Nachhaltige Rekultivierung Und Renaturierung Basalt-Actien
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
LEBENS RÄUME Nachhaltige Rekultivierung und Renaturierung Basalt-Actien-Gesellschaft 4 WO EINST GEKNÄPPERT & GESPRENGT WURDE, gibt heute das friedliche Summen der Bienen und lebendige Gezwitscher der Vögel einen Eindruck davon, wie wohl sich hunderte Tier- und Pflanzenarten in ehemaligen Tagebauen fühlen. Alexandra Schneiders Gewässer als Lebensraum für Amphibien (Foto: LBV/Danner, N.) Titel Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) kehrt auf leisen Sohlen zurück in unsere Landschaften. (Foto: Riether, W.) Adulte Kreuzkröte mit charakteristischem Rückenstreifen (Foto: LBV/Pätz, S.) Steinhummel (Foto: Götte, R.) Schachbrett (Foto: Götte, R.) Basalt-Actien-Gesellschaft Bilstein Eudenberg Oberaula Dörtendorf Eulenberg Nauberg Mayen Forst Nonnenfels Zinst Weinheim INHALT & Buhlenberg4 STANDORTE Lebensräume 4 BAG 06 Bilstein 32 Mayen 56 Buhlenberg & Forst 76 Zinst Diabas-Steinbruch Naherholung im Biotop – Eine Momentaufnahme aus Ein Mosaik – Basaltbruch Bilstein – Abbau und Rena- das zweite Leben eines zwei stillgelegten Zinst turierung im Spannungsfeld Tagebaus Steinbrüchen von Denkmalschutz, Natur- schutz, Tourismus und 40 Eulenberg & Nauberg 62 Nonnenfels Dorfentwicklung Unter der Oberfläche – Jäger der Nacht – Makrophytenuntersuchung Fledermäuse im Steinbruch 14 Eudenberg zweier Basalt-Steinbruch- Integration in den seen 68 Weinheim Biotopverbund Chance7 Auffüllen eines Steinbruchs 48 Oberaula im Einklang mit dem Arten- 20 Dörtendorf Die Planung von Lebensräu- schutz – am Beispiel der Wildnis wagen im men – vom Basalttagebau Gelbbauchunke Diabas-Steinbruch zum strukturreichen gesetz- Dörtendorf lich geschützten Biotop Christoph Aumüller VORWORT Wie kostbar Wasser ist, wissen wir nicht erst seit den Dürre-Sommern der letzten Jahre. Immer schon war die Schaffung temporärer oder dauerhafter Flachgewässer als Ausgangspunkt des Lebens ein wichtiges Element von Renaturierungs- und Rekultivierungs-Anstrengungen. Seen sind ebenfalls ein häufiges Erbe aufgelassener Steinbrüche, die aber in unserer Wahrnehmung meistens nur als „Wasserfläche“ vorkommen. Allein acht unserer Diese Lebensräume-Aus- beschriebenen Standorte werden durch derartige Ge- gabe finden Sie zusammen wässer geprägt. Umso interessanter ist hier der selten mit den bisher erschienenen dokumentierte Blick von Tauchern unter die Wasserober- fläche, unter der es viel Neues zu entdecken gibt … Ausgaben online unter: basalt-lebensraeume.de Einer unserer ehemaligen Steinbrüche und dessen Rest- see spielt sogar eine zentrale Rolle im Biotop-Verbund chance7 im Siebengebirge am Rhein. Ein Projekt, das weit über die Grenzen des Steinbruchs hinausreicht und von großer Bedeutung für die Region ist. Mit herzlichem Dank an die Autoren bin ich mir sicher, wieder interessante Einblicke zusammengetragen zu haben und wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. Christoph Aumüller Technischer Leiter | Basalt-Actien-Gesellschaft Vorwort 5 Richard Götte geb. 1960, Polizeibeamter im Ruhestand Seit 1984 aktives Mitglied des Ver- eins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e. V.. Vorstandsar- beit, Schwerpunkte Botanik, Ornithologie und Fotografie. Abb. 1 Nickende Distel DIABAS-STEINBRUCH BILSTEIN Abbau und Renaturierung im Spannungsfeld von Denkmalschutz, Naturschutz, Tourismus und Dorfentwicklung Der Großraum Brilon ist schon seit vielen Jahrhunder- ten ein bevorzugtes Gebiet für den Abbau unter- schiedlichster Minerale gewesen. Aufgrund der be- sonderen geologischen Gegebenheiten wurde schon im frühen 12. Jahrhundert der Abbau von Blei auf der Briloner Hochfläche erwähnt (Wilmanns Archiv im B 480 Staatsarchiv Münster). B 7 In den folgenden Jahrhunderten wurde Bergbau auf Eisen, Gold, Galmei, Kupfer, Silber, Zink, Baryt, Lydit Brilon und Kalkspat getrieben. Die Bleigewinnung war dann Steinbruch auch der Grund, warum Brilon eine wichtige Han- Bilstein sestadt zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert war. Noch heute sind Tagebaue im Briloner Raum präsent. Olsberg Kalkstein und Diabas sind die wesentlichen Gesteine. B 251 Im Devon, also vor etwa 420 bis 359 Millionen Jah- ren, kam es zu Verwerfungen, wodurch die Gesteins- schichten in unmittelbarer Nachbarschaft zutage traten. Nach Süden erstreckt sich der Tonschiefer des Rheinischen Schiefergebirges. Man steht auf dem vulkanischen Diabas (Grünstein) und schaut nach Nor- den auf die Briloner Hochfläche mit den bewaldeten oder unbewaldeten Massenkalkkuppen aus dem Devon. Bilstein 7 Steinbrüche im Hoppecketal Neben der Briloner Hochfläche befinden sich recht In diesem Rahmen entstand die Idee seitens der viele Steinbrüche im Hoppecketal. Die meisten sind Stadt Brilon, auf einer Halde des Steinbruchs sozusa- heute still gelegt und wichtige Biotope für eine Reihe gen als Ersatz einen Aussichtspunkt zu errichten, der von Arten. Durch die sehr vielschichtigen geologi- touristisch genutzt werden sollte. Der Themenwan- schen Gegebenheiten (unterschiedlichste Gesteine derweg „Geologischer Sprung“ entstand. Wanderer treten dicht nebeneinander auf) und den kleinräumi- und Mountainbiker haben die Möglichkeit, abgesi- gen Wechsel verschiedener Landschaftselemente chert vom Rest des Steinbruchbetriebs, mit entspre- wie Wälder, Magerwiesen, Felsen und Gewässer ist chender Information hier die Weiten des Sauerlandes die Biodiversität sehr hoch. Auch die Höhenlagen von zu bestaunen und die geologische Besonderheit des über 800 m über NN bis hinunter auf 270 m über NN Punktes zu erleben. auf relativ geringer Entfernung tragen dazu bei. Der dort etablierte und sich am Nordhang des Bilstein Wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten sowie mon- auf verschiedenen Routen angebotene „MTB-Trail- tane Arten treten in unmittelbarer Nachbarschaft auf. ground“ ist sehr beliebt und in der Szene schon über- Durch die Ausweisung einiger Schutzgebiete wird regional bekannt. Für Wanderer bieten sich ebenfalls diesen Gegebenheiten Rechnung getragen. Auch eini- verschiedene Routen zum Gipfel. ge ehemalige Steinbrüche gehören dazu. Für den Touristen bleiben jedoch die eigentlichen Der Diabassteinbruch Bilstein am nordwestlichen Naturschätze des Steinbruchs verborgen. Gegenhang des Ortsteils Hoppecke ist südexponiert und der Gipfel von über 600 Metern weit sichtbar. Deshalb befand sich hier am Gipfel auch ein Teil der Briloner Landwehr mit einem historischen Wartturm, der um 1480 urkundlich erwähnt wurde. Der knapp 3 Meter hohe Stumpf wurde 2006 archäologisch ausge- graben. Nach ausgiebigen Untersuchungen wurden die Reste entfernt und anschließend im Rahmen einer Abgrabungsgenehmigung zum Abbau frei gegeben. Für Wanderer & Mountainbiker Geologischer Sprung Abb. 3 Abb. 2 Abb. 2 Wartturm Abb. 3 Trailground Radfahrer Abb. 4 Trailground Karte Abb. 4 8 Bilstein Abb. 6 Lebensraum & Vorkommen der Abb. 7 Zippammer Verbreitung der Zippammer: Abb. 5 Brutgebiete Ganzjähriges Vorkommen Überwinterungsgebieteete Naturschätze des Steinbruchs Es sind die offenen, fast vegetationslosen und südex- ponierten steilen Fels- und Schutthänge mit dunklen, Abb. 8 sich stark erwärmenden Gesteinen, die unter ande- rem einer Vogelart einen Lebensraum bieten, die man Abb. 5 Zippammer Abb. 6 Zippammer Abb. 7 Zippammermmer VerbreVerbrei-i- im Sauerland nicht erwarten würde. tung Europa Abb. 8 Steinbruch Bilstein Die Zippammer (Emberiza cia), ein Vogel, der seine Hauptverbreitung in den Gebirgen Südeuropas, Nord- westafrikas und Kleinasiens hat und in Deutschland Seit 1999 liegen Brutnachweise aus dem Hoppecke- fast ausschließlich an den warmen Hängen der Wein- tal vor. Der Steinbruch Bilstein wurde wenige Jahre baugebiete der Mosel, der Nahe, des Mains und des später besiedelt. 2009 konnten dort sechs Brutre- Rheins vorkommt. Sie ist in Deutschland sehr selten viere/Paare festgestellt werden. Alle lagen an den und vom Aussterben bedroht. vegetationslosen Süd- und Westhängen und Halden Das Vorkommen im Hoppecketal liegt weit außerhalb des Steinbruchs. der Hauptverbreitung und ist das nördlichste Vorkom- Die Brutvorkommen der Zippammer waren im Rah- men der Art in Europa. men der Abgrabungsgenehmigungen nicht bekannt. Die Zippammer benötigt felsige und fast vegetations- Daher konnten ihre spezifischen Lebensraumansprü- lose warme Hänge, wo sie am Boden gut versteckt che bei der Planung der zukünftigen Renaturierung ihr Nest baut. Dort kann sie mit viel Glück auf Felsvor- nicht in die Abwägung der unterschiedlichen, teils sprüngen oder niedriger Vegetation entdeckt werden. widerstreitenden Interessen einfließen. Schließlich Gern hält sie sich jedoch am Boden auf und bleibt gut hat sich das Ziel durchgesetzt, die Abraumhalde getarnt zwischen Steinen und niedriger Pflanzende- möglichst harmonisch in das Landschaftsbild der cke. Sie ernährt sich von Pflanzenteilen und auch von Umgebung einzubinden. Die Genehmigung schreibt Insekten, die sie am Boden aufnimmt. nun vor, die von Süden sichtbaren vegetationslosen Hänge wieder zu bewalden. Bilstein 9 Roterlen als Abb. 10 Heidelerche Abb. 11 Bilstein Luftbild Abb. 12 Bilstein Luftbild nah Vorwald Abb. 13 Uhu-Portrait Die Bewaldung wurde in den letzten Jahren am Westhang der Halde und rund um den Geologischen Sprung bereits umgesetzt. Die ehemals vegetati- onslose Halde wurde mit fremdländischen Roterlen (Alnus rubra) als Vorwald bepflanzt. Diese haben aktuell bereits eine Höhe von über 4 Metern erreicht. Die ehemals offenen Bereiche sind geschlossen. Durch diese Entwicklung schwindet leider wieder der Lebensraum der Zippammer, sodass zuletzt nur ein Brutpaar gesichtet wurde. Abb. 10 Wird der genehmigte Rekultivierungsplan so weiter umgesetzt, ist das Verschwinden