Heft 1, 2 2017 Ergebnisse aus EU LIFE-Projekten in Brandenburg

Einzelverkaufspreis: 7,- € NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG BeiträGe Zu ökoloGie und naturschutZ 2 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017

Natur des Jahres 2017

Titel Art Info und Kontakt Vogel des Jahres Waldkauz Naturschutzbund Deutschland (NABU) 10108 Berlin, (Strix aluco) Tel. 030-284984-0, Fax -2000, [email protected] Wildtier des Jahres Haselmaus Schutzgemeinschaft Deutsches Wild (SDWi), PF 12 03 71, 53045 Bonn, (Muscardinus avellanarius) Tel. 0228-2692217, [email protected] Reptil des Jahres Blindschleiche Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DHGT), (Anguis fragilis) Postfach 120433, 68055 Mannheim, Tel. 0621-86256490, [email protected] Insekt des Jahres Gottesanbeterin BFA Entomologie im NABU, c/o Werner Schulze, Samlandweg 15a, (Mantes religiosa) 33719 Bielefeld, Tel. 0521-336443, [email protected] Schmetterling des Jahres Goldene Acht BUND NRW Naturschutzstiftung, Merowingerstraße 88, 40225 (Colias hyale) Düsseldorf, Tel. 0211-302005-14 [email protected] Libelle des Jahres Gemeine Keiljungfer Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen und Bund für Umwelt und (Gomphus vulgatissimus) Naturschutz Deutschland (BUND), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 030-2758640, [email protected] Wildbiene des Jahres Knautien-Sandbiene Arbeitskreis Wildbienen-Kataster, c/o Hans Richard Schwenninger, (Andrena hattorfi ana) Goslarer Straße 53, 70499 Stuttgart, [email protected] Spinne des Jahres Spaltenkreuzspinne Arachnologische Gesellschaft, c/o Christoph Hörweg, Naturhistorisches (Nuctenea umbratica) Museum, Burgring 7, A-1010 Wien, Tel. +43-1-52177-515, [email protected] Weichtier des Jahres Schöne Landdeckelschnecke Kuratorium „Weichtier des Jahres“, Deutsche Malakozoologische (Pomatias elegans) Gesellschaft, c/o Dr. Vollrath Wiese, Bäderstraße 26, 23743 Cismar, Tel. 04366-1288, [email protected] Blume des Jahres Klatschmohn Stiftung Naturschutz Hamburg, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, (Papaver rhoeas) Tel. 040-243443, [email protected] Baum des Jahres Fichte Kuratorium „Baum des Jahres“ (KBJ) Dr. S. Wodarz, Kneippstraße 15, (Picea abies) 95615 Marktredwitz, Tel. 09231-985848, [email protected] Flechte des Jahres Hepps Schönfl eck Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (Variospora fl avescens) (BLAM), c/o Institut für Botanik, Karl-Franzens-Universität Graz, Holteigasse 6, A-8010 Graz, [email protected] Orchidee des Jahres Weißes Waldvögelein Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO) Brandenburg, F. Zimmermann, (Cephalanthera damasonium) Wolfstraße 6, 15345 Rehfelde, [email protected] Pilz des Jahres Judasohr Deutsche Gesellschaft für Mykologie, c/o Peter Karasch, Taubenhüller (Lepista personata) Weg 2a, 82131 Gauting, Tel. 089-89357350, [email protected] Moos des Jahres Weiches Kammmoos wie „Flechte des Jahres“ (siehe oben) (Ctenidium molluscum) Wasserpfl anze des Jahres Seerose Verband Deutscher Sporttaucher, Berliner Str. 312, 63067 Offenbach, (Nymphaea alba) [email protected]

Zusammenstellung: F. Zimmermann Fotos: Waldkauz: P. Kühn/NABU; Goldene Acht: R. Fiddicke; Judasohr, Weißes Waldvögelein, Klatschmohn: F. Zimmermann Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017 3

Impressum Naturschutz und Landschaftspfl ege in Brandenburg Beiträge zu Ökologie und Naturschutz Herausgeber: Landesamt für Umwelt (LfU)

Schriftleitung: LfU, Referat N3 Natura 2000/Arten- und Biotopschutz 26. Jahrgang Heft 1, 2 2017 Dr. Matthias Hille Dr. Frank Zimmermann Ergebnisse aus EU LIFE-Projekten in Brandenburg Beirat: Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Bärbel Litzbarski Dr. Annemarie Schaepe Inhaltsverzeichnis Dr. Thomas Schoknecht

Anschrift: LfU, Schriftleitung NundLBbg Seeburger Chaussee 2 hoLger rössLiNg, jaNiNe ruffer & michaeL zauft 14476 Potsdam, OT Groß Glienicke Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ – Tel. 033 201/442 220 E-Mail: Frank.Zimmermann@ Ergebnisse und Erfahrungen aus der Projektumsetzung 4 lfu.brandenburg.de christoph saure ISSN: 0942-9328 Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autoren im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 34 werden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei der Schriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträge werden sie ins Internet gestellt. kurze Beiträge Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie- gen dem Urheberrecht. Die Nutzung der Geobasisdaten erfolgt mit Genehmi- fraNk zimmermaNN gung der Landesvermessung und Geobasisinformati- Übersicht zur Natur des Jahres 2017 2 on Brandenburg: © GeoBasis-DE/LGB, LVE 02/09 Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- dingt die Meinung der Redaktion wieder. torsteN LaNggemach Vogel des Jahres 2017 – Der Waldkauz (Strix aluco) 76 Redaktionsschluss: 01.07.2017

Layout/Druck/Versand: LGB Literaturschau 72 Heinrich-Mann-Allee 103 14473 Potsdam Tel. 0331/88 44 - 1 23 fehLerkorrektureN heft 1,2 2016 77 Fax 0331/88 44 - 1 26

Bezugsbedingungen: Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Euro pro Jahrgang, Einzelheft 7,00 Euro. Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie der thematischen Hefte werden gesondert festgelegt. Bestellungen: [email protected]

Titelbild: Das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) ist als typische Orchideenart der kalkreichen Niedermoore in Brandenburg vom Aus- sterben bedroht. Nach Vernässungsmaß- nahmen wuchs der Bestand im NSG Liebe- roser Endmoräne in den letzten Jahren auf über 700 Pfl anzen an (17.06.2011)

Rücktitel: Quellfeuchte Hangmoor-Bereiche im Pro- jektgebiet Lange-Damm-Wiesen beherber- gen noch solche extremen Seltenheiten wie Fettkraut (Pinguicula vulgaris) und Breit- blättriges Wollgras (Eriophorum latifolium) (09.06.2011) 4 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Auch nach Abschluss grosser Projekte ist eine aktive Gebietsbetreuung erforderlich, um die nachfolgenden Prozesse zu beobachten und mögliche unerwünschte Entwicklungen frühzeitig erkennen zu können.

Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft

Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ – Ergebnisse und Erfahrungen aus der Projektumsetzung

Schlagwörter: Kalkreiche Niedermoore, Wasserspiegel, Orchideen, Brandenburg, Förderinstrument LIFE, Natura 2000, Europäische Union

Keywords: Alkaline Fens, Water level, Orchids, Brandenburg, LIFE Program, Natura 2000, European Union

Zusammenfassung tat type in 13 Natura 2000 sites in Branden- zungsperspektive dokumentiert. Damit soll burg. More than 6 Million Euros, provided ein Einblick in die im Rahmen eines großen Kalk- und basenreiche Niedermoore gehören by funds of environmental compensation Naturschutzprojektes notwendigen Arbeits- mit ihrem Reichtum an Orchideen, Moosen payments and the European Union were in- schritte und Entscheidungsprozesse vermit- und Gefäßpflanzen zu den schönsten, aber vested from 2010 to 2015. The original aims telt werden. Ein solcher Ansatz führt aller- leider auch gefährdetsten Moorlebensräu- of the project have been achieved at all dings zu anderen inhaltlichen Schwerpunk- men. Mit dem LIFE-Projekt „Kalkmoore points. At the end of the project the habitat ten als eine Darstellung, die sich in erster Li- Brandenburgs“ hat die Stiftung NaturSchutz- type *7230 “Alkaline fens” could be detect- nie auf die vegetations- oder moorkund- Fonds Brandenburg diesen europaweit be- ed on an area of 211 hectares. Furthermore, lichen Aspekte konzentriert. Einen Überblick deutsamen Lebensraum in 13 Natura the conservation status of other habitat zur Konzeption und den Zielen des Projektes 2000-Gebieten in Brandenburg stabilisiert types of the Habitats Directive was improved gibt der Beitrag von Thormann & Landgraf und teilweise wiederhergestellt. Mehr als on an area of 276 hectares. Water levels (2010). sechs Millionen Euro aus Mitteln der Ersatz- were stabilized in the project sites on an area zahlung der Stiftung NaturSchutzFonds of 1.000 hectares. Trustfully cooperation be- Brandenburg und aus Mitteln der Europä- tween the project team at NaturSchutzFonds 2 Charakteristik und Zustand ischen Union wurden dafür zwischen 2010 Brandenburg and all public authorities, pri- kalkreicher Niedermoore in und 2015 investiert. Das Projekt hat die ur- vate partners and land owners who support- Brandenburg sprünglichen Ziele in jeder Hinsicht erreicht. ed the project has been most crucial for proj- Auf 211 ha konnte der Lebensraumtyp 7230 ect success. Kalk- und basenreiche Niedermoore (Zwi- Kalkreiche Niedermoore zum Projektende schenmoore) waren noch vor 100 Jahren einer nachgewiesen werden. Auf weiteren 276 ha der am weitesten verbreiteten ökologischen hat sich der Zustand anderer Lebensraum- 1 Das LIFE-Natur-Projekt Moortypen in den glazial geprägten Jungmo- typen der FFH-Richtlinie verbessert. Die ränenlandschaften Brandenburgs. Kalk- und Wasserstände in den Projektgebieten wur- Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg Basenzwischenmoore sind häufig durch die den auf nahezu 1.000 ha stabilisiert. Der führte von 2010 bis 2015 ein von der Euro- Verlandung von kalkreichen Seen entstanden. Schlüssel für den Erfolg des Projektes war die päischen Kommission unterstütztes LIFE- Sie dominierten ursprünglich aber auch die ge- konstruktive Zusammenarbeit der Stiftung Projekt zum Schutz von basen- und kalk- neigten Durchströmungs- und Quellmoore NaturSchutzFonds Brandenburg mit der Pro- reichen Zwischenmooren (Braunmoos- der Flusstäler und Schmelzwasserrinnen (Mid- jektgruppe Moorschutz im Landesamt für moore, Lebensraumtyp 7230) durch. Bei der delton et al. 2006). In Brandenburg haben die- Umwelt Brandenburg, den Wasser- und Na- Umsetzung des Projektes wurde die Stiftung se relativ nährstoffarmen Zwischenmoore ih- turschutzbehörden in den beteiligten Land- vom Landesamt für Umwelt Brandenburg ren Verbreitungsschwerpunkt vor allem im kreisen, den Gewässerunterhaltungsverbän- (LfU), der Michael Succow Stiftung zum Bereich der Pommerschen und Brandenburger den, den Projektpartnern in den beteiligten Schutz der Natur, der Stiftung Europäisches Eisrandlagen (Landgraf 2007). Die Kalkzwi- privaten Naturschutzorganisationen und den Naturerbe (euronatur), der NABU-Stiftung schenmoore waren schon immer deutlich sel- privaten Flächeneigentümern und Flächen- „Nationales Naturerbe“ und dem NABU- tener als Basenzwischenmoore. Ihr Vorkom- nutzern, die das Projekt unterstützt haben. Regionalverband Strausberg-Märkische men beschränkte sich auf Seeverlandungsbe- Schweiz e.V. unterstützt. reiche mit hoch anstehenden Kalkmudden Die Natura 2000-Gebiete, in denen das Pro- und auf gehölzfreie, kalkreiche Quellbereiche. Summary jekt umgesetzt wurde, liegen zum einen Basenzwischenmoore hingegen traten in den südöstlich von Berlin in den Landkreisen großen Durchströmungsmooren im Nordosten Being home to a stronghold of orchids, Dahme-Spreewald und Oder-Spree sowie in Brandenburgs (Ucker, Randow, Welse) vor ih- mosses and vascular plants, brown moss den Landkreisen Märkisch-Oderland und rer Entwässerung wahrscheinlich sehr großflä- fens belong to the most beautiful, but, un- Barnim (Abb. 1). Zum anderen wurden chig auf. Heute sind die Kalk- und Basenzwi- fortunately, at the same time most endan- Maßnahmen in Natura 2000-Gebieten in schenmoore der am stärksten bedrohte Moor- gered fen habitats. By implementing the den Landkreisen Oberhavel und Uckermark typ in Brandenburg, von dem nur noch weni- LIFE project “Alkaline fens in Brandenburg” nördlich von Berlin durchgeführt. ger als 10 naturnahe Standorte existieren the foundation NaturSchutzFonds Branden- In diesem Beitrag werden das Vorgehen und (Thormann & Landgraf 2010). burg stabilised and partly restored this habi- die Ergebnisse des Projektes aus der Umset- Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 5

Vegetation Die Vegetation kalk- und basenreicher Zwi- schenmoore ist überwiegend niedrig wüch- sig, nahezu gehölzfrei und vor allem arten- Prenzlau reich. Die kennzeichnenden Vegetations- formen mesotroph-subneutraler (basendomi- UM nerter) Moore sind nach Succow & Joosten PR Perleberg (2001) u. a. das Spitzmoos-Großseggen- Ried, das Rohrkolben-Schnabelseggen-Ried, OPR das Herzblatt-Braunseggen-Ried und das Neuruppin OHV Gelbtorfmoos-Seggen-Ried. Die Vegetations- Eberswalde BAR formen der mesotroph-kalkhaltigen Moor- Oranienburg standorte wie das Skorpionsmoos- Sumpf- Rathenow HVL MOL simsen-Ried, das Krummoos-Seggen-Ried oder das Bultbraunmoos-Seggen-Ried, waren Berlin Seelow in Brandenburg schon immer deutlich sel- Potsdam Legende Brandenburg an der Havel tener und kleinflächiger ausgebildet K( oska & Großschutzgebiete Succow 2001, Koska & Timmermann 2001). Biosphärenreservat, Frankfurt (Oder) Nationalpark PM LOS TF Charakteristische Orchideenarten der Kalk- Naturpark Belzig Beeskow und Basenzwischenmoore sind das Steif- Luckenwalde blättrige Knabenkraut (Dactylorhiza incar- LDS Die Projektgebiete des Lübben (Spreewald) nata), das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loese- LIFE-Natur-Projektes lii) und die Sumpf-Ständelwurz (Epipactis "Kalkmoore Brandenburg" SPN palustris). Cottbus Langes Elsenfließ und Wegendorfer Braunmoose geben den abgelagerten Torfen Mühlenfließ Herzberg (Elster) Forst (Lausitz) der Kalk- und Basenzwischenmoore ihre auf- Maxsee EE Fängersee und Unterer Gamengrund OSL fallende, braune bis rotbraune Farbe. Stark Senftenberg Lange-Damm-Wiesen an diese Standorte angepasste Arten wie Ruhlsdorfer Bruch z. B. das Firnisglänzende Sichelmoos (Hama- Eichwerder Moorwiesen tocaulis vernicosus), das Echte Sumpfmoos Töpchiner Seen (Paludella squarrosa), das Sumpf-Thuja- Pätzer Hintersee Kienheide Gramzow-Seen Löptener Fenne und Wustrickwiesen Bollwinwiesen/ Großer Gollinsee Mühlenfließ - Sägebach Abb. 1-1 Lage der Projektgebiete

Abb. 1-2 Braunmoose mit Fieberklee (Menyathes trifoliata) (Mühlenfließ-Sägebach, Dahme-Spreewald, 30.08.2011) Foto: M. Zauft 6 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

moos (Helodium blandowii), das Skorpions- ginn noch nennenswerte Flächen dieser Ve- Hydrogenese moos (Scorpidium scorpioides) sowie das getationsformen und größere Orchideen- Die Moore in den Projektgebieten können Glänzende Filzschlafmoos (Tomenthypnum und Moosbestände vorhanden. Auf kleine- verschiedenen hydrogenetischen Moortypen nitens) kommen in größeren Beständen nur ren Flächen an den Gramzowseen, den Lan- zugeordnet werden, welche teilweise klein- noch sehr vereinzelt und isoliert vor und sind ge- Damm-Wiesen und den Kaltwasser- flächig miteinander verzahnt sind. Insbeson- daher in Brandenburg vom Aussterben be- teichen blieben vor allem durch ehrenamt- dere in den größeren Fließtälern sind auf droht (RL 1) (Klawitter et al. 2002). liche Pflege dieser Flächen viele wertvolle ehemaligen Verlandungsmoorflächen ge- In den Natura 2000-Gebieten Töpchiner Arten wie etwa das Sumpf-Thujamoos (He- neigte Durchströmungsmoore aufgewach- Seen (Dahme-Spreewald), Maxsee (Mär- lodium blandowii), das Breitblättrige Woll- sen, die an den Talrändern von Quellmooren kisch-Oderland), Bollwinsee/Großer Gollin- gras (Eriophorum latifolium) oder die gespeist werden. In der Mitte der Täler ver- see (Uckermark) und am Pätzer Hintersee Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris) er- laufen in der Regel Fließe, die als Vorfluter (Dahme-Spreewald) waren zu Projektbe- halten. fungieren. Typischerweise sind Quell- und Durchströmungsmoorflächen in diesen Komplexen vom Moorrand in Richtung Hauptvorfluter mäßig bis stark geneigt (Joosten & Succow 2001). Wegen dieser meist starken Querneigung der Moorflächen hat der Wasserstand des Hauptvorfluters nur einen geringen Einfluss auf den Wasserstand in den geneigten Moorflächen. Die Grund- wasserspeisung aus dem Einzugsgebiet ist zumeist kontinuierlich und hoch. Die Grund- wasserstände in diesen Quell-Durchströ- mungs-Verlandungsmoorkomplexen sind somit überwiegend vom jeweiligen Standort und dem Einzugsgebiet abhängig. In den entwässerten, stark geneigten und wenig quellbeeinflussten Bereichen treten die größ-

Abb. 1-3 Braunmoostorf (Mühlenfließ-Sägebach, Dahme-Spreewald, 08.10.2010) Foto: M. Zauft

Abb 1-4 Zur Entwässerung geneigter Moore wurde häufig ein fischgrätenähnliches Grabensystem angelegt (Lange-Damm-Wiesen, Märkisch-Oder- land, 01.09.2009) Foto: H. Rößling Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 7

ten Wasserstandsschwankungen auf. Solche entwässerten Quellmooren im Vergleich zu grenzten Nachlieferung aus dem Grundwas- Standorte finden sich in nahezu allen Pro- anderen Moortypen wenig schwanken. ser kommt es in entwässerten Verlandungs- jektgebieten, vor allem aber im Wegendor- Die Verlandungsmoore weisen in der Regel mooren im Jahresgang zu vergleichsweise fer Mühlenfließ bei Altlandsberg. sehr geringe Längs- und Querneigungen auf. starken Wasserspiegelschwankungen. Neben den Talmoorkomplexen waren aber Erst durch Torfsackungen und Torfschwund, auch kleinflächige Quellmoore sowie Verlan- vor allem im Wirkraum der Entwässerungs- Menschliche Einflüsse dungsmoore Teil des Projektes. Die Quell- gräben, bilden sich in den Moorflächen unter- Wie nahezu alle Niedermoore in Branden- moore weisen teilweise sehr starke Hangnei- schiedlich geneigte Bereiche aus. Die Wasser- burg wurden auch die Basen- und Kalk- gungen auf. Sie zeichnen sich durch ein im speisung erfolgt vorwiegend durch den mit moore in den LIFE-Projektgebieten in den Jahresgang sehr kontinuierliches und hohes dem Moorkörper in Kontakt stehenden vergangenen Jahrhunderten durch den Wasserdargebot aus dem Einzugsgebiet aus, Grundwasserkörper. Wegen der vorhandenen Menschen genutzt. Dafür wurden die Moore weshalb die Grundwasserstände auch in Entwässerung der Moorflächen und der be- entwässert oder anderweitig verändert.

Abb. 1-5 – oben links Das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) ist eine typische, in Brandenburg vom Aussterben bedrohte Art der Braunmoos- moore (Töpchiner Seen, Dahme-Spreewald, 13.06.2013) Foto: S. Luka

Abb. 1-6 – oben rechts Typische Pflanzengesellschaft kalkreicher Niedermoore mit Steifblättrigem Knaben- kraut (Dactylorhiza incarnata) (Töpchiner Seen, Dahme-Spreewald, 25.05.2012) Foto: M. Zauft

Abb. 1-7 Echtes Sumpfmoos (Paludella squarrosa) (Töpchiner Seen, Dahme-Spreewald, 06.09.2013) Foto: M. Zauft 8 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Zwar blieben sie von tiefgreifenden Eingrif- Allerdings sackten in Folge der starken Ent- 3 Projektstrategie fen der Komplexmelioration in den 1960er wässerung die Moorflächen im Laufe der und 1970er Jahren weitgehend verschont Zeit ab und schon nach wenigen Jahren Fachliche Rahmenbedingungen (Thormann & Landgraf 2010), allerdings sind stellten sich teilweise flurnahe Wasserstände Aus fachlicher Sicht wurde die Entwicklungs- auch in der Projektkulisse nur auf vereinzel- ein. Um die Bewirtschaftung fortzuführen, strategie für die Moorkomplexe vorrangig aus ten Restflächen naturnahe Vorkommen musste das Entwässerungssystem weiter ihrer Hydrogenese abgeleitet. Dabei gingen kalk- und basenreicher Zwischenmoore er- vertieft werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist Thormann & Landgraf (2010) für geneigte halten geblieben (Landgraf 2007). Begin- das Natura 2000-Gebiet Löptener Fenne Moore (Durchstömungs- und Quellmoore) nend in den 1960er Jahren wurde die Nut- und Wustrickwiesen (Dahme-Spreewald). von einem Entwicklungsziel „natürliche, weit- zung der kleinflächigen, schlecht zu bewirt- Im Zentrum der Moorfläche war der Grund- gehend offene Braunmoosmoore ohne Nut- schaftenden Moorflächen teilweise aufgege- wasserstand fast ganzjährig flurnah und die zung“ aus. In ebenen Mooren (Verlandungs- ben oder nicht mehr regelmäßig durchge- Flächen konnten nicht mehr bewirtschaftet moore) sollten „artenreiche Braunmoosmoore führt. Die oft sehr verzweigten oder dichten werden. Auf den überwiegenden Teil der mit Pflegenutzung“ entwickelt werden. Entwässerungssysteme wurden nach Nut- Moorfläche wirkte sich der vorhandene Für die Projektumsetzung war es aber auch zungsaufgabe aber meist nicht deaktiviert. künstliche Abfluss jedoch weiterhin aus. Vor wichtig, für jeden Moorkomplex die hydro- Auf den geneigten Quell- und Durchströ- allem im Sommer fiel der Wasserstand bis zu genetischen Hauptmerkmale zu ermitteln, mungsmooren bestehen sie aus vielen 70 cm unter Flur (Ruffer 2014). Dies führte was wegen der bereits beschriebenen unter- Handstichgräben, die überwiegend im 19. zu einer Degradierung der Torfe und zu ei- schiedlichen Entwicklungsphasen der Moore und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ange- ner Freisetzung und Anreicherung von Nähr- nicht immer zu eindeutigen Zuordnungen im legt wurden. Wegen der Neigung der Ge- stoffen. Sinne der skizzierten Projektstrategie führte. ländeoberflächen und des sehr konstanten Das Zusammenwirken aus der Aufgabe der Zudem waren der aktuellen Gebietszustand, Wasserdargebotes in Quell- und Durchströ- Flächennutzung bei gleichzeitiger fortge- insbesondere die Biotopausstattung, die ak- mungsmooren sind die Gräben nicht oder setzter Absenkung der Grundwasserstände tuelle Nutzungssituation und die Interessen nur teilweise verlandet, so dass selbst nach hat zu einer dramatischen Sukzession auf der jeweiligen Landnutzer zu berücksichti- Jahrzehnten ohne regelmäßige Grabenun- den eigentlich natürlich offenen Moorflä- gen. Für jedes Gebiet war deshalb die Erar- terhaltung der Wasserspiegel auch weiterhin chen geführt. Viele der ehemals nährstoff- beitung eines gesonderten Maßnahmenkon- künstlich abgesenkt wird. armen, gehölzfreien Standorte haben sich zeptes erforderlich. In den Verlandungsmooren, wie der Löptener durch die Nährstofffreisetzung aus den Tor- Gemeinsam war jedoch allen Gebieten, dass Fenne oder den Töpchiner Seen, wurde der fen in ihrer Vegetationszusammensetzung die Wasserstände zu stabilisieren waren. Ne- Wasserstand vor allem im 19. Jahrhundert deutlich verändert. So prägen heute entwe- ben den dafür notwendigen wasserbaulichen (Juschus 2001; Ruffer 2014), durch eine See- der eutrophe Großseggenwiesen oder Land- Maßnahmen beinhaltete die vorgegebene spiegelabsenkung verringert und damit große röhrichte das Erscheinungsbild oder es sind Entwicklungsstrategie (Thormann & Landgraf nutzbare Flächen geschaffen. Der Grundwas- bereits Initialstadien von Erlenbruchwäldern 2010) auch die Hagerung der Standorte serspiegel wurde auf einer relativ großen Flä- auf den entwässerten Moorflächen entstan- durch Mahd oder Beweidung sowie Ge- che schlagartig um 1 – 2 m abgesenkt. den. hölzentnahmen, um die Sukzession auf den

Abb. 1-8 Großflächige Flachabtorfung mit umgebauter Pistenraupe (Langes Elsenfließ und Wegendorfer Mühlenfließ, Märkisch-Oderland, 06.03.2014) Foto: M. Zauft Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 9

Standorten zurückzudrängen. Für die Verfül- lung von Entwässerungsgräben sollte in di- rekter Nähe zu den Gräben durch Flachabtor- fung gewonnener, degradierter Torf verwen- det werden. Zudem war vorgesehen, auf ge- eigneten Rohbodenstandorten typische be- standsbildende und seltene Gefäßpflanzen sowie Moose des Lebensraumtyps 7230 ein- zubringen. Eine ausführliche Zusammenstel- lung der geplanten Maßnahmen findet sich in Thormann & Landgraf (2010).

Praktische Umsetzung Die Maßnahmen sollten also nicht nur zu hö- heren Wasserständen führen. Sie waren auch mit erheblichen Veränderungen der Oberflä- chengestalt der Moore durch Gehölzentnah- men und Bodenbewegungen verbunden. Die- se umfangreichen Veränderungen konnten nur dort vorgenommen werden, wo die Flächenei- gentümer den Maßnahmen zugestimmt ha- ben oder die Stiftung und ihre Projektpartner selbst Flächeneigentümer sind. Auf genutzten Abb. 1-9 Flächen waren auch die Pächter oder Nutzer in Vor-Ort-Termine mit Flächeneigentümern und Behörden sind für die Maßnahmenumsetzung die Konkretisierung der Maßnahmenkonzepte unverzichtbar (Lange-Damm-Wiesen, Märkisch-Oderland, 28.08.2012) Foto: J. Ruffer einzubeziehen. Zudem mussten in der Regel Zustimmungen oder Genehmigungen der Wasser- und Naturschutzbehörden eingeholt werden. Vertrauensbildung in alle Richtungen war folglich die Voraussetzung für die Vorbe- reitung und Umsetzung des Projektes. Bei der praktischen Projektumsetzung hat sich zudem eine vierstufige Vorgehensweise als erfolgversprechend herauskristallisiert. Um zu einem maßgeschneiderten Maßnah- menkonzept zu kommen, war mit den kon- kret betroffenen Akteuren eine Verständi- gung zu folgenden Themen erforderlich:

1. Sicherung der Flächen 2. Nutzungsbezogene Maßnahmen (Schilf- mahd und Gehölzentnahme) 3. Art und Auswirkungen der wasserbau- lichen Maßnahmen 4. Möglichkeiten und Vorbereitung der weiteren Nutzung der Flächen.

In nahezu allen Natura 2000-Gebieten waren Verhandlungen mit privaten Flächeneigentü- mern erforderlich, denen der Ankauf ihrer Grundstücke für Zwecke des Naturschutzes angeboten werden konnte oder die um eine Zustimmung zu den geplanten Maßnahmen gebeten wurden. Das Projektteam führte sol- che Verhandlungen mit der Unterstützung der Landnutzer und Flächenpächter. Nur so konn- ten ca. 250 notarielle Grundstückskaufverträ- ge und kostenpflichtige Gestattungsverträge abgeschlossen werden. Im Ergebnis konnten 577 ha Fläche für die Durchführung von Pro- jektmaßnahmen gesichert werden. In der Ge- samtschau waren allein für die Flächensiche- rung Kontakte zu 600 bis 700 Eigentümern und Eigentümervertretern erforderlich. Zudem haben sowohl die am Projekt beteilig­ ten Naturschutzorganisationen als auch der Landesbetrieb Forst Brandenburg den Pro- jektmaßnahmen auf den von ihnen als Ei- gentümer verwalteten Flächen in den bear- Abb. 1-10 beiteten Natura 2000-Gebieten nach teilwei- Mahd von Großseggen und Landröhricht mit umgebauter Pistenraupe (Töpchiner Seen, se ausführlichen Abstimmungen zugestimmt. Dahme-Spreewald, 17.11.2014) Foto: M. Zauft 10 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Dabei ist die vertrauensvolle Zusammenar- dern die Torfdegradation und ermöglichen chen sind auch Schädigungen des Bodens beit mit den Landeswald-Oberförstereien das Einwandern von Schilf (Phragmites aus- nicht auszuschließen (Tannberger 2012). Sol- Hammer (Dahme-Spreewald), Reiersdorf tralis), Weiden (Salix spp.) und Erlen (Alnus che geschädigte Böden können sehr schnell (Uckermark) und Steinförde (Oberhavel) be- glutinosa). Sind auf solchen von Sukzession von Erlen und Weiden besiedelt werden. sonders hervorzuheben. Wichtig war es da- betroffenen Flächen noch typische Vegetati- bei, die teilweise seit Jahrzehnten vor Ort tä- onsgesellschaften der Kleinseggenriede etc. tigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des erhalten, kann der Erhaltungszustand häufig 4.2 Entnahme von Gehölzen Landesbetriebs Forst frühzeitig in die Maß- schnell verbessert werden. Sinnvoll ist es, nahmenvorbereitung einzubeziehen und ihre Schilfröhrichte zu mähen oder zu beweiden Für die Beseitigung von Jungerlenbeständen Gebietskenntnisse zu nutzen. und Gehölze zu entnehmen. und Grauweidengebüschen mit Stamm- Für die wasserbaulichen Maßnahmen waren Wegen der geringen Tragfähigkeit der Bö- durchmessern bis ca. 15 cm hat sich der Ein- Zulassungsentscheidungen nach dem Bran- den und der teilweise hohen Wasserstände satz von Raupenkettenfahrzeugen mit Forst- denburgischen Wassergesetz erforderlich. Sie konnte herkömmliche land- und fortwirt- mulcher bewährt. Die Gehölze und Wurzel- wurden von den Unteren Wasserbehörden schaftliche Technik für die maschinelle Mahd stubben werden hierbei im Ganzen gemulcht der Landkreise erteilt. Dabei war es sehr hilf- von Schilf und Großseggen oder für die ma- oder gefräst. Die dabei entstehenden Holz- reich, dass die zuständigen Gewässerunterhal- schinelle Entnahme von Weidengebüschen häcksel, die viel Kohlenstoff und wenig tungsverbände frühzeitig einbezogen wurden oder Erlenjungwuchs nicht verlässlich einge- Stickstoff (weites C/N-Verhältnis) enthalten, oder die Maßnahmen selbst durchführten. setzt werden. Auch eine manuelle Entnahme können auf der Fläche verbleiben. Naturschutzrechtliche Entscheidungen, ins- von Gehölzen oder die Flächenmahd per Auf diese Weise entstehen relativ nährstoff- besondere zu Befreiungen von den Verboten Hand ist nur auf ausgewählten, häufig arme Flächen, die schnell durch Glieder-Bin- der Schutzgebietsverordnungen, wurden schwer zugänglichen Einzelflächen eine se (Juncus articulatus), Fieberklee (Menyan- von den Unteren Naturschutzbehörden ge- praktikable Möglichkeit. thes trifoliata), Sumpf-Schachtelhalm (Equi- troffen. Entgegen den ursprünglichen Erwar- Daher kamen für diese ersteinrichtenden, setum palustre) und verschiedene Braun- tungen während der Projektvorbereitung häufig einmaligen Pflegemaßnahmen auf moose, insbesondere das Spitzblättrige waren keine Planfeststellungs- oder Plange- vielen Flächen umgebaute Raupenketten- Spießmoos (Calliergonella cuspidata) besie- nehmigungsverfahren notwendig. fahrzeuge (sog. Moorraupen) zum Einsatz, delt werden. Die Wiederbesiedlung mit Ge- da diese nur einen geringen Bodendruck hölzen kann nach den Erfahrungen aus dem (< 100g/cm²) auf die weniger tragfähigen Töpchiner Seen-Gebiet effektiv eingedämmt 4 Beispielhafte Erfahrungen Moorflächen ausüben. Mit dieser Spezial- werden, wenn die Wasserstände in den Flä- aus der Projektumsetzung technik wurden Altschilfbestände, Hochstau- chen sofort mindestens auf Flurniveau ange- denfluren, aber auch Großseggenriede aus hoben werden (Luka 2014). Auch eine kur- 4.1 Mahd von Schilf und Seggen Sumpf-Segge (Carex acutiformis) gemäht. ze, intensive Beweidung kann Gehölze ef- Die mehrmalige Verwendung solcher Raupen fektiv zurückdrängen. Wichtig ist vor allem, Offene Seggenmoore sind durch natürliche kann allerdings dazu führen, dass das Mikro- dass zwischen den einzelnen Pflegemaßnah- Sukzession gefährdet. Vor allem zu niedrige relief aus Bulten und Schlenken eingeebnet men keine zeitlichen Lücken entstehen, in oder stark schwankende Wasserstände för- wird. Bei mehrmaligem Überfahren der Flä- denen sich Gehölze neu etablieren können.

Abb. 1-11 Gehölzentnahme mit einer umgebauten Pistenraupe (Töpchiner Seen, Dahme-Spreewald, 22.02.2012) Foto: H. Rößling. Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 11

4.3 Stabilisierung der Wasserstände Einzugsgebiet und in den Moorflächen tiefer handelt sich zudem um Material, dass nicht als das Flurniveau. von außen eingebracht werden muss und in Die Vegetationsgesellschaften mesotropher Grundsätzlich kann aber davon ausgegan- der Regel in ausreichender Menge am Ort basen- und kalkreicher Niedermoore sind auf gen werden, dass – bei in Höhe und Menge der Baumaßnahme zur Verfügung steht. Die- Wasserstandsverhältnisse der Wasserstufe stabilem unterirdischem Wasserzustrom – se degradierten Torfe wurden durch Flachab- 5+ angewiesen. Die Grundwasserstände durch gezielte Wasserbaumaßnahmen nahe- torfung (Mauersberger 2014), also Entnahme sollten ganzjährig und ohne große Schwan- zu ganzjährig flurgleiche Grundwasserstände der obersten 10 bis 25 cm, gewonnen. Zur kungen auf oder leicht über Flurniveau liegen erreicht werden können. Verfüllung werden je nach Tiefe und Breite (Koska 2001, Couwenberg et al. 2011). Lang- des Grabens zwischen 1 und 5 m³ degra- fristige Überstauungen (Wasserstufe 6+) Geneigte Moore dierten Torfes pro laufenden Meter benötigt. führen ebenso zum Verschwinden solcher Geneigte Moore wurden vor allem durch Gesellschaften wie Grundwasserstände, die Handstichgräben entwässert, die in einen in Da häufig nicht mehr alle Gräben in der dauerhaft unter Flur liegen. Ziel der Projekt- der Talmitte verlaufenden Vorfluter einleiten. Landschaft zu erkennen waren, wurden maßnahmen war es daher, die Wasserstände Die hohe Wasserschüttung in den Quell- und manche Gräben erst während der Baumaß- auf den Moorflächen an möglichst vielen Ta- Durchströmungsmooren hatte zur Folge, nahmen aufgefunden. Für die Maßnahmen- gen des Jahres der Wasserstufe 5+ anzunäh- dass eine heute nur noch schwer vorstellbare planung bedeutet dies, dass bei der Kalkula- ern und die absoluten Schwankungen der Anzahl solcher Gräben angelegt werden tion der benötigten Mengen für die Graben- Wasserstände so gering und so kurz wie musste, um eine Bewirtschaftung überhaupt verfüllung immer ein ausreichender Puffer möglich zu halten. Erforderlich sind Vorkeh- erst zu ermöglichen (Zauft et al. 2014). von 15 bis 20 % eingeplant werden sollte. rungen gegen das sommerliche Absinken der Durch die Flachabtorfung wurden zudem de- Wasserstände. Dafür müssen der Abfluss aus Um den Wasserhaushalt entwässerter, ge- gradierte und vor allem eutrophe Torfe ent- den Moorflächen verringert und geeignete neigter Moore wieder an die ursprünglichen fernt. Auf den im Projekt abgeschobenen Flä- Wasserstandshöhen eingestellt werden. Eine Bedingungen anzunähern, mussten die Ent- chen standen gering beeinflusste und nähr- Bewässerung der Moore oder die Einleitung wässerungsgräben vollständig deaktiviert stoffärmere Torfe meist schon in einer Tiefe von Wasser aus anderen Einzugsgebieten werden. Dafür wurden die Gräben im Regel- von 20 bis 25 cm an (Zauft et al. 2014). Diese wurde vom Projekt nicht vorgenommen. fall komplett verfüllt. Bei schwach geneigten bieten bei flurgleichen Wasserständen opti- Allerdings reichte in einigen Gebieten das Gräben kann eine Verfüllung in Teilabschnit- male Bedingungen für die Wiederbesiedlung Wasserdargebot nicht aus, da die Wasser- ten ausreichend sein (Kammerung). Um Sa- mit mesotrophen Vegetationsgesellschaften. speisung durch Entwässerungsmaßnahmen ckungen des Torfes auszugleichen und seit- Bei starken Geländeneigungen oder starker in den Einzugsgebieten deutlich beeinträch- licher Erosion vorzubeugen, ist das Graben- punktueller Quellschüttung können auf tigt war. Als Beispiele sind hier Teilflächen in profil in jedem Fall überhöht und auch über abgetorften Flächen Erosionsprobleme ent- den Natura 2000-Gebieten Eichwerder die Grabenschulter hinaus zu verfüllen. Als stehen. Um dem vorzubeugen, wurden zu- Moorwiesen (Oberhavel) und Bollwinsee/ Material ist degradierter Torf am besten ge- erst 2011 im Natura 2000-Gebiet Gramzow- Großer Gollinsee (Uckermark) zu nennen. In eignet, da die Wasserleitfähigkeit der degra- seen, später aber auch im Bollwintal, im Me- diesen Gebieten liegt insbesondere in den dierten Torfe sehr gering ist (Schumann & langseemoor (Kienheide), am Maxsee und in Sommermonaten der Grundwasserstand im Mauersberger 2009, Mauersberger 2014). Es den Lange-Damm-Wiesen Torfentnahmen

Abb. 1-12 Bei schwach geneigten Entwässerungsgräben ist oft eine punktuelle Verfüllung ausreichend, um die Wasserstände zu stabilisieren (Fänger- see und Unterer Gamengrund, Märkisch-Oderland, 17.11.2014) Foto: M. Zauft 12 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

auf kleinen Flächen mit sehr unterschied- lichen Geometrien erprobt. Dazu wurden die Flächen hangparallel und mit einem Höhen- unterschied von maximal 15 cm abgetorft (Koska et al. 2012). Zwischen den so abge- torften Flächen verblieben nicht abgetorfte, bewachsene Dämme, welche den Wasser- rückhalt gewährleisten. Diese Dämme ge- währleisten den Wasserrückhalt. Bei dieser Methode entstehen viele kleine Abtorfungs- flächen, die den Reliefgegebenheiten ange- passt sind. Die bewachsenen Torfdämme werden nach dem Anstieg der Wasserstände überrieselt, aber auch teilweise durchströmt. Erosion tritt hier sehr selten und allenfalls punktuell auf. Flachabtorfungen auf größeren Flächen von mehreren tausend Quadratme- tern ohne Zwischendämme wurden in den Lange-Damm-Wiesen bei Strausberg und im Wegendorfer Mühlenfließ bei Altlandsberg durchgeführt. Noch ist es zu früh, die ge- nauen Auswirkungen der verschiedenen Me- thoden abschließend beurteilen zu können. In den gering geneigten Hauptvorflutern unterhalb der geneigten Moorflächen wie dem Bollwinfließ im Bollwintal und dem Stranggraben in den Lange-Damm-Wiesen stabilisieren Sohlaufhöhungen die Wasser- stände und verringern gerade in den Som- mermonaten den Abfluss aus den Mooren (Zauft et al. 2104)

Ebene Moore Im Vergleich zu den dichten und verzweigten, Abb. 1-13 engmaschigen Grabensystemen in geneigten Sohlgleiten stabilisieren die Wasserstände in Hauptvorflutern in einer definierten Höhe Mooren, können ebene Moore meist mit we- (Lange-Damm-Wiesen, Märkisch-Oderland, 20.04.2015) Foto: M. Zauft

Abb. 1-14 Um ihre Körpertemperatur zu regulieren, suchen Wasserbüffel Abkühlung im Wasser oder Schlamm (Töpchiner Seen, Dahme-Spreewald, 25.07.2013) Foto: H. Rößling Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 13

nigen Hauptgräben entwässert werden. Oft ne geschlossene und der Situation in naturna- Moosarten ausgebracht. Bei über 50 Veran- ist dabei der umgebende mineralische Rand hen Mooren vergleichbare Moosschicht er- staltungen und Exkursionen informierten sich durchbrochen und das Wasser in ein anderes reicht werden kann (Koska et al. 2013). Bei ca. 1.400 Personen über das Projekt. Mehr Einzugsgebiet übergeleitet worden. optimaler Ausprägung der Moosschichten in als 600 Kinder nahmen an den Veranstal- In solchen Mooren kann der Wasserstand den Spendergebieten ist davon auszugehen, tungen des Projektes teil. meist im Hauptabflussgraben auf die ge- dass 46 bis 52 m² Entnahmeflächen für einen Nach den Ergebnissen der 2014 durchge- wünschte Höhe eingestellt werden. Der Hektar Ansiedlungsfläche benötigt werden führten Kartierungen konnten auf einer Flä- durchbrochene mineralische Rand bietet sich (Koska & Hacker 2015). che von 211 ha der LRT 7230 nachgewiesen aufgrund seiner guten Baugrundeigenschaf- Auf den Flächen, auf denen Moose und Ge- werden. Davon entfallen 136 ha auf Flä- ten häufig als Standort für eine solide ge- fäßpflanzen ausgebracht wurden, konnte auf chen, auf denen der LRT 7230 vor Projekt- gründete Sohlengleite oder ein anderes Stau- 45 % untersuchten Dauerbeobachtungsflä- beginn nicht kartiert war. Auf einer Fläche bauwerk an. Damit kann sichergestellt wer- chen bereits nach zwei Jahren der LRT 7230 von 75 ha konnte der Erhaltungszustand von den, dass es durch Sackungen nicht zu Schä- nachgewiesen werden. Auf weiteren 50 % bestehenden Ausprägungen des LRT 7230 den am Bauwerk und damit zu einem Absin- der Dauerbeobachtungsflächen konnten verbessert werden. ken der gewählten Wasserstandshöhe in den Übergangsformen mit Elementen des LRT Zudem hatte das Projekt auf einer Fläche Hauptabflussgräben kommt. In der Löptener 7230 festgestellt werden (Koska & Hacker von 276 ha innerhalb der Projektgebiete po- Fenne konnte der Wasserstand auf diese 2015). Nach den Ergebnissen des Monito- sitive Auswirkungen auf Vorkommen ande- Weise stabilisiert werden. An den Töpchiner rings können die Entwicklungsperspektiven rer Lebensraumtypen. So haben vor allem Seen waren mehrere Bauwerke zur Sohlauf- dieser Flächen als günstig beurteilt werden. Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxi- höhung notwendig, um die, wenn auch ge- nus excelsior (91E0), Moorwälder (91D0), ringe Längsneigung auf einer Strecke von Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mehr als vier Kilometern auszugleichen. 5 Projektergebnisse (3140), Natürliche eutrophe Seen (3150), Zu beachten ist allerdings, dass die Wasser- Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140) stände in den Moorflächen nicht ganzjährig Durch die Maßnahmen des Projektes wurden und Pfeifengraswiesen (6410) von den Pro- den Wasserständen in den Entwässerungsgrä- die Wasserstände auf einer Fläche von 982 jektmaßnahmen profitiert. ben entsprechen. Vor allem in Phasen mit ha in 13 Natura 2000-Gebieten stabilisiert. starker Verdunstung und geringen Nieder- Dafür wurden Gräben mit einer Länge von schlägen können die Wasserstände in den 44 km verfüllt, 24 Stauanlagen und Sohlan- 6 Ziele der Gebietsentwick- Moorflächen auch weiterhin absinken. Bei aus- hebungen errichtet und auf über sechs km lung und Sicherung des reichendem Wasserdargebot und sinnvollen Länge Totholz in Fließgewässer eingebracht. Maßnahmenerfolgs Stauhöhen können sowohl die Schwankungen Die Wasserstände in den Mooren liegen jetzt der Wasserstände als auch die Zeitdauer nied- nahezu ganzjährig auf Flurniveau oder in Auf wiedervernässte kalkreiche Niedermoore riger Wasserstände verringert werden. Flurnähe. Landwirtschaftsbetriebe wurden trifft zu, was auch für alle mehr oder weni- mit Zaunmaterial, Weidebrunnen und Wei- ger nutzungsabhängigen Offenlandlebens- detieren (Wasserbüffel) unterstützt. Zudem räume gilt. In diesen Gebieten ist auch nach 4.4 Wiederansiedlung von Arten wurden 20 Gefäßpflanzenarten und 12 Abschluss großer Projekte eine aktive Ge-

Das für kalkreiche Niedermoore typische, hydrologische Überrieselungs- und Durch- strömungsregime wird ganz wesentlich durch die braunmoosreiche Vegetationsbe- stände bestimmt. Ohne Vegetationsübertra- gung stellen sich schon in der ersten Vegeta- tionsperiode meist typische feuchteliebende Arten wie Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), Glieder-Binse (Juncus articulatus) und Spitzblättriges Spießmoos (Sphagnum capillifolium) ein (Zauft et al. 2014). Um die Besiedlung der Flächen frühzeitig auch mit Charakterarten des LRT 7230 zu unterstützen, erfolgte eine Übertragung von Vegetation aus naturnahen Mooren in die durch Flachabtorfung entstandenen, offe- nen Torfflächen. Insgesamt wurden auf ca. 11 ha Bestandteile von Moosen und Gefäß- pflanzen übertragen. Die Vegetation wurde entweder durch Quer- schnittsentnahmen von moosreichen Plaggen der Mooroberfläche oder durch gezielte Ent- nahmen von speziellen Moosen gewonnen. Zudem wurden 20 Gefäßpflanzenarten, u. a. Sumpf-Tarant (Swertia perennis), Sumpf- Herzblatt (Parnassia palustris) und Sumpf- Läusekraut (Pedicularis palustris) angesiedelt. Die Ausbringung der Moose erfolgte in ge- häckselter Form per Hand im Frühjahr oder Herbst (Koska & Hacker 2015). Dabei wurden zwischen 75 und 100 g/m² gehäckselte Vege- tationsmasse auf den Flachabtorfungsflächen Abb. 1-15 ausgebracht. Bei solchen Mengen wird davon Informationstafeln stellen kalkreiche Niedermoore und das jeweilige Schutzgebiet vor ausgegangen, dass innerhalb von 3 Jahren ei- (Mühlenfließ-Sägebach, Dahme-Spreewald, 02.04.2014) Foto: J. Ruffer 14 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

bietsbetreuung erforderlich, um die nachfol- genden Prozesse zu beobachten und mög- liche unerwünschte Entwicklungen frühzei- tig erkennen zu können. In allen Projektgebieten ist auch nach Ab- schluss des LIFE-Projektes eine Begleitung der weiteren Entwicklung durch die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg oder ihre Projektpartner gewährleistet. Die Betreuung der Gebiete erfolgt dabei nach Projektende durch die Eigentümer der Flächen. Klärungs- bedarf besteht allerdings hinsichtlich der Ein- bindung der Aktivitäten der Projektbetei- ligten in das System der Natura 2000-Ge- bietsbetreuung im Land Brandenburg.

Fachlich ging es bei der Festlegung der Ent- wicklungsziele im Wesentlichen um die Ab- wägung zwischen einer ungesteuerten, na- türlichen Entwicklung (Prozessschutz) sowie Art und Umfang des notwendigen Pflege- managements in den Gebieten.

Hinsichtlich der anzustrebenden Entwick- lung wurden die Gebiete drei Hauptkatego- rien zugeordnet:

• Prozessschutz mit ungesteuerter, natür- licher Entwicklung, • Überwiegender Prozessschutz mit Teilflä- chen im aktiven Pflegemanagement, • Überwiegender Pflegemanagement mit Teilflächen im Prozessschutz.

Tab. 1 gibt einen Überblick, zu welchem Typ die einzelnen Gebiete gehören. Gleichzeitig werden die für die Gebietsbetreuung verant- wortlichen Projektbeteiligten genannt. Abb. 1-16 Sumpf-Thujamoos (Helodium blandowii) (Mühlenfließ-Sägebach, Dahme-Spreewald, 02.04.2014) Foto: J. Ruffer

Verantwortlicher Nr. Projektgebiet Managementtyp Projektbeteiligter

Langes Elsenfließ/Wegendorfer NaturSchutzFonds, 01 Pflegemanagement mit größeren Teilflächen im Prozessschutz Mühlenfließ NABU-Stiftung

02 Maxsee Prozessschutz - natürliche Entwicklung NaturSchutzFonds

03 Fängersee/Unterer Gamengrund Prozessschutz mit Kleinflächen im Pflegemanagement NABU-Stiftung

04 Lange-Damm-Wiesen Prozessschutz mit größeren Teilflächen im Pflegemanagement NABU RV Strausberg

05 Ruhlsdorfer Bruch Pflegemanagement mit Teilflächen im Prozessschutz NABU RV Strausberg

06 Eichwerder Moorwiesen Prozessschutz - natürliche Entwicklung NaturSchutzFonds

07 Töpchiner Seen Prozessschutz mit größeren Teilflächen im Pflegemanagement NaturSchutzFonds

08 Pätzer Hintersee Kleinflächiges Pflegemanagement mit Teilflächen im Prozessschutz NaturSchutzFonds, LfU

09 Gramzow-Seen Prozessschutz mit Kleinflächen im Pflegemanagement LfU

10 Bollwinwiesen/Großer Gollinsee Prozessschutz - natürliche Entwicklung Michael Succow Stiftung

11 Kienheide (Melangseewiesen) Pflegemanagement mit Teilflächen im Prozessschutz NaturSchutzFonds

12 Löptener Fenne/Wustrickwiesen Prozessschutz mit größeren Teilflächen im Pflegemanagement NaturSchutzFonds, LfU

13 Mühlenfließ-Sägebach Kleinflächiges Pflegemanagement mit Teilflächen im Prozessschutz NaturSchutzFonds

Tab. 1 Übersicht zum notwendigen Management in den Projektgebieten Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 15

Prozessschutz • kleinflächige Erhaltungspflege wertvoller Wustrickwiesen ist eine aktive fachliche Be- In den Gebieten Maxsee, Eichwerder Moor- Vegetationsbestände des Lebensraum- treuung der Projektbeteiligten durch das Ge- wiesen und Bollwinwiesen ist durch den ho- typs 7230 und bietsmanagement erforderlich. Hier handelt hen Anteil von Flächen mit ungesteuerter na- • Entwicklungspflege großflächiger arten- es sich in der Regel um ehemals mit Ge- türlicher Entwicklung kein aktives Pflegema- reicher Moorstandorte mit dem Ziel lang- hölzen, Schilf oder Großseggen bewachsene nagement mehr erforderlich (Prozessschutz). fristig Ausprägungen der Ziel-Lebensraum- Flächen, auf denen eine Entwicklung mit Diese Gebiete wurden im Rahmen des Pro- typen (7230, 6410) wieder herzustellen. dem Ziel der langfristigen Wiederherstellung jektes so entwickelt, dass ohne weiteres der LRT 7230 oder 6410 initiiert wurde. Um menschliches Eingreifen eine natürliche Ent- Die kleinflächige Pflege zur Erhaltung wert- dies zu erreichen, ist aber auch nach Pro- wicklung sowie Moorwachstum möglich sind. voller Vegetationsbestände des Lebens- jektende eine Hagerung durch Nutzung not- Die Flächen sind bereits so nass, dass eine raumtyps 7230 (Kalkreiche Niedermoore) wendig. Wichtig ist hierbei, dass Intensität Pflege gar nicht möglich bzw. sinnvoll ist. In erfolgt überwiegend auf der Basis von Ver- und Zeitpunkt der Nutzung überprüft und diesen Gebieten ist zukünftig nur noch ein tragsnaturschutz durch Mitglieder von Na- gegebenenfalls angepasst werden müssen. Monitoring der allgemeinen Gebietsentwick- turschutzverbänden oder durch die Landes- Im Rahmen des Projektes wurden durch die lung und/oder weniger ausgewählter Dauer- forstverwaltung. Diese Flächen liegen im Anschaffung von Weidezäunen, Tränken beobachtungsflächen vorgesehen. Bei der Be- Regelfall in Gebieten, in denen ansonsten oder Mähtechnik die Rahmenbedingungen treuung dieser Gebiete sollen mögliche Beein- Prozessschutz angestrebt wird oder Pflege- für die Stabilisierung der Flächennutzung im trächtigungen frühzeitig erkannt und auf ihre nutzungen nur auf Teilflächen erforderlich Sinne der Projektziele deutlich verbessert. Vermeidung hingearbeitet werden. In einigen sind. Zu nennen sind hier die Gebiete Fän- dieser Gebiete existieren bedeutsame Vor- gersee und Unterer Gamengrund, Ruhlsdor- kommen bestimmter Arten wie z. B. Sumpf- fer Bruch, Pätzer Hintersee, Gramzow-Seen Glanzkraut (Liparis loeselii), Sumpf-Ständel- und Mühlenfließ-Sägebach. wurz (Epipactis palustris) oder Steifblättriges Die Entwicklungspflege größerer Flächen er- Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata). folgt überwiegend durch landwirtschaftliche Betriebe. Die Flächen werden vor allem mit Pflegemanagement Wasserbüffeln, Rindern und Schafen bewei- Ein aktives Pflegemanagement wird auch det. Das entspricht auch den Nutzungsstra- nach Projektende auf solchen Flächen not- tegien in vielen Niedermoorgebieten in an- wendig sein, auf denen ohne Nutzung eine deren Teilen Europas (Bokdam et al. 2002, Sukzession mit Gehölzen oder hochwüch- Stammel et al. 2003). Eine Mahdnutzung der siger Vegetation (Schilf, Großseggen) zu er- Flächen ist im Regelfall wegen der ganzjäh- warten ist. Die Ursachen hierfür liegen in der rig hohen Wasserstände nicht möglich. In hohen Standfestigkeit und dem Nährstoff- den Natura 2000-Gebieten Langes Elsen­fließ reichtum der wiedervernässten Moore. Hier- und Wegendorfer Mühlenfließ, Lange- bei werden für das weitere Management Damm-Wiesen, Töpchiner Seen, Kienheide zwei Fälle unterschieden: (Melangseewiesen) und Löptener Fenne und

Abb. 1-17 Zwei Jahre nach der Gehölzentnahme erinnert nichts mehr an den vorherigen Zustand der Fläche (Töpchiner Seen, Dahme-Spreewald, 15.05.2014) Foto: M. Zauft 16 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017

Projektgebiet: Bollwintal FFH-Gebiet: DE 2947-302: Bollwinwiesen/Großer Gollinsee

Landkreis: Uckermark Schutzgebiete: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, NSG Bollwinwiesen/Großer Gollinsee

Gemeinde: Stadt Templin Größe: ca. 135 ha

Gebietsbeschreibung Das Bollwintal liegt zwischen den Ortslagen Gollin im Südosten und Dargersdorf im We- sten. Es wird im Osten von der Landesstraße 100 begrenzt. Das Bollwinfl ieß entwässert das Bollwintal und mündet im Westen in den Polsensee. Im Norden begrenzen die Alb- rechtstaler Wiesen und eine deutliche Gelän- destufe den Talraum. Die Grundstücke im Bollwintal befi nden sich überwiegend im Ei- gentum der Michael Succow Stiftung zum FFH-Gebiet Bollwinwiesen/Großer Gollinsee Schutz der Natur und des Landes Branden-

burg (Landesforstverwaltung). Das Boll- wintal liegt mit den südlich angrenzenden Wald- und Seenfl ächen im Naturschutzge- Legende biet Bollwinwiesen/Großer Gollinsee.

Entstehung FFH-Gebiet 0 200 400 600 800 m Das Bollwintal liegt in einer Schmelzwasser- Maßnahmenraum rinne. Sie verläuft im Sander vor der Haupt- endmoräne der Pommerschen Eisrandlage. In dieser Schmelzwasserinne wurden einige Toteisblöcke überschüttet. Nach dem Aus- tauen des Toteises im Periglazial entstanden im Bollwintal mehrere Seenbecken. Von diesen Seen existiert innerhalb der Hauptrinne heute nur noch der Bollwinsee. Durch Verlandung der übrigen Seen kam es zur Bildung von Verlandungsmooren inner- halb der Schmelzwasserrinne. Davon zeugen die ca. 1 m mächtigen Schilftorfe über den mehrere Meter mächtigen Mudden in den verlandeten Seebecken. Nach Abschluss der Verlandungsphase kam es durch den stän- digen Zustrom von Grundwasser aus dem Einzugsgebiet zum Aufwachsen von Durch- strömungsmooren auf dem Verlandungs- moor. An den Rändern des Tals haben sich durch den beständigen Grundwasserzustrom auf Teilfl ächen Quellmoore gebildet.

Nutzungs- und Entwicklungsgeschichte Bereits im 18. und 19. Jahrhundert wurde begonnen, die Moorfl ächen nutzbar zu ma- chen. Hierzu wurden im Mittel- und Ostteil des Moores zahlreiche kleine Entwässe- rungsrinnen angelegt. Zur Verbesserung der Standfestigkeit der Flächen wurden die we- nig tragfähigen Moorböden mit Sand über- schüttet.

Abb. 2-1 – oben Übersichtskarte des Projektgebietes Bollwintal

Abb. 2-2 – Mitte Luftaufnahme des Gebietes mit Bollwinfl ieß und Bollwinsee (22.03.2011) Foto: H. Rößling

Abb. 2-3 – unten Schnabelseggen-Zungenhahnenfuß-Ried im Bollwintal (22.06.2012) Foto: M. Zauft Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 17

Der westliche Teil des Bollwinfließes wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts teilweise be- gradigt. Aufgrund anhaltend hoher Wasser- stände wurde die Nutzung großer Bereiche aber schon in den 1970er Jahren weitge- hend wieder aufgegeben. In den 1970er Jahren wurden im Bollwintal Elbebiber (Castor fiber albicus) angesiedelt. Die Art kommt im Gebiet auch aktuell vor.

Zustand vor Projektbeginn Zu Beginn des Projektes entwässerten zahl- reiche Flachgräben noch immer die Moorflä- chen im südwestlichen, mittleren und öst- lichen Teil des Bollwintals. Im nordwest- lichen Teil des Tals sind Stabilisierungen der Wasserstände nur möglich, wenn auch in den außerhalb des Natura 2000-Gebietes gelegenen Albrechtstaler Wiesen die Was- serstände angehoben würden. Dies konnte im Projekt nicht realisiert werden. Typische Vegetationsgesellschaften kalk- reicher Niedermoore mit ausgedehnten, fast baumlosen Zungenhahnenfuss-Schnabel- seggenrieden und Spitzmoos-Großseggen- rieden waren nur im Zentrum entlang des Bollwinfließes erhalten geblieben.

Umgesetzte Projektmaßnahmen Wegen des sehr guten Wasserdargebotes konnte im südlichen, mittleren und östlichen Teil des Bollwintals in mehreren Bauab- schnitten der natürliche Wasserhaushalt wie- derhergestellt werden. In einem ersten Schritt wurden Schilfröhrichte gemäht und Weiden- gebüsche entnommen. Dadurch wurden Moorflächen gehagert und offene Bereiche für Wasserbaumaßnahmen geschaffen. In den Jahren 2011 bis 2014 wurden im Boll- wintal insgesamt ca. 32 ha eutrophe Röh- richte gemäht und 3 ha Weidengebüsche – insbesondere im Osten des Gebietes – ent- nommen. Wegen der sensiblen Moorböden Besucherhinweise: kamen sogenannte Moorraupen zu Einsatz. Das Bollwintal kann von den Ortschaften Um die Wasserstände zu stabilisieren, wurden Dargersdorf und Gollin auf Wald- und Fahr- die zahlreichen und jetzt frei zugänglichen wegen erreicht werden. Eine Informationsta- Gräben vollständig verschlossen. Dafür wur- fel am Fahrweg von Dargersdorf nach Gut de degradierter Torf genutzt, welcher über Gollin informiert über Kalkreiche Nieder- Flachabtorfungen aus den angrenzenden moore und das LIFE-Projekt. Moorflächen gewonnen wurde. Auf diese Art und Weise konnten im Gebiet rund 5,4 km Quelle: Gräben deaktiviert und auf rund 4,5 ha Roh- Nusko, N. 2011: Bodenkundlich – hydrologische Un- tersuchung zur Revitalisierung des Bollwintal-Moores böden mit nährstoffarmen Torfen freigelegt (Uckermark). Diplomarbeit an der Ernst-Moritz- werden. Auf diesen Rohböden wurden in Zu- Arndt-Universität Greifswald, Studiengang Land- sammenarbeit mit der Universität Greifswald schaftsökologie und Naturschutz. Greifswald, 115 S. auf Flachabtorfungsflächen seltene Pflanzen und Moose kalkreicher Niedermoore, darun- ter Rote Liste Arten wie das Echte Skorpions- Abb. 2-4 – oben moos (Scorpidium scorpioides) und das Zur Stabilisierung der Wasserstände im Sumpf-Thujamoos (Helodium blandowii) auf Bollwinfließ wurde eine vorhandene Sohl- rund 3 ha erfolgreich wieder angesiedelt. gleite erneuert (27.03.2013) Foto: M. Zauft. Der Gebietsabfluss aus dem Bollwintal wurde an den beiden das Gebiet in westliche Rich- Abb. 2-5 – Mitte tung entwässernden Fließgewässern durch Flachabtorfungsfläche zwei Jahre nach der zwei neue Sohlgleiten auf höherem Niveau Abtorfung und intensiver Bearbeitung durch stabilisiert. Von der Stabilisierung des Wasser- Wildschweine (05.05.2015) Foto: M. Zauft haushaltes profitieren Flächen mit einer Grö- ße von rund 135 ha. Damit sind langfristig Abb. 2-6 – rechts gute Vorrausetzungen für ein neues Moor- Südlich des Bollwinfließes gibt es größere wachstum und somit den Erhalt der kalk- Bestände des Schlangen-Knöterichs (Bistor- reichen Niedermoore im Bollwintal gegeben. ta officinalis) (07.06.2012) Foto: M. Zauft 18 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017

Projektgebiet: Gramzowseen FFH-Gebiet: DE 2844-303: Gramzow-Seen

Landkreis: Oberhavel Schutzgebiete: LSG Fürstenberger Wald- und Seengebiet, Naturpark Stechlin-Ruppiner Land

Gemeinde: Gransee, Großwoltersdorf Größe: ca. 295 ha

Gebietsbeschreibung Die Gramzowseenrinne liegt westlich der Bundesstraße 96 zwischen Fürstenberg im Norden und Dannenwalde im Süden. Das Natura 2000-Gebiet erstreckt sich vom Quellbereich des Pölzer Fließes an der Drö- genschen Wiese bis zu dessen Mündung in den Kleinen Wentowsee bei Seilershof. Im Norden führt der Verbindungsweg von Buchholz nach Gramzow durch das Gebiet. Die Grundstücke im Gebiet befi nden sich überwiegend im Eigentum des Landes Bran- denburg (Landesforstverwaltung) und einige in Privatbesitz.

Entstehung Das enge Tal der Gramzowseenrinne liegt in einer ehemaligen Schmelzwasserabfl ussbahn in der nährstoffarmen Sanderlandschaft süd- lich der Fürstenberger Endmoränenstaffeln. Der Talraum ist vor allem im Norden durch stark geneigte Quellmoore geprägt. Südlich des Weges von Gramzow nach Buchholz sind neben den randlichen Quellmooren auch Durchstömungs- und Verlandungs- moore vorhanden. Hier liegen auch eutro- phe Flachseen, der Kleine und der Große FFH-Gebiet Gramzowsee. Beide Seen werden vom Pöl- Gramzow-Seen zer Fließ durchfl ossen. Im südlichen Teil sind auf den Verlandungsmooren Durchströ- mungsmoore aufgewachsen. Die großfl ä- chig anzutreffenden Braunmoos- und Seg- gentorfe zeigen, dass die Gramzowseenrin- Legende ne ehemals ein fast gehölzfreies Basenzwi- schenmoor war.

Nutzungs- und Entwicklungsgeschichte FFH-Gebiet 0 200 400 600 800 m Vor allem im 19. Jahrhundert wurde ein sehr dichtes System von Handstichgräben ange- Maßnahmenraum legt, um die Moore nutzen zu können. In den Quellmooren ist der Abstand solcher Gräben teilweise geringer als 30 m, was auf das hohe Wasserdargebot hinweist. In die- sem Zusammenhang wurde auch das Pölzer Fließ ausgebaut, eingetieft und vor allem im mittleren Talabschnitt begradigt. Auf den entstandenen Feuchtwiesen wurden dann kleinbäuerlich bis in die 1950er Jahre vor allem Heu und Einstreu gewonnen. Nach dem Zusammenbruch dieser kleinbäuer- lichen Strukturen wurden die Wiesen des sehr unzugänglichen Gebietes kaum noch genutzt. Auf den leicht entwässerten Stand- orten konnten sich großfl ächig Erlenbruch- waldgesellschaften etablieren. Nur im mittle- ren und nördlichen Teil blieben, auch durch

Abb. 3-1 – oben Übersichtskarte des Projektgebietes Gramzowseen

Abb. 3-2 – unten Der Kleine Gramzowsee von Westen gesehen, Luftaufnahme (22.03.2011) Foto: H. Rößling Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 19

die Pflegenutzung des Landesbetriebs Forst, Offenflächen erhalten.

Zustand vor Projektbeginn Trotz allem sind im Gebiet der Gramzowseen zahlreiche wertgebende Arten kalkreicher Niedermoore wie das Sumpf-Thujamoos (Helodium blandowii) oder auch das Steif- blättrige Knabenkraut (Dactylorhiza incar- nata) in kleinen Populationen auf gering entwässerten Flächen erhalten geblieben. Der LRT 7230 kam in diesen Offenflächen noch als Begleitbiotop vor.

Umgesetzte Projektmaßnahmen In Abstimmung mit den Oberförstereien Menz und Steinförde und dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land wurden von 2010 bis 2012 vor allem im nördlichen und mittle- ren Teil des Gebietes Schilf gemäht und Wasserstände stabilisiert. Es wurde schnell ersichtlich, dass eine erfolg- reiche Wiedervernässung der geneigten Moorkomplexe nur durch den totalen Ver- schluss sämtlicher Gräben möglich ist. Um einen möglichst großen Wasserrückhalt auch bei der Anlage von Flachabtorfungsflächen zu gewährleisten und trotzdem möglichst viel Fläche für eine Wiederansiedlung von Arten zu erhalten, wurde in Abstimmung mit der Universität Greifswald eine gekammerte Variante der Flachabtorfungsflächen in die- sem Gebiet erstmals erprobt. Hierbei wur- den kleine Flachabtorfungsflächen in 5 bis 15 cm Höhenstufen terrassenartig in den geneigten Moorflächen angelegt. Die Ter- rassen verlaufen parallel zu den Höhenlinien. Flächen mit wertvollen Vegetationsbestän- den wurden nicht abgetorft. Diese Flächen wurden während der Baumaßnahme auch nicht überfahren. Der Grabenverschluss erfolgte durch Über- kopfverbau. Es wurde am Moorrand mit der Grabenverfüllung begonnen und dann auf dem bereits verschlossen Teil des Grabens das weitere Material zum Einbauort gefahren. In den Erlenbruchwaldstandorten auf den randlichen Quellmooren wurden die Gräben nur teilweise verschlossen, da hier die Wege zu lang waren und in diesen Bereichen auch nicht ausreichend Material für die Verfüllung zur Verfügung stand. Insgesamt wurden in der Gramzowseenrinne rund 5,7 km Gräben vollständig deaktiviert. Zudem wurden auch die Abflüsse aus drei randlichen Wald- mooren in den Talraum verschlossen und so bereits im Einzugsgebiet der Wasserrückhalt verbessert. 75 ha Moorfläche konnten ver- nässt werden. Durch die Neigung der Stand- orte hat sich der Wasserstand überwiegend auf Flurniveau eingestellt, Überstauungsflä- chen sind nicht entstanden. Die immer noch standfesten Bereiche des Moores bieten da- angesiedelt, darunter auch seltene Arten wie Abb. 3-3 – oben her Gehölzen auch nach der Vernässung das Echte Sumpfmoos (Paludella squarrosa), In geneigtem Gelände wurden die noch die Möglichkeit, sich zu etablieren. Mit die Draht-Segge (Carex diandra) und der Abtorfungsflächen an die Höhenlinien einem im Projekt beschafften Balkenmäher Blaue Tarant (Swertia perennis). angepasst (19.03.2012) Foto: M. Zauft pflegt der Landesbetrieb Forst jährlich 10 ha der wertvollen Offenflächen. Besucherinformationen Abb. 3-4 – unten Auf diesen Bereichen sowie auf den Flach- Eine Schautafel informiert am Weg zwischen Die Entwässerungsgräben werden mit abtorfungsflächen hat die Universität Greifs- Buchholz und Gramzow über kalkreiche Nie- degradiertem Torf verschlossen wald Moose und Pflanzen erfolgreich wieder dermoore und die Ergebnisse des Projektes. (29.08.2011) Foto: M. Zauft 20 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Abb. 3-5 – links oben Die Flachabtorfungsfläche 3 Jahre nach der Maßnahme (25.03.2015) Foto: M. Zauft

Abb. 3-6 – links Mitte Flächen im Bruchwald nach der Torfentnahme (23.04.2012) Foto: M. Zauft

Abb. 3-7 – links unten Auf besonders wertvollen Flächen findet eine Pflegemahd durch den Landesbetrieb Forst statt (25.07.2012) Foto: M. Zauft

Abb. 3-8 – rechts oben Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) im Gebiet Gramzowseen (19.05.2014) Foto: C. Zick

Abb. 3-9 – rechts Mitte Sumpfschrecke ((Stethophyma grossum) (24.08.2015) Foto: M. Zauft hoLger rössLiNg, jaNiNe ruffer & michaeL zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 21

Projektgebiet: Lange-Damm-Wiesen FFH-Gebiet: DE 3449-301: Herrensee, Lange-Damm-Wiesen und Barnimhänge

Schutzgebiete: LSG Strausberger Sander-, Os- und Barnimhanglandschaft Landkreis: Märkisch-Oderland NSG Herrensee, Lange-Damm-Wiesen und Barnimhänge

Gemeinde: Stadt Strausberg, Gemeinde Rüders- Größe: ca. 220 ha dorf bei Berlin

Gebietsbeschreibung Die Lange-Damm-Wiesen liegen südlich von Strausberg und nördlich von Hennickendorf. Durch das Gebiet verläuft im Westen die Strausberg Landesstraße 23. Bis 1952 verlief zwischen Strausberg und Hennickendorf die Grenze zwischen den Landkreisen Oberbarnim und FFH-Gebiet Niederbarnim. Das Gebiet entwässert nach Herrensee, Lange–Damm- Westen über den Stranggraben zum Stie- Wiesen und Barnimhänge nitzsee Der NABU-Regionalverband Straus- berg-Märkische Schweiz e.V. und die Stadt Strausberg sind Eigentümer großer Flächen im Naturschutzgebiet. Einige Grundstücke befi nden sich in Privatbesitz.

Entstehung Die Lange-Damm-Wiesen sind Teil eines subglazialen Rinnensystems zwischen der Barnimhochfl äche und dem Berliner Ur- stromtal. Die von Oszügen durchsetzten Moorfl ächen der Lange-Damm-Wiesen sind noch heute eines der bedeutendsten basen- bis kalkreichen Quellmoorgebiete im Land Brandenburg. Artesisch gespanntes Grundwasser tritt an vielen Stellen im Ge- biet kleinfl ächig aus. Der starke Quelldruck und die hohe Wasserschüttung führten zur Bildung von stark geneigten Quellmooren an den Rändern und einzelner verstreuter Quellkuppen. In den Quellmooren dominie- ren überwiegend sehr kalkreiche Braun- moos- und Seggentorfe, aber auch Quell- Legende Hennickendorf kalkausfällungen sind häufi g anzutreffen. Das Zentrum der Lange-Damm-Wiesen so- MaßnahmenStienitzsee wie die Moorfl ächen am Stienitzsee sind hingegen Verlandungsmoore, die teilweise erst nach der Seespiegelabsenkung im Jahr Maßnahmenraum 0 150 300 450 600 m 1858 entstanden sind. Hier dominieren FFH-Gebiet muddenreiche Seggen- und Röhrichttorfe über teilweise hoch anstehenden Kalkmud- den. Diese Flächen waren von Natur aus deutlich nährstoffreicher als die mesotro- phen Quellmoorbereiche der Lange-Damm- Wiesen.

Nutzungs- und Entwicklungsgeschichte Wegen des enormen Wasserdargebots des Gebietes und der starken Geländeneigung musste ein sehr umfangreiches Grabensys- tem angelegt werden, um die Flächen nutz- bar zu machen. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Grabensystem immer wieder ausgebaut. Auch der Stranggraben als

Abb. 4-1 Übersichtskarte des Projektgebietes Lange-Damm-Wiesen

Abb. 4-2 Luftbild nach Flachabtorfung und Grabenverfüllung (15.04.2013) Foto: H. Rößling 22 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Abb. 4-3 – oben links Flachabtorfungsfläche nördlich des Stranggrabens wenige Tage nach der Abtorfung (25.02.2014) Foto: M. Zauft

Aufnahme 4-4 – oben rechts Sohlgleite im Stranggaben zur Stabilisierung der Wasserstände (05.05.2015) Foto: M. Zauft

Abb. 4-5 – Mitte Quellmoorbereich drei Jahre nach Maßnahmenumsetzung (01.07.2016) Foto: M. Zauft

Abb. 4-6 – unten links Wasserbüffel erweitern die Möglichkeiten zur Landschaftspflege in den Lange-Damm- Wiesen (10.09.2014) Foto: M. Zauft Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 23

Hauptvorfluter wurde begradigt, verbreitert und stark eingetieft. Die Versuche, das Moor zu entwässern, hielten bis in die 1970er Jah- re an. Zudem wurden auch einige Flächen zur Torfgewinnung genutzt, wodurch auch heute noch existierende, wassergefüllte Torfstiche entstanden sind. Noch in den 1950er Jahren beindruckte das Gebiet mit einem großen Artenreichtum und großflä- chigen Vorkommen von nährstoffarmen Feuchtwiesen. Hatte man die Flächen bis in die 1960er Jahre noch extensiv und klein- bäuerlich nutzen können, blieben die an- schließenden Versuche einer intensiven Nut- zung auf wenige, gut entwässerbare Flächen beschränkt. Dadurch gerieten jedoch in den letzten 50 bis 60 Jahren immer mehr Flächen aus der Nutzung. Dies führte zu einer ra- schen Etablierung von Erlenbruchwäldern, Holunder- und Weidengebüschen auf den jetzt standfesten, entwässerten Moorböden. Wertvolle Arten kalkreicher Niedermoore wie Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris), Sumpfherzblatt (Parnassia palustris) oder Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifoli- um) überdauerten diese Zeit der Moornut- zung nur auf wenigen kleinflächigen Quell- moorbereichen.

Zustand vor Projektbeginn Der NABU Regionalverband Strausberg- Märkische Schweiz e.V. betreute seit Jahr- zehnten ehrenamtlich die Lange-Damm- Wiesen. Durch verschiedene Projekte und Mittel des Vertragsnaturschutzes wurde seit den 1990er Jahren die Landschaftspflege durch Mahd und Beweidung mit Heckrin- dern, Schafen und Ziegen unterstützt. Allerdings waren die Entwässerungssysteme weiterhin funktionsfähig und trugen zur Moordegradation und Verschlechterung des Gebietszustands bei.

Umgesetzten Projektmaßnahmen Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg hat durch LIFE Kalkmoore Grundstücke mit einer Größe von 108 ha für den NABU Regi- onalverband Strausberg-Märkische Schweiz e.V. erworben. Dadurch konnten großräu- mige Wiedervernässungen vorgenommen werden. Auf den bis zu 7 % geneigten Quellmoorflächenmussten die Entwässe- rungsgräben komplett verschlossen werden. Insgesamt wurden knapp 8 km Gräben de- aktiviert und dabei 7,3 ha Flachabtorfungs- flächen geschaffen. Dabei wurden südlich und nördlich des Stranggabens unterschied- lichen Abtorfungsvarianten erprobt. Durch ten sowie Material für mobile Koppeln ange- Abb. 4-7 – oben den Einbau von zwei Sohlgleiten im Strang- schafft und 7,5 ha feste Weiden eingerich- Beweidung mit Wildpferden (01.07.2016) graben ist der Wasserstand im zentralen Teil tet. Insgesamt befinden sich jetzt ca. 55 ha Foto: M. Zauft der Lange-Damm-Wiesen großflächig ange- Moor- und Grünlandflächen in einer ange- hoben worden. Die Wasserstände wurden passten Pflegenutzung durch den NABU Re- Abb. 4-8 – unten links auf insgesamt ca. 113 ha stabilisiert. gionalverband. Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) auf Auf den Flachabtorfungsflächen wurden auf einener Quellkuppe in den Lange-Damm- 2,8 ha 21 Arten von Moosen und Gefäß- Besucherhinweise Wiesen (18.05.2015) Foto: M. Zauft pflanzen angesiedelt, wie z.B. die Draht- Vom Bahnhof Strausberg (Vorstadt) oder Segge (Carex diandra) und das Große von Hennickendorf führen Wanderwege in Abb. 4-9 – unten rechts Schönmoos (Calliergon giganteum). Zur und um die Lange-Damm-Wiesen oder zum Die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) langfristigen Pflege von Feuchtwiesen und Stienitzsee. Auch von der Siedlung Torfhaus kommt in den Lange-Damm-Wiesen in Moorflächen wurde für den NABU-Regio- zwischen Strausberg und Hennickendorf Quellmorkomplexen vor (01.07.2016) nalverband ein Kleintraktor mit Zusatzgerä- sind Wanderungen ins Gebiet möglich. Foto: M. Zauft 24 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017

Projektgebiet: Löptener Fenne und Wustrickwiesen FFH-Gebiet: DE 3847-301: Löptener Fenne und Wustrickwiesen

Schutzgebiete: Naturpark Dahme-Heideseen, NSG Löptener Fenne und Wustrick- Landkreis: Dahme-Spreewald wiesen

Gemeinde: Groß Köris Größe: 56 ha

Gebietsbeschreibung Die Löptener Fenne befi ndet sich nördlich der Ortschaft Löpten im Naturpark Dahme- Heideseen und liegt mit den nördlich an- schließenden Wustrickwiesen im Natur- schutzgebiet Löptener Fenne und Wustrick- wiesen. Die Grundstücke in der Löptener Fenne sind Eigentum des Landes Branden- burg (Landesforstverwaltung).

Entstehung Das ca. 60 ha große Verlandungsmoor der Löptener Fenne ist im ehemaligen Löptener See entstanden. Es bettet sich in eine in der letzten Eiszeit entstandene Schmelzwasser- rinne ein (juschus 2001), die sich im Osten über ca. 40 km bis nach Fürstenwalde ver- folgen lässt. In dieser Rinne sind viele Seen und Verlandungsmoore zu fi nden. Die Moore in der Löptener Fenne weisen in FFH-Gebiet den tiefsten Bereichen maximale Moormäch- Löptener Fenne und tigkeiten von 10 m auf. Hier überwiegen Ra- Wustrickwiesen dizellentorfe über kalkfreien Organomudden.

Nutzungs- und Entwicklungsgeschichte Ende des 17. Jahrhunderts hatte der Löp- tener See noch keinen Abfl uss. Zwischen 1787 und 1841 wurde ein ca. 400 m langer, sandiger Höhenrücken durchbrochen und ein Abfl uss in Richtung Wustrickwiesen (Fennegraben) geschaffen. Die Wustrickwie- sen mit dem Wustrickgraben liegen ca. 1,5 m tiefer als die Fennewiesen. Daher Legende konnte das Wasser aus der Löptener Fenne über den Wustrickgraben abfl ießen und die Moorwiesen rund um den See nutzbar ge- macht werden. Die Torfe zersetzten sich und Maßnahmenraum 0 100 200 300 400 m die Mooroberfl äche sackte immer weiter ab. FFH-Gebiet Während des ersten Weltkrieges (1914– 1918) wurde einen Meter unterhalb der be- stehenden Sohle des Durchstiches eine Rohrleitung verlegt, die den Wasserstand in den Moorfl ächen erneut weiter absenkte und damit die Bewirtschaftbarkeit der Fen- newiesen kurzzeitig wieder verbesserte. En- de der 1950er Jahre wurde ein Schöpfwerk gebaut, welches das Wasser aus der Fenne in den Löptener Hauptgraben schöpfte. Der Betrieb des Schöpfwerkes wurde bald wie- der eingestellt, da es nicht gelang, die zum Teil quelligen Fennewiesen so weit zu ent- wässern, dass eine intensivere Nutzung eta- bliert werden konnte. Daher beschränkte sich die Nutzung auf die etwas trockeneren

Abb. 5-1 Übersichtskarte des Projektgebietes Löptener Fenne und Wustrickwiesen

Abb. 5-2 Die Löptener Fenne ist durch Verlandung eines Sees entstanden (19.02.2015) Foto: H. Rößling Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 25

Randbereiche. Schilf und Erlengehölze er­ Abb. 5-3 – oben oberten die ungenutzten Flächen und droh- Die Sohlgleite ist mit einer Pfahlreihe ten, die braunmoosreichen Feuchtwiesenflä- gesichert (07.11.2013) Foto: H. Rößling chen zu verdrängen. Abb. 5-4 – Mitte oben Zustand vor Projektbeginn Über eine Sohlgleite kann das Wasser in Das stark gestörte Verlandungsmoor mit einer definierten Höhe aus der Löptener vererdetem Oberbodenhorizont ist von Fenne in den Wustrickgraben abfließen mehreren, in den Fennegraben entwäs- (18.06.2014) Foto: J. Ruffer sernden Gräben durchzogen. Der Fennegra- ben führt das Wasser in Richtung Westen in Abb. 5-5 – Mitte unten den Wustrickgraben ab. Problematisch wa- Eine befestigte Furt ermöglicht die Querung ren vor allem die im Jahresverlauf stark des Grabens und stabilisiert die Wasserstän- schwankenden Wasserstände. Im Sommer de. (13.08.2014) Foto: H. Rößling fiel der Grundwasserstand bis 70 cm unter Flur, im Winter waren weite Teile der Löp- Abb. 5-6 – unten tener Fenne überstaut. Auch in den Sommermonaten sind die Vor allem im nordöstlichen Teil des Gebietes Wasserstände in der Löptener Fenne nun sind Reste von Basen-Zwischenmoorvege- stabil (06.08.2014) Foto: H. Rößling tation mit Braunmoosen (Hypnum pratense, Plagiomnium ellipticum, Climacium den- droides, Bryum pseudotriquetrum, Aula- comnium palustre, Calliergon cordifolium) und Gefäßpflanzen (Carex appropinquata, C. nigra, Potentilla palustris, Valeriana dioi- ca, Dactylorhiza majalis) erhalten. Der Südostteil des Gebietes ist verschilft oder mit Großseggen und Erlengehölzen be- standen.

Umgesetzte Projektmaßnahmen Ungefähr 14 ha Offenflächen wurden durch mehrmalige Mahd gepflegt. Vor allem die Schilfvegetation im nordöstlichen Teil der Löptener Fenne wurde zu Gunsten braun- moosreicher Flächen zurückgedrängt. Diese Entwicklung wird durch die Beweidung der Fläche mit Galloway-Rindern unterstützt. Im Herbst 2013 erfolgte die Umsetzung der wasserbaulichen Maßnahmen. Es wurde auf einer Länge von 400 m die Rohrleitung im Durchstich deaktiviert und ein offener Graben geschaffen. Um die Wasserstände einzustel- len, wurden eine Sohlengleite und eine Furt errichtet sowie zwei Durchlässe erneuert (inkl. 250 m Wegebau). Mit diesen Maßnahmen konnte der Wasserstand auf ca. 50 ha Moor- fläche stabilisiert werden. Die Schwankungs- amplitude der Wasserstände im Jahresverlauf wurde von etwa 90 auf 20 cm reduziert. So- mit wurden im Rahmen des Projektes die hy- drologischen Voraussetzungen für die Rege- nerierung des Moores geschaffen. In den Randbereichen der Moorflächen wur- de ein ca. 1.500 m langer Weidezaun errich- tet, damit die höher gelegenen Offenflächen mit Schafen und Galloway-Rindern bewei- det werden können.

Besucherhinweise Die Löptener Fenne liegt am ausgewiesenen Wanderweg durch die Moorlandschaften um Groß Köris. Ausgangspunkt für Wande- rungen ist das sogenannte Löptener Dreieck zwischen Groß Köris und Klein Köris.

Quelle: Juschus, O. 2001: Das Jungmoränenland südlich von Berlin – Untersuchungen zur jungquartären Land- schaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe. Dissertation, Humboldt-Universität Berlin. Berlin. 251 S. 26 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017

Projektgebiet: Maxsee FFH-Gebiet: DE 3450-401: Maxsee

Landkreise: Märkisch-Oderland/Oder-Spree Schutzgebiete: LSG Müggelspree, Löcknitzer Wald- und Seengebiet

Gemeinde: Hoppegarten bei Müncheberg, Grünheide (Mark) Größe: ca. 112 ha

Gebietsbeschreibung Zwischen Neuer Mühle am Auslauf des Maxsees im Osten und der Mündung des Mühlenfl ießes in die Löcknitz im Westen liegt ein bis zu 500 m breiter Niederungsbe-

FFH-Gebiet reich, der vom Oberlauf der Löcknitz durch- Maxsee fl ossen wird. In diese Niederung strömt von Maxsee Norden aus der Märkischen Schweiz kom- mend der Stöbberbach zu. Im Norden grenzt das Gebiet an den Müncheberger Stadtwald, im Süden schließen sich große zusammen- hängende Kiefernforste an. Die Stiftung Na- turSchutzFonds Brandenburg ist Eigentüme- Legende rin großer Flächen im Gebiet. Einige Grund- stücke befi nden sich in Privatbesitz.

Maßnahmenraum Entstehung

Maßnahmenraum 0 200 400 600 800 m Zwischen dem Maxsee im Osten und der of- FFH-Gebiet fensichtlich aufl andenden Löcknitz im Westen bildete sich hier ein Verlandungsmoor, auf dem sich anschließend ein leicht geneigtes Durchströmungsmoor entwickelte. Die Löck- nitz selbst weist im Talraum unterhalb des Maxseeabfl usses bis zum Zusammenfl uss mit dem Stöbberbach (dieser Abschnitt wird Mühlenfl ieß genannt) ein Gefälle von nur 5 cm auf. Der aus Norden ins Gebiet fl ießende Stöbberbach hat ein ungleich größeres Gefäl- le. Nördlich der Löcknitz befi nden sich mehre- re Quellaustritte und ein mehrere Hektar großes Quellmoor. Große Teile des Moores weisen Gesamtmächtigkeiten von über 8 m auf. Über den sehr mächtigen Kalkmudden lagern vor allem kalkreiche Seggen- und Braunmoostorfe, die darauf hinweisen, dass das Moor lange Zeit nahezu gehölzfrei war. Südlich der Löcknitz befi ndet sich innerhalb der Moorfl äche mit dem Katzenberg einer der größten Oszüge Brandenburgs. Von hier aus hat man einen guten Ausblick in das Gebiet.

Nutzungs- und Entwicklungsgeschichte Zur Nutzbarmachung der Niederung wurden im 19. Jahrhundert Stöbberbach, Mühlen- fl ieß sowie die Löcknitz begradigt und ein- getieft. Ergänzend wurde zudem ein mehre- re Kilometer langes Grabensystem in die

Abb. 6-1 Übersichtskarte des Projektgebietes Maxsee/Mühlenfl ießniederung

Abb. 6-2 Die Mühlenfl ießniederung – von Westen gesehen – nach der Stabilisierung der Wasserstände und Anstau durch den Biber (19.02.2015) Foto: C. Zick

Abb. 6-3 Flachabtorfungen und verfüllte Entwässerungsgräben südlich des Mühlen- fl ießes mit dem bewaldeten Katzenberg unmittelbar nach der Maßnahmendurch- führung (15.04.2013) Foto: H. Rößling Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 27

Flächen gelegt. Die Flächen wurden dann bis in die 1950er Jahre sehr extensiv als Streu- oder Heuwiesen genutzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Mooren erfolgten hier keine größeren Maßnahmen der Komplexmeliora- tion, ganz im Gegenteil – der gesamte Tal- raum erfuhr seit mehreren Jahrzehnten praktisch keine Nutzung mehr.

Zustand vor Projektbeginn Erstaunlicherweise blieben auch ohne regel- mäßige Nutzung großflächig offene Seggen- riede erhalten, die auch zu Projektbeginn dem LRT 7230 zugeordnet werden konnten. Vor allem auf der besser mit Wasser ver- sorgten Nordseite des Talraumes waren die typischen Vegetationsgesellschaften wie das Scorpidio-Caricetum diandrae (Drahtseggen- Gesellschaft) und das Juncetum subnodulosi (Gesellschaft der Stumpfblütigen Binse) er- halten. Auf den stärker entwässerten Stand- orten konnten sich aber nach der Nutzungs- auflassung eutrophe Röhricht- und Erlen- bruchwaldgesellschaften etablieren.

Umgesetzte Projektmaßnahmen Der völlig ungenutzte Talraum der Maxsee- niederung bot die Möglichkeit, nahezu alle Flächen zu vernässen. Die Stiftung Natur- SchutzFonds Brandenburg hat dafür ca. 40 ha erworben und ca. 20 ha langfristig gepachtet. In mehreren Bauabschnitten wurde das Gra- bensystem auf den Moorflächen deaktiviert. Dafür wurden ca. 6,05 km Gräben mit Torf verfüllt. Der Wasserstand wurde im Stöbberbach und in der Löcknitz durch den Einbau von Sohl- schwellen, Totholz und Messstellen mit Sohl­ erhöhung angehoben. Der hydrologische Wirkraum der Maßnahmen beträgt ca. 100 ha. Auf 19,5 ha wurden Flächen durch mehrmalige Mahd gezielt ausgehagert. Dies sind vor allem Bereiche in der Umgebung von Flachabtorfungen mit Wiederansiedlungs- maßnahmen rund um den Katzenberg. Die offenen Seggenriede wurden nicht gemäht, da diese sich bereits seit Jahrzehnten von selbst offen hielten und hier kein Bedarf einer Mahd gesehen wurde. Auch auf eine großflä- chige Entnahme von Gehölzen wurde wegen der zu großen Störungsintensität verzichtet. Durch die hohen Wasserstände sind aber grö- ßere Gehölzflächen inzwischen abgestorben. Seit einigen Jahren ist auch der Biber verstärkt im Gebiet aktiv und hat durch Anstau von Abb. 6-4 Löcknitz und Stöbberbach zusätzlich für Was- Offenes Seggenried südlich des serrückhalt gesorgt. Auf Flachabtorfungsflä- Mühlenfließes (06.06.2011) chen konnten seltene Moose wie das Große Foto: M. Zauft Schönmoos (Calliergon giganteum) und das Mittlere Sichelmoos (Drepanocladus cossonii) Abb. 6-5 wieder erfolgreich angesiedelt werden. Die Offenes Durchströmungsmoor mit nahezu vollständig vernässte Maxseeniede- Fieber-Klee (Menyanthes trifoliata) rung mit ihren über 100 ha Moorfläche ist nördlich des Mühlenfließes (28.05.2015) damit vielleicht eine der schönsten und inter- Foto: M. Zauft essantesten Moorschutzprozessflächen in Brandenburg geworden. Abb. 6-6 Das Steifblättrige Knabenkraut Besucherhinweise (Dactylorhiza incarnata) kommt südlich Das Gebiet kann auf Wander- und Fahrwe- des Mühlenfließes in seit Jahrzehnten gen von Kienbaum, Jänickendorf und ungenutzten Seggenrieden vor (28.05.2015) Hoppegarten­ erreicht werden. Foto: M. Zauft 28 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017

Projektgebiet: Töpchiner Seen FFH-Gebiet: DE 3847-304: Töpchiner Seen

Landkreis: Dahme-Spreewald Schutzgebiete: LSG Nuthe-Notte-Niederung, NSG Töpchiner Seen

Gemeinde: Stadt Mittenwalde Größe: ca. 311 ha

Gebietsbeschreibung Die Töpchiner Seen liegen östlich der Ortsla- ge Töpchin zwischen Motzen im Norden und Waldeck im Südosten. Durch das Gebiet verläuft die Landesstraße 74 von Mittenwal- de nach Teupitz. Das Gebiet entwässert nach Norden zum Motzener See und von dort in den Nottekanal. Die Stiftung Natur- SchutzFonds Brandenburg und das Land Brandenburg (Landesforstverwaltung) sind Eigentümer großer Flächen im Naturschutz- gebiet. Einige Grundstücke befi nden sich in Privatbesitz.

Entstehung Die Moore um die Töpchiner Seen gehören zu den am besten erhaltenen kalkreichen Niedermooren in Brandenburg. Große Teile dieser Verlandungsmoore sind sehr junge Moorbildungen. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch einen Entwässe- rungsgraben in Richtung Motzener See der Wasserspiegel der Seen um ca. 1 m abge- senkt und eine großfl ächige Vermoorung des FFH-Gebiet Gebietes initiiert. Große Bereiche der Moor- Töpchiner Seen fl ächen weisen daher nur Torfmächtigkeiten

von 30 bis 60 cm auf. Die Torfe sind über- wiegend nur schwach bis mäßig zersetzte Seggentorfe. Unter den jungen Torfen liegen sehr mächtige Mudden, welche von Kalk- mudden dominiert werden. Bemerkenswert sind die extrem hohen Gesamtmächtigkeiten der Torfe und Mudden. In vielen Bereichen Legende ist das Moor über 8 m mächtig. Um den Spu- tendorfer See befi ndet sich der mineralische Untergrund erst bei 16,3 m (juschus 2001). Damit gehören die Moore um die Töpchiner Seen zu den tiefgründigsten Mooren in Bran- Maßnahmenraum 0 250 500 750 1000 m denburg. Die sehr hoch anstehenden kalk- FFH-Gebiet reichen Sedimente haben die Ausbildung kalk reicher Niedermoore begünstigt.

Nutzungs- und Entwicklungsgeschichte Die Nutzung der vermoorten Gebiete um die Seen begann wahrscheinlich nach dem Bau des künstlichen Abfl usses zum Motzener See. Dadurch konnten die vermoorten Randfl ächen der Seen in Wiesen umgewan- delt werden, während die ehemaligen, nun frei liegenden Seefl ächen einer sehr schnel-

Abb. 7-1 Übersichtskarte des Projektgebietes Töpchiner Seen

Abb. 7-2 Der Sputendorfer See ist als südlicher Teil des ehemaligen Töpchiner Sees nach der Seespiegelabsenkung im 19. Jahrhundert übrig geblieben. Die Schwingdecken um den See sind inzwischen mit Birken, Erlen und Weidengebüschen bewachsen (19.02.2015) Foto: C. Zick Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 29

len Moorentwicklung unterlagen. Auch die- se neu entstandenen Offenflächen wurden später durch Anlage kleiner Gräben nutzbar gemacht. Die zentralen Bereiche mit ihren Schwingrasen blieben aber ungenutzt. Bis in die 1950er Jahre waren fast alle Moorflä- chen nahezu gehölzfrei und wurden als Streuwiesen genutzt. In den 1970er Jahren wurden durch Bau des Töpchiner Hauptum- fluters die Wasserstände nochmals abge- senkt. Eine Nutzung großer Teile der Moor- flächen war aber trotzdem nur kurzzeitig möglich und wurde bereits in den 1980er Jahren wieder aufgegeben. Verantwortlich dafür waren die großen Mächtigkeiten des Moores, die zu einem schnellen Absacken der zentralen Moorflächen führten, wodurch sich die Wasserstände rasch wieder im Flur- niveau einstellten und ein Befahren der Wie- sen mit Großtechnik verhinderten.

Abb. 7-3 – oben Luftaufnahme des Töpchiner Sees (19.02.2015) Foto: H. Rößling

Abb. 7-4 – Mitte Rohbodenstandorte unmittelbar nach der Entnahme von Gehölzen (19.02.2014) Foto: M. Zauft

Abb. 7-5 – unten Zustand der wiedervernässten Gehölzentnahmefläche nach einem Jahr (08.05.2015) Foto: M. Zauft 30 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Zustand vor Projektbeginn Bis in die 1990er Jahre wurde versucht, auf einigen Moorflächen noch eine Pflegenut- zung aufrechtzuerhalten. Allerdings fielen danach fast alle Moorflächen brach. Auf den leicht entwässerten, standfesten Standorten erfolgte jedoch zunehmend eine Sukzession mit eutrophen Röhricht- und Erlenbruch- waldgesellschaften. Auf den zentralen, nicht nutzbaren Moorflä- chen mit ganzjährig hohen Wasserständen fanden sich gut ausgebildete, naturnahe Standorte kalkreicher Niedermoore mit Scor- pidio-Caricetum diandrae (Drahtseggen-Ge- sellschaften) und Sphagno teretis-Menyan- thetum trifoliatae (Gelbtorfmoos-Seggen- Ried).

Umgesetzte Projektmaßnahmen Seit 2010 wurde gemeinsam mit den im Ge- biet tätigen Landwirtschaftsbetrieben an ei- ner Anpassung bzw. Wiedereinführung der Nutzung gearbeitet. Durch die mehrmalige Hagerungsmahd von Landröhrichten, die Beschaffung der Weide­ infrastruktur (Zäune, Weideunterstand, Trän- ken) und die Anschaffung von Wasserbüffeln konnte eine langfristige Pflegenutzung auf den Moor- und den angrenzenden Offenflä- chen etabliert werden. Darüber hinaus wur- den auf mehr als 3,2 ha Gehölze entnommen und gezielt Rohbodenstandorte (5,8 ha)

Abb. 7-6 Niedermoorfläche am Töpchiner See (15.05.2014) Foto: M. Zauft

Abb. 7-7 Wasserbüffel weiden seit Mai 2011 auf den Niedermoorflächen um die Töpchiner Seen (06.10.2011) Foto: H. Rößling Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 31

durch Bodenfräsen und Flachabtorfungen ge- schaffen. Für die Wasserbaumaßnahmen wurde im Vorfeld ein Probestau zur Wirkraumanalyse­ durchgeführt. Die im Fe- bruar 2014 umgesetzten, gezielten regulie- renden Eingriffe in den Wasserhaushalt am Töpchiner Hauptfließ und am Auslauf der Se- enkette wirken sich auf ca. 300 ha aus. Im Naturschutzgebiet „Töpchiner Seen“ be- finden sich auch wertvolle Trockenlebens- räume. Die Stiftung NaturSchutzFonds Bran- denburg führt hier auch das LIFE-Projekt Sandrasen durch.

Besucherhinweise Das Gebiet kann auf Wanderwegen von Töpchin und Waldeck aus erreicht werden. An der Straßenbrücke über den Töpchiner Hauptgraben informiert eine Schautafel über das Projekt LIFE Kalkmoore.

Quelle: Juschus, O. 2001: Das Jungmoränenland südlich von Berlin – Untersuchungen zur jungquartären Land- schaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe. Dissertation, Humboldt-Universität Berlin. Berlin. 251 S.

Abb. 7-8 – oben rechts Zustand eines ehemals verschilften Verlan- dungsmoorkomplexes nach Beweidung mit Wasserbüffeln (21.09.2015) H. Rößling

Abb. 7-9 – Mitte links Entwicklungsflächen des LRT 7230 mit Fieberklee (Menyanthes trifoliata) und Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre) 2 Jahre nach der Gehölzentnahme (15.05.2014) Foto: M. Zauft

Abb. 7-10 – Mitte rechts Steifblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata, 27.05.2011) Foto: M. Zauft

Abb. 7-11 Das Glänzende Filzschlafmoos (Tomentyp- num nitens) kommt in den moosreichen Niedermoorkomplexen um die Töpchiner Seen noch vor. (28.02.2011) Foto: M. Zauft 32 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

7 Fazit Koska, I. & Hacker, G. 2015: Wiederansiedlung von Charakterarten und bestandsbildenden Arten innerhalb des LIFE+-Projekts „Kalkmoore Branden- Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Branden- burgs“ (Alkaline fens) in Brandenburg. Endbericht burgs“ gehört gemeinsam mit dem Natur- zu Action C.11. Universität Greifswald, 126 S. schutzgroßprojekt „Uckermärkische Seen“ zu Koska, I. & Succow, M. 2001: Vegetationsformen me- sotroph-kalkreicher Moorstandorte. In: Succow, M. den größten Moorschutzprojekten im Land & Joosten, H. (Hrsg.): Landschaftsökologische Brandenburg. Obwohl zu Beginn des Pro- Moorkunde, 2. Auflage, Stuttgart: 151 jektes im Jahr 2010 der überwiegende Teil der Koska, I. & Timmermann, T. 2001: Liste der Vegetati- onsformen und Angaben zur Synonymik und zur Projektflächen noch nicht gesichert war und Gefährdung. In: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.): noch keine umsetzungsreifen Planungen Landschaftsökologische Moorkunde, 2. Auflage, oder Genehmigungen vorlagen, konnten bis Stuttgart: 156-161 Koska, I.; Hacker, F. & Klawitter, J. 2012: Konzeption 2015 in 12 Natura 2000-Gebieten komplexe für Wiederansiedlung von Charakterarten und be- Maßnahmen zur Stabilisierung der Wasser- standsbildenden Arten innerhalb des LIFE- Projekts stände durchgeführt werden. Das gelang „Kalkmoore Brandenburgs“ (Alkaline fens) in Bran- ganz überwiegend im Einvernehmen mit denburg. Universität Greifswald, Institut für Botanik und Landschaftsökologie, 43 S. den Flächeneigentümern und Flächennut- Landgraf, L. 2007: Zustand und Zukunft der Arm- und zern. Das Projekt hat in jeder Hinsicht die Zwischenmoore in Brandenburg – Bewertung und gesteckten Ziele erreicht und einen wesent- Bilanz. Naturschutz und Landschaftspflege in Bran- denburg, 16(4): 104-115 lichen Beitrag zur Stabilisierung von Vor- Luka, S. 2014: Auswirkungen von Revitalisierungs- kommen des LRT 7230 „Kalkreiche Nieder- maßnahmen auf die Vegetationsentwicklung in drei moore“ in Brandenburg geleistet. Von gro­ Braunmoosmooren Brandenburgs. Masterarbeit, Universität Potsdam, Institut für Biochemie und Bio- ßer Hilfe war dabei die konstruktive Zusam- logie 114 S. menarbeit mit der Projektgruppe Moor- Mauersberger, R. 2014: Moorschutzmaßnahmen im schutz im Landesamt für Umwelt Branden- Naturschutzgroßprojekt „Uckermärkische Seen“. In: Luthardt, V. & Zeitz, J.: Moore in Berlin und Bran- burg, den Wasser- und Naturschutzbehör- denburg, Rangsdorf: 294-303 den in den beteiligten Landkreisen, den Ge- Middelton, B.; Grootjans, A. P.; Jensen, K.; Venterink, H. wässerunterhaltungsverbänden, den Pro- O. & Margoczi, K. 2006: Fen management and re- search Perspectives: An Overview. Ecological Stu- jektpartnern in den beteiligten privaten Na- dies, Vol.191: 247- 268 turschutzorganisationen und den privaten Rössling, H. 2010: Managementstrategien für den Er- Flächeneigentümern und Flächennutzern, halt von Binnensalzstellen in Brandenburg. Natur- die das Projekt unterstützt haben. schutz und Landschaftspflege in Brandenburg, 19 (1,2): 45- 49 Ruffer, J. 2014: Vom See zum Moor, Jahrebuch 2015 NABU Dahmeland und Stiftung NaturSchutzFonds Literatur Brandenburg, 75-78 Schumann, M. & Mauersberger, R. 2009: Naturschutzo- rientierte Flachabtorfungen in Kalkflachmooren – Bokdam, J.; Van Braekel, A.; Werpachowski, C. & ein Erfahrungsbericht aus Nordbrandenburg. TEL- Znaniecka, M. 2002: Grazing as a conservation man- MA, Bd. 39: 157-174 agement tool in peatland. WWF- Poland (http:// Stammel, B.; Kiehl, K. & Pfadenhauer, J. 2003: Alterna- www.wwf.pl), 105 S. tive management of fens: Response of vegetation to Couwenberg, J.; Thiele, A.; Tanneberger, F.; Augustin, J.; grazing and mowing. Applied Vegetation Science, Bärisch, S.; Dubovik, D.; Liashchynskaya, N.; Michaelis, Vol. 6: 245 -254 D.; Minke, M. & Skuratovich, A. 2011: Assessing Stegmann, H. & Zeitz, J. 2001: Bodenbildende Prozesse greenhouse gas emissions from peatlands using vege- entwässerter Moore. In: Succow, M. & Joosten, H. tation as a proxy: Hydrobiologia, Vol. 674 (1): 67-89 (Hrsg.) Landschaftsökologische Moorkunde, 2. Auf- Hölzel, N. & Otte, A. 2003: Restoration of - lage, Stuttgart:47- 57 rich flood meadows by topsoil removal and diaspore Succow, M. 2011: Mensch und Moor (in Nordost- transfer with plant material. Applied Vegetation Sci- deutschland) – eine Einführung. TELMA. Beiheft 4: ence, Vol. 6: 131-140 9-26 Koska, I.; Hacker, G. & Klawitter, J. 2013: Wiederan- Succow, M. & Joosten; H. (Hrsg.) 2001: Landschafts- siedlung typischer Pflanzengemeinschaften nähr- ökologische Moorkunde, 2. Auflage, Stuttgart stoffarmer basenreicher Niedermoore im renatu- Tanneberger, F.; Bellebaum, J.; Völlm, C.; Sellin, D. & rierten Quellmoor „Kunsterwiese. Förderung 2009- Vegelin, K. 2012: Wiesenbrüter im Schilf? – Ergeb- 2012 durch Stiftung NaturSchutzFonds Branden- nisse der sommerlichen Pflegemahd eines LIFE-Pro- burg Projekt 785 , Endbericht. 137 S. jektes im Unteren Peenetal mit Vorschlägen zur Op- http://www.iln-greifswald.de/files/Kunster_Endbe- timierung als Wiesenbrütergebiet. Ornithol. Rundbr. richt_2013.pdf Mecklenbg.-Vorpomm. Bd. 47, Sonderheft 1, 52-65 Joosten, H. & Succow, M. 2001: Hydrogenetische Thormann, J. & Landgraf, L. 2010: Neue Chancen für Moortypen. In: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) Basen- und Kalk-Zwischenmoore in Brandenburg. Landschaftsökologische Moorkunde, 2. Auflage, Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg, Stuttgart: 234-240 19 (3, 4): 132-145 Juschus, O. 2001: Das Jungmoränenland südlich von Zauft, M., Ruffer, J. & Rössling, H. 2014: EU-LIFE- Berlin – Untersuchungen zur jungquartären Land- Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ in: Luthardt, V. schaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und & Zeitz, J.: Moore in Berlin und Brandenburg, Rangs- Nuthe. Dissertation, Humboldt-Universität Berlin. dorf: 313-322 Berlin. 251 S. Zeitz, J. 2001: Physikalisch-hydrologische Kennzeich- Klawitter, J.; Rätzel, S. & Schaepe, A. 2002: Gesamtar- nung. In: Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.) Land- tenliste und Rote Liste der Moose des Landes Bran- schaftsökologische Moorkunde, 2. Auflage, Stutt- denburg. Naturschutz und Landschaftspflege in gart: 85-92 Brandenburg 11 (4): Beilage, 104 S. Zeitz, J. & Velty, S. 2002: Soil properties of drained Klimkowska, A.; Van Diggelen, R.; Bakker, J. P. & Groot- and rewetted fen soils. Journal of Plant Nutrition jans, A. P. 2007: Wet meadow restoration in We- and Soil Science Soil Vol. 165 (5): 618-626 stern Europe: A quantitative assessment of the ef- fectiveness of several techniques. Biological Conser- Anschriften der Autoren: vation Vol. 140: 318-328 Klimkowska, A.; Kotowski, W.; Van Diggelen, R.; Grootjans, A. P.; Dzierża, P. &, Brzezińska, K. 2010: Dr. Holger Rößling Vegetation Re-development after Fen Meadow Res- Michael Zauft toration by Topsoil Removal and Hay Transfer. Re- Janine Ruffer storation Ecology, Vol. 18 (6): 924–933 Koska, I. 2001: Ökohydrologische Kennzeichnung. In: Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg Succow, M. & Joosten, H. (Hrsg.): Landschaftsöko- Heinrich-Mann-Allee 18/19 logische Moorkunde, 2. Auflage, Stuttgart: 92-111 14473 Potsdam Holger Rössling, Janine Ruffer & Michael Zauft: Das LIFE-Natur-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ 33

Das Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris) ist als typische Art intakter Braunmoosmoore sehr selten geworden (NSG Stromtal, 28.06.2016) Foto: F. Zimmermann 34 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Umfangreiche Maßnahmen zum Erhalt und zur Aufwertung von Sandrasenbiotopen im Dahme-Seengebiet wirken sich positiv auf Stechimmen aus. Die aussagekräftige Indikatorgruppe für Offenlandhabitate ist mit zahlreichen bemerkenswerten Arten im Gebiet vertreten.

Christoph Saure

Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg)

Schlagwörter: Wildbienen, Wespen, , Aculeata, Artenvielfalt, charakteristische und bemerkenswerte Arten, Binnendünen, Sandheiden, Trockenrasen, Dahme-Seengebiet, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Keywords: Wild bees, wasps, Hymenoptera, Aculeata, species richness, characteristic and remarkable species, inland sand dunes, sandy heaths, dry grassland, Dahme Lake District, habitat management practices

Zusammenfassung sowie im Übergangsbereich zum Wald Nite- Brandenburg. However, there are major dif- la fallax. Die seltene Biene Halictus subme- ferences between the investigation areas. In den Jahren 2015 und 2016 wurden auf diterraneus kommt in beiden Gebieten vor. Particularly noteworthy are “Glienitzberg“ neun Projektflächen im Dahme-Seengebiet Die übrigen fünf Untersuchungsflächen sind near Bugk (182 species, e. g. Chrysis leachii insgesamt 314 Stechimmenarten nachgewie- derzeit von mittlerer oder geringerer Wertig- and Osmia nigriventris) and the inland sand sen (142 Wildbienen- und 172 Wespen- keit. Es bleibt abzuwarten, was die bisher dune „Waltersberge” (120 species, e. g. arten). Nach den Roten Listen Brandenburgs durchgeführten Projektmaßnahmen bewir- Miscophus postumus and Tachysphex ni- gelten 57 Arten (18 Prozent) und nach den ken werden. Die Ansiedlung von lebens- gripennis). Worth mentioning too are “Mas- Roten Listen von Deutschland 73 Arten (23 raumtypischen Arten auf den Maßnahmen- sower Heide“ and “Massower Düne”. The Prozent) als mehr oder weniger stark gefähr- flächen in den nächsten Jahren ist durchaus sandy heath is inhabited by four bee species det. Eine Bienenart ist neu für das Norddeut- wahrscheinlich. which characterize the habitat type 4030 sche Tiefland (Osmia nigriventris). Zwei In allen Untersuchungsgebieten erfolgte ein (“European dry heaths”) of annex I of the jüngst beschriebene bzw. revalidisierte Wes- Biotopmanagement mit den Schwerpunkten Habitat Directive, namely Colletes succinc- penarten werden erstmalig für Deutschland Auflichtung naturnaher Waldbereiche, Ent- tus, Andrena fuscipes, Epeolus cruciger and (Tachysphex nobilis) bzw. für Norddeutsch- fernung von Pioniergehölzen, Plaggen von Nomada rufipes.The inland dune is habitat land (Tachysphex nigripennis) gemeldet. Rodungsflächen, Beweidung und Mahd von of some very rare species like Tiphia villosa, Auch die Nachweise von anderen Arten wie Magerrasen. Die Maßnahmen wirken sich Tachysphex panzeri, Nitela fallax and Halic- die Grabwespen Miscophus postumus, Dio- überwiegend positiv auf die Stechimmenfau- tus submediterraneus. dontus insidiosus und Trypoxylon fronticorne na aus. Auf einzelne Empfehlungen zur Pfle- Currently the remaining five investigation ar- sind von gesamtstaatlicher Bedeutung. ge und Entwicklung wird näher eingegangen. eas are of medium or low quality. In all areas Das Dahme-Seengebiet ist insgesamt von ho- different habitat management practices take her Wertigkeit für die Stechimmenfauna. Al- place. These strategies have positive effects lerdings gibt es große Unterschiede zwischen Summary on bees and wasps. It is believed that this in- den einzelnen Untersuchungsflächen. Beson- sect group will also benefit in the future. ders bedeutsam sind der Glienitzberg bei In 2015 and 2016 a total of 314 species of Bugk und die Binnendüne Waltersberge bei Hymenoptera Aculeata (142 species of wild Storkow. Die Artensummen sind mit 120 bees and 172 species of wasps) were recor- 1 Einleitung (Waltersberge) und 182 (Glienitzberg) sehr ded in nine investigation areas in the Dahme hoch und es kommen jeweils mehrere Arten Lake District (Brandenburg). According to Im Projekt LIFE12 NAT/DE/000144 „Sand­ mit landesweiter oder sogar bundesweiter the Red Data List of Brandenburg 57 species rasen Dahme-Seengebiet“ führt die Stiftung Bedeutung vor (z. B. die Biene Osmia nigri- (18 %) and according to the Red Data List NaturSchutzFonds Brandenburg derzeit un- ventris am Glienitzberg, die Grabwespen of Germany 73 species (23 %) are more or terschiedliche Maßnahmen zum Biotopma- Miscophus postumus und Tachysphex ni- less endangered. The mason bee Osmia ni- nagement auf insgesamt ca. 240 ha Fläche gripennis in den Waltersbergen und die Gold- griventris was recorded for the first time in durch. Sandrasen sind Lebensraum für zahl- wespe Chrysis leachii in beiden Gebieten). the North German Lowlands. Two recently reiche stenotope, wärme- und trockenheits- Von großer Bedeutung sind auch die Masso- described or redescribed digger wasps were liebende Tier- und Pflanzenarten. Durch die wer Heide und die Massower Düne. Auf der recorded for the first time in Germany (Ta- veränderten und intensiveren Landnut- Heidefläche kommen alle vier Bienenarten chysphex nobilis) or North Germany (Tachy- zungsformen und die Zerschneidung der vor, die den LRT 4030 „Trockene europä- nigripennis). The records of Misco- Landschaft sind Sandrasenbiotope in Bran- ische Heiden“ charakterisieren (Colletes suc- phus postumus, Diodontus insidiosus and denburg und auch bundesweit seit mehreren cinctus, Andrena fuscipes, Epeolus cruciger, Trypoxylon fronticorne are of national in- Jahrzehnten stark rückläufig. Die noch vor- Nomada rufipes). Die Düne ist Lebensraum terest as well. handenen Restflächen sind auf eine kontinu- von einigen höchst bemerkenswerten Arten The Dahme Lake District is one of the most ierliche Pflege angewiesen oder könnten zu- wie Tiphia villosa und Tachysphex panzeri important regions for bees and wasps in nächst durch ersteinrichtende Maßnahmen christoph saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 35

renaturiert werden. Zur faunistischen Bewer- 1 bis 11 näher vorgestellt werden. Es handelt 2.1 Töpchin tung der Maßnahmen eignen sich Stechim- sich dabei um mageres Grünland (Wiese und men (Hymenoptera: Aculeata) als aussage- Weide bei Töpchin), Binnendünen (Bugker Untersuchungsfl äche: Grünland südlich der kräftige Indikatorgruppe für Offenlandhabi- Sahara, Waltersberge, Massower Düne), Ortschaft Töpchin, eine magere einschürige tate besonders gut (schweNNiNger et al. Sandheiden (Massower Heide) und weitere Mähwiese mit zentraler Kalk-Sandlinse und 1996, schmid-egger 1997, BriNkmaNN 1998, Gebiete, in denen großfl ächig Bäume zur ein mit Rindern beweideter Sandrasen (Abb. VUBD 1999, schiNdLer et al. 2013). Die Entwicklung von Sandrasengesellschaften 2 und 3); im FFH-Gebiet Töpchiner Seen ge- Gruppe der Wildbienen und der nah ver- gefällt bzw. gerodet wurden (Glienitzberg, legen (NATURA 2000-Nummer: DE 3847- wandten „stechenden“ Wespen sind mit ca. Sutschketal, Miethsluch, Fläche bei Groß 304, Landkreis Dahme-Spreewald, Größe 820 Arten in hoher Diversität im Land Bran- Köris). ca. 375 ha) denburg vertreten (saure et al. 1998a, 1998b, Burger et al. 1998, dathe & saure 2000, saure 2007).

2 Untersuchungsgebiete

Das LIFE-Projekt Sandrasen beinhaltet insge- samt 20 Maßnahmengebiete, die allesamt im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) und überwiegend auch im Naturpark Dahme- Heideseen liegen. Das glazial geprägte Dah- me-Seengebiet ist eine vielgestaltige Land- schaft mit Wiesen und Weiden, Äckern, Hei- den, Trockenrasen, Dünen, Feldgehölzen, Wäldern, Mooren, Seen und Fließgewäs- sern. Das abwechslungsreiche Landschafts- bild, die kleinräumig wechselnden Boden- verhältnisse und die vergleichsweise niedrige Besiedlungsdichte sind Voraussetzung für ei- ne reichhaltige Fauna und Flora. Die entomofaunistischen Erfassungen er- folgten in den Jahren 2015 und 2016 auf Abb. 2 neun Probefl ächen, die in den Abbildungen Untersuchungsfl äche Töpchin (Weide) am 28.07.2016 Foto: C. Saure

Legende NP Dahme-Heideseen FFH-Gebiet Untersuchungsflächen 1 Töpchin 2 Bugker Sahara 3 Binnendüne Waltersberge 4 Massower Düne 5 Massower Heide 6 Glienitzberg bei Bugk 7 Miethsluch 8 Sutschketal 9 Offenfläche bei Groß Köris

Abb. 1 Lage der Untersuchungsfl ächen (Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg) 36 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Bearbeitungszeitraum: neun Begehungen in den Jahren 2015 und 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Achillea mille- folium, Anchusa officinalis, Asparagus offi- cinalis, Ballota nigra, Berteroa incana, Car- duus acanthoides, Centaurea stoebe, Chon- drilla juncea, Convolvulus arvensis, Daucus carota, Echium vulgare, Glechoma hedera- cea, Helichrysum arenarium, Hieracium pi- losella, Hypochaeris radicata, Jasione mon- tana, Lamium purpureum, Medicago x va- ria, Peucedanum oreoselinum, Picris hiera- cioides, Pimpinella major, Potentilla ar- gentea, Rosa spec., Rubus spec., Securigera varia, Senecio vernalis, Senecio vulgaris, Ta- nacetum vulgare, Taraxacum spec., Trifoli- um arvense, Trifolium campestre, Veronica spec., Veronica spicata, Vicia cracca Biotopmanagement/Nutzung: Mähwiese mit einer Spätsommermahd; Sandrasen mit Gal- loway-Rindern beweidet Abb. 3 Untersuchungsfläche Töpchin (Mähwiese) am 28.07.2016 Foto: C. Saure 2.2 Bugker Sahara

Untersuchungsfläche: Areal östlich der Ort- schaft Bugk; Sandtrockenrasen und angren- zender, nährstoffarmer Flechten-Kiefernwald (Abb. 4); im FFH-Gebiet Kienheide (NATU- RA 2000-Nummer: DE 3849-303, Landkreis Oder-Spree, Größe ca. 923 ha) Bearbeitungszeitraum: neun Begehungen in den Jahren 2015 und 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Berteroa incana, Crepis capillaris, Helichrysum arenarium, Ja- sione montana, Lamium purpureum, Poten- tilla argentea, Potentilla spec., Sedum acre, Senecio vernalis, an Störstelle (ehemaliger Garten): Anchusa officinalis, Echium vulgare, Leucanthemum vulgare agg., Rosa spec. Biotopmanagement/Nutzung: Rodung von Kiefern zur Förderung eines lichten Flech- ten-Kiefernwaldes

2.3 Binnendüne Waltersberge Abb. 4 Untersuchungsfläche Bugker Sahara am 03.07.2015 Foto: C. Saure Untersuchungsfläche: offene und halboffene Dünenbereiche nordöstlich der Stadt Stor- kow; Höhe bis 69 m über NN (Abb. 5); FFH- Gebiet Binnendüne Waltersberge (NATURA 2000-Nummer: DE 3749-307, Landkreis Oder-Spree, Größe ca. 14 ha) Bearbeitungszeitraum: neun Begehungen in den Jahren 2015 und 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Asparagus offi- cinalis, Calluna vulgaris, Centaurea stoebe, Echium vulgare, Helichrysum arenarium, Hieracium pilosella, Hypochaeris radicata, Jasione montana, Lamium purpureum, Se- necio vernalis, Solidago virgaurea, Taraxa- cum spec., Thymus serpyllum, Vaccinium myrtillus, Veronica spicata Biotopmanagement/Nutzung: Entnahme von Gehölzen (Pinus sylvestris, Robinia pseudoacacia, Betula pendula, Prunus sero- tina, Sambucus racemosa), stellenweise Be- weidung mit Schafen (Skudden) und Ziegen (im Jahr 2015), Plaggen des Oberbodens Abb. 5 Untersuchungsfläche Binnendüne altersbergeW am 21.08.2015 Foto: C. Saure Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 37

2.4 Massow Düne

Untersuchungsfläche: Sicheldüne mit Silber- grasbeständen und in Randlage Besenheide, westlich der Bundesautobahn A 13 an der Ab- fahrt Baruth (Mark); militärische Nutzung bis 1990 (Abb. 6); im FFH-Gebiet Massow (NA- TURA 2000-Nummer: DE 3947-301, Land­ kreis Dahme-Spreewald, Größe ca. 441 ha) Bearbeitungszeitraum: 11 Begehungen in den Jahren 2015 und 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Calluna vulga- ris, Daucus carota, Centaurea stoebe, Echi- um vulgare, Helichrysum arenarium, Hypo- chaeris radicata, Potentilla argentea, Tara- xacum spec., Vaccinium myrtillus Biotopmanagement/Nutzung: Entnahme von Gehölzen zum Erhalt von Flugsandflächen

2.5 Massow Heide Abb. 6 Untersuchungsfläche: ausgedehntes Heidege- Untersuchungsfläche Massower Düne am 27.08.2015 Foto: C. Saure biet, westlich der Bundesautobahn A 13 an der Abfahrt Baruth (Mark); militärische Nutzung bis 1990 (Abb. 7); im FFH-Gebiet Massow (NATU- RA 2000-Nummer: DE 3947-301, Landkreis Dahme-Spreewald, Größe ca. 441 ha) Bearbeitungszeitraum: 11 Begehungen in den Jahren 2015 und 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Achillea mille- folium, Berteroa incana, Calluna vulgaris, Echium vulgare, Epilobium angustifolium, Rubus fruticosus agg., Taraxacum spec., Vaccinium myrtillus Biotopmanagement/Nutzung: Beweidung mit Schafen (Heidschnucken) und Ziegen; kontrolliertes Abbrennen auf einer Teilfläche von ca. 5 ha Größe (im Februar 2015), Zu- rückdrängung von Pioniergehölzen

2.6 Glienitzberg

Untersuchungsfläche: östlich der Ortschaft Bugk; subkontinental geprägte Trockenrasen Abb. 7 im Bereich einer Moränenkuppe, bindige Untersuchungsfläche Massower Heide am 25.08.2016 Foto: C. Saure Böden, Böschungen und Steilwände (Abb. 8); im FFH-Gebiet Kienheide (NATURA 2000-Nummer: DE 3849-303, Landkreis Oder-Spree, Größe ca. 923 ha) Bearbeitungszeitraum: 9 Begehungen in den Jahren 2015 und 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Achillea mille- folium, Ajuga genevensis, Anchusa officina- lis, Ballota nigra, Berteroa incana, Calluna vulgaris, Campanula rotundifolia, Carduus spec., Centaurea cyanus, Cirsium arvense, Cirsium vulgare, Convolvulus arvensis, Dau- cus carota, Echium vulgare, Helichrysum arenarium, Hieracium spec., Hypochaeris radicata, Jasione montana, Lamium purpu- reum, Melilotus albus, Potentilla argentea, Potentilla neumanniana, Rubus caesius, Scabiosa canescens, Securigera varia, Sene- cio vernalis, Sisymbrium loeselii, Tanacetum vulgare, Taraxacum spec., Trifolium repens, Thymus sepyllum, Veronica spicata Biotopmanagement/Nutzung: Fällung von Gehölzen, vor allem Kiefern, Beweidung mit Abb. 8 Schafen und einigen Ziegen Untersuchungsfläche Glienitzberg am 21.08.2015 Foto: C. Saure 38 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

2.7 Miethsluch

Untersuchungsfläche: Fläche an der Straße zwischen Märkisch Buchholz und Münche- hofe; ein mit Sand verfüllter Luchgraben, am Rand Rodungsflächen und aufgelichtete Kie- fernbestände (Abb. 9); im FFH-Gebiet Stre- ganzsee-Dahme und Bürgerheide (NATURA 2000-Nummer: DE 3848-306, Landkreis Dahme-Spreewald, Größe ca. 1.658 ha) Bearbeitungszeitraum: 5 Begehungen im Jahr 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Achillea millefo- lium, Calluna vulgaris, Cirsium arvense, Lami- um purpureum, Lysimachia vulgaris, Lythrum salicaria, Potentilla erecta, Taraxacum spec. Biotopmanagement/Nutzung: Rodung von Kiefern, Aufstauung des östlichen Luchs und Auffüllung des westlichen Grabens mit Sand

2.8 Sutschketal Abb. 9 Untersuchungsfläche Miethsluch am 22.07.2016 Foto: C. Saure Untersuchungsfläche: glaziale Rinne zwi- schen Bestensee und Krummensee; unter- sucht wurden süd- und westorientierte Hangbereiche im südlichen Teil nahe Besten- see (Abb. 10); FFH-Gebiet Sutschketal (NA- TURA 2000-Nummer: DE 3747-301, Land- kreis Dahme-Spreewald, Größe ca. 63 ha) Bearbeitungszeitraum: 5 Begehungen im Jahr 2016 Wichtige Nahrungspflanzen: Achillea millefo- lium, Berteroa incana, Calluna vulgaris, Chon- drilla juncea, Glechoma hederacea, Lamium purpureum, Taraxacum spec., Salix spec. Biotopmanagement/Nutzung: Fällung von Kiefern, Später Traubenkirsche und anderen Gehölzen an Böschungen und Wegrändern

2.9 Groß Köris

Untersuchungsfläche: nördlich von Groß Kö- ris und westlich des Kleinen Roßkardtsees, unmittelbar an der Bahnlinie Berlin-Cottbus Abb. 10 gelegene Offenfläche, geringes Blütenange- Untersuchungsfläche Sutschketal am 25.08.2016 Foto: C. Saure bot am Rand der Fläche entlang eines Sand- weges und Bahndamms (Abb. 11); im FFH- Gebiet Heideseen bei Groß Köris (NATURA 2000-Nummer: DE 3847-309, Landkreis Dahme-Spreewald, Größe ca. 255 ha) Bearbeitungszeitraum: 4 Begehungen im Jahr 2015 Wichtige Nahrungspflanzen: Achillea mille- folium, Ballota nigra, Berteroa incana, Cal- luna vulgaris, Centaurea stoebe, Echium vulgare, Helichrysum arenarium, Hieracium spec., Hieracium pilosella, Hypochaeris ra- dicata, Jasione montana, Tanacetum vulga- re, Thymus serpyllum Biotopmanagement/Nutzung: Gehölzro- dung, vor allem Kiefern, auf der gesamten Fläche; Freilegung der Dünensande durch Abtragung der Streuschicht im Jahr 2016

Abb. 11 Untersuchungsfläche Groß Köris am 23.08.2015 Foto: C. Saure Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 39

3 Methodik Die Anzahl der Individuen ist nicht für eine arten festgestellt wurden (Saure in Vorb.). statistische Auswertung geeignet, da es sich Sogar in Berlin gibt es mehrere Gebiete mit 3.1 Nachweismethoden dabei um die Anzahl von subjektiv ausge- über 300 Bienen- und Wespenarten. So wählten Belegexemplaren handelt. Es wur- konnten am Berliner Stadtrand im Westen Zusammen mit einer Übersichtsbegehung am den von schwer oder gar nicht im Freiland (Fort Hahneberg), im Süden (Weideland- 15.04.2015 wurden in den beiden Untersu- bestimmbaren Arten mehr Tiere präpariert schaft Lichterfelde-Süd) oder im Südosten chungsjahren 25 Tagesexkursionen durchge- und aufbewahrt als von leicht kenntlichen (Gosener Wiesen) jeweils um 330 bis 340 führt. Der Nachweis der Arten erfolgte über- bzw. häufigen Arten. Letztere wurden oft Arten nachgewiesen werden (Saure 2011a, wiegend durch die Sichtfangmethode, d. h. gar nicht gefangen, sondern als Lebend­ 2013, 2015). Auch diese Ergebnisse sind das die Insekten wurden an ihren Nist- und Nah- beobachtung notiert (Tab. 4). Resultat von mehrjährigen und intensiven rungsplätzen beobachtet und zum Teil gezielt Im Jahr 2015 wurden 963 Individuen einbe- Freilanduntersuchungen. mit einem Insektenkescher gefangen. Dane- halten (das sind rund 64 Exemplare pro Ex- Auf den Flächen im Dahme-Seengebiet sind ben wurden auch Fallen eingesetzt. Auf allen kursionstag). Aus dem Jahr 2016 liegen 622 weitere Arten zu erwarten, insbesondere Flächen kamen zeitweise Gelbschalen zum Individuen vor (also etwa 62 Tiere pro Ex- Wespenarten. Das Artenspektrum wird aber Einsatz. Neben diesen Lockfallen wurden auch kursionstag). Insgesamt wurden 1.585 Bie- durch die Blütenarmut der meisten Standorte zwei stationäre Flugfallen ohne Lockwirkung nen und Wespen präpariert. Sie befinden begrenzt, was sich vor allem auf die Bienen aufgestellt, allerdings nur am Standort „Düne sich in der Sammlung des Verfassers. als obligatorische Blütenbesucher auswirkt. Massow“. Die zeltähnlichen Malaisefallen des Mit 314 Arten wurden in den Projektgebie- Modells „Bartak“ wurden am 02.07.2015 ten nahezu 40 Prozent der aus Brandenburg aufgebaut und am 24.07.2015 (Falle 1) bzw. bekannten Bienen und (überwiegend acule- 4.2 Gefährdung und gesetzlicher Schutz am 12.08.2015 (Falle 2) wieder abgebaut. aten) Wespen nachgewiesen. Die Artenzahl Da viele Bienen- und Wespenarten nur unter ist hoch, aber es gibt Gebiete in Branden- Tabelle 4 gibt Auskunft über die Gefährdung einem Auflichtmikroskop sicher bestimmt burg mit deutlich höheren Artenzahlen, die der nachgewiesenen Arten nach den Roten werden können, mussten einzelne Tiere ge- allerdings auch auf langjährige Bestandser- Listen von Brandenburg (Taeger 1992, Bur- fangen und präpariert werden. Die Beleg­ fassungen zurückgehen. Als Beispiel sei eine ger et al. 1998, Saure et al. 1998a, Dathe & exemplare befinden sich in der Insekten- Offenfläche bei Zossen (Landkreis Teltow- Saure 2000) und Deutschland (Liston et al. sammlung des Verfassers. Fläming) genannt, die vom Verfasser seit 2011, Westrich et al. 2011, Schmid-Egger 1997 regelmäßig besammelt wird und auf 2011). Die Ergebnisse werden in Abbildung der bisher etwa 380 Bienen- und Wespen- 12 und 13 zusammengefasst. 3.2 Nomenklatur

Die Nomenklatur richtet sich bei den Bienen 3030 nach Schwarz et al. (1996), Michener (2007) 30 und Scheuchl & Schwenninger (2015). Bei den 2525 25 Grabwespen s. l. (Spheciformes) wird vorwie- 2020 gend Jacobs (2007) gefolgt. Für die übrigen 20 Wespengruppen wurden verschiedene Publi- 1515 kationen verwendet, z. B. Paukkunen et al. 15 (2014) für Goldwespen und Wahis (2006) für 1010

Anzahl Arten Anzahl 10

Wegwespen. Lelej & Loktionov (2012) hoben Arten Anzahl 55 das bislang als Untergattung von Dipogon 5 geführte Taxon Deuteragenia wieder auf den 00 Rang einer Gattung. Der Name Dipogon bi- 0 Gef. oder Vom fasciatus eoffroy Stark (G , 1785) wird daher durch selten Daten Extrem bedroht

Deuteragenia bifasciata (Geoffroy, 1785) er- gefährdet Gefährdet Ausmaßes verschollen Aussterben Vorwarnliste unbekannten

Gasteruption assectator innae unzureichend setzt. Die Art (L - Ausgestorben us, 1758) wird hier im engeren Sinne sensu Johansson & Achterberg (2016) verstanden. Abb. 12 Diese Autoren spalteten den Gasteruption Anzahl der gefährdeten Arten nach den Roten Listen von Brandenburg (blaue Säulen) sowie assectator-Komplex in drei Arten auf. Arten der Vorwarnliste und Arten mit defizitärer Datenlage (grüne Säulen)

4 Ergebnisse und Diskussion 306060

4.1 Gesamtartenbestand 255050

204040 Im zweijährigen Untersuchungszeitraum wur- den 314 Hautflüglerarten in den Projektgebie- 153030 ten nachgewiesen, darunter 142 Wildbienen- und 172 Wespenarten (Tab. 4). Die überall 102020 Anzahl Arten Anzahl präsente Honigbiene (Apis mellifera) wird hier Arten Anzahl als domestizierte Art nicht weiter berücksichtigt. 10510 Im Jahr 2015 wurden 269 Arten nachgewie- 000 sen (122 Wildbienen- und 147 Wespen- Gef. oder Vom Stark Daten arten) und im Jahr 2016 kamen 45 Arten selten Extrem bedroht gefährdet neu hinzu. Ein Drittel der Neufunde (15 Ar- Gefährdet Ausmaßes verschollen Aussterben Vorwarnliste unbekannten unzureichend ten) stammen ausschließlich von den 2016 Ausgestorben erstmalig untersuchten Gebieten Miethsluch und Sutschketal, die übrigen zwei Drittel da- Abb. 13 gegen von mindestens einer der bereits im Anzahl der gefährdeten Arten nach den Roten Listen von Deutschland (blaue Säulen) sowie ersten Jahr untersuchten Flächen. Arten der Vorwarnliste und Arten mit defizitärer Datenlage (grüne Säulen) 40 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Der Anteil gefährdeter Arten an der Gesamt- 4.3 Wertbestimmende Arten und weitere zahl von 314 Arten beträgt nach den Roten sehr bemerkenswerte Funde Listen Brandenburgs 18,2 Prozent (57 Rote- Liste-Arten) und nach den Roten Listen In Tabelle 4 werden 15 besonders bemer- Deutschland 23,2 Prozent (73 Rote-Liste- kenswerte und wertbestimmende Arten her- Arten). Hinzu kommen mehrere Arten der vorgehoben. Diese Arten besitzen hohe An- Vorwarnliste und Arten mit defizitärer Da- sprüche an klimatische Bedingungen, an tenlage (31 Arten nach den Roten Listen Nistsubstrate, Nahrungsquellen oder Wirte. Brandenburgs, 30 Arten nach den Roten Li- Sie sind alle landes- bzw. bundesweit stark sten Deutschlands). gefährdet und/oder extrem selten. Die Ar- Alle im Gebiet erfassten 142 Wildbienen- ten werden im Folgenden näher vorgestellt. arten gelten nach der Bundesartenschutz- Anschließend wird noch auf drei weitere be- verordnung (BArtSchV, Anlage 1) als beson- merkenswerte Arten eingegangen. ders geschützt. Das gilt auch für die zwei Wespenarten Vespa crabro (Hornisse) und Bembix rostrata (Kreiselwespe).

Osmia nigriventris (Zetterstedt, 1838) 2015 nur in Bayern und Thüringen, außer- aber am Fundort vorhanden (Abbildung Schwarzbürstige Mauerbiene dem historische Funde aus Baden-Württem- 26). Pollenquellen dieser Mauerbiene in Deutschland vom Aussterben bedroht berg, Hessen und Sachsen (vgl. Scheuchl & sind Pflanzen der Gattungen Potentilla, neu für das Norddeutsche Tiefland Schwenninger 2015). Blüthgen (1919) mel- Vicia, Lotus, Lathyrus und Vaccinium, dete die Art auch aus dem niedersächsischen wobei Heidelbeere und Preiselbeere Nachweis: Brandenburg, Bugk, Glienitz- Teil des Harzes (Harzburg, Rudow leg.). Für deutlich bevorzugt werden. Nach berg, 11.06.2015, ein Weibchen, leg. C. Brandenburg und für das gesamte Nord- Scheuchl & Willner (2016) ist die Art Saure deutsche Tiefland ist die Art neu. möglicherweise mesolektisch, da bisher Weitererer Nachweis: Brandenburg, Land- Die Art bewohnt lichte Wälder und Wald­ nur Pollenquellen aus drei Pflanzenfami- kreis Spree-Neiße, Jerischke, NSG Zschor- ränder im Mittel- und Hochgebirge. Nester lien (Ericaceae, Rosaceae, Fabaceae) be- noer Wald, 20.06.2015 (Weißschale), ein wurden bisher in morschen Baumstämmen, kannt sind. Die frühsommeraktive Art Weibchen, leg. und coll. W.-H. Liebig in der Rinde eines stehenden Kiefernstub- fliegt vor allem im Mai und Juni (Westrich bens und in morscher, im Gras liegender Kie- 1989). Zur Förderung dieser „Waldart“ Osmia nigriventris (Abbildung 14) ist ei- fernrinde gefunden (Westrich 1989). Die sind Totholzstrukturen in lichten Wäldern ne der seltensten Bienenarten Deutsch- aktuellen Nachweise im Tiefland sind über- und an Waldrändern zu erhalten oder lands. Aktuelle Vorkommen gab es bis raschend, die typischen Niststrukturen sind neu anzulegen.

Abb. 14 Schwarzbürstige Mauerbiene (Osmia nigriventris), Weibchen auf Rubus-Blüte (17.06.2015) Foto: S. Kühne & C. Saure Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 41

Miscophus postumus Bischoff, 1922 Die kleine Wespe ist in Deutschland nur aus merkenswerten Art seit mehr als 20 Jah- in Deutschland vom Aussterben bedroht dem Bundesland Brandenburg bekannt. Eini- ren. in Brandenburg vom Aussterben bedroht ge ältere Funde existieren aus der Umge- Miscophus postumus besiedelt heiße bung von Niederlehme (Typenmaterial!), Sandbiotope. Über die Biologie der Art ist Nachweis: Brandenburg, Storkow, Bin- Glindow und Niemegk, zuletzt gefangen im wenig bekannt, aber wie andere Misco- nendüne Waltersberge, 03.07.2015, ein Jahr 1953 (Oehlke 1970). Seitdem wurde die phus-Arten wird auch sie kleine Spinnen Weibchen, leg. C. Saure Art nur noch auf dem ehemaligen Truppen- in ihre Bodennester eintragen (vgl. Blösch übungsplatz Lieberose festgestellt, und zwar 2000). Neben dem Fund der Schwarzbürstigen ein Exemplar im Jahr 1993 und drei weitere Mauerbiene ist dies der bemerkenswer- Exemplare im Jahr 1995 (Biologische Station teste Nachweis im Untersuchungsgebiet. Krefeld 1994, 1996, Burger et al. 1998). Miscophus postumus ist eine östlich ver- Nachforschungen an den ehemaligen Fund- breitete Grabwespe, die nur gelegentlich orten bei Niederlehme und Lieberose er- nach Westen bis an die Oder bzw. noch brachten keine neuen Funde. Somit ist der darüber hinaus vordringt (Blösch 2000). aktuelle Nachweis der Wiederfund der be-

Tiphia villosa Fabricius, 1793 bundesweit sehr selten und nach Osten anderen Tiphia-Arten legen die Weib- in Deutschland vom Aussterben bedroht (2001) seit 1980 neben Brandenburg nur chen ihre Eier unterirdisch an Larven von noch aus Thüringen und Baden-Württem- Blatthornkäfern ab (vgl. Oehlke 1974). Nachweise: Brandenburg, östl. Baruth, berg gemeldet worden. Im Gegensatz zu Massower Düne, 10.06.2015, ein Weib- den anderen Tiphia-Arten fliegt sie nicht im chen; 20.04.2016, ein Männchen, leg. C. Hochsommer, sondern im Frühjahr bzw. Saure Frühsommer. Sie ist an xerotherme Biotope gebunden und die wenigen jüngeren Nach- Tiphia villosa ist ein Vertreter der arten- weise aus Brandenburg stammen ebenfalls armen Familie der Rollwespen. Die Art ist von Dünen oder aus Sandheiden. Wie bei

Diodontus insidiosus Spooner, 1938 der-Küstengebüsche besiedelt (Haeseler 1988, Die Art nistet im Boden und trägt ver- in Deutschland extrem selten 2008). Die bisher einzigen deutschen Fest- mutlich, wie die nah verwandten Arten, land-Nachweise stammen aus Brandenburg Blattläuse in ihre Nester ein (vgl. Blösch Nachweise: Brandenburg, Storkow, Bin- (1972 bei Tiefensee, A. Jacobs in litt.) und aus 2000). nendüne Waltersberge, 11.06.2015, drei Sachsen-Anhalt (2010 und 2011 bei Burg, Männchen, leg. C. Saure Saure 2011b). Die sachsen-anhaltischen Funde stammen von sandigen Stellen in einer Diese Grabwespe ist in Deutschland vor Calluna-Heide. Blösch (2000) nennt ebenfalls allem von den Ostfriesischen Inseln be- Sandböden als Fundstellen. Auch die Nach- kannt, wo sie Vordünen, Strandhafer- weise im Projektgebiet stammen von einer Weißdünen sowie die Sanddorn-Holun- Düne mit kleinflächigen Calluna-Anteilen.

Trypoxylon fronticorne Gussakovskij, nachgeprüft werden. Die damalige Determi- Über die Ökologie der Art ist wenig be- 1936 nation erwies sich dabei als falsch. Tatsäch- kannt. Offenbar nistet sie an warmen in Deutschland und Brandenburg lich wird die Art häufig fehlbestimmt, da in Stellen in Schilfhalmen oder Schilfgallen. gefährdet in unbekanntem Ausmaß der gängigen Bestimmungsliteratur nur ein Als Beutetiere werden wie von anderen einziges diagnostisches Merkmal erwähnt Trypoxylon-Arten Spinnen eingetragen Nachweis: Brandenburg, südl. Münche- wird, welches zudem variabel ist, nämlich (Blösch 2000). hofe, Miethsluch, 22.07.2016, ein Weib- ein stark erhöhter Mittelkiel über der Fühler- chen, leg. C. Saure basis (z. B. Bitsch et al. 2001, Jacobs 2007). Das Trypoxylon-Weibchen aus dem Mieths- Diese äußerst selten gefundene Grab- luch besitzt im Gegensatz zu anderen Trypo- wespenart erreicht in Deutschland ihre xylon-Arten tatsächlich einen erhöhten Mit- nördliche Verbreitungsgrenze und ist nur telkiel, dessen enorme Größe unter dem Bi- aus wenigen Bundesländern bekannt nokular sofort auffällt. Außerdem ist das (Blösch 2000). Für Brandenburg werden erste Hinterleibstergit (Metasomaltergit 1) von Burger et al. (1998) zwei „jüngere“ kürzer als das zweite und dritte Tergit zu- Funde aus den Jahren 1994 und 1996 sammen (im Verhältnis 2 : 3). Bei Arten aus genannt. Bei der Bestimmung des Exem- der Trypoxylon attenuatum-Gruppe, die mit plars aus dem Miethsluch konnte auch T. fronticorne verwechselt werden können, der Fund von 1996 (Döberitzer Heide, A. ist Tergit 1 so lang oder sogar etwas länger Hinrichsen leg. und coll.) noch einmal als Tergit 2 und 3 zusammen. 42 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Hylaeus cardioscapus Cockerell, 1924 Herz-Maskenbiene in Deutschland extrem selten

Nachweis: Brandenburg, südl. Töpchin, Staudenflur an der Viehweide, 23.08.2015, ein Weibchen, leg. C. Saure

Das Verbreitungsgebiet von Hylaeus car- dioscapus (Abbildung 15) erstreckt sich von Ost-Sibirien nach Westen bis in den Großraum Berlin (Saure 2009, 2013, 2015). Dementsprechend ist die Art bun- desweit nur aus Brandenburg und Berlin bekannt. In der Roten Liste Deutschlands wird die Art aufgrund der geografischen Restriktion in die Kategorie R eingestuft (Westrich et al. 2011). Die kleine Biene wird zumeist an Gewäs- serufern und in Auen nachgewiesen, kommt im Berliner Stadtgebiet aber auch auf Brachflächen und urbanen Wiesen vor (z B. Eichfeld & Bucholz 2014, Saure 2015). Nistplätze sind Käferfraßgänge in Abb. 15 Totholz, trockene Pflanzenstängel, mögli- Männchen der Herz-Maskenbiene (Hylaeus cardioscapus) (29.05.2013) cherweise auch Schilfalme. Foto: S. Kühne & C. Saure

Hylaeus lineolatus (Schenck, 1861) Hylaeus lineolatus kommt in Deutschland in Niederlehme, Hartmannsdorf und Alt Linien-Maskenbiene den Bundesländern Bayern, Baden-Württ- Golm nachgewiesen (Saure leg.). in Deutschland und Brandenburg emberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bran- Die Art besiedelt trockenwarme Stand- in unbekanntem Ausmaß gefährdet denburg vor, außerdem gibt es historische orte wie Binnendünen, sonnige Waldrän- Nachweise aus Nordrhein-Westfalen der oder auch Sandgruben. Sie nistet Nachweis: Brandenburg, Bugk, Glienitz- (Scheuchl & Schwenninger 2015). Sie erreicht oberirdisch z. B. in Brombeerstängeln, ist berg, 16.07.2015, ein Weibchen, leg. C. im Umland Berlins ihre nördliche Verbrei- polylektisch und sommeraktiv (Westrich Saure tungsgrenze. Hier wurde sie in den vergan- 1989, Scheuchl & Willner 2016). genen Jahren mehrfach bei Großbeeren,

Halictus submediterraneus (Pauly, 2015) Boden angelegt. Überwinternde Weibchen tiv) eusoziale Art hat ein kleines Volk mit in Brandenburg vom Aussterben bedroht sind ab April zu beobachten, Männchen er- nur drei bis sechs Arbeiterinnen Südliche Goldfurchenbiene scheinen erst im Hochsommer. Die (primi- (Westrich 1989).

Nachweise: Brandenburg, östl. Baruth, Massower Düne, 16.07.2015, ein Weib- chen; 12.08.2015, zwei Weibchen, leg. C. Saure; Massower Heide, 27.08.2015, ein Weibchen, leg. C. Saure

Halictus submediterraneus (Abbildung 16) wurde erst vor kurzem von A. Pauly beschrieben. Nach Pauly et al. (2015) be- steht der Halictus smaragdulus-Komplex in der West-Paläarktis aus mehreren kryptischen Arten, die sich genetisch un- terscheiden, morphologisch aber nur schwer zu trennen sind. Nach diesen Au- toren kommt Halictus smaragdulus s. str. nicht in Deutschland vor, stattdessen die Zwillingsart Halictus submediterraneus (s. auch Scheuchl & Schwenninger 2015, Scheuchl & Willner 2016). Die Art ist in Deutschland in den meisten Bundesländern vorhanden, aber auf warme Trockenstandorte beschränkt. Sie Abb. 16 ist eine charakteristische Trockenrasen- Weibchen der Südlichen Goldfurchenbiene (Halictus submediterraneus) (13.08.2015) und Dünenart. Die Nester werden im Foto: S. Kühne & C. Saure Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 43

Nitela fallax Kohl, 1884 Grabwespenart mit hohem Wärmebedürfnis. Die kleine Wespe bewohnt warme Wald­ in Deutschland stark gefährdet Sie erreicht in Brandenburg ihre nördliche ränder und lockere Gehölzbestände mit Verbreitungsgrenze. Neben dem Nachweis in Totholzanteilen, z. B. Streuobstwiesen. Nachweis: Brandenburg, östl. Baruth, der Düne Massow liegen aus Brandenburg Die Nester werden u. a. in dürren Ästen Massower Düne, 02.-16.07.2015 (Malai- aus den letzten 20 Jahren nur noch zwei wei- von Obstbäumen angelegt. Die Larven- sefalle), ein Weibchen, leg. C. Saure tere Funde vor, nämlich aus dem Jahr 1998 nahrung ist unbekannt, andere Arten der bei Martinskirchen (Landkreis Elbe-Elster) Gattung tragen Staubläuse, Blattläuse Nitela fallax ist eine überregional sehr sel- (Wiesner 2006) und aus dem Jahr 2011 bei oder Blattflöhe ein (Blösch 2000). ten nachgewiesene und stark gefährdete Hohensaaten (Landkreis Barnim) (Saure leg.).

Tachysphex panzeri (Vander Linden, Die Grabwespe Tachysphex panzeri ist eine tung dürfte die Art in Brandenburg ha- 1829) in Deutschland stark gefährdet sehr seltene Bewohnerin von warmen Sand- ben, wo sie vorrangig in der Niederlau- gebieten. Nach Jacobs & Oehlke (1990) ist sie sitz, aber z. B. auch im Spreewald und im Nachweise: Brandenburg, östl. Baruth, an Flugsandgebiete gebunden. Bundesweite Barnim nachgewiesen wurde (Saure leg.). Massower Düne, 02.-16.07.2015 (Malai- Nachweise existieren aus mehreren Bundes- Die Nester werden im Sandboden ange- sefalle), drei Männchen, leg. C. Saure ländern, teils gibt es aber nur historische legt und als Larvennahrung dienen Feld- Funde (Blösch 2000). Die weiteste Verbrei- heuschrecken (Blösch 2000).

Chrysis leachii Shuckard, 1837 kannten Funde aus Brandenburg stammen penart ist dagegen äußerst selten. Daher in Deutschland stark gefährdet aus Casel (Spree-Neiße) im Jahr 1993 (Saure sind andere, anspruchsvollere Misco- et al. 1998) und Hohenleipisch (Elbe-Elster) phus-Arten als Wirte wahrscheinlicher, Nachweise: Brandenburg, Bugk, Glienitz- im Jahr 2002 (Saure leg.). Als Wirte werden vor allem Miscopus bicolor und Misco- berg, 03.07.2015, zwei Männchen, bodennistende Grabwespen genannt und phus niger (vgl. Linsenmaier 1959, Saure et 16.07.2015, ein Männchen, 26.08.2016, Arten der Gattung Miscophus vermutet (Lin- al. 1998). M. bicolor wurde in der Düne ein Weibchen; Storkow, Binnendüne senmaier 1959, 1997). An den Fundstellen im Waltersberge nachgewiesen, es ist aber Waltersberge, 22.07.2016, ein Weib- Dahme-Seengebiet kommen als potenzielle auch möglich, dass M. niger an den chen, zwei Männchen, leg. C. Saure Wirte Miscophus ater, M. bicolor, M. conco- Fundorten von Chrysis leachii als Wirt lor, M. niger und M. postumus in Betracht. fungiert, obgleich diese Art im Untersu- Chrysis leachii ist eine wärmeliebende Am Glienitzberg wurde synchron mit Chrysis chungsgebiet bisher nur auf den Flächen Goldwespenart, die an heißen Stellen auf leachii nur Miscophus ater festgestellt. Die- „Massow Düne“ und „Massow Heide“ Sandböden oder Steinen anzutreffen ist se Art ist in geeigneten Habitaten regelmä- gefunden wurde. (z. B. Kunz 1994). Die einzigen bisher be- ßig und häufig anzutreffen, die Goldwes-

Chrysis graelsii Guérin-Méneville, 1842 altem Holz und Steinen (z. B. Kunz 1994). In (1996) und Saure (1998) solitäre Falten- in Deutschland stark gefährdet Brandenburg und Berlin wurde sie überwie- wespen (Gattung Euodynerus). Im Unter- gend an Steilwänden, aber auch an abge- suchungsgebiet wurde die Art an einer Nachweis: Brandenburg, Bugk, Glienitz- storbenen Bäumen und einer Scheunenwand Steilwand gefangen. Hier käme die Fal- berg, 03.06.2016, ein Weibchen, leg. C. nachgewiesen (Saure leg.). Offenbar parasi- tenwespe Odynerus reniformis, vielleicht Saure tiert die Art bei verschiedenen Wirtsgruppen. auch Odynerus spinipes, als Wirt in Be- Während Kunz (1994) und Linsenmaier (1997) tracht. Tatsächlich führt auch Grandi Die in Deutschland seltene Goldwespe Mauerbienen (Gattungen Osmia und Hopli- (1961) Odynerus reniformis als Wirt von fliegt in Sandgruben, an Lehmwänden, an tis) als Wirte angeben, nennen Herrmann Chrysis graelsii an.

Chrysura radians (Harris, 1776) al. 1998) noch als verschollen eingestuft, Lehmfachwerk von Scheunen, Backstein- konnte nach 1998 aber an drei Stellen nach- mauern und Lehmwänden. Als Wirte sind Nachweis: Brandenburg, südl. Münche- gewiesen werden, nämlich bei Guteborn bisher vor allem Mauerbienen (Osmia, hofe, Miethsluch, 03.06.2016, ein Männ- (Oberspreewald-Lausitz) im Jahr 2000 Hoplitis) bekannt geworden, aber auch chen, leg. C. Saure (Wiesner 2006), bei Glau (Teltow-Fläming) Megachile parietina wird als Wirt ge- im Jahr 2002 (Saure 2005) und bei Alt Golm nannt (vgl. Kunz 1994). Im Untersu- Diese bemerkenswerte Goldwespe wird (Oder-Spree) im Jahr 2011 (Saure leg.). chungsgebiet wurde die Art an totem in der Roten Liste Brandenburgs (Saure et Die Art fliegt an altem Holz, Bretterwänden, Birkenholz gefangen.

Osmia mustelina Gerstäcker, 1869 Osmia mustelina ist aus mehreren Bundes- oder in Steinbrüchen vor. Die Nester wer- Östliche Felsen-Mauerbiene ländern bekannt, gilt in einigen aber als ver- den in Gesteinsspalten oder Mauerfugen in Deutschland stark gefährdet schollen. Sie ist bundesweit sehr selten, nur errichtet, gelegentlich auch in hohlen in Brandenburg ist die Bestandssituation Stängeln (Scheuchl & Willner 2016). Die Nachweis: Brandenburg, Storkow, Bin- noch etwas günstiger (Dathe & Saure 2000). polylektische Art fliegt in Norddeutsch- nendüne Waltersberge, 11.06.2015, ein Die Art kommt in trockenwarmen Lebens- land vorwiegend in den Monaten Mai Weibchen, leg. C. Saure räumen an Felshängen, auf Trockenrasen und Juni. 44 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Andrena ruficrusN ylander, 1848 Andrena ruficrusist in Deutschland weit ver- Die Art ist eine typische Bewohnerin von Rotschienen-Sandbiene breitet, nur aus Berlin und Mecklenburg-Vor- Waldsäumen, Waldlichtungen, Mooren pommern fehlen Nachweise. In allen Bundes- und Heiden. Sie nistet im Boden, bevorzugt Nachweis: Brandenburg, Storkow, Bin- ländern, in denen sie bisher gefunden wurde, an sandigen Stellen. Als Pollenquellen wer- nendüne Waltersberge, 06.05.2015, ein steht die Art in der Roten Liste oder zumin- den ausschließlich Weiden (Salix) genutzt. Weibchen, leg. C. Saure dest in der Vorwarnliste (Scheuchl & Schwen- Der Blühzeit ihrer Nahrungspflanzen ent- ninger 2015). Auch in Brandenburg gilt sie als sprechend ist die Art von März bis Mai aktiv Art der Vorwarnstufe (Dathe & Saure 2000). (Westrich 1989, Scheuchl & Willner 2016).

Weitere sehr bemerkenswerte Funde

Tachysphex nobilis Straka, 2016 J. Straka trennte erst vor kurzem den Tachy- nola, 1808) (nur Waltersberge) und T. neu für Deutschland sphex pompiliformis/austriacus-Komplex in 14 nobilis Straka, 2016 (Waltersberge und Arten auf. Die meisten Arten dieser Gruppe Glienitzberg). Tachysphex nigripennis (Spinola, 1808) sind morphologisch nur sehr schwer von­ Während Straka (2016) für T. austriacus neu für Norddeutschland einander zu unterscheiden. Auch in den ökolo- und T. jokischianus Fundorte in Nord- und gischen Ansprüchen gibt es Unterschiede. Eini- Süddeutschland anführt, wird T. nigripen- Nachweise T. nobilis: Brandenburg, ge Arten sind stenotope Bewohner trocken- nis nur für Rheinland-Pfalz genannt. Diese Bugk, Glienitzberg, 16.07.2015, ein warmer Sandgebiete, andere haben eine grö- Art wird daher hier erstmalig für Branden- Weibchen, 03.06.2016, ein Männchen; ßere ökologische Potenz und sind auch in Ge- burg und Norddeutschland gemeldet. Für Storkow, Binnendüne Waltersberge, bieten mit anderen Bodensubstraten, höheren T. nobilis werden von Straka (2016) gar 11.06.2015, ein Weibchen, ein Männ- Niederschlagsmengen bzw. in Mittel- und keine deutschen Lokalitäten angegeben, chen, 03.07.2015, ein Weibchen zwei Hochlagen anzutreffen. Alle Arten tragen sehr womit diese neu beschriebene Art hier erst- Männchen, 22.07.2016, ein Weibchen, wahrscheinlich Nymphen von Feldheuschre- mals für Deutschland gemeldet wird. Nach- drei Männchen, leg. C. Saure cken in ihre Bodennester ein (vgl. Blösch 2000). weise von T. nigripennis in Norddeutsch- Im Dahme-Seengebiet wurden bisher vier land und T. nobilis in Deutschland waren Nachweis T. nigripennis: Brandenburg, Vertreter des Artenkomplexes festgestellt, zu erwarten und die aktuellen Funde sollten Storkow, Binnendüne Waltersberge, nämlich Tachysphex jokischianus (Panzer, daher nicht überbewertet werden. Tatsäch- 22.07.2016, ein Weibchen, leg. C. Saure 1809) (auf allem Untersuchungsflächen au- lich ist über die geografische Verbreitung ßer dem Sutschketal), T. austriacus Kohl, des Tachysphex pompiliformis/austriacus- 1892 (nur bei Töpchin), T. nigripennis (Spi- Komplexes noch wenig bekannt.

Sphex funerarius Gussakovskij, 1934 Heuschrecken-Sandwespe

Nachweise: Brandenburg, nördl. Groß Kö- ris, Offenfläche, 06.07.2015, ein Männ- chen; südl. Töpchin, Staudenflur an der Viehweide, 28.07.2016, ein Weibchen; Bugk, Glienitzberg, 26.08.2016, ein Weib- chen, leg. C. Saure

Sphex funerarius (Abb. 17) wurde in der er- sten Hälfte des 20. Jahrhunderts im süd- lichen und mittleren Brandenburg mehrfach nachgewiesen, galt aber seit 1954 im Bun- desland als verschollen (Burger et al. 1998a, Saure 2007). In den Jahren 2008 bis 2010 gelangen im Süden und Südosten Branden- burgs einige neuere Nachweise dieser be- merkenswerten Art (Beutler et al. 2011). Im Dahme-Seengebiet wurde sie aktuell auf drei Flächen nachgewiesen. Offensicht- lich befindet sich die im Mittelmeerraum recht häufige Art derzeit in einer vermutlich klimabedingten Ausbreitungsphase. Darauf deutet auch die Zunahme von Fundmel- dungen in anderen Bundesländern hin (vgl. Blösch 2000). Die wärmeliebende Art besiedelt lückige Sandbiotope. Als Beutetiere werden Lang- fühlerschrecken in die Bodennester einge- tragen, bevorzugt Laubheuschrecken der Abb. 17 Familie (Blösch 2000, Beutler Weibchen der Heuschrecken-Sandwespe mit Beutetier (hier Roesels Beißschrecke) et al. 2011). Foto: W.-H. Liebig Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 45

4.4 Charakteristische und Wissenschaftlicher Name 2330 4030 6120 9190 91T0 LRT-kennzeichnende Arten Wespen (Chrysidoidea, Vespoidea) In der Beschreibung und Bewertung der Le- Aporinellus sexmaculatus x x x bensraumtypen des Anhangs I der FFH- Chrysis leachii x x x Richtlinie in Brandenburg (Zimmermann 2014) wird auch eine Auswahl von geeigneten Episyron rufipes x x x Tierarten für die einzelnen Lebensraumtypen Eumenes coarctatus x x (LRT) angegeben. Diese Artenlisten wurden Evagetes dubius x x x von Beutler & Beutler (2002) übernommen, die neben eigenen Kenntnissen die Hinweise Evagetes littoralis x x x verschiedener Experten berücksichtigt ha- Evagetes pectinipes x x x ben. Bezüglich der Hautflügler sind diese Li- Hedychridium zelleri x x x sten jedoch wenig aussagekräftig (zumal einzelne Arten genannt werden, die weder Pompilus cinereus x x x im Land Brandenburg vorkommen noch hier Pterocheilus phaleratus x x zu erwarten sind). Tiphia villosa x x x Stechimmen sind an bestimmte Lebens­ raumelemente­ oder Requisiten gebunden, Wespen (: Spheciformes) z. B. Abbruchkanten, Totholzstrukturen, Ammophila pubescens x x x Schilfhalme, bestimmte Blütenpflanzen oder Bembix rostrata x x x Beutetiere. Diese abiotischen Strukturen, Pflanzen oder Tiere können Bestandteil von Diodontus insidiosus x x x unterschiedlichsten LRT sein. Einige Bienen- Miscophus niger x x x und Wespenarten benötigen beispielsweise Miscophus postumus x x x offene Sandflächen als Teillebensraum. Die- se können, zusammen mit denn daran ge- Oxybelus argentatus x x x bundenen Arten, folgenden Lebensraum- Sphex funerarius x x x typen angehören: LRT 2310, 2330, 4030, 6120, 6210, 6240, 91T0, 91U0 und klein- Tachysphex helveticus x x x flächig oder randständig auch anderen LRT. Tachysphex nitidus x x x Es ist daher nicht möglich, typische „Sand­ Tachysphex panzeri x x x arten“ auf einen oder wenige LRT zu be- schränken. Tachytes panzeri x x x FFH-Lebensraumtypen wurden bisher nach Bienen (Apoidea: Apiformes) pflanzensoziologischen und floristischen Kri- Andrena argentata x x x terien (LRT-kennzeichnende Pflanzenarten) Andrena fuscipes beschrieben und bewertet (vgl. Zimmermann x 2014). Die Fauna spielte dabei keine oder *Andrena lapponica x x zumindest eine sehr untergeordnete Rolle, Anthophora bimaculata x x x was jüngst von Barndt (2016) bemängelt wurde. Dabei gibt es aber durchaus viele Bombus jonellus x Tierarten, die Lebensraumtypen charakteri- Colletes succinctus x sieren können. *Epeolus cruciger x x x Die Projektgebiete im Dahme-Seengebiet, in denen Stechimmenuntersuchungen stattfan- Halictus submediterraneus x x x den, sind durch folgende FFH-Lebensraum- Lasioglossum brevicorne x x x typen gekennzeichnet: Megachile leachella x x x • LRT 2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit Co- Megachile maritima x x x rynephorus und Agrostis (Dünen im Bin- Nomada rufipes x nenland) • LRT 4030 Tab. 1 Trockene europäische Heiden Charakteristische und kennzeichnende Stechimmenarten für einzelne FFH-Lebensraumtypen • LRT 6120 (* siehe Anmerkung im Text) Trockene, kalkreiche Sandrasen • LRT 9190 Alte bodensaure Eichenwälder auf Sand­ Die parasitische Heide-Filzbiene (Epeolus z. B. bei den Biotoptypen „Blaubeer-Kiefern- ebenen mit Quercus robur cruciger) hat neben der Art Colletes succinc- Traubeneichenwald“ oder „Beerkraut-Kie- • LRT 91T0 Mitteleuropäische Flech- tus (mit der sie zusammen Sandheiden be- fernwald“ der Fall. ten-Kiefernwälder siedelt) noch einen zweiten Wirt, nämlich Nachfolgend werden diesen Lebensraum- die Dünen-Seidenbiene (Colletes margina- typen charakteristische Stechimmenarten tus Smith, 1846), eine typische Art der Dü- 4.5 Oligolektische Bienen zugeordnet, die meist für mehrere LRT nen und Sandtrockenrasen. Epeolus cruciger kennzeichnend sind (Tab. 1). Es gibt sicher- wird daher auch für die LRT 2330 und 6120 Oligolektische Bienen sammeln in ihrem ge- lich noch einige weitere LRT-kennzeich- angegeben. samten Verbreitungsgebiet Pollen zur Brut- nende Bienen- und Wespenarten, die aber in Die Heidelbeer-Lockensandbiene (Andrena versorgung nur an verwandten Pflanzen ei- der vorliegenden Studie nicht nachgewiesen lapponica) ist zwar eine charakteristische Art ner Gattung oder Familie (selten auch an ei- wurden. der genannten Wald-Lebensraumtypen, ner Pflanzenart). Dieses genetisch fixierte aber nur dann, wenn Vaccinium-Arten als Sammelverhalten wird auch aufrechterhal- Pollenquellen vorhanden sind. Das wäre ten, wenn genügend andere Pflanzen als 46 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Pollenquellen zur Verfügung stehen chungsgebiet wurde sie am Rand der Mas- Massow Düne (Westrich 1989). Die hochgradige Speziali- sower Heide im Übergangsbereich von Wald In der Massower Düne wurden 77 Bienen- sierung setzt das Vorkommen der entspre- und Heide nachgewiesen. und Wespenarten gefunden. Nach den chenden Nahrungsquelle im Lebensraum der Das Vorkommen einer artenreichen Wildbie- Roten Listen Brandenburgs sind 17 Arten Bienenart voraus. Daher sind oligolektische nengemeinschaft ist an ein vielfältiges Blü- und nach den Roten Listen Deutschlands 20 Bienen zur Biotopcharakterisierung beson- tenangebot gebunden. Vor allem in den ma- Arten verschollen (Kategorie 0), extrem sel- ders gut geeignet. Sie zeigen eine räumliche geren und blütenarmen Binnendünen sind ten (Kategorie R) oder bestandsgefährdet Differenzierung und eine gewisse Kontinui- daher keine hohen Artendiversitäten bei Bie- (Kategorien 1, 2, 3 und G). Vier höchst be- tät in der zeitlichen Entwicklung der jewei- nen zu erwarten. Solche Gebiete können merkenswerte Arten konnten festgestellt ligen Biotope an. In Tabelle 4 werden die stattdessen Lebensraum für viele anspruchs- werden, nämlich die Rollwespe Tiphia villo- Pollenspezialisten und ihre jeweiligen Nah- volle Wespen sein, die keine enge Blütenbin- sa, die Grabwespen Nitela fallax und Tachy- rungspflanzen farblich hervorgehoben. dung besitzen (vgl. Kapitel 4.3 und 4.4). sphex panzeri sowie die Furchenbiene Halic- Insgesamt wurden im Untersuchungsgebiet tus submediterraneus. Weitere bemerkens- 19 oligolektische Bienenarten festgestellt, werte Arten sind u. a. Chrysis fasciata, Chry- das sind 18,4 Prozent der nestbauenden Ar- 4.6 Artenbestand und Bewertung der sis succincta, Evagetes proximus und Misco- ten (103 Arten). Die übrigen 39 Bienenarten einzelnen Untersuchungsflächen phus niger. Die Gruppe der oligolektischen sind sogenannte Kuckucksbienen, die bei Bienen ist mit drei Arten vertreten. anderen Bienen parasitieren und daher keine Töpchin eigenen Nester bauen. Nach Westrich Auf Grünlandflächen südlich der Ortslage Massow Heide (1989) beträgt der Anteil oligolektischer Ar- Töpchin wurden 121 Bienen- und Wespen- In der Massower Heide wurden 102 Bienen- ten an der Gesamtzahl der pollensammeln- arten festgestellt. Nach den Roten Listen und Wespenarten nachgewiesen. Im Land den Bienen in Deutschland (West) 30 Pro- Brandenburgs gelten 14 Arten und nach den Brandenburg und in Deutschland gelten da- zent. Müller et al. (1997) geben den Anteil Roten Listen Deutschlands 21 Arten als ver- von jeweils 20 Arten als bestandsgefährdet für Mitteleuropa mit ebenfalls 30 Prozent schollen (Kategorie 0), extrem selten (Kate- (Kategorien 1, 2, 3 und G). Nur eine der hier an. Dieser Wert wird in der vorliegenden gorie R) oder bestandsgefährdet (Kategorien nachgewiesenen Arten, die Südliche Gold- Untersuchung nicht annähernd erreicht. 1, 2, 3 und G). Von den 15 wertbestim- furchenbiene (Halictus submediterraneus), In kleinflächigeren Gebieten können Anteile menden Arten kommt auf den Grünlandflä- gehört zur Gruppe der 15 wertbestim- von 30 Prozent Pollenspezialisten nur dann chen südlich von Töpchin nur die Herz-Mas- menden Arten. Darüber hinaus gibt es eine erzielt werden, wenn die Flächen neben kenbiene (Hylaeus cardioscapus) vor, dane- Reihe weiterer erwähnenswerter Arten, z. B. einem günstigen Nistplatzangebot ganzjäh- ben als weitere bemerkenswerte Arten die die Wespen Chrysis succincta, Cryptocheilus rig eine beträchtliche Vielfalt und Dichte von Wespen Chrysis succincta, Arachnospila fabricii, Cryptocheilus versicolor, Miscophus Blütenpflanzen aufweisen. Das trifft bei- fuscomarginata,­ Bembix rostrata, Tachy- niger oder auch die Heidehummel Bombus spielsweise auf den Botanischen Garten Ber- sphex austriacus und Sphex funerarius, so- jonellus. Die Anzahl der oligolektischen Bie- lin-Dahlem zu (Saure 2012). Einige Untersu- wie die Bienen Ammobates punctatus und nen ist mit sieben Arten recht hoch. Nur in chungsflächen im Dahme-Seengebiet sind Lasioglossum setulosum. Aufgrund des ver- der Massower Heide wurde das vollständige aber dauerhaft sehr blütenarm (z. B. Masso- gleichsweise guten Blütenangebotes sind die Spektrum der charakteristischen „Heidebie- wer Düne, Bugker Sahara, Binnendüne Wal- Anzahl pollensammelnder Bienenarten mit nen“ nachgewiesen, also Andrena fuscipes tersberge) oder besitzen nur für kurze Zeit 53 und die Anzahl oligolektischer Bienen mit mit der bei ihr parasitierenden Nomada rufi- eine hohe Blütendichte (aber geringe Blü- acht Arten recht hoch. pes sowie Colletes succinctus mit dem Brut- tenvielfalt), wie die Massower Heide. Nur schmarotzer Epeolus cruciger. die Flächen im Miethsluch, bei Töpchin und Bugker Sahara am Glienitzberg zeigen zumindest stellen- In der Bugker Sahara konnten nur 38 Arten Glienitzberg weise eine größere Blütendiversität. Dem- nachgewiesen werden. Die Anzahl der Rote- Am Glienitzberg bei Bugk konnten mit Ab- entsprechend wurden auf den zuletzt ge- Liste-Arten ist klein, in Brandenburg gelten stand die meisten Arten festgestellt werden, nannten Flächen mit 53 (Töpchin) und 59 nur drei und in Deutschland nur vier der insgesamt 182 Arten. Davon werden in Arten (Glienitzberg) die meisten pollensam- nachgewiesenen Arten als gefährdet. Von Brandenburg 24 Arten und in Deutschland melnden Bienenarten festgestellt. den 15 wertbestimmenden Arten wurde in sogar 28 Arten als verschollen (Kategorie 0) Unter den oligolektischen Bienenarten sind der Bugker Sahara bisher keine Art gefun- oder bestandsgefährdet (Kategorien 1, 2, 3 neben der Rotschienen-Sandbiene (Andrena den. Die Gruppe der oligolektischen Bienen und G) eingestuft. ruficrus) (Kapitel 4.3) vor allem drei Erica- ist nur mit zwei Arten vertreten. Aus der Gruppe der besonders bemerkens- ceen-Spezialisten hervorzuheben. Dazu ge- werten Arten kommen am Glienitzberg die hören die Heidekraut-Herbstsandbiene (An- Binnendüne Waltersberge Goldwespen Chrysis leachii und Chrysis gra- drena fuscipes) und die Heidekraut-Seiden- In der Binnendüne Waltersberge bei Storkow elsii sowie die Bienen Hylaeus lineolatus biene (Colletes succinctus), die ausschließ- wurden 120 Arten nachgewiesen. Davon und Osmia nigriventris vor. Letztere wurde lich oder ganz überwiegend im Spätsommer gelten in Brandenburg 14 Arten und in hier erstmalig für das Norddeutsche Tiefland und Herbst an Calluna vulgaris Pollen sam- Deutschland 26 Arten als verschollen (Kate- nachgewiesen. Weitere bemerkenswerte Ar- meln. Dementsprechend kommen diese Ar- gorie 0), extrem selten (Kategorie R) oder ten sind u. a. die Wespen Sphex funerarius, ten im Untersuchungsgebiet auch nur dort bestandsgefährdet (Kategorien 1, 2, 3 und Tachysphex nobilis und Odynerus renifor- vor, wo die Besenheide blüht, nämlich An­ G). Besonders bemerkenswert sind die Gold- mis sowie die Bienen Ammobates punctatus, drena fuscipes in der Heide und Düne Mas- wespe Chrysis leachii, die Grabwespen Sphecodes cristatus und Bombus jonellus. sow und Colletes succinctus außerdem noch Miscophus postumus, Diodontus insidiosus, Auch sechs oligolektische Bienenarten kom- in der Binnendüne Waltersberge sowie am Tachysphex nobilis, Tachysphex nigripennis men hier vor. Glienitzberg. sowie die Bienen Andrena ruficrus und Os- Die dritte auf Ericaceae spezialisierte Art ist mia mustelina. Weitere bemerkenswerte Ar- Miethsluch die Heidelbeer-Lockensandbiene (Andrena ten sind u. a. die drei Hedychridium-Arten H. Im Miethsluch wurden 48 Arten gezählt, da- lapponica). Diese Biene ist allerdings auf die zelleri, H. femoratum und H. purpurascens, von sind sieben Arten nach den Roten Listen frühblühenden Arten der Gattung Vaccini- Bembix rostrata und Megachile leachella. Brandenburgs und vier Arten nach den um angewiesen. Hauptpollenquelle ist die Mit neun Arten ist die Anzahl oligolektischer Roten Listen Deutschlands bestandsgefähr- Heidelbeere Vaccinium myrtillus. Demzufol- Bienenarten für eine Sanddüne überraschend det oder verschollen (Kategorien 0, 3 und ge bewohnt Andrena lapponica vor allem groß. Diese Bienen profitieren von den etwas G). Trotz der niedrigen Gesamtartenzahl lichte Wälder und Waldsäume. Im Untersu- blütenreicheren Randbiotopen. (nur in der Bugker Sahara wurden weniger Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 47

Arten festgestellt) kommen zwei besonders bemerkenswerte Wespen im Gebiet vor. Es 200200 handelt sich dabei um die Goldwespe Chry- 180180 sura radians und um die Grabwespe Trypo- 160 xylon fronticorne. Weiterhin beachtenswert 160 ist die parasitische Holzwespe Orussus abie- 140140 tinus, die noch in der Roten Liste von Taeger 120120 (1992) für Brandenburg als verschollen auf- 100100 geführt wird, mittlerweile aber an mehreren Orten im Land wiedergefunden wurde 8080 Anzahl Arten Anzahl (mehrfach in coll. Saure). Oligolektische Bie- Arten Anzahl 6060 nen sind mit zwei Arten vertreten. 4040

Sutschketal 2020 Im Sutschketal bei Bestensee konnten bis- 0 0 lang 52 Arten nachgewiesen werden. Davon sind nur zwei Arten in Brandenburg und zwei Arten in Deutschland als gefährdet ein- gestuft (Kategorie 3 und G). Auf keiner an- deren Untersuchungsfläche wurden weniger Rote-Liste-Arten festgestellt. Nachweise von Abb. 18 den 15 besonders bemerkenswerten Arten Artenzahlen der einzelnen Untersuchungsflächen (rote Säule = Arten der Roten Liste fehlen im Sutschketal. Einzige bedeutsame Brandenburg inkl. Kategorie V und D) Art ist die Grabwespe Mimumesa beaumon- ti. Die oligolektischen Bienen sind nur mit einer Art vertreten, nämlich mit der Ge- wöhnlichen Natternkopfbiene (Hoplitis adunca). Bewertungskriterium

Groß Köris Töpchin Bugker Sahara Waltersberge Massow Düne Massow Heide Glienitzberg Miethsluch Sutschketal Groß Köris Auf der Offenfläche bei Groß Köris wurden Anzahl Arten gesamt x - x - x xx - - - wie im Sutschketal 52 Bienen- und Wespen- arten nachgewiesen. Acht Arten sind in Anzahl Arten RL BB x - x x xx xx - - - Brandenburg und sechs Arten in Deutsch- Anzahl Arten RL D x - xx x x xx - - - land im Bestand gefährdet (Kategorien 0, 2, Anzahl LRT-kennzeichnende Arten 3, G). Keine der nachgewiesenen Arten ge- - - xx xx xx x - - - (Düne, Sandrasen, Sandheide) hört zur Gruppe der 15 wertbestimmenden Arten. Dennoch sind einige wenige bemer- Osmia nigriventris - - - - - x - - - kenswerte Arten vorhanden, z. B. die Sand- Miscophus postumus - - x ------wespe Sphex funerarius und die Wegwespe Arachnospila hedickei. Die Bienen sind mit Tiphia villosa - - - x - - - - - fünf auf bestimmte Pollenquellen speziali- Diodontus insidiosus - - x ------sierten Arten vertreten. Trypoxylon fronticorne ------x - - Abbildung 18 zeigt die Artenzahlen der ein- Hylaeus cardioscapus x ------zelnen Untersuchungsflächen sowie die An- Hylaeus lineolatus - - - - - x - - - zahl von Rote-Liste-Arten in Brandenburg (hier inklusive der Kategorien V und D). In Halictus submediterraneus - - - x x - - - - Tabelle 2 erfolgt eine Bewertung der Gebiete Nitela fallax - - - x - - - - - nach folgenden Kriterien: Gesamtartenzahl, Tachysphex panzeri - - - x - - - - - Anzahl regional und überregional gefähr- deter Arten, Anzahl LRT-kennzeichnender Chrysis leachii - - x - - x - - - Arten, Vorkommen der 15 besonders be- Chrysis graelsii - - - - - x - - - merkenswerten (wertbestimmenden) Arten. Danach lassen sich die Gebiete in vier Wer- Chrysura radians ------x - - tigkeitsstufen einordnen. Osmia mustelina - - x ------Die Standorte unterscheiden sich in Größe, Lage, Bodenverhältnissen, Vegetation und Andrena ruficrus - - x ------auch in der Untersuchungsmethodik (Anzahl Anzahl Wertpunkte 4 0 11 8 7 11 2 0 0 und Dauer der Begehungen) und sind daher Wertigkeitsstufe CDABBACDD nur bedingt miteinander vergleichbar. Das betrifft vor allem das Kriterium „Oligolek- Tab. 2 tie“, denn die Anzahl oligolektischer Bienen- Vergleichende Bewertung der Untersuchungsflächen arten steht im engen Bezug zur Blütendiver- sität und Blütendichte, welche an Dünen- Anzahl Arten gesamt: <80 = - 80-160 = x >160 = xx standorten in der Regel eher gering sind. Anzahl Arten Rote Liste Brandenburg: <10 = - 10-18 = x >18 = xx Das Kriterium „Oligolektie“ wird daher bei Anzahl Arten Rote Liste Deutschland: <15 = - 15-25 = x >25 = xx der vergleichenden Bewertung nicht berück- Anzahl LRT-kennzeichnende Arten: <8 = - 8-15 = x >15 = xx sichtigt. Anzahl Wertpunkte/Wertigkeitsstufe: 0-1 = D 2-5 = C 6-10 = B >10 = A 48 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

A Flächen von besonders hoher Sandheiden und Dünen (Tabelle 1) sind in der Bienen- und Wespenarten ist eher ge- Wertigkeit Massow ebenso wie in der Düne Walters- ring und besonders wertvolle Arten fehlen. In die höchste Kategorie werden der Glie- berge reichlich vertreten (16 Arten in der Das Angebot an Nist- und Nahrungsstruk- nitzberg und die Binnendüne Waltersberge Massower Düne, 17 Arten in der Massower turen ist vergleichsweise klein und diese eingestuft. Diese Flächen sind Lebensraum Heide). Requisiten sind von geringerer Qualität als für die seltensten und bemerkenswertesten in den anderen Gebieten. Auf allen drei Arten, die aktuell im Dahme-Seengebiet C Flächen von mittlerer Wertigkeit Flächen fanden im Winterhalbjahr 2015/16 nachgewiesen wurden. Außerdem ist die Di- In diese Kategorie werden zwei Gebiete ein- noch umfangreiche Beräumungs- oder Ro- versität im Bereich der Binnendüne mit 120 gruppiert, nämlich das Grünland bei Töpchin dungsmaßnahmen statt. Es ist anzuneh- Arten sehr hoch und am Glienitzberg mit sowie das Miethsluch im Projektgebiet Bür- men, dass sich zukünftig auf den Entwick- 182 Arten sogar besonders hoch. gerheide. Die stellenweise etwas bindigeren lungsflächen für Sandrasen auch wertge- Der Glienitzberg besitzt von den unter- und kalkreicheren Böden bei Töpchin weisen bende Bienen- und Wespenarten ansiedeln suchten Flächen die reichste Strukturausstat- eine recht hohe Blütendichte auf, wovon werden. tung. Nur hier sind Steilwände vorhanden wiederum die blütenbesuchenden Bienen und nur hier kommen charakteristische Steil- und Wespen profitieren. Dementsprechend wandarten wie Odynerus spinipes, Odyne- ist deren Anzahl mit 121 Arten hoch. Als 5 Pflege und Entwicklung rus reniformis, Chrysis mediata und Pseudo- wertbestimmende Art ist Hylaeus cardios- spinolia neglecta vor. Das Angebot an Nek- capus zu nennen. 5.1 Empfehlungen für das tar- und Pollenquellen ist hoch und Nist- Das Miethsluch weist vor allem an boden- Biotopmanagement strukturen existieren neben den Böschungen nassen Stellen dichte Kraut- und Staudenbe- auch in Form von dürren Pflanzenstängeln stände auf. Die Anzahl an Stechimmen ist In allen Projektgebieten wurden in den ver- sowie von liegendem und vor allem stehen- hier mit 48 Arten vergleichsweise klein, was gangenen Jahren unterschiedliche Maßnah- dem Totholz. An einem Kiefernstumpf wur- aber auch auf die geringe Untersuchungs- men durchgeführt wie Entbuschung, Auf- de die bemerkenswerteste Art der vorlie- dichte zurückzuführen ist. Die Grabwespe lichtung, Plaggen, Beweidung, Mahd und genden Studie nachgewiesen, nämlich die Trypoxylon fronticorne und die Goldwespe eine gezielte Bekämpfung von Neophyten. Biene Osmia nigriventris. Chrysura radians zählen zu den wertbestim- Die Erhaltungs- und Entwicklungsziele sind Auch die Binnendüne Waltersberge bietet menden Arten. das Zurückdrängen der Sukzession, die Aus- den Stechimmen unterschiedliche Nist- und hagerung nährstoffreicherer Böden und die Nahrungsstrukturen, vor allem am Rand der D Flächen von derzeit geringerer Förderung von Sandrasengesellschaften. Flugsandfelder und in den ausgelichteten Wertigkeit Das bisher erfolgte Biotopmanagement wird Gehölzbeständen. Einige Arten nisten im Die übrigen Flächen sind nach den bishe- hinsichtlich der Bienen- und Wespenfauna Sandboden, andere in dem reichlich vorhan- rigen Ergebnissen eher von geringerer als durchaus positiv bewertet. Kleinere Emp- denen Totholz. Mit Miscophus postumus (in Wertigkeit. Es handelt sich dabei um die fehlungen für die zukünftige Nutzung und Brandenburg und Deutschland vom Ausster- Offenfläche bei Groß Köris, um die Bugker Pflege können den Abbildungen 19 bis 30 ben bedroht) und Diodontus insidiosus (nur Sahara und um das Sutschketal. Die Anzahl entnommen werden. ein älterer Fund in Brandenburg aus dem Jahr 1972, bundesweit extrem selten) kom- men in der Düne zwei höchst bemerkens- werte Arten vor. Die Anzahl von charakteris- tischen Arten für Sandrasen, Sandheiden und Dünen (Tabelle 1) ist hier mit 17 beson- ders hoch.

B Flächen von hoher Wertigkeit Als Gebiete mit hoher Wertigkeit werden die zwei Flächen bei Massow eingestuft. Die Heidefläche ist mit 102 Arten ver- gleichsweise artenreich. Darunter sind alle vier Bienenarten, die den LRT 4030 „Tro- ckene europäische Heiden“ charakterisie- ren (Colletes succinctus, Andrena fuscipes, Epeolus cruciger, Nomada rufipes). Die großflächigen Calluna-Bestände sind für viele Arten eine gute, aber zeitlich befriste- te Nektar- und Pollenquelle. Im Frühjahr und Frühsommer ist das Blütenangebot im Gebiet sehr klein und dementsprechend sind in diesem Zeitraum, vor allem bei den Bienen, nur wenige Arten nachweisbar. Be- sonders hervorzuheben sind auch noch die Bienen Halictus submediterraneus und Bombus jonellus. In der Düne Massow wurden zwar mit 77 Arten deutlich weniger Arten nachgewiesen, darunter sind aber einige höchst bemerkens- werte Arten, vor allem Tiphia villosa, Nitela fallax und Tachysphex panzeri. Von den Abb. 19 charakteristischen „Heidebienen“ wurden Wiese bei Töpchin am 23.08.2015: Durch das Mähen werden alle für Wildbienen geeig- an Besenheide immerhin drei Arten festge- neten Nahrungspflanzen vernichtet. Es wird empfohlen, räumlich und zeitlich gestaffelt zu stellt (Nomada rufipes wurde nicht beobach- mähen oder zumindest wertvolle Blühaspekte (z. B. Peucedanum oreoselinum) zu schonen tet). Charakteristische Arten für Sandrasen, Foto: C. Saure Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 49

Abb. 20 Bugker „Sahara“ am 21.08.2015: Der Kiefern-Stangenforst ist für Stechimmen von geringer Bedeutung Foto: C. Saure

Abb. 21 Bugker „Sahara“ am 26.08.2016: Dieselbe Fläche nach der Gehölzrodung. Die Streuauflage sollte noch entfernt werden, um offene Sandflächen zur Entwicklung von Trockenrasengesellschaften zu schaffen Foto: C. Saure

Abb. 22 Binnendüne Waltersberge am 03.07.2015: Baumfällungen und das Plaggen des Oberbodens schaffen Nistplätze für verschiedenen im Holz bzw. im Boden nistende Stechimmenarten; ausbreitungsstarke Laubgehölze (vor allem Robinie, Späte Traubenkirsche, Eschen-Ahorn und Roter Holunder) müssen zurückgedrängt werden Foto: C. Saure 50 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Abb. 23 Massower Düne am 27.08.2015: Neben Pioniergehölzen breitet sich auch das Land-Reitgras aus, wobei Flugsandflächen als Lebensraum z. B. für Tachysphex panzeri und Tiphia villosa zerstört werden. Kleine Blühinseln am Rand der Düne (z. B. mit Echium vulgare) sollten als Nahrungshabitate für Wildbienen geduldet werden Foto: C. Saure

Abb. 24 Massower Heide am 27.08.2015: Pioniergehölze (Birke, Pappel u. a.) dringen vom Rand aus in die Heide vor. Neben Beweidung und Fällung von Gehölzen hat sich das kontrollierte Flämmen als anerkannte Methode zur Heideverjüngung bewährt (s. auch Lütkepohl 1993, Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz 1997) Foto: C. Saure

Abb. 25 Massower Heide am 02.07.2015: Das Schmalblättrige Weidenröschen ist hier neben der Besenheide eine der wenigen Nahrungspflanzen für Wildbienen im Sommer Foto: C. Saure Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 51

Abb. 26 Glienitzberg am 03.07.2015: Kiefernstümpfe sind Nistplatz für viele bemerkenswerte Insekten, z. B. für die Schwarzbürstige Mauerbiene (Osmia nigriventris) Foto: C. Saure

Abb. 27 Glienitzberg am 03.07.2015: Die Böschungen sollten durch eine regelmäßige Entbuschung freigestellt werden, damit Steilwandspezialisten (Odynerus reniformis, O. spinipes, Chrysis mediata, Pseudospinolia neglecta) überleben können. Jährlich alternierend sollten Teilflächen aus der Beweidung herausgenommen werden, um die Entwicklung einer blütenreichen Krautschicht zu ermöglichen Foto: C. Saure

Abb. 28 Miethsluch am 22.07.2016: Im Zentrum des Luchs befinden sich bodennasse Stellen mit Lysimachia vulgaris und Lythrum salicaria, wichtige Pollenquellen für spezialisierte Wildbienenarten. Die Blutweiderich-Säge- hornbiene (Melitta nigricans Alfken, 1905) wurde hier allerdings nicht festgestellt, könnte sich aber noch ansiedeln Foto: C. Saure 52 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Abb. 29 Sutschketal am 28.07.2016: Die erst im Winter 2015/16 freigestellten Böschungen drohen bereits wieder zuzuwachsen Foto: C. Saure

5.2 Empfehlungen für krautige Pflanzen zur Einsaat in Sandrasen

Die Tabelle 3 enthält eine Auswahl krautiger Pflanzen, die für eine Ausbringung auf Sandrasen-Entwicklungsflächen geeignet er- scheinen. Die Angaben wurden überwie- gend der Broschüre „Pflanzen für Ber- lin – Verwendung gebietseigener Herkünf- te“ entnommen (Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung und Umwelt / Der Landesbeauf- tragte für Naturschutz und Landschaftspflege 2013). Einige Arten wurden ergänzend hin- zugefügt. Die Anmerkungen zur Gefähr- dung folgen Ristow et al. (2006).

Dank

Die Untersuchungen fanden statt im Rahmen des Projekts LIFE12 NAT/DE/000144 „Sandrasen im Dahme-Seengebiet“. Für die Beauftragung und Betreuung danke ich der Abb. 30 Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, ins- Groß Köris am 06.07.2015: Nistmöglichkeiten für bodenbewohnende Stechimmen waren besondere Dr. Holger Rößling und Pamela im Jahr 2015 nur auf den Wegen und auf einem benachbarten Bahndamm zu finden. Hier Rall. Janine Ruffer (Stiftung NaturSchutz- blühten auch wichtige Pollen- und Nektarquellen wie Jasione montana und Helichrysum Fonds Brandenburg) fertigte die Übersicht- arenarium (Bildvordergrund) Foto: C. Saure karte an. Hinweise zum Gutachten bzw. zum Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 53

eher eher saure Pionier- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name basenreiche Anmerkung Standorte Trockenrasen Standorte

Centaurea scabiosa Skabiosen-Flockenblume x Chondrilla juncea Großer Knorpellattich x Helichrysum arenarium Sand-Strohblume x x Hieracium pilosella Kleines Habichtkraut x Hypochaeris radicata Gemeines Ferkelkraut x Jasione montana Berg-Jasione x x Leontodon hispidus Rauher Löwenzahn x Ononis repens Kriechende Hauhechel x Pimpinella saxifraga Kleine Pimpinelle x Potentilla argentea Silber-Fingerkraut x Potentilla incana Sand-Fingerkraut x gef Potentilla neumanniana Frühlings-Fingerkraut x gef Salvia pratensis Wiese-Salbei x gef Scabiosa canescens Graue Skabiose x gef Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer x x Sedum sexangulare Milder Mauerpfeffer x Thymus pulegioides Gemeiner Thymian x Thymus serpyllum Sand-Thymian x x Trifolium arvense Hasen-Klee x x Veronica spicata Ähriger Blauweiderich x gef Vicia angustifolia Schmalblättrige Wicke x Vicia lathyroides Platterbsen-Wicke x

Tab. 3 Auswahl gebietseigener Pflanzen für Trockenrasen gef – In Brandenburg gefährdete Arten (Kategorie 3, Scabiosa canescens Kategorie 2). Diese Arten sind nur dann zu verwenden, wenn Spenderpopulationen aus dem Gebiet genutzt werden können

Beutler, H.; Beutler, D. & Liebig, W.-H. 2011: Wieder- Burger, F.; Saure, C. & Oehlke, J. 1998: Rote Liste und Manuskript gaben Andreas Herrmann (LfU fund der Heuschreckensandwespe, Sphex funerarius Artenliste der Grabwespen und weiterer Hautflüg- Brandenburg) und Hans Sonnenberg (Natur- Gussakovskij, 1934 in Brandenburg mit Anmer- lergruppen des Landes Brandenburg (Hymenoptera: park Dahme-Heideseen). Jakub Straka (Prag) kungen zur Biologie und zum Verhalten (Hymeno- , Vespoidea part., Evanioidea, Trigonalyoi- ptera, Aculeata: Sphecidae s. str.). Märkische Ento- dea). Naturschutz und Landschaftspflege in Bran- übernahm die Determination einiger Indivi- mologische Nachrichten 13 (1): 23-34 denburg 7 (2), Beilage: 24-43 duen aus der Tachysphex pompiliformis- Biologische Station Krefeld 1994: Entomologische Un- Dathe, H. H. & Saure, C. 2000: Rote Liste und Artenli- Gruppe. Wolf-Harald Liebig (Bad Muskau) tersuchungen auf dem ehemaligen Truppenübungs- ste der Bienen des Landes Brandenburg (Hymeno- platz Lieberose. Ergebnisse einer Malaise-Falle am ptera: Apidae). Naturschutz und Landschaftspflege überließ mir Funddaten der Schwarzbürstigen Standort Spitzberg. Unveröffentlichtes Gutachten im in Brandenburg 9 (1), Beilage: 3-35 Mauerbiene sowie ein Foto der Heuschre- Auftrag des Landesumweltamtes Brandenburg, 32 S. Eichfeld, J. & Buchholz, S. 2014: Bemerkenswerte cken-Sandwespe. Allen sei herzlich gedankt. Biologische Station Krefeld 1996: Untersuchungen der Wildbienenarten (Hymenoptera: Apidae) urbaner Zönosen verschiedener Sukzessionsstadien xero- Wiesen in Marzahn-Hellersdorf, Berlin. Märkische thermer Sandbiotope auf dem ehemaligen Truppen- Entomologische Nachrichten 16 (1): 47-54 übungsplatz Lieberose. Transekt Kartierungen mit- Grandi, G. 1961: Studi di un entomologo sugli Imen- Literatur tels Malaise-Fallen und Rinnenfallen am Standort otteri superiori. Bollettino dell‘Istituto di Entomolo- Spitzberg. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag gia della Universita degli Studi di Bologna 25: des Landesumweltamtes Brandenburg, 41 S. 1-659 Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz 1997: Feuer- Bitsch, J.; Dollfuss, H.; Bouček, Z.; Schmidt, K.; Schmid- Haeseler, V. 1988: Kolonisationserfolg von Ameisen, einsatz im Naturschutz. NNA-Berichte 10 (5), 181 S. Egger, C.; Gayubo, S. F.; Antropov, A. V. & Barbier, Y. Wespen und Bienen auf jungen Düneninseln der Barndt, D. 2016: Forderung nach Ausweisung von 2001: Hyménoptères Sphecidae d’Europe occiden- südlichen Nordsee (Hymenoptera: Aculeata). Drose- „Charakteristischen Tierarten“ nach FFH-RL zur Be- tale, Volume 3. Faune de France 86: 1-459 ra ’88 (1/2): 207-236 wertung von Lebensraumtypen und Maßnahmen in Blösch, M. 2000: Die Grabwespen Deutsch- Haeseler, V. 2008: Ameisen, Wespen und Bienen der den Ländern Berlin und Brandenburg; am Beispiel lands – Sphecidae s. str., Crabronidae. Lebenswei- Ostfriesischen Inseln (Hymenoptera: Aculeata). ausgewählter Arthropodengruppen der Torfmoos- se, Verhalten, Verbreitung. In: Die Tierwelt Schriftenreihe Nationalpark Niedersächsisches Wat- moore. Märkische Entomologische Nachrichten 18 Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile tenmeer 11: 299-312 (1/2): 167-186 nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebenswei- Herrmann, M. 1996: Beitrag zur Klärung der Wirtsfrage BArtSchV 2013: Verordnung zum Schutz wildleben- se, Hymenoptera II. 71. Teil. Keltern (Goecke & von Chrysis graelsii Guerin, 1842. Bembix 7: 11-13 der Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzver- Evers), 480 S. Jacobs, H.-J. 2007: Die Grabwespen Deutschlands. ordnung – BArtSchV) vom 16. Februar 2005 (BGBl. I Blüthgen, P. 1919: Zur Kenntnis der Bienenfauna Ampulicidae, Sphecidae, Crabronidae. Bestim- S. 258, 896), zuletzt geändert durch Artikel 10 des Nordthüringens. II. Bienen vom Kyffhäuser und den mungsschlüssel. In: Die Tierwelt Deutschlands und Gesetzes vom 21. Januar 2013 (BGBl. I S. 95) Nachbargebieten. Mitteilungen der Entomolo- der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkma- Beutler, H. & Beutler, D. 2002: Katalog der natür- gischen Gesellschaft Halle 12: 25-36 len und nach ihrer Lebensweise, Hymenoptera III. lichen Lebensräume und Arten der Anhänge I und Brinkmann, R. 1998: Berücksichtigung faunistisch-tier- 79. Teil. Keltern (Goecke & Evers), 207 S. II der FFH-Richtlinie in Brandenburg. Naturschutz ökologischer Belange in der Landschaftsplanung. Jacobs, H.-J. & Oehlke, J. 1990: Beiträge zur Insekten- und Landschaftspflege in Brandenburg 11 (1/2): Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen fauna der DDR: Hymenoptera: Sphecidae. 1. 1-180 4/98: 57-128 Nachtrag. Beiträge zur Entomologie 40: 121-229 54 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

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In:M i- Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg nisterium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung 15 (4), Beilage: 1-163 des Landes Brandenburg (Hrsg.): Gefährdete Tiere im Saure, C. 1998: Beobachtungen und Anmerkungen Land Brandenburg. Rote Liste. Potsdam (Unze-Ver- zur Wirtsbindung einiger Goldwespenarten im nord- lag), 63-70 ostdeutschen Raum (Hymenoptera: Chrysididae: VUBD – Vereinigung umweltwissenschaftlicher Be- Chrysidinae). Bembix 10: 15-18 rufsverbände Deutschlands e.V. (Hrsg.) 1999: Saure, C. 2005: Rote Liste und Gesamtartenliste der Handbuch landschaftsökologischer Leistungen. Bienen und Wespen (Hymenoptera part.) von Berlin Empfehlungen zur aufwandsbezogenen Honorarer- mit Angaben zu den Ameisen. In: Der Landesbeauf- mittlung. 3. Aufl., Nürnberg (VUBD-Selbstverlag), tragte für Naturschutz und Landschaftspflege / Se- 259 S. natsverwaltung für Stadtentwicklung (Hrsg.): Rote Li- Wahis, R. 2006: Mise à jour du Catalogue systéma- sten der gefährdeten Pflanzen und Tiere von Berlin. tique des Hyménoptères Pompilides de la région CD-ROM. ouest-européenne. Additions et Corrections. Notes Saure, C. 2007: Beitrag zur Hautflüglerfauna von fauniques de Gembloux 59: 31-36 Brandenburg. Teil 1: Mutillidae, Sapygidae, Tiphii- Westrich, P. 1989: Die Wildbienen Baden-Württem- dae, Scoliidae, Vespidae, Pompilidae, Ampulicidae, bergs. Stuttgart (Ulmer-Verlag), Bd. I u. II, 972 S. Sphecidae und Crabronidae (Hymenoptera Aculea- Westrich, P.; Frommer, U.; Mandery, K.; Riemann, H.; ta: Vespoidea part., Apoidea part.). Märkische Ento- Ruhnke, H.; Saure, C. & Voith, J. 2011: Rote Liste mologische Nachrichten 9 (1): 77-98 und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera, Saure, C. 2009: Erste Nachweise von Hylaeus trinota- Apidae) Deutschlands (5. Fassung, Stand Februar tus (Pérez 1895) in Deutschland sowie Anmer- 2011). In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote kungen zu ausgewählten und in Deutschland sel- Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze tenen Hylaeus-Arten (Hymenoptera, Apidae). Euce- Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). Na- Anschrift des Autors: ra 2 (1): 17-24 turschutz und biologische Vielfalt, Heft 70 (3): Saure, C. 2011a: Bienen und Wespen des Forts 373-416 Hahneberg in Berlin-Spandau (Hymenoptera). Mär- Wiesner, T. 2006: Beitrag zur Hautflüglerfauna von Dr. Christoph Saure kische Entomologische Nachrichten 13 (2): 189-219 Brandenburg – Neu- und Wiederfunde Aculeater Büro für tierökologische Studien Saure, C. 2011b: Beitrag zur Stechimmenfauna von Hymenopteren (Hymenoptera: Chrysididae, Vespi- Am Heidehof 44 Sachsen-Anhalt, Teil 1: Das FFH-Gebiet „Heide süd- dae, Pompilidae, Crabronidae, Tiphiidae, Apidae). lich Burg“ (Hymenoptera: Aculeata). Entomolo- Märkische Entomologische Nachrichten 8 (2): 233- 14163 Berlin gische Zeitschrift 121 (5): 195-208 242 [email protected] Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 55

Anhang

Tab. 4 Verzeichnis der von 2015 bis 2016 in den Projektgebieten nachgewiesenen Wespen- und Bienenarten

Deutsche Bienennamen nach Scheuchl & Schwenninger (2015), bei Wespen nur eingebürgerte deutsche Namen

Projektgebiete [Ziffer] Anzahl der einbehaltenen Belegtiere (in Sammlung C. Saure) x im Gebiet beobachtet, keine Belege einbehalten

RL: Rote Liste BB Brandenburg (Taeger 1992, Burger et al. 1998, Saure et al. 1998a, Dathe & Saure 2000) D Deutschland (Liston et al. 2011, Schmid-Egger 2011, Westrich et al. 2011) 0 ausgestorben oder verschollen D Daten defizitär 1 vom Aussterben bedroht V Vorwarnstufe 2 stark gefährdet * ohne Gefährdung 3 gefährdet G Gefährdung unbekannten Ausmaßes kN keine Nennung (in der jeweiligen Roten Liste gar nicht oder nicht im identischen taxonomischen Umfang enthalten)

GS: Gesetzlicher Schutz § besonders geschützt nach BArtSchV

Nistweise: en ausschließlich oder überwiegend im Boden nistend (endogäisch) hy ausschließlich oder überwiegend oberirdisch nistend (hypergäisch) pa kein Nestbau, parasitische Lebensweise

Wirte und Larvennahrung: W Wirte der parasitischen Arten B Beutetiere der nestbauenden Wespen P Pollenquellen nestbauender Bienen (mesolektisch: sammelt an 2 – 3 Pflanzenfamilien Pollen; polylektisch: sammelt an mehr als 3 Familien Pollen)

blau markierte Zeilen besonders bemerkenswerte, wertbestimmende Arten

gelb markierte Zeilen oligolektische, auf bestimmte Pollenquellen spezialisierte Bienen

grün markierte Zeilen oligolektische und besonders bemerkenswerte Bienenart 56 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte W: Solitäre Faltenwespen Solitäre W: ( Discoelius, Symmorphus ) Faltenwespen Solitäre W: ( Euodynerus, Odynerus ) Faltenwespen Solitäre W: ( Odynerus ) W: Holz- und Prachtkäferlarven W: Grabwespen W: obscuripennis ? ) ( Tachysphex Mauerbienen W: ( Hoplitis adunca ) Mauerbienen W: ( Hoplitis, Osmia ) Grabwespen W: Oxybelus ) ( Tachysphex, pa Schaben ( Ectobius ) W: pa Bienen ( Hylaeus ) W: pa Bienen ( Hylaeus, Heriades ) W: pa Bienen ( Hylaeus ) W: pa pa pa) Grabwespen ( Tachysphex W: pa pa bodennistende Grabwespen W: pa pa pa Grabwespen ( Miscophus ) W: pa pa pa Nist- weise * kN * kN * kN ** 3 * 0 * * 3 *V 0 3 ** D kN GG G 2 DG G 2

RL BB RL D GS

Groß Köris Groß

tal

Sutschke-

luch

Mieths- 1 1

berg

Glienitz- x 1 1 1 8 4

Heide

Massow Massow

Düne

Massow Massow 8 1 1 1 2 2

berge

Walters- 2 2 1 4 3 2 7 2 1 5 1

Sahara

Bugker Bugker Töpchin 1 1 2 1 Parasitoide Holzwespen Schmalbauchwespen Goldwespen Hungerwespen Deutscher Name , 1842 , 1758) , , 1791) , 1804) aeus , 1951 , 1763) nn , 1767 i é n evi ll e , 1776) , 1806 , 1837 l ivier , 1839 , 1790 - M ( O a b ricius copo l i arris ( F i nn aeus ( S l ivier i n se maier L uéri n esmae l , 1844) ( H L epe l etier huckard O , 1879) G L S W erri n , 1801) é n evi ll e P de - M

uéri n b ei ll e oque b ert Überfamilie Orussoidea Orussidae Orussus abietinus Gasteruptiidae Chrysis graelsii Chrysis illigeri Chrysis succincta Gasteruption caucasicum Gasteruption undulatum Überfamilie Chrysidoidea Chrysididae Chrysis bicolor Chrysis leachii Chrysura austriaca Überfamilie Evanioidea Evaniidae Brachygaster minuta Chrysis fasciata Chrysura radians Hedychridium ardens Chrysis mediata Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher Gasteruption assectator (L ( G ( A ( C C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) Hedychridium caputaureum 1 D* pa W: Grabwespen (Astata minor) Trautmann & Trautmann, 1919

Hedychridium femoratum W: Grabwespen 2 G 3 pa (Dahlbom, 1854) (Dryudella stigma ?)

Hedychridium purpurascens 1 *G pa W: bodennistende Grabwespen (Dahlbom, 1854)

W: Grabwespen (Astata boops, Hedychridium roseum (Rossi, 1790) 5 ** pa Dryudella stigma ?)

Hedychridium zelleri (Dahlbom, 1845) 14 5 D 3 pa W: Grabwespen (Miscophus)

W: Grabwespen Hedychrum gerstaeckeri Chevrier, 1869 6 ** pa (Cerceris rybyensis)

W: Grabwespen Hedychrum niemelai Linsenmaier, 1959 1 ** pa (Cerceris quinquefasciata)

W: Grabwespen Hedychrum nobile (Scopoli, 1763) 3 2 1 5 3 1 * * pa (Cerceris arenaria)

W: Grabwespen Hedychrum rutilans Dahlbom, 1854 3 ** pa (Philanthus triangulum)

Omalus biaccinctus (Buysson, 1892) 1 * * pa W: Grabwespen (Passaloecus)

W: Grabwespen Pseudomalus pusillus (Fabricius, 1804) 1 4 1 ** pa (Rhopalum, Trypoxylon ?)

Pseudospinolia neglecta W: Solitäre Faltenwespen 7 3 * pa (Shuckard, 1836) (Odynerus)

W: Grabwespen Trichrysis cyanea (Linnaeus, 1758) 4 2 1 ** pa (Trypoxylon, Passaloecus ?)

Überfamilie Vespoidea

Mutillidae Trugameisen

Myrmosa atra Panzer, 1801 1 ** pa W: bodennistende Grabwespen

Smicromyrme rufipes( Fabricius, 1787) 1 1 ** pa W: bodennistende Grabwespen

Sapygidae Keulenwespen

Sapyga quinquepunctata (Jurine, 1807) 1 ** pa W: Bienen (Osmia, Hoplitis)

Tiphiidae Rollwespen 57 58 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte ( Arachnospila, Wegwespen W: Anoplius, Episyron u. a.) en B: Spinnen pa Käferlarven (Scarabaeidae) W: pa Käferlarven (Scarabaeidae) pa W: Käferlarven (Scarabaeidae) W: en B: Spinnen en B: Spinnen en B: Spinnen enen B: Spinnen B: Spinnen en B: Spinnen enen B: Spinnen en B: Spinnen hy B: Spinnen B: Spinnen en B: Spinnen pa en B: Spinnen en B: Spinnen hy B: Spinnen Nist- weise en/hy B: Spinnen en/hy B: Spinnen en/hy B: Spinnen ** **** ** ******2** 3 22 3 3 ** **** 2** 3 1 V ** G 1 G*

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

2 21 G * *

tal

Sutschke- 1 1 1

luch

Mieths- 2

berg

Glienitz- 4 4 4 6 1 1 4 1

Heide

Massow Massow 1 1 13 2 5 3 2 3 1

Düne

Massow Massow 3 2 4 7 1 8 1 1 1 8 1 15 1 1

berge

Walters- 2 5 2 1 4 6 2 3 3

Sahara

Bugker Bugker Töpchin 3 3 1 1 1 1 1 1 1 Wegwespen Deutscher Name , 1843) , 1808) , 1763) , 1851) , 1843) , 1775) , 1929) , 1837) , 1763) , 1792) , 1890) , 1758) aupt pi n o l a ossi , 1775 copo l i , 1845 esmae l ah lb om R ( S copo l i ah lb om ( H ( S D a b ricius , 1793 chiödte ( W D our n ier S ( S ( F i nn aeus ( T L a b ricius epe l etier F L a b ricius , 1827) , 1827) F , 1785) , 1870) i n de i n de , 1763) , 1805) , 1808) L L eoffroy a n der a n der homso n pi n o l a pi n o l a copo l i Deuteragenia bifasciata Tiphia femorata Tiphia Anoplius infuscatus Cryptocheilus fabricii Tiphia unicolor Tiphia villosa Tiphia Pompilidae Agenioideus cinctellus Anoplius concinnus ( Anoplius nigerrimus Anoplius viaticus ( Aporinellus sexmaculatus Arachnospila anceps Arachnospila ausa Arachnospila fuscomarginata Arachnospila hedickei Arachnospila spissa ( Arachnospila trivialis ( Auplopus carbonarius Caliadurgus fasciatellus Ceropales maculata Cryptocheilus notatus ( Cryptocheilus versicolor Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher ( V ( S ( T ( S ( V ( S ( G C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) Episyron albonotatum 3 ** en B: Spinnen (Vander Linden, 1827)

Episyron rufipes(L innaeus, 1758) 1 2 4 2 2 ** en B: Spinnen

W: Wegwespen Evagetes crassicornis (Shuckard, 1837) 1 1 2 ** pa (Arachnospila anceps)

W: Wegwespen Evagetes dubius (Vander Linden, 1827) 2 ** pa (Pompilus cinereus)

W: Wegwespen Evagetes littoralis (Wesmael, 1851) 3 D 3 pa (Aporinellus sexmaculatus)

W: Wegwespen Evagetes pectinipes (Linnaeus, 1758) 3 1 1 * * pa (Episyron rufipes)

W: Wegwespen Evagetes proximus (Dahlbom, 1845) 1 1 DV pa (Arachnospila, Anoplius)

Evagetes sahlbergi (F. Morawitz, 1893) 2 *V pa W: Wegwespen (Arachnospila)

Pompilus cinereus (Fabricius, 1775) 1 11 3 2 * * en B: Spinnen

Priocnemis cordivalvata Haupt, 1927 1 1 ** en B: Spinnen

Priocnemis coriacea Dahlbom, 1843 1 ** en B: Spinnen

Priocnemis exaltata (Fabricius, 1775) 1 3 ** en B: Spinnen

Priocnemis fennica Haupt, 1927 2 2 G* hy B: Spinnen

Priocnemis hyalinata (Fabricius, 1793) 2 4 2 * * en B: Spinnen

Priocnemis parvula Dahlbom, 1845 1 * 3 en B: Spinnen

Priocnemis perturbator (Harris, 1780) 1 1 1 2 1 * * en B: Spinnen

Priocnemis pusilla (Schiödte, 1837) 1 4 8 ** en B: Spinnen

Priocnemis schioedtei Haupt, 1927 1 5 ** en B: Spinnen

Scoliidae Dolchwespen

Scolia hirta (Schrank, 1781) 5 3 3 3 pa W: Käferlarven (Scarabaeidae)

Vespidae Faltenwespen

Ancistrocerus gazella (Panzer, 1798) 1 ** hy B: Kleinschmetterlingsraupen

Ancistrocerus nigricornis (Curtis, 1826) 1 3 ** hy B: Kleinschmetterlingsraupen 59 60 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte B: Schmetterlingsraupen (Geometridae) B: Schmetterlingsraupen (Geometridae) B: Schmetterlingsraupen (Noctuidae, Geometridae) B: Schmetterlingsraupen (Noctuidae) B: Schmetterlingsraupen (Geometridae) B: Schmetterlingsraupen (Noctuidae) B: Schmetterlingsraupen (Noctuidae) hy hy hy B: Blattkäferlarven en B: Rüsselkäferlarven en B: Rüsselkäferlarven en B: Kleinschmetterlingsraupen en B: Blattwespenlarven en en hy en en hy B: diverse Arthropoden hy B: diverse Arthropoden hy B: diverse Arthropoden Nist- weise en/hy B: Rüsselkäferlarven en/hy B: diverse Arthropoden en/hy B: diverse Arthropoden ** ** 33 3 3 * 3 33 * 3 ** ** ** ** *** *** § hy B: diverse Arthropoden D*

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

1 * * 1 * * 1 * * 1 3 *

tal

Sutschke- 1

luch

Mieths-

berg

Glienitz- x 1 1 1 4 1 1 13 11

Heide

Massow Massow 3 1 2 3 1 1 11 1 1

Düne

Massow Massow

berge

Walters- x 2 12 2 3 1 1 1

Sahara

Bugker Bugker Töpchin x x 1 4 4 5 1 x 2 1 1 2 12 x x 2 3 3 Deutscher Name Sächsische Wespe Haus-Feldwespe Heide-Feldwespe Hornisse Deutsche Wespe Gewöhnliche Wespe Grabwespen s. l. Sandwespen , 1837) , , 1856) , 1809 , 1797) , 1799) , 1758) , 1836 , 1758) , 1790) , 1793) , 1758) , 1799) , 1763) a n zer a n zer , 1758) , 1791) urtis ll e atrei aussure huckard ( P me l i n i nn aeus ( P L C , 1791) , 1798) S ( S i nn aeus a n zer G (L a b ricius , 1758 i nn aeus L hrist F copo l i ( P L ir b y i nn aeus hrist ( C ( S L ( K ( C i nn aeus L , 1793) a b ricius Dolichovespula saxonica Eumenes coronatus Eumenes pedunculatus Ammophila sabulosa Podalonia hirsuta Microdynerus timidus Odynerus spinipes ( Pterocheilus phaleratus Polistes dominula Ammophila pubescens Podalonia affinis Podalonia affinis Odynerus reniformis ( Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher ( F Gymnomerus laevipes ( Vespula germanica ( Vespula Eumenes coarctatus ( Polistes nimpha vulgaris ( Vespula Überfamilie Apoidea Spheciformes Sphecidae Ammophila campestris Vespa crabro Vespa C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) B: Heuschreckenlarven Sphex funerarius Gussakovskij, 1934 Heuschrecken-Sandwespe 1 1 1 0 3 en (Tettigoniidae)

Crabronidae Grabwespen

Alysson spinosus (Panzer, 1801) 1 ** en B: Zikaden

Bembix rostrata (Linnaeus, 1758) Kreiselwespe 2 1 3 3 § en B: Fliegen

Cerceris arenaria (Linnaeus, 1758) 2 2 1 3 2 ** en B: Rüsselkäfer

Cerceris quadrifasciata (Panzer, 1799) 1 3 3 en B: Rüsselkäfer

B: Rüsselkäfer, Glanzkäfer, Cerceris quinquefasciata (Rossi, 1792) 1 1 ** en Blattkäfer

Cerceris rybyensis (Linnaeus, 1771) 2 x 1 2 4 x * * en B: Bienen (v. a. Lasioglossum)

Crabro peltarius (Schreber, 1784) 1 1 ** en B: Fliegen

Crabro scutellatus (Scheven, 1781) 1 ** en B: Fliegen

Crossocerus exiguus 5 7 1 * * en B: Blattläuse (Vander Linden, 1829)

Crossocerus quadrimaculatus 1 1 ** en B: Mücken und Fliegen (Fabricius, 1793)

Dinetus pictus (Fabricius, 1793) 1 1 1 ** en B: Wanzenlarven

Diodontus minutus (Fabricius, 1793) 2 6 1 8 2 2 * * en B: Blattläuse

Diodontus insidiosus Spooner, 1938 3 kN R en B: Blattläuse

Dryudella stigma (Panzer, 1809) 1 1 * 3 en B: Wanzen

Ectemnius continuus (Fabricius, 1804) 1 2 1 ** hy B: Fliegen

Ectemnius guttatus 5 1 1 3 ** hy B: Fliegen (Vander Linden, 1829)

Ectemnius lapidarius (Panzer, 1804) 2 ** hy B: Fliegen

Ectemnius rubicola 1 ** hy B: Fliegen (Dufour & Perris, 1840)

Gorytes quadrifasciatus (Fabricius, 1804) 1 *V en B: Zikaden

Gorytes quinquecinctus (Fabricius, 1793) 5 3 * en B: Zikaden

Gorytes quinquefasciatus (Panzer, 1798) 1 *V en B: Zikaden 61 62 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte W: Grabwespen W: ( Alysson, Harpactus ) Grabwespen W: ( Gorytes, Harpactus ) en B: Zikaden en B: Kleinschmetterlinge en B: Fliegen en B: Zikaden hy B: Kleinschmetterlinge en Fliegen B: Wanzen, en B: Fliegen en B: Erzwespen u. a., Mücken en B: Fliegen en B: Zikaden hy B: Zikaden hy B: Zikaden en B: Spinnen en B: Spinnen en B: Spinnen en B: Spinnen en B: Spinnen hy B: Staubläuse hy B: unbekannt hy B: Staubläuse, Blattläuse ? pa pa pa Grabwespe ( Gorytes ) W: en B: Fliegen en B: Fliegen en B: Fliegen Nist- weise 3*V * ************ 33 3 2 3 1 3 ** 1 0** 2 ** 3** V 3 3 G 3 D*

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

1 3 V 21 * * * * 1 D * 1 * *

tal

Sutschke- 1 1 1

luch

Mieths-

berg

Glienitz- 3 3 4 4 3 2 1 3

Heide

Massow Massow 1 1 1 2 7 2

Düne

Massow Massow 1 x 1 8 1 3 1

berge

Walters- 1 2 1 1 1 1 1 1 3 4 11 1 1 1 1 1 28 3 3 5

Sahara

Bugker Bugker 1 Töpchin 2 1 1 2 1 4 4 2 Deutscher Name , 1845 , 1812 , , 1949) , 1852) , 1829) , , 1867 , 1922 n , 1844 ith , 1812 , 1793) ivier , 1832) , 1832) l de L , 1833 , 1804) , 1758) , 1794) n , 1790) i , 1844 ah lb om , 1759) esmae l l ivier , 1807 , 1845 L n va hevrier D , 1809 ( ossi ischoff urtis , 1974 O C ah lb om ( W a b ricius B der me l i n , 1868 C ah lb om ( R epe l etier n ( F D a b ricius , 1797) i nn aeus uri n e a J ( G ah lb om (L ( D chre b er ( F (L V , 1884 D epe l etier ll e atrei a l kei ( S L L V hevrier a n zer oh l C ( P K Harpactus lunatus Lestica clypeata Oxybelus bipunctatus Harpactus elegans Nysson maculosus Nysson niger Lestica alata Lindenius albilabris Lindenius pygmaeus Mellinus arvensis Mimesa equestris Mimumesa beaumonti Mimumesa dahlbomi Miscophus ater Miscophus bicolor Miscophus concolor Miscophus niger Miscophus postumus Nitela borealis Nitela fallax Nitela spinolae Nysson distinguendus Oxybelus argentatus Oxybelus mandibularis Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher Lindenius panzeri ( Oxybelus haemorrhoidalis O C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) Oxybelus trispinosus (Fabricius, 1787) 1 2 ** en B: Fliegen

Passaloecus corniger (Shuckard, 1837) 2 1 * * hy B: Blattläuse

Passaloecus eremita Kohl, 1893 2 ** hy B: Blattläuse

Passaloecus gracilis (Curtis, 1834) 5 ** hy B: Blattläuse

Passaloecus pictus Ribaut, 1952 1 D* en B: Blattläuse

Passaloecus singularis Dahlbom, 1844 1 * * hy B: Blattläuse

Passaloecus turionum Dahlbom, 1844 1 ** hy B: Blattläuse

Pemphredon fabricii (M. Müller, 1911) 4 5 1 kN V hy B: Blattläuse

Pemphredon lethifer (Shuckard, 1837) 1 ** hy B: Blattläuse

Pemphredon lugens Dahlbom, 1842 10 4 ** hy B: Blattläuse

Pemphredon wesmaeli 1 kN * hy B: Blattläuse (A. Morawitz, 1864)

Philanthus triangulum (Fabricius, 1775) x 1 1 1 1 ** en B: Bienen (v. a. Honigbiene)

Psenulus fuscipennis (Dahlbom, 1843) 2 1 1 ** hy B: Blattläuse

B: Heuschreckenlarven Tachysphex austriacus Kohl, 1892 1 kN 3 en (Acrididae)

Tachysphex fulvitarsis (Costa, 1867) 3 1 1 * 3 en B: Heuschrecken (Tettigoniidae)

B: Heuschreckenlarven Tachysphex helveticus Kohl, 1885 4 7 2 1 2 1 3 3 en (Acrididae)

B: Heuschreckenlarven Tachysphex jokischianus (Panzer, 1809) 8 1 1 2 4 6 1 1 kN kN en (Acrididae)

B: Heuschreckenlarven Tachysphex nigripennis (Spinola, 1808) 1 kN kN en (Acrididae)

B: Heuschreckenlarven Tachysphex nitidus (Spinola, 1805) 7 2 3 3 * en (Acrididae)

B: Heuschreckenlarven Tachysphex nobilis Straka, 2016 9 2 kN kN en (Acrididae)

Tachysphex obscuripennis 1 1 6 3 2 2 ** en B: Schaben (Ectobius) (Schenck, 1857)

Tachysphex panzeri

3 2 2 en B: Heuschrecken (Acrididae) 63 (Vander Linden, 1829) 64 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte B: Heuschreckenlarven B: Heuschreckenlarven (Acrididae) B: Heuschreckenlarven (Acrididae) en en hy B: Spinnen hy B: Spinnen hy B: Spinnen en ? B: Heuschreckenlarven hy B: Spinnen hy B: Spinnen hy B: Spinnen Nist- weise 2 3 2 2 ** 3 V **** ** 3 V § § en en P: Asteraceae * P: Asteraceae * ** * §* * § en/hy * P: polylektisch § hy § P: polylektisch hy P: polylektisch hy P: polylektisch V V § en Calluna P: Ericaceae: v. a. D* GG G R § hy P: polylektisch

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

1 * *2 §2 * en * P: Asteraceae * * § § hy P: polylektisch hy P: polylektisch

tal

Sutschke- 1 3 2

luch

Mieths- 1

berg

Glienitz- x x 1 x * * § en P: mesolektisch 7 1 3 3 7 11 2 6 1 2 1 * * § hy P: polylektisch

Heide

Massow Massow 1 3 4 8 1 * * 1 1 2 5 1

Düne

Massow Massow 1 1

berge

Walters- 6 3 1 1 3 1 22 1 7 2 1 1

Sahara

Bugker Bugker 1 1 4 1 Töpchin 1 11 1 1 5 2 2 7 4 3 13 x 3 1 1 2 Bienen Seidenbienen Deutscher Name Frühlings-Seidenbiene Buckel-Seidenbiene Filzbindige SeidenbieneRainfarn-Seidenbiene Heidekraut-Seidenbiene 2 Sandrasen-Maskenbiene Kurzfühler-Maskenbiene Herz-Maskenbiene Gewöhnliche Maskenbiene Maskenbiene Verkannte 1Rundfleck-Maskenbiene 3 Maskenbiene Gredlers 3 Abweichende Maskenbiene 2 , 1991 , , 1924 , 1880) , 1945 , 1761) , 1845) , 1851 , 1852 , 1852 , 1861) , 1758) , 1945 oh l , 1871 , 1852 tropov , 1785) , 1846 ( K n mith , 1841) S , 1871 ockere ll , 1802) i nn aeus , 1853 epe l etier eaumo n t C che n ck y l a n der mith i nn aeus örster (L y l a n der B (L S F N ir b y ( S eaumo n t y l a n der ufour N (L eoffroy B , 1828 N örster ( K ( D che n ck F ( G S ll e ervi , 1936 & S ussakovskij epe l etier Tachysphex psammobius Tachysphex Tachytes panzeri Tachytes attenuatum Trypoxylon Trypoxylon fronticorne Trypoxylon minus Trypoxylon Apiformes Colletidae Colletes cunicularius Tachysphex tarsinus Tachysphex clavicerum Trypoxylon medium Trypoxylon Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher L deceptorium A Trypoxylon G Colletes fodiens Colletes similis Colletes succinctus Hylaeus brevicornis Hylaeus cardioscapus Hylaeus communis Hylaeus confusus Hylaeus dilatatus Hylaeus gredleri Hylaeus incongruus Colletes daviesanus Hylaeus angustatus C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) Hylaeus lineolatus (Schenck, 1861) Linien-Maskenbiene 1 G G § hy P: polylektisch

Hylaeus sinuatus (Schenck, 1853) Gebuchtete Maskenbiene 3 * * § hy P: polylektisch

Andrenidae Sandbienen

Andrena argentata Smith, 1844 Silber-Sandbiene 4 V 3 § en P: polylektisch

Andrena barbilabris (Kirby, 1802) Bärtige Sandbiene 3 1 1 x * V § en P: polylektisch

Grauschwarze Andrena cineraria (Linnaeus, 1758) 1 x * * § en P: polylektisch Düstersandbiene

Rotbeinige Andrena dorsata (Kirby, 1802) 2 * * § en P: polylektisch Körbchensandbiene

Gewöhnliche Andrena flavipes Panzer, 1799 2 x 1 5 * * § en P: polylektisch Bindensandbiene

Andrena fulva (O.F. Müller, 1766) Fuchsrote Lockensandbiene x 1 * * § en P: polylektisch

Andrena fuscipes (Kirby, 1802) Heidekraut-Herbstsandbiene 1 4 V V § en P: Ericaceae: Calluna

Andrena haemorrhoa (Fabricius, 1781) Rotschopfige Sandbiene 4 1 3 2 2 * * § en P: polylektisch

Andrena helvola (Linnaeus, 1758) Schlehen-Lockensandbiene 1 * * § en P: polylektisch

Andrena lapponica Zetterstedt, 1838 Heidelbeer-Lockensandbiene 1 V V § en P: Ericaceae: Vaccinium

Andrena nigroaenea (Kirby, 1802) Erzfarbene Düstersandbiene x 1 1 1 * * § en P: polylektisch

Andrena nigrospina Thomson, 1872 Weiße Köhlersandbiene 2 1 kN kN § en P: polylektisch

Andrena ovatula (Kirby, 1802) Ovale Kleesandbiene 1 1 8 * * § en P: mesolektisch

Andrena pilipes Fabricius, 1781 Schwarze Köhlersandbiene 2 V 3 § en P: polylektisch

Schwarzbeinige Andrena propinqua Schenck, 1853 1 kN kN § en P: polylektisch Körbchensandbiene

Andrena ruficrus Nylander, 1848 Rotschienen-Sandbiene 1 V G § en P: Salicaceae: Salix

Andrena subopaca Nylander, 1848 Glanzlose Zwergsandbiene 2 1 * * § en P: polylektisch

Andrena wilkella (Kirby, 1802) Grobpunktierte Kleesandbiene 1 1 * * § en P: Fabaceae

Panurgus calcaratus (Scopoli, 1763) Stumpfzähnige Zottelbiene 1 * * § en P: Asteraceae

Halictidae Furchenbienen

65 Halictus confusus Smith, 1853 Verkannte Goldfurchenbiene 4 3 3 5 1 1 * * § en P: polylektisch 66 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte P: Campanulaceae: Campanula, Jasione Nist- weise * *1 §* 3 en * §* P: polylektisch §3 en ** P: polylektisch en 3 § P: polylektisch * § en § P: polylektisch en P: polylektisch en P: polylektisch ** ** * § * § en* § P: polylektisch en P: polylektisch * en P: polylektisch §* en P: polylektisch * V V § § en P: polylektisch en P: polylektisch V 3 § en P: polylektisch V 3 § en P: Asteraceae ? V 3 § en P: polylektisch G 3 § en P: polylektisch

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

11 * 3 *1 3 § 3 § en 3 P: polylektisch en §1 en * P: polylektisch * § en P: polylektisch

tal

Sutschke- 4 1 1 1 22 * * § en P: polylektisch

luch

Mieths-

berg

Glienitz- 6 2 19 1 x1 * 3 § en P: polylektisch 1 1 2 1 7 1

Heide

Massow Massow 1 1 1 5 1

Düne

Massow Massow 1 13 2 1 1 1 1 3 1

berge

Walters- 1 2 2 1

Sahara

Bugker Bugker Töpchin 4 1 5 3 1 Deutscher Name Sand-GoldfurchenbieneVierbindige Furchenbiene Rotbeinige Furchenbiene 1 Sechsbinden-Furchenbiene 2Südliche Goldfurchenbiene 1Dichtpunktierte x Goldfurchenbiene 1Gewöhnliche Goldfurchenbiene 1 Sandrasen-Schmalbiene SchmalbieneWeißbeinige Kurzfühler-Schmalbiene 2 Gewöhnliche Schmalbiene 1 Glockenblumen-Schmalbiene 2 Schmalbiene Mittlere 1 Breitkopf-Schmalbiene Hellfüßige SchmalbieneWeißbinden-Schmalbiene 1 Leuchtende Schmalbiene 2 Schmalbiene Winzige 1 Kleine Schmalbiene Dunkelgrüne Schmalbiene Glänzende Schmalbiene Dunkle Schmalbiene , 1868) , , 1861) , , 2015) , , 1776) , 1853) , , 1763) , i y , 1781) , 1868) l l ck ck ck , 1793) , 1758) , 1802) n n n , 1775) , 1802) au , 1972 , 1791) P che , 1792) copo che ir b y che ir b y S a b ricius S S S K che n ck a b ricius K b mer hrist ( F i nn aeus a b ricius ossi ( S ( F a b ricius C E R (L ( F ( F , 1873) , 1781) , 1868) , 1853) , 1802) , 1802) riech b aumer ir b y ir b y che n ck chra n k che n ck K K Halictus rubicundus ( Halictus leucaheneus Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher Halictus submediterraneus ( Lasioglossum brevicorne ( Lasioglossum calceatum ( ( K ( S ( S Lasioglossum lucidulum ( ( S Lasioglossum parvulum ( Halictus sexcinctus Halictus subauratus ( Halictus tumulorum Lasioglossum aeratum ( Lasioglossum albipes Lasioglossum costulatum Lasioglossum intermedium Lasioglossum laticeps Lasioglossum leucopus ( Lasioglossum leucozonium Lasioglossum minutissimum ( Lasioglossum minutulum Lasioglossum morio Lasioglossum nitidiusculum ( Halictus quadricinctus C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) Lasioglossum punctatissimum Punktierte Schmalbiene 1 4 8 2 3 5 * * § en P: polylektisch (Schenck, 1853)

Lasioglossum quadrinotatum Vierfleck-Schmalbiene 1 1 * 3 § en P: polylektisch (Kirby, 1802)

Lasioglossum setulosum (Strand, 1909) Wimpern-Schmalbiene 2 3 3 § en P: polylektisch

Lasioglossum sexnotatum (Kirby, 1802) Spargel-Schmalbiene 2 1 V 3 § en P: polylektisch

Lasioglossum sexstrigatum Sechsstreifige Schmalbiene 1 1 1 5 2 * * § en P: polylektisch (Schenck, 1868)

Lasioglossum villosulum (Kirby, 1802) Zottige Schmalbiene 1 * * § en P: polylektisch

Lasioglossum zonulum (Smith, 1848) Breitbindige Schmalbiene 1 1 * * § en P: polylektisch

Sphecodes albilabris (Fabricius, 1793) Riesen-Blutbiene 3 x x 1 * * § pa W: Colletes cunicularius

W: Halictus subauratus, Sphecodes cristatus Hagens, 1882 Gekielte Blutbiene 2 V G § pa H. leucaheneus u. a.

W: mehrere Lasioglossum-, Sphecodes ephippius (Linnaeus, 1767) Gewöhnliche Blutbiene 3 * * § pa Halictus- und Andrena-Arten

Sphecodes geoffrellus (Kirby, 1802) Glänzende Zwerg-Blutbiene 1 * * § pa W: Lasioglossum leucopus u. a.

W: Halictus sexcinctus, Sphecodes gibbus (Linnaeus, 1758) Buckel-Blutbiene x 8 * * § pa H. quadricinctus u. a.

W: Lasioglossum sexstrigatum Sphecodes marginatus Hagens, 1882 Gerandete Zwerg-Blutbiene 1 1 2 1 * * § pa u. a.

Gewöhnliche W: Lasioglossum nitidiusculum Sphecodes miniatus Hagens, 1882 2 1 1 1 * * § pa Zwerg-Blutbiene u. a.

W: mehrere Lasioglossum-, Sphecodes monilicornis (Kirby, 1802) Dickkopf-Blutbiene 2 1 8 1 * * § pa Halictus- und Andrena-Arten

Sphecodes niger Hagens, 1874 Schwarze Blutbiene 4 * * § pa W: Lasioglossum morio u. a.

W: Andrena barbilabris, Sphecodes pellucidus Smith, 1845 Sand-Blutbiene 4 1 1 1 * V § pa Lasioglossum leucozonium u. a.

Sphecodes puncticeps Thomson, 1870 Punktierte Blutbiene 1 1 * * § pa W: Lasioglossum villosulum u. a.

W: Andrena barbilabris, Sphecodes reticulatus Thomson, 1870 Netz-Blutbiene 1 * * § pa A. argentata u. a.

Melittidae Sägehornbienen 67 68 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Wirte und Larvennahrung Wirte W: Megachile leachella u. a. W: Megachile maritima W: Anthophora furcata, Megachile circumcincta ? Nist- weise * * § hy P: polylektisch * * § pa W : Megachile versicolor u. a. * * §** en V3 P: Primulaceae: Lysimachia * § 3 § hy* § en/hy P: polylektisch P: mesolektisch 3 pa §* pa * ** * § en/hy * § P: Boraginaceae: Echium § hy* P: polylektisch hy V P: polylektisch * §* 3 en/hy* P: polylektisch 3 §* * § hy* * § P: polylektisch en* * § P: polylektisch hy en/hy * § P: polylektisch P: polylektisch § hy en/hy P: polylektisch P: polylektisch V 3 § en P: polylektisch V V § en/hy P: polylektisch V * § hy P: Asteraceae

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

1 * V § en P: Asteraceae 1 * * §1 en P: Primulaceae: Lysimachia * V § pa

tal

Sutschke- 1

luch

Mieths- 2

berg

Glienitz- 2 1 1 3 1 2 3 2 2 2 4 1 4 1

Heide

Massow Massow 1 1 4 1 2

Düne

Massow Massow 1

berge

Walters- 1 3 1 2 2 1 2

Sahara

Bugker Bugker 1 11 1 1 1 Töpchin 2 2 11 x 2 1 4 x Deutscher Name Mandibel-Kegelbiene Dunkelfransige HosenbieneAuen-Schenkelbiene 1Wald-Schenkelbiene 1Zwergharzbiene x Garten-Wollbiene Schuppenhaarige Kegelbiene Vierzähnige KegelbieneSandrasen-Kegelbiene 1 xGewöhnliche Natternkopfbiene 2Gelbspornige Stängelbiene 1Schwarzspornige 1 Stängelbiene 1 6 Rosen-BlattschneiderbieneGebänderte 1 Blattschneiderbiene Holz-BlattschneiderbieneSand-Blattschneiderbiene 2 Bunte Blattschneiderbiene Garten-Blattschneiderbiene Goldene Schneckenhausbiene Rote Mauerbiene Blattschneiderbienen , 1758) , , 1758) , , 1848 , 1805) , 1802) , 1872) , 1802) , 1856 Gekerbte Löcherbiene der aeus , 1973 n , 1793) , 1802) , 1804) ir b y , 1806) a , 1844 ir b y , 1828 Dünen-Blattschneiderbiene , 1802) , 1758) nn a n zer l , 1802) , 1924 Kleine Blattschneiderbiene 1 i i nn aeus y ( K , 1799) ( K , 1758) ir b y ( P , 1841 , 1798) (L ir b y homso n ir b y mith ar n cke urtis y l a n der ( K ll iger S l fke n I ( K a b ricius ( T ( K a b ricius N C a n zer i nn aeus W A ( F a n zer ( F P i nn aeus (L ( P epe l etier (L L Dasypoda hirtipes Megachile ligniseca Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher Coelioxys mandibularis N Megachile centuncularis (L Heriades crenulatus Hoplitis adunca Macropis europaea Macropis fulvipes Anthidium manicatum Coelioxys afra Coelioxys conica Hoplitis claviventris Hoplitis leucomelana Megachile alpicola Megachile leachella Megachile maritima Megachile versicolor Megachile willughbiella Osmia aurulenta ( Osmia bicornis Megachilidae Anthidiellum strigatum Coelioxys conoidea ( Megachile circumcincta C hristoph

Nist- Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BB RL D GS Wirte und Larvennahrung

weise S aure Töpchin Bugker Sahara Walters- berge Massow Düne Massow Heide Glienitz- berg Mieths- luch Sutschke- tal Groß Köris : Wildbienen undWespen alsBewohnervonDünen,HeidenundTrockenrasen imDahme-Seengebiet(Brandenburg) Osmia brevicornis (Fabricius, 1798) Schöterich-Mauerbiene 1 3 G § hy P: Brassicaceae

Osmia caerulescens (Linnaeus, 1758) Blaue Mauerbiene 5 * * § en/hy P: polylektisch

Osmia leaiana (Kirby, 1802) Zweihöckerige Mauerbiene 1 1 V V § hy P: Asteraceae

Osmia mustelina Gerstäcker, 1869 Östliche Felsen-Mauerbiene 1 V 2 § en/hy P: polylektisch

Osmia nigriventris (Zetterstedt, 1838) Schwarzbürstige Mauerbiene 1 kN 1 § hy P: mesolektisch ?

W: Hoplitis claviventris, Stelis ornatula (Klug, 1807) Waldrand-Mauerbiene 2 * * § pa H. leucomelana, Osmia caerulescens

W: Anthidium manicatum, Stelis punctulatissima (Kirby, 1802) Stängel-Düsterbiene 3 * * § pa Hoplitis adunca, Osmia brevicornis? u. a.

Stelis signata (Latreille, 1809) Punktierte Düsterbiene 2 V 3 § pa W: Anthidiellum strigatum

Apidae Echte Bienen

Ammobates punctatus (Fabricius, 1804) Große Sandgängerbiene 1 3 * 2 § pa W: Anthophora bimaculata

Anthophora bimaculata (Panzer, 1798) Dünen-Pelzbiene 1 x 1 1 1 2 * 3 § en P: polylektisch

Anthophora furcata (Panzer, 1798) Wald-Pelzbiene 2 1 V V § hy P: Lamiaceae

Anthophora plumipes (Pallas, 1772) Frühlings-Pelzbiene x x x x * * § en P: polylektisch

W: Bombus terrestris, Bombus bohemicus Seidl, 1838 Böhmische Kuckuckshummel 1 1 1 1 5 1 * * § pa B. lucorum u. a.

Bombus campestris (Panzer, 1801) Feld-Kuckuckshummel 2 2 * * § pa W: Bombus pascuorum u. a.

Bombus hortorum (Linnaeus, 1761) Gartenhummel 2 x * * § en/hy P: polylektisch

Bombus hypnorum (Linnaeus, 1758) Baumhummel x 1 x * * § hy P: polylektisch

Bombus jonellus (Kirby, 1802) Heidehummel 7 1 2 3 § en/hy P: polylektisch

Bombus lapidarius (Linnaeus, 1758) Steinhummel 1 x 1 1 x x * * § en/hy P: polylektisch

Bombus lucorum (Linnaeus, 1761) Helle Erdhummel x 2 3 1 2 x * * § en P: polylektisch

Bombus pascuorum (Scopoli, 1763) Ackerhummel x x x x x x x x x * * § en/hy P: polylektisch

Bombus pratorum (Linnaeus, 1761) Wiesenhummel 1 1 2 2 2 x 1 * * § en/hy P: polylektisch

Bombus ruderarius (O.F. Müller, 1776) Grashummel 3 1 * 3 § hy P: polylektisch 69 70 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 W: Colletes succinctus u. a. Wirte und Larvennahrung Wirte W: Bombus lapidarius W: Bombus pratorum W: Bombus terrestris, B. lucorum ? W: Macropis europaea, M. fulvipes W: Anthophoea plumipes W: Andrena barbilabris, A. ventralis W: Andrena nigroaenea, A. nitida, carantonica W: Andrena subopaca, A. minutula u. a. W: Andrena flavipes W: Andrena cineraria, A. nigroaenea u. a. W: Andrena cineraria, A. vaga W: Andrena fulva, A. helvola, A. lapponica u. a. W: Andrena haemorrhoa W: Andrena fuscipes W: Andrena fulva W: Andrena dorsata, A. propinqua Nist- weise * ** §* V pa * §* § en/hy P: polylektisch * pa * § * pa * §* * pa * §* § pa ** pa §* * pa * * §* * § pa * * § pa * * § pa * § pa * § pa * * pa V § § pa pa V 3 § pa V V § pa

RL BB RL D GS Groß Köris Groß

1 3 V § en P: polylektisch 2 * * § hy P: polylektisch

tal

Sutschke- 1 1 1 1 1

luch

Mieths- 1

berg

Glienitz- xx 1 x x 4 1 1 6

Heide

Massow Massow x 6 1 1 1 1 11 1 2 6

Düne

Massow Massow

berge

Walters- xx x x 1 x x x * * § en P: polylektisch 1 2 1 3 7 1

Sahara

Bugker Bugker 2 2 2 2 Töpchin x x x x 2 1 1 Deutscher Name Rotschwarze Kuckuckshummel GlockenblumenhummelBunte Hummel 13 Wald-Kuckuckshummel Dunkle Erdhummel Gefleckte Kuckuckshummel x Gewöhnliche Keulhornbiene Schmuckbiene Heide-Filzbiene Gewöhnliche Trauerbiene Wespenbiene Weißfleckige Gelbe Wespenbiene Wespenbiene Gelbfleckige Gewöhnliche Wespenbiene Feld-Wespenbiene Rothaarige Wespenbiene Panzers Wespenbiene Rotfühler-Wespenbiene Heide-Wespenbiene Stachelbeer-Wespenbiene Binden-Wespenbiene , 1775) , 1776) , 1758) , 1832) , 1802) , 1802) , 1761) , 1793) , 1802) , 1758) , 1785) , 1771) , 1841 a b ricius , 1793 ir b y , 1799) ir b y ir b y , 1798 ( F , 1802) , 1807 , 1798 ( K a b ricius ( K ( K i nn aeus , 1798 i nn aeus epe l etier orster i nn aeus a b ricius ( F eoffroy (L a n zer ir b y F (L (L epe l etier (L ( F a n zer a b ricius uri n e P a n zer ( G ( K F L P J , 1839 P a n zer P chäffer - S errich Melecta albifrons ( Bombus rupestris Wissenschaftlicher Name Wissenschaftlicher H Bombus soroeensis Bombus sylvarum Bombus sylvestris Bombus terrestris Ceratina cyanea Epeolus cruciger ( Nomada alboguttata Nomada flava Nomada flavoguttata Nomada fucata Nomada goodeniana Nomada lathburiana Nomada panzeri Nomada ruficornis Nomada rufipes Nomada signata Nomada zonata Bombus vestalis Epeoloides coecutiens Christoph Saure: Wildbienen und Wespen als Bewohner von Dünen, Heiden und Trockenrasen im Dahme-Seengebiet (Brandenburg) 71

Das Steifblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) ist eine charakteristische Art der Braunmoosmoore, wie hier in der Lieberoser Endmoräne (09.06.2016, zum Beitrag von Rössling et al.) Foto: F. Zimmermann 72 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Literaturschau

Neue Literatur aus Brandenburg

Fischer, W. 2017: Flora der Prignitz. Ver- servat Schorfheide-Chorin gelegene Gebiet handlungen des Botanischen Vereins von trotzte über Jahrhunderte allen Absichten ei- Brandenburg und Berlin, Beiheft 8. ner Umwandlung in Acker- oder Weideland, Natur+Text Rangsdorf, 487 S. ein im heute überwiegend dicht besiedelten Preis: 29,90 €. ISBN: 987-3-942062-29-9 und vor allem im Mittelalter großflächig sei- ner natürlichen Wälder beraubten Deutsch- Nach der Märkischen Schweiz (Hoffmann land ein seltener Umstand. Somit stellt der 2006) und dem Spreewald (Petrick et al. Grumsin einen der letzten historisch alten 2011) liegt nun mit der Flora der Prignitz Waldstandorte Deutschlands dar. eine dritte aktuelle Lokalflora aus Branden- Nach den ebenfalls im Verlag Natur+Text burg vor. Wie auch die des Spreewaldes 2013 bzw. 2014 erschienenen Büchern über hatte die Flora der Prignitz einen „Vorläu- den Buchenwald Serrahn im Müritz-National- fer“, denn bereits 1958 erschien die erste park in Mecklenburg-Vorpommern und den Auflage der Flora der Prignitz von Wolf- Nationalpark Hainich ist dieses Werk nun gang Fischer. Der Erstauflage folgte einige dem einzigen Brandenburger Gebiet mit die- Jahre später eine geringfügig überarbeitete sem Status gewidmet. 2. Auflage. Der Autor – Jahrgang 1931, Den Hauptautoren Beate Blahy und Martin promovierter Botaniker und einer der be- Flade – beide seit nunmehr fast 30 Jahren im sten Kenner der Brandenburger Flora – be- Biosphärenreservat tätig – sowie den 18 Mit- schäftigt sich seit über 60 Jahren mit der autoren und dem Verlag ist zweifelsfrei wie- Pflanzenwelt in seiner Heimatregion. Keiner derum ein sehr gutes Buch gelungen, welches kann wie er über den Wandel der dortigen die außerordentliche Vielfalt dieses Schutzge- Flora berichten. So manche Art lernte er bietes in anspruchsvollen Texten und über- noch kennen, die heute längst verschwun- heute seltenen Arten werden die Einzel- wiegend hervorragenden Fotos eindrucksvoll den oder auf letzte Restvorkommen zu- fundorte nach Messtischblatt-Quadranten darstellt. rückgedrängt worden ist. Kaum eine ande- und verbaler Bezeichnung der Fundorte Alte Rotbuchenwälder wie im Grumsin sind re Landschaft Brandenburgs hat einen so aufgelistet. Neben den zahllosen vom Au- heute etwas ganz Besonderes. Buchenwälder starken Schwund an Vorkommen vieler tor selbst stammenden Angaben sind hier als ein Ökosystem, welches nach der letzten Pflanzenarten erlitten wie die Prignitz. auch sehr viele Daten anderer Brandenbur- Eiszeit große Teile Europas besiedelte und Großräumige Intensivlandwirtschaft und ger Botaniker – wesentlich auch aus dem auch unter heutigen Bedingungen vielerorts großflächige monotone Kiefernforsten prä- Botanischen Verein – eingeflossen. die Klimax-Waldgesellschaft darstellt, wurden gen das Gebiet bis heute weiträumig. Dabei Zahlreiche Farbfotos von Arten und Le- auf überwiegend kleine Restflächen zurück- ist es eine Landschaft, in der Pflanzen ver- bensräumen bereichern das Werk und ver- gedrängt. Und wenige davon sind heutzuta- schiedener Zonen aufeinander treffen: leiten auch mal nur zum Blättern in diesem ge nicht oder wenig forstlich überprägt und überwiegend atlantisch verbreitete Arten schönen Buch. Die meisten Aufnahmen genutzt. Derzeit werden nur etwa 8 % der wie die Glockenheide (Erica tetralix) – sie stammen vom Autor selbst, wobei auch viel Waldfläche Brandenburgs von Buchenwäl- zierte den Titel der Erstauflage - oder der analoges Bildmaterial mühsam vom Verlag dern und -forsten eingenommen, obwohl Bu- Englische Ginster (Genista anglica), der den aufbereitet wurde. Layout und Druck auf chenwaldgesellschaften natürlicherweise Titel der hier vorliegenden 3. Auflage matt-glänzendem Papier sind sehr gut ge- große Teile des Landes besiedeln würden. Die schmückt, gab bzw. gibt es neben eher lungen, wodurch auch Grafiken (Verbrei- hohe Flexibilität der Buche, die von armen kontinental verbreiteten Arten wie die Wie- tungskarten) und Fotos in guter Qualität Sandstandorten bis hin zu kalkreichen Lehm- sen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis ssp. ni- erscheinen. standorten nahezu überall gedeihen kann gricans). In den Ruhner Bergen an der Dem Autor, dem Verlag und dem Bota- und eine enorme Vermehrungsfreudigkeit Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern tre- nischen Verein von Brandenburg und Berlin, besitzt, macht sie zur natürlicherweise unsere ten lokalklimatisch begünstigt montane der wesentlichen Anteil an der Vollendung Wälder beherrschenden Baumart. Doch über Florenelemente auf. Wolfgang Fischers Flo- des Buch hatte, kann hiermit nur zu diesem 200 Jahre lang wurde in Brandenburg in der ra der Prignitz ist in seiner Neuauflage nicht sehr gelungenen Buch gratuliert werden, Forstwirtschaft überwiegend auf den „Brot- nur eine hervorragend aufbereitete Lokal- welches ganz sicher auch viele Leser über bo- baum“, die Kiefer, gesetzt. flora, sondern auch ein eindrucksvolles Do- tanisch Interessierte hinaus finden wird. Auch Die Autoren des Buches schweifen in ihren kument zum enormen Wandel der Flora in Anbetracht des sehr moderaten Preises Beiträgen vom Allgemeinen zum Speziellen. dieser Region in den letzten 60 Jahren. kann der Erwerb nur empfohlen werden. Das Buch beginnt mit einer kurzen Be- schreibung des Landschaftsraumes der Prignitz, der für Pflanzen besonders be- Blahy, B. Flade, M. 2017: Grumsin – Welt- deutsamen Lebensräume und der Schutz- naturerbe im Biosphärenreservat Schorf- gebiete. Sehr informativ ist v.a. auch das heide-Chorin. Natur+Text, Rangsdorf. 168 S. Kapitel zur botanischen Erforschung der Preis: 24,90 €. Prignitz, welches auch Kurzbiografien der ISBN: 978-3-942062-2062-20-6. wichtigsten Botaniker enthält, die in der Zu beziehen über den Buchhandel oder Prignitz im Laufe der Zeit Daten zu Pflan- direkt im Online-Shop des Verlages. zenvorkommen zusammengetragen haben. Den Hauptteil des Werkes macht natürlich Der Grumsin ist Teil des im Juni 2011 von der auf über 430 Seiten die Auflistung aller in UNESCO anerkannten Weltnaturerbes „Bu- der Prignitz nachgewiesenen, etwa 1.300 chenurwälder der Karpaten und alte Buchen- Pflanzenarten aus. Zu allen früher oder wälder Deutschlands“. Das im Biosphärenre- Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 73

Zunächst wird das Biosphärenreservat Werner Weiß zunächst Biologielehrer, bevor Schorfheide-Chorin dargestellt. Dem folgen er Anfang der 1990er Jahre seinen Dienst in Darstellungen zur historischen Entwicklung der Abteilung Naturschutz des neu gegrün- des Grumsin vom Wirtschaftswald hin zum deten Landesumweltamtes Brandenburg Naturentwicklungsgebiet, somit einem se- aufnahm, den er bis zu seiner Pensionierung kundären Urwald. Neben den Buchenwäl- im Jahr 2003 ausübte. Nicht nur Naturinte- dern werden auch die anderen wertvollen ressierten aus der Stadt Frankfurt (Oder) sei Lebensräume wie die Moore und Seen des dieses schöne Buch empfohlen. Die 600 ge- Gebietes beschrieben. druckten Exemplare werden vermutlich Wesentliche Teile des Buches werden von schnell vergriffen sein. der Darstellung der faunistischen und floris- tischen Ausstattung des Gebietes eingenom- men. Dabei werden Pilzen, Höheren Pflan- Museum Viadrina (Hrsg.): Frankfurter Jahr- zen, der Vogelwelt, Säugetieren, Amphibien buch 2016/17. Redaktion: Schieck, M.; und Insekten eigene Kapitel gewidmet. Be- Michaels, S. & Rätzel, S., 310 S., sonderen Wert für den Leser gewinnt das Preis: 14,50 €. ISBN: 978-3-9814739-4-0 Buch durch die Ausführungen zur Erlebbar- Zu beziehen über: Museum Viadrina, keit des Grumsin auf Wanderungen wie z. B. Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße 11, dem „Urwaldsteig“. 15230 Frankfurt (Oder). Wissenschaftliche Darstellungen, gut lesbare E-Mail: [email protected] Texte und viele wunderschöne – teils groß- formatige – Fotos machen das Buch für viele Das seit kurzem erhältliche, noch druck- Leser attraktiv. Papier- und Druckqualität frische neue Frankfurter Jahrbuch des Mu- sind sehr gut und sorgen für eine brillante seums Viadrina enthält gleich zwei biblio- Wirkung der Fotos. Eine Empfehlung also grafische Kostbarkeiten des regionalen bo- Sammler, P. 2017: Ergebnisse langjähriger nicht nur für jeden Naturliebhaber. tanischen Schrifttums von Frankfurt (Oder). Untersuchungen zur Pilzflora in Märkischen Die „Flora von Frankfurt an der Oder und Kiefernforsten. Verh. Bot. Ver. Berlin Bran- Umgebung (Lebus, Seelow, Göritz, Reppen, denburg, Beiheft 9. Berlin, 288 S., Weiß, W. 2016: Naturtagebuch Teil IV: Fürstenberg, Müllrose)“ von Ernst Huth Preis: 15,- € zzgl. Versandkosten. Ein Jahr in Frankfurt (Oder). Verlag Die Furt (1880) dokumentiert eindrucksvoll die ISSN: 0945-4292. Bestellung und Bezug: Jacobsdorf. 200 S., Preis: 19,80 €. reichhaltige Flora dieses Gebietes nach der Geschäftsstelle des Botanischen Vereins ISBN: 987-3-933416-84-1. Bestellungen Mitte des 19. Jahrhunderts. Vieles davon ist von Berlin und Brandenburg, Königin-Lui- über: Verlag Die Furt, 15236 Jacobsdorf, längst verschwunden, manches konnte über se-Straße 6-8, 14195 Berlin. E-Mail: info@ Hauptstraße 28. Tel.: 033608/3284. 100 Jahre später auch wiedergefunden wer- botanischer-verein-brandenburg.de E-Mail: [email protected] oder den. über den Buchhandel. Bisher unveröffentlicht war eine weitere hi- Aus der Ankündigung: “Kiefernforste mit storische Lokalflora von Frankfurt (Oder) den hier vorkommenden Pilzen faszinieren In dem kurz vor Jahresende 2016 erschie- und Umgebung von Joseph Lux (1880), die den Autor seit seiner Kindheit. Die Ergeb- nenen, nunmehr 4. Teil des Naturtagebuchs als Bilderflora mit Zeichnungen aller nach- nisse seiner über 40 Jahre dauernden Unter- von Werner Weiß stellt der Autor die Natur gewiesenen Arten ebenfalls Eingang in die- suchungen zur Pilzflora in märkischen Kie- der Stadt Frankfurt (Oder) im Jahresverlauf ses Heft fand. Das alles wird ergänzt durch ferforsten werden in dem vorliegendem vor. Auf 200 Seiten mit über 700 Farbfotos Kommentare und vergleichende Gesamtar- Band präsentiert. Die Großpilzflora in mär- wird wiederum die Liebe des Autors zur Na- tenlisten, die Stefan Rätzel zusammenge- kischen Kiefernforsten wird aufgelistet. An- tur seiner Heimatstadt und deren Umge- stellt hat. Das Buch hat sicher nicht nur un- hand umfangreicher Erhebungen werden bung veranschaulicht. Der Autor ist fast täg- schätzbaren Wert als Lokalflora, sondern Häufigkeit und Verbreitung der Sippen ein- lich mit offenem Auge und Ohr unterwegs wird auch darüber hinaus Interesse bei Lieb- geschätzt. Mit 461 nachgewiesenen Arten, und bannt seine Erlebnisse auf hervorra- habern historischer Florenwerke finden. darunter einigen Neufunden für Branden- gende Bilder. Wie seine Frau war auch burg, weisen die bodensauren Kiefernforste auf Sandböden eine beträchtliche Artendi- versität auf. Die untersuchten Kiefernforste werden hinsichtlich der chemisch-physika- lischen Eigenschaften der Böden, der Nut- zungsgeschichte und gegenwärtigen Bewirt- schaftung sowie der vegetationskundlichen Verhältnisse charakterisiert. Ausführlich wird auf die Bedeutung der Makromyzeten in Waldökosystemen eingegangen.” Auf 228 Seiten, 124 Abbildungen (überwie- gend Pilzfotos) und 28 Tabellen dokumen- tiert der Autor als langjähriger Kenner der märkischen Pilzflora seine umfangreichen Untersuchungsergebnisse aus 50 Jahren sys­ tematischer Erfassungsarbeit. Sehr gelungen sind auch zahlreiche Farbfotos des Autors und weiterer Bildautoren. 74 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

Neue Literatur aus Deutschland

Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.) 2016: Pflan- In der nun vorliegenden, in Umfang und In- zen und Tiere in Sachsen-Anhalt. Ein Kom- halt deutlich erweiterten 4. Auflage hatL o- pendium der Biodiversität. Natur+Text, thar Kalbe unter Mitarbeit von Gert Graumann, Rangsdorf. 1.132 S. Lukas Landgraf und Wolfgang Nehls das The- Preis: 39,90 €. ISBN: 978-3-942062-17-6. ma mit zahlreichen neuen Erkenntnissen an- Zu beziehen über den Buchhandel oder di- gereichert und das Buch mit 65 Farbfotos, 42 rekt im Online-Shop des Verlages. farbigen und 51 S/W-Abbildungen sowie 48 Tabellen nochmals deutlich erweitert. Der Au- Man kann es eigentlich kaum besser umschrei- tor – Jahrgang 1935 und habilitierter Biologe ben, was dieses Werk beeinhaltet, als es Hans – ist natürlich für dieses Thema prädestiniert. Dieter Knapp in seinem Geleitwort formuliert: Fast 70 Jahre ehrenamtliche ornithologische „Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt - Ein Arbeit und langjährige Berufserfahrung in ver- Kompendium der Biodiversität. Hinter diesem schiedenen Umweltbereichen bis hin zum Ab- bescheiden anmutenden Titel verbirgt sich ein teilungsleiter Ökologie und Umweltanalytik in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes im Landesumweltamt Brandenburg (jetzt LfU) Werk. Mit über 1.100 Seiten ist es nicht nur machen ihn zu einem der erfahrensten Ökolo- außerordentlich voluminös, es ist mit der ta- gen weit über Brandenburg hinaus. bellarischen Darstellung von fast 23.000 Das Buch beschäftigt sich zunächst in gegen- Pflanzen- und Tierarten aus 78 Artengruppen über den vorherigen Auflagen deutlich erwei- unterschiedlicher taxonomischer Kategorien, tertem Umfang mit allgemeinen ökologischen von Armleuchteralgen, sämtlichen Gruppen Grundlagen und insbesondere der Stellung des Pflanzenreiches und der Pilze, über Wir- der Wasservögel im Ökosystem. Dabei wer- beltiere, Süßwassermedusen, Regenwürmer, den alle Gewässerlebensräume – von der Kü- Flohkrebse, Springschwänze und Ohrwürmer ne, durchweg sehr gute Fotos integriert wor- ste zu den Gewässern und Mooren des Bin- bis zu zahlreichen Gruppen von Käfern, zu den, um das Ganze nicht in ein reines Tabel- nenlandes – hinsichtlich ihrer spezifischen Be- Hautflüglern, Schmetterlingen, Mücken, lenwerk münden zu lassen. Die Detailinforma- dingungen dargestellt. Dabei werden die ver- Bremsen und Fliegen ein außerordentlich um- tionen in den Tabellen sind bei den einzelnen schiedensten Habitatstrukturen im Detail be- fassendes Werk über die biologische Vielfalt Artengruppen unterschiedlich umfangreich. schrieben und bezüglich der Auswirkungen eines ganzen Bundeslandes. Alles was in Immer wird jedoch beispielsweise auf gesetz- von Veränderungen auf verschiedene Arten Sachsen-Anhalt wächst und blüht, was fleucht lichen Schutz, Gefährdung, Bestandsentwick- analysiert. Den Ausführungen zur Populati- und kreucht ist in jahrzehntelanger Kleinarbeit lung oder konkrete Bestandszahlen und die onsökologie der Wasservögel folgt ein um- erfasst worden, von Feldbeobachtung, Mate- Relevanz in der FFH-Richtlinie informiert. Am fangreicher Teil zu den Methoden der Erfor- rialsammlung und oft aufwendiger Bestim- umfangreichsten fallen diese Informationen schung der Wasservogelwelt. Einer Reihe von mung, über Literatur- und Sammlungsstudien, verständlicherweise bei verschiedenen Pflan- Arten wird bei der Darlegung ihrer konkreten über den Austausch mit Kollegen bis schließ- zengruppen und den Wirbeltieren aus. ökologischen Ansprüche Raum gegeben. lich zur konzentrierten Darstellung entspre- Das Buch kommt in einem sehr anspre- Umfangreich fällt das Kapitel zu den Verände- chend den methodischen Rahmenvorgaben. chenden Layout daher und auch drucktech- rungen der Lebensräume der Wasservögel aus. Das Werk ist das Ergebnis zum großen teil eh- nisch ist Verlag und Druckerei ein Werk mit Sowohl die verschiedensten negativen Fak- renamtlicher Arbeit von 90 Autoren und 74 hoher Qualität gelungen. Dieses Werk wird toren, die seit vielen Jahrzehnten v.a. durch Bildautoren, die ihre individuell gewonnenen, sicher auch weit über Sachsen-Anhalt hinaus Entwässerung und Degradierung von Feucht- sehr speziellen Erkenntnisse und Beiträge in interessierte Leser finden. Es sei allerdings gebieten gewirkt haben und auch heute noch ein abgestimmtes Gesamtkonzept hineinge- auch bemerkt, dass dieses Buch kein Bestim- wirken, als auch zahlreiche positive Entwick- geben haben, koordiniert von den beiden He- mungsbuch ist, ebenso wie kein „Bilderbuch“. lungen durch Unterschutzstellungen von rausgebern, Dieter Frank und Peer Schnitter. Doch es ist ein sehr gutes Zeugnis akribischer Feuchtgebieten und deren Restaurierung, wer- Allein das ist eine außergewöhnliche und be- Erfassungs- und Auswertungsarbeit, Zeitdo- den umfänglich beschrieben und diskutiert. merkenswerte Leistung.“ kument der Lage der Biodiversität und gibt Diese Worte kann man nur unterstreichen. zugleich auch erschüttendes Zeugnis ab über Und dabei enthält das Werk sehr viel mehr den anhaltenden Rückgang der Artenvielfalt als die tabellarische Auflistung aller in Sach- in Deutschland, Europa und der Welt. sen-Anhalt nachgewiesenen Arten. Nach kurzen Einführungskapiteln zur Naturaus- stattung des Bundeslandes finden sich zu- Kalbe, L. 2016: Ökologie der Wasservögel. nächst besonders wichtige Kapitel zu den 4. Aufl., Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 518, Gefährdungsursachen und zur Verantwor- VerlagsKG Wolf, Magdeburg, 411 S. tung Sachsen-Anhalts für die Erhaltung von Preis: 49,95 €. ISSN: 0138-1423, diversen Arten aus den verschiedenen Ar- ISBN: 978-89432-274-8 tengruppen. Über die bloße Einschätzung der Gefährdung in Roten Listen hat sich dies Schon mit der 1977 im A. Ziemsen Verlag in den letzten Jahren als besonders wichtiges Lutherstadt-Wittenberg erschienenen 1. Thema in den Naturschutz-Fachbehörden Auflage war dieses Buch ein Standardwerk der Länder etabliert, woraus sich u.a. besser und Pflichtliteratur nicht nur für jene, die Handlungsschwerpunkte ableiten lassen. sich intensiv mit Lebensweise und Schutz Allen Artengruppen werden kurze Einfüh- von Wasservogel-Arten beschäftigen. Auf- rungskapitel vorangestellt, die zum jeweiligen grund der großen Nachfrage – damals auch Bearbeitungsstand sowie zur Bestandssituati- über die Grenzen der DDR hinaus - alsbald on und -entwicklung und mögliche bzw. er- vergriffen, folgte unter Einarbeitung neuen forderliche Schutzmaßnahmen informieren. Wissens 1981 zunächst eine Nachauflage Hier sind zur Auflockerung auch immer einzel- und später eine 3. Auflage. Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 75

Bei der Illustration mit Abbildungen und Gra- einzuordnen, macht es zugegebenermaßen fiken hat der Autor sowohl auf Bewährtes (ei- schwierig, mit Rängen unterhalb der Unterart nige Abbildungen entstammen noch der Erst- richtig und verantwortungsvoll umzugehen. auflage!) als auch viel Neues gesetzt. Die zahl- Und eine solche Vorgehensweise reduziert reichen Farbfotos, die den früheren Auflagen auch ganz erheblich die Anzahl taxonomisch fehlten, machen das Werk über ein Fachbuch bezeichneter Sippen, wie dies Autoren (oder hinaus auch sehr anschaulich. Die Druckquali- solche die es gern sein möchten) gern in an- tät der Fotos ist zwar nicht überragend, aber deren Verwandtschaftsbereichen der Orchi- gut. Vielleicht als einziger Kritikpunkt sei ange- deen exzessiv praktizieren und so möglichst merkt, dass alle Fotos keinen Aufnahmezeit- oft den eigenen Namen als Autor eines Taxo- punkt in der Bildunterschrift enthalten. Zwar ns oder den „geliebter“ oder „geachteter“ ist dies (leider) in vielen Büchern im Gegensatz Personen im Epitheton unterbringen (ich zu Fachzeitschriften auch heute noch unüb- denke da v.a. an Ophrys). Konsequent und lich, würde aber den Dokumentationswert v.a. gründlich aufgeräumt würde ich zur hier an- bei Habitat- und Landschaftsaufnahmen noch gewandten Vorgehensweise sagen. deutlich erhöhen. Nur bei Detailaufnahmen Ernsthafte Kritik an diesem Buch anzubrin- von Arten wäre dies wirklich ersetzlich. gen, ist wohl eher unangebracht. Sicher Alles in Allem kann man Autor und Verlag zu bleibt da das eine oder andere, was man an- diesem Werk nur gratulieren und ihnen – ders sehen kann, was vielleicht an wenigen wie bei den vorherigen Auflagen – einen erst kürzlich beschriebenen Sippen fehlt breiten Absatz und Leserkreis wünschen. (oder vielleicht sogar absichtlich nicht be- Dabei sei abschließend angemerkt, dass das handelt wurde?), wie dies von anderen Re- Buch bei weitem nicht nur für Wasservogel- zensenten kritisiert wurde. Und solche Klei- Ornithologen Pflichtlektüre sein sollte. Ein Bereits in seinem Vorwort geht W. Eccarius nigkeiten, dass man m.E. die Hybride Dacty- „Preisschnäppchen“, welches man mal so hart mit jenen ins Gericht, die sich als ver- lorhiza x templinensis Potucek nicht als Sy- schnell mitnimmt, ist das im Taschenbuch- meintlich „ewig Gestrige“ den neueren, mo- nonym zu D. incarnata x D. majalis stellen format erschienene Werk allerdings ganz si- lekularbiologisch begründeten Konzepten dürfte, sondern, wenn man wie im Buch ge- cher nicht, aber es ist seinen Preis wert. und Neuzuordnungen verschließen. Man schehen D. ochroleuca als eigenständige Art kann zu den Neuerungen stehen wie man führt (was andernorts auch kritisiert wurde, will (für Universitätslehrer der Botanik sind sie aber von mir eindeutig auch so gesehen Eccarius, W. 2016: Die Orchideengattung der pure Horror!), es gibt diese Erkenntnisse wird!), dann auch als eigenständige Hybride Dactylorhiza. Phylogenie, Taxonomie, Mor- und ihre Konsequenzen für die Systematik aufführen müsste, fällt wirklich nicht ins Ge- phologie, Biologie, Verbreitung, Ökologie der Pflanzen sind zumindest von Wissen- wicht. Und auch die vielleicht nicht ganz und Hybridisation. Selbstverlag des Verfas- schaftlern zu akzeptieren, es sei denn, man perfekte grafische Darstellung der Arealkar- sers, 640 S. kann anhand anderer wissenschaftlicher Er- ten schmälert den Wert des Buches nicht. Preis: 66,- €. ISBN: 978-3-00-052403-5. kenntnisse neue und/oder bessere Konzepte Fazit: es macht außerordentlich Spaß, in die- Zu beziehen direkt beim Verfasser: vorlegen. Den zahlreichen Laien oder Älteren, sem Buch zu lesen oder nur zu blättern, und Prof. Dr. Wolfgang Eccarius, die dafür weniger Verständnis haben, sollte wer sich intensiver mit wild wachsenden Or- Amrastraße 107, 99817 Eisenach. allerdings der anhaltende Umgang mit den chideen beschäftigt, sollte dieses Buch unbe- e-mail: [email protected] alten Namen verziehen werden. Viel wich- dingt besitzen. Die 66,- € sind mit Sicherheit tiger, als den nach neusten Kenntnissen gül- „gut angelegt“. Es wird zweifelsfrei für längere Zeit ein Stan- tigen wissenschaftlichen Namen einer Pflanze dardwerk sein, welches sich umfassend mit al- zu wissen, ist es, sie richtig zu erkennen! len Arten der sehr formenreichen Orchideen- Und genau hierfür gibt das Buch hervorra- Wichtmann, W.; Schröder, C. & Joosten, H. Gattung Dactylorhiza, auf Deutsch exakter- genden „Stoff“! Alle weltweit vorkom- (Hrsg.) 2016: Paludikultur – Bewirtschaf- weise „Fingerwurz“, eher gebräuchlich aber menden Sippen (ich verwende hier ganz be- tung nasser Moore. Klimaschutz – Biodiver- „Knabenkraut“ wie auch für die Arten der wusst diesen ranglosen Begriff) der Gattung sität – regionale Wertschöpfung. E. verwandten Gattung Orchis, beschäftigt. Der Dactylorhiza werden in hervorragender Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung in vielen Regionen Deutschland auch übliche Weise in Wort und Bild und ihrer teilweise (Nägele u. Obermiller). Stuttgart, 272 S. deutsche Name „Kuckucksblume“ bezieht sich unerhört großen Variabilität vorgestellt. Die Preis: 59,90 €. ISBN: 978-3-510-65282-2 übrigens auf die Blütezeit vieler Arten im Mai, fast ausnahmslos in phantastischer Qualität wenn auch der Kuckuck häufig zu hören ist. gezeigten Fotos von Lebensräumen, Pflan- Man kann Moore nutzen, ohne sie zu ent- Nach den vor einigen Jahren erschienenen zen, Blütendetails bis hin zu elektronenmi- wässern und damit über kurz oder lang zu Monographien der Gattungen Anacamptis, kroskopischen Aufnahmen der Samen ma- zerstören. Dass ist das klare Fazit, welches Orchis und Neotinea (Kretzschmar et al. 2007) chen das Buch über seinen wissenschaftli- man nach der Lektüre dieses sehr informa- und Cypripedium (Eccarius 2009) liegt somit chen Wert hinaus zweifelsfrei zu einer Au- tiven Buches ziehen kann. Und man muss die dritte aktuelle, umfassende Monografie genweide. Dass auch i.d.R. die Typusbelege dies künftig auch anders als bisher tun, will für eine Orchideen-Gattung in deutscher der jeweiligen Sippen abgebildet werden, man die weiträumige Vernichtung dieser Sprache vor. Wie auch in diesen Werken gibt unterstreicht die hohe wissenschaftliche auch für das lokale Klima besonders wich- der Autor der Darstellung der Geschichte der Qualität des Buches als Monographie. tigen Lebensräume für die Zukunft erhalten, Gattung, ihrer Erforschung und der Berück- Dass Wolfgang Eccarius die Sippen aus- solange es noch nicht zu spät ist. Michael sichtigung der aktuellen taxonomischen Zu- schließlich im Rang von Arten und Unterarten Succow schreibt dazu in seinem Geleitwort: ordnung der einzelnen Sippen nach moder- beschreibt, mag durchaus gewöhnungsbe- „Paludikultur ist ein Ansatz, den Kohlen- nen, molekularbiologischen Erkenntnissen dürftig sein. Mir persönlich gefällt die Ver- stoffspeicher von Torfmooren bei gleichzei- großen Raum. Anders als in anderen Pflan- wendung weiterer taxonomischer Ränge in- tiger Bewirtschaftung zu erhalten. Es geht zenfamilien und Orchideengattungen ist aller- nerhalb der Art, also die der Varietäten und um die Etablierung produktiver möglichst dings bei Dactylorhiza diesbezüglich wenig Formen wie in manchen anderen einschlä- torfspeichernder moorspezifischer Phytozoe- passiert. Was früher Dactylorhiza hieß, ist es gigen Werken, besser. Aber die enorme Vari- nosen auf den bislang tiefgreifend entwäs- auch jetzt noch, nur mit Dactylorhiza viridis abilität vieler Sippen der Gattung Dactylorhi- serten, agrarisch genutzten Moorstandor- (früher Coeloglossum viride) hat die Gattung za, die es ohnehin kaum möglich macht, alles ten. Ganz im Sinne der dringend einzufor- dadurch „Zuwachs“ bekommen. in der Natur zu Beobachtende auch richtig dernden dauerhaft umweltgerechten Land- 76 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017

ischen Union. Hierzu werden rechtliche und für Pflanzen und Tiere. Als Bioindikatoren agrarpolitische Aspekte sowie mögliche An- können sie wichtige Hinweise über die Luft- reize dargestellt. Hierzu gehören auch Kapitel qualität oder die Lebensraumqualität von zur Einbindung von Akteuren und der Akzep- Wäldern geben. Daher sind Kenntnisse über tanzförderung in der Öffentlichkeit. die Bestandssituation und Gefährdung der Darstellungen zur Machbarkeit und dem bis- Pilze für den Naturschutz und darüber hinaus herigen Stand der Paludikultur in Deutsch- von großer Bedeutung. Im Verhältnis zum land folgen Betrachtungen zu Beispielen und Forschungsaufwand bei Pflanzen und Tieren Perspektiven aus anderen europäischen Län- wurde die Organismengruppe der Pilze lange dern und darüber hinaus. vernachlässigt. Jetzt bietet Band 8 der Roten Das Buch ist in erster Linie ein Buch von Fach- Listen einen umfassenden Überblick über leuten für Fachleute, soll aber ebenso interes- den Bestand und die Gefährdung der Groß- sierte Landnutzer wie für die Landnutzung pilze Deutschlands. Es werden Wissensdefizi- verantwortliche Politiker ansprechen. Ökolo- te und Forschungsbedarfe aufgezeigt, die gisch bewanderte Leser werden die zahl- wesentlichen Gefährdungsursachen genannt reichen Argumente, die für eine stärkere Aus- und daraus Handlungsempfehlungen abge- weitung der Paludikultur sprechen, ganz si- leitet. Zudem enthält der Band eine detail- cher überzeugen. Nun liegt es in der Hand der lierte Einführung in die Biologie und Bedeu- verantwortlichen in Agrar- und Umweltpolitik, tung aller Pilze und pilzähnlichen Gruppen. den im Buch verfolgten „Faden“ aufzuneh- Die Datenbasis für die Rote Liste wurde im men und diese Art der Moornutzung als einen Wesentlichen von mehreren Hundert Ama- (von vielen weiteren notwendigen) Wegen teur- und Freizeitmykologinnen und -mykolo- nutzung, als dem einzig zukunftsfähigen für eine künftig deutlich nachhaltigere Land- gen der DGfM (www.dgfm-ev.de) durch ihre Weg unserer Zivilisation“. nutzung zu unterstützen und Wege zu eröff- Kartierungstätigkeit geschaffen. Die aktuelle Was nun ist eigentlich Paludikultur? Das nen, dass dies keine „Wissenschaft“ bleibt. Rote Liste der Großpilze ist somit auch ein stellen die Herausgeber gleich am Anfang in In wesentlichen Teilen trägt das Buch sicher hervorragendes Beispiel für das Engagement treffender Kürze dar: „Paludikultur ist die schon Züge eines „Praxishandbuches“ für eine und die Arbeit, die Ehrenamtliche im Natur- land- und forstwirtschaftliche Nutzung nas- nachhaltige Moornutzung, für den Praktiker in schutz leisten. Die Auswertung und Qualitäts- ser und wiedervernässter Moorstandorte. der Landwirtschaft ist es vielleicht noch etwas sicherung der Daten erfolgte durch den Fach- Paludikultur nutzt die auf Mooren aufwach- zu wissenschaftlich. Aber das sollte das Werk ausschuss „Naturschutz und Kartierung“ der sende oder angebaute Biomasse bei gleich- ja auch ganz sicher in erster Linie sein, und Gesellschaft. Verbreitungsdaten und Bilder zeitiger Torfbildung oder zumindest dem Er- dem entspricht allerdings auch der Preis des von Pilzen sind auf der Internetplattform halt des Torfkörpers. Treibhausgasemissi- Buches. Hierfür bekommt man allerdings nicht www.pilze-deutschland.de veröffentlicht.“ onen und sonstige Stoffausträge, die mit der nur sehr fundierte, zu einem Gesamtwerk ver- Wie auch die bisher erschienen Bände der Entwässerung von Mooren einhergehen, einte Informationen zum Thema Moorschutz- neuen Roten Listen gefährdeter Pflanzen und werden vermieden oder eingeschränkt…“. und Nutzung, sondern auch zahlreiche visuelle Tiere Deutschlands gibt das Buch einen um- Insgesamt 73 (!) Autoren haben an dem Eindrücke durch recht zahlreiche farbige Bild- fassenden Überblick über alle in Deutschland Werk mitgearbeitet. Zunächst werden von tafeln mit qualitativ guten Fotos. nachgewiesenen Großpilze und deren Ge- Jutta Zeitz die Grenzen der entwässerungsba- fährdungssituation, welche nach objektiv sierten Moornutzung und historische Moor- nachvollziehbaren, für alle bearbeiteten Ar- nutzungsformen dargestellt und die zahl- Matzke-Hajek, G.; Hofbauer, N. & Ludwig, G. tengruppen einheitlichen Kriterien erfolgte. reichen negativen Auswirkungen von Moor- (Red.) 2016: Rote Liste gefährdeter Tiere, Kurzes Fazit der Liste: Nur etwa 3000 der in entwässerung- und bisheriger Nutzung erläu- Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 8: der Gesamtartenliste enthaltenen 6.120 Ar- tert. Dem folgt ein längeres Kapitel zu Mög- Pilze (Teil 1) – Großpilze. Landwirtschafts- ten konnte hinsichtlich der Gefährdungssitua- lichkeiten der Produktion und Verwertung verlag Münster. Naturschutz und Biolo- tion aufgrund der vorhandenen Daten be- von Biomasse aus Paludikulturen und die de- gische Vielfalt 70 (8): 440 S., wertet werden. Bei etwa der Hälfte der Pilz- taillierte Darstellung der Methodik mit einzel- ISBN 978-3-7843-5454-5, Preis: 39,95 €. arten reichten die bisherigen Kenntnisse für nen Pflanzenarten. Es ist schon erstaunlich, Zu beziehen über den BfN-Schriftenvertrieb eine Bewertung noch nicht aus. Von den rund was man aus Schilf, Rohrkolben, Erlen und – Leserservice – im Landwirtschaftsverlag anderen Arten so alles gewinnen kann, z. B. GmbH, 48084 Münster. als Futtermittel oder als feste Energieträger. Die möglichen Techniken und Verfahren wer- Aus der Pressemitteilung des BfN vom den ebenso beschrieben wie die möglichen 13. Februar 2017: Anbau- und Ernteverfahren einschließlich der erforderlichen Technik und Logistik. „Königsröhrling, Wiesen-Champignon und Breiten Raum nimmt die Darstellung der Öko- Burgunder-Trüffel – das sind nur drei von über systemdienstleistungen der Paludikultur ein, 6.000 Arten, die auf der neuen Roten Liste der einschließlich der Darstellung der positiven Großpilze vertreten sind. Mit der Veröffentli- Auswirkungen auf die Biodiversität der so ge- chung von Band 8 der „Roten Liste gefähr- nutzten Moorstandorte, Regionalklima, deter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands“ Grundwasser, Nährstoffhaushalt oder Gewäs- legt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) jetzt serschutz. Und da das Ganze ja nicht nur „aus auch erstmals eine Gesamtartenliste für hei- Liebe zur Natur“ geschehen, sondern sich mische Ständer- und Schlauchpilze vor. Die In- auch rechnen soll, werden auch betriebswirt- formationen hatte die Deutsche Gesellschaft schaftliche Aspekte beleuchtet. Um Paludikul- für Mykologie (DGfM) zusammengetragen. tur nicht nur als „exotische Randerscheinung“ ... In den Ökosystemen nehmen Pilze vielfäl- sondern künftig als stärker flächengreifende tige und wichtige Funktionen wahr. Sie sind Nutzungsform von Mooren zu etablieren, be- als Zersetzer wesentlich am Stoffkreislauf be- darf es sicher noch einiger Anstrengungen und teiligt, sind aber auch Symbiosepartner von auch eines Umdenkens vieler Verantwortlicher etwa 90 Prozent aller Landpflanzen. So bil- auf allen Ebenen, beginnend bei der Europä- den sie Lebensbereiche und Nahrungsbasis Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 77

3000 bewerteten Arten sind über 27 Prozent system hat und was Anzahl und Vorkommen in unterschiedlicher Weise bestandsgefähr- einer Pflanze über die Qualität eines Gewäs- det. Weitere 728 Arten sind aufgrund ihrer sers aussagen. Gemeinsam mit dem Natur- extremen Seltenheit besonders bedroht. schutzbund NABU, dem Verband Deutscher Sporttaucher (VdSt) und allen Naturschüt- zern für weite Sicht in klaren Seen.“ (aus der Pfützenreuter, S,; Baumbach, H. Grimm, H. Ankündigung bei KOSMOS). 2017: Steppengebiete des Thüringer Be- Den Autoren um Silke Oldorf, die sich seit vie- ckens – Inseln der Vielfalt. Hrsg.: Thüringer len Jahren um das naturschutzfachliche Tau- Ministerium für Umwelt, Energie und Na- chen und das Monitoring von Seen in Branden- turschutz (TMUEN), Erfurt. 111 S. burg verdient macht, ist hier ein sehr anspre- ISBN: 978-3-00-051112-7. Zu beziehen chender kleiner Naturführer gelungen. Auf über: [email protected] zahlreichen guten Fotos – überwiegend von gehen und nicht unumstritten – führen den Be- den Autoren selbst – und illustriert mit vielen Nach einem Naturschutzgroßprojekt Thürin- sucher leicht zu den Arten, die er sehen möchte. hilfreichen Grafiken wird zusammen mit den gens mit dem Bundesamt für Naturschutz im Ich finde es so jedenfalls gut! Ein Wanderbuch knappen textlich aufgeführten Bestimmungs- Kyffhäuser wurde in den Jahren 2009 – ist es dann allerdings aufgrund des A4-Querfor- merkmalen das Erkennen von Armleuchteral- 2015 ein von der EU gefördertes LIFE-Pro- mates doch nicht, aber zu Hause eine Kopie der gen und zahlreichen anderen Unterwasser- jekt zur „Erhaltung und Entwicklung der Karten zum Mitnehmen anzufertigen ist ja heu- pflanzen erleichtert. So wird es auch interessier- Steppenrasen Thüringens“ durchgeführt. te kaum noch für den Nutzer ein Problem. ten Laien möglich, ohne komplizierte Bestim- Wichtige Steppenrasengebiete konnten so- Besonders wertvoll wird das Buch auch durch mungsschlüssel mit teils schwer erschließbaren mit wieder deutlich in ihrem Zustand verbes- zahlreiche geologische Informationen und Fachbegriffen diese Arten richtig zu bestimmen. sert werden. Thüringen wurde und wird so auf den Karten sind auch zahlreiche geolo- seiner Verantwortung für die Erhaltung die- gische Aufschlüsse gut auffindbar dargestellt. ser einzigartigen Lebensräume als Vorposten Einige Artengruppen werden am Ende des der östlichen Steppengebiete weitaus besser Buches nochmals auf Bildtafeln vorgestellt. gerecht als andere Bundesländer. Stellenzu- Besonders hervorzuheben ist auch die über- wachs im Naturschutzbereich, die Einrich- sichtliche Literaturauflistung zum allgemei- tung von NATURA 2000-Stationen und eine nen Teil und den einzelnen Projektgebieten. fruchtbringende Zusammenarbeit zwischen „Erleben Sie Thüringens Natur hautnah“, verschiedenen Ressorts der Landesregierung könnte ein Untertitel für das gelungene bis hin zu Landwirtschaft und Wirtschaft Buch lauten, welches Botanikern wie allge- sind wohl gute Voraussetzungen dafür, dass meinen Naturfreunden empfohlen sei. Die diese Erfolge auch von Dauer sein können. Auflage von 6.000 Stück wird hoffentlich Das mit vielen Sachinformationen und zahl- nicht zu schnell vergriffen sein. reichen, sehr guten Fotos ausgestatte Buch macht zunächst mit Entstehungsgeschichte und Naturausstattung der Steppenrasen Thü- Oldorf, S.; Krautkrämer, V. & Kirschey, T. ringens bekannt. Schwerpunkt des Buches ist 2017: Pflanzen im Süßwasser. Beim Tau- jedoch die Darstellung von 11 Projektgebie- chen Unterwasserpflanzen erkennen und ten in Wort und Bild. Der Spagat zwischen bestimmen. Kosmos-Naturführer, Franckh- wissenschaftlichen Inhalten und allgemein- Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. verständlichen Texten ist sehr gut gelungen. 288 S., Preis: 16,99 €. Getreu dem Grundsatz „Man kann nur schüt- ISBN: 978-3-440-15446-5 zen was man kennt“ wird jedes einzelne Pro- jektgebiet auch für Besucher erlebbar gemacht. „Mit diesem Buch lassen sich anhand von Wanderkarten auf der Basis von Echtfarben- Farbfotos und detaillierten Zeichnungen 140 Luftaufnahmen und recht genau verortete Vor- Unterwasserpflanzen sicher bestimmen. Es kommen auch der besonders seltenen wird erläutert, welche Bedeutung der jewei- Pflanzenarten­ – ein sonst eher unübliches Vor- lige Bewuchs eines Gewässers für sein Öko- Frank Zimmermann

Fehlerkorrekturen Heft 1,2 2016

2. Umschlagseite: S. 45, Abb. 6: S.48, Abb. 8: Nachtrag der Fotoautoren: P. Kühn/NABU; Waldweide. Hier wurde versehentlich eine In der Bildunterschrift wurde versehentlich Hintergrund: A. Hartl/NABU falsche Bildquelle genannt. Richtige Quel- eine falsche Ortsbezeichnung angegeben. lenbezeichnung: Herbstliche Schweinemast Richtig ist: NSG Thymen, Naturpark Ucker- S. 3/Impressum: im Eichenwald. Novemberbild des "Breviari- märkische Seen, 4.6.2014 Das Bild auf dem Rücktitel zeigt selbstver- um Grimani". Hauptwerk der flämischen ständlich nicht das Helmknabenkraut, son- Buchmalerei, heute in der Bibliothek von S. S. 62, Persönliches: dern die Sumpf-Stendelwurz. Richtige Bild- Marco, Venedig; entstanden um 1510. In der Überschrift und im 1. Absatz befindet unterschrift: Die Sumpf-Stendelwurz (Epi- Baye­rische Staatsbibliothek sich im Namen des Jubilars leider ein Buch- pactis palustris) gehört in Brandenburg zu stabendreher. Es muss selbstverständlich den charakteristischen Arten basen-/kalk- richtig heißen: Dieter Barndt. reicher Ausprägungen des LRT 6410 (Pfei- fengraswiesen) und ist im Rückgang begrif- Wir bitten die Fehler zu entschuldigen. fen (FFH-Gebiet Uckerseewiesen und Tro- ckenhänge, 28.6.2016) 78 Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 26 (1, 2) 2017 Naturschutz uNd LaNdschaftspfLege iN BraNdeNBurg 26 (1, 2) 2017 79

Vogel des Jahres 2017 – Der Waldkauz (Strix aluco)

Als was wäre wohl der Waldkauz bei der zeit füttern einzelne Paare schon Junge und als auch der Art der Beschaffung ist der Vogel-Pisa-Studie durchgegangen, die vor rufen kaum noch und so weiter. Waldkauz plastischer als andere Eulenarten ein paar Jahren mit bayerischen Schülern Was aus alldem erkennbar ist – Waldkäuze bei uns – abgesehen vielleicht vom Uhu. durchgeführt wurde? Vermutlich als „Eu- werden vor allem akustisch wahrgenom- Nahrungsforscher freut es, wenn sie die le“. Immerhin nicht ganz verkehrt. Auch men. Auch fl eißige Ornithologen, die viel Gewölle zerpfl ücken und nicht in erster Li- wenn Waldkäuze als Pfl eglinge gebracht draußen sind, bekommen die Art nicht allzu nie Feldmäuse darin vorfi nden. Und den werden, werden sie oft so angekündigt. oft zu sehen, sofern sie sich nicht gezielt mit Waldkauz freut es (menschlich gespro- Mit dem Begriff „Waldkauz“ konfrontiert, ihr befassen. Wenn man einen Blick für alte, chen), wenn er seine meist drei bis fünf Jun- erlebt man dann bisweilen die Reaktion knorrige Bäume hat, kann man mitunter gen gut versorgen kann und dies unter „Und ich war mir sicher, dass es eine Eule auch am Tage einen Waldkauz in einem weitgehend ungestörten Bedingungen. ist“. Alles nicht so einfach, oder? Höhleneingang beim Sonnenbad beobach- Dadurch, dass Waldkäuze nicht nur von Nun, genau dazu gibt es ihn – den Vogel ten. Oder schimpfende Kleinvögel machen einigen wenigen Kleinsäugerarten abhän- des Jahres, den der NABU jedes Jahr aus- auf ihn aufmerksam, selbst wenn er glaubt, gen, fl uktuiert der Bestand relativ wenig, wählt. Längst geht es nicht mehr darum, sich in einer Fichte gut genug versteckt zu anders als z. B. bei Schleiereulen oder besonders seltene oder gefährdete Arten haben. Auch hungrige Jungvögel, die bereits Raufußkäuzen, die in ihrem Brutbestand zu präsentieren, sondern auch genau sol- die Höhle verlassen haben, können manch- und auch im Reproduktionserfolg vor che, die noch gar nicht so selten sind, aber mal schon vor Einbruch der Dunkelheit ihre allem der Bestandsdynamik von Wühl- kaum bekannt. Oder kaum noch bekannt, eigentümlich zirpenden, monoton wieder- mausarten folgen. Um über solche kurz- denn unsere Vorfahren wussten noch ei- holten Rufe von sich geben, nach denen und langfristigen Entwicklungen infor- niges mehr über unsere gefi ederten Nach- man sie dann auch fi nden kann. Und es gibt miert zu sein, gibt es seit Jahrzehnten das barn. Eines, das lediglich unserer deutschen auch indirekte Hinweise, z. B. Federn oder „Monitoring Greifvögel und Eulen Euro- Sprache geschuldet ist, lässt sich zumindest Gewölle. Sofern es nur Gewölle sind, muss pas“; um auch künftige Trends in Bestand sehr schnell aufklären: Natürlich gehört der man weitere Indizien hinzuziehen, denn sie und Reproduktion erfassen zu können, Waldkauz zu den Eulen. Und er ist sogar könnten auch von einer Waldohreule sein. sind Verstärkung und vor allem Nach- unsere häufi gste, gefolgt von Waldohreule Es bleibt dabei – besonders eindrücklich sind wuchs „dringend erwünscht“. und Schleiereule. Der Bestand des Wald- die Rufe in der Dunkelheit, seien es die „Hu- Bleibt am Ende die Botschaft, die der kauzes in Deutschland wird irgendwo zwi- hu-hu-huuuu“ Rufe der balzenden Männ- NABU mit seinem diesjährigen Jahresvogel schen 43.000 und 75.000 Brutpaaren an- chen oder das „Kiuwitt“, welches ganzjährig vermitteln möchte, und da geht es vor genommen; in Brandenburg rechnen wir von beiden Geschlechtern zu hören ist. Und allem um die alten Höhlenbäume, die man mit 2.700 bis 4.100 Paaren. Dem liegen wenn der Ruf dann auch noch vom Friedhof sich auch abseits der Friedhöfe in größerer durchaus quantitative Erfassungen zugrun- herüberhallt … Darüber und vor allem über Zahl wünscht! In Zeiten von „Alleen- de, aber Bestandserfassungen bei Eulen er- die Interpretation ist jedoch an anderer Stelle umbau“, Verkehrssicherungspfl icht, Holz- folgen nicht fl ächendeckend. Und sie ha- genug geschrieben worden. Für den Friedhof einschlag „über dem Hiebsatz“ in den ben ihre methodischen Tücken, die zu die- gibt es jedenfalls plausible Erklärungen jenseits Wäldern und der verstärkten Nutzung von sen großen Spannen führen. Auf alle Fälle des Aberglaubens. Friedhöfe haben meist ei- Holz zur Energiegewinnung muss man sich muss man in der Dämmerung oder nachts nen alten und vielseitigen Baumbestand, der durchaus Gedanken machen. Könnte man raus, und selbst dann muss man noch da- alle Anforderungen an einen Waldkauzle- nicht mit etwas mehr Herz und Verstand mit rechnen, dass nicht alle Eulen auch ruf- bensraum erfüllt – Höhlen zum Brüten, Nadel- doch noch mehr Bäumen erlauben, ihre freudig sind, um sich zählen zu lassen – das bäume oder hochrankender Efeu als Versteck natürliche Altersgrenze zu erreichen? Gab Wetter kann unpassend sein (selbst wenn bzw. Tageseinstand und aufgrund der vielfäl- es da nicht schon einmal eine Initiative – man selber es für passend hält), ein altes tigen Strukturen eine reichhaltige Vogel- und für liebenswerte, alte Bäume? etabliertes Paar, das sich nicht mehr viel zu Kleinsäugerwelt. Diese dient den Käuzen als sagen hat, wird überhört, zur besten Balz- Nahrung, und sowohl in der Nahrungswahl Torsten Langgemach

Fotos: S. 78/79: NABU/D. Nill; S. 79,unten: NABU/P. Kühn