Film und Medien> Schwerpunkt: TV und Entertainment made in NRW

Informationen NRW aus NRW Ausgabe 5/2011

> Rückblick: gamescom > Meldungen aus der Medienbranche > Dreharbeiten in NRW Location

LocoMotiv ­ Abi Roos – Tel. 0172­2904161 – [email protected] Markus Steuer – Tel. 0170­3240664 – [email protected] Sandra Stromeyer – Tel. 0178­5593317 – [email protected]

Auf der Location­Seite des Magazins finden Sie in jedem Heft Impressionen zu einem speziellen Thema. Im aktuellen Heft sind es Trainingsstätten und Sporthallen an Rhein und Ruhr. Ausgewählt werden die Motive von Location­Scouts aus NRW. Diese Bilder und viele mehr finden Sie auch in der Motivdatenbank www.locationnrw.de. Sportlich, sportlich!

ZimmerService – Markus Zimmer Tel. (0177) 340 66 92 – [email protected] Udo Wüllenweber Tel. (0211) 1577074 – udo.wuellenweber@t­online.de Editorial Inhalt

4 Meldungen Branche, Kinos, Festivals, Preise

Entertainment 7 Lange Sommernacht am Lido Die Filmfestspiele in Venedig made in NRW 9 Kreative Freiräume Die 10. Gerd­Ruge­Projektstipendien

Wenn im Oktober im Kölner Coloneum kurz hintereinander der Deutsche Fern- 10 Auf dem Sprung sehpreis und der Comedypreis verliehen werden, dann zählen zahlreiche Pro- Die Seite für den Filmnachwuchs duktionen, die in Nordrhein-Westfalen entstanden sind, zu den Gewinnern. mit einem Porträt von Puppet Empire Denn – man braucht es kaum noch zu betonen – NRW ist der führende Fern- sehstandort der Republik. Aus NRW kommt ein Drittel aller in Deutschland 12 MEDIA: TV­Ausstrahlungsförderung produzierten TV-Minuten. Hier sitzen mit dem WDR und RTL der jeweils größte öffentlich-rechtliche und größte private Sender. Die in Köln ansässige 13 Kein Abschied Grundy Entertainment ist der Spitzenreiter im deutschen Produzentenranking, Interview mit Mike Wiedemann zu seinem Ausscheiden dicht gefolgt von Brainpool, Granada, Endemol u.a.m. Insgesamt sind Dreivier- aus der Film­ und Medienstiftung NRW tel der 20 deutschen Top-Produzenten in der Domstadt angesiedelt, ganz zu schweigen von den Moderatoren und Comedians, die hier leben und arbeiten.

»Entertainment made in NRW« ist das Thema dieser Ausgabe des Magazins. Schwerpunkt: Und das meint diesmal ausdrücklich nicht die fiktionalen Produktionen, son- TV und Entertainment dern die vielen Show- und Unterhaltungsformate, die Tag für Tag in den NRW- Studios und -Produktionsstätten entstehen. Sind sie es doch, denen der Me- made in NRW dienstandort eine großen Teil seiner Kraft und Kreativität verdankt. 14 Große Reichweite Was wird uns noch beschäftigen in diesem Heft? Die gamescom war ein großer Übersichtskarte über TV­Produktionen in NRW Event und ein noch größerer Erfolg für Medien-NRW, wieder einmal mit neu- em Besucherrekord. Die Film- und Medienstiftung hat bei dieser Gelegenheit 16 Richtige Programme zur richtigen Zeit Interview Jörg Grabosch, Brainpool

Schwerpunkt TV-Entertainment DÜSSELDORF MÜNSTER BIELEFELD HAMM

1 Besonders erfreulich ist, dass auch interna­ tional die Bedeutung des TV­Produktions­ standortes Nordrhein­Westfalen zunimmt. Nicht nur die stärksten Shows, auch die er­ folgreichsten Varianten von deutschen Formaten kommen aus Köln. Köln weiß gar nicht, was es hier in Händen Kommissar Stolberg Vera ­ die Frau des Sizilianers Alarm für Cobra 11 Wilsberg Das Gelübde Münster Tatort Mein alter Freund Fritz Das Kommando 17 hält. Es müsste eigentlich »Massiv unter Druck« KÖLN DUISBURG «home of entertainment» heißen.

Ute Biernat, Geschäftsführerin Grundy Light Entertainment TV­Unterhaltungsproduzenten und ihre Budgets 1 1 Brainpool versteht sich als Artist­and­Wri­ Was macht NRW, ters­Company, die der Kreativität verpflich­ Soko Köln Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer Buddenbrooks Ladykracher Bermuda­Dreieck Nordsee Contergan – Eine einzige Tablette Tatort Schimanski speziell Köln, als Standort tet ist, die von den Menschen kommt. Und für TV­Entertainment alle Menschen, mit denen wir arbeiten, so attraktiv? haben ihren Lebensmittelpunkt, zumindest ursprünglich, rund um Köln. Bielefeld Münster 2 2 Man muss den Standort attraktiv halten für Wo sehen Sie die programmprägenden Künstler und für Verbesserungsbedarf / die den Produzenten wichtigen Sender. »Platz nach oben«? Dass RTL in Köln geblieben ist, ist natürlich wichtig. Mit dem WDR hat man hier einen Die Sendung mit der Maus Lindenstraße Die Jagd nach der heiligen Lanze großen öffentlich­rechtlichen Sender – der allerdings in der Unterhal­ tung vielleicht noch etwas Hamm mehr machen könnte. 18 Jörg Grabosch, Unabhängig und frei Geschäftsführender Gesellschafter Brainpool TV

Marcel Reich­Ranicki – Mein Leben Die Manns Nina Undercover ­ Agentin mit Kids Duisburg Essen 1 Die kurzen Wege zu wichtigen Sendeanstal­ Fernsehland NRW ten und die hervorragenden Produktionsbe­ Von Jauch bis Schmidt: produzierende Moderatoren in Köln Wuppertal dingungen für Qualitätsfernsehen machen NRW attraktiv für Endemol. So attraktiv, Düsseldorf dass wir internationale TV­Hits wie »Wer wird Millionär« oder »Rette die Million!« in Solingen Große Reichweite Köln nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere europäische TV­Märkte Jede dritte in Deutschland produzierte TV­Minute stammt aus Der Mann mit dem Fagott Pastewka Die Anrheiner produzieren. NRW. Dreiviertel der Top­Ten­Fernsehproduzenten der Re­ publik haben ihren Sitz in Nordrhein­Westfalen. Die meisten 2 Medienunternehmen und Ausbildungsinsti­ davon in Köln, wo auch der WDR und RTL beheimatet sind. tutionen in NRW sollten sich noch enger Köln vernetzen – um den Wissensaustausch zwi­ Rösrath Aber auch abseits der Domstadt wird tagtäglich Programm produziert. Für das Magazin haben wir eine Auswahl von TV­ schen Theorie und Praxis zu fördern. End­ Wiehl Produktionsorten zusammengestellt. emol kooperiert zum Beispiel mit der Rheini­ Aachen schen Fachhochschule Köln im Bereich Medienwirtschaft und Mediendesign. Undercover Love Hindenburg Stromberg Bonn WUPPERTAL Marcus Wolter, 19 Eifel Das Humor­Monopol Geschäftsführer Endemol Deutschland

1 Es ist am Ende die schlichte Konsolidierung der Branche vor Ort, das heißt, sowohl die Sender­ und Produzentendichte, als auch Comedy­Hauptstadt Köln Köln Tatort Danni Lowinski Dresden – Der Brand Gottes mächtige Dienerin Romy Frau Böhm sagt nein die der kreativen und technischen Mitarbei­ AACHEN ESSEN RÖSRATH ter ist hier deutschlandweit am größten. Als Produzent ist der unmittelbare und persön­ liche Austausch mit den Filmschaffenden notwendig. 2 Es werden sicherlich nicht alle Möglichkei­ ten der Steuer­ und Produktionsvergünsti­ gung ausgeschöpft. Dies betrifft Bereiche der Location­Angebote und ­Mieten und der Mitarbeiterförderung respektive der direk­ Schimanski »Golem« Die letzten 30 Jahre Der Mann auf dem Baum Sturmflut Krupp – Eine Familie zwischen Krieg und Frieden Der letzte Bulle Lutter Das Mädchen auf dem Meeresgrund ten Personalkosten. Aktive Standortpolitik EIFEL BONN SOLINGEN WIEHL beinhaltet mehr als das politische Sich­ Schmücken mit den urei­ gensten Erfolgen der Bran­ che oder das Vertrauen auf private Investmentfonds. 19 Preise fürs Programm Oliver Fuchs, CEO Eyeworks Mord mit Aussicht Neue Vahr Süd Vulkan Und weg bist Du Lena, Liebe meines Lebens Wissen vor 8 Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen Die Preisträger des Deutschen Fernsehpreises Fernsehland NRW

20 Konzentration aufs Coloneum Schließung der MMC­Studios in Hürth sein Pilotförderprogramm für innovative Inhalte vorgestellt. Bis zum 14. Okt- ober läuft die erste Bewerbungsfrist und wir freuen uns auf spannende Einrei- chungen. Kurz darauf waren wir in Venedig, wo gleich drei NRW-Produktio- 21 Bildschirm statt Leinwand nen im Festival zu sehen waren. Die spektakulärste Premiere: David Cronen- Rückblick: Cologne Conference bergs »A Dangerous Method« mit Keira Knightley, als Frau zwischen Jung (Michael Fassbender) und Freud (Viggo Mortensen). Im Anschluss stand in 21 Das Selbst im Film Köln die »Internetwoche« auf dem Programm, mit einem sehr erfolgreichen Interview mit Filmpreis Köln­Gewinner Tarsem Singh Advance-Kongress und einer ebenso erfolgreichen dmexco, der weltweit füh- renden Messe für digitales Marketing. Nicht vergessen darf ich das 17. Hörspiel- forum und last but not least die Cologne Conference, die einmal mehr die Highlights des internationalen Fernsehschaffens präsentiert und gemeinsam mit 22 Zukunft ist online Filmstiftung und Stadt Köln den Filmpreis Köln an den Ausnahmeregisseur Rückblick auf die gamescom Tarsem Singh verlieh. 23 Glückskeks für Singles Und es geht weiter Schlag auf Schlag. Denn der November steht ganz im Zei- Am Set von »Anleitung zum Unglücklichsein« chen von Film und Kino. Es starten die NRW-Herbstfestivals in Lünen, Mün- ster, Duisburg und natürlich Köln, wo auch in diesem Jahr wieder der Schnitt, 24 Dreharbeiten in NRW die Filmmusik und der Kurzfilm ins Zentrum des Interesses gerückt werden. Und die Filmstiftung verleiht den Kinoprogrammpreis, erstmalig begleitet von 26 Mit besten Empfehlungen einer kleinen Kinokonferenz. Was für ein Programm und wie viele Menschen, Kinostarts der Film­ und Medienstiftung NRW die sich engagieren. Das Medienland NRW ist in Bewegung, und das ist sehr gut so. 25 Impressum

Ihre Petra Müller Geschäftsführerin der Filmstiftung NRW Schwerpunkt November Filmtheater Das nächste Magazin erscheint am 16. November zur Ver­ gabe der Kinoprogrammpreise mit einem Schwerpunkt über die Zukunft der Filmtheater. Ab dem 10. November ist das Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 3 Heft auch online unter www.filmstiftung.de zu finden. Meldungen

Filmkomponisten in Bonn FilmSchauPlätze 2011 Touch the Sky 2.500 Besucher trotzten dem Regen Von Thüringen nach Bonn umgezogen ist im Ju­ Der letzte Abend der diesjährigen FilmSchauPlät­ Tiergarten Velen eröffnet. »Vision – aus dem Le­ li touch the sky production, die Firma der bei­ ze der Film­ und Medienstiftung NRW war so, ben der Hildegard von Bingen« wurde passen­ den Filmkomponisten Sebastian Parche und wie man es sich häufiger in diesem Sommer ge­ derweise am Franziskushaus, dem Kloster der Phuong Nam Nguyen Cong. Nicht nur habe sie wünscht hätte: lauwarme Luft und klarer Him­ Franziskusschwestern, in Essen gezeigt. Leider die hiesige Medienlandschaft angezogen, auch mel. Mit Ralf Huettners Komödie »vincent will spielte das Wetter in diesem verregneten Som­ »No more fear« von Mourad Ben Cheikh aus Tunesien wurde 2011 beim Festival in Cannes vorgestellt und er­ sei es nicht zuletzt aufgrund der »Big­Band­Tra­ meer« vor dem Alten Bootshaus am Rhein­Her­ mer nicht immer mit. Der schottische Highland­ lebt in Köln seine NRW­Premiere. Foto: FilmInitiativ dition des Landes hier viel einfacher, gute Mu­ ne­Kanal endete die diesjährige Open­Air­Kino­ Abend im Freibad Selm wurde eine feuchte An­ siker zu bekommen«, so Parche. Mit ihrem reihe am 2. September. Vor dem Hauptfilm gab gelegenheit: 50 Besucher wollten dem Regen bei Unternehmen sind die Neu­NRWler auch in es einen Kurzfilm aus NRW, Walking Acts des Mel Gibsons »Braveheart« trotzen, doch nach FilmInitiativ Köln Vietnam präsent. Dort haben die beiden kürz­ Bottroper Figurentheaters und Livemusik. Vor Tonausfällen musste die Vorführung abgebro­ Filme aus Nordafrika lich sogar mit ihrem sanften Elektronik­Album Filmbeginn hielt die Ärztin Theresa Zanke einen chen werden. »Li Ti« die vietnamesische »Goldene Schallplat­ kurzen, unterhaltsamen wie lehrreichen Vortrag Die Filmfreunde, die nach Fröndenberg gekom­ Ein Fragezeichen hinter dem Titel »Ende der te« erhalten. Langfristig peilen sie in Asien aber über das Tourette­Syndrom, unter dem der Ti­ men waren, um sich auf einer Reitanlage den Angst?« zeigt, wie aktuell die Filme und Diskus­ die Filmszenen und Märkte in telheld in Huettners Komödie leidet. Spätwestern »True Grit« anzusehen, waren sionsrunden des Programms auf die Situation China und Korea an. In Nordr­ Das ist das Prinzip der beliebten FilmSchauPlät­ dann auch froh, als die Veranstaltung in die Reit­ Nordafrikas eingehen. Noch ist nicht endgültig hein­Westfalen aber heißt es ze, die in diesem Jahr bereits zum 14. Mal durch halle verlegt wurde. Eher frostig war auch der abzusehen, was die Umwälzungen in Tunesien, erst einmal: Kontakte knüpfen NRW tourten: Sie präsentieren einen auf die Lo­ Abend in Herne, bei dem Fatih Akins »Soul Kit­ Ägypten oder auch Libyen für die Menschen be­ und das Portfolio von u.a. Wer­ cation abgestimmten Film an einem atmosphä­ chen« auf dem Programm stand. Aber die Band deuten, Film und andere Künste aber haben bespots und 120 Folgen der risch besonderen Ort auf der Open Air­Lein­ »Soul United« heizte den Besucher vor der längst reagiert. Der FilmInitiativ Köln e.V., seit ARD­Serie »Eisbär, Affe & Co.« wand. Lokale Partner gestalten ein ebenfalls zu Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 entsprechend ein. nunmehr fast 20 Jahren der Spezialist in NRW Phuong Nam ausbauen. Das langfristige Ziel Film und Ort passendes Programm. Sechs Filme Trotz des eher bescheidenen Wetters besuch­ für afrikanischen Film, hat mit »Ende der Angst? Nguyen Cong der beiden Komponisten, de­ standen in diesem Jahr auf dem Programm. Mit ten insgesamt 2.500 Zuschauer die diesjährigen – Neue Filme aus Nordafrika« vom 7. bis 9. Okt­ ren Stärken bei Orchestration »Goethe!« wurde die Reihe in der Fasanerie im FilmSchauPlätze, im Schnitt also 400 pro Abend. ober im Kölner Filmforum NRW Filmvorführun­ und Big Band liegen, ist das gen und Gesprächsrunden organisiert, die filmi­ große, internationale Kino. Ihr sche Reflexionen und Reaktionen aus den be­ großer Vorteil sei, so Parche, troffenen Regionen präsentieren. In Koopera­ die melancholischen Einflüsse tion mit Helft Tunesien e.V. aus Köln organisiert, aus der asiatischen Welt mit erwarten die Veranstalter zahlreiche Gäste, u.a. Sebastian westlichen Stilen verbinden zu Riadh Jouili, Hebatallah Ismail Hafez und Na­ Parche können – wovon nicht nur dia El Fani. McDonald’s bei der Kampag­ > www.filminitiativ.de ne »Einfach mal Asien« profitierte, sondern hof­ fentlich alsbald auch die Sender und Produzen­ ten in NRW. Referenzen, Hörproben und wei­ tere Informationen der beiden Komponisten lit.Cologne Spezial stellt ihre Website www.ttsp.de bereit. > touch the sky production, Kurz vor der Buchmesse in Franfurt, debütiert Tel. (0228) 92990642; das Kölner Literaturfestival lit.Cologne mit ei­ [email protected] ner Spezialausgabe im Herbst. Vom 12. bis zum 17. Oktober sind Martin Walser, Autorin und Regisseurin Doris Dörrie, der Isländer Arnaldur Indridason, die Schauspielerin Hannelore Els­ ner, Charlotte Roche, Eckart von Hirschhausen im Duo mit Hellmuth Karasek und Umberto Eco zu Gast in Köln. > www.litcologne.de Kino auf der Künstlerzeche: FilmSchauPlätze 2011 in Herne, Foto: Thomas Schmidt, Pressebüro Stadt Herne

Westendfilme Produktionsfirma Zeitsprung ziellen Vorleistungen für einzelne Vorhaben – Souvignier spricht von Zahlen »im sechs­ bis sie­ Werkschau in Insolvenz trotz benstelligen Bereich« – und der Beschäftigung Nebraska Erfolg mit durchgängig bis zu dreißig Projekten habe dem Unternehmen schließlich die Ende Oktober reisen die Kölner Filmemacher Wenn am 9. Oktober Beate Uhse im ZDF um Liquidität gefehlt. Ausschlagge­ Markus Mischkowski und Kai Maria Steinküh­ »Das Recht auf Liebe« kämpft, verbindet sich da­ bend war schließlich die Verschie­ ler nach Nebraska an die University Lincoln. Der mit aus aktuellen Gründen mehr als mit einem bung mehrerer Großproduktio­ dortige Filmprofessor Marco Abel hat die bei­ Neue Location für den Kinoprogrammpreis: das Gloria in Köln, Foto: Gloria der normalen Sonntagabend­TV­Event­Filme. nen durch die Auftraggeber ins den eingeladen, weil er sowohl ein Seminar an Nicht nur wegen Franka Potente in der Titelrol­ nächste Jahr. Die Insolvenz von der Universität über ihr Werk als auch eine Film­ le und dem hochkarätigen Ensemble um Hen­ Michael Zeitsprung spiegelt wie schon der reihe mit dem ersten Teil des Kölner Westend­ Kinoprogrammpreis 2011 ry Hübchen und Siegfried Rauch. Das BioPic um Souvignier, Fall von Marc Conrads Filmpro­ Zyklus (1996­2010) vorbereitet hat. Gezeigt wer­ Deutschlands bekannteste Eheberaterin und Se­ Foto: duktion Typhoon vor drei Jahren den Mischkowskis und Steinkühlers Kurzfilme Save the Date Zeitsprung xunternehmerin ist eine Produktion der in Insol­ ein strukturelles Finanzierungs­ »Wellenreiter« (2010), »Waldmeister« (2007), Die Kinoprogrammpreise, mit denen die Film­ venz gegangenen Kölner Filmproduktion Zeit­ problem mittelständischer Filmproduzenten. Die »Wolga« (2003), »Was tun« (1998) und »Wes­ und Medienstiftung NRW herausragende Kinos sprung. »Eigentlich«, so Inhaber und Produzent Zahlungsmodalitäten reichen oft nicht hin, um tend« (1997) sowie ihr Spielfilm »Westend« in Nordrhein­Westfalen auszeichnet, werden Michael Souvignier, »hätte 2011 das beste Jahr Ausfälle verkraften zu können, und Banken (2001) über die beiden sympathischen Vorstadt­ 2011 am 16. November im Kölner Gloria verge­ unserer Geschichte werden können«. Man ha­ orientieren sich allemal lieber zu den großen und Loser und Kultfiguren Mike und Alfred. ben. Neu ist in diesem Jahr nicht nur die Loca­ be so erfolgreich wie selten produziert, die Auf­ vor allem in Finanzfragen potenteren Konzer­ Unterstützt wird die »Werkschau im West­ tion, sondern auch eine Tagung am selben Tag, tragsbücher seien mehr als gut gefüllt. Eben erst nen. Souvignier ist jedoch guten Mutes, dass er en« von der Film­ und Medienstiftung NRW bei der in Köln mit Verleihern, Kinobetreibern lief die Zeitsprung­Dokumentation »Geschenk­ in Kooperation mit dem Insolvenzverwalter die und German Films. Abels filmwissenschaftlicher und Förderern über die Zukunft der Filmthea­ tes Leben – Ein Wettlauf gegen die Zeit« bei RTL Probleme löst und die Firma neu aufstellen kann Essay über die Arbeiten der »Kölner Gruppe« ter diskutiert werden soll. und die Komödie »Flaschendrehen« bei Sat1. – mit allen bisherigen Angestellten. Denn die en­ (»Underground Film Germany in the Age of Con­ 2010 vergab die Filmstiftung NRW Kinopro­ Die Planung zu anderen, auch internationalen gagierte, kreative und kompetente »Mann­ trol Societies – The Cologne Group) ist in der grammpreise in Höhe von insgesamt 384.000 Projekten wie dem Kinofilm »Vivaldi« mit Ben schaft« garantiert letztlich Professionalität und Quarterly Film and Video Review (QFVR 3/2010) Euro an 50 Filmtheater aus NRW. Kingsley und Veronica Ferres sind weit fortge­ Kreativität des vielfach preisgekrönten Unter­ erschienen. > www.filmstiftung.de schritten. Doch bei teilweise erheblichen finan­ nehmens. > www.westendfilme.de Kino Gesellschaft Köln Latino­Kino und homochrome Filme

Die Kino Gesellschaft Köln präsentiert im Okt­ ober in der Domstadt gleich zwei Festivals. Vom 29. Oktober bis zum 2. November zeigt sie im Filmforum NRW und in der Filmpalette die vier­ te Ausgabe des Kino Latino Köln. Den Auftakt Kino Latino­Auftakt mit »Novena – Nine Days of Prayer« macht am 29. Oktober »Novena – Nine Days of Enrique Collar, Foto: www.novenafilme.com Prayer« von Regisseur Enrique Collar, der im Rahmen des Paraguay­Schwerpunktes des Fes­ tivals läuft. Vom 28. bis 30. Oktober ist das Filmprogramm Bereits eine Woche vorher ist in Köln das 1. des Festivals auch in der Dortmunder Schauburg Filmfest homochrom (21.­23.10.) zu Gast. Die zu sehen. Macher haben es sich zum Ziel gesetzt, ausge­ > www.homochrom.de Politische Doku: » 21 – Denk Mal« von Lisa Sperling und Florian Kläger, Foto: Rommel Film wählte schwule Filme in NRW­Kinos zu zeigen. > www.filmfestivals­koeln.de dfi­Tagung tisiert sie in Vorträgen, Diskussionsrunden und Filmvorführungen den Boom von Politisierung Dokumentarfilm im Dokumentarfilm. Von extremen Ausformun­ und Politik gen wie der Propaganda bis hin zur Analyse von Ton und Stimme reichen die Schwerpunkte von Vom 13. bis zum 15. Oktober lädt die dokumen­ Referenten wie Klaus Theweleit, Jan Verwoert tarfilminitiative im Filmbüro NW zu ihrer Ta­ und Judith Keilbach. Das vom Ministerium für gung »Dokumentarfilm und Politik« nach Köln. Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Gemeinsam mit ihren Mitveranstaltern von der Landes NRW und der Stadt Köln geförderte diskurswerkstatt ­dortmund und der Symposium findet im Filmhaus Köln statt. Landeszentrale für politische Bildung thema­ > www.dokumentarfilminitiative.de

»L'eclisse« von Michelangelo Antonioni lief im September bei den Intermedialen Lektionen zum Gespräch mit Angela Schanelec und Christoph Hochhäusler. Foto: Filmforum NRW

Fünf Jahre Filmforum NRW Stadt und Kino auseinander. Am 20. Oktober spricht Laura Frahm (Bauhaus­Universität Wei­ Lektionen zum mar) über »Die transparente Stadt« und den Geburtstag amerikanischen Stadtfilm. Dazu läuft »The Na­ ked City« von Jules Dassin. Am 28. Oktober folgt Mehr als 100.000 Besucher in 1.500 filmkultu­ ein Gespräch zwischen dem Szenenbildner Uli rellen Veranstaltungen: Die Bilanz des Filmfo­ Hanisch und dem Architekten Felix Zwoch zum rum NRW zu seinem 5. Geburtstag kann sich se­ Thema »Handlungsspielräume. Zwischen Sze­ hen lassen. Anfang 2006 wurde das Kino im Mu­ nenbild und Architektur«. Illustriert wird der seum Ludwig als Filmforum NRW wieder zum Abend von Tom Tykwers »The International«. Leben erweckt und ist heute Premierenkino und Am 24. November folgt der Vortrag »Film als Alpenidylle made in Japan: »Heidi« (1974) von Takahata Isao, Foto: Bundeskunsthalle Festivalort, Diskussionsforum und Schatzkiste für multidimensionales Bauwerk. Seijun Suzukis Debütfilme und Klassiker. Der Verein wird ge­ Raumvorstellung und Takeo Kimuras Ausstat­ Anime­Ausstellung in Bonn Fernsehserien wie »Heidi«, »Wickie und die star­ tragen von der Film­ und Medienstiftung NRW, tung« von Kayo Adachi­Rabe (Universität Jena). ken Männer« und »Die Biene Maja«. Ganze Ge­ der ifs, KölnMusik, KinoAktiv, dem Museum Die Arbeit der beiden Protagonisten wird durch Von Heidi nerationen sind mit den großäugig­niedlichen Ludwig, der Stadt Köln und dem WDR, die ge­ ihren Film »Tokyo Drifter – Der Mann aus To­ bis Pokémon Figuren aufgewachsen – dabei bietet der Ani­ meinsam auch das Filmprogramm gestalten. kio« vorgestellt. Den Abschluss bildet am 8. De­ me weit mehr als das, was die deutsch­japani­ »Das Kiosk­Modell hat sich etabliert, trotz an­ zember ein Vortrag der ifs­Professoren Lisa Got­ schen Koproduktionen jener Jahre widerspie­ fänglicher Skepsis«, bilanziert Museums­Chef to und Gundolf S. Freyermuth über die beson­ Noch bis zum 8. Januar 2012 zeigt die Kunst­ und geln. Von Genres wie Fantasy und Science Fic­ Kaspar König zufrieden, und Petra Müller, Ge­ dere Rolle von Casinos im Kinofilm. Der dazu­ Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutsch­ tion, vom Arthouse­Film bis zum Pornografi­ schäftsführerin der Film­ und Medienstiftung, gehörige Film ist »Fear und Loathing in Las Ve­ land in Bonn »Anime! High Art – Pop Culture«. schen reicht das Spektrum dieser Kunstform. verspricht: »Wir werden das Filmforum auch in gas« von Terry Gilliam. Kuratiert von Susanne Neubronner, Jessica Nie­ Viele Filme und Ausschnitte sowie diverse Ar­ Zukunft weiter fördern.« Darüber hinaus zeigt das Kölner Allerwelt­ bel und Susanne Kleine führt die Ausstellung in tefakte sind in der Ausstellung zu sehen, die da­ Zum Geburtstag lädt das Filmforum zu ei­ skino vom 11. bis 18. Oktober eine Filmreihe die ganze Breite dieser japanischen Animations­ neben auch ein umfangreiches Rahmenpro­ ner weiteren Ausgabe seiner Intermedialen Lek­ über die Zukunft der Stadt, über Megacities, Gar­ form ein, die in Deutschland spätestens seit den gramm sowie Workshops zu bieten hat. tionen ein und setzt sich dabei noch bis in den tenguerillas und Gated Communities. 1970er Jahren große Popularität erlangte durch > www.bundeskunsthalle.de Dezember mit dem Verhältnis von Architektur, > www.filmforumnrw.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 5 Meldungen

SoundTrack_Cologne 8.0 Musik und Games Patrick Doyle ist der Stargast der diesjährigen Ausgabe von SoundTrack_Cologne, die vom 3. bis zum 6. November in Köln stattfindet. Doy­ le wird dabei nicht nur eine Masterclass leiten, erstmals wird der WDR dem schottischen Kom­ ponisten (»Sinn und Sinnlichkeit«, »Harry Pot­ ter und der Feuerkelch«) auch ein Filmmusik­ Michael Weber (The Match Factory) und konzert widmen. Weitere Peter Herrmann (Desert Flower) beim Empfang Gastgeberin Petra Müller begrüßte Christina Bentlage (l., Film­ und Medienstiftung NRW) mit Jessica Schwarz Schwerpunkte sind Filmmusik der Film­ und Medienstiftung NRW auch Bettina Reitz (Degeto) und deren Partner, dem Kameramann Markus Selikovsky im Kinderfilm und die Arbeit der diesjährigen Lola­Preisträ­ ger: Matthias Klein, Preisträger Beste Musik für »Das Lied in mir«, sowie Niklas Kammer­ Patrick Doyle, Foto: Air Edel töns und Ansgar Frerich, Preis­ träger Beste Tongestaltung für »Pianomania« werden in Werkstattgesprächen vorgestellt. Mit der Frage »Wie kommt die Mu­ sik ins Videospiel?« schlägt der Kongress den Bo­ MMC­Duo Bastie Griese (l.) und Friedhelm Bixschlag mit gen zu den neuen Medien. Insgesamt fünf Ver­ Rund 150 Gäste kamen zum NRW­Empfang Karl Baumgartner und Rainer Teusner Marco Mehlitz (Mitte), dem Produzenten von ins Ristorante Valentino, unter ihnen Arte­ von Pandora Film: Die Kölner Firma präsentierte »Eine dunkle Begierde«. Der von der Film­ und Medienstiftung NRW anstaltungen behandeln in Zusammenarbeit der Präsidentin Véronique Cayla und ihr Mann. »The Exchange« als Koproduzent im Wettbewerb. geförderte Film lief im Wettbewerb in Venedig. parallel stattfindenden Konferenz Next Level II das Thema Games und Musik. Ein Filmpro­ gramm »See the Sound«, die Reihe »New Sounds in Film« sowie die Verleihung des Peer­ Raben­Music­Awards und des European Talent Awards vervollständigen das umfangreiche Pro­ gramm. > www.soundtrackcologne.de

Gäste aus Köln: die Partner bei Produzentin Regina Ziegler und David Rott, Little Shark Entertainment Politik trifft Film: NRW­Medienministerin Angelica Schwall­Düren, der im ARD­Zweiteiler »Der Mann mit dem Sönke Wortmann und Tom Spieß Hannelore Elsner und Petra Müller (v.l.) Fagott« Sängerlegende Udo Jürgens spielt

Das Team des Films »Totem«, der in der Reihe »Settimana della critica« Beachtung fand: Philipp Budweg, Timo Müller, Regisseurin Jessica Krummacher Auch Sandra Maischberger, Achim Rohnke (Bavaria) und Martin Blankemeyer (Arepo Media Köln) und seine Frau folgten der Einladung der Film­ und Medienstiftung.

NRW­Empfang in Venedig

Kunst und Kultur der digitalen Spiele: Eine lange Sommernacht am Lido Pac­Man und Blinky laden zu Konferenz und Festival nach Köln. Foto: NRW Kultur »Ich habe ein spannendes und intensives Jahr hinter mir, es gab ordent­ he »Settimana della critica« fand Jessica Krummachers Hochschulab­ lich was zu tun. Am Besten merkt man das am neuen Namen.« Beim schlussfilm »Totem« Beachtung, das erschreckende Drama um ein ru­ Spiele­Festival in Köln Empfang der Film­ und Medienstiftung NRW im Rahmen des 68. Inter­ mänisches Au­Pair­Mädchen bei einer deutschen Familie. Ihr Kölner Pro­ nationalen Filmfestival Venedig warf Geschäftsführerin Petra Müller ei­ duzent Martin Blankemeyer ist ebenso Absolvent des AV­Gründerzen­ Next Level zündet nen Blick zurück, fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte sie auf trums wie die Düsseldorfer Casterin Kristin Diehle, die den Goldenen dem Lido ihre erste öffentliche Amtshandlung. Trotz der Namensände­ Löwen­Gewinner »Faust« von Alexandr Sokurov besetzt hat. die 2. Stufe rung bleibe der Film das Hauptgeschäft, versicherte sie. Im Jahre 2010 Die Filmförderung habe Priorität, der neue Name zeige auch, dass »wir Vom 4. bis 5. November erkundet Next Level wurden insgesamt 34 Millionen Euro für Produktionsförderung ausge­ zusätzliche Aufgaben und Ziele gemeinsam erreichen wollen«, beton­ II Kunst und Kultur der digitalen Spiele in Köln. geben und 120 Filmprojekte gefördert, so auch der Venedig­Wettbe­ te NRW­Medienministerin Angelica Schwall­Düren am Lido und wies Nach dem Debüt im vergangenen Jahr bietet werbsbeitrag »Eine dunkle Begierde« (Kinostart: 10. November bei Uni­ auf die erfolgreiche gamescom in Köln hin, »ein Schritt nach vorne und Next Level als Mischung aus Konferenz und Fes­ versal) von David Cronenberg, eine von Lago Film produzierte interna­ eine Antwort auf die Divergenz der Medien«. Die Ministerin unterstrich tival auch 2011 Kunstprojekte, Diskussionen zur tionale Koproduktion, die an 26 Tagen auch in Köln in den MMC­Stu­ das Engagement der Landesregierung, die die Arbeit der Film­ und Me­ Kreativwirtschaft und kulturellen Bildung sowie dios und in der Villa Oppenheim realisiert wurde. Die Weltpremiere über dienstiftung »voll unterstütze«. eine lebendige Mischung wissenschaftlicher die wechselhafte Beziehung zwischen Sigmund Freud und C.G. Jung und Im idyllischen Ristorante Valentino feierten Politik und Prominente ge­ Vorträge und neuer Spiele zum Ausprobieren. dessen verbotener Liebe zu einer Patientin begeisterte Presse und Pu­ meinsam. Unter den rund 150 Gästen war auch der deutsche Botschaf­ Dabei sollen in diesem Jahr insbesondere die blikum. Neben Viggo Mortensen als Freud und Keira Knightley als hyper­ ter in Rom, Michael H. Gerdts, die Schauspieler Jessica Schwarz, David Themen Ästhetik und Sound, Kreativwirtschaft sensible russische Geliebte Sabina Spielrein, die später selbst Analyti­ Rott und Hannelore Elsner, die Regisseure Sönke Wortmann und Wolf­ und Kulturelle Bildung im Zentrum stehen. Wei­ kerin wird, trumpft Michael Fassbender als C.G. Jung auf, ein Mann, der gang Fischer, die Produzenten Marco Mehlitz (Lago Film), Tom Spieß tere Schwerpunkte sind Kunstprojekte und an den eigenen Widersprüchen und Ansprüchen scheitert. Für seine Rol­ (Little Shark), Regina Ziegler (Ziegler Film), Friedhelm Bixschlag und Bas­ künstlerische Computerspiele, die im Ausstel­ le als sexbesessener Mittdreißiger in Steve McQueens »Shame« erhielt tie Griese (beide MMC) sowie Véronique Cayla (Arte France) und Bet­ lungsbereich ausprobiert werden können und der Deutsch­Ire in Venedig die Coppa Volpa als Bester Darsteller. Im tina Reitz (Degeto). Die laue Sommernacht mit italienischen Köstlich­ sich in ihrer Gestaltung vom Mainstream abhe­ Wettbewerb des Festivals lief außerdem die israelisch­deutsche Kopro­ keiten dauerte lange, und selbst ein paar Regentropfen konnten die ent­ ben. Veranstaltungsorte sind die Abenteuerhal­ duktion »The Exchange« von Eran Kolirin, die Geschichte eines jungen spannte Stimmung nicht stören. len Kalk, das Gloria Theater, das Rautenstrauch­ Mannes in einer Identitätskrise, an der neben der Kölner Pandora Film MARGRET KÖHLER Joest­Museum und weitere Orte in Köln. auch July August Productions und ZDF/Arte beteiligt sind. In der Rei­ Fotos: Kurt Krieger/Hubert Bösl, Film­ und Medienstiftung NRW > www.nextlevel­conference.org Festivalherbst

Filmfestival Exposed Duisburger Filmwoche Debüts in Köln Neue Stoffe und Exposed, das Kölner Festival für den europäi­ Große Klappe schen Nachwuchsfilm, geht 2011 bereits in die vierte Ausgabe und präsentiert vom 2. bis zum Die 35. Ausgabe der Duisburger Filmwoche 6. November erste und zweite Langfilme junger steht in diesem Jahr unter dem Motto »Stoffe«. Regisseure. Das Festival verspricht »Wir entde­ Vom 7. bis 13. November findet das Festival des cken die Talente von heute, die vielleicht an der deutschsprachigen Dokumentarfilms wie ge­ Filmgeschichte von morgen mitschreiben« und wohnt im Filmforum Duisburg sowie der Kultur­ findet unter dem Dach von CineCologne statt, zentrale HundertMeister statt. Auch 2011 gibt bei dem sich die Kölner Festivals Cinepänz, es bei der Filmwoche wieder den eingleisigen Soundtrack_Cologne und Unlimited unter dem Wettbewerb mit Filmen aus Deutschland, Ös­ Motto »Vier gewinnt« zusammengetan haben. terreich und der Schweiz sowie lebhafte Film­ > www.exposed­filmfestival.de gespräche und Podien. Seinen 10. Geburtstag bereits feiert doxs!, die Duisburger Sektion für Kinder und Jugendliche. Das größte Geschenk 1. Forum für Tongestaltung bringt die Bundeszentrale für politische Bildung mit: Der von ihr mit 3.500 Euro dotierte und eu­ Schweizer Wettbewerbsbeitrag »Stationspiraten« von Michael Schaerer, Foto: Filmfestival Münster Filmton bei ropaweit einzigartige Filmpreis für politischen Filmplus Kinder­ und Jugenddokumentarfilm »Große 14. Filmfestival Münster vom Leben krebskranker Teenager in einem Kin­ Klappe« krönt den erstmals ausgerichteten eu­ Zwei Kölner Foren für Postproduktionsgewer­ derspital erzählt. Um den mit 7.500 Euro dotier­ ropäischen Wettbewerb bei doxs!. ke werden in diesem Jahr erstmals kooperieren: 40 Kurzfilme, ten Regiepreis konkurriert der Film u.a. auch mit > www.duisburger­filmwoche.de Filmplus, das sich vom 25. bis 28. November 8 Spielfilme David Wnendts Regiedebüt »Kriegerin«, der > www.do­xs.de zum 11. Mal mit Filmschnitt und Montagekunst jüngst den First Steps Award für sich entschei­ auseinandersetzt, gibt am 28. November dem Alle zwei Jahre öffnet das Filmfestival Münster den konnte. Eröffnet wird das Festival vom kom­ 1. Forum für Tongestaltung ein Zuhause. Im seine Tore, in diesem Jahr mit der 14. Ausgabe plett in Münster gedrehten und von der Film­ Berlinale Co­Production Market Zentrum steht der Filmpreis für Tongestaltung, vom 12. bis zum 16. Oktober. Traditionelles und Medienstiftung NRW geförderten Film »Ta­ der als Novum an die beste Teamleistung von Kernstück des Festivals ist der deutschsprachi­ ge die bleiben« (Regie: Pia Strietmann). Unter Jetzt anmelden Settonmeister, Sounddesigner und Mischton­ ge Kurzfilmwettbewerb. In sieben Blöcken prä­ dem Thema »Freundschaft« präsentiert das Noch bis zum 27. Oktober können erfahrene meister an einem deutschen Kinofilm vergeben sentiert das Festival in diesem Jahr 40 Kurzfil­ Filmfestival, das wie gewohnt von der Filmwerk­ Produzenten ihre anfinanzierten Filme für den wird. Das von einer Fachjury ermittelte Gewin­ me aus Deutschland, der Schweiz und Öster­ statt Münster veranstaltet wird, zudem ein in 9. Berlinale Co­Production Market (12.­14. Fe­ nerteam wird am 28. November den Film vor­ reich, die um Preisgelder im Gesamtwert von vier Kurzfilmblöcken aufgeteiltes Schulpro­ bruar 2012) anmelden. Aus den Bewerbungen stellen und in einem Werkstattgespräch disku­ 9.000 Euro konkurrieren. Der Europäische Spiel­ gramm. Neben einem Publikumspreis darf zu­ werden rund 30 Projekte ausgewählt, die dann tieren. Zudem wird eine Panelrunde Aspekte filmwettbewerb besteht aus acht Filmen, dar­ dem eine Schülerjury den Beitrag küren, der das während der Berlinale internationalen Sendern, des Filmtons thematisieren, ehe die Auszeich­ unter mit »Stationspiraten« eine Schweizer Pro­ Thema am besten umgesetzt hat. Koproduzenten, Verleihern, Weltvertrieben, Fi­ nung im Rahmen der Preisverleihung von Film­ duktion von Regisseur Michael Schaerer, die > www.filmfestival­muenster.de nanziers und Förderern vorgestellt werden. Teil­ plus am Abend an die Sieger überreicht wird. nahmebedingung ist, dass der Film bereits zu Das Forum für Tongestaltung wird von Lothar 30 Prozent finanziert ist. Segeler (SoundVision) organisiert und erhält Seit 2004 sind 120 Produktionen, die auf dem u.a. Unterstützung von der Film­ und Medien­ Market gepitcht wurden, auch realisiert worden. stiftung NRW und der Stadt Köln. Weitere Film­ Das entspricht einer Quote von 30 Prozent. tonstudios wie Torus, Basis Berlin, Ruhrsound, > www.berlinale.de Arri, Konken, Loft, Post­Republic und die Vide­ oproduktion Act beteiligen sich am Forum eben­ so wie der Berufsverband Filmton bvft und der Verband Deutscher Tonmeister VDT. > www.forumton.de > www.filmplus.de

Trailer für das Kinofest Lünen Mit Prominenz und der eigenen Oma »Two steps behind« der Polin Paulina Majda läuft im Europäischen Wettbewerb. Foto: unlimited Zur 22. Ausgabe des Kinofestes Lünen hatte das Festival für deutsche Filme einen Trailerwett­ bewerb ausgeschrieben. Zwanzig Entwürfe wur­ Unlimited den eingereicht, einer hat schließlich das Ren­ Filme von Freunden nen gemacht: Der Berliner Filmemacher Axel Ranisch hat das Preisgeld in Höhe von 2.000 Eu­ Mehr als 1.500 Kurzfilme aus 44 Ländern er­ ro gewonnen und wird den neuen Auftritt des reichten die Kölner Kurzfilmfreunde, die vom 10. Kinofestes produzieren, der ab Oktober sowohl bis zum 13. November zum fünften Mal das Eu­ online als auch in den Kinos der Region zu se­ »Sauna Tango« von Vera Lalyko zeigt außergewöhnliche Anwendungen in einem Dampfbad. Foto: Köln Comedy Festival ropäische Kurzfilmfestival Unlimited veranstal­ hen sein wird. Über den viel versprechenden In­ ten. Aus den Einreichungen wählt das Team um halt des Trailers hat das Kinofest nur so viel ver­ Köln Comedy Festival lenden Paketen präsentiert wird, das Köln Co­ Marita Quaas die besten Produktionen aus, die raten: Freuen dürfe man sich nicht nur auf ei­ medy Festival. Vorgestellt werden »Roulette auf dem Festival in den Wettbewerben Europa ne überraschende Dichte an Filmprominenz, Kurzes zum Lachen Prohlisienne« (D), »Nackte Tatsachen« (D), »My und Köln/NRW vorgestellt werden. sondern in zentraler Rolle auch auf die Groß­ Ein Faultier, das sich von einem Leoparden nicht Apologies« (CAN), »Larry und die mechatroni­ Zum Auftakt der Intermedialen Lektionen zum mutter des Filmemachers. Das Kinofest Lünen aus der Ruhe bringen lässt, die Welt aus der Sicht sche Werkstatt« (D), »Blauer sucht Frau« (D), Thema Film und Architektur stellten die Kurz­ wird in diesem Jahr vom 10. bis 13. November eines Kaffeeautomaten und ein Mann, der sich »AL« (CH), »Cristiano’s shirt« (B), »In Two Mi­ filmfreunde Mitte September bereits eine Kurz­ wie gewohnt im Cineworld Lünen stattfinden. im Hitler­Kostüm auf eine jüdische Beerdigung nutes« (GR), »Der präzise Peter« (D), »Sauna filmreihe aus älteren Festivalbeiträgen zusam­ Neu ist in Lünen nicht nur der Trailer, sondern wagt – das sind einige Themen der zwölf inter­ Tango« (D), »Isses wieder soweit« (D) sowie men, die unter dem Titel »Raumwelten« im auch der mit 1.800 Euro dotierte Preis für Film­ nationalen Kurzfilme, die im Rahmen des Köln »Hanging Around« (D). Filmforum NRW gezeigt und diskutiert wurden. frauen, den das Lüner Netzwerk Frau e.V. Frau­ Comedy Live­Festivals (13. bis 29. Oktober) lau­ Die Kurzfilmprogramme werden zeitversetzt In Zukunft werden die Kurzfilmfreunde einmal en für ihre Leistungen bei der Produktion, dem fen. Bereits zum fünften Mal ergänzt das Film­ auch bei Einsfestival ausgestrahlt. Termine: 28. im Quartal mit einem Programm ausgewählter Schnitt oder der Ausstattung auszeichnen will. programm, das in Zusammenarbeit mit dem und 29. Oktober, jeweils 20 Uhr. Kurzfilme ebendort präsent sein. > www.kinofest­luenen.de Team der Short Cuts Cologne in zwei abendfül­ > www.koelncomedy.de > www.unlimited­festival.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 7 Meldungen

»Pina«­Premiere in Warschau schau, freute sich ebenfalls über die Auswahl des Films: »Pina Bausch war die Heldin meiner Ju­ 3D in der Opera gend. Ihre Kunst hat mich mein ganzes Leben Narodowa begleitet.« Sie habe die Tanzkunst erneuert ge­ nau wie Wim Wenders der Filmkunst immer »Ich beneide Sie, dass Sie diesen Film zum er­ wieder neue Impulse gegeben habe. »Der Film sten Mal sehen«, sagte Moderatorin Monika Ri­ beweist: 3D ist mehr als nur ein Fantasy­Me­ chardson zur Begrüßung der Premierengäste im dium.« Teatr Wielka, der Opera Narodowa von War­ Gebannt verfolgten die polnischen Zuschauer schau, das Platz für 1.800 Zuschauer bietet. Der die filmische Hommage an Pina Bausch. An­ klassizistische Prachtbau mit dem größten The­ schließend bedankten sie sich mit rhythmischem atersaal Europas wurde für die Polen­Premiere Applaus und Standin Ovations bei den Prota­ des Dokumentarfilms »Pina« erstmals zu einem gonisten des Films, den Tänzern des Tanzthea­ 3D­Kino umgebaut. Zum Auftakt der »Kultursai­ ters Wuppertal, die zur Premiere gekommen son Tam’Tam«, während der sich NRW mit 20 waren. Die Compagnie hatte mit Gastspielen kulturellen Institutionen in 14 polnischen Städ­ von »Café Müller«/«Das Frühlingsopfer« sowie ten präsentiert, setzte Wim Wenders Homma­ »Vollmond« die Kultursaison miteröffnet und ge an die Choreografin Pina Bausch ein Glanzlicht. die Premiere des Films umrahmt. Zum Ausklang Roman Gutek vom Verleih Stowarzyszenie No­ des Abends gab es noch einen Umtrunk im we Horyzonty freute sich über gleich zwei aus­ prachtvollen Foyer der Nationaltheaters, wo verkaufte Vorstellungen in der Warschauer man ganz zwanglos ins Gespräch mit den En­ Oper, bevor der Film in 50 polnische Kinos star­ semblemitgliedern kommen konnte. tet. In seinen 35 Jahren in der Branche habe er noch nie erlebt, dass ein Film auf so ein Inter­ esse stößt. Die Film­ und Medienstiftung NRW präsentiert »Pina« gemeinsam mit dem Goethe­ »Pina« und Institut und dem Verleiher in Warschau. Petra der Oscar Ein Highlight des Bonner Sommerkinos: Slapstick­Kommödien mit Anita Garvin & Marion Byron, Fotos: Förderverein Müller, Geschäftsführerin der Filmstiftung, sag­ Filmkultur Bonn te: »Ich bin stolz, dass mit der Förderung von Daumen drücken für Wim Wenders: Sein 3D­ 650.000 Euro solch ein außergewöhnlicher Film Tanzfilm »Pina«, den er mit Förderung der Film­ entstehen konnte.« Der Düsseldorfer Wim Wen­ und Medienstiftung NRW in Wuppertal und Stummfilmtage Bonn sem Jahr erstmals digitale 35mm-Projektion, ders, das Wuppertaler Tanztheater und Pina Umgebung gedreht hat, vertritt Deutschland das bedeutet auf einen Schlag die Verdoppe- Bausch seien alle aus NRW: »Man hätte keinen beim Rennen um den Oscar für den besten Bonn bekennt sich lung der Kosten. Die Formatvielfalt wird uns besseren Film wählen können für den Auftakt nicht­englischsprachigen Film. »,Pina’ ist ein fil­ noch eine Weile begleiten. Da sind auch die des Kulturaustauschs.« Außerdem sei der Film misches Gesamtkunstwerk, das Tanz, Musik und Förderer gefragt. Wir bekommen die Aus- komplett in Wuppertal und Umgebung gedreht Film harmonisch zusammenfügt und dabei über Im August veranstaltete der Förderverein wirkungen von Entscheidungen zur Filmpo- worden. das Dokumentarische weit hinauswächst«, be­ Filmkultur Bonn e.V. die 27. Stummfilmtage litik zu spüren, die woanders gefällt werden. NRW­Medienministerin Dr. Angelica Schwall­Dü­ gründete die Jury von German Films unter dem Bonn im Arkadenhof der Uni Bonn. 24.000 ren erntete für ihr »Guten Abend, liebe Gäste«, Vorsitz von Steffen Kuchenreuther ihre Ent­ Besucher ließen sich die Gelegenheit nicht Dieses Jahr war das Festival ja auch schon das sie auf Polnisch sagte, gleich Applaus vom scheidung. Die Oscar­Nominierungen werden entgehen, kostenlos live begleitete Stumm- finanziell bedroht. Publikum. »Pina« nannte sie einen »kraftvollen am 24. Januar bekannt gegeben. Verliehen wer­ filmschätze zu entdecken. Marion Meyer Das war aber eine andere Geschichte. Es und großartigen Dokumentarfilm« und gratu­ den die Oscars durch die Academy of Motion sprach mit Sigrid Limprecht vom Vorstand gab eine große Diskussion, ob dieses Festi- lierte ihm zur Oscar­Vorauswahl. Georg M. Picture Arts and Sciences am 26. Februar. des Vereins über das zurückliegende Pro- val überhaupt weiter existieren Blochmann, Leiter des Goethe Instituts War­ > www.oscars.org gramm und die Zukunft der Stummfilmtage. soll. Das ist mit dem Ratsbe- schluss der Stadt Bonn nun Frau Limprecht, wie fällt Ihre Bilanz zum vom Tisch. Bonn hat sich zu Polnische »Pina«­Fans im Foyer der Warschauer Oper, Foto: Ursula Kaufmann diesjährigen Stummfilmfest aus? dem Festival bekannt. Der An- Positiv. Es war sehr gut besucht, obwohl das satz aus den letzten Jahren Wetter zum Teil nicht so schön war. Es gab wurde gehalten. Das ist toll, zwei neue Formate: Den Ad Hoc-Livemu- Sigrid denn sonst würden wir nicht sikpreis zusammen mit dem Beethovenfest Limprecht mehr existieren. Es macht aber sowie ein Symposium über die Deutsch-Ja- deutlich, dass so eine Veran- panische-Filmgeschichte mit der Uni Bonn staltung nicht auf einem Status Quo stehen und der Waseda Universität Tokio. Beides bleibt, sondern – was Technologie und Si- hat gut funktioniert. cherheit angeht – enormen Veränderungen unterworfen ist, die wir nicht beeinflussen Wird die Reihe mit Symposien fortgesetzt? können. Das war der Startschuss. Sie soll jetzt jedes Jahr laufen. Wie war die Resonanz auf den neuen Live­ musikpreis? Wie waren die Erfahrungen mit der Sympo­ Gut. Es gab sehr viel Presseaufmerksamkeit sien­Reihe? Es sind ja zahlreiche Gäste aus und auch eine andere Diskussionsebene, dem Ausland gekommen. weil mehr über Filmmusik gesprochen wur- Ja. Es gibt auf jeden Fall einen großen Be- de. Die Kooperation mit dem Beethovenfest darf an filmhistorischen Symposien und aka- war sehr schön, und ich hoffe, dass sie näch- demischen Studien mit populärem Zugang. stes Jahr fortgesetzt wird. Es gab bisher Die Frage ist aber, wie sich so eine Reihe fi- nichts, was die Live-Performance würdigt. nanzieren lässt. Wir können das nicht allein Die ausgezeichneten Musiker treten nun im stemmen. Die Uni würde auch gerne weiter- Rahmen des Beethovenfests noch einmal machen, aber wir müssen erst klären, wie es auf. mit den Finanzen aussieht. Würden Sie sich etwas für das Festival wün­ Und wie steht das Festival finanziell da? schen? Das Festival sprengt alle Dimensionen. Die Dass die Leute aus der Region das Festival Finanzierung basiert auf den Vorgaben von noch mehr wahrnehmen und nutzen. Es ist vor 15 Jahren, das ist schwierig. Man will die das besucherstärkste Festival in NRW, wir Veranstaltung weiterentwickeln. Wir haben sind weltweit einzigartig. Wir haben Gäste viele neue Kosten, die durch ein geändertes aus der ganzen Welt. Manchmal muss man Sicherheitsbedürfnis entstehen. Auch die eben gar nicht so weit reisen, um etwas Technik wurde erneuert: Wir hatten in die- Außergewöhnliches erleben zu können. Gerd-Ruge-Stipendium

10. Gerd­Ruge­Projektstipendium Kreative Freiräume

Schon zum zehnten Mal ver gab die Film- und Medienstif tung NRW in diesem Jahr ihr Gerd Ruge Projekt-Stipendium für Nachwuchs-Do - ku men tarfil mer. Beim Jubiläum erinnerte Ge- Ausgezeichnet: »Das Dschungelradio« über Frauen im Dschungel Nicaraguas, Foto: www.friedensband.net schäftsführerin Petra Müller: »43 Stipendien sind vergeben worden, aus denen 22 Filme ent- standen sind.« Der Dokumentarfilm »Traum- Eine­Welt­Filmpreis fabrik Kabul« beispielsweise, der durch die mit zwei Siegern Förderung entstehen konnte, lief dieses Jahr auf der Berlinale. Aber auch unterstützte Fil- Am 11. Oktober verleiht NRW­Ministerin Ange­ me wie »Weiße Raben« oder »Die große De- lica Schwall­Düren im Kölner MediaPark den Ei­ pression« fanden Beachtung bei Fachleuten ne­Welt­Filmpreis NRW der Landesregierung. und Publikum. Mit der Auszeichnung werden bereits zum sech­ »Dokumentarfilme werden auch zukünftig bei sten Mal Filme prämiert, die für Probleme in Stipen dia ten und Jury 2011 mit Gerd Ruge, NRW­Medien mi nis te rin uns eine große Rolle spielen«, kündigte die Ländern des Südens sensibilisieren und Ansät­ Ange li ca Schwall­Düren und Gastge be rin Petra Müller Geschäftsführerin an, die sich darüber freut, ze zur Veränderung aufzeigen. Aus mehr als 130 dass mit dem Gerd Ruge Projekt-Stipendium eingereichten Beiträgen wählte eine unabhän­ auch »mal in Risiko und Entwicklung« inve- gige Jury die drei besten Produktionen aus. Den stiert werden könne: »Mit der Regelförderung ersten Platz und damit ein Preisgeld von 8.000 ist das nicht so ohne weiteres möglich.« Und Euro teilen sich Beatrice Möller und Daniel Jurymitglied Hanns-Georg Rodek betonte die Schweizer, die für ihre Filme »Shosholoza Ex­ Besonderheit von Dokumentarfilmen fürs Ki- press« und »Dirty Paradise« ausgezeichnet wer­ no: »Bei der Gestaltung interessanter Bilder den. Möller reiste für ihren Film 17 Jahre nach bieten sich einfach mehr Möglichkeiten.« Die Petra Müller begrüßt die Gäste in Düsseldorf. Ende der Apartheid durch Südafrika, Schweizer nordrhein-westfälische Medienministerin An- filmte in Französisch­Guayana die Machtlosig­ gelica Schwall-Düren wies zudem auf die kul- keit der Wajano­Indianer gegenüber der Zerstö­ turelle und journalistische Bedeutung des Gen- rung des Regenwaldes. Der mit 1.000 Euro do­ res hin: »‚Alles unter Kontrolle’ über die tierte dritte Preis geht an Susanne Jäger und ih­ Atomindustrie, der zuerst ein zeitloser Doku- ren Film »Das Dschungelradio« über Frauen im mentarfilm zu sein schien, wurde im Frühjahr

Dschungel Nicaraguas. Die Produzenten Marcello Busse und hochaktuell. Das Aufspüren der Wahrheit hin- > www.nrw.de Titus Kreyenberg, KHM­Professor ter der Oberfläche ist wichtig. Wir brauchen Dietrich Leder und Christina Bentlage (Film­ und Medienstiftung), v.l. Sie, liebe Preisträger. Und wir wollen, dass es kreative Freiräume gibt, in dem sich Filmema- cher bewegen können.« Zu diesem Zweck wurden auch in diesem Jahr 100.000 Euro für die Entwicklung und Unter- stützung von Dokumentarfilmen vergeben. Juryvorsitzender Gerd Ruge stellte die Preis- träger vor, etwa Hannes Lang, der mit »I want Jubiläumsgäste: der Ex­Stipendiat Konstantin to see the Manager« sieben Episoden über Faigle und die Schauspielerin Katharina Schubert Pia Strietmanns »Tage die bleiben« bekam 2005 den Menschen realisieren möchte, die in einer von Drehbuchförderpreis aus Münster, Foto: Toccata Film Armut und Wohlstand polarisierten Welt im- mer neue Strategien entwickeln müssen, um Münster zu überleben. »,Europas Grenzen’ von Jakob Preuss ist das zweite Projekt. In einer Welt, Tage des die sich so rapide verändert, ist es wichtig, die Provinzfilms Grenzen wieder abzustecken«, erklärte Ruge. Das dritte Projektstipendium erhielten Stefan Die Jury der Projektstipendien (v.l.) Hanns­Georg Rekord im zehnten Jahr: 107 »Geschichten aus Rodek, Dietrich Leder und Doris Metz Kolbe und Chris Wright: Ihr Dokumentar- der Provinz« aus Deutschland, Dänemark, Ös­ film »Pfarrer« begleitet vier Geistliche bei Be- terreich, der Schweiz, den Niederlanden und der ginn ihrer Laufbahn und stellt die Frage, was Türkei erreichten in diesem Jahr den Filmser­ Glaube heute bedeutet. Drei Incentive-Förde- vice Münster.Land. Mit einem Pitching der zehn rungen zu jeweils 7.500 Euro gingen an den besten Stories des Drehbuchförderpreises Karlsruher Autor Simon Quack für »Nieder- Münster.Land starten die Tage des Provinz­ bauer«, an »Hanoi in Berlin-Lichtenberg« von films, die der Filmservice und die Linse in die­ Peter Zach und an Timon Koulmasis für Die ehemaligen Stipendiaten Christiane Büchner sem Jahr erstmalig vom 13. bis zum 16. Oktober und Mohammed Fraokhmanesh mit Susanna »Portrait des Vaters zu Zeiten des Krieges«. im Rahmen des Filmfestival Münster präsen­ Felgener (r., Film­ und Medienstiftung NRW) Die Macher und Initiatoren dieser höchsten tieren. Am 14. Oktober schließt sich ein Werk­ Förderung, die in Deutschland für Dokumen- stattgespräch mit dem Titel »Die Szene kenne tarfilme vergeben wird, waren zufrieden mit ich ja gar nicht – Der Weg vom Drehbuch zum der Resonanz und der Qualität der Bewer- Film« an. Am Abend desselben Tages schließ­ bungen. Ruge: »Die Bewerbungen kommen lich wird das Geheimnis gelüftet, wer den Dreh­ von überall her, sehr zahlreich auch aus Ber- buchförderpreis Münster.Land gewonnen lin.« hat. Im Anschluss an die Preisverleihung läuft Dort wurde Ruge im August selbst ausge- Pia Strietmanns Film »Tage die bleiben«. Für die zeichnet. Bei den First Steps Awards erhielt Jutta Krug (WDR) und Michael Schmid­Ospach Geschichte erhielt sie 2005 den Drehbuchför­ der Namensgeber der Stipendien den Ehren- derpreis. Am Samstag folgt ein weiteres Werk­ preis. »Gerd Ruge hat verstanden, dass Krea- stattgespräch, bei dem Autor Christoph Busch tivität Raum braucht, sich zu entfalten und in das Drehbuchschreiben einführt. Zum Ab­ Mittel, sie umzusetzen. Dafür gibt er seinen schluss der »Tage des Provinzfilms« gibt es in Namen, seine Aufmerksamkeit und seine Münster eine märchenhafte Kinopremiere: Neugierde. Und er ist überall präsent, wo es »Aschenputtel«, gedreht im Frühsommer auf gilt, Geburtshelfer für die Ideen junger Filme- dem münsterländer Wasserschloss Anholt. macher zu sein«, würdigte ihn der Dokumen- Ort der Verleihung: > www.filmservice­muenster­land.de. Schloss Jägerhof in Düsseldorf tarfilmer Uli Gaulke in Berlin. Fotos: Film­ und Medienstiftung NRW/Heike Herbertz Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 9 Auf dem Sprung

nächst das »Neue italienische Kino« (15.­18.10.), Nachwuchskonferenz am 21.10. len Förderer, Sendervertreter und Produzenten Filmhaus Köln die Nordkorea­Filmtage (19.­23.10) und »Tü­ sich und ihre Arbeit praxisnah vor. Am Nachmit­ Zum 30. Gründungstag hat sich das Kölner Film­ pisch Türkisch« (10.­13.11.) an. Am 6. Oktober Achtung, Fertig, tag besteht die Gelegenheit die Referenten in haus einen neuen Namen gegeben und firmiert stellt das Filmhaus seinen neuen modularen Los! kleiner Runde kennenzulernen und von ihren Er­ jetzt unter Filmhaus Köln. Dahinter verbirgt sich Lehrgang Entertainment­Producer IHK vor. In­ fahrungen zu profitieren. Den Abschluss bildet mehr als eine Namensänderung, so Geschäfts­ formiert wird über Ablauf, IHK­Prüfung, Bewer­ ... ist der Titel der ersten Nachwuchskonferenz, ein get­together, das weitere Möglichkeiten zum führer Peter Klas: »Als größte Initiative unserer bungsverfahren und Finanzierungsmöglichkei­ zu der die Film­ und Medienstiftung NRW an­ Networking bietet. Art in Deutschland wollen wir damit unser ten. Am 22. Oktober starten dann die praxisna­ gehende Filmemacher und Produzenten am 21. Für die Planung ist es nötig, dass Teilnehmer bei Selbstvertrauen noch deutlicher demonstrie­ hen Weiterbildungen zum Fiction­Producer IHK Oktober in den Kölner Skulpturenpark einlädt. der Anmeldung angeben, ob sie Experten aus ren.« Dazu gehört auch ein Relaunch des Cor­ und Produktionsleiter IHK, diesmal im Filmhaus Vorrangiges Ziel der Konferenz ist es, den Nach­ den Bereichen Förderung, Sender, Filmproduk­ porate Designs und die griffige Formel »Kinokul­ Babelsberg. Dozentin ist u.a. Nicole Kellerhals wuchs mit erfahrenen Mediemacher zusammen ­ tion, Internetplattformen oder der Gamesbran­ tur – Medienbildung – Filmschaffen« als Teil des (X­Filme, freie Dramaturgin). zubringen und damit die Grundlagen für ein er­ che treffen möchten. Das vollständige Pro­ neuen Logos. Im hauseigenen Kino stehen dem­ > http://filmhauskoeln.de folgreiches Networking zu legen, das den Ein­ gramm wird nach der verbindlichen Anmeldung stieg in die Branche erleichtert. zugesandt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Am Vormittag des Nachwuchskongresses stel­ Anfragen an [email protected].

sche und kreative Arbeit an nonlinearen Produk­ ifs interaktiv ten und Formaten erforderlich sind, und erfah­ Mit ihrer neuen berufsbegleitenden Weiterbil­ ren, wie neue Medien finanziert und realisiert ifs Auch in diesem Herbst bietet die ifs weiterbil­ dung »Interactive Media« trägt die ifs zukunft­ werden können. Begegnungen und dungswilligen Maskenbildnern interessante strächtigen Medienentwicklungen Rechnung. Ab In eigenen Projekten können die Teilnehmer das Workshops an. Den Auftakt macht am 29. und dem 18. November bietet das Programm ein Erlernte mit professioneller Unterstützung ver­ Workshops in 3D 30. Oktober »Prosthetics kleben – und ein­ halbes Jahr lang einen Überblick über den Markt tiefen und praktisch erproben. Unterstützt wird schminken mit Airbrush« mit den Maskenbild­ der nonlinearen und digitalen Medien in sieben das Programm von dem Programmpaten Marc Die internationale filmschule Köln (ifs) disku­ nern Barney Nikolic und Dennis Penkov. Am 26. mehrtägigen Workshops. Im Fokus stehen da­ Schröder, Geschäftsführer von RTL interactive. tiert am 12. Oktober zum zweiten Mal im Rah­ und 27. November informiert Medienanwalt bei Themen wie Digital Thinking, Interactive Sto­ Weitere Partner sind die WDR mediagroup di­ men ihrer ifs­Begegnungen im Filmforum Steffen Schmidt­Hug zum Thema »Fit for Job: rytelling, Games & Apps, Digital Design sowie gital, der WDR, Brainpool Artist & Content Ser­ NRW/Kino im Museum Ludwig das Thema Berufs­ und Sozialrecht für Maskenbildner« rund neue Geschäftsmodelle und Content­Strategien. vices und das UFA Lab. Anmeldeschluss ist der »Krieg und Medien«. Diesmal geht es um »Krieg um Arbeitsbedingungen, Verträge und Versiche­ Die Teilnehmer werden in die elementaren 21. Oktober 2010. auf Distanz – Schlachtfelder aus dem Rechner« rungen speziell für Maskenbildschaffende. Am Denkstrukturen eingeführt, die für die planeri­ > www.filmschule.de und die Verknüpfung der Automatisierung des 10. und 11. Dezember schließlich zeigt die Mas­ Krieges und der Entwicklung der Medien. Ge­ kenbildnerin Isabelle Voinier, worauf es beim sprächsgäste sind u.a. Ursula Frohne (Kunsthis­ »Beauty Make­up für HDTV« ankommt. Sandra Hüller in »Über uns das All« torikerin) und Claudia Reiche (Medienwissen­ Im Herbst lädt die ifs außerdem zu einem 3D­ von Jan Schomburg, Foto: Real Fiction schaftlerin), die Moderation übernimmt Gun­ Workshop ein. Unter dem Titel »Stereoskopie dolf S. Freyermuth (ifs). Dem Thema Pornogra­ – S3D, Aufbruch zur dritten Dimension« führt fie ist eine weitere ifs­Begegnung am 16. No­ der Schweizer Kameramann Matthias Boliger vember gewidmet, die sich mit dem Schwer­ vom 25. bis zum 27. November Medienschaf­ punktthema der aktuellen Ausgabe des Filmma­ fende, die erste konkrete Erfahrungen mit der gazins Schnitt beschäftigen wird. neuen räumlichen Filmtiefe gewinnen wollen, KHM zeigt ihr Vom 17. bis zum 20. November gibt Regisseur in gestalterische und daraus folgende technische »Best of« Chris Kraus (»Poll«) an der ifs unter dem Titel und finanzielle Aspekte von S3D ein. Anmelde­ »Der extreme Charakter« einen Workshop für schluss ist der 4. November Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) Schauspieler und erläutert dabei die Vorausset­ > www.filmschule.de präsentiert in den nächsten Wochen gleich zungen für eine intensive psychologische Aus­ mehrfach die Ergebnisse ihrer Arbeit. Am 5. und einandersetzung mit extremen Figuren. Dazu 6. Oktober findet der alljährliche Showcase der gibt am 19. Oktober ein Screening seines Films Schlachtfelder aus dem Rechner: Harun Farockis KHM im Cinenova Kino Köln statt. In sechs Film­ »Bella Block – Reise nach China« im Filmforum. »Ernste Spiele« wird bei der ifs­Begegnung Krieg und programmen zeigen 35 Studierende auf der Medien gezeigt. Foto: Harun Farocki 2010 Fachveranstaltung für die Film­ und Fernseh­ branche ihre Filme aus den Bereichen Spiel­ und Dokumentarfilm, Animation, Werbung und Ex­ perimentalfilm. Zehn Studierende präsentieren Drehbücher für lange Spiel­ und Dokumentar­ filme in zwei Pitchings vor geladenen Produzen­ ten, Redakteuren und Vertretern von Festivals und Förderanstalten. Die Filmreihe »Best of KHM Movies« startet im Wintersemester am 16. November mit »Über uns das All« von Jan Schomburg. Für sein Spielfilmdebüt erhielt er bei der Berlinale 2011 den Prix Europa Cinemas. mens Host ist. Anschließend diskutieren die Fil­ Anschließend spricht Gebhard Henke mit dem memacher mit Thomas Schmitt. Am 7. Dezem­ Regisseur. Am 23. November folgt »Alice 5.0« ber wird dann Jan Krügers »Auf der Suche« (Mo­ von Patrick Doberenz und Philipp Enders. Der deration: Dietrich Leder) zu sehen sein. Die Ver­ ZDF­Fernsehfilm erzählt über Leben und Ende anstaltungen finden jeweils ab 19 Uhr in der Au­ des autarken Lebenskünstlers Prometheus, des­ la der KHM statt. sen Heimat ein mächtiges soziales Netzwerk na­ > www.khm.de

Film­ und Videowettbewerb zieren und einzusenden. Eine unabhängige Ju­ Bielefeld ry wählt die besten Beiträge, die am 2. Dezem­ ber im Theaterlabor Bielefeld aufgeführt wer­ Das bleibt den. Neben Geldpreisen in Höhe von 1.500 Eu­ unter uns! ro, gestiftet vom WDR­Studio Bielefeld, gibt es weitere Auszeichnungen, darunter einen Das Filmhaus Bielefeld hat den 22. Film­ und Vi­ Sonderpreis des Evangelischen Johanneswerks deowettbewerb ausgeschrieben. Das Motto in sowie ein Förderpreis des Filmhauses selbst für diesem Jahr lautet »Das bleibt unter uns!« und Filmemacher aus der Region Ostwestfalen­Lip­ soll Filmemacher animieren, maximal fünfminü­ pe. Einsendeschluss ist der 11. November 2011. tige Arbeiten zum Thema Vertrauen zu produ­ > www.filmhaus­bielefeld.de Porträt: PuppetEmpire Im Reich der Puppen

VON CHRISTIAN SEEBAUM

Das Reich der Puppen liegt in einem unscheinbaren Hinter- hof in Köln-Ehrenfeld. Flache Zweckbauten, die wohl auch in besseren Tagen kaum schöner ausgesehen haben, neben denkmalgeschützter Industriearchitektur aus Backstein. Eini- ge Firmen aus dem kreativen Bereich haben sich hier ange- siedelt, darunter auch die etwas andere Produktionsfirma: PuppetEmpire – fünf Freunde, die die Puppen tanzen (und nicht nur tanzen) lassen. Jasin und Samy Challah, Marc Mahn, Till Nachtmann und Stefan Silies arbeiten schon länger bei diversen Puppenfilmprojekten intensiv zusammen, seit Anfang 2011 unter dem Dach der gemeinsamen Firma Puppet Empire. Die Vorgeschichte von PuppetEmpire beginnt in Radevorm- wald im Bergischen Land. Dort wuchsen die Challah-Brüder Jasin und Samy auf, Marc Mahn gleich in der Nachbarschaft. Während der kleine Marc im Keller des Elternhauses die kom- plette Muppet-Show mit »Eisstielpuppen« nachbaute, hatten die Challahs ein Studio für Knetanimationen auf dem Dach- boden. Sein heiß begehrtes Super Nintendo verdiente Samy Challah sich mit Kasperletheater-Vorführungen in Kinder- gärten. Rückblickend können auch ungewöhnliche Biogra- fien geradezu zwingend erscheinen. Dagegen waren Till Nachtmann und Stefan Silies in punkto Puppen Spätstarter. Beide studierten an der Kunstakademie in Münster, als ein Selbstversuch unerwartete Folgen hatte: »Wir hatten uns drei Tage eingeschlossen«, erinnert sich Ste- fan Silies, »wollten alles aufschreiben, was passiert und hat- ten auch eine Kamera dabei.« Irgendwann seien beim Herum- basteln »aus dem Nichts« Puppen entstanden und sofort zum willkommenen Medium geworden. Denn während die Chal- lahs immer wieder auch als Schauspieler agieren, ist für Nacht- mann und Silies klar: »Wir würden nie vor einer Kamera auf- tauchen.« Vor der Kamera agierten fortan bei ihren Kunst- projekten die Puppen. Beim Aufbaustudium an der KHM in Der kauzige Grieche Kosta Rapadopoulos suchte in Jasin Challahs KHM­ Köln gab es einen einzigen Mitstudenten, der auch mit Pup- Abschlussfilm »Kamakia – Helden der Insel« nach griechischen Frauenhelden und blonden Touristinnen. Foto: Steffen Roth pen arbeitete: Samy Challah. Die folgenreiche Verbindung zum Trio aus Radevormwald war geknüpft. Das erste Projekt von PuppetEmpire war der mit Pandora Film koproduzierte Kinofilm »Rumpe & Tuli«, in dem ein unglei- Dass nicht nur Kinder eine Puppe als eigenständiges Wesen ches Puppen-Freundespaar durch Köln zieht und allerlei denk- wahrnehmen, zeigt ein anderes PuppetEmpire-Geschöpf: der würdige Begegnungen hat. Die Kritik lobte den »subversiven kauzige Grieche Kosta Rapadopoulos. In Jasin Challahs KHM- und subtilen Humor« und bescheinigte, dass »Puppen und Abschlussfilm »Kamakia – Helden der Insel«, der in diesem menschliche Darsteller auf Augenhöhe interagieren«. »Rum- Jahr auf der Berlinale gezeigt wurde, begibt sich Kosta auf pe & Tuli« (ab 14. Oktober auf DVD) ist ein Kölnfilm mit ei- die Suche nach den legendären griechischen Frauenhelden, ner ganz eigenen Perspektive. »Unser Blick auf die Stadt ist die vor Jahrzehnten blonden Touristinnen den Strandurlaub von Ehrenfeld und seiner heterogenen Mischung geprägt«, Die Mitglieder von PuppetEmpire (v.l.): Marc Mahn, Till Nachtmann, Samy versüßten. Und die Figur mit dem markanten Schnauzbart meint Till Nachtmann, »und wir zeigen auch viele Kölner Orte, Challah, Jasin Challah und Stefan Silies, Foto: Lino Lanninger und wehenden Haar führt auch diesseits der Leinwand ein die bald verschwunden sein werden.« Das Helios-Gelände, Eigenleben, ist mit der »Kosta Rapadopoulos Show« regel- auf dem die Firmenräume von PuppetEmpire liegen, ist da nur mäßig in einem Kölner Club auf der Bühne zu sehen. Selbst- ein Beispiel: Seitdem Investoren Ehrenfeld als lukrativen Stand- Wichtig ist den Fünf von PuppetEmpire bei den Projekten verständlich unterstützt vom gesamten PuppetEmpire-Team. ort ins Auge gefasst haben, sind die Tage dieser kreativ-unauf- der Firma die kreative Energie aller Beteiligten mit ihren ganz »PuppetEmpire soll eine starke Marke werden, soll für Qua- geräumten Ecke Kölns gezählt. unterschiedlichen Fähigkeiten und Schwerpunkten zusammen- lität stehen, für unterhaltsame und innovative Formate«, defi- Die Puppen in die reale Welt zu schicken gehört zum Grund- zubringen und alles – von der ersten Idee bis zum Endpro- niert Samy Challah die Zukunft der jungen Firma, deren Start konzept von PuppetEmpire. Die Puppen gehen einkaufen in dukt – selbst herzustellen. So ist es auch bei »David & Red«, mit einem Stipendium des AV-Gründerzentrums unterstützt ganz normalen Läden oder zum Friseur um die Ecke. Der Pup- einer Filmreihe für die »Sendung mit dem Elefanten«, in der wird, damit die kreative Energie eine unternehmerische Ba- penfilm sei der Arbeit mit Schauspielern viel ähnlicher als Kinderbuchautor David Fermer im Zusammenspiel mit der sis bekommt. Er selbst arbeitet gerade an einem Puppenkino- dem Animationsfilm, der zudem eine wahnsinnige Gedulds- Handpuppe Red Grundschulkinder an die englische Sprache film für Erwachsene, der an seine studentischen Kurzfilme an- aufgabe sei, erklärt Samy Challah. Manche Regisseure, Hitch- heranführt. Red ist nichts anderes als ein roter Strumpf mit knüpft. Für »Die Sendung mit dem Elefanten« ist mit »Die cock etwa, betrachteten ja auch ihre Schauspieler quasi als Augen, so ziemlich die einfachste Form von Handpuppe, die Teddies und Biene« die erste Staffel einer neuen Serie abge- Puppen, als Projektionsfläche für Emotionen, die dann erst man sich vorstellen kann. Doch das genügt. Für Stefan Silies dreht, ein Kinderfilm ist in der Schreibphase und ein Theater- im Schnitt in den Film gebracht werden. Bei PuppetEmpire war es ein Schlüsselerlebnis, als er mit der Red-Puppe mit Kin- projekt in Planung. Die Puppen, die gerade so ruhig an der ist es umgekehrt, hier sind die Puppen Schauspieler. »Am Set dern sprach: »Kinder blenden den Puppenspieler total aus, Wand in den PuppetEmpire-Räumen auf Vierkanthölzern sit- entwickelt die Puppe ein Eigenleben«, sagt Samy Challah. selbst wenn er nur eine Socke auf der Hand als Puppe hat.« zen, werden in Zukunft noch viel zu tun bekommen.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 11 MEDIA

MEDIA fördert NRW­Fernsehproduktionen Welche Sender und welcher Weltvertrieb sind an dem Pro­ jekt beteiligt? B.W.: Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem WDR entwickelt, der sich quasi als Haussender für Karl emp- findet, weil schließlich Aachen und sein Karlsdom im Sende- Karl der Große und gebiet liegen. Über den WDR konnten wir Arte gewinnen. Recht bald kam dann das Interesse von Servus TV aus Öster- reich. Für den Salzburger Sender soll ,Karl der Große’ in 120 John Irving im TV Minuten und Full-HD ein Leuchtturm-Projekt in seiner noch jungen Geschichte werden. Weltvertrieb ist United Docs, und mit deren Hilfe ist es uns gelungen, den Film an weitere Sen- der in Europa zu verkaufen, darunter das slowakische, slo- wenische, lettische und kroatische öffentliche Fernsehen, TV Catalunya und Historia in Spanien, PikFilm in Asien und das Kürzlich wurden die Ergebnisse der zweiten Förderrunde der Middle East Broadcasting Centre für den Nahen Osten. Mit MEDIA TV-Ausstrahlungsförderung veröffentlicht. Zwei der der RAI in Italien und NHK in Japan führen wir konkrete vier geförderten deutschen Produktionen sind aus NRW: Verhandlungen. 150.000 Euro erhält das TV-Dramadoc »Karl der Große« der A.S.: Die beteiligten Sender sind der SWR (Deutschland), Taglicht Media Film & Fernsehproduktion. Die Regie führt Arte (Frankreich), AVRO (Holland), ORF (Österreich), YLE Gabriele Wengler. Weitere 148.000 Euro gehen an »In the Dark (Finnland), TVRO (Slowenien), Ceska Televize (Tschechien) Room« von der Pandora Filmproduktion. Der Dokumentar- und Duna TV (Ungarn). Der Weltvertrieb ist SND Films film von Nadav Schirman ist eine Koproduktion mit July Au- aus Amsterdam. gust Productions (Israel), First Floor Productions (Finnland) und Hi Film Productions (Rumänien). Neben ZDF/Arte sind War es schwierig, so viele Sender von dem Projekt zu über­ sieben europäische Sender und die Kölner Match Factory be- zeugen? teiligt. B.W.: Die Projektentwicklung in enger Zusammenarbeit mit Aber auch schon in der ersten Förderrunde war NRW erfolg- dem WDR war schon mal ein Startpunkt. Auch Servus TV reich: Als einziges deutsches Projekt qualifizierte sich der Do- hatte früh sein Interesse bekundet. Wir haben dann gemein- kumentarfilm »John Irving und wie er die Welt sieht« der Köl- sam mit United Docs das Projekt bei den Fernsehmessen in ner Florianfilm. MEDIA unterstützt die von André Schäfer Cannes vorgestellt und dort die anderen Sender angesprochen. inszenierte Produktion mit 82.000 Euro. Dort haben wir auch unsere schon bestehenden Kontakte nach Italien und Japan vertieft. Dass es danach etlicher Ge- Für die MEDIA-Seite des Magazins berichten Produzent spräche bedurfte, um auch zu belastbaren Verpflichtungen zu Bernd Wilting von der Taglicht Media Film & Fernsehpro- kommen, ist klar. duktion und Produzent/Regisseur André Schäfer von Flori- A.S.: Wir haben das Projekt »Irving« zuerst telefonisch Sen- anfilm über ihre Produktionen und deren Finanzierung mit dern angeboten, was äußerst schwierig ist, weil die wenigsten MEDIA. Sender sich zu einer Zusage durchringen, ohne schon Mate- rial gesehen zu haben. Dann haben wir das Projekt beim EBU- Um welche Projekte handelt es sich bei Ihren geförderten Meeting in Paris gepitcht und sehr viel positive Resonanz er- Fernsehproduktionen? halten. Da sich der Drehbeginn aufgrund von Terminschwie- Bernd Wilting: Bei »Karl der Große« betreten wir in zweifa- rigkeiten mit John Irving verschob, hatten wir Gelegenheit, cher Hinsicht Neuland: Zum einen haben wir aktuelle For- den Film auch beim Toronto Documentary Forum im Rah- schungsansätze zu Karl, seinem Leben und zum frühen Mittel- men des Festivals HotDocs vorzustellen. Ohne die Pitchings alter ‚ausgequetscht’, um die bekannten nüchternen Fakten und den persönlichen Kontakt zu den unterschiedlichsten über Schlachten und Eroberungen durch Informationen über Redakteuren hätten wir das Projekt nicht realisieren können. die Persönlichkeit, sein Leben und Lieben sowie seine Rolle als strategischer Politiker zu ergänzen. Gibt es noch anderweitige Finanzierungspartner? Zum anderen haben wir einen dramaturgischen und inhalt- B.W.: Außer MEDIA engagieren sich die Film- und Medien- lichen Zugriff auf die historische Figur gewählt, die aus dem »John Irving und wie er die Welt sieht«: ein völlig unprätentiöser Mann ganz stiftung NRW, sowie über unseren Koproduktionspartner, entrückten Kronenträger einer weit zurückliegenden Epoche privat, Fotos: Florianfilm pre tv in Wien, diverse österreichische Filmförderungen. einen Menschen aus Fleisch und Blut macht, einen modernen Darüber hinaus haben wir eine kleinere Beteiligung, eine Art politischen Strategen, einen ebenso stürmischen wie eifersüchti- Minimumgarantie, von der italienischen Produktions- und gen Liebhaber, einen Eroberer, dessen Brutalität und kultu- zen, dass es sich um ein ideales gesamteuropäisches Projekt Vertriebsfirma GA&A Productions, die den Film in Italien relle Weitsichtigkeit zwei Seiten einer Persönlichkeit sind. handelt und wir viele Fernsehsender mit an Bord bekommen. vertreibt. André Schäfer: Im Mittelpunkt unseres Films »John Irving Als uns dann, wie üblich, ein Teil der Finanzierung fehlte, er- A. S.: Zusätzlich zu den Sendern und der MEDIA-Förde- und wie er die Welt sieht« steht natürlich Irving selbst. Wir schien es geradezu zwingend, bei MEDIA anzuklopfen. Interes- rung gibt es bei uns zwei weitere Unterstützer: die Film- und zeigen einen Superstar in der Öffentlichkeit – auf sant ist übrigens auch, dass Karl in den unter- Medienstiftung NRW und den DFFF, bei dem wir als Refe- Lesereise durch halb Europa – und einen völlig schiedlichen Ländern ganz verschieden wahrge- renzförderung die Prämie für die Nominierung zum Deut- unprätentiösen Mann ganz privat: zuhause in nommen wird. Für uns und die Franzosen ist er schen Filmpreis 2009 mit unserem Film »Lenin kam nur bis Vermont und auf seiner Sommerinsel im Lake der visionäre Einiger Europas, sozusagen der Lüdenscheid« abrufen konnten. Huron in Kanada. Vorvater von Adenauer und de Gaulle. Für vie- Irving liebt es, vielschichtige Handlungen zu le Menschen in Osteuropa ist er als brandschat- Wann werden Ihre Filme im deutschen Fernsehen ausge­ komponieren. Seine Romane sind keine Kopfge- Bernd André zender Menschenschlächter in die Geschichte strahlt? burten, sondern überbordend wirklichkeitsge- Wilting Schäfer eingegangen. Unser Film bringt beide Seiten zu- B.W.: Geplant ist derzeit eine simultane Ausstrahlung des sättigt; seine Helden sind Huren und Organi- sammen, zeigt Karl in seiner Vielschichtigkeit 120-Minuten-Films bei Servus TV und des 90-Minuten- sten, Hummerfischer und Polizisten. Viele Figuren haben reale und wird hoffentlich die Klischees durch ein konsistentes Films im Ersten, und zwar am Tag der Karls-Preis-Verlei- Vorbilder – und die besuchen wir: einen der besten Tätowie- neues Bild ersetzen helfen. hung in Aachen 2013. Wann genau die dreimal 45 Minuten rer der Welt in Amsterdam, einen Psychiater in Zürich, sogar A.S.: Nach seinem Durchbruch mit dem Roman »Garp und bei Arte ausgestrahlt werden, steht noch nicht fest. Irvings Hausarzt in Toronto. Daneben bebildern wir Texte wie er die Welt sieht« 1978 wurde John Irving schlagartig ein A.S.: Der Film wird in Deutschland im Frühjahr 2013 bei Ar- aus seinen Romanen; wir sehen die geschichtsmächtigen internationaler Starautor. Heute sind seine Romane in über te ausgestrahlt. Die Sendetermine für die internationale Fas- Zentren, die dicht besiedelten oder die fast menschenleeren 30 Sprachen übersetzt; er ist einer der erfolgreichsten Schrift- sung stehen noch nicht fest Landschaften seiner Helden: von der Spiegelgasse in Wien steller der Welt und ein transatlantischer, ja globaler Roman- über das Rotlicht-Viertel Amsterdams bis Little Italy in cier im besten Sinn: Irving erschließt sich die ganze Welt lite- Boston. rarisch – seine 12 Romane spielen nicht nur in Neuengland, sondern immer auch im alten Europa – in Amsterdam, Zü- Warum haben Sie die TV­Ausstrahlungsförderung bean­ rich, Wien, Helsinki und anderswo. Daher ist der Film ideal tragt? für die europäische MEDIA-Förderung – zumal Irving mehr MEDIA­Einreichtermine: B.W.: »Karl der Große« gilt als der Gründervater Europas. als medienscheu ist und vor uns noch niemand einen 90-mi- Für Produktionsunternehmen: Entwicklungsförderung Er ‘gehört’ keinem Land, auch wenn ihn mal Deutsche, mal nütigen Dokumentarfilm über ihn und mit ihm machen (Einzelprojekte und Paketförderung) & Interaktive Werke Franzosen für sich reklamieren. Wir konnten also darauf set- konnte. 25. November 2011 // 13. April 2012 Tschüss Mike

Interview Mike Wiedemann Kein Abschied

Nach seinem Studium an der HFF München hat Mi- Professionalität und den Respekt, den ich noch nach chael Wiedemann in den 1970ern und 1980ern Filme 150 Gremiumssitzungen wechselseitig zwischen Ma- produziert wie »Die Heartbreakers«, »Theo gegen chern und Geldgebern vor der jeweiligen Arbeit ge- den Rest der Welt« und Dominik Grafs Kinodebüt spürt habe. So soll es sein! »Das zweite Gesicht«. 1986 schloss er sich dem Film- büro NW an, dessen Geschäftsführung er 1994 über- In diesem Sinne haben Filmbüro NW und Produktion nahm. Auch nach der Überführung in die Produk- 2 in erster Linie dafür gesorgt, dass die freie Szene in tion 2 der Filmstiftung NRW im Jahr 2003 führte er NRW immer auf einen fruchtbaren Nährboden traf? die Abteilung und übernahm zusätzlich ab 2005 die Auf jeden Fall: Die kulturelle Filmförderung hat sehr Leitung des Kinofestes Lünen. Ende August schied viel bewirkt, auch wenn es sich um vergleichsweise Michael Wiedemann aus der Film- und Medienstif- kleine Förderbeträge gehandelt hat. Überhaupt hat tung NRW aus – dem Kinofest allerdings bleibt er das ganze Selbstverständnis des Filmbüros ein selbst- als Leiter treu und bereitet zurzeit dessen neue Aus- bewusstes Filmemachen in NRW hervorgebracht, gabe vor (10.-13.11.). Im Gespräch blickt er gemein- das bis heute vorhält und von dem ich nur hoffe, sam mit Oliver Baumgarten voraus und zurück. dass trotz der wirtschaftlichen Gesamtsituation sehr viel davon übrig bleiben möge. Ende August haben Sie Ihren Abschied aus der Film­ und Medienstiftung NRW genommen – bedeutet Schätzen Sie die Situation der freien Szene heute in dies auch einen Schlussstrich unter 25 Jahre Gre­ NRW als schwieriger ein? mienarbeit und aktive Filmpolitik? Schon den Begriff »freie Szene« kann man heute nicht Für den Bereich der Filmpolitik bedeutet das durch- mehr ohne weiteres verwenden: NRW hat eine sehr aus einen gewissen Rückzug. Einen klaren Schluss- kreative Szene, Leute mit tollen Ideen, aber es gibt strich gibt es im Filmgeschäft ja nie, aber ich schließe eben leider diese starken wirtschaftlichen Abhängigkei- doch ein großes und langes Kapitel der konkreten film- ten. Ist der Begriff »frei« für filmisches Arbeiten zwi- politischen Arbeit nun ab. Was allerdings nicht heißen schen Subventionen, einem eher in sich funktionie- soll, dass ich mich fortan aus allem raushalten werde. renden Fernsehmarkt und einer sich verändernden Kinoabspielsituation wirklich richtig? Sie gehören 25 Jahre lang zu den einflussreichsten Mike Wiedemann Personen des kulturellen Films in NRW. Was bleibt Vor Ihrem filmpolitischen Engagement haben Sie als wie ihn Jessica Ihnen im Rückblick auf die Arbeit bei Filmbüro NW Produzent den deutschen Film kräftig aufgemischt Kleffner in ihrem und Produktion 2 als wichtigstes Ergebnis? und vom Deutschen Filmpreis bis zur Goldenen Lein­ Comic sieht. Diese »kleine« Förderung der Produktion 2 hat natür- wand eine Menge erreicht. Hat es nicht später oft in Mit dem Kinofest Lünen stehen Ihnen seit 2005 noch mal lich keine Berge versetzen können. Aber: Sie konnte den Fingern gejuckt, wieder mal die Seiten zu wech­ ganz andere Möglichkeiten zur Förderung des deutschen – und da hoffe ich sehr, dass von diesem positiven seln? Films zur Verfügung… Effekt viel erhalten bleiben wird – viel für das kreati- Das tut es immer noch. Manchmal komme ich aus Genau, denn da kann ich genau das machen, was sonst eher ve Selbstverständnis einer gesamten Szene sorgen. einem tollen Film raus und denke: Wäre das schön, mühsam funktioniert: in einer Stadt wie Lünen mit 80.000 Um nur ein kleines Beispiel herauszugreifen, ein De- den produziert zu haben. Das wird nie aufhören. Ich Einwohnern und ohne besondere filmkulturelle Aktivitäten tail der Statuten, das die Filmbüro-Gründer 1980, al- habe zwar zwischendurch immer mal wieder hier außerhalb des Kinofestes das Publikum an den deutschen so noch vor meiner Zeit, eingeführt haben: Ein Filme- und da bei Produktionen mitgewirkt… Film heranführen. Das Kinofest kann locker 100 Lüner für macher hat laut dieser Statuten das Recht, vier Wo- die Vorführung eines Films begeistern, der sonst vielleicht chen nach der Vergabesitzung mit dem Gremium ein …ich habe Sie gerade neulich erst wieder in Schlin­ nur in einem Programmkino in Berlin läuft. Bei den Festivals Gespräch zu führen über seinen abgelehnten Antrag. gensiefs »Das deutsche Kettensägenmassaker« ne­ geht das auf, sei es in Lünen, in Hof, in Oldenburg oder Das stammt noch aus der Basisbewegung, ist aber ben Irm Hermann als Vopo gesehen… sonstwo – wir machen die Filmemacher glücklich und das überhaupt nicht unaktuell. Das muss nun keinesfalls Zum Beispiel… Aber ob es nochmal dazu kommt, dass Publikum gleich dazu. Das ist doch herrlich! Insgesamt also auf alle anderen Förderungen übertragen werden, da- ich als Produzent auf dem Filmplakat stehe, weiß ich kann man als Filmfestival durchaus Filme, Filmemacher und rum geht es nicht. Es ist einfach nur eines dieser star- nicht. Ist aber im Moment auch nicht so wichtig, mit Strukturen noch einmal auf eine ganz andere Art befördern ken Momente, die die Förderung durch die Produk- dem Kinofest Lünen habe ich ja andere wunderbare als es die klassische Filmförderung vermag. Und das hat tion 2 mit dem vom Filmbüro NW bestellten Gremium Aufgaben. Trotzdem aber wird dieser Traum immer wiederum auch meine Leidenschaft im mittlerweile hohen so besonders macht. Es ist ein Beispiel für die große da sein. Alter deutlich befördert.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 13 Schwerpunkt TV-Entertainment DÜSSELDORF MÜNSTER BIELEFELD HAMM

1 Besonders erfreulich ist, dass auch interna­ tional die Bedeutung des TV­Produktions­ standortes Nordrhein­Westfalen zunimmt. Nicht nur die stärksten Shows, auch die er­ folgreichsten Varianten von deutschen Formaten kommen aus Köln. Köln weiß gar nicht, was es hier in Händen Kommissar Stolberg Vera ­ die Frau des Sizilianers Alarm für Cobra 11 Wilsberg Das Gelübde Münster Tatort Mein alter Freund Fritz Das Kommando hält. Es müsste eigentlich KÖLN DUISBURG «home of entertainment» heißen.

Ute Biernat, Geschäftsführerin Grundy Light Entertainment

1 1 Brainpool versteht sich als Artist­and­Wri­ Was macht NRW, ters­Company, die der Kreativität verpflich­ Soko Köln Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer Buddenbrooks Ladykracher Bermuda­Dreieck Nordsee Contergan – Eine einzige Tablette Tatort Schimanski speziell Köln, als Standort tet ist, die von den Menschen kommt. Und für TV­Entertainment alle Menschen, mit denen wir arbeiten, so attraktiv? haben ihren Lebensmittelpunkt, zumindest ursprünglich, rund um Köln. Bielefeld Münster 2 2 Man muss den Standort attraktiv halten für Wo sehen Sie die programmprägenden Künstler und für Verbesserungsbedarf / die den Produzenten wichtigen Sender. »Platz nach oben«? Dass RTL in Köln geblieben ist, ist natürlich wichtig. Mit dem WDR hat man hier einen Die Sendung mit der Maus Lindenstraße Die Jagd nach der heiligen Lanze großen öffentlich­rechtlichen Sender – der allerdings in der Unterhal­ tung vielleicht noch etwas Hamm mehr machen könnte.

Jörg Grabosch, Geschäftsführender Gesellschafter Brainpool TV

Marcel Reich­Ranicki – Mein Leben Die Manns Nina Undercover ­ Agentin mit Kids Duisburg Essen 1 Die kurzen Wege zu wichtigen Sendeanstal­ Fernsehland NRW ten und die hervorragenden Produktionsbe­ Wuppertal dingungen für Qualitätsfernsehen machen NRW attraktiv für Endemol. So attraktiv, Düsseldorf dass wir internationale TV­Hits wie »Wer wird Millionär« oder »Rette die Million!« in Solingen Große Reichweite Köln nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere europäische TV­Märkte Jede dritte in Deutschland produzierte TV­Minute stammt aus Der Mann mit dem Fagott Pastewka Die Anrheiner produzieren. NRW. Dreiviertel der Top­Ten­Fernsehproduzenten der Re­ publik haben ihren Sitz in Nordrhein­Westfalen. Die meisten 2 Medienunternehmen und Ausbildungsinsti­ davon in Köln, wo auch der WDR und RTL beheimatet sind. tutionen in NRW sollten sich noch enger Köln vernetzen – um den Wissensaustausch zwi­ Rösrath Aber auch abseits der Domstadt wird tagtäglich Programm produziert. Für das Magazin haben wir eine Auswahl von TV­ schen Theorie und Praxis zu fördern. End­ Wiehl Produktionsorten zusammengestellt. emol kooperiert zum Beispiel mit der Rheini­ Aachen schen Fachhochschule Köln im Bereich Medienwirtschaft und Mediendesign. Undercover Love Hindenburg Stromberg Bonn WUPPERTAL Eifel Marcus Wolter, Geschäftsführer Endemol Deutschland

1 Es ist am Ende die schlichte Konsolidierung der Branche vor Ort, das heißt, sowohl die Sender­ und Produzentendichte, als auch Köln Tatort Danni Lowinski Dresden – Der Brand Gottes mächtige Dienerin Romy Frau Böhm sagt nein die der kreativen und technischen Mitarbei­ AACHEN ESSEN RÖSRATH ter ist hier deutschlandweit am größten. Als Produzent ist der unmittelbare und persön­ liche Austausch mit den Filmschaffenden notwendig. 2 Es werden sicherlich nicht alle Möglichkei­ ten der Steuer­ und Produktionsvergünsti­ gung ausgeschöpft. Dies betrifft Bereiche der Location­Angebote und ­Mieten und der Mitarbeiterförderung respektive der direk­ Schimanski »Golem« Die letzten 30 Jahre Der Mann auf dem Baum Sturmflut Krupp – Eine Familie zwischen Krieg und Frieden Der letzte Bulle Lutter Das Mädchen auf dem Meeresgrund ten Personalkosten. Aktive Standortpolitik EIFEL BONN SOLINGEN WIEHL beinhaltet mehr als das politische Sich­ Schmücken mit den urei­ gensten Erfolgen der Bran­ che oder das Vertrauen auf private Investmentfonds.

Oliver Fuchs, CEO Eyeworks Germany

Mord mit Aussicht Neue Vahr Süd Vulkan Und weg bist Du Lena, Liebe meines Lebens Wissen vor 8 Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen Schwerpunkt

Jörg Grabosch, Martin Keß und Ralf Günther gründeten 1994 die Brainpool TV GmbH, die seit 2002 ihren Sitz in Köln­Mülheim hat. Mit bis zu 320 Stunden TV­Programm im Jahr gehört Brainpool zu den erfolgreichsten unabhängigen Produzenten in Deutschland.

Der Schwerpunkt von Brainpool liegt auf Comedy und leichter Interview Jörg Grabosch Unterhaltung. Zugpferde sind Stefan Raab, Christoph Maria Herbst, Anke Engelke, Bastian Pastewka, Elton, Axel Stein und Cindy aus Marzahn. Produktionen wie «TV total«, »Pas - tewka«, »Ladykracher« und »Stromberg« wurden bereits mehr- fach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, Richtige Programme dem Grimme Preis, dem Deutschen Comedypreis und der Romy. »Schlag den Raab« konnte in 13 Län- der verkauft werden. Mit Stefan Raab, Axel zur richtigen Zeit Stein, Cindy aus Marzahn, Anke Engelke und Elton gründete Brainpool Gemeinschafts- VON MARION MEYER unternehmen, die wiederum Brainpool als Executive Producer für ihre Produktionen

Jörg Grabosch, beauftragen. Foto: Ralf Jür­ Nachdem Brainpool 2004 zusammen mit gens/Brainpool dem Musiksender Viva von Viacom über- nommen wurde, ist die Firma durch einen Management Buy-Out seit 2006 wieder eigenständig. Im Juli 2009 kaufte die internationale Mediengruppe Banijay Enter- tainment mit Sitz in Paris 50 Prozent der Anteile von Brainpool. Sehen Sie auch eine Chance in Web­Shows, die nur fürs Jörg Grabosch, Ralf Günther und Andreas Scheuermann sind Internet gemacht werden? alleinvertretungsberechtigte geschäftsführende Gesellschafter. Das haben wir auch schon ausprobiert. Aber wenn man im Fernsehstandard produziert mit den damit verbundenen Ko- Herr Grabosch, Brainpool ist einer der größten TV­Produ­ sten, ist es nicht einfach, damit Geld zu verdienen. Die Produk- zenten und das schon seit Jahren – was haben Sie richtig ge­ tionskosten von klassischen Fernsehproduktionen sind zu macht? hoch, um sie mit den Werbeeinnahmen zu refinanzieren, die Wir haben wohl die richtigen Programme zur richtigen Zeit man bislang im Netz bekommt. Wobei sich das sozusagen per- gemacht. Es war ja nicht alles ein Erfolg. Aber vieles hat sich manent ändert. Die Vermarktungsfähigkeit im Netz nimmt langfristig durchgesetzt, insbesondere das, was Stefan Raab zu, dadurch dass der Bewegtbildanteil auch als Werbung zu- und Bastian Pastewka machen. Und Christoph Maria Herbst nimmt. Mit steigenden Übertragungsgeschwindigkeiten gehört mit »Stromberg« schon zum Standard der deutschen wachsen die Welten von Internet und Fernsehen zusammen. Fernsehunterhaltung. Wir haben ein bisschen Glück und zur rechten Zeit Ideen gehabt, wie man Themen weiterentwik- Sie haben gerade über Ihre Stars gesprochen. Wie wichtig kelt. Aus »TV total« sind Sendungen hervorgegangen wie ist Ihnen die Nachwuchsförderung? »Schlaag den Raab« und alle »TV total«- Events wie die Wok Sehr wichtig. Wir sind von Anfang an am Nachwuchs vor WM, das Turmspringen usw. Und letztlich hätten wir ver- und hinter der Kamera interessiert. Wir betreiben mit einer mutlich auch den Eurovision Song Contest 2011 ohne »TV Tochtergesellschaft das große Köln Comedy Festival, das mit total« nie produziert. 130 Shows in drei Wochen einmal im Jahr stattfindet. Dabei »Ein Höhepunkt der Brainpool­Geschichte«: Weit über 120 Millionen Zuschau­ haben viele junge Talente ihre ersten Auftritte. Cindy aus er sahen den Eurovision Song Contest 2011. Foto: Brainpool / Willi Weber Wie wichtig ist der Standort Köln für Sie? Marzahn etwa. Bei ihrem ersten Auftritt waren mehr Leute Er ist deshalb wichtig, weil Brainpool sich als Artist-and-Wri- auf als vor der Bühne. Wir betreiben Nachwuchsförderung ters-Company versteht, die der Kreativität verpflichtet ist, les, was sich auf dem Markt noch beweisen muss, muss sich an der Basis, nämlich da, wo Comedians entstehen: auf der die von den Menschen kommt. Und alle Menschen, mit de- der Preiskonkurrenz stellen. Bühne. Wir haben auch mit der Show »Nightwash«, die von nen wir arbeiten, haben ihren Lebensmittelpunkt, zumindest unserer 100%igen Tochter Brainpool Live Entertainment ursprünglich, rund um Köln. Bei einer Daily wie »TV total« Sie haben mit den Künstlern Gemeinschaftsunternehmen produziert wird, die Waschsalon-Bühne als regelmäßige Ein- muss man natürlich hier wohnen, aber auch Anke Engelke gegründet. Hat sich das bewährt? Worin liegen die Vortei­ richtung etabliert. Sie bietet immer Auftrittsmöglichkeiten, und Bastian Pastewka leben in Köln. Der Standort ist auch le? on- und off-air. Und wir managen junge Comedians wie Da- wegen der Leute hinter der Kamera wichtig, den Autoren. Der Vorteil ist, dass der Künstler Miteigentümer ist. Wir tre- ve Davis, die ihre große Zukunft hoffentlich vor sich haben. Obwohl man zugeben muss, dass die wahrscheinlich dem ten gemeinsam gegenüber den Sendern auf. Wir können Der Nachwuchs ist für uns das wichtigste, denn man muss Talent folgen würden. Rechte bündeln, halten oder als Paket an den Sender verkau- dem Publikum immer Neues bieten: Neue Talente sind der fen. Wir wollen eine Wertschätzung der kreativen Arbeit Kern unseres Geschäfts. Was würden Sie sagen, kann man am Fernsehstandort Köln und bringen die beiden kreativen Teile, den darstellenden verbessern, damit die Kreativen hier bleiben? Teil sowie den schreibenden und produzierenden Teil zu ei- Wie fällt denn Ihre Bilanz zum ESC in Düsseldorf aus? Man muss den Standort attraktiv halten für die programm- ner Einheit zusammen. Damit kann man stärker auftreten. Wir waren sehr zufrieden, das war eine sehr gelungene prägenden Künstler und für die den Produzenten wichtigen Das hat sich bewährt. Der Vorteil für uns ist: Der Künstler Show und hat Riesenspaß gemacht. Für uns als Produzent Sender. Dass RTL in Köln geblieben ist, ist natürlich wichtig. hat ein Interesse und auch eine exklusive vertragliche Bin- war das natürlich ein Höhepunkt der Brainpool-Geschichte: Mit dem WDR hat man hier einen großen öffentlich-recht- dung an seine eigene Firma, und wir lassen ihn an den Ein- so eine große Show mit weit über 120 Millionen Zuschauer lichen Sender – der allerdings in der Unterhaltung vielleicht nahmen und Gewinnen, die normalerweise den Produzenten weltweit, von der alle gesagt haben, sie lief gut. Da sieht noch etwas mehr machen könnte. Trotz aller digitalen Kom- alleine zustehen, partizipieren. Man teilt den Erfolg und ist man, dass sehr traditionelle Inhalte durchaus zeitgemäß sein munikationsmöglichkeiten ist das direkte Gespräch kaum zu Partner und nicht Arbeitgeber. können. In England etwa war der Marktanteil dreimal so ersetzen. Am besten, man trifft sich abends ohne Verabredung hoch wie sonst. In Deutschland war es die erfolgreichste in einer Kneipe. Da entstehen die besten Ideen. Wir haben uns Zum Thema Video on Demand – Sie haben auch eine eigene Unterhaltungsshow jemals. Nur Fußball-Nationalspiele ha- in Köln-Mülheim angesiedelt, um einen Köln-Standort zu fin- Plattform myspass.de, die kostenfrei funktioniert. Sehen Sie ben mehr Zuschauer. den, der den eigenen Bedürfnissen nahe kommt. Wir wollten eine Marktchance dafür? keine Fernsehfabrik, sondern eine etwas individuellere Lö- Ja, unsere Plattform enthält Streaming-Inhalte aus unserem Was versprechen Sie sich von Baku? So ein Erfolg wie mit sung in einem alten Fabrikgebäude. So lange sich das kreati- Repertoire, aber auch von anderen Sendern. Wir haben so- Lena Meyer­Landrut lässt sich ja sicher nicht wiederholen... ve Personal hier wohlfühlt, ist es gut. zusagen ein digitales Comedy-Fachgeschäft im Netz eröffnet, Das weiß man nicht. Es gibt durchaus Länder, die mehr als in dem man Comedy aller Couleur sehen kann, und zwar einmal gewonnen haben. Wir machen jetzt erstmal wieder Spüren Sie auch den Kostendruck wie die Fiction­Produzen­ kostenfrei für den Nutzer, weil wir es durch Werbung finan- den deutschen Vorentscheid für ARD und ProSieben und ten? zieren. Es ist zwar kein Milliardengeschäft, aber es trägt sich. finden hoffentlich wieder ein großes musikalisches Talent, Ja, klar. Den Kostendruck spüren alle. Das liegt an den Aus- Es handelt sich um eine weitere Plattform, um unsere Inhalte das für Deutschland beim ESC in Baku anritt. Dann wird gaben, die die Sender während der Krise gesenkt haben. Die und Inhalte unseres Genres senderunabhängig an die Leute man sehen, welcher Titel herauskommt. Das ist wie beim steigen jetzt nicht wieder, auch wenn sich die Einnahmesitua- zu bringen, wobei die Plattform nicht als Konkurrenz zu den Fußball: Der Meistertitel ist schon am Tag nach Saisonende tion verbessert hat. Je unverzichtbarer ein Programm ist, de- Sendern gedacht ist. Die Sender werden an den entsprechen- nichts mehr wert, und es geht wieder von vorne los. Jedes sto weniger ist man natürlich dem Druck ausgesetzt. Aber al- den Einnahmen beteiligt. Spiel ist wieder neu. Nicht nur Spielfilmproduzenten klagen über knappe Budgets, auch bei den Showproduzenten herrscht erhöhter Kostendruck.

TV­Unterhaltungsproduzenten und ihre Budgets »Massiv unter Druck« VON WILFRIED URBE

Wirtschaftlich gesehen ist das Genre TV-Show und -Entertainment das Rück - rat der Fernsehbranche in Nordrhein-Westfalen. Aber auch hier hat die Welt- wirtschaftskrise seit 2008 ihre Spuren hinterlassen. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass sich beispielsweise der Minutenpreis einer Show im mittleren Aufwandssegment von damals rund 7.500 Euro auf etwa 4.000 Euro verringert hat. Axel Kühn, der Geschäftsführer der Shine Germany Film- und Fernsehproduktion, klagt: »In den letzten Jahren ging es für die Produk- tionsbudgets kontinuierlich bergab. Und gerade in den letzten Monaten sind sie noch einmal massiv unter Druck geraten. Die Schmerzgrenze ist hier längst unterschritten. Trotzdem wollen die Sender weiter sparen, indem sie zum Beispiel versuchen, immer mehr Produktionsbestandteile beizustellen oder mit Zulieferern und Key Personal Rahmenverträge abzuschließen.« Den Trend zu kostengünstigen Produktionsweisen hat aus Sicht von Oliver Fuchs, Geschäftsführer von Eyeworks Germany und Eyeworks Switzerland, bereits vor der allgemeinen Finanzkrise begonnen: »Der Verfall der Produk- tionspreise ist einerseits getrieben durch den Einsparungsdruck sowohl bei den Privaten als auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, als auch gefördert durch einen großen Konkurrenzdruck unter sehr vielen Produzenten und tech- nischen Anbietern, die alle mehr oder weniger Ähnliches anbieten.« Insgesamt hat er beobachtet, dass in einzelnen Bereichen dieselben Studio- sendungen um bis zu 50 Prozent günstiger produziert werden: »Und hier ist kein Inflationsausgleich eingerechnet.« Dass die Unterhaltungsproduzenten »extrem« unter Druck stehen, bestätigt auch der Geschäftsführer der Granada Produktion für Film und Fernsehen Jan Kromschröder: »Einsparungen sind manchmal möglich, etwa indem man die Locations für einen Dreh begrenzt. Oder man zieht die Produktion für mehrere Länder an einem Standort zusammen. Unsere englische Mutterge- sellschaft ITV produziert beispielsweise im Herbst eine Gameshow in Lon- don für den englischen und amerikanischen Markt.« Generell, so Kromschrö- der, sei jetzt der Mut und die Standkraft gefragt, bestimmte Angebote, bei denen aufgrund des Budgets wichtige qualitative Standards unterschritten werden müssen, abzulehnen. Die Sender jedenfalls, beispielsweise der WDR und RTL, schätzen die Bedeutung der Showproduzenten sehr hoch ein. »Es existieren unzählige verschiedene Produktionsweisen, die den einzelnen Projekten gerecht werden müssen«, sagt Jörg Graf, Bereichsleiter Fremdpro- gramm und Produktionsmanagement bei RTL Television, »hier hat der Groß- teil der deutschen Entertainment-Produzenten in den vergangenen Jahren eine hohe Flexibilität und Innovationsstärke gezeigt. Anders als im fiktiona- len Markt sind wir international auf einem führenden Niveau, nicht zuletzt weil sich eine große Zahl von Produzenten auf die Marktanforderungen, neue Produktionsweisen und eine individuelle konstruktive Zusammenar- beit mit RTL eingelassen hat.« Für die Kritik der Produzenten hat er kein Verständnis: »Dass die Budgets allgemein sinken, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, Einzelshows schwin- gen sich Jahr für Jahr in neue Rekordhöhen. Bei der Budgetdiskussion wird oft übersehen, dass sich in den letzten Jahren völlig neue Formate entwickelt haben, die ganz anders produziert werden als dies für eine Stunde non-fiktiona- ler Unterhaltung vor zehn Jahren der Fall war. Eine Studioshow wird eben völlig anders produziert als ‚Bauer sucht Frau’ oder ‚Raus aus den Schulden’.« Für die meisten Produzenten ist diese Darstellung nicht nachvollziehbar. Kühn (u.a. »Die perfekte Minute« mit Ulla Kock am Brink) spricht für viele seiner Kollegen, wenn er sagt: »Ich denke, dass die Situation bei fiktionalen und non-fiktionalen Produzenten im Moment vergleichbar ist. Für beide gilt, dass die Grenze des Erträglichen erreicht ist. Und ich kenne in beiden La- gern Produzenten, die von der derzeitigen Situation so frustriert sind, dass sie überlegen, aufzugeben. Mit der klassischen Rolle eines Produzenten, der für eine kreative Gesamtleistung angemessen vergütet wird und ihm diese Vergütung auch wieder ermöglicht, Risiken einzugehen, haben wir uns fast völlig entfernt.«

In »Bauer sucht Frau« hilft Inka Bause einsamen Landwirten in Sachen Liebe auf die Sprünge. Die Kölner Grundy Light produzierte die 7. Staffel. Foto: RTL / Stefan Gregorowius

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 17 Schwerpunkt

Harald Schmidt, Alfred Biolek, Günther Jauch, Stefan Raab, Seit Beginn des Privatfernsehens hat es sich etabliert, dass Moderatoren ihre eigenen Oliver Geissen – sie alle sind Fernsehmoderatoren mit eige- ner Produktionsfirma in Köln. Im öffentlich-rechtlichen Produktionsfirmen gründen, viele davon in Köln. Eine Win­Win­Situation für Sender und die Nachkriegsfernsehen wurden die meisten Sendungen noch moderierenden Produzenten. intern produziert oder von Tochterfirmen wie der Bavaria. Noch vor der Einführung des Privatfernsehens gründete als einer der ersten Moderatoren Alfred Biolek 1979 in Köln die Produktionsfirma Pro GmbH, um in den folgenden Jahr- Produzierende Moderatoren in Köln zehnten die von ihm moderierten Shows in Eigenregie zu produzieren. Doch erst mit dem Einzug des Privatfernsehens in die deutsche TV-Landschaft in den 80er Jahren etablierte sich das Konzept der Auftragsproduktion für Show- und Talk- formate. »Die Sender wollten ihr Geld nicht dafür ausgeben, Unabhängig und frei eigene Kapazitäten zu errichten. Weil sie den größten Teil ih- res Programms einkauften – sei es in Amerika, sei es bei freien Produzenten – waren sie programmlich und finanziell flexib- VON CHRISTIAN MEYER ler«, fasst Werner Schwaderlapp die Strategie von Privatsen- dern wie RTL zusammen. Schwaderlapp, Mitgründer der Hochschule Fresenius für Wirtschaft und Medien in Köln und Mitglied der Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW, war von 1978 bis 1998 in unterschiedlichen Funktionen beim ZDF tätig und hat den Umbruch der Fern- sehlandschaft durch die Privaten in den 80er und 90er Jahren oder neue Konzepte mitentwickeln. Wir sind davon überzeugt, Schwaderlapp: »Mit sehr prominenten Persönlichkeiten wird miterlebt. Die Entwicklung zur Auftragsproduktion beschränk- dass nicht jeder Moderator für jedes Format beliebig einsetz- nicht nur über einzelne Sendungen geredet, sondern über ein te sich nicht auf die privaten Sender: Alfred Biolek und seine bar oder geeignet ist. Erfolgreiches Fernsehen hat viel damit zu Paket: Das können mehrere Formate nebeneinander sein, und Pro GmbH waren 1996 auch an der Gründung von Probono tun, ein individuell abgestimmtes Team für ein ganz bestimmtes es kann auch sein, dass der Moderator Sendungen produziert, beteiligt, mit der Friedrich Küppersbusch anfangs nur den Format zusammenzuführen. Kreative Moderatoren, die in ei- in denen er nicht selbst auftritt. Je prominenter eine TV-Per- von ihm moderierten ZAK-Nachfolger »Privatfernsehen« für ner eigenen Firma mit einem Redaktionsteam eigenständig son ist, desto größer ist das Paket, über das die Sender mit ihr die ARD produzierte. Später folgten dann von Kollegen mo- entwickeln, können dies im besten Fall zielgerichteter tun.« verhandeln müssen – das ist eine Frage des Marktwertes. Für derierte Sendungen bei n-tv wie »Maischberger« und »2+4«. Auch der WDR sieht die Entwicklung positiv: »In einem einen Top-Moderator werden heute Programmschemata ge- Zu der Zeit gründete auch ein ganz großer der Fernsehunter- Markt, der nur eine begrenzte Zahl von exzellenten Modera- ändert.« Das hat sich zuletzt bei Thomas Gottschalks Wech- haltung seine eigene Produktionsfirma in Köln. Die 1995 bei toren hat, ist die Bindung an einen Auftragsproduzenten sel zur ARD gezeigt, die dafür ihr Vorabendprogramm um- Sat.1 gestartete »Harald Schmidt Show« wurde zunächst von oder die Gründung einer eigenen Produktionsfirma für ei- strukturiert hat. Die wachsende Bedeutung von Moderato-

Ich wollte durch wirtschaftliche Insbesondere durch RTL Unabhängigkeit auch redaktionelle und den WDR ist Köln Freiheiten für einen sehr langen für Fernsehproduzenten Zeitraum sicherstellen. ein interessanter Firmensitz.

Brainpool produziert, mit der Gründung von Bonito im Jahr ren verbindet Schwaderlapp zwar mit der Einführung des 1997 übernahm Harald Schmidt die Produktion seiner eige- Privatfernsehens, »aber nicht wegen der inhaltlichen Ausrich- nen Sendung. Von 2004 bis 2010 war Schmidt mit der Show tung der Privaten, sondern weil die Zahl der Kanäle vermehrt Produzierender Moderator Günther Jauch: »Harald Schmidt« bei der ARD untergekommen, und auch »Wir leisten uns, auch Aufträge abzulehnen.« wurde. Dadurch musste die Kenntlichkeit von Sendeplätzen da wurde die Sendung in Eigenregie produziert – ebenso wie Foto: ARD/Marco Grob erhöht werden«. jetzt bei seiner »Heimkehr« zu Sat.1. Standort Köln Win­Win­Situation nen Moderator die sichere Möglichkeit, sich sein Team selbst Dem Vorbild von Alfred Biolek sind in den letzten Jahren Die Vorteile der Gründung einer eigenen Produktionsfirma zusammenstellen zu können, ohne dass Nachteile für den viele Moderatoren mit eigenen Produktionsfirmen gefolgt für die Moderatoren liegen auf der Hand: Neben dem finan- Sender entstehen«, äußert sich der WDR über seine Abtei- und haben sich in Köln angesiedelt. Köln ist durch den ziellen Vorteil, nicht nur für die Moderatorentätigkeit hono- lung für Presse und Information. WDR, die größte Sendeanstalt der ARD, seit den 50er Jah- riert zu werden, sondern auch mit der Produktion der Sen- ren als TV-Standort von großer Bedeutung. In den 80er Jah- Veränderte Medienlandschaft dung zu verdienen, spielen logistische Überlegungen eine Rolle. ren hat dann das Land Nordrhein-Westfalen »durch die An- Der produzierende Moderator kann die Produktion um sich Auch wenn die Entwicklung hin zur Auftragsproduktion vor siedlung von RTL das Kunststück fertig gebracht, die Hälfte herum genauer abstimmen – von den Arbeitsabläufen bis hin allem durch die privaten Sender angestoßen wurde, für die des deutschen Fernsehwerbemarktes nach NRW zu ziehen – zu der Auswahl der Mitarbeiter. Günther Jauch, der im Jahr Produktionsfirmen ist die Unterscheidung zwischen privat und das ist der heutige Stand. Und das ist das Geld, das die An- 2000 zusammen mit Gruner & Jahr die Firma I & U TV grün- öffentlich-rechtlich nicht relevant. Wie auch Harald Schmidt siedlung von Produktionsfirmen in Köln und Umgebung mit dete, bei der er inzwischen Alleingesellschafter ist, führt wei- arbeitet Günther Jauch mit privaten wie mit öffentlich-recht- gefördert hat«, erläutert Schwaderlapp die jüngere Entwik- tere Gründe an: »Ich wollte durch wirtschaftliche Unabhän- lichen Sendern zusammen und schätzt den »Zugewinn an Viel- klung des Standortes. Für RTL sind die Vorteile klar: »Köln gigkeit auch redaktionelle Freiheiten für einen sehr langen Zei- falt«. Den »öffentlich-rechtlichen als auch den kommerziellen ist der erfolgreichste TV-Standort in Deutschland und ver- traum sicherstellen.« I & U TV beschäftigt zurzeit 100 feste und Auftraggebern ist gemeinsam, dass sie mit diesen Program- fügt über eine hervorragende Infrastruktur für Entertain- 50 freie Mitarbeiter und produziert neben der neuen »Günther men Erfolg haben wollen. Dies gilt sowohl für die Qualität der ment- und Fiction-Produktionen.« Auch den Berliner Günt- Jauch«-Show für die ARD weitere Formate wie »stern TV«, Sendungen als auch für die Akzeptanz beim Publikum. Gleich- her Jauch hat es mit seiner Firma hierher gezogen, doch er mittlerweile ohne Jauch als Moderator. zeitig leisten wir uns, auch Aufträge abzulehnen, wenn wir sieht den Standort auch kritisch: »Insbesondere durch RTL Den kreativen Freiraum von Moderatoren mit eigenen Pro- den Eindruck haben, dass die Sendungen nicht zu uns passen. und den WDR ist Köln für Fernsehproduzenten ein interes- duktionsfirmen schätzt auch Jörg Graf, Bereichsleiter Fremd- Insbesondere diese Unabhängigkeit ist für unsere Firma sehr santer Firmensitz. Die Stadt Köln selbst ist, angefangen von programm und Produktionsmanagement bei RTL: »Die mei- wichtig«, so Jauch. der Bettensteuer in den Hotels bis hin zu bürokratischen Pro- sten Moderatoren sind kreative Köpfe, die nicht ausschließlich Dass sich die Moderatoren mit ihren Produktionsfirmen eini- blemen auf Kosten der Unternehmen, nicht immer der denk- moderieren, sondern Sendungen auch inhaltlich mitgestalten gen Verhandlungsspielraum leisten können, bestätigt Werner bar dankbarste Medienstandort.« Comedy­Hauptstadt Köln Bei der Verleihung des Deut­ schen Fernsehpreises am 2. Oktober im Kölner Coloneum waren auch in diesem Jahr Das Humor-Monopol wieder zahlreiche TV­Produk­ VON WOLFGANG HIPPE tionen »made in NRW« unter den ausgezeichneten Program­ men, u.a. »Hindenburg«, »Ladykracher« und »Eurovision Traditionell im Oktober – gerade noch rechtzei- che, Comedy-Shows und -Serien. Und: Der Ungefähr zu dieser Zeit gründeten Jörg Gra- Song Contest 2011«. tig vor dem 11. im 11. – wird Köln auch ganz of- Rheinländer lacht gerne und hat als Publikum bosch, Martin Keß und Ralf Günther die Brain- fiziell zur »Comedy-Hauptstadt Deutschlands«. seine besonderen Qualitäten. pool GmbH, die die Comedy-Szene fortan we- Dann versammelt das Internationale Köln Co- sentlich prägen sollte. Mit Blick auf sein Umfeld Deutscher Fernsehpreis Wie alles anfing medy Festival in den Sälen der Domstadt alle, sprach Grabosch schon früh von Köln als »deut- die in der Szene Rang und Namen haben, und Bis Anfang der 1990er Jahre war der Begriff schem Comedy-Zentrum«. Brainpool selbst ist Preise fürs füllt selbst die Lanxess Arena bis auf den letzten »Comedy« in Deutschland weitgehend unbe- bis heute einer der erfolgreichsten unabhängigen Programm Platz. Seit den Anfängen im Jahr 1991 haben kannt, doch seit den 1970er Jahren gibt es gewis- TV-Produzenten für Comedy und Light Enter- über eine halbe Million Menschen die Live-Shows se Annäherungen an das Genre. 1973 startete mit tainment und steht für Marken wie Stefan Raab verfolgt, mehr als 120 Millionen hörten die Auf- »Klimbim« die von Michael Pfleghar für den oder Anke Engelke. Hier entwickelte Formate wie Bester Fernsehfilm Homevideo tritte im Radio oder sahen sie auf dem Bildschirm. WDR inszenierte erste deutsche Sitcom. Gedreht »Stromberg« (5. Staffel in diesem Herbst), »Pa- (ARD/NDR/BR/Arte/teamWorx Nach Meinung von Festival-Chef Achim Rohde wurde natürlich in Köln. Mit »Die Gimmicks« stewka« (6. Staffel in 2012) oder »Dr. Psycho« Television & Film GmbH) ist sein Programm damit »das mit Abstand reich- und »Zwei himmlische Töchter« folgten zwei Spin- (2007) stehen für eine neue Generation der deut- Bester Mehrteiler weitenstärkste Festival seiner Art« und natürlich offs der Kult-Serie mit der Crew um Ingrid Stee- schen Sitcom, sind vielfach prämiert und auch Hindenburg (RTL/teamWorx auch ein Wirtschaftsfaktor in der Region und für ger, Elisabeth Volkmann und Peer Augustinski. zuverlässige Quotengaranten. Television & Film GmbH/EOS­ die »gesamte Comedy-Branche in Deutschland«. Über »Ekel Alfred« von Wolfgang Menge – auch Entertainment GmbH) Hauptstadtfragen Zum Festival gehört seit 1997 die Verleihung des eine WDR-Produktion – wurde ebenso gelacht Beste Serie Deutschen Comedy Preises und seit 2007 auch wie über Otto, Dieter Hallervorden oder Rudi Kölns fortlaufende Dominanz in Sachen Come- Weissensee (ARD/MDR/Ziegler Film GmbH & Co. KG) ein Comedy-Film-Festival. Die drei Events in ei- Carell und selbstverständlich auch Loriot. Die dy wundert Georg Hirschberg (Prime Produc- nem spiegeln die Geschichte der deutschen Co- Stunde des Comedy-Booms schlug freilich erst tions) wenig. Sie sei historisch bedingt, meint Bester Schauspieler Jörg Hartmann für Weissensee der Macher der »heute-show« und (ARD/MDR/Ziegler Film GmbH & spricht von einem »Nukleus mit Co. KG) Magnetwirkung« seit den frühen Beste Schauspielerin Neunzigern: »Die Mehrzahl der Nina Kunzendorf für In aller Stille Autoren und Macher sind Nicht- (ARD/BR/sperl + schott Film GmbH) Kölner, die inzwischen in Köln ih- ren Lebensmittelpunkt gefunden Beste Dokumentation Wärst Du lieber tot? (ZDF/ haben.« Oder anders ausgedrückt: Das kl. Fernsehspiel/Fortune Kreative folgen Jobs. Dabei ist die Cookie Filmproduktion GbR) hiesige Entwicklung des Genres Beste Reportage Comedy keineswegs gradlinig ver- die story: Adel vernichtet ­ Der laufen. Die anfängliche Offensive bemerkenswerte Niedergang des Bankhauses Oppenheim (WDR) in Sachen Eigenproduktionen fand ein jähes Ende, der öffentlich-recht- Beste Information Ranga Yogeshwar als Experte in liche Sektor wurde praktisch zur der Fukushima­Berichterstattung humorfreien Zone, die Privaten (ARD) setzten zunehmend auf US-Importe Beste Sportsendung wie die »Simpsons« oder »Two and RTL Boxen: Klitschko vs. Haye – a Half Men«. Eine der Ursachen Der Kampf (RTL) hierfür mag in den Kosten liegen. Beste Unterhaltung Show Hirschberg: »Die Stoffentwicklung Eurovision Song Contest 2011 ist bei Sitcoms ein sehr langwieri- (ARD/NDR/Brainpool TV GmbH) ges und aufwendiges Geschäft.« Bis Beste Comedy eine Serie steht und Drehbücher Ladykracher (SAT.1/Brainpool TV GmbH/Ladykracher GmbH) für eine Staffel vorliegen, vergeht meist mehr als ein Jahr. Wenn ge- Beste Unterhaltung Doku Stellungswechsel – Job bekannt, schickt investiert wird, kann dann fremdes Land (kabel eins/ auch so etwas wie »Danni Lowins- Constantin Entertainment GmbH) ki« (Start April 2010, Sat.1) entste- Besondere Leistung Fiktion Bastian Pastewka mit Gaststar Bernd das Brot in seiner Sat.1­Sitcom »Pastewka«. Foto: Brainpool. hen. Die Serie versteht es, den Christian Petzold, Dominik Graf schmalen Grat zwischen Tragik und Christoph Hochhäusler für Konzept und Regie der Trilogie und Komik eindrucksvoll zu nutzen. »Dreileben« (ARD) medians und sind zugleich Teil von ihr. Doch in den 1990ern. Am 6. November 1993 ging die Zugleich spielt sie erkennbar in der Jetztzeit – mit Besondere Leistung Information nicht nur im Oktober, auch für den Rest des von Jacky Dreksler und Hugo Egon Balder pro- starken Bezügen zur Lebenswirklichkeit. Dazu Denis Scheck und Andreas Ammer Jahres reicht der rheinische Frohsinn allemal hin, duzierte »RTL Samstagnacht« auf Sendung und gibt es angenehm ungewohnte Bilder der Medien- für Moderation und Konzept von um den Ruf Kölns als Comedy Hauptstadt zu sorgte für den endgültigen Durchbruch. Im glei- metropole: kein Dom, mehr Chorweiler. Mittler- »Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck« (ARD) unterstreichen. Schließlich zeichnen Kölner Pro- chen Jahr produzierten Gerhard Schmidt und weile tauchen Comedy-Elemente aber auch in duzenten wie Hurricane Fernsehproduktion, Pri- Micha Terjung für das ZDF auch »Is was Trai- anderen Formaten auf. Der Münster-Tatort mit Besondere Leistung Unterhaltung Rolf Seelmann­Eggebert als me Productions, Bonito TV, Eyeworks Fiction, ner?«, eine Adaption des englischen Sitcom-Ori- Axel Prahl und Jan Josef Liefers zum Beispiel be- Adelsexperte der ARD­Royalty­ filmpool oder Branchenprimus Brainpool für er- ginals »Coach«. Sie brachten auch »Nikola« (Ti- wege sich in Richtung »Crime Comedy«, meint Berichterstattung, insbesondere folgreiche Formate wie »Switch reloaded« (Pro- telrolle: Mareile Millowitsch) und »Die Camper« Hirschberg. Das sieht Gerhard Schmidt ähnlich. für »Küss mich, Kate! Prinz William traut sich« (ARD) Sieben), »Genial daneben« (Sat.1), »Schillerstra- auf den Weg. Beide Titel wurden noch einmal Das sei »Charakter-Comedy vor Krimi-Hinter- ße« (Sat.1), »Stromberg« (Sat.1), »heute-show« von »Das Amt« mit Jochen Busse (Start Februar grund«. Nachdem WDR und ZDF in der klas- Förderpreis (Gesetzter Preis) Jonas Nay in »Homevideo« (ARD) (ZDF) oder »Ladykracher« (Sat 1), die »Harald 1997) getoppt. Seine insgesamt sieben Staffeln sischen Unterhaltung den Anschluss verloren hät- Schmidt Show« (ARD, Sat.1), »TV total« (Pro- oder 73 Folgen sind bisher Rekord für eine deut- ten, hätten sie »ein neues Genre entdeckt: den Publikumspreis 2011 »Bester Entertainer« Sieben) und »Pastewka« (Sat 1) verantwortlich. sche Sitcom. Krimi mit Humor – made in NRW.« Das ZDF Stefan Raab (ProSieben) Demnächst wird sogar die bayerische Kabaretti- Mit »Voll normaal« (Start 11.11.1994) von und sei mit »Wilsberg« vorangegangen, der WDR stin Monika Gruber ihr Programm fürs ZDF in mit dem Kölner Tom Gerhard erreichte die Co- nachgezogen. Schmidt: »Jetzt beweist ,Mord mit Ehrenpreis der Stifter Joachim Fuchsberger Köln aufzeichnen. Nirgendwo sonst in der Re- medy-Welle auch die deutschen Kinos. Produ- Aussicht’, dass das Rezept funktioniert.« Der publik gibt es eine bessere Infrastruktur für Sket- zent des Films war übrigens Bernd Eichinger. Humor am Standort NRW hat also Zukunft.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 19 Schwerpunkt

Dieter Bohlen, Sylvie van der Vaart (li.) und Motsi Mabuse kommen für die Liveshows von »Das Supertalent« ins Coloneum nach Ossendorf. Foto: RTL / Stefan Gregorowius

Zum Jahresende schließt der Hürther Film­ campus Cologne mit seinen 20 Studios. Der Oppenheim­Esch­Fonds als Eigentümer des Areals hat der Magic Media Company (MMC) gekündigt. Das Aus für den Studiobetrieb bedeutet allerdings nicht das Ende des Medienstandortes Hürth.

Schließung der MMC­Studios in Hürth Konzentration aufs Coloneum

In der Geschichte der Magic Media Company zur MMC sollte es nicht geben. Andere medien- sammen mit dem Eigentümer des Studiogeländes (MMC) Köln/Hürth hat es über die Jahre immer TV­Produktionen 2011 wirtschaftliche Aktivitäten sind dagegen weiter bemühen, auch »weiterhin Medienbetriebe auf wieder Höhen und Tiefen gegeben. Die MMC im Coloneum möglich. Im Juni hat nun der Immobilienfonds dem Gelände an der Hasenkaule zu halten, anzu- schrieb einerseits einen wesentlichen Teil der (Auszug) Köln-Ossendorf-Hürth I GbR – so der offizielle siedeln oder zu entwickeln« und dort eventuell nordrhein-westfälischen wie der deutschen Me- Titel der Oppenheim-Esch-Unternehmung – von auch Freizeit- und Kulturangebote entwickeln. diengeschichte mit. Die Produktionspalette in ih- Alles was zählt (RTL) // Bastel ­ seinem Kündigungsrecht Gebrauch gemacht. Bekannte Medienunternehmen, die sich in Hürth ren Studios reichte von Filmen wie »Der König könig (Sat.1) // Big Brother (RTL II) MMC-Sprecher Hans-Jörg Seibold sieht im Ende angesiedelt haben, denken nach dem Ende des // Das große Allgemeinwissens­ tanzt«, »Das Wunder von Bern« oder »Der Vorle- der Hürther Studios und in der Konzentration sei- MMC-Filmcampus nicht daran, ihren Standort zu quiz (Sat.1) // Das Supertalent ser« bis hin zu TV-Hits wie »Der Preis ist heiß« (RTL), Live­Shows // Der Comedy­ nes Unternehmens auf das Coloneum »keine Ge- verlassen. Action concept etwa, bekannt durch die und »Big Brother« oder sehenswerten Serien wie Olymp (RTL) // Der Deutsche fährdung der Medienregion« insgesamt. Die Stu- weltweit verbreitete TV-Serie »Cobra 11 – Die zuletzt »Danni Lowinski«. Weniger euphorisch fie- Comedypreis (RTL) // Der Deut­ dios des Coloneum seien extrem gut belegt. Man Autobahnpolizei« bleibt ebenso vor Ort wie film- len andererseits immer wieder die Beurteilungen sche Fernsehpreis (RTL, Sat.1, werde sich in Zukunft eher darum bemühen müs- pool, zuständig u.a. für den Münster-»Tatort« des der finanziellen Situation des nach eigenem Be- Das Erste, ZDF) // Der große Co­ sen, die Spitzenbelastungen in Frühjahr und WDR und RTL-Dokus-Soaps wie »Die Trovatos kunden größten europäischen Studiobetreibers medy Adventskalender (RTL) // Herbst zu »entzerren« und so das immer wieder – Detektive decken auf«. Filmpool-Sprecher Felix Deutschland sucht den Superstar aus. Eine der Ursachen für diesen wenig befriedi- (RTL), Live­Shows // Die Bülent auftretende Sommerloch auszugleichen. Auf dem Wesseler findet sogar, die »Möglichkeiten, die genden Spagat war die Höhe der für die Areale in Ceylan Show (RTL) // Die große Filmcampus in Hürth seien die Studios zudem Hürth bietet«, seien für seine Firma »ausgezeich- Hürth (Campus) und Köln (Coloneum) verein- Disney Quizshow (Sat.1) // Ger­ kaum noch für Medienproduktionen genutzt wor- net«: »Unsere Zentrale sitzt seit über einem Jahr barten Mieten, die nach Presseberichten bei bis zu many’s Next Topmodel (ProSie­ den. Neben einer Reihe von Firmenevents sei hier im Produzentenhaus des Nobeo, und da wird sie 18 Millionen jährlich lagen. Vor drei Jahren einigte ben) // Ich liebe Deutschland nur noch »Danni Lowinski« gedreht worden. auch bleiben.« Sogar die Beschäftigten des Hürt- man sich nach längeren Verhandlungen sogar auf (Sat.1) // Joko & Klaas: Die Rech­ Nach einer ersten geharnischten Reaktion schlägt her Teils von MMC müssen nicht um ihre Ar- eine Mietminderung. Hans-Joachim Ziems, der nung geht auf uns! (ProSieben) // auch Hürths Bürgermeister Walther Boecker ge- beitsplätze fürchten. Kündigungen sind nach Mit- Karneval hoch Drei (ZDF) // Let’s damalige MMC-Geschäftsführer, sprach von Dance (RTL) // Mein Mann kann mäßigte Töne an. Dem Rat der Stadt teilte er mit: teilung der MMC-Geschäftsführung nicht vorge- »konstruktiven Gesprächen«. Es sei nunmehr si- (Sat.1 (D) // SBS6 (Niederlande) // »Veränderungen sind der Medienlandschaft im- sehen. Dabei stehen der MMC absehbar weitere chergestellt, dass die MMC 2008 und 2009 keine VT4 (Belgien) // Promi Kocharena manent. Zurzeit gibt es bei der Entwicklung von Veränderungen ins Haus. Nach Bescheid der EU- Verluste mehr mache. Zugleich wurde dem Fonds (Vox) // The Biggest Loser (kabel Fernsehformaten eine Veränderung: Anstatt in Kommission muss sich die Sparkasse Köln-Bonn die Möglichkeit einer einseitigen Kündigung für eins), Finalshow // Unter uns vergleichsweise teuren Studios wird kostengünsti- bis Ende 2012 von ihrer hundertprozentigen Me- das Gelände Hürth bei einer sechsmonatigen Frist (RTL) // Verbotene Liebe (Das ger in Privatwohnungen oder auf der Straße pro- dientochter getrennt haben. Die Investorensuche Erste) // Willkommen bei Mario eingeräumt. Frühester Termin für diese Option: duziert. Aus Sicht der Studiobetreiber gibt es un- ist also eingeläutet. Barth (RTL) // X Factor (Vox), Live­ der 31.12.2011. Zugleich verzichtete der Fonds in Shows // ZDF­Weihnachtssendun­ ter anderem vor diesem Hintergrund ein Überan- einem solchen Fall auf eine Fortführung des Stu- gen, mehrere Shows gebot an Studiokapazitäten in der Medienregion diobetriebs auf dem Gelände. Eine Konkurrenz Köln, aber auch bundesweit.« Man werde sich zu- MMC­Gelände in Hürth: Am Ende des Jahres geht hier eine Ära zu Ende. Foto: Stefan Menne Vom 25. bis 30 September zeigte die Cologne Conference in Köln die besten TV­Produktio ­ nen aus aller Welt und ehrte Regisseur Tood Haynes mit dem TV­Spielfilm­Preis.

Cologne Conference Bildschirm statt Leinwand

WILFRIED URBE Zum 100. Geburtstag von Ronald Reagan realisierte Eugene Jarecki einen kritischen TV­Dokumentarfilm. Foto: Cologne Conference

eine Flaute im Genre Dokumentation festgestellt hat, bestan- Anfang der 30er Jahre von ihrem Mann trennt und um die den die Filmvorführungen zu rund einem Drittel aus Doku- Liebe ihrer Tochter kämpft. mentationen, darunter beispielsweise die internationale Ko- Haynes arbeitete mit Stilmitteln des 70er Jahre Kinos, um die Es ist wohl das bedeutendste Fernsehfestival in Deutschland, produktion »Reagan«, die auch ein Bild der aktuellen ameri- 30er Jahre zum Leben zu erwecken: »Die Siebziger waren die das jetzt seinen zwanzigsten Geburtstag feierte: die Cologne kanischen Politik zeichnet. letzte große Blütezeit des amerikanischen Kinos. Es ist eine Conference. »Heute«, so Festivaldirektorin Martina Richter Bei der Sichtung der 800 Programme aus aller Welt stellte sich Zeit, in der die Helden ambivalenter werden, gesellschaftli- »erhält die Veranstaltung soviel Unterstützung wie nie zu- heraus, dass Mistery- und Science Fiction-Themen verstärkt che Institutionen ungewohnt kritisch gesehen werden, die Ak- vor.« Nicht nur Stadt und Land, sondern auch Sender wie das von Geschichten, die im Mittelalter spielen, abgelöst werden. teure einfach näher an der Realität sind.« Der Regisseur ergänz- ZDF, der WDR, ProSiebenSat.1 sowie Sky und Produzenten »Die Säulen der Erde« oder »Isenhart« sind nur zwei Beispie- te: »Filme wie ‚Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss’, wie Granada oder Eyeworks unterstützen das Festival. le von vielen. Die Festivaldirektorin betonte: »Zudem wid- ‚Cabaret’ oder ‚Paper Moon’, die mich geprägt haben, han- Auch in diesem Jahr zeigte die Auswahl in Köln einen Quer- men sich immer mehr Kinoschaffende dem Fernsehen.« deln ja auch Anfang der Dreißiger Jahre. Und zu dieser Zeit schnitt der internationalen Fernsehtrends. In der Reihe »Top Todd Haynes zum Beispiel. Der Filmemacher stellte auf der gibt es heute viele Parallelen.« Das war ein weiterer Grund, Ten« wurden fünf Filme aus Großbritannien, zwei aus den Cologne Conference »Mildred Pierce« vor. Die Serie mit Ka- warum Haynes »Mildred Pierce« als idealen Fernsehstoff sah: USA und jeweils ein Film aus Deutschland, Frankreich und te Winslet in der Titelrolle, die in den USA auf HBO läuft, »Es hat soviel mit dem Alltagsleben in ökonomisch unsiche- Norwegen gezeigt. Das spiegelt auch den Eindruck von Mar- und kürzlich mit einigen Emmys ausgezeichnet wurde, war ren Zeiten zu tun, dass die Menschen es in ihrem Alltag, ih- tina Richter wider, die während der Programmrecherche festge- einer der Programmhöhepunkte des Festivals. »Als ich das ren Wohnzimmern sehen sollten.« stellt hat, dass aktuell viele Adaptionen britischer Serien ent- Buch las, wusste ich, man braucht viele Stunden, um die Ge- In Köln wurde der Amerikaner für seine Serie mit dem »TV- stehen: »Etwa ‚Shameless’. Wobei die US-Version durchaus schichte gut in Szene zu setzen«, berichtete Haynes, dessen Spielfilm-Preis« ausgezeichnet. Der Hollywoodreporter Preis eigenständig ist und dabei die Schärfe des englischen Origi- Filme »Dem Himmel so fern« und »I am not there« für den ging an den britischen Drehbuchautor und Produzenten Paul nals behält.« 90 Prozent dieser weltweit besten Fernsehpro- Oscar nominiert waren. »Mildred Pierce« erzählt die Ge- Abbott (»Für alle Fälle Fitz«, »Shameless« u.a.) während Sophie duktionen sind fiktional. Auch wenn die Festivaldirektorin schichte einer Frau, die sich in Zeiten der großen Depression Molitoris mit dem Deutschen Casting Preis geehrt wurde.

Der in Indien geborene Regisseur Tarsem Singh Interview Tarsem Singh nach ein paar Filmen viel deutlicher, dass man eine sehr be- hat während der Cologne Conference den mit ständige Art und Weise entwickelt hat, die Dinge zu sehen 25.000 Euro dotierten Filmpreis Köln erhalten, ge­ und zu beschreiben. stiftet von der Film­ und Medienstiftung NRW und der Stadt Köln. Gefeiert für seine spektaku­ Das heißt, Sie möchten so viele Momente der Geschichte lären Werbefilme, debütierte er im Jahr 2000 mit Das Selbst wie möglich visuell lösen? dem Kinospielfilm »The Cell« und legte 2006 den Ja, und ich glaube auch zu wissen, woher das kommt: Als überwiegend selbst finanzierten »The Fall« nach. Kind habe ich für drei Monate im Jahr meinen Vater im Iran Sein aktueller Film »Immortals« startet am 11. besucht und dort viele Filme im Kino gesehen, deren Sprache Tarsem Singh, im Film Foto: Markus November im Kino. Zu diesem Stilwillen befrag­ ich aber nicht verstand. Ich versuchte also permanent, über Lokai te ihn Oliver Baumgarten im Interview. die Bilder herauszufinden, was passiert – wie in der Stumm- filmzeit, als die Bilder viel mehr als heute dezidiert narrativ Vermutlich gehören Sie zurzeit zu den Regisseuren des Welt­ klingt vertraut irgendwie. Ich weiß lediglich nicht, ob ich die- wirken mussten. Daher stammt vielleicht meine Lust, so aus- kinos mit dem klarsten persönlichen Stil – nimmt man sich se Entscheidungen wirklich bewusst treffe. gesprochen visuell zu erzählen – viele Drehbücher aber funk- so etwas vor? tionieren da anders. Ich habe Drehbücher gelesen, die waren An der Filmschule hieß es, es gäbe vor allem eine Sache, an Wie findet jemand, der so klar die Bilder über die Geschich­ großartige Literatur, hätte man so drucken können. Warum der man erkennt, dass man es geschafft hat: nämlich wenn te stellt, seine Projekte? aber sollte man das unbedingt als Film sehen wollen? Gute Lite- du eine Filmsprache entwickelst, über die man dich erkennt. Nun, ich frage mich bei den Projekten: Kann ich darin genug ratur ist zum Lesen da, Film aber ist ein visuelles Medium! Allerdings hätte ich damals nie gedacht, dass ich selbst mal von mir selbst unterbringen? Handelt es sich um ein sehr gu- einen persönlichen Stil entwickeln würde. Ich hätte Ihnen tes Drehbuch, dann kann ich das nicht. Deshalb habe ich be- Und bekommen Sie diese filmische Vision am Ende immer so mal unser Familienalbum mitbringen sollen: Mein Vater war schlossen, in den ersten Jahren keine guten Bücher zu verfil- umgesetzt, wie Sie sich das vorher gedacht haben? Ingenieur im Iran, und er liebte es, uns zu fotografieren. Er men. Mein Ziel war es, zunächst miese Bücher auszusuchen Stell dir vor, du würdest zum ersten Mal das Haus eines gu- hat uns Kinder immer passgenau vor irgendein Monument und gute, oder sagen wir: persönliche Filme aus ihnen zu ma- ten Freundes besuchen. Von diesem Haus machst du dir vor- gestellt und schön der Größe nach sortiert aufgereiht – wir chen – im Gegensatz zu vielen anderen, die es bevorzugen, her natürlich eine genaue Vorstellung. Dann betrittst du das hassten diese komponierten Bilder. Konnte er nicht mal ganz gute Bücher umzusetzen. Nach vier, vielleicht fünf Filmen ist Haus, und es hat absolut nichts mit deiner Vorstellung zu tun, natürliche Fotos machen? Na ja und jetzt – jetzt sehen meine dann meine künstlerische DNA in meine Arbeit eingewach- aber nach zwei Tagen weißt du trotzdem, es könnte gar nicht Filme genau so aus! Es brauchte aber gut zwanzig Jahre in sen, dann kann ich mich auch an gute Bücher wagen. Ich halte anders sein, es stimmt, wie es ist. So ist es auch beim Film: der Werbung, damit Leuten dieser Stil als individuell auffällt. es jedenfalls für wichtig, dass man in seinem Film gesehen Wenn er fertig ist, schaust du ihn dir an und denkst: Okay, Man beschreibt mir das als sehr bunt, ich würde die Kamera wird – das meine ich mit Einwachsen der DNA. Wird man es ist wahrscheinlich nicht das, was du dir am Anfang vorge- wenig bewegen, alles sei durchkomponiert usw. Klar, das am Beginn vielleicht nicht immer verstanden, so wird doch stellt hast, aber anders hätte es gar nicht werden dürfen!

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 21 gamescom

Förderprogramm Innovative Audiovisuelle Inhalte

Im Rahmen eines Pilotpro­ Im Rahmen der Finanzierung ist gramms, das Geschäftsführerin ein angemessener Eigenanteil zu Petra Müller auf der gamescom erbringen. Die Eigenmittel sollen vorstellte, fördert die Film­ und mindestens 5% der förderfähigen Medienstiftung NRW die Ent­ Projektkosten betragen. wicklung von innovativen und Das Projekt darf nicht vor Antrag­ interaktiven Inhalten, insbeson­ stellung begonnen worden sein. dere für Games, Web 2.0, Mobile und auch 360­Grad­Projekte. Im Über die Anträge entscheidet die Folgenden finden Sie die wichtig­ Geschäftsführung mit Unterstüt­ sten Eckdaten des neuen Pro­ zung eines Beraterstabs. gramms: Im Übrigen gelten die Richtlinien Antragsberechtigt sind Produk­ der Film­ und Medienstiftung tionsunternehmen und Entwick­ NRW GmbH. ler mit Sitz in Nordrhein­Westfa­ Einreichfrist für die erste Förder­ len. runde ist der 14. Oktober 2011. Die Förderung erfolgt in der Re­ Das Antragsformular steht auf gel als bedingt rückzahlbares, der Website der Film­ und Me­ zinsloses Darlehen in Höhe von dienstiftung zum Download zur bis zu 100.000 Euro pro Einzel­ Verfügung. projekt, jedoch maximal 80% der anerkannten Projektkosten. Im Vorfeld der Antragstellung ist Besuchermagnet gamescom: ein Beratungsgespräch erforder­ Zwischendurch mussten die Mindestens 100% der Förder­ lich. Zugänge zu der Spielemesse in summe müssen in Nordrhein­ Köln geschlossen werden, Westfalen ausgegeben werden. Foto: Koelnmesse GmbH

Mit 275.000 Besuchern hat die gamescom in Köln bei ihrer dritten Auflage eine neue Bestmarke Zeh war Gast einer Diskussionsrunde im Rahmen des game- scom congress, den die NRW-Landesregierung, die Landes- gesetzt. 557 Aussteller aus rund 40 Ländern präsentierten sich auf der Computer­ und anstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), der BIU und Videospielemesse am Rhein. Beim begleitenden gamescom congress wurde über die Stadt Köln begleitend zur Messe veranstalteten. Neben Themen wie Jugendschutz und Ausbildung stand dort auch medienpädagogische und medienpolitische Themen in Zusammenhang mit Games diskutiert. die Werbung in Games auf dem Plan. Die LfM hatte dazu ei- ne Studie in Auftrag gegeben, deren wichtigste Ergebnisse in Köln von einem der Autoren, Christoph Klimmt (Hochschu- Mehr als 300 neue Spiele wurden bei der gamescom 2011 prä- gamescom 2011 le für Musik und Theater Hannover), vorgestellt wurden. Das sentiert. Zeitweise war der Publikumsandrang derart groß, dass Forschungsprojekt habe aufgezeigt, dass vor allem die jünge- der Zugang zu den Messehallen gestoppt werden musste. Die ren Befragten im Alter zwischen acht und elf Jahren Proble- Games-Industrie nutzte die Fachmesse nicht nur für die Präsen- me gehabt hätten, das so genannte In-Game-Advertising (IGA) tation neuer Spieletitel, sondern auch für die Bekanntgabe stra- als Werbung zu identifizieren und dessen Absicht zu durch- tegischer Entscheidungen. So verkündete Sony unter anderem Zukunft schauen, führte Klimmt aus. Der Wissenschaftler regte als eine Preissenkung für seine PlayStation 3. Für die mobile Kon- Konsequenz unter anderem die Kennzeichnung von Werbe- sole PlayStation Vita wurde der Konzern in Köln mit dem ga- maßnahmen an geeigneten Stellen, etwa in Spielpausen oder mescom Award für das »beste Hardware-Zubehör« ausgezeich- ist online vor Beginn des Spiels, an. net. Zum besten Spiel kürte die Expertenjury den Ego-Shooter Nicht zuletzt wurde bei den Panels im Rahmen des Kongres- »Battlefield 3« von Electronic Arts. VON JÖRG LAUMANN ses aber auch die öffentliche Wahrnehmung von Games the- Die Film- und Medienstiftung NRW nutzte den NRW-Stand matisiert. »Wir erleben eine Veränderung der Gesellschaft, auf der Messe, um dort ihr neues Förderprogramm für Inno- die Spiele mittlerweile als etwas sehr Alltägliches akzeptiert«, vative Inhalte vorzustellen, das sich vor allem auch an Spie- erklärte Jörg Müller-Lietzkow, Professor an der Universität leentwickler richtet. Der Stand, der gemeinsam mit dem Me- mehr kennen lernen.« Ibrahim Mazari, Pressesprecher des Paderborn. diencluster NRW und dem AV-Gründerzentrum bespielt wur- Kölner Unternehmens Turtle Entertainment, betonte vor al- Der Journalist Carsten Görig (KulturSpiegel) sah hingegen de, war auch Schauplatz von Diskussionen, die Trends der lem den sozialen Aspekt, der durch die Online-Vernetzung nach wie vor Bedarf, die relevanten Themen und Inhalte der Messe spiegelten. zum Tragen käme. »Es ist ein wesentliches Anliegen der Spieler, Computer- und Videospielebranche besser und verständ- In technologischer Hinsicht stand in diesem Jahr vor allem mit anderen zu interagieren.« Auch das wirtschaftliche Poten- licher nach außen zu kommunizieren. »Dies ist eine Indu- 3D, Mobile und Online Gaming im Vordergrund. Olaf Wol- zial der neuen Games-Generation wurde in Köln erörtert. strie, die sich in ihren Gedanken sehr viel mit sich selbst be- ters, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Laut Christoph Zeh, Research Manager bei GfK Panel Ser- schäftigt.« Ganz sicher wird dieses Thema auch bei der ga- Unterhaltungssoftware (BIU), der die gamescom als ideeller vices, hätten deutschen Nutzer im vergangenen Jahr für mescom 2012 wieder erörtert werden. Sie findet vom 15. bis Träger mitveranstaltet, wies bereits im Vorfeld auf die wach- knapp 270 Mio. Euro Umsatz im Bereich der Online- und 19. August statt. sende Bedeutung digitaler Geschäftsmodelle hin. Downloads, Browserspiele gesorgt. > www.gamescom.de Apps, Online-Abonnements und der Verkauf virtueller Gü- ter im Rahmen von Online- und Browserspielen seien »stark im Kommen«, betonte Wolters. »Wir gehen davon aus, dass diese Online-Geschäftsmodelle in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen und das klassische Vertriebs- modell ergänzen werden.« Die zunehmende Relevanz von Online-Spielen war auch Gegenstand mehrerer Diskussionsveranstaltungen im Rah- men der gamescom. »Mein Sohn ist jetzt drei Jahre alt«, sagte Benedikt Grindel, Head of Live Operation beim Entwickler- Games­Experten im Gespräch am NRW­Stand: Stephan Reichart Treffen auf der gamescom: Messechef Gerald Böse, Wirschaftsdezernentin Ute Berg, NRW­ studio Ubisoft Blue Byte (u. a. »Die Siedler Online«), »er wird (Aruba Events) , Jörg Müller­Lietzkow (Uni Paderborn) und Ibra­ Ministerin Angelica Schwall­Düren, Petra Müller und Olaf Wolter (BIU), v.l. den Unterschied zwischen Offline und Online wohl gar nicht him Evsan (Fliplife) Fotos: Ralph Sondermann / Film­ und Medienstiftung NRW Setbericht

Am Set von »Anleitung zum Unglücklich sein« Glückskeks für Singles

VON ROLF­RUEDIGER HAMACHER

Die Amsterdamer Straße im Kölner Norden. Eine unscheinbare Toreinfahrt. Reges Treiben im Hinterhof. »Bleiben Sie zum Es- sen?«, fragt freundlich die Dame vom Catering. Und dann läuft einem schon Johanna Wokalek über den Weg, verschwindet in einer kleinen Halle, deren Vorraum die berühmten Hunde-Por- träts von Jim Rakete zieren. Während am mit weißem Tüll dra- pierten Set die Szene eingerichtet wird, wartet draußen im Auto das lebende Pendant der Fotos auf seinen Einsatz. Der tierische Nebendarsteller, ein treuherzig guckender Beagle, soll sich näm- lich über jene Torte hermachen, die der Hauptdarstellerin laut Drehbuch geliefert wird. Auf den ersten Blick erscheint Paul Watzlawicks kultige Parodie auf die Ratgeberliteratur »Anleitung zum Unglücklichsein« un- verfilmbar. Man darf also gespannt sein, wie Sherry Horman den »Geist« von Watzlawicks Anleitungen in ihre eigene Story ein- baut. »Jeder Zuschauer dürfte etwas von sich in diesen Geschich- ten wieder finden — nämlich seine eigene Art und Weise, wie er sich selbst den Alltag unerträglich gestaltet«, so die Regisseurin. Es geht um die Endzwanzigerin Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek), die in Berlin ein Feinkostgeschäft betreibt. Obwohl die Single-Frau selbstgebackene Glückskekse verkauft, misstraut sie dem Glück zutiefst, stellt sich selbst dann ein Bein, wenn der Mann ihrer Träume auftaucht. Die Ratschläge ihrer toten Mut- ter (Iris Berben), die sich – nur für sie sichtbar – ständig aus dem Jenseits einmischt, spielen dabei eine genau so skurrile Rolle wie Kuhherden im Straßenverkehr, neurotische Katzen und schwe- bende Konzertflügel. Ein bisschen in Richtung die »Wunderbare Welt der Amélie« habe man den Film konzipiert und vor allem das Timing und Tempo klassischer »Screwball-Comedies« analysiert, erzählt Produzent und Oscar-Preisträger (»Nirgendwo in Afrika«) Peter Herrmann, der nach »Wüstenblume« zum zweiten Mal mit Sherry Horman zusammenarbeitet. Als Zielpublikum für diese Liebe- skomödie mit melancholischen Zwischentönen habe man vor allem die »Buchkäufer ab 35« im Visier – und Frauen , die sich in der Figur der Hauptdarstellerin wieder erkennen. Und da heute sowieso die Frau entscheidet, welchen Film man sich an- sieht, braucht man sich um das männliche Publikum keine Sor- gen zu machen. Die siebenwöchigen Dreharbeiten, die im legendären Tonkreuz der Babelsberger Studios begannen, wurden jetzt in Nordrhein- Westfalen fortgesetzt. Nicht nur, weil die Film- und Medienstif- tung NRW die Produktion maßgeblich unterstützt, sondern auch, weil man hier Motive fand, die perfekt zum Studio-Look des Films passen: das 1930 fertig gestellte Dischhaus in Köln und das Feierabendhaus aus den 60er Jahren in Hürth. Außer- dem drehte man in einem türkischen Restaurant in der Köln- Mülheimer »Türkenmeile« Keupstraße, bei dem auch Wokaleks Filmpartner David Kross (»Der Vorleser«) und Benjamin Sadler (»Wer, wenn nicht wir«) einen Auftritt hatten. Nachts ging es dann noch in den Rheinauhafen, wo Richy Müller, der schon in Sherry Hormans »Irren ist männlich« mitspielte, einen Stunt- man-unterstützten Selbstmordversuch hinlegen musste. Am 8. März 2012 wird die Kinowelt den vom international re- nommierten, polnischen Kameramann Wojciech Szepel fotogra- fierten und von »Lola«-Preisträgerin Christiane Rothe (»Poll«) ausgestatteten Film in die Kinos bringen – und hoffentlich das Publikum genauso glücklich machen wie Watzlawicks Buch.

Johanna Wokalek in »Anleitung zum Unglücklichsein«, Foto: Desert Flower Filmproduktion/Walter Wehner

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 23 Dreharbeiten

Breathing Earth Upgrade Der neue Kinodokumentarfilm von Regisseur, In Düsseldorf, Köln und Essen inszeniert Regis­ Produzent und Kameramann Thomas Riedels­ seurin Franziska Buch vom 12. bis 30. Oktober heimer erzählt über den Künstler Susumu Shin­ das Kinodrama »Upgrade« für Wüste Film West gu und sein Windprojekt »Breathing Earth«. Für sowie die Koproduzenten Wüste Film, Iris Pro­ die Reise mit dem Japaner auf der Suche nach ductions (Luxemburg) und Drimages (Frank­ inneren und äußeren Orten der Energie von reich). Das Drehbuch von Martin Rauhaus er­ Wind und Wasser wurde Mitte September im zählt vom Bankmanager Frank und der Starau­ Ruhrgebiet gedreht: In einem Kindergarten in torin Patrizia. Sie begegnen sich immer mal wie­ Bottrop und auf der dortigen Halde am Tetrae­ der am Flughafen auf ihrem Weg nach Paris. Bei­ der. Stefan Tolz produziert für Filmpunkt. Red­ de büßen dort Wichtiges ein: Patrizia ihren Ge­ akteurin für WDR/Arte ist Sabine Rollberg. Der liebten, Frank seinen beruflichen Aufstieg. Aber Verleih Piffl Medien bringt den Film ins Kino. sie gewinnen auch Bleibendes. > Filmpunkt, Tel. (0221) 80047132; Jessica Schwarz, Hans Werner Meyer, Sandri­ [email protected] ne Bonnaire und Gérard Jugnot stehen als Dar­ steller vor der Kamera von Bogdanski. Als Produzenten fungieren Hejo Emons, Ralph Schwingel, Stefan Schubert und Nicolas Steil. Die Lithium Für NDR und BR ist Sabine Holtgreve Redakteu­ rin. Farbfilm übernimmt den Verleih. Revolution > Wüste Film West, Tel. (0221) 5105067; In einer Zeit globaler Rohstoffknappheit und wueste@wuestefilm­west.de steigender Energiepreise ist Lithium auf dem Joachim Król in »Ausgerechnet Sibirien«, Foto: Georg Nonnenmacher, Majestic Weg, ein entscheidender strategischer Rohstoff des 21. Jahrhunderts zu werden. In drei Ge­ Ausgerechnet Sibirien schichten erzählt der Dokumentarfilm »Die Li­ thium Revolution« der gebrueder beetz Film­ Hannah Arendt Matthias Bleuel, pedantischer und zwanghafter Ikone Otto Sander vor der Kamera stehen. Der produktion (Christian Beetz) vom weltweiten Logistiker eines Modeversandhandels aus Lever­ Film wird bis Ende September in Nordwestruss­ Run auf diese mögliche Schlüsseltechnologie der Ab dem 16. Oktober dreht Margarethe von kusen, lebt seit der Scheidung von seiner Frau land, St. Petersburg, Köln (vier Drehtage) und Zukunft. Zwei der geplanten 18 Drehtage im Trotta für die Kölner Heimatfilm den Kinofilm Ilka wie betäubt vor sich hin. Da beauftragt ihn Berlin gedreht. »Ausgerechnet Sibirien« wird September und Oktober sind dabei in Köln an­ »Hannah Arendt«. Zehn der 40 Drehtage wer­ der russlandsentimentale Direktor, in eine win­ produziert von Minu Barati (Jooyaa Filmpro­ visiert. Andreas Pichler ist Regisseur des TV­ den in Köln und Umgebung stattfinden. Barba­ zige Verkaufsstelle des Unternehmens in Süd­ duktion) und Skady Lis (Getaway Pictures), in Films, der mit Chili Film (DK) und Polar Star ra Sukowa ist für die Hauptrolle verpflichtet. In sibirien zu reisen. Ko­Produktion mit CTB Film Production und ci­ Films (ES) koproduziert wird. Redakteurin für Luxemburg, Israel und New York soll der Film Regisseur Ralf Huettner hat mit Joachim ne plus Filmproduktion, in Zusammenarbeit mit WDR/Arte ist Sabine Rollberg. bis zum 20. Dezember fertiggestellt werden. Król die Idealbesetzung für die Hauptrolle in ih­ ZDF und Arte. Beta Cinema übernimmt den > gebrueder beetz filmproduktion, Von Trotta, die gemeinsam mit Pam Katz das rer »Fish out of Water«­Komödie gefunden. An Weltvertrieb. Majestic Filmverleih wird die Ko­ Tel. (030) 69566910; Drehbuch schrieb, erzählt, wie die Philosophin seiner Seite stehen die bekannte russische mödie im Sommer 2012 in die deutschen Kinos berlin@gebrueder­beetz.de mit ihren Artikeln über den Eichmann­Prozess Schauspielerin Yulia Men und der Shooting Star bringen. weltweit für Aufsehen sorgte. Der WDR ist an Vladimir Burlakov. In weiteren Rollen werden > Getaway Pictures, Tel. (030) 41717611; der internationalen Koproduktion beteiligt. Katja Riemann, Armin Rohde und Schauspiel­ [email protected] > Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990; Lösegeld [email protected] In Düsseldorf begannen am 25. August die Dre­ harbeiten zu dem Thriller »Lösegeld« mit Mi­ šel Matičević, Ulrike C. Tscharre und Simon Licht in den Hauptrollen. Erzählt wird die Ge­ schichte eines Kommissars, der einen Entfüh­ Cloud Atlas rungsfall aufklären muss und sich im Verlauf der Am 16. September begannen die Dreharbeiten Ermittlungen in die Leiterin einer Begleitagen­ zu »Cloud Atlas«, einer Adaption des Bestsel­ tur verliebt, die in den Fall verwickelt zu sein lers »Der Wolkenatlas« von David Mitchell, bei scheint. Das Buch schrieb Stephan Wagner, der der Andy und Lana Wachowski sowie Tom Tyk­ ebenfalls Regie führt und zugleich auch mit An­ wer gemeinsam Regie führen. Zum Ensemble dreas Born (Carte Blanche Film) den Fernseh­ gehören Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broad­ film im Auftrag des WDR (Redaktion: Frank bent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Ben Whis­ Tönsmann) für das Erste produziert. In weite­ haw, Keith David und David Gyasi. In weiteren ren Rollen sind Sven Lehmann, Aylin Esener, Rollen sind Hugh Grant und Susan Sarandon zu Werner Wölbern, Andreas Windhuis und Elmi­ sehen. »Cloud Atlas« ist eine epische Erzählung, ra Rafizadeh zu sehen. Die Dreharbeiten in Düs­ in der die Handlungen der Protagonisten in Ver­ seldorf, Köln und Umgebung dauern bis zum 29. gangenheit, Gegenwart und Zukunft eng mit­ September 2011 an. einander verflochten sind. Ein Mörder erweist > Carte blanche Film, Tel. (0331) 7062490; sich als Retter der Menschheit, und die Konse­ mail@carteblanche­film.com quenzen einer einzigen guten Tat lösen Jahrhun­ derte später eine Revolution aus. Grant Hill (Anarchos Production) und Stefan Mein kleiner Finger Arndt (X Filme) produzieren den Film. Die Dre­ harbeiten finden parallel mit zwei kompletten »Pommes essen«: Die Bude brennt. Foto: dagstar film Nach 26 Drehtagen komplett in NRW endeten Produktionsteams statt und führen die Filme­ am 26. August die Aufnahmen für das Kinodra­ macher nach Schottland, Spanien und pert. »Pommes Essen« erzählt eine Geschich­ ma »Mein kleiner Finger«. Die Produktion der Deutschland. Dort werden die Dreharbeiten im Pommes Essen te aus dem Ruhrgebiet über Familienbande, Kölner Heimatfilm inszenierten Bernhard Lan­ Studio Babelsberg in Potsdam stattfinden, aber Vom 6. September bis voraussichtlich zum 13. Stolz, Verrat und das tollste Currysaucen­Fami­ den und Judith Angerbauer (Koregie) nach ei­ auch einige Außendrehs in und um Berlin sowie Oktober dreht die Kölner dagstar film in Duis­ lienrezept. Das Drehbuch für den Film schrieb genem Drehbuch. In den Hauptrol len sind die zwei Drehtage in der Nähe von Köln sind vor­ burg, Köln, Hürth und Leverkusen den Familien­ von Traben gemeinsam mit dem Kölner Kinder­ Jungschau spie ler Roxa ne Duran und Lisa Reu­ gesehen. X Filme koproduziert in Deutschland film der Kölner Regisseurin und ifs­Absolventin buchautor Rüdiger Bertram. Die Filmmusik ter zu sehen. Die Sender WDR (Andrea Hanke) mit ARD/Degeto (Redaktion: Bettina Reitz und Tina von Traben. Vor der Kamera von Ralf M. stammt von Markus Aust. Produzentin ist Dag­ und MDR (Wolfgang Voigt) sind ebenfalls da­ Hans­Wolfgang Jurgan) und A Company (Ale­ Mendle stehen Anneke Kim Sarnau und The­ mar Niehage. Der Berliner Farbfilm Verleih bei, als Castingagentur war Susanne Ritter Ca­ xander van Dülmen). Der Film kommt im X Ver­ kla Carola Wied. Smudo von den Fantastischen plant »Pommes Essen« 2012 in die deutschen sting im Einsatz. leih in die deutschen Kinos. Vier spielt den bösen Onkel Walther. Die drei Kinos zu bringen. > Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990; > X Filme Creative Pool, Tel. (030) Kinder in den Hauptrollen werden von Luise und > dagstar film, Tel. (0221) 93184413; [email protected] 23083311; info@x­filme.de Marlene Risch sowie Tabea Willemsen verkör­ [email protected] Liebe mit Unheilbar verliebt Nebenwirkungen Film1 (Produzenten: Marcus Welke, Henning Ferber) und Constantin Film (Oliver Berben) H & V Entertainment (Produzentin: Rima konnten am 22. September das Drehende von Schmidt) dreht einen Fernsehfilm im Auftrag Marco Petrys Tragikomödie »Unheilbar ver­ von ARD Degeto und WDR für Das Erste. Für liebt« verkünden, der komplett in Köln und Um­ die romantische Komödie »Liebe mit Neben­ gebung nach einem Buch von Axel Staeck mit wirkungen« mit Gesine Cukrowski, Franz Din­ Max Riemelt, Anna Fischer und Jessica Schwarz da, Christoph M. Ohrt und Horst Janson in den in den Hauptrollen entstand. Tim und Can sind Hauptrollen ist am 13. September die erste Klap­ beste Freunde. Sie haben eine besondere Ma­ pe gefallen. Gedreht wird in Solingen­Gräfrath sche, um Frauen rumzukriegen, indem sie sich voraussichtlich bis zum 17. Oktober. Der Film er­ als unheilbar krank ausgeben. Das funktioniert, zählt die Geschichte von Pharmazeutin Eva, die bis sich Tim in Marie verliebt. Denn sich nach ihrer gescheiterten Ehe in den 13 Jah­ Maries Schwester Edda ist tatsächlich unheilbar re jüngeren Arzt Hendrik verliebt und deren ge­ krank. Edda durchschaut schnell, dass Tim nur ordnetes Leben durch das neue Glück mächtig simuliert. Der Constantin Film Verleih bringt ins Wanken gerät. Regie führt Christoph Schre­ den Film ins Kino. we, die Kamera Mathias Neumann. Die zustän­ > Film1, Tel. (030) 41198080; digen Redakteurinnen sind Diane Wurzschmitt [email protected] (Degeto) und Lucia Keuter (WDR). > H & V Entertainment, Tel. (089) 178770; info@hv­entertainment.com Das Leben ist nichts

Kai Wiesinger, Fabian Busch und Bettina Zimmermannsuchen das Bernsteinzimmer. Foto: RTL/Wolfgang Ennenbach für Feiglinge Tatort Nach »Arschkalt« inszeniert André Erkau seinen Die Jagd nach dem Ording, bis zum Showdown in den Höhlen der dritten Kinospielfilm »Das Leben ist nichts für Köln und Münster sind die Tatorte für die näch­ Berchtesgadener Alpen verlief der Dreh. In wei­ Feiglinge« vom 20. September bis zum 10. No­ sten Produktionen der Colonia Media (Produ­ Bernsteinzimmer teren Rollen waren Sonja Gerhardt, Annika vember für die Riva Filmproduktion (Produzent: zentin: Sonja Goslicki) für den WDR (Redaktion: Blendl, Clemens Schick, Ralph Herforth und Michael Eckelt) und den Koproduzenten Sena­ Nina Klamroth, Frank Tönsmann): Den Mün­ »Die Jagd nach...« hieß es zum dritten Male für Thomas Darchinger dabei. Florian Baxmeyer tor Film Köln. Das Drehbuch schrieb Gernot ster­Tatort »Hinkebein« inszeniert Manfred das erfolgreiche TV­Event­Konzept von Dream­ setzte das Buch von Derek Meister und Simon Gricksch nach seinem gleichnamigen Roman. Stelzer nach einem Drehbuch von Stefan Cantz tool Entertainment für RTL. Bis Ende August X. Rost um. Das Casting besorgte Cornelia von Darin geht es um die 15­jährige Kim, die vom und Jan Hinter vom 27. September bis zum 27. suchten Kai Wiesinger, Bettina Zimmermann Braun, den Schnitt Moune Barius. Die Redaktion Unfalltod ihrer Mutter genauso überrascht wird Oktober in Köln, Münster und Umgebung. Dar­ und Fabian Busch auch in NRW nach dem für RTL haben Sascha N. Mürl und Barbara Thie­ wie der Rest der Familie. Auf Umwegen findet in wird eine ehemalige Kripo­Beamtin, nur mit Bernsteinzimmer. Vom Leipziger Völker­ len. Telepool übernahm den Weltvertrieb. jeder für sich zurück ins Leben. einem Slip bekleidet, tot auf offener Straße auf­ schlachtdenkmal durch die Hallen des Deut­ > Dreamtool Entertainment, Die Besetzer konnten als Darsteller Helen Wo­ gefunden. Wie sich herausstellt, handelt es sich schen Museums, über die Dünen von St. Peter­ Tel. (089) 41119090; [email protected] igk, Wotan Wilke Möhring, Christine Schorn, um eine alte »Bekannte« von Prof. Boerne, die Frederick Lau und Rosalie Thomass casten. Ka­ in den letzten Jahren zunehmend dem Alkohol meramann ist Ngo The Chau. Auf Senderseite verfallen ist. Als Darsteller stehen Axel Prahl, Jan betreut Redakteurin Lucia Keuter für WDR/Ar­ Josef Liefers, Friederike Kempter, ChrisTine Ur­ Der perfekte Mann te. 17 der insgesamt 35 Drehtage finden ab dem spruch, Mechthild Großmann und Claus D. 24. Oktober in Köln und Umgebung statt. Sena­ Clausnitzer vor der Kamera von Tomas Erhart. In fiel Anfang September die letzte tor wird die Tragikomödie ins Kino bringen. »Ihr Kinderlein kommet« heißt es vom 21. Sep­ Klappe für die Komödie »Der perfekte Mann«. > Riva Filmproduktion, Tel. (040) 3906256; tember bis zum 21. Oktober in Köln, Leipzig und Grimme­Preisträger Benno Fürmann spielt in [email protected] Umgebung für das Team um die Darsteller Klaus der UFA Cinema­Produktion (Nico Hofmann, J. Behrendt und Dietmar Bär. Thomas Jauch in­ Jürgen Schuster) einen Enddreißiger, der dank szeniert das Drehbuch von Jürgen Werner um seines kleinen Neffen endlich erwachsen wird Dear Courtney zwei Mädchen, die in Leipzig verschwanden und und den Sinn des Lebens erkennt. Unterstützt in Köln wieder auftauchten. Eine von ihnen wird Fürmann von Louis Hofmann, Jördis Trie­ Am 26. August konnte die Kölner 2 Pilots (Har­ konnte nur noch tot geborgen werden. In wei­ bel, Maria Happel, Martin Brambach, Collien ry Flöter, Jörg Siepmann) das erfolgreiche En­ teren Rollen agieren Martin Wuttke, Simone Ulmen Fernandes, Ross Antony, Harald Schrott de des Drehs von »Dear Courtney« vermelden. Thomalla, Tessa Mittelstädt, Joe Bausch und und Florentine Lahme. Das Low Budget­Roadmovie erzählt die Ge­ Anian Zollner vor der Kamera von Clemens Regie bei der Koproduktion mit ARD Degeto schichte des wahren Urhebers von »Smells li­ Messow. führt Vanessa Jopp. Das Drehbuch stammt von ke Teen Spirit«. Regisseur Rolf Roring realisier­ »Fette Hunde«, einen weiteren Kölner Tatort, Jane Ainscough. Gedreht wurde in Nordrhein­ te nach seinem eigenen Buch in NRW und Ham­ inszeniert der Kino­Regisseur Andreas Kleinert Westfalen, Schleswig­Holstein und Hamburg. burg für die Sixpack­Reihe des WDR (Redaktion: nach Vorlage von André Georgi vom 3. Novem­ Der Kinostart im Verleih von Warner Bros. Pic­ Frank Tönsmann) an 24 Drehtagen. Die jungen ber bis zum 2. Dezember in Köln und Umge­ tures Germany ist für 2012 geplant. Hauptdarsteller Jonas Nay, Claudia Lore Rich­ bung. Es geht um einen Afghanistan­Heimkeh­ > UFA Cinema, Tel. (0331) 70600; ter und Sina Tkotsch wurden unter anderem rer und einen Todesfall. [email protected] von Jochen Nickel unterstützt. > Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; Benno Fürmann und Louis Hofmann > 2Pilots Filmproduction, [email protected] in »Der perfekte Mann« , Foto: Ufa Cinema Tel. (0221) 9130153; [email protected]

Impressum Herausgeberin: Autoren dieser Ausgabe: Gestaltung/Layout: Anzeigenschluss für die Sobald das PDF zum Druckausgabe des Maga­ Film­ und Medienstiftung Tanja Güß Uwe Mies, Michael alfred friese + inrhein nächste Ausgabe: Download zur Verfügung zins ausgeliefert wird, bie­ NRW GmbH Dlugosch, Günter Jekubzik, steht, werden Sie per Mail Chefredakteur: Titel: 20. Oktober 2011 tet aber die größtmögliche Tel.: (0211) 930500 Heike Meyer­Döring informiert. Rüdiger Bertram Fernsehköpfe NRW Aktualität für die Down ­ Fax: (0211) 9305085 (MEDIA), Wilfried Urbe, Film und Medien NRW – Die Berücksichtigung von load­Nutzer. Wir bitten CvD: Stefanie Hadding Jörg Laumann, Christian Anzeigenbetreuung: Das Magazin ist kostenlos Terminen richtet sich nach dafür um Verständnis. Kaistraße 14 Meyer, Margret Köhler, Lena Kraan, und kann bei der Film­ und dem Erscheinen des 40221 Düsseldorf Redaktion: Oliver Baum­ Medienstiftung NRW Danke an alle Produzen­ magazin@filmstif tung.de garten, Katharina Blum, Rolf­Rüdiger Hamacher Tel. (0211) 9305040 Magazins im Internet. wahlweise als Print­oder Das kann leider dazu füh­ ten, Sender & Verleiher für Wolfgang Hippe, Marion Redaktionsassistenz: als PDF­Version abonniert ihre Unterstützung und Meyer, Christian Seebaum Lena Kraan ren, dass Termine bereits werden. überholt sind, wenn die die Bilder zu ihren Filmen.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 25 Dreharbeiten Kinostarts

Mark Twain­Adaption von der Neue Schön­ Huck Finn hauser Filmproduktion (Boris Schönfelder) Louis Hofmann und Leon Seidel stehen noch in Koproduktion mit dem dem Majestic Film­ bis Mitte Oktober in den Kölner MMC Studios verleih, Filmaufbau Leipzig und MMC Inde­ erneut als Tom Sawyer und Huck Finn vor der pendent in Zusammenarbeit mit ARD Dege­ Kamera. In dem Kinofilm »Huck Finn«, der wie to, WDR, Arte und dem BR. Gedreht wurde schon beim Vorgänger »Tom Sawyer« von in Brandenburg, Sachsen­Anhalt, Sachsen, in Hermine Huntgeburth in Szene gesetzt wird, den Castel Studios nahe Bukarst und auf der sind außerdem Jacky Ido, August Diehl, Hei­ Donau, die im Film den Missisipi ersetzt. ke Makatsch, Peter Lohmeyer, Michael Gwis­ > Neue Schönhauser Filmprod., dek, Kurt Krömer, Hinnerk Schönemann und Tel. (030) 34391021; Henry Hübchen mit dabei. Produziert wird die [email protected]

Wunderkinder Kinostart: 6. Oktober

Wunderkinder Melancholia Kinostart: 6. Oktober Kinostart: 6. Oktober Verleih: Kinowelt Filmverleih Verleih: Concorde Filmverleih

Der 93­jährige Filmproduzent Artur Brauner, ei­ Justine feiert ihre Hochzeit auf dem Landsitz ih­ ne lebende Legende, will mit vielen seiner Fil­ rer Schwester Claire und bleibt dabei seltsam me dem Vergessen nationalsozialistischer Ver­ teilnahmslos. Wenige Tage danach gerät Clai­ brechen entgegenwirken. In dem neuen Film, re immer mehr in Panik, als der Planet Melan­ Am Set in Lohmar: Leonard Scheicher, Lisa Smit, Jürgen Vogel, Meret Becker, Oskar Roehler und Moritz Bleibtreu. den Brauner zusammen mit seiner Tochter Ali­ cholia auf Kollisionskurs mit der Erde driftet. Foto: Aki Pfeiffer / X Verleih ce produzierte und bei dem Marcus O. Rosen­ Filmkünstler Lars von Trier spaltet wieder die müller (»Der tote Taucher im Wald«) Regie führ­ Gemüter mit seinem neuen Film und macht es Creative Pool­Produktion (Produzent: Stefan te, wird der Zweite Weltkrieg im Osten aus der dem Publikum nicht leicht. Das ist der »Kno­ Die Quellen Arndt) in Koproduktion mit dem WDR (Red­ Perspektive von Kindern dargestellt. Sommer chensplitter in der Schlagsahne«, den er sich des Lebens aktion: Gebhard Henke und Barbara Buhl), 1941 in der Ukraine: Die deutsche Familie Reich selbst zum Anspruch gesetzt hat für einen Frau­ ARD Degeto, Arte und Süss Film (Produzent: betreibt hier eine Brauerei. Tochter Hanna (Ma­ enfilm, mit dem er – ganz im Sinne des Titels – Oskar Roehler verfilmt seit dem 3. August den Michael Süss) in Aachen, Köln und Umge­ thilda Adamik) spielt Violine. Sie freundet sich in die Untiefen der deutschen Romantik abtau­ biografischen Roman seiner Herkunft mit Jür­ bung, Mitteldeutschland, Berlin­Brandenburg mit den musikalisch hochbegabten Kindern Ab­ chen wollte. Kirsten Dunst wurde für ihre außer­ gen Vogel, Meret Becker, Moritz Bleibtreu sowie in Italien realisiert. Für die Kamera rascha Kaplan (Elin Kolev) und Larissa Brodsky ordentliche schauspielerische Leistung auf den und Lavinia Wilson in den Hauptrollen. »Die zeichnet Carl­Friedrich Koschnick verantwort­ (Imogen Burrell) an. Doch die schicksalhaften Filmfestspielen in Cannes als beste Hauptdar­ Quellen des Lebens« ist ein Familienepos, das lich, für das Casting Simone Bär. Ereignisse der Zeit haben dramatische Folgen stellerin ausgezeichnet, aber Charlotte Gains­ drei Generationen in Deutschland, von der > X Filme Creative Pool, für die Familien der Kinder: Nazi­Deutschland bourg wäre für ihre ebenbürtige Darbietung Nachkriegszeit bis in die späten 80er Jahre, be­ Tel. (030) 23083311; greift die Sowjetunion an. Die Reichs, die unter auch eine würdige Kandidatin gewesen. Schwer­ gleitet. Bis Mitte November wird die X Filme info@x­filme.de Stalin als Deutsche in Lebensgefahr geraten, mütig ummantelt von Wagners Ouvertüre zu werden von den Familien Abraschas und Laris­ »Tristan und Isolde« entfesselt sich ein Wech­ sas versteckt. Dann marschieren die Nazis in der selbad der Gefühle, wenn von Trier surrealisti­ Halbe Hundert keit und bucht sich bei einer Agentur einen at­ Ukraine ein. Nun sind die jüdischen Familien Ka­ sche Filmgemälde komponiert, im nächsten Mo­ traktiven »Begleiter«. Doch die so kühl geplan­ plan und Brodsky in Gefahr. ment aber mit »dogmatischer« Handkamera die Nach dem Drehbuch von Silke Zertz inszeniert te Beziehung zu dem Profi läuft total aus dem Der Film, der neben Berlin, Brandenburg und Trivialität der Menschenwelt enttarnt. Er kontra­ Regisseur Matthias Tiefenbacher für Rele­ Ruder. Martina Gedeck, Johanna Gastdorf, Mecklenburg­Vorpommern auch in Nordrhein­ stiert Elemente des tragisch umflorten Melo­ vant Film (Produzentin: Heike Wiehle­Timm) Leslie Malton und Torben Liebrecht sind als Westfalen, bei Erftstadt und Engelskirchen, ge­ drams mit denen der Groteske und der Farce und WDR/ARD (Redakteurin: Nina Klamroth) Hauptdarsteller für die Dreharbeiten in Köln, dreht wurde, soll zeigen, sagt Produzentin Ali­ und klammert alles in die Apokalypse unseres die TV­Komödie »Halbe Hundert«: Anne ist Bonn und Umgebung engagiert. Die Produk­ ce Brauner, »dass Kinder, die nichts anderes Planeten. Denn »Melancholia« ist auch ein eine Frau um die Fünfzig, und wie so viele tionsleitung hat Marc Grewe, die Kamera liegt wollen, als miteinander befreundet zu sein und Science Fiction­Film, und die Szenen vom Ende Frauen ihrer Generation passt die Zahl auf ih­ in den Händen von Klaus Merkel, das Casting ihre Liebe zu einer gemeinsamen Leidenschaft der Welt gehören schon jetzt in die Schatzkam­ rer Geburtsurkunde scheinbar gar nicht zu ih­ verantwortet Sabine Schwedhelm. zu teilen, durch den Wahnsinn der Erwachse­ mer der unvergesslichen Momente des Kinos. rem Lebensgefühl. Als Klaus sie über Nacht > Relevant Film, Tel. (040) 4132710; nen auseinander gerissen werden.« Dänemark / Schweden / Frankreich / Deutschland 2011 verlässt, reagiert Anne mit gekränkter Eitel­ [email protected] Deutschland 2011 Regie, Drehbuch: Lars von Trier; Darsteller: Kirsten Regie: Marcus O. Rosenmüller; Drehbuch: Stephan Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, Alexan­ Glantz, Rolf Schübel, Marcus O. Rosenmüller, Kris Kara­ der Skarsgård, Charlotte Rampling, Stellan Skarsgard, thomas nach einer Story von Art Bernd; Darsteller: Ma­ John Hurt, Udo Kier; Produktion: Zentropa Entertain­ Ort, der dem Bergbau weichen muss. Gedreht ments27 in Koproduktion mit Memfis Film Internatio­ dok you dreht thilda Adamik, Elin Kolev, Imogen Burrell, Kai Wiesinger, wurde bereits im September. Corinna C. Pöt­ Catherine Flemming, Gudrun Landgrebe, Konstantin nal, Zentropa International Sweden, Slot Machine / Li­ berator Productions und Zentropa International Köln Im September und Oktober laufen in Nordr­ ters Film »Die Bushaltestelle« handelt von ei­ Wecker, Natalia Avelon, Michael Mendl; Produktion: CCC Filmkunst in Koproduktion mit der ARD Degeto GmbH sowie Film I Väst, DR und Arte France unter Mit­ hein­Westfalen die Dreharbeiten zu den neu­ ner solchen, die Jugendlichen in der Nähe von www.wunderkinder­derfilm.de wirkung von SVT, Canal+, Centre National du Cinéma et de l’Image Animée, Potemkine Films & Agnes B. DVD en dok you­Dokumentarfilmen, die speziell Bonn als Treffpunkt dient. »Anführer der Ar­ und Nordisk Film Cinema Distribution für Kinder und Jugendliche produziert werden. my« von Mehmet Akif Büyükatalay berich­ www.melancholia­derfilm.de Insgesamt werden vier Stoffe von KHM und tet vom Leben in der virtuellen Welt und wird ifs­Studenten durch die Kölner Produzentin­ in Köln gedreht. »Zuckere Welt« von Maike nen Janna Velber und Meike Martens in Zu­ Backhaus und Tessa Langhans schließlich be­ sammenarbeit mit dem WDR und der KHM gleitet die 15­jährige Madeleine, die mit ih­ als 15­Minüter realisiert. ren sechs Geschwistern im Wanderzirkus In ihrem Film »Borschemich« erzählt Christi­ »Brunselli« lebt. ne Uschy Wernke von dem namengebenden > www.dokyou.de Meldungen

Brasch – Das Wünschen und das Fürchten Kinostart: 3. November Eine dunkle Begierde Kinostart: 10. November

The Look – Hotel Lux Brasch – Das Eine dunkle Charlotte Rampling Kinostart: 27. Oktober Wünschen Begierde Verleih: Constantin Filmverleih Kinostart: 20. Oktober und das Fürchten Kinostart: 10. November Verleih: Piffl Medien Die Komiker und Kabarettisten Hans Zeisig und Verleih: Universal Pictures Siggi Meyer führen auf der Bühne in Berlin 1938 Kinostart: 3. November The Look, das gewisse Etwas, jenes Flair, das ein eine scharfe Klinge. Der letzte Witz über Hitler Verleih: Neue Visionen Filmverleih Das 19. Jahrhundert ist auf die Zielgerade ein­ Gesicht unverwechselbar macht und mit Faszi­ aber war einer zu viel. Überstürzt muss Zeisig gebogen und steuert auf eine Ära bahnbrechen­ nation ausstattet, die sich unauslöschlich ins Ge­ das Land verlassen und strandet mit gefälsch­ Zum 10. Todestag von Thomas Brasch kommt der wissenschaftlicher Erkenntnisse und des ge­ dächtnis brennt – dieses Geschenk ist nur we­ ten Papieren nicht wie gewünscht in Hollywood, ein Dokumentarfilm in die Kinos, der, von sei­ sellschaftlichen Umbruchs zu. Gänzlich neue Er­ nigen gegeben. Die Engländerin Charlotte Ram­ sondern im Hotel Lux in Moskau. Die Anlaufstel­ nem Freund und Kollegen Christoph Rüter ge­ forschungen finden auf dem Gebiet der Psycho­ pling verfügt über ein solches Gesicht und war le für kommunistische Funktionäre aus aller dreht, das Leben des Schriftstellers und Filme­ analyse statt. Während in Wien Sigmund Freud in der Lage, damit über nun fast schon ein hal­ Welt beherbergt besonders viele Genossen aus machers nachzeichnet. Dabei greift Rüter auf Ar­ (Viggo Mortensen) das Spannungsfeld von bes Jahrhundert hinweg Filmemacher und Fo­ Deutschland. Hier trifft Zeisig auch Meyer wie­ chivmaterial zurück, das zum größten Teil von Über­Ich und Libido zu erkunden versucht, ar­ tografen ein Motiv zu vermitteln, das zu Kunst der, der sich mit der holländischen Widerstands­ Brasch selbst stammt, der mit der Kamera Er­ beitet Carl Gustav Jung (Michael Fassbender) in inspiriert. 1965 gab Rampling ihr Filmdebüt in kämpferin Frieda zusammen getan hat. Als ob eignisse aus seinem Leben, darunter auch viel Zürich an einer Erfassung des Unterbewussten. Richard Lesters »Der gewisse Kniff«, der Durch­ das alles nicht genug wäre, wird Zeisig vom KGB Privates, festhielt. 28 Videos kamen so zustan­ Eine Frau mit Namen Sabina Spielrein (Keira bruch gelang schon ein Jahr später als Lynn Red­ fälschlich als Hitlers Leibastrologe identifiziert, de, aus denen Rüter Ausschnitte auswählte. Knightley) führt die Männer in einen gefähr­ graves zickige Mitbewohnerin in »Georgy Girl«. was dem Paranoiker Stalin sehr zupass kommt. Auch Christoph Rüter filmte einst seinen Freund lichen Zwiespalt von Verstand und Gefühl. Seither hat Charlotte Rampling für Regiegrößen In einem Klima allgegenwärtiger Bespitzelung Brasch, als der aneckende Linksintellektuelle Quer durch den deutschsprachigen Raum führ­ wie Luchino Visconti, Lilina Cavani, Woody Al­ beginnt für den Spaßmacher Zeisig ein aberwit­ 1976 die DDR verließ und sich schon ein Jahr ten die Dreharbeiten für David Cronenbergs len, Alan Parker, François Ozon und zuletzt Lars ziger Balanceakt zwischen Leben, Liebe, Freund­ später in West­Berlin einen Namen mit dem jüngste Regiearbeit. Berlin, Konstanz, Wien und von Trier ihr Talent als Muse und Schauspiele­ schaft, Verrat, Kunst und Tod. Prosaband »Vor den Vätern sterben die Söhne« Zürich stellten Kulissen für die Außenaufnah­ rin demonstriert. Für Angelina Maccarone spiel­ Mit einem Schelmenstück auf Messers Schnei­ machte. Das Buch war eine Abrechnung mit sei­ men, in den Kölner MMC Studios wurden die te sie nun ihre wohl schwierigste Rolle – sich de bestreiten Erfolgsregisseur Leander Hauß­ nem Vater, einem hohen Kulturfunktionär der Baubühnen für die stimmungsvoll eingefange­ selbst. »The Look« ist eben nicht einfach der mann (»Sonnenallee«) und Bully Herbig (»Der DDR, der 1968 seinen eigenen Sohn wegen ei­ nen Innenaufnahmen (Kamera Peter Suschitz­ chronologische Abriss einer Karriere. Die aus Schuh des Manitu«) ihre erste Gemeinschafts­ ner Flugblattaktion denunziert hatte. Im West­ ky) errichtet. Die Villa Oppenheim war ein wei­ Köln stammende Regisseurin (»Fremde Haut«, arbeit. Ein Feuerwerk des geschliffenen schwar­ en drehte Thomas Brasch drei Spielfilme, dar­ terer Drehort in NRW. Nach einem Drehbuch »Vivere«) führt Charlotte Rampling im gegen­ zen Humors und ein Triumph stilsicherer Aus­ unter »Der Passagier« mit Tony Curtis. von Christopher Hampton (»Gefährliche Lieb­ seitigen Gespräch und in Begegnungen mit stattung, gedreht in Berlin, Köln und zahlreichen Der 1957 in Gelsenkirchen geborene Regisseur schaften«), das er nach John Kerrs Buch und Schriftstellern, Fotografen und bildenden Künst­ anderen nordrhein­westfälischen Schauplätzen Christoph Rüter wurde mit Dokumentationen dem eigenen Bühnenstück »A Talking Cure« lern zur Auseinandersetzung mit sich als Schau­ zielt »Hotel Lux« auf kein geringeres Vorbild als über Klaus Michael Grüber, Klaus Kinski, Ange­ adaptierte, entstand ein atmosphärischer See­ spielerin, Stilikone, Mysterium und Mensch. Hier Lubitschs »Sein oder Nichtsein« und bietet ganz la Winkler, Jörg Fauser, Ulrich Mühe und zuletzt lenthriller mit internationaler Starbesetzung, zu geht es nicht um ultimative Lobhudelei, sondern nebenbei attraktives Starkino mit Herbig, Jür­ über Heiner Müller bekannt. »Brasch« versteht der aus deutscher Sicht neben Michael Fassben­ um Erspüren, Begreifen und Vermitteln von et­ gen Vogel und dem niederländischen Shooting er als Hommage, die Fragen stelle und Antwor­ der auch André Hennicke, Arndt Schwering­ was, das Worte kaum einzukreisen vermögen, Star 2004, Thekla Reuten. ten vermeide. Der Film »soll die Arbeit eines Sohnrey, Mareike Carrière, Franziska Arndt und das aber in der sinnlichen Erfahrung des Schau­ Dichters zeigen, der in Bildern und Sprachbildern Anna Thalbach maßgebliche Akzente setzen. Deutschland 2011 ens sich unmittelbar erschließt – The Look. Regie, Drehbuch: Leander Haußmann; Darsteller: Mi­ gedacht, gefühlt, geglüht hat wie kaum ein zwei­ Premiere feierte der Film auf dem Filmfestival chael Bully Herbig, Jürgen Vogel, Thekla Reuten, Alexan­ ter.« »Brasch – Das Wünschen und das Fürch­ in Venedig. Frankreich/Deutschland 2011 der Senderovich, Valery Grishko, Juraj Kukura, Sebastian ten« wurde auf der Berlinale 2011 in der Sek­ Regie, Drehbuch: Angelina Maccarone; Darsteller: Char­ Blomberg; Produktion: Günter Rohrbach/ Bavaria Pictu­ Großbritannien / Frankreich / Deutschland / Kanada / lotte Rampling, Peter Lindbergh, Paul Auster, Barnaby res Produktion in Koproduktion mit Beeplex Film Pro­ tion Panorama uraufgeführt. Schweiz 2011 Southcombe, Juergen Teller, Frederick Seidel; Produk­ ductions, BSI International Invest GmbH & Co. KG, Colo­ Regie: David Cronenberg; Drehbuch: Christopher Hamp­ tion: Prounen Film, Tag/Traum und Les Films D’Ici in Ko­ nia Media Filmproduktions GmbH, herbX film gmbh, LI Deutschland 2010 ton; Darsteller: Viggo Mortensen, Keira Knightley, Mi­ produktion mit ZDF, in Zusammenarbeit mit 3sat unter Produktions GmbH & Co. KG, Little Shark Entertainment Regie & Drehbuch: Christoph Rüter; Produktion: chael Fassbender, Vincent Cassel, Sarah Gadon, André Senderbeteiligung von Arte France GmbH, Pirol Film Production GmbH, Rainer Windhager Tag/Traum Filmproduktion in Koproduktion mit Chri­ Hennicke; Produktion: Lago Film, Prospero Pictures und www.thelook­derfilm.de Film Production, WDR, BR, ARD Degeto und Arte in Zu­ stoph Rüter Filmproduktion und ZDF Theaterkanal Recorded Picture Company in Koproduktion mit Mill­ sammenarbeit mit Bavaria Film GmbH und Bavaria Fern­ www.neuevisionen.de brook Pictures unter Beteiligung von Telefilm Canada, sehproduktion GmbH Talking Cure Productions, Elbe Film und Corus Entertain­ www.hotel­lux­film.de ment in Zusammenarbeit mit Astral Media und The Mo­ vie Network http://movies.universal­pictures­international­germa­ ny.de/einedunklebegierde

Film und Medien NRW – Das Magazin | 5/2011 > 27 Kinostarts

Melancholia Kinostart: 6. Oktober

The Look – Charlotte Rampling Kinostart: 20. Oktober Hotel Lux Kinostart: 27. Oktober