Erstellung einer Konzeption zur Herstellung der Biotopvernetzung für den Soesteabschnitt zwischen Wehranlage Haskamp „Was- serableitung zum Friesoyther Kanal“ und der Brücke „Sedelsberger Straße“

Brücke „Sedelsberger Straße“

Betrachtungsraum

Wehranlage „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“

Abbildung 1: Übersichtskarte des Planbereiches, ohne Maßstabsangabe (NLWKN 2020)

Auftraggeber: Erstellt:

Stadt planungsbüro peter stelzer GmbH Alte Mühlenstraße 12 Grulandstraße 2 26169 Friesoythe 49832 Freren Telefon: 04491/9293-0 Tel.: (05902) 503702-0 Telefax: 04491/9293-100 Fax: (05902) 503702-33 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite 1 von 44

Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“

Inhaltsverzeichnis 1. Situation und Aufgabenstellung ...... - 3 - 1.1 Anlass ...... - 3 - 1.2 Aufgabenstellung ...... - 5 - 2. Analyse der Bestandssituation ...... - 6 - 2.1 Planungsraum / Betrachtungsraum ...... - 6 - 3. Maßnahmenkonzept und Handlungsempfehlungen ...... - 36 - 3.1 Maßnahmendarstellung ...... - 40 - 4. Bezugherstellung zur F-Planänderung ...... - 40 - 5. Unterhaltung ...... - 41 - 6. Schlussbetrachtung...... - 41 - 7. Literatur und Quellen ...... - 43 -

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Übersichtskarte des Planbereiches, ohne Maßstabsangabe (NLWKN 2020) ...... - 1 - Abbildung 2: Auszug aus der Top-Karte, ohne Maßstabsangabe (NLWKN 2020) ...... - 10 - Abbildung 3: Luftbild der Soeste im Stadtgebiet Friesoythe, ohne Maßstabsangabe (NLWKN 2020) ...... - 10 - Abbildung 4: Fotos von der Soeste im Betrachtungsbereich ...... - 12 - Abbildung 5: Übersicht der Bewertungsparameter im Rahmen einer Strukturgütekartierung (verändert nach LUBW 2010) ...... - 16 - Abbildung 6: Gewässertypen der Vorranggewässer nach LAWA 2006/2007 (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012) ...... - 23 - Abbildung 7: Freie Fließstrecke, kumulative Bewertung der Durchgängigkeit auf Gewässerebene, und Nebengewässersystemen sind hier unabhängig voneinander bewertet (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012) ...... - 24 - Abbildung 8: Orientierende Einstufung der Vorranggewässer in Bedeutungskategorien (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012) ...... - 25 - Abbildung 9:Übersicht der FFH-Gebiete mit besonderer Bedeutung für Zielarten nach Bewirtschaftungsplan (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012) ...... - 26 - Abbildung 10: Übersicht der Gewässerstrukturgüte (Klasse 1 bis 3) der Vorranggewässer (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012) ...... - 27 - Abbildung 11: Orientierende Einstufung der Querbauwerke in Dringlichkeitskategorien (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012) ...... - 28 - Abbildung 12: Diagramm mit Darstellung der Stickstoffbelastung der Soeste am Kontrollpunkt "Schwaneburg" (NLWKN 2017) ...... - 29 - Abbildung 13: Auszug aus dem GEPL Soeste – Bestand und Bewertung (ECOPLAN 2014) ...... - 31 - Abbildung 14: Auszug aus dem Maßnahmenplan des GEPL der Soeste (ECOPLAN 2014) ...... - 38 -

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Daten und Kennwerte der Soeste ...... - 9 - Tabelle 2: Bewertung der Einzelparameter ...... - 17 - Tabelle 3: Die sieben Strukturklassen mit Indexspannen (nach NLÖ / NLWKN) ...... - 21 - Tabelle 4: Bewertung des Gewässerabschnittes ...... - 21 - Tabelle 5: Maßnahmen ...... - 39 - regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite 2 von 44

Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“

1. Situation und Aufgabenstellung

1.1 Anlass Die Stadt Friesoythe betreibt im Nahbereich der Soeste eine Bauleitplanung, hier die 73. Änderung des Flächennutzungsplanes. Im Zuge der Behördenbeteiligung hat der Landkreis , Cloppenburg, Bereich Raumordnung am 23.04.2020 folgende Stellungnahme abgegeben:

„Raumordnung

Gemäß § 1 Abs. 4 BauGB sind Bauleitpläne den Zielen der Raumordnung anzupassen.

Gemäß der zeichnerischen Darstellung des Landesraumordnungsprogramms Nieder- sachsen ist die Soeste im LROP als Fläche für den Biotopverbund gekennzeichnet. Hier- bei handelt es sich um ein Ziel der Raumordnung (Vorranggebiet Biotopverbund), welches auf den nachfolgenden planerischen Ebenen zwingend zu berücksichtigen ist.

Im LROP unter dem Punkt 3.1.2 „Natur und Landschaft" wird ausgeführt, dass für den Na- turhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und das Landschaftsbild wertvolle Gebiete, Land- schaftsbestandteile und Lebensräume zu erhalten sind. Weiter heißt es: „Zur nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Populationen einschließlich ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften sowie zur Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen ist ein landesweiter Biotopverbund aufzubauen. Zur nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflan- zenarten und deren Populationen einschließlich ihrer Lebensräume und Lebensgemein- schaften sowie zur Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger öko- logischer Wechselbeziehungen ist ein landesweiter Biotopverbund aufzubauen."

Zudem wird der Bereich In der Karte des Umweltservers als „Aue der Wasserrahmenricht- linie - Prioritärgewässer" abgegrenzt.

Die Bedeutung des Gebietes bzw. der Soeste wird durch die Darstellung als Vorrangge- biet für Natur und Landschaft im RROP dokumentiert.

Gemäß LROP 3.1.2 - 02 Satz 4 sind die als Vorranggebiete Biotopverbund in Anlage 2 festgelegten Flächen als Vorranggebiete in die Regionalen Raumordnungsprogramme zu übernehmen und dort räumlich näher festzulegen. Eine entsprechende Festlegung der Fläche und der Ziele (Maßnahmen) innerhalb dieses Gebietes ist auf Ebenen des RROP bislang nicht erfolgt. Aus diesem Grund kann mit der 73. Flächennutzungsplanände- rung keine Anpassung an den allgemeinen Zielen und Grundsätzen der Raumord- nung attestiert werden, weder auf Landes- noch auf Landkreisebene.

Grundsätzliche Bedenken gegen die Planung bestehen nicht. Bevor die Stadt Friesoythe jedoch das Verfahren fortsetzt, müssen zunächst einmal konkrete Ziele in Abstimmung mit meiner Unteren Naturschutzbehörde, meiner Unteren Wasserbehörde und der Unte- ren Raumordnungsbehörde festgelegt und deren Umsetzung rechtlich gesichert werden. (…)“

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Aus dem dargelegten Grund muss im Rahmen der anstehenden 73. Flächennutzungs- planänderung dargestellt werden, wie die Stadt mit der Umsetzung eines Biotopverbund- systems umgehen möchte und diese raumordnerische Anforderung planungsrechtlich umsetzen möchte.

Eine weitere Richtlinie, die es bezüglich der Soeste bei aktuellen und zukünftigen Plänen zu berücksichtigen gilt, ist die EG-Wasserrahmenrichtlinie.

Mit der Veröffentlichung der EG-Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG (EG-WRRL) am 22. Dezember 2000 im Europäischen Amtsblatt erhielt diese Richtlinie für die Mitglieds- staaten Gültigkeit. Die EG-WRRL beinhaltet im Wesentlichen zwei Zielstellungen:

• Die Schaffung eines Ordnungsrahmens für die europäische Wasserwirtschaft durch Ablösung sektoraler Richtlinien und Bündelung des wasserwirtschaftlichen Handelns staatenübergreifend in Maßnahmenprogrammen bzw. Bewirtschaf- tungsplänen. • Die Erreichung eines guten Gewässerzustandes in allen Gewässern der EU, sprich in Oberflächengewässern (das sind Flüsse, Bäche, Seen) einschließlich der Küsten- und Übergangsgewässer, ist bis 2015 bzw. spätestens bis 2027 zu reali- sieren. Bei den Oberflächengewässern ist dafür insbesondere die Funktion der Gewässer als Lebensraum zu betrachten.

Im Zuge der Umsetzung der EG-WRRL bedarf es somit einer Maßnahmenplanung und deren Umsetzung, damit die Ziele der EG-WWRL erreicht werden können.

Im Rahmen der Fließgewässerentwicklung zur Umsetzung der EG-WRRL werden durch verschiedene Programme Maßnahmen zur naturnahen Gewäs- sergestaltung an heimischen Fließgewässern und in ihren Talauen finanziell gefördert.

Die Förderprogramme haben die Wiederherstellung der natürlichen Struktur, Dynamik und Funktionsfähigkeit der Gewässerlandschaften zur Erreichung eines guten ökologischen und chemischen Zustandes bzw. eines guten ökologischen Potenzials und guten chemi- schen Zustandes gemäß EG-WRRL zum Ziel.

Um diesen guten ökologischen und chemischen Zustand zu realisieren, ist für jedes Ge- wässer ein individueller Maßnahmenkatalog erforderlich, der sich als Gewässerentwick- lungsplan (GEPL) darstellt. Der GEPL analysiert die Ausgangssituation, stellt die Konflikte bzw. Beeinträchtigungen heraus und erarbeitet ein Handlungs- bzw. Maßnahmenkonzept. Der GEPL soll als Grundlage und Arbeitshilfe für die spätere zielgerichtete Umsetzung des Fließgewässerprogrammes dienen.

Die vorliegende Unterlage ist nicht als GEPL zu verstehen, sondern zeigt lediglich die Möglichkeit auf, wie im betroffenen Gewässerabschnitt der Forderung eines Biotopver- bundsystems nachgekommen werden soll. Allerdings wird vorausgesetzt, dass diese Un- terlage im zukünftigen GEPL integriert werden kann bzw. dem PEPL nicht entgegensteht.

Das Büro regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH wurde von der Stadt Friesoythe mit der Erstellung eines Konzeptes zur Herstellung der Biotopvernetzung für den folgenden Soeste-Abschnitt:

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Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“

Beginn: Wehranlage Haskamp – Wasserableitung zum Friesoyther Kanal

Ende: Brücke „Sedelsberger Straße“ beauftragt.

Der betreffende Abschnitt wurde im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde in Rah- men einer Vorortbegehung abgestimmt.

1.2 Aufgabenstellung Die Aufgabenstellung umfasst die Erstellung einer Konzeption zur Herstellung der Bio- topvernetzung für den Abschnitt Wehranlage „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“ und beinhaltet folgenden Arbeitsschritte:

1. Bestandsdarstellung ohne floristische oder faunistische Detailkartierungen. Sofern vom Landkreis Daten bereitgestellt werden, werden diese in die Bestandsanalyse eingebunden. Weiterhin werden Prinzipskizzen der Soeste (kein Detailaufmaß oder technische Vermessung) angelegt, um den Bestand zu visualisieren. Die Darstellung erfolgt als Bestandsplan und kompakter Text. 2. Erstellung eines Maßnahmenkonzeptes (keine Detailausführungen) für den betreffenden Gewässerabschnitt. Die Darstellung erfolgt als Maßnahmenplan und kompakter Text. 3. Bezugherstellung zwischen vorliegender F- Planänderung und dem Biotopverbundsystem in kompakter, verbal-argumentativer Form. 4. Die Unterlagen werden mit der Unteren Naturschutzbehörde, hier Herrn Kosanke, abgesprochen.

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2. Analyse der Bestandssituation

2.1 Planungsraum / Betrachtungsraum Der Planungsraum beschränkt sich auf den Verlauf der „Soeste“ zzgl. eines 50 m breiten Bearbeitungsstreifens beidseitig des Gewässerverlaufes. Durch diesen 50 m breiten Strei- fen ist es möglich, die Randnutzungen und ggf. die bestehenden Beeinträchtigungen im ausreichenden Umfang zu erfassen.

Der Quellbereich der Soeste findet sich innerhalb einer Mulde am Ostrand des Schullen- moors im Norden der Gemeinde . Nach ca. 2 km findet ein Zusammenfluss von Soeste und Emsteker Bäke statt. In nordwestlicher Richtung erreicht das Fließgewässer den Stadtrand von Cloppenburg, das die Soeste in südwestlicher Richtung durchquert. Dort führt sie bereits so viel Wasser, dass hier früher eine Wassermühle betrieben werden konnte. Über zwei weitere ehemalige Mühlenstandorte, Stedingsmühlen und Neumühlen, fließt die Soeste in die Thülsfelder Talsperre, die in den 1920er Jahren als Regenrückhal- tebauwerk erbaut wurde und in den letzten Jahrzehnten eine Sanierung erfuhr. Hinter der Talsperre verlässt die Soeste den Geestbereich und fließt durch Friesoythe bis Kampe, wo von rechts die Lahe als größter Nebenfluss in die Soeste hineinfließt. Einen halben Ki- lometer danach wird sie mit einem Düker unter dem Küstenkanal hindurchgeleitet. Nicht weit danach beginnt der Einfluss der Gezeiten. Die Soeste mündet in das Nordloh- Barßeler Tief. Insgesamt gehört die Soeste zum Flusssystem der Ems.

Die folgende Beschreibung der Soeste wurde von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Cloppenburg zur Verfügung gestellt.

„Die Soeste

Stichpunktartiges

Die Soeste hat eine Länge von ca. 70 km und überwindet von ihrer Quelle bis zur Mün- dung eine Höhendifferenz von ca. 50 Metern, was für den durchflossenen Naturraum ei- nen beträchtlichen Höhenunterschied darstellt.

Die bedeutendsten Nebengewässer, die in die Soeste einmünden, sind die Emsteker Bra- ke, die Igelriede, die Lahe-Aue sowie das Nordloher Tief.

Der Unterlauf ist geprägt durch den Einfluss der Gezeiten. Ebbe und Flut sind bis Harke- brügge zu spüren. Es konnten sich daher die hier typischen Flusswattflächen ausbilden.

Zwei Gebiete sind 1992 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden:

LSG-CLP 5: Soestetal zwischen Talsperre und Friesoythe mit 340 ha und

LSG-CLP 11: Soestetal zwischen Cloppenburg und Neumühlen mit 434 ha.

Die Soeste/Soesteniederung ist in den meisten Landesprogrammen enthalten: Fließge- wässerschutzprogramm (Hauptgewässer), Fischotterprogramm, Grünlandschutzkonzept, Landesraumordnungsprogramm (Vorranggebiet).

Der gesamte Lauf mit der Niederung ist landschaftsschutz- bzw. naturschutzwürdig.

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Charakterisierung nach Abschnitten

Emstek bis Stehdingsmühlen

Die Soeste entspringt nördlich von Emstek in Bereichen mit einem hohen Anteil an Acker- landnutzung als ca. 0,5 m breiter Graben.

Im Bereich nordöstlich von Cloppenburg ist die Nutzung der Aue durch einen hohen Grün- landanteil geprägt.

Im Bereich des Stadtgebietes der Stadt Cloppenburg befinden sich Verbauungen bis in den Uferbereich.

Unterhalb von Cloppenburg bis Stedingsmühlen fließt die Soeste überwiegend naturnah geschwungen in schönen Mäandern in der Talniederung. Steil- und Flachufer sind gut ausgeprägt, es haben sich Buchten und Kolke ausgebildet. Am Ufer sind die Niedermoor- Torfauflagen gut erkennbar. Das hier ca. 250 m breite Soestetal zeichnet sich durch Feuchtgrünland und Nasswiesen aus. Örtlich kommen Feuchtbrachen, Schilfflächen, Bruchwälder und Weidengebüsche vor. Erkennbar sind teilweise Reste des kulturhisto- risch bedeutsamen Rieselwiesen-Systems, bei dem die Soeste zur Düngung der Wiesen aufgestaut und das Soestewasser in kleine Gräben ableitet wurde und der Soeste wieder über die Flächen frei zugeflossen ist.

Stedingsmühlen bis Thülsfelder Talsperre

Ab Stedingsmühlen nimmt der Anteil der Ackernutzung bis Neumühlen vorübergehend wieder zu. Es kommen aber auch die typischen Feuchtgrünländereien und Nasswiesen sowie Sümpfe, Röhrichte und Weidengebüsche vor.

Bei Neumühlen beginnt das Naturschutzgebiet Thülsfelder Talsperre. Die Soeste ist bis zur Aufweitung der Talsperre hier zwischen 5 und 10 m breit und fließt in überwiegend na- turnahem Zustand. Sie wird von wunderschönen urwaldartigen alten Weiden- und Quell- Bruchwäldern am Ufer begleitet, die eine herausragende Bedeutung für den Naturhaus- halt und das Landschaftsbild aufweisen. Das Ufer der Soeste ist in diesen Bereichen auf großen Strecken unbetretbar.

Thülsfelder Talsperre

Hier erfolgte ein Aufstau der Soeste in einer Geestsenke durch Dämme. Die Talsperre entstand zu dem Zweck, den Küstenkanal mit Wasser versorgen zu können und Über- schwemmungen im Unterlauf der Soeste zu verhindern. Es ist eine Wasserfläche von ca. 150 ha entstanden.

An der Westseite finden sich vielfältige Biotopstrukturen wie Bruchwälder, Weidengebü- sche, Binsen- und Seggenrieder sowie Röhrichte und Geestrandmoore. Herausragend sind die direkt an die Talsperren angrenzenden Heideflächen, die neben denen der Lüne- burger Heide zu den größten Heideflächen in Niedersachsen gehören.

Unterhalb Thülsfelder Talsperre bis Friesoythe

Die Soeste hat hier eine Breite bis zu 10 m und durchfließt hier ein schmales Bachbett, in das sich das Gewässer eiszeitlich bedingt bis zu 7 Meter eingetieft hat. regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite - 7 - von 44

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Wasserpflanzenbestände sind stark entwickelt. Am Ufer wachsen gut ausgeprägte Hoch- stauden- und Röhrichtsäume. Uferbegeleitende Gehölze (v.a. Erlen) säumen weiter bachabwärts die Soeste, bevor sich das Landschaftsbild ab Pemertange grundlegend än- dert:

Die Soeste verbreitert sich, die Flussaue weist einen weiteren Charakter auf, der Ackeran- teil an der landwirtschaftlichen Nutzung nimmt leicht zu.

Ortslage Friesoythe

In der Ortslage Friesoythe verläuft die Soeste in bedingt naturnahem Zustand z.B. durch den Stadtpark, hier säumt eine Allee mit alten Erlen und Eichen an der Westseite den Gewässerlauf. Unterhalb des Mühlenstaus der alten Wassermühle ist sie auf 500 m im Stadtzentrum weiter unterhalb in sehr naturfernem Zustand, da die Ufer hier durch Beton- elemente verschalt sind.

Unterhalb Friesoythe bis Harkebrügge

Unterhalb Friesoythes weitet sich die Soesteniederung leicht auf, es finden sich Bereiche mit einzelnen Abbruchkanten am Ufer sowie reich strukturierte Flachwasserzonen. Unter- halb von Schwaneburg sind die Ufer verwallt. Die Aue wird zum Großteil ackerbaulich ge- nutzt, geht im weiteren Verlauf jedoch zunehmend in Grünlandnutzung über. Unter dem Küstenkanal wird die Soeste mit 2 Durchlässen in einem Düker hindurchgeleitet.

Die Fließgeschwindigkeit nimmt ab hier wegen des geringeren Gefälles und der Aufwei- tung des Gewässers (Breite bei Lohe: 10 m) stark ab. Gewässerbegeleitende Gehölze fehlen ab hier, so dass die Beschattung sehr gering ist. Die Flussaue bekommt einen wei- ten offenen Charakter, aufgrund der hydrologischen Verhältnisse (hohe Wasserstände) überwiegt die Nutzung als Feuchtgrünland und Nasswiesen. Die Flussaue weist eine ho- he Bedeutung für Wiesenvögel auf.

Harkebrügge bis Barßeler Tief

Das Gewässer zeigt hier zunehmenden Tideeinfluss. Bei Barßel weist die Soeste eine Breite von ca. 25 m auf. Altarme, ausgedehnte Röhrichtzonen, Weidengebüsche, Feucht- grünland und Nasswiesen sowie im Gewässer Flusswattflächen mit einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten finden sich in der Flussaue, die hier zwischen 250 und 1000 m breit ist. Das Gewässer präsentiert sich dann schließlich im Bereich des Barßeler Tiefs weitgehend als naturnahe Flusslandschaft mit ausgedehnten Röhrichtflächen.

In Barßel befinden sich Sportboothäfen.

Weiterführende Literatur/Quellen: NLÖ (1991): Das Niedersächsische Fließgewässerschutzsystem.- Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen.- Heft 25/4.-Hannover HAUSFELD, R. (1984): Die Vegetation nordwest-niedersächsischer Bachtäler in Abhängigkeit von landwirtschaftlicher Nut- zung und wasserbaulichen Eingriffen.- Inf. Naturschutz und Landschaftspflege in Nordwestdeutschland.-Heft 4.- Wardenburg Für Fotos siehe auch www.cloppenburg-tour.de (Kosanke)“

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Die Grunddaten der Soeste sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Tabelle 1: Daten und Kennwerte der Soeste

Gewässerkennzahl DE: 3881 (d. h. Oberlauf von 388) Lage Deutschland, Niedersachsen Flusssystem Ems Abfluss über Nordloh-Barßeler Tief → Jümme → → Ems → Nordsee in der Gemeinde Emstek Quelle 52° 51′ 3″ N, 8° 10′ 24″ O Abfluss über Nordloh-Barßeler Tief → Jümme → Leda → Ems → Nordsee in der Gemeinde Emstek Quelle 52° 51′ 3″ N, 8° 10′ 24″ O Quellhöhe 53,5 m ü. NHN[1] bei Barßel Vereinigung mit Nordlohe-Barßeler TiefKoordinaten: Mündung 53° 10′ 33″ N, 7° 43′ 37″ O 53° 10′ 33″ N, 7° 43′ 37″ O Mündungshöhe ca. 1 m ü. NHN Höhenunterschied ca. 52,5 m Sohlgefälle ca. 0,73 ‰ Länge 71,7 km[2] Einzugsgebiet 457,45 km²[3] Rechte Nebenflüsse Lahe Durchflossene Stauseen Thülsfelder Talsperre Mittelstädte Cloppenburg, Friesoythe Sohlgefälle ca. 0,73 ‰ Länge 71,7 km[2] Einzugsgebiet 457,45 km²[3] Rechte Nebenflüsse Lahe Durchflossene Stauseen Thülsfelder Talsperre Mittelstädte Cloppenburg, Friesoythe

Aus der Darstellung des Soesteverlaufes ist erkennbar, dass die Soeste durch mehrere Bauwerke nur bedingt eine Durchgängigkeit von der Mündung bis zur Quelle besitzt und hier eine Umsetzung eines Biotopverbundsystems nur durch höheren Aufwand möglich ist. So bildet die Talsperre Thülsfeld ein Wanderhindernis für die wassergebunden Arten, auch wenn in Rahmen von Sanierungsarbeiten ein Fischumgehungsgerinne hergestellt wurde. Als weitere, erhebliche Wanderbeeinträchtigung ist die Dükerung der Soeste unter der B 401 und dem Küstenkanal, die Straße und der Kanal verlaufen parallel zueinander, herauszustellen. Die Wehranlage in Friesoythe zur Wasserregulierung des Friesoyther Kanals ist als weitere Querverbauung zu nennen.

Im Stadtgebiet Friesoythe ist die Soeste räumlich durch die vorhandene Bebauung beid- seitig stark eingegrenzt. So reicht die Bebauung in Teilbereichen bis an die Uferböschung heran und abschnittsweise besteht nicht einmal ein 10 m breiter Unterhaltungsstreifen.

Die beiden folgenden Abbildungen stellen die Bestandssituation dar und verdeutlichen, dass Planungen zur Optimierung der Soeste außerhalb des Fließbettes auf Grund des beengten Raumes kaum möglich sind. Zum Schutz vor Hochwasserschäden sind deshalb unter anderen auch anteilig Uferbefestigungen aus Steinschüttungen notwendig.

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Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“

Brücke „Sedelsberger Straße“

Betrachtungsraum

Wehranlage Haskamp „Was- serableitung zum Friesoyther Kanal“

Abbildung 2: Auszug aus der Top-Karte, ohne Maßstabsangabe (NLWKN 2020)

Brücke „Sedelsberger Straße“

Betrachtungsraum

Wehranlage Haskamp „Was- serableitung zum Friesoyther Kanal“

Abbildung 3: Luftbild der Soeste im Stadtgebiet Friesoythe, ohne Maßstabsangabe (NLWKN 2020)

Trotz der räumlichen Begrenzung wird aus dem Luftbild ersichtlich, dass die Soeste im Betrachtungsraum weitgehend durch einen baum- und krautreichen Ufersaum begleitet regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite - 10 - von 44

Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“ wird. So ist die Soeste als „grünes Band“ erkennbar. Diese Strukturen bilden die Grundla- ge für die Entwicklung bzw. Optimierung einer Biotopvernetzung.

Die folgenden Fotos dokumentieren die Bestandssituation.

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Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“

Abbildung 4: Fotos von der Soeste im Betrachtungsbereich

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Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“

Die folgenden Daten und Festsetzungen wurden durch die Untere Naturschutzbehörde zusammengestellt.

Daten und Festsetzungen im Bereich der Soeste (Abschnitt Wehr Haskamp bis zur Sedelsberger Straße)

Quellen: • RROP 2005 Vorranggebiet für Natur und Landschaft (einschließlich der Ufer)

• Fließgewässerschutzprogramm Niedersachsen (veröffentlicht in: Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen Heft 25/4) Einstufung der Soeste als Hauptgewässer 2. Priorität; Querbauwerke und Einleitungen sind aufgenommen und beschrieben)

• Daten des Umweltdatenservers Niedersachsen (www.umweltdaten–niedersachsen.de)

Reiter Natur: Aktionsprogramm Niedersächsische Gewässerlandschaften • Prioritäts- und Schwerpunktgewässer für die Umsetzung Maßnahmen der der EU- Wasserrahmenrichtlinie und Hochwasserrisiko-Gebiete nach HWRM-RL

Fliessgewässer Die Feature-Class setzt sich aus den folgenden Themen zusammen, die sich in großen Teilen überlagern: • WRRL-Gewässernetz (Stand 2013) • WRRL-Prioritätsgewässer (Stand August 2016) • Schwerpunktgewässer für die WRRL-Maßnahmenumsetzung (Stand August 2016) • Hochwasserrisiko-Gebiete nach HWRM-RL (Stand 2014) WRRL-Gewässernetz: Die für die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) relevanten Fließgewässer (EZG; 10 qkm) als Liniengeometrien. WRRL-Prioritätsgewässer: Als Grundgerüst für die landesweite Pro- grammkulisse der Gewässerlandschaften in Niedersachsen wurde das Gewässernetz der prioritären Gewässer nach WRRL herangezogen. Schwerpunktgewässer für die WRRL- Maßnahmenumsetzung: Aus den WRRL-Prioritätsgewässern wurden zum Erreichen der Umweltziele nach WRRL besondere geeignete Schwerpunktgewässer bestimmt und da- mit die landesweite prioritäre Gewässerkulisse noch einmal verdichtet. Diese Schwer- punktgewässer werden in der Programmkulisse hervorgehoben. Insbesondere an diesen Gewässern soll im Rahmen der Gewässerallianz Niedersachsen im Verbund mit Unterhal- tungsverbänden, die Maßnahmenumsetzung insgesamt deutlich intensiviert werden. Die Konzentration auf diese landesweiten Schwerpunktgewässer wird auch unter dem Dach des Aktionsprogramms weiterverfolgt. Hochwasserrisiko-Gebiete nach HWRM-RL: Aus Sicht des Hochwasserschutzes und der Hochwasservorsorge bei der Kulissenerarbeitung besonders zu berücksichtigen waren landesweit die Gebiete mit besonderem Handlungs- bedarf. Dies sind u. a. Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko gemäß § 73 Abs. 1 WHG (sog. „Hochwasserrisikogebiete“) in Niedersachsen (Binnengewässer). Auen der WRRL - Prioritätsgewässer Die Feature-Class setzt sich aus den folgenden Themen zusammen, die sich in großen Teilen überlagern: regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite - 13 - von 44

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• Überschwemmungsgebiete (ÜSG) (Stand August 2018) • Bodenkarte (BK50) - Bodenlandschaft 6 (LBEG - Stand 2017) • Bodenkarte (BK50) - Ergänzung zur Bodenlandschaft 6 / Puffer (Stand Oktober 2018) • Planungsräume der Integrierten Bewirtschaftungspläne (IBP) (IBP Elbe: Stand 2012/IBP Weser: Stand Februar 2012/IBP Ems: Stand 2011). Überschwemmungsgebiete (ÜSG): Bei der Kulissenerarbeitung wurden, die aus Sicht des Hochwasserschutzes und der Hochwasservorsorge landesweiten Gebiete mit besonderem Handlungsbedarf berück- sichtigt. Dies sind u. a. rechtlich festgesetzte und vorläufig gesicherte Überschwem- mungsgebiete gemäß § 115 Abs. 1 NWG. Für alle WRRL-Prioritätsgewässer wurde – un- abhängig von ihrer Priorität – eine räumliche Abgrenzung der gewässertypischen Auenbe- reiche anhand der aktuellen Überschwemmungsgebiete durchgeführt. Bodenkarte (BK50) - Bodenlandschaft 6 (LBEG): Die Auswahl auentypischer Bereiche wurde für die Boden- landschaft 6 vom LBEG anhand der Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet > 2000 ha vorgenommen, (Seiten-)Gewässer mit kleineren Einzugsgebietsgrößen wurden nicht be- rücksichtigt. Bodenkarte (BK50) - Ergänzung zur Bodenlandschaft 6: Für alle WRRL- Prioritätsgewässer unabhängig von ihrer Priorität (mit Einzugsgebiet < 2000 ha) wurde die Auswahl auentypischer Bereiche ergänzend zur Bodenlandschaft 6 anhand der BK50 vom NLWKN durchgeführt. Puffer: War eine Auenabgrenzung an den Prioritätsgewässern weder nach vorhandenen ÜSG noch nach BK50 möglich (z. B. in Bereichen von Quellge- bieten und kleinen Oberläufen), so erfolgte aus pragmatischen Gründen eine gepufferte Darstellung von beidseitig 100 m Auenbereich. Marschgewässer liegen im Regelfall unter NHN und weisen daher keine eigentliche „morphologische“ Aue auf – eine Auenabgren- zung anhand der BK50 ist deswegen nicht möglich. Auch anhand der vorliegenden ÜSG ist dies nicht sinnvoll möglich. Soweit nicht durch die Einbeziehung der IBP- Planungsräume abgedeckt, wird daher hier unabhängig vom Verlauf von Deichlinien und ggf. bestehendem Tideeinfluss aus pragmatischen Gründen ein Schutzstreifen von beid- seitig 100 m als „Auengrenze“ und somit als Ergänzung der Auswahl auentypischer Be- reiche angenommen. Planungsräume der Integrierten Bewirtschaftungspläne (IBP): Nicht einbezogen in die landesweite Gebietskulisse wurden die Planungsräume der vorliegen- den Integrierten Bewirtschaftungspläne (IBP) für die von den Gezeitenströmen und vom Tidegeschehen geprägten Unterläufe und Mündungsbereiche von Elbe, Weser und Ems (Ästuare). Für diese in weiten Teilen als FFH-Gebiete bzw. EU-Vogelschutzgebiete ge- meldeten großräumigen und hochdynamischen Naturräume sollen die IBP als eigenstän- dige, umfassende Gesamtplanungen die konzeptionellen Voraussetzungen für die Erhal- tung und nachhaltige Entwicklung dieser Räume liefern. Gemäß der zeichnerischen Darstellung liegt der Planungsbereich gemäß Bodenkarte 1:50.000 (BK50) – in einem auentypischen Bereich / Puffer 100 m

Reiter Hydrologie Enthält Bewertungen und Einstufungen zu: • Gewässerstruktur • Sohle • Ufer • Umland

• Gewässerentwicklungsplan Soeste (aufgestellt durch die Friesoyther Wasseracht durch das Büro ecoplan, Leer).

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Strukturgüte

Die Strukturgüte eines Gewässers ist ein Maß, mit welchem die Naturnähe des durchflos- senen Gewässerbettes einschließlich des umgebenden Überschwemmungsbereiches (Aue) bewertet wird.

Zur Bewertung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Hier sind zum einen das Übersichtsverfahren und zum anderen das Detailverfahren zu unterscheiden.

Die Verfahren unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich der Datenerhebung und die darauf aufbauende Kartierung. So beruht das Übersichtsverfahren auf eine Luftbildkartie- rung und deren Auswertung. Die Detailverfahren beruhen auf Vor-Ort-Kartierungen und ermöglichen eine Aufnahme von 1-3 km Fließstrecke pro Tag bei Kartierabschnitten von ca. 200 m.

Zur Beurteilung der Strukturgüte der Soeste im zu betrachtenden Abschnitt wurden die Verfahren miteinander kombiniert, da sich die Bewertungsskalen gleichen.

Als Arbeitsgrundlage wurden folgende Unterlagen herangezogen und projektbezogen modifiziert:

- Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA 2004): Gewässerstrukturkartierung in der Bundesrepublik Deutschland, Übersichtsverfahren; - Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (NLÖ 2001): Gewässerstrukturgütekartie- rung in Niedersachsen; - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW 2010): Gewässerstrukturkartierung in Baden-Württemberg.

Die Beschaffenheit der Soeste ist im Bestandsplan erkennbar.

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Zur Beschreibung und Bewertung werden folgende Parameter erhoben:

Einzelparameter Hauptparameter Einstufung /

Bewertung

Laufkrümmung arithmetisches Laufentwicklung

Krümmungserosion Mittel

Durchgängigkeit / Querbau- Längsprofil werke G Rückstau E Querbänke / Fuhrten arithmetisches S Ausleitung Mittel A Verrohrung M Strömungsdiversität T Tiefenvarianz B

Breitenerosion Querprofil arithmetisches E Breitenvarianz Mittel arithmetisches W Durchlässe / Brücken Mittel E Profiltyp R Profiltiefe T Sohlenzustand Sohlenstruktur arithmetisches U Substratdiversität Mittel N Sohlensubstrat G Uferbewuchs Uferstruktur arithmetisches

Uferzustand Mittel

Besondere Uferstrukturen

Flächennutzung arithmetisches Gewässerumfeld

Gewässerrandstreifen Mittel

Abbildung 5: Übersicht der Bewertungsparameter im Rahmen einer Strukturgütekartierung (verändert nach LUBW 2010)

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Zur Bewertung der einzelnen Parameter werden weitestgehend die niedersächsischen Bewertungsskalen (NLÖ 2001) angewendet. Für das Kriterium Ableitungen wurde eine separate Bewertung eingefügt, da hierfür keine Skala vorlag:

Tabelle 2: Bewertung der Einzelparameter Einzelparameter Skala Hauptparame- Skala ter

Laufkrümmung Laufentwicklung

Krümmungserosion

Durchgängigkeit / Längsprofil Querbauwerke

Rückstau

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Querbänke / Fuhr- ten

Ausleitung (Was- 100 % 7 serableitung, Ent- nahme) > 50% 5

10- 50% 4

< 10% 2

unschädlich x

keine x

Verrohrung

Strömungsdiversität

Tiefenvarianz

Breitenerosion Querprofil

Breitenvarianz

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Durchlässe / Brü- cken

Profiltyp

Profiltiefe

Sohlenzustand Sohlenstruktur

Substratdiversität

Sohlensubstrat

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Uferbewuchs Uferstruktur

Uferzustand

Besondere Uferstrukturen

Flächennutzung Gewässerumfeld

Gewässerrandstrei- fen

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Die Gesamtbewertung ergibt sich dann aus nachfolgender Tabelle:

Tabelle 3: Die sieben Strukturklassen mit Indexspannen (nach NLÖ / NLWKN) Güteklasse Bezeichnung Indexspanne

1 unverändert 1,0 – 1,7

2 gering verändert 1,8 – 2,6

3 mäßig verändert 2,7 – 3,5

4 deutlich verändert 3,6 – 4,4

5 stark verändert 4,5 – 5,3

6 sehr stark verändert 5,4 – 6,2

7 vollständig verändert 6,3 – 7,0

Unter Berücksichtigung der zuvor genannten Kriterien ergibt sich folgende Bewertung.

Tabelle 4: Bewertung des Gewässerabschnittes Einzelparameter arithme- arithme- Gesamt- tisches tisches bewertung Mittel Mittel

Laufkrümmung 4 3,0 Laufentwicklung

Krümmungserosion 2

Durchgängigkeit / Querbauwerke 3 2,8 Längsprofil

Rückstau x

Querbänke / Fuhrten 5

Ausleitung (Wasserableitung, Ent- 4 nahme)

Verrohrung x

Strömungsdiversität 4

Tiefenvarianz 4

Breitenerosion 5 4,2 Querprofil

Breitenvarianz 6

Durchlässe / Brücken 6 3,8 Klasse 4, deut- lich verändert Profiltyp 2

Profiltiefe 2

Sohlenzustand 5 3,0 Sohlenstruktur

Substratdiversität 4

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Sohlensubstrat x

Uferbewuchs 4 4,0 Uferstruktur

Uferzustand 5

Besondere Uferstrukturen 3

Flächennutzung 6 5,5 Gewässerumfeld

Gewässerrandstreifen 5

In der Gesamtheit wird der Gewässerabschnitt als deutlich verändert und somit der Güte- klasse 4 zugeordnet.

Die folgenden Informationen und Abbildungen wurden dem Bericht „Herstellung der Durchgängigkeit für Fische und Rundmäuler in den Vorranggewässern der internationalen Flussgebietseinheit Ems“, erstellt vom Büro BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, Reeder-Bischoff-Str. 54 in 28757 Bremen entnommen. Der Bericht wurde am 01.10.2012 veröffentlicht.

(https://www.ems-eems.de/fileadmin/co_theme/Default/Media/pdfs/2012_Studie_Durchgaengigkeit_Ems.pdf)

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Soeste dem Gewässertyp 14 „Sandgeprägte Tief- landbäche“ zuzuordnen ist. Weiterhin wird die Durchgängigkeit mit < 10,1 % beurteilt. Demgegenüber wird die Soeste als besonders bedeutsames Vorranggewässer mit über- regionale Wanderfunktion zu den Laichgewässern bewertet.

Des Weiteren werden nur kleine Abschnitte der Soeste als unverändert bis mäßig verän- dert eingestuft und Querbauwerke werden herausgestellt, die umgestalten oder zu ent- nehmen sind, um den aquatischen Arten eine Wanderung zu ermöglichen bzw. zu opti- mieren und somit den Biotopverbund zu entwickeln oder zu fördern.

Die bisherigen Informationen und Einschätzungen werden hierdurch weitgehend bestätigt.

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Abbildung 6: Gewässertypen der Vorranggewässer nach LAWA 2006/2007 (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012)

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Stadt Friesoythe

Abbildung 7: Freie Fließstrecke, kumulative Bewertung der Durchgängigkeit auf Gewässerebe- ne, Ems und Nebengewässersystemen sind hier unabhängig voneinander bewertet (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012)

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Abbildung 8: Orientierende Einstufung der Vorranggewässer in Bedeutungskategorien (BIO- CONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012)

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Abbildung 9:Übersicht der FFH-Gebiete mit besonderer Bedeutung für Zielarten nach Bewirt- schaftungsplan (BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012)

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Abbildung 10: Übersicht der Gewässerstrukturgüte (Klasse 1 bis 3) der Vorranggewässer (BIO- CONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012)

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Abbildung 11: Orientierende Einstufung der Querbauwerke in Dringlichkeitskategorien (BIO- CONSULT Schuchardt & Scholle GbR, 2012)

Des Weiteren reduziert sich die Wassermenge der Soeste durch klimatische Veränderun- gen, steigender Wasserverbrauch für Bewässerung und über Jahrzehnte durchgeführt Meliorationsmaßnahmen wie Tiefenumbruch, Entwässerungseinrichtung die zum einen regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite - 28 - von 44

Biotopvernetzung der Soeste Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ – „Brücke Sedelsberger Straße“ einen schnellen Wasserabfluss und zum anderen ein Versickern in die Grundwasserbe- reiche hervorrufen, so dass in der Konsequenz wenige Wasser über die Soeste abfließt.

Ebenso konnte über die Jahrzehnte keine signifikante Reduzierung der Nährstoffbelas- tung dokumentiert werden, die über den Zielwert von 2,8 mg/l an Gesamtstickstoff liegt.

Die folgende Abbildung zeigt exemplarisch den Verlauf der Stickstoffbelastung an der Messstation „Schwaneburg“.

Abbildung 12: Diagramm mit Darstellung der Stickstoffbelastung der Soeste am Kontrollpunkt "Schwaneburg" (NLWKN 2017)

Der folgende Auszug aus dem Gewässerentwicklungsplan, bereitgestellt durch den Was- ser- und Bodenverband Friesoyther Wasseracht, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.

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Betrachtungsraum

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Abbildung 13: Auszug aus dem GEPL Soeste – Bestand und Bewertung (ECOPLAN 2014)

Als Fazit werden folgende Punkte zusammengefasst:

- Die Durchgängigkeit ist erheblich eingeschränkt. - Es bestehen zu hohe Stickstofffrachten. - Der Wasserabfluss verringert sich. - Speziell in Stadtgebiet Friesoythe ist die Soeste beidseitig durch Siedlungsstrukturen begrenzt. Hierdurch besteht ein Risiko von schädigenden Hochwasserereignissen. - Der Unterhaltungsstreifen von 10 m beidseitig der Soeste bildet das Ausgangspoten- zial für Entwicklungsmaßnahmen zur Förderung der Biotopvernetzung.

Die beiliegende Biotopkartierung sowie die angefertigen Prinzipskizzen / Schnitte unter- mauern die Darstellung der Bestandssituation (siehe Anlage 1: „Biotoptypen mit Prinzips- kizzen / Schnitte“).

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Potenzial

Zunächst wird kurz das Optimalbild eines Fließgewässers des Typs 15 „Sand- und lehm- geprägte Tieflandflüsse“ mit Hilfe eines Steckbriefes dargestellt. Im Anschluss wird son- diert, was im Planbereich realisierbar erscheint, um sich dem Leitbild anzunähern.

(Quelle: https://www.gewaesser-bewertung.de/files/steckbriefe_fliessgewaessertypen_dez2018.pdf)

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Aus der Beschreibung wird deutlich, dass ein natürlicher „Sand- und lehmgeprägter Tief- landfluss“ zur natürlichen Entwicklung beidseitig Entfaltungsraum benötigt, um Mäander bilden zu können mit flankierenden heimischen Laubgehölzbeständen, die für eine Struk- turanreicherung (Totholzbarrieren, Wurzelunterspülungen, etc.) sorgen und somit eine Bi- otopvernetzung bewirkt.

Im Bereich der Soeste, hier speziell im betreffenden Abschnitt zwischen der Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kana“ und der „Brücke Sedelberger Straße“, wird das Gewässerbett der Soeste weitgehend beidseitig durch vorhandene Bebauung begrenzt, so dass sich die möglichen Entwicklungs- bzw. Optimierungsflächen auf die so- fern vorhandenen 10 m breiten Unterhaltungsstreifen bzw. Gehölzstrukturen beschrän- ken.

Des Weiteren sind Maßnahmen im Gewässer ebenfalls nur sehr eingeschränkt möglich, da ein Abfluss sichergestellt werden muss, damit bei Hochwasserereignissen die Stadt Friesoythe nicht weiter gefährdet wird. Schon heute stellen Hochwasserereignisse bei immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse (Klimawandel / Unwetterereignisse) ei- ne erhöhte Gefahr für die Stadt dar, auch wenn sich tendenziell der durchschnittliche Wasserabfluss über die Soeste verringert.

3. Maßnahmenkonzept und Handlungsempfehlungen Nachdem zuvor das Konfliktfeld zwischen den Anforderungen der Raumordnung, hier der Themenbereiche Biotopvernetzung, den siedlungsstrukturellen Gegebenheiten und der 73. Flächennutzungsplanänderung der Stadt Friesoythe dargelegt wurde, weiterhin die Bestandssituation der Soeste kurz analysiert worden ist, erfolgt nun die Aufstellung eines Maßnahmenkonzeptes und einer Handlungsempfehlung.

Diese soll den Konflikt zwischen siedlungsstrukturellen Gegebenheiten und deren Anfor- derungen sowie der Biotopvernetzung im Bereich der Soeste zwischen Wehranlage Has- kamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ und „Brücke Sedelsberger Straße“ lösen.

Dieses Konzept baut auf die zuvor beschriebene Ausgangssituation in Verbindung mit dem aktuellen Biotopgefüge, sowie dem biotischen Potenzial im Planbereich und Umfeld auf.

Des Weiteren wird der GEPL der Soeste aufgegriffen. Für den Planbereich werden fol- genden Maßnahmen angedacht:

W4 Vernässung organogener Niederungsböden;

E 8.4 Mögliche Anbindung eines Abbaugewässers;

E 9.5 Umgestaltung von Durchlassbauwerken;

N 2 Biotopverbund.

Die folgende Abbildung zeigt den Maßnahmenplan des GUPL für den Untersuchungs- raum. regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite - 36 - von 44

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Betrachtungsraum

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Abbildung 14: Auszug aus dem Maßnahmenplan des GEPL der Soeste (ECOPLAN 2014) regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Seite - 38 - von 44

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Die Maßnahmen des GEPL der Soeste macht sich die vorliegende Unterlage zu eigen.

Unter Berücksichtigung der genannten Fachbeiträge wird nun der Maßnahmenkatalog für den untersuchten Gewässerabschnitt der Soeste konkretisiert. Die Maßnahmen sollen zum Erreichen der Biotopvernetzung beitragen.

Sämtliche Maßnahmen sind bis zur Umsetzungsreife mit den angrenzenden Nutzern ab- zustimmen und zu koordinieren.

Tabelle 5: Maßnahmen Unterhaltung und Gewässerpflege

Generelle Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen:

- Einhaltung der Mindestschutzabstände zwischen angrenzender Nutzung und Gewässerbö- schung, - sofern möglich Vergrößerung der Abstände auf optimal mindestens 10 m Breite beidseitig. Mo- mentan rechtlich nach Düngeverordnung 1,0 m Schutzabstand von der Böschungskante. Hier gilt absolutes Düngeverbot in der Ebene, - Mahd- und Pflegegänge erfolgen im Spätsommer, Herbst nach Samenreife, - Mahd- und Pflegegänge erfolgen abschnittsweise und jährlich wechselnd, wobei sich gemähte und nicht gemähte Bereiche der Böschungen abwechseln. Abschnittlänge jeweils ca. 200 m, - Einbringen von Lebendverbau in Form von Erlen und Weidenstecklingen, - Einbringen von Kiessubstrat an geeigneten Bereichen, - Reduzierung der Gewässerunterhaltung im möglichen Umfang,

Maßnahmen auf definierte Bereiche

Anlage eines Gehölzstreifens mit ausschließlich heimi- M 1 schen standortgerechten Laubgehölzen auf Breite des Unterhaltungsstreifens (10 m)

Ergänzung der Baumreihe durch heimische, standortge- rechte Laubgehölze – Sträucher, Bäume der zweiten Ord- M 2 nung (z. B. Haselnuss, Eberesche, Hundsrose, Faulbaum, Weißdorn Schwarzdorn)

Entnahmen von fremdländischen Gehölzen und Förderung M 3 heimischer, standortgerechter Laubgehölzarten

Die Maßnahmenkomplexe wurden in Form einer Kurzbeschreibung aufgeführt. Die De- tailplanung obliegt der Umsetzung des GEPL zur Soeste.

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3.1 Maßnahmendarstellung Der vorliegenden Konzeption zur Biotopvernetzung der Soeste im Betrachtungsabschnitt der Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ bis zur „Brücke Se- delberger Straße“ liegt ein Maßnahmenplan bei. Hier werden die beschriebenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zur Förderung der Biotopvernetzung dargestellt (siehe Anlage 1: „Maßnahmenplan“)

4. Bezugherstellung zur F-Planänderung Nachdem zuvor die Maßnahmen zur Förderung bzw. zur Weiterentwicklung der Bio- topvernetzung im Untersuchungsbereich aufgezeigt wurden, wird nun eine Maßnahmen- fläche im Bereich der 73. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Friesoythe defi- niert. So wird entlang der westlichen Böschung der Soeste ein 10 m breiter Unterhal- tungs- bzw. Entwicklungsstreifen definiert und durch eine T-Linie als Fläche für Natur- und Landschaft dargestellt.

Hier erfolgt die Ergänzung der vorhandenen Gehölzstruktur durch heimische, standortge- rechte Laubgehölze.

Beschreibung der Pflanzung: • Die Anpflanzung ist mit folgenden Gehölzarten in gleichen Anteilen vorzunehmen:

Stieleiche Quercus robur Schwarzerle Alnus glutinosa Eberesche Sorbus aucuparia Hasel Corylus avellana Weißdorn Crataegus monoqyna Schwarzdorn Prunus spinosa

• Pflanzmaterial: 2 x verschult, Größe 80 –120 cm

• Pflanzdurchführung: a) Gruppenpflanzung von jeweils 3-10 Stück. b) Pflanzverband 1 x 1,5 m, reihenversetzt.

• Pflege: Die Pflanzung ist dauerhaft zu erhalten. Bis zum Abschluss der 3. Vegetationsperiode ist sie zu pflegen. Eingegangene Gehölze sind in der nächsten Pflanzperiode zu ersetzen.

In den vorhandenen Gehölzstrukturen sind in Rahmen von Pflegemaßnahmen nicht hei- mische Gehölzarten mittelfristig zu entnehmen. Die heimischen Laubgehölzarten sind zu fördern.

Mit der Ausweisung der Pflanzfläche bzw. Fläche zur Entwicklung von Natur und Land- schaft wird der Anforderung nach einer Biotopvernetzung entsprechend der raumordneri- schen Vorgaben Rechnung getragen.

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5. Unterhaltung Wie in den vorherigen Ausführungen verdeutlicht wurde, ist die Reduzierung der Gewäs- serunterhaltung ein wichtiger Baustein des GEPL. Ein kompletter Verzicht der Gewäs- serunterhaltung wäre aus Sicht des Naturschutzes sicherlich ein anzustrebender Wunsch und brächte sicherlich hohen Nutzen für die heimische Flora und Fauna.

Da allerdings die „Soeste“ in erster Linie ein stark anthropogen überformtes Gewässer ist, welches aktuell primär der Landschaftsentwässerung dient, ist ein kompletter Verzicht auf jegliche Unterhaltung momentan nicht umsetzbar.

Des Weiteren kann sich das Gewässer momentan weitgehend nur auf den Flurstückspar- zellenbreiten entfallen, die zum Gewässer gehören oder sich in öffentlicher Hand befin- den. Somit fehlt der „Soeste“ Platz, um ein natürliches Mäandersystem entwickeln zu können, zumindest im städtischen Bereich der Stadt Friesoythe.

6. Schlussbetrachtung Die vorliegende Arbeitsunterlage stellt einen Bezug zwischen Flächennutzungsplan, Raumordung, GEPL der Soeste und der Biotopvernetzung her.

Auf Basis der zusammengetragenen Informationen wurde die Bestandssituation der So- este im Untersuchungsraum zwischen Abschnitt Wehranlage Haskamp „Wasserableitung zum Friesoyther Kanal“ und „Brücke Sedelsberger Straße“ skizziert.

Im Anschluss wurde ein Maßnahmenkatalog aufgestellt, der einen Konsens zwischen städtischer Flächennutzungsplanung und der Anforderung einer Biotopvernetzung, als Vorgabe der Raumordnung erstellt.

Letztlich wurde der Maßnahmenkatalog für den Bereich der 73. Änderung des Flächen- nutzungsplans konkretisiert. So wird hier auf einen 10 m breiten Unterhaltungsstreifen an der Soeste eine Fläche zur Entwicklung von Natur und Landschaft ausgewiesen und pla- nungsrechtlich gesichert (T-Linie). Die Fläche wird ausschließlich mit heimischen, stand- ortgerechten Laubgehölzen bepflanzt und optimiert so das System der Biotopvernetzung.

Die vorliegende Unterlage wurde mit der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwal- tung abgestimmt.

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Aufgestellt:

regionalplan & uvp planungsbüro peter stelzer GmbH Grulandstraße 2 49832 Freren

Freren, den 19.08.2020

Dipl. Geogr. Peter Stelzer

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7. Literatur und Quellen BRIEM, E (2003): Fließgewässerlandschaften der Bundesrepublik Deutschland, ATV- DVWK-Arbeitsbericht 6. Hennef

BUND / LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT WASSER (LAWA) (2015): Arbeitspapier II, Hintergrund- und Orientierungswerte für physikalisch-chemische Qualitätskomponenten zur unterstützenden Bewertung von Wasserkörpern entsprechend der EG-WRRL

DRACHENFELS, VON O. (2012): Einstufung der Biotoptypen in Niedersachsen - Regenerationsfähigkeit, Wertstufen, Grundwasserabhängigkeit, Nährstoffempfindlichkeit, Gefährdung- NLWKN, Heft 1/2012

DRACHENFELS, VON O. (2020): Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen, Hannover

EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT (2000): Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Par- laments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (EG-Wasserrahmenrichtlinie – EG-WRRL)

LUBW LANDESAMT FÜR UMWELT BADEN-WÜRTTEMBERG (2017): Gewässerstruktur- kartierung in Baden-Württemberg, Feinverfahren

NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR ÖKOLOGIE (2001): Gewässerstrukturgütekar- tierung in Niedersachsen – Detailverfahren für kleine und mittelgroße Fließgewässer

NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANWIRTSCHFT UND VERBRAUCHERSCHUTZ (2020): Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen

ECOPLAN (2014): Gewässerentwicklungsplan (GEPL) Soeste

BIOCONSULT (2012): Herstellung der Durchgängigkeit für Fische und Rundmäuler in den Vorranggewässern der internationalen Flussgebietseinheit Ems.

NLWKN (2017): Messwerte Gesamtstickstoff an der Messstation Schwaneburg.

NLWKN (2003): Steckbrief Gewässertyp 15 „Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse“.

Kartenwerke, Links und CDs:

GOOGLE MAPS (2019): Karten- und Luftbildserver, unter: http://maps.google.de/maps

NLWKN GIS- Informationssystem

Umweltserver des Umweltbundesamtes

NIBIS des LBEG

Feldblockfinder der Landwirtschaftskammer Niedersachsen https://www.gewaesser-bewertung.de

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Anlage 1: Biotoptypen

Maßnahmenplan

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