Meine Geschichte Der Sozialdemokratischen Partei Flensburg
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w. L. CHRISTIANSEN MEINE GESCHICHTE DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI FLENSBURG Sozialdemokraten zwischen Deutsch und Dänisch 1945-1954 Studieafdelingen ved Dansk Centralbibliütek für Sydslesvig FLENSBURG 1993 W.L. Christiansen: Meine Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Flensburg Herausgegeben von der Studieafdelingen an der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig 1993 Satz und Druck: Winds Bogtrykkeri ApS, Haderslev Einband: J.P. Ml'lller Bogbinderi, Haderslev © SlUdieafdelingen ved Dansk Centrabibliotek for Sydslesvig, Flensborg 1993 In Kommission bei: Padborg Boghandel, DK-6330 Padborg ISBN 87-89178-12-2 Redaktion: Dr. Johann Runge Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 Die Vorgeschichte 9 Wir erlebten die Diktatur hautnah............................................................. 12 Sommer 1945: Der Aufbruch ins Dänentum: Weg von Deutschland 14 Die Arbeiterschaft formielt sich 20 Reichsdänische Politiker in Flensburg .. 24 Die Kieler greifen in die Grenzdiskussion ein 26 Erste Kontakte mit der dänischen Minderheit und mit den Schleswiger Sozialdemokraten 44 Offene Konfrontation mit Kiel. Die Erklärung vom 19. Juni 1946............................................................. 50 Die Flensburger Sozialdemokraten antworten auf die »Erklärung« des Bezirksvorstandes 55 Der Husumer Bannstrahl gegen die »Speckdänen deutschen Geblüts«.. 60 Die Folgen der »Auflösung«. Die kleinste sozialdemokratische Partei der Welt entsteht und setzt sich durch 66 Die Neugründung der SPD in Flensburg 71 Die Kommunalwahlen vom Herbst 1946................................................. 72 Kontaktsuche nach dem Norden und reichsdänische Reaktionen 75 Frede Nielsen in Kiel................................................................................. 91 Der Versuch, eine Sozialdemokratische Partei Südschleswig [SPS] zu gründen, scheitelt 94 Der Alltag kehrt ein 100 Schulprobleme in Flensburg 104 Die SPD in der deutschen Einheitsfront 105 Die Parteispitzen der SPD und der dänischen Sozialdemokratie treffen sich in Nürnberg......................................................................................... 109 Verbindungen zu dänischen Sozialdemokraten 113 Konkrete grenzüberschreitende Zusammenarbeit..................................... 118 Weitere Treffen mit praktischen SchWIerigkeiten 120 Die Kieler SPD steigt aus dem Grenz~ampf aus. Etste Schwierigkeiten zwischen SSW·und.SPF ;............................... 123 Die ersten Wiedervereinigungsgerüchre und SPD-SPF-Kontakte........... 126 Ein Flensburger Zwischenspiel ::.. , ,............................................... 129 Gespräche in Kopenhagen 26. Juni :19?~~ ,............................................ 131 Beyreis und ich........................................................................................... 136 5 »SPF am Scheideweg«? 137 Hans Hedtoft in Flensburg 9. Dezember 1951......................................... 138 Das Verhalten der SPD auf kommunaler Ebene 142 Erich Ollenhauer in Flensburg 1. Februar 1952....................................... 145 Eine Auseinandersetzung mit Hermann Clausen 147 Die tägliche Parteiarbeit.. 149 Der Bundesparteitag der SPD in Dortmund 24. bis 28. September 1952.......................................................................................... 151 Neue Irritationen .... ,................................................................................... 154 Es brodelt wieder in der Gerüchteküche................................................... 156 Die Kieler in Kopenhagen 22. November 1952....................................... 159 Reiser macht in Geheimdiplomatie........................................................... 162 Weitere Gespräche in Kopenhagen 5. Dezember 1952............................ 165 SPF, SSW und SSV diskutieren die neue Situation 10. Dezember 1952 167 Hans Hedtoft formuliert seine Stellungnahme zur SPF-Frage 27. Dezember 1952 171 Die Kontrahenten antworten........ 172 Wiedervereinigungsgeplänkel vor der SPF-SPD-Großveranstaltung 178 Die Großveranstaltung am 9. März 1953: Versteckte Aufforderungen und klare Worte.......................................................................................... 185 Vor dem Endspurt....................................................................................... 197 Die SPF nähert sich ihrem Ende............................................................... 202 Noch nicht! Die Versammlung am 4. Dezember 1953............................ 205 Die SPF in einer völlig gewandelten Umwelt.......................................... 210 Die letzten Schritte auf dem Weg zum WiedervereinigungsbescWuß vom 25. Juni 1954...................................................................................... 215 Epilog. Sl7lnderjysk Arbejderforening [SAF] 220 Nachwort.............. 226 Abkürzungen.............................................................................................. 227 Personenregister......................................................................................... 228 6 Vorwort »Erlebtes und Erforschtes« könnte man die nachfolgende Darstellung der Geschichte einer der kleinsten Sozialdemokratischen Parteien nennen. Erlebt habe ich die Vorgänge in Flensburg, und ich habe sie zum Teil auch mit gestalten dürfen. In den Bereich des Erlebten und Mitgestaltens gehört das Pflegen der Verbindungen zur dänischen Schwesterpartei und zu den dänischen Verbänden in Südschleswig. Die Vorgeschichte der Sozialdemokratischen Partei Flensburg lag vor meiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft. Doch die Erlebnisse und die politischen Motive, die viele Flensburger in die Reihen der SPF führten, hatten auch meine Familie und meine Jugendzeit geprägt. Das Studium der Quellen der Zeit vor meinem Eintritt in den Kreisverein Flens burg-Stadt der Sozialdemokratischen Partei bestätigte, korrigierte und vertiefte meine Erinnerungen an das Erlebte. Zu den erforschten Teilen der nachfolg enden Schilderung gehören natürlich die Vorgänge, von denen ich damals nur oberflächliche oder gar keine Kenntnisse haben konnte. Dazu gehören das Handeln einiger meiner Mitstreiter, Kontrahenten und Gegner sowie die Hal tung der dänischen Sozialdemokraten in Kopenhagen. Hier weiß ich heute mehr, als ich damals wissen konnte. Dieses Wissen verdanke ich der unermüd• lichen Hilfe meines wissenschaftlichen Beraters Dr. Johann Runge, der mir umfangreiches Archivmaterial zur Verfügung stellte und mit mir diskutierte. Der Rückblick auf eine abgescWossene geschichtliche Epoche macht man ches durchsichtiger, als es im Moment des HandeIns war und ermöglicht, »objektiv« zu sein. Dennoch wird jederLeser meiner Darstellung leicht entneh men können und spüren, wo ich stand - und heute stehe. Ich nenne diese Darstellung »Meine Geschichte der SPF«, da meine Kontrahenten von damals natürlich ein ganz anderes Bild der hier von mir geschilderten Vorgänge gegeben und sicherlich viele Dinge anders gewertet hätten. Ich war mit Leib und Seele Politiker und bin heute ein eifriger Amateurhisto riker, gehöre somit nicht der Zunft der FachwissenschaftIer an. Wie bei der Niederschrift meiner politischen Selbstbiographie »w.L. Christiansen: Mit brogede politiske Iiv« (Hrsgg. von der Studieafdelingen ved Dansk Centralbi bliotek far Sydslesvig, Flensborg 1990) so hat Dr. Johann Runge, der Leiter der Forschungsabteilung an der Dänischen Zentralbibliothek in Flensburg, mir auch dieses Mal mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Er hat mir viel Arbeit bei der Erstellung des druckreifen Manuskripts erspart. Ohne seine Hilfe wäre dieses Buch nicht das geworden, was es heute ist. Ich danke ihm für seinen großen Einsatz. 7 Ich hoffe, daß mein Buch eine Lücke in der Erforschung der Flensburger Nachkriegsgeschichte schließt. Die von mir benutzten Quellen (Originale, DurchscWäge und Kopien) be finden sich heute in meinem Privatarchiv im Arkivet ved Dansk Centralbi bliotek for Sydslesvig in Flensburg. Sie sind allen Interessenten zugänglich. Flensburg, den 15. Oktober 1991. W.L. Christiansen 8 Die Vorgeschichte Gebranntes Kind scheut das Feuer, sagt ein altes Sprichwort. Als »gebrannte Kinder« fühlten sich die Flensburger Sozialdemokraten nach dem zweiten Weltkrieg, als das deutsch-dänische Grenzproblem erneut aktuell wurde. Die Sozialdemokraten in Flensburg und auch im übrigen Südschleswig erinnerten sich der Geschehnisse von 1920 und der politischen Entwicklung der folgenden Jahrzehnte. 1920 war man aus Parteidisziplin willig den Parolen der deutschen Sozial demokratie und der Gewerkschaften gefolgt. Das sollte nicht noch einmal geschehen. Die Grenzfrage sollte nach 1945 nicht noch einmal zu einer PaItei und Gewerkschaftsangelegenheit gemacht werden. Dieses Mal sollten sich diese Organisationen aus der nationalen Frage heraushalten und ihre Beant wortung dem einzelnen Partei- und Gewerkschaftsmitglied überlassen. Wieso war man 1920 eigentlich - fast hörig - der Weisung der Partei gefolgt und hatte für Deutschland gestimmt, obwohl sehr viele der PaIteimitglieder stärkere persönliche Bindungen zu Dänemark als zu Deutschland hatten? Auch im Grenzland Schleswig, das 1867 gemeinsam mit Holstein eine preußische Provinz geworden war, lebte die Erinnerung an den Kampf der Sozialdemokratie um ihre nackte Existenz. Von 1878 bis 1890 galt das »Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie«, das »So zialistengesetz«. Parteiorganisationen, Gewerkschaften und deren Zeitungen und Druckschriften waren verboten, Versammlungen und andere öffentliche Veranstaltungen mit sozialdemokratischer Tendenz untersagt.