Auerschulische Bildung 4-2014 ISSN 0176-8212 Au Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung und Jugend- politischen zur Materialien  erschulische Bildung erschulische Politik zwischenBerufundBerufung Vertraueninderrepr Basis gesellschaftliche und Eliten Politische f Bildung politischer Leistungen Die Parteiendemokratie Mediendemokratie Verhandlungsdemokratie Demokratie  r die politische Praxis politische die r 4-2014 

 sentativen 

INHALTSVERZEICHNIS

Zu diesem Heft 309 FORUM

Rainer Gries und Martin Roggenkamp Schwerpunkt Wandel von Einstellungsmustern von Arbeitnehmer/-innen gegenber Europa Stefan Marschall Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung Brger vs. Politik in der auerschulischen politischen Bildung 54 Vertrauenskrise in der reprsentativen deutschen Demokratie? 310 ADB-JAHRESTHEMA Ulrich Eith Politik erfolgreich gestalten Frank Bobran Erkundungen in einem komplexen Levins Mhle vor dem groen Krieg Bettigungsfeld 319 Ein internationales Projekt der poltisch- kulturellen Bildung im Tagungshaus Politik zwischen Beruf und Berufung Bredbeck 361 Mit Politikerinnen und Politikern im Gesprch 327 ARBEITSHILFEN UND METHODEN Melanie Piepenschneider Fit fr den politischen Alltag  Aaron Jessen und Elmar Moldenhauer Die Bildungsarbeit der politischen Stiftungen 25 Jahre friedliche Revolution  in Deutschland Und was geht mich das an? Die Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 336 Projekte der historisch-politischen Bildung mit Jugendlichen 365 Peter Siller und Philipp Antony Fit fr den politischen Alltag  Die Bildungsarbeit der politischen Stiftungen INFORMATIONEN in Deutschland Die Heinrich-Bll-Stiftung e. V. 341 Meldungen 371

Ursula Mnch Aus dem AdB 383 Dialog und kritische Aneignung Die Leistungen der politischen Bildung Personalien 394 fr die politische Praxis 345 Bcher 395 Ausgewhlte Literatur zum Schwerpunktthema 352 Markt 406

IMPRESSUM 410

Thema des nächsten Heftes: Heterogenität und Differenz in der politischen Bildung

Die Ausgaben der Auerschulischen Bildung, deren Erscheinen mehr als zwei Jahre zurckliegt, knnen auf der AdB-Homepage ber folgenden Link kostenlos abgerufen werden: http://www.adb.de/zeitschrift_ab

 Neues Layout fr die Auerschulische Bildung

Liebe Leserinnen und Leser der Auerschulischen Bildung,

derzeit wird dieAuerschulische Bildung konzeptionell berarbeitet und bekommt ein neues Layout. Die erste Ausgabe im Jahr 2015 wird bereits in neuem Gewand erscheinen.

Ziel des Relaunch ist es, der Zeitschrift ein frischeres, moder- neres Aussehen zu geben, sie optisch ansprechender zu gestalten sowie die Rubriken klarer zu gliedern. Gleichzeitig ist es uns wichtig, bewhrte Elemente der Fachzeitschrift zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Die Ergebnisse der zu Jahresbeginn 2014 erfolgten Leser/ -innen-Befragung sind in die berarbeitung eingeflossen.

Wir sind gespannt auf Ihre Einschtzung und freuen uns ber eine Rckmeldung!

Neue Preisgestaltung

Den Preis fr das Einzelheft und ebenso fr das Jahresabon- nement der Auerschulischen Bildung konnten wir in den letzten 12 Jahren konstant halten. Nun aber wird es ntig, eine leichte Preisanpassung vorzunehmen. Wir bitten Sie dafr um Verstndnis.

Der Preis fr ein Einzelheft wird ab der Ausgabe 1/2015 von 6,00 EUR auf 7,00 EUR steigen und der Preis fr das Abonnement mit vier Ausgaben im Jahr ab 2015 von 16,00 EUR auf 20,00 EUR. Ab vier Abonnements sowie fr ermigte Abonnements betrgt der Preis pro Heft 16,00 EUR)

 ZU DIESEM HEFT

Die reprsentative Demo- die bernahme von politischer Verantwortung kratie der Bundesrepublik entstehen. Das Heft gibt einen Einblick in den poli- Deutschland gilt gemein- tischen Alltag verschiedener Akteure und konfron- hin als eine stabile Demo- tiert die Selbstwahrnehmung und Einschtzung kratie. Dennoch sind Unsi- der Politiker/-innen mit Analyseergebnissen, z. B. cherheiten und Verwerfun- zu Erwartungen der Bevlkerung gegenber der gen nicht zu bersehen: etablierten Politik. Die Wahlbeteiligung geht zurck, die Mitgliedschaf- Der Arbeitskreis deutscher Bildungssttten vereint ten in Parteien verlieren unter seinem Dach Bildungssttten, Akademien, an Attraktivitt, Protest- Heimvolkshochschulen, Tagungssttten, Vereine whlen ist eine beliebte und Verbnde sowie Bildungseinrichtungen po- Option und bei den zuneh- litischer Stiftungen. Diese Vielfalt ermglicht ei- menden Formen direkter nen breiten Zugang zu politischer Bildung, die die demokratischer Beteiligung stellt sich die Frage, Menschen in die Lage versetzt, sich als informier- ob sie das System demokratischer Reprsentation te, mndige Brger/-innen an der Gestaltung der tatschlich ergnzen und untersttzen oder eher Demokratie zu beteiligen. Dabei sind das aktive unterminieren. und das passive Wahlrecht als herausragende Br- gerrechte nur ein Teil der Mglichkeiten sich zu en- Wenn das demokratische Prinzip aber auf Vertre- gagieren. In dieser Ausgabe wird danach gefragt, tung der Brgerinteressen durch gewhlte Parla- was die Leistungen der politischen Bildung  ins- mentarier basiert, braucht es Menschen, die bereit besondere auch der Bildungsarbeit politischer Stif- sind, die Interessen der Brger/-innen im Parlament tungen  fr die politische Praxis sind. zu vertreten, und es braucht ebenso Brger/-innen die den Parlamentariern zutrauen, auch fr ihre Professor Dr. Achim Schrder und sein Team haben Belange einzustehen. Vertrauen und Kommunika- mit der gerade im Wochenschau Verlag erschie- tion zwischen der Politik und der gesellschaftlichen nenen Wirkungsstudie zur biographischen Nach- Basis sind fr eine funktionierende reprsentative haltigkeit politischer Jugendbildung gezeigt, wie Demokratie unabdingbar. Wenn die Ausbung der wichtig es ist, Jugendlichen politische Mglichkeits- grundlegenden demokratischen Rechte durch die und Erfahrungsrume zu erffnen, in denen sie Brger/-innen  die Beteiligung an Wahlen und die Selbstwirksamkeitserfahrungen machen und sozia- Mitwirkung in Parteien  nicht mehr attraktiv ist, le, kommunikative Kompetenzen entwickeln kn- und die Volksvertreter/-innen nicht mehr von ei- nen, ohne die politisches Wissen letztlich keine ner breiten Basis untersttzt werden, rcken beide Wirksamkeit entfalten kann. immer weiter auseinander und die Demokratie ist in Gefahr. Hinzu kommt, dass einer immer grer Ich wnsche Ihnen eine anregende Lektre und werdenden Gruppe von Menschen die grundle- freue mich ber Rckmeldungen! genden demokratischen Rechte verwehrt sind, da sie, zwar in Deutschland lebend, keine deutsche Staatsbrgerschaft besitzen.

Vor diesem Hintergrund wird in dieser Ausgabe der Auerschulischen Bildung gefragt, unter wel- chen Bedingungen sich heute politisches Engage- ment herausbildet und welche Belastungen durch Friedrun Erben

 SCHWERPUNKT

Bürger vs. Politik Vertrauenskrise in der reprsentativen deutschen Demokratie? Stefan Marschall

tie. Das goldene demokratische Zeitalter sei pass, Die deutsche reprsentative Demokratie lebt von ei- eine postdemokratische Epoche habe begonnen. ner funktionierenden Beziehung zwischen den po- litischen Eliten auf der einen und den Brgerinnen Dabei ist die zentrale These Crouchs auf besonders und Brgern auf der anderen Seite. Diese Bezie- fruchtbaren Boden gefallen: dass die demokrati- hung scheint in ungemtliche Fahrwasser geraten schen Verfahren wie Wahlen oder der Parlamen- zu sein. Es zeichnen sich Entwicklungen ab, die auf tarismus zu einer reinen Fassade verkommen seien. eine substanzielle Vertrauenskrise zwischen den Im Hintergrund herrschten  so die postdemokra- Reprsentanten und den Reprsentierten aufmerk- tische Behauptung  Eliten, die abgekoppelt seien sam machen. Parteien, Medien und die politische von den Interessen der Brgerinnen und Brger. Bildung sind aufgefordert, die Beziehungen zwi- Jenseits der Debatte, ob Crouchs Begrifflichkeit schen der politischen Fhrungselite und der ge- und Analyse neu und/oder stichhaltig sind (siehe sellschaftlichen Basis zu strken und somit das Ver- hierzu die Beitrge im Forschungsjournal Neue So- trauen zu schaffen, ohne das eine reprsentative ziale Bewegungen Heft 4/2006), haben diese doch Demokratie nicht arbeiten kann, so der Politikwis- einen offensichtlich wunden Punkt berhrt: die senschaftler Stefan Marschall in seinem Beitrag. Frage nach der problematischen Beziehung zwi- schen Herrschenden und Beherrschten, zwischen der politischen (und wirtschaftlichen) Elite einer- Die deutsche Postdemokratie? seits und der gesellschaftlichen Basis andererseits.

Deutschland gehrt in allen systematischen Ln- Diese Beziehung scheint  folgt man den ein- dereinordnungen zur Gruppe der sogenannten schlgigen Beobachtungen  in der Tat nicht in konsolidierten Demokratien. In den einschlgi- bester Verfassung zu sein. So ist in den vergange- gen Rankings  wie dem von Freedom House oder nen Jahren immer wieder von einer Krise der dem Polity IV-Index  rangiert das bundesdeutsche reprsentativen Demokratie die Rede gewesen (vgl. System stets auf den obersten Pltzen. Die zwei- z. B. Butterwegge u. a. 2008, Linden/Thaa 2011). te deutsche Demokratie hat sich im Gegensatz Mit dieser Krise der Reprsentation beschftigt sich zur ersten, der Weimarer Republik, als hochstabil dieser Beitrag. Dabei gilt es zunchst darzustellen, erwiesen. Dies haben die Grndungsmtter und wie relevant Vertrauen und Kommunikation zwi- -vter in dieser Form nicht erwarten knnen; vieles schen politischer Fhrung und gesellschaftlicher Ba- sprach bei der Schaffung der Bundesrepublik vor sis fr eine funktionierende reprsentative Demo- mehr als 60 Jahren gegen den langfristigen Erfolg kratie sind. Im Anschluss werden Hinweise an- der neu gegrndeten Nachkriegsdemokratie. Aus gefhrt, die belegen, dass und inwieweit diese heutiger Perspektive kann die Bundesrepublik Beziehung unter Stress geraten ist. Am Ende ist zu Deutschland durchaus als geglckte Demokratie diskutieren, welche Mglichkeiten bestehen, die bezeichnet werden (Wolfrum 2006), die in der Lage Beziehung zwischen Brgern/Brgerinnen und po- war, zahlreiche krisenhafte Situationen robust zu litischen Eliten zu konsolidieren und das erforderli- bewltigen. che Vertrauen wieder aufzubauen.

Trotz jahrzehntelanger Trotz jahrzehntelanger Stabilitt und Konso- Stabilitt und Konsoli- Vertrauen als demokratisches Kapital in lidierung herrscht in dierung herrscht in der reprsentativen Systemen der Publizistik und in Publizistik und in der der Wissenschaft ein Wissenschaft ein gewis- Moderne Demokratien sind reprsentative Demo- gewisses Unbehagen ses Unbehagen ber die kratien (vgl. Sartori 2006, Marschall 2014). Sie mit der Lage der Demo- Lage der Demokratie in basieren auf dem Prinzip der Vertretung der In- kratie in Deutschland Deutschland vor. So ist teressen der Brger/-innen durch (gewhlte) Re- vor. es zu erklren, dass der prsentanten. Durch dieses Prinzip entsteht eine Begriff von der Post- funktionale politische Elite (Amts- und Mandats- demokratie, den Colin Crouch in den 2000er Jah- trger), der die Macht verliehen wird, Entscheidun- ren fr vermeintlich konsolidierte Demokratien gen zu treffen. (weiter-)entwickelt hat, insbesondere in Deutsch- land auf fruchtbaren Boden gefallen ist (vgl. Crouch Moderne Demokrati- Moderne Demokratien 2004). In seinem wirkmchtigen Werk beschreibt en knnen ohne eine knnen ohne eine sol- Crouch mit Blick auf die westlichen Systeme einen  politische Elite nicht che politische Elite nicht kaum merklichen  Verfall der liberalen Demokra- funktionieren. funktionieren. Die Kom-

 SCHWERPUNKT

plexitt gesellschaftlicher Strukturen setzt eine Ar- beitsteilung voraus, da die Brger/-innen in moder- nen Staaten nicht konti- nuierlich an dem Prozess der Findung verbindlicher Entscheidungen mitwirken knnen  und auch nicht dazu verpflichtet sein sol- len. Eine ausschlielich di- rekte Demokratie ist in modernen Flchenstaaten nicht denkbar; dies gilt auch fr stark direktdemokra- tisch geprgte Systeme wie dem der Schweiz. Auch dort findet ein Groteil der Entscheidungsprozesse reprsentativ statt.  AdB Die normative Theorie der reprsentativen Demokra- Regierungsviertel Berlin tie geht freilich davon aus, dass die Reprsentanten ihre Aufgabe nicht vllig bestrafen, zum Beispiel, indem er die Auftragneh- losgelst und abgekoppelt von der gesellschaft- mer nicht wiederwhlt. Dieser Vorgang wird als lichen Basis erfllen. Vielmehr steht das Handeln retrospective voting bezeichnet (Fiorina 1981): der Vertreter/-innen in einer fortwhrenden und Die Whlerinnen und Whler werfen einen Blick wechselseitigen kommunikativen Beziehung zu zurck auf die Leistungen der Reprsentanten in den Vertretenden (vgl. Marschall/Wei 2011). der ablaufenden Wahlperiode und entscheiden auf Dies lsst sich gut mit Hilfe des principal agent- dieser Grundlage, ob sie deren Mandat verlngern Ansatzes begreifen (Lupia/McCubbins 2000, Strm wollen. Dieser gesamte Vorgang basiert auf dem 2000). Dieser ursprnglich aus der konomie stam- Grundvertrauen, dass die Reprsentanten prinzipi- mende Ansatz versteht Reprsentation als eine ell bereit und in der Lage sind, die konkreten Be- Delegationsbeziehung zwischen dem Prinzipal/ lange der Brgerinnen und Brger aufzunehmen. Auftraggeber gesellschaftliche Basis (Staatsvolk) und dem Agenten/Auftragnehmer politische Elite Zum anderen haben politische Eliten die Aufga- (politisches Fhrungspersonal in Regierung, Parla- be der politischen Fhrung. Entscheidungen kn- ment, Verwaltung). nen auf das Gemeinwohl ausgerichtet sein und ggf. im Konflikt mit den Der Agent soll dem Auftraggeber gegenber zum Politische Eliten haben (mehrheitlichen) Interes- einen responsiv sein: Er hat die Aufgabe, die die Aufgabe der politi- sen des Prinzipals stehen. seitens der Brger/-innen eingebrachten Anforde- schen Fhrung. Dabei knnen Dele- rungen aufzunehmen und umzusetzen. Um dies zu gationsprobleme auf- gewhrleisten, muss es Kanle geben, diese Inter- tauchen: Es besteht die Gefahr der Verselbststn- essen bottom up zu artikulieren, sodass sich die digung der Agenten und der mangelnden Infor- Agenten effektiv ber die Prferenzlage in der Ge- mationsmglichkeiten des Prinzipals (vgl. Lahno sellschaft zu informieren vermgen. Zudem mssen 2002). Eine kontinuierliche und engmaschige die Brgerinnen und Brger berprfen knnen, Kontrolle ist nicht mglich. Auch hier wird ob und wie die Agenten ihren Job machen, also Reprsentation zur Vertrauensfrage. Um diese De- bereit und in der Lage sind, die Interessen der legationsprobleme zu minimieren und Vertrauen Menschen in politische Entscheidungsprozesse ein- zu stiften, bedarf es bestimmter Voraussetzungen zuspeisen. Die Auftragnehmer mssen dem Prinzi- und kommunikativer Anstrengungen: So kann pal gegenber rechenschaftspflichtig sein. Sollten Vertrauen geschaffen werden, indem Entschei- die Agenten ihren Job schlecht gemacht haben, dungen nachvollziehbar gemacht und top down dann hat der Prinzipal die Mglichkeit, diese zu begrndet werden. Bei den Reprsentanten muss

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gement auszahlt, dass ihre Beteiligung einen Unter- schied macht und dass  auch dann, wenn sie sich nicht engagieren  ihre Interessen von den politi- schen Eliten bercksichtigt werden. Kurzum: Sie ms- sen ein grundlegendes Ver- trauen in die Bereitschaft der politischen Reprsen- tanten haben, die Interes- sen der Brgerinnen und Brger zu vertreten. Jedes Misstrauen in der Bezie- hung zwischen Prinzipal und Agent, ob begrndet oder unbegrndet, kann zu einer substanziellen Bezie- hungskrise fhren und da-  AdB mit an die Substanz demo- kratischer Reprsentation Bundeskanzleramt gehen. wiederum das grundlegende commitment vor- Dass es in Deutschland eine Vertrauenskrise zwi- handen sein, das gegebene Vertrauen nicht zu schen politischen Eliten und der Gesellschaft gibt, missbrauchen. dafr knnen zahlreiche Hinweise herangezogen werden. Einige betreffen Ausma und Form der Beide Facetten, Responsivitt und politische Fh- politischen Beteiligung, andere die Einstellungen rung, setzen ein linkage-System zwischen den zum System und zum politischen Fhrungspersonal. Eliten und der gesellschaftlichen Basis voraus. Beide Aspekte gehren zu dem, was man als Linkages werden verstanden als Kanle, die politische Kultur bezeichnen kann. Und beide politische Eliten mit der politischen Basis reziprok betreffen die linkages zwischen der gesellschaft- vernetzen (vgl. Poguntke 2000). Hierunter fallen lichen Basis und dem politisch-administrativen Sys- die klassischen intermediren Akteure wie die Par- tem. teien, die Verbnde, aber auch die Medien. Die Verknpfung zwischen Eliten und Gesellschaft fin- det aber auch im Rahmen von Wahlen statt oder Rckgang der (traditionellen) politischen durch andere Formen der individuellen Vermitt- Beteiligung lung von Prferenzen. Die Linkages funktionieren allerdings nur dann, wenn sich Brgerinnen und Zunchst zur politischen Beteiligung. Die Repr- Brger aktiv einbringen, beispielsweise indem sie sentationsbeziehung funktioniert nur dann, wenn whlen gehen  oder durch ihr Engagement in po- die Brger/-innen bereit sind, ihre politischen litischen Verbnden und Parteien. Prferenzen zu artikulieren und am politischen Prozess teilzunehmen. Hier sind zwei Entwicklun- Solche Vernetzung und Verknpfung knnen ein gen besonders dramatisch: (1) die sinkende Wahl- grundlegendes Vertrauen in die politischen Eliten beteiligung, (2) die rcklufige Mitgliedschaft in und das politische Sys- Parteien. Brgerinnen und Brger tem nicht ersetzen, son- mssen ein grundle- dern nur eine Grundlage (1) Sinkende Wahlbeteiligung gendes Vertrauen in die fr dessen Entstehung Seit einigen Jahren befindet sich die Wahlbeteili- Bereitschaft der politi- und Stabilisierung bie- gung auf einem Sinkflug, der zwar immer wieder schen Reprsentanten ten. Die Brgerinnen von leichten Gegenbewegungen aufgehalten zu haben, die Interessen und Brger mssen das werden scheint, aber insgesamt eine deutliche der Brgerinnen und berechtigte Gefhl ha- Tendenz nach unten erkennen lsst (vgl. Abbil- Brger zu vertreten. ben, dass sich ihr Enga- dung 1). Diese Tendenz zeigt sich bei den Wahlen

 SCHWERPUNKT

zum Deutschen seit den neunziger Jahren und lsst sich noch deutli- cher auf der Landesebene dokumentieren; so gab es bei der Landtagswahl in Sachsen 2014 zum dritten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch- land in kurzer Folge einen Wert auf Landesebene, der unter 50 Prozent lag. Eine Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent ist bei Eu- ropawahlen Standard ge- worden. Die Wahlbereit- schaft fllt besonders bei den jungen Whlerinnen und Whlern niedrig aus (siehe zum Beispiel bei Eu- Abbildung 1: Entwicklung der Wahlbeteiligung in Deutschland (1949-2014) ropawahlen Bundeswahl- Quelle: Daten von www.bundeswahlleiter.de, eigene Darstellung leiter 2014, S. 12). Hier steht zu befrchten, dass Nichtwhlen bereits in jungen Abbildung 2). Hiervon sind vor allem die beiden Jahren habituell wird und eine sptere Rckkehr groen Parteien betroffen. So sind die Mitglieder- zu den Wahlurnen nicht zwingend ist. zahlen von CDU und SPD in den vergangenen zehn Jahren von rund 1.185.000 um 20,7 Prozent auf ca. Bei der Wahlbeteiligung ist eine zweite Entwick- 940.000 zurckgegangen. Dass kaum noch junge lung besonders problematisch: Der Rckgang der Mitglieder in die Parteien nachrcken, fhrt zu Wahlbeteiligung findet nicht gleichermaen ber einer beralterung der Mitgliedschaft: Der Alters- alle Milieus statt. Vielmehr betrifft dieser insbeson- durchschnitt steigt drastisch an (vgl. Dose/Fischer dere bildungs- und ressourcenschwache Schichten 2013). Zwar konnten kleine und neue Parteien wie (siehe die Analyse der Nichtwhler/-innen zur Bun- die Piraten oder die Alternative fr Deutschland destagswahl 2013: Schfer 2013). Insofern kommt es zu einer systematischen Unterreprsentation von bestimmten Teilen der Be- vlkerung  mit den ent- sprechenden Konsequen- zen fr die Reprsenta- tionsleistung des Systems. Spezifische Interessen dro- hen nicht mehr im politi- schen Entscheidungspro- zess sichtbar zu sein; Seg- mente der Wahlbevlke- rung verabschieden sich mental aus dem System.

(2) Rcklufige Parteimit- gliedschaft Die etablierten bundes- deutschen Parteien verlie- ren seit geraumer Zeit Mit- glieder und dies in einem Abbildung 2: Entwicklung der Mitgliederzahlen der Parteien (1990-2013) dramatischen Ausma (vgl. Quelle: Niedermayer 2014, eigene Darstellung.

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(AfD) in den vergangenen Jahren eine eigene Mit- Aber dieses Engagement geht den traditionellen gliederbasis aufbauen  freilich mitunter durch Instrumenten und Instanzen politischer Beteiligung bertritt von Mitgliedern aus anderen Parteien. zunehmend aus dem Weg. Stattdessen werden Der generelle Trend beim Rckgang des Organisa- alternative Mglichkeiten attraktiver, insbesonde- tionsgrads der Bevlkerung konnte hiermit jedoch re kurzfristiges themenbezogenes Engagement  nicht aufgefangen werden. auch unter Verwendung von online-basierten Kommunikationsmglichkeiten. Der Rckgang der Beteiligungsbereitschaft bei Wah- len und in den Parteien stellt fr die bundesdeut- sche Demokratie ein substanzielles Problem dar. Geringes Vertrauen in politische Akteure Aufgrund fehlender direktdemokratischer Instru- mente im Bund stellen Wahlen die wenigen Gele- Form und Ausma der aktiven politischen Be- genheiten dar, in denen es zu einer Artikulation der teiligung knnen ein Ausdruck fr eine (kriti- Interessen aller Brgerinnen und Brger auf der na- sche) Haltung gegenber Politikerinnen/Politi- tionalen Ebene kommt. kern und der politischen Elite sein. Tatschlich Parteien sind die Parteien wiederum sind finden sich auch in den Einstellungen und Wahr- zentralen Akteure im die zentralen Akteure nehmungen deutliche Hinweise auf eine Bezie- politischen Entschei- im politischen Entschei- hungsstrung. dungsprozess. dungsprozess. Sie haben in den letzten Jahrzehn- So geht das geringe Parteiengagement Hand in ten eine Monopolstellung als intermedire Organisa- Hand mit einem generellen Misstrauen gegenber tionen einnehmen knnen und ihre Macht in zahlrei- den etablierten Parteien. Im Vergleich zu ande- che gesellschaftliche Bereiche ausgeweitet (vgl. Det- ren Institutionen des politischen Systems weisen terbeck 2011). Ein Rckgang in der Mitgliedschaft Parteien mit die geringsten Vertrauenswerte auf. steht somit in scharfem Kontrast zu der gestiegenen Was ihre Vertrauenswrdigkeit betrifft, liegen staatlichen Macht von Parteien: Diese verlieren ihr sie unter den Werten fr den Bundestag oder gesellschaftliches Fundament, aber ohne dabei ihre die Bundesregierung; sie befinden sich nahezu zentrale staatliche Rolle aufgeben zu mssen. astronomisch weit entfernt von  als berpartei- lich wahrgenommenen  Instanzen wie dem Notabene: Der Rckgang politischen Engagements Bundesverfassungsgericht und dem Bundespr- in Parteien und bei Wahlen bedeutet jedoch nicht, sidenten. Letztere stoen bei drei Vierteln res- dass es kein politisches Engagement mehr gbe. pektive rund zwei Dritteln der Bevlkerung auf Vertrauen; den Partei- en gegenber drcken jedoch nur 17 Prozent der Befragten (sehr) viel Vertrauen aus.

berhaupt haben Politiker/ -innen einen vergleichswei- se schlechten Ruf. In der Berufsprestige-Skala 2013 stehen sie weit unten auf der Liste: Die Spitzenposi- tionen nehmen rzte und rztinnen sowie Kranken- schwestern ein; die Politi- ker/-innen rangieren in dem Ranking von 18 Beru- fen auf dem drittletzten Platz, kurz vor dem Fern- sehmoderator und dem Banker, Bankangestellten Abbildung 3: Vertrauen in politische Organisationen/Institutionen (in Prozent) (Institut fr Demoskopie Quelle: Daten aus dem Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10096 von August 2012, Allensbach 2013). Beson- eigene Darstellung. ders dramatisch sind die

 SCHWERPUNKT

Werte in Sachen Glaubwrdigkeit und wahrge- Abkopplung der professionalisierten Politik nommenem Engagement der Politiker/-innen fr die einfachen Leute. Hier sind die Brger/-innen All diese Entwicklungen tragen zu einer zuneh- in der Mehrheit sehr skeptisch. So stimmen rund menden Abkopplung von politischen Eliten einer- 75 Prozent der Befragten in einer Umfrage aus dem seits und gesellschaftlicher Basis andererseits bei. Jahr 2012 der Aussage zu: Die meisten Politiker Verstrkend hat auf Seiten der politischen Eliten ein interessieren sich in Wirklichkeit gar nicht fr die Trend beigetragen, der in den vergangenen Jahren Probleme der einfachen Leute (GESIS 2013). Eine immer wieder thematisiert wurde: der zur Professi- reprsentative Allensbach-Umfrage aus dem Jahr onalisierung (vgl. Edinger/Patzelt 2011). Politik ist 2014 berichtet gleichfalls Bemerkenswertes: Nur 24 fr viele zum Beruf geworden, die Durchlssigkeit Prozent der Befragten glauben, dass man groe gegenber anderen Subsystemen hat abgenom- Fhigkeiten haben muss, um Bundestagsabgeord- men. Hierzu beigetragen haben unter anderem die neter zu werden; 1987 hatten noch 55 Prozent die- zunehmende Komplexitt des Politischen, die Me- ser Aussage zugestimmt. Die Merkmale, die einem diendemokratie und die Europisierung der Politik Politiker von den meisten Befragten zugeschrieben (vgl. ebd., S. 11). Eine solche Professionalisierung werden, lauten Sagt vor allem das, was andere der Politik lsst sich nicht nur auf Bundes- oder hren wollen (63 Prozent) sowie Ist vor allem Landes-, sondern auch bereits auf der kommuna- auf den eigenen Vorteil bedacht (58 Prozent) (vgl. len Ebene feststellen (vgl. Reiser 2011). Zu beob- Institut fr Demoskopie Allensbach 2014). achten ist eine Professionalisierung beispielsweise bei den Bundestagsabgeordneten. Parlamentarier Vertrauens- und Reprsentationsprobleme zeigen zu sein ist zu einem Hauptberuf geworden. Und sich auch in dem, was in der Politikwissenschaft eine beachtliche Anzahl der Mitglieder des Deut- als external efficacy bezeichnet wird. Darunter schen Bundestages war bereits vor Antritt des versteht man den Glauben daran, dass die eigene Mandats im politisch administrativen Bereich ttig politische Beteiligung einen Unterschied macht, (vgl. Krschners Volkshandbuch 2014, S. 300), z. dass es sich also lohnt, sich in den politischen Ent- B. als Mitarbeiter/-in eines Parlamentariers, einer scheidungsprozess einzubringen. In der besagten Partei oder als Beamter in der Verwaltung. Auch Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2014 wider- nach ihrer Mandatszeit verbleiben zahlreiche Ab- sprach nur weniger als die Hlfte der Befragten geordnete im politischen oder im politiknahen der Aussage, dass es nichts bringe, sich politisch zu Bereich, beispielsweise als Berater/-in eines Ver- engagieren. Die meisten stimmten dieser Aussage bandes. zu oder enthielten sich. Diese Entwicklungen und der Rckgang des tradi- Diese grundlegende Unzufriedenheit mit den tionellen politischen Engagements haben Auswir- politischen Eliten kann sich in dem Aufkommen kungen auf die Mg- von Protestparteien niederschlagen. Die (mitt- Die Professionalisie- lichkeiten, Personal fr lerweile wieder abgeflauten) Wahlerfolge der rung der Politik und politische mter und Piratenpartei, aber auch die spektakulren Er- der Rckgang des Mandate zu gewinnen. gebnisse fr die Alternative fr Deutschland traditionellen politi- Zum einen schrumpft sind als Reaktion auf eine Entfremdung von Tei- schen Engagements die Rekrutierungsmasse. len der Bevlkerung gegenber den etablierten haben Auswirkungen Bilden Parteien die Basis politischen Parteien und Prozessen begriffen auf die Mglichkeiten, fr die Personalrekru- worden. Personal fr politische tierung, dann hat der mter und Mandate zu Rckgang der Parteimit- Eine tendenzielle Kurzum: Das sinkende gewinnen. gliedschaft einschrn- Unzufriedenheit mit traditionell geprgte po- kende Folgen auf das den politischen Eliten litische Engagement ist personelle Reservoir, aus dem geschpft werden und die Vermutung nicht Ausdruck von Zu- kann. In der Tat haben bereits jetzt einige Partei- der Einflusslosigkeit friedenheit und Vertrau- en Probleme, gengend Personen fr Mandate auf halten die Brgerin- en. Eine tendenzielle Un- kommunaler Ebene zu finden. Zum anderen fhrt nen und Brger vom zufriedenheit mit den die  infolge der Professionalisierung  geringe politischen Engage- politischen Eliten und Durchlssigkeit gegenber anderen gesellschaftli- ment ab. die Vermutung der Ein- chen Bereichen dazu, dass sich das politische Per- flusslosigkeit halten die sonal zu weiten Teilen aus sich selbst rekrutiert. All Brgerinnen und Brger vom politischen Engage- dies ist der Verkopplung zwischen Reprsentanten ment ab. und Reprsentierten sowie einem Abbau des Miss-

 SCHWERPUNKT

trauensvorschusses gegenber der politischen Elite zielen wiederum darauf, die Kosten einer Beteili- nicht zutrglich. gung an der Wahl zu drcken, z. B. durch eine Aus- weitung des Wahlzeitraums oder die Mglichkeit, die Stimme online abzugeben. Lsungswege  Strkung der Linkages Ein immer wieder diskutierter Punkt ist die Mo- Welche Lsungsanstze werden diskutiert, um der bilisierung der Bevlkerung ber direktdemo- Entfremdung von politischer Klasse und gesell- kratische Instrumente. Verfahren direkter De- schaftlicher Basis entgegenzuwirken? mokratie knnen auf die Beziehung zwischen Reprsentanten und Reprsentierten mindestens Ein Ansatzpunkt ist die Strkung der Linkage-Po- zwei Wirkungen haben. Zum einen knnen sie tenziale der Parteien. So zielen zeitgenssische Par- der politischen Elite signalisieren, dass ein gesell- teireformen nicht zuletzt darauf, die Mitgliedschaft schaftliches Anliegen von der Politik nicht hinrei- und das Engagement in Parteien fr die Brger/- chend bercksichtigt worden ist. Damit kann die innen attraktiver zu gestalten (vgl. Bukow 2013). Responsivitt erhht werden. Selbst dann, wenn Hier hat es in den vergangenen Jahren zahlreiche die Verfahren nicht verbindlich sind, vermgen die- Initiativen gegeben: So haben einige Parteien se eine groe Wirkung zu entfalten. Zum anderen eine niedrigschwellige Schnuppermitgliedschaft knnen erfolgreiche direktdemokratische Verfah- eingefhrt, online-basierte Kommunikationswege ren aber auch zur weiteren Entfremdung der poli- werden intensiv genutzt und die innerparteiliche tischen Elite von den Brgerinnen und Brgern bei- Beteiligung an Entscheidungen wurde ausgewei- tragen. Sie signalisieren, dass die Reprsentanten tet. nicht in der Lage oder bereit waren, ein zentrales Anliegen der Bevlkerung zu bercksichtigen. Was die Erhhung der Wahlbeteiligung betrifft, ist Direkte Demokratie kann also durchaus in einem  auer ber die blichen Mobilisierungskampag- Spannungsverhltnis zur Logik reprsentativer De- nen  auch ber die Einfhrung einer Wahlpflicht mokratie stehen (vgl. Marschall 1997). diskutiert worden. Hier laufen die Meinungen ber Effektivitt und normative Begrndung weit ausei- Politisches Vertrau- Politisches Vertrauen zu nander (vgl. Faas 2012). Ob Personalisierungsstrate- en zu schaffen ist schaffen ist schlielich gien wie die zur Europawahl 2014, bei der erstmals auch eine Aufgabe auch eine Aufgabe der europische Spitzenkandidaten ihren Parteifamili- der Trger politi- Trger politischer Bil- en ein Gesicht gegeben haben, fruchten, bleibt zu scher Bildungsar- dungsarbeit, sei es in analysieren; auf die manifeste Wahlbeteiligung bei beit, sei es in der der Schule oder auer- der konkreten Europawahl hat diese nderung kei- Schule oder auer- halb. Hierzu dienen In- ne messbare Wirkung gezeitigt. Andere Vorschlge halb. formations- und Aufkl- rungskampagnen, die viel- fltige Mglichkeiten poli- tischer Beteiligung aufzei- gen und ber den politi- schen Prozess informieren. So knnte Vertrauen gene- riert werden. Dabei geht es nicht um naives Ver- trauen innerhalb einer pa- ternalistischen Beziehung, sondern um informiertes Vertrauen. Die Herausfor- derung fr die politische Bildung besteht vor allem in der Gefahr des preaching to the converted: dass nur diejenigen mit Angebo- ten versorgt werden, die  AdB ohnehin schon politisch interessiert und engagiert Regierungsviertel Berlin sind. Die  schwierige 

 SCHWERPUNKT

Aufgabe besteht darin, politikferne Milieus zu er- Crouch, Colin: Post-Democracy  Cambridge 2004, reichen, die nicht von sich aus Tagungssttten der Polity Press politischen Bildung zu besuchen oder politische Publikationen zu bestellen pflegen. Hier mssen Der Bundeswahlleiter: Wahl der Abgeordneten des (und knnen!) neue und andere Wege der Politik- Europischen Parlaments aus der Bundesrepublik vermittlung gefunden werden. Dabei sollten auch Deutschland am 25. Mai 2014. Heft 4, Wahlbetei- neue Kommunikationsformen und -gewohnheiten ligung und Stimmabgabe der Mnner und Frauen Bercksichtigung finden und insbesondere die Po- nach Altersgruppen, 2014 tenziale, die sich ber die Vernetzungsstrukturen des Social Web ergeben, genutzt werden. Detterbeck, Klaus: Parteien und Parteiensystem  Konstanz 2011, UVK

Fazit: Die deutsche Postdemokratie? Dose, Nicolai/Fischer, Anne-Kathrin: Mitglieder- schwund und beralterung der Parteien: Prognose Ohne Frage handelt es sich bei Deutschland um der Mitgliederzahlen bis 2040, in: Zeitschrift fr eine konsolidierte Demokratie. Zugleich lassen sich Parlamentsfragen 44, 4/2013, S. 892-900 in den Strukturen der deutschen Demokratie Risse erkennen, die zumindest zur Beunruhigung Anlass Edinger, Michael/Patzelt, Werner (Hrsg.): Politik als geben knnen. Diese Risse entwickeln sich zwi- Beruf. PVS  Politische Vierteljahresschrift, Sonder- schen der politischen Elite auf der einen Seite und heft 44/2010, 2011 der gesellschaftlichen Basis auf der anderen. Zum Teil handelt es sich hierbei um Sollbruchstellen, Faas, Thorsten: Thinking about Wahlpflicht: Anmer- die in reprsentativen Systemen angelegt sind; die- kungen zu einer berflligen Diskussion, in: Zeit- se Trends lassen sich auch in anderen Demokratien schrift fr Politikwissenschaft 22, 3/2012, S. 407-418 westlichen Typs finden. Das ndert jedoch nichts an der Tatsache, dass diese Risse sich mittelfristig Fiorina, Morris P.: Retrospective Voting in Ameri- weiten und an die Substanz gehen knnen. Dann can National Elections  New Haven 1981, Yale Uni- schaffen sie Raum fr Parteien und Interessengrup- versity Press pen, die sich auerhalb des demokratischen Kon- senses befinden. GESIS: Allgemeine Bevlkerungsumfrage der So- zialwissenschaften ALLBUS 2012. GESIS Datenar- Will man dies verhindern, dann bedarf es weiterer chiv, Kln 2013, ZA4614 Datenfile Version 1.1.1, und mutiger Vernderungen im politischen System. doi:10.4232/1.11753 Dann kann statt von einer Postdemokratie von dem Projekt einer Neodemokratie (von Beyme 2013), Institut fr Demoskopie Allensbach: Allensbacher also von einer neuen Demokratie, die Rede sein, die Berufsprestige-Skala 2013  Allensbach 2013, Insti- versucht, die Brger/-innen wieder strker in den poli- tut fr Demoskopie Allensbach tischen Entscheidungsprozess einzubeziehen. Institut fr Demoskopie Allensbach: Anfang vom Ende der Politikverdrossenheit? Eine Dokumen- tation des Beitrags von Dr. Thomas Petersen in Literatur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Nr. 66 vom 19. Mrz 2014, www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_ Beyme, Klaus von: Von der Postdemokratie zur reportsndocs/FAZ_Ma__rz_2014_Politikverdrossen- Neodemokratie  Wiesbaden 2013, Springer VS heit.pdf (Zugriff am 22.09.2014)

Bukow, Sebastian: Die Wiederentdeckung der mit- Krschners Volkshandbuch: Deutscher Bundestag. gliedschaftsbasierten Parteiorganisation, in: Oskar 18. Wahlperiode, Sonderdruck fr den Deutschen Niedermayer/Benjamin Hhne/Uwe Jun (Hrsg.): Bundestag  Rheinbreitbach 2014, NDV Abkehr von den Parteien? Parteiendemokratie und Brgerprotest  Wiesbaden 2013, Springer VS, Lahno, Bernd: Der Begriff des Vertrauens  Pader- S. 231-259 born 2002, Mentis

Butterwegge, Christoph/Lsch, Bettina/Ptak, Ralf: Linden, Markus/Thaa, Winfried (Hrsg.): Krise und Kritik des Neoliberalismus  Wiesbaden, 2. Auflage, Reform politischer Reprsentation  Baden-Baden 2008, VS Verlag fr Sozialwisschenschaften 2011, Nomos

 SCHWERPUNKT

Lupia, Arthur/McCubbins, Mathew D.: Representa- der lokalen Ebene und ihre institutionellen Ursa- tion Abdication? How Citizens Use Institutions to chen, in: Michael Edinger/Werner Patzelt (Hrsg.): Help Delegation Succeed, in: European Journal of Politik als Beruf. PVS  Politische Vierteljahres- Political Research 37, 3/2000, pp 291-307 schrift, Sonderheft 44/2010, 2011, S. 121-144

Marschall, Stefan: Ist das unmittelbare Personen- Sartori, Giovanni: Demokratietheorie  Darmstadt, votum ein direktdemokratisches Verfahren?, in: 3. Auflage 2006, Wissenschaftliche Buchgesell- Zeitschrift fr Politikwissenschaft 7, 3/1997, S. 845- schaft 862 Schfer, Armin: Wahlbeteiligung und Nichtwhler, Marschall, Stefan: Demokratie  Opladen 2014, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 63, 48-49/2013, Verlag Barbara Budrich S. 39-46

Marschall, Stefan/Wei, Ralph: Politikvermittlung Strm, Kaare: Delegation and Accountability in in der reprsentativen Demokratie, in: Politische Parliamentary Democracies, in: European Journal Bildung 44, 2/2011, S. 9-25 of Political Research 37, 3/2000, 261-289

Niedermayer, Oskar: Parteimitglieder in Deutsch- Wolfrum, Edgar: Die geglckte Demokratie. Ge- land. Arbeitshefte aus dem Otto-Stammer-Zent- schichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren rum Nr. 21, Berlin 2014; www.polsoz.fu-berlin.de/ Anfngen bis zur Gegenwart  Stuttgart, 2. Aufl. polwiss/forschung/systeme/empsoz/schriften/Ar- 2006, Klett Cotta beitshefte/AHOSZ21.docx?1406544119 (Zugriff am 22.09.2014)

Patzelt, Werner/Edinger, Michael: Politik als Beruf. Zum politischen Fhrungspersonal in der moder- nen Demokratie, in: Michael Edinger/Werner Pat- zelt (Hrsg.): Politik als Beruf. PVS  Politische Vier- Prof. Dr. Stefan Marschall ist Inhaber des Lehrstuhls Politikwissenschaft II am Institut teljahresschrift, Sonderheft 44/2010, 2011, S. 9-30 fr Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine- Universitt Dsseldorf. Seine Forschungs- Poguntke, Thomas: Parteiorganisation im Wandel. schwerpunkte sind das politische System Gesellschaftliche Verankerung und organisatori- Deutschlands, politische Kommunikation, Par- sche Anpassung im europischen Vergleich  Wies- lamentarismus und Online-Partizipation. Er hat diverse Bcher ber die Demokratie und die baden 2000, Westdeutscher Verlag Politik in Deutschland verfasst sowie in zahlrei- chen Zeitschriften publiziert. Reiser, Marion: Ressourcen- oder Mitgliederbasiert? Zwei Formen politischer Professionalisierung auf E-Mail: [email protected]

 SCHWERPUNKT

Politik erfolgreich gestalten Erkundungen in einem komplexen Bettigungsfeld Ulrich Eith

Wer als Abgeordneter Wer dann als Abgeord- Ulrich Eith beschreibt in seinem Beitrag in im Parlament politische neter im Parlament poli- Grundzgen die Komplexitt demokratischer Ent- Fhrungspositionen tische Fhrungspositio- scheidungsprozesse und diskutiert die hieraus fr anstrebt muss sich aus- nen anstrebt  sei es Politikerinnen und Politiker resultierenden Konse- reichend Reputation in einem Parlamentsaus- quenzen. In getrennten Abschnitten werden drei unter den Kolleginnen schuss, als Teil der Frak- zentrale Besonderheiten des aktuellen Politikge- und Kollegen in der tionsfhrung oder auch schehens beleuchtet, erstens das grundstzliche Fraktion erarbeiten. in der Exekutive  muss Zusammenspiel unterschiedlicher Funktionslogi- sich durch Fachkenntnis- ken von Verhandlungsdemokratie, Mediendemo- se, Durchsetzungsvermgen, Kollegialitt und Be- kratie und Parteiendemokratie, zweitens die fr ziehungspflege ausreichend Reputation unter den parlamentarische Systeme typische Trennung von Kolleginnen und Kollegen in der Fraktion erarbei- ffentlicher Selbstdarstellung auf der Vorder- ten. In besonderer Weise gilt dies fr die Toppositi- bhne und den eher im Verborgenen, auf der onen in der Fraktions- oder Regierungsspitze. Hinterbhne stattfindenden Verhandlungsrouti- nen zur Sicherung von Mehrheiten sowie drittens Darber hinaus zhlt dann natrlich der Erfolg die Herausbildung eines professionalisierten Poli- bei Wahlen und das persnliche Ansehen bei den tikbetriebs mit eigenen Sprachregelungen und Brgerinnen und Brgern: Wer nachweislich er- Verhaltensmustern. Vor diesem Hintergrund wer- folgreich Wahlkmpfe bestreiten und Wahlen ge- den abschlieend absehbare Folgen des begon- winnen kann, hat auch im harten innerparteilichen nenen Umbaus des deutschen, bislang vor allem Wettbewerb um Fhrungspositionen sehr gute Ar- reprsentativen Systems, zu einer strker beteili- gumente. gungsorientierten Demokratie diskutiert. Allerdings ist die Besetzung von Fhrungspositionen in der Parteiendemokratie lediglich eine notwendi- Einleitung ge und keine hinreichende Voraussetzung, um in der Politik wirklich gestalten zu knnen. Zur erfolg- Wer in der Politik Erfolg haben will, sieht sich mit reichen Vorstrukturierung von politischen Entschei- ganz unterschiedlichen, teilweise sogar gegen- dungen und Herbeifhrung entsprechender Mehr- stzlichen Anforderungen und Bezugsgruppen heiten bedarf es im komplexen Regierungssystem konfrontiert. Wenn wir einmal von den direkt Deutschlands ganz unterschiedlicher Kompeten- gewhlten kommunalen Spitzen, den (Ober-)Br- zen und Fhigkeiten. Politik in parlamentarischen germeisterinnen und Brgermeistern, absehen, Systemen findet in der Schnittmenge mehrerer, erfolgt der Einstieg in eine Karriere als Politikerin unterschiedlicher Arenen und somit im Spannungs- und Politiker in Deutschland wie auch in vielen feld von parteipolitischer Durchsetzungsfhigkeit, anderen parlamentarischen Systemen in der Regel dem Willen und Geschick zur Kompromissfindung ber einen aussichtsreichen Listenplatz und ein Abge- ordnetenmandat in der Landes- oder Bundespolitik. Die erste zentrale Bezugs- gruppe ist demnach der Orts- oder Kreisverband der eigenen Partei. Mit zuneh- mendem berregionalem Erfolg kommen die Landes- und Bundesfhrung hinzu. Der Aufbau einer regio- nalen, themen- oder auch parteiflgelspezifischen Hausmacht erleichtert ber die gesamte eigene Karri- ere hinweg den Erfolg im Wettbewerb um einfluss- reiche Positionen in der ei-  ZWEISAM / photocase.de genen Partei.

 SCHWERPUNKT

mit weiteren Akteuren sowie medialer Prsenz und schen Bundestag wiederum reichen fr Gesetzes- ffentlicher berzeugungskraft statt. Wer erfolg- nderungen vielfach nicht aus, oftmals bedarf es reich sein will, muss diese Mechanismen kennen darber hinaus der zustzlichen Zustimmung des und die teilweise auch widersprchlichen Anfor- Bundesrats, also der Lnderkammer und Vertre- derungen immer wieder aufs Neue geschickt zum tung der Landesregierungen mit gegebenenfalls Ausgleich bringen. unterschiedlicher parteipolitischer Zusammenset- zung. Zudem haben verschiedene Artikel unseres Grundgesetzes Ewigkeitscharakter und lassen sich Verhandlungsdemokratie  Mediendemokratie  selbst durch berwltigende parlamentarische Parteiendemokratie Mehrheiten nicht ndern. Schlielich sind in der Bundesrepublik verschiedene Politikfelder wie et- Politik lsst sich aus verschiedenen Perspektiven und wa die Whrungspolitik oder auch die Tarifautono- mit ganz unterschiedlichen Mastben analysieren mie schon immer der direkten Einflussnahme von und bewerten. Die Stichworte Verhandlungsdemo- Regierung und Parlament entzogen und werden in kratie, Mediendemokratie und Parteiendemokratie der Logik neokorporatistischer Interessenvermitt- benennen idealtypisch drei zentrale Dimensionen lung entschieden. oder Kontexte des aktuellen politischen Wettbe- werbs in Deutschland. Alle drei Kontexte haben Erfolgreiche Politiker/-innen kennen und beherr- ihre eigene Funktionslogik und begrnden daher schen die Spielregeln der Kompromisssuche zur auch eigenstndige, teils gegenstzliche Verhal- Einbindung von Gegenspielern mit Vetomacht. Po- tensroutinen bei den politischen Akteuren. litik ist aus dieser Perspektive immer die Kunst des Mglichen, begrenzt durch die Handlungskompe- Verhandlungsdemokra- In der Verhandlungsde- tenzen potentieller Gegenspieler. berdies liegt es tie, Mediendemokratie mokratie kommt es fr auf der Hand, dass das Bemhen um einen fairen und Parteiendemokra- Politikerinnen und Poli- Kompromiss oder Interessenausgleich zugleich das tie benennen ideal- tiker darauf an, poten- zentrale Charakteristikum pluralistischer Demokra- typisch drei zentrale tielle Gegenspieler mit tien darstellt. Dimensionen oder Vetomacht in den politi- Kontexte des aktuellen schen Entscheidungspro- In der Mediendemo- In der Mediendemokra- politischen Wettbe- zess einzubinden. Dies kratie kommt es darauf tie kommt es fr Politiker/ werbs in Deutschland. gilt sowohl im national- an, stets ffentlich- -innen darauf an, stets staatlichen als auch im keitswirksam auf aktu- ffentlichkeitswirksam internationalen Bereich. Erfolgreiche Akteure sind elle Ereignisse und auf aktuelle Ereignisse in der Lage, ihre Handlungsspielrume durch Kom- politische Stimmungs- und politische Stim- promisstechniken und Kompensationsgeschfte zur lagen zu reagieren. mungslagen zu reagie- Bildung von stabilen Mehrheiten zu nutzen. Denn ren. Das Fernsehen hat anders als das Mehrheitssystem Grobritanniens inzwischen die ffentlichkeitsfunktion der Parla- ist die deutsche und auch die amerikanische Poli- mentsdebatten weitgehend bernommen. Was tik vor allem durch ein ausgeprgtes System von die Gesellschaft bewegt und was es dazu an poli- Macht und Gegenmacht (checks and balances) tischen Lsungsvorschlgen gibt, all das wird in- gekennzeichnet. zwischen in der nahezu tglichen Abfolge mehr oder minder journalistisch zugespitzter Talkshows An konkreten Belegen hierfr mangelt es im deut- verhandelt. Erfolgreiche Politiker/-innen verstehen schen Kontext nicht. So besitzt etwa die Bundes- es hierbei, die Wogen ffentlicher Meinungsbil- kanzlerin nach dem Grundgesetz die grundstzliche dungen und Entrstungen fr eigene politische Richtlinienkompetenz in allen Fragen des Regie- Zwecke zu nutzen. Politik ist so gesehen immer rungshandelns, gleichwohl fhren die Minister ihre auch Public Relation in eigener Sache, das endlose Huser in jeweils eigener Verantwortung. Weiter- Produzieren von Pressemitteilungen, die Inszenie- hin, das wichtigste Gremium in einer Koalitions- rung von ffentlichkeitswirksamen Auftritten und regierung zur Aushandlung und Festlegung ei- populistischen Forderungen. Wer in den Medien ner gemeinsamen Regierungslinie ist in der Regel nicht vorkommt, existiert auch in der ffentlichen der im Grundgesetz nirgendwo erwhnte Koali- Wahrnehmung nicht. tionsausschuss. Selbst stabile Mehrheiten im Deut- Bezeichnendes Kennzeichen der Mediendemokra-  Vgl. hierzu in etwas anderer Zuspitzung auch Korte/ tie ist die ausufernde Prsenz und Verfgbarkeit Frhlich 2004, insb. Kap 3.2. S. 71-101 demoskopischer Daten und Vermessungen. Kaum

 SCHWERPUNKT

ein greres politisches Ereignis, das nicht auf letztlich auch eine Abspaltung in Richtung Links- seine vermeintlichen oder tatschlichen wahlver- partei hinnehmen. ber Jahre hinweg hat die fr haltensrelevanten Auswirkungen hin untersucht das sozialdemokratische Politikverstndnis so zen- wrde. Medien und Spitzenpolitiker verlangen trale Frage nach der sozialen Gerechtigkeit in den nach stets aktuellen Zustandsbeschreibungen Politikentwrfen der SPD-gefhrten Bundesregie- und die kommerzielle Meinungsforschung liefert rung praktisch keine Rolle gespielt. regelmig die entsprechenden Daten. Medien sind hierbei aufgrund ihrer eigenen Verwertungs- Ganz hnliche Whlerabwanderungen mussten die logik vor allem an einem Kopf an Kopf-Rennen Liberalen seit den frhen 1970er Jahren aufgrund (horse race) interessiert. Deutlich wird das etwa ihrer Koalitionswechsel auf Bundesebene verkraf- bei der Beliebtheit der sogenannten Sonntagsfra- ten. Fanden zu Zeiten der Bonner sozialliberalen ge, die als aktuelle, zugespitzte politische Wasser- Koalition in den 1970er Jahren viele konservative standsmeldung inzwischen zum festen Bestandteil Alt-Liberale eine neue politische Heimat bei der der regelmigen medialen Berichterstattung Union, konnten sich ab den 1980er Jahren die gehrt. Dass Wahlforscher immer wieder auf die Grnen in dem Ausma als Brgerrechtspartei pro- fragwrdigen Gewichtungen und die problemati- filieren, in dem die FDP nun in der Koalition mit sche Interpretation der Sonntagsfrage als Indikator der Union immer strker allein ihr marktliberales fr den Ausgang tatschlicher Wahlen hinweisen, Wirtschaftsprofil akzentuierte. schmlert deren ffentliche Wahrnehmung und Wirkung keineswegs. Und in hnlicher Weise steht Natrlich ndern sich ber Jahrzehnte hinweg die die Aufmerksamkeit, die die meisten Spitzenpoliti- politischen Herausforderungen und Perspektiven ker und Medien den regelmig verffentlichten adquater Problemlsung. Die Parteien mssen Beliebtheitsskalen zubilligen, in keinem Verhltnis dennoch im eigenen Interesse die Grundkonstan- zur tatschlichen Bedeutung dieser Zahlen fr die ten ihres jeweiligen Politikansatzes  gegebenen- politische Urteilsbildung und Wahlentscheidung. falls in zeitgemer Form und auf die jeweils ak- tuellen Problemlagen bezogen  immer wieder In der Parteiende- In der Parteiendemokra- deutlich werden lassen. Die innerparteilichen Ri- mokratie kommt es tie schlielich kommt es darauf an, die politi- fr Politikerinnen und schen Anliegen und Politiker darauf an, mit Wertvorstellungen der ihren Standpunkten und Traditionsanhnger Botschaften die politi- zum Ausdruck zu schen Anliegen und bringen und so das Wertvorstellungen ihrer Verhltnis von Partei Traditionsanhnger zum und Whlerschaft im- Ausdruck zu bringen und mer wieder aufs Neue so das Verhltnis von zu festigen. Partei und Whlerschaft immer wieder aufs Neue zu festigen. Parteimitglieder und Whler erwarten von Parteifhrungen und Spitzenkandidaten vor allem auch ein berechenbares Ma an politisch- ideologischer Verlsslichkeit. Wenn Parteispitzen ihre traditionellen Markenkerne lngere Zeit auer Acht lassen, drfen sie sich anschlieend ber Par- teiaustritte und fehlende Wahluntersttzung nicht wundern.

Insbesondere die Sozialdemokraten haben hier im letzten Jahrzehnt enormes Lehrgeld bezahlen mssen. Als Konsequenz der von den eigenen Anhngern  weitaus weniger brigens als von der medialen ffentlichkeit  ungeliebten Agen- da-Politik der rot-grnen Bundesregierung unter  Saimen. / photocase.de Gerhard Schrder mussten sie massive Parteiaus- tritte, herbe Niederlagen bei Landtagswahlen und Was soll Politik?

 SCHWERPUNKT

schwierig sein mag, die ffentlichen Statements von Politikern funktional adquat einordnen zu knnen. Schon auf diese Weise entstehen unter den Whlerinnen und Whlern ganz unterschied- liche Bilder von Politik und Wahrnehmungen des politischen Prozesses.

Zur Differenz von Vorder- und Hinterbhne

Parlamentarische Demokratien wie die Bundesre- publik Deutschland beruhen auf einer engen Ver- bindung zwischen der Parlamentsmehrheit und der durch sie ins Amt gekommenen Regierung. Die Brgerinnen und Brger whlen den Deutschen Bundestag, der dann mit seiner Mehrheit die Regie- rungsspitze, den Bundeskanzler, whlt. Die Fronten  AllzweckJack / photocase.de im politischen Wettbewerb entsprechen somit gera- de nicht der bekannten Aufteilung der politischen Gewalten, wie sie ideengeschichtlich von Montes- siken, die mit einer programmatischen Aktualisie- quieu formuliert wurde. Nicht das Parlament als rung oder auch Weiterentwicklung einhergehen, Ganzes kontrolliert die Exekutive, vielmehr bilden kennen alle Parteien. So hat der erste Ausland- im parlamentarischen System Regierung und Par- seinsatz deutscher Truppen, verantwortet von der lamentsmehrheit eine Funktionseinheit. Besonders rot-grnen Bundesregierung, die Grnen mit ihren deutlich wird dies in Grobritannien, wo hufig Grndungswurzeln auch in der Friedensbewegung ber ein Drittel der Mitglieder der Mehrheits- der 1980er Jahre in massive innerparteiliche Tur- fraktion zugleich eine Funktion in der Regierung bulenzen gestrzt. Und ausbt. Und auch in Deutschland sind Minister und Die Anforderungen an die kulturelle Moderni- Staatssekretre blicherweise zugleich gewhlte Politikerinnen und Poli- sierung der CDU, wie sie Mitglieder des Bundestags. tiker sind schon auf- inzwischen seit Jahren grund der Besonder- vor allem von Ministerin Ganz anders hingegen stellt sich die Situation im heiten des politischen von der Leyen voran- prsidentiellen System der USA dar. Der Prsident Wettbewerbs uerst getrieben wird, wird in an der Spitze der Regierung und das Parlament ge- vielschichtig, teilweise traditionell-konservati- hen aus getrennten Wahlen hervor, besitzen also auch widersprchlich. ven Teilen der Partei kei- jeweils eine voneinander unabhngige Legitimati- neswegs als notwendige onsbasis. Weitaus strker als im parlamentarischen Anpassung an gesellschaftliche Realitten sondern System wird somit die Regierung vom Parlament als weitaus hufiger als eigentlich berflssige Kul- Ganzem kontrolliert. Der amerikanische Kongress turrevolution angesehen. ist fr die Ausarbeitung und Verabschiedung der Gesetze zustndig, der Prsident hat nicht einmal Als Zwischenfazit lsst sich somit festhalten, dass ein eigenes Vorschlagsrecht fr Gesetzesinitiativen. die Anforderungen an Politikerinnen und Politi- Und berdies knnen Mitglieder der Exekutive  ker schon aufgrund der Besonderheiten des po- mit der bekannten Ausnahme des Vizeprsidenten litischen Wettbewerbs uerst vielschichtig, teil-  nicht zugleich auch Mitglieder der Legislative weise auch widersprchlich sind. Erfolgreiche sein. Politiker/-innen mssen die Offenheit fr Verhand- lungslsungen, ihre mediale Dauerprsenz mit zu- Nun resultieren diese unterschiedlichen Frontstel- stimmungsfhigen Statements sowie die von den lungen letztlich aus der Tatsache, dass die Brge- eigenen Anhngern geforderte politisch program- rinnen und Brger im parlamentarischen System matische Standfestigkeit immer wieder aufs Neue nur das Parlament, im prsidentiellen System hin- zum Ausgleich bringen. Dies erfordert letztlich gegen das Parlament und die Regierungsspitze eine hohe Sensibilitt fr die Komplexitt poli- direkt whlen. Verbunden damit sind aber auch tischer Prozesse in modernen Demokratien. Er- die Ausprgung von systemspezifischen Verhal- schwerend kommt hinzu, dass es fr politisch we- tensroutinen und Unterschiede im Ausma der niger interessierte Brgerinnen und Brger hufig ffentlichen politischen Auseinandersetzungen. In

 SCHWERPUNKT

Auf der Vorderbhne den USA ist ein f- der Politik erlebt die fentlicher Konflikt zwi- ffentlichkeit nur die schen Regierung und ritualisierten Ausein- Parlament keine Selten- andersetzungen der heit. Gelingt es dem Pr- Akteure. sidenten auf dem Ver- handlungswege nicht, fr seine Ziele eine Mehrheit im Kongress zu fin- den, wendet er sich ber die Medien direkt an seine Whler. Durch diese Strategie des going public soll der ffentliche Druck auf die Parlamen- tarier erhht werden.

Ein hnliches Verhalten ist in Deutschland und Grobritannien undenkbar. Man stelle sich einmal vor, Bundeskanzlerin Merkel wrde ffentlich die Unionsfraktion im Bundestag dazu auffordern, ihre Gesetzesplne doch endlich zu untersttzen. Ein solch offensichtlicher Konflikt zwischen Exeku- tive und Parlamentsmehrheit gilt in parlamentari- schen Systemen unweigerlich als Regierungskrise, da die zentrale Aufgabe der Parlamentsmehrheit ja gerade darin besteht, ihrer Regierung stets die Mehrheit im Parlament zu sichern. Und dennoch gibt es intensive Abstimmungen, Aushandlungen und somit auch Formen der politischen Kontrolle  AdB zwischen der Parlamentsmehrheit und der durch sie getragenen Regierung  gerade um einen Regierungsviertel in Berlin ffentlichen Dissens zu vermeiden. Dies findet  funktionsgerecht, aber sehr zum Bedauern des temen und internationalen Governance-Struktu- politischen Publikums  weitgehend unter Aus- ren. Dies alles liegt aber in erster Linie an den je- schluss der ffentlichkeit, also auf der politischen weiligen Funktionslogiken der politischen Systeme Hinterbhne, statt. Das ist auch im Fall von Tarif- und nicht etwa an den persnlichen Prferenzen verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeit- der Politikerinnen und Politiker. Gleichzeitig ha- nehmern keineswegs anders. Auf der Vorderbhne ben die ffentlichen Auseinandersetzungen zwi- erlebt die ffentlichkeit nur die ritualisierten Aus- schen Regierung und parlamentarischer Oppositi- einandersetzungen der Akteure, etwa zwischen on auf der Vorderbhne hufig den Charakter von Regierungsmehrheit und Opposition im Parlament. Spiegelfechterei. Sie bilden aber bestenfalls einen kleinen Realittsausschnitt der weit umfangreiche- Diese demokratietheoretisch durchaus zu beklagen- ren Verhandlungsprozesse ab. de Differenz zwischen beobachtbarer Vorderbhne und zumeist verborgener Hinterbhne hat wiede- rum mit den Regeln der Mediendemokratie zu Professionalisierte Politik und wachsende Distanz tun. Ein ffentlich erkennbarer Konflikt zwischen zu den Brgern Regierung und Parlamentsmehrheit wird in par- lamentarischen Systemen sofort von den Medien Die voranstehenden Ausfhrungen haben bereits aufgegriffen und als Indiz fr eine Regierungskrise deutlich gemacht, dass das bei Brgerinnen und oder gar das nahende Ende der Regierungskoaliti- Brgern vorherrschende Bild ber den politischen on gewertet. Prozess in vielerlei Hinsicht durchaus von den po- litischen Realitten abweichen kann. Und je nach Festzuhalten bleibt als Nachteil fr das politische politischem Interesse und politischer Informiertheit Publikum, dass in Deutschland anders als in den USA finden sich in der Gesellschaft auch Politikvorstel- wesentliche Etappen der Abstimmungsprozesse im lungen, die mit den tatschlichen Ablufen in mo- Verborgenen und somit auf der Hinterbhne statt- dernen Demokratien nur wenig gemein haben. Seit finden. Hufig noch undurchschaubarer verlaufen Jahren lassen sich fr das Verhltnis von Parteien die Aushandlungsprozesse in supranationalen Sys- und Whlern eine wechselseitige Entfremdung und

 SCHWERPUNKT

Zunahme von Unverstndnis feststellen. Politiker/ hingegen sind die Verlautbarungen von Politikerin- -innen und Brger/-innen haben unterschiedliche nen und Politikern vielfach eher fremd, erscheinen Erwartungen von der Politik und sprechen immer knstlich, zumindest weit entfernt von umgangs- weniger dieselbe Sprache. sprachlichen Formulierungen und alltagsweltlicher Wortwahl. In diesem Punkt unterscheiden sich Im Zuge der Ausdiffe- Im Zuge der Ausdiffe- Politiker/-innen heute im brigen kaum von vielen renzierung moderner renzierung moderner Juristen oder rzten. Gesellschaften hat Gesellschaften hat sich sich auch der politi- auch der politische Be- Politiker/-innen und Brger/-innen leben hufig sche Bereich zu einem reich zu einem Subsys- in unterschiedlichen Welten. Erfolgreiche Politik Subsystem mit eigenen tem mit eigenen Gesetz- bemisst sich aus Sicht vieler Akteure zunchst an Gesetzmigkeiten migkeiten und Verhal- den sich dadurch erffnenden individuellen Kar- und Verhaltenserwar- tenserwartungen ent- rierechancen. Als Wert tungen entwickelt. wickelt. Politik ist zwi- Politiker und Brger an sich wird auch das schenzeitlich ein eigen- leben hufig in unter- nach auen geschlosse- stndiges Berufsfeld mit berschaubaren Karriere- schiedlichen Welten. ne Auftreten von Partei mustern geworden. Und wie in jedem anderen und Fraktion angese- Beruf bemisst sich der Erfolg eben auch am ei- hen. Inhaltlich richtet sich der Blick vor allem auf genen Weiterkommen. Von auen betrachtet makrokonomische, messbare Indikatoren, etwa wird insbesondere der jngeren Politikergenera- den Rckgang der Arbeitslosigkeit, den Abbau der tion gerne eine gewisse Konformitt und Strom- Staatsverschuldung, den Anstieg von Wachstums- linienfrmigkeit attestiert. Nun mag es verschie- raten oder auch die finanzielle Stabilisierung der dentlich zutreffen, dass politische Positionen vor sozialen Sicherungssysteme. Und richtig daran ist, allem instrumentell, mit Blick auf persnliche Profi- dass diese Wirtschaftsdaten in der Tat Teilaspekte, lierungschancen vertreten werden. Darber hinaus Rahmenbedingungen einer erfolgreichen Lsung ist das parteibergreifend vergleichbare Auftreten politischer Probleme sind. Dennoch beruhen die von Politikern aber auch das Ergebnis der fortge- politischen Bewertungen und Forderungen der schrittenen Professionalisierung des politischen Brgerinnen und Brger in erster Linie auf der Betriebs und der damit einher gehenden Heraus- Einschtzung der eigenen Situation und den indi- bildung eigenstndiger, berufstypischer Verhal- viduellen Erfahrungen. Bei vielen sind diese Erfah- tens- und Handlungsroutinen. Lngst haben sich rungen in den letzten Jahren durch einen massiven, auch in der Politik berufsspezifische Rollenmuster bedrohlichen Anstieg von Unsicherheit geprgt. herausgebildet, etwa auf Bundesebene der nach Inzwischen kennen selbst groe Teile der eigent- auen polarisierende Generalsekretr, der nach lich etablierten Mittelschichten die ngste vor dem innen wirkende Bundesgeschftsfhrer, der auf Verlust des Arbeitsplatzes und  damit verbunden  fraktionelle Geschlossenheit bedachte parlamenta- dem eigenen sozialen Abstieg. Positive Konjunk- rische Geschftsfhrer oder auch der fachlich spezi- turdaten knnen daran kaum etwas ndern. Selbst alisierte Sachpolitiker. Bezeichnenderweise haben Gewinne stellen in vielen Betrieben lngst keine es Seiteneinsteiger heute schwerer als in frheren Garantie mehr fr die Sicherheit des eigenen Ar- Jahrzehnten, sich in ihrer Partei zu behaupten. beitsplatzes dar. Wichtiger Teil des gegenseitigen Paul Kirchhof ist seinerzeit an den politischen Spiel- Unverstndnisses zwischen Politikern und Brgern regeln gescheitert, hingegen ist somit die derzeit nur schwer zu berbrckende beherrscht sie virtuos. Kluft zwischen den gesamtwirtschaftlichen Daten und den individuellen Wahrnehmungen und Be- Hinzu kommen eigene Sprachcodes. Im inner- und wertungen. Die Schnittmengen der Lebenswelten zwischenparteilichen Wettbewerb finden verab- werden offenbar kleiner, die Betrachtungsperspek- redete Sprachregelungen, gesprochene oder auch tiven unterscheiden sich deutlich. ausgelassene Nebenstze sowie besondere Begriff- lichkeiten und Nuancierungen Verwendung, deren vollstndige Bedeutung sich oft nur noch den di- Auf dem Weg zur Beteiligungsdemokratie rekt Beteiligten erschliet, bestenfalls noch man- chen intensiven Beobachtern und Analytikern des Die sich immer deutlicher abzeichnende Beteili- politischen Prozesses. Der breiten ffentlichkeit gungsdemokratie erffnet vielfltige Chancen, die politischen Wahrnehmungen und Vorstellungen  Vgl. hierzu Eith 2009, S. 179-185 von Politikern und Brgern wieder besser zum  Vgl. hierzu auch die Analysen in Lorenz/Micus 2009 Ausgleich zu bringen. Auf der Ebene von Bun-

 SCHWERPUNKT

ten in weit hherem Ausma selbst mitbestimmen und mitentscheiden. Dies verndert die Rolle der gewhlten Reprsentanten, der Exekutiven und der Verwaltungen. Die gewhlten Mandatstrger/ -innen mssen letztlich Entscheidungsmacht an die Brger/-innen abgeben, die Exekutiven und Verwal- tungen mssen sich strker auf ihre ursprngliche Funktion der Entscheidungsumsetzung konzentrie- ren.

In der Beteiligungs- In der Beteiligungsdemo- demokratie werden kratie werden die traditi- die traditionellen onellen reprsentativen reprsentativen Struk- Strukturen keineswegs turen keineswegs berflssig. Nach wie vor berflssig. mssen politische Ent- scheidungen vorstruktu- riert werden, auch wenn die politische Entschei- dung von Fall zu Fall bei den Brgern liegt. Poli- tiker und Parteien sind aber weitaus strker als bisher gezwungen, komplexe Sachverhalten nach- vollziehbar mit den Brgerinnen und Brgern zu kommunizieren. Die Ereignisse um Stuttgart 21  time. / photocase.de haben gezeigt, dass Formen der direkten Kommu- nikation ber Sachthemen nicht nur mglich sind sondern zudem auch die Parteiloyalitten und so- deslndern und Kommunen erfolgen derzeit viel- mit die reprsentativen Politikstrukturen strken. fltige Anstrengungen, die politischen Entschei- Direkte und reprsentative Demokratie sind kein dungsstrukturen fr Brgerbeteiligung und For- Gegensatz. Vielmehr ergnzen sie sich und zwin- men der direkten Demokratie zu ffnen. In der gen die Parteien zur strkeren Bercksichtigung Konsequenz wird dies die politischen Prozesse des der politischen Interessen und Vorstellungen der Aushandelns und der Mehrheitsbildung sprbar Brgerinnen und Brger. verndern. Voraussetzung hierfr ist allerdings, dass Brgerinnen und Brger die sich ihnen bieten- Klar ist allerdings auch, dass mit diesem Anspruch den Einflussmglichkeiten der Mitberatung und auch die Anforderungen an die Brgerinnen und Mitentscheidung auch nutzen. Brger steigen. Wer die sich bietenden Betei- ligungsmglichkeiten mit Erfolg nutzen will, muss Ausgangspunkt ist die Frage nach dem vorherr- sich politisch weitaus strker informieren und en- schenden Demokratieverstndnis und dem damit gagieren. Die vielfach konstatierte Kluft zwischen zusammenhngenden demokratischen Brgerbild. Politikern und Brgern kann sich so wieder etwas Wer Demokratie lediglich pragmatisch als Metho- verringern, auch wenn die Anforderungen an er- de der Entscheidungsfindung versteht, wird sich folgreiche Politikerinnen und Politiker dadurch auch eher mit einer stark limitierten Brgerrolle um eine weitere Facette nochmals komplexer begngen. In rein reprsentativen Demokratien werden. mag es fr die Funktionsfhigkeit des politischen Systems ausreichen, dass Brgerinnen und Brger le- diglich von ihrem Wahlrecht regelmig Gebrauch Literatur machen: Whlen ist Brgerpflicht. Die Entschei- dungen sind allein den gewhlten Reprsentanten Barber, Benjamin: Starke Demokratie. ber die berlassen, die sich im Gegenzug in regelmigen Teilhabe am Politischen  Hamburg 1994 Abstnden der Wahl zu stellen haben. Bertelsmann Stiftung/Staatsministerium Baden- In der Beteiligungsdemokratie kommt den Br- Wrttemberg (Hrsg.): Partizipation im Wandel. gerinnen und Brgern eine weitaus aktivere Rolle zu. Demokratie wird als Lebensform verstanden, in der die Brger/-innen ihre eigenen Angelegenhei-  Vgl. hierzu Eith/Mielke 2013

 SCHWERPUNKT

Unsere Demokratie zwischen Whlen, Mitmachen Korte, Karl-Rudolf/Frhlich, Manuel: Politik und und Entscheiden  Gtersloh 2014 Regieren in Deutschland  Paderborn 2004

Eith, Ulrich: Politische Fhrung durch Kommunika- Schmidt, Manfred G.: Demokratietheorien, 3. Auf- tion, in: Ralf Thomas Baus (Hrsg.): Zur Zukunft der lage  Opladen 2000 Volksparteien  St. Augustin/Berlin 2009, S. 179-185 Staatsministerium Baden-Wrttemberg/Stabsstelle Eith, Ulrich/Mielke, Gerd: Volksentscheide vs. Par- fr Zivilgesellschaft und Brgerbeteiligung: Leitfa- teiendemokratie? Das Lehrstck Stuttgart 21, in: den fr eine neue Planungskultur  Stuttgart 2014 Uwe Wagschal/Ulrich Eith/Michael Wehner (Hrsg.): Der historische Machtwechsel: Grn-Rot in Baden- Wrttemberg  Baden-Baden 2013, S. 155-165 Professor Dr. Ulrich Eith, geb. 1960, ist Direk- tor des Studienhauses Wiesneck  Institut fr politische Bildung Baden-Wrttemberg e. V. in Habermas, Jrgen: Drei normative Modelle der De- Buchenbach und Professor fr Wissenschaftli- mokratie, in: Ders.: Die Einbeziehung des Anderen che Politik an der Universitt Freiburg. Darber  Frankfurt am Main 1996, S. 277-292 hinaus ist er regelmig als Fachgutachter und Politikberater fr Parteien, Verwaltungen und Lorenz, Robert/Micus, Matthias: Seiteneinsteiger. Stiftungen sowie als wissenschaftlicher Kom- mentator fr Print- und Funkmedien aktiv. Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Partei- endemokratie  Wiesbaden 2009 E-Mail: [email protected]

 SCHWERPUNKT

Politik zwischen Beruf und Berufung Mit Politikerinnen und Politikern im Gesprch

In der ffentlichen Wahrnehmung genieen Po- dass sie auf verschiedenen Ebenen kompetent litikerinnen und Politiker oftmals nicht den bes- agieren, dass sie sich zu ihren Themen stets fach- ten Ruf. Das schwierige Verhltnis zwischen den kundig uern, dass sie mit den Medien und der Brgerinnen und Brgern und ihren demokratisch ffentlichkeit kommunizieren, ihre Ideen und Hal- gewhlten Reprsentantinnen und Reprsentanten tungen versiert vertreten, sich glaubwrdig verhal- wird in empirischen Studien immer wieder doku- ten und Vorbild sind. mentiert (vgl. die Beitrge zum Schwerpunktthema in dieser Ausgabe). Viele Brgerinnen und Brger Was bewegt Politikerinnen und Politiker sich dieser fhlen sich nur unzureichend vertreten, ihr Ver- groen Herausforderung zu stellen und das Amt trauen in die Problemlsungskompetenz der Politi- eines politischen Reprsentanten zu bernehmen? kerinnen und Politiker ist gering. Gleichzeitig ist die Was sind ihre persnlichen und politischen Motive? reprsentative Demokratie aber auf eine politische Wie sehen sie selbst ihre Rolle als Volksvertreter/- Elite angewiesen, die nicht nur die politischen In- in und ihr Verhltnis zu den Brgerinnen und teressen der Whlerinnen und Whler vertritt und Brgern? Welche politischen Visionen vertreten sie in einer fortwhrenden und wechselseitigen kom- und wo sehen sie ihren Beruf als Berufung? munikativen Beziehung zu den Brgerinnen und Brgern steht (Stefan Marschall), sondern zugleich Um diesen Fragen nachzugehen, hat die Auer- alternative Lsungen fr komplexe politische Pro- schulische Bildung fr diese Ausgabe der Zeit- blemlagen formuliert und diese im politischen schrift Politikerinnen und Politiker unterschiedli- Entscheidungsprozess durchsetzt. Die Anforderun- cher Parteien und Funktionen in Deutschland da- gen an den Beruf der Politikerin/des Politikers be- nach gefragt, was sie in ihrem Werdegang geprgt wegen sich damit im Spannungsverhltnis von hat, ob und inwiefern die politische Bildung dabei glaubwrdiger demokratischer Interessenvertre- eine Rolle spielte, wie sich der politische Alltag tung einerseits und der demokratischen Notwen- der Politiker/-innen gestaltet und wie die Bedin- digkeit von institutionalisierten Mehrheits- und gungen sind, unter denen sich ihr politisches En- Kompromissentscheidungen andererseits. gagement herausbildet. Sie wurden gefragt, was die von ihnen mit besonderem Engagement ver- Eine reprsentative Demokratie braucht also Men- folgten Themen und Ideen sind. Die zum Teil sehr schen, die Verantwortung bernehmen und bereit persnlichen Antworten von drei Politikerinnen sind, sich diesem Spannungsverhltnis auszuset- und drei Politikern, fr die wir uns sehr herzlich zen. Politikerinnen und Politiker haben eine sehr bedanken mchten, stellen wir Ihnen im Folgen- hohe Arbeitsbelastung. Von ihnen wird gefordert, den vor.

Paul Lehrieder (MdB), CDU/CSU, Vorsitzender des Ausschusses fr Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend im Deutschen Bund

Paul Lehrieder, Rechtsanwalt und Mitglied des Deutschen Bundestags seit 2005 (Wahlkreis 251, Wrzburg), wurde am 20. November 1959 in Och- senfurt geboren. Er ist Vorsitzender des Ausschus- ses fr Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag. Er war Grndungsmitglied der Jungen Union Gauknigshofen, wurde Erster Brgermeister der Gemeinde Gauknigshofen, spter Kreisrat und Stellvertretender Landrat. Er ist ordentliches Mitglied im Ausschuss fr Familie, Senioren, Frauen und Jugend und im Petitions- ausschuss, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss fr Arbeit und Soziales. Zudem ist er Mitglied in der Kommission des ltestenrates fr Angelegen- heiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abgeordneten.

 SCHWERPUNKT

Was hat den Ansto dafr gegeben, dass Sie in die Politik gegangen sind? Hat politische Bildung dabei eine Rolle gespielt? Schon als Jugendlicher hatte ich den Wunsch, Dinge aktiv mitzugestalten zu knnen. Ich erinnere mich gern an die vielen lebhaften Debatten mit meinen Mitschlerinnen und Mitschlern whrend der Schulzeit zurck. In der Politik sah ich genau diese Mglichkeit der Mitgestaltung. Als direkt gewhlter Abgeord- neter stehe ich in stndigem Austausch mit den Brgerinnen und Brgern in meinem Wahlkreis. Dabei ist mir ein groes Anliegen, die Brgerinnen und Brger mitzunehmen, ihnen Politik verstndlich zu machen und mit ihnen ber das, was sie beschftigt, zu sprechen. Sie berichten mir von konkreten Problemen und eventuellen Schwierigkeiten oder auch von positiven Entwicklungen. Diese Anregungen nehme ich mit nach Berlin. Durch diese Rckkopplung an der Basis kann ich die Interessen des Wahlkreises bestmglich vertreten. Politische Bildung meint genau das: eine aktive Brgerschaft, die gesellschaftlich partizipiert und sich am politischen Prozess beteiligt.

Fr welche politische Themen engagieren Sie sich vor allem  und warum? Als Vorsitzender des Ausschusses fr Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag liegt mein thematischer Schwerpunkt auf der Familienpolitik. Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft und wir wollen alles daran setzen, Familien bestmglich zu untersttzen. Daher sind die Strkung der Fami- lie, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Frderung der Gleichstellung von Frauen und Mnnern fr mich die wichtigsten Aufgaben in dieser Legislaturperiode. Im Koalitionsvertrag sind dazu u. a. folgende Verbesserungen vorgesehen: Auflegung eines drittes Investitionsprogramm zum Krip- penausbau zur Realisierung des Rechtsanspruchs U3, flexiblere Gestaltung der Elternzeit, Einfhrung vom Elterngeldplus, gesetzliche Frauenquote (30 %) fr Aufsichtsrte, Verbesserung der Entgeltgleichheit (Equal Pay), Vermeidung der sogenannten Teilzeitfalle nach Familienauszeit.

Was haben Sie als Politiker im Umgang mit den Medien gelernt und erfahren? Der Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes garantiert die Meinungs- und Informationsfreiheit. Sie gehrt fr mich zu den bedeutendsten Errungenschaften unserer Demokratie. Die Medien stellen eine wichtige Verbindung zwischen der Politik und der Gesellschaft dar. Sie berichten Aktuelles aus der Politik, erklren, diskutieren und bewerten. Dabei stellt sich immer wieder die Frage, wie viel Nhe es zwischen Politik und Medien geben darf. Auf der einen Seite wollen Journalisten ihren Leserinnen und Lesern exklusive Informa- tionen von Politikern bieten, andererseits aber ihre Unabhngigkeit nicht verlieren. In den Jahren als Abgeordneter habe ich gelernt, dass Interviews mglichst nicht ohne vorherige schriftliche Durchsicht freigegeben werden sollten. Nur so lassen sich Missverstndnisse im Voraus vermeiden.

Haben Sie eine Vision, die Sie durch den politischen Alltag trgt?

Meine Vision besteht in einer Gesellschaft, die sich aktiv am politischen Leben beteiligt. Die Brgerinnen und Brger knnen so ihre Lebensumstnde selbst mitgestalten. Eine lebhafte politische Kultur ber Gene- rationengrenzen hinweg, das ist eine der Motivationen fr meine politische Ttigkeit.

Kontakt ber: http://www.paul-lehrieder.de/

 SCHWERPUNKT

Christina Kampmann (MdB) SPD, Mitglied im Innenausschuss und im Ausschuss Digitale Agenda

Christina Kampmann wurde am 11. Juli 1980 ge- boren. Nach dem Abitur absolvierte sie ein duales Studium bei der Stadt Bielefeld und schloss dieses 2004 als Diplom-Verwaltungswirtin ab. Sie arbei- tete vier Jahre im Sozialamt der Stadt Bielefeld und studierte gleichzeitig Politikwissenschaften an der Fernuniversitt Hagen. In Wien absolvierte sie im Anschluss einen Master in Europische Stu- dien in Wien (M.A.). Von 2009 bis 2011 arbeitete sie als Standesbeamtin in Bielefeld. Frau Kamp- mann ist seit 2013 Mitglied des Bundestags als direktgewhlte Kandidatin aus dem Wahlkreis Bielefeld-Gtersloh II (NRW). Sie ist ordentliches Mitglied im Innenausschuss und im Ausschuss Di- gitale Agenda sowie stellv. Mitglied im Europaaus- schuss. Frau Kampmann gehrt dem Fraktionsvor- stand der SPD im Bundestag an und sitzt im Beirat der Stiftung Datenschutz.

Was hat den Ansto dafr gegeben, dass Sie in die Politik gegangen sind? Hat politische Bildung dabei eine Rolle gespielt? Eines meiner zentralen Anliegen ist die soziale Gerechtigkeit. Aus meiner Zeit im Sozialamt der Stadt Biele- feld kenne ich viele Schicksale von Menschen, die am Existenzminium leben und auf staatliche Hilfe ange- wiesen sind. Ich bin davon berzeugt, dass man viele solcher Schicksale verhindern kann, indem man zum Beispiel fr bessere Bildungschancen schon ab dem frhesten Kindesalter sorgt. Um Verbesserungen zu erreichen, muss man sich engagieren. Fr mich war der Weg in die Politik hier der logische Weg.

Fr welche politischen Themen engagieren Sie sich vor allem und warum? Im Deutschen Bundestag bin ich ordentliches Mitglied im Innenausschuss und im Ausschuss Digitale Agen- da. Die jeweiligen Themen stehen sehr im Fokus meiner tglichen Arbeit. Im Innenausschuss beschftige ich mich vor allem mit der Flchtlingspolitik. Wir arbeiten gemeinsam mit unseren europischen Partnern an Lsungen, die auch im Interesse der Flchtlinge liegen. Das bezieht sich zum Beispiel auf die Menschen, die von Afrika aus versuchen, die Europische Union zu erreichen, aber auch sehr aktuell auf diejenigen, die etwa von Syrien oder dem Nordirak aus auf der Flucht sind. Im Innenausschuss bin ich auerdem mit Fragen der IT-Sicherheit oder des Datenschutzes befasst. An dem Punkt gibt es Schnittmengen mit dem Ausschuss Digitale Agenda, in dem die Digitalisierung der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Letztere birgt einige Risiken, bietet aber vor allem groe Chancen, die wir nicht verstreichen lassen drfen. Es ist auch an der Politik, den Digitalisierungsprozess sinnvoll zu gestalten. Dabei verstehe ich Netzpolitik als wichtigen Punkt einer modernen Gesellschaftspolitik: Sie berhrt nahezu alle Bereiche des tglichen Lebens. Wir mssen je- doch darauf achten, dass wir die Kontrolle ber unsere Daten behalten  und nicht die Daten die Kontrolle ber uns erlangen. In den jeweiligen Arbeitsgruppen meiner Partei zu den Ausschssen bin ich auerdem Berichterstatterin fr das Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA im Allgemeinen, spe- ziell aber auch zu Datenschutzfragen. Das Abkommen wird in der ffentlichkeit bekanntermaen sehr kontrovers diskutiert und auch wir begleiten die Verhandlungen sehr kritisch. ber die Ausschsse hinaus gibt es auerdem eine Vielzahl von weiteren, oft auch tagespolitischen Themen, die mich beschftigen. Dazu gehrt der enge Kontakt zu meinem Wahlkreis. Die Brgerinnen und Brger haben ganz verschiede- ne, individuelle Anliegen fr die ich mich mit allen Mglichkeiten einer Bundestagsabgeordneten einsetze.

Was haben Sie als Politikerin im Umgang mit den Medien gelernt und erfahren? Die Medien spielen in der politischen Welt eine wichtige Rolle. Sie setzen Themen, hinterfragen kritisch, begleiten konstruktiv. Dadurch sind sie mageblich an der demokratischen Willensbildung beteiligt. Grundstzlich ist die Medienlandschaft sehr heterogen. Ich persnlich habe eher positive Erfahrungen ge-

 SCHWERPUNKT

macht und einen fairen Umgang erlebt. Anfangs bestand eher ein Interesse an meiner Person und meinem Hintergrund, schlielich habe ich als einzige SPD-Abgeordnete einen Wahlkreis von der CDU zurckgeholt. Inzwischen haben sich die Anfragen zu Gunsten der Inhalte verschoben. Das ist auch gut so. In meinem Fall ist es vor allem die lokale Presse, die an mich herantritt, aber auch aus den Reihen der berregionalen Medien steigt das Interesse. Zumal ich als stellvertretende Sprecherin der Youngsters in der SPD-Fraktion eine relativ breite Palette von Themen kommentiere.

Haben Sie eine Vision, die Sie durch den politischen Alltag trgt? Das ist und bleibt das Streben nach sozialer Gerechtigkeit  und zwar auf allen Ebenen. Dazu gehrt  wie erwhnt  der gerechte Zugang zu Bildung. Das ist sicher ein mageblicher Schlssel zu sozialer Sicherheit. Fr die SPD war und ist der gerechte Lohn fr geleistete Arbeit, Stichwort: Mindestlohn, ein wichtiges Thema. Aber auch in vielen anderen Bereichen, etwa mit Blick auf die Pflege von lteren und kranken Menschen oder auf die Besteuerung von Vermgens- und Erbschaftswerten gibt es noch einiges zu tun. Grundstzlich darf in unserer Gesellschaft niemand ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Die unglei- che Verteilung von materiellen und immateriellen Gtern muss eingeschrnkt werden. Auf dem Weg zu einer modernen Gesellschaft spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Die Fortschritte, die ber mo- derne Technologien im sozialen Leben, im Gesundheitswesen, in der Wirtschaft und Verwaltung und allen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Miteinanders erzielt werden, sind immens. Daraus ergeben sich auch im internationalen Vergleich Chancen, die wir nutzen mssen.

Kontakt ber: http://www.christina-kampmann.de

Johannes Vogel, Generalsekretr der FDP in NRW und Mitglied des FDP-Bundesvorstandes

Johannes Vogel wurde am 29. April 1982 in Wer- melskirchen geboren. Nach dem Abitur leistete er seinen Zivildienst als ausgebildeter Rettungs- sanitter und studierte bis 2009 Politische Wissen- schaft, Geschichte und Vlkerrecht an der Univer- sitt Bonn. Seit April 2014 arbeitet er als Fach- experte bei der Internationalen Abteilung der Bundesagentur fr Arbeit, die u. a. auslndische Fachkrfte anwirbt. Johannes Vogel wurde beim letzten Landesparteitag zum Generalsekretr der FDP NRW gewhlt. Zudem ist er Kreisvorsitzender der Liberalen in Olpe und seit 2007 Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Von 2009 bis 2013 war Vo- gel arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bun- destagsfraktion, bis 2010 fnf Jahre Bundesvorsit- zender der Jungen Liberalen.

Was hat den Ansto dafr gegeben, dass Sie in die Politik gegangen sind? Hat politische Bildung dabei eine Rolle gespielt? Meine Begeisterung fr Politik beruht nicht auf einem einzelnen Schlsselerlebnis. Sie entwickelte sich in meiner Jugendzeit. Sicherlich spielte dabei das politische Interesse im Elternhaus, die Vertiefung in der Schu- le und ein wacher Nachrichtenkonsum eine wichtige Rolle. Der Schritt in das aktive Engagement durch die Mitgliedschaft in einer politischen Jugendorganisation und spter auch Partei war dann fr mich gar keine so groe Hrde. Dass ich mich ber die Jahre immer mehr einbrachte, kam sicher auch durch die Erkenntnis, dass sich durch das eigene Engagement durchaus etwas bewegen lsst. Ganz konkret waren meine ersten kommunalpolitischen Forderungen die Einrichtung eines Jugendparlamentes und einer Nachtbusverbin- dung in meiner Heimatstadt. Zusammen mit anderen konnten wir beides bereits nach relativ kurzer Zeit Realitt werden lassen. Bei allen Rckschlgen und Enttuschungen, die auch mal dazu gehren, war die eigene Gestaltungsmglichkeit meine motivierende Erfahrung ber alle Stationen meines Engagements. Natrlich spielte politische Bildung im engeren Sinne vielleicht keine initiale, in meinem weiteren Werde-

 SCHWERPUNKT

gang aber eine durchaus wichtige Rolle. Durch mein tief verankertes Interesse an Politik war ich ein dank- barer Abnehmer fr derartige Bildungsangebote  gerade auch durch die politischen Stiftungen. Durch Vertiefung der Theorie wurde mir zum Beispiel bald klar, dass meine politische Heimat der Liberalismus ist. Meine Wissbegierde fhrte sogar zum Studium der Politikwissenschaft, wenn auch damals noch ohne jeden Gedanken an berufliche Fulltime-Politik. Grundstzlich denke ich, dass politische Bildung essentiell fr unse- re Gesellschaft ist  vllig unabhngig davon, ob jemand sich selber engagieren will. Die Politik stellt Regeln auf, die fr alle von uns gelten  und deswegen sollte umfassend bekannt sein, wie sie zustande kommen und wie man partizipieren kann. Dies ist auch eine der besten Manahmen gegen Politikverdrossenheit.

Fr welche politische Themen engagieren Sie sich vor allem  und warum? Mein bergeordnetes Ziel ist eine freiere und menschlichere Gesellschaft, die jedem Einzelnen die Chance bie- tet, Autor seiner eigenen Biographie zu sein. Im Rahmen dessen widme ich mich einem Themenfeld in beson- derem Mae, weil es zentrale Stellschraube bei dieser Zielsetzung ist: Als ich 2009 in den Deutschen Bundestag gewhlt wurde, bernahm ich fortan fr vier Jahre die Aufgabe des arbeitsmarktpolitischen Sprechers in der FDP-Fraktion. Es war mir ein wichtiges Anliegen, an diesem Themenkomplex zu wirken, weil Arbeitsmarktpo- litik unmittelbar die Mglichkeiten der Menschen bedingt, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Arbeit bedeutet einerseits, sich die finanziellen Mittel fr die materiellen Grundbedrfnisse und weitere Wnsche zu verdienen. Ich widerspreche fr die allermeisten Menschen aber entschieden der These, dass Arbeit lediglich Broterwerb ist. Arbeit bedeutet in meinen Augen vor allem auch, den Menschen den Raum fr die Entfaltung ihrer Talente zu geben, sodass sie sich in einer lebendigen und innovativen Gesellschaft einbringen knnen. Deswegen ist das Thema meiner berzeugung nach ebenso bedeutsam wie spannend. Ergnzend dazu bin ich hochinteressiert an internationaler Politik. Ich bin zutiefst davon berzeugt, dass Wirtschaft und Gesellschaft im 21. Jahrhundert eine globale Perspektive brauchen. Auch Freiheit kann man nicht nur fr sich selbst wollen. Deswegen fhre ich gern und ausgiebig internationale Dialoge: Beispiels- weise im Rahmen der Atlantik-Brcke, durch viele individuelle Reisen oder bereits als Ehrenamtler als Leiter einer JuLi-Delegation nach China. brigens: Arbeitsmarkt- und internationale Politik lassen sich auch prima verbinden. Beim diesjhrigen Wirtschaftsforum in Polen diskutierte ich mit internationalen Kollegen ber politische Manahmen in Sachen Migration, einer der prgendsten globalen Krfte unserer Zeit.

Was haben Sie als Politiker im Umgang mit den Medien gelernt und erfahren? Bei der Beziehung zwischen Politik und Medien ist es lohnenswert, sich zunchst die grundlegenden Struktu- ren vor Augen zu fhren: Die Politiker sind interessiert an der Verbreitung ihrer politischen Botschaften, was die Medien mit ihrer Reichweite anbieten. Die Medien wiederum sind interessiert an Inhalten mit Nachrich- tenwert. Diese werden von Politikern geliefert, weil sie Entscheidungen fllen, die alle Menschen der Gesell- schaft betreffen. Ergo ergibt sich schon systembedingt ein beidseitiges Interesse an einer fairen und professio- nellen Zusammenarbeit. Ergnzt man diese Feststellung um den Aspekt, dass in der Beziehung nicht abstrakte Akteure wie die Politik und die Medien zusammentreffen, sondern Mensch und Mensch, stellen sich die gleichen Lerneffekte und Erfahrungen ein, wie sonst auch, wenn Menschen beruflich interagieren. In meiner bisherigen Laufbahn zeigte sich: In vereinzelten Fllen kommt es zu Abweichungen  woge- gen man sich aber wappnen kann, indem man als Politiker beispielsweise seine Botschaften immer klar darlegt und keinerlei Raum fr Missverstndnisse lsst. Alles in allem dominieren besagte Fairness und Professionalitt die Zusammenarbeit aber absolut. Ich achte sehr darauf, dass die Journalistinnen und Jour- nalisten ber mich mglichst das gleiche sagen knnen.

Haben Sie eine Vision, die Sie durch den politischen Alltag trgt? Fr meine Website habe ich es einmal so formuliert: Die mich antreibende und motivierende Vision ist eine Gesellschaft, die jedem Menschen die faire Chance gibt, sein Glck zu verwirklichen und den eigenen Traum zu leben  ganz gleich, wie sie oder er aussieht, woher man kommt, wer die Eltern sind, ob und woran jemand glaubt, und ganz egal wie bunt, schrg oder eben auch kreuzlangweilig dieser Lebenstraum sein mag.

Kontakt ber: http://johannes-vogel.de/start/

 SCHWERPUNKT

Julia Klckner, Landtags- und Fraktionsvorsit- zende der CDU Rheinland-Pfalz; Stellvertretende Vorsitzende der CDU Deutschlands

Julia Klckner wurde am 16. Dezember 1972 in Bad Kreuznach geboren. Sie studierte Politikwissen- schaft, Theologie und Pdagogik mit den Studien- schwerpunkten: Internationale Politik, Agrarpolitik sowie Sozialethik, insbesondere Wirtschafts- und Bioethik. Ihre Magisterarbeit verfasste sie zum The- ma Struktur und Entwicklung der europischen Weinbaupolitik und schloss das Studium mit dem Staatsexamen in den Fchern Sozialkunde und Re- ligion und dem Magister in den Fchern Theologie, Politikwissenschaft und Pdagogik ab. Im Anschluss an das Studium folgte ein journalistisches Volontari- at. Sie arbeitete als Redakteurin und Chefredakteu- rin. Von 2002  2011 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, unter anderem als Parlamentarische Staatssekretrin im Bundesverbraucherministerium. Heute ist sie Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion und des CDU-Landesverbandes Rheinland-Pfalz so- wie Stellvertretende Vorsitzende der CDU Deutsch- lands. Julia Klckner ist Landtagsabgeordnete im Wahlkreis 17, Bad Kreuznach.

Was hat den Ansto dafr gegeben, dass Sie in die Politik gegangen sind? Hat politische Bildung eine Rolle gespielt? Ich hatte einen richtig guten Sozialkundelehrer, dessen Unterricht mich begeistert hat und der uns klar gemacht hat, dass eine Gesellschaft nur dann funktionieren kann, wenn sich jeder nach seinen Mglichkeiten einbringt. Hier habe ich gelernt, zu diskutieren und das Menschenbild zu reflektieren. So entstand dann auch der Wunsch, Politikwissenschaften zu studieren. Der Entschluss, mich bei der CDU zu engagieren, kam whrend einer Hausarbeit an der Uni. Es ging um einen Vergleich der Grund- satzprogramme der damaligen PDS und der CDU. Sptestens dann war mir klar, dass die christliche So- ziallehre meinem Verstndnis von Gesellschaft entspricht und auch das Christsein gesellschaftspolitische Aktivitten verlangt.

Fr welche Themen engagieren Sie sich vor allem und warum? Der Zusammenhalt der Generationen ist mir wichtig. Das ist ein Schlsselthema, von dem ganz viel abhngt. Denn auf der einen Seite htten die lteren in vielen Bereichen die Mglichkeit, die junge Generation zu berstimmen. Auf der anderen Seite sind die lteren auch darauf angewiesen, dass sich junge Menschen um sie kmmern. In derselben Weise gilt das fr die junge Generation umgekehrt auch. Angesichts der viel- fachen Herausforderungen des Lebens sind sie auf die Untersttzung der Eltern- und Groelterngeneration angewiesen. Zusammenhalt kann ich aber nicht erzeugen, wenn wir auf Kosten der nchsten Generation leben. Die Haushaltspolitik muss daher besondere Aufmerksamkeit genieen. Die Schulden von heute sind die Lasten von Morgen. Auf der anderen Seite knnen wir nur dann mit einer verstrkten Untersttzung der lteren Generation rechnen, wenn wir sicherstellen, dass wir anstndig mit dem Alter umgehen. Ein wrdiges Leben bis zum Ende ist ein Kernauftrag fr eine humane Gesellschaft. Deshalb sind die Debatten ber Sterbehilfe und das Leben in Altersheimen keine philosophische Herausforderung, sondern diese The- men rhren an unserem Selbstverstndnis als Gesellschaft.

Was haben Sie als Politikerin im Umgang mit den Medien gelernt und erfahren? Vor meiner Zeit als Politikerin war ich selbst journalistisch ttig. Daher sind mir die Berufsauffassung und die Intention im Medienbereich nicht fremd. Das hat mir im Umgang mit den Medien auch weitergeholfen. Ich beteilige mich ungern an der hufig gebten Medienschelte von Seiten der Politik. Es ist ein Geben und Nehmen. Jeder, der sich darauf einlsst, muss auch die Konsequenzen kennen. Wenn die Dinge gut laufen,

 SCHWERPUNKT

beschweren sich die wenigsten ber die Rolle der Medien. Erst wenn die Dinge ins Rutschen kommen, wird schnell von einer Medienkampagne gesprochen. Ich halte das hufig fr berzogen. Mir fllt jedoch schon eine gewisse Widersprchlichkeit auf. Auch von Medienvertretern werden immer wieder kantige unangepasste Politikertypen vermisst. Doch uert sich ein Politiker einmal unangepasst oder sogar unpassend, wird dem ein enormer Stellenwert eingerumt, der die ganze politische Existenz in Frage stellt. Daraus lernen selbstverstndlich auch Politiker, indem sie sich eine Sprache aneignen, die keine Fehlinterpretation zulsst. Das geht leider auch auf Kosten der Prgnanz der Aussage.

Haben Sie eine Vision, die Sie durch den politischen Alltag trgt? Durch den Alltag trgt mich mein Lebensgerst, das zum einen aus dem christlichen Glauben besteht und zum anderen aus den praktischen Lebensweisheiten meiner Eltern. Wenn Sie als Winzer einen Hof leiten, sind Ihnen weltfremde Theorien suspekt. Deshalb ist mir das Gradlinige und Praxistaugliche immer nher als vermeintlich abgehobene Gedanken, die noch nie den harten Weg des Alltags gehen mussten. Nchstenliebe, Achtung vor dem menschlichen Leben und der Schpfung sowie die hufig schwierige, aber wichtige Forderung nach Vergebung, geben meiner Politik aber auch meinem Leben eine Richtung. Ich arbeite daran, dass ich diesem Anspruch selbst jeden Tag mehr entsprechen kann.

Kontakt ber: www.julia-kloeckner.de/

Markus Kurth, MdB, Bndnis 90/Grne

Markus Kurth ist 1966 in Bonn geboren. Er lebt seit 16 Jahren in Dortmund, ist verheiratet und Vater eines Sohns. Markus Kurth ist Diplom-Politologe. Er hat mehrjhrige Berufserfahrung als Sozialwis- senschaftler an der Universitt Dsseldorf und als Bildungsmanager bei der Heinrich Bll Stiftung NRW. Politische Erfahrung sammelte er in diver- sen Initiativen, als KV-Sprecher in Dortmund und in der BAG Soziales. Mitgliedschaften u. a.: Beirat der BAG Integrationsfirmen, Hauptausschuss des Deutschen Vereins, Heinrich Bll Stiftung NRW; seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags, bis 2013 sozial- und behindertenpolitischer Sprecher der Grnen Bundestagsfraktion.

Was hat den Ansto dafr gegeben, dass Sie in die Politik gegangen sind? Hat politische Bildung dabei eine Rolle gespielt? Bereits als Jugendlicher habe ich mich fr Fragen sozialer und internationaler Gerechtigkeit interessiert. Auerdem hat mich der Umgang der Menschheit mit den natrlichen Lebensgrundlagen ihres Heimatpla- neten schon frh schockiert. Da ich auch ber ein gewisses kommunikatives Talent verfgte, habe ich mich bereits als Schulsprecher und in Jugendgruppen gesellschaftlich engagiert. Das damalige Fortbildungswerk fr Schler und Studenten e. V. (heute: Verein zur Frderung politischen Handelns e. V.) hat mit seinen Seminaren dazu beigetragen, Begeisterung fr die bernahme politischer Verantwortung zu wecken und hat mich auch mit dem ntigen Rstzeug fr den Anfang ausgestattet. Ich habe aber auch vor meinem Einzug in den Bundestag als Akteur im Bereich politischer Bildung Erfahrungen machen knnen. Fr die Heinrich Bll Stiftung NRW habe ich als Bildungsmanager fr Jugendliche und junge Erwachsene Seminare, Bildungsreisen und Workshops organisiert.

 SCHWERPUNKT

Fr welche politischen Themen engagieren Sie sich vor allem und warum? Soziale Gerechtigkeit ist neben der Umwelt- und Klimapolitik das entscheidende Thema fr mich: Als langjhriger sozialpolitischer und behindertenpolitischer Sprecher der Grnen Bundestagsfraktion (seit 2014: rentenpolitischer Sprecher) habe ich in den letzten Jahren die umfangreiche programmatische Arbeit der Grnen in diesem Gebiet durchaus stark beeinflusst. Das Themenspektrum reichte von der kritischen Revision der Hartz-Gesetze bis hin zur Entwicklung des Leitbilds der Inklusion. Mit der Idee der Inklusion entwickeln wir die Vision einer Gesellschaft, die allen Brgerinnen und Brgern den Zugang zu notwendi- gen Ressourcen ebenso wie die bernahme von (Selbst)verantwortung ermglichen soll. Es handelt sich um mehr als gemeinsame Beschulung. Es geht um die Befhigung zur Freiheit fr Menschen, die aufgrund von Einschrnkungen unterschiedlichster Art (materiell wie immateriell) in der Wahrnehmung ihrer Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte behindert werden.

Was haben Sie als Politiker im Umgang mit den Medien gelernt und erfahren? Medien senden und schreiben das, von dem sie glauben, dass es ihre Leser, Zuschauer oder Zuhrer gerne wahrnehmen. 90 Prozent der Journalistinnen und Journalisten trauen sich nicht an die Vermittlung kom- plexer Sachverhalte. Produzenten und Journalisten von Talkshows laden nur die Leute ein, die sie kennen und scheuen das Risiko der Innovation, wo es nur mglich ist. Kurzum: Einfach ist es fr einen Fachpolitiker nicht, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber mit der Zeit lernt man seine Journalisten kennen und findet meist doch eine gemeinsame Arbeitsebene. Zu erlernen ist das eigentlich nur in der Praxis.

Haben Sie eine Vision, die Sie durch den politischen Alltag trgt? Grne Sozialpolitik hat zum Ziel, allen Menschen unabhngig von Zuschreibungen nach Alter, Herkunft, krperlicher, intellektueller oder psychischer Beeintrchtigung, Religion, Geschlecht bzw. sexueller Identitt und sozialer Herkunft die freie, gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermglichen. Deswegen stellen wir ausnahmslos alle Menschen mit ihren Potentialen und Bedrfnissen nach Beteiligung in den Mittelpunkt unserer Politik. Neben der Absicherung groer Lebensrisiken wie Alter, Krankheit oder Arbeitslosigkeit sorgen wir uns um Menschen mit Bedrfnissen, die weit viel- schichtiger sind. Kinder in armen Haushalten haben oft mehr als nur das Problem geringer finanzieller Mittel. Sie sind fter krank, haben nur bedingt Zugang zu gesunder Ernhrung oder angemessener Frei- zeitgestaltung. Vielfltige Hindernisse stehen der Entwicklung ihrer Potentiale entgegen. Es emprt uns, wenn die sozialpolitische Antwort darauf lediglich in so kmmerlichen Manahmen wie dem mickrigen Bildungspaket besteht. Alleinerziehende Eltern ohne Berufsabschluss bentigen nicht nur eine Qualifi- kationschance, sondern neben einer adquaten Kinderbetreuung auch oftmals eine Begleitung nach einer Jobvermittlung. Die Beispiele von Personen mit hherem und komplexerem Untersttzungsbedarf lieen sich fortsetzen. Doch ob geduldete und anerkannte Flchtlinge mit ihren Verstndigungsproblemen, ob chronisch kranke Personen mit einer Erwerbsminderung oder ob Menschen mit psychischen Erkrankungen: Wir sorgen uns um deren Absicherung und erffnen vor allem ihnen Teilhabemglichkeiten. Eine solcherart verstandene Sozialpolitik hat neben dem Selbstzweck einer humanen, inklusiven Gesell- schaft den Vorteil, politisch stabilisierend und volkswirtschaftlich stimulierend zu wirken. Denn eine Gesell- schaft, die grundstzlich jede und jeden einbezieht, lernt auch deren Potentiale kennen, lernt sie einzuset- zen und verzichtet nicht wie selbstverstndlich auf die Leistungskraft eines Teils der Bevlkerung.

Kontakt ber: http://markus-kurth.de/

 SCHWERPUNKT

Heidrun Teichmann, Brgermeisterin fr Die LINKE in Neuburg, Landkreis Nordwest- mecklenburg

Heidrun Teichmann, 66, ist in Barth, Vorpommern, geboren. Nach der Schule studierte sie in Neuklos- ter am Institut fr Lehrerbildung mit dem Ziel, Un- terstufenlehrerin zu werden. Sie war dann 25 Jah- re als Lehrerin in Krusenhagen und Neuburg t- tig. Nach ihrer Entlassung im Jahre 1992 war sie 17 Jahre selbstndig mit mehreren Standorten der Schlerhilfe, einem Franchiseunternehmen der Nachhilfe. Seit 2009 ist sie Brgermeisterin der Gemeinde Neuburg, nachdem sie bereits seit 1990 Gemeindevertreterin war. Heidrun Teichmann ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder und fnf Enkelkinder.

Was hat den Ansto dafr gegeben, dass Sie in die Politik gegangen sind? Hat politische Bildung dabei eine Rolle gespielt? Von Kindheit an war ich ein politisch interessierter Mensch, der sich in Organisationen und der Partei enga- giert hat. Darum war es fr mich selbstverstndlich in die Politik zu gehen. Natrlich war fr mich wichtig, mich politisch zu bilden. Dazu habe ich die mir gebotenen Mglichkeiten stets wahrgenommen, sei es Studium, Weiterbildungen und auch das Selbststudium entsprechender Literatur. Wichtig waren mir aber auch intensive Gesprche mit Gleich- und Andersgesinnten.

Fr welche politischen Themen engagieren Sie sich vor allem und warum? Ich engagiere mich fr soziale Gerechtigkeit, fr die Rechte von Kindern, Jugendlichen und Senioren, fr kommunale Selbstbestimmung.

Was haben Sie als Politikerin im Umgang mit den Medien gelernt und erfahren? Wenn man sachlich, ehrlich und offen mit ihnen umgeht, wird man auch entsprechend behandelt. Trotz- dem habe ich gelernt, manchmal auch Zurckhaltung zu ben.

Haben Sie eine Vision, die Sie durch den politischen Alltag trgt? Bleibe, wer du bist! Suche dir Verbndete, dann kannst du (fast) alles schaffen!

Kontakt ber: www.die-linke-nwm.de/

 SCHWERPUNKT

Fit für den politischen Alltag – Die Bildungsarbeit der politischen Stiftungen in Deutschland Die Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Melanie Piepenschneider politische Bildungsarbeit hinein und befruchten Die politischen Stiftungen in der Bundesrepublik sie; es werden inhaltliche Expertise sowie wissen- Deutschland sind aus der historischen Erfahrung schaftliche oder theoretische Grundlagen fr die mit Diktatur und Gleichschaltung entstanden und politische Bildungsarbeit nutzbar gemacht. in ihrer Konstruktion einmalig in der Welt. Sie sind eigenstndige Organisationen, personell und Ausgangspunkt fr die politische Bildungsarbeit finanziell von den ihnen inhaltlich nahestehen- der Konrad-Adenauer-Stiftung ist das christliche den Parteien unabhngig. In ihrer Summe bilden Verstndnis vom Menschen als Geschpf Gottes sie die in Deutschland existierenden politischen in seiner Gleichwertigkeit, Verschiedenheit und Grundstrmungen ab. Dieser Pluralismus ist das Unvollkommenheit. Bezugspunkte sind Politik und besondere Kennzeichen der politischen Bildungs- Gemeinwohl sowie die Rolle und Verantwortung landschaft in Deutschland. Seit mehreren Jahr- des Einzelnen. Indem sie die christlich-demokrati- zehnten hat sich diese Konstruktion, welche durch schen Werte in der pluralen Gesellschaft frdert, zahlreiche andere Trger politischer Bildung und trgt sie zur Identifikation der Brger/-innen mit die Bundeszentrale fr Politische Bildung sowie die der freiheitlichen Grundordnung unseres Gemein- Landeszentralen ergnzt wird, bewhrt. Melanie wesens bei. Piepenschneier gibt in ihrem Beitrag einen Einblick in die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Die Bildungsarbeit orientiert sich dabei inhaltlich an den normativen Fundamenten der Politik ihres Namensgebers. Zu den dauerhaften Leitthemen Auftrag der Politischen Stiftungen: Gestaltung der gehren deshalb die Verankerung und Strkung Zukunft unseres Gemeinwesens der parlamentarischen Die Politische Bildung Demokratie, die Bewah- Auftrag der Politischen Stiftungen ist es, aufbau- der Konrad-Adenauer- rung des Rechtsstaats end auf den Prinzipien der freiheitlichen demokra- Stiftung will informie- und die Fortentwicklung tischen Grundordnung und in der Verpflichtung ren, orientieren, aber der Sozialen Marktwirt- fr die Grundstze von Solidaritt, Subsidiaritt auch zur bernahme schaft und Europas. und gegenseitiger Toleranz, zur Gestaltung der von Engagement akti- Ergnzt werden diese Zukunft unseres Gemeinwesens beizutragen. Dies vieren sowie vernetzen. Arbeitsschwerpunkte tun sie auf vielfltige Weise im In- und Ausland. jhrlich durch aktuelle Themen, wie 2015 zum Beispiel Manahmen zum So erarbeitet die Konrad-Adenauer-Stiftung fach- Verhltnis von Stadt und Land, Energiepolitik liche Grundlagen politischen Wirkens, frdert den und -sicherheit, aber auch zur deutschen Verant- Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Politik, wortung in Europa und der Welt ebenso wie zur Staat und Wirtschaft, erforscht und dokumen- internationalen Rolle der Bundeswehr. tiert die Geschichte der christlichen Demokratie, untersttzt die wissenschaftliche Aus- und Fort- Die Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stif- bildung begabter junger Menschen, frdert Kunst tung folgt dabei einem Vierklang: Sie will infor- und Kultur, wirkt an der Schaffung einer interna- mieren, orientieren, aber auch zur bernahme von tionalen Ordnung des Friedens und der Gerech- Engagement aktivieren sowie vernetzen. tigkeit mit, trgt zum Aufbau demokratischer, freiheitlicher und rechtsstaatlicher Strukturen im Ausland bei und  dies ist quasi der alles verbin- Fit fr den politischen Alltag  drei Ansatzpunkt dende Grundauftrag: sie bildet politisch. Viele fr die bildungspolitische Arbeit der in den anderen Arbeitsfeldern gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse wirken dabei in die Ein Programm Fit fr den politischen Alltag, das es in dieser Zuspitzung in der Konrad-Adenauer-

 Vgl. auch: Melanie Piepenschneider: Die Politischen Stif- tungen, in: Wolfgang Sander/Peter Steinbach (Hrsg.): Politische  Vgl. auch: Dieter Althaus: Person und Gesellschaft denken: Bildung in Deutschland. Profile, Personen, Institutionen  Bonn Politische Bildung im christlich-demokratischen Wertebezug, 2014, S. 184-188 in: Andreas von Below/Dieter Gauger (Hrsg.): Der Demokratie  Vgl. Gemeinsame Erklrung der politischen Stiftungen, verpflichtet. Bausteine fr die Zukunft der politischen Weiter- November 1998, S. 2 bildung  Sankt Augustin 2004, S. 27-45  Vgl. Satzung der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Fassung  Vgl. Heinrich Blatt: Die politische Bildung der Konrad- vom 30. Mrz 2001 Adenauer-Stiftung, Teil 1: 1957-1997  Sankt Augustin 2014

 SCHWERPUNKT

Stiftung nicht gibt, sich aber in einzelnen Aktivitten wi- derspiegelt, beinhaltet vor dem Hintergrund des oben genannten Vierklangs drei Ansatzpunkte fr die poli- tische Bildung im Inland:

Zum Ersten geht es dar- um, dem Brger die Welt der Politik und der Gesell- schaft in den wesentlichen Grundzgen begreifbar zu machen und ihn damit zur rationalen Urteilsbildung zu befhigen, aber auch ihn berhaupt fr Politik zu in- teressieren, ihn durch den Dschungel der Informatio-  Konrad-Adenauer-Stiftung nen zu fhren und damit in die Lage zu versetzen, Junge Menschen fr ehrenamtliches Engagement zu begeistern  eine der Aufgaben sich mit politischen Ideen der politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung auseinanderzusetzen und den Stellenwert der Politiker/-innen (und der Po- Gemeinwesen ermutigt, ermuntert und befhigt litik) fr eine gelingende Demokratie zu erfassen. werden. Das gesellschaftliche kann einen ersten Ohne den Bezugspunkt informierter, mndiger Einstieg in ein politisches Engagement bedeuten, Brger, wre Politik und politisches Handeln nur ob ehren- oder hauptamtlich. Dabei sind nicht ein sinnentleerter Selbstzweck. Auf der anderen nur die klassischen Modelle wie Vereinsarbeit ge- Seite kann ein fachkundiger Brger auch eine Be- meint, sondern jegliche Art von Engagement wie reicherung und Hilfe fr die Entscheidungsfindung Brgerinitiativen, Mitarbeit in Schulgremien, in der von Politikern sein, kann ihm Informationen und Kirche oder in sozialen Einrichtungen. Erfahrungswissen erschlieen. Dieser Teil der Arbeit der Politischen Bildung der Konrad-Ade- Zum Dritten geht es um die Untersttzung von Eh- nauer-Stiftung wird im Folgenden nicht weiter ren- oder Hauptamtlichen, die schon in der Politik behandelt, weil die Fragestellung auf den Aspekt ttig sind sowie von im politischen Umfeld Ttigen. Aktivierung konzentriert werden soll.

Das gesellschaftliche Zum Zweiten geht es Aktivierung zum und Frderung von kann einen ersten Ein- darum, den Brger in gesellschaftspolitischem Engagement stieg in ein politisches die Lage zu versetzen, Engagement bedeuten. sich selbst gesellschafts- Die politische Bildung steht vor der Herausforde- politisch zu engagieren rung, dass die Aktivierung zum gesellschaftlichen und ihn bei der Ausbung eines ehrenamtlichen Engagement fr den potentiellen Teilnehmer im Engagements zu untersttzen, ihm das Rstzeug Zweifel keinen  sofort sprbaren  materiellen, zu vermitteln, damit er sich einbringen und Verant- nutzenbringenden individuellen Profit bedeutet wortung bernehmen kann. Er soll zur Teilhabe am wie zum Beispiel Weiterbildungsangebote, die ein berufliches Fortkommen befrdern knnen. Po-

 Vgl. hierzu: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wie Politik von Brgern lernen kann. Potenziale politikbezogener Gesell-  So hat Prof. Dr. Achim Schrder, Universitt Darmstadt, schaftsberatung  Gtersloh 2011 in einer Wirkungsanalyse von politischen Bildungsmanahmen  Die Konrad-Adenauer-Stiftung erreicht im Jahr mit Ma- mit Jugendlichen u. a. festgestellt, das diese politisches nahmen der politischen Bildung ca. 113.000 Teilnehmer/-innen Engagement mageblich befrdert haben: Nadine Baltzer/ und fhrt ca. 2.200 Veranstaltungen durch. Die unmittelbar auf Yan Ristau/Achim Schrder: Wie politische Bildung wirkt. Aktivierung und Engagement zielenden Manahmen machen Wirkungsstudie zur biographischen Nachhaltigkeit von politi- nur ein Viertel der Arbeit aus. scher Jugendbildung  Bad Schwalbach 2014

 SCHWERPUNKT

bezogener geworden, man bindet sich nicht mehr so gerne langfristig an Struk- turen (wie Vereine oder Parteien) und scheut die bernahme von Leitungs- funktionen, man will sich die Multi-Optionen des Ttigwerdens (oder eben nicht) offen und flexibel halten, man hat unbegrenz- te Wahlmglichkeiten des sich Beschftigens.

In den Seminaren der Kon- rad-Adenauer-Stiftung werden Rahmenbedingun- gen und Ansatzpunkte fr  Konrad-Adenauer-Stiftung Partizipation beleuchtet, konkrete Gestaltungsmg- Kommunale Funktions- und Mandatstrger bei einer Fachkonferenz der Kommunal- lichkeiten aufgezeigt und politik zum Thema Energie wenden  Heimat wahren gelungene Beispiele aus der Praxis vorgestellt. Darber litische Bildung muss  sofern sie nicht schon auf hinaus informieren sie ber Entwicklungen, Ver- aktivierte Zielgruppen stt  erst einmal deutlich nderungen und Trends in der deutschen Engage- machen und davon berzeugen, dass der Einsatz mentlandschaft. Mit den fr die Allgemeinheit ein Beitrag des Brgers fr Die Bereitschaft Teilnehmern wird ber seinen Staat ist; ein Beitrag ohne den die Demokra- zum Engagement in zukunftsfhige Konzep- tie und damit der Staat nicht berleben knnen. Deutschland hat in den te und Modelle brger- Demokratie funktioniert nur, wenn sich die letzten Jahren nicht schaftlichen Engage- Brger/-innen fr ihren Staat engagieren, wenn abgenommen, aber sie ments fr eine aktive sie bereit sind, Verantwortung zu bernehmen, befindet sich in einem Brgergesellschaft dis- ihr Knnen und ihre Fhigkeiten in den Dienst Vernderungsprozess. kutiert. Eine Seminarrei- der Allgemeinheit zu stellen sowie ihre Zeit (und he mit sechs Modulen ihr Geld) fr die Allgemeinheit einzusetzen. Die- zum Vereinsmanagement in der Praxis dient ses Grundprinzip ist auch wegen der Chancenflut, der Professionalisierung, aber auch der Vernet- die das tgliche Leben bereithlt, keine gelebte zung und dem Lernen an Best-practice-Beispielen; Selbstverstndlichkeit mehr und muss  nicht nur in Planspiele dienen zum Lernen nah an der Praxis. der jngeren Generation  durch politische Bildung In Kursen zur Frderung von Eltern- und Schler- wieder vermittelt werden. Engagement werden spezifische Kompetenzen im Bereich Methoden trainiert, ein Austausch organi- Grundstzlich hat die Bereitschaft zum Engage- siert und Kompetenzen vermittelt. ment in Deutschland in den letzten Jahren nicht abgenommen, aber sie befindet sich in einem Zu beachten ist, dass diejenigen, die sich engagie- Vernderungsprozess. Engagement ist projekt- ren, meist wiederum ber groes Expertenwissen in ihrem Gebiet verfgen, sie wollen sich professio- nalisieren und ihre Arbeit optimieren. Die konzep-  So rckt heute das WeQ (Qualitt des Wir) als Gegen- tionellen Anforderungen, die Auswahl der Themen konzept zum (individuellen) IQ in das Zentrum von Gegen- und Referenten erfordert von dem politischen Bild- wartsanalysen, vgl.: http://goodimpact.org/content/studie- ner/der Bildnerin ein Hchstma an Expertise und %C3%BCber-die-wequalities-von-orten-gestartet (Zugriff: Vernetztheit in diese Zielgruppe. 23.10.2014)  Vgl. Erster Engagementbericht  Fr eine Kultur der Mit- verantwortung. Bericht der Sachverstndigenkommission und Stellungnahme der Bundesregierung, DS 17/10580 vom 28. August 2012  Vgl. www.kas.de/wf/de/33.36499/ (Zugriff: 23.10.2014)

 SCHWERPUNKT

Potenziale heben und Professionalisierung auch der Umgang mit Social Media. In Medientrai- ermglichen nings erwerben die Teilnehmenden die Kompe- tenz, politische Botschaften zu entwickeln und sich Bei der Realisierung des Ziels der Aktivierung ori- routiniert vor Kamera und Mikrofon auszudrcken entiert sich die politische Bildung der Konrad-Ade- und zu bewegen. Personal Branding zielt darauf, nauer-Stiftung an dem Prinzip der Subsidiaritt, durch stimmige und authentische Kommunikation nmlich v. a. der Strkung der Kommune, der das eigene Image in den Kpfen des Zielpublikums kleinsten politischen Ebene, die nahe am zu verankern. Neue Trends in der Web- und Online- Brgergeschehen ist. In Zeiten abnehmender Be- Praxis sind ein weiterer Schwerpunkt. reitschaft zum kommunalpolitischen Engagement und neuer Protestformen gegen politische Entschei- dungen ist die kommunale Demokratie mehr denn je auf Mandatstrger und Initiativen angewiesen, die durch Sachkunde und qualifizierte Arbeit zum Erfolg ihrer Kommune beitragen knnen. Die Kom- munalAkademie in der Politischen Bildung bietet Basis- und Aufbaukurse sowie Themenkurse an und widmet sich besonders Seminaren fr die Zielgrup- pe Brgermeister/-in und fhrt Manahmen zu Verbesserung des Fraktionsmanagements durch.

Neben vertieften Kenntnissen politischer Inhalte, verlangt das politische Geschft eine ganze Reihe von Fertigkeiten, um erfolgreich zu sein: Medien-, Fachprogramme KommunalAkademie und Ehrenamt- Methoden-, Sprachen-, Fhrungs-, Strategie- und liches Engagement soziale Kompetenz. Aber auch: Argumentations-  Konrad-Adenauer-Stiftung sicherheit, Streitkultur, Umgang mit Emotionen, Sicherstellung von Akzeptanz fr getroffene Ent- Politik und Gesellschaft brauchen insbesondere scheidungen, Dialogfhigkeit und Toleranz in einer auch den Sachverstand und die Kreativitt von immer bunteren Welt, Kenntnisse ber geschicht- Frauen. Das Frauenkolleg der Politischen Bildung liche Hintergrnde von Krisen und Konflikten zeigt Wege auf, wie Frauen ihre Fhigkeiten in sowie aus Paradoxien, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ausbauen Mehr denn je ist Widersprchlichkeiten, und nutzen knnen. Sie trainieren in Basis-, Auf- die kommunikative Gegenlufigkeiten und bau und Themenkursen, wie Frauen sich und ihre Kompetenz zu einer Ungleichzeitigkeiten po- Ideen professionell einbringen und verwirklichen Schlsselqualifikation litischer wie gesellschaft- knnen. Das Projekt Wege in die Politik der im politischen Alltag licher Entwicklungen Begabtenfrderung der Konrad-Adenauer-Stif- geworden. produktive Ergebnisse tung informiert darber hinaus ber Berufschan- zu entwickeln  dies al- cen, Einstiegsmglichkeiten und Anforderungspro- les zu beherrschen wird heute erwartet und sichert file in der nationalen und internationalen Politik. das berleben in der Mediendemokratie.

Mehr denn je ist die kommunikative Kompetenz zu Das Ziel: eine aktivierende politische Bildung einer Schlsselqualifikation im politischen Alltag geworden. Das Angebot der Abteilung Politische Jenseits der Vermittlung und Einordnung von In- Kommunikation in der Politischen Bildung bietet halten (Faktenwissen), welches das hauptschliche deshalb vielfltige Formate zur Professionalisie- Geschftsfeld der politischen Bildung der Konrad- rung an. Zu den Klassikern gehren Workshops Adenauer-Stiftung ist, hat in den letzten Jahren die zur politischen Rhetorik und zur Pressearbeit, aber Nachfrage nach Mglichkeiten der Professionalisie- rung zugenommen (Anwendungswissen). Die Stei-

 Vgl. www.kas.de/kommunalakademie (Zugriff: 23.10.2014)  Vgl. Melanie Piepenschneider: Politik und Komplexitts-  Vgl. auch: www.kas.de/wf/de/33.36496/ (Zugriff: bewltigung: Kompetenzprofil von Politikern in der Spann- 23.10.2014) breite von Stratege bis Kummerkasten, in: ifo-Schnelldienst,  Vgl. auch: www.kas.de/wf/de/33.33094/ (Zugriff: 1/2011, S. 23-28 23.10.2014)

 SCHWERPUNKT

gerung der Qualitt der Arbeit von gesellschaftlich bietet sowie begonnen hat, eine digitale Bildungs- und politisch Engagierten kann aber nicht persona- plattform aufzubauen, den AdenauerCampus. le Authentizitt und Leidenschaft fr das Politische ersetzen.

Alle Manahmen der politischen Bildung  das lehrt die Erfahrung der letzten Jahre  mssen da- bei sehr zielgruppengenau konzipiert sein, an die Dr. Melanie Piepenschneider leitet die Politi- Lebensrealitt der potentiellen Teilnehmer/-innen sche Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Arbeitsschwerpunkte sind: Demokratie- anknpfen und den vernderten Rahmenbedin- entwicklung und politische Bildung, Fragen der gungen, unter denen politische Bildung stattfin- Europischen Integration sowie Steuerung von det (wie Individualisierung, Internationalisierung/ Vernderungsprozessen. Sie ist erreichbar un- Globalisierung, Digitalisierung etc.) Rechnung tra- ter der Adresse der Stiftung: Rathausallee 12, gen, ebenso wie dem vernderten Nutzerverhalten 53757 Sankt Augustin (krzer, nher am Arbeits- oder Wohnort, kompak- E-Mail: [email protected] ter). Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat darauf re- agiert, in dem sie ihre Bildungsmanahmen durch 14 Landes- und vier Regionalbros in der Flche an-  www.adenauercampus.de

 SCHWERPUNKT

Fit für den politischen Alltag – Die Bildungsarbeit der politischen Stiftungen in Deutschland Die Heinrich-Bll-Stiftung e. V. Peter Siller und Philipp Antony

(Kln) war. Seitdem leistet sie im Verbund mit Die politischen Stiftungen in Deutschland leisten 16 Landesstiftungen einen wichtigen Beitrag, zen- mit ihrer politischen Bildungsarbeit in der Bundes- trale Werte und berzeugungen wie kologie, republik einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung Demokratie, Menschenrechte, Selbstbestimmung unseres demokratischen Gemeinwesens. In einer oder soziale Teilhabe nachhaltig in der Gesellschaft Pluralitt politisch-weltanschaulicher Hintergrnde und im Wirken der politischen Krfte zu verankern. vermitteln sie auf vielfltige Weise grundlegende Werte und Themen unserer Gesellschaft und er- Mit ihrem Namensgeber, dem Schriftsteller und mutigen Brgerinnen und Brger dazu, sich aktiv Nobelpreistrger Heinrich Bll, verbindet die Stif- in die politische Ausgestaltung des Gemeinwesens tung eine politische Grundhaltung, die fr die einzubringen. Beachtung finden dabei auch Perso- Verteidigung von Freiheit, Zivilcourage, streitbare nen und Gruppen, die noch keine starke Stimme Toleranz und Wertschtzung von Kunst und Kultur besitzen, um auch ihren Interessen, Vorstellungen als eigenstndige Sphren des Denkens und Han- und Wnschen Gehr zu verschaffen. Peter Siller delns eintritt. und Philipp Antony geben in ihrem Beitrag einen Einblick in die Arbeit der Heinrich-Bll-Stiftung als Bildungsakteur. Viele Wege fhren nach Rom: Instrumente & Methoden der politischen Bildungsarbeit

Im grnen Bereich: Auftrag der politischen Stiftungen ist es, in ihren Bildungspolitische berzeugungen und Ziele Aktivitten ein inhaltlich breites und methodisch vielfltiges Bildungsangebot zu machen. Dabei Die Heinrich-Bll-Stiftung versteht sich als Teil der geht es der Heinrich-Bll-Stiftung insbesondere grnen politischen Grundstrmung, die sich weit darum, die Brgerinnen und Brger zu interes- ber die Bundesrepublik hinaus in Auseinanderset- sieren und zu befhigen, sich in die Gesellschaft zung mit den traditionellen politischen Richtungen einzubringen und ihr unmittelbares Umfeld mit zu des Sozialismus, des Liberalismus und des Konser- gestalten wie darum, Fach- und Expertenwissen zu vatismus herausgebildet hat. Unsere gemeinsamen generieren und an Multiplikatorinnen und Multi- Grundwerte sind kologie und Nachhaltigkeit, De- plikatoren und Entscheider/-innen zu vermitteln. mokratie und Menschenrechte, Selbstbestimmung Grundstzlich lassen sich fnf Funktionen ausma- und Gerechtigkeit. Ein besonderes Anliegen der chen, die fr die Heinrich-Bll-Stiftung in ihrer po- Heinrich-Bll-Stiftung ist die Geschlechterdemo- litischen Bildungsarbeit leitend sind: kratie, also die gesellschaft- liche Emanzipation und die Gleichberechtigung von Frauen und Mnnern. Ein weiteres besonderes Anliegen besteht in der Gleichberechtigung unter- schiedlicher kultureller und ethnischer Herknfte und der sozialen wie politischen Partizipation von Migran- tinnen und Migranten.

Die Heinrich-Bll-Stiftung ist eine vergleichbar junge Institution in der Geschich- te der Bundesrepublik. Sie ist 1997 aus dem Stiftungs- verband Regenbogen her- vorgegangen, der Dachver- band der drei Stiftungen Buntstift (Gttingen), Frau-  Heinrich-Bll-Stiftung en-Anstiftung (Hamburg) und Heinrich-Bll-Stiftung Stiftungshaus der Heinrich Bll Stiftung, Beletage

 SCHWERPUNKT

1. Diskurs und Debatte ermglichen Denkanste zu lie- Vergangenheit zu len- Die Heinrich-Bll-Stiftung versteht sich als fern, ist eine zentrale ken oder mahnend in Trendscout fr gesellschaftliche Themen der Aufgabe politischer die Zukunft zu richten. Gegenwart und der Zukunft. Sie beobachtet gesell- Stiftungen. Im Verbund mit Exper- schaftspolitische, sozio-kulturelle oder konomische tinnen und Experten, Trends, analysiert sie und schafft diskursive Rume, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie um eine breite Auseinandersetzung mit potenziel- Partnerinnen und Partnern aus der Zivilgesellschaft len Entwicklungen zu ermglichen und politische und anderen Institutionen generiert die Heinrich- Optionen und Gestaltungsspielrume aufzuzeigen. Bll-Stiftung fachliche Expertise zu unterschiedli- Es geht darum, Problemfelder und Themen zu an- chen Themenfeldern. In Kommissionen arbeitet sie tizipieren, um eine gesellschaftliche Debatten zu fachliche Fragen auf, leuchtet sie in ihrer Reichweite ermglichen bevor sich Handlungsmglichkeiten und ihren Konsequenzen aus, stellt sie als Angebot verengen, Festlegungen erfolgt oder Zeitfenster zur Diskussion und erarbeitet Handlungsanregun- verstrichen sind. gen fr gesellschaftliche und politische Akteure. Jngste Beispiele hierfr sind Handlungsempfeh- Die Heinrich-Bll- Ein Anspruch besteht da- lungen fr nachhaltige Wege aus der Schuldenkri- Stiftung versteht sich bei darin, dass fr die se, ein Pldoyer fr mehr Effizienz, Qualitt und als Trendscout fr Stiftung nicht allein un- Humanitt in einem solidarischen Gesundheitswe- gesellschaftliche The- mittelbare politische Re- sen oder der Bericht der Demografie-Kommission men der Gegenwart levanz oder Tagesaktu- zu Sicherheit und Fairness in der alternden Gesell- und der Zukunft. alitt an oberster Stelle schaft. steht, sondern fr sie die umfassende Bedeutung eines Trends fr un- 3. Akteure vernetzen sere Gesellschaft und deren Rahmenbedingungen Wichtig fr die Gestaltung des gesellschaftlichen mageblich ist. Beispiele fr solche grundlegenden und politischen Raumes sind die Arbeit und das Trends, die von der Heinrich-Bll-Stiftung aufge- Engagement von Akteurinnen und Akteuren aus griffen und in diskursive Impulse umgewandelt der Zivilgesellschaft, aus Initiativen und Verbnden werden, gibt es viele, etwa: das zunehmende so- oder Unternehmen. Bei der Vernetzung dieser ziale Auseinanderfallen der Gesellschaft, das nicht nur eine noch weitere Spreizung der Verteilung von Vermgen und Einkommen zur Folge hat, sondern auch der Mglichkeiten zur sozialen Teil- habe; Klimawandel und Ressourcenverbauch, die weltweit gravierende Auswirkungen haben und die Mglichkeiten knftiger Generationen auf ein selbstbestimmtes und gutes Leben unwiderruflich einschrnken; die wachsende digitale Vernetzung, die nicht nur unser privates Umfeld und unser Ar- beitsleben verndert, sondern auch Auswirkungen auf das Verhltnis von Staat und Individuum hat, von Mensch und Maschine, von global agierenden Konzernen und nationalem Ordnungsrahmen. Diese und viele weitere aktuelle Themen und Ent- wicklungen werden von der Stiftung beobachtet, in ihrem gesellschaftspolitischen impact und ihren Wirkmechanismen analysiert und anschlieend ber diskursive Formate in den gesellschaftlichen und den politischen Raum getragen.

2. Konzepte entwickeln und Neues denken Denkanste zu liefern, ist eine zentrale Aufga- be politischer Stiftungen. Dies bedeutet, von ein- getretenen Pfaden abzuweichen und neue Wege zu beschreiten, unangenehme oder kontroverse  Heinrich-Bll-Stiftung Themen anzusprechen und den Blick fr breitere Zusammenhnge zu ffnen, ihn erinnernd auf die Stiftungshaus der Heinrich Bll Stiftung

 SCHWERPUNKT

unterschiedlichen Interessenstrger und -gruppie- Politische Breiten- derungen der rush hour rungen kommt den politischen Stiftungen eine bildung ist kein des Lebens konfrontiert wichtige Rolle zu, da sie Plattformen fr Aus- Selbstzweck, son- sieht, bis hin zu der tausch und Dialog bereitstellen, wechselseitige Sy- dern Mittel zur wachsenden Zahl lterer nergien befrdern und den Dialog mit der Politik Wahrung und Her- und noch aktiver Men- ermglichen knnen. stellung demokrati- schen, die sich weiterhin scher Teilhabe und in die Gesellschaft ein- Ein prgendes Merkmal fr die Arbeit der Heinrich- sozialer Integration. bringen wollen. Bll-Stiftung ist ein stark ausgeprgter beteiligungs- orientierter Ansatz, der auf eine frhzeitige Einbin- Fr diese unterschiedlichen Zielgruppen versuchen dung unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure wir spezifische Impulse im Sinne einer politischen in politische und gesellschaftliche Gestaltungspro- Kompetenzbildung zu geben, die zugleich ihren un- zesse setzt. Neben der Frage der Ergebnisqualitt terschiedlichen Interessens- und Lebenslagen Rech- ist dabei der Gedanke leitend, ber offen gestal- nung tragen. Auf diese Weise werden  um mit Ha- tete Beteiligungsprozesse zu Resultaten zu gelan- bermas zu sprechen  die Voraussetzung fr einen gen, die verschiedene Perspektiven und Positionen deliberativen Raum geschaffen, auf den wiederum reflektieren und Selbstwirksamkeitserfahrungen die institutionelle Politik aufbauen kann und von ermglichen  Erfahrungen, die fr eine lebhafte, dem sie lebt. pluralistische und entwicklungsfhige Demokratie unverzichtbar sind. Ein besonderes Augenmerk der Eine wichtige Rolle spielen in der Breitenbildung Stiftung liegt daher neben dem Aspekt der Vernet- die sechzehn Landesstiftungen der Heinrich-Bll- zung auf dem Empowerment von Personen und Stiftung, ber die Bildungsangebote in der Flche Gruppen, dem Bestreben gezielter Untersttzung organisiert und Kontakte zu lokalen und regiona- durch Wissensvermittlung, den Erwerb spezifischer len Akteuren und Ansprechpartnern hergestellt Kompetenzen oder die Vernetzung mit anderen und gepflegt werden. Darber hinaus dokumen- Interessentinnen und Interessenten. tiert die Stiftung im Archiv Grnes Gedchtnis die Geschichte der grnen Bewegung als Fundus fr 4. Breite Bildungsangebote machen die Forschung und als Quelle politischer Orientie- Sowohl Diskurs- als auch Think Tank- und Vernet- rung. zungsfunktion sind in der skizzierten Form Teil und zugleich Voraussetzung fr einen der Kernauftrge 5. Weiterbilden und befhigen politischer Stiftungen, nmlich politische Bildungs- Eine wichtige Dimension der Bildungsarbeit der angebote in der Breite zu machen. Letztlich geht Heinrich-Bll-Stiftung ist die kommunalpolitische es darum, den Mitgliedern des demokratischen Ge- Ebene. Zahlreiche Akteurinnen und Akteure ber- meinwesens Kenntnisse und Fhigkeiten zu vermit- nehmen in Gemeinden und Landkreisen gesell- teln, damit sie ihre Rechte und Pflichten in unserer Gesellschaft kritisch wahr- nehmen knnen.

Politische Breitenbildung ist deshalb kein Selbstzweck, sondern Mittel zur Wah- rung und Herstellung de- mokratischer Teilhabe und sozialer Integration. Ent- sprechend sind die Produkte und Vermittlungsformate politischer Breitenbildung ebenso vielfltig wie die Zielgruppen, die sich quer durch alle Milieus und Al- tersgruppen erstrecken  von jungen Erwachsenen ber die mittlere Generati-  Heinrich-Bll-Stiftung on, die sich mit den Anfor-

 SCHWERPUNKT

schaftliche und politische Verantwortung. Sie sind Bll-Stiftung dabei im politischen Spektrum be- in dieser Funktion vielfach auf Untersttzung an- sondere Impulse im Engagement fr kologische gewiesen, um ihre Rolle kompetent ausben zu Politik und nachhaltige Entwicklung, fr demokra- knnen. tische Reformen und soziale Innovation, fr Kunst und Kultur als Raum der gesellschaftlichen Ausein- Mit Instrumenten wie dem Kommunalpolitischen andersetzung sowie fr Geschlechtergerechtigkeit Bundeskongress und seinen vielfltigen Angebo- und wechselseitige Anerkennung. Ihrem Wirken ten an Wissensvermittlung, Debatte, Austausch liegt im nationalen wie internationalen Mastab und Vernetzung arbeitet die Heinrich-Bll-Stiftung die berzeugung zugrunde, dass eine informierte seit Jahren gezielt an der Befhigung und Weiter- und engagierte politische ffentlichkeit eine zent- bildung kommunalpolitischer Akteure. ber groe rale Voraussetzung fr gutes Handeln der politisch Konferenzen hinaus bietet die Stiftung in ihrer Verantwortlichen darstellt. Weiterbildungsakademie GreenCampus ganzjhrig vielfltige Formate zur Vermittlung entsprechen- der Inhalte auf kommunaler Ebene an. Wer in politischen und anderen gesellschaftlichen Zusam- Peter Siller ist Leiter der Inlandsabteilung der menhngen vor Ort arbeitet, will etwas bewegen, Heinrich-Bll-Stiftung. Zuvor war er Scientific Manager des Exzellenzclusters Formation of will berzeugen und andere Menschen motivie- Normative Orders an der Goethe Universitt ren. Soziale Fhigkeiten und Kreativitt, Fach- und Frankfurt am Main und Mitglied des Planungs- Managementkompetenzen sind dafr wichtige stabs im Auswrtigen Amt. Studium der Rechts- Voraussetzungen. Bei der Weiterentwicklung die- wissenschaften und der Philosophie. Zahlreiche ser Fhigkeiten untersttzt GreenCampus die Ak- Verffentlichungen zu politischer Theorie und Praxis. teurinnen und Akteure unter dem Leitsatz Vom Wissen zum Handeln. E-Mail: [email protected]

Gesellschaft von morgen entwickeln Philipp Antony ist Referent fr Bildung und Wissenschaft bei der der Heinrich-Bll-Stiftung. Zuvor war er Referent im Prsidium der Freien Die beschrieben Formate und Instrumente haben Universitt Berlin und in der Geschftsstelle zum Ziel, gesellschaftliche Diskurse zu stimulieren des Wissenschaftsrates sowie Projektkoordina- und die Entscheidungs- und Handlungsfhigkeit tor am Institut fr Forschungsinformation und unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure zu Qualittssicherung. strken. Als grne Ideenagentur setzt die Heinrich-

 SCHWERPUNKT

Dialog und kritische Aneignung Die Leistungen der politischen Bildung fr die politische Praxis Ursula Mnch

2014). Diese Aufgabe war noch nie klein. Vor al- Weite Teile der Brgerschaft sind mit dem aktuellen lem die Begleiterscheinungen der digitalen Medi- Erscheinungsbild von Politik unzufrieden. Denjeni- endemokratie machen sie jedoch zu einer groen gen, die sich nicht ohnehin bereits abgewandt ha- Aufgabe. Frher vermittelten Stammtische einen ben, erscheint Politik als komplex und zu entfernt plastischen Eindruck davon, in welchem Ansehen vom eigenen Leben. Diese Wahrnehmung hat viel die Politik beim Volk steht. Heute muss man sich mit dem Gebaren von Politikern und Politikerinnen nicht einmal aus den eigenen vier Wnden bege- zu tun. Sie hat aber auch damit zu tun, dass wei- ben, um zu erfahren, wie schnell beim Politiker/- ten Teilen der ffentlichkeit das grundstzliche innen-Bashing selbst Grundformen des Anstands Verstndnis fr die Rahmenbedingungen fehlt, in vergessen werden; es gengt ein Blick in die Kom- denen Politik stattfindet. Politische Bildung hat die mentarfunktion der online-Medien. Und selbst der Aufgabe, Verstndnis und Strukturwissen fr den ffentlich-rechtliche Rundfunk findet zumindest verfassungspolitischen und historischen Rahmen gelegentlich nichts dabei, zur Meute zu gehren herzustellen, in dem Politik gestaltet wird. Neben (Krter/Schmale 2013). ihrer weiteren Aufgabe, die politische Urteilskraft der Brger/-innen zu strken, besteht einer ihrer zentralen Leistungen auerdem darin, den direkten Ursachen fr die Abkehr von der Politik inhaltlichen Austausch zwischen der ffentlichkeit und der Politik herzustellen und zu strukturieren, Umfragen vermitteln ein beunruhigendes Bild vom so die Autorin Ursula Mnch in ihrem Beitrag. Verhltnis zwischen Brgern und Politik: Zwei von drei Befragten verneinen die Frage, ob die meisten Abgeordneten ihre Arbeit engagiert und sachge- Das Erscheinungsbild der Politik und die recht verrichten, und nur ein Viertel der Befragten Vorbehalte der Bevlkerung bekundete im Sommer Umfragen vermitteln 2012 Vertrauen in die Ar- Je ausgeprgter die Vorbehalte der Bevlkerung ein beunruhigendes beit der Mitglieder des gegenber der Politik, desto grer fallen die Er- Bild vom Verhltnis Deutschen Bundestages wartungen an die politischen Bildner/-innen aus. zwischen Brgern und (vgl. Hoidn-Borchers/ Von denjenigen, die in Schulen, Universitten, Politik. Vornbumen 2012). Die Akademien, Bildungswerken und Stiftungen geradezu als verchtlich mit der freien, verantwortlichen Urteilsbildung anmutende Einschtzung der Fhigkeiten von des politisch mndigen Menschen befasst sind Volksvertretern zeugt von einem widersprchlichen (Denkschrift 2009, S. 441), wird gerade in Zeiten Bild der Politik bei den Brgerinnen und Brgern: der sogenannten Politikverdrossenheit (im Grund Einerseits wird Politik als sehr komplex, intrans- also: immer) erfolgreiches Wirken erwartet. Die politi- sche Bildung, sowohl in ih- rer schulischen Ausprgung als auch als Jugend- und Erwachsenen(weiter)bil- dung ffentlicher und frei- er Trger, soll nicht nur die politische Rationalitt der Brger/-innen frdern (Patzelt 2011, S. 53 f.). Viel- mehr soll politische Bildung auch einen Beitrag dazu leisten, die womglich demokratiegefhrdende Distanz der Whler/-innen zu den politischen Insti- tutionen und Prozessen sowie den Mandats- und Amtstrger/-innen in  Akademie fr Politische Bildung Deutschland und Europa abzubauen (vgl. Gauck Akademie fr Politische Bildung Tutzing

 SCHWERPUNKT

parent und schwer verstndlich wahrgenommen; litischen Prozess. Diese Zusage bleibt formal zwar in andererseits haben viele Brger/-innen die Vor- Kraft; sie wird in der gesellschaftlichen Wirklichkeit stellung, dass Politik als Beruf keiner besonderen aber dadurch unterlaufen, dass die Fhigkeit und Fhigkeiten bedrfe (vgl. Petersen 2012). Das wach- Bereitschaft zur politischen Partizipation de facto sende Unbehagen gegenber der reprsentativen auch vom soziokonomischen Status eines Brgers Demokratie und die Forderung nach mehr Par- abhngig sind; die faktische Inanspruchnahme des tizipationsmglichkeiten drften in einem direkten Wahlrechts ist also sozial ungleich verteilt. Daran Zusammenhang dazu stehen. Dieses Unbehagen drfte eine Ausweitung direktdemokratischer Ele- der ffentlichkeit hat viel mit der Art und Weise mente nichts ndern; schlielich kommen bei die- zu tun, in der uns Politik prsentiert wird: Sowohl ser Partizipationsform die Zugangshrden Bildung die vermeintliche Alternativlosigkeit mancher und beruflicher bzw. sozialer Status ebenfalls zum politischer Entscheidungen als auch die Wahrneh- Tragen. mung einer inhaltlichen berforderung manches Berufspolitikers und mancher Berufspolitikerin an- Das zweite grundlegende Versprechen der Demo- gesichts komplexer Sachverhalte schrt die Be- kratie ist die Perspektive, dass die demokratisch reitschaft, sich hmisch ber deren vermeintliche legitimierten Institutionen und Amtsinhaber auch Unfhigkeit auszulassen. den erforderlichen Handlungsspielraum besitzen, um Einfluss auf die Gestaltung des Gemeinwesens Der Verdruss an der Politik ist jedoch nicht allein nehmen zu knnen. Dieses Vertrauen in die Wirk- auf die Unzufriedenheit mit dem politischen Per- samkeit der Delegation von Entscheidungsmacht sonal zurckzufhren. Die Abkehr von der Politik auf die Volksvertreter wird jedoch durch die Etab- und die zynische Kommentierung von Politik ha- lierung supranationaler ben noch andere Ursachen, inhaltliche und proze- Das Vertrauen in Strukturen in Form der durale. die Wirksamkeit der Europischen Union, Delegation von Ent- die Umstellung von der Zunchst lsst sich feststellen, dass die Herausforde- scheidungsmacht auf Input- auf eine Output- rungen, die sich sowohl von innen als auch derzeit die Volksvertreter wird legitimation (Fritz W. vor allem von auen an die westlichen Staaten rich- durch die Etablierung Scharpf) sowie die Inter- ten, mit den Anforderungen an demokratisches Re- supranationaler Struk- nationalisierung der (Fi- gieren schwer vereinbar sind. So gelingt es immer turen unterlaufen. nanz-)Wirtschaft unter- weniger, die beiden essentiellen Versprechen der laufen. Als Folge dieser Demokratie (Jrke 2005, S. 486) einzulsen. Ei- Prozesse erscheint die tatschliche Wirksamkeit der nes davon ist die Annahme grundstzlich gleicher politischen Teilhabe weniger denn je gewhrleistet Zugangsmglichkeiten aller Brger/-innen zum po-  und das obwohl die demokratischen Institutionen und Prozesse scheinbar un- angetastet fortbestehen.

Tatschlich erfllt der Staat diese grundlegende Aufga- be, also die Befhigung zur Demokratie und die Erziehung zum citoyen (Patzelt 2011, S. 49) nur noch mit Einschrnkungen. Die schleichende Exklusion der an Umfang zunehmen- den Unterschichten (Mer- kel 2011, S. 26) und damit der Versto gegen eines der beiden oben genannten essentiellen Versprechen der Demokratie weisen darauf hin, dass die Be-  Akademie fr Politische Bildung fassung mit politischen Fragen jenseits des gesell- Politische Bildung sichtbar machen: Tag der offenen Tr in der Akademie schaftlichen Mikrobereichs

 SCHWERPUNKT

an Selbstverstndlichkeit verloren hat. Die Ursa- chen hierfr sind vielfltig und bekannt: Sie reichen von der Zunahme poli- tischer und gesellschaft- licher Komplexitt und der daraus resultierenden berforderung, den An- forderungen des (Erwerbs-) Lebens in einer Wettbe- werbsgesellschaft, den zahlreichen digitalen und analogen Ablenkungs- und Verdummungsmg- lichkeiten bis zum nachlas-  Akademie fr Politische Bildung senden Pflichtgefhl von Individuen der Gemein- Politische Bildung in der Akademie schaft gegenber  und darber hinaus. Egal welchen Adressatenkreis man anspricht: Auf Vorurteile gegenber der Politik und dem Perso- nal in der Politik wird man immer stoen. Wie man Die Herausforderung der politischen Bildung mit diesen Vorurteilen angemessen umgehen soll, hat bereits Hannah Arendt beschftigt: Will man Politik und politische Bildung sind nicht allein Vorurteile zerstreuen, so mu (sic!) man immer das durch diese Entwicklungen, sondern auch durch die in ihnen enthaltene vergangene Urteilen erst ein- Spaltung der Bevlkerung herausgefordert: Die mal wieder entdecken, also eigentlich ihren Wahr- Tatsache, dass ein Teil der Bevlkerung sich von heitsgehalt aufzeigen. Geht man an diesem vorbei, den Inhalten der Politik abwendet, whrend ein so knnen ganze Bataillone von aufklrenden anderer Teil der Bevlkerung auf eine Ausweitung Rednern und ganze Bibliotheken von Broschren der Beteiligungsmglichkeiten drngt, macht es nichts erreichen ... (Arendt 1993, S. 19). Diese mehr denn je erforderlich, auch die Angebote der Einschtzung Hannah Arendts sollte fr die poli- politischen Bildung nach den Vorkenntnissen und tische Bildung ein Auftrag sein: Vor dem Versuch, Interessen der Adressaten zu differenzieren. So vorhandene Vorurteile ber die Politik als Beruf wirken sich der demografische Wandel sowie die (Patzelt/Edinger2010) kritisch zu hinterfragen und gesellschaftliche Differenzierung in zweierlei Hin- gegebenenfalls zu berichtigen, hat die Analyse zu sicht auf die politische Bildung aus: Zum einen wer- stehen, wie das jeweilige Bild der politischen Pra- den sie inhaltlich zu deren Thema, zum anderen xis berhaupt zustande kommt und von welchem mssen die Anbieter und Multiplikatoren der po-  unter Umstnden falschen  Verstndnis politi- litischen Bildung mit Blick auf ihre Ansprechpart- scher Prozesse es aus- ner auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren. Demokratie ist nicht geht. Diese Vorgehens- Ein Anliegen sollte zum Beispiel darin bestehen, nur auf die Qualitt weise setzt also nicht dem zahlenmig kleiner werdenden Teil der Ge- der Amtsinhaber bei der Dokumentation sellschaft der unter 20-Jhrigen die Einsicht zu ver- angewiesen, sie der Terminplne vielbe- mitteln, dass die Fhigkeit, Politik mitzugestalten, hngt vielmehr auch schftigter Abgeordne- nicht allein von der zahlenmigen Strke einer von der Urteils- und ter an, sondern sie setzt gesellschaftlichen Gruppe abhngig ist, sondern Auswahlfhigkeit sich ganz grundstzlich auch von der Intensitt und vor allem der Qualitt derjenigen ab, die mit den diversen Prge- ihres Engagements. den Amtsinhabern ihr krften von Politik als Vertrauen aussprechen Beruf auseinander: also Die politische Bildung hat die Artikulationsfhigkeit und sie in die mter unter anderem mit den und damit die Hrbarkeit der Mitglieder der her- whlen. gesellschafts- und verfas- anwachsenden Generation zu strken, und zwar sungspolitischen, inter- sowohl derjenigen mit einer deutschen als auch nationalen, europarechtlichen, konomischen und derjenigen mit einer auslndischen Familienge- finanzpolitischen Rahmenbedingungen. Eine solche schichte. Vorgehensweise orientiert sich an der berlegung,

 SCHWERPUNKT

dass Demokratie nicht nur auf die Qualitt der land eine groe Kluft festgestellt. Und zwar eine Amtsinhaber angewiesen ist. Sie hngt vielmehr groe Kluft zwischen der gelebten und der ver- auch von der Urteils- und Auswahlfhigkeit der- muteten Verfassung. Tatsache ist, dass eine Mehr- jenigen ab, die den Amtsinhabern ihr Vertrauen heit der Deutschen zum einen die wesentlichen aussprechen und sie in die mter whlen. Nicht die Ausprgungen unseres Regierungssystems nicht Institutionen und die Politiker/-innen stellen eine kennt und zum anderen das Regierungssystem und Gefhrdung der Demokratie dar (wie das manche/r damit insgesamt die Politik  auch wegen dieser zu wissen meint). Nicht minder gefhrlich fr die Unkenntnis  anhand von Erwartungen beurteilt, Substanz der Demokratie ist das in der Gesellschaft die dem bundesdeutschen Regierungssystem nicht verbreitete Unwissen bzw. das Halbwissen und die angemessen sind. Selbst mancher Sozialkundeleh- daraus resultierenden Fehlurteile. rer unterliegt Fehleinschtzungen, die durch feh- lerhafte Darstellungen in Schulbchern noch gefes- tigt werden. Die Vermittlung von Deutungs- und Orientie- rungswissen als Aufgabe politischer Bildung Unsere Politiker/-innen verhalten sich also nach Re- geln, die ein grerer Teil der Brger/-innen  aus Zentral fr die politische Urteilsbildung ist das Vor- Unkenntnis  fr falsch hlt. Diese Lage der Dinge handensein von Orientierungs- und vor allem soge- bezeichnet Werner J. Patzelt zu Recht als latenten nanntem Deutungswissen (Detjen 2007, S. 310). Die- Verfassungskonflikt. Er erkennt einen Konflikt zwi- ses Orientierungs- und schen gelebter und vermuteter Verfassung, zwi- Zentral fr die politi- Deutungswissen wird in schen denen innerhalb und denen auerhalb der sche Urteilsbildung ist der digitalisierten Me- professionellen Politik (vgl. Patzelt 2001). Dafr das Vorhandensein von diengesellschaft gerade gibt es zahlreiche Indizien: Die meisten Deutschen Orientierungs- und vor nicht durch die bloe wissen zwar, dass in Deutschland die Regierung aus allem sogenanntem Verfgbarkeit von Infor- dem Parlament hervorgeht. Und sie wissen, dass Deutungswissen. mationen erreicht. Um das Fhrungszentrum des politischen Systems aus politische Inhalte verste- der Regierung und den sie tragenden Fraktionen hen und konkurrierende politische Lsungen be- besteht. Und eigentlich ist ihnen auch klar, dass die- urteilen zu knnen, reichen Recherchefhigkeiten ser Regierungsmehrheit die parlamentarische Min- nicht aus; vielmehr bedeutet politische Bildung (...) derheit als Opposition gegenbersteht. Womit sich kritische Aneignung (Jesse/Liebold 2011, S. 519). viele Brger/-innen aber sehr schwer tun, ist die Ein- Mit diesem Orientierungs- und Deutungswissen sicht, dass dies nicht nur so ist, sondern dass diese in Sachen politisches System war es in der Bun- Konstruktion auch den Funktionsmechanismen des desrepublik noch nie sehr weit her. Bereits in den parlamentarischen Regierungssystems entspricht. 1960er Jahren hat Ernst Fraenkel fr die parlamen- Ein grerer Teil der Bundesbrger/-innen ver- tarische Demokratie der Bundesrepublik Deutsch- steht das Konstruktionsprinzip unseres parlamen- tarischen Systems also nicht oder wertet es  flschlich  als fehlerbe- haftete Abweichung vom US-amerikanischen Regie- rungssystem, das vielen als leider nicht verwirklichter

 Ein Beispiel dafr ist die unzutreffende Einordnung des franzsischen Regierungssystems. Dabei handelt es sich gem der einschlgigen Typologie von Winfried Steffani aufgrund der Abwhlbarkeit der Regierung um ein parlamentarisches Regierungs- system mit Prsidialhegemonie  Akademie fr Politische Bildung und eben nicht um ein prsi- dentielles Regierungssystem wie Politiksimulation EuropaPolitik erleben! in den USA.

 Schwerpunkt

Idealzustand gilt (Patzelt 2011, S. 53). Dass mit die- unterricht setzt dabei den wissenschaftlich aus- sem parlamentarischen Regierungssystem eine ver- gebildeten Fachlehrer voraus. Die Akademie gleichsweise wichtige Rolle der parlamentarischen fr Politische Bildung in Tutzing, die auf der Fraktionen und in der Folge auch der politischen Grundlage eines bayerischen Landesgesetzes aus Parteien einhergeht, trgt zustzlich zur inneren dem Jahr 1957 arbeitet, trgt im Freistaat Bay- Distanz bei. Und so hilft es auch nicht, dass die poli- ern einen mageblichen Anteil zur fachlichen tikwissenschaftliche Forschung sich in ihrem Urteil Weiterbildung unter anderem der (bayerischen) recht einig ist, dass die Gefahr lhmender wech- Sozialkundelehrer/-innen. Zu den Aufgaben der selseitiger Blockaden im vermeintlich besseren unabhngigen und berparteilichen Akademie prsidentiellen Regierungssystem zumindest dann gehrt es u. a., Lehrgnge und Seminare zur deutlich grer ist, wenn dieses mit einem relati- Fortbildung und Weiterbildung der Berufsgrup- ven Mehrheitswahlsystem verbunden ist (vgl. Lauth pen durchzufhren, die selbst auf dem Gebiet der 2013, S. 118). politischen Bildung ttig sind (Akademie fr Po- litische Bildung 1957). Erst das Vorhandensein eines zumindest grund- stzlichen Verstndnisses fr die Grundlagen und die Funktionsmechanismen der bundesdeutschen Die Vermittlung von politischer Urteilskraft als Demokratie schafft Anknpfungspunkte fr die zentrale Leistung politischer Bildung weiteren Inhalte der politischen Bildung. Nur von dieser Basis aus sind die Der Verlust an Glaubwrdigkeit und berzeu- Erst das Vorhandensein Brger/-innen in der La- gungskraft des politischen Personals bei einer sich eines grundstzlichen ge, sich in der globalisier- gleichzeitig zuspitzenden Staatsschuldenkrise be- Verstndnisses fr ten und digitalen Medi- lastet mehrere europische Demokratien, mit un- die Grundlagen der endemokratie zurecht- vermeidbaren Rckwirkungen sowohl auf das po- Demokratie schafft zufinden. Von dieser litische System der Europischen Union als auch Anknpfungspunkte Grundlage aus ist es auf das der anderen Mitgliedstaaten. Wir sehen fr die weiteren Inhalte ihnen auch mglich, kri- uns der Gefahr einer Radikalisierung von Teilen der politischen Bildung. tisch mit Medienange- der Bevlkerung bei gleichzeitiger Apathie ande- boten umzugehen, sich rer Bevlkerungsgruppen gegenber. Und wir fra- auch mit deren Hilfe Deutungswissen anzueignen gen uns nach der Belastbarkeit der verschiedenen und auf vielfltige Weise zu partizipieren. Die An- europischen Demokratien. gebote der auerschulischen politischen Jugend-, Weiter- und Erwachsenenbildung koppeln an das Der Verlust an Glaub- Beide Tendenzen  so- vor allem in Schulen zu vermittelnde Orientierungs- wrdigkeit und ber- wohl mgliche Radika- wissen an. Ob es gengen kann, aus Grnden der zeugungskraft des po- lisierungstendenzen als Ressourcenersparnis auf eine zunehmend informel- litischen Personals bei auch die nicht minder le und ortsungebundene politische Bildung zu set- einer sich gleichzeitig bedrohliche Apathie  zen, ist zu bezweifeln. Feste Lernorte staatlicher zuspitzenden Staats- sind Herausforderun- und nicht-staatlicher Trger begnstigen den fr schuldenkrise belastet gen, denen sich die po- die politische Bildung unverzichtbaren Austausch mehrere europische litische Bildung stellen mit den anderen und bieten die professionel- Demokratien. muss: Zum einen geht le Umgebung, die zur Erarbeitung der Kultur des es um die unterschiedli- politischen Diskurses unabdingbar ist (vgl. Kalina che Anflligkeit und Resilienz von Staaten und 2014, S. 35). Gesellschaften gegenber einer mglichen politi- schen Radikalisierung. Es geht um diesbezgliche Politische Bildung muss als ein abgestuftes bzw. Unterschiede, die auf historische Erfahrungen, dem Lebenslauf angepasstes Projekt angegangen Unterschiede im politischem System sowie die werden. Ohne die entsprechenden Angebote in Mentalitt und soziale Ordnung eines Staates der Schule, aber auch die notwendigen Ansprche zurckzufhren sind. Zum anderen ist die politi- der Schule selbst fehlt es an der unverzichtbaren sche Bildung hier aber auch in ihrer Kernaufga- Basis fr die unerlssliche politische Jugend- und be gefordert: Sie hat ihren Beitrag zu leisten, um Erwachsenenbildung. Nur der Fachunterricht in durch ihre Angebote an Multiplikatoren und Multi- der Schule kann gewhrleisten, dass allen Kin- plikatorinnen und andere Teilnehmer/-innen einer dern und Jugendlichen das zum Grundverstndnis Radikalisierung ebenso entgegenzuwirken wie der wie zum Weiterlernen notwendige Wissen ber demokratiegefhrdenden Apathie der Mitglieder die Strukturen der Politik vermittelt wird. Fach- ihrer Gesellschaft.

 Schwerpunkt

Die persnliche Begegnung von Brgerschaft, erbringt, fiele das Urteil der Brger/-innen ber die Politik und Wissenschaft als Aufgabe der poli- Politik sicherlich noch schlechter aus. tischen Bildung Die Grnder/-innen der Akademie fr Politische Gerade die Grnder/-innen der Akademie fr Po- Bildung wollten mit der Akademie genau das er- litische Bildung, allen voran Waldemar von Knoe- reichen: Eine auf der Grundlage wissenschaftlicher ringen (SPD) und Hildegard Hamm-Brcher (FDP), Erkenntnisse basierende dachten mit Blick auf die Aufgaben der politischen Ein zentrales Element Sttte der Forschung Bildung noch weiter: Sie widersetzten sich dem der Veranstaltungen in und Lehre auf denen deutschen Missverstndnis, Geist und Politik aus- der Akademie fr Politi- Fragen der politischen einander zu rcken und legten  im bertragenen sche Bildung besteht in Bildung unter Mitwir- Sinn  den Grundstein fr einen sich stndig er- der Einbeziehung von kung von Politikern neuernden Ort geistiger Auseinandersetzung politisch Verantwortli- und Wissenschaftlern (Oberreuter 2007, S. 13). Von Knoeringens Auf- chen aller Ebenen. errtert werden (Her- forderung, die politische Bildung solle ein groes vorhebung U. M.). Das Gesprch mit dem Brger (und der Brgerin) ist ihnen auch gelungen: Ein zentrales Element beginnen (Naumann 2007, S. 23) mndete in der der wissenschaftlichen Tagungen, Seminare, Fort- gesetzlich in Art. 2 Abs. 2 Nr. 2 verankerten Auf- bildungsveranstaltungen und sogar der Politiksi- gabe der Akademie, Tagungen fr Staatsbrger mulationen, die die Akademie fr Politische Bil- zu veranstalten, auf denen Fragen der politischen dung veranstaltet, besteht in der Einbeziehung Bildung thematisiert werden (Akademie fr Poli- von politisch Verantwortlichen aller Ebenen in tische Bildung 1957). Form von Vortrgen, Podiumsdiskussionen, Ka- mingesprchen und hnlichem. Gruworte sind da- Die Geringachtung des politischen Personals durch mit nicht gemeint. Gruworte sind unidirektional, die Whler  von der Bill Clinton behauptete, sie be- sie knnen kein Element politischer Bildung sein. ruhe auf Gegenseitigkeit  (Naumann 2007, S. 25) Die Leistung der politischen Bildung fr die politi- ist dort am strksten ausgeprgt, wo die Distanz am sche Praxis besteht aber nicht nur darin, Politikerin- grten ist: Das Aufeinandertreffen von Brgern nen und Politikern ein Forum des Austausches zu und Abgeordneten trgt ganz offensichtlich zum bieten. Die Aufgabe der politischen Bildung fr die besseren Verstndnis der Parlamentsarbeit bei. politische Praxis besteht auch darin, dem politischen (infratest dimap 2014, S. 13) Die hier zitierte Um- Personal die knappste ihrer gesamten Ressourcen frage bezieht sich lediglich auf Kontaktaufnah- abzuringen: Zeit. Nur wer die Zeit aufbringt, sich men der Brger/-innen zu ihren Abgeordneten. auf den inhaltlichen Austausch mit den Brgerinnen Dem (gegenseitigen) Verstndnis drfte auerdem und Brgern, den Praktikerinnen und Praktikern zutrglich sein, wenn tatschlich ein inhaltlicher und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Austausch zustande kommt; wenn also nicht nur einzulassen, findet das, was den Brgerinnen und bereinander geredet wrde, sondern eben mit- Brgern die Politik begreiflich macht und der Politik einander. Ohne diese Leistung, die ebenfalls vor in der Demokratie damit auch Sinn gibt: den Dialog. allem die politische Bildung fr die politische Praxis Ihn zu organisieren, ihm einen Ort zu geben und ihn vor allem inhaltlich zu strukturieren gehrt auch in der digitalen Zukunft zu den groen Aufgaben der politischen Bildung.

Literatur

Akademie fr Politische Bildung: Gesetz ber die Errichtung einer Akademie fr Politische Bildung vom 27.05.1957; www.apb-tut-  Akademie fr Politische Bildung zing.de/akademie/grundla- gen/akademiegesetz.php Lernen am anderen Ort (Zugriff: 10.10.2014)

 SCHWERPUNKT

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Kalina, Andreas: erfolgreich.politisch.bilden. Fak- tensammlung zum Stand der politischen Bildung in Deutschland  Sankt Augustin/Berlin 2014, Prof. Dr. Ursula Mnch (Jg. 1961); seit Novem- (2. Aufl.); www.kas.de/wf/de/33.20184/ (Zugriff: ber 2011 Direktorin der Akademie fr politi- sche Bildung Tutzing (http://web.apb-tutzing. 16.08.12) de); Professorin fr Politikwissenschaft unter besonderer Bercksichtigung der Innenpolitik Krter, Thomas/Schmale, Holger: : und der Vergleichenden Regierungslehre an Das Leben ist halt nicht nur komisch, in: Berliner der Universitt der Bundeswehr Mnchen; zu- Zeitung vom 23.12.2013; www.berliner-zeitung.de/ vor Lehrstuhlvertreterin am Geschwister-Scholl- Institut der Ludwig-Maximilians-Universitt politik/norbert-lammert--das-leben-ist-halt-nicht- Mnchen. Habilitation 1996 zum Thema Sozialpolitik und nur-komisch-,10808018,25723782.html (Zugriff: Fderalismus; Promotion 1989 mit einer Dissertation zur 04.10.2014) bundesdeutschen Familienpolitik; Forschungsschwerpunkte: Vergleichende Fderalismusforschung, Parteienforschung, Poli- Lauth, Hans-Joachim: Regierungssysteme und De- tikfeldanalysen (u. a. Bildungs-, Familien-, Jugend- und Altenpo- litik, Asyl- und Einwanderungspolitik, Innere Sicherheit) sowie mokratietypen, in: Karl-Rudolf Korte/Timo Grunden Fragen der gesellschaftlichen Integration. (Hrsg.): Handbuch Regierungsforschung  Wiesba- den 2013, S. 115-130 E-Mail: [email protected]

 SCHWERPUNKT

Ausgewählte Literatur zum Thema: „Politik zwischen Beruf und Berufung” Ausgewhlt und zusammengestellt von der Bibliothek des Deutschen Instituts fr Erwachsenenbildung / Leibniz-Zentrum fr Lebenslanges Lernen

Braun, Stephan/Geisler, Alexander (Hrsg.): Die He, Moritz/Scheve, Christian von/Schupp, Juer- verstimmte Demokratie. Moderne Volksherrschaft gen/Wagner, Gert G.: Sind Politiker risikofreudiger zwischen Aufbruch und Frustration  Wiesbaden als das Volk? Eine empirische Studie zu Mitgliedern 2012, Springer VS, 330 Seiten des Deutschen Bundestages  Berlin 2013, Deut- Stichworte: Deutschland; Demokratie; Stabilitt; sches Institut fr Wirtschaftsforschung, SOEPpa- Staatsverdrossenheit; Politiker; Abgeordneter; Par- pers on Multidisciplinary Panel Data Research, PDF- tei; Staat; Dialog; Brger; Politische Beteiligung; Format, 33 Seiten Jugendlicher; Aufsatzsammlung Stichworte: Politiker; Abgeordneter; Risikoverhal- ten; Vergleich; Bevlkerung; Befragung Dreke, Ricarda: Politische Kommunikationsrume im Internet. Zum Verhltnis von Raum und Hippmann, Cornelia: Ostdeutsche Frauen in der Po- ffentlichkeit  Bielefeld 2013, transcript verlag, litik. Eine qualitative Analyse  Opladen u. a. 2014, 305 Seiten Budrich Verlag, 450 Seiten Stichworte: Internet; ffentlichkeit; Raumbegriff; Stichworte: Deutschland  DDR; Bundesrepublik Politik; Kommunikation; sterreich; Auslnderpo- Deutschland; Neue Bundeslnder; Politikerin; Po- litik; Soziale Integration; Diskurs; Geschichte 2009- litik; Geschlechtsunterschied; Generation; Macht; 2010 Mnnlichkeit; Frau; Politische Elite; Selbstdarstel- lung; Fernsehen; Qualitative Daten; Interview; Bio- Eckert, Georg/Novy, Leonard/Schwickert, Dominic graphie; Lebenslauf; Modell; Typologie (Hrsg.): Zwischen Macht und Ohnmacht. Facetten erfolgreicher Politik  Wiesbaden 2013, Springer Japek, Paul: Das Politiker-Image. Der Einfluss von VS, 431 Seiten Diskussionen mit Vorzeigepolitikern auf das Stichworte: Deutschland; Politik; Politiker; Erfolgs- Image der Politiker und der Politik bei Jugendli- faktor; Motivation; Wertorientierung; Wissen; Ko- chen  Saarbrcken 2014, AV Akademikerverlag, ordination; Kooperation; Kommunikation; Gesell- 160 Seiten schaft; Vernetzung; Aufsatzsammlung Stichworte: Politiker; Politik; Image; Erwartung; Ju- gendlicher Frech, Siegfried/Juchler, Ingo (Hrsg.): Brger auf Abwegen? Politikdistanz und politische Bildung. Krschner, Isabelle/Siri, Jasmin: Politik mit Kind Siegfried Schiele fr seine Verdienste um die Di- und Kegel. Zur Vereinbarkeit von Familie und daktik politischer Bildung  Schwalbach/Ts. 2011, Politik bei Bundestagsabgeordneten  Mnchen Wochenschau Verlag, 334 Seiten 2011, Hanns-Seidel-Stiftung, PDF-Format, 36 Seiten Stichworte: Staatsverdrossenheit; Politische Bil- Stichworte: Bundestag; Abgeordneter; Beruf; Poli- dung; Brger; Mitwirkung; Didaktik; Jugendlicher; tiker; Familie; Karriere; Hindernis Partei; Politiker; Grundschule; Hauptschule; Kon- gress; Aufsatzsammlung Michelsen, Danny/Walter, Franz: Unpolitische De- mokratie. Zur Krise der Reprsentation  Berlin Gtz, Fabian: Schauspiel oder substantielles Han- 2013, Suhrkamp Verlag, 411 Seiten deln? Politik zwischen realen Resolutionen und Stichworte: Politik; Demokratie; Politiker; Parla- ffentlicher Inszenierung  Marburg 2014, Tectum- ment; Gesellschaft; Digitalisierung; Gestaltung; Zu- Verlag, 309 Seiten kunft Stichworte: Regierung; Politik; Politiker; Entschei- dung; Darstellung; Kommunikation; ffentlichkeit; Neugebauer, Gero: Politische Milieus in Deutsch- Massenmedien land. Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung  Berlin 2007, Dietz Verlag, 145 Seiten Gloe, Markus/Kuhn, Hans-Werner/Linden, Alexan- Stichworte: Deutschland; Gesellschaft; Wandel; Re- der/Oeftering, Tonio: Das Image der Politik und der form; Politik; Wertewandel; Wertorientierung; Be- Politiker. Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung vlkerung; Milieu; Einstellung; Psychologie; Quan- politischer Akteure. Elf Bausteine fr die schuli- titative Methode; Studie sche und die auerschulische politische Bildung  Bonn 2010, Bundeszentrale fr politische Bildung, Patzelt, Werner J.: Abgeordnete und ihr Beruf. Von 252 Seiten wahren Vorurteilen und falschen Vorverurteilun- Stichworte: Deutschland; Politik; Politiker; Image; gen  Wiesbaden 2014, Springer VS, 16 Seiten Wahrnehmung; Selbstbild; Lehrmittel; Politische Stichworte: Abgeordneter; Politiker; Berufsbild; Bildung Parlament; Brger; Vorurteil

 SCHWERPUNKT

Pontzen, Daniel: Politiker in der Medialisierungs- Kritische Studien zur Demokratie  Wiesbaden spirale? Eine Abgeordneten-Befragung auf Lan- 2014, Springer VS, 270 Seiten des-, Bundes- und EU-Ebene  Marburg 2013, Tec- Stichworte: konomisches Denken; Hegemonie tum-Verlag, 408 Seiten des Neoliberalismus; Bildungspolitik; Familienpoli- Stichworte: Deutschland; Europische Union; Mas- tik; Verkehrspolitik; Stadtplanung; systematischer senmedien; Neue Medien; Einflussnahme; Abge- Vergleich ordneter; Politiker; Einstellung; Psychologie; Befra- gung; Lngsschnittuntersuchung; Geschichte 2005- Sutor, Bernhard: Politisch Lied  ein garstig Lied? 2011 25 Essays zur politischen Ethik  Schwalbach/Ts. 2011, Wochenschau Verlag, 110 Seiten Schaal, Gary S./Lemke, Matthias/Ritzi, Claudia Stichworte: Politische Bildung; Politiker; Karriere; (Hrsg.): Die konomisierung der Politik in Deutsch- Macht land. Eine vergleichende Politikfeldanalyse, Reihe:

 SCHWERPUNKTFORUM

Wandel von Einstellungsmustern von Arbeitnehmer/-innen gegenüber Europa Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung in der auerschulischen politischen Bildung Rainer Gries und Martin Roggenkamp

Misstrauen einer zunehmenden Menge an Whle- Wahlergebnisse und Umfragen zeigen eine zuneh- rinnen und Whlern gegenber der EU zum Aus- mende Entfremdung der Brger/-innen von der EU. druck. Zudem gewinnen sie darber hinaus in den Was hat diese Entfremdung bewirkt? Wie haben EU-Lndern an innenpolitischer Bedeutung, wie sich die Einstellungen der Brger/-innen im Verlauf etwa die Wahlergebnisse der AfD bei den Land- der Zeit verndert? Ist eine strkere Differenzierung tagswahlen in Ostdeutschland im Herbst gezeigt bei der Beurteilung der EU durch die Brger/-innen haben. So knnten sich auch andere Parteien festzustellen? Und welche Herausforderungen gedrngt sehen, sich mit Blick auf den nationalen ergeben sich daraus fr die politische Bildungsar- Whlermarkt mit EU-skeptischeren und EU-kri- beit? Es liegt nahe, solche Fragen mit Personen zu tischeren Positionen zu profilieren  mit entspre- diskutieren, die seit Jahren quasi im europapoliti- chenden Auswirkungen auf die weitere Entwick- schen Dialog mit den Brger/-innen stehen: Haupt- lung der EU. Die im Herbst ffentlich diskutierten und freiberuflich ttige Mitarbeiter/-innen in der Zweifel an der Kompetenz und Unabhngigkeit auerschulischen politischen Erwachsenenbildung. einiger Kandidaten fr die Europische Kommissi- Die beiden Autoren Rainer Gries und Martin Rog- on wird der Zweifel der Brger/-innen dabei noch genkamp stellen in ihrem Beitrag die zentralen Er- zustzlich verstrken. gebnisse einer explorativen Studie vor.

Erfahrungen aus der Arbeitnehmerweiterbildung Nicht zuletzt die Wahlbeteiligung und die Wahl- ergebnisse der Wahl zum Europischen Parlament In einer von der Hans-Bckler-Stiftung (HBS), der (EP) im Mai 2014 haben gezeigt, dass die Brger/- IG Metall, der IG BCE, der Otto-Brenner-Stiftung innen zunehmend das Vertrauen in die Entwick- (OBS), der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und dem lung der Europischen Union (EU) und in die han- DGB-Bildungswerk gefrderten und durch das bfw delnden Politiker/-innen verlieren. Die EU-weiten  Unternehmen fr Bildung koordinierten explora- Erfolge populistischer, EU-skeptischer bis EU-feind- tiven Studie wurde 2014 der Wandel der Einstel- licher und rechtspopulistischer Gruppierungen und lungsmuster von Arbeitnehmer/-innen gegenber Parteien sind ein beraus deutliches Warnsignal fr Europa im Zuge der Finanzkrise untersucht. Im diesen Vertrauensverlust. Wenn auch diese Grup- Fokus stand das Bildungsverhalten von Lernenden pierungen und Parteien kaum einen ffentlich in europapolitischen Seminaren des DGB, der IG wahrnehmbaren Einfluss im Europischen Parla- Metall, der IG BCE und der FES. Die Ergebnisse ent- ment (EP) haben, so bringen sie doch deutlich das standen auf der Grundlage von Expertinnen- und Experten-Interviews mit Lehrenden der politischen Erwachsenenbildung sowie verschiedener Gruppendis- kussionen mit Lernenden. Beteiligt waren ca. 30 Ler- nende in zwei Seminaren und 25 Referentinnen und Referenten im Rahmen von zwei Workshops.

Die Ausgangsberlegung aufgrund vorliegender Be- funde war: Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Einstellung der Brger/-in- nen zur europischen Inte- gration in hohem Mae gendert. Zugleich sind die wirtschaftlichen und politi- schen Entscheidungen im Zuge der Bewltigung der  AdB Krise nicht nur einem kri-

 SCHWERPUNKTFORUM

tischen und ffentlichen demokratischen Diskurs entierten Bildungstrgern in der arbeitnehmero- weitgehend entzogen, sondern fhren darber hi- rientierten politischen Bildung sowie Gruppendis- naus dazu, dass die demokratische Souvernitt in kussionen mit Lernenden. Die Expertinnen- und Europa zunehmend ausgehhlt wird. Experten-Interviews mit Leiterinnen und Leitern europapolitischer Seminare dienen dabei zunchst Der Krisenprozess stellt daher eine besondere Not- der Identifizierung der verschiedenen Typen von wendigkeit sowie eine historische Gelegenheit fr Deutungsmustern sowie deren Wandel und der eine kritische Auseinandersetzung mit der euro- kritischen Analyse der bestehenden Bildungsange- pischen Integration dar. Arbeitnehmerorientier- bote. ter politischer Bildung kommt dabei eine besonde- re Bedeutung zu. Alle Ergebnisse der Studie werden Ende 2014 der ffentlichkeit vorgestellt. Die Ergebnisse sind nicht Das Projekt zielt darauf ab, die Einstellungen von reprsentativ, knnen aber fr die Wissenschaft, Lernenden in der politischen Bildung sowie die Art Politik und die Praxis der Weiterbildung Einsichten und Weise zu identifizieren, wie Arbeitnehmer/ und Anregungen zum Thema Europa und EU in der -innen europische Prozesse mit den Alltagserfah- Weiterbildung liefern. Im Folgenden werden eini- rungen in Arbeits- und Lebenswelt verknpfen ge Ergebnisse der Studie vorgestellt: und in welcher Weise sich diese Deutungs- und Einstellungsmuster im Zuge der Krise gendert haben. Zum Wandel der Deutungs- und Einstellungsmuster Die Studie verfolgt vor diesem Hintergrund zwei zentrale Ziele: (1) die Identifizierung von Typen Jahrzehntelang wurde die EU normativ berhht europischer Deutungsmuster von Lernenden in dargestellt, als das Friedensprojekt, als Garant des der arbeitnehmerorientierten Erwachsenenbildung Wohlstandes, als Verlngerung bzw. Vergemein- und ihres Wandels im Zuge der Krise und (2) darauf schaftung der demokratischen, rechtsstaatlichen aufbauend die Identifizierung von Anforderungen und wohlfahrtsstaatlichen Grundlagen, die von den an Bildungsangebote, die an diese Deutungsmus- Brgerinnen und Brgern zumindest in Nord-, ter anknpfen: West- und Teilen Sdeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt wurden. Die EWG, die EG und  Welches sind die relevanten Bildungsinteressen schlielich auch noch die EU wurden von den der Lernenden und wie haben sich diese im Ver- Brgerinnen und Brgern angenommen. Sie ber- lauf der Krise gendert? trugen quasi ihre nationalen Deutungsmuster auf  Welches sind die relevanten europischen The- die EU. Es bestand ein breiter Konsens zwischen men und Inhalte aus der Perspektive der Ler- den Brgerinnen und Brgern, die wenig Kenntnis nenden und wie verknpfen sie diese mit ihrem von den Strukturen und den Entscheidungspro- Alltagsleben und Wirt- schaftshandeln?  In welcher Weise inte- grieren die Lernenden ihre regionalen, natio- nalen und europischen Perspektiven?  Inwieweit sind die aktu- ellen Bildungsangebote geeignet, eine kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen euro- pischen Deutungsmus- tern zu frdern?

Kern der explorativen Stu- die sind leitfadengesttzte Expertinnen- und Exper-  European Union 2013  Architecture Studio ten-Interviews mit Lehren- den von arbeitnehmerori- Outside view of the LOW building accross the river. Autumn. EP Louise WEISS Tower

 FORUM

zessen in Europa hatten, und den Eliten in Politik, antieuropischen Renationalisierung. (...) Aber es Wirtschaft und Verwaltungen, die sowohl die Er- hat dieses heile Kapitel fr alle irgendwie kritischer weiterung als auch die Integration vorantrieben. geffnet. Das Ideale ist der Zugang zu einer EU, die auch Ausdruck eines politischen Interessenkamp- Die Entwicklungen der europischen Integration fes ist, der auch Fragen zulsst wie: Wir real sind wurden selten kritisch hinterfragt, auf Interessen- denn Vorstellungen von einem sozialen Europa? positionen oder -konflikte hin untersucht: Nie- Zwischen dem, was in binnenmarktpolitischen Pro- mand wollte als Antieuroper dastehen. Dieser zessen eingeleitet worden ist und was an sozialpo- permissive Konsens erlaubte den politischen litischen Errungenschaften in Europa geleistet wor- Eliten angesichts einer indifferenten Haltung der den ist. Dieses Feld aufzuschlieen, die Bereitschaft Bevlkerung, die EU-Integration voranzutreiben. hierzu ist viel grer als vorher.

Es darf davon ausgegangen werden, dass die Ein- In den Einstellungen der Lernenden spiegeln sich fhrung des EURO als allgemeines Zahlungsmittel verschiedene  zum Teil in sich widersprchliche  (2002), nachfolgend die Erweiterung der EU um Interpretationen von Zusammenhngen in unter- Staaten in Mittel- und Osteuropa (2004, 2007) und schiedlicher Kombination. Dabei lassen sich folgen- besonders die finanzielle und wirtschaftliche Krise de grundlegende Deutungsmuster identifizieren: in der EURO-Zone (ab 2007/08) eine vorher viel- leicht latent vorhandene Europaskepsis verstrkt Auen- vs. Innenperspektive bzw. langfristige vs. haben. Auch die gescheiterten Verfassungsreferen- kurzfristige Perspektive: den 2005 unterstreichen diese Entwicklung. Langfristig sehen die Teilnehmer/-innen die euro- pische Integration als Chance und Hoffnungstrger. Einer der befragten Seminarleiter schildert den Sie sehen den Gewinn im Hinblick auf Frieden, Wandel sehr anschaulich: Was viel, viel domi- wirtschaftlichen Erfolg und Freizgigkeit. Weltpo- nanter ist, ist vor der Krise sozusagen eine pro- litisch sehen sie die europische Integration als al- europische Einstellung, eine integrationsfreundli- ternativlose Notwendigkeit, da in globalen Zusam- che Haltung, fast eine naive Europaglubigkeit. Das menhngen keine nationalen Lsungen durchfhr- heit, man will Europer sein und nicht Deutscher. bar sind. Deutschland gewinnt daher durch die eu- Man will sich distanzieren von jeglicher nationaler ropische Integration an Strke und Einfluss. Eine Begrenztheit und sich ffnen, weltoffen sein und Rolle spielt dabei auch die Abgrenzung gegenber das Kosmopolitische sichtbar machen. (...) Also: den USA. Insbesondere seit der Krise sehen die Teil- Die EU ist progressiv  vor der Krise. Und das ging nehmer/-innen die europische Integration aber ganz stark auf Kosten der Bereitschaft, Europa po- zunehmend als Bedrohung, tendieren zu einer litisch zu analysieren. Deshalb sprach ich eben von Renationalisierung und sehen kaum Perspektiven einer naiven Europahaltung. (...) Ganz berrascht fr eine soziale Gegenbewegung auf europischer waren dann meist die Teilnehmer, wenn wir dann Ebene. angefangen haben, die Interessenkmpfe, die Ak- teurskonstellationen usw. auf konkrete politische Erweiterung vs. Integration: Vorstellungen hin zu analysieren. Dann haben wir Die Lernenden empfinden die Osterweiterung als meist in deren Augen Europa mies gemacht. Was zu schnell und sehen dadurch die Fortschritte der aber nur bedeutete, dass man die EU nicht anders europischen Integration und deutsche Interessen wahrnehmen sollte als die nationalen Arenen der gefhrdet: Sie sehen die osteuropischen Gesell- Politik, nmlich als Arenen, in denen politische schaften noch nicht als konsolidiert an, sehen die Interessenskmpfe ausgetragen werden. (...) Seit Integrationsperspektiven angesichts der Vielfalt so- der Krise merken wir, was es bedeutet, die Leute zialer Milieus beeintrchtigt und befrchten eine nicht entsprechend vorbereitet zu haben. Deswe- Bedrohung eigener sozialer Sicherungsniveaus. gen fand ich das europakritische Herangehen eine Teilweise frchten sie die Zuwanderung infolge Haltung bzw. ein Ziel, das Europa strken kann. der Erweiterung. Sie sehen einen Widerspruch zwi- Ein blindes Verstndnis von Europa fhrt bei den schen Integrations- und Erweiterungsperspektiven. ersten Entscheidungen, die einem nicht gefallen, Die Bewltigung der Erweiterung beeintrchtige zum einem Einbruch. Insofern knnte man sagen, die Handlungsfhigkeit der EU. die Krise war sozusagen ein Schuss vor den Bug dieser naiven Europafreundlichkeit. Es ist zu einer kritischeren Haltung gekommen. Was sich jetzt in einem Spannungsverhltnis bewegt, wo die Pole  Die kursivgesetzten Zitate (hier und im Folgenden) sind sind: mehr Europa, soziales Europa bis hin zu einer Beispiele aus den Interviews mit den Expertinnen und Experten.

 FORUM

berregulierung/Brokra- tiemonster: Die Lernenden sehen sich einer berbordenden Rege- lungsaktivitt der Brsseler Verwaltung in zunehmend mehr gesellschaftlichen Be- reichen ausgesetzt, die kei- ner Kontrolle unterworfen ist. Dabei werden teilweise von den gleichen Personen widersprchliche Aussagen gemacht: Mal tut Brssel zu viel, mal zu wenig.

Bedrohung sozialer Siche- rungsniveaus: Die Lernenden sehen die sozialen und arbeitsrechtli- chen Sicherungsniveaus be- droht, einerseits durch die  AdB Erweiterung, indem zum einen wenig konsolidierte Informationszentrum der Europischen Kommission in Berlin Gesellschaften Einfluss auf die Gestaltung europischer Politik nehmen und Vorkenntnisse und Zugang zu Informationen Zuwanderung die sozialen Verhltnisse belastet  es wird eine Senkung der Standards in Europa be- Das Niveau und die Art der Vorkenntnisse von Teil- frchtet , andererseits durch eine marktradikale nehmerinnen und Teilnehmern an Bildungsveran- Politik in Europa. staltungen sind heterogen, aber berwiegend sind die Vorkenntnisse sehr gering: Oftmals wird nicht Dominanz von Kapitalinteressen ber politische mehr gewusst als Worthlsen  die Kommission, das Entscheidungsprozesse: Parlament, was sie aus den Medien wissen. Aber Die Lernenden sehen europische Entscheidungs- die realen Funktionen, die die haben, die Kompe- prozesse durch Interessen von Banken, Versiche- tenzen, die Vernderungen der Kompetenzen, die rungsunternehmen und groen Konzernen do- kennen sie nicht. miniert. Das Europische Parlament bietet keinen Schutz dagegen. Diese Kapitalinteressen gehen zu Hufig fehlen Grundkenntnisse, die ein Ver- Lasten der Brger/-innen und der sozialen Siche- stndnis und eine Einordnung europischer Zu- rungsniveaus. Insbesondere die Krise hat gezeigt, sammenhnge und Entwicklungen berhaupt erst dass Banken und Versicherungsunternehmen auf ermglichen. Dies betrifft zum einen konomi- Kosten der Steuerzahler/-innen geschtzt wurden. sche Zusammenhnge als auch den institutionel- len Aufbau der EU. Insbesondere die fehlenden Zerstrittenheit beeintrchtigt globale Schutzfunk- Vorkenntnisse ber die Institutionen der EU und tion der EU: ihr Zusammenspiel stellen dabei eine besondere Die Lernenden erleben die europischen Entschei- Herausforderung fr die europapolitische Bil- dungsprozesse als komplex, abstrakt und insbeson- dungsarbeit dar, da die Vermittlung der Komple- dere zerstritten und haben daher das Vertrauen in xitt und Vielschichtigkeit der EU ein zeitaufwn- die globale Schutzfunktion der EU verloren. Insbe- diger Prozess ist, der berhaupt erst die Grund- sondere England wird als Bremser erlebt. lagen fr die kritische Analyse und Einordnung von politischen Prozessen, die Entwicklung von Renationalisierung: Problemlsungen und die Selbstverortung schafft. Bei den Teilnehmenden zeigen sich Tendenzen Beides zusammen ist aufgrund der zur Verfgung zur Renationalisierung. Sie sehen deutsche soziale stehenden Zeitrume kaum zu bewltigen. Aller- Sicherungsniveaus bedroht, sehen Deutschland zu- dings sind die Vorkenntnisse unter den Teilneh- nehmend in der Zahler-Rolle und sind der Ansicht, menden teilweise recht ungleich verteilt. Mehr dass Deutschland nicht alle Probleme lsen knne. Vorkenntnisse vorhanden sind v. a. bei Lernenden,

 FORUM

die bereits an anderen Bildungsangeboten teilge- bzw. Zusammenhnge. Aktuell stehen vor allem nommen haben, bei Beschftigten in multinatio- folgende Themenfelder im Vordergrund: nalen Unternehmen, die einen direkten Bezug zu Europa ber die Europischen Betriebsrte erleben  Finanzthemen sowie makrokonomische Hin- und daher ein greres Interesse an Europa zeigen tergrnde und Zusammenhnge und bei gewerkschaftlichen Interessenvertreterin-  Interesse an die Krisenlndern: zum einen im nen und -vertretern und Referentinnen und Refe- Hinblick auf die Lebensverhltnisse der Men- renten. schen in anderen europischen Lndern und lnderspezifische Fragestellungen; zum ande- Unterschiede gibt es auch im Hinblick auf die ver- ren im Hinblick auf deren Wirtschafts- und Fi- schiedenen Gewerkschaften. So zeigt sich etwa bei nanzpolitik Gewerkschaften mit einem hheren Angestellten-  Soziale Sicherungssysteme Anteil ein hheres Niveau an Vorkenntnissen in  Demokratiedefizit in der EU den Bildungsveranstaltungen. Weiterhin haben  Zuwanderung und Erweiterung ltere Teilnehmende hufig grere Vorkenntnis-  Rechtspopulismus se als Jngere. Die Interessen hngen dabei stark von der aktuel- Grundstzlich erhalten die Teilnehmer/-innen die len Nachrichtenlage ab. Informationen ber Europa und die EU fast aus- schlielich aus den Medien, kaum durch den di- Seit der Finanzkrise grndet das Interesse der rekten Kontakt z. B. zu Politikern; zum Teil auch Teilnehmer/-innen stark auf der persnlichen Ebe- durch Gesprche im Freundes- und Kollegenkreis, ne. Dieses ist zum einen ausgerichtet auf die Kos- aber auch hier auf der Basis der Medienberichter- ten und den Nutzen der europischen Integration stattung, wobei Boulevardmedien eine besondere  Was kostet uns die EU? Was ist der persnliche Rolle spielen. Ich frchte, dass ein groer Teil sei- Nutzen?  und zum anderen auf die Entwicklungs- ne Vorkenntnisse aus der Boulevardpresse bezieht. perspektiven im Hinblick auf sozialkonomische Von Nachrichtensendungen, die nicht unbedingt Zusammenhnge und den Themenkomplex Erwei- von ffentlich-rechtlichen Sendern ausgestrahlt terung/Zuwanderung. Im Hinblick auf diese The- werden. Und ich hab nicht das Gefhl, dass sich men lassen sich zwei Erwartungshaltungen der Teil- das verbessert hat. Also nicht, dass da ein hherer nehmer/-innen unterscheiden: Kenntnisstand mit wirklicher Substanz vorhanden ist. 1. Problemlsungen und Entwicklungsperspekti- ven: Die Teilnehmer/-innen erwarten die Erklrung Die Lernenden zeigen dabei ein widersprchliches der komplexen konomischen und politischen Verhltnis im Umgang mit den Medien. Einer- Zusammenhnge und Entscheidungen und darauf seits geben sie sich medienkritisch; andererseits aufbauend die Vorstellung von Problemlsungen sind Medien ihre Wissensgrundlage, mit der sie und Entwicklungsperspektiven. Da war natrlich selbstverstndlich agieren. Es gibt schon Medien- der Wunsch, einmal ber die Krise zu hren. Wie kritik. Sie wissen, wenn sie zu uns kommen mit be- es weitergehen soll, da gibt es ein ganz lustiges stimmten Behauptungen, dass wir das methodisch- Phnomen: Die Teilnehmer wollen von uns immer didaktisch abwatschen. Von daher uern sie sich wissen, wies denn weitergeht. (...) Und wir sollen Medien gegenber kritisch. Gleichzeitig sind aber dann Lsungen nennen: Ihr msst es doch wissen, Behauptungen, Thesen aus diesen Medien Teil ihres Ihr seid doch die Experten. Wie geht das denn jetzt Wissensfundus, mit dem sie dann selbstverstndlich weiter? agieren. Unsere Aufgabe ist es dann teilweise, das auseinander zu brseln. 2. Argumentationshilfen: Die Teilnehmer/-innen erwarten Argumentationshilfen im Umgang mit Vorurteilen aus den Medien oder im Kollegen- Wandel der Bildungsinteressen und Erwartungen Kreis  teilweise auch bei der kritischen Auseinan- der Lernenden dersetzung mit eigenen Vorurteilen. Wir arbeiten auch mit solchen Argumentationshilfen, soweit Die inhaltlichen Bildungsinteressen an Europa ha- Vorurteile und Irrtmer betroffen. Da sind sie auch ben sich deutlich gewandelt und konkretisiert. sehr dankbar, mal eine andere Sicht der Dinge zu Stand frher ein eher diffuses Interesse an Ge- hren. Da sagen sie auch, da wrden sie im Betrieb schichte und Aufbau der EU im Vordergrund, rich- mit ihren Kollegen diskutieren wollen. Ihnen fehl- tet sich das Interesse nun auf konkrete Politikfelder ten bis aber die Argumente.

 FORUM

Zu den europischen Perspektiven

Als zentrales Element europischer Integration steht weiterhin die historische Funktion der Frie- denssicherung im Vordergrund. Vor allem ltere Lernende heben diesen Aspekt hervor. Was die positiven Elemente angeht, spielt eine groe Rolle die gemeinsame Geschichte. Weil einfach die EU als Friedensidee, die berwindung der nationalstaatli- chen Machtpolitik. Die historische Dimension spielt hier eine ganz groe Rolle.

Daneben tritt aber auch die Perspektive der Stei- gerung wirtschaftlichen Wohlstands durch den ge- meinsamen Markt und die gemeinsame Whrung besonders bei Jngeren zunehmend in den Vorder- grund. Also bedeutend ist schon, dass man wirt- schaftlich profitiert hat, dass man wirtschaftlich zusammengewachsen ist, dass man keine Grenzen mehr hat.

Allerdings wird diese Perspektive im Zuge der Krise zunehmend ambivalent betrachtet, da die  bfw  Unternehmen fr Bildung wirtschaftliche Integration durch die Krise als Be- drohung des Wohlstands betrachtet wird. (...) wo eher die Geschichte eine Grundlage fr die positive europischen Entscheidungswege werden als abs- Einstellung war, ist der Stellenwert der Geschichte trakt und schwer durchschaubar wahrgenommen. zurckgegangen. Da wird eher die wirtschafts- und Sie haben aus der Perspektive der Lernenden nichts finanzpolitische Ebene der EU im Vordergrund ge- mit parlamentarischen Mehrheitsentscheidungen sehen  aber eher negativ, im Kontext der Krise. zu tun. Seit Beginn der Finanzkrise haben sich die Teilnehmer/-innen noch weiter von diesen Entschei- Sozialstaatliche Aspekte in Europa werden ambi- dungsprozessen entfremdet. In der Wahrnehmung valent betrachtet. Ein soziales Europa wird zwar der Lernenden stehen auf europischer Ebene als Ziel und Perspektive betrachtet, zugleich wird auerparlamentarische Entscheidungsprozesse im die Integration in Europa allerdings als Bedro- Vordergrund: einerseits undurchsichtige Verhand- hung nationaler Sicherungsniveaus wahrgenom- lungen zwischen den Regierungen der National- men und die Lernenden nehmen eher eine defen- staaten; andererseits sehen sie Entscheidungspro- sive Haltung ein. Soziales Europa ist wichtig, auf zesse in Brssel dominiert durch Lobby, Verwaltung jeden Fall. Aber eher unter dem defensiven Aspekt, und groe Konzerne. Eigene Einflussmglichkeiten dass man nicht an die sozialen Errungenschaften sehen sie v. a. ber die nationale Regierung, wo- rangeht, die man auf nationaler Ebene hat. Und bei deren Verhalten auf europischer Ebene als weniger mit Blick auf den Aufbau eines gemeinsa- schwer durchschaubar bzw. nachvollziehbar gilt: men sozialen Europas. Da steht der Besitzstand im Der berwiegende Teil kommt mit einem soliden Vordergrund. Gefhl der Ohnmacht hierher. Sie sind interessiert, aber ohnmchtig. Von groer und zunehmender Bedeutung ins- besondere bei jngeren Teilnehmer/-innen sind daneben die Freizgigkeit und die gemeinsame Herausforderungen fr die Weiterbildung Whrung in pragmatischer Hinsicht. Was ich in letzter Zeit viel hre, ist: Wir knnen frei reisen, Die Studie weist zumindest vier Herausforderun- wir haben keine Grenzen mehr, sozusagen ein gen fr die politische Weiterbildung aus: erweiterter gemeinsamer Lebensraum, das wird sehr positiv gesehen. Allerdings werden die po- (1) Die befragten Experten stellen im Zuge der Fi- sitiven Erwartungen an die europische Integrati- nanz- und Wirtschaftskrise zwar eine wachsende on konterkariert durch ein Misstrauen gegenber Skepsis fest, aber auch ein wachsendes Interesse an europischen Entscheidungszusammenhngen: Die der EU. Die Krise ist insofern Katalysator, als das

 FORUM

Thema Europa wesentlich prsenter ist: Aber ich beitnehmer, in der vertrauten Medienberichter- finde es auch eine positive Entwicklung, dass es stattung, durch die Integration einer europischen eine EU-kritischere Stimmung gibt, dass sich Leute Dimension in andere Themenangebote. Ja, ich Gedanken machen, dass es auch Vorurteile gibt, die meine, man knnte vielleicht deutlicher machen, in den Medien eine Rolle spielen. Damit muss man dass Europa jeden betrifft, dass es nicht so weit sich auseinandersetzen. Aber zumindest gibt es weg ist. (...) Ja, genau! Alltagsbezge verstrkt eine Form der Auseinandersetzung. Das viel schwie- einbringen. Oder auch deutlicher Betroffenheit rigere Problem wre, wenn es eine Gleichgltigkeit herstellen zwischen dem Leben in Europa und Eu- gbe. Und so hat man eine Chance, an irgendwie ropapolitik, dass es schon jeden etwas angeht, was gearteten Vorurteilen anzusetzen, und dann kann da gemacht wird. Das ist nicht nur eine Aufgabe man sich das angucken und beziehen auf die jewei- der Bildungsorganisationen  aber auch! lige Lebenslage der Teilnehmer/-innen. Die Studie wird Ende 2014 durch die Hans-Bckler- (2) Die Nachfrage nach europapolitischen Weiter- Stiftung verffentlicht und es findet eine Arbeits- bildungsangeboten ist gestiegen. Dieses gewachse- tagung dazu statt. Informationen dazu erhlt man ne Interesse an der EU und Europa muss von der po- bei Tom Kehrbaum (Thomas.Kehrbaum@igmetall. litischen Weiterbildung strker fr einen breiteren de) und Dr. Michaela Kuhnhenne (michaela-kuhn- politischen Diskurs aufgegriffen und genutzt wer- [email protected]) den, denn die Teilnehmer/-innen knnen wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in ihrem privaten, politischen und beruflichen Umfeld sein. Rainer Gries, Diplom-Sozialwissenschaftler, (3) Die geringen Kenntnisse bedeuten auch, dass Sankt Augustin, war bis 30. November 2013 Lei- ter der Kurt-Schumacher-Akademie der Fried- Entwicklungen, die zu Verbesserungen der Kom- rich-Ebert-Stiftung, Bad Mnstereifel (NRW) petenzen des Europischen Parlamentes (Lissabo- ner Vertrag) oder Mitwirkungsmglichkeiten der Gewerkschaften (Sozialer Dialog, Europische Be- triebsrte) nicht bekannt sind. In Verbindung mit vorhandener Zukunftsangst und vor allem ber die Medien verbreitete Vorurteile muss eine Affinitt Martin Roggenkamp ist Soziologe und Politik- zu Parolen populistischer und rechtspopulistischer wissenschaftler. Er arbeitet als Koordinator fr Gruppierung offensiv aufgegriffen werden. europisch gefrderte Projekte beim bfw  Un- ternehmen fr Bildung.

(4) Vermitteln, was erfahrbar ist: Das ist beim The- E-Mail: ma Europa keine einfache Aufgabe, aber mglich, [email protected]; wenn die thematischen Anknpfungspunkte ge- [email protected] sucht werden im Alltag als Verbraucher oder Ar-

 ADB-JAHRESTHEMASCHWERPUNKT

„Levins Mühle” vor dem großen Krieg Ein internationales Projekt der politisch-kulturellen Bildung im Tagungshaus Bredbeck Frank Bobran

men. Doch der Nationalismus beginnt sptestens Das Jahresthema des Arbeitskreises deutscher 1874 zu brodeln. So auch bei dem reichen Mller Bildungssttten im Jahr 2014 lautet: 1914-2014 Johann, der sich in seinem Nationalempfinden,  Vom Ersten Weltkrieg zum Friedensnobelpreis seinem Glauben und in seinem Geschft bedroht fr Europa. Aktuelle Herausforderungen und Im- fhlt. Der jdische Mller Levin wird als Konkur- pulse fr die politische Bildung. In jede Ausgabe rent schlielich zu seinem Opfer. Die Diskriminie- der Auerschulischen Bildung wird ein Beitrag rung und Ungleichbehandlung aus religisen oder aufgenommen, in dem Zugnge zum Jahresthema ethnischen Grnden in Europa ist aber kein Schnee in der politischen Bildung vorgestellt werden. In von gestern, wie aktuelle Studien beweisen. Die- diesem Beitrag wollte Frank Bobran ein deutsch- jenigen, die als Migranten oder als die Anderen polnisches Theaterprojekt zur Vorgeschichte des definiert wurden, erschtterten die Politik der 1. Weltkrieges vorstellen. Doch dann wurde ber Zugehrigkeit besonders dann, wenn konomische der Ostukraine ein Flugzeug abgeschossen. Eine Interessen eine Rolle spielen. Diese These ist sicher- Gruppe ukrainischer Seminarteilnehmer/-innen lich auch fr die Gegenwart gltig, vor allem wenn konnte ihre Heimat in Donezk nicht mehr errei- es um zwei Minderheitsgruppen geht, die bei Jo- chen. Bahnhfe und Flugpltze waren besetzt, hannes Bobrowski als solche im Vordergrund ste- ihre Universitt geschlossen, die Wohnhuser teil- hen: Roma und Juden. ber die historischen Bezge weise zerstrt. Der Krieg war pltzlich mitten in des Textes hinaus sollte in dem Projekt der Bogen der Bildungssttte am norddeutschen Teufelsmoor ber die beiden groen Kriege bis in die aktuelle angekommen und nahm dort im Tagungshaus Zeit gespannt werden. Bredbeck einen entsprechenden Einfluss auf die politisch-kulturelle Bildung. Einbruch des Realen

Wenn wir nicht singen, singen andere. Und dann geschah etwas Unerwartetes. Die Bil- Johannes Bobrowski: Levins Mhle dungssttte hatte zehn ukrainische Teilnehmende aufgenommen, die nach Beendigung eines Projek- Ausgangspunkt tes nicht mehr in ihre Heimatstadt Donezk zu- rckkehren konnten, dort herrschte quasi ber Im Sommer 2014 jhrte sich der Ausbruch des Nacht Krieg. Die ostukrainische Gruppe hatte gro- 1. Weltkriegs zum 100. Mal. Dieses ursprnglich es Interesse an dem Theaterprojekt und wurde in deutsch-polnischer Besetzung geplante Projekt spontan integriert. Durch die neue Zusammenset- sollte sich mit der Vorgeschichte auseinanderset- zung der Gruppe und die Brisanz der Situation in zen. Es wollte mit den Mitteln des Theaters und am der Ostukraine entwickelte sich eine andere Aus- Beispiel Westpreuens im Jahre 1874 untersuchen, gangslage. Die konkrete Anwesenheit der Betrof- welche politische und soziale Situation unterhalb fenen brachte mit einem Paukenschlag eine neue der Entwicklungen lag, die zu den beiden groen Dimension in das Projekt. Dieser Einbruch des Re- Kriegen fhrte. Immer wieder beriefen sich die alen, den wir erlebten, brachte zwangslufig auch Tter und Kriegstreiber auf historische Mythen eine Aufhebung der Konvention des Als-ob im The- oder singulr konstruierte Fakten. Auch wenn es ater mit sich. Wir vollfhrten sozusagen im Kleinen aktuell um Ausgrenzungen, Abtretungen oder das, was in der jngeren Kultur- und Theaterwis- Wiedervereinigungen geht, gibt es in der Regel senschaft als performative Wende beschrieben eine Vielfalt von Bewertungen und konstruierten wird. Die Darsteller/-innen traten in einigen Szenen Begrndungszusammenhngen. In diesem Pro- gewissermaen aus ihrem mimetischen Spiel, der jekt sollten diese Interpretationen analysiert und nachgeahmten Wirklichkeit, heraus. In Bobrowskis theatralisch dargestellt werden. Der Roman von Roman ist diese Arbeitsweise quasi schon angelegt, Johannes Bobrowski Levins Mhle thematisiert lsst er doch seinen Erzhler, den Enkel des reichen solche Mythen und bildete den literarischen Aus- Mhlenbesitzers, immer wieder die Szenen um gangspunkt. seinen Grovater mit feiner Ironie kommentieren. hnlich dem von Bertolt Brecht beschriebenen Ver- fremdungseffekt wird die Story, die Handlung z. B. Bobrowskis Welt durch einen Ausstieg aus der Rolle, Widersprche, Kommentare oder Lieder unterbrochen. Hie Ver- Seit Generationen lebten in Westpreuen Juden fremden bei Brecht noch Historisieren, also Vor- und Deutsche, Polen und Zigeuner, wie die Sinti gnge und Personen als vergnglich darzustellen, und Roma im Roman genannt werden, zusam- geht es in den zeitgenssischen performativen An-

 ADB-JAHRESTHEMA

partizipative und kollektive Arbeitsansatz im gesamten Produktionsprozess sollte gewahrt werden. Unsere theaterpdagogische Pra- xis verlangte aber eine besonders sorgfltige Re- cherche und Auswahl des realen Materials auf Grund- lage Bobrowskis Text. Ein sensibles Gestaltungsbe- wusstsein war ntig, um die Originaltexte und Rea- littsfragmente zu einer stimmigen Gesamtdrama- turgie zu montieren. Vor allem auf der zweiten Ebe- ne mussten wir darauf ach-  Tagungshaus Bredbeck ten, die Teilnehmenden nicht aus- oder blozu- Chor der Enkel: Wir sind viele. Wir sehen alles. Wenn wir nicht singen, singen stellen. In der Qualitt des andere. Kommt, wir singen.1 realen Materials gegenber dem Fiktiven lag einerseits eine besondere Attrak- stzen eher darum, die echte Person mit ihrem in- tion aus der Sicht der Theaterpdagogik. Gleich- dividuellen psycho-sozialen Background oder mit zeitig barg die direkte zu enge Umsetzung biogra- ihrem Expertentum in den Mittelpunkt zu stellen. fischer alltglicher Erfahrungen auch Gefahren. Nachdem z. B. die ukrainischen Spieler/-innen ge- Selbst entwickelte Texte haben in der Regel nicht rade noch theatralisch in einer Figur handelten, die Dichte und Qualitt einer literarischen Vorla- prsentierten sie sich in der nchsten Szene in ihrer ge, die sogenannte politische Realitt kann auf realen Existenz: der Student, der in Donezk inzwi- der Bhne schnell banal und langweilig werden. schen rekrutiert worden wre, von der einen oder So entschieden wir uns fr eine stilisierte Darstel- der anderen Seite, die junge Frau, deren Wohnung lungsform, in der die biografischen Texte nie ber beschossen wurde, die Studentin, in deren Bett in- eine Ich-Erzhlung prsentiert wurden und so den zwischen ein schwerbewaffneter Separatist schlft, Betroffenen eine  von ihnen auch gewnschte  die Tochter, deren Mutter seit Tagen verschollen Distanz ermglichte. ist.  Idee Europa Perspektivwechsel Im Projekt setzte sich die trinationale Gruppe ge- Fr die Verbindung von Theater und politischer Bil- meinsam mit ihrer Geschichte auseinander und dung erlebten wir hier eine  eigentlich so nicht thematisierte die Frage, welche politischen und geplante  Situation der Intensitt. Auf besonde- sozialen Situationen unterhalb der Entwicklung re Weise verband sich die personale Innenpers- lag, die zu den beiden groen Kriegen fhrte. pektive mit den historischen und gesellschaftli- Aber es ging auch um den Konflikt in der Ukrai- chen Auenperspektiven. Die Akteure verwiesen ne, um die Rolle der EU und der Gromchte USA nicht nur auf etwas Historisches oder auf eine und Russland; darum, was junge Menschen heute Bhnenwirklichkeit, sondern gleichzeitig auf sich mit der Idee Europa verbinden, welche Bedeutung selbst. Das wurde sowohl im Probenprozess mit diese fr sie hat, wie der Umgang mit Diversitt eigener Text- und Musikproduktion als auch bei gestaltet und wie der Diskriminierung von Minder- der ffentlichen Abschlussperformance sprbar, heiten heute entgegen gewirkt werden kann, wie bedeutete aber auch eine Herausforderung. Der eine Balance zwischen sozialer Gerechtigkeit und Wirtschaftsfhigkeit in der europischen Politik er-  Bei den Bildunterschriften der ersten drei Bilder handelt es reicht werden kann. In der sthetischen Praxis ging sich um Zitate aus Levins Mhle. Die Bilder sind bei Proben- es um die Vermittlung von Techniken der Figuren- arbeiten bzw. bei der Auffhrung entstanden. arbeit, biografische Anstze, das chorische Arbei-

 ADB-JAHRESTHEMASCHWERPUNKT

ten sowie um die musikali-  Tagungshaus Bredbeck schen Grundstrukturen von Klezmer, polnischer Volks- musik und der Musik von Sinti und Roma, die im Ro- man eine wesentliche Rolle spielt.

Differenz und Gleichsein

Zum zentralen Gegenstand der Theaterarbeit wurde bei unserer Arbeit  durch den Zufall der aktuellen ukrainischen Geschichte  die Differenz zwischen Spiel und Realitt. Die Teil- nehmenden bekamen eine zustzliche Mglichkeit, Marie: Das sind Leute, da gehr ich nicht hin. Sie sagen: Wo kommst du jetzt her, sich zwischen sich selbst Levin? Und mit welcher Schickse, eine Zigauni?? Sie wenden sich ab. und ihrer theatralen Figur zu bewegen. Dieses Spiel mit der Differenz, das ffentliche Werkstatt-Auffhrung vor der Bredbe- Oszillieren zwischen den Ebenen, stellte in diesem cker Villa mit etwa 250 begeisterten Zuschauern. Projekt ein groes Potential dar. Das knnte viel- Von zehn ukrainischen Jugendlichen mussten am leicht auch generell fr theaterpdagogische Ar- letzten Tag sieben das Land verlassen, die meis- beitsformen gelten, gerade in Zusammenhngen ten wollen zurck nach Deutschland kommen, um der politisch-kulturellen Bildung. Eine hnliche zumindest ein sicheres Jahr vor sich zu haben. Die Entwicklung ist zurzeit in den Staatstheatern mit einer Hinwendung zum dokumentarischen Theater wie z. B. zu einem Theater mit Experten des Alltags (Rimini Protokoll) zu verzeichnen.

Die bewusste Erfahrung und Wahrnehmung von Signifikat und Signifikant, Darstellung und Darge- stelltem, zwischen dem Fiktiven und dem Realen ermglicht es in der theaterpdagogischen Arbeit alltagbezogene kulturelle und politische Praktiken wahrzunehmen und auf ihre Vernderung hin zu berprfen.

Neben der Erfahrung der Differenz zwischen den ukrainischen, polnischen und deutschen Teilneh- menden konnte in Levins Mhle auch die Erfahrung des Gleichseins (We are one) und des gegenseiti- gen Aufeinanderangewiesenseins initiiert werden. Die personalen, sthetischen und politischen Di- mensionen in der sthetisch-pdagogischen Praxis waren in ihrem gleichberechtigten Zusammenspiel bedingt durch die spezielle Zusammensetzung der Gruppe besonders sprbar. So gab es noch nach  Tagungshaus Bredbeck dem Ende des Projekts eine Reihe von helfenden Angeboten fr die jungen ukrainischen Flchtlinge. Richtige Zigeuner sind richtig schn. Das ist wahr, wir sagen es, wie es ist. Beschreiben allerdings kann man Am Ende des internationalen Projekts, an dem Zigeuner nicht, sie sind tot. Zusammengetrieben und 37 Personen beteiligt waren, stand eine bejubelte erschlagen in jenen Jahren, in jenen Gegenden.

 ADB-JAHRESTHEMA

 Tagungshaus Bredbeck Universitt in Donezk wurde inzwischen von den Separatisten bernommen. Sptestens hier schliet sich der Kreis zu Levins Mhle aus dem Jahre 1874.

Das Projekt fand in Kooperation mit dem Bund Deutscher PfadfinderInnen (BDP) Niedersachsen/ Elbe-Weser statt und wurde gefrdert von den Landkreisen Kwidzyn und Osterholz, vom Land- schaftsverband Stade sowie vom Deutsch-Polni- schen Jugendwerk.

Literatur

Bobrowski, Johannes: Levins Mhle  Berlin 1964, Union Verlag

Brecht, Bertolt: Gesammelte Werke in 20 Bnden  Frankfurt a. M. 1967, Band 15

Hentschel, Ulrike: Das so genannte Reale Reali- ttsspiel im Theater und in der Theaterpdagogik, in: Gabriele Klein/Wolfgang Sting (Hrsg.): Perfor- mance. Positionen zur zeitgenssischen Kunst  Bielefeld 2005, Transcript Verlag, S. 131-146

Plath, Maike: Biografisches Theater in der Sekun- darstufe  Weinheim/Basel 2009, Beltz Verlag Chor der Urenkel: Diese Geschichte von den Deutschen und den Polen und dem jungen Juden Levin, mit seiner Marie, die htte auch um Osterode herum, dann aber spter spielen knnen, ... meinetwegen auch im Galizi- Frank Bobran ist seit 2006 Leiter des Ta- schen, in der spteren Ukraine, oder in Israel, aber dann gungshauses Bredbeck, Bildungssttte des Landkreises Osterholz und Niederschsische noch spter, dann msste der Glinski Rosenbaum heien Heimvolkshochschule. Nach und neben sei- und der Levin Hassan Al Faruki, solch eine Geschichte ist nem Studium in Hildesheim mit kulturpda- das. gogischem Schwerpunkt und Ausbildungen zum Theaterpdagogen und Multimediaautor Bildungssttte hat hierzu ein Hilfskonzept entwi- arbeitete er als Gesamtschullehrer, Dozent fr politisch-kulturelle Bildung und Theater- ckelt, so dass inzwischen weitere fnf Studierende pdagogik, sowie als Regisseur, Dramaturg und Theatermacher die Ostukraine verlassen konnten. Ihre Zukunft in unterschiedlichen professionellen und soziokulturellen Fel- ist jedoch bis heute ungewiss. In der Westukrai- dern. ne fhlen sie sich als russische Minderheit aus der Ostukraine nicht berall willkommen und ihre E-Mail: [email protected]

 ARBEITSHILFEN UNDSCHWERPUNKT METHODEN

„25 Jahre friedliche Revolution – Und was geht mich das an?” Projekte der historisch-politischen Bildung mit Jugendlichen Aaron Jessen und Elmar Moldenhauer

zumachen. Interessant ist, dass in einem Teil der Das Projektkonzept Schleswig-Holstein, Dnemark Studie nach einer Bewertung fr hypothetische und die DDR  eine europische Grenzregion im Staaten gefragt wurde, um Urteile der Schler/- Kontext der deutsch-deutschen Teilung ist seit innen abseits von sozialer Erwnschtheit und unter 2012 ein Standbein der historisch-politischen Bil- Bercksichtigung eigener Wertvorstellung zu er- dung an der Internationalen Bildungssttte Ju- langen. Fernab der zuvor beschriebenen Diffusitt gendhof Scheersberg. Diese Form der politischen in der Bewertung der politischen Systeme bevor- Bildung legt das Hauptaugenmerk auf die Zusam- zugt die eindeutige Mehrheit der Schler/-innen menarbeit mit Schulen in der Region. Innerhalb der einen liberalen Staat und legt grten Wert auf vergangenen Projektlaufzeit (Mrz 2013 bis heute) individuelle Freiheit. Es erscheint kontrovers, wenn wurden verschiedene Seminare und Kooperationen die Beurteilungen von realen politischen Systemen mit Schulen entwickelt und durchgefhrt. Dazu und eigenen Wertvorstellungen so unterschiedlich zhlen die sthetische Auseinandersetzung mit der ausfallen. Viele Schler/-innen verfgen nicht ber DDR-Geschichte, Zeitzeugengesprche, Informa- die Kompetenzen, Gefahren oder Bedrohungen tionsfahrten nach Berlin sowie die Bereitstellung fr die individuelle Freiheit einzuschtzen bezie- und Begleitung von Ausstellungen und Material. hungsweise zu erkennen. Aaron Jessen und Elmar Moldenhauer beschreiben in ihrem Beitrag, mit welchen Ideen und Methoden Der Bereich der historisch-politischen Bildung auf sie die Arbeit in diesen Projekten umsetzen. dem Scheersberg hat sich vor dem Hintergrund die- ser Erkenntnisse auf Seminare und Kooperationen mit Schulen spezialisiert, die den Spagat zwischen DDR-Geschichte steht im Geschichtsunterricht in Wissensvermittlung und Transfer in die eigene Le- Konkurrenz zu anderen historischen Ereignissen benswelt versuchen. Die Grundvoraussetzung dafr und findet nicht zuletzt auch aufgrund der gerin- ist, dass die Jugendlichen  vor dem Hintergrund gen zur Verfgung stehenden Zeit kaum Beach- des berwltigungsverbotes des Beutelsbacher tung im Schulunterricht. Eine vielbeachtete Stu- Konsens  einen Rahmen vorfinden, der es ihnen die von Klaus Schroeder et al. aus dem Jahr 2012 ermglicht ein eigenes Urteil und einen eigenen dokumentierte, was Schler/-innen ber den Na- tionalsozialismus, die DDR, Westdeutschland und Deutschland nach 1990 wissen und wie sie die  Vgl. www.bpb.de/apuz/141900/demokratie-und-diktatur- politischen Systeme von 1933 bis heute bewer- im-urteil-von-jugendlichen?p=all#footnode1-1 (Zugriff: ten. Das dreijhrige Forschungsprojekt befragte 23.10.2014) hauptschlich Schler/- innen im Alter von 15- 16 Jahren und lieferte aus Sicht der historisch-politi- schen Bildung verheerende Erkenntnisse. Die Ergebnis- se der Studie halten fest, dass das zeitgeschichtliche Wissen der Schler/-innen ber die verschiedenen politischen Systeme in Deutschland hufig sehr begrenzt ist. Daraus resul- tiert oft auch eine diffuse Bewertung dieser Systeme und enorme Schwierigkei- ten fr viele Schler/-innen, eindeutige Unterschiede zwischen einer Demokratie und einer Diktatur fest-

 Jugendhof Scheersberg  Vgl. Schroeder/Deutz-Schroe- der/Quasten/Schulze Heuling 2012 sthetische Umsetzung im Projekt

 SCHWERPUNKTARBEITSHILFEN UND METHODEN

Standpunkt zum historisch-politischen Sachverhalt Um den Jugendlichen Sicherheit und Struktur zu zu entwickeln und diesen auch zur Orientierung bieten, sind Expertenrunden oder Reflexionspha- fr ihr gegenwrtiges Handeln zu nutzen. Diesen sen unablssig. Eine gemeinsame Reflexion wirft Rahmen gestalten wir in unseren Seminaren durch interessante Fragen auf, klrt Unstimmigkeiten, die Verknpfung von Methoden der kulturellen fhrt zu konstruktiver Selbst- und Fremdkritik der Bildung mit Inhalten der historisch-politischen Bil- eigenen Arbeit und kann wichtige Impulse setzen dung. Eine sthetische Herangehensweise erffnet fr das weitere Vorgehen. Die nachfolgend vor- den Jugendlichen vielfltige Mglichkeiten, his- gestellte Methode orientiert sich stark an diesem torisch-politische Sachverhalte zu rekonstruieren. Vorgehen. Das Seminarkonzept wird hier verstrkt Die sthetische Umsetzung ist zum einen Hilfestel- durch eine anschlieende Bildungsreise nach Ber- lung, um die eigenen Ergebnisse argumentativ zu lin und veranschaulicht, wie dieses Vorgehen den begrnden und zum anderen ist sie Ausdruck des Jugendlichen die Chance bietet eigene multipers- reflektierten Urteils der Jugendlichen selbst und pektivische Standpunkte einzunehmen und daraus bietet somit im weiteren Prozess Mglichkeiten Schlsse fr die Zukunft zu ziehen. zur Diskussion und Weiterentwicklung. Der Prozess der Weiterentwicklung ist elementar, denn es wird gemeinsam mit den Teilnehmenden nur ein The- Beschreibung der Methode menrahmen abgesteckt, der es ihnen ermglicht nach eigenen Interessen zu recherchieren und zu Exemplarisch nennt man einen Unterricht, der arbeiten. Es gilt das didaktische Prinzip der Of- darauf angelegt ist, seine Inhalte statt in stofflicher fenheit. Daher kann nicht eindeutig festgestellt Vollstndigkeit in sinnhaften Beispielen (exempla) werden, welche Informationen und Standpunkte zu vermitteln. Nach diesem Prinzip des Exemplari- in die Ergebnisse und Urteile der Jugendlichen schen Lernens arbeiten wir in der auerschulischen mit einbezogen werden. Hufig mssen sie selbst politischen Bildung auf dem Scheersberg und spe- abwgen, welche Informationen relevant sind und ziell auch bei dieser Methode. was richtig oder falsch erscheint. Zur Veranschaulichung wird diese Methode an- hand des Seminarthemas 25 Jahre friedliche Re- volution  Und was geht mich das an? erlutert. In der Abbildung stellt dies den Bereich berthema  Vgl. Biermann/Jessen 2014, S. 22 ff. dar. Dieser beinhaltet ein sehr breites Spektrum  Vgl. ebd. an Themen, welche sich mit der DDR, der Bun- desrepublik, der deutsch- deutschen und damit auch der europischen Teilung befasst. Alle diese Themen in einer sthetischen Um- setzung zu verwirklichen scheint schier unmglich. Aus diesem Grund muss sich als Erstes ein berblick verschafft werden, aus dem einzelne Themen meist schnell interessan- ter erscheinen als andere. Durch eine anschlieende Reduktion der Themen und eine bewusste Aus- wahl eines Unterthemas gelangt man in den Bereich Ausgewhltes Unterthema. Dieses Thema hat, je nach Interesse, direkt oder in-

 Vgl. ebd. Abbildung 1, eigene Darstellung  Rohlfes 1997, S. 280

 ARBEITSHILFEN UND METHODEN

direkt mit dem Thema 25 Jahre Friedliche Revo- lution zu tun. Beispiele da- fr knnen sein: Montags- demonstrationen, Fall der Mauer, Runde Tische oder auch Themen, welche sich spezieller auf die DDR be- ziehen, wie berwachung, Flucht oder Konsumverhal- ten. Die reduzierten The- men bilden oftmals immer noch einen sehr breiten Bereich ab. Dieser sollte mglichst auf ein speziali- siertes Thema herunterge- brochen werden, wie z. B. Flucht ber die Ostsee am konkreten Beispiel eines bestimmten Fluchtversu- ches oder die berprfung einer bestimmten Kund- gebung auf den Montags- demonstrationen in Leipzig. Projektergebnis

Im nachfolgenden Punkt konkretisiert sich die sthetische Umsetzung zeigt als Endergebnis einen sthetische Umsetzung der Themen. Da dieser Standpunkt der Rechtfertigung und Auseinander- Schritt oft schwierig zu vollziehen ist, wird der Weg setzung ber das reduzierte und ausgewhlte Un- ber Emotionen zur Darstellung gewhlt. Welche terthema in rekonstruierter Form. Empfindungen habe ich bei der Auseinanderset- zung mit den Themen? Ist es Angst, Unterdrckung, Hoffnung oder Zuneigung? Aus diesen konkreten Praktisches Vorgehen Emotionen werden Bildideen entwickelt. Sobald klar ist, was mit der sthetischen Umsetzung darge- Es sollte eine groe Auswahl an Informationen und stellt oder gezeigt werden soll, knnen die Teilneh- Literatur zugnglich sein, da die Teilnehmenden menden sehr viel genauer an der Umsetzung ihres dazu aufgefordert sind, sich innerhalb des The- Themas arbeiten. Im Anschluss wird die Art der menkomplexes zu orientieren und selbst Themen- sthetischen Umsetzung gewhlt. Hier entscheiden schwerpunkte zu setzen. Innerhalb eines lose abge- die Teilnehmenden, ob sie anhand einer Portrait- steckten Themenrahmens stellen wir fr die freie reihe, eines Gemldes oder eines Theaterstcks Recherche der Teilnehmenden Moderationskoffer o. . die historisch-politischen Inhalte bearbeiten. und Moderationsmaterial, Landkarten, Bilder, Li- teratur, Fotos, Zeitzeugenberichte, Computer und Joachim Rohlfes zeigt in seinen Artikeln zum ex- Zeitschriften zur Verfgung. emplarischen Lernen vier Schwerpunkte auf. Diese sind: Lernen von Methoden und Arbeitstechniken; Zu Beginn des Seminars werden die Teilnehmen- Lernen von Kategorien, Prinzipien und Begriffen; den mit Wahlkabinen ausgestattet, in welcher Innewerden des Charakteristischen, Typischen und die wichtigen und interessanten Inhalte selbst Reprsentativen und die Erfahrungen persnlicher strukturiert werden knnen. Das gesamte Material und kollektiver Betroffenheit im Gegenwartsbezug kann zerschnitten, geklebt oder abgepinnt wer- der Vergangenheit. Die von uns realisierte Metho- den. Daraus entsteht nach und nach eine exempla- de vereint vor allem die Schwerpunkte Methoden rische Auswahl der Themenfelder. und Arbeitstechniken, sowie die Kollektive Betrof- fenheit und den Transfer in die Gegenwart. Die Nachdem die eigene Orientierung abgeschlossen ist kommen die Teilnehmenden ber ihre Themen ins Gesprch. In Diskussionsrunden  fnf Personen  Vgl. ebd., S. 281 werden verschiedene Leitfragen besprochen, um

 SCHWERPUNKTARBEITSHILFEN UND METHODEN

risch ausgewhlten Themen genauer zu differenzieren und einen anderen bezie- hungsweise neuen Zugang zum Thema zu finden, wel- cher wiederrum eine inhalt- liche Auseinandersetzung erfordert.

Die Methodik teilt sich in zwei ineinander berge- hende Bereiche auf. Zum einen in den historisch- politisch recherchierenden Teil und zum anderen in die sthetische Umsetzung, der recherchierten Ergeb- nisse. Die Teilnehmenden haben darber hinaus die Mglichkeit ihre eigenen Projektergebnis Wahrnehmungen, Meinun- gen und Standpunkte die erarbeiteten Inhalte zu festigen, zu erweitern durch ein Kunstwerk zum Ausdruck zu bringen. oder vor anderen vertreten zu knnen. Da es bei Gerade durch diese Umsetzung muss die Knstlerin/ dieser Methode keine genaue berprfung der der Knstler in einem exemplarisch ausgewhlten Lernprozesse gibt, ist eine Reflexion unabding- Bereich sehr tief einsteigen, um das zu prsentieren bar um Ergebnissicherung durch Gruppen- oder was sie oder er denkt oder fhlt. Welche Intenti- Zwiegesprche zu erreichen. on das Kunstwerk am Ende verfolgt, kann sehr vielfltig angelegt sein, es kann zum Nachdenken Uwe Danker und Astrid Schwabe sprechen in ih- anregen, provozieren oder einfach unterhalten. rem Aufsatz zum Historischen Lernen im Internet ber die Herausforderung der Darstellung von Ge- Im Anschluss an das Seminar fand eine Bildungs- schichte. Grundstzlich gelten die fachdidaktischen reise nach Berlin statt. So eine Reise kann dazu Kriterien zur Vermittlung von Geschichte auch beitragen, das Gelernte zu festigen oder weitere in anderen Kontexten, so auch bei dieser Metho- Anknpfungspunkte zu finden. Die Reise war auch de. Herausforderungen stellen fr das Vorgehen Bestandteil der sthetischen Umsetzung der Kon- und die Darstellung besonders die Interpretation zepte und Bildideen der Teilnehmenden. In Berlin von Quellen, angemessene Einbindung von Emo- wurden Museen und Ausstellungen besucht, wel- tionen und vor allem die Reduktion und Auswahl che sich mit zuvor behandelten Themen auseinan- von Themen dar. Diesen Prozess zu begleiten und dersetzen. Hilfestellungen bei der praktischen Umsetzung zu leisten ist unverzichtbar, wenn es darum geht Bil- dideen zu entwickeln und fr diese vom berthema Anwendungsmglichkeiten auf untergeordnete Themen zu reduzieren. Aller- dings sind diese Themen immer noch sehr schwer Die Methode ist fr die auerschulische politische sthetisch umsetzbar, da meist eine starke Reduk- Bildung gut geeignet. In einem auerschulischen tion der Themen notwendig ist. Aus diesem Grund Seminarkonzept, welches auf drei oder fnf Tage fhrt der Weg ber die empfundenen und nachvoll- angelegt ist, bietet sie einen guten Rahmen fr die ziehbaren Emotionen, welche Identifikation und Auseinandersetzung mit den historischen Themen Motivation bei den Teilnehmenden hervorrufen und fr die sthetische Umsetzung. Diese Methode und sich auf ihre eigene Lebenswelt bezieht. Diese erfordert einen hohen Vor- und Nachbereitungs- bieten die Mglichkeit, jene im Vorhinein exempla- aufwand durch die Referenten und Referentinnen, da gerade die selbststndige Auseinandersetzung der Teilnehmenden mit den historischen Themen  Vgl. Danker/Schwabe 2007, S. 19 eine Materialvielfalt voraussetzt, welche ausgear-  Vgl. ebd. beitet und bereitgestellt werden muss.

 ARBEITSHILFEN UNDSCHWERPUNKT METHODEN

Ein Beispiel fr ein solches Seminar ist das auf dem Scheersberg durchgefhrte Seminar 25 Jahre Friedli- che Revolution  Und was geht mich das an?. Ein weiteres Beispiel ist das Pro- jekt Kunst Extrem, das 2012 in enger Kooperation mit Schulen durchgefhrt wurde.

Strken und Grenzen der Methode

Erfahrungsgem profitie- ren vor allem Jugendliche, die zunchst wenig Interes- se fr historisch-politische Inhalte zeigen, von der Projektergebnis sthetischen Herangehens- weise, weil exemplarisches Lernen und eine Viel- Der Prozess der Auseinandersetzung mit einem zahl an sthetisch-knstlerischen Methoden einen selbstgewhlten Thema und begleitend dazu die niedrigschwelligen Zugang zu den Inhalten bietet. Herstellung eines eigenen Werkes frdert viele Schlsselkompetenzen der Jugendlichen. Sie ent- falten Methodenkompetenz, sie prsentieren ihr  Seminarergebnisse siehe: www.scheersberg.de/mehr-ueber/ Werkstck, entwickeln Argumentationstechniken, politische-bildung/projektergebnisse/postkartenprojekt/ um es zu erklren oder ggf. zu verteidigen. Der (Zugriff: 03.11.2014) stndige Austausch und das bewusste Auseinan-  Seminarergebnisse siehe: www.demokratie-scheersberg. dersetzen mit den Werken anderer Jugendlicher de/projekte/2012/kunst-extrem/ausstellung.html (Zugriff: verlangt von ihnen eine hohe Sozialkompetenz, 03.11.2014) die sich teilweise in Seminaren sprbar (positiv) entwickeln kann. Wesent- lich dafr ist die Erfahrung, Lob und Anerkennung auszusprechen und zu be- kommen, eigene Strken und Schwchen zu erken- nen, aber auch (konstruk- tive) Kritik zu geben und selbst anzunehmen. Dazu zhlt auch die Erkenntnis, dass gleichaltrige Jugend- liche nicht die gleiche politische Meinung besit- zen (mssen). Wesentlich ist die Selbstkompetenz. Das berwiegend eigen- verantwortliche Arbeiten verlangt ein hohes Ma an Zeit- und Selbstmanage- ment sowie Engagement  Jugendhof Scheersberg und Zuverlssigkeit. Auf fachlicher Ebene gilt der Besprechung im Plenum Minimalkonsens. Die offe-

 SCHWERPUNKT

ne Arbeitsweise bedeutet auch, dass die Jugend- Rohlfes, Joachim: Exemplarischer Geschichtsunter- lichen unterschiedliche Themen unterschiedlich richt, in: Klaus Bergmann/Klaus Frhlich/Annette tief behandeln und die gemeinsamen Runden zur Kuhn (Hrsg.): Handbuch der Geschichtsdidaktik  Ergebnissicherung unablssig sind, um zumindest Seelze-Velber, 5. berarbeitete Auflage, 1997, ein gemeinsames Level festzustellen oder es ge- S. 280-282 gebenenfalls herzustellen. Die Motivation der Ju- gendlichen stellt selten ein Problem dar, im Gegen- Schroeder, Klaus/Deutz-Schroeder, Monika/Quas- teil: Teilweise wird bis spt in die Abendstunden ten, Rita/Schulze Heuling, Dangmar: Spter Sieg am eigenen Werkstck gearbeitet. Dieses Konzept der Diktaturen? Zeitgeschichtliche Kenntnisse und ist daher besonders fr auerschulische Lernorte Urteile von Jugendlichen  Frankfurt am Main 2012 prdestiniert, denn die ntigen Arbeitsrume sind zumeist vorhanden und die Entstehung einer indi- viduellen mehrtgigen Arbeitsatmosphre ist her- vorragend mglich. Aaron Jessen und Elmar Moldenhauer sind Projektleiter fr politische Bildung an der Internationalen Bildungssttte Jugendhof Scheersberg, gefrdert durch die Bundesstif- Literatur tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Ausein- Biermann, Karsten/Jessen, Ann-Christin: Position andersetzung mit der europischen Teilung beziehen! Einstellungsfrderung durch politisch- mit speziellem Blick auf die ehemalige DDR. In Seminaren und Veranstaltungen werden diese knstlerische Projekte, in: polis, Report der deut- Inhalte vermittelt. schen Vereinigung fr politische Bildung, Ausgabe 2/2014, S. 22-27 E-Mail: [email protected]

Danker, Uwe/Schwabe, Astrid: Historisches Ler- nen im Internet. Zur normativen Aufgabe der Geschichtsdidaktik, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 58/2007, S. 4-35

 INFORMATIONEN INFORMATIONEN

Meldungen

Wozu brauchen Wir die Anderen? Auf der 5. Blickwinkel-Tagung diskutierten 150 Wissenschaftler/-innen und pdagogische Fachkrfte in Jena den Zusammenhang von Antisemitismus und Rassismus Eva Berendsen, Bildungssttte Anne Frank

Es war reiner Zufall, dass die 5. Tagung der Reihe Blickwinkel  Bildungssttte Anne Frank; Fotografin: Louisa Reichstetter  Antisemitismuskritisches Forum fr Bildung und Wissenschaft in Jena-Lobeda stattfand. Dennoch: Kaum ein Ort knnte besser pas- sen zum Thema dieser Tagung als jenes Stadtviertel, in dem Uwe Bhnhardt, Beate Zschpe und Uwe Mundlos aufgewachsen sind  und der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) seine Wurzeln hat. Jena-Lobeda steht inzwi- schen als Chiffre fr Antisemitis- mus und Rassismus in allen Teilen Deutschlands. Podiumsdiskussion whrend der Blickwinkel-Tagung Angesichts der jngsten Welle antisemitischer Vorflle in Wort ne handelt  wird in der (Erzie- Berlin), die den Teilnehmerinnen und Tat in diversen deutschen hungs-)Wissenschaft und in der und Teilnehmern einen berblick Stdten fand die Tagung vor Bildungspraxis kontrovers disku- ber die internationale Diskurs- einem besonders brisanten po- tiert. geschichte der beiden Begriffe litischen Hintergrund statt. Im lieferte. Sie wies gleich auf ei- Juli waren etwa am Eingang der Eindeutige Ergebnisse zu liefern  ne Leerstelle hin: ber das Ver- Frankfurter Bildungssttte Anne das war nicht der Anspruch der hltnis von Antisemitismus und Frank rechtsextreme Parolen und Tagung. Daran wre sie ange- Rassismus wurde bislang verhlt- Symbole entdeckt worden. sichts der Fragestellung aber nismig wenig geforscht. Dabei auch gescheitert. Vielmehr ging Um Antisemitismus und Rassis- es um einen Prozess der Ann-  Bildungssttte Anne Frank; mus ging es auf der zweitgigen herung der beiden Szenen: von Fotografin: Louisa Reichstetter Tagung in Jena, zu der die Stif- Wissenschaftler/-innen und Pda- tung Erinnerung, Verantwor- goginnen und Pdagogen, die tung, Zukunft (EVZ), die Bil- vornehmlich zu Antisemitismus dungssttte Anne Frank, das arbeiten, und solchen, die sich in Zentrum fr Antisemitismusfor- Forschung oder in der Bildungs- schung der TU Berlin sowie das arbeit vorwiegend mit Rassismus Pdagogische Zentrum des Fritz befassen. Rassismus und Antise- Bauer Instituts und des Jdischen mitismus berhaupt zusammen Museums Frankfurt 150 Wissen- zu denken  das ist schon ein sehr schaftler/-innen und pdagogi- wichtiger Schritt, resmierte As- sche Fachkrfte eingeladen hat- trid Messerschmid (Pdagogische ten. Man knnte sagen, die Ver- Hochschule Karlsruhe). anstalter/-innen hatten sich auf ein Wagnis eingelassen. Denn die Es ging also eher darum, Ge- zentrale Frage der Tagung, in meinsamkeiten und Anknp- welchem Verhltnis Rassismus fungspunkte zu entdecken als Un- und Antisemitismus zueinander terschiede zu markieren. Einen stehen  ob sie miteinander ver- solchen Versuch unternahm zu flochten sind oder ob es sich um Beginn Yasemin Shooman (Aka- Yasemin Shooman whrend ihres zwei unterschiedliche Phnome- demie des Jdischen Museums Vortrags

 INFORMATIONEN

habe schon Anfang der fnfziger pathologisch Sexualisiertes zu- wiederum nicht ausschlielich als Jahre der afroamerikanische So- schrieb. Es existiert eine Reser- postkoloniales Phnomen begrei- ziologe W.E.B. Du Bois in sei- vatenkammer der Stereotype, die fen knne. nem Essay The Negro and the sich nach Bedarf wiederbeleben Warsaw Ghetto angeregt, dass lassen, konstatierte Shooman. Postkolonialismus und Postnatio- weniger die Hautfarbe im Mittel- Auch wenn das Judentum  an- nalsozialismus bildeten wichtige punkt der Analyse stehen solle als ders als der Islam  inzwischen Stichworte. Das Prfix post der Punkt, dass es sich in beiden in das christlich-abendlndische markiert, dass es sich um etwas Fllen um eine Hierarchisierung Kulturgut weitgehend inkorpo- Vergangenes aber keineswegs von Menschen handele. riert worden sei, knne es aber Abgeschlossenes handele. Der auch schnell wieder ausgeschlos- Nationalsozialismus und der Ko- Die Grenzen zwischen Antisemi- sen werden  etwa, wenn dem lonialismus wirken bis in die tismus und Rassismus sind biswei- ehemaligen Prsidenten des Zen- heutige Gesellschaft hinein und len flieend. Laut Shooman gehen tralrats der Juden in Deutschland, seien noch vielfach aufzuspren die Phnomene aber nicht immer Ignatz Bubis, nach einer Anspra-  in Denk- und Handlungsmus- Hand in Hand: Neue Rechte che des israelischen Prsidenten tern, der Sprache, der Bildpro- wie Geert Wilders in den Nieder- Weizmann zur Rede seines duktion. landen, die Mitglieder der FP Staatsoberhauptes gratuliert oder der British Defense League wird. Anschauliche Beispiele dafr lie- befleiigen sich derzeit eines ferten am zweiten Tag gleich plakativen Philosemitismus, um Auf der Tagung wurde fr die mehrere Vertiefungsangebote ihre muslimfeindliche und rassis- Einbeziehung einer postkolonia- aus der pdagogischen Praxis: Im tische Programmatik zu sttzen. len Perspektive pldiert. Auf die- Workshop Postkolonialitt und se Weise, da waren sich die Teil- Antisemitismus als Zugnge der Rassistisches Wissen zirkuliert, nehmenden weitgehend einig, politischen Bildungsarbeit etwa sagte Shooman spter in der Po- knnten Antisemitismus und Ras- verdeutlichten Deborah Krieg diumsdiskussion, an der sich Ju- sismus gleichermaen als Produk- (Bildungssttte Anne Frank) und liane Wetzel (TU Berlin), Jihan te der europischen Moderne ver- Rehema Busch (Initiative Schwar- Jasmin Dean (Berlin), Anne Gie- standen werden: Der Kolonialras- ze Menschen in Deutschland), wie bel (OSZE) und Danilo Starosta sismus habe es erst ermglicht, rassistische Begriffe (Farbige, (Kulturbro Sachsen) beteiligten. die europischen Jdinnen und Indianer) und antisemitische Sie verwies auf die Debatte, die Juden zu rassifizieren. Antise- Bilder (das Heuschrecken-Cover sich vor einigen Jahren im Zu- mitismus hat also eine kolonial- der IG-Metall-Mitgliederzeitung, sammenhang mit dem Skandal rassistische Geschichte, ist aber mehrere antisemitische Karikatu- um Michel Friedman entsponnen zugleich stark mit dem National- ren aus der Sddeutschen Zei- hatte und dem Moderator etwas sozialismus verknpft, den man tung) auch heute noch aktuell sind  und welche Methoden pdagogische Fachkrfte anwen-  Bildungssttte Anne Frank; Fotografin: Louisa Reichstetter den knnen, um Jugendliche zu sensibilisieren und sie zu einem kritischen Umgang mit (Bild-) Sprache zu ermutigen.

Schlielich sind es auch die eher unscheinbaren Praxen des All- tags, die einen Beitrag leisten, dass auch heute noch ein als abstammungsbezogen zu apo- strophierendes Gesellschaftsbild wirkmchtig ist. Dieses offenbart sich derzeit nach der Meinung mehrerer Referierender in einer Tendenz zum Neo-Nationalis- mus  man blicke nur auf die aktuelle Asyl- bzw. Migrations- Meron Mendel, Leiter der Bildungssttte Anne Frank, whrend der Diskussion Debatte, im Rahmen derer wie-

 INFORMATIONEN INFORMATIONEN

der (neue) Grenzen zwischen In- attraktiv, andere zu einer Grup- merkenswert bequeme Weise aus nen und Auen, zwischen pe zu machen?. So appellierte dem Blick. Wir und den Anderen gezo- Anne Broden (IDA-NRW) an all gen werden. jene, die in diesem Bereich arbei- Religion werde dabei zuneh- ten, eine Bereitschaft zur Selbst- mend als Argument genutzt, Der Begriff des Othering ent- reflexion aufzubringen. Das gelte um einen gesellschaftlichen Aus- puppte sich in der vielfltigen insbesondere fr Angehrige der schluss von Musliminnen und Szene denn auch als besonders Dominanzkultur. Muslimen erneut zu legitimieren. anschlussfhig: Othering be- Und das zu einem Zeitpunkt, schreibt einen Prozess, in dem Tenor der Tagung war, dass es setzt Astrid Messerschmid hinzu, Gruppen erzeugt und zu Ande- derzeit das Erstarken eines an- nachdem sich Musliminnen und ren gemacht werden. Worum timuslimischen Wir zu beobach- Muslime in Deutschland etabliert es dabei aber eigentlich gehe, ten gelte. In dem Zusammenhang haben. Welche Funktion die bemerkte Astrid Messerschmid, werde aktuell auch Antisemitis- Differenzkategorie Religion im sei die Herstellung eines Wir. mus neu verhandelt: Antisemi- Zusammenhang mit Antisemitis- Das ist der Clou, sagte Messer- tismus wird momentan vorran- mus hat  dieser Frage will sich schmidt, den deutschen Intellek- gig an die Muslime delegiert. die 6. Blickwinkel-Tagung am tuellen Nadiv Kermani zitierend: Dabei gert der Antisemitismus 8. und 9. Juni 2015 in Kassel wid- Wer ist Wir? Was macht es so der Dominanzgesellschaft auf be- men.

Rechtsextremismus online: Bericht ber Recherchen und Manahmen im Jahr 2013

Im August wurde auf einer Pres- Vergessen  Fr Demokratie e. V., Bundesministerin fr Familie, Se- sekonferenz in den Rumen der berichtete von den Erfahrungen nioren, Frauen und Jugend, Manu- Stiftung Neue Synagoge Berlin und vom hohen Beratungsbedarf. ela Schwesig, betonte, wie wich-  Centrum Judaicum der Bericht Deutlich wurde, wie wichtig, aber tig die Arbeit von jugendschutz. Rechtsextremismus online von auch wie problematisch es ist, die net und dem Online-Beratungs- jugendschutz.net vorgestellt. Im Plattformbetreiber zu erreichen, dienst sei. Diese Arbeit soll auch Bericht werden die Strategien die sich zum berwiegenden Teil mit dem neuen Frderprogramm der Neonazis, Jugendliche im im Ausland befinden und nicht weiter untersttzt werden. Sie Netz zu erreichen und zu beein- bereit sind, bei Versten sofort rief alle Internetnutzer dazu auf, flussen, dargestellt. Subversive zu reagieren und die Eintrge zu menschenverachtende Inhalte und subtile Aktionsformen wer- lschen. Gerade aus diesem Grund und auffllige Webbeitrge an den darin offengelegt. Stefan sei es wichtig, eine stabile Zu- jugendschutz.net zu melden. Glaser, stellvertretender Leiter sammenarbeit mit auslndischen von jugendschutz.net, zeigte, Partnern aufzubauen, so Thomas Download des Berichts: wie sich die subtilen Strategien Krger, Prsident der Bundeszen- http://hass-im-netz.info/s/ auch immer wieder in offenem trale fr politische Bildung (bpb). bericht2013 Fremdenhass und in Aufrufen zur Die bpb will aus diesem Grund die Gewalt wandeln. Im Social Web internationale Netzwerkarbeit werden anstige und provo- weiterhin frdern. Er benannte kante Beitrge besonders schnell z. B. Initiativen wie das Internati- verbreitet ohne dass den Usern onal Network Against Cyber Hate immer bewusst wird, wer dahin- (INACH), das gute Ansatzpunk- tersteckt. te bietet (www.inach.net/). Ein hnliches Anliegen verfolgt die Materialien zur Pressekonferenz: Martin Ziegenhagen, Leiter der Jugendkampagne des Europarats http://hass-im-netz.info/s/presse- Online-Beratung gegen Rechts- No Hate Speech (www.nohate- mappe oder www.bpb.de/189849 extremismus des Vereins Gegen speechmovement.org/).

 INFORMATIONEN

Reader zu den Bundesprogrammen gegen Rechtsextremismus erschienen

Im Sommer 2014 ist der Reader teilung zur Publikation heit. Experten und Expertinnen ge- Zum Erfolg verdammt. Bundes- Die Broschre ist Bestandteil der ben in der Publikation mit ihren programme gegen Rechtsextre- Vielfalt-Mediathek. Der Titel der Einschtzungen und Reflexionen mismus. Prvention und Interven- Broschre beschreibt, so die bei- einen guten berblick ber die tion auf dem Prfstand erschie- den Herausgeber, sehr gut das Entwicklung der Bundesprogram- nen. Er wurde fr das Informa- Spannungsfeld, in dem die vielen me, ber unterschiedliche Zu- tions- und Dokumentationszent- Projekte stehen, die sich gegen gnge, ber den Einfluss auf ex- rum fr Antirassismusarbeit e. V. Rechtsextremismus engagieren treme Rechte, wie auch ber die (IDA) von Mathis Blome und Bar- ... Die Projekte haben den An- Themen Opferberatung und gen- bara Manthe herausgegeben. Mit spruch, Rechtsextremismus und derspezifische Aspekte. der 80-seitigen Broschre wer- Formen der Diskriminierung ein- den die Bundesprogramme ge- zudmmen. Sie stehen dabei un- Die Broschre kann gegen eine gen Rechtsextremismus auf den ter einem starken Erfolgsdruck Versandkostenpauschale von Prfstand gestellt und wird ein und werden oftmals an kurzfris- 3,00 € zuzglich Porto unter Blick auf die Gesamtentwick- tig sichtbaren Effekten gemessen, www.idaev.de/publikationen/ lung der Bundesprogramme ge- die ber den langfristigen Erfolg bestellformular bestellt werden. worfen, wie es in der Pressemit- aber wenig aussagen. Bekannte

Rechtsextremismus, Prvention und Geschlecht

Die Hans-Bckler-Stiftung hat Rechtsextremismusprvention mit den drei Ebenen einer ge- ein Arbeitspapier zum Thema vor, die in dem Projekt gewon- schlechterreflektierten Pdago- Rechtsextremismus, Prvention nen werden konnten. Das Projekt gik: Wissen, Haltung und Metho- und Geschlecht verffentlicht. begann mit einer Forschungspha- dik (bzw. Didaktik) und mit guten Es wurde von Katharina Debus se, in der rechte Jugendmedien Arbeitsbedingungen. Diese drei und Vivien Laumann fr die auf die Relevanz der Kategorie Ebenen waren Grundlage der Hans-Bckler-Stiftung heraus- Geschlecht untersucht wurden. Fortbildungen und Praxisreflexio- gegeben. Die Verffentlichung Zudem wurden zwei Expertin- nen. wurde im Rahmen des Projekts nen- und Expertenworkshops Mnnlichkeit(en) und Rechts- durchgefhrt, die den Projekt- Download der Studie: extremismus und der Fortbil- beteiligten einen Zugang zum http://www.boeckler.de/pdf/ dungsreihen Vielfalt_Macht_ Wissen und den berlegungen p_arbp_302.pdf Schule von Dissens  Institut fr aus der Forschung und aus dem Bildung und Forschung e. V. rea- pdagogischen Feld erffneten. lisiert. Das knapp 300 Seiten um- Darber hinaus wurden Inter- fassende Papier stellt die zentra- views mit Aussteigern analysiert len berlegungen, Diskussionen und Interviews mit Pdagoginnen und Erkenntnisse rund um die und Pdagogen durchgefhrt. Themen geschlechterreflektierte Die Broschre beschftigt sich

Antiziganismus in der deutschen ffentlichkeit

Die Studie Antiziganismus in der (www.sintiundroma.de), in Auf- Fall Maria, eines blonden Ro- deutschen ffentlichkeit. Strate- trag gegeben. Die ca. 370 Seiten ma-Mdchens, wird aufgezeigt, gien und Mechanismen medialer umfassende Studie befasst sich wie tief verwurzelt antiziganis- Kommunikation von Markus mit subtilen Formen von Ressen- tische Denkmuster sind und ste- End, wurde vom Dokumenta- timents und Denkstrukturen. An reotype Vorstellungen bedient tions- und Kulturzentrum Deut- Beispielen wie dem Thema Ar- werden. Eine Schlussfolgerung scher Sinti und Roma, Heidelberg mutszuwanderung und dem des Autors ist: In der Medien-

 INFORMATIONEN

landschaft gibt es nur wenig lungen gegenber Sinti und Ro- gungen von Sinti und Roma sei es, Sensibilitt fr antiziganistische ma von der Antidiskriminierungs- das Wissen ber die Minderheit zu Aussagen und Darstellungen. stelle des Bundes vorgelegt. Die verbessern, so die Leiterin der Anti- Vorurteile gegen Sinti und Roma Studie basiert auf quantitativen diskriminierungsstelle. sind in Deutschland weit verbrei- Erhebungen im Rahmen einer tet und prgen in Teilen die Be- reprsentativen Forsa-Umfrage Quelle und weitere Informationen: richterstattung. Er fordert daher (2.001 Befragte) und wurde vom http://www.antidiskriminierungs- Medienschaffende auf, ihre Rolle Zentrum fr Antisemitismusfor- stelle.de und Verantwortung strker zu re- schung (TU Berlin) und dem Insti- Download der Kurzfassung: flektieren. tut fr Vorurteils- und Konfliktfor- www.sintiundroma.de/fileadmin/ schung e. V. erarbeitet. Sie wurde dokumente/publikationen/extern/ Bei der Vorstellung der Studie von der Antidiskriminierungsstelle 2014KurzfassungStudieMarkus durch die Antidiskriminierungs- in Auftrag gegeben und will eine EndAntiziganismus.pdf stelle des Bundes sagte deren wichtige Forschungslcke zu Vor- Leiterin, Christine Lders: Die urteilen in Deutschland gegen- vorliegende Studie muss uns zu ber Europas grter Minderheit denken geben, weil sie aufzeigt, schlieen. Deutlich wird, dass nach wie tief Vorurteile gegen die wie vor Unwissenheit und z. T. offe- grte Minderheit Europas bei ne Ablehnung die Einstellung der uns verankert sind. Kaum eine deutschen Mehrheitsbevlkerung andere Gruppe in Deutschland gegenber Sinti und Roma prgen. Download der Langfassung: sei so sehr von Diskriminierung In dieser Studie werden Vorur- www.sintiundroma.de/fileadmin/ betroffen wie Sinti und Roma. Als teile thematisiert, das Wissen der dokumente/publikationen/extern/ Beispiele nannte sie Benachteili- Bevlkerung ber die Minderheit 2014StudieMarkusEndAntiziga- gungen am Arbeitsmarkt sowie untersucht sowie Handlungsemp- nismus.pdf im Umgang mit der Polizei. fehlungen zum Abbau von Diskri- minierungen gegeben, die gemein- Anfang September wurde zudem sam mit dem Zentralrat Deutscher die Grostudie mit dem Titel Sinti und Roma entwickelt wurden. Zwischen Gleichgltigkeit und Eine wichtige Voraussetzung fr Ablehnung  Bevlkerungseinstel- die Verbesserung der Lebensbedin-

EU verffentlicht Bericht zur Umsetzung der UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities

Im Juni verffentlichte die Eu- den konnten. Dabei wird auf alle Quelle und weitere Informationen: ropische Kommission den ersten Aspekte der Konvention und auf http://europa.eu/rapid/press- Bericht zum Stand der Umsetzung die verschiedenen Politikbereiche release_MEMO-14-396_de.htm der UN Convention on the Rights eingegangen. Thema sind auch of Persons with Disabilities (UN die neuen Bestimmungen im CRPD). Die Unterzeichnung der Rechtsrahmen 2014-2020 fr eu- UN-Behindertenrechtskonventi- ropische Struktur- und Invest- on war der erste internationale mentfonds sowie die berarbei- Vertrag im Bereich der Menschen- tete Richtlinie ber die ffentliche rechte, der von der EU unterzeich- Auftragsvergabe, bei denen Be- net wurde. Der Vertrag beinhal- dingungen und Kriterien benannt Download des Berichts: http:// tet die Pflicht zur regelmigen wurden, die sicherstellen sollen, ec.europa.eu/justice/discriminati- Berichterstattung ber die Um- dass die EU-Frdermittel effektiv on/files/swd_2014_182_en.pdf setzung der Konvention. Der Be- zur Frderung der Gleichstellung, richt beschreibt Fortschritte bei Nichtdiskriminierung, sozialer In- der Umsetzung der Konvention, tegration und fr die Barriere- die durch gesetzliche Regelun- freiheit fr Menschen mit Be- gen, politische Manahmen und hinderungen eingesetzt werden Frderinstrumente erreicht wer- knnen.

 INFORMATIONEN

Jahrbuch der Evangelischen Trgergruppe fr gesellschaftspolitische Jugendbildung 2014 erschienen

Das Jahrbuch 2014 der Evange- Blick genommen. Praxisbeispiele maten und Themen, mit den Ju- lischen Trgergruppe fr gesell- geben Anregungen zum Demo- gendbildungsreferentinnen und schaftspolitische Jugendbildung kratielernen in Kommunen, zivil- -referenten in den Evangelischen ist erschienen. Es hat den Titel: gesellschaftlichen Initiativen und Akademien und in der Evangeli- Jung, aktiv, vernetzt  Politi- Jugendverbnden. Ob Workshops schen Jugend arbeiten. sche Jugendbildung und der zum Engagement mit digitalen Wandel der Demokratie. Darin Medien, Zeitzeugencafs als For- Bezug des Jahrbuchs ber: werden Erfahrungen aus Projek- mate der politisch-historischen office@politische-jugendbildung- ten reflektiert sowie die Beteili- Bildung oder Seminare zum Ka- et.de gung von Jugendlichen und der sinokapitalismus  das Jahrbuch Wandel der Demokratie in den zeigt die groe Vielfalt an For-

Neue UNICEF-Studie ber die Situation von Flchtlingskindern erschienen

Am 9. September 2014 wurde lieren diesen Status nicht allein genossen. Sie fordern, dass die die UNICEF-Studie In erster Li- dadurch, dass sie ihr Heimatland auslnderrechtlichen Verfahren nie Kinder  Flchtlingskinder in verlassen und in Deutschland am Kindeswohl ausgerichtet sein Deutschland vorgestellt. Sie wur- eine Zukunft suchen, aus welchen mssen, die Anhrungen kindge- de vom Bundesfachverband Un- Grnden auch immer. Trotz ihrer recht gestaltet sind und begleitet begleitete minderjhrige Flcht- schwierigen Lebenssituation er- werden, dass ihnen eine umfas- linge e. V. (B-UMF) im Auftrag halten diese Kinder nur unzurei- sende medizinische Versorgung, von UNICEF Deutschland erstellt. chende staatliche Untersttzung. Bildung, angemessene Unter- Die Untersuchung beleuchtet um- Dazu kommt, dass in den meis- kunft und soziale Untersttzung fassend die Situation der Kinder, ten Verfahrensschritten des Aus- gewhrleistet wird. die mit ihren Familien in Deutsch- lnderrechts keine adquaten land Zuflucht suchen und macht Beteiligungsmglichkeiten fr Quelle, Download der Studie die Situation der Kinder anhand Kinder existieren. Die Handlungs- und weitere Informationen: von Fallbeispielen deutlich. Sicht- empfehlungen sollen dabei hel- http://www.unicef.de/presse/ bar wird eine vielfache Benach- fen, das Wohl der Kinder zu be- 2014/fluechtlingskinder-in- teiligung von Kindern und Ju- rcksichtigen und eine vertiefte deutschland/56230 gendlichen, die nach Deutschland wissenschaftliche und ffentliche http://www.unicef.de/blob/ geflohen sind. In der Einleitung Debatte im Interesse jedes Kin- 56282/fa13c2eefcd41dfca5d89d- heit es: Mit dem Bericht will des, das aufgrund von Krieg, Ver- 44c72e72e3/fluechtlingskinder- UNICEF sichtbar machen, was das folgung oder anderen Notsituati- in-deutschland-unicef-studie- deutsche Auslnderrecht zum onen auf der Flucht ist, zu fhren. 2014-data.pdf groen Teil verdeckt: Bei allen Vor dem Hintergrund der schwie- unter 18-jhrigen Asylantrags- rigen und ungesicherten Situati- stellern in Deutschland haben wir on fordert UNICEF Deutschland es mit Kindern zu tun. Sie bleiben u. a. einen besonderen Schutz Kinder, auch und gerade auf der und eine besondere Frderung, Flucht, und haben als Kinder be- damit diese Kinder die gleichen sondere Bedrfnisse. Und sie ver- Chancen haben wie ihre Alters-

 INFORMATIONEN

20. Juni wird Gedenktag fr Opfer von Flucht und Vertreibung

Am 27. August 2014 hat das 20. Jahrhundert. Millionen Men- wanderung, Flucht und Asyl im Bundeskabinett die Einfhrung schen mussten im Kontext des Fokus politischer Bildung Fra- eines jhrlichen Gedenktages am von Deutschland ausgegangenen gen erzwungener Flucht und 20. Juni beschlossen, an dem den Zweiten Weltkrieges ihre Hei- die Menschenrechtssituation von Opfern von Flucht und Vertrei- mat verlassen. Die Vertreibung Flchtlingen in den Blick nehmen. bung gedacht werden soll. Mit der europischen Juden fand ihr diesem Datum will das Bundes- grauenvolles Ende in den Ver- Quelle und weitere Informa- kabinett an den Weltflchtlings- nichtungslagern. Auch Millionen tionen: www.bmi.bund.de/ tag der Vereinten Nationen an- Deutsche mussten schlielich SharedDocs/Kurzmeldungen/ knpfen und das Flchtlingsge- aufgrund von Flucht, Vertrei- DE/2014/08/gedenktag-fuer-die- denken um das Schicksal der bung, Zwangsumsiedlung und opfer-von-flucht-und-vertrei- Vertriebenen erweitern. Nach Deportation ihre angestammte bung.html Angaben der Vereinten Nationen Heimat verlassen. Die historische waren 2013 weltweit 51,2 Millio- Aufarbeitung dieser Ereignisse nen Menschen auf der Flucht; sowie die Erinnerung und das viele als Flchtlinge im Ausland, Gedenken an die Opfer werden der grere Teil als Vertriebene von der Bundesregierung nach- im eigenen Land, wie es auf der haltig untersttzt. Der Arbeits- Homepage des BMI heit. Flucht kreis deutscher Bildungssttten Informationen zum AdB-Jahrest- und Vertreibung sind auch Teil wird mit seinem Jahresthema hema 2015: http://www.adb.de/ der europischen Geschichte im 2015 Globale Migration  Zu- jahresthema

Dachverband der Migrantinnenorganisationen DaMigra gegrndet

Am 27. und 28. September 2014 tik, Medien und ffentlichkeit Das Bundesministerium fr Fami- fand in Kln der Kongress Mi- einsetzen und die Selbstorgani- lie, Senioren, Frauen und Jugend grantinnenorganisationen  ein sation von Migrantinnen strken. (BMFSFJ) und das Bundesamt Raum fr Empowerment statt. Er will Sprachrohr der im Dach- fr Migration und Flchtlinge Ziel war die Grndung des Dach- verband vernetzten Mitgliedsor- (BAMF) untersttzen das Projekt verbandes der Migrantinnenor- ganisationen sein. Ein weiteres zum Aufbau des Dachverbandes ganisationen DaMigra. DaMigra Ziel ist es, die Mitgliedsorganisa- der Migrantinnenorganisationen wird als bundesweiter, herkunfts- tionen zu qualifizieren und zu fr drei Jahre. unabhngiger und frauenspezifi- professionalisieren. Auf der Kon- scher Dachverband die Interessen ferenz wurde die Satzung und die Quelle und weitere Informatio- und Standpunkte von Migrantin- Mitgliedschaftsmodalitten ver- nen: http://www.damigra.de/ nenorganisationen vertreten, sich abschiedet. Erste inhaltliche Im- fr die Wahrnehmung der Mig- pulse fr die Zusammenarbeit und rantinnenorganisationen in Poli- Vernetzung wurden erarbeitet.

Studie: Partizipation im Wandel

Die Bertelsmann Stiftung hat hat den Titel Partizipation im ren nehmen in zehn Beitrgen die in Kooperation mit der Staats- Wandel. Unsere Demokratie zwi- verschiedene Mglichkeiten poli- rtin fr Zivilgesellschaft und schen Whlen, Mitmachen und tischer Mitwirkung in den Blick. Brgerbeteiligung in Baden- Entscheiden und ist im Verlag Grundlage der Studie war eine Wrttemberg eine reprsentati- Bertelsmann Stiftung erschienen. empirische Erhebung in 27 deut- ve Studie herausgegeben. Sie Vierzehn Autorinnen und Auto- schen Kommunen zu den Wirkun-

 INFORMATIONEN

gen von Partizipation auf die De- In der Ankndigung des Verlages den Beitrgen, die sich auf die mokratie in Deutschland, bei der heit es dazu: Neben den traditi- Erhebung in den deutschen Bun- Brgermeister/-innen, Ratsmit- onellen Partizipationsformen wie deslndern beziehen, wird auch glieder, Verwaltungsmitarbeiter/- der Stimmabgabe bei Wahlen ha- ein internationaler Vergleich ge- innen und Brger/-innen befragt ben neuere Formen in den letz- zogen und werden die Situatio- wurden. Ein zentrales Ergebnis ten Jahren zunehmend an Bedeu- nen in Brasilien, Kanada, in der einer reprsentativen Studie ist, tung gewonnen. Brger nehmen Schweiz und in sterreich in den dass die Demokratie in Deutsch- heute ebenso durch dialogorien- Blick genommen. land durch den Ausbau der Br- tierte und direktdemokratische gerbeteiligung nicht geschwcht, Verfahren, wie Brgerforen oder Quelle, weitere Informationen sondern aufgewertet wird. Ver- Brgerentscheide, direkten Ein- und Bezug der Publikation: schiedene Mglichkeiten politi- fluss auf politische Debatten und www.bertelsmann-stiftung.de/ scher Mitwirkung  die in der Entscheidungen. Unsere Demo- cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/publikatio- Studie genannten drei Sulen: kratie ist damit vielfltiger ge- nen_122073.htm Whlen, Mitmachen und Ent- worden. Doch welche Rollen scheiden  schlieen sich nicht spielen dialogorientierte und di- gegenseitig aus, sondern sttzen rektdemokratische Verfahren im einander und tragen insgesamt politischen Alltag genau? Wie zur Strkung der Demokratie bei. passen sie zu den traditionellen Die Studie belegt, dass sich in Partizipationsformen und wie den vergangenen Jahren die Er- werden sie von Brgern und po- wartungen der Brger/-innen an litischen Eliten bewertet? Wel- demokratische Mitbestimmung che Wirkung haben sie auf un- verndert haben. ser politisches System? Neben

Guidelines fr gelingende ePartizipation Jugendlicher

Im Rahmen des multilateralen gen ist es, dass die Nutzer/-innen Quelle und weitere Informationen: Kooperationsprojekts Youthpart des Leitfadens diese Vorschlge www.ijab.de/was-wir-tun/ der Fachstelle fr Internationale angepasst an die eigenen Projek- internationale-zusammenarbeit/ Jugendarbeit der Bundesrepub- te einsetzen knnen. Die 8-seiti- youthpart/ lik Deutschland e. V. (IJAB) wur- ge Broschre ist in folgende Ka- de ein Leitfaden entwickelt, der pitel unterteilt: Die Definition zu einem besseren Gelingen von von ePartizipation; Allgemeine ePartizipation junger Menschen Grundstze der ePartizipation; in Entscheidungsprozessen auf Das Stufenmodell der Partizipati- lokaler, regionaler, nationaler on; Die allgemeine Struktur aller und europischer Ebene betragen ePartizipationsprozesse. soll. Der Leitfaden richtet sich an Jugendliche, aber auch an politi- Download der Guidelines: sche Entscheidungstrger/-innen, www.ijab.de/uploads/tx_ttpro- an Mitarbeiter/-innen in der Ver- ducts/datasheet/Guidelines_e waltung und in Jugendverbnden Participation_dt.pdf und an Fachkrfte der Jugendar- beit. Es werden Vorschlge fr die inhaltliche Ausgestaltung ein- zelner Projektphasen gemacht und allgemeine Grundstze der ePartizipation beschrieben. Anlie-

 INFORMATIONEN

#bcpb15: Barcamp politische Bildung 2015

Zum vierten Mal findet vom 19. bis Multiplikatorinnen und Multipli- Fragen und Ideen der Teilneh- 21. Februar 2015 das Barcamp po- katoren. Teilnehmende knnen menden im Mittelpunkt. Darber litische Bildung statt, diesmal im auf dem bundesweiten Barcamp hinaus werden von der AdB-Pro- Salvador-Allende-Haus in Oer-Er- selbst Beitrge anbieten, um von- jektgruppe Globalisierung und kenschwick. Einstiegsthema 2015 einander zu lernen, Themen und Medienkommunikation im Mo- ist Flucht und Migration. Aber Fragen zu diskutieren oder neue dellprogramm Politische Jugend- auch alle anderen Themen im Ideen und Projekte zu entwickeln. bildung, dem Veranstalter des weiten Handlungsfeld der politi- Die Sessions sind immer ganz #bcpb, Anregungen zu Metho- schen Bildung finden Raum beim intensiv, man bekommt viele Im- den wie Mini-Larps und Themen bcpb15  der Gelegenheit fr pulse und Ideen, daraus werde wie Antirassismus oder politischer Vernetzung, Austausch, Weiter- ich ganz viel mit nach Hause neh- Film angeboten. bildung fr hauptamtliche, frei- men und weiterdenken  so ein berufliche und ehrenamtliche po- Feedback aus dem letzten Jahr. Infos und Onlineanmeldung auf litische Jugendbildner/-innen und Auch 2015 stehen daher wieder bcpb.de

Broschre hochINKLUSIV  Mittendrin statt auen vor erschienen

Von Januar 2013 bis Juni 2014 zen nach Themen sortiert und konferenzen ist der Strukturier- stand das Thema Inklusion jun- redaktionell aufbereitet. Sie te Dialog zur Inklusion junger ger Menschen im Fokus des zeigt damit, was aus Sicht jun- Menschen noch nicht beendet, Strukturierten Dialogs. Viele jun- ger Europer/-innen wichtig und sondern startet in eine weitere ge Menschen in der gesamten EU notwendig ist, um die gesell- Phase: Politisch Verantwortliche beteiligten sich mit ihren Mei- schaftliche Ausgrenzung junger in der EU und den EU-Mitglieds- nungen, Vorschlgen und Forde- Menschen in Europa zu verrin- staaten sind nun aufgefordert, rungen an dem Prozess. Jetzt gern und ihre gleichberechtigte sich mit den Ergebnissen des Pro- liegen die Ergebnisse der drei Be- Teilhabe an den verschiedenen zesses zu beschftigen. teiligungsrunden in Form einer Bereichen des gesellschaftlichen Broschre vor. Fr die Broschre Lebens zu frdern. Quelle, weitere Informationen wurden die Ergebnisse der drei und Download: Beteiligungsrunden in Deutsch- Mit dem Abschluss der Beteili- www.strukturierter-dialog.de land und der drei EU-Konferen- gungsrunden und EU-Jugend-

Bildung auf einen Blick 2014  OECD-Studie vorgestellt

Im September stellte das Presse- der Bericht das umfangreichste wicklung des deutschen Bildungs- und Informationsamt der Bun- Kompendium zur Bildung welt- systems zu bewerten und Reform- desregierung die OECD-Studie weit. Damit wird ein internatio- strategien weiterzuentwickeln. Education at a Glance / Bildung naler Vergleich mglich. Zum ers- auf einen Blick 2014 vor. Diese ten Mal enthlt der Bericht dieses Bei der Vorstellung des Berichts Studie, die die OECD ein Mal pro Jahr auch Informationen zu priva- wurde hervorgehoben, dass das Jahr verffentlicht, liefert Daten ten Bildungseinrichtungen, den deutsche Bildungssystem stabil zu den Strukturen, der Finan- Voraussetzungen fr den Lehr- ist und die Investitionen in Bil- zierung und der Leistungsfhig- beruf sowie fr die berufliche dung gestiegen sind. Das bezieht keit von Bildungssystemen aus Fortbildung von Lehrerinnen und sich auf alle Bereiche, von der 34 OECD-Lndern sowie einer Rei- Lehrern. Der Bericht beleuchtet Frhfrderung bis hin zur beruf- he von weiteren Partnerlndern. bildungspolitische Fragen aus ei- lichen Weiterbildung. Die OECD Mit mehr als 150 international ner internationalen Perspektive. konstatiert ebenso Verbesserun- vergleichbaren Indikatoren ist Die Ergebnisse helfen, die Ent- gen bei Studienanfngern und

 INFORMATIONEN

Berufsabschlssen. Die OECD be- mit ber dem OECD-Durchschnitt. Quelle und weitere Informationen: scheinigt Deutschland also gute Deutschland konnte als eines www.oecd.org/berlin/publikatio- Bildungsanstrengungen und gute der wenigen Lnder zudem die nen/bildung-auf-einen-blick.htm Ergebnisse, vor allem auch in Erwerbslosenquote bei allen Bil- der Bildungsbeteiligung und der dungsstufen abbauen. Mehr als Hhe der Bildungsausgaben. Der 90 Prozent der jungen Menschen Anteil der Frauen mit naturwis- sind erwerbsttig, in einer Ausbil- senschaftlichen Abschlssen ist in dung oder lernen in den unter- den vergangenen zwlf Jahren schiedlichen Bildungsgngen. Den- von 32 Prozent auf 44 Prozent noch bleiben immer noch zu viele gestiegen. Deutschland liegt da- Menschen ohne Berufsabschluss.

Beauftragung der Sachverstndigen fr den 15. Kinder- und Jugendbericht

Die Bundesministerin fr Familie, phase Jugend in den Blick ge- pertinnen und Experten aus der Senioren, Frauen und Jugend, Ma- nommen werden. Es wird auf die Praxis. Die Bundesregierung ist nuela Schwesig, hat am 28. Okto- wesentlichen Einflussfaktoren, verpflichtet, dem Bundestag und ber 2014 im Namen der Bundes- die den Alltag Jugendlicher heu- Bundesrat in jeder Legislaturpe- regierung zwlf Sachverstndige te prgen, eingegangen und es riode einen Bericht ber die Lage beauftragt, den 15. Kinder- und werden Vorschlge ausgearbeitet, junger Menschen vorzulegen. Der Jugendbericht zu erstellen. Das wie die Rahmenbedingungen fr Bericht wird zusammen mit einer Thema lautet: Zwischen Frei- die Persnlichkeitsentwicklung, Stellungnahme der Bundesregie- rumen, Familie, Ganztagsschule Bildung und Frderung junger rung Anfang 2017 vorgelegt. und virtuellen Welten  Persn- Menschen verbessert werden lichkeitsentwicklung und Bil- knnen. Zu den Sachverstndigen Quelle: BMFSFJ-Pressemitteilung dungsanspruch im Jugendalter. gehren Wissenschaftler/-innen Nr. 075/2014 In dem Bericht soll die Lebens- unterschiedlicher Disziplinen, Ex-

Was gibt die ffentliche Hand in den Bundeslndern fr die Weiterbildung aus?

Die Gewerkschaft Erziehung und stabilisieren. Die Ausgaben der tigung gestoppt werden. Im Wissenschaft (GEW) hat zum Bundeslnder fr die Erwachse- Nachwort der Studie heit for- Deutschen Weiterbildungstag nenbildung weisen erhebliche dert die GEW die Bundeslnder 2014 eine Studie verffentlicht, Unterschiede auf. Dabei ist nicht auf, die Haushaltsanstze zu stei- die untersucht, was die einzelnen nur die Gre des Bundeslandes gern und so das allgemeine, po- Bundeslnder fr Weiterbildung bzw. dessen Einwohnerzahl aus- litische und kulturelle Lernen si- aufwenden. Sie wurde von Ro- schlaggebend, wie die Ausgaben cher zu stellen. man Jaich im Auftrag der Max- des Landes fr Erwachsenenbil- Traeger-Stiftung erstellt. Ansgar dung je Erwachsenen belegen, Quelle: www.gew.de/GEW_600_ Klinger, der im GEW-Vorstand die ebenfalls erhebliche Unter- Millionen_Euro_zusaetzlich_ fr Weiterbildung verantwortlich schiede aufweisen. Die GEW for- fuer_die_Weiterbildung.html ist, sagt bei der Vorstellung Mit- dert vor dem Hintergrund der Download der Studie: te September: Kein Bundesland Erhebungen: 600 Millionen Euro www.gew.de/Binaries/Binary investiert auch nur ein Prozent mssen zustzlich fr die von den 115118/GEW_Broschuere_52847_ seiner Bildungsausgaben in die Bundeslndern ffentlich verant- Finanzierung_Web.pdf Erwachsenenbildung. Der Schnitt wortete Weiterbildung ausgege- liegt bei 0,34 % (...) Wir brau- ben werden, um den dringends- chen mehr pdagogisches Per- ten Bedarf zu decken. Mit den sonal, um das Bildungsangebot zustzlichen Geldern sollten Teil- auszuweiten und zu verbessern, nehmergebhren gesenkt bzw. gleichzeitig wollen wir die Ar- abgeschafft, die Grundbildung beitsbedingungen der Lehrenden ausgebaut und prekre Beschf-

 INFORMATIONEN

Statistik-Bericht Nachhaltige Entwicklung in Deutschland liegt vor

Das Statistische Bundesamt (De- schonung, Klimaschutz, Bildung); erreichen (z. B. bei der Schad- statis) hat seinen fnften Bericht Lebensqualitt (z. B. Mobilitt, stoffbelastung der Luft oder bei zur Nachhaltigen Entwicklung in Luftbelastung, Kriminalitt); Sozi- der Integration). Am schlechtes- Deutschland vorgelegt. Er er- aler Zusammenhalt (z. B. Beschf- ten schneiden die Indikatoren scheint alle zwei Jahre. Im Bericht tigung, Gleichstellung, Integra- Gterverkehr auf der Schiene, die werden die Indikatoren und Ziele tion) und Internationale Verant- Binnenschifffahrt und die Arten- der Nachhaltigkeitsstrategie so- wortung (Entwicklungszusam- vielfalt in Deutschland ab. wie deren Entwicklung unter- menarbeit, Mrkte ffnen) zuge- sucht, die von der Bundesregie- ordnet. Klimaschutz und erneu- Quelle und weitere Informationen: rung fr die nachhaltige Entwick- erbare Energien bekommen im www.nachhaltigkeitsrat.de/index. lung in Deutschland festgelegt Bericht gute Noten. Die Entwick- php?id=8487 wurden. Das Statistische Bundes- lungsziele wurden auch bei Bil- Download des Berichts: amt analysiert die Entwicklung dung, Kriminalitt und der Er- www.destatis.de anhand von 21 Kriterien und werbsttigenquote bei lteren 38 Indikatoren, die sowohl Um- erreicht. Bei anderen Indikatoren weltschutzaspekte als auch Nach- wird zwar konstatiert, dass die haltigkeit in Wirtschaft und Gesell- Entwicklungen in die richtige schaft umfassen. Die Indikatoren Richtung gehen, aber die Vern- sind den Rubriken Generationen- derungen noch zu schwach sei- gerechtigkeit (z. B. Ressourcen- en, um die gesetzten Ziele zu

Das Bndnis Entwicklung Hilft verffentlicht Weltrisikobericht 2014

Das Bndnis Entwicklung Hilft, wicklung Hilft berechnet hat. Der stellt ein massives urbanes Be- ein Zusammenschluss der sieben Index ermittelt fr 173 Lnder vlkerungswachstum die Metro- Hilfswerke Brot fr die Welt, Chris- weltweit das Risiko, Opfer einer polen in vielen Entwicklungsln- toffel-Blindenmission, Kindernot- Katastrophe als Folge eines Natur- dern vor groe Herausforderun- hilfe, medico international, Mise- ereignisses (z. B. Erdbeben, ber- gen. Denn nicht selten wchst reor, terre des hommes und Welt- schwemmung) zu werden. Dabei eine Stadt schneller, als die Be- hungerhilfe hat den vierten Welt- wird das Katastrophenrisiko nicht hrden mit geeigneten Anpas- risikobericht verffentlicht. The- allein durch die Exposition sungsmanahmen auf das Wachs- matisiert wird darin, wie das Ka- gegenber Naturgefahren be- tum reagieren knnen. In der tastrophenrisiko eines Landes mit stimmt, sondern auch durch den Folge entstehen Slums, in denen der gesellschaftlichen Situation Grad der Verwundbarkeit der die Bewohner als Stdter ohne zusammenhngt. Es wird danach Menschen, der wiederum von Brgerrechte leben, bei groer gefragt, welchen Einfluss zum Bei- gesellschaftlichen Faktoren ab- Konkurrenz um schlecht bezahlte spiel Faktoren wie die Art der hngt. Einzelne Faktoren wer- Arbeitspltze und ein nicht selten Regierungsfhrung haben, die den in jhrlichen Schwerpunkt- knappes Nahrungsangebot. Qualitt des ffentlichen Ge- themen analysiert. Das Schwer- sundheitssystems, die Umweltsi- punktthema 2014 Risikoraum Quelle und Download: tuation oder das Bildungsniveau. Stadt nimmt die Urbanisierung www.weltrisikobericht.de/ Der Weltrisikobericht will Ant- als einer der Mega-Trends unse- Bericht.435.0.html worten auf diese Fragen geben. rer Zeit in den Blick. Sie ist mit Auerdem enthlt er einen In- einer ungeheuren Vielschichtig- dex, den das Institut fr Umwelt keit verbunden. Whrend in den und menschliche Sicherheit der Industrielndern unter der Zug- Universitt der Vereinten Natio- kraft der Stdte vor allem die nen im Auftrag von Bndnis Ent- lndlichen Regionen leiden,

 INFORMATIONEN

Absichtserklrung zur Errichtung eines Deutsch-Griechischen Jugendwerks unterzeichnet

Am 12. September 2014 haben che Praktika. Die Grndung des sammenarbeit entwickelt wer- die Bundesministerin fr Familie, Deutsch-Griechischen Jugend- den. Bei der Veranstaltung im Senioren, Frauen und Jugend, werks (DGJW) wurde als ein wich- Schloss Bellevue sagte die Bun- Manuela Schwesig, und der Bot- tiges politisches Vorhaben der desministerin, Manuela Schwesig: schafter der Hellenischen Repu- Bundesregierung und in den eu- Der Wert des Jugendaustausches blik Griechenland, S. E. Herr Pana- ropapolitischen Vereinbarungen liegt in der persnlichen Begeg- yotis Zografos, eine Absichts- des Koalitionsvertrages beson- nung, im persnlichen Gesprch, erklrung zur Errichtung eines ders hervorgehoben. Der weitere im Kontakt unterschiedlicher Deutsch-Griechischen Jugend- Prozess zur Grndung des DGJW Kulturen. Mit dem Deutsch-Grie- werks im Schloss Bellevue un- soll gemeinsam von beiden Part- chischen Jugendwerk wollen wir terzeichnet. Mit der Grndung nern gestaltet werden. Darber die jungen Generationen unserer soll die Begegnung von Jugend- wird in den kommenden Mona- Lnder einander nher bringen lichen aus beiden Lndern wei- ten weiter verhandelt. In einem und gegenseitiges Verstndnis ter gefrdert werden  mit ge- bilateralen deutsch-griechischen wecken. meinsamen Theater- oder Musik- Jugendforum in Deutschland mit projekten, mit Sportbegegnun- je 50 Teilnehmerinnen und Teil- Quelle und weitere Informationen: gen, Gedenkstttenarbeit, Um- nehmern aus Griechenland und www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Presse/ weltprojekten, mit schulischem Deutschland sollen Ideen fr die pressemitteilungen,did=209570. Austausch oder durch berufli- inhaltliche Ausgestaltung der Zu- html

Ausstellung zur Geschichte der deutschen Einheit

Bundesstiftung Aufarbeitung hat 3. Oktober 1990 die Wiederver- von 35 Euro plus Versandkosten die Ausstellung Der Weg zur einigung ermglichten. Dank der bei der Bundesstiftung Aufarbei- deutschen Einheit konzipiert. Kooperation mit dem Projekt tung bestellt werden. Die Rech- Sie beschreibt mit Texten und Gedchtnis der Nation sind in nungsstellung erfolgt ausschlie- ber 150 Fotos und Faksimiles, der Ausstellung 18 Video-Pod- lich bei Lieferung der Ausstellung. wie die Friedliche Revolution in casts mittels QR-Codes abrufbar, Sie kann unkompliziert und mit der DDR die deutsche Teilung in denen Zeitzeugen auf die er- auerordentlich geringem Kos- 1989 unverhofft auf die Tages- eignisreiche Entwicklung im Jahr tenaufwand in Bildungssttten ordnung der deutschen und in- 1990 zurckblicken. gezeigt werden. ternationalen Politik setzte. Die Schau widmet sich dabei glei- Die Ausstellung, die ab Mitte Fe- Quelle und weitere Informatio- chermaen der innerdeutschen bruar 2015 zur Verfgung steht, nen zur Ausstellung sowie zur Entwicklung wie den diploma- umfasst 20 DIN-A1 Plakate und Bestellung: www.bundesstiftung- tischen Verhandlungen, die am kann gegen eine Schutzgebhr aufarbeitung.de/wegzureinheit

Preis des Westflischen Friedens 2014 fr Jugendbildungsarbeit verliehen

Dem Volksbund Deutsche Kriegs- hen. Er gilt dem Lebenswerk von akt am 25. Oktober 2014 in Mnster grberfrsorge e. V. wurde fr Persnlichkeiten oder den Leistun- hielt der Bundesminister des Aus- seine Friedensarbeit in den Work- gen einer Organisation, die sich im wrtigen, Dr. Frank-Walter Stein- camps sowie den Jugendbegeg- besonderen Mae um Frieden und meier. Der AdB gratuliert herzlich! nungs- und Bildungssttten der Vlkerverstndigung verdient ge- Preis des Westflischen Friedens macht haben. Die mit 100.000 Euro Weitere Informationen sowie die 2014 verliehen. Der Preis wird seit dotierte Auszeichnung wurde ne- Laudatio: www.volksbund.de/ 1998 alle zwei Jahre von der Wirt- ben dem Volksbund in diesem Jahr meldungen/meldungen-detail/ schaftlichen Gesellschaft fr West- ebenfalls der ISS-Raumstation ver- artikel/volksbund-erhaelt-grosse- falen und Lippe in Mnster verlie- liehen. Die Laudatio bei dem Fest- auszeichnung.html

 INFORMATIONEN INFORMATIONEN

Aus dem AdB

Jobshadowing as a learning process with a strong added value by Ramn Martnez

Ramn Martnez, a learning space ber 2014 doing a jobshadowing HRE in Europe. It was a very nice designer from the North of Spain, process in Arbeitskreis deutscher coincidence receiving an answer had thanks to the new Erasmus Bildungssttten. In this article he from Berlin and finding out that Plus programme spent a month describes what he has learned in AdB invests one third of the of- between September and Octo- this time. fice hours of the international work manager for coordination of DARE network.

This makes AdB a very special institution and connection point for Education for Democratic Ci- tizenship. Being at the same time the office of a network for more than 150 organizations in Germa- ny and a network for 48 organi- zations in 26 countries in Europe, the dialogue happening in a dai- ly basis is extremely diverse and completely updated.

This is a great added value AdB members can take advantage of  AdB when they implement internatio- nal activities, as they have a very good gateway to Europe in this I had the chance to jobshadow all parts involved in the process, other network they belong to, Georg Pirker, International ma- not just for the learner, or better DARE. nager of AdB, during one month. said, becoming also the person I wanted to update myself about jobshadowed a learner gaining Democracy Education after three from the experience too. Because Every network is as good as its years doing youth work mainly of that, Georg has kept his office Members on participation and considering structure with two desks, giving myself distant to current dialogue the opportunity to other interes- As a volunteer, student and later on the field. ted people to join a similar pro- on freelance, I have been invol- cess and start a new exchange of ved in many local, national and Thanks to the Erasmus Plus pro- competencies in AdB. international networks, being gramme, I could spend a month aware of different structures and in AdB office in Berlin not only working processes. During this learning about the topic but also AdB and DARE as the connection time in AdB I could experience contributing to the work flow of between National and Internati- two very professional platforms the network. This way, what star- onal networks that work together and deli- ted as interest on learning about ver high level results in form of a single topic developed into an This month in Berlin was a big events, materials and advocacy organic learning process on a surprise as I never imagined work. There are many reasons very diverse set of fields, inclu- myself there. Why this? because why this is happening, including ding organizational and project when I sent an email proposing long lasting experience and a well management between others this competences exchange, that funded structure. Still, in AdB and and with an active role in the dai- email was sent to a network DARE I could see that the long ly tasks of the network. based in Netherlands. DARE is experience of the network is in the European network for De- many cases even small compared We have identified the strong mocracy and Human Rights Edu- with the longer experience of its added value of jobshadowing for cation, big stakeholder in EDC- members.

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coordinators and also count with the support of AdB office.

Commitment is for four years, which makes it a long lasting process by itself. I was already im- pressed by thinking about people developing a topic for four ye- ars, when I saw that many of the members of the groups are there for longer than eight years and some even for over two decades.

Two physical meetings per year bring together the people from  AdB the group and their office sup- port. During two days, the wor- king group has the chance to up- We are talking about organiza- was having their working groups date themselves, further develop tions with committed and ex- meetings. I had the opportunity their main work and build their perienced staff and volunteers to attend the meeting of the In- future actions. These days are a coordinating and implementing ternational and the Youth Work great way of working, but even important projects and involved working groups. more, a great way to stay connec- in key democratic processes in ted. In a network collaboration is Germany and Europe, but what AdB working groups have a struc- needed and these events are very called my attention the most was ture that already says a lot about useful way to get to know the re- the high capacity of many of the them. Members are proposed by sources around you and to build organizations. This publication their organizations and once in connections that later on can be- Auerschulische Bildung is the group, represent it. This way come strong partnerships. another very good example of we see a stronger commitment the power of this network, being from the organizations to be acti- a research reference based on its ve in the groups, and examples of e-Academy, online tools for col- members and their contributions. colleagues taking over the positi- laboration and sharing compe- on from someone else from their tencies and experience Members counting not only with organization leaving the group. highly qualified staff and educa- These members work together As it my main working tasks du- tors but also able to host hund- in a volunteering structure with ring the jobshadowing were on- reds of people or with facilities line based. Thanks to various on- prepared for international confe- line tools we managed to make a rences. This brought to us in AdB detailed needs analysis of DARE office the interesting discussion network, from activities and pro- on the quality labels of internati- jects that they are currently invol- onal youth centers created by the ved in to target groups and part- Council of Europe and the possi- ners. This way being able to also bility of AdB members to acquire connect the different members it as, by far, most of them fulfill who are working on similar issu- all the points included in the dif- es. This mapping was also useful ferent quality indicators. to identify the current discussion on the field in the different Euro- pean countries and to recognize Working groups as a way to the new trends and approaches. keep a network active, updated and closer From this process, a set of edu- cational gatherings came up, as This jobshadowing happened du-  AdB the e-Academy platform, where ring a very good period as AdB periodically experts and interes-

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ted people on different key to- Monitoring and Measurement months of reflection and in fu- pics can get together and further in Transformative Education for ture interactions and projects im- develop their competencies and Global Citizenship we were able plementations. experience through exchange. to have a high level discussion on the topic from various perspecti- AdB and DARE are two active and Once again, luck played a good ves and also to support the ongo- professional networks doing very supporting role in this process. ing research. Furthermore, the e- big support for Democracy Edu- During the preparation process Academy is currently online and cation and part of their success is of the first e-Academy we were available for everyone interested thanks to an office with ten great contacted by the DEEEP project to learn from it. people in Berlin who help all the- initiated by CONCORD Europe se things happening. because of a research they are Looking back, it is hard to think implementing on Global Citi- that it was only one month and zenship and we had the chance the feeling is that the learning to put together both elements. was not only intense, but will also E-Mail: Having a first e-Academy on continue during the following [email protected]

Geschichte, Gegenwart und Zukunft Die AdB-Kommission Erwachsenenbildung tagte in Nrnberg

Die Kommission Erwachsenen- gegeben, die den Grenwahn nen Text zur Krise der politischen bildung des Arbeitskreises deut- und die Beeinflussung der Mas- Erwachsenenbildung: Gibt es die scher Bildungssttten tagte vom sen durch architektonische Gi- beschriebene Krise berhaupt? 15. bis 17. September 2014 im gantomanie sichtbar macht und Wenn ja: Welche wesentlichen Caritas-Pirckheimer-Haus in Nrn- die hervorragend fr die poli- Merkmale und Ursachen hat sie? berg. Die Informationen, inhalt- tische Bildung genutzt werden Was knnen Politik, Wissenschaft lichen Inputs und Diskussionen kann. und die politischen Bildner/-innen nahmen Geschichte, Gegenwart tun, um einer Krise politischer Er- und Zukunft in den Blick. Mit ei- Die Mitglieder der Kommission in- wachsenenbildung entgegen zu nem Besuch des ehemaligen formierten sich ausfhrlich ber wirken? Muss etwas dafr getan Reichsparteitagsgelndes und des die aktuellen Entwicklungen auf werden, dass die/der politische/r Dokumentationszentrums infor- der Ebene des Bundes und der Erwachsenenbildner/in ein aner- mierten sich die Mitglieder der Lnder. Zudem diskutierten sie ei- kanntes Berufsbild wird? Diese Kommission ber die Entste- hungsgeschichte des Gelndes und lernten die pdagogische Aufbereitung der Ereignisse im Dritten Reich in der Ausstellung kennen. Das DoKuPd (www. dokupaed.de), das die Fhrung organisierte, ist ein Bildungsan- bieter, der eng mit dem Doku- mentationszentrum zusammen- arbeitet und Angebote zu ver- schiedenen Themenschwerpunk- ten fr Jugendliche und Erwach- sene macht, z. B. zu den Themen Menschenrechte und Macht der Gruppe, zum Rechtsextre- mismus im Alltag oder zu Jugend und Erziehung im Nationalsozi-  AdB alismus. Durch den historischen Ort ist eine eindrckliche Kulisse Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelnde

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Fragen werden die Kommission Ein weiterer inhaltlicher Schwer- gesellschaft und ethische Frage in auch in Zukunft weiter beschf- punkt war das Thema Film und der politischen Bildung aufgegrif- tigen, nicht zuletzt vor dem politische Erwachsenenbildung. fen werden knnen. Ziel war es, Hintergrund eines kommenden Anhand einer praktischen Erpro- die methodischen Mglichkeiten Generationswechsels und einem bung konnte deutlich gemacht bei der Arbeit mit Filmen in der damit verbundenen Wandel der werden, in welcher Weise die politischen Bildung vorzustellen politischen Bildung. Themen Gentechnik, Leistungs- und konkret werden zu lassen.

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit  ein Konzept fr die internationale Bildungsarbeit? AdB-Kommission Europische und Internationale Bildungsarbeit tagte in Wrzburg

Auf ihrer Sitzung vom 15. bis die Kommissionsmitglieder, das schenfeindlichkeit zu bearbei- 16. September 2014 in der Akade- Konzept Gruppenbezogener ten. In der Folge entwickelte mie Frankenwarte in Wrzburg Menschenfeindlichkeit auf den sich eine Diskussion um drei suchte die AdB-Kommission Euro- Schauplatz des internationalen Fragen: pische und Internationale Bil- Jugendaustauschs zu bertragen. dungsarbeit (EIA) nach pdago- Dies gestaltete sich nicht ganz Erstens: Kann eine auf Viel- gischen Anstzen, das wissen- einfach: Die Herangehensweise, falt und Diversitt abzielende schaftliche Konzept Gruppenbe- Gruppenbezogene Menschen- Pdagogik auf einem Konzept zogene Menschenfeindlichkeit feindlichkeit ausgehend von ei- wie Gruppenbezogene Men- (GMF) in einem internationalen nem wissenschaftlichen Analyse- schenfeindlichkeit aufbauen und Kontext zu bearbeiten. Zudem raster zu bearbeiten, wurde von diesem Analyseraster berhaupt wurde auf der Sitzung ein Diskus- den Kommissionsmitgliedern gerecht werden? Die auf Vielfalt sionspapier zur Neu-Verortung nicht unbedingt geteilt. Viele und Diversitt abzielenden me- von Europischer und Internatio- verwiesen darauf, dass mit Me- thodischen und pdagogischen naler Bildungsarbeit im AdB ver- thoden rassismuskritischer und Zugnge basieren meist auf der abschiedet. anti-diskriminierender Bildungs- Grundannahme, dass Vielfalt und arbeit  wie z. B. Anti-Bias, Pluralitt eine positive Zielvor- Referentin Zehranu Aksu von der Eine Welt der Vielfalt  sowie stellung von Gesellschaften sei. bayerischen Koordinierungsstelle mit dem Instrumentarium diver- Hierbei werden die verschiede- von Schule ohne Rassismus schuf sittsbewusster Pdagogik gene- nen Teilbereiche und Gruppen mit ihrem Einfhrungsvortrag rell gengend Methoden zur Ver- in Gesellschaften anerkannt und eine gemeinsame Wissensbasis. fgung stehen, um das Phno- wertgeschtzt. Gruppenbezoge- Auf dieser Grundlage versuchten men Gruppenbezogene Men- ne Menschenfeindlichkeit hin- gegen konstatiert Mechanismen der systematischen Herabwrdi- gung und Ausgrenzung aus der Mitte der Gesellschaft heraus. Als problematisch in diesem Zu- sammenhang wurde auch der Begriff der Mitte gesehen, der zu schwammig ist und alle gesell- schaftlichen Gruppen inkludiert.

Zweitens: Die Politik der Antidis- kriminierung und Grundrechtesi- cherung in der EU zielt generell eher auf den Bereich des indivi- duellen Grundrechteschutzes und des individuellen Schutzes vor Diskriminierung. Wie kann das  AdB mit einem Konzept, das explizit Ausgrenzungserfahrungen von

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Gruppen in den Fokus setzt, in Sie ist zudem absolut ungleich- an, auf bestehende Methoden Einklang gebracht werden? zeitig und daher schwer unter und Zugnge zurckzugreifen einem Analysemuster wie dem und diese in eine bergreifende Drittens: Bereits im europischen der Gruppenbezogenen Men- Thematik Gruppenbezogene Kontext findet die Analyse von schenfeindlichkeit zu handhaben. Menschenfeindlichkeit einzu- Diskriminierungskategorien und ordnen? Kann eine explizit men- Ausgrenzungsmechanismen vor Insbesondere ausgehend vom letz- schenrechtsbasierte Bildungsar- oftmals kontrren gesellschaftli- ten Punkt erscheint es besonders beit diesen Zugang erschlieen chen Rahmenbedingungen, ge- komplex, im internationalen Kon- helfen? Die Mitglieder der Kom- sellschaftspolitischen Diskursen text eine auf Gruppenbezogene mission waren sich einig, dass und Tabus, unterschiedlichen und Menschenfeindlichkeit fuende eine vertiefende Diskussion der sich wandelnden Auffassungen Pdagogik zu begrnden, die Thematik notwendig ist, verbun- vom politisch Korrekten und von einem gemeinsamen analyti- den mit der Reflexion der eige- sich immer wieder neu konsti- schen Grundverstndnis ausgeht. nen Bildungsarbeit. tuierenden Populismen statt. Bietet es sich in der Praxis eher

Beratungen zu AdB-Modellprojekt im neuen Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus AdB-Kommission Jugendbildung tagte im Jugendbildungszentrum Blossin

Die Kommission Jugendbildung lungsprozesse ber die Vergabe whlen  Tore fr Demokratie des AdB traf sich am 23. und von Fair-Play-Punkten sind. Fr entwickelt und umgesetzt. 24. September 2014 im Jugend- dieses Format wurden in Blossin bildungszentrum Blossin zu rund 200 Multiplikatorinnen und Am zweiten Sitzungstag disku- ihrer Herbstsitzung. Das neue Multiplikatoren in Demokratie- tierte die Kommission das neue Bundesprogramm Demokratie Werksttten geschult, die sich Bundesprogramm Demokratie leben  Aktiv gegen Rechts- mit Fragen des Antirassismus und leben  Aktiv gegen Rechts- extremismus, Gewalt und des Rechtsextremismus befasst extremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit war haben. Zur Brandenburgischen Menschenfeindlichkeit. Die ak- eines der Hauptthemen der Sit- Landtagwahl, zu der erstmalig tuell vom Bundesministerium fr zung. auch 16-Jhrige whlen durften, Familie, Senioren, Frauen und wurde das Projekt Treffsicher Jugend (BMFSFJ) vorgelegten Im Mittelpunkt des ersten Sit- zungstages stand das Konzept der politischen Jugendbildung im Jugendbildungszentrum Blossin. Stefanie Wolniewicz, Mitglied der Kommission und stellvertretende Leiterin der Einrichtung, stellte das Konzept zusammen mit ei- nem Kollegen der Brandenburger Sportjugend vor. Insbesondere mit den Projekten Integration durch Sport und Straenfuball fr Toleranz werden Sport und politische Bildung miteinan- der in Verbindung gebracht. Im Straenfuball-Projekt spielen Jungen und Mdchen gemein- sam und das bisherige Reglement wird durch soziale Regeln, wie z. B. faires Verhalten, ergnzt,  AdB die nach dem Spiel reflektiert werden und Anlass fr Aushand- Eingang zum Jugendbildungszentrum Blossin

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Leitlinien zur Frderung von Mo- ein Projekt mit dem Schwer- Expertise vieler Einrichtungen dellprojekten dienten als Grund- punkt Demokratiestrkung im im Feld der Demokratiestrkung lage der Beratungen. Ziel war es, lndlichen Raum zu entwickeln, und Partizipation in die Konzep- Eckpunkte fr ein Verbandspro- da eine groe Zahl von Mitglieds- te einflieen. Das Projekt soll jekt des AdB zu ermitteln, an dem einrichtungen dort angesiedelt sich an der Frage demokratischer sich Mitgliedseinrichtungen des ist und ber Kontakte zu poten- Identitten im lndlichen Raum Verbandes beteiligen knnen. ziellen Kooperationspartnern vor dem Hintergrund Europas ori- Die Kommission entschied sich, verfgt. Darber hinaus kann die entieren.

Potenziale erschlieen  Beschftigte qualifizieren und binden Arbeitstreffen und Fachtagung der Kommission Verwaltung und Finanzen

Die Kommission Verwaltung und In Arbeitsgruppen wurde von allem bei Einrichtungen mit oder Finanzen des Arbeitskreises deut- Erfahrungen mit Methoden zur ohne Haus und darin, ob eine scher Bildungssttten traf sich Mitarbeiterqualifizierung berich- Einrichtung zertifiziert ist oder vom 16. bis 17. September 2014 tet: von regelmigen Kompe- (noch) nicht. im Haus Neuland in Bielefeld zu tenzanalysen; von der Schaffung ihrer Herbstsitzung. Nach offe- von Weiterbildungsetats in den Vor der Mitarbeiterbindung steht nen und aufschlussreichen Be- Haushalten, die auch fr lang- die Mitarbeitergewinnung. In ei- richten aus den Einrichtungen so- fristige Weiterbildungen nutzbar ner Einrichtung kann durch Trans- wie ausfhrlichen Informationen sind; von Hospitationen innerhalb parenz, ein gutes Betriebsklima, ber die aktuellen Entwicklungen der Einrichtung aber auch in an- zufriedene Mitarbeitende, durch auf Bundes- und Lnderebene deren Einrichtungen (Benchmar- flexible Arbeitszeiten und Ver- und dem AdB diskutierten die king); von internen Fortbildun- trauensarbeitszeit, durch geziel- Mitglieder den von der Arbeits- gen auch fr die Honorarkrfte; tes Empowerment, aber auch gruppe vorgelegten ersten Ent- von der Verpflichtung der Mitar- durch die Mglichkeit der finan- wurf einer Statistik zur Erfassung beitenden zur Fortbildung. Pro- ziellen Beteiligung am Betriebser- der Angebote politischer Bildung blematisiert wurde neben der gebnis dazu beigetragen werden. innerhalb des AdB. Motivationsbereitschaft und dem Erschwernisse der Mitarbeiter- Argument des Zeitmangels vor bindung sind unregelmige Ar- Inhaltlicher Schwerpunkt der Sit- allem die Kostenfrage. Groe Un- beitszeiten, das Problem, keinen zung war die Mitarbeiterqualifi- terschiede bei der Mitarbeiter- normalen Arbeitstag zu haben, zierung und Mitarbeiterbindung. qualifizierung zeigten sich vor aber auch die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Beruf und Engagement. Und auch die nicht adquate Bezahlung wird als Problem bei der Mitarbeiter- bindung genannt.

Anschlieend an die Kommissi- onssitzung fand die Fachtagung zum Thema Personalmanage- ment in Bildungseinrichtungen Potenziale erschlieen statt. Der Referent Jacques Douillet fhrte kompetent durch die Fach- tagung. Nach Darstellung der Herausforderungen an ein mo- dernes Personalmanagement folgten Informationen und Anre-  AdB gungen zu den Fragen: Wie kn- nen Strukturen geschaffen und Die Vorsitzenden der Kommission Bernd Vaupel und Ina Nottebohm Zustndigkeiten geregelt wer-

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den? Wie kann eine positive Un- ternehmenskultur gestaltet wer- den? Wie knnen Konflikte kons- truktiv bearbeitet werden? In Ar- beitsgruppen konnten an Hand von Beispielen aus den 12 Team- verstrkern (Fhrung, Qualifika- tion, Engagement, Klima, Leis- tungsniveau, Rolle in der Or- ganisation, Arbeitsmethoden, Organisation, Kritik, Persnliche Weiterentwicklung, Kreativitt, Beziehung zu anderen Gruppen) Faktoren gelungener Teamarbeit ausgearbeitet werden. Ebenso beschftigten sich die Teilneh- menden mit den Fragen, wie man gute und passende Mitarbeiter/ -innen findet, wie man das Po- tenzial der Mitarbeiter/-innen er- kennen kann und diese motiviert  AdB sowie welche Testverfahren es dazu gibt. Die Mitglieder der Kommission in der Diskussion

Parlamentarische Staatssekretrin unterstreicht Bedeutung politischer Bildung AdB-Vorstand traf sich zum jugendpolitischen Austausch mit der Parlamentarischen Staatssekretrin im BMFSFJ

Whrend seiner Herbstsitzung scher Bildungssttten mit der Par- jugend- und fachpolitischen Aus- Mitte Oktober traf sich der Vor- lamentarischen Staatssekretrin tausch in Berlin. Auf der Agenda stand des Arbeitskreises deut- im BMFSFJ, Caren Marks, zu einem standen die jugendpolitischen Schwerpunkte des BMFSFJ, die internationale politische Bildung sowie das neue Bundesprogramm Demokratie leben!

Die Parlamentarische Staatssekre- trin machte deutlich, dass der AdB eine bekannte und ver- lssliche Gre ist, mit der wir gerne zusammenarbeiten. Sie benannte die Weiterentwicklung der Eigenstndigen Jugendpoli- tik als zentrale Herausforderung der nchsten Monate. Insbeson- dere hob sie die Strkung der Be- teiligung junger Menschen her- vor, vor allem derjenigen, die aus den unterschiedlichsten Grnden Schwierigkeiten haben, ihre An-  AdB liegen ffentlich zu formulieren. Die politische Bildung spielt da- Die Parlamentarische Staatssekretrin Caren Marks und der Vorsitzende des bei, so Caren Marks, eine wich- AdB, Ulrich Ballhausen tige Rolle: Politische Bildung

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ist fr uns wichtig, um Teilhabe freut ber die klare und deutli- es dem BMFSFJ darum geht, die zu ermglichen und Demokra- che Strkung der politischen Bil- Teilhabe Jugendlicher zu strken. tie zu strken. Dass alle jungen dung, die die Parlamentarische Der AdB untersttzt dieses ju- Menschen die Mglichkeit ha- Staatssekretrin im Gesprch zum gendpolitische Ziel gerne. ben sollen, eine auerschulische Ausdruck brachte. Frau Marks politische Bildungserfahrung zu wei, dass politische Bildung jun- Der AdB-Vorstand und die Par- machen, erklrte Caren Marks gen Menschen die Fhigkeiten lamentarische Staatssekretrin ausdrcklich zum jugendpoliti- vermittelt, selbstbestimmt, ver- Caren Marks vereinbarten, im schen Ziel ihrer Arbeit. antwortungsbewusst und demo- Gesprch zu bleiben und den kratisch zu handeln. Die Trger gelungenen jugendpolitischen Der Vorsitzende des AdB, Ulrich der politischen Bildung sind da- Austausch im nchsten Jahr fort- Ballhausen, zeigte sich sehr er- her die geeigneten Partner, wenn zusetzen.

Personenschutz geht vor Objektschutz  Brandschutz in Bildungssttten Haustechniker von AdB-Mitgliedseinrichtungen treffen sich zur jhrlichen Fachtagung

Was tun, um Brnde in Bil- des Brandenburg vorgetragen dere von Schlafrumen) und die dungssttten zu verhindern und wurden. Er stellte die einschlgigen Zufahrt von Lschfahrzeugen. Menschen vor Brandgefahren zu brandschutzrechtrechtlichen Be- schtzen? Das war die zentrale stimmungen vor. Neben den Lan- Whrend der Diskussion berichte- Frage der diesjhrigen Fachta- desbauordnungen regeln soge- ten die Haustechniker von Ausein- gung fr Haustechniker aus Mit- nannte Beherbergungssttten- andersetzungen mit den rtlichen gliedseinrichtungen des AdB, die Verordnungen der Lnder die Brandschutzbehrden bei Erwei- vom 21. bis 24. Oktober im bran- Details des baulichen Brandschut- terungsbauten, Modernisierun- denburgischen Jugendbildungs- zes. Da es sich bei Bildungssttten gen und geforderten Anpassun- zentrum Blossin stattfand. rechtlich in den meisten Fllen gen des baulichen Brandschutzes. um Sonderbauten handelt, findet Grundstzlich mssen Bildungs- Die 15 Teilnehmer befassten sich diese Verordnung Anwendung sttten immer den aktuellen mit Aspekten des vorbeugenden und regelt u. a. die Beschaffenheit Brandschutzbestimmungen gem Brandschutzes, die von einem von Rettungswegen, die Rauch- angepasst werden. Der sogenann- Brandsachverstndigen des Lan- dichtigkeit von Tren (insbeson- te Bestandsschutz gilt nicht gene- rell. Der Brandschutzsachverstn- dige wies darauf hin, dass der Sachversicherer ber vorgenom- mene bauliche nderungen zu in- formieren ist, um den Versiche- rungsschutz nicht zu gefhrden.

Mit der Integration des betriebsor- ganisatorischen Brandschutzes in das Qualittsmanagement einer Bildungssttte befassten sich die Haustechniker in einem zweiten Schritt und entwickelten Prozess- beschreibung zur Wartung und Prfung brandschutztechnischer Einrichtungen und fr die Um- setzung von Brandschutzordnun- gen.  AdB Der dritte Schritt stellte die Pla- Die Haustechniker informieren sich ber die Brandschutzeinrichtungen und nung einer Brandschutzbung in -konzepte auf dem BER Bildungssttten dar. Wer ist vor-

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her zu informieren, wer wird mit whrend des laufenden Seminar- lichen Flughafen BER rundete einbezogen und wann soll eine betriebs stattfinden. Dem kann die Tagung ab und fhrte den solche bungen stattfinden? Die- eine Brandschutzunterweisung Haustechnikern anschaulich vor se Fragen wurden diskutiert und der Mitarbeitenden voraus gehen. Augen, welche Folgen in letzter Ablaufplne angefertigt. Nach Konsequenz nicht funktionie- Auffassung der Tagungsteilneh- Eine Exkursion zum neuen, aber rende Brandschutzeinrichtungen mer muss eine Brandschutzbung noch nicht im Betrieb befind- und -konzepte haben knnen.

Inklusion als Thema der politischen Bildung AdB-Kommission Mdchen- und Frauenbildung tagte in Hannover

Die Kommission Mdchen- und Die Kommissionsmitglieder wa- Frauenbildung des AdB tagte am ren sich einig, dass ein inklusiver 3. November 2014 in Hannover. Ansatz hoch anschlussfhig fr Auf der Tagesordnung standen die auerschulische Bildungsar- der Austausch ber jugend- und beit ist. Politische Bildung setzt an bildungspolitische Entwicklungen den Strken und Interessen der auf Bundes- und Lnderebene so- Teilnehmenden an, nicht deren wie Berichte aus AdB-Vorstand Defizite stehen im Mittelpunkt. und Geschftsstelle. Inhaltlicher Dennoch bedeutet eine konse- Schwerpunkt der Sitzung war der quente Umsetzung, alle Arbeits- Themenkomplex Inklusion. Chris- bereiche einer Bildungssttte in tine Reich, Geschftsfhrerin der den Blick zu nehmen und zu Jugendbildungssttte Kurt L- berprfen: die Bildungsarbeit wenstein, stand als Referentin selbst, die Mitarbeitenden und zur Verfgung. Sie fhrte grund-  ovokuro / photocase.de deren Qualifikation, die Zielgrup- legend in das Thema ein und be- pen und das Wissen ber die richtete aus ihrer eigenen Ein- Zielgruppe, die baulichen und richtung, in der in einem zweijh- bunden mit der Mglichkeit zur rumlichen Gegebenheiten und rigen, begleiteten Prozess die uneingeschrnkten Teilhabe. Der nicht zuletzt die politischen und Umsetzung eines inklusiven Kon- Ursprung des Konzeptes liegt in frderrechtlichen Rahmenbedin- zeptes erprobt wurde. der Brgerrechtsbewegung in gungen. den USA. Inklusion ist, so erluterte die Re- Aus dem spezifischen Blickwinkel ferentin, ein Konzept gegen Dis- Entscheidend fr Inklusion ist der der Kommission Mdchen- und kriminierung, wobei die Grnde Perspektivwechsel: Ausgrenzung Frauenbildung interessierte die von Diskriminierung vielfltig entsteht durch das Vorhandensein Anwesenden zudem die Frage, sein knnen und z. B. das Ge- von Hindernissen in den Struktu- wie das Verhltnis von politischer schlecht, die Hautfarbe, die Zu- ren. Nicht Hilfe ermglicht ein Frauen- und Mdchenbildung gehrigkeit zu einer Religion, selbstbestimmtes Leben, sondern zum Konzept Inklusion ist und die sexuelle Orientierung oder die Vernderung der ausgrenzen- wie in der Gender-Pdagogik mit krperliche und geistige Beein- den Bedingungen. Inklusion zielt dem Thema umgegangen wird. trchtigungen betreffen knnen. damit auf die Vernderung ge- Die Kommission will sich im kom- Inklusion bedeutet die selbstver- sellschaftlicher Strukturen. Sie ist menden Jahr mit diesen Fragen stndliche Zugehrigkeit aller eine Haltungsfrage, die bei jedem beschftigen, um das Thema im Menschen zur Gesellschaft ver- einzelnen ansetzt. AdB weiter voranzubringen.

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Zum Whlen zu jung?  Wahlrecht und Generationengerechtigkeit AdB-Projekt wird aus Mitteln des Innovationsfonds im BMFSFJ gefrdert

Der Arbeitskreis deutscher Bil- wicklungspolitik in Vlotho, Eu- tik und Zivilgesellschaft ber die dungssttten e. V. hat das Pro- ropahaus Aurich, Haus Neuland Projektbeteiligten hinaus. jekt Zum Whlen zu jung? Die in Bielefeld, Herbert-Wehner-Bil- Altersfrage  Wahlrecht und dungswerk in Dresden und die Fragestellungen, die im Projekt- Generationengerechtigkeit ge- Jugendbildungssttte Kaubstrae fokus stehen, sind u. a.: Welche startet. Es wird aus Mitteln des in Berlin. Bedeutung besitzen das aktive Innovationsfonds im Rahmen der und das passive Wahlrecht fr die Eigenstndigen Jugendpolitik Die beteiligten Einrichtungen Demokratie? Wie kann ein Inter- gefrdert. Das Projekt hat zum werden Jugendliche und ltere essensausgleich zwischen den Ge- Ziel, das aktive und passive Menschen in intergenerativen nerationen bei politischen Ent- Wahlrecht als herausragende Bildungssettings zusammenbrin- scheidungen verwirklicht wer- Brgerrechte in der Demokratie gen und mit ihnen verschiedene den? Welche Relevanz besitzt im Rahmen intergenerativer Dis- Fragen in sogenannten Town Hall das demokratisch verfasste Wahl- kurse zu thematisieren und zu Meetings bearbeiten. Die anzu- recht fr die Integration von Mi- diskutieren, ob und mit welchem strebende Struktur und Kultur grantinnen und Migranten? Wie Wahlalter Generationengerech- whrend der Debatten wird als knnen junge Menschen moti- tigkeit bei einer sich demogra- beispielgebend fr eine konstruk- viert werden, das passive Wahl- fisch stark wandelnden Gesell- tive generationenbergreifende recht wahrzunehmen und sich schaft hergestellt werden kann. Auseinandersetzung mit dem The- damit aktiv in die Gestaltung der ma stehen. Die Town Hall Mee- Demokratie einzubringen? Kann Folgende Einrichtungen im Ver- tings bieten Raum zur ffentlichen eine eigenstndige Jugendpolitik bund des AdB sind an dem Pro- Prsentation der Seminarergeb- fr die Sicherung der Interessen jekt beteiligt: Arbeitskreis Ent- nisse und zur Diskussion mit Poli- junger Menschen sorgen?

Die Auerschulische Bildung gratuliert AdB-Mitgliedseinrichtungen zum Jubilum

Die Bildungssttte Anne Frank Am 20. November 2014 feierte mokratie und Erinnerung. Beson- e. V. in Frankfurt am Main feier- die Auslandsgesellschaft Nord- deres Markenzeichen der Aus- te im September ihr 20jhriges rhein-Westfalen e. V. im Rathaus landsgesellschaft ist das Enga- Jubilum unter dem Motto Dortmund ihr 65-jhriges Beste- gement vieler Brger/-innen in 20 Jahre (J)BS  Mehr als Ge- hen. Sie wurde 1949 als Initiati- bilateralen Lnderkreisen, das schichte(n)! Bei der Veranstal- ve engagierter Brger/-innen ge- sich in einem vielseitigen Veran- tung luden aktuelle Projekte wie grndet  aus dem Trauma des staltungsprogramm widerspie- die innovative Wanderausstel- Zweiten Weltkrieges heraus und gelt. Dieses zukunftsweisende lung Mensch, Du hast Recht(e)! getragen von dem Wunsch nach brgerschaftliche Engagement zum Mitmachen und Mitdiskutie- Verstndigung. Als anerkannte stand beim Geburtstagsfest im ren ein. Die Gste bekamen die Einrichtung der Weiterbildung Mittelpunkt. Gelegenheit, sich die prmierten ist sie besonders aktiv in den The- Kunstwerke des Jugendwettbe- menschwerpunkten Europische werbs ANNE FRANK HEUTE anzu- und internationale Politik, Zu- sehen. wanderung und Integration, De-

 INFORMATIONEN

Neue Publikationen aus Mitgliedseinrichtungen

Der von Paul Ciupke, Guido Hitze, und in Deutschland vorgestellt Im August verffentlichte die Kon- Alfons Kenkmann, Astrid Wolters und analysiert, es werden aber rad-Adenauer-Stiftung (KAS) den und Wieslaw Wysok herausgege- auch Fragen eines europischen Klimareport. Der Klimawandel ist bene Band Gedenkstttenarbeit Erinnerungshorizontes diskutiert, zu einer der globalen Herausfor- und Erinnerungskultur. Ein ohne dabei die nationalen Beson- derungen des 21. Jahrhunderts deutsch-polnischer Austausch derheiten zu negieren. geworden. Dabei ist in den ver- ist im August im Klartext-Verlag gangenen Jahren insbesondere in der Reihe Geschichte und die Energiepolitik zunehmend Erwachsenenbildung, Band 25 Die Hanns-Seidel-Stiftung hat in ins Zentrum der klimapolitischen erschienen (328 Seiten, 22,95 €, ihrer Reihe Politische Studien Diskussion gerckt. Die KAS ISBN: 978-3-8375-0732-4). In der (Nr. 455) das Thema Das Frei- greift diese Entwicklung in dem Ankndigung des Verlags heit handelsabkommen, Europa und nunmehr in dritter Generation es dazu: Das Erinnern an die die USA aufgegriffen. Seit Mitte herausgegebenen Klimareport Verbrechen des Nationalsozialis- 2013 laufen die Verhandlungen auf. Unter dem Themenschwer- mus gehrt zur politischen Kultur fr ein Transatlantisches Freihan- punkt Energiesicherheit und vieler europischer Gesellschaf- delsabkommen zwischen der EU Klimawandel weltweit haben ten. In der Regel vollzieht sich die und den USA. Ende Mai begann die Auslandsbros der Stiftung Praxis des Erinnerns vor allem in die fnfte Verhandlungsrunde einen berblick zu den nationa- Museen und Gedenksttten, das dazu. Ein Abschluss ist noch in len klima- und energiepolitischen gilt in besonderer Weise fr Polen weiter Ferne  es gibt sowohl Geg- Wahrnehmungen in ihren jewei- und fr Deutschland, in denen ner als auch Befrworter. Han- ligen Einsatzlndern zusammen- sich eine Vielzahl solcher Institu- delsfreiheit und Wirtschaftsauf- getragen. Durch ihre weltweite tionen befinden. Seit den 1980er schwung gegen Chlorhhnchen Prsenz gelingt es der KAS in die- Jahren hat es in Deutschland und Genmais? Die Beitrge der sem Report, Stimmungsbilder aus und insbesondere auch in Nord- Autoren John B. Emerson; Earl H. zahlreichen Lndern zusammen- rhein-Westfalen eine Vielzahl Fry; Martin Huber; Werner Wei- zutragen und einen berblick zu von Gedenkstttengrndungen denfeld und Peter Witterauf zei- den aktuellen Entwicklungen in gegeben, die sich in der Regel gen das Fr und Wider in seiner vielen Teilen der Welt zu vermit- auf lokale, regionale Themen- ganzen Bandbreite auf. Im Analy- teln. stellungen oder bestimmte Op- se-Teil beleuchtet Christian Forst- fergruppen spezialisiert und ein ner die Lage auf der Krim und die Download der Broschre unter: besonderes pdagogisches Auf- Beziehung Russlands zu Europa. www.kas.de/klimareport2014 gabenverstndnis entwickelt ha- Benjamin Drechsel analysiert ben. Nach 1989 hat sich die Ge- und bilanziert die Beziehungen schichts- und Erinnerungskultur zwischen der EU und Indien, v. a. Im Metropol-Verlag ist der Sam- in Polen neu orientiert, Gedenk- unter wirtschaftlichem Aspekt melband Anne Frank. Medien- sttten, die die Verbrechen des und kommt dabei zu einem geschichten erschienen  mit ei- Nationalsozialismus ins Gedcht- eher ernchternden Ergebnis. Der nem Beitrag von Deborah Krieg nis rufen, wurden umgestaltet Islamwissenschaftler und Experte von der Bildungssttte Anne und die pdagogische Arbeit auf- Dr. Guido Steinberg behandelt Frank in Frankfurt/Main. Unter gewertet. Es gibt viele Grnde im Politische-Studien-Zeitge- dem Titel Anne Frank. Ein Md- auf fachlicher, historischer wie sprch die Fragen: Wie gefhrlich chen aus Deutschland. Eine inter- pdagogischer Ebene eine inten- ist der Jihadismus, v. a. in Deutsch- aktive, mulitmediale Ausstellung sivere Zusammenarbeit zu suchen land? Was ist zu beachten und analysiert sie die pdagogische und den Austausch zu frdern. welche Manahmen sind zu er- Konzeption der Dauerausstellung Anspruchsvollere Lernarrange- greifen? der Bildungssttte. ments sollten knftig gemeinsam diskutiert und weiterentwickelt Download der Broschre unter: Peter Seibert/Jana Piper/Alfonso werden. In diesem Sammel- www.hss.de/uploads/tx_ Meoli (Hrsg.): Anne Frank. band werden Beispiele aus der ddceventsbrowser/PS_455_ Mediengeschichten  Berlin 2014, Gedenkstttenpraxis in Polen Internet.pdf Metropol-Verlag

 INFORMATIONEN

Jrgen Fiege, langjhriges Mit- im Lauf seiner Ttigkeit in dieser dung mit Jugendlichen und Er- glied im AdB, hat ein Buch mit auerschulischen Bildungssttte wachsenen. dem Titel Ein Vierteljahrhun- erlebt hat. Ein Schwerpunkt sei- dert Pdagoge im Jugendhof ner Arbeit war der Austausch Bestellungen zum Autoren-Ra- Steinkimmen  ein Lesebuch mit Jugendlichen aus Israel, Eng- batt von 12,05 Euro (inkl. Porto) geschrieben. Darin berichtet er land und Polen, wo das Thema per Post oder E-Mail an: ber seine Zeit beim Jugendhof Judenfeindlichkeit, Faschismus Jrgen Fiege, Hastedter Oster- Steinkimmen, wo er von 1978 bis und Holocaust eine groe Rol- deich 198c, 28207 Bremen oder 2005 als Pdagoge ttig war. Er le spielte. Ein anderer Schwer- [email protected] berichtet ber seine Erfahrungen, punkt war die Verbindung von Erfolge und Misserfolge, die er kultureller und politischer Bil-

Personalien

Seit Juli 2014 ist Dr. Ansgar Burg- Seit dem 1. Oktober 2014 hat Am 12. Dezember 2014 wurde hof der neue Direktor des Gustav- Dr. Niels Haberlandt, ehemals Werner Bvingloh, der Grnder Stresemann-Instituts e. V. (GSI). beim Landessportbund Branden- und Geschftsfhrer der Heim- Er lst Dr. Klaus Dieter Leister ab, burg ttig, die Leitung der Be- bildungssttte Villa Forde mit ei- der Vorsitzender des GSI bleibt. gegnungssttte Schloss Gollwitz ner Feier verabschiedet. Er geht Ansgar Burghof wechselt damit bernommen. Er folgt damit Ma- Ende des Jahres in den Ruhe- aus der Intendanz der Deutschen rion Welsch nach. stand. Welle an die Europische Ta- gungs- und Bildungssttte. Die Antikorruptionsorganisati- Rainer Wiebusch verantwortet als on Transparency International Referatsleiter im Referat Grund- Das Informations- und Bildungs- Deutschland bekommt zum 1. De- satz ab sofort das Politikfeld zentrum Schloss Gimborn e. V. zember 2014 eine neue Ge- Eigenstndige Jugendpolitikim hat seit dem 1. Oktober 2014 ei- schftsfhrerin. Anna-Maija Mer- Bundesministerium fr Familie, nen neuen Direktor. Ren Kauff- tens tritt die Nachfolge von Chris- Senioren, Frauen und Jugend. mann lst die bisherige Direkto- tian Humborg an, der zum 1. No- rin Gabriele Bischoff ab. vember als Geschftsfhrer zum Recherchenetz Correct!v wechselt.

 INFORMATIONEN INFORMATIONEN

Bücher

Claudia Ritzi: Die Postdemokratisierung politischer ffentlichkeit. Kritik zeitgenssischer Demokratie  theoretische Grundlagen und analytische Perspektiven  Wiesbaden 2014, Springer VS, 297 Seiten

2012 wurde der englische Sozial- untersttzt durch das Hegemo- vollwertigen Demokratie. (S. 18) wissenschaftler Colin Crouch zum nialwerden neoliberaler Denk- Bei einer solchen Diagnose fhlt Bundeskongress Politische Bildung weisen zunehmend von Eliten man sich an Johannes Agnolis nach Berlin eingeladen, um dort kontrolliert werden. An die Stelle berhmte (gemeinsam mit Peter die Erffnungsrede zu halten. der Selbstregierung des Volkes Brckner verfasste) Schrift Die Crouch sprach natrlich ber die sei ein politisches System getre- Transformation der Demokratie Postdemokratie, also ber das ten, das mageblich via Massen- von 1967 erinnert, die der 68er- Thema, mit dem sein Name seit den medien durch die Interessen von Bewegung entscheidende Impul- jngsten Verffentlichungen und Unternehmen, Verbnden und se gab. In der Neuausgabe von Debatten verbunden ist. Die demo- gesellschaftlichen Eliten gesteu- 2004 wird die Publikation als kratiekritische Diagnose wird aber ert werde. (S. 2) Dabei sei der seinerzeit einflussreichste und auch von anderen Wissenschaft- Prozesscharakter wichtig, eben nachhaltigste Staats- und Parla- lern vertreten, in Frankreich und die Postdemokratisierung, die mentarismuskritik vorgestellt. den USA etwa von den politischen als Phnomen in den etablierten Agnoli beschreibt darin den Philosophen Jacques Rancire und westlichen Demokratien anzu- Prozess der Involution demo- Sheldon Wolin. Die Politikwissen- treffen sei; es geht in der Diagno- kratischer Staaten, Institutionen schaftlerin Claudia Ritzi hat jetzt se von Crouch & Co. ja um deren und Parteien in antidemokrati- mit ihrer an der Helmut-Schmidt- Entwicklung und nicht um die sche Formen, eine Rckbildung Universitt in Hamburg angefer- Charakterisierung un- oder vor- der brgerlichen Demokratie zu tigten Dissertation einen berblick demokratischer Systeme. mehr Herrschaft, Unterwerfung ber den Diskurs zur Postdemokra- und Kapitalabhngigkeit des tisierung geliefert und ihn mit der Ritzi setzt sich in einem weiteren Staats. Fragestellung verbunden, welche Schritt mit der Kritik auseinan- Rolle die politische ffentlichkeit der, die es von verschiedenen Sei- Das ist im Grunde identisch mit in diesem Kontext spielt, wie sie ten und in unterschiedlicher dem Kerngedanken der heuti- den Ausgangspunkt empirischer Schrfe an der Postdemokratisie- gen Postdemokratisierungsthese. Untersuchungen bildet und somit rungsthese gegeben hat. Sie weist Dabei muss man natrlich anmer- die Diagnose insgesamt besttigen sie zurck und legt dabei beson- ken, dass es  streng genommen, kann. deren Wert auf die innerwissen- wenn man nicht den neolibera- schaftliche Innovation, die mit len Effizienzkriterien des moder- Fr die politische Bildung drften dieser These bewirkt worden sei: nen Wissenschaftsbetriebs folgt vor allem die ersten beiden Tei- Der einschlgige Diskurs habe  wissenschaftlich irrelevant ist, le der Arbeit von Interesse sein. zur Erweiterung des Arsenals ob eine Theorie alt oder neu, Dort werden zunchst die Positio- bzw. Archivs politikwissen- berliefert oder innovativ ist. Es nen der drei genannten Theore- schaftlichen Denkens gefhrt zhlt allein die Frage, ob sie die tiker vorgestellt, um dann den (S. 164); er wirke wie ein Labo- Erklrung des betreffenden Ge- systematischen Ertrag des Post- ratorium (S. 164), in dem neue Be- genstandes leistet oder nicht. Da demokratie-Diskurses zu ber- grifflichkeiten ausprobiert oder drngt sich nun beim aktuellen prfen. Die Autorin weist nach, ltere Zeitdiagnosen auf ihre Demokratie-Diskurs immer wie- dass sich  trotz der Unterschiede, Verwendungsfhigkeit hin ber- der die Frage auf, ob hier nicht die es bei den drei national veror- prft werden knnten. Dass die einfach  wie vor 50 Jahren bei teten Positionen von Crouch (GB), drei vorgestellten Theorien wun- der Studentenbewegung  die be- Rancire (F) und Wolin (USA) de Punkte der heutigen Demokra- stehende formale Demokratie gibt  eine bereinstimmende tie treffen, macht Ritzi in ihrer Sy- mit dem Ideal einer eigentlichen, Diagnose postdemokratischer nopse berzeugend deutlich. Ob lebendigen oder wirklichen Entwicklung identifizieren lsst. der Grundgedanke dabei wirklich Demokratie konfrontiert wird Die gemeinsame These fasst Ritzi so innovativ ist, bleibt jedoch und dieser idealistische Wunsch dahin gehend zusammen, dass zweifelhaft. Postdemokratie, letztendlich der Vater des postde- moderne, westliche Demokrati- fasst die Autorin einmal zusam- mokratischen Gedankens ist. en hinter einer Fassade formeller men, ist eine Scheindemokratie demokratischer Prinzipien und im institutionellen Gehuse einer Johannes Schillo

 INFORMATIONEN

Sebastian Mller-Franken: Meinungsfreiheit im freiheitlichen Staat. Verfassungserwartungen und Verfas- sungsvoraussetzungen einer gefrchteten Freiheit  Paderborn/Mnchen/Wien/Zrich 2013, Ferdinand Schningh, 91 Seiten

Unsere Verfassung sieht, gesttzt voraus. Der Staat darf demnach ne bescheidene und neutrale Rol- von vielen Verfassungsgerichtsur- nicht die Diskussionsrume auf le zu spielen. Diese besteht eben teilen, das Recht auf Meinungs- von ihm gewnschte Spielrume im neutralen Nichteingriff. Das freiheit als eines der wesent- begrenzen. Auch die Frage, ob heit primr, dass er sich selbst lichsten konstituierenden Grund- eine Meinung erwiesenermaen die Ziele der jeweiligen politisch rechte einer freiheitlichen Ge- unwahr sei, knne nicht als Be- korrekten Meinungsbilder nicht sellschaft an. In seinem nun in schrnkungsgrund zhlen. Nicht zu Eigen machen oder sie gar Buchfassung vorliegenden Vor- zuletzt knne eine Gesellschaft selbst durchsetzen darf. In der trag Meinungsfreiheit im frei- auch von einer Auseinanderset- Realitt tue der Staat dies leider, heitlichen Staat schliet sich zung mit der Unwahrheit profi- indem er etwa Sprachkodizes der in Marburg lehrende Rechts- tieren. Der Staat habe in Sachen selbst einfhrt oder in bestimm- wissenschaftler Sebastian Mller- Meinungsfreiheit eine neutrale ten Themenfeldern (genannt ist Franken diesem Diktum mit Nach- Instanz zum Schutz der friedli- die auf mehr Integration abzie- druck an und erlutert es mit chen Ausbung eines Individual- lende Europapolitik) das Diskus- groer Klarheit und Radikalitt. rechts zu sein. sionsfeld absteckt.

Meinungsfreiheit ist bei ihm ein- Diese neutrale Rolle einzuneh- Der freiheitliche Staat, so heit deutig eine negative Freiheit, das men fllt dem Staat oft schwer, es, liee die Wahrheitsfrage heit im Liberalen ein Schutz- obwohl sie so wesentlich ist. offen und beansprucht fr sich recht gegen den Staat. Das klingt Das zeigt Mller-Franken bei damit kein Monopol auf die Be- in diesem Falle zunchst wie ein der Behandlung des Themas stimmung des Gemeinwohls. Allgemeinplatz, erweist sich kon- der political correctness. Bei Oder, wie der Autor dann wei- kret dann doch als etwas sehr ihr handelt es sich ja primr ter ausfhrt, ihm komme bei der Umstrittenes. Meinungen kn- nicht um einen beschrnkenden Gemeinwohlformulierung keine nen unpopulr oder selbst frei- Staatseingriff, sondern um eine Rolle zu. Meinungsfreiheit ist heitsfeindlich sein. Mller-Fran- (heute meist von intellektuellen ein Individualrecht, bei dem es ken sieht es als Reifemastab ei- und kulturellen Eliten betriebe- primr eben nicht um berindi- ner freien Gesellschaft an, dass ne) Art gesellschaftlicher Selbst- viduelle Belange gehe, weshalb sie diese Meinungen nicht nur er- regulierung. Die Meinungsue- diese auch nicht als Einschrn- trgt, sondern sich in der Ausei- rung, die eine andere Meinungs- kungsgrund gelten knnten. nandersetzung mit ihnen strkt uerung in das gesellschaftliche und an eigenem Selbstbewusst- Abseits stellen will, ist so gese- Dieser konsequente Anspruch an sein gewinnt. In diesem Sinne hen ja auch nur eine Meinung, das Recht auf Meinungsfreiheit bedarf es einer demokratischen die zu uern man als Brger lsst Mller-Franken mit einigen Ordnung, die zwar die Befol- frei sein muss. Aber ein Mei- Urteilen und Institutionen ha- gung von durch Mehrheiten zu- nungsdruck, der gesellschaftliche dern, die sich im Laufe der Zeit stande gekommenen Gesetzen Diskussionen durch Schweige- eingeschlichen und etabliert ha- erzwingen darf, aber weiterhin spiralen verunmglicht, beengt ben. So hlt er etwa die Existenz die Mindermeinung gelten las- die Brger und unterminiert die des ffentlich-rechtlichen Rund- sen muss. Demokratie mache erst sozietalen Voraussetzungen der funks und Fernsehen fr bedenk- Sinn, wenn die Minderheit die Meinungsfreiheit. lich, eine Meinung, der sich das Mglichkeit hat, zur Mehrheit Verfassungsgericht bisher noch zu werden. Das gehe nur unter Auf individualrechtlicher Ebene nicht anschloss, die aber eigent- den Bedingungen eines wirklich besteht hier, so stellt der Autor lich folgerichtig wre. Bei der freien Diskurses, der das Individu- przise fest, kein Problem. Es Meinungsfreiheit gehe es letzt- alrecht auf Meinungsfreiheit als kann nicht Aufgabe des Staa- lich um die Staatsfreiheit gesell- unantastbar betrachtet. tes sein, hier in den Markt der schaftlicher Meinungsbildung. Ideen einzugreifen, um etwa Das setzt ein konsequentes Be- Mindermeinungen gesondert zu Dass die Meinungsfreiheit reali- kenntnis zum negativen Freiheits- frdern. Der Staat habe auch in ter vielfach mit Argwohn beugt charakter dieses Grundrechts Sachen political correctness ei- und auch beschrnkt werde,

 INFORMATIONEN

habe etwas mit einem fehlenden Mller-Frankens streitbares und Vertrauens in die Meinungsfrei- Urvertrauen in das freie Spiel der erfrischend zu lesendes Buch ist heit zu leisten. Meinungen zu tun, das gerade in als Lektre sicher geeignet, einen Deutschland sehr verbreitet sei. Beitrag zur Gewinnung dieses Detmar Doering

Ulrich Schnakenberg: Politik in Karikaturen  Schwalbach/Ts. 2013, Wochenschau Verlag, 109 Seiten

Wer in der auerschulischen Bil- knnen, benennt der Autor in sei- Sammlungen und Online-Archive dung oder im Unterricht regel- ner Einleitung eine ganze Reihe abgerundet. mig mit Karikaturen arbeitet, notwendiger Verfahren und Fer- fhlt sich durch diesen anspre- tigkeiten wie Personifikationen Hieran schliet sich der Hauptteil chend gestalteten und hervorra- aufschlsseln, Nationalcharaktere des Buches an, in dem insgesamt gend redigierten Band aus der identifizieren, Symbole deuten, 48 Karikaturen  jeweils dem glei- Reihe Politik unterrichten voll- natrliche Metaphern verstehen chen Muster folgend  gedeutet auf besttigt. Dazu trgt in erster oder Allegorien auflsen. und in einen gesellschaftlichen Linie die konzise, kluge Einlei- und historisch-politischen Kon- tung des Autors Ulrich Schna- Karikaturen stellen ein motivie- text gestellt werden. In acht Ka- kenberg bei, in der zunchst die rendes visuelles Medium dar, das piteln finden sich Themenfelder, Chancen und Risiken der Karika- Anste zu vertiefender Ausein- in denen Karikaturen zu solchen turenarbeit angesprochen wer- andersetzung liefern kann, und Stichwrtern wie Finanz- und den und anschlieend deutlich sicherlich frdert die Arbeit mit Wirtschaftskrisen, Globalisierung, gemacht wird, dass es sich dabei Karikaturen, gerade wenn sie Demographische Entwicklung, fr alle Beteiligten um ein an- multiperspektivisch angelegt ist, Terrorismus, Datenschutz, Rechts- strengendes Verfahren handelt, ideologiekritisches Denken. Dazu staat, Feindbild Islam, Ressour- bei dem genaues Hinsehen, syste- bedarf es aber auch einer gut ab- cenverbrauch und Jugend gedeu- matisches Vorgehen, ein gewisser gestimmten Methodik, bei der die tet werden. Vertreten sind die Grad an Kontextwissen sowie die in der Regel affektive Reaktion auf unterschiedlichsten Autoren und Fhigkeit Symbole und Anspie- pointierte Urteile genutzt werden Stile aus dem In- und Ausland, die lungen entschlsseln zu knnen, kann. Obschon der Autor konkre- angeschnittenen Themen behan- gefordert sind. Am Ende dieser te Vorschlge zu den einzelnen deln sowohl nationale als auch gemeinsam zu erbringenden Ar- Schritten einer Karikaturenanaly- internationale Fragestellungen. beit sollten nach Auffassung des se und zu mglichen Leitfragen Die Vielfalt ist beachtlich. Die Autors schlielich eine pointier- vorstellt, hebt er dennoch mit Deutung der Karikaturen sowie te Aussage sowie eine adquate Recht hervor, dass es dafr keine ihre thematische Auffcherung Bewertung der Position des Ka- verbindlichen Modelle gibt, da das und empirische Sttigung liefern rikaturisten stehen. (S. 5) Sicher- gesamte Verfahren natrlich von eine Vielzahl unverzichtbarer Zu- lich ist es auch sinnvoll, nicht nur der jeweiligen didaktischen Inten- satzinformationen, die sicherlich mndlich zu arbeiten, sondern tion der Lehrkraft abhngig sei. erkenntnisfrdernd sind und kri- sich eines Interpretationsrasters tisches Innehalten oder Nachden- zu bedienen, Leitfragen zu stellen Neben diesen allgemeinen ein- ken frdern knnen. und Arbeitsauftrge zu formulie- fhrenden Hinweisen liefert ren. In der Auseinandersetzung Schnakenberg berdies eine pr- Der Band stellt somit eine durch- mit konkreten Objekten lsst sich zise Anleitung zur Verwendung weg bersichtlich aufgebaute und dann das Symbolrepertoire einer des Buches sowie Anregungen gut handhabbare Arbeitshilfe fr Karikatur mit den in ihr verwen- fr Aufgabenstellungen und ein die schulische und auerschulische deten Stilmitteln wie Metapher Interpretationsraster. Diese sehr politische Bildung dar und ist des- und Ironie oder bertreibung gelungenen ersten Instruktionen halb sehr zu empfehlen. und Reduktion identifizieren. Um werden durch Hinweise auf wei- mit diesen Chiffren umgehen zu terfhrende Literatur, Karikatur- Zbigniew Wilkiewicz

 INFORMATIONEN

Carsten Bnger: Die offene Frage der Mndigkeit. Studien zur Politizitt der Bildung  Paderborn 2013, Ferdinand Schningh, 247 Seiten

Die berbeanspruchung von Bil- Der Band ist in zwei Abschnitte Auseinandersetzung. (S. 153) dung fr die Lsung jedweder mit jeweils zwei Kapiteln ge- Inspirierend ist bei Heinz-Joa- gesellschaftlicher Problemlagen gliedert plus Einleitung und chim Heydorn und Gernot Ko- fhrt fr Carsten Bnger zu einer Schlussbemerkung. Im ersten Ab- neffke, Bildung als Mglichkeit Entleerung (S. 12) des Bil- schnitt geht es um die Rekons- der kritischen Distanzierung (ge- dungsbegriffs. Die Frage sei, ob truktion der erwhnten drei An- genber) ihrer funktionalen For- Bildung zu einer Konsensfor- stze gegenwrtigen Bildungs- mierung und der emanzipato- mel geworden (ist), die politi- denkens, wobei in Kapitel eins die rischen Vernderung der ge- sche Konflikte eher verdeckt, als Fragestellung, wie aus der Pers- sellschaftlichen Bedingungen das sie zu ihrer Klrung oder gar pektive des jeweiligen bildungs- (S. 153) zu verstehen. Damit ist berwindung beitrgt. (S. 12) theoretischen Ansatzes ein fr auf die Subversivitt von Bildung Auch sei die vielfach konstatierte Bildung konstitutives Verhltnis hingewiesen. Hier knnen auch die Entpolitisierung von Bildung zu zum Politischen vorgestellt wird berlegungen von Alfred Schfer diskutieren. Denke man etwa an (S. 23) leitend ist. Gemein sei andocken, etwa Pdagogik als die Popularitt von Messungen allen drei Anstzen die Auffas- Mglichkeitsraum zu denken, und Vergleichstests und deren sung, dass das Verhltnis von in denen das Unmgliche als Stellenwert in bildungspoliti- Bildung und Politischem auf- mglich darstellbar wird. (S. 115) schen Diskussionen, dann knne grund gesellschaftlicher Entwick- Der Mglichkeitsstatus von Bil- auch von einer Politisierung ge- lungen wie theoriesystematischer dung (erffnet) eine Differenz sprochen werden, wenn vielleicht Erwgungen neu bestimmt wer- gegenber sozialen Erwartungen auch nicht von der Gewnschten. den msse (S. 24) sowie der und programmatischen Verwirk- Hier bedrfe es nach Ansicht Bn- Rckgriff auf einen weiten Be- lichungsansprchen. (S. 154) gers einer kritischen bildungs- griff des Politischen, durch wel- theoretischen Analyse, zu der er chen die Auseinandersetzun- In Kapitel zwei Sondierungen mit der vorliegenden Publikation gen ber die Mglichkeiten der fandet Carsten Bnger schlielich beitragen mchte. Carsten Bn- Lebensfhrung  und damit die nach mglichen Berhrungs- und ger geht dabei von der These Umstrittenheit der gesellschaftli- Reibungspunkten der unter- aus dass das Politische nicht als chen Prinzipien und Organisati- schiedlichen theoretischen Bez- uere Bedingung der Bildung onsformen des Sozialen  (deut- ge. Hier lieen sich zwei, den An- gegenbertritt, sondern ein fr licher) fokussiert werden. (S. 25) stzen querliegende Problemstel- Bildungsprozesse konstitutives In diesem Rahmen ist es nicht lungen identifizieren (S. 171): Moment sei (S. 17). Bildung mglich auf die unterschiedlichen 1.) die Frage nach der sozia- gehe nicht in einer bildungspoliti- Anstze ausfhrlich einzugehen, len Bedingtheit der Subjektwer- schen Programmatik auf, sondern dafr ist die Diskussion zu facet- dung (S. 171) und deren Kon- sei als ein subjektkonstitutives tenreich. Daher im Folgenden nur sequenzen und 2.) die Eruierung Verhltnis zum Gegebenen einige der Aspekte, die die Lust von Mglichkeiten der ber- (S. 17) gekennzeichnet. Die Pers- zum Weiterdenken geweckt ha- schreitung oder Unterbrechung pektive einer Politizitt der Bil- ben: Interessant ist es etwa, der sozialer Erwartungen, Zuschrei- dung (erffne) die Mglichkeit, berlegung von Roland Reichen- bungen und Qualifikationsanfor- hinter (...) Funktionsannahmen bach zu folgen und Bildung als derungen. (S. 172) Der zweite zurckzufragen und die Verflech- Transformationsprozess zu den- Abschnitt richtet in Kapitel drei tungen von Bildungsprozessen ken, welche die Unverfgbarkeit den Blick auf die Konstitutions- und gesellschaftlichen Verhlt- von Bildungsprozessen wie auch bedingungen von Subjektivitt nissen im Hinblick auf ihre syste- deren Sozialitt diskutiert. In den und spitzt die Frage der Po- matische Struktur zu analysieren. sptmodernen und zugleich anth- litizitt von Bildung im Hinblick (S. 22) Zur Analyse der Politizitt ropologischen Situierungen von auf die Frage nach Mndigkeit von Bildung diskutiert Bnger in Bildung (...) verweisen Bildungs- zu. (S. 26) Deutlich wird ein der vorliegenden Publikation nun prozesse auf die Dynamik von in Verstndnis von Mndigkeit, als die bildungstheoretischen ber- Stellungnahmen zum Ausdruck nicht dauerhafte Eigenschaft legungen von Joachim Heydorn, kommenden Selbstentwrfen und von Personen oder als erreich- Gernot Koneffke, Roland Reichen- deren Anerkennung oder Irritati- bares Resultat von Bildung, son- bach und Alfred Schfer. on in der zwischenmenschlichen dern als Prozessmoment. (S. 26)

 INFORMATIONEN

Mndigkeit (dient dann) als ment. (S. 221) Die Bedeutung sante Einblicke in unterschiedliche verbindender Bezugspunkt der des Politischen fr Bildungspro- bildungstheoretische Perspekti- genannten Problemstellungen. zesse zeige sich im Resmee ven und deren ausgemachten po- (S. 174) dann als Widerspruchsverhltnis litischen Momenten von Bildung. von sozialer Funktionalitt und Inspirierend sind insbesondere In Kapitel vier bezieht Bnger sei- subversiver Infragestellung gesell- die Sondierungsgesprche, da ne vorangegangen berlegungen schaftlicher Herrschaftsformen, sie durch die den unterschiedli- abschlieend auf den Zusammen- als Praxis nicht-souverner Selbst- chen Anstzen querliegenden hang von Bildung und Demo- und Weltauslegung, die mit f- Diskussionsstrngen neue Impul- kratie. Die Schlussbemerkungen fentlichen Stellungnahmen sowie se in die bildungstheoretische Dis- heben nochmals das theoretische irritierenden Dissenserfahrungen kussion einbringen und durch die Anliegen der Arbeit hervor, mit einhergeht, als Differenz inner- berwindung scheinbarer Unver- der Politizitt von Bildung etwas halb von Subjektivierungsprozes- einbarkeiten zum Weiterdenken in den Blick zu nehmen, das Bil- sen, in denen sich normierende anregen. Aufgrund der dichten dung und den in ihrem Namen Anrufung und unmgliche Iden- theoretischen Diskussion wird stattfindenden Subjektivierungs- titt, hegemoniale Schlieungs- sich die Leserschaft vermutlich prozessen konstitutiv zugehrig bemhungen und erfahrbare auf ein in den Diskursen bewan- ist, in den hegemonialen Bean- Grundlosigkeit berlagern. dertes Fachpublikum konzentrie- spruchungen von Bildung als (S. 221) Mit diesen hier vollzoge- ren, was insofern schade ist, als einer Problemlsungsformel je- nen berlegungen, sei Bildungs- die bildungstheoretische Analyse doch gerade verkannt wird: Die denken dann selbst politische Ar- auch einige innovative Gedanken mehrdeutige Verstricktheit von tikulation. (S. 227) in die bildungspolitische Diskussi- Bildung in Macht und Herr- on einbringen knnte. schaftsformen  und damit ihr Insgesamt betrachtet bietet die konstitutives politisches Mo- Arbeit von Carsten Bnger interes- Jana Trumann

Otfried Hffe: Die Macht der Moral im 21. Jahrhundert. Annherungen an eine zeitgeme Ethik  Mnchen 2014, Verlag C.H.Beck, 224 Seiten

In seinem neuen Buch, das mit dem Tbingen, wo er die Forschungs- er sich mit Nachdruck gegen ambitionierten Titel Die Macht stelle fr Politische Philosophie die Vorherrschaft, oft sogar Ty- der Moral im 21. Jahrhundert grndete. rannis der konomie, eigentlich hohe Erwartungen beim Leser sogar nur gegen die Diktatur des weckt, will Otfried Hffe zeigen, Auf knapp 200 Seiten widmet BWL-Denkens (S. 10) aus. Dem- dass Fragen zu Ethik und mora- sich Hffe in insgesamt vierzehn gegenber wirkt seine Minimal- lischem Handeln immer wieder Kapiteln aktuellen Brennpunkten forderung, die Philosophie in ei- neu gestellt werden mssen. Da- wie zum Beispiel der knstlichen ner intellektuellen kokultur bei muss eine zeitgeme Ethik Befruchtung, humanitren Inter- aus Grnden des Artenschutzes die Themen bercksichtigen, die ventionen, Lauterkeit im Wettbe- zu frdern (S. 13) zwar ehren- uns heute unmittelbar betreffen. werb, der Hhe von Manager- haft aber auch ein wenig hilflos. gehltern, Identitt im Zeitalter Mit seiner Kritik an der (kurz- Der Autor ist kein unbekannter der Digitalisierung oder den mo- sichtigen) konomisierung von in der akademischen Philosophie. ralischen Rechten und Pflichten Bildung und Forschung reiht er Er gilt als einer der namhaftesten gegenber Tieren und nachfol- sich nahtlos in aktuelle Publika- politischen Philosophen der Ge- genden Generationen. Direkt im tionen von prominenten Fachkol- genwart. Insbesondere mit sei- ersten Kapitel positioniert sich leginnen und -kollegen, wie z. B. nen Arbeiten zur Ethik, zu Aris- der Autor eindeutig. Zum einen Martha C. Nussbaum (Nicht fr toteles und zu Immanuel Kant bricht er eine Lanze fr die Phi- den Profit! Warum Demokratie ist er ber die Fachffentlichkeit losophie und die Geisteswissen- Bildung braucht, 2012) oder Ju- hinaus bekannt geworden. Bis zu schaften, die fr demokratische lian Nida-Rmelin (Philosophie seiner Pensionierung im Septem- Gemeinwesen, darber hinaus fr einer humanen Bildung, 2013), ber 2011 las er als Professor fr eine globale Welt unverzichtbar ein. Zum Schluss rundet ein kur- Philosophie an der Universitt sind. (S. 10) Zum anderen spricht zer Ausblick ber die stets prekr

 INFORMATIONEN

bleibende Macht der Moral die  mit oder ohne Moral. So disku- sen werden kann und die lteren Einzelkapitel ab. Als Referenzen tiert er u. a. auch die Frage, wozu Verffentlichungen kompakt in dienen dem Autor immer wieder technische und medizinische Er- einem Buch zusammengefasst zu philosophische Klassiker wie Aris- rungenschaften eingesetzt wer- finden sind. toteles oder Immanuel Kant. Auf den drfen und wozu nicht. die zeitgenssischen Entwicklun- Fr mndige Leser/-innen, die kei- gen des philosophischen Denkens Dass es sich bei dem Buch nicht ne einfachen Patentrezepte fr im disparaten Ethik-Diskurs geht um eine geschlossene Monogra- moralisches Handeln erwarten, er nicht ein. In seinen exemplari- fie handelt, sondern vielmehr sondern sich in recht verstnd- schen berlegungen schlgt Hf- um eine Aufsatz- und Vortrags- licher Terminologie und vor allem fe kein ausgefeiltes Moralsystem sammlung, wovon schon einiges ohne moralischen Zeigefinger auf vor, sondern legt den Akzent eher verffentlicht wurde und dem das anspruchsvolle Wagnis einer auf die Errterung aktueller ethi- Leser nun in berarbeiteter und Grundlagenreflexion einlassen scher Grauzonen. Hierbei stellt er aktualisierter Form prsentiert wollen, bieten Hffes Annhe- richtige und wichtige praktische wird, ist daran zu merken, dass rungen an eine zeitgeme Ethik Fragen, die, ganz der philosophi- sich manche Textpassagen fast durchaus vielfltige und kontro- schen Tradition verpflichtet, zum wortgleich in mehreren der Bei- verse Ansatzpunkte. suchenden und aktiven Denken trge wiederfinden. Jedoch bie- anregen und aufzeigen, dass der tet diese Sammlung den Vorteil, Jens Korfkamp Mensch sich selbst eine Form gibt dass jedes Kapitel fr sich gele-

Thomas Brk: Gefahrenzone, Angstraum, Feindesland: Stadtkulturelle Erkundungen zu Fremdenfeindlich- keit und Rechtsradikalismus in ostdeutschen Kleinstdten  Mnster 2012, Westflisches Dampfboot, 383 Seiten

Ein enormer Apparat ist es, den wissenschaftliche Texte zu lesen weiligen Charakters: Stdte als der in Berlin ttige Stadtgeo- gewohnt sind. Als Bettlektre Orte des Lichts, der Entfaltung graph, Historiker und empirische eignet sich Brks Studie wirklich von Kultur und Bildung, aber Kulturwissenschaftler Thomas nicht. Aber sicher knnte es sich auch der Eitelkeiten und morali- Brk auf 357 Seiten Text mit wei- fr die Leserin bzw. den Leser loh- schen Abgrnde, des Lrms und teren 26 Seiten Literaturverzeich- nen, die eine oder andere theo- des zivilisatorischen Verfalls ei- nis vorgelegt hat. Der Anspruch: retische Fragestellung punktuell nerseits und des Landes als Hort Anhand zweier Fallbeispiele, der zu vertiefen. Wenn da nicht die des Friedens, der Unschuld und (anonymisierten) brandenburgi- zahlreichen Grammatikfehler w- lndlichen Idylle. Das kann zwar schen Kleinstdte Belsheim und ren  typisches Beispiel: Den fun- verstanden werden, muss es aber Wittingen, aufzuzeigen, wie damentalen Kontrasten zwischen nicht. Diese und viele andere rechtsextreme (in der Sprache des den durchaus historisch kontin- wertvolle Erkenntnisse der Studie Autors: rechtsradikale) Positio- genten, als Stadt und Land be- htten auch wesentlich einfacher nen in die Stadtkultur eindringen zeichneten Formen menschlichen ausgedrckt werden knnen, und welche Mglichkeiten zivil- Lebens, reichen  so Williams ohne dass das Buch dadurch an gesellschaftlicher Gegenwehr es (1973: 1)  zurck in die Antike. Substanz verloren htte. dazu gibt. (S. 40) Hinzu kommen viele hy- perkomplexe Ausdrcke und in Worum also geht es? Brk will Um gleich mit dem Negativen sich nicht stimmige Bezge in den sozialrumlichen Konflikt anzufangen: Der Band ist fr wis- Schachtelstzen, welche nicht um Prsenz, Teilnahme und senschaftliche Laien kaum lesbar. immer aufgehen. Ein Beispiel Ausschluss in der Stadt anhand Insbesondere das theoretisch an- von derselben Seite: Dieses des Konzepts der Stadtkultur gelegte erste Grokapitel Mit Land von dem viele mehr oder darstellen; es geht um den Aus- Henri Lefebvre in der Kleinstadt: weniger direkt in die Grostdte handlungsprozess, den Kampf Positionen, Zugnge, Forschungs- gekommen sind, bildet auch heu- und Konflikt um das Recht auf ansatz der vorliegenden Arbeit te noch oftmals den betonten Sicherheit und krperliche Un- ist eine Zumutung fr alle dieje- Gegensatz der positiven oder ne- versehrtheit, um An- und Ab- nigen, welche nicht ausschlielich gativen Zuschreibungen eines je- wesenheit, um Partizipation am

 INFORMATIONEN

stdtischen Leben, kurz: um das Herr Stein aus dem stdtischen Sowohl die Einleitung als auch Recht auf die Stadt (Henri Le- Bauamt, Lokalredakteur Tei- das Schlusskapitel knnen inhalt- febvre), als Kampf um kulturelle chert oder die Sozialarbeiterin lich berzeugen. Im ffentlichen Hegemonie ber den stadtpoli- Frau Sassen haben bei Brk Raum artikulieren sich nicht nur tischen Raum. (S. 19) Dazu hat lediglich einen Nachnamen. Die Rechtsradikale gegen Fremde, Brk die beiden Kleinstdte drei Kategorien, das ist daran sondern das Klima der Angst, der Belsheim und Wittingen ber zu erkennen, sind fr Brk auch Nicht-Offenheit in breiten Teilen Jahre immer wieder besucht drei Hierarchieebenen: Unter der Bevlkerung verschafft ihnen und dort mit Bewohnerinnen sich sieht er die Jugendlichen, die einen breiten Resonanzboden. In und Bewohnern sowie mit dort Migrantinnen und Migranten, Wittingen und Belsheim ist Beschftigten gesprochen. Dabei denen er mit der Nennung beim dieser Voraussetzung fr gewalt- hat er allerdings auf das Gesprch Vornamen gleich recht nahe same Ausbrche der Rechten. Da- mit Rechtsextremen selbst ver- kommt. ber ihm befinden sich gegen ist eine aktive zivilgesell- zichtet. die Professionellen, die er mit schaftliche Bettigung mglichst Distanz und auerdem Ehrerbie- groer Teile der Bevlkerung  Die Akteure der Stadt, mit denen tung (Herr, Frau) angeht; auf und nicht nur der berufsmig Brk Interviews gefhrt hat, teilt einer Ebene schlielich befindet Engagierten  in jedem Fall hilf- er in drei Kategorien ein, und zwar er sich mit den Stadtaktiven  reich. Heteropien, also andere die: der a) Stadtaktiven und mit denen sich Brk am ehesten Rume, in denen keine ethni- Drehpunktpersonen, der b) Pro- identifiziert. sche Selektion stattfindet, sollten fessionellen und Verwaltungsleu- geschaffen bzw. gestrkt wer- te und c) der (potentiellen) Op- Wer nun die oft interessanten den. Und weiter, am Schluss, lei- fer und der subalternen/subkul- Ausfhrungen der Ansprechpart- der in der holprigen Sprache, wel- turellen Marginalen. (S. 124) ner/-innen liest, kommt zu dem Er- che den Band durchzieht: Grund- Letztere nennt Brk nur mit ihren gebnis, dass sich diesen drei Hierar- lage sollte auch hier und gegen- Vornamen, ob es sich nun um chieebenen auch tendenziell drei wrtig die Frage nach den Ge- Schlerinnen (Sandra und Sti- Verhaltensmuster bzw. Positionen staltungsmglichkeiten aller in ne, S. 138 f.) oder um erwachsene in der Stadtgesellschaft zuordnen der Stadt anwesenden Menschen Migranten (Lucas, Mustafa, lassen. Die Position der Ohnmacht gestellt werden, an den Beteili- Mahmout, S. 152) handelt. Die bei den Migrantinnen und Migran- gungsmglichkeiten, die auf Stadtaktiven, meist zivilgesell- ten und (nicht aktiven) Jugendli- Grundlage von Partizipationsan- schaftlich engagierte Zugezoge- chen; die Position der Ignoranz geboten und -mglichkeiten be- ne, welche offenbar Brks Sym- bzw. Abgehobenheit bei den Ver- ruhen. (S. 356) pathie haben, werden dagegen waltungsleuten und schlielich die mit Vor- und Zunamen genannt: Position des Engagements trotz ei- Lutz Bertram, Jan Sonntag ner gewissen Auenseiterposition und Monika Rasch (S. 147) Die in der Stadtgesellschaft bei den Professionellen dagegen, etwa Stadtaktiven.

Wolfgang Sander (Hrsg.): Handbuch politische Bildung  Schwalbach/Ts. 2014, Wochenschau Verlag, 623 Seiten

Bestseller gibt es in der gedruck- Bildung dar. Bereits in der 4. und 632 bedruckten Seiten flt selbst ten Welt der politischen Bildung vllig berarbeiteten Auflage einem Profi des Fachs erst mal nicht so viele und wenn ja, rei- liegt es vor, um der Leserschaft Ehrfurcht ein, bevor sich diese chen die Auflagenhhen nicht einen verlsslichen berblick in eine aufgeregte Erwartungs- im Geringsten an die bekannter zum Stand der wissenschaftlichen haltung wandelt. Das Handbuch und durch ausgetftelte Marke- Fachdiskussion der politischen ist klar gegliedert und erffnet tingstrategien der Verlage ge- Bildung zu geben, so Wolfgang mit einem umfangreichen und hypter Autoren und Titel. Eine Sander, Herausgeber des Bandes, erweiterten Kapitel zu den wis- rhmliche Ausnahme stellt aller- in seinem Vorwort. senschaftlichen Grundlagen der dings das in diesem Jahr erschie- politischen Bildung. Als solche nene Handbuch der politischen Die voluminse Erscheinung der werden u. a. historische und fach-

 INFORMATIONEN

didaktische Themen vorgestellt, Praxisbezug gegeben. Dennoch staatlichen Bereich zuzuordnen, aber auch die neueren Entwick- besttigen die Ausfhrungen, sollte bei Gelegenheit noch mal lungen der Kompetenzorientie- dass an der Europisierung der kritisch diskutiert werden. Ange- rung, die Praktiker und Funktio- politischen Bildung zuknftig merkt sei an dieser Stelle noch nre der non-formalen politi- kein Weg vorbeifhren wird. eine kleine Korrektur: Die nicht schen Bildung seit geraumer Zeit Viele Akteure haben das bereits ganz korrekte Darstellung des umtreiben. Diesen Bereich spricht verinnerlicht und richten sich ent- AdBs als Dachverband, in dem Sander in seinen Ausfhrungen sprechend weiter nach Europa auch Einrichtungen der politi- allerdings gar nicht an, sondern aus. schen Bildung Mitglieder sind, beschrnkt sich auf die Folgen ist sicher diesem Dickicht und der des PISA-Schocks und den schuli- Wer sich mit den Strukturen po- Unbersichtlichkeit geschuldet, schen Bereich inklusive der Vor- litischer Bildung in Deutschland entspricht aber nicht dem Cha- stellung entsprechender Kompe- befasst, verliert sich schnell im rakter des AdB als Fachverband tenzmodelle. Dickicht einer Vielfalt von Ak- der politischen Bildung. teuren, Verbnden und Anbie- Weitere Kapitel sind die Instituti- tern. Diese Vielfalt ist politisch Das vorliegende Handbuch hilft onen der politischen Bildung, die gewollt, um die Heterogenitt Praktikerinnen und Praktikern Praxis- und inhaltlichen Aufga- der Anstze und des Diskurses der politischen Bildung weiter, benfelder, didaktische Prinzipen nicht zu gefhrden. Christine Zeu- die sich strker mit den Grund- und ein Kapitel zur politischen ner stellt sich in ihrem Beitrag lagen dieses Arbeitsfeldes befas- Bildung im internationalen Ver- ber die Institutionen dieser He- sen wollen, aber auch angehen- gleich. Einen guten und schnel- rausforderung und nimmt eine den Fachkrften, die sich fr die len berblick ber die Veranke- Kategorisierung der Anbieter po- komplexe Welt der politischen rung des Arbeitsfeldes auf euro- litischer Bildung in staatliche Bildung interessieren und diese pischer Ebene und in den EU- bzw. kommunale sowie partiku- ggf. zu ihrem beruflichen Be- Mitgliedsstaaten liefert der Ol- laren Interessensorganisationen ttigungsfeld machen wollen. Als denburger Politikdidaktik-Profes- vor. Als staatliche Anbieter spie- Bestseller gehrt es aber auch als sor Andreas Eis. Die Anstze der len Schulen pltzlich keine Rolle Nachschlagewerk ins Bcherregal Education for Democratic Citizen- mehr, sondern eher Volkshoch- aller Profis, denn keine Suchma- ship (EDC) und der Human Rights schulen, die Bundes- und Lan- schine liefert in vergleichbarer Education (HRE) werden vorge- deszentralen, aber auch staatlich Zeit diese Flle an Informationen. stellt und in Verbindung zum anerkannte Bildungstrger in Wer allerdings etwas ber die Konzept der politischen Bildung der Trgerschaft privatrechtli- Didaktik und Praxis non-formale in Deutschland gebracht. Eine cher Vereine oder Stiftungen, die politische Bildung erfahren will, kurze Beschreibung der Hand- ffentliche Frderung erhalten. ist auf ergnzende Literatur an- lungsfelder der Trger politi- Die Vielfalt der zivilgesellschaft- gewiesen. schen Bildung in Europa htte lich organisierten Bildungstrger der Darstellung noch etwas mehr und Bildungssttten einfach dem Boris Brokmeier

Irena Sgier/Susanne Lattke (Hrsg.): Professionalisierungsstrategien der Erwachsenenbildung in Europa. Entwicklungen und Ergebnisse aus Forschungsprojekten  Bielefeld 2012, W. Bertelsmann Verlag, 158 Seiten

Der Titel bietet sich gut fr eine wort zu dieser Ausgabe zu Recht stelle sich auch die Frage, wie die weiterfhrende Diskussion an, an, dass die politische Bildung Bedeutung politischer Bildung die auch im Themenschwerpunkt mit einer Ausrichtung an einer deutlich werden knne, wenn der Auerschulischen Bildung konomischen Verwertbarkeit ih- man sich einer solchen Systemati- 1/2014 aufgegriffen wird: Fra- rer Bildungsprozesse Probleme sierung verweigere. gen nach einer Dokumentation habe, gehe es doch in der poli- von Kompetenzen, von Bildungs- tischen Bildung um Mndigkeit, Um diesen Fragen nachzugehen, wirkungen und -effekten in der um gesellschaftliche und soziale war nicht nur die Ausgabe 1/2014 politischen Bildung. Friedrun Er- Integration, um Demokratie- und der Auerschulischen Bildung ben merkt dazu in ihrem Vor- Partizipationsfhigkeit. Aber es sehr empfehlenswert, sondern

 INFORMATIONEN

empfiehlt sich auch die Lektre widmen und Anforderungen und Autoren 13 Ttigkeitsfelder in des Sammelbandes, herausgege- Standards zur Professionalisie- den Bereichen Lehren, Manage- ben von Irena Sgier, wissenschaft- rung zu entwickeln. ment, Beratung, Medien, Pro- liche Mitarbeiterin beim Schwei- grammplanung, administrative zerischen Verband fr Weiterbil- Kompetenzprofil sei ein zentra- Untersttzung und Evaluation. dung (SVEB), und Susanne Lattke, ler Begriff zur Beschreibung von Sie thematisieren auch Aspek- wissenschaftliche Mitarbeiterin Kompetenzen einer Berufsrolle, te der Verantwortung oder der am Deutschen Institut fr Erwach- eine fachlich-horizontale Veror- groen Heterogenitt mit Blick senbildung (DIE). tung von Berufsrollen(inhabern) auf Zielgruppen und Anforderun- innerhalb einer Branche. (S. 8 f.) gen und kommen zu dem Schluss: Der Band diskutiert aus einer vor Qualifikationsrahmen sei ein Die Resultate dieser Studie kn- allem europischen Sicht Fragen weiterer zentraler Begriff zur ver- nen deshalb als Pldoyer fr ein der Professionalisierung der Er- tikalen Verortung eines Abschlus- strkeres professionelles Bewusst- wachsenenbildung in einem ses/Abschlussinhabers auf einer sein sowie als Hilfsmittel zur Iden- Spannungsbogen zwischen wach- hierarchischen Skala. Seit der tifikation der fr die Arbeit mit Er- senden Anforderungen nach Ver- Etablierung des Europischen wachsenen zustzlich bentigten wertbarkeit, Mobilitt und euro- Qualifikationsrahmens (EQR) auf Kompetenzen gesehen werden. pischen bzw. internationalen EU-Ebene 2008 und den sich da- Auf diese Weise haben wir die Standards einerseits und der Ge- ran anschlieenden Entwicklun- Mglichkeit, Trainingsprogram- fahr bermiger Formalisierung gen von nationalen Qualifika- me zu entwickeln und Personen, und Brokratisierung anderer- tionsrahmen wrden Professio- die in verschiedenen Bildungsseg- seits. Er bietet einen berblick nalisierungsanstzen zunehmend menten ttig sind, zu professio- ber die derzeitige bildungspoli- mit diesen Instrumenten ver- nellen Erwachsenenbildnern und tische Debatte wie auch ber die knpft. (S. 8) Erwachsenenbildnerinnen auszu- Praxis der Professionalisierung in bilden. (S. 104 f.) der Erwachsenenbildung in Euro- Im Rahmen einer von der Euro- pa. Im Mittelpunkt stehen dabei pischen Kommission gefrderten In ihrer Schlussbemerkung wei- die Lehrenden in der Erwachse- Studie haben Bert-Jan Buiskool sen die Herausgeberinnen darauf nenbildung. und Simon Broek die Frage un- hin (S. 155), dass der Fokus auf tersucht, welche Schlssel- und Kompetenzen die Perspektive In acht Beitrgen diskutieren Kernkompetenzen das Weiter- nicht verengen msse, sondern 12 Fachwissenschaftler umfas- bildungspersonal in Europa fr erweitern knne unter der Be- send den aktuellen Forschungs- seine Ttigkeiten bentigt, und dingung, dass Kompetenzlisten und Diskussionstand, wobei Kom- stellen ihre Ergebnisse in dem Bei- und -profile in den weiteren petenzprofile und Qualifikations- trag Schlsselkompetenzen fr Kontext der Professionalisierung rahmen eine Schlsselrolle spie- das Weiterbildungspersonal: Ein eingebettet wrden. Ordne man len. Sie verbinden dabei wissen- Inventar der europischen Praxis Kompetenzlisten und -profile in schaftliche Anstze mit praxisbe- vor. (S. 87 ff.) Ein Befund: Trotz den Professionalittsdiskurs und zogenen Fragen und geben Denk- der Bedeutung des Themas in der in einen differenzierten Kontext anste  u. a. zu Themen wie akademischen Debatte und der ein, so werde deutlich, dass der Aktuelle Professionalisierungs- strategischen Prioritt in der Bil- Kompetenzfokus beim aktuellen anstze in der Erwachsenbil- dungspolitik sei ber diese spezi- Stand der Professionalisierung dung, Professionalisierung und elle Gruppe von Praktikern wenig eine unverzichtbare Bedingung Beschftigung in der Weiter- bekannt. Viele Lnder lieen ein fr die Verstndigung zwischen bildung, Lernkompetenzen von klares Bild der zur Erfllung be- Wissenschaft und Praxis auf der Lehrenden in der Weiterbildung ruflicher Aufgaben im Weiterbil- einen Seite und zwischen Exper- oder zu theoretischen und empi- dungsbereich ntigen Kompeten- ten verschiedener Lnder auf der rischen Entwicklungen von Kom- zen vermissen. Ziel der Studie sei es anderen Seite sei. petenzrahmen und -profilen. Die deshalb, ein gemeinsames fr die Beitrge stehen im Zusammen- Entwicklung eines europischen Die Autorinnen und Autoren set- hang und nehmen Bezug auf Referenzrahmens verwendbares zen sich aus unterschiedlichen Bestrebungen in Europa und der Set an Schlsselkompetenzen zu Perspektiven mit Erwachsenen- Europischen Union seit Ende erarbeiten. bildung als Profession auseinan- der 1990er Jahre, der Professio- der und verbinden dabei wissen- nalisierung der Erwachsenenbil- Mit Blick auf die breit gefcher- schaftliche Anstze mit praxisbe- dung mehr Aufmerksamkeit zu ten Aufgaben identifizieren die zogenen Fragen. Auf der Grund-

 INFORMATIONEN

lage internationaler Forschungs- mgliche Forschungsprojekte bunden? Wer setzt Kompetenz- projekte geben sie Denkanste nennen die Herausgeberinnen standards? Welche Folgen sind fr die weitere Professionalisie- u. a. folgende Ansatzpunkte: mit Standardsetzungen verbun- rung der Weiterbildung. Fr eine Welche Berufsbilder sind mit den den? (S. 156) weiterfhrende Diskussion und Kompetenzanforderungen ver- Rainer Gries

Wolfgang Keim/Ulrich Schwerdt (Hrsg.): Handbuch der Reformpdagogik in Deutschland (1890-1933). Teil 1: Gesellschaftliche Kontexte, Leitideen und Diskurse; Teil 2: Praxisfelder und pdagogische Hand- lungssituationen  Frankfurt am Main 2013, Verlag Peter Lang, 2 Bnde, 1.253 Seiten

Das nach zehn Jahren fertigge- Im Groen und Ganzen konzen- sendes Stichwort auf und kontex- stellte Handbuch wurde mit dem trieren sich die Bnde auf die tuieren es gesellschaftspolitisch, Ziel begonnen, reformpdagogi- deutsche Reformpdagogik. In- philosophisch, erziehungshisto- sche Anstze seit der Wende vom ternationale Kooperationen (und risch und/oder wissenschaftstheo- 19. zum 20. Jahrhundert, welche Rivalitten) werden gleichwohl retisch. (S. 30) die Diskurse der verschiedenen nicht ignoriert, etwa das Enga- pdagogischen (Teil-)Disziplinen gement Paul Geheebs, Leiter der Der zweite Band mit den Schwer- angeregt oder mitbestimmt ha- Odenwaldschule, im Weltbund punkten Reformpdagogische ben, durch 25 Expertinnen und fr Erneuerung der Erziehung Praxisfelder (C) und Reform- Experten neu systematisieren zu in den 1920er Jahren und selbst- pdagogik in pdagogischen lassen und den Gegenstand auf redend die (sehr kritisch rezi- Handlungssituationen (D) um- der Basis leitender Gesichts- pierte) Karriere der Montessori- fasst sieben bzw. zehn Beitrge. punkte zu entfalten. Die Heraus- Pdagogik seit dem ersten Kin- Dem Praxisfeld Schule, darunter geber (der Paderborner Emeri- derhaus 1919 in Berlin. den Versuchsschulen und ihrer tus W. Keim legt eine Art Ver- Ausstrahlung, gilt, gemessen an mchtnis seiner langjhrigen Die voluminsen Bnde lassen der Lnge der Texte, das strks- Forschungsttigkeit vor) verfol- sich mit Hilfe eines Sach- und eines te Interesse. (Keim/Schwerdt, gen eine ideologiekritisch ge- Personenregisters erschlieen  S. 658-776) Darber hinaus fin- schrfte Herangehensweise, die Biographien sind darin hervorge- den sich Handbuchartikel zu Vor- sowohl eine Erschlieung neuer hoben , in erster Linie aber ber schulerziehung, Berufsbildung, Themenbereiche als auch eine ge- eine eingngige Inhaltsstruktur Heilpdagogik und Gefngnis- nerell erweiterte Perspektive auf (Schwerpunkte A  D): Im ersten pdagogik. Diese spiegeln einen smtliche reformpdagogische Band geht es im Kapitel A in neun in reformpdagogischen Diskus- Diskurs- und Handlungsfelder Beitrgen um Gesellschaftliche sionen bislang wenig berck- verlangt. (Einfhrung S. 9-35, Kontexte, unter anderem um sichtigten Forschungs- und Dis- hier S. 10) In der Reformpdagogik Parteien, die Arbeiterbewegung, kussionsstand wider, und die habe nmlich nicht nur das weitere politische und soziale Texte zu Sozialpdagogik und Er- pdagogische Verhltnis zur De- Bewegungen (Frauen, Jugend, wachsenenbildung lassen erken- batte gestanden, sondern es sei, Pazifismus), Berufsverbnde so- nen, inwiefern diese beiden Fel- begleitet von bildungspolitischen wie die Entwicklung der Diszipli- der in der Zwischenkriegszeit von Kontroversen, zugleich um Auf- nen geisteswissenschaftlicher unterschiedlichsten pdagogisch- stiegschancen und gesellschaftli- Pdagogik und Psychologie. politischen Reformambitionen che Teilhabe gegangen. Vor die- geprgt waren, die durchaus sem Hintergrund unterscheiden In Kapitel B wird auf der Grund- irritierende Positionen einschlos- Keim und Schwerdt vor allem lage zentraler Begriffe nach sen (z. B. zur Eugenik im einen, fr die Weimarer Republik  und Reformpdagogischen Leit- zur Bedeutung von Volk und Ge- analog zu deren Versulung  ideen und Diskursen gefragt: meinschaft im anderen Fall). brgerlich-konservative, liberal- Auer solch vielzitierten und ana- demokratische und sozialistische lysierten wie Kindorientierung, Das Handbuch ergnzt das bli- Richtungen. Zuordnungen sind Selbstttigkeit usw. sind dies che Spektrum pdagogischer Si- allerdings, wie sich zeigt, nicht beispielsweise Natur, Indivi- tuationen: Auer mit Alternati- immer eindeutig zu treffen. dualitt, Zukunft. Die elf Bei- ven zum herkmmlichen Unter- (Keim, S. 895 ff.) trge greifen jeweils ein wegwei- richt, die U. Schwerdt in ihrer

 INFORMATIONEN

Pluralitt ausfhrlich reflektiert pdagogische Experiment fand und Missdeutungen in diesen (S. 949-1009), befassen sich Bei- schon vor 1933 ein Ende). Zusammenhang fehlten noch, so trge mit Interaktionen, in de- heit es, Ergebnisse grundle- nen und durch die sich Erzie- In einigen Beitrgen bleiben die gender bildungshistorischer For- hungsprozesse vollziehen sollen. Ausblicke auf die Rezeption der schung. (Gaus/Uhle, S. 559-575, (S. 34) Richtungsbergreifend Reformpdagogik in beiden deut- hier S. 574; siehe auch Tenorth, gehren dazu Arbeit, Feste und schen Staaten und nach 1990, d. h. S. 440 f.; Keim/Schwerdt, S. 681) Feiern, Musik, Krperbildung und auch auf ideelle und personelle Theaterspiel, auch die fr Ju- Kontinuitten, vorlufig. Denn Als aufwndiges Lehrwerk, das gendbewegungen charakteristi- Quellen sind noch zu sichten bzw. im brigen pointierte Wertun- schen Fahrten und Lager. auszudeuten, beispielsweise Pro- gen nicht scheut, vermgen die gramme, Nachlsse von Instituti- Bnde der Bildungslandschaft Im- Den zugrunde liegenden Theori- onen oder Lehrenden  vielleicht pulse zu geben fr Diskussion en wie den Strmungen innerhalb auch die im Allgemeinen wenig be- und Verstndigung ber bis heu- der Praxisfelder, ihrer Komplexitt achteten Selbstzeugnisse seinerzeit te wirksame, aber mehr noch und Widersprchlichkeit, etwa im reformpdagogisch Sozialisierter? ber abgebrochene disziplinre Hinblick auf Modernitt, geben Traditionen. Eine sonst nirgend- die Bnde gengend Raum. Sie Dass seit 2010 durch Miss- wo vergleichbar komprimierte vermitteln in der Tat modifizierte brauchsflle die dunklen Seiten Stoffflle erlaubt Pdagoginnen Einsichten in die Geschichte der der Reformpdagogik (J. Oel- und Pdagogen ebenso wie For- Reformpdagogik: interessante kers) in der Scientific Communi- schenden der Schulgeschichte, berschneidungen neuer Erzie- ty und in der ffentlichkeit dis- der Jugend- und Erwachsenenbil- hung mit sozialer Arbeit, Ju- kutiert werden, verleiht dem dung vergleichsweise nchterne gendbewegung und Erwachse- Handbuch eine wohl unerwarte- Lesarten reformpdagogischer nenbildung, die Herausbildung te Aktualitt. Die Herausgeber Ansprche und Wirklichkeiten, spezifischer Milieus im Umkreis haben diese Flle recht dezent schlielich gilt dies fr die viel- von manchmal ambivalenten einbezogen, was der schwieri- deutige Etikettierung Reform- Erzieherpersnlichkeiten. Ver- gen Urteilsbildung inmitten er- pdagogik selbst. anschaulicht werden die Reakti- regter Debatten geschuldet ge- onen der Reformpdagoginnen wesen sein mag. Im Beitrag zum Dem Handbuch ist ein prominen- und -pdagogen auf den Macht- pdagogischen Eros hingegen ter Platz in Bibliotheken, Studier- antritt der Nationalsozialisten; sie werden Abgrnde reformpda- stuben und pdagogischen Ein- reichen von Flucht ber Resigna- gogischer Theorie und Praxis he- richtungen zu wnschen. tion bis hin zu opportunistischen rausgearbeitet  fr eine Einord- Haltungen (das eine und andere nung der jngsten Verfehlungen Heidi Behrens

 INFORMATIONEN

Markt

Termine

19. bis 21. Februar 2015, Salva- Infos und Onlineanmeldung auf desverband Nordrhein-Westfah- dor-Allende-Haus in Oer-Erken- www.bcpb.de len), Bundeszentrale fr politische schwick: #bcpb15: Barcamp po- Bildung (bpb), Bundesausschuss litische Bildung 2015 mit dem politische Bildung (bap). Whrend Einstiegsthema Flucht und Mi- 19. bis 21. Mrz 2015, Duisburg: des Kongresses wird der Preis Poli- gration; Veranstalter: AdB-Pro- 13. Bundeskongress fr politische tische Bildung 2015 verliehen. jektgruppe Globalisierung und Bildung zum Thema: Asymmetrien Medienkommunikation im Mo- in der Demokratie; Veranstalter: www.bap-politischebildung.de/ dellprogramm Politische Jugend- Deutsche Vereinigung fr politi- bundeskongress-fuer-politische-bil- bildung. sche Bildung e. V. (Gastgeber: Lan- dung-19-21-maerz-2015-in-duisburg/

Ausschreibungen und Wettbewerbe

Der aktuelle Geschichtswettbe- diese Phase des Wettbewerbs ist zeitnahe finanzielle Frderung. werb des Bundesprsidenten der 28. Februar 2015. In professionellen Workshops Jugendliche forschen vor Ort und Seminaren zu Themen wie steht unter dem Motto: Anders Weitere Informationen: Projektmanagement, Fundraising sein  Auenseiter in der Ge- www.geschichtswettbewerb.de oder und ffentlichkeitsarbeit lernen schichte. Kinder und Jugend- im Wettbewerbsmagazin spuren- Kinder und Jugendliche, wie sie liche sind dazu aufgerufen, zu suchen. Magazin fr historisch-politi- ihre sozialen Projekte noch besser forschen, ob und wo es in ihrer sche Bildung der Krberstiftung machen knnen. Durch den Aus- Familie oder in ihrem Wohnort tausch mit jungen Engagierten Menschen gab, die aus den un- aus ganz Deutschland erleben terschiedlichsten Grnden zu Au- Bis zum 15. Mrz 2015 knnen sich sie die Vielfalt sozialen Engage- enseitern wurden oder zu sol- Kinder und Jugendliche von sechs ments. Antrge knnen online chen gemacht wurden. Der Ge- bis 21 Jahren mit sozialen Pro- gestellt werden. schichtswettbewerb ist der gr- jekten bei Jugend hilft! fr bis te historische Forschungswettbe- zu 2.500 Euro Frderung bewer- Antragstellung: https://antrag.ju- werb fr junge Menschen in ben. Eine Jury entscheidet ber gendhilft.de/ Deutschland. Einsendeschluss fr die Antrge und ermglicht eine

Zeitschriften zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung

Journal fr politische Bildung, sich die Jugendarbeit?; Heft 10/ gogik; Praxis aktuell: Politische Heft 3/2014, herausgegeben vom 2014  Schwerpunkt: Politiksen- Bildung mit Benachteiligten Bundesausschuss fr politische sible Jugendarbeit; Heft 11/2014 Bildung  Schwerpunkt: Kompe-  Schwerpunkt: Inklusion Bezug: Wissenschaftsverlag tenzen kontrovers Springer VS, Abraham-Lincoln- Bezug: Julius Beltz GmbH & Co. KG, Strae 46, 65189 Wiesbaden; Bezug: WOCHENSCHAU VERLAG, Beltz Juventa, Werderstrae 10, www.springer-vs.de Adolf-Damaschke-Str. 10, 69469 Weinheim; 65824 Schwalbach/Ts.; http://www.beltz.de/de/paedagogik http://www.wochenschau-verlag.de/ Bltter fr deutsche und inter- nationale Politik, Heft 9/2014  Sozial Extra. Zeitschrift fr Sozi- Schwerpunkte z. B.: Vom Terror deutsche jugend, Heft 9/2014  ale Arbeit, Heft 5/2014  Schwer- zum Kalifat; Ungarn oder: Anti- Schwerpunkt: Wohin entwickelt punkte u. a.: Konfrontative Pda- semitismus als Suchtkrankheit;

 INFORMATIONEN

Israel  Palstina: Im Teufelskreis Schwerpunkte: Sozialstaat, Arbeit, Bezug: W. Bertelsmann Verlag, der Radikalisierung; Hundert Jah- Mindestlohn, Kapitalismus, Euro- Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld; re Kriegsschuldfrage; Heft 10/ pawahl, Sperrklauseln, Wahl-O- http://www.wbv.de/ oder ber den 2014  Schwerpunkte z. B.: Die Mat, Serie Schler forschen Buchhandel; Der REPORT. Zeitschrift Aushhlung der US-Demokratie; fr Weiterbildungsforschung wird Die Koalition der Transformation; Bezug: Verlag Barbara Budrich, ab 2015 beim Wissenschaftsverlag Die Radikalisierung des Putinis- Stauffenbergstr. 7, 51379 Leverkusen; Springer VS erscheinen und als Open- mus; Der kalte Krieg und die www.budrich-verlag.de Access-Journal unter dem Titel Zeit- Eskalation der Angst; Der Erste schrift fr Weiterbildungsforschung Weltkrieg und die Geburt der so- auf dem Portal http://link.springer. zialen Demokratie; Heft 11/2014 Kinder- und Jugendschutz in com/ kostenfrei verfgbar sein. Die  Schwerpunkte z. B.: Holocaust. Wissenschaft und Praxis (KJug), erste Ausgabe wird im April 2015 Die Organisation des Terrors; Die hrsg. von der BAG Jugendschutz, erscheinen. Zustzlich wird eine Tragdie des Parteikommunis- Heft 3/2014  Schwerpunkt: Print-on-Demand-Ausgabe weiterhin mus; Das Mrchen vom Gleich- Suchtprvention  wovor und im Abonnement und als Einzelheft heitskapitalismus; Die zementier- wie?; Heft 4/2014  Schwerpunkt: angeboten. te Teilung: Literatur und Kritik Psychische und physische Belas- nach 89 tungen von Fachkrften EDUCATION PERMANENTE EP Bezug: Bltter Verlagsgesellschaft Bezug: BAG Jugendschutz, Schweizerische Zeitschrift fr Wei- mbH, Torstr. 178, 10115 Berlin; Mhlendamm 3,10178 Berlin; terbildung, Heft 3/2014  Schwer- https://www.blaetter.de/ www.kjug-zeitschrift.de punkt: Bildungslandschaften  Paysages de la formation

Aus Politik und Zeitgeschichte. merz. medien + erziehung  zeit- Bezug: Schweizerischer Verband Beilage zum Parlament (APuZ), schrift fr medienpdagogik, fr Weiterbildung SVEB, Heft 33-34/2014  Schwerpunkt: Heft 4/2014  Schwerpunkt: Ju- Oerlikonstrae 38, CH-8057 Zrich; Comics; Heft 35-37/2014  Schwer- gend  Medien  Kommerzialisie- http://www.alice.ch/ punkt: Waffen und Rstung; Heft rung; Heft 5/2014  Schwerpunkt: 38-39/2014  Schwerpunkt: Parla- Digitale Heimat mentarismus; Heft 40-41/2014  forum erwachsenenbildung der Schwerpunkt: Sicherheit in Sd- Bezug: kopaed verlagsgmbh, Deutschen Evangelischen Arbeits- ostasien; Heft 42/2014  Schwer- Pflzer-Wald-Str. 64, 81539 Mnchen; gemeinschaft fr Erwachsenen- punkt: Exil; Heft 43-45/2014  www.kopaed.de bildung (DEAE e. V.), Ausgabe Schwerpunkt: Demoskopie 3/2014  Schwerpunkt: Persnlich- keitsbildung Bezug: Bundeszentrale fr politische DJI-Impulse, Bulletin des Deut- Bildung (bpb): Adenauerallee 86, schen Jugendinstituts, Heft EB Erwachsenenbildung, hrsg. von 53113 Bonn; http://www.bpb.de/ 3/2014  Schwerpunkt: Bildung der Katholischen Bundesarbeits- in Deutschland. Befunde und Per- gemeinschaft fr Erwachsenen- spektiven aus dem Bildungsbe- bildung, Heft 3/2014  Schwer- Neue Gesellschaft Frankfurter richt 2014 punkt: Sozialraum Hefte, Heft 9/2014  Schwer- punkt: Russlands Weg; Heft 10/ Bezug: Deutsches Jugendinstitut, DIE  Zeitschrift fr Erwachsenen- 2014  Schwerpunkt: Klare Sicht Nockherstrae 2, 81541 Mnchen; bildung, Heft IV/2014  Schwer- auf TTIP; Heft 11/2014  Schwer- www.dji.de/impulse punkt: DIY  Do it yourself punkt: Die Politik der Religionen Selbst gemacht!

Bezug: Verlag J.H.W. Dietz, Zeitschrift fr Weiterbildungs- Bezug der drei Zeitschriften: Dreizehmorgenweg 24, 53175 Berlin; forschung REPORT, hrsg. vom W. Bertelsmann Verlag, Auf dem http://dietz-verlag.de/ Deutschen Institut fr Erwachse- Esch 4, 33619 Bielefeld; nenbildung, Heft 3/2014  Schwer- http://www.wbv.de/ oder ber den punkt: Kompetenzen im Erwach- Buchhandel GWP. Gesellschaft  Wirtschaft  senenalter  Befunde aus der Bil- Politik. Sozialwissenschaften fr dungsforschung politische Bildung, Heft 3/2014 

 INFORMATIONEN

Interessantes im Netz

Die Online-Beratung gegen Kultur werden aufgenommen. Ebene mit internationalem Ver- Rechtsextremismus gibt Men- Die Presseschau erscheint von gleich. Der Bereich Forschung und schen, die mit Rechtsextremismus Montag bis Freitag in Deutsch, Entwicklung umfasst u. a. Statis- konfrontiert sind, anonym und Englisch und Franzsisch. Man tiken zu Forschungsausgaben des kostenlos Untersttzung. Betrei- kann sie als E-Mail-Newsletter Staates und der Wirtschaft, zu ber der Seite ist Gegen Verges- oder RSS-Feed abonnieren oder Personal und zu Patenten. Im Be- sen  Fr Demokratie e. V. Sie online auf eurotopics.net lesen. reich Bildung stehen z. B. Statis- wird durch die Bundeszentrale fr Realisiert wird das Angebot durch tiken zum Elementarbereich, zu politische Bildung (bpb) sowie im ein europaweites Netzwerk aus Kindergrten, Tageseinrichtun- Rahmen der Bundesprogramme Korrespondenten, die mehr als gen, Schulen, zu Hochschulen, Zusammenhalt durch Teilhabe 300 Zeitungen, Magazine und Weiterbildung und Ausbildungs- (BMI) und TOLERANZ FRDERN Blogs sichten und die wichtigsten frderung zur Verfgung. Neben  KOMPETENZ STRKEN (BMFS- Kommentare, Essays und Reflexi- Tabellenbersichten gibt es Such- FJ) gefrdert. onen auswhlen und bersetzen. mechanismen, mit denen man gezielt Daten auffinden kann. www.online-beratung-gegen-rechts- http://www.eurotopics.net Ausgewhlte Fakten aus dem extremismus.de Datenportal kann man herunter- laden oder in einer Printversion Zivilgesellschaft Info ist eine beim BMBF bestellen. Die Bundesstiftung zur Aufarbei- Onlineplattform fr den jour- tung der SED-Diktatur hat das nalistischen Austausch mit dem http://www.datenportal.bmbf.de Portal www.zeitzeugenbuero.de Ziel, einen lebhaften und kriti- aufgebaut. ber dieses Portal schen Mediendiskurs um die Zi- knnen bundesweit Zeitzeugen vilgesellschaft zu untersttzen. Die Projekte werkstatt.bpb.de zur Geschichte von Demokratie Die Macher der Plattform wol- und pb21.de werden Ende 2014 und Diktatur nach 1945 recher- len unabhngig und parteipo- nach fast fnf Jahren abgeschlos- chiert und kontaktiert werden. litisch neutral ber bundesweit sen. Beide Websites werden aber Darber hinaus ist es mglich, themenbezogene aktuelle Er- im Archivmodus noch bis (min- Biografien, Themen, Erinnerungs- eignisse, Veranstaltungen, De- destens) Ende 2016 weiter er- orte sowie didaktische Materia- batten und Entwicklungen der reichbar sein. Da fast alle Inhalte lien zu recherchieren, Materia- Zivilgesellschaftsforschung infor- auf pb21.de unter einer freien lien herunter zu laden sowie An- mieren und Hintergrundinfor- Lizenz verffentlicht wurden, regungen fr Exkursionen, Pro- mationen fr Medienschaffende knnen diese von interessierten jekttage, Veranstaltungen und zur Verfgung stellen. Es kann Dritten im kleinen oder groen Vortrge zu gewinnen. Der Leit- ber die Stiftungslandschaft in Umfang weiterverwendet wer- faden Zeitzeugengesprch gibt Deutschland recherchiert werden den. Um dies in einer guten Wei- Anregungen fr die eigene Semi- sowie ber Forschungsvorhaben se zu ermglichen wurde die nararbeit. der Zivilgesellschaftsforschung. komplette technische Infrastruk- Expertenprofile geben einen tur neu aufgesetzt und alle In- http://www.zeitzeugenbuero.de/ berblick ber Akteure aus For- halte geprft. Ebenso wurden schung und Praxis, die als Kon- alle Lizenzhinweise berprft takt zu Themen Zivilgesellschaft und vereinheitlicht, um die Wei- Die euro|topics-Presseschau ist und Brgerengagement fr die terverwendung der Inhalte noch ein Angebot der Bundeszentrale Medien zur Verfgung stehen. einfacher zu machen. Zudem ha- fr politische Bildung (bpb). Tg- ben sich die Macher der Seiten lich wird die Presse in 28 euro- http://www.zg-info.maecenata.eu/ vorgenommen, ltere Artikel von pischen Lndern ausgewertet den Autorinnen und Autoren ak- und prsentiert. Es soll sichtbar tualisieren bzw. neu schreiben zu gemacht werden, welche Themen Das Datenportal des BMBF ent- lassen. Europa bewegen und wie gro die hlt Zahlen und Fakten zu den Vielfalt an Meinungen, Ideen und Themenbereichen Wissenschaft, http://pb21.de/ Stimmungen ist. Themen aus Po- Forschung, Entwicklung, Innova- litik, Wirtschaft, Gesellschaft und tion und Bildung auf nationaler

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 Impressum

Außerschulische Bildung 4-2014 Die Auerschulische Bildung ist eine Fachzeitschrift fr politische Jugend- 45. Jahrgang und Erwachsenenbildung. Sie wird vom Arbeitskreis deutscher Bildungssttten Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung  (AdB) herausgegeben. Mitteilungen des Arbeitskreises deutscher Bildungssttten e. V. Die Fachzeitschrift Auerschulische Herausgeber: Bildung ... Arbeitskreis deutscher Bildungssttten e. V., vertreten durch Dr. Paul Ciupke und Ulrike Steimann  trgt zur fachlichen und wissen- schaftlichen Reflexion der Praxis Redaktion: politischer Jugend- und Erwachse- Dr. Friedrun Erben nenbildung bei.

Redaktionsbeirat:  strkt die Professionalitt pdago- Ina Bielenberg, Gertrud Gandenberger, Dr. Meron Mendel, Wolf- gischen Handelns. gang Pauls, Dr. Melanie Piepenschneider, Dr. Beate Rosenzweig  nimmt aktuelle und relevante The- Redaktions- und Bezugsanschrift: men aus Politik und Gesellschaft in AdB, Mhlendamm 3, 10178 Berlin, den Blick und bereitet sie fr die Tel. (0 30) 400 401-11 u. 12 politische Bildung auf. www.adb.de E-Mail: [email protected],  macht Beispiele der Bildungsarbeit [email protected] ffentlich und ist ein Schaufenster des Arbeitsfelds. Herstellung: Druckcenter Meckenheim/Brandenburgische  setzt theoretische und fachliche Universittsdruckerei und Verlagsgesellschaft Diskussionen in Beziehung und Potsdam mbH macht die Diskurse in der Professi- on und den wissenschaftlichen Be- ISSN 0176-8212 zugsdisziplinen jeweils miteinan- der bekannt. Bildnachweis: Copyrighthinweise siehe Fotos.  stellt Methoden der politischen Bil- dung vor. Bezugsbedingungen (gltig ab Ausgabe 1-2015) Einzelheft € 7,00  prsentiert neue fachbezogene 1-3 Abonnements (jhrlich) € 20,00 Publikationen und Medienproduk- ab 4 Abonnements (jhrlich) € 16,00 te und schtzt diese in ihrer Rele- Abonnements für Studenten, Prakti- vanz fr die Bildungsarbeit ein. kanten, Referendare, Arbeitslose (jhrlich) € 16,00 (bitte jhrlich Bescheinigung bersenden) (zuzglich Porto)  berichtet ber bildungs- und ju- gendpolitische Entwicklungen in Die Mitglieder des Arbeitskreises deutscher Bildungssttten er- Bund und Lndern. halten je ein Exemplar kostenlos.  verbreitet Nachrichten aus dem Diese Zeitschrift wird mageblich durch Mittel des Bundesminis- AdB und anderen Fachverbnden. teriums fr Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefrdert und von der Landeszentrale fr politische Bildung Nordrhein-West- falen untersttzt.

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Auerschulische Bildung 4-2014 ISSN 0176-8212 Au Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung und Jugend- politischen zur Materialien  erschulische Bildung erschulische Politik zwischenBerufundBerufung Vertraueninderrepr Basis gesellschaftliche und Eliten Politische f Bildung politischer Leistungen Die Parteiendemokratie Mediendemokratie Verhandlungsdemokratie Demokratie  r die politische Praxis politische die r 4-2014 

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