Kanton Baudirektion Ent- Amt für wurf Abfall, Wasser, Energie und Luft Abfallwirtschaft und Betriebe / Gewässerschutz / Wasserbau 1. No- Altlasten vem- ber 2016

Projekt «KbS Seen» Erfassung belasteter Standorte in den Seen des Kantons Zürich Schlussbericht

Juli 2019

Projekt «KbS Seen» - Schlussbericht

Baudirektion Inhalt 2/15

Das Wichtigste in Kürze ...... 3 1. Ausgangslage und Ziele des Projektes ...... 4 1.1 Bisherige Kenntnisse über Belastungen in den Seen ...... 4 1.2 Projektstart «KbS Seen» und Ziele ...... 4 2. Vorgängige Abklärungen zu Belastungen im See und deren Bewertung ...... 4 2.1 Untersuchungsmethoden für Seesedimente ...... 4 2.2 Bestimmung der Hintergrundbelastung und Festlegung der Hintergrundwerte 5 2.3 Kriterien für den Eintrag in den Kataster ...... 5 2.4 Abschätzung der Gefährdung ...... 6 3. Systematische Untersuchungen der Seesedimente ...... 7 3.1 Grundraster ...... 7 3.2 Verdichtung des Grundrasters ...... 9 3.3 Angrenzende Seebäder ...... 9 4. Resultate der Untersuchungen ...... 9 4.1 Belastung der Seesedimente und Hintergrundwert ...... 9 4.2 Belastungen über 5-fachem Hintergrundwert (KbS-Eintrag) ...... 10 5. Ergebnisse der Untersuchungen in den Seebädern ...... 12 6. Bereits im Vorfeld untersuchte und altlastenrechtlich beurteilte Standorte ..... 13 7. Fazit und weiteres Vorgehen ...... 13

Projektdurchführung

Leitung: AWEL, Abteilung Abfallwirtschaft und Betriebe, Sektion Altlasten Untersuchungen: Dr. von Moos AG Gewässerschutzlabor des AWEL Eawag Dübendorf

Foto Titelblatt: Dr. von Moos AG

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Das Wichtigste in Kürze

Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) des Kantons Zürich führt den Kataster der belasteten Standorte (KbS) gemäss der Verordnung über die Sanierung von belasteten Standorten (Altlasten-Verordnung, AltlV). Dieser öffentliche KbS enthält im Kanton Zürich über 6'000 Standorte, welche nach und nach untersucht und bei Be- darf saniert werden. Belastete Standorte in den Seen sind im KbS bisher nicht systematisch erfasst, obwohl einzelne belastete Standorte im Zürichsee bereits untersucht und altlastenrechtlich be- urteilt wurden. Um diese Lücke zu schliessen, hat das AWEL per 2019 mit dem Projekt «KbS Seen» die belasteten Standorte in den Zürcher Seen identifiziert. Die Untersu- chungen erfolgten im Zeitraum von 2016 bis 2018. Als Resultat kann festgestellt wer- den, dass in den Seesedimenten vielerorts Belastungen durch früher eingeleitete Ab- wässer und Abfälle zu finden sind. Diese Belastungen liegen jedoch mehrheitlich im tolerierbaren Bereich, welche für den Lebensraum See sowie die badende Bevölke- rung keine Gefährdung darstellen (sogenannte Hintergrundbelastung). Nur an wenigen Standorten sind erhöhte Schadstoffkonzentrationen vorhanden. Hier erfolgten weitere Untersuchungen sowie zusätzlich vertiefte Abklärungen im Bereich von angrenzenden Seebädern. Ein Eintrag in den KbS ergibt sich, wenn innerhalb eines Abstands von 100 Metern bei mindestens zwei Sedimentproben die Belastungen über dem 5-fachen Hintergrundwert liegen. Mit dieser Methodik erfüllen im Zürichsee insgesamt neun Bereiche die Kriterien für ei- nen Eintrag im KbS des Kantons Zürich. Dabei handelt es sich um fünf bekannte Standorte (Teerablagerungen vor , Zinnablagerungen vor Thalwil, Seebereich Papierfabrik , Horn , Chemie ) sowie vier neue Standorte vor Wädenswil, Käpfnach, Männedorf und Stäfa. Im Greifensee wird ein be- lasteter Standort vor Uster in den KbS aufgenommen. Im Pfäffikersee wurde kein be- lasteter Standort festgestellt. Alle belasteten Seestandorte sind im kantonalen Geoinformationssystem erfasst und öffentlich einsehbar. An den fünf neu ermittelten Standorten wird eine Voruntersu- chung durchgeführt. Bei den fünf bekannten Standorten ist die Voruntersuchung be- reits abgeschlossen und je nach Resultat werden weitere altlastenrechtliche Massnah- men durchgeführt. Im Bereich der Seebäder, welche zusätzlich abgeklärt wurden, liegen keine auffälligen Belastungen vor. Eine Gefährdung der Badenden besteht damit nicht. Ebenso kann der Zürichsee ohne Bedenken weiterhin als Trinkwasserreservoir genutzt werden.

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1. Ausgangslage und Ziele des Projektes Baudirektion 4/15 1.1 Bisherige Kenntnisse über Belastungen in den Seen

Bis in die 1960er Jahre wurden das Siedlungsabwasser der Seekommunen wie auch gewerbliche Abwässer ansässiger Betriebe häufig unbehandelt in die Seen eingeleitet.

Auf diese Weise fanden grosse Mengen nicht oder nur schwer abbaubarer Schad- stoffe den Weg in die Schweizer Seen. Dadurch entstanden eine durch den Menschen verursachte, ausgedehnte Hintergrundbelastung sowie punktuelle starke Verschmut- zungen. Im Gegensatz zu belasteten Standorten auf der Landfläche, welche systematisch er- fasst, untersucht und im Kataster der belasteten Standorte (KbS) verzeichnet sind, wa- ren stark belastete Standorte in den Seen des Kantons Zürich bisher nur in Einzelfäl- len bekannt. Denn die Untersuchung und Beurteilung von belasteten Standorten in Seen erfolgte bisher primär dort, wo es starke Indizien für mögliche Belastungen gab.

1.2 Projektstart «KbS Seen» und Ziele

Das Wissen um diese vereinzelten Belastungen führte im Jahr 2016 zum Start des Projekts «KbS Seen», mit welchem die Belastungen in den Seen analog den an Land liegenden Standorten systematisch erfasst und beurteilt werden sollte. Als Grundlage dienten bereits im Vorfeld durchgeführte Untersuchungen zur Bestimmung der Hinter- grundbelastung und Gefährdungsabschätzung (siehe Kap. 2). Im Rahmen des Pro- jekts «KbS Seen» wurden von 2016 bis 2018 die Seesedimente des Zürich-, Greifen- und Pfäffikersees auf erhöhte Schadstoffbelastungen untersucht. Folgende Projektziele wurden formuliert:  Überprüfung der bereits im Vorfeld ermittelten Hintergrundbelastung;  Groberfassung der Belastung und Ermittlung allfälliger belasteter Standorte im Zürich-, Pfäffiker- und Greifensee;  Erfassung der ermittelten belasteten Standorte im KbS (als Grundlage für alt- lastenrechtliche Untersuchungen);  Überprüfung der bereits früher erkannten und erfassten Standorte in den Seen;  Abklärung der Belastung in Ufersedimenten von Seebädern, welche im Nahbe- reich von belasteten Standorten liegen.

2. Vorgängige Abklärungen zu Belastungen im See und deren Bewertung

2.1 Untersuchungsmethoden für Seesedimente

Bereits von 2011 bis 2013 hat das AWEL verschiedene Techniken zur Untersuchung von belasteten Seesedimenten evaluiert. Die potentiell geeigneten Methoden wurden auf einem rund 9 km langen Seeuferabschnitt vor , Uetikon am See und Männe- dorf getestet. Die Ergebnisse sowie generell geeignete Untersuchungsmethoden sind im Grundlagenbericht «Methoden zur Untersuchung von belasteten Standorten in Seen» des AWEL, Oktober 2016, beschrieben (veröffentlicht auf www.awel.zh.ch).

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2.2 Bestimmung der Hintergrundbelastung und Festlegung Baudirektion der Hintergrundwerte 5/15

Ein wesentlicher Schritt im Vorfeld war die Bestimmung der Hintergrundbelastung der Seesedimente, denn altlastenrechtlich relevante Belastungen müssen gemäss AltlV

von der grossräumigen Hintergrundbelastung abgegrenzt werden können. Dazu wur- den in einer Untersuchungskampagne in den Jahren 2011 bis 2013 in einem ausge- wählten, 9 km langen Uferbereich vor Meilen, Uetikon am See und Männedorf Proben entnommen und analysiert. Die so ermittelte Hintergrundbelastung der Seesedimente führte dann zur Festlegung von Hintergrundwerten für die einzelnen Schadstoffe. De- taillierte Ergebnisse sowie die Ableitung der Hintergrundwerte sind im Bericht «Gefähr- dungsabschätzung und Beurteilung von belasteten Standorten in Seen» des AWEL, Oktober 2016, beschrieben (veröffentlicht auf www.awel.zh.ch, nachfolgend «Bericht Gefährdungsabschätzung» genannt). Diese Hintergrundwerte in den Seesedimenten überschreiten zum Grossteil die Grenzwerte für unverschmutztes Aushub- und Aus- bruchmaterial (U-Werte gemäss Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen, VVEA), welche als ein KbS-Kriterium an Land gelten. Nachfolgend ein Auszug aus dem Bericht Gefährdungsabschätzung mit der Gegenüberstellung von U- Werten (Land) und Hintergrundwerten (See) für einige Schadstoffe:

Hintergrund- Stoff Einheit VVEA U wert Arsen mg/kg TR 15 15 Blei mg/kg TR 50 200 Cadmium mg/kg TR 1 6 Chrom (gesamt) mg/kg TR 50 150 Kupfer mg/kg TR 40 80 Nickel mg/kg TR 50 50 Zink mg/kg TR 150 300 Quecksilber mg/kg TR 0.5 1 Tabelle 1: Gegenüberstellung ausgewählter Hintergrundwerte Seesedimente und U-Werte für Aus- hubmaterial

Belastungen der Seesedimente bis zu den festgelegten Hintergrundwerten gelten als unauffällig und sind im gesamten See verbreitet. Dagegen sind Schadstoffkonzentrati- onen im Sediment, die einen Hintergrundwert überschreiten, auffällig. Sie können durch einen punktuellen Schadstoffeintrag verursacht worden sein.

2.3 Kriterien für den Eintrag in den KbS

Entscheidend für die Definition eines belasteten Standortes – egal ob an Land oder im See – ist neben erhöhten Schadstoffbelastungen auch die räumliche Abgrenzung von der Hintergrundbelastung. In Zusammenarbeit mit der Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) wurde eine 5-fache Überschreitung des Hintergrundwertes als KbS-relevante Belastung festgelegt. Ein Eintrag in den KbS erfolgt, wenn innerhalb eines Abstands von 100 Metern bei min- destens zwei Sedimentproben der obersten 30 cm Belastungen über einem der 5-fachen Hintergrundwerte vorliegen. Damit wird verhindert, dass einzelne punktuelle Belastungen ohne räumliche Ausdehnung zu einem KbS-Eintrag führen. Ebenfalls

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Projekt «KbS Seen» - Schlussbericht festgelegt wurde, dass für einen solchen belasteten Standort eine Voruntersuchung Baudirektion gemäss AltlV grundsätzlich prioritär angeordnet werden muss. 6/15

Stoff Hintergrundwert 5-facher Hintergrundwert [mg/kg] [mg/kg]

Arsen (As) 15 75 Blei (Pb) 200 1000 Cadmium (Cd) 6 30 Chrom gesamt (Cr) 150 750 Kobalt (Co) 11 55 Kupfer (Cu) 80 400 Molybdän (Mo) 2 10 Nickel (Ni) 50 250 Quecksilber (Hg) 1 5 Zink (Zn) 300 1500 Zinn (Sn) 200 1000

Tabelle 2: Beispiele für 5-fache Hintergrundwerte bestimmter Schadstoffe (KbS-Kriterium im See).

2.4 Abschätzung der Gefährdung

Nach dem Eintrag in den KbS erfolgt eine Voruntersuchung gemäss den Vorgaben der AltlV. Die Ergebnisse dieser Voruntersuchung werden mit einer Gefährdungsabschät- zung beurteilt. Dazu hat das AWEL zusammen mit Experten der Eawag und des SCAHT (Schweizerisches Zentrum für Angewandte Humantoxikologie) Kriterien für eine Gefährdungsabschätzung von belasteten Ablagerungen im See erarbeitet:  grundsätzliche Beurteilung der Risiken auf die Schutzziele für die aquatische Umwelt (ökotoxikologisches Risiko);  grundsätzliche Beurteilung der Risiken für den Menschen (humantoxikologi- sches Risiko)  übergeordnete Bewertung der Auswirkungen auf Trinkwasserfassungen und die Langzeitstabilität. Methodisch orientierte man sich an der Gefährdungsabschätzung für belastete Stand- orte an Land und bewertete die Kriterien Schadstoffpotenzial, Exposition und Freiset- zungspotenzial. Zur Beurteilung des ökotoxikologischen Risikos wurde die Schadstoffkonzentration im Sediment mit international anerkannten Werten verglichen. Für die Exposition bzw. das Freisetzungspotenzial ist von Bedeutung, ob ein Direktkontakt mit Lebewesen stattfinden kann, oder ob die Belastung erst in tieferen Sedimentschichten oder grös- seren Wassertiefen auftritt. Dazu wiederum sind neben der Diffusion auch Prozesse wie die Aufwirbelung von Bedeutung. Bei Badeplätzen ist der direkte Kontakt des Menschen mit den am Standort vorhande- nen Schadstoffen zu beurteilen. Dabei stellt das Verschlucken von belastetem Sedi- ment beim Spielen im ufernahen Bereich das grösste Risiko für eine Schadstoffauf- nahme dar.

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Zur Beurteilung, ob von einem Standort eine hohe, mittlere oder kleine Gefährdung Baudirektion ausgeht, werden im Einzelfall das Schadstoffpotenzial und die Exposition/Freisetzung 7/15 betrachtet. Nur wenn beide Kriterien als gross bewertet werden, geht vom Standort eine hohe Gefährdung aus. Dies ist in der nachfolgenden Beurteilungsmatrix darge- stellt:

Abb. 1 Beurteilungsmatrix Gefährdung (rot = hohes Risiko)

Bei einer hohen Gefährdung, d.h. wenn das Schutzziel aquatische Umwelt und/oder das Schutzziel Mensch gefährdet ist, besteht ein Handlungsbedarf (rotes Feld in Abb. 1). Die Dringlichkeit von entsprechenden Massnahmen wird dann im Einzelfall stand- ortbezogen bewertet. Ebenfalls muss auch beachtet werden, ob auf Grund der Lage (Rutschungsanfälligkeit, Nähe zu Trinkwasserfassungen) eine konkrete Gefahr für eine schädliche oder lästige Einwirkung auf das Gewässer besteht. Das Vorgehen inkl. detaillierter Betrachtung von Schadstoffpotential, Exposition und Freisetzungspotential ist im oben erwähnten Bericht Gefährdungsabschätzung be- schrieben.

3. Systematische Untersuchungen der Seesedimente

Die Beprobung der Sedimente in den drei Seen des Kantons Zürich erfolgte in zwei Phasen: zuerst wurde ein Grundraster erstellt, dann folgte bei auffälligen Ergebnissen eine Verdichtung. Eine besondere Beachtung erhielten zudem Seebäder, welche in der näheren Umgebung von festgestellten Belastungen liegen.

3.1 Grundraster

Für das Grundraster wurden in Bereichen mit Verdacht auf Belastungen entlang der Uferlinien die Sedimentkerne mit Rammkolben gestochen. Die so erhaltenen Kerne wurden geologisch dokumentiert, beprobt und mit einem breit abgestützten Analysen- programm untersucht.

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Abb. 2: Beispiel für Sedimententnahme vom Boot aus (Fotos: Dr. von Moos AG)

Der Raster-Abstand zwischen den einzelnen Proben betrug in der Regel 150 bis 200 m. Damit wurde sichergestellt, dass eine relevante, chemisch belastete Zone im Seesediment mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt wird. Aus früheren Untersuchun- gen war zudem bekannt, dass die Sedimente in 15 bis 25 m Wassertiefe in der Regel eine höhere Belastung aufweisen als ufernahe Proben in 5 bis 10 m Wassertiefe. Dies kann durch erhöhte erosive Prozesse in Ufernähe erklärt werden. Daher erfolgte die Beprobung der Sedimente vor allem in einer Wassertiefe von 15 bis 20 m. Die insgesamt 177 Sedimentkerne des Grundrasters im Zürichsee wurden im Dezem- ber 2016 und im März 2017 gestochen. Die Beprobungen im Greifensee (19 Sedi- mentkerne) und im Pfäffikersee (11 Sedimentkerne) erfolgten im November 2017.

Abb. 3: Beispiel für Entnahmestellen von Sedimentkernen im Zürichsee.

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3.2 Verdichtung des Grundrasters Baudirektion 9/15 Sobald bei einer der analysierten Sedimentproben des Grundrasters der 5-fache Hin- tergrundwert für mindestens einen Schadstoff überschritten wurde, erfolgte eine Ver- dichtung. Dazu wurden im näheren Umkreis der Belastung (ca. 50 m) zusätzliche drei bis vier Sedimentkerne gestochen und analysiert. Mit dieser Verdichtung in insgesamt sechs Bereichen wurden im Zürichsee weitere 23 Sedimentkerne entnommen. Im Greifensee wurden in einem Bereich zusätzliche 6 Sedimentkerne gestochen.

3.3 Angrenzende Seebäder

Bei erhöhten Schadstoffkonzentrationen in der näheren Umgebung von öffentlichen Seebädern wurden auch die Flachwasserbereiche dieser angrenzenden Seebäder in die Untersuchungen mit einbezogen. Der Fokus lag dabei gemäss humantoxikologi- schen Betrachtungen auf den flachen sandigen Übergängen, wo Kleinkinder häufig über längere Zeit am Ufer spielen. Mit dieser Erweiterung der Untersuchungen wurden im Zürichsee nochmals insgesamt 38 und im Greifensee 4 Flachwassersedimentproben entnommen. Die betroffenen Seebäder sind nachfolgend aufgelistet:  Seebad Richterswil  Strandbad Wädenswil  Sportbad Käpfnach, Horgen  Parkbad Seerose, Horgen  Seebad Kilchberg  Seebad Savera-Areal, Wollishofen, Zürich  , Zürich  Zürichhorn Tiefenbrunnen, Zürich  Kusenbad und Ermitage-Anlage, Küsnacht  Greifensee: Strandbad Niederuster In den Seebädern Wädenswil und Utoquai (Zürich) wurden keine Sedimente beprobt, da keine Flachwasserstellen vorhanden sind.

4. Resultate der Untersuchungen

4.1 Belastung der Seesedimente und Hintergrundwert

Die bereits im Vorfeld festgelegten Hintergrundwerte basieren auf der ermittelten Hin- tergrundbelastung eines ausgewählten Uferstreifens (siehe Kap. 2.2). Mit den nun durchgeführten systematischen Untersuchungen im gesamten Seebereich konnten diese Hintergrundwerte überprüft werden. Nachfolgend sind die wichtigsten Erkennt- nisse der Untersuchungen zu den drei Seen aufgeführt. Zürichsee  Für die meisten Schadstoffe wurden über den ganzen See betrachtet ähnliche Hintergrundbelastungen wie in der Untersuchungskampagne 2011 bis 2013 (Bereiche vor Meilen und Männedorf) gemessen.

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 Auf der linken Zürichseeseite sind die Belastungen grundsätzlich leicht höher Baudirektion als auf der rechten Zürichseeseite. Insgesamt liegen sie aber immer im Be- 10/15 reich der festgelegten Hintergrundwerte.  In 16 Kernen des Grundrasters wurde der festgelegte Hintergrundwert für Quecksilber (1 mg/kg) überschritten. Diese Standorte konzentrieren sich auf Abschnitte vor Richterswil und Wädenswil und im Zürcher Seebecken.

 Vor Horgen und Thalwil wurden teilweise deutlich höhere Zinn-Konzentratio- nen gemessen als in den übrigen Bereichen.  Die durchschnittliche Belastung durch polycyclische aromatische Kohlenwas- serstoffe (PAK) ist auf der linken Seeseite erhöht. Rund ein Drittel der Proben überschreiten den Hintergrundwert, erreichen aber in den meisten Fällen nicht den 5-fachen Hintergrundwert. Fazit: Die Untersuchungen im Grundraster haben gezeigt, dass die 2011-2013 vor Meilen und Männedorf ermittelten Hintergrundwerte ein robustes Mass für den gesam- ten Zürichsee sind. Damit eignen sie sich zur Abgrenzung von belasteten Standorten im See. Greifensee Für eine statistisch gesicherte Ermittlung von Greifensee-spezifischen Hintergrundwer- ten reichen die 19 analysierten Feststoffproben nicht aus. Daher wurden als Kriterium für einen KbS-Eintrag die für den Zürichsee ermittelten Hintergrundwerte herangezo- gen. Tendenziell dürften die Hintergrundwerte im Greifensee auf Grund der weniger dichten Besiedlung und Industrialisierung aber tiefer liegen als im Zürichsee. In 16 von 19 Sedimentkernen waren die Grenzwerte für unverschmutzten Aushub überschritten, insbesondere für Cadmium und PAK. Pfäffikersee Auch für den Pfäffikersee kann die seespezifische Obergrenze der Hintergrundbelas- tung statistisch nicht verlässlich bestimmt werden, da nur 11 Sedimentproben analy- siert wurden. Deshalb wurden auch hier die im Zürichsee ermittelten Hintergrundwerte als Kriterium für einen KbS-Eintrag herangezogen. Im Norden des Pfäffikersees liegen die Konzentrationen für Kupfer, Zinn und PCB in den Seesedimenten über den Hintergrundwerten des Zürichsees. Fünf der elf Sedi- mentproben halten die Grenzwerte für unverschmutzten Aushub ein.

4.2 Belastungen über 5-fachem Hintergrundwert (KbS-Ein- trag)

Über die gesamte Beprobungskampagne kann festgestellt werden, dass die 5-fachen Hintergrundwerte nur punktuell überschritten werden, aber dass diese Belastungen durch zusätzliche Sondierungen mehrheitlich bestätigt werden konnten. Die Ausschei- dung der belasteten Standorte für den KbS kann damit als eindeutig bezeichnet wer- den.

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Zürichsee Baudirektion 11/15 Ergebnisse Grundraster und Verdichtung Von den 177 analysierten Sedimentproben des Grundrasters im Zürichsee wurde in 12 Proben der 5-fache Hintergrundwert für mindestens einen Schadstoff überschritten.

Eine Überschreitung dieses Werts war bereits in zwei Proben der Untersuchungskam- pagne 2011 bis 2013 vorhanden (Uferabschnitt Meilen, Uetikon am See und Männe- dorf).

5-facher Gemeinde, Ortsteil Proben-Nr. Schadstoff mg/kg HW Wädenswil ZH16-21-1M Hg 5.62 5 PAK 93.7 60 Horgen, Käpnach ZH16-51-1M BaP 10.2 4.5 Horgen ZH16-58-1M PCB 1) 0.403 0.35 PAK 91.8 60 Kilchberg ZH16-93-1M BaP 5.73 4.5 Horgen ZH16-61-1M Sn 1’260 1’000 Horgen ZH16-62-1M Sn 1’370 1’000 Horgen ZH16-63-1M Sn 1’640 1’000 Thalwil ZH16-73-1M Sn 1’090 1’000 Thalwil ZH16-75-1M Sn 1’610 1’000 Thalwil ZH16-76-1M Sn 5’510 1’000 Thalwil ZH16-77-1M Sn 1’560 1’000 Stäfa ZH16-164-1M Sn 1’430 1’000 Meilen, Obermeilen PAK 476 60 ZH11-64-1M (Pilotprojekt) BaP 25.3 4.5 Männedorf Cr 2’750 750 ZH11-102-1M (Pilotprojekt) Zn 2’020 1’500

1) Summe 6 Kongenere: PCB 28/52/101/138/153/180 Tabelle 3: Sedimentproben des Grundrasters mit Belastungen über dem 5-fachen Hintergrundwert des Zürichsees

Zur Überprüfung der Resultate aus dem Grundraster wurden in unmittelbarer Umge- bung der in Tabelle 3 angeführten Belastungen zusätzliche Sedimentkerne gestochen. Die Analyse dieser zusätzlichen Sedimentproben ergab Folgendes:  Vor Wädenswil wurden in zwei zusätzlichen Sedimentkernen Quecksilber über dem 5-fachen Hintergrundwert gemessen.  Vor Käpfnach wiesen zwei zusätzliche Sedimentkerne PAK-Belastungen über dem 5-fachen Hintergrundwert auf.  Vor Männedorf liegt in einem zusätzlichen Sedimentkern die Chromkonzentra- tion mit 770 mg/kg über dem 5-fachen Hintergrundwert.  Vor Stäfa wurden die erhöhten Zinnkonzentrationen in zwei der drei zusätzli- chen Kerne bestätigt.  Vor Kilchberg und Obermeilen lagen dagegen in den zusätzlichen Kernen alle Parameter unter dem 5-fachen Hintergrundwert des Zürichsees. Die erhöhten Zinnkonzentrationen im Bereich Horgen//Thalwil wurden be- reits früher festgestellt und bewertet (siehe Kap. 6).

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Fazit: vier untersuchungsbedürftige Standorte im Zürichsee Baudirektion Die obigen Resultate zeigen, dass an vier Standorten im Zürichsee relevante Schad- 12/15 stoffbelastungen vorgefunden wurden, die zu einem Eintrag in den KbS führen:  Wädenswil (rund 11'000 m2, KbS-Nr. 0142/I.N032)  Käpfnach (Horgen, rund 6'000 m2, KbS-Nr. 0133/I.N015)

 Männedorf (rund 6'000 m2, KbS-Nr. 0155/I.N010)  Stäfa (rund 15'000 m2, KbS-Nr. 0158/I.N009) An diesen Standorten wird als nächster Schritt eine Voruntersuchung durchgeführt. Greifensee Im Greifensee wurde in einer Grundraster-Sedimentprobe PCB über dem 5-fachen Hintergrundwert des Zürichsees gemessen. Die Belastung konnte mit der Verdichtung bestätigt werden. Fazit: ein untersuchungsbedürftiger Standort im Greifensee Gemäss Kriterienblatt wird der Standort Uster (rund 20'000 m2, KbS-Nr. 0198/I.N029) in den KbS aufgenommen, als nächster Schritt wird eine Voruntersuchung durchge- führt. Pfäffikersee Im Pfäffikersee wurden keine Schadstoffkonzentrationen über dem 5-fachen Hinter- grundwert des Zürichsees gemessen. Damit war auch keine Beprobungskampagne zur Verdichtung erforderlich und es ist kein Standort für den KbS auszuscheiden.

5. Ergebnisse der Untersuchungen in den Seebädern

Seebäder Zürichsee im Nahbereich einer Belastung über dem Hin- tergrundwert In den in Kapitel 3.3 genannten 9 Seebädern im Zürichsee wurden insgesamt 38 Pro- ben der Flachwassersedimente untersucht. Es wurde keine Überschreitung eines Hin- tergrundwertes angetroffen. Fazit: Es sind keine altlastenrechtlichen Massnahmen erforderlich und es besteht keine Gefahr für die badende Bevölkerung.

Seebäder Greifensee im Nahbereich einer Belastung über dem Hin- tergrundwert Auf Grund der Resultate Grundraster und Verdichtung erfolgte eine Beprobung der Flachwassersedimente des Strandbads Uster. Hier wurden vereinzelt ebenfalls er- höhte PCB-Konzentrationen gemessen. Damit sind weitere Abklärungen erforderlich, der abgegrenzte Standort vor Uster wird im KbS erfasst. Für den Uferbereich des See-

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Projekt «KbS Seen» - Schlussbericht bads sind aber keine Sofortmassnahmen erforderlich, denn gemäss humantoxikologi- Baudirektion scher Bewertung ist die vorliegende Belastung unbedenklich. Für die Badenden be- 13/15 steht keine Gefährdung. Fazit: Die Resultate erfordern aus humantoxikologischen Gründen keine Massnah- men, der Standort muss aber aus altlasten- und gewässerschutzrechtlichen Gründen weiter untersucht werden (vgl. Kapitel 4.2.).

6. Bereits im Vorfeld untersuchte und altlastenrechtlich beurteilte Standorte

Einige belastete Standorte im Zürichsee waren bereits vor dem Projekt «KbS Seen» untersucht, altlastenrechtlich beurteilt und in den KbS aufgenommen worden:  Erhöhte Zinnkonzentration vor Oberrieden und Thalwil (KbS-Nr. 0141/D.N005): dieser Bereich wurde bereits 2006 bis 2008 untersucht und als belasteter Standort ohne Überwachungs- oder Sanierungsbedarf eingestuft. Gemäss Beurteilung der Eawag bilden die Belastungen keine Gefahr für die aquatischen Organismen, den Menschen und für die Trinkwassergewinnung.  Teerölteppich Gaswerk Bürger, Thalwil (KbS-Nr. 0141/I.0023-003): dieser Standort wurde 2008/2009 bereits saniert. Die Restbelastungen wurden in den KbS aufgenommen und als weder überwachungs- noch sanierungsbedürftig beurteilt.  Papierfabrik Horgen (KbS-Nr. 0133/I.0058-008): Aufgrund der PCB-Belastun- gen ist der Standort als sanierungsbedürftig beurteilt. Die Detailuntersuchung ist abgeschlossen. Weitere altlastenrechtliche Massnahmen folgen.  Horn Richterswil (KbS-Nrn. 0138/I.0015-002 und 0138/I.0015-003): Der Standort wurde als sanierungsbedürftig beurteilt. Eine Detailuntersuchung der vor allem durch Quecksilber belasteten Seesedimente wurde durchgeführt. Weitere altlastenrechtliche Massnahmen folgen.  Areal Chemie Uetikon am See (KbS-Nrn. 0156/I.N020-001 und 0159/I.0018- 003): Die Flächen des sanierungsbedürftigen Standorts vor Uetikon am See und Meilen wurden im Detail untersucht. Weitere altlastenrechtliche Massnah- men folgen. Der Seegrund vor der ehemaligen Gerbi Thalwil wurde aufgrund der Belastungssitua- tion an Land ebenfalls untersucht. Die technische Untersuchung von 2015/2016 ergab jedoch keinen belasteten Standort.

7. Fazit und weiteres Vorgehen

Mit den Abklärungen im Rahmen des Projektes «KbS Seen» konnte die systematische Untersuchung der drei Zürcher Seen abgeschlossen werden. Die Hintergrundwerte bil- den eine robuste Grundlage für die Ausscheidung der KbS-Standorte. Insgesamt wur- den vier neue belastete Standorte im Zürichsee und ein neuer Standort im Greifensee identifiziert und in den KbS des Kantons Zürich aufgenommen. Diese fünf Standorte sind im KbS als untersuchungsbedürftig verzeichnet. Mit den bereits früher bestimmten fünf Standorten im Zürichsee ergeben sich somit insgesamt 10 Seestandorte im KbS

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Projekt «KbS Seen» - Schlussbericht des Kantons Zürich. Die nachfolgende Abbildung zeigt den aktuellen Stand der See- Baudirektion standorte im KbS. Das Projektziel wurde somit erreicht. 14/15 Verglichen mit den zahlreichen landseitigen belasteten Standorten sind am Seegrund nur wenige Belastungen vorhanden, welche weitere altlastenrechtliche Untersuchun- gen oder Massnahmen erfordern. Insgesamt können die Seen daher als überwiegend sauber bezeichnet werden. Für die badende Bevölkerung besteht keinerlei Gefähr- dung. Dies konnte insbesondere durch die zusätzlichen Untersuchungen in den See- bädern bestätigt werden. Ebenso kann der Zürichsee ohne Bedenken weiterhin als Trinkwasserreservoir genutzt werden. Für die im KbS verzeichneten Standorte werden nun die erforderlichen Untersuchun- gen durchgeführt und allfälligen Massnahmen im Rahmen des üblichen altlastenrecht- lichen Vorgehens umgesetzt. Ausserdem sind bei Bauvorhaben, Renaturierungen, Nutzungsänderungen usw. bei Bedarf vorgängige Untersuchungen zur Belastungssitu- ation durchzuführen. Bei Aushubarbeiten oder Materialumlagerungen im See oder am Ufer sind zusätzlich abfallrechtliche und entsorgungstechnische Aspekte zu berück- sichtigen.

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Projekt «KbS Seen» - Schlussbericht

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Abb. 4: Übersicht der im Kataster erfassten belasteten Standorte in den Zürcher Seen (Stand Juli 2019). Inklusive der fünf neuen, untersuchungsbedürftigen Standorte (blau) sind zehn Einträge vor- handen: neun im Zürichsee und einer im Greifensee. https://maps.zh.ch (GIS-Browser Kanton Zürich → Kataster der belasteten Standorte) www.altlasten.zh.ch

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