beim „Das neue Angebot macht den Tiergarten noch vertreter, dessen Ressort den Hauptanteil der Schwimmen unter Wasser zu beobachten. attraktiver und stärkt auch die Tourismus- Finanzierung übernommen hat. Sowohl der Insgesamt fassen die Schwimm- und Tauch- marke Österreich. Der Tiergarten liegt auf Zeitplan als auch die avisierten Investitions- becken 630.000 Liter Wasser. Zwei Drittel Platz drei der meistbesuchten Sehenswürdig- kosten von insgesamt 10,7 Millionen Euro davon sind mit Salzwasser, die restlichen keiten Österreichs und ist nicht nur für die wurden eingehalten. Aufgrund der laufenden Becken mit Süßwasser gefüllt. Durch den Wienerinnen und Wiener, sondern auch für Investitionen in neue Angebote und des bis- Einbau entsprechender Filteranlagen muß immer mehr Städtetouristen ein Fixpunkt“, her guten Jahresverlaufs erwarten Mitterl- das Wasser allerdings nur einmal jährlich ge- sagte Mitterlehner. Auch Schratter sieht in ehner und Schratter ein weiteres Erfolgsjahr tauscht werden. der neuen Eisbärenwelt einen „weiteren Mei- des Tiergartens. „Der milde Winter hat zwar Dem Tiergarten ist der nachhaltige Um- lenstein in der stetigen Weiterentwicklung den Tourismus in anderen Regionen vor gang mit den Ressourcen ein großes Anlie- der Qualität des Tiergartens“. große Herausforderungen gestellt, er hat aber gen. Eine 47 m² große Photovoltaikanlage Die Anlage ist eines der umfangreichsten auch dazu beigetragen, daß heuer schon rund am Dach des Polardoms wird einen Teil des Bauvorhaben in der über 20jährigen Ge- 600.000 Besucher nach Schönbrunn ge- Stroms für die Wasseraufbereitung erzeugen. schichte der Schönbrunner Tiergarten Ge- kommen sind. Die Zahlen lagen Ende April „Jede Tierart hat besondere Ansprüche, sellschaft m.b.H.. Schratter: „Eisbären zu um mehr als 40 Prozent über dem Vorjahr“, denen man beim Planen und Bauen gerecht halten, ist uns ein großes Anliegen. Einer- so Mitterlehner. werden muß. Bei den Eisbären ist dies zum seits wollen wir einen Beitrag zur Erhal- Beispiel die Möglichkeit, die Anlage zu tei- tungszucht dieser bedrohten Tierart leisten. Die neue Eisbärenwelt len. Im Falle von Nachwuchs wird der Eis- Andererseits zählen Eisbären zu den Lieb- im Tiergarten Schönbrunn ist mit 1700 m² bärenmutter somit eine streßfreie Aufzucht lingstieren der Zoobesucherinnen und Zoo- dreimal so groß wie die alte Anlage. Mit ihrer Jungtiere ermöglicht. Die Teilung der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 96 Chronik

Anlage in zwei annähernd gleich große Be- reiche erfolgt über innovative mobile Klapp- brücken“, erklärt Architekt Peter Hartmann. Die ersten Bewohner der neuen Eisbären- welt sind die beiden zweieinhalb Jahre alten Eisbären Lynn aus den Niederlanden und Ranzo aus Finnland, die dem Tiergarten Schönbrunn im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) zugeteilt worden sind. „Vom ersten Beschnuppern an haben sich die beiden Bären gut verstanden. Die Jungtiere sollen nun als Spielgefährten miteinander aufwachsen“, so Zoologe Ha- rald Schwammer. In zwei bis drei Jahren will der Tiergarten wieder an seine Erfolge bei der Erhaltungszucht dieser bedrohten Tierart anknüpfen. Nur noch rund 25.000 Eisbären leben laut jüngsten Schätzungen in den Po- largebieten und die Bestände sind weiter Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Tiergartendirektorin Dagmar Schratter rückläufig. Mehr über die Eisbären, ihre Bedrohung durch den Klimawandel und die sensiblen polaren Lebensräume erfahren die Besu- cherInnen in einer interaktiven Ausstellung im Infozentrum „Polardom“. Idee und Um- setzung erfolgten durch das Studio Kudlich. Hier wird auch das Projekt von Polar Bears International (PBI) vorgestellt – eine der größten Initiativen zur Rettung der Eisbären, die vom Tiergarten Schönbrunn und vom Ver- ein der Freunde des Tiergartens unterstützt wird. Da sich im Polardom viele wertvolle Tipps zum Umweltschutz finden und der Tiergarten somit einen wertvollen Beitrag zur Bewußtseinsbildung leistet, wurde er von PBI zu einem „Arktischen Botschafter- zentrum“ ernannt. Im Polardom können Besucherinnen und Zur Feier des Tages eine »Franz Josef Land«-Torte von Landtmann-Chef Berndt Besucher die Tiere auf mehreren Ebenen, die Querfeldt (v.l.) mit Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel, Dagmar Schratter, barrierefrei zugänglich sind, beobachten. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und dem Landtmann-Zuckerbäcker „Auch mit diesem Projekt wird seitens der BHÖ die Barrierefreiheit im Tiergarten Schönbrunn konsequent weiterverfolgt. Das technisch anspruchsvolle Bauvorhaben konn- te durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten termingerecht und im Kosten- rahmen umgesetzt werden“, betonte Burg- hauptmann und Bauherr Reinhold Sahl. Daß die Haltung von Eisbären für Zoos von großer Bedeutung ist, unterstreicht auch Thomas Kauffels vom Verband Deutscher Zoodirektoren, in dem der Tiergarten Schön- brunn Mitglied ist: „Seit dem Jahr 2000 wur- den in unseren Mitgliedszoos acht der 15 Eis- bärenanlagen neu gebaut, umgebaut oder erweitert. Die erfolgreiche Zucht beweist,

daß man Eisbären in Zoos beste Lebensbe- Foto: Marko Junttila Foto: Daniel Zupanc Foto: Daniel Zupanc dingungen bieten kann.“ „ Ranzo ist in seiner Heimat eine kleine Berühmtheit. Er wurde am 18. November http://www.zoovienna.at 2011 geboren und war der erste Eisbärennachwuchs in Finnland.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 97 Chronik 725 Jahre Stadt Radstadt ie Stadt Radstadt beging am 1. Mai das Doffizielle Jubiläum der Stadterhebung vor 725 Jahren. Aus diesem Anlaß wird das ganze Festjahr über eine Vielzahl von Veran- staltungen abgehalten. „Gelebtes Miteinan- der und eine starke Gemeinschaft: In Rad- stadt packen alle mit an – in den letzten Mo- naten haben unzählige ehrenamtliche Helfe- rinnen und Helfer jede freie Minute geop- fert, das ist gelebtes Miteinander und eine starke Gemeinschaft“, betonte Landtagsprä- sidentin Brigitta Pallauf, die in Vertretung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Jubiläumsfeier die Grußworte des Lan- des überbrachte.

„Wir Salzburger lieben unsere Heimat, Foto: LMZ / Neumayr und wir pflegen unsere Traditionen. Die Pfle- v.l.: Anna Kaswurm, Franz Kahr, Josef Tagwercher (Bgm. Radstadt), Victoria ge unserer Geschichte, unserer Traditionen Kahr, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, Josefa Seiwald und Josef Huber und Bräuche ist für uns in Salzburg ein Her- in die Zukunft. Nur wer seine Wurzeln krieges vor 100 Jahren. Weiters gibt es einen zensanliegen. Nicht Luxus, sondern Lebens- kennt, kann offen auf andere zugehen.“ Amadé-Radmarathon, Spaß & Spiel an elixier. Aus unseren kulturellen Wurzeln zie- Anläßlich „725 Jahre Radstadt“ wurde einem speziellen Kindertag, Oldtimer-Trak- hen wir Kraft für die Zukunft und das auch das Museum im historischen Kapuzi- torentreffen, ein Knödel- und ein Gardefest Selbstvertrauen im internationalen Wettbe- nerturm erneuert. Es veranschaulicht die Zeit bis hin zum Bauernherbstfest und Almab- werb. Vor allem in Zeiten der Globalisierung der Bauernkriege in interaktiver Form und trieb oder Kunsthandwerksmarkt, Open-Air- gilt: Wer weiß, wo er herkommt, ist selbst- beherbergt heuer zudem eine Sonderausstel- Kino, Volksmusikabende… „ bewußter, gelassener und geht mit Schwung lung anläßlich des Beginns des Ersten Welt- http://www.radstadt.com Das älteste Hallenbad Wiens in Betrieb feiert 100. Geburtstag m 22. Mai 1914 ging das „Kaiser- AFranz-Joseph-Bad“, das die WienerIn- nen heute als Jörgerbad kennen, in Betrieb. Es war das erste von der Stadt Wien errich- tete Hallenbad. Aus diesem Anlaß eröffneten Stadtrat Christian Oxonitsch, Bezirksvorste- herin Ilse Pfeffer und der Wiener Bäderchef Hubert Teubenbacher am 22. Mai die Feier- lichkeiten zum runden Jubiläum. „Man sieht dem Jörgerbad seine hundert Jahre wirklich nicht an, das ist der Beweis dafür wie sorg- sam sich die MA 44 um ihre Bäder kümmert. Mein Dank gehört an dieser Stelle allen MitarbeiterInnen, die so hervorragende Arbeit leisten. Mit dem neuen barrierefreien Eingang, der Reaktivierung des Brunnens in der Kassenhalle und der Einrichtung von WLAN Foto: PID / Votava verbindet das Jörgerbad historisches Ambien- Stadtrat Christian Oxonitsch, Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer und der Wiener Bäderchef Hubert Teubenbacher im Jörgerbad te mit den Anforderungen des 21. Jahrhun- derts“, zeigte Oxonitsch erfreut. zu. 1880 zählte man 700.000 Einwohner, 1910 vom 9. November 1886 wurde prinzipiell In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stell- waren es bereits knapp über zwei Millionen. beschlossen, in allen Bezirken Wiens Volks- ten die zunehmende Industrialisierung und das Die billigen Arbeitskräfte hausten in not- bäder zu errichten. Bereits am 22. Dezember Wachstum der Stadt die Stadtverwaltung vor dürftig errichteten Arbeiterquartieren. Die 1887 wurde das erste Wiener Volksbad in der neue Aufgaben. Tausende Menschen ström- katastrophalen Hygieneverhältnisse sowie Mondscheingasse 9 im 7. Bezirk eröffnet. ten aus weiten Teilen der Kronländer sowie zu wenig und zu teure Badeanstalten zwan- Am 22. Mai 1914 wurde schließlich das „Kai- aus der Umgebung nach Wien, um hier Ar- gen zu kommunalen Maßnahmen und die ser Franz Joseph-Bad“ feierlich eröffnet und beit zu finden. Auch durch die Eingemein- Stadt Wien übernahm eine internationale erfreute sich sofort größter Beliebtheit. „ dung der Vororte nahm die Bevölkerung rasch Vorreiterrolle: Im Gemeinderatsbeschluß https://www.wien.gv.at/freizeit/baeder/uebersicht/hallenbaeder/joergerbad.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 98 Chronik Spatenstich für die längste Hängeseilbrücke der Welt m 7. Mai fand unweit der Burgruine AEhrenberg der Spatenstich für die läng- ste Fußgängerhängebrücke der Welt statt. Die 403 Meter lange Brücke verbindet die Burgruine Ehrenberg mit dem Fort Claudia. „Die highline179 wird nach ihrer Fertig- stellung in einer Maximalhöhe von 110 Me- tern unter anderem die B179 überqueren und die beiden Burgenareale der Burgruine Ehren- berg mit dem Fort Claudia verbinden“, er- klärte Ronald Petrini, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Naturparkregion Reutte. Armin Walch entwarf bereits 1998/99 erste Pläne für die Hängebrücke. Im Jahr 2012 war die Zeit für das ehrgeizige Projekt reif. Mit einer Gesamtlänge von 403 Metern gilt die highline179 als die längste Hängebrücke der Welt und wertet die Burgenwelt Ehren- berg durch eine weitere Attraktion auf. Die highline179 wird von insgesamt vier Tragseilen mit jeweils 60 Millimetern Durch- messer getragen und verfügt über eine Geh- wegbreite von 1,2 Metern. „16 Felsanker, die jeweils 17 Meter lang sind, werden das Ge- wicht der Brücke und der Fußgänger pro- blemlos halten. Dennoch wird für einige der Anblick der Brücke genug Abenteuer sein“, schmunzelt Petrini. Ein eigenes Ticketsystem wird dafür sorgen, daß sich zu jeder Zeit max. 500 Personen auf der Brücke befinden. Ganz im Westen Tirols liegt die Natur- parkregion Reutte und trägt die Bezeichnung „Das Tor zu Tirol“. Sie begeistert Gäste mit einem sehr vielseitigen Urlaubsangebot. Zu den Highlights zählen zweifellos ein Ausflug in luftige Höhen zu Fuß oder mit den Reut- tener Seilbahnen, ein Besuch der Burgenwelt Ehrenberg oder das gemütliche Entspannen in der Alpentherme. Einen natürlichen Ge- genpol bildet der Naturpark um Europas letz- Foto: STRABAG ten Wildfluß, den Tiroler Lech. „ Mit einer Gesamtlänge von 403 Metern gilt die highline179 als die längste Hänge- http://www.reutte.com brücke der Welt. bahnorama-Team begrüßte 300.000. Besucherin

in Wien-Ausflug mit Freundinnen brach- Seit Eröffnung im August 2010 hat sich Im Oktober des heurigen Jahres wird das Ete Emilie Haider aus Illmitz (Burgend- die Ausstellung mitsamt 66 Meter hohem Gebäude des neuen Wiener Hauptbahnhofes land) unerwartetes Glück: Als 300.000. Be- Holzturm zu einem Publikumsmagneten und wie geplant feierlich eröffnet. Mit Fahrplan- sucherin des bahnorama konnte die 63jähri- Fixpunkt im 10. Bezirk entwickelt. Die Be- wechsel am 14. Dezember wird dann der ge am 12. Mai als Ehrengast begrüßt wer- sucherzahlen und die zahlreich gelösten Jah- Zugverkehr zum/vom Hauptbahnhof ausge- den. Vertreter der Stadt Wien und der ÖBB reskarten sind Beweis für die Beliebtheit. weitet. 2015 gehen die Bauarbeiten in der überreichten ihr einen Blumenstrauß, einen Das – als Baustelleneinrichtung konzi- Anlage Ost noch weiter, Vollinbetriebnahme Fotoband über die Geschichte des Wiener pierte – Infozentrum bahnorama mit Aus- des gesamten Bahn-Infrastrukturprojektes Südbahnhofs, wie auch zwei Jahreskarten sichtsplattform schließt wie geplant am 31. erfolgt im Dezember 2015, dann hat der für den bahnorama-Turm, der nur noch bis Dezember 2014 seine Türen. Das gesamte Bahnhof seine volle betriebliche Kapazität Ende des Jahres (!) allen Interessierten offen Ausstellungsgebäude wird Anfang 2015 zur Verfügung. „ steht. wieder abgebaut. http://hauptbahnhof-wien.at/de/bahnorama/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 99 Personalia Trauer um Karlheinz Böhm Der Gründer der Hilfsorganisation »Menschen für Menschen« und ehemalige Schauspieler ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Fünf Millionen Menschen profitieren heute von seinem einzigartigem Lebenswerk.

m 16. März 1928 wurde Karlheinz ABöhm als einziger Sohn des berühmten Dirigenten Karl Böhm und der Sopranistin Thea Linhard in Darmstadt geboren. Bedingt durch den Beruf des Vaters zog die Familie oft um: So verbrachte er als Kind einige Jah- re in Hamburg und später in Dresden, wo sein Vater Leiter der Sächsischen Staatsoper war. Während des Zweiten Weltkriegs lebte Karlheinz Böhm in einem Schweizer Inter- nat. Danach zog er mit seinen Eltern nach Graz und machte dort 1947 sein Abitur. Auf Wunsch seines Vaters begann er zunächst ein Studium der Philosophie und Philologie an der Grazer Universität. Doch es zog ihn auf die Bühne: Über eine Regieassistenz beim Film und den Schau- spielunterricht bei einer bekannten Burg- schauspielerin kam Karlheinz Böhm im Jahr 1948 zu einem ersten, kurzen Engagement als Theaterschauspieler am legendären Wie- ner Burgtheater. Darauf folgten einige Jahre am renommierten Theater in der Josefstadt in Wien, das er stets als seine künstlerische Heimat bezeichnete. Seine ersten kleinen Filmrollen erhielt er unter anderem in „Der Engel mit der Posaune“ (1948) und „Haus des Lebens“ (1952). 1952 gab ihm Arthur Rabenalt die Chance, sich neben Hildegard Knef und Erich von Stroheim in einer Haupt- rolle zu beweisen („Alraune“). Internationale Berühmtheit erlangte Karlheinz Böhm mit seiner Filmrolle als Kaiser Franz Joseph an der Seite von Romy Schneider in der „Sissi“-

Trilogie zwischen 1955 und 1957. Foto: ORF / Taurus Einen Kontrapunkt zum Image des „Sissi- Karlheinz Böhm und Romy Schneider erlangten mit »Sissi – Schicksalsjahre einer Kaisers“ setzte er 1960 als Mark Lewis in Kaiserin« unter der Regie von Ernst Marischka Weltberühmtheit. Michael Powells aufsehenerregendem Psy- die Stuttgarter Staatsoper: Karlheinz Böhm und München. Dem breiten Publikum blieb chodrama „Peeping Tom“ („Augen der inszenierte, Karl Böhm dirigierte. er vor allem durch seine Mitwirkung in so Angst“), der mittlerweile laut „New York Anfang der 70er-Jahre gelang ihm mit beliebten Fernsehserien wie „Ringstraßen- Times“ zu den Top Ten der Film-Klassiker eindrucksvollen Charakterdarstellungen in palais“ (1980 und 1982) und „Die Laurents“ zählt. Nach einem vierjährigen Gastspiel in den Rainer Werner Faßbinder-Produktionen (1981) ein Begriff. Hollywood, wo er unter anderem in „The „Martha“ (1973), „Effi Briest“ (1974), Four Horsemen of the Apocalypse“ (1962) „Faustrecht der Freiheit“ (1974) und „Mutter Eine Wette, die viele und „The Wonderful World of the Brothers Küsters Fahrt zum Himmel“ (1975) ein be- bewegte und vieles veränderte Grimm“ (1962) zu sehen war, wandte sich merkenswertes Film-Comeback. In den fol- Am 16. Mai 1981 war Karlheinz Böhm in Böhm Mitte der 60er-Jahre wieder mehr dem genden Jahren arbeitete Böhm unter ande- der ZDF-Sendung „Wetten, daß…?“ zu Gast. Theater in Europa zu und übernahm die Re- rem als Ensemble-Mitglied des Düsseldorfer Sein legendärer Aufruf an die Fernsehzu- giearbeit bei verschiedenen Opernaufführun- Schauspielhauses, wo er zuletzt als „King schauer gab seinem Leben eine entscheiden- gen. So brachte er 1964 gemeinsam mit sei- Lear“ Triumphe feierte, sowie an großen de Wendung: Er wettete damals, er werde es nem Vater „Elektra“ von Richard Strauss an Bühnen in Hannover, Basel, Zürich, Wien nicht schaffen, daß „jeder dritte Zuschauer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 100 Personalia

men und auch selbst Verantwortung über- nehmen. Daher werden seit den ersten Tagen der Organisation sämtliche Projekte nach wie vor gemeinsam mit der Bevölkerung um- gesetzt und anschließend in deren Eigenver- antwortung übergeben – egal wie groß oder klein das Projekt ist. Karlheinz Böhm leitete die Organisation bis ins Jahr 2011 persönlich. Ab 2011 war er Ehrenvorsitzender von „Menschen für Men- schen“. Seine Frau Almaz Böhm, seit 1986 für die Organisation tätig, wurde 2008 zur geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden und im November 2011 zur Vorstandsvorsit- zenden des Vereins gewählt. Ihre Tätigkeit als Vorstandsmitglied bzw. Vorstandsvorsit- zende hat Almaz Böhm stets ehrenamtlich ausgeführt. Karlheinz Böhm mit seiner Ehefrau Almaz Zahlreiche Würdigungen Für sein Engagement in Äthiopien erhielt Karlheinz Böhm zahlreiche Würdigungen. So erhielt er unter anderem das Ehrenzei- chen für Verdienste um die Republik Öster- reich, die äthiopische Ehrenstaatsbürger- schaft, Ehrendoktorwürden der äthiopischen Universitäten in Jimma und Alemaya sowie das große Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Darüber hinaus wurde er „für sein Lebenswerk im Dienst der Humanität“ mit der höchstdotier- ten Friedensauszeichnung, dem Balzan-Preis, geehrt und mit dem UNESCO-Ehrenpreis so- wie dem Save the World Award ausgezeich- net. Der Auslandsösterreicher-Weltbund hat ihn 1997 auf Grund hervorragender Leistun- Foto: Menschen für Foto: Menschen für / Rainer Kwiotek gen bzw. besonderer Verdienste für das Ima- Karlheinz Böhm im Erer Tal, erstes Projektgebiet von »Menschen für Menschen« ge Österreichs im Ausland zum „Auslands- eine Mark, einen Schweizer Franken oder verschiedenen Regionen Äthiopiens eine österreicher des Jahres“ gewählt. sieben österreichische Schilling für Men- Vielzahl von langfristig angelegten Projek- Noch eine Anmerkung sei erlaubt: Als schen in der Sahelzone spendet“. Zwar ge- ten. Diese schließen landwirtschaftliche und sich zwei der wesentlichsten Unterstützer von wann Böhm die Wette, denn es gelang tat- agrarökologische Projekte, den Bau von „Menschen für Menschen“ von ihrer Spen- sächlich nicht, dennoch es kamen 1,2 Millio- Brunnen, Quellfassungen und Schulen eben- dentätigkeit mit dem Vorwurf zurückzogen, nen DM zusammen. Am 13. November 1981 so ein wie den Ausbau des Gesundheitswe- es seien Spendengelder zweckwidrige ver- gründete er die Hilfsorganisation „Menschen sens, Ausbildungsprogramme und aufklären- wendet worden, geriet „Menschen für Men- für Menschen“. de Maßnahmen zur Besserstellung der Frau- schen“ in die Schlagzeilen – was Karlheinz en in der Gesellschaft. Nach dem Prinzip Böhm und seine explizit für schuldig be- Die erste Reise nach Äthiopien „Hilfe zur Selbstentwicklung“ konnte so bis- fundene Ehefrau tief verletzte. Als Karlheinz Böhm 1981 zum ersten her Millionen Äthiopiern zu einer sicheren Daß diese Vorhaltungen durch genaueste Mal nach Äthiopien reiste, besuchte er ein Zukunft verholfen werden. Karlheinz Böhm Prüfungen durch Wirtschaftstreuhandgesell- Flüchtlingslager mit etwa 1500 Halbnoma- bezog für seinen Einsatz in einem der ärm- schaften später als haltlos entkräftet wurden, den des Stammes Hauiwa in Babile, Ost- sten Länder der Welt kein Gehalt. fand, wie es so halt üblich ist, in den meisten äthiopien. Gemeinsam mit ihnen begann er Das erklärte Ziel Karlheinz Böhms war Medien keine oder zumindest kaum Erwäh- das erste Projekt im ca. 30 Kilometer ent- von Beginn an, den Menschen Wissen zu nung. Jedenfalls trägt der Verein in Öster- fernten Erer-Tal, wo die Flüchtlinge in vier vermitteln, damit sie selbst ihr Leben zum reich das Spendengütesiegel, das jährlich von neue Dörfer siedeln und ein neues Leben als Besseren verändern können. Dabei war es der Kammer der Wirtschaftstreuhänder ver- selbstständige Bauern beginnen konnten. ihm immer ein großes Anliegen, dass die liehen wird. „ Heute betreibt Menschen für Menschen in betroffenen Menschen den Weg mitbestim- http://www.menschenfuermenschen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 101 Personalia Stadt und Land Salzburg ehrten Helmut Mödlhammer Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Heinz Schaden zeichneten den Gemeindebund-Präsidenten aus.

ür seine Verdienste um das Land und die FStadt Salzburg wurden dem Gemeinde- bund-Präsidenten Helmut Mödlhammer gleich zwei Ehrungen zuteil.

Wenigen Wochen nach der Wahl in 119 Städten, Märkten und Dörfern Erst vor wenigen Wochen wurde in den 119 Salzburger Städten, Märkten und Dör- fern aufgrund demokratischer Wahlen die Zusammensetzung der Gemeindevertretun- gen neu ermittelt und auch die Bürgermei- sterInnen im ersten oder auch in einem zwei- ten Wahlgang direkt gewählt. 27 Bürger- meister schieden innerhalb der vergangenen zwölf Monate aus der Gemeindepolitik aus und 27 wurden neu in das Amt gewählt. Lan- deshauptmann Wilfried Haslauer hatte am Foto: LMZ / Neumayr MMV 29. April bei einem Empfang in der Salz- v.l.: Helmuth Mödlhammer mit Ehefrau Irmi und Landeshauptmann Wilfried burger Residenz den gewählten oder auch Haslauer mit dem Ehrenring des Landes Salzburg und Urkunde wiedergewählten BürgermeisterInnen des getragen und sei dabei aber immer auf dem „Wir können alle zusammen unseren Landes zu ihren Erfolgen gratuliert. Boden der Tatsachen geblieben. Ein Land Bürgerinnen und Bürgern keinen größeren Der Bereitschaft, sich in dieser exponier- könne nur erfolgreich sein, wenn auch seine Dienst erweisen, als – unabhängig von den ten und höchst verantwortungsvollen Posi- Gemeinden erfolgreich sind – und umge- wechselnden ,Wetterlagen der Tagespolitik‘ tion in den Dienst der Bürger zu stellen, ge- kehrt. an diesem Salzburger Gemeinschaftssinn bühre Dank, so der Landeshauptmann. Po- „Wenn, so wie bisher, beim Land und bei weiterhin festzuhalten“, so Haslauer ab- litik finde durch Menschen statt. Sie seien den Gemeinden die Erkenntnis herrscht, daß schließend. es, die politischen Ideen Glaubwürdigkeit der Erfolg des jeweils einen den Erfolg des und Begeisterung verleihen. Dahinter stün- jeweils anderen bedingt. Unsere Bürger- Ring der Stadt Salzburg den harte Arbeit, großer Idealismus, persön- meister waren, und – so meine ich – sind an Am 12. Mai überreichte Salzburgs Stadt- licher Verzicht, tatkräftiger Einsatz, auch der Spitze ihrer GemeindevertreterInnen oberhaupt Heinz Schaden in seinem Amts- Verständnis seitens der Familie. unverändert Träger dieser gelebten Praxis zimmer im Schloß Mirabell den „Ring der „Alle drei Formen von ,Bürgermeister‘ – der Zusammenarbeit, allen voran Helmut Stadt Salzburg“ an Helmut Mödlhammer. In Bürgermeister der Gemeinde Hallwang, Prä- Mödlhammer“, so der Landeshauptmann. seiner Laudatio hob der Bürgermeister ne- sident des Salzburger Gemeindeverbandes und Präsident des Österreichischen Gemein- debundes – waren bis vor kurzem bekannt- lich in einer einzigen Person vereinigt – und das über viele Jahre: Helmut Mödlhammer“, betonte der Landeshauptmann, der Helmut Mödlhammer anläßlich dessen Ausscheidens als Bürgermeister – und bald auch als Prä- sident des Salzburger Gemeindeverbandes – Anerkennung für sein langjähriges ver- dienstvolles Wirken und als Zeichen der höchsten persönlichen Wertschätzung den „Ehren-Ring des Landes“ verliehen hat.

Gerade in einer Zeit des beschleunigten Foto: Stadt Salzburg / Johannes Killer Wandels habe Mödlhammer Verantwortung, Helmut Mödlhammer – hier mit Gattin Irmgard und Bürgermeister Heinz Schaden seit 1999 für alle Gemeinden Österreichs, im Kreise von Familie und Weggefährten im Salzburger Schloß Mirabell.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 102 Personalia ben den menschlichen Qualitäten Mödl- hammers auch seinen Einsatz für die finan- Großes Goldenes Ehren- zielle und strukturelle Situation der Kommu- nen hervor. „Und die Achse zwischen Ge- meindebund und Städtebund hat da immer zeichen für Peter Rapp gut funktioniert“, erinnerte Schaden, der Vizepräsident des Städtebunds ist.

Helmut Mödlhammer wurde am 26. November 1951 in Salzburg geboren, besuchte die Volksschule in Gug- genthal und dann das Akademische Gymna- sium in Salzburg, wo er 1969 maturierte. Ab 1970 studierte er Publizistik und Politikwis- senschaft an der Universität Salzburg (ohne Abschluß). 1972 begann er seine Tätigkeit bei der „Salzburger Volkszeitung“ (SVZ) als Redakteur. 1978 wechselte er als Chefredak- teur zum „Salzburger Volksblatt“, um 1980 als stellvertretender Chefredakteur und Ver- lagskoordinator zur SVZ zurückzukehren. Von 1994 bis Ende 2004 war er Chefredak- teur der SVZ und arbeitete nebenbei an meh- reren Publikationen zu den Themen Land- wirtschaft, Brauchtum und Lokalpolitik mit. Sein Engagement in Gesellschaft und

Politik begann er als erster Jugend-Pfarrge- Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger meinderat in Koppl, als Gründungsmitglied Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) überreichte Peter Rapp das »Große Goldene und Obmann der Jungen ÖVP in Koppl und Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich«. des Union Sportverbandes (1972-1977), spä- andeshauptmann Erwin Pröll überreichte daß es „Menschen gibt, die unterhaltend sind ter war er stellvertretender Landesobmann der Ldem vielseitigen Moderator und Show- und unterhalten können“. Salzburger Journalistengewerkschaft (1981- master Peter Rapp am 6. Mai das „Große Rapp sei stets Wegbegleiter von Nieder- 1985). 1984 erfolgte seine Wahl in den Ge- Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das österreich gewesen – als Präsentator von vie- meinderat von Hallwang, wo er im Februar Bundesland Niederösterreich“. „Ich danke len ORF-Sendungen von, aus und über Nie- 1986 zum Bürgermeister gewählt wurde. dir im Namen des Landes Niederösterreich derösterreich. Auch bei der „Licht ins Dun- Diese Funktion hat er 28 Jahre lang inne, für dein Bekenntnis zu diesem schönen Land“, kel“-Gala habe er Niederösterreich nie aus Ende März hat er sein Amt an seinen Nach- so Pröll. Rapp sei stets ein „ganz wesent- den Augen verloren. Pröll hob auch die Spen- folger übergeben. licher Faktor im Kulturleben unseres Lan- denaktion bezüglich der Hochwasserkata- Inhaltliche Schwerpunkte seiner Arbeit des“ gewesen. In den vergangenen Jahren ha- strophe hervor. „Wenn Not am Mann war, als Bürgermeister waren eine funktionieren- be man große Anstrengungen unternommen, bist du immer da gewesen“. de Infrastruktur, die Raumordnung und die Niederösterreich zu einem Kulturland zu ma- Rapp bezeichnete das Ehrenzeichen als Gestaltung des Ortszentrums bei gesunden chen. Rapp habe in diesem einen „ganz fest- einen „Meilenstein“ in seinem Leben. „Nie- Finanzen. Von 1994 bis 1999 war Mödlham- en Platz“. „Du bist auf Du und Du mit der derösterreich ist mir zu einer zweiten Heimat mer zudem Abgeordneter zum Salzburger Bühne, der Kamera und dem Mikro. Das, geworden“, so Rapp. Es sei nicht nur Öster- Landtag und von 1996 bis 2001 ORF-Ku- was du imstande bist, im Umgang mit der reichs größtes Bundesland, sondern habe rator des Landes Salzburg. Technik zu leisten, macht dich besonders“, auch unglaublich viel zu bieten. „Alle, die Er war ab 1992 Präsident des Salzburger so Pröll in seiner Laudatio. Seit 51 Jahren sei heute hier sind, haben in irgendeiner Weise Gemeindeverbandes und seit 1999 Präsident Rapp im ORF und mittlerweile zu einem an meiner ,Seifenoper‘ mitgearbeitet“, be- des Österreichischen Gemeindebundes – „Markenzeichen in der Republik“ geworden. dankte sich Rapp bei den zahlreichen Gä- letztere Funktion übt er noch weiter aus. Die Pröll bezeichnete den Moderator und Show- sten, die zur Verleihung gekommen waren gute Zusammenarbeit mit der Stadt Salzburg master als „schlagfertig, spontan und routi- und die ihn auf seinem Lebensweg begleitet war ihm stets ein großes Anliegen, sowohl niert“. „Du weißt einfach mit den Worten haben. im Regionalverband als auch im Gemein- umzugehen“, so Pröll zu Rapp. Rapp bedankte sich beim Landeshaupt- debund. Er erhielt für seine Leistungen zahl- „Du bist einer, der den Umgang mit den mann für das „Geschenk der Freundschaft“, reiche Auszeichnungen, so das Silberne Menschen in vollen Zügen genießt“, so der das dieser ihm vor vielen Jahren gemacht Ehrenzeichen der Republik Österreich, das Landeshauptmann. Rapp sei stets „auf Du habe. „Ich schulde dem Bundesland und sei- Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg, und Du mit dem Publikum“ und könne die nen Menschen Dank. Ich hoffe, ich kann im vergangenen Jahr wurde ihm der Berufs- Menschen von jung bis alt begeistern. Ge- noch einiges für Niederösterreich leisten“, titel „Professor“ verliehen. „ rade in unserer ernsten Zeit sei es wichtig, so Rapp in seinen Dankesworten. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 103 Religion und Kirche Interreligiöse Dialogplattform Integrationsminister Kurz startete Initiative für Dialog mit den anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich. Foto: BMeiA / Dragan Tatic Interreligiöse Dialogplattform – Dialogprozeß mit Kirchen und Religionsgesellschaften im Außenministerium

m 27. Mai fand auf Initiative von Inte- zu können. Religionsfreiheit heiße insbeson- Der Bischof der evangelischen Kirche Agrationsminister Sebastian Kurz der dere auch, daß „Religion und religiöse Zei- A.B, Michael Bünker begrüßte den soeben Auftakt zum gemeinsamen Dialogprozeß chen ihren wichtigen und legitimen Platz im begonnenen Dialog mit der Bundesregie- mit den 16 in Österreich anerkannten Kirchen- öffentlichen Leben haben.“ rung, der auch in Europa keine Selbstvers- und Religionsgesellschaften statt. Von den Für Oskar Deutsch, Präsident der Israe- tändlichkeit sei. Der in Österreich herrschen- eingeladenen Vertretern der Kirchen und Re- litischen Kultusgemeinde ist klar: „Ohne Be- de religiöse Pluralismus habe Vorbildcharak- ligionsgesellschaften nahmen unter anderem schneidung und Schächtung, die Säulen des ter. „Die Frage der Religionsfreiheit verbin- Kardinal Christoph Schönborn, Michael Bün- jüdischen Lebens sind, ist jüdisches Leben det uns“, so Bünker. ker, Bischof der evangelischen Kirche A.B, in Europa nicht möglich.“ Das Bundesministerium für Europa, Inte- Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glau- Der Präsident der islamischen Glaubens- gration und Äußeres wird laut Integrations- bensgemeinschaft, Arsenios Kardamakis, gemeinschaft Fuat Sanac sprach von einem minister Kurz eine Expertengruppe einrich- griechisch-orthodoxer Metropolit und Oskar historischen Tag für die Religionsfreiheit. Wie ten, in die jede Religionsgemeinschaft einen Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultus- die anderen Vertreter hob er die Religion als Vertreter entsendet. Sie soll ab Juni konkrete gemeinde teil. Für den Integrationsminister Herzstück der Menschenrechte hervor. Ös- Vorschläge für ein besseres Zusammenleben stand beim ersten Treffen vor allem das ös- terreich spiele diesbezüglich eine Vorreiter- in Österreich aber auch Möglichkeiten zur terreichische Engagement zur Förderung der rolle in Europa. Angesprochen auf die Frage Förderung der Religionsfreiheit auf interna- im Vordergrund. „Österreich ist zweifellos des Antisemitismus erklärte Sanac: „Wir sind tionaler Ebene erarbeiten. ein Vorbild für ein friedliches Zusammenle- eine kleine Gemeinde, aber in Österreich tun 85 Prozent der in Österreich lebenden ben aller Religionsgruppen. Wir können da- wir unser Bestes, um eines klar zu machen: Menschen bekennen sich zu einer Religion, her unser Modell als neutraler Brückenbauer Antisemitismus ist ein Verbrechen gegen die 90 Prozent glauben an etwas „über dieses zwischen den Religionen aktiv in der UNO Menschlichkeit.“ Leben hinaus“. „Religion soll nicht Teil des und der EU einbringen“, ist Kurz überzeugt. Arsenios Kardamakis, griechisch-ortho- Problems, sondern Teil der Lösung sein. Kardinal Christoph Schönborn begrüßte doxer Metropolit hob die Rolle der Religion Unser Ziel ist es, das Gemeinsame über das den bestehenden Konsens, daß Religions- als Teil der Versöhnung hervor: „Wir dürfen Trennende zu stellen und Probleme gemein- freiheit nicht nur darin bestehe, seine Reli- keine Intoleranz im Namen der Toleranz zu- sam zu lösen“, so Kurz abschließend. „ gion im privaten Bereich zu Hause ausüben lassen“. http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 104 Religion und Kirche Trialog-Forum Starkes Statement für ein friedvolles Miteinander in Graz Foto: Stadt Graz/Fischer Kamen im Grazer Gemeinderatssaal zusammen (v.l.): Nicola Baloch, Christian Leibnitz, Barbara Vollath, Siegfried Nagl, Hermann Miklas, Ali Kurtgöz und Driss Tabalite.

as Trialog-Forum in Graz, gegründet von deln in Weite und Tiefe ermöglicht. In Graz Trialog führen, der in anderen Teilen der DVertreterInnen der drei großen Weltreli- manifestiert sich dies im Ökumenischen Welt nicht möglich ist. Zum Dialog gibt es gionen – Judentum, Christentum und Islam – Forum, im Interreligiösen Beirat der Stadt keine Alternative!“ ist ein weiterer, bedeutender Mosaikstein im Graz, in der „Grazer Erklärung“ – beschlos- Israelitischen Kultusvereins Graz, Präsi- Bemühen der Menschenrechtsstadt Graz um sen von Interreligiösen Konferenz 2013 in dentin Ruth Yu-Szammer per E-Mail: „Ge- Verständnis und Verständigung der Religio- Graz – und in Aktivitäten von interreligiöser genseitiger Respekt und Bemühungen um nen. Globales Denken und lokales Handeln Zielsetzung des Afro-Asiatischen Institutes. ein friedvolles Miteinander müssen geför- der Kommunen und Religionsgemeinschaf- Das Trialog-Forum – in dieser Form erst- dert und gefordert werden. Wir freuen uns ten sind die Voraussetzungen für ein friedli- malig in Österreich – setzt einen weiteren über jeden Beitrag dazu.“ ches Miteinander der Menschen. Schritt des Respektes und der Offenheit des Römisch-Katholische Diözese Graz- Information und Dialog, statt oberfläch- Denkens und der Begegnung. Die Stadt Graz Seckau, Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz: liche Hetze und Auseinanderdividieren war und das Land Steiermark unterstützen diese „Glaubensäußerungen sind Lebensäußerun- das klare politische Statement von Seiten der Entwicklung im Wissen um die Bedeutung gen. Es braucht nicht nur das Wissen, son- Stadt- und Landespolitik. Superintendent der Religionen für Frieden, Menschenrechte dern auch den aktiven Austausch und das Miklas unterstrich das und bat die Medien und eine Kultur des guten Miteinanders. persönliche Gespräch miteinander.“ doch mitzuhelfen, daß die gute Gesprächs- Islamischen Religionsgemeinde Graz, basis der Führungsebene der drei abrahami- Statements Präsident, Fachinspektor Ali Kurtgöz: „Das tischen Religionen auch entsprechenden Bürgermeister Siegfried Nagl: „Wir ha- Trialog-Forum ist eine Plattform des Aus- Raum in der Berichterstattung bekommt, da- ben in Graz eine große Tradition des Zu- tausches und des gegenseitigen Respekts. mit die breite Bevölkerung dieses Bemühen sammenarbeitens der Religionsgemeinschaf- Wir sind froh ein Teil dieses friedlichen Pro- mittragen kann. Denn fundamentale, intole- ten. Das manifestiert sich in zahlreichen jekts zu sein.“ rante Ränder gäbe es in allen Religionen, sie Aktivitäten, Projekten und Veranstaltungen. Islamische Religionsgemeinde Graz, Driss spiegeln aber nicht die große Mehrheit wider. Wenn wir heute hier zusammenkommen Tabaalite: „Ich bin froh, daß ich in Graz le- Die Religionsgemeinschaften in der Steier- zeigt das auch, daß weiter gearbeitet wird. ben und studieren durfte, denn ich habe viele mark und in deren Landeshauptstadt stellten Denn ein friedvolles Miteinander kann nur schöne Erfahrungen in dieser Stadt gemacht.“ sich dem Erfordernis einer Kultur des Dia- im Dialog passieren.“ Helmut Strobl: „Trialog ist eine besonde- logs schon sehr früh. In Graz fanden drei be- Landesrätin Barbara Vollath: „Das Ziel, re Form der Anwendung der Grundprinzipien deutende ökumenische und interreligiöse das uns heute hier verbindet: eine stabile, des Dialoges auf drei GesprächspartnerIn- Großveranstaltungen statt. Im Jahr 1997 die vielfältige Gesellschaft, die Unterschiede aus- nen, hier der drei abrahamitischen Religionen. Zweite Europäisch-Ökumenische Versamm- halten kann indem es gelingt, das Verbinden- Nach der Erarbeitung der Ziele des Grazer lung der christlichen Kirchen Europas, 2003 de über das Trennende zu stellen.“ Trialog-Forums treten wir nun an eine grös- die erste europäische Imame-Konferenz und Evangelische Diözese Steiermark, Super- sere Öffentlichkeit, um mit Unterstützung 2013 die Internationale Interreligiöse Konfe- intendent Hermann Miklas: „Die drei Buch- von Stadt und Land die besondere Einrich- renz „Com UnitySpirit“. Dieser Geist der religionen haben viel Gemeinsames aber es tung Trialog in die aktuelle interreligiöse Ar- ökumenischen und inter-religiösen Zusam- gibt auch Unterschiede in der Glaubensauf- beit einzubringen.“ „ menarbeit hat ein neues Denken und Han- fassung. Wir können hier einen Dialog bzw. http://www.comunityspirit.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 105 Gastronomie und Kulinarisches 45. Retzer Weinwoche Wein, Kulinarik und vielfältiges Programm ab 19. Juni – Retz steht ganz im Zeichen des Weins

ehn Tage lang flanieren, degustieren, Zgenießen – einmal im Jahr verwandelt sich der sonst so ruhige und idyllische Spar- kassengarten der alten Weinstadt in ein traumhaft schönes Festgelände: Nämlich zur Retzer Weinwoche, die heuer von 19 bis 29. Juni stattfindet. Dann ist es wieder soweit und die WinzerInnen aus dem Westlichen Weinviertel bieten etwa 800 feinste Weine zur Verkostung an. Der Eintritt ist frei! Alle Weine wurden von Fachleuten gete- stet, die besten als Sortensieger prämiert. Der Winzer mit den insgesamt besten Be- wertungen wird am Eröffnungstag als „Win- zer des Jahres“ ausgezeichnet. Heuer hat Wer- ner Redl vom Weingut Winzerschlößl Redl, Waitzendorf, den Sprung aufs Podest ge- schafft – er wird bei der Eröffung der Wein- woche am 19. Juni unter Beisein von Ehren- Foto: Sandra Trauner gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur Die Top 10-WinzerInnen der Retzer Weinwoche am Hauptplatz (v.l., vorne) entsprechend geehrt werden. Markus Laurer und Werner Redl, (v.l.,hinten) Rosi Hindler, Andreas Urban, Wolfgang Hagn, Erik Puhr, Leopold Hagn, Christoph Schrejma, Leopold Wurst, Der Obmann des Bezirksweinbauverban- Ernst Zuckriegl und Michael Winter des Retz, Ludwig Hofbauer, über die einge- reichten Weine: „Bei den Weißweinen domi- niert wieder der Grüner Veltliner, allen voran der Weinviertel DAC. Am Rotweinsektor wurden heuer weniger Weine eingereicht.“ Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt: Vom Veltlinerbeuschl und Grillhendl über gesunde Aufstrichbrote bis zu süßen Eisspezialitäten ist hier alles zu finden. Übri- gens, die besten, mit „4 Gläsern“ ausge- zeichneten Heurigen präsentieren sich beim „Tag der Heurigen“ am 25. Juni. Für gute Unterhaltung sorgen Musikgruppen, am Wo- chenende und Feiertag gibt es ein umfang- reiches Kinderprogramm! Retz bietet für seine BesucherInnen ein reiches Betätigungsfeld. Die historische Foto: Retzer Land GmbH, Franz Weingartner; www.weinfranz.at Der Retzer Erlebniskeller gibt Einblicke in das Unterirdische der Stadt. Stadt vermittelt südliches Flair und wird seit Jahrhunderten mit dem Weinbau verbunden. sehserie „Julia“ mit Christiane Hörbiger in Schicht aus Meeressand ihren kostbarsten Dennoch bildet nicht etwa eine Weintraube der Rolle als Bezirksrichterin gedreht haben. Schatz – den Retzer Wein. oder ein Weinfaß ihr Wahrzeichen, sondern Hauptplatz hin und Julia her – die größte Zu besichtigen ist der Retzer Erleb- die Retzer Windmühle oberhalb der Stadt. Attraktion der adretten Kleinstadt liegt unter niskeller nur bei Führungen. Diese dauern Unmittelbar neben der Windmühle im frühe- der Erde: Der Retzer Erlebniskeller gibt ca. 1½ Stunden und beinhalten auch eine ren Müllerhaus befindet sich der Windmühl- Einblicke in das Unterirdische der Stadt. Er kurze Hauptplatzerklärung und eine Wein- heurige, beides befindet sich seit 1833 im ist ein weltweit einmaliges, über 20 km lan- probe (oder ein Glas Traubensaft) in der Besitz der Familie Bergmann. ges und bis zu vier Geschoße tiefes Laby- Gebietsvinothek Retzer Land. Bei der Füh- Viel hübschere Marktplätze als den Retzer rinth an Weinkellern, das das überirdische rung sollte man sich warm anziehen: Im Kel- Hauptplatz gibt es in Niederösterreich nicht. Wegenetz um ein Vielfaches an Länge über- ler herrschen konstante Temperaturen von Das ist beispielsweise auch jenen TV-Pro- trifft. Seit der Gründung der Stadt anno 1279 10-12°C. „ duzenten aufgefallen, die in Retz die Fern- lagern die Retzer Bürger in der 30 m dicken http://www.retzer-weinwoche.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 106 Wissenschaft & Technik Quantentrio bleibt sich in der Ferne treu Innsbrucker Quantenphysiker um Rudolf Grimm haben den experimentellen Nachweis für die Periodizität eines universellen physikalischen Phänomens erbracht.

or acht Jahren haben Wissenschaftler Vum Rudolf Grimm in einem ultrakalten Quantengas weltweit erstmals einen soge- nannten Efimov-Zustand beobachtet. Diesen Dreikörperzustand hatte der Russe Vitali Efimov Anfang der 1970er-Jahre theoretisch vorhergesagt. Unter Ausnutzung der quan- tenmechanischen Eigenschaften vereinen sich dabei drei Teilchen zu einem Objekt, obwohl sie paarweise zu keiner Verbindung imstande sind. Noch erstaunlicher: Vergrös- sert man die Entfernung zwischen den Teilchen jeweils um den Faktor 22,7, neh- men die Teilchen laut Efimov erneut solche Zustände ein. Bis heute ist es aber nicht ge- lungen, die Periodizität dieses Phänomens und die Richtigkeit des von Efimov berech- neten Faktors auch tatsächlich meßtechnisch zu überprüfen. „Es hat viele Hinweise gege- ben, dass die Teilchen immer wieder solche Teamleiter Rudolf Grimm mit Leonid Sidorenkov (li.) und Bo Huang (re.) Dreikörperzustände einnehmen, wenn man Kompetenz hat den Innsbrucker Physikern mov-Zustand gefunden, bei einer Fehlertole- die Entfernung um eben diesen Faktor ver- dabei geholfen. Der zweite Efimov-Zustand ranz von 1,3. „Die kleine Abweichung ist größert“, sagt Rudolf Grimm vom Institut wurde im 21fachen Abstand zum ersten Efi- vermutlich auf die Physik jenseits des ideali- für Experimentalphysik der Universität Inns- sierten Efimov-Zustands zurückzuführen. bruck und dem Institut für Quantenoptik und Das ist wiederum ein spannendes Thema“, Quanteninformation der Österreichischen erklärt Rudolf Grimm. Akademie der Wissenschaften. „Der Nach- weis war meßtechnisch eine große Heraus- Neues Forschungsfeld forderung, uns ist er nun aber gelungen.“ Das Interesse der Wissenschaft an diesem physikalischen Phänomen ist deshalb groß, In großem Abstand weil es universellen Charakter hat. So gilt aneinander gebunden das Gesetz in der Kernphysik, wo die soge- Ultrakalte Quantengase eignen sich her- nannte starke Wechselwirkung für die Bin- vorragend, um Teilchenphänomene experi- dung der Teilchen in den Atomkernen ver- mentell nachzuweisen, weil sich die Wech- antwortlich ist, ebenso wie bei molekularen selwirkung zwischen den Atomen über ein Verbindungen, die auf elektromagnetischen Magnetfeld sehr gut kontrollieren läßt. Mit Kräften beruhen. „Die Wechselwirkungen dem aktuellen Experiment ging aber auch zwischen zwei Teilchen und jene zwischen die Forschungsgruppe um Rudolf Grimm an sehr vielen Teilchen sind sehr gut unter- die Grenzen des Möglichen, weil der Ab- sucht“, sagt Grimm. „Das Zusammenwirken stand zwischen den Teilchen für die Beob- weniger Teilchen zeigt aber neue Phänome- achtung des zweiten Efimov-Zustands auf ne, die wir erst noch verstehen lernen müs- einen Mikrometer vergrößert werden mußte. sen. Die Efimov-Zustände sind ein Beispiel „Das entspricht dem 20.000fachen des dafür.“ Die gemeinsame Arbeit des Teams um Radius eines Wasserstoffatoms“, erklärt Rudolf Grimm mit einem britischen Theore- Grimm. „Im Vergleich zu einem Molekül ist tiker wurde vom österreichischen Wissen- das ein riesiges Gebilde.“ Entsprechend ge- schaftsfonds FWF finanziell unterstützt. Die nau mußten die Physiker im Labor auch Fotos: IQOQI/Harald Ritsch Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift Der Dreikörper-Quantenzustand wieder- arbeiten. Die große Erfahrung mit ultrakal- holt sich, wenn die Teilchen um den Fak- „Physical Review Letters“ veröffentlicht wor- ten Quantengasen und ihre hohe technische tor 22,7 von einander entfernt werden den. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 107 Wissenschaft & Technik Das Licht braucht mehr Baß Ganz neue Möglichkeiten, ultrakurze Laserpulse zu formen, bringt eine Technologie der TU Wien: Ein »optischer Synthesizer« ermöglicht hundertmal stärkere Lichtblitze als herkömmliche Methoden.

ie bringen Licht in die Welt der Atome Sund Moleküle: Ultrakurze Lichtpulse werden benötigt, um extrem schnell ablau- fenden Quantenphänomene studieren zu kön- nen. Seit Jahren wird daran gearbeitet, die Form dieser Lichtwellen gezielt anzupassen, etwa um die Bahn von Elektronen genau zu steuern. An der TU Wien wurde nun in Zu- sammenarbeit mit dem Imperial College Lon- don und dem Max-Born-Institut Berlin eine ganz neue und außerordentlich mächtige Methode entwickelt, die Laser-Wellenform zu beeinflussen. Ähnlich wie der charakteri- stische Klang von Musikinstrumenten ent- steht, indem man verschiedene Frequenzen gleichzeitig zum Klingen bringt, kombiniert man nun verschiedene Licht-Frequenzen zu einer genau passenden Wellenform. Der Trick

liegt im Hinzufügen eines langwelligen Foto: TU Wien Anteils – also dem, was in der Musik der Laser wechselwirkt mit Atomen: Es handelt sich nicht einfach um eine sinusförmi- Basston wäre. ge Welle, sondern um eine Welle mit komplizierter Form - maßgeschneidert, um einen starken Effekt am Atom auszulösen. Lichtpulse machen Attosekundenpuls, mit einer Frequenz im „Wir können nun drei verschiedene Fre- noch kürzere Lichtpulse Ultraviolett- bis Röntgenbereich. quenzen in Intensität und Phasenbeziehung Ein Milliardstel einer Milliardstelsekun- aufeinander abstimmen“, sagt Stefan Haess- de ist eine Attosekunde. Auf diese unvor- Eine Symphonie aus Laserpulsen ler, „damit kommen wir der theoretisch be- stellbar kurze Zeitskala muß man sich bege- Am besten gelingt das,wenn man bei der rechneten ‚perfekten Welle‘ schon ziemlich ben, um etwa die Bewegung von Elektronen Herstellung des ersten, längeren Laserpulses nahe.“ Mit den neu geformten Laserpulsen im Atom zu untersuchen. „Lichtpulse im At- verschiedene Wellen unterschiedlicher Wel- kann den Atomen sehr effizient ein Elektron tosekunden-Bereich kann man erzeugen, lenlänge zusammenfügt, sodaß nicht bloß entrissen werden, das dann viel Energie indem man zunächst von tausendfach länge- eine Sinus-förmige Oszillation entsteht, son- erhält – so konnte eine hundertfach stärkere ren Laserpulsen ausgeht und sie auf ein Atom dern eine kompliziertere, sägezahnartige Strahlung an Attosekunden-Pulsen erzeugt abfeuert“, erklärt Stefan Haessler, Wissen- Form. Ähnliches kennt man aus der Akustik: werden, als man mit herkömmlichen Sinus- schaftler am Institut für Photonik der TU Unterschiedliche Klangfarben werden er- Wellen herstellen könnte. Wien. Der Laserpuls entreißt dem Atom ein zeugt, indem man Wellen unterschiedlicher Auch viele andere Laser-getriebene Ef- Elektron und treib es zunächst vom Atom Frequenz überlagert. fekte können auf diese Weise optimiert wer- fort. Doch nach kurzer Zeit wird das Elek- Schon bisher gab es Versuche, die Form den, ist Stefan Haessler überzeugt: Nicht nur tron vom oszillierenden elektrischen Feld der Laserwelle zu beeinflussen. Man ver- Atome, sondern auch Moleküle, Plasmen oder des Lasers abgebremst und schließlich in die doppelte die Frequenz des Laserpulses und Festkörper könnte man mit maßgeschneider- entgegengesetzte Richtung beschleunigt, kombinierte die ursprüngliche Welle mit der ten Laserpulsen beschießen und ganz unter- sodass es schließlich zurückkehrt und wieder Welle doppelter Frequenz. Doch die Mög- schiedliche Effekte damit auslösen. Die Me- mit dem Atom kollidiert. lichkeiten, die sich aus dieser Frequenzver- thode ist nun im Prinzip erweiterbar: Nach- „Ob das Elektron das Atom wieder trifft dopplung ergeben, sind beschränkt. An der dem man jetzt weiß, wie man dem Laserpuls und mit welcher Wucht das geschieht, hängt TU Wien ging man in die andere Richtung: niedrigere Frequenzen hinzufügen kann, von der genauen Form der Laserwelle ab“, Man verwendet nicht bloß eine zusätzliche spricht nichts dagegen, noch weitere Fre- sagt Stefan Haessler. Im optimalen Fall hat Welle mit höherer Frequenz, sondern auch quenzen dazuzunehmen. Je mehr Frequen- das Elektron durch ein genau richtig geform- eine Welle mit niedriger Frequenz – man zen man kombiniert, umso vielfältiger wer- tes Laserfeld so viel Energie mitbekommen, fügt dem Laserpuls also in gewissem Sinn den die Möglichkeiten – ähnlich die die daß beim heftigen Zusammenstoß mit dem einen „optischen Basston“ hinzu – und das Möglichkeiten, die ein Komponist vorfindet, Atom dann ein hochenergetischer, noch viel erweitert die Möglichkeiten für das Formen wenn er nicht mehr bloß für Flöte, sondern kürzerer Laserpuls ausgesandt wird – ein des Laserpulses ganz gewaltig. für ein ganzes Orchester komponiert. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 108 Wissenschaft & Technik Weltkongreß Musiktherapie Von 7. bis 12. Juli 2014 diskutieren rund 1000 internationale ExpertInnen am 14. Weltkongress der Musiktherapie an der IMC FH Krems unter dem Gesichtspunkt der »kulturellen Diversität« die Zukunft der Musiktherapie.

m Mittelpunkt stehen die national und pie. „Um zu sehen, ob die Musiktherapie Iinternational brennendsten Themen: die wirkt, haben wir einzelne PatientInnen wäh- PatientInnenorientierung, die Überwindung rend der Musiktherapie einer PET-Messung der Kluft zwischen Forschung und Praxis (Positronen-Emissions-Tomografie) unter- sowie die Frage, wie Musiktherapie wirkt. zogen“, erklärt Nikolaus Steinhoff, Ärztli- Auf Letzteres gibt nun eine neue IMC FH cher Leiter der Intermediate Care Unit- Krems-Studie Antwort: Jene Wachkoma- IMCU-Neurologie an der Neurologischen PatientInnen, die zusätzlich zu herkömm- Abteilung im LK Hochegg. Bei der PET- lichen Therapien Musiktherapie über einen Messung werden mithilfe winziger radioak- Zeitraum von fünf Wochen erhalten hatten, tiv markierter Tracer und einer speziellen zeigten eine deutlich höhere Gehirnaktivität PET-Kamera Stoffwechselvorgänge im In- von 34 Prozent als Wachkoma-PatientInnen neren des Körpers sichtbar gemacht. ohne zusätzliche Musiktherapie mit einer Ge- hirnaktivitätssteigerung von nur 4 Prozent. Auch schwerstbetroffene Niederösterreich hat schon vor vielen PatientInnen haben eine Chance Jahren das große Potenzial der Musikthera- „Zum ersten Mal konnten wir wissen-

pie als Unterstützung im Heilungsprozess Foto: IMC FH Krems schaftlich darstellen, daß Musiktherapie bei erkannt und hier eine internationale Vor- FH-Prof. Priv.-Doz. Gerhard Tucek apallischen PatientInnen Auswirkungen auf reiter- und Vorbildfunktion eingenommen. das Gehirn hat. Die Gehirnaktivitäten jener „Die Auswahl der IMC FH Krems als Ver- leiter „Musiktherapie“. „Im Sinne einer Wei- PatientInnen, die zusätzlich zu Ergo- und anstaltungsort für den Weltkongreß der Mu- terentwicklung des Gesundheitssystems gilt Physiotherapien noch eine Musiktherapie im siktherapie ist eine wichtige Bestätigung und es heute, den PatientInnen eine Stimme zu Zeitraum von fünf Wochen erhalten hatten, Anerkennung für die hohe Qualität der For- geben und neben einer exzellenten körper- stiegen um 34 Prozent. Die Gehirnaktivitä- schung und Lehre in Niederösterreich“, freut lichen Behandlung auch auf die psychische ten jener PatientInnen, die keine Musikthe- sich Landeshauptmann-Stellvertreter Wolf- Befindlichkeit einzugehen. Ziel ist es, den rapie zusätzlich zu Ergo- und Physiothera- gang Sobotka. PatientInnen die Möglichkeit zu eröffnen, pien über fünf Wochen erhalten hatten, ver- Derzeit werden in zehn Niederösterrei- aus der Rolle der ,geduldig Wartenden‘ her- besserten sich auch, aber deutlich weniger. chischen Landeskliniken (Allentsteig, Am- auszutreten und sie zu aktiv am Heilungs- Dieses Zwischenergebnis ermutigt uns, die- stetten, Hochegg, Hollabrunn, Mauer, Mistel- prozeß Mitwirkenden zu machen“, so Tucek. se Forschung an der FH in Krems mit mehr bach, Gänserndorf, St. Pölten, Tulln, Wr. Neu- Die Musiktherapie stellt den Menschen in PatientInnen und zusätzlich in anderer Form stadt, Zwettl) MusiktherapeutInnen erfolg- den Mittelpunkt. Die Hinwendung zum Pa- fortzusetzen, denn es bedeutet, dass die Pa- reich in den Bereichen Intensivmedizin, Neo- tienten/zur Patientin ist auch deshalb wich- tientInnen mit Musiktherapie mehr von der natologie, Palliativpflege und Krebstherapie tig, weil ein großer Teil der Wirkung vom Behandlung hatten als die mit konventionel- eingesetzt. Ein weiterer Bereich ist die Ju- Patienten/von der Patientin selbst abhängt. len Therapieformen behandelten“, so Stein- gendpsychiatrie. Forschung und Praxis arbei- hoff. ten hier Hand in Hand, indem aktuelle For- Neue Ergebnisse bei Wachkoma- Die Frage, ob Musiktherapie Sinn macht, schungsthemen der IMC FH Krems auch in PatientInnen: Musiktherapie kann laut Steinhoff erstmals durch diese den Klinikalltag einfließen. „Unser Ziel ist aktiviert Gehirnzellen neuen Studienergebnisse im Hirnforschungs- es, die wissenschaftliche Auseinandersetzung Die oft gestellte Frage, ob und wie Mu- bereich bejaht werden: „Es besteht immer und die evidenzbasierte Umsetzung von Mu- siktherapie überhaupt wirkt, konnte nun eine Chance, auch schwerstbetroffene Pa- siktherapie in der medizinischen Praxis vor- durch neue Studienergebnisse im Bereich der tientInnen ins Leben zurückzubringen.“ anzutreiben“, betont Sobotka. Hirnforschung beantwortet werden. Im De- Derzeit gibt es in Österreich 300 einge- zember 2012 startete die IMC FH Krems in tragene MusiktherapeutInnen, davon 91 al- PatientInnen stehen im Mittelpunkt enger Kooperation mit dem Landesklinikum lein in Niederösterreich. Der Gesamtbedarf „PatientInnen sollen die Möglichkeit ha- Hochegg ein zukunftsweisendes Forschungs- an zukünftigen Musiktherapie-AbsolventIn- ben, sich – wo immer möglich – aktiv mit- projekt: Vier Wachkoma-PatientInnen nach nen liegt jedoch höher – laut einer Bedarfs-, gestaltend an der Therapie beteiligen zu kön- hypoxischen Hirnschäden (Hirnschäden in- Akzeptanz- und Kohärenzanalyse (IMC FH nen“, fordert FH-Prof. Priv.-Doz. Gerhard folge schwersten Sauerstoffmangels im Ge- Krems & Focus MC) aus dem Jahr 2011 bei Tucek als Weltkongreß-Präsident und IMC hirn) erhielten über einen Zeitraum von fünf ca. 418. „ FH Krems-Forschungsbereichsleiter Depart- Wochen zusätzlich zu Ergo- und Physiothe- http://www.fh-krems.ac.at ment Health Sciences sowie Studiengangs- rapien dreimal pro Woche eine Musikthera- http://www.musictherapyworld.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 109 Wissenschaft & Technik Geomagnetischer Teil des Conrad Observatoriums eröffnet Wissenschaftsminiser Reinhold Mitterlehner und Landeshauptmann Erwin Pröll setzen auf Rohstoffe Bildung, Wissenschaft und Forschung Foto: ZAMG / Leonhardt Stollen im seismisch-gravimetrischen Teil des Conrad Observatoriums der ZAMG am Trafelberg, Niederösterreich

ach knapp vier Jahren Bauzeit wurde Beispielen. „Es ist wichtig, dass wir entspre- Wir würden in einer Wissensgesellschaft Nam 21. Mai am Trafelberg im nieder- chende Wissenschaftsinfrastruktur voran- leben und Niederösterreich sei ein Partner, österreichischen Muggendorf der geomag- treiben“, so Pröll. der genau das umsetze, so Mitterlehner. Mit netische Teil des Conrad Observatoriums der Aufgabe der Politik sei es, verantwor- dem Conrad Observatorium sei in die Zu- Zentralanstalt für Meteorologie und Geo- tungsvoll mit Steuergeld umzugehen. Auf kunft investiert worden. Der Minister be- dynamik (ZAMG) eröffnet – das fast voll- dem Trafelberg werde etwas für die Gesell- zeichnete das Projekt als ein „gutes Beispiel ständig unterirdisch angelegt und ist eines schaft und die nächsten Generationen gelei- für die gute Kooperation zwischen dem der modernsten geophysikalischen Observa- stet. Auf die Frage, warum sich Niederös- Bund und den Bundesländern“. „Unser torien der Welt ist. Errichtet wurde es von terreich so stark in der Wissenschaftspolitik Rohstoffkapital ist der Forscherbereich, aber der Bundesimmobiliengesellschaft, es wur- engagiere, sagte der Landeshauptmann: auch Kultur und Bildung. Wir müssen daher den 8,5 Millionen Euro investiert. Das Land „Weil wir gut daran tun, als Bundesland eine schauen, daß die Rahmenbedingungen stim- NÖ förderte das Projekt mit zwei Millionen effiziente Wissenschaftspolitik im Hinblick men“, so Mitterlehner. Euro. Die Eröffnung nahmen Bundesmini- auf die gesamte Republik zu betreiben.“ Er ster Reinhold Mitterlehner, Landeshaupt- betonte in diesem Zusammenhang auch die Das Conrad Observatorium mann Erwin Pröll, ZAMG-Direktor Michael Bedeutung der Wissenschaftsachse in Nieder- besteht aus rund zwei Kilometern an Stollen Staudinger und Roman Leonhardt, Leiter des österreich und hob betreffend des heurigen und Schächten unter nahezu störungsfreien Conrad Observatoriums, vor. Jahres der Wissenschaft das Promotionsrecht Messbedingungen bei konstanter Tempera- „Unser Ziel ist es, ein Land von Talenten der Donau-Universität Krems, die Karl- tur. 2002 wurde der seismisch-gravimetri- und Patenten zu werden“, so Pröll. Nieder- Landsteiner-Privatuniversität für Gesund- sche Teil eröffnet, nun der geomagnetische österreich setze auf die Rohstoffe Bildung, heitswissenschaften, das Fünf-Jahres-Jubi- Teil. International besonders ist, daß die bei- Wissenschaft und Forschung. Das Conrad läum des IST Austria in Klosterneuburg und den Teile Forschung am letzten Stand der Observatorium sei dafür nur eines von vielen MedAustron in Wiener Neustadt hervor. Technik für unterschiedliche Fachbereiche

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Geomagnetischer Bereich: Mitarbeiterinnen der ZAMG an den Mess-Sockeln. Im Hintergrund der Hauptstollen. an einem Ort ermöglichen. „Wissenschaft senschaftliches Observatorium“, so Leiter den letzten 200 Jahren sogar ungewöhnlich muß vernetzt sein. Über 30 Partner und Insti- Leonhardt. Der geomagnetische Teil des Ob- schnell. „Dies wirft Fragen auf, was damit in tutionen aus mehreren Ländern sind hier be- servatoriums diene der Erforschung des Zukunft passiert. Auch die Erfassung des so- reits tätig. Ein Ziel für die nächsten Jahre ist, Magnetfeldes der Erde. „Das Magnetfeld der genannten Sonnenwinds ist von großem In- die Position des Observatoriums als nationa- Erde ist eines der unsichtbaren immer prä- teresse, da er die Telekommunikation, Navi- les und internationales Kompetenzzentrum senten Felder, die unser Leben auf der Erde gationssysteme, Stromversorgungseinrichtun- für Forschung und Industrie weiter auszu- ermöglichen“, so Leonhardt. Dieses schütze gen und Sicherheitssysteme massiv beein- bauen“, so ZAMG-Direktor Staudinger. die Erde vor kosmischer und solarer Strah- flussen kann“, so Leonhardt. „ „Dieses Observatorium ist ein geowis- lung und ändere sich zum Teil sehr stark, in http://www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/conrad-observatorium/das-conrad-observatorium Fotos: ZAMG / Lammerhuber Eingang zum Conrad Observatoriums der ZAMG am Trafelberg, Niederösterreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 111 Kultur Väter Europas Augustus und Karl der Große – Kabinettausstellung von 27. Mai bis 21. September 2014 im Kunsthistorischen Museum

or 2000 Jahren starb der römische VKaiser Augustus, vor 1200 Jahren Karl der Große. Diesen beiden für Europa und seine Geschichte so wichtigen Persönlich- keiten widmet das Kunsthistorische Museum eine Kabinettausstellung, die am Beispiel einzigartiger Meisterwerke Gedankenwelt, Glanz und Größe der beiden Herrscher schlaglichtartig beleuchtet. Erstmals seit 1954 wird dabei das so genannte Krönungs- evangeliar wieder öffentlich präsentiert. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei Ikonen des Museums: Die Gemma Au- gustea, eine der bedeutendsten Prunkkameen der Antike, die Kaiser Augustus als Jupiter © KHM

Krönungsevangeliar des Heiligen Römischen Reiches, fol. 9r: Kanontafel, Hof Karls des Großen, Aachen, um 795-800; Pergament, gefärbt, Gold- und Silbertinte, Deckfarben, H. 32,4 cm, B. 24,9 cm, Weltliche Schatzkammer, Inv.-Nr. XIII 18

auf Augenhöhe mit der Göttin Roma zeigt stus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) zunächst gegen und sehr wahrscheinlich vom Kaiser persön- seine Widersacher durchsetzen, ehe es ihm

© Staatliche Museen zu Berlin, Münzkabinett lich besessen und in Händen gehalten wurde, in einem Balanceakt zwischen dem Schein oben: Karl der Große (768–814, Kaiser sowie das so genannte Krönungsevangeliar, republikanischer Staatsordnung und absolu- seit 800), Bildnisdenar, Münzstätte das unter Karl dem Großen entstand und mit ter Alleinherrschaft 27 v. Chr. gelingt, zum Aachen? Vorderseite: KAROLVS seiner durchgängigen Purpurfärbung, der ersten römischen Kaiser aufzusteigen. Den IMP(erator) AVG(ustus). Brustbild nach Goldschrift und seinen Miniaturen zu den Weg dieses außergewöhnlichen Mannes zur rechts mit Lorbeerkranz und Kaiser- mantel (paludamentum). bedeutendsten erhaltenen Werken der mittel- höchsten Macht illustrieren Münzprägun- alterlichen Buchkunst überhaupt zählt. gen, die mit ihren Bildern und Aufschriften – unten: Rückseite, XPICTIANA RELIGIO. Viersäuliger Tempel mit Kreuz in der Von Caesar als kaum bekannter junger ähnlich unseren heutigen Tageszeitungen – Mitte und auf dem Giebel. Mann zum Erben bestimmt, muß sich Augu- eine besonders anschauliche Vorstellung von

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den zu Grunde liegenden politischen Ideen und Ereignissen zu geben vermögen. In den Jahrzehnten seiner Regierung schafft Augustus Grundlagen in Politik, Architektur, Kunst und Kultur, die Europa und die Welt zum Teil bis heute prägen. Dabei steht immer die Inszenierung der „aurea aetas“, eines Goldenen Zeitalters, im Mittelpunkt. Augustus definiert als erster Kaiser ein offizielles Herrscherporträt, das über Jahre hinweg unverändert in Form von Marmor- und Bronzebildnissen im Impe- rium Romanum allgegenwärtig ist. Werke wie die Grimani-Reliefs der Antikensamm- lung verherrlichen in präzise komponierten Szenen den immerwährenden Frieden. Den Höhepunkt augusteischer Kunstpolitik bil- den jedoch die Prunkkameen, Reliefs aus edlen Steinen, die sicherlich im unmittelba- ren Umkreis des Staatsmannes selbst ent- standen sind, als Auftragswerk von ihm oder als Geschenk an ihn. In diesen ursprünglich nur im privaten Umfeld gezeigten Kunst- werken kommt man dem sich selbst so per- fekt inszenierenden Kaiser ungewöhnlich nahe. Er erscheint in der Gemma Augustea, dem bedeutendsten derartigen Werk, das sich aus der Antike erhalten hat, als Jupiter auf Augenhöhe mit der Göttin Roma. Eine solche Szene wäre in der öffentlichen Darstellung niemals verwendet worden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Augustus die Gemma Augustea persönlich besessen und in Händen gehalten hat. Spätere Überlieferung verknüpft die Geschichte dieses außergewöhnlichen Ka- meos mit der Erinnerung an Karl den © KHM

oben: Krönungsevangeliar des Heiligen Römischen Reiches, fol. 15r: Evangelist Matthäus; Hof Karls des Großen, Aachen, um 795-800; Pergament, gefärbt, Gold- und Silbertinte, Deck- farben; H. 32,4 cm, B. 24,9 cm; Welt- liche Schatzkammer, Inv.-Nr. XIII 18 links: Gemma Augustea (640 KB) Römisch, 9 – 12 n. Chr.; Onyx, zwei- schichtig, Fassung: Goldreif, Hinterseite in ornamentierter Durchbruchsarbeit, 17. Jh., H. 19 cm, B. 23 cm Großen, der ihn in der Schlacht als Talisman getragen und der Kirche St. Sernin in Tou- louse geschenkt haben soll. Über Paris und Venedig gelangte er zu Beginn des 17. Jahr- hunderts in die berühmte Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. in Prag und damit in die habsburgischen Sammlungen. Karl der Große (748 [?] – 814) über- nimmt im Jahr 768 n. Chr. von seinem Vater die Herrschaft über das Reich der Franken.

© KHM Im Gefolge zahlreicher Kriegszüge gelingt

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ersten römischen Kaiser zurückverweisende Titulatur im Heiligen Römischen Reich, das sich als Fortsetzung des 476 n. Chr. unterge- gangenen – westlichen – Teils des Imperium Romanum verstand, bis 1806 in Verwendung bleiben. Karl vermittelt seinen neuen Rang und seine neue Würde als Kaiser unter anderem im Kontext der Münzprägung, und zwar im Rahmen einer festlichen Ausgabe von Por- trätdenaren, die sein Profilbild nach dem Vorbild römischer Imperatoren zeigen. Auf ebenso unmittelbare Weise lässt er die für ihn tätigen Künstler an die Tradition des Im- perium Romanum anknüpfen. Wie kein zweites erhaltenes Werk der Buchmalerei dieser Zeit vermag das sog. Krönungsevan- geliar in der Wiener Schatzkammer mit sei- ner Ausstattung und dem Bildschmuck die Vorbildwirkung spätantiker Malereien vor Augen zu führen. In weiterer Folge wird der Codex, der auch mit seiner durchgängigen Purpurfärbung und der Goldschrift höchsten imperialen Anspruch zeigt, als „Reliquie“ des 1165 heilig gesprochenen Gründers des Heiligen Römischen Reiches verehrt und jeweils bei den Feierlichkeiten zur Krönung des Oberhauptes dieses Reiches verwendet. Im Rahmen der Ausstellung wird der Bildschmuck dieses einzigartigen Haupt- werks mittelalterlicher Buchkunst nach 60 Jahren erstmals wieder öffentlich präsentiert. Im Wechsel werden dabei insgesamt fünf verschiedene Doppelseiten zu sehen sein. Zu- sätzlich wird die 2012 im Faksimile-Verlag München erschienene vollständige Reroduk- tion des Krönungsevangeliars gezeigt, an- hand derer sich der Besucher einen Eindruck vom gesamten Werk verschaffen kann. Die Ausstellung wurde kuratiert von Georg Plattner, Direktor der Antikensamm- lung, Franz Kirchweger, Kurator der Kunst- und Schatzkammer, Michael Alram, Direk- tor des Münzkabinetts und Kathrin Siegl, Projektmitarbeiterin des Münzkabinetts.

Die Präsentationstermine der fünf verschiedenen Doppelseiten des Krönungsevangeliars sind wie folgt: 27.5.–23.6. Evangelist Johannes (fol. 178/179); 23.6.–14.7. Kanontafeln (fol. 8/9)

© KHM 14.7.–11.8. Evangelist Matthäus Idealbildnis Kaiser Karls des Großen, Kopie nach Albrecht Dürer, um 1600 (fol. 14/15) Öl auf Leinwand, H. 209 cm, B. 119,5 cm 11.8.–1.9. Evangelist Markus es ihm, dieses Reich so auszuweiten, dass Kaiser im Jahr 800 durch den Papst in Rom (fol. 76/77) ihn schon Zeitgenossen als „Vater Europas“ führt er als erster Herrscher des lateinischen 1.9.–21.9. Evangelist Lukas oder auch „Leuchtturm Europas“ bezeichnen Mittelalters den Titel eines „Imperator Au- (fol. 117/118) „ können. Im Anschluß an seine Krönung zum gustus“. In weiterer Folge wird diese auf den http://www.khm.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 114 Kultur Linie & Form 100 Meisterzeichnungen aus der Sammlung Leopold von 23. Mai bis 20. Oktober 2014 © Leopold Museum, Egon Schiele (1890–1918): Liegender Knabe (Erich Lederer), 1913; Bleistift, Gouache auf Papier 31,8 x 48,1 cm

ausgewählte Meisterwerke der Maße begeistern“, so der Ko-Kurator der »Flachware« kontra 100Zeichenkunst zeigt das Leopold Ausstellung, Prof. Fritz Koreny, über den »höchste Ausdrucksform« Museum ab 23. Mai 2014 in der außerge- Gründer des Leopold Museum. Ko-Kurator Prof. Fritz Koreny über die wöhnlichen Ausstellung „Linie & Form“. höchst unterschiedliche Beurteilung der Zei- Alle gezeigten Arbeiten stammen aus den Zeichnungen: herausragender chenkunst: „Von manchen geringgeschätzt, Beständen des Leopold Museum. Es sind Platz innerhalb Bestandes als ,Flachware‘ apostrophiert oder als Krit- Blätter von höchster Qualität, gesammelt Innerhalb des heute mehr als 5700 Werke zelei abgetan, von anderen den höchsten Aus- durch den Museumsgründer und Stifter Prof. umfassenden Bestandes der Leopold Mu- drucksformen kreativen Gestaltens zuge- Rudolf Leopold. Gezeigt werden Werke von seum-Privatstiftung befinden sich rund 4000 rechnet, wird kaum eine andere Kunstform mehr als 40 Künstlern, darunter herausra- Arbeiten auf Papier, die 900 Gemälden, 500 so kontrovers eingeschätzt wie die Hand- gende österreichischer Künstler von Gustav Plastiken und kunstgewerblichen Objekten zeichnung.“ Klimt bis Arnulf Rainer, aber auch Beispiele gegenüberstehen. internationaler Kunst von Lovis Corinth, Neben Aquarellen und Druckgrafiken Von 1900 bis heute / Zeitgenössische Ferdinand Hodler oder Otto Dix. nehmen darin Zeichnungen einen besonde- Installation von Hannes Mlenek ren Platz ein. Generell gelten als Zeich- Die vorliegende Schau „Linie & Form. Entwicklungsprozeß nungen alle Arbeiten, die mit Bleistift, Krei- 100 Meisterzeichnungen aus der Sammlung des Künstlers nachvollziehen de, Buntstift oder Pastell ausgeführt sind, Leopold“ versammelt nun 100 erlesene Bei- „Gerade einen Sammler wie Rudolf Leo- nicht hingegen Druckgrafik. Bereits 2010 spiele der Zeichenkunst aus dem Zeitraum pold, dem es so wie wenigen anderen Samm- hatte das Leopold Museum in der Aus- von etwa 1900 bis heute. Eine im Rahmen lern darum ging, den Entwicklungsprozeß stellung „Verborgene Schätze“ eine reprä- der Ausstellung an die Wände der Ausstel- eines Künstlers nachzuvollziehen und zu sentative Auswahl seiner besten Aquarelle lungsräume gezeichnete Intervention von verstehen, mußte die Zeichnung in höchstem gezeigt. Hannes Mlenek (geb. 1949) bildet Auftakt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 115 Kultur und Schlußpunkt des rund 100 Jahre umspan- nenden zeitlichen Bogens der Ausstellung.

Einblick in 40jährige Sammeltätigkeit: Blätter von höchster Qualität „Linie & Form“ gibt Einblick in den rei- chen Bestand der Zeichnungen, die Rudolf Leopold, von den 1950er Jahren bis 1994, als der Sammler seine Werke in die Leopold Museum-Privatstiftung einbrachte, erwor- ben hat. Ausgewählt wurden für die aktuelle Ausstellung im Leopold Museum ausschließ- lich Blätter von höchster Qualität. Neben zahl- reichen Arbeiten herausragender Zeichner des frühen 20. Jahrhunderts wie Egon Schiele, Gustav Klimt und Alfred Kubin – sie sind in der Sammlung Leopold in einer Vielzahl und herausragenden Qualität vor- handen wie dies nur wenige andere Museen aufweisen können – sind auch weniger be- kannte und selten gezeigte Blätter zu sehen.

Künstlerische Inspiration in unmittelbarster Weise Direktor Franz Smola: „Wie kaum ein anderes Medium vermag die Zeichnung künstlerische Inspiration und Imitation in unmittelbarster Weise wiederzugeben. Die gegenwärtige Ausstellung bietet erstmals Ge- legenheit zu einem tiefergehenden Einblick in den reichen Zeichnungsbestand des Mu- seums.“

Klimt – Schiele û Kubin Die Schau zeigt eine exquisite Auswahl der bedeutendsten Zeichner der Epoche um 1900, nämlich der Künstler Gustav Klimt, Egon Schiele und Alfred Kubin. Das Leo- pold Museum besitzt neben acht Gemälden insgesamt 98 Zeichnungen von Klimt. Mit 184 Zeichnungen und Aquarellen und 42 Gemälden von Egon Schiele verfügt das Leopold Museum über den umfangreichsten Bestand von Werken des Künstlers in einer Sammlung. Von Kubin besitzt das Museum 286 Blätter, großteils Handzeichnungen, ein geringer Teil Druckgrafik. Bei Klimt und Schiele bildet das zeichnerische Werk einen bedeutenden Teil des Gesamtoeuvres, das dem malerischen Schaffen an Rang ebenbür- tig ist, bei Kubin stellt die Zeichnung das ausschließliche Medium künstlerischer Gestaltung dar. © Leopold Museum, Vienna Außergewöhnliches und Seltenes Gustav Klimt (1862–1918), Brustbild einer jungen Dame mit Hut und Cape im Profil nach links, 1897/98; Kohle, schwarze Kreide auf Packpapier, 42,3 x 22,6 cm Die Präsentation beinhaltet des Weiteren Blätter von Schieles Mitstreitern der Neu- he expressionistische Zeichnungen von Os- Wilhelm Thöny, die als Maler und als Zeich- kunstgruppe, etwa Hans Böhler und Anton kar Kokoschka. Aber auch zahlreiche Arbei- ner gleichermaßen Bekanntheit genießen, Faistauer, und vor allem herausragende frü- ten von Herbert Boeckl, Anton Kolig oder sind zu sehen. Selten oder noch nie gezeigte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 116 Kultur © Leopold Museum, Vienna Herbert Boeckl (1894–1966), Liegender weiblicher Akt. Studie zum Gemälde »Liegender Frauenakt (Weißer Akt)«, 1919; Schwarze Kreide auf Transparentpapier, 36,3 x 48,5 cm

Grafiken von Künstlern wie Koloman Moser die außergewöhnliche Leistung des Samm- Feines Gespür für Qualität: oder Franz Sedlacek, ergänzen die Zusamm- lers. So könne man „eine dynamische Samm- Das Wichtige rechtzeitig kaufen enstellung. lerpersönlichkeit alter Prägung wie Rudolf Prof. Koreny vergleicht Rudolf Leopolds Leopold geradezu als positiven Anachronis- „Kennerschaft auf dem Gebiet der Wiener Corinth, Hodler, Dix: mus sehen. Daß ein leidenschaftlicher Samm- Kunst um 1900“ mittels derer es ihm gelun- Beispiele internationaler Kunst ler wie er neben und gegen öffentliche Mu- gen sei „weltweit einzigartige Bestände zu- Bezüge zur internationalen Kunst ermög- seen derart reüssieren konnte, selbst ein gan- sammenzutragen“ mit dem „feinen Gespür lichen Blätter nichtösterreichischer Künstler, zes Museum zusammenzutragen imstande für Qualität“ hinsichtlich der österreichischen so etwa des Schweizers Ferdinand Hodler, war“, so Koreny, „spreche deutlich genug Künstlerzeichnung des 20. Jahrhunderts. des Belgiers George Minne, beide Vertreter für ihn wie für sich.“ Dieses unterscheide die mit dem kritischen von Symbolismus und Jugendstil, des deut- schen Malers Lovis Corinth und der Expres- sionisten Otto Dix und Ernst Barlach.

Hoffmann, Moser, Peche: Entwurfs- zeichnungen der Wiener Werkstätte Den Konnex der Zeichenkunst zur ange- wandten Kunst fokussiert die Ausstellung durch eine Gruppe von Entwurfszeich- nungen für kunstgewerbliche Arbeiten aus den Jahren 1900 bis 1920, geschaffen von herausragenden Designern der Wiener Werkstätte wie Josef Hoffmann, Koloman Moser oder Dagobert Peche.

Sammeln, der eigenen Linie folgend Daß Sammler Rudolf Leopold „mit ver- gleichsweise bescheidenen finanziellen Mit-

teln, der eigenen Linie folgend, oft gegen © Leopold Museum, Vienna den Trend erwarb was auch andere, die öf- Koloman Moser (1868–1918), Allegorischer Frauenkopf. Bildnisstudie für die fentliche Hand etwa, hätten erwerben kön- Umschlagvignette der 1. Gründermappe von »Ver Sacrum«, 1898/99; Tusche auf nen mag erstaunen“, analysiert Fritz Koreny Papier, 29,1 x 46 cm

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Auge des Connaisseurs ausgewählten Zeich- nungen Leopolds von den Beständen öffent- licher Sammlungen, die vorwiegend den Aspekt dokumentarischer Breite spiegeln würden. „Nicht vieles kaufen, sondern das Wichtige rechtzeitig, zeichnet den Kenner aus“, so Koreny.

Das Kuratorenteam Die Auswahl der Blätter trafen die Kura- toren der Ausstellung Leopold Museum Direktor Franz Smola und Prof. Fritz Koreny, Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Fritz Koreny ist Spezialist für Druck- graphik und Zeichnung des Spätmittelalters und der Renaissance, Mitglied der Kommis- sion für Kunstgeschichte an der Österreichi- schen Akademie der Wissenschaften und des Beirates des Deutschen Vereins für Kunst- wissenschaft. Von 1971-2000 war er Kurator für deutsche und niederländische Zeichnun- gen an der Graphischen Sammlung Alber- tina. Franz Smola: „Mit Fritz Koreny konnten wir einen ausgewiesenen Experten für Handzeichnungen gewinnen, der nicht nur auf eine 30jährige Tätigkeit als Kurator an der Wiener Albertina zurückblickt, sondern © Leopold Museum, Vienna auch auf eine reiche publizistische Erfahrung, Alfred Kubin (1877–1959), »Das Grausen«, um 1902; Tusche, Feder (laviert), die er zuletzt mit seinem 2012 veröffentlich- Spritztechnik auf Katasterpapier, 32,6 x 31,1 cm ten Catalogue Raisonné der Zeichnungen sentlicher Bestandteil dieser Intervention, Öffnung der Sammlung von Hieronymus Bosch grandios unter die sich nicht als Objekt, sondern als Reak- für ein breiteres Publikum Beweis gestellt hat.“ tion und Interpretation der Ausstellung ver- Wichtig sei laut Weinhäupl aber auch steht. „die Öffnung der Sammlung für ein breiteres Hannes Mlenek - Intervention Publikum in den Bundesländern“. Aktuelle »Seismogramm der Erregung« Präsentation der Sammlung Beispiele sind etwa die Ausstellung „Das Eigens für die Ausstellung im Leopold im neuen Kontext Leopold Museum zu Gast“ im niederösterrei- Museum hat der Wiener Künstler Hannes Leopold Museum Managing Director chischen Gauermannmuseum, wo im idylli- Mlenek die Rauminstallation „Seismogramm Peter Weinhäupl: „Einer der Schwerpunkte schen Miesenbach/Scheuchenstein bei Pie- der Erregung“ geschaffen. Die mehrere Me- der aktuellen und kommenden Ausstellungs- sting, dem Heimatort des Biedermeiermalers ter hohe Skulptur einer überdimensionalen tätigkeit des Leopold Museum ist die Prä- Friedrich Gauermann, bis zum Frühjahr linken Hand, der Zeichenhand des Künstlers, sentation der Sammlung im neuen Kontext. 2015 Werke des Künstlers aus dem Bestand hält ein Stück Kreide zwischen den Fingern. Sowohl die vor kurzem eröffnete Schau der Sammlung Leopold gezeigt werden. Darüber, an dieser Wand und auch an den ,Trotzdem Kunst!‘, die sich den Schicksalen Erfolgreich kooperiert das Leopold Mu- anderen Wänden sehen wir die schwarzen österreichischer Künstler im Ersten Welt- seum heuer bereits zum dritten Mal mit dem und roten „Körperformen“ des Künstlers. krieg widmet, als auch die neue Ausstellung Gustav Klimt-Zentrum im oberösterreichi- Franz Smola: „Die Beschäftigung mit ,Linie & Form‘ schöpfen aus dem beein- schen Kammer bei Schörfling am Attersee. Formen, die sich aus der Fragmentierung des druckenden Bestand der Sammlung Leo- In der ab Juli 2014 gezeigten Ausstellung im Körpers ergeben sind kennzeichnend für pold.“ Klimt Dokumentationszentrum, unweit des Mleneks Œuvre.“ Durch die komplexe Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Schlosses Kammer gelegen, wo Klimt viele Verschränkung und Überlappung gebroche- Sammlung soll laut Weinhäupl in den näch- Sommer verbracht hat, wird wieder für ner und häufig auch unterbrochener Linien sten Jahren forciert, der Sammlungsbestand kurze Zeit ein prominentes Original-Klimt- wird der Eindruck simultaner Bewegungsab- verstärkt in all seinen Facetten präsentiert wer- Gemälde aus dem Leopold Museum zu läufe erzeugt, die auch als Erfahrung persön- den. 2015 wird die Annäherung an „Schiele sehen sein. Ziel sei es laut Weinhäupl, „den licher Begegnungen interpretiert werden persönlich“ einen wichtigen Schwerpunkt von der Republik Österreich zum österrei- können. Mleneks Zeichnungen werden nach bilden. Im Jahr darauf soll die außereuropäi- chischen Kulturerbe erhobenen Schatz ver- Ende der Ausstellung wieder übermalt. Der sche Kunst aus der Leopold- Sammlung stärkt landesweit zu präsentieren“. „ temporäre Charakter dieser Arbeit ist we- erstmals umfassend präsentiert werden. http://www.leopoldmuseum.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 118 Kultur Körperbilder – Podobe telesa Expressive Figuralik in Slowenien und Kärnten – Gemeinschaftsausstellung mit dem Museum Slovenj Gradec/Koroška galerija likovnih umetnosti Slovenj Gradec von 10. Mai bis 09. November 2014 im Werner Berg Museum Bleiberg Foto: Karlheinz Fessl Im Werner Berg Museum, Werner Berg, Kirchgeherin, 1961 (63 x 89cm)

lowenien und Kärnten sind sprichwört- tigkeit und auf humanistische Grundlagen Janez Bernik (geb. 1933)? Wer hat die „ver- Slich zwei Länder mit vielen Gesichtern. fokussierte Kontemplation hinterlassen, die hüllten Klänge“ des heimlichen Brodelns Ihr kulturelles Erscheinungsbild ist durch die ihren Blick immer wieder auf den Menschen des Lebenssaftes ebenso feinfühlig wahrge- Verbundenheit mit verschiedenen Zentren ge- selbst richtet. nommen wie Zdenko Huzjan (geb. 1948)? formt, aber trotz ihrer Lage im Herzen Euro- Slowenische und Kärntner Künstler wa- Und wer hat mit einem unbarmherzigeren pas sind sie an den Rand eines lebhafteren ren immer radikal in der Erforschung der Blick ins Jenseits die Empfindlichkeit der Pulsschlages benachbarter Regionen ge- menschlichen Existenz. Sie fanden in ihrem menschlichen Existenz mehr entblößt als drängt worden. Sowohl Kärnten als auch Schaffen zu suggestiven ästhetischen und fo- Jože Tisnikar (1928-1998)? Slowenien bestimmt die geistige Nachfolge rmalen Aussagen über Sein und Vergehen, Die existenziellen, zum künstlerischen einer „gotischen“ Empfindung. Es scheint, die der slowenische Kritiker und Theoretiker Ausdruck gewordenen Erfahrungen machen daß die mittelalterliche Tradition aus jener Tomaž Brejc einen „dunklen Modernismus“ früher oder später die festen Begriffe zunich- Zeit, als über diesen Flecken Erde wichtige nannte. te – fraglich werden Mensch und Welt, Handels-und Kunstwege verliefen, die Ge- Wer hat die Einsamkeit des Lebens so er- gesellschaftliche Verhältnisse und der Wert gend für immer gekennzeichnet hat. Mo- faßt wie Gabriel Stupica (1913-1990)?Für menschlicher Handlungen. Was den Künst- derne künstlerische Bestrebungen waren im wen hat sich die rote Farbe sosehr in Blut lern letztlich bleibt ist der Körper – aus ihm 20. Jahrhundert dieser elementaren Verwach- verwandelt wie für Marijo Pregl (1913- resultiert die Erfahrung und mit ihm ist Er- sung mit der Überlieferung eines in sich ver- 1967)? Wer hat die körperliche, sexuelle Er- fahrung erst möglich. Der Körper ist kein sunkenen, auf das lokale Idiom orientierten fahrung der Welt in den abgebildeten Men- geschlossenes Konzept, er ist ein offenes Sy- Lebens gefolgt. schen so realisiert wie Veno Pilon (1896- stem, der den Energie- und Ideenfluß ermög- Diese hatte im Charakter der Menschen – 1970)? Wer hat seinen Glauben in die Form licht. Wir stammen vom Körper, wir befin- und Künstlers – eine erkennbare Ernsthaf- des menschlichen Maßes so geoffenbart wie den uns im Körper und drücken uns mit dem

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 119 Kultur Foto: Werner Berg Museum

oben: ein Blick in die Ausstellung Körperbilder – die Oberlichthalle rechts: Joze Tisnikar, Po Kataklizmi I 1975

Körper aus: gemaltes Bild und Skulptur sind Körperbilder und sind selbst Körper. Die Anstrengung der modernen Kunst, sich von der Abhängigkeit vom (menschlichen) Kör- per zu befreien, hat sich als utopische Illu- sion erwiesen. Ob ganzheitlich oder frag- mentarisch, kaum wahrgenommen oder ganz verhüllt – stets bleibt die Figur Grundprinzip und Kanon der bildnerischen Weltsicht. Die Figur ist für den Künstler mehr geworden als nur die dreidimensionale Wirklichkeit. Er hat sie in die Sphäre der Welt als Vorstellung getragen und sich mit unterschiedlichen Methoden der Bildsprache einer sublimeren Seite des Körpers und der Körperlichkeit angenähert: das Bild des Körpers und der Körper des Bildes werden eins. ^

Grundlegende Arbeiten slowenischer Maler und Bildhauer Die Ausstellung im Werner-Berg-Museum zeigt grundlegende Arbeiten slowenischer Maler und Bildhauer aus den bedeutendsten nationalen Sammlungen. In Themenkreisen entsteht ein Überblick über die slowenische figurative Kunst von der Zeit des Bruchs mit der Tradition am Beginn des 20. Jahrhun- derts, über expressionistische Meisterwerke , den magischen Realismus vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, über existenzialistische

Bilder der Einsamkeit, surrealistische und Foto: Werner Berg Museum

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phantastische Visionen, postmodernistische Werner Berg. Seine ständige Sammlung gibt und den idealen Rahmen für die Kunstwerke figurative Gestaltungen bis zu abstrakten Ar- mit zahlreichen Ölbildern, Holzschnitten bietet. 2004 wurde eine die historische Bau- beiten, die im erstarrten spiegelbildlichen und Skizzen einen repräsentativen Einblick substanz ergänzende Oberlichthalle für Son- Medusenblick den Bildkörper selbst erfor- in das Lebenswerk des 1904 in Elberfeld ge- derausstellungen eröffnet und anläßlich der schen. Die Ausstellung ergänzen Skulpturen borenen Künstlers. Jährliche Sonderausstel- Europaausstellung „Macht des Wortes – und Videodokumente. lungen zeigten u.a. Werke von Emil Nolde, Macht des Bildes“ wurde das Areal 2009 um Das gemeinsame Ausstellungsprojekt Egon Schiele oder Oskar Kokoschka. einen Panoramalift, eine Kreativwerkstatt und „Körperbilder“ im Werner-Berg-Museum in Heimstätte des Museums ist ein Jahrhun- einen Skulpturengarten erweitert. „ Bleiburg und in der Kunstgalerie in Slovenj derte altes Gebäude am Bleiburger Haupt- http://www.wernerberg.museum Gradec verbinden ausgewählte Werken zweier platz, das 1997 gefühlvoll revitalisiert wurde http://www.glu-sg.si/en großer Meister der figurativen Malerei mit expressiver Brisanz als roter Faden: des Wahlkärntners Werner Berg (1904–1981) und des Slowenen Jože Tisnikar (1928– 1998). In der Stadtpfarrkirche Bleiburg wird im Rahmen dieser Ausstellung der Zyklus „Ecce Homo“ von Valentin Oman gezeigt. Die Ausstellung „Körperbilder“ in der Kunstgalerie in Slovenj Gradec präsentiert Arbeiten der hervorragendsten Vertreter der modernen und zeitgenössischen figurativen Kunst aus Kärnten, überwiegend aus Samm- lungen des Museums Moderner Kunst in Klagenfurt: Arnulf Rainer, Marija Lassnig, Kurt Kocherscheidt, Kiki Kogelnik, Reimo Wukounig, Valentin Oman, Hugo Wulz, Birgit Pleschberger, Cornelius Kolig, Her- mann Falke u. a.

Das Werner Berg Museum wurde im Jahre 1968 als Werner-Berg-Gale- rie der Stadt Bleiburg eröffnet. Die perma- nente Schau präsentiert seither in einzigarti- ger Wechselwirkung von Kunst und Umwelt das Œvre des Künstlers im Kerngebiet sei- Foto: Werner Berg Museum nes Ursprungs. oben: Werner Berg, Junge Familie, 1931 (90 x 100cm); Werner Berg hat sich auf Als eines der ersten monographischen diesem Bild zusammen mit seiner Frau, seiner ältesten Tochter Ursula und der Museen Österreichs errichtet, bewahrt es gerade geborenen Tochter Klara in der »Stube« seines Hofes dargestellt. heute den reichen Bilderbestand der Stiftung unten: Roberto Kusterle, Hommage an Tisnikar, 2007 Foto: Werner Berg Museum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 121 Kultur Salzkammergut Festwochen Gmunden 2014 Am 13. Juli eröffnen die Salzkammergut Festwochen Gmunden unter der Intendanz von Jutta Skokan ihre 28. Spielsaison.

er Philosoph Konrad Paul Liessmann Dwird die Eröffnungsrede „Kunst im Spannungsfeld von öffentlichem Interesse und individueller Leidenschaft“ halten. Das Festival wird bis zum 24. August den ganzen Sommer hindurch täglich kulturelle Höhe- punkte an den schönsten Plätzen des Salz- kammerguts bieten.

Klassische Konzerte In einer Reihe großer klassischer Kon- zerte präsentiert Intendantin Jutta Skokan prominente Interpreten „paarweise“. Den Auftakt geben am 8. Juli der junge Starcellist Gautier Capuçon und die vielfach ausge- zeichnete Pianistin Yuja Wang (eine Koope- ration mit Rotary). Zur Eröffnung am 13. Juli werden die koreanischen Schwestern Sunok Lee und Yoo Soon Lee diesen „musikalischen Reigen zu zweit“ fortsetzen. Die großen Kla- vierkonzerte mit den Schwestern Marielle und Katia Labèque am 18. Juli und Ferhan Foto: Thomas Böhm Der Literaturschwerpunkt der Salzkammergut Festwochen Gmunden 2014 wird und Ferzan Önder am 16. August verspre- dem Tiroler Erfolgsautor Felix Mitterer gewidmet sein. chen erstklassiges, furioses Musizieren. Sie zählen zu den erfolgreichsten Pianistenduos Karl Schreiblmayr zur Uraufführung kom- Molden gibt am 21. Juli ein Solokonzert: der Welt. Dennis Russell Davies und Maki men. Außerdem steht ein Werk von Helmut Wien Mitte. Eine Gospel-, Blues- und Funk- Namekawa, werden am 31. Juli Mozarts Zau- Rogl in österreichischer Erstaufführung auf revue steht am 23. Juli auf dem Programm: berflöte in einer vierhändigen Fassung von dem Programm. Anschließend Podiumsge- In the Spirit of James Brown mit Paul Zau- Alexander von Zemlinsky zur Aufführung spräch. Ein interessanter Abend für Opern- ner und Ethel Calhoun. Jodlerin Christina bringen. – Lidia Baich, Matthias Fletzberger, freunde am 20. Juli: Die Kammeroper Schat- Zurbrügg wird am 8. August durch ihre Suyang Kim, Till Alexander Körber und ten im Dorf von Gunter Waldek, eine Pro- Stimme, ihren Wortwitz und ihr meisterhaf- Ernst Kovacic sind weitere prominente Klas- duktion der Musiktheaterstudios der Anton tes Jodeln am Grünberg beflügeln. Anna sikinterpreten dieses Sommers. Bruckner Privatuniversität Linz, mit Christa Lang und Alois Eberl, das WoodAir Duo, Der junge serbische Pianist Ivan Bašiæ Ratzenböck, Andreas Lebeda und Robert präsentieren Milonga Instrumentàl – gibt sein Österreichdebüt am 9. Juli. Andreas Holzer in den Hauptrollen wird als Gastspiel Improvised Tangomusic am 14. August. Eggertsberger gastiert am 11. August im Stadt- im Stadttheater Gmunden unter der Regie Ein Höhepunkt für Jazzfreunde wird das theater Gmunden. Das Belmonte Quartett gibt von Peter Pawlik aufgeführt werden. Diri- Konzert der beiden genialen Instrumentali- am 13. August ein Gastspiel in Gmunden. gent: Thomas Kerbl. sten Thomas Gansch und Georg Breinschmid am 3. August sein. Weitere Jazzgrößen die- Barockmusik Jazz, Folk, Blues und mehr! ses Festivals sind die Jazzpiano- und steht vom 4. bis 6. August auf dem Programm: Über die Klassik hinaus präsentiert sich Loungepunk-Künstlerin Stephanie Nilles Mit dem Ensemble Les roses sauvages, Su- das Musikprogramm dieses Festivalsom- aus New Orleans am 14. Juli, Werner sanne Pumhösl und dem Ensemble ConCor- mers vielseitig und facettenreich: US-Folk- Puntigam plus WP Calling feat. Barbara Alli da. In Zusammenarbeit mit daphne music. sängerin Suzanne Vega wird am 1. August am 7. August, Heavy Tuba Experience am im Kino Ebensee gastieren (in Zusammen- 12. August, Harry Sokal und Johannes Zeitgenössische Musik arbeit mit dem Kulturverein Kino Ebensee). Ochsenbauer am 18. August und Martin Dem oberösterreichischen Komponisten „Eine Stimme, eine Gitarre, eine Story“: Reiter Double Trio feat. Bastian Stein am 20. Gunter Waldek ist ein zweitägiger Schwer- Bluesmusiker Sir Oliver Mally wird am 16. August. Schließlich wird Peter Herbert im punkt gewidmet: Am 19. Juli werden drei Juli auf dem Schiff Karl Eder zu hören sein. Rahmen einer Lesung mit Musik am 24. Lieder von Gunter Waldek nach Texten von Der bekannte Wiener Singer-Songwriter Ernst August am Kontrabass zu hören sein.

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Schwerpunkt Erster Weltkrieg „Also sie ham uns den Ferdinand erschla- gen“ lautet der Titel des Schwerpunkts, wel- cher der 100jährigen Wiederkehr des Be- ginns des 1. Weltkriegs gewidmet ist. Dra- maturg, Akteur und Kurator Franz Schuh führt begleitende Gespräche (Details über die zahlreichen Termin finden Sie auf der Webseite, Link am Ende des Beitrags).

Literaturschwerpunkt »Ein Fest für Felix Mitterer« Der Literaturschwerpunkt der Salzkam- mergut Festwochen Gmunden 2014 wird dem Tiroler Erfolgsautor Felix Mitterer ge- widmet sein. Der dicht programmierte Lite- raturschwerpunkt von 24. bis 27. Juli bietet eine einzigartige Gelegenheit, dem Schrift- steller an mehreren Tagen zu begegnen und sein Werk unmittelbar zu erleben. (Details zum Mitterer-Literaturschwerpunkt finden Sie auf der Webseite, Link am Ende des Bei- trags). Filmaufführungen und anschließende Ge- spräche stellen Felix Mitterer als Drehbuch- autor vor. Gezeigt werden Tatort: Baum der Foto: Umberto Nicoletti Geben große Klavierkonzerte: die Schwestern Marielle und Katia Labèque Erlösung, Egon Schiele von John Gold- schmidt, Piefke-Saga Teil 4 Die Erfüllung, sche Reise ins Jenseits. – Fridolin Meinl Filme Verkaufte Heimat Teil 1 Brennende Lieb und wird in Liebe, Haß und Baß – Der Kontrabaß Kurt Palms neuer Film Kafka, Kiffer und Teil 2 Leb wohl du mein Südtirol von Karin von Patrick Süskind am 17. August zu sehen Chaoten ist am 19. Juli im Stadttheater Gmun- Brandauer, Ein Requiem für Dominik von sein. Hedda Gabler von Henrik Ibsen wird den zu sehen. Anschließend: Gespräch mit Robert Dornhelm, Die Weberischen u.a.. am 19. August in der Hipphalle erstaufge- Franz Schuh und Kurt Palm. Carola Mair Dazu Diskussionen und Gespräche mit führt. Regiedebüt: Nathalie Ananda Ass- präsentiert ihren neuen Film Wild@heaART Robert Dornhelm, Michael Forcher, Norbert mann. – Puppentheater für Erwachsene gibt oder: die Kunst jung zu bleiben am 16. Blecha u.a. es am 20. Juli: Das Josef-Hipp-Puppenthea- August. Alle Filme in Zusammenarbeit mit Idee und Konzeption: Jutta Skokan und ter aus Tiflis zeigt Die Dreigroschenoper von der Kulturinitiative 08/16. Franz Schuh. Begleitende Umsetzung: Bern- Bert Brecht. hard Fetz und Hannes Schweiger, Helene Programm für Kinder, Familienkonzerte Habacher und Brigitte Zierhut-Bösch. Tanz Familien sind zu unterhaltsamen und Die Sechs Sonaten op. 27 für Solovioline lustigen Konzerten eingeladen: Der Lieder- Lesungen des belgischen Geigers, Komponisten und macher Toni Knittel präsentiert sein Pro- Marie Colbin präsentiert am 15. Juli ihr Dirigenten Eugène Ysaÿe sind großartige gramm BEST OF Bluatschink am 16. Juli in eindrucksvolles autobiografisches Werk TA- poetische Klangbilder, die am 22. Juli von der Hipphalle. Am 15. August: Familien- BU. Martin Schwab liest am 22. Juli im TänzerInnen der Cie. Off Verticality in einer konzert mit Kerstin Heiles und Christoph Bernhard Haus aus Ja von Thomas Bern- Choregraphie von Rose Breuss dargestellt Pauli. Die beliebte Sängerin präsentiert Songs hard. Sunnyi Melles präsentiert am 29. Juli werden. aus Filmen von Walt Disney. Ein Familien- ausgewählte Texte von Ingeborg Bachmann. konzert zum Mitmachen gibt es am 23. Au- Filmdiva Hanna Schygulla liest am 22. Au- Ausstellungen gust mit Bernhard Fibich. gust aus ihrer Autobiographie Wach auf und Beste Malerei aus allen Werkphasen träume. Weitere Lesungen mit Johannes We- Manfred Hebenstreits wird in der Ausstel- Zeitgenössische Österreichische Musik semann (9. August), Daniell Porsche (23. lung Streiflichter ab 11. Juli in der Hipphalle ist ein wichtiger Bestandteil des Festwochen- August), Fabian Faltin (24. August) und zu sehen sein (ein Projekt der Galerie422). programms: Heuer kommen Werke/Musik Erich Josef Langwiesner (24. August). Im Wandel: Skulpturen und Bilder vom von Gunter Waldek, Helmut Rogl, Rainer Markus Treml und Michela Ghsietti sind ab König-Hollerwöger, Anna Lang, Martin Theater 9. August in der Hipphalle zu sehen. Die Reiter, Ernst Molden, Sir Oliver Mally, Theater steht bei den Festwochen mehr- Projektpräsentation Der Raub der Proserpina Thomas Gansch, Werner Puntigam, Johan- fach auf dem Programm: Philipp Hochmair von Johannes Deutsch wird am 12. August in nes Ochsenbauer, Paul Zauner, Peter Herbert & Die Elektrohand Gottes geben am 17. Juli der katholischen Pfarrkirche Bad Ischl u.a. zur Aufführung. „ den Jedermann – Reloaded – Eine ekstati- gezeigt. http://www.festwochen-gmunden.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 123 Film Das finstere Tal … gewann in acht Kategorien den »Deutschen Filmpreis« Foto: Allegro Film / Thomas W. Szenenbild aus »Das finstere Tal« – Fotograf Greider (Sam Riley) vor der beeindruckenden Kulisse auf 2000 Metern Seehöhe m 9. Mai wurde im Berliner Tempo- Stringenz. Wir müssen diesen Weg gemein- schaft für Western und Filmmusik im Hin- Adrom der „Deutsche Filmpreis“ verlie- sam weiter verfolgen.“ terkopf, schuf er einen wuchtigen Genreritt, hen. Die renommierte Auszeichnung ist mit Der „Deutsche Filmpreis“ für „Das fin- der sich als fein austariertes und von einem insgesamt knapp drei Millionen Euro Preis- stere Tal“ wurde in folgenden Kategorien düsteren Geheimnis getriebenes Rachedra- geld der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. verliehen: ma in einem entlegenen Alpenhochtal ent- Der Film „Das Finstere Tal“ von Andreas  „Bester Spielfilm“ in Silber, lädt. „Ein Pageturner“, so der österreichische Prochaska, von Allegro Film produziert und  Tobias Moretti für „Beste darstellerische Produzent Helmut Grasser, dem es gemein- im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens Leistung - männliche Nebenrolle“, sam mit Regisseur Andreas Prochaska ge- vom ORF kofinanziert, war in insgesamt  Thomas W. Kiennast für „Beste Kamera / lang, die Rechte für die Verfilmung zu be- neun Kategorien nominiert und durfte sich Bildgestaltung“, kommen, was in diesem Fall keine Frage des über insgesamt acht Lolas freuen.  Claus Rudolf Amler für „Bestes Szenen- Geldes war. „Andreas Prochaska, mit dem „Der persönliche Erfolg aller Filmema- bild“, ich ja schon mehrere Filme gemacht habe, cherInnen, die heute einen Preis erhalten  Natascha Curtius-Noss für „Bestes Ko- hat mich angerufen und mich gefragt, ob ich haben, ist erneuter Beweis der Stärke Öster- stümbild“, mir diesen Roman besorgen könnte“, er- reichs in der internationalen Filmlandschaft.  Helene Lang und Roman Braunhofer für innert sich Grasser. „Er stünde schon im Kon- Ich gratuliere allen Gewinnerinnen und Ge- „Bestes Maskenbild“, takt mit Thomas Willmann und das Beson- winnern sehr herzlich und bedanke mich für  Matthias Weber für „Beste Filmmusik“ dere war in diesem Fall, daß wir die Rechte die konsequente und professionelle Arbeit, und nicht im klassischen Sinn erwerben konnten. die hinter diesen Erfolgen in allen Bereichen  Dietmar Zuson, Christof Ebhardt und Der Autor ist ja auch Filmkritiker und hatte steckt. Österreichische Filmschaffende und Tschangis Chahrokh für „Beste Tonge- da sehr klare Vorstellungen, wie eine Ver- österreichische KünstlerInnen zeigen in staltung“. filmung aussehen sollte. Das hieß, er hat sich Europa auf und setzten neue Akzente. Dieser den Regisseur ausgesucht. Es gab viele Pro- Erfolg ist auch Ergebnis strategischer Nach- »Das finstere Tal« auf duktionsfirmen aus Deutschland und Öster- wuchsförderung. Konsequenz, Geradlinigkeit der großen Leinwand reich, die das Buch kaufen wollten, aber er und visionäres Denken führt zu Erfolg und Im Sommer 2010 kam mit dem grandio- hat es nicht verkauft. Und am Ende ent- Selbstverständnis. Die bisherigen Preise und sen Roman „Das finstere Tal“ das spektaku- schied er sich für Andreas Prochaska.“ die heutigen ,Lolas‘ untermauern hier die läre Romandebüt des Kulturjournalisten Tho- Klar war aber auch, daß „Das finstere künstlerische und international anerkannte mas Willmann heraus. Mit seiner Leiden- Tal“ durch das aufwendige Setting eines Al-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 124 Film penhochtals nicht nur als österreichische Pro- duktion entstehen konnte, und so begann die Suche nach einem Partner in Deutschland und bei der Berlinale 2012 wurde man fün- dig. „Zwei Tage vor der Berlinale hat Helmut Grasser mich angerufen und mir das Projekt angeboten“, erinnert sich Stefan Arndt (X Fil- me Creative Pool). „Als ich in einem Bahn- hofskiosk das Buch sah, habe ich es schnell gekauft und mitgenommen. Man darf nicht vergessen, es war Berlinale. Das ist immer absolute filmische Nahkampfzeit bei mir und es paßt kein Blatt Papier zwischen die zahllosen Termine. Trotzdem habe ich das Buch nach der ersten Seite einfach nicht mehr wirklich weglegen können und hatte es © Allegro Film / Thomas W. Kiennast nach drei Tagen durch. Irgendwie habe ich Greider (Sam Riley) mir zwischen drin immer wieder 10 oder 20 Minuten gestohlen. Insofern war klar, daß wir noch während der Berlinale abgemacht haben, daß wir ,Das finstere Tal‘ gemeinsam auf die Leinwand bringen wollen.“ Und zwar nicht irgendwann, sondern so schnell wie nur möglich. „Wir hatten das ehrgeizige Ziel, ein Jahr später zu drehen, obwohl wir noch nicht wirklich mehr als die Rechte und einen Plan hatten“, sagt Grasser. „Während wir da noch in Berlin waren, ha- ben Martin Ambrosch und Andreas Prochas- ka schon mit der ersten Drehbuchfassung an- gefangen und schon die anderthalbte war dann so gut, daß man den Film erkennen konnte. Nach der Berlinale haben wir das alles fest- gezurrt und uns geschworen, daß wir das © Allegro Film / Thomas W. Kiennast schaffen…“ Edi Brenner (Florian Brueckner) und Hans Brenner (Tobias Moretti) „Genrefilme sind keine einfache Sache in Vom Roman zum Drehbuch lung bieten. Die große Herausforderung für Deutschland. Außer, das Genre ist Komö- „Wenn wir einen Film machen“, so mich und meinen Drehbuchautor Martin Am- die“, erklärt Arndt. „Im Grunde konnten wir Arndt, „dann soll er ein Unikat sein. Man brosch war, die komplexen Zusammenhänge nur als Doppelpack Deutschland/Österreich muß etwas Einzigartiges herstellen. Das ist des Buchs so auf Filmlänge zu bringen, daß das Budget erreichen, daß wir mindestens das, was mir bei jeder Idee wichtig ist.“ man nicht das Gefühl hat, in einem mittel- brauchten, um so einen Film wie ,Das finste- In Thomas Willmanns Roman ist der mäßigen Auszug des Romans zu landen.“ re Tal‘ machen zu können. Wobei ich zuge- Mann, der das finstere Tal mit seiner ver- „Das Buch war ja selbst schon sehr fil- ben muß, daß die Finanzierung mit den ersten schworenen Dorfgemeinschaft erreicht, lan- misch“, so Stefan Arndt, „aber Martin Am- Drehbuchfassungen wie geschnitten Brot ge Zeit nur der Fremde und man erfährt nicht brosch und Andreas Prochaska haben mit ging und der Glücksfall war von deutscher wirklich etwas über diesen Greider, außer dem Drehbuch einen großartigen Job ge- Seite, daß das ZDF sehr schnell zugesagt hat daß er Bilder der Berglandschaft malen will. macht. Allein die Idee, aus dem Maler Grei- und wir so die einzelnen Puzzleteile schnell Man spürt, daß er ein Geheimnis hat, daß er der einen Fotografen zu machen, ist ein per- zusammen hatten. Wir haben das eingesam- noch etwas anderes im Sinn haben muß. Ge- fektes Beispiel. Es ist keine große Änderung, melt, was wir als absolute Untergrenze paart mit der feindseligen Haltung der mei- aber durch den Wechsel zur Fotografie wird brauchten.“ Ein Mitarbeiter Arndts hat „Das sten Talbewohner und der stets drohenden es greifbarer und filmischer.“ finstere Tal“ mal als „Django unchained – Präsenz der Brenner-Bauern entsteht eine „Das war gleich in doppelter Hinsicht ein trifft Das weiße Band“ umschrieben und Stimmung mit der Kraft eines aufkommen- genialer Einfall, weil die Fotografie etwas damit die beiden wichtigsten Schlagrichtun- den Gewittersturms. Für die filmische sehr westernmäßiges hat und wir zum ande- gen dieser Verfilmung auf den Punkt ge- Umsetzung waren allerdings ein paar ent- ren der Frage aus dem Weg gehen konnten, bracht – auf der einen Seite Rachethriller mit scheidende Änderungen wichtig. was für eine Kunst und in welchem Stil der einem unbekannten „Fremden“, auf der an- „Der Roman“, erklärt Andreas Prochaska, Greider seine Bilder auf die Leinwände deren authentisches Heimatdrama in einem „läßt sich relativ viel Zeit für die Exposition. bringt.“ archaischen Alpenhochtal Ende des 19. Jahr- Das sind fast 100 Seiten, die super geschrie- Die entscheidende Änderung zum Roman hunderts. ben sind, aber nicht so viel an ‚echter‘ Hand- aber ist sicherlich die Veränderung der Per-

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ein komplett englischsprachiger Film, der in der Tiroler Bergwelt spielt, ließe sich zwar vielleicht auf dem Papier weltweit besser vermarkten, würde dabei aber seinen spezifi- schen Reiz verlieren, wie man es bei vielen anderen europäischen Genreversuchen oft beobachten konnte. „Was wir, Helmut Grasser und ich, uns vorher gesagt haben war, daß wir den Film so gut machen wollen, daß es davon kein Remake geben kann“, so Stefan Arndt.

Das Tal wird bevölkert „Normalerweise versuchen ja alle, den internationalen Markt zu erobern in dem man auf englisch dreht und auch deutsche © Allegro Film / Thomas W. Kiennast Luzi (Paula Beer) und ihre Mutter die Gaderin (Carmen Gratl) Schauspieler englisch sprechen läßt“, sagt Prochaska. „Wir sind aber den umgekehrten Weg gegangen und holten mit Sam Riley als Greider einen britischen Star und haben ihn deutsch sprechen lassen. Das war auch für mich sehr reizvoll, weil man diese zwei Wel- ten durch die Besetzung bedienen kann. Der Fremde ist sozusagen aus dem Wilden Westen. Der Akzent, wenn er deutsch spricht, ist nicht gemacht, sondern echt. Und diese Begeg- nung des Fremden mit den Österreichern hat ein ganz eigenes Spannungsfeld.“ „Und so wie der Fremde im Buch von einem echten ,Fremden‘ gespielt wird, durf- ten die Bewohner des Tals nicht von zu weit herkommen, so Prochaska. „Das war auch interessant beim Casting. Ich habe relativ

© Allegro Film / Thomas W. Kiennast schnell gemerkt, daß es nicht funktioniert, Helmut A. Häusler, Martin Leutgeb, Clemens Schick und Tobias Moretti von wenn die Schauspieler zu sehr aus dem Nor- Thomas W. Kiennast (»Beste Kamera / Bildgestaltung« und Claus Rudolf Amler den kommen. Bis auf den Clemens Schick (»Bestes Szenenbild«) für Regisseur Andreas Prochaska aufbereitet. und die Paula Beer sind es tatsächlich vor spektive, aus der die Geschichte jetzt auf der bekannter diese abgeschnittene Welt in den allem Tiroler oder Bayern.“ Als Luzi Gader, Leinwand erzählt wird. Als würde sich die Bergen heimsucht, zum anderen Luzi, die kurz die auf der Leinwand noch wichtiger für die von Paula Beer gespielte Tochter Luzi der vor ihrer Heirat steht, aber nur mit Angst auf Geschichte als im Roman ist, wurde die Gader-Witwe an diesen Winter erinnern, in den Tag der Hochzeit blicken kann – einer 18jährige Berlinerin Paula Beer gefunden, dem Greider in das Hochtal kam. Durch sie Angst und einem Schrecken, der in ihrer die für ihren Part in Chris Kraus „Poll“ als wird die düstere Vorahnung und die Dra- Welt allgegenwärtig zu sein scheint. „Das neue junge Schauspielentdeckung und Na- matik, die sich im Buch „zwischen den Zei- finstere Tal“ ist als einzigartige Mischung turtalent gefeiert wurde. len“ aufbaut, faßbarer. von „Western“ und „Heimatfilm“ ein bemer- „Das war eine lange Suche für diese Rol- „Das war eigentlich gleich am Anfang kenswertes Beispiel dafür, wie Genre im le, weil es schwer ist, überhaupt eine junge schon die Idee der Autoren“, sagt Helmut deutschsprachigen Raum eben doch funktio- Schauspielerin zu finden, die diese Jung- Grasser. „Daß die Geschichte von ihr erzählt nieren kann. fräulichkeit transportieren kann“, so Pro- wird, war die Königsidee für den Film.“ „Die deutschen Versuche, Genre zu ma- chaska. „Wir brauchten eben eine Luzi, die „Man sieht das, was da passiert, sozusa- chen, haben für mich oft nicht authentisch einerseits so stark und selbstbewußt wirkt, gen durch die Augen der einzigen Figur, die gewirkt“, erklärt Grasser. „Das waren mei- daß sie in diese raue Welt paßt, und anderer- gerettet wird“, erzählt Prochaska. „Wir woll- stens Hülsen. Es sah so aus, als würden nur seits nicht so wirkt als hätte sie schon fünf ten ja nicht nur einen Rachefilm, sondern die Amerikaner nachgemacht werden. Na- Liebhaber gehabt und besser in die Club- auch die Geschichte einer Rettung und der türlich gibt es Genreregeln, die universell szene einer Großstadt paßt. Das hat Paula Emanzipation dieser Dorfgemeinschaft er- sind, aber die Geschichte muß originär sein Beer wirklich glaubhaft transportieren kön- zählen. Da hat es sich fast aufgedrängt, die und ihrer jeweiligen Umgebung sehr genau nen und wie sehr sie dann im Laufe der Luzi zur Erzählerin zu machen.“ angepaßt sein. Das muß ‚wo‘ spielen.“ Schau- Dreharbeiten zur zweiten Hauptfigur werden So hat der Film zwei starke Hauptfi- platz und Geschichte müssen zusammen pas- würde, war mir am Anfang auch nicht in die- guren: zum einen Greider, der als große Un- sen und dürfen nicht austauschbar sein – und sem Umfang klar.“

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Die Besetzung des dunklen Helden der Geschichte mit Sam Riley war ebenfalls ein echter Coup. Als Engländer paßt er perfekt in die Rolle des wortkargen Fremden, der aus Amerika in diese archaische Bergwelt reitet. „Ich hatte mir das in den Kopf gesetzt, Sam Riley zu überzeugen und für die Rolle zu gewinnen“, erinnert sich Stefan Arndt. „Der startete ja damals so richtig durch und dann bekommt das oft so eine Eigendynamik. Aber ein guter Schauspieler kann eben auch selber lesen und entscheiden.“ Zu dem Paket ge- hörten natürlich auch die Bewohner der Dorf- gemeinschaft des „finsteren Tals“ – insbeson- dere die Brenner-Sippe, die die absolute Herrschaft im Tal hat, über Leben und Tod © Allegro Film / Thomas W. Kiennast entscheidet und sich jedes Recht heraus- Pfarrer Breiser (Erwin Steinhauer), Lukas und Luzi (Thomas Schubert und (Paula Beer) nimmt. „Andreas Prochaska hat da eine wirk- liche bemerkenswerte Auswahl getroffen, Seite so ein riesiger Hof: dunkelbraun, rich- Geniale war, daß es diese Museumshöfe die in jeder Hinsicht stimmt“, so Stefan Arndt. tig schwer. Dann fährt man weiter und sieht gibt“, so Stefan Arndt. „Da haben wir zwei Die Besetzung dieser Herrscher-Bande ist wieder so einen großen Hof, der aber dage- oder drei kombiniert für die Häuser und für auf den Punkt genau gelungen – von Tobias gen total mickrig wirkt. Hier wohnt diese die Innenaufnahmen.“ Moretti als Kopf der Brenner-Söhne über Luzi. Plötzlich war alles aus Fleisch und Blut! Die verschiedenen Höfe, die im Film das seine von Clemens Schick, Florian Brück- Da ist der Flur noch so wie vor 200 Jahren, Dorf bilden, liegen meist nur wenige Auto- ner, Helmuth A. Häusler, Martin Leutgeb da ist das Bad noch genauso und auch das minuten voneinander entfernt und machten und Johann Nikolussi gespielten Brüder bis Wohnzimmer! Es war alles so real dadurch.“ dieses Tal zum perfekten und passenden zu Hans- Michael Rehberg als bedrohlicher Film ist natürlich Illusion und es wurde Hauptdrehort in den Wintermonaten. Ge- Patriarch des Tals. nicht nur in einem Tal und nicht nur in einem dreht wurde „Das finstere Tal“ an 44 Tagen, Glaubwürdigkeit und Authentizität waren Dorf oder auf einem Hof gedreht, aber in verteilt auf einmal sechs Wochen im Winter aber nicht nur für die Hauptrollen des Films diesem Fall waren die alternativen Drehorte und noch mal zwei Wochen im Frühjahr für wichtig, sondern wurden genauso auch bei tatsächlich eher Nebensache und es gab mit die Herbst- und Frühlingszenen des Films. der Auswahl der Statisten berücksichtigt. dem Schnalstal in Südtirol dieses eine Tal, Und eine der schwierigsten Szenen des ge- „Im Prinzip waren ja die ganzen Kompar- das für den Film zum „finsteren Tal“ wurde. samten Drehs wurde, trotz all der Härten sen von dort“, so Andreas Prochaska. „Und Es ist die Gegend um Kurzras auf ca. 2000 davor ausgerechnet eine Szene, die im Früh- wenn man wieder in Wien dreht und mit Metern Seehöhe, ein touristisch gut erschlos- jahr gedreht wurde, erklärt Helmut Grasser. Profi-Komparsen arbeitet, die nicht mal wirk- senes Gebiet, aber mit vielen historischen „Die ärgste Szene war die mit dem Schlamm. lich natürlich von links nach rechts gehen Bauten und Höfen, die bis ins 14. Jahrhun- Das war einfach ein Horrordrehtag. Das Wet- können, dann merkt man, wie viel man an dert zurückreichen, nicht weit entfernt vom ter hatte uns ein Schnippchen gespielt. Es solchen spannenden Gesichtern hat, die so Hauslabjoch, der Fundstelle des Ötzi. „Das durfte auf keinen Fall schneien, weil die einen Job auch als Abenteuer erleben. Auch Szene im Herbst spielen sollte, dann hat es das macht etwas. Ich habe ja nichts davon, aber angefangen in Kübeln zu regnen und wenn ich einen toll kostümierten Tobias Mo- später kam auch noch Schnee dazu. Es war retti habe und daneben ein Komparse steht, ein Elend unter diesen Bedingungen zu dre- der weder in die Zeit noch in die Gegend paßt. hen, aber die Bilder, die wir bekommen ha- Und diese Leute haben das auch alles mitge- ben, waren grandios. Das, was wir da an macht und sind auch am dritten Tag bei ewi- sichtbarer Stimmung und Unwirtlichkeit für gen Außenaufnahmen bei Minusgraden und die Leinwand bekommen haben, hätten wir in historischen Kostümen noch wiederge- uns normalerweise niemals leisten können.“ kommen. Dementsprechend haben wir sie So wie für die meisten war es auch für am Ende des Filmes gewürdigt in ‚Greiders Andreas Prochaska der „mit Abstand an- Fotografien‘, die während des Abspanns zu strengendste Film“, den er je gemacht hat. sehen sind.“ Und daß, obwohl alles „ohne größere Schwie- rigkeiten ablief“ und selbst die Kälte für alle Am Set im kalten Tal menschlichen Beteiligten irgendwann ein- „Die erste Fahrt zum Set fand ich un- fach dazu gehörte. „Nur die Pferde hatten heimlich spannend“, erinnert sich Paula Beer, echte Probleme“, so Andreas Prochaska. „Das (Luzi), „weil man langsam in diese Welt rein- war mir vorher auch nicht klar, daß Pferde kommt. Man fährt immer höher in den Schnee bei minus 15 Grad anfangen zu husten.“ „ und dann kommt plötzlich auf der rechten © Filmladen Filmverleih http://www.dasfinsteretal.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 127 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 77. Folge portraitiert er Lenore Aubert (Eleanore Maria Leisner) Schauspielerin

leanore Maria Leisner kam am 18. April 1918 in der einst süd- Esteirischen Stadt Cilli (heute Celje, Slowenien) als Tochter des k.u.k. Generals Oscar Leisner zur Welt, wuchs jedoch in Wien auf. Sie nahm gegen den Willen der Eltern Schauspielunterricht, arbeite- te gelegentlich als Statistin beim Film und hatte Mitte der 30er-Jahre erste Auftritte am Theater an der Wien. Als ein Team der Paramount in der Donaumetropole ein „back-projected“ Segment*) für den Lubitsch-Streifen „Bluebeard’s Eighth Wife“ drehte und dazu ein Mädchen benötigte, das aus einiger Entfernung wie Claudette Colbert aussah, kam Leisner als glückliche Aspirantin zum Zug. Nach den verhängnisvollen Märztagen 1938 flüchtete sie mit ihrem damaligen Ehemann Julius Altmann, einem ebenfalls aufstrebenden Schauspie- ler nach Paris, von wo das Paar nach dem Kriegsausbruch unter schwierigen Bedingungen über Spanien und Lissabon nach achtmo- natiger Wartezeit auf eine Passage in die USA emigrieren konnte. Beide hofften auf eine Fortsetzung der Schauspielerkarriere, eine Hoffnung, die sich nur für Eleanore Leisner erfüllte. In New York zu- nächst als „dress model“ tätig, blieb die kalifornische Filmmetropole ihr Traumziel. Als man ihr eine Rolle in George S. Kaufmans Stück „The Man Who Came to Dinner“ im LaJolla Playhouse in San Diego anbot, war dies Anlaß für sie, den Kontinent mit dem Autobus zu durchqueren. Von einem Talente-Scout entdeckt, wurde die attraktive und talentierte Hollywood-Anwärterin nach Probeaufnahmen von Samuel Goldwyn Pictures engagiert und im Rahmen von lautstarkem Public Relation den amerikanischen Kino-Besuchern als neuer Star und „zweite Hedy Lamarr“ vorgestellt. 1943 debütierte die elegante, aristokratisch aussehende Darstellerin unter der von ihr gewählten, französisch klingenden Invention Lenore Aubert als glamouröse Foto: Archiv Rudolf Ulrich Nazi-Agentin neben Bob Hope und Otto Preminger in der von David Lenore Aubert in der Titelrolle des Abenteuerfilms »The Wife of Monte Christo« (1946), in dem auch der 1938 vertriebene Butler inszenierten Agentenkomödie „They Got Me Covered“, Wiener Emigrant Fritz Kortner mitwirkte. begleitet von ausgezeichneten Kritiken. Sam Goldwyn, der sich auch persönlich stark für seine Neuer- In sieben Hollywood-Jahren glänzte die Österreicherin am US-Film- werbung interessierte, jedoch auf Ablehnung stieß, verhieß ihr dafür, himmel insgesamt in 13 Filmen verschiedener Genres, meist in guten niemals und bei keiner Produktionsgesellschaft je ein Star zu werden. „second leading“ Parts, darüber hinaus in der Titelrolle in Edgar G. Nach Auberts einzigem Auftritt unter seinem Banner versuchte ihr Ulmers Abenteuer „The Wife of Monte Cristo“ (1946) nach Alex- Agent Gummo Marx Metro-Goldwyn-Mayer zur Vertragsübernahme andre Dumas, das als prestige-trächtigste Produktion des Powerty zu bewegen, indes vergeblich, da sich Animositäten zwischen den Row-Studios PRC gilt und in der Erich Maria Remarque-Verfilmung Tycoons Goldwyn und Louis B. Mayer als Hindernis erwiesen. „The Other Love“ (1947) der United Artists. Lenore Auberts bevor- Schließlich konnte er den Vertrag bei RKO unterbringen. Nach drei zugte Arbeit war das von Georg Jessel produzierte Fox-Farbfilm- Filmen bei dem neuen Studio 1944/45, „Action in Arabia“, „Passport musical „I Wonder Who’s Kissing Her Now“ (1947), ein „biopic“ to Destiny“ und „Having Wonderful Crime“ sowie einem steilen Auf- über den Vaudeville-Songwriter und -Star Joe E. Howard, in dem sie stieg in verhältnismäßig kurzer Zeit war Lenore Aubert in den 40er- singend und tanzend eine Persönlichkeit porträtierte, die auf dem aus Jahren als freie Schauspielerin mehrmals für größere Aufgaben im Wien stammenden berühmten Musicalstar der Zeit von 1900-1930 Gespräch, deren Vergabe nach jeweiligen Tests letztlich an Kon- Fritzi Scheff (im Film Fritzi Barrington) basiert. Lenore Aubert, die kurrentinnen erfolgte. Die Hauptrolle in „Saratoga Trunk“ erhielt auch in einigen, teils in New York gedrehten TV-Serien auftrat, so in Ingrid Bergman, „A Song to Remember“ ging an Merle Oberon, „Famous Jury Trials“ und „The Actor’s Studio“, zeigte sich verärgert, „Golden Earrings“ an Marlene Dietrich. amüsierte sich aber auch darüber, daß sie ausgerechnet mit dem paro- dierenden Gespensterulk „Abbott and Costello Meets Frankenstein“ *) Der Film wurde im deutschsprachigen Fernsehen gezeigt, das erwähnte Segment mit (1948) der Universal, in dem sie als Draculas sinistre Co-Conspi- Wien-Hintergrund war jedoch nicht oder nicht mehr enthalten. ratorin Dr. Sandra Morney die erste „mad scientist“ im Film verkör-

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perte, beim US-Publikum den größten Be- Aubert verbrachte die nächsten Jahre in kanntheitsgrad erreichte. Der wirkliche Europa und kam 1959 als Gattin des ameri- Durchbruch blieb ihr zum Leidwesen ver- kanischen Geschäftsmannes und Millionärs sagt. Enttäuscht über das mangelnde Rollen- Milton Greene erneut in die Vereinigten Staa- angebot, bei dem auch ihr europäischer Ak- ten, die abermalige Scheidung erfolgte 1974. zent ein limitierendes Faktum war, kehrte sie Ab 1979 engagierte sie sich zeitweilig in Ende 1949 Hollywood den Rücken. New York bei einer United-Nations-Institu- Lenore Aubert orientierte sich mit ihrem tion, später bei der Housing Section des Mu- Mann nach New York, der sich dort erfolg- seum of Natural History im Rahmen karita- reich in der Modebranche etablierte. Nach tiver und kultureller Aktivitäten. 1983 erlitt der Scheidung kehrte sie nach Europa zu- sie einen Schlaganfall, der ihre Konzentration rück. 1951 wirkte sie bei Haky-Film in dem und das Gedächtnis beeinträchtigte. Von einer amerikanischen Vorbildern nacheifernden Privatsekretärin betreut, lebte die Künstlerin bundesdeutschen Durchschnittskrimi „Falsch- allein in einem Apartment an der noblen münzer am Werk“ (auch „Der Fall 7A9“) Upper East Side Manhattans, bevor sie in ein mit, 1952 stand die polyglotte Schauspiele- Nursing Home in Westbury, Long Island, rin in der Rolle einer in Paris lebenden emi- übersiedelte. Lenore Aubert starb am 31. Juli grierten Österreicherin in der auf den Sänger 1993 in Great Neck auf Long Island, New Georges Guétary zugeschnittenen französi- York. Ihr Begräbnisort ist unbekannt. „ schen Komödie „Une fille sur la route“ letzt- „The Return of the Whistler“ (orig.- Fassung) mals vor einer Filmkamera. https://www.youtube.com/watch?v=SUK990jjROg

Die Hauptdarsteller Lenore Aubert und Michael Duane in Columbias, auf einem bekannten Radioprogramm basieren- den Mystery-Movie »The Return of the Whistler« von 1948.

it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern auch an die in der Heimat vielfach Unbe- kannten oder Vergessenen und den darüber- George Sanders, H.B. Warner, Andre Charlot (v.l.) und Lenore Aubert in dem im hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Zweiten Weltkrieg in Damaskus spielenden Spionage-Streifen »Action in Arabia« chischer Filmkünstler (1944) der RKO. im Zentrum der Welt- kinematographie ge- widmet: „Alles, was an etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Autor. Rudolf Ulrich und der Verlag Filmar- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, im „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- lywood“ kennenzulernen.

Rudolf Ulrich „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, Fotos: Archiv Rudolf Ulrich zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Regisseur Charles T. Barton und seine Hauptdarstellerin Lenore Aubert während einer Drehpause am Set der Universal-Produktion »Abbott and Costello Meets terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; Frankenstein« (1948). http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 129 ÖJ-Reisetip Bergsommer Niederösterreich Der »Bergsommer Niederösterreich« startet in die dritte Saison und sorgt im Mostviertel und in den Wiener Alpen in Niederösterreich für frische Impulse.

ie Bergregionen Mostviertel und Wiener führte Bahnfahrt und Villentour entlang der Dichter Veranstaltungsreigen DAlpen in Niederösterreich entwickeln 160 Jahre alten Semmeringbahn, die 1998 Neben den limitiert buchbaren Angebo- sich immer mehr zu einem Naherholungs- zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wur- ten finden auch in diesem Jahr Klassiker wie gebiet. „In unserer schnelllebigen Zeit und de. „Mit der neuen ,Bergsommer Selektion‘ „wellenklaenge“ (4. bis 26. Juli) im Most- dem täglichen Trubel und Alltagsstreß wer- können sogar erfahrene Niederösterreich- viertel sowie Volksmusik und Tanz beim den unsere Berge immer mehr als Rückzugs- Fans die Kultur und Natur in unseren Berg- „Schwaigen-Reigen“ (14. Juni) und frische ort wahrgenommen. Uns ist es die letzten regionen neu entdecken“, so Bohuslav. Dialektmusik und regionale Schmankerln Jahre sehr gut gelungen, marktfähige und qualitativ hochwertige Produkte sowie inno- vative Erlebnisse für Wanderer und Natur- interessierte zu schaffen“, sagt Niederöster- reichs Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav. Um neue Gäste für Niederösterreich zu gewinnen, diese zu erreichen und emotional anzusprechen, wurde der „Bergsommer Nie- derösterreich“ gestartet, der bereits zum drit- ten Mal stattfindet. Ausgerichtet ist dieser auf ein urbanes, umweltbewusstes Publikum, das den Berg als individuelle Herausfor- derung schätzt, aber auch mit Freunden oder Familie einfach gerne in der Natur ist, um hier zu wandern, zu klettern, mit dem Moun- tainbike unterwegs zu sein oder einfach zu entspannen. „Vom Hochkar über den Dür- renstein und den Ötscher im Mostviertel bis zu Rax, Schneeberg und Wechsel in den Wie- ner Alpen zieht sich ein buntes Programm mit stimmungsvollen Bergfesten und Kultur- veranstaltungen“, sagte Prof. Christoph Madl, Geschäftsführer Niederösterreich-Werbung.

Neu: »Bergsommer Selektion« Um weiterhin erfolgreich zu agieren und neue Zielgruppen zu begeistern, bedarf es ungewöhnlicher Inszenierungen und außer- gewöhnlicher Angebote. Mit der „Bergsom- mer Selektion“ sind in dieser Saison erst- mals 15 einmalige und limitierte Angebote buchbar: So kann man im Mostviertel bei- spielsweise an einer geführten 6-Tage-6- Gipfel-Tour teilnehmen, eine Nacht im Els- beerbaum verbringen, zu Fuß und per Rad pilgern oder sich zur Sternenkunde an den dunkelsten Ort Mitteleuropas begeben. In den Wiener Alpen in Niederösterreich stehen aussichtsreiche Wanderungen im „Paradies der Blicke“ am Programm, außer- dem ein humorvoller Ausflug in die Weltlite- ratur beim Kleinkunst-Theater im Bergbau- Foto: Wiener Alpen in Niederösterreich / Franz Zwickl museum, fachkundige Anleitung beim Ma- Auf rund 1100 Meter Seehöhe erstreckt sich ein halbe Autostunde südlich von Wien das Hochplateau der Hohen Wand. Die tollen Aussichten auf die Ebenen des len im Rosengarten, und Geschichten zum Ostens und die nahen Gipfel im Westen werden durch Einrichtungen wie den Essen beim „Story Dinner“ sowie eine ge- Skywalk, eine spektakulär in den Fels gebaute Aussichtsterrasse, noch gefördert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 131 / 02. 06. 2014 130 ÖJ-Reisetip beim Festival „Dialekt schmeckt“ (9. August bis 7. September) in den Wiener Alpen in Niederösterreich statt. Zahlreiche weitere Bergfeste, Kultur- und Regionalveranstal- tungen runden das Programm perfekt ab. Für einen wahren Hingucker sorgen die kultigen, orangen Enzos (Sitzmöbel) die an ausge- wählten Panoramapunkten im Mostviertel und in den Wiener Alpen aufgestellt sind.

Apropos Wiener Alpen, einen Durchblick www.oesterreichfotos.at der besonderen Art bietet der „Wiener Alpen Viewer“ – ein Schautrichter mit Spiegeln an den Wänden, der den Wiener Alpenbogen in neuem Licht erscheinen läßt. Nach dem be- reits eingerichteten „20-Schilling-Blick“ am Semmering werden heuer weitere 18 Blick- plätze mit Viewern ausgestattet.

Qualitätsoffensive Berghütten Der Schneeberg bietet einen faszinierenden Ausblick auf die Wiener Alpen… Die zahlreichen Bergbahnen und belieb- ten Berghütten der niederösterreichischen Bergwelt tragen auch ihren Teil dazu bei, dass sich hier Kurzurlauber und Wochenend- Ausflügler aller Altersgruppen rundum wohl fühlen. Mit Hilfe des Projektes „Hüttenqua- lifizierung“, welches im letzten Jahr vorge- stellt und sehr gut angenommen wurde, soll die Qualität und das Angebot der Berghütten in den heimischen Bergregionen weiter ver- bessert werden. „Ziel ist es, die Kräfte zu bündeln und Erfahrungen auszutauschen, eine einheitliche Qualität in den Hütten zu ge- währleisten und die Vermarktung der Berg- hütten zu forcieren“, betont Madl. Das Pro- jekt findet in enger Abstimmung mit dem Verband alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) sowie dem Österreichischen Alpenverein, den Naturfreunden und dem Österreichi- schen Touristenklub statt. … und er ist auch bequem mit der Schneebergbahn zu erklimmen.

Bergauf mit den Bergbahnen Als komfortable Alternative zur sport- lichen Wanderung kann man den Gipfel oder die urigen Berghütten Niederösterreichs be- quem mit den zahlreichen Bergbahnen errei- chen. Mit den Anlagen auf Rax (Reichenau), Wechsel (Mönichkirchen), Schneeberg (Puch- berg), Semmering, Gemeindealpe (Mitter- bach), Hochkar (Göstling/Ybbs), Ötscher (Lackenhof) und Muckenkogel (Lilienfeld) hat Niederösterreich ein breites Angebot an Aufstiegshilfen, die es vor allem Jungfami- lien und älteren Gästen ermöglichen, die Berge zu genießen. Die oben angeführten Bergbahnen sind mit der Niederösterreich- CARD bei freiem Eintritt benutzbar. „ http://www.bergsommer.at http://www.niederoesterreich.at Foto: Mostviertel Tourismus / weinfranz.at Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Foto: Michael Mössmer / http:// http://www.niederoesterreich-card.at Das Schutzhaus Vorderötscher hat für Tagesgäste geöffnet (Fr.-So. und feiertags)

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