www.kalkalpen.at www.wildniserleben.at ISBN 978-3-9503733-4-9 ISBN

Schriftenreihe des Nationalpark Kalkalpen Band 15 Fürsten in der Wildnis ž Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Ferdinand Franz den in Kalkalpen in der Wildnis Fürsten Schriftenreihe desNationalparkKalkalpen Band 15 Fürsten in der Wildnis Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Wissenschaftliche Tagung am 7. November 2014 in

Herausgegeben von der Nationalpark O.ö. Kalkalpen Ges.m.b.H. und dem Land Oberösterreich/Direk- tion Kultur in Zusammenarbeit mit dem Oö. Forum Volkskultur, dem Oö. Museumsverbund und dem Oö. Volksliedwerk.

Redaktion: Alexander Jalkotzy, Klaus Landa und Klaus Petermayr

Molln 2015 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Inhalt

Vorworte...... 4

Adolf Brunnthaler Die Bewohner der oberösterreichischen Eisenwurzen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert...... 7

Georg Heilingsetzer Die Fürsten Lamberg und ihre Herrschaft Steyr...... 25

Walter Stecher Für den Inhalt sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Die Gräflichen Jäger und die Wilderei...... 33

Impressum Hans Krawarik Die Almen im Sengsengebirge...... 61 Medieninhaber: Nationalpark O.ö. Kalkalpen Ges.m.b.H. Klaus Petermayr Herausgeber: Nationalpark O.ö. Kalkalpen Ges.m.b.H., Land Oberösterreich/Direktion Kultur „…das Durchkommen ist […] sehr mühsam.“ Zur alpinistischen Erschließung Umschlaggestaltung und Layout: Andreas Mayr von Sengsengebirge und Umgebung bis etwa 1920...... 65 Fotos Titelbild und S. 6: Sammlung Erich Mayrhofer

Herstellung: Plöchl Druck GmbH, Werndlstraße 2, 4240 Freistadt Josef Weichenberger Historische Belege zu Bär, Luchs und Wolf aus dem Raum der Pyhrn-Eisenwurzen...... 84

ISBN 978-3-9503733-4-9 Erich Mayrhofer © 2015, Molln, Nationalpark Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen – Kommentierter Ausstellungskatalog...... 107 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Gren- zen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Autorenbiografien...... 127 Systemen.

3 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Baustein der Geschichtserforschung „Fürsten in der Wildnis“ im Nationalpark Kalkalpen

Zum Gedenken an aber auch das Verhältnis der Bevölkerung zu den Bergpioniere, Alpin­ und sein Wirken in der Region Steyr-Kirchdorf den Ausbruch des Herrschaften, die Wilderei, die Almen und die tou- touristen, erste Alm- eingeräumt werden. Als Staatsmann der Monar- Ersten Weltkriegs vor ristische Erschließung. Auch das Wild im National­ bewirtschafter, Jäger chie hatte der Thronfolger vielfältige Verpflichtun- 100 Jahren wurden park zwischen Jagdleidenschaft der Herrschaften des Hochadels, Bären, gen. Trotzdem fand er Zeit und Interesse, sich dem 2014 in Oberöster- und schützenwerter Spezies wird thematisiert. Luchse und Wölfe heutigen Bundesland Oberösterreich und dabei vor reich viele Ausstel- hatten eines ge- allem den Kalkalpen zu widmen. Weil seine großen lungen und Veranstal- Diese Publikation ist ein weiterer Baustein zur Er- meinsam: sie galten Leidenschaften der Jagd, der Denkmalpflege und tungen durchgeführt. forschung der Geschichte unseres Landes zur Zeit Zeit ihres Lebens als dem Militär galten, konnten die vielfältigen Ver- Die Tagung „Fürsten in der Wildnis“ und die des Ersten Weltkrieges und bereichert die Aufar- „Fürsten in der Wildnis“. Ihre Geschichte ist je- bindungen mit dem Steyrtal und dem Ennstal aus Ausstellung „Thronfolger Franz Ferdinand in den beitung der Landeskunde von Oberösterreich um doch weitgehend unbekannt oder in Vergessenheit verschiedenen Blickwinkeln neu aufgerollt werden. Kalkalpen“ beleuchteten in diesem Zusammen- einen wichtigen Forschungsbeitrag. geraten. Da seine Ermordung in Sarajevo 1914 den Ersten hang die Region Nationalpark Kalkalpen um 1900, Weltkrieg auslöste, hat Oberösterreich im Jahr wo die von Erzherzog Franz Ferdinand gepachtete Ich danke den Autoren und Herausgebern und Aus Anlass des Ausbruches des Ersten Weltkrie- 2014 dieser historischen Ereignisse gedacht. Bärenriedlau Hütte Ausgangspunkt seiner Jagdlei- wünsche diesem Tagungsband viele interessierte ges vor 100 Jahren haben profunde Kenner und denschaft in den Kalkalpen war. Das Gedenkjahr Leserinnen und Leser. Experten zu zahlreichen historischen Themen im Die Tagung, Ausstellung und Publikation wur- 2014 war daher auch Anlass, die rund 300 Jahre alte National­park Besucherzentrum Ennstal in Reich­ de in Kooperation zwischen der Direktion Kultur Jagdhütte zu renovieren. raming eine Tagung abgehalten. des Landes Oberösterreich und dem Nationalpark Kalkalpen durchgeführt. Der vorliegende Band soll Im vorliegenden Tagungsband sind die Referate der Die Bewohner der Eisenwurzen, die Fürsten Lam- einen weiteren wichtigen Beitrag zur Entwicklung Tagung „Fürsten in der Wildnis“ publiziert. Der berg, Thronfolger Franz Ferdinand, gräfliche Jäger des Landes Oberösterreich leisten, denn nur wer Bezug von Erzherzog Franz Ferdinand zur Region Josef Pühringer und Wilderer hatten großen kulturhistorischen seine Vergangenheit kennt, kann seine Zukunft er- Kalkalpen und Sengsengebirge sind ebenso Thema Landeshauptmann Einfluss auf die Entwicklung der heutigen National­ folgreich gestalten. wie die Fürsten Lamberg und die gräflichen Jäger, park Kalkalpen Region. Almen, alpine Steige und Hütten, Berichte über Wölfe, Bären und Luchse erinnern an die Zeit, als erste Bergsteiger, Bauern, Förster, Jäger und Fürsten um die Kontrolle von Wild und Wald in den Kalkalpen kämpften. Einen besonderen Stellenwert muss dabei der Anwesen- Erich Mayrhofer heit des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand Direktor Nationalpark Kalkalpen

4 5 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Adolf Brunnthaler, Weyer Die Bewohner der oberösterreichischen Eisenwurzen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert

Der Raum

Die Eisenwurzen hat – insbesondere im oberösterreichischen Teil – eine bestän- dige Veränderung in der Definition ih- res Umfangs erfahren. War ursprünglich überhaupt nur die Region um den stei- rischen Erzberg bzw. der Erzberg selbst gemeint, erweiterte sich das Verständnis in dem Maß, in dem sich die Verarbeitung des Erzes an die Peripherie verlagerte. Neben den Begriff der Eisenwurzen als „Wurzel des Eisens“ – also des Erzbergs – trat bald die „Eisenstraße“ als Transport- weg für die Roh-, Halbfertig- und Fer- Schulbuch Heimatland Oberösterreich aus 1960 tigprodukte. Aus dem Ursprungsweg vom Erzberg über Hieflau, Großreifling, Weyer wurzen“ im Jahr 1998 wurde in bis nach Steyr, im Großen und Ganzen entlang der einer Umfrage das Selbstverständnis der Bewoh- Enns, entwickelte sich im Lauf der Zeit das Netz- nerinnen und Bewohner der Region erhoben und werk der Eisen- und Proviantstraßen. Aus einer inwieweit sie sich mit dem Begriff „Eisenwurzen“ Transport- und Kultur-Linie wurde eine Region. identifizieren. Nur im engeren Bereich zwischen den Flüssen Steyr und Enns verstanden sich die Im Sachbuch für die vierte Klasse Volksschule ab etwa 1960 fand die Südost-Ecke Oberösterreichs Die Eisenwurzen im Südosten Oberösterreichs als „Eisenwurzen“ Eingang in das allgemeine geo- graphische Bewusstsein. 1) Anlässlich der Landes- ausstellung „Land der Hämmer – Heimat Eisen-

1) Vgl. Adalbert Schwarz (Hg.): Heimatland Oberösterreich. Heimatkundliche Arbeitsblätter für die vierte Stufe der Volksschule mit Ergänzungsstoffen für die Oberstufe. Graz – Wien 1960, S. 38.

6 7 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Die Eisenwurzen als Begriff im Dreiländereck, Quelle: de.wikipedia.org/Calauer

Menschen zu 75 bis 100 Prozent als zur Eisenwur- zen gehörig. 2)

In der Informationsplattform Wikipedia umreißt die „Eisenwurzen“ um 2014 ein Gebiet, das in den Im schwarzen Bereich zwischen Steyr- und Enns-Fluss drei Bundesländern Oberösterreich, Niederöster- fühlten sich 75 bis 100 Prozent der Bevölkerung als zur reich und Steiermark und in etwa zwischen den Eisenwurzen gehörig. Die weiße Linie umreißt die Orte der Flüssen Krems und Erlauf liegt. Im Süden begrenzt Reichraming im Ennstal vor 1870 mit der Messingfabrik im Vordergrund und dem Eisenwerk flussaufwärts. dezentralen Landesausstellung 1998. der Erzberg das Gebiet, hier wird also auf eine Ein- beziehung des Vordernberger Absatzgebietes ver- zichtet, und im Norden die Städte Steyr und Wie- sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich. Ybbs- und Erlauftal 71 Betriebe stillgelegt. 5) In der Linz selburg. 3) Kaum jemals in der Geschichte waren die Umwäl- Stadt Steyr geht die Anzahl der Messerer von 1875

Passau/ Nürnberg/ zungen derart gravierend und einprägend. Obwohl bis 1914 von 43 auf neun zurück. Von den sechs Wels Ansfelden Enns Wien/ Amstetten St. Valentin Haag Passau/ Aus touristischer Sicht spielt der Begriff „Eisen- manchmal der Zeitrahmen der „Jahrhundertwen- Klingenschmieden, die 1875 gezählt werden, be- Nürnberg/ Wels Enns wurzen“ aktuell keine Rolle mehr. Der Regionsbe- de“ enger gesetzt wird, soll hier ein Zeitraum von steht im Jahr 1900 keiner mehr. Nur die Sensenin-

Sierning Steyr Sattledt griff steht derzeit im Vordergrund. Um den am 25. etwa 60 Jahren betrachtet werden. Mit der Welt­ dustrie kann durch die Gründung von Sensen- und ST. ULRICH Aschach bei Steyr Kleinraming Salzburg/ Waldneukirchen Juli 1997 eröffneten Nationalpark Kalkalpen grup- ausstellung in Wien am 1. Mai und dem Wiener Sichelfabriken das Produktionsvolumen deutlich München 6) Nußbach Dambach pieren sich die touristischen „Regionen“ Steyrtal Börsenkrach am 9. Mai 1873 sind einschneidende ausweiten. GRÜNBURG STEINBACH/ 4) Steyr MARIA und Ennstal. Ereignisse gegeben, die das Jahr 1873 als geeignet NEUSTIFT Steyr Kirchdorf/ Trattenbach Waidhofen a. d. Y./ erscheinen lassen, den Beginn der Epoche zu bilden. 1870 wird die Kronprinz-Rudolf-Bahn gebaut, was Steinbach/ Krems Amstetten Ziehberg Leonstein GROSSRAMING REICHRAMING Micheldorf MOLLN Die Jahre um 1870 bilden auch das Ende der Ham- zwar das Ende der Enns-Schifffahrt bedeutet, aber Region Region Enns Steyrtal Ennstal WEYER Die Zeit merherrenzeit, im Gegenzug setzt ein Aufschwung eine deutliche Erhöhung des Transportvolumens Krumme KLAUS KLEINREIFLING Steyrling Weyer Klauser der Industrie ein. Josef Werndl (1831–1889) und und der Effizienz bringt. Die Eisenbahn eröffnet Stausee Enns Steyrling Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bringt seine Steyrer Waffenfabrik sind ein Paradebeispiel auch dem Tourismus als neuem Wirtschaftszweig Kniewas Nationalpark Schönau ST.PANKRAZ Kalkalpen Borsee in Europa, vor allem aber auch in Österreich, eine dafür. Ähnliche Kaliber stellen Carl Klein (1838– besondere Möglichkeiten. Die Sommerfrische im UNTERLAUSSA WINDISCHGARSTEN Weyer Altenmarkt VORDERSTODER geradezu unglaubliche Veränderung im politischen, 1889) von der Messingfabrik Reichraming und Salzkammergut erfreut sich bei Adel und Künstlern ROSENAU Steyr EDLBACH ROSSLEITHEN am Hengstpaß Hieflau HINTERSTODER Graz Andreas Töpper (1786–1872) in der niederöster- großer Beliebtheit, das Gegenstück dazu, für Offi- Gleinker See SPITAL am Pyhrn 2) Vgl. Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen, Region reichischen Eisenwurzen dar. Wer den Sprung vom ziere und bürgerliche Kreise, stellt Weyer dar. Hier Pyhrn-Eisenwurzen. Katalog der OÖ. Landesausstellung 1998. familiären Klein- und Mittelbetrieb zum Fabrikan- Graz Salzburg 1998, S. 21. ten nicht schafft, ist zum Aussterben verurteilt. Es 5) Vgl. Rudolf Kropf: Die Krise der Kleineisenindustrie in der Die Tourismus-Regionen Steyrtal und Ennstal um den 3) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenwurzen (abgefragt am kommt zur „Katastrophe der Kleineisenindustrie“, oberösterreichischen Eisenwurzen im 19. Jahrhundert. In: Heimat Nationalpark Kalkalpen. Grafik: Martin Weymayer 1.11.2014). Eisenwurzen, Beiträge zum Eisenstraßensymposion Weyer. Steyr 4) www.wandern.com/land/at/oberoesterreich/nationalpark-kal- die bis zur Mitte der 1880er-Jahre andauert. Bei- 1997, S. 122. kalpen-region/anreise.html (abgefragt am 1.11.2014). spielsweise werden zwischen 1874 und 1883 im 6) Ebenda, S. 123.

8 9 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Maria Mittermayer (1907–2001): „Als das erste Mal Die zweite Möglichkeit stellt Hugo Raimund Graf das Licht aufstrahlte, liefen mir die Tränen der Freude Lamberg (1833–1884) dar. Er war Landeshaupt- über die Wangen.“ 7) mann von Salzburg, darüber hinaus aber vor allem Jäger und Mundartdichter. Am 3. August 1883 er- Der 20. Oktober 1889 bringt das Ende der Stahl­ scheint in der Zeitung Der Waidmann das Gedicht industrie in Reichraming im Ennstal, was für den Beim Brunn von ihm: Ort einer Katastrophe gleichkommt. Am 21. No- vember folgt der nächste Schlag, als Karl Klein, Beim Brunn Besitzer der Messingfabrik und der „Werndl von Reichraming“ genannt, durch Selbstmord stirbt. Beim Brunn habm die Weiberleut‘ Häufi viel z’thuan, Und destwegn siacht ma d’Jaga Der Adel So gern dabei loahn.

Im Ennsmuseum in Weyer befindet sich eine Fi- „Du Schlankl!“ sagt d’Nanl, gur aus Papiermache, die einen Grafen Lamberg „Bist nit schon bald stad?“ Hugo Raimund Graf Lamberg mit Wäscherin am Brunnen darstellt. Es ist nicht ganz klar, um welche Person es Do! wia mehr sie si spreizt, sich dabei handelt, aber aus seiner Haltung, seiner Wird s‘ in Köpfl vadraht. Kleidung und seinem Gesichtsausdruck lässt sich Bürgerliche Unternehmer Papiermache-Porträt eines Grafen Lamberg im Ennsmuse- gut das Selbstverständnis eines adeligen Jagdherrn In‘ Brunn grodelt s‘Wassa, um Weyer. ablesen. An der Spitze der Gesellschaftspyramide In‘ Herzen die Liab, Die Wirtschaft der Eisenwurzen wird nach dem in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Mon- Und af d’Nacht sogt dös Deandl: Ende der Hammerherrenzeit von einem neu- archie steht der adelige Grundherr. Die oberöster- „Hau! Du bist a Diab.“ en Typ Unternehmer geprägt. Es sind jetzt nicht trifft sich die Wiener Gesellschaft. 1874 wird eines reichische Eisenwurzen deckt sich im Großen und mehr unbedingt Leute, die über Generationen in der ersten oberösterreichischen Freischwimmbäder Ganzen mit der Herrschaft Steyr, die sich seit 1614 Dazu gibt es eine Zeichnung der Szene Jäger und einem Wirtschaftszweig aufgewachsen sind und in Weyer errichtet. Dazu kommen 1885 die großar- im Besitz der Grafen Lamberg befindet. Zwischen Wäscherin am Brunnen. 9) Der Standesunterschied ihre Kenntnisse und ihr Kapital an die Kinder wei- tigen Kreuzberganlagen und die Promenade. In der 1848 und 1850 werden die Grundherrschaften auf- scheint beim Annäherungsversuch des adeligen tergeben. Oft handelt es sich um branchenferne, Saison 1900 verbringen 350 Personen einen länge- gelöst und die Untertanen leisten ihre Abgaben nun Jägers kein Problem darzustellen, offensichtlich anpassungsfähige Glücksritter, die ihr anderswo er- ren Urlaub im Markt an der Enns. Einige Zeit lang an die Steuerämter. Die Waldherrschaft Steyr ver- handelt es sich auch um den Autor selbst. Die stun- worbenes Kapital gut anlegen oder es sich einfach gilt Weyer neben Bad Ischl und Gmunden als be- bleibt aber bis 1938 den Lamberg. 8) denlange Arbeit des Wäschewaschens im kalten verbessern wollen. Ein gutes Beispiel dafür sind die deutender Fremdenverkehrsort. Im Jahr 1916 ver- Brunnen ist kein Thema, auch nicht eine etwaige Brüder Anton (1853–1930) und Ludwig Sommer bringt Peter Altenberg mit seiner Freundin Paula Es gibt vor allem zwei Kandidaten, die als Vorla- Ablehnung des gräflichen Annäherungsversuchs. (1854–1927), jüdische Hopfenhändler aus Saaz Schweitzer die Sommerfrische in Weyer. ge für die Lamberg-Figur in Frage kommen. Mit Eine solche ist auf Grund der Abhängigkeit auch in Böhmen, die mit ihren Familien nach Reich­ großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um nur schwer durchführbar. Eine Weigerung der Frau raming kommen und dort 1896 die Messingfabrik In die angesprochene Epoche fällt auch die Einfüh- Franz Emerich Graf Lamberg (1832–1901). Sein hätte möglicherweise unangenehme Konsequenzen übernehmen. Nachdem das Hopfengeschäft immer rung der Elektrizität. Steyr kann mit der von Josef Jagdgebiet im Reichraminger Hintergebirge betrug für sie zur Folge. Die unzähligen ledigen Kinder aus schwieriger geworden ist, werden sie Holzhändler. Werndl (1831–1889) im Jahr 1884 durchgeführten 57.000 Joch, das sind 328 Quadratkilometer. Da- solchen Übergriffen sprechen Bände. Selten werden Ursprünglich nur am Holzbezugsrecht auf 3.000 Elektrizitäts-Ausstellung den Ruhm beanspruchen, mit war es auch das größte Jagdgebiet in Oberös- aber Kinder aus Beziehungen von Adeligen mit Un- Hektar der Gräflich Lambergischen Herrschaft die erste größere Stadt der Welt gewesen zu sein, terreich. Im Vergleich dazu umfasst der National- tergebenen legitimiert. Üblicherweise werden aber Steyr interessiert, kaufen sie damit auch eine Fabrik wo durch teilweise Ausnutzung der Wasserkraft park Kalkalpen heute 208,50 Quadratkilometer. die männlichen illegitimen Nachkommen als Förs- mit vielen Nebengebäuden und Arbeiterwohnun- einzelne Stadtteile elektrisch beleuchtet wurden, ter untergebracht. Mit dem Untergang der Monar- gen. 10) Am 30. Juni 1896 ziehen die neuen Eigen- wenn auch nur für kurze Zeit. Das erste elektri- chie finden auch diese Gewohnheiten ihr Ende. sche Licht stellt ein einschneidendes Erlebnis dar, 7) Vgl. www.ooegeschichte.at/themen/wir-oberoesterreicher/ wir-oberoesterreicher/elektrifizierung-oberoesterreichs/ (abgerufen 10) Vgl. Adolf Brunnthaler: Die Messingfabrik Reichraming. seinem Zauber kann sich kaum jemand entziehen. am 1.11.2014). 9) Der Waidmann. Blätter für Jäger und Jagdfreunde, XIV. Band Ein Paradebeispiel der oberösterreichischen Wirtschaftsgeschichte Dazu die 1907 in Weyer geborene Schriftstellerin 8) Vgl. Adolf Brunnthaler: Losenstein. Linz 1995, S. 60. (1883), Nr. 45. von 1569 bis 1928. Phil. Dissertation. Wien 2005, S. 212–214.

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beiden Mütter sind sehr beliebt. Die Kinder sind Nietzsche (1844–1900), das 1931 erscheint. Sogar in Internatsschulen oder bei Verwandten unterge- der berühmte deutsche Schriftsteller Thomas Mann bracht und kommen hauptsächlich in den Ferien (1875–1955) schreibt ihm dazu einen Brief. 1938 ins Ennstal. Der soziale Unterschied zur Bevöl- muss Josef mit seiner Mutter Reichraming verlas- kerung, die überwiegend aus Arbeitern und Holz- sen und nach Wien übersiedeln, nachdem ihnen knechten besteht, ist gewaltig. Die beiden Familien die Nazis die Fensterscheiben eingeschlagen haben. sind an das Leben in Wien gewöhnt, wo sie auch Nachdem Josef den Deportationsbefehl bekommen Wohnungen besitzen und die Winter verbringen. 12) hat, stirbt Jenny Sommer am 12. November 1940 An der Jahreswende von 1907 auf 1908 kommt es an einem Herzschlag. Von den sechs Sommer-Kin- erstmals in der Geschichte der Messingfabrik zu ei- dern werden vier, Josef, Martha, Julie und Olga, im nem Streik, weil die Messingarbeiter im Gegensatz Holocaust ermordet. 13) zu den staatlichen Forstarbeitern keine Lohnerhö- hung bekommen, die Lebensmittelpreise aber stark angestiegen sind. Brisant dabei ist, dass der ka- Kleingewerbliche Hand­ tholische Kooperator Georg Katzinger mit seinen werksbetriebe christlichen Arbeitern dem jüdischen Fabrikanten Nagelschmiede Josef Deisl, Vater und Sohn, an der Eisen- gegenübersteht. Katzinger hat eine Ortsgruppe der Für die Versorgung der Bevölkerung, vor allem straße in Losenstein christlichen Eisen- und Metallarbeiter Österreichs der nichtbäuerlichen, mit Gütern des täglichen Be- gegründet, der sich auch die sozialistischen Arbei- darfs, wie Lebensmittel, Kleidung und Werkzeug, ter anschließen. Der Streik dauert acht Tage und sind die Handwerksbetriebe seit Jahrhunderten von Familienmitglieder arbeiten. Die Männer stehen erreicht eine 14-prozentige Lohnaufbesserung. Bei unverzichtbarer Bedeutung. Jetzt geraten aber man- an Esse und dem eigentümlichen Nagelamboss, einem weiteren Streik vier Jahre später setzt sich che traditionellen Gewerbezweige in eine Existenz- Frauen und Kinder arbeiten beim Blasebalg, in der aber die Fabriksleitung durch. Anton Sommer wird krise. In Losenstein gibt es seit dem Mittelalter eine Verpackung, beim Zählen der Nägel usw. mit. Jede Adele, Anton, Betti und Julie Sommer vor der „tausendjäh- 1908 in den Heimatverband der Gemeinde Reich­ Spezialisierung des Gewerbes auf die Produktion der kleinen Werkstätten hat neben dem Meister, rigen Eiche“ am Gut Arzberg in Reichraming raming aufgenommen, seine ganze Familie besitzt von handgeschmiedeten Nägeln. Die einzigartige der das Familienoberhaupt darstellt, vier bis fünf damit das Heimatrecht. Stellung, die die Losensteiner Nagelschmiede in Gesellen, die im Familienverband integriert sind. Mitteleuropa damals haben, lässt sich am besten Die Arbeitszeit beginnt um vier Uhr morgens und tümer in Reichraming ein. Unter Böllerschüssen Der Sohn von Ludwig und Jenny, Josef Sommer, durch folgende Zahlen verdeutlichen: Um 1500 dauert bis 19 Uhr abends. Um sieben Uhr früh gibt werden sie am Bahnhof vom gesamten Gemeinde- besucht im Schuljahr 1904/1905 die vierte Klas- arbeiten hier rund 200 Meister, 600 Gesellen und es eine Specksuppe und eine saure Suppe, zu Mit- rat begrüßt, die Bevölkerung hat zwei Triumphp- se der Staats-Oberrealschule (heute Gymnasium) 300 Lehrlinge bei einer Bevölkerung von etwa tag Mehlspeisen (Buchteln) und nur alle 14 Tage forten errichtet, und alle sind von dem feierlichen in Steyr. Sein Mitschüler ist Adolf Hitler, der von 3.500 Menschen. Losenstein umfasst damals auch Fleisch. Das Abendessen besteht aus Kraut, Milch Empfang sehr gerührt. In den folgenden dreißig der Realschule in Linz nach Steyr gewechselt ist. das Gebiet der späteren Gemeinden bzw. Ortstei- und Brennkoch. Die Palette an Nägeln reicht von Jahren werden die Sommer-Brüder die marode Fa- Wie sich Hitler seinem einzigen jüdischen Mit- le Stiedelsbach, Laussa, Arzberg und Reichraming. gewaltigen Schlacht- und Schiffsnägeln bis zu den brik zu einem modernen Unternehmen der Mes- schüler gegenüber verhalten hat, ist nicht bekannt, 1775 kommen in ganz Oberösterreich unter den winzigen Schuhnägeln, wie Mausköpfl, Büffel und sing-Industrie ausbauen, für Reichraming sind sie jedenfalls muss er nach einem Jahr auf Grund sei- 154 Meistern aus diesem Handwerk allein 138 aus Scheanken. Die Mindestleistung beträgt tausend die Retter aus der Not. 11) Die zwei Familien, An- ner Leistungen auch Steyr verlassen. Josef Sommer Losenstein. 1845 produzieren 103 Meister mit 400 Stück pro Tag, besonders fleißige Schmiede brin- ton und Betti Sommer († 1925) mit den Töchtern maturiert 1908 mit Auszeichnung und studiert Gesellen und 515 Zunftarbeitern sowie 23 Zain- gen es auf 1.500 Nägel. Adele (1887–1988), Julie (1888–1942) und Olga dann an der Technischen Hochschule in Zürich, hämmern jede Woche 4,5 Millionen geschmiedeter (1892–1942) sowie Ludwig und Jenny Sommer die er als Diplomingenieur abschließt. Später über- Nägel. Um 1870 zeichnet sich das Sterben des Handwerks (1862–1940) mit den Söhnen Josef (1891–1942) nimmt er den Betrieb seines Vaters und führt ihn ab, viele gehen zu Josef Werndl nach Steyr, wo sie in und Friedrich (geb. 1902) und der Tochter Martha mit seinem Schwager, bis beide 1928 Konkurs Das eigentliche Nagelschmiedzentrum Losensteins der Waffenfabrik mehr verdienen. Die meisten Nä- (1892–1941), sind gut im Ort integriert. Von Anti- anmelden müssen. Er beschäftigt sich dann mit ist der Ortsteil Stiedelsbach. Hier hat beinahe je- gel werden inzwischen von den Drahtstiftfabriken semitismus ist noch wenig zu spüren, vor allem die Philosophie und schreibt ein Buch über Friedrich des Haus eine eigene Nagelschmiede, in der alle geliefert. 1897 arbeiten nur noch zehn Meister ohne Lehrlinge, 1904 stirbt der letzte Zunftmeister Franz 11) Ebenda, S. 216. 12) Ebenda, S. 216. 13) Ebenda, S. 272–277. Zierer der ehemals berühmten Nagelschmiedzunft­

12 13 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

1980) heiratet den Schneidermeister Karl Wurz (1893–1938), der sich in Großraming selbständig gemacht hat und 1931 nach Reichraming kommt. In diesem Jahr haben sie ein Haus an der Bachbrücke aus der Konkursmasse der Messingfabrik gekauft und hier entsteht ihr Handwerksbetrieb. Als der Meister 1938 im 46. Lebensjahr plötzlich an Herz- schlag stirbt, hinterlässt er seine Witwe mit drei Kindern. Der Sohn Karl wird im Alter von 21 Jah- ren Meister und übernimmt den Betrieb. Gemein- sam mit seiner Frau Elfriede (1933–2012) führt er das Geschäft bis in die 1980er-Jahre. Wie in vielen anderen Handwerksbetrieben in dieser Zeit über- nimmt keines der Kinder das Geschäft und es wird somit eingestellt. Das Gewerbe sieht sich damals einem starken Strukturwandel ausgesetzt. Um 1900 Schneiderei Sträußl in Reichraming im Jahr 1905 ist die Welt des Handwerks aber noch in Ordnung. Auf einem Foto aus dem Jahr 1905 präsentieren die Kaufgeschäft Rudolf Schönauer in Arzberg/Reichraming Schneidermeisterseheleute Rosa und Ignaz Sträußl mit dem Herz mit drei Nägeln. Dieses Zunftzei- stolz Familie und Betrieb. Schneidern ist damals chen leitet sich vom Tod Jesu Christi am Kreuz Männersache, im Hintergrund sitzen Lehrjunge auf der Eisenstraße. Dementsprechend her. Es wird als Beschauzeichen nur in gute Ware und ein Geselle an den Singer-Nähmaschinen. Ein hoch ist die Anzahl an Einkehrgasthö- geschlagen, findet sich in den alten Zunftschildern stehender Geselle hält stolz das Bügeleisen in sei- fen für die Fuhrleute. Danach kommt es und auch noch im heutigen Gemeindewappen von nen Händen. Im Zentrum sitzt das Meister-Ehe- im Zusammenhang mit dem Ende der Losenstein. 1909 sinkt die Zahl der Meister auf paar, vor ihm die vier Kinder. Im Hintergrund sind Eisenindustrie und der Messingfabrik in sieben, im Jahr 1937 gibt es noch vier von ihnen: Anzüge und Hosen aufgehängt, ganz rechts ist eine Reichraming zu einem starken Rückgang Leopold Deisl am Dürnberg, Josef Deisl, Vater und so genannte „Teufelshaut“ aus Fustian als Ersatz für der Gasthäuser, so manche werden in Ge- Sohn, an der Eisenstraße am Ortsausgang von Lo- Leder zu sehen. 15) schäfte umgewandelt. Für Frauen bietet senstein Richtung Ternberg, und Johann Hatschen- sich im Verkaufsbereich eine neue Mög- berger aus dem Laussabach. 14) lichkeit zur Beschäftigung, es steigt aber Der Handel auch die Mehrbelastung neben Haushalt Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hal- und Familie. 16) ten sich die handwerklichen Gewerbebetriebe, die Das typische Kaufhaus der Jahrhundertwende ist ein hohes Maß an Dienstleistung für die Kunden die Gemischtwarenhandlung. Hier ist alles erhält- erbringen und deren Produkte zu den Gütern des lich, nicht nur die Güter des täglichen Bedarfs, son- Großbauern täglichen Bedarfs gehören. Dazu zählen Bäcker, dern auch all die vielen kleinen Dinge, die die Selbst- Gut Ortbauer in Reichraming nach 1905 Fleischhacker, Schuhmacher, Schneider und Le- versorger auf den Bauernhöfen nicht produzieren Die Hofform des Vierkanters, der be- bensmittelhändler. Ein typisches Beispiel für einen können. Das Geschäft Schönauer/Unterbrunner im kanntesten Bauernhofform in Oberöster- derartigen Betrieb stellt die Schneiderei Sträußl/ Reichraminger Ortsteil Arzberg, ursprünglich ein reich, reicht in der Eisenwurzen eigentlich nur bis kante zwischen Enns und Reichramingbach dar. Es Wurz in Reichraming dar. Ignaz Sträußl beginnt Gasthaus, liegt günstig an der Eisenstraße. Vor dem Ternberg. In den Bergen der Voralpen sind Hau- zeigt bereits die geschlossene Form des Vierkanters, 1904 im Ortszentrum mit einer Schneiderei und ei- Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn läuft der gesamte fenhof, Hakenhof, T-Hof und Doppel-T-Hof in nur ist eine Kante auf Grund der Entwicklung des nem Friseurgeschäft. Seine Tochter Angela (1902– Verkehr entweder über Schifffahrt und Flößerei auf all ihren Abwandlungen vorherrschend. Eine Aus- Gebäudes nicht voll ausgebildet. Das Haus wurde der Enns oder über Fuhrwerke und Postkutschen nahme stellt das Gut Ortbauer auf der Gelände- nicht als Vierkanter errichtet, sondern entwickelte

14) Vgl. Adolf Brunnthaler: Losenstein: „Nagelschmiedweg“. In: sich langsam im Lauf der Jahrhunderte. Am Dach Land der Hämmer (Anm. 2), S. 406–408. 15) Vgl. Adolf Brunnthaler: Reichraming. Gnas 2000, S. 448. 16) Ebenda, S. 446. sind noch die verschiedenen Ansätze der Zubauten

14 15 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

erkennbar. Ursprünglich besteht es seit mindestens öfen aus dieser Zeit, braun und grün sind dabei die 1477 und macht vielfache Wandlungen mit. Seit vorherrschenden Farben, sehr oft tragen sie auch Mitte des 19. Jahrhunderts ist es durch 50 Jahre im die Jahreszahl auf einer verzierten Kachel. Um den Besitz von Franz Albauer und geht um die Jahr- Kachelofen sind Stangen angebracht, an denen die hundertwende an seinen Erben Mathias Albau- Wäsche zum Trocknen aufgehängt wird, auch die er über. Der Bauernhof dürfte in dieser Zeit auch Ofenbank rundherum fehlt nicht. Der Mittelpunkt bereits die Funktion als Gasthaus ausgeübt haben. des Hauses ist aber der große Tisch in der Ecke Traditionell bieten Bauernhöfe in der Eisenwurzen mit dem Herrgottswinkel, fast immer nach Süd- ihren Gästen Jause mit Most an. Mit dieser zen- osten ausgerichtet. 18) Großbauern verfügen über tralen Lage im Industrieort Reichraming dürfte ausreichend ebenen Grund und wenn nicht, sorgen sich das Haus aber schnell zum Gasthausbetrieb große Almen für die Verpflegung des Jungviehs entwickelt haben. Das große, weithin sichtbare in der warmen Jahreszeit. Viele dieser Almen der Gut mit schönem Grundbesitz wird nach einigen Bauern im Enns- und Steyrtal liegen im Bereich erfolgreichen Jahren 1898 an den Hotelier Gerst- des Reichraminger Hintergebirges und des Seng­ ner aus Marienbad und Wenzel Wischo verkauft. sengebirges, des heutigen Nationalparks Kalkalpen. Durch deren Übernahme wirtschaftet es aber rasch Großbauern sind grundsätzlich Selbstversorger und ab und muss versteigert werden. Der Besitzer des produzieren alles Lebensnotwendige auf dem Hof. Auergutes, Bürgermeister Franz Haider (Bgm. von Dazu haben sie eine große Anzahl von Knechten 1894–1903), ersteigert das Anwesen samt Grund und Mägden, die in einer regelrechten Hierarchie 1902 und teilt den Besitz. Die Alm in Sulzbach mit gegliedert sind. Der Bauer herrscht über Familie Tomerlbauer/Vorderwinkler in Arzberg um 1924 200 Joch Grund geht an Alois Salcher († 1918) und und Gesinde wie ein Adeliger über seinen Hofstaat. damit an das Gut an der Großen Au, der Gasthof an Johann Salcher († 1925), beides Söhne aus ers- Die bäuerliche Kleidung der Eisenwurzen ist stei- das unter dem Kinn gebunden wird. Feiertags wird re Verwandte oder eine alte Magd, die ihren Le- ter Ehe. Stefan Seifried († 1972) kauft das Gast- risch geprägt. Kein Wunder, ist doch ursprüng- das „Schösslgwand“ getragen, das aus einem langen bensabend auf dem Hof verbringt. Im Zentrum haus Ortbauer im Jahr 1936 und bringt es in seiner lich die Herrschaft Steyr mit Burg und Stadt der reich gezogenen Rock aus schwerem Tuch und der sitzt das Bauern-Ehepaar umringt von den eigenen Funktion als Bürgermeister ab 1938 und als Gast- Mittelpunkt der Steiermark. Auch nach 1254, Schössljacke aus schwarzem Samt, Plüsch oder fei- Kindern. Der kleine Junge in der Mitte mit dem wirt und Holzhändler zum reichsten Reichramin- der Trennung von der Steiermark, wirken Kultur, nem dunklen Tuch besteht. Besonders charakteris- Hut, der Vater legt ihm die Hand auf die Schulter, ger. Nach einem Eigentümerwechsel 1980 ist das Brauchtum und Tradition weiter. Von Ternberg tisch sind die großen schwarzen Seidenkopftücher, ist der zukünftige Hoferbe. Im Hintergrund hält Haus bis heute Gasthof. 17) aufwärts, also nach Süden, findet man bei den die der Stolz der „schwaren“ (reichen) Bäuerinnen sich der Bruder des Bauern, der nur die Funktion Männern überall die grünen Hüte, die roten Hals- sind. Sie werden so gebunden, dass sie wie Flügel eines Knechtes ausüben kann und seitlich etwas ab- Große Bauernhöfe in der Eisenwurzen stehen im- tücher, die grün eingefassten Lodenröcke mit Ge- zu beiden Seiten des Kopfes abstehen und weit über gesetzt sitzt seine Freundin/Frau mit dem Kind auf mer in Gunstlagen. Sie sind optimal nach der Son- weihknöpfen und das mit Pechdraht genähte und den halben Rücken herabfallen. 19) dem Schoß. Die Bäuerin trägt das schwarze Sei- ne ausgerichtet, Küche und Wohnstube liegen im mit „Schörken“ (geschmiedete Nägel) beschlagene denkopftuch, die Männer haben alle den Hut auf. 20) Osten und Süden, die Wirtschaftsräume und Stal- Schuhwerk. Ein „rupfernes“ (grobleinenes) Hemd Ein typisches Foto einer Bauernfamilie mit ihrem lungen als Wetterschutz im Westen und Norden. und eine ärmellose Weste ergänzen die Kleidung. Selbstverständnis zeigt die Abbildung der Tomerl­ Das Mühlbauergut liegt direkt an der Eisenstraße Typisch für die Region ist ein durchgehendes Vor- Den Hut schmücken ein Gems-, Hirsch- oder bauern-Familie aus Arzberg aus dem Jahr 1924. Im in Arzberg. Das Foto aus dem Jahr 1926 zeigt die haus mit zwei Haustüren. Die eigentliche Haustür Dachsbart oder eine Wildhahnfeder. Er wird von Hintergrund ist der strohgedeckte Bauernhof zu Verhältnisse auf der wichtigsten Handelsstraße der geht nach Osten, die zweite Haustür führt in den früh bis spät nie abgenommen, außer beim Grüßen sehen. Typisch sind noch die kleinen Fenster und Region. Um den Bauern mit der Schaufel gruppie- Hofbereich. Um die Jahrhundertwende sind Küche und während des Tischgebetes. Lederhosen sind die kalkgestrichenen Wände. Links vorne sitzt die ren sich Familienmitglieder, Mägde und Knechte. und Stube getrennt. In der Küche hat der Tischherd selten, üblich ist die lange Hose aus Lodenstoff so genannte „Moahm“. Das ist entweder eine älte- Die Person im Vordergrund zeigt eine Tafel mit der die schwarze Küche abgelöst, in der großen Stube oder grobem Tuch. Die Frauen tragen im Alltag ei- Zahl sieben. Vermutlich ist es der Fahrer des Last- ersetzt der Kachelofen den offenen Kamin. Gerade nen einfachen Blaudruckkittel, darüber ein leinenes kraftwagens der Oberösterreichischen Bundes­ in der Eisenwurzen existieren noch viele Kachel­ „Fürtuch“ und als Kopfbedeckung ein helles Tuch, 19) Vgl. Brunnthaler (Anm. 8), S. 214; siehe auch Anton Rol- straßenverwaltung, der im Hintergrund zu sehen leder: Heimatkunde von Steyr. Steyr 1894, S. 69–70 und Nora Rollett: Volkskundliches aus dem unteren Ennstal. Wien 1943, S. 17) Ebenda, S. 456 und S. 473. 18) Ebenda, S. 56 57–59. 20) Vgl. Brunnthaler (Anm. 15), S. 467.

16 17 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Arbeit als Hammerschmied, Nagelschmied, Sen- Wohnungen mit 87 Räumen. Wasser gibt es nur sen- und Sichelschmied, Messerschmied, Holz- im Innenhof, es muss in die Wohnungen getragen knecht, Messingarbeiter oder die Arbeit in der Fa- werden. Toiletten existieren nicht, die Nachttöpfe brik von Josef Werndl in Steyr. werden in die Gärten entleert, die jede Familie dort zur Eigenversorgung betreibt. Zum Wäschewa- schen oder für größere Reinigungstätigkeiten trifft Arbeiterfamilien in den man sich im Hof. Im Übrigen trägt der Meierhof Mietskasernen eine goldgelbe Außenfarbe, weil er zur Messingfa- brik gehört. Die Mietshäuser der Holzknechte des Reichraming entwickelt sich seit dem 16. Jahr- Forsts sind im Gegensatz dazu weiß gestrichen. So hundert durch die Hammerwerke, die Messingfa- weiß jeder, wo er hingehört. Im Februar 1934 wird brik und die Stahlindustrie zu einer großen Ar- der Meierhof zum Schauplatz des Bürgerkriegs. beitersiedlung. Die zahlreichen Familien leben in Von 12. bis 15. Februar sind hier ständig die Ange- Mietshäusern, die im Regelfall den Fabriksbesitz­ hörigen des Schutzbundes versammelt. 23) ern gehören. Dies führt zu einer starken Abhängig- keit vom Arbeitgeber, der wenig Lohn zahlt und einen Teil davon wieder als Miete kassiert. Im Ge- Mühlbauergut in Arzberg/Reichraming 1926 genzug dazu ist eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit gegeben, die Arbeiter identifizieren sich stark mit dem Unternehmen, Väter lernen ihre Söhne an und ist. Es ist einer der ersten LKWs überhaupt und in der Regel übernehmen diese dann deren Arbeits- besitzt noch Speichen-Räder. Durch den steigen- platz. Um 1900 wohnen etwa 110 Arbeiterfamilien den Verkehr ist eine ständige Betreuung der Straße in sieben Wohnbauten der Messingfabrik. Jede be- notwendig. Was früher die Wegmacher zu Fuß er- sitzt ein bis zwei Zimmer, Stall, Heuboden, Keller ledigten, kann jetzt mit Fahrzeugen durchgeführt und Holzlage. Die Brüder Sommer vergeben diese werden. Die Bauern arbeiten aber nach wie vor Wohnungen kostenlos an die Arbeiter, die Wiesen hauptsächlich mit dem Ochsengespann, zwei davon und Gemüsegärten werden aber zu einem billigen sind im Hintergrund zu sehen. 21) Im Zusammen- Zins parzellenweise verpachtet. Jede Arbeiterfami- Meierhof in Reichraming hang mit dem Bau des Kraftwerks Großraming lie kann sich daher eine Kuh und Ziegen halten so- im Zweiten Weltkrieg werden zahlreiche Gründe wie ihr Gemüse und ihre Erdäpfel selbst anbauen. verkauft und der Bauernhof in ein Gasthaus um- Dahinter steckt die Absicht, dass die Arbeiter zu Dabei beginnt die Organisation der Arbeiter auch gewandelt. sehr niedrigen Löhnen zur Verfügung stehen und in Reichraming sehr früh, hier zieht bereits um Kleinhäuslerkeusche (Peterhäusl) am Kaiserlehnerboden in ein Streik kaum zu befürchten ist, weil jeder Ar- 1870 die neue Zeit ein. Als die Hammerwerke Reichraming, beim Ortsumbau 1960 demoliert. beiter bei der Aufnahme verpflichtet wird, im Fall und die Messingfabrik noch in voller Blüte stehen, Kleinhäusler der Niederlegung der Arbeit auch die Wohnung zu gründen die Arbeiter beider Unternehmen gemein- räumen. 22) sam im Mai 1870 einen der allerersten Konsum- Neben den großen Bauernhöfen entwickeln sich sonnige Lage, sondern der Preis des Grundstücks. vereine. Er soll die kostengünstige Versorgung der im Lauf der Zeit viele kleinere Hausbauten, die so- Immer mehr Menschen möchten sich den Traum Eines der bekanntesten Mietshäuser ist der Mei- Mitglieder mit den Nahrungsmitteln sichern, die genannten „Keuschen“ der Kleinhäusler. Sie entste- vom eigenen Heim verwirklichen, ganz nach dem erhof. Ursprünglich ist er das Hammerherrenhaus nicht im eigenen Garten angebaut werden. 1874 hen ab dem 16. Jahrhundert als Folge verstärkter Motto „Eigener Herd ist Goldes Wert“. Die zum des Leonhard Manstein, das dieser 1597 erbaut. werden die Statuten des Arbeiterlesevereins der Bevölkerungszunahme. Vor allem die ungünstigen „Häusl“ gehörige kleine Landwirtschaft dient nur Um die Jahrhundertwende ist der Meierhof eine Innerberger Hauptgewerkschaft genehmigt. Da- Lagen, zum Beispiel die schattigen Gräben, sind es, dazu, den Eigenbedarf zu decken. Die Bewirtschaf- Arbeiterfestung, ähnlich wie später der Karl-Marx- mals sind Bücher und Zeitschriften viel teurer als die jetzt bebaut werden. Entscheidend ist nicht die tungsfläche reicht für einen Vollerwerbsbetrieb Hof in Wien. 1910 leben hier 190 Menschen in 51 heute. Den Mitgliedern wird in der großen Stube nicht aus und deshalb gehen die Bewohner einem 21) Ebenda, S. 469. Nebenerwerb nach. In der Eisenwurzen ist dies die 22) Vgl. Brunnthaler (Anm. 10), S. 283–284. 23) Vgl. Brunnthaler (Anm. 15), S. 111.

18 19 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

25-jähriges Gründungsfest der Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskassa Reichraming am 28. Juni 1903, in der Mitte Gründungsvater Ferdinand Damberger. Holzknechte beim Klausenbau eines Gasthauses Lesestoff günstig zur Verfügung gestellt. Von größter Bedeutung ist aber die All- gemeine Arbeiter-, Kranken- und Invalidenun- Holzknechte bisschen geschlafen. Um 12 Uhr geht die Arbeit terstützungskassa, die 1877 von Franz Damberger wieder weiter und dauert bis Einbruch der Fins- (1841–1926) gegründet wird. Der einfache Ham- Im 19. Jahrhundert bricht der Holzknecht am ternis, also etwa acht bis neun Uhr abends. Gear- merschmied der Österreichisch-Alpinen Montan Montag um 4 Uhr früh auf, beladen mit Mehl und beitet wird nach Bedarf, nicht nach Stunden. Ab Gesellschaft erkennt das soziale Elend der Arbeiter Speck für die ganze Woche, eventuell mit Hacke 1920 bringt die Waldbahn die Arbeiter am Mon- und baut eine große Organisation mit elf Filialen und Säge, und wandert sieben bis acht Stunden tagfrüh an ihren Arbeitsplatz und holt sie Freitag- in Oberösterreich, Niederösterreich und Steier- lang über schwindelnde Steige und halsbrecheri- mittag wieder ab. Die Frauen der Holzknechte sind mark auf. Der „Damberger-Verein“ geht später in sche Bergpfade zu seiner Hütte ins Hintergebirge. durch die meist große Kinderzahl und die kleine der Gebietskrankenkasse auf. 24) Hier taucht er für eine Woche unter, den Wald um Landwirtschaft mehr als ausgelastet, die Lebens- sich und den Himmel über sich. Die Holzknech- umstände für heutige Verhältnisse geradezu unvor- Die Arbeitsverhältnisse in den Fabriken sind um te bilden eine Pass, eine Gruppe von neun bis 13 stellbar. So haben Josefa Kittinger (1874–1942) und diese Zeit alles andere als gesund. In der Messingfa- Personen. Im Sommer ist die Wanderung noch Alois Rebhandl (1869–1963) aus dem Neuhaus im brik rufen Metalldämpfe das Messing- oder Zink- halbwegs zumutbar, aber im Winter im metertiefen Brunnbach 13 Kinder und 55 Enkel. Ihre Tochter fieber hervor. Hier und in den Hammerwerken ist Schnee wird sie zum „Tschoch“. Die Holzknechte Josefa (geb. 1903) hat wiederum 18 Kinder, da- auch der Kohlendunst ein Problem. Messinggießen tragen wie die Flößer den bekannten Wetterfleck, von vier Totgeburten. Die unehelichen Kinder der bei tausend Grad, der Lärm der Hämmer und die der besonders guten Schutz vor schlechter Witte- Holzknechte sind in solchen Zahlen gar nicht ent- Hitze vom Puddelofen oder von den Essen tragen rung bietet. Im Sommer ist um drei Uhr Tagwache, halten. 25) nicht gerade zu einem gesunden Arbeitsleben bei. dann wird bis neun Uhr gearbeitet. Daraufhin wird gekocht, das Werkzeug gerichtet und eventuell ein 25) Ebenda, S. 156. 24) Ebenda, S. 146–148. Arbeiter in der Gießerei der Messingfabrik Reichraming

20 21 Weyrer Schulklasse um 1914/15, Buben einer Schulklasse als Deutsche Soldaten verkleidet mit Kaiser-Wilhelm-Bart. Misttragen beim Streicher in Brunnbach/Großraming. Von links: Petronella Streicher, Martina Streicher, Josefa Aschauer, Rosa Kittinger, Anna Neuhauser, Anna Gsöllpointner, Maria Steiner, Walpurga Neuhauser, Maria Steindler, Aloisia Schoiss- wohl, Katharina Staufer, Antonia Großauer gen. Die Jausen vormittags und nachmittags beste- Schweigen und Gehorchen sind angesagt. Die Li- hen aus Brot und Most. 27) teratur ist voll von den Schicksalen unverstandener Kinder in Schulen, Internaten und Elternhäusern. Knechte und Mägde „Halterbua“ oder auch „kloane Bua“. Die Mägde Das Foto einer Schulklasse aus Weyer gibt ein be- werden geordnet in die „Schwaigerin“, die „große Frauen und Kinder redtes Zeugnis der damaligen Zeit. Pfarrer und Die Dienstleute treten meist um Neujahr den neu- Kuhdirn“ und die „kleine Kuhdirn“, das „Haus- Oberlehrer sind sichtlich stolz auf ihr Werk. Sie en Dienst an, doch wird auch zu Lichtmess (2. Fe- mensch“ oder „Kuchlmensch“, das „Saumensch“ Nur wenigen Frauen ist es um die Jahrhundert- bruar), Josefi (19. März), Georgi (24. April), Jakobi und die „kloane Dirn“ oder „Schafmensch“. 26) Nach wende vergönnt, ihr Leben so zu verwirklichen, wie (25. Juli) und Martini (11. November) gewechselt. dieser Rangordnung sitzen sie auch zu ihren drei sie es sich vielleicht erträumen. Die Voraussetzung Renata Kautsch Es wird ohne vorhergehende Lohnvereinbarung täglichen Mahlzeiten zusammen. Zwischen sechs dafür ist, in einer Familie aufzuwachsen, die Bil- mit der Arbeit begonnen, der Bauer zahlt halbjähr- und sieben Uhr wird gefrühstückt. Das Frühstück dung ermöglicht und die finanziellen Ressourcen lich nach Abschätzung der Leistung. Erfolgt die besteht meistens aus einer sauren Suppe oder einer bereitstellt. Als Beispiel kann Renata Kautsch (geb. Auszahlung ohne das „Anreden“ gilt der Dienst- Brotsuppe oder aus einem Sterz. Zu Mittag wird 1847), Tochter des Oberforstrates Max Kautsch bote als gekündigt. Manchmal führt eine „Dienst- meistens Sauerkraut und eine Mehlspeise gegessen, (Forstmeister 1911–1932), angeführt werden. Als weiserin“ eine Magd in den „neuen Dienst“ ein, der dreimal pro Woche gibt es auch Fleisch, meistens junge Frau der Zwanzigerjahre trägt sie kurze Haare Bauer holt dann die „Truhe“ der Magd. Allgemein in Form von Geselchtem, mit Erdäpfeln und Knö- und hat das Schnür-Mieder abgelegt. Für Reichra- üblich ist, dass der wandernde Dienstbote mit dem deln. Zum Abendessen gibt es wieder Sauerkraut ming entwirft und zeichnet sie die Abbildungen auf „Wanderschnaps“ versehen wird, den er seinen Be- oder Erdäpfel oder Milch als „Vorricht“ und dann dem Notgeld, das 1920 herausgegeben wird. 1923 kannten zum Trunk anbietet. Die Rangordnung der zwei Arten Suppe oder eine Mehlspeise. Nach jeder schießt sie ihren ersten Rehbock und dringt damit Dienstboten sieht folgendermaßen aus: Der „Moar“ Mahlzeit wird noch Käsewasser gelöffelt, als Mehl- in eine weitere Männerdomäne vor. (Meier) ist der erste Knecht. Die Hauptarbeit des speise werden fast täglich „Dampfnudeln“ aufgetra- „Fassers“ besteht darin, die Heu- und Getreidefuh- Die Kinder der Jahrhundertwende sind nicht zu ren auf- und abzuladen, Ähnliches hat der „Olarer“ beneiden. Die Erziehungsmethoden sind brutal, zu tun. Ein „Ross- oder Ochsenknecht“ fehlt auf keinem Bauernhof und der „Hausknecht“ ist noch 27) Ebenda; siehe auch Rolleder (Anm. 19), S. 70–72 und Rollett heute ein Begriff. Auf der untersten Stufe steht der 26) Vgl. Brunnthaler (Anm. 8), S. 214. (Anm. 19), S. 34–35.

22 23 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

haben die jungen Burschen in Uniformen deutscher und Ärzte, Rechtsanwälte, Richter und Notare. Da- Georg Heilingsetzer, Linz Soldaten gesteckt und sie mit Schnauzbart und Pi- neben gibt es zahlreiche Personen, die außerhalb ste- ckelhaube, ganz nach dem Abbild des deutschen hen oder sich nur zeitweise in der Region aufhalten. Kaisers Wilhelm, sowie nachgebauten Gewehren Dazu gehören alle Handelsreisenden und Wander- Die Fürsten Lamberg und ausgestattet. Dies soll die patriotischen Gefühle der händler, Angestellte des Transportgewerbes und die Kinder wecken und die Waffenbruderschaft Öster- Handwerker auf der Stör und auf der Walz. Häufig reich-Ungarns mit dem Deutschen Reich im Ers- finden sich dabei Schuster, Sattler, Rechenmacher ihre Herrschaft Steyr ten Weltkrieg stärken. Die Mädchen sind in ihrer und Pfannenschmiede, die von Bauernhof zu Bau- schönen Tracht ganz auf ihre Rolle als Frau und ernhof ziehen, um dort Reparaturen vorzunehmen. Mutter festgelegt. Diese Jugend gehört zur verlore- Dazu kommen Sinti und Roma, die mit ihren von nen Generation, die Burschen fallen im Weltkrieg Pferden gezogenen Planwägen regelmäßig an be- Die Geschichte einer Adelsfamilie spiegelt sich ohne Bild. Zwei und drei ist das Wappen des erlo- oder werden körperlich und seelisch verstümmelt, stimmten Lagerplätzen auftauchen und verschiede- auch in ihrem Wappen. Das Fürstendiplom der schenen krainischen Geschlechts der Podwein und die Mädchen werden an der Heimatfront leiden ne Dienste, wie Messer- und Scherenschleifen, an- Lamberg aus dem Jahre 1707 kann dies veran- zeigt in Gold einen rechts springenden schwarzen und mit den Nöten der Heimkehrer überfordert bieten oder italienische Kesselflicker, Steinpflasterer schaulichen. Es ist ein sehr prunkvolles Exemplar, Hund, einen Bracken, mit goldenem Halsband. Der sein. Das Erlebte wird sie direkt in die nächste Ka- und Bauarbeiter. Die Reihe ließe sich noch lange in blumenverzierter Herzschild besteht aus tastrophe führen. fortsetzen: Zirkusleute, Künstler, Wallfahrer, Ein- Seide gebunden und der Darstellung von siedler, Schausteller und Prostituierte, und schließ- mit einer Goldbulle zwei einander zuge- lich kommen noch die so genannten Ausgesteuer- mit dem Siegel Kai- wandten Hunden, Innerhalb und außerhalb ten und die „Fechter“ (Bettler) dazu. Diese Liste, die ser Josephs I. (1678– die eine viersprossige der Gesellschaft keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, führt 1711) versehen. Hier goldene Leiter halten. an den Ausgangspunkt der Betrachtung zurück. findet sich auf einer Das ist das Wappen Die bisher erwähnten Gruppen bilden noch kei- Bevölkerung, Raum und Zeit sind Begriffe, deren der Pergamentseiten des bekannten Ve- nesfalls die gesamte „Gesellschaft“ der Eisenwur- Inhalte immer wieder neu auf ihre historische Gül- auch die Darstel- roneser Geschlechts zen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ab. tigkeit untersucht werden müssen. lung des fürstlichen der Scaliger, die nach Kaum bis gar nicht erwähnt werden verschiedene Wappens, das die Bayern gekommen bürgerliche Gruppen, wie Beamte der Exekutive Wenn nicht anders angegeben stammen alle Abbildun- Lamberge nunmehr waren, ihren Namen und der Verwaltung, die Lehrerinnen und Lehrer, gen aus der Sammlung des Autors. führen durften. Der germanisierten, und die Vertreter der katholischen Kirche, Hebammen kaiserliche Doppel- dort 1598 ausstarben. adler schwebt in ei- Durch Heirat kam das ner etwas phantasti- Wappen dieser Herren schen Landschaft, wo von der Leiter eben- im Hintergrund auch falls an die Lamberger. eine Stadt (Steyr?) Der Doppeladler ist zu sehen ist. Es sind bekrönt mit Fürsten- auch Jäger, Wildtiere hut und Kaiserkrone und Hunde zu erken- und darüber befinden nen – eine Anspie- sich, mit einer golde- lung auf die Funkti- Das Fürstendiplom der Lamberg, Oö Landesarchiv, HA Steyr, nen Kette verbunden, on der Lamberg als Urkunde Nr. 94 die Wappen der seit Erblandjägermeis- 1692 auf neun ange- ter. Das eigentliche wachsenen Kurfürsten Wappen ist aus mehreren Teilen zusammengesetzt. des Heiligen Römischen Reiches. Ganz oben ist Die Felder eins und vier zeigen das Stammwappen: auf einer goldenen Leiste in einem Medaillon das gespalten und (heraldisch) rechts dreimal von Blau Brustbild Kaiser Josephs I. zu sehen, dessen Huld und Silber geteilt, links ein einfaches rotes Feld

24 25 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

die Lamberg diese Rangerhöhung letztlich ver- dung mit den Lang von Wellenburg herrührten, sächlich zu den bedeutendsten Familien innerhalb dankten. 1) einer Familie, die mit Matthäus Lang von Wellen- der habsburgischen Aristokratie. 5) burg, Kardinal und Erzbischof von Salzburg, einen Das Adelgeschlecht der Lamberge stammte wahr- der bedeutendsten Kirchenfürsten zu Beginn des Obwohl er nicht über eine außergewöhnliche scheinlich aus Niederösterreich, tritt aber zunächst 16. Jahrhunderts stellte. Die Tiroler Lamberg, die staatsmännische Begabung verfügte wie etwa Maxi­ im Herzogtum Krain (heute Slowenien) auf. 2) Im heute noch in Kitzbühel zu finden sind, zeichneten milian Graf Trauttmansdorff (1584–1650), der Laufe der Zeit fasste die Familie aber auch in Nie- sich vor allem durch sportliche Leistungen aus, wie letztlich die Hauptverantwortung dafür trug, dass der- und Oberösterreich, in der Steiermark und in etwa Paula Lamberg (1887–1927), die 40-jährig bei der Westfälische Friedenskongress noch zu einem Kärnten sowie in Salzburg und Tirol Fuß. Darüber einem Autorennen ums Leben kam, als Pionier- passablen Abschluss für den Kaiser führte, stieg er hinaus konnte sie auch Besitz in Bayern, in Böh- in des Damenschisprungs, genannt die „fliegende doch in der Gunst des Monarchen und in der Hie- men und Mähren und in Ungarn erwerben. Zahl- Gräfin“. rarchie des Hofes weiter auf, begünstigt auch durch reiche Angehörige des Geschlechts erreichten die den Sturz zweier mächtiger Rivalen, des allzu ehr- Domherrenwürde in Salzburg, Freising und Passau, Es ist jedoch in diesem Rahmen nicht möglich geizigen Johann Weikhard Auersperg (1615–1677) einmal waren sogar zu gleicher Zeit zwölf Lamber- auf alle Linien und Zweige genauer einzugehen, und des Franzosenfreundes Wenzel Eusebius Lob- ger im Besitz eines Kanonikats. Einige Lamberger im Fokus steht daher nur jene Stammreihe, die die kowitz (1609–1677). Er konnte für seine Familie wurden Bischöfe in Laibach, Seckau, Gurk und vor Herrschaft Steyr innehatte. Als deren eigentlicher viel erreichen und errichtete einen Fideikommiss, allem Passau, wo zwischen 1690 und 1760 zwei Begründer ist Georg Siegmund (1565–1632) an- Johann Maximilian Lamberg († 1682). Kupferstich von dem neben der Herrschaft Steyr und einem Haus Familienmitglieder als Fürstbischöfe residierten. zusehen, dessen Vater der erste Lamberg war, der A. Bloemart (gezeichnet) und Frans van der Steen in Wien auch zwei Bibliotheken in Wien und Steyr Im 17. Jahrhundert war sogar einmal ein Lamberg unter die obderennsischen Landstände aufgenom- (gestochen). angehörten. 6) Es war ihm nämlich im Jahre 1666 Erzbischof von Prag. men wurde. 3) Er war zeitweise Landeshauptmann gelungen, Schloss und Herrschaft Steyr gegen in Oberösterreich, da er als guter Katholik den Erlass der mittlerweile auf 365.844 Gulden ange- Weitere Herrschaftsmittelpunkte der Familie waren Habsburgern genehm war, aber auch zu seinen pro- chen Hofdienst, wo er rasch Karriere machte. 4) Im wachsenen Pfandsumme, die ihm der Kaiser schul- Feistritz (Steiermark), Ottenstein und Gilgenberg testantischen Standesgenossen ein gutes Verhältnis Jahre 1637 wurde er Reichshofrat und vier Jahre dete, ganz in seinen Besitz zu bekommen. Aber wie (Niederösterreich), Ortenegg (Krain, heute Slowe- hatte. Vor allem in wirtschaftlichen Angelegenhei- später erfolgte seine Erhebung in den Reichsgra- die Bestimmungen für die Bibliotheken zeigen, war nien), Schichowitz, Budietitz und Raby (Böhmen, ten hatte er eine äußerst glückliche Hand, was ihn fenstand. Von 1644 bis 1649 war er der kaiserliche Johann Maximilian auch ein gebildeter Mann, der heute Tschechien), Amerang in Bayern und Mor in die Lage versetzte, als Gläubiger der Habsburger Bevollmächtigte auf dem Westfälischen Friedens- mehrere Sprachen sprach und sich für Literatur (Moor) in Ungarn. Auch in Kitzbühel hatten die im Jahre 1615 die Burggrafschaft Steyr pfandweise kongress in Osnabrück, aus welcher Zeit auch ein und Wissenschaft interessierte. Ein Beleg dafür ist Lamberg Besitzungen, die von einer Eheverbin- um mehr als 170.000 Gulden zu erwerben. Durch Tagebuch überliefert ist. Nach der Unterzeichnung etwa die Korrespondenz, die er mit dem berühm- seine dritte Ehe mit Johanna von der Leiter (della des Friedensvertrages wurde Lamberg Obersthof- ten, allerdings auch sehr umstrittenen, Polyhistor Scala) kam die Familie in den Besitz eines reichen meister des Erzherzogs Leopold Ignaz, des späte- und Jesuitenpater Athanasius Kircher (1602–1680) 1) Über das Wappen der Lamberg: Aloys Weiß-Starkenfels: Der oberösterreichische Adel (= J. Siebmachers großes und allgemeines Erbes, vor allem in Bayern. Aus dieser Ehe stamm- ren Kaisers Leopold I. (1640–1705), und mit wei- in Rom führte und die sich noch heute im Fami- 7) Wappenbuch IV/5). Nürnberg 1894, S. 164ff., die Wappenbe- te Johann Maximilian Lamberg (1608–1682) teren diplomatischen Missionen betraut. So weilte lienarchiv befindet. Ebenso kann die Tatsache schreibung S. 166, die Urkunde: Oö Landesarchiv, HA Steyr, und dieser konnte seinerseits einiges zum weite- er von 1653 bis 1660 auf dem wichtigen Gesandt- angeführt werden, dass er ein Protektor des kai- Urkunde Nr. 94. ren Aufstieg der Familie beitragen. Seine Mutter schaftsposten in Madrid, wo er zwar kaum diplo- serlichen Hofbibliothekars Petrus von Lamb­eck 2) Zur Familie Lamberg vgl. Johann B. Witting: Beiträge zur 8) Geschichte des krainischen Adels. In: Jahrbuch Adler NF 5/6 war in erster Ehe mit einem Grafen Dietrichstein matische Erfolge erringen konnte, dafür aber mit (1628–1680) war. (1895), S. 175–234; dazu: Friedrich Graf Lanjus: Zur Lamber- vermählt und aus dieser Verbindung stammte ein äußeren Ehren überschüttet wurde: Er erhielt von gischen Genealogie. In: Monatsblatt Adler IX (1925), S. 287ff.; Sohn, Maximilian von Dietrichstein, der der erste König Philipp IV. (1605–1665) den Toisonorden Johann Maximilian war seit 1635 mit Judith Rebek- Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Fürst dieses Hauses wurde und am Wiener Hof und seine Söhne wurden spanische Granden. Das ka von Wrbna (Würben)-Freudenthal verheiratet, Österreich XIV, S. 21–46; Anton Rolleder: Genealogie der Familie eine hohe Stellung bekleidete und seinen Halbbru- zeigt schon, dass er um das Geschick seiner Familie Lamberg. Steyr 1912 (maschinschriftliches Manuskript im Oö. Landesarchiv, HA Steyr, Hs.1492); Georg Heilingsetzer: Das der stets förderte. Johann Maximilian genoss eine sehr besorgt war, um das „Aufnehmen des Hauses 5) Vgl. Klaus Müller: Habsburgischer Adel um 1700. Die Familie Lamberg´sche Schloßarchiv Steyr und seine Bedeutung als Fami- sehr sorgfältige Erziehung, studierte an mehreren Lamberg“. Um 1700 zählten die Lamberg dann tat- Lamberg. In: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 32 lien- und Herrschaftsarchiv. In: Scrinium 22/23 1980 (1981), S. Universitäten und trat anschließend in den kaiserli- (1979), S. 78–108. 88–104; zur jüngsten Genealogie: Genealogisches Handbuch des 6) Rolleder (Anm. 2), S. 178ff. Adels, Gräfliche Häuser A IV (1962), S. 250–257, A XI (1983), 4) Über diesen siehe Herta Hageneder: Diarium Lamberg 7) Oö. Landesarchiv, HA Steyr, Sch.1224, Nr. 22. S. 173–179 und A XIII (1991), S. 159f. sowie Adelslexikon VII 1645–1649 (= Acta Pacis Westphalicae III Abt. C, Bd.4). Münster 8) Eduard Winter: Barock, Absolutismus und Aufklärung. Wien (1989), S. 128–131. 3) Über ihn am ausführlichsten Rolleder (Anm. 2), S. 140ff. 1986, Einleitung S. XXVII–XXX. 1971, S. 25.

26 27 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

feindlichen Bayern traf, erhielt Landgrafschaft Leuchtenberg wieder an Bayern ab- und Vertretern der europäischen Aufklärung, wie er die Würde eines Geheimen getreten werden musste. Unter seiner Ägide wurde Voltaire, Hume, d‘Alemebert, Albrecht von Haller Rates. 10) Noch größere kaiserli- 1727, nach einem verheerenden Brand, das Schloss und vielen anderen, drunter auch Abenteurern wie che Gnadenbeweise erlangte sein Steyr neu errichtet, nachdem schon 1687 verschie- dem Grafen von Saint Germain und dem berühm- Sohn Leopold Matthias (1667– dene Veränderungen vorgenommen worden wa- ten Giacomo Casanova, den er 1758 anlässlich ei- 1711), dem als besonderer ren. Die Pläne lieferte zunächst der in Diensten nes Paris-Aufenthaltes kennen gelernt hatte. Er war Günstling Kaiser Josephs I. die des fürstbischöflichen Bruders, Joseph Dominicus auch ein sehr fruchtbarer Schriftsteller, dessen ge- Fürstenwürde verliehen wurde. (1680–1761), 13) des zweiten Passauer Kardinals aus druckte Werke heute zu den bibliophilen Raritäten Auf dem Regensburger Reichs- dem Hause Lamberg, stehende Domenico d´Ange- zählen, wobei viele seiner Arbeiten gar nicht zum tag von 1709 erhielt er überdies li, die Ausführung oblag jedoch dem Linzer Archi- Druck gelangt sind. Am bekanntesten wurde die die von Bayern eingezogene tekten Johann Michael Prunner. Schrift Memorial d‘un mondain (erstmals 1774 er- Landgrafschaft Leuchtenberg, schienen), die in viele Sprachen und auch ins Deut- womit er auch in den Reichsfürs- Mit Franz Antons Sohn und Nachfolger als Fürst, sche übersetzt wurde, mit dem Titel Tagebuch eines tenstand aufgestiegen war. Das Johann Nepomuk Friedrich (1741–1797), erlosch Weltmannes. Der Übersetzer war übrigens Heinrich Urteil über ihn, der schon mit 44 die ältere fürstliche Linie und die Herrschaft Steyr Leopold Wagner (1747–1779), der dem Freundes- Jahren, drei Monate vor seinem und der Fürstentitel ging an einen von einem jün- kreis des jungen Goethe angehörte. Hier finden sich kaiserlichen Herrn, gestorben ist, geren Sohn des Grafen Johann Maximilian, Kaspar, viele Reiseeindrücke, unter anderem auch aus Afri- ist meist ziemlich negativ. Seine abstammenden Zweig, der hauptsächlich in Mäh- ka, und Schilderungen einzelner Persönlichkeiten Verdienste dürften zum größten ren begütert war. Der glückliche Erbe, Karl Eugen und skurriler Erscheinungen in bunter Abfolge. Das Teil auf dem Gebiet der Jagd und (1764–1831), war der Sohn eines zu seiner Zeit brachte dem Grafen den Ruhm ein, ein Philosoph als „maÎtre de plaisir“ des lebens- sehr berühmten Vaters, des Grafen Maximilian und zweiter Demokrit zu sein. Schließlich verdient lustigen Habsburgers zu suchen Joseph Lamberg (1729–1792). 14) Dieser war nach der Graf noch Beachtung als Mentor des Anhängers sein, und ein französischer Agent ausgedehnten Studien und Reisen in Europa noch der Französischen Revolution und österreichischen hat dies 1707 sehr drastisch aus- als junger Mann in die Dienste des prachtliebenden Jakobiners Ignaz Martinovics (1755–1795). 15) Karl gedrückt, wenn er meinte, Lam- und despotischen Herzogs Karl Eugen von Würt- Eugen, der einzige Sohn, dem ab 1797 der Fürsten- bergs einziges Verdienst beste- temberg getreten und unternahm mit ihm im Jahr titel zustand, dürfte als junger Mann zu allerhand he darin, dass er ein guter Jäger 1764 eine Italienreise. Sein einziger Sohn wurde Befürchtungen Anlass geboten haben, denn sein und Zuhälter sei. 11) Da er noch auch nach diesem Fürsten benannt. Später trat er Vater beklagt sich bitter über ihn bei seinem Freund zu Lebzeiten seines Vaters ver- dann in die Dienste des Fürstbischofs von Augs- Giacomo Casanova (1725–1798) und sorgte dafür, Leopold Matthias Fürst Lamberg († 1711). Stich nach einem verschollenen storben ist, fiel die Fürstenwürde burg und schließlich ließ er sich in Mähren nieder, dass er eine Zeit lang auf der berüchtigten Brün- Gemälde. an diesen zurück und gelangte wo er in Olmütz und Brünn in eher bescheidenen ner Festung Spielberg inhaftiert war. 16) Er heiratete nach dessen Tod an einen jün- Verhältnissen lebte. Er war, wie so viele Adelige 1802 eine Prinzessin von Öttingen-Wallerstein und eine Verbindung, der fünf Söhne und fünf Töch- geren Sohn, Franz Anton (1678–1759). 12) Dieser seiner Generation, auch Mitglied des Freimaurer- dürfte später ein eher zurückgezogenes Leben ge- ter entsprossen sind. Von diesen brachte es Johann war zunächst als kaiserlicher Offizier tätig gewesen, ordens. Seine Beschäftigung mit den Naturwissen- führt haben. Er betätigte sich aber als Förderer der Philipp (1651–1712) zum Kardinal und Bischof widmete sich aber, nachdem er das Majorat erlangt schaften, mit Mathematik und Physik brachte ihm Musikkultur, etwa durch die Veranstaltung öffent- von Passau. Außerdem war er auch als kaiserlicher hatte, ausschließlich seinen Gütern. Er erlebte da- nicht nur die Mitgliedschaft zahlreicher Akademi- licher Winterkonzerte in den Jahren 1811/12 in Prinzipalkommissär beim Reichstag in Regensburg bei einen Rückschlag, da durch die Bestimmungen en und gelehrter Gesellschaften in München, Rom, Linz, wobei von Liebhabern Werke von Wolfgang tätig. 9) Ein weiterer, Franz Joseph (1638–1712), war der Friedenschlüsse von Rastatt und Baden (1714), Bern, Zürich und Breslau ein, sondern führte auch Amadeus Mozart (1756–1791), Joseph Haydn wie schon der Großvater Landeshauptmann von die den Spanischen Erbfolgekrieg beendeten, die zu Korrespondenzen mit führenden Gelehrten (1732–1809), Ludwig van Beethoven (1770–1827) Oberösterreich und Inhaber der Herrschaft Steyr. und Luigi Cherubini (1760–1842) aufgeführt und Für seine Verdienste im Spanischen Erbfolgekrieg, 10) Rolleder (Anm. 2), S. 215ff. 13) Über diesen: Rolleder (Anm. 2), S. 243ff.; Rudolf Weiss: Das durchreisende Künstler vom „edlen Fürsten“ geför- als er umsichtige Maßnahmen gegenüber dem 11) Nach Derek McKay: Prinz Eugen von Savoyen. Graz 1979, Bistum Passau unter Kardinal Joseph Dominicus von Lamberg S. 88; zu seiner Person siehe auch Rolleder (Anm. 2), S. 227ff. und (1723–1761). St. Ottilien 1979. Max Braubach, Prinz Eugen von Savoyen. Eine Biographie, Bd. 14) Rolleder (Anm. 2), S. 286ff.; Gustav Gugitz: Casanova und 15) Denis Silagi: Jakobiner in der Habsburger Monarchie. Wien 9) Franz Niedermayer: Johann Philipp von Lamberg, Fürstbi- 2. Wien 1964, S. 447. Graf Lamberg. Unveröffentlichte Briefe. Wien –Leipzig – Olten 1962, S. 71,76ff. schof von Passau. Passau 1938. 12) Rolleder (Anm. 2), S. 257ff. 1936, S. 7–17 (dort auch eine Kurzbiographie). 16) Gugitz (Anm. 14), S. 192f.

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dert wurden, wie es heißt. 17) Er hatte wohl die bi- te Schloss Trautenfels aus, das er bis zu seinem Tode an das Deutsche Reich (Reichsforste). 22) Vollrat Judendorf, Kronstorf, Laussa, Mitterberg, Mühl- bliophilen und altphilologischen Neigungen seines bewohnte. Hatte Josef Werndl (1831–1889) keinen Raimund hatte einen Sohn, Karl Othmar (1898– bach, Neustift, Pfriemreit, Planken, Raming, Stein- Vaters geerbt, und er soll sich selbst auch literarisch Wert auf einen Adelstitel gelegt, so erreichten seine 1942) 23), der ein abenteuerliches Leben führte, zu- bach, Ternberg und Windhaag sowie den Forstäm- betätigt und mehrere Romane verfasst haben, das ist beiden Töchter, die in Adelsfamilien eingeheiratet nächst im steirischen Heimatschutz engagiert war, tern Au, Kleinraming, Molln, Natzberg, Ramsau, allerdings ungewiss. Die Bibliothek in Steyr wurde hatten, nach seinem Tode ihre Nobilitierung. dann nach Deutschland flüchtete, wo er sich dem Weyer, Ternberg, Mitterberg, Arzberg, Enns, Frau- nicht nur um griechische und römische Klassiker Nationalsozialismus annäherte, sich allerdings auch enhofen, Großraming, Kleinraming, Obergaflenz, vermehrt, sondern man kann hier auch einen der Die Herrschaft Steyr und der Fideikommiss fiel an bald mit mächtigen Repräsentanten des Systems Pergern und Sitzleinsdorf. 26) seltenen Fälle erkennen, wo sich der Typus der alten eine andere Linie, die gelegentlich als die „ungari- anlegte und schließlich im KZ Auschwitz landete, Adelsbibliothek zur Bibliothek der Weltliteratur sche“ bezeichnet wird. 20) Besitzer wurde zunächst wo er ermordet wurde. Er war zweimal verheiratet Interessant ist auch, dass es noch im 16. und wandelte. 18) Weniger glücklich war Fürst Karl Eu- Graf Rudolf Lamberg (gest. 1880), dessen Tochter und von der zweiten Frau leben noch heute Nach- 17. Jahrhundert im Bereich der Forste zu größeren gen als Herrschaftsbesitzer, wobei drei Einfälle der Anna einen Cousin, Franz Emmerich Graf Lam- kommen in den USA. 24) Ein Prozess, den Vollrat Rodungen und zu einer Spätkolonisation gekom- französischen Armeen in den Jahren 1800, 1805 berg (1832–1901) heiratete, dessen Vater Franz Raimund nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Re- men ist. Hier handelt es sich vor allem um die so und 1809 verkraftet werden mussten, sowie auch Philipp ein kaiserlicher General war, der während publik wegen Rückstellung seines Steyrer Besitzes genannten „befreiten Ämter“ der Herrschaft Steyr ein verheerender Brand in Steyr im Jahre 1824, der der Revolution von 1848 in Budapest von den Auf- führte, endete erst 1961 mit einem Vergleich, wobei und zwar Neustift, Pfriemreit, Ebersegg und Wind- auch das Schloss erfasste. Der Fürst geriet schließ- ständischen ermordet wurde. Franz Emmerich 21) es nur zu einer Abschlagszahlung an die Lamber- haag. Die Bewohner dieses Gebiets waren schon im lich derart in Schulden, dass es zeitweise zu einer war ein begeisterter Waidmann, der auch eine gischen Erben kam, seit dieser Zeit befinden sich Hochmittelalter mit großen Freiheiten ausgestattet Zwangsadministration der Güter gekommen ist. große Sammlung von Kunstgegenständen aller Art, die Österreichischen Bundesforste im ungestörten worden, denn es sollten tüchtige Kolonisten ge- vor allem aber Jagdtrophäen, Waffen, Messer und Besitz von Schloss Lamberg und den dazugehöri- wonnen werden. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts Sein einziger, den Vater überlebender Sohn und Gabeln anlegte, die leider schon 1912 versteigert gen Waldungen. trachtete nun die Herrschaft die Erträge zu erhö- Nachfolger war Gustav Joachim (1812–1862). Er wurde. Er baute auch das Forsthaus im Bodinggra- hen und begann zu diesem Zweck die Verwaltung war zugleich auch der letzte in der Reihe der Fürsten ben aus, das schon unter Fürst Karl Eugen errichtet Die Herrschaft Steyr 25) selbst mit dem Zentrum zu reformieren, neue Abgaben einzuführen und Lamberg, denn er hatte sich mit einer Bürgerlichen, worden war. Ihm folgte dann sein Bruder Heinrich des Schlosses umfasste schon im 14.Jahrhundert bestehende zu erhöhen. Die Untertanen wollten Katharina Hradek, verbunden, die er auch 1855 (1841–1929) nach, ebenfalls ein kaiserlicher Gene- 16 verschiedene Ämter: Hofamt Steyr, Mühlbach, jedoch am alten Herkommen festhalten und gerie- heiratete. Mit dieser hatte er insgesamt zehn Kin- ral und passionierter Jäger, der jedoch – wie seine Laussa, Mitterberg, Ternberg, Arzberg, Großra- ten so mit ihren Herren in Konflikt und konnten der, von denen übrigens heute noch Nachkommen Vorgänger – in finanziellen Dingen keine glückli- ming, Hürt, Neustift bei Großraming, Steinbach, teilweise auch Erfolge erzielen. 27) Um die Mitte in Tschechien leben. 19) Aber diese Ehe widersprach che Hand hatte, sodass er sogar größere Jagdgebiete Molln, Ramsau, Kniewas, (Bad) Hall (Oberamt des 18. Jahrhunderts war Steyr die mit Abstand den Bestimmungen des Fideikommisses, da die verpachten musste, unter anderen an niemand Ge- und Niederamt) und Pfriemreit. 1644 wurde die größte Grundherrschaft im Lande ob der Enns mit Braut nicht ebenbürtig war. So mussten die Söhne ringeren als an den Thronfolger Erzherzog Franz Herrschaft allerdings etwas verkleinert durch die einem vielfach geschlossenen Herrschaftsgebiet. nicht nur auf die Herrschaft Steyr verzichten, son- Ferdinand (1863–1914). Ausgliederung von Hall und den umliegenden Die Gesamtzahl der Untertanen belief sich dabei dern es wurde ihnen nach oberstgerichtlichen Ent- Gebieten, die als eigene Herrschaft an den Grafen auf 2.212. Der Gesamtwert der Häuser wurde mit scheidungen auch der Fürstentitel aberkannt (1878 Letzter Inhaber des Steyrer Fideikommisses war Maximilian Trauttmansdorff verkauft wurden. Kurz 859.065 Gulden veranschlagt und die Gesamtein- sowie 1887), der für das Haus Lamberg endgültig schließlich Graf Vollrat Raimund (1856–1958), der nachher, um die Mitte des 17. Jahrhunderts bestand künfte betrugen dabei 32.404 Gulden. verloren war. Der jüngste Sohn aus dieser Verbin- der steirischen Linie seines Geschlechts entstammte die Herrschaft Steyr aus den Ämtern Allhartsberg, dung, Joseph Friedrich Emil (1856–1904), heiratete und vom Grafen Heinrich, der keine ehelichen Kin- Arzberg, Ebersegg, Grünburg, Hofamt Steyr, Hürt, Zu Anfang des 19. Jahrhunderts betrug die Grund- übrigens Anna Werndl (1861–1943), eine Tochter der hatte, adoptiert wurde. Als im Jahre 1938 infol- fläche der Herrschaft Steyr noch über 100.000 Joch, des berühmten Steyrer Waffenfabrikanten und bau- ge des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche 22) Vgl. Roman Sandgruber: Lamberg. Der ökonomische und der Besitz war jedoch mit zahlreichen Servituten Reich auch die Fideikommisse aufgehoben wurden, politische Niedergang eines Adelshauses in der ersten Hälfte des belastet. Nach der Auflösung der Grundherrschaft 17) Othmar Wessely: Das Linzer Musikleben in der ersten Hälfte verkaufte Vollrat Raimund seinen hochverschul- 20. Jahrhunderts. In: Franz Schausberger (Hg.): Geschichte und im Zuge der Revolution von 1848 gestaltete sich die des 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1953. Linz deten Besitz Steyr um 3,1 Millionen Reichsmark Identität. Festschrift für Robert Kriechbaumer zum 60. Geburts- 1954, S. 283–442: 322v. tag. Wien u. a. 2008, S. 85–99. 18) Otto Brunner: Adeliges Landleben und europäischer Geist. 23) Über ihn Roman Sandgruber: Karl OthmarLamberg (1898– 26) Georg Grüll: Das Archiv der Herrschaft Steyr, Archivreper- Leben und Werk Wolf Helmhards von Hohberg 1612–1688. 1942). In: Karl Hardach (Hg.): Wirtschaftshistorische Studien. torium im Oö. Landesarchiv, G 27a. Linz 1958, Vorwort, S. IIIf, Salzburg 1949, S. 335. 20) Über die Erbfolge im 19. Jahrhundert und den Besitzstand Festgabe für Othmar Pickl. Frankfurt u. a, 2007, S. 183–207. und Heilingsetzer, (wie Anm. 2), S. 102. 19) Über die Herkunft der Katharina Hradek (Hradkova) gibt es der Herrschaft Steyr vgl. Anton Rolleder: Heimatkunde von Steyr. 24) Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser, A XIII 27) Vgl. Helmuth Feigl: Die befreiten Ämter der Herrschaft unterschiedliche Angaben, die von Hausiererin (und Schlimmerem) Steyr 1894 132f. (1991), S. 160. Steyr in den Bauernkriegen des 16. und 17. Jahrhunderts. In: bis zur Tochter eines Gutsverwalters reichen, wobei Letzteres am 21) Über ihn: Josef Ofner, in: Österreichisches Biographisches 25) Vgl. die Übersicht in: Oberösterreichische Weistümer, II. Teil. Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 6 (1959), wahrscheinlichsten ist. Lexikon 1815–1950, Bd. 4. Wien 1969, S. 411. Wien 1956, S. 270. S. 209–262.

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Ablösung schwierig und zog sich über längere Zeit Adel weitgehend seine traditionellen Funktionen Hans Krawarik, Wien hin. Um 1900 besaß der damalige Herrschaftsbesit- zu verlieren begann. Die Jagd diente zur Erholung zer, Graf Franz Emmerich, noch etwa 60.000 Joch, und auch als probates Mittel gegen die Langeweile. wovon etwa zwei Drittel Waldland waren. Dieser Außerdem hatte die Natur einen hohen Stellen- Die Almen im Sengsengebirge Besitz vereint mit einem Jagdgebiet von ca. 30.000 wert im Sinne der Romantik und das war die Zeit, Joch zerfiel in mehrere Gruppen, wovon die größ- in der viele Jagdhütten, auch fürstlicher Familien ten Reviere Ternberg, Rodelsbach, Küpfern, An- „in der Wildnis“ errichtet oder erworben worden zenbach, Kohlschlag, Laussa, Zeitschenberg, Kres- sind. Nach der Revolution von 1848 wurden dann tenberg, Rettenbach, Pertlgraben, Ramsau, Molln, die Grundherrschaft und sämtliche Jagdprivile- Steinbach, Annasberg, Breitenau und Bodinggra- gien abgeschafft. Nur die Großgrundbesitzer be- ben waren. Dem Sitz der Güterverwaltung in Steyr saßen noch ansehnliche Jagdreviere, wie das auch Das Sengsengebirge 1) (höchs- und dem dortigen Oberforstamt unterstanden dann bei der ehemaligen Herrschaft Steyr der Fall war. te Erhebung Hohe Nock 1.963 die Forstämter in Steyr, Großraming, Molln, Brei- Die Lamberg waren nicht die einzigen fürstlichen m) gilt als Wettersteinkalk-Auf- tenau und Windischgarsten. Familien in Oberösterreich, die sich ein derartiges wölbung mit steil abfallendem Refugium schufen. Auch Fürst Camillo Heinrich Nordflügel, aufgeschoben dem Die Jagd spielte immer eine große Rolle in der Starhemberg (1835–1900), um ein anderes Beispiel Hauptdolomit und Plattenkalken adeligen Lebenswelt und erfasste ebenso die klein­ aus Oberösterreich zu nennen, fand ein solches in der Vorberge um Molln. 2) Es er- adeligen Geschlechter wie die fürstlichen Familien. Steyrling und nach den Worten seines Enkels zähl- streckt sich ca. 15 km vom Spe- Wie es im Jägerchor von Carl Maria von Webers te dies zu seinem Lieblingsaufenthalt und er ver- ring (1.605 m) bis zum Großen (1786–1826) Freischütz heißt, war die Jagd nicht brachte dort die glücklichsten Stunden seines Le- Größtenberg (1.724 m), der durch nur „männlich‘ Verlangen“, sondern auch „fürstliche bens. 28) die Furche Höllgraben – Krumme Freude“. Als im 19. Jahrhundert die Adelsprivilegien Steyrling isoliert wird. Quellhori- immer fragwürdiger wurden, war die Jagd zunächst 28) Ernst Rüdiger Starhemberg: Die Erinnerungen. Mit einer zonte befinden sich überwiegend noch ein Rückzugsgebiet aus einer Welt, in der der Einleitung von Heinrich Drimmel. Wien – München ³1991, an Lunzer Schichten und Mergel- S. 26f. bändern. Auf der Südseite ermög- lichten am Rande der Waldgrenze Dörflmoaralm um 1939. Foto: Archiv Nationalpark Kalkalpen bei 1.400 bis 1.600 m flache Mul- den und Gesteinswechsel alpines Weideland. Dolinen, Latschen- und Karrenfelder loser Kämme und Hochplateaus (Merksteinbründl der Gipfelregion zwischen Spering und Steyreck 1.610 m); im Norden und östlich des Bodinggra- (1.592 m) unterstreichen die Problematik wasser- bens schieben sich Almen in Fichten-Rotbuchen- lagen der Vorbergzone vor. Überweidung und Ver- 1) Dieser Beitrag wurde am 7. November 2014 als Vortrag im lasswaldungen der Gewerke beschleunigten die Nationalparkzentrum gehalten und in Folge durch Archivarbeit Verkarstung subalpiner Braunerde-Standorte. 3) vor allem im Anhang erweitert. 2) Die Mollner Vorberge: Siebenstein (1.246 m), Spitzberg (1.396 m), Ramsauer Größtenberg (1.458 m) und Rotgsoll (1.543 Der Besiedlungsbeginn der Tallagen darf als be- m). Die geomorphologisch bunte Vielfalt und die Eiszeit prägten kannt vorausgesetzt werden: Windischgarsten die Landschaft allenthalben: Flysch und Opponitzerkalke um um 800 und St. Pankraz (= villa Swente) um 850; den Haslersgattern, Dolomitriegel und Härtlinge (Gunst) samt auch Molln (slaw. Name) lässt sich mit Hilfe der Nagelfluhcanyon westlich der Salza, Wettersteinkalk, Triaskalke und Dolomitklammen nördlich St. Pankraz, glaziale Formung Kulturflächenmethode auf ca. 800 eingrenzen und im Paltental und fehlende Überformung in der Breitenau. Noch zwar samt der Fläche des herrschaftlichen Hofes, immer grundlegend: Fridtjof Bauer: Zur Verkarstung des Sengs- engebirges in Oberösterreich. In: Beiträge zur alpinen Karstfor- schung, Heft 3. Wien 1956, S. 1–22 sowie Georg Geyer: Über das 3) Wie einprägsam der menschliche Eingriff war, zeigt der Sengsengebirge und deren nördliche Vorlagen. In: Verhandlungen Teichlberg bei St. Pankraz – schon 1688 war dort der ganze Wald der Geologischen Reichsanstalt. Jg. XXV, Wien 1886, S. 247–253. abgeödet (Weissenbachtal).

32 33 Blumaueralm. Foto: Klaus Petermayr

Ebenforstalm 1951, Stallgebäude. Foto: Archiv Nationalpark Kalkalpen der offenbar im 11. Jahrhundert ausgegliedert wur- hundert zunächst Halt; erst Forstholden und Söl- de. 4) Noch vor 900 wurde der Hengstpaß begangen. den des Spätmittelalters prägten diese Talschaft. 5) Einzelne Hofgründungen dürften auf der Südseite Allerdings: Wie slawische Hof- und Siedlungsna- Herrschaft Steyr von der Laglalm durch die Ro- che Wortwahl auf frühere Erschließung. Auch hof- etwa zur Jahrtausendwende erfolgt sein (z. B. Mayr men (Lom, Zeitschen, Göritz) nachweisen, war den senau, Mutling und die beiden Rettenbach gab es nahe Herbstweiden (Ötz) wie die Rorauer Feichten unter der Steinwand). Die bäuerliche Hubenbe- Talbewohnern das Hintergebirge und die Rosenau freilich schon vorher und manifestiert die Inbesitz- am Teichlberg waren schon lange vorher gerodet. 8) siedlung fand dort weitgehend im 12. Jahrhundert längst bekannt. Dabei erreichten Siedler im Sü- nahme herrschaftlicher Jagd im Gebirgswald. statt. Mehrere Huben unweit der östlichen Steyr- den die Übergänge Haslersgattern und Hengstpaß Das frühe Ausgreifen der Almwirtschaft in War- terrasse bei Klaus-Frauenstein sind ebenfalls schon früher als im Norden, nämlich im 12. Jahrhundert Wenn man die Almen am Sengsengebirge und scheneck- und Prielgruppe hatte mit dem Leit- um ca. 1100 anzunehmen (z. B. Kulturfläche der (predia in Lamberg 1212), die Rosenau selbst wurde rund um den Hengstpaß überblickt, wurden in der bild der Schwaigwirtschaft zu tun. 9) Es gab zwar Forsthub ca. 33 Joch, Pichlbauer 30 Joch), ande- durch Schwaigen im 13. Jahrhundert erschlossen. 6) frühen Neuzeit etwa 75 Almen in der Herrschaft auch in Ramsau und um Molln sowie am Südrand re wie Traunfried (26 Joch), Drahuber (22 Joch), Dieser „Vorsprung“ des Südens wirkte sich auch bei Steyr und etwas über zehn Almen unter Spital am des Sengsengebirges (Eibenberg, Mayr unter der Pauernhub (24 Joch), Zaglbauer (24 Joch) reichen vielen Almweiden aus, deren Erschließung im Ge- Pyhrn (und Klaus) bestoßen. Die Abgrenzungen Steinwand, Windhag, Rosenau) einzelne Schaf- ins frühere 12. Jahrhundert zurück, ebenso wie der folge einer sich umstellenden Viehwirtschaft im 14. allerdings sind nicht ganz einfach. 7) Garstentaler geteilte Steyrbauer (24 Joch) westlich von Molln. Jahrhundert begann. Die Landgerichtsgrenze der Bauern haben schon vor der Zeitwende Almen Östlich des Dorfes und in die Ramsau nach Süden unter der Herrschaft Steyr aufgesucht. Urkundlich 8) Reutrodungen (mit Entfernung des Wurzelwerks) wurden als „Reit“ bezeichnet, wobei der Begriff „Neureit“ meist das 14. setzt die Besiedlung gegen 1200 ein und verdichtet 5) Zum Windischgarstner Becken vgl. Hans Krawarik: Zur werden 1451 die Alpe am Plaberg sowie das Rum- Jahrhundert anzeigt; daneben und vor allem später erfolgten sich im 13. Jahrhundert entscheidend. Vor der inne- Siedlungsgenese im alpinen Raum. In: Jahrbuch des Oberöster- pelmayr Reit als erste genannt, doch verweist man- Schwendrodungen (Wurzelstöcke bleiben) und Brandrodungen ren Breitenau machten die Rodungen im 14. Jahr- reichischen Musealvereins 135 (1990), S. 83–104: 99ff. Zum (Abbrennen von Waldstreifen). Wenn der Pfleger zu Steyr 1451 Mollner Raum vgl. Angela Mohr: Althäuser der Gemeinde Molln 7) Für diese Arbeit wurden die Almen Feichtau und Zaglbau- dem „Georg Wiert zu Windischgarsten“ das „Neureit“ (= Rumpel- in Oberösterreich. Molln 1991, S. 23ff. Ihre Ergebnisse wurden ernalm mit beschrieben, obwohl sie schon in der Vorbergzone mayrreit) bestätigte und 1518 der Kaiser einen Erbbrief über „das 4) Siehe dazu: Hans Krawarik (Hg.): Windischgarsten. 550 mit Hilfe des Franziszäischen Katasters, des Landesfürstlichen (Rotgsoll) liegen, weil Garstentaler Besitzer zeitweise beteiligt neue Reit Raffolten“ (= Seebacher Alm) gab, sind das datierende Jahre Markt (1444–1994). Windischgarsten 1994, S. 47 sowie Urbars (Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs waren. Westlich von Haslersgattern und Bodinggraben lagen im Hinweise. Dazu passen auch andere Bestätigungen, „wie von Hans Krawarik: Villa Swente – die Anfänge von St. Pankraz. In: aus dem 13. und 14. Jh. Wien 1904, 1. Band, S. 199–307) und Süden 21, im Norden 11 Weiderechte. Einige Reiter zwischen alters her.“ Siehe dazu: Oberösterreichisches Landesarchiv, Herr- Oberösterreichische Heimatblätter 45 (1991), S. 274–290. Der der siedlungsgenetischen Methode ergänzt. Mutling und Zeitschenberg werden im Spitaler Urbar 1492 schaftsarchiv (HA) Steyr, Schachtel 795, Weiden 1451–1805. Franziszeische Kataster von Molln vermittelt ca. 170 Joch für den 6) Näheres dazu bei Hans Krawarik: Zur Besiedlung und erwähnt: Wulzenbrandreit (Zistlerreit), Plankenreit (Brandner- 9) Hans Krawarik: Frühe Almwirtschaft im Toten Gebirge. In: rekonstruierten „Althof“, was Windischgarsten entspricht. Der Hof Verödung der Rosenau. In: Oberösterreichische Heimatblätter 22 reit), Löfflerreit (Weissensteinerreit), Knirschenreit (Knurs vom Oberösterreichische Heimatblätter 51 (1997), S. 65–72. Dabei der Herrschaft Steyr erreicht etwa 50 Joch, was die Zeit um 1050 (1968), S. 26–38. Dabei wirkten die herrschaftliche Initiative von Weissenstein). Dies dokumentiert, dass die grundherrschaftliche kann man die Zeitabfolge aufstellen: Hochweiden/Gemein- anzeigen würde. Steyr und die Grundholden von Spital am Pyhrn zusammen. Grenze damals noch nicht exakt gezogen war. schaftsalmen – Karalmen – Niederalmen (unter Waldgrenze).

34 35 der Beginn des Vordringens bis zum Weißwasser. 11) Fast alle vorliegenden Almrechte sind jedenfalls 1595 bereits vorhanden, nur ganz wenige wurden erst im 17. Jahrhundert begründet. Manche hofna- he Nutzungsanteile bei Gemeinschaftsweiden, wie 1563 am Gleinerberg (¼), sind später nicht mehr bei „Almrechten“ zu finden; umgekehrt nahmen seit dem 16. Jahrhundert die „Holzbezugsorte“ von Bauern und Sensenschmieden erheblich zu. 12) Im- mer wieder hielten auch Windischgarstner Bürger Almrechte, hier ist wohl das Engagement des Mark- tes als Proviantwidmungsort motivierend gewesen. Die Frage nach den Abgaben, Dienst und Steuern beantworten die Urbare und Käseregister. Einen Überblick gewähren erst die Urbare und Grundbü- cher von 1647/1667 mit manchen Vermerken zur Die Ebenforstalm heute. Foto: Franz Sieghartsleitner Zeit um 1600. Die Steuer bzw. Schmalzabgabe in den Forsten Ramsau und Molln war doch sehr ver- schieden, im Forst Großraming scheint 10 Pfund Schwaig­höfe; der Naturraum für Hochweiden war telalterliches Erbe darstellten und auf diesem Wege Schmalz die Norm gewesen zu sein. Das Käsgeld aber ungünstiger. Im Vergleich könnten daher Ge- geteilt wurden, waren Nutzungsrechte im Forst („Weidekäse“) betrug in der Regel abgelöste „2 Käs“ meinschaftsalmen in den Karmulden auf der Süd- Großraming von Garstentaler Bauern ausschließ- (= 2 Schilling). 13) Die eigentlichen Weideflächen Hoher Nock. Foto: Franz Sieghartsleitner seite des Sengsengebirges (Kaltwasser, Brettstein, lich durch Kauf erworben; zumeist erscheinen diese erreichten meist bloß 1 bis 3 Tagwerk, einige Ro- Gruebalm-Koppen) noch im 13. Jahrhundert er- um 1600 ebenfalls geteilt, wobei die Kooperation dungen waren allerdings 6 Tagwerk und darüber schlossen worden sein. Anfangs hatten die Bauern nicht benachbarter Bauern durch vermutliche Fa- hinaus groß. Der überwiegende Anteil war Wald- Rottal, ½ Schaumberg, Hochreit), die halbe Tain- meist Weiderechte (Bluemsuch) und beschränk- milienbande erklärbar wäre. land. Selbst bei innerfamiliärer Abfolge war es üb- fahrt erzielte aber 200 fl, das halbe untere Kam- ten Holzbezug. Grundbücherliche Erfassung und lich, Gut und Alm an den Nachfahren zu verkaufen, pachtal gar 400 fl. Vor allem Gewerke und Bürger Ausmarkung erfolgten erst in der Frühen Neuzeit, Wann und warum kam es nun zur raschen Zu- dabei gab es etliche Almrechte unter 100 fl (z. B. verstanden es, aus Verkäufen Kapital zu schlagen. 14) wobei lange das Ordnungssystem schwankte. 10) Der nahme der Weiderechte der Bauern um Wind­ Bedarf an Waldweide stieg vom 15. bis in das 17. ischgarsten in den Forsten der Herrschaft Steyr? Um die Mitte des 17. Jahrhunderts werden ein- 11) HA Steyr, Urkunden Bd. 1, 14a (23. Dezember 1551): Der Jahrhundert ungemein („Almexpansion“). Das hat- Dafür sind wahrscheinlich zwei Zeiträume ver- Burggraf verlieh Wolfgang am Sitzenberg und Georg Töglseckher schließlich der Vorbergzone im Forst Ramsau 20, te zum einen mit der Umstellung zur Rinderwirt- antwortlich: 1477 bis 1512 war das Amt Molln an unter Spital „ein Almrecht im Forst Raming zum Ausreuten in im Forst Molln 47 Weiderechte genannt, im Forst schaft, zum anderen mit der Zunahme der Vieh- die Grundherrschaft Spital am Pyhrn verpfändet, Bestand.“ Aus dem gleichen Jahr ist ein Kaufbrief für die Alm am Großraming trieben 14 Bauern aus dem Garsten- wirtschaft (Haltung von Geißvieh) bei kleineren da gab es wesentliche Ansätze der Nutzungsrech- Ramingstein (Groissen Alm) vermerkt. HA Steyr, Hs. 133, fol tal ihr Vieh auf. Nach einer Konferenz der Herr- 351. Auch die folgende Burgrafengeneration der Hoffmanns bis und mittleren Bauern zu tun. Während im Amt te im Norden und Osten des Sengsengebirges. 1610 verhielt sich wohlwollend gegenüber Spitaler Bauern. schaftsbeamten setzte sich 1642 das an die Herr- Molln (bzw. im Forst Ramsau) viele Almrechte mit- 1532 bis 1569 agierte Freiherr Hans Hoffmann als 12) HA Steyr, Hs. 113 (1647), fol 25. 1610 wurde auch dem schaft Klaus abzuliefernde Bergrecht der Bauern Burggraf in Steyr und hatte nicht zuletzt über Le- Markt Windischgarsten ein „Holzort am Zeitschenberg“ bewilligt. „zwischen den zwei Türmen“ durch. 15) Was die Alm- 10) Die Grenzziehung zwischen Herrschaft Spital und Herr- hensnahme des Ennstaler Besitzes von Spital am So ist etwa bei der Alm Puchen der Vermerk zu 1631 interessant: topographie betrifft, dürften einige im 17. Jahrhun- schaft Steyr (Amt Molln) von 1477 wurde erst 1655 präzisiert; Pyhrn zum Kollegiatstift besondere Beziehungen. 1 ½ Tagwerk „vor wenigen Jahren geschwändet“, d. h. die Vieh- siehe dazu Krawarik (Anm. 6), S. 28. Ab dem 17. Jahrhundert weide wurde erst um 1600 eingerichtet. war bei Almen, Weiden und Holzbezug das Amt Molln in die Nutzungsrechte im Forst Großraming verbriefte 13) HA Steyr, Hs. 137, Grundbuch 1647 Forst Ramsau, fol 14) HA Steyr, Hs. 113, fol 741. Ein signifikantes Beispiel: Als Forstbezirke Ramsau (östlich bis Rottal) und Molln geteilt, wobei der Burggraf 1551 durch das Almrecht für zwei 23–625; Hs. 113, Haupturbar 1667 (Auszug – Forst Molln), der Bauer Daniel Schöttelbauer 1652 die Vordere Distleben an den sich aufgrund des massiven Engagements von Garstentaler Bauern Spitaler Bauern am Sitzenberg – wahrscheinlich fol 27–32, (Forst Ramsau), fol 36–42; Hs. 133, Grundbuch Gewerken Moser verkaufte, erhielt er 90 fl; dieser verkaufte 1666 bald als „Amtsort“ auch Windischgarsten durchsetzte. So bei HA 1647 Forst Großraming, fol 351–406. Die Tainfahrtalm lieferte um 200 fl weiter. Steyr, Hs. 113 (Haupturbar 1667). Bei der Abgrenzung zwischen 10 Pfund, die Koppenalm nur 5 Pfund, die Weingartalm am hin- 15) Stiftsarchiv Spital am Pyhrn, Hs. 54. Für die „Gaißsamm- Molln und Großraming (Hs. 113, fol 31 bzw. 355, fol 649) war teren Plettenbach 20 Pfund und eine der beiden Almen am unteren lung“ wurde ein „Bergrecht von ein Käs und ein Knollen Schmalz- man sich nicht ganz einig (Schaumberg, Ebenforst). Kampachtal gar 40 Pfund Schmalz. dienst“ gefordert.

36 37 den Verzeichnis der Almen nachzulesen. 17) Dabei werden auch die frühen urkundlichen Erwähnun- gen sowie die wechselnden „Almnamen“ angeführt. Da die Urbare der Herrschaft Steyr in der Regel die Abgrenzungen der Almrechte vermerken und zahlreiche Weidegebiete im 19./20. Jahrhundert aufgegeben und von Karten gelöscht wurden, war eine räumlich lückenlose Dokumentation möglich.

Der Werdegang der Almen und Veränderungen können hier nur skizziert werden. Viele Almrechte blieben seit dem 17. Jahrhundert lange im Verband von Familie und Bauernhof; eine Beständigkeit wie bei der Alm Amesleiten (Weissenstein/Prieler un- term Stein) durch alle Jahrhunderte ist allerdings selten. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts führten wirtschaftliche Probleme zu zahlreichen Verkäufen. Die Mayralm heute. Foto. Klaus Petermayr Welche Fragen dabei für die Forstverwaltung wich- tig waren, zeigt exemplarisch die Alm des unteren Kampachtales, die im frühen 17. Jahrhundert dem Nachdem obiger Gräsl unter dem Stift Spital schlecht einer Jagdhütte auf der Bärnriedlau erwähnens- Grasl am Walchegg gehörte. 18) Der geheimprotes- gehaust und darauf aus erheblichen Ursachen wegge- wert. 21) Langfirst. Foto: Franz Sieghartsleitner tantische Besitzer Wolf Grasl war der Herrschaft schafft und ihm das Landgericht verboten worden, also Spital ein Dorn im Auge und als er die Bauern- ist vom vorgemelten Hofrichter [Peer von Schlatt] Der Viehauftrieb der Frühen Neuzeit ist für heu- wirtschaft vernachlässigte, musste er die Heimat samt dem halben Schlaipfen Kar an die Admonter tige Verhältnisse überraschend groß und unter- dert genannte Almrechte aus benachbarten Rech- verlassen: Confratres verkauft worden. 19) schiedlich. Der Puter im Schachen (Edelbach) ließ ten zusammengelegt worden sein, die Ausstattung 1635 zehn Rinder und 24 Schaffrischlinge weiden, der Almhütten scheint sehr unterschiedlich zu Die eine Hälfte der Alm hatte Grasl 1648 an den auf den Reitern entlang des Langfirst grasten vor- sein. 16) Trotz urbarialer Dokumentation war die 17) Die Matriken wurden unter www.matricula-online.eu Hofrichter verkauft (heute Puglalm). Neben der wiegend Rinder und viele Bauern hatten gar kein Identifizierung der genannten Almrechts-Besitzer eingesehen und weisen nach, dass die Benennung der Besitzer Schwend-Wirtschaft auf den Almen und den neu- Geißvieh. Um den Mitterberg suchten Schafe ihre nur über extremen Archiv-Aufwand machbar; zur manchmal zwischen Familiennamen und Vulgonamen schwank- en Kohlhütten (für die Produktion von Holzkohle) Nahrung. Der Großbauer Mayr unter der Stein- te. Aus dem Stiftsarchiv Spital am Pyhrn wurden verarbeitet: Hilfestellung mussten die Matriken dieser Zeit aus Registerurbar Klaus Bd. 435 (1568–1597), Bd. 51 (1785), die spielte nahe der Gewässer auch der Holzschlag für wand (Sigrisalpe und Reit am Vorwald) besaß 1639 der Pfarre Windischgarsten durchgesehen werden, Handschriften 33 (Rustikalfassion), 11, 51, 52 und 54 (Urbare das Triftholz eine Rolle. Und allenthalben klagte elf Stiere, 30 Kühe, 26 Kälber, 48 Schafe und 93 ferner auch ergänzende Urbare und Register der Klaus), ferner die Bücher der Josefinischen Fassion und die Fran- die Verwaltung der Herrschaft über den Schaden, Ziegen. Auf die Koppenalm brachten vier Bauern Herrschaft Spital am Pyhrn und Klaus 1568 bis ziszeischen Kataster. den das „Gaißvieh“ anrichtete. 20) Im fortgeschrit- zusammen 66 Rinder, 90 Ziegen und 14 Schafe, am 18) HA Steyr, Hs. 113, fol 756: Gräsls Alm darin somit unter- 1785. Das Ergebnis ist kurz gefasst im anhangen- schiedliche Gschwandt, alte und neue, hat ein große Weiten in sich, tenen 17. Jahrhundert beeinträchtigten erstmals oberen Plaberg sömmerten 60 Rinder und 40 Gei- treibt sein Vieh gar auf die admontsche Grenz, an Schlaipfenkar, herrschaftliche Jagdinteressen die Almwirtschaft; ßen, auf der Tainfahrt 130 Rinder und 60 Geißen, 16) Bei Gemeinschaftsalmen sind ebenso wie bei Almteilungen Hochbesuch und herunt zu des Eggl Reit, auch höchst auf den in diesem Zusammenhang ist auch die Einrichtung mehrere Hütten anzunehmen. Der Bestätigungsbrief für den Perg zu …. Von der Krumpmauer herum ist schon ein … junges Wind­ischgarstner Bürger Lamprecht Schachner (1582) spricht Holz gestanden, so alles gschwandt und verbrennt, ist gar ein gut 21) HA Steyr, Hs. 137, fol 567: Der Ramsauer Hieronymus vom „Hüttenwerch im Rottal“ (HA Steyr, Schachtel 795, Fasz. weid. Von dannen hinein zwischen des Schlaipfenkar und Wald Stampf (= Stampfalm) aus dem Dorf besaß 1647 die Alm am 464, Nr. 6). Später wird Rottal und Niklbach als ein Almrecht ist wieder schönes junges Holz gschwandt, (teilweise vor drei, vier Kaltwasser beim Spering. Die Alm ist 1678 wegen des Gams- begriffen. Das Hüttenwerch (zwei Almhütten) von Edlalm und Jahren) 20 Schritt breit und in die 800 lang, aufwärts gegen die 19) HA Steyr, Hs. 113, fol 757. gepürg aufgehebt, hingegen dem Stampf ein andre Waid „am Lähn = Kogleralm oder die zwei Schwaighütten „am Sperringlähn Almhütten Hochgesuch stehet schönes junges Holz, am Egg und 20) HA Steyr, Hs. 113, fol 602, zur Dirnbacher Alm am Kalt- Sighart“ genannt zwischen Gmeiner auf den Menskögeln und den und der Sesselalm“ = Pernkopfalm weisen auf Zusammenlegung herunten sind etliche Stämme ganz dürr, – wenn dort angefeuert wasser: darinnen sie aber ihres Gefallen in solchen Höltzern mit Eysstein herab in den Clamgraben gegeben worden. Die Bärnried- (HA Steyr, Hs. 137, fol 35, fol 615, fol 625). Am vorderen Plet- wird, wäre der ganze Berg abgebrannt – auch zwischen Laus- Abhacken großen Schaden thuen, welches alles auf das Wasser zu lau-Hütte wurde um 1700 errichtet, nachdem im selben Jahr der tenbach fand eine räumliche Trennung erst im 18. Jahrhundert sabach und Eggl wurde geschwendet. Die eigentliche Almweide bringen. Ein Vermerk zur Hüttrieglalm meint, das Gaißvieh wäre Spitaler Propst Heinrich Fürsten den Grafen Lamberg zur Jagd statt. umfasste neun Tagwerk. abzuschaffen. Ähnliche Klagen gab es im Hintergebirge. eingeladen hatte.

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Haslersgattern betrifft. 25) „Aus der Halt beym Hause Bauern, Almen im Hintergebirge zu nutzen. 26) Die ließ Antensteiner [Besitzer um 1750] alles Holz ber- Almarbeit war nicht ungefährlich, wie mancher abschlagen, wovon er einen Theil auch verkohlen ließ in Unfall zeigt. Im Jänner 1738 stürzte der Enikler, der Kohlstätte, die er in einem seiner Felder […] errich- Bauer im Veichltal, auf dem schneebedeckten Weg tet hatte. Als nun Lorenz Eckhart im Jahre 1764“ Be- über die Gamsplan (1.902 m) zu seiner Blumauer sitznachfolger wurde, „musste durch vierzig bis fünf- Alm tödlich ab. 27) zig Jahre aller Bedarf an Bau- und Brennholz aus dem Reith gedeckt werden.“ Das Holz wurde im Frühjahr Das Bevölkerungswachstum förderte auch die Ver- geschlägert und auch Streu eingebracht. „Übrigens selbständigung von Reitern, Almen und Kohlhüt- ist wohl zu Genüge bekannt, dass in unserer winterli- ten. Vorboten dafür war die Erhebung zu Forstgü- chen Gegend der Schaf- und Geismist das vorzüglichste tern, z. B. beim halben Dirngrabnerreit (→ Eggl) Die alte Schaumbergalmhütte. Foto: Franz Sieghartsleitner Die neue Schaumbergalmhütte. Foto: Franz Sieghartsleitner Düngemittel ist, namentlich zum Weitzenanbau. […] und halben Pretlreit (→ Stummer in der Rosenau) Um das Streubedürfnis gehörig zu decken, pflegte man im 17. Jahrhundert. Allein in der Katastralgemein- auch den sogenannten Grasmeiß, das Herabhacken oder de Rosenau hielten um 1785 fast 50 Bauern des auf der Schaumbergalpe 60 Rinder, 50 Ziegen und ohne Erlaubnis Schlägerungen im Bodinggraben Schneiten der Äste von noch auf der Wurzel stehenden Garstentales Überländbesitz; etwa die Hälfte davon bald auch 80 Schafe, am Ebenforst gar 35 Kühe, 45 und seit 1670/1680 eroberten ihre Kohlenmeiler die Nadelhölzern […]“ In den 1780/1790er-Jahren ver- hatte sich verselbständigt oder beherbergte unter- Jungrinder und 270 Ziegen. 22) Die wachsende Zie- Region zwischen der Steyr und dem Bach Weiß- suchte die Herrschaft Steyr ohne Erfolg die Besitz- bäuerliche Überschuss-Bevölkerung. 28) Seit diesen genhaltung, der Viehtritt überbestockter Weide- wasser. Kahlschläge und Entwaldung beschleunig- rechte des Rumpelmayrs zu beschränken. Damals Tagen setzte zunächst sporadisch der Verkauf von flächen, die Streunutzung trugen zur Verbrachung ten den ökologischen Wandel. 24) Um 1750 schien war Maria Stummer (geb. Eckhart) Schwaigerin Almen und Reitern ein, die man schon hunderte bei; gegen 1700 förderte die Wollkonjuktur das ver- gewissermaßen ein Höhepunkt der Raubbauwirt- am elterlichen Reit und „war der Geisstand im Reith Jahre besessen hatte. Zudem trat mit den Jagdin- mehrte Halten von Schafen. Manche Garstentaler schaft erreicht zu sein. Über 50 Bauern des Garst- bestellt durch 70 Stämml [= Stück] Gais und beyläufig teressen des Fürsten Lamberg ein neuer Konkur- Viehhirten überwinterten im 18. Jahrhundert mit nertales trieben Vieh in die Forste Ramsau, Molln 25 Stück Böcken.“ Noch eine Generation zuvor hat- rent auf den Plan. Nach der Grundablöse ging al- dem Vieh, das mit Reisig gefüttert wurde – zeitwei- und Großraming; allein über 40 Bauern unter den te das Geißvieh dort überwintert und es gab noch les sehr rasch. Noch 1862 gab es am Südabfall des se wohnten auch ihre Frauen und Familien dort. 23) Grundherrschaften Klaus, Spital oder Kremsmüns- Futterbarren dafür. Der Geißstall befand sich genau Sengsengebirges acht hoch gelegene Almen (Kalt- Allmählich veränderte sich auf den Weideflächen ter hatten ihre Weiderechte unter der Herrschaft über dem Kuhstall und wurde im Winter gereinigt, wasser, Fotzen, Pernkopf, Kogler, Brettstein, Kop- die Vegetation (Zwergsträucher), die Bodendecke Steyr. Zahlreiche Almen waren jetzt geteilt, rund wobei alle Reitfuhren (Holz, Grasmeiß, Geißdün- pen, Gierer, Mayr) mit Almrechten für 200 Stück erhielt Zugrisse, mitunter setzte Verkarstung ein. um den Großen Größtenberg begannen damals ger) bis zu sieben Wochen beanspruchten. Es war Rodungen der Eisenobmannschaft für das benötig- fürwahr eine andere Zeit bäuerlicher Wirtschaft. 26) HA Steyr, Schachtel 24: Dechant Gienger gab 1575 einen Inzwischen hatte der Brenn- und Kohlholzbedarf te „Wasserholz“. Einige Bauern schlägerten in na- Aufgeklärte Waldbeamte warnten schon um 1780 Revers, als einem Steyrer Untertan das Vieh beschlagnahmt wur- der Hammerherren das System der Verlasswaldun- hegelegenen Reitern und nutzten den Schaf- und vor Überweidung mit Geißvieh. de. Schachtel 423 (Kucheldienste): 1607 beschwerte sich der Propst zu Spital über einen von Steyr abgeforderten unrechtmäßigen gen etabliert. Mancher Gewerke veranlasste sogar Geißenmist als Dünger für ihre Getreidefelder. Kucheldienst eines Spitaler Bauern. 1692 drohte die Herrschaft Eine aus der Zeit um 1850 überlieferte Hand- Vor Weideneid, Wilddieb- und Butterdiebstahl Steyr wegen ausständiger Abgaben den Bauern das Vieh zu pfän- 22) Die Zahlen sind entnommen den Spitaler Inventarprotokol- schrift berichtet ausführlich über die wirtschafts­ war man allerdings selbst auf Almen nicht gefeit. den. 1675 wurde einem Mollner Untertan Vieh abgenommen. HA len, den Urbaren 1647 und 1667 sowie dem Buch von Emme- ökologischen Vorgänge aus der Zeit vor 1800, was Mehrfach wurde Almvieh von Mollner oder Spita- Steyr, Schachtel 423 (Kucheldienste), Schachtel 824, Fasz. 363/57 rich Klausriegler: Der Wald hat viele Bäume, aber wenig Köpfe. bzw. Schachtel 97, Fasz 210, Nr. 15. Steinbach 2007, S. 18–23. Die Summe aus 25 Spitaler Inventaren den Rumpelmayr im Gschwand und sein Reit am ler Bauern durch Herrschaftsbeamte „entführt“ und 27) Den Matriken-Hinweis auf den Todessturz verdanke ich (1635–1652) von Bauern mit Almviehtrieb unter die Herrschaft seit etwa 1700 begannen allmählich auch Mollner Jörg Strohmann. 22. Jänner 1738: [Es wurde begraben] Math- Steyr ergibt 722 Stück Rindvieh, 225 Ziegen und 454 Schafe. ias Schopper, Besitzer am Enicklergut, alt 45 Jahre, der auf dem Wiederholt ist auch vom Auftrieb von Schweinen die Rede. schneebedeckten und felsigen Weg zum Pletenbach abgestürzt ist 23) Am 30. Juli 1694 verstarb z. B. auf der Lettneralm am („qui proficiscendo per Pletenbach nive ex rupe decidua oppresius Plettenbach das Baby eines Gaisknechtes. Pfarre Windischgarsten, est“). Pfarre Windischgarsten, Sterbebuch 4. Sterbebuch 2. Dort wurde noch 1715 der Eintrieb von Geißvieh 24) Immer wieder wird von zusätzlichen Schwendgebieten auf 28) 1785: Dauerbesiedelt (z. T. durch Häusler, Auszügler gestattet (HA Steyr, Schachtel 38). Bereits 1634 sollte Adam den Almen berichtet. Siehe dazu z. B. Klausriegler (Anm. 22), S. 25) Die Handschrift „Zeugniss“ über die Traditionen am Rum- und Taglöhner) waren in der Ortschaft Dambach die Alm am Radlingmayr wegen verbotener Holzschwendung und größerem 18. Der Drahtzieher zu Windischgarsten besaß ober der Kreuzau pelmayrreit stellte mir freundlicherweise Herr Jörg Strohmann aus Plettenbach und Kroissenreit, Knirschenreit, Weissensteinerreit, Geißvieh-Auftrieb in seine Ebenforstalm Strafe zahlen (HA einen „Verlassberg“[= Drahtzieherschlag], wo er mit Bewilligung Windischgarsten (Dambach) zur Verfügung, wofür ich vielmals Wurzenprandreit, Gföllnerreit, Gruberreit; in der Ortschaft Ro- Steyr, Schachtel 797, Fasz. 300, Nr. 38). Und 1692 gab es für die Vieh eintreiben durfte (HA Steyr, Schachtel 34 und 35). 1699 danke. Es handelt sich um eine bezeugte Niederschrift von Maria senau Pitterlsreit, beide Disteleben, Puglalpe, Knirschenalpe, beide Spitaler Bauern im Forst Großraming die Bestimmung, dass sie wurden von der Grundherrschaft 70 Stämmer am Hochgesuch Stummer, Tochter des Besitzers Lorenz Eckhart am Rumpelmayr- Rohrmoos, sowie die ehemaligen Almen im Talboden der hinteren das Vieh nicht in den freien Forst treiben dürften. entnommen. hof, Rading 5. Rosenau.

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Hornvieh, 220 Schafe und 90 Ziegen; darüber hin- Um 1940/1950 ging diese „alte Zeit“ des Almen- NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen aus existierten Weiderechte am Hüttriegl, Spering, lebens, der herrschaftlichen Jägerei und Forstwirt- Fotzen Alm 1594 Kaltwasser (Fotz): Besitz des Christian Polz 1.650 m zu Dirnbach, 1647 bei Bartlme Holzer; 1 Tagwerk Koppengsoll, Sprangriegl, Grub, am Schwarzeck, schaft endgültig zu Ende. Allmählich wuchs der Alm am Kaltwasser, 29) 1593 Wiese. Alm am Graben (Ridl): Kaufbrief 1593, 1853 Schattriegel und im hinteren Rettenbach. Die Sinn für ökologische Verantwortung. Im Natio- Alm am langen Ridl und Alpe im Alm im Graben samt Fotznalpe: Lp Schwingen- vier Bauern der Feichtaualm durften 200 Rinder nalpark Kalkalpen etablierten sich einige extensi- Graben schuh, Untersattel, St. Pankraz 33, ist verfallen. und 100 Ziegen auftreiben. Um 1870 wurden die ve Almstandorte neu, wobei die Österreichischen 1594 2 Schwaighütten am Speringlahn und an der Sessl ersten Weiderechte hier und im Mollner Raum Bundesforste und auch Private verantwortlich Alm, Leopold/Marta Stummer am Brunnstein verkau- durch Industrie und Adel abgelöst. Die Alpi- zeichnen. Die Servitute auf der Feichtaualm, Blu- fen 1594 an Sohn Jakob/Margarete Stummer im Ei- Pernkopf Alm Alpe in der Speringlahn ne-Montan sowie Jagdherren wie Fürst Lamberg maueralm, Schaumbergalm und die Pachtalm 1594 benberg. Der Familienbesitz (Stummer → Trinkl) wird 1.700 m Alm am Graben (Feichtau, Bärnriedlau) oder auch der Herzog vom am Ebenforst sind Vorzeige-Beispiele. Anderswo 1740 an Hans/Maria Pernkopf (Obersattel) verkauft. Württemberg (Koppen-Gsoll 1908 bis 1919) nutz- weiden noch Pferde oder wenig Vieh (Mayralm, 1853 Gottfried Schwingenschuh, Ober- ten das Bauernlegen (Sprangriegel → Alm) und Weingartalm, Rotwagalm); zahlreiche Almwiesen sattelbauer, St. Pankraz 34 Almen­sterben. Um 1870/1880 erreichten solche werden sporadisch gemäht; vereinzelt entstanden 1594 Besitz des Waldbauergutes unter Forst- und Jagdinteressen auch den Bodinggraben. auf Almen Jagdhütten. Meist aber erinnern auf zu- Kremsmünster, 1762 Verkauf an Karl/Mag- Kogler Alm Edlalm und Lähn, 1594 dalena Kaltenbrunner an der Koppenau Auf einigen Almen gab es noch um 1900 Senne- gewaldeten Flächen nur mehr Flurnamen an einsti- 1.250 m 2 Almütten rinnen; immer mehr Almhütten wurden zunächst ge „Almenherrlichkeit“. 30) Dort versucht man heute 1853 bei Michael Sulzbacher, Schilcherskogel, Pießling 15 zu Jagd- und Holzknechthütten verändert – 1933 raumtypische Waldgesellschaften zu fördern. Und heute Brachland, eingerichtete Wetterstation. existierten um den Bodinggraben noch 34 dieser Bergwanderer posten verzückt ihre Routen durch Rohrauer Reit an der 1499 Niklas Grueber vom Reit, 1558 be- Hütten. das Gebirge. Feichten 1499 großen Feichten reits bei Stefan Rohrauer (ÜL Grueb) 942 m Rohraueralm heute Jagdhütte

30) Siehe näher dazu Susanne Aigner (Hg.): Wiesen. Inseln der Saubachalm 810 m Sekundäre Alm, aus dem Bauerngut Saubach entstanden. 29) Bauer (Anm. 2), S. 13. Das Gundbuch (1879) verzeichnet Biodiversität im Wald – Nationalpark Kalkalpen. In: Schriften- Bürger Lamprecht Schachner verkauft 1582 an Pangraz schon im späten 19. Jahrhundert mehrere „gelöschte“ Alm-Ein- reihe des Nationalpark Kalkalpen 12 (2012), S. 1–152, wo 27 Alm am Rottal Alm am Rottal (Nikl- Pachner am Schilcherskogel, bleibt bis um 1700 in der träge. Die Hochweiden am Rottal und am Ramingstein scheinen Almenstandorte beschrieben werden. Im Gebirge findet man nur 1.300 m 1582/1721 alm), Alm im Rottal Familie, Verkauf an Oberzaglbauer (Paul Prieler) vor 1721 schon zugewaldet. 6 % Grasland. 900 m und Niklbach Alm 1853 Alm am Rottal und Niglbach bei Oberzaglbauer, Ramsau 71. Gemeinschaftsalm (je 1/3) der Güter: Rorau- Almen am Sengsengebirge, Greßtenberg und Hengstpaß er, Schwaiger und Stummer im Eibenberg, Rohrauergut + Bluemsuch am Kalsach. Brettstein Alm Rohrauer erkauft 1688 das Drittel vom Stummer NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen 1594 Prettsteinalpe 1.300 m und behält beide sowie der Schweiger („Hopfen- Südliches Sengsengebirge gut“, Pölzler) das letzte Drittel bis ins 19. Jh. 1558 Wolf Greimbl, Müllner am Reit im Helml Alm 1853 Adam Kern, Rohrau, St. Pankraz 43 und Jo- 1558 Reit „Holzschläger“ Gschwendt, im 18. Jh. Überländ des Helml­ 700 m hann Stummer, Vordereibenberg, Rading 27. werkes, die Alm besteht noch 1861. Bärenriedlau Jagdhütte (1690, 1690 genannt Besitz 1594: Wirt zu Dirnbach (Hans Winkler), Mo- 1.334 m Weiderecht), keine Alm um 1900 aufgestockt und ausgebaut, jetzt renoviert. ses Holzer zu Dirnbach, Georg am Schellenberg. Weiderecht des Kopp im Eibenberg, 1908-19 Gsoll Alm Hüttriegl Alm Alm am Spering 1646 Koppengsolling beim Herzog v. Württemberg, der eine Jagdhüt- 1594 1853 Alm am Hüttriegl samt Kaltwasser Alm: Ja- 967 m 550 m und Kaltwasser te errichtete, heute aufgegebene Almfläche. kob Thaner, Holzer, St. P 26 – Andreas Royer, Sprangriegl Schellenberg, ST. P 18 – Gregor Royer, Waldbau- Alm 1642 Noch um 1880 Weiderecht. er, St. P 12 – J Gg Aigner, Speringhäusl, St. P 32. 1.000 m 1594 Besitz: Holzer, Schellenberg je ¼ , Wirt zu Dirn- bach ½ Spering und Kaltwasser, 1669 Verkauf an Kaltwasser Alm Dirnbacher Alm Peter/Regina Hotz am Mitterreit unter Klaus,1685 1594 1.200 m Alm am Spering Verkauf an Simon/Maria Stummer unter Spital, 1785 bei Holzer-Schellenberg-Dirnbach, Dirnbacher Almrecht 1853 bei Waldbauer und Speringhäusl.

42 43 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen 1594 Gemeinschaftsalm von Georg Eggl am (1594 Witwe Magdalena nach Leopold Polz Pichl + Abraham Pölzler (Puchner) + Hans Ret- → Wolf Holzer am Polzngut am Grestenberg/ tenbacher unter Kremsmünster + Wolf Rad- Ramsau) 1647 Gemeinschaftsalm: Wolf Polz lingmayr, Kopp unterm Eibenberg/Steyr; am Grestenberg, Ramsau, Melchior Kerbl, Gast- die Viertel-Almrechte des Rettenbacher und Kopp wirt Georg Christoph und Penionim Pertl; Grueb Alm mit Kop- bleiben bis ins 19. Jh., das Pölzler-Viertel kommt Feichtau Alm „Kerbl“ verkauft seinen Anteil 1675 an Elias Häckl, Koppen Alm 15. Jh. Alm Feichtau 1587 penalpe 5 Pfund 1737 an Georg/Maria Enikler und dann teilweise an 1.360 m Wirt zu Dirnbach, dieser nimmt die Alm auf den 1.650 m Schmalz, 2 Käsgeld, Abraham Popp (Gutmannsbau), das Almrecht des Seebachhof mit, als er 1679 übersiedelt; 1682 → Eggl am Pichl kommt im frühen 17. Jh. an den Bau- Paul/Rosina Gierer am Obersulzbachgut (Spital) ern am Retschitzegg (Gierer), der 1657 an Leonhard/ 1853 bei Ramsau 4, 39, 71 und 106 Sara Popp am Gutmannsbau (Pießling 10) verkauft heute aktive Servitutsalm mit 60 Rin- 1853 noch ¼ Weiderecht bei Mayr- dern, Schweinen, Pferden. winkel 25, Kopp im Ebenberg. 1648 Braunsteinvorkommen, 1652 Verlassbrief Ob. Riesriegl Heute bestehende Reithütte; der Oberriesrieg- von Joh. Maxim Graf Lamberg, 1667 Wolf Gie- Reit 1667 ler hatte den Bluemsuch sowie das ÜL Schwar- rer am Retschitzegg von Alm am Pranzlboden, noch Zaglbauer Alm Alm am Pranzl- 930 m zegg, Unterriesriegel: Weide am Schattseinriegl. 1648 1750 beim Retschitzegg, dann vermutlich Glöckl­ 950 m boden, Glöcklalm Rettenbach Reit gut Roßleiten 36, 1830 als ÜL an Josef Ebner, 1594 Veicht Tal Feichtal Schon vor 1594 in der Familie Rettenbacher. 600 m Oberzaglbauer zu Ramsau, 1880 an die Herrschaft Gierer Reit 1667 Hans Gierer, 1694 Simon Gierer Steyr, 1889 gelöscht, Almgebäude abgetragen. 1667 Rettenbach 730 m lange Brachland. 1649 von Christoph/Katharina Enikler an Hans/Maria Gierer Alm Weingartner verkauft, der Besitz blieb beim Weingart- 1567 Horner Lähn 1567 Erhard/Katharina Gierer, Alm bleibt beim Gut. → 1.450 m gut (Häckl Herzog) , 1675 an Sohn verkauft samt kleinen Almerl im Hengst (auch noch um 1750), 1687 Sigrisalpe „Igersalm“ mit dem Neureit (= Vor- Mayr Alm Weingart Alm neuer Brief ausgestellt, weil alter verloren gegangen 1599 Sigrisalpe, „Igersalpe“ wald): Besitz des Mayr im Hof, besteht noch 1861, 1667 Hinterplettenbachalm 1.400 m 1.000 m 1819 für 6 Jahre an die Schwemmkompanie ver- 1950 Jagdhütte, Almgebäude heute verfallen. pachtet, 1835 Grenzberichtigung zur Feichtauer Der Pfleger von Steyr bestätigt 1451 das Neureit des Rumpelmayr Alpe, 1853 bei Strubmühle Breitenau 51, Wein- Windischgarstner Wirtes Georg, 1554 vom Rum- Reit 1451 Stadelreit gartner blieb noch Pächter, um 1860 an Herr- pelmayr erworben und blieb beim Bauernhof 1.100 m schaft Steyr, 1886 gelöscht (Dambach 63). 1853 Josef Mayr, Rumpelmayr, Rading 5, Dambach 59. 1649 Christoph/Katharina Enikler → Sebastian/ Mutling Reit 1778 Lamperlreit Alm des Mutlingbauern am Gleinerberg. Maria Stummer vom Radinghof vom Plettenbach 1.050 m → 1664 an Schwiegersohn Hans/Maria Grienau- Nördliches Sengsengebirge er (ging außer Landes) 1669 → e. o.- Salomon/Sara Blumauer Alm → → Alm am 1646 Plettenbachalm Enikler 1750/1787 bei Adam Sternsberger Alm des Traunfriedgutes in zwei Höhenlagen, 762 m Walchergraben 1647 am Eniklergut ( ½ Plettenbachalm), 1859 Felssturz, 1853 Josef Prieller, Traunfried, Ramsau 2. 850 m 1876 ½ bei Theresia Zeitlinger vom Strubhammer in Almbrief für Wolf Hayden 1549 „wie von al- Breitenau (= Blumau), Dambach 62b, 1880 Verkauf Haiden Alm 1549 Alm am Spering ters her“, Alpe des Haidengutes an Herrschaft Steyr, heute beweidet, 30 Rinder. 1.400m → 1853 bei Andreas Royer, Schellenberger, St. Pankraz 18. 1649 Christoph/Katharina Enikler Sebastian/Maria → 1667 Hieronymus Stampf (Ramsau) von der Alm Stummer vom Radinghof 1664 an Schwiegersohn Stampf Alm Alm Kaltwas- → 1647 in Kaltwasser 2 Ort, die Alm ist 1678 wegen Hans/Maria Grienauer (ging außer Landes) 1669 e.o.- 1.100 m ser, am Sighart Lettner Alm Salomon/Sara Enikler → → Josef Kiendler am Lettnergut Gamsgebirg an den „Sighart“ verlegt worden. 1646 Vorderplettenbachal 660 m 1853 beim Lettengut, Dambach 48, Josef Weyer- Besitz: Paul Pauernhuber (Ramsau), Mistleben Alm meyer sowie beim Oberbergerbauerngut, Molln 29 → 1594 Alm an der Mistleben 1853 Georg Ebner, Ramsau 39, heu- 700 m 1876 bei Michael Wasserbauer, Dambach 62a, 1880 te verfallen, Weidenutzung. an die Herrschaft Steyr, heute jährliche Mahd.

44 45 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen 1666 unerlaubte Schlägerungen des Hans Grienauer 1575 „Gschwendt“ bei Putter und Hohenrieser, aus Spital, 1816 bei Bernhard/Anna Hinterreiter → 1581 verkauft Sigmund Putter, Bürger zu Windisch- Berger Alm Alm am Hüttberg, 1666 Carl Zeitlinger vom Kaltenbrunnerwerk in Michel- garsten und seine Schwestern (fil weil Hans Putter) 600 m Kaltenbrunner Alm dorf → Gstadhammer 1870 → 1879 Herrschaft Steyr dem Bruder Daniel/Elsbeth Putter (noch 1606). 1890 gelöscht, Forsthaus und Jagdvilla ½ Alm am Schaumberg (Anteil Putter) → Wolfgang Eustach/Barbara Gräsl am Walchegg kauften Radlingmayer am Groß Gleinergut († 1650), verblieb → → 1591 die Alm von den Brüdern Peter und Mathi- beim Bauerngut Groß Glein (Haas Podner Kefer), → 1847 Wolf Radlingmayr an der Großklein, Dambach 4 as Winkler (fil weil Ambrosius Winkler) Hans Schaum- 1575 Darsbacher Alm, ½ Alm am Schaumberg (Anteil Hohenrieser) 1631 Kreilalpe Riglalpe, Alm Gierer am Kreilgut, Besitz blieb beim Kreilgut berg Alm Teilung Schaumbergleiten, Kol- 1591 bei Gregor Stummer im Gschwendt (Wassergut 680 m Herzog Rigln 1853 Krall-Riglalpe Mathias Rettenbacher, Kreil- 1.180 m vor 1594 leralm (= Kollerleiten) gut, Walchegg 4, noch 1861, 1880 Herrschaft Steyr, und Peterlehen = Gschwandtner), verblieb beim → → Dambach 60, 1881 gelöscht, mit Wald bestockt, Hu- Gschwandtner (Rumpelmayr Herzog Huemer → bertushütte (FW Reichraming), heute Waldwiese. Kefer), 1847 Georg Stummer, Gschwandtner 1667 Hans Mandlbauer, Pulvermacher an der Haindl­ Dambach 65 1894 bei Johann/Magdalena Trinkl, Bergerbaueralpe mühle → → 1745 im Besitz von Michael Hal- Rosenau und Leopold Ahrer vom Marbachgut in Alm Plutschau 1667 Angerbauernalpe ler, Mautner zu Windischgarsten, 1853 Plutschau Brunnbach 31, Mollner Besitz (Dambach 61), 1890 gelöscht heute Agrargemeinschaft (23 Bauern), Schaumberghütte 2006 neu erbaut. 1634 erhalten Adam/Maria Radlingmayr († 1652) eine Strafe wegen Schwenden → e.o. an Bernhard Radling- 1575 ein ausgereuteter Ort, dem Pangraz Pölzler unterm mauer (=Stainer) am Hozenlehen und Tobias Rad- Pichl überlassen, 1578 verkaufen die Brüder Hans u. lingmayr am Veichellehen, Schmalz 4 Pfund, 1 Käs, Peter Pölzler unterm Pichl mit Geschwistern das Alm- 1660–1710 ¼ Anteil beim Hozenlehen → verkauft an recht an Bruder Simon/Magdalena Pölzler unterm Pichl. Gregor/Susanna Sternperger, Patzlgut, verblieb beim 1627 vom Stift Spital erworben (Verlass: Schmied 15. Jh. Bauerngut bis nach 1814 → Buchebnergut 1660–1730 in der Keixen), 1645 † Propst Aliprand, dann Pro- 1601 Ebenforst Alm Anteil beim Veichellehen, Teilverkauf an Simon/Anna Jörgl Alm A.a. Pölzlergraben, pst Damian Inama, 1648 an Gregor/Maria Imitzer Grenzen 1575 → 1.105 m Puder, Darsbach (Puder → Pölzguter), 1794 bittet Micha- 820 m Alm u. Grestenberg, vom Pölzlergut 1655 Verkauf an Hans Enikler, Kaufbrief el Pölzguter am Darsbach bezüglich ½ Alm Ebenforst. 1659 verkauft dieser an Hans/Margarete Kienler 60 fl 14. 8. 1621 → 1820 bei Antensteiner am Veichelgut und Josef Bu- an der Gradau, 1663 an Hans/Cath. Perger, 1682 cher vom Buchebnergut, 1842 insgesamt von Josef/ Andres/Marg. Gierer am Saumandlhof unterm Egg, Magdalena Eckl vom Marbachgut in Brunnbach er- 1700 Verkauf an Georg/Maria Eckhard am Hör- worben, 1843 neue Almgebäude, 1879 Herrschaft manngut unter dem Pichl, wo der Besitz verbleibt. Steyr (Marbacher bis 1910 Pächter), 1920 Weidege- Dambach 64, 1893 gelöscht. 1647 Hans Perger am Kleinradinggut → verbleibt nossenschaft Großraming, heute Pachtalm der ÖBF. Annerl Alm 1647 Alm am kl./gr. Kien im Besitz von Kleinrading, 1791 Jakob Stadler 750 m am Kleinrading, 1797 schon ganz verwachsen.

46 47 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen 1518 Erbbrief vom Kaiser an den Freisassen Wolfgang 1585 Almrecht von Wolf/Ursula Mosgieler an Leon- Seebacher vom Seebachhof bei Windischgarsten um hard/Elisabeth Puechebner, 1647 Hans Stummer am das „neue Reit Raffolden“, verbleibt beim Seebach- Hornergut († 1656), Witwe verkauft 1659 an Hans hof (1543 Andreas, 1577 Christof Seebacher, † 1601) Pölzler am Letten, 1669 → Salomon/Maria Moser, Wohlführer 1602 David Seebacher fil Wolf Seebacher zu Rosegg, von Erben 1675 verkauft an Andreas/Catharina Mo- Alm 1577 ½ Alm am Sitzenberg Kinder und Enkel des Christof Seebacher/Seebachhof ser, 110 fl, → 1699 Verkauf an Hieronymus/Catharina 1.100 m Raffaltenalm, Alm verkaufen an Schwager Georg/Sara Frank († 1659) Perger, er † 1727, → → Christoph/Magdalena Perger unterm Grestenberg am Seebachhof, ab 1643 Wolf/Maria Eberstaller), am Stummergut, 1733 an Tochter Catharina Ret- Seebacher Alm oder große Pergalm 1679 an Elias/Maria Hackl († 1702, † 1683), bis dato schitzegger → 1789 bei Johann Michael/Anna Pölz- 1.000 m 1518 Kernalm/Stefflalm Wirt zu Dirnbach, 1702 an zweiten Mann Micha- guter, Wohlführer, Schweizersberg 21; Dambach 68. 1.140–980 m und Weingartalm (um el Schönmayr aus Kematen, 1719 Hs. Moser, 1724 ½ Alm am Sitzenberg [1577 von Wolf/Hans Palt­ 1820 Pöhitzeralm) Wolfg. Hackl, 1744 Andreas Hackl, 1778 Karl Hackl, auf, fil weil Simon/Magd. Paltauf → Gilg/Martha schon 1793 Ignaz von Preuer Hauptgläubiger, 1805 Schmalzbichler am Plankengut, die Alm verbleibt bis → Deglleiten Alm an Josef von Preuer zu Linz verkauft und geteilt 1551 ½ Alm am Sitzenberg, 1668 beim Gut → an Balth./Eva Schoiswohl, sie ver- 1.050 m 1853 bei Kern in der Au, Seebach 10 und Wein- kaufen 1672 an Christoph/Maria Collment an der gartgut, Walchegg 5, 1881/1912 gelöscht, Raf- Degelleiten, die Alm verbleibt dort bis in das 19. Jh. faltenalpe 1891 gelöscht, Stöfflalm heute ver- (Schweizersberg 18); Dambach 67, heute verfallen. fallen, Weingartalm mit Pferden bestoßen. 1585 ½ beim Priellergut am Stein, 1585 Rosi- Andre am Warberg ½ Almrecht 1601 an Schwie- na vidua Jakob Prieller am Gut unterm Stein, ½ gersohn Wolf Mosgieler am Warberg, 1647 Hans Alm bleibt beim Priellergut unterm Stein. Mosgieler am Thanegg/Spital, 1647 an Daniel Mos- Alm Ames- 1631 Bauern haben im Forst Raming 2 Tagwerk 1582 gieler unter Gleink verkauft, verlieb beim Bauerngut leithen ausgeräumt. → Geigerreit unter Gleink (Rettenbacher Mosgie- ½ Alm an Hans/Sara Weissensteiner, 1582 Steffan/ → → → ler Rettenbacher Antensteiner Eckhart) Kathraina Weissensteiner, Konflikt mit Viehauf- 1861 bei Johann Trinkl, Geiger, Seebach 14, trieb, die Alm verbleibt beim Gut Weissenstein. dann Peter Radlingmayr, Steiner, Spital 119 und 1597 Witwer Valtan am Trinklgschwandt, die Heinrich Hackl, Pfeiffer, Roßleithen 25. Alm Zickenleiten blieb zunächst beim Bauern- ½ Alm am untern Plaberg beim Brunn im Raming- Alm Puechen gut (Sulzbacher → Herzog → Hunger) → 1699 an Plaberg Alm Alm am hohen und Alm Puechen und 1451 forst: vor 1599 Pankraz/Rosina Heusler unterm Stein, oder Zöcken­ 1597 Andreas Stummer am Gut Grössingach in Mit- 1.041 m unteren Plaberg → → Zöckenleiten Wolf Heusler/Spital 1631/Wolf Zärtl/Spital Wolf leithen terweng 19 ein Anteil verkauft bis nach 1743, Gföllner, 1668 † Maria Gföllner 92 fl † Hütte und Stall dann wieder Trinklgschwandt (Zöckerleiten) 18 fl, vom Witwer verkauft an Andreas/Maria Radling- 1750 Gut an der Puchen vom Puchnergrund. mayr Bauer am Berg 110 fl, 1695 † Maria, 1713 † zweite Zärtl hat Anteil von Frau Egger zu Weis- Frau Magdalena 200 fl, Witwer Andre † 1721 (mit senbach verkauft, „20 Pfund Schmalz“, >100), 200 fl, vidua Elisabethoo Georg Perger,(Bauer Alm unterm Alm in der Saigerin, am Vital Schoiswohl, vor 1694 bei Andre/Regi- am Berg ?) 1725 verkauft an Matheus († 1749)/Maria Stainrigl 1647 Weisswasser, Eiblalm na Retschitzegger am Gut Unterran, Besitz ver- Mühlbacher, Witwe verkauft 1780 an Johann Michael 900 m bleibt beim Gut, Besitzer 1780 Mathes/Susanne Mändl an der Pögl Tafern in Hirten 300 fl., noch 1790, Eibl auf dem Unterranner Gut bis ins 19. Jh. heute Pachtalm der ÖBF. Reit am Reit am Vorwald oder Mayrreit, Dambach 70 1644 von Witwe Katharina Fahrnberger am Kroissen- Vorwald 1667 1853 Reit im Vorwald und Sigrisal- gut = Herzoggut am Mosserling verkauft an Stiefsohn 1.200 m pe, Mayr im Hof, Mayrwinkel 6. Leonhard Perger am Herzoggut, der Besitz verblieb Alm am Ramingstein Groissen Alm 1551 beim Bauerngut (Perger → Puchebner → Puder → = Kroissenalm, 1.100 m Kaufbrief Radlingmayr) bis in 19. Jh., Weiderecht aufgege- Graslalm, Plöschlalm ben 1861/1875 → Plötschlsegg in der Gleinkerau bewirtschaftet bis 1969, Dambach 66, ver- fallen, aber mit Pferden bestoßen.

48 49 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen vor 1601 Erbe der Cäcilia Mayr, das Eu- Wolf Patzl auf der Scherwiesen (= Rebhandlgut un- stach Gräsl am Priellergut an Dionys/Magda- term Pichl) und Hans Pölzler am Letten, Gerhaber der lena Mayr unter der Steinwand verkauft, Kinder des Leopold Patzl (Pichl 22) verkaufen 1601 Alm am Gräpach Thomas Glöckl am Polzlergut u. d. Stw. († 1654) an Schwiegersohn Abraham/Magd Klöckl, 1667 beim Graslalm, Alm am Edlbacher Reit Alm am → Wolf/Elisab. Eberstaller vom Seebachhof → 1600 Patzlreit, Gruberreit Windischgarstner Bürger Hans Christoph Pfnier, 1601 Hundskogl und Langen- 1.030 m Gräpach 1662 Simon/Maria Geiger am Graslhof, dann 1778 „Pazl Schaur oder Grueber Reit“ first, am Sitzenbach und verblieb die Alm beim Bauerngut (Weissenstei- beim Gruber in St. Pankraz, Hundskogl, Groissenalm ner → Sulzbacher → Mayr → Peer → Mayr); Dambach 26 1853 Eng. Retschitzeg- im 19. Jh. → Kroiss am Mosserling, ger, Grubergut, St. Pankraz 46. Dambach 69, noch 1887 intakt. 1592 verkauft Windischgarstner Bürger Hans Mos- ½ Wilharting, 1567 beim Veichellehen (Falch), gieller an Wolf/Margarete Patzl auf der Scherwiesen Zistler Reit 1492 Alpe am Hözererlahn 1667 beim Simon Bauer am Berg (mit Klamreit) Wurzenprand Reit (Rebhandlgut, Pichl 22), 1667 beim Wolf Patzl am Wildharting 1567 980 m 1592 und Wildharting ½ Alm Wildharting 1584 beim Wirt zu Spital (Per- Ahorngut, wo es zunächst verblieb (Patzl → Pießlinger) ger) an → Paul/Rosina Pernkopf, 1667 Adam Gierer. Dambach 25 „Oberzistler“. 1651 beim Bauern am Berg (Pernkopf ), 1664 e.o. an Wolf Gföllners am Gföhl Bluemsuch an Mos- Hans/Sara Lichtenwöhrer, Schöttlgut im Pichl, verblieb Löbau/Lapau gielers (= Stummer Reit) und Patzls Alm (= Edl­ Gföhler Reit 1492 bis 1707 beim Gut (Lichtenwöhrer → Enikler) dann → Pitterleinsreit = bacher Reit) grenzend, seit 1597 ständig beim 900 m 1594 Mathias/Katharina Pernkopf an der Brunnlitz, wo die Pittersreit Bauerngut Gföhl (Gföllner → Schoiswohl) Klamreit 1651 Stöfelreit Alm verblieb (1722 Schwiegersohn Philipp/Elisabeth 1853 Lobaualpe (Dambach 27), Gföllner, Dambach 43. Gföllner, 1724 Verhandlung wegen fehlendem Kaufschil- 1667 Paul Fornator, Pfleger Feyregg ling, 1736 Verkauf an Paul/Elisabeth Eggl vom Ganglgut, Stummer Reit 1492 Knirscher Zicken- und Bürger zu Windischgarsten → wo das Gut zunächst verblieb (Eggl Kerschbacher), 960 m 1667 reit , ¾ Zikenreit 1853 Stummergut im Schachen, Edl- 1853 Dambach 16 bei Marktgemeinde Windischgarsten. bach 17, Dambach 72, 1957 gelöscht. Mutling- 1594, 1778 Lamperlreit Mutlingweide 1594, 1879 Dambach 89, aufgelassen 1581 Hans Mosgieler am Mosgiel verkauft für seine bauernreit H. Buchriegl Geschwister die ¼ Alm an Colman/Brigitta Helml ¼ Alm am Zicken- vor 1577 Jakob Kreuss am Mosserling, Reit als Ötz Reit 1581 am Unterpuchriegl (Hinterbuchriegel), Alm ver- reit Zickenreit Haberlinsreit, Her- (= Herbstweide) benutzt, blieb beim „Kroiss“ oder 1.030 m blieb beim Bauerngut (Gföllner → Pölzguter) Kroissen Reit 1492 zogreit, Almrecht Herzoggut (Fahrnberger → Perger → Puder → Rad- Dambach 73, Aufgabe vor 1945. 1.000 m 1577 „der Langfirst“ lingmayr), 1853 Reit am Hörzing, Dambach 21, bei Hans am Mos hat Alm, mit einer Seiten an den Zeit- Sensenschmied Gottlieb Weinmeister, Spital 77. schenberg bzw. andere Seite an Unterpergl: 1583 Weissen- von Sensenschmied Steffan Moser und Geschwis- Weissensteiner Ochsenweid 1594, öst- stein Reit 1492 Löfflerreit ter an Bruder Hans/Juliane Moser, Wolf Moser vom lich vom Kroisssenreit. 1.000 m Pergl Reut 2 Schilling Käse, 1647 Salomon Moser †, Kleinreit, Alm- Bauern Reit vidua Catharina, 1666 von den Erben des Elias Mo- Hans/Marg. Pallauf vom Ganglgut verkaufen 1596 1583 reit Oberpergl Hans/Kath Pitzl am Pitzlgut (=Augustin) unterm Eck 1.030 m ser an seiner Schwester Maria Hierzenberger 250 Seebauernreit → → Rantschen Reit (Pitzlleiten), verblieb bei diesem Gut (Polz → Pölz- fl,(Wolf Moser) 1688 an Wolf Grienauer Spital 1596 Augustinreit, Mayrreit 1.100 m guter → Traxl → Gerstenbauer), 1853 Dambach 71 Schwager Mathias Schnappel, 6 Tagwerk Weide, bei Pitzelleiten, Gleinkerau 18, danach vom Mayr 1765/1785 bei Joseph Fahrnberger, Bauer am Berg, im Hof erworben, vor 1875 gelöscht → Oö. Land. Dambach 79, 1853 Johann Fahrn- berger, Bauer a. B., Pichl 21. 1593 verkaufen Matheus/Barbara Horner am Wind- hag die Viehweid „Sauhalt am Pergl“ an den Sohn, das 1492 Reit unter Bergl Reit am untern Perg ist 1667 zwischen Windhaggut Windhagerreit 1492 „Sauhalt am Pergl“ und Hans am Moos geteilt. Hinfort bleibt die Alm 950 m 1593 Alm unterm Bergl beim Windhag (Horner → Pernkopf → Neubauer). 1853 Rosenau 39 bei Franz Neubau- er am Windhagergut, heute Rinderalm.

50 51 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen 1594 Leopold Prandner am Hochbrand, wo die Alm Schon vor 1576 befand sich ein halbes Almrecht in Brandner Reit verblieb (Hochprandner → Gradauer → Antensteiner) der Familie Helml (Hans/Margarethe Helml → → 1492, 1594 Plankenreit, Tobiasreit, 1.030 m 1853 Andreas Antensteiner, Hochbrandner, Spi- 1667 Erhard Helml), die zweite Hälfte gehörte 1594 tal 103. Vor 1875 Dambach 74 gelöscht. Hans fil Lorenz Lichtenwöhrer und ging damals an 1576 Hans und Georg Pinter am Pichl den Stiefvater Pankraz/Magdalena Lengauer in Win- 1644 † Wolf Scheuswohl, vidua Catharina, 70fl, 1651→ dischgarsten. Diese Hälfte wurde in Folge verkauft → → Kreuzaualm und geteilt: ¼ befindet sich 1667 bei Peter Schmeissl A. 1667 Prielergut am Pichl Andreas Trogleitner Zeitschen, Eggbauernalm am Obermühlbach (und verbleibt dort), ¼ bei Wolf das halbe Püffenreit 1695 † Wolf Seiberl, Witwe ver- Kriegler- und 1576 Bernhardalpe Radlingmayr am Lauterpietsch (noch 1699). Im kauft an Bürger Gastwirt Bartlme/Sidonia Schoiswohl Kreutzau → → Großsulzbachalpe frühen 18. Jh. erfolgte die Teilung des Helml-Be- 1709 an Hans Schleifer, Hufschmied in Windi- 900–1.100 m schgarsten, 220 fl, verkauft, 1731 an Ferdinand/Anna Zickerreit (= Krieglerau) sitzes und geht an Hödlgut und Obersulzbach. Lindermayr in Spital, 1748 an Philipp/Anna Trinkl 1853 vier Viertel bei Eckbauer, Schweizersberg 33, am Stummergut hinterm Eibenberg verkauft, 1752 an Obermühlbach, Oberweng 50, Hödlgut (Bernhard), Horner Reit Püffenreit 1576 Andreas/Maria († 1761) Berger vom Hornergut, 400 fl. Roßleiten 34 und Großsulzbach, Vordertambergau 49, 1.050 m Steinfeldnerreit B. 1576 verkaufen Geschwister Pin- Almhütten Rosenau Nr. 79 (Eggbauernal- ter ½ Alm an Georg/Rosina Pindter pe), Nr. 80 (Großsulzbachalpe), Nr. 82 (Bern- am Pichl an Vetter und Schwager Hans/Marta Pin- hardalpe), heute Hütte Kreuzaualm ter am Pichl 1650 † Sara Pinter, Witwer Thomas Windhager † 1651, 40 fl, die Alm übernimmt Eidam Elias/Ma- Alpe 1820 Im FK zwischen Kreuzau und Kohlstatt ria Schleifer, sie † 1675, 100fl, 1682 verkauft Witwer 1.030 m an Hans/Anna Schleifer, Bürger und Hufschmied, 1579 Andre/Magdalena Paldauf, Kölblgut unterm sie † 1691, er † 1715, Witwe Elisabeth oo Krenberger, Egg, kaufen von der Mutter Amaley vidua Lorenz → → Lindermayr, Dambach 75, 1879 aufgegeben. unterm Egg und Geschwistern das Almrecht, 1597 Wolf/Ursula Fahrnberger verkaufen 1594 Almreit Kraut- Verkauf der ½ Alm im Tafer an Schwiegersohn Hans/ Krautgarten gartl an Sohn Christoff/Ursula Fahrnberger → 1667 Elias Ursula Puchebner → „½ Alm Tainfahrt“ verblieb zu- „Alm im Tafer“, Reit 1594 Hanslreit zu Edlbach unterm Krautgartl → 1699 Hans Fahrnberger Spitzen­ nächst beim Kölblgut unterm Egg (Hinteregger → Tainfahrtalm, 1.080 m am Zickenraben wegen Krautgärtl Alm (Dambach 76), berger Alpe 1579 Perger → Schoiswohl → Mitterhueber → Retschitzeg- „Gaisrieglalm“ 1853 Zäzilia Radlingmayr, Stefansberg, Oberweng 3. 980 m ger); im 19. Jh. → an den Schoiswohl am Gaisriegl Schoiswohl 1667 Hans Weissensteiner 1594 ½ Alm Tainfahrt bei Wolf Kern in der Au → → → Hanslalm ½ Alm Ahorn und Ri- Dambach 77 unter Gleink Mathias an der Rohrleiten 1667 → 1.180 m sach, Weissensteiner Alm heute Jausenstation und Schutzhüt- 1690 Peter/Maria Rohrleitner (unbekannt) te bei Fam. Helml, Edlbach 39. 1853 beide Almen (Rosenau 76) bei J. Gg Hinte- 1591 von Peter und Mathias Winkler an Eu- regger, Schoiswohl im Aschach, Gaisriegl 16. Dörflmoraralm ½ Ahorn und Risach, 1591 stach/Barbara Grasl am Priellergut unterm Stein, Leonhard/Anna Hochprandner kaufen 1576 Alm- 1.199 m Prielleralm, Alm verbleibt beim Gut, Dambach 78. reit von Georg u Leopold Hochprandner und → 1594 gehörte das Almrecht zum Leopold an der Ru- Almreit Oberes Kampachtal beim Schwestern um 1620/30 an das Pöhitzergut, esmannstickel → Wolf Schöttlbauer. 1652 verkaufen Kampachtal 1576 SchlaipfenbachEggl Alpe wo die Alm zunächst verbleibt. Nach 1700 vom Daniel/Sara Schöttlbauer an Gregor /Maria Pölzler 1.120 m Menauer Alpe Eggl im Reit erworben und als Alm gebraucht. unterm Pichel → 1657 Wolf Prieller (Wolf Puchner 1853 Alpe in der Kampachau (Rose- „Reit am Ruesmangra- Zeitschen- vom Graben ?) → 1680 Simon/Sara Schoiswohl → 1698 nau 74) bei Laussa = Menauer Alpe. 1594 ben am Zeitschenberg“ graben Salomon (=Simon)/Regina Gaisriegler → 1707 Andreas/ Alpe am Ruesgraben Elisabeth Eggl → 1725 Josef/Elisabeth Sprangrigler → 1766 Peter/Katharina Träninger am Giemelsberg 1853 ½ Alpe am Ruesgraben (Dam- bach 78) bei Jägerhaus.

52 53 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen Die Alm am unteren Kampachtal gehörte im Großen 1492 Überländ zu Dirngraben in Rosenau → Krieg dem Grasl am Walchegg. 1648 verkauften Wolf/ 1577 Leonhard/Marta Mausmayr am Unterprand Margarethe Gräsl die Hälfte an Hofrichter Christoph verkaufen Almrecht an Leonhard/Anna Hoch- Constantin Peer von Schlatt, 1655 → Elias/Susanna prandner am Unterbrand; 1667 Weide des Hans Moser; die Alm verblieb zunächst im Milieu der Gewerke Mosgieler a.d. Ramitschöd, wo es verblieb. (Plumauer, Micheldorf → 1684 Pieslinger vom Au-Werk -1359 Die halbe Lanwiese wurde 1643 von Paul/Martha Reit an der Lanwiesen unter Gleink). 1704 Verkauf an Hans/Susanna Rohr- Lanwiese 1492 am Obermosserling verkauft → Hans/Regina Holzer (fälschlich „Langwiese“) leitner am Puglhof, wo die Alm Rosenau 31 verblieb. 1577 auf der Lacken → 1666 an Mathes/Maria Gösswei- 1853 Simon Prenber, Pugl, Spital 116 ner, die Witwe ehelichte Mathias Hunger am Imitz- Alm im Gräslalm un- Die andere Hälfte wurde samt halben Schlaipfenkar gut, wohin das Reit geschlagen wurde (Hunger → Kampachtal 1648 term Kampach an die Mönche in Admont verkauft, als Wolf Grasl Trinkl). Vorübergehend 1754–1765 beim Hansl im 873 m Puglalm (aus Religionsgründen) vertrieben wurde. 1656 vom Graben (Retschitzegger) dann wieder Imitzgut. Hofrichter an den Windischgarstner Bürger Georg/ Rosenau 70 wurde 1961 grundbücherlich gelöscht. Elisabeth Schoiswohl verkauft, das Almrecht blieb in der Bereits 1492 war die Distleben geteilt: Die Almfahrt Familie. 1719 wurde davon ⅓ an Hans/Maria Rohr- Vordere Distleben war ein Überländ des Gutes Kersch- → leitner am Puglhof verkauft (Rohrleitner Prandtner), bach → Konrad am Kölblgut → Steffan Katzensteiner. 1752 Verkauf an Michael/Maria Anna Schoiswohl, 1595 verkauften Steffan/Anna Katzensteiner am Kat- Gastwirt in Windischgarsten (1785 beim Valchlehen) zenstein das Almrecht an Leonhard/Katharina Prandner 1853 gehört Rosenau 77 zum Laussabau- am Unterprand → Wolf Schöttelbauer, 1652 Verkauf an → Vordere er, Weissenbach 41 Jagdhütte nach 1927, 1492, 1595 Grabenbauernreit Wolf/Sara Moser, Sensenschmied am Dambach; zunächst Distleben 1957 grundbücherlich gelöscht. blieb der Besitz in der Familie (Moser → Stubmer). 1706 Alm am Dirngraben im Besitz des Dirngrabnergu- Verkauf an Simon/Maria Retschitzegger in Oberarls- tes, 1644 erfolgte nach Abraham Radlingmayr die graben, mit dem Weidort am Eggl im Dirngrabenreit. Erbteilung: Das untere halbe Dirngrabenreit erhielt Die Alm hieß daher bald auch „Grabenbauernreit“, auf Dirngrab- Gösweineralpe Bernhard Eggl (aus Molln, † 1645), seine Witwe Ma- dem ein Tagwerker lebte. Im 19. Jh. Verkauf des Alm- 1590 nerreit ½ Egglreit ria oo Mathias Gössweiner aus Molln, dann Imitzgut. rechts (Rosenau 26) an den Engelhart, Gaisriegl 14. Das „Gösweiner Reit“ verblieb lange beim Bauerngut. 1492 Überländ des Schmeissl im Graben → Micha- 1853 befindet sich diese Dirngrabner Alpe el Trinkl im Unterpaslach → 1579 verkaufen Vital (Rosenau 30) bei Piesling Nr. 8. Trinkl am Nissesriegel u. Steffan Moser an Vetter Alm am Dirngraben im Besitz des Dirngrabnergutes, Paslerreit und Schwager Wolf Mosgieler am Pfeiffersgraben Untere Dis- 1644 erfolgte nach Abraham Radlingmayr die Erbteilung: 1492, 1579 Jägermichl → 1585 an Leonhard am Unterprand → 1638 G. tleben Dirngrab- Das obere halbe Dirngrabenreit erhielt Wolf Eggl (aus Wasserbauernreit Lanner am Zickenreit in Oberweng → 1642 Hans nerreit ½ 1590 Egglalm Molln), dessen Enkel, der Jäger Georg Eggl zu Windi- Schoiswohl im Paslach (Unterpaslach). Um 1750 964 m schgarsten, erreichte 1698 die Erhebung zum selbständi- Rosenau 27 Sitz eines Steyrer Jägers. Im 20. Jh. vom gen Forstgut („Eggl am Reit“). In Folge entwickelte sich Stummer in Rosenau (St. Wasserbauer) erworben. Rosenau 29 zum Gasthaus an der alten Hengstpaßstraße. Um 1594 beim Radinghof, nach 1650 vom (Hans) Stum- Alm Rosenau un- Alm am mer im Schachen erworben, wo die Alm lange verblieb. 1594 term Mitterberg, Mitterberg 1853 Rosenau 68 bei Elis Pölzgu- Knirschenalm ter, Knirschengut, Edlbach 44.

54 55 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen Auf der Alm sdl. des Großen Mitterberges gibt es 1492 als Überländ beim Schöttlgut zu Rosenau, um 1820 drei Almhütten. Am Beginn der Neuzeit galt 1570 kurze Zeit geteilt, dann an Wolf Pölzguter in sie als Hochweide für die Alm „Rohrmoos“. Oberweng und wieder vereinigt → um 1620 Teilung 1667 gehörte die ½ Alm zu Elias Rohrleitner am in Unterebental und Oberebental (Hans Raidl † 1650) Schmeisselsgraben, die zweite ½ Alm dem Martin Ebenthal „Ulmental“, Pölzguters dieses galt dann als „Pölzguter Predlreit“ (= Reit un- -1359 Puder im Schachen. Etwas abseits dürfte die Weide 790 m Rosenau bzw. Raidl term Pretterberg = Rosenstein), jenes als „Pölzguters Alm am „Klein Wipfel“ des Bauerngutes Reitersgrub (Ross- Rosenau“. Dieser Zustand verblieb bis nach 1800. Im Hochsuech 1594 Inselbacher Alpe leithen) gelegen haben. 1711 ging Rohrleitners Hälfte 19. Jh. wurde Unterebental (Rosenau 16) selbsständig. 1.217 m an den Eggl im Reit und nach 1730 zunächst zu je Die Liegenschaft Oberebental (Rosenau 17) wurde ¼ an die Güter Pöhitzer und Gradau (1750), spä- 1956 grundbücherlich gelöscht (Besitz Sagbauer). ter an den Stummer in Rosenau. Die andere Hälf- 1492 geteiltes Reit des Jörg Dreiling im Schachen (Puter te blieb beim halben Rohrmoos (= Leopolden). im Schachen) bzw. Zottensberg zu Edlbach. Der halbe 1853 befand sich die „Rosenauer Alpe am Hochsu- Schlag wird von Zottensberg an den Hofwirt zu Spital ech“ (Rosenau 66) beim Inselbacher in Kleinreifling verkauft. Die andere Hälfte (Dreyling) → 1570 Pangraz und Johann Patzl an der Reitersgrub (Rossleiten 29). Schlag Rosenau -1359 Dambacher Alm Eggl vom Egglhof → Untermühlbach → Steffan Hol- Das „Prödlreit“ östlich und südlich des Rosen- 800 m 1492 Dambacher Rosenau zer → Andreas Holzer → Wolf Winkler → 1615/1623 steins (Pretterberg) war bereits im 16. Jh. geteilt. an das Sensenwerk Dambach (1623), das vom Hofwirt Das ½ Predlreit (Alm Rosenau oder Predlreit) die zweite Hälfte erwarb. Gegen 1600 wurde am Schlag mit der Alm Mitterberg eignete dem Stummer- Rosenau noch Schwaigwirtschaft betrieben. Rosenau 18 hof im Schachen (Kefer → Gföllner → Trojer) verblieb bis zum Ende des Sensenwerks (1883) im Besitz. und wurde 1699 zu einem selbständi- Stummer i. Rosenau Im 17. Jh. war das Rohrmoos bereits geteilt. Eine Hälfte Pretlreit unterm gen Forstgut erhoben = Stummergut oder → -1359 Hochreit gehörte zum Schmeissl am Graben (Rohrleitner) 1711 Mitterberg Gut in der Rosenau (1879 Rosenau 23). → 1595 Grössingerreit Eggl im Reit Rosenauer Hsl. am Pretlreit (Stummer 860 m/980 m Das zweite ½ Prödlreit (= Hochreit) übergab 1595 i. Rosenau), ~1770 ½ Rohrmossalm bei Leopold Anten- Stummerreit Rohrmoosalm Steffan Katzensteiner (Geschwent unter Steyr) an Le- steiner = Leopold, damals Rosenau 15) selbständiges -1359 Puters Rosenau onhard Prandner vom Unterprand. 1643 kam es erblich Rohrmoos Gut. 1853 bei Simon Antensteiner, Pitterl, Edlbach 56. 1667 Pitterlsreit an Jakob/Regina am Grössinggut in Oberweng, wo Die zweite Hälfte galt als „Puters Rosenau“ (Martin Pu- → → → Graslreit es verblieb (Perger Pallauf Habacher Stum- der im Schachen), zu der um 1670 für kurze Zeit auch die mer). Nach 1775 kam es an den Stummer i. Schachen. Alm Hochsuech gehörte. Um 1813 erwarb den Besitz Rosenau 28 wurde 1961 grundbücherlich gelöscht. (Rosenau 24) der Bauer von Pitterl auf der Öde, stieß ihn Kleines Reit des Ahorngutes an der Abzwei- aber nach 1860 an den Grasl ab (noch 1961 Graslreit). Bodingreit 1492 Ahornreit gung Zeitschengraben/Rosenau, 1492 bei Jans Bereits 1492 ist die Schwaige Rosenau geteilt. Eine Dreyling in Oberdambach. 1961 Rosenau 10. Hälfte dient dem Jans Dreiling zu Dambach → → 1492 Reit beim Gut Prendtstein, wo es zunächst ver- Hofwirt zu Spital (Andreas Frank), die andere Hälfte bleibt. 1585 vom Prentner an Andr./Helena Schois- (der halbe Dreylingwald im Talschluss, „Viehweide an wohl am Prendtstein (von des Herrn Dechants Weide der Tröglalm“) gehörte schon 1571 dem Pitterl auf der am Lamberg) → 1651 an Hans/Susanne Kiendler → Öde und verblieb dort (Hans Polz → Bruder Georg/ 1359 1662 an Simon/Maria Moser vom Knirschengut → Pitterls Rosenau Alm Ursula Polz → Andreas Polz → Hunger → Gaisriegler Rosenau 1492 Lambergreit 1259 1675 an Salomon/Catharina Sulzbacher am Prendt­ am Dreilingwald, → Radlingmayr). „Pitterl Roenau“ galt noch gegen 1600 Alpe am Lamberg 850 m 1571 780 m 1585 stein → 1731 selbständig bewirtschaftetes Gut „Lam- Weinmeister Alpe als Schwaige und nützte anfangs die Alm am Hoch- 1585 berg“ (von dort 1742 verkauft an Mathias/Christina suech. Die zweite Hälfte des Dreylingwaldes befand Perger vom Mosgiel, wo es bis ins 19 Jh. verblieb) → sich vorübergehend (1585) beim Bauerngut Prendtstein 1853 Rosenau 11 bei Mathias Ber- (Schoiswohl). Um 1630 waren beide halbe Rosenau wie- ger, Prentdstein, Edlbach 58. der vereinigt. Um 1805 Pitterlape/Rosenau bei Josef von Preuer, 1813 an Gottlieb Weinmeister, Spital 77, wo der Besitz Rosenau 21 verblieb; im 20. Jh. bei FW Rosenau.

56 57 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

NAME Urkundl. Alte/andere Namen Besitzer und Anmerkungen 1590 Peter, Matheus und Wolf die Winkler Gebrü- der (Mitterwinkel) verkaufen an Stiefbruder Bartl- me Fahrnberger ½ Alm, die zweite ½ ist bei Thomas Gräsl am Stumerberg. Die erste Hälfte verblieb bei Laglalm 1590 Mitterwinkel (Winkler → Pitterl → Retschitzeg- 1.350 m ger → Mayer). Die zweite Hälfte verkauft die Fa- milie Stummer 1669 an das Gut Mitterwinkel. 1853 Rosenau 64/65 bei Pitterlgut, Edlbach 56 und Vorderramsbener, Vorderst. 31.

Alte Schaumbergalm. Foto: Eduard Ahrer

58 59 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Walter Stecher, Molln Die Gräflichen Jäger und die Wilderei

Der Beitrag Walter Stechers versteht sich nicht als wissenschaftliche Abhandlung oder historische Aufarbeitung des gestellten Themas. Der Autor – selbst lange Jahre als Förster in der Region tätig – will vielmehr die Geschichte der Jagd und Wilderei in „seinen“ Revieren so darstellen, wie sie ihm im Laufe seiner langen Dienstzeit vermit- telt wurde. (Vorbemerkung der Redaktion)

Bei der Wilderei scheiden sich die Geis- ter wie selten bei einem Thema, da dieses sowohl mit Jagd als auch mit Verbrechen gegen Leib und Leben gleichermaßen behaftet ist. Heutzutage stürzen sich viele sogenannte „Schriftsteller“ – und solche, die es noch werden wollen – auf Ensemble Bodinggraben. Foto: Erich Mayrhofer dieses Thema, da es sich gut vermarkten lässt und manche Leser in ihrer Fanta- sie beflügelt. Diese „Reißerliteraten“ sind meist alle dass sich im Bereich der Forstwirtschaft – auch der in wohlbehüteten Familien und Haushalten aufge- schwierigen Bringungsverhältnisse wegen – wenig wachsen und können sich kaum vorstellen, als Förs- oder nichts lukrieren ließ. Verständlich, dass des- ter oder herrschaftliche Jäger im Hintergebirge in halb gerade die Jagd von den Bediensteten dement- einem Hegerhaus zu leben und in dieser einsamen sprechend verteidigt werden musste; so erwartete es Gegend mit Leuten zusammentreffen, die einem jedenfalls die Herrschaft. Diese Bediensteten waren nicht nur nicht gut gesonnen sind, sondern einem „arme Teufel“. Sie verfügten lediglich über eine De- oft auch nach dem Leben trachten. Dabei haben putatwiese, etwas Holz und ein geringes Gehalt, das diese Förster oder Jäger als Bedienstete der Familie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel war. Lamberg nur eines gemacht, nämlich etwas beauf- Auf dieser Wiese konnten sie eine Kuh halten, um sichtigt und verteidigt, was zur ursprünglichsten auf diese Weise die meist nicht so kleine Kinder- Nutzung des eigenen Grund und Bodens gehört: schar zu ernähren. das Wild und die Jagd. Die Herrschaft Lamberg war eigentlich ein reiner Jagdbetrieb, denn die Wäl- Bei der Bevölkerung waren diese so genannten der waren derart mit Holzbezugsrechten belastet, „Forst- und Jagdbeamten“ meist nicht sonderlich

60 61 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

beliebt, verteidigten sie doch etwas, was den „nor- wild“, auch Gams- und Rehwild wurden nicht ver- malen“ Bewohnern die Wiese kahlfraß, nämlich schont. Vor allem bei der Gamswilderei war aber das Wild, speziell das Rotwild. Bei der Wilderei, auch eine wilde Jagdleidenschaft im Spiel. So sind dem unberechtigten Jagen auf fremdem Grund das Schwarzwild sowie das Rot-, Reh- und Dam- und Boden, ging es allerdings fast ausschließlich wild aus der freien Natur so gut wie verschwunden. um Nahrungsbeschaffung für sich selbst und seine Familie. Freilich, in manchen Fällen spielte bei der Das Wild musste dafür büßen, was die Herrschaft Wilderei auch Imponiergehabe eine Rolle, um vor über Jahrhunderte „verbockt“ hatte. Ein Positivum dem weiblichen Geschlecht die eigene „Schneidig- dieser Zeit der Wildleere war allerdings die Tatsa- keit“ unter Beweis zu stellen. Aber im Grunde ging che, dass der Bergmischwald sich enorm verjüngen es darum, aus einem Topf etwas zu nehmen, in dem konnte (speziell Tanne, Bergahorn, Eibe), ohne dass fast zu allen Zeiten genug da war: nämlich Wild. er ständig zurückgebissen wurde. Die Reste dieser Verjüngung können wir heute noch als uralte Bäu- Im Reichraminger Hintergebirge taten sich die me im Nationalpark Kalkalpen bewundern. Wilderer etwas schwerer, denn fast alle waren in irgendeiner Form von der Herrschaft Lamberg ab- Von der Herrschaft aus gesehen waren die Leidtra- hängig, sei es durch die Holz- oder die Landwirt- genden der Wilderei nicht nur das Wild, sondern Sengsengebirge im Herbst. Foto. Erich Mayrhofer schaft. Auch waren ca. 2.500 Höfe Eigentum der in erster Linie das Forst- und Jagdpersonal. Dieses Lambergs. Darüber hinaus übte die Herrschaft bis musste der ganzen „Barbarei“ fast tatenlos zusehen 1848 die weltliche Gerichtsbarkeit aus. Wurde man und war darüber hinaus auch noch an Leib und Le- spruch von ihm soll gelautet haben: „Die Böhmen ließen sich gern von diesen urigen Gesellen führen also den Wilderern habhaft, mussten viele sogar ih- ben extrem gefährdet. Reichsgraf Gustav Joachim sind Forstleute und die unsrigen hier sind nur Ja- und hatten mit ihnen einmalige Jagderlebnisse. ren Hof verlassen. von Lamberg (1812–1862) rief nachdrücklich zur ger.“ Die Namen Malek, Pribyl, Hayjek etc. zeugen Mäßigung auf. Der umsichtige Adelige war in vie- noch von dieser Zeit. Als Anna (1897) und Franz Emmerich (1903) star- Und so kam es, wie es kommen musste: Die Re- len Dingen ein Vordenker, ähnlich etwa wie Kron- ben, war die Jagd mit Heinrich und Eleonore Lam- volution von 1848 stellte für die Herrschaft eine prinz Rudolf von Österreich-Ungarn (1858–1889). In den Bergen und Wäldern der Lambergs ist die berg ebenfalls noch hoch angesehen und die Wil- große Zäsur dar; eine Welt brach zusammen. Das Wilderei in den nächsten Jahrzehnten drastisch derei hielt sich in Grenzen, doch den Stellenwert erste Mal seit den Bauernkriegen lehnte sich das Nach 1850 gab es ein neues Jagdgesetz, Genossen- weniger geworden. Dennoch gab es noch genug der letzten Jahrzehnte konnte sie nicht mehr errei- Volk massiv gegen die Obrigkeit auf. Besonders schaftsjagden wurden eingeführt, der Wildstand Zusammenstöße zwischen Jagdpersonal und Wil- chen. Zwar hatte sogar der Thronfolger Franz Fer- aufgebracht war man gegen den vom Volk nie erholte sich wieder. Zudem setzte die Industriali- derern. Viele davon endeten tödlich. dinand einige Jahre die Jagd im Sengsengebirge von verstandenen und von der Herrschaft so gern ge- sierung ein. Die Gesellschaft öffnete sich ein wenig den Lambergs gepachtet, doch war dies nur mehr pflegten „Jagdfeudalismus“. Doch nach der Revo- und das „Grabendenken“ wurde zurückgedrängt. Eine Hochblüte erlebte die Jagd in den herrschaft- „Strohfeuer“ im Vergleich zu den vorigen Jahrzehn- lution konnte der „einfache Mann“ mit dem vor- Doch über der Familie Lamberg schwebte kein gu- lichen Wäldern, als der neue Reichsgraf Franz-Em- ten. Außerdem hatte Franz Ferdinand zahlreiche herrschenden „Demokratiegetue“ wenig anfangen. ter Stern: Kein Kind von Reichsgraf Gustav durf- merich Lamberg (1832–1901) aus Ottenstein 1878 Jagdeinladungen auf alle Wildarten, sodass er seine De facto brauchte er immer noch den Grafen und te die Fideikommissherrschaft Steyr übernehmen, seine Cousine Anna Lamberg aus Ungarn ehelich- Schießleidenschaft befriedigen konnte. Mit Jagd die Herrschaft, um geordneten Strukturen folgen denn alle seine Kinder entstammten der Ehe mit te. Die Fremdgründe im Bodinggraben wurden hatte das alles aber nichts zu tun. Er führte dem zu können, aber mit dem Wild – dem er sein Leben einer Förstertochter aus Schichoviz in Böhmen, aufgekauft und das Jagdhaus neu ausgebaut. 20 Jah- gewöhnlichen Landvolk wieder vor Augen, was es lang zuschauen musste, wie es ihm das Notwen- weshalb die adelige Linie unterbrochen war. 1) Bei re lang erlebte nun die herrschaftliche Jagd im Bo- nicht durfte, der Adel aber sehr wohl konnte. Die digste, was sein Vieh zum Leben brauchte, wegfraß seinem Abgang setzte Kaiser Franz Josef I. (1830– dinggraben eine erneute Hochblüte und der Hoch- Rotwildstände hatten sich wieder so sehr erhöht, – rechnete er nun gnadenlos ab. Jeder, der eine Waf- 1916) einen sogenannten „Sequester“ als Verwalter adel aus der alten Donaumonarchie wie Esterházy, dass sie für die Wiesen der Bauern und der armen fe führen konnte oder meinte, es zu können, war zu für die Herrschaft Steyr ein. Doch in einem hat sich Lobkowitz usw. gaben sich die Türklinke des Jagd- „Häuslleute“ untragbar waren. Dieser Umstand zog dieser Zeit (fast bis zum Jahr 1850) unterwegs und Graf Gustav „verewigt“: Er holte viele böhmische hauses in die Hand. Das Jagdpersonal wurde kräftig wieder eine vermehrte Wilderei nach sich. es wurde gewildert auf „Teufel komm raus“. Diese Forstleute in die Herrschaft Steyr. Denn ein Aus- aufgestockt und viele verwegene ehemalige Wilde- so genannte „revolutionäre Jagerei“ war aber nichts rer wurden in herrschaftliche Dienste gestellt, wo Der Adel hatte dies zu Beginn noch nicht ganz anderes als Wilderei in ihrer brutalsten Form. Die 1) Vgl. dazu den Beitrag von Georg Heilingsetzer in diesem sie sich hervorragend bewährten. Die Herrenjäger realisiert. Und auch nach dem Tod Franz Ferdin- Leidtragenden waren nicht nur das „gefräßige Rot- Band. and wurde noch lustig weitergejagt, so als gäbe es

62 63 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

kein Morgen. Man konnte sich eben schwer vom Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Klaus Petermayr, Linz Liebgewordenen verabschieden. Doch dann kehr- Monarchie sowie dem Auseinanderfallen des te – auch bei der Herrschaft Steyr – schnell der großen Reiches war das Chaos perfekt. Rechtsstaat Kriegsalltag ein. Viele Bedienstete, sowohl Beam- und Ordnung waren ein Fremdwort. Nicht einmal „… das Durchkommen ist […] sehr mühsam.“ te als auch Arbeiter, mussten in den Krieg ziehen die Gendarmerie wusste so recht, wer ihr Auftrag- und sogar die Pferde füllten bei der Mobilmachung geber war und auch sonst gab es keine Ordnungs- den Stadtplatz in Steyr. Bei dem bald aufkommen- macht. Die heimkehrenden Soldaten – psychisch Zur alpinistischen Erschließung von Sengsen- und physisch angeschlagen und verroht – fanden die Daheimgebliebenen halbverhungert vor und konnten sich in ein normales Leben gar nicht mehr gebirge und Umgebung bis etwa 1920 einfügen. Für sie gab es keine Obrigkeit mehr. Be- sonders verhasst waren daher auch die Beamten der Herrschaft, die Gutsverwalter, Forstmeister, Förster und die Jäger. Sie standen der jetzt stark aufkeimen- Möchte man eine Geburtsstunde den Wilderei massiv im Wege und galten daher als des Alpinismus im Sengsengebir- die Beschützer des Feudalismus schlechthin. Dass ge und dessen angrenzenden Ge- sich auch verbrecherische Elemente unter die nor- bieten ermitteln, also eine Perio- malen „Nahrungsbeschaffer“ mischten, ist völlig de benennen, in der das Gebirge klar. Jagdhäuser auszurauben und anzuzünden ge- vermehrt und bewusst alpintou- hörte zur Tagesordnung. So kam es zu Förstermor- ristisch genutzt bzw. erschlossen den (Busdorf ) und umgekehrt wieder zu vorschnel- wurde, wäre eine solche sicher lem und oft ungerechtfertigtem Waffengebrauch nach 1920 anzusetzen. Erst 1921 Am 1. und 2. August 1914 mussten die Pferde für das der Förster und Jäger gegenüber den Wilderern. wurde auf der Feichtau eine alte Militär abgegeben werden: Pferdestellung am Stadtplatz Viele Fälle wurden nicht aufgeklärt oder gesühnt Jagdhütte als Stützpunkt gepach- Steyr. Foto: https://gedenkjahr2014.wordpress.com und von einigen Akteuren ruhen die Gebeine noch tet und ausgebaut; wenig später immer unentdeckt in den tiefen Dolinen des Karst- entstanden die Anton Schosser gebirges. Hütte (1925), die Schoberstein- den Personalnotstand war die Beaufsichtigung der hütte (1926) und die Grünberg­ großen herrschaftlichen Waldungen unmöglich. Diese Nachkriegsjahre waren sicherlich für die hun- hütte (1927), die Ennserhütte gar Dennoch erlebte aber auch die Wilderei – trotz der gernde Bevölkerung, aber auch für die Bediensteten erst 1957. Vor 1920 war in dieser schlechten Versorgung der Bevölkerung mit Le- der Herrschaft eine wahrlich mörderische Zeit, die Region also bergsteigerisch relativ bensmitteln – keinen „Höhenflug“. Zu viele waren sich erst langsam, zu Beginn der 1930-Jahre, besser- wenig los. Dennoch interessiert in eingerückt und die Zu-Hause-Gebliebenen hat- te. Währenddessen dämmerte die Herrschaft Steyr diesem Zusammenhang vor allem ten alle Hände voll zu tun, um ihre Familien über bedingt durch eine hohe Verschuldung dahin. Zu- die Zeit bis zum Ende des Ersten Wasser zu halten. Lediglich Hirten und Senner, die dem verfügte sie über ein Personal, das sich schon Weltkrieges bzw. kurz darüber hi- Sengsengebirge. Ausschnitte aus einem Panorama von Windischgarsten (Führer im Frühjahr das abgemagerte Vieh auf die Almen sehr dem Nationalsozialismus verbunden fühlte. naus. Die kargen Fakten, die dazu durch Windisch-Garsten und Umgebung. Wien ²1888). trieben, hatten etwas leichteren Zugang zu Gams, Nach dem 1938 erfolgten Verkauf an die Deut- überliefert sind – vorwiegend er- Reh- und Rotwild in den entlegenen Gegenden des schen Reichsforste gab es aus bekannten Gründen halten in Zeitungsberichten und Hinter-und Sengsengebirges. Da wurde dann so schließlich keine Wilderei mehr. einschlägiger Reiseliteratur –, geben zwar allgemei- nicht zu beschwerlich“ bezeichnet, wobei für die zwei manches Fleischfass illegal gefüllt, was bei der Not nen Einblick in die alpingeschichtliche Entwick- Tage dauernde Tour 18 bis 19 Stunden Gehzeit in den Kriegsjahren nicht zu verdenken ist. lung des Gebietes, lassen aber punktuelle Schlüsse berechnet werden. 1) Sepp Huber hingegen meint nur rudimentär zu. Darüber hinaus unterliegen die- se Schilderungen dem subjektiven Empfinden des 1) Führer durch Windischgarsten und Umgebung. Hg. von der jeweiligen Betrachters. 1888 wird etwa die Über- Sektion Windischgarsten des Oesterreichischen Touristen-Club. schreitung des Sengsengebirges als „interessant und Wien 1883, ²1888, S. 56.

64 65 1926 über die Kammwanderung vom Spering (1.605 m) zum Hohen Nock (1.963 m), sie wäre zwar „abwechslungsreich und schön“, doch des dichten Legföhrenbewuchses halber sehr mühsam. Obwohl das Forstamt Molln die Bewilligung dafür gegeben hätte, eine Gasse durch die Wildnis zu hacken, habe sich bis jetzt niemand dazu bereit erklärt ein solches Unterfangen auch tatsächlich auszuführen. 2)

Bevor hier näher auf die überlieferten Fakten ein- gegangen werden soll, ist es aber notwendig, die zu beschreibende Landschaft abzustecken.

Anton Schosser. Quelle: Aus dá Hoamát. Bilder aus dem Gebietsdefinition Natur- und Volksleben der oberösterreichischen Alpen. Linz 1889, 2. Titelseite. Das Gebiet, das hier näher untersucht werden soll ist gegenwärtig unter dem Namen Sengsen- und Reichraminger Hintergebirge bekannt. Ausge- wieder Menschen gegeben haben, die sich – mit hend von Steinbach wird es im Westen, bis hin zur oder ohne Erlaubnis der Jagdherren – im Gebirge Einmündung der Teichl in die Steyr, von letzterer aufhielten und bewusste Besteigungen durchführ- begrenzt. Die Teichl wiederum bildet nun bis zur ten. Frühe Quellen dazu gibt es nicht. Zu Beginn Einmündung des Dambaches bei Windischgars- des 19. Jahrhunderts lässt sich aber immerhin eine ten die Grenze. Durch den Rußgraben wird in der Person namhaft machen, die hier nachweislich un- Folge die Höhe des Hengstpasses erreicht, von wo terwegs war und in ihrem sozialen Umfeld als Ken- aus der Laussabach bis zu dessen Einmündung in ner des Gebietes gegolten hat: der heute vor allem die Enns die Grenze bildet. Östlich, bzw. ab Weyer als Mundartdichter bekannte Anton Schosser. 3) nordöstlich, wird das Gebiet bis etwa Ternberg von der Enns eingefasst, um von hier aus – ungefähr der 1801 als Sohn eines Nagelschmiedgesellen in Lo- Landstraße Nr. 1328 über den Kaiblinger Sattel senstein geboren, absolvierte Schosser das Stifts- folgend – wieder Steinbach zu erreichen. gymnasium in Melk, um schließlich Schulmeister in Kleinreifling zu werden. Nachdem er aus nicht näher bekannten Gründen dem Dienst fernblieb, Frühe Ersteigungen begann für Schosser ein unstetes Leben auf Wan- derschaft, das ihn als Geometer, vor allem aber als Wie alle anderen Gebirge wurden auch Sengsen- Dichter durch die Lande führte. De facto wird und Hintergebirge schon früh von Hirten, Holz- Schosser wohl ein Müßiggänger gewesen sein, den knechten, herrschaftlichen Jägern und ihrem Ge- es, anstelle einer geregelten Arbeit nachzugehen, lie- folge und Wilderern in Ausübung ihrer jeweiligen ber auf Almen und ins Gebirge zog. Mit einem sich Professionen erstiegen. Eine explizit touristische ständig erweiternden Freundes- und Bekannten- Nutzung der Region wurde seitens der Jagd weder gefordert noch gewünscht. Dennoch muss es immer 3) Dessen Biographie wird kurz dargestellt in: Aus dá Hoamát. Bilder aus dem Natur- und Volksleben der oberösterreichischen Al- pen von Anton Schosser und Josef Moser. Hg. von Hans Zötl u.a. 2) Sepp Huber: Führer durch das Tote Gebirge einschließlich War- Linz 1889, S. XIff. Auf diese Schilderungen beziehen sich auch die scheneck, Sengsengebirge und Höllengebirge. Wels ²1946, S. 182. nachfolgenden Zeilen.

66 67 kreis saß er im Wirtshaus, wanderte und sang und trug zur allgemeinen Unterhaltung seine eigenen Dichtungen vor. Im Zuge der genannten Ausflüge, deren einziger Zweck das Vergnügen war – Schos- ser entsprach somit dem rousseauschen Typ des Wanderers – durchstreifte er vor allem die Gegend südlich von Steyr, das Hintergebirge, aber auch die Berge im Almtal und jene um Gmunden. Nachdem Schosser fast mittellos 1849 in Steyr gestorben war, bemühte sich ein kleiner Kreis von treuen Freunden vergebens, seine dichterische Hinterlassenschaft le- bendig zu erhalten. 4) Bekannt geblieben ist ledig- lich sein Lied „Wo i geh und steh“ – der so genannte Erzherzog-Johann-Jodler. In seinen Dichtungen ‘s Josef Moser. Quelle: Aus dá Hoamát. Bilder aus dem Natur- Almfahrn oder ’s Hoamtreibn vor allem aber in Da und Volksleben der oberösterreichischen Alpen. Linz 1889, Steig ins Gamsbiri schildert er seine Wanderungen 2. Titelseite. detailnah, auch wenn jegliche lokale Zuweisungen 5) unterbleiben. Lediglich in letzterem werden drei Gesellschaft am Hohen Nock. Ansichtskarte von 1906 (Sammlung Raimund Ločičnik). Zwischen 1850 und etwa 1900 hat Andeutungen gemacht: werden, wenngleich auch für ihn und seine Aktivi- sich kaum etwas geändert, was Kleidung und Ausrüstung der Bergsteiger betraf. täten direkte Belege nicht greifbar sind. 6) • Dá Abendstern leucht’t schan von Hintá- birg her = Hintergebirge (2. Strophe) hingewiesen, die folglich in keiner weiteren Reise- • Dáß uns koan Unglück nöt gschiacht, Die erste Reisebeschreibung beschreibung und Führerliteratur fehlen durfte: die Schröckingers Beschreibung der Mollner Seite ver- • Bis má zun Mauágupf auffi mögn, = Mauer- Eiskapelle im Steyreck (1.592 m), damals noch – dient ebenso Erwähnung: gupf, fiktive Ortsangabe? (2. Strophe u. ö.) Aus 1846 – drei Jahre vor Schossers Tod – datiert vielleicht irrtümlich – Teufelskirche genannt. 8) • Schau, ös grábt schan dá Tag die zweite Auflage des HandbuchsReisegefährte Auch […] die Ramsau und die hohe Übán greanöcha Schlag, = grünauer durch Ober-Oesterreichs Gebirgsland von Julius Rit- Ein sehr interessanter Ausflug von Win­ Feichtau mit ihrem stillen kleinen See, Schlag (12. Strophe) ter von Schröckinger-Neudenberg, das nun in einer dischgarsten ist jener nach der drei Stun- geschlossen vom Spering und Hochsen- Art Anhang erstmals auch die Gegend um Win- den entfernten, erst vor Kurzem entdeckten sen-Gebirge, bieten herrliche und noch fast Doch auch bei diesen dürfte es sich wohl eher um dischgarsten beschreibt. 7) War das Salzkammergut sehr geräumigen Höhle im Steirerberg, die ganz unbekannte Parthieen (S. 248). künstlerische Fiktion handeln. schon Ende des 18. Jahrhunderts in den Fokus der Teufelskirche genannt, welche einen gefro- Reiseliteratur gerückt, erachtete man nun, gut 50 renen Wasserfall enthält. Man gelangt da- Bemerkenswert an diesem Text ist, dass die ange- Ähnlich wie Schosser darf auch der um wenige Jahre später, auch diesen Teil Oberösterreichs als hin über den Kühberg, Wur- Großkleiner- führten „Parthieen“ f a s t ganz unbekannt, d. h., Jahre jüngere Josef Moser (1812–1893), der über 30 besuchenswert. Zwei knappe Schilderungen sind es, und Mudlingbauer, von wo der Weg in das zwar nicht unbedingt überlaufen, aber doch schon Jahre lang als Arzt in Klaus wirkte und sich eben- die hier vor allem interessieren. Dies deshalb, weil Rumpelmayrreith und dann links auf einem bekannt, respektive begangen waren. Es drängt sich falls als Mundartdichter hervortat, zu den „freiwil- schon damals die gängigsten Anstiege ins Sengsen- sehr gefahrvollen Pfade schräg über und um hier die Frage auf, ob das Sengsengebirge auch da- ligen“ Besteigern des Sengsengebirges gerechnet gebirge aufgezeigt werden: südlich den von Win­ den Steirerberg führt (S. 241). mals schon nur mit Erlaubnis der Jagdinhaber auf- dischgarsten zum Haslersgattern, nördliche den gesucht werden durfte. Hinweise in der Führerlite- von Molln über die Feichtau (S. 241f. bzw. 248). Die Höhle weist heute keine bzw. nur noch saisonal ratur finden sich dazu erst 1883, wenn es heißt: 4) Besondere Verdienste um das Andenken Schossers erwarb sich Dabei wird erstmals auf eine Sehenswürdigkeit bedingte Eisbildungen auf, sie zu besuchen lohnt später die Alpenvereinssektion Steyr, die in seinem Geburtsort eine sich aber immer noch. Bezüglich der Touren im Sengsengebir- Gedenktafel anbringen ließen, seine verarmte Schwester unter- 6) Zur Biographie Mosers vgl. ebenso Aus dá Hoamát (Anm. 5), ge […] sei, um den P. T. Touristen etwaige stützte und nicht zuletzt die Hütte auf der Hohen Dirn nach ihm S. If. Unannehmlichkeiten zu ersparen, bemerkt, benannte. Vgl. Theodor Prock: Rückblick und Ausblick. In: 75 Jahre 7) Julius Ritter von Schröckinger-Neudenberg: Reisegefährte 8) Nicht identisch mit jener Teufelskirche im Vorderen Ret- Alpenvereinssektion Steyr. [Steyr 1946], S. 5–14:9. durch das Ober-Oesterreichische Gebirgsland. Linz ²1846, tenbachtal bei St. Pankraz. Die Eiskapelle liegt auf etwa 1320 dass die Besteigung dieser Berge nur nach 5) Vgl. Aus dá Hoamát (Anm. 5), S. 44, 80 bzw. 71. S. 241ff. (erste Auflage 1841). Metern. Einholung der Bewilligung von Seiten der

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gräflichen Lamberg’schen Forstämter in […]“ 12) Der begeisterte Sammler, Höhlenforscher Koan Grásl, koan Bleaml, Windisch-Garsten oder Molln geschehen und Archäologe veröffentlichte bereits 1856 im koan Mias hat án’n Ruah, kann. 9) Botanischen Wochenblatt einen Bericht über seine im Jahr zuvor (1855) unternommene „Excursion Alls muaß in sein’n Ranzen Fest steht jedenfalls, dass schon 1856 größere auf den Alpenkogel“. 13) Gemeint ist der 1.513 Meter und nia hat á gnua; Gruppen den Hohen Nock bestiegen haben, was hohe Almkogel bei Kleinreifling. Dessen Bestei- aus einer Schilderung des Kirchdorfer Arztes Franz gung diente zwar vorrangig botanischen Zwecken, So Bleamelwer brockt ár eahm z’samm Steindl hervorgeht: doch ist seine Beschreibung auch aus alpinistischer zu án Gspoaß, Sicht nicht gänzlich uninteressant, weshalb sie hier Sehr schön war’s heut auf Nußbaumers auszugsweise wiedergegeben werden soll: I fuadárát leichtlings á Jáhrl mein Goaß. 15) Terrasse! Auf einmal fuhr ein Zweigespann vor und entleerte seine fröhlichen Insassen. Ich bestieg in Begleitung von noch drei an- Ein weiterer, im alpinistischen Sinn bedeuten- Jeder von ihnen den grünen Steyrerhut mit deren Personen um 9 1/2 Uhr Morgens den der Gelehrter der Region war Hans Hauenschild Rhododendron geschmückt, zogen sie zur Berg und erreichte unter fortwährendem (1842–1901). Der in Windischgarsten geborene ab- Terrasse, ein heiteres Alpenlied mit obliga- sammeln um 6 Uhr abends den einen Gip- solvierte das Gymnasium in Kremsmünster und trat tem kühnen Schlusschor singend; sie hatten fel des Alpenkogels, nachdem zwei Botani- 1863 unter dem Namen Gottfried als Novize in das auch das volle Recht, lustig zu sein, denn sie sierbüchsen und zwei Sacktücher mit Pflan- Stift ein. 1871 kam Albrecht, sein erster Sohn, zur Hauenschilddenkmal in Windischgarsten. Quelle: de.wiki- hatten bei günstigen Wetter den Gipfel des zen vollgepfropft wurden. Kaum waren wir Welt, dem noch weitere elf Kinder folgen sollten. pedia.org/CC BY-SA 3.0 hohen Nocks bei Molln erstiegen. 10) oben, […] als sich der Regen in Strömen Dies war wohl ein Mitgrund, warum Hauenschild ergoss und uns nöthigte in überstürzender den Orden verließ und heiratete. In der Folge revo- dann, etwa den heutigem „Normalweg“ folgend, auf Eile die drei weiteren Gipfel zu erklimmen, lutionierte er durch seine Erfindungen die Zement­ den Nock. Aber auch der Zustieg über dem Bo- Forscher im Gebirge um so bald als möglich in die gastliche Al- industrie, was ihm bleibenden Ruhm einbringen dinggraben (Kaltenbrunneralm) und die Blumau- penhütte zu gelangen. […] So kamen wir sollte. 16) Hauenschild war aber auch als Beschrei- eralm war ihm bekannt, wenngleich er ihn selbst Parallel zu den Entwicklungen in anderen, höhe- bergab laufend unter der grossen Angst, bei ber des Sengsengebirges tätig. Seine diesbezüglich nicht gegangen ist. Von Südosten aus kannte er die ren Gebirgen, nur etwa 50 Jahre „hinterherhinkend“, der schon stark hereinbrechenden Dunkel- 1871 erschienene Studie ist das erste Schriftwerk, Anstiege auf Mayrwipfel (1.736 m) und Brandleck waren es nach und neben Holzarbeitern, Hirten, Jä- heit das ersehnte Obdach gar nicht mehr das in größerer Menge bergsteigerisch verwertbare (Brendeck, 1.725 m), wo auch er einen Besuch der gern und einigen Touristen vor allem Gelehrte und finden zu können, auf gefährlichem Pfade Texte enthält. 17) Zur Erstellung einer solchen war „Teufelscapelle“ (= Eiskapelle) empfiehlt. Direkt von Wissenschaftler, die es in die Berge zog: Botaniker, durch einen Wald endlich doch, wenn auch es nötig, das Gebirge nicht nur von unten in Au- Süden bzw. Südwesten beschreibt er den Reitsteig Geologen und Speläologen. Als Erster machte hier ganz durchnässt in unserem Asyle an und genschein zu nehmen, sondern dieses auch tatsäch- vom Jagdhaus Redtenbach durch den Budergraben Franz Oberleitner (1829–1897), Kaplan in Maria labten uns sofort am mitgenommenen Im- lich über einen längeren Zeitraum hinweg zu be- aber auch den Anstieg vom Rießriegler 19) über den Neustift und Windischgartsen, später Pfarrer in St. bisse. 14) steigen. Auch in dieser Hinsicht mag Hauenschild Hagler (1.669 m) zum Schneeberg (1.880 m), ei- Pankraz, auf Teile der heimatlichen Gebirge auf- als Pionier gelten. Mit seiner Abhandlung hegt er nen heute zwar unmarkierten, aber dennoch gut merksam. 11) Über sich selbst schreit Oberleitner Oberleitner war wohl nicht der Einzige, der damals aber durchaus auch touristische Ambitionen, denn gangbaren Steig. Der skurrilen Felsformationen zu „er habe durch volle 24 Jahre diese Terrain [er meint mit der Botanisierbüchse im Gebirge herumschlich, es schien ihm, wie er eingangs schreibt, „nicht über- die Gegend um Windischgarsten] in mehr als 100 worauf Teile der Dichtung Gedanken des Peter Hotz flüssig, das Interesse der Alpenfreunde auf dieses bisher 19) Über den Rießriegler gibt Hauenschild noch ein Kuriosum 18) größeren Excursionen nach allen Richtungen […] im Innerstoder über einen Bergfexen des schon ge- noch sehr vernachlässigte Gebiet zu lenken“. Er führt zum Besten: „Beim Riesigler ist vor drei Jahren ein interessanter durchgewandert und die höchsten Berge des Gebietes nannten Josef Moser schließen lassen. Der schreibt: seine Leser auf den damals gängigen Wegen ins Fall einer Kreuzung von Gemsbock und Ziege vorgekommen, auf allen Seiten in Angriff genommen und bewältigt Gebirge. Zuerst von Molln aus auf die Feichtau und der zugleich eine Missgeburt war: eine Ziege mit drei Füssen, nämlich ohne linken Hinterfuss, selbst ohne Spur eines Ansatzes im Skelette. Das Thier zeigte nicht nur die Füsse und Klauen der 9) Führer durch Windisch-Garsten und seine Umgebung (Anm. 15) Vgl. Aus dá Hoamát (Anm. 5), S. 84. Gemese äusserst ähnlich, sondern besass auch deren Naturell und 1), S. 56. 12) Führer durch Windisch-Garsten und seine Umgebung (Anm. 16) Zu seiner Biographie vgl.: Rudolf Stanzel/Jörg Strohmann: war so ungeberdig und trotz seiner drei Füsse so kletterlustig, dass 10) Franz Steindl: Skizzen aus dem Kremsthale und Umgebung. 1), S. 63. Hans Hauenschild. Windischgarstens vergessener Sohn. Ottens- es mit Leichtigkeit über eine Leiter auf den Heuboden stieg, wie ich VIII: Der hohe Buchberg bei Steinbach a. d. Steyr. In: Tages-Post 13) Franz Oberleitner: Eine Excursion auf den Alpenkogel in heim [2000]. selbst gesehen habe. Als man sich daran sattgesehen hatte, und die 1883 Nr. Nr. 130. Oberösterreich. In: Botanisches Wochenblatt 27. März 1856, 17) G[ottfried] Hauenschild: Das Sengsengebirge. In: Jahrbuch Kühe vor dem Störenfried nicht zur Ruhe kommen konnten, und 11) Zu seiner Biographie vgl. Österreichisches Biographisches S. 97–99. des Österreichischen Alpenvereins 8 (1871), S. 122–134. als es gar delicat und wohlgenährt anzufühlen war, da hat man es Lexikon. Bd. 7. Wien 1976, S. 188. 14) Ebenda, S. 97. 18) Ebenda. geschlachtet und aufgezehrt.“ Ebenda, S. 129.

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Beginn und der idyllischen Almen wegen empfiehlt eingesteckte Stangen, denn wenn man nicht Hauenschild als mehrtägige Tour den Anstieg von die ganz richtige Linie trifft, kann es einen Schröckstein über den Spanriegler zur Bärenriedlau bösen Kampf absetzen mit etwas gar zu und von da an weiter auf das Plateau: steilen Wänden und oben noch mit höchst widerhaarigem Krummholz. 20)

Schließlich weist er noch auf eine mögliche Er- steigung des Sperings (1.605 m) durch das Vordere Redtenbachtal hin – ebenfalls der noch heute ge- bräuchliche Anstieg. Obwohl Hauenschild allen anderen Wegen den über die Feichtau landschaft- lich vorzieht, werden jene von der Windischgarste- ner Seite weitaus öfter begangen, was seiner Mei- nung nach in der Vorliebe der ansässigen Bewohner für das Sengsengebirge begründet liegt. 21) In allen Fällen rät der Autor aber von einer Besteigung des Gebirges ohne Führer ab. Ein solcher sei zwingend notwendig meint er, da die Anstiege „wegen der Verworrenheit der oberen Thalbildung und wegen der Steilheit der letzten Stellen über die Wände nicht zu Markierungs- und Distanz-Karte. Hg. von der Sektion Steyr des D und ÖAV, o.J. den Bergspaziergängen“ gehören. 22) Für die Mollner Gegend empfiehlt er als Begleitperson den Seng­ senwerksbesitzer Christoph Pieslinger, für die Süd- suppe“ und „Schmalzkoch“ verschwunden • Touristenverein Naturfreunde Steyr (1897) seite des Gebirges den „Zimmerer-Hani“. 23) sind, scheint sich die Andacht ziemlich ab- • Tourismusverein Naturfreunde Windischgarsten gekühlt zu haben. 24) (1922) Hauenschild interessierte sich aber nicht nur für • Österreichischer Alpenverein, Sektion Grünburg die touristischen und geologischen Seiten des Ge- (1922) birges, sondern auch für die volkskundlichen. Be- Von der Gründung alpiner Vereine züglich der Rosalien-Kapelle (auch Anna-Kapelle 1874 entstand aus dem Dachverband heraus die 25) Die Felsformationen im Schröckstein-Tal. Aus: Führer genannt) im Bodinggraben weiß er zu berichten: Die Anbindung des Enns-, Steyr- und Kremsta- Sektion Steyr des Österreichischen Alpenvereins. durch Windisch-Garsten. Wien, ²1888, ohne Seitenangabe les an die Kaiserin-Elisabeth-Bahn – die heutige Vorangig waren es zwei Ziele, die der junge Verein Alljährlich am 4. September, dem Tage der Westbahn – durch die Kronprinz-Rudolf-Bahn verfolgte: Erstens die Berge des unteren Enns- und hl. Rosalia, entwickelt sich, oder entwickelte (1868–1873), die Steyrtalbahn (ab 1889 bis 1909) Steyrtales touristisch zu erschließen und zweitens Nach etwa dreieinhalbstündiger Wande- sich wenigstens bis vor wenigen Jahren ein und Pyhrnbahn (1887 bis Klaus, 1905 bis Spital a. die Dambergwarte in Steyr zu erhalten. Letztere rung von Windischgarsten aus betreten wir reges Leben. Die Windischgarstner veran- P.) ermöglichte bald ein relativ leichtes Herankom- Aufgabe erwies sich als derart kostspielig, dass es jenen schmalen Absatz unter der Wand des stalteten alljährlich eine Procession hierher, men an die Bergwelt, was sich bald die touristischen dem Verein vorerst nicht gelang, Schutzhütten- Bärenriegels, auf dem die Koppenalpe steht. welche früher sehr populär war und hun- Vereine zu Nutze machten. Alpinistisch waren vor projekte in Angriff zu nehmen. Ein großflächiges An Milch- und Butterspeisen ist hier kein derte von Andächtigen zählte. Seit aber der allem fünf Organisationen von Bedeutung: Markierungsnetz wurde jedoch angelegt und be- Mangel, wenigstens bislang waren auch die frühere Besitzer verstorben ist und mit ihm treut. Die Weganlagen um den Schoberstein (1285 Schwaigerinnen freundliche Dirnen, und die riesigen Gratisschüsseln mit „Schott­ • Österreichischer Alpenverein, Sektion Steyr m) trat man bald an die 1897 gegründete Sekti- ein Heulager fehlt auch nicht zur Comple- (1874) on der Naturfreunde Steyr ab, die dort 1926 eine tierung einer Alpen-Idylle. Um früh genug • Österreichischer Touristenclub Windischgarsten Schutzhütte errichtete. Eine Markierungs- und auf dem Gebirge zu sein, brechen wir vor 20) Ebenda, S. 130. (1880), ab 1931 ÖAV 21) Ebenda, S. 125. Tagesanbruch auf, als Wegweiser dienen 22) Ebenda, S. 123. 25) Zur Geschichte des Vereins vgl. 75 Jahre Alpenvereinssektion unserem Führer „Tauben“ und hie und da 23) Ebenda, S. 123, 129. 24) Ebenda, S. 126. Steyr. [Steyr 1946].

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Führertarife. Aus: Führer durch Windisch­garsten und Umgebung. Feichtau, Nock und Seehagelmauer 1914. Ansichtskarte Wien ²1888, S. 60.

Die 1922 gegründete Sektion der Naturfreunde in Die Wege im Gebiet vom Almkogel (1.513 m) bis Windischgarsten betreut den Wanderweg auf den etwa zur Bodenwies (1.540 m) betreute ebenfalls Spezialkarte Nr. 4852. Kartographisches Institut. Wien 1904, Ausschnitt. Wurbauerkogel (858 m). die Sektion Steyr des Österreichischen Alpenver- eins. Diese von alters her begangenen und noch ge- Ein großer touristischer Fortschritt war schließ- genwärtig markierten Pfade, aber auch unmarkierte Distanz-Karte, um 1920 von der Sektion Steyr des Als besondere Leistung der Sektion darf der 1883 lich der 1921 erfolgte Erwerb der Feichtauhüt- Anstiege ins Gebirge, wurden im 1901 erschiene- Alpenvereins herausgegeben, zeigt die aufgeteilten in erster und schon 1888 in zweiter Auflage erschie- te durch den AV Steyr, denn bislang konnte man nen Band Die Sommerfrische Weyr an der Enns ge- Arbeitsgebiete im Detail. nene Führer durch Windischgarsten und Umgebung nur in Almhütten nächtigen, wollte man nicht im nau beschrieben. 32) Zusammenfassend stellen sich genannt werden, der alle damals gebräuchlichen Freien schlafen. Wie es dazu kam, ist wert näher die beschriebenen Routen wie folgt dar: Auf der Südseite wurden Sengsen- und Hinterge- Routen im Sengsen- und Hintergebirge an- dargestellt zu werden. Seit 1918 versuchte die Sek- birge von der 1880 gegründeten Sektion Windisch- führt. 27) Erstmals werden darin auch Schwarzkogel tion vergeblich die Jagdhütte auf der Feichtau als • Ennsberg (bzw. Bärenkogel, 1.373 m) und Hüh- garsten des Österreichischen Touristenclub – die (1.554 m) und Größtenberg (1.724 m) als eigen- alpinen Stützpunkt pachten zu können. Nachdem nerkogel (bzw. Schönbrett, 1.474 m) 1931 mit dem Alpenverein zusammengeführt wur- ständige und lohnenswerte Tourenziele genannt. es aber in Molln 1919 zur berühmt gewordenen Die damals angegebene Route von Kastenreit, de – betreut. 26) Ihr gehörte als Gründungsmitglied Ihre Ersteigung erfolgte schon damals auf den noch Wildererschlacht gekommen ist, 30) waren Jäger und der ein Steig direkt über den vom Gipfel herab- und langjähriger Obmann Franz Oberleitner an, heute gängigen Wegen. 28) Einen Einblick in den Förster im Gebirge nicht mehr sicher. Immer wie- ziehenden Rücken folgt, ist gegenwärtig im We- aber auch die bekannten Alpinisten Emil Zeller und historischen alpinen Betrieb geben die namentlich der wurden Hütten ausgeraubt und niedergebrannt. sentlichen über die Forststraße markiert. 33) Max Dümler, nach denen Hütten im Warschen- genannten Führer und eine beigefügte Tarifliste. 1921 bot nun der damalige Jagdpächter Herr von eckstock benannt sind, waren aktive Mitglieder des König dem Alpenverein die Feichtauhütte freiwil- • Almkogel (1.513 m) Vereines. Die von der Sektion betreuten Anstiege Neben den für Windischgarsten autorisierten Jo- lig, mit den Worten „Sie werden in wenigen Wochen Von Stallburg über die Stallburgalm. Identisch ins Sengsengebirge finden sich am deutlichsten auf hann Stummer und Johann Spanring werden als froh sein, das Gebiet wieder los zu sein, denn die Wil- mit dem heute markierten Weg. Ab der Wegtei- der Spezialkarte Nr. 4852. (Wanderkarte Kirchdorf Wegweiser von St. Pankraz Leopold Schwingen- derer werden die Hütte immer wieder ausrauben“ als lung bei der Alm werden die Anstiege über Burg- a. d. Krems 1:75.000) des Kartographisches Institu- schuh vulgo „Dirtsch“ und der Maurerpolier Leo- Arbeitsgebiet an. Entgegen seiner Meinung konnte spitz (1.429 m) und Brunnbacheck (1.472 m) tes (Wien 1904). pold Baumschlager empfohlen. 29) sich der Stützpunkt jedoch etablieren. 31) sowie jener über den „Übergang“ beschrieben. 34) Als Abstieg wird der folgende, ebenfalls noch 27) Führer durch Windischgarsten und Umgebung. Hg. von der Section Windisch-Garsten des Oesterreichischen Touristen-Club. 26) Zur Geschichte der Sektion vgl. Rudolf Kusché: 100 Jahre Ös- Wien 1883, ²1888. 30) Vgl. Kirchner, Franz: Das Mollner Heimatbuch. Leonstein/ 32) Anonym: Die Sommerfrische Weyr an der Enns. Steyr 1901. terreichischer Alpenverein. Sektion Touristenklub Windischgarsten. 28) Ebenda, S. 54f. Molln 1987, S. 120ff. 33) Ebenda, S. 70. Kirchdorf a. d. K. 1980. 29) Ebenda, S. 56. 31) 75 Jahre Alpenvereinssektion Steyr. [Steyr 1946], S. 10. 34) Ebenda, S. 71–75.

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heute markierte Weg genannt: Über Baumgarten ratur fanden. Noch 1986 schreiben Heitzmann und auch die gastliche Stu- zur Saileralm, dann nach Klaus und Kleinreifling. Harrant: be verlassen, sonst ist Die heutige Route über die Ennserhütte war da- das Schönste versäumt, mals noch ohne Bedeutung. Auf die landschaftlich sehr schönen Jagd- man schafft eine Figur steige […] durch die Südflanken des Sengs- ohne Kopf. Das wollen • Kühberg (Kuhberg, 1.415 m) engebirges wird aus jagdlichen Rücksichten wir aber nicht, denn wir Durch den Donnergraben über die Gad- oder nicht näher eingegangen. 39) langten am Sattel des Gollneralm. Nicht markiert, heute ohne Be- Berges um ¾ 4 Uhr an deutung; bzw. über die Viehthaleralm und den Von Bedeutung erscheint auch der Umstand, dass es und beeilten uns, die NW-Rücken. Heute ab der Alm markiert. 35) bereits ab 1903 einen Bergrettungsdienst in Win- Spitze zu erreichen, dischgarsten gab. 40) Wären nicht schon damals ge- bevor das Tagesgestirn • Langlackenmauer (Langlockermauer, 1.482 m) nügend Menschen im Gebirge unterwegs gewesen, dorthin gelangt […] Vom Almkogel – unmarkiert – „auf verschwun- hätte man eine solche Institution sicherlich nicht was auch gelang. Wir denen Pfaden“. Ein vom Gipfel aus möglicher für notwendig empfunden. Wieweit allerdings auch nahmen Besitz von Abstieg zur Zwieselhütte wird mit „sehr steil“ an- im Sengsengebirge geborgen und gerettet wurde, dem kleinen Plateau geführt. Heute nicht mehr im Gebrauch. 36) Der kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. 41) und erwarteten den uns Weiterweg, die gesamte Überschreitung des Dür- im rosigsten Lichte ge- rensteigkamms bis zum Hochzöbel (1.373 m) – Neben den mehr oder weniger professionell orga- schilderten Sonnenauf- Auf der Pfaffenmauer (1.218 m). Ansichtskarte, ca. 1915 (Sammlung Erich Mayrhofer). ev. weiter bis zur Bodenwies (1.540 m) – wird nisierten Vereinen gab es immer wieder Einzel- gang. 45) hingegen als besser gangbar empfohlen. Im Ge- personen, die mit kleinen, meist in Tageszeitungen gensatz zu damals heute markiert. veröffentlichten Beiträgen, auf die heimische Berg- Die Schmackhaftmachung des Gebirges für tou- welt aufmerksam machen wollten. Bezugnehmend ristische Zwecke belegt auch eine Vielzahl an An- • Bodenwies (1.540 m) auf das Sengsen- und Hintergebirge interessieren sichtskarten, die ab etwa 1900 in Umlauf waren. Der Gipfel ist von allen Seiten leicht und mühe- vor allem die Tourendarstellungen von Hochbuch- Solche Karten sind in dreierlei Hinsicht von Be- los zu erreichen. Ein markierter Weg führt von berg, 42) Spering 43) und Schoberstein. 44) In allen drei deutung: Erstens zeugen sie unmittelbar, das heißt, Kleinreifling nach Klaus und über die Viethaler­ Beschreibungen wird im Wesentlichen auf nichts vom Zeitpunkt der Aufnahme betrachtet, von einer alm und entweder die Westhänge des Seekogels Neues hingewiesen, doch zeigt jene vom Schober- Besteigung des Gebirges, zweitens belegen etwaige über den Rücken bzw. über die Menaueralm und stein deutlich, aus welchen Gründen man damals Gipfelzeichen die Besteigung des jeweiligen Berges zum Gipfel. Identisch mit den gegenwärtig offi- ins Gebirge stieg und was für die Wanderer von zumindest schon für die jüngste Vergangenheit und ziellen Wegen. 37) Als Abstieg wird ein heute wie Bedeutung war. Die im Gasthaus Klausriegler in drittens verweisen gelegentlich auch textliche Hin- damals unmarkierter Pfad über die Waldbauer- Trattenbach, nächtigenden Wanderer berichten: weise der Absender auf deren alpine Aktivitäten vor alm nach Unterlaussa beschrieben. 38) Ort. Um 3 Uhr aber muß jeder, der den Son- Das Gebiet um den Hochbuchberg (1.273 m) nenaufgang vom Schoberstein sehen will, fiel in den Bereich der 1922 gegründeten Sektion Richtige Alpinisten: die Kletterer im Am Schoberstein (1.285 m). Ansichtskarte, nach 1908 Grünburg des ÖAV. 39) Wolfgang Heitzmann/Otto Harrant: Oberösterreichische frühen 20. Jahrhundert (Sammlung Erich Mayrhofer). Voralpen. Steyr 1986, S. 208, R 433. Abgesehen von den offiziellen Wegen gab und gibt 40) Vgl. Kusché (Anm. 27), S. 25f. Als jüngste bergtouristische Disziplin hielt das es noch eine Vielzahl an Anstiegen ins Sengsenge- 41) Nach Auskunft des Windischgarstener Bergrettungsdienstes Klettern Einzug ins Sengsengebirge. Stand bisher der frühen touristischen Erschließungsgeschichte, existieren aus so früher Zeit keine Unterlagen. birge, die jedoch keine Aufnahme in die Führerlite- 42) Steindl Franz: Skizzen aus dem Kremsthale und Umgebung. das Naturerlebnis und -empfinden für den Wande- die Quellenlage äußerst spärlich. Nur vereinzelt VIII: Der hohe Buchberg bei Steinbach a. d. Steyr. In: Tages-Post rer im Vordergrund, waren es nun primär sportliche lassen sich Touren und Routen belegen. Vor allem 1883, Nr. Nr. 130, 131. Ambitionen, denen nachgegangen wurde. Freilich, die Nordabstürze des Gebirges, besonders jene am 35) Ebenda, S. 86. 43) Ebenda, V: Auf der Hochwarte des Sperring. In: Tages-Post auch für diese ist, wie in allen anderen Bereichen Hohen Nock, zogen die Kletterer in ihren Bann, 36) Ebenda, S. 87. 1883, Nr. 119. 37) Ebenda, S. 88f. 44) S. L.: Zwei Ausflüge im Gebiete der Enns. In: Tages-Post jedoch erst dann, als die meisten Führen im Ge- 38) Ebenda, S 89. 1879, Nr. 84, 88, 95. 45) Ebenda, Nr. 84. säuse, in den Haller Mauern und im Toten Gebir-

76 77 det sie keine Berücksichtigung mehr. 47) Am 9. Juni 1912 gelang Tham – wiederum mit Döppl – der Nordostgrat auf den Nock. Die Tour, heute als Nockkante bekannt, bewegt sich zwischen dem III. und IV. Schwierigkeitsgrad und erfreut sich noch immer einiger Beliebtheit. Über eine ebenfalls 1912 von Tham durchgeführte Erstbesteigung der Größ- tenberg Nordwand ist nichts näheres bekannt. 48)

Am 8. August 1923 konnten die beiden Stey- rer Karl Winzig und Rudolf Wagner die äußerst brüchige und steinschlaggefährliche Westseite der Eine Gruppe Bergsteiger bei den Feichtauseen. Vermutlich identisch Seehagelmauer Nordwand (1.809 m) durchsteigen. mit jenen auf S. 69 dargestellten Personen. Ansichtskarte ca. 1906 Am Nockgipfel. Ansichtskarte ca. 1920 (Samm- Der, wie es ihre Beschreibung nennt, „halb im Schutt (Sammlung Erich Mayrhofer). lung Erich Mayrhofer). versunkene Berg“ erforderte ausgesetzte Kletterei Die „Nockkante“ (1). Aus: W. Heitzmann/O. Harrant: samt Klimmzügen. 49) Oberösterreichische Voralpen. Steyr 1986, S. 224.

• 1. 6. 1910 Hoher Nock Nord(ost)grat. Erwähnenswert sind noch zwei bislang nur von Franz Tham und Adam Döppl. Sepp Huber erwähnte Begehungen des Steyrers Zu den Biographien der einzelnen, eben genann- • 25. 6. 1911 Hoher Nock Ostwand. Sepp Eitzenberger. Dieser erklomm am 20. Mai ten Kletterer ist bislang nichts bekannt. Ein alpines F. Tham und Julius Schaffarik 1929 den Nordostgrat des Hohen Nock und – un- Ableben vorausgesetzt, haben sich lediglich Todes- • 9. 6. 1912. Hoher Nock Nordostgrat datiert, aber vermutlich ungefähr zur selben Zeit jahre und Orte in Erfahrung bringen lassen: Tham (Nockpfeiler). F. Tham und A. Döppl. – dessen Nordnordostgrat. Die Führen weisen den starb 1923 in der Dachstein Südwand, Winzig und • 1912. Größtenberg Nordwand. F. Tham. IV. bzw. III. Schwierigkeitsgrad auf. 50) Bei ihnen Wagner im selben Jahr am Lugauer. 53) • 8. 8. 1923. Seehagelmauer Nordwand. dürfte es sich um Varianten des Thamschen Nor- Karl Winzig und Rudolf Wagner. dostanstieges handeln. Da es aus der einzelnen Literatur nicht immer klar hervorgeht, welche Route zu welcher Zeit wie be- Am 1. Juni 1910 stiegen Franz Tham und Adam Schon früh begangen – da ebenfalls bei Huber an- zeichnet wurde, mag folgende Übersicht vielleicht Döppl als Erste über den Nordgrat – heute als Nor- geführt 51) – muss die Route von Hopfing durch die etwaige Zweifel beseitigen: dostgrat bekannt – auf den Hohen Nock. Eine aus- Kaltwassermauern zur Luckerten Mauer und weiter Rückseite einer Ansichtskarte von 1921: „die besten Grüße von unsrem Ausfluge am hohen Nock“ (Sammlung Erich Mayrhofer). führliche, fast literarische Beschreibung ihrer Tour auf den Hochsengs (1.838 m) gewesen sein. Dieser veröffentlichten die beiden in der Österreichischen Anstieg ist zwar nicht als eigentliche Kletterführe Schibesteigungen Alpenzeitung desselben Jahres. 46) zu bezeichnen, enthält aber dennoch Stellen im III. Grad. 52) Abschließend sollen noch Schibegehungen des ge durchstiegen worden waren. Nun erinnerte man Im Jahr darauf (25. Juni 1911) durchstieg Tham mit Gebietes erwähnt werden. Obwohl zu solchen keine sich auch des Sengsengebirges, das noch mit unbe- Julius Schaffarik die Ostwand des Nock. Obwohl frühen Quellen erhalten sind, kann doch angenom- rührt-brüchigen Wänden auf die Kletterer wartete. er diese Route als „schönsten und direktesten Aufstieg“ men werden, dass schon zu Beginn des 20. Jahrhun- Es waren vor allem Männer aus dem Umkreis der bezeichnet und ebenso reizvoll beschreibt wie zuvor derts Befahrungen einzelner Hänge stattgefunden Alpenvereins-Sektion Steyr, die sich an jene Her- den Nordgrat, geriet diese bald in Vergessenheit. Im 47) Heitzmann/ Harrant: (Anm. 45). haben. Der sich ab etwa 1900 kontinuierlich ent- 48) Lediglich kurz erwähnt bei Heitzmann/Harrant (Anm. 45) ausforderungen versuchten. Als wichtigster Pionier gegenwärtigen Standardwerk zum Sengsengebirge unter R 453. wickelnde Schilauf bot die besten Voraussetzungen gilt vor allem der Steyrer Franz Tham. Er und seine von Wolfgang Heitzmann und Otto Harrandt fin- 49) Sepp Huber: Führer durch das Tote Gebirge einschließlich dafür. Bald schon galt die Hohe Dirn (1.134 m) als Gefährten erschlossen mehrere Routen, die auch Warscheneck, Sengsengebirge und Höllengebirge. Wels ²1946, S. der Paradeschiberg der Steyrer, weshalb die dorti- heute noch eine gewisse Bedeutung haben. 183f. ge Alpenvereinssektion 1925 zum Bau der Anton 50) Ebenda, S. 179ff. 46) Franz Tham/Adam Döppl: Hoher Nock. Erste Ersteigung 51) Ebenda, S. 182. über den Nordgrat. In: Österreichische Alpenzeitung 1910, S. 306. 52) Vgl. auch Heitzmann/Harrant (Anm. 45), R 449. 53) Vgl. 75 Jahre Alpenverein Steyr. Steyr 1949, S. 25.

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Tham (ÖAZ) Huber Heitzmann/Harrant Blatt V). Vom Wandvor- 1910 Nock N-Grat Nock N-Grat, S. 180 Nock NO-Grat, R 460 bau, unter den Wänden Nock O-Wand R 461 scharf nach links (östlich) 1911 Nock O-Wand Nock O-Wand, S. 178 (nur erwähnt) auf steilem Geröllfeld ei- 1912 Nock NO-Anstieg Nockpfeiler, R 462 nige Meter aufwärts bis zu 1912 Größtenberg Nordwand unter R 453 nur erwähnt einer kurzen, von rechts nach links ziehenden Rin- Seehaglmauer N-Wand, S. 183f. unter R 453 nur erwähnt ne, die von der rechtssei- Nock NO-Grat, S. 179f. tigen Wand und einer aus Nock NNO-Grat, S. 180f. dieser vorspringenden Ku- lisse gebildet wird. (Ein- stieg 5 U. bis 5 U. 15.) In Schosser Hütte schritt. 54) Anders als zum Toten- jagd- und forstwirtschaftlich bedingte „Hinterher- dieser und dann nach rechts und Höllengebirge bietet die frühe Führerliteratur hinken“ im touristischen Sinn, das seinerzeit von über grasbedeckte Bänder zum Sengsen- und Hintergebirge keine Beschrei- vielen Pionieren als etwas rückständig wahrgenom- aufwärts zu einer zweiten bungen für Tourengeher. Skurrilerweise existieren men wurde, hat sich letztendlich als äußerst positiv steilen, rechts westlich vom jedoch Anregungen zum Schneeschuhwandern. Mit erwiesen. So hat sich ein Naturraum erhalten, der Grat befindlichen Rinne. dieser auch heute wieder überaus attraktiven Art der Grundlage für einen Nationalpark werden konnte. Wieder in dieser aufwärts, Am Nockplateau. Foto: Nationalpark Kalkalpen/F. Sieghartsleitner winterlichen Fortbewegung setzte man sich schon Das Sengsen- und Hintergebirge blieb – im Gegen- bis sie sich durch einen in 1921 in einem eigenen Führerwerk auseinander. 55) satz von Höllengebirge, Kasberg oder Warscheneck der Mitte vorspringenden Beschrieben werden darin die von der Bahnstrecke – wenn auch nicht gänzlich, so doch weitgehend Überhang in zwei Äste teilt. In den rechten Ast, der Österreichische Alpenzeitung 1911, S. 365. Kleinreifling/Selztal aus gut erreichbaren Gipfel: von Seilbahnen, Liftanlagen, Klettersteigen und sich durch den Überhang zu einem kurzen Kamin Sengsengebirge. Hoher Nock (1.961 m). allzu brachialen Forststraßenprojekten verschont. verengt, aufwärts auf den Grat und über diesen nach I. Ersteigung über die Ostwand am 25. Juni 1911. Ein Anstieg auf den Almkogel wird als „leichte und So kann das Gebirge auch heute noch sein, was es links in steilen, grasigen Schrofen bis unter den Mit Herrn Julius Schaffarik aus Steyr. sehr lohnende Schneeschuhfahrt“ vom Bahnhof Klein- ist und war: ein Rückzugs- und Erholungsgebiet überhangenden Grataufschwung. Dann nach rechts Von der Station Molln der Steyrtalbahn durch die reifling aus, auf, wie es heißt,„neu angelegter Straße“ für Pflanzen, Tiere und Menschen. Und das soll es wieder über den Grat auf schmalem Bande um eine Breitenau in den Bodinggraben bis zum herrschaft- nach Klaus und weiter durch den Arzgraben zum ohne weitere Einbußen auch künftig bleiben! Ecke herum und, einige Meter absteigend, auf eine lichen Jagdschlößchen. Hier rechts (westlich) auf Gipfel beschrieben. 56) Als zweitrangig erwähnt schwachgeneigte, schuttbedeckte Terrasse. In schö- gut gehaltenem Fahrweg durch den Blötenbach zur werden Routen von Kastenreith über die Stallburg­ ner, ziemlich schwieriger Kletterei im plattigen Fels Blumaueralm (von Molln 5 St.). An der Alm vor- alm bzw. von Großraming aus. 57) Auch die Boden- Anhang 1: Beschreibungen der his­ empor zu einem aus der Wand vorspringendem über, 10 Minuten grabeneinwärts. Nach links über wies findet sowohl von Kleinreifling als auch von torischen Erstbesteigungen in der Felspfeiler. Links von diesem steil empor in das den Bach an dessen rechtes Ufer. Auf gutem Jagd- St. Gallen aus Erwähnung. 58) Österreichischen Alpenzeitung dahinter befindliche Schartel und gerade aufwärts steig auf den bewaldeten Rücken, der am höchsten durch einen engen Spalt, der sich weiter oben zu bis zu den Felsen hinanreicht. Wo sich der Steig Österreichische Alpenzeitung 1910, S. 306. einem leichten Kamin erweitert und wieder auf den links gegen die tief eingerissene Schlucht wendet, Schluss Hoher Nock (1.961 m). Grat mündet. Von hier prächtiger Überblick über diesen verlassend und durch schönen Hochwald I. Ersteigung über den Nordgrat. Von der Station den weiteren Gratverlauf. Nun immer scharf auf nach rechts auf die Kammhöhe des erwähnten Rü- Die verzögerte Erschließungsgeschichte von Molln durch die Ramsau und misteleben in 5 Stun- den mäßig ansteigenden Grat ohne nennenswerte ckens. Nun, immer auf der Kammhöhe bleibend, Sengsen- und Reichraminger Hintergebirge, das den zur Feuchtauer Jagdhütte. (Nächtigung nur mit Schwierigkeiten auf das Plateau und in 10 Minuten rasch empor. Ein steiler, im oberen Teile krumm- Erlaubnis des gräflichen Lambergschen Oberforst­ zum Gipfel (Steinmann und Fremdenbuch). holzbewachsener Grataufschwung wird überklet- 54) Ebenda, S. 22. amtes Molln oder Windischgarsten). Dieser Aufstieg ist landschaftlich schöner als der tert. Dann wieder auf der Kammhöhe weiter bis 55) Josef Borde/Adolf Noßberger: Führer für Schneeschuhläufer Am 5. Juni 1910 von der Feuchtauer Jagdhütte ab gewöhnliche Weg, jedoch schwieriger, und erfor- nahe an die Felsen. Am Fuße einer großen auf- durch die Ennstaler Alpen (Gesäuse) und die angrenzenden Gebie- 4 U. Früh, über den gewöhnlichen Weg auf den dert auch nicht mehr Zeit; zur Besteigung des Ho- rechtstehenden Platte nach rechts gegen die Mitte te zwischen Klein-Reifling und Selztal. Wien 1921. Haltersitz, 1.492 m, bis zu dem großen Wandvor- hen Nocks ist aber die Bewilligung der genannten des Hochkares, welches von der Ostwand rechts 56) Ebenda, S. 11. 57) Ebenda, S. 12. bau, mit dem der Nordgrat (nordwestlich) gegen die Forstämter erforderlich. (westlich) begrenzt wird. Etwa in der Fallinie der 58) Ebenda, S. 13f. Feuchtauer Seen abbricht (Freytags Turistenkarte, Franz Tham, Adam Döppl, Steyr tiefsten Einschartung im Hauptgrate aufwärts bis

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der Einstieg bei der obenerwähnten Platte erreicht. • Karl P. Geuter: Windisch-Garsten, Spital am Pyhrn Von der Feuchtau 3/4 Stunden. Über eine nur weni- und das Stodergebiet. Ein Geleit- und Gedenkbuch. ge Meter hohe Wandstufe und einige Rasenbänder Linz [1895]. nach links aufwärts, dann rechts durch eine brüchi- • Anonym: Die Sommerfrische Weyer a. d. Enns. ge Rinne an die rechte Kante der Platte. Ziemlich Steyr 1901. schwierig auf dieser links empor zu einer kleinen, • J[ohann] Reichl: Stadt Steyr mit dem Enns- und krummholzbewachsenen Terrasse (Steinmann). Steyrtale. Herausgegeben vom Komitee zur Hebung Eine aufrechtstehene Platte wird nach links um- des Fremden-Verkehres des Deutschen und Österrei- gangen. Durch eine kurze Rinne erreicht man dann chischen Alpen-Vereines. Steyr 1908. das dahinter befindliche Schartl. Nun auf den Grat, • Josef Borde/Adolf Noßberger: Führer für Schnee- weiter oben links davon in leichter Kletterei zu dem schuhläufer durch die Ennstaler Alpen (Gesäuse) und plattigen Aufbau des Turmes (Steinmann). Auf die angrenzenden Gebiete zwischen Klein-Reifling einem breiten Geröllband etwas absteigend, nach und Selztal. Wien 1921. rechts in die Nordwand auf eine schräge Rasenter- • Sepp Huber: Führer durch das Tote Gebirge ein- rasse und links aufwärts in die große, tiefeingeris- schließlich Warscheneck, Sengsengebirge und Höllen- sene Schlucht, die rechts vom Gipfel des Turmes, gebirge. Wels 1926; ²1948. bei dem Eingangs erwähnten Sattel, auf das Pla- • Wolfgang Heitzmann/Otto Harant: Oberöster- teau hinausleitet (Steinfallgefahr). Diese Schlucht reichische Voralpen. Ein Führer durch die Berge süd- Östlicher Sengsengebirgsgrat im Herbst. Foto: Nationalpark Kalkalpen/F. Sieghartsleitner ist von der Feuchtau an vom ganzen Wege aus lich von Wels, Linz und Steyr. Steyr 1986. gut sichtbar. In ihr mäßig schwierig empor. Zum • Wolfgang Heitzmann/Otto Harant: Reichramin- Schluße schwierig durch einen 25 Meter hohen, ger Hintergebirge. Vergessene Bergheimat zwischen zu einer Felsrippe und über diese auf ein breites Österreichische Alpenzeitung 1912, S. 310. zweimal überhängenden, nassen Stemmkamin auf Ennstal und Sengsengebirge. Steyr ³1987. Rasenband. Einige Meter nach links, dann durch Sengsengebirge. Hoher Nock (1.961 m). den Plateaurand (Steinmann) und dessen Ostrand • Hugo Tannwalder: Die schönsten Wanderungen in eine kurze grasbewachsene Rinne nach rechts auf Erste Ersteigung von Nordosten. Am 9. Juni 1912 entlang in einigen Minuten auf den Gipfel des Ho- und um das Windischgarstnertal. Windischgarsten ein horizontales Felsgratl. Nach links über ein stei- mit Herrn Adam Döppl aus Steyr. hen Nock. Vom Einstieg 1 1/2 bis 2 Stunden. Sehr 1989. les Wandl (einige Meter schwierig) auf eine schrä- Die Nord- und Ostabstürze des Hohen Nock tref- dankbare Kletterroute. Schöne Felsszenerien. • Ingo Mörth/Heinrich Potuschak: Schitouren zwi- ge Rasenterrasse. Diese aufwärts verfolgend, bis zu fen sich in einem steilen, plattigen Turm, dessen Franz Tham, Steyr schen Enns- und Steyrtal. Gipfel und Abfahrten im ihrem Abbruche (Steinmann). Nun in der Wand Gipfel durch seinen seichten Sattel vom Platteau Sengsengebirge, im Hintergebirge und in den Haller schwierig empor in eine steile brüchige Rinne. getrennt ist. Beiläufig in der Mitte des Turmes setzt Mauern. Steyr 1990. Auf plattigem horizontalem Bande nach rechts – ein scharfer Grat an, der gegen Nordosten in das Anhang 2. Historische Beschreibun­ • Franz Sieghartsleitner: Der Nationalpark-Kalk­ zuletzt etwas absteigend – unter einem Überhang Hengstkar (Benennung der Jäger) hinabzieht und gen und Führer-Literatur (Auswahl) alpen-Weitwanderweg. Steyr 2009. (Steinmann mit Karte). Weiter nach rechts in eine mit einer etwa 50 Meter hohen, dreieckigen Plat- • Franz Sieghartsleitner: Mostviertel, National- plattige Rinne und aufwärts in die große Felsnische, te abbricht; durch Ausbrechen einer Schichte ist in • G[ottfried] Hauenschild: Das Sengsengebirge. park Kalkalpen und Eisenwurzen. Die schönsten die vom Kar aus schon auffällt. Links davon eini- deren Mitte die Form eines großen Flaschenhalses In: Jahrbuch des Österreichischen Alpenvereins 8 Mountain­bikerouten. Berndorf 2011. ge Meter gerade empor, auf plattigem Bande nach entstanden, die schon von weitem auffällt. Rechts (1871), S. 122–134. • Johann Lenzenweger: Eisenwurzen. Nationalpark rechts gegen den senkrechten Riß in der Fallinie von der Platte unser Einstieg. • Führer durch Windisch-Garsten und seine Umge- Kalkalpen. (Rother Wanderführer). München des Gipfels. Über eine gutgriffige Platte und ein Von der Station Molln der Steyrbahn zur Feucht­ bung. Hg. von der Section Windisch Garsten des ²2012. abwärts geneigtes Band nach links in einen kurzen auer Jagdhütte und über den Haltersitz in der Oesterreichischen Touristen-Club. Wien 1883, Kamin. Durch diesen und über leichtere Schrofen Richtung gegen den Einstieg des Nordgrates. Von ²1888. auf den Südostgrat und in einigen Minuten zum diesem links aufwärts – Direktion ein aufrechter Gipfel. Von der Blumaueralm 4 St. Schönster und Felszahn – über Geröll und Blöcke auf den Kamm direktester Anstieg auf den Hohen Nock. des Haltersitzes, dann über steile Schutthalden Franz Tham, Steyr jenseits hinunter in das Hengstkar. Eine aus der Nordwand vorspringende Rippe wird nach rechts umgangen und über Geröll links aufwärts querend

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Josef Weichenberger, Linz Historische Belege zu Bär, Luchs und Wolf aus dem Raum der Pyhrn-Eisenwurzen

Schaut man sich jedoch alte ur- kundliche oberösterreichische Belege zur Bärenjagd an, so stellt sich genau das Gegenteil dar: Die Bärenjagd war lange Zeit frei und die Bären-Ausrottung ein allgemeines Anliegen. Die herangezogenen historischen Quellen stammen überwiegend aus dem Oberösterreichischen Nach einem alten Rechtsbrauch stand den Inhabern der Herrschaft Klaus von jedem Bär, der zwischen den zwei Türmen Landesarchiv, insbesondere aus gefällt wurde, die rechte Bärenpranke zu. Mit dem einen Turm war das Schloss Klaus (bzw. der Turm darunter an der Straße) dem Herrschaftsarchiv Steyr und und mit dem anderen der „Pflegerturm“ am Weg zum Pyhrnpass gemeint. Matthaeus Merian: Topographia provinciarum dem Stiftsarchiv Spital am Pyhrn. Austriacarū. Frankfurt 1649. Räumlich bezieht sich der For- schungsschwerpunkt also auf den südöstlichen Teil Oberösterreichs, tiere“, als „unedles Wild“, 2) als „Untiere“ schlecht- Bärentatze abliefern, 1492 3) Archivalien aus dem Herrschaftsarchiv Steyr und dem Stiftsarchiv Spital am Pyhrn um das Gebiet des Nationalparks hin, sie zählten zum „Schadwild“, genauso wie Das Stift Spital am Pyhrn legte im Taiding (Auf- 4) lieferten Angaben über die einstige Jagd im Raum der Pyhrn-Eisenwurzen. Kalkalpen samt Umfeld, die soge- Fischotter, Edelmarder und Steinmarder, Fuchs, Il- zeichnung über das geltende Recht) von 1492 fest: Matthaeus Merian: Topographia provinciarum Austriacarū. Frankfurt 1649. nannte Pyhrn-Eisenwurzen. tis, Wiesel, Wildkatze, Adler, Bartgeier, Gänsegei- er, Uhu, Kranich, Reiher, Sperber und Krähe. Bär, Wann des Gotshaus Holden [Untertanen] Luchs und Wolf hatten das Image einer reißenden ainen Peren vahen [fangen, fällen], so sullen Begonnen sei mit einem Zitat aus Salzburg-Wiki: „Schädliches Wild“ blutrünstigen Bestie. sie dem Herrn gen Spital den vordern lin- ken Puge [= Tatze, Pranke] antwurten und Die Bärenjagd gehörte in fürsterzbischöf- Bären, Wölfe und Luchse waren einst in Mitteleu- den rechten gen Claws. 5) licher Zeit zu den besonderen Erlebnissen ropa weit verbreitet. Weil diese drei großen Beute- Gesetzliche Regelungen zur Verfol­ der Hohen Jagd, die ausschließlich dem ho- greifer aber als Gefahr für Mensch und Vieh sowie gung der „schädlichen Tiere“ hen Adel vorbehalten war. Der hohe Adel als Konkurrenten um das Jagdwild galten, wurden war an einem besonders hohen Bärenbe- sie erbarmungslos verfolgt und schließlich ausge- Das Fällen eines Bären wurde von alters her be- stand sehr interessiert. Die ländliche Bevöl- rottet. Die Ausrottung dieser imposanten Raubtiere sonders geregelt, wir finden in den Weistümern und 4) Taiding = 1. Gericht, Gerichtsversammlung, Gerichtstagung; 2. das geltende Recht, nach dem die Urteile auf der Gerichtsver- kerung hatte mehrfach Probleme sich gegen wurde durch hohe Kopfgeldprämien gefördert und Urbaren entsprechende Hinweise: sammlung gefällt werden bzw. die Aufzeichnungen desselben; 3. die stets gut gehegten Bären zu wehren, ihr erfolgreiche Bärenjäger stiegen im Ansehen. Man Gerichtsfall. war die Jagd auf die Tiere verboten. 1) hatte die ökologische Bedeutung dieser Beutegrei- 5) OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Hs 13, pag. 8 und Hs 14, pag. fer nicht erkannt. Bär, Luchs und Wolf galten als 2) Oberösterreichisches Landesarchiv (OÖLA), StiA Spital, Sch. 2. Konrad Schiffmann: Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erz- 358, Schuss- und Fang-Ordnung, § 25. herzogtums Österreich ob der Enns, 2. Bd. Wien 1913, S. 613. 1) http://www.salzburg.com/wiki/index.php/B%C3%A4r (ab- „schädliches Wild“, als „böse, gefährliche Raub- 3) Rudolf Zeman: Die Jagd die Leiden-schaf(f )t. Kirchdorf Österreichische Weistümer 13. Bd. S. 221, Oberösterreichische gefragt am 14. 2. 2015). 1989, Manuskript im OÖLA, Bibliothek J-855/1, S. 36. Weistümer 2. Bd. Graz 1956, S. 14–16.

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Es durfte also jeder Untertan des Gotteshauses Spi- satz, Vergütung für ein Unrecht] verfallen auch Pern und Wildschwein“ an- tal einen Bären fangen/fällen, man musste nur die 5 Pfund 60 Pfenning. 9) geführt. 12) vordere linke Bärentatze dem Stift Spital abliefern und die rechte Tatze in die Burg Klaus bringen. Auch im übrigen Land ob der Enns gab es ähn- Wolf- und Bären-Sichtungen liche Regelungen. Im Landgerichtstaiding der sind zu melden Die Rechte der Herrschaft Klaus sind in einem Herrschaft Kammer aus der ersten Hälfte des 16. 1532 wurden die Untertanen Urbar 6) von 1498/99 festgelegt, darin ist auch das Jahrhunderts ist festgelegt, dass die Bären- und aufgefordert, im Rahmen der Fangen eines Bären geregelt: Wolfsjagd jedem frei ist, lediglich der Schädel und Nachbarschaftshilfe jeden Bä- die rechte Pranke der Herrschaft abgeliefert werden ren und Wolf den sie sehen, Wer einen Bären zwischen den zwei Tür- muss. Das sei schon von „altem Herkommen“ so. 10) bei der Herrschaft zu mel- men fängt, der muss dem Pfleger von Klaus Wer in Frankenburg im Wald einen Bären jagt, der den. Wenn sie das unterlassen, den rechten Bug abliefern, egal ob es ein muss den Förstern den Bärenkopf und die rechte droht ihnen eine Geldstrafe: großer oder kleiner Bär ist. Wer dieses Pranke geben, das wird von alters her so gehand- 11) Gebot nicht befolgt, muss dem Pfleger als habt. Wer Bär oder Wolf an- Der Luchs ist ein Einzelgänger und lebt sehr unauffällig. In dieser alten Abbildung 7) Strafe 5 Pfund 60 Pfennig bezahlen. sichtig wird, das ist ein wird er aber als Herdentier dargestellt, das hinterlistig Hirsche anfällt. Georgica cu- In der Beschreibung von 1557 der verschiedenen jeder schuldig anzusagen, riosa oder Adeliches Landleben, Herren von Hohberg, 2. Teil. Nürnberg 1682, S. 650 Wobei die Ortsangabe „zwischen den zwei Türmen“ Jagd- bzw. Wildbann-Reviere im Land ob der Enns nachmals soll jedermann einerseits die Straßen-Klause von Klaus und an- werden immer wieder auch die darin vorkommen- auf sein, die selben helfen dererseits den Turm an der Pyhrnpass-Straße be- den wichtigen jagdbaren Tierarten erwähnt. Und zu jagen, so lang, bis man sie fällt. Wer aber Luchs, Bär noch Wolf aufhalten oder zei- zeichnet. Wahrscheinlich ist hier der sogenannte da findet sich neben dem Rotwild, den Gämsen nit helfen will, den soll man den Ofen nie- gen, sondern sobald er derselben schädli- Pflegerturm gemeint, denn der einst auf der Pass- und Wildschweinen auch der Bär angeführt: So derschlagen und dem Amtmann 72 Pfennig chen Tier gewahr wird, von Stund an nach- höhe stehende Klausenturm musste ja 1455 auf Be- wird vom Wildbann der Herrschaft Steyr berich- schuldig sein. 13) stellen und aus seinen Forsten ächten und fehl Kaiser Friedrich III. abgerissen werden. 8) tet, dass es „darinen viel Hirsch und ander Rotwild, bringen tue, wie er durch Schießen und in auch Pern, Wildschwein und an etlichen Bergen Gäm- Keine Duldung von Luchs, Bär und Wolf ander Weg Gelegenheit hat. Und welcher Auch im Urbar Klaus von 1646 wird dieses Recht sen hat.“ Auch in den Wäldern der Herrschaft Kogl Von 1580 ist eine Instruktion erhalten, in der die Förster nun von einem Wolf, Bärn oder in leicht geändertem Wortlaut wiederholt: gibt es „gern Roth und Schwarz-Wildprät, hat auch an Förster und Jäger der Herrschaft Steyr genau in Luchs den Kopf samt was zugehörig zu der etlichen Bergen Gämbs-Wild und Pern.“ In der Herr- ihre Aufgaben eingewiesen werden. Ein wichtiger Herrschaft bringt, dem soll ein Dukaten So hat auch die Herrschaft Clauß dise Ge- schaft Kammer kommen „gern Hirsche, auch Sauen Punkt darin ist, dass Luchs, Bär und Wolf nicht im nach altem Brauch und Herkommen dafür rechtigkeit, daß, wann ain Beer oder Bee- und Pern“ vor. Wildenstein hat „Hirsch, Rotwildbrät, Revier zu dulden sind. Wer den Schädel eines dieser bezahlt werden. 14) rin zwischen den zweyen Thürn geschossen Gämbsen und Pern.“ Scharnstein hat „viele Hirsch erlegten Raubtiere zur Herrschaft bringt, bekommt wird, der vordere rechte Pueg gen Clauß und Rotwild, auch Gämbs, Pern und Wildschwein.“ dafür eine ansehnliche finanzielle Belohnung. Be- Kaiserliche Jagdordnung: Bär und Wolf fangen, mueß geliefert werden; und wer das nit tät- Für die Herrschaft Klaus ist angegeben: „Hirsch und merkenswert ist auch, dass der Luchs an erster Stel- erschlagen! te, der ist zu Wandl [Strafgeld, Schadener- Rotwild, auch Pern und Gämbs, und Wildschwein.“ le steht: In den kaiserlichen Jägerordnungen vom 18. April Seisenburg weist in seinen Wäldern „Hirsch und 1614, vom 14. Mai 1644 und vom 30. März 1701 Rotwildbräth, auch Pern und Wildschwein“ auf. Bei Also soll ein jeder Förster bei Strafe schul- findet sich die Aufforderung, die „schädlichen Tie- der Herrschaft Pernstein sind „Hirsch und Rotwild, dig sein, damit in seinem Forst dem Wild- re“ auszurotten: 6) Urbar = von der Grundherrschaft angelegtes Verzeichnis der prat zu Nachteil und Schaden sich weder Güter und deren Erträgnisse sowie Rechte und Pflichten. 9) OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Hs 53, fol. 63r (wobei hier das Was die Bären, Wölff, Füchs, Otter, 7) Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Herrschaftsak- Strafgeld schon „moderner“ mit 5 Gulden 2 Schilling angegeben Wild-Katzen und andere schädliche Thier ten, Fasz. K 36. wird) und Hs 54, fol. 110; Österreichische Weistümer, 13. Bd. S. 12) OÖLA, HA Steyr, Hs 1320, Jagdbeschreibungen, Steyr fol. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Hs 51, pag. 35; Österreichische 85; Oberösterreichische Weistümer 2. Bd. Graz 1956, S. 39–42. 27 (39), Kogl fol. 18 (21), Kammer fol. 20 (25), Wildenstein fol. anbelangen thut, mögen solche von einem Weistümer, 13. Bd. S. 76; Oberösterreichische Weistümer 2. Bd. 10) Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten, 21 (27), Scharnstein fol. 22v (39), Klaus fol. 24v (34), Seisenburg jeden seines Gefallens (doch in seinem ei- Graz 1956, S. 28–31. Faszikel K 10/A, fol. 491–526; OÖLA, HA Kammer, Hs 1, fol. fol. 25v (36), Pernstein fol. 26v (38). 8) Norbert Grabherr: Historisch-topographisches Handbuch der 220v; Österreichische Weistümer 14. Bd. S. 355; Oberösterreichi- 13) OÖLA, Neuerwerbungen, Sch. 53, Faszikel 4: Ruegbuch des Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs. (Veröffentlichungen sche Weistümer 3. Bd. Graz 1958, S. 5–6. Marktes Weyer und Gaflenz. 1532. der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühge- 11) Österreichische Weistümer 14. Bd. S. 301; Oberösterreichische Österreichische Weistümer 13. Bd.; Oberösterreichische Weistümer 14) OÖLA, HA Steyr, Hs 151, Instruction und Urbar, 1580, schichte Bd. VII-VIII). Wien 1975, S. 60. Weistümer 3. Bd. Graz 1958, S. 24–28; von 1632. 2. Bd., Graz 1956, S. 11, 12. Forst Arzberg.

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genen Wild-Pahn und Gejaidern) gefan- Fürst Lamberg ordnete 1794 die Aus­ Umbschnalzen und Schiessen haben und gehen.“ Er selbst werde auch dabei sein. Er wünsche gen, erschlagen und ausgerottet werden. 15) rottung von Bär, Luchs und Wolf an durch solhes Geschäll das Unthier – es sein sich, dass „zur guter Anstalt eine dröstliche anzahl ain Peer oder Wolf – auß dem Gejaid oder Leith“ kommen mögen. 22) Die Errichtung von Wolfsgruben wird jedoch an In der Jagdordnung für seine Forstmeister und jenigen Orth, wo er etwo sein Äz [Verkös- ungewöhnlichen Orten (weil jemand hineinfallen Revierjäger ordnete Fürst Johann Friedrich von tigung, Weide] hatt, schreken und auskeren, 1701 ordnet das Stift Spital an, dass bei einer ange- könnte) verboten. Lamberg am 1. März 1794 an, dass die für Mensch dahero solhes hiemit bei Straff abgestölt sagten Bären- oder Wolfsjagd jeder Untertan dazu und Vieh gefährlichen Raubtiere wie Bären, Wild- wierdt; und solle alle fein fürderlich und mit einer Hausbüchse oder anderen Hauswehr In der kaiserlichen Jägerordnung vom 24. Novem- schweine, Wölfe, Luchse und dergleichen, wann stüll an bequeme Warten angestellt wer- (Waffe) ohne Ausrede erscheinen muss. Wer nicht ber 1727 für Österreich ob der Enns wurde den Un- und wo immer sie auch angetroffen werden, mit den. 21) kommt, muss zwei Reichstaler Strafe zahlen. Weil tertanen ausdrücklich die Errichtung von Wolfs- möglichstem Fleiß auszurotten sind. Man wird den diese „Untiere“ gelegentlich unter dem Vieh großen gruben verboten. Den Inhabern des Wildbanns ist Revierjägern, welche nicht mit Fangeisen und Fal- Anbefohlene „Bärenhatz“ Schaden anrichten, muss deshalb jeder mithelfen, aber weiterhin das Betreiben von Selbst-Gescho- len versehen sind, solche beschaffen. 19) Im Mai 1675 schrieb der Spitaler Waldmeister an sie zu vertilgen. 23) ßen, Fallen, Wolfsgruben und dergleichen zum die Herrschaft Klaus: Da Bären und Wölfe in dieser Fangen und Vertilgen von Bär, Wolf und Luchs Verpflichtende Teilnahme an der Bärenhatz Gegend seit geraumer Zeit einen „merklichen Scha- In der niederösterreichischen Jäger- bzw. Jagdord- an jenen Orten erlaubt, „wo weder Mensch noch Sobald ein Bär auftauchte, wurde eine Bärenjagd den“ angerichtet haben, worüber „starke Clagen ein- nung von 1743 wird die Bevölkerung angewiesen, Vieh hinzukommen pflegt.“ 16) Bereits in der Reißge- organisiert. Ein Gesetz regelte die verpflichten- gelaufen“ sind, ist für den nächsten Mittwoch eine den Jägern bei den Wolfsjagden „alle erforderliche jaidt-Ordnung von Rudolf II. für Österreich ob der de Teilnahme. Verlangt wurde das Erscheinen mit Hetzjagd anbefohlen, wobei „der ganze Stoder völlig Assistenz und Hilfe unweigerlich“ zu leisten, damit Enns vom 30. Juni 1581 wurden Selbstgeschoße einer dienlichen Waffe. Die Ausrottung der Groß- zu Berg und Tal eingenommen werden soll“. Die Ak- dieses Raubtier, „welches nicht allein dem heimischen und Fallbäume allgemein verboten, ausgenommen raubtiere war ein allgemeines Anliegen. Bärenjag- tion soll um sechs Uhr früh bei der Jagdhauswiese Vieh, sondern auch dem Wildprät großen Schaden zu- waren aber diese Maßnahmen auf „die wilden und den wurden fast überall in Europa abgehalten. 20) starten. Diese Hetzjagd wurde „öffentlich verru- füget, desto besser und leichter verfolgt und ausgerottet schadhaften Thier, als Wölf, Peren, Lux und derley, an Das Taiding vom 27. September 1641 vom Stift fen“ und von „Haus zu Haus angesagt, damit die so werden möge.“ 24) Auch wird im § 25 geregelt, dass Orten, wo es von alters her gebreichig ist.“ 17) Spital am Pyhrn bestimmte zur Bärenjagd: schädlichen Tier mit Ernst übermannt oder gar gefällt die „Bären, Wölfe, Füchse, Otter, Wildkatzen und werden möchten.Und damit auf einem Tag zugleich andre schädlichen Thiere“ von den Jägern im eige- In der Jägerordnung von Josef II. vom 28. Februar Und demnach auch [durch] die Untier der das ganze Tal eingenommen wird, so wäre wohl gut, nen hohen Wildbann „zu aller Zeit“ gefangen oder 1786 wird in § 6 den Jagdbesitzern das Anlegen von Wölf und Pern den Unterthonen in iren wenn auch der Herr von Klaus seine Leute schickt. Sie geschossen werden dürfen. Es ist jedoch verboten, Wolfsgruben nur in ihrem eigenen Wildbann ge- Viech grosser Schaden zuegefüegt wüer- sollen zur selbigen Stund zeitlich zugleich erscheinen. „Legbüchsen, Schlageisen und Fallbäume auf die Bären stattet, doch sind zur Verhütung von Unglück und det, wie dan auf solhe Gejaidsaufbietung Wären dieselben zu schwach, so wolle ichs dem Herrn zu richten“. 25) Die Jagd wird nun dem allgemeinen Schaden Zeichen aufzustecken, die von jedermann zu ir der Underthonen aignen Nacht[ei]l mit den unserigen etwas verstärken helfen.“ In Spital Volk ausdrücklich verboten. 26) leicht wahrgenommen und erkannt werden kön- kain gehorsamb gelaistet wierdt, also wier- müssen neun Ruthen – alle Bauern und „Herber- nen. 18) det hiemit allen Underthonen anbevohlen, ger“ [= Vermieter] mit ihren Knechten – erschei- Alter Spruch dass, sobalt auf gemaines Aufbot, in welher nen. Bleibt einer aus, muss er fünf Gulden für sich „Zur Bärenjagd gehört der Bader, zur Sauhatz der nachbarschaft sich nun ain solhes Unthier und für einen Knecht 18 Kreuzer Strafe zahlen. Der Pfaff!“ 27) befinden thuet, nit ain ieder, dem die Ansag Herr von Klaus sollte auch den kaiserlichen Forst- Zu verstehen ist das so, dass es bei der Bärenjagd oder die Verruefung offentlich beschiecht, knecht in der Steyrling informieren, damit auch er (nur) Verletzte gibt, bei einer Wildschweinhatz alspalten mit seiner pesten Hauswehr er- zur Bären-Hetzjagd aufruft. Und damit nicht die aber auch Schwerstverletzte und Tote. scheint, sol unnachläßlich um 2 Reichstal- Leute miteinander auf einem „Haufen auf den Blö- 15) Codicis Austriaci ordine Alphabetico compilati Pars Prima ler gestrafft werden. So haben auch eben die ßen daherziehen und den Wald leer lassen“ (was schon […] aller unter […] Leopold I. […] einlauffenden Generalien, Vorster und Knecht und andere dies böse einmal geschah und der Bär durch die Hetzjagd 22) OÖLA, StiA Spital, Sch. 755, fol. 150–152. Patenten, Ordnungen […]. Wien 1704. S. 491 und 506. (OÖLA, Gewohnheit, wan sie auf die Ansag zusam- zurück ausgegangen ist), so bitte er den Pfleger, er 23) Österreichische Weistümer 13. Bd. S. 247; Oberösterreichische Bibliothek G 181); OÖLA, HA Steyr, Sch. 891. Weistümer 2. Bd. Graz 1956, S. 1–5. 16) Neu verbesserte Jäger- und Reiß-Gejaids-Ordnung in Oes- benkomen, das sie mit iren Pixen zuvor ain möge selbst „als guter Commentanden mit in die Häz 24) Supplementum Codicis Austriaci oder chronologische Samm- terreich ob der Enns. Wien 1727. § 12. lung aller vom 20ten Oktober 1740 […] bis letzten Dezember OÖLA, Landschaftakten, Sch. 657, G.I/5.30 u. HA Steyr, Sch. 19) OÖLA, HA Steyr, Sch. 891,V.1), Jagdordnungen, Fasz. 112, 1758 […] erlassenen Generalien, Patenten, Satz-Ordnungen […] 891, Fasz. 110, Nr. 44. Nr. 58, u. Fasz. 525, Nr. 4, § 5. 21) Österreichische Weistümer 13. Bd. S. 242; Oberösterreichische zusammengetragen. 5. Teil. Wien 1777, S. 124f, § 39. 17) OÖLA, HA Steyr, Sch. 891, Fasz. 91, Nr. 9, § 12. 20) Maya Höneisen/Johanna Schoenbeger/Yannick Andrea: Der Weistümer 2. Bd. Graz 1956, S. 33–46. Als Quelle wird OÖLA, 25) Ebenda, S. 118, § 25. 18) Ein Exemplar u. a. in OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Nach- Braunbär. Die Rückkehr eines Großraubtiers. Bern – Wien 2009, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 120 zitiert, darin aber nicht auffind- 26) Ebenda, S. 119, § 29. trag Schachtel 36, IV, Jagd. S. 52. bar. 27) Zeman (Anm. 3): S. 26

88 89 Für den 1728 von Johann Eder im Forst Ramsau erlegten Luchs erhielt er die Erlaubnis, dass der Simon Haberger mit dem Luchs-Kopf herumgehen und „für seinen angewendten Fleiß und Müh“ die Jäger-Steuer einsammeln darf. 30) Als 1730 der Jäger von Ternberg einen star- ken Luchs erlegt hatte, stellte der Wald- meister einen Passierbrief aus, damit der Simon Polz von Molln mit dem Luchs- Kopf ungehindert herumgehen darf, um für den Jäger Geld zu sammeln. 31)

Oftmaliger Streit um die Ablieferung der Bärenpranke Wegen der abzuliefernden Bärenpranke gab es in der Folge immer wieder Streit. Wenn ein Jäger einen Bär oder Luchs erlegt hatte, dann war es üblich, dass jemand mit dem abgeschnittenen Tierschädel von Unter den beiden Türmen verstehen Haus zu Haus ging und Geld einsammelte. Der Waldmeister der Herrschaft Steyr stellte dafür einen „Passierbrief“ aus, der den sich der so genannte „Pflegerturm“ in Sammler legitimierte. OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, Fasz. 120, Nr. 6. Spital am Pyhrn und der Turm der Fes- tung Klaus. Große Teile dieses Gebie- tes gehörten aber nicht zur Herrschaft Ein Kuriosum ist, dass in der Regierungszeit von ses ihr Weidevieh ständig bedrohende Untier erlegt Klaus, sondern zum Stift Spital. Und Maria Theresia auch ein Gesetz zur Ausrottung der habe. diese Einschränkung für das Stift Spital Im Urbar von 1646 der Herrschaft Klaus wird die Verpflichtung zur Ab- Spatzen (7. August 1749, 12. März 1750, 20. Au- führte alsbald zu Streitigkeiten. Aber ein lieferung der Bärenpranke auf zwei Seiten ausführlich dargelegt, wobei als 28) gust 1750, 7. Jänner 1765) herausgegeben wurde. Am 23. Juni 1641 schoss der Förster Hans Peer ei- kaiserliches Gerichtsurteil vom 5. No- mahnendes Beispiel der Streitfall von 1555/57 um den erlegten Bären von nen Bären. Dies kam auch dem Schlossherrn von vember 1534 bestätigte die Rechte von Georg Prieler angeführt ist. OÖLA, StiA Spital, Hs 53, fol. 63. Klaus zu Ohren, weil der Schütze „mit dem Kopf im Klaus: Geld einsammeln mit dem Stoder und sonsten sambeln gangen ist.“ Er ließ so- Luchs- oder Bärenschädel fort ein Beschwerdeschreiben an das Stift Spital Wenn ein Bär gefangen oder gefällt um Klärung. Die Inhaber der Herrschaft Klaus, die schicken, weil „bei Fällung derlei wilden Tiers der wird, zwischen diesen beiden Türmen, […] Brüder Hans und Thomas die Storchen, beharrten Wenn jemand einen Luchs, Wolf oder Bär erlegte, rechte Bug samt der Pranken“ auf das Schloss Klaus ist man davon den rechten Pueg oder Pran- darauf, dass Georg Prieler die rechte Bärenpranke dann stand ihm das Recht zu, herumzugehen und gebracht werden muss. 29) Der Abt von Spital ant- ken nach Klaus zu geben schuldig. 32) nicht abgeliefert hat und das Strafgeld von fünf bei der Bevölkerung die so genannte „Jäger-Steu- wortete, dass er sich genau erkundigt habe und die Pfund und zwei Schilling (1.260 Pfennig) nicht be- er“ einzusammeln. Er zeigte als Beweis den Kopf Aussagen darüber „an Aidesstatt“ gemacht wurden. Von 1555 bis 1557 dauerte der Streit zwischen zahlen will. Dechant Ruprecht Schwertner von Spi- des Tieres vor. Mit dieser Trophäe versuchten er Der Bär sei weit außerhalb von Spital geschossen der Herrschaft Klaus und dem Stift Spital um die tal beschwerte sich beim Landeshauptmann über die Bauern davon zu überzeugen, dass er mit „Hilfe worden und nicht gegen Klaus zu. Der Berg hebt Bärenpranke, die Georg Prieler (auch Prueller) ab- die hohen Kosten, die dieser Streitfall schon verur- Gottes und aller Heiligen“ unter Lebensgefahr die- sich beim Seebacher an und geht von dort „auf alle zuliefern gehabt hätte. Dieser drehte sich vielfach sachte. Sie schickten schon vier Mal etliche Boten Hech“ [Höhe], auch die Gleinkerauer Almen liegen um die Frage, an welcher Stelle der Bär geschos- nach Wien, um die Abschrift einer Gerichtsurkun- dort. Der Bär wurde „am hechsten Wipfel“ [Gipfel] sen wurde. Weil man sich nicht einigen konnte, rief de zu bekommen. Er als Dechant vom Stift Spital 28) Supplementum Codicis Austriaci (Anm. 24) S. 441f, 484f gefällt und gehört daher zur Pflegschaft Spital. man den Landeshauptmann an und ersuchte ihn trage jedenfalls an diesem langwierigen Streit keine und 524; Supplementum Codicis Austriaci oder chronologische Schuld. 33) Schließlich entschied der Landeshaupt- Sammlung aller vom 1ten Jäner 1759 bis letzten Dezember 1770 […] erlassenen Generalien, Patenten, Satz-Ordnungen […] 30) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22), Fasz. 120, Nr. 9. zusammengetragen. 6. Teil. Wien 1777, S. 663. 31) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22), Fasz. 120, Nr. 6. OÖLA, StiA Spital, Sch. 755, fol. 272.v 29) OÖLA, StiA Spital, Sch. 755, fol. 272. 32) OÖLA, StiA Spital, Sch. 704, fol. 3. 33) OÖLA, StiA Spital, Sch. 704, fol. 16–28.

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wusste davon nichts. Folglich sei für Spital diese dern weitergelaufen ist, ob- Forderung undiskutabel. 35) wohl er getroffen war. Der Bär blutete ziemlich stark, „davon Auch 1644 bahnte sich wieder ein Streit um die er gleichwohl fallen müsste“. Der Bärenpranke zwischen Klaus und Spital an. Propst Förster ist ihm weiter nachge- Damian von Spital versicherte aber, dass die Bären stiegen, so lange bis er seinen in der Höll, also außerhalb der beiden Türme, erlegt Proviant aufgegessen hatte. Er wurden. Zur „Erläuterung dieses Zweifels“ setzte er war sehr erschöpf und müde, eine Kommission ein, die die Örtlichkeit besichtig- ist aber zum Glück einem ten sollte. Als man diesen Lokalaugenschein vor- andern Förster begegnet und nehmen wollte, stellte sich heraus, dass „wegen der erzählte ihm, wo er den Bär dazwischen liegenden Wälder und Berge“ der Ort so getroffen hat und wie weit er abgelegen ist, dass erst „wohlkundige und erfahrene ihn bereits verfolgen konnte. Leut“ über die genaue Lage befragt werden muss- Er bat den anderen, den Bären ten. Unter Eid sagten diese aus, dass die Stelle, an zu suchen. Was dieser auch tat der die Bären gefällt wurden, weit außerhalb des und er fand ihn nach drei bis 36) Dem Stift Spital am Pyhrn kosteten die Streitfälle um die Spitaler Turmes liegt. vier Tagen tot an einem Bäch- Ablieferung der Bärenpranke mit den Inhabern der Herr- lein liegend und „allbereits grob schaft Klaus viel Geld. OÖLA, Panzerschrank 2, Hs 36, Der Streitfall zog sich von 1644 bis 1647 hin. Es schmeckend“. Wegen des üblen Topographie von Oberösterreich (Schlösserbuch Hager von sind mehrere Schreiben erhalten zwischen Georg Gestanks, weil er schon so Die Herrschaft Steyr besaß auch rund um Weyer und Gaflenz ausgedehnte Wal- Allensteig), 1661. Siegmund Freiherr von Salburg auf Klaus und Pro- lange tot lag, konnte er ihm dungen, die den Hammerwerken zur Nutzung überlassen waren (Verlasswald). pst Damian vom Stift Spital. Dieser Streit eskalier- die Haut und „sonsten bei ihm Das Jagdrecht war in Österreich schon lange mit dem Grundbesitz verknüpft. te und es wurde erneut die Landeshauptmannschaft gebrauchig“ nicht mehr abzie- Georg Matthäus Vischer: Topographia Austriæ superioris modernæ, 1674. mann zu Gunsten von Klaus und bestimmte, dass eingeschaltet, um eine Klärung herbeizuführen. Es hen, geschweige denn, „dass an das Stift Spital den Geldbetrag zu zahlen hat. 34) ging dabei dann nicht nur um die erlegten Bären, der Pranken noch was guts mehr sondern allgemein um die Frage, wo die jeweiligen gewesen wäre.“ Er hat ihm „allein den Kopf clei aufhencken lassen“. Salburg formuliert in seinem Im Frühling 1627 wurde von Abraham Schoißwohl Grenzen des „Wildbanns“ sind. Die erhaltenen zum Sammeln herum zu tragen abgehackt, das Brief, dass er versuche, die Angelegenheit in Güte im Ascha im Beisein von Abraham Bauernhofer am Prozess-Akten sind sehr umfangreich. 37) Hier ein übrige dem großen Gestank wegen ganz liegen zu regeln. Er glaube kaum, dass weder dem Herrn Tamberg ein Bär geschossen. Ein Jahr danach erfuhr sprachlich leicht bearbeiteter Auszug – Originalzi- lassen“. Man will zwar der Herrschaft Klaus Propst noch dem Konvent an der Bärenpranke so der Pfleger von Klaus, Hanns Niclaß Khögl, davon. tate kursiv und unter Anführungszeichen: nichts entziehen, aber es gibt in diesem Fall viel liege, dass man sich dafür so kapriziere. Weil Er forderte laut verbrieftem Recht („den kaiserlichen nichts zu entgelten. Es steht aber außer mit dem Stift Spital keine Einigung zu erzielen sei, Freiheiten, das alte Herkommen und Regalien“) vom Propst Damian berichtete an den Landeshaupt- Zweifel, dass den Herrn von Klaus ihr An- möge der Landeshauptmann diesen ausufernden Stift Spital die entsprechende Gutmachung. Dieses mann: teil von den zwischen den beiden Türmen Rechtsstreit entscheiden. Dieser befahl dem Stift Schreiben vom 14. September 1628 beantwortete Als nämlich von einem unserer Förster be- erlegten Bären zusteht. In diesem speziellen Spital am 24. Jänner 1647 in aller Kürze und im am 20. Oktober das Hofgericht zu Spital damit, kannt wurde, dass ein Bär vorhanden sein Fall aber sind die Kläger abzuweisen und Namen der kaiserlichen Majestät „unverzüglich die dass nach Einholung von Nachfragen bei etlichen müsste, hat einer sich mit Brot und Kost ich in dieser Sache freizusprechen, worum Forderungen von Klaus zu erfüllen“. Zu einem „güti- Untertanen von der Forderung, an Klaus die Bären- für zwei Tage versehen und ist dem Bären ich Euer Gnaden bitte. gen Vergleich“ in diesem langjährigen Streit kam es pranke oder Geld zu geben, nichts bekannt wäre. nachgegangen. Er hat denselben endlich aber erst 1656. 38) Auch der Erleger des Bären, der Jäger Schoißwohl, auch angetroffen und „einen Schuss gegeben, In dieser Angelegenheit wurden viele Zeugen be- davon er nicht an selbigen Ort gefallen“, son- fragt und auch eine Skizze angefertigt, die zeigen Vom Herbst 1745 ist wieder ein Bärenstreit zwi- sollte, dass der Bär in der Höll und folglich außer- schen Klaus und Spital bekannt: Balthasar Hueb- halb der beiden Türme erlegt wurde. Graf Salburg mer, der Jäger in der Steyrling, berichtete dem 35) OÖLA, StiA Spital, Sch. 699, fol. 1–8. von Klaus fühlte sich auch durch den Hofrichter 34) OÖLA, StiA Spital, Sch. 699, fol. 3f. Eine entsprechende 36) OÖLA, StiA Spital, Sch. 704, fol. 53–54. Anmerkung findet sich auch im Urbar Klaus von 1646, siehe StiA 37) OÖLA, StiA Spital, Sch. 755, fol. 270–339 u. Sch. 704, fol. von Spital provoziert, weil dieser geschrieben hat, er 38) OÖLA, StiA Spital, Sch. 699, fol. 58 u. Sch. 438, Vergleich Spital, Hs 53, fol. 63–64 u. Hs 54, fol. 110f. 60–61 sowie Sch. 699, fol. 15–63. werde die „Peernprazen gahr selchen und in der Can- 1656, Cista E, Laad 163, Nr. 19.

92 93 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Waldmeister vom Stift Spital, dass am 21. Oktober wurde das Jägerregister zitiert, in dem 1679, 1680, tal pfänden, denn es habe gegen die Jagdordnung ein Bär einen „wunden Hirsch von 8 Enden“ in der 1682, 1683 und 1684 jeweils die Jagd auf einen Bä- gehandelt. Mit „zu hoher Huld“ endet des Klauser Plutscherau gerissen hat. Daraufhin stellten er und ren aufscheint. In einem beigelegten Originalbrief Pflegers wortreicher Rapport. sein Knecht mit zwei Hunden dem Bär nach. Unter von Graf Salburg empörte sich dieser über die An- den sogenannten Hochkögeln spürten ihn die Hun- maßungen vom Stift Spital. Er schrieb: Am 14. Dezember 1745 schrieb Georg Freiherr von de auf. Der Knecht hat ihn erschossen. Sie brachten Hoheneck – der bei der Landeshauptmannschaft den Hirsch und den Bären nach Hause, wo der Jä- […] wodurch wohl gewißlich denen Herrn die Stelle eines Sequestors (= Verwalter) innehat- ger von Klaus vorbeikam und den Bären verlangte, von Spital das Maul und fernerer Feder we- te – nach Klaus, dass „es freylich wol beschehen, wan weil dieser „in das Reißgejaid gehörig“. Der Spitaler gen gestopft und eingestöllt werden derfte. der Herr Pfleger es unterlassen hette, dem Elias Stum- Jäger wollte ihn aber nicht herausgeben, weil er der mer einen Pass zu erteilen, um mit dem Bären-Kopf Meinung war, dass der Bär zur hohen Jagd gehöre. Mit Verwunderung stellte der Pfleger Egger fest, unter der Bauernschaft sammeln gehen zu dürfen“. Der Klauser Jäger erstattete daraufhin beim Pfleger dass der Spitaler Waldmeister offensichtlich auch Spital wird sich mit dem Bärenkopf nicht zufrie- eine Anzeige und dieser forderte nicht nur den Bä- seine sechsjährige Dienstzeit bei der Herrschaft dengeben, denn als Wildbann-Herr wird es auch ren, sondern droht auch, wenn ihm der Bär nicht Klaus vergessen hat. Er organisierte mit den kai- die Haut verlangen. Er rät Egger, die Bärenhaut gebracht werde, so werde er ihn selbst abholen und serlichen Jägern und anderen Schützen, die er ein- sicherheitshalber nach Linz zu bringen und alle wegbringen lassen. Der Spitaler Jäger lieferte dann geladen hatte, die Hetzjagd auf den Bären. Niemals die Jagd betreffenden Dokumente der Herrschaft den Bären nach Klaus. Und die Bären-Pranke wur- habe Kreutter an dem von Klaus gepflogenen Recht Klaus bereithalten. Indirekt empfiehlt er, das Stift Honig zählt zur Lieblingsspeise der Braunbären. Sie de höchstpersönlich „seiner hochgräflichen Gnaden Zweifel gehabt. Er selbst, Egger, bestätigt, dass in Spital zu klagen. 39) fressen aber auch Kräuter, Knollen, Beeren, Pilze, Eicheln, Herrn Grafen Norbert von Salburg“ übergeben. den Jahren 1732 und 1733 im sogenannten Stode- Bucheckern, Nüsse und Früchte. Als Fleischbeilage schme- rer Gebirge, welches Klauser Reißgejaid ist, er oft- Am 18. April 1746 ersuchte Propst Antonius die cken ihnen Insekten, Schnecken, Frösche und Kleinsäuger. Auch bei diesem Streit wurde der Landehauptmann mals mit vielen Leuten auf Bären gejagt habe. Spi- Landeshauptmannschaft, den Klauser Pfleger Ma- Gelegentlich reißen sie auch Wild oder Vieh.Johann Coler: eingebunden. Der Pfleger von Klaus, Mathias Eg- tal hat zwar jetzt das Stoderer Gebirge gekauft, aber thias Egger wegen des zurückgehaltenen Bären mit Oeconomia ruralis et domestica. Mainz 1645, S. 593. ger, lieferte bei der Landeshauptmannschaft einen das ändere nichts am alten Privileg. Denn das Stift 50 Reichstalern zu bestrafen. Bereits am 20. April 20 Seiten umfassenden Bericht ab. Darin bezeich- Spital ist nicht in der Lage, die Jagdordnung nach verlangt der Landeshauptmann Graf Weißenwolf nete er die Einlieferung des Bären nach Klaus als ihrem Gutdünken abzuändern. Am 10. Dezember eine Stellungnahme von den beiden Streitparteien ließ, verlangte die Herrschaft zur Strafe auch noch Gerücht. Er habe, als er von der Bären-Fällung hör- 1745 berichtete der Klauser Pfleger Egger an sei- und lud sie binnen sechs Wochen nach Linz vor. das Bärenfell von ihm: Die Förster berichteten nach te, sofort den Spitaler Förster zu Damberg, Georg nen Herrn, Exzellenz Franz Ludwig Salburg, über Das Stift Spital forderte hartnäckig für den Ein- Steyr, dass der Hammermeister Tobias Winterl den Riedler an der Gradau, zum Wildbannjäger in die die Bärenfällung und den sich daraus entwickeln- griff und die Entwendung von Wildbann und Bär von ihm geschossenen Bären nicht mit ihnen tei- Steyrling mit dem Befehl abgeordert, die Wahrheit den Umständen. Er schilderte zuerst die Erlegung 1.000 Reichstaler in bar, andernfalls verlangt es die len wolle. Dabei hätten sie mit weiteren Untertanen zu erkunden und den Bären abzuliefern verlangt. des Bären und berichtete dann, dass er dem Wild- Exekution. Dass weder Klaus exekutiert noch Spi- insgesamt 600 Tagwerk (Tagesarbeit, Manntage) Man wisse, dass nach § 4 der Reißgejaidsordnung bann-Jäger Huebmer den Berechtigungs-Pass aus- tal bares Geld bekommen hat, ist aus einem kurz aufgewendet, um dem Bären nachzustellen, ihn mit der Bär zur hohen Jagdbarkeit gehöre. Außerdem gestellt habe, mit dem Bärenkopf Geld zu sammeln. gefassten Schreiben vom 20. November 1747 er- den Schützen, Hunden und Hetzern über den Berg wisse der jetzige Stiftische Wildbannjäger Baltha- Huebmer beauftragte dann den Spitaler Untertan sichtlich. Propst Anton gesteht zwar ein, dass Klaus gejagt, wo ihn dann der Winterl in seinem Verlass- sar Huebmer, der zuvor im kaiserlich-landesfürst- Elias Stummer nach altem Rechtsherkommen un- wegen des gefällten Bären eine Gewaltaktion be- wald (gepachteten bzw. überlassenen Wald), die lichen Dienst stand, dass man die Bärentatzen je- ter der Bauernschaft abzusammeln. gangen habe, doch ist nun durch den Vergleich, der Frenz genannt, erlegt hätte. Es wäre also nur recht derzeit und ohne Hindernis nach Klaus zu liefern zwischen dem Stift Spital und der gräflichen Fa- und billig, wenn er mit ihnen teilt. habe. Im Klauser Reißgejaid-Gebiet befinden sich Am 5. Dezember wurde beim Sensenschmied in milie Salburg wegen des Wildbann-Kaufs getroffen etliche Bären- und Wolfsgruben. Die Fallgruben der Au dieser absammelnde Untertan „urplötzlich wurde, der über zwei Jahre dauernde Streit beendet. Der Grundherr von Steyr bestimmte, dass dem dürfen nur die Wildbannsherrn errichten und in- ausgehoben“ und nach Spital geführt. Vom Pflegamt Hammermeister Winterl als Strafe der Verlass- standhalten, nicht aber jene, die das Reißgejaid be- in Spital wurde ihm gewaltmäßig der Bärenkopf wie Strafe berg weggenommen, ihm ein anderer überlassen sitzen. Klaus berief sich auch auf das uralte Recht auch der Sammelerlaubnis-Pass „ungeachtet seines Von den drei in der Frenz, Gaflenz geschossenen werde und er die Bärenhaut nach Steyr zur Herr- als landsfürstliche Lehensherrschaft, das ihnen Protests“ abgenommen. Dieses schimpfliche Ver- Bären brachte der Jagdpächter den Kopf und die schaft bringen muss. Der Hammermeister verant- die Jagd auf alles Raubwild zugesteht. Als Beweis fahren geschah nach Aussage des Hofrichters über rechte Pranke zur Grundherrschaft Steyr, das Fell wortet sich damit, dass bereits zu Lebzeiten seines Anordnung des Propstes. Egger schlug in seinem behielt er sich. Als er aber 1616 beim vierten ge- Vaters drei Bären im Frenzberg erlegt wurden und 39) OÖLA, StiA Spital, Sch. 704, fol. 141–143. Bericht dem Dienstherrn vor, er solle das Stift Spi- schossenen Bären die Prankenablieferung unter- davon jeweils der Kopf und die rechte Pranke den

94 95 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Förstern von Gaflenz mit einem Trunk Wein über- wendig die Nase entzwei, damit solche kann sonderlich die Weiber, salben den Rücken geben worden sind. Auch als nun jüngst der Knecht überbrochen werden. Darauf wird er sauber oder os sacrum damit. Das Fett macht Haa- den Bären am Frenzberg erlegte und heimbrach- abgewaschen, mit Wasser, Wein und Essig re weiß. Die Galle dienet innerlich in Epi- te, habe er den Jägern von Gaflenz nicht nur Wein zum Feuer gesetzt, Salz nebst allerley Kräu- lepsia, Keuchen und Gelbsucht, äußerlich und Brot gebracht (also Unkosten aufgewendet), tern wie Tyhmian, Salbei, Lorbeer-Blätter, im Krebs, fressende Geschwüren, Zahn- sondern nach altem Herkommen auch den Bären- Roßmarien und a.m. daran geworfen, wor- Weh, dunklen Augen, aufgestrichen. schädel und die rechte Pranke übergeben. Nur die innen er so lange kochen muss, bis er weich In Finnland, wo es viele Bären gibt, brau- Bärenhaut habe er sich, so wie sein verstorbener Va- ist. Alsdann wird er vom Feuer gehoben, chen die gemeinen Leute die Galle wie eine ter das auch getan hat, behalten. Die Bärenhaut (die in der Sulz kalt gemacht, beym Anrichten Panacee, nehmen sie ein und schwitzen ihm acht Gulden an Unkosten verursachte) habe er wohl beschnitten und sodann zum Speisen darauf, curieren sich damit oft glücklich. nun, wie der Freiherr befohlen hat, der Herrschaft aufgetragen. Das rechte Auge ausgegraben und exsik- übergeben. 40) Die Tatzen vom Bären werden sauber ge- kiret, hänget man den Kindern wider das waschen, die Knorren abgehauen, mit Was- Schrecken und Auffahren im Schlafe an. ser ans Feuer gesetzt, das sie so lange, bis Manche binden es auch an linken Arm und Eine Bärentatze galt als Delikates­ die Haut und Haare fahren lassen, kochen vertreiben das Quartan-Fieber damit. Die se, das Fleisch des Bären schmeckt müssen, so dann werden die Haare samt Haut des Bären ist gut zu Reise-Decken „widrig“ den Häuten fein sauber heruntergezogen auf die Pferde, ingleichen zu Muffen vor und wohl in Acht genommen, daß vom Manns- und Weibs-Personen. Auch zu de- Eine Bärenpranke galt als lust- und potenzför- Fleische nicht viel mitgerissen werde. Wenn nen Fuß-Boden derer Kutschen wegen der dernde Delikatesse. Das Bärenfleisch selbst soll dieses geschehen und sie gereinigt sind, legt Wärme und über die Kästen solche vor dem In einer Aufstellung der Herrschaft Steyr werden für das nicht gut schmecken: man sie in kaltes Wasser, bis sie ganz weiß Regen zu verwahren. 42) Jahr 1731 die Abschüsse von einem Bären, einem Luchs, fünf werden. Da sie sich denn auf verschiedene Fisch­otter, fünf Steinmarder, 47 Edel- bzw. Baummarder Das Wildbret des Bären ist wegen der gro- Art, wie es nur beliebig zurichten lassen, Bären- und Wolfs-Schädel als Abwehrzauber? und 278 Füchse aufgelistet. OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, ße Fettigkeit etwas widrig, aber sonderlich davon die eine Art mit Senfbrühe nicht die Josef Zeitlinger aus Leonstein berichtet, dass der Fasz. 702, Nr. 25. die Tatzen werden als eine große Delicates- schlechteste, und mit kurzen hier anzufüh- Kopf eines Bären oder von einem Wolf gern an se für große Herrn zurecht gemacht. 41) renden nicht unwürdig ist. das Schlosstor genagelt wurde. Konkret nennt er Wenn die Tatzen wie gedacht, weich ab- auch den 1811 in Leonstein geschossenen Wolf, Ansehen. Die Erlegung eines Bären galt als Hel- Ihr Wildbret (Fleisch) des Bären ist an Ge- gekocht sind, so setzt man Butter ans Feu- dessen Schädel als Besonderheit über Anordnung dentat, weil der Jäger damit die Bevölkerung von schmack süß und eckel, wie zahm Schwei- er und wenn solche braun ist, gießet man des Grafen von Salburg an das Leonsteiner Schlos- der Bedrohung durch dieses „Untier“ befreit hatte. nefleisch, sehr schleimig, unverdaulich, gibt ein halbes Rösel Senf, Wein und brühe so stor genagelt wurde. 43) böse Nahrung und wird mehr zur Arznei viel hinzu, als man genug zu haben mey- Die Jäger erhielten von der Herrschaft pro erleg- (indem das Fleisch daraus gekocht wird), als net. Darzu thut man auch Zucker, Citrone, tes Wild ein festgelegtes Schussgeld. In der ent- in der Küche gebraucht. Aber der Kopf und Pfeffer und Ingwer und lässt es alles durch Hohe Geldprämien für sprechenden „Taxordnung“ vom Stift Spital vom die Tatzen werden als eine besondere Deli- einander kochen. So dann legt man die Bä- den Bärenabschuss Jahr 1793 44) und 1803 45) werden für die Erlegung katesse folgender Gestalt zugerichtet: Man ren-Tatzen hinein, und lässt sie darinnen eines Bären fünf Gulden bezahlt, für einen Wolf nimmt einen Bärenkopf, nachdem derselbe ganz mürb sieden, legt sie ordentlich in die Der Grundherr, zuständig für den Schutz und vier Gulden und für einen Luchs drei Gulden. Im wie ein Schweins-Kopf abgeschnitten wor- Schüssel, gießt die Brühe darüber und gar- Schirm seiner Untertanen, war die Erlegung eines Vergleich dazu bringt ein 14er Hirsch zwei Gulden den, und brennt diesen eben, als wie jenen niert sie mit Gebackenes. Bären einiges wert. Ein Bärenabschuss wurde mit 15 Kreuzer (ein Gulden = 60 Kreuzer), eine Gämse mit heißem Eisen. Wenn diesem genug ge- In der Arznei braucht man vom Bär das hohen Geldprämien belohnt. Dem Schützen wink- 45 Kreuzer (sieben Gämsen = ein Bär), ein Auer- schehen, so schneidet man ihm vorne am Fett, Galle und Augen. Das Fett wärmet, te nicht nur Geld, es stiegen damit auch Ruhm und hahn 45 Kreuzer, ein Edelmarder 45 Kreuzer, ein Maul das Fleisch los, und zugleich inne- zerteilet und erweichet, nutzet in Oh- Steinmarder 30 Kreuzer (= ½ Gulden), ein Fuchs ren-Weh, Haar-Ausfallen, Gicht-Schmer- 24 Kreuzer, ein „Gamsgeyer“ ein Gulden 30 Kreuzer. zen, Ohren-Geschwulsten und Geschwü- 42) Zedlers Universal-Lexikon (1732–1754), S. 115f., auch: 40) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22 Raubtiere, Fasz. 91, Nr. www.mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/zedler 34, fol. 3–7. ren an Schien-Beinen. In Brüchen und 43) OÖLA, Kirchdorf-Micheldorfer Sensenschmieden, Sch. 296, 44) OÖLA, StiA Spital, Sch. 358. 41) Kurzer Begriff der Edlen Jägerey. Nordhausen 1745, S. 197. Mutter-Fall (prolapsu uteri) brauchen es Wald. 45) OÖLA, StiA Spital, Sch. 358, fol. 287 u. 365v.

96 97 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

1793 setzte die Herrschaft Steyr für jeden gefange- nen oder geschossenen Luchs, der noch frisch zur In einer Grenzbeschreibung der zur Herrschaft Herrschaft nach Steyr geliefert wird, als zusätzliche Klaus gehörenden Wälder wurden im Jahr 1642 die Prämie einen „Species Ducaten“ aus. 46) Wolfsgruben beim Humsenbauer am Humsenbau- ernkogel bei Micheldorf erwähnt. 50) Der Humsen- Den Bär behält sich „Ihre Hochfürstliche bauernhof existiert heute nicht mehr, die Reste sei- Durchlaucht“ nes Waldes liegen nun südlich des Segelflugplatzes In der Liste der 1731 im Gebiet der Herrschaft in Micheldorf. Steyr erlegten wilden Tiere scheinen ein Bär, ein Luchs, fünf Otter, fünf Steinmarder, 47 Edelmar- Wolfsjagden im Stodertal der und 278 Füchse auf. Auf der Rückseite dieser Aufrufe zur Wolfsjagd im Stodertal sind für die Liste steht: Bär, Luchs und die fünf Otter „haben Jahre 1765, 1766, 1807 und 1808 belegt: 51) Der Ihre Hochfürstliche Durchlaucht für sich behalten“, alles Forst- und Waldmeister vom Stift Spital schickte andere kaufte der Kürschner. 47) am Samstag den 3. August 1765 die Anordnung aus, dass am Montag den 5. August und Dienstag Bären-Fallgruben den 6. August eine Wolfsjagd stattfindet, bei der je- Es gibt auch Beschreibungen von Bären-Fallgru- der Hof-Inhaber eine Person zu schicken hat. Wer ben, so im 1745 verlegten Jagdlehrbuch Kurtzer mehr Knechte hat, soll ein bis zwei Knechte schi- doch gründlicher Begriff der Edlen Jägerey: cken. Um fünf Uhr früh müssen alle beim Wagner In alter jagdlicher Fachliteratur findet sich die Anregung, Wölfe in ein Gatter zu locken, in dem sie dann gefangen in der Bäderau erscheinen. Wer ausbleibt, muss drei Nachdem der Wechsel des Bären erkundet war, Reichstaler Strafe zahlen. sind. Die Wölfe sollten durch eine bewegliche Klappe zwar Die von den Jägern in den Revieren der Herrschaft Steyr gräbt man ein Loch im Geviert von 6 bis 7 Ellen hineingelangen, aber dann nicht mehr zurückkönnen. Geor- erlegten Wildtiere mussten an die Verwaltung im Schloss gica curiosa oder Adeliches Landleben, Herren von Hohberg, [= 4,6 bis 5,4 m) und 18 bis 20 Schuh (= 5,7 bis Am 3. Februar 1766 rief das Waldamt vom Stift Steyr gemeldet werden. Leider haben sich aber nur wenige Nürnberg 1682, S. 648. 6,3 m) tief. Damit der Bär weder hochsteigen, noch Spital auf, dass jeder, der des Schießens kundig ist, Schusslisten erhalten, weshalb nur sporadische Angaben über sich eingraben kann, werden die Wände und der den Wolf auf seinen Wiesen, Feldern und Wegen die Erlegung von Bär, Luchs und Wolf vorhanden sind. Boden mit dicken Bretterbohlen belegt. Oben wird zu erlegen befugt ist. Wer einen Wolf erschießt, be- OÖLA, Panzerschrank 2, Hs 36, Topographie von Oberös- das Loch mit schwachen Baumstangen und wegen kommt als Belohnung drei „Species-Ducaten“. Es ist terreich (Schlösserbuch Hager von Allensteig), 1661. der Tarnung mit Reisig abgedeckt und belegt. Als jedoch streng verboten, mit einem Schießgewehr in Lockmittel wird ein Gefäß mit Honig auf die Ab- den Wald, in die Gräben oder das Gebirge zu ge- deckung gestellt. 48) hen. Wer einen Wolf sieht oder spürt, soll dies den Am 29. September 1807 lässt das Stift Spital in beiden Jägern im Stodertal anzeigen. Windischgarsten und im Stodertal verlautbaren, Wolfsgruben dass „beim nächst eintretenden neuen Schnee“ eine Eine Wolfsgrube muss umzäunt sein, an einer Seite Am 26. März 1766 wurde eine neuerliche Wolfs- allgemeine Wolfsjagd stattfinden wird. Jeder Hof aber einen offenen Zugang haben, drei Klafter tief jagd angeordnet, bei der wieder jeder Hof-Inhaber hat dazu je nach Größe ein oder mehrere Treiber (5,7 m) sein und zwei Klafter breit, unten weiter eine Person beistellen musste. zu stellen. Die Schützen mit einer Büchse haben als oben (glockenförmig). Die Oberfläche wird mit „unausbleiblich und zuverlässig“ zu erscheinen, damit Zweigen getarnt. Als Köder nimmt man eine Ente, 1807 informierte das Hofgericht von Admont das „diesem Untier Einhalt geschieht.“ 52) weil die in der Nacht schreit und so den Wolf am Stift Spital am Pyhrn, dass für den 21. August eine besten anlockt (Lockvogel). 49) Wolfstreibjagd angesetzt ist. Man werde dazu 50 Amtlich angeordnete Wolfs-Treibjagd 1818 Treiber und 30 Schützen stellen. Auch das Stift Das Kreisamt in Steyr ordnete für den 15. und 16. Es gab genaue Anleitungen zur Errichtung von Wolfsgru- 46) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 112, Nr. 53. Spital möge so viele Mann beibringen. Juni 1818 eine Treibjagd an, weil noch immer „meh- 47) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 702, Nr. 25. ben. In diesen wird empfohlen, eine Ente als Lockvogel zu rere Stücke Wölfe vorhanden“ sind und diese eine Be- 48) Kurtzer doch gründlicher Begriff der Edlen Jägerey. Nord- verwenden, weil diese auch nachts schreit und so den Wolf drohung für das Weidevieh darstellen. Die Treib- hausen 1745 (1730). 50) Österreichische Weistümer 13. Bd. S. 94; Oberösterreichische am besten anlockt. Georgica curiosa oder Adeliches Landle- 49) Georgica Curiosa oder […] Adelichen Land- und Feld-Le- Weistümer 2. Bd. Graz 1956, S. 14f. ben, Herren von Hohberg, 2. Teil. Nürnberg 1682, S. 647. bens. 2. Teil. Nürnberg 1682, S. 647 (OÖLA, Bibliothek J 831). 51) OÖLA, StiA Spital, Sch. 358, Wolfsjagden Stoder. 52) OÖLA, StiA Spital, Sch. 358, Wolfsjagden Stoder.

98 99 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

jagd beginnt jeweils um fünf Uhr früh, die Treiber Ausrottung von Bär, Luchs und Wolf und Schützen haben zuverlässig zu erscheinen und sich für zwei Tage mit Brot auszustatten. Es wurde Die intensive Verfolgung von Bär, Luchs und der Schullehrer von Ternberg aufgefordert, dafür zu Wolf, insbesondere seit dem Mittelalter, setzte de- sorgen, dass dieser Befehl von Haus zu Haus an- ren Populationen immer mehr zu. Besonders das gesagt und bekanntgemacht wird und jedes Haus Aufkommen der Schusswaffen verringerte massiv einen Schützen oder Treiber zu stellen hat. das Vorkommen dieser Beutegreifer. Vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kamen immer Nach der Treibjagd berichtete der Schullehrer, dass bessere, handlichere und treffsichere Gewehre auf einige Hausbesitzer keine Person gestellt haben. den Markt. Um 1850 war es „geschafft“ – der Bär Jene, die pflichtgemäß erschienen sind, erklärten, in war in Österreich ausgerottet! Kaum ein Tier wurde ähnlichen Fällen künftig auch nicht mehr Folgsam- in Oberösterreich so intensiv verfolgt, wie Bär und keit zu leisten, wenn die ausgebliebenen Realitä- Wolf. Der letzte Bär im Böhmerwald war das 1833 Wölfe sind Rudeltiere, die in ganz Europa verbreitet waren. tenbesitzer nicht zur Verantwortung gezogen und erlegte Exemplar. 57) 1810 wurde im Reichramin- Sie wurde jedoch im 19. Jahrhundert in nahezu allen bestraft werden. Er legte dazu eine genaue Häuser- ger Hintergebirge das letzte Rudel Wölfe gesehen, Regionen durch menschliche Bejagung stark dezimiert oder 53) vollständig ausgerottet. Johann Coler: Oeconomia ruralis et und Namensliste vor. 1821 im Almtal der letzte Luchs erlegt, 1835 der Nach Bär und Wolf zählt der Luchs zu den großen domestica. Mainz 1645, S. 583. letzte Bartgeier in den nördlichen Kalkalpen erlegt Land-Beutegreifern, der über viele Jahrhunderte starker Grenzstreitigkeiten, ausgelöst von einem von Wöl- und 1869 der letzte Bär in der Göritz im Boding- Verfolgung ausgesetzt war. Johann Coler: Oeconomia ruralis fen gerissenen Hirsch graben bei Molln geschossen. 58) et domestica. Mainz 1645, S. 586. der Gemeindegrenze zwischen Reichraming und Ende 1622 kommt es zu einem Streit über die Rosenau am Hengstpass Wildbann-Grenzen zwischen der Herrschaft Steyr Ein paar Vergleiche: Im Allgäu wurde 1770 der und dem Stift Admont. Der Abt beschwert sich letzte Bär zur Strecke gebracht, in Oberbayern Reichraminger Hintergebirge und Sengsengebirge Ennstal, Raum Ternberg, Losenstein, Großra- über den Jäger der Herrschaft Steyr, weil dieser zwei 1835, in der Nordschweiz 1850, in Südtirol 1873, Bärenriedlau und Bärenwald an der Sengsengebir- ming, Weyer, Gaflenz Knechte beauftragt habe, die Reste von einem Hir- im Engadin 1904 (= der letzte Bär der Schweiz), ge-Südseite in der Gemeinde Roßleithen Bärenkogl und Bärenmauer in der Gemeinde Groß- schen, den die Wölfe gerissen hatten, vom fremden 1937 in Frankreich. 59) Bärenwald im Hinteren Rettenbachtal, am Abhang raming Jagdgebiete über die Grenze hinüberzuschaffen. 54) des Mayrwipfels Bärenau und Bärenreith in der Gemeinde Gaflenz Erst nach langer Abwesenheit konnte der Luchs im Bärenmauer im Hintergebirge, südlich der großen Bärenkogel bei der Viehtaleralm, Bäreneben (Obs- Wölfe mit Fangeisen gefangen Jahre 1996 wieder in die Region des Nationalpark Klause weyer), Bärenlucken (Forst Weyer) in der Gemeinde In einem Bericht des Forstmeisters der Herrschaft Kalkalpen zurückkehren. 60) Wolfslucken im Bodinggraben 62) Weyer Steyr wird 1826 erwähnt, dass insgesamt fünf Wöl- Wolfsgruben Flurbezeichnung auf der Sengsenge- Bären-Riegl (eine Erhebung beim Saugrabenspitz, fe mit Fangeisen gefangen wurden. 55) Flurnamen, die auf Bär, Luchs und Wolf hinweisen birge-Südseite im Bereich der Gruben zwischen Weyer) ist zwar urkundlich 1575 als Pernrigl be- Ermittelt auf der Kartenbasis von DORIS, 61) ins- Gamskogel und Rohrauer Größtenberg, Gemeinde legt, 63) aber heute nicht mehr gebräuchlich Behördliche Prämie für die Erlegung von Wolf besondere der dort abrufbaren Urmappe und der St. Pankraz Bärenreith nahe der Mariengrotte in der Gemeinde und Luchs 1817/27 Ö-Grundkarte. Wolfsgraben auf der Sengsengebirge-Südseite zwi- Gaflenz Das Traunkreisamt legte am 2. April 1817 eine Prä- schen Rohrauer Größtenberg und Schneeberg Bärenau in der Nähe der Lindaumauer, Gemeinde mie von acht Gulden für die Erlegung eines Wolfes Wolfskopf Bergrücken im Reichraminger Hinter- 57) Georg Rauer/Bernhard Gutleb: Der Braunbär in Österreich. Gaflenz fest (wobei die Schnauze als Beleg vorzuweisen ist) Wien 1997, S. 6. gebirge, südlich der Anlaufalm, zwischen Hoch- Bärengraben am Nordabhang des Schoberstein und erweiterte diese am 29. September 1827 auch 58) www.kalkalpen.at/system/web/sonderseite.aspx?menuon- schlachtbach und Schwarza Bach, über ihn läuft (Graben zwischen Schoberstein und Pfaffenmau- auf die Erlegung eines Luchses. 56) r=221633442&detailonr=221633442 (abgefragt am 18. 2. auch genau die Gemeindegrenze von Reichraming 2015). er), Oberlauf des Klausbaches im Trattenbachtal, und Weyer 59) Bruno Hespeler: Brunos Heimkehr. Bär, Wolf und Luchs Gemeinde Ternberg 53) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 836, Nr. 2. kommen wieder. Ängste, Risiken und Hoffnungen. Bozen 2006, Luchsboden unterhalb des Alpstein nahe der Eben- 54) OÖLA, HA Steyr, Sch. 894, Fasz. 118, Nr. 2. S. 78f. forstalm, Reichraminger Hintergebirge, genau an 55) OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 836, Nr. 4. 60) http://npk.riskommunal.net/system/web/zusatzseite.aspx?- 63) Hauptwaldbuch 1575, Staatsarchiv Wien, Abschrift im 56) OÖLA, HA Steyr, Sch. 891, Fasz. 643, Nr. 2, Kurrende Nr. menuonr=221799721&detailonr=222367863 (abgefragt am 28. OÖLA, HA Steyr, Hs 1317; Konrad Schiffmann: Historisches 10541/135 mit Hinweis auf die Kurrende vom 2. April 1817 Nr. 2. 2015). 62) OÖLA, Kirchdorf-Micheldorfer Sensenschmieden, Schachtel Orstnamen-Lexikon des Landes Oberösterreich. 1. Bd. Linz 1935, 3314 und Regierungsdekret vom 6. September 1817 Nr. 23364. 61) www.doris.at. 296, Wälder und Waldwirtschaft. S. 56.

100 101 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Bärengraben in Unterdambach am Sonnberg in der Auszugsweise Belege für erlegte Bären, Wölfe und Jahr Tierart, Anzahl Gegend Quelle Gemeinde Garsten Luchse 1630 3 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Wolfau, ein Hausname in der Ortschaft Breitenfurt, Abschusslisten oder Jagdrechnungen haben sich 1632 2 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Gemeinde Ternberg nur sporadisch erhalten, deshalb ist keine geschlos- 1634 7 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Wolfstalergraben ist ein Zubringer zum Stiedelsbach sene Belegreihe über erlegte Bären, Wölfe und 1635 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. in der Gemeinde Losenstein Luchse möglich. In den erhaltenen historischen 1636 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Wolfberg Hausname am Hutterberg in der Gemein- Unterlagen fällt auf, dass speziell in der ersten Hälf- 1638 4 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. (plus Wildkatze) de Losenstein te des 18. Jahrhunderts immer wieder die Erlegung 1639 2 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Wolfberg Hausname südwestlich von Laussa (in der von Bär, Luchs und Wolf aufscheint. Oder anders Hintersteineralm OÖLA, StiA Spital, Sch. 755, fol. 272. 1641 2 Bären Urmappe als Außerwolfberg angeführt) ausgedrückt: Wenn Archivalien mit Angaben über (westl. Pyhrnpass) Zeman, S. 62 u. 64. Wolflochbach, Wolfbauer und Rotwolf im Pechgraben die im Gebiet der Herrschaft Steyr erlegten Wild- 1641 2 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. in der Gemeinde Laussa tiere vorhanden sind, dann finden sich darin auch OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 699, fol. 15–64 u. Sch. 1642 2 Bären im Raum Spital Wolfsgrub an den Abhängen zum Stodergraben in Bär, Luchs und Wolf. Zwar auch lückenhaft, aber 755, fol 291ff. Zeman (Anm. 3), S. 63 u. Fußnote 115. der Gemeinde Laussa doch in guten Jahresfolgen gibt es vom Stift Spital OÖLA, StiA Spital, Sch. 755, fol. 270–339 u. Sch. 704, 1644 2 Bären Höll, Wurzeralm Wolfthal Stiedelsbach, Losenstein am Pyhrn Listen des von den Revierjägern an das fol. 60–61, sowie Sch. 699, fol. 15–63. Zeman, S. 65. Wolfsgrub südlich von Pettendorf in der Gemeinde Kloster abgelieferten Wildes von 1610 bis 1710. In 1647 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Gaflenz diesem Zeitraum, von dem 28 Jahre fehlen, scheint 1651 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. der Abschuss von 54 Wölfen auf. Es wurden also in 1653 3 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Raum Spital, Windischgarsten, den 72 dokumentierten Jahren 54 Wölfe erlegt. Von 1654 3 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Hinterstoder, Molln den Jahren 1840 und 1842 sind genaue Schusslisten Bär im Graben, Flurbezeichnung im oberen Bereich der 25 Jagd-Reviere der Herrschaft Steyr erhalten. 1655 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. des Fraitgraben zwischen Windischgarsten und In diesen gedruckten Formularen bleiben die Spal- 1659 3 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Rosenau am Hengstpass ten für „Wölfe“ und „Luchse“ stets leer, aber jene für 1659 1 Wolf Herrschaft Steyr OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 496, Nr. 8. Bärenwald im Hinteren Rettenbach, Roßleithen die „Kleinen und Großen Geyer“ belegen zahlreiche 1659 1 Luchs Herrschaft Steyr OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 496, Nr. 8. Bärenalm und Bärenkopf in Hinterstoder Abschüsse. Beispielsweise wurden im Revier Stein- 1667 1 Luchs Forst Obsweyer OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 474, Nr. 5. Wolfbauer, Hausname in der Gemeinde Molln bach 1840 insgesamt 41 kleine Geier und 11 große 1671 1 Wolf Forst Niederamt, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 64) Wolfsgrub am Paltenbach, nahe Dirngraben, zwi- Geier erlegt. 1674 1 Wolf Herrschaft Klaus OÖLA, StiA Spital, Sch. 359, fol. 710. schen Ramsau und der Forsthub, Gemeinde Molln. 1677 1 Wolf Winklerforst, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 64) OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 733, Nr. 1. um Klaus u. Steinbach 2 Bären Zeman (Anm. 3), S. 135. 1677 am Ziehberg Jahr Tierart, Anzahl Gegend Quelle 1679 1 Bär Spital ebenda, S. 108. 1553 1 Bär zw. Klaus u. Spital Zeman (Anm. 3), S. 25. 1680 1 Bär Spital ebenda, S. 108. 1556 2 Bären zw. Klaus u. Spital Zeman (Anm. 3), S. 25 u. 27. 1682 1 Bär Spital ebenda, S. 108. 1615 1 Wolf Bosruck OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1683 1 Bär Spital ebenda, S. 108. 1616 1 Bär Frenz, Gaflenz OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V., 22, Fasz. 91, Nr. 34. 1684 1 Bär Spital ebenda, S. 108. 1621 6 Wölfe Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1684 1 Wolf Forst Au, Steinbach OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 496, Nr. 8. 1622 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1684 1 Wolf Forst Ramsau OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 496, Nr. 8. 1625 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1684 3 Luchse Herrschaft Steyr OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 496, Nr. 8. 1626 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1690 1 Wolf Forst Pyhrn, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. Tamberg (Bergrü- 1690 1 Luchs Schwarzkogel, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1627 1 Bär cken zw. St. Pankraz Zeman (Anm. 3), S. 62. 1691 1 Wolf Kirchstein Forst, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. u. Vorderstoder) 1701 2 Luchse Steyrling Zeman (Anm. 3), S. 135. 1627 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1708 1 Wolf Forst Niederamt, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1629 1 Wolf Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356.

102 103 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Jahr Tierart, Anzahl Gegend Quelle Jahr Tierart, Anzahl Gegend Quelle 1710 1 Wolf Forst Niederamt, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1769 2 Wölfe Hennweng, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1712 1 Luchs Präwald-Rottal, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1769 1 Wolf Pyhrn, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. 1714 1 Wolf Forst Molln OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 536, Nr. 22. Revier Anzenbach OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35 Jagdrech- 1773 2 Luchse 1714 1 Wolf Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 536, Nr. 22. u. Kohlschlag nungen, Fasz. 562, Nr. 1, fol. 347. 1714 1 Luchs Forst Au/Steinbach OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 536, Nr. 22. 1775 5 Wölfe Herrschaft Steyr OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 636, Nr. 8, fol. 182. OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 1714 3 Luchse Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 536, Nr. 22. 1775 2 Luchse 65) Revier Waldhütten 1715 1 Wolf Forst Molln OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 106, Nr. 5. 636, Nr. 8, fol. 192, 166 u. 207. Windischgarsten u. OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, Fasz. 111, Nr. 69. u. Sch. 1715 2 Luchse Forst Au/Steinbach OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 106, Nr. 5. 1776 2 Luchse Revier Anzenbach 932, Fasz. 536, Nr. 31, Fasz. 564, Nr. 2, fol. 225v. 1715 3 Luchse Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 106, Nr. 5. OÖLA, HA Steyr, Sch. 932, Fasz. 112, 1717 1 Luchs Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 536, Nr. 22. 1777 2 Luchse Revier Windischgarsten v v v Nr. 16, fol. 266 , 275 u. 309 . 1719 1 Wolf Präwald, Spital OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. OÖLA, HA Steyr, Sch. 932, Fasz. 112, 1777 3 Luchse Revier Anzenbach 1719 1 Wolf Forst an der Enns OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 537, Nr. 2. Nr. 16, fol. 266v, 275v u. 309v. OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, 1728 1 Wolf Forst Ramsau 1791 1 Luchs Revier Waldhütten OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 639, Nr. 8. Fasz. 518, Nr. 11. v 1792 2 Luchse Obsweyer u. Waldhütten OÖLA, HA Steyr, Sch. 932, Fasz. 564, Nr. 5, fol. 353 u. 360 . 1728 1 Luchs Forst Ramsau OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 120, Nr. 9. 1793 1 Luchs Anzenbach OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 564, Nr. 4. OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, v 1728 1 Luchs Forst Großraming 1794 1 Luchs Waldhütten, Obsweyer OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 518, Nr. 13, fol. 119 . Fasz. 518, Nr. 11. Forst Pirgis (Pyrgas), 1730 1 Luchs Forst Ternberg OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 120, Nr. 6. 1799 3 Luchse OÖLA, StiA Spital, Hs 276, fol. 5v. Imitz u. Tamberg, Spital OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V Jägerrecht, Fasz. 518, v 1731 1 Bär Forst Arzberg 1802 1 Luchs Steyrling OÖLA, StiA Spital, Hs 276, fol. 78 . Nr. 16 u. Sch. 920, Mappe V, 22, Fasz. 702, Nr. 25. 1805 1 Luchs Steyrling OÖLA, StiA Spital, Hs 276, fol. 138v. Forst Au/Steinbach, 1732 3 Luchse OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 564, Nr. 6. Pernwald u. Nie- Molln, Großraming 1808 2 Wölfe OÖLA, StiA Spital, Hs 276, fol. 172, 174 u. 178. deramt, Spital 1732 3 Luchse Forst Arzberg OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 564, Nr. 6. 1808 4 Wölfe Stoder OÖLA, StiA Spital, Hs 276, fol. 172, 174 u. 178. 1733 3 Luchse Herrschaft Steyr OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, Fasz. 111, Nr. 2. OÖLA, Kirchdorf-Micheldorfer Sensenschmieden, Sch. OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, 1734 4 Luchse Herrschaft Steyr 1809 1 Wolf Micheldorf 293, Nachlass Zeitlinger, Verzeichnis der Wirbeltiere, Fasz. 518, Nr. 11. welche in der Umgebung von Leonstein vorkommen, S. 3. OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, 1735 2 Luchse Forst Großraming OÖLA, Kirchdorf-Micheldorfer Sen- Fasz. 536, Nr. 23. 1811 1 Wolf Leonstein senschmieden, Sch. 296, Wald. OÖLA, HA Steyr, Sch. 916, V, 18 Jägerrecht, 1737 1 Luchs Mayrhoftal, Obsweyer 1826 7 Wölfe Mayrhoftal, Weyer OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 836, Nr. 4. Fasz. 111, Nr. 10. Forst Mayrhoftal u. OÖLA, StiA Spital, Sch. 704, In Jurisdictiona- 1826 2 Luchse OÖLA, HA Steyr, Sch. 920, V, 22, Fasz. 836, Nr. 4. Waldhütten, Weyer 1745 1 Bär Steyrling li 1534–1747, fol. 143 u. Nachtrag Sch. 36, fol. 59-71. Zeman A(nm. 3), S. 107 u. 111. einer in Obsweyer, OÖLA, HA Steyr, vw Sch. 931, V, 1745 2 Bären der zweite in Steyrling 35, Fasz. 518, Nr. 10, fol. 208v OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 1745 1 Luchs Forst Großraming 518, Nr. 10, fol. 204 u. 205. 1754 1 Luchs Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 518, Nr. 12, fol. 164. 1755 1 Luchs Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 518, Nr. 12, fol. 172. 1756 1 Luchs Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 518, Nr. 12, fol. 179v. 1759 1 Luchs Forst Großraming OÖLA, HA Steyr, Sch. 931, V, 35, Fasz. 518, Nr. 12, fol. 186. 65) Zusätzlich werden 21 Luchs-Bälge angeführt, die der Kürschner verwahrt, mit der Bemerkung, dass drei sehr klein und 1766 1 Wolf Klaus OÖLA, StiA Spital a. Pyhrn, Sch. 356. einige sehr schlecht sind. Der Wert wird mit 80 Gulden beziffert (etwa der Preis für ein kleines Haus).

104 105 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Wiederansiedlung der Bären Erich Mayrhofer, Molln in Österreich

Bär, Luchs und Wolf sind für ein natürliches und Thronfolger Franz Ferdinand ausgewogenes Ökosystem wichtig. In Österreich wanderte 1971 der erste Bär von Slowenien kom- mend ins Ötschergebiet ein („Ötscherbär“), er blieb in den Kalkalpen aber fast 20 Jahre allein. Kommentierter Ausstellungskatalog 1989 wurde im Ötschergebiet eine Bärin ausgesetzt. 1991 gab es wieder erste Jungbären in Österreich.

Von 1998 bis 2006 wurden slowenische Braunbären Folgender Text entspricht großteils dem im Rahmen der im Trentino und in den Pyrenäen ausgesetzt, um die Tagung „Fürsten in der Wildnis“ gehaltenen Vortrages. zu klein gewordenen Bärenpopulationen zu stützen. Er stellt aber auch gleichzeitig eine leicht erweiterte 2005/06 wanderten die ersten Jungbären aus dem Form der von 7. November bis 7. Dezember 2014 ge- Trentino (der Name Trentino bezeichnet das Land zeigten Ausstellung dar. Es erschien deshalb sinnvoll, um Trient) über Österreich bis in die Schweiz und Fotos: Nationalpark Kalkalpen/E. De Haan den Text in diesem Rahmen als quasi kommentierten nach Bayern. Ausstellungskatalog zu publizieren.

schließlich das Klicken der Kamera hörte, drehte er Bären in der Pyhrn-Eisenwurzen sich um und lief davon. 67) Der Nationalpark eignet Erzherzog Franz Ferdinand – sich als Lebensraum und Durchzugsgebiet für den Biographisches Bären sind in den Kalkalpen seit über 100.000 Jah- Braunbären gut und seine Anwesenheit ist somit re heimisch, nur zwischen 1869 und 1990 galten sie „ein besonderes Qualitätsmerkmal für den National- Als Staatsmann der Habsburgermonarchie hat- als ausgestorben. 66) Im Raum der Pyhrn-Eisenwur- park Kalkalpen“. 68) te Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand d’Este zen leben derzeit keine sesshaften Bären. Es ziehen vielfältige Verpflichtungen. Besonders dem Land lediglich einzelne Bären immer wieder durch das Norbert Gerstl, der „Bärenanwalt“ des WWF Ös- „ob der Enns“ und den Kalkalpen widmete er viel Gebiet. In der inzwischen eingestellten National- terreich sagte: Zeit und Interesse. Dem Militär, der Denkmalpfle- park-Zeitschrift Natur im Aufwind wurde von der ge, der Jagd und seinen persönlichen Kontakten Begegnung eines Menschen mit einem Braun- Ob der Braunbär in den Alpen leben kann, im Enns- und Steyrtal galt seine Zuneigung. Der bären berichtet. Herr Ernst de Haan fotografiert ist keine Frage des Lebensraums, sondern gute Ruf der Steyrer Burggrafen am kaiserlichen gern Orchideen und machte deshalb am 25. Mai eine Frage der Akzeptanz. Diese Bemü- Hof und die frühe militärische Ausbildung in Enns 2004 im Nationalpark Kalkalpen ein paar Bilder. hungen um eine verbesserte Akzeptanz der haben dazu beigetragen, dass Franz Ferdinand per- Auf einer abgelegenen Forststraße auf der Südsei- Rückkehr des Braunbären braucht es ins- sönliche Beziehungen zu den Berge und Tälern die- te des Sengsengebirges lehnte er gerade am Stra- besondere bei Bergbauern, Imkern, Jägern ser Region aufbauen konnte. ßenrand an einer Fichte, als er einen Braunbär auf und der breiten Bevölkerung. 69) Erzherzog Franz Ferdinand ihn zutrotten sah. Weil er seine Kamera „schussbe- • Geboren am 18. Dezember 1863 in Graz, reit“ hatte, gelangen ihm ein paar Bilder von seiner Erzherzog von Österreich-Este. 67) Natur im Aufwind, Heft 49, Herbst 2004, S. 3. ungewöhnlichen Begegnung mit dem Bären, der 68) http://root.riscompany.net/riscompany/navigation/default_ • 1878: Beginn der militärischen Laufbahn; Aus- • 1892 bis 1893: Weltreise von Triest nach Indien, ihm bis auf 35 m nahe gekommen war. Als dieser frame.asp?imenuonr=177249&aspfile=http%3A%2F%2Froot. bildung zum General der Kavallerie und zum China, Japan, Australien und Amerika. riscompany.net%2Friscompany%2Fnews_detail.asp%3Fon- Admiral. • 1895: Erkrankung an Tuberkulose. r%3D125054%26imenuonr%3D177249&cnr=134 (abgefragt • 1889: Thronfolger nach dem Tod des Kronprin- • 1900: Heirat mit Sophie Gräfin Chotek (1868– 66) www.kalkalpen.at/system/web/sonderseite.aspx?menuon- am 29. 9. 2012). r=221633442&detailonr=221633442 (abgefragt am 29. 9. 69) www.waldwissen.net/wald/wild/management/lwf_braun- zen Erzherzog Rudolf am 30. Jänner 1889. 1914). 2012). baer_oesterreich/index_DE (abgefragt am 18. 2. 2015). • 1901 bis 1904: Geburt der drei Kinder.

106 107 Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen

Feichtau mit Hohem Nock 1898

Steyr 1880 Schloss Lamberg. Aquarell von A. Lebeda

Anna Gräfin von Lamberg 1837–1897( ), • Staatsbesuche in Rumänien 1909, England 1912, Auch der Nationalpark Kalkalpen und seine Umge- oben Schießscheibe. Berlin 1913. bung gehörten einst zur Herrschaft Steyr. • Eigene Militärkanzlei im Schloss Belvedere, Protektor der Zentralkommission für Denkmal- 1666 gelang es der Familie Lamberg vom kaiserli- Mal auf einen wirtschaftlichen Höhepunkt. Seiner pflege, Förderer des Trialismus „Österreich-Un- chen Hof Leopolds I. Schloss und Herrschaft Steyr am 30. März 1897 verstorbenen Frau Gräfin Anna garn-Süd-Slowenien“, Förderer der k.u.k. ganz in ihren Besitz zu bekommen. Franz Ferdi­ von Lamberg-Lamberg wird jährlich am 26. Juli in Kriegsmarine, Generalinspektor der gesamten nand Graf Lamberg (1638–1712) war von 1686 bis der Bodinggrabenkapelle bei der Anna-Messe ge- bewaffneten Macht ab 1913. 1712, wie auch sein Großvater, Landeshauptmann dacht. • Ermordet am 28. Juni 1914 in Sarajevo. ob der Enns. Vor allem die Jagd und Holzwirtschaft verbanden die Lamberge seit jeher eng mit dem Die Zeiten wurden schlechter und die Wirtschafts- Erste Verbindungen zur Herrschaft Steyr und zum kaiserlichen Hof. kraft der Lambergschen Gutsherrschaft sank. Bei Enns- und Steyrtal: Die Burggrafen von Steyr zähl- der Überschreibung der Güter nach dem Tod sei- ten zu den bedeutendsten Familien der Habsburger Die Herren von Lamberg und ihre Förster beharrten nes Bruders Franz Emmerich, mussten Heinrich Franz Emmerich Lamberg (1832–1901) Aristokratie. Seit dem 13. Jahrhundert waren An- auf der Erhaltung der Feichtau- und Zwielauf-Ur- Graf von Lamberg (1841–1929) hohe Steuern und gehörige des Geschlechts von Lamberg durch Ge- wälder, die sie 1887 unter Schutz stellten, sowie Abgaben entrichten. Er musste Jagden verpachten nerationen im Hof-, Staats- und Militärdienst des kleinerer Urwälder am Ebenforst und am Tiefling. und Forstämter zusammenlegen, doch der Perso- Hauses Habsburg tätig und erwarben sich für die nalstand wurde kaum reduziert. Er selbst war be- Römisch-katholische Kirche Verdienste als Dom- Nach der Gamstreibjagd lud Frau Anna Gräfin von geisterter Jäger und besuchte besonders zur Hirsch- herren, Bischöfe, Erzbischöfe oder Kardinäle. Lamberg (1837–1897) die Jagdgäste und das Per- und Gamsbrunft die Reviere. Sein Motto – „Nur ein sonal zum Scheibenschießen in den Bodinggraben guter Jäger kann ein guter Forstmann sein“ – wurde Sigmund Freiherr von Lamberg (1565–1632) und ein. 1898 reiste Graf Franz Emmerich (1832–1901) damals von den Vorgesetzten mit der Bemerkung auch sein Sohn Georg (geb. 1605) wurden jeweils mit dem Forstpersonal nach Wien, um Kaiser Franz „nur bedingt im Außendienst einsetzbar“ kommen- zu Landeshauptmännern im Land ob der Enns Joseph I. (1830–1916) zum 50. Regierungsjubiläum tiert. ernannt. Kaiser Leopold I. (1640–1705) war der zu huldigen. Taufpate des 1667 geborenen Leopold Matthias Die Ausgaben für die Rotwildreviere, für Jagd- Graf von Lamberg, der spätere Obrist-Erbland-Jä- Franz Emmerich Graf von Lamberg war gut mit aufsicht, Winterfütterung und Wildschadensver- germeister und Ritter des Goldenen Vlieses. Er dem Thronfolger bekannt, ja befreundet. Die gütung überstiegen bei weitem die Einnahmen. wurde 1707 in den Reichsfürstenstand erhoben. 103.778 Joch große Herrschaft Steyr war die größte Sparmaßnahmen mussten ergriffen werden. Große in Oberösterreich. Trotz starker Belastungen führte Teile der Reviere im Enns- und Steyrtal wurden Franz Emmerich die Herrschaftsgüter zum letzten Heinrich Graf von Lamberg (1841–1929)

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fand Gefallen an dem Sohn des Sä- belschmiedes aus Unterhimmel bei Christkindl (damals Gemeinde Garsten) und unterstützte ihn.

Ensemble Bodinggraben um 1900 Auf Empfehlung des Grafen Lamberg wird Michael Blümelhuber Michael Blümelhuber (1865–1936), Stahl- zum Studium der Stahl­ schnittmeister in Steyr industrie nach Deutsch- land geschickt.

1892 schenkte Blümelhuber Kaiser Franz Joseph I. eine Papierschere und bekam dafür einen Brillant­ Meisteratelier von Michael Blümelhuber in Steyr. ring. 1894 erhielt er den Auftrag, eine Papierschere für den österreichischen Thronfolger Franz Ferdi­ nand anzufertigen. 1901 verlieh Kaiser Franz Jo- Baron Max von Imhof (1858–1922) Steyrer Gesellschaftsleben eine gewisse Rolle spiel- seph I. Blümelhuber das Goldene Verdienstkreuz. te, am 1. Mai 1884. Er war zeitweiliger Präsident Weitere wichtige Werke Blümelhubers sind: Jagd- Als Freund des Erzher- des Rennvereines und seit 5. November 1891 Mit- messer des Erzherzogs Franz Ferdinand, Jagdmes- zoges Franz Ferdinand glied des Verwaltungsrates der Waffenfabrik. ser der Familie Imhof, Schere für Graf Lamberg und Kumpan während Gräfliche Visite auf der Ebenforstalm 1905 mit zwei naturgetreuen Gämsen. der Zeit bei den Ennser Anlässlich der Elektro-, Industrie- und Forstausstel- Dragonern übernahm er lung, die Kaiser Franz Joseph I. am 19. August 1884 Über „warme Für- 1905 die Jagd von Franz besuchte, fanden zwei Tage zuvor „Offiziers-Ren- verpachtet, so auch das Sengsengebirge, das für ei- sprache des österrei- Ferdinand im Sengsenge- nen des k. k. 3. und 4. Dragoner-Regiments“ auf den nige Zeit an Thronfolger Erzherzog Franz Ferdin- chischen Thronfolgers birge. Imhof wurde 1908 Garstnerfeldern statt. Erzherzog Franz Ferdinand, and ging. Franz Ferdinand“ Korrespondent für Denk- der selbst Pferde genannt hatte, beehrte das Ren- wurde am 23. No- malpflege. Er war mit der Baron Max von Imhof nen in Begleitung seines Obersthofmeisters Grafen 1938 verkaufte Vollrat Raimund von Lamberg vember 1905 der ein- zweiten Tochter von Josef (1858–1922) Wurmbrand. Das „große Steeple-chase Rennen“ ge- (1866–1958) die Herrschaft Steyr um 3,1 Millio- stimmige Beschluss Werndl, Caroline Anna wann Oberleutnant Wiesauer auf der Stute „Hexe“, nen Reichsmark an das Deutsche Reich. 1956 ge- des hohen oberös- (1859–1923), verheiratet die Erzherzog Franz Ferdinand gehörte (Steyrer langte der Besitz an die Österreichischen Bundes- terreichischen Land- und ließ sich zunächst in Steyr und im Schloss Dorf Ausstellungs-Zeitung, Nr. 14, 19.8.1884, S. 4). forste. tages zu Errichtung an der Enns nieder. der Meisterwerkstät- Caroline Werndl, verehelichte Baronin Imhof, war Stahlschnittmeister te für Stahlschnitt in Auf Einladung seiner kaiserlichen Hoheit Erzher- nach dem Tod des Vaters (1889) Erbin des Schlos- Michael Blümelhuber (1865–1936) Steyr herbeigeführt. zog Franz Ferdinand fuhr Baron von Imhof diesem ses Vogelsang. Sie ließ es in der Folge ausbauen. Zu Am 18. Juni 1910 bei seiner Weltreise 1893 nach Amerika entgegen. Weihnachten 1890 war es schon wieder bewohn- Als begeisterter Sammler von kunstvoll gearbei- konnte Meister Blü- Von dort nahm er dann an der Reise teil und kehrte bar. 1909 kaufte es Prinz Ludwig von Sachsen-Co- teten Messern und Bestecken förderte Franz Em- melhuber den Neu- Mitte Oktober 1893 nach Steyr zurück. burg-Gotha (1845–1907) unter dem Namen „Villa merich Graf von Lamberg den jungen Michael bau beziehen und Imhof“. Papierschere und Jagdmesser des Blümelhuber durch Aufträge und führte ihn dem seine Arbeit aufneh- Thronfolgers Franz Ferdinand Caroline Werndl heiratete Freiherrn Max von Im- Thronfolger Franz Ferdinand zu. Der Erzherzog men. hof, Leutnant des 4. Dragonerregiments, der im

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Bei dieser Gelegeneheit soll sich Franz Ferdinand über das Windischgarstner Gebiet ganz entzückt und über die Jagd sehr befriedigt geäußert haben. Der Erzherzog hatte 70 Gämsen, Ba- ron Imhof 14 Gämsen erlegt.

Revierverwalter Mathias (Mathäus) Eder (1833–1916)

So wie der Revierverwalter Mathias Eder aus Unterdammbach, Gemeinde Garsten, verfolgten viele Mitarbeiter der Grafschaft Lamberg das Jagdge- schehen und die gesellschaftlichen Beziehungen des Adels mit Interes- Villa Imhof se. Schließlich wurde Mathias Eder Schriftverkehr zwischen Kröger und Eder nicht nur bei der Dienstpost mit „sehr Hoad Vergabe, Abmaßebüchl (oben) Am 22. November 1901 abends traf Erzherzog geehrter seine Excellenz Graf von Lam- Franz Ferdinand in Steyr in Begleitung des Ba- berg’scher Revier-Förster zu Dambach“ angeschrie- Verbindungen zur Region ron Imhof auf der Rückkehr von der Jagd ein. ben, sondern war auch ein besonders pflichtbe- Offensichtlich dürften Erzherzog Ferdinands mi- Während seiner Militärzeit erkrankte er mehrmals Am Bahnhof empfing ihn zahlreiches Publikum. wusster Untertan, der dem Grafen Lamberg und litärische Ausbildung in Enns, die gemeinsamen an Lungentuberkulose, an der schon seine Mutter Darauf fuhr er in die Villa von Baron Imhof zum dem Erzherzog Franz Ferdinand große Sympathie Erlebnisse und die Beziehungen zu seinen Kam- gestorben war. Im Herbst 1895 musste er sogar vo- Soupè, um im Anschluss seine Reise fortzusetzen. entgegenbrachte. Er trug daher über Jahrzehnte meraden einen wesentlichen Einfluss auf den nach- rübergehend aus dem aktiven Dienst scheiden. Von ihre Bilder in seinem Notizbuch mit haltigen Bezug zur Region Steyr-Kirchdorf gehabt 1892 bis 1893 unternahm er auf ärztlichen Rat mit sich und befolgte die Anordnungen haben. Zu Enns und dem Dragonerregiment Nr. einer großen Gefolgschaft eine Weltreise auf dem des Gräflichen Herrschaftsverwalters 4 hatte der Erzherzog eine ganz besondere Ver- Torpedorammkreuzer SMS Kaiserin Elisabeth. Kröger ganz genau. bindung: Er war mehrere Jahre als junger Drago- neroffizier in der Ennser Garnison stationiert und Am 18. Juni 1894 bestieg Erzherzog Franz Fer- Revierförster wie Mathias Eder küm- erfreute sich auf Grund seines leutseligen Wesens dinand die Gradnalm (1.340 m) bei Micheldorf. merten sich um die Verpachtung der und seines wohltätigen Handelns in der Bevölke- In seiner Begleitung waren Baron Rast und Graf „Hoad“ (Wiesen am Damberg), die rung allgemeiner Beliebtheit. Schon am 13. Okto- Fünfkirchen. Der pensionierte Kutscher Adolf Abmaße und den Verkauf des Holzes ber 1883 wurde er hierher versetzt, wo er bei der Pechmann war später bei Franz Ferdinands Jagden am Holzplatz in Sand, die Lieferung dritten Eskadron unter Rittmeister Heinrich Graf im Sengsengebirge als Treiber dabei und wusste viel von Holzkohle für die Industrie, um Beckers zum Dienst eingeteilt war. Franz Ferdi­ über die Jagdgepflogenheiten des Erzherzogs zu Wildschäden aber auch um sein eige- nand war überdies der letzte Regimentsinhaber des erzählen. So wurde Franz Ferdinand wegen seiner nes Wohl. Dragonerregiments Nr. 4. Jagd- und Schießleidenschaft als „Nimrod“ (mythi- scher Held, König; scherzhafter und veralteter Be- Die Jagdleidenschaft des Thronfol- Von 1884 bis 1888 wohnte Erzherzog Franz Fer- griff für Jäger) bezeichnet. gers wurde teilweise mit „Respekt vor dinand als junger Dragoner unter anderem auf dem exzellenten Schützen“ und anderer- Schloss Ennsegg. Nach seiner Versetzung nach 1894, sechs Jahre nach seinem ersten Besuch, traf Revierverwalter der Herrschaft Steyr mit dem Sequester Dr. Ladinser seits mit „Ablehnung dieser Schlächterei“ Prag zog es ihn immer wieder zurück in seine Gar- Erzherzog Franz Ferdinand in strengstem Inkog- (1876); oberste Reihe ganz rechts: Revierjäger Mathias (Mathäus) Eder kommentiert. nisonsstadt Enns. Bekannt ist ein Vier-Tages-Ritt nito in Klaus ein und fuhr mit einem Einspänner (1833–1916) von Prag über Budweis nach Enns (April 1889). ins Brunnental.

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Alte Jagdhütte Bärenriedlau

Franz Ferdinand nach der Gamsjagd bei der Bärenriedlau; 30 Gämsen mit einem Aufgebot von 100 Mann. Träger mit Körben

Konditor und Lebzeltmeister Anton Pumb und 46-seitiger Pachtvertrag (Detail) Am 27. Juni 1895 traf Franz Ferdinand mit Stabs­ bei der Familie Josef Mayrhofer am Hauptplatz, offizieren der Budweiser Garnison bei einem wo er auch während seiner Militärdienstzeit oft zu Übungsritt über Linz in Enns ein. Übernachtet Gast war. Anschließend ging es weiter in das Stift den war der Erzherzog nicht sehr beliebt, aber man wurde im Schloss Ennsegg. St. Florian, wo nach der Tafel Stiftsorganist Franz bewunderte seine Schießkünste. Das Treiberaufge- Hayböck zu Ehren des hohen Besuchs auf der bot musste die Gamsrudel vor den Stand des Erz- Am 26. April 1899 wurde er zum General der Ka- Brucknerorgel spielte. herzogs treiben. vallerie befördert. Außerdem führte er den Ad- miralsrang. Graf Heinrich von Lamberg wurde am Verpachtung der Jagd in den Revieren Rettenbach, 27. Jänner 1903 ebenso zum General der Kavallerie Jagd im Sengsengebirge Pertlgraben, Ramsau und Effertsbach an Erzherzog (T & C) ernannt. Beim Kaisermanöver in 1901 bis 1905 Franz Ferdinand 1901. Inhaltsgliederung: war Franz Ferdinand im Forsthof untergebracht • Grenzbeschreibung des Revieres Ramsau, Graf Jagdhütte Hinterer Rettenbach (näher Angaben dazu fehlen). Erzherzog Franz Ferdinand hat im Laufe seines Lamberg, Forstamt Molln 20. 10. 1901 Lebens 272.511 Stück Wild erlegt. 1902 schoss er • Beschreibung des zu verpachtenden Jagd-Revie- Ferdinand Porsche, der spätere Chefkonstrukteur allein in Konopischt 12.379 Stück „nützliches Wild“ res Ramsau; Graf Lamberg’sches Forstamt Molln • Grenzbeschreibung über das Jagdpachtterrain in der Steyrer Werke, war 1902 bei den Kaisermanö- und 16.451 „schädliche Wild“, wie diverse Chronis- 19.11.1904 den Revieren Ramsau, Effertsbach, Rettenbach vern als k. u. k. Reserveinfanterist vom Regiment ten berichten. Bereits mit neun Jahren erlegte er • Schlussbrief und Original: An die hochgeehrte und Pertlgraben Deutschmeister Fahrer von Franz Ferdinand. sein erstes Wild, denn die Jagd war seine große Güterdirektion Seiner Excellenz des hochge- • Bericht des Forstamtes Molln vom 12.11.1901, Leidenschaft. borenen Herrn Heinrich Graf von Lamberg in Berichtigung des Grenzzugs Sonnwendmauer, Der nächste Besuch in Enns fand bereits in Beglei- Steyr, unterzeichnet am 20.11.1901 Franz Ritter Hahnbaum, Salzagraben, Hinterer-Rettenbach, tung seiner Gemahlin, der Fürstin Sophie Hohen- Der Aufwand bei diesen Jagden war beträchtlich. von Westersheim Gräfl. Lamberg’sches Oberforstamt Steyr e.h. berg, geb. Chotek, mit Auto am 16. Oktober 1906 Treiber, Jäger, Träger und sonstiges Personal, Pfer- • Jagdpacht Vertrag und Gegenbrief, Kröger 14.11.1901 statt. Das Ehepaar kam von Hellmonsödt aus nach de und Material wurden in zahlreichen Holzhütten Steyr 15.11.1901 Enns und nächtigte in Wedls „Gasthof zum Gol- um die Bärenriedlauhütte untergebracht, wo sich denen Ochsen“. Kurzbesuche gab es damals beim die Reitsteige kreuzten. Wegen seiner Jagdmetho-

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Eckdaten des Jagdpachtvertrages Fläche des Jagdreviers: 15.000 Joch = 8.631 ha Jahrespacht: 36.000 Kronen (= ca. € 107.000,– pro Jahr)

Ertragsrechnung des Forstamtes Molln für das Jagdrevier Ramsau (ca. 42 % des an Franz Ferdinand verpachteten Jagdreviers): • Fläche: 3650 ha 83 ar 23 m² • gegenwärtiger Wildstand: »» 320 Hirsche, Tiere, Kälber »» 280 Gamswild »» 120 Rehwild »» 8 Auerhähne Eintrag ins Jagdbuch: „1.000-ster Gamsbock“ »» 4 Birkhähne Gamsjagd im Revier Rettenbach um 1901, Bärenriedlau. Der Thronfolger mit den Förstern und Jägern und den von jährlicher Abschuss: ihm erlegten Gämsen. Bildtext in der Handschrift Josefine „Zimperlich“ war er nicht, der Erzherzog, aber • 60 Hirsche und Kahlwild Schillings. Im Bild ganz li.: Großvater Josef Klausriegler, davor (mit langer Unterhose): Fö. Kupfer; zwei Buben: ein guter Schütze. Er nutzte die Aufenthalte am • 30 Gamsböcke Vater Emmerich Klausriegler u. Emmerich Kupfer • 20 Rehböcke Sengsengebirge intensiv, was Eintragungen in sei- Zweiter von re. Wildmeister Hager; Dritter von re.: Ofö • 2 Birkhähne ne Jagdbücher beweisen. So erlegte er vom 16. bis (Forstm.) Hohlbaum, Windischgarsten; Vierter von re.: 20. August 1902 30 Gamsböcke und 28 Gams­ jährlicher Pachtertrag: 5.700 Kronen Jäger Jos. Rebhandl, Bodinggraben; im Bild re. Neben dem geißen. Vom 26. bis 29. Oktober waren es 38 Gäm- Wildfütterkosten: 1. 300 Kronen Erzherzog: Fo.Adj. Leitner; im Hintergrund li. vom Baum: sen, zwei Rothirsche und ein Rehbock. Im August Wildschäden: 700 Kronen Bez.Fö.Adj. Josef Klausreigler, Bezirksforstinspektion Steyr 1903 erlegte er 40 Gämsen und ein Tier am Hagler div. Jagdausgaben: 700 Kronen (1.669 m), Hochsengs (1.838 m) sowie Mayrwipfl Auslagen zusammen: 2.700 Kronen (1.736 m). Vom 23. bis 28. September 1904 fielen jährlicher Ertrag und Ersparnis: 8.400 Kronen Telegramm von der Bärenriedlau 70 Stück Gamswild und ein Tier. Der prächtige Gamsbock am 26. September am Merkenstein war Graf Lamberg Forstamt Molln sein „1.000-ster“, wie eine persönliche Anmerkung 20.10.1901 und 1904 „Wetter und Aussicht köstlich, ich sitze im Freien vor in seinem Jagdbuch aus 1904 präzise beweist. Mit der Hütte“. Begeistert von der Fernsicht des Sengs- tatkräftiger Unterstützung zahlreicher Treiber, Jä- Erzherzog Franz Ferdinand bestellte den Oberförs- engebirges schrieb Erzherzog Franz Ferdinand am ger, Träger und dem Personal der Lamberg’schen ter Franz Jungmair zu sich ins Belvedere. Am 20. 26. Oktober 1903 ein Telegramm an seine Frau. Forstverwaltung, Oberförster Petrasch und den Re- November 1901 unterzeichnete sein Bevollmäch- Ein Bote ritt eilig aus 1.334 m Seehöhe von der vierförster Josef Scharnreiter und Johann Daxner tigter Kaiserlicher Rat Franz Ritter von Westers- Bärenriedlau ins Tal zur Telegraphenstation in den ging es dann ans Werk. Auch heute noch verurtei- heimb den Pachtvertrag auf fünf Jahre. sonnig gelegenen Markt Windischgarsten. Dort te- len Chronisten dieses „Rekordschießertum“, denn legraphierte er für den Erzherzog weiter: „ein großes Treibaufgebot musste die Gamsrudel vor Die ehemalige Jagdhütte Bärenriedlau war Teil des „Heutige Jagd bei herrlichstem Wetter sehr gut den Stand des Erzherzogs treiben“. Besitzes der Grafen Lamberg und dürfte mehr als ausgefallen, ich erlegte 10 Gams, darunter ka- 300 Jahre alt sein. 1901 verpachtete Heinrich von pitale Böcke, Otto [sein Bruder] 8 Gams“. Lamberg die Jagd vieler Reviere im Bereich des heutigen Nationalparks. Der wohl bekannteste Jagdpächter der gamsreichen Gebirgsrücken war Wiedereröffnung der Bärenriedlau Jagdhütte des Thronfol- Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Ös- gers Franz Ferdinand am 13.9.2014.

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terreich. Die Bärenriedlau war einer der wichtigsten • 17.11. bis 22.11.1901: Franz Ferdinand • Windischgarsten, 25.9.1904: Stützpunkte bei den großen herrschaftlichen Jag- 70 Gämsen, Baron Imhof 14 Gämsen einstündiger Besuch des Erzher- den. 1901 wurde die Hütte revitalisiert und ausge- • Windischgarsten, 16.8.1902: 7 Gamsböcke zogs in der Kinderbewahr-An- baut. Reitsteige zur Anreise wurden angelegt. Größtenberg, 6 Gamsgeiß, 1 Schneehahn stalt Windischgarsten; es war • Windischgarsten, 17.8.1902: 1 Gamsbock, ein Sonntag, an dem er angeb- 2009 stellte das Bundesdenkmalamt die Jagdhüt- Brettstein lich nicht zu jagen pflegte. te Bärenriedlau wegen der jahrelangen Beziehung • Windischgarsten, 18.8.1902: 2 Gamsböcke, • Windischgarsten, 26.9.1904, zum Kaiserhaus unter Denkmalschutz. Die Jagd- Bärenriedl 1 Tier, Schneeberg, 5 Gamsböcke, hütte ist ein wichtiges kulturhistorisches Objekt • Windischgarsten, 19.8.1902: 8 Gamsböcke, Merkenstein, 2 Gamsgeißen, und ein wichtiger Teil der Nationalparkinfrastruk- 14 Gamsgeißen, Schneeberg 6 Gamskitze tur. Aus diesen Gründen wird die Hütte vor dem • Windischgarsten, 20.8.1902: 11 Gamsböcke, • Windischgarsten, 27.9.1904: Verfall bewahrt. Die Nationalpark Gesellschaft und 7 Gamsgeißen, Merkenstein 1 Gamsbock, Kaltwasser, die Direktion Kultur des Landes Oberösterreich 3 Gamsgeißen, 1 Gamskitz unterstützen unter Mitwirkung des Bundesdenk- • Molln, 27.10.1902: 6 Gamsböcke, Putzin, (Bock), 5 Gamsböcke, Übersicht der bevorzugten Abschussgebiete und Nächtigungen in den Hütten. malamtes dieses Projekt. Da das Gebäude nur über 1 Gamsgeiß 9 Gamsgeißen, Spering einen alten Reitsteig erreichbar ist, muss der Mate- • Molln, 28.10.1902: 2 Gamsböcke, • Molln, 28.9.1904: 3 Gamsböcke, rialtransport überwiegend mit Hubschrauber erfol- Urlach, 1 Gamsbock Steinmais, 1 Rehbock 5 Gamsgeißen, Schillereck Jagdsaison 1903 erlegte er 83 Gemsen. An gen. Alle Sanierungsmaßnahmen werden nur nach • Molln, 29.10.1902: 4 Gamsböcke, einem Tage zeigte sich, dass der hohe Jagd- Rücksprache mit dem Bundesdenkmalalmt und Schattseitkogel, 6 Gamsgeißen, 1 Hirsch, Gendarmeriechronik des Postens St. Pankraz: herr meistens minderwertige Gemsen zur mit besonderer Rücksichtnahme auf die historische 1 nicht näher genanntes Tier. „Im Oktober 1904 nahm seine k.u.k. Hoheit Erzherzog Strecke gebracht hatte, während sein ho- Bausubstanz von Mitarbeitern der Bundesforste Franz Ferdinand auf dem Sperring durch 2 Tage an her Bruder kaiserl. Hoheit Erzherzog Otto durchgeführt. Die Hütte wird weiterhin als Stütz- Gendarmeriechronik des Postens St. Pankraz: einer Gamsjagd teil und nächtigte in der Lackerboden- mehr Prachtexemplare von Gemsen erlegte. punkt für das Wildtiermanagement, als Anlauf- „Oktober 1902: Seine k.u.k. Hoheit Erzherzog Franz hütte.“ Deshalb sagte kaiserl. Hoheit Franz Ferdi- punkt für Wildtierexkursionen und als Stützpunkt Ferdinand und dessen Bruder Otto durch 2 Tage bei ei- nand scherzweise zum Förster Eustachius für Forschungsprojekte genützt. Sie ermöglicht der ner Gamsjagd am Sperring. Genächtigt wurde in der Kupfer: „Wie kommt das? Meinem Bru- Öffentlichkeit den Zugang zur Kulturgeschichte Jagdhütte Lackerboden.“ Berichte und Anekdoten der kommen immer schönere Gemsen als der Monarchie und bietet dazu ein spezielles Besu- der Einheimischen mir“. Kupfer antwortete: „Ja, wenn kaiserl. cherprogramm. • Windischgarsten, 12.8.1903: 18 Gamsböcke, Hoheit so dreinschießen, kommen Ihnen Hochsengs, 4 Gamsgeißen, 1 Tier Der nachfolgende Bericht überzeichnet teilweise überhaupt keine mehr, denn die sind ja ge- • Windischgarsten, 13.8.1903: 2 Gamsböcke, die angegebenen Abschussdaten; auch deckt er sich scheit.“ (Das Jagdpersonal fürchtete näm- Franz Ferdinands Jagdbücher 2 Gamsgeißen, Hagler nicht mit den Anekdoten. lich, dass durch das zu gute Jagdresultat der • Windischgarsten, 14.8.1903: 14 Gamsböcke, Gemsenbestand vermindert werde). Der Erzherzog führte seine Aufzeichnungen über 4 Gamsgeißen, Mayrwipfl 1.11.1901: Am 26. September 1904 erlegte Se. Kaiser- die zahlreichen Abschüsse sehr penibel und per- Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Thronfolger liche Hoheit am Merkenstein – Gamsplan sönlich. Im Laufe seines Lebens hat Franz Ferdi- Gendarmeriechronik des Postens St. Pankraz: Franz Ferdinand Este pachtete vom Grafen (Hohennockgebiet) seine 1.000 ste Gemse, nand 272.511 Stück Wild erlegt. Nachstehende „August 1903: Seine k.u.k. Hoheit Erzherzog Franz Lamberg zu Steyr auf 5 Jahre (bis 1.11.1906) welcher Anlass im Schützen- und Treiber- Abschussdaten konnten aus den Jagdbüchern des Ferdinand nahm auf dem Sperring einige Tage an ei- die Hochwildjagd (Redtenbachjagd). Bis bereiche im Redtenbachtal erhebend gefei- Thronfolgers in den Jahre 1901 bis 1904 ermittelt ner Gamsjagd teil und nächtigte im Jagdhaus Lacker- 1904 kam se. Kaiserliche Hoheit mit Frau ert wurde. werden. 1905 wurden keine Daten im Jagdbuch boden.“ Gemahlin Fürstin Sofie von Hohenberg Wohnhaft war Se. Kaiserl. Hoheit beim gefunden. Zudem sind Daten aus der Gendarme- jährlich zur Jagd. Als Jagdgäste waren ge- Graf Lamberg’schen Oberförster Emme- riechronik St. Pankraz, einem Telegramm und ört- • Windischgarsten, 23.9.1904: 8 Gamsböcke, wöhnlich anwesend kaiserl. Hoheit Erzher- rich von König in Windischgarsten, sonst lich zuweisbaren Mitteilungen chronologisch bei- Erlleithen, 4 Gamsgeißen zog Otto, Baron Imhoff, Graf Wurmbrandt, nächtigte Se. Kaiserl. Hoheit beim Förster gefügt: • Windischgarsten, 24.9.1904: 3 Gamsböcke, Generaldirektor Welsersheimb und andere. Kupfer im Redtenbachtal, gespeist wurde 14 Gamsgeißen, 1 Gamskitz (Gaiß), Schneeberg Der hohe Jagdpächter war ein vorzüglicher ab und zu im Gasthause des Anton Fux- treffsicherer Schütze, die ersten 2 Tage der

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(Heinz Schachner: Das Stodertal aus ver- gangenen Tagen. Hinterstoder 1993, S. 19)

Die Wand Marlen Haushofers (1920–1970) Heldin in ihrem Roman Die Wand (Gütersloh 1963) hatte von der ersten Stunde an einen geradezu selbstverständli- chen Umgang mit den lebensnotwendigen Dingen des Alltags in dieser Umgebung. Die Bestellung eines Ackers, der Umgang mit Haustieren und die professionelle Ausübung der Jagd spiegeln die Erfahrung des Lebens im Forsthaus Effertsbach. Die Beziehung zu den Erfahrungen der Kindheit zeigt sich aber auch in einer jagdlichen Besonder- heit, die nur ein Eingeweihter zu deuten vermag. Von dem üblicherweise im Gebirge jagdbaren Wild kommen Gämsen in Der Wand immer nur räu- Foto: Erich Mayrhofer dig vor. Nun zählte das Revier des Vaters vor dem Ersten Weltkrieg zu den besten Gamsjagdrevieren der Monarchie. Wie sich Marlens Bruder Rudolf jäger in Windischgarsten. So zum Beispiel Die letzten zwei Jahre – seit 26.9.1904 – an Erzählungen seines Vaters erinnert, soll der von Protektor der Zentralkommission für Denkmalpflege am 17.11.1901. kam Se. Kaiserl. Hoheit nicht mehr nach Jagdleidenschaft besessene Erzherzog Franz Ferdi- Am 18.8.1903, feierte Se. Kaiserl. Hoheit Windischgarsten zur Jagd und übergab die- nand bei einem einzigen Jagdaufenthalt in Molln mit Frau Gemahlin Fürstin (später Her- se Jagd schließlich am 23.7.1905 an Baron an die zweihundert Gämsen erlegt haben. Als im respondenten im Raum Steyr-Kirchdorf in Ver- zogin) von Hohenberg und den Bürgern Imhoff. Krieg der Großteil der Jäger und wohl auch der bindung. Windischgarstens das Geburtstagsfest Sr. (Rudolf Kusché: Chronik der Marktgemein- Wilderer einrücken musste, vermehrte sich die • 1911 wurde das Büro der Zentralkommission Majestät unseres Kaisers in der hiesigen de Windischgarsten 1918 – 1945. Windisch- Gamspopulation so stark, dass eine Räudeepidemie zum Staatsdenkmalamt umfunktioniert und in Pfarrkirche. 1903 bestimmte der hohe Jagd- garsten 1986) ausbrach. der Militärkanzlei wurden Protokolle für mili- pächter den Schneebergtrieb (Gemsenjagd) tärische, politische und Kunstangelegenheiten am Hohen Nock für den Kaiser von Russ- In üblem Ruf standen lange Zeit die großen angelegt. Zwischen 1909 und 1914 wurden dazu land, welcher 1904 zur Jagd kommen sollte, Gems-Treibjagden des Thronfolgers Erz- Erzherzog Franz Ferdinand als 1955 Akten angelegt. jedoch nicht erschien. herzog Franz Ferdinand d’Este im Sengsen- oberster Denkmalpfleger • Nach der Reform 1910 wurden Konservato- Die täglich in großer Menge für Se. kaiserl. gebirge 1906, an der auch einige Stodertaler ren, Denkmalpfleger und Korrespondenten für Hoheit eingetroffene Post bzw. Korres- als Treiber teilnahmen. Ein großes Treiber­ • Das grundsätzliche Interesse des Thronfolgers Denkmalpflege in allen Teilen der Monarchie pondenz erledigte Se. Kaiserl. Hoheit zum aufgebot musste die Gamsrudel vor den richtet sich auf alle Bereiche, die mit Denkmal- eingerichtet. Aus dieser Zeit sind mehr als 20 Großteile während der schussfreien Zeit Stand des Erzherzogs treiben, der sie mit pflege, Denkmalschutz, Stadt-, Ortsbild-, Land- Berichte und Kommentare von Franz Ferdinand am Anstande, wohin der Postzustelldienst Hilfe eines Büchsenspanners wahllos zu- schafts- und Naturschutz zusammenhingen. zu Denkmalangelegenheiten in Steyr, Sierning, erstreckt war. Damit das Jagdvergnügen zu sammenschoß. Am Tag 50–70 Stück. Graf • 1908 genehmigte Kaiser Franz Josef I. die Eröff- Garsten, Losenstein, St. Pankraz und Spital am höchst dessen Befriedigung ausfiel, betei- Lamberg, Besitzer des ganzen Sengsen­ nung der Militärkanzlei seiner K&K Hoheit des Pyhrn erhalten. ligten sich außer den Vornehmen aus An- gebirges war ein alter, waidgerechter Jäger. durchlauchtesten Herrn General der Kavallerie, ständigkeit zum allerhöchsten Kaiserhause Er verurteilte dieses Rekord-Schießertum Erzherzog Franz Ferdinand Aufgaben der Militärkanzlei und Zentralkommis- auch viele Bauern der Umgebung freiwillig scharf und kündigte sofort das Jagd-Pacht- • 1910 wurde Franz Ferdinand zum „Protektor der sion: als Treiber. verhältnis, so ein Chronist. Zentralkommission“ im Dienste der Denkmal- • Schutz und Erhaltung von Denkmalen, Orts- pflege ernannt und stand mit mehr als 10 Kor- und Stadtbildern

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Steyr als Baudenkmal erhalten bleibe. Der Stadel Ausbau der Macht! wird daraufhin restauriert. Ab 1906 schaffte es Thronfolger Franz Ferdinand Originaltext an Erzherzog Franz Ferdinand (Ar- konsequent seine Leute in den führenden Positi- chiv Artstetten: Einzelblatt bei den Jagdbüchern): onen unterzubringen. Sein Einfluss wurde immer größer. „Die Hand des Erzherzogs war überall, nicht Der Innerberger Stadel in Steyr, derzeit ein- nur in der Armee und der Flotte, sondern in jedem Mi- gerüstet für die vom Korrespondenten Blü- nisterium, auf jeder Statthalterei und in den auswär- melhuber bei der Zentralkommission für tigen Vertretungen zu spüren“, meinte der damalige Denkmalpflege beantragte Freilegung der deutsche Botschafter Heinrich von Tschirschky. Das Postgebäude in Steyr, welches an der Stelle des Inner- Skraffitos und Anbringung einer im Karak- berger Stadels zu erbauen geplant war. ter der Ursprungszeit entworfenen Wasser- speier. Die beiden Gibel sind bereits unter dessen Anleitung von den Tünchschichten Der alte „Innerberger Werkstadel“ am Grünmarkt durch den Abriss ein architektonisch schönes Ge- dreier Jahrhunderte befreit und bieten ein bäude zerstört und der Platz verschandelt würde. so vornehmes Bild alter Baukunst, dass selbst jene Kreise in Steyr, welche einst zu • Verhinderung von Abbrüchen oder irreversibler Am 5. März 1909 nahmen eine Reihe von Per- der Demoliererpartei zählten, ganz über- Verschandelungen historischer Bauten sönlichkeiten aus Wien, Linz und Steyr eine Be- rascht sind. • Verwaltungsreform: Als Protektor der Zentral- sichtigung vor. Erzherzog Franz Ferdinand wandte kommission für Denkmalpflege führte Franz sich in einem Telegramm persönlich an den Steyrer Ferdinand moderne Verwaltungsinstrumentari- Bürgermeister Lang, um der Hoffnung Ausdruck en ein: Staatsdenkmalamt, Landeskonservatoren, zu verleihen, dass der Innerberger Stadel der Stadt Korrespondenten.

Retter und Förderer Franz Ferdinand (rechts) bei einem Kaisermanöver 1909. Über Antrag von Blümelhuber wurden mit Erlass der Zentralkommission vom 25. Juni 1908 die Go- belins (Wandteppiche) in der Pfarrkirche Garsten Obwohl er offiziell nie an der Führung der Doppel- restauriert. Als vorbereitendes Komitee wurde 1905 monarchie Österreich-Ungarn beteiligt war, wirkte der „St. Berthold-Verein“ zur Erhaltung der Kunst- Franz Ferdinand aktiv an der kaiserlichen Politik denkmale der Pfarrkirche Garsten gegründet. mit. Dazu residierte er mit einem Beraterstab – der sogenannten „Militärkanzlei“, deren Leiter Alexan- In der Sitzung des Gemeinderat Steyr am 13. Fe- der von Brosch-Aarenau und sein Nachfolger Carl bruar 1909 sollte die Entscheidung über die Er- von Bardolff waren – im Schloss Belvedere. Nach bauung eines neuen Postamtsgebäudes am Grün- seiner Thronbesteigung hätte er den Namen Franz markt Nr. 26 gefällt werden. Konservator Edmund II. gewählt. Er forcierte den militärischen Aufbau Schmidl legte Protest aus kunsthistorischen Grün- der Streitkräfte (gemeinsames Heer und Kriegsma- den gegen den Abriss des „Getreidestadels“ ein. rine) und plante die Stärkung der Zentralmacht und Der Korrespondent der k.u.k. Zentralkommission Schwächung des Dualismus. Die Reformen hätten für Denkmalpflege, Jakob Kautsch, hob die Bedeu- den Zusammenschluss von Kroatien, Bosnien und tung dieses Kunstdenkmals hervor und meinte, dass Lied auf den Retter des Innerberger Stadel Dalmatien zu einem eigenen Reichsteil (Südslawi- Eingerüsteter Innerberger Speicher en) zur Folge gehabt, was mit dem Interesse Serbi-

122 123 in der österreichisch-ungarischen Marine auf. Es wurde zum Ende des Ersten Weltkrieges, am 1. No- vember 1918, von italienischen Kampfschwimmern versenkt, um eine Inbesitznahme durch die Kriegs- marine des neuen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen zu verhindern. Kaiser Franz Joseph I. konnte wegen Krankheit am Stapellauf nicht teil- nehmen. Höchstrangiger Anwesender war daher Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Nach sei- ner Ermordung in Sarajewo überführte das Schiff seinen Leichnam von Metkovic nach Triest. Franz Ferdinand mit Gattin Sophie vor dem Attentat, 28. Juni 1914.

Tod und Beginn des Ersten Weltkrieg Obwohl keine Beweise für eine Mitwisserschaft der serbischen Regierung an der Planung des Atten- Am 28. Juni 1914 vertrat Franz Ferdinand den tates erbracht werden konnten, schien diese doch Kaiser bei einem Manöver und einer Parade in der wahrscheinlich: In der Donaumonarchie wurde die bosnischen Stadt Sarajevo. Dieses Datum, der so- Kriegspropaganda in Gang gesetzt. An die serbi- Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn der königlich 20. Juni 1911: Stapellauf der Viribus Unitis genannte „Vidovdan“ (deutsch „Sankt-Veit-Tag“), sche Regierung wurde ein scharfes Ultimatum ab- serbischen Regierung den Krieg. war – und ist – besonders sensibel, denn es ist der gesendet, das nicht erfüllt wurde. Die europaweit Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, die 1389 geschlossenen Bündnisse führten dazu, dass der ens konkurriert hätte, ein südslawisches Königreich zwischen Osmanen und Serben ausgetragen wurde. Erste Weltkrieg begann. Franz Ferdinands Macht- unter serbischer Führung zu gründen. Diese Pläne Der Tag gilt als nationaler Trauertag der Serben. demonstration in Form einer Militärparade endete und die angeheizte öffentliche Diskussion schürten Unterschiedliche Gruppen von Attentätern warte- somit nicht nur mit seinem eigenen Tod, sondern den Hass der Serben gegen Franz Ferdinand und ten an diesem Tag auf Franz Ferdinand: Schon am wurde zum Anlass eines Krieges, der zehn Millio- die Habsburger. Vormittag verletzte eine Bombe den Adjutanten nen Menschen das Leben kosten sollte. des Thronfolgers. Franz Ferdinand und seine Ge- Unter den Marinekommandanten Hermann von mahlin Sophie wurden danach auf dem Weg zum Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn der Spaun, Rudolf Montecuccoli und Anton Haus Spital, in dem der Adjutant versorgt wurde, von königlich serbischen Regierung den Krieg. Kaiser entstand die moderne Flotte, mit der die Öster- Gavrilo Princip erschossen. Dieser war in Serbien Franz Joseph I. ordnet am 31. Juli 1914 die allge- reichisch-Ungarische Monarchie in den Ersten zum Attentäter ausgebildet worden. Blutspuren auf meine Mobilisierung der Armee an. Weltkrieg eintrat. Wesentlichen Anteil am Ausbau der Uniform des Erzherzogs zeugen noch heute Kaiser Franz Josef I. ordnet am 31. Juli 1914 die allgemei- der Flotte hatte auch der 1914 ermordete Erzher- von dem tödlichen Anschlag. ne Mobilmachung der Armee an. zog Thronfolger Franz Ferdinand, der zahlreiche Quellen Neubauten durchsetzen konnte und auch für die Einführung von U-Booten ab 1908 verantwortlich Die wichtigsten Quellen sind nachfolgend ange- • Theodor Brückler: Thronfolger Franz Ferdinand zeichnete. führt. als Denkmalpfleger. Wien 2009. • Gerhard Dienes/Felix Schneider: Erzherzog Die SMS Viribus Unitis war das erste Schlachtschiff • Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdi­ Franz Ferdinand von Österreich-Este. Graz 2001. der Tegetthoff-Klasse der k.u.k Kriegsmarine. Der nand und Artstetten. Wien 1983. • Illustrierter Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungs- Name (dt. = mit vereinten Kräften) war der Wahl- • derselbe: Erzherzog Franz Ferdinand von Öster- kalender: Steyr 1900–1908, jährlich in: Kurze spruch des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. reich-Este und Artstetten. Wien 2000. Chronik von Steyr und dessen Industriebezirk. Das Schiff wurde am 20. Juni 1911 vom Stapel ge- • Erika Bestenreiner: Franz Ferdinand und Sophie • Emmerich Klausriegler: Der Wald hat viele Bäume lassen und nahm am 5. Oktober 1912 seinen Dienst Ankunft vor dem Attentat in Sarajevo. von Hohenberg. München 2004. aber wenig Köpfe. Steinbach 2006.

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• derselbe: Jagddienst um die Jahrhundertwende im Des Weiteren standen zur Verfügung: Biografien Dienste des Erzherzog Franz Ferdinand. In: Win- • Im Auftrag des Nationalparks Kalkalpen 2007 dischgarstner Kurier November 1997, S. 22. durchgeführte Recherchen von Elisabeth Öllin- • Herbert Kneifel: Zeit Zeugen – auf geschichtlicher ger im Archiv des Schlosses Artstetten sowie im Zu den Autoren Spurensuche in Enns und Ennsdorf. Enns 2007. dortigen Erzherzog Ferdinand Museum (Karton • Rudolf Kusché: Der österreichische Thronfolger Jagdbücher 1901–1905; chronologische Eintra- Franz Ferdinand als Jäger im Garstnertal. Chronik gungen und Kopien). der Gemeinde Roßleithen. • Ernst Schimanko: Recherchen zu Franz Ferdi­ • Hans Krawarik (Hg.): Windischgarsten. Win­ nand und persönliche Mitteilungen zu den Aus- dischgarsten 1994. gaben der Steyrer Ausstellungs-Zeitung Nr. 14 vom • Franz Xaver Lugmayer: Eisen- und Stahlschnitt. 19. 8. 1884 sowie des Steyrer Alpen Boten Nr. 94 Adolf Brunnthaler Gymnasiallehrer an der HTL Wiener Neustadt Linz 1959. vom 24.11.1901. S. 3. und von 1971 bis zur Pensionierung an der HAK • Erich Mayrhofer/Hans Kammleitner: Auf den • Rudolf Stanzel: Museumsverein Windischgars- 1958 in Losenstein geboren, in Reichraming auf- Floridsdorf. Seit 1995 als Universitätsdozent Lehr- Spuren von Erzherzog Franz Ferdinand im Nati- ten, persönliche Mitteilungen. gewachsen. Matura an der Handelsakademie in veranstaltungen in Salzburg und Wien. Zahlreiche onalpark Kalkalpen. In: Fachtagung „Wildnis lebt“. • Josef Weichenberger: Erzherzog Franz Ferdi­ Steyr, Studium von Geschichte und Germanistik an Veröffentlichungen zur österreichischen Siedlungs- Hg. vom Nationalpark Kalkalpen. Molln 2007, nand auf Gamsjagd im Sengsengebirge. Persön- der Universität Wien. Er unterrichtet an den Be- und Landesgeschichte, Wirtschafts-, Sozial- und S. 145–156. liche Mitteilungen und Angaben aus der Gen- rufsbildenden Schulen in Weyer. Kustos im Enns- Reformationsgeschichte; mehrfacher Mitarbeiter • Erich Mayrhofer: Die Lambergs auf der Styraburg. darmeriechronik des Postens St. Pankraz, April museum und Archivar der Marktgemeinde Weyer. bei Landesausstellungen. Autor und Herausgeber In: Klosterwege. Wandern auf den Spuren der Bene- 2006. Veröffentlichte zahlreiche, vor allem historische mehrerer historischer Fachbücher, darunter u.a. diktiner im Ennstal. Steyr 2006, S. 20. Artikel in Zeitschriften und Magazinen. Brunn­ Siedlungsgeschichte Österreichs und Exul Austri- • Österreichische Bundesforste AG/National- Archive, Bibliotheken, Sammlungen: thaler lebt in Weyer. acus. park-Betrieb Kalkalpen (Hg): Der Bodinggraben, Text- und Bildarchiv Ernst Schimanko, Steyr; Ar- Fürsten in der Wildnis. Broschüre. Reichraming chiv Artstetten; Nationalbibliothek Wien; Archiv o.J. Erich Mayrhofer. Georg Heilingsetzer Erich Mayrhofer • Heinz Schachner: Das Stodertal aus vergangenen Tagen. Hinterstoder 1993. Bildnachweise: Geboren 1945 in Mondsee. Studium der Ge- 1954 in Steyr geboren. Studium der Meteorolo- • Rudolf Sterlike: Michael Blümelhuber. Wien 1925. Historische Bilder mit Genehmigung der Natio- schichte, Rechtswissenschaften und Kunstge- gie und Geographie. Arbeiten im Umweltschutz- • Steyrer Alpen Bote, Wochenzeitung (diverse Jahr- nalbibliothek sowie Archiv Erich Mayrhofer. schichte in Wien. Seit 1971 als wissenschaftlicher bereich und der oberösterreichischen Landesent- gänge). Archivar am Oö. Landesarchiv in Linz tätig, seit wicklung. Seit 1992 Geschäftsführer und Direktor • Carl Hans Watzinger/Richard Kutschera: Ich 1989 als stellvertretender Archivdirektor. Ab 1985 des Nationalparks Kalkalpen, Gründungsobmann bleibe in der Eisenstadt. Linz 1965. Lektor und ab 2001 Hon. Professor für österrei- von Nationalparks , Autor und Herausgeber chische Geschichte an der Universität Wien. Ver- zahlreicher Publikationen, begeistert von Kulturge- öffentlichungen zu Themen der Landesgeschichte, schichte und Wildnis. zur Geschichte des Adels und der Stände in Öster- reich, zu den politischen und kulturellen Beziehun- gen zwischen Österreich und Großbritannien um Klaus Petermayr 1800 usw. Geb. 1973 in Vöcklabruck. Ausbildung zum Koch, dann Studium der Musikwissenschaft, Germanis- Hans Krawarik tik und Kunstgeschichte in Salzburg und Wien. Vor allem im Bereich der Volksmusik- und Bruckner­ Geboren 1944 in Wien, aufgewachsen in Oberös- forschung tätig. Zahlreiche Feldforschungen im terreich und der Steiermark. Besuch der Philosophi- In- und Ausland. Weitere Forschungsschwerpunk- schen Fakultät der Universität Wien (Geschichte te: Oberösterreichische Musikgeschichte, Musik und Geographie), anschließend Lehramtsstudium. und Tourismus. Wissenschaftlicher Leiter des An-

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ton Bruckner Institutes Linz, Mitarbeiter des Oö. Josef Weichenberger Volksliedwerkes und begeisterter Bergsteiger. Lebt in Schörfling am Attersee. Geboren 1957 in Linz. Entwickelte sich vom gelernten Maschinenbautechniker zum Archivar im OÖ Landesarchiv. Fachmann für Familienfor- Walter Stecher schung, Spezialist für sogenannte „Erdställe“, be- geisterter Höhlen- und Heimatforscher. Arbeitete Geboren 1945 in Kleinreiflig. Försterausbildung von 1993 bis 2001 u.a. als freiberuflicher Ranger im von 1960 bis 1966, Abschluss mit Staatsprüfung für Nationalpark Kalkalpen, erstellte für diesen ab 1991 den Försterdienst. Nach Einsätzen als zugeteilter auch Forschungsarbeiten über Höhlen, Holztrift, Förster bei den Österreichischen Bundesforsten in die Waldgeschichte zweier Hintergebirgstäler so- der Steiermark, Salzburg und Oberösterreich, von wie den einstigen Bergbau der Region. Er publi- 1974 bis 1998 Revierförster im Revier Bodinggra- zierte u.a. über den sogenannten „Kaperger-Hexer­ ben der Österreichischen Bundesforste, Forstbe- prozess“ im oberösterreichischen Alpenvorland. trieb Molln. Ab 1998 bis 2005 Nationalparkförster und Ranger im Nationalpark Kalkalpen.

128 www.kalkalpen.at www.wildniserleben.at ISBN 978-3-9503733-4-9 ISBN

Schriftenreihe des Nationalpark Kalkalpen Band 15 Fürsten in der Wildnis ž Thronfolger Franz Ferdinand in den Kalkalpen Thronfolger Ferdinand Franz den in Kalkalpen in der Wildnis Fürsten Schriftenreihe desNationalparkKalkalpen Band 15