Win-Win-Situation Für Mensch Und Natur Projektstand September 2012
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Win-Win-Situation für Mensch und Natur Projektstand September 2012 Die Alte Aare in Dotzigen: eine beeindruckende Flusslandschaft von unschätzbarem Wert Der Lauf der Alten Aare gehört zum längsten zusammen- Aufgrund der Hochwasserereignisse der letzten Jahre drän- hängenden Altwassersystem der Schweiz. Diese einmalige gen sich heute Schutzmassnahmen für Siedlung und Kul- Flusslandschaft entstand nach der ersten Juragewässerkor- turland zwischen Lyss und Meienried auf. Namentlich die rektion in den Jahren 1868 bis 1878, als die Aare durch den Hochwasser in den Jahren 2006 und 2007 zogen schwere Hagneckkanal in den Bielersee umgeleitet wurde. Schäden nach sich. Die Gefahrensituation könnte sich in den kommenden Jahren Das Gewässersystem der Alten Aare erfüllt folgende Funk- im Unterlauf der Alten Aare noch verschärfen, insbeson- tionen: dere nach der 2012 erfolgten Inbetriebnahme des Hochwas- – Gewässerraum: Entwässerung eines Einzugsgebietes von serschutzstollens in Lyss. Diese Problematik veranlasste den knapp 100 km² Wasserbauverband Alte Aare und den Kanton, die Planung – Lebensraum: Auenlandschaft von nationaler Bedeutung für ein Gesamt projekt in Angriff zu nehmen. Mit der Kombi- mit einer Reihe von gefährdeten Pflanzen und Tieren nation von Hoch wasserschutz- und Revitalisierungsmass- – Erholungsraum: attraktives Naherholungsgebiet für Wan- nahmen will der Verband den vielseitigen Ansprüchen an die derer, Biker, Fischer, etc. Alte Aare gerecht werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.alte-aare.ch www.alte-aare.ch Lebensraum Das Auengebiet entlang der Alten Aare wurde 1992 ins über zehn Amphibienarten und bis dreissig verschiedene Aueninventar von nationaler Bedeutung aufgenommen. Die Libellenarten beobachtet werden. Botanische Raritäten wie Alte Aare mit dem angrenzenden Häftli und der Alten Zihl das Sommerglöckchen (Sumpfpflanze) finden sich schweiz- zählt überdies zu den Landschaften von nationaler Bedeu- weit nur im Gebiet der Alten Aare. tung. Lebensraumtypische Prozesse für eine Aue wie wiederkeh- Eine grosse Vielfalt an Lebensräumen mit entsprechend rende Überschwemmungen, Geschiebeüberschüttungen hoher Artenzahl belegt die Schutzwürdigkeit des Gebietes. und Staunässe werden jedoch durch den konstanten Ab- Altläufe und Giessen, Flachmoore sowie unterschiedliche fluss und das kanalartige Gerinne weitgehend verhindert. Waldgesellschaften wechseln sich je nach Untergrund Die angrenzende Kultur- und Siedlungslandschaft mit mosaik artig und meistens kleinflächig ab. Diese Lebens- Industrie- und Gewerbezonen sowie Verkehrsanlagen räume beherbergen eine grosse Zahl an geschützten und zeugen zudem von einer intensiven Nutzung. gefährdeten Tier- und Pflanzen arten. Unter anderem können Die Alte Aare bei Dotzigen einst und heute Gewässerraum Das heutige Erscheinungsbild der Alten Aare wurde durch Untersuchungen haben zudem ergeben, dass die Durch- eine Reihe von Eingriffen bestimmt. Mit der ersten Jura- flusskapazität der Alten Aare kleiner ist als bisher angenom- gewässer korrektion (1868 bis 1878) wurde die Aare bei Aar- men. Diese Rahmenbedingungen zeigen den Handlungs- berg durch den neu geschaffenen Hagneck–Kanal in den bedarf für Hochwasserschutzmassnahmen auf. Bielersee umgeleitet. Der einstmals breite Aarelauf zwischen Dufourkarte 1845 Siegfriedkarte 1876 Siegfriedkarte 1946 Landeskarte 1:100’000 aktuell Aarberg und Meienried wurde auf ein schmales Gerinne re- Von Aarberg bis Meienried sind alte Uferböschungen, ehemalige Kiesbänke und Flussläufe erkennbar, welche die ursprüngliche duziert, welches fortan «Alte Aare» hiess. Die ausgedehnten Gestalt und Kraft eines nicht begradigten Flusses erkennen lassen. Auenwälder wurden auf wenige Überreste begrenzt. 1967 nahm das Kraftwerk Aarberg mit einer Nutzwassermenge von rund 170 m3/s seinen Betrieb auf. Das in die Alte Aare geleitete Restwasser beläuft sich heute saisonal schwankend auf min. 3.5 m3/s. 1968 wurde zudem die ARA Lyss in Betrieb genom- men. Das Gewässer dient der ARA als Vorfluter. Die wichtigsten Zuflüsse sind der Lyssbach und der Eichi- Erholungsraum bach, welcher bei Dotzigen einmündet. Sowohl der Lyssbach wie auch der Eichibach verursachen im Unterlauf der Alten Aare periodisch Hochwasser, so Das Auengebiet der Alten Aare bietet Erho- letztmals 2006 und 2007. Die Alte Aare wird zudem bei lungssuchenden ein breites Feld an Betäti- Hochwasser im Nidau-Büren-Kanal bis gegen Dotzigen gungen und Sportaktivitäten wie wandern, zurückgestaut. biken, reiten oder fischen. Berechnungen haben gezeigt, dass der 2012 in Betrieb ge- Die Freizeit- und Erholungsnutzung soll nommene Lyssbachstollen kein schnelleres Ansteigen des weiter hin und in Abstimmung mit den übri- Wasserspiegels der Alten Aare bewirken wird. Hochwasser, gen Schutz- und Nutzungszielen (Hochwas- welche bisher in Lyss schadlos abflossen, verursachen also serschutz, Naturschutz, Landwirt schaft) in der Alten Aare auch künftig keine negativen Auswirkungen . möglich sein und teilweise verbessert Der Lyssbachstollen führt aber Teile der grossen Hoch wasser werden. Dies bedingt Massnahmen im Be- ab, welche bisher das Siedlungsgebiet von Lyss überflutet reich der Besucherführung. und dort massive Schäden angerichtet haben. Dies wird so- wohl Abflussvolumen wie -spitzen in der Alten Aare erhöhen. Gesamtperimeter und Gewässernetz Der Erholungsraum Alte Aare Protection contre les crues et revitalisation Tous les extraits de cartes sont reproduits avec l’autorisation de swisstopo (BA100068). www.alte-aare.ch 2 3 Auf die richtige Kombination kommt es an… Die Projektierungsarbeiten für den «Hochwasserschutz und wirtschaft einen entscheidenden Beitrag an das Projekt leistet, Revitalisierung Alte Aare» sind fortgeschritten. Nach dem Mit- indem sie im Falle von Extremereignissen Überflutungsflächen wirkungsverfahren, der öffentlichen Auflage und den Ein- zur Verfügung stellt. Die genaue Analyse der Ausgangslage sprache-Verhandlungen erfolgen nun Anpassungen am Projekt. sowie die Abwägung verschiedenster Varianten haben aber Der Grundsatz des Hochwasserschutzes ist weiterhin unbe- gezeigt, dass eine fliessende Retention die grösste Wirkung stritten. bei der Bewältigung eines Hochwassers zeigt: Im Zentrum des Hochwasserschutzprojektes des Wasserbau- Landwirtschaftsland wird in einem solchen Fall bewusst als verbandes Alte Aare steht die Kombination von Damm- und Überflutungsfläche genutzt, bevor das Wasser wieder gezielt Schutzmauerbauten, die Reaktivierung von Aare-Altläufen wie Richtung bestehender Wasserläufe fliesst. Hier gilt es, mit dem Schwadernaugrien sowie der Sicherstellung von Überflu- entsprechenden Entschädigungszahlungen seitens des Was- tungsflächen im Gebiet Grossried/Algier/Büetigen-Grien zum serbauverbandes und des Kantons die betroffenen Bauernbe- Rückhalt von Hochwasser bei einem Jahrhunderthochwasser. triebe zu stützen und allfällige Einbussen auszugleichen. Die Projektverantwortlichen sind sich bewusst, dass die Land- Aufgrund der Einsprache-Verhandlungen wurden folgende Projektoptimierungen geprüft: 1. Dammverschiebung: Möglichkeit eines zusätzlichen 3. Verschiebung des Landi-Dammes bis zur Kantons- Feuchtgebietes. strasse: Schutz des Areals einer zukünftigen Erweiterung des Industriegebietes auch im Überlastfall. 2. Verschiebung Ausleitstelle Überfall «Grossried»: Verringerung der Beeinträchtigung landwirtschaftlicher In- tensivflächen, gleichzeitig kann auf die Absenkung der Alte Aare Eingangs Dotzigen Strasse verzichtet werden. Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA120036) 2 1 3 Protection contre les crues et revitalisation www.alte-aare.ch 4 Dämme und Mauern Abtragungsflächen Reaktivierung des Aare-Altlaufs Schwadernaugrien ökologische Massnahmen Wald Rückhalteraum bei einem Jahrhunderthochwasser 5 Hochwasserschutz und Auenschutz Hand in Hand Hochwasserschutz und Auenrevitalisierung am Beispiel der Neugestaltung des Mündungsgebietes Eichibach in Dotzigen Parallel zu den Hochwasserschutzmassnahmen wurde eben- seltene, auentypische Tiere und Pflanzen. Gleichzeitig konnten falls eine Bestandesaufnahme des Lebensraumes der Alten aber auch Defizite festgestellt werden, die unter anderem auf Im Mündungsgebiet des Eichibachs in die Alte Aare wurde die Das Projekt wurde als ein vorgezogenes Teilprojekt für das Aare erstellt. Diese kommt zum Schluss, dass der Lebensraum die fehlende Gestaltungskraft des Wassers seit der Jura- Linienführung so angepasst, dass sich der Zusammenfluss umfangreiche Projekt «Hochwasserschutz und Revitalisierung zwischen Lyss und Meienried ein ausserordentlich seltenes gewässerkorrektion sowie auf eine gleichartige Vegetationsent- rund 200 m flussabwärts verschiebt. Damit wird in Zukunft der Alte Aare» im Frühling 2010 umgesetzt. Mosaik von unterschiedlichen Lebensräumen für mittellän- wicklung zurück zu führen sind. Mit konkreten Aufwertungs- Rückstau des Eichibachs etwas reduziert werden. Bei gleichze- dische Verhältnisse bietet. Diese reichen von Auenwäldern massnahmen, namentlich auch mit baulichen Eingriffen für den itigem Hochwasser der Alten Aare und des Eichibachs wird verschiedener Ausprägung, über trockene Föhrenwälder und Hochwasserschutz, können seltene und gefährdete Lebens- das Gebiet aber weiterhin überflutet. eichenreiche Bestände, Giessen und Altläufe bis hin zu Ried- räume und Arten erhalten, gefördert und aufgewertet werden. wiesen. Dementsprechend finden sich in diesen Gebieten auch 1 Bau eines Umleitungsdammes mit dem Ziel, das Neugestaltung Mündungsbereich 5 Wasser in das neu erstellte Gerinne zu führen. Die Bisherige Meilensteine