Blatt 135 Birkfeld
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tallinkomplexes überwiegt annäherndes W-E-Streichen Bemerkung zu den Unwettern im Kleinsölktal mit vorwiegend steilem bis senkrechtem Einfallen, sowohl Die für 2010 vorgesehene geologische Aufnahmstätigkeit nach N (S’ St. Nikolai) als auch nach S (S’ Aschkar und im Kleinsölktal konnte wegen eines verheerenden Unwet- Knallkar). Im Schladminger Kristallinkomplex im Umkreis ters mit großflächigen Vermurungen nicht durchgeführt der Kaltenbachseen tritt auch mittelsteiles NE-Fallen auf; werden und muss daher auf die Geländesaison 2011 ver- der Talschluss S’ der Bräualm (1165 m) ist durch mittelstei- schoben werden. Zwecks besserem Verständnis der Si- les bis steiles SE-Fallen gekennzeichnet. In diesem zuletzt tuation gebe ich eine kurze Zusammenfassung der Ereig- genannten Bereich scheint eine Winkeldiskordanz zwi- nisse: schen dem Schladminger und dem Wölzer Kristallinkom- Am Samstag, dem 17. Juli 2010 zog ein Unwetter mit plex zu bestehen. Starkniederschlägen über das Enns- und Paltental, wobei Bezüglich der quartären Sedimentbedeckung das hintere Kleinsölktal, d.h. der Abschnitt zwischen dem (Spätglazial bis Holozän) möchte ich folgende Besonder- Schwarzensee (1193 m) und dem Kesslerkreuz (989 m), heiten hervorheben: besonders stark betroffen war. Der Starkregen begann um 1. Spätglaziale Moränen mit Wallformen und Blockglet- ca. 18 Uhr, und schon eine Stunde später gingen die ers- scherablagerungen in den Karen der Kaltenbachseen, im ten Muren zu Tal. Am darauffolgenden Tag bot sich ein Sonnkar, in den Karen der Spielbichleralm und im Knallkar. Bild der Verwüstung. Presseberichten zufolge wird die Ge- 3 Diese Körper liegen in einem Höhenintervall von 1600 bis samtkubatur der Vermurungen auf ungefähr 20.000 m ge- 2160 m über NN. schätzt. Rund 80 % der Almflächen wurden in Mitleiden- schaft gezogen. Das betroffene Gebiet war tagelang von 2. Grobes Blockwerk mit Blöcken >3 m Durchmesser tritt der Außenwelt abgeschnitten, d.h. nicht über Straßen und im südlichen Aschkar (wahrscheinlich Felssturzmasse Wege erreichbar. Während dieser Zeit mussten die betrof- und/oder Blockgletscherablagerung), im vorderen Knallkar fenen Almen durch zwei Hubschrauber des Militärstütz- (Blockgletscherablagerung) und ca. 350 m SSW’ der Kir- punkts Aigen aus der Luft versorgt werden. Dabei wurden che St. Nikolai (Felssturzmasse) auf. 366 Personen befördert bzw. ausgeflogen und mehr als 3. Ein relativ großes naturbelassenes Hochmoor am Grun- 7.000 kg an Versorgungsgütern zu den Almen eingeflogen. de des vorderen Knallkars. Dieses Moor erstreckt sich in Bei den Aufräumungsarbeiten waren ungefähr 160 Sol- SW-NE-Richtung über eine Länge von 400 m und ist ca. daten und 600 Feuerwehrleute beschäftigt. Pioniere des 100 bis 150 m breit. Es bedeckt eine Fläche von 4 bis 5 Bundesheeres errichteten mehrere Brücken, da die alten ha (= 40.000 bis 50.000 m2), liegt in ca. 1590 m über NN, weitgehend zerstört waren. wird vom Knallbach durchflossen und dürfte sich aus ei- Als ich das Katastrophengebiet am 5. September 2010 nem spät- bis postglazialen See mit entsprechendem Ver- fotographisch dokumentierte, waren seit dem Unwetter landungsniedermoor entwickelt haben. Der Großteil seiner schon 7 Wochen vergangen. Die Straße war zwar wieder Fläche befindet sich heute im Entwicklungsstadium eines befahrbar, aber das Ausmaß der Verwüstungen noch gut Hochmoors. Obwohl es sich deutlich unterhalb der Baum- zu erkennen. Die Aufräumarbeiten sind noch lange nicht zu grenze befindet, ist es größtenteils unbewaldet. Nur im Ende und werden auch 2011 fortgesetzt werden. Im Zuge hinteren, südwestlichen Teil stehen ein paar Lärchen und der Kartierung 2011 sollte es möglich sein, die betroffenen Fichten. Flächen genau abzugrenzen. Blatt 135 Birkfeld Bericht 2008 im südöstlichen Bereich des Grazer Paläozoikums strati- über geologische Aufnahmen graphisch von der Raasberg-Formation unterlagert. Diese auf den Blättern 135 Birkfeld und 165 Weiz baut nach der „Geologischen Karte des Weizer Berglan- des“ (FLÜGEL & MAURIN, Geol. Karte des Weizer Berglan- AXEL NOWOTNY & RALF SCHUSTER des, 1:25.000, Geol. B.-A., 1958) den Raasberg und ge- meinsam mit Granatglimmerschiefern auch die südlichen Im vorliegenden Bericht werden Ergebnisse von Kartierun- Abhänge des Hohen Zetz auf. Weiters findet sie sich als gen im Grenzbereich zwischen dem östlichen Teil des Gra- Schollen entlang der Grenze des devonischen Schöckel- zer Paläozoikums und den unterlagernden Komplexen des kalkes zum unterlagernden „Höhermetamorphen Kristal- Ostalpinen Kristallins dargelegt. Insbesondere wird dabei lin“ (FLÜGEL, Mitt. Abt. Geol. Paläont. Bergb., Landesmus. die geologische Situation um den Raasberg und um den Joanneum, 1975). In der Übersichtskarte von FLÜGEL & Kulm beleuchtet. Die Untersuchungen wurden durchge- NEUBAUER (Erläuterungen zur geol. Karte der Steiermark, führt, um die in Bearbeitung befindlichen Kartenblätter ÖK Geol. B.-A., 1984) ist die gleiche Situation wegen des 135 Birkfeld und ÖK 164 Graz aufeinander abstimmen zu Maßstabes etwas vereinfacht, aber in gleicher Weise dar- können, da die vorhandenen Kartengrundlagen stark von- gestellt. Hingegen gibt es auf der Geofast-Karte der Geo- einander abweichen. logischen Bundesanstalt Blatt ÖK 135 Birkfeld (Übernah- me der Kompilation von Joanneum Research für das GIS Geologie des Raasberges Steiermark) keine Raasbergfolge. Deren karbonatische An- Nach FLÜGEL (Mitt. Abt. Geol. Paläont. Bergb., Landes- teile sind als helle und dunkle Dolomite der Rannach-Fa- mus. Joanneum, 1975) wird die Schöckelkalk-Formation zies ausgeschieden, die Granatglimmerschiefer werden zu 131 den Arzbergschichten gestellt. Auf welcher Grundlage die- über die Grenzzone. Das Kristallin besteht aus Paragnei- se Ausscheidungen beruhen, ist leider nicht ersichtlich. sen und grobschuppigen z.T. graphitischen Glimmerschie- fern mit eingeschaltetem Pegmatit. Mit Bezug auf die Begehungen vom Gschnaidt gegen Süden zum Raasberg- nahegelegenen Kristallinvorkommen bei Anger und St. Ra- gipfel zeigen ein markantes Profil, welches von HOMANN degund sind die Gesteine dem Rappold Komplex zuzuord- (unveröff. Ber., zitiert in FLÜGEL, 1975, S. 82) als Raas- nen. Die Gesteine zeigen eine intensive spröde Deformati- bergfolge bezeichnet wurde. Im Liegenden finden sich z.T on und die Aufschlüsse sind teilweise verrutscht. Trotzdem phyllonitisierte, durch Graphit dunkel gefärbte und zumeist ist festzuhalten, dass sie gegen N und S einfallen und um karbonatische Glimmerschiefer mit einzelnen Granat füh- etwa E-W-orientierte Achsen verfaltet sind. Bei Seehöhe renden Lagen. Im hangenden Teil der Glimmerschiefer sind 525 m grenzen die Paragesteine des Rappold-Komplexes dunkle Graphit führende Quarzitlagen eingeschaltet. Dar- tektonisch an karbonatische Gesteine. Die Grenze ist als über folgen helle Quarzite und eine karbonatische Abfol- ca. 2 m mächtige, mittelsteil nach N einfallende (348/55) ge. Diese setzt sich aus bunten, feinkörnigen Marmoren, Zone aus schwarzem Ultrakataklasit mit einzelnen darin Bänderkalkmarmoren und Dolomitmarmoren zusammen. enthaltenen Karbonatschollen ausgebildet. Striemungen Sehr charakteristisch sind weiße, sandig abwitternde Do- auf Harnischflächen innerhalb des Ultrakataklasites fal- lomitmarmore mit schwarzen Pünktchen. Durch eine he- len gegen NNW (341/54) und sprechen für eine (sinistral) terogen verteilte spröde Deformation sind gewisse Berei- abschiebende Bewegung. Bei den Karbonaten handelt es che tektonisch brekziiert, zeigen eine dementsprechende sich um graue Kalzitmarmore und Dolomite, die eine sprö- Verwitterung und sind manchmal rötlich oder gelblich ver- de Deformation und manchmal eine leichte rötliche Ver- färbt. Diese Gesteine wurden in der Vergangenheit fälsch- färbung zeigen. Sie fallen mittelsteil gegen N ein (345/52). licherweise als sedimentäre Rauwacken interpretiert. Der Schon wenige Meter im Hangenden lässt die spröde De- hangendste Anteil im Bereich des Gipfels des Raasberges formation deutlich nach und die Gesteine sind als graue besteht aus grauen, im cm-dm-Bereich gebankten Kalk- manchmal dolomitische Kalkmarmore anzusprechen. Die- marmoren, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Schöckel- se Gesteine entsprechen dem Schöckelkalk und sind auch kalk in der Karte von FLÜGEL & MAURIN (1958, ebenda) als als solcher in der Karte von FLÜGEL & MAURIN (1958, eben- „Pseudoschöckelkalk“ bezeichnet werden. da) eingezeichnet. Die als Schollen der Raasbergfolge in- Begibt man sich vom Gschnaidt nach Norden Richtung terpretierten Gesteine werden von uns als tektonisierter Hoher Zetz, so quert man zunächst wieder die dunklen, Schöckelkalk angesehen. Die Raasbergfolge ist erst nörd- karbonatischen Glimmerschiefer mit Einlagerungen von lich der Verebnungsfläche, welche von Raas gegen E zu dunklen Marmoren, Quarziten und einzelnen Schollen mit verfolgen ist, anzutreffen. Aus dem Einfallen der Gesteine Gesteinen, die der karbonatischen Abfolge des Raasber- ergibt sich, dass die Raasbergfolge auch hier den Schö- ges entsprechen. Nach unserer Auffassung ist der gesam- ckelkalk überlagert. te Bereich als grünschieferfazielle Scherzone zu interpre- Der Grund, warum die Grenzfläche der Karbonate zum tieren, welche gegen S einfällt. Bedingt durch eine Faltung Kristallin im Kartenbild flach erscheint, liegt darin, dass um ENE-WSW-orientierte Achsen ist aber lokal auch ein das Gebiet von Massenbewegungen betroffen ist und grö- Einfallen gegen N zu verzeichnen. Ab Seehöhe 1000 m ßere Schuttkörper z.T. über das Kristallin reichen. So ist folgen helle Dolomite, die nach dem Kartenbild