www.null41.ch April 2020 SFr. 9.–

KULTUR ZUHAUSE PFLEGEN

IDENTITÄT FILM: DER UNWIDERSTEHLICHE IDENTITÄTSMOTOR HEIMISCH WERDEN: LANGER WEG ZUM BÜRGERRECHT QUEERE KULTUR: ENDLICH ALLE SICHTBAR MACHEN

AUSSERDEM DAS NEUE ALBUM VON ALOIS TRÄUMEN MIT CHRISTOPH FISCHER NATURLYRIK OHNE KLIMADISKURS Anzeigen SÜDPOL BIS ENDE APRIL GESCHLOSSEN

#ShowSomeLove #ShowSomeLove

Danke allen Kunst- Ohne Euch gäbe es kein und Kulturschaffenden 3FACH - Danke für 365 Tage Kultur in Luzern! Macht wei- für die unzähligen ter! Wir feiern euer Schaffen schönen Stunden. mit nur CH-Musik im Tages- Eure SP Stadt Luzern programm Wir brauchen einen Artikel zu den Aus- wirkungen des Virus auf Kunst- und Kultur- DURCHATMEN schaffende, waren wir uns Anfang März einig – ohne uns vorstellen zu können, wie heftig die Szene schon bald unter der Notlage Liebe Leserin, lieber Leser leiden würde. Bitte verzeihen Sie mir, wenn jetzt manches hoffnungslos veraltet aussieht. Als Redaktion verfolgen wir mit grosser Unsere Redaktion hatte sich sehr gefreut auf Betroffenheit die Situation zahlloser Kunst- die Umsetzung dieses Hefts, prägt doch jedes und Kulturschaffender, die um ihre Existenz Kulturschaffen die Identität und ist von bangen. Wir verfolgen Ticker, die Kranke dieser geprägt. Doch jetzt stellen wir uns vor und Tote in unserem Kanton, in der Zentral- allem die Frage, was dieses Virus mit uns schweiz, in täglich weiteren Ländern ver- macht. Werden wir zu hortenden Egoisten, melden. Wir wissen wenig, aber wir können entwickeln wir unverhofft Solidaritätsnetz- uns ausrechnen, dass jede und jeder auf die werke, kann man beides unter einen Hut eine oder andere Art schmerzlich von der bringen? Pandemie getroffen wird. Schwer zu sagen, wie die Welt um Sie Ich schreibe diese Zeilen rund eine herum jetzt gerade aussieht. Wir sind es nicht Woche, bevor das Magazin verschickt wird. gewohnt, dass sie sich so schnell dreht. Ich Wir mussten Texte streichen, weil Veranstal- wünsche Ihnen in diesen Zeiten einen tungen abgesagt wurden, wir mussten kühlen Kopf, ein grosses Herz und allem einiges anpassen, manches mehrfach: Weil zum Trotz ein paar vergnügliche Stunden sich die Welt und ihre Geschichten so rasant mit diesem Magazin. verändern, wie wir uns das vor wenigen Wochen in unseren schwärzesten Träumen Anna Chudozilov, nicht hätten ausdenken können. Redaktionsleiterin

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 3 INHALTSVERZEICHNIS

Wir Holzfäller? Wie Filme von Einheimischen unsere Identität Christoph Fischer fotografiert im Traum; wach zeichnet er. > Seite 36 beeinflussen. > Seite 14

Editorial > Seite 3 GEFÄHRLICHES Guten Tag > Seite 5 Stadt – Land VIRUS Blick durch die Linse aus Luzern und Willisau > Seite 6 Wie Corona die Kultur befällt > Seite 12 Poliamourös Rayk Sprecher über Politikbeutel und Kulturversagen > Seite 8 BEWEGTBILD BEWEGT Kosmopolitur Wie Film unser Wir-Gefühl beeinflusst – und wie das lokale Wir Filme Tatjana Erpen über Horoskope in Tansania > Seite 9 prägt > Seite 14 Nachschlag Michal Niezborala über die Hergiswiler Büezer-Kneipe > Seite 10 HEIMKOMMEN ABGESAGT Fotodok Was die Stanser Musik Tage ihren Macherinnen und Besuchern Simon Meyer über das Dokumentieren von Luzerner Trams > Seite 11 bedeuten > Seite 20 Überdacht Silvan Moosmüller und Mariann Bühler erörtern, was fiktive Figuren MEHR QUEER FÜR HIER glaubwürdig macht > Seite 34 Eine Anleitung für mehrstimmigere Kultur > Seite 26 Ausgefragt Patrik Jauch über das Altdorfer Kellertheater im Vogelsang macht > Seite 43 EINER WIE WIR Käptn Steffis Rätsel > Seite 54 Christof Schwenkel über das langsame und doch nicht sichere Gezeichnet > Seite 55 Schweizerwerden > Seite 29

Titelbild: Sibylle Kathriner, Fabian «Hefe» Christen

KULTURKALENDER Film > Seite 42 APRIL 2020 Ausstellungen > Seite 45 Adressen A-Z > Seite 50 IG Kultur Luzern > Seite 32 Ausschreibungen > Seite 51 Kunst > Seite 36 Impressum > Seite 53 Wort > Seite 38 Bühne > Seite 39 Musik > Seite 40

4 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 GUTEN TAG

GUTEN TAG, CORONA GUTEN TAG, SYSTEMRELEVANZ

Du bist keine Magen-Darm-Geschichte In den vergangenen Tagen bist Du zu einem (auch wenn das der um Klopapier bettelnde wichtigen Schlagwort geworden. Wer systemrele- Familienvater der Migros-Verkäuferin nicht vant ist, darf die Kinder weiterhin in die Kita glauben wollte und gefühlt die halbe Schweiz bringen, muss aber dafür nicht selten arbeiten bis zu glauben scheint, dass WC-Papier in rauen zum Umfallen. Du bringst offenbar Privilegien Mengen der entscheidende Vorteil sein wird, und grosse Verpflichtungen mit sich. Kulturschaf- wenn’s dann hart auf hart geht). Du bist auch fende scheinen auf den ersten Blick nicht so Dein nicht die Speerspitze radikal Religiöser (auch Ding zu sein. Haben doch die Behörden ohne eine wenn Du es innert Tagen geschafft hast, dass Träne zu vergiessen Konzerte und Theaterauffüh- der zum Grundwert unserer Kultur erhobene rungen verboten, Museen und Kinos geschlossen, Handschlag heute absolut verpönt ist). Du bist während all die KMU weiterarbeiten dürfen. Als ein Virus. Du bist ein Virus, das die Atemwege sei der Zugang zu Kultur absolut verzichtbar. Aber befällt, und ein Virus muss tun, was ein Virus hey, Systemrelevanz my ass! Innert Stunden tun muss. Aber Du machst auch ganz andere schossen überall da, wo Dinge abgesagt wurden, Dinge mit uns. Und das, Corona, macht Dich grossartige Ideen wie Pilze aus dem Boden, entwi- so gefährlich. ckelten die Menschen Wege, wie sie Kunst und Kultur treiben und teilen können, ohne der Pan- Um Handlungsoptionen ringend, 041 – Das Kulturmagazin demie in die Hände zu spielen. Und die Angebote finden ein Publikum, nicht selten auch eines, das zahlt. Wenn etwas so unverzichtbar ist, dass man es sofort neu erfindet, kaum ist es einen Augen- blick weg – das ist wahre Systemrelevanz.

Schulterklopfend, 041 – Das Kulturmagazin Anzeigen #ShowSomeLove GUTEN TAG, RADIO 3FACH

Es ist ja nicht so, dass wir neuerdings eine NON plus ultra. Quote hätten, die uns vorgibt, in wie vielen Guten Tags wir unseren Tadelfinger in Eure NON chalant. Richtung schwingen müssen. Und doch wollen NON plus konform. wir was loswerden. Als Ihr um Aufmerksam- keit lechzend die halbe Stadt abgeschleckt habt, NON – du bist toll. war das ein bisschen eklig und vielleicht auch in Sachen Schlauheit nicht gerade an vorderster Front mit dabei. Aber wir geben es zu: Es war auch ein kleines bisschen lustig. Euer Beschluss, eine 100-Prozent-Quote einzuführen und ab #ShowSomeLove 18. März für unbestimmte Zeit nur noch Musik von «Schweizer Künstler*innen» zu spielen (immerhin bekommen nicht nur Eidgenossen Airplay) hat uns allerdings nachdenklich ge- 2008: Bund unterstützt macht. Ihr möchtet damit «Solidarität mit allen Musiker*innen in der Schweiz zeigen» (viel- UBS mit 68 Milliarden leicht muss man also nicht mal eingebürgert 2020: Öppe au sevu für sein). Dieses Abgrenzen, dieses Pochen auf ein Kultur und Kleingewerbe, «Wir», das durch Landesgrenzen bestimmt gell? Merci, Bundesrat! wird und durch diese geschützt werden muss, Mario Stübi das beunruhigt uns ein wenig. Fängt Solidarität nicht gerade da an, wo man Verbundenheit über die eh schon bestehenden Banden hinaus zeigt?

Schon wieder altklug seufzend, 041 – Das Kulturmagazin

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 5 STADT MÄRZ, NEUBAD-KLUB, LUZERN

«In anderem Licht.» Bild & Wort: Mik Matter

6 April 2020 LAND 6. MÄRZ, REETO VON GUNTEN, RATHAUSBÜHNE WILLISAU

«Freitag in Willisau: wie Sonntag im Ohr (und Herz)»

Bild & Wort: Marco Sieber

April 2020 7 POLIAMOURÖS

kommen in der Innerschweiz» auf dem Schild. Dann wurde es normativ: «Willkommen in der Zentralschweiz» steht jetzt da. Aus der simplen Beschrei- bung der Lage wurde die selbstbewuss- te Behauptung, das Zentrum zu sein. Aber zurück zum Konflikt, der da einsetzt, wo die beiden Begriffe di- rekt aneinandergeraten, als «Kulturpo- litik» zum Beispiel. Jene mit dem Poli- tikbeutel können gar nicht anders, als normativ auf Kultur loszugehen, denn wenn nicht alles gefördert werden kann, muss ein Kriterium her, was (und wozu) Kultur ist. Jene mit dem Kulturbeutel finden, die Politik solle sich da doch bitte heraushalten, schliesslich sind wir doch die Kulturschaffenden. Kurzum: Die einen brauchen eine Norm für Kultur, welche die anderen gerade mit dem Argument ablehnen, dass es keine gäbe. Oder ganz viele. Die Vermittlung der beiden unvermittelbaren Logiken geschieht mittels Bürokratie, nämlich des Pro- jekts. Einleitung, Hauptteil, gesell- Kulturbeutelpolitik- schaftliche Einordnung, Finanzie- rungsplan und (ganz wichtig) klar definiertes Ende werden zu Datei versagen gebracht, begutachtet, bewilligt oder abgelehnt. Und wer dann das Projekt Vor Übernahme dieser Kolumne be- cher Kontakt ergibt? Und versagt nicht bekommt, macht, was sie will. Kultur kam ich drei Substantive und ein Ad- andererseits auch bisweilen die Kultur halt. Bis zum Abschlussbericht wenigs- jektiv: «Kultur», «Politik» und «Zen- und zieht Kulturverdrossenheit nach tens. Aktuell macht sich die Stadt Zug tralschweiz» lauteten sich? auf die Suche nach einer Kulturstrate- Text: Rayk Sprecher die Hauptwörter, «Politik» und «Kultur» ist als Be- gie, von «Professionalisierung» ist die Illustration: Anja Wicki «provokativ» das Ei- griffen etwas gemeinsam: Sie können Rede. Ich fürchte, das endet in neuen genschaftswort. Und jeweils beschreibend und vorschrei- Formularen. Warum nicht einfach mal damit bin ich dann allein gelassen bend, also deskriptiv und normativ antinormativ entscheiden, wie zum worden. Also starte ich doch mit was verwendet werden. Politik kann, ganz Beispiel die kleinste Dateigrösse aus- Programmatischem, dachte ich mir, wertfrei, die Verteilung von Ressourcen zeichnen, die meisten orthografischen dann ist das schon mal erledigt. Rein meinen oder normativ auf bestimmte Fehler würdigen oder das Projekt, sprachlich lässt sich an «Politik» wie Ziele wie Ausgleich oder Gemeinwohl dessen Antragssumme eine Primzahl «Kultur» einiges Erhellendes dranhän- aus sein. Kultur kann, ebenso wertfrei, ergibt? Kultur kommt immer dabei gen: Bei Google stehen das Versagen regelgeleitete menschliche Gestal- heraus, wenn auch nur deskriptiv. Das bei ersterem und der Beutel («Neces- tungs- und Ausdrucksformen bezeich- ist jetzt normativ provokativ. Aber das saire») beim zweiten Begriff ganz oben. nen oder normativ Ansprüche formu- hatte mir auch noch gefehlt. Umgekehrt findet sich nichts für Poli- lieren, wozu Kultur dienen sollte und tikbeutel oder Kulturversagen, was ich wo die Unkultur losgeht. spontan schade fand. Sollte es nicht Zur Erholung und bevor es kon- Wenn Rayk Sprecher nicht gerade die auch möglich sein – nebst all den Ver- fliktiv wird, sei übrigens gesagt, dass Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät schönerungsutensilien – ein paar poli- auch unsere hiesige Region einen der Universität Luzern managt, ist er tische Grundsätze mit sich herumzu- Übergang vom deskriptiven Begriff zu freischaffender Philosoph, Dozent, Berater und Kabarettist, zum Beispiel tragen und diese gezielt zum Einsatz einem normativen durchgemacht hat: im Kleintheater Luzern mit der Philo- zu bringen, sobald sich mitmenschli- Früher stand an der Autobahn «Will- Kabarett-Reihe «standup philosophy».

8 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 KOSMOPOLITOUR

Dass es Schicksal ist, auf welchem passiere. An der Wand hängt ein auf die immer ganz oben auf den Ranglis- Erdteil man in welche Familie geboren Leinwand gemaltes Bild, auf dem ein ten zu finden ist. Ich bin zu erschöpft, wird, das wissen wir. Wie man mit Mann gerade eine Frau mitsamt um mich noch auf diese komplexen diesem Schicksal, der eigenen Mikro- Hausrat und Kindern aus dem Haus Inhalte einzulassen, und blättere geschichte im Universum der eigenen wirft – ein Schicksal, welchem ich zuvor weiter. Auf der nächsten Seite entdecke Möglichkeiten umgeht noch nie als Bildmotiv begegnet bin. ich ein Horoskop. Text: Tatjana Erpen und innerhalb dieser Aufmerksam betrachtet Mr. Katuni Keiner meiner Freunde hier in- handelt, ist sehr indivi- meine mitgebrachte Fotokopie und teressiert sich für Sternzeichen, die duell. Für meine nächste Ausstellung erkennt gleich die M-Formen, welche meisten wissen auch nicht, wann sie will ich mich mit Zukunftsprognosen die Innenseiten meiner Hände prägen. genau geboren sind. Es reicht doch zu auseinandersetzen. Mich interessiert, Während ich die beiden M bis anhin wissen, wer Vater und Mutter sind, wie statistische Aussagen persönli- als Memento Mori deutete, sieht er ganz meinte einer einmal. In ihren Auswei- chem Empfinden gegenüberstehen klar das Zeichen für Money Money in sen steht dann jeweils der 15. eines und wie wir unsere Möglichkeiten meinen Händen. Und er sagt zu, die geschätzten Monats. Mir hingegen entsprechend unseren Lebensumstän- Arbeit auszuführen. Damit er das be- wurde mein Leben lang gesagt, was den einschätzen. Fotokopien meiner nötigte Material kaufen kann, bezah- ich bin: Fische. Die Diversität der Schicksale

You might not have enough money today to do what you want. Or perhaps psychologically, you just feel broke today? Mike Todd said: «I have never been poor, only broke. Being poor is a frame of mind. Being broke is only a temporary situation.» Ich wusste, dass sich Schicksale auf der Welt sehr unterscheiden. Aber ich wusste nicht, dass selbst Horosko- pe von einer Ungleichheit auf dieser Welt ausgehend formuliert werden. Um mich nicht mit den Optionen Pleite oder Armut zufrieden zu geben, kämpfe ich mich bis spät nachts durch das schleichende World Wide Web und finde Hoffnung: Afro-Bubblegum. Ich empfehle allen, diesen Begriff gleich selber zu googlen. Niederschwellig ist der Eingang ins Maleratelier nicht.

Hände, auf denen meine Lebenslinien le ich gleich den halben Preis als An- ersichtlich sind, dienen dazu als Dis- zahlung. Am nächsten Tag werde ich kussions- und Bildvorlage. das Bild abholen. Tatjana Erpen befasst sich in ihrer Ich besuche verschiedene Plakat- Auf dem Nachhauseweg kaufe künstlerischen Arbeit mit Mikroge- maler In der tansanischen Hauptsatdt ich eine Zeitung und kehre damit in schichte sowie Handlungsstrategien im Alltag und hinterfragt die Bezie- Dar es Salaamm und bespreche mit mein Zimmer zurück. Darin lese ich hungen zwischen Wahrnehmung, ihnen mein Motiv, welches ich zur einen Text über das globale Einkom- Wissen und Geschichte. Sie arbeitet Umsetzung in Farbe in Auftrag gebe. men. Der Beitrag beginnt mit der in der Ateliergemeinschaft «Gelbes Haus» in Luzern. Im Rahmen eines Mr. Katuni bittet mich, sein Häuschen Frage: Is it better to be poor in a rich country Reisestipendiums des Aargauer zu betreten. Der Eingang befindet sich or rich in a poor country? Ich bin es ge- Kuratoriums reist sie zweimal nach am Erdhang der Strassenböschung und wohnt, Statistiken aus Schweizer Sicht Tansania, im Sommer lädt sie tansa- nische Projektpartner in die Schweiz besteht aus einer maximal einen Meter zu betrachten und empfinde es als ein. Sie berichtet in dieser Rubrik hohen Öffnung, die ich nur ungelenk normal, zu einer Nation zu gehören, nun zum letzten Mal aus Tansania.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 9 NACHSCHLAG Hergiswiler Vollblut Im Rössli wird noch geraucht, ferngeschaut und deftig gegessen. Und doch gibt es hier auch neue Facetten Zentralschweizer Identität zu entdecken.

Hergiswil am See – schon beim geogra- kulturellen Ausgleich zwischen oder einen Kübel trinken: ein identi- fischen Attribut lässt sich trefflich IPA-schlürfenden Städterinnen und tätsstiftender Raum der Hergiswiler diskutieren, ob nicht «am Pilatus» oder Älplern schaffen soll: Welche Biere von Büezer oder jener, die es einmal waren. gar «am Lopper» Eichhof? Sie hofft auf ein Hubertus Gäste und Gastronomen verbindet Text: Michal Niezborala geeigneter wäre. oder zumindest ein Retro. Die Antwort harte Arbeit. Aber nicht nur das: Zu sehr Die Lage ist tatsäch- der Servicekraft ist klar wie das See- später Stunde wird am Stammtisch lich bemerkenswert, liegt doch die wasser und tragisch wie der Steinschlag schon mal beschworen, dass die in nördlichste Nidwaldner Gemeinde auf am Bänderweg des Pilatus: einfach das Südostanatolien geborenen Betreiber der Luzerner Seite von See und Berg. normale Eichhof. Das Lager also. Was schliesslich auch ein Bergvolk seien Bei Auswärtigen gilt sie als Schatten- das Getränk angeht, ist die Identität im und man sich deswegen gut verstehe. loch und Niedrigsteuergemeinde, oder, «Rössli» eindeutig. Denn diese Raucherbeiz, in der jeder wenn sie an die Zeit der Schulreisen Als Vorspeise wollen wir uns eine Gast Schweizerdeutsch spricht, wird zurückdenken, leuchten ihre Augen Pide mit Fetakäse teilen. Es bleibt beim von Menschen geleitet, die vom Tigris wie Glasi-Produkte. Zum Glück gibt’s Versuch, denn kein normaler Gast be- kommen. Die Bergvolkidentität be- da im Oktober noch die Älplerchilbi, stellt im Rössli eine Vorspeise und einen schwört ein Mittelständler, der sagt, er sodass man wenigstens einmal im Jahr Hauptgang, deswegen wird die Pide sei kein Hergiswiler, da seine Vorfahren weiss, wer man wirklich ist. gemeinsam mit der Pizza Angel und vor etwas mehr als hundert Jahren Die vielen Charakterzüge zeigen einem Pilatus Burger gebracht. Unsere hergekommen seien. Als Urner gehört sich auch gastronomisch: Per Seilbahn «Vorspeise» hat einen feinen und im er aber glücklicherweise auch dazu. erreicht man Alpgschwänd, um sich Vergleich zur Pizza leichten Teig, ist sehr In dieser Beiz wird mehr über das seiner Identität ganzjährig zu verge- würzig. Aber sie ist einfach viel zu viel, Dorf und die Schweizer Gastronomie wissern; ein Glasi-Besuch wird mit ei- wenn man noch eine Pizza vor sich hat. sichtbar, als zunächst augenfällig ist. nem Essen im «Adler» gekrönt und Der Pilatus Burger kann mit den krea- Etwa, dass nicht nur Raclette und gesparte Steuern investiert man gerne tiven Gebilden anderer Anbieter mit- Eichhof, sondern auch Pide und Kebap ins «Belvedere». Und dann ist da noch halten: Speck, Sauce Tartare, Peperoni die Zentralschweizer Identität prägen. das «Rössli» gegenüber der Schifflände. und Raclette machen ihn zu einem Beim Betreten des verrauchten Raums geschmacklichen Ereignis. Doch sein grüssen uns die Gäste. Zuchttaugliche Hackfleisch-Patty, es ist das Lager Rösser (oder: Vollblüter) blicken prah- unter den Pattys. Vielleicht besser, dass lerisch von den Wänden; wenn auf dem es totgebraten ist (wie es auch beim Bildschirm kein Match läuft, dann halt Lager besser ist, wenn es besonders kalt ein Skirennen. ist). Vielleicht fragt man besser nicht, Wir outen uns schon bei der Ge- an welchem Pilatushang das Kalb ge- tränkebestellung als Fremde, indem weidet hat. Michal Niezborala isst sich für 041 – Das wir nach dem Bier fragen. Eichhof. Sie, Die meisten Gäste kommen ins Kulturmagazin in den kommenden Mona- ten durch die Zentralschweiz. Für diese meine in der Region aufgewachsene «Rössli», weil es ihre erweiterte Stube Ausgabe war er im Restaurant Rössli – Begleitung, stellt eine Frage, die den ist, in der sie rauchen und eine Stange Die Beiz an der Seestrasse 15 in Hergiswil

Anzeigen

10 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOTODOK

ersten Bus in Betrieb genommen. Zwanzig Jahre später fuhr in Luzern kein Tram mehr. 1908 in Kriens geboren, liess sich Wyss in Zürich zum Sekundarlehrer ausbilden und studierte in Genf, Neuenburg und Paris Romanistik. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Hauslehrer beim Schweizer Konsul im heutigen Tansania war er als freier Journalist und Fotograf für verschie- dene Zeitungen und Zeitschriften tätig, unter anderem war er Redaktor der Tram Nummer 29 Fotografie-Zeitschrift «camera». Sein Nachlass, der im Staatsarchiv Luzern Das Foto des Luzerner Journalisten und Fotografen Max A. Wyss hat und durch die Fotodok verwaltet wird, heute dokumentarischen Charakter – wie zehntausend weitere seiner umfasst mehr als fünfzigtausend Ne- Bilder, die von der Fotodok verwaltet werden. gative und Abzüge. Die meisten Bilder befassen sich mit Luzern. Somit doku- Text: Simon Meyer Bild: Max A. Wyss mentieren sie wie viele Bilder, die von der Fotodok betreut werden, nicht nur Die kleine Strassenbahn, wie sie hier fen, ganz zu schweigen von der Gefahr, ein Werk, sondern auch die jüngere durch den Regen fährt, erzählt jedem mit dem Velo in das Gleis zu geraten. Vergangenheit der Zentralschweiz. eine andere Geschichte. Manche mögen Autos hingegen sind auf dem Foto sich noch erinnern, wie man damit nach keine zu sehen. Die Stiftung Fotodokumentation Kanton Emmen ruckelte, andere meinen mit Als der Luzerner Journalist und Luzern (Fotodok) besteht seit 1992 und hat ihren Sitz in Luzern. Sie schützt, Blick auf das stets wachsende Chaos Fotograf Max A. Wyss im Winter kuratiert und vermittelt das Kulturgut auf der Strasse, dies sei womöglich nicht 1941/42 dieses Foto an der Hauptstras- Fotografie in den Arbeiten und Werken von Fotografinnen und Fotografen aus die schlechteste Verkehrslösung gewe- se 41 in Reussbühl schoss, ahnte er der Zentralschweiz. In dieser Serie stellt sen. Mir fiel sofort nach dem Tram das wohl, dass es eines Tages dokumenta- die Stiftung Fotodok in einer Koopera- Fahrrad auf, das weiter hinten am rischen Charakter bekommen würde. tion mit dem Kulturmagazin Fotografien und die Geschichten dahinter vor. Simon Strassenrand steht. Es war kaum lustig, Kurz zuvor hatte nämlich die «Trolley- Meyer ist Geschäftsleiter der Fotodok. sich damit durch den Matsch zu kämp- bus Luzern», die heutige VBL, den Mehr: www.fotodok.ch

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 11 AKTUELL KULTURFRÜHLING ABGESAGT! Lockdown, Vorhang zu, Stecker raus: Das öffentliche Leben im Land ist zum Erliegen gekommen. Sicher bis am 19. April, wahrscheinlich länger. Das Coronavirus hat das Unvorstellbare geschafft und den gesamten Veranstal- tungsbetrieb lahmgelegt. Die Folgen sind noch nicht abzuschätzen. Text: Jonas Wydler

grosse Musik-Gala über die Bühne ging. Inzwischen undenkbar.Die anfängli- che Wut und das Unverständnis sind einer grossen Solidarität gewichen. Die harten Massnahmen sind unausweich- lich, man hilft, wo man kann. #StayThe- FuckHome mahnen auch jene, die sonst vom Ausgang profitieren. Es stecken alle im gleichen Mist: Kleintheater, Lu- zerner Theater, Theater Stans, Südpol, Neubad – die Häuser sind zu. Wer ein Ticket für eine abgesagte Veranstaltung gekauft hat, soll das Geld spenden statt zurückverlangen, lautet der Appell. Ein Monat Betriebspause kann einer Insti- tution schnell das Genick brechen. Sehr bitter ist es für jene, die ein #StayTheFuckHome: Die Türen zum Sedel Club sind sowieso geschlossen. Jahr lang ein Programm auf die Beine stellen, das von heute auf morgen obso- Die «ausserordentliche Lage» hat uns von einem Tag auf let wird: Stanser Musiktage, Schwyzer Kulturwochenen- den anderen ein Leben ohne Konzerte, Theater, Lesun- de, Fumetto und Festival. Oder das Uferlos, das gen, Kino, Museen beschert. Ja, nicht einmal mehr das in diesen Monaten seinen Abschluss zelebrieren wollte, Jammern beim gemeinsamen Bier ist möglich. bevor Ende Mai Schluss ist und das Lokal einer Überbau- Die Kulturszene wird vom Coronavirus mit voller ung weicht. Man rückt zusammen, so gut es geht. Die Wucht getroffen. Innert unvorstellbar kurzer Zeit hat Stanser Musiktage erlebten nach der Absage eine Welle sich die Lage bis zum kompletten Stillstand zugespitzt. der Solidarität. «Wahnsinn», schreiben die Verantwortli- Ende Februar wurden zunächst Veranstaltungen mit chen und rufen dazu auf, Musik der ausgeladenen Künst- mehr als 1000 Personen verboten. Dann lag die Grenze lerinnen und Künstler zu kaufen. «Wir werden die Zeit bei 100, und seit Mitte März geht gar nichts mehr. Für nutzen und putzen und flicken und machen und tun», viele Veranstalter und Kulturschaffende, die ohnehin versucht das Schüür-Team der Situation das Beste abzu- von der Hand in den Mund leben, geht’s ans Eingemach- gewinnen. te. «Arbeitslos #corona», kommentiert eine Sängerin auf Facebook. Mehrere Tausend Franken Lohnausfall nur für Kreativ der Krise trotzen den März, rechnet ein anderer vor. Die Luzerner Konzert-Agentur Orange Peel Es war ausgerechnet der Sedel, der das neue Regime Agency musste von Mitte März bis Ende April bereits Ende Februar als einer der ersten Clubs schmerzlich er- rund 80 Shows absagen – und vergass trotzdem die fahren musste. «So eine Scheisse habe ich in meinem daheim Gestrandeten nicht und stellte ihre Spotify-Play- ganzen Leben als kleiner Veranstalter (und das sind nun list für das Restaurant Parterre gratis zur Verfügung. In auch schon bescheidene 37 Jahre) noch nie, absolut noch Luzern wurden erste Balkonkonzerte gegeben, andere nie erlebt», liess Martin Gössi via Facebook Luft ab. Sein spielen via Livestream in den sozialen Medien. Radio Konzert fiel ins Wasser, als gleichzeitig im KKL die 3fach sendet nur noch Schweizer Musik über den Äther

12 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 AKTUELL

und Radio SRF ist aufgerufen, das Gleiche zu tun, um müssten wohl Gespräche geführt werden.» Das Luzerner den geschundenen Musikern so einen Teil ihrer Ausfälle Theater hat inzwischen sogar Proben abgesagt, nur die zu kompensieren. Als Ende Februar die ersten Massnah- Aufführungen der Serie «Taylor AG» in der Box wurden men beschlossen wurden, dominierten Verunsicherung als Livestream weiter gezeigt. Das Theater Stans wurde und Verwirrung unter Veranstalterinnen, Bookern, Mu- mitten in den Aufführungen von «Nochmals Charley!» sikerinnen, Kulturschaffenden. Was ist noch erlaubt und von der Situation überrumpelt. Eifrig wurde nach einer was nicht? Der Kanton Luzern richtete eine Hotline ein, Lösung gesucht - und es konnte zunächst mit einer redu- über die jeder einzelne Anlass nach einer Risiko-Abwä- zierten Auslastung von noch 150 Besucher weitergespielt gung bewilligt werden musste. Die Behörden waren werden. Der erwartete Verlust: über 10 000 Franken. überfordert und die Hotline chronisch überlastet. Bis sie Aber das war noch, bevor die letzten Aufführungen ganz durch ein Online-Formular ersetzt wurde. Noch konnten ins Wasser fielen. die meisten Veranstaltungen stattfinden, aber der Mehr- aufwand für Kulturhäuser war gross. Besucher wurden Solidarität alleine reicht nicht an der Abendkasse mit Namen registriert. Wer sich in Wer entschädigt Kulturhäuser und Musikerinnen den letzten zwei Wochen in einem Risikogebiet aufge- für wegbrechende Einnahmen? Was bedeutet es, wenn halten hat, durfte nicht rein und im Saal wurden Desin- die Absage einer höheren Gewalt geschuldet ist? Es sind fektionsmittel platziert. existenzielle Fragen. Denn mit Solidarität alleine ist der Das Team des Kulturhauses Südpol wurde und Kulturszene nicht geholfen. Inzwischen schnürt der wird auf Trab gehalten, die Planung der Veranstaltungen Bundesrat Milliarden-Pakete für die Wirtschaft, auch wurde im Verlauf des März zusehends komplex und un- Selbstständigen soll geholfen werden. Ob davon auch die gewiss – bis hin zur kompletten Schliessung. Wer für die Kultur profitiert? Kosten haftet, ob Ausfall-Gagen bezahlt und wie Tickets Vertreter der Schweizer Kulturszene trafen sich zurückerstattet werden, ist noch offen. Sicher ist: Die Si- mit den Bundesbehörden, um die Kulturlandschaft mit tuation ist für den Südpol ein echtes Problem. «Wir sind ihren Bühnen, Arbeitsplätzen und Veranstaltern zu er- stark abhängig von den Ticket- und insbesondere den halten. «Schnell greifende Massnahmen sind nötig, um Gastronomieeinnahmen. Die Auflage des Bundes trifft Schäden wegen der ‹Coronakrise› zu verhindern oder zu- die Veranstaltungsbranchen hart, sei dies im Kultur- oder mindest abzumildern, welche die Branche im Speziellen, im Sportbereich», sagt Marc Rambold, Leiter des Be- aber auch die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen triebsbüros. Landes nachhaltig treffen kann», lautet die Forderung. Es brauche Kompensation für abgesagte Gagen, unkompli- Unzählige offene Fragen zierte Kurzarbeit, eine Notfall-Kasse für bedrohte Kul- Früh geschlossen wurde auch das KKL mit seinem turschaffende und -betriebe. Die Kultur ist noch immer Konzertsaal für 1900 Personen. Alle Auftritte des Luzer- ein unterschätzter Wirtschaftszweig. Obwohl sie mehr ner Sinfonieorchesters bis Ende April wurden abgesagt, Geld umsetzt als die Industrie, mehr Publikum anzieht jene der Festival Strings oder des City Light Symphony als alle Sportanlässe im Land. Orchestra und des 21st Century Orchestra verschoben. Die IG Kultur hat ein Merkblatt verfasst, mit dem Das Sinfonieorchester leidet unter den «schmerzhaften Kulturbetriebe einen Antrag auf Kurzarbeitsentschädi- finanziellen Einbussen», denn Löhne müssen weiterhin gung stellen können. Eine nationale Petition wurde ge- bezahlt werden. Auch das Sinfonieorchester ruft deshalb startet mit Forderungen an den Bundesrat: ein Entschä- Ticket-Käufer dazu auf, den Betrag zu spenden. Und es digungsfonds für alle, deren Einkommen unter der traf schliesslich auch das Lucerne Festival, dessen erste Absage von Shows leiden – also Showtechniker, Musike- Ausgabe des neu geschaffenen Konzert-Wochenendes rinnen oder Künstler. Die Musikverbände warnen in Anfang April abgesagt wurde. Die finanziellen Auswir- einer Mitteilung vor einer «wirtschaftlichen Katastro- kungen kann das Festival noch nicht abschätzen. «Das phe». Gagenausfälle würden selbstständige Musikschaf- Verbot von Bund und Kanton ist eine radikale Entschei- fende rasch an den Rand der Existenznot führen. Wir er- dung, aber es geht darum, das Virus jetzt möglichst rasch leben gerade einen Frühling, dem möglicherweise ein und effektiv einzudämmen und auch die Angehörigen Sommer ohne Kulturveranstaltungen folgen wird – eine der Risikogruppen unter uns nachhaltig zu schützen», so nötige wie groteske Situation. Anlässe wie das B-Sides, sagt die Kommunikationsbeauftragte Nina Steinhart. das Blue Balls Festival, Jazz Festival Willisau oder das Auch die Museen sind inzwischen alle zu. Das trifft Sommerfestival des Lucerne Festival sind gefährdet. das Kunstmuseum hart, weil die Ausstellungen nicht Wenn das Ganze etwas Gutes hat, dann dies, dass die Ge- verlängert oder verschoben werden können. Oder das sellschaft zusammen- und für die Kultur einsteht. Es ist kleine Chäslager in Stans. Für die Konzert-Absagen zu hoffen, dass der erzwungene Lockdown die Wichtig- müsse das Kulturhaus haften, sagt dessen Leiter Rene keit von lokaler Kultur abseits von Netflix vor Augen Burrell. «Falls diese Situation länger andauern sollte, führt.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 13 FOKUS: IDENTITÄT DER IDENTITÄTS- MOTOR Wer in der Zentralschweiz Filme produziert, beeinflusst die Identität der Region. Genauso prägt aber auch die Region die Perspektive der Filmschaffenden. Text: Pascal Zeder

Sehen, hören, spüren wer wird sind: Das macht Film möglich, gerade dann, wenn er wie in «All Inclusive» nicht nur auf den Bauchnabel fokussiert.

14 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT

Und plötzlich kannten sie alle. Die Baselstrasse, «Luzerns Schandfleck am Stadtrand». Die ganze Schweiz wollte miterleben, wie Strassenarbeiter Heinz seinen Rund- gang macht, Migranten über Migranten schimpfen, eine Domina ihre Freier quält, während der heroinabhängige Strassenmusiker Daniele auf seinen Rollschuhen vorbei- rauscht. Und immer wieder die Polizei, die weiss: Es ist immer etwas los, hier am nördlichen Eingang zur Stadt. Luzerner kannten ihre Baselstrasse bereits, bevor «Rue de Blamage» die Kinosäle füllte. Was Aldo Gugolz und Christina Caruso in ihrem Dokumentarfilm zeigen, ist aber nur ein Ausschnitt, und dieser wird aus einer be- stimmten Perspektive dargestellt. Der Film macht sich daran, die Identität dieses aussergewöhnlichen Quar- tiers einzufangen – und prägt schliesslich durch dieses Festhalten von einzelnen Figuren das Bild, welches selbst alteingesessene Luzernerinnen vom Quartier haben, entscheidend mit.

«Meine Herkunft, meine Identität prägt meine Sicht auf die Themen.»

Corina Schwingruber Ilic´

Filme produzieren immer Identitäten, stellen diese zur Diskussion. Der Film nimmt in dieser Wirkung als Kunstform eine spezielle Rolle ein. Edith Flückiger, Lei- terin Bachelor Film an der Hochschule Luzern – Design & Kunst, sagt: «Ein Film hat eine starke Kraft, ist immer- siv, weil es eine ganzheitliche Kunstform ist. Im Kino sind wir Bildern, aber auch Musik und Ton ausgesetzt», sagt Flückiger. Alles andere wird ausgeblendet. Daraus kann eine identitätsbildende Macht entste- hen. Sieht man sich das regionale Filmschaffen an, so wirkt diese Kraft als Motor des eigenen Selbstverständ- nisses. Die lokalen Identitäten hier sind klein: Nidwald- ner sind keine Obwaldner, Ausserschwyzer keine Inner- schwyzer und Seetaler keine Entlebucher. Sagen sie von sich. Filme aus der Zentralschweiz bilden diese Mikro- identitäten ab: Sei es das Köhlern im Entlebuch («Köhler- nächte» von Robert Müller, 2017), der Nachwuchs von Romoos («Die Kinder vom Napf» von Alice Schmid, 2011) oder das Flössen im Ägerisee («Ins Holz» von Thomas Horat, 2017), Zentralschweizer Filme zeigen unsere eigene Lebensrealität. Edith Flückiger sagt: «Es ist stets auch ein kulturelles Erbe, das via Film transportiert wird.»

Der Mensch im Mittelpunkt Doch wie gehen die Zentralschweizer Filmeschaf- fenden mit dieser Vermittlungsrolle von Identität um?

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 15 FOKUS: IDENTITÄT

«Es freut mich, wenn ich meinen Stoff in meiner Umgebung finde. Geschichten gibt es überall, fast jede Familie hat etwas zu erzählen.»

Thomas Horat

Nähe zum Gegenstand lasse es zu, zeitge- nössisch oder historisch relevante Fragestel- lungen zu behandeln und hiesige gesell- schaftliche Phänomene zu spiegeln und so dem Publikum vorzuhalten. «Was man ver- meiden sollte, ist eine Bauchnabelschau.» Der Begriff des «regionalen Filmschaf- fens» führt nämlich zu einem leidigen Trug- schluss: Zentralschweizer Filme, das sind Filme über die Zentralschweiz. Film ist eine Kunstform, die – schneller noch als andere Sparten – international denkt. Anders als Konzerte, Ausstellungen oder Theaterstü- cke kann Film an mehreren Orten gleichzei- tig stattfinden. Entsprechend wenig küm- mern sich Filmschaffende bei der Themen- Thomas Horats «Ins Holz» zeigt die Technik des «Flössens»: Massive Baumstämme suche um regionale Grenzen. werden über den See transportiert. Beispielhaft dafür ist das Wirken von Corina Schwingruber Ilić. Sie gehört zu den Thomas Horat arbeitet im Kanton Schwyz. Er filmt, Aushängeschildern des Zentralschweizer Filmschaffens. nicht nur, aber regelmässig in der Region: «Es freut mich, «All Inclusive» gewann im letzten Jahr den Innerschwei- wenn ich meinen Stoff in meiner Umgebung finde. Ge- zer Filmpreis der Albert-Koechlin-Stiftung, für ihre schichten gibt es überall, fast jede Familie hat etwas zu er- Arbeit im Schnitt des Films «Rewind Forward» (Justin zählen.» Er sieht sich als Beobachter, der Figuren mög- Stoneham) erhielt sie einen Spezialpreis. Auch an lichst authentisch zeigt. «Mich interessiert das Individu- Thomas Horats prämiertem Film «Ins Holz» war Schwin- um. Ich möchte den Menschen respektvoll darstellen, gruber als Co-Regisseurin und Cutterin beteiligt. sodass er sich selbst in den Bildern wiedererkennt.» Die Im Kurzdokumentarfilm «All Inclusive» behandelt kollektive, regionale Identität ist für ihn sekundär. «Die sie die Probleme, die von Kreuzfahrten ausgehen. Ein Zentralschweiz prägt zwar die Themen. Arbeiten würde Thema fernab der Zentralschweiz? Die Filmemacherin ich anderswo aber genau gleich.» verneint: Die negativen Auswirkungen würden uns alle Dennoch: Horat meint, sein Umfeld im Dorf betreffen, auch in einem Land ohne Meerzugang. Aber: Schwyz kenne das bäuerliche Milieu des Kantons kaum. «Meine Herkunft, meine Identität prägt meine Sicht auf «Viele im Dorf haben kaum Bekannte aus der Landwirt- die Themen.» Dies fällt besonders ins Gewicht, da sich die schaft, obwohl Schwyz von dieser geprägt ist.» Filmt er in Filme der gebürtigen Werthensteinerin an ein internati- der eigenen Umgebung, so sucht sich Horat, der selber onales Publikum richten. Gerade weilt sie in Serbien. vom Stoos stammt, seine Themen lieber auf dem Land. Schwingruber und ihr Mann Nikola Ilić arbeiten gemein- Bei den Bauern, den Holzern, den Landarbeitern, den sam an einem langen Dokumentarfilm über Nikolas Menschen, die alte Traditionen pflegen. Auch, um sich pflegebedürftige Mutter. Da unser kultureller Hinter- selber herauszufordern: «Ich möchte stets selber dazuler- grund die Rezeption von Filmen prägt, lässt Schwingru- nen, meinen eigenen Blick erweitern.» ber ihre Arbeit regelmässig von beiden Seiten sichten, sowohl von Serbinnen wie Schweizern. Um die Wirkung Regional international zu testen, sagt sie. «Regionales Filmschaffen ist wichtig, weil für die Die unterschiedlichen Reaktionen auf ihre Arbeit Gesellschaft relevante Themen aufgegriffen werden», faszinieren sie. «Eine Szene, die von Menschen in der sagt Edith Flückiger von der Hochschule. Die lokale Schweiz als spannend empfunden wird, kann in Serbien

16 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT

Kontinent hohe Relevanz hat, hier aber kaum jemanden betrifft. Dabei nimmt Gariglio bloss die Rolle des Beobach- ters ein, tritt nie als Akteur auf. «Doch diese Geschichte ist stark aus meiner ei- genen Perspektive erzählt.» Und dieser Blick sei geprägt durch seine Herkunft. Sein Hintergrund lässt zu, dass die Ge- schichte neben persönlichen Schicksa- len auch grössere Fragen beantworten kann – und dadurch Relevanz schafft für ein hiesiges Publikum. «In Argenti- nien hiess es, ein Einheimischer hätte nie einen solchen Film drehen können», mein Gariglio. «En la Boca» wurde schliesslich mit einem Innerschweizer «En la boca» betrachtet eine argentinische Familie von aussen – und ermöglicht so tiefe Einblicke. Filmpreis ausgezeichnet und für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Eine unverzichtbare Spiegelung «In Argentinien hiess es, ein Das Filmschaffen in der Zentral- schweiz ist divers. Wie es die Identitä- Einheimischer hätte nie einen ten der Kreativschaffenden selber sind. solchen Film drehen können.» Und ihr Schaffen setzt sich stets mit der Identität auseinander: mit der eigenen, Matteo Gariglio derjenigen ihrer Figuren und schliess- lich mit jener einer Gesellschaft. Durch die Arbeit der Filmerinnen und Filmer wird die hiesige Identität aufgefangen, sie wird herausgefordert und sie wird als langweilig gelten. Ein Postangestellter, der nach Aus- neu konstruiert. Gleichzeitig prägt die Region die Krea- zahlung der Pension kurz verweilt und sich mit der Fami- tivschaffenden und ihren Blick für Relevanz und Ästhe- lie austauscht, gilt hier in Serbien als normal. In der tik. Und sei dies für universale Stoffe, die Perspektive Schweiz kennen wir das kaum noch, es sticht heraus.» bleibt nahe bei uns und schafft so Identitätspotenziale – Identität prägt die Perspektive – diejenige der Filmschaf- auch zu uns bisher Unbekanntem. fenden, aber auch jene des Publikums. Ein Wechselspiel, mit dem sich auseinandersetzen muss, wer international erfolgreich sein will. «Was man vermeiden Der Hintergrund bleibt sollte, ist eine Matteo Gariglio ist Filmer und Fotograf. Der Lu- zerner hat italienische Wurzeln, das Thema Identität Bauchnabelschau.» treibt ihn auch in seinem eigenen Schaffen um. «Die Her- kunft, wie viele andere Identitätsmerkmale, spiegelt sich Edith Flückiger extrem in den eigenen Projekten», sagt er. Dies wirkt wie- derum auf das Publikum. «Ein Film ist ein Austausch von Identitäten.» Gariglio, ähnlich wie Schwingruber Ilić, geht für seine Projekte weit über die Grenzen der Region hinaus. Denn auch der Blick über die eigene Grenze hinaus Seinen Film «En la Boca» drehte er in Buenos Aires. Er ist eine wichtige Funktion des Films, weil durch ihn Iden- porträtierte darin eine Familie von Ticketfälschern. Ga- tität transportierbar wird. Und schliesslich lässt das kre- riglio sagt: «Auf den ersten Blick hat dieser Film wenig ative Schaffen die kritische Auseinandersetzung mit der mit mir zu tun.» Die ganze Geschichte ist in Spanisch er- eigenen Perspektive zu. Eine Selbstreflexion, auf welche zählt, der Film zeigt eine Thematik, die für einen anderen die Zentralschweiz angewiesen ist.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 17 FOKUS: IDENTITÄT FILM AB

Das Projekt Filmförderung in der Zentralschweiz wurde im Herbst seitens der Kantone unerwartet abgebrochen. Ein empfindlicher Dämpfer nach zehn Jahren Aufbauarbeit. Simon Koenig, Geschäftsführer des Filmbüros Zentralschweiz, ist überzeugt, dass ohne Förderung die Region filmisches Know-how verliert – und auch ein Stück Identität.

Interview: Pascal Zeder

Simon Koenig, der Verein Film Zentralschweiz Was waren die Gründe für die Absage? setzt sich seit rund zehn Jahren für eine überre- Es wurden uns drei offizielle Gründe genannt: Ers- gionale Förderstruktur für den Zentralschwei- tens gab es Zweifel an der Rechtsform der Stiftung. Zwei- zer Film ein. Wie ist der Stand der Dinge? tens wollten oder konnten noch nicht alle Kantone bei Gerade müssen wir einen Rückschlag verdauen. dem Projekt mitziehen. Schliesslich gab es Rückmeldun- Gemeinsam mit dem Luzerner Kulturdepartement und gen aus einzelnen Kantonen, welche die Entscheidungs- der Konferenz der kantonalen Kulturbeauftragten Zen- kompetenzen, wer konkret mit welchen Beträgen geför- tralschweiz, der KBKZ, haben wir das Projekt einer Film- dert wird, nicht abgeben wollten. stiftung erarbeitet, welche Projekte gezielt und mit genü- gend Mitteln unterstützen kann. Diese Struktur ist nicht Wie weit war man denn schon in der Planung neu, sie hat sich andernorts bewährt. Im vergangenen dieses Projekts? Herbst erhielten wir von der Bildungs- und Kulturdirek- Die Konzipierung war sehr weit fortgeschritten, torenkonferenz Zentralschweiz, der BKZ, die Informa- wir hatten einen Entwurf für ein Reglement und disku- tion, dass die Gespräche über die Filmstiftung geschei- tierten über konkrete Budgetierungen der nächsten zehn tert sind. Jahre. Wir hatten ursprünglich mit der Lancierung an-

18 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT

fangs 2021 gerechnet. Es gab bereits Gespräche um eine Wie funktioniert dieses System? mögliche Besetzung des Stiftungsrats. Die Absage der Filmprojekte haben die Möglichkeit zur Förderung BKZ traf uns unerwartet. durch die Region, das Bundesamt für Kultur und die SRG. Diese Beträge halten sich meist die Waage. Die Be- Die Idee einer Stiftung ist mit der Begründung träge, welche die Zentralschweizer Kantone momentan der BKZ vom Tisch. in die Filmförderung investieren, lassen so grössere Pro- Das lässt sich noch nicht definitiv sagen. Seit dem jekte gar nie zu, da die Höchstbeiträge, welche gespro- Planungsbericht 2014 ist klar, dass im Bereich Filmförde- chen werden können, zu tief sind. Erhält man beispiels- rung Handlungsbedarf besteht. Alle wichtigen Player weise 70 000 Franken für einen Dokumentarfilm, kann sehen das so, offen ist die Frage nach dem Wie. Jetzt man von total rund 200 000 Franken Förderung ausge- müssen wir neue, kreative Lösungen suchen für die Fi- hen. Ein übliches Budget für ein solches Projekts ist aber nanzierung. Wir haben da verschiedene Vorschläge. Die rund vier Mal höher. reichen vom Public-Private-Partnership über Tax Incenti- ves, sprich steuerliche Erleichterungen für Filmprodukti- Viele Filmschaffende in der Zentralschweiz ar- onen, bis zu neuen Kooperationen mit anderen Regionen. beiten überregional. Es gibt also Möglichkeiten, Fördergelder in anderen Regionen zu erhalten. Was ist denn die konkrete Forderung des Pro- Ja, viele tun dies. Doch diese Gelder aus anderen jekts Filmförderung? Kantonen sind stets an Bedingungen geknüpft. So muss Wir möchten ein Gefäss schaffen, das jährlich über etwa die Postproduktion dann in den Förderkantonen drei Millionen Franken verfügt. Damit wären wir auf stattfinden, oder die Crew muss mit Mitarbeiterinnen dem Level von vergleichbaren Regionen wie Basel und und Mitarbeitern aus den Förderregionen bestückt Bern. Momentan lassen sich in der Zentralschweiz keine werden. So entgehen der Zentralschweiz Aufträge für die grossen Produktionsbudgets stemmen, weil Film stets Kreativwirtschaft. Ausserdem gibt es eine Korrelation im Dreisäulensystem gefördert wird. von vorhandenen Förderstrukturen zur Anzahl Produk- tionsfirmen. Wir bilden an der Hochschule Luzern viele

Anzeige Filmerinnen und Filmer aus, die dann aus der Region wegziehen, unter anderem, weil die finanzielle Perspek- tive hier zu unattraktiv ist. Wir sehen dies vor allem im Bereich des Animationsfilms. Dabei hätte gerade Luzern aufgrund der Hochschule einen grossen Pool an poten- ziellen Fachkräften.

Wir suchen als Nachfolge der bisherigen Stelleninhaberin per 1. Oktober 2020 oder Welchen Einfluss hat das regionale Filmschaf- nach Vereinbarung eine/einen fen auf die Identität der Zentralschweiz? Der Film bringt lokale Themen über die Region Leiterin/Leiter Kultur und Sport hinaus. Viele hiesige Stoffe, die regionale Identität, wird festgehalten und transportiert. Ohne regionale Förde- 80-100% rung wird diese Darstellung unserer Lebensrealität er- schwert. Mit wegziehenden Filmschaffenden wandert Ein qualitativ hochstehendes und viel- auch ein Stück Identität ab. Doch auch unabhängig von fältiges Kultur- und Sportangebot prägt den Stoffen sind die Zentralschweizer Filmschaffenden die Stadt Luzern. Unterstützen Sie den inzwischen international zum Aushängeschild gewor- Stadtrat bei der Weiterentwicklung und Umsetzung der städtischen Kultur- und den für die gute Arbeit, die hier geleistet wird. Sie tragen Sportpolitik. unsere Region in die Welt hinaus.

Gerne stellen wir Ihnen diese interessante Stelle auf unserer Homepage detailliert vor: www.stellen.stadtluzern.ch Zur Person: Simon Koenig ist promo- vierter Kunsthistoriker, Film- und Medienwissenschaftler, seit 2016 ist er Geschäftsführer des Filmbüros Zentralschweiz. Dieses engagiert sich in den Bereichen Vernetzung, Vermitt- lung und Öffentlichkeitsarbeit für das Zentralschweizer Filmschaffen und dient auch als Drehscheibe für Kon- takte zur Filmpolitik.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 19 «Die SMT sind auch Anlass für all die Heimweh-Stanser oder Heimweh-Nidwaldner- innen, zurückzukommen.» Fabian «Hefe» Christen

20 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT SMT, VERBINDET UNS! Die Stanser Musiktage prägen seit 25 Jahren das Image des Ortes und die Identität der Bevölkerung. Nun zwingt sie das Coronavirus in die Knie, die «SMT» müssen zum ersten Mal ersatzlos gestrichen werden. Doch das ist kein Hindernis, der Frage nachzugehen, warum sie für die Menschen da so wichtig sind – im Gegenteil.

Text: Jana Avanzini Bilder: Sibylle Kathriner

Nicht ein einziges Mal habe ich sie ausfallen lassen. Selbst so wichtig ist, erklärt er diesen Fakt auch wenige Tage vor der Geburt meines Sohnes watschelte ich gleich selbst. «Es waren und sind immer die Menschen, noch von Bühne zu Bühne durch die Stanser Gassen. Die die die Musiktage zu dem wichtigen Anlass machten und SMT sind Kulisse wilder Erinnerungen und die Basis lang- machen.» Die massiven finanziellen Krisen im Jahr des jähriger Freundschaften. Und auch wenn alles dagegen- zehnten Jubiläums und erneut 2015 – dank Menschen spricht – an mindestens ein, zwei Abenden gilt Anwesen- mit Herzblut und Hingabe für das Festival habe man sie heitspflicht. überstanden. In dem Zusammenhang finde er es schade, dass die öffentliche Hand die Bedeutung der SMT als Die SMT sind ein fixer Punkt in der Stanser Jahres- Plattform und Aushängeschild in ihrem Umfang nie planung. «Wie die Fasnacht», oder: «wie die Älplerchilbi», ganz verstanden habe. «Die Stanser Musiktage sind iden- sagen fast alle, die man fragt. Nicht wenige Nidwaldne- titätsstiftend», so Christen. rinnen und Nidwaldner nehmen sich jährlich gar eine Das betont auch Guido Mathieu. Er lebt am Stanser Woche frei dafür. «Die SMT sind auch Anlass für all die Dorfplatz und könnte an den schönen Frühlingsabenden Heimweh-Stanser oder Heimweh-Nidwaldnerinnen, (die an den SMT zwar eigentlich eher selten sind) gemüt- zurückzukommen», sagt Fabian «Hefe» Christen. Mas- lich in seinem Garten sitzen. Doch meist zieht es ihn und senweise pilgern die Weggezogenen für diese Tage seine Frau Katharina von Matt an die Musiktage. Als zurück, man trifft ehemalige Nachbarn und alte Schul- Helfer war er in den ersten Jahren unterwegs, an der gspändli zu Musik und einem Glas, einer Flasche Wein. Kasse, bei der Lichttechnik. Heute zählt er zu den begeis- «Die Atmosphäre im Dorf ist jeweils so offen und terten Besuchern. herzlich wie selten sonst», so Christen. Er selbst hat – zehn Jahre ist es bereits her – fünf Jahre lang das Rahmen- Aus den Löchern, in die Gassen programm verantwortet. Lediglich fünf Jahre, doch für «Wenn man bedenkt, was das Festival für Stans viele ist sein Gesicht stark mit dem Anlass verknüpft. und Nidwalden bedeutet, wäre es angemessen, dass von- Und mit seiner Begründung, weshalb das Festival für seiten des Kantons und der Gemeinde mehr Commitment

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 21 FOKUS: IDENTITÄT

«Das Festival funktioniert gezeigt würde. Beispielsweise in Form einer Risiko- garantie», so Mathieu. Denn je länger es die Musiktage als eine Art sozialer Kleber gebe, desto mehr seien sie Teil der Dorfkultur geworden. für die lokale Bevölkerung.» «Man trifft sich, lernt sich kennen, arbeitet zusammen.» Das Festival funktioniere als eine Art sozialer Kleber für Guido Mathieu die lokale Bevölkerung. «Und es holt die Leute aus ihren Löchern raus», so Mathieu. Auch wenn für ihn in musika- lischer Hinsicht der Jazz mittlerweile zu kurz komme. Das sei ihm wichtig zu betonen – als kleiner Kritikpunkt.

Rumzukritteln haben wir immer was. Als uns das edle Jazz- und Weinzelt in der Schmiedgasse genommen wurde. Und als man in der Förderbar nicht mehr rauchen durfte – weil im über dem Partykeller gelegenen Modegeschäft die schicke Kleidung zum Himmel stank. Doch das Schlimms- te überhaupt: dass die Food-Zone nicht mehr mit Ständen am Dorfplatz, sondern auf dem Steinmätteli-Parkplatz steht. Orientierungslos irren die Stanserinnen und Stanser dann durch die Gassen – könnte man meinen, wenn man Gespräche über Veränderungen belauscht. Und das Wetter. Ach, das Wetter. Der Regen, gerne auch der Schnee, gehört seit Beginn an dazu. Und immer wieder bedauern wir die Organisatorinnen und Organisatoren, während uns das Wasser aus der Zeltrinne auf den Scheitel tropft. Wir kommen selbstverständlich trotzdem.

Kulturveranstalterin und Kita-Leiterin Isabelle Hochreutener erinnert sich gut an die erste Ausgabe von Jazz am See, dem Vorläufer der SMT, der – den Jazz im Fokus – in Buochs stattfand. «Es muss 1984 gewesen sein, ich hatte meinen älteren Sohn im Tragetuch dabei», so Hochreutener. «Es hat nur geregnet und die beiden Chrigus, also die Gründer Risi und Rosset, haben im strö- menden Regen für die 20 Leute, die gekommen waren, Bratwürste grilliert», erzählt sie. Sie habe wohl kaum Per- sonen im Umfeld, die noch nie geholfen hätten, so wie auch sie in den Anfängen an den verschiedenen Bars stand. Das ist schon eine ganze Weile her. Als Besucherin jedoch ist sie treu geblieben. Und selbst ihre 87-jährige Mutter ist noch immer an mindestens drei Abenden un- Anzeige terwegs, geniesst die Stimmung und trifft alte Freunde. #ShowSomeLove Es ist viel Stolz dabei, wenn die Stanserinnen und Stanser von den SMT sprechen. «Zu Hause bei uns, in diesem kleinen ländlichen Kanton, ist etwas Tolles ent- standen. Das prägt unser Selbstverständnis und inspi- riert weiteres Kulturschaffen», so Hochreutener. Stans SMT 2021 – die sei eben auch wegen solcher Anlässe nicht zum Schlaf- Vorfreude ist riesig! dorf geworden, sondern bleibe lebendig. «Das Festival ist Danke dem ganzen weit herum bekannt. Es gibt zahlreiche Leute, die den Ort nur wegen der Musiktage und auch nur während Team für eure Arbeit! diesen kennen», so Hochreutener. Und das Bild von aussen präge auch immer die Selbstwahrnehmung. Jedes Jahr gebe es geniale Konzerte und stets Neues zu entdecken – musikalisch und kulinarisch. Ver- schiedene künstlerische Projekte wurden in den Jahren

22 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT

«Es hat nur geregnet und die beiden Chrigus, also die Gründer Risi und Rosset, haben im strömenden Regen für die 20 Leute, die gekommen waren, Bratwürste grilliert.» Isabelle Hochreutener

miteinbezogen. «Doch das Festival verbindet nicht nur «Der Benefizanlass 2015 im Zivilschutzbunker und internationale Musikschaffende und lokales Publikum, im Chäslager war ein riesiger Erfolg», erinnert sich Unter- sondern vor allem in Nidwalden viele Menschen, Famili- nährer. Sie sieht die vergangenen Krisen auch als einen en, Vereine. Und Verbundenheit schafft Heimat», so der Gründe dafür, dass das Festival so noch Bestand hat. Hochreutener. Vielleicht besser: Sie kann den Krisen auch Positives ab- Die Luzernerin Esther Unternährer lernte das Fes- gewinnen, denn jeder Knall mobilisierte Kräfte und Be- tival in der Jugend kennen. «Wir haben es jedes Jahr mit reitschaft bei den Menschen. Sie habe über die Jahre auch Radio 3fach begleitet und bald kam ich nicht mehr nur beobachtet, wie stark die Musiktage gewisse Leute, wegen der Musik. Ich kam auch wegen der Leute und der gerade die, die schon in ihrer Jugend dabei waren, geprägt langen Nächte», so Unternährer, die das Festival seit 2012 und beeinflusst haben. Besonders Menschen, die für Ver- mitleitet. Beides habe sich kaum verändert, ergänzt sie anstaltungsorte die Leitung oder eigene Projekte als Teil und lacht. Die musikalische Ausrichtung habe sich in des Festivals übernahmen. «Bei solchen Jobs lernt man dieser Zeit weiterentwickelt, so Unternährer: «Wofür die fürs Leben, ohne es zu merken», so Unternährer. SMT jedoch schon lange stehen, ist ein mutiges Pro- gramm: bunt, aber logisch.» Ich habe Steff la Cheffe im eigens gezimmerten Backstage betreut, Krisen mit überlaufenden ToiTois gemeistert und Gibt’s nicht, ist kaum auszuhalten als betrunkene Jugendliche noch betrunkenere Jugendliche Als es 2015 hiess, die Stanser Musiktage würden aus finan- in die Schranken gewiesen. An den Stanser Musiktagen ziellen Gründen ausfallen, war da keine Enttäuschung. habe ich zwei meiner Exfreunde das erste Mal geküsst und Trauer stellte sich keine ein. Es war schlicht nicht möglich. einen verlassen. Und ich habe für ein Projekt die Verant- Wir wollten es nicht wahrhaben, würden das so nicht ak- wortung übernommen, zusammen mit anderen. Ich habe zeptieren. Und tatsächlich kam bald die erlösende Nach- Bewilligungen eingeholt, Sicherheitsleute gebrieft und richt: Es finde trotzdem eine Party statt. Anders hätte es Regeln gebrochen. An den Stanser Musiktagen habe ich auch nicht sein können. Kontakte geknüpft, die mich bis heute begleiten.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 23 «Wir haben es jedes Jahr mit Radio 3fach begleitet und bald kam ich nicht mehr nur wegen der Musik. Ich kam auch wegen der Leute und der langen Nächte.» Esther Unternährer

24 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT

Nicht wenige «Jobs» am Festival sind Familien- Er sei zwar mittlerweile kein Dauergast mehr in der sache. Zum Beispiel die Aufgaben als Locationmanager legendären Förderbar, dem Ort, wo sich Helfende und im Kollegi oder im Aufbau der Infrastruktur sind über Bands nach den Konzerten treffen und tanzen, bis es hell die Jahre innerhalb von Familien an die nächste Genera- wird. Doch noch immer nehme er die Woche als Ausnah- tion weitergegeben worden. «Die SMT leben vom und mezustand wahr – ganz positiv gemeint. Das Dorf zeigt dank des Dorfes und den rund 650 Helfenden», so Unter- dann eine andere Facette. «Es ist die Woche im Jahr, wo in nährer. Familienteams und Vereine sind Teil der Festival- Stans die Zeit stehen bleibt.» Struktur und übernehmen Verantwortung. So gehören die SMT allen. «Für unseren Verein ist es nicht nur ein finanzieller Zustupf, sondern die Woche gemeinsamer Arbeit prägt auch das Vereinsleben», so Pascal Burri. Er ist seit zehn Anmerkung der Redaktion: Als wir die Idee zu diesem Jahren für den Abwasch verantwortlich – mit der Harmo- Artikel schmiedeten, war Corona nicht mehr als eine Nachricht aus dem Ostasien. Als Jana Avanzini die Ge- niemusik Stans, die diese Arbeit seit dem Jahr null über- spräche für diese Geschichte führte, war noch unvor- nimmt. Als Mitglied lokaler Bandformationen stand stellbar, dass man bald von einer Pandemie sprechen Burri schon mehrfach auf den SMT-Bühnen. «Diese Platt- würde. Wenige Tage, bevor unser Magazin in den Druck ging, musste die für dieses Jahr geplante 25. Ausgabe der form ist für das hiesige Musikschaffen und für viele SMT auf April 2021 verschoben werden. Wir leiden mit – Bands aus der Region extrem wichtig. Es hat schon zu und freuen uns, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. vielen Kontakten und Chancen geführt», so Burri.

«Für unseren Verein ist es nicht nur ein finanzieller Zustupf, sondern die Woche gemeinsamer Arbeit prägt auch das Vereinsleben.» Pascal Burri

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 25 26 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT DAS SCHULDET IHR BOWIE Queere Identitäten in der Kunst: Gibt es die? Ja, aber sie werden unsichtbar gemacht. Das kann sich die Kultur nicht leisten – drum gibt’s hier Tipps, wie alles besser wird.

Text: Anna Rosenwasser Fotografin: Lea Reutimann

Ehrlich gesagt mussten wir schon ein bisschen kichern. ner Uferlos), Anlässe (wie beispielsweise die «Akt»- Ein gutes Dutzend Fotos, die Unterleiber von Männern Party im Neubad), Ausstellungen (etwa von Claudio Näf, zeigten. In Leder. Nahaufnahmen. Von vorne. Erigiert. der sein Schwulsein in seinen Illustrationen reflektiert) Wir waren in einem Museum, meine Freundin und oder Filme (in Form des etablierten PinkPanorama Fes- ich, an einer Ausstellung über das Gesamtwerk eines tivals) sind wichtige Teile queerer Kultur in der Inner- Fotografen. Auf dem Erklärschildli der Unterleibsfotos schweiz. Aber: Sie sind von Queers geschaffen und stand dann unter anderem der folgende Satz: «Zu sehen ziehen ein mehrheitlich queeres Publikum an. ist unintendierte Homoerotik.» Nun mussten wir erst Das ist schön. Aber es ist nicht das Ende des Regen- recht lachen. Es braucht wirklich viel Vorstellungsvermö- bogens. Queere Kultur – durchaus heterofreundlich – gen, um Nahaufnahmen von in Leder gehüllten Stän- muss ergänzt werden durch Kultur, die Queers beinhal- dern eines männlichen Fotografen als «unintendierte tet, einbindet, wiedergibt. Jeden Winter witzelt die Homoerotik» auszulegen. Die Chancen stehen gut, dass queere Community, dass die Fasnacht eigentlich eine das sehr wohl intendiert war. Full on homoerotisch. Und Hetero-Pride ist. Das ist ja ganz lustig, aber auch tragisch: ein voller Fail des Museums. Die meisten grösseren Anlässe, von der Fasnacht bis zum Ich denke immer dann an diesen Satz zurück, wenn Oktoberfest, verfestigen Geschlechterstereotypen, die ich in der Kultur mal wieder der Hetero-Norm begegne: nicht nur nerven. Sie fügen zahlreichen Menschen Scha- Dieser verkrampften Ansicht, dass jeder Mensch aus- den zu, der für andere schwer vorstellbar ist. Die Pointe schliesslich auf das andere Geschlecht steht – und dazu der «Hetero-Pride» würde weniger gut funktionieren, die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt, gegen- wenn die Mainstream-Kultur Queers deutlicher will- teilige, Mann und Frau, und dass das wiederum auch klar kommen heissen würde. «Tradition» heisst nicht unbe- an ihren Körpern erkannt werden kann. dingt «unreflektierte Wiedergabe von veralteten Die Ansicht (und wissenschaftliche Tatsache), dass Werten». dem nicht so ist – dass viele Menschen nicht hetero sind Aber wir betteln eigentlich gar nicht darum, end- und Geschlecht in ganz verschiedenen Formen daher- lich Teil von Kunst und Kultur zu werden. Nein, ohne uns kommt –, nennt sich queer. Queer ist ein Überbegriff für gäbe es euch in dieser Form gar nicht. Kulturelle Institu- alle Abweichungen von der Geschlechternorm; von tionen schulden es gewissermassen denen, die von der Homos über Transpersonen bis hin zu asexuellen, inter- Geschlechternorm abweichen: Die Musik schuldet es und bisexuellen Menschen. Dafür, dass es so viele von Freddie Mercury und John Cage; Museen schulden es uns gibt, hinkt die Kultur echt hinterher mit queeren Francis Bacon oder Frida Kahlo; und wir alle schulden es Identitäten. David Bowie. (Diese Aufzählung ist übrigens recht will- kürlich. Es wären Hunderte weitere Namen infrage ge- Deutliches Willkommenheissen kommen.) Man muss hier unterscheiden zwischen Queers in der Kultur und queerer Kultur. Zweiteres gibt es nämlich Was der Kommerz kann … schon seit Jahrzehnten, entgegen aller Homo- und Trans- Selbst wenn es keine so prägenden Kunstschaffen- phobie, auch in der Zentralschweiz. Orte (wie das Luzer- den gegeben hätte: Kultur kann es sich gar nicht leisten,

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 27 FOKUS: IDENTITÄT

gibt Fauxpas, die Kulturbetriebe einfach verhindern Wir Queers sind eh überall. Erst können. Wer sich schon einmal mit trans Frauen unter- recht in der Kulturszene. Es ist halten hat, weiss zum Beispiel, dass als Frauen verkleide- möglich und nötig, diese Vielfalt te Männer keine faire Comedy-Pointe sind. Und wer schon mal mit queeren Aktivist*innen am gleichen Tisch der Identitäten wiederzugeben. sass, checkt, dass «Musiker» wie Seppli MC uns Queers nachhaltig aus der Innerschweizer Kulturszene vertrei- ben (looking at you, Radio 3fach). Grundsätzlich gilt: Wir Queers sind eh überall. Erst recht in der Kulturszene. Es ist möglich und nötig, diese queere Identitäten auszulassen. Subversion und kriti- Vielfalt der Identitäten wiederzugeben. Und es ist nicht sches Hinterfragen von Normen waren schon immer tragbar, wenn manche kulturelle Programme maximal ihre Aufgabe; sie geht unter, wenn sie sich dem Normalen bei «unintendierter Homoerotik» landen. unterwirft. Normal sind momentan Videoclips von Seppli MC. Nicht, dass ein Männerpaar Hand in Hand durch die Bruchstrasse spaziert. Anna Rosenwasser ist Journalistin und Im Übrigen ist selbst die nordamerikanische Popu- arbeitet für die Lesbenorganisation Schweiz (LOS). Sie wohnt in Zürich und lärkultur mittlerweile so weit, dass sie queere Inhalte besucht Luzern vor allem, um der Ton- normalisiert hat: Von der Reality-Show «Ru Paul’s Drag technikerin des Konzerthauses Schüür Race» über Hayley Kiyoko bis hin zu Kim Petras hat der schöne Augen zu machen. Mainstream endlich langsam die Lunte gerochen. Und was der Kommerz kann, kann die Kunst schon lange. Eine kleine zusätzliche Motivation für jegliche kul- turelle Institutionen: Queere Inhalte bringen euch auch ein queeres Publikum. Und das besteht laut internationa-

len Statistiken aus immerhin bis zu 10 Prozent der gesam- Anzeige ten Bevölkerung. Wenn es ganze Instagram-Accounts gibt, die sich über den Männeranteil auf Schweizer Bühnen lustig machen, ist es nur schon ein erster Schritt, PAUL noch ein zweites Geschlecht auf die Bühne zu holen. Just saying.

Als gäbe es nur Männer NIZON Okay okay okay, sagen jetzt vielleicht diejenigen Kulturinstitutionen, die zugehört haben, wir haben’s ver- DerD NagelNag im Kopf standen, wir hauen ein paar weibliche und schwule Acts ins Programm. War’s das? Nein. Das war’s noch nicht. Menschen jenseits der Norm miteinzubeziehen endet nicht am Bühnenrand. Setzt euch doch mal mit eurer Kommunikationsabtei- lung zusammen (oder dem Praktikanten, der euer Insta momentan bedient) und sprecht darüber, wie ihr sprecht. Sagt «Publikum» statt «Zuschauer», schreibt «Künst- ler*innen» statt «Künstler» (macht Spotify auch so). Überdenkt ausserdem eure Infrastruktur: Luzern zum Beispiel gehört zu den Kantonen, die geschlechterneu- trale Toiletten erlauben. Informiert euch, weshalb das sinnvoll ist. Und sowieso: Informiert euch! Man kann nicht eine ganze Bevölkerungsgruppe in die Kunst (re-)inte- Ein Film von grieren, ohne eine grobe Ahnung zu haben, worum es ei- Christoph Kühn gentlich geht. Luzern hat nicht umsonst den queeren Kulturverein «Queer Office», den man um Rat und Tipps bitten kann. Es mag nicht immer einfach sein, queere Ab 16. April im Kino Bands, Autorinnen und Theaterstücke zu finden, aber es

*PaulNizon_InsD_96x126_041Lu.indd 1 03.03.20 11:47 28 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT ENDLICH WILLKOMMEN! Ein frischgebackener Luzerner erzählt über den langen Weg bis zum gleichwertigen Bürger – und öffnet damit den Blick darauf, was die hiesigen Behörden für Schweizer Identitäts- merkmale halten.

Mein Reisepass ist bordeauxrot und wird von einem Um dies zu feiern, lädt die Stadt Luzern zu einer Raubvogel geziert. Auf der letzten Seite steht, dass der Veranstaltung ins Rathaus ein. Die Fachstelle Integrati- Pass Eigentum der Bundesrepublik Deutschland ist. on erklärt dort, dass es für niedergelassene Ausländerin- Doch seit Kurzem habe ich einen zweiten Pass: in nen und Ausländer nicht nur Rechte, sondern auch leuchtendem Rot, ohne Adler zwar, Pflichten gibt. Letzteres wird gleich demonstriert: In Ar- Text: Christof Schwenkel dafür mit dem Schnitzturm von beitsgruppen müssen wir uns darüber Gedanken Illustration: Arbnore Toska auf Seite 14. Ich habe mich machen, wie wir uns noch besser integrieren können. einbürgern lassen. Danach wird zum Apéro geladen. Nach einer Weile wird Um eingebürgert zu werden, verlangt das Gesetz – dem netten Austausch bei Wein und Käse dann aber ein neben Geduld – eine «Vertrautheit mit den schweizeri- abruptes Ende bereitet: «Zurück ins Plenum!» Die Resul- schen Lebensverhältnissen». Dazu gehört zum Beispiel, tate der Gruppenarbeit müssen schliesslich noch zusam- dass man als Ausländer am «sozialen und kulturellen mengefasst werden. Hastig werden Weingläser ausge- Leben der Gesellschaft in der Schweiz» teilnimmt. Span- schlürft («keine Getränke im Ratssaal») und die lustige nende Einblicke in das hiesige Leben bietet der Einbürge- Ausländerrunde kehrt zurück ins Plenum und lauscht der rungsprozess selbst – in meinem Fall als Stück in sechs Ergebnissicherung. Akten 3. Akt: Kandidat in der Warteschleife 1. Akt: Zuwanderung im September Anfang 2018 ist es dann so weit. Ich lebe lange 2007 genug in der Schweiz, um ein Gesuch auf Einbürgerung Bei meinem Umzug aus Süddeutschland in die zu stellen. So mache ich mich auf zu der verantwortlichen Schweiz bekomme ich einen Stempel in meinen Pass und Stelle der Stadt Luzern. Dort werden die Anforderungen die Aufenthaltsbewilligung B. Am Zoll muss ich damals erläutert und ich darf mein Gesuch stellen. Mit 1 000 mein «Übersiedlungsgut» ausweisen. Fun Fact: Alkohol Franken Anzahlung wird der Prozess ausgelöst. Danach darf beim Umzug zollfrei in «üblicher Art und Menge» passiert erst einmal ein Jahr lang gar nichts. eingeführt werden. Für die Zollverwaltung sind dies nicht mehr als 200 Liter Wein und zwölf Liter Schnaps. 4. Akt: Blind Date mit der Stadt- verwaltung im Februar 2019 2. Akt: Ausländerausweis-Gold-Verlei- Endlich habe ich einen Termin für mein Einbürge- hung 2012 rungsgespräch. Die Stadtverwaltung möchte mich ken- Meine Hausbar und ich sind nun schon seit fünf nenlernen. Rund eine Stunde dauert das Date. Im Vorfeld Jahren in der Schweiz. Zeit für das nächste Level: die Nie- muss ich ein paar Fragen zu meiner Person schriftlich be- derlassungsbewilligung, den Ausländerausweis in Gold antworten. Und ein Arbeitszeugnis abliefern. sozusagen. Mit diesem ist man Schweizerinnen und Im persönlichen Gespräch kommt dann die erste Schweizern praktisch gleichgestellt. Ausnahmen betref- Frage: «Was gibt es in Ihrer Firma an gemeinsamen Frei- fen Wahlen und Abstimmungen und das Militär. Nach zeitaktivitäten?» Das ist ein Heimspiel. Ich erzähle vom erfolgreicher Prüfung der verlangten Unterlagen – keine Weihnachtsessen im Muotathal, mit Fondue und Jodler- Schulden, keine Straftaten – wird meine Niederlassung konzert. Danach handeln wir gemeinsam meine Hobbys bewilligt. ab. Snowboarden und Mountainbiken: Wo? Basketball:

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 29 30 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT

In welcher Halle? Was haben Sie am 1. August gemacht? 6. Akt: Dreimal Bürgerrecht im Haben Sie Kontakt zu Ihren Nachbarn? Der Fragenkata- Oktober 2019 log der freundlichen Beamtin sieht auch das Thema Die Kommission hat sich dafür entschieden, mir «Regelmässige Veranstaltungen in der Stadt Luzern» vor. das Luzerner Stadtbürgerrecht zu erteilen. Nun geht das Pflichtschuldig erzähle ich von meiner letzten Fasnachts- Ganze noch zum Kanton und zum Bund, danach erhalte verkleidung. ich die Schlussrechnung – insgesamt hat der Prozess «Ja, und was machen Sie denn sonst noch so in Ihrer 2 800 Franken gekostet. Im Oktober 2019 wird mir dann Freizeit?», werde ich dann gefragt. «Ich koche auch ganz meine Einbürgerungsurkunde zugestellt und ich bin gerne», sage ich. «Schwiizer Chuchi?», kommt es zurück. Schweizer. Ich überlege kurz und verneine. «International wäre ver- Zwar habe ich mich vorher schon in Luzern daheim mutlich passender. Besonders gerne koche ich Rezepte gefühlt – es ist aber schön, auch formal dazuzugehören von Ottolenghi.» Mein Gegenüber schaut mich an: «Otto und mitbestimmen zu können. Und auch wenn ich es be- Längi – ist das wie Betty Bossi?» Wer weiss, vielleicht gibt dauere, dass nicht mehr Migranten abstimmen können, es ja auch von Betty Bossi ein gutes Rezept für «Eier in To- habe ich Verständnis für alle Ausländerinnen und maten-Sugo». Ausländer – zumal aus der EU –, die sich Verfahren und In der Liste meiner Interessen steht auch Stand-up- Kosten lieber sparen. Erfreulicherweise sind Einbürge- Paddle, abgekürzt SUP. Die Sachbearbeiterin schaut sich rungen in der Stadt Luzern für Menschen unter 25 Jahren meine handschriftliche Antwort im Fragebogen an: bald kostenlos. «Also, bei diesem Punkt waren wir uns nicht so sicher. Das Prozedere zur Schweizer-Werdung ist dem Hobby SVP?» Ich kläre das Missverständnis auf. In guter Präsidenten der Luzerner Einbürgerungskommission Stimmung verlasse ich das Büro im Stadthaus. übrigens selbst ein bisschen unangenehm. So schreibt er im Vorwort zum Jahresbericht: «Wir wissen natürlich, 5. Akt: Quiz bei der Einbürgerungs- dass die kantonalen und eidgenössischen Gesetze und kommission im Mai 2019 Richtlinien stark von der Landschaft geprägt sind. Und Im Mai 2019 folgt das Gespräch vor der Einbürge- diese ländlich-konservative Haltung ist auch im neuen rungskommission. Hier geht es um Wissensfragen – ein Bürgerrechtsgesetz wiederzufinden.» Seit Kurzem ist schriftlicher Test ist in Luzern nicht vorgesehen. Zur Vor- schliesslich bekannt, dass dort, wo sich Wolf und Bär im bereitung erhalte ich eine bebilderte Broschüre – mit selben Gehege Gute Nacht sagen, das Schweizermachen einem Vorwort von Mario Gattiker, dem Staatssekretär auch ganz anders ablaufen kann. für Migration. «Sie sind in der Schweiz angekommen, um hier zu leben und zu arbeiten. Willkommen!», so begrüsst mich der Staatssekretär. Die Broschüre bezeichnet er als Der Luzerner (mit süddeutschem eine «Art Gebrauchsanweisung für die Schweiz». Jetzt Migrationshintergrund) Christof Schwenkel promovierte 2016 an der habe ich die Schweiz also zwölf Jahre genutzt, ohne die hiesigen Universität in Politikwis- Gebrauchsanweisung zu kennen. Ehrlicherweise verhält senschaft. Seit 2007 ist er beim Luzerner Beratungsunternehmen es sich ja mit technischen Geräten meist nicht anders. Die Interface tätig, thematisch befasst Befragung durch die Kommission dauert dann nur er sich insbesondere mit Kultur, gerade fünf Minuten. Ich muss sagen, wie viele Ständerä- Justiz und Public Management. tinnen es gibt. Und drei Nachbargemeinden von Luzern sowie die vier Landessprachen aufzählen. Anzeigen #ShowSomeLove #ShowSomeLove

Ohne 041 wüssten wir An alle Kunstschaffenden nicht, was B- Sides, Kon- und Gäste: ihr haltet die zerthaus Schüür, Funk am Kultur am Leben! Wir See oder Openair NON freuen uns, bald wieder sind... Durchhalten bitte! mit Euch zu feiern! Regula, Tobias & Joe PTTH://

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 31 IG KULTUR LUZERN ENTSCHÄDIGUNGSFONDS FÜR KUNST- UND KULTURSCHAFFENDE: SOFORTMASSNAHMEN JETZT! Die Massnahmen bezüglich des Coronavirus treffen die Kulturbranche besonders hart. Um finanzielle Notlagen von Kunst- und Kulturschaffenden zu verhindern, sind jetzt Soforthilfen gefragt. Gianluca Pardini, Geschäftsleitung IG Kultur Luzern

Mit den Verordnungen des Bundesrats wurden wegen des Entsprechende Gefässe wären sowohl auf städtischer Coronavirus Veranstaltungen schweizweit untersagt. Ver- als auch auf kantonaler Ebene aber bereits vorhanden. Der anstaltungen, Aufführungen und Ausstellungen, die auf- Sozialfonds der Stadt Luzern bietet eine solide Grundlage. grund der Massnahmen in Bezug auf das Coronavirus Ursprünglich war der Sozialfonds ein städtischer Hilfs- abgesagt werden müssen, treffen viele Kunst- und Kultur- fonds, der 1959 als Teil der Arbeitslosenversicherung einge- schaffende und bedrohen ihre finanzielle Existenz. Beson- richtet worden war. Gemäss Zweck des Fonds können Leis- ders betroffen sind Personen, die selbstständig tätig sind tungen zum einen natürlichen Personen zukommen, zum und lediglich über Leistungsverträge verfügen. anderen sieht das Reglement auch vor, dass Institutionen im Das Problem: Die Betroffenen können weder eine sozialen und soziokulturellen Bereich Gesuche einreichen technische Arbeitslosigkeit geltend machen noch können können. Im Kanton Luzern wird ein Arbeitslosenhilfsfonds sie einen Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung bei den Ar- geführt. Dieser dient der Finanzierung von Massnahmen beitslosenkassen stellen. Die Einrichtung eines Entschädi- des Kantons und der Gemeinden. Unter anderem auch für gungsfonds soll Kunst- und Kulturschaffende und nahe Massnahmen, die geeignet sind, Arbeitslosigkeit zu verhü- Berufe in der Veranstaltungsbranche, welche die Auswir- ten oder zu bekämpfen. kungen der übergeordneten Massnahmen aufgrund des Co- Die IG Kultur Luzern fordert die Stadt Luzern und ronavirus selbst tragen, vor finanziellen Notlagen schützen. den Kanton Luzern auf, so rasch wie möglich einen Entschä- Derweil erarbeitet der Bund im dringlichen Verfahren eine digungsfonds für Kunst- und Kulturschaffende und nahe befristete Gesetzesvorlage für zusätzliche wirtschaftliche Berufe im Veranstaltungsbereich einzurichten. Zuwarten Massnahmen, die ergänzend zu anderen Instrumenten zur ist jetzt keine Lösung mehr – akute Notlagen müssen jetzt Abfederung von Härtefällen im Kulturbereich eingesetzt proaktiv verhindert werden. werden können.

AUFRUF ZU SOLIDARITÄT! Du hast Tickets für Konzerte, Theater, Kinovorstellungen oder für andere kulturelle Veranstaltungen, die abgesagt wurden? Spende den Betrag und verzichte auf die Rückerstattung. Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende sagen Danke!

32 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 FOKUS: IDENTITÄT LA TOUR C’EST MOI Luzern ist eine Touristenstadt – das Image ist gemacht. Doch wie genau es entstanden ist, liest sich durchaus spannend, gerade auch im Kontrast zur Industriestadt Winterthur oder zur Verwaltungs-City Bern.

Vor 150 Jahren waren sich Winterthur, Bern und Luzern ve setzt die Altstadt ins Zentrum, die Museggmauer noch sehr ähnlich. Keine Frage, auf Bildern hätte man sie thront über ihr und markiert eine klare Grenze der Stadt; nicht verwechselt. Doch in ihrer Funktion als Zentrum was dahinter passiert, interessiert nicht. Auf vielen der äl- für das Umland glichen sie sich tat- teren Bilder spielt der Wasserturm kaum eine Rolle – Text: Anna Chudozilov sächlich wie ein Ei dem anderen. heute unvorstellbar, gilt doch sein Abbild mit einem la- Von dieser Prämisse ausgehend un- chenden Gesicht auf Instagram als ultimativer Beweis tersucht Laura Fasol, die in Luzern Geschichte und Phi- dafür, dass man wirklich in Luzern war. losophie studiert hat, was danach passiert ist. Und das war einiges. Zur Stadt der See, die Berge Im Zuge der Modernisierung entwickelten sich die In den folgenden Jahrhunderten wendet sich die drei Städte sehr unterschiedlich: Während sich Winter- dominante Perspektive mehr und mehr in Richtung See, thur zu einer Industriestadt und Bern zu einem Verwal- in den Blick kommen die Stadt, der See, die Berge – also tungs- und Dienstleistungszentrum mauserte, wurde genau das, womit Luzern Tourismus heute wirbt. Was Luzerns Identität mehr und mehr von seiner Funktion heute selbstverständlich scheint für das Image der Stadt, als beliebteste Touristenstadt der Schweiz dominiert. war vor ein paar Hundert Jahren gar nicht sichtbar Damit ist den Luzernerinnen und Luzernern noch nichts (obwohl ja der See und die Berge durchaus schon dagewe- Neues erzählt. Die Inszenierung der Stadt als Tourismus- sen sind). Die Einbettung in die Natur ist ein Aspekt, ein magnet ist allgegenwärtig; dass ihr Selbstbild stark davon zweiter die wachsende Dominanz des Wasserturms. geprägt ist, wie man sich den Gästen präsentiert, ist den Denn dieser – und die Kapellbrücke – übernimmt die Einheimischen oft genug und manchmal durchaus Funktion, die «Geschichte» Luzerns an einem Objekt, an schmerzlich bewusst. einem einzigen Ort erlebbar zu machen – im Dienste der Tourismusbranche. Anekdoten für den nächsten Besuch Das war schon vor hundert Jahren nicht unumstrit- Und dennoch lohnt es sich, Fasols Buch zu lesen – ten, wie Fasol zeigt, und doch konnte sich das Bedienen nicht zuletzt, um die eigenen Gäste beim Stadtspazier- der Bilder, mit denen im Tourismus gearbeitet wird, bei gang mit Anekdoten und Detailwissen zu beeindrucken. der Ausdifferenzierung der Luzerner Stadtidentität Denn der Historikerin gelingt es anhand vielfältiger durchsetzen. Vielleicht, so denkt man beim Lesen immer Quellen herauszuarbeiten, wie sich die identitätsgeben- mal wieder, würde die Stadt in unseren Köpfen ganz den Prozesse unterscheiden, welchen Interessen sie anders aussehen – wäre Luzern Hauptstadt geblieben dienen und was sie – je nach Absender, nach Absenderin und nicht nur kurz während der Helvetischen Republik – transportieren sollen. Sie untersucht alte Stiche und gewesen oder wäre die Industrie im Norden ein bisschen Postkarten, studiert Fremdenführer und Festschriften. früher und nur ein wenig näher gekommen. Und das ist durchaus unterhaltsam, auch dank der klaren und schnörkelfreien Sprache Fasols. So illustriert Fasol etwa anhand einer Reihe von Bildern der Stadt Luzern, wie sich der Blickwinkel ändert, von dem aus man die Stadt üblicherweise, ja vielleicht sogar logischerweise zeigt. Das älteste Bild schuf Johannes Stumpf 1548, beim Laura Fasol: Stadtgestalt und jüngsten handelt es sich um ein Werbeplakat der Firma Stadtgesellschaft – Identitäts- konstruktionen in Winterthur, Chocolat Suchard, das um 1900 entstand. Stumpf blickt Luzern und Bern um 1900. von Süden her auf die Stadt herunter, von einem Punkt Historische Studie. Chronos. Zürich. 2020. 288 Seiten, Fr. 48.– aus, den es in der Realität gar nicht gibt. Diese Perspekti-

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 33 ÜBERDACHT Wie gibt man einer fiktiven Figur eine glaubwürdige Identität? «Figuren sollen ein Eigenleben führen.»

Der Luzerner Silvan Moosmüller hat in Vergleichsweise wenig Aufmerk- RIO» sogar eine Figur als reines Basel Deutsche Philologie und Musikwis- samkeit hat die Kategorie der Figur von Sprachspiel geschaffen, zusammenge- senschaft studiert. Er promovierte an der der Erzähltheorie erhalten. Prominen- setzt aus allen Vokalen der deutschen Universität Luzern und arbeitet dort nun teste Ausnahme ist der russische Lite- Sprache. als Postdoc an seinem Habilitationspro- raturtheoretiker Michail Bachtin: Er Dieses Beispiel macht auf die jekt zum vielstimmigen Erzählen in der stellt das Verhältnis zwischen Autor wichtigste Eigenart literarischer Figu- Gegenwartsliteratur. Zudem ist er freier und Figur ins Zentrum seiner Roman- renbeschreibung aufmerksam: In der Mitarbeiter bei Radio SRF 2 Kultur und in theorie und formuliert als Norm, dass Literatur sind Figuren zuallererst der Musik- und Kunstvermittlung aktiv. ein Roman je geglückter ist, desto mehr Sprache! Dieser Sachverhalt scheint sich seine Figuren von ihrem Autor trivial. Er unterscheidet literarische Das Schöne an der «schönen Literatur» individuieren. Eine Extremform er- Figuren aber wesentlich von Figuren ist, dass eindeutige Antworten nichts reicht diese Individuation im Schaffen in der bildenden Kunst oder im Film. taugen. Dennoch, viele Romane der des portugiesischen Autors Fernando «Es war eine dicke, untersetzte Person Weltliteratur erzählen die Geschichte Pessoa. Pessoa veröffentlichte seine mit weißen Haaren und blonden einer Figur: Werther, Mrs Dalloway, Romane nicht unter seinem eigenen Zähnen.» Diese Beschreibung Heinrich Oblomow. Solche fiktiven Figuren sind Namen, sondern schreibt sogar die Heines liesse sich zwar grafisch durch- fast berühmter als ihre realen Autorin- Autorschaft jeweils einer seiner Figuren aus umsetzen, als Bild verlöre sie aber nen und Autoren. Entsprechend ist in zu. ihre rhetorische Prägnanz, mit der der Literaturkritik die Figurenzeich- Nicht alle grossen Romane leben Heine das Erscheinungsbild der ganzen nung ein wichtiges Bewertungskrite- jedoch von plastischer Figurenzeich- Person an ein paar selektiven Attribu- rium. Romane, die von holzschnittar- nung. Franz Kafka gibt manchen seiner ten festzurrt. tigen Typen bevölkert sind, haben einen Protagonisten nicht einmal einen In der Literatur sind Figurenbe- schweren Stand. Figuren sollen ein vollständigen Namen. Josef K., die schreibungen nie vollständig. Das Eigenleben führen, sie sollen sich Hauptfigur im Process, schrumpft in macht sie ärmer an Explizitheit, dafür entwickeln, ausgestattet mit einem Das Schloss zu einem blossen K. Georg reicher für die Imagination. So betont Bewusstsein, das möglichst aus Fleisch Büchner wiederum hat mit «UALE- die neuere literaturwissenschaftliche und Blut besteht. Forschung den Anteil der Leserschaft Anzeige an der (Re-)Konstruktion von Figuren #ShowSomeLove aus dem Text. Vielleicht lässt sich die eingangs gestellte Frage darum wie folgt beantworten: Die Identität einer KultUrsli und Dmnk: Figur hilft jenen Leserinnen und Le- Euer April-Programm ist und sern, die sich gerne mit einem Text bleibt der Wahnsinn – ihr identifizieren. Kultur-Nerds! Allein das Durch- lesen macht glücklich, ein Zeitdokument für die Ewigkeit! In unvergänglicher Dankbarkeit für alles. Euer Neubad.

34 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 ÜBERDACHT

«Ich werde mich mit meinen Figuren unterhalten.»

Die Hellbühlerin Mariann Bühler hat in Ich schreibe an einem Roman und ich Das Bier ist ausgeschlafen, ein Basel Englisch, Islamwissenschaft und habe es gut. Denn ich kenne Menschen, Schwindel zurückgeblieben. Was kann Gender Studies studiert. Sie hat sich im die ich fragen kann, wenn ich mich ich, darf ich, soll ich denn jetzt mit Kulturmanagement weitergebildet und selbst ausgefragt habe. Einer sagt dann: meinen Figuren, an denen ich in diesem ist sowohl als selbstsändige Literatur- Mach deine Figuren schön. Wenn sie angehenden Roman schreibe? Die Frau, vermittlerin wie auch als Autorin tätig. schön sind, sind sie umgänglicher. Dann die viel älter ist als ich? Die andere Frau, Für ihren ersten Roman hat sie 2020 folgen sie besser. Ich rümpfe die Nase die gleich alt ist wie ich im Text und die einen Werkbeitrag der Zentralschweizer und rolle die Augen, ich kann das, weil ich mir immer wieder vom Leib halten Literaturförderung erhalten. der Mensch mir das in Buchstaben auf muss? Der Mann, von dem ich manch- einem Bildschirm sagt. Ich will doch mal das Gefühl habe, ihn von den nicht schöne und gute Figuren, ich will dreien am besten zu verstehen, am Figuren mit Ecken und Kanten und meisten von ihm zu wissen? Oder ist einer Vergangenheit und Gegenwart das meine Lesesozialisierung, die da- und einer Zukunft und das hat doch zwischenfunkt, die in den letzten mehr nichts mit dem Aussehen zu tun. als dreissig Jahren viel mehr männliche Eine andere einschlägige Person Figuren und von Männern geschriebe- gibt mir keinen Rat. Sie hat selbst gera- ne Figuren vor meinem inneren Auge de Sorgen mit ihren Figuren: Darf sie hat erstehen lassen? als Mensch mit Geschlechtsteilen und Manche Autorinnen und Autoren einer sogenannten sexuellen Orientie- berichten an Lesungen gern, wie ihre rung, mit einer Hautfarbe und einer Figuren ein Eigenleben entwickeln, Herkunft und einem Pass in einer be- wie sie die Fäden ihrer erfundenen stimmten Farbe, darf und kann sie einer Geschichten selbst in die Hand neh- fiktiven Figur eine Identität verpassen, men. In einem Fall beginnen sie sogar die ihrer fremd ist? Mir runzelt sich die Streit mit dem Erzähler – ja, dort ist der Stirn. Erst als dieser einschlägige Erzähler ein Mann und er sagt das auch. Mensch weg ist, spuckt mein Kopf mit Bisher habe ich das immer ein bisschen Wut garnierte Sätze aus, die auf einem doof gefunden, ein Geschichtchen, das Fresszettel landen. Jahrhundertelang mit dem Bild des Genies unter einem haben in der massiven Überzahl Dach haust. Aber vielleicht ist es das männliche Autoren Frauenfiguren Zeichen, dass etwas gelungen ist mit geschrieben und niemand hat gefragt, der Identität der Figuren: Wenn ihre ob die das können und dürfen und ob Identität so vollständig imaginiert ist, das nicht vielleicht etwas anmassend dass sie ihre Geschicke selbst in die sei. Warum zum Teufel sollen jetzt Hand nehmen. Ich werde mich mit nicht mal alle in alle Richtungen Figu- meinen Figuren unterhalten. ren erfinden und mit Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart ausstatten? Aber dann sehe ich die einschlägige Person wieder, wir trinken Bier und wir Illustration: Raphael Muntwyler reden darüber, wer spricht und wer schreibt, und dass es nicht so einfach ist, dass alle in alle Richtungen Figuren schreiben, dass da Machtverhältnisse «Überdacht», das sind zwei mitspielen und sich mitschreiben, die Antworten auf eine Frage: Profis aus Theorie und Praxis weit über den Zeilenzwischenraum äussern sich zur Kultur und hinaus wirken. ihren Wirkungsbereichen.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 35 KUNST APRIL 2020

MIT DEM KÜNSTLER IM BETT Über zehn Jahre hat Christoph Fischer seine Träume skizziert. Diese sind nun in seinem Buch «Während ich schlief» vereint. Eine Reise durch bizarre, unfassbare Welten.

– Kunstbuch – die Kamera verfängt sich, der Akku ist döst. Das konnte ich damals noch, bevor Wenn er schläft, geht’s los. Bilder rieseln nicht eingesetzt. Dann wacht er auf. ich Vater wurde», erinnert sich Chris- wie Regen auf ihn ein, fluten sein Be- Schlaftrunken greift er nach dem toph Fischer und schmunzelt. «Ich habe wusstsein, beginnen zu kreisen wie ein Skizzenbuch auf seinem Nachttisch, sehr intensiv geträumt. Der Morgen ist unaufhaltsamer Strudel; Menschen setzt den Stift an und beginnt die die beste Zeit dafür.» Irgendwann be- und Orte, die er womöglich irgendwo Träume zu zeichnen, die langsam gann er seine Träume und deren un- gesehen hat, vermengen sich mit sur- schwinden. fassbaren Ereignisse festzuhalten. Es realen Szenarien. Und Christoph Fi- entstanden rund 500 Skizzen, wovon scher ist mittendrin. Manchmal als Von Fallschirmen und einige nun in seinem Buch zu sehen Protagonist, unwillkürlich hineinge- Uhus sind. Es sind farbige Traumfragmente rissen, manchmal als zurückhaltender Es begann vor etwa zehn Jahren. oder Illustrationen in Schwarz-Weiss, Beobachter, der das Gesehene festhal- «Meine Partnerin musste früh aufste- in denen ein und derselbe Traum auf ten möchte. Doch es gelingt ihm nicht; hen und ich habe noch etwas weiterge- fast epische Art und Weise kondensiert

36 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 KUNST

wird: Häuser, die von einem riesigen Fallschirm getragen werden, darüber hinweg fliegt ein eulenähnliches We- sen direkt auf die Betrachtenden zu. Ob der Fallschirm dem Gewicht standhält oder gerade einstürzt, bleibt offen. «Die Kulisse ist wichtiger als die chronologische Abfolge. Es geht mir um die Stimmung, die in diesem Mo- ment herrschte», sagt der 43-Jährige. Ergänzt werden die Skizzen von kurzen Texten. «Vom Korb eines Heissluftbal- lons aus schneiden wir im Rahmen einer wissenschaftlichen Mission sel- tenes, nur hier in ca. 8 000 Meter Höhe wachsendes Gras», schreibt er. «Nach- dem sich ein Uhu wie ein losgelassener Ballon glotzend in den Himmel hoch- schraubte und das Ende eines unruhi- gen bürgerlichen Lebens einleitete.»

Verkleideter Alltag ressanter als die Botschaft finde, die «Diesmal bin ich nur der Beobachter, Viele Bilder stammen auch von sie womöglich in sich tragen.» So nicht der Autor. Die Ereignisse passie- den Beobachtungen, die Christoph kommt auch Heinz vor, die Beton- ren einfach – und ich muss sie nicht Fischer von seinem Atelier aus am skulptur am Kreuzstutz, die Christoph erklären. Das ist das Schöne daran.» Luzerner Kreuzstutz machte. Wäh- Fischer dem gleichnamigen Strassen- Giulia Bernardi rend fast 20 Jahren blickte er von sei- wischer widmete. In einem seiner nem Balkon auf skurrile Alltagssitua- Träume wurde die Skulptur zerlegt, tionen und auf das, was Menschen Büste und Torso türmen sich auf dem eben so tun, wenn sie sich unbeobach- Kreisel, währenddessen ein mit Pferden Christoph tet fühlen. Fragmente davon tauchen beladener Panzer an ihnen vorbeifährt. Fischer: nun in seinen Traumwelten auf – ge- «Im Wachzustand würde ich gar nicht Während ich schlief hüllt in ein anderes Gewand. «Es ist auf solche Ideen kommen – und selbst Christoph faszinierend, welche Form sie anneh- wenn, würde ich sie als konstruiert Merian Verlag, 2020 men, wobei ich ihre Verkleidung inte- empfinden», sagt Christoph Fischer.

Virtuelle Kunst

Die Museen sind geschlossen, doch wer nicht ganz auf Kunst ver- zichten möchte, kann diese online entdecken. Auf Googles «Art and Culture»-Plattform kann man sich durch ganze Bestände der gros- sen Museen klicken – gratis und von zu Hause aus. Es ersetzt die Vernissagen und Künstlerinnengespräche nicht, doch immerhin gibt es durch die begleitenden Texte eine Menge Wissenswertes zu erfahren. Ausserdem: Für alle, die selber nicht klicken wollen und auf pompöse Hintergrundmusik stehen, finden sich auf Youtube auch Clips, die einen langsam durch berühmte Museen führen, beispielsweise das Hermitage Muse- um in St. Petersburg. Es braucht Alternativen, wenn die Tage immer länger und Netflix nur noch dröger wird!– pze

Google Arts and Culture https://artsandculture.google.com

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 37 WORT APRIL 2020 NATURLYRIK OHNE KLIMAKRISE Walter Schüpbach zeichnet in «Sebastian im Schnee» poetische Miniaturen. Es ist ein traditionsbewusster Gedichtband in turbulenten Zeiten.

– Buch – feinsinnigere Miniaturen bereit, die Zeitgenössische Lyrik ist vielseitig und Poetisches aus Alltäglichem zaubern. erfinderisch: Sie wandert inzwischen Eine kleine Kostprobe dazu gibt das auf Bühnen, wirkt in unterschiedlichs- Gedicht «bonbon»: ter Art und Weise, etwa durch die Rap-Songs einer Kate Tempest. Es gibt «es lutscht dich einer klein bald sie aber auch noch in der klassischen wirst du Form. Ein in diesem Sinn traditioneller restlos Literatur geht viral Gedichtband ist jüngst in «Die Reihe» in seinen körpersäften kreisen» des Wolfbach Verlags erschienen, eine Das neue bunte Literaturmagazin der letzten Schweizer Editionen, in der Es sind diese Bilder und Assozi- «Glitter – die Gala der Literatur- das Genre noch regelmässig herausge- ationen, oftmals biografische Anekdo- zeitschriften» will sich dem Co- geben wird. «Sebastian im Schnee» ten, die überraschen und erfreuen. ronavirus nicht ergeben. Um trotz heisst der Band, verfasst vom Zentral- Schüpbach beweist sich hier als sehr Veranstaltungsverbot Lesungen schweizer Lyriker Walter Schüpbach. sorgfältiger Schriftsetzer, der formvoll- veranstalten zu können, haben Durchsetzt mit wiederkehrenden endete Bilder schöpft. Miniaturen, die sich die Menschen der Glitter- Motiven, Ikonografien aus Bibel und manchmal wie eine nostalgische Redaktion etwas Spezielles ausge- griechischer Mythologie und mit Be- Geste anmuten, aber auch durchaus dacht: Online-Lesungen über zügen zu kanonisch relevanten Werken tröstlich sein können. Facebook. (Fast) täglich lesen in wie etwa denjenigen Heinrich Heines Robyn Muffler Live-Übertragungen im sozialen haftet der Sammlung des ersten Kapi- Netzwerk mehrere Autorinnen tels – vier Kapitel hat der Band insge- und Autoren Texte. Dazu gibt es samt – eine ernsthafte, etwas verkopf- einen Paypal-Link, wo man für die Gagenausfälle der Lesenden te Note an. Man kommt nicht umhin, Walter Schüp- beim Lesen den Bogen zu Walter bach: Sebastian spenden kann – schliesslich ist im Schnee Kultur nicht gratis, auch wenn Schüpbachs beruflicher Tätigkeit als Gedichte. Kantonsschullehrer zu ziehen und Wolfbach. man sie vom Sofa aus geniesst. – pze Die Reihe Bd. 68. folglich eine besondere Affinität zum 71 Seiten, 26.– VIRAL – Das Online-Literaturfestival literarischen Kanon zu erkennen. facebook.com/events/911193202652049 In «Sebastian im Schnee» exis- tiert die Naturlyrik noch ohne Klima- diskurs, die Sprache reibt sich nicht an der Welt auf, sondern wird von dieser CAS Bildnerisches gemächlich in gewohnten Bahnen vorangetrieben. Der Band hält aber Gestalten auch weniger üppige, dafür umso

Anzeigen 4. Mai 2020 bis 7. Juni 2021 Jetzt buchen: 09.10 bis 16.00 Uhr klubschule.ch 6. Mai 2020 bis 19. Jan. 2022 sounds good 18.10 bis 21.50 Uhr

Preis: CHF 6400.– hi! Hirschmattstr. 34, Luzern, 041 210 23 38, hifi-zm.ch

Kreativität_Inserat_041_Kulturmagazin_95x61mm_CAS Bildnerisches Gestalten_März2020.indd 1 02.03.2020 11:58:09 38 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 BÜHNE APRIL 2020

den sonst so freien Winkel entsteht. FREIHEIT IM KELLER Die Zusammenarbeit sei teilweise nur sehr stockend verlaufen. Man wisse Im Kulturkeller Winkel führt eine Gruppe junger noch nicht genau, wie es in Zukunft Menschen selbstständig einen Kulturbetrieb. mit dieser Verbindung weitergehen Sie schwärmen von der grossen Freiheit – trotz soll. Eine Loslösung sei momentan Abhängigkeit vom Luzerner Theater. kaum möglich, sagt Preisig dazu, fügt aber an, dass der Austausch in letzter mehr einschränkt als ein klares Profil.» Zeit viel besser geworden sei. Ganz loslassen wollte man die Idee Sicher ist, dass das Team neben jedoch nicht. Grundsätzlich dient der der Planung der nächsten Saison an Keller als Explorationsraum und einer grösseren, hauseigenen Produk- Plattform für Kunstschaffende, die tion feilt: Das «Hass Festival» ist für die Neues ausprobieren wollen. Der Win- nächste Spielzeit angesagt. «Wir haben kel trifft damit ein Bedürfnis der Lu- alle Bock darauf, künstlerisch zu arbei- zerner Kulturszene, lässt sich für ten», sagt Heller. Gastspiele, Proben und Residenzen Nikola Gvozdic nutzen. Die Nachfrage sei sehr gross und Auswahlkriterien ein ständiger Diskussionspunkt, sagt Guntern. Es Im Kulturkeller Winkel kommen junge Menschen spiele weniger eine Rolle, ob eine zum Zug. Gruppe etabliert sei oder nicht. Wich- tiger sei, dass es sich um ein experimen- – Theater – tierfreudiges und im besten Fall inter- Vor bald drei Jahren übergab das Luzer- disziplinäres Projekt handle. So könne ner Theater den Raum «UG» einer das Programm vielseitig gehalten Gruppe junger Menschen, verbunden werden. mit dem Auftrag, dort selbstständig Alle drei schwärmen von den eine neue Kulturplattform auf die Freiheiten, die sie an diesem Ort haben, Beine zu stellen. Die ursprüngliche und davon, wie viel sie durch diese Achtergruppe ist seither nach Ab- und Arbeit lernen. «Für uns ist das ein Ex- Zugängen organisch zu einem fünf- perimentierfeld», betont Guntern. köpfigen Kernteam geworden. Mitt- Natürlich habe es auch Schwierigkeiten Die Serie geht weiter lerweile sind es Melanie Guntern, gegeben. So seien zum Beispiel die Benjamin Heller, Maximilian Preisig, Verbindlichkeiten und Zuständigkeiten Im Februarmagazin haben wir auf Klarissa Flückiger und Leila Scharwath, der Teammitglieder ein Problem gewe- das ambitionierte Projekt aufmerk- die den Kulturkeller Winkel führen. sen, bevor man die verschiedenen sam gemacht: Die Taylor AG im Unterstützt werden sie von Moritz Ressorts zugeteilt habe, sagt Preisig. Luzerner Theater will 29 Abende Suter im Ressort Gastronomie. Allen Guntern sieht ein Problem in der noch jeweils ein anderes Stück zeigen gemeinsam ist, dass sie Mitte zwanzig fehlenden Verankerung des Raumes – eine Serie in Netflix-Manier für die sind und einen kulturellen Hintergrund in den Köpfen des Publikums. Heller Theaterbühne. Wegen des Virus mitbringen, manche studieren noch, zögert mit seiner Antwort. Die anderen können die Abende nicht mehr live andere arbeiten bereits in der Branche. beiden, die genau wissen, was er sagen erlebt werden, doch auf der Webseite Im Büro des Kulturkellers erzählen will, ermutigen ihn zum Sprechen: «Es des LT finden sich alle Folgen als Guntern, Heller und Preisig, wie sich war auch eine Herausforderung für uns, Video. Wer zu Hause sitzt und trotz- ihr Projekt entwickelt hat. herauszufinden, wie und ob wir mit dem kluge Unterhaltung bis zum Am Anfang sei der Wunsch ge- dem Luzerner Theater in Verbindung Abwinken geniessen will, kann also wesen, aus dem Winkel einen offenen stehen.» Viele Prozesse laufen über das problemlos theatrales Binge- Raum für alle zu machen, erklärt Heller. Theater, welches den Raum zur Verfü- Watching betreiben. – pze Preisig ergänzt: «Wir haben aber ge- gung stellt und die Finanzierung si- Taylor AG merkt, dass der Begriff ‹offener Raum› chert, wodurch eine Abhängigkeit für www.luzernertheater.ch/taylorag

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 39 MUSIK APRIL 2020 AFRO STATT COCA-COLA Stück funktioniert aufgenommen schon gut mit seinem charakteristi- schen Gitarrenspuren und dem trashi- gen Samba-Agogo-Pattern. Live steigert sich die Intensität noch, wenn die Band Ekstase anpeilt und anfängt, Teile zu strecken. «After Life» wiederum gibt sich mit einem knackigen Bassriff sommerlichen Fahrradtrip-Sehnsüch- ten hin und bei «German Oak» treffen die Pet Shop Boys auf den Electro- Soundtrack des Films «Drive». Neben solchen formidablen Songs gibt es zudem Instrumentals auf «Azul» heisst das neue Album von Alois, mit dem die der Platte. Hervorzuheben wären «The zum Quintett angewachsene Gruppe neues Terrain Name Of The Game», ein Ambi- erforscht. Dabei wird neben den traditionellen ent-Werk, wo sich Schwimmbad- und Songstrukturen auch über den Tellerrand geschaut. Stadtsounds vermischen, oder «El Cielo Azul», das dank seinem Bangalo- re-Mellotron-Sample verzückt. Damit – PlattenWechsler – ein und brachte die Ideen zum spielt Produzent Schenker einerseits «Wenn ich ein Album mache, soll man Spriessen. Im Anschluss erhielten die auf seine Liebe zur elektronischen einsteigen können und eine Bandbrei- imposanten Setzlinge dann noch eine Musik an und verfolgt ähnliche Ansät- te von Sounds sowie musikalischen letzte Behandlung mit Effekten und ze wie Caribou oder Mount Kimbie: Inhalten hören», sagt Martin Schenker, wuchsen zum Dschungel an. Dieser ist Deren Alben gelten eben wegen ihrer Kopf der Band Alois – und lässt den überhaupt eine gute Metapher für das reduzierten, minimalistischen Ästhe- Worten Taten folgen. «Azul», das neue Album, welches Alois wiederum tik als wichtige Popkultur-Werke und Album seiner Combo, vereint klingen- ebenso passend mit einem Sonnenhim- entfernen sich von traditionellen de Begriffe wie Tropical Synth-Pop, mel voller wohltuender Blautöne asso- Liedformen. Selbige Wege verfolgt Balearic Beat, karibische und afrikani- ziieren. Beides passt: «Azul» ist schwül, auch Schenker. Oder, wie er selbst noch sche Disco oder Trap. Worte, die nur vielseitig, ekstatisch respektive sehn- zuspitzt: «Ich jamme lieber eine Vier- schon beim Darüber-Nachdenken die süchtig, melancholisch und verträumt telstunde auf einem Afro-Riff, anstatt Gehörgänge aufheizen, derart farbig, geworden. Oder schlicht: ein kluger als Popsänger auf einer Coca-Cola- entdeckungslustig und vielverspre- Knaller! Bühne Mainstream-Songs spielen zu chend klingen sie. Dabei unterscheidet müssen.» sich «Azul» stark von seinem Vorgänger Schwimmbad, Ibiza, Stoph Ruckli «Mints»: Die Musik klingt wesentlich Agogo artifizieller, elektronischer und nicht Musikalisch gibt es unter dem mehr krautig-organisch nach Indie- Deckel der tollen Artworks von Dom Pop – Tropical Synth-Pop lautet neu die Meuter (Radar Grafik) hungrige Hook- Devise! lines, superbe Grooves und überhaupt Der gebürtige Oltner Schenker unglaubliches Material für die Tanzflä- produzierte dafür mit einer Musiksoft- che. Die erstveröffentlichte Single ware (kurz DAW) jeden Track vor und «Ocean Ground» beispielsweise ist mit gab einen Grundgestus, eine Art Hu- ihren Balearic-Beat-Ibiza-Vibes bereits Alois: Azul mus vor. Über diesen spielte der Rest ein Hit, welcher zum Abtauchen ein- Red Brick Chapel der Band Basslinien, Drumbeats, Per- lädt. Doch auch der Opener «Light The Veröffentlichung: 17. April kussions- und weitere Synthiespuren Fire» wirkt wie ein Trancetitan: Das

40 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 MUSIK

Gerade in «Chälbertanz» bedient sich WENDIGE VOLKS- Kofferfisch bekannter Klischees wie Glöckchen, Juchzen, Heissassa-Rufen – solche Sachen haben Musikschaf- MUSIKFISCHE fende wie Isa Wiss schon des Öfteren Zwischen Innovation und Klischee: Das Trio Kofferfisch zum Besten gegeben. Viel lieber schwimmt im Zick-Zack durch die Genre-Gewässer. Ihr würde man mit den Ohren in der aufregenden Landschaft von Stücken Debütalbum «Cholk» präsentiert imaginäre Volksmusik wie «Cholk» verweilen, wo sich Piano mit dadaistischen Sprachspielen. und Bass verzahnen und die Stimme mit Silben förmlich um sich wirft. Harmonik oder Rhythmik, «Cholk» ist also weniger Kam- sondern auch wegen Myrta mer-Jazz als Weltmusik, die zu Jazz Amstads geschickten (Fan- gemacht wird, und über der der bedeu- tasie-)Sprachspielen. Der tungsschwere Begriff «Kammermusik» Vorteil an Liedern in frem- thront. Vielleicht stossen Genrebe- den Sprachen ist, dass man zeichnungen im zeitgenössischen sich als Zuhörerin eigene Musikschaffen schlicht an ihre Grenzen Geschichten zusammen- und sollten einfach weggelassen wer- reimt, inspiriert von der den. Das braucht Mut. Hierzu eine Musik und den Gefühlen, Metapher aus der Unterwasserwelt: die darin mitschwingen. Kofferfische können sich auf der Stelle So klingt «Cholk» nach drehen und brauchen ihre Schwanz- Mal überraschend, mal (zu) traditionell: Kofferfisch einer imaginären Volksmu- flosse meistens bloss zur Steuerung. sik nach Vorbild von Musi- Nur im grössten Notfall wird daraus – PlattenWechsler – kerinnen wie etwa der 2012 ein Antriebsorgan. Doch dann können Luzern ist um ein Musikgenre reicher: verstorbenen Harfenistin Asita Hami- sie flink wie Pfeile aus den lauwarmen Mit «Cholk» veröffentlichte das Trio di. Die Kofferfische lassen auch Asso- Gewässern der komfortablen Genre- Kofferfisch ein Album in der Sparte ziationen mit der Tradition der Lautge- bezeichnungen in unbe- Kammer-Jazz. Die drei Musikschaf- dichte zu, die mit Hugo Balls «Karawa- kannte Meeresregionen fenden von Kofferfisch sind der Pianist ne» oder «Gadji beri bimba» ab 1915 schiessen. Auf zur Expe- Andreas Meili, die Vokalkünstlerin (dada-) dition, Kofferfisch! Myrta Amstad und Urban Lienert, der salonfähig wurden. Katharina Thalmann für einmal zum Kontra- statt zum Stücke wie «Balkonien» oder E-Bass greift. Auf «Cholk» sind neun «Chälbertanz» könnten sich nicht nur Stücke zu entdecken. Gemeinsam ist wegen der einschlägigen Titel auf ei- Kofferfisch: Cholk ihnen eine Art eklektischer Eth- nem der vielen Neue-Volksmusik-Al- Eigenvertrieb no-Touch. Dies nicht nur wegen der ben der letzten Jahre finden lassen.

Anzeigen #ShowSomeLove Rock on!

Die letzte Oase in S S S S – Berghain der Musikwüste. ist zwar cooler, aber Luzern liebt dich! 10-mal jährlich B. & B. für CHF 33.–

www.loopzeitung.ch

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 41 FILM APRIL 2020

dard-Enzyklopädie von Larousse: «Aus der deutschsprachigen Literatur sind nur ganz, ganz wenige Namen vertre- ten», betont er. «Canetti, Grass, Frisch, Dürrenmatt, sehr wenige.» Er selber sei «ganz in der Nähe von Nietzsche» zu finden. Man kann es Kühn nicht verden- ken, dass er den Autor so aus dem Nähkästchen plaudern lässt. Nizon ist ein Original mit hohem Unterhaltungs- wert. Sein Schalk und seine Schlagfer- tigkeit, die ihn auch in seinem 90. Le- bensjahr noch nicht verlassen haben, lassen ihn durchaus sympathisch Der privilegierte weisse Mann als Genie – und Christoph Kühns neuer Film schaut nur zu. wirken – obwohl es stutzig macht, dass er für ein abgebrochenes Buchprojekt emotionalere Worte übrig hat als für seine Kinder aus vergangenen Ehen. Seine charismatische Grossspurigkeit DIE LEGENDE DES erinnert an die legendäre Selbstinsze- nierung von Ernest Hemingway: Der privilegierte weisse Mann singt das PAUL NIZON überzeichnete Hohelied von sich selbst – und ist nun mal ein verdammt In Christoph Kühns Dokumentation «Paul Nizon: Der guter Erzähler. Nagel im Kopf» inszeniert der titelgebende Schweizer Schriftsteller sein Leben als herkulisches Heldenepos. Zu viel der Ehre Der Film lässt ihn gewähren. Ein weniger oberflächlicher Film hätte diese Tendenz als Herausforde- – Filmkritik – treibt Nizon die Frage um, wie hart so rung verstanden und sich damit ausei- Paul Nizon ist einer der bedeutendsten ein Leben im beschaulichen Zürich nandergesetzt, wie diesem Künstler- deutschsprachigen Literaten des denn überhaupt sein kann. Zu engma- begriff aus zeitgenössischer Sicht zu 20. Jahrhunderts – ein stilistischer schig sei das soziale Sicherheitsnetz, zu begegnen ist. Immerhin sind es derar- Rebell, ein Radikaler, einer der wenigen begrenzt der Horizont, zu gering der tige Zugänge, mit denen sich andere Schweizer Autoren, die es geschafft Ertrag. formal unspektakuläre Schweizer Li- haben, über die Landesgrenzen hinaus teraturdokumentationen – von «Max Bekanntheit zu erlangen. So sieht er es Flucht vor der Sicherheit Frisch, citoyen» (2008) über «Paul jedenfalls, als er Christoph Kühn in Also löste er eine einfache Fahrt Bowles: The Cage Door Is Always seiner Wahlheimat Paris ohne falsche nach Paris, um sich dort als «Grosser» Open» (2012) bis «Das letzte Buch» Bescheidenheit die wichtigsten Stati- zu behaupten. Viele andere Künstler, (2019) – jeweils auszeichnen. Doch «Der onen seiner Vita eröffnet. die es mit reichlich Vorschusslorbeeren Nagel im Kopf», bekräftigt durch Zugegeben, es ist eine bewegte dorthin verschlagen hatte, setzten sich überflüssige Strassentheaterszenen, Biografie. 1929 in Bern geboren, ent- beim französischen Publikum nicht die an angeblich sprechende Passagen schliesst sich Nizon Anfang der Sech- durch. Anders aber Nizon, dessen aus Nizons Romanen angelehnt sind, zigerjahre nach akademischer und Werke, als sie übersetzt in den Pariser reproduziert letztlich nur das altherge- journalistischer Laufbahn zum prekä- Buchläden auflagen, «empathisch brachte Muster der Genie-Verehrung. ren Leben des freien Schriftstellers. aufgenommen» wurden: Er erfüllte den Alan Mattli 1963 veröffentlicht er den autobiogra- Zweck seines Lebens, «wurde zu dem, fischen Roman «Canto», der zum zu dem ich gemeint bin». Stolz zeigt er Der Nagel im Kopf Startdatum unklar Kultbuch avanciert. Doch schon damals Kühn seinen Eintrag in der Stan- stattkino, Luzern

42 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 Ausgefragt: Patrick Jauch

weil sie während der Installationen gar nicht mehr nach Patrik Jauch (40) ist im Hause konnten – oder wollten. Wir sind noch heute ein Gesundheitswesen tätig und super motivierter Verein mit mehr Mitgliedern denn hat eine Familie mit vier Kindern. Seit zwölf Jahren je – aber es ist manchmal ein bisschen schwieriger, Leute arbeitet er ehrenamtlich für für grössere Aufgaben zu gewinnen. Geblieben ist das das Altdorfer Kellertheater unkommerzielle und das Feuer für die Sache – es ist eine im Vogelsang – zuerst als Musikgrüppeler, seit drei Ehre, ein Vogelsängler zu sein! Jahren bildet er nun zusam- men mit Daniel Schuler das Was macht den Reiz aus, Veranstaltungen Co-Präsidium. Das Schönste sei, wenn aus einer gewag- im Steinkeller durchzuführen? ten Idee ein gelungener Man hat eigentlich absolut freie Hand, was man Abend werde. machen möchte. Natürlich haben wir ein Budget, aber in diesem Rahmen ist irgendwie alles möglich – Kommerz, Das Kellertheater im Vogelsang hat eine Nischenprodukt oder Exotisches. Das heisst, der Orga- fünfzigjährige Tradition. Was hat sich nisator «brennt» für die zwei bis drei Anlässe, die er pro geändert – und was blieb gleich? Jahr organisiert, und freut sich meist mehr als das Publi- Wenn man mit den Gründungsmitgliedern spricht, kum. Unser Ziel ist ein breites Programm, häufig auch wird einem bewusst, dass am Anfang ganz viel Herzblut Neues zu entdecken und junge Künstler zu fördern – darin steckte und die Leute Tage und Wochen für das dem Unbekannten eine Bühne zu geben. Und das macht Kellertheater aufgewendet haben. Auch später noch gab natürlich Spass! es Techniker, die den Schlafsack im Vogelsang hatten, Bei euch arbeiten rund 40 Freiwillige mit. Wie koordiniert man so viele Leute, die Anzeigen vorwiegend ehrenamtlich tätig sind? Markt 2020 Die Freiwilligen sind in Gruppen aufgeteilt. Musik-, Theater-, Kindertheater- und Restkultgruppe organisie- Vom 4. April – 2. Mai sind ren Anlässe, meist machen sie das recht autonom. Dann wir wieder samstags auf gibt’s eine Mediengruppe für die Werbung und das Pro- gramm, eine Technikergruppe für den Sound und das dem Helvetiaplatz, Luzern. Licht und ein Gastroteam für das Flüssige. Die Grup- penchefs sind alle im Vorstand, das Co-Präsidium versucht all das zu koordinieren. Häufig helfen aber alle Grosses Sortiment allen – gut möglich, dass am Trash-Metal-Konzert jemand von der Kindertheatergruppe an der Kasse sitzt. einheimischer Wildblumen und Kräuter Kellertheater im Vogelsang Vogelsanggasse www.wildstauden.ch 6460 Altdorf

Ausschreibung Zuger Werkjahr und Förderbeiträge 2020

Der Regierungsrat des Kantons Zug schreibt erneut Zuger Förderbeiträgeund Anmeldeformulare und Teilnahmebedingungen: www.zg.ch/kultur ein Werkjahr für Zuger Kunstschaffende der Sparten bildende und angewandte Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug Kunst, Musik, Literatur, Film, Tanz und Theater aus. Amt für Kultur, Baarerstrasse 19, 6300 Zug Auskunft: Corinne Wegmüller, 041 728 31 46, [email protected] Anmeldeschluss: Montag, 11. Mai 2020 (Eintreffen der Bewerbung)

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 43 Anzeigen PROGRAMM IM APRIL 2020 Kleintheater Luzern

ABSAGE ALLER VERANSTALTUNGEN BIS ENDE APRIL 2020

Aufgrund der aktuellen Situation der COVID-19 Pandemie haben

Studio für zeitgenössische Musik. Bild Patrick Portmann. wir uns entschlossen, alle Veran- staltungen bis einschliesslich April 2020 30. April 2020 abzusagen. Wir hoffen, mit dieser Entscheidung einen aktiven Beitrag zum Schutz SO 19.04.2020, 19:30 Uhr, Theater Pavillon Luzern von Risikogruppen leisten zu Step Across The Border – Mike Svoboda Studierende der Hochschule Luzern können. Mike Svoboda, Leitung

FR 24. bis SA 25.04.2020, Neubad, Luzern Moskau/New York – Festival Wege der Wahrnehmung Eröffnungskonzert – Manifest – Late Night Lounge Studio für zeitgenössische Musik Erik Borgir, Gesamtleitung

SA 25. bis SO 26.04.2020, Saal Dreilinden, Luzern Informationen bezüglich Ticketrückerstattungen, Edwin Fischer – Wettbewerb und Preisträgerkonzert 2020 mögliche Verschiebedaten und Veranstaltungen Master-Studierende der Bereiche Holz- und Blechblasinstrumente, ab Anfang Mai werden wir laufend auf allen Harfe, Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug Kanälen kommunizieren. Unser Team versucht, alle anstehenden Fragen bezüglich der Situation SO 26.04.2020, 17:00 Uhr, Gemeindesaal, Meggen Preisträgerkonzert der Stiftung Junge Musiktalente Meggen so schnell wie möglich zu beantworten. Dies wird Werke von Joseph Haydn, Sofia Gubaidulina und einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir bitten Wolfgang Amadé Mozart deshalb um etwas Geduld und Euer Verständnis. Hyazintha Andrej, Violoncello; Tizia Emma Zimmermann, Akkordeon; Vitor Fernandes, Klarinette Herzlichen Dank Junge Philharmonie Zentralschweiz Euer Kleintheater-Team Igor Karsko, Leitung

MI 29.04.2020, 18:00 Uhr, Mediathek, Mariahilfgasse 2a, Luzern «Über Volksmusik reden» mit Res Schmid, Schwyzerörgeli

MI 29.04.2020, 19:30 Uhr, Jazzkantine Luzern Stubete in der Beiz

www.hslu.ch/musik [email protected] T +41 41 249 26 00

44 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 KEINE KULTURVERANSTALTUNG, KEIN KALENDER Nachdem der Bundesrat die «ausserordentliche Lage» bis am 19. April 2020 gemäss Epidemie- gesetz erklärt hat und daraufhin eine Mehrheit der Veranstalter ihr komplettes Programm bis Ende April abgesagt oder auf später verschoben hat, sind wir zum Schluss gekommen, dass wir mangels Veranstaltungen darauf verzichten müssen, den Kalender zu drucken. Eine traurige Premiere in unserer Geschichte. Gerne halten wir Sie im Web auf dem Laufenden: kalender.null41.ch

Ausstellungen akku Kunstplattform Heimatmuseum Glasi Hergiswil Historisches Museum FR–SA 14–17 Uhr, SO 10–16 Uhr Geschichte, Handwerk, Wohnen, Vom Feuer geformt DI–SO 10–17 Uhr Marie-Theres Amici & Thierry Landwirtschaft im 19. und 20. Jahr- Sonderausstellung zur Geschichte des Luzern. Fotografiert: 1840 bis Perriard hundert Glases & der Glasi Hergiswi 1975 «Bewegung im Gewölk». Doppelaus- Aktuelle Kunst 2020 Luzerner Sonderausstellung — 30.8.2020 Landschaft stellung. Kabinettausstellung: Alfred Gletschergarten Kinderveranstaltungen Bernegger — 7.6.2020 Sonderausstellung. Täglich 9–18 Uhr Mit Dora Wespi u. a. — 17.5.2020 SA 4.4. & SO 5.4., jeweils 14 Uhr: Vernissage Garten, Spiegellabyrinth, Historisches Fotoshooting. FR 17.4., 19 Uhr Wunderkammer Familienplausch Forum Schweizer Geschichte Dauerausstellung DI–SO 10–17 Uhr Kinderführungen Arlecchino Attraktion Projekt Fels Entstehung Schweiz SO 12.4., 14.45 & 15.45 Uhr: MO–FR 6.30–20 Uhr, SA 7–18 Uhr, Sonderausstellung Im Drachenland SO 8–18 Uhr Multimediale Dauerausstellung Eisflocken SO 19.4., 14.45 & 15.45 Uhr: Die Nacht Pia Valär Galerie Billing Bild Sonderausstellung. Installation der Werwölfe «Meer Meer». SO 26.4., 114.45 & 15.45 Uhr: Einzelausstellung — 2.4.2020 MO/DO 14–18 Uhr, SA 10–16 Uhr Zipf, Zapf und Zipfelwitz Kunter- Der Schatz der Piraten Lea Achermann bunt Veranstaltungen Benzeholz - Raum für zeit- «Krähen». Kinderausstellung Einzelausstellung — 19.4.2020 MI 1.4., 18 Uhr: Fotogeschichte(n) genössische Kunst ausstellen. Sonderführung DO & SA–SO 14–18 Uhr Veranstaltung Hans Erni Museum Theatertouren Stephanie Hess DO 2.4., 18 Uhr: Duo-Serie 2020. Sommerzeit: 11–18 Uhr Winterzeit: 11 – 17 Uhr Ab MI 1.4., 10 Uhr: Täglich (ausser MO) «Exposed». Konzert. Freie Improvisation. Mit Christof Zurbuchen (acl) u. a. Hans Erni für Kinder & Erwachsene. Einzelausstellung — 12.4.2020 Detailprogramm: Dauerausstellung & Skulpturengarten Veranstaltungen Galerie Harlekin/Kunsthaus www.historischesmuseum.lu.ch SA 4.4. & SO 5.4., jeweils 17 Uhr: Anna Haus für Kunst Rabica Exposed. Tanz & Zauberkunst. Fischer Hofkirche DI–FR 13.30–17 Uhr DO/FR 14–18 Uhr, SA/SO 11–17 Uhr Mit Anna Herrmann & Christian Der Luzerner Stiftsschatz D. Link Henri Spaeti Anton Bruhin Sonderausstellung zum 1250-Jahr-Ju- «Dix pièces pour piano, la Buddha». «Hauptsache». Einzelausstellung — 17.5.2020 biläum des Stifts St. Leodegar im Hof. Bourbaki Panorama Einzelausstellung. Nur im Rahmen einer Führung 1. April–31. Oktober: MO–SO 9–18 Uhr Installation — 15.5.2020 Veranstaltung besuchbar: www.chorherrenstift.ch 1. November–31. März: MO–SO 10–17 Uhr DO 16.4., 18 Uhr: Rendezvous. Sonder- Monumentales Rundbild: ein Galerie Kriens führung. Mit Willy Müller & Beat Hotel Krone Sarnen europäisches Kulturdenkmal MI/SA 16–18 Uhr, SO 14–18 Uhr Widmer. Moderation: Barbara Zürcher Artothek Sarnen Dauerausstellung. Geschichte mit Thomas Birve Geschichten erleben: Museumsbesuch Kunst zum Ausleihen. Mit Werken mit App (Tablets stellt das Museum «März 19 bis März 20». Haus zum Dolder von über 30 Kunstschaffenden zur Verfügung) Einzelausstellung — 5.4.2020 Besichtigung nur geführt und nach Vereinbarung Sehwunder. Trick, Trug & Illusion KALI Gallery Galerie Müller Kulturhistorische Sammlung DO–FR 17–19 Uhr, SA 15–17 Uhr «Die faszinierende Welt der optischen DO–FR 13–18.30 Uhr, SA 10–16 Uhr Illusion». Sonderausstellung Sammlerhaus der Arztfamilien Sebastian Haas Pascale Ettlin Müller-Dolder: Barockmöbel, Hinter- Veranstaltung «Plangent». Einzelausstellung. glasbilder, sakrale Skulpturen, volksre- Einzelausstellung — 15.5.2020 DO 2.4., 19 Uhr: Literatur im Pano- Malerei — 25.4.2020 ligiöse Objekte, Fayencen und Porzel- rama: Anita Siegfried. «Blanchefleur». lan, Flühli-Glas, historische Arztpra- Vernissage Lesung xis, ostasiatische und afrikanische SA 11.4., 18 Uhr: Mit Your Mother Was Galerie Urs Meile Sammlerstücke — 31.12.2022 A Dolphin Kinderveranstaltung DI–FR 10–18 Uhr, SA nach Vereinbarung SA 4.4., 10.30 Uhr: Von Jugendlichen 041 420 33 18 Hilfiker Kunstprojekte KKLB für Kinder erzählt. Kinderführung. Julia Steiner Mit Nadine & Fjanne. Ab 5 Jahren MI–SA 13–17 Uhr SO 14 Uhr und nach Vereinbarung Einzelausstellung — 2.5.2020 Claudia Vogel Öffentliche SonntagsFührung Edizioni Galleria Periferia Galerie Vitrine «Wenn du mich siehst, dann weine». Dauerausstellung. Arbeiten von SA 12–17 Uhr oder nach Vereinbarung Einzelausstellung. Roman Signer, Gerda Steiner & Jörg DO–FR 14–18.30 Uhr, SA 12–16 Uhr Sharon Kivland Skulpturale Installation — 4.4.2020 Lenzlinger, Sipho Mabona, Heinrich Carla Maria Bellido Venice Spescha Gartentor, Martin Solèr, Madleine Einzelausstellung — 4.4.2020 Staubli, Monika Steiger, Edwin Grüter, «Static». Einzelausstellung. «Extension de l’univers». Einzelaus- Malerei — 2.5.2020 Irmgard Walthert, Ursula Stalder, Silas Entlebucherhaus stellung. Raumzeichnungen, Kreienbühl, Rochus Lussi u. a. MI und jeden 1. SO im Monat 14–17 Uhr Wandobjekte — 30.5.2020 oder nach Vereinbarung 041 484 22 21 Vernissage MI 22.4., 18 Uhr

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 45 Anzeigen #ShowSomeLove HEEPÄ, GIGELE, Weil du noch so viel GÄITSCHE mehr bist als gute Mundart Konzerte und Partys: in der Liebe Industriestrasse, Deutsch- wir haben dich gern schweiz

#ShowSomeLove

Kultur für alle statt für wenige. Danke allen engagierten Kultur- schaffenden für den grossen Einsatz! Eure Judith Dörflinger

Elephanthouse Neustadtstrasse www.sic-raum.ch CH-6003 Luzern

4. April museum.ch www.nidwaldner- Salzmagazin Museum Nidwaldner — 1. November LOCH 2020

11 Ausgaben pro Jahr für Fr. 85.– LONG www.null41.ch /abonnieren RHONA MÜHLEBACH Mai 2020

Das Kulturmagazin

46 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 Öffentliche SonntagsFührung Kunsthaus Zug SO 5.4., 14 Uhr: Mit Ursula Stalder & DI–FR 12–18 Uhr, SA/SO 10–17 Uhr Wetz Fantastisch Surreal – Die Sammlung SO 12.4., 14 Uhr: Mit Osterhase & Wetz Sonderausstellung — 24.5.2020 SO 19.4., 14 Uhr: Mit Marlène Schäfer Breton Duchamp Kiesler. & Wetz Surrealistische Räume 1947 SO 26.4., 14 Uhr: Mit Martin Gut & Wetz Sonderausstellung — 24.5.2020 ANTON BRUHIN Jeweils parallele Kinderführung Marina Lutz Kunstmetzgerei «My Rocky Walls». SA 11–16 Uhr Einzelausstellung — 30.6.2020 Nagy Csaba «Strohintarsien auf Vogeleier». HAUPTSACHE Kloster Rathausen Einzelausstellung — 11.4.2020 MO–FR 8–17 Uhr, SA/SO auf Anfrage im Café Kunstmuseum Luzern Kunst von Menschen mit und DI–SO 11–18 Uhr, MI 11–20 Uhr ohne Beeinträchtigung Alles echt! Gruppenausstellung. www.ssbl.ch/ Sonderausstellung. Werke aus der 7. März bis 17. Mai 2020 galerie — 19.4.2020 Sammlung — 22.11.2020 Kornschütte Veranstaltungen MI 22.4., 18 Uhr: Begegnung mit dem MO–FR 10–18 Uhr, SA–SO 10–16 Uhr Original. Mit Alexandra Blättler Einzelausstellung Michaël Lucerne & Elena Parris MI 29.4., 18 Uhr: «Copy Paste». «Dampfschiffs Stadt Luzern – Dampf- Gespräch. Mit Caroline Bachmann & schiff-Poesie». Sonderausstellung. Alexandra Blättler Bilder, Fotografie — 21.4.2020 Führungen Vernissage SO 12.4. & 26.4., 11 Uhr SA 11.4., 11 Uhr MI 15.4., 18 Uhr HAUS FÜR KUNST URI What is More – Fotowerkschau 2020 Marion Baruch Herrengasse 2, 6460 Altdorf «Retrospektive – innenausseninnen». Sonderausstellung. Mit Fabian Biasio, Einzelausstellung — 21.6.2020 Martin Bissig, Pearlie Frisch, Corinna Do/Fr 14 – 18 Uhr, Sa/So 11 – 17 Uhr Flühmann, Matteo Gariglio, Melchior Veranstaltungen Imboden, Christian Indergand & Max MI 1.4., 18 Uhr: «Une chambre vide». 041 870 29 29 Ehrengruber, Franca Pedrazzetti, Mit Myriam Rambach & Arben Iljazi, Alexandra Wey. Photographer in Georges Pfründer, Noah Stolz www.hausfuerkunsturi.ch Residence: Juanita Escobar — SO 5.4. & 26.4., jeweils 12.15 Uhr: Blind 10.5.2020 Date. Konzert. Klassik. Mit Solistin- Vernissage nen & Solisten des Luzerner Sinfonie- DO 30.4., 18 Uhr orchesters Welten MI 8.4., 18 Uhr: Vortrag. Kulturraum am Seeplatz 10 Mit Mascha Madörin machen FR 18–21 Uhr, SA–SO 14–19 Uhr Führungen Ostermontag: 18–21 Uhr SO 5.4. & 19.4., jeweils 11 Uhr Guido W. Zeiger & Rainer Otto Hummel Kunstraum Hochdorf Doppelausstellung. Malerei, Zeich- DO–FR 16–18 Uhr, SA–SO 15–18 Uhr nungen, Objekte — 13.4.2020 Aktuelle Kunst 2020 Luzerner Kunstgalerie Café/Bar Landschaft Gruppenausstellung. Mit Ruth Bättig, 05. 04. — ductus Carola Bürgi, Rebecca Fässler, Thomas verschoben14. 06. 2020 DO–SA 14–23 Uhr, SO 9–17 Uhr Heini/Klara Bühler Kurmann u. a. — Franz Siegwart 5.4.2020 von Miniatur «Quadratur». Lukas Hirschi Einzelausstellung — 23.4.2020 bis Monumental «zwischen_STAND». Einzelausstel- Vernissage lung. Malerei — 17.5.2020 DO 23.4., 19 Uhr Vernissage SA 25.4., 16 Uhr Kunsthalle Luzern #ShowSomeLove MI–SA 14–19 Uhr, SO 14–17 Uhr Kunstseminar Galerie & Philipp Hänger Artothek der Stiftung Kutra- «Dear Optimist». Einzelausstellung. Hauri Installation — 16.5.2020 Kunstseminar-Galerie: DO 15–21 Uhr, Vernissage FR–SA 14–17 Uhr, SO 14–17 Uhr Ob mit B-Sides 2020 oder Artothek: MO/DO 10–11.30 Uhr oder FR 24.4., 19 Uhr: Mit Michael Sutter nach telefonischer Vereinbarung 041 370 ohne: Unserem Festivalbüro, 55 57 Kunsthandlung & Galerie Monique Tjon-A-Tsien & Louis der Festivalleitung, den Res- Carla Renggli Houwen MI–FR 14–18 Uhr, SA 10–16 Uhr «Künstlerpaare II». Sonderausstellung. sortchef*innen und allen Gabi Fuhrimann Bilder in Gouache und Öl — 19.4.2020 Helfer*innen gilt ein unglaub- Einzelausstellung. Vernissage Malerei — 11.4.2020 DO 16.4., 19 Uhr lich grosses Danke! Monika Feucht Veranstaltungen «Signum». FR 17.4. & SA 18.4., jeweils 14 Uhr: Einzelausstellung — 30.5.2020 Kunstcafé Vernissage SO 19.4., 17 Uhr: Mira Spengler & SA 25.4., 17.30 Uhr: Mit Sabine Arlitt Hugo Chenuet. Konzert. Klassik

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 47 Anzeigen 28.03.20 — 02.05.20

fumetto – comic festival luzern 2020

aufgrund der aktuellen lage mit dem neuen corona-virus (CU) musste das fumetto comic festival 2020 leider abgesagt Carla María Bellido werden. Aufgrund des Coronavirus wird die Ausstellung von Carla Maria Bellido (CU) bis auf Weiteres verschoben. In der Zwischenzeit wird die Ausstellung die kunsthalle luzern bleibt bis auf weiteres geschlossen! (CU) von Ernesto Rodriguéz Gonzàlez weitergeführt. Weitere Informationen in der zwischenzeit widmen wir uns der planung der aus- werden laufend unter www.galerie-vitrine.ch aufgeführt. stellung «dear optimist» von philipp hänger. ob diese mit einer öffentlichen vernissage eröffnet werden kann, ist zurzeit leider noch unklar. 14.03. — 04.04. und 12.04.2020 05.04. weitere informationen finden sie auf unserer website: 17 Uhr www.kunsthalleluzern.ch Anna Rabica www.benzeholz.ch Exposed Stephanie mit Tanz und philipp hänger – dear optimist Zauberei Hess — 24. april – 14. juni 2020 Exposed kunsthalle luzern kunsthalle luzern | bourbaki panorama Benzeholz postfach 3203 | löwenplatz 11 | 6002 luzern Raum für Öffnungszeiten Seestrasse + 41 41 412 08 09 | kunsthalleluzern.ch zeitgenös sische Do / Sa / So / 6045 Meggen mi – sa 14.00 – 19.00 uhr | so 14.00 – 17.00 uhr Kunst von 14–18 Uhr

16. Februar bis 24. Mai 2020 Kunsthaus Zug Dorfstrasse 27, 6301 Zug | www.kunsthauszug.ch Di bis Fr 12.00 – 18.00 | Sa und So 10.00 – 17.00 Fantastisch Surreal Die Sammlung — Breton Duchamp Kiesler Surrealistische Räume 1947 Martin Disler, o.T., 1978, Kunsthaus Zug o.T., Martin Disler,

48 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 AUSSTELLUNGEN

M35 Kinderveranstaltungen Poterie d’art Steinen Galerie SA 13–18 Uhr oder nach Vereinbarung Jeden MI, 14 Uhr: Gwunderstunde. DO–FR 12–20 Uhr, SA–SO 10–17Uhr SA 13–16 Uhr Kevin Kemter «Ei, ei, ei!». Ab 5 Jahren Catherine Schmid André Emmenegger & Michael «Kopfgeburt». Einzelausstellung. Veranstaltungen «Feuerspuren». Einzelausstellung. Pallett, Christina Barry & Ueli Rauminstallation, Zeichnung — DI 7.4., 18 Uhr: Huhn und Küken. Keramik — 5.4.2020 Lehmann 9.5.2020 Sonderführung Vernissage Doppelausstellungen Vernissage DO 9.4., 13.30 Uhr: Gründonnerstag- MI 1.4., 16 Uhr SA 4.4., 18 Uhr suppe − Wildkräuterschmaus vor Tal Museum Ostern. Exkursion. Mit Anna Poncet. Luxushotellerie in Engelberg Infos & Anmeldung bis 25. März unter Richard Wagner Museum Matthäuskirche & Peters- 041 228 54 11 DI–SO 11–17 Uhr (April bis November) «Von Berg- und anderen Kulissen». Dauerausstellung kapelle DI 14.4., 19 Uhr: Huhn – ein Vogel wird Sammlung Richard Wagner Hans Thomann zum Partner. Vortrag. Mit Britta Dauerausstellung. Leben und Werk Engelwelten «... es geht aufwärts ...». Einzelausstel- Allgöwer des Komponisten Sonderausstellung — 13.4.2020 lung. Installation — 10.4.2020 DO 16.4., 20 Uhr: Evolution der Vögel: Führung Von den Dinosauriern zu den moder- Sankturbanhof SA 11.4., 17 Uhr Museum Bruder Klaus nen Vögeln. Vortrag. Mit Lukas Jenni MI–FR 14–17 Uhr, SA–SO 11–17 Uhr Sachseln Spuren des Schauens Dauerausstellung Turbine DI–SA 10–12 Uhr & 13.30–17 Uhr, Sonderausstellung. Skizzen-Ausstel- Geschichte und Kultur von Sursee. SA 14–17 Uhr, SO 14–17 Uhr SO 11–17 Uhr lung der Fachklasse Grafik Luzern. Im Objekte, Gebäude, Persönlichkeiten Edwin Grüter Forum Treppenhaus — 19.4.2020 Niklaus von Flüe – Vermittler Aktuelle Kunst 2020 Luzerner zwischen Welten «auf fassungen». Einzelausstellung. Nidwaldner Museum: Landschaft Installation — 25.4.2020 «Vermittler zwischen Welten». Gruppenausstellung. Mit Esther Vernissage Grundausstellung — 1.11.2020 Festung Fürigen Amrein, Rosângela de Andrade, Winterpause. Führungen auf Anmeldung FR 3.4., 18 Uhr: Mit Marus Risi, Urs Führung Ferdinand Arnold, Ruth Baettig, Sibler. Musik: Roland von Flüe (bcl, sax) MI 15.4., 19.30 Uhr: Die Brüder vom möglich Jeremias Bucher, Klara Bühler, Flüeli Festung Fürigen von 1941 bis Romuald Etter, Heini Gut, Thomas Finissage heute Heini, Stefan Rösli, Roger Schnyder, SA 25.4., 17 Uhr Weltenmachen – von Miniatur Gabriela Schoenenberger, Eva Stürm- bis Monumental Ausnahmezustand und Alltag im Berg. Dauerausstellung lin, Tino Steinemann u. a. — 31.5.2020 Verkehrshaus der Schweiz Sonderausstellung. Mit Stefan Führung Bucher-Twerenbold, Frédéric Clot, Führung Täglich 10–17 Uhr Sabine Hertig, Monica Ursina Jäger, SO 5.4., 11 Uhr SO 5.4., 11 Uhr Transportmuseum Ofra Lapid, Lukas Liederer, Marius Ausstellungshallen, Filmtheater, Rappo, Stefan Rogger, Marco Scorti, Nidwaldner Museum: Salz- Schloss Heidegg Planetarium Olga Titus, Matthias A. K. Zimmer- Schlossgeschichte mann, Peter Storrer — 14.6.2020 magazin Winterpause. Führungen auf Anmeldung Dauerausstellung. Infos zu den Turm- ZHB Zentral- und Hoch- Vernissage möglich kellergeschichten: www.heidegg.ch/ schulbibliothek SO 5.4., 11 Uhr museum/heidegger-turmkellerge- Heepä, Gigele, Gäitsche–Mund- schichten Ester Bättig art in der Deutschschweiz «Alles». Einzelausstellung. Bilder. Museum Rainmühle Sonderausstellung — 1.11.2020 Im Bistro Quai 4 — 6.6.2020 April–Oktober, jeweils SO 14–17 Uhr oder Schloss Meggenhorn nach Vereinbarung Vernissage Leidenschaft Textil Vernissage Industriekultur der Schweiz FR 3.4., 18.30 Uhr Sonderausstellung — 1.11.2020 MI 8.4., 17 Uhr Dauerausstellung. Historische Mutig, trotzig, selbstbestimmt: Veranstaltung Maschinen Nidwaldens Weg in die Moderne SO 26.4., 11 Uhr: Seide aus Gersau. Dauerausstellung zu geschichtlichen Gespräch. Mit Hanspeter Museum Sammlung Themen Nidwaldens Müller-Droossart u. a. Rosengart Fokus Armin Meili Täglich 11–17 Uhr Nidwaldner Museum: «Visionen aus der Zeit». Sammlung Rosengart Winkelriedhaus & Pavillon Einzelausstellung — 5.4..2020 MI 14–20 Uhr, DO–SA 14–17 Uhr, Dauerausstellung. Werke von Shedhalle Zug Bonnard, Braque, Cézanne, Chagall, SO 11–17 Uhr Kandinsky, Klee, Matisse, Miro, Nachhall und Witterung DI–MI 11–18 Uhr, DO–FR 11–20 Uhr, Monet, Picasso, Renoir u. a. SA–SO 11–16 Uhr Dauerausstellung. Ausgewählte Now and Forever –10 Minutes Veranstaltung Werke aus der Sammlung des Nidwaldner Museums into Eternity MO 6.4., 12.15 Uhr: Kunst zu Mittag. Gruppenausstellung. Mit Patrik «Le relais de poste, Louveciennes, Annemarie von Matt Alvarez, Micha Aregger, Titus Eichen- 1872: Zur Erinnerung an den 190. «Widerstehlich». berger, Franziska Furrer, Carmela Geburtstag von Camille Pissarro». Einzelausstellung — 2.8.2020 Gander, Martin Gut, Rochus Lussi, Gespräch Führung Matthias Moos, Pia Petri-Maurer, Führungen Anita Regli, Manuela Saurer, Anita MI 22.4., 18.30 Uhr Sieber, Reto Scheiber, Marco Scorti, Jeden SO, 11.30 Uhr Abenteuer Amerika–Nidwaldner Andreas Widmer — 19.4.2020 Pioniergeist im Dienst des Vernissage Musikinstrumentensamm- Klosters Engelberg FR 3.4., 18.30 Uhr : Mit Michael Sutter lung Willisau Sonderausstellung — 2.8.2020 MI & jeder 2. SO Finissage z s u z s a’ s galerie SO 19.4., 14 Uhr : Gespräch. Mit den DO–FR 14–18.30 Uhr, SA 14–17 Uhr oder Sammlung Patt & Sammlung o.T. Raum für aktuelle Kunst nach Vereinbarung Schumacher Künstlerinnen & Künstlern, Michael DO–FR 16–19 Uhr, SA 14–17 Uhr Sutter, Silvia Henke 2020 Tandem Vol. 1: Claude Dauerausstellung. Monika Dillier & Fabienne Im- Sandoz & Nina Caviezel Historische Instrumente moos sic! Raum für Kunst/ «Via digilogo». Davids Harfe «Selmas Atempendel ist Matildas Elephanthouse Sonderausstellung — 18.4.2020 Sonderausstellung. Musikinstru- Garten» & «[ ]». Doppelausstellung — mente der Psalmen — 21.6.2020 4.4.2020 DO–FR 15–19 Uhr, SA 14–17 Uhr Rhona Mühlebach Natur-Museum «Loch Long». DI–SO 10–17 Uhr Einzelausstellung — 10.5.2020 Eichhörnchen Veranstaltung Sonderausstellung — 16.4.2020 DO 16.4., 19 Uhr: Einführung. Mit Laura Breitschmid

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 49 Anzeigen

Adressen A-Z

(ort) Gerliswilstr. 23, Emmenbrücke Kunstseminar Galerie & Artothek der akku Kunstplattform Gerliswilstr. 23, Stiftung Kutra-Hauri Grimselweg 8, Emmenbrücke, www.akku-emmen.ch Luzern, www.kunstseminar.ch Benzeholz - Raum für zeitgenössische Museum Bruder Klaus Sachseln Dorf- Kunst Seestrasse, Meggen strasse 4, Sachseln www.benzeholz.ch www.museumbruderklaus.ch Bourbaki Panorama Löwenplatz 11, Museum Sammlung Rosengart Pilatus- Luzern, www.bourbakipanorama.ch str. 10, Luzern, www.rosengart.ch 97.7 MHZ FM 96.2 MHZ FM / DAB+ Bücher Dillier Poststr. 8, Sarnen Natur-Museum Kasernenplatz 6, Luzern, www.naturmuseum.ch Galerie Billing Bild Haldenstr. 1, Baar, www.billingbild.ch Neubad Bireggstr. 36, Luzern www.neubad.org Haus für Kunst Herrengasse 2, Altdorf, www.hausfuerkunsturi.ch Nidwaldner Museum: Salzmagazin Stansstaderstrasse 23, Stans Hans Erni Museum, Verkehrshaus der www.nidwaldner-museum.ch Schweiz, Lidostr. 5, Luzern Nidwaldner Museum: Winkelriedhaus & Hilfiker Kunstprojekte Museggstr. 6, Pavillon Engelbergstr. 54A, Stans Luzern, www.hilfikerkunstprojekte.ch www.nidwaldner-museum.ch Historisches Museum Pfistergasse 24, Peterskapelle Kapellplatz 1a, Luzern Luzern Rathausbühne Willisau Hauptgasse 13, www.historischesmuseum.lu.ch CRRRRRII Willisau, www.rathausbuehne.ch Hochschule Luzern – Design & Kunst, Standort Bau 745 Viscosistadt SO20 - Haus zum Lernen St.-Oswalds- Nylsuisseplatz 1, Emmenbrücke Gasse 20, Zug 2020 Hochschule Luzern – Institut für Jazz & Saal Dreilinden Dreilindenstr. 93, Volksmusik Mariahilfgasse 2a/Graben, Luzern, www.hslu.ch/musik Luzern, www.hslu.ch/musik Sankturbanhof Theaterstr. 9, Sursee, Hochschule Luzern – Musik Zentralstr. www.sankturbanhof.ch 18, Luzern sic! Raum für Kunst/Elephanthouse Hochschule Luzern – Musik, Standort Neustadtstr. 29, Luzern Süesswinkel Raum 3, Süesswinkel 8, www.sic-raum.ch Luzern Turbine Giswil, www.expoturbine.ch 3FACH ASS KICK RADIO KALI Gallery Lädelistr. 4, Luzern Verkehrshaus der Schweiz Lidostr. 5, kaligallery.com Luzern, www.verkehrshaus.ch KKL Europaplatz 1, Luzern ZHB Zentral- und Hochschulbibliothek #ShowSomeLove www.kkl-luzern.ch Sempacherstr. 10, Luzern Klinik St. Anna St. Anna-Strasse 32, www.zhbluzern.ch Luzern Kloster St. Urban Schafmattstr. 1, St. Urban, www.st-urban.ch Anzeige Vielen Dank an alle Kunsthalle Luzern Löwenplatz 11, Luzern, www.kunsthalleluzern.ch Aikido Luzern – Japanische Künstler*innen und Kul- Kunsthandlung & Galerie Carla Renggli Kampfkunst. Ober-Altstadt 8, Zug Kämpfen ohne Siegen und Verlie- turschaffenden die Kunstkeramik Luzernerstr. 71, Ebikon, ren. Koordination, Beweglichkeit, www.kunstkeramik.ch Eleganz. Für Erwachsene, unsere Stadt so lebens- Kunstmuseum Luzern Europaplatz 1, Jugendliche und Kinder. wert machen! Luzern, www.kunstmuseumluzern.ch [email protected], Kunstraum Hochdorf Lavendelweg 8, www.aikido-luzern.ch, Euer Stapi, Beat Züsli Hochdorf 041 210 33 66

#ShowSomeLove #ShowSomeLove

Sic! Elephanthouse, ein Bald ist es wieder soweit: kleiner Raum mit grosser Alle vier Monate freue ich Kunst – Danke Laura und mich über die interessante Eva-Maria für das farbige Lektüre von KARTON, Archi- Beleben der Neustadt- tektur im Alltag der Zentral- strasse schweiz!

50 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 AUSSCHREIBUNGEN

Produktionsförderung. Die Beiträ- Wer den Titel «Beste Nachwuchs- Ausschreibungen ge dienen einer schwerpunktmäs- band 2020» gewinnt, wird schliess- sigen Förderung professioneller lich mit einem Auftritt im Zürcher Atelierzimmer frei im Gelben Büropraktikum im Kulturhof Kulturschaffender und werden im Musikclub Moods belohnt. Die Haus (ab Juni 2020) Hinter Musegg (60-80%) Wettbewerbsverfahren von einer Teilnahme am Festival steht allen In der Kunstgemeinschaft Gelbes Der Kulturhof Hinter Musegg fünfköpfigen Jury vergeben. Jugendlichen aus dem Kanton Haus wird ein Atelierzimmer frei. sucht per September eine Prakti- • Zur Ausschreibung im Bereich Schwyz im Alter zwischen 12 und Dieses wird nun ausgeschrieben. kantin oder einen Praktikanten. «Musik» zugelassen ist das aktu- 22 Jahren offen. Im April werden dazu Vorstellungs- Der Kulturbetrieb bietet einen elle Schaffen von Musikerinnen Anmeldeschluss: 15. April 2020. gespräche abgehalten. Das Atelier Einblick in die Bereiche Kommu- und Musikern in sämtlichen Be- Weitere Informationen und Anmeldung: steht Kunstschaffenden, die in ei- nikation, Administration, Fund- reichen der Sparte «Musik». Die www.bandxsz.ch nem Arbeitsverhältnis nicht mehr raising und Veranstaltungsorga- Beiträge dieser Ausschreibung als dauerhaft 50 Prozent angestellt nisation. dienen der Veröffentlichung sowie Förderpreis Kulturkommission sind. Wichtig ist ausserdem ein Bewerbungen bis 31. März 2020. den damit verbundenen Aufwän- Kriens Interesse am gemeinsamen Haus- Komplette Ausschreibung: den für Promotion und Distribu- Die Stadt Kriens vergibt ihren För- leben und die Beteiligung an Haus- www.hinter-musegg.ch tion. Total stehen 60 000 Franken derpreis für kulturelles Schaffen. arbeiten, Sitzungen und Organi- Unterlagen an: Pia Fassbind, kontakt@ zur Verfügung. Der Preis ist mit 5 000 Franken sation gemeinschaftlicher Anlässe. hinter-musegg.ch oder per Post • Die Beiträge der Ausschreibung dotiert. Bewerben können sich Kul- Anmeldefrist: 30 März 2020. im Bereich «Theater/Tanz» von turschaffende, die ihren Wohnsitz Weitere Informationen: Horwer Förderpreis 2020 insgesamt 120 000 Franken können seit mindestens zwei Jahren in Kri- www.gelbeshaus.ch Für den Horwer Förderpreis 2020 für Produktionen von professio- ens haben oder in Kriens heimat- werden Projekte gesucht, die den nellen Theater- und Tanzschaffen- berechtigt bzw. aufgewachsen sind. Ateliers zur Untermiete Gelbes Fokus auf lebensnahe Themen aus den vergeben werden, die erstmals Teilnahmeberechtigt sind auch Haus der jüngeren Horwer Geschichte ab Juli 2020 aufgeführt werden. Kunstschaffende, deren Arbeit sich Im Gelben Haus stehen zudem legen. Die Verwendung von digi- • Mit der Ausschreibung für «Re- mit dem Lebensraum Kriens aus- zwei Ateliers zur Untermiete. Da- talen Medien oder digitalen Kom- cherchebeiträge» soll Kulturschaf- einandersetzt. für kann man sich bei den Kontakt- munikationsmitteln ist ebenso fenden aller Sparten ausserhalb des Eingabeschluss: 17. April 2020. personen direkt melden: förderungswürdig wie bildende Produktionsprozesses die Mög- Unterlagen: • 1.–30. September 2020, Atelier- Kunst, Fotografie, Film, Illustra- lichkeit der Analyse, Reflexion und www.kriens.ch/kulturförderpreis zimmer 16 m2, 200 chf/Mt. Kontakt: tion, Musik, Performance oder Weiterführung ihrer Arbeit gebo- Laurina Fässler, laurinafaessler@hot- Theater. ten werden. Hierfür stehen 60 000 Dienemann-Literaturpreis «Das mail.com Anmeldeschluss: 31. März 2020 Franken zur Verfügung. zweite Buch» • Mitte Oktober 2020 – Ende Janu- Anmeldeformular: www.horw.ch/kul- Eingabeschluss: 12. April 2020. Die Marianne und Curt Diene- ar 2021, Atelierzimmer mit Balkon, turpreis Ausschreibungsunterlagen: mann Stiftung Luzern schreibt 17 m2, 211 chf/Mt. Kontakt: Katrin www.kultur.lu.ch zum fünften Mal den Diene- Keller, [email protected] Atelier Cité Internationale des mann-Literaturpreis «Das zweite Arts in Paris 2021 Ergänzend führt der Kanton Lu- Buch» für deutschsprachige Auto- Schwyzer Werkbeiträge 2020 Die Stiftung Atelier Cité Paris stellt zern gemeinsam mit der Stadt rinnen und Autoren aus. Teilnah- Die Kulturkommission des Kan- Kunstschaffenden aus dem Raum Luzern und mit Unterstützung der meberechtigt sind Autorinnen und tons Schwyz schreibt 2020 erneut Zentralschweiz (UR, SZ, NW, OW, Albert Koechlin Stiftung eine Aus- Autoren bis 40 Jahre mit Schweizer Werkbeiträge aus – gleichzeitig für LU, ZG) im Rahmen eines Weiter- schreibung zur Förderung von Herkunft oder nachgewiesenem die vier Sparten bildende Kunst, bildungsaufenthaltes ein Atelier Tourneen in der Schweiz durch. Lebensmittelpunkt in der Schweiz. Musik, Tanz und Theater sowie in Paris zur Verfügung. Die Stif- Diese wird im Jahr 2020 auf Aus- Ausgezeichnet wird das Manu- Kurz- und Animationsfilm. Teil- tung vergibt in der Regel zwei wärtsaktivitäten von Kunstschaf- skript für eine zweite Buchveröf- nahmeberechtigt sind Kulturschaf- 6-monatige Aufenthalte an zwei fenden erweitert. Die Ausschrei- fentlichung in Prosa oder Lyrik. fende und Gruppen, die im Kanton Kunstschaffende aus zwei verschie- bung erfolgt ganzjährlich. Total Der Preis ist mit 20 000 Franken Schwyz seit mindestens drei Jahren denen Zentralschweizer Kantonen. steht pro Jahr eine Beitragssumme dotiert. 15 000 Franken gehen an wohnhaft sind oder in einem engen Anmeldeschluss: 31. März 2020. von maximal 60 000 Franken zur die Autorin oder den Autor, 5 000 Bezug zum Kanton stehen. Weitere Infos und Bewerbungsformular: Verfügung. Franken als Druckkostenbeitrag Bewerbungsunterlagen: www.sz.ch/ http://www.visarte-zentralschweiz.ch/ BandXsz an den Verlag, der dieses zweite kultur (Rubrik Kulturförderung) BandXsz bietet jungen Bands und Buch veröffentlicht. bezogen werden oder bei: Kulturkom- Selektive Produktionsförde- Musikern die Möglichkeit auf der Eingabeschluss: 30. April 2020 mission des Kantons Schwyz, rung Kanton Luzern Bühne zu stehen und Erfahrungen Weitere Informationen: karl_buehl- Geschäftsstelle, Postfach 2202, Der Kanton Luzern fördert ausge- zu sammeln. In zwei Vorausschei- [email protected] 6431 Schwyz. wiesene Kulturschaffende durch dungen und einem Final gibt es die Einsendeschluss: 3. Juli 2020 Ausschreibungen der selektiven Möglichkeit, Konzerte zu spielen.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 51 AUSSCHREIBUNGEN / NAMEN Anzeige

Ausschreibung Publikation «Jun- Studer/Ganz-Preis für unveröf- ge Kunst» der Stadt Luzern 2021 fentlichtes Prosadebüt Die Fachkommission für Bildende Die 2005 gegründete Studer/ Kunst der Stadt Luzern tätigt An- Ganz-Stiftung schreibt zum achten käufe für die städtische Kunst- Mal einen Preis für das beste un- sammlung. Im Jahr 2004 hat die veröffentlichte Prosadebütmanu- Kommission Bildende Kunst die skript aus. Das ausgezeichnete Ausschreibung Publikationsreihe «Junge Kunst» Manuskript wird mit 5 000 Fran- geschaffen. Sie ermöglicht einem ken prämiert und im Lenos Verlag Künstler oder einer Künstlerin die veröffentlicht. Der Wettbewerb Schwyzer Werkbeiträge 2020 Herausgabe einer ersten monogra- wird anonym durchgeführt. Auto- Die Kulturkommission des Kantons Schwyz schreibt 2020 fischen Publikation. Die Publika- rinnen und Autoren, die sich um erneut Werkbeiträge aus – gleichzeitig für die vier Sparten tion Junge Kunst soll jüngeren eine Teilnahme bewerben, senden bildende Kunst, Musik, Tanz und Theater sowie Kurz- und Künstlerinnen und Künstlern die ihren abgeschlossenen, unveröf- Animationsfilm. Möglichkeit geben, ihr bisheriges fentlichten, deutschsprachigen Teilnahmeberechtigt sind Kulturschaffende und Gruppen, die Schaffen zu dokumentieren und Text von mindestens 100 Seiten im Kanton Schwyz seit mindestens drei Jahren wohnhaft sich damit auf dem Markt präsen- mit folgender Formatierung ein: sind oder in einem engen Bezug zum Kanton stehen. tieren zu können. • A4-Normseite à max. 1500 Zei- Detaillierte Bewerbungsunterlagen können auf www.sz.ch/ Eingabeschluss: 30. April 2020. chen inkl. Leerzeichen kultur (Rubrik Kulturförderung) bezogen werden oder bei: Kulturkommission des Kantons Schwyz, Geschäftsstelle, Bewerbungsunterlagen: www.stadtlu- • Schriftgrösse 12-Punkt, Zeilen- Postfach 2202, 6431 Schwyz. zern.ch. Stichwort «Ausschreibung Pu- abstand 1.5 E-Mail: [email protected], Tel. 041 819 19 48 blikation Junge Kunst». Bewerbung an: Einsendeschluss: 30. Juni 2020. [email protected] Text und Begleitdokument an: Einsendeschluss: Freitag, 3. Juli 2020 [email protected]. (Datum Poststempel) Zuger Werkjahr und Förderbei- träge 2020 Leiterin/Leiter Kultur und Sport Der Regierungsrat des Kantons (80–100 %) Zug schreibt die Zuger Förderbei- Die Stadt Luzern sucht eine Nach- träge und ein Werkjahr für Zuger folge für die abtretende Leiterin Kunstschaffende der Sparten bil- Kultur und Sport. In dieser Funk- dende und angewandte Kunst, tion übernimmt man die Gesamt- Kommunikation und Bookings Musik, Film, Literatur, Tanz und verantwortung für die Kultur- und unterstützen. Man begleitet junge Notizen Theater aus. die Sportförderung der Stadt Lu- Veranstaltende an Partys, Konzer- Anmeldeschluss: 11. Mai 2020 zern. Die Leiterin/Der Leiter Kul- ten und weiteren Events und erhält Das Kunstmuseum Luzern hat Wil- Anmeldeformulare und Teilnahmebe- tur und Sport ist zuständig für die die Möglichkeit, bei Projekten mit- liam Turners Gemälde The Rigi, dingungen: www.zg.ch/kultur strategische und operative Füh- zuhelfen und eigene kreative und , Sunset (1842–43) rung der Dienstabteilung. Als Mit- ausgefallene Ideen umzusetzen. erworben. Das Aquarell wurde zum Ausschreibung Atelier Kairo der glied der Geschäftsleitung der Bil- Bewerbende müssen zwischen 16 Preis von 800 000 Euro erworben. Stadt Luzern dungsdirektion unterstützt man und 25 Jahren alt und an der lokalen Unterstützt wird das Kunstmuse- Die Städtekonferenz Kultur (SKK) den Bildungsdirektor und Stadt- Kultur- und Musikszene interes- um bei der Finanzierung durch das verfügt über Ateliers für Kunst- präsidenten bei der Weiterentwick- siert sein. Bundesamt für Kultur (BAK) mit schaffende in Kairo, Genua und in lung der städtischen Kultur- und Bewerbung per Post oder E-Mail bis der Eidgenössischen Gottfried kel- Buenos Aires. Diese stehen ab- Sportpolitik. 1. Mai 2020. ler-Stiftung (GKS), Dr. Kurt und wechselnd den 32 Mitgliedstädten Bewerbungsfrist: 31. März 2020. Bewerbungen an: Corinne Imbach, Manuela Müller, Stadt und Kanton der SKK zur Verfügung. Für Kunst- Weitere Auskünfte: Beat Züsli, Geschäftsleitung Treibhaus Luzern, Luzern und weiteren institutionel- schaffende aus der Stadt Luzern 041 208 82 51 [email protected]. len und privaten Geldgeberinnen stehen zwei Ateliers in Kairo Unterlagen online oder per Post an: Stadt und Geldgebern. (Ägypten) für zwei Perioden zur Luzern, Personal, Referenz-Nr.: 1222393 Verfügung: 1. August 2020 bis 31. Das Kunstmuseum Luzern über- Januar 2021 und 1. August 2021 bis Veranstaltungs-Praktikum im gibt seine Bibliothek per Ende Fe- 31. Januar 2022. Treibhaus Luzern (40–50 %) bruar der Zentralen Hochschul- Eingabeschluss: 30. April 2020. Das Treibhaus Luzern vergibt ein bibliothek Luzern (ZHB) und der Weitere Informationen: www.skk-cvc. Veranstaltungs-Praktikum. Nebst Bibliothek der Hochschule Luzern ch //Stichwort Auslandateliers Bewirtschaftung der Webseite und – Design & Kunst. Die Publikati- Bewerbungsunterlagen: Social-Media-Kanälen kann man onen können nun frei eingesehen www.fuka.stadtluzern.ch die Programmleitung im Bereich und ausgeliehen werden.

52 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 Anzeigen #ShowSomeLove Impressum 041 – Das Kulturmagazin Mitarbeit Verlag: Marianne Blättler, April 2020, 32. Jahrgang (346. Ausgabe) 041 410 31 07, [email protected] ISSN 2235-2031 Anzeigen: 041 410 31 07, Mer heds ned liecht, Herausgeberin: Interessengemeinschaft [email protected] Kultur Luzern Aboservice: 041 410 31 07, aber liecht heds eim. Redaktionsleitung: Anna Chudozilov [email protected] (lov), [email protected] Jahresabonnement: Fr. 85.– Redaktionelle Mitarbeit: Pascal Zeder Unterstützungs-Abo: Fr. 100.– (pze), [email protected] Gönner-Abo: ab Fr. 250.– Redaktion: Jana Avanzini, Studierenden-Abo: Fr. 55.–, Legi-Kopie Paul Buckermann, Robyn Muffler, beilegen Lea Schüpbach, Mario Stübi (stü), Konto: PC-Konto 60–612307–9 Jonas Wydler (jw) Adresse: 041 – Das Kulturmagazin/ Konzept: Guido Von Deschwanden IG Kultur Luzern, Gestaltung: Guido Von Deschwanden/ Bruchstr. 53, Postfach, 6000 Luzern 7 Mart Meyer Redaktion: 041 410 31 03 #ShowSomeLove Art Direction/Produktion: Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag Mart Meyer, [email protected] 13.30 bis 17.30 Uhr Veranstaltungen/Ausstellungen: Internet: www.null41.ch Stoph Ruckli (sto), Druck: UD Medien, Luzern Danke euch allen, die ihr [email protected] Auflage: 3500 Ex. Korrektorat: Petra Meyer (Korrektorium) Copyright© Text und Bild: schreibt, lest, tanzt, musi- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 041 – Das Kulturmagazin dieser Ausgabe: Jana Avanzini, Giulia Redaktionsschluss Maiausgabe: 5. April ziert, malt, gestaltet – danke Bernardi, Felice Bruno, Mariann Bühler, Für redaktionelle Beiträge zu Veranstal- Tatjana Erpen, Nikola Gvozdic, Sibylle tungen und Ausstellungen Unterlagen euch allen, die ihr für eine Kathriner, Mik Matter, Alan Mattli, bitte bis spätestens 2. April einsenden. Simon Meyer, Silvan Moosmüller, Robyn Inserateschluss: 9. April lebendige Kultur in unserer Muffler, Raphael Muntwyler, Michal Bildnachweise: S. 3, M. Matter; Stadt und unserer Region Niezborala, Anna Rosenwasser, Stoph S. 4, T. Horat, C. Fischer; S. 9, T. Erpen; Ruckli, Katharina Thalmann, Arbnore S. 11, M.A: Wyss; S. 12, M. Meyer; S. 14, sorgt! Leslie Toska, Christof Schwenkel, Marco Sieber, C. Schwinggruber Illić; S. 15,T. Horat; Rayk Sprecher, Käptn Steffi, Anja Wicki, S. 16, M. Gariglio; S. 36 & 37, C. Fischer; Jonas Wydler S. 38, zvg; S, 39. zvg, I. Hoehn; S. 40, T. Verlagsleitung: Dominik Bienz, Wettstein; S. 41, zvg; S. 42, zvg; S. 43, zvg; 041 410 31 11, [email protected] berggasthof.ch

MACH KULTWERBUNG: DENN DEIN PUBLIKUM IST KULTIVIERT ! #ShowSomeLove

Kein Virus wird das 041 je in die Knie zwingen IST DEIN EVENT können. GO-ON 041- SCHON KULT ? RUF Team, die Kultur und AN ! 041 220 06 66 wir brauchen euch! Keep cool, Beat modul.ch

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 53 AUF KREUZFAHRT MIT KÄPTN STEFFI

123456789

10 11 12 13

14 15 16

17 18 19

20 21 22

23 24

25 26 27 28 29

30 31 32

23+2 8 10 14+1 25 22 32+3 28 18-2 19-1

EBEN sonst nie hinscheint (Abk., Pl.) 27 Homers initiale Tochter 29 Mo- 1 so gehts unter die Haut 9 Element 74 alias eine der Windrichtun- mo-Schriftsteller am Anfang der too-Bewegung 32 Element 6, mit gen10 Spacebook 14 alias Hackordnung 16 der Forrest Gumper ist 16 vordran machts den Kiffer happy Element 90 17 My-Fair-Lady-Professor und Magnum-Anwesen-Ver- walter (aber nicht Martina, CH-Ex-Tennisstar) 18 so begrüssen sich Die Lösung ist ein höllisches Fragewort und ergibt sich aus den Lionel Richie und Adele singend 19 Element 7 alias eine der Wind- nummerierten oder deren benachbarten Feldern, wobei z.B. 12–2 richtungen 20 Windfang 22 König der Cinecittà, der mit 8 1/2 von den Buchstaben bezeichnet, der (horizontal) im zweiten Feld vor der strada kam und später in Roma la dolce vita eines Casanova demjenigen mit der Nummer 12 steht. verfilmte (wäre heuer 100 geworden) 23 was über allen Köpfen, ist Warnung: Alles was Sie schreiben, kann gegen Sie verwendet wer- in aller Munde 24 wie man die Zeit demütig in Kirchen verbringt den. Sie haben kein Recht auf einen Anwalt. 25 begradigen in der zweiten Dimension 26 künstlicher Zwilling 28 retlähebllafbA retssörg resnU 30 is Brexit finally done? 31 Bein- Lösungen vom letzten Heft bruchunterlage NIZZI ABEN 1 Poseidon 2 Rec 3 on 4 Stee 5 AgnaT 6 Radlager 7 ER 8 nein 10 ihn 1 Peitschenhiebrückstände auf der Haut 2 Reaktorfutter 3 nichts 11 Leben 12 Druiden 14 Hocker 15 Costa 17 keine 18 Teere 20 SN 22 für Temperenzler oder stuhltechnisch Anlehnungsbedürftige, die- Hang 23 Tang 25 LII 29 AE se Lokalitäten 4 Süssgebäck mit Teilzwang 5tes Wort bei 6 6 Kerbe auf den Leibseiten, um die Hände autoritär abstützen zu können DURÄ (Pl.) 7 Einzimmerwohnschlafbürowerkstatt 8 Land umzingelt von 1 Prosa 6 Roentgenbild 13 Aschenbecher 16 Dekoration 19 Bus 21 BE, DE und Atlantik 9 die irre Schwester des Geistesblitzes 10 macht Liechtenstein 24 Radikale 26 Stand 27 gone 28 Nirwana 30 Energie die Schotten dicht 11 Dötter 12 Hosen als zweite Haut gemacht 31 Regen (nicht immer so sexy als wie gedacht) 13 Element 16 alias eine der Windrichtungen 15 griech. Sonne - wovon sich‘s Element (das zwei- Die Lösung war Spacebook. te) und ein Malzgetränk ableite 16 Diogenes-Domizile 21 von hin- ten von hinten 22 (à pro Pos) hier darf die Sonne bescheinen, wo sie Christine Scheitlin aus Luzern ist glückliche Gewinnerin.

Gewinnen Sie einen Gutschein im Wert von 30 Franken von der Hirschmatt Buchhandlung. Lösungswort einsenden bis zum 10. des Monats an: «041 – Das Kulturmagazin», Rätsel, PF, 6000 Luzern 7 E-Mail an: [email protected], Betreff «Rätsel»

54 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz April 2020 GEZEICHNET Felice Bruno lebt und arbeitet als Illustrator in Luzern.

April 2020 041 – Die unabhängige Stimme für Kultur in der Zentralschweiz 55 Abacus Projekt-Kultur pur.

Seit fast 25 Jahren beraten und leiten wir Software-Projekte – fast alle Kunden setzen in Kombination mit Performa-Lösungen Abacus-Software ein.

performa.ch

5679PER_Inserat_220x285.indd 1 16.03.20 17:35