Romund Provinzen 31

Fritz Mangartz, Römischer Basaltlava-Abbau zwischen und Rhein. Monographien des Römisch-ger- manischenZentralmuseums Mainz  =Vulkanpark- Forschungen. Untersuchungen zur Landschafts- und Kulturgeschichte . Verlag des Römisch-germanischen Zentralmuseums Mainz, Mainz . Vii und  Seiten,  Abbildungen,  Tafeln, Farbtafeln, Beilagen.

DasBuch ist Teil zweier Publikationsreihen zugleich, vondenen die eine, die ›Vulkanpark-Forschungen‹, bisher etwasbunt geraten ist: neben wissenschaftlichen ›eingangsarbeiten‹ (der erste und dritte Band sind Ma- gisterarbeiten, der hier anzuzeigende eine Dissertation) und einem ›Kataloghandbuch‹ (Bd. ) erschienen zum hundertfünfzigjährigen Jubiläum des Mainzer Zent- ralmuseums drei bunte, eher volkstümlich touristische Bände (Bd. –). grundlagen der Arbeit vonFritz Mangartz sind seine eigenen umfassenden Untersuchungen in der Region und die genaue erfassung der Abbauspuren –nutrillen in ihren verschiedensten, sich nach den eingesetzten Werkzeugen wandelnden Formen, Keiltaschen, Abgren- zungen einzelner Brüche voneinander,Mühlenrohlinge und auchzum Abtransportfertige Quader.Pionierarbeit haben auf diesem Forschungsgebiet drei generationen der Familie hörter und Josef Röder geleistet, auf deren Unterlagen Mangartz zurückgreifen konnte. Als Quelle kommen dazu die offensichtlich sehr gut geführten Fundbücher des geschichts- und Altertumsvereins MayenimMayener eifelmuseum. DerTitel des Buches ist vonetwas Understatement geprägt oder vondem Zwang, prägnant zu formulieren, denn nicht nur die römerzeitliche Steingewinnung im gebiet »zwischen eifel und Rhein« wirdbesprochen, sondern die Betrachtung setzt mit der neolithischen Ba- saltlavagewinnung am Bellerberg-Vulkan ein und endet dortmit frühmittelalterlichen Abbauspuren. Undnicht nur das im Titel genannte gebiet ist abgehandelt, son- dern in einem Kapitel »Römische Mühlsteinbrüche der eifel für den lokalen Bedarf« (S. –) und in einem weiteren »Römische Mühlsteinbrüche mit überregionaler Bedeutung an Vulkaniten« (S. –) werden über den hauptbetrachtungsraum hinaus Mühlsteinbrüche in der weiteren Regionund im ganzen Römischen 32 Besprechungen

Reich aufgezählt und wenigstens kurzcharakterisiert, Schierbergsmühle vermutet werden. einige wenige frühe bei den reichsweit bedeutenden Brüchen zum Teil aber Funde vondortstammen aus dem ersten Jahrhundert; leider ohne Belegstellen in der antiken oder modernen das zweite und dritte sind mit je einem Fünftel des Ke- wissenschaftlichen Literatur. ramikmaterials vertreten, dem Zeitraum vomende des Dashauptthema ist aber der römische Basaltlava- dritten bis zum Beginn des fünften Jahrhunderts kann abbau am Bellerberg-Vulkan bei , an der hohen mehr als die hälfte der Keramik zugeschrieben werden. Buche bei Andernach, an der Mauerley bei Wassenach, DerLavastrom der Wassenacher Mauerley wurde also am hochsimmer bei Sankt Johann und am Rauscher nach Anfängen im ersten Jahrhundert, die neben den Park bei Plaidt. Funden auch die Keiltaschenformen an den Blöcken Je nach Forschungsstand und Bedeutung des Abbau- der Blockfelder nahelegen, intensiv in der Spätantike gebietes ist das Vorgehen des Autors verschieden. Am ausgebeutet. ausführlichsten wirdder Bellerberg-Vulkan behandelt DerBruch an der hohen Buche, aus dem die Quader (S. – und Kataloge –, S. –). es ist dies fürden BauderTrierer Steinpfeilerbrücke stammen, wird eine Zone, in der seit dem neolithikum Steingewinnung aufnur knapp vier Seiten beschrieben (S. –). Man- nachgewiesen ist. So ist es nur natürlich, dass auch den gartz hat ihn schon ausführlich in seiner Magisterarbeit vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Befunden behandelt, so dass Wiederholungen hier tatsächlich nicht und Funden Raum gegeben wird, das Kapitel also chro- nötig sind (F.Mangartz, Dieantiken Steinbrüche der nologisch aufgebaut ist. hohen Buche bei Andernach. Topographie.Technologie im Abschnitt »Römerzeit« (S. –) werden ein- undChronologie. Vulkanpark-Forsch. [Mainz ]). gehend die Werkzeuge, die Arbeitstechniken und die neusind aber die »Produktions- und Personalberech- Produkte beschrieben und die Unterschiede zu den nungen« (S. –). vorgeschichtlichen und späteren Abbauphasen deutlich nurwenige Abbauspuren sind am hochsimmer und gemacht. am Rauscher Park vorhanden. An beiden Stellen nimmt nach dem Unterkapitel ›Römerzeit‹ ist ein Ab- der Verfasser an, dass an ihnen Steinbruchbetrieb »nur schnitt über Ausgrabungen am Silbersee eingeschoben, ein paar Tage« stattgefunden haben kann. natürlich die / wohl auch deshalb stattfanden, um für kann dann auch zu den angestrebten Produkten dieser dietouristische erschließung durch die Vulkanpark Abbauversuche nichts ausgesagt werden. gmbh einen weiteren Besichtigungspunkt zu gewinnen. Problematisch sind sicherlich die »Produktions- und erschlossen wurden hier ein römischer und ein mittel- Personalberechnungen« (S.  f. ;  f. –;  f. – alterlicher Bruch, deren Schutthalden zahlreiche Funde ; –) für jede der beschriebenen epochen und ergaben (vorgelegt im Katalog , S. –). für jedes Steinbruchgebiet. nicht dass man annehmen neben den Steinbrüchen wurden auch Anlagen sollte, dass Probleme der Arbeitsleistung, des Personal- beobachtet, die der infrastruktur dienten: im Bruch einsatzes et cetera in der antiken Wirtschaft überhaupt wurden ja nur die Rohlinge hergestellt, die dann in keine Rolle gespielt haben, aber die Berechnungen des die Werkstätten im Vicus unter der modernen Stadt Autors sind Rechnungen mit zu vielen Unbekannten. Mayentransportiertwurden, wo dann das endprodukt Undzuweilen gewinnt man den eindruck, Mangartz entstand. Dort wurden aber offensichtlich nicht die setzeseine Wertezusehr nach gutdünken an (zum großen Kraftmühlsteine fertiggestellt, deren Rohlinge Beispiel S. : »Zunächst erhöhe …ich das Personal nach Andernach wohl auf dem Landweg transportiert vonacht auf  Arbeiter und senke die Arbeitsdauer von und dortweiter bearbeitet wurden. Auch der handel min/dm2 auf  min«). der kleineren Produkte lief über den hafen Andernach, Auch der topographische Katalog der »Fundstel- allerdings wurde der Wegdorthin wohl teilweise zu Schiff len der Mühlsteinbrüche am Bellerberg-Vulkan« bietet auf der zurückgelegt. mehr,als der Buchtitel erwarten lässt: nicht nur die Wieweit der handel der Reiben und Mühlen von Steinbrüche selbst und die Weiterverarbeitungsanlagen dortreichte, wo die Kosten der Tr ansportwege und die werden beschrieben, sondern auch eine sekundäreAnlage Konkurrenz anderer Produktionszentren ihm grenzen wie das heiligtum vonKottenheim (S. –, Kat. setzten, wirdinden jeweiligen chronologischen Ab- –), das seit dem Fundbericht vonhans Lehner und schnitten besprochen. Franz oelmann (Bonner Jahrb., , S.  f.)für Während also der Bellerberg-Vulkan überwiegend ein heiligtum der Matres gehalten wird, obwohl dort geräte zum Mahlen vongetreide lieferte, produzierten die Auflösung der Abkürzungen der beiden inschriften die Betriebe an der Wassenacher Mauerley und der ho- mitFragezeichen versehen sind. es liefertBeispiele hen Buche bei Andernach vorallem Bausteine. dafür, dass die Basaltlavanicht nur für Mühlen und Beiden Brüchen an der Mauerley werden alle Bausteine verwendet wurde, sondern auch für Skulptu- Abbauspuren in den insgesamt acht Brüchen und den ren. Unklar bleibt für den Leser zunächst, ob hier nun Blockfeldern, Werkplätzen, Schutthalden und Wällen in nach Arteiner Landesaufnahme alle Fundstellen auf mittelalterlichen Ackerterrassen auf grundlage eigener dem Kartenausschnitt der Beilage versammelt sind geländearbeiten detailliertbeschrieben. DieChronolo- –schließlich gibt es zum Beispiel für den Fundpunkt gieder Anlagen erschließt Mangartz über die vermuteten -, »ettringen, zwischen ›Vallem‹ und Straße nach St. ›Betriebsgebäude‹, dieimTal des gleeser Bachs bei der Johann« (S.) weder in der Arbeit vonMangartz noch Romund Provinzen 33 in dem zitierten Fundbericht der Bonner Jahrbücher entnommenen Zeichnung und zum zweiten MalimStil einenhinweis auf Steinbruchtätigkeit oder Verwendung der übrigen Werkzeugzeichnungen auf Tafel . vonlokalen Basaltsteinen. erst wenn man den Text neben der unangenehmen, aber inzwischen leider gegenliest, kann man erkennen, dass hier wie auch bei bei allen RgZM-Publikationen üblichen groteskschrift den beiden Punkten - und - Anlagen erfasst sind, und dem zuweilen unübersichtlichen Layout stören nicht die als ›Werkzeugfabriken‹ und Wohnsiedlungen oder wenige Druckfehler und redaktionelle Flüchtigkeiten Friedhöfe der Arbeiter gedient haben können. Funde (zum Beispiel S. , wo in Z. auf die Beilage , nicht werden jeweils zu jeder Katalognummer erwähnt und die Farbtafel verwiesen werden müsste). teilweise auch abgebildet, wenn ältereAbbildungen Trotz allem aber: Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag vorhanden sind. zur erforschung antiker Steinbrüche und ihrer infra- es folgen mit den Katalogen und reine Fundvor- struktur und zur entstehung einer ›industrielandschaft‹ lagen. Katalog bietet »Funde latènezeitlicher Mühl- in Vorgeschichte und Antike. steinproduktion in ettringen«, Katalog Funde aus den Undnoch eines: DieVulkanparkgmbh, eine ge- Mühlsteinbrüchen des Bellerberg-Vulkans. Katalog meinsame einrichtung des Zweckverbandes Vulkanpark mitden Funden der grabung am Silbersee wurde oben des Kreises Mayen-Koblenz und des Römisch-germani- schon kurzangesprochen. schen Zentralmuseums, zeigt, dass touristische erschlie- Zu den Brüchen der hohen Buche gibt es keinen ßung einer Region und wissenschaftliche Forschung in Katalog. Mangartz hat in seiner Magisterarbeit auf den und an diesem Landesteil miteinander harmonieren Seiten – einen umfangreichen Katalog erarbeitet, können. der formal nach denselben Kriterien gestaltet ist wie der Katalog mit den Funden und Befunden der Mauerley Swisttal gerhardBauchhenß im vorliegenden Band. DasBuch ist reich bebildert. DieTextabbildungen bieten Fotos, Karten und Pläne –nicht ganz einsichtig ist, warum die Karten vonder Wassenacher Mauerley als Karten durchnummeriertwurden (S. ; ; ; ; ; ), alle anderen Karten aber als Abbildungen erscheinen –, Landschaftsmodelle, Diagramme und in den Katalogen auch Fundzeichnungen, meist nach den Fundbüchern des geschichts- und Altertumsvereins Mayen. Dazu kommen die Tafeln mit Zeichnungen und Fotos der Funde (Kataloge –) und Zeichnungen der Abbauspuren an der Mauerley.Die grafische gestaltung folgt hier dem in Mangartz’Buch zur hohen Buche be- reits verwendeten Stil. Beinicht wenigen Abbildungen ist zu erkennen, dass sie ursprünglich als Farbillustrationen konzipiertwurden. Beiihrer Umsetzung in Schwarz- weißabbildungen ist leider einiges an leichter Lesbarkeit verloren gegangen. Diezahlreichen Lebensbilder (einschließlich der Farbtafeln – und der Beilage ) vonder Arbeit im Stein- bruch und den Werkstätten müssen in ihrer Machart nicht unbedingt allen Lesern in gleicher Weise gefallen, helfen aber einige Male, die komplizierten Arbeitsvor- gänge anschaulich zu machen. Dass das Buch an manchen Stellen etwas wenig strukturiertwirkt, liegt sicher auch daran, dass in ihm unterschiedliche Komplexezusammengefügt werden mussten: neben den alten Berichten über die Arbeits- spuren und Funde waren ja die neuen Forschungen an der Wassenacher Mauerley,die grabung Silbersee und die Fundstellenbeobachtung der latènezeitlichen hand- mühlenproduktion (S. –) zu integrieren, was sich dann bisindie Kataloge und die organisation der Abbil- dungen auswirkt.eiserne geräte sind so auf den Tafeln – zu finden, aber auch in sehr guten Zeichnungen (in Abb.  auf S. ). DasSchlageisen Kat.-nr.- zum Beispiel wirddadurch zweimal in dem Band abgebildet: in Abbildung  in einer älteren, einer Publikation