Institut Film Museum 10 2008

Jim Rakete: 1/8 sec. Augen/Blick/Porträts

AUSSTELLUNGEN Alles über Rosemarie | Made in Turkey KINO Klassiker & Raritäten | Dokumentarfilm & Gespräch| Erlebnisort Kino Was tut sich – im deutschen Film? | Tapas Mixtas | Kino horizontal Sinn und Suche | Filmhistorische Vorträge | Shanghai Filmnacht Turkish Cinema | Kinderkino MUSEUMSPÄDAGOGIK | BIBLIOTHEK 2 Inhalt

3 editorial 22 Frankfurter Filmhistorische Vorträge Impressum Kino ’68: Film und Vortrag am 1. Oktober 4 Jim Rakete: 1/8 sec. Sonderausstellung Programmheft Oktober 2008 23 Dokumentarfilm & Gespräch Deutsches Filminstitut / Deutsches Filmmuseum 6 licht, Schatten und Bewegung Ne w s f r o m Ho m e am 7. Oktober Buchpräsentation mit Volker Schlöndorff Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. 23 Deutscher Kurzfilmpreis unterwegs Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main 7 alles über Rosemarie Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Interview mit Christian Setzepfandt 23 sinn und Suche Stellvertretender Direktor: Hans-Peter Reichmann So p h i e Sc h o l l – Die l e t z t e n Ta g e Redaktion: Horst Martin 8 Kino horizontal: Prostitution im Film Lektorat: Katja Thorwarth Filmreihe zur Galerieausstellung 24 turkish Cinema in all its Colours Mitarbeit: Tanja Bischoff, Beate Dannhorn, Daniela Filmreihe vom 12. bis 28. Oktober Dietrich, Lisa Dressler, Felix Fischl, Kristina Jessen, 10 Jürgen Roland Zum Nachlass eines Natascha Gikas, Vanessa Grothaus, Winfried Günther, Film- und Fernsehpioniers 26 made in Turkey – Bewegte Bilder Monika Haas, Jürgen Kindlmann, Marlen Korn, Claudia Müller, Susanne Neubronner, Ulrike Stiefelmayer, Gary 12 erlebnisort Kino Au g e in Au g e – Ei n e 27 shanghai Filmnacht 24. Oktober Vanisian, Julia Welter, Rudolf Worschech, Thomas d e u t s c h e Filmgeschichte am 27. Oktober 28 tapas Mixtas: Neues spanisches Kino Worschech 12 Was tut sich – im deutschen Film? Filmreihe vom 3. bis 31. Oktober Grafik: conceptdesign, Offenbach Be r l i n Ca l l i n g am 5. Oktober 30 Interview mit Nadja Rademacher Druck: Central-Druck Trost GmbH & Co. KG, Heusenstamm 13 Ka t y n Filmabend am 25. Oktober goEast-Festivalleiterin stellt sich vor Papier: Gedruckt auf Sorte Profisilk matt in 100 g 14 rückblick: LUCAS 2008 30 goEast präsentiert Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 069 - 961 220 222 16 angebote für Groß und Klein Ic h h ab e d e n e n g l i s c h e n Kö n i g b e d i e n t [email protected] 16 Kinderkino 32 Filmkultur auf DVD Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Fotoarchiv des Deutschen Filminstituts – DIF 34 kurz notiert 17 nahaufnahme: Artur Brauner e.V. sofern nicht anders verzeichnet. StudioFilmClub in der Schirn Peter Braunholz (S. 7), Polizeipräsidium Frankfurt am 18 alle Kinotermine im Überblick Dokumentarfilmpreis auf Reisen Main (S. 7), Kristina Jessen (S.15), Horst Martin (S.15), 20 Klassiker & Raritäten Ro m e o u n d Ju l i a im Haus am Dom Dirk Ostermeier (S.15), f.g.schulze/Noblepress (S. 17) Besuch aus Thailand Verbreitung: ECCO! Agentur für Kulturmedien, Frank­ furt. Das monatlich erscheinende Pro­grammheft liegt Filmbibliothek und Textarchiv aus im Deutschen Filmmuseum sowie an aus­gewähl­ Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi 10.00 - 19.00 Uhr oder nach ten Orten in Frankfurt und der Region. Mitglieder des Anfahrt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln Vereinbarung, Tel.: 069 - 961 220 430 (Filmbibliothek) Deutschen Filminstituts – DIF e.V., der Freunde des U1, U2, U3 (Schweizer Platz) · Straßenbahn 16 ­(Schweizer-/ Tel.: 069 - 961 220 410 (Textarchiv) Deutschen Filminstituts e.V., der freunde des deut­schen Gartenstraße) · U4, U5 (Willy-Brandt-Platz) N1, N8 (Willy- Eintrittspreise der Ausstellungen filmmuseums e.V. (Bezugspreis im Mitglieds­beitrag Brandt-Platz) · N7 (Schweizer-/Gartenstraße)­ · Buslinie 46 Dauerausstellung und Galerieaustellung: € 2,50 / 1,30 (erm.) enthalten) sowie Inhaber der Kinocard erhalten das (Museumsuferlinie 46) Sonderausstellung Jim Rakete: € 5,- / 4,- (ermäßigt) Monats­pro­gramm frei Haus. Öffnungszeiten der Ausstellungen: Škoda-FahrerInnen haben freien Eintritt zu Ausstellungen. Alle Programme und Veranstaltungen – sofern nicht Dauerausstellung, Sonderausstellung Öffentliche Führungen am Wochenende anders angegeben – finden statt im: Jim Rakete: 1/8 sec. (seit 24. 9) Sonderausstellung: Sa 15.00 Uhr | Dauerausstellung: Galerieausstellung Alles über Rosemarie Deutschen Filmmuseum So 15.00 Uhr, Gruppenführungen nach Anmeldung möglich! Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi, So 10.00 - 19.00 Uhr, Schaumainkai 41 · 60596 Frankfurt am Main Sa 14.00 - 19.00 Uhr · Mo geschlos­ sen­ Änderungen vorbehalten Information & Ticketreservierung: Besuchen Sie unseren Online-Shop im Internet: Tel.: 069 - 961 220 220 Schule des Sehens Führung / Workshop / Filmanalyse www.deutsches-filmmuseum.de/shop E-Mail: [email protected] für angemeldete Gruppen täglich ab 9.00 Uhr Unser wöchentlicher Newsletter informiert Sie per E-Mail kinderatelier am Wochenende Trick- und Knetfilme donnerstags über Kino- und Ausstellungs-Programme. Kulturpartner des drehen im Museumsfoyer: Sa, So 14.00 - 18.00 Uhr Anmeldung unter www.deutsches-filmmuseum.de Deutschen Filminstituts ­ Titelbild: Jürgen Vogel, Foto: Jim Rakete Editorial Liebe Leserinnen und Leser, 3

bereits zum 25. Mal darf ich Sie an dieser päischen Films. Ihrem Weitblick, ihrer Klugheit, ihrer Energie und ih- Stelle herzlich begrüßen. Mit der ersten rem Charme ist der außerordentliche Erfolg von goEast zu verdanken, Ausgabe dieses Programmhefts im der außerdem ein enormes Arbeitspensum und dazu viel Herzblut ver- September 2006, mit dem wir das vor­ langte. Für die „großen Momente“ wie für die Mühen des Alltags in herige sechsseitige Schwarzweiß- Infor- 15-jähriger Zusammenarbeit danke ich Christine Kopf von Herzen. Sie mationsblatt ablösten, wollten wir der gibt nun den Stab weiter an Nadja Rademacher, die Sie auf S. 30 Öffentlichkeit das Gesamtangebot un- kennen lernen können. seres Hauses vorstellen. Was prompt auch zu Irritationen führte: Selbst ein In diesem Jahr werden wir auf der Frankfurter Buchmesse wieder Kenner des Museums mochte nicht unsere Abteilungen und Projekte vorstellen. In der Halle F.0 Film & TV glauben, dass sich der Inhalt dieses Heftes ausschließlich auf unsere finden Sie unseren Stand, an dem Sie sich informieren oder einfach eigene Arbeit vor und hinter den Kulissen bezog. Inzwischen ist nur eine kurze Pause im Messetrubel einlegen können. Als beson- unserem Publikum die ganze Bandbreite und Vielfalt des „Programms“ deres Highlight zeigen wir im Buchmesse-Kino in Kooperation mit bewusst, es schätzt, wie Zuschriften zeigen, die Kombination aus Kinowelt eine kleine Reihe mit Filmen von Volker Schlöndorff, dessen Information, Hintergrundberichten, Interviews und Porträts. Das Liebe zur Literatur viele seiner Filme grundiert. Von Mittwoch bis spornt uns an, Monat für Monat das Interessante, Aktuelle und Infor- Samstag laufen Ei n e Li e b e v o n Sw a n n (1983/84), Die Fä l s c h u n g (1981), Die mative in einem Heft zusammenzustellen, auch wenn das zusätzliche v e r l o r e n e Eh r e d e r Ka t h a r i n a Bl u m (1975) und De r Fa n g s c h u ss (1976). Arbeit bedeutet und enormen Zeitdruck, sobald der Redaktionsschluss naht. Wie zufrieden unser Kinopublikum mit dem Programm und Ich lade Sie herzlich dazu ein, uns auf der Buchmesse und natürlich diesem Heft ist, haben wir in einer Umfrage ermittelt. Über deren vor allem in unserem Haus am Museumsufer zu besuchen! Ergebnisse werden wir in der nächsten Ausgabe berichten.

Der Erfolg einer Kultureinrichtung hängt wesentlich vom Engagement und der Kompetenz derjenigen ab, die das Programm gestalten. Gerade hat Petra Kappler, die neue Leiterin des Internationalen Claudia Dillmann Kinderfilmfestivals LUCAS, dies unter Beweis gestellt. Nun steht eine Direktorin neue Veränderung an: Christine Kopf, Festivalleiterin von goEast, verlässt aus privaten Gründen das Haus, dem sie so lange verbunden war – zunächst in den 1990er Jahren als Kuratorin des Filmmuseums, dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Filminstitut, seit 2004 schließlich als Direktorin des Festivals des mittel- und osteuro­ ­­

Mitglieder und Institutionelle Förderer 4 Jim Rakete: 1/8 Sec. Augen/Blick/Porträts

Porträts von Stars und Persönlichkeiten des deutschen Films einer Dokumentation nicht nur das Framing entscheidend, sondern von Jim Rakete zeigt unsere aktuelle Sonderausstellung. auch die hohe Kunst des Weglassens. Über Raketes Leben gibt es Bei seiner Arbeit begleitete die Dokumentarfilmerin Claudia viele Geschichten zu erzählen, aber um ihn zu begreifen, musste ich Müller im vergangenen Jahr den Fotografen. Als Gastautorin vor allem das herausfinden, was ihn momentan umtreibt. Schon wäh- blickt die Regisseurin in einem persönlichen Beitrag auf die rend der Recherche wurde mir klar, dass ich seine vielen Tätigkeiten, gemeinsame Arbeit zurück. wie zum Beispiel als Musikmanager und Entdecker von Nina , , Spliff und vielen anderen Musikgrößen, nicht in 43 Minuten Wie porträtiere ich einen Porträtmacher? Mit dieser Frage wurde ich erzählen kann. So musste ich das Brennglas auf das Hier und Jetzt Anfang 2007 konfrontiert, als ich den Auftrag erhielt, ein Filmporträt legen und konnte die Vergangenheit lediglich streifen. über den Fotografen Jim Rakete für die Arte-Reihe Mein Leben zu realisieren. Bildmaterial gibt es bei einem Fotografen ja reichlich, aber Es war kein Zufall, dass Jim Rakete gerade seine Bildreihe „1/8 sec.“ wie nähere ich mich der Person an? Wie bei einem guten Still ist bei vorbereitete. Seine Aufgabe, die Produktion von Bildern für eine Aus- stellung und einen begleitenden Katalog, wurde für die Zeit meines Filmens auch meine. Jim Rakete begab sich auf eine Spurensuche in die eigene Vergangenheit. Ausgerüstet mit seiner alten Linhof-Platten- kamera wollte er herausfinden, was ihm die analoge Fotografie gege- ben hat und „welche Wahrheiten in der klassischen Fotografie ste- cken“. Der Untertitel seines Projekts „Vertraute Fremde“ bezog sich auf die Auswahl der von ihm Porträtierten. Dieser wunderbare Wider- spruch ergab sich aus der Wiederbegegnung mit vertrauten Men- schen, Freunden, die Jim Rakete über viele Jahre hinweg immer wie- der fotografiert hatte, und mit Unbekannten, die seine Neugier weckten, also mit Vertrauten und Fremden.

Das Besondere an diesen Wiederbegegnungen war, dass er es schaff- te, die Vertrauten wieder wie Fremde zu betrachten und damit einen Moment zu erzeugen, an dem Vergangenheit und Gegenwart aufei- nander prallten. So entstand etwas völlig Neues, was vor allem daran liegt, dass Jim Rakete den Bildern misstraut, auch seinen eigenen. Während seiner Aufnahmen gelingt es ihm, eine innere Distanz zu entwickeln und sich von seinem inneren Bild einer Person zu lösen. In

KinoTermin

Sa 25.10. 20.00 Uhr

Me i n Le b e n – Jim Rak e t e D 2007, R: Claudia Müller, Dokumentarfilm, 43 min DigiBeta Im Anschluss: Jim Rakete im Gespräch mit Claudia Müller

Jim Rakete: Selbstporträt Sonderausstellung

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Liebe Besucherinnen und Besucher, einer achtel Sekunde, der Verschlusszeit der Linse seiner Kamera, gemeinsam mit zahlreichen Gästen eröff- übertrug sich das, was zwischen ihm und der Person passierte. neten wir im September unsere aktuelle Aus- Ein weiteres Geheimnis seiner Kunst ist, Menschen das Gefühl von stellung Jim Rakete: 1/8 sec. Dazu haben wir Geschützt sein zu geben, obwohl die Porträtierten in diesem Moment uns ein besonderes Begleitprogramm über- wissen, dass sie ausgeliefert sind. Wer sich von Jim Rakete fotogra- legt. Bis Januar sind Termine verabredet, zu fieren lässt, weiß, dass es kein Versteck gibt, weiß, wonach er sucht denen der Starfotograf persönlich ins Muse- und dass er meist etwas findet, was anderen Fotografen entgeht. um kommt. Er wird durch die Ausstellung Dabei stilisiert oder entlarvt er nicht, sondern geht viel feiner vor. führen und mit einigen der Porträtierten in unserem Kino über deren jüngste Arbeiten und das Thema Fotografie und Film sprechen. Den Für meinen Film durfte ich Jim Rakete fünf Tage lang bei seiner Arbeit Anfang macht am 25. Oktober die Begegnung mit der Regisseurin begleiten. Das ist nicht viel für einen Film von 43 Minuten Länge. Da Claudia Müller. Sie begleitete Jim Rakete mit der Kamera, als die Jim Rakete seinem Namen alle Ehre machte und äußerst schnell ar- Porträts, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind, entstanden. beitete, war die Ausbeute dennoch groß. Der erste Drehtag war Gemeinsam mit Eva Roland-Schellack sichteten wir vor wenigen schwierig. Die Aufgabenstellung lautete, eine „begleitende Beobach- Wochen in ihrem Haus in den Nachlass des Regisseurs tung“ zu machen, was für meinen Kameramann bedeutete, so viel wie Jürgen Roland und brachten die Dokumente nach Frankfurt. Eben- möglich von der Situation des fotografischen Prozesses festzuhalten, so wie die Exponate, die gerade in der viel beachteten Galerieaus- manchmal aber auch einfach nur draufzuhalten. Mit einer Art drittem stellung zum Archiv des Produzenten Luggi Waldleitner und seines Auge fühlte Jim die Kamera in seinem Nacken und ich wiederum spür- Films Da s Mä d c h e n Ro s e m a r i e gezeigt werden, wird auch diese te, dass dies für ihn unerträglich war. Gerade weil er selbst ein Profi Sammlung nach ihrer wissenschaftlichen Erschließung öffentlich ist, entging ihm nichts, was wir taten. präsentiert. „Ich bin kein Sammler, ich bin Jäger“, sagte er mir in einem Interview Den 18. Oktober sollten Sie sich unbedingt reservieren. An diesem für den Film. So begriff ich, wie schwer es für ihn sein musste, plötzlich Tag besucht uns ein lieber Freund: Volker Schlöndorff liest aus sei- der Gejagte zu sein. Das Einzige, was diese Situation retten konnte, nem Buch Licht, Schatten und Bewegung. Seit vielen Jahren war Vertrauen. Jim hatte meinem Film zugesagt, und nun musste er es verwalten wir sein Arbeitsarchiv, „sein Gedächtnis“, wie er sich einfach geschehen lassen. Das tat er dann auch. einmal ausdrückte. Bereits ab Monatsbeginn ist in Kooperation mit der Ernst Barlach Während der Dreharbeiten wurde mir klar, was das wirklich Beson‑ Museumsgesellschaft im Museumsfoyer eine Installation mit aktu- dere an diesen kurzen Begegnungen zwischen ihm und seinen Porträ- eller Videokunst eingerichtet: Made in Turkey – Bewegte Bilder von tierten ist. Nach außen wirkt die Situation zunächst banal. Ein Mensch Künstlern des Buchmesse-Ehrengasts Türkei. setzt sich auf einen Stuhl, lehnt sich irgendwo an und blickt in die Und für diejenigen, die sie nicht in Frankfurt sehen konnten, besteht Kamera. Der Fotograf gibt ein paar minimale Anweisungen, es macht die Möglichkeit, zwei Ausstellungen von uns an einem anderen Ort zu besuchen: Anime gastiert im Louisiana Museum für Moderne Katalog Kunst in Humblebæk, Dänemark, und Karl Valentin im Deutschen Katalog: Jim Rakete: 1/8 sec. Vertraute Fremde. Photographien 191 Abbildungen in Duotone und Farbe Theatermuseum in München. Schirmer und Mosel Verlag, München 2007 Viele Termine, aber keinen sollten Sie versäumen! www.schirmer-mosel.de ISBN: 9783829602969, Format: 24,8 x 31,8 cm, gebunden 272 Seiten, 68,00 Euro Der Katalog ist an der Museumskasse erhältlich oder über unseren Online-Shop: www.deutsches-filmmuseum.de Hans-Peter Reichmann, Stellvertretender Direktor Sonderausstellung Jim Rakete: 1/8 sec. Buchpräsentation 6 Licht, Schatten und Bewegung

„klick“, und das war’s. In Wirklichkeit jedoch passiert etwas viel Grö- Als Gast stellt Volker Schlöndorff seine Autobiografie Licht, ßeres: Es ist nicht der mythologisierte Moment des Framings, nicht das Schatten und Bewegung. Mein Leben und meine Filme in Klicken der Kamera, nicht der Schuss. All dies sind nur Teile eines unserem Haus vor. langen Prozesses einer Beobachtung, die sich verdichtet. Darin liegt die Kunst, darin, dass es dem Fotografen gelingt, all diese Beobach- Im Februar besuchte der Oscar-Preisträger unser tungen in nur einem Bild zu verdichten. Archiv, um seine Erinnerungen mit den Materialien der Schlöndorff-Sammlung abzugleichen. Ein halbes Jahr Jim Rakete leidet, wie er sagt, unter dem „Dilemma der Einengung“. später erscheint zur Buchmesse sein 472-seitiges Buch Mit seiner Kamera ist kein Schwenk möglich, auch kann er nicht er- im Hanser Verlag. Bei der Präsentation spricht der 1939 zählen, was neben und hinter der Kamera passiert. Dieses „Gefäng- in Wiesbaden geborene Regisseur mit Marianne nis“, das ihn zur Reduktion auf einen Bildausschnitt zwingt, ist auch Wellershoff, der Redaktions-Leiterin des KulturSpiegel. ein Segen. Durch den empfundenen Mangel bringt er sich viel mehr In der Autobiografie erzählt Schlöndorff anschaulich von selbst in seine Bilder ein, ohne sichtbar zu werden: Er gräbt sich in die seiner Kindheit im Nachkriegsdeutschland, seinem Leben Tiefe des Bildes ein. Da sein Gegenüber dies in den meisten Fällen in Frankreich zur Zeit der Nouvelle Vague und dem politischen Engage- spürt, entsteht ein Moment, den man „Wahrheit“ nennen könnte. ment um 1968 nach der Rückkehr in die Bundesrepublik. Seit mehr als vier Jahrzehnten arbeitet er erfolgreich in Deutschland, Frankreich, Ita- Der Schauspieler sagt in meinem Film über ihn: „Bei Jim lien und den USA. Seine Erinnerungen lesen sich wie ein who-is-who hat man immer das Gefühl, man schenkt ihm was. Und er nimmt es des Kinos – mit Regisseuren wie Louis Malle und Rainer Werner Fass- dankbar an.“ Wenn man seine Bilder aus diesem Blickwinkel betrach- binder; Schauspiel-Größen wie Jeanne Moreau, Alain Delon und Dustin tet und die Geschichten, welche die Gesichter der Porträtierten erzäh- Hoffman – und ermöglichen eine hintergründige Gesamtschau seines len, hört, kann man sich sein Werk auf wunderbare Weise erschließen. filmischen Werks. Dabei berichtet er unter anderem von der Arbeit an Für mich persönlich sind seine Fotos keine bloßen Abbilder von Per- der Verfilmung des Romans Die Bl e c h t r o m m e l (1978/79), die als erster sonen, sondern Kunstwerke, die von Momenten großer Verletzbarkeit deutscher Film nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar erhielt. erzählen, und die schon längst ins Museum gehören. Wenn es mir Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Erinnerungen an die eigenen Filme jemals gelingen würde, all das, was ich während der Arbeit mit Jim und vor allem Anekdoten aus dem Leben der anderen, von Lang und Rakete gelernt habe, auf meine Filmporträts anzuwenden, bei denen Lubitsch und Wilder und Malle. Und irgendwo dazwischen wird natür- mir bewegte Bilder, Sprache, Musik und alle möglichen technischen lich auch Schlöndorff selber sichtbar, auf eine wunderbar uneitle Wei- Manipulationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wäre ich mehr als se.“ Das Schöne sei, dass Schlöndorff nicht nur um sich selbst kreise: froh. Vorerst bin ich aber dankbar, dass ich bei einigen unwiederbring- „Er hat die Filmgeschichte am eigenen Leib erfahren, und es wäre wirk- lichen Momenten dabei sein durfte. Und wenn ich mir Jim Raketes lich schade gewesen, hätte er uns an all dem cinephilen Tratsch, der Fotos in der Ausstellung ansehe, fängt bei mir ein neuer Film an ... zwischen seinen Tagebüchern auftaucht, nicht teilhaben lassen.“

termin

Sa 18.10. 20.30 Uhr Volker Schlöndorff liest aus seiner Autobiografie Licht, Schatten und Bewegung. Mein Leben und meine Filme Mit freundlicher Unterstützung von: Volker Schlöndorff im Gespräch mit Marianne Wellershoff Eintritt: € 8,- / 7,- (erm.) Die Kinocard ist bei dieser Veranstaltung nicht gültig. In Kooperation mit: Galerieausstellung ALLES ÜBER ROSEMARIE 7

Die Galerieausstellung zeichnet die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von schau, von dem aus Fotograf Kurt Weiner das Da s Mä d c h e n Ro s e m a r i e (1958) nach. Wie kaum ein anderer kennt Christian Setzepfandt bekannte Bild machte, musste einem Hochhaus- die tragische Geschichte der Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt – Projekt weichen. deren Spuren seine Stadtführungen folgen. Seit Jahren recherchieren Sie für die Führungen. Was macht – mehr als 50 Jahre später – das zudem. „Sie hatte gar nichts Nuttiges“, schrieb Ist irgendwann einmal alles dazu gesagt? In ungebrochene Interesse an dem Fall aus? eine Frankfurter Journalistin. Das Verruchte einer zweistündigen Führung kann man nicht Medien und Publikum interessieren sich für die spürte man dennoch. Und: Was sie an Sexualität alles erzählen, deshalb setze ich je nach Gruppe aufregende Mischung aus Skandal, Sexualität, versprach, hat sie auch eingehalten. und Interessen unterschiedliche Schwerpunkte. ungeklärtem Verbrechen und Mythos. Faszinie- Ich bekomme immer noch neue Informationen rend wirkt auch heute noch die Verruchtheit der Es wirkt, als habe Rosemarie Nitribitt ihre Karriere aus Gesprächen mit Zeitzeugen, von denen nur Nitribitt, die aus ganz einfachen Verhältnissen gezielt entwickelt. Sie arbeitete nicht nur im da- noch wenige leben. Im vergangenen Jahr führte stammte, mit ihren Dienstleistungen gutes Geld menhaften Auftreten konsequent an sich, sie ich beispielsweise ein interessantes Gespräch verdiente und es in die deutsche High Society nahm auch Französisch-Unterricht und machte mit dem mittlerweile verstorbenen Leiter der schaffte. Und natürlich die fünf Verfilmungen eine Mannequin-Schulung. Ihre Mannequin- Mordkommission. Die unglaublichen Pannen bei des Stoffes. Karte, die sie anfertigen ließ, wirkt eher wie die den Ermittlungen liefern viel Stoff für Anekdoten. Set-Karte einer Schauspielerin. Konkretes über Was zeichnet die Verfilmung Da s Mä d c h e n Ro s e - etwaige Schauspiel-Pläne sind aber nicht be- Ist es also zu früh, um sich mit der ungeklärten m a r i e aus? Sie nimmt die Atmosphäre der fünf- kannt. Fragen nach dem Mörder – oder vielleicht einer ziger Jahre an und greift die Verbindungen in Mörderin – zufriedenzugeben? Vielleicht tau- Gesellschaft und Politik auf großartige Weise Zur Zeit Rosemaries war Frankfurt noch nicht chen in Briefen oder Nachlässen noch neue auf. Dabei belässt es der Film gekonnt, aber ef- „Mainhattan“. Was ist von den historischen Hinweise auf. Man kann gespannt bleiben. fektiv, bei Vermutungen. Es lohnt übrigens auch, Schauplätzen erhalten? Erstaunlich viel: Ange- Das Interview führte Horst Martin. eine weitere zeitgenössische Verfilmung zu se- fangen vom Hauptbahnhof über die ersten hen, die genauer auf die Chronologie des Falles Hotels und Bordelle, in denen sie angeschafft Informationen eingeht: Die Wa h r h e i t ü b e r Ro s e m a r i e (1959). hat, bis zu den Häusern des Juweliers oder Der Eintritt zur Galerieausstellung „Alles über Metzgers, die in dem Fall wichtige Rollen spie- Rosemarie“ ist im Eintrittspreis der Dauerausstellung Rosemarie Nitribitt ist zweifellos die bekannteste len. Auch der Frankfurter Hof und die Mercedes- enthalten. Prostituierte der Bundesrepublik gewesen. Was Benz-Niederlassung am Kaiserplatz. Und natür- Zur Ausstellung ist eine Broschüre (1 Euro) an der Museumskasse erhältlich. machte sie besonders? Sie nahm auch als Pro- lich das typische 1950er-Jahre-Appartmenthaus stituierte ihr Leben selbst in die Hand und ließ am Eschersheimer Turm: Man sieht von unten Stadtführung: „Straße des Lebens – Rosemarie Nitribitt“ mit Christian Setzepfandt sich nicht – wie in dem Gewerbe üblich – von das Fenster ihrer Wohnung, in dem sie am Tag Männern fremd bestimmen. Ihre bürgerliche des Mordes zum letzten Mal fotografiert wurde. Termine: So 5.10. (15 Uhr), Sa 1.11. (15 Uhr) Dauer: zwei Std. Treffpunkt: Vor dem Hauptbahnhof und damenhafte Erscheinung unterschied sie Das Gebäude gegenüber der Frankfurter Rund- Frankfurt (Endpunkt in der Stiftstraße nahe Hauptwache) Teilnahmegebühr: 10 Euro pro Person Information und Anmeldung: Tel.: 069 - 961 220 -223 (Mo 13-18 Uhr, Di-Mi 10-15 Uhr, Do 13-18 Uhr) [email protected] Bitte beachten Sie auch die ausstellungsbe‑ gleitende Filmreihe „Kino horizontal: Prostitution im Film“ (Seite 8-9)

links: Führung mit Christian Setzepfandt (M.) rechts: Rosemarie Nitribitt an ihrem legendären Mercedes-Cabrio (Quelle: Polizeipräsidium Frankfurt) 8 Kino horizontal: prostitution im film

Mit der selbstgewählten Edelprostituierten „Belle de Jour“, dem romantisierten Straßenmädchen „Irma la Douce“ und einer quälende Freier mordenden Serien‑ killerin beginnt die Filmreihe zur Galerieausstellung „Alles über Rosemarie“, die bis Ende Dezember fortgeführt wird. Dabei laufen nicht nur fiktionale Darstellungen des ältesten Gewerbes der Welt: Dokumentarfilme zeigen denA lltag von Frauen und Männern, die ihren Lebensunterhalt durch Prostitution sichern müssen.

Auf vielfachen Wunsch wiederholen wir Da s wird von masochistischen Traumbildern heimge- Mä d c h e n Ro s e m a r i e (1958) von Rolf Thiele ein sucht und beginnt, in einem Edelbordell unter weiteres Mal. dem Namen Be l l e d e j o u r (Belle de jour – Die Ir m a l a Do u c e (Das Mädchen Irma la Douce, 1963) Schöne des Tages, 1967) zu arbeiten. Doch ihre erzählt die Geschichte eines entlassenen Pariser Begegnung mit einem Kunden, ein gewalttätiger Polizisten (Jack Lemmon), der sich in ein Stra- Gangster, hat schicksalhafte Folgen. Die zentra- Glück mit ihr erlebt. „Eine seltsam ergreifende ßenmädchen (Shirley MacLaine) verliebt, sie len Themen von Luis Buñuels Œuvre bilden auch Groteske, eine unglaubliche Mischung aus ihrem brutalen „Beschützer“ entreißt und sich in den Kern dieses Filmklassikers: das Ineinander- romantischer Oper und politischer Satire“, einem wahnwitzigen Doppelgängerspiel als ih- greifen von Realität und Traum, die zerstörerische schrieb Kurt Habernoll über Lina Wertmüllers ren Zuhälter und zugleich besten Kunden Lord X Macht des Verlangens und die Brüchigkeit der Fi l m d'a m o r e e d'a n a r c h i a , o v v e r o 's t a m a t t i n a a l l e 10 ausgibt. Billy Wilders Musicalverfilmung koket- bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Institutionen. in v i a d e i Fi o r i n e l l a n o t a c a s a d i t o l l e r a n z a … (Liebe tiert anspielungsreich mit der Ruchlosigkeit des Italien zur Zeit des Faschismus: Ein Bauer zieht und Anarchie, 1973), dessen intensive Darstel- Milieus und ist ein mustergültiges Beispiel für nach Rom, um aus Rache für den Tod eines lungen von Menschlichkeit und Brutalität noch eine pointenreiche Komödie voller ernster Zwi- Freundes ein Attentat auf Mussolini zu verüben. heute beeindrucken. schentöne und anrührender Tiefen. Er bekommt eine Unterkunft in einem Bordell, wo Rainer Werner Fassbinders Lo l a (1981) spielt in Eine verheiratete junge Frau (Catherine Deneuve) er sich in eine junge Hure verliebt und ein kurzes einem bayerischen Dorf des kapitalistischen Nachkriegsdeutschland. Ein neuer Baudezer- nent (Armin Mueller-Stahl) tritt seinen Dienst an und will gegen die Machenschaften des Baulö- wen Schuckert (Mario Adorf) vorgehen – doch dann stellt sich seine Freundin (Barbara Sukowa) als stadtbekannte Prostituierte heraus. Im Ge- wand einer Kolportage entlarvt Fassbinder sati- risch Korruptheit, moralischen Verfall und zeich- net das Bild einer Gesellschaft, die nichts von Menschenwürde hält und Individuen zu Mario- netten degradiert.

links: Patty Jenkins Mo n s t e r (USA/D 2003) rechts: Billy Wilder Ir m a l a Do u c e (USA 1963) oben: Eva C. Heldmann Fi v e Se x Ro o m s u n d e i n e Kü c h e (D 2007)

rechte Seite: unten: Mika Ninagawa Sak u r a n (Japan 2006) oben: Lo l a (BRD 1981) Filmreihe

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Pedro Almodovars To d o s o b r e m i m a d r e (Alles und die Verfilmung eines bekannten Mangas, über meine Mutter, 1999) begleitet Manuela folgt dem Schicksal Kiyohas, die schon als Acht- nach dem Tod ihres Sohnes auf eine Reise in die jährige an ein Tokyoter Freudenhaus verkauft Vergangenheit. Sie sucht den nun transsexuel- wird. Dank ihres rebellischen und ungebun- len Vater ihres Kindes, der als weibliche Prosti- denen Wesens steigt sie im Laufe der Zeit zu tuierte arbeitet und nichts von seinem Sohn einer teuren Edelprostituierten mit besonderen weiß. Die Hommage an starke Frauen widmet Rechten und Privilegien auf. Die nachdenklich sich mit viel Anteilnahme existenziellen Themen machende sinnliche Inszenierung arbeitet mit wie Krankheit, Tod, Liebe und Hoffnung. knallbunten Farben und Popmusik. Mo n s t e r (2005) rekapituliert die Biografie einer Ku r z d a v o r i s t e s p a s s i e r t (2006) von Anja Salomo- Frau (Charlize Theron), die sich aus Geldknapp- nowitz verknüpft Schicksale von Betroffenen des heit als Prostituierte verdingt. Als sie von einem Frauenhandels und illegaler Migration. Die Be- Freier geschlagen und vergewaltigt wird, er- richte werden mit fiktionalen Lebenswelten von ter Filmemacherin Eva Heldmann dokumentiert schießt sie ihn und tötet in einer ähnlichen Situa- fünf Personen verbunden, die dem Zuschauer in Fi v e Se x Ro o m s u n d e i n e Kü c h e (2007) die Arbeit tion auch einen zweiten Freier. Dadurch be- eine doppelbödige und sein Wahrheitsempfinden in einem von der Domina Lady Tara betriebenen schwört sie allmählich ihre eigene Tragödie her- fordernde Analyse menschenunwürdiger Verhält- Bordell in Offenbach. Der neutrale, die Würde bei. Regisseurin Patty Jenkins hinterfragt die nisse ermöglichen. Die nachhaltig aufwühlende seiner Protagonistinnen respektierende Bericht Taten der als erster weiblicher Serienkiller Ame- Dokumentation wurde mit zahlreichen Preisen, gibt den Frauen Raum für Reflexionen und Mei- rikas bekannt gewordenen Frau und gibt Einblicke unter anderem dem Caligari Preis des Internatio- nungen, vermittelt aber durch das Spiel mit Far- in eine verstörende, menschenunwürdige Welt. nalen Forums des Jungen Films, ausgezeichnet. ben und Bewegung zugleich eine faszinierende Pr i n c e s a s (2005) handelt von dem Leben zweier Die inzwischen nach gezogene Frankfur- Nähe zum Gezeigten. Prostituierten, die sich auf dem Madrider Stra- ßenstrich anfreunden. Die erfahrene Caye be- Kinotermine hauptet sich mit ihrem frechen Charme und spart für eine Brustvergrößerung, durch die sie Fr 3.10. 18.00 Uhr Sa 11.10. 20.30 Uhr | So 19.10. 18.00 Uhr sich mehr Freier erhofft. Zulema, eine illegale Da s Mä d c h e n Ro s e m a r i e BRD 1958, R: Rolf Thiele Pr i n c e s a s ES/F 2005, R: Fernando León de Aranoa Immigrantin aus der Dominikanischen Republik, Da: Nadja Tiller, Peter van Eyck, Gert Fröbe, 101 min Da: Candela Peña, Micaela Nevárez, 113 min OmU braucht jeden Cent, um ihren Sohn nach Spanien Sa 4.10. 20.30 Uhr | So 5.10. 18.00 Uhr Do 16.10. 18.00 Uhr | Klassiker & Raritäten zu holen und ihm ein besseres Leben zu ermög- Be l l e d e j o u r Schöne des Tages, F/IT1967, R: Luis Ir m a l a Do u c e Das Mädchen Irma la Douce, USA 1963 lichen. Eindringlich und intensiv erzählt der Film Buñuel, Da: Catherine Deneuve, J. Sorel, 101 min OmU R: Billy Wilder, Da: J. Lemmon, S. MacLaine, 135 min DF von ihren täglichen Behauptungsversuchen und Sa 4.10. 22.30 Uhr | Do 9.10 20.30 Uhr Mi 22.10.18.00 Uhr | Klassiker & Raritäten Enttäuschungen. Mo n s t e r USA/D 2003, R: Patty Jenkins Lo l a BRD 1981, R: Rainer Werner Fassbinder Sak u r a n (Sakuran – Wilde Kirschblüte, 2006), das Da: Charlize Theron, Christina Ricci, 109 min OmU Da: Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl, Spielfilmdebüt der Fotografin Mika Ninagawa Mario Adorf, 125 min Mi 8.10. 20.30 Uhr

Fi v e Se x Ro o m s u n d e i n e Kü c h e Do 23.10. 18.00 Uhr | Klassiker & Raritäten D 2007, R: Eva C. Heldmann, Dokumentarfilm, 79 min Fi l m d'a m o r e e d'a n a r c h i a , o v v e r o 's t a m a t t i n a a l l e 10 in v i a d e i Fi o r i n e l l a n o t a c a s a d i t o l l e r a n z a … Fr 10.10. 20.30 Uhr | Sa 11.10. 22.30 Uhr Liebe und Anarchie, IT/F 1973 To d o s o b r e m i m a d r e Alles über meine Mutter R: Lina Wertmüller, Da: Giancarlo Giannini, F/ES 1999, R: Pedro Almodóvar, Da: Cecilia Roth, Mariangela Melato, 125 min OmU Marisa Paredes, Penélope Cruz, 101 min OmU Fr 31.10. 20.30 Uhr Sa 11.10. 18.00 Uhr Sak u r a n Sakuran – Wilde Kirschblüte Ku r z d a v o r i s t e s p a s s i e r t AU 2006, R: Anja Salomonowitz J 2006 R: Mika Ninagawa, Da: A. Tsuchiya, M. Ando, Da: Rainer Halbauer, Otto Pikal, 72 min 111 min OmU (Wiederholung Anfang November) 10 Jürgen Roland Zum Nachlass eines Film- und Fernsehpioniers

Jürgen Roland zählt zu den Pionieren des deutschen Fern­­- sehschule in London und kam 1951 als Journalist zum Nordwestdeut- sehens und gilt als ungekrönter „König des Krimi-Genres“. schen Rundfunk, dem heutigen NDR, wieder nach Hamburg. Seine Sein Können bewies der am 21. September 2007 in seiner Geburtsstadt sollte sein Leben prägen – ebenso wie sie mit seinem Heimatstadt Hamburg verstorbene Regisseur auch in Kino­- Werk verbunden ist. produktionen. Ein Jahr nach seinem Tod übergab die Witwe Eva Roland-Schellack seinen Nachlass unserem Archiv. Roland produzierte zunächst kleine Serien und Dokumentarfilme, 1953 dann begann seine Karriere mit der 26-teiligen Kriminalreihe Der Mit dem bürgerlichen Namen Jürgen Schellack wurde Jürgen Roland Polizeibericht meldet. Darin stellte er authentische Fälle mit Schau- am 25. Dezember 1925 als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg geboren. spielern nach, die vom Hamburger Kriminaldirektor Carl Breuer kom- Seine Laufbahn begann nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Bis mentiert wurden – ein Format, das unter anderem von Aktenzeichen 1948 arbeitete er als Radio-Reporter, dann besuchte er die BBC-Fern- XY... ungelöst über Jahrzehnte hinweg fortgesetzt wurde. Mit der Krimiserie Stahlnetz gelang Roland 1958 die fiktionale Weiter- entwicklung seines Erfolgskonzepts. Über zehn Jahre hinweg wurde die semidokumentarische Reihe zum „Straßenfeger“ im wörtlichen Sinne: Wenn die Einblendung „Dieser Fall ist wahr!“ auf dem schwarz- weißen Bildschirm erschien, wirkten die Straßen entvölkert und die Nation versammelte sich gebannt vor dem TV-Gerät. Roland griff bei seinen Stoffen nicht nur auf die Arbeit der Polizei zurück, sondern zeichnete ein von Klischees befreites Berufsbild. Trotz der Nähe zur Polizeiarbeit bewahrte Roland die nötige Distanz, um Geschichten nicht zu verklären: „Ich habe die Männer vom Kiez, im Gegensatz zu manchen Kollegen, nie idealisiert“, erklärte er später.

Gemeinsam mit Autor Wolfgang Menge, mit dem er bereits seit 1954 zusammenarbeitete, startete er 1967 das erfolgreiche Quizformat Dem Täter auf der Spur, in dem prominente Gäste Fälle aufklären sollten. Seine letzte TV-Serie Großstadtrevier erfreut sich ungebrochener Be- liebtheit und läuft seit 1986 als fester Bestandteil des ARD-Vorabend- programms. Schauspieler Jan Fedder, der zur Crew von Da s Bo o t (1981) gehörte, avancierte darin als Polizeikommissar Dirk Matthies zu einem der beliebtesten Schauspieler.

Jürgen Roland Aus den Sammlungen und Archiven

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Krimis für die Kinoleinwand Sein Gespür für Kriminalgeschichten zeigt sich auch in den Arbeiten fürs Kino der sechziger Jahre. Erfolgreich inszenierte er Edgar-Wal- lace-Verfilmungen mit Star-Besetzungen – darunter De r r o t e Kr e i s (1960) mit Klausjürgen Wussow als Privatdetektiv Derrick Yale, Die s e l t s a m e Gr ä f i n (1961) mit Joachim Fuchsberger, Lil Dagover, Klaus Kinski und Eddi Arent oder De r g r ü n e Bo g e n s c h ü t z e (1961) mit Gert Fröbe als zwielichtigem amerikanischen Millionär.

Auch im Kino griff Roland sein Lieblingsthema und das Hamburger Milieu auf. Pol i z e ir e v ie r Da v i d s w a c h e (1964), für den er mit dem Deut- Der Nachlass des Regisseurs wird in den kommenden Monaten sor- schen Filmpreis ausgezeichnet wurde, gilt als ein Klassiker des Polizei- tiert, erschlossen und nach seiner archivarischen Aufarbeitung in ei- films, und mit dem Gangsterfilm Die En g e l v o n St. Pa u l i (1969) setzte er ner Galerieausstellung präsentiert. Darin befinden sich zahlreiche dem Hamburger Amüsierviertel ein filmisches Denkmal. Die Geschichte Fotos aus seiner Arbeit für Film und Fernsehen, darunter auch Aufnah- spielt im Rotlicht-Milieu, das nach eigenen Regeln funktioniert. Als men von den Anfängen beim NWDR. In Alben finden sich Bilder der „Reporter mit der Kamera“ sah sich Roland bei seiner Arbeit – in dem Produktion wie farbenprächtig handcolorierte Szenen- und PR-Fotos Episodenfilm St. Pa u l i Re p o r t (1971) spielt er diese Rolle auch vor der aus He i ss e r Ha f e n Ho n g Ko n g (1962), von ihm selbst archivierte Werk- Kamera und berichtet aus dem kriminellen Alltag des Hamburger Kiez´. fotos aus Po l i z e i r e v i e r Da v i d s w a c h e (1964) sowie Privataufnahmen. Besonders spannend wird die Erschließung der Schriftdokumente und Zur Person Jürgen Roland Drehbücher sein. Zu Stahlnetz und den Edgar-Wallace-Verfilmungen Das „Abenteuer Wirklichkeit“ – wie NDR-Intendant Jobst Plog über ihn liegen Drehbücher mit handschriftlichen Anmerkungen vor, zu Po l i z e i - sagte – prägte das Interesse von Jürgen Roland. So pflegte er Kontakte r e v i e r Da v i d s w a c h e finden sich verschiedene Drehbuchfassungen. und Freundschaften über die Branche und die Hamburger Stadtgrenz‑ Auch befinden sich im Nachlass zwei Overalls und Kappen, die er wie en hinaus. Mit Frankfurt verband Roland vor allem die enge Beziehung ein Markenzeichen am Set trug. zum Historiker Joachim Fest, dem Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im Taunus feierte man oft gemeinsam den Jahreswechsel, noch heute pflegen die beiden Witwen, Eva Roland- Schellack und Ingrid Fest, die Freundschaft der Fami- lien weiter. Mit Lore und Kay Lorentz verband ihn ebenfalls eine langjährige Freundschaft.

oben links: Jürgen Roland He i s s e r Haf e n Ho n g Ko n g (1962) oben rechts: Jürgen Roland Polizeirevier Da v i d s w a c h e (1964) Filmabend 12 ErlebnisOrt Kino Was tut sich – im deutschen Film?

In diesem Jahr findet der 14.A ktionstag der Kommunalen Kinos erstmals im Drei Tage nach dem Kinostart Rahmen des UNESCO-Welttags des audiovisuellen Erbes statt und widmet sich präsentiert Regisseur Hannes Stöhr dem Thema „Erlebnisort Kino“. seine Tragikomödie Be r l i n Ca l l i n g (2007) als Gast der Veranstaltungsreihe. Der UNESCO-Welttag lenkt die öffentliche Auf- Kinotermin merksamkeit auf die Bedeutung des Films als Be r l i n Ca l l i n g lief beim Filmfest von Locarno im Mo 27.10. 20.00 Uhr kulturelles Erbe. Mit dem Aktionstag weisen die Wettbewerb außer Konkurrenz und begeisterte Au g e in Au g e – Ei n e d e u t s c h e Filmgeschichte mehr als 150 kommunalen Kinos in Deutschland das Publikum. Wie der Titel schon andeutet, D 2008, R: Michael Althen, Hans Helmut Prinzler auf ihren unverzichtbaren Beitrag für die Film- Dokumentarfilm, 106 min taucht das fiktionale Musikerporträt in die Rave- und Kinokultur hin. Unser Kino nimmt dabei eine Im Anschluss: Michael Althen und Hans Helmut Szene der deutschen Hauptstadt ein: Martin besondere Rolle ein: Es wurde 1971 als bundes- Prinzler im Gespräch mit Claudia Dillmann (DJ Paul Kalkbrenner), in Musikkreisen besser weit erstes kommunales Kino gegründet. bekannt als DJ Ickarus, ist in Berlin erfolgrei- Andreas Dresen, Wolfgang Kohlhaase und cher Elektro-Komponist und tourt mit seiner Au g e in Au g e . Ei n e d e u t s c h e Filmgeschichte (2008) Hanns Zischler erinnern sich an ihre Lieblings- Freundin und Managerin Mathilde (Rita Lengyel) handelt von der Liebe zum Kino und führt wie filme von gestern und erklären anhand einzelner von Auftritt zu Auftritt durch die Welt der Tanz- eine Entdeckungsreise durch die mehr als ein- Szenen, welche Filme für sie wichtig waren. Da- clubs. Dabei jagt ein Drogenrausch den näch- hundertjährige Historie. Die Regisseure, der Film- bei versuchen sie der Frage auf den Grund zu sten. Kurz vor der Veröffentlichung seines er- kritiker Michael Althen und der Filmhistoriker gehen, was eigentlich so deutsch am deutschen sten Albums landet Martin nach intensivem Hans Helmut Prinzler, spüren den großen Mo- Film ist. Feiern in der Drogennotaufnahme einer Berliner menten des deutschen Kinos nach, lassen unver- Spezielle Filmessays, zum Beispiel „Berlin im Klinik – eine berufliche und private Krise nimmt gessliche Bilder Revue passieren und machen Film“, ergänzen die zehn Liebeserklärungen. ihren Lauf. Der Film lebt auch von seinem Lust auf die Wiederbegegnung mit Klassikern. Wenn man Au g e in Au g e mit seinen eingestreu- Hauptdarsteller Paul Kalkbrenner, der als DJ ten assoziativen Motiven wie ein Rätsel an- nach der Premiere des Films in Locarno auf der Filmschaffende von heute wie Caroline Link, schaut, kann man auch die Titel von rund 250 Piazza auflegte und 7000 Menschen zum Tanzen Doris Dörrie, , Tom Tykwer, deutschen Filmen erraten. Eine Hommage an brachte. , Dominik Graf, Christian Petzold, das, was wir am deutschen Kino lieben. Über Hannes Stöhr Der 1970 geborene Regisseur studierte von 1995 bis 2000 an der Berliner Filmhochschule dffb. Mit der Stadt haben alle seine Spielfilme zu tun: In seinem Abschlussfilm Be r l i n is in Ge r m a n y (2000/01), der den Panorama-Publikumspreis der Berlinale gewann, erzählt Stöhr von den Versuchen eines Mannes, wieder im Leben

rechte Seite: links: Hannes Stöhr Be r l i n Ca l l i n g (D 2007) rechts: Andrzej Wajda Ka t y n (Polen 2007) Filmreihe Filmabend Katyn 13

Kinotermin Andrzej Wajdas für den Oscar nominiertes Kriegsdrama Ka t y n (2007) nimmt sich einem traumatischen Kapitel polnischer Geschichte an: der gezielten Vernichtung So 5.10. 20.00 Uhr der polnischen Eliten im Zweiten Weltkrieg durch sowjetische Truppen. Be r l i n Ca l l i n g D 2007, R: Hannes Stöhr Da: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel, Corinna Harfouch, 109 min zu Gast: Hannes Stöhr im Über Jahrzehnte hinweg galt die offizielle Kinotermin Gespräch mit Ulrich Sonnenschein (epd film) sowjetische Propaganda, das nationalsozialis- Sa 25.10. 18.00 Uhr In Kooperation mit epd Film tische Deutschland habe mehr als 20.000 Offi- Ka t y n Polen 2007, R: Andrzej Wajda Zu Was tut sich – im ziere und Zivilisten, darunter auch Anwälte, Da: Artur Zmijewski, Maja Ostaszewska, 118 min OmU deutschen Film? ist ein Ärzte und Professoren, durch Massenerschie- Sonderheft unseres ßungen im Frühjahr 1940 systematisch ermor- In Zusammenarbeit mit der Kooperationspartners det. Erst Michail Gorbatschows „Glasnost“ Deutsch-Polnischen epd Film erschienen, das an Gesellschaft führte dazu, dass sich die UdSSR im Jahr 1990 der Museums­kasse, im Online‑ Frankfurt am Main Shop oder direkt bei epd Film zu ihrer historischen Schuld bekannte. Fast zwei für 4,90 Euro erhältlich ist. Jahrzehnte dauerte es, bis Oscar-Preisträger dung, indem er das Einzelschicksal einer pol- Andrzej Wajda, dessen Vater zu den Opfern ge- nischen Familie in den Vordergrund rückt. Aus Halt zu finden. Martin, der noch zu DDR-Zeiten zählt wird, als erster polnischer Regisseur den Pflichterfüllung weigert sich Rittmeister Andrzej, eingebuchtet wurde, wird nach mehr als elf Jah- historischen Stoff ins Kino brachte. aus dem sowjetischen Gefangenenlager zu flie- ren Haft aus dem Gefängnis entlassen und muss hen. Die Suche seiner Ehefrau nach dem ver- sich nun in einer völlig neuen Welt zurechtfin- Ka t y n (2007) erzählt nach einer Vorlage von missten Mann dauert bis in die 1950er Jahre – den. Im Berlinale-Wettbewerb lief On e d a y In Andrzej Mularczyk die Geschichte des Massa- bis ein ehemaliger Lagerinsasse ihr seine Tage- Eu r o p e (2005) und erzählt vier Geschichten am kers sowie seiner propagandistischen Verwen- buchaufzeichnungen bringt. Tag des Chamions-League-Finales zwischen Galatasary Istanbul und Deportivo La Coruna. Rückblick: 31. internationales Kinderfilmfestival 14 LUCAS 2008 feiert Rekorde LUCAS-Preise für Un c h â t e a u e n Es p a g n e und Pu s l i n g

Ein hochkarätiger Wettbewerb, so viele Filmschaffende und verleihung. Impressionen der Festivalwoche und Interviews mit den Gäste wie nie zuvor: LUCAS 2008 verzeichnete einen Filmschaffenden unter www.lucasfilmfestival.de. Besucherrekord. „Aufregende Kinomomente mit begeisterten Kindern, internationalen Gästen und Besuchern machten das Fremdes entdecken und Medienkompetenz fördern Festival zu einem besonderen Erlebnis”, so Festivalleiterin Den unverzichtbaren Beitrag von LUCAS für die Vermittlung von Film- Petra Kappler. kultur und Medienkompetenz lobte Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth beim Empfang von Oberbürgermeisterin und LUCAS- Mit mehr als 6000 Besuchern übertraf LUCAS 2008 in seiner 31. Ausgabe Schirmherrin Petra Roth im Kaisersaal. Günter Schmitteckert, Ministe- die Ergebnisse der Vorjahre deutlich. Der bisher umfangreichste Wett- rialdirigent des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, bewerb präsentierte vom 7. bis 14. September spannendes, unterhalt- würdigte bei der Preisverleihung die kulturpolitische Relevanz des sames und anspruchsvolles Kinderkino in unserem Haus und im Festivals: „Eine der wesentlichen Qualitäten von LUCAS ist, Verständ- CineStar Metropolis: 29 Kurz- und Langfilme aus 17 Ländern, darunter nis und Toleranz für fremde Kulturen zu schärfen.“ Als Leiter des Mit- sechs Welt- und fünf Europa-Premieren, konkurrierten um die erhöhten veranstalters Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und Preisgelder von 7500 Euro für den besten Lang- und 3000 Euro für den neue Medien – LPR Hessen lobte Professor Wolfgang Thaenert die besten Kurzfilm. ausgebauten Lehrerfortbildungen FILMSEHEN – FILMVERSTEHEN. Die Sonderreihe widmete sich Dokumentarfilmen für Kinder. Einen ein- zigartigen Überblick über die weltweite Kinder- und Jugendfilmproduk­ ­ Symposium: Dokumentarfilme für Kinder tion bot der Filmmarkt akkreditierten Fachbesuchern – und mit 250 Film- Auf dem ganztägigen Symposium forderten die Teilnehmenden aus Pro- beiträgen so viele Einreichungen wie nie zuvor. duktion, Verleih und Hochschulen, den im Aufwärtstrend befindlichen Besonders erfreulich war die Resonanz auf die LUCAS-Lounge, die Dokumentarfilm effizienter für Bildungszwecke einzusetzen. Für den täglich filmpädagogische Angebote wie Spiele, Workshops und Filmge- Einsatz im Unterricht sei eine intensivere Vermittlung von Medienkom- spräche mit Regisseurinnen, Regisseuren und Filmemachern bot. Sehr petenz auf Landes- und Bundesebene erforderlich. Aktuelle Produkti- gerne animierten Kinder auf der TRICKBOXX des KI.KA kleine Trickfilme. onen präsentierten die Filmemacher Antje Starost und Calle Overweg in KI.KA-Moderator Juri Tetzlaff moderierte zudem die feierliche Preis­ den verschiedenen Panels des Symposiums.

LUCAS 2008 – 31. INTERNATIONALES KINDERFILMFESTIVAL (7. bis 14. September)

Die Preisträger bei LUCAS 2008: Sponsoren und Partnern: KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft LUCAS-Langfilmpreis: Un c h â t e a u e n Esp a g n e (Mein bester Freund, Regie: Isabelle Aktiengesellschaft, Wirtschaftsprüfungs­gesellschaft, Doval, Frankreich 2007) Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungs­ Lobende Erwähnung: Du g g h o l u f ó l k i ð (Spuk im Eis, Regie: Ari Kristinsson, Island 2007) gesellschaft mbH, 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse, LUCAS-Kurzfilmpreis: Pu s l i n g (Crybaby, Regie: Christina Rosendahl, Dänemark 2008) Skoda Auto Deutschland GmbH, Saalbau GmbH, doxs! Lobende Erwähnung: St r a fs t o ss (Regie: Till Endemann, Deutschland 2008) Duisburger Filmwoche, Medienprojektzentrum Offener Kanal, Don-Quijote-Preis der F.I.C.C.-Jury: Ph o e b e in Wo n d e r l a n d (Phoebe im Wunderland, Offenbach/Frankfurt, CineStar Metropolis, Bionade GmbH, Regie: Daniel Barnz, USA 2008) Querbeet – Bio Frischvermarktung GmbH, STRÖER Deutsche Lobende Erwähnung: Du g g h o l u f ó l k i ð (Spuk im Eis, Regie: Ari Kristinsson, Island 2007) Städte Medien GmbH, Frankfurter Personenschifffahrt Anton Nauheimer GmbH (Primus-Linie), Bad Nauheimer Mineralquellen GmbH, Alfred Sternjacob GmbH & LUCAS 2008 dankt Co. KG (Scout und logstoff.com), Radisson SAS Hotel Frankfurt, traffiQ Lokale Mitveranstaltern: Nahverkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH, Stil + Blüte, Südliche Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien – LPR Hessen Weinstraße e.V., Deutsches Architekturmuseum Förderern: der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM – Medienpartnern: Frankfurter Rundschau, KI.KA – Der Kinderkanal von ARD/ZDF Kulturelle Filmförderung des Bundes), Hessische Filmförderung, Hessisches Unterstützern: Ferrero Deutschland GmbH, Fraport AG, Belgische Botschaft, Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Stadt Frankfurt am Main, PwC-Stiftung im Isländische Botschaft, Niederländische Botschaft, Norwegische Botschaft, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur) Spanische Botschaft 15

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1 regisseurin Isabelle Doval freut sich über 7500 Euro 8 petra Kappler mit Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth 11 Preisgeld für Me i n b e s t e r Fr e u n d (F 2007) | 2 Lobende und Kulturmanager Hilmar Hoffmann beim Empfang von Erwähnungen erhielt Ari Kristinssons Film Sp u k im Eis (IS 2007) Oberbürgermeisterin und LUCAS-Schirmherrin Petra Roth von der LUCAS- und der F.I.C.C.-Jury | 3 Sönke Reimers 9 luCAS-Festivalleiterin Petra Kappler mit Dr. Sven Matthiesen (Frankfurter Rundschau) mit Kindern beim Eröffnungsfilm Ka r l a s (1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse) und Matthias Vogler (KPMG) We l t (DK 2007) | 4 Jonas Hämmerle, Hauptdarsteller von Da s 10 Nicola Beer (MdL, FDP-Fraktion im Hessischen Landtag), Mo r p h u s -Ge h e i m n i s (D 2008), in der KI.KA-Trickboxx Petra Kappler und Günter Schmitteckert, Ministerialdirigent des 5 Filmgespräch in der LUCAS-Lounge | 6 LUCAS-Jury Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, auf der 7 elena Arndt-Jensen, die zwölfjährige Hauptdarstellerin Preisverleihung des Eröffnungsfilms, beim Filmgespräch 11 KI.KA-Moderator Juri Tetzlaff mit fünf LUCAS-Juroren Filmprogramm Museumspädagogik 16 Kinderkino Angebote für Gross und Klein

„Dick und Doof“ als Die Wü s t e n s ö h n e , ein Heldenepos und eine Puppenanimation Orient und Okzident aus Spanien sowie zwei Erich Kästner-Verfilmungen des „Doppelten Lottchens“ Das Morgenland war für das Abendland verlo- zeigt das Kinderkino in diesem Monat. ckend, geheimnisvoll, und Reisende berichteten über die Wunder des Orients. Viele Sammlungs- Um am Stiftungsfest des Männerclubs „Wü- spanische Geschichte und entführt in die sagen- stücke in den Frankfurter Museen vermitteln die stensöhne“ teilnehmen zu können, versuchen umwobene Zeit des Rittertums. Faszination, die von der orientalischen Welt aus- Stan (Stan Laurel) und Ollie (Oliver Hardy), ihre Zwei elfjährige Mädchen begegnen sich zufällig ging und immer noch ausgeht. Alle beteiligten Frauen hinters Licht zu führen, doch ihr raffi- im Ferienheim und stellen fest, dass sie sich ei- Häuser bieten an diesem Satourday (25. Oktober) nierter Plan scheitert an unglücklichen Zufällen nander zum Verwechseln ähneln und Zwillinge für Familien die verschiedensten Veranstaltungen und ihrer Tollpatschigkeit. So n s o f t h e De s e r t sein müssen. Da jede bei einem Elternteil aufge- rund um dieses Thema. (Dick und Doof – Die Wüstensöhne, 1933) bietet wachsen ist, beschließen sie, ihre Rollen zu dem Komiker-Duo die ideale Plattform für ihr tauschen und dafür zu sorgen, dass die Eltern Das Bild vom „Morgenland“ Talent und wartet mit einigen der besten Gags wieder zusammenkommen. Da s d o p p e l t e Lo t t c h e n Eine Reise mit historischen Bildern aus und Einfälle der Komödiengeschichte auf. (1950) war die erste, inzwischen klassische Ver- dem 19. und frühen 20. Jahrhundert Zu unserem Schwerpunktthema „Neues spa- filmung des Kinderbuchs von Erich Kästner, der Mit welchen Motiven und Bildern wurde vor über nisches Kino˝ zeigen wir mit dem Zeichentrick- den Off-Kommentar spricht. 100 Jahren der Orient nach Deutschland ge- film El Cid: La Le y e n d a (El Cid: Die Legende, 2003) 2007 verfilmten Toby Genkel und Michael Schaack bracht? Mit originalen Stereo-Fotografien kann eine weitere Verfilmung des berühmten spa- Da s d o p p e l t e Lo t t c h e n als Animation, bei der sie man selbst eine Reise durch das „Land der auf- nischen Heldenepos: Im Kampf eint Rodrigo Diaz sich die Illustrationen Walter Triers zum Vorbild gehenden Sonne“ wagen. Außerdem bietet sich de Vivar als Held El Cid die spanische Christen- nahmen, die seinerzeit wesentlich zum Erfolg die Gelegenheit, mit der TrickBOXX einen Ani- heit. Liebenswert animiert, vermittelt die mit dem Kästners beitrugen. Die kindgerechte, aber auch mationsfilm zu drehen, bei dem die alten Fotogra- Goya-Preis für den besten Zeichentrickfilm aus- Erwachsene ansprechende Verfilmung macht fien als Hintergründe mit neuen Geschichten gezeichnete Animation ohne überhöhtes Pathos bewusst, welche Aktualität Kästners Geschichte belebt werden können. von den durch Scheidung der Eltern getrennten Für die Teilnehmer dieser Veranstaltung ist der Kinotermine Geschwistern in der heutigen Zeit besitzt. Eintritt in die Dauerausstellung frei. Der PuppentrickfilmP r o p o g Be r t a (Prop und Ber- Fr 3.10. 14.30 Uhr | So 5.10. 16.00 Uhr Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. ta, 2000) bietet viele liebenswerte Figuren. Die So n s o f t h e De s e r t Dick & Doof – Die Wüstensöhne USA 1934, R: William A. Seiter, Da: Stan Laurel, Nachbarin des kleinen Herr Prop hat sich zum Ziel Informationen Oliver Hardy, 65 min empfohlen ab 6 Jahre, DF gesetzt, die gemeinste Hexe der Welt zu werden. Öffnungszeiten kinderatelier Doch Herr Prop und die sprechende Kuh Berta Fr 10.10. 14.30 Uhr | So 12.10. 16.00 Uhr versuchen gemeinsam, die ambitionierte Zaube- Sa, So: 14.00 bis 18.00 Uhr El Cid: La Le y e n d a El Cid – Die Legende rin zu besänftigen. Mit fetzigen Liedern, viel Hu- Öffentliche, kostenfreie Führungen Spanien 2003, R: Jose Pozo, Animationsfilm 81 min, FSK: ab 6, empfohlen ab 8 Jahre, DF mor und Spannung erzählt der Märchenfilm un- samstags (15 Uhr) durch die Sonderausstellung prätentiös vom Sieg des Guten über das Böse. sonntags (15 Uhr) durch die Dauerausstellung Fr 17.10. 14.30 Uhr | So 19.10. 16.00 Uhr Anmeldung nicht erforderlich

Da s d o p p e l t e Lo t t c h e n BRD 1950, R: Josef von Baky, Wenn Sie eine Gruppenführung durch die Ausstel‑ Da: Antje Weissgerber, Peter Mosbacher, 105 min Per Fly Pr o p o g Be r t a (Dänemark 2000) lungen buchen möchten, einen Kindergeburtstag FSK: ab 0, empfohlen ab 6 Jahre, DF planen, Informationen zu Ferienveranstaltungen Fr 24.10. 14.30 Uhr | So 26.10. 16.00 Uhr brauchen, Interesse an der „Schule des Sehens“ oder einfach nur Fragen zu pädagogischen Da s d o p p e l t e Lo t t c h e n D 2007, R: Toby Genkel Begleitprogrammen haben, wenden Sie sich bitte Animationsfilm, 80 min FSK ab 0, empfohlen ab 6, DF an die Museumspädagogik. Fr 31.10. 14.30 Uhr Daniela Dietrich, Tel.: 069 - 961 220 223 oder - 522 Fax: 069 - 961 220 579 Pr o p o g Be r t a Prop und Berta, DK 2000, R: Per Fly Puppentrickfilm, 73 min FSK ab 0, empf. ab 5 J., DF [email protected] Nahaufnahme Artur Brauner 17

Artur Brauner zu überraschen ist ein Kunststück, mit einer Sechzigern füllen Krimis mit Dr. Mabuse, Abenteuer mit Winnetou und Gala zum 90. Geburtstag gelang dies dennoch: Mehr als 500 Old Shatterhand oder Episches in Die Ni b e l u n g e n (1966/67) und Ka m pf Freunde und Weggefährten ließen den Produzenten u m R o m (1968) die Kinosäle. Über sein ganzes Schaffen hinweg verfolgt hochleben. Mit glänzenden Augen erlebte der Jubilar seinen der Produzent kontinuierlich aber auch sein persönliches Hauptan­ großen Abend. liegen, den Opfern des Holocaust, den er selbst überlebt hat, ein filmisches Denkmal zu setzen. Filme wie Mo r i t u r i (1947), Hi t l e rj u n g e Als Artur Brauner im Smoking an der Seite seiner Ehefrau Maria am Sa l o m o n (1989/90) oder De r l e t z t e Zu g (2007) handeln von den Verbre- Berliner Salzufer vorfuhr, dachte er noch, es ginge zu einer Opern­ chen der NS-Zeit und den Leiden der Verfolgten. premiere. Doch diese von der Familie heimlich geplante Gala galt nur ihm, der als Produzent das Kino seit Jahrzehnten prägt. Langjährige Vater und Tochter führen die CCC Freunde und Weggefährten wie Mario Adorf, Pierre Brice, Klaus Brauner, Geschäftsmann und Familienmensch, kümmert sich mit nicht Maria Brandauer und István Szabó sowie zahlreiche Persönlichkeiten nachlassender Energie weiterhin um seine CCC, in der Tochter Alice, aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft empfingen ihn mit „standing jüngstes von vier Kindern, in die Verantwortung hineingewachsen ist. ovations“. Für Brauner, der mit Lebensfreude stets nach vorne schaut, Die promovierte Politikwissenschaftlerin arbeitet gemeinsam mit ihm bedeutete der festliche Abend auch einen stimmungsvollen Rückblick als Producerin und ist darüber hinaus Geschäftsführerin der CCC auf seine einzigartige Laufbahn. Television. Aktuell produziert die zweifache Mutter eine Komödie für die ARD Degeto über die Komplikationen und Verwirrungen einer Die 1946 von Artur Brauner gegründete Produktionsfirma CCC ist bis deutsch-jüdischen Hochzeit. Außerdem bereitet sie gemeinsam mit heute untrennbar mit seiner Energie, seiner Kreativität und seinem ihrem Vater eine Kinoproduktion über den Holocaust mit dem Arbeits- Talent verbunden. In den Nachkriegsjahren trifft er den Geschmack titel „Wunderkinder“ sowie eine zeitgenössische Verfilmung des „Go- des Kinopublikums ebenso mit leichter Unterhaltung, Musikfilmen und lem“ vor. Nicht zuletzt an diesen Projekten zeigt sich, dass auch Artur Komödien, wie mit anspruchsvollen Literaturverfilmungen. In den Brauner trotz seiner 90 Jahre nicht ans Aufhören denkt.

„Mich hat die sensationelle Feier sehr überwältigt. Insbesondere, dass alle 500 geladenen Gäste es schafften, das Fest vor mir ge- heimzuhalten“, sagte Brauner im Nachhinein. Nun habe er Zeit, die von unserem Institut erstellte Festschrift zu lesen. Unter dem Titel Ihn gibt’s nur einmal finden sich darin Glückwunschtexte namhafter Kollegen und Weggefährten, die keinen Zweifel lassen, dass Artur Brauner einer der schil- lerndsten Filmpersönlichkeiten der Republik ist.

„Vielen Menschen bin ich in meinem Leben begegnet, es sind nur ganz wenige, die mich so wie Artur Brauner durch ihre Persönlich- keit beeindruckt und für immer gefangengenommen haben. Er kennt links: Artur Brauner mit seiner Frau Maria, den Töchtern Alice und Fela das Leben, er lebt es, und er liebt es.“ sowie den Söhnen Henry und Samy (v.l.n.r.) Mitte: Artur Brauner in seinem Büro in den 1950er Jahren rechts: Festschrift zum 90. Geburtstag (www.deutsches-filmmuseum.de/shop) Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister a.D. 18

Diese beiden Seiten sind in einem gesonderten Dokument 19

Diese beiden Seiten sind in einem gesonderten Dokument 20 Klassiker & Raritäten

Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe: Dienstags, mittwochs und donnerstags sowie in einer Sonntags-Matinee lassen sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder) entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.

In St a l k e r (1979), seinem letzten in der Sowjetunion Stilikone machte. Ballin Mundson (George gedrehten Film, schuf Andrej Tarkovskij einen Macready), ein zwielichtiger Casino-Besitzer, überwältigenden Kosmos voller mystisch-philo- lernt auf einer Geschäftsreise die verführeri- sophischer Reflexionen und faszinierender Bild- sche Gilda kennen, heiratet sie und nimmt sie visionen. In einer mysteriösen Zone am Rande mit nach Südamerika. Dort trifft sie auf Mund- einer verfallenen Industrielandschaft soll sich ein sons rechte Hand Jonny Farrell (Glenn Ford), mit Raum befinden, der jedem, der ihn betritt, die ge- dem sie früher eine kurze und stürmische Affäre heimsten Wünsche erfüllt. Ein Wissenschaftler hatte und der jetzt den Auftrag erhält, sich um und ein Schriftsteller heuern den Stalker, einen sie zu kümmern – der Beginn einer verstörend Pfadfinder und Ortskundigen, an, um sie ans Ziel gefährlichen Dreiecksbeziehung. (Vivien Leigh) Zuflucht bei ihrer Schwester Stella zu führen. Je tiefer sie in die geheimnisvolle Ge- Gedanklich radikal und ästhetisch sperrig er- (Kim Hunter) in New Orleans. Ihre Träume von gend vordringen, umso mehr erfahren sie das zählt Deutschlands eigenwilligster Filmemacher einem neuen Leben mit dem schüchternen Mitch Unerforschliche ihres eigenen Ichs. Herbert Achternbusch in Da s l e t z t e Lo c h (1981) (Karl Malden) werden jedoch von Stellas gewalt- Te o r e m a (Teorema – Geometrie der Liebe, 1968), schonungslos von privaten Ängsten, Schuldge- tätigem Ehemann Stanley Kowalski (Marlon Pier Paolo Pasolinis Variation eines modernen fühlen und Verzweiflungen, die er in eine objek- Brando) brutal zerstört. Evangeliums, schildert in ebenso stil- wie ge- tive Anklage überführt. Ein Mann namens Nil, In Kurt Bernhards StummfilmmelodramD ie Fr a u , schmackvollen Bildern, wie das Erscheinen ei- professioneller Fliegenfänger, Biertrinker und n a c h d e r m a n s i c h s e h n t (1929) brillierte Marlene nes mysteriösen Fremden Veränderungen in Privatdetektiv, stößt bei seinen Ermittlungen auf Dietrich erstmals in der Rolle der „femme fata- einer großbürgerlichen Mailänder Familie pro- die Ermordung der europäischen Juden durch le“, für die sie in den Filmen Josef von Stern- voziert. Seiner düsteren Vision von der Unfrei- die Nationalsozialisten. Um die sechs Millionen bergs berühmt wurde. Auf der Hochzeitsreise heit und Verelendung des Menschen in den vom Toten zu vergessen, treibt er sich in bayerischen mit einer reichen Erbin begegnet Henri Leblanc, Kapitalismus geformten menschlichen Bezie- Wirtshäusern herum und trinkt trauernd stets Nachkomme einer bankrotten Industriellenfami- hungen stellt Pasolini seine aus Marxismus und zuviel Bier und Schnaps. lie, der schönen und mysteriösen Stascha, die Christentum gezogenen Erkenntnisse für die Nach einem Theaterstück von Tennessee Willi- ihn um Schutz vor ihrem Begleiter Dr. Karoff Notwendigkeit einer geistigen und sozialen Um- ams drehte Elia Kazan mit A St r e e t c a r Na m e d (Fritz Kortner) bittet. Leblanc verfällt ihr, verlässt wandlung des Menschen entgegen. De s i r e (Endstation Sehnsucht, 1951) ein düsteres Hals über Kopf seine Frau und will mit Stascha Mit Gi l d a (1946) drehte Charles Vidor einen Klas- psychologisches Drama mit Starbesetzung. Um fliehen. siker des Film noir, der Hauptdarstellerin Rita ihre Vergangenheit zu vergessen, sucht die kul- In einem kleinen Ort im kanadischen British Co- Hayworth zur unsterblichen „Liebesgöttin“ und tivierte aber psychisch labile Blanche DuBois lumbia kommen bei einem schweren Busunfall

links: Atom Egoyan Th e Sw e e t He r e af t e r (CA 1997) oben: Charles Vidor Gi l d a (USA 1946) rechts: Andrej Tarkovskij St a l k e r (UdSSR 1979) Filmreihe

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kommen, einen LKW mit hochexplosivem Nitro- Erinnerung an Romy Schneider glycerin zu einer 500 Kilometer entfernten bren- Zu Erinnerung an Romy Schneider, deren Ge- nenden Ölquelle zu fahren – ein Auftrag, der sich burtstag sich im August zum 70. Mal jährte, bald zum Himmelfahrtskommando entwickelt. zeigen wir mit La Pi s c i n e (Der Swimmingpool, Tony Richardsons Verfilmung von John Irvings 1969) den Film, der am Anfang ihrer Weltkarrie- Bestsellerroman Th e Ho t e l Ne w Ha m p s h i r e (1984) re stand und dessen Erfolg sich nicht zuletzt verpflichtet sich ganz der skurrilen Atmosphäre seiner erotisch-freizügigen Szenen verdankt. der literarischen Vorlage und ist bevölkert von Der glückliche Liebesurlaub von Marianne (Romy einem schier unerschöpflichen Arsenal an Wirr- Schneider) und Jean-Paul (Alain Delon) in einer köpfen, Außenseitern, versponnenen Exzentri- Villa in St. Tropez verwandelt sich durch die An- kern und Lebenskünstlern, für deren Verkörpe- kunft von Mariannes ehemaligem Geliebten rung Richardson zahlreiche bekannte Schauspie- Harry (Maurice Ronet) und dessen 18-jähriger ler gewinnen konnte. Erzählt wird die turbulente Tochter Penelope (Jane Birkin) in einen Alptraum und tragikomische Geschichte der Familie Berry, aus Eifersucht, Misstrauen und Verachtung. 14 Kinder ums Leben. Der aus der Stadt angerei- die den verrückten Traum verfolgt, drei private ste Anwalt Mitchell (Ian Holm) versucht, dem Grandhotels zwischen Neuengland und Wien zu Kino horizontal Unglück mit einer Sammelklage gegen den bewirtschaften und nacheinander zu bewohnen Drei Filme der Reihe „Kino horizontal: Prostitution Bushersteller zu begegnen. Um die dazu nötige – ein Traum, der sich als trügerisch erweist, denn im Film“ sind ebenfalls bei den Klassikern & Rari- Unterstützung der Eltern zu erhalten, findet er eine Katastrophe löst die nächste ab. täten zu sehen (ausführliche Filmbeschreibungen viele Erklärungen für den Sinn eines Prozesses. In seinem vielfach ausgezeichneten und über auf den Seiten 8-9). Umrahmt von der Fabel des „Rattenfängers von weite Strecken fast schon dokumentarisch an- Billy Wilders Musicalverfilmung Ir m a l a Do u c e Hameln“ zeigt Atom Egoyan in Th e Sw e e t He r e af t e r mutenden Roadmovie Ce n t r a l d o Br a s i l (Central (Das Mädchen Irma la Douce, 1963), eine Komö- (Das süße Jenseits, 1997), wie Menschen in Station, 1998) spiegelt der brasilianische Regis- die voller ernster Zwischentöne, erzählt die Ge- Trauer leben und wie sie für sich Wege aus der seur Walter Salles die triste soziale Wirklichkeit schichte eines entlassenen Pariser Polizisten Trauer finden. des Landes angesichts des Neoliberalismus wi- Mit Le Sa l a i r e d e l a p e u r (Lohn der Angst, 1953) der. Dora (Fernanda Montenegra), eine ver- drehte Henri-Georges Clouzot einen der bekann- härmte ehemalige Lehrerin, schreibt im Haupt- testen und spannendsten Abenteuerfilme der bahnhof von Rio de Janeiro Briefe für Analpha- Filmgeschichte, der ihn weltberühmt machte. beten. Eines Tages begegnet sie dem neunjähri- Mitten im lateinamerikanischen Dschungel war- gen Josué, der durch den Tod seiner Mutter zum ten vier gescheiterte Abenteurer – unter ihnen Halbwaisen wurde. Erst bei einer gemeinsamen der draufgängerische Mario (Yves Montand) – Reise durch Brasilien entwickelt sich aus der darauf, das große Geld zu verdienen. Ihre Chan- anfänglichen gegenseitigen Abneigung eine un- ce scheint gekommen, als sie den Auftrag be- gewöhnliche Freundschaft.

links: Jacques Tourneur Ca t Pe o p l e (USA 1942) o.: K. Bernhardt Die Fr a u , n a c h d e r m a n s i c h s e h n t (D 1929) rechts: Jacques Deray La Pi s c i n e (IT/F 1969) Filmreihe Klassiker & Raritäten Film und Vortrag 22 KINO ‘68

(Jack Lemmon), der sich in ein Straßenmädchen J. W. Goethe-Universität gemeinsam mit dem Die Rolle der Medien steht im Mittel‑ (Shirley MacLaine) verliebt. Frankfurter Zoo veranstaltet wird, beschäftigt punkt des sechsten Frankfurter film‑ Rainer Werner Fassbinders Lo l a (1981) entlarvt sich Dr. Gerhard Heindl (Wien) in seinem Vortrag historischen Vortrags zum „Kino ‘68“. satirisch Korruptheit und moralischen Verfall in mit dem Thema „Der Zoo und seine Besucher – einem bayerischen Dorf im kapitalistischen Nach- gestern und heute“. Im Anschluss läuft Jacques An drei Werken Harun Farockis exemplifiziert kriegsdeutschland. In den Hauptrollen: Armin Tourneus Film Ca t Pe o p l e (Katzenmenschen, 1942), Volker Pantenburg, wie sich der Berliner Filme- Mueller-Stahl, Mario Adorf und Barbara Sukowa. der als einer der herausragendsten Horrorfilme macher zwischen 1968 und 1970 mit innovativen Lina Wertmüllers Fi l m d'a m o r e e d'a n a r c h i a , o v v e r o der 1940er Jahre gilt. Nach ihrer Hochzeit stellt formalen Mitteln kritisch mit den Medien aus- 's t a m a t t i n a a l l e 10 in v i a d e i Fi o r i n e l l a n o t a c a s a d i Oliver Reed (Kent Smith) fest, dass seine aus einandersetzte. t o l l e r a n z a … (Liebe und Anarchie, 1973) beein- Serbien stammende Frau Irena (Simone Simon) In seinem Agitationsfilm Ih r e Ze i t u n g e n (1968) druckt durch die intensive Darstellung von von einer alten Sage aus ihrer Heimat förmlich wendet sich Farocki gegen den Springer-Kon- Menschlichkeit und Brutalität. Im Italien zur Zeit besessen ist. Sie befürchtet, im Falle von leiden- zern, während er angesichts des Vietnamkriegs des Faschismus zieht ein Bauer nach Rom, um schaftlicher Erregung in eine todbringende in Ni c h t l ö s c h ba r e s F e u e r (1969) radikal die Frage aus Rache für den Tod eines Freundes ein Atten- Raubkatze verwandelt zu werden. Als sich tat- aufwirft, wie man eine Vorstellung der Wirkung tat auf Mussolini zu verüben. sächlich ein Mordserie ereignet, deren Opfer von Napalm vermitteln kann. Die Te i l u n g a l l e r grausam zerstückelt aufgefunden werden, ver- Ta g e (1970) widmet sich Formen der Ausbeutung 150 Jahre Zoo sucht Oliver zunächst, die Indizien, die für Irenas und repräsentiert einen frühen Ansatz Farockis, Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Befürchtungen sprechen, beiseite zu schieben. im Rahmen einer politischen Kunst marxistische Jubiläum des Zoologischen Gartens, das von der Doch dann erkennt er die grausige Wahrheit. Theorie zu veranschaulichen.

Kinotermine

Mi 1.10. 17.30 Uhr Di 14.10. 18.00 Uhr Di 28.10. 18.00 Uhr | Kino, Zoo, Moderne

St a l k e r UdSSR 1979, R: Andrej Tarkovskij, Da: Aleksandr Th e Sw e e t He r e af t e r Das süße Jenseits 18.00 Uhr: Der Zoo und seine Besucher – gestern Kajdanovskij, 163 min DF, Einf.: M. Schurig Kanada 1997, R: Atom Egoyan, Da: Ian Holm, Sarah und morgen, Vortrag: Dr. Gerhard Heindl (Wien) Polley, 112 min OmU, Einführung: Monika Haas 19.00 Uhr: Ca t Pe o p l e Katzenmenschen, USA 1942 Do 2.10. 18.00 Uhr R: Jacques Tourneur, Da: Simone Simon, Kent Smith, Mi 15.10. 18.00 Uhr Te o r e m a Teorema – Geometrie der Liebe Tom Conway 73 min OF IT 1968, R: , Da: Terence Stamp, Le Sa l a i r e d e l a p e u r Lohn der Angst, F/IT 1953, R: Henri- Silvana Mangano, 97 min DF, Einführung: Jim Heller Georges Clouzot, Da: Yves Montand, C. Vanel ,131 min DF

Di 7.10. 18.00 Uhr Do 16.10. 18.00 Uhr | Kino horizontal: Prostitution im Film Mi 29.10. 18.00 Uhr

Gi l d a USA 1946, R: Charles Vidor, Da: Rita Hayworth, Ir m a l a Do u c e Das Mädchen Irma la Douce, USA 1963 Th e Ho t e l Ne w Ha m p s h i r e GB/Kanada/USA 1984 Glenn Ford, G. Macready, 110 min DF, Einf.: S. Ofenloch R: Billy Wilder, Da: J. Lemmon, S. MacLaine, 135 min DF R: Tony Richardson, Da: Rob Lowe, Jodie Foster, Paul McCrane, 109 min OF, Einf.: Thomas Worschech Mi 8.10. 18.00 Uhr Di 21.10. 18.00 Uhr

Da s l e t z t e Lo c h BRD 1981, R: Herbert Achternbusch La Pi s c i n e Der Swimmingpool, IT/F 1969, R: Jacques Do 30.10. 18.00 Uhr

Da: H. Achternbusch, Annamirl Bierbichler, 92 min Deray, Da: Romy Schneider, Alain Delon, M. Ronet Ce n t r a l d o Br a s i l Central Station, BR/F 1998 Einführung: Felix Fischl 120 min DF, Einf.: Beate Dannhorn / Margot Müller R: Walter Salles, Da: Fernanda Montenegro, Marilia Pêra, 108 min OmU Do 9.10 18.00 Uhr Mi 22.10. 18.00 Uhr | Kino horizontal: Prostitution im Film Mi 1.10. 20.30 Uhr | Frankfurter filmhistorischer Vortrag A St r e e t c a r Na m e d De s i r e Endstation Sehnsucht Lo l a BRD 1981, R: R. W. Fassbinder, Da: Barbara USA 1951, R: Elia Kazan, Da: Vivien Leigh, Marlon Sukowa, Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf, 125 min Ih r e Ze i t u n g e n BRD 1968, R: Harun Farocki, 25 min Brando, Kim Hunter, 122 min OF, Einf.: Johanna Ruhl Ni c h t l ö s c h ba r e s Fe u e r BRD 1969, R: H. Farocki, 25 min Do 23.10. 18.00 Uhr | Kino horizontal: Prostitution im Film Die Te i l u n g a l l e r Ta g e BRD 1970, R: Harun Farocki, So 12.10. 11.30 Uhr | Matinee Fi l m d'a m o r e e d'a n a r c h i a , o v v e r o 's t a m a t t i n a a l l e 10 in Hartmut Bitomsky, 67 min Vortrag: Volker Pantenburg Die Fr a u , n a c h d e r m a n s i c h s e h n t D 1929, R: Kurt Bernhardt v i a d e i Fi o r i n e l l a n o t a c a s a d i t o l l e r a n z a … Liebe und In Zusammenarbeit mit dem Kunstgeschichtlichen Da: Marlene Dietrich, Fritz Kortner, 77 min Anarchie, IT/F 1973, R: Lina Wertmüller, Da: Giancarlo Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität FFM Klavierbegleitung: Ulrich Rügner Giannini, Mariangela Melato, 125 min OmU Dokumentarfilm Kurzfilmpreis Sinn und Suche 23 & Gespräch unterwegs Glaube in der Projektion

In Ne w s Fr o m Ho m e (2006) setzt Amos Die Programme „Liebe Laster Lebens‑ So p h i e Sc h o l l – Die l e t z t e n Ta g e (D 2005), Gitai die bewegte Geschichte eines lügen“ und „Land gewinnen“ des die dritte Verfilmung über die Geschichte Hauses in Jerusalem fort, dem er sich wichtigsten und am höchsten dotierten der Widerstandsgruppe „Die Weiße bereits 1980 und 1998 gewidmet hatte. deutschen Kurzfilmpreises präsentieren Rose“, rückt die unbeugsame Persönlich‑ wir in zwei Vorstellungen. keit der Protagonistin in den Mittelpunkt. Die Geschichte geht auf das Jahr 1948 zurück: Nachdem der Besitzer, ein palästinensischer Die bundesweit tourende Reihe des seit 1956 Historisch detailgetreu Arzt, aus dem Haus vertrieben wurde, wurde es vergebenen Deutschen Kurzfilmpreises fasst die – für das Drehbuch von der israelischen Regierung als „verlassen“ unterschiedlichen Gattungen und Genres in the- wurden neben Briefen deklariert, 1956 an jüdisch-algerische Einwan- matischen Programmen zusammen. Den Kurz- und Tagebucheintra- derer vermietet und später von einem Univer- filmpreis in Gold für den besten Animationsfilm gungen auch die origi- sitätsprofessor gekauft, der es in eine Patri- erhielt Andreas Hykades De r Kl o a n e über einen nalen Verhörprotokolle ziervilla umwandelte. Für seinen Dokumentar- kleinen Jungen und seine Hasen. In der Katego- verwendet – werden film Ne w s Fr o m Ho m e kehrte der international rie Dokumentarfilm wurde Rosa Hannah Zieglers Sophie Scholls Tage bedeutendste israelische Regisseur zurück Ci g a r r e t t a m o n a m o u r – Po r t r a i t m e i n e s Va t e r s , eine von der letzten Flug- und erzählt nun Geschichten der dritten Gene- Liebeserklärung an den Vater und dessen Lei- blatt-Aktion bis zu ihrer Hinrichtung geschildert. ration seiner Protagonisten. Dabei untersucht denschaft für das Rauchen, ausgezeichnet. Ei- Die kammerspielartige Inszenierung fokussiert er die Beziehungen zwischen den Einwohnern nen weiteren Dokumentarfilmpreis erhielt Die sich auf die 21-Jährige, die auch aus religiöser des Hauses in der Vergangenheit und der Ge- Akk ordeonspielerin von Biljana Garvanlieva, das Motivation mit Flugblättern die Verbrechen des genwart. Sie alle werden auf ihre Art ein Sym- Portrait einer jungen Frau aus Mazedonien, die NS-Regimes anprangert. In dem preisgekrönten bol für das Schicksal der Region und der Welt. sich zielgerichtet auf einen nationalen Musik- und für den Oscar nominierten Drama ragt neben „Mit bewundernswerter Gelassenheit verwei- wettbewerb vorbereitet. Mark Rothemunds meisterlicher Regie vor allem gert Amos Gitai sich jeder parteilichen Stel- Der Preis in der Kategorie Spielfilm ging an Da s Julia Jentschs schauspielerische Leistung he- lungnahme, hört Juden genauso geduldig zu g e f r o r e n e Me e r von Lukas Miko über den achtjäh- raus, für die sie mit dem Silbernen Bären ausge- wie Muslimen, Israelis ebenso wie Palästinen- rigen Marco, der unter der Abwesenheit seines zeichnet wurde. sern.“ (filmecho/filmwoche). Vaters leidet. Bei der zweiten Veranstaltung der Film- und Ge- sprächsreihe wird Dr. Jörg Herrmann (Hamburg) Kinotermin KinoterminE als Gast erwartet. Der Literaturwissenschaftler lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin und Di 7.10. 20.00 Uhr Fr 10.10. 18.00 Uhr | Programm: Land gewinnen leitet die Evangelische Akademie der Nord- Ne w s Fr o m Ho m e Die Akk ordeonspielerin D 2006, R: Biljana Garvanlieva elbischen Kirche in Hamburg. Zu seinen Publika- Israel/Belgien/F 2006, R: Amos Gitai Doku, 30 min | De r Fä h r m e i s t e r D 2007, R: Jörg Bruhn tionen gehört das Buch Sinnmaschine Kino. Sinn- Dokumentarfilm, 97 min OmU 15 min | Ge i g e n s o l o D 2007, R: Karin Malwitz, 21 min deutung und Religion im populären Film. Filmgespräch im Anschluss Sc h l ü s s e l k i n d D 2006, R: Meike Fehre, Animation, 3 min La n d g e w i n n e n D 2006, R: Marc Brummund, 20 min Kinotermin Di 14.10. 20.30 Uhr | Pr.: Liebe Laster Lebenslügen

15 Mi n u t e n Wa h r h e i t D 2007, R: N. Zingelmann, 18 min Do 2.10. 20.00 Uhr De r Kl o a n e D 2006, R: Andreas Hykade, Animation, So p h i e Sc h o l l – Die l e t z t e n Ta g e D 2005, R: Marc 10 min | Be c k e n r a n d D/CH 2006, R: Michael Koch, Rothemund, Da: Julia Jentsch, Fabian Hinrichs 19 min | Ci g a r e t t a m o n -a m o u r D 2006, R: Rosa Hannah 116 min Referent: Pd. Dr. Jörg Herrmann (Hamburg) Ziegler, Dokumentarfilm, 7 min | Geschwisterlie b e In Kooperation mit: D 2007, R: Jan-Marcel Kühn, Animation, 5 min Da s g e f r o r e n e Me e r D 2006, R: Lukas Miko, 25 min Weitere Informationen unter: Stiftung Johanniter www.kurzfilmpreisunterwegs.de Komturei Nieder-Weisel Filmreihe 24 Turkish Cinema in all its Colours

Das türkische Kino befindet sich im Aufwind und erreicht auch in Deutschland ein wachsendes Publikum. Unsere Reihe begleitet die „Türkei: Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2008“ über zwei Monate mit insgesamt 20 Filmen von den 1970er Jahren bis heute, darunter Klassiker, Literaturverfilmungen und aktuelle Produktionen.

Seit den 1990er Jahren steigt die Zahl der tür- überfährt, überredet seinen Chauffeur, die kischen Produktionen, und die internationale Schuld auf sich zu nehmen. Während dieser im Aufmerksamkeit nimmt stetig zu. Das vielfältige Gefängnis sitzt, beginnt Servet ein Verhältnis mit aktuelle türkische Kino greift die unterschied- dessen Frau. Als der Chauffeur aus dem Gefäng- lichsten Themen und Genres auf und bewegt nis entlassen wird, nimmt das in kunstvollen sich zwischen Mainstream und Autorenkino. Die Bildern inszenierte Drama seinen Lauf. 2005 verstarb, eine Novelle von Yusuf Atılgan. Geschichten spielen ebenso in den dynamischen So n ba h a r (Autumn 2008) wirft einen kritischen Zebercet, Betreiber eines kleinen Hotels in der urbanen Zentren wie in entlegenen ländlichen Blick auf die jüngere Geschichte der Türkei. Der Provinz, wartet vergebens auf die Rückkehr ei- Regionen und setzen sich dabei mit der jüngeren Student Yusuf kommt wegen seines politischen ner mysteriösen Frau, die einst eine Nacht im Geschichte des Landes, seiner kulturellen Viel- Engagements für die Demokratie in den 1990er Hotel verbrachte. Das Warten wird zu einer Ob- falt und der nationalen Identität auseinander. Jahren in Istanbul ins Gefängnis. Als er nach session: Zebercet entwickelt zunehmend eine Unsere Reihe eröffnet mit Üç Ma y m u n (Three zehn Jahren aus gesundheitlichen Gründen ent- psychopatische Persönlichkeit und driftet im- Monkeys, 2008), einem Familiendrama von Nuri lassen wird, kehrt er in sein Heimatdorf am mer stärker in eine Fantasiewelt ab. Bilge Ceylan, der beim diesjährigen Festival in schwarzen Meer zurück. Zuhause trifft er nur In Ya z ı Tu r a (Toss Up, 2004) kehren zwei Freunde Cannes mit dem Preis für die beste Regie ausge- die kranke Mutter an, denn der Vater ist gestor- von der Front im Südosten der Türkei vom Krieg zeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte ei- ben und die Schwester verheiratet. Die Einsam- gezeichnet in ihre Heimat zurück. „S¸eytan ner Familie, die aus den Fugen gerät und sich in keit in den Bergen und die spröde Landschaft Rıdvan“ (der teuflische Rıdvan), ein ehemaliger immer größere Lügengeschichten verstrickt, die umschließen ihn wie die Gefängnismauern, die Fußballspieler aus Göreme, hat ein Bein verlo- tragische Konsequenzen nach sich ziehen. immer wieder in seinen Träumen erscheinen. ren und stellt fest, dass weder seine Verlobte Nach dem Prinzip der drei Affen, die nichts se- noch seine Freunde die Alten geblieben sind. hen, hören und reden, weisen die Protagonisten In einer der bekanntesten türkischen Literatur- „Hayalet Cevher“ (Cevher, das Gespenst), der jede Verantwortung von sich. Der Politiker Ser- verfilmungen, An a y u r t Ot e l i (Motherland Hotel, mit seinem Vater in Istanbul lebt, ist auf einem vet, der nachts versehentlich einen Menschen 1986), adaptiert der Filmemacher Ömer Kavur, der Ohr taub und träumt davon, ein Kiosk aufzuma- chen. Anhand der Schicksale zweier Menschen, die stellvertretend für eine ganze Generation stehen, erzählt der Film von Ereignissen, die das kollektive Bewusstsein der türkischen Gesell- schaft in den letzten zehn Jahren nachhaltig verändert haben.

links: Nuri Bilge Ceylan Üç Ma y m u n (Türkei/F/IT 2008) oben: Ug˘ur Yücel Ya z ı Tu r a (Türkei 2004) 25 Filmreihe Turkish Cinema in all its Colours 26 MADE IN TURKEY – BEWEGTE BILDER

Die Literaturverfilmung Mu t l u l u k (Bliss, 2007), Muzzaffer in das ostanatolische Städtchen, in Zur Frankfurter Buchmesse bietet unser nach dem gleichnamigen Roman von Zülfü dem er aufgewachsen ist, zurück, um einen Film Haus dem Ausstellungsprojekt „Made Livaneli, handelt von der 17-jährigen Meryem, zu drehen. Er versucht, seine Familie als Darstel- in Turkey“ ein Forum. Im Foyer werden die vergewaltigt aufgefunden wird und fortan ler zu gewinnen, doch diese haben ihre eigenen unter dem Titel „Bewegte Bilder“ ab als befleckt gilt. Man beauftragt ihren Cousin Probleme. Sein Vater beschäftigt sich damit, ein 2. Oktober ausgewählte Videoarbeiten Cemal, die Ehre der Familie wieder herzustellen Waldstück vor dem Zugriff der Behörden zu ret- und Meryem auf dem Weg nach Istanbul unauf- ten, sein Cousin Saffet ist zum zweiten Mal durch des Ehrengastes der Buchmesse fällig zu beseitigen. Doch ihn überkommen Zwei- die Aufnahmeprüfung der Universität in Istanbul präsentiert – von poetischen Erzählungen, fel. Als sie dann unterwegs Professor Irfan be- gefallen und sein Neffe wünscht sich sehnsüch- über die Auseinandersetzung mit gegnen, erkennen beide, dass es auch vollkom- tig eine Musik-Uhr. Wie so oft bezieht Regisseur politischen und sozialen Themen bis hin men andere Werte gibt. Nuri Bilge Ceylan seine Familie mit in die Dreh‑ zur Reflexion der ästhetischen Yılmaz Erdog˘ ans Debüt Vi z o n t e l e (2000) greift arbeiten ein. Möglichkeiten des Mediums selbst. eigene Kindheitserinnerungen des Autors und Be s˛ Vak i t (Times and Winds, 2006) wurde im äu- Regisseurs auf. Thematisiert wird der Beginn ßersten Westen der Türkei nahe der ägäischen Insgesamt zehn verschiedene Frankfurter Aus- der Fernseh-Ära in den frühen 1970er Jahren in Küste gedreht und handelt von Tradition und stellungshäuser beteiligen sich an dem Koope- Hakkari, einem Dorf im Südosten Anatoliens und Religion, Kindern und Tieren aus der Provinz. Die rationsprojekt, das türkische Kunst von 1978 bis Heimatort des Filmemachers. Im Mittelpunkt Protagonisten, ein Mädchen und zwei Jungen, heute zeigt. Dazu gehören Meisterwerke aus stehen der Bürgermeister Nazmi, der etwas ab- stehen an der Schwelle zum Erwachsenwerden türkischen Museen und Privatsammlungen gedrehte Erfinder Enim (gespielt von Erdog˘ an und lehnen sich gegen ihre Eltern auf, die sie mit ebenso, wie Arbeiten aktueller Künstler. Das selbst) und vor allem ein Kino. Die Komödie war autoritärer Strenge erziehen. Der Titel des Films Projekt wird von der Ernst Barlach Museumsge- ein großer Publikumserfolg in der Türkei und bezieht sich auf die fünf Gebetszeiten, die den sellschaft realisiert und steht unter der Schirm- fand auch den Weg in die deutschen Kinos. Tagesablauf der gläubigen Muslime strukturie- herrschaft von Bundesaußenminister Dr. Frank- In Ma y ı s Si K i n t ı s ı (Clouds of May, 1999) kehrt ren und bestimmen. Walter Steinmeier, dem Außenminister der

Kinotermine

So 12.10. 20.00 Uhr Do 23.10. 20.30 Uhr

Üç Ma y m u n Three Monkeys, Türkei/F/IT 2008 Vi z o n t e l e R: Nuri Bilge Ceylan, Da: Yavuz Bingöl, 104 min OmeU Türkei 2000, R: Yılmaz Erdog˘an, Da: Yılmaz Erdog˘an, Als Gäste sind die vier Hauptdarsteller angefragt Demet Akbag˘, 110 min OmeU

Do 16.10. 20.30 Uhr | Sa 25.10. 22.30 Uhr So 26.10. 18.00 Uhr

So n ba h a r Autumn, Türkei/D 2008, R: Özcan Alper Ma y i s Si k i n t i s i Da: Onur Saylak, Megi Kobaladze, 99 min OmeU Clouds of May Am 16.10 zu Gast: Özcan Alper und Onur Saylak Türkei 1999, R: Nuri Bilge Ceylan Da: M. Emin Ceylan, Muzaffer Özdemir, 130 min OmeU Fr 17.10. 18.00 Uhr Di 28.10. 20.30 Uhr An a y u r t o t e l i Motherland Hotel, Türkei 1986, R: Ömer Kavur, Da: Macit Koper, Serra Yılmaz, 110 min OmeU Bes˛ Vak i t Times and Winds, Türkei 2006, R: Reha Erdem So 19.10. 20.30 Uhr Da: Özkan Özen, Ali Bey Kayalı, 100 min OmeU Ya z ı Tu r a Toss Up, Türkei 2004, R: Ug˘ur Yücel Da: Olgun S˛ims˛ek, Kenan Imirzalıog˘lu, 102 min OmeU In Kooperation mit dem Zu Gast: Ug˘ur Yücel Organisationskomitee Ehrengast Türkei der Di 21.10. 20.30 Uhr | Fr 31.10. 22.30 Uhr Frankfurter Buchmesse 2008

Mu t l u l u k Bliss, Türkei 2007, R: Abdullah Og˘uz und der Ali Demirel We (All) Search Da: Talat Bulut, Özgü Namal, 126 min OmeU Ankara Cinema Association musik video for Richie Hawtin (2005) re-interpretation of St a l k e r by Andrej Tarkowskij Ausstellung Filme Shanghai Filmnacht 27 China in Town

Türkei, Ali Babacan und dem Minister für Kultur Frankfurt feiert das 20-jährige Jubiläum seiner Städtepartnerschaft mit Guangzhou und Tourismus der Türkei, Ertugrul Günay. und gibt der chinesischen Kultur mit einem vielfältigen Programm ein Forum. Unsere Shanghai Filmnacht widmet sich der pulsierenden Metropole, die Reisende Für die Präsentation Made in Turkey – Bewegte bereits im frühen 20. Jahrhundert als „Paris des Ostens“ bezeichneten und die Bilder im Foyer wählte die Ernst Barlach Muse- heute eine Vorreiterrolle bei der Modernisierung im „Reich der Mitte“ spielt. umsgesellschaft unterschiedliche Arbeiten aus der jungen Kunstszene aus. Auf einem großen In dem erotischen Spionagethriller Se Jie /Lu s t Screen laufen Clips von Video- und Performance- Ca u t i o n (Gefahr und Begierde, 2007) beschäftigt künstlern. Fünf Terminals zeigen unterschiedliche sich Ang Lee mit der chinesischen Zeit‑ Arbeiten wie Ali Demirels zweiteiliges Video We geschichte. Shanghai 1941, zur Zeit der japa- (All) Search und Tunnel, das auf Bildern aus nischen Besatzung: Der Regierungsbeamte Yi Andrej Tarkowskijs St a l k e r (1979) basierend poli- (Tony Leung) nutzt die Gunst der Stunde, um sich tische Kritik und das Konzept der ästhetischen als Kollaborateur der verhassten Besatzer Sta- Verfremdung von Formen und Bildern verbindet. tus und Einfluss zu sichern. Als er die verführe- Die Arbeiten der Künstlerinnen wie Nilbar Güres˛ rische Wang Jiazhi (Tang Wei) kennen lernt und oder S¸ükran Moral sind provokativ und kreisen – nicht ahnend, dass Wang für den Widerstand einer Welt der Verführung, des Verrates und des um Bereiche der gesellschaftlichen Marginali- arbeitet und auf ihn angesetzt wurde – eine lei- Kampfes um Macht und Überleben konfrontiert. sierung. Güres greift ein tragisches Frauen- denschaftliche Liebesaffäre mit ihr beginnt, ver- Parallel zu der spannend inszenierten Fabel of- schicksal auf und arbeitet keinen gesellschaft- fängt er sich in einem gefährlichen Netz aus fenbaren sich allegorische Bezüge zum China lichen West- und Ost-Antagonismus, sondern Verführung, Obsession und Gefühlen. der 1990er Jahre. den Gegensatz der Geschlechter von Mann und Der als historischer Gangsterfilm angelegte Das Gangsterepos On c e Up o n a Ti m e in Sh a n g h a i Frau heraus. Die Bewegten Bilder sind bis zum Ya o a y a o y a o d a o w a i p o Qiao/Sh a n g h a i Tr i a d (Shanghai 1920, 1991) erzählt die Geschichte 9. November zu sehen. (Shanghai Serenade, 1995) von Zhang Yimou einer Freundschaft zwischen zwei Männern, die führt in das Shanghai der 1930er Jahre. Der unterschiedliche Wertvorstellungen verkörpern. 14-jährige Shuisheng wird von seinem Onkel, In den zwanziger Jahren begegnet der elfjährige der für den Triaden-Boss Tang arbeitet, nach Dawson, Sohn eines amerikanischen Geschäfts- Shanghai geholt, um Tangs Mätresse, der wun- mannes, in Shanghai dem jungen chinesischen derschönen Nachtclubsängerin Xiao, zu dienen. Dockarbeiter Fong. Es entwickelt sich eine Innerhalb nur weniger Tage wird der Junge mit Freundschaft, die im Laufe der Jahre unter- schiedliche Phasen durchläuft und immer wie- Kinotermin der auf die Probe gestellt wird. Aus den Freun- den werden zunächst Geschäftspartner, doch Fr 24.10. als sich Fong mit der Mafia einlässt, schließlich 17.30 Uhr: Se Jie / Lu s t , Ca u t i o n Gefahr und Begierde USA/China/Taiwan 2007, R: Ang Lee, Da: Tony Leung, Kontrahenten. Tang Wei, 156 min OmU | 20.30 Uhr: Ya o a y a o y a o d a o w a i p o Qi a o / Sh a n g h a i Tr i a d Shanghai Serenade China/F 1995, R: Zhang Yimou, Da: Gong Li, Li Bao-Tian, 108 min OmU | 22.30 Uhr: On c e Up o n a Ti m e in Sh a n g h a i Shanghai 1920, HK/China 1991, R: Leong Po-Chih, Da: John Lone, Adrian Pasdar, 130 min DF links: Ali Demirel The Tunnel musik video for Richie Hawtin (2005) In Kooperation mit dem Büro der Oberbürger‑ meisterin, Referat für inter‑ rechts: Leong Po-Chih On c e Up o n a Ti m e in Sh a n g h a i (Hongkong/China 1991) nationale Angelegenheiten, Frankfurt und SPAFFC, Shanghai oben rechts: Ang Lee Se Jie / Lu s t , Ca u t i o n (USA/China/Taiwan 2007) 28 Tapas Mixtas: Neues spanisches Kino

Zur Eröffnung des Instituto Cervantes in Frankfurt präsentieren wir eine Reihe mit Goya prämierter Film über den Flamenco unter- international anerkannten und preisgekrönten Produktionen aus Spanien der ver- nimmt eine musikalische Reise durch verschie- gangenen vier Jahre. Nicht alle haben, zumal in Originalversion, den Weg in die dene Regionen Spaniens, die er teils wirklich- deutschen Kinos gefunden. Die neun Spielfilme und ein Kurzfilmprogramm zeigen keitsnah, teils kreativ-fiktionalisierend einfängt. Indem er die großen Meister des Flamenco auf- die Bandbreite des jungen spanischen Films. treten lässt sowie virtuos mit Farben, Licht, Pedro Almodóvar ist der einzige spanische tation über Zärtlichkeit, Aggression und Einsam- Schatten und Spiegeln, Tanz und Musik spielt, Regisseur, dessen Produktionen regelmäßig in keit, von den Hauptdarstellern authentisch aus- gelingt ihm eine einzigartige Hommage an Musik die deutschen Kinos kommen. Da La m a l a e d u c a - gefüllt. und Land. Der Film ist einzig in der spanischen c i ó n (Schlechte Erziehung, 2003) noch nicht in Originalfassung erhältlich, doch der Tanz und die unserem Haus lief, haben wir ihn mit ins Pro- Pr i n c e s a s (2005) von Fernando León de Aranoa Musik lassen sich ohne Sprache erschließen. gramm genommen. Der Regisseur erinnert sich schildert mit semidokumentarischen Mitteln die in seinem Film an seine Kindheit zu Beginn der Verknüpfung der Schicksale zweier Madrider Eine Filmstudentin reist in das abgeschiedene 1960er Jahre in einem katholischen Internat, an Prostituierten, einer aus kleinbürgerlicher Fami- baskische Dorf Obaba, um eine Dokumentation erste sexuelle Erfahrungen und die Begegnung lie stammenden Dreißigjährigen und einer ille- über seine Menschen und ihren Alltag zu dre- mit dem Kino. Almodóvar spielt dabei virtuos, in galen Immigrantin, die sich in ihrem Überlebens- hen. Stattdessen erfährt sie aber mysteriöse dicht verwobenen, sich brechenden Erzähl- kampf gegenseitig beistehen. Beide Schauspie- Geschichten und gerät immer tiefer in ein Ge- strängen mit seiner eigenen Biografie. lerinnen wurden für ihre Darstellung mit dem flecht aus Liebe, Geheimnissen und Hass.O baba spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnet. (2005), Montoxo Armendáriz‘ Verfilmung eines Der Leidensweg einer jungen Frau, die von ih- gefeierten Romans von Bernardo Atxaga, ver- rem Mann misshandelt wird und dennoch immer Der in einem Jugendgefängnis inhaftierte 16-jäh- sucht, die Nachwirkungen der Franco-Diktatur wieder zu ihm zurückkehrt, bildet in Te d o y m i s rige Tano bekommt 48 Stunden Freigang, um an filmisch aufzuarbeiten sowie zum Dialog mit o j o s (Öffne meine Augen, 2003) für Regisseurin der Hochzeit seines Bruders teilzunehmen. Er dem Baskenland beizutragen. Iciar Bollain den Ausgangspunkt für eine Medi- aber nutzt die Zeit, seine Freunde zu treffen und all das nachzuholen, was ihm im Gefängnis ver- Mit El Lab e r i n t o d e l Fa u n o (Pans Labyrinth, 2006) wehrt war. Mit der Darstellung einer „verlorenen gelang Guillermo del Toro eine Oscar-prämierte, Generation“ und der Bestandsaufnahme sozialer an atemberaubenden Ideen, Bildern und filmi‑ Wirklichkeit in Spanien fesselt Alberto Rodríguez’ schen Reverenzen reiche Parabel auf die spani- 7 v i r g e n e s (7 Jungfrauen, 2005) durch den filmi‑ sche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Erzählt schen Rhythmus und die Authentizität. wird vor dem Hintergrund militärischer Repres- sion in der Zeit nach dem spanischen Bürger- Für Ib e r i a (2005) ließ sich Meisterregisseur Carlos krieg von der jungen Ofélia, deren Stiefvater Saura von Isaac Albeniz‘ gleichnamiger berühm- nach General Francos Sieg die republikanischen ter Suite inspirieren. Sein unter anderem mit dem Rebellen bekämpft. Seine Brutalität, Unbere-

links: Fernando León de Aranoa Pr i n c e s a s (ES/F 2005) rechts: Alberto Rodríguez 7 v í r g e n e s (Spanien 2005) Filmreihe

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chenbarkeit und das schlechte Verhältnis zu ihm lassen Ofelia in eine geheimnisvolle Fantasie- welt flüchten, die ihr hilft, den Schrecken der Realität zu trotzen.

Az u l Os c u r o Ca s i Ne g r o (Dunkelblaufastschwarz, 2006), das mehrfach Goya-prämierte Debüt Daniel Sánchez Arévalos, überzeugt mit seinem facettenreichen und grotesk-komischen Mikro- kosmos der spanischen Gesellschaft. Jorge ar- beitet als Hausmeister in einem Madrider Miets- haus, hat die letzten Jahre seinen Vater gepflegt und gleichzeitig studiert. Doch dann wendet sich sein Bruder Antonio, der im Gefängnis sitzt, mit einer ungewöhnlichen Bitte an ihn.

Das Programm Ta p a s Mi x t a s präsentiert sechs preisgekrönte spanische Kurzfilme aus den Jah- ren 2002 bis 2006. Domicilio Hab i t u a l von Robles Kinotermine Rafatal erzählt vom Tod eines Geschäftsman- Fr 3.10. 20.30 Uhr Fr 17.10. 20.30 Uhr | So 26.10. 20.30 Uhr nes, Ll é v a m e a o t r o sitio handelt von einem Paar, La m a l a e d u c a c i ó n Schlechte Erziehung El Lab e r i n t o d e l Fa u n o Pan`s Labyrinth das durch die Einöde reist und ein erotisches Spanien 2003, R: Pedro Almodóvar Mexiko/Spanien/USA 2006, R: Guillermo del Toro Rollenspiel beginnt. Der Trickfilmspezialist José Da: Gael Garcia Bernal, Fele Martinez, 106 min OmU Da: Ivana Baquero, Doug Jones, 114 min Span.OmU Mari Geonage lässt in Mi n o t a u r o m aq u i a Picasso Fr 3.10. 22.30 Uhr | Sa 4.10. 18.00 Uhr Mi 22.10. 20.30 Uhr auf den Minotaurus treffen, Te r c e r o B von José Mari Goenaga ist ein überaus spannender, aus Te d o y m i s o j o s Öffne meine Augen Tapas Mixtas – Kurzfilme, OmU Spanien 2003, R: Iciar Bollain Domicil o Hab i t u a l ES 2006, R: R. Robles Rafatal, 17 min zwei Blickwinkeln erzählter Thriller, während Da: Laia Marull, Luis Tosar, 106 min OmU Ll é v a m e a o t r o s i t i o Spanien 2004 Pr o f i l a x i s unterhaltsam das Bekenntnis- und R: David Martín de los Santos, 21 min Fr 10.10. 20.30 Uhr | Sa 11.10. 22.30 Uhr Ratgeberfernsehen persifliert. Das Programm Mi n o t a u r o m aq u i a Spanien 2004 schließt mit El So n a d o r von Oskar Santos, in dem To d o s o b r e m i m a d r e Alles über meine Mutter R: Juan Pablo Etcheverry, Animation, 10 min ein Nervenarzt im 19. Jahrhundert von der selt- F/ES 1999, R: Pedro Almodóvar, Da: Cecilia Roth, Te r c e r o B ES 2002, R: José Mari Goenaga, 18 min Marisa Paredes, Penélope Cruz, 101 min OmU Pr o f i l a x i s ES 2003, R: Daniel Sánchez Arévalo, 19 min samen Schlafkrankheit eines jungen Adeligen Filmbeschreibung siehe Seite: 8-9 El So n a d o r Spanien 2004, R: Oskar Santos, 14 min berichtet. Der Film wurde zu über 100 Festivals Fr 10.10. 22.30 Uhr | Sa 18.10. 18.00 Uhr eingeladen. Mi 29.10. 20.30 Uhr | Fr 31.10. 18.00 Uhr 7 v í r g e n e s 7 Jungfrauen Az u l Os c u r o Ca s i Ne g r o Dunkelblaufastschwarz Spanien 2005, R: Alberto Rodríguez Spanien 2006, R: Daniel Sánchez Arévalo Da: Juan José Ballesta, Jesús Carroza, 85 min OmU Da: Quim Gutiérrez, Marta Etura, 105 min OmU

Sa 11.10. 20.30 Uhr | So 19.10. 18.00 Uhr Do 30.10. 20.30 Uhr

Pr i n c e s a s ES/F 2005, R: Fernando León de Aranoa Ib e r i a Spanien 2005, R: Carlos Saura Da: Candela Peña, Micaela Nevárez, 113 min OmU oben links: Dokumentarfilm, 91 min OF D. Sánchez Arévalo Az u l Os c u r o Ca s i Ne g r o (ES 2006) So 12.10. 18.00 Uhr | Fr 17.10. 22.30 Uhr In Zusammenarbeit mit dem oben rechts: Carlos Saura Ib e r i a (ES 2005/06) Obaba ES/D 2005, R: Montxo Armendáriz Instituto Cervantes, Frankfurt. unten links: Montxo Armendáriz Obaba (ES/D 2005) Da: Bárbara Lennie, Pilar López de Ayala, unten rechts: Guillermo del Toro Peter Lohmeyer, 107 min OmU El Lab e r i n t o d e l Fa u n o (Mexiko/Spanien/USA 2006) Interview 30 IM Zentrum steht der goEast goEast-wettbewerb präsentiert

Seit September leitet Nadja Rademacher goEast, das von unserem Institut Mit dem aktuellen Spielfilm des veranstaltete Festival des mittel- und osteuropäischen Films. Im Gespräch stellt tschechischen Altmeisters und sich die studierte Kulturmanagerin vor. Oscar-Preisträgers Jírˇí Menzel setzt goEast seine Reihe mit besonderen Nadja Rademacher kennt unsere östlichen Nach- europäischen Partner erlebt, die das Festival Filmen aus Mittel- und Osteuropa fort. barn von zahlreichen Reisen und beruflichen fachlich schätzen und sehr gerne nach Aufenthalten. Osteuropa und der Publizistik Wiesbaden kommen. Für mich persönlich zählt In der Komödie (Schwerpunkt Film) widmete sie sich in ihrem der kulturelle Dialog mit unseren östlichen Ob s l u h o v a l Js e m An- Studium, das sie in Lüttich und Berlin absolvierte. Nachbarn zu den Stärken von goEast. Dafür gilt g l i c k e h o Kr á l e (Ich ha- Seit acht Jahren arbeitet sie als Kulturmanagerin. es, die Konzepte weiterzuentwickeln und zu- be den englischen Dabei war sie unter anderem in Rumänien für das sätzliche Partner zu gewinnen. König bedient, 2006) Institut für Auslandsbeziehungen im Auftrag des bündelt Menzel „alle thematischen und stili- Auswärtigen Amtes tätig, zuletzt fungierte sie als Welche Perspektiven sehen Sie für goEast? stischen Facetten, die sein Œuvre prägten“(film- Kulturreferentin des Bundesverbands der djo- Für das Festival steht natürlich ein Wettbewerb dienst). Basierend auf dem Roman von Bohumir Deutsche Jugend in Europa. mit herausragenden aktuellen Produktionen an Hrabal wird im Rückblick über vier Jahrzehnte erster Stelle. Für die Filmschaffenden aus dem hinweg die Geschichte vom Aufstieg und Fall Nach dem Festival 2008 ist vor dem Festival Osten bietet goEast ein von den Medien und der eines Prager Kellners (gespielt vom jungen bul- 2009. Wie läuft die Einarbeitung? Branche beachtetes Schaufenster, um trotz der garischen Schauspieler Ivan Barnev und dem Meine Vorgängerin Christine Kopf und ihr Team schwierigen Verleihsituation in Deutschland Tschechen Oldrˇich Kaiser) erzählt. Von der er- haben mich sehr herzlich aufgenommen. Paral- ihre Filme auf die Kinoleinwand – und später ins sten tschechischen Republik der 1920er Jahre lel lerne ich die inneren Abläufe des Festivals Fernsehen – zu bringen. Die neuen Filmreihen über die deutsche Okkupation bis in die post- kennen und arbeite bereits am Programm für goEast präsentiert und Dokumentarfilmpreis stalinistische Ära der 1950er versucht er – mal 2009. Jeder Tag ist spannend – das macht den „Erinnerung und Zukunft“ unterwegs sowie naiv, mal gewitzt – sich anzupassen. Julia Start sehr schön. die goEast-DVD-Edition bieten ausbaufähige Jentsch spielt seine große Liebe, die national- Ansätze, herausragende Filme über die Festival- sozialistische Sudetendeutsche Líza, mit der Wie haben Sie goEast aus der Perspektive Ihrer woche hinaus einem breiteren Publikum zu- zunächst das Glück und dann das spätere Un- beruflichen Tätigkeit in Berlin bisher erlebt? gänglich zu machen. glück seinen Lauf nehmen soll. Die achtjährige Erfolgsgeschichte von goEast ist natürlich bundesweit bekannt. Das wach- Die Geschichte des kleinen Jan Dítê im Strudel sende Fachpublikum, die internationalen Gäste der weltpolitischen Umwälzung brach in und das Publikumsinteresse in Wiesbaden sor- Tschechien Preis- und Besucherrekorde. Bei gen für Aufmerksamkeit über die Fachkreise den Internationalen Filmfestspielen in Berlin hinaus. Auch ich habe goEast bisher vor allem 2007 lief sie im Wettbewerb und wurde von der aus dem Blickwinkel meiner zahlreichen ost­ Filmkritik ausgezeichnet.

Kinotermin

Mi 15.10. 20.30 Uhr

Ob s l u h o v a l Js e m An g l i c k e h o Kr á l e Ich habe den englischen König bedient Tschechien 2006, R: Jírˇí Menzel, Da: Ivan Barnev, Oldrˇich Kaiser, Julia Jentsch, Martin Huba, 119 min OmU, Einführung: Swetlana Sikora Nadja Rademacher Filmreihe Vorhang auf: 31 DER OSTEN GLÄNZT! Highlights des gegenwärtigen und klassischen osteuropäischen Kinos

ab Oktober 2008 AUF DVD

Menzel, der vor fünf Jahren die goEast-Festi- lieferbar valjury leitete, ist eine der Hauptfiguren des tschechischen Autorenkinos. Für Os t rˇ e s l e d o v a - n é v l a k y (Liebe nach Fahrplan) erhielt er 1966 den Oscar als besten ausländischen Film, seine nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verbotene Literaturverfilmung Skrˇ i v á n c i n a n i t i (Lerchen am Faden, 1969) erhielt 1990 den Gol- denen Bären.

Seit 2001 gibt das von unserem Institut veran- Verkauf an der staltete Festival der (Film-)Kultur unserer öst- lichen Nachbarn in Wiesbaden eines der bedeu- Museumskasse im DIF tendsten europäischen Foren. Die im September sowie im Buch- und Fachhandel gestartete Reihe „goEast präsentiert“ zeigt je- den Monat in der Caligari Filmbühne Wiesbaden www.fi lmfestival-goEast.de und unserem Haus ausgewähltes junges Kino www.fr-online.de/shop sowie aktuelle Produktionen von renommierten Filmschaffenden. www.absolutmedien.de +49(0)30 285 39 87 0 [email protected]

Jírˇí Menzel Ob s l u h o v a l Js e m An g l i c k é h o Kr á l e (Tschechien, 2006)

DIF2.indd 1 05.09.2008 11:01:57 Uhr filmportal.de empfiehlt 32 Filmkultur auf DVD

Edition StraSSenfeger Arthaus Collection Literatur Manfred Krug gehörte zu den beliebtesten Stars Als man sich noch mit der ganzen Familie oder in Gemeinsam mit dem Kulturspiegel bringt Kino‑ des DDR-Kinos. Von den mehr als 40 Filmen, in Gemeinschaft mit Nachbarn und Freunden vor welt zur Buchmesse die Arthaus Collection denen er zwischen 1957 und 1976 spielte, konn- dem kleinen, flimmernden Schwarz-Weiß-Fern- Literatur heraus. Zwar enthält sie keine New ten nur wenige im Westen ein breites Publikum sehgerät im Wohnzimmer versammelte, und das Releases, doch die Zusammenstellung der zehn erreichen. Vier ausgewählte Produktionen wer- heutige „Home Entertainment“ mit großflächigen hochkarätigen Literaturverfilmungen sowie die den in der neuen Edition von Die großen Stars Flachbildschirmen noch wie Science Fiction er- Extras machen den Reiz des DVD-Schubers aus. In der DEFA zusammengefasst. schienen wäre, kam der Begriff der „Straßen‑ den Booklets begründen die Spiegel-Redakteure So wie der Brigadier Balla in seiner Paraderolle feger“ auf. Wie kaum ein anderer schaffte es ihre Auswahl, auch werden jeweils das Buch, die in Sp u r d e r St e i n e (1966) scheute Krug die Ausei- Jürgen Roland mit authentischen Kriminalge- Verfilmung und der Regisseur vorgestellt. nandersetzung mit dem „real existierenden Sozialis- schichten, das Publikum zu fesseln. Bereits 2005 Die Collection Literatur ermöglicht einen Epo- mus“ nicht: Er beteiligte sich an den Protesten erschienen Stahlnetz und Dem Täter auf der Spur chen übergreifenden Streifzug mit großen Na- gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, erhielt auf DVD. In diesem Herbst bringt ARD-Video nun men durch das Genre. So enthält sie Em m a (GB/ Berufsverbot und ging 1977 in den Westen. Frank weitere Klassiker des TV-Krimis der 1960er und USA 1996) von Douglas McGrath nach Jane Beyers regimekritischer Klassiker Sp u r d e r St e i n e 1970er Jahre in der Straßenfeger-Edition heraus, Austen, De r e n g l i s c h e Pa t i e n t (USA 1996) von An- kam seinerzeit nicht in den Verleih. die in den kommenden Jahren insgesamt 40 thony Minghella nach Michael Ondaatje, Fo n t a n e In Be s c h r e i b u n g e i n e s So m m e rs (1962) spielt Krug Krimis für zuhause veröffentlicht. Eff i Br i e s t (BRD 1972-74) von Rainer Werner den unpolitischen Ingenieur, der sich auf einer Gleich fünf der neun bis Weihnachten 2008 er- Fassbinder nach Theodor Fontane, Fa u s t (BRD Großbaustelle in die verheiratete FDJ-Sekretä- scheinenden DVD-Editionen beinhalten Francis- 1960) von Peter Gorski nach Johann Wolfgang rin Grit verliebt. Fachlich unumstritten, nimmt es Durbridge-Verfilmungen. Im September kamen von Goethe, Ha m l e t (GB/USA 1990) von Franco der Mann mit den Prinzipien der SED weniger die nach Vorlagen des englischen Schriftstel- Zeffirelli nach William Shakespeare, Br i e f e i n e r genau – und gerät in den Konflikt mit der Partei. lers entstandenen TV-Mehrteiler Der Andere Un b e k a n n t e n (USA, 1948) von Max Ophüls nach In Me i n e St u n d e Nu l l (1970) spielt er den Gefrei- (1959) und Es ist soweit (1959) sowie Die Stefan Zweig, Re i s e n a c h In d i e n (GB 1984) von ten Hartung, der 1943 in sowjetische Gefangen- Schlüssel (1965) und Das Halstuch (1962) in David Lean nach E. M. Forster und Me d e a (BRD/F/I schaft gerät und dort die Seiten wechselt. Der zwei DVD-Sets heraus, die ein Wiedersehen 1969) von Pier Paolo Pasolini nach Euripides. DDR-Publikumserfolg erzählt mit trockenem Hu- mit Siegfried Lowitz, Wolf Frees, Heinz Klingen- Man beschränkte sich bei der Auswahl auf den mor vom Beginn der „deutsch-sowjetischen berg, Heinz Drache und Albert Lieven in den Rechtestock von Kinowelt, daher beinhaltet sie Freundschaft“ mitten im Zweiten Weltkrieg. Rollen der Ermittler ermöglichen. Gerade der beispielsweise William Dieterles Klassiker De r In dem Mantel- und Degen-Film Mir n a c h , Ca n a i l - Sechsteiler Das Halstuch versetzte die Fern‑ Gl ö c k n e r v o n No t r e Da m e (1939) mit Maureen O´ l e n ! (1964) spielt Krug den Hirten Alexander, der sehnation in ein buchstäbliches Krimi-Fieber, in Hara und Charles Laughton und nicht die Cinema- durch einen Schwindel in die Rolle eines preu- manchen Fabriken standen die Bänder zu den scope-Verfilmung von 1956. Bei Be r l i n -Al e x a n ‑ ßischen Adligen schlüpft. Zunächst interessiert ihn Sendezeiten still, und führte zu einem Skandal, de rp l a t z (1931) erhält man nicht Fassbinders das mögliche Erbe, später die Tochter seines ver- als Kabarettist Wolfgang Neuss vor Ausstrah- 15-stündige TV-Fassung, sondern Phil Jutzis zeit- meintlichen Vaters, des Freiherrn von Lübbenau. lung der letzten Folge den Mörder verriet. genössische Adaption von Alfred Döblins Roman.

Die Edition Die großen Stars der DEFA wird seit April von Icestorm Entertainment herausgebracht. Bisher erschienen sind unter anderem Editionen mit Filmen von Erwin Geschonneck, und Armin Müller-Stahl (Besprechung folgt). 33

Wir unterstützen Wissenschaft, Kunst und Kultur und fördern unter anderem das Deutsche Filminstitut / Deutsche Filmmuseum. Engagieren auch Sie sich bei den Freunden des Deutschen Filminstituts.

Bögner Hensel Gerns & Partner Rechtsanwälte Notare Steuerberater Zeppelinallee 47 D-60487 Frankfurt am Main Tel.: ++49 (0)69 79405-0 Fax: ++49 (0)69 79405-110 www.bhgs.de | [email protected]

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STUDIOFILMCLUB IN DER SCHIRN geschrieben. Beim Festival im April dieses Jah- Besuch aus Thailand Auf eine Ausstellung und Filmreihe der Schirn res konkurrierten sechs Dokumentarfilme um Im Rahmen des Besucherprogramms des Goethe- Kunsthalle Frankfurt möchten wir an dieser Stel- den neuen Preis, mit dem Regisseure gewürdigt Instituts war Anfang September einen ganzen le hinweisen. In der Filmreihe „Peter Doig“ läuft werden sollen, die sich kritisch und konstruktiv Tag lang eine vierzehnköpfige Expertenkommis- vom 15. Oktober bis zum 26. November jeweils mit gesellschaftlichen Entwicklungen in ihren sion im Auftrag des thailändischen Kabinetts mittwochs (immer 19 Uhr) eine vom Künstler Ländern auseinandersetzen und dabei Zukunfts- und des Premierministers zu Gast im Haus. ausgewählte Filmvorführung auf DVD, für die er perspektiven aufzeigen. Der rumänische Regis- Anlässlich des 80. Geburtstags von König sich von der Frankfurter Kinolandschaft, auch seur Thomas Ciulei gewann mit dem Film Po d u l Bhumibol, auch als Rama IX. bekannt, soll in dem Programm unseres Kinos, inspirieren ließ. Di Fl o r i (Blumenbrücke) die mit 10.000 Euro do- Thailand ein privates Foto- und Filmarchiv mit Seine Auswahl der aus unterschiedlichen Län- tierte Auszeichnung. Auf Einladung des Interna- Dokumenten des filminteressierten Regenten dern und Jahrzehnten stammenden Filme unter- tionalen Filmfestivals Molodist präsentiert die für dessen umfangreiche Sammlung errichtet liegt keinem Thema, sondern in erster Linie ästhe- Künstlerische Leiterin des goEast-Filmfestivals, werden. Die Delegation wurde von den Leitern tischen Aspekten. Zu sehen sind unter anderem Swetlana Sikora, Bl u m e n b r ü c k e am 20. Oktober des Film- und des Fotoarchivs durch die Samm- Die Na c h t d e s Jä g e rs (1955, R: Charles Laughton), in Anwesenheit des Regisseurs in Kiew. Weitere lungs- und Arbeitsräume am Schaumainkai To u k i Bo u k i (1973, R: Djibril Diop Mambéty) und Veranstaltungen zum Dokumentarfilmpreis „Er- und in Wiesbaden-Biebrich geführt. THX 1138 (1969, R: George Lucas). innerung und Zukunft“ sind im November in Informationen über die internationalen Stan- Gemeinsam mit dem Künstler Che Lovelace Darmstadt und Düsseldorf und im Dezember im dards der Archive unseres Instituts und den gründete Peter Doig vor fünf Jahren in Port of Kino Arsenal in Berlin geplant. vielfältigen Archivalltag führten zu einem re- Spain (Trinidad) den STUDIOFILMCLUB als Re- gen Austausch mit den Gästen. Ein Besuch aktion auf das Verschwinden von Programmki- Romeo und Julia im Haus am Dom unserer Kooperationspartner auf technischem nos. Einmal pro Woche präsentiert er in seinem „Geschlechterszenarien“ widmet sich unsere Gebiet, den Firmen ABC & Taunusfilm in Wies- Atelier einen Film und entwirft dazu ein Plakat gemeinsame Filmreihe mit dem Haus am Dom, baden und Omnimago in Ingelheim, komplet- – die mehr als hundertzwanzig bis heute ent- in der Wi l l i a m Sh a k e sp e a r e s Ro m e o u n d Ju l i a (Aus- tierte die Informationsreise. standenen Poster werden ebenfalls in der tralien, 1996) im Oktober gezeigt wird. Aktuelles Schirn ausgestellt. Actionkino, Pop-Kultur, religiöser Kitsch und Informationen unter www.schirn-kunsthalle.de Shakespeares Liebestragödie werden zeitge- Ein Freund, ein guter mäß für die MTV-Generation verknüpft – mit der das Dokumentarfilmpreis „Erinnerung Leonardo DiCaprio als Romeo und Claire Danes Freund … P und Zukunft“ im Herbst auf Reisen als Julia. Deutsche Filmmuseum in goEast – Festival des mittel- und osteuropä- seinen vielfältigen Aufgaben ischen Films hat gemeinsam mit der Stiftung Termin: Dienstag, 21. Oktober (18 Uhr) unterstützt, Phat’s gut bei uns. P „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ im Haus am Dom, Domplatz 3, Tel.: 069/8008718-0 Er wird zu Eröffnungen eingeladen, Phat vergangenen Jahr zum ersten Mal den Doku- www.hausamdom-frankfurt.de freien Eintritt zu allen Ausstellungen, Perhält mentarfilmpreis „Erinnerung und Zukunft“ aus- Die Reihe wird bis Dezember fortgesetzt. das monatliche Programmheft frei Haus und Pund Pund Pwir freuen uns auf Sie! PPPPP Tel. 069 - 961 220 225 P Pfreunde@deutsches-filmmuseum.de P www.deutsches-filmmuseum.de/freunde

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