Schauspieler Peter Lohmeyer Über Die Verdrängung Armer an Die Stadtränder
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#169 Mai 2010 Das Straßenmagazin für Schleswig-Holstein BESSERE ZEITEN Schauspieler Peter Lohmeyer über die Verdrängung Armer an die Stadtränder Obdachlose fotografieren Armut Gemeinnützige Arbeit vermeidet Knast 1,80 EUR davon 0,90 EUR für Literaturlesung für HEMPELS-Verkäufer die Verkäufer/innen WIR ÜBER UNS Wie können soziale Straßenzeitungen und herkömmliche Printmedien enger miteinander kooperieren? Mit dieser Frage befasste sich Mitte April in Berlin ein von der Tageszeitung „taz“ organisierter zweitätiger Workshop. Die erstmals durchgeführte Veranstaltung fand im Rahmen des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung statt und wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt. 28 deutschsprachige Straßenzeitungen auch aus der Schweiz und Österreich mit einer monatlichen Gesamtauf- lage von 460.000 Zeitungen waren vertreten und diskutierten mit renommierten Kollegen von Zeit, taz, Berliner Zeitung sowie der Werbeagentur Scholz & Friends und dem Buchau- tor Felix Huby. Für HEMPELS nahmen Redaktionsleiter Peter Brandhorst und Geschäftsfüh- rer Reinhard Böttner teil. Beschlossen wurde die Schaffung einer Ausbildungsplattform für Straßenzeitungsredakteur/innen, von denen viele noch ehrenamtlich arbeiten. Die Berliner Journalistenschule Klara wird künftig kostenlose Fortbildungsseminare anbieten. Ebenfalls unentgeltlich hat die Agentur Scholz & Friends eine Anzeigenkampagne entwickelt, mit der Straßenmagazine auf sich aufmerksam machen können. Und schließlich will die Wochenzei- tung „Die Zeit“ zusammen mit dem Sozialministerium an der Einrichtung eines Journalisten- preises arbeiten, um so auf besondere journalistische Leistungen in den Straßenzeitungen aufmerksam machen zu können. Gewinnspiel Impressum Herausgeber des Straßenmagazins Geschäftsführer HEMPELS e. V., Reinhard Böttner Schaßstraße 4, 24103 Kiel, [email protected] Tel.: (04 31) 67 44 94; Fax: 6 61 31 16 Vereinsvorstand E-Mail: [email protected] Jo Tein (1. Vors.); Ilse Oldenburg, Sofarätsel Catharina Paulsen Auf welcher Seite dieser HEMPELS-Ausgabe Redaktion [email protected] versteckt sich das kleine Sofa? Wenn Sie die Peter Brandhorst (V.i.S.d.P.) Lösung wissen, dann schicken Sie die Sei- [email protected] Anzeigen, Fundraising ten zahl an: [email protected] Mitarbeit Hartmut Falkenberg oder: HEMPELS, Schaßstraße 4, 24103 Kiel. Ulrike Fetköter, Karin Lubowski, Eckehard [email protected] Ein sendeschluss ist der 31.05.2010. Der Raupach, Dieter Suhr, Sandra Tschackert, Sozialdienst Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Carsten Wulf, Oliver Zemke Catharina Paulsen Layout [email protected] Gewinne Nadine Grünewald HEMPELS-Café Basislayout Schaßstraße 4, Kiel, Tel.: (04 31) 6614176 3 x je ein Buch der forst für Gestaltung, Melanie Homann Druck Ullstein Verlagsgruppe HEMPELS in Flensburg evert druck Johanniskirchhof 19, Tel.: (04 61) 4 80 83 25 Haart 224, 24539 Neumünster E-mail: [email protected] HEMPELS in Husum Geschäftskonto HEMPELS Im April war das kleine Sofa auf Seite 28 E-Mail: [email protected] Kto. 316 300 bei der EDG, BLZ 210 602 37 versteckt. Die Gewinner werden im Juni ver- HEMPELS in Lübeck Spendenkonto HEMPELS öffentlicht. Triftstraße 139-143, Tel.: (04 51) 4002-198 Kto. 1 316 300 bei der EDG E-Mail: [email protected] BLZ: 210 602 37 Im März haben gewonnen: HEMPELS e.V. ist als gemeinnützig aner- Ebbo Treimer (Eckernförde), H. Kuboth (Lü- HEMPELS im Internet kannt: Finanzamt Kiel Nord unter der beck) und René Hoppe (Martensrade) je ein www.hempels-sh.de Nr. GL 4474 Buch. HEMPELS Straßenmagazin ist Mitglied im Internationalen Netzwerk der Straßenzei- tungen sowie im forum sozial e.V. 2 WIR ÜBER UNS / IMPRESSUM HEMPELS #169 5/2010 INHALT#169 4 FILMSTAR PETER LOHMEYER 10 OBDACHLOSE UND ARMUT 20 DER VORLESER In vielen Städten wird die ärmere Bevöl- 250 Obdachlose oder von Wohnungsnot Er will Menschen zum Zuhören bewe- kerung in die Außenbezirke verdrängt. bedrohte Menschen aus Schleswig-Hol- gen: Der Kieler Taxifahrer Lothar Stroh- Ein Interview mit dem Schauspieler Pe- stein fotografieren zum Thema Armut, behn bietet in unserem Vereinscafé re- ter Lohmeyer über Ursachen und Folgen so auch unser Verkäufer Harald Jacob- gel mäßig Literaturlesungen für unsere von Gentrifizierung. Ab Seite 4. sen. Bericht und erste Fotos ab Seite 10. Verkäufer an. Ein Bericht ab Seite 20. Titel Literatur Rubriken 4 Interview mit dem Schauspieler 20 Lothar Strohbehn präsentiert 2 Wir über uns Peter Lohmeyer zu Gentrifizierung HEMPELS-Verkäufern Lesungen 2 Impressum und Verdrängung Armer 22 Kurzgeschichte des irischen 19 Service: Mietrechtskolumne; Schriftstellers Mick Fitzgerald Hartz-IV-Urteile 23 Plattdeutsche Erzählung 24 CD-Tipps Schleswig-Holstein Sozial von Heinz Rehn Buchtipp Kinotipp 8 Meldungen 25 Veranstaltungen 9 Kolumne: Raupachs Ruf Bei HEMPELS auf dem Sofa 28 Chatroom 10 Fotoprojekt der Diakonie zur Armut 30 Sudoku; Karikatur 14 Interview: Warum im Mai die 26 Verkäufer Marc Pfannenschmidt 31 Satire: Scheibners Spot meisten Suizide passieren aus Lübeck über seinen Traum 15 Lübeck: Mehrausgaben für Soziales 16 Gemeinnützige Arbeit hilft Knast zu vermeiden 18 Schranken abbauen: Jugendliche treffen sich mit Obdachlosen Titelfoto: Mauricio Bustamante HEMPELS #169 5/2010 INHALT 3 4 TITEL HEMPELS #169 5/2010 „Es geht um die Selbstbestimmung des Menschen“ Peter Lohmeyer zu Gentrifizierung und Verdrängung Armer an die Stadtränder Beim Interviewtermin begrüßt Peter Lohmeyer den in Argentinien aufgewach- senen Fotografen auf Spanisch und will gleich wissen, für welchen Heimatklub dessen Herz schlägt – ein Leben ohne Fußball scheint für ihn unvorstellbar. Dass es der Arbeiterverein Boca Juniors ist, lässt Lohmeyer strahlend Verglei- che zu seinem Lieblingsverein Schalke 04 anstellen. Ähnlich wichtig ist dem Schauspieler der Blick auf soziale Veränderungen in den Städten. > Peter Lohmeyer, Sie haben schon in vielen deutschen Städ- lem Arbeiter wohnten dort, alte Menschen, Ausländer, Arme ten gewohnt. Was macht einen funktionierenden Stadtteil aus, und Arbeitslose ... wodurch wird eine Wohnumgebung lebenswert? ... ein Ort, an dem man sich gegenseitig akzeptiert. Weil es Ich bin in einem Pfarrhaus aufgewachsen und mit meinen eine Struktur des Zusammenlebens gibt. Eltern oft umgezogen. In Stuttgart musste ich kilometerweit Seit mehreren Jahren – ähnlich wie in vielen anderen Städten in die Stadt fahren, um zur Schule und zu meinen Freunden – haben auch die K-Gruppen diesen Stadtteil entdeckt, näm- zu kommen. Mit 18, als ich in Dortmund das erste Mal allein lich Künstler und Kreative. Eine solche breitere Mischung der lebte, habe ich ein Bewusstsein für Wohnen und Heimat ent- sozialen Strukturen funktioniert trotzdem, solange eine neue wickelt. Ich habe mir Kontakte gesucht und mir meinen Kiez Klientel eine alteingesessene nicht vertreibt? gebaut. Wenn das Umfeld stimmt mit alten und jungen Men- Sie funktioniert dann, solange sozial schwache Leute sich die schen, mit netten und manchmal auch unfreundlichen Nach- Mietpreise noch erlauben können. Und da ist leider auch die- barn, erst dann schlägt man Wurzeln. ser Stadtteil in Gefahr, denn die Preise steigen gewaltig ... Zum Wohlfühlen gehören nicht nur der Supermarkt oder ein ... weshalb sich perspektivisch womöglich nur noch ein be- Bäcker in der Nähe, sondern vor allem Menschen – auch mit stimmtes Publikum das Wohnen in solchen Stadtteilen wird unterschiedlichen Hintergründen –, mit denen man sich aus- leisten können? tauschen kann? Hier im Viertel ist vor einiger Zeit auf einem früheren größe- Ein fruchtbarer Austausch muss möglich sein. Und der kleine ren Gewerbehof eine Siedlung gebaut worden. Als meine Frau Park sollte auch da sein, in dem man Sonntags mal Fußball und ich eine neue Wohnung mieten wollten, haben wir uns spielen kann. Aber vor allem sollte man ein Bewusstsein ha- dort umgeschaut. Das ist da eine komplett andere Welt, ein ben für sein Viertel: Was soll warum abgerissen werden, wel- Getto in einem Stadtteil. Schöne Wohnungen, aber mit Blick che Veränderungen sind geplant? Was ergibt sich daraus? Ich auf die immer gleichen Stadthäuser. Die Maklerin sagte: „Herr habe ziemlich schnell gemerkt, dass mir das nie egal ist. Weil Lohmeyer, es kann Ihnen hier natürlich auch mal passieren, das Umfeld stimmen muss, damit der Mensch sich wohlfühlt. dass ein Punk durchläuft und von Ihnen einen Euro haben Sie leben seit 18 Jahren im Hamburger Stadtteil Ottensen, ein will.“ Sehen Sie, hab ich ihr geantwortet, ich habe überhaupt Viertel wie es sie in vielen Städten gibt und von denen Stadt- nichts gegen Punks, deshalb glaube ich, ich wäre wohl falsch soziologen ursprünglich als A-Gruppenorte sprachen: Vor al- an diesem Ort. HEMPELS #169 5/2010 TITEL 5 Peter Lohmeyer gehört zu den profiliertesten deutschen Schauspielern. kumspreis des Deutschen Filmpreises erhielt. Schalke-Fan Der an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum Lohmeyer hat auch mehrere Hörbücher zu Fußballlitera- ausgebildete und später mehrfach mit Filmpreisen aus- tur eingesprochen. Seit 2008 ist er mit der Fernsehköchin gezeichnete 48-Jährige hat sowohl in unzähligen Fern- Sarah Wiener verheiratet, mit der zusammen er im Ham- seh- und Kinoproduktionen mitgewirkt wie auch auf vie- burg Stadtteil Ottensen lebt. len renommierten Theaterbühnen gestanden. Einen seiner größten Erfolge feierte er 2003 unter der Regie von Sönke Wortmann in „Das Wunder von Bern“, wofür er den Publi- Das Stichwort heißt Gentrifizierung – Verdrängung und Ver- Ökonomie