Geschichte Der Deutschen Prosaliteratur – 5

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Geschichte Der Deutschen Prosaliteratur – 5 Geschichte der deutschen Prosaliteratur – 5 Vorlesung SoSe 2007/2008 Mittwoch 16.00-18.00 Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik / Romantik literaturhistorische Epochen = Konstrukte ‘Epochen’,‘Stilrichtunge n Überschneidungen Überlappungen Schwierigkeiten der Abgrenzung Goethezeit: Spätaufklärung Sturm und Drang Klassik Romantik teilw. Anfänge des sog. Vormärz / Biedermeier Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik / Romantik Goethezeit: tiefgreifende Wandlungen der Individuumkonzeption französische Revolution: Umwälzungen und ihre Rückwirkungen philosophische Grundlagen (Kant, Fichte) unterschiedliche Auffassungen in Klassik und Romantik Klassik → verweist auf die Antike – Antike als Ideal (Wickelmann: „edle Einfalt”, „stille Größe”) Epoche der deutschen Literatur vs. überzeitliche Erscheinung als literaturgeschichtliche Epoche: Abgrenzungsfragen deutsche Klassik (Weimarer Klassik): Goethe, Schiller – Herder, Wieland griechische Antike als Vorbild – entwicklungsgeschichtliche Vorstellungen (Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung; Die Götter Griechenlands) teilweise aufklärerische Ideen – Erziehbarkeit des Menschen Humanitätsideal – Harmonie von Gefühl und Verstand, Individuum und Gemeinschaft Erziehung durch Kunst (Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen) allseitige Entwicklung der Persönlichkeit vs. Spezialisierung ästhetische Konzeption des Kunstwerks, der Gattungen Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik / Romantik Romankonzeptionen: der Roman als Bildungsroman Goethe: „Wilhelm Meisters Lehrjahre” (1795/96) frühe Fassung – Fragment: „Wilhelm Meisters theatralische Sendung” (1910 gefunden) → Erfüllung der Figur: im Theater „Lehrjahre”: Theater = nur ein Element unter den WM formenden Einflüssen erweitert, strukturell umgestaltet ungewöhlich große Wirkung auf die Epoche – pro und kontra Thema: ein Kreis gutgesinnter Menschen (Turmgesellschaft) hilft einem jungen Menschen, seine Lebensziele zu finden Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik / Romantik Bildung, Entwicklung (vgl. Blanckenburg) der junge Mensch durchläuft verschiedene Kreise des Lebens und der Welt – dadurch zugleich Etappen einer geistig-seelischen Entwicklung – unterstützt durch äußere (ihm bis zum Ende unbekannte) Kräfte (die Turmgesellschaft) Aufbau des Romans: Kreise der Entwicklung Buch 1-5: Welt des Theaters Buch 6: Religion, Gottesglaube Buch 7-8: Turmgesellschaft – die große Welt, Tätigkeit, Handeln Ende: gewissermaßen offen „eine ganze Bildungsgeschichte des 18.. Jh.s”: bürgerliche Kultur, Adel, „Scheinwelt” der Kunst, Pietismus, Aufklärung, Freimauertum Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik / Romantik Bildungsprogramm der „Lehrjahre”: „mich selbst, ganz wie ich da bin, auszubilden, das war dunkel von Jugend auf mein Wunsch und meine Absicht” → „Ausbildung” der in ihm angelegten Kräfte und Fähigkeiten: dem Bürger, im Gegensatz zum Adligen, nur durch die Kunst zu verwirklichen dieses Bildungsprogramm: aufgegeben → Scheitern der universellen, harmonischen Ausbildung des Individuums durch die Kunst Erfüllung des Bildungsprozesses: in der Gesellschaft – utopische Züge „Lehrjahre” = Prototyp des Bildungsromans – zugleich auch Zeitroman mit überlieferten Romanmotiven (Entführung, Überfall, Inzest usw.) zeitgenössische Diskussion über Goethes Roman: durch fast alle bedeutende Schriftsteller (vgl. Goethes und Schillers Briefwechsel) Friedrich Schlegels Rezension „Über Goethes Meister” (1798) Friedrich Schlegel: Athenäum-Fragment 216: „Die Französische Revolution, Fichtes Wissenschaftslehre und Goethes Meister sind die größten Tendenzen des Zeitalters. Wer an dieser Zusammenstellung Anstoß nimmt, wem keine Revolution wichtig scheinen kann, die nicht laut und materiell ist, der hat sich noch nicht auf den hohen weiten Standpunkt der Geschichte der Menschheit erhoben. Selbst in unsern dürftigen Kulturgeschichten, die meistens einer mit fortlaufendem Kommentar begleiteten Variantensammlung, wozu der klassische Text verlorenging, gleichen, spielt manches kleine Buch, von dem die lärmende Menge zu seiner Zeit nicht viel Notiz nahm, eine größere Rolle, als alles, was diese trieb.” Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik deutsche Romantik: ein Abschnitt der sog. Goethezeit (1770-1832) Ursprung des Begriffs „Romantik” a) ‘roman’ < Roman Mittelalter: Texte in der ‘lingua romana’ ↔ lateinische Gelehrtenliteratur weitergeführt durch F. Schlegel: Roman = romantisches Buch b) Genrebezeichnungen 17. Jh., England: ‘romantic’ – malerische Landschaft, schwärmerischer Charakter oder Ereignisse 17-18. Jh. frz. ‘romantique’ – abenteuerliche Geschichte oder malerische Landschaft F. Schlegel: Erweiterung des Begriffs und Verbindung der zwei Linien im Gespräch über die Poesie Brief über den Roman : Roman = romantisches Buch Epochen d. Dichtkunst : romantisch = die ganze Literatur nach der Antike (Dante, Petrarca, Boccaccio, Shakespeare, Cervantes = romantisch) Mme de Staël (1808): ‘poésie romantique’ ↔ ‘poésie classique’ = nördliche Literatur ↔ antike Literatur (vgl. auch „la Querelle des Anciens et des Modernes” als Vorbereitung) Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik Schwierigkeiten der Definition: Romantik als a) zeitl. abgrenzbare Richtung b) „ewige” Romantik (Geistesgeschichte) kulturelle Vorläufer a) Sentimentalismus / Empfindsamkeit Rousseau: Nouvelle Héloise; Confessions Richardson: Pamela; Sterne: Sentimental Journey Goethe: Die Leiden des jungen Werther b) bürg. Nationalitätsgefühl → Interesse für Volkslieder und Volkskultur Herder: Stimmen d. Völker in Liedern (vgl. Heidelberger Romantik!) c) Sturm u. Drang: Geniekult (Ausnahmemensch); Gefühlskult Romantiker: Anerkennung der Sturm u. Drang-Periode von Goethe Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik sozialgeschichtlicher Hintergrund absolutistischer Staat: äußere Verhältnisse = stabil innere Verhältnisse: destabilisierende Kräfte – gesellschaftliche Wandlungen Unterminierung der ständischen Ordnung – der Einzelne erlebt sich als Individuum wachsende Mobilität, Zuwachs an Bildung, Autonomie Herausbildung der „freien Intelligenz” die französische Revolution: zuerst Begeisterung (Freiheitsidee) dann: kritisches Verhältnis → Revolution des Bewußtseins – Priorität vor der politischen Revolution vgl. F. Schlegel: Athenäums-Fragment 216 („die größten Tendenzen des Zeitalters”), bzw.: „Bei einem Menschen, der eine gewisse Höhe und Universalität der Bildung erreicht hat, ist sein Innres eine fortgehende Kette der ungeheuersten Revoluzionen” (Philosophische Lehrjahre) Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik Romantik als europäische Erscheinung mehrere Phasen und z.T. abweichende Charakteristiken 1) frühere Romantik: 1798 – 1815/20 dt. Romantik / engl. Romantik Wordsworth, Coleridge, Blake („The Lakers”) 2) Hochromantik: 1. Phase: 1815/20 – 1830 (Shelley, Keats, Byron) 2. Phase: 1830 – 1848 französische Romantik (Victor Hugo, Chateaubriand, Alfred de Vigny, Lamartine, Alfred de Musset, George Sand, Gérard de Nerval, Mme de Staël) 3) Spätromantik: nach 1848 (der späte Victor Hugo) Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik Deutsche Romantik - Periodisierung(en) A/ Zweiteilung : 1) ältere oder Frühromantik mehr kritisch-wissenschaftlich, theoretisch ausgerichtet Entwicklung ästhetischer Konzeptionen geschlossene Gemeinschaft in Jena, teilw. in Berlin 2) jüngere oder Hoch- und Spätromantik eine größtenteils unverbundene Gruppe von Autoren; weniger spekulativ, stärker literarisch Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik Deutsche Romantik - Periodisierung(en) B/ Dreiteilung : 1) Jenaer Romantik / Frühromantik August Wilhelm Schlegel, Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck, Novalis (Friedrich von Hardenberg), Friedrich Wilhelm Schelling, Friedrich Schleiermacher, Dorothea Schlegel, Caroline Schlegel-Schelling, Clemens Brentano, August Klingemann 2) Heidelberger Romantik (1806-1815) Clemens Brentano, Achim von Arnim, Bettina Brentano, Josef Görres, Wilhelm Grimm, Jakob Grimm 3) Berliner Romantik Heinrich von Kleist (!), E.T.A. Hoffmann, Adalbert von Chamisso, Achim von Arnim, Clemens Brentano, Friedrich de la Motte Fouqué Ausklänge der romantischen Literatur: schwäbischer Dichterkreis: Uhland, J. Kerner, Gustav Schwab Wilhelm Hauff, Eduard Mörike, der junge Heine Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik Charakteristiken der Romantik: deutsche Romantik: Wende in der Literatur und Kultur, zugleich: Generationenwechsel und Generationengegensätze; weitreichende Wirkung: Anfänge der Moderne; moderne literarische Formen Romantik(er): spätere Benennung, verstehen sich nicht als Romantiker, sondern als „neue Schule” (Frühromantik) oder Gruppierung Fortsetzung von Problemen der Aufklärung (verwandt mit Sturm und Drang, Klassik: Ungenügen an der Aufklärung) → starke philosophische Fragestellungen vgl. die Wirkung von Kant, Fichte, Schelling, Schleiermacher 1) Verhältnis (Mensch, Welt/Natur) = R(Subjekt,Objekt); R(Bewußt, Unbewußt); R(Rationales, Irrationales); R(Mensch, Mensch) 2) Erkennbarkeit der Welt und des Ich Gegenpole: Subjekt ↔Objekt; Mensch ↔Welt/Natur; Kultur ↔Natur; Individuum ↔Gesellschaft; Endlichkeit ↔Unendlichkeit Klassik vs. Romantik: Akzente – anders gesetzt Romantik: Ziel ≠ Überkompensation oder Eliminierung eines der Pole Ziel: Ausgleich und Synthese Erzählliteratur der Goethezeit – Romantik das ästhetisch-literarische Programm der Frühromantik: im Bereich der Literatur und Literaturtheorie: Paradigmenwechsel → Abkehr vom Prinzip der Nachahmung, der Repräsentation, der Mimesis (vgl. Ernst Behler) →
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